Sachwert Magazin 01/2020
MARK MOBIUS: im Interview CLAUS VOGT: Vom Tanz auf der Spekulationsblase DR. BERT FLOSSBACH: Der Milliardentrick MARC FRIEDRICH & MATTHIAS WEIK: Komplette, legale Enteignung per Gesetz THOMAS HENNINGS: Wie der Bürger für die Geld- und Finanzsysteme bürgt GOLD im steilen Aufwind IMMOBILIEN im stabilen Aufwärtstrend
MARK MOBIUS: im Interview
CLAUS VOGT: Vom Tanz auf der Spekulationsblase
DR. BERT FLOSSBACH: Der Milliardentrick
MARC FRIEDRICH & MATTHIAS WEIK: Komplette, legale Enteignung per Gesetz
THOMAS HENNINGS: Wie der Bürger für die Geld- und Finanzsysteme bürgt
GOLD im steilen Aufwind
IMMOBILIEN im stabilen Aufwärtstrend
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Wissen
Vom Tanz auf der
Spekulationsblase
Auch die schlauesten Köpfe fallen manchmal
auf ihr Wunschdenken herein
Auszug aus dem Buch „Die Wohlstandsvernichter“
von Claus Vogt und Roland Leuschel
Bild: wikimedia/George Grantham Bain collection at the Library of Congress, Imago images/Christian Ohde
Immer wieder kommt es zu epochalen
Spekulationsblasen, so auch jetzt
»Aktien befinden sich auf einem dauerhaft
hohen Plateau«, sprach der US-amerikanische
Ökonom Irving Fisher (1867–1947)
unmittelbar vor dem großen Börsenkrach
des Jahres 1929. Fisher gehört zweifelsohne
zu den ganz Großen seiner Zunft.
Er lieferte gleich mehrere bahnbrechende
Beiträge zur Entwicklung der Volkswirtschaftslehre,
darunter die berühmte
Quantitätsgleichung des Geldes, die sich
in jedem Lehrbuch der Volkswirtschaft
befindet. Bereits mit 31 Jahren wurde er
zum Professor in Yale berufen.
Darüber hinaus war Fisher ein sehr erfolgreicher
Erfinder. Der Verkauf des von ihm
entwickelten Archivierungssystems für Visitenkarten,
das bis heute unter dem Markennamen
Rodolex bekannt ist, machte
ihn 1925 zum Multimillionär.
Doch damit nicht genug. In den
1920er-Jahren wurde Fisher als Aktienmarkt-Experte
nicht zuletzt durch öffentliche
Auftritte im damals noch jungen
Medium Radio zum ersten Publikumsstar
unter den Ökonomen. Er wurde zu
einem wichtigen Antreiber der maßlosen
Euphorie, die damals an den Aktienmärkten
ausgebrochen war. Solange die Kurse
stiegen, war seine Stellung als Liebling der
Massen unangefochten.
Der große Irving Fisher erlag der
Euphorie am Aktienmarkt
Trotz seines offensichtlich brillanten Intellekts
gelang es Irving Fisher jedoch nicht,
die riesige Spekulationsblase an den Aktienmärkten
und die von ihr ausgehenden
»Aktien befinden sich
auf einem dauerhaft
hohen Plateau«
Iriving Fisher, 21.10.1929
Gefahren für das Finanzsystem
und für die
Weltwirtschaft zu erkennen.
So ließ er sich
am 21. Oktober 1929
zu einem Kommentar
hinreißen, der sein
erfolgsverwöhntes
Leben verändern
sollte und ihn unter
Börsianern unsterblich
machte:
»Stock prices have reached what looks
like a permanently high plateau.« (Die
Aktienkurse haben, wie es aussieht, ein
dauerhaft hohes Niveau erreicht.)
Das Timing dieser Fehleinschätzung hätte
im Nachhinein betrachtet kaum unglücklicher
gewählt sein können. Obwohl der
Dow Jones Industrial Average von seinem
am 1. September 1929 erreichten
Hoch von 386 Punkten bereits um 12
Prozent gefallen war, befand er sich am
21. Oktober erst am Beginn des spektakulärsten
Aktiencrashs aller Zeiten. In den
folgenden sieben Börsentagen stürzte der
Index von 340 auf 212 Punkte ab, ein
Kursrückgang um weitere 38 Prozent.
Von seinem Hoch aus gerechnet, hatte
der Dow Jones Industrial Average statt
eines dauerhaft hohen Niveaus also einen
SACHWERT MAGAZIN 1/2020 25