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Berliner Zeitung 06.12.2019

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Läuft und läuft: Das zweite Leben des VW Käfer in Äthiopien – Panorama Seite 28<br />

Renten-<br />

Streik legt<br />

Frankreich<br />

lahm<br />

Seite 8<br />

0°/5°<br />

Wolken bringen Regen<br />

Wetter Seite 2<br />

Mehrheit der <strong>Berliner</strong><br />

für den Mietendeckel<br />

Berlin Seite 9<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Geschlossen: Immer<br />

weniger Bank-Filialen<br />

Made in Berlin Seite 5<br />

Freitag,6.Dezember 2019 Nr.284 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Uwe Steimle: Der MDR<br />

will ihn nicht mehr zeigen<br />

Feuilleton Seite 23<br />

Handball<br />

In den<br />

entscheidenden<br />

Momenten<br />

VonMichael Wilkening<br />

Wenn die deutschen Handballfrauen<br />

heute (Freitag, 11 Uhr<br />

MEZ) bei der Weltmeisterschaft in<br />

Japan gegen Südkorea spielen, wird<br />

es Phasen geben, in denen Dinah<br />

Eckerle minutenlang keinen Ball abwehren<br />

kann. Torhüterinnen kennen<br />

das –und die Nationalkeeperin<br />

hat für sich eine Methode entwickelt,<br />

mit diesem immer wieder vorkommenden<br />

temporären<br />

Misserfolg<br />

umzugehen.„Ich<br />

hole mir Erinnerungen<br />

zurück,<br />

an starke Szenen,<br />

an tolle Paraden<br />

von mir“,<br />

Dinah Eckerle,<br />

Torhüterin der<br />

Handballfrauen<br />

verriet Eckerle<br />

vor dem WM-<br />

Start. „Da sind<br />

dann schöne Bilder<br />

in meinem<br />

Kopf, die mich puschen.“<br />

In den ersten vier Spielen der WM<br />

sind viele neue Bilder hinzugekommen,<br />

denn die 24-Jährige gehört zu<br />

den Leistungsträgerinnen der deutschen<br />

Mannschaft, die schon vorder<br />

Partie heute die Qualifikation für die<br />

Hauptrunde geschafft hat. Beim Auftakterfolg<br />

über Brasilien wurde die<br />

Torfrauzur besten Spielerin gewählt,<br />

beim Sieg über Dänemark brillierte<br />

sie mit vielen Paraden in den entscheidenden<br />

Momenten. Eckerle ist<br />

der Rückhalt der bislang so erfrischend<br />

auftretenden Auswahl des<br />

Deutschen Handballbundes (DHB).<br />

Mindestens Siebter müssen die<br />

Deutschen am Ende werden, um<br />

sich die Chance auf die Olympischen<br />

Spiele im nächsten Sommer zu erhalten.<br />

„Klar, das ist im Hinterkopf,<br />

aber wir schauen immer nur von<br />

Spiel zu Spiel“, sagt Eckerle.<br />

VorzweiJahren war sie bereits bei<br />

der Heim-WM ein Teil des Teams,<br />

hatte als dritte Torhüterin aber nur<br />

eine Nebenrolle, seit der EM vor einem<br />

Jahr ist sie die Nummer eins im<br />

deutschen Tor. „Dinah zeichnet ihr<br />

Ehrgeiz und ihre Schnelligkeit aus“,<br />

lobt Bundestrainer Henk Groener.<br />

Mit170 ZentimeternKörpergröße ist<br />

Eckerle nicht die Längste, avanciert<br />

aber immer mehr zu einer Größe auf<br />

internationalem Gebiet.<br />

Wiegroßihr Ehrgeiz ist, belegt der<br />

frühe Wechsel aus ihrer schwäbischen<br />

Heimat hin zum Thüringer<br />

HC. Eckerle war gerade 13 Jahre<br />

jung, als sie das Elternhaus verließ<br />

und das Sportinternat in Erfurt bezog.<br />

Das große Talent war gerade 16<br />

geworden, als sie für den THC als<br />

jüngste Spielerin der Geschichte in<br />

der Bundesliga debütierte. InThüringen<br />

gewann sie eine Meisterschaft<br />

nach der anderen, insgesamt<br />

siebenmal holte sie den Titel mit<br />

dem THC, ehe sie im Sommer 2018<br />

zurück in die schwäbische Heimat<br />

nach Bietigheim wechselte. Dass sie<br />

dort ebenfalls die Meisterschaft gewann,<br />

war beinahe logisch. Große<br />

internationale Titel hat Dinah<br />

Eckerle noch nicht gewonnen, aber<br />

das kann ja noch werden –mithilfe<br />

vonBilderninihrem Kopf.<br />

Ein Mann will nach oben<br />

Endlich raus aus dem Tabellenkeller: Klinsmanns Plan für seinen ersten Hertha-Sieg<br />

SportSeite 20<br />

Missbrauch härter bestrafen<br />

Innenministerwollen konsequenter gegen Kinderschänder vorgehen. Berlin unterstützt die Initiative<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Die Missbrauchsfälle im<br />

nordrhein-westfälischen<br />

Lügde, die im Januar öffentlich<br />

wurden, haben<br />

bundesweit Fassungslosigkeit ausgelöst.<br />

Innerhalb von zehn Jahren<br />

soll es auf einem Campingplatz<br />

Hunderte von Einzeltaten gegeben<br />

haben: 32 Kinder im Alter von 4bis<br />

13 Jahren wurden dort systematisch<br />

sexuell missbraucht, es wurde kinderpornografisches<br />

Material angefertigt<br />

und weiterverbreitet.<br />

Zwei Täter wurden verurteilt –zu<br />

12 und 13 Jahren wegen vielfachen<br />

Kindesmissbrauchs. Auch die Missbrauchsfälle<br />

in Bergisch Gladbach<br />

bei Köln ziehen immer weitere<br />

Kreise: Im Oktober wurde ein Netzwerk<br />

aufgedeckt, über das große<br />

Mengen kinderpornografischen Materials<br />

ausgetauscht wurde.<br />

Die Vorfälle haben den nordrheinwestfälischen<br />

Innenminister<br />

HerbertReul (CDU) dazu veranlasst,<br />

härtere Strafen für Kindesmissbrauch<br />

zu fordern. Die Forderungen<br />

brachte Reul am Donnerstag auch in<br />

die Innenministerkonferenz der<br />

Länder (IMK) in Lübeck ein. Reul<br />

machte sich dafür stark, dass die<br />

Strafen teilweise verdoppelt werden.<br />

So soll Kindesmissbrauch in jedem<br />

Fall als Verbrechen und nicht nur als<br />

Vergehen eingestuft werden. Damit<br />

ginge eine Mindeststrafe von einem<br />

Jahr Haft einher. Beim Besitz von<br />

Kinderpornografie sollen künftig<br />

nach Reuls Forderung bis zu fünf<br />

Jahrestatt bis zu drei JahreHaftstrafe<br />

drohen. Bei schwerem sexuellen<br />

Missbrauch soll die Höchststrafe von<br />

fünf auf zehn Jahre steigen. „Wir<br />

brauchen in diesem Bereich dringend<br />

höhereStrafen. DieTäter müssen<br />

wissen, dass es, wenn sie erwischt<br />

werden, richtig wehtut“, sagt<br />

Reul. Auch der Gastgeber des Treffens,der<br />

schleswig-holsteinische Innenminister<br />

Hans-Joachim Grote<br />

(CDU), hatte erklärt, dass das Thema<br />

Vorratsdatenspeicherung diskutiert<br />

werden müsse.Inmanchen Ländern<br />

sei die Speicherung gesetzlich nicht<br />

möglich, auch Schleswig-Holstein<br />

habe sich dagegen entschieden.<br />

Sebastian Schlüsselburg, Rechtspolitiker<br />

der Linken in Berlin, bezeichnet<br />

die Forderungen als „typische<br />

CDU-Innenpolitik“. „Es überrascht<br />

mich nicht, dass aus der CDU<br />

die Rufe nach einer Strafrechtserhöhung<br />

laut werden. Ichhöreaber immer<br />

wenig darüber, was man in Sachen<br />

Prävention plant.“ Solche Täter<br />

schrecke das Strafmaß nicht ab,<br />

das wisse man aus verschiedenen<br />

Studien. Schlüsselburg ist der Meinung,<br />

dass man vor allem ein Problem<br />

mit der rechtskräftigen Beweisbarkeit<br />

vonTaten habe.„Da müssen<br />

wir dringend besser werden. Auch<br />

wenn wir immer wieder Ermittlungserfolge<br />

haben, die Dunkelziffer<br />

ist hoch“, sagt der Linke-Politiker.<br />

CDU-Innenminister Reul will zudem<br />

erreichen, dass die Landeskriminalämter<br />

computergenerierte<br />

Fake-Bilder von Kindern verwenden<br />

dürfen, um so in die Chats von Täternzugelangen.<br />

Schlüsselburgzeigt<br />

sich offen für so einen Vorschlag:<br />

„Das muss erst einmal überprüft<br />

werden. Aber ich würde da nicht von<br />

vornherein die Tür zuschlagen.“<br />

„Wir brauchen in diesem Bereich dringend<br />

höhereStrafen.Die Tätermüssen wissen, dass<br />

es,wennsie erwischt werden,richtig wehtut.“<br />

Herbert Reul (CDU), Innenminister in Nordrhein-Westfalen<br />

Grünen-Innenpolitiker Benedikt<br />

Luxfindet, dass das Landeskriminalamt<br />

(LKA) in Berlin hier „schon gut<br />

aufgestellt“ ist. Aber die schiere Datenflut<br />

erschwere es, die Straftaten<br />

entsprechend zu verfolgen. Daher<br />

sei es gut, dass man für die kommenden<br />

Jahre imHaushalt mehr Mittel<br />

für die Auswertetechnik zur Verfügung<br />

gestellt habe.<br />

So stehen in Berlin insgesamt für<br />

das kommende Jahr 1,63 Millionen<br />

Euro für die technische Ausstattung<br />

und für die Hard- und Software des<br />

LKA zur Verfügung. 2021 sind es noch<br />

einmal 1,55 Millionen. SPD-Innenpolitiker<br />

Frank Zimmermann sagte,<br />

dass man das LKA mit haushaltspolitischen<br />

Entscheidungen unterstütze.<br />

Dazu gehöre auch, dass man 857 zusätzliche<br />

Stellen bei der Polizei im<br />

Doppelhaushalt 2020/2021 eingestellt<br />

habe.Davon profitiertauch das<br />

LKA mit 94 Stellen imnächsten und<br />

110 Stellen im übernächsten Jahr.<br />

Man brauche mehr Kapazitäten und<br />

baue das auch Schritt für Schritt weiter<br />

aus, so Zimmermann. „Ob das<br />

Strafmaß für Pornografie und Kindesmissbrauch<br />

erhöht werden sollte, ist<br />

aber Sache des Bundes, nicht der<br />

Länder. Aber ich stehe dem offen gegenüber“,<br />

so Zimmermann.<br />

Aus der Innenverwaltung hieß es<br />

am Donnerstag, dass aus Sicht des<br />

Landes Berlin die gesetzgeberischen<br />

Bestrebungen zur Bekämpfung von<br />

Kindesmissbrauch und Kinderpornografie<br />

intensiviert werden müssten.<br />

„Dazu wird esfür erforderlich<br />

gehalten, den Strafrahmen für Straftaten<br />

im Zusammenhang mit kinderpornografischen<br />

Schriften weiter<br />

anzuheben. Berlin hat daher die Forderung<br />

der IMK unterstützt, dass der<br />

Bund eine entsprechende Gesetzesanpassung<br />

prüfen möge.“ Justizsenator<br />

Dirk Behrendt (Grüne) wollte<br />

sich auf Anfrage nicht äußern.<br />

In Berlin wurden 2018 insgesamt<br />

793 Fälle sexuellen Missbrauchs erfasst,<br />

eine Zunahme von 2,5 Prozent<br />

zum Vorjahr. 71 Prozent der Fälle<br />

wurden aufgeklärt. Im Vorjahr wurden<br />

zudem 470 Fälle erfasst, bei denen<br />

pornografisches Material verbreitet<br />

wurde –83Prozent wurden<br />

aufgeklärt.<br />

AFP/ODD ANDERSEN<br />

Bund baut kein<br />

eigenes<br />

BER-Terminal<br />

Pläne für den Neubau<br />

wurden wohl gestoppt<br />

VonPeter Neumann<br />

Der Bund hat die Pläne für den<br />

Neubau des geplanten großen<br />

Regierungsterminals in Schönefeld<br />

offenbar vorerst gestoppt. Wie die<br />

„RBB-Abendschau“ am Donnerstag<br />

aus Kreisen der Bundesregierung erfuhr,<br />

soll das 344-Millionen-Euro-<br />

Projekt bis mindestens 2030 nicht<br />

mehr weiterverfolgt werden.<br />

Stattdessen wird die Flugbereitschaft<br />

der Bundesregierung spätestens<br />

mit Inbetriebnahme des BER<br />

Ende Oktober kommenden Jahres in<br />

das bereits fertiggestellte Regierungsterminal<br />

im westlichen Bereich<br />

des Schönefelders Flughafens<br />

umziehen. Flughafenchef Engelbert<br />

Lütke Daldrup drängt darauf, dass<br />

der Umzug bereits Mitte kommenden<br />

Jahres vollzogen wird.<br />

Längerer Abwägungsprozess<br />

Die Entscheidung, die sich nun abzeichnet<br />

und dem Vernehmen nach<br />

noch nicht final ist, gilt als das Ergebnis<br />

eines längeren Abwägungsprozesses.Noch<br />

im Märzhatte der Bund signalisiert,<br />

dass er auf jeden Fall einen<br />

Neubau bevorzuge. Schon damals<br />

hatten Berlin und Brandenburg vorgeschlagen,<br />

auf dieses Vorhaben zu<br />

verzichten und das „Interimsterminal“<br />

im westlichen Bereich, das rund<br />

70 Millionen Euro gekostet hatte,weiterzunutzen.<br />

Im Herbst wurde dann<br />

bekannt, dass der Bund selbst den<br />

Weiterbetrieb prüfen lasse.<br />

Das im Oktober 2018 fertig gestellte<br />

„Interimsterminal“ an der<br />

Ramp 1war zunächst nur für eine<br />

Übergangszeit vom Bund bezogen<br />

vorgesehen. Nordöstlich davon, vor<br />

den Terminals Dund D1 des heutigen<br />

Schönefelder Flughafens, sollte<br />

in den kommenden Jahren der endgültige<br />

Regierungsflughafen entstehen<br />

–als Baubeginn war 2022 im Gespräch.<br />

Dafür wurde eine große Fläche<br />

vor dem Empfangsgebäude des<br />

Flughafens reserviert.<br />

Allerdings müsste der Flugverkehr<br />

in SXF,der demneuen Schönefelder<br />

Flughafen BER als Terminal T5<br />

zusätzliche Kapazität verschaffen<br />

soll, eingeschränkt werden. Deshalb<br />

hatte Lütke Daldrup immer wieder<br />

vorgeschlagen, das „Interimsterminal“<br />

länger als geplant oder dauerhaft<br />

zu nutzen.<br />

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2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

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Tagesthema<br />

Es geschah am helllichten<br />

Tag, mitten in Berlin, im<br />

Kleinen Tiergarten in Moabit.<br />

Es ist sonnig und heiß,<br />

als sich an diesem 23. August der<br />

gläubige Moslem Tornike K. zur Mittagszeit<br />

auf den Wegzum Freitagsgebet<br />

in die Moschee macht. Plötzlich<br />

nähertsich vonhinten ein Mann auf<br />

einem Fahrrad. Zwei Teenager in der<br />

Nähe hören zweimal ein leises Klicken.<br />

Mit einer Pistole vom Typ<br />

Glock 26 samt Schalldämpfer<br />

schießt der Täter dem Vierzigjährigen<br />

aus kurzer Distanz zweimal in<br />

den Kopf. K. ist soforttot<br />

Ein Mord auf offener Straße. Und<br />

zugleich eine Tat, die das ohnehin<br />

schwer belastete deutsch-russische<br />

Verhältnis noch mehr erschüttern<br />

könnte.Denn jetzt stellt dieser Mord<br />

die Bundesregierung vor eine<br />

schwierige Frage: Wie soll sie reagieren,<br />

wenn sich der Verdacht bestätigt<br />

–und die Auftraggeber tatsächlich in<br />

Russland sitzen?<br />

Der Tschetschene mit georgischem<br />

Pass,der nach dem Mord unter<br />

dem Aliasnamen „Zelimkhan<br />

Khangoshvili“ bekannt wurde, balancierte<br />

schon lange am Abgrund.<br />

Im ersten und zweiten Tschetschenien-Krieg<br />

kämpfte K. als Rebellenkommandeur<br />

gegen die russische<br />

Armee. Seither fürchtete er, ermordet<br />

zu werden. Das erste Attentat<br />

überlebte er vor vier Jahren in Tiflis.<br />

Wenig später floh er in die Ukraine,<br />

entkam einem Anschlag und ging<br />

dann in den Untergrund. Vor drei<br />

Jahren kam er nach Deutschland.<br />

Derrussische Staat sei hinter ihm<br />

her, erklärte er bei seiner Asylanhörung<br />

im brandenburgischen Eisenhüttenstadt<br />

im Januar 2017. „Die<br />

russischen Organe werden einen<br />

Mord inszenieren“, sagte K. einem<br />

Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration<br />

und Flüchtlinge (Bamf) auf<br />

die Frage,was er denn zu befürchten<br />

habe, wenn man ihn nach Russland<br />

zurückschicke.InDeutschland wolle<br />

er ein neues Leben beginnen.<br />

„Endlich fühlte er sich sicher. Er<br />

dachte an eine glückliche Zukunft<br />

für mich und unsere vier Kinder. Er<br />

Der Kleine Tiergarten in der Turmstraße. Hier wurde TornikeK.von einem Fahrradfahrer erschossen.<br />

wollte nicht mehr kämpfen. Und er<br />

wollte auch nicht mehr zurück“,<br />

sagte seine Frau Manana Tsatieva<br />

vorwenigen Wochen dem Guardian.<br />

Da war ihr Mann schon tot.<br />

Der Mord ruft Erinnerungen an<br />

die Zeit des Kalten Krieges wach.<br />

UnderschürteinenVerdacht: Haben<br />

russische Dienste auf deutschem<br />

Boden einen unliebsamen Gegner<br />

ermorden lassen? Es wäre der Beginn<br />

der wohl schwersten diplomatischen<br />

Krise zwischen beiden Staaten<br />

seit dem Fall des Eisernen Vorhangs.<br />

Es geht um Staatsterrorismus. Und<br />

die Frage: Wiekann Deutschland auf<br />

ein solches Verbrechen reagieren?<br />

Für die Bundesanwaltschaft<br />

scheint festzustehen, dass die Tateinen<br />

politisch motivierten Hintergrund<br />

besitzt. Ohne Moskau direkt<br />

beim Namen zu nennen, zieht die<br />

Bundesanwaltschaft die Ermittlungen<br />

wegen der Brisanz des Falles an<br />

sich. Karlsruhe ist offenbar davon<br />

überzeugt, dass russische Geheimdienstkreise<br />

hinter dem Anschlag<br />

stecken. Das Auswärtige Amt erklärte<br />

zwei russische Diplomaten zu<br />

unerwünschten Personen. Siehaben<br />

nun sieben Tage Zeit, Deutschland<br />

zu verlassen.<br />

Dermutmaßliche Killer wirdkurz<br />

nach der Tat festgenommen. Seitdem<br />

sitzt der Mann in Untersuchungshaft<br />

–und schweigt. Die Ermittler<br />

finden bei ihm 3000 Euro in<br />

bar, zwei Hotel-Karten und einen<br />

brandneuen russischen Pass. Das<br />

Politisches Attentat<br />

Der Mord an einem<br />

Georgier in Berlin<br />

hat zwischen<br />

Deutschland und<br />

Russland zu erheblichen<br />

diplomatischen<br />

Verstimmungen<br />

geführt.<br />

Am helllichten Tag,<br />

mitten in Berlin<br />

VonJörg Köpke<br />

CAMCOP MEDIA/ANDREAS KLUG<br />

Dokument weist den Verdächtigen<br />

als den russischen Staatsbürger Vadim<br />

Sokolov aus. Deutsche Fahnder<br />

stoßen imVerlauf ihrer Ermittlungen<br />

auf eine Fahndungsausschreibung<br />

der russischen Behörden. 2013 soll<br />

der gebürtige Kasache Vadim Krasikov<br />

einen russischen Kaufmann erschossen<br />

haben – per Kopfschuss<br />

mit einer Pistole samt Schalldämpfer.<br />

Auch damals nähert sich der Täter<br />

mit einem Fahrrad seinem Opfer.<br />

EinVergleich der biometrischen Daten<br />

der Fahndungsbilder legt nahe,<br />

dass es sich um ein und dieselbe Person<br />

handelt.<br />

Laut Hypothese des Bundeskriminalamtes<br />

ist Vadim Krasikovunter<br />

dem falschem Namen Vadim Sokolov<br />

vom russischen Geheimdienst<br />

nach Deutschland geschleust worden,<br />

um K. zu ermorden. Dafür gibt<br />

es eine ganzeReihe vonIndizien (die<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> berichtete).<br />

Ein weiterer Mann wird mit dem<br />

Fall inVerbindung gebracht: Ramzan<br />

Kadyrow, seit Mai 2007 kremltreuer<br />

Präsident der russischen Teilrepublik<br />

Tschetschenien. Kadyrow soll<br />

laut Guardian eine ganze Reihe von<br />

Morden an Ex-Rebellen in Auftrag<br />

gegeben haben, viele davon in der<br />

Ukraine, wozahlreiche Tschetschenen<br />

an der Seite ukrainischer Regierungstruppen<br />

gegen prorussische<br />

Kräfte kämpfen.<br />

Dieoffizielle russische Seite streitet<br />

eine Tatbeteiligung vehement ab,<br />

verweigert aber gleichzeitig jede<br />

Form der Zusammenarbeit. „Wir haben<br />

den Typen, aber er spricht nicht,<br />

während Russland jede Hilfe verweigert“,<br />

klagte schon im September<br />

Patrick Sensburg(CDU), Mitglied im<br />

Geheimdienstausschuss des Bundestages.<br />

Sensburg fügte hinzu:<br />

„Russland sollte helfen, wenn es<br />

nichts zu verbergen hat.“ Stephan<br />

Thomae, Vizechef der FDP im Bundestag,<br />

spricht nun von einem „diplomatischen<br />

Störfall allerersten<br />

Grades“, der„nicht ungeahndet bleiben<br />

kann.“<br />

Grünen-Außenexperte Omid<br />

Nouripour forderte die Bundesregierung<br />

auf, die Wirtschaftssanktionen<br />

gegen Russland zu verschärfen. „Wir<br />

können nicht immer nur Pappkameraden<br />

aufstellen. Geschäftsbeziehungen<br />

dürfen nicht über der Souveränität<br />

Deutschlands stehen. Was<br />

Russland in Moabit inszenierthat, ist<br />

eindeutig eine Verletzung der deutschen<br />

Souveränität, die nicht geduldet<br />

werden darf“, sagte Nouripour.<br />

Wie tief der Kreml tatsächlich in<br />

den <strong>Berliner</strong> Mordfall verwickelt ist,<br />

werden die weiteren Ermittlungen<br />

zeigen.<br />

VonStefan Scholl, Moskau<br />

Russlands Offizielle dementieren<br />

jede Beteiligung ihres Staates an<br />

dem Mord in Berlin –wie sie es seit<br />

Jahrzehnten bei vergleichbaren Taten<br />

in Westeuropa tun. So 2006, als<br />

Kremlkritiker Alexander Litwinenko<br />

mit radioaktivem Polonium vergiftet<br />

wurde. Richter Sir Robert Owen<br />

stellte fest, der russische Sicherheitsdienst<br />

FSB habe Litwinenko ermordet.<br />

Ein Tatverdächtiger, der Ex-<br />

KGB-Beamte Andrei Lugowoi, wurde<br />

2007 in die Duma gewählt, Putin verlieh<br />

ihm einen Orden.<br />

Vergangenen März überlebten<br />

der frühere russische Doppelagent<br />

Sergei Skripal und seine Tochter im<br />

englischen Salisbury einen Mordanschlag<br />

mit einem russischen Nervenkampfstoff<br />

knapp. Zwei russische<br />

Handlungsreisende,die am Tag<br />

desVerbrechens an SkripalsWohnort<br />

unterwegs waren, wurden später als<br />

Agenten des russischen Militärgeheimdienstes<br />

GRU enttarnt, beide<br />

sind in Russland abgetaucht.<br />

Der Tiergartenmord erinnert allerdings<br />

mehr an den Toddes tschetschenischen<br />

Flüchtlings Umar Israilow.<br />

Ihn erschossen Landsleute<br />

2009 in Wien auf offener Straße erschossen.<br />

Sieben Tatverdächtige<br />

wurden festgenommen, ihreHintermänner<br />

sind bis heute unbekannt.<br />

Und wieder stellt sich die Frage, ob<br />

einer der russischen Geheimdienste,<br />

etwa GRUoder FSB,den KillerVadim<br />

Krasikov, alias Vadim Sokolov, ausgesandt<br />

haben. Oder ob es nicht Ramsan<br />

Kadyrow gewesen ist, das Haupt<br />

der Tschetschenenrepublik. Menschenrechtler<br />

halten ihn unter ande-<br />

Mordaufträge aus Moskau<br />

Leugnen, verleumden, Spuren verwischen<br />

Hier wurden die Vergiftungsopfer Sergej Skripal und seine Tochter aufgefunden.<br />

DPA<br />

rem für den Auftraggeber des Attentats<br />

auf seinen Ex-Leibwächter Israilow,<br />

aber auch zahlreicher Morde<br />

in Moskau, unter anderem an Oppositionspolitiker<br />

BorisNemzow 2015.<br />

Nach Angaben deutscher Ermittler<br />

reiste KrasikovEnde Juli 2019 mit<br />

einem echten Reisepass auf den Namen<br />

Sokolov aus. Alle Angaben zu<br />

diesem Pass fehlten in der zentralen<br />

Datenbank der russischen Einwohnermeldebehörden.<br />

DieVermutung,<br />

die Behörden hätten diese Angaben<br />

nach Sokolovs Festnahme in Berlin<br />

gelöscht, um seine Spuren zu verwischen,<br />

liegt nahe. Hätten sie vor seiner<br />

Ausreise gefehlt, wäre der Killer<br />

bei der Grenzkontrolle aufgeflogen.<br />

Der Moskauer Menschenrechtler<br />

Sergei Dawidis schließt nicht aus,<br />

dass Beamte des FSB oder im Einwohnermeldeamt<br />

geholfen haben.<br />

„Aber das war kaum Korruption, das<br />

Opfer war ja kein Geschäftsmann,<br />

sondern ein alter Feind Kadyrows“,<br />

sagt Dawidis unserer <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Wahrscheinlicher ist, dass Moskauer<br />

Sicherheitsorgane einen<br />

Wunsch Kadyrowserfüllt haben.“<br />

Die Staatsagentur Interfax zitiert<br />

unterdessen zwei anonyme Sicherheitsbeamte,<br />

die das <strong>Berliner</strong> Mordopfer<br />

als Terroristen bezeichneten.<br />

Das erinnert an Putin, der Skripal<br />

nach dem Giftstoffanschlag als „Vaterlandsverräter<br />

und Abschaum“ beschimpfte.<br />

Menschenrechtler Dawidis<br />

glaubt, Deutschland solle nun<br />

von Russland Kooperation bei der<br />

Aufklärung verlangen. „So kann die<br />

russische Seite ihre Unschuld doch<br />

beweisen.“ Falls Moskau aber keine<br />

Beweise liefere, wären Sanktionen<br />

die logische Folge.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute wandern viele Wolken und einzelne Regenfälle über uns hinweg.<br />

Die Höchsttemperaturen sind bei 5bis 7Grad anzutreffen, und der Wind<br />

weht schwach bis mäßig aus Südwest. In der Nacht gibt eszeitweise Regenfälle<br />

bei stark bewölktem Himmel, und eswerden Tiefstwerte von<br />

6bis 3Grad anvisiert.<br />

Biowetter: Die aktuelle Wetterlage<br />

verursacht sinkenden Blutdruck.<br />

Stoffwechsel und Durchblutung laufen<br />

verlangsamt ab. Wetterfühlige<br />

Wittenberge<br />

Menschen leiden häufig unter Kopfschmerzen<br />

und<br />

2°/7°<br />

Migräneattacken.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 14 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 27 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 29 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 72%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 1Grad.<br />

Wind: schwach aus Südwest.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

0°/6° 0°/5°<br />

Luckenwalde<br />

0°/6°<br />

Prenzlau<br />

1°/5°<br />

Cottbus<br />

-1°/6°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

Regen Regen Regenschauer<br />

5°/9° 6°/10° 3°/7°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

0°/5°<br />

Die Regenwolken eines Tiefs über der nördlichen Nordsee überqueren den Norden<br />

und die Mitte Frankreichs und erfassen mit milder Luft auch Mitteleuropa.<br />

Über den Kanaren kreisen Schauerwolken, ebenso zwischen den Balearen und<br />

dem Adriaraum. Sonnig oder trüb, aber trocken ist es im nördlichen Schwarzmeerraum.<br />

Köln<br />

0°/7°<br />

Sylt<br />

6°/9°<br />

Saarbrücken<br />

-2°/5°<br />

Hannover<br />

1°/7°<br />

Konstanz<br />

2°/5°<br />

Hamburg<br />

3°/8°<br />

Erfurt<br />

-1°/4°<br />

Frankfurt/Main<br />

-1°/6°<br />

Stuttgart<br />

-2°/6°<br />

Rostock<br />

4°/9°<br />

Magdeburg<br />

2°/8°<br />

Nürnberg<br />

-2°/2°<br />

München<br />

-1°/9°<br />

Rügen<br />

2°/7°<br />

Dresden<br />

-1°/6°<br />

Deutschland: Heute bestimmen<br />

mehr oder weniger dichte Wolken mit<br />

einzelnen Regenfällen den Himmel.<br />

Dabei werden im Tagesverlauf 2bis<br />

9Grad erreicht, nachts kühlt esdann<br />

auf 8bis 0Grad ab. Der Wind weht<br />

örtlich mit stürmischen Böen aus<br />

Südwest. Morgen umfasst die Temperaturspanne<br />

7bis 10 Grad. Dazu<br />

ist es stark bewölkt oder bedeckt, gebietsweise<br />

regnet es. Der Wind weht<br />

stellenweise in Böen stürmisch aus<br />

westlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 5°-8°<br />

Nordsee: 7°-10°<br />

Mittelmeer: 14°-23°<br />

Ost-Atlantik: 10°-16°<br />

Mondphasen: 12.12. 19.12. 26.12. 03.01.<br />

Sonnenaufgang: 08:00 Uhr Sonnenuntergang: 15:53 Uhr Mondaufgang: 13:54 Uhr Monduntergang: 01:03 Uhr<br />

Lissabon<br />

18°<br />

Las Palmas<br />

20°<br />

Madrid<br />

12°<br />

Reykjavik<br />

-3°<br />

Dublin<br />

12°<br />

London<br />

14°<br />

Paris<br />

10°<br />

Bordeaux<br />

11°<br />

Palma<br />

18°<br />

Algier<br />

22°<br />

Nizza<br />

15°<br />

Trondheim<br />

5°<br />

Oslo<br />

6°<br />

Stockholm<br />

10°<br />

Kopenhagen<br />

10°<br />

Berlin<br />

5°<br />

Mailand<br />

9°<br />

Tunis<br />

20°<br />

Rom<br />

15°<br />

Warschau<br />

5°<br />

Wien<br />

3° Budapest<br />

1°<br />

Palermo<br />

17°<br />

Kiruna<br />

-8°<br />

Oulu<br />

0°<br />

Dubrovnik<br />

16°<br />

Athen<br />

14°<br />

St. Petersburg<br />

7°<br />

Wilna<br />

3°<br />

Kiew<br />

3°<br />

Odessa<br />

9°<br />

Varna<br />

9°<br />

Istanbul<br />

12°<br />

Iraklio<br />

17°<br />

Archangelsk<br />

1°<br />

Moskau<br />

3°<br />

Ankara<br />

5°<br />

Antalya<br />

16°<br />

Acapulco 32° heiter<br />

Bali 27° Gewitter<br />

Bangkok 27° heiter<br />

Barbados 29° wolkig<br />

Buenos Aires 28° wolkig<br />

Casablanca 19° wolkig<br />

Chicago 4° sonnig<br />

Dakar 24° wolkig<br />

Dubai 27° sonnig<br />

Hongkong 21° wolkig<br />

Jerusalem 13° heiter<br />

Johannesburg 17° Regen<br />

Kairo 22° sonnig<br />

Kapstadt 30° heiter<br />

Los Angeles 17° wolkig<br />

Manila 32° heiter<br />

Miami 25° heiter<br />

Nairobi 27° Gewitter<br />

Neu Delhi 23° heiter<br />

New York 9° bedeckt<br />

Peking 2° wolkig<br />

Perth 37° wolkig<br />

Phuket 32° heiter<br />

Rio de Janeiro 22° Regen<br />

San Francisco 16° Regen<br />

Santo Domingo 29° Gewitter<br />

Seychellen 28° heiter<br />

Singapur 33° heiter<br />

Sydney 34° heiter<br />

Tokio 11° bedeckt<br />

Toronto 2° bewölkt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 3<br />

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Seite 3<br />

Versinkendes Land<br />

Stürme mit extremen Regenfällen sorgen in weiten Teilen Vietnams immer häufiger für Überschwemmungen.<br />

XINHUA/VNA<br />

Klimawandel? Thuy Thi Luong<br />

schaut irritiert und zupft verlegen<br />

an ihrem Strohhut. Nein, mit diesem<br />

Begriff kann sie offensichtlich<br />

nichts anfangen. Doch fragt man die Reisbäuerin<br />

aus dem kleinen DorfVinh Hung im<br />

Herzen des Mekong-Deltas,obsich das Wetter<br />

gegenüber früher verändert hat, dann<br />

muss sie nicht lange nachdenken. „Das Wetter<br />

macht, was es will. Man kann es nicht<br />

mehr vorhersagen“, klagt die 39-Jährige.<br />

„Früher gab es die Regenzeit mit Regen und<br />

die Trockenzeit“, erinnert sie sich. „Aber<br />

heute bleibt es auch in der Regenzeit für<br />

lange Zeit trocken und in der Trockenzeit<br />

regnet es plötzlich.“ Es gebe mehr Stürme,<br />

mehr heftige Regengüsse. „Ich weiß nicht,<br />

wie lange ich überhaupt noch Reis anbauen<br />

kann“, sagt die Mutter zweier Kinder.<br />

Wenn die Politiker aus aller Welt ab Montag<br />

in Madrid erneut über Maßnahmen zum<br />

Klimaschutz beraten, dann geht es auch um<br />

die Zukunft von Reisbäuerin Thuy Thi<br />

Luong. Vietnam gehört zu den zehn am<br />

stärksten vomKlimawandel bedrohten Ländernweltweit.<br />

DieDurchschnittstemperatur<br />

ist hier in den vergangenen 50 Jahren doppelt<br />

so stark gestiegen wie im weltweiten<br />

Durchschnitt. Durch die über 3000 Kilometer<br />

lange Küste ist das asiatische Land extrem<br />

verwundbar. Verstärkt wird die Gefahr, weil<br />

vielerorts die schützenden Mangrovenwälder<br />

abgeholzt wurden – insbesondere im<br />

Mekong-Delta. Taifune zerstören immer<br />

wieder ganzeLandstriche.<br />

DerScheintrügt<br />

Die Folgen des Klimawandels sind im Mekong-Delta<br />

nicht auf den ersten Blick zu sehen.<br />

Die Reisfelder sind saftig grün, Wasserbüffel<br />

suhlen sich im Matsch, Frauen mit den<br />

typischen kegelförmigen Strohhüten verkaufen<br />

Waren amStraßenrand, auf den unzähligen<br />

Flussarmen und Kanälen tuckern<br />

Schiffe. Doch der schöne Schein trügt.<br />

„Wenn wir nichts unternehmen, wird bis<br />

2050 fast 40 Prozent des Mekong-Deltas<br />

überflutet sein“, sagt Klimaexperte Tran<br />

Thuc, der 2015 für die kommunistische Regierung<br />

an den Weltklimaverhandlungen in<br />

Paristeilgenommen hat.<br />

Andere Studien kommen sogar zu dem<br />

Ergebnis, dass 2050 das gesamte Delta im<br />

Meer versunken sein wird –inklusive eines<br />

Fünftels der Millionenmetropole Ho-Chi-<br />

Minh-Stadt. Die kommunistische Führung<br />

des Landes tut das zwar als Panikmache ab.<br />

Doch selbst deren konservative Schätzung<br />

wäre eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes:<br />

Denn das Mekong-Delta –das weltgrößte<br />

Flussdelta –ist nicht nur die Heimat<br />

von 18 Millionen Menschen. Hier werden<br />

Reis, Gemüse und Obst für rund 200 Millionen<br />

Menschen angebaut. DasDelta ist nicht<br />

nur die „Reisschüssel“ Vietnams, sondern<br />

das Hauptanbaugebiet von Nahrungsmitteln<br />

für einen großen Teil Südostasiens.<br />

Vietnam gehört zu den am meisten durch den Klimawandel<br />

bedrohten Ländern. Die Folgen zeigen sich besonders im Mekong-Delta.<br />

Erosion und Stürme zerstören die Ernten auf den Reisfeldern.<br />

Doch es gibt noch weitere Probleme,<br />

die die absehbare Katastrophe verschärfen<br />

Warum gerade diese Region so vom Klimawandel<br />

betroffen ist, hat mehrere<br />

Gründe.Zum einen steigt der Meeresspiegel<br />

durch das Abschmelzen der Polkappen. Erwartet<br />

wirdein Anstieg vonbis zu einem Meter<br />

bis zum Ende des Jahrhunderts.Die Auswirkungen<br />

sind schon heute zu sehen und zu<br />

spüren. Durchdie fehlenden Mangroven, die<br />

normalerweise wie ein schützender Damm<br />

wirken, würden proJahr an vielen Stellen des<br />

Deltas 20 bis 50 Meter Küste einfach weggespült,<br />

berichtet Kirsten Hegener von der<br />

bundeseigenen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ), die im Auftrag<br />

der Bundesregierung in Vietnam bei zahlreichen<br />

Klimaschutzprojekten hilft. Von der<br />

Küste des Mekong-Deltas mit einer Gesamtlänge<br />

von720 Kilometernist schon weit über<br />

die Hälfte so erodiert, dass dringend Schutzmaßnahmen<br />

nötig sind.<br />

Allein der Anstieg des Ozeans wärefür ein<br />

Gebiet, das weniger als einen Meter über<br />

dem Wasserspiegel liegt, ein ernstes Problem.<br />

Im Fall des Mekong-Deltas kommen<br />

aber mehrere andere hinzu. Denn parallel<br />

zum Anstieg des Meeres sinkt die Landfläche<br />

auch noch ab.Vermutet wird, dass wegen des<br />

starken Bevölkerungswachstums und der intensiven<br />

Landwirtschaft zu viel Grundwasser<br />

abgepumpt wird, weshalb der Boden<br />

nach unten nachrutscht.<br />

Erschwerend kommt eine Entwicklung<br />

hinzu, die nichts mit dem Klimawandel zu<br />

tun hat: Die intensive Nutzung des Mekong<br />

durch alle Anrainer-Staaten. Derzeit gibt es<br />

in China, Thailand, Laos, Kambodscha und<br />

Vietnam am Mekong und seinen Zuflüssen<br />

insgesamt 74 Staudämme mit Wasserkraftwerken.<br />

Die Zahl soll sich bis 2040 auf 146<br />

verdoppeln und dann bis 2060 sogar auf 168<br />

steigen. Die Dämme verhindern, dass im<br />

Mekong-Delta genug Süßwasser ankommt.<br />

Auch dadurch kann das Meerwasser immer<br />

tiefer in das Delta eindringen.<br />

Noch verheerender für das Flussdelta ist<br />

aber eine andere Folge der Staustufen: Normalerweise<br />

führt der Mekong tonnenweise<br />

VonTim Szent-Ivanyi<br />

Lehm, Sand und andereSedimente mit sich,<br />

die sich im Mekong-Delta wieder ablagern<br />

und so den Landabtrag durch das Meer kompensieren.<br />

„Durch die Dämme wirdbis 2040<br />

nur noch fünf Prozent der ursprünglichen<br />

Menge an Sedimenten im Delta ankommen“,<br />

erklärtDoDuc Dung, Direktor des Instituts<br />

für Wasserressourcen in Ho-Chi-<br />

Minh-Stadt. Die Effekte aus Klimawandel<br />

und intensiver Wassernutzung verstärken<br />

sich also gegenseitig. „Die Erosion und die<br />

Versalzung durch Meerwasser wird immer<br />

schlimmer“, berichtet der Experte.<br />

Golf<br />

von<br />

Thailand<br />

Provinz<br />

Kien Giang<br />

KAMBODSCHA<br />

Rach Gia<br />

Mekong<br />

Vinh Hung<br />

VIETNAM<br />

Can Tho<br />

Ho-Chi-<br />

Minh-<br />

Stadt<br />

Vung Tau<br />

50 km<br />

BLZ/GALANTY<br />

DerSchutz der Küste ist nach Ansicht von<br />

Wissenschaftlern eine der wichtigsten Maßnahmen,<br />

um die Folgen zumindest abzumildern.<br />

Zusammen mit Hilfsorganisationen<br />

aus Australien hat die GIZ in den vergangenen<br />

Jahren Methoden zur Aufforstung von<br />

Mangroven entwickelt. Als sehr wirksam,<br />

leicht herzustellen und kostengünstig haben<br />

sich schmale Zäune aus Bambusstangen<br />

und geflochtenen Ästen erwiesen, die im flachen<br />

Meerwasser errichtet werden. Sie dienen<br />

als Wellenbrecher und halten Sand zurück.<br />

Dadurch wird das Meer schrittweise<br />

zurückgedrängt. Auf der verlandeten Fläche<br />

können dann schnell wachsende Mangrovenangepflanzt<br />

werden.<br />

Eines der Pilotprojekte befindet sich in<br />

der Provinz Kien Giang, dicht an der Grenze<br />

zu Kambodscha. Tong Nhat Anh zeigt alte<br />

Fotos. Auf ihnen ist deutlich zu sehen, dass<br />

man noch vor wenigen Jahren von seinem<br />

Haus direkt auf das Meer schauen konnte.<br />

„Wenn das salzige Meerwasser kam, haben<br />

wir gleich die gesamte Ernte verloren“, erinnertsich<br />

der 66-Jährige,der früher als Soldat<br />

gedient hat und heute Reis, Bananen und<br />

Gemüse anbaut. Nun liegt zwischen seinem<br />

Grundstück und dem Meer ein etwa 200 Meter<br />

breiter, undurchdringlicher Mangrovenwald,<br />

der seine Ernte schützt. „Seitdem hat<br />

es keine Überschwemmungen mehr gegeben“,<br />

sagt er.<br />

DieMethode soll jetzt schrittweise an der<br />

gesamten Küste im Mekong-Delta angewendet<br />

werden, doch dafür fehlt dem Land das<br />

Geld. Die Sicherung kostet nach ersten<br />

Schätzungen immerhin bis zu einer Milliarde<br />

Euro.„Wirschaffen das nicht allein, deshalb<br />

sind wir auf internationale Hilfe angewiesen“,<br />

räumt ein Parteifunktionär ein.<br />

Die planungsverliebte Parteiführung hat<br />

aber zumindest schon den „Mekong-Delta-<br />

Master-Plan“ erarbeitet. Die Bevölkerung<br />

oder Umweltgruppen wurden daran allerdings<br />

nicht beteiligt. Einige Nichtregierungsorganisationen<br />

werden zwar geduldet, doch<br />

sie dürfen allenfalls kleinere lokale Umweltprojekte<br />

betreuen, bei denen sie der kommunistischen<br />

Führung nicht in die Quere<br />

kommen können.<br />

Da im Mekong-Delta der Küstenschutz<br />

nicht ausreicht, um mit dem Klimawandel<br />

fertig zu werden, setzt die Führung parallel<br />

auf eine andere Strategie: Anpassung. „Wir<br />

sind auf die wirtschaftliche Nutzung des Mekong-Deltas<br />

angewiesen, aber wir müssen<br />

sie neu justieren“, meint der Direktor des<br />

Wasser-Instituts.„Bisher standReisanerster<br />

Stelle, dann Früchte und dann Shrimps.Wir<br />

müssen die Priorität umdrehen: Zuerst<br />

Shrimps,dann Früchte, dannReis.“Reis wird<br />

aus zwei Gründen nur noch eine kleinere<br />

Rollezugebilligt.Erbraucht extrem viel Süßwasser,<br />

das es im Delta nicht mehr ausreichend<br />

gibt. Etwa fünf Kubikmeter Wasser<br />

werden für die Produktion von einem Kilo<br />

Reis verbraucht. Zudemgilt Reis geradezu als<br />

Klimakiller, wie Expertin Hegener von der<br />

GIZ erläutert. Da der Reis fast die gesamte<br />

Wachstumszeit im Wasser steht, bildet sich<br />

durch Bakterien Methangas, das 20-mal klimaschädlicher<br />

ist als Kohlendioxid. Unterstützt<br />

vonder GIZ wirdversucht, denWasserund<br />

Düngerverbrauch durch neu entwickelte<br />

Anbaumethoden zu reduzieren. Doch<br />

bis die modernen Methoden in einem größeren<br />

Maße von den Bauern angewendet werden,<br />

dürfte noch einige Zeit vergehen. Bisher<br />

gibt es lediglich Pilotprojekte.<br />

Das Parteimotto „Shrimps first“ haben<br />

viele Bauern dagegen schon beherzigt –zwar<br />

mischt sich die Regierung nicht mehr direkt<br />

in die Privatwirtschaft ein, doch gerade auf<br />

dem Land ist der Einfluss der kommunistischen<br />

Kadergroß. Überall sieht man Becken,<br />

in denenGarnelen gezüchtet werden.<br />

Shrimps gelten als idealer Ersatz für den<br />

aufwendigen Reisanbau im Mekong-Delta,<br />

weil dabei aus der Noteine Tugend gemacht<br />

wird: Das immer weiter ins Inland drängende<br />

Meer liefert genau das Brackwasser,<br />

das die Shrimps benötigen. Außerdem gilt<br />

die Produktion als wesentlich klimafreundlicher<br />

als der Reisanbau.<br />

Säckeweise Antibiotika<br />

Umweltverträglich ist die Garnelenzucht<br />

deshalb noch lange nicht: Häufig setzen die<br />

Züchter hohen Mengen an Antibiotika ein,<br />

um die empfindlichen Tierevor Krankheiten<br />

zu schützen. Auch im Mekong-Delta liegen<br />

am Rand der Becken oft säckeweise Hormonmittel<br />

und Antibiotika.<br />

Reisbäuerin Thuy Thi Luong wird sich<br />

möglicherweise auch bald umstellen müssen.<br />

„Verwandte aus anderen Dörfern, die<br />

näher an der Küste leben, haben mir erzählt,<br />

das Wasser werde immer salziger“, sagt sie.<br />

„Wenn meine Nachbarn zur Shrimps-Zucht<br />

wechseln, kann ich von ihnen lernen, wie<br />

dasgeht“, hofft sie.Obsie denn glaube,dass<br />

ihre Kinder noch eine Zukunft im Mekong-<br />

Delta haben, auch wenn das Wetter künftig<br />

noch verrückter spielt? Über diese Frage<br />

schüttelt sie den Kopf:„Natürlich. Siewerden<br />

hier leben und arbeiten wie ihreEltern.“<br />

Do Duc Dung, der Direktor des Wasserforschungsinstituts,<br />

dürfte auch derartige<br />

Sätze seiner Landsleute im Kopf haben,<br />

wenn er mahnt: „Wir dürfen das Mekong-<br />

Delta nicht versinken lassen.“<br />

TimSzent-Ivanyi<br />

reiste mit Unterstützung der GIZ durch<br />

das Mekong-Delta.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Rentenbeiträge bleiben trotz<br />

Überschüssen stabil<br />

Diegesetzliche Rentenversicherung<br />

ist derzeit in einer so guten finanziellen<br />

Situation, dass der Beitragssatz<br />

gesenkt werden könnte.Allerdings<br />

schließe die jüngste,2019 in Kraft getretene<br />

Rentenreformder Koalition<br />

bis 2025 eine Reduzierung unter 18,6<br />

Prozent aus,sagte Alexander Gunkel,<br />

Vorsitzender des Bundesvorstandes,<br />

am Donnerstag in Berlin. Deshalb<br />

blieben die Rentenbeiträge stabil.<br />

Andernfalls könnten sie 2020 von<br />

18,6 auf 18,3 Prozent gesenkt werden.<br />

Bis2035 sei mit einer schrittweisen<br />

Erhöhung des Beitragssatzes auf<br />

22,3 Prozent zu rechnen. (dpa)<br />

Umweltbundesamt schlägt<br />

harte Einschnitte vor<br />

Tempo 120 auf Autobahnen, höhere<br />

Steuernvor allem auf Diesel, Ausfür<br />

die Pendlerpauschale,höhereLkw-<br />

Maut: Um die deutschen Klimaziele<br />

imVerkehr zu erreichen, hat das Umweltbundesamt<br />

(UBA) drastische Einschnitte<br />

empfohlen. DieBehörde veröffentlichte<br />

am Donnerstag ein Positionspapier,das<br />

allerdings schon ein<br />

halbes Jahr alt ist. Demnach empfiehlt<br />

die Behörde,die Steuernauf Diesel bis<br />

2030 um mehr als 70 Cent proLiter zu<br />

erhöhen. Benzin müsse demnach um<br />

etwa 47 Cent teurer werden. Zuerst<br />

hatte die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> aus<br />

dem Papier zitiert. (dpa)<br />

Kritik an Kretschmanns<br />

Plädoyer für Özdemir<br />

Cem Özdemir ist kanzlerfähig,meint Ministerpräsident<br />

Kretschmann.<br />

DPA<br />

Äußerungen vonBaden-Württembergs<br />

Ministerpräsidenten Winfried<br />

Kretschmann (Grüne) über etwaige<br />

Kanzlerqualitäten des ehemaligen<br />

Parteivorsitzenden CemÖzdemir<br />

haben bei den Grünen Widerspruch<br />

hervorgerufen. Es erstaune ihn, dass<br />

Kretschmann „jetzt schon wieder<br />

eine Personaldebatte aufmacht“,<br />

sagte Bundesgeschäftsführer Michael<br />

Kellner der dpa. Es gelte weiter,<br />

dass die Fragen geklärtwürden,<br />

wenn sie anstünden, und zwar als<br />

Bundespartei. (mdc.)<br />

Minister wollen syrische<br />

Straftäter abschieben<br />

DerAbschiebestopp für Syrersoll gelockertwerden.<br />

DieLänder-Innenminister<br />

vonSPD und Union seien sich<br />

darüber einig, Abschiebungen gefährlicher<br />

Straftäter in das Bürgerkriegsland<br />

zu erlauben, sagte derVorsitzende<br />

der Innenministerkonferenz,<br />

Hans-Joachim Grote (CDU), am<br />

Donnerstag in Lübeck. Er verwies<br />

allerdings auf praktische Probleme.<br />

„Es gibt momentan in Syrien für uns<br />

keine Ansprechpartner,das ist die<br />

Schwierigkeit. Aber der Wille,da<br />

auch Straftäter nach Syrien wie<br />

nach Afghanistan abzuschieben, ist<br />

da.“ (dpa)<br />

Viele Tote bei Bootsunglück<br />

vor Mauretanien<br />

Beim Untergang eines Flüchtlingsbootes<br />

vorMauretanien sind am Donnerstag<br />

mindestens 58 Menschen ums<br />

Leben gekommen. 83 Menschen sei es<br />

gelungen, ans Ufer zu schwimmen,<br />

teilte die Internationale Organisation<br />

für Migration mit. (AFP)<br />

„Nie wieder gleichgültig“<br />

Die mahnende Erinnerung an die NS-Gräuel gehört zu Merkels Kanzlerschaft –eine Analyse<br />

VonArnoWidmann<br />

An diesem Freitag wird Angela<br />

Merkel Auschwitz besuchen.<br />

Es wird das erste<br />

Mal sein, dass die Kanzlerindas<br />

tut. Dererste deutsche Kanzler,<br />

der den Ort des Vernichtungslagers<br />

aufsuchte, war 1977 Helmut<br />

Schmidt. Er begann seine Rede mit<br />

den Worten: „Eigentlich gebietet dieser<br />

Ortzuschweigen. Aber ich bin sicher,<br />

dass der deutsche Bundeskanzler<br />

hier nicht schweigen darf.“<br />

Das ist sehr genau die Situation, in<br />

der jeder sich dortbefindet.<br />

Offizieller Anlass für Merkels Besuch<br />

in Auschwitz ist das zehnjährige<br />

Bestehen der Stiftung Auschwitz-Birkenau,<br />

die sich für den Erhalt<br />

der Gedenkstätte auf dem Gelände<br />

des früheren KZ einsetzt und<br />

die, wie am Donnerstag bekannt<br />

wurde, 60Millionen Euro von Bund<br />

und Ländern erhält. Das Internationale<br />

Auschwitz-Komitee nannte<br />

Merkels bevorstehenden Besuch ein<br />

„besonders wichtiges Signal“ der Solidarität<br />

mit Auschwitz-Überlebenden,<br />

die heutzutage in Europa „mit<br />

antisemitischen Beschimpfungen<br />

und Hass-Mails überzogen“ würden.<br />

Helmut Kohl war zweimal in<br />

Auschwitz. Soweit ich weiß, waren<br />

weder Walter Ulbricht noch Erich<br />

Honecker jemals dort. Jedenfalls<br />

nicht in offizieller Mission. Auschwitz<br />

stand und steht, obwohl dort<br />

auch andere Menschen umgebracht<br />

wurden, für die systematische Judenvernichtung.<br />

Die rückte in der<br />

DDR erst spät ins Zentrum der Auseinandersetzung<br />

mit dem, ganz in<br />

der Tradition der Komintern, sogenannten<br />

Faschismus. Allerdings<br />

kommen auch in Helmut Schmidts<br />

Rede von 1977 keine Juden vor. Der<br />

Auschwitz-Besuch steht ganz im Zeichen<br />

der Versöhnung vonPolen und<br />

Deutschen.<br />

So kann man nicht mehr über<br />

Auschwitz sprechen. Ich weiß nicht,<br />

was Angela Merkel sagen wird, aber<br />

es wird sicher eine Rede sein, in deren<br />

Zentrum die Judenvernichtung<br />

stehen wird. Undauch die Attentate<br />

und Bedrohungen in Israel, Paris<br />

und Halle werden sicherlich erwähnt<br />

werden.<br />

41 Prozent der Deutschen, das ergab<br />

eine repräsentative Umfrage des<br />

Jüdischen Weltkongresses in diesem<br />

Jahr,sind der Meinung, Juden redeten<br />

zu viel über den Holocaust. Vonden<br />

Hochschulabsolventen mit einem<br />

Jahreseinkommen von mindestens<br />

100 000 Euro sind 28 Prozent der Auffassung,<br />

Juden hätten zu viel Macht in<br />

Blick auf das Lagertor des VernichtungslagersAuschwitz-Birkenau<br />

„Eigentlich gebietet dieser Ort<br />

zu schweigen. Aber ich bin sicher, dass der<br />

deutsche Bundeskanzler hier nicht<br />

schweigen darf.“<br />

IMAGO IMAGES<br />

Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), bei einem Besuch des ehemaligen deutschen<br />

Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1977<br />

Deutliche Signale an die Union<br />

der Wirtschaft, 26 Prozent finden, sie<br />

hätten zu viel Macht in derWeltpolitik.<br />

Der derzeitige Führer der AfD in<br />

Thüringen, Björn Höcke, erklärte<br />

2017 in Dresden: „Diese dämliche<br />

Bewältigungspolitik, die lähmt uns<br />

heute noch viel mehr als zu Franz Josef<br />

Strauß’ Zeiten.Wirbrauchen eine<br />

erinnerungspolitische Wende um<br />

180 Grad.“<br />

In dieser Situation besucht Merkel<br />

Auschwitz. Es geht nicht um„Vergangenheitsbewältigung“.<br />

Es geht<br />

darum, wie man mit der Gegenwart<br />

fertig wird, wie man verhindert, dass<br />

sie umkippt in eine Vergangenheit.<br />

Die systematische Vernichtung<br />

von Menschen gehörte zu den offen<br />

erklärten Zielen des Nationalsozialismus.Ich<br />

sehe niemanden, der das<br />

heute in der Bundesrepublik propagiert.<br />

Aber es gibt immer mehr, die<br />

nichts dagegen haben, immer mehr<br />

Anschläge als Nebenwirkungen ihrer<br />

Politik in Kauf zu nehmen.<br />

2013 erklärte Angela Merkel bei ihremBesuch<br />

in Dachau: „Orte wie dieser<br />

mahnen jeden Einzelnen mitzuhelfen,<br />

dass so etwas nie wieder geschieht,<br />

dass nie wieder gleichgültig,<br />

achselzuckend oder sogar Beifall klatschend<br />

zugelassen wird, wenn Menschen<br />

benachteiligt, bedrängt, verfolgt<br />

werden und sie am Ende schutzlos um<br />

Leib und Leben fürchten müssen.“<br />

Solche Wortewären heute wieder nötig.<br />

Wenn wir nicht lernen hinzuschauen,<br />

dazwischenzugehen, wenn<br />

wir hier gleichgültig bleiben gegenüber<br />

Menschen, die um Leib und Leben<br />

fürchten, dann trainieren wir uns<br />

eine Härte an, an der ganz am Ende<br />

wir wieder selbst kaputtgehen werden.<br />

Auschwitz ist ein realer Ortmit einer<br />

realen Geschichte. Auschwitz ist<br />

aber auch eine Metapher. Auschwitz<br />

steht für die Bereitschaft, Menschen<br />

zu vernichten.Wirmüssen den realen<br />

Ort und die reale Geschichte ernst<br />

nehmen. Das können wir aber nur,<br />

wenn wir uns auch der Metapher stellen.<br />

Die Bedeutung von Auschwitz<br />

liegt nicht in der Vergangenheit.<br />

Auschwitz ist so wichtig, so ernst wir<br />

es in unserer Gegenwartnehmen.<br />

„Nie wieder Auschwitz“ heißt es,<br />

weil einmal begriffen wurde, dass<br />

Auschwitz keine Zukunft ist, sondernderenVernichtung.<br />

Gleichzeitig<br />

erinnert uns Auschwitz daran, dass<br />

die gezielte Vernichtung von Millionen<br />

Menschen gerade kein Bruch<br />

mit der Menschheitsgeschichte ist,<br />

sondern dass die immer wieder Anläufe<br />

nimmt zu einem neuen Auschwitz.<br />

Daszuverhindern, ist nicht nur<br />

die Aufgabe aller Politik, sondernunser<br />

aller Anstrengung.<br />

Die designierte SPD-Spitze will bei Klimaschutz und Mindestlohn mit dem Koalitionspartner nachverhandeln<br />

VonAndreas Niesmann<br />

Was wollen Saskia Esken und<br />

Norbert Walter-Borjans? Das<br />

Rätselraten in dieser Frage hat nun<br />

ein Ende.AmDonnerstagmittag stellten<br />

die designierten SPD-Chefs den<br />

zuvor vom Vorstand abgesegneten<br />

Leitantrag für den am Freitag beginnenden<br />

Bundesparteitag vor. Esken<br />

sprach von einer „lebhaften Sitzung“<br />

und einem „sehr guten Kompromiss“,<br />

der nun erreicht worden sei.<br />

Auch Walter-Borjans betonte, dass<br />

die neue Führung mit ihrem Antrag<br />

den Befürwortern der großen Koalition<br />

ein Stück entgegengekommen<br />

sei. „Wir haben uns im Bewerbungsverfahren<br />

immer wieder versprochen,<br />

dass wir zusammenstehen und<br />

Brücken bauen wollen“, sagte der 67-<br />

Jährige.<br />

Nachdem am Dienstag ein erster<br />

Entwurf des Antrags durchgesickert<br />

war,hatte es zumTeil scharfe Kritik an<br />

Esken und Walter-Borjans gegeben.<br />

DieimWahlkampf um den SPD-Vorsitz<br />

angekündigten Forderung, den<br />

Koalitionsvertrag mit CDU und CSU<br />

nachverhandeln zu wollen, tauchten<br />

in dem Dokument nicht auf. Stattdessen<br />

war nur noch von„Gesprächen“<br />

mit der Union die Rede.Auch inhaltlich<br />

kam der Entwurf inden Augen<br />

vieler Beobachter ausgesprochen<br />

zahm daher. Das Dokument war der<br />

erkennbare Versuch, die in Regierungs-<br />

und Bundestags-SPD stark<br />

vertretenen Befürworter der großen<br />

Koalition nicht zu verprellen.<br />

Auf den letzten Metern hat die<br />

neue Parteispitze den Antrag nun<br />

moderat nachgeschärft. Beim Mindestlohn<br />

etwa war in der Ursprungsfassung<br />

lediglich von„Schritten“ hin<br />

zu einer Erhöhung die Rede.Inder finalen<br />

Fassung wird die angestrebte<br />

Lohnuntergrenze explizit mit<br />

12 Euro benannt.<br />

Auch beim Klimaschutz ist der Antrag<br />

modifiziert worden. Warinder<br />

Ursprungsfassung noch von einem<br />

„sozial gerechten und wirksamen“<br />

CO 2 -Preis die Rede, wird nun ausdrücklich<br />

die Erhöhung dieses Preises<br />

als Ziel benannt. Neuist auch die<br />

Forderung nach einem Ausgleich, der<br />

Besserverdiener nicht bevorzugt.<br />

„Wir streben einen umfassenden,<br />

breit wirksamen sozialen Ausgleich<br />

an, der für jeden gleichmäßig wirkt,<br />

um einen höheren CO 2 -Preis zu ermöglichen“,<br />

so das Schriftstück. „Die<br />

Kompensation über die Pendlerpauschale<br />

steigt mit dem Einkommen<br />

und ist ungeeignet, um Menschen<br />

mit kleinen und mittleren Einkommen<br />

zu entlasten.“<br />

Heil gegen Kühnert<br />

Auch die leicht schärferen Formulierungen<br />

werden nach allgemeiner<br />

Einschätzung kaum zu einem Bruch<br />

der Koalitionführen. AusKreisen der<br />

Regierungs-SPD hieß es, damit<br />

könne man gut leben. Die Frage ist,<br />

ob sich die GroKo-Kritiker mit dem<br />

nun vorgelegten Programm zufriedengeben.<br />

Denkbar wäre, dass Vertreter<br />

des linken SPD-Flügels versuchen,<br />

den Beschluss durch Änderungsanträge<br />

beim Parteitag weiter<br />

zu verschärfen. In diesem Fall könnte<br />

es eine hitzige Auseinandersetzung<br />

zwischen den beiden Lagerngeben.<br />

Die droht auch beim Personal.<br />

Um einen der drei Posten als stellver-<br />

tretender Parteichef bewerben sich<br />

mit Juso-Chef Kevin Kühnertund Arbeitsminister<br />

Hubertus Heil zwei<br />

prominente Vertreter der beiden Lager.Weil<br />

die PlätzeimPräsidium der<br />

Partei quotiert sind, soll nur ein<br />

Mann als SPD-Vize gewählt werden<br />

können. Die beiden Kandidatinnen<br />

Anke Rehlinger und Klara Geywitz<br />

sind damit gesetzt.<br />

Auf die in der Vergangenheit übliche<br />

Praxis,das Problem durch die Einführung<br />

zusätzlicher Stellvertreterposten<br />

zu lösen, hat der SPD-Vorstand<br />

auf Druck von Lars Klingbeil verzichtet.<br />

DerGeneralsekretär pocht darauf,<br />

dass die Vorschläge einer vonihm geleiteten<br />

Kommission zur Erneuerung<br />

der SPD nun umgesetzt werden. Diese<br />

sehen eineVerkleinerung der Führung<br />

vor –umeffizienter zu arbeiten und<br />

Kosten zu sparen. Auch Esken soll gegen<br />

eine Vergrößerung der Parteispitze<br />

gewesen sein. Sie wolle keinen<br />

Gegner in der engsten Parteiführung<br />

haben, soll die designierte Chefin<br />

nach Informationen der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerks Deutschland)<br />

interngesagt haben.<br />

Anklage gegen<br />

Trump rückt<br />

näher<br />

Impeachment-Abstimmung<br />

schon im Dezember?<br />

VonThomas Spang,Washington<br />

Nancy Pelosi verbreitete um ihre<br />

plötzlich angesetzte Ansprache<br />

an die Nation eine Aura der Dringlichkeit.<br />

Dafür stand auch das Meer<br />

an Sternenbannern, vordem sie kurz<br />

nach neun Uhrmorgens Aufstellung<br />

nimmt. „Sein Fehlverhalten trifft das<br />

Herz unserer Verfassung“, richtet<br />

sich die demokratische Vorsitzende<br />

des US-Repräsentantenhauses mit<br />

erkälteter Stimme an ihre Landsleute.<br />

„Unsere Demokratie steht auf<br />

dem Spiel.“<br />

Präsident Trump habe dem Kongress<br />

keine andere Wahl gelassen,<br />

„weil er einmal mehr versucht, unsereWahlen<br />

zu seinem persönlichen<br />

Vorteil zu korrumpieren“. Damit<br />

spielt Pelosi auf den zentralen Vorwurf<br />

des Abschlussberichts des Geheimdienstausschusses<br />

im Repräsentantenhaus<br />

an, der über die vergangenen<br />

Monate in Dutzenden öffentlichen<br />

und nicht-öffentlichen<br />

Anhörungen Zeugen vernommen<br />

hatte. Demnach hat der Präsident<br />

sein Amt missbraucht, um die neue<br />

Regierung der Ukraine zu drängen,<br />

Wahlkampfmunition gegen seinen<br />

möglichen Herausforderer JoeBiden<br />

und die Demokraten zu liefern.<br />

Trump hielt vomKongress bewilligte<br />

Militärhilfe für Kiew in Höhe von391<br />

Millionen Dollar zurück, um die Ankündigung<br />

von Ermittlungen gegen<br />

Biden, seinen Sohn Hunter sowie<br />

eine diskreditierte Verschwörungstheorie<br />

zu erzwingen, wonach nicht<br />

Russland, sondern die Ukraine versuchte,<br />

die US-Präsidentschaftswahlen<br />

2016 zu beeinflussen.<br />

Die Demokratin Nancy Pelosi ist Sprecherin<br />

des US-Repräsentantenhauses. GETTY<br />

„Die Fakten sind unwidersprochen“,<br />

erklärte Pelosi.“ Der Präsident<br />

hat seine Macht zu seinem persönlichen<br />

Vorteil missbraucht, zulasten<br />

unserer nationalen Sicherheit.“<br />

Schweren Herzens bitte sie<br />

nun den Vorsitzenden des Justizausschusses,„die<br />

Anklagepunkte für das<br />

Impeachment zu verfassen“. Trump<br />

hatte bereits geahnt, was auf ihn zukam,<br />

als er seine Gegenspielerin im<br />

Kongress am Morgen via Twitter aufforderte,sich<br />

mit dem Impeachment<br />

zu beeilen, „damit wir einen fairen<br />

Prozess im Senat haben können“.<br />

Das Timing des weiteren Verfahrens<br />

ließ Pelosi in ihrer Ansprache offen.<br />

IhrStellvertreter und Mehrheitsführer<br />

im Repräsentantenhaus,<br />

Steny Hoyer,wollte nicht bestätigen,<br />

dass der Präsident bereits vorWeihnachten<br />

angeklagt wird. „Die Fakten<br />

werden diktieren, wie schnell das<br />

Justizkomitee zu einer Entscheidung<br />

gelang.“<br />

Dort hatten am Mittwoch vier<br />

Verfassungsrechtler das Amtsenthebungs-Verfahren<br />

gegen Trump in<br />

eine historische Perspektivegerückt.<br />

Die drei von den Demokraten berufenen<br />

Zeugen beschrieben das Verhalten<br />

des Präsidenten als Musterbeispiel<br />

an Fehlverhalten, das die<br />

Verfassungsväter für das Instrument<br />

des Impeachment im Sinn hatten.<br />

Dervon den Republikanernbestellte<br />

Verfassungsexperte Jonathan Turley<br />

beanstandete, die Demokraten hätten<br />

einen „unvollständigen und ungenügenden“<br />

Fall präsentiert.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 5<br />

·························································································································································································································································································<br />

Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

Beton,<br />

der Blüten<br />

treibt<br />

VonJörg Niendorf<br />

Wenn das keine gute Tarnung<br />

war:Von außen war die Adresse<br />

ein braves Landhaus, mitten im Vorstadtidyll<br />

vonKarlshorst gelegen und<br />

sogar etwas verschnörkelt. So,wie ein<br />

Neubau im Jahr 1901 eben auszusehen<br />

hatte. Innen jedoch war dies ein<br />

Laboratorium für eine echte Revolution<br />

im Bauwesen, man experimentierte<br />

mit neuem Zement, zugfestem<br />

Beton sowie Fertigteilen. Der„Verein<br />

deutscher Portland-Cement-Fabrikanten“<br />

ließ es bauen, es war Laborgebäude<br />

und Werbefläche für die Industrie<br />

zugleich. Man wollte zeigen,<br />

was geht. Alle Ornamente und Friese,<br />

Fensterlaibungen und überhaupt<br />

sämtliche Fassadenplatten sind aus<br />

Kunststein.<br />

Labor der Bauwirtschaft<br />

Bis heute steht der wuchtige, blassgelb-<br />

und rosafarbene Bau an der<br />

Dönhoffstraße nahe dem Karlshorster<br />

Bahnhof. Eine Denkmalplakette<br />

gibt es am Eingang, mehr nicht. Unten<br />

im Haupthaus hat eine Schüler-<br />

Nachhilfe ihren Sitz, es gibt Wohnungen<br />

und Praxen, außerdem findet<br />

in einem Saal in der Beletage regelmäßig<br />

eine weitere Art von<br />

Lebenshilfe statt. Ein <strong>Berliner</strong> Arzt,<br />

dem das Anwesen gehört, bietet Seminare<br />

der von ihm gegründeten<br />

„innerwise academy“ an, einer alternativen<br />

Medizin.<br />

Genau zu diesem Saal führt ein<br />

imposantes Treppenhaus, in das<br />

man auch als normaler Passant von<br />

der Straße einen Blick werfen kann.<br />

Und genau diese Treppen mit den<br />

schnörkeligen Metallgeländern sind<br />

eben nicht aus knarzenden Holzkonstruktionen,<br />

wie man es woanders<br />

erwarten würde, sondern auch<br />

aus Beton. Wiealles im Haus.<br />

Die meisten Bauteile wurden<br />

einst aus einem ZementwerkinUlm<br />

mit der Eisenbahn herangeschafft.<br />

So hatten es frühere Besitzer des<br />

Hauses herausgefunden. Sie hatten<br />

in den 2000er-Jahren das Beton-Kuriosum<br />

gekauft und saniert. Als sie<br />

von der Historie erfuhren, recherchierten<br />

sie in Archiven. So kam zutage,dass<br />

das Laboratorium bis zum<br />

Zweiten Weltkrieg sogar eine der<br />

wichtigsten Forschungseinrichtungen<br />

der deutschen Bauwirtschaft gewesen<br />

war.Und beim BaudieserVorzeige-Adresse<br />

in Berlin kam es den<br />

Ingenieuren offenbar vor allem darauf<br />

an, den kaiserzeitlichen<br />

Schmock und Stuck besonders gut<br />

zu imitieren – also waren sie sehr<br />

stolz auf all diesen Zierrat, stand in<br />

alten Berichten. Den präsentierten<br />

sie allen Gästen als erstes.<br />

In einem Anbau im Hof dagegen<br />

fand einst die harte Prüfarbeit statt,<br />

in großen Mahlwerken des Zement-<br />

Zentrums. Der Portlandzement, der<br />

ursprünglich aus England stammte,<br />

wurde bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

in Deutschland hergestellt<br />

und galt seither als erste Wahl. 159<br />

Fabriken gab es bis zum Jahr 1900 im<br />

Deutschen Reich. Für deren Produkte<br />

mussten nun eindeutige Qualitätskriterien<br />

und Standards entwickelt<br />

werden, das war die eigentliche<br />

Aufgabe in Karlshorst.<br />

Nichts als Beton: das Haus in der Dönhoffstraße<br />

Nummer 38. KULTURRING IN BERLIN E.V.<br />

118<br />

83<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

91<br />

45<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

79*<br />

37<br />

Deutsche Bank<br />

Zahl der Bankfilialen in Berlin<br />

*davon<br />

37 Filialen<br />

der <strong>Berliner</strong><br />

Bank<br />

63<br />

50<br />

Commerzbank<br />

50<br />

15<br />

Postbank<br />

18<br />

11<br />

Santander<br />

15 13<br />

’14 ’19<br />

’14 ’19<br />

’14 ’19<br />

’14 ’19<br />

’17 ’19<br />

’14 ’19<br />

’14 ’19<br />

VonJochen Knoblach (Text)<br />

und Isabella Galanty (Grafik)<br />

Klaus Potschadtke ist verärgert.<br />

Gerade kommt er aus<br />

der Postbank-Filiale im<br />

Mühlenberg-Center in<br />

Prenzlauer Berg. Der 80-Jährige hat<br />

Überweisungsaufträge abgegeben,<br />

wie er es bislang regelmäßig tat.<br />

Diesmal aber war es sein letzter Besuch<br />

hier. An diesem Sonnabend<br />

wird die Filiale mit dem „Ihre Herzlich-Willkommen-Bank“-Aufkleber<br />

an der Tür schließen. Für immer.Auf<br />

einem Aushang wirdüber die Schließung<br />

informiert und darüber, dass<br />

sich die nächste Postbank-Filiale in<br />

Weißensee befindet. Potschadtke ist<br />

sauer. „Immer weniger Service“,<br />

schimpft er. Wer keinen Computer<br />

hat, sei aufgeschmissen.<br />

DerSchalterschluss an der Greifswalder<br />

Straße, mit dem das <strong>Berliner</strong><br />

Postbank-Netz der Zweigstellen mit<br />

Beratungsmöglichkeit auf 14 Filialen<br />

verödet, ist allerdings keinesfalls die<br />

Ausnahme, sondern illustriert die<br />

seit Jahren fortschreitende Erosion<br />

der klassischen Bankfiliale samt Beraterkontakt<br />

und deren Ersatz durch<br />

Automaten. Hatten die großen Banken<br />

vor fünf Jahren in dieser Stadt<br />

zusammen noch mehr als 430 Filialen,<br />

in denen man mit einem Bankangestellten<br />

sprechen konnte, so<br />

sind es derzeit nur noch etwa 250.<br />

DasAngebot hat sich also in fünf Jahren<br />

nahezu halbiert. Und das wiederum<br />

ist kein <strong>Berliner</strong> Phänomen.<br />

Auch bundesweit hat sich das Filialsterben<br />

bei den Banken und Sparkassen<br />

immer mehr beschleunigt.<br />

Allein von2017 auf 2018 wurden laut<br />

Bundesbank in Deutschland mehr<br />

als 2200 Zweigstellen geschlossen.<br />

In Berlin gibt es derzeit über 100<br />

Bankfilialen weniger als noch Anfang<br />

2018.<br />

Beratung per Chat<br />

Treiber dieser Entwicklung ist freilich<br />

vor allem die Digitalisierung.<br />

Online-Banking ist längst in der<br />

Mitte der Gesellschaft angekommen.<br />

Einer repräsentativen Umfrage<br />

des Digitalverbandes Bitkom zufolge<br />

nutzen heute sieben von zehn Bundesbürgern<br />

das Internet, um ihre<br />

Bankgeschäfte zu erledigen. Vorfünf<br />

Jahren war es nur etwa jeder zweite.<br />

Unddabei geht es längst nicht mehr<br />

nur um Überweisungen und Daueraufträge,<br />

sondern auch Beratungsleistungen.<br />

Kunden können beispielsweise<br />

auch per Chat oder<br />

Videoberatung mit ihren Bank und<br />

BeraterninKontakt treten.<br />

Tatsächlich sind es meist die unrentablen<br />

Filialen, die geschlossen<br />

Schalterschluss<br />

In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der<br />

Bankfilialen in Berlin nahezu halbiert. Fast 200 wurden in dieser Zeit geschlossen<br />

Zahl der Bankfilialen in Deutschland<br />

71 715<br />

Wo Bankgeschäfte erledigt werden<br />

2018 2019<br />

Ich besuche überwiegend Bankfiliale und nutze hin und wieder Online-Banking.<br />

17%<br />

13%<br />

Ich nutze ausschließlich Online-Banking.<br />

Könnten Sie sich vorstellen, mit Ihrem<br />

Haupt-Konto zu einer Online-Bank ohne Filiale zu wechseln?<br />

2018<br />

2019<br />

Ja 36%<br />

Ja 46%<br />

59 848<br />

’95 ’00 ’05 ’10 ’17’18<br />

„Ich nutze Online-Banking.“<br />

46 444<br />

Nein 64%<br />

Nein 54%<br />

40 276<br />

Am liebsten online<br />

Anteileder Online-Banking-Nutzer, nach Altersgruppen<br />

stationär am PC mobil per Handy/Tablet<br />

75%<br />

25%<br />

31 949<br />

27 887<br />

53% 57% 62% 70%<br />

2014 2016 2018 2019<br />

58%<br />

42%<br />

65%<br />

35%<br />

77%<br />

23%<br />

92%<br />

Gesamt 18–29 J. 30–39 J. 40–49 J. 50–59 J. ab 60 J.<br />

8%<br />

29%<br />

31%<br />

95%<br />

5%<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: BITKOM, EIGENE RECHERCHE, DEUTSCHER BANKENVERBAND<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

werden. Jene, indenen die Berater<br />

nur noch wenig zu tun haben, weil es<br />

in der Gegend eben keinen Beratungsbedarf<br />

mehr gibt und der persönliche<br />

Kontakt als Wettbewerbsvorteil<br />

gewachsener Geldhäuser<br />

nichts mehr zählt. Die Banken und<br />

Sparkassen müssen also einerseits<br />

neue Kanäle zu ihren Kunden finden,<br />

dürfen aber andererseits ihre<br />

Stammkundschaft nicht verlieren.<br />

Ein schwieriges Unterfangen, zumal<br />

die Treue zur Hausbank schwindet.<br />

Hatte laut Bitkom-Umfrage vor einem<br />

Jahr gerade einmal jeder dritte<br />

Bundesbürger (34 Prozent) schon<br />

einmal sein hauptsächlich genutztes<br />

Girokonto gewechselt, ist dieser Anteil<br />

inzwischen auf 41 Prozent gestiegen.<br />

Jeder Achtewill in den nächsten<br />

zwölf Monaten sogar zu einer reinen<br />

Online-Bank wechseln.<br />

Sparkasse mit Bussen unterwegs<br />

DerShootingstar im volldigitalen Bereich<br />

des Bankgeschäfts ist die <strong>Berliner</strong><br />

Smartphonebank N26. Obwohl<br />

diese erst 2015 gegründet wurde,<br />

zählt sie heute bereits 3,5 Millionen<br />

Kunden in 26 Ländern, und derzeit<br />

kommen nach eigenen Angaben täglich<br />

bis zu 10 000 neue hinzu. Folglich<br />

sieht man sich in der Klosterstraße als<br />

der Gewinner des Systemwechsels.<br />

„Es würde mich nicht wundern,<br />

wenn 70 Prozent der heutigen Bankfilialen<br />

bis 2030 verschwunden sind“,<br />

sagt Georg Hauer, der das N26-Geschäft<br />

in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz verantwortet.<br />

Allerdings versuchen die analog<br />

gewachsenen Geldhäuser dagegenzuhalten.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

etwa, noch immer die Bank mit den<br />

meisten Filialen in der Stadt, schickt<br />

mobile Beraterauf Supermarkt-Parkplätze,<br />

Wochenmärkte oder Altersheime,<br />

umdie Kunden dort zutreffen,<br />

wo diese sich ohnehin aufhalten.<br />

Darüber hinaus können Hausbesuche<br />

vereinbart werden, und im Sommer<br />

wurde ein zweiter Bus als rollende<br />

Filiale in Dienst gestellt.<br />

Immerhin: Wer auf eine Bankfiliale<br />

angewiesen ist oder nicht darauf<br />

verzichten will, wirdimnächsten<br />

Jahr wohl nur in Ausnahmefällen in<br />

seiner Gewohnheit gestört. Auf Anfrage<br />

erklärten jedenfalls die <strong>Berliner</strong><br />

Sparkasse, die Commerzbank, die<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank, die Sparda-Bank<br />

sowie Santander,dassfür 2020 keine<br />

Filialschließungen in Berlin geplant<br />

seien. Die Deutsche Bank will indes<br />

nur „wesentliche Veränderungen“<br />

an seinem <strong>Berliner</strong> Filialnetz ausschließen.<br />

Die Postbank lässt lieber<br />

alles offen: „Eine Prognose für die<br />

Zukunft kann ich nicht geben“, teilte<br />

ein Sprecher mit.<br />

NEU IN DER STADT<br />

Stromtanken<br />

in wenigen<br />

Sekunden<br />

VonJochen Knoblach<br />

Was bei Elektroautos noch das<br />

große Problem ist, für elektrifizierte<br />

Cargobikes und Stromscooter<br />

ist es gelöst. Denn diese lassen sich<br />

tatsächlich bereits in Sekunden „betanken“<br />

und auf maximale Reichweite<br />

bringen. Die simple Lösung:<br />

Den leeren Akku aus dem Fahrzeug<br />

nehmen, in eine Wechselstation klinken,<br />

eine volle Batterie entnehmen<br />

und in den Scooter oder das Lastenradeinsetzen<br />

–fertig, weiter geht’s.<br />

Was der taiwanesische E-Roller-<br />

Anbieter GogoroinseinerHeimat bereits<br />

seit Jahren praktiziert–dortsind<br />

1200 Akku-Wechselstationen auf das<br />

Land verteilt –gibt es aber auch in<br />

Berlin. Das inzwischen im Wissenschafts-Park<br />

Adlershof ansässige Unternehmen<br />

Greenpack, das hierzulande<br />

als der Wechselakku-Pionier<br />

gilt, hat vorgut einem Jahr einen Modellversuch<br />

mit acht Stationen in Berlin<br />

gestartet. So zum Beispiel bei der<br />

Paketverteilbasis Komodo am Mauerpark,<br />

von der aus DHL, Hermes &<br />

Co Pakete mitLastenrädernverteilen,<br />

oder im Treptower Motionlab, wo<br />

Start-ups unter anderem Elektro-Cargobikes<br />

entwickeln. Gerade wurde<br />

dieser Test erfolgreich abgeschlossen,<br />

und schon gibt es weitgehende Pläne.<br />

„Jetzt soll der bundesweite Aufbau<br />

der Akku-Wechselinfrastruktur beginnen“,<br />

sagt Greenpack-Co-Chef<br />

Tobias Breyer.<br />

Dafür wurde im Sommer dieses<br />

Jahres dieTochterfirma Swobbee gegründet,<br />

bei der dieWechselstationen<br />

montiert werden. Die Fertigung findet<br />

ebenfalls auf dem Adlershofer<br />

Wista-Gelände statt. Mittlerweile<br />

wurden dort etwa 30 Stationen produziert.<br />

Im nächsten Jahr sollen es<br />

200 sein. Für Berlin ist bereits die Installation<br />

weiterer zehn Stationen für<br />

Anfang 2020 geplant. Auch aus Freiburg<br />

und Bochum gibt es Bestellungen.<br />

Weitere Städte in Deutschland,<br />

Österreich und den Niederlanden folgen.<br />

Über den nächsten Standort einer<br />

sogenannten Swobbee-Station<br />

informiert eine App, über die sich<br />

volle Akkus auch für eine bestimmte<br />

Zeit reservieren lassen. Die Abrechnung<br />

erfolgt ebenfalls online.<br />

Offen für andereAkku-Systeme<br />

Zur potenziellen Kundschaft zählt<br />

man in Adlershof jeden, der in Innenstadträumen<br />

etwas zu transportieren<br />

hat –Logistiker, Lieferdienste, Handwerker<br />

und Gewerbetreibende. Dabei<br />

setzt Greenpack nicht nur auf die<br />

eigenen Akkus, sondern ist offen für<br />

die Integration anderer Batteriesysteme.Solassen<br />

sich an den Wechselstationen<br />

mittlerweile auch Akkus für<br />

E-Scooter der spanischen MarkeTorrot<br />

sowie von Kumpan aus Rheinland-Pfalz<br />

tauschen.WeitereAnbieter<br />

sollen folgen. Breyer: „Die Swobbee-<br />

Station wirdinden kommenden Jahren<br />

zu der Stromtankstelle für die<br />

Mikromobilität werden.“<br />

Greenpack war ursprünglich<br />

2015 als Entwickler standardisierter<br />

Wechsel-Akkus gegründet worden,<br />

musste aber bald Insolvenz anmelden.<br />

2017 erfolgte der Neustart mit<br />

neuen Eigentümernund den Wechselstationen<br />

als weiteres Angebot.<br />

Nunwill Greenpack darüber hinaus<br />

auch komplette, aus Motor und<br />

Akku bestehende Antriebspakete<br />

für Cargobikes anbieten. Dafür<br />

wurde im September die Zusammenarbeit<br />

mit dem baden-württembergischen<br />

E-Motorenlieferanten<br />

Heinzmann vereinbart.<br />

GREENPACK


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

▼ 13054,80 (–0,65 %)<br />

6.9.19<br />

5.12.19<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

▲ 63,39 (+0,57 %)<br />

6.9.19<br />

5.12.19<br />

Euro in US-Dollar<br />

▲ 1,1094 (+0,12 %)<br />

Solarbranche:<br />

50000 neue Jobs möglich<br />

BeieinemstärkerenAusbauderStromerzeugungausFotovoltaikkönntenbis<br />

zumJahr2040ausSichtderBranche<br />

rund50000neueJobsentstehen.Das<br />

gehtauseinerStudiederMarktforschungsfirmaEuPDResearchSustainableManagementimAuftragdesBundesverbandsSolarwirtschafthervor.<br />

Derzeitgibtesdemnachrund24000direktBeschäftigteinderFotovoltaikbranche.Indiesersindindenvergangenen<br />

JahrenTausendeJobsabgebautworden.<br />

Daslagvorallemanderzunehmenden<br />

KonkurrenzausAsienbeiderFertigung<br />

vonSolarprodukten.DiegroßeKoalition<br />

hatteangekündigt,Solarstromstärker<br />

auszubauen.Dabeigehtesauchum<br />

eineweitereFörderung.(dpa)<br />

6.9.19<br />

Stand der Daten: 05.12.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Quelle<br />

5.12.19<br />

Boeings Chefingenieur<br />

John Hamilton tritt ab<br />

Gewinner<br />

aus DAX und MDAX vom 05.12. zum Vortag<br />

Siltronic NA 82,44 +4,06 WWWWWWWWWWW<br />

MTUAero Engines 259,10<br />

+2,41 WWWWWWW<br />

ProSiebenSat.1 13,95 +2,16 WWWWWW<br />

Hugo Boss NA 42,50 +1,19 WWWW<br />

MorphoSys 116,10 +1,13 WWWW<br />

RTLGroup 42,10 +1,10 WWWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 05.12. zumVortag<br />

Knorr-Bremse 86,01 WWWWWWW –2,47<br />

Hella 48,36 WWWWWW –2,03<br />

Siemens NA 116,14 WWWWW –1,53<br />

Beiersdorf 103,90 WWWW –1,38<br />

Kion Group 59,72 WWWW –1,26<br />

Grand City Prop. 20,54 WWWW –1,25<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 05.12. ±% z. 04.12.<br />

Euro Stoxx 50(EU) –0,32<br />

3733/2909 3648,13<br />

CAC 40 (FR) + 0,03<br />

5967/4556 5801,55<br />

S&P UK (UK) – 0,69<br />

1562/1323 1439,29<br />

RTS (RU) +0,03<br />

1488/1033 1430,39<br />

IBEX (ES) –0,30<br />

9588/8286 9243,40<br />

Dow Jones (US) +0,12<br />

28175/21713 27683,12<br />

Bovespa (BR) +0,94<br />

110844/83892110824,80<br />

Nikkei (JP) +0,71<br />

23608/18949 23300,09<br />

Hang Seng (HK) +0,55<br />

30280/24897 26206,64<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,51<br />

1657/1395 1602,29<br />

Edel- und NE-Metalle<br />

Barren &Münzen in € Ankauf Verkauf<br />

(Endkundenpreise) 05.12. 05.12.<br />

Gold (10 g) 423,0 451,5<br />

Gold (1 oz) 1321,5 1377,4<br />

Gold (100 g) 4235,0 4402,5<br />

Gold (250 g) 10589,0 10974,0<br />

Silber (1 kg) 479,5 640,1<br />

Platin (100 g) 2514,0 3271,3<br />

Austr.Nugget (1 oz) 1319,5 1388,0<br />

Britannia (1 oz) 1319,0 1392,0<br />

Krügerrand (1/4 oz) 329,5 372,5<br />

Krügerrand (1/2 oz) 659,5 721,5<br />

Krügerrand (1 oz) 1320,0 1406,0<br />

Maple Leaf (1/4 oz) 329,5 369,5<br />

Maple Leaf (1/2 oz) 659,5 723,2<br />

Maple Leaf (1 oz) 1319,5 1394,0<br />

Philharmoniker (1 oz) 1319,5 1398,0<br />

Quelle Edelmetalle: Degussa Goldhandel GmbH.<br />

Die An- und Verkaufspreise gelten für sehr gut erhaltene Stücke.<br />

NE-Metalle in €/100 kg 05.12. 04.12.<br />

Blei in Kabeln 198,75 199,71<br />

Kupfer (DEL-Notiz) 536,29 534,30<br />

Messing MS 63/37 528,00 527,00<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />

Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Ein Tanker mit 80 000Tonnen Rohöl aus Russland an Bord wirdvon Schlepperninden Seehafen Rostock bugsiert.<br />

Die größten Ölkonzerne<br />

Förderung 2018 in Millionen Barrel<br />

pro Tag(1Barrel =159 Liter)<br />

Aramco (Saudi-Arabien)<br />

Rosneft (Russland)<br />

4,22<br />

KPC (Kuwait)<br />

3,41<br />

NIOC (Iran)<br />

3,26<br />

CNPC (China)<br />

2,98<br />

ExxonMobil (USA)<br />

2,29<br />

Petrobras (Brasilien)<br />

1,99<br />

ADNOC (V.A.E.)<br />

1,97<br />

Chevron (USA)<br />

1,83<br />

Pemex (Mexiko)<br />

1,81<br />

10,96<br />

Ölkonzern Aramco<br />

Anteil 2017 in Prozent<br />

Aramco exportiert Rohöl nach …<br />

Asien<br />

68,5%<br />

Nettogewinn<br />

in Milliarden US-Dollar<br />

2017 76 2018 111<br />

USA<br />

14,1%<br />

Nordwest-<br />

Europa<br />

5,5%<br />

nuten entspricht. Dennoch wird der<br />

Konzern sein Verspätungsproblem<br />

nicht über Nacht loswerden.<br />

„Es wirdnicht in zwei, drei Jahren<br />

alles perfekt“, hatte Bahnchef Richard<br />

Lutz bereits am Mittwoch die<br />

Erwartungen gedämpft. „Das wird<br />

eine Generationenaufgabe.“ Allerdings<br />

stehen dem Staatskonzern für<br />

die Zukunft erheblich mehr Mittel für<br />

Investitionen zur Verfügung. 2019<br />

war in diesem Zusammenhang ein<br />

Jahr mit wichtigen Weichenstellungen.<br />

Je nach Betrachtungsweise und<br />

Berechnungsgrundlage kann der<br />

Konzern imkommenden Jahrzehnt<br />

zwischen 156 und knapp 200 Milliarden<br />

Euro für Ausbau und Erhalt des<br />

Schienennetzes ausgeben. Die am<br />

Mittwochabend vonBund und Bahn<br />

unterzeichnete Leistungs- und Fi-<br />

Mittelmeerraum<br />

5,6%<br />

Sonstige 6,3%<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: OFFSHORE-TECHNOLOGY.COM, DPA, ARAMCO,AFP<br />

Ziel verfehlt<br />

Bahn erreicht erneut Pünktlichkeitsquotenicht, sieht sich aber gutgerüstetfür den Weihnachtsverkehr<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Die Bahn sieht sich gut gerüstet –<br />

zumindest für die unmittelbar<br />

bevorstehenden Herausforderungen.<br />

„Wir glauben, dass wir auf den<br />

großen Weihnachtsverkehr optimal<br />

vorbereitet sind“, sagte Bahn-Infrastrukturvorstand<br />

Ronald Pofalla. Allerdings<br />

musste er auch einräumen,<br />

dass der Staatskonzern eines seiner<br />

großen Ziele im laufenden Jahr wohl<br />

verfehlen wird. Die Bahn hatte sich<br />

vorgenommen, dass 76,5 Prozent aller<br />

Fernzüge pünktlich sein sollten.<br />

Pünktlich heißt in diesem Zusammenhang:<br />

weniger als sechs Minuten<br />

zu spät. Im günstigsten Fall seien<br />

noch 76 Prozent zu erreichen.<br />

2020 will die Bahn bei der Pünktlichkeit<br />

78 Prozent erreichen. Pofalla<br />

Zank ums Öl<br />

Saudi-Arabien will die Förderkürzungender Opec verlängern. Russland dreht hingegen den Hahn auf<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Selten gab es voreinem Treffen<br />

der Opec so widersprüchliche<br />

Einschätzungen über das Geschäft<br />

mit dem Erdöl. Unmittelbar<br />

vor Beginn der Verhandlungen<br />

in Wien deutete vieles darauf hin,dass<br />

die voreinem Jahr beschlossenen Förderkürzungen<br />

erst einmal verlängert<br />

werden–auchumeinengroßenKrach<br />

zu verhindern.<br />

Am Donnerstag trafen sich zunächst<br />

die Vertreter der 14 Opec-Staaten.<br />

Am Freitag soll im Format Opec+<br />

weiterdiskutiert werden – dann sitzt<br />

aucheinerussischeDelegationmitam<br />

Tisch. Aber schon vorher schrieben<br />

Branchenkenner dem neuen saudiarabischenÖlministerPrinzAbdulasis<br />

binSalmandieHauptrollezu.Eristder<br />

Halbbruder des mächtigenKronprinzen<br />

Mohammed bin Salman. Der renommierte<br />

Analyst Christophe Barraudetwamutmaßt,dassderPrinzdas<br />

Treffen zum ganz großen Auftritt und<br />

zu einer Machtdemonstration nutzen<br />

könnte. Schließlich steht der Börsengang<br />

der staatlichen Ölgesellschaft<br />

Saudi Aramco unmittelbar bevor.Von<br />

einem erfolgreichen Debüt am Kapitalmarkt<br />

hängt viel ab.<br />

Die Saudis haben injüngster Zeit<br />

mehrfach deutlich gemacht, dass ihnen<br />

die aktuellen Undiszipliniertheiten<br />

gar nicht gefallen. Voreinem Jahr<br />

wurdebeschlossen,dieFörderungum<br />

1,2 Millionen Fass (à 159 Liter)zusenken.<br />

DieVereinbarung gilt offiziell bis<br />

Ende März 2020. Doch viele Staaten<br />

haltensichnicht daran.Hauptsünder<br />

ist Russland. Die Rohölgewinnung ist<br />

dort am Anschlag, denn der Staat<br />

braucht das Geld aus dem Geschäft<br />

mitdem Rohstoff dringend.<br />

Um das Überangebot auf dem<br />

Weltmarkt einzudämmen, hat sich<br />

Saudi-Arabien stärker beschränkt, als<br />

es eigentlich muss. Nun könnte Ölprinz<br />

bin Salman damit drohen, wieder<br />

mehr Pumpen laufen zu lassen –<br />

was den Preisfür denfossilen Energieträger<br />

und damitauchfür Benzin und<br />

Diesel drücken würde.<br />

Seit Monaten dümpelt die NotierungderfürEuropamaßgeblichenReferenzsorte<br />

um die Markevon 60 Euro<br />

proFass herum. Dashat den Autofahrern<br />

und den Betreibern von Ölheizungen<br />

seit August ungewöhnlich stabile<br />

und günstige Preise beschert. Sie<br />

lagen nach Berechnungen des Internetportals<br />

Clever Tanken im November<br />

mit 1,37 Euro für Super E10im<br />

Schnitt um 14 Cent und mit 1,25 Euro<br />

fürDiesel sogarum17Cent unterden<br />

Werten des Vorjahresmonats.<br />

Es könnte sogar noch billiger werden.<br />

Denn die InternationaleEnergieagentur<br />

(IEA) erwartet, dass im ersten<br />

Halbjahr 2020 pro Tag nur noch 28,3<br />

Millionen Fass Opec-Öl benötigt werden,<br />

um den globalen Bedarf zudecken.<br />

DasKartell hataber laut Finanznachrichtendienst<br />

Bloomberg in den<br />

vergangenen Monaten im Schnitt<br />

knapp 30 Millionen Fass gefördert.<br />

DeshalbstelltsichdieFrage,wannund<br />

erwartet eine „deutliche Verbesserung“.<br />

Grund für die Zuversicht sind<br />

die beiden sogenannten „Plankorridore“,<br />

die im kommenden Jahr eingerichtet<br />

werden sollen –rund um<br />

Hamburg und zwischen Nürnberg<br />

und Würzburg. Darunter ist ein spezielles<br />

Management des Verkehrs auf<br />

besonders hoch belasteten Streckenabschnitten<br />

zu verstehen.<br />

Nach Konzernangaben sind mit<br />

den ersten beiden dieser Korridore–<br />

zwischen Köln und Dortmund sowie<br />

Fulda und Mannheim –beachtliche<br />

Verbesserungen erzielt worden. So<br />

habe man auf dem Streckenabschnitt<br />

in NRW durch eine bessere<br />

Steuerung des Verkehrs seit November<br />

2018 rund6000 Zugverspätungen<br />

im Fernverkehr vermeiden können –<br />

was pro Fahrt imSchnitt sieben Mi-<br />

FOTO: BERND WÜSTNECK/PICTURE ALLIANCE/DPA<br />

wiestarkgekürztwerdenmuss,umdie<br />

Preise stabil zuhalten. Die Lesart der<br />

Opec-Experten ist indes eine andere.<br />

Sieerwarten, dass die Nachfrage deutlich<br />

höher liegenwirdals vonder IEA<br />

prognostiziert – deren Annahmen<br />

eine Abschwächung der globalen<br />

Wirtschaftsleistung zugrunde liegt.<br />

Hinzu kommt, dass das reale Output-<br />

Plus in Ländern außerhalb der Opec<br />

als relativ gering eingeschätzt wird.<br />

Eine wichtige Rolle spielen dabei die<br />

USA, wo mit der umweltschädlichen<br />

Frackingmethode immermehr Öl gewonnen<br />

wird. Im September wurde<br />

ein Rekordwert von 17,5 Millionen<br />

Fass pro Tag geschafft, ein Plus zum<br />

Vorjahr von1,3 Millionen Fass.<br />

Die USA sind damit dank neuartiger<br />

Fördertechniken mit deutlichem<br />

Abstand Ölstaat Nummer eins. Doch<br />

nicht nur Opec-Experten, sondern<br />

auch Manageraus der Branchegehen<br />

davon aus, dass sich das Wachstum<br />

dort bald deutlich abschwächenwird.<br />

Beim Fracking sprudelt es aus vielen<br />

Quellenschonnach einigen Monaten<br />

erheblich dürftiger. Rentabilitätsuntergrenzen<br />

werden dann sehr<br />

schnell erreicht und die Bohrlöcher<br />

dicht gemacht. Branchenriesen wie<br />

Exxon Mobil und Shell wollen allerdings<br />

in Texas und NewMexico sogar<br />

nochverstärkt bohren. DasRohstoffhandelshaus<br />

Vitol erwartet, dass sich<br />

die US-Ölproduktion bis Ende 2020<br />

noch einmalum700000 Fass proTag<br />

erhöhen wird. Das istimmer noch ein<br />

gehöriges Plus,aber ein geringeres als<br />

zuvor.<br />

nanzierungsvereinbarung hat ein<br />

Volumen von 86,2 Milliarden Euro:<br />

Geld, das ausschließlich für die Sanierungen<br />

der bestehenden Infrastruktur<br />

bestimmt ist. Für 2020 hat<br />

die Bahn bereits Bauaufträge mit<br />

einem Volumen von 9 Milliarden<br />

Euro vergeben.<br />

Offen ist noch, wie es mit den Ticketpreisen<br />

im kommenden Jahr<br />

weitergeht. Hintergrund ist, dass Teile<br />

des schwarz-roten Klimapakets,<br />

darunter auch die für Anfang Januar<br />

geplante Senkung der Mehrwertsteuer<br />

auf Fernverkehrstickets, derzeit<br />

im Vermittlungsausschuss festhängen.<br />

Bei einer Einigung bis zum<br />

20. September könnte die Mehrwertsteuersenkung<br />

noch zu Jahresbeginn<br />

in Kraft treten. Beider Bahn wachsen<br />

jedoch die Zweifel, dass es so kommt.<br />

Boeing muss bei den Bemühungen um<br />

eine Wiederzulassung des Unglücksfliegers<br />

737 Maxkünftig ohne eine der<br />

wichtigsten Führungskräfte auskommen.<br />

John Hamilton, der Chefingenieur<br />

der Verkehrsflugzeugsparte,verabschiedet<br />

sich mitten in der Krise in<br />

den Ruhestand. Dasteilte der Konzern<br />

den Mitarbeiternineinem internen<br />

Memo mit. Hamilton war erst im Frühjahr<br />

mit dem Krisenmanagement nach<br />

den beiden verheerenden 737-Max-<br />

Abstürzenbetraut worden, bei denen<br />

2018 und 2019 insgesamt 346 Menschen<br />

starben. Er stand bei den Anhörungen<br />

zu den Hintergründen der Unglücke,die<br />

zu Startverboten für Boeings<br />

bestverkauften Flieger führten, im<br />

US-Kongress an der Seite vonVorstandschef<br />

Muilenburg. (dpa)<br />

Monsanto finanzierte<br />

verdeckt Glyphosat-Studien<br />

Glyphosatkommtmeistvor der Aussaat<br />

zum Einsatz. FOTO: STEVEN LÜDTKE/PICTURE ALLIANCE<br />

Dieheutige Bayer-Tochter Monsanto<br />

hat voreinigen Jahren zwei deutsche<br />

Glyphosat-Studien mitfinanziert,<br />

ohne dies kenntlich zu machen.<br />

So eine verdeckte Einflussnahme<br />

auf die Debatte über den Unkrautvernichter<br />

sei „inakzeptabel“,<br />

teilte Lobbycontrol mit. Es geht um<br />

zwei Studien des Gießener Instituts<br />

für Agribusiness,indenen Glyphosat<br />

als wichtig für die Landwirtschaft<br />

dargestellt wird: Ohne ihn würden<br />

Milliardenverluste drohen, so die<br />

Autoren. Dieeine Studie stammt aus<br />

dem Jahr 2011, die andereist von<br />

2015. DieUS-Firma wurde 2018 von<br />

Bayergeschluckt. DieAgrarchemie-<br />

Zentrale vonBayer in Monheim bestätigte,dass<br />

die Studien vonMonsanto<br />

mitfinanziertwurden. Für die<br />

Aussagekraft der Untersuchungen<br />

hatte dies nach Ansicht der Firma<br />

aber keine Folgen. (dpa)<br />

Abnahmemenge<br />

in Liter<br />

HEIZÖLPREISE<br />

Durchschnittspreis<br />

je 100 LiterinEuro<br />

(in Klammern Vorwoche)<br />

1000 73,19 (73,88)<br />

3000 68,45 (69,29)<br />

5000 66,84 (67,67)<br />

10 000 65,40 (66,19)<br />

15 000 64,94 (65,68)<br />

incl. MWSt., frei Haus an Abladestelle,<br />

Quelle: www.dieter-maeder.de<br />

Preisermittlung 5.12.2019


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8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Hamas<br />

ZITAT<br />

Israel-Hass mitten<br />

in Berlin<br />

Andreas Kopietz<br />

über einen unhaltbaren Zustand in<br />

der Hauptstadt.<br />

Berlin wird das Antisemitismus-Problem<br />

nicht los. Wieder einmal dürfen<br />

Anhänger der islamistischen Terrororganisation<br />

Hamas in Berlin eine Werbeveranstaltung<br />

organisieren. Am Sonnabend<br />

werden hochrangige Funktionäre in einem<br />

Veranstaltungssaal in Moabit eine<br />

Konferenz abhalten, zum scheinheiligen<br />

Thema „Palästinenser in Europa“.<br />

DieHamas hat in ihrer Charta die Zerstörung<br />

des Staates Israel und die Vernichtung<br />

der Juden zum Ziel. Mankann es<br />

dort nachlesen. Sie hat unzählige Menschenleben<br />

auf dem Gewissen. In Europa<br />

ist sie deshalb zu Recht als Terrororganisation<br />

eingestuft. Sie tritt daher in<br />

Deutschland nicht offen auf, sondern<br />

lässt Stellvertreter-Organisationen ihre<br />

Propaganda verbreiten.<br />

Zur Hamas-Konferenz am Sonnabend<br />

in Moabit erklärtdie Polizei, derzeit lägen<br />

keine Anhaltspunkte vor, „die auf einen<br />

unfriedlichen Verlauf der Veranstaltung<br />

hindeuten“ würden. Es handelt sich eben<br />

um keine Demonstration, sondern um<br />

eine Saalveranstaltung, die nicht unter<br />

das Versammlungsrecht fällt. Ungestört<br />

werden also hochrangige Hamas-Aktivisten<br />

ihren Hass auf Juden verbreiten dürfen.<br />

So war das schon vor vier Jahren, als<br />

Hamas-Anhänger eine Konferenz abhalten<br />

durften –mitten in der ehemaligen<br />

„Reichshauptstadt“ Berlin.<br />

In dieser Stadt verbrennen Demonstranten<br />

Israelfahnen und den Davidstern.<br />

In dieser Stadt gibt es jeden Tagantisemitische<br />

Übergriffe oder Beleidigungen. In<br />

dieser Stadt hätten um ein Haar antisemitische<br />

Rapper am Brandenburger Torauftreten<br />

können. DerSenat bekam in letzter<br />

Minute Wind davon und verbot das Spektakel.<br />

Juden fühlen sich nicht mehr sicher.<br />

Es ist unerträglich.<br />

Grüne<br />

Cem Özdemir gehört<br />

in die erste Reihe<br />

Markus Decker<br />

findet, dass der Schwabe<br />

einen guten Minister abgäbe.<br />

Wenn Baden-Württembergs grüner<br />

Ministerpräsident Winfried<br />

Kretschmann seinen Landsmann und<br />

Parteifreund Cem Özdemir kanzlerfähig<br />

nennt, dann will er damit nicht sagen,<br />

dass der 53-Jährige tatsächlich Kanzlerkandidat<br />

werden soll. Es handelt sich um<br />

einen Ausdruck der Wertschätzung. Ihm<br />

gehe es darum, „dass wir den CemÖzdemir<br />

auf dem Radar haben“, sagt der 71-<br />

Jährige. Bei der letzten Wahl des Fraktionsvorstandes<br />

ist der Schwabe Cem Özdemir<br />

dem Bayern Anton Hofreiter unterlegen.<br />

Das ist Demokratie.<br />

Kretschmann möchte seinerseits über<br />

2021 hinaus weitermachen. Aktuell sind<br />

also sämtliche Karrierepfade in Berlin<br />

wie in Stuttgartverstopft.<br />

Gleichwohl bleibt Özdemir einer der<br />

Stärksten, den die Grünen aufzubieten<br />

haben. Underhat das Fundament gelegt,<br />

auf dem die neue Parteiführung aufbauen<br />

kann. Zwar gilt auch in der Ökopartei<br />

letztlich: „Wenn jeder an sich<br />

denkt, ist an alle gedacht.“ Hinter den<br />

Vorsitzenden dürfte ein Hauen und Stechen<br />

um die anderen Plätzeinjener Bundesregierung<br />

einsetzen, der die Grünen<br />

ab spätestens 2021 vermutlich angehören<br />

werden. Aber gemessen an der Leistungsfähigkeit<br />

ist Özdemir ein Kandidat<br />

für ein Ministeramt.<br />

CemÖzdemir könnte jenen Posten bekleiden,<br />

den die Grünen bisher noch nirgends<br />

hatten und den Kretschmann genannt<br />

hat –den des Innenministers. Da<br />

könnte er für Mühen und Freuden der Integration<br />

ebenso stehen wie für den<br />

glaubwürdigen Kampf gegen Islamismus<br />

und Linksextremismus einerseits und<br />

Rechtsextremismus andererseits. Eswäre<br />

ein Gewinn. Für alle.<br />

„Fridays for Future“- Nikolaus<br />

Die Zeiten, in denen Emmanuel<br />

Macron alles auf verblüffend<br />

spielerische Weise zu gelingen<br />

schien, sind vorbei. Der 41-Jährige,der<br />

einen rasanten Aufstieg hinlegte und<br />

Frankreichs jüngster Staatschef seit Napoleon<br />

ist, wollte so vieles anders und besser machen<br />

als seine Vorgänger,umsein Land zu modernisieren.<br />

Nun steht er doch vor einer ähnlichen<br />

Ablehnung wie vor ihm François Hollande<br />

oder Nicolas Sarkozy, dessen Reformprojekte<br />

ebenfalls blockiert wurden. Sie gaben<br />

häufig nach.WaswirdMacron tun?<br />

Die Protestbewegung der „Gelbwesten“,<br />

die sich vor einem Jahr an hohen Lebenshaltungskosten<br />

und steigenden Spritpreisen entzündete,bevor<br />

sie sich zu einem allgemeinen<br />

Widerstand gegen den Präsidenten und seinen<br />

als zu unsozial empfundenen Kurs ausweitete,führte<br />

zur bisher größten Krise in seiner<br />

Amtszeit. Siezwang ihn zu sozialen Zugeständnissen<br />

und einer Änderung seines Stils,<br />

hin zu mehr Dialog und Zuhören.<br />

Der Widerstand gegen seine Rentenreformdroht<br />

ihn nun noch stärker unter Druck<br />

zu setzen. Denn er hat Mitglieder aus vielen<br />

verschiedenen Berufsgruppen gegen sich.<br />

Sie befürchten Abzüge bei der Pension oder<br />

einen späteren Renteneintritt. Die Abwehrfront<br />

reicht von Justizbeamten, über Lehrer<br />

bis zu den Angestellten der Krankenhäuser,<br />

Fluggesellschaften und der Staatsbahn<br />

SNCF,die bereits deren Reform2018 massiv,<br />

aber erfolglos bekämpft hatten. Die Bahner<br />

zeigten monatelanges Durchhaltevermögen<br />

und förderten damit den Rufder Franzosen,<br />

mehr als andereNationen für ihreRechteauf<br />

die Straße zu gehen, sich als Gegenkraft zur<br />

Regierungsmacht zu verstehen. Als kompromisslose<br />

Gegenkraft: Erst wird protestiert,<br />

dann verhandelt. Nicht umgekehrt.<br />

Stellen wir uns für einen Moment vor, wie<br />

die deutsche Bildungslandschaft im Jahr<br />

2040 aussieht. 90 Prozent eines Jahrgangs<br />

machen das Abitur. Das Handwerk sucht<br />

verzweifelt nach Auszubildenden und startet<br />

eine Werbekampagne auf deutschen Hochschulcampi.<br />

Die durchschnittliche Abiturnote<br />

liegt bei 1,06 –inBayern bei 2,0, in den<br />

15 anderen Bundesländern bei 1,0. Da auf<br />

dieser Basis ein rationales Zulassungsverfahren<br />

nicht möglich ist, werden alle Studienplätzeverlost.<br />

DasWort„Zentralabitur“ steht<br />

auf der schwarzenListe der Bundesprüfstelle<br />

für respektlosen und unangemessenen Umgang<br />

mit der deutschen Sprache und darföffentlich<br />

nicht mehr verwendet werden.<br />

In einem Festakt erinnert Wissenschaftsminister<br />

Jan Böhmermann daran, dass vor<br />

zwanzig Jahren der „Länderstaatsvertrag für<br />

gute Bildung“ abgeschlossen wurde. Nur der<br />

Freistaat Bayern bleibt der Feier fern, weil er<br />

das Abitur der anderen 15 Bundesländer ohnehin<br />

nicht mehr anerkennt. Minister Böhmermann<br />

präsentiert eine 500 Seiten lange<br />

Publikation zum Thema „Vorläufige Annäherung<br />

an erste Vorüberlegungen zu einer Vorstudie<br />

zum Thema ‚nationale Bildungsstandards‘.<br />

Siewirdals Durchbruch auf dem Weg<br />

zu einer einheitlicheren Schulpolitik gefeiert.<br />

Die Hochschulrektorenkonferenz stellt den<br />

Antrag, die Regelstudienzeit im Bachelor von<br />

sechs auf zehn Semester zu verlängern, weil<br />

man mehr Zeit für Brückenkurse benötigt,<br />

um den Studienanfängerndie erforderlichen<br />

Basiskompetenzen zu vermitteln.<br />

Frankreich<br />

Riskante<br />

Reform<br />

Birgit Holzer<br />

meint, dass die Kompromisslosigkeit der Franzosen und die<br />

Ungeduld ihres Staatspräsidenten eine ungute Mischung sind.<br />

KOLUMNE<br />

Bildungsrat<br />

und<br />

föderale Misere<br />

Peter-André Alt<br />

Präsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />

Satire? Übertreibung? Fast zwei Jahrelang<br />

redeten die Bundesregierung und die Länder<br />

über den Nationalen Bildungsrat, den zu<br />

schaffen die große Koalition angekündigt<br />

hatte. Ersollte durch eine Kombination aus<br />

wissenschaftlicher Expertise und politischer<br />

Verantwortung für mehr „Transparenz, Qualität<br />

und Vergleichbarkeit im Bildungswesen“<br />

sorgen. Die Länder taten sich von Beginn<br />

an mit dieser Idee schwer. Sie pochten<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

DerStreiktag am Donnerstag war vermutlich<br />

nur der Auftakt einer größeren Sozialbewegung<br />

mit unsicherem Ausgang. Obwohl<br />

geschlossene Schulen, Zug- und Flugausfälle<br />

den Alltag der Menschen spürbar stören, unterstützen<br />

viele den Widerstand. Schon andere<br />

Regierungen sind am Versuch gescheitert,<br />

das französische Rentensystem zu reformieren<br />

und sein hohes Defizit zu verringern.<br />

Macron, der sein Image auf seinem Reformmut<br />

aufgebaut hat, kann sich ein Zurückweichen<br />

kaum erlauben.<br />

Bereits im Wahlkampf hatte er versprochen,<br />

die 42 einzelnen Kassen in ein einziges<br />

einheitliches Punktesystem zu überführen.<br />

In Frankreich werden die Rentenansprüche<br />

verschiedener Berufsgruppen unterschiedlich<br />

errechnet. Manche wie jene bei der<br />

SNCF oder der Pariser Nahverkehrsbetriebe<br />

RATP haben Sonder-Konditionen, an denen<br />

sie festhalten. Demaktuellen System fehlt es<br />

an Fairness,während Gegner der Reformargumentieren,<br />

auch bei einem Punktesystem<br />

werden bestehende Ungerechtigkeiten in<br />

der Rente nur verlängert: Wer wenig verdient,<br />

zahlt vergleichsweise wenig ein und<br />

erhält entsprechend geringe Pensionszahlungen.<br />

Mit seinem Renten-Rundumschlag geht<br />

Macron ein riskantes Unterfangen ein, aber<br />

seine Courage ist ihm zugute zu halten. Tatsächlich<br />

wenden wenige Länder innerhalb<br />

der OECD einen so hohen Anteil ihrer Wirtschaftsleistung<br />

für die Rente auf wie Frankreich,<br />

wo die Menschen relativ früh – im<br />

Schnitt mit 60,8 Jahren –inden Ruhestand<br />

gehen. Einhoch verschuldetes System lastet<br />

auf den nachfolgenden Generationen. Doch<br />

Argumente dringen in der Debatte kaum<br />

durch: Die Menschen haben Angst und kein<br />

Vertrauenindie Regierung, der sie Sozialabbau<br />

vorwerfen.<br />

Dasliegt auch an Macrons Art, seine Reformen<br />

und deren Notwendigkeit zu erklären –<br />

oder eben oft auch nicht. Zu ungeduldig will<br />

er die „Umwandlung“ des Landes vorantreiben.<br />

Die Regierung hat bereits angekündigt,<br />

sich Zeit für Verhandlungen mit den Sozialpartnern<br />

nehmen, diese miteinbeziehen zu<br />

wollen. Ob sie das aufkommende Grollen so<br />

noch besänftigen kann, erscheint ungewiss.<br />

Es dürfte ein hartes Kräftemessen bevorstehen.<br />

Weresgewinnt, ist offen. VieleVerlierer<br />

stehen schon fest: Es sind die Menschen in<br />

Frankreich, wo in der nächsten Zeit Busse und<br />

Bahnen nicht mehr fahren, Flieger am Boden<br />

bleiben und Müll nicht abgeholt wird. Dem<br />

Land droht die Blockade.<br />

auf ihre dezentrale Zuständigkeit bei Schule<br />

und Hochschule. Mit dem Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung stritten sie<br />

seit eineinhalb Jahren um die Verteilung der<br />

Plätze indem ungeliebten Gremium. Nachdem<br />

BayernsMinisterpräsident Söder in der<br />

letzten Woche den Ausstieg aus dem Projekt<br />

verkündet hat, ist unwahrscheinlich, dass es<br />

überhaupt noch realisiert werden kann. An<br />

seiner Stelle setzen manche jetzt auf einen<br />

Staatsvertrag, der Ziele für eine länderübergreifende<br />

Bildungspolitik festschreiben soll.<br />

Für die Einrichtung eines Nationalen Bildungsrats<br />

gibt es gerade angesichts der Befunde<br />

der neuen Pisa-Studie gute Gründe.<br />

Seine Agenda darfnicht auf Themen wie das<br />

Zentralabitur verengt werden. Vier Felder<br />

müsste er bearbeiten: Schule,berufliche Bildung,<br />

Hochschule und Weiterbildung. Hier<br />

geht es um die Ermittlung künftiger Bedarfszahlen,<br />

die Übergänge zwischen einzelnen<br />

Bildungsbereichen, um Kompetenzprofile<br />

und Qualifizierungswege.<br />

In einem Nationalen Rat würden Experten<br />

und Politiker miteinander an einem unserer<br />

wichtigsten Zukunftsthemen arbeiten.<br />

Die Kultusministerkonferenz wird dadurch<br />

nicht überflüssig, wohl aber in ihren zentralen<br />

Aufgaben unterstützt. Die jetzt im Raum<br />

stehende Lösung überzeugt kaum. Ein<br />

Staatsvertrag, der Ziele festschreibt, ohne<br />

Strukturen zu schaffen, die sie umsetzen,<br />

bleibt letzthin wirkungslos. Aber man muss<br />

zweifeln, ob die Länder zu einer gemeinsamen<br />

Initiativenochfähig sind.<br />

„Es gibt<br />

unendlich<br />

viele richtige<br />

Leben<br />

im falschen.“<br />

Joachim Gauck, früherer Bundespräsident,<br />

erklärt imStern-Interview, dass er mit dem Satz<br />

vonTheodor W. Adorno, wonach es kein richtiges Leben<br />

im falschen gebe, nichts anfangen kann.<br />

AUSLESE<br />

Die GroKo und ihre<br />

sieben Leben<br />

Die SPD und die große Koalition beschäftigt<br />

die Kommentatoren. „Die<br />

GroKo ist wie eine Katze: Sie hat offenbar<br />

sieben Leben“, schreiben die Nürnberger<br />

Nachrichten.„Kevin Kühnert erweist sich<br />

nun nicht mehr als Hardliner,sondernals<br />

überraschend pragmatisch bis wendig. Er<br />

will SPD-Vize werden –und blickt realistisch<br />

auf die unverändert heikle Konstellation<br />

für die Sozialdemokraten: Steigen<br />

sie aus, droht der Absturz indie Bedeutungslosigkeit.<br />

Gemäß Münteferings<br />

Spruch ‚Opposition ist Mist‘ lautet das<br />

neue Credo auch der Parteilinken: lieber<br />

versuchen, der GroKo wieder Leben mit<br />

neuen Inhalten einzuhauchen. “<br />

„Mit der Abkehr von ihrer Maximalforderung<br />

zeigen Esken und Walter-Borjans<br />

auch, dass sie nicht vorhaben, die Partei<br />

strikt von oben nach unten zu regieren“,<br />

meint die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>. „Der Fall<br />

zeigt zugleich, dass eine Partei wiedie SPD<br />

keine Angst voreiner Mitgliederbefragung<br />

haben sollte:Werdie Basis über Richtungsweisendes<br />

abstimmen lässt, kann den Zusammenhalt<br />

zwischen den Rändern stärken.“<br />

Die Südwest Presse kritisiert den<br />

Zickzackkurs der Partei: „Es hat genau 70<br />

Stunden gebraucht, bis die rote Revolte abgesagt<br />

war. Das ist selbst für die SPD ein<br />

Rekord“, heißt es dort. „Ein Satz wie ‚Die<br />

GroKohat keine Zukunft‘weckt ... ziemlich<br />

klareErwartungen.Wenndiese Erwartungen<br />

jetzt enttäuscht werden, dann könnte<br />

es nicht nur für Esken und Walter-Borjans<br />

schwierig werden.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Wiegeht es weiter mit<br />

der Märchenhütte im<br />

Monbijoupark?<br />

Seite 10<br />

Zu wenig Engagement: Die Umweltsenatorin wird für ihre Klimapolitik kritisiert Seite 12<br />

Pendelnde Mediziner: Ein <strong>Berliner</strong> Arzt praktiziert in Guben Seite 16<br />

Stadtbild<br />

Qualität<br />

und Qual<br />

Susanne Dübber<br />

hatte eine wohltuende<br />

Begegnung.<br />

Manchmal komme ich innerlich<br />

beseelt von einem beruflichen<br />

Termin. So ging es mir neulich nach<br />

dem Interview mit Jazzsängerin<br />

Uschi Brüning. Ihre Lebensweisheiten<br />

begleiten mich seitdem in<br />

schwierigen Zeiten.<br />

Wir saßen im Café Einstein in<br />

Mitte diszipliniert bei Selters,<br />

schwatzen über ihre Autobiografie<br />

„Sowie ich“ (Ullstein, 20 Euro). Beim<br />

Blick in die Runde schmunzelten wir<br />

über schmale Männer vorriesengroßen<br />

Käsetortestücken und betrachteten<br />

dabei das Leben und die lange<br />

Karriereder 72-Jährigen.<br />

Sie arbeitete als Justizangestellte,<br />

als sie sich 1970 entschloss,aus ihrer<br />

Leidenschaft fürs Singen einen richtigen<br />

Beruf zumachen. Der ernährt<br />

sie bis heute. Zurzeit ist sie in<br />

Deutschland auf Lesereise mit ihrem<br />

Buch. Lukas Natschinski unterstützt<br />

sie musikalisch, sie touren mit ihrem<br />

Programm „Herzenslieder“, Stephan<br />

König am Klavier, durch die Lande.<br />

Auf Jazz-Radio hört man regelmäßig<br />

ihre lakonischen und melancholischen<br />

Songs.<br />

„Am Abend mancher Tage, da<br />

wirft man alles hin“ ,erklingt es da.<br />

Mir erzählt sie, dass sie niemals aufgibt.<br />

Daskann ich mir nicht so recht<br />

vorstellen, stahlhart erscheint sie<br />

mir nicht, eher kommt sie freundlich<br />

und ruhig daher. „Das Durchhalten<br />

habe ich von meiner Mutter“, sagt<br />

sie und erzählt, wie sich diese als Alleinerziehende<br />

von zwei Töchtern<br />

durchschlug: „Weil unsere Väter<br />

kaum oder gar nicht Unterhalt zahlten,<br />

kamenVergnügungen nur selten<br />

infrage. Aber wir sangen viel miteinander.“<br />

Als die Mutter, Kaffee- und<br />

Kaltmamsell in Leipzig, eine Auszeit<br />

brauchte, mussten die Kinder ins<br />

Heim. Für Uschi Brüning eine<br />

furchtbare Zeit. „Weil ich wegwollte,<br />

zurück zu meiner Mutter, es aber<br />

nicht durfte,fand ich für mich einen<br />

Ausweg. Ich sang, dann ging es mir<br />

besser.“ Uschi Brünings Überlebensexlixier<br />

war und ist das Singen.<br />

Wasgibt meinem Leben Halt, wo<br />

kann ich Freude auch in schwierigen<br />

Zeiten empfinden, überlege ich und<br />

finde viel. Dasist hilfreich.<br />

Als aus der Enge in dem kleinen<br />

Land DDR 1989 die große weite Welt<br />

wurde, erinnert sie sich: „Da tat ich<br />

mich schwer.“ Säle blieben leer,<br />

stattdessen stieg die Wohnungsmiete<br />

in Höhe von 79Euro auf das<br />

Zehnfache. Zäh arbeitete sie lange<br />

am Wiederaufstieg. „Qualität kommt<br />

von Qual“, sagt sie und wir müssen<br />

beide spontan ziemlich lachen.<br />

„Aufgeben ist nicht“, belehrt sie<br />

mich energisch. „Auch die kleinen<br />

Möglichkeiten müssen genutzt werden.<br />

Man darf sich nicht zu schade<br />

sein.“ Da hat sie recht, kann ich nur<br />

bestätigen. Hinfallen, aufstehen,<br />

Krone richten, weitergehen...<br />

Die Zeit der Enttäuschungen ist<br />

für Uschi Brüning lange vorbei. Bei<br />

„Herzenslieder“ singt sie „Deinen<br />

Namen, ich halte ihn fest“ –einer ihrer<br />

größten Hits. 1972 präsentierte<br />

sie ihn zum ersten Mal. Im Publikum<br />

sitzen oft Menschen, die sie damals<br />

schon hörten. „Dass ich ihnen etwas<br />

geben kann, das vergangen ist,<br />

macht mich glücklich, es ist das<br />

Kostbarste.“ Geben ist seliger denn<br />

nehmen –auch der Spruch ist wahr.<br />

Immer nach oben: Die Mieten sind in Berlin in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.<br />

Mehrheit will den Mietendeckel<br />

Umfrage: <strong>Berliner</strong> haben hohe Erwartungen an den Preisstopp –und halten die Einführung für richtig<br />

VonUlrich Paul<br />

Während Vertreter der<br />

Immobilienbranche<br />

und der Bauwirtschaft<br />

vordem Mietendeckel<br />

warnen, setzt eine Mehrheit der <strong>Berliner</strong><br />

hohe Erwartungen auf den<br />

Preisstopp. 61Prozent der <strong>Berliner</strong><br />

halten den Mietendeckel für eine<br />

sinnvolle Maßnahme,umfür Entlastung<br />

auf dem Wohnungsmarkt zu<br />

sorgen. Das ist das Ergebnis einer<br />

Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Forsa im Auftrag der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. 32 Prozent halten die<br />

geplante Regelung nicht für sinnvoll.<br />

Forsa befragte vom 21. bis 28. November<br />

1006 <strong>Berliner</strong>. Die Umfrage<br />

gilt als repräsentativ.<br />

Im Ostteil der Stadt ist der Anteil<br />

der Menschen besonders hoch, die<br />

auf den Mietendeckel bauen. Mit 66<br />

Prozent stufen dort zwei Drittel der<br />

Bürger den Preisstopp als sinnvoll<br />

ein. Im Westteil sind es 58 Prozent.<br />

Der Mietendeckel sieht vor, dass<br />

die Mieten in Berlin für fünf Jahreauf<br />

dem Stand vom18. Juni 2019 weitgehend<br />

eingefroren werden. Außerdem<br />

werden Mietobergrenzen eingeführt,<br />

die je nach Baualter und<br />

Ausstattung der Wohnungen differieren.<br />

Für Wohnungen, deren Mieten<br />

deutlich über den Obergrenzen<br />

liegen, sollen Mieter einen Anspruch<br />

auf Absenkung erhalten.<br />

2,5 Milliarden Euro Entlastung<br />

Nachdem der Senat den Gesetzentwurf<br />

zum Mietendeckel beschlossen<br />

hat, steht jetzt die Beratung im Abgeordnetenhaus<br />

an. Das Parlament<br />

muss das Gesetz beschließen. Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin<br />

Lompscher (Linke) erwartet, dass<br />

die Regelung ab Mitte Februar in<br />

Kraft treten kann. DieEntlastung der<br />

Mieter wird auf 2,5 Milliarden Euro<br />

geschätzt.<br />

Die meisten Unterstützer des<br />

Mietendeckels finden sich laut<br />

Forsa-Umfrage bei den Anhängern<br />

der Linken. 86 Prozent von ihnen<br />

halten die Regelung für richtig. Unter<br />

den Anhängern der SPD stufen 73<br />

Prozent den Mietendeckel als sinnvoll<br />

ein. Bei den Unterstützern der<br />

Grünen sind es 65 Prozent. Einanderes<br />

Bild zeigt sich bei den Wählern<br />

Mietendeckel<br />

Ist der Mietendeckel eine sinnvolle<br />

Maßnahme, um für Entlastung auf dem<br />

Wohnungsmarkt in Berlin zu sorgen?<br />

Ja Nein<br />

insgesamt<br />

Ost-<br />

Teil<br />

West-<br />

Teil<br />

Anhänger der<br />

SPD<br />

Linke<br />

Grünen<br />

CDU<br />

FDP<br />

AfD<br />

8%<br />

32%<br />

27%<br />

21%<br />

24%<br />

an 100 Prozent fehlende =„weiß nicht“<br />

61%<br />

35% 58%<br />

31%<br />

31%<br />

40%<br />

66%<br />

73%<br />

65%<br />

66%<br />

59%<br />

69%<br />

86%<br />

Meinungen zum Mietendeckel<br />

Halten Sie es für richtig, dass der <strong>Berliner</strong> Senat den Mietendeckel einführen möchte,<br />

obwohl es rechtliche Bedenken gibt, dass dies zulässig ist?<br />

Ja<br />

61%<br />

der Opposition. Die Anhänger von<br />

CDU, FDP und AfD sind mehrheitlich<br />

gegen den Mietendeckel, doch<br />

stufen immerhin 40 Prozent der AfD-<br />

Unterstützer die Regelung als sinnvoll<br />

ein. BeiCDU und FDP sind es jeweils<br />

31 Prozent.<br />

Die politische Initiative für den<br />

Mietendeckel geht auf die SPD zurück.<br />

Zunächst hatte der Jurist Peter<br />

Weber aus dem Wohnungsamt Pankow<br />

Ende vergangenen Jahres in einem<br />

Aufsatz für eine Fachzeitschrift<br />

festgestellt, dass das Land Berlin die<br />

Kompetenz für einen öffentlichrechtlichen<br />

Preisdeckel habe. Dann<br />

Auswirkungen des Mietendeckels<br />

Kann der Mietendeckel dazu beitragen,<br />

dass Sie sich in den kommenden Jahren<br />

weniger Sorgen um die Mietkosten<br />

machen müssen?<br />

ja<br />

insgesamt<br />

Ost-<br />

Teil<br />

West-<br />

Teil<br />

nein<br />

28%<br />

29%<br />

27%<br />

nach<br />

Haushaltsnettoeinkommen<br />

unter<br />

1500<br />

Euro<br />

23%<br />

1500<br />

bis unter<br />

3000<br />

Euro<br />

3000<br />

Euro<br />

und mehr<br />

28%<br />

31%<br />

an 100 Prozent fehlende =„weiß nicht“<br />

67%<br />

64%<br />

69%<br />

66%<br />

64%<br />

76%<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: FORSA<br />

Nein<br />

35%<br />

weiß nicht<br />

4%<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: FORSA<br />

griff eine Gruppe SPD-Politiker um<br />

die Bundestagsabgeordnete Eva<br />

Högl die Idee auf –sogelangte sie in<br />

die Debatte. Der Mietendeckel gilt<br />

seitdem als sozialdemokratische<br />

Antwort auf die Unterstützung der<br />

Initiative Deutsche Wohnen und Co<br />

enteignen durch die Linke.<br />

Die Mieter unter den <strong>Berliner</strong>n<br />

setzen hohe Erwartungen in den<br />

Mietendeckel. Laut Forsa-Umfrage<br />

glauben 67 Prozent von ihnen, der<br />

Mietendeckel könne dazu beitragen,<br />

dass sie sich in den kommenden Jahrenweniger<br />

Sorgen um die Mietkosten<br />

machen müssen. 28 Prozent der<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

Mieter erwarten das nicht. Im Westteil<br />

derStadt glauben mit 69 Prozent<br />

der Befragten etwas mehr Menschen<br />

als im Ostteil (64 Prozent) daran,<br />

dass sie sich wegen des Mietendeckels<br />

weniger Sorgen um die Miete<br />

machen müssen. Vorallem die unter<br />

30-jährigen Mieter sowie die Geringverdiener<br />

meinen, dass der Mietendeckel<br />

ihreSorgenüberdie Mietkosten<br />

reduzieren kann. In der Gruppe<br />

der 18- bis 29-Jährigen erwarten 79<br />

Prozent der <strong>Berliner</strong> eine finanzielle<br />

Entlastung, bei den 30- bis 44-Jährigen<br />

sind es 61 Prozent. Bei den 45-<br />

bis 59-Jährigen sowie bei den <strong>Berliner</strong>n,<br />

die 60 Jahre und älter sind, erwarten<br />

jeweils 65 Prozent der Befragten,<br />

dass sie sich weniger Sorgen um<br />

die Mietkosten machen müssen.<br />

Juristisches Neuland<br />

Mitder Höhe des Einkommens sinkt<br />

der Anteil der Personen, die erwarten,<br />

dass sie sich wegen des Preisdeckels<br />

weniger Sorgen um die Mietkosten<br />

machen müssen. Während<br />

von <strong>Berliner</strong>n mit einem monatlichen<br />

Haushaltsnettoeinkommen<br />

unter 1500 Euro 76 Prozent solche<br />

Entlastung erwarten, sind es bei <strong>Berliner</strong>n<br />

mit einem Einkommen ab<br />

3000 Euro nur noch 64 Prozent.<br />

Berlin betritt mit dem Mietendeckel<br />

juristisches Neuland. Unter Gutachtern<br />

ist umstritten, ob das Land<br />

befugt ist, einen eigenen Preisdeckel<br />

zu erlassen –und ob Bestimmungen<br />

wie die geplante Absenkung von<br />

Mieten, die als überhöht eingestuft<br />

werden, zulässig sind. Es könnte deswegen<br />

sein, dass die Regelung vor<br />

Gerichtgekippt wird. Laut Forsa hält<br />

dennoch eine Mehrheit von 61Prozent<br />

die Entscheidung des Senats für<br />

richtig, den Mietendeckel einzuführen.<br />

Im Ostteil ist der Anteil mit 66<br />

Prozent etwas höher als im Westteil<br />

der Stadt mit 58 Prozent. Unter den<br />

Sympathisanten von Rot-Rot-Grün<br />

halten zwischen 68 Prozent (bei den<br />

Grünen) und 84 Prozent (bei den<br />

Linken) das Vorgehen für richtig. Die<br />

Unterstützer der Opposition sind<br />

mehrheitlich anderer Meinung. UnterAfD-Anhängernhalten<br />

allerdings<br />

noch 48 Prozent die Einführung des<br />

Deckels für richtig. Bei den Unterstützern<br />

derCDU sind es 26 Prozent,<br />

beidenen derFDP 31 Prozent.<br />

NACHRICHTEN<br />

Grüne wollen City-Maut und<br />

höhere Parkgebühren<br />

Die<strong>Berliner</strong> Grünen wollen beim<br />

Klimaschutz eine „deutliche<br />

Schippe drauflegen“ und „radikal<br />

handeln“. In einem am Donnerstag<br />

vorgestellten Antrag für einen Parteitag<br />

am Sonnabend listet die Parteispitzedazu<br />

mehrereDutzend<br />

Maßnahmen auf, darunter eine<br />

City-Maut, eine Ausweitung der<br />

Parkraumbewirtschaftung und höherePreise<br />

für das Anwohnerparken.<br />

„Dauerhaft wollen wir autofreie<br />

Kieze,autofreie Straßen und<br />

bis 2030 die Innenstadt zu einer<br />

Null-Emissions-Zone umgestalten,<br />

in der kein Fahrzeug mitVerbrennungsmotor<br />

fahren darf“, heißt es<br />

in dem Papier weiter.Nochradikaler<br />

als die Parteispitzewill die<br />

GrüneJugend vorgehen. In zwei<br />

Änderungsanträgen fordertsie,die<br />

<strong>Berliner</strong> Innenstadt bis 2030 zu einer<br />

Null-Emissions-Zone umzugestalten,<br />

in der keine privaten Autos<br />

mehr fahren dürfen. Bis2030 solle<br />

der motorisierte Individualverkehr<br />

„aus Berlin verschwinden“. Davon<br />

wärenetwa auch E-Autos betroffen.<br />

(dpa)<br />

<strong>Berliner</strong> Forscherin erhält<br />

bedeutenden Leibniz-Preis<br />

Die<strong>Berliner</strong> Sinologin Dagmar<br />

Schäfer gehörtzuden bundesweit<br />

zehn Wissenschaftlern, die den<br />

Leibniz-Preis 2020 erhalten. Das<br />

teilte die Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

am Donnerstag mit.<br />

Miteinem Preisgeld vonje2,5 Millionen<br />

Euro,zuverwenden für die<br />

Forschung, ist es der bedeutendste<br />

deutsche Forschungsförderpreis –<br />

fast dreimal so hoch dotiertwie der<br />

Nobelpreis.Dagmar Schäfer erhält<br />

den Preis für ihre„bahnbrechenden<br />

Beiträge zu einer umfassenden,<br />

globalen und vergleichenden<br />

Geschichte vonTechnik und Wissenschaft“.<br />

Die1968 in Adenau geborene<br />

Professorinist seit 2013 Direktorin<br />

im Max-Planck-Institut für<br />

Wissenschaftsgeschichte in Berlin<br />

und lehrtander TU. Dieanderen<br />

Preise gehen nach München, Düsseldorf,<br />

Jena, Göttingen, Dortmund,<br />

Freiburgund Konstanz.<br />

(har.)<br />

Hakenkreuz und Parole in<br />

Döner-Imbiss geschmiert<br />

In einen Döner-Imbiss in der Koppenstraße<br />

in Friedrichshain ist am<br />

Mittwoch eingebrochen worden.<br />

Unbekannte hatten an einer Wand<br />

ein Hakenkreuz sowie das Wort<br />

„Raus“ geschmiert. Der46-jährige<br />

Besitzer des Imbisses hatte die<br />

Schmierereien entdeckt und die<br />

Polizei gerufen. DasGeschäft wird<br />

derzeit umgebaut. DerStaatsschutz<br />

ermittelt. (ls.)<br />

Blick in den Döner-Imbiss, beschmiert<br />

mit Nazi-Parolen und Hakenkreuz ERIC RICHARD


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Sozialsenatorin ElkeBreitenbach (Linke) im Café der Gitschiner Straße 15. „Wir sind Suchende“, sagt Breitenbach über die Herausforderung,Obdachlose im Winter vor der Kälte zu schützen.<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Auf der Suche nach dem richtigen Konzept<br />

Um ObdachloseimWintervor derKältezuschützen, setzt die Sozialverwaltung in diesem Jahr auf eine „Wärmehalle“ –die allerdings nur Platz für 30 Personen bietet<br />

VonAnnika Leister<br />

Jürgen Horn stößt die weiße Tür<br />

auf. Dahinter: ein Raum, vielleicht<br />

knapp 20 Quadratmeter<br />

groß. Auf einem schwarzen<br />

Ecksofa und mehreren Sesseln liegen<br />

und sitzen junge Männer,unterhalten<br />

sich leise oder schlafen, die<br />

Jacken über den Kopf gezogen. Es<br />

sind zwölf Männer –und der Raum<br />

ist damit voll, jeder Sitzplatz belegt.<br />

„Mit einer Halle hat das wenig zu<br />

tun“, sagt Horn,der seit zehn Jahren<br />

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Morgen präsentiert sich<br />

Ihnen in dieser <strong>Zeitung</strong>:<br />

Leiter des Kulturzentrums in der Gitschiner<br />

Straße 15 ist.<br />

Trotzdem soll dieser Raum zusammen<br />

mit einem weiteren, der<br />

ebenso klein ist, die von der Senatssozialverwaltung<br />

groß angekündigte<br />

„Warte- und Wärmehalle“ sein. Ein<br />

neues Projekt, das eine Trendwende<br />

markieren soll im Umgang Berlins<br />

mit Obdachlosen im Winter. Bisher<br />

bietet die <strong>Berliner</strong> Kältehilfe rund<br />

1200 Schlafplätzefür Obdachlose an<br />

– vor allem in Unterkünften von<br />

kirchlichen Trägern, Sozialverbänden<br />

oder Vereinen. Dort aber gibt es<br />

Regeln: Es sind keine Hunde erlaubt,<br />

es dürfen kein Alkohol und keine<br />

Drogen konsumiert werden. Viele<br />

Menschen, die auf der Straße leben,<br />

schreckt das ab. Sie bleiben lieber<br />

draußen –und laufen so Gefahr zu<br />

erfrieren.<br />

Für sie öffnete Berlin als besonders<br />

niedrigschwelliges Angebot in<br />

den kalten Monaten bisher lediglich<br />

ausgewählte U-Bahnhöfe. Zuletzt<br />

waren es die U-Bahnhöfe Lichtenberg<br />

und Moritzplatz. In jedem Jahr<br />

aber hagelte es von vielen Seiten<br />

scharfe Kritik: Die Situation sei unangenehm<br />

für Passanten, schwierig<br />

für BVG-Sicherheitskräfte, das<br />

Schlafen auf Beton und die Unterbringung<br />

ohne Toiletten eine unmenschliche<br />

Behandlung für die<br />

Obdachlosen.<br />

In der Gitschiner Straße soll sich<br />

das grundlegend ändern. Hier setzen<br />

sich Horns Kollegen und Mitglieder<br />

der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

Heilig Kreuz-Passion schon seit langem<br />

für Obdachlose und Arme ein.<br />

Im Café im Erdgeschoss sitzen heute<br />

ein gutes Dutzend Männer und<br />

Frauen. Sie sind nicht zwangsweise<br />

obdachlos, manche hier haben einfach<br />

sehr wenig Geld oder sind einsam.<br />

Als Mittagessen gibt es Nudeln<br />

mit Carbonara, 1,40 Euro eine große<br />

Portion –bezahlen müssen nur die,<br />

die auch zahlen können. Auf dem<br />

Tresen steht ein Teller mit Weihnachtsplätzchen,<br />

daneben einWeihnachtsbaum<br />

mit leuchtendem<br />

Schmuck. An allen Wänden im ganzen<br />

Haus hängen von den Besuchernselbst<br />

gemalte Bilder.<br />

Die Grundeinstellung in der Gitschiner<br />

15: Es soll keine Barrieren,<br />

keine Schwellen geben, jeder ist willkommen.<br />

Jeder wird hier gleichbehandelt.<br />

Und: Jeder hier hat Stärken,<br />

man muss sie nur fördern. In den unterschiedlichen<br />

Räumen des Hauses<br />

findet man unter anderem: mehrere<br />

Musikzimmer, eines mit einem Flügel<br />

darin. Eine Fahrradwerkstatt, in<br />

der Obdachlose und Arbeitslose<br />

Räder reparieren. EinSozialbüro, das<br />

jedem offen steht. Im ganzen Haus<br />

„Hier passen maximal 30 Leute<br />

zum Schlafen rein,<br />

mehr nicht. Mit einer Halle<br />

hat das wenig zu tun.“<br />

Jürgen Horn, Leiter des Kulturzentrums Gitschiner 15 in Kreuzberg<br />

finden immer wieder Mal- und<br />

Kunstkurse statt.<br />

Ein wildes Konzept, das auch die<br />

Grenzen zwischen Reich und Arm<br />

sprengen, das Rotarier mit Obdachlosen<br />

an einen Tisch bringen will –<br />

und das genau deswegen schlecht in<br />

bürokratische Fördertöpfe passt.<br />

Dashat auch die absurde Folge,dass<br />

das Kulturprojekt vom <strong>Berliner</strong> Senat<br />

nicht gefördert wird –obwohl,<br />

wie Pfarrer Peter Storck am Donnerstag<br />

erzählt, man zahlreiche Anträge<br />

gestellt hat. Jetzt braucht ausgerechnet<br />

dieser Senat die Hilfe der Kirche<br />

und des Kulturprojekts – und die<br />

springen hilfsbereit ein.<br />

Am Abend werden aus den beiden<br />

Mehrzweckräumen die leichten<br />

Möbel rausgeräumt und Isomatten<br />

auf dem Boden ausgebreitet.Vonder<br />

Sozialgenossenschaft Karuna sollen<br />

die Obdachlosen personalisierte<br />

Schlafsäcke erhalten.<br />

Schon jetzt aber ist klar:Wird das<br />

Konzept vonden Betroffenen gut angenommen,<br />

wirdder Platz nicht ausreichen.<br />

Maximal 30 Menschen können<br />

in der Gitschiner 15 schlafen, sagt<br />

Horn. Imvergangenen Jahr sammelten<br />

sich bis zu 40 Obdachlose an einem<br />

Abend auf nur einem von zwei<br />

Kältebahnhöfen, sagt eine Sprecherin<br />

der BVG. Ob sie denWegbis in die Gitschiner<br />

Straße finden werden, wird<br />

sich zeigen müssen. DieBVG wirbt jedenfalls<br />

schon jetzt auf ihren Bahnhöfen<br />

mit Plakaten für die neue Unterkunft.<br />

Auch die Sicherheitsmitarbeiter<br />

sind geschult, sie sollen Obdachlose<br />

nachts informieren.<br />

Jürgen Horn und Pfarrer Peter<br />

Storck hätten es gerne gesehen,<br />

wenn zusätzlich auch die Kältebahnhöfe<br />

offen gehalten würden. Natürlich<br />

sei das Angebot in der Gitschiner<br />

besser, weil mit mehr Kontakt und<br />

Hilfsmöglichkeiten verbunden.<br />

Doch wenn es kalt werde, sagt Horn,<br />

dann müsse man eben auch Bahnhöfe<br />

öffnen. „Aber dafür fehlte wohl<br />

der politische Willen.“<br />

Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />

(Linke) sieht das anders: Man wolle<br />

Obdachlose nicht in Bahnhöfen<br />

übernachten lassen.„Wir wollen den<br />

Menschen Hilfe, Unterstützung und<br />

Lebensperspektive bieten“, sagt sie<br />

bei einem Pressetermin in der Gitschiner15amDonnerstag.<br />

Doch der<br />

Bedarfauf der Straße änderesich, die<br />

Lage werde härter, die Zahl der Obdachlosen<br />

wachse offenbar. Esgebe<br />

viele Ideen, der Situation zu begegnen.<br />

Und doch immer wieder auch<br />

die Feststellung: Manche Menschen<br />

wollen nicht in eine Unterkunft gebracht<br />

werden –und Selbstbestimmung,<br />

auch wenn sie in solchen Fällen<br />

lebensgefährlich sein kann, ist<br />

ihr gutes Recht. Bisher habe sich kein<br />

Konzept bewährt, man müsse weiter<br />

testen.„Wir sind alle Suchende“, sagt<br />

Breitenbach. Und: „Alles ist besser<br />

als Stillstand.“<br />

Annika Leister<br />

empfiehlt einen Besuch in<br />

der Gitschiner 15.<br />

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute<br />

Den beliebten Märchenhütten und dem Theater im Monbijoupark droht der endgültige Abriss<br />

VonMargarethe Gallersdörfer<br />

Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD)<br />

hat ernst gemacht und den Märchenhütten<br />

im Monbijoupark eine<br />

Nutzungsuntersagung und Beseitigungsanordnung<br />

zum Abbau der<br />

„Wilhelm und Jacob“-Hütten zugestellt.<br />

Bei einem Pressegespräch am<br />

Mittwoch las einer der Schauspieler,<br />

Tobi Schulze, die Anordnung vorPublikum<br />

vor.<br />

Ob sie wirklich das sofortige Ende<br />

für die Märchenhütten im Monbijouparkbedeutet,<br />

ist allerdings noch<br />

unklar. Zwar ist ihr eigentlich innerhalb<br />

von dreiTagen Folge zu leisten,<br />

die Betreiber der Märchenhütten<br />

planen aber, vor dem Verwaltungsgericht<br />

gegen den Bescheid vorzugehen.<br />

Noch glaubt Betreiber Christian<br />

Schulz daran, dass die Märchenhütten<br />

die Spielzeit wie geplant bis Ende<br />

Dezember laufen lassen können.<br />

Die Zustellung der Nutzungsuntersagung<br />

ist nur die jüngste Zuspitzung<br />

von Querelen zwischen den<br />

Theaterbetreibern und dem Bezirk<br />

um die Märchenhütten und das<br />

Monbijoutheater.<br />

Schon im Frühjahr hatte die Bezirksverordnetenversammlung<br />

Mitte dem Monbijou-Theater und<br />

damit auch den Märchenhütten die<br />

Genehmigung für die erneute Nutzung<br />

des Areals gegenüber vom<br />

Bode-Museum im Monbijoupark<br />

untersagt. Theater gespielt wurde<br />

dort im Sommer trotzdem, allerdings<br />

voneiner Gruppe,die sich vom<br />

Original-Monbijou-Theater abgespaltet<br />

hatte.<br />

Die Märchenhütten hatten am<br />

22. November wie jeden Winter seit<br />

13 Jahren Premieregefeiert, trotz der<br />

fehlenden Erlaubnis und trotz einer<br />

rechtsverbindlichen Mitteilung von<br />

Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD)<br />

kurzvorher,dass das Theaterspielen<br />

im Park nicht möglich sei. Die Begründungen,<br />

die gegen den Theaterbetrieb<br />

im Park angeführt werden,<br />

Bald abgerissen? Noch stehen die Jacob- und Wilhelmhütten.<br />

ANDREAS KLUG<br />

sind durchaus unterschiedlich:<br />

Während die Bezirksverordnetenversammlung<br />

im Frühjahr angeführt<br />

habe, die Flächen nur noch an gemeinnützige<br />

Träger vergeben zu<br />

wollen, hatte Gothe dem RBB bezüglich<br />

der Märchenhütten Ende November<br />

erklärt, es handele sich beim<br />

Monbijoupark umeine Grünanlage<br />

mit einem Bebauungsplan, der das<br />

auch festsetze. In der Vergangenheit<br />

seien die Hütten geduldet worden,<br />

aber es sei seit diesem Frühjahr klar<br />

gewesen, dass diese Duldung nicht<br />

verlängert werde. Zur erneuten Nutzungsuntersagung<br />

teilte Gothe mit:<br />

„Dem Eigentümer der Märchenhütten<br />

wurde zu keinem Zeitpunkt in<br />

Aussicht gestellt, die Märchenhütten<br />

weiter betreiben zu können.“<br />

Christian Schulz hatte bereits vergangene<br />

Woche angekündigt, die<br />

Spielzeit der Märchenhütten, die regulär<br />

bis Ende Februarandauert, um<br />

zwei Monate zu verkürzen. „Wir haben<br />

einen gültigen Mietvertrag für<br />

das Areal, der Theaterbetrieb ist<br />

beim Gewerbeamt ordnungsgemäß<br />

angezeigt, die Hütten sind geprüft<br />

und brandsicher –trotzdem werden<br />

uns nur Steine in den Weg gelegt“,<br />

hieß es in einer Mitteilung der Märchenhütten<br />

und Monbijou-Theater<br />

gGmbH. „Das erfolgreichste freie<br />

Theater Berlins gibt unter diesen Bedingungen<br />

an diesem Ortauf.“<br />

Die Märchenhütte besteht aus<br />

zwei Holzhütten, die im Monbijouparkauf<br />

einem alten Bunker stehen.<br />

Die Märchenaufführungen sind bei<br />

<strong>Berliner</strong>n und Touristen äußerst beliebt.<br />

Klarheit darüber, obund wie<br />

lang sie nun tatsächlich noch bleiben<br />

dürfen, könnte es bereits am<br />

heutigen Freitag geben. Betreiber<br />

Christian Schulz hat vor dem Verwaltungsgericht<br />

Einspruch gegen<br />

die Schreiben des Baustadtrats eingelegt.<br />

Er ist sich sicher, viele Unterstützer<br />

zu haben:„Ich kann selbstbewusst<br />

sagen: Die <strong>Berliner</strong> wollen die<br />

Märchenhütte behalten.“


Prominente Unterstützung für LaVita:<br />

Der Gesundheitssaft feiert Geburtstag<br />

Seit 1999 konzentriert man sich bei LaVita auf nur ein einziges Produkt. Was mit der<br />

Vision der Eishockey-Legende Gerd Truntschka begann, ist heute eine außergewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte.<br />

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kleine Köche<br />

–Superhelden<br />

essen clever!<br />

Von Christian Rieder<br />

Gesundheit, Konzentration und Leistung<br />

durch die richtige Ernährung<br />

zu beeinflussen und zu optimieren –das faszinierte<br />

Gerd Truntschka schon als jungen<br />

Leistungssportler. Aus seinem persönlichen<br />

Bedarf heraus entstand eine Idee, die ihn<br />

nicht mehr los ließ: Ein Produkt zu schaffen,<br />

das für Jung und Alt gleichermaßen geeignet<br />

ist und die Eigenschaften möglichst<br />

vieler natürlicher Lebensmittel bündelt und<br />

so alle wichtigen Vitalstoffe, also Vitamine<br />

und Spurenelemente, aber auch Enzyme,<br />

Aminosäuren, L-Carnitin und wertvolle sekundäre<br />

Pflanzenstoffe liefert. „Eine gesunde<br />

und ausgewogene Ernährung und damit<br />

eine gute Versorgung ist für uns alle wichtig.<br />

Denn jede Zelle unseres Körpers ist darauf<br />

angewiesen, dass sie mit allen wichtigen<br />

Stoffen versorgt wird. Nur so werden bestmögliche<br />

Bedingungen für den ganzen Organismus<br />

und damit für unsere Gesundheit<br />

und Leistungsfähigkeit* geschaffen“, erklärt<br />

Truntschka. „Meine Vision war es, all das in<br />

einem natürlichen, einfachen aber wissenschaftlich<br />

fundierten Produkt zu bündeln.<br />

Ein Produkt für alle sozusagen.“<br />

LaVita optimiert die tägliche Ernährung<br />

–für einen gesunden Organismus*<br />

1999 noch als Geheimtipp gehandelt, wuchs<br />

die Fangemeinde des Naturprodukts durch<br />

Empfehlungen in Freundes- und Fachkreisen<br />

rasant.„Wiralle wissen, wie eine gesundeErnährunginder<br />

Theorie auszusehen hat. Doch<br />

der Alltag sieht anders aus: Schnelle Imbisse<br />

und industrielle Fertiggerichte dominieren<br />

oft den Speiseplan. Schätzungsweise rund<br />

70 Prozent aller aufgenommenen Kalorien<br />

sind sogenannte „leere Kalorien“ –sie liefern<br />

praktisch nur Energie und Fette, aber<br />

kaum Vitamine und Spurenelemente“, so<br />

Truntschka. Beim Verzehr vonObst und Gemüse<br />

liegen die Deutschen in der Tat unter<br />

der Mindestempfehlung der Ernährungsgesellschaften<br />

vonfünf Portionen am Tag. Körperliche<br />

und psychische Belastungen –durch<br />

Stress, Diäten, Medikamenteneinnahme, Umweltgifte,<br />

Alkohol und Nikotin –können den<br />

täglichen Bedarf weiter erhöhen. LaVita bietet<br />

eine einfache und praktische Lösung, umdie<br />

tägliche Ernährung zu optimieren.<br />

Begeisterte Kunden undExperten<br />

„Wie wichtig diese tägliche Optimierung für<br />

viele Menschen ist, zeigen die begeisterten<br />

Rückmeldungen unserer Kunden, die LaVita<br />

seit 20 Jahrentäglicherhält. Für michist es ein<br />

tolles Gefühl, einen Beitrag für Gesundheit,<br />

Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit* vieler<br />

Menschen zu leisten“, so Truntschka. Auch<br />

in Expertenkreisen ist LaVita ein anerkanntes<br />

und bewährtes Produkt für die Optimierung<br />

der täglichen Ernährung. Denn der Alltag ist<br />

ja bekanntermaßen ein schlechter Koch.<br />

Seine Vision hat alle überzeugt: Wissenschaft, Fachwelt, Kunden. Der Ernährungspionier<br />

Gerd Truntschka leitet mit seiner Frau Silke das niederbayerische Familienunternehmen<br />

LaVita.<br />

Foto: LaVita<br />

*DIEWIRKUNGENDER VITAL-<br />

STOFFE IN LAVITA<br />

Bei den im Text beschriebenen Vitalstoffen<br />

handelt es sich um folgende Vitamine<br />

und Spurenelemente mit diesen wissenschaftlichanerkannten<br />

Wirkungen:<br />

1)<br />

Immunsystem: Das Immunsystem<br />

wird von Eisen, Zink, Kupfer, Selen,<br />

Vitamin Dund Vitamin Cunterstützt.<br />

2)<br />

Weniger Müdigkeit: Eisen, Magnesium,<br />

Niacin, Vitamin C und die<br />

B-Vitamine B2, B12 sowie B6 tragen<br />

zur Verringerung von Müdigkeit und<br />

Ermüdung bei.<br />

3)<br />

Konzentrationsfähigkeit: Eisen, Jod<br />

und Zinkunterstützendie normale kognitive<br />

Funktion.<br />

4)<br />

Herz-Kreislauf: Vitamin B1 trägt zur<br />

normalen Herzfunktion bei. Vitamin C<br />

unterstützt eine normale Funktion der<br />

Blutgefäße.<br />

5)<br />

Blutzuckerspiegel: Chrom hilft bei<br />

der Aufrechterhaltung eines normalen<br />

Blutzuckerspiegels.<br />

6)<br />

Knochen und Gelenke: Vitamin D,<br />

Vitamin Kund Mangan versorgen die<br />

Knochen, Vitamin C unterstützt die<br />

normale Kollagenbildung für eine normale<br />

Knorpelfunktion.<br />

7)<br />

Haut,Haare, Nägel: Biotin und Zink<br />

tragen zur Erhaltung normaler Haut bei.<br />

Kupfer hilft bei der Erhaltung des normalen<br />

Bindegewebes. Selen und Zink<br />

versorgen außerdem Haare und Nägel.<br />

Weitere Wirkungen auf www.lavita.de<br />

LAVITA – INFOSUND WIRKUNGEN<br />

** Prof.Dr. W. Mosgölleretal..:NeuroendocrinologyLetters,Vol. 36 No.4,2015<br />

„DIESES PRODUKT<br />

ISTEINZIGARTIG“<br />

Roger Eisen, Buchautor,<br />

Präventions- und Anti-<br />

Aging-Experte<br />

„Die Rezeptur vonLaVitavereint in einer<br />

einzigartigen, intelligenten Weise die Erkenntnisse<br />

aus Ernährungswissenschaft,<br />

Kräuterkunde und der Lehre über die<br />

Vitalstoffe, also Vitamine und Spurenelemente.<br />

Eine große Studie** hat belegt,<br />

dass die Vitamine und Spurenelemente<br />

vom Körper hervorragend aufgenommen<br />

werden. Die Ergebnisse beweisen<br />

eindrucksvoll, dass das Produktkonzept<br />

perfekt funktioniert.“<br />

ANWENDUNG<br />

1-2 mal täglich 1Esslöffel LaVita<br />

(10 ml) in ein Glas Wasser ren, fertig. Eine 500-ml-Flasche<br />

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LaVita enthält 50 Portionen.<br />

LaVita ist aufgrund der Frische<br />

ausschließlich beim Hersteller erhältlich.<br />

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Beratung: 0871 /972 170<br />

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und samstags von 9-14 Uhr)<br />

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LaVita kommt in den Zellen an –das belegte<br />

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Die Vitamine und Spurenelemente in<br />

LaVita werden vom Körper hervorragend<br />

aufgenommen und für den Wirkort –die<br />

Zellen –verfügbar gemacht.<br />

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Die umfassende Versorgung der Zellen mit<br />

allen wichtigen Vitaminen und Spurenelementen<br />

erklärtdas breiteWirkungsspektrum<br />

vonLaVita auf die verschiedenenFunktionen<br />

unseres Körpers. Soprofitieren Immunsystem<br />

1 ,Leistungs- 2 und Konzentrationsfähigkeit<br />

3 genauso wie das Herz-Kreislauf-System<br />

4 ,der Blutzuckerspiegel 5 ,Knochen und<br />

Gelenke 6 sowie Haut, Haare und Nägel 7 .<br />

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das alles ganz natürlich ohne Zusatzstoffe<br />

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Die Basis bilden Obst, Gemüse und<br />

Kräuter. Dazu kommen wertvolle Zutaten<br />

wie pflanzliche Öle, Aloe Vera, milchsauer<br />

vergorene Gemüsesäfte, Grüner Tee und<br />

Mate-Extrakt. Nur durch deren schonende<br />

Verarbeitung gelang es, ein Produkt zu entwickeln,<br />

das nicht nur alle wichtigen Vitamine<br />

und Spurenelemente enthält, sondern<br />

auch tausende wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe,<br />

Enzyme, Aminosäuren oder die<br />

Vitaminoide Carnitin und Coenzym Q10.<br />

Zum Teil werden diese durch die natürlich<br />

flüssige Form bereits über die Mundschleimhaut<br />

aufgenommen.<br />

Nach dem Vorbild der Natur<br />

„Durch diese einzigartige Rezeptur liefert<br />

LaVita alle wichtigen Vitamine und Spurenelemente<br />

in ihrem natürlichen Umfeld.<br />

Vitamine und Spurenelemente brauchen<br />

sich gegenseitig, um vom Körper<br />

gut verstoffwechselt zu werden. Wenn Sie<br />

einen Apfel essen, nehmen Sie ja auch<br />

nicht nur ein Vitamin zu sich. LaVita<br />

nutzt diese Synergieeffektewie unser Körper<br />

sie seit Jahrmillionen kennt“, so Truntschka<br />

über seine Philosophie.<br />

Gerd Truntschkas Konzept scheint aufgegangen<br />

zusein. Sein ganzheitlicher Ansatz<br />

–alle Vitamine und Co. aus der Natur<br />

in einem Produkt – kommt bei den<br />

Menschen an.<br />

Alles auf<br />

einem<br />

Esslöffel:<br />

LaVita liefert<br />

alle wichtigen<br />

Vitamine<br />

und Spurenelemente<br />

Nach der Erfolgsgeschichte von<br />

„Die Vitalen Acht“ präsentiert LaVita<br />

ein Kinderkochbuch mit Rezepten<br />

von Fußball-Weltmeister-Koch Holger<br />

Stromberg.<br />

„Das gemeinsame Zubereiten der<br />

Mahlzeiten ist ein Schlüssel zu einer gesünderen<br />

Ernährung“ so Herausgeber<br />

und LaVita-Gründer Gerd Truntschka<br />

über die Idee hinter dem Buch. „Unsere<br />

Obst- und Gemüsebande um Kira<br />

Karotte, Basti Pastinake und Branko<br />

Brokkoli wollen Eltern und Kinder fürs<br />

gemeinsame Kochen begeistern. Sie<br />

führen mit kindgerechtem Ernährungswissen<br />

durchs Buch und spielen imRezeptteil<br />

die Hauptrolle. Eltern erfahren<br />

im umfangreichen Ratgeber-Teil mit<br />

Beiträgen von Experten wie Jesper Juul,<br />

wie sich eine gesunde und ausgewogene<br />

Ernährung imAlltag noch besser umsetzen<br />

lässt.“<br />

Das Thema gesunde Kinderernährung<br />

liegt der Familie besonders am<br />

Herzen. Deswegen hat LaVita nach der<br />

großen Charity-Aktion mitdem Kinderbuch<br />

imletzten Jahr, in diesem Jubiläumsjahr<br />

die Fortsetzung aufgelegt, um<br />

Spendengelder für Kinder zusammeln.<br />

Der komplette Verkaufspreis (18 Euro)<br />

der LaVita-Sonderausgabe „Manege<br />

frei für kleine Köche“geht als Spende<br />

an Ernährungsprojekteder Hilfsorganisation<br />

BILD hilft e.V.„Ein Herz für<br />

Kinder“.<br />

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Bestellung unter<br />

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oder telefonisch unter<br />

0871 /972 170<br />

Große Spendenaktion<br />

Gemeinsam mit Künstlern wie Peter Kraus und<br />

Christine Neubauer für soziale Herzensprojekte<br />

Anlässlich des 20-jährigen Firmenjubiläums von<br />

LaVita entstand eine limitierte Sonderedition.<br />

Erhältlich unter www.lavita.de/20jahre Foto: LaVita<br />

Das Thema soziale Verantwortung liegt dem Unternehmerpaar<br />

Truntschka sehr am Herzen: Zum Firmenjubiläum<br />

bekamen sie prominente Unterstützung<br />

für eine limitierte Edition der LaVita-Flasche, die<br />

dem guten Zweck dient. 10 Euro pro Flasche fließen<br />

als Spende in Kinderhilfsprojekte von BILD hilft e.V.<br />

„Ein Herz fürKinder“,die u. a. Kinderkliniken, Schulen,<br />

Kindergärten oder Suppenküchen unterstützen.<br />

20 Jahre, 20 Künstler, 20 Etiketten<br />

20 Künstler haben LaVita, das Leben, interpretiert –<br />

darunter bekannte Künstler wie Francis Fulton-Smith,<br />

Harold Faltermeyer, Christine Neubauer, Elke Sommer<br />

und Suzanne von Borsody. Die sehr persönlichen,<br />

ausdrucksstarken Kunstwerke sind bis Weihnachten in<br />

limitierter Stückzahl auf den LaVita-Etiketten zu sehen<br />

und direkt beim Hersteller zukaufen. Jedes Motiv ist<br />

auf 1.000 Flaschen begrenzt.<br />

10 Euro pro Flasche gehen an Kinder in Not<br />

Der Verkaufspreis liegt bei 55 Euro pro Flasche. 10<br />

Euro davon und der Erlös aus der Versteigerung der<br />

Original-Kunstwerke gehen als Spende an die Hilfsorganisation<br />

BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“.<br />

Die exklusive Jubiläumsflasche istmit dem Wunsch-Etikett<br />

unser Geschenktipp zu Weihnachten. Weitere Informationen<br />

zur LaVita-Charity-Aktion, den Kunstwerken<br />

undeinemEinblickhinterdieKulissenderteilnehmenden<br />

20 Künstler gibt esunter www.lavita.de/20jahre<br />

Mit 80 fit fürs Leben: Peter Kraus ist einer von 20<br />

Künstlern, die für LaVita ein Etikett gestaltet haben.<br />

Der Rock´n`Roll Pionier ist zurzeit auf großer Abschieds-Tournee.<br />

Foto: Schneider-Press/Erwin Schneider


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

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Berlin<br />

Zu wenig, zu spät<br />

Umweltsenatorin muss sich im Abgeordnetenhaus heftige Kritik von Klimaaktivisten anhören. Dabei sind sich in der Analyse des Problems fast alle im Saal einig<br />

VonPeter Neumann<br />

Regine Günther muss damit<br />

leben, dass sie sich immer<br />

wieder Vorwürfe anhören<br />

muss. AmDonnerstag war<br />

es erneut so weit. Die Senatorin für<br />

Umwelt, Verkehr und Klimaschutz<br />

musste sich vonVertreternderVolksinitiative<br />

Klimanotstand Berlin heftige<br />

Kritik gefallen lassen. Luise Neumann-Cosel,<br />

eine der Sprecherinnen,<br />

richtete das Wort direkt an die<br />

Grünen-Politikerin. „Es gibt nicht<br />

nur einen Notstand beim Klima,<br />

sondern auch einen Notstand in Ihrem<br />

Haus! Das liegt daran, dass Sie<br />

nicht genug getan haben und nicht<br />

genug tun“, so die Klimaaktivistin.<br />

„Wir haben uns über die Anerkennung<br />

gefreut. Doch wir sehen<br />

nicht überall Konsens“, fasste Neumann-Cosel<br />

zusammen. Fast zweieinhalb<br />

Stunden lang wurde im Umweltausschuss<br />

über den Klimanotstand<br />

diskutiert. In der Analyse waren<br />

sich fast alle einig: Dem Klima<br />

geht es schlecht, es muss etwas getan<br />

werden –und zwar ziemlich bald.<br />

Kinder,Fische und Korallen<br />

Doch bereits darüber, welche Ziele<br />

die Landespolitik wann ansteuern<br />

sollte,war man uneins.Welche Maßnahmen<br />

die Folge wären, wurde fast<br />

gar nicht debattiert. Die Frage, wie<br />

Berlin zum Klimaschutz beitragen<br />

kann, ohne lahmgelegt zu werden,<br />

blieb ganz ausgespart. Obwohl viele<br />

DickeLuft in Mitte rund um den Fernsehturm. Wie kann Berlin das Klima schützen –ohne funktionsunfähig zu werden? Diese Frage blieb im Parlament ausgespart.<br />

Worte geäußert wurden, kamen die<br />

Aktivisten auf der einen sowie Abgeordnete<br />

und Senatsleute auf der anderen<br />

Seite nicht ins Gespräch.<br />

Dashatte auch mit unterschiedlichen<br />

Ansätzen zu tun. Jana Söller<br />

von Extinction Rebellion forderte,<br />

sich auf Emotionen einzulassen.<br />

„Wir wollen Gefühle,die wir spüren,<br />

zur Grundlage unseres Handelns<br />

machen.“ Milena Glimbovski, Chefin<br />

des Geschäfts „Original Unverpackt“<br />

und als <strong>Berliner</strong> Unternehmerin<br />

des Jahres ausgezeichnet,<br />

brachte ihren ein Jahr alten Sohn ins<br />

Spiel. Auch er werde sicher Kinder<br />

haben wollen, so die 29-Jährige.<br />

Doch wenn die Menschheit so weiter<br />

mache wie jetzt, werde sich die Atmosphärebis<br />

2100 um 3,9 Grad Celsius<br />

aufheizen –mit fatalen Folgen.<br />

Den Politikern imRaum ging es<br />

meist darum, sich oder ihre Partei<br />

ins rechte Licht zu rücken –ebenfalls<br />

als Klimaschützer. Sie bezogen sich<br />

nicht auf Kinder, Fische oder Korallen,<br />

die Opfer der Erderhitzung werden,<br />

sondern auf Beschlüsse und<br />

Programme. Frank Scholtysek (AfD)<br />

fiel etwas aus dem Rahmen, als er<br />

fragte: „Sind Sieder Auffassung, dass<br />

Alarmismus und hektischer Aktivismus<br />

der Sache dienlich sind?“<br />

Anlass der öffentlichen Anhörung<br />

im Raum 376 des Abgeordnetenhauses<br />

war die Volksinitiative Klimanotstand<br />

Berlin, die von Umweltveränden,<br />

aber auch vonGrünen und Linken-Jugend<br />

unterstützt wird. Von<br />

IMAGO IMAGES<br />

Mai bis August sammelten die Aktivisten<br />

über 43 000 Unterschriften –<br />

mehr als doppelt so viel wie gesetzlich<br />

nötig sind. „Wir fordern, dass<br />

Berlin den Klimanotstand ausruft“,<br />

sagte Moritz Ellenberg, ein weiterer<br />

Sprecher. „Wir fordern, dass Berlin<br />

seine Planung anpasst, auf Grundlage<br />

des Pariser Übereinkommens,<br />

das die Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzt.<br />

Wir fordern, dass Berlin sofort<br />

handelt, um den Treibhausgas-<br />

Ausstoß drastisch zu reduzieren.“<br />

„Vielem von dem, was hier gesagt<br />

wurde, stimme ich zu“, entgegnete<br />

Günther. Sie bekräftigte, dass der Senat<br />

am Dienstag über ihren Antrag<br />

beraten werde, eine „Klimanotlage“<br />

anzuerkennen –„Notstand“ würde zu<br />

Missverständnissen Anlass geben.<br />

„Wir wollen auf Grundlage unseres<br />

demokratischen Gemeinwesens Lösungen<br />

finden.“ Ganz oben stünde<br />

das Ziel, den Ausstoß des Treibhausgases<br />

Kohlendioxid bis 2050 im Vergleich<br />

zu 1990 um 95 Prozent zu senken,<br />

sagte die Grünen-Politikerin.<br />

Senat kommt 20 Jahrezuspät<br />

Das widerspräche nicht nur wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen, sagte Ellenberg,<br />

sondern auch dem Pariser<br />

Abkommen. Mit dem, was Günther<br />

plane, werde es „beerdigt“. Berlin<br />

müsse schon 2030 klimaneutral sein.<br />

Aber was folgt daraus? Maßnahmen<br />

müssten noch festgelegt werden,<br />

so die Senatorin vage. „Bevor<br />

man die Ziele nicht definiert hat,<br />

kann man nicht über Maßnahmen<br />

reden“, so Ellenberg. Obwohl auch<br />

er sich als „Teil der Klimabewegung“<br />

versteht, wunderte sich Michael Efler<br />

(Linke) über diese ArtvonVerweigerung.<br />

„Ob wir als Stadt in der Lage<br />

wären, so schnell klimaneutral zu<br />

werden, muss man mal durchdeklinieren“,<br />

mahnte Efler. Wie stark<br />

muss der Flugverkehr verringert<br />

werden, wie stark der Fleischkonsum?<br />

„Es hätte durchgreifende Konsequenzen.<br />

Istdas wirklich leistbar?“<br />

Gratis für Sie:<br />

Die aktuelle „digito“ jeden ersten<br />

Sonnabend imMonat inder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>!<br />

Morgen in<br />

der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong><br />

Konferenz der<br />

Israel- und Judenhasser<br />

Die Organisatoren haben Verbindungen zur Hamas<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Das erklärte Ziel der palästinensischen<br />

Terrororganisation Hamas<br />

ist die Zerstörung des Staates Israels<br />

und die Vernichtung der Juden.<br />

Doch mitten in der deutschen<br />

Hauptstadt dürfen Sympathisanten<br />

dieser Terrorgruppe am Sonnabend<br />

in Moabit eine Konferenz abhalten.<br />

Dagegen regt sich nun Widerstand.<br />

Zahlreiche Organisationen<br />

und Einzelpersonen haben einen<br />

Aufruf unterzeichnet, in dem der<br />

<strong>Berliner</strong> Senat dazu aufgefordert<br />

wird, „alle rechtlichen Mittel zu prüfen<br />

und auszuschöpfen, um Hamas-<br />

Veranstaltungen und Demonstrationen<br />

in Berlin zu verhindern“.<br />

Zu der Konferenz, die am Sonnabend<br />

von 11bis 20 Uhr ineinem<br />

Festsaal an der Wiebestraße in Moabit<br />

stattfinden soll, rufen Organisationen<br />

auf, die vom Verfassungsschutz<br />

beobachtet werden, wie das<br />

Palestinian ReturnCenter (PRC) und<br />

die Palästinensische Gemeinschaft<br />

in Deutschland (PGD).<br />

In dem viele HundertTeilnehmer<br />

fassenden Veranstaltungssaal werden<br />

laut Einladung der Veranstalter,<br />

die auf Internetplattformen geteilt<br />

wird, zahlreiche Redner aus<br />

Deutschland und dem Ausland anwesend<br />

sein – angeblich auch ein<br />

<strong>Berliner</strong> Rechtsanwalt, der in<br />

Deutschland die Interessen vonHisbollah-<br />

und Hamas-Sympathisanten<br />

vertritt.<br />

Nach Recherchen der Initiative<br />

Honestly Concerned soll unter anderemTareq<br />

Hammoud, Geschäftsführer<br />

des Palestinian Return Centers<br />

auftreten, das wegen seiner engen<br />

Verbindungen zur Hamas in Israel<br />

verboten ist. Auch andere hochrangige<br />

Aktivisten sollen auf dem Plan<br />

stehen.<br />

Das PRC, das seinen Sitz in London<br />

hat, organisiert seit 2003 seine<br />

„Konferenz der Palästinenser in Europa“<br />

–jedes Jahr in einer anderen<br />

Stadt. Laut Verfassungsschutz ist sie<br />

die zentrale Propagandaorganisation<br />

der Hamas in Europa. Wie die<br />

Behörde in ihrem jüngsten Bericht<br />

schreibt, gelten die vomPRC organisierten<br />

Konferenzen als wichtigste<br />

Propagandaveranstaltung der Hamas<br />

in Europa.<br />

Über die Palästinensische Gemeinschaft<br />

in Deutschland schrieb<br />

der <strong>Berliner</strong> Verfassungsschutz 2016,<br />

dass diese ebenfalls vorwiegend aus<br />

Hamas-Anhängern bestehe. Inzwischen<br />

ist die PGD nicht mehr im <strong>Berliner</strong><br />

Verfassungsschutzbericht ver-<br />

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Nachhaltig reisen: Mit dem<br />

Nachtzug nach Wien<br />

treten. Allerdings wird sie vom Verfassungsschutz<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

beobachtet, der die PGD als der<br />

Hamas nahe stehend ansieht.<br />

Erstunterzeichner des Aufrufs gegen<br />

die Hamas-Konferenz sind die<br />

Amadeu Antonio Stiftung, das Internationale<br />

Institut für Bildung, Sozialund<br />

Antisemitismusforschung und<br />

das American Jewish Commitee Berlin.<br />

An die Adresse des <strong>Berliner</strong> Senats<br />

gerichtet, heißt es unter anderem:<br />

„Antisemitischer und israelfeindlicher<br />

Hetze muss ein Riegel<br />

vorgeschoben werden!“<br />

Für die Polizei sei es schwierig zu<br />

überwachen, ob auf der Konferenz<br />

volksverhetzende Inhalte gepredigt<br />

werden, hieß es aus der Behörde.<br />

Denn es handele sich nicht um eine<br />

Kundgebung, die unter das Versammlungsrecht<br />

falle.<br />

Bereits 2015 konnte in Berlin eine<br />

„Konferenz der Palästinenser in Europa“<br />

stattfinden. Organisiert wurde<br />

die Hamas-Werbeveranstaltung damals<br />

ebenfalls vom Palestinian Return<br />

Center und der Palästinensischen<br />

Gemeinschaft in Deutschland.


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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Seniorin überfallen.<br />

In Buckowist am Mittwochabend<br />

eine Seniorin überfallen worden. Die<br />

75-Jährige war dabei, ihreWohnungstür<br />

in der RudowerStraße zu<br />

öffnen, als ihr vonhinten eine Jacke<br />

über den Kopf gezogen wurde.Zwei<br />

Männer entrissen ihr die Handtasche<br />

und versuchten, der Frau Ringe<br />

vonden Fingernund eine Kette vom<br />

Hals zu reißen. Dasgelang ihnen<br />

nicht. Eine Nachbarin hörte die Hilferufe<br />

der Seniorin und eilte ihr zu<br />

Hilfe.Daraufhin flüchteten die Täter<br />

mit der Handtasche.<br />

18-Jährige lebensgefährlich verletzt.<br />

Eine Jugendliche ist bei einem Unfall<br />

in Friedrichshain am Mittwoch angefahren<br />

und dabei lebensgefährlich<br />

verletzt worden. Die18-Jährige<br />

wollte die Fahrbahn des Stralauer<br />

Platzes überqueren. Sieliefen bei<br />

Grün. Miteinem Maldrehte sich die<br />

Jugendliche um, ging zurück und betrat<br />

erneut die Straße.Zudieser Zeit<br />

war die Ampel auf Rotgeschaltet.<br />

Ein61Jahrealter Mann konnte seinen<br />

Mazdanicht mehr rechtzeitig<br />

bremsen und erfasste die Schülerin.<br />

Bote bedroht und Pakete geraubt.<br />

Zwei Unbekannte haben am Mittwoch<br />

in der Bleibtreustraße in Charlottenburgden<br />

Fahrer eines DHL-<br />

Transporters überfallen. Der23-Jährige<br />

hatte die Tür des Transporters<br />

geöffnet, als er voneinem der Täter<br />

gewürgt wurde.Anschließend hielt<br />

er dem Boten ein Messer an den<br />

Hals.Ein Komplizelud derweil Pakete<br />

aus und versteckte sie in einem<br />

Sack. DieRäuber flüchteten.<br />

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Autodieb zufällig gefasst.<br />

Eine Polizeistreife hat am Mittwoch<br />

in der Weydemeyerstraße in Mitte<br />

zufällig einen Autodieb erwischt.<br />

Der20Jahrealte Mann saß in einem<br />

Auto, das er in einer Feuerwehrzufahrtgeparkt<br />

hatte.Als die Beamten<br />

in kontrollierten, stellten sie fest,<br />

dass das Auto einen Tagzuvor gestohlen<br />

worden war.Den Schraubendreher,den<br />

der Mann bei sich<br />

hatte,wurde sichergestellt. (ls.)<br />

ANNA &DIETRICH BRÜGGEMANN<br />

sind mal wieder beruflich gemeinsam<br />

unterwegs, diesmal war es aber<br />

nicht die eigene Idee der Geschwister.Dietrich<br />

Brüggemann, der Regisseur<br />

und Drehbuchautor,schrieb als<br />

Künstlerischer Leiter des Abends<br />

schon im Sommer am Textbuch für<br />

die Verleihung der Europäischen<br />

Filmpreise diesen Sonnabend im<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele. Die litauische<br />

Schauspielerin Aiste Dirziute<br />

war als Moderatorin gesetzt.<br />

Dietrich Brüggemann (Motto-T-<br />

ShirtamDonnerstag: „Niemand versteht<br />

mich“): „Aiste sollte das unbedingt<br />

machen, weil sie schon mal einen<br />

der Preise übergeben hatte und<br />

alle ihren Auftritt liebten.“ Also<br />

wurde nach einem Moderator für eines<br />

dieser üblichen gemischten Moderationsduos<br />

gesucht. „Plötzlich<br />

hörte ich die Frage: ,Wie wäre esmit<br />

deiner Schwester?‘“<br />

So eine Preisverleihung ist keine<br />

leichte Materie, weil die ritualisierte<br />

Abfolge von„Hier sind die Nominierten<br />

…Der Gewinner ist …Ich danke<br />

meiner Raumpflegerin, meinem<br />

Agenten und dem Vater meiner Mutter<br />

…“ kaum zu durchbrechen ist.<br />

Deshalb gerät eine Preisgala oft länglich.<br />

Dietrich Brüggemann will sich<br />

nur für das bewerten lassen, was er in<br />

der Hand hat:„Es gibt viele Reden, deren<br />

Zahl und Länge ich nicht beeinflussen<br />

kann. Und auch die Menge<br />

der Preise ist nicht meine Entscheidung.“<br />

Anna Brüggemann freut sich<br />

schon auf die Party nach ihrem Auftritt:„Wenn<br />

es gut gegangen ist.Wenn<br />

nicht, verkrieche ich mich.“<br />

RUBINI ZÖLLNER<br />

übt nach den anderthalb Wochen im<br />

Probenraum schon seit dem 2. Dezember<br />

auf der Bühne im Schiller-<br />

Theater, das Haus an der Bismarckstraße<br />

hat sie allerdings noch nicht<br />

eingehend besichtigt. Sie ist also bei<br />

unserem Gespräch ganz aus dem<br />

Häuschen über den Anblick der beeindruckenden<br />

Glasschliffwand von<br />

Ludwig Peter Kowalski im oberen<br />

Foyer. Am Sonnabend feiert sie Premiere<br />

als Mogli im Dschungelbuch.<br />

EinStück für Kinder,deren Elternund<br />

Omis. Zur Premiere kommen die<br />

Mutter und der Freund von Rubini.<br />

„Mein Vater besucht mit seinen 30<br />

Kinderneine andereVorstellung.“ Sie<br />

lacht selbst am lautesten über den<br />

Witz mit den 30 Kindern, denn ganz<br />

so viele sind es nicht. Wenn sie nicht<br />

gerade Theater spielt, steht Rubini<br />

mit ihrem Vater, dem Sänger Dirk<br />

Zöllner, auf der Bühne und singt im<br />

Hintergrund. Ihre Jahre im jungen<br />

Ensemble vom Friedrichstadt-Palast<br />

Sportliches Pensum<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Rubini Zöllner wird im<br />

„Dschungelbuch“ von der Tussizu<br />

Mogli. Die Brüggemanns wuppen<br />

den Europäischen Filmpreis. Das<br />

Medienboard bittet zum<br />

Weihnachtstanz<br />

Rubini Zöllner feiertals Mogli Premiere im Dschungelbuch. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />

Anna und Dietrich Brüggemann mit der litauischen Schauspielerin Aiste Dirziute<br />

und besonders auch die Musik- und<br />

Show-Ausbildung an der Universität<br />

der Künste sind eine gute Grundlage<br />

für das,was sie jetzt so treibt.<br />

Beim „Dschungelbuch“ findet sie<br />

das Probenpensum sportlich: „Wir<br />

machen das hier in 15 Tagen, das ist<br />

Express.“ An subventionierten Staatstheatern<br />

lässt man sich die doppelte<br />

Zeit. „Es muss alles klappen, denn<br />

was heute nicht klappt, vergrößert<br />

das Pensum vonmorgen.“<br />

Dass sie ein Kind spielt, ist für Rubini<br />

Zöllner kein Problem: „Ich habe<br />

eher meine Probleme damit, erwachsen<br />

zu werden.Und höreständig: Du<br />

bist jetzt 27 –komm mal klar!“ Aber<br />

eine Schwierigkeit sieht sie doch:„Ich<br />

bin eine ziemliche Tussi, muss mich<br />

also anstrengen, das Mädchen aus<br />

mir rauszukriegen, um glaubwürdig<br />

einen Jungen zu spielen.“<br />

Das Ensemble besteht nur aus<br />

fünf Darstellern: „Wir spielen jeder<br />

mindestens zwei Rollen, ich bin am<br />

Anfang auch ein Wolf.“ Am Stück gefällt<br />

ihr besonders, dass es nicht<br />

komplett entrückt ist, sonderneinen<br />

starken Kommentar zur Gegenwart<br />

abgibt: „Es erinnert uns daran, dass<br />

es Menschen gibt, die ihre Heimat<br />

verlassen müssen.“ Gespielt wirdbis<br />

zum 28. Dezember,esgibtbesonders<br />

günstige Familientickets. (Kartentelefon:<br />

88 59 11 88).<br />

KIRSTEN NIEHUUS<br />

wärealle Jahrewiedereine heiße Anwärterin<br />

um denPokal fürdie begehrtesteWeihnachtsfete.Bei<br />

der Feier am<br />

Donnerstagabend im Festsaal Kreuzberg<br />

auf Einladung der Chefin vom<br />

Medienboard Berlin-Brandenburg<br />

und ihres Geschäftsführer-Kollegen<br />

Helge Jürgens schritten die berühmten<br />

Schauspieler zu Dutzenden über<br />

den recycelten Teppich von der „Jumanji“-Premiere<br />

am Vorabend. Nikolai<br />

Kinski behielt auch im gut geheizten<br />

Saal seine Mütze auf (badhair-day<br />

oder peinliche Filmfrisur?),<br />

Constantin vonJascheroff und Sebastian<br />

Schwarz feierten Wiedersehen<br />

(sie haben gemeinsam den entzückenden<br />

Film „Als ich mal groß war“<br />

gedreht, der gerade in einigen Kinos<br />

läuft), Caroline Peters, Til Schweiger<br />

und Alexander Scheer stürzten sich<br />

ins Gewimmel.<br />

Zum Glück war Kirsten Niehuus<br />

erkältet: „Es wird deshalb keine dreistündige<br />

Rede ...“ Stefan Arndt und<br />

seine Produzentenkollegen von „Babylon<br />

Berlin“ bedienten das alte<br />

„Scheck is back“-Ritual und zahlten<br />

800 000-Förder-Euro zurück. Nebenbei<br />

wurden auf der„kollektiv solidarische<br />

Vorweihnachtsparty“ Spenden<br />

für Flüchtlinge gesammelt.<br />

Streit um<br />

Komische<br />

Oper<br />

Architekt Braunfels<br />

kritisiert Wettbewerb<br />

Der Architekt Stephan Braunfels<br />

hat den inzwischen geplatzten<br />

Wettbewerb zur Sanierung und Erweiterung<br />

der Komischen Oper Berlin<br />

scharf kritisiert. Sein Büro sei zu<br />

Unrecht nicht zumWettbewerb zugelassen<br />

worden, erklärte Braunfels,der<br />

bereits die Garderoben und das<br />

Hauptfoyerder Komischen Oper modernisiert<br />

und umgestaltet hatte, am<br />

Donnerstag. DurchseinenEinspruch<br />

sei dasVerfahrenausgesetzt worden.<br />

Die Senatsbauverwaltung bestätigte,dassauf<br />

Braunfels’Beschwerde<br />

hin die Vergabekammer des Landes<br />

Berlin eine Nachprüfung veranlasst<br />

und den Wettbewerb aufgehoben<br />

hatte.„Zeitnah“ solle nun ein offener<br />

Realisierungswettbewerb beginnen,<br />

erklärte eine Sprecherin. Für das<br />

zweistufige Auswahlverfahren waren<br />

15 Architekten, darunter der Niederländer<br />

Rem Koolhaas, der Brite David<br />

Chipperfield und das norwegische<br />

Büro Snohetta, das die Oper<br />

Oslo baute,eingeladen worden.Weitere<br />

35Teilnehmer wurden aus einem<br />

Bewerberfeld ausgewählt.<br />

Braunfels, der unter anderem die<br />

Pinakothek der Moderne und das<br />

Paul-Löbe-Haus des Bundestags<br />

entworfen hatte,sagte,erhabekeine<br />

Einladung erhalten. Dass seine Bewerbung<br />

dann abgelehnt worden<br />

sei, nennt er „besonders skandalös“.<br />

Unterdessen bestätigte die Finanzverwaltung<br />

einen Bericht des Tagesspiegels,<br />

wonach es um das Grundstück,<br />

auf dem der Neubau fürVerwaltung<br />

und Übungsräume der Oper entstehen<br />

soll, einen Rechtsstreit gibt.<br />

Das Areal an der Glinkastraße gehört<br />

nicht dem Land Berlin, sondern einem<br />

Investor. Das Unternehmen<br />

sollte ursprünglich das Gebäude Unter<br />

den Linden bekommen, in dem<br />

heute Büros des Opernhauses untergebracht<br />

sind. Im Gegenzug sollte der<br />

Neubau entstehen können. Für Februar<br />

soll vor dem Kammergericht<br />

verhandelt werden. Solange das Gelände<br />

nicht dem Land überschrieben<br />

wird, kann der Baunicht beginnen.<br />

Der auf höchstens 200 Millionen<br />

Euro veranschlagte Umbau soll 2023<br />

starten und bis 2027 abgeschlossen<br />

sein. In der Zeit soll das Ensemble des<br />

heutigen Intendanten Barrie Kosky,<br />

der ab Mitte 2022 als Hausregisseur<br />

der Oper verbunden bleibt, in das<br />

Schiller Theater ziehen und auch an<br />

anderen Orten der Stadt spielen. (dpa)<br />

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offenen Küche ihres familiär gestalteten Lokals<br />

mit großer Terrasse wirbeln sehen. Alle Speisen<br />

sind hundertprozentig selbstgemacht und aus<br />

besten Zutaten frisch zubereitet. Neben Pizzen<br />

in allen erdenklichen Varianten –von der „klassischen“<br />

mit frei wählbarem Belag über Rollo, Saltimbocca,<br />

Calzone bis Focaccia –locken weitere<br />

Speisenwie Lasagne,Salat oder SfogliatellezuEspresso.<br />

Neuerdings stehen auch Pizzen mit hausgemachter<br />

Pistaziencreme, Paprikacremeund cremigerBurrata<br />

aufder Speisekarte,die sich ständig<br />

um neue Spezialitäten aus alten Familienrezepten<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 15<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Garbatyplatz<br />

soll schöner<br />

werden<br />

Pankow lässt Machbarkeit<br />

von Begegnungszone prüfen<br />

Neukölln hat die Bergmannstraße,<br />

Schöneberg die Maaßenstraße,<br />

für Pankow soll es die<br />

Florastraße am S-Bahnhof Pankow<br />

werden. Dort soll eine sogenannte<br />

Begegnungszone entstehen. Grüne<br />

und Linke haben dies schon einige<br />

Zeit im Sinn. Am Mittwochabend ergriffen<br />

sie dann die Initiative und<br />

brachten in der Bezirksverordnetenversammlung<br />

den Antrag ein, eine<br />

Machbarkeitsstudie dafür durchzuführen,<br />

und so wurde es beschlossen.<br />

„Das Bezirksamt wird ersucht,<br />

mit einer Machbarkeitsstudie die<br />

Einrichtung einer Begegnungszone<br />

in der Florastraße/Garbatyplatz zu<br />

prüfen und sich zu diesem Zweck<br />

wegen Unterstützung an die Senatsverwaltung<br />

für Verkehr,Umwelt und<br />

Klimaschutz zu wenden.“<br />

Derzweite Versuch<br />

Tatsächlich geht nicht um die gesamte<br />

Florastraße, in der auf der<br />

Strecke bis zur Mühlenstraße der<br />

eine oder andere Einzelhändler bereits<br />

den Wegfall von Parkplätzen<br />

und Rückgang der Kundenzahl befürchtete,sondernvor<br />

allem um den<br />

Garbatyplatz, den man gemeinhin<br />

auch als Bahnhofsvorplatz verzeichnen<br />

könnte. Dort soll eine Begegnungszone<br />

Fußgängerinnen und<br />

Fußgängerndie Nutzung des Platzes<br />

erleichtern. Gleichzeitig sollen aber<br />

auch Busse,Taxis und Fahrräder den<br />

Platz langsam passieren dürfen. Außerdem<br />

soll „dieser zentrale Ort in<br />

Pankow mehr Aufenthaltsqualität<br />

erhalten“, wie es in der Begründung<br />

des Antrags heißt.<br />

Für Pankowist dies der zweite Anlauf.<br />

Der Bezirk hatte sich mit der<br />

Florastraße –seinerzeit von <strong>Berliner</strong><br />

bis Grunowstraße –schon 2012 beim<br />

Senat um das Pilotprojekt „Begegnungszone“<br />

beworben. Damals bekamen<br />

Maaßen- und Bergmannstraße<br />

jedoch den Zuschlag. Aber<br />

auch jetzt wird inPankow soschnell<br />

nichts passieren. Denn zunächst geht<br />

es nur um eine Machbarkeitsstudie.<br />

Und bis eine solche fertig ist, vergehen<br />

nach Einschätzung im Bereich<br />

Stadtentwicklung des Bezirksamts<br />

eher Jahreals Monate. (BLZ)<br />

Im Mittelpunkt der Rosinenbomber:Sokönnte sich das Alliiertenmuseum nach einem Umzug in den Hangar 7des Flughafen Tempelhof präsentieren.<br />

Bund lässt Berlin warten<br />

Vertrag für Alliiertenmuseum in Tempelhof unterschriftsreif. Hohe Sanierungskosten für Hangar 7<br />

VonUlrich Paul<br />

Der geplante Umzug des<br />

Alliiertenmuseums von<br />

Dahlem zum Flughafen<br />

Tempelhof entwickelt<br />

sich immer mehr zu einer Hängepartie.<br />

Der Vertrag für die Nutzung von<br />

Hangar 7durch das Museum liegt<br />

zwar „unterschriftsreif“ vor, doch<br />

steht „eine Rückmeldung“ des Bundes<br />

dazu noch aus. Das geht aus der<br />

Antwort von Senatsbaudirektorin<br />

Regula Lüscher auf eine Anfrage von<br />

FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja<br />

hervor. Damit ist weiter unklar,wann<br />

das Museum nach Tempelhof zieht.<br />

Der Bund hatte zwar im November<br />

2015 rund 27 Millionen Euro für<br />

den Umzug von Dahlem nach Tempelhof<br />

zugesagt. Doch inzwischen ist<br />

klar, dass der Wechsel zum neuen<br />

Standortfür diesen Preis nicht zu haben<br />

ist. Der Umzug wird teurer.Wie<br />

teuer genau, ist offen. Zuletzt hieß es<br />

dazu nur,eswerde noch gerechnet.<br />

Senatsbaudirektorin Lüscher beziffertjetzt<br />

die Kosten für eine Sanierung<br />

von Hangar 7mit schätzungsweise<br />

rund zehn Millionen Euro.Der<br />

stillgelegte Airport gehört dem Land<br />

Berlin. DieKosten für eine Sanierung<br />

müssen deswegen vom Land getragen<br />

werden –sie fallen laut Lüscher<br />

aber in jedem Fall an, sind also unabhängig<br />

davon, ob das Alliiertenmuseum<br />

in den Hangar 7einzieht.<br />

„Es zeigt sich, dass für die Realisierung<br />

des Alliiertenmuseums in<br />

Hangar 7zirka zehn Millionen Euro<br />

fällig werden“, sagt FDP-Fraktionschef<br />

Czaja. „Jedoch wäreesaus Sicht<br />

der FDP von Vorteil, zu wissen, was<br />

eine komplette Sanierung der Flughafengebäude<br />

in Tempelhof kosten<br />

würde.“ Wie teuer die gesamte Sanierung<br />

des stillgelegten Airports<br />

wird, ist offen. „Der Gesamtsanierungsbedarfwirdderzeit<br />

geprüft“, so<br />

Lüscher. Eszeichne sich jedoch ab,<br />

„dass sämtliche Gebäudeteile sowie<br />

die technische Infrastruktur auf dem<br />

Gelände erneuert werden“ müssen.<br />

Bis zum Ende des Jahres will die<br />

Tempelhof Projekt GmbH, die für<br />

den Flughafen zuständig ist, zunächst<br />

ein „Maßnahmenpaket“ zu<br />

„Die Sanierung und Herstellung der<br />

Betriebs- und Verkehrssicherheit wird einen<br />

Zeitrahmen von zirka 15 Jahren<br />

in Anspruch nehmen.“<br />

Regula Lüscher, Senatsbaudirektorin, in der Antwort auf eine Anfrage des<br />

FDP-Fraktionsvorsitzenden Sebastian Czaja zum Flughafen Tempelhof<br />

ALLIIERTENMUSEUM/PRALLE SONNE<br />

einer abschnittsweisen Sanierung<br />

erarbeiten –Vorrang sollen dabei die<br />

von der Polizei genutzten Flächen<br />

haben. Laut Lüscher wird die Sanierung<br />

und die „Herstellung der Betriebs-<br />

und Verkehrssicherheit“ des<br />

riesigen Gebäudes einen „Zeitrahmen<br />

vonzirka 15 Jahren in Anspruch<br />

nehmen“. Berlin baut auf die Zusage<br />

des Bundes, dass das Alliiertenmuseum<br />

nach Tempelhof zieht. Ein Alternativkonzept<br />

gebe es derzeit<br />

nicht, so Lüscher. Das Alliiertenmuseum<br />

passt nach Angaben der Senatsbaudirektorin<br />

gut zu den geplanten<br />

Projekten in Tempelhof. So<br />

zu der begehbaren Geschichtsgalerieauf<br />

dem Dach und der Sanierung<br />

des ehemaligen Towers. Das Museum<br />

wäre „Ankermieter mit einer<br />

zentralen Rolle bei der kulturellen<br />

Erschließung des Flughafens Tempelhof“,<br />

betont Lüscher.<br />

Das 1998 eingeweihte Alliiertenmuseum<br />

erinnertandie Präsenz der<br />

Westmächte USA, Großbritannien<br />

und Frankreich in Berlin. An die Leistungen<br />

der Sowjets, vierter Alliierter<br />

im Kampf gegen Nazi-Deutschland,<br />

wird im Deutsch-Russischen Museum<br />

in Karlshorst erinnert. Aktueller<br />

Sitz des Alliiertenmuseums ist das<br />

ehemalige US-Kino Outpost an der<br />

Clayallee. InDahlem kommen jährlich<br />

rund 70 000 Besucher in das Museum.<br />

In Tempelhof versprechen<br />

sich die Museumsmacher eine Steigerung<br />

auf bis zu 360 000 Besucher<br />

jährlich. Aufeiner Fläche vonrund 7<br />

000 Quadratmetern sollen unter anderem<br />

der Rosinenbomber,ein Hubschrauber<br />

und Reste eines Spionagetunnels<br />

präsentiertwerden.<br />

Wiesieht die<br />

Zukunft von<br />

Tegel aus?<br />

Experten-Anhörung im<br />

Bundestag ist öffentlich<br />

VonPeter Neumann<br />

Eigentlich ist alles klar: Am8.November<br />

2020 soll der Flugbetrieb<br />

in Tegel enden –sowurde es jüngst<br />

angekündigt. Trotzdem wird esam<br />

Mittwoch im Bundestag wieder einmal<br />

darum gehen, ob TXL als Luftfahrtstandortnoch<br />

eine Zukunft hat.<br />

Dazu beginnt um elf Uhr imAusschuss<br />

fürVerkehr und digitale Infrastruktur<br />

eine öffentliche Anhörung.<br />

Doch nicht nur Sachverständige,die<br />

einen Weiterbetrieb Tegels befürworten,<br />

werden das Wort erhalten.<br />

Denn außer dem FDP-Antrag<br />

„Tegel offen halten –für Berlin und<br />

für Deutschland“ steht weitere Vorlage<br />

der Grünen zur Diskussion:„Die<br />

Zukunft vonBerlin TXL–The Urban<br />

Tech Republic“. „Deshalb wird auch<br />

die Frage,wie eine sinnvolle Neunutzung<br />

aussehen könnte,Thema sein“,<br />

so der Abgeordnete Stefan Gelbhaar.<br />

Die Grünen haben Werner Ullmann<br />

als Sachverständigen benannt. Er ist<br />

Präsident der Beuth Hochschule für<br />

Technik, die darauf wartet, Gebäude<br />

des heutigen Flughafens zu nutzen.<br />

Nicht nur Luftfahrt-Fans<br />

Zwei von der CDU/CSU benannte<br />

Fachleute sind ebenfalls nicht als<br />

TXL-Fans bekannt. Philipp Bouteiller<br />

leitet die Tegel Projekt GmbH, die<br />

das Areal für andere Zwecke entwickelt.<br />

Jürgen Kipp, Ex-Präsident des<br />

Oberverwaltungsgerichts, schrieb<br />

für den Senat ein Gutachten, das einen<br />

Weiterbetrieb so gut wie ausschließt.<br />

DieCDU/CSU-Fraktion hat<br />

auch Ralph Beisel, den Hauptgeschäftsführer<br />

der Arbeitsgemeinschaft<br />

Deutscher Verkehrsflughäfen,<br />

als Sachverständigen benannt.<br />

Für die FDP spricht der Luftrechtsexperte<br />

Elmar Giemulla. Die AfD,<br />

die den Antrag der Liberalen unterstützt<br />

hat, lässt den Flughafenplaner<br />

Dieter Faulenbach da Costa sprechen.<br />

Der AfD-Abgeordnete Frank<br />

Magnitz:„Die Anhörung wirdzeigen,<br />

dass der Flughafen Tegel notwendig<br />

ist, lebt, im Gegensatz zum Milliardengrab<br />

BER Geld verdient und die<br />

Belastung der Anwohner sowie Arbeitsplätzegerechter<br />

verteilt.“<br />

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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

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Brandenburg<br />

Sehr sehr selten: Im Jahr 1997 gab es in ganz Deutschland nur noch 57 Großtrappen. Heute sind es deutlich mehr –und fast alle Trappen leben in Brandenburg.Dortschufen Vogelschützer ihnen einen idealen Lebensraum.<br />

IMAGO IMAGES/CHRISTIAN NAUMANN<br />

Die Überlebenden<br />

Serie zur Vogelwelt in Brandenburg, Teil 4: DieimposantenGroßtrappen waren durch das Insektensterben fast verschwunden. Im Havelland wurden sie gerettet<br />

VonJens Blankennagel, Buckow<br />

Umdiese Tierewenigstens<br />

ein Mal imLeben zu sehen,<br />

fahren manche<br />

Leute hunderte Kilometer.Andiesem<br />

Tagmitten in der Woche<br />

sind sechs Holländer mit ihren<br />

Autos ins westbrandenburgische<br />

Havelland gekommen. Sie steigen<br />

auf einen der Aussichtstürme und<br />

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Waszur Weihnachtszeit im<br />

Job wichtig ist<br />

bauen ihre großen Fernrohre auf.<br />

Dann warten sie geduldig. Als irgendwann<br />

die ersten Großtrappen<br />

einfliegen, staunen die Holländer<br />

und schauen ihnen stundenlang zu.<br />

Großtrappen sind wirklich beeindruckend.<br />

Nach den noch schwereren<br />

afrikanischen Riesentrappen<br />

sind sie die schwersten Flugvögel der<br />

Welt –und sie sind äußerst selten.<br />

Denn in ganz Mitteleuropa gibt es<br />

nur noch drei Brutgebiete,die alle in<br />

Brandenburg sind. Deshalb werden<br />

die Trappen inzwischen oft auch als<br />

„Märkische Strauße“ bezeichnet.<br />

Dass sie so selten sind, liegt auch<br />

am Menschen. Die tapsigen Vögel<br />

wurden über Jahrhunderte gejagt,<br />

weil sie den Bauern das Gemüse<br />

wegfraßen und weil sie als Delikatesse<br />

galten. Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

wurden Kinder losgeschickt,<br />

um Trappeneier von den Feldern zu<br />

sammeln. In der Mark Brandenburg<br />

gab es um 1940 noch 3400 Großtrappen,<br />

dann starben sie fast überall aus<br />

–außer im Havelland. Dort setzen<br />

sich seit den 1970er Jahren engagierte<br />

Vogelschützer für sie ein.<br />

Streng geschützte Art<br />

„Alle wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

zeigen, dass die Trappen<br />

vorallem auch wegen der Intensivierung<br />

der Landwirtschaft fast ausgestorben<br />

sind“, sagt Wernfried<br />

Jaschke von der Staatlichen Vogelschutzwarte<br />

Buckow, die seit DDR-<br />

Zeiten für die Trappen kämpft und<br />

der es im wesentlichen zu verdanken<br />

ist, dass es diese hoch anspruchsvolle<br />

Vogelartnoch gibt.<br />

Für Brandenburgs Vogelschützer<br />

gilt die Trappe als eine „Leitart“: Sie<br />

Großtrappen: Die streng geschützten<br />

Vögel können bis<br />

zu 20 Jahre alt werden und<br />

haben eine Flügelspannweite<br />

vonbis zu 2,40 Metern.<br />

Hähne sind etwa ein<br />

Meter groß und wiegen 17,<br />

die Weibchen nur 5Kilo.<br />

BRANDENBURGER VOGELWELT<br />

Population: In Spanien leben<br />

20000 Großtrappen. In<br />

Deutschland gibt es nur drei<br />

Brutreviere in Brandenburg<br />

mit 300 Trappen: das Havelländische<br />

Luch bei Buckow,<br />

die Belziger Landschaftswiesen<br />

und das Fiener Bruch.<br />

Serie: In unserer Serie zeigenwir,wie<br />

gut das Land<br />

rings um Berlin für Vögel geeignet<br />

ist. Und wir stellen<br />

staatliche und ehrenamtliche<br />

Vogelschützer vor. Alle<br />

Teile der Serie im Internet:<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

beweist einerseits, wie sehr diese<br />

und andere Tiere über Jahrzehnte<br />

immer mehr in Bedrängnis geraten<br />

sind. Andererseits zeigt sich an der<br />

Trappe aber auch, wie der Schutz gelingen<br />

kann: 1997 gab es bundesweit<br />

nur noch 57 Trappen –die fast alle in<br />

Brandenburg lebten. Im Jahr 2019<br />

wurden wieder 305 Tieregezählt.<br />

Wernfried Jaschke und seine Kollegen<br />

konnten nachweisen, welche<br />

Einflussfaktoren sich negativ auf das<br />

Brutverhalten auswirken. Es ging<br />

darum, dass ihreNester auf denWiesen<br />

immer wieder von Landmaschinen<br />

zerstört wurden. Zudem wurde<br />

der Boden durch den Einsatz schwerer<br />

Technik immer mehr verdichtet.<br />

Aber vor allem ging es darum, dass<br />

die Vögel immer weniger Futter fanden<br />

–also Insekten. So trug der Einsatz<br />

von Pestiziden und Herbiziden<br />

mit dazu bei, dass innerhalb von 40<br />

Jahren die Biomasse bei Insekten um<br />

bis zu 80 Prozent sank.<br />

Es gibt auch immer mehr Monokulturen<br />

und weniger Brachland<br />

und wildeWiesen. Es gilt es als Faustregel,<br />

dass auf einer Wiese jede einzelne<br />

Pflanzenart das Leben von<br />

knapp einem Dutzend Insektenartenermöglicht.<br />

Dasheißt: Je vielfältiger<br />

und bunter und ungemähter<br />

eine blühende Wiese ist, umso mehr<br />

Insekten gibt es, die wiederum die<br />

Nahrungsquelle für Vögeln sind.<br />

Bei der Betrachtung der Trappen<br />

sind die Zusammenhänge in der Natur<br />

ganz gut zu verstehen: Es zeigt<br />

sich ganz klar, wie bedeutsam zum<br />

Beispiel die Pflanzenvielfalt für die<br />

Insekten ist und wie bedeutsam die<br />

Insekten wiederum für die Vögel<br />

sind. Es ergeben sich Nahrungsketten<br />

–und wenn einzelne Arten aussterben,<br />

kann das Einfluss haben auf<br />

das Gesamtgebilde der Natur.<br />

3000 Hektar für Trappen gesichert<br />

Jaschke erzählt, dass die Mitarbeiter<br />

des Landesumweltamtes bei ihren<br />

Studien nachweisen konnten, dass<br />

auf unberührten Naturwiesen zehn<br />

Malmehr Insekten leben als auf den<br />

Futterwiesen der heutigen Zeit.<br />

Doch die Vielfalt bei den Insekten<br />

fehlt vielerorts seit Jahrzehnten. Das<br />

wirkt sich besonders bei den Großtrappen<br />

aus. „Für die erwachsenen<br />

Vögel ist das nicht das Problem“,<br />

sagt Jaschke, „die fressen überwiegend<br />

Pflanzen und finden genügend<br />

Futter.Dochdie Jungtierebenötigen<br />

einfach in den ersten Tagen 80 bis 90<br />

Prozent Insekten alsFutter.“<br />

MitBodenfallen und Keschernermittelten<br />

die Buckower Vogelschützer<br />

bereits 1985, wie viele Insekten<br />

auf den Wiesen der Trappen leben.<br />

Sie konnten nachweisen, dass das<br />

Futter für die Küken nicht ausreicht.<br />

„Daran sieht man, wie wichtig die<br />

unscheinbaren Insekten für das<br />

Überleben ganzer Arten ist“, sagt er.<br />

Inzwischen konnten im Trappengebiet<br />

3000 Hektar von den staatlichen<br />

und ehrenamtlichen Vogelschützern<br />

gekauft oder gepachtet<br />

werden. Dort ist die Intensivlandwirtschaft<br />

tabu.VieleWiesen bleiben<br />

sich nun selbst überlassen. Andere<br />

Wiesen dürften nur gemäht werden,<br />

wenn die Trappen nicht brüten.<br />

In Buckow ist längst gängige Praxis,was<br />

das Umweltbundesamt später<br />

als Leitlinie herausgegeben hat:<br />

möglichst auf chemischen Pflanzenschutz<br />

zu verzichten, um das Insektensterben<br />

aufzuhalten.<br />

Im Havelland steigt nun die Zahl<br />

derTrappen wieder.„Seit die Flächen<br />

nicht mehr intensiv bewirtschaftet<br />

werden, gibt es auch genügend Insekten<br />

für die jungen Trappen“, sagt<br />

Wernfried Jaschke. „Das sind wichtige<br />

Rückzugsorte für Insekten.“<br />

Jens Blankennagel<br />

hat schon mehrmals<br />

Großtrappen gesehen.<br />

Stadt, Land, Arzt<br />

Der <strong>Berliner</strong> Arzt Dr.Matthias Keilich pendelt zwei Mal wöchentlich mit der Regionalbahn nach Guben. Dort ist er willkommen, denn der Ärztemangel ist gravierend<br />

VonStefanie Hildebrandt<br />

Krank sein ist lästig –inBrandenburgnoch<br />

mehr als anderswo.In<br />

keinem anderen Bundesland ist der<br />

Ärztemangel so gravierend wie hier.<br />

Versorgt in Berlin ein Arzt durchschnittlich<br />

156 Patienten, sind es in<br />

der Mark statistisch gesehen 250. Bis<br />

zum Jahr 2025 müssten rund 700<br />

Hausärzte und 950 Fachärzte gewonnen<br />

werden. Allein im Spree-<br />

Neiße Kreis erreicht gut ein Drittel<br />

der Hausärzte in den nächsten Jahren<br />

das Rentenalter. Doch da naht,<br />

mit einem ungewöhnlichen Vorstoß,<br />

Hilfe aus der Hauptstadt.<br />

Dr. Matthias Keilich (50) führt in<br />

Berlin-Steglitz als Hausarzt eine Privatpraxis.<br />

Doch zweimal pro Woche<br />

steigt der Doktor in die Regionalbahn<br />

der Linie 1und fährt zueiner<br />

Arztpraxis in Guben. Dort übernimmt<br />

der 50-Jährige montags und<br />

donnerstags Sprechstunden.<br />

„Ich habe festgestellt, dass ich<br />

noch ein paar freie Kapazitäten<br />

habe“, erklärt Matthias Keilich seine<br />

Motivation. Einhausärztliches Sommerloch<br />

habe ihn dazu gebracht,<br />

einfach bei der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung in Brandenburg anzufragen,<br />

wo er helfen könne.Vor ihm<br />

sei noch kein Kollege auf diese Idee<br />

gekommen, bei der KV war man angetan<br />

und meldete schnell Bedarf.<br />

Besonders in Guben, im Süden<br />

Brandenburgs an der polnischen<br />

Grenze, ist die Situation angespannt.<br />

Aber auch Kyritz, Eisenhüttenstadt,<br />

Spremberg und viele weitere Orte<br />

suchen händeringend Ärzte.<br />

Fortbildung während der Fahrt<br />

Matthias Keilich praktiziertinSteglitz, hier gibt es genug Ärzte. AndersinGuben. FRIEDEL<br />

warten. Doch auch wenn Matthias<br />

Keilich sich in seiner Gubener Praxis<br />

wohl fühlt und die entspannte Atmosphäre,<br />

schätzt, ein Umzug nach<br />

Guben kommt für den Mediziner<br />

nicht in Frage.<br />

Zwar sei es eine schöne Stadt,<br />

aber für junge Leute gäbe es zu wenige<br />

Freizeitangebote, zuwenig Perspektiven,<br />

meint er. Die Kassenärztkreis<br />

von bis zu 30 Kilometern. Die<br />

wenigen Ärzte in der Region sind<br />

völlig überlaufen. „Viele kennen seit<br />

Jahren ein ungesundes Ärztehopping,<br />

darunter leidet die Behandlung“,<br />

sagt Dr.Keilich.<br />

Da falle schon mal einen Blutabnahme<br />

hinten runter, oder die Behandlung<br />

beim Facharzt müsse wegen<br />

Terminmangels ein halbes Jahr<br />

Der Weg von der Hauptstadt an die<br />

Neiße ist lang. Dr. Keilich absolviert<br />

die zweistündige Fahrtmit der Bahn.<br />

„Da habe ich Fachliteratur dabei“,<br />

sagt er. Auf acht Stunden Fortbildung<br />

komme er so nebenbei.<br />

In Guben ist der Teilzeit-Landarzt<br />

gut angekommen: „Man spürt, dass<br />

die Patienten sehr dankbar sind,<br />

dass es diese zusätzliche Möglichkeit<br />

gibt“, sagt er. Viele Patienten kommen<br />

von weit her, aus einem Um-<br />

liche Vereinigung in Brandenburg<br />

kennt das Problem seit Langem, in<br />

der Praxisbörse sind ab sofortund in<br />

absehbarer Zeit 129 Sitze inPraxen<br />

vakant. Voneinem neu aufgelegten<br />

Förderprogramm erhofft man sich<br />

Zuwachs: Medizinstudierende können<br />

sich im Rahmen dessen für ein<br />

monatliches Stipendium in Höhe<br />

von 1000 Euro bewerben, wenn sie<br />

sich für einige Jahre nach dem Studium<br />

für eine Tätigkeit in Brandenburg<br />

verpflichten. Doch um sich auf<br />

dem Land niederzulassen, braucht<br />

es das passende Gesamtpaket.<br />

„Die beruflichen und privaten<br />

Rahmenbedingungen müssen stimmen“,<br />

so KVBB-Chef Peter Noack.„Ist<br />

die Praxis betriebswirtschaftlich erfolgreich?<br />

Gibt es Jobmöglichkeiten<br />

für den Partner? Gibt es gute Schulund<br />

Freizeitmöglichkeiten für die<br />

Kinder? Dassind die entscheidenden<br />

Fragen, die sich die Kollegen stellen.“<br />

Auch Matthias Keilich ist sicher: „Es<br />

ist nicht das Finanzielle,was die Ärzte<br />

aufs Land lockt.“ Bei allem Mangel<br />

verwundert es, dass auch bürokratische<br />

Hürden manchmal verhindern,<br />

dass ein Arzt sich für Brandenburg<br />

entscheidet: Deutsche Studenten<br />

etwa, die an polnischen Hochschulen<br />

ihr Medizinstudium abschließen,<br />

werden seit Kurzem nicht mehr in<br />

Brandenburg approbiert. Das Landesamt<br />

für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz<br />

und Gesundheit legt eine<br />

neue EU-Richtlinie zur Anerkennung<br />

von Berufsqualifikationen streng aus<br />

und verlangt weitereNachweise.<br />

Dabei stufen Ärzteverbände,<br />

Kliniken und Politik das polnische<br />

und das deutsche Medizinstudium<br />

als gleichwertig ein. Längst arbeiten<br />

Tausende polnische Ärzte in<br />

Deutschlands Kliniken und Praxen.<br />

Nur eben nicht dort, wo sie am<br />

dringendsten gebraucht würden.<br />

In Guben wird Dr. Keilich seinen<br />

Dienst bis ins Jahr 2021 verrichten.<br />

Und eshat sich Verstärkung angekündigt:<br />

Eine weitere Ärztin habe<br />

inzwischen im Anschluss an ihr<br />

Medizinstudium mit ihrer Weiterbildung<br />

zur Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />

in Guben begonnen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 17<br />

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Gesundheit<br />

Mit Borderline im Berufsleben<br />

Die Borderline-Störung ist gekennzeichnet von Instabilität. Es gibt trotzdem Menschen, die damit erfolgreich im Berufsleben stehen<br />

VonAnna Seifert<br />

Das Wort Borderline kennen<br />

viele,wissen aber oft<br />

nicht genau, was dahintersteckt.<br />

Der Begriff bezeichnet<br />

eine komplexe Persönlichkeitsstörung.<br />

Siezeichnet sich durch<br />

Impulsivität und Instabilität aus –im<br />

Selbstbild und in Beziehungen.<br />

Das wirkt sich auch im Berufsleben<br />

aus. Ein Beispiel: Der Chef sagt:<br />

„Wenn Sie Zeit haben, dann erledigen<br />

Sie bitte...“. Für einen Borderliner<br />

kann dies unter Umständen so<br />

klingen: „Ich bin zu langsam, und er<br />

rügt mich, weil ich wieder was vergessen<br />

habe.“ Bezeichnend für Borderline<br />

ist ein selbstverletzendes<br />

Verhalten. „Aber nicht jeder Borderline-Betroffene<br />

verletzt sich. Und<br />

nicht jeder, der sich selbst verletzt,<br />

hat Borderline“, erklärt Birger Dulz,<br />

Psychiater aus Hamburg und Borderline-Experte.<br />

Schwarz-Weiß-Denken<br />

Menschen mit Borderline-Syndrom müssen sich oft mit Kischeevorstellungen ihrer Krankheit herumschlagen (Symbolbild)<br />

Betroffene erleben oft extreme Gefühle<br />

und Stimmungsschwankungen.<br />

Die emotionalen Spannungen<br />

zeigen sich häufig in Beziehungen.<br />

Patienten beschreiben es Dulz zufolge<br />

oft so: „Es geht nicht mit anderen,<br />

und es geht nicht ohne andere.“<br />

Betroffene schwanken zwischen<br />

dem Aufbauen von Nähe und Distanz.<br />

„Ich hasse dich, verlass mich<br />

nicht“ lautet der Titel eines Buches<br />

über die Erkrankung –dies fasse laut<br />

Dulz die Störung treffend zusammen.<br />

Für Außenstehende ist das häufig<br />

schwer nachvollziehbar. „Einige Betroffene<br />

reagieren impulsiv,preschen<br />

in ihrem Verhalten nach vorne. Andere<br />

ziehen sich in ihr Inneres zurück“,<br />

erklärtDulz.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten: Borderline<br />

ist behandelbar. Nach mehrjähriger<br />

Behandlung sei diese Persönlichkeitsstörung<br />

nicht mehr diagnostizierbar.„Ichsage<br />

bewusst nicht heilbar,<br />

denn eine Heilung setzt die<br />

Beseitigung der Ursache voraus, was<br />

bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

nicht möglich ist“, sagt Dulz.<br />

Er erläutert, dass viele,aber nicht alle,<br />

in der Kindheit Erfahrungen mit<br />

Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung<br />

gemacht hätten.<br />

Dominique de Marné, Bloggerin<br />

und Betroffene, beschreibt die Persönlichkeitsstörung<br />

als ein „zu viel<br />

an Gedanken und Gefühlen“. Das<br />

Leben mit der Störung sei turbulent.<br />

„Betroffene verfallen in ein Schwarz-<br />

Weiß-Denken. Gut –Böse, Trauer –<br />

Liebe. Diese innere Zerrissenheit<br />

zeigt sich natürlich auch im Berufsleben.“<br />

Das kann im Job eine Herausforderung<br />

sein. „Es gibt Betroffene, die<br />

ihreErkrankung gut kompensieren“,<br />

sagt Dulz. „Sie können überaus er-<br />

„Als Ausbilder kann ich mir Borderline-<br />

Betroffene gut vorstellen. Sie sind außerordentlich<br />

gut darin, die Emotionen und<br />

Bedürfnisse des Gegenübers zu erkennen.“<br />

Matthias Morenings, Psychologe<br />

IMAGO<br />

folgreich sein, entgleisen aber in<br />

schwierigen zwischenmenschlichen<br />

Situationen.“ Anderehalten eine Anstellung<br />

nicht dauerhaft durch.<br />

„Der Betroffene muss herausfinden,<br />

wo die wunden Punkte liegen“,<br />

rät Dulz. Was bringt meine Stimmung<br />

zum Kippen? Istesdie Mimik,<br />

der Tonfall, die Kleidung eines Kollegen<br />

oder der Chefin? „Es ist wichtig,<br />

dass Betroffene lernen, Zeichen für<br />

emotionale Überforderung zu erkennen<br />

und Gefühle richtig zu benennen“,<br />

sagt der Psychiater. Das<br />

könne Konflikten am Arbeitsplatz<br />

vorbeugen. Der Betroffene müsse<br />

lernen zu erkennen, dass in der Situation<br />

am Arbeitsplatz keine existenzielle<br />

Gefahr für ihn bestehe, er<br />

nicht auf „Überlebensmechanismen“<br />

aus der Kindheit zurückgreifen<br />

muss.„Es kann sehr anstrengend für<br />

Betroffene sein, diese inneren Anspannungen<br />

auszuhalten und zu regulieren“,<br />

sagt Dulz.„Ob und wie viel<br />

ein Betroffener arbeiten kann, hängt<br />

allerdings vomEinzelfall ab.“<br />

Auch wenn es für einige Betroffene<br />

schwierig sein kann, einen Beruf<br />

dauerhaft auszuüben, „kann ein<br />

Job auch Sinn und Struktur geben“,<br />

erläutert deMarné. „Man muss miteinander<br />

reden, um einen guten<br />

Umgang zu finden. Kollegen mit körperlichen<br />

Einschränkungen frage<br />

ich ja auch, wie ich ihm helfen kann<br />

oder was ihn stört. Gleiches gilt für<br />

psychische Erkrankungen.“ Im Berufsleben<br />

sehen sich Betroffene jedoch<br />

häufig mitVorurteilen konfrontiert.<br />

So schildert deMarné, die bis<br />

vor kurzem angestellt war und jetzt<br />

selbstständig ist: Viele wollten nicht<br />

mit Borderlinern zusammenarbeiten.<br />

„Die für Borderliner typische<br />

Impulsivität kann natürlich zu Konflikten<br />

am Arbeitsplatz führen.“ Auf<br />

die schnellen Stimmungswechsel<br />

reagierten viele negativ.<br />

Therapie ist möglich und nötig<br />

Dabei ist die Unterstützung auf kollegialer<br />

Ebene wichtig, um eine Integration<br />

in den ersten Arbeitsmarkt<br />

zu fördern, erklärt der Psychologe<br />

Mattias Morenings.Als Leiter im Bereich<br />

Rehabilitation und Integration<br />

am Beruflichen Trainingszentrum<br />

Hamburg hilft er psychisch kranken<br />

Menschen beim Wiedereinstieg in<br />

den Beruf.<br />

Morenings rät, die Auswirkungen<br />

der Erkrankung zu thematisieren:<br />

„Man kann vielen die Angst vordem<br />

Wort Borderline nehmen, wenn man<br />

die Symptome übersetzt.“ Es könne<br />

helfen, Kollegen zu erklären, dass<br />

man in bestimmten Situationen sehr<br />

emotional reagiert.<br />

Auch Arbeitgeber können Betroffene<br />

Morenings zufolge unterstützen:<br />

„Indem sie für ein Arbeitsklima<br />

sorgen, in dem die Rückkehr an den<br />

Arbeitsplatz nach einem Ausraster<br />

ohne Scham möglich ist.“<br />

„Als Ausbilder kann ich mir Borderline-Betroffene<br />

gut vorstellen. Sie<br />

sind außerordentlich gut darin, die<br />

Emotionen und Bedürfnisse des Gegenübers<br />

zu erkennen“, sagt Morenings.<br />

Laut Dulz sind viele in sozialen<br />

Berufen tätig. „Sie sind sehr empathisch,<br />

wollen, dass es anderen<br />

besser geht als ihnen selbst.“<br />

Genau diese Empathie kann aber<br />

auch zur Belastung werden:„Borderliner<br />

können ein Zuviel an Empathie<br />

zeigen, sich selbst vernachlässigen“,<br />

erklärtDulz. „Eine Therapie ist erforderlich,<br />

um den Herausforderungen<br />

im Privatleben und auch im Berufsleben<br />

gewachsen zu sein.“ (dpa)<br />

VonMarie von der Tann<br />

Sanft heilen, ganz ohne die üblichen<br />

Tabletten, das verspricht<br />

die Homöopathie. Einen wissenschaftlichen<br />

Beweis für ihre Wirksamkeit<br />

gibt es nicht – und doch<br />

schwören viele Patienten darauf.<br />

Warum?<br />

Natalie Grams weiß, wie ernst die<br />

Diskussion um Homöopathie ist. Sie<br />

wurde nicht nur einmal mit dem Tod<br />

bedroht, denn sie gilt als Nestbeschmutzerin.<br />

Jahrelang praktizierte<br />

die Ärztin in einer Homöopathie-<br />

Praxis in Heidelberg, dann kamen ihr<br />

Zweifel. Sie wälzte die Studienlage<br />

und kam zu folgender Erkenntnis:<br />

„Homöopathie hat keinen signifikanten<br />

Vorteil gegenüber Placebo.“<br />

Ihr Traum vom „schnellen, sanften,<br />

dauerhaften und sicheren Heilen“,<br />

erzählt Grams,war geplatzt. Sie<br />

schloss die Praxis, will seitdem aufklären.<br />

Dabei ist ihr wichtig: „Homöopathie<br />

kann durchaus helfen,<br />

aber es sind nicht dieWirkstoffe oder<br />

etwa ,Informationen’inden Globuli,<br />

die dafür verantwortlich sind.“<br />

Denn in den Globuli-Zuckerkügelchen,<br />

der wohl bekanntesten<br />

Darreichungsform der Homöopathie,<br />

ist eigentlich gar nichts mehr<br />

drin.<br />

Ein gängiges Verfahren der Arzneimittel-Herstellung<br />

in der Homöopathie<br />

ist die Potenzierung. Das<br />

bedeutet nichts anderes,als dass der<br />

Wirkstoff so lange verdünnt wird, bis<br />

irgendwann nichts mehr nachweisbar<br />

ist.<br />

Für Michaela Geiger,Vorsitzende<br />

des Deutschen Zentralvereins der<br />

homöopathischen Ärzte (DZVhÄ),<br />

ist der entscheidende Aspekt nicht<br />

Glauben an Globuli<br />

Warum Homöopathie hilft –aber nicht wirkt<br />

Helfen, aber nur,wenn man daran glaubt:<br />

Globuli.<br />

IMAGO<br />

die Höchstverdünnungen der Wirkstoffe<br />

in den Kügelchen. „Wir wissen<br />

tatsächlich nicht, wie sie wirken,<br />

aber wir sehen –und das seit 200 Jahren–dass<br />

sie wirksam sind“, sagt sie.<br />

„Da passiert etwas, das wir noch<br />

nicht messen können. Wasübrigens<br />

auch für viele Behandlungsmethoden<br />

und Medikamente der ,Schulmedizin’gilt,<br />

zum Beispiel Paracetamol.“<br />

Natalie Grams hält nichts vondieser<br />

Art der Mystifizierung. Denn<br />

Wirksamkeit sei auch ohne Kenntnis<br />

des Wirkmechanismus nachweisbar,<br />

wenn sie denn vorhanden ist –wie<br />

eben bei Paracetamol und im Gegensatz<br />

zu Globuli. Der„Zauber“ der<br />

Homöopathie beruhe unter anderemauf<br />

dem umfangreichen Erstgespräch,<br />

sagt sie. Patienten erzählen<br />

aus ihrem Leben und von ihren Sorgen.<br />

Der Homöopath hört zu, ist<br />

meist empathisch, hat Zeit und<br />

macht sich ein umfassendes Bild.<br />

Dass diese Form der Zuwendung<br />

hilft, ist unumstritten. Zudem begünstigt<br />

es die Placebo-Wirkung eines<br />

Arzneimittels erheblich. Placebo<br />

bedeutet, dass die reine Erwartung,<br />

dass etwas hilft, eine Wirkung zeigt.<br />

Dabei gibt es Erfolgsfaktoren, das<br />

Arztgespräch zum Beispiel: „Placebo<br />

funktioniert umso besser, je mehr<br />

Arztkontakt stattfindet. DieWirkung<br />

wirddurch Empathie verbessertund<br />

vonder Annahme,dass das Medikament<br />

helfen wird“, erklärt Placebo-<br />

Forscherin Katja Weimer von der<br />

Universität Ulm.<br />

Rästelhafter Placebo-Effekt<br />

Vonder Homöopathie abzugrenzen<br />

ist die Naturheilkunde. Sabine Helmer<br />

ist Chefärztin für Innere Medizin,<br />

Onkologie und Palliativmedizin<br />

in Krefeld. Sie wendet Naturheilkunde<br />

als Ergänzung an.<br />

Dazu gehören Anwendungen wie<br />

Bewegungstherapie oder Entspannungsverfahren,<br />

aber auch pflanzliche<br />

Medikamente. Anders als bei<br />

Homöopathika sind in diesen Medikamenten<br />

materielle Wirkstoffe<br />

nachweisbar.<br />

Helmer betont aber auch, dass<br />

sich Ärzte und Patienten nicht allein<br />

auf die sogenannten komplementärmedizinischen<br />

Verfahren verlassen<br />

dürfen. Sieseien eben keine Alternative,<br />

sondernnur Ergänzung. Patienten,<br />

die ihre Krebserkrankung rein<br />

mit einem naturheilkundlichen Verfahren<br />

behandelt haben wollen, rät<br />

sie davon ab.<br />

Allerdings fragt sie in solchen Fällen<br />

bei den Patienten nach, warum<br />

sie sich gegen die klassische Medizin<br />

wehren. Oft treffe man dann auf<br />

Ängste oder schlechte Erfahrungen.<br />

Unddarüber könne man mit den Patienten<br />

sprechen. (dpa)<br />

Gutes aus<br />

Artgerechter Tierhaltung<br />

VORBESTELLUNG<br />

FÜR DIE<br />

WEIHNACHTSTAGE<br />

an den Theken der<br />

100 %Bio ·von Bauern aus der Region<br />

keine Antibiotika ·Verzicht auf Geschmacksverstärker<br />

BIOMANUFAKTUR-HAVELLAND.DE


18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

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Lokalsport<br />

Zählt zweifellos zu den anmutigsten Sportarten: die Rhythmische Sportgymnastik.<br />

IMAGO IMAGES/SCHREYER<br />

Gebündelte Attraktivität<br />

Die Abteilung für Rhythmische Sportgymnastik des 1. VfL Fortuna Marzahn hat ein konkretes Ziel, nämlich die Qualifikation für die neu eingeführte Bundesliga<br />

VonJakob Lobach<br />

Es ist ein buntes Gewusel,<br />

das sich einem bietet,<br />

wenn man die Sporthalle in<br />

der Marzahner Allee der<br />

Kosmonauten betritt. In einer dreigeteilten<br />

Halle laufen mehrere Dutzend<br />

junge Mädchen umher. Aneinem<br />

Ende der Halle werden komplexe<br />

Choreografien mit einem Reifen<br />

einstudiert, am anderen werden<br />

Drehungen und Tanzschritte trainiert.<br />

Undmittendrin dehnen sich in<br />

kleinen Gruppen weitereSportlerinnen:<br />

Willkommen bei der Abteilung<br />

für Rhythmische Sportgymnastik<br />

des 1. VfL Fortuna Marzahn.<br />

DerKlub aus dem Osten der Stadt<br />

ist eine der festen Größen in der <strong>Berliner</strong><br />

Rhythmischen Sportgymnastik.<br />

Bekannt ist er vorallem für seine<br />

erfolgreiche Nachwuchsarbeit inklusive<br />

der eigenen Turntalentschule<br />

Bärlinchen. Am kommenden Wochenende<br />

treten die Marzahner allerdings<br />

anderweitig in Erscheinung,<br />

nämlich als Ausrichter der in Berlin<br />

stattfindenden Qualifikation für die<br />

Premierensaison der Bundesliga im<br />

kommenden Jahr.<br />

Zum ersten Mal inder Historie<br />

des Sports wird esimJahr 2020 eine<br />

Bundesliga der Rhythmischen<br />

Sportgymnastik in Deutschland geben.<br />

Die Qualifikationswettbewerbe<br />

laufen allerdings schon jetzt. Nach<br />

einem ersten Qualifikationswochenende<br />

in Hachenburg vor zwei Wochen,<br />

findet das zweite und finale<br />

Turnier diesen Sonnabend und<br />

Sonntag in Berlin statt. 14 Teams aus<br />

ganz Deutschland werden dann in<br />

der Marzahner Robert-Virchow-<br />

Oberschule um die jeweils fünf Startplätze<br />

für die Nord- und Südstaffel<br />

kämpfen.<br />

Komplette Ballettausbildung<br />

Die Gymnastinnen aus Marzahn<br />

stellen hierbei keines der 14 Teams.<br />

Weil man sich bislang ausschließlich<br />

auf die Förderung des Nachwuchses<br />

konzentrierte, kommt die Qualifikation<br />

für den Klub noch etwas zu früh.<br />

Ein Umstand, der sich ändern soll:<br />

Mit Hilfe des eigenen Nachwuchses<br />

und dem Engagement von zurückkehrenden<br />

Ehemaligen wie etwa der<br />

Olympia-Teilnehmerin Nathalie<br />

Köhn will man sich in den kommenden<br />

Jahren für die Bundesliga qualifizieren<br />

und ein Teil des Umbruchs<br />

in der deutschen Rhythmischen<br />

Sportgymnastik werden.<br />

Wenn man mit der Abteilungsleiterin<br />

für Rhythmische Sportgymnastik<br />

bei der Fortuna Marzahn, Nicole<br />

HAUPTSTADT DER RHYTHMISCHEN SPORTGYMNASTIK<br />

Termine: Der Qualifikations-<br />

Wettkampf für die Bundesligastartet<br />

am Sonnabend<br />

um 15.30 Uhr,amSonntag<br />

ist der Wettkampfbeginn bereits<br />

um 11 Uhr.Tickets gibt<br />

es an der Tageskasse für fünf<br />

Euro.<br />

Greßner, über ihren Sport und ihren<br />

Verein spricht, ist ihr die Begeisterung<br />

anzumerken. Während<br />

sich vor ihr Mädchen<br />

verschiedenen Alters laut<br />

quatschend, aber dennoch<br />

überaus gründlich und intensiv<br />

aufwärmen und ihre<br />

Körper erst sitzend, dann<br />

stehend in die unterschiedlichsten<br />

Posen verbiegen,<br />

erklärt die 53-Jährige<br />

zunächst, dass sich<br />

ihreAbteilung grob in zwei<br />

Bereiche teilen lässt: den für Breitensportund<br />

das Showtanzen sowie den<br />

für Leistungssport.<br />

Turniere: Berlin ist die deutsche<br />

Stadt mit den meisten<br />

aktiven Gymnastinnen im<br />

Leistungsbereich, hat durch<br />

das internationale Turnier<br />

Berlin Masters eine große<br />

Fangemeinde und internationales<br />

Renommee.<br />

Nicole<br />

Greßner<br />

Die bereits erwähnte Turntalentschule<br />

Bärlinchen lässt sich hierbei<br />

in den zweiten Bereich verordnen.<br />

Von den insgesamt<br />

250 Abteilungsmitgliederntrainieren<br />

über 50<br />

Mädchen im Alter bis zu<br />

zehn Jahren in ihr die<br />

Grundlagen des Sports.<br />

BTFB.DE<br />

Talente: Der <strong>Berliner</strong> Nachwuchsstützpunkt<br />

für Rhythmische<br />

Sportgymnastik ist<br />

seit dem 1. Januar 2019 anerkannter<br />

Bundesstützpunkt<br />

für die Sportart. Die Anerkennung<br />

gilt zunächst für<br />

zwei Jahre.<br />

Die Jüngsten zweimal die<br />

Woche, die älteren dann<br />

drei- bis viermal.<br />

„Weil der Sportein sehr<br />

ästhetischer ist, bekommen<br />

die Mädchen bei uns eine komplette<br />

Ballettausbildung und werden<br />

dann an die Handgeräte wie etwa<br />

Ball, Reifen und Band herangeführt“,<br />

erklärt Greßner. Wer sich als talentierterweist,<br />

kann sich Hoffnung auf<br />

einen Wechsel in einen der Bundesstützpunkte<br />

des Deutschen Turner-<br />

Bundes machen.„Wir schicken jedes<br />

Jahr zwei Mädchen an den Stützpunkt<br />

in Berlin“, sagt Greßner nicht<br />

ohne Stolz.<br />

Derpassende Rahmen<br />

So geschehen auch mit Nathalie<br />

Köhn. Die heute 19-jährige <strong>Berliner</strong>in<br />

schaffte einst nicht nur den<br />

Sprung aus der Turntalentschule<br />

Bärlinchen an den Stützpunkt, sondern<br />

später auch den zur deutschen<br />

Nationalmannschaft nach Baden-<br />

Württemberg. „Nathalie hat im Alter<br />

vonfünf Jahren bei uns angefangen“,<br />

erinnertsich Greßner,„und dann hat<br />

sie sich sehr gut entwickelt.“ So gut,<br />

dass Köhn 2016 als Ersatzgymnastin<br />

für die Olympischen Spiele nominiert<br />

wurde und auch jetzt in der<br />

Olympiaqualifikation für Tokio 2020<br />

fester Bestandteil der Nationalmannschaft<br />

ist.<br />

Ihrem Marzahner Heimatverein<br />

ist sie dabei verbunden geblieben.<br />

Mehr sogar:Nathalie Köhn ist bei der<br />

Fortuna allgegenwärtig. Nicht nur,<br />

weil man beim Betreten der Sporthalle<br />

von einem lebensgroßen Aufsteller<br />

der Gymnastin begrüßt wird,<br />

sondernweil auch die echte Nathalie<br />

Köhn laut Greßner,„wann immer sie<br />

in Berlin ist, vorbeikommt und die<br />

Kleinen trainiert“.<br />

Geht es nach der Abteilungsleiterin<br />

der Marzahner Gymnastinnen,<br />

soll Köhn in Zukunft bei der Fortuna<br />

allerdings noch mehr machen, als<br />

den Nachwuchs anzuleiten. Sie soll<br />

irgendwann wieder selbst für ihren<br />

Heimatverein antreten. „Wir würden<br />

gerne die jungen Frauen, die vonder<br />

Nationalmannschaft zurückkommen,<br />

zu uns zurückholen“, so Greßner.<br />

Den passenden Rahmen für die<br />

Rückkehr soll dabei die neue Bundesliga<br />

bieten.<br />

Sowieso setzen die Vereine und<br />

deren Gymnastinnen große Hoffnungen<br />

in die neue Liga. So auch Nicole<br />

Greßner, sie sagt: „Das komplette<br />

Format wurde umgestellt, um<br />

die Wettkämpfe spannender und für<br />

Zuschauer attraktiver zu machen.“<br />

Auch vondem Begriff Bundesliga erhofft<br />

man sich eine andere, neue<br />

Strahlkraft, die helfen soll, noch<br />

mehr Menschen für die Rhythmische<br />

Sportgymnastik zu begeistern.<br />

Gelingt dies, ist es gut möglich, dass<br />

bald noch mehr junge Mädchen<br />

durch die dreigeteilte Sporthalle in<br />

Marzahn wuseln.<br />

Ein „c“ zuviel<br />

Die <strong>Berliner</strong> Flossenschwimmerin Johanna Schikora wurde von ihrem Verband für ein erfolgreiches Jahr ausgezeichnet. Sie gab die Ehrung allerdings postwendend zurück<br />

VonKarin Bühler<br />

Im Kraftraum der Schwimmhalle<br />

im Sportforum Hohenschönhausen<br />

setzt sich Johanna Schikora auf<br />

einen Turnkasten. Siehat ihreHaare<br />

zum Zopf gebunden. Gleich steht für<br />

die Flossenschwimmerin vomTCfez<br />

eine der letzten Trainingseinheiten<br />

vor dem Weltcupfinale in Posen an.<br />

In Polen geht für die 17-Jährige eine<br />

Saison zu Ende, die für sie nicht nur<br />

wegen der Erfolge im Wasser eine<br />

voller Paukenschläge war.<br />

Die Chancen stehen gut, dass sie<br />

die Saison mit einem Trommelwirbel<br />

beendet, denn sie hat bei den Weltcups<br />

in Tschechien und Italien vorgelegt.<br />

Ihr Trainer Volko Kucher, der<br />

sich auf einen Kasten vor der Sprossenwand<br />

gesetzt hat, sagt: „Johanna<br />

führt die Weltcupwertung an. Wenn<br />

alles klappt, wäre sie die erste deutsche<br />

Flossenschwimmerin, die einen<br />

Gesamt-Weltcup gewinnt.“<br />

Ob ihr das Preisgeld bringt? Schikora<br />

muss lachen, so sehr, dass ihr<br />

Oberkörper wackelt. Sie schaut<br />

durch die Glasfassade nach unten<br />

auf das Schwimmbecken und sagt,<br />

dass es im Flossenschwimmen natürlich<br />

nicht so ist wie bei Katinka<br />

Hosszu, der Ungarin, die zur ersten<br />

Prämien-Millionärin der Beckenschwimmer<br />

wurde. Dass es im Flossenschwimmen<br />

keine 150 000 US<br />

Dollar Preisgeld gibt, sondern vielleicht<br />

mal 150 Euro –oder gar nichts,<br />

außer einer Medaille.<br />

Zwischen all den Paukenschlägen,<br />

für die sie gesorgt hat, kann<br />

Schikora ein Lied davon singen, wie<br />

schwierig es ist, als Athletin einer<br />

nicht-olympischen Sportartadäquat<br />

gefördert, wahrgenommen und anerkannt<br />

zu werden. Nicht nur von<br />

der Öffentlichkeit, sondernauch von<br />

den eigenen Leuten, dem Verband<br />

Deutscher Sporttaucher (VDST).<br />

Im Mai hat Schikora auf dem<br />

Otto-Nagel-Gymnasium in Biesdorf<br />

ihr Abitur mit der Note 1,0 abgelegt.<br />

An der Sportschule blitzte sie ab.<br />

Flossenschwimmen? Nicht olympisch!<br />

Oft lernte sie nachts nach dem<br />

Training bis ein, zwei Uhr für ihre<br />

Leistungskurse Chemie und Mathematik.<br />

Beim Abiball wurde sie dafür<br />

Deutschlands schnellste Flossenschwimmerin: Johanna Schikora.<br />

als „unsereWeltmeisterin“ anmoderiert.<br />

Beider Europameisterschaft in<br />

Griechenland gewann sie dann im<br />

Juni zwei Silber- und eine Bronzemedaille.Parallel<br />

organisierte sie ein<br />

Crowdfunding, um bei ihren Saisonhöhepunkt,<br />

der Junioren-WM in<br />

Ägypten, Trainer Kucher und ihren<br />

Physiotherapeuten mitnehmen zu<br />

können. Der Verband war nicht bereit,<br />

die Kosten zu übernehmen. Es<br />

kamen 5000 Euro zusammen. „Es<br />

war schön, dass es dann doch so<br />

viele Unterstützer gab“, sagt Kucher.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Er wollte Schikoragut vorbereitet<br />

in ihreletzte Junioren-WM schicken.<br />

Beide wussten, wie schwierig die Bedinungen<br />

in Scharm El-Scheich Anfang<br />

August werden würden: 42 Grad<br />

Celsius Lufttemperatur,30Gradwarmes<br />

Wasser bei Starts unter freiem<br />

Himmel über 400, 800 und 1500 Meter<br />

sowie in zwei Staffeln. Im heißen<br />

<strong>Berliner</strong> Sommer ging Schikora deshalb<br />

mit Mütze, Schal und dickem<br />

Pullover inKaulsdorf ander Wuhle<br />

Joggen. In Ägypten nutzte sie Kühlhandtücher.<br />

Sie hielt sich kaum<br />

draußen auf. Neuwar die Erfahrung,<br />

im Freiwasser mit Wind und Wellen<br />

zurechtzukommen, die in den<br />

Schnorchel schwappten. Aber auch<br />

das schaffte die <strong>Berliner</strong>in. Sie flog<br />

mit Goldmedaillen über 400 und<br />

1500 Meter sowie Silber über 800<br />

Meter zurück. Wobei sie über 400<br />

Meter nur knapp ihren Jugend-Weltrekord<br />

von 3:17,50 Minuten verpasste.„Es<br />

war brillant, bei der Hitze<br />

so eine Zeit rauszuhauen“, sagt Kucher.<br />

„Über 1500 Meter hat sie auf<br />

den letzten 100 Metern die Konkurrenz<br />

so stehen lassen, dass das ganze<br />

Publikum geraunt hat. So hat Johanna<br />

einen schönen Abschluss ihrerJuniorenzeit<br />

gehabt.“<br />

Im September begann die Grundausbildung<br />

in der Sportfördergruppe<br />

der Bundeswehr.Die Bewerbung<br />

dort hatte der VDST unterstützt.<br />

Und seit neuestem darf Schikora<br />

in der Mittagszeit eine<br />

Trainingsbahn im Sportforum nutzen.<br />

„Vielleicht ist das ja ein Fingerzeig<br />

in die richtige Richtung“, sagt<br />

Kucher,der mit Schikoraals nächste<br />

Ziele die WM 2020 in Russland sowie<br />

die World Games 2021 in den USA<br />

anpeilt und hofft, dass seine Athletin<br />

bis dahin Sporthilfe beantragen<br />

kann. Bislang gehörtderVDST offenbar<br />

nicht zu den Verbänden, deren<br />

Athleten förderungsberechtigt sind.<br />

Im November wurde Schikorabei<br />

der Mitgliederversammlung des<br />

VDST am Rande einesWettkampfs in<br />

Rostock mit der Goldenen Sportplakette<br />

des Verbandes geehrt. Auf der<br />

Plakette war ihr Name falsch eingraviert.<br />

„Schickora“ stand da, ein „c“<br />

zuviel. DieFlossenschwimmerin gab<br />

die Ehrung zurück. Allerdings nicht<br />

wegen des falsch geschriebenen Namens,<br />

sondern „weil mich der Bundestrainer<br />

bei der Junioren-WM in<br />

Ägypten beleidigt hat“ und weil es<br />

auch mit der Chefin der Fachbereichsleitung<br />

Leistungssport Reibereien<br />

gab.„Es ist in dieser Saison so<br />

viel passiert, dass es an den Sportlern<br />

nicht spurlos vorbeigegangen ist. Sie<br />

sollten eigentlich die Hauptpersonen<br />

sein. Sie sind es nicht“, sagt Kucher.<br />

Das haben Athleten nichtolympischer<br />

und olympischer Sportarten<br />

allerdings leider oft gemein.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 19<br />

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Sport<br />

Spielmacher<br />

dringend<br />

gesucht<br />

Bundestrainer Prokop muss<br />

bei EM auf Strobel verzichten<br />

FünfWochen vor EM-Beginn sind<br />

die Personalprobleme der deutschen<br />

Handballer auf der Spielmacher-Position<br />

noch ein Stück größer<br />

geworden. Bundestrainer Christian<br />

Prokop muss nun auch noch auf<br />

Routinier Martin Strobel verzichten.<br />

„Nach reiflicher Überlegung habe<br />

ich mich entschieden, die Europameisterschaft<br />

im Januar nicht zu<br />

spielen“, begründete der 33-jährige<br />

Strobel seine Absage in einer Mitteilung<br />

des Deutschen Handballbundes<br />

(DHB) am Donnerstag. Nach seiner<br />

schweren Knieverletzung bei der<br />

Heim-WM vor knapp einem Jahr<br />

kommt ein DHB-Comeback für Strobel<br />

zu früh. Neben TimSuton und Simon<br />

Ernst (beide Kreuzbandriss)<br />

fällt damit der dritte Regisseur aus.<br />

„Obwohl ich wieder einige Spielminuten<br />

in der Bundesliga bestritten<br />

habe, fühle ich mich nicht in der<br />

Lage, ein solches Turnier mit dieser<br />

Belastung und auf diesem Niveau zu<br />

spielen“, sagte der Profi der HBWBalingen-Weilstetten.<br />

Anders als Strobel<br />

steht dagegen etwas überraschend<br />

der frühereWeltmeister-Torhüter<br />

Johannes Bitter (TVB Stuttgart)<br />

im erweiterten 28-er Kader für<br />

das Turnier in Norwegen, Österreich<br />

und Schweden. Stattdessen fehlt der<br />

junge Keeper Till Klimpke von der<br />

HSG Wetzlar. Auch auf den früheren<br />

Bundesliga-Torschützenkönig Matthias<br />

Musche (SC Magdeburg) sowie<br />

auf Rückraumspieler Steffen Fäth<br />

(Rhein-Neckar Löwen) verzichtet<br />

Prokop, was im Fall von Musche nur<br />

schwer nachzuvollziehen ist.<br />

Fragezeichen hinter Heinevetter<br />

Die meisten Gedanken bis zum Auftaktspiel<br />

am 9. Januar in Trondheim<br />

gegen die Niederlande dürfte sich<br />

der Coach aber um seine Spielmacher-Position<br />

machen. Nach Stro-<br />

Immer wieder für eine Überraschung gut:<br />

Bundestrainer Prokop.<br />

DPA/SENCA<br />

bels Absage wird Füchse-Profi Fabian<br />

Wiede dort wohl erste Wahl<br />

sein, darüber hinaus berief Prokop<br />

unter anderen Marian Michalczik<br />

(GWW Minden) und den erfahrenen<br />

Tim Kneule (Frisch Auf Göppingen)<br />

für die Rückraum-Mitte-Position.<br />

Ein Weltklasse-Spielmacher aber<br />

fehlt der DHB-Auswahl schon lange,<br />

mit Blick auf eine EM-Medaille als<br />

angestrebtes Mindestziel ist das die<br />

größte Schwachstelle im deutschen<br />

Team. Auf anderen Positionen sieht<br />

es deutlich besser aus.<br />

Bis spätestens 8. Januar muss der<br />

Kader auf 16 Spieler für die Endrunde<br />

reduziert werden. Angeführt<br />

wird die DHB-Auswahl von Kapitän<br />

Uwe Gensheimer, auch Stammtorhüter<br />

Andreas Wolff dürfte seinen<br />

Platz wie die Kreisläufer Hendrik Pekeler,<br />

Patrick Wiencek und Jannik<br />

Kohlbacher sicher haben.<br />

Spannend wird sein, ob Dario<br />

Quenstedt (THW Kiel) oder der zuletzt<br />

nicht berücksichtigte Füchse-<br />

Keeper Silvio Heinevetter neben<br />

Wolff mit nach Norwegen reisen<br />

wird. Routinier Bitter dürfte dagegen<br />

nur Außenseiterchancen haben und<br />

wohl höchstens auf Abruf bereit stehen.<br />

Während des Turniers könnte<br />

Prokop mehrfach mit Spielern aus<br />

dem 28er-Kader Wechsel vornehmen.<br />

(dpa)<br />

Dancing on Ice: Sebastian Dahm folgt der Aufforderung der Fans –und tanzt.<br />

„Der Perfektionist in mir ist ernst“<br />

Eisbären-Keeper Sebastian Dahm über das Finden der Mitte, Köln als Spiegel und tanzen auf dem Eis<br />

Eisbären-Goalie Sebastian<br />

Dahm strahlt vor allem eines<br />

aus: Ruhe. Der 32-Jährige<br />

besticht geradezu<br />

durch seine entspannte und gut gelaunte<br />

Art. Dabei hat der <strong>Berliner</strong><br />

Schlussmann in seiner kurzer Zeit<br />

beim DEL-Rekordmeister schon allerhand<br />

Kritik einstecken müssen.<br />

Damit kann Dahm allerdings gut<br />

umgehen, auch weil er selbst sein<br />

schärfster Kritiker ist. Undzur Notist<br />

da immer noch die Familie.<br />

Ihre Tochter hatte am Montag Geburtstag.<br />

Wiehaben Siegefeiert?<br />

Ja,sie ist zwei Jahrealt geworden.<br />

Meine Eltern und die Eltern meiner<br />

Frau waren dasWochenende aus Kopenhagen<br />

hier. Da haben wir am<br />

Samstag und am Montagmorgen etwas<br />

gefeiert.<br />

Hatsich die Familie gut in Berlin eingelebt?<br />

Das war nicht schwer. Das Leben<br />

hier ist ähnlich dem in Dänemark.<br />

Berlin ist natürlich größer als Kopenhagen,<br />

aber wir kennen das Gefühl.<br />

Wirwussten vorher nicht, wie es hier<br />

für Kinder sein würde,doch auch da<br />

sind wir begeistert. So viele Spielplätze<br />

und Parks sind einfach perfekt.<br />

Wo sind Siedenn untergekommen?<br />

Wir wohnen in Stralau. Das ist<br />

nicht weit von der Arena entfernt<br />

und wir sind nah am Ostkreuz. Das<br />

macht die Anbindung perfekt und<br />

wir können mit der S-Bahn schnell<br />

überall hin. Außerdem wohnen noch<br />

drei, vier andere Spieler in der Gegend,<br />

das ist sehr angenehm.<br />

Das hört sich so an, als ob Sie im<br />

Team Fußgefasst haben.<br />

Da läuft alles gut. Wir haben eine<br />

sehr harmonische Mannschaft und<br />

haben viel Spaß miteinander. Sportlich<br />

sind wir breit aufgestellt, jeder<br />

kann Tore schießen und alle tragen<br />

Verantwortung. Das habe ich schon<br />

ganz anders erlebt. So fängt man einander<br />

auf.<br />

Im Torsind Sie derzeit die Nummer<br />

Eins, haben Siedas erwartet?<br />

Ich habe gehofft, dass es so<br />

kommt, wenn ich meine beste Leistung<br />

abrufen kann. Jetzt freue ich<br />

mich, dass ich diese Rolle einnehmen<br />

konnte. Ich glaube, ich habe mittlerweile<br />

meinen Rhythmus gefunden.<br />

Zu Beginn der Saison gab es allerdings<br />

noch ein paar Probleme.<br />

Mandarfnicht vergessen, dass einige<br />

neue Spieler zum Verein kamen<br />

und das System für viele eine neue<br />

Situation dargestellt hat –genauso<br />

ist es für mich. Es dauert etwas, bis<br />

sich alle daran gewöhnt haben. Jetzt<br />

stehen wir auf Platz vier in der Tabelle<br />

und schauen weiter nach oben.<br />

Wiegehen Siemit der teils sehr lauten<br />

Kritik um?<br />

So ist der Profi-Sport. Darüber<br />

rede ich nicht viel, sondern fokussiere<br />

mich auf mich selbst. Meine<br />

Kritik kommt meist früher als die<br />

von außen. Wenn ich nicht gut<br />

spiele,weiß ich das selbst. Mankann<br />

nicht immer perfekt sein, wichtig ist<br />

jedoch, dass man hartarbeitet, nach<br />

vorne schaut und versucht, sich zu<br />

verbessern.<br />

Wie wichtig ist der Austausch mit<br />

Torwarttrainer Sebastian Elwing?<br />

Ich bin sehr froh mit Elle. Wenn<br />

man neu zu einem Verein kommt,<br />

gibt es keine Garantie, dass es läuft.<br />

Mit ihm stimmt die Chemie und er<br />

findet immer wieder Möglichkeiten,<br />

um mit mir an den technischen<br />

Feinheiten zu arbeiten. Seit Beginn<br />

der Saison habe ich von ihm zwei<br />

oder drei Dinge gelernt, die mein<br />

Spiel enormverbesserthaben.<br />

ZumBeispiel?<br />

Ein Punkt ist, dass ich noch Potenzial<br />

beim Schlittschuhlaufen<br />

habe. ImSpiel habe ich manchmal<br />

zu viel verschoben. Sein Vorschlag<br />

ZUR PERSON<br />

Im Klub: Unmittelbar nach seiner Zeit als Nachwuchsspieler,die er in seiner dänischen Heimat<br />

bei Rodovre SIK und dem schwedischen Erstligisten Malmö Redhawks verbrachte, versuchte<br />

Sebastian Dahm sein Glück in Nordamerika. Wobei er bei den Syracuse Crunch in der<br />

Saison 2008/2009 dem Traum voneiner großen Profikarriere wohl am nächsten war.ImDezember<br />

2010 kehrte er nach Dänemark zurück, spielte dortfür EfB Ishockey und die Rodovre<br />

Mighty Bulls. 2015 wechselte er zu den Graz 99ers, um sich nach zwei Jahren dann den Iserlohn<br />

Roosters anzuschließen. Seit 2019 ist er Keeper der Eisbären Berlin.<br />

Im Nationalteam: Sebastian Dahm, der am 28. Februar 1987 in Kopenhagen geboren<br />

wurde, war schon in den Jugendauswahlmannschaften bei diversen Großturnieren im Einsatz.<br />

Im Seniorenbereich stand er bislang bei fünf Weltmeisterschaften im Nationalmannschaftskader<br />

Dänemarks. 2017 und 2019 war er jeweils die Nummer eins seines Landes. Dahm besitzt<br />

wegenseiner deutschen Mutter auch die deutsche Staatsbürgerschaft.<br />

war, meine Stärke auszunutzen und<br />

länger auf dem Schlittschuh zu sein,<br />

damit ich meinen Gegenüber mehr<br />

herausfordern kann. Jetzt habe ich<br />

im Spiel mehr Zeit, um zu reagieren.<br />

Es ist cool, wenn man in der späten<br />

Phase seiner Karriere noch etwas so<br />

positiv verbessernkann.<br />

Am Sonntag gegen Wolfsburg brachte<br />

das allerdings nichts.Wieist die Stimmung<br />

nach so einem Spiel?<br />

So eine Situation hat immer zwei<br />

Gesichter.Selbstverständlich bin ich<br />

sehr ärgerlich und der Perfektionist<br />

in mir ist ernst, will sofort wieder in<br />

die Trainingshalle gehen und an sich<br />

arbeiten. Aber ich weiß durch meine<br />

Erfahrung, dass es wichtig ist, die<br />

Enttäuschung nicht überwiegen zu<br />

lassen. Wenn ich danach bei der Familie<br />

bin, bin ich der Mensch Sebastian<br />

und nicht mehr der Sportler.<br />

Dasist wahrscheinlich nicht einfach.<br />

Man sollte bei den Gefühlen immer<br />

die Mitte finden. Wenn etwas<br />

schlecht läuft, muss man schnell<br />

analysieren und nach vorn schauen.<br />

Genauso darf man sich nicht zu<br />

lange auf Erfolgen ausruhen. Man<br />

muss auf seine Ausgeglichenheit<br />

achten.<br />

Eine Qualität, die Torhütern nicht<br />

unbedingt nachgesagt wird.<br />

Das mag so sein. Ich kann auf<br />

dem Eissehr intensiv sein, allerdings<br />

war ich schon immer eine frohe Person<br />

und das bin ich auch dort. Dann<br />

habe ich in der Arena und beim Training<br />

ein besseres Gefühl. Ich finde,<br />

das hilft genauso der Mannschaft,<br />

wenn sie sieht, dass ich entspannt<br />

bin und Kontrolle habe.<br />

Gegen die Kölner Haie am Freitag<br />

wäredas sicher hilfreich.<br />

Köln ist eine interessante Mannschaft.<br />

Das ist fast wie ein Spiegel,<br />

weil sie auf dem Eis ähnlich agieren<br />

wie wir. Alle Reihen machen viel<br />

Druck und können gut schlittschuhlaufen,<br />

da müssen wir in unserer<br />

Ausführung perfekt sein. Vor allem<br />

da Köln viel Selbstvertrauen aus den<br />

letzten Spielen mitbringt. Ich mag<br />

diese Topspiele,dann wirdman richtig<br />

herausgefordert.<br />

WieimSpiel gegen Chicago?<br />

Daswar ein tolles Erlebnis.Gegen<br />

die Top-Teams kann man als Torwart<br />

der entscheidende Faktor sein. Das<br />

läuft nicht immer gut –wie zuletzt in<br />

Mannheim –aber wenn, dann ist die<br />

Zufriedenheit umso größer.<br />

Nach dem Spiel gegen die Blackhawks<br />

haben die <strong>Berliner</strong> Fans schon<br />

einen Tanz vonIhnen auf dem Eisgefordert.<br />

Diese Rolle ist eine Tradition, die<br />

ich aus Dänemark mitgebracht<br />

habe. Der Torwart aus der Mannschaft<br />

meines Vaters spielte in der<br />

dänischen Top-Liga und hat dort<br />

mehrmals die Meisterschaft gewonnen.<br />

DieRolle hat er damals nach jedem<br />

Shutout gemacht. In Iserlohn<br />

wollte ich mich dann mit der Rolle<br />

bei den Fans bedanken.<br />

Der Tanz auf dem Eis war also gar<br />

nicht geplant?<br />

Nein, die Fans haben „Tanzen!<br />

Tanzen!“ gerufen. Ich habe spontan<br />

reagiert und etwas aus Spaß gemacht.<br />

Als ich dann hier in Berlin<br />

unterschrieben habe, war die erste<br />

Frage, ob ich hier genauso tanzen<br />

würde. Dakonnte ich nicht nein sagen.<br />

Zweimal kam es bereits dazu.<br />

Dasist doppelt schön. Aber das ist<br />

einfach ein Dank an die Fans. Die<br />

machen so viel für uns und da nutze<br />

ich jede Möglichkeit etwas zurückzugeben.<br />

Es sind nicht nur viele Zuschauer,<br />

sie sind passioniert dabei.<br />

Wasdainder Kurve passiert, ist beeindruckend.<br />

DasGespräch führte<br />

Carolin Paul.<br />

CITY-PRESS/RENNER<br />

NACHRICHTEN<br />

Videobeweis: Sportgericht<br />

weist Einspruch zurück<br />

FUSSBALL. Zweitligist SV Wehen<br />

Wiesbaden ist mit seinem Einspruch<br />

gegen die Spielwertung bei der Niederlage<br />

bei Dynamo Dresden (0:1)<br />

gescheitert. DasSportgericht des<br />

Deutschen Fußball-Bundes (DFB)<br />

wies die Einwendung der Hessen<br />

wegen eines aus ihrer Sicht regelwidrigen<br />

Einsatzes des Videobeweises<br />

bei der Verhandlung am Donnerstag<br />

als unbegründet zurück.<br />

Gütetermin zwischen Wegner<br />

und Sauerland erfolglos<br />

BOXEN. DerRechtsstreit zwischen<br />

dem gekündigten Boxtrainer Ulli<br />

Wegner und der Sauerland Event<br />

GmbH wirdimkommenden Jahr<br />

fortgesetzt. Einfür den Donnerstag<br />

angesetzter Gütetermin vordem Arbeitsgericht<br />

Berlin blieb erfolglos.<br />

Zugleich setzte das Gericht den Termin<br />

zur „streitigen Verhandlung“ auf<br />

den 18. Märzfest. DerSauerland-<br />

Boxstall hatte dem 77-Jährigen Anfang<br />

Oktober aus finanziellen Gründen<br />

zum Jahresende gekündigt.<br />

IOC will im Fall Russland dem<br />

Wada-Urteil folgen<br />

SPORTPOLITIK. DasInternationale<br />

Olympische Komitee wirdsich an<br />

die Entscheidungen der Welt-Antidoping-Agentur<br />

über Sanktionen<br />

gegen Russland halten. „Sie sind verbindlich“,<br />

sagte Präsident Thomas<br />

Bach am Donnerstag und verwies<br />

darauf, dass das IOC den Welt-Antidoping-Kodex<br />

anerkannt habe.Am<br />

Montag entscheidet die Wada darüber,welche<br />

Strafen sie gegen Russland<br />

wegen der Manipulationen aus<br />

dem Moskauer Labor verhängt.<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

DEL, 24. Spieltag<br />

Bremerhaven-Schwenningen<br />

Düsseldorf -Augsburg Fr., 19.30<br />

Eisbären -Köln Fr., 19.30<br />

Mannheim -Ingolstadt Fr., 19.30<br />

Krefeld -München Fr., 19.30<br />

Iserlohn -Wolfsburg Fr., 19.30<br />

Nürnberg -Straubing Fr., 19.30<br />

1. Red Bull München 23 77:50 57<br />

2. Straubing Tigers 23 86:55 47<br />

3. Adler Mannheim 23 80:65 44<br />

4. Eisbären Berlin 22 70:61 38<br />

5. Nürnberg Ice Tigers 23 66:64 37<br />

6. Kölner Haie 23 54:59 37<br />

7. ERC Ingolstadt 23 73:70 35<br />

8. Düsseldorfer EG 23 62:57 34<br />

9. Bremerhaven 2360:64 33<br />

10. Grizzlys Wolfsburg 23 61:69 26<br />

11. Augsburger Panther 23 64:79 26<br />

12. Krefeld Pinguine 23 64:78 24<br />

13. Iserlohn Roosters 23 48:72 23<br />

14. Schwenninger Wild Wings 22 57:79 19<br />

Fussball<br />

Bundesliga, 14. Spieltag<br />

Eintracht Frankfurt-Hertha BSC Fr., 20.30<br />

Borussia Dortmund -Düsseldorf Sa., 15.30<br />

RB Leipzig -TSG Hoffenheim Sa., 15.30<br />

Mönchengladbach -BayernMünchen Sa., 15.30<br />

SC Freiburg -VfL Wolfsburg Sa., 15.30<br />

FC Augsburg -FSV Mainz 05 Sa., 15.30<br />

BayerLeverkusen -Schalke04 Sa., 18.30<br />

Union Berlin -1.FCKöln So., 15.30<br />

Werder Bremen -SCPaderborn So., 18.00<br />

1. Bor.Mönchengladbach 13 28:15 28<br />

2. RB Leipzig 13 36:15 27<br />

3. FC Schalke04 13 24:16 25<br />

4. Bayern München 13 34:18 24<br />

5. Borussia Dortmund 13 28:19 23<br />

6. SC Freiburg 13 23:17 22<br />

7. BayerLeverkusen 13 20:17 22<br />

8. 1899 Hoffenheim 13 18:20 21<br />

9. VfL Wolfsburg 13 15:13 20<br />

10. Eintracht Frankfurt 13 22:20 17<br />

11. 1. FC Union 13 16:19 16<br />

12. FSV Mainz 05 13 19:32 15<br />

13. Werder Bremen 13 22:28 14<br />

14. FC Augsburg 13 18:25 14<br />

15. Fortuna Düsseldorf 13 16:24 12<br />

16. Hertha BSC 13 18:27 11<br />

17. 1. FC Köln 13 12:28 8<br />

18. SC Paderborn07 13 16:32 5


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 – S eite 20<br />

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Sport<br />

Jürgen Klinsmann und Andreas Köpkeauf dem Wegzur Trainingseinheit auf dem Schenkendorffplatz.<br />

CITY_PRESS/BURMANN<br />

Locker und knallhart<br />

Hertha-Cheftrainer Jürgen Klinsmann gibt vor dem Gastspiel am Freitagabend in Frankfurt den Optimisten und verspricht, dass es „krachen“ wird<br />

VonMichael Jahn<br />

Dawar er wieder,der Menschenfänger<br />

Klinsmann.<br />

Als sich am zurückliegenden<br />

Sonntag beim<br />

Training nach der 1:2-Niederlage der<br />

Hertha gegen Borussia Dortmund<br />

ein ligabekannter Youtuber auf den<br />

Schenkendorffplatz geschmuggelt<br />

hatte,war der schnell des Feldes verwiesen<br />

worden. Nunaber kann Marvin<br />

Wildhage, der eine ähnliche Aktion<br />

schon bei Hannover96gestartet<br />

hatte, auf ein offizielles Treffen mit<br />

Herthas neuem Cheftrainer hoffen.<br />

Klinsmann lud Wildhage per Hertha-<br />

Video ein.<br />

„Hallo lieber Marvin, ich habe gehört,<br />

dass du neulich bei uns vorbeigekommen<br />

bist im Training. Und<br />

dass du mich gerne kennenlernen<br />

wolltest. Hat nicht geklappt“, sagte<br />

Klinsmann und ergänzte: „Wenn du<br />

das nächste Mal kommst, dann wartet<br />

ein Trikot hier auf dich, und dann<br />

machen wir vielleicht ein Bildchen<br />

miteinander und dann weißt du, was<br />

die Spielregeln bei uns sind.“<br />

Es ist das gekonnte Wechselspiel<br />

aus Lockerheit und knallharter Arbeit,<br />

das den Trainer Klinsmann ausmacht<br />

und bei den <strong>Berliner</strong> Profis viel<br />

Anerkennung findet. So sagte etwa<br />

Stürmer Davie Selke im Magazin Kicker:„DerTrainer<br />

hat uns angesteckt<br />

mit seinem Optimismus und damit<br />

vorallem auch erreicht. Er überfrachtet<br />

unsereKöpfe nicht, aber wir arbeiten<br />

sehr intensiv.“ Dennoch: Die Gemengelage<br />

bei Hertha BSC, im Moment<br />

auf dem Relegationsplatz 16, ist<br />

schwierig vor dem ersten Auswärtsspiel<br />

unter Klinsmann am Freitagabend<br />

bei Eintracht Frankfurt (20.30<br />

Uhr).Teile der Fans sind frustriert, haben<br />

die Spieler nach der Niederlage<br />

gegen Dortmund beschimpft und als<br />

„Absteiger“ tituliert. Viele schieben<br />

vor allem noch immer Frust wegen<br />

des schwachen Auftritts beim Derby<br />

gegen Union.<br />

Auch für den 55-Jährigen ist die<br />

komplizierte Situation, die er in Berlin<br />

vorfindet, absolut neu. DerTrainer<br />

Klinsmann steckte noch nie im harten<br />

Abstiegskampf. Als Coach des FC<br />

Bayern in der Saison 2008/09 belegte<br />

Verzichten: Hertha-Gegner<br />

Eintracht Frankfurtmuss bis<br />

zum Jahresende auf Stürmer<br />

Bas Dost verzichten. Dies<br />

sagte Trainer Adi Hütter.„Er<br />

muss aus dem Betrieb raus<br />

und in Therapie wegenseiner<br />

Leistenverletzung.“<br />

er stets die Plätze zwei bis vier in der<br />

Tabelle und als Trainer der deutschen<br />

Nationalmannschaft und später der<br />

USA-Auswahl musste er mit ganz anderen<br />

Erwartungen und Drucksituationen<br />

fertig werden. Klinsmann aber<br />

ficht seine Unerfahrenheit im Abstiegskampf<br />

nicht an. „Als Spieler“,<br />

sagte er,„habe ich Ende der Neunzigerjahre<br />

Abstiegsnöte bei Tottenham<br />

Hotspurs erlebt. Ichkam damals von<br />

Sampdoria Genua nach London und<br />

DOST FÄLLT BEI DER EINTRACHT AUS<br />

Verbessern: Damit fehlt der<br />

Niederländer auch im Spiel<br />

gegenHertha BSC. „Er bekommt<br />

immer mehr Schmerzen,<br />

deswegenist das kein<br />

Dauerzustand“, sagte Hütter.<br />

Es werde alles getan, dass<br />

Dost wieder fit wird.<br />

Vertreten: Im Sturmdürften<br />

damit die Portugiesen Goncalo<br />

Paciencia und André<br />

Silvaauflaufen. Weitere kurzfristigeAusfälle<br />

muss Hütter<br />

nicht beklagen. „Ich kann<br />

ziemlich aus dem Vollen<br />

schöpfen“, sagte der Coach.<br />

unter dem Schweizer Trainer Christian<br />

Gross mussten wir uns hartnach<br />

oben arbeiten.“ Tottenham lag auf<br />

dem vorletzten Platz und die Aktion<br />

des Trainers,Klinsmann zurückzuholen,<br />

galt als wichtiger Faktor für den<br />

Klassenerhalt. Der Stürmer hatte zuvor1994/95<br />

schon eine erfolgreichere<br />

Zeit bei den Spurs erlebt.<br />

Jetzt aber müsse er als Trainer einer<br />

Mannschaft imTabellenkeller„alles<br />

über Arbeit“ regeln.„Ich muss den<br />

Spielern Selbstvertrauen geben und<br />

Dinge korrigieren. Jeden Tag.“ Für<br />

Klinsmann war das 1:2 gegen Dortmund<br />

eine „ermutigende Leistung“.<br />

Etwas anderes war vom chronischen<br />

Optimisten auch nicht zu erwarten.<br />

Jetzt sagt er: „Die Jungs ziehen mit.<br />

Wirgehen mit breiter Brust ins Spiel.“<br />

Lob für den Gegner<br />

Nach dem Kaltstartgegen Dortmund<br />

mit lediglich drei Übungseinheiten<br />

davor habe man die Intensität auf<br />

dem Platz erhöht und viele kurze Gespräche<br />

mit den Profis geführt,„meist<br />

auf dem Platz“, so Klinsmann. Er<br />

habe die Zeit genutzt, sich mit seinem<br />

Stab abzustimmen. Mansei dabei, einen<br />

Ist-Zustand über die Stärken und<br />

Schwächen der einzelnen Profis zu<br />

erarbeiten. „Wo steht jeder?“ Klinsmann<br />

will sich bald auch Zeit nehmen,<br />

„um bei einem Kaffee“ mit jedem<br />

seiner neuen Schützlinge zu<br />

sprechen. „Die sollen auch mal selbst<br />

die Chance haben zu reden.“<br />

Mit Blick auf das Duell bei Eintracht<br />

Frankfurtwill der Trainer nicht<br />

zu viele Änderungen vornehmen.<br />

„Die Jungs sollen sich finden, auch ihren<br />

Rhythmus aufnehmen. In der<br />

Phase bis Weihnachten werden wir<br />

ein Gesamtbild haben.“<br />

Jetzt aber sind Punkte gefragt,<br />

sonst wird auch grenzenloser Optimismus<br />

irgendwann seine Wirkung<br />

verfehlen. Als Bayern-Trainer gewann<br />

Klinsmann einst sein Auswärtsspiel<br />

bei der Eintracht mit 2:1.<br />

Zehn Jahre später reist Klinsmann<br />

wieder nach Frankfurt. Für Freitagabend<br />

sagt er einen harten Fight voraus:<br />

„Es wird zur Sache gehen und<br />

ein bisschen krachen!“ Manager Michael<br />

Preetz lobte auf Nachfrage den<br />

Gegner: „Für Eintracht war es ein<br />

wichtiger Entwicklungsschritt, vor<br />

zwei Jahren hier in Berlin den DFB-<br />

Pokal gewonnen zu haben. Und das<br />

noch gegen Bayern. Das hat in<br />

Frankfurt zu unfassbarer Euphorie<br />

geführt.“ Klinsmann stutzte kurz<br />

und fragte Richtung Manager: „Wir<br />

sind doch noch drin im Pokal, oder?“<br />

Als Preetz lächelnd bejahte, ballte<br />

der Trainer die Hände zu Fäusten<br />

und sagte: „Na also!“ Typisch Klinsmann.<br />

Der neue Reiz<br />

Die Uefa verpasst nun auch der Women’sChampions League einen Relaunch –was für die Klubs eine große Chance, zugleich aber eine große Herausforderung darstellt<br />

VonFrank Hellmann, Frankfurta.M.<br />

Wer einen Blick aufs Tableau des<br />

Viertelfinals der Women’s<br />

Champions League fürs kommende<br />

Jahr wirft, der stellt fest, dass die geschlechterspezifischen<br />

Unterschiede<br />

im Fußball immer mehr verschwimmen.<br />

Olympique Lyon erwartet den<br />

FC Bayern, FCArsenal spielt gegen<br />

Paris St. Germain oder in einem innerspanischen<br />

Duell treten Atlético<br />

Madrid und der FC Barcelona gegeneinander<br />

an. All das könnte statt in<br />

der weiblichen auch in der männlichen<br />

Königsklasse eine Konstellation<br />

fürs Viertelfinale im Frühjahr 2020<br />

sein. Nur die Begegnung zwischen<br />

dem deutschen Doublesieger VfL<br />

Wolfsburg und Glasgow City fällt da<br />

ein bisschen aus dem Rahmen. Fakt<br />

ist: NurFrauenteams unter dem Dach<br />

der Männer-Lizenzvereine haben<br />

heutzutage Chancen, sich zu den Königinnen<br />

vonEuropas zu krönen. Dafür<br />

gibt es übrigens am 24. Mai 2020<br />

in Wien das zweite Malauch ein eigenes<br />

Endspiel.<br />

Insofern logisch, was das Uefa-<br />

Exekutivkomitee am Dienstagabend<br />

beschlossen hat: Von der Saison<br />

2021/22 an wirdeine Gruppenphase<br />

mit 16 Mannschaften eingeführt. Mit<br />

Hin- und Rückspielen, anschließend<br />

Viertelfinale und Halbfinale. Vorgeschaltet<br />

wird eine erste Qualifikationsphase<br />

(in Vierergruppen) und<br />

eine zweite Phase mit einer Playoff-<br />

Runde. Uefa-Präsident Aleksander<br />

Ceferin spricht voneiner „Wende für<br />

den Frauenfußball“, endlich erhalte<br />

der prestigeträchtigste Vereinswettbewerb<br />

auch bei den Frauen „die<br />

Plattform und Sicherheit, die er verdient“.<br />

Strategisches Ziel ist es, über<br />

eine Zentralvermarktung die Zuschauerzahlen<br />

und den kommerziellen<br />

Wert der Women’s Champions<br />

League in fünf Jahren zu verdoppeln.<br />

Die Erhöhung der Sichtbarkeit<br />

bei der Medienpräsenz ist<br />

allerdings auch dringend nötig.<br />

Lyons Ada Hederberg mit dem Champions-League-Pokal.<br />

IMAGO IMAGES/ZUMA<br />

ten Teilnehmer haben wir vorJahren<br />

immer wieder hingewiesen“, sagt<br />

Siegfried Dietrich, Manager des<br />

1. FFC Frankfurt und Vorsitzender<br />

des Ausschusses Frauen-Bundesligen,<br />

der die Reformausdrücklich begrüßt.<br />

„Die Ligen werden interessanter.<br />

Das wertet die Frauen-Bundesliga<br />

deutlich auf und sorgt auch in-<br />

Für die Frauen-Bundesliga, aus<br />

der bislang immer nur Meister und<br />

Vizemeister qualifiziert waren, öffnet<br />

sich die Tür für einen dritten Teilnehmer,<br />

sofern Deutschland weiter<br />

unter den Top-Sechs-Nationen<br />

steht. Nurdie Meister der drei besten<br />

Verbände qualifizieren sich direkt für<br />

die Gruppenphase. „Auf einen dritternational<br />

für mehr Wettbewerb in<br />

der Breite.“<br />

Konkret eröffnen sich neue Perspektiven<br />

für den 1. FFC Frankfurt,<br />

der am 11. Dezember auf der Mitgliederversammlung<br />

die Weichen<br />

für den Zusammenschluss mit Eintracht<br />

Frankfurt stellen will. Pünktlich<br />

zur Saison 2020/2021 könnten<br />

Frankfurts Fußballerinnen dann mit<br />

dem Adler-Logo nach einem solchen<br />

Startplatz trachten. Wovon die Eintracht-Männer<br />

noch träumen,<br />

könnte für die Frauen rasch Wirklichkeit<br />

werden. „Das macht es doppelt<br />

interessant“, sagt Dietrich, „und<br />

es gibt uns eine große Motivation,<br />

sich für die Champions League zu<br />

qualifizieren.“<br />

Der deutsche Rekordmeister<br />

hatte 2015 das vierte Mal diesen<br />

Wettbewerb gewonnen und ist danach<br />

von der internationalen Bildfläche<br />

verschwunden, weil Wolfsburg<br />

und Bayern die Startplätze zuletzt<br />

fast gepachtet hatten. Auch traditionelle<br />

Frauenvereine wie Turbine<br />

Potsdam, wo der FFC am Sonnabend<br />

(13 Uhr/ARD one und sportschau.de)<br />

zum Klassiker antritt, oder<br />

ambitionierte Ausbildungsklubs wie<br />

das gerade auf Platz zwei geführte<br />

Überraschungsteam der TSG Hoffenheim<br />

oder der SC Freiburgsollten<br />

vomneuen Anreiz profitieren.<br />

Dietrich glaubt, dass „sich die Bereitschaft<br />

zum Investment in den<br />

Frauenfußball verstärkt“. Die Kehrseite<br />

der Medaille bei deutlich mehr<br />

internationalen Spielen unter der<br />

Woche ist allerdings,dass die betroffenen<br />

Spielerinnen kaum noch einen<br />

anderen Berufausüben können.<br />

Die oft geforderte Professionalisierung<br />

der bislang noch häufig mit der<br />

dualen Karriere beschäftigten Spielerinnen<br />

wird damit zwangsweise<br />

vorangetrieben. Im nächsten Schritt<br />

dürften diese auch eine entsprechende<br />

Entlohnung verlangen,<br />

wenn der Fußball ihr alleiniges<br />

Standbein bildet.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Der MDR beendet die<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Uwe Steimle<br />

Seite 23<br />

„Er war größenwahnsinnig und pessimistisch zugleich. “<br />

Cornelia Geißler über Ronald M. Schernikau, dessen Hauptwerk „Legende“ nach 20 Jahren neu erschienen ist Seite 22<br />

Nikolaus<br />

Anarchisten<br />

unter sich<br />

Nikolaus Bernau<br />

betrachtet eine niederländische<br />

Tradition.<br />

Wir müssen noch mal über den<br />

Swarten Piet sprechen. Den<br />

Schwarzen Peter, der in Begleitung<br />

von Sinterclaas, dem Heiligen Bischof<br />

Nikolaus von Myra, angeblich<br />

aus Spanien kommend derzeit<br />

durch die Niederlande und Flandern<br />

wandert, gefahren, geschifft oder getragen<br />

wird–und dabei auf heftigen<br />

Widerstand stößt. Nicht der Heilige<br />

mit dem langen weißen Bart, der ist<br />

auch in Zeiten grassierender Altersdiskriminierung<br />

und Panik vorsexueller<br />

Belästigung beliebt. Obwohl<br />

germanophile Nationalisten schwafeln,<br />

er komme aus dem Ausland, sei<br />

gar ein Einwanderer aus der Türkei.<br />

Die Wut macht sich am Gesellen<br />

des Bischofs fest, am Swarten Piet.<br />

Bei seiner Darstellung handelt es<br />

sich um einen klassischer Fall von<br />

Blackfacing. Manchmal ist zwar<br />

auch Whitefacing zu beobachten,<br />

auf der niederländischen Insel<br />

Bonnaire etwa. Und in Curacao<br />

macht man das Gesicht regenbogenbunt.<br />

Aber das sind Ausnahmen.<br />

Meist bleibt es bei der karikaturenhaften<br />

Übertreibung mit breiten roten<br />

Lippen, Kugelaugen und Kraushaarperücken.<br />

Das kann man kaum<br />

anders als rassistisch bezeichnen.<br />

Trotzdem stehen etwa 90 Prozent<br />

der Niederländer hinter dieser Tradition.<br />

Es gibt viele Erklärungen für das<br />

Phänomen, dass eine Gesellschaft,<br />

die sich selbst als farbenblind bezeichnet,<br />

hier so farbentreu ist. Traditionsbewusstsein,<br />

die Freude der<br />

Kinder,subkutaner Rassismus.Kann<br />

alles stimmen. Ich vermute einen<br />

weiteren Grund: Das Land ist vom<br />

gardinenlosen Wohnzimmerfenster<br />

bis zu den in strengen Reihen gepflanzten<br />

„Wäldern“ so wohlgeordnet,<br />

dass sich der Perfektionsanspruch<br />

ein Ventil suchen muss. In<br />

Saufgelagen am Königstag, im freizügigen<br />

Kiffen oder eben im Kult um<br />

den Swarten Piet. Und so müssen<br />

sich Kritiker der Umzüge schlicht<br />

anhören: „Ihr könnt uns mal ...“. Der<br />

Swarte Piet gibt dem meist verborgenen<br />

niederländischen Anarchismus<br />

ein Gesicht.<br />

Bruno (Vincent Cassel) mit einer autistischen Jugendlichen, die von seinem Verein betreut wird.<br />

Leben in Bereitschaft<br />

„Alles außer gewöhnlich“: Eric Toledanos und Olivier Nakaches Film über unkonventionelle Sozialarbeiter<br />

VonChristina Bylow<br />

Die Pferde schaffen, was<br />

Menschen nahezu unmöglich<br />

ist: Die Aufmerksamkeit<br />

eines Kindes<br />

mit schwerer autistischer Störung<br />

aufsich zu ziehen. Es dauertlange,bis<br />

der Junge mit dem Schutzhelm eine<br />

Hand aufden Kopf desTieres legt. Als<br />

es dann geschieht, ist das ein großer<br />

Moment, nicht nur für ihn, sondern<br />

auch für seinen Betreuer. Innerhalb<br />

einer einzigen Szene zeigen die RegisseureEricToledanound<br />

Olivier Nakache,wie<br />

die Methode der beiden Sozialarbeiter<br />

Stéphane Benhamou und<br />

DaoudTatou funktioniert.<br />

Benhamou, der Familien mit autistischen<br />

Kindern entlastet, indem<br />

er diese tageweise oder auch länger<br />

in Obhut nimmt. Tatou, der mit seiner<br />

Initiativejungen Leuten die Möglichkeit<br />

gibt, Verantwortung als Betreuer<br />

zu übernehmen. Im Film werden<br />

die Männer von den SchauspielernVincent<br />

Cassel (Bruno) und Reda<br />

Kateb (Malik) höchst uneitel dargestellt.<br />

Helden sind sie nicht, eher<br />

Pragmatiker. Harsch im Ton(Malik)<br />

und unfähig zum Rückzug ins Private<br />

(Bruno).<br />

Natürlich ist das riskant, und natürlich<br />

muss es professionelle Standards<br />

geben im Umgang mit stark<br />

eingeschränkten, oft auch aggressiven<br />

Menschen. Gut, dass das Gesundheitsministerium<br />

seine Inspektoren<br />

schickt, und so lässt der Film<br />

zwei Prüfer dieser Behörde keineswegs<br />

als Abgesandte einer stupiden<br />

Bürokratie dastehen. „Alles außer gewöhnlich“<br />

braucht keine dramatische<br />

Zuspitzung nach simplen<br />

Freund-Feind-Mustern. Die Dramatik<br />

liefertder Alltag, die Komik auch.<br />

Der Witz ist stiller, beiläufiger als<br />

in „Ziemlich beste Freunde“, dem<br />

großen Wurf des Regieduos. Das<br />

neue Gemeinschaftswerk von Toledano<br />

und Nakache knüpft eher an ihren<br />

Film „Heute bin ich Samba“ an,<br />

der ebenfalls in eine der trüben<br />

Dienstleistungszonen hineinstieß,<br />

die sich die etablierte Gesellschaft<br />

zunutze macht. War esin„Samba“<br />

die Schwarzarbeit der Illegalen, der<br />

sogenannten Sans Papiers, die einen<br />

Großteil der Hotels, Restaurants und<br />

Baustellen in Betrieb hält, so sind es<br />

hier die beiden vor allem aus Spenden<br />

finanzierten Vereine, die dem<br />

Gesundheitswesen Patienten abnehmen,<br />

die es nicht aushält. Viele werden<br />

in der Psychiatrie mehr verwahrt<br />

alsbehandelt.<br />

Mit welchen Folgen, das hat die<br />

Schauspielerin Sandrine Bonnaire<br />

2007 in ihrem Dokumentarfilm „Elle<br />

s’appelleSabine“ gezeigt, einem Porträt<br />

ihrer autistischen Schwester.<br />

Nach fünf Jahren Psychiatrie war aus<br />

der schönen, talentierten, aber durch<br />

ihreStörung aggressiven jungen Frau<br />

ein schwer übergewichtiges, lethargisches<br />

Wrackgeworden.<br />

20 Jahrewährende Verbindung<br />

Toledano und Nakachehaben voreinigen<br />

Jahren schon einen Dokumentarfilm<br />

über die Arbeit von Benhamou<br />

und Tatou gedreht, „Darüber<br />

müsste man einen Film machen“<br />

lautete der Titel auf deutsch. Er ist<br />

nicht nur das Zeugnis einer mehr als<br />

20 Jahre währenden Verbindung mit<br />

Stéphane Benhamou, den Toledano<br />

und Nakacheals Freiwillige in einem<br />

Feriencamp kennenlernten: Er ist<br />

auch die Urzelle des aktuellen Spielfilms.<br />

Ohne detaillierte Kenntnis der<br />

Realität wäre „Alles außer gewöhnlich“<br />

in seiner guten Absicht steckengeblieben,<br />

wie viele Filme,die kurzin<br />

soziale Projekte einfallen wie Kriegsfotografen<br />

in einen Konfliktherd.<br />

PROKINO<br />

Toledano und Nakache verhalten<br />

sich als Regisseure wie unauffällige<br />

Begleiter. Die Inszenierung unterliegt<br />

nicht ihrem gewohnten handwerklich<br />

glänzenden Stil: Sie folgt<br />

den desaströsen Zuständen: Zwei Leben<br />

in Dauerbereitschaft, immer am<br />

Limit, junge Leute, die nie strukturiert<br />

gelernt und gearbeitet haben,<br />

überforderte Ärzte, völlig erschöpfte<br />

Eltern, eine räumliche Enge, wie sie<br />

dort entsteht, wo permanent Geldmangel<br />

herrscht. Die Handkamera<br />

läuft den Sozialarbeitern auf ihren<br />

Wegen durch ein kaum kenntliches<br />

Paris gleichsam hinterher, hält Abstand,<br />

wo alles andereobszön wäre.<br />

Brunowirdvom Restaurant seiner<br />

Synagoge unterstützt. Malik ist dort<br />

ebenso willkommen, wie das höchst<br />

diverse Ensemble der Helfer.Was wie<br />

konstruiert aussieht, findet seine<br />

Entsprechung in der Realität –beide<br />

Vereine praktizieren muslimisch-jüdische<br />

Solidarität. Nichts daran stellt<br />

dieser Film aus. Für Selbstdarstellung<br />

im Gewand sozialen Engagements<br />

ist hier kein Platz.<br />

Allesaußergewöhnlich Frankreich2019. Buch<br />

und Regie: Eric Toledano undOlivier Nakache.<br />

113Minuten, Farbe. FSK: ab 6Jahre<br />

NACHRICHTEN<br />

Medienstaatsvertrag:<br />

Entwurf beschlossen<br />

Derseit 1991 geltende Rundfunkstaatsvertrag<br />

soll durch einen neuen<br />

Medienstaatsvertrag ersetzt werden.<br />

DieMinisterpräsidenten fassten am<br />

Donnerstag auf ihrer Konferenz in<br />

Berlin einen entsprechenden Beschluss<br />

zu einem Vertragsentwurf.<br />

Anders als früher soll das Regelwerk<br />

auch verstärkt Internet-Plattformen<br />

abdecken, die Medieninhalte bereitstellen<br />

und diese nicht selbst herstellen.<br />

ZurUnterzeichnung des Vertrages<br />

könnte es im Frühjahr kommen.<br />

In Kraft treten könnte das Ganze<br />

dann zum September 2020. (dpa)<br />

120 Millionen Euro für die<br />

Kulturfabrik Kampnagel<br />

DieKulturfabrik Kampnagel, das<br />

bundesweit größte freie Zentrum für<br />

experimentelles Theater,soll für 120<br />

Millionen Euro saniertwerden. Das<br />

teilte Hamburgs Kultursenator Carsten<br />

Brosda (SPD) am Donnerstag<br />

mit. 60 Millionen Euro habe der<br />

Haushaltsausschuss des Bundestages<br />

für die Modernisierung bewilligt.<br />

Weitere60Millionen Euro kommen<br />

vonder Stadt Hamburg. Mitdem<br />

Geld sollen die historischen Hallen<br />

und die Technik erneuertwerden sowie<br />

zusätzliche Räume geschaffen<br />

werden. Seit 1982 bietet die Kulturfabrik<br />

Kampnagel auf dem Gelände<br />

einer ehemaligen Kranfabrik Tanz,<br />

Musik und Theater. (dpa)<br />

Statue des Hl. Mauritius in<br />

Magdeburg restauriert<br />

Diemittelalterliche Statue des Heiligen<br />

Mauritius im Magdeburger Dom<br />

gilt als älteste Skulptur eines Afrikaners<br />

in Europa nördlich der Alpen.<br />

Nunwurde das vomZahn der Zeit<br />

schwer mitgenommene Kunstwerk<br />

aus dem 13. Jahrhundertoriginalgetreu<br />

kopiertund wieder ergänzt. Seit<br />

Donnerstag ist die Plastik im Dommuseum<br />

zu sehen. Mauritius<br />

stammte aus Theben und lebte im<br />

3. Jahrhundert. Als Anführer einer<br />

Legion weigerte er sich, gegen eine<br />

anderechristliche Armee zu kämpfen<br />

und wurde daraufhin mit seinem<br />

gesamten Heer hingerichtet. Seit<br />

dem 4. JahrhundertwirdMauritius<br />

als Heiliger verehrt. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Schnitte<br />

Kein<br />

Sommermärchen<br />

VonRalf Schenk<br />

Von seinen Arbeitsreisen in die Sowjetunion<br />

kehrtDefa-Kameramann Christian<br />

Lehmann stets mit gutem Gefühl nach Berlin<br />

zurück. Besonders beeindruckt ihn die Gastfreundschaft,<br />

was nur zwei Jahrzehnte nach<br />

dem verheerenden Krieg keine Selbstverständlichkeit<br />

ist. So regt Lehmann den Regisseur<br />

Karlheinz Mund zu einer Reportage an:<br />

„Eine Sommerreise“ soll in die Ukraine führen,<br />

auch in Dörfer, indenen seit 1945 kein<br />

Deutscher mehr zu sehen gewesen war.<br />

Der Film wird im Sommer 1968 im<br />

schönsten Format aller Zeiten gedreht:<br />

Schwarz-Weiß und Cinemascope. Mund<br />

und Lehmann bleiben ganz in der Gegenwart,<br />

ohne die Geschichte vergessen zu machen.<br />

Sie verzichten zwar auf Archivaufnahmen<br />

von Kriegshandlungen, zeigen aber<br />

Kolchosbauern mit Orden am Jackett oder<br />

die Schlucht von Babi Jar, in der die Wehrmacht<br />

grausame Verbrechen beging. Zärtliche,<br />

sensible Aufnahmen jenseits tagespolitischer<br />

Agitation. Die Kollegen vom Dokumentarfilmstudio<br />

Kiew leisten technische<br />

Hilfe, alle kommen gut miteinander aus. Als<br />

der Film fertig ist, spart die <strong>Berliner</strong> Studioleitung<br />

nicht mit Lob. „Eine Sommerreise“<br />

wird, obwohl der Regisseur kein Parteimitglied<br />

ist, sogar in einer öffentlichen Parteiversammlung<br />

des Studios voraufgeführt.<br />

Doch dann legt die Hauptverwaltung<br />

Film ihr Veto ein. Dort residiert Genosse<br />

70<br />

Schauer,der für seinen Namen zwar nichts<br />

kann, ihm aber machtbewusst nachkommt.<br />

Hermann-Ernst Schauer, einst als<br />

Leutnant der Hitlerarmee in die Sowjetunion<br />

eingefallen, war in Gefangenschaft<br />

zum glühenden Stalinisten konvertiert,<br />

BLZ/ISABELLA GALANTY<br />

dann von der Roten Armee mit dem Fallschirm<br />

über Weißrussland ab- und als Partisan<br />

eingesetzt worden. Nun, als DDR-<br />

Kulturfunktionär, sieht er sich als Gralshüter<br />

der reinen Lehre für alles, was die Sowjetunion<br />

betrifft.<br />

Die Filmemacher, imNovember 1968 zu<br />

ihm einbestellt, trauen ihren Ohrenkaum: In<br />

jeder Szene, soSchauer, könne er sowjetfeindliche<br />

Ansichten nachweisen. Noch<br />

Jahrzehnte später erinnert sich Karlheinz<br />

Mund an die inkriminierten Momente: „…<br />

der weiße Tüll eines Türvorhangs im Sommerwind;<br />

ein sich ins Endlose schlängelnder<br />

Feldweg; das lesende Mädchen auf dem<br />

Erntegerät, während das Pferdvon allein seinenWegmacht.“<br />

Unddas fehlende Denkmal<br />

vonBabi Jahr,das in JewgenijJewtuschenkos<br />

Gedichtzeilen anklingt: „Stumm schreit hier<br />

alles /und das Hauptentblößt /werdich,das<br />

fühl ich /langsam grau und grauer.“ Die Sowjetunion<br />

sei mit dem uralten Bild von<br />

„Mütterchen Russland“ gleichgesetzt worden.<br />

Zudem wirke die Musik von Gerhard<br />

Rosenfeld existenzialistisch und betone Einsamkeitsgefühle.<br />

Dem ersten Verdikt folgen ermüdende<br />

Belehrungen: die politische Tagesaufgabe<br />

nicht erfüllt, die Höhe des Klassenstandpunktes<br />

nicht erreicht. DasTeam bietet vorsichtige<br />

Änderungen an, ohne Erfolg.<br />

Schließlich macht sich Studiodirektor Rolf<br />

Schnabel höchstselbst an die Schnitte, angeblich<br />

wegen der gefährdeten Planerfüllung.<br />

Alle Interviewpassagen verschwinden,<br />

ebenso das Geläut von Kirchenglocken und<br />

ein literarischer Verweis auf Nikolai Gogol.<br />

Konventionelle Balalaika-Klänge ersetzen<br />

die ursprüngliche Musik. Aus einer halben<br />

Stunde werden 15 Restminuten. Das Drehteam<br />

zieht seine Namen zurück. Der originale<br />

Film aber wirdvernichtet.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

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Feuilleton<br />

Der Schriftsteller Ronald M. Schernikau wurde nur 31 Jahre alt. Er hatte wenig Zeit, um sein Hauptwerkzuschreiben. Er überlebte sein Sehnsuchtsland DDR.<br />

FRANK SPLANEMANN<br />

Das Einfache, über das schwer zu lachen ist<br />

Mindestens mit der Bibel wollte es Ronald M. Schernikau mit seiner „Legende“ aufnehmen. Das Werk erscheint nun in einer Neuauflage und kommt ins Theater<br />

VonCornelia Geißler<br />

Schwarz und schwer liegt die<br />

„Legende“ auf dem Tisch,<br />

das Opus Magnum von Ronald<br />

M. Schernikau. Neben<br />

dem Autor,der im Oktober 1991, 31-<br />

jährig an den Folgen vonAids gestorben<br />

ist, sind drei Herausgeber genannt:<br />

Lucas Mielke, Helen Thein<br />

und Thomas Keck. Nach Schernikaus<br />

Todsuchten Freunde und seine<br />

Mutter lange nach einem Verlag.<br />

1999 erschien eine erste Ausgabe,gedruckt<br />

nur nach Vorbestellung.<br />

Zwanzig Jahre später erscheint nun<br />

ein gründlich ediertes Buch.<br />

Auf die Herausgeber gehen das<br />

ordnende Nachwort und 90 Seiten<br />

mit Anmerkungen zurück. Zehn<br />

Jahre haben sie daran gearbeitet, all<br />

die Bezüge aus der Gegenwart der<br />

Entstehungszeit, kenntlich gemachte<br />

und nur sinngemäße Zitate<br />

von Schriftstellern und Politikern,<br />

aus Gesetzes- und <strong>Zeitung</strong>stexten<br />

zuzuordnen. Zwei Lesebändchen<br />

machen es einfach, vom Haupttext<br />

zur entsprechenden Stelle im Anhang<br />

zu wechseln. Dennoch erfordertdie<br />

Lektüreviel Geduld.<br />

Zunächst muss man sich auf die<br />

merkwürdige Struktur, den „Bauplan“,<br />

einlassen. Das Buch besteht<br />

aus elf Teilen, die fast alle noch rubriziert<br />

sind in sogenannte Bücher –<br />

und zwar bis zu 24. DerText ist meistens<br />

zweispaltig gedruckt. Werdabei<br />

und angesichts des Dünndruckpapiers<br />

an die Bibel denkt, befindet<br />

sich auf der richtigen Spur. Schernikau<br />

hat seine „Legende“ dem Buch<br />

der Bücher nachempfunden. Er war<br />

größenwahnsinnig und pessimistisch<br />

zugleich.<br />

Der Autor selbst kommt drin vor,<br />

zum Beispiel als„der Neffe vonUlla“.<br />

Ullas Schwester ist „Irene Binz“, hinter<br />

der sich die Mutter Schernikaus<br />

verbirgt. Ihr allein gehört Teil VII<br />

„Irene Binz, die Frau im Kofferraum“.<br />

Der Text in Blankversen entstand<br />

auf Grundlage eines Gesprächs,<br />

das der Autor 1980 mit seiner<br />

Mutter protokollierthatte.<br />

1966 flieht Ronald M. Schernikaus<br />

Mutter mit dem Sohn im Kofferraum<br />

eines Diplomatenautos aus der DDR<br />

in die BRD.Der Vater,schon 1960 rübergegangen,<br />

hat inzwischen eine<br />

andere Frau. Ronald M. Schernikau<br />

wächst bei seiner Mutter nahe Hannover<br />

auf und zieht 1980 zum Studium<br />

in die DDR-Enklave West-Berlin.<br />

Die „Insel“ ist der Haupt-Handlungsart<br />

der „Legende“. Schernikau,<br />

mit 16 Jahren der DKP beigetreten,<br />

wechselt in die SEW, die Sozialistische<br />

Das Buch: Ronald M. Schernikau: „Legende“.<br />

Herausgegeben vonLucas Mielke,<br />

Helmut Peitsch und Thomas Keck. Verbrecher,Berlin<br />

2019. Leinen, 1070 S.,58Euro<br />

Die Biografie: 2009erschien Matthias Frings’<br />

Buch „Der letzte Kommunist. Das traumhafte<br />

Lebendes Ronald M. Schernikau“<br />

GEDRUCKT UND AUF DER BÜHNE<br />

Das Stück: Für den 11. Dezember kündigt<br />

die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />

„Legende“ vonRonald M. Schernikau als<br />

„Schauspiel“ an. Stefan Pucher verwandelt<br />

mit einem Ensemble aus 14 Schauspielern<br />

und drei Musikerndas disparate Buch in ein<br />

Bühnenstück. Weitere Aufführungen 13. und<br />

20. 12. 2019, 12. und 25. 1. 2020.<br />

Einheitspartei Westberlin. Er schreibt<br />

und schreibt –seit 1983 an der „Legende“.<br />

Bereits 1980 veröffentlicht er<br />

die „Kleinstadtnovelle“ über ein<br />

schwules Coming-out (Rotbuch-Verlag),<br />

publiziert dann in linken und in<br />

schwulen Zeitschriften, freundet sich<br />

mit Autoren in West und Ost an: Neben<br />

Erika Runge,auf deren Protokollliteratur<br />

er sich ausdrücklich bezieht,<br />

sind das Ulrich Berkes, Matthias<br />

Frings, Irmtraut Morgner und Peter<br />

Hacks. Erzitiert sie alle in der „Legende“,<br />

aber auch Christa Wolf und<br />

Heiner Müller.<br />

Die DDR ist sein Bezugspunkt.<br />

Sein Traum ist es, amLiteraturinstitut<br />

„Johannes R. Becher“ zu studieren.<br />

1986 erhält er als erster und einziger<br />

Westler ein Stipendium für das<br />

Leipziger Institut, seine Abschlussarbeit<br />

erscheint als Buch im Westen:<br />

„Die Tage in L.“. Ronald M. Schernikau<br />

wird am 1. September 1989<br />

DDR-Staatsbürger. Wenige Monate<br />

später tritt Ronald M. Schernikau auf<br />

dem Außerordentlichen Schriftstellerkongress<br />

der DDR auf, klassifiziert<br />

dort den Fall der Mauer als „Konterrevolution“.<br />

Dieser Bruch zerhackt<br />

letztlich auch seine„Legende“: Seine<br />

Götter agieren vonWest-Berlin aus.<br />

Schernikau wollte mit diesem<br />

Buch alle seine künstlerischen Mög-<br />

lichkeiten ausprobieren und zeigen,<br />

wollte die Fragen des Jahrhunderts<br />

zugleich märchenhaft und realistisch,<br />

phantastisch und politisch<br />

stellen. Großbuchstaben gebraucht<br />

Schernikau selten. Meist sind kurze<br />

Textabschnitte mosaikhaft aneinander<br />

gesetzt. Dialoge sind nicht mit<br />

Satzzeichen kenntlich gemacht, sie<br />

gliedernsich in Abschnitte oder sind<br />

wie bei einem Theaterstück durch<br />

Sprechernamen markiert. Die „Legende“<br />

ist ein Sammelband und ein<br />

ungebändigtes Konvolut, mit mal<br />

Revue-, mal Pamphletcharakter.<br />

Hier steht das „Märchen vom Klohäuschen<br />

am Bahnhof Friedrichstraße“<br />

wie der Bericht über den<br />

Mord an einem Inder in einem westdeutschen<br />

Hausflur. Die Götter singen<br />

nah an Brecht: „Wir sind keine<br />

Tollheit, sondern/ DasEnde der Tollheit./Wir<br />

sind nicht das Rätsel/ Sonderndie<br />

Lösung./Wir sind das Einfache/<br />

Über das schwer zu lachen ist.“<br />

DieThemen stammen aus einem<br />

Querschnitt der Gesellschaft. Es gibt<br />

Musik und Tanz und Liebespaare, es<br />

gibt Schwule, die Kleider tragen, die<br />

sich offen lieben und die angegriffen<br />

werden. Es gibt Fremdenhass. Konzerte<br />

der „künstlerfürdenfrieden“<br />

werden von den offiziellen Parolen<br />

der DDR abgelöst. Die Götter sehen<br />

das große Geld, personifiziert durch<br />

Anton Tattergreis, einen Schokoladenfabrikanten<br />

und Hausbesitzer,<br />

der viele Auftritte im Buch hat. Noch<br />

öfter taucht dessen Sohn Janfilip auf,<br />

der besser sein will, ein guter<br />

Mensch. Als seine Claqueurebezahlt<br />

er ein paar „junge Leute“. Es gibt die<br />

Arbeiterschaft und Arbeitslose. Auf<br />

eine Aufstellung des Warenkorbs für<br />

den Sozialhilferegelsatz mit Nahrungsmitteln<br />

und Dingen heißt es:<br />

„an dieser stelle schlägt das verhungernde<br />

negerkind mit letzter kraft<br />

das buch zu und beneidet sämtlich<br />

langzeitarbeitslosen. Krch. Püh. Exitus“.<br />

Ronald M. Schernikau lässt ja<br />

immer von außen auf die Verhältnisse<br />

schauen, deshalb hat alles<br />

auch seine Kehrseite.<br />

DerVerbrecher-Verlag, gerade als<br />

einer der „Leuchttürme der <strong>Berliner</strong><br />

Verlagslandschaft“ mit dem <strong>Berliner</strong><br />

Verlagspreis ausgezeichnet, geht mit<br />

diesem Buch einWagnis ein. DasZuviel<br />

an Themen und Personen, die<br />

häufigen Wiederholungen, die<br />

Schreibweise und noch mehr fordern<br />

den Leser wie die Leserin. Es<br />

fällt viel leichter,das dicke Buch entnervt<br />

zur Seite zu stoßen, als sich von<br />

seinem Charme, den es durchaus<br />

hat, gefangen nehmen zu lassen.<br />

Aber es ist gut, dass es da ist.<br />

Den Kongo gibt es nicht<br />

Verschiebung der Perspektive: Der Choreograf Faustin Linyekula gastiert mit seinem Stück „Congo“ im HAU 1<br />

VonMichaela Schlagenwerth<br />

Wissen Sie, wie viele Kerzen der<br />

Leuchter des Palais Radziwill<br />

trug? Oder wer amTisch saß, während<br />

der Kongokonferenz, bei der<br />

die europäischen Großmächte auf<br />

Einladung Bismarcks im Winter<br />

1884/85 in Berlin die Aufteilung Afrikas<br />

in Kolonien beschlossen?<br />

Der kongolesische Choreograf<br />

Faustin Linyekula und seine beiden<br />

Mitstreiter, Pasco Losanganya und<br />

Daddy Moanda Kamono, wissen es.<br />

Sie wissen auch, aus welchen Familien<br />

die damaligen Delegierten kamen<br />

und welche Karrieren ihre<br />

Nachfahren machten.<br />

Land für Schnaps<br />

„Congo“ heißt die zweistündige Geschichtslektion<br />

mit der Faustin Linyekula<br />

mit seinen Studios Kabako<br />

im Hebbel-Theater (HAU1)gastiert.<br />

Einpaar Säcke stehen auf der Bühne<br />

und eine kleine Rampe, die mal als<br />

Bühne, mal als Konferenztisch und<br />

dann wieder als Leinwand für Film-<br />

Einspieler fungiert. Kindergesichter<br />

sieht man darauf am Ende. Aber<br />

nichts von den Gräueltaten, die die<br />

Handlanger des belgischen Königs<br />

Leopold im Kongo begangen haben.<br />

Vonihnen wirdauch erst in der zweiten<br />

Stunde erzählt.<br />

Linyekula, Losanganya und Kamono<br />

sitzen da über der Bühne verteilt,<br />

eine Glühbirne baumelt jeweils<br />

über ihren Köpfen, und sie lesen Aufzeichnungen<br />

der damaligen Zeit vor.<br />

Über Häuptlinge, die ihr Land nicht<br />

für billigen Schnaps und Glasperlen<br />

an Henry Morton Stanley verkaufen<br />

wollten. Stanley erwarb im Auftrag<br />

vonKönig Leopold das Land um das<br />

Kongo-Becken herum, eine Fläche,<br />

80-mal so groß wie Belgien. 450 Verträge<br />

hatte Stanley bis 1884 „ausgehandelt“.<br />

Wieviele Dörfer dafür niedergebrannt,<br />

wie viele Frauen vergewaltigt<br />

und wie viele Menschen dafür<br />

ermordet wurden, weiß<br />

Faustin Linyekula, Pasco Losanganya und Daddy Moanda Kamono (v.l.)<br />

von abgehackten Händen häuften<br />

sich in den Garnisonen. Über 1000<br />

abgehackte Hände waren es manchmal<br />

an einem Tag. Wie viele Menschen<br />

genau während der 23-jährigen<br />

Schreckensherrschaft des belgischen<br />

Königs starben, ist unklar.Die<br />

Wissenschaft geht von fünf bis 15<br />

Millionen Menschen aus. „Es wurniemand.<br />

Die drei auf der Bühne<br />

nennen ein paar Namen von Dörfern,<br />

die es seitdem nicht mehr gibt.<br />

Der Landkauf, das war sowieso<br />

erst der Beginn des großen Mordens.<br />

Eine abgehackte Hand für jede verschossene<br />

Patrone, damit keine<br />

kostbarePatrone vergeudet wird, das<br />

war der Befehl an die Soldaten. Berge<br />

AGATHE POUPENEY<br />

den immer weniger Menschen im<br />

Kongo“, heißt es dazu auf der Bühne.<br />

Linyekula greift vor allem in der<br />

ersten Stunde auf den Roman<br />

„Congo“ des französischen Autors<br />

Èric Vuillard zurück, der darin Kolonialgeschichte<br />

als böse und groteske<br />

Posse erzählt. Linyekula versucht,<br />

Auszüge des Textes eins zu eins auf<br />

die Bühne zu transferieren. DieLangeweile<br />

der Herrschenden, ihre Eitelkeit,<br />

ihre Gier. Die Pracht der<br />

Räume und des Essens. Bismarck,<br />

der noch nicht im Kolonialgeschäft<br />

Fußfassen konnte,und Léopold, der<br />

König mit dem zu kleinen Reich, der<br />

ihn geschickt überlistet und dem am<br />

Ende der Konferenz der Kongo als<br />

Privatbesitz anerkannt wird.<br />

Das Beklemmende aus Vuillards<br />

Buch bleibt auf der Bühne imVortrag<br />

von Daddy Moanda Kamono allerdings<br />

in wütender Deklamation stecken.<br />

Die Ironie fehlt, der Hohn und<br />

die Distanz. Anders können wir das<br />

nicht erzählen, scheint die zweite<br />

Stunde des Abends zu sagen. Die<br />

Szenerie verdichtet sich. Linyekula<br />

flirrt tanzed fragil über die Bühne,<br />

Losanganya singt mit entblößtem<br />

Oberkörper, die Haut mit den Namen<br />

der Kolonialmächte beschrieben.<br />

„Den Kongo gibt es nicht. Da ist<br />

ein Stromund ein großerWald“, rezitieren<br />

sie wieder und wieder Vuillard<br />

und erzählen dann vonden Toten.<br />

Stehende Ovationen<br />

Das ist ihre Version der Geschichte.<br />

Schneisen wurden in die Wälder geschlagen,<br />

Léopoldville, das heutige<br />

Kinshasa, errichtet. Der Stadt in der<br />

Faustin Linyekula mit den Studios<br />

Kabako beheimatet ist, Künstlern<br />

ein Zuhause gibt und auch Landwirtschaft<br />

betreibt. „Kongo!“, ruft er<br />

am Ende und eine geballte Faust<br />

reckt sich im Zuschauersaal. Dann<br />

erheben sich die Menschen zu stehenden<br />

Ovationen.<br />

Congo Fr,19Uhr im HAU1,T.: 25900427


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 23<br />

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Feuilleton<br />

Himmlisches<br />

wie<br />

Höllisches<br />

Ehrlicher Arbeiter: Vladimir<br />

Ashkenazy beim DSO<br />

VonClemens Haustein<br />

Dirigieren ist Arbeit. Undnicht allen<br />

Dirigenten und Dirigentinnen<br />

liegt daran, den Arbeitscharakter<br />

ihrer Tätigkeit vergessen zu lassen.<br />

Der Eindruck des Aufrichtigen<br />

beim eben verstorbenen Mariss Jansons<br />

hatte auch damit zu tun, dass er<br />

sich, am bald auf Gesichtshöhe eingestellten<br />

Notenpult stehend, den<br />

Dirigierstab fest in der Faust, immer<br />

zur Handwerklichkeit seines Tuns<br />

bekannte. Vladimir Ashkenazy, der<br />

frühere Chef des Deutschen Symphonie-Orchesters,<br />

der am Mittwoch<br />

in der Philharmonie wieder<br />

mit seinem alten Ensemble auftrat,<br />

gehörtebenfalls in diese Gruppe.<br />

Wieder 82-Jährige frohgemut auf<br />

die Bühne stolpert, hat er etwas von<br />

einem Landmann, der seinen Sonntagsanzug<br />

übergeworfen hat, um<br />

nun ein ganz anderes Feld zu beackern.<br />

Eine Fuge von Max Reger<br />

etwa, wie sie dessen Variationen op.<br />

86 über ein Thema von Ludwig van<br />

Beethoven beschließt. RichardWagners<br />

„Prügelfuge“ aus dem zweiten<br />

Akt der „Meistersinger“ ist hier nicht<br />

weit; aus der Motorik des trillerverzierten<br />

Themas entwickelt sich ein<br />

munter schwatzendes Stück, bei<br />

dem die Hauptrolle doch dem<br />

Streichorchester zukommt.<br />

Fugeneinsätzeinder Flöte und in<br />

der Oboe stehen hoffnungslos auf<br />

verlorenem Posten –keine Chance,<br />

klanglich gegen den riesigen Streicherapparat<br />

anzukommen. Hätte<br />

man hier nicht ein wenig Platz schaffen<br />

können, wenn nicht mit kleinerer<br />

Besetzung, dann wenigstens mit<br />

zurückgenommener Lautstärke? So<br />

bleibt der Eindruck fröhlichen Getöses<br />

mit einem triumphal-blechernen<br />

Abschluss, der auf den Schluss<br />

des Abends vorausweist: den letzten<br />

Satz der 5. Sinfonie von Schostakowitsch,<br />

dessen Charakter so beunruhigend<br />

fließend zwischen Schmerzensschrei<br />

und Jubel wechselt.<br />

Nimmt man Schostakowitschs<br />

Sinfonie,die Ashkenazy mit Hingabe<br />

dirigiert, ohne dabei auf einen übermäßig<br />

romantischen Tonzuverfal-<br />

Ein Sachse liebt die Opferrolle<br />

Der Kabarettist Uwe Steimle beklagt ein „Berufsverbot“ –dabei tritt er in ausverkauften Sälen auf<br />

VonTorsten Wahl<br />

Irgendwann werd’ ich mal etwas<br />

ganz Großes tun“ – der<br />

wehmütige Song der Gruppe<br />

Renft läuft im Abspann, während<br />

UweSteimle mit seinem Wartburg<br />

312 von dannen fährt. Die<br />

Leipziger Band wurde 1975 vonKulturpolitikern<br />

verboten, weil sie mit<br />

Liedern über „Republikflucht“ und<br />

„Bausoldaten“ die Grenzen des in<br />

der DDR öffentlich Sagbaren überschritten<br />

–erst das Verbot machte<br />

sie legendär.<br />

Auch Uwe Steimle spricht nun<br />

von einem Berufsverbot – denn<br />

seine Reisesendung „Steimles<br />

Welt“ vonMitte November wirddie<br />

letzte sein, die der Mitteldeutsche<br />

Rundfunk (MDR) mit dem Schauspieler<br />

und Kabarettisten produziert.<br />

Nicht nur Steimle selbst, auch<br />

seine Fans sehen hier einen klaren<br />

Fall von Zensur und feiern ihn als<br />

eine ArtMärtyrer.<br />

Doch die Unterschiede sind gewaltig:<br />

Renft durften nirgends mehr<br />

auftreten, ihre Lieder wurden nicht<br />

mehr im Radio gespielt, ihre Platten<br />

verschwanden aus den Läden, einige<br />

Mitglieder kamen ins Gefängnis und<br />

reisten aus.Uwe Steimle aber verliert<br />

erst mal nur einen wichtigen Auftraggeber<br />

und damit einen Kanal für<br />

seine Botschaften.<br />

Früher ein Linker<br />

Vonlinks nach rechts abgedriftet: der Kabarettist UweSteimle<br />

Eilige Maßnahmen<br />

IMAGO IMAGES<br />

Der Dresdener hat seit der Wende,<br />

die er stets die „Kehre“ nannte, unbestritten<br />

Verdienste um die sächsische<br />

Sprache in den Medien erworben,<br />

war neben Wolfgang Stumph<br />

nahezu der einzige Prominente, der<br />

sich im Fernsehen der Mundart bediente.<br />

Auch mit der Beschwörung<br />

ostdeutscher Erinnerungen und Eigenarten<br />

war er ein Vorreiter, erreklamiert<br />

sogar den Begriff „Ostalgie“<br />

für sich. Im Westen populär wurde er<br />

als strebsamer Schweriner „Polizeiruf“-Kommissar.<br />

Doch schon hier<br />

stellte er sich 2009 bei seinem unfreiwilligen<br />

Abschied nach immerhin 16<br />

Dienstjahren als Opfer dar, der wegen<br />

seines politischen Engagements<br />

gefeuert worden sei –damals engagierte<br />

er sich noch für die Linke.Dabei<br />

war der Kabarettist Steimle<br />

schauspielerisch starklimitiert–wie<br />

derVergleich mit seinen Nachfolgern<br />

Anneke Kim Sarnau und Charly<br />

Hübner deutlich zeigt.<br />

Seit 2013 durfte er im MDR in<br />

„Steimles Welt“ Land und Leute Mitteldeutschlands<br />

porträtieren. In der<br />

letzten Ausgabe besuchte er Menschen,<br />

die einst an der Erdgastrasse<br />

in der Sowjetunion mitarbeiteten.<br />

Nicht alle Ausgaben blieben bei der<br />

Erinnerung an die sozialistische Vergangenheit<br />

stehen. So verbreitete er<br />

2017 in einer Sendung das üble Gerücht,<br />

der Freiberger Dom sei nur<br />

noch gegen Eintrittsgeld zu betreten,<br />

weil Asylbewerber sich sonst hinter<br />

dem Altar erleichternwürden.<br />

Diese komplett satirefreie Erfindung<br />

verselbstständigte sich zur<br />

Fake News, die mit immer mehr<br />

Häme und Hetze kommentiert<br />

wurde. Noch stärker stieß der MDR-<br />

Spitze auf, dass Steimle wiederholt<br />

das gesamte Konstrukt des öffentlichen-rechtlichen<br />

Rundfunks infrage<br />

stellte, seinen Auftraggeber als<br />

„Staatsfunk“ bezeichnete,eine ZDF-<br />

Moderatorin als Amerika-hörige<br />

„Marionetta Slomka“ verspottete<br />

und in einem Interview mit der<br />

rechts zu verortenden <strong>Zeitung</strong> Junge<br />

Freiheit die Bundesrepublik ein besetztes<br />

Land nannte. Als der RBB<br />

2011 mit KenJebsen einen ähnlichen<br />

Fall hatte, brauchte der Sender nur<br />

zwei Wochen, um den immer abgedrehteren<br />

Verschwörungstheoretiker<br />

zu feuern.<br />

Lieblingsgegner Grüne<br />

Der MDR ließ sich immerhin zwei<br />

Jahre Zeit, denn Steimle ist so problematisch<br />

wie populär. Egal, wie<br />

man in der Leipziger Zentrale mit<br />

ihm umging –die Dissonanzen blieben.<br />

Jetzt hat sich der Sender aus<br />

dieser Zwickmühle befreit – diese<br />

Entscheidung war überfällig.<br />

Denn live benutzte Uwe Steimle<br />

die Ostalgie ohnehin nur noch als<br />

Rahmen für die Beschimpfung des<br />

politischen Lieblingsgegners – der<br />

Grünen. Sein Motto: Wergrün wählt,<br />

wünscht sich auch Krebs.Was er mit<br />

Verhöhnungen von Cem Özdemir<br />

oder Karin Göring-Eckardt begann,<br />

setzen andere imNetz mit den verbalen<br />

Attacken auf Renate Künast<br />

und anderefort.<br />

Kabarettisten haben ein Mandat<br />

für Provokationen und politische<br />

Unkorrektheit, das liegt in der Natur<br />

der Sache. Doch kaum ein anderer<br />

offenbarte in seinen Programmen<br />

eine so starke Nähe zu den Thesen<br />

einer einzigen Partei –nämlich der<br />

AfD. Mit dem Abschied vom öffentlich-rechtlichen<br />

Fernsehen wird<br />

UweSteimle dieses „Alleinstellungsmerkmal“<br />

in der Kabarettszene noch<br />

deutlich ausbauen –seine Säle werden<br />

mit Slogan „Verboten vom<br />

MDR“ vermutlich voller sein denn je.<br />

EinBerufsverbot sieht anders aus.<br />

Kulturkampf von rechts: Die neue Regierung in Flandern kürzt die Mittel für Kunst bis zu 60 Prozent<br />

Sein<br />

Kunstbegriff<br />

war osterweitert<br />

Documenta: Trauer um<br />

Manfred Schneckenburger<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Zwar war alles, was dieser Kölner<br />

Kunstkurator 1977, dann nochmals<br />

1987 als Impresario der Documenta<br />

6und 8, zuwegebrachte, für<br />

Kunstfans im Osten ferner als der<br />

Mond. DasAußergewöhnliche,Couragierte<br />

seines Handelns indes drang<br />

über die analoge Nachrichtenverbreitung<br />

auch bis ins sächsische „Tal<br />

der toten Augen“ ,was den West-TV-<br />

Empfang betraf.<br />

Documenta-Macher Manfred<br />

Schneckenburger präsentierte 1977<br />

zum einen Joseph Beuys mit der sensationellen<br />

„Honigpumpe“ sowie<br />

das Who is Who der Weltkunst etwa<br />

mit Nam June Paik, Bruce Nauman,<br />

Anselm Kiefer, Francis Bacon, David<br />

Hockney, Bill Viola, Walter de Maria<br />

und im erstmalig integrierten Foto-<br />

/Filmbereich Fassbinder und Scorsese-Werke.<br />

Erwagte ein nie dagewesenes<br />

Happening-Spektakel: Laserlicht<br />

über dem Documenta-Gelände<br />

und HA Schult ließ –fiktiv –ein<br />

Flugzeug abstürzen.<br />

Noch verrückter aber, mitten im<br />

Kalten Krieg: Er hatte DDR-Maler<br />

eingeladen, Leipziger Schule: Heisig,<br />

Tübke,Mattheuer.Eskam zum Eklat.<br />

Er habe „Staatskünstler“ geholt. Baselitz,<br />

der aus Dresden Geflohene<br />

schimpfte die Ostler „Arschlöcher“;<br />

er und sein Freund Lüpertz hängten<br />

aus Protest ihre Bilder ab. Aber<br />

Schneckenburger hielt das aus. Sein<br />

Kunstbegriff war, im Beuys’schen<br />

Sinne, auch osterweitert. Er fand es<br />

wichtig, fair –und bereichend, dass<br />

das Publikum die maltechnischeVersiertheit<br />

der Leipziger, deren exotische,<br />

geschichtsträchtige Bilderwelten,<br />

sehen und beurteilen konnte.<br />

Gerade kam die traurige Nachricht,<br />

dass Manfred Schneckenburger<br />

am Dienstag, gleich nach seinem<br />

81. Geburtstag, in Köln gestorben ist.<br />

Der inStuttgart geborene Kunsthistoriker,<br />

Hochschullehrer an der<br />

Kunstakademie Münster und weltweit<br />

geschätzte Ausstellungsmacher<br />

war bislang der einzige seiner Zunft,<br />

der die Kasseler Weltschau Documenta<br />

zweimal leiten konnte. 1987<br />

sprang er ein, nachdem sich das Kuratorenteam<br />

völlig zerstritten hatte.<br />

Unter ihm wurde die Documenta, –<br />

mit politischer Kunst vonHans Haacke,<br />

Barbara Kruger und Hamilton<br />

Finlay –endgültig zum Weltkunst-<br />

Ereignis seit ihrer Gründung 1955.<br />

Vladimir Ashkenazy,2017, bei der Eröffnung<br />

der Philharmonie in Skopje. IMAGO<br />

len, nimmt man die Sinfonie als den<br />

Ausdruck eines beharrlichen Kampfes<br />

des Guten gegen das Böse,soließen<br />

sich die Paganini-Variationen<br />

von Sergej Rachmaninow zuvor als<br />

vorbereitendes Porträt alles Himmlischen<br />

wie Höllischen verstehen. Wie<br />

schon in Regers Fuge verbeißt sich<br />

Ashkenazy tief in dieses Werk. Zur<br />

Seite steht ihm mit Behzod Abduraimovein<br />

Pianist voneindrucksvollen<br />

Fähigkeiten: über die technischen<br />

Anforderungen dieses Stückes erhaben,<br />

mit Sinn für nickelige Penetranz<br />

wie für ausgreifende Gesanglichkeit.<br />

Das Orchester beteiligt sich mit<br />

knackigem Spiel, als Hörer geht man<br />

durch Dornen und Klüfte, uminder<br />

18. Variation mit ihrer kaum beherrschbaren<br />

Gefühlswallung im<br />

Himmelreich zwischenzulanden.<br />

Dimitri Ashkenazy arbeitet derweil<br />

mit hochgezogenen Schultern, jeder<br />

Instrumentallehrer würde seinem<br />

Schüler eine solche Haltung ankreiden.<br />

Hier erwächst daraus eine Aufführung<br />

vonpackender Ehrlichkeit.<br />

VonSabine Glaubitz<br />

Ein gelber Streifen, der 60 Prozent<br />

der Abbildung verdeckt: Im Internet<br />

zirkulieren Hunderte Fotos,<br />

vondenen kaum noch ein Drittel zu<br />

erkennen ist. Das Gelb steht für die<br />

Farbe der neuen, rechtsliberalen<br />

und nationalistischen Partei Nieuw-<br />

Vlaamse Alliantie (N-VA). Dass die<br />

Bilder zu 60 Prozent verdeckt sind,<br />

ist kein Zufall: DieN-VAwill die Kultursubventionen<br />

in 2020 um bis zu<br />

60 Prozent kürzen. Protestiert wird<br />

seither auch in Deutschland. Und<br />

nicht nur wegen des Geldes. Die<br />

Angst vor einem Kulturkampf der<br />

Rechten ist groß, wie Reaktionen in<br />

Netzwerken zeigen, in denen unter<br />

#ThisIsOurCulture und #StateOf-<br />

TheArts täglich gepostet wird.<br />

Seit rund zehn Jahren wird in<br />

Flandern imKulturbudget der Rotstift<br />

angesetzt. Auf Kürzungen war<br />

die Branche gefasst. Die Protestwelle<br />

ausgelöst hat, dass diese vielen<br />

verdächtig selektiv erscheinen.<br />

Denn am heftigsten ist die Projektförderung<br />

betroffen, die mit 60 Prozent<br />

weniger Geld auskommen<br />

muss. Die größten Kulturinstitutionen<br />

wie die Flämische Oper kommen<br />

mit 3Prozent davon, alle anderen<br />

mit 6Prozent. Hinter den Subventionskürzungen<br />

steht nicht nur<br />

ein defizitärer Haushalt.<br />

Persönlicher Feldzug<br />

tor spiele dabei eine Rolle,sagte der<br />

emeritierte Professor im belgischen<br />

Fernsehen. Für den belgischen Dramaturgen<br />

Michael Nijs, der unter<br />

anderem am Badischen Staatstheater<br />

arbeitete, sind die Kürzungen<br />

ebenfalls nicht zufällig. In Zukunft<br />

werde ineinen aufzustellenden flämischen<br />

Kanon investiert, meint er<br />

in seinem Beitrag auf dem Theaterportal<br />

Nachtkritik.de. Deshalb sollten<br />

auch Privatsammler flämischer<br />

Meister unterstützt werde.<br />

Internationale Empörung<br />

Mit Empörung reagierten die Choreografin<br />

Anne Teresa De Keersmaeker<br />

und der bekannte Regisseur<br />

Ivo Van Hove. Wasmit der Projektförderung<br />

falsch sei, dass sie so extrem<br />

beschnitten werde, fragten sie<br />

in einem offenen Brief an den Kulturminister.<br />

Beide belgische Künstler<br />

hatten ihre internationale KarriereinFlanderngestartet.<br />

Alarm kommt auch aus dem europäischen<br />

Ausland. Kuratoren und<br />

Intendanten kritisierten in der<br />

Presse die Entscheidung. In der belgischen<br />

<strong>Zeitung</strong> De Standaard for-<br />

Eine selektivereAuswahl solle zu einer<br />

besseren Unterstützung der übrig<br />

gebliebenen Projekte führen, erklärte<br />

Jan Jambon, Ministerpräsident<br />

und Kulturminister Flanderns<br />

von der Partei Nieuw-Vlaamse Alliantie<br />

(N-VA). Mit ihrem Mitte November<br />

vorgestellten Kulturbudget<br />

hatte es die nationalistische Partei<br />

offensichtlich eilig. Die Regierung<br />

unter Ministerpräsident Jambon ist<br />

erst seit 2. Oktober 2019 im Amt.<br />

Zum ersten Mal wurde das Kulturressort<br />

dem Ministerpräsidenten<br />

zugeordnet.<br />

Fährt die Partei das Geschütz zu<br />

einem Kulturkampf auf? Die Partei<br />

habe daraus eine persönliche Angelegenheit<br />

mit der Kulturwelt gemacht,<br />

glaubt der Soziologe Mark<br />

Elchardus. Die Feindseligkeit zwischen<br />

der N-VAund dem Kultursekderten<br />

neben Catherine Wood (Tate<br />

Modern, London), Christophe Slagmuylder<br />

(Wiener Festwochen) und<br />

Olivier Py (Theaterfestival Avignon)<br />

auch zahlreiche deutsche Kulturschaffende<br />

den Ministerpräsidenten<br />

auf, umzudenken, unter ihnen<br />

die Intendanten René Pollesch<br />

(Volksbühne Berlin), Matthias Lilienthal<br />

(Münchner Kammerspiele)<br />

und Stefanie Carp (Ruhrtriennale).<br />

Denn das Gespenst des Kulturkampfs<br />

von rechts geht seit einiger<br />

Zeit auch in Deutschland um.<br />

In der Tageszeitung taz erinnern<br />

die deutschsprachigen Dramaturgen<br />

Milo Rau, Stefan Bläske und<br />

Elisa Liepsch in ihrer Kritik an der<br />

neuen flämischen Kulturpolitik deshalb<br />

daran, dass Kultur für eine offene<br />

Gesellschaft stehe. Unter dem<br />

Titel „Kulturkampf der Rechten gegen<br />

die Avantgarden“ schrieben sie,<br />

es gehe um den Erhalt demokratischer<br />

Kunst jenseits vonOpernhäusern<br />

und Kriegsdenkmälern. Und<br />

warnen: „Wenn wir diesen Kampf<br />

nicht gewinnen, sind alle anderen<br />

Kämpfe um Gleichberechtigung<br />

oder Diversität sinnlos.“ (dpa)<br />

Manfred Schneckenburger (1938–2019)<br />

TOP 10<br />

Mittwoch, 4. Dezember<br />

DOCUMENTA-ARCHIV<br />

1 Tagesschau ARD 4,21 15 %<br />

2 Weihnachts-Hits ZDF 4,14 14 %<br />

3 heute ZDF 3,96 17 %<br />

4 Wer weiß denn ...? ARD 3,61 18 %<br />

5 SokoWismar ZDF 3,60 17 %<br />

6 heute-journal ZDF 3,43 15 %<br />

7 Heldt ZDF 3,11 11 %<br />

8 RTL aktuell RTL 2,91 13 %<br />

9 Biathlon ZDF 2,66 19 %<br />

10 GZSZ RTL 2,66 9%<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.30: Othello<br />

Brotfabrik (& 471 40 01)<br />

20.00: pension schöller in thebox (BridgeMarkland)<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

19.30: HeartChamber<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

20.00: Gift<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

20.00: Das Missverständnis<br />

20.00: Glaube Liebe Hoffnung<br />

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WWW.ZEUGHAUSMESSE.DE<br />

Halle Tanzbühne Berlin (& 44 04 42 92)<br />

20.30Großer Saal: minutepapillon (cie. toula<br />

limnaios)<br />

HAU2(&25 90 04 27)<br />

20.00: Woanders (Masha Qrella)<br />

HAU3(&25 90 04 27)<br />

19.00: EverybodyNeeds Only You. Liebe in Zeiten des<br />

Kapitalismus (Schmitt/Adamczak)<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

19.30 Studio: Beziehungskiste; 20.00: Keine Angst<br />

vorNiemand! (Die Rixdorfer Perlen)<br />

Kleines Theater (& 821 20 21)<br />

20.00: Drei Männer im Schnee<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Skylight<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Hass-Triptychon –Wegeaus der Krise<br />

20.00 Container:Die Hamletmaschine (Exil Ensemble)<br />

RambaZamba Theater (& 44 04 90 44)<br />

19.30: Der nackte Wahnsinn<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

20.00: status quo<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />

Sophiensaele (& 283 52 66)<br />

21.00: Freischwimmer*innen–The Future is Female*:<br />

Nora oder ein Altenheim (FollowUs)<br />

Späth’sche Baumschulen (& 63 90 03 32)<br />

19.30 Märchenhütte: Märchen für Erwachsene<br />

(Hexenberg Ensemble)<br />

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Wohin mit Mutti?<br />

HEUTE–7.12.<br />

05. –08.<br />

DEZ.<br />

GUTSCHEINE verschenken<br />

Kabarett-TheaterDISTEL|www.distel-berlin.de<br />

Stasi-Zentrale. Campus der Demokratie –Haus22<br />

(Ruschestr.103) 20.00: 30 Jahre Mauerfall:Bornin<br />

East Berlin<br />

Theaterforum Kreuzberg (& 70 07 17 10)<br />

20.00: Heilig Abend (Gastspiel Society Players e. V.)<br />

Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />

20.00: ThePassion according to Bibi(Petar Miloshevski)<br />

Theater im Nikolaiviertel (& 017 6/ 40 53 11)<br />

19.30: Zille sein Milljöh<br />

Theater im Palais (& 201 06 93)<br />

19.30: Lichter, Lieder,Pfefferkuchen Nr.17<br />

Theater untermDach (& 902 95 38 17)<br />

20.00: Lenz (Matthias Rheinheimer)<br />

Uferstudios (& 46 06 08 87)<br />

20.30 Studio 1: The Intervention of Loneliness (Ming<br />

Poon)<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

20.00: Indien<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Arena Glashaus (& 533 20 30)<br />

19.30: Caveman –Dusammeln, ich jagen!. Anm. erf.<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(& 017 95 34 66 96) 20.00: Claire Waldoff: Ich will<br />

aber vomLeben singen... (Sigrid Grajek)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Wenn Ediths Glockenläuten, Vol. 16 (Ades<br />

Zabel &Company)<br />

BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />

20.00: Die Impro-Ladies (ImproBerlin)<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Der Zweck heiligt denAbend<br />

20.00: Wohin mit Mutti?<br />

Estrel Showtheater (& 68 31 68 31)<br />

17.00, 20.00: StarsinConcertmit Christmas-Special<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Vorspiel und andere Höhepunkte (Thomas<br />

Nicolai)<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />

20.00: Langform-Impro (Improtheater Foxy Freestyle)<br />

Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />

20.00: Kalender,Deine Tage sind gezählt! (Marco<br />

Tschirpke)<br />

Palazzo (& 018 06 38 88 83)<br />

19.30: Family Affairs<br />

Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />

19.00, 22.00: Die LiveShow(Ivan Thieme, Oliver<br />

Beerhenke, TimWhelan, Bademeister Schaluppke,<br />

Mod.: Horst Fyrguth)<br />

Ratibortheater (& 618 61 99)<br />

20.30: Gute Wahl (Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (& 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Anne Kraft(Mod.)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia!<br />

Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />

20.00: Das Phantom der Oper<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

20.00: So, als ob du schwebtest (Ursli &Toni Pfister)<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

16.00, 21.00:Zauber Zauber<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Jetzt wird’spersönlich! (Gernot Hassknecht)<br />

Zimmertheater Steglitz (& 25 05 80 78)<br />

20.00: Wirklich weiter so? (Tom Ehrlich)<br />

KLASSIK<br />

<strong>Berliner</strong> Dom (& 20 26 91 36)<br />

18.00: HauptstadtBlech, Adventliche Musikfür Blechbläser<br />

–Familienkonzertzum Nikolaustag<br />

Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />

20.00: Orchesterder Komischen Oper Berlin, Isabelle<br />

Faust (Violine), Marie-Elisabeth Hecker (Violoncello),<br />

Nadja Mchantaf (Sopran), Ltg.AinarsRubikis,<br />

Sinfoniekonzert2,Rimski-Korsakow:Suite aus der<br />

Oper „Schneeflöckchen“; Ravel: „Scheherazade“,<br />

Liederzyklus op. 41; Brahms: Doppelkonzertfür<br />

Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00 Gr.Saal: Konzerthausorchester Berlin,<br />

Dresdner Kreuzchor,Solist*innen:Heidi Elisabeth<br />

Meier,Sarah vander Kemp, Eric Stoklossa u. a., Ltg.<br />

Roderich Kreile, Bach: „Unser Mundsei voll Lachens“,<br />

Kantate zum 1. Weihnachtstag; weihnachtliche<br />

Liedsätze und Motetten vonEccard, Schütz, Mendelssohn<br />

Bartholdy, Mauersberger,Kvernou.a.für Chor<br />

acappella; Saint-Saëns: „Oratorio de Noël“ fürSoli,<br />

Chor und Orchester op. 12<br />

Lecture-Concert<br />

Wasdie<br />

Reichen<br />

verdienen<br />

Drei Entwicklungen gehen<br />

für die Köpfe der Andcompany<br />

mit der Wahl Donald<br />

Trumps zum US-Präsidenten<br />

einher. 1.Das Ende des Kommunismus<br />

mithin einer gesellschaftlichen<br />

Alternative, 2. Der<br />

Durchbruch des Neoliberalismus<br />

und damit die Explosion<br />

der Ungleichheit und 3. Die<br />

Abgabe der Verantwortung für<br />

den Klimawandel durch Leugnen.<br />

Der Konflikt spitzt sich<br />

zu, für alle reicht es nicht, die<br />

„Reichtumskatastrophe“ naht.<br />

Wenn wir nicht gegensteuern<br />

und weiter die Interessen der<br />

Reichen schützen, landen wir<br />

beim Faschismus. Und gegensteuern<br />

heißt für die Theaterkünstler,<br />

die das in einer Lectureperformance<br />

mit der passenden<br />

Musik unterlegen werden:<br />

wie bei der Französischen<br />

Revolution −den demokratischen<br />

„Geist der Gleichheit“<br />

beschwören. Also: Her mit<br />

dem Geld! Ulrich Seidler<br />

TheReturn of th Equalizer Lecture-Concert:<br />

20 UhrimLiteraturforumimBrecht-<br />

Haus, Chausseestr.125<br />

Johanna Diehl: „Objekt“ (Kostümteil aus der Kresnik-<br />

Inszenierung „Hänsel und Gretel“ 1995, Volksbühne<br />

Berlin)<br />

GALERIE WILMA TOLKSDORF/JOHANNA DIEHL<br />

Arte kürte Johanna Diehl<br />

unlängst zur „Archäologin<br />

der jungen deutschen Fotografie“.<br />

Im Haus am<br />

Waldsee begann soeben ihre erste<br />

Solo-Schau in einer <strong>Berliner</strong> Kunstinstitution.<br />

VonWand zu Wand erschließt<br />

sich einem, wie es zu diesem<br />

Superlativ kommt.<br />

DieHamburgerin, Jahrgang 1977,<br />

überschreibt ihre aufs Konzeptionelle<br />

und zugleich Geistig-Sinnliche<br />

setzende Bildversammlung mit „In<br />

den Falten das Eigentliche“. Sie bezieht<br />

sich auf ein Zitat Walter Benjamins,der<br />

sich zeitlebens mit dem Archäologischen<br />

der Geschichte beschäftigt<br />

hat. Das Eigentliche,<br />

schließt Diehl daraus, liege in den<br />

Falten der Erinnerung.<br />

Die Großnichte des Documenta-<br />

Gründers Arnold Bode, machte dessen<br />

Maxime vom „visuellen Begreifen“<br />

–den Umgang mit Bildern, die<br />

das Denken als dialogisches In-Bezug-Setzen<br />

–auch zu der ihren. Spiegeln<br />

sich bei Benjamin die philosophischen<br />

und politischen Probleme<br />

kulturwissenschaftlichen Denkens<br />

um 1930 im Spannungsfeld zwischen<br />

kritischer Theorie und Historismus,<br />

Ingeborg Ruthe<br />

begegnet in der Zehlendorfer Kunstvilla<br />

erstmals bewusst den Fotoarbeiten der<br />

aus Hamburg stammendenWahlberlinerin<br />

Johanna Diehl. Es ist ihre erste institutionelle<br />

Einzelschau in Berlin. Und zugegeben:<br />

Aufkeines der Bilder,keinen der<br />

Videofilme trifft das Urteil „erwartbar“ zu.<br />

In den<br />

Falten der<br />

Erinnerung<br />

Die Berlin-Hamburger<br />

Fotokünstlerin Johanna Diehl<br />

provoziert im Haus am Waldsee<br />

unsere Fantasie<br />

so spürt Diehl das Verdrängte, schon<br />

Vergessene im jüngeren Gedächtnis<br />

der Deutschen auf. Sie findet damit<br />

zu Bildern, die ohne Pathos, Dramatik,<br />

ohne Effekte feststellen, wie es ist.<br />

Nicht, wie man es sich wünschte.<br />

Johanna Diehl ist offensichtlich<br />

darauf aus, dass wir Betrachter aus<br />

diesen an den Wänden des Zehlendorfer<br />

Kunsthauses zunächst verwirrend<br />

zueinandergefügten Lebensräumen<br />

auch so etwas wie Biografien<br />

lesen. Ihre nüchtern-suggestiven<br />

Motive zwingen einen, genau<br />

hinzusehen, ihr Interpretationsangebot<br />

anzunehmen, dann mit eigenen<br />

Assoziationen weiterzutreiben.<br />

Sie moralisiert nicht, klärt nicht<br />

mal auf. Nichts ist erwartbar, umso<br />

mehr irritierend. Zu fragmentarisch<br />

ist die Motivanordnung, etwa einer<br />

absurden Artvon Unterschenkelprothesewie<br />

aus einem surrealistischen<br />

Film. Dabei entstammt das Objekt<br />

einer Kresnik-Inszenierung des<br />

Grimm-Märchens „Hänsel und Gretel“<br />

1995 an der <strong>Berliner</strong>Volksbühne.<br />

Darin ging es um deutsche Geschichte,<br />

Verdrängung, um fatale,<br />

schmerzhafte Leerstellen. Hier sei<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.45,17.30,20.30<br />

Cinema Paris (& 881 3119) Alles außer gewöhnlich<br />

15.00, 21.00; European Cinema Night: Porträt<br />

einer jungen Frau in Flammen –Portrait delajeune<br />

fille en feu (OmU) 17.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) ARainy Day In<br />

NewYork 15.40, 18.00, 20.20<br />

Delphi LUX (& 322 931040) ARainy Day In New<br />

York (OF) 15.00, 17.15, 19.30, 21.45; Europäischer<br />

Filmpreis: Family Romance, LLC (m. Gast)<br />

19.30; Auerhaus 15.30, 20.30; Filmreihe #2030:<br />

Interstellar (OmU) 18.00; Aretha Franklin: Amazing<br />

Grace (OmU) 13.40, 15.50, 18.00; Marianne &<br />

Leonard –Words of Love (OmU) 14.45; Hustlers<br />

(OmU) 17.00, 22.00; Official Secrets (OmU) 15.00,<br />

22.15;Bis dann, mein Sohn 17.30; Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OmU) 21.10; Lara 15.20, 17.40,<br />

20.00; Mein Ende. Dein Anfang. 14.30; Schönheit<br />

&Vergänglichkeit 17.00; Die Glitzernden Garnelen<br />

–Les crevettes pailletees (OmU) 19.00,22.00; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 21.20<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace 17.30; The Irishman (OmU) 19.30;<br />

Die zwei Päpste –TheTwo Popes (OmU) 17.15; The<br />

Good Liar –Das alte Böse 20.00; Kamikaze 1989<br />

(OmenglU) 22.30<br />

Kant Kino (& 319 9866) Die Eiskönigin II15.40,<br />

18.10, 20.40; Die zwei Päpste –The Two Popes<br />

(OmU) 20.30; A Rainy Day In New York 12.00,<br />

15.30, 17.45, 20.00; Official Secrets 14.40; Ich<br />

war noch niemals in NewYork 15.20; Nurejew –The<br />

White Crow 18.00; Das perfekte Geheimnis 17.20,<br />

20.00; Die schönste Zeit unseres Lebens 15.15,<br />

17.50,20.30<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Die Eiskönigin<br />

II 14.30; 3D, Atmos: Die Eiskönigin II 17.15;<br />

Atmos: Das perfekte Geheimnis 20.00; Atmos:<br />

Joker 22.55; 3D: Die Eiskönigin II 15.00, 20.20;<br />

Die Eiskönigin II 17.40; Das perfekte Geheimnis<br />

23.00; Last Christmas 14.30, 17.10; Hustlers<br />

19.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

22.30;Die Addams Family15.00; Das perfekte Geheimnis<br />

17.20; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />

20.15; 3D: Die Eiskönigin II23.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 15.00; Joker 17.45; Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 20.45; Aretha Franklin:Amazing Grace<br />

15.30; Die schönste Zeit unseres Lebens 17.45;<br />

Last Christmas 20.30; Hustlers 23.00; The Good<br />

Liar –Das alte Böse 15.15, 17.50; Stephen Kings<br />

Doctor Sleeps Erwachen 20.30<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Gott existiert,<br />

ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘ e<br />

Petrunija (OmenglU) 11.00; Deutschstunde 12.45;<br />

Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU) 15.00; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 16.30; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 20.15; Midsommar (OmU)<br />

22.30; 2040 –Wir retten die Welt! (OmU) 11.00;<br />

Easy Love (DFmenglU) 12.45; Morgen sind wir frei<br />

14.15; Land des Honigs –Medena Zemja: Honeyland<br />

(OmU) 16.00; Marriage Story (OmU) 17.30;<br />

Lara (DFmenglU) 19.45; Die zwei Päpste 11.00;<br />

Mein Ende. Dein Anfang.(DFmenglU) 13.00; Snorri<br />

&der Baby-Schwimmclub –Dive: Rituals inWater<br />

(OmU) 14.50; Ordinary Time –Tempo comum<br />

(OmU) 16.10; Der Grinch – The Grinch (OmU)<br />

17.15; Nome di donna (OmU) 18.45; Joker (OmU)<br />

20.30; Zombieland 2: Doppelt hält besser –Zombieland<br />

2: DoubleTrap (OF) 22.40<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Once Upon a<br />

Time in...Hollywood (OmU) 14.00; Systemsprenger<br />

17.00; Parasite –Gisaengchung (OmU) 19.30; The<br />

Irishman (OmU) 22.00; Und der Zukunft zugewandt<br />

14.00; Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU)<br />

16.00; Land des Honigs –Medena Zemja: Honeyland<br />

(OmU)18.00; Midsommar(OmU)19.45;Bitte<br />

nach Mitte! 22.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 13.45; Joker 13.45, 17.00,<br />

22.30; 3D: Die Eiskönigin II13.45, 16.20, 19.10,<br />

22.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.00;<br />

Last Christmas14.00, 16.45, 19.30; Die Eiskönigin<br />

II 14.00, 14.10, 16.50, 17.00, 17.20, 20.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.15, 17.00, 19.30, 19.45,<br />

22.30; Bernadette 14.15;The Good Liar –Das alte<br />

Böse 14.20; Rotschühchen und die sieben Zwerge<br />

14.30; IMAX 3D: Die Eiskönigin II 14.40; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance 16.00, 19.20; Auerhaus<br />

16.40, 20.00, 23.00; Hustlers 16.50, 19.45,<br />

22.45;Alles außer gewöhnlich 16.50,19.40; IMAX<br />

3D:Die EisköniginII(OF) 17.15; 2040 17.30; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.20,22.45;<br />

IMAX: Joker 19.50; Terminator –Dark Fate 20.00;<br />

Zombieland 220.20, 23.00; Sneak Preview 22.30;<br />

Black and Blue 22.40; Midway –Für die Freiheit<br />

22.50;IMAX: Joker(OF)22.50;MidnightMovie:The<br />

Priest:Vergib uns unsere Schuld 23.00<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Mein Ende. Dein<br />

Anfang.(OmenglU)18.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 20.10; Joker (OmU) 22.40; Nevrland (OmU)<br />

18.00; Die Glitzernden Garnelen –Les crevettes<br />

pailletees (OmU) 19.45; Weitermachen Sanssouci<br />

(OmenglU) 21.45; Die Kinder der Toten 23.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Ich war noch niemals<br />

in NewYork 13.20; Die Addams Family 13.30;<br />

Rotschühchen und diesieben Zwerge13.45, 16.40;<br />

Die Eiskönigin II13.50, 16.50, 19.45, 22.30; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 14.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.10, 16.30, 19.30, 22.30; 3D: Die<br />

Eiskönigin II14.20, 17.15, 20.15, 23.00; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 16.20; Joker 17.00,<br />

20.00, 22.50; Last Christmas 17.10, 20.10; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 19.20; Hustlers<br />

19.40, 22.30; Terminator –Dark Fate 22.50; Zombieland<br />

2:Doppelt hält besser 23.00<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Der Glanz der Unsichtbaren<br />

13.50; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar<br />

15.40; Caspar David Friedrich –Grenzen der Zeit<br />

(mit Gast) 17.20; Parasite 18.50<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.00; Die Eiskönigin II<br />

14.20, 15.10, 16.00, 17.00, 19.40, 22.40; Der<br />

König der Löwen 14.20; Das perfekte Geheimnis<br />

14.30, 17.20, 19.50, 22.45; Die Addams Family<br />

14.40; 3D: Die Eiskönigin II 14.50, 17.30, 20.00,<br />

23.00; Angry Birds 2: Der Film 15.00; Rotschühchen<br />

und die sieben Zwerge 15.15; Last Christmas<br />

16.50, 20.10; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

17.10, 20.20; Ich war noch niemals inNew York<br />

17.15; Hustlers 17.40, 20.10, 22.45; Der letzte<br />

Bulle 17.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

19.30; LeMans 66: Gegen jede Chance<br />

19.45; Joker 20.15, 22.50; Es: Kapitel II 22.10;<br />

Terminator –Dark Fate 22.30; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 23.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Der Leuchtturm –The<br />

Lighthouse (OmU) 16.40, 21.20; Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace (OmU) 19.10; B Official Secrets<br />

(OmU) 16.10; Parasite – Gisaengchung (OmU)<br />

18.40; Joker (OmU) 21.30<br />

fsk amOranienplatz (& 614 2464) „Mir ist es<br />

egal, wenn wirals Barbaren in die Geschichte eingehen“<br />

–„Imi este indiferent daca in istorie vom intra<br />

ca barbari“ (OmU) 15.00; Lara (OmenglU) 17.45;<br />

Alles was du willst –Tutto quello che vuoi (OmU)<br />

18.15; Mein Ende. DeinAnfang. (OmenglU) 19.45;<br />

Marriage Story (OmU) 20.30; Mishima: Ein Leben<br />

in vier Kapiteln –Mishima: ALife InFour Chapters<br />

(OmU) 22.00<br />

Moviemento (& 692 47 85) DerLeuchtturm(OmU)<br />

14.00,16.30,19.00; Yung (DFmenglU; m.Gästen)<br />

21.30; Alles außer gewöhnlich – Hors normes<br />

(OmU) 12.45; Systemsprenger 15.15; Ake Dikhea?<br />

–Festival of Romani Film: Alla Zingara 18.00; Ake<br />

Dikhea? –Festival ofRomani Film: Float Like aButterfly<br />

20.30; Der Leuchtturm (OmU) 23.15; Amelie<br />

rennt 11.00; Fritzi 15.00; Alles außer gewöhnlich<br />

(OmU) 17.00, 19.30, 22.00<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Burning –Beoning<br />

(OmU) 20.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) Human Nature: Die CRISPR<br />

Revolution (OmU) 15.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

(OmU) 17.00; Saint Frances (OF) 19.00; Die<br />

Glitzernden Garnelen – Les crevettes pailletees<br />

(OmU) 22.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 15.00; Bernadette –Where‘d You Go, Bernadette<br />

(OmU) 16.30; Lara (OmenglU) 18.30; Porträt<br />

einer jungen Frau in Flammen –Portrait delajeune<br />

fille en feu (OmU) 20.15; Joker (OmU) 22.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) ARainy Day InNew York<br />

15.30, 17.45, 20.00, 22.15; New Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace (OmU) 15.10, 22.20; Lara 17.15;<br />

Parasite 19.30<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.00; Ich war noch niemals<br />

in New York 14.30, 20.00; Die Eiskönigin II 15.00,<br />

16.00,17.30;Rotschühchen und die sieben Zwerge<br />

15.30; 3D: Die Eiskönigin II 15.30, 18.00, 20.30;<br />

Das perfekte Geheimnis 17.15, 20.15; Hustlers<br />

17.45; Last Christmas 18.30, 20.45; Joker 20.30<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Official Secrets<br />

13.00, 18.00, 20.00, 22.45; 3D: Die Eiskönigin<br />

II13.00, 15.10, 17.20; Alles außer gewöhnlich<br />

15.30,20.30; Eshätte schlimmer kommen können<br />

–Mario Adorf 15.45; Mary Christmas –GeorgPreusse<br />

18.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt amEastgate (& 93 03 02 60) Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00, 23.00;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.05, 17.05;<br />

3D: Die Eiskönigin II 14.10, 16.50, 19.30, 22.30;<br />

Dora und die goldene Stadt 14.15; Rotschühchen<br />

und die sieben Zwerge 14.30; Hustlers 14.30,<br />

17.15, 19.55, 23.10; Die Eiskönigin II 14.30,<br />

14.45, 17.15, 17.20, 19.50; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen 16.45, 22.45; Last Christmas<br />

17.15, 20.15; LeMans 66: Gegen jede Chance<br />

20.00; Joker 20.00, 22.30; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser 20.20, 23.00; Midnight Movie:The<br />

Priest: Vergib uns unsere Schuld 23.00<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Shaun das Schaf: UFO-<br />

Alarm 17.00; Parasite 18.45; Lara 21.15; Götter<br />

von Molenbeek: Gods ofMolenbeek (OmU) 18.00;<br />

Morgen sind wir frei 19.30; Bitte nach Mitte! 21.30<br />

Babylon (& 242 59 69) Und der Zukunft zugewandt<br />

17.00; Lara 17.45; M.C.Escher: Reise in<br />

die Unendlichkeit (OmU) 17.45; IndoGerman Film:<br />

Panipat (OmenglU) 19.15; Xavier Dolan: Sag nicht,<br />

werdubist!(OmenglU) 19.30;XavierDolan: Premiere:<br />

Matthias et Maxime (OmenglU) 20.00; Xavier<br />

Dolan: Laurence Anyways (OmenglU) 21.30; Harold<br />

und Maude (OmU) 22.15; Parasite (OmU) 22.30<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73)<br />

Cinefete: Wohne lieber ungewöhnlich (OmU) 11.30;<br />

Yung 14.30; Kinderfilm des Monats: SANTA &CO.<br />

16.30; Yung (OmenglU) 18.45;Joker (OmU) 21.00;<br />

Das Tagebuch der Anne Frank 11.15; Cinefete:<br />

Comme des garcons (OmU) 13.45; Fritzi15.30; Der<br />

Leuchtturm (OmU) 17.15,19.45,22.15<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) Die Eiskönigin<br />

II 11.00, 14.00, 17.00, 19.15, 22.40; Das<br />

perfekte Geheimnis 11.00, 13.45, 16.45, 19.50,<br />

23.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

11.10; Die Addams Family 11.10; Rotschühchen<br />

und die sieben Zwerge 11.15, 14.00; Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 11.15; Dora und die goldene<br />

Stadt 11.20; 3D: Die Eiskönigin II11.40, 13.40,<br />

16.30,20.10; Unsere Lehrerin, dieWeihnachtshexe<br />

12.10;Last Christmas13.30, 16.30,20.30, 23.15;<br />

Ich war noch niemals in New York 13.30; Hustlers<br />

14.00, 16.50, 19.50, 23.15; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.30, 17.30; Als ich mal groß war<br />

14.30; Le Mans 66: Gegen jede Chance 16.20,<br />

19.20; Zombieland 2: Doppelt hält besser 16.40,<br />

20.10,23.10; Joker 17.00, 19.30, 23.00; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.40, 22.45; Midway<br />

–Für die Freiheit 22.15; Terminator –Dark Fate<br />

23.00<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Bis dann, mein<br />

Sohn – Di jiu tian chang (OmU) 14.00; A Rainy<br />

Day InNew York (OmU) 17.30, 19.30, 21.30;<br />

Bernadette (OmU) 14.30, 21.00; Land des Honigs<br />

–Medena Zemja: Honeyland (OmU) 17.00; Was<br />

gewesen wäre 19.00; Systemsprenger 14.15; Alles<br />

außer gewöhnlich –Hors normes (OmU) 16.45,<br />

19.15; Parasite – Gisaengchung (OmU) 21.45;<br />

Berlin Babylon (DFmenglU) 15.00; Marianne &Leonard<br />

–Words ofLove (OmU) 17.00; The Irishman<br />

(OmU) 19.30; Pferde stehlen –Utogstjaele hester<br />

(OmU) 14.30; Alsich malgroßwar 17.00; Lara (DFmenglU)<br />

19.00; Porträt einer jungen Frau inFlammen<br />

–Portrait de la jeune fille enfeu (OmU) 21.15<br />

International (& 24 75 60 11)ARainy Day In New<br />

York 15.00,17.15;ARainy Day In NewYork (OmU)<br />

19.30,21.45<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Eins 18.30; Wiederentdeckt:<br />

Das Rasthaus der grausamen Puppen<br />

–Lalocanda delle bambole crudeli (OF) 21.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

MucizeAsk (OmU)14.10,16.50, 20.00,23.00; Recep<br />

Ivedik VI (OmU) 14.15, 17.10, 20.15, 22.55;<br />

Die Eiskönigin II 14.15, 14.20, 14.30, 14.40,<br />

16.45, 17.15, 19.50, 22.30; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 14.20; Die Addams Family 14.20;<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge 14.30; Das<br />

perfekte Geheimnis 16.40; Hustlers 17.00, 20.00,<br />

23.00; 7.Kogustaki Mucize –Das Wunder in Zelle<br />

Sieben (OmU)17.15,20.05,23.05; Last Christmas<br />

17.25; Zombieland 2: Doppelt hält besser 19.30,<br />

22.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

19.30; Joker 19.50, 23.05; Solid Gold 20.00; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 22.10; Hustlers (OF)<br />

23.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Systemsprenger (DFmenglU)<br />

10.10; Parasite (OmenglU) 12.30, 23.55;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 15.00; Unsere<br />

Lehrerin, dieWeihnachtshexe 16.40; Bis dann,<br />

mein Sohn (OmenglU) 18.30; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen (OmU) 21.45<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) ARainy Day In New<br />

York (OmU) 17.15, 19.30, 21.45<br />

Passage (& 68 23 70 18) Auerhaus 15.30, 18.00,<br />

20.30, 22.30; Bis dann, mein Sohn –Dijiu tian<br />

chang (OmU) 16.50; Joker (OmU) 20.30; Alles außer<br />

gewöhnlich 15.00,17.30,20.00; Die schönste<br />

Zeit unseres Lebens 15.40, 20.50; Systemsprenger<br />

18.15<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.00, 20.00, 21.30; ARainy Day In<br />

NewYork (OF) 18.00, 20.15, 22.30; DerLeuchtturm<br />

–The Lighthouse (OF) 19.30, 22.00; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmenglU) 16.30; Booksmart (OmU) 19.00;<br />

Hustlers (OmU) 16.00, 19.00, 21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Die Eiskönigin II13.50, 14.40, 16.30, 17.30; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 16.50, 19.40, 22.50;<br />

3D: Die Eiskönigin II14.10, 15.00, 17.00, 20.10,<br />

22.55; Dora und die goldene Stadt 14.20; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.10; Last Christmas<br />

17.40,20.30; Joker 19.30; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser 19.55, 23.00; Hustlers 20.20, 23.00;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen 22.30


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Johanna Diehl-: „Mars“, 2019, Filmstill/ Video<br />

noch erwähnt, dass neben der Prothese,noch<br />

Fotos vonPerücken und<br />

einer martialischen Maulsperre,<br />

halb medizinisches Gerät, halb Folter-Instrument,<br />

platziertsind. Daneben<br />

schälen sich „aus den Falten der<br />

Erinnerung“ Aufnahmen vonWohnräumen<br />

heraus: kitschig pompöse<br />

Interieurs, dunkles Holz aus der Zeit<br />

vor dem Krieg, schlichte weiße<br />

Wohnzimmer danach, die an die<br />

pragmatische Zeit und die hellen<br />

Hoffnungen erinnern, denen die<br />

Wirtschaftwunder-Bundesrepublik<br />

anzusehen ist. Das gilt auch für Architekturen.<br />

Und für die Urlaubsbilder<br />

aus dem Familienalbum.<br />

Diehl fotografierte zudem analoge<br />

Apparate wie Artefakte.Etwadie<br />

Ausstattung eines Tonstudios, für<br />

Radios, die nach dem Krieg die Welt<br />

in die deutschen Wohnzimmer holten,<br />

in denen sich wieder (klein-<br />

)bürgerliches Leben berappelte. Sie<br />

grub für diese Fotos inprivaten Archiven,<br />

wertete den Nachlass, auch<br />

die Tagebücher ihrer Großeltern und<br />

aus dem ganzen, großen Familienkreis<br />

aus. Und stieß dabei auch auf<br />

Traumata der Nazi-Vergangenheit.<br />

Der Vater der Künstlerin hatte sich<br />

MEIN BILD DER WOCHE:<br />

Die Künstlerin: Johanna Diehl, geboren<br />

1977 in Hamburg,studierte an der Hochschule<br />

für Grafik und Buchkunst Leipzig<br />

bei Timm Rautertund war Meisterschülerin<br />

vonTina Bara. Zudem besuchte sie an<br />

der École nationale supérieure des<br />

beaux-arts de Paris die Klassen vonJean-<br />

Marc Bustamante und Christian Boltanski<br />

und arbeitete mit dem ukrainischen<br />

Gastprofessor Boris Mikhailovaneinem<br />

Projekt in Odessa. Sie lebt in Berlin.<br />

Die Ausstellung: „In den Falten das Eigentliche“<br />

im Haus am Waldsee, Argentinische<br />

Allee 30, läuft bis 23. Februar,<br />

Di–So 11–18 Uhr.Der Katalog ist ab<br />

15..Januar erhältlich im Verlag derBuchhandlung<br />

Walther König: 24 Euro<br />

www.hausamwaldsee.de<br />

GALERIE WILMA TOLKSDORF FRANKFURT/BERLINI/JOHANNA DIEHL<br />

mit 39 Jahren das Leben genommen.<br />

Um das tragische Geschehen manifestierte<br />

sich in der Familiebleiernes<br />

Schweigen. Auf die Mauer der<br />

Sprachlosigkeit reagiert Diehl heute<br />

mit gestochen scharfen Fotos von<br />

körperlosen Organen. Die drastischen<br />

Requisiten der Kresnik-Ins zenierung<br />

dienen auch als krückenhafte,<br />

bedrohliche Leerstellen für<br />

den abwesenden Vater.<br />

Das Konzeptuelle, zugleich Packende<br />

ihrer Kunst kulminiertinden<br />

im Saal direkt gegenüber laufenden<br />

Filmen „MARS“, 2019 – nach dem<br />

autobiografischen Kultbuch des<br />

Schweizer Schriftstellers Fritz Zorn.<br />

Die Handlung ist eigentlich keine:<br />

Ein wie vom Veitstanz besessener,<br />

halb nackter Mann bewegt sich in<br />

eks tatischenVerrenkungen in einem<br />

moderngestylten Raum.Gegenüber<br />

erklingen „7 Etüden für präpariertes<br />

Klavier“. Wieder erinnert das an<br />

Kresniks Tanz-Theater.Während die<br />

hohen Töne den Flügel frei verlassen,<br />

sind die tiefen Töne gefangen,<br />

die Tasten absurd und brutal eingeklemmt<br />

von Gummi- und Metallsperren<br />

und Leder-Falten – der<br />

Klang nur noch dumpfe Erinnerung.<br />

Gespräch<br />

Über<br />

Demokratie<br />

reden<br />

Nach dem demonstrativ<br />

ausgerufenen Ende der<br />

Suhrkamp-Kultur, der man<br />

über viele Jahre eine intellektuelle<br />

Leitbildfunktion attestierte,<br />

wurden immer wieder<br />

kleine Verlage ins Spiel gebracht,<br />

diese Funktion fortzuführen.<br />

Vorübergehend<br />

schrieb man dem durchaus<br />

ambitionierten Wilhelm-Fink-<br />

Verlag diese Rolle zu. Aber<br />

letztlich vermochte man sich<br />

doch nicht recht vorzustellen,<br />

dass die geistige Orientierung<br />

von Paderborn aus angeleitet<br />

werden könne. Und wie wäre<br />

es mit Wien? Diesem Gedanken<br />

trägt die Volksbühne mit<br />

seiner Veranstaltungsreihe der<br />

Passagen-Gespräche Rechnung,<br />

zu der Passagen-Verleger<br />

Peter Engelmann sich eloquente<br />

Gäste einlädt. Diesmal<br />

ist es die belgische Politikwissenschaftlerin<br />

Chantal Mouffle,<br />

deren demokratietheoretische<br />

Arbeiten ein großes Echo<br />

finden. HarryNutt<br />

ChantalMouffle 20 Uhr,Volksbühne am<br />

Rosa-Luxemburg-Platz<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Anja Kampe<br />

(Sopran), Ltg.Christian Thielemann, Richard Strauss:<br />

Sonatine für 16 Blasinstrumente Nr.1„Aus der<br />

Werkstatt eines Invaliden” u.a.<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

20.00: Ensemble Korea, Ltg.Joongbae Jee, The 4th<br />

International „Younghi Pagh-Paan“ CompositionPrize<br />

2019 –Preisverleihung und Preisträgerkonzert, Anm.<br />

erf. bit.ly/ypp-19<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: Staatskapelle, Ltg. Sir András Schiff (Klavier),<br />

Claudia Stein (Flöte), Johann SebastianBach:<br />

Orchestersuite Nr.2h-Moll, KlavierkonzertD-Dur,<br />

Orchestersuite Nr.3D-Dur,Klavierkonzertd-Moll<br />

St. Matthäus-Kirche (& 262 12 02)<br />

18.00: <strong>Berliner</strong> Madrigalkreis und Kantorei Beelitz,<br />

Ltg.Andreas Behrend, Diabelli: Messe C-Dur<br />

KINDER<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

16.00: Der kleine Drache Kokosnuss –Das Musical,<br />

Theater Lichtermeer (ab 4J.)<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

17.00 Tischlerei: Die Schneekönigin<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

18.00 alter Orchesterprobensaal: Schneewittchen<br />

(ab 6J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

20.00 Neues Haus: Der Mann vonPölarölara, Alfred<br />

Kirchner,Buchvorstellung,Mod.: Martin Schwab<br />

Brotfabrik (& 471 40 01)<br />

19.30: Drei Kilometer,Nadine Schneider,Lesung und<br />

Gespräch, Moderation: Undine Löhfelm<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

20.30 Lichtsaal:Prosa der Verhältnisse #15:<br />

Blinkende Zukunft, mit Anastasia Gubareva,anschl.<br />

Gespräch mit Deniz Utlu und Emma Braslavsky<br />

KONZERT<br />

Apostel-Paulus-Kirche Schöneberg (& 781 12 80)<br />

20.00: Donna Brown&the Golden GospelPearls,<br />

Harlem Gospel Night –OHappyDay!<br />

AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Dritte Wahl<br />

Badehaus (& 95 59 27 76)<br />

20.30: Dives<br />

Columbiahalle (& 69 81 75 86)<br />

20.00: Knorkator,Zweck ist widerstandslos<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: AnyGiven Day, Blood FromWithin, Landmvrks<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

18.30: Punk Italia &15Jahre Talco, mit Derozer,The<br />

Bluebeaters, Horror Vacui, Dalton<br />

Kiste (& 998 74 81)<br />

21.00: Leif de LeeuwBand plays Allman Brothers<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.30: Blind Passenger,80s Express<br />

Max-Schmeling-Halle (& 44 30 45)<br />

20.00: ParovStelar<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.30: Popa Chubby<br />

Radialsystem (& 288 78 85 88)<br />

20.00: Kosmostage: AndromedaMegaExpress<br />

Orchestra, Ensemble Musikfabrik, Jimi Tenor,Stian<br />

Westerhus, RobertAiki AubreyLowe, MinheePark<br />

Silent Green Kulturquartier (& 46 06 73 24)<br />

20.00: Babylon Orchestra feat. Bahila Hijazi<br />

Theater Adlershof (& 23 93 45 79)<br />

19.00: Andrej Hermlin and his Swing Dance Orchestra,<br />

Christmas in Swing<br />

CLUB<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

22.00: Rebel Yell –Lovethe 80s!, Hey, my Commander<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: Grounded Theory, Vril (live), Cleric, Henning<br />

Baer,The Lady Machine<br />

Anzeige<br />

MANDELA<br />

THE OFFICIAL EXHIBITION<br />

FREIHEIT IST<br />

WEDERSCHWARZ<br />

NOCH WEIß<br />

19|10|19 – 15|03|20 BIKINI BERLIN<br />

Tickets unter www.mandelaexhibition.de<br />

KINO<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

12.00; Angelo (OmU) 12.00; Born inEvin –Alles<br />

über Evin (OmU) 14.20; Bait (OmU) 14.30; Neues<br />

vonuns Kindern ausBullerbü 16.20; Campo (OmU)<br />

16.20; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 18.30;<br />

Ordinary Time –Tempo comum (OmU) 19.00; The<br />

Irishman (OmU) 20.30; Marriage Story (OmU)<br />

21.10<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Die Eiskönigin<br />

II15.45,18.10, 20.20; Das perfekte Geheimnis<br />

15.00,17.40,20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Die Eiskönigin<br />

II 16.00, 18.30, 20.50; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

16.30; ARainy Day In NewYork 18.20,<br />

20.30; Alles außer gewöhnlich 15.30, 20.40; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 18.00, 20.45; Auerhaus<br />

16.40, 19.00; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />

(OmU) 21.20; Lara 15.30; Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace (OmU) 17.50; Parasite 20.00<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

The Good Liar –Das alte Böse 13.30; Systemsprenger<br />

13.30; Official Secrets 13.50; Bernadette<br />

13.50; DieEiskönigin II 14.00, 17.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 16.50, 19.45; Auerhaus 14.15,<br />

19.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.20; ARainy Day In NewYork 16.30, 19.00; Lara<br />

16.30; Die schönste Zeit unseres Lebens 16.40,<br />

19.20; Alles außer gewöhnlich 17.00, 19.50; Der<br />

Leuchtturm 20.00; Parasite 21.30; Le Mans 66:<br />

Gegen jede Chance –Ford vFerrari (OmU) 22.10;<br />

Joker (OF)22.30; Official Secrets (OmU) 22.45;Der<br />

Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 22.45; Die Eiskönigin<br />

II –Frozen 2(OmU) 23.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Land des Honigs –Medena<br />

Zemja: Honeyland (OmU) 16.30; Havelland.<br />

Fontane 18.00; Schönheit&Vergänglichkeit 20.00;<br />

Gott existiert, ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi,<br />

imeto i‘ ePetrunija (OmU) 21.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Die<br />

Eiskönigin II 14.15, 14.45, 17.00, 17.25; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.15, 17.00, 19.45, 22.45;<br />

3D: Die Eiskönigin II 14.25, 17.10, 19.55, 22.45;<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge 14.35; Angry<br />

Birds 2: Der Film 14.35; Last Christmas 14.40,<br />

17.20, 19.55; Die Addams Family 14.40; Shaun<br />

das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.45; Dora und<br />

die goldene Stadt 14.45; Alles außer gewöhnlich<br />

16.50, 19.45; LeMans 66: Gegen jede Chance<br />

16.55,20.05; Joker 16.55, 19.50, 22.45;<br />

Ich war noch niemals in New York 16.55; Auerhaus<br />

17.15, 19.50; Hustlers 19.50; Stephen Kings Doctor<br />

SleepsErwachen 20.10; Systemsprenger 20.15;<br />

Zombieland 2: Doppelt hält besser 22.30; Terminator<br />

–Dark Fate 22.35; Midnight Movie: The Priest:<br />

Vergib uns unsere Schuld 22.45; Sneak Preview<br />

22.45<br />

Zeiss-Großplanetarium (& 42 18 45 12) RBG –<br />

Ein Leben fürdie Gerechtigkeit 18.00; Ghostbusters<br />

–Die Geisterjäger (OF) 20.30<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) Last Christmas<br />

13.40, 16.40, 19.40, 23.00; Die Eiskönigin<br />

II 13.45, 16.45, 19.45, 22.45; Hustlers 13.50,<br />

16.40, 19.30, 23.00; Das perfekte Geheimnis<br />

13.50, 16.30, 20.10, 23.10; Die Addams Family<br />

14.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.05;<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge 14.15, 16.45;<br />

Angry Birds 2: Der Film 14.20; 3D: Die Eiskönigin II<br />

14.30, 17.15, 20.15; Joker 16.25,19.55; Terminator<br />

–Dark Fate 17.00,22.50; Ich war noch niemals<br />

in NewYork 17.00; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

19.15; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

19.30, 22.30; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

20.15, 23.00; Es: Kapitel II 22.20; Halloween<br />

Haunt 23.05<br />

SCHÖNEBERG<br />

CinemaamWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04) Ich<br />

war noch niemals in NewYork 14.30;The Good Liar<br />

–Das alte Böse 17.30, 20.15<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Deutschstunde 18.00;<br />

Joker 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) ARainy Day InNew York<br />

(OmU) 15.50,18.10, 20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Yung 18.00; Die Glitzernden<br />

Garnelen – Les crevettes pailletees (OmU)<br />

20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 10.00; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00, 12.00; Rotschühchen<br />

und die sieben Zwerge 10.00, 12.10,<br />

14.15; Die Eiskönigin II 10.00, 12.35, 15.10,<br />

16.40, 18.00; 3D: Die Eiskönigin II 12.00, 14.25,<br />

17.15, 20.00, 22.45; Die Addams Family 12.10,<br />

14.20; Das perfekte Geheimnis 14.00, 16.45,<br />

20.45, 22.30; Last Christmas 16.45, 19.45; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 19.30; Joker 19.30,<br />

22.30; Zombieland 2: Doppelt hält besser 23.00<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81)<br />

Systemsprenger 13.00; Die schönste Zeit unseres<br />

Lebens 15.30, 20.15; Ich war noch niemals in New<br />

York 17.45<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11)Last Christmas 14.30,<br />

20.15; Die schönste Zeit unseres Lebens 17.15<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Rotschühchen und die siebenZwerge10.00,12.20,<br />

14.40; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

10.00; Dora und die goldene Stadt 10.00; Die<br />

Eiskönigin II 10.00, 11.45, 14.30, 15.00, 16.45,<br />

17.25, 23.00; 3D: Die Eiskönigin II 11.00, 14.00,<br />

17.00, 19.30; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

11.55; Unsere Lehrerin, dieWeihnachtshexe 12.10;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.10; Die<br />

Addams Family 12.30, 14.25; Die Eiskönigin II<br />

(OF) 14.15; Das perfekte Geheimnis 14.15, 17.45,<br />

20.10, 23.00; Alles außer gewöhnlich 16.40,<br />

20.00; Joker 17.00,20.35; Hustlers 17.10, 19.45,<br />

23.00; Le Mans 66: Gegen jede Chance 19.30;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen 20.15,<br />

22.30; Zombieland 2:Doppelt hält besser 22.35<br />

Thalia Movie Magic (& 774 3440) Die Eiskönigin<br />

II 15.30,18.00, 20.30; Shaun dasSchaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 15.45; 3D: Die Eiskönigin II 15.45; Die<br />

Addams Family 15.45; Last Christmas 18.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 18.00, 20.30; Mary Christmas<br />

–GeorgPreusse 18.15; Sneak Preview20.15; Hustlers<br />

20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Kenji Mizoguchi: Ugetsu<br />

monogatari –Erzählungen unter dem Regenmond<br />

(OmenglU; m.Einführung) 20.00; Magical History<br />

Tour: BeauTravail –SchöneArbeit (OmU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Die Eiskönigin II 12.30, 13.30, 16.00, 16.40,<br />

18.00, 19.00, 20.00; Playmobil: Der Film 13.00;<br />

3D: Die Eiskönigin II 13.00, 14.30, 15.00, 17.30,<br />

20.00, 23.00; Der König der Löwen 13.20; Last<br />

Christmas 13.25, 13.50, 16.35, 19.30, 23.00;<br />

Joker 13.30, 16.40, 19.40, 19.50, 23.00; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 13.30, 17.00;<br />

Hustlers 13.45, 16.30, 19.30, 19.45, 22.30; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 13.50; Rotschühchen<br />

und die sieben Zwerge 14.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 16.00, 17.00, 19.10, 20.30,<br />

22.45; Auerhaus 14.00, 16.45, 19.40; ARainy Day<br />

In New York 14.00, 17.00, 19.50; Downton Abbey<br />

16.20; The Good Liar –Das alte Böse 16.30; Alles<br />

außer gewöhnlich 16.30, 19.30;<br />

Official Secrets 16.40; 3D: Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 16.50, 20.00; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen 17.00, 20.30, 22.00; Parasite<br />

19.30, 22.40; Der Leuchtturm 19.50; Le Mans 66:<br />

Gegen jede Chance 20.15; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 21.00, 23.00; Gemini Man 22.20;<br />

Once Upon aTime in...Hollywood 22.30; Black and<br />

Blue 22.30; Terminator –Dark Fate 22.40, 22.50;<br />

Midway –Für die Freiheit 22.50; Halloween Haunt<br />

23.00<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 0200)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis –Maleficent: Mistress<br />

ofEvil (OF) 13.30; Die Eiskönigin II –Frozen<br />

2(OF) 13.30, 16.15, 19.30; Hustlers (OF) 13.40,<br />

16.20, 19.15, 22.30; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm –Shaun the Sheep Movie:Farmageddon<br />

(OF) 13.50; 3D: Die Eiskönigin II–Frozen 2(OF)<br />

14.00, 16.45, 22.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />

(OF) 14.20, 20.10, 23.00; Last Christmas<br />

(OF)14.30,17.10, 19.50; Le Mans 66: Gegen jede<br />

Chance –Ford vFerrari (OF) 16.30, 19.30; Joker<br />

(OF) 16.30, 20.00, 23.00; The Good Liar –Das<br />

alteBöse (OF)17.20; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen (OF) 19.20; Parasite – Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.40; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

–Zombieland 2: DoubleTrap (OF) 22.45; Terminator<br />

–Dark Fate (OF) 23.00<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D, IMAX:<br />

Die Eiskönigin II–Frozen 2(OF) 11.45, 14.30,<br />

20.00; 3D, IMAX: Die Eiskönigin II 17.15; IMAX: Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance –Ford vFerrari (OF)<br />

22.45<br />

Filmrauschpalast (& 394 43 44) Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille en<br />

feu (OmU) 19.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

14.00; Die Eiskönigin II 14.00, 14.30,<br />

16.30,17.00,19.00; Rotschühchen unddie sieben<br />

Zwerge 15.00; 3D: Die Eiskönigin II15.00, 17.30,<br />

20.00,22.30; Die Addams Family 16.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 17.15, 20.00, 22.30; Last Christmas<br />

18.00, 20.15; Zombieland 2: Doppelt hält<br />

besser 19.15,22.30; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 21.30; Joker 21.30<br />

Casablanca (& 677 5752) Das perfekte Geheimnis<br />

16.00; Mary Christmas –Georg Preusse 18.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

Dora und die goldene Stadt 14.00; Die Eiskönigin<br />

II 14.00, 16.45, 19.30, 22.20; Angry Birds 2:Der<br />

Film 14.00; Das perfekte Geheimnis 14.10,16.40,<br />

20.00,22.50;<br />

Last Christmas 14.20, 17.10, 20.15, 23.00; Ich<br />

war noch niemals in New York 14.20; Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 14.30; 3D: Die Eiskönigin II<br />

14.30, 17.20, 20.00, 23.00; Rotschühchen und<br />

die sieben Zwerge 14.40; LeMans 66: Gegen jede<br />

Chance 16.25, 19.50; Joker 17.00, 20.00, 22.50;<br />

Die Addams Family 17.10; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 17.20; Hustlers 17.20, 19.45, 23.15;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.45,<br />

22.30; Zombieland 2: Doppelt hält besser 20.10,<br />

23.10;Terminator –Dark Fate 23.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Mucize<br />

Ask (OmU) 14.10, 17.00, 20.00, 23.00; Die Addams<br />

Family 14.10; Rotschühchen und die sieben<br />

Zwerge 14.15; Recep Ivedik VI (OmU) 14.20, 17.50,<br />

20.20, 23.00; 3D: Die Eiskönigin II14.20, 16.30,<br />

19.30; Die Eiskönigin II 14.45, 15.00, 16.45,<br />

17.30; Hustlers 17.00, 20.00, 22.30; Das perfekte<br />

Geheimnis 17.00, 19.45; 7. Kogustaki Mucize –<br />

Das Wunder inZelle Sieben (OmU) 19.30, 22.20;<br />

Joker 20.30, 22.40; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 22.45<br />

City Kino Wedding (& 01 77/270 19 76) Das letzte<br />

Einhorn 14.30<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 4001) PJ Harvey –ADog<br />

Called Money (OmU) 18.00; Es war daeine Zeit.<br />

Erinnerungen an die DDR 20.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Pettersson und<br />

Findus: Das schönste Weihnachtenüberhaupt9.30;<br />

Die Eiskönigin II14.00, 16.30, 19.00; SANTA &<br />

CO. –Wer rettet Weihnachten? 11.00; Alles außer<br />

gewöhnlich 14.45, 19.45; Das perfekte Geheimnis<br />

17.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Marianne &<br />

Leonard –Words of Love (OmU) 16.00; Corpo celeste<br />

–Für denHimmelbestimmt (OmenglU) 18.00;<br />

Lara 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Was gewesen<br />

wäre 15.30; Lara 17.45; Die zwei Päpste –The Two<br />

Popes (OmU) 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

16.00; Über Grenzen –Der Film einer<br />

langen Reise 18.00<br />

Capitol (& 831 64 17) ARainy Day In New York<br />

15.50, 18.10,20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 8112) Gelobt<br />

sei Gott –Grace aDieu (OmU) 17.00; PJ Harvey<br />

(OmU) 19.30; Downton Abbey 21.15<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Alles außer<br />

gewöhnlich 13.30, 16.00, 21.00; Rotschühchen<br />

und die sieben Zwerge 13.45; Lara 14.00, 16.00,<br />

18.00; Was gewesen wäre 14.15; Das perfekte Geheimnis<br />

15.45, 18.15; fridays for future: But Beautiful<br />

(OmU) 16.15; Die Glitzernden Garnelen (OmU)<br />

18.30; Die schönste Zeit unseres Lebens 18.30,<br />

20.45; Der Leuchtturm 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70) Die<br />

Eiskönigin II 13.50, 14.10, 14.20, 17.00, 17.10;<br />

Das perfekte Geheimnis 13.50, 16.50, 19.50,<br />

23.00; Shaun das Schaf 14.15; Rotschühchen<br />

und die sieben Zwerge 14.15; Die Addams Family<br />

14.15; 3D: Die Eiskönigin II14.20, 17.15, 20.10,<br />

23.00; Hustlers 17.00, 20.00, 23.00; Auerhaus<br />

17.00, 20.10; 2040 17.30; Last Christmas 19.30;<br />

Joker 19.55, 23.00; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 20.15; LeMans6620.15; Zombieland 2<br />

23.00; Midway –Für die Freiheit 23.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Die Eiskönigin<br />

II14.30,17.15, 20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Parasite 17.15; Dem Horizont so nah 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 0200) Maleficent<br />

14.15, 17.00; Die Eiskönigin II14.15, 14.45,<br />

17.00, 17.30, 19.45, 20.15, 22.30; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.15, 17.15, 20.10, 23.10; Auerhaus<br />

14.20, 20.00; Shaun das Schaf 14.30; Everest<br />

14.40; Last Christmas 14.45, 17.15, 20.00; Rotschühchen<br />

und die sieben Zwerge 15.00, 17.00;<br />

Luther 17.00; Hustlers 17.15, 20.20; Die Addams<br />

Family 17.30; Der letzte Bulle 17.30; Le Mans<br />

66 19.30, 22.50; Terminator 19.50; Joker 20.15,<br />

23.15; Zombieland 220.20,23.00; Stephen Kings<br />

Doctor Sleeps Erwachen 22.30; Es II 22.35; Scary<br />

Stories toTell inthe Dark 22.50; Midway 22.50;<br />

Halloween Haunt 23.15<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 5454) 3D: Die<br />

Eiskönigin II15.00, 20.30; Die Eiskönigin II15.15,<br />

18.00; Die Addams Family 15.30; Das perfekte<br />

Geheimnis 17.45, 20.30; Mary Christmas 18.00;<br />

Sneak Preview 20.15<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Die Eiskönigin<br />

II 15.00, 17.30, 20.30; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe 15.30


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

Diskriminierung: TikTok<br />

räumt Fehler ein<br />

STREAMING<br />

Unruhige<br />

Feiertage<br />

in den Dünen<br />

VonJörg Hunke<br />

Inder deutschen Filmszene hat das<br />

Wort „Geheimnis“ zurzeit offensichtlich<br />

einen hohen Stellenwert.<br />

Im Kino ist „Das perfekte Geheimnis“<br />

schon jetzt der besucherstärksten<br />

Film des Jahres, bei Netflix ist<br />

zurzeit „Zeit der Geheimnisse“ mit<br />

Starbesetzung zu sehen. Dazu noch<br />

zwei weitereTipps.<br />

„Zeit der Geheimnisse“: Es ist kurz<br />

vorWeihnachten und die Zeit, in der<br />

Kinder und Enkel nach Hause kommen.<br />

Das fröhliche Wiedersehen in<br />

den Dünnen wird allerdings schnell<br />

getrübt, weil das älteste Familienmitglied<br />

Eva (Corinna Harfouch)<br />

stürzt und behandelt werden muss.<br />

Von da an gerät alles in Unruhe,<br />

denn immer mehr Familiengeheimnisse<br />

kommen auf den Tisch. DieGeschichten<br />

führen in die Nachkriegszeit,<br />

erinnern anden RAF-Terrorismus<br />

und zeichnen die wilden Liebesgeschichten<br />

einer Mutter<br />

(Christiane Paul) nach. Irgendwann<br />

ist aus dem Off die Warnung zu hören,<br />

dass Geheimnisse immer größer<br />

werden, je länger man sie für sich behält.<br />

Kein schlechter Hinweis für die<br />

Weihnachtstage.<br />

Zu sehen bei Netflix<br />

Eva (Corinna Harfouch) weiß um die Geheimnisse<br />

ihrer Familie. NETFLIX/KATALIN VERMES<br />

„Le Jeu“: Die Franzosen waren<br />

schneller. Bereits im vergangenen<br />

Jahr kam dort das Remake „Le Jeu“<br />

auf den Markt. Es geht wie in „Das<br />

perfekte Geheimnis“ um Freunde,<br />

die sich zum Abendessen treffen und<br />

ihre Smartphones auf den Tisch legen.<br />

Wer die deutsche Kinofassung<br />

gesehen hat, wird den kulturellen<br />

Unterschied bemerken, in der französischen<br />

Version geht alles etwas<br />

ruhiger und subtiler zu. Aber die Probleme<br />

bleiben doch die gleichen:<br />

Wer sich fremdverliebt, sollte sich<br />

über die Folgen seines Tuns rechtzeitig<br />

Gedanken machen.<br />

Viele Schüler wünschen neben modernen Geräten auch moderne Lehrmethoden.<br />

„Ich küsse euch die Herzen“<br />

YouTubekürtseine Klickhelden des Jahres, aber was ist mit dem Bildungsangebot des Kanals?<br />

VonJörg Hunke<br />

So viel scheint gar nicht passiert<br />

zusein in den vergangenen<br />

150 Jahren, zumindest<br />

was die Äußerungen<br />

zur Schulbildung angeht. Der große<br />

Schriftsteller und Schulrat Adalbert<br />

Stifter beklagte Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

das „Maschinenartige des<br />

Erlernens“, Daniel Jung, ein Mathe-<br />

Klickheld der YouTube-Generation,<br />

spricht heutzutage von „Druckbetankung<br />

im Schulunterricht“.<br />

Erkenntnis der Pisa-Studie<br />

Der bald 40-jährige Jung gehört zu<br />

den Vorzeige-YouTubern in<br />

Deutschland. Voracht Jahren hat er<br />

begonnen, Aufgaben aus dem Mathematik-Unterricht<br />

aufzugreifen<br />

und den Lösungsweg zu erklären.<br />

Inzwischen hat sein Kanal „Mathe<br />

by Daniel“ fast 600 000 Abonennten,<br />

der Pädagogik-Experte wird zu<br />

Konferenzen und Tagungen geladen,<br />

zuletzt war er vor ein paar Tagen<br />

bei einer Veranstaltung von<br />

Staatsministerin Dorothee Bär<br />

(CSU) und Bildungsministerin Anja<br />

Karliczek (CDU) im Kanzleramt zu<br />

Gast. Am Donnerstag gehörte er zu<br />

den YouTubern, die bei einem Event<br />

des Konzerns ausgezeichnet wurden.<br />

AberYouTube und Bildung –passt<br />

das noch zusammen? Im Frühjahr<br />

sorgte eine Studie, die sich mit der<br />

Nutzung kultureller Bildungsangebote<br />

der Jugend beschäftigte, für<br />

Schlagzeilen, denn 42 Prozent der<br />

Befragten 12- bis 19-Jährigen gab damals<br />

an, dass YouTube für die Hausaufgaben<br />

wichtig sei, für 28 Prozent<br />

Politik: Mehr als 16 Millionen<br />

Menschen haben seit<br />

Mai das Video vonder „Zerstörung“<br />

der CDU gesehen.<br />

Rezo berichtet vonden Versäumnissen<br />

der Regierungspartei<br />

vorallem beim Klimaschutz.<br />

Der Spiegel nannte<br />

die jungeGeneration später<br />

„Rezoluzzer“. Die CDU-Parteiführung<br />

um Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer wirkte<br />

hoffnungslos überfordert.<br />

Umfrage zu Kinder, Eltern<br />

und Social Media<br />

Anteil der Zehn- bis 14-Jährigen und<br />

der Eltern, die folgende soziale<br />

Netzwerke nutzen:<br />

Kinder Eltern<br />

Youtube<br />

Instagram<br />

TikTok<br />

Snapchat<br />

Facebook<br />

19 %<br />

35 %<br />

19 %<br />

7%<br />

17 %<br />

11 %<br />

16 %<br />

REZO AUF PLATZ EINS<br />

Musik: Die Top-10-Liste der<br />

erfolgreichsten YouTube-Musikvideos<br />

wird vonDeutschrap<br />

dominiert: Mero landet<br />

auf Platz eins, Capital Bra sichertsich<br />

insgesamt fünf<br />

Platzierungen in den Charts.<br />

Meros Hit „HobbyHobby“ erschien<br />

im Januar.Bereits am<br />

ersten Tagdes Erscheinens<br />

verzeichnete der Song drei<br />

Millionen Aufrufe, bei Spotify<br />

1,7 Millionen Streams.<br />

79 %<br />

79 %<br />

69 %<br />

Befragung von 425 Kindern bis 14 Jahren<br />

und 796 Eltern im August 2019<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: KB&B, DPA<br />

Gesundheit:Völlig überrascht<br />

vonihrem Erfolg als „Aufsteigerdes<br />

Jahres“ waren die Macher<br />

von„Gewitter im Kopf“.<br />

Eigentlich wollten Jan Zimmermann<br />

undTimLehmannnur<br />

ein paar Fragen zumThema<br />

„Leben mitTourette“ nach einem<br />

Fernsehbeitrag beantworten.<br />

Herausgekommen ist<br />

ein Kanal, der 1,58 Millionen<br />

Abonnenten hat und sich um<br />

Jans Erkrankung dreht.<br />

der Befragen sogar sehr wichtig. Vor<br />

ein paar Tagen kamen dann die neuesten<br />

Zahlen der Pisa-Studie auf den<br />

Markt. Erschreckende Erkenntnis:<br />

Die Leistung der deutschen Schüler<br />

hat sich im internationalenVergleich<br />

in den vergangenen drei Jahrenverschlechtert.<br />

Sie kamen in allen drei<br />

Bereichen des internationalen Vergleichs<br />

–Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften<br />

– auf leicht<br />

schlechtereWerte. Nicht wenige Bildungsexperten<br />

nannten den Konsum<br />

der digitalen Medien als Grund<br />

für die Verschlechterung vor allem<br />

im Lesebereich.<br />

Werbei der YouTube-Preisverleihung<br />

genau zugehört hat, konnte<br />

schnell bemerken, dass auf den Kanälen<br />

immer noch vor allem junge<br />

Menschen angesprochen werden,<br />

die längst ihren eigenen Zugang zu<br />

Autobauer fehlt Millionen<br />

IMAGO/FRÉDÉRIC CIROU<br />

modernen Medien gefunden und<br />

ihre eigene Sprache entwickelt haben.<br />

„Ich küsse euch die Herzen“,<br />

sagte einer der Newcomer des Jahres.<br />

„Ihr müsst alle gleichzeitig drücken,<br />

dann fliegt es schon vorher<br />

los“, lautete die Botschaft eines Gamers<br />

und Rezo, der mit seiner Politik-Abrechnung<br />

die meiste Aufmerksamkeit<br />

in diesem Jahr erzielte,<br />

war auch kurz zuhören mit<br />

einem Zitat aus „Die Zerstörung der<br />

CDU“.<br />

Revolution vonaußen<br />

Das enorme Interesse junger Leute,<br />

Videos zu machen und zu gucken,<br />

müsste viel besser genutzt werden,<br />

forderte deshalb Daniel Jung im Gespräch<br />

mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Er<br />

wünscht sich mehr qualitativ-hochwertigen<br />

Content für die Schüler.<br />

Undweil er bei seinen Diskussionen<br />

oft auf eher zögerliche Politiker und<br />

Pädagogen trifft, wünscht er sich<br />

eine Bildungsrevolution von außen,<br />

wie er sagt. Lehrer, Eltern und begabte<br />

Schüler sollten sich aufmachen,<br />

ihreKanäle zu eröffnen und sie<br />

mit Bildungsvideos fluten. Als gelungene<br />

Beispiele nennt er die Kanäle<br />

„Lehrerschmidt“ und „Veretasium“,<br />

gestaltet vom kanadischen Wissenschaftler<br />

DerekMuller.<br />

Undnoch einmal zurück zu Adalbert<br />

Stifter. Die Frankfurter Allgemeine<br />

beendet ihre aktuelle Rezension<br />

zu „Amtliche Schriften zu<br />

Schule und Universität“ mit dem Zitat:<br />

Werlehren will und sich nicht in<br />

seine Schüler hineinversetzen kann,<br />

wird nicht weit kommen. In Zeiten<br />

der Digitalisierung ist das nicht anders.<br />

Das Start-up Sono Motors wollte mit seinen Fahrzeugen den Markt revolutionieren, jetzt ist es auf Spenden angewiesen<br />

Dasrasant wachsende chinesische<br />

soziale NetzwerkTikTok hat diskriminierende<br />

Moderationsregeln eingeräumt,<br />

die in einem Bericht von<br />

Netzpolitik.orgaufgedeckt worden<br />

waren. DiePlattformhatte demnach<br />

ihreModeratoren angewiesen, Videos<br />

vonMenschen mit Behinderungen<br />

zu markieren und in ihrer<br />

Reichweite zu begrenzen. „Als Reaktion<br />

auf eine Zunahme vonMobbing<br />

in der Apphaben wir frühzeitig eine<br />

unbeholfene und zeitlich befristete<br />

Regelung umgesetzt“, sagte ein Firmensprecher<br />

dem US-Portal The<br />

Verge. (dpa)<br />

300 Bushido-Videos<br />

gesperrt<br />

AufDruck der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein<br />

hat das Videoportal<br />

YouTube 300 Videos gesperrt,<br />

die das Album „Sonny Black“<br />

des Rappers Bushido oder einzelne<br />

Tracks (Spuren) daraus verbreitet<br />

haben. Da das Album als jugendgefährdend<br />

indiziertsei, dürfe es weder<br />

an Kinder und Jugendliche verkauft<br />

werden, noch für sie im Internet<br />

frei zugänglich sein, teilte die<br />

Medienanstalt mit. (dpa)<br />

Huaweistemmt sich in USA<br />

gegen Einschränkungen<br />

Derchinesische Mobilfunkgigant<br />

Huawei will sich in den USA juristisch<br />

gegen weitereHemmnisse für<br />

sein dortohnehin schon starkeingeschränktes<br />

Geschäft wehren. Der<br />

Konzernhat voreinem Bundesgericht<br />

in NewOrleans ein Gesuch gegen<br />

die Entscheidung der US-Kommunikationsbehörde<br />

FCCeingelegt,<br />

wonach ländliche Telekomanbieter<br />

keine Subventionen des<br />

Staates mehr zum Kauf vonHuawei-Ausrüstungen<br />

nutzen dürfen.<br />

Dasteilte der Huawei-Konzernam<br />

Donnerstag mit. (dpa)<br />

Bitcoin-Gewinne in der<br />

Steuererklärung angeben<br />

Kryptowährungen wie Bitcoin sind<br />

kein gesetzliches Zahlungsmittel.<br />

Anleger,die in diese Zahlungssysteme<br />

investieren, müssen allerdings<br />

aufpassen: Wenn sie innerhalb<br />

eines Jahres an- und verkaufen,<br />

müssen sie Gewinne in der<br />

Einkommensteuererklärung angeben<br />

und an eine lückenlose Dokumentation<br />

der Einnahmen denken,<br />

diese in der Einkommensteuererklärung<br />

angeben. Sonst könne der<br />

Verdacht der Steuerhinterziehung<br />

entstehen. (dpa)<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

Zu sehen bei Netflix. Die Ursprungsversion aus<br />

Italien „PerfettiSconosciuti“ ist leider nirgendwo<br />

zu finden.<br />

„Long Shot“: Wasbenötigt eine Politikerin,<br />

um Präsidentin der USA zu<br />

werden? Die Komödie erzählt von<br />

Charlotte Field (Charlize Theron)<br />

und ihrem Redenschreiber Fred<br />

Flarsky (Seth Rogen). Was beide<br />

brauchen: ein dickes Fell, viel Humor<br />

und noch mehr Zivilcourage.<br />

Zu sehen bei Amazon, iTunes und Maxdome<br />

Jörg Hunke ist gespannt,<br />

ob in seiner Familie Geheimnisse<br />

gebeichtet werden.<br />

VonThomas Magenheim<br />

rer auswirkt. Unter anderem an der<br />

Stelle haben sich die Wege vonSono<br />

und potenziellen Finanzinvestoren<br />

getrennt. „Wir haben versucht, an<br />

unseren Werten festzuhalten, aber<br />

gleichzeitig diesen Finanzinvestoren<br />

gerecht zu werden“, sagt Hahn.<br />

„Das hat nicht funktioniert“, räumt<br />

er ein.<br />

Investoren haben ein Investment<br />

unter anderem davon abhängig gemacht,<br />

dass sie und nicht Sion das<br />

letzte Wort bei der Lieferantenauswahl<br />

gehabt hätten. Ökologisch fragwürdigen<br />

Billigeinkauf wertet das<br />

Gründertrio aber als Verrat an ihrer<br />

Nachhaltigkeitsvision. Auch Patente<br />

für die Solarzellenverkleidung des<br />

Sion wollten sich Investoren übereignen<br />

lassen, um sie in Eigenregie<br />

Elektroautos soll die Zukunft gehören.<br />

Beim Münchner Auto-<br />

Start-up Sono Motors sieht es allerdings<br />

gerade nicht danach aus.<br />

Denn die Sono-Jungunternehmer<br />

haben sich mit ihren Finanzinvestoren<br />

überworfen und brauchen<br />

nun kurzfristig 50 Millionen Euro,<br />

weil sonst das Projekt stirbt. „Wir<br />

sind noch nicht bereit, aufzugeben“,<br />

sagt Sono-Gründer Jona<br />

Christians trotzig.<br />

Zusammen mit seinen Mitgründern<br />

Navina Pernsteiner und Laurin<br />

Hahn ist er deshalb auf eine verzweifelt<br />

anmutende Idee gekommen, um<br />

ihren Stromer namens Sion auf die<br />

Straße zu bringen. Dazu erst mal nötige<br />

50 Millionen Euro sollen per<br />

Crowdfunding aus der Internet-Gemeinde<br />

kommen und das sehr<br />

schnell. Bis 30. Dezember muss das<br />

Geld her. Ein E-Auto wie kein anderes<br />

ist der Stromer nach Ansicht des<br />

Gründertrios nicht nur, weil mit Solarzellen<br />

bestückt ist und es sich bei<br />

der Fahrt imSonnenschein auflädt.<br />

Der Sion ist mit integrierter Carsharing-App<br />

von Anfang an auch ein<br />

Auto zum Teilen, um die Zahl der<br />

Fahrzeuge auf der Straße zu senken.<br />

Er kann nicht nur Stromtanken, sondern<br />

ihn auch wieder ins Netz einspeisen,<br />

um die Energieversorgung<br />

intelligenter zu machen.<br />

Konsequenterweise soll er so<br />

energiesparend wie möglich gebaut<br />

werden, was sich auch auf Zuliefeverwerten<br />

zu können. Da haben<br />

Hahn, Christians und Pernsteiner<br />

die Notbremse gezogen.<br />

In der Anfangsphase von Sono<br />

2016 hatte das Trio bereits erfolgreich<br />

eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.<br />

Statt erwarteter 100 000 bis<br />

200 000 Euro sind damals 820 000<br />

Euro ins Haus gekommen. Das<br />

stimmt sie zumindest nach außen hin<br />

optimistisch. Aber diesmal ist finanziell<br />

mit 50 Millionen Euro eine ganz<br />

andereDimension fällig.Wasjetzt auf<br />

den Weggebrachtwurde,ist eine EUweit<br />

rekordverdächtig große Crowdfunding-Initiative.<br />

Aufder Homepage<br />

läuft seit Anfang Dezember einZähler<br />

mit dem Stand der Kampagne. Donnerstagmnachmittag<br />

waren es fast<br />

4,8 Millionen Euro.<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und Neues aus Berlin präsentiere.<br />

Diesmal spreche ich mit Peter Neumann<br />

über den Flughafen-Umzug<br />

im kommenden Jahr.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.00 (für HG) Monitor 5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin<br />

9.00 (für HG) Tagesschau 9.05 (für<br />

HG) Livenach Neun 9.55 (für HG) Sturmder<br />

Liebe 10.45 (für HG) Meister des Alltags 11.15<br />

(für HG) Werweiß denn sowas? 12.00 (für HG)<br />

Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00<br />

(für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für HG)<br />

Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00<br />

(für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturmder<br />

Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 17.00 (für HG) Tagesschau<br />

17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für HG) Werweiß<br />

denn sowas? 18.50 (für HG) Quizduell-Olymp<br />

19.45 (für HG) Sportschau 19.50 (für HG)<br />

Wetter 19.55 Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Auf einmal war esLiebe<br />

Romanze, D2019. Mit Kostja Ullmann,<br />

Kim Riedle. Kann es noch einmal so sein<br />

wie bei der ersten Liebe? Der Nostalgiker<br />

Jakob möchte seine Exfreundin wieder für<br />

sich gewinnen.<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort: Dunkle Zeit<br />

Krimireihe, D2017. Mit Franziska Weisz<br />

23.30 (für HG) Der Island-Krimi:<br />

Der Tote im Westfjord<br />

Krimireihe, D2016. Mit Franka Potente<br />

1.00 (für HG) Tagesschau<br />

RTL<br />

5.25 Exclusiv –Das Starmagazin 5.35 Explosiv<br />

–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />

8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily<br />

Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht<br />

Report 11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt<br />

12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 16.00 Mensch<br />

Papa! Väter allein zu Haus 17.00 Herz über Kopf.<br />

Telenovela 17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />

Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />

Starmagazin 18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell<br />

–Das Wetter 19.05 (für HG) Alles was zählt<br />

19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 Mario Barth live! Männer sind faul,<br />

sagen die Frauen<br />

800 000 Fans haben Mario Barth auf<br />

seiner vorherigeTour erlebt. Seit März<br />

2018 begeistertder Komiker mit einem<br />

brandneuenBühnenprogramm.<br />

22.15 Ralf Schmitz live! Schmitzeljagd<br />

Comedyshow<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Mario Barth live! Männer sind faul,<br />

sagen die Frauen<br />

2.20 Ralf Schmitz live! Schmitzeljagd<br />

MDR<br />

11.00 (für HG) MDR um 11 11.45 (für HG) In<br />

aller Freundschaft 12.30 (für HG) Utta Danella<br />

–Wachgeküsst. Liebesmelodram, D2011 13.58<br />

(für HG) MDR aktuell 14.00 (für HG) MDR um 2<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG)<br />

MDR um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05<br />

(für HG) Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Unser Sandmännchen 19.00<br />

Regionales 19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50<br />

(für HG) Elefant, Tiger&Co. 20.15 (für HG) Die<br />

Schlager des Monats 21.45 (für HG) MDR aktuell<br />

22.00 (für HG) Riverboat 0.08 MDR aktuell<br />

Bayern<br />

13.30 (für HG) Wunderschön! 14.15 (für HG)<br />

Hofgeschichten 14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

15.30 Schnittgut 15.58 Sternstunden 16.00 (für<br />

HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.28 Sternstunden 18.30 (für HG) Rundschau<br />

19.00 (für HG) Unser Land 19.30 (für HG)<br />

Heimatrauschen 19.58 Sternstunden 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Hubertund<br />

Staller 21.50 (für HG) RundschauMagazin<br />

22.10 Grünwald Freitagscomedy 22.55 Django.<br />

Western, I1966 0.20 Rundschau Nacht<br />

Vox<br />

5.20 CSI: NY 6.55 CSI: Den Täternauf der Spur<br />

8.45 Verklag mich doch! 10.50 VoxNachrichten<br />

10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 11.55 Shopping Queen 12.55 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />

erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00<br />

4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein<br />

Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner 20.00<br />

Prominent! 20.15 Readytobeef 21.15 (für HG)<br />

Kitchen Impossible 0.50 VoxNachrichten 1.10<br />

(für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

10.40 Grizzy &die Lemminge 11.10 Alvinnn!!!<br />

11.40 Go Wild! 12.10 Friends 12.30 Trolls<br />

12.50 Polly Pocket 13.15 Tomund Jerry 13.45<br />

Weihnachtsmann &Co. KG 14.15 Angelo! 14.45<br />

Dragons 15.15 Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10<br />

Sally Bollywood 16.40 Barbie 17.10 Grizzy &die<br />

Lemminge 17.40 Angelo! 18.10 Weihnachtsmann<br />

&Co. KG 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />

Alvinnn!!! 19.40 Super ToyClub 20.15 (für HG)<br />

Santa Claus und der Zauberkristall. Animationsfilm,<br />

B/FIN/I 2011 21.45 (für HG) CSI: Miami<br />

23.40 Comedytotal 0.10 Infomercials<br />

Sport1<br />

6.00 Teleshopping 15.30 StorageWars –Geschäfte<br />

in Kanada 16.00 Bondi Rescue –Die<br />

Rettungsschwimmer 17.30 StorageWars –Geschäfte<br />

in Kanada 18.30 Sport1 News Live<br />

19.00 Stihl Timbersports 20.00 Goooal! –Das<br />

internationale Fußball Magazin 20.30 Basketball.<br />

Die BBL: Basketball Löwen Braunschweig –Hamburg<br />

Towers, live 22.15 Sport1 News Live 22.30<br />

Die 2. Bundesliga 23.30 Der bet-at-home.com<br />

Quotentalk 23.40 Drückglück.de –Glück für alle<br />

0.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.15 drehscheibe 5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin<br />

9.00 (für HG) heute Xpress 9.05 (für HG)<br />

Volle Kanne –Service täglich 10.30 (für HG)<br />

Notruf Hafenkante 11.15 (für HG) SokoWismar<br />

12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Krimiserie. Der<br />

letzte Tango 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoWien. Graues Leben 19.00<br />

(für HG) heute 19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für<br />

HG) Bettys Diagnose. Stillgestanden<br />

20.15 (für HG) Ein Fall für zwei<br />

Krimiserie.Herzstillstand. Hanne Erwall<br />

hat voreinem halben Jahr ihr ungeborenes<br />

Kind verloren. Als sie nach Frankfurt<br />

zurückkommt, stirbt kurz darauf der<br />

potenzielle Vater an einem starken Gift.<br />

21.15 (für HG) Soko Leipzig<br />

Krimiserie.Zur goldenen Jutta<br />

22.00 (für HG) heute journal<br />

22.30 (für HG) heute-show<br />

23.00 Das Literarische Quartett<br />

23.45 heute+<br />

0.00 Neo Magazin Royale<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Doku-Soap. Ein Jungewird nach<br />

einem Schwächeanfall in die Klinik gebracht. Isst<br />

er nicht genug? /Eine Frau muss nach einem<br />

Unfall vermitteln: Ihr neuer Freund hat ihre Mutter<br />

mit heißem Essen überschüttet. 17.00 Klinik am<br />

Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik am<br />

Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />

AufStreife –Die Spezialisten 19.00 Genial<br />

daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Dancing on Ice<br />

Nadine Angerer musste im Vorfeld der<br />

fünften Folgeumihren Eistanz-Parter<br />

bangen: David Vincour stürzte beim<br />

Training heftig auf den Kopf. Können die<br />

beiden diese Woche antreten?<br />

23.00 Rabenmütter<br />

23.30 Rabenmütter<br />

0.00 Switch reloaded<br />

0.30 Switch reloaded<br />

1.00 Sechserpack<br />

1.30 Sechserpack<br />

1.55 Sechserpack<br />

WDR<br />

12.45 (für HG) WDR aktuell 13.05 (für HG)<br />

Elefant, Tiger&Co. 13.55 (für HG) Und es<br />

schmeckt doch!? 14.25 (für HG) Tierärztin Dr.<br />

Mertens 16.00 (für HG) WDR aktuell 16.15 Hier<br />

und heute 18.00 (für HG) WDR aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Freitag &Friends 18.45<br />

(für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Regionales<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Der<br />

beste Chor im Westen 21.45 (für HG) WDR<br />

aktuell 21.55 (für HG) Der beste Chor im Westen<br />

22.10 (für HG) Kölner Treff 23.40 (für HG) Alles<br />

könnte gut sein 0.25 (für HG) Kölner Treff<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />

Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />

die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Hofgeschichten<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) die nordstory 21.15 (für HG) Frauen in<br />

Pink 21.45 (für HG) NDR Info 22.00 (für HG)<br />

NDR Talk Show 0.00 Die Geschichte eines<br />

Abends 0.45 (für HG) NDR Talk Show<br />

Kabel eins<br />

5.30 Abenteuer Leben Spezial 5.55 Blue Bloods<br />

–Crime Scene NewYork 9.25 (für HG) Navy CIS:<br />

L.A. 10.15 Navy CIS 11.10 Without aTrace<br />

12.05 Numb3rs 13.00 (für HG) Castle 13.55<br />

(für HG) The Mentalist 14.50 (für HG) Navy CIS:<br />

L.A. 15.50 kabel eins news 16.00 Navy CIS<br />

16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein<br />

Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />

Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15<br />

Navy CIS 21.15 Navy CIS 22.15 Navy CIS: New<br />

Orleans 23.10 (für HG) Navy CIS: L.A. 0.10 Navy<br />

CIS 1.05 kabel eins late news 1.10 Navy CIS<br />

RTLZWEI<br />

6.00 Die Straßencops Süd –Jugend im Visier<br />

7.00 Die Straßencops Süd –Jugend im Visier<br />

8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch 12.00<br />

Frauentausch 14.00 Daniela Katzenberger –Mit<br />

Lucas im Hochzeitsfieber 15.00 Die Wache<br />

Hamburg 16.00 Die Wache Hamburg 17.00<br />

News 17.04 Wetter 17.05 Krass Schule –Die<br />

jungen Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />

–Tag &Nacht 20.15 Die Mumie. Abenteuerfilm,<br />

USA 1999 22.35 The Scorpion King.Abenteuerfilm,<br />

USA/D/B 2002 0.20 Scorpion King –Aufstieg<br />

eines Kriegers. Actionfilm, USA/D/ZA 2008<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Snooker 10.30 Biathlon 11.15 Ski Alpin.<br />

Slalom Frauen, 2. Lauf 11.50 Ski Freestyle.<br />

Weltcup: Ski Cross, live 13.30 Skispringen 14.25<br />

Skispringen 15.25 Skispringen. Qualifikation, live<br />

16.45 Ski Freestyle. Ski Cross 17.30 Handball<br />

18.50 Nachrichten 18.55 Fußball 19.10<br />

Fußball. Bundesligader Frauen: FC Bayern<br />

München –SCFreiburg,live 21.10 Fußball<br />

21.25 Skispringen 22.00 Pferdesport. Longines<br />

Masters 2019 in Paris, live 23.00 Springreiten<br />

0.00 Nachrichten 0.05 Ski Alpin<br />

TV-Tipps<br />

ARD, 20.15 UHR ROMANZE<br />

Auf einmal war es Liebe<br />

Jakob (Kostja Ullmann) hängt hoffnungslos seiner Jugendliebe Marienach,<br />

die ihn vor sieben Jahren verlassen hat. Als sie unverhofft vor seiner Tür<br />

steht, ist bei ihm alles genauso wie früher.Auch bei Mariekribbelt es wieder,<br />

denn sie sieht ihren Ex nun mit neuen Augen. Das liegt jedoch nicht an<br />

Jakob,der immer noch seinen alten Job als Spielwarenverkäufer hat und in<br />

seiner kleinen Bude haust, sondern aneinem Missverständnis.Marie hält<br />

ihn nämlich für einen erfolgreichen Fotografen, der ein stilvoll eingerichtetes<br />

Loft bewohnt. Dass die Traumwohnung mitsamt Fotos seinem verreisten<br />

Nachbarn gehört, für den Jakob nur die Blumen gießt, behält er im Glücksrausch<br />

erst einmal für sich. Schon bald wachsen ihm die Folgen seiner<br />

Notlügen und Halbwahrheiten über den Kopf.<br />

(D/2019)<br />

Foto: ARD Degeto<br />

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5 4 9 2 1 6 8 7 3<br />

8 6 1 7 3 4 2 5 9<br />

7 2 3 8 5 9 6 1 4<br />

4 9 6 3 7 2 5 8 1<br />

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7 4 9 6 3 2 5 8 1<br />

1 8 6 7 5 4 9 3 2<br />

5 2 3 8 1 9 7 4 6<br />

6 1 7 2 8 3 4 9 5<br />

9 3 8 5 4 6 1 2 7<br />

4 5 2 1 9 7 8 6 3<br />

RBB<br />

5.15 Berlin erwacht –Winter 5.30 (für HG)<br />

Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG)<br />

Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30<br />

(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller<br />

Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20<br />

(für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG) Julia<br />

–Eine ungewöhnliche Frau 13.00 rbb24 13.10<br />

(für HG) Verrückt nach Fluss 14.00 (für HG) Ich<br />

heirate meine Frau. Komödie, D2007 15.30 (für<br />

HG) Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />

UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Die 30 schönsten Hits der 90er<br />

Mit schrillen Outfits und coolen Popsongs<br />

dreht sich hier alles um die 90er. Mit<br />

dabei sind Blümchen, Bee Gees, Echt, DJ<br />

Bobo, Tina Turner,Backstreet Boys und<br />

Keimzeit.<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Die 90er Hits<br />

23.30 (für HG) Die verrückten 90er<br />

Das Turbo-Jahrzehnt der Deutschen<br />

1.00 rbbkultur<br />

2.00 (für HG) Abendshow<br />

2.45 (für HG) Abendschau<br />

ProSieben<br />

5.15 2BrokeGirls. Sitcom. Die Spaßfabrik 5.30<br />

The Middle.Comedyserie 6.15 (für HG) Twoand<br />

aHalf Men. Sitcom 7.35 (für HG) The Big Bang<br />

Theory. Sitcom 8.55 (für HG) HowIMet Your<br />

Mother.Sitcom 10.45 Fresh Off the Boat. Sitcom.<br />

Der Cha-Cha-King wird 40 11.10 Mike&Molly.<br />

Sitcom. Joyceentscheidet sich 11.35 2Broke<br />

Girls. Sitcom 12.30 Mom. Sitcom 13.25 (für HG)<br />

Twoand aHalf Men. Sitcom 14.40 The Middle.<br />

Comedyserie. Die College-Tour /Die Weihnachtsblockade<br />

15.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom. Ein Prosit auf Mrs. Wolowitz /Die<br />

Intimitäts-Beschleunigung /Die Mars-Bewerbung<br />

17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die<br />

Simpsons. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) Maze Runner –Die<br />

Auserwählten in der Brandwüste<br />

Fantasyfilm, USA 2015. Mit Dylan<br />

O’Brien. Thomas und seine Freunde<br />

konnten aus dem Labyrinth entfliehen.<br />

Sie werden zu einerEinrichtung gebracht.<br />

22.55 (für HG) Ich bin Nummer Vier<br />

Science-Fiction-Film, USA 2011. Mit Alex<br />

Pettyfer,TimothyOlyphant<br />

1.00 (für HG) Maze Runner –Die<br />

Auserwählten imLabyrinth<br />

Fantasyfilm, USA 2014. Mit Dylan O’Brien<br />

3.00 Watch Me –das Kinomagazin<br />

Arte<br />

10.55 (für HG) Depression –Neue Hoffnung?<br />

11.50 Amerika mit David Yetman 12.15 (für HG)<br />

Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land Kunst<br />

14.00 Verbotene Spiele.Drama, F1952 15.50<br />

(für HG) Geheimnisvolle Wildblumen 16.45 (für<br />

HG) Xenius 17.15 Amerika mit David Yetman<br />

17.40 Sibirien 18.35 Madagaskar 19.20 Arte<br />

Journal 19.40 (für HG) Re: 20.15 Vonwegen<br />

altes Eisen. Drama, F2018 21.45 Diana Ross –<br />

Eine Divaerobertdie Welt 22.40 SevenSongs<br />

22.55 Tracks 23.40 Paris XBerlin. 10 Jahre Arte<br />

Concert 0.40 Berlin Live 1.40 Arte Journal<br />

3Sat<br />

6.10 3satTextVision 6.20 Kulturzeit 7.00 nano<br />

7.30 Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05<br />

Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG) Markus Lanz<br />

11.30 (für HG) Stöckl. 12.30 Besonders normal<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.25 (für HG) Aufverwehten<br />

Spuren 16.20 WinzigeWunder 18.30 nano<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) DrogeZucker?<br />

21.00 makro 21.30 auslandsjournal extra 22.00<br />

(für HG) ZIB 2 22.25 Butch Cassidyund<br />

Sundance Kid. Western, USA 1969 0.10 (für HG)<br />

Zapp 0.40 10 vor101.10 (für HG) extra 3<br />

Phoenix<br />

5.15 Hass und Hetze gegenPolitiker*innen 6.00<br />

(für HG) Demokratie unter Druck 7.30 Der<br />

Mordfall Lübckeund rechter Terror in Deutschland<br />

8.15 Deutschland extrem 9.00 phoenix vorort<br />

9.30 Instrumente der Macht 10.00 SPD-Parteitag<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Mysterien<br />

des Mittelalters 21.00 Mysteriendes Mittelalters<br />

21.45 Mysterien des Mittelalters 22.30 Kräuter,<br />

Kruzifixe,Quacksalber 23.00 phoenix der tag<br />

23.50 augstein und blome 0.00 phoenix<br />

persönlich 0.30 augstein und blome 0.45 Die<br />

SS –Der barbarische Staat<br />

Kika<br />

13.43 Mini Ah! 13.45 (für HG) Die Zeitfälscherin<br />

14.10 Schloss Einstein –Erfurt 15.00 (für HG)<br />

Tinkas Weihnachtsabenteuer 15.25 (für HG)<br />

Schneewelt 15.50 (für HG) Mascha und der Bär<br />

16.05 (für HG) Lassie 16.50 Peter Pan–Neue<br />

Abenteuer 17.35 (für HG) Der kleine Prinz 18.00<br />

(für HG) Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann<br />

18.15 (für HG) Belle und Sebastian 18.35<br />

(für HG) Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich<br />

hab? 18.47 Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen<br />

19.00 SimsalaGrimm 19.25 (für HG)<br />

logo! 19.30 Kika LiveAdventsshow<br />

Dmax<br />

5.40 Bad Buddies 6.00 Chris &Mäx 6.50<br />

Infomercial 8.55 Hardcore Pawn 9.20 Auction<br />

Hunters 9.50 Infomercial 10.15 BaggageBattles<br />

10.45 ToyHunter 11.15 Die Zwangsvollstrecker<br />

12.15 SteelBuddies 13.15 Airplane Repo<br />

14.15 Australian Gold 16.15 Outback Opal<br />

Hunters 17.15 Steel Buddies 18.15 Helden der<br />

Baustelle 19.15 Deutschland 24/7 20.15 Dark<br />

Waters mit Jeremy Wade 22.15 Expedition am<br />

Limit mit Steve Backshall 23.20 DMAX News<br />

23.23 Naked Survival 0.15 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.02 Hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Zapp 9.45<br />

Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 que<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Mex –Das Marktmagazin 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Monitor 20.45 Verstrahlt –<br />

Vergiftet –Vergessen 21.15 Tagesschau 21.17<br />

Inside Hva 22.00 Tagesthemen 22.15 mehr/we<br />

22.45 Extra 23.00 Tagesthemen 23.15<br />

Euroblick 23.45 Tagesschau vor20Jahren 0.00<br />

Tagesthemen 0.15 Fakt ist! 1.15 Tagesschau<br />

1.25 mehr/wert 1.54 Extra 2.00 Tagesschau<br />

2.10 Die Schiffshebewerkedes Canal du Centre<br />

ONE<br />

5.20 Um Himmels Willen 6.05 Hubertund<br />

Staller 6.55 Erlebnisreisen 7.00 Brisant 7.40<br />

Weingut Wader –Neue Wege.Familienreihe,D<br />

2019 9.10 Brisant 9.50 Hot in Cleveland 10.10<br />

Hollywood’sBest Film Directors 10.35<br />

Lindenstraße 11.05 Hubertund Staller 11.55<br />

Sturmder Liebe 12.40 Sturmder Liebe 13.30<br />

Um Himmels Willen 14.20 PartyofFive 15.00<br />

PartyofFive 15.40 Hubertund Staller 16.30<br />

Meuchelbeck 17.20 Lindenstraße 17.50 Hart<br />

aber herzlich 18.40 Sturmder Liebe 19.25<br />

Sturmder Liebe 20.15 extra 3 21.00 Anderst<br />

schön. Liebeskomödie, D2015 22.30 Grand<br />

Hotel 23.15 Grand Hotel 0.00 Saboteure im Eis<br />

ZDF NEO<br />

5.30 Undercover 6.25 Gätjens großes Kino 6.35<br />

Vera –Ein ganz speziellerFall: Natürliche<br />

Selektion. Krimireihe, GB 2017 8.05 Topfgeldjäger<br />

8.55 Lafer!Lichter!Lecker! 9.40 (für HG)<br />

Bares für Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares<br />

11.30 Du &Ich –Unverbesserlich!? 12.10 (für<br />

HG) Monk 12.50 (für HG) Monk 13.35 Psych<br />

14.15 Psych 15.00 (für HG) Monk 15.40 (für<br />

HG) Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.45 (für<br />

HG) Bares für Rares 18.35 Du &Ich –Unverbesserlich!?<br />

19.20 (für HG) Bares für Rares 20.15<br />

Agatha Raisin 21.45 Agatha Raisin 22.30<br />

Agatha Raisin 23.15 Agatha Raisin 0.00 Agatha<br />

Raisin 0.45 Agatha Raisin 1.25 Agatha Raisin<br />

ZDF INFO<br />

5.30 (für HG) Der 68er-Check 6.15 Die<br />

Hausbesetzer 7.00 Phantom RAF 7.45 forum am<br />

freitag 7.58 heute Xpress 8.00 (für HG) Frontal<br />

21 8.45 auslandsjournal 9.15 Die innere<br />

Unsicherheit 10.00 Sachsen zwischen Mauerfall<br />

und Rechtspopulismus 10.45 Störfall AfD 11.30<br />

Chemnitz 12.00 Migration 12.45 Operation<br />

souveräne Grenzen 13.30 (für HG) Der<br />

68er-Check 14.15 Die Geschichte der RAF<br />

16.30 Der Fall Susanne Albrecht 17.15 Todin<br />

Bad Kleinen 18.00 Phantom RAF 18.45 Paris<br />

untermHakenkreuz 19.30 Krieg der Bunker<br />

20.15 Geheime Unterweltender SS 21.45 (für<br />

HG) Böse Bauten 0.00 ZDF-History<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik „Nikolaus-Kompositionen“aus ganz<br />

Europa. Mit Bernhard Schrammek, ca. 46 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Liveaus der Berwaldhalle Stockholm:<br />

GustavMahler,Sinfonie Nr.3d-Moll. Schwedisches<br />

Radio-Sinfonieorchester, ca.117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Blindverkostung Das heitere Interpretenraten<br />

mit Christian Detig,ca. 116 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Mikrokosmos –Die Kulturreportage Italiens<br />

Kulturpolitik: Rom –die ewigeStadt der Kultur?<br />

VonChristina Höfferer, ca.45Min.<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Literatur im Gespräch: Vonden<br />

Märchen –Michael Köhlmeier und Michael Maar<br />

Moderation: Dorothea Westphal, ca. 30 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Hrvatska Radiotelevizija: Rundfunk<br />

auf Kroatisch. VonGrit Eggerichs /Regie: Hüseyin<br />

M. Cirpici, ca. 50 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Hörspiel Die Jahre aus Gold und Eis (7&8). Von<br />

TomPeuckert. Regie: Barbara Meerkötter/Mit<br />

Matti Krause, Karina Plachetka, ca. 56 Min.<br />

MAGAZIN<br />

18.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Wortwechsel Die neue EU-Kommission am Star<br />

27 Freunde sollt ihr sein. Aufzeichnung einer<br />

öffentlichenVeranstaltung in Kooperation mit der<br />

Europäischen Akademie Berlin, ca. 55 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Musikfeuilleton „Vom Schicksal diktiert“: Der<br />

KomponistMieczysIawWeinberg.Von Julia<br />

Smilga, ca. 57 Min.<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lebenszeit Adel in Deutschland: Nur noch ein<br />

Thema in der Klatschpresse? Gesprächsgäste:<br />

Prof. Dr.SylviaSchraut /Charlot Nitschke/<br />

Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe. Am<br />

Mikrofon: AndreasStopp, ca. 45 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Der Trompeter,Komponist, Arrangeur<br />

und Bandleader Dizzy Gillespie, ca. 30 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On Stage Musikalische Gerüchteküche (1/2):<br />

The Ragtime Rumours,ca. 55 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lied- und Folkgeschichte(n) Der Wiener Blues<br />

des Alex Miksch, ca. 45 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 284 · F reitag, 6. Dezember 2019 – S eite 28<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Chris Pratt (40) bekommt sein Fett<br />

weg. DerUS-Schauspieler („Jurassic<br />

World“) postete bei Instagram ein<br />

Foto vonsich im Fitnessstudio und<br />

wollte damit dezent auf eine Kooperation<br />

mit Amazon hinweisen (und<br />

auf seinen Bizeps). DerFokus aber<br />

verschob sich, weil„Aquaman“-Darsteller<br />

Jason Momoadie Einweg-<br />

Plastikflasche in der Hand seines Kollegen<br />

nicht unkommentiertlassen<br />

wollte:„Bro,ich liebe dich, aber was<br />

zur Hölle soll die Plastikflasche?“,<br />

fragte Momoa. Pratt kleinlaut:<br />

„Aquaman! Du hast total recht, verdammt.“<br />

Wirprognostizieren: Nach<br />

der Flugscham ist die Flaschenscham<br />

das nächste große Ding.<br />

Justin Timberlake schämt sich auch.<br />

Allerdings ist in diesem Fall weniger<br />

das globale Klima bedroht, sondern<br />

vielmehr die Atmosphäredaheim.<br />

Schuld sind Fotos,die den schauspielernden<br />

Musiker händchenhaltend<br />

mit seiner Filmpartnerin Alisha<br />

Wainwright zeigen. Dabei sollteTimberlake<br />

doch allein und ausschließlich<br />

die Hand seiner Ehefrau Jessica<br />

Biel halten (und vielleicht noch die<br />

des gemeinsamen Sohnes). AufInstagram<br />

postete der 38-Jährige nun<br />

eine Entschuldigung: „Vor einigen<br />

Wochen habe ich eine schwereFehlentscheidung<br />

getroffen –aber eines<br />

will ich klarstellen –zwischen mir<br />

und meinem Co-Star ist<br />

nichts passiert.“<br />

RubyO.Fee (23) sieht sich<br />

nicht gernselbst auf<br />

der Kinoleinwand<br />

oder im Fernsehen.<br />

„Ich seh das und<br />

denke mir,ohbitte,<br />

guckt alle weg“, so<br />

die Schauspielerin<br />

(„Bibi und Tina“)<br />

am Mittwochabend<br />

bei einer Preisverleihung<br />

in München.<br />

Es kommentiertdas<br />

Phrasenschwein:<br />

„Augen auf bei der Berufswahl!“<br />

(avo.)<br />

Die Freundin von Matthias<br />

Schweighöfer steht häufig<br />

vor der Kamera.<br />

IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

6.<br />

Dezember<br />

Der Name Anno klingt entfernt nach<br />

einer Körperöffnung. EinGlück also,<br />

dass wir die Chinesische Nachtigall<br />

nicht am 5. Dezember bekamen, dem<br />

Namenstag vonAnno,sondernam6.,<br />

und so tauften wir sie Nick.Wegen Nikolaus,Bischof<br />

vonMyra, legendärer<br />

Stiefelfüller.Auch Nick war einWohltäter.Das<br />

hatte mit Pit zu tun und<br />

demTipp eines Bekannten, der Nachtigall<br />

einen Finken in dieVolierezu<br />

geben. Pit eben. Daspasste nicht nur<br />

namentlich. Nick nahm Pit nachts<br />

unter seinen Flügel. Diebeiden warenunzertrennlich.<br />

Dann starb Pit.<br />

Nick verlor die Schwanzfedern, eine<br />

Zeit lang war er sehr durcheinander.<br />

Einmal kackte er mir auf die Schulter.<br />

Da hätte Anno als Name besser gepasst.<br />

Christian Schwager<br />

In Äthiopiens Hauptstadt sind VW Käfer keine Museumsstücke. Stattdessen sind sie täglich auf den Straßen Addis Abebas zu sehen. JOHANNES DIETERICH (5)<br />

Er läuft und läuft und läuft ...<br />

Schillernder als je zuvor lebt der legendäre VW Käfer nach seinem Fließband-Tod in Äthiopien weiter<br />

VonJohannes Dieterich, Addis Abeba<br />

Der Käfer ist tot. Sein<br />

Schicksal wurde vor<br />

16 Jahren besiegelt, als<br />

das letzte kurvenreiche<br />

Modell in Mexiko vom Band<br />

rollte. Daran konnte auch sein<br />

geglättetes Remake nichts ändern:<br />

Dessen Produktion wurde<br />

im Juli dieses Jahres eingestellt.<br />

Längst ist die historische Legende aus<br />

dem Straßenbild verschwunden: Nur<br />

noch selten ist das heisereHusten des<br />

luftgekühlten Käferantriebs zu hören.<br />

Zumindest in Ländern, die sich<br />

aus welchen Gründen auch immer<br />

für „entwickelt“ halten.<br />

In Äthiopiens Hauptstadt Addis<br />

Abeba ist das anders. Tausende<br />

VW Käfer brummen noch<br />

durch die Millionenmetropole: Sie<br />

knattern über neu errichtete Stadtautobahnen<br />

und durch Schluchten<br />

vielstöckiger Betonbaugerippe.<br />

Nicht selten werden sie von den Enkeln<br />

ihrer ersten Besitzer gesteuert.<br />

Viele sind in Farben lackiert, die<br />

selbst im Smog der Viermillionenstadt<br />

noch leuchten. „Die Käfer-Familie<br />

bringt Sonnenschein in eine<br />

wahnsinnig gewordene Welt“,<br />

schwärmt die äthiopische Schriftstellerin<br />

Maaza Mengiste.<br />

Kein Gefährt, sondernGefährte<br />

Besuchernfällt das Phänomen schon<br />

nach wenigen Stunden auf, wenn ihnen<br />

der hundertste brummende<br />

Greis unter die Augen gekommen ist.<br />

Manchen sieht man die unzähligen<br />

Lebensjahregleich an, anderehaben<br />

mit einer neuen Lackierung ein funkelndes<br />

Facelift erhalten, wieder andere<br />

sind mit fetten Latschen, Spoilern<br />

oder neuen Ledersitzen aufgepimpt,<br />

als ob sie in einem Wettbewerb<br />

für Bodybuilder auftreten<br />

müssten. Wasinjedem Fall feststeht:<br />

Käfer-Besitzer steuern kein Gefährt,<br />

sonderneinen Gefährten.<br />

Salomons grau schimmerndes<br />

Modell ist mit 62 Jahren<br />

fast 20 Jahre älter als<br />

sein Fahrer: Der<br />

Fußballtrainer hat<br />

seinen Volkswagen<br />

vor<br />

vier Jahren<br />

für<br />

38 000<br />

Birr –<br />

rund 1200<br />

Dollar –erstanden.<br />

Pretty in Pink: In das Aufmotzen<br />

alter Modelle fließt viel Arbeit.<br />

Teshome Senior ist 74 Jahre alt und hat früher bei VW in Addis Abeba gearbeitet.<br />

Kaleb Teshome und sein Bruder reparieren und pimpen alte Käfer und VW-Busse.<br />

Das Land: Das ostafrikanische<br />

Äthiopien gilt als eines<br />

der Herkunftsländer des modernen<br />

Menschen und als<br />

Ursprungsland des Kaffees.<br />

Es blickt auf eine Jahrtausende<br />

alte Geschichte zurück.<br />

Zur Zeit des Kaiserreichs<br />

war es auch als Abessinien<br />

bekannt. Äthiopien ist<br />

in seiner Geschichte nur<br />

einmal während des<br />

Zweiten Weltkriegs durch<br />

Italien besetzt worden.<br />

Es hat die meisten<br />

Unesco-Welterbestätten<br />

Afrikas und<br />

ist begehrtes Touristenziel.<br />

Die Hauptstadt<br />

Addis Abeba<br />

zählt zu den größten<br />

Metropolen Afrikas.<br />

KULTSTATUS<br />

Addis<br />

Abeba<br />

ÄTHIOPIEN<br />

BLZ/GALANTY<br />

Mitwie vielen<br />

Kilometern,<br />

weiß der Besitzer nicht zu<br />

sagen: „Der Kilometerzähler ist zum<br />

Glück kaputt.“ Salomon ließ seinen<br />

neuen Freund erst mal neu lackieren:<br />

Jetzt rumpelt er täglich von einem<br />

Sportklub zum anderen –auch<br />

auf der Autobahn ins Umland. „Ich<br />

liebe ihn“, sagt der Trainer. „Ich<br />

kenne alle seine Geräusche und weiß<br />

sofort, wenn ihm was fehlt.“<br />

Kleine Reparaturen nimmt Salomon<br />

selbst vor, ist es was Ernsteres,<br />

bringt er den 1300er zu Kaleb Teshome.<br />

Die Werkstatt des Mechanikers<br />

hat es heute gleich mit acht<br />

„Beetles“ zu tun: Einer wirdzum Lackieren<br />

vorbereitet, ein anderer<br />

muss völlig durchgerostet mit einem<br />

neuen Boden ausgestattet werden.<br />

„Wir machen hier alles“, sagt Kaleb.<br />

Und das seit 50 Jahren. Kalebs Vater<br />

arbeitete einst beiVW in Addis Abeba:<br />

DieFirma war vonKaiser Haile Selassie<br />

ins Land geholt worden, der in<br />

dem erschwinglichen „people’s car“<br />

eine Chance für die Motorisierung<br />

seiner Untertanen sah. Ironischerweise<br />

wurde der Herrscher nach<br />

dem Militärputsch 1974 auf dem<br />

Rücksitz einesVW Käfers ins Gefängnis<br />

kutschiert, wo er ein Jahr später<br />

83-jährig erdrosselt wurde.<br />

Jagd nach Ersatzteilen<br />

KalebsVater machte sich bald selbstständig.<br />

Heute arbeiten seine drei<br />

Söhne und eine Tochterinder Werkstatt,<br />

die zu den besten des Landes<br />

zählt. Repariert werden nur Käfer<br />

und VW-Busse. Das Nadelöhr sind<br />

Ersatzteile, die immer schwerer zu<br />

finden sind und immer teurer werden.<br />

„Wir müssen andere Fahrzeuge<br />

Das Auto: Der VW Käfer war<br />

langeZeit das meistverkaufte<br />

Auto der Welt, 2003<br />

wurde seine Produktion eingestellt.<br />

Aufden Straßen von<br />

Addis Abeba lebt er weiter:<br />

Solangedie Autos fahrtüchtig<br />

sind, werden sie genutzt.<br />

Unter jungen Äthiopierngenießen<br />

die jahrzehntealten<br />

ausschlachten“, sagt Kaleb. Für sich<br />

selbst motzte er einen alten 1500er<br />

mit metallicgrüner Farbe und dicken<br />

Reifen auf:„Daverdrehen selbst Fahrervon<br />

Luxuslimousinen den Hals.“<br />

Dass der Käfer-Kult ausgerechnet<br />

in Äthiopien eine Blütefand, ist nicht<br />

zufällig: Die Einwohner des nur für<br />

wenige Jahre kolonialisierten Staates<br />

sind geschichtsbewusst und stolz auf<br />

Käfer Kultstatus. Mechaniker<br />

ihre Tradition. Das<br />

schrauben be-<br />

geistertanihnen<br />

herum und sichern<br />

so ihr Überleben.<br />

spiegelt sich auch in<br />

ihremVerhältnis zu<br />

den Dingen wider.Jeder<br />

Käfer<br />

Wenn sieal-<br />

erinnere sie<br />

ters-<br />

schwach<br />

an ihrenVater,<br />

schreibt<br />

sind, werden<br />

Maaza Mensatzteile<br />

die Ergiste,<br />

die ihre<br />

verwendet.<br />

Liebe auch auf Twitter<br />

zelebriert: mit<br />

Metallicgrün und dick bereift: dem Hashtag<br />

Kalebs 45 Jahre altes Modell. #BeetleEthiopia.<br />

Drei Tote bei Schüssen in<br />

PearlHarbor<br />

Aufdem US-Marinestützpunkt Pearl<br />

Harbor auf Hawaii hat ein Matrose<br />

zwei Menschen durch Schüsse getötet<br />

und einen weiteren verletzt. Der<br />

Schütze, der sich anschließend das<br />

Leben nahm, sei als Angehöriger der<br />

US-Marine identifiziertworden,<br />

teilte ein Vertreter des Stützpunktes<br />

am Mittwoch mit. DieMarine leitete<br />

Ermittlungen ein, um die Hintergründe<br />

des Schusswaffenangriffs<br />

aufzuklären. Beiden Toten handelte<br />

es sich um zivile Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums.<br />

(AFP)<br />

Physiklehrer mahnt Schüler<br />

mit Hochfrequenzsignal<br />

Miteiner App, die Hochfrequenzsignale<br />

erzeugt, hat ein Physiklehrer in<br />

Hamburglaute Schüler zur Ruhe gemahnt.<br />

DerLehrer habe eine vonder<br />

UniAachen entwickelte Handy-App<br />

eingesetzt, mit der man Töne in unterschiedlichen<br />

Frequenzen erzeugen<br />

könne,sodie Schulbehörde am<br />

Donnerstag. DieLeitung des Gymnasiums<br />

habe über Elternbeschwerden<br />

vondem Vorgehen erfahren. Sie<br />

habe dem Pädagogen den Einsatz<br />

der Appuntersagt. DerVertrag des<br />

befristet angestellten Lehrers sei<br />

kurzdanach ausgelaufen und auch<br />

nicht verlängertworden. (dpa)<br />

Australische Buschfeuer<br />

belasten die Luft in Sydney<br />

Im seit Wochen vonBuschbränden<br />

heimgesuchten Südosten Australiens<br />

haben die Behörden am Donnerstag<br />

neue Warnungen ausgegeben.<br />

Demnach wüteten allein nahe<br />

der Millionenstadt Sydney vier<br />

Feuer,die die Luft zunehmend belasten.<br />

Viele Menschen gingen nur<br />

mit Masken auf die Straße. (dpa)<br />

Die Skyline von Sydneyist in dichte<br />

Rauchschwaden gehüllt.<br />

Acht Tote bei Gasexplosion<br />

in polnischem Skiort<br />

DPA<br />

Beieiner Gasexplosion im Süden Polens<br />

sind acht Menschen ums Leben<br />

gekommen, darunter vier Kinder.<br />

DasUnglück zerstörte am Mittwochabend<br />

ein Wohnhaus im südpolnischen<br />

SkiortSchirk(Szczyrk). Dem<br />

örtlichen Gasversorger zufolge<br />

könnte eine Gasleitung bei Bauarbeiten<br />

beschädigt worden sein und<br />

die Explosion ausgelöst haben. (AFP)<br />

Vergewaltigungsopfer in<br />

Indien in Brand gesetzt<br />

In Indien ist ein Vergewaltigungsopfer<br />

vonseinen mutmaßlichen PeinigerninBrand<br />

gesteckt worden. Die<br />

Frau sei im nordindischen Bundesstaat<br />

Uttar Pradesh auf dem Wegzu<br />

einem Prozess gewesen, um gegen<br />

zwei Männer auszusagen, denen sie<br />

Vergewaltigung vorwerfe,teilte die<br />

Polizei am Donnerstag mit. Vondiesen<br />

beiden Männernsowie drei weiteren<br />

sei sie unterwegs angegriffen<br />

worden. DieFraubefinde sich in kritischem<br />

Zustand. Diefünf Männer<br />

wurden festgenommen. (AFP)

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