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FASSADE
Warmfassade. Kaltfassade.
Holzfassade. Endbeschichtung.
Alles „nur“ Fassade? Keineswegs. Das Wort Fassade kommt vom
italienischen „facciata“ bzw. „faccia“ und bedeutet so viel wie
„Gesicht“. Und ein schönes Gesicht soll auch Ihr Haus bekommen,
das ist klar. Doch wie soll es wirken? Freundlich? Natürlich?
Oder eher nüchtern-modern? Die Fassade ist die Visitenkarte eines
Hauses und Ausdruck des Stilempfindens der Bewohner. Zugleich
kommt der Fassade eine wichtige Rolle beim Wind-, Regen- und
Wärmeschutz eines Gebäudes zu. Auf den folgenden Seiten wollen
wir Ihnen einen Überblick über die baulichen und gestalterischen
Möglichkeiten geben.
WARM
FASSADEN
Unter Warmfassaden versteht man einschalige Außenwände, deren
Schichtaufbau aus einem oder mehreren Materialien bestehen kann.
Die Warmfassade übernimmt sämtliche Funktionen des Gebäudeabschlusses,
darunter auch Witterungs-, Wärme- und Schallschutz.
Typische Warmfassaden sind Massivbauwände aus Mauerwerk –
mit oder ohne Wärmedämmverbundsystem.
Bild: Austrotherm
2 BAUZEIT. FASSADE. WARMFASSADE.
Bilder: Wienerberger
Monolithische Bauweise
Spricht man von monolithischer Bauweise, wird die Außenwand
aus nur einem Material errichtet. Eine Dämmschicht
ist nicht nötig, da die verwendeten Mauersteine
eine entsprechend hohe Wandstärke aufweisen oder
die Hohlräume mit einem Dämmkern verfüllt sind. Mit
der monolithischen Bauweise können hohe Energieeffizienzstandards
erreicht werden.
Bild: Wienerberger
Wärmedämmverbundsystem
Bei einer Außenwand aus mehreren Materialien sind
Wärmedämmschichten Teil der Konstruktion. Sie werden
direkt auf der tragenden Wand angebracht – wie
zum Beispiel bei Wärmedämmverbundsystemen. Als
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) werden mehrschichtige
Konstruktionen zur Dämmung von Gebäudeaußenwänden
bezeichnet. Sie bestehen aus aufeinander
abgestimmten Baustoffen, deren Kernstück
– der Dämmstoff – die grundlegenden Eigenschaften
des Systems bestimmt. Alle Systeme bestehen aus den
Komponenten:
Befestigungsmittel
Dämmschicht
Armierungsschicht
Außenputz
Energieeffizienz
Machen Sie einen Energiecheck! Über 70 % der Energie
im Haus kann über eine schlecht gedämmte Gebäudehülle
verloren gehen. Eine Wärmedämmung
wirkt dem entgegen. Die Anforderungen hierfür sind in
der Energieeinsparverordnung (EnEV) festgelegt. Die
EnEV schreibt die Installation einer Fassadendämmung
vor, wenn Sie mehr als 10 % der Fassadenfläche
Ihres ungedämmten Hauses sanieren wollen. Ausnahmen
bilden denkmalgeschützte Bauten.
Energieeinsparverordnung
Die Außenwand darf laut EnEV 2014 einen U-Wert von
0,24 W/(m 2·K) nicht überschreiten. Bei einer Kerndämmung
von mehrschaligem Mauerwerk muss der
bestehende Hohlraum zwischen den Schalen vollständig
mit einem Dämmstoff der Wärmeleitfähigkeit von
0,045 W/(m²·K) ausgefüllt werden. Beide Vorgaben
sind mit Baustoffen bzw. Dämmsystemen von heute
leicht erreichbar. Übertreffen Ihre Dämmmaßnahmen
die Vorgabewerte der EnEV, winken Fördergelder der
KfW. Als Richtwert gilt ein U-Wert für die Außenwand
von maximal 0,18 W/(m²·K) bzw. 0,33 W/(m²·K) bei
Baudenkmälern. Der Antrag auf Förderung muss vor
Beginn der Maßnahme eingereicht werden.
WDVS-Mythen
Oft wird behauptet, dass eine Dämmung mit WDVS
die Schimmelbildung an der Innenseite der Außenwände
begünstigt. Diese Aussage entspricht aber
nicht der Wahrheit. Ganz im Gegenteil: Eine baulich
korrekt ausgeführte Außenwanddämmung hilft
Schimmelbildung zu vermeiden, indem die Oberflächentemperatur
auf der Zimmerseite erhöht
wird, wodurch die Luftfeuchtigkeit nicht mehr so
leicht an den Wänden kondensieren kann.
Mitverantwortlich für den Schimmel-Irrtum ist der
Mythos, dass Wände wegen der Dämmung angeblich
nicht „atmen“ können. Doch Wände können
grundsätzlich nicht atmen. Ein Luftaustausch
Bilder: SG-Weber
durch eine massive Mauer findet nur dann statt,
wenn – beispielsweise in vielen Altbauten – Luft
durch Ritzen und Spalten oder undichte Fenster
dringt. Sind Wände, Fenster und Dämmung fachmännisch
– und damit luftdicht – ausgeführt, kann
ein Luftaustausch ausschließlich über geöffnete
Fenster und Türen oder eine Lüftungsanlage erfolgen.
Schimmelbildung wird also keinesfalls durch
das Weglassen einer Dämmung verhindert, sondern
durch richtiges Heizen und Lüften. Dies gilt
umso mehr, je besser ein Haus gedämmt ist und je
luftdichter die Außenhülle damit wird.
BAUZEIT. FASSADE. WARMFASSADE.
3
Dämmstoffe für WDVS
Wichtigste Komponente eines WDVS ist der Dämmstoff.
Er bestimmt die Eigenschaften und damit die Vor- und
Nachteile des Systems. Die Bandbreite an Materialien
ist groß: Neben EPS, XPS, Resol-Hartschaum und Mineralwolle
kommen auch Holzfasern zum Einsatz. Welcher
Dämmstoff für Ihre Fassade am besten geeignet
ist, hängt von der Untergrundbeschaffenheit, dem Klima,
dem Budget und dem individuellen Geschmack ab.
Expandiertes Polystyrol (EPS)
Das unter dem Markennamen Styropor ® bekannte Polystyrol
gilt als das günstigste verfügbare Material zur
Außendämmung. Mit einer Wärmeleitfähigkeit (U-Wert)
von 0,032 – 0,040 W/(m 2·K) weist es gute Wärmedämmeigenschaften
auf. Auch die sehr leichte Verarbeitung
der Polystyrol-Platten spricht für
das Material. Die Platten lassen sich
mit einem Heißdraht einfach und
ohne Rückstände schneiden und
werden dann direkt auf die Wand
geklebt und mit Dübeln befestigt. Der
Dämmstoff wird in der Brandschutzklasse
B1 geführt, gilt also als schwer
entflammbar. Durch seine diffusionsdichte
Struktur (Wasserdampfdiffusions widerstand
20 – 100 μ) ist EPS zwar beständig gegenüber
Feuchtigkeit, reguliert diese aber nicht.
Bilder: Baumit
Extrudiertes Polystyrol (XPS)
XPS, auch unter dem Namen Styrodur ® bekannt, wird
in einem sehr ähnlichen Verfahren wie EPS hergestellt.
Optisch besteht der größte Unterschied darin,
dass bei der EPS-Platte Kunststoffgranulat-Perlen zu
erkennen sind, während die XPS-Platte eine gleichmäßige
Schaumstruktur aufweist. Oftmals werden
XPS-Hartschaumplatten durch Farbstoffe kenntlich
gemacht. Das feuchtigkeitsresistente Material
ist ideal für den Einsatz bei einer Keller-
Sockel dämmung, bei der die Platten bis
zu ca. 30 cm über dem Erdniveau
hochgezogen werden. Für die
Fassadendämmung ist extrudiertes
Polystyrol als Material jedoch
ungeeignet. Hier sollten Sie auf
EPS zurückgreifen, das die gleichen
Dämmwerte besitzt, aber einen besseren
Schallschutz bietet.
Bilder: Austrotherm
Übersicht
!U-Wert
Bei dem U-Wert handelt es sich um den Wärmedurchgangskoeffizient,
der den Wärmestrom
durch ein Bauteil in Abhängigkeit vom
Temperaturgefälle zwischen warmer und kalter
Seite in der Einheit W/(m²·K) angibt. Klingt
in der Theorie recht kompliziert, deshalb reicht
es für die Praxis zu wissen: Je niedriger der
U-Wert, umso besser die Dämmwirkung.
Wärmeleitfähigkeit
W/(m 2·K)
Wasserdampfdiffusion
μ
Brandschutzklasse
EPS 0,032 – 0,040 20 – 100 B1
XPS 0,032 – 0,040 80 – 200 B1
Resol-Hartschaum 0,022 – 0,025 10 – 40 B2
Mineralwolle 0,035 – 0,041 1 – 2 A1
Holzfaser 0,037 – 0,045 3 – 10 B2
4 BAUZEIT. FASSADE. WARMFASSADE.
Resol-Hartschaum
Resol-Hartschaum (oft auch als Phenolharzschaum bezeichnet)
ist ein fester, spröder Schaumkunststoff. Mit
einer Wärmeleitfähigkeit von 0,022 – 0,025 W/(m 2·K)
zeichnet sich Resol-Hartschaum durch eine extrem
gute Wärmedämmung aus. Die daraus resultierende
dünnere Materialstärke bewirkt, dass sich auch Flächen
dämmen lassen, die aufgrund von Platzmangel
bisher nicht gut gedämmt werden konnten. Auch
bei schwierigen baulichen Gegebenheiten, wie z. B.
Grenzbebauungen, müssen Sie nun keine Kompromisse
bei der Einhaltung des U-Wertes mehr eingehen.
Mit einem Wasser dampfdiffusionswiderstand von
10 – 40 μ ist die Platte relativ diffusionsoffen.
In Bezug auf die Brandschutzklasse lässt
sich Resol-Hartschaum als normal entflammbar
(B2) einordnen.
Bilder: SG-Weber
Mineralwolle
Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 – 0,041 W/(m 2·K)
ist Mineralwolle nicht ganz so gut wie EPS aufgestellt,
dafür hat das Material in anderen Punkten die Nase vorne.
An erster Stelle ist die Brandsicherheit zu nennen:
Mineralwolle wird mit der Brandschutzklasse A1 – der
höchsten Brandschutzklasse – als nichtbrennbar eingestuft.
Dank der diffusionsoffenen Struktur (Wasserdampfdiffusionswiderstand
1 – 2 μ) kann Feuchtigkeit
von innen nach außen transportiert werden, wodurch
Schimmelbildung im Innenraum vorgebeugt wird. Die
Dämmung ist sehr widerstandsfähig gegenüber äußeren
Einflüssen und Belastungen, was die Lebensdauer
verlängert und die Kosten für die Instandhaltung
gering hält. Mineralwolle ist neben EPS
einer der beliebtesten Dämmstoffe für
ein WDVS.
Bilder: SG-Weber
Holzfaser
Holzfaserdämmplatten stehen Dämmstoffen wie Mineralwolle
in ihrer Dämmwirkung in nichts nach – sie
erzielen U-Werte von 0,037 – 0,045 W/(m 2·K). Vorteilhaft
ist vor allem ihre Fähigkeit, große Mengen an
Feuchtigkeit aufzunehmen und weiterzuleiten (Wasserdampfdiffusionswiderstand
3 – 10 μ), ohne dabei
an Dämmwirkung zu verlieren. Die Dämmplatten sind
aus natürlich gewachsenem Holz gefertigt und gehören
zur Brandschutzklasse B2, was bedeutet, dass sie
normal entflammbar sind. Oft werden die Platten aus
Resten gefertigt, die in Sägewerken als Nebenprodukt
anfallen. Am Ende ihres Lebens können die
Platten kompostiert oder thermisch
verwertet werden. Holzfasern
eignen sich auch als hochstabile
Putzträgerplatten, gerade im Holzbau.
Die Dämmplatten werden mit
Dämmstoffdübeln auf dem Massivholz-Untergrund
befestigt und mit
einem mineralischen Putzsystem verputzt.
Bilder: Steico
BAUZEIT. FASSADE. WARMFASSADE.
5
Aufbau WDVS
Der Aufbau eines WDVS erfolgt grundsätzlich immer nach demselben Prinzip: Das Kernstück bildet dabei eine Dämmplatte, die an der Fassade verklebt und mit Dübeln befestigt
wird. Darauf folgt die Armierungsmasse und das Armierungsgewebe und zum Schluss der Außenputz. Eine interessante Alternative zur klassischen Endbeschichtung
mit Putz und Farbe ist die Verwendung von Klinkerriemchen. Sie sind relativ leicht im direkten Verbund mit dem WDVS aufzubringen und werden lediglich verklebt, verfugt und
gereinigt. Klinkerriemchen ermöglichen ebenso wie Sichtmauerwerk ausdrucksstarke Oberflächen – inklusive Gebrauchsspuren und Kantenausbrüchen – deren Zeitlosigkeit
durch die sich bildende Patina noch steigt. Die bei bis zu 1.200 °C gebrannten, 11 bis 14 mm starken Klinker bestehen zu 100 % aus natürlichen Sedimenten. Sie sind hart,
wasserabweisend und extrem widerstandsfähig gegen Frost, Hitze oder Hagel. So weisen verklinkerte Wärmedämmverbundsysteme auch eine längere Haltbarkeit als normale,
verputzte WDVS-Fassaden auf – sind jedoch auch kostenintensiver.
Putz
Klinkerriemchen
Bild: Knauf
Bild: Wienerberger
1 Mauerwerk
1 Mauerwerk
1
2 Klebe- und Armierungsmörtel
3 Dämmstoff
1
6
2 Klebe- und Armierungsmörtel
3 Dämmstoff
2
4 Klebe- und Armierungsmörtel
2
4 Klebe- und Armierungsmörtel
3
5 Armierungsgewebe
3
5 Armierungsgewebe
4
6 Armierungsschicht
7 Putz
4
6 Verdübelung
7 Klebemörtel
5
5
8 Klinkerriemchen
6
7
9 Fugenmörtel
Bild: SG-Weber
7
Bild: SG-Weber
8
9
6 BAUZEIT. FASSADE. WARMFASSADE.
Befestigungsarten
Die kostengünstigste Befestigungsart eines WDVS ist
das Verkleben mit einem speziell auf den Untergrund
abgestimmten Klebemörtel. Bei ebenen Untergründen
und bei sehr dünnen Wärmedämmplatten erfolgt eine
vollflächige Verklebung: Der Kleber wird mit einer Zahntraufel
ganzflächig aufgetragen und mit der gezahnten
Seite abgezogen. Bei Untergründen mit Unebenheiten
erfolgt eine Punkt-Rand-Verklebung. Dazu wird der Kleber
linienförmig auf den Plattenkanten aufgezogen und
mit mindestens sechs Klebepunkten auf der Plattenfläche
ergänzt.
Eine alleinige Verklebung kann bei EPS-Platten mit
einem System-Gesamtgewicht ≤ 10 kg/m² erfolgen.
Liegt das Gesamtgewicht da rüber, ist eine zusätzliche
Verdübelung erforderlich. Gleiches gilt für Systeme mit
Mineralwolle, die generell immer zu verdübeln sind. Bei
Sanierungen von Altbauten ist eine ergänzende Verdübelung
empfehlenswert, da die Haftabzugswerte der
alten Wandoberfläche häufig nicht bekannt sind. Die
Systemdübel sind so ausgebildet, dass der Dübelkopf
ebenengleich mit der Dämmung abschließt.
Bild: Steico
Bild: SG-Weber Bild: SG-Weber Bild: Baumit
Fassadendämmung
Die Dämmung muss flächig und homogen, ohne Fehlstellen,
ausgebildet werden. Offene Fugen werden mit
Schaum oder Dämmstoffstreifen geschlossen. Versprünge
zwischen den Platten, die später zu unterschiedlichen
Materialstärken in der Armierung führen können, müssen
plan geschliffen werden. Auch bei der Fensterlaibung
(seitliche, links und rechts senkrechte Flächen einer
Fensteröffnung), ist auf eine fachgerechte Dämmung
zu achten, um Wärmebrücken zu vermeiden und den
Wärmeverlust so gering wie möglich halten. Es kommen
spezielle Laibungsdämmplatten zum Einsatz, die mit dem
Blendrahmen des Fensters überlappen.
Sockeldämmung
Da unterhalb der Fassadendämmung andere, dünnere
Dämmelemente verarbeitet werden, wird im Sockelbereich
durch den Einsatz von Sockelabschluss-,
Einsteck- oder Tropfkantenprofilen meist ein rückspringender
Sockel erzeugt. Dadurch hebt sich die
Fassadendämmung auch optisch von der Perimeterdämmung
(Keller- und Sockeldämmung) ab. Die Möglichkeit
eines flächenbündigen Sockels gibt es auch,
kommt aber eher selten zum Einsatz.
Armierungsschicht
Die 1,5 bis 5,0 mm dicke Armierungsmasse ist für die
Qualität des gesamten Dämmsystems von entscheidender
Bedeutung. Sie dient der Egalisierung des Untergrundes,
der Einbettung der Gewebearmierung und
zur Vorbereitung des Putzgrundes. Verwendet werden
mineralisch gebundene oder organisch kunstharzvergütete
Armierungsmassen, die auf den Oberputz abgestimmt
werden. Die Gewebeeinlage besteht in der
Regel aus Glasfasergewebe, welches im äußeren Bereich
der Armierungsmasse satt einliegen muss. Sie
sorgt für eine gleichmäßige Verteilung der Spannungen
aus dem Putz. Diese entstehen dadurch, dass der Putz
stärker abkühlt als der Untergrund, auf den er aufgebracht
ist. Aus diesen thermischen Beanspruchungen
entstehen Zugspannungen, die Rissbildungen in der
Armierungsschicht verursachen können. Die Gewebeeinlage
verteilt die Spannungen in der Fläche so, dass
statt eines Einzelrisses viele Mikrorisse entstehen, die
vom Oberputz überbrückt werden können. Da auch
Ecken eine Schwachstelle darstellen, werden spezielle
Gewebe-Eckprofile aus doppeltem Armierungsgewebe
verwendet. Diese werden wie gewöhnliches Armierungsgewebe
mit Mörtel eingearbeitet.
Außenputz
Bei den Außenputzen bzw. Schlussbeschichtungen
sind vier Arten zu unterscheiden:
Mineralputze
Silikatputze
Kunstharzputze
Silikonharzputze
Mineralputze, in der Regel 2-lagig aufgebracht, werden
auch als Dickschichtsysteme bezeichnet. Die relativ
dünnen Silikatputze, Kunstharzputze und Silikonharzputze
dagegen sind als Dünnschichtsysteme bekannt.
Dünnschichtsysteme haben sich auf dem Markt weitestgehend
durchgesetzt, da sie nur sehr schwach
schwinden, und durch die schnell gegebene Endfestigkeit
gut und wirtschaftlich zu verarbeiten sind.
Außenputze können in allen gängigen Oberflächen und
Korngrößen ausgeführt werden. In Form von Silikatfarben,
Kunstharzfarben oder Silikonharzfarben müssen
sie materialtechnisch auf das Putzsystem abgestimmt
sein. Die Anstriche können dabei auch zur Egalisierung
des Außenputzes verwendet werden, z. B. zur optischen
Reduzierung der Korngröße.
BAUZEIT. FASSADE. WARMFASSADE.
7
KALTFASSADE
Konstruktionsweisen.
Vorgehängte hinterlüftete Fassade.
Wird die wärmedämmende Schicht durch eine Luftschicht von der
Witterungsschutzschicht getrennt, bezeichnet man die mehrschalige
Außenwand als Kaltfassade. Die Luftschicht gewährleistet, dass die
wärmedämmende, innenliegende Schicht besser abtrocknen kann –
sofern überhaupt Wasser durch die Außenhaut dringt.
Bild: Eternit
8 BAUZEIT. FASSADE. KALTFASSADE.
Konstruktionsweisen
Die Luftschicht im Wandaufbau einer Kaltfassade bewirkt, dass sich bei starker Sonneneinstrahlung
hauptsächlich die Fassade aufheizt und nicht die Wärmedämmschicht. Man spricht in diesem Fall von
einer thermischen Trennung. Grundsätzlich wird zwischen zwei Konstruktionsweisen unterschieden.
Zweischaliges Mauerwerk
mit Luftschicht
Vorgehängte hinterlüftete
Fassade (VHF)
Bild: BEVER
Bild: Knauf
Die zweischalige Ausführung eines Mauerwerks, auch als Verblendmauerwerk
bekannt, besteht aus einer inneren Tragschale und einer Verblendschale,
die sowohl als Witterungsschutz als auch zur Fassadengestaltung
dient und die meist unverputzt angebracht wird. Verwendet werden Klinker
aus gebrannten Ziegelsteinen oder Kalksandsteinen. Auf der Außenseite der
innenliegenden tragenden Wand wird eine Wärmedämmung angebracht.
Zwischen dieser und der Außenschale muss ein hinterlüfteter Abstand von
mindestens 4 cm verbleiben. Der zirkulierende Luftstrom trocknet das auftretende
Kondenswasser der äußeren Schale. Feuchte aus dem Innenraum,
die zwischen der tragenden Wand und der Dämmschicht entsteht,
muss entweichen können, daher ist auf die Verwendung diffusionsoffener
Dämmstoffe zu achten. Luftschichtanker, welche in das tragende Mauerwerk
eingemauert bzw. auf die Betonwand gedübelt werden, sichern die Dämmschicht
und die Verblendschale.
Der klassische zweischalige Wandaufbau mit dazwischenliegender Luftschicht
findet nur noch selten Verwendung. Heutzutage werden vorrangig
zweischalige Mauerwerke ohne Luftschicht verbaut, sprich Warmfassaden.
Die VHF stellt eine bautechnisch aufwendige, aber auch bauphysikalisch
günstige Bauweise dar. Bei einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade wird
die Verkleidung nicht direkt auf das Mauerwerk aufgebracht, sondern auf
eine Unterkonstruktion montiert. Dadurch sind Dämmung (Feuchte-, Wärme-,
Schall- und Brandschutz) und Verkleidung (Witterungsschutz) konstruktiv
voneinander getrennt. Zwischen den Komponenten entsteht ein Hinterlüftungsraum,
der den Feuchtehaushalt im Baukörper zuverlässig regelt:
Vorhandene Feuchtigkeit wird permanent abtransportiert, Außenwände
trocknen schnell und der kapillare Feuchtetransport in das Mauerwerk wird
verhindert. Die innere tragende Schale, meist mittelschwere bis schwere
Bauart, trägt mit ihrer Wärmespeicherfähigkeit zur Regulierung der Raumtemperatur
bei – Winter wie Sommer. Der eigentliche sommerliche Wärmeschutz
beruht allerdings zu einem Großteil auf der Hinterlüftung. Diese gewährleistet,
dass ein potenzieller Wärmestau bzw. das Aufheizen zwischen
Wärmedämmung und Fassade weitgehend verhindert wird. Außerdem erwärmt
sich die Außenwand weniger und langsamer als bei direkter Sonneneinstrahlung.
Schwankungen der Außentemperatur wirken sich deutlich
weniger auf das Raumklima aus als bei anderen Konstruktionen.
BAUZEIT. FASSADE. KALTFASSADE.
9
Vorgehängte
hinterlüftete Fassade
Vorgehängte hinterlüftete Fassaden gehören heute zu den beliebtesten Fassadensystemen.
Neben der funktionalen Sicherheit werden vor allem die gestalterischen Möglichkeiten geschätzt.
Mit den unterschiedlichen Verkleidungen können Sie die Gestaltung der Fassade individuell
auf die Charakteristik Ihres Hauses abstimmen.
Bild: Knauf
Aufbau
Die funktionellen Vorteile vorgehängter hinterlüfteter Fassaden ergeben
sich aus den verschiedenen Aufbauebenen. Diese setzen sich wie folgt
zusammen:
Tragstruktur
Die Tragstruktur, also die tragende Wand, nimmt Kräfte auf und bildet den
eigentlichen Raumabschluss des Gebäudes. Sie kann als Stahlskelettoder
Stahlbetonkonstruktion, als Mauerwerk oder in Holzständerbauweise
ausgeführt sein. Alle Lasten der VHF werden über das System aus
Unterkonstruktion und Anbindungspunkten in die Tragstruktur abgeleitet.
Unterkonstruktion
Die Unterkonstruktion bildet das statische Bindeglied zwischen tragender
Außenwand und Fassadenverkleidung. Als Werkstoffe dienen Holz,
Aluminium, Edelstahl oder eine Kombination aus den Materialien. Bei
einer Unterkonstruktion aus Holz – der traditionellen Variante – muss
gewährleistet sein, dass das Holz dauerhaft trocken bleibt. Mehrheitlich
durchgesetzt haben sich heute Aluminium-Unterkonstruktionen, die den
Vorteil haben, dass sie in das Blitzschutzkonzept des Gebäudes integriert
werden können. Wird eine Fassadenhöhe von 7 m überschritten, müssen
spezielle Brandschutzmaßnahmen getroffen werden.
Dämmschicht
Im Idealfall umschließt die Dämmebene das gesamte Gebäude nahtlos und
nimmt in gleicher Ebene alle Fenster und Türen auf. Als Dämmmaterialien
werden z. B. Mineralwolle, Holzfaserdämmstoffe, extrudiertes Polystyrol
(XPS), Polyurethan und Glasschaum verwendet. Durch die Verwendung
mehrerer Dämmschichten werden Wärmebrücken deutlich verringert, da
Teile der Unterkonstruktion mit dem Dämmstoff verdeckt bzw. eingepackt
werden können. Auch bei der Dämmschicht müssen ab einer Fassadenhöhe
von 7 m besondere Vorkehrungen für den Brandschutz getroffen
werden. Das können zum Beispiel spezielle Brandsperren sein, die eine
Brandausbreitung im Hinterlüftungsraum behindern.
1 Tragstruktur
2 Unterkonstruktion
3 Dämmschicht
4 Hinterlüftung
5 Außenhaut
6 Witterung
7 Wärmeverlauf
8 Kälteverlauf
9 Diffusion
6
Bild: Eternit
5
2
3
1
Bild: Eternit
7
Hinterlüftung
Die Luftschicht ist durch Zu- und Abluftöffnungen mit der Außenluft verbunden
und gewährleistet die dauerhafte Hinterlüftung. Es ist darauf
zu achten, dass die Luftzirkulation nicht durch die Unterkonstruktion
verhindert wird. Die Ausrichtung der Unterkonstruktion muss dementsprechend
gewählt und ausgeführt werden.
Außenhaut
Die Außenhaut kann aus verschiedenen Materialien gefertigt werden. Sie
stellt die Wetterschutzschicht dar und weist Schlagregen sowie direkten
Feuchteeintrag ab. Mit sichtbaren oder verdeckten Schrauben, Nieten,
speziellen Einhangprofilen, Hinterschnittankern etc. wird die Außenhaut
auf der Unterkonstruktion befestigt.
8
4
9
Bild: Eternit
10 BAUZEIT. FASSADE. KALTFASSADE.
Materialien
Bilder: James Hardie
Bild: James Hardie
Faserzement
Der umweltfreundliche Verbundwerkstoff besteht zum
Großteil aus Portlandzement. Organische Fasern und
Wasser ergänzen das Gemisch. Faserzement ist langlebig,
nicht brennbar, witterungsresistent und UV-beständig.
Die Fassade ist somit sehr wartungsarm und pflegeleicht.
Der Verbundwerkstoff bietet durch eine Vielzahl von Farben
und Texturen ein großes Spektrum an individuellen
Gestaltungsmöglichkeiten. Durch das verhältnismäßig
geringe Gewicht fallen Verarbeitung und Montage leicht.
High Pressure Laminate (HPL)
HPL überzeugt bei der Realisierung individueller Fassaden
mit hoher Witterungsbeständigkeit und Biegesteifigkeit.
Die harte, bruch- und schlagfeste Oberfläche
garantiert zudem eine beeindruckend lange Lebensdauer.
Bei der Verarbeitung können Sie auf professionelle
Holzbearbeitungswerkzeuge zurückgreifen.
Aluminium
Aufgrund des geringen Gewichts, der guten Korrosionsbeständigkeit
und der einfachen Weiterverarbeitbarkeit
wird Aluminium sehr gern bei vorgehängten Fassaden
verwendet. Aluminium kann in nahezu jeder Farbe geliefert
werden; die Oberfläche kann eloxiert, gebürstet,
strukturiert oder pulverbeschichtet sein.
Holz
Holz ist ein natürlicher, individuell formbarer und nachwachsender
Baustoff. Bei richtiger Verwendung und
Pflege haben Sie lange Freude an dem Material. Die
große Auswahl an Holzarten und Profilformen lässt bei
der Gestaltung Ihrer Fassade keine Wünsche offen.
Holzfassaden können naturbelassen, lasiert oder mit farbiger
Endbehandlung umgesetzt werden. Zudem kann
Holz auch in den unterschiedlichsten Stilen angewandt
werden, beispielsweise im klassischen Landhausstil
oder sehr modern und geradlinig.
!VHF mit
Trockenbauplatten
Falls Sie Ihre Fassade gerne mit Flächenspachtelungen,
Farbbeschichtungen, Fliesen
oder Putzen bearbeiten möchten, ohne dabei
auf die Vorzüge einer hinterlüfteten Fassade
verzichten zu müssen, sind Trockenbauplatten
aus Faserzement die perfekte Wahl. Die
Platten werden auf dem Ständerwerk montiert
und danach mit den gewünschten Endbeschichtungen
behandelt.
Bilder: James Hardie
Bild: Kronospan
Bild: Kronospan
BAUZEIT. FASSADE. KALTFASSADE.
11
HOLZFASSADE
Naturfassaden aus massivem Holz sind längst keine
Exoten mehr. Sie stehen für junges, ökologisches und
naturnahes Wohnen und bereichern die Architektur mit
überraschend verspielten Designarten. Auch Materialkombination
sind im Kommen: Holz mit Naturstein- und
Betonmauerwerk, mit Edelstahl, Aluminium und Glas –
moderne Holzfassaden sind Hingucker, die man nicht
so schnell vergisst. Sehen Sie selbst!
Bild: Mocopinus
12 BAUZEIT. FASSADE. HOLZFASSADE.
Bild: Mocopinus
Seit Jahrtausenden wird Holz als natürlicher und wohngesunder Baustoff für den
Hausbau eingesetzt. Bis heute hat er nicht an Attraktivität verloren. Bei vorgehängten
hinterlüfteten Fassaden zählt Holz zu den beliebtesten Werkstoffen für die Verkleidung
– nicht zuletzt, weil sich durch verschiedene Holzarten, Profile und Verlegetechniken
zahlreiche Fassadeneffekte realisieren lassen, die von rustikal über
klassisch bis hin zu modern reichen. Häuser in Massivbauweise können mit einer
VHF ganz leicht in Häuser mit Holzoptik verwandelt werden.
Typische Verlegetechniken für Holzfassaden sind die Stülpschalung (horizontal)
sowie die Boden-Deckel-Schalung (vertikal). Lamellen-Verschalungen mit offenen
Fugen liegen besonders im Trend.
Befestigungsarten
Bild: Mocopinus
Beplankungsarten
Horizontale Beplankung
Montageclips
Bild: Mocopinus
Holzprofile werden mit den Montageclips so verschraubt, dass die sichtbare
Seite der Holzfassade unversehrt bleibt und die Montageclips von der
Fuge verdeckt werden. Die Befestigung greift im Verborgenen, die Fassade
scheint förmlich zu schweben. Der Montageclip ermöglicht eine rasche und
präzise Verlegung ohne zusätzlichen Abstandshalter. Die Montage ist damit
sehr schnell und einfach erledigt. Die unversehrten Profiloberflächen sorgen
für eine ansprechende Optik und erhöhen die Lebensdauer der Fassade.
Schrauben
Im Gegensatz zu Montageclips ist die Befestigung mit Schrauben um einiges
zeitintensiver. Um ein schönes Erscheinungsbild zu erreichen, sollten
Sie unbedingt vorbohren, sonst kann das Holz Risse bekommen. Bei der Beplankung
mit offenen Fugen muss jedes einzelne Profil ausgelotet werden;
bei der Beplankung mit Nut und Feder ist die regelmäßige Kontrolle bzw. ein
regelmäßiges Nachjustieren nötig. Mit bestimmten Techniken ist es möglich,
die Schrauben verdeckt anzubringen.
Die waagrechte Verlegung bietet sich an, um Häuser breiter und kompakter
erscheinen zu lassen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Fassadenprofile
horizontal anzubringen. Bei einer Stülpschalung werden die Profile schräg
überlappend an der Traglattung befestigt. Hierfür nutzen Sie am besten ein
Glattprofil oder ein Profil mit einer Tropfnase. Es stehen Ihnen aber auch
Profile mit Nut und Feder sowie sichtbarer oder verdeckter Befestigung zur
Verfügung. Nuten sollten nach unten zeigen, sonst sammelt sich in ihnen Regen-
oder Schmelzwasser. Bei einer horizontalen Schalung besitzt jedes Profil
eine Wasserkante. Dadurch ist eine horizontale Schalung viel stärker feuchtebelastet
als eine vertikale Schalung.
Vertikale Beplankung
Senkrechte Profile strecken das Haus optisch. Die Boden-Deckel-Schalung
ist eine der möglichen Varianten der vertikalen Beplankung. Klassisch
verwendet man ein Glattkantprofil, gerundet oder gefast. Die Bodenbretter
werden in gleichen Abständen senkrecht zur Traglattung geschraubt, anschließend
folgt die separate Verschraubung der Deckbretter auf die Traglattung.
Eine Überdeckung von 20 mm ist üblich. Je nachdem, wie groß Sie
die Abstände zwischen den Bodenlatten wählen, entsteht ein anderer Effekt.
Auch bei der vertikalen Schalung stehen Ihnen zahlreiche Profile mit Nut
und Feder zur Auswahl. Sie entscheiden, ob Sie diese sichtbar oder verdeckt
befestigen möchten. Nut- und Federverschalungen sollten generell so
montiert werden, dass sich die Nuten von der Wetterseite abwenden. Vorteil
der senkrechten Beplankung: Das Regenwasser läuft gut ab. Dafür sind die
Stirnseiten der Fassade am Boden eher der Feuchtigkeit ausgesetzt und
müssen besonders geschützt werden.
BAUZEIT. FASSADE. HOLZFASSADE.
13
Designtrends
Patina ab dem ersten Tag
Holzfassaden altern, je nach Intensität von UV-Strahlung
und Witterung, schon nach wenigen Monaten. Um dem
Holz einen ebenmäßigen Eindruck zu verleihen, und unabhängig
von Witterungseinflüssen zu sein, bieten sich
Profile mit werkseitiger Vorvergrauung an. In einem speziellen
Veredelungsprozess wird bereits in der Produktion
eine naturgraue, seidige Optik erzeugt, die die natürliche
Patina der frei bewitterten Fassadenflächen vorwegnimmt.
Verwittert die Oberfläche im Laufe der Zeit, wird
die werkseitige Vergrauung von der natürlichen abgelöst,
ohne dass dieser Prozess auffällt. Auch die wettergeschützten
Bereiche passen langfristig zum Gesamterscheinungsbild,
denn die ungewollten Farbunterschiede
in den typischen Bereichen, z. B. bei Dachüberständen
und Fensteranschlüssen, werden vermieden.
Bild: Mocopinus
Bild: häussermann
Offene Fugen
Bei der sogenannten Leistenschalung werden Rhombusleisten
mit einem Abstand von ca. 20 mm auf der Unterkonstruktion
verschraubt. Es entstehen offene Fugen,
die der Fassade mehr Tiefe verleihen. Damit Regenwasser
optimal ablaufen kann, sind die beiden Längskanten
der Profile abgeschrägt. Eine besonders stilvolle
Wirkung erzielen Sie, wenn Sie die Profile mit verdeckter
Befestigung anbringen. Das Fassadenbild wird auf diese
Weise nicht durch Verschraubungen gestört.
Darüber hinaus gibt es aber auch Holzprofile mit Nut
und Feder, die durch ihren Schattenwurf offene Fugen
simulieren. Diese Profile können ebenfalls mit einer
verdeckten Verschraubung angebracht werden.
Bild: Osmo
3D-Optik
Fassaden mit 3D-Optik lassen Gebäude wie Kunstobjekte
wirken. Große Flächen bekommen eine lebendige
Oberfläche. Durch partielle Verlegung treten Teile
des Baukörpers oder der Fassade in spannungsreiche
Wechselwirkung zueinander. Mit einem einzigen
abgestimmten System können Sie alle Register Ihrer
Kreativität ziehen, in der Montage bleibt trotzdem alles
ganz einfach. Nur 3 Vollholzprofile unterschiedlicher
Stärke und Ausprägung bilden die Basis. Das Spiel mit
wechselnden Profilstärken zeichnet ein interessantes
Relief, nochmals betont durch Licht und Schatten. Je
nach gewählter Profilkombination entsteht eine andere
Wirkung, die sowohl ruhig als auch lebendig sein kann.
Bilder: Mocopinus
Bild: Mocopinus
14 BAUZEIT. FASSADE. HOLZFASSADE.
Karbonisierung
Der Vorgang der Karbonisierung beschreibt die gezielte
Beflammung oder Verbrennung von Holzprofilen.
Karbonisiertes Holz bietet für die Fassadengestaltung
zwei überzeugende Vorteile: Zum einen wird das Holz
konserviert, da die Zellen verdichtet werden und die
Oberfläche so vor Schimmelpilzen, Verwitterung, Fäulnis
und Wasser geschützt ist, zum anderen entstehen
je nach Holzart und Holzbearbeitung individuelle Strukturen.
So wird jedes Profil zum Unikat.
Strukturierung
Mit leichter Karbonisierung behält die Oberfläche der
Holzprofile ihre charakteristische Maserstruktur. Sie
zeichnet sich sogar noch deutlicher ab, da sich die weicheren
und härteren Holzanteile unterschiedlich stark
karbonisieren und verfärben. Durch zusätzliches Bürsten
kann die schwarze Ascheschicht gelöst werden.
Dadurch verbleibt auf der harten Struktur der Jahresringe
schwarzes verkohltes Material. Weichere Stellen
erfahren eine wellige, erkennbar hellere Vertiefung. Der
abschließende Auftrag einer farbigen Holzlasur bewirkt
die ganz besondere Farbgebung Ton in Ton. Ein wunderbar
lebendiges Spiel der von der Natur geprägten
Holzbilder wird sichtbar.
Bilder: Mocopinus
Kohleoptik
Werden Holzprofile sehr stark karbonisiert, entsteht eine
Kohleoptik. Die schwarzen Profile setzen spannende
Akzente und verleihen der Fassade ein hochwertiges,
unverwechselbares und edles Aussehen. Zudem bildet
das Holz, in Kombination mit weißem Putz oder hellem
Beton, einen abwechslungsreichen Kontrast. Die warme
Anmutung natürlichen Holzes verbindet sich auf attraktive
Art mit dem schlichten, sachlichen Auftritt in Schwarz.
Bild: Mocopinus
Bild: Mocopinus
Rostoptik
Diese Holzprofile ermöglichen Ihnen eine individuelle
Fassadenverkleidung in Rostoptik – ganz ohne schwere
Stahlplatten, Korrosion und negative Eigenschaften
wie Porosität und Brüchigkeit. Das innovative Konzept
vereint industrielles mit modernem Design und verleiht
jeder Hausverkleidung einen eigenen Charakter. Objekte
wirken durch den rostigen Used-Look in Verbindung
mit der rauen Haptik extravagant und individuell.
Mit dem Einsatz von thermisch modifiziertem Holz, einem
zweifachen Lackaufbau sowie der vertikalen, endlosen
Verlegung der Profile wird eine großflächige Optik
und Langlebigkeit der Fassade gewährleistet.
Durch die rotbraun changierenden Rosttöne lassen
sich die Profile ideal mit anderen Materialien wie Stein,
Beton, Metall oder Glas kombinieren, wodurch ein wunderbarer
Kontrast entsteht.
Bild: Mocopinus
BAUZEIT. FASSADE. HOLZFASSADE.
15
Gängige Holzarten
Nordische Fichte
Kleine, fest verwachsene Äste prägen die Optik der Nordischen
Fichte. Neben den typisch braunen Ästen gehören auch kleinere
schwarze oder schwarz umrandete Äste sowie Harzgallen (Harzaustritt
möglich) zum Bild der beliebten Holzart. Das helle, deutlich
strukturierte Holz ist feinjährig gewachsen und lässt sich sehr gut
bearbeiten. Nordische Fichte muss unbedingt mit Holzschutzmitteln
behandelt werden, da es sonst nicht witterungsbeständig ist.
Bild: häussermann
Bild: häussermann
Sibirische Lärche
Aufgrund ihres außergewöhnlich langsamen Wachstums ist die
Sibirische Lärche von Natur aus besonders widerstandsfähig und
formstabil. Sie besticht durch eine sehr feine Struktur, vorwiegend
fest verwachsene Äste und der herrlich rötlich-braunen bis gelblich-weißen
Anmutung. Durch die hohe Witterungsbeständigkeit ist
die Lärche sehr dauerhaft und besonders für eine unbehandelte
Verarbeitung mit natürlicher Vergrauung oder mit Endbehandlung
durch Vergrauungslasur geeignet.
Weiß-Tanne
Bild: häussermann
Das Holz der Weiß-Tanne zeigt sich rötlich- bis gelblich-weiß, besitzt
nur wenig runde Astmarken und ist harzfrei. Holzprofile aus
Weiß-Tanne sind standardmäßig keilverzinkt erhältlich. Das erhöht
die Qualität und setzt zusätzlich optische Akzente. Die Sichtseite ist
gebürstet und verleiht den Profilen eine besondere Ausdruckskraft.
Eine Oberflächenbehandlung ist grundsätzlich empfehlenswert.
Oberflächenbearbeitung
Bild: Mocopinus
Bild: häussermann
Bild: häussermann
Douglasie
Breite Jahresringe und auffällige Äste geben der Douglasie ihr
charakteristisches Aussehen. Das rötlich-braune Holz besitzt eine
hohe natürliche Witterungsresistenz und wird daher meist unbehandelt
verwendet. Mit zunehmendem Alter wird Douglasie immer
härter. Ohne farbige Behandlung vergraut Douglasie im Außenbereich
silbergrau.
Red Cedar
Beige bis rötlich und im Prinzip frei von Ästen ist Red Cedar, ein
Holz, das als sehr widerstandsfähig gegenüber Witterungseinflüssen
gilt und naturbelassen verarbeitet werden kann. Nach längerer
Belichtung des trockenen Holzes setzt eine leichte Bräunung ein.
Das nordamerikanische Nadelholz besticht zudem durch seinen
aromatischen Duft.
Gehobelt
Präzise eingestellte Hobelmesser sorgen dafür,
dass eine absolut gerade und glatte Oberfläche
entsteht.
Strukturiert
Als Grundlage dient eine gehobelte Oberfläche.
Diese wird intensiv mit mehreren Bürsten
bearbeitet. Da Weichhölzer wie die Fichte
weiche und harte Jahresringe besitzen, bürsten
sich diese unterschiedlich stark aus. Es
entsteht eine wellige Oberfläche mit deutlich
plastischer Holzstruktur.
Feingesägt und gebürstet
Mit präzisen Schnitten werden die zu verarbeitenden
Holzbalken aufgetrennt, wodurch eine
sägeraue Oberfläche entsteht. Durch mehrmaliges
Bürsten werden lose Holzfasern entfernt,
um höchste Qualität zu gewährleisten.
Eine feingesägte und gebürstete Oberfläche
bietet den besten Untergrund für jede Farbbeschichtung.
16 BAUZEIT. FASSADE. KALTFASSADE.
Farben, Lacke, Öle & Lasuren
Bild: Mocopinus
Farbe
Schon ein Anstrich mit Farbe kann Holz eine Zeit lang
vor Witterungseinflüssen schützen. Gerade, wenn Sie
das Holz ohnehin farblich verändern wollen, profitieren
Sie beim Holzschutz mit Farbe doppelt. Denn durch diesen
haben Sie den Vorteil, dass das Holz eine andere
Optik erhält, es aber immer noch als Holz zu erkennen
ist, weil die Oberflächenstruktur sichtbar bleibt. Die Farben
sind lösemittelhaltig und wasserbasierend erhältlich
und erfüllen verschiedene Funktionen. Von der einfachen
Landhausfarbe bis zur Holzschutzfarbe mit hohem
Kieselsäureanteil für sehr gute Witterungsbeständigkeit
ist für jeden Anwendungszweck etwas dabei.
Lack
Lack als Holzschutzmittel versiegelt Oberflächen vollständig
und schützt komplett vor Witterungseinflüssen
und Schädlingen. Doch Vorsicht: Dringt Feuchtigkeit
über eine undichte Stelle ein, kann diese nicht mehr verdunsten.
Quellungen und Spannungsrisse im Holz sind
die Folge. Lack muss daher mit großer Sorgfalt verarbeitet
werden. Entdecken Sie Risse in der Lackschicht,
sollten Sie diese so schnell wie möglich ausbessern.
Öl
Eine farblose aber wirksame Variante, das Fassadenholz
vor dem Verfall zu schützen, ist Holzöl. Es wird in
der Regel auf Leinölbasis hergestellt und dringt beim
Anstreichen in das Holz ein – so werden die Holzporen
verschlossen und das Eindringen von Wasser verhindert.
Holzöle werden in verschiedenen Zusammensetzungen
angeboten. Im Vergleich zu synthetisch gewonnenen
Holzölen und Holzölen auf pflanzlicher Basis
härten Öl-Wachs-Gemische aus und bilden eine feste
Schutzschicht auf der Holzoberfläche. Der Vorteil von
Holzölen gegenüber Farbe und Lack: Sie erhalten die
natürliche Struktur des Holzes.
Bild: Mocopinus
Bild: Osmo
Bild: Mocopinus
!Pflegeaufwand
Eine Holzfassade ist robust und kann viele Jahrzehnte
überdauern, vorausgesetzt, Reinigung
und Pflege stimmen. Wie hoch der Pflegeaufwand
ist, hängt stark von der Holzart, der Behandlung
des Holzes und der Konstruktionsweise
ab. Bei unbehandeltem Holz wie z. B.
Sibirischer Lärche, ist der Pflegeaufwand sehr
gering, da das Holz im Laufe der Zeit eine
graue Patina bildet, die auf natürliche Weise
vor Witterung schützt. Ist diese Optik nicht erwünscht,
sollten behandelte Hölzer zum Einsatz
kommen. Diese bieten einen vollständigen
Witterungs- und Feuchteschutz, müssen aber
in regelmäßigen Abständen gereinigt und mit
Pflegeanstrichen versehen werden. Wichtig ist
auch, dass Sie alle Bauteile von Zeit zu Zeit kontrollieren,
um Risse frühzeitig zu erkennen und
zu verschließen. Ein Vordach sowie passend
positionierte Balkone schützen Fassaden konstruktiv
vor Schlagregen.
Lasur
Im Gegensatz zu Holzöl lässt sich mit einer Lasur das
Holz – wenn gewollt – auch farblich verändern. Die Lasuren
ziehen in das Holz ein und färben gleichzeitig die
Oberfläche. Die Holzstruktur bleibt erhalten. Je nachdem,
welche Funktion das Holz erfüllen soll, wird eine
bestimmte Art von Lasur verwendet.
Dünnschichtlasur
Eine Dünnschichtlasur ist für Holzbauteile gedacht, die
in geringem Umfang quellen oder schrumpfen dürfen
(nicht maßhaltig). Der Lasurfilm ist diffusionsoffen und
kann leicht nachgestrichen werden.
Dickschichtlasur
Dickschichtlasuren eignen sich für Holzbauteile, die ihre
Form präzise beibehalten müssen (maßhaltig). Dickschichtlasuren
reduzieren die Feuchtigkeitsaufnahme
und verhindern, dass das Holz quillt oder schwindet.
Vergrauungslasur
Ist eine elegante silbergraue Patina gefragt, empfiehlt
sich der Anstrich mit einer Vergrauungslasur, die den
Prozess der Vergrauung überspringt und dem Holz von
Anfang an einen natürlichen Farbton verleiht.
BAUZEIT. FASSADE. KALTFASSADE.
17
END
BESCHICHTUNG
Putz. Farbe. Klinkerriemchen.
Sie haben sich für Putz auf der Fassade entschieden? Eine gute
Wahl, erst recht im Zeitalter moderner, schichtweise angelegter
Putzsysteme. Ein Unterputz egalisiert und schützt das Mauerwerk.
Ein hochwertiger Oberputz veredelt die Fassade. Doch
welche Farbe wählen? Hier spielen viele Faktoren eine Rolle
– persönlicher Geschmack, architektonische Stilrichtung oder
auch regionale Bautraditionen.
Bild: Knauf
18 BAUZEIT. FASSADE. ENDBESCHICHTUNG.
Bilder: OPUS1
Gestaltungsvielfalt
Etwa alle 8 bis 15 Jahre braucht ein Haus einen neuen Anstrich. Aber welche Farbe ist die richtige? Schlicht weiß, dezent pastellig oder ein kräftiger Farbton? Dabei
spielen mehrere Aspekte eine Rolle. Wer seine Fassade farbig gestalten möchte, darf natürlich kreativ sein. Generell gilt: kleinere Häuser können kräftigere Töne
vertragen als große. Wichtig ist außerdem, auf die Architektur des Hauses selbst und das architektonische bzw. natürliche Umfeld zu achten, um ein harmonisches
Gesamtbild zu schaffen. Harmoniert die gewünschte Fassadenfarbe mit den Häusern in der Nachbarschaft? Einige Gemeinden regeln die Spielräume der zulässigen
Fassadenfarben in ihrer Satzung, um das Gesamtbild eines Viertels nicht durch unstimmige Ausreißer zu stören.
Sockelgestaltung
Bei der Farbe des Sockels kommen zwei Aspekte zusammen: Funktion und Optik. Damit der Schmutz durch Spritzwasser und Erde nicht ins Auge fällt, sollten Sockel
nicht zu hell gestrichen werden. Eine dunkle Farbgebung bildet optisch ein Fundament und vermittelt Tragfähigkeit. Die Farbkombination kann dezent oder kontrastreich
ausfallen. Die Wahl hängt davon ab, wie viel Struktur Sie der Wand verleihen wollen und welche zusätzlichen Akzente gesetzt werden. Zu viele Kontraste überfrachten
das Gesamtbild. Ohne Kontraste wirkt die Fassade jedoch leicht fad.
Vorbehandlung des Untergrundes
Zur besseren Verarbeitung oder Haftung des Putzes,
ist häufig eine Vorbehandlung des Untergrundes erforderlich.
Die Vorbehandlung gewährleistet eine gleichmäßige
Trocknung und Erhärtung der nachfolgenden
Putzschicht. Um die richtige Art der Putzvorbereitung
zu wählen, muss der Zustand des Untergrundes gründlich
geprüft werden.
Haftbrücken
Haftbrücken werden zur Haftvermittlung auf nicht oder
schwach saugenden, glatten Untergründen (insbesondere
Beton) eingesetzt.
Aufbrennsperren
Aufbrennsperren reduzieren die Saugfähigkeit des
Untergrundes und bewirken dadurch eine Verbesserung
der Putzhaftung. Sie werden beispielsweise genutzt,
um auf einem stark unterschiedlich saugenden
Putzuntergrund (z. B. Stein mit Mörtelfugen) eine gute
Putzober fläche ohne Fugenabzeichnung zu erzielen.
Vorspritzputz
Bei einem inhomogenen Untergrund, z. B. aus Mischmauerwerk
oder Naturstein, kommt ein Vorspritzputz
als Haftvermittler zum Einsatz.
Tiefengrund
Tiefengrund kann einen zu stark bzw. unterschiedlich
stark saugende Untergründe ausgleichen. Außerdem
wird Tiefengrund verwendet um die Oberfläche sandender
oder kreidender Untergründe zu verfestigen.
BAUZEIT. FASSADE. ENDBESCHICHTUNG.
19
Putz
Mit Putz lassen sich vielseitige Strukturen erzeugen, die der Fassade ein besonderes Finish verleihen.
Bauphysikalisch wird die Fassade vor Witterungseinflüssen und Veralgung geschützt; die Dämmwirkung
nimmt zu. Da nicht jeder Putz für jeden Standort geeignet ist, lohnt sich der Blick auf die Eigenschaften.
Bild: Hasit
Aufbau von Außenputz
Der Außenputz ziert das Mauerwerk und erfüllt gleichzeitig
die Aufgaben des Wetter-, Schall-, Brand- und
Wärmeschutzes. Im Gesamtaufbau der Außenwand
bestimmen die von der Bauindustrie perfekt aufeinander
abgestimmten Putze maßgeblich die Haltbarkeit
der Fassade. Damit lassen sich besonders harte und
dichte Schichten erstellen, andere Systemkomponenten
sind deutlich weicher und poröser. Dieser Unterschied
ist nötig, da die Putzschicht an der Fassade
– im Gegensatz zum Innenbereich – in der Regel aus
mindestens zwei Schichten besteht. Die erste, bis zu
15 mm dicke Schicht, wird als Unterputz bezeichnet.
Dieser fungiert als Haftgrund für die dünne, zweite
Putzschicht – den sogenannten Oberputz.
Unterputz
Die Eignung eines Unterputzes hängt immer vom vorhanden
Untergrund ab. Grundsätzlich gilt: Der Unterputz
muss weicher und poröser als das darunter liegende
Mauerwerk sein, damit klimatisch bedingte
Spannungen im Wandaufbau ausgeglichen und Risse
im Oberputz vermieden werden. Die höhere Schichtdicke
begünstigt die Elastizität des Putzes und gleicht
außerdem Unebenheiten des Mauerwerks aus.
Oberputz
Der Oberputz bildet die oberste Schicht eines mehrlagigen
Außenputzes und wird nach dem Trocknen des
ebenen Unterputzes aufgebracht. Unter dem direkten
Einfluss des Wetters dient der dünnschichtige, aber dennoch
harte und dichte Oberputz als Schutzschicht für die
Außenwand. Manche Oberputze enthalten Farbpigmente,
farbige Gesteinsmehle oder auch farbige Natursteinkörner,
bzw. glitzernde Mineralkörnungen wie Kalkspat,
Feldspat oder Glimmer. Dem kreativen Außenwandfinish
steht so nichts mehr im Weg.
Bild: SG-Weber
Sockelputz
Der Sockel eines Hauses beginnt dort, wo das Fundament
aufhört – er bildet also das Zwischenstück zur Fassade.
Dieses Zwischenstück dient zum einen zur Zierde,
zum anderen schützt es das Mauerwerk gegen Spritzwasser
und dem von der Fassade ablaufenden Regen.
Der Putz im Sockelbereich muss ausreichend fest, wasserabweisend
und widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse
sein. Der Sockelputz sollte bis mind. 30 cm über
die Geländeoberkante hinausgeführt werden.
Bild: Knauf
Bild: SG-Weber
20 BAUZEIT. FASSADE. ENDBESCHICHTUNG.
Putztypen
Putze bestehen zum Großteil aus Mineralien wie Marmor,
Quarz, Kalkstein oder Sand. Den entscheidenden
Unterschied zwischen den diversen Fassadenputzen
macht seit jeher das Bindemittel aus.
Organischer Putz
Als Bindemittel dienen hier Dispersionen, die aus Erdöl
gewonnen werden. Organische Putze werden deshalb
auch Dispersionsputze genannt. Sie sind widerstandsfähig
und in einer großen Auswahl an Farben, Strukturen
und Körnungen erhältlich. In puncto Gestaltungsvielfalt
sind sie anderen Putzen weit überlegen. Ein
weiterer Pluspunkt: Sie weisen Wasser sehr gut ab.
Endbehandlung von Oberputz
Das Erscheinungsbild jeder Putzoberfläche ist eng mit der handwerklichen Bearbeitung des Putzmörtels verknüpft.
Die Art der Ausführung und/oder die Wahl der Putzwerkzeuge bestimmen weitgehend die Bezeichnung
der Putze. Im Folgenden werden einige der vielen möglichen Putzoberflächen anhand ihrer Bearbeitung
vorgestellt und beschrieben.
Mineralischer Putz
Kalk oder Zement bzw. eine fein abge stimmte Mischung
aus beiden Komponenten fungiert hier als Bindemittel.
Richtig verarbeitet, überzeugen mineralische Putze mit
ihrer Nichtbrenn barkeit. Sie sind wasserdampf- und
kohlendioxiddurchlässig, die Farbtonauswahl ist allerdings
begrenzt.
Silikatputz
Bei den Silikatputzen dient Kaliwasserglas zusammen
mit einer Dispersion als Bindemittel. Silikatputze haben
eine sehr hohe Wasserdampfdurchlässigkeit und
bieten zudem einen temporären Schutz vor Algen und
Pilzen. Auch hier ist die Tönbarkeit – genau wie bei den
mineralischen Putzen – überschaubar.
Silikonharzputz
Der Name verrät es: Silikonharz ist bei dieser Art von
Putz das Bindemittel der Wahl. Silikonharzputze sind
besonders witterungsstabil, wasserdampf- und kohlendioxiddurchlässig.
Wasser von außen wird durchgehend
abgewiesen. Es ergibt sich eine lange Haltbarkeit
und ein guter Schutz vor Algen und Pilzbefall.
Putz mit Lotuseffekt
Eine wasserabweisende Bindemittelmatrix und die mikrostrukturierte
Oberfläche unterstützen die Selbstreinigung
der Fassade. Schmutz perlt mit dem Regen ab,
die Fassade bleibt lange schön. Putze mit Lotus-Effekt
schützen sehr gut vor Algen und Pilzen und sind sehr
hoch wasserdampf- und kohlendioxiddurchlässig.
Bild: SG-Weber
Waschputz
Der Putz wird aufgezogen und mit der Kelle geglättet.
Das Auswaschen der oben liegenden Bindemittelhaut
erfolgt in der Regel nach zwei bis vier Stunden
Wartezeit. Mit einem Schwamm oder einer Streichbürste
und Wasser wird die Oberfläche gewaschen.
Bild: SG-Weber
Reibeputz
Der Putz wird im frischen Zustand mit einem
Schwammbrett verrieben, dadurch erhält er seine
charakteristische Struktur.
Bild: SG-Weber
Scheibenputz
Scheibenputz ist leicht zu verarbeiten, schnell strukturierbar
und gehört daher zu den am häufigsten
anzutreffenden Putzoberflächen. Durch das „Verscheiben“
mit einem Kunststoffglätter oder EPS-
Brett entsteht die typische Korn-an-Korn-Struktur.
Bild: SG-Weber
Besenstrichputz
Die belebte Oberflächenstruktur entsteht durch
das Überstreichen des noch feuchten Deckputzes
mit einem Reisigbesen.
Bild: Knauf
Bild: SG-Weber
Kratzputz
Die Putzoberfläche wird mit einem Nagelbrett in
kreisender Bewegung angerissen. Nach ausreichender
Erhärtung – meist nach einem Tag – werden
anhaftende Zuschlagstoffe mit einem sauberen,
weichen Besen abgekehrt.
Bild: SG-Weber
Kammputz
Der feinkörnige Putz wird unmittelbar nach dem Aufziehen
und dem flächigen Abziehen mit einer Zahnkelle
oder einem Stahlblech- oder Holzkamm in die
gewünschte Richtung abgezogen. In Abhängigkeit
von den verwendeten Zahnkellenarten und Kammweiten
entstehen unterschiedliche Strukturen.
BAUZEIT. FASSADE. ENDBESCHICHTUNG.
21
Farbe
Die Fassade prägt das Erscheinungsbild des Hauses auf entscheidende Weise. Ein Farbanstrich prägt nicht nur das Erscheinungsbild
sondern trägt auch zum Schutz vor vielerlei äußeren Einflüssen bei. Wählen Sie einen Farbtyp, der die gegebenen
Anforderungen erfüllt, und einen Farbton, der harmonisch zu den Dachziegeln, dem Sockel und zur Umgebung passt.
Bild: Hasit
Bei der Farbauswahl sind Eigenschaften wie Atmungsaktivität,
Langlebigkeit, Deckkraft, Farbtonstabilität und
Umweltverträglichkeit ausschlaggebend. Bauherren
können zwischen Silikonfarben, Silikatfarben, Kalkfarben,
Dispersionsfarben, Zementfarben und mehr
wählen. Silikonfarben zeichnen sich durch einen Lotuseffekt
aus: Sie sind wetterbeständig, wasserabweisend
sowie selbstreinigend und haften gut auf mineralischen
Untergründen. Kalkfarben haben dafür eine alkalische
und desinfizierende Wirkung und Silikatfarben, auch
Mineralfarben genannt, sind lange haltbar, lichtecht und
witterungsbeständig.
Fassadensanierung
Steht bei Ihnen eine Sanierung an, ist die Prüfung des
Fassadenzustandes unerlässlich. Sind Schmutz oder Algen
vorhanden, muss die Fassade mit Wasser gereinigt
werden. Für hartnäckige Stellen ist ein Hochdruckreiniger
ideal. Lassen Sie in dem Fall aber Vorsicht walten,
damit sich kein Putz löst und neue Schäden entstehen.
Blättert alte Farbe ab, kann diese per Hand oder mit einem
Schwingschleifer großzügig abgeschliffen werden.
Beim Wischen mit einem festen Tuch oder dem Kratzen
mit einer harten Bürste sieht man, ob die Oberfläche
noch fest ist. Rieselt Sand ab, muss der Untergrund mit
Fassadengrund behandelt werden. Haben sich Löcher,
Vertiefungen oder Risse gebildet, können sie mit einer
Reparaturspachtelmasse für den Außenbereich verfüllt
und überstrichen werden. Ob der Putz noch fest sitzt,
können Sie mit dem Klopftest überprüfen. Pochen Sie
mit der Faust leicht auf den Untergrund. Klingt es hohl,
haftet der Putz nicht mehr. Bei einer einzelnen, tellergroßen
Stelle mag das noch angehen, bei größeren Stellen
muss der lose Untergrund jedoch abgeschlagen und die
Fläche neu verputzt werden. Kleine hohle Stellen können
Sie ggf. mit Armierungsgewebe überspannen und
überspachteln.
Bei einem Anstrich auf neuem Putz, wie beim Neubau,
ist lediglich darauf zu achten, dass der Putz ausgehärtet
und trocken ist.
Bild: Baumit
Bild: Baumit
!Farbbedarf
richtig berechnen
Die auf den Farbeimern angegebenen Mengen
pro Quadratmeter treffen meist nur im
Idealfall zu. Sie sollten deshalb auf Nummer
sicher gehen und – insbesondere bei
rauen oder strukturierten Untergründen –
10 bis 20 % mehr Farbe einkaufen.
Fassade richtig streichen
Ist die Fassade ausreichend vorbereitet, wird die erste
Schicht Farbe aufgetragen. Folgende Tipps sind hilfreich.
Nass in nass streichen
Damit später keine unschönen Streifen oder Farbansätze
zu sehen sind, sollten zusammenhängende Flächen
jeweils in einem durchgängigen Arbeitsprozess, also
nass in nass, gestrichen werden. Es empfiehlt sich,
Farbe immer erst senkrecht entlang der Wand aufzutragen
und sie danach durch horizontale Bewegungen
zu verteilen. Ein weiterer Grundsatz lautet: Erst, wenn
der Erstanstrich durchgetrocknet ist, darf eine zweite
Schicht folgen.
Mehrfach streichen
Um eine homogene, fleckenlose Fassade zu erhalten,
sind häufig mehrere Farbschichten notwendig. Zwar werben
manche Hersteller von Fassadenfarbe damit, dass
nur ein Farbauftrag nötig sei, doch gerade bei hellen
Tönen auf dunklen Untergründen reicht ein Anstrich oft
nicht aus. Deckt Ihre gewählte Farbe nicht zufriedenstellend,
muss nach der Trocknungszeit ein zweiter Anstrich
vorgenommen werden. Generell gilt das Prinzip: Lieber
zweimal dünn gestrichen als einmal zu dick aufgetragen.
22 BAUZEIT. FASSADE. ENDBESCHICHTUNG.
!Vorschriften
prüfen
Prüfen Sie vor dem Griff zur bunten Farbe
unbedingt, ob es seitens Gemeinde oder
Bundesland Vorschriften für die Fassadengestaltung
gibt. Laut Baugesetzbuch (BauGB)
müssen Eigentümer immer das Ortsbild im
Auge behalten.
Farbtypen
Neben der Wahl des Farbtons ist natürlich auch zu entscheiden, welcher
Farbtyp verwendet werden soll. Achten Sie darauf, dass die Farbe zum
Putz passt!
Silikatfarbe
Hauptbestandteil und Namensgeber dieses Farbtyps ist Kaliumsilikat.
Das Bindemittel verbindet sich durch Verkieselung mit dem Untergrund
und reagiert alkalisch, was die Algenbildung auf der Fassade verhindert.
Die Farben sind atmungsaktiv und sehr witterungsbeständig. Sie eignen
sich insbesondere für mineralische, poröse Untergründe wie Kalkputz,
Faserzement oder Beton.
Kunstharzfarbe
Als Bindemittel fungiert meist eine Mischung aus verschiedenen Kunstharzen.
Die Anstriche bilden einen Film, der nach dem Trocknen matt aussieht.
Aus diesem Grund wird die Farbart oft als „Fassadenmattfarbe“ bezeichnet.
Vorteil: Kunstharzfarben können auch bei Kälte verarbeitet werden,
da sie kein gefrierendes Wasser enthalten. Für Dämmputze mit Polystyrolanteilen
sind sie aber wegen der organischen Lösungsmittel ungeeignet.
Bild: Hasit
Dispersionsfarbe
Dispersionsfarben sind heute am weitesten verbreitet, weil sie sich sehr
leicht handhaben lassen. Die Farben sind wasserverdünnbar, gut streichfähig
und preisgünstig. Dispersionsfarben bestehen aus einer sehr feinen
Verteilung von Kunststoffen in Wasser. Sie sind nicht gelöst, sondern nur
in kleinsten Teilen vermischt. Lagert man die Farbe für längere Zeit, setzen
sich die mikroskopisch kleinen Teilchen am Boden ab. Vor dem Streichen
muss Dispersionsfarbe deswegen kräftig verrührt werden.
Silikonharzfarbe
Silikonharzfarbe ist seit Jahren das Schlagwort, wenn es um beständige
Anstriche im Außenbereich geht. Im Zusammenhang mit Silikonharzfarbe
wird oft vom Lotuseffekt gesprochen. Damit ist die Beschaffenheit
der Oberfläche gemeint, die selbstreinigend ist. Wasser dringt nicht ins
Mauerwerk ein, sondern perlt an der Fassade ab. Verschmutzungen
wie Staub oder Pollen werden einfach abgewaschen. Gleichzeitig ist
Silikonharzfarbe diffusionsoffen, sprich das angestrichene Mauerwerk
kann „atmen“ und Feuchtigkeit verdunsten. Im Vergleich zur herkömmlichen
Dispersionsfarbe bietet Silikonharzfarbe einen besseren Schutz
gegen Schimmelpilze und Moose.
Bild: Protektor
BAUZEIT. FASSADE. ENDBESCHICHTUNG.
23
Klinkerriemchen
Klinkerriemchen werden mit Flexkleber auf der Fassade angebracht. Optisch sind sie danach nicht von
einem konventionellen, massiven Mauerwerk zu unterscheiden. Hauptsächlich werden sie – neben
rein dekorativen Zwecken – als abschließende Schicht auf Wärmedämmverbundsystemen verwendet,
wenn der Eindruck eines Ziegelmauerwerkes erhalten bleiben oder beim Neubau erzielt werden soll.
Bild: Wienerberger
Gegen Umwelteinflüsse wie Wind und Wetter, Kälte und
Hitze, Feuchtigkeit, Chemikalien, Algen- oder Pilzbefall
bieten Riemchen verlässlichen Schutz. Im Vergleich zu
verputzten Fassaden, halten Riemchen nahezu ewig –
das Streichen alle paar Jahre entfällt. Riemchen schonen
auf lange Sicht Ihr Portemonnaie und erhalten den
Wert Ihrer Immobilie.
Große Auswahl für umweltbewusstes Bauen
Klingt gut – sieht noch besser aus: Riemchen gibt es in
vielen Farben, Formaten und Oberflächenstrukturen. Mit
der individuellen Gestaltung der Fassade, können Sie
Ihre Persönlichkeit und Ihren Stil zum Ausdruck bringen.
Von postmodern bis zu nostalgischer Backsteinromantik
sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Auch die Umwelt
freut sich: Riemchen sind ein hundertprozentiges
Naturprodukt und werden aus hochwertigen natürlichen
Tonsorten bei bis zu 1.200 °C gebrannt. Den Anforderungen
an umweltbewusstes Bauen werden die Ziegelscheiben
damit absolut gerecht.
Formate
Bilder: Wienerberger
Die Entscheidung, welches Klinkerriemchen-Format am
besten zum Haus passt, bleibt Ihnen bzw. Ihrem Architekten
überlassen. Ein gut gewähltes Format und das
Fugenbild unterstreichen den Stil Ihres Hauses. Die Dicke
der Klinkerriemchen liegt meist zwischen 9 und 14 mm.
Die Sichtseiten-Formate entsprechen denen üblicher Vollklinker
und unterliegen einer Norm.
Setzen von Klinkerriemchen
Nach Aushärtung der Armierungslage wird ein Klebemörtel
mit einer Dicke von 6 mm aufgetragen.
Auf diesen werden die Klinkerriemchen verlegt.
Verfugen von Klinkerriemchen
Die Verfugung erfolgt mit einem wasserabweisendem
Riemchen- Fugenmörtel und einem Fugeisen.
Bilder: Wienerberger
Starke Marken für Ihre Fassade:
24 BAUZEIT. FASSADE. ENDBESCHICHTUNG.