2019/50 - Consenio Metzingen, Reutlingen, Münsingen
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AUSGABE DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
DER GENERATIONENRATGEBER<br />
Ein neuer Alltag<br />
Wie das Konzept „Tagespflege“ funktioniert und wie es<br />
Angehörige entlasten kann.<br />
BARRIEREFREIHEIT<br />
Schon kleine Umbauten in der<br />
Wohnung können den Alltag<br />
für Senioren erleichtern.<br />
AKTIV AUF TRAB<br />
Neun Tipps, wie man<br />
im Alter noch Gehirn und<br />
Körper trainieren kann.<br />
BERATUNG<br />
Wird jemand pflegebedürftig,<br />
tauchen viele Fragen auf. Hier<br />
gibt es Hilfestellung.
Kompetent Persönlich Umfassend<br />
Wir sind gerne für Sie da<br />
Dr. med. Anne Mielke<br />
Dr. med. Jörg Rüger<br />
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72555 <strong>Metzingen</strong> 72764 <strong>Reutlingen</strong><br />
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INHALT/EDITORIAL/IMPRESSUM – conSenio<br />
3<br />
Inhalt<br />
Aktives Leben im Alter<br />
Editorial<br />
Tagsüber betreut, abends im eigenen Bett – wie das Konzept<br />
der Tagespflege immer mehr Menschen überzeugt. Seite 4<br />
Schweigen<br />
ist Silber,<br />
Reden<br />
ist Gold<br />
Warum Gespräche und<br />
Vollmachten wichtig für den<br />
Familienfrieden sind. Seite 12<br />
10 Komm, wir legen<br />
die Küche tiefer<br />
Wenn Bücken und Strecken<br />
nicht mehr so einfach sind,<br />
muss die Küche uns halt<br />
entgegenkommen.<br />
11 Herzenswunsch<br />
Zuhause<br />
Die Beseitigung von Barrieren<br />
erleichtert Menschen<br />
ein selbstbestimmtes<br />
Leben im Alter.<br />
14 Angehörige sind<br />
rundum versichert<br />
Renten-, Arbeitslosen- und<br />
Unfallversicherung werden<br />
für pflegende Angehörige<br />
übernommen.<br />
16 Fragen<br />
über Fragen<br />
Kostenlos, unabhängig und<br />
neutral: Rat und Hilfe für<br />
Betroffene und Angehörige<br />
im Pflegestützpunkt.<br />
18 Kochen und<br />
kochen lassen<br />
Wem das tägliche Kochen zu<br />
viel wird, der kann auf eine<br />
Reihe von Alternativen zurückgreifen.<br />
20 Aktiv<br />
auf Trab<br />
Körper und Geist sollen<br />
auch im Alter noch fit sein.<br />
Neun Tipps fürs Training der<br />
(grauen) Zellen.<br />
Echte<br />
Mutmacher<br />
Älter werden ist oft gar nicht so<br />
einfach. Viele Menschen tun<br />
sich schwer damit, die damit<br />
einhergehenden Veränderungen<br />
zu akzeptieren. Zunächst die äußerlich<br />
sichtbaren: graues Haar,<br />
Falten, eine Gehhilfe. Aber auch<br />
die, die man nicht auf den ersten<br />
Blick sieht: Vergesslichkeit,<br />
Schmerzen, körperliche Einschränkungen.<br />
Umso schöner und beeindruckender<br />
ist es, wenn lebensfrohe<br />
Senioren uns die Türen öffnen<br />
und uns zeigen: Wir haben<br />
trotzdem noch Spaß! Oder gerade<br />
deswegen! In unserer Titelstory<br />
zum Beispiel haben wir<br />
hinter die Kulissen einer Tagespflege<br />
geschaut. Echt klasse, wie<br />
hier die Gäste in ihrer jeweiligen<br />
Lebenssituation abgeholt<br />
werden. Am Ende hat jeder etwas<br />
davon. Aber lesen Sie selbst!<br />
Außerdem in diesem Heft:<br />
Viele Tipps rund ums Thema<br />
Pflege und Beratung.<br />
Wir wünschen ihnen<br />
viel Vergnügen beim Lesen!<br />
Stefanie Müller<br />
Redaktionsleitung<br />
Schwäbisches Verlagshaus<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Georg Hauser GmbH & Co.<br />
Zeitungsverlag KG, Römerstr. 19, 72555<br />
<strong>Metzingen</strong>, Tel.: 07123 36 88 310;<br />
Verlag Baader GmbH, Gutenbergstr. 1,<br />
72525 <strong>Münsingen</strong>,<br />
Tel.: 07381 187 - 0<br />
Anzeigen<br />
Tim Hager (verantwortlich), Anschrift wie<br />
Georg Hauser Verlag<br />
Redaktion<br />
Stefanie Müller,Kerstin Auernhammer,<br />
Martin Dambacher, Heike Viefhaus<br />
SVH GmbH & Co. KG, Karin Lober, (verantwortlich),<br />
SWP Mediaservice GmbH,<br />
Anschrift wie Georg Hauser Verlag<br />
Gestaltung<br />
mediaservice ulm, swp mediaservice<br />
Fotos<br />
Shutterstock, SWP-Archiv,<br />
SVH, Jacqueline Schuon<br />
Datenschutz<br />
Den Datenschutzbeauftragten erreichen<br />
Sie unter: datenschutz@swp.de<br />
Druck<br />
Druckzentrum Neckar-Alb,<br />
Ferdinand-Lassalle-Straße 51,<br />
72770 <strong>Reutlingen</strong>
4<br />
Aktives Leben<br />
im Alter<br />
Tagespflege Katharina Trautmann und Anna Fröschle treffen sich mehrmals pro<br />
Woche in der Tagespflege. Sie möchten die Einrichtung nicht mehr missen.<br />
Von Martin Dambacher
TAGESPFLEGE – conSenio<br />
5<br />
Was für Kleinkinder meist alltäglich<br />
und sogar gesetzlich geregelt<br />
ist, wird auch für immer<br />
mehr Senioren zur Selbstverständlichkeit:<br />
die professionelle<br />
Betreuung in einer Tagesstätte. Der Boom begann<br />
im Jahr 2008 mit der Einführung des Pflegewohngelds,<br />
da dank diesem und der Pflegereform<br />
trotz teilstationärer Pflege bei voller<br />
Inanspruchnahme des Leistungsbudgets noch<br />
mindestens <strong>50</strong> Prozent der Sachleistungen oder<br />
Zuschüsse zur Verfügung standen. Teilweise<br />
blieb sogar der volle Anspruch erhalten, weshalb<br />
die Nachfrage nach Tagespflegeplätzen<br />
stets größer wurde. Die Anzahl der Tagespflegeplätze<br />
stieg zwischen 1999 und 2015 um satte<br />
286 Prozent.<br />
Die Einführung des Pflegestärkungsgesetzes,<br />
das 100 Prozent Sachleistung für die Tagespflege<br />
ermöglicht, trieb das Wachstum in den vergangenen<br />
Jahren weiter an, sodass deutschlandweit<br />
aktuell über 75.300 Plätze zur Verfügung<br />
stehen. Besonders groß ist das Angebot dabei<br />
in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und<br />
Brandenburg. Hier stehen bis zu 179 Plätze pro<br />
10.000 Einwohner zur Verfügung – Baden-Württemberg<br />
(78) und Bayern (64) fallen dabei deutlich<br />
ab.<br />
Stark steigend ist dagegen überall die durchschnittliche<br />
Platzzahl pro Einrichtung, vor allem<br />
bei den im Bau oder in Planung befindlichen<br />
Objekten: Waren es im September <strong>2019</strong><br />
noch 14 Plätze pro Tagespflege, werden künftig<br />
im Schnitt 18,5 Senioren betreut. Rechnet man<br />
alles zusammen, werden im kommenden Jahr<br />
weit über 80.000 Tagespflegeplätze in 5.323 Häusern<br />
angeboten – für 2029 gehen Experten sogar<br />
von bis zu 130.000 Plätzen aus.<br />
Engagiert und selbstständig leben<br />
Neben der Förderung durch die Bundesregierung<br />
erklärt sich die Beliebtheit der Tagespflege<br />
auch durch den oft anzutreffenden Verbund<br />
der Tagespflege mit einer betreuten Wohnanlage.<br />
Der Vorteil: Die Senioren können selbst entscheiden,<br />
in welchem Umfang sie Leistungen<br />
wie Unterstützung im Haushalt oder qualifizierte<br />
Pflege nutzen möchten. Tagsüber profitieren<br />
sie von der Betreuung und Gesellschaft in der<br />
angegliederten Tagesstätte.<br />
Oft wohnen die Tagespflegegäste aber auch<br />
noch zu Hause in ihren eigenen vier Wänden<br />
und werden mit einem Fahrdienst morgens daheim<br />
abgeholt und abends wieder dorthin zurückgebracht.<br />
So zum Beispiel auch Maria Grünvogel<br />
(94), Katharina Trautmann (83) und
6 conSenio – TAGESPFLEGE<br />
Maria Grünvogel kocht für ihr<br />
Leben gerne – auch in der<br />
Tagespflege kümmert sie sich<br />
oft um Leckereien.<br />
Foto: Jacqueline Schuon<br />
Anna Fröschle (88), die allesamt<br />
regelmäßig die Tagesstätte<br />
der Hauspflege Blautal in<br />
Blaustein besuchen. Keine der<br />
drei Damen möchte dabei die<br />
Tage in der modernen Einrichtung<br />
missen, mit der sich Geschäftsführerin<br />
Elke Bachner<br />
vor gut fünf Jahren einen Traum<br />
erfüllt hat.<br />
„Als wir durch das Bauprojekt<br />
von Rolf Böhringer in den<br />
Blausteiner Höhwiesen die<br />
Möglichkeit hatten, unseren<br />
seit 25 Jahren bestehenden ambulanten<br />
Pflegedienst um eine<br />
Tagespflege zu erweitern,<br />
mussten meine Geschäftspartnerin<br />
Cornelia Wolfsegger und<br />
ich nicht lange überlegen“, verrät<br />
die gelernte Krankenschwester.<br />
Mittlerweile werden in den<br />
hellen und offenen Räumlichkeiten<br />
zwischen Montag und<br />
Freitag bis zu 20 Senioren betreut.<br />
„Dabei gibt es Gäste, die<br />
nur einmal in der Woche kommen“,<br />
erklärt Bachner, andere<br />
treten vier- oder sogar fünfmal<br />
den Weg in die Tagespflege an.<br />
„Die Beweggründe für den Besuch<br />
der Tagespflege sind dabei<br />
genauso verschieden wie<br />
die Geschichten, die hinter jedem<br />
Menschen stecken“, ist<br />
sich Bachner sicher. Meist fallen<br />
die Gäste aber in die Gruppen<br />
der dementen, körperlich<br />
beeinträchtigten oder alleinstehenden<br />
Senioren. Um deren<br />
Bedürfnissen gerecht zu werden,<br />
stehen in der Tagespflege<br />
Blautal drei gelernte Pflegeund<br />
Betreuungskräfte zur Verfügung,<br />
obwohl auch eine Fachkraft<br />
plus sogenannte Alltagsbegleiter<br />
ausreichen würden –<br />
Letzteres ist oft in größeren<br />
Organisationen der Standard.<br />
Sogar ein Bett und ein Ruheraum<br />
stehen für Gäste mit höherem<br />
Pflegebedarf zur Verfügung,<br />
damit diese möglichst<br />
viel vom Tagesgeschehen mit-<br />
Zielgruppe der Tagespflege<br />
Hilfe aus einer Hand –<br />
Pflege zuhause<br />
Neubühlsteige 2 • Dettingen/Erms • Tel: 07123/7590<br />
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Im Alter geht vieles nicht<br />
mehr von alleine, weshalb<br />
man vielleicht auf Hilfe angewiesen<br />
ist – ein Pflegefall ist<br />
man deshalb aber noch lange<br />
nicht. Genau hier greift das<br />
Konzept der Tagespflege. Sie ist<br />
ideal für:<br />
»»<br />
Senioren, deren gesundheitlicher<br />
Zustand ein eigenständiges<br />
Leben erschwert<br />
»»<br />
Ältere Personen mit kognitiven<br />
Beeinträchtigungen wie<br />
zum Beispiel beginnender<br />
Demenz<br />
»»<br />
Menschen, die alltägliche<br />
Dinge wie Kochen, Laufen<br />
etc. im Alter beibehalten<br />
wollen<br />
»»<br />
Pflegebedürftige Menschen,<br />
die die Wartezeit auf einen<br />
stationären Platz überbrücken<br />
möchten<br />
»»<br />
Rüstige Rentner, die ihren<br />
Lebensalltag nicht alleine<br />
verbringen wollen<br />
Aber auch für Menschen mit<br />
dem Krankheitsbild Schlaganfall<br />
oder Multipler Sklerose<br />
kann die Tagespflege hilfreich<br />
sein, um gewisse Fähigkeiten<br />
des täglichen Lebens<br />
möglichst schnell wieder zu erlernen.<br />
Denn dank der Flexibilität<br />
muss nicht erst auf ein freies<br />
Bett gewartet werden, um<br />
nach der Akutphase wieder auf<br />
die Beine zu kommen.
TAGESPFLEGE – conSenio<br />
7<br />
erleben können. „Das Ziel der<br />
Tagespflege ist es, die Menschen<br />
so lange wie machbar<br />
in ihrem gewohnten Umfeld<br />
zu belassen und einen geregelten<br />
Ablauf zu bieten“, lässt<br />
Elke Bachner wissen, in den<br />
meisten Fällen gelinge dies<br />
bis zum Tod.<br />
Auch die Stabilisierung der<br />
häuslichen Pflegesituation<br />
und die damit einhergehende<br />
Entlastung der Angehörigen<br />
spiele eine große Rolle, da<br />
diese weiterhin einem Beruf<br />
nachgehen oder eigene Dinge<br />
in der freien Zeit erledigen<br />
könnten, fährt Bacher fort.<br />
Hinzu komme die Sicherheit,<br />
dass die Senioren dank einer<br />
engmaschigen Dokumentation<br />
in der Tagespflege ausreichend<br />
gegessen und getrunken<br />
haben. Auch psychische<br />
Gründe darf man nicht außer<br />
Acht lassen, da gerade alleinstehende<br />
Senioren oft Gefahr<br />
laufen zu vereinsamen – hier<br />
kann die Tagespflege beim<br />
Kontaktaufbau zu anderen<br />
Menschen helfen und soziale<br />
Interaktionen mit Gleichgesinnten<br />
fördern.<br />
Abwechslungsreiches<br />
Programm<br />
Wie kurzweilig und bunt das<br />
Tagesgeschehen zum Beispiel<br />
in der Hauspflege Blaustein<br />
ist, zeigt ein Blick in den Aktivitätenkalender.<br />
Von regelmäßigen<br />
Ausflügen, die die<br />
Senioren schon an den Blautopf,<br />
ins Kloster Wiblingen<br />
oder nach Marienfried geführt<br />
haben, über eine Runde<br />
mit der neuen Straßenbahnlinie<br />
bis hin zu jahreszeitlichen<br />
Aktionen wie Christbaum-<br />
Kaufen oder Eisessen ist alles<br />
mit dabei. Dazu stehen täglich<br />
zwei Bewegungseinheiten mit<br />
einer eigens dafür ausgebildeten<br />
Fachkraft auf dem Pro-<br />
Links: Die tägliche Zeitungsrunde<br />
gehört dazu. Rebecca<br />
Schmid (r.) liest Katharina<br />
Trautmann (l.) und Anna<br />
Fröschler vor.<br />
Rechts: Die beiden Rentnerinnen<br />
genießen frische Luft<br />
in den selbst gebauten<br />
Strandkörben.<br />
<br />
Fotos: Jacqueline<br />
Schuon<br />
Diakonie-Sozialstation <strong>Metzingen</strong> e.V.<br />
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Wir sind ein häuslicher Pflege-, Hauswirtschafts- und Betreuungsdienst<br />
und bieten unsere Leistungen hauptsächlich im Raum<br />
<strong>Metzingen</strong>, Grafenberg und Riederich an.<br />
Unsere Leistungen:<br />
+ Alten- und Krankenpflege<br />
+ Beratungseinsätze nach<br />
§ 37 Abs. 3 SGB XI<br />
+ Hilfe im Haushalt<br />
+ Betreuung,<br />
auch bei Demenz<br />
+ Entlastung pflegender<br />
Angehöriger<br />
+ Verhinderungspflege<br />
+ Besuch mit einem<br />
Therapiehund<br />
+ Mobile Fußpflege<br />
+ Hausnotruf<br />
+ 24h-Betreuung durch osteuropäische<br />
Haushaltshilfen<br />
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(Landkreis <strong>Reutlingen</strong>)<br />
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<strong>Reutlingen</strong> + Tübingen)<br />
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8 conSenio – TAGESPFLEGE<br />
gramm, die als Sturzprophylaxe,<br />
dem Muskelaufbau und der<br />
besseren Balance dienen.<br />
Zufriedene Tagespflegegäste<br />
Alle zwei Wochen schaut zudem<br />
Walter Spira bei den Senioren<br />
vorbei, um mit ihnen zu<br />
singen – aber auch an anderen<br />
Tagen sind alte Volkslieder der<br />
Hit, genau wie gemeinsames<br />
Basteln. Um zu erfahren, was<br />
in der Region und auf der Welt<br />
passiert, werden während der<br />
morgend lichen Zeitungsrunde<br />
gespannt die Ohren gespitzt,<br />
aber auch das Zeitunglesen auf<br />
eigene Faust bringt manchem<br />
Gast viel Freude. „Allesamt riesigen<br />
Spaß hatten unsere Gäste<br />
in diesem Jahr beim Bau<br />
zweier Strandkörbe aus Paletten,<br />
die als Sonnenplatz unsere<br />
Terrasse zieren“, schwärmt<br />
Pflegedienstleiterin Rebecca<br />
Schmid. Die Männer haben dabei<br />
die handwerklichen Tätigkeiten<br />
übernommen, während<br />
sich die Frauen um die Kissen<br />
gekümmert haben.<br />
Ebenfalls beliebt sei das<br />
„Gärteln“ im Hochbeet sowie<br />
das tägliche Backen und Kochen.<br />
Aktuell entstehe in einem<br />
Projekt eine Sammlung<br />
der besten Rezepte, um diese<br />
dann in einem Kochbuch zusammenzuführen.<br />
Dass der<br />
Mix aus Zuhause-Wohnen und<br />
einem abwechslungsreichen<br />
Alltag in der Tagespflege gut<br />
ankommt, zeigen die positiven<br />
Stimmen der Gäste. „Hier wird<br />
man von vorne bis hinten verwöhnt<br />
und fühlt sich dank der<br />
geschlossenen Gemeinschaft<br />
wie in einer Familie“, sagt Katharina<br />
Trautmann. Besonders<br />
gefalle ihr, dass man nicht wie<br />
altes Eisen behandelt werde<br />
und Dinge mache, die man daheim<br />
alleine nicht mehr angehen<br />
würde.<br />
Ähnlich geht es der 88-jährigen<br />
Anna Fröschle, die oft mit<br />
anderen Frauen Rezepte austauscht<br />
und stets beim Backen<br />
hilft – neben dem klassischen<br />
Hefezopf werden dabei auch<br />
mal ausgefallenere Sachen wie<br />
Kürbiskernkipferl oder türkische<br />
Fäden ausprobiert. „Uns<br />
gefällt’s“, lautet das Fazit von<br />
Maria Grünvogel, die viermal<br />
in der Woche in der Hauspflege<br />
zu Gast ist – oft sei der Tag<br />
sogar zu kurz, um alles fertig<br />
zu bringen und zu erfahren,<br />
was es im Dorf Neues gebe.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Langeweile? Ein Fremdwort!<br />
„Oft ist der Tag<br />
sogar zu kurz, um alles<br />
unterzubringen“, sagt<br />
Maria Grünvogel. <br />
Fotos: Jacqueline Schuon<br />
Dass für die Angehörigen<br />
trotz Tagespflege aber noch viel<br />
zu tun ist, weiß der Sohn der<br />
94-jährigen zu berichten. „Meine<br />
Frau Christa hilft meiner<br />
Mutter jeden Morgen beim Waschen,<br />
Anziehen und Fertigmachen“,<br />
erzählt Karl-Heinz Grünvogel,<br />
und auch am Abend brauche<br />
sie nach dem gemeinsamen<br />
Abendessen entsprechende Betreuung,<br />
bis sie ins Bett gehe.<br />
Die Zeit, während seine Mutter<br />
in der Tagespflege sei, nutzten<br />
sie beispielsweise für Einkäufe<br />
oder kleine Ausflüge, so der<br />
Rentner weiter. Ein längerer Urlaub<br />
oder Ähnliches sei derzeit<br />
nicht denkbar, da eine Betreuung<br />
rund um die Uhr nötig sei.<br />
Kombination<br />
von Pflegeformen<br />
In diesem Fall bleibt den Angehörigen<br />
nur die Möglichkeit, einen<br />
Kurzzeitpflegeplatz zu organisieren,<br />
was aufgrund der<br />
hohen Nachfrage nicht leicht<br />
fallen dürfte. Größere Pflegeanbieter<br />
versprechen ihren Kunden<br />
für solche Situationen binnen<br />
14 Tagen einen Kurz- oder<br />
Langzeitpflegeplatz – immer<br />
mit dem Ziel, die Senioren nicht<br />
abzuschieben, sondern ihnen<br />
auch im hohen Alter ein möglichst<br />
aktives Leben schenken<br />
zu können.<br />
Kosten der<br />
Tagespflege<br />
Abhängig von Region, Konzept<br />
und Einrichtung fallen<br />
für die Tagespflege unterschiedliche<br />
Kosten an.<br />
Dabei belaufen sich die Aufwendungen<br />
für den Hol- und Bringdienst<br />
sowie die fachgerechte<br />
Betreuung pro Tag meist zwischen<br />
<strong>50</strong> und 70 Euro, die je nach<br />
Pflegegrad komplett von der<br />
Pflegeversicherung übernommen<br />
werden – bis zu diesen Höchstsätzen<br />
:<br />
»»<br />
Pflegegrad 1 = 125 Euro (Entlastungsbeitrag)<br />
»»<br />
Pflegegrad 2 = 689 Euro<br />
»»<br />
Pflegegrad 3 = 1.298 Euro<br />
»»<br />
Pflegegrad 4 = 1.612 Euro<br />
»»<br />
Pflegegrad 5 = 1.995 Euro<br />
Hinzu kommen die Ausgaben für<br />
Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten,<br />
die von den<br />
Gästen bzw. Angehörigen selbst<br />
übernommen werden müssen –<br />
täglich kann hier mit bis zu 25<br />
Euro gerechnet werden. Diese<br />
Kosten können aber auch über<br />
den monatlichen Entlastungsbetrag<br />
von 125 Euro geltend gemacht<br />
werden, falls dieser nicht<br />
schon anderweitig eingesetzt<br />
wird.
News,<br />
Storys,<br />
Tipps<br />
conSenio<br />
9<br />
Spaziergänge halten<br />
fit – auch im Kopf<br />
Eine Runde um den Block ist gesund<br />
für Körper und Geist. Vor<br />
allem Ältere sollten daher am<br />
besten täglich spazieren gehen<br />
– auch wenn es nur zehn Minuten<br />
sind. „Die schafft man eigentlich<br />
immer, auch wenn das<br />
Knie zwickt oder es regnet“, sagt<br />
die Medizinerin und Buchautorin<br />
Katharina Turecek. „Es geht<br />
vor allem darum, die Tage wegzubekommen,<br />
an denen man sich<br />
gar nicht bewegt – die sind gefährlich.“<br />
Denn die Forschung zeigt:<br />
„Wer rastet, der rostet“ ist mehr<br />
als nur ein Sprichwort. „Ausdauersport<br />
optimiert die Durchblutung<br />
im Gehirn, gleichzeitig<br />
werden aber auch Wachstumshormone<br />
ausgeschüttet und<br />
neue Nervenzellen gebildet“, erklärt<br />
Turecek. „Bewegung verbessert<br />
so kurzfristig die Aufmerksamkeit,<br />
aber auch langfristig<br />
die Merkfähigkeit.“ Umgekehrt<br />
kann Inaktivität dafür<br />
sorgen, dass die Merkfähigkeit<br />
abnimmt – vor allem im Alter.<br />
Und warum dann spazieren<br />
gehen oder Fahrrad fahren<br />
– aber nicht zum Beispiel richtig<br />
joggen? „Grundsätzlich ist<br />
jeder Ausdauersport gut für das<br />
Gehirn, moderate Bewegung<br />
ist aber am besten“, sagt Turecek.<br />
„Denn wenn es in den Leistungsbereich<br />
geht, Richtung Marathon<br />
zum Beispiel, dann werden<br />
durch die Belastung auch<br />
wieder Stresshormone ausgeschüttet<br />
– das ist dann eher kontraproduktiv.“<br />
Spazieren gegen Demenz<br />
Nach einer Studie aus den USA<br />
können Spaziergänge sogar bei<br />
der Demenzprävention helfen,<br />
erklärt die Expertin. Denn das<br />
Gehirn hat einen eingebauten<br />
Jungbrunnen, der neue Nervenzellen<br />
bilden kann. Das tut der<br />
FOTO: © PERSHING/FOTOLIA.COM<br />
aber nur, wenn er angeregt wird.<br />
„Das geht einmal durch Lernprozesse,<br />
aber eben auch durch Bewegung“,<br />
sagt Turecek.<br />
Wer mag, kann daher sogar<br />
beides kombinieren – dafür hat<br />
Turecek den sogenannten Gehirnspaziergang<br />
entwickelt. „Die<br />
Idee dahinter ist, den klassischen<br />
Spaziergang mit Gehirnjogging<br />
zu verbinden – also verschiedenen<br />
Übungen für das Gedächtnis,<br />
für die Denkleistung oder für<br />
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Zuhause, selbst mit Pflegegrad!<br />
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Umgebung und gemeinsam geht vieles leichter. Der Senioren<br />
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eröffnete Elke Wohlleb im Jahr 2013. Kundenreferenzen,<br />
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Freiräume für Angehörige und es<br />
bleibt Zeit für das Wesentliche:<br />
unsere Senioren!
10 conSenio – BARRIEREARME KÜCHE<br />
Komm, wir legen die<br />
Küche tiefer!<br />
Wohnen Tieferlegen kennt man ja eigentlich<br />
vom Autotuning - aber auch eine Küche<br />
kann man tieferlegen. Dann ist sie<br />
besonders gut für Senioren geeignet.<br />
Rausfahren statt reingreifen: Solche Scharniersysteme können –<br />
ebenso wie Elektrogeräte auf Hüfthöhe – Senioren das Hantieren in<br />
der Küche erheblich erleichtern. <br />
Foto: AMK/dpa-mag<br />
Bücken, langes Stehen<br />
oder Hantieren über<br />
dem Kopf – das kann im<br />
Alter schon mal schwerfallen.<br />
„Für Senioren mit Gelenkbeschwerden<br />
ist manches<br />
davon sogar unmöglich“, sagt<br />
Michael Hubert von der Agentur<br />
Barrierefrei NRW. Deshalb<br />
kann es spätestens im Alter<br />
sinnvoll sein, die Küche so umzubauen,<br />
dass sie zum eingeschränkten<br />
Bewegungsrepertoire<br />
passt.<br />
Spüle und Arbeitsfläche<br />
unterfahrbar machen<br />
Das fängt schon damit an, dass<br />
man Hindernisse aus dem Weg<br />
räumt. „Gerade in der Küche ist<br />
es ganz wichtig, dass man genug<br />
Platz hat, um sich mit seinem<br />
Rollstuhl oder Rollator zu bewegen“,<br />
sagt Ursula Geismann vom<br />
Verband der Deutschen Möbelindustrie.<br />
Ideal ist für Ältere<br />
eine Arbeitsfläche, die bereits<br />
auf die Sitzhöhe angepasst ist.<br />
Bei der Spüle und den Arbeitsplatten<br />
beispielsweise lassen<br />
sich zudem die Unterschränke<br />
entfernen – so hat darunter ein<br />
Rollstuhl Platz.<br />
Wer seine Kochgelegenheit<br />
um- oder neu baut, hat daher<br />
alle Möglichkeiten: Statt Rollator<br />
lassen sich etwa Stehhilfen<br />
einbauen. Elektrisch höhenverstellbare<br />
Arbeitsflächen oder<br />
Küchentische erleichtern das<br />
Leben. Wer keine Gläser oder<br />
Teller mehr aus dem obersten<br />
Fach des Hängeschranks angeln<br />
will, montiert den Schrank entweder<br />
tiefer oder füllt nur das<br />
untere Fach mit dem Nötigsten.<br />
Bei tiefen Schränken sind den<br />
Experten zufolge kleine Podeste<br />
möglich, die wie eine Leiter<br />
beim Aufstieg helfen. Gut für Senioren<br />
geeignet sind auch Scharniersysteme,<br />
die sich aus Hängeschränken<br />
herunterziehen<br />
lassen. „Das braucht allerdings<br />
etwas Kraft und Bewegungssicherheit“,<br />
sagt Hubert.<br />
Sicht und Orientierung spielen<br />
in der seniorengerechten<br />
Küche ebenfalls eine große Rolle.<br />
„Arbeitsflächen in der Küche<br />
müssen gut ausgeleuchtet sein.<br />
Man kann eigentlich nicht zu<br />
viel Licht haben“, sagt Hubert.<br />
Bedienelemente sollten möglichst<br />
kontrastreich, Zahlen eindeutig<br />
und groß sein.<br />
Smarte Geräte erleichtern<br />
viele Küchenarbeiten<br />
Die ideale Kochfeld-Form für<br />
Senioren seien vier Herdplatten<br />
nebeneinander, rät Geismann.<br />
Das verringert die Verbrennungsgefahr.<br />
Sie plädiert darüber<br />
hinaus für das Zwei-Sinne-Prinzip,<br />
also für Küchengeräte,<br />
die optisch und akustisch<br />
zugleich vor Gefahren warnen.<br />
Mit einem sogenannten Herdwächter<br />
– einem kleinen Sensor,<br />
der über dem Herd angebracht<br />
wird – lässt sich das Prinzip für<br />
relativ wenig Geld auch in bestehende<br />
Küchen integrieren.<br />
Wer will, kann seine neue Küche<br />
mit entsprechender Technik<br />
zudem „smart“, also intelligent<br />
gestalten. „Dann erkennt die<br />
Dunstabzugshaube, was gekocht<br />
wird, und stellt sich entsprechend<br />
ein“, erklärt Volker Irle,<br />
Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft<br />
Die Moderne Küche.<br />
Die Experten empfehlen weiter,<br />
ergonomisch und kräfteschonend<br />
zu arbeiten sowie<br />
möglichst kurze Wege zu schaffen.<br />
Offene Wohnküchen, wie<br />
sie heutzutage zunehmend verbaut<br />
sind, können da ein Vorteil<br />
sein. „Das eröffnet zudem ganz<br />
andere Freiheiten in der Umgestaltung“,<br />
sagt Irle.<br />
Beim Thema Geld gilt generell:<br />
Die Pflegekasse steuert bis<br />
zu 4.000 Euro für Umbaumaßnahmen<br />
bei, wenn man einen<br />
Pflegegrad nachweisen kann.<br />
Die KfW-Bank biete zinsgünstige<br />
Kredite, erklären die Experten.<br />
Mieter aber sollten auf jeden<br />
Fall ihren Vermieter hinzuziehen.<br />
Er muss einem Umbau<br />
zustimmen. <br />
dpa
UMBAU – conSenio<br />
11<br />
Herzenswunsch<br />
Zuhause<br />
Umbauen Wer in seinem Zuhause Barrieren beseitigt, kann auch<br />
mit körperlichen Einschränkungen im Alter selbstbestimmt<br />
daheim leben. Von Kerstin Auernhammer<br />
Die eigenen vier Wände<br />
sind ein wichtiger<br />
Rück zugsort – hier<br />
kann man durchschnaufen,<br />
auch mal allein sein<br />
und sich einfach nur wohlfühlen.<br />
In jeder Ecke stecken Er-<br />
wegen.<br />
nung innerungen. findet Kein Wunder, von dass 13 bis 17 Uhr statt.<br />
der Großteil der Deutschen Badezimmer. Der Ort der<br />
auch im Alter so lange wie 2 täglichen Hygiene – doch<br />
möglich zu Hause leben möchte.<br />
Damit dies gelingt, sollte<br />
man rechtzeitig vorsorgen und<br />
sein Zuhause barrierefrei machen.<br />
Dabei gibt es eine Reihe<br />
von Stellschrauben. Hier die<br />
drei wichtigsten:<br />
1<br />
Treppen und Schwellen.<br />
Während man früher flink jede<br />
Treppe hinaufsprang, fällt im Alter<br />
jeder Schritt zunehmend schwer.<br />
Schon eine einzige Treppenstufe<br />
kann da zum unüberwindbaren<br />
Hindernis werden – selbst Türschwellen<br />
verwandeln sich in Stolperfallen.<br />
Rampen oder ein Treppenlift<br />
können dabei helfen, die eigene<br />
Wohnung sicher zu erreichen<br />
und sich ungefährdet darin zu be-<br />
auch die verändert sich im Alter.<br />
Während man früher genüsslich in<br />
der Badewanne lag, hat man heute<br />
nach dem wohltuenden Bad Angst,<br />
nicht mehr herauszukommen. Eine<br />
bodengleiche Dusche, eventuell<br />
ausgestattet mit einem Duschhocker,<br />
oder eine Badewanne mit Tür<br />
können dafür die Lösung sein.<br />
Doch auch Kleinigkeiten wie Haltegriffe,<br />
ein höhenverstellbarer Spiegel<br />
und eine Erhöhung für den Toilettensitz<br />
sorgen spürbar für Erleichterung.<br />
3<br />
Bequem hinein…<br />
Sicher heraus…<br />
FOTOS: © BBERNARD, © TRAVELERPIX/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Elektronische Helfer. Man<br />
muss es sich ja nicht schwerer<br />
machen als nötig. Jeden Abend<br />
per Hand die Rollläden herunterlassen<br />
und morgens wieder hochziehen<br />
ist mühsam – gerade in einem<br />
Haus mit vielen Fenstern. Das<br />
geht heute auch einfacher – per<br />
Knopfdruck oder sogar über Handysteuerung.<br />
Wer nachts oft raus<br />
muss, sollte über Bewegungsmelder<br />
fürs Licht nachdenken – das<br />
mühsame Tasten nach dem Lichtschalter<br />
fällt dann weg. Und man<br />
muss auch keine Angst mehr haben,<br />
das Licht im Badezimmer angelassen<br />
zu haben.<br />
Da jeder auf andere Bereiche<br />
Wert legt bzw. andere körperliche<br />
Voraussetzungen hat,<br />
sollte man einen barrierefreien<br />
Umbau gut planen. Viele Handwerker<br />
in der Region sind geschult<br />
und blicken über den<br />
Tellerrand – sprich ihr eigenes<br />
Gewerk – hinaus. Außerdem<br />
kennen sie vielfach auch die aktuellen<br />
Fördermöglichkeiten.<br />
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12 conSenio – VORSORGE<br />
Schweigen ist Silber,<br />
Reden ist Gold<br />
Vorsorge Wird ein Angehöriger pflegebedürftig, ist das für viele<br />
Familien eine Zerreißprobe. Experten raten, rechtzeitig zu reden.<br />
Ein Pflegefall in der Familie<br />
ändert alles: den Tagesablauf,<br />
die finanziellen<br />
Belastungen, den<br />
Einklang von Job und Freizeit<br />
oder das Wohnumfeld. Häufig<br />
müssen dann unter Druck<br />
schnelle Lösungen her. Doch<br />
vieles lässt sich schon vorab organisieren<br />
und besprechen.<br />
Denn dass ein Familienmitglied<br />
einmal Hilfe benötigen wird, ist<br />
sehr wahrscheinlich. „Wir werden<br />
immer älter, und somit<br />
steigt das Risiko an Pflegebedürftigkeit“,<br />
sagt Kathrin Engel,<br />
Pflege- und Qualitätsmanagerin<br />
Altenhilfe bei der Diakonie<br />
Dresden.<br />
Rollenverteilungen werden<br />
auf den Kopf gestellt<br />
Umso wichtiger sei es, sich so<br />
früh wie möglich damit zu beschäftigen,<br />
erklärt Felizitas Bellendorf.<br />
„Das ist ein sehr emotionales<br />
Thema, weil es immer<br />
bedeutet, sich mit Verlust auseinanderzusetzen“,<br />
sagt die Referentin<br />
für den Pflegemarkt bei<br />
der Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein- Westfalen. Zudem<br />
werden Rollenverteilungen und<br />
-vorstellungen etwa unter Partnern<br />
auf den Kopf gestellt, wie<br />
Pflegewissenschaftler Peter König<br />
erklärt. Die eigenen Eltern<br />
werden plötzlich zu hilfsbedürftigen<br />
Personen. „Das kann<br />
Ängste auslösen“, sagt der Professor<br />
an der Hochschule Furtwangen.<br />
Die Experten raten<br />
dazu, sich für Gespräche Zeit<br />
zu nehmen und alle Beteiligten<br />
an einen Tisch zu holen. Geht<br />
es um die Pflege der Eltern und<br />
gibt es mehrere Geschwister,<br />
sollten die sich vorab schon<br />
einmal ehrlich austauschen, rät<br />
Bellendorf. Sonst sind gerade<br />
im akuten Notfall Konflikte vorprogrammiert.<br />
Gerade Eltern könnten solche<br />
Gespräche jedoch ablehnen<br />
– weil sie sich bevormundet<br />
fühlen und nicht über die eigene<br />
Endlichkeit nachdenken<br />
wollen, so Bellendorf. König<br />
schlägt daher vor, für die Aussprachen<br />
einen Anlass zu suchen<br />
und den Einstieg in das<br />
Thema über andere Beispiele<br />
zu finden. Etwa indem man<br />
schildert, wie Bekannte oder<br />
Verwandte mit einem Pflegefall<br />
umgehen.<br />
Ambulanter<br />
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<strong>Reutlingen</strong> e.V.<br />
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sowie für deren Angehörige und Trauernde.<br />
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Den Experten zufolge sollten<br />
Erwartungen und Wünsche benannt<br />
und dann Kompromisse<br />
ausgehandelt werden. Alle Beteiligten<br />
müssten klar sagen,<br />
was sie leisten wollen und was<br />
nicht, unabhängig von familiären<br />
oder gesellschaftlichen Moralvorstellungen.<br />
„Nicht vorschnell<br />
Dinge versprechen, die<br />
sich nicht halten lassen“, warnt<br />
König. Das bedeute, die eigenen<br />
Sorgen und Nöte zu thematisieren,<br />
sagt Bellendorf. „Kann ich<br />
beispielsweise meine Mutter<br />
anfassen, sie auf die Toilette<br />
bringen?“<br />
Die Verantwortung auf<br />
mehrere Schultern verteilen<br />
Die Pflege-Profis empfehlen,<br />
die Verantwortung auf mehrere<br />
Schultern zu verteilen und<br />
sich ein Netzwerk aufzubauen.<br />
Dazu gehören auch die Nachbarn<br />
oder Freunde. Je nach Bedarf<br />
kommen ein Pflegedienst,<br />
eine hauswirtschaftliche Unterstützung<br />
oder ein Fensterputzer<br />
hinzu, um die Sturzgefahr<br />
zu mindern, außerdem<br />
Lieferdienste für Lebensmittel.<br />
Wer sich beraten lassen will,<br />
wendet sich am besten an die<br />
Pflegestützpunkte. Die gibt es<br />
in vielen Landkreisen, sie arbeiten<br />
kostenlos und unabhängig.<br />
In den Sozialämtern helfen<br />
Pflegekoordinatoren weiter.<br />
Aber auch der Hausarzt, Kranken-<br />
und Pflegekassen oder der<br />
Sozialdienst bieten Unterstützung<br />
an. Dazu kommen Bürgertelefone<br />
oder diverse Selbsthilfegruppen,<br />
beispielsweise für<br />
Angehörige von Demenzkranken.<br />
Ein absolutes Muss ist den<br />
Experten zufolge die Vorsorgevollmacht.<br />
Mit ihr lässt sich<br />
festlegen, wer entscheiden soll,<br />
etwa über ärztliche Untersuchungen,<br />
den Aufenthalt oder<br />
das Vermögen. Zudem könne<br />
eine Patientenverfügung hilfreich<br />
sein, rät Pflegewissenschaftlerin<br />
Engel. „Sonst mutet<br />
man den Angehörigen Entscheidungen<br />
zu, die sie gar<br />
nicht treffen können oder wollen.“<br />
Sind einmal alle Erwartungen<br />
und Gefühle ausgesprochen,<br />
lässt es sich besser damit<br />
umgehen. Dann kommt auch<br />
ein Pflegefall auch gar nicht<br />
mehr so unvorbereitet. dpa
VORSORGE – conSenio<br />
13<br />
Und was dann?<br />
Gespräche über einen<br />
möglichen Pflegefall<br />
sind selten angenehm<br />
– können aber eine<br />
große Hilfe sein.<br />
FOTO: UWE UMSTÄTTER/WESTEND61/DPA-MAG<br />
Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Co<br />
Es gibt eine Reihe von Dokumenten,<br />
die Betroffenen und<br />
Angehörigen eine große Hilfe<br />
sein können.<br />
Patientenverfügung In diesem<br />
Dokument wird geregelt,<br />
1<br />
welche medizinischen Behandlungen<br />
der Betroffene im Ernstfall<br />
zulässt und welche er ablehnt.<br />
Für Angehörige ist die Patientenverfügung<br />
eine Erleichterung<br />
– denn so müssen nicht sie<br />
die oft schwierige Entscheidung<br />
treffen. Die Krux an der Patientenverfügung<br />
ist, dass sie sehr<br />
konkret gehalten sein sollte. „Ich<br />
will nicht an Maschinen hängen“<br />
etwa ist zu unkonkret. Sowohl<br />
die Situation, in der die Verfügung<br />
in Kraft treten soll, als<br />
auch die genauen Behandlungsschritte<br />
sollten beschrieben<br />
werden. Hier lohnt es sich, sich<br />
online oder in Broschüren Formulierungshilfen<br />
zu holen.<br />
2Vorsorgevollmacht Damit<br />
gibt der Betroffene einem<br />
Angehörigen oder einer anderen<br />
Vertrauensperson die Befugnis,<br />
Entscheidungen zu treffen. Vornehmlich<br />
geht es dabei um finanzielle<br />
Angelegenheiten. Wer<br />
möchte, dass die Vertrauensperson<br />
auch in ärztlichen Maßnahmen<br />
das Sagen haben soll,<br />
muss dies explizit festhalten.<br />
Viele wissen nicht, dass der<br />
Partner oder die Kinder nicht<br />
automatisch finanzielle Angelegenheiten<br />
für Erkrankte regeln<br />
dürfen.<br />
3Betreuungsverfügung<br />
Diese Vollmacht betrifft alle<br />
Rechtsangelegenheiten. Sie ist<br />
relevant, wenn eine psychische<br />
Erkrankung, eine Behinderung<br />
oder auch eine Demenz vorliegen.<br />
Der Bevollmächtigte muss<br />
von einem Richter auf seine Eignung<br />
geprüft werden. ka
14 conSenio – PFLEGENDE ANGEHÖRIGE<br />
Angehörige sind<br />
rundum versichert<br />
Finanzen Wer einen Angehörigen pflegt, ist quasi im Auftrag der Pflegekasse aktiv. Diese<br />
zahlt Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung. Auch für Unfallschutz ist gesorgt.<br />
Jemanden zu pflegen, kostet<br />
oft viel Zeit und Energie.<br />
Um die soziale Absicherung<br />
sollten sich Pflegende<br />
da keine Sorgen machen<br />
müssen. Denn sie haben grundsätzlich<br />
Anspruch auf Arbeitslosen-,<br />
Renten- und Unfallversicherung.<br />
Was sind aber die<br />
Voraussetzungen? Und wer<br />
zahlt? Damit der Pflegende Anspruch<br />
auf diesen Versicherungsschutz<br />
hat, muss der Pflegebedürftige<br />
mindestens Pflegegrad<br />
2 haben und in einer häuslichen<br />
Umgebung leben, also<br />
etwa nicht in einem Heim. Darauf<br />
weisen die Verbraucherzentralen<br />
auf ihrer Webseite hin.<br />
Außerdem darf die Pflegetätigkeit<br />
nicht bezahlt sein und muss<br />
für mindestens zehn Stunden<br />
pro Woche an wenigstens zwei<br />
Tagen erfolgen.<br />
Unfallversicherungsschutz<br />
nur in bestimmten Fällen<br />
Bei der Unfallversicherung gilt:<br />
Wer einen Angehörigen oder<br />
andere Menschen pflegt, ist automatisch<br />
versichert. Ein Antrag<br />
ist nicht notwendig, die Beiträge<br />
werden von den Kommunen<br />
gezahlt. Sucht man nach einem<br />
Unfall einen Durchgangsarzt<br />
auf, wird der Vorfall direkt der<br />
Unfallkasse gemeldet. Diese<br />
übernimmt dann unter anderem<br />
Zuzahlungen zu Medikamenten<br />
und Hilfsmitteln.<br />
Die Unfallversicherung greift<br />
dann, wenn dem Pflegenden ein<br />
Unfall passiert, er oder sie sich<br />
eine mit der Tätigkeit verbundene<br />
Erkrankung zuzieht oder<br />
sich bei Erkrankungen des Pflegebedürftigen<br />
während der Pflege<br />
infiziert. Wegeunfälle gehören<br />
jedoch nur dann dazu, wenn<br />
der Pflegende unmittelbar unterwegs<br />
vom oder zum Pflegebedürftigen<br />
ist.<br />
Laut der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung<br />
(DGUV) gilt der Versicherungsschutz<br />
nicht bei außerhäuslichen<br />
Aktivitäten, die nicht im<br />
direkten Zusammenhang mit<br />
Körperpflege ist nur ein Aspekt – Angehörige kümmern sich meist um weit mehr.<br />
<br />
Foto: © itsmejust/Shutterstock.com<br />
der Pflege oder Hilfe bei der<br />
Haushaltsführung stehen. Dazu<br />
gehört etwa ein Konzertbesuch,<br />
zu dem der Pflegende seinen<br />
Schützling begleitet.<br />
3,9Mio.<br />
Menschen haben zum Stichtag<br />
31.12.2018 Leistungen aus der<br />
Pflegeversicherung bezogen. Der<br />
überwiegende Teil (2,9 Mio.) wird<br />
ambulant gepflegt – die meisten<br />
von Angehörigen.<br />
Dabei ist die „Dunkelziffer“ weit<br />
höher, denn viele Menschen<br />
scheuen sich, einen Antrag auf<br />
Leistungen zu stellen.<br />
Quelle: Bundesgesundheitsministerium<br />
Pflegekasse zahlt Beiträge<br />
Pflegende erhalten eine Rentenversicherung.<br />
Zusätzlich zu den<br />
allgemeinen Voraussetzungen<br />
darf der Pflegende nicht mehr<br />
als 30 Stunden pro Woche arbeiten.<br />
Sind diese Bedingungen erfüllt,<br />
übernimmt die Pflegeversicherung<br />
des Pflegebedürftigen<br />
die entsprechenden Beiträge.<br />
Pflegt jemand mehrere Personen,<br />
werden die entsprechenden<br />
Zeiten zusammengerechnet.<br />
Auch hier besteht der Versicherungsschutz<br />
gleich mit<br />
dem Beginn der Pflegetätigkeit<br />
– eine Anmeldung ist nicht<br />
nötig.<br />
Auch für die Arbeitslosenversicherung<br />
gelten die genannten<br />
allgemeinen Voraussetzungen.<br />
Zusätzlich muss der Pflegende<br />
vor der Pflegetätigkeit in der Arbeitslosenversicherung<br />
versichert<br />
gewesen sein, etwa in einem<br />
Job. Die Pflegekasse des<br />
Pflegebedürftigen zahlt die Beiträge<br />
für den Pflegenden. dpa
Streit um Hilfsmittel :<br />
Nie vorschnell aufgeben<br />
News,<br />
Storys,<br />
Tipps<br />
conSenio<br />
15<br />
Einen Rollator oder einen<br />
Duschhocker müssen Pflegebedürftige<br />
nicht selbst bezahlen.<br />
Das ist schön, bedeutet aber viel<br />
Papierkrieg. Denn mitunter gibt<br />
es die gewünschte Hilfe erst im<br />
zweiten Anlauf.<br />
Hilfsmittel bekommen Pflegebedürftige<br />
von der Krankenoder<br />
Pflegekasse – so die Theorie.<br />
Doch um die Details gibt es<br />
in der Praxis oft Streit. Pflegebedürftige<br />
und ihre Angehörigen<br />
sollten sich daher gut beraten<br />
lassen und im Zweifelsfall auch<br />
einen Widerspruch nicht scheuen,<br />
heißt es im „Senioren Ratgeber“<br />
(Ausgabe 11/<strong>2019</strong>). Das sei<br />
zwar mühsam, führe in vielen<br />
Fällen aber zum Erfolg.<br />
Wer zahlt für was?<br />
Für Hilfsmittel, die den Umgang<br />
mit einer Behinderung oder einer<br />
Krankheit erleichtern, brauchen<br />
Betroffene in der Regel ein<br />
Rezept – ganz egal, ob es um<br />
Kompressionsstrümpfe geht<br />
oder um einen Rollator. Je größer<br />
der Bedarf, desto ausführlicher<br />
sollte die Verordnung vom<br />
Arzt aber verfasst sein. Das erhöht<br />
die Chance, dass der Antrag<br />
bei der Krankenkasse erfolgreich<br />
ist.<br />
Hilfsmittel, die den Alltag<br />
in der Pflege erleichtern, gibt<br />
es den Angaben nach oft auch<br />
ohne Rezept. Entscheidend ist,<br />
dass die Notwendigkeit im Pflegegutachten<br />
steht. Für solche<br />
Hilfsmittel ist dann die Pflege-<br />
Reisen macht glücklich!<br />
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FOTO: SWP-ARCHIV<br />
und nicht die Krankenkasse zuständig.<br />
Streit gibt es oft um den Umfang<br />
der finanziellen Unterstützung.<br />
Denn im Grundsatz zahlt<br />
die Kasse nur für die Basisausstattung<br />
eines Hilfsmittels,<br />
Extras zahlen Betroffene selbst.<br />
Doch die Grenzen zwischen Luxus<br />
und Notwendigkeit seien<br />
fließend, heißt es in der Zeitschrift.<br />
Der Tipp daher: Nicht<br />
vorschnell auf eigene Kosten<br />
einkaufen – stattdessen Widerspruch<br />
einlegen.<br />
Beratung bei der Suche nach<br />
Hilfsmitteln und der Beantragung<br />
gibt es zum Beispiel bei<br />
Pflegestützpunkten und Wohnberatungsstellen.<br />
Für eine<br />
Rechtsberatung beim Widerspruch<br />
können sich Pflegebedürftige<br />
oder ihre Angehörigen<br />
auch an die großen Sozialverbände<br />
wenden. dpa<br />
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Flexible Rechnung ist bei<br />
Kombipflege meist besser<br />
Manche Menschen pflegen<br />
ganz allein – andere haben<br />
Hilfe rund um die Uhr. Deutlich<br />
häufiger ist jedoch, dass<br />
Pflegebedürftige beziehungsweise<br />
ihre Angehörigen eine<br />
Mischung aus Pflegegeld und<br />
Sachleistungen bekommen,<br />
in Form von Unterstützung<br />
durch einen Pflegedienst zum<br />
Beispiel. Kombipflege heißt<br />
das Modell, wie die Zeitschrift<br />
„Pflege und Familie“ erklärt.<br />
Zwei Abrechnungsvarianten<br />
gibt es dabei. Beliebter und<br />
oft auch besser ist die flexible<br />
monatliche Abrechnung. Dabei<br />
prüft die Kasse jeden Monat,<br />
wie teuer die Sachleistungen<br />
waren, und zahlt den Rest<br />
dann als Pflegegeld aus. Der<br />
Mehr als 95% der Bundesbürger<br />
möchten in ihren eigenen vier<br />
Wänden alt werden!<br />
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Pflege zu Hause.<br />
Gerne beraten wir Sie im häuslichen Umfeld, um Ihre Bedürfnisse<br />
zu erkennen und „Stolperfallen“ in der vertrauten Wohnung zu<br />
beheben.<br />
TÜBINGEN • REUTLINGEN • STUTTGART<br />
MÖSSINGEN • ROTTENBURG • ENGEN<br />
Nachteil dabei: Die Auszahlung<br />
kommt immer mit Verzögerung<br />
– also dann, wenn zum<br />
Beispiel die Rechnung des Pflegedienstes<br />
vorliegt.<br />
Wer das nicht will, kann<br />
auch feste Prozentsätze für<br />
Geld- und Sachleistungen festlegen.<br />
Dann gibt es das Geld<br />
den Angaben zufolge jeweils<br />
schon zu Monatsbeginn. Ändern<br />
lässt sich diese Aufteilung<br />
aber erst nach einer Frist von<br />
sechs Monaten – oder in Ausnahmefällen,<br />
wenn Pflegende<br />
zum Beispiel selber krank werden.<br />
Und: Eventuelle Mehrkosten<br />
für Sachleistungen müssen<br />
Pflegebedürftige oder Angehörige<br />
bei dieser Variante selber<br />
tragen.<br />
dpa<br />
brillinger.de<br />
AZ_STB-Gen.ratgeber<br />
<strong>2019</strong>-12-14_MKT
16<br />
conSenio – BERATUNG<br />
Fragen über Fragen<br />
Beratung Wenn der Partner einen Schlaganfall erleidet, wenn die Oma stürzt oder die<br />
Nachbarin nicht mehr die Treppen hochkommt, ist guter Rat gefragt. Die Pflegestützpunkte<br />
im Landkreis <strong>Reutlingen</strong> helfen bei diesen Fragen weiter.<br />
Ein Unfall oder eine schwere<br />
Erkrankung können das Leben<br />
von „heute auf morgen“ grundlegend<br />
verändern. Das kann<br />
Menschen jeden Alters betreffen.<br />
Gerade im Alter macht sich<br />
aber nicht selten Unterstützungs-<br />
und Pflegebedarf auch<br />
schleichend bemerkbar. Dann<br />
stellen sich Fragen, wie zum<br />
Beispiel: Wer übernimmt die<br />
Pflege? Wer hilft, wenn der<br />
Haushalt nicht mehr alleine bewältigt<br />
werden kann? Wie<br />
beantragt man einen Pflegegrad?<br />
Woher bekomme ich Essen<br />
auf Rädern? Wo finde ich<br />
einen Pflegeheimplatz? Und<br />
nicht zuletzt: Wie kann die erforderliche<br />
Unterstützung finanziert<br />
werden?<br />
Umfassende Beratung<br />
und Unterstützung<br />
Eine wichtige Anlaufstelle, bei<br />
der Bürgerinnen und Bürger<br />
umfassend Antworten auf all<br />
diese Fragen erhalten, ist der<br />
Pflegestützpunkt im Landkreis<br />
<strong>Reutlingen</strong>. Diese Institution<br />
bietet aber auch praktische Unterstützung<br />
bei der Vermittlung<br />
und Organisation von Hilfen an<br />
und hilft beim Ausfüllen von<br />
Anträgen. „Wir beraten umfassend<br />
zu den Themen Pflege und<br />
Betreuung, chronische Erkrankungen<br />
und Leben und Wohnen<br />
im Alter“, erläutert Leonore<br />
Held-Gemeinhardt. „Die Arbeit<br />
des Pflegestützpunktes“, betont<br />
die Koordinatorin des Pflegestützpunktes<br />
und Altenhilfe-<br />
Ihr Pflegestützpunkt im Landkreis <strong>Reutlingen</strong><br />
Pliezhausen<br />
Tel.: 07127 980015<br />
pflegestuetzpunkt@pliezhausen.de<br />
Wannweil<br />
Tel.: 07121 9585-18<br />
pflegestuetzpunkt@wannweil.de<br />
Stadt <strong>Reutlingen</strong><br />
Tel.: 07121 303-2300<br />
abteilung.aeltere@reutlingen.de<br />
Landratsamt <strong>Reutlingen</strong><br />
Tel.: 07121 480-4030<br />
pflegestuetzpunkt@kreis-reutlingen.de<br />
Walddorfhäslach<br />
Pliezhausen<br />
Wannweil<br />
Wir bieten in allen Städten und Gemeinden regelmäßig Sprechstunden an!<br />
Unter diesen Adressen sind die Pflegestützpunkte im Landkreis <strong>Reutlingen</strong> erreichbar. Hier werden<br />
regelmäßige Sprechstunden angeboten.<br />
Grafik: © Pflegestützpunkt <strong>Reutlingen</strong><br />
fachberaterin, „ist neutral,<br />
altersunabhängig, kostenlos<br />
und wohnortnah – sowie natürlich<br />
unter Einhaltung der<br />
Schweigepflicht“.<br />
Seit 2011 gibt es den Pflegestützpunkt<br />
im Landkreis <strong>Reutlingen</strong>.<br />
Aufgrund der steigenden<br />
Anfragen wurde dieses Angebot<br />
im Jahr 2018 deutlich ausgeweitet.<br />
Insbesondere steht<br />
der Pflegestützpunkt nun auch<br />
auf der Alb wohnortnah zur<br />
Verfügung. Inzwischen gibt es<br />
Pflegestützpunkt-Standorte<br />
und Außenstellen in Bad Urach,<br />
Dettingen, Hohenstein, <strong>Metzingen</strong>,<br />
<strong>Münsingen</strong>, Pliezhausen,<br />
Wannweil sowie in der Stadt<br />
<strong>Reutlingen</strong>, in denen insgesamt<br />
zehn Mitarbeiterinnen tätig<br />
sind. Die Fachberaterinnen haben<br />
Ausbildungen als Gesundheits-<br />
und Krankenpflegerinnen,<br />
als Altenpflegerinnen oder<br />
Sozialarbeiterinnen. Sie sind oft<br />
langjährig erfahren und halten<br />
ihr Wissen durch regelmäßige<br />
Fortbildungen immer auf dem<br />
neuesten Stand.<br />
Die Standorte und Außenstellen<br />
des Pflegestützpunkts<br />
<strong>Reutlingen</strong><br />
Landratsamt<br />
<strong>Reutlingen</strong><br />
Sonnenbühl<br />
Pfullingen<br />
Grafenberg<br />
Riederich<br />
Dettingen<br />
<strong>Metzingen</strong><br />
Eningen<br />
Lichtenstein<br />
Engstingen<br />
Trochtelfingen<br />
St. Johann<br />
Hülben<br />
Bad Urach<br />
Gomadingen<br />
Hohenstein<br />
Pfronstetten<br />
Grabenstetten<br />
Zwiefalten<br />
Römerstein<br />
<strong>Münsingen</strong><br />
Hayingen<br />
Mehrstetten<br />
bieten regelmäßige Öffnungszeiten;<br />
zudem werden in allen<br />
Städten und Gemeinden im<br />
Landkreis Sprechstunden angeboten.<br />
Durch die Ausweitung<br />
der Kapazitäten können Beratungen<br />
nicht nur telefonisch<br />
und in den Pflegestützpunkt-Büros<br />
angeboten werden,<br />
sondern es können auch<br />
Hausbesuche bedarfsgerecht<br />
durchgeführt werden. Der Pflegestützpunkt<br />
wird von den<br />
Kranken- und Pflegekassen sowie<br />
aus Mitteln des Landkreises<br />
finanziert – er kann deshalb<br />
kostenfrei genutzt werden.<br />
Stadt <strong>Metzingen</strong><br />
Tel.: 07123 925-340<br />
pflegestuetzpunkt@metzingen.de<br />
Bad Urach und Dettingen/Erms<br />
Tel.: 07121 480-4029<br />
pflegestuetzpunkt-bad-urach@<br />
kreis-reutlingen.de<br />
<strong>Münsingen</strong><br />
Tel.: 07381 182-194<br />
pflegestuetzpunkt-muensingen@<br />
kreis-reutlingen.de<br />
Südliche Alb:<br />
Außenstelle Hohenstein<br />
Tel.: 07387 98 41 46-2<br />
pflegestuetzpunkt-suedliche-alb<br />
@kreis-reutlingen.de<br />
Entlastungsmöglichkeiten<br />
für pflegende Angehörige<br />
Beim Pflegestützpunkt melden<br />
sich Betroffene, vor allem auch<br />
Angehörige, aber auch Freunde<br />
und Nachbarn. Häufig stellen<br />
sich Fragen nach Leistungsanbietern<br />
vor Ort, zur Finanzierung<br />
von Hilfen, zur Vereinbarkeit<br />
von Pflege und Beruf und<br />
zu Entlastungsmöglichkeiten<br />
für pflegende Angehörige. Aber<br />
auch Kurzzeitpflegeplätze werden<br />
häufig nachgefragt. „Betroffene<br />
und Angehörige sind häufig<br />
nicht darüber informiert,<br />
welche Hilfen und Leistungen<br />
kombinierbar sind, oder welche<br />
Entlastungsmöglichkeiten es für<br />
pflegende Angehörige gibt“, so<br />
Leonore Held-Gemeinhardt.<br />
„Auch neue Wohn- und Unterstützungsformen<br />
– wie zum Beispiel<br />
Pflegewohngemeinschaften<br />
– sind oft wenig bekannt und<br />
können für manchen Pflegebedürftigen<br />
eine gute Lebens- und<br />
Versorgungsform sein, wenn ein<br />
‚Alleinleben‘ zuhause nicht<br />
mehr möglich ist.“<br />
Die meisten Menschen<br />
möchten aber solange wie möglich<br />
im eigenen Zuhause leben.<br />
Mit einer Kombination verschiedener<br />
ambulanter Hilfen<br />
kann dies auch häufig gelingen.<br />
Der Pflegestützpunkt kann hier<br />
weiterhelfen und unterstützt<br />
den individuell passenden „Unterstützungs-Mix“.<br />
Sehr häufig<br />
wird angefragt, wenn akuter<br />
Handlungsbedarf besteht, etwa<br />
nach einer Klinikentlassung<br />
oder wenn die bisherige häusliche<br />
Versorgung nicht mehr ausreichend<br />
ist.
BERATUNG – conSenio<br />
17<br />
Empfehlenswert ist generell,<br />
das Beratungs- und Unterstützungsangebot<br />
des Pflegestützpunkts<br />
frühzeitig in Anspruch<br />
zu nehmen.<br />
Wohnung an veränderte<br />
Bedürfnisse anpassen<br />
Viele Betroffene und Angehörige<br />
sind zum Beispiel froh,<br />
wenn sie Anregungen und<br />
Tipps erhalten, welche Hilfsmittel<br />
den Alltag erleichtern<br />
oder wie die Wohnung für die<br />
Bedürfnisse älterer Menschen<br />
angepasst und sicher gemacht<br />
werden kann. Zum Thema<br />
Leonore Held-Gemeinhardt ist<br />
Koordinatorin des Pflegestützpunktes.<br />
Foto: Privat<br />
Wohnberatung arbeitet der<br />
Pflegestützpunkt auch mit ehrenamtlichen<br />
Wohnberatern<br />
zusammen. Frühzeitige Inanspruchnahme<br />
von Beratung ermöglicht<br />
auch, dass entlastende<br />
Hilfen hinzugezogen werden<br />
können, bevor Angehörige<br />
mit der Pflege an ihre<br />
Grenzen stoßen. Zudem können<br />
notwendige Vollmachten<br />
oder eine Patientenverfügung<br />
rechtzeitig auf den Weg gebracht<br />
werden.<br />
Eine gute Versorgung im<br />
Pflegefall und auch Lebensqualität<br />
im Alter bzw. bei Pflegebedürftigkeit<br />
ist möglich, man<br />
muss nur wissen „wie“ und<br />
„wo man Hilfen bekommt“.<br />
Info<br />
Die Beratung erfolgt unabhängig<br />
und neutral, die Inhalte unterliegen<br />
der Schweigepflicht. Finanziert<br />
wird das Ganze von den gesetzlichen<br />
Kranken- und Pflegekassen<br />
und der Kommune, somit<br />
ist das Angebot kostenlos.<br />
Alle Standorte und Außenstellen,<br />
Sprechzeiten, die Ansprechpartner<br />
sowie Kontaktdaten finden<br />
Sie unter: www.kreis-reutlingen.<br />
de/de/Service-Verwaltung/Buergerservice-A-Z/Pflegestuetzpunkt/Standorte-des-Pflegestuetzpunkts<br />
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Telefon: 07123-2260<br />
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18 conSenio – VERPFLEGUNG<br />
Kochen<br />
und kochen<br />
lassen<br />
FOTO: © MOTORTION FILMS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Essen Wenn das Selber-Kochen schwerfällt, können sich Senioren<br />
ihre Mahlzeiten auch liefern lassen. Ein Überblick über die Angebote.<br />
Hausnotruf<br />
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Telefon 07121/92 87 38<br />
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Schon das Einkaufen<br />
fällt im Alter manchen<br />
schwer. Der Weg zum<br />
Markt oder Supermarkt<br />
ist beschwerlicher als früher,<br />
die Preise sind nur mit einer<br />
Lupe zu entziffern und nach<br />
Hause bringen muss man die<br />
Einkäufe ja auch noch. Und<br />
dann erst die Zubereitung: das<br />
mühsame Schnippeln, das lange<br />
Stehen am Herd – ganz zu<br />
schweigen vom Abwasch hinterher!<br />
Wer darauf keine Lust hat,<br />
kann auch kochen lassen. Diese<br />
Möglichkeiten gibt es:<br />
• Essen auf Rädern: Eine Reihe<br />
von Wohlfahrtsverbänden,<br />
sozialen Einrichtungen und<br />
Hilfsorganisationen bietet einen<br />
solchen Service an. Finden<br />
lassen sich diese über das Internet<br />
oder im Telefonbuch.<br />
Neben regulären Mahlzeiten<br />
bieten viele Dienstleister auch<br />
Spezialkost an. Geliefert wird<br />
täglich oder wöchentlich, auf<br />
Wunsch oft auch tiefgekühlt<br />
oder in der Warmhaltebox.<br />
• Restaurant-Lieferdienste:<br />
Per Mausklick lassen sich über<br />
Online-Lieferdienste verschiedene<br />
Gerichte bestellen. Der<br />
Vorteil: Man kann oft zwischen<br />
mehreren Restaurants<br />
auswählen und sich ansehen,<br />
welche an die eigene Adresse<br />
liefern. Während man in größeren<br />
Städten meist die Qual<br />
der Wahl hat, ist das Angebot<br />
in ländlichen Gegenden übersichtlicher.<br />
In solchen Fällen<br />
lässt sich das Problem aber oft<br />
mit einem Anruf bei einem<br />
örtlichen Lokal lösen.<br />
• Online-Supermärkte: Lebensmittel<br />
und teils auch<br />
Mahlzeiten gibt es über das Internet<br />
direkt von Supermärkten.<br />
Nach der Bestellung und<br />
Ankündigung per E-Mail liefern<br />
die meisten Anbieter einen<br />
bis sechs Tage später.<br />
Beachten sollte man allerdings<br />
den jeweiligen Mindestbestellwert.<br />
Zudem sind die Produkte<br />
teilweise teurer als im Geschäft.<br />
Nicht alle bieten Frisches<br />
oder Tiefkühlkost an.<br />
• Fahr- oder Begleitdienst:<br />
Wer immer noch lieber selbst<br />
einkaufen geht, dabei aber Hilfe<br />
braucht, kann auf einen<br />
Fahr- oder Begleitdienst zurückgreifen.<br />
Anbieter sind beispielsweise<br />
Wohlfahrtsverbände,<br />
die Kirchengemeinde oder<br />
private Firmen. Wichtig: vorher<br />
immer die Kosten klären,<br />
denn viele Dienstleister arbeiten<br />
nicht kostenfrei. dpa
conSenio<br />
19<br />
Urlaub als Pflegende:<br />
Finanzielle Hilfen<br />
Die Alternative zum Heim - Mehr als 24 h Pflege<br />
Wer einen Angehörigen pflegt,<br />
investiert viel Energie und Fürsorge.<br />
Ein Urlaub ist da eine<br />
willkommene Gelegenheit<br />
zum Krafttanken. Den Pflegebedürftigen<br />
möchte man während<br />
seiner Abwesenheit aber<br />
auch gut versorgt wissen. Bei<br />
der Pflegekasse lässt sich dafür<br />
finanzielle Unterstützung<br />
beantragen. Darauf weist die<br />
Unabhängige Patientenberatung<br />
(UPD) hin.<br />
Kurzzeit- oder<br />
Verhinderungspflege<br />
Ab Pflegegrad 2 übernimmt die<br />
Pflegekasse für einen bestimmten<br />
Maximalzeitraum und bis<br />
zu einem gewissen Maximalbetrag<br />
Kosten für eine Kurzzeitpflege<br />
im Pflegeheim oder<br />
für eine Ersatzpflegekraft, die<br />
sich im häuslichen Umfeld um<br />
den Angehörigen kümmert.<br />
Für die Kurzzeitpflege gilt:<br />
Sie lässt sich beantragen, wenn<br />
eine häusliche oder teilstationäre<br />
Pflege nicht mehr ausreicht.<br />
Für bis zu acht Wochen<br />
pro Kalenderjahr kann man sie<br />
in Anspruch nehmen, die Pflegekasse<br />
übernimmt bis zu 1.612<br />
Euro pro Jahr. Und wer die Mittel<br />
aus der Verhinderungspflege<br />
nicht ausschöpft, kann diesen<br />
Betrag auf maximal 3.224<br />
Euro verdoppeln.<br />
Bei einer Verhinderungspflege<br />
kümmert sich eine Ersatzpflegekraft<br />
um den Angehörigen.<br />
Voraussetzung neben dem<br />
Pflegegrad 2 ist, dass diese Person<br />
mindestens seit einem halben<br />
Jahr in ihrem häuslichen<br />
Umfeld gepflegt wurde. Diese<br />
Form der Pflege wird für sechs<br />
Wochen pro Jahr von der Pflegekasse<br />
bewilligt – oder stundenweise.<br />
Dafür werden bis zu<br />
1.612 Euro pro Jahr erstattet.<br />
Und wer das Kurzzeitpflege-Budget<br />
nicht ausschöpft,<br />
kann die Summe auf bis zu 2.418<br />
Euro aufstocken.<br />
<br />
dpa<br />
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20 conSenio – GEISTIG UND KÖRPERLICH FIT<br />
Aktiv auf Trab:<br />
9 „Fitness“-Tipps<br />
Training Erst mal hinsetzen. Erst mal ausruhen. Nach 40 oder mehr Jahren Arbeit klingt das<br />
vermutlich verlockend. Doch wer bis ins hohe Alter geistig fit bleiben möchte, muss in<br />
Bewegung bleiben. Neun Tipps, um nicht nur die grauen Zellen auf Trab zu halten.<br />
1<br />
Memory oder Schach<br />
spielen: König, Dame, Läufer<br />
und Co. – Schachspielen fordert<br />
die grauen Zellen und<br />
macht Spaß. „Man kann es auch<br />
im Alter noch lernen und gegebenenfalls<br />
jemanden zum<br />
regelmäßigen Spielen einladen“,<br />
sagt Erhard Hackler.<br />
Er ist geschäftsführender<br />
Vorstand der deutschen<br />
Senioren-Liga. Eine<br />
Alternative zum Schach:<br />
Memory spielen.<br />
4<br />
Tanzen: Sich zur Musik<br />
rhythmisch bewegen, dem<br />
Partner dabei in die Augen<br />
schauen und lächeln – tanzen<br />
tut einfach gut. „Die Bewegungen<br />
erfordern Konzentration<br />
und eine gute Koordination“,<br />
sagt Röhricht. Das wirkt sich<br />
positiv auf Kurzzeitgedächtnis<br />
und Reaktionstempo aus.<br />
Zudem stabilisieren Tänzer<br />
ihr Gleichgewicht und senken<br />
so ihr Sturzrisiko. Und:<br />
„Die Geselligkeit steigert<br />
die Lebensfreude.“<br />
3<br />
2<br />
Gedächtnistraining absolvieren:<br />
Kreuzworträtsel<br />
oder Sudokus reichen<br />
noch nicht für ein<br />
richtiges Gehirntraining.<br />
Denn da kommen<br />
die gleichen Denkmuster<br />
zum Einsatz, erklärt<br />
Nicola Röhricht von<br />
der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen<br />
(BAGSO). Besser: ein echtes<br />
Gedächtnistraining. Solche<br />
Kurse bieten etwa Seniorentreffs<br />
an. Das fordert das Gehirn<br />
immer wieder neu.<br />
Sport treiben: Auch im Alter ist<br />
es dafür nicht zu spät, selbst für<br />
lebenslange Fitness-Muffel – vorausgesetzt,<br />
der Hausarzt hat keine Einwände.<br />
Turn- und Sportvereine vor<br />
Ort bieten spezielle Kurse für Senioren.<br />
„Körperliche Bewegung sorgt<br />
nicht zuletzt dafür, dass das Gehirn gut<br />
mit Sauerstoff versorgt wird“, erklärt<br />
Christine Sowinski vom Kuratorium<br />
Deutsche Altershilfe.<br />
6<br />
5<br />
Täglich einkaufen gehen:<br />
Wer als Senior täglich<br />
im Supermarkt unterwegs ist,<br />
hält sich fit – körperlich wie<br />
geistig. „Zur Bewegung kommt<br />
hinzu, dass man sich im Geschäft<br />
orientiert und beispielsweise<br />
Preise vergleicht“, so<br />
Sowinski. Ein weiterer positiver<br />
Effekt: „Man trifft Nachbarn<br />
oder Bekannte und<br />
tauscht sich aus.“<br />
Freunde treffen: „Ein wahrer<br />
Jungbrunnen ist es, regelmäßig<br />
soziale Kontakte zu pflegen“, sagt<br />
Sowinski. Das schützt vor Einsamkeit.<br />
Wichtig sind Treffen oder<br />
auch Telefonate mit Familienangehörigen,<br />
genau wie mit Freunden<br />
und Bekannten oder Nachbarn.<br />
Auch neue Kontakte im Alter sind<br />
möglich und wichtig – etwa über ein<br />
Ehrenamt.
GEISTIG UND KÖRPERLICH FIT – conSenio<br />
21<br />
7<br />
Offen für Neues sein: Ein<br />
aktiv gestalteter Alltag<br />
sorgt für geistige Fitness.<br />
Noch besser klappt das, wenn<br />
Senioren dabei immer offen<br />
für Neues sind. „Positiv für<br />
die geistige Fitness ist es<br />
auch, sich um andere zu kümmern“,<br />
so Sowinski. Denn wer<br />
das macht, muss planen, organisieren<br />
und sich zuwenden.<br />
8<br />
Gute Ernährung: Eine Orientierung<br />
dafür bieten die zehn<br />
Regeln der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung (DGE). Sie empfehlen<br />
abwechslungsreiche, vorwiegend<br />
pflanzliche Kost mit viel Obst und<br />
Vollkornprodukten. Auf den Speiseplan<br />
gehören täglich Milch und<br />
Milchprodukte, einmal wöchentlich<br />
Fisch und maximal zwei Portionen<br />
Fleisch pro Woche. „Pflanzliche<br />
Fette wie Raps- und Olivenöl<br />
sind tierischen Fetten vorzuziehen“,<br />
sagt Röhricht.<br />
9<br />
Erinnerungen aufschreiben:<br />
Wer sich hinsetzt und<br />
seine Memoiren festhält, muss<br />
sich erinnern und die Ergebnisse<br />
dann in Worte fassen. „Das<br />
hält geistig fit und die Enkel<br />
werden es einem danken“, sagt<br />
Hackler. Schließlich sind<br />
solche Lebenserinnerungen<br />
von Oma und Opa ein<br />
wichtiger Teil der Familiengeschichte.<br />
dpa<br />
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hohe Alter . . .<br />
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22 conSenio<br />
Besichtigungen mit<br />
Zeit und Notizen<br />
Was gibt es zu essen? Gibt es<br />
ein Therapieangebot? Was bietet<br />
die Umgebung? Fragen über<br />
Fragen, die es bei der Wahl eines<br />
Pflegeheims zu klären gibt.<br />
Wichtig dabei: Nicht hetzen<br />
lassen!<br />
Die Wahl eines Pflegeheims<br />
will immer gut überlegt sein.<br />
Natürlich spielt dabei der Preis<br />
eine Rolle – das sollte aber nicht<br />
das einzige Kriterium sein, rät<br />
die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen<br />
(BAGSO). Die teuerste Unterkunft<br />
ist demnach nicht unbedingt<br />
die beste, auch günstige<br />
Anbieter bieten oft gute Betreuung<br />
oder Zusatzleistungen.<br />
Die Experten raten daher,<br />
sich bei einer Besichtigung vorher<br />
von den Qualitäten eines<br />
Anbieters zu überzeugen. Dabei<br />
gilt: Viel Zeit mitbringen – und<br />
eine Liste mit Fragen, die es zu<br />
klären gibt. Ideal ist, wenn es bei<br />
der Besichtigung auch die Möglichkeit<br />
gibt, mit anderen Bewohnern<br />
zu sprechen und vielleicht<br />
beim Mittagessen dabei<br />
zu sein. Manche Heime bieten<br />
sogar ein Probewohnen an.<br />
Checkliste und Mustervertrag<br />
Um Unterkünfte besser vergleichen<br />
zu können, bietet die<br />
BAGSO eine Checkliste zum<br />
kostenlosen Download an. Hier<br />
„24-Stunden-Betreuung“<br />
nicht wörtlich verstehen<br />
lässt sich zum Beispiel festhalten,<br />
welche Therapieeinrichtungen<br />
ein Heim hat, auch für Serviceangebote<br />
und Details wie<br />
die Weck- und Bettruhezeiten<br />
ist Platz. Wichtig dabei: Einen<br />
Anspruch auf bestimmte Leistungen<br />
haben Pflegeheim-Bewohner<br />
nur, wenn diese im<br />
Heimvertrag aufgeführt sind.<br />
Die Experten raten daher, den<br />
Vertrag nicht vor Ort bei der Besichtigung<br />
zu unterschreiben.<br />
Stattdessen sollte man nach einem<br />
Muster-Vertrag fragen und<br />
diesen zu Hause in Ruhe durcharbeiten.<br />
dpa<br />
Info<br />
FOTO: SWP-ARCHIV<br />
Um Unterkünfte besser vergleichen<br />
zu können, bietet die BAGSO<br />
eine Checkliste zum kostenlosen<br />
Download an: www.bagso.de<br />
Auch wenn es so klingt: Bei Angeboten<br />
einer „24-Stunden-Betreuung“<br />
zu Hause kann die<br />
Pflegekraft nicht rund um die<br />
Uhr zur Verfügung stehen. Es<br />
gilt das Arbeitszeitgesetz, erklärt<br />
die Verbraucherzentrale.<br />
Somit sei ein Arbeitstag in der<br />
Regel nach maximal zehn Stunden<br />
zuzüglich Pause vorbei,<br />
auch wenn die Pflegekraft mit<br />
im Haus wohnt.<br />
Wer tatsächlich auf 24<br />
Stunden Betreuung Wert<br />
legt, muss für die Ruheund<br />
Pausenzeiten der<br />
Pflegekraft Ersatz einplanen.<br />
Generell gilt<br />
den Verbraucherschützern<br />
zufolge außerdem:<br />
Eine Pflegekraft darf<br />
höchstens 48 Wochenstunden<br />
leisten, Sonn- und Feiertage<br />
sind prinzipiell erstmal arbeitsfrei.<br />
Bei der Auswahl der betreuenden<br />
Personen ist darauf<br />
zu achten, dass sie eine anerkannte<br />
pflegefachliche Ausbildung<br />
nachweisen. Sonst dürften<br />
sie zwar zum Beispiel hauswirtschaftliche<br />
Tätigkeiten erledigen,<br />
aber etwa keine<br />
Medikamente verabreichen.<br />
Welche<br />
Aufgaben<br />
die Kraft übernimmt,<br />
sollte<br />
man im Vertrag<br />
festhalten.<br />
dpa<br />
News,<br />
Storys,<br />
Tipps<br />
Wann darf der Pflegegrad<br />
zurückgestuft werden?<br />
Bei Pflegebedürftigen entscheidet<br />
der Pflegegrad über den<br />
Umfang der ihnen zustehenden<br />
Leistungen. Der kann sich je<br />
nach Verschlechterung oder<br />
Verbesserung des Zustands erhöhen<br />
oder verringern. Dies<br />
kann erhebliche Auswirkungen<br />
auf die Betroffenen haben.<br />
Auf die Nährstoffdichte<br />
kommt es an<br />
Bei den meisten Menschen<br />
nimmt die Muskelmasse mit<br />
dem Alter ab. Damit sinkt auch<br />
der Kalorienbedarf, gleichzeitig<br />
ist der Bedarf an wichtigen<br />
Nährstoffen aber mindestens so<br />
hoch wie früher. Deshalb kann<br />
für Senioren eine generelle Umstellung<br />
der Ernährung sinnvoll<br />
sein, sagt Theresa Stachelscheid<br />
von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung (DGE). Denn wer<br />
im Alter so isst wie früher, nur<br />
einfach weniger, bekommt<br />
eventuell nicht mehr genug<br />
wichtige Nährstoffe.<br />
Beweispflicht bei der Kasse<br />
Dafür muss die Pflegekasse aber<br />
nachweisen, dass sich der Zustand<br />
des Versicherten im Vergleich<br />
zum Vorgutachten wesentlich<br />
verändert hat, wie die<br />
Verbraucherzentrale erklärt.<br />
Die Betroffenen müssen demnach<br />
auch die Gelegenheit erhalten,<br />
ihren Standpunkt darzulegen,<br />
und können Widerspruch<br />
einlegen. Zudem gibt es einen<br />
Sonderfall bei Personen, bei denen<br />
im Rahmen der Pflegereform<br />
2017 die Pflegestufe auf einen<br />
Pflegegrad umgestellt worden<br />
ist: Sie dürfen nur zurückgestuft<br />
werden, wenn sie<br />
überhaupt nicht mehr als pflegebedürftig<br />
gelten. dpa<br />
Fleisch und Wurst in<br />
Maßen<br />
Bei der Auswahl des<br />
neuen Speiseplans<br />
kommt es vor allem<br />
auf die Nährstoffdichte<br />
an – auf Lebensmittel<br />
also, die bei eher wenigen<br />
Kalorien viel Eiweiß, Ballaststoffe,<br />
Vitamine und Mineralstoffe<br />
mitbringen. „Wir empfehlen<br />
deshalb täglich reichlich<br />
pflanzliche Lebensmittel wie<br />
Gemüse, Obst und Getreideprodukte<br />
zu essen, letztere am besten<br />
in der Vollkornvariante“, so<br />
die Expertin. Fettarme Milch<br />
und Milchprodukte gehören<br />
ebenfalls täglich auf dem Tisch,<br />
weil sie unter anderem wertvolles<br />
Kalzium liefern. Und<br />
ein bis zwei Portionen<br />
Fisch pro Woche sind<br />
ebenfalls sinnvoll, erklärt<br />
Stachelscheid.<br />
„Fleisch und Wurst<br />
sollten eher in Maßen<br />
gegessen<br />
Milch<br />
werden.“ dpa<br />
ILLUSTRATIONEN: © RIMMA Z, © COLORLIFE/SHUTTERSTOCK.COM
conSenio<br />
23<br />
Erinnerungsstücke<br />
für Demenzpatienten<br />
Mehr Lebenslust<br />
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Neu- und Umgestaltungen<br />
Gut gemeint ist nicht immer<br />
gut gemacht: Wenn Demenzpatienten<br />
ins Pflegeheim umziehen,<br />
kaufen Angehörige ihnen<br />
oft neue Kleidungsstücke<br />
und Einrichtungsgegenstände.<br />
Für die Betroffenen ist es aber<br />
viel besser, wenn die alten Sachen<br />
mit umziehen – selbst<br />
wenn diese ramponiert oder<br />
bereits ziemlich außer Mode<br />
sind. Darauf weist die Deutsche<br />
Alzheimer Gesellschaft<br />
hin.<br />
Denn an der abgetragenen<br />
Jacke oder den auseinanderfallenden<br />
Pantoffeln hängen viele<br />
Erinnerungen – und die sind<br />
gerade mit Demenz kostbar.<br />
Deshalb sollten Angehörige<br />
auch darauf achten, dass neben<br />
Kleidung und Möbeln noch<br />
weitere Erinnerungsstücke<br />
den Weg ins Heim finden. Das<br />
können Familienfotos oder<br />
Souvenirs aus dem Urlaub<br />
sein, aber auch Handarbeiten<br />
oder Sporttrophäen.<br />
Sinnvoll ist gerade bei einem<br />
Umzug ins Heim auch,<br />
eine sogenannte Biografie-Mappe<br />
anzulegen. Darin<br />
sind alle wichtigen Ereignisse,<br />
Menschen und Orte aus dem<br />
Leben der Patienten festgehalten.<br />
Die Mappe dient erstens als<br />
Erinnerungsstütze für die Betroffenen.<br />
Sie gibt aber auch<br />
dem Betreuungspersonal im<br />
Heim einen Einblick ins Leben<br />
ihrer Patienten. dpa<br />
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