modern mobil - Magazin für moderne Mobilität - Ausgabe 2020
In dieser zweiten Ausgabe von modern mobil haben wir die vielversprechendsten Mobilitätsprojekte für Sie recherchiert. So zeigen wir, wie sich dank Verfahren künstlicher Intelligenz die Mobilität in urbanen Räumen verbessern lässt, wie radikal Daten das Geschäft mit der Mobilität verändern und welche Flugtaxi demnächst autonom über die Städte fliegen. Wie enorm darüber das Interesse an fundierten Informationen rund um eine emissionsfreie Mobilität ist, zeigen die Zugriffzahlen unserer ersten Ausgabe; mehr als zwei Millionen Mal wurde das E-Paper aufgerufen. Zum Inhalt: ++Chancen der urbanen Mobilität ++17 E-Bikes im Test mit Video ++20 E-Autos unter 40.000 Euro
In dieser zweiten Ausgabe von modern mobil haben wir die vielversprechendsten Mobilitätsprojekte für Sie recherchiert. So zeigen wir, wie sich dank Verfahren künstlicher Intelligenz die Mobilität in urbanen Räumen verbessern lässt, wie radikal Daten das Geschäft mit der Mobilität verändern und welche Flugtaxi demnächst autonom über die Städte fliegen.
Wie enorm darüber das Interesse an fundierten Informationen rund um eine emissionsfreie Mobilität ist, zeigen die Zugriffzahlen unserer ersten Ausgabe; mehr als zwei Millionen Mal wurde das E-Paper aufgerufen.
Zum Inhalt:
++Chancen der urbanen Mobilität
++17 E-Bikes im Test mit Video
++20 E-Autos unter 40.000 Euro
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2-2019
modernmobil
MAGAZIN FÜR MODERNE MOBILITÄT
Chancen der urbanen Mobilität - schafft es das Flugtaxi?
E-Bikes machen das Rennen – 17 Modelle im Test
Kostengünstig – 20 E-Autos unter 40.000 Euro
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urban e-mobility.
the Cooper E Disc
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DIE MODERENE MOBILITÄT
VERLEIHT FLÜGEL
Titelbild/Bild S3: Aitbus
Nun hat die Kanzlerin ihr Ziel doch nicht erreicht.
Bis 2020 sollten auf Deutschlands Straßen
eine Million Elektrofahrzeuge fahren. Ein
Blick in aktuelle Zulassungsstatistik aber zeigt,
seit 2010 sind nur rund 284.000 Fahrzeuge mit
Elektromotor zugelassen worden. 126.000 davon
sind Plug-in-Hybride. Die Chancen für die
Elektromobilität für 2020 sind dennoch vielversprechend.
So wird die Elektroauto-Prämie bis 2025
verlängert, die Automobilhersteller werden
immens viele E-Automobile für fast jeden
Geldbeutel auf den Markt bringen und die Ingenieure
arbeiten mit Hochdruck an noch leistungsstärkeren
Elektroantrieben und faszinierenden
Fortbewegungssystemen.
In dieser zweiten Ausgabe von modern mobil
haben wir die vielversprechendsten Mobilitätsprojekte
für Sie recherchiert. So zeigen wir,
wie sich dank Verfahren künstlicher Intelligenz
die Mobilität in urbanen Räumen verbessern
lässt, wie radikal Daten das Geschäft mit der
Mobilität verändern und welche Flugtaxi demnächst
autonom über die Städte fliegen.
Wie enorm darüber das Interesse an fundierten
Informationen rund um eine emissionsfreie
Mobilität ist, zeigen die Zugriffzahlen unserer
ersten Ausgabe; mehr als zwei Millionen Mal
wurde das E-Paper aufgerufen.
Ihr Andreas Burkert
Chefredakteur modernmobil
03
52 DEW21 E — BIKE FESTIVAL DORT-
MUND PRESENTED BY SHIMANO
Die 5. Auflage des beliebten größten
europäischen Festivals dieser Art findet
vom 3. bis 5. April 2020 statt.
72 JAPANS ZUKUNFTSVISIONEN
Tokyo Motorshow zeigt faszinierende
Möglichkeiten der Mobilität
REPORT
06 FORTSCHRITT DANK
DIGITALISIERUNG
Automobile von Morgen sind vernetzt,
nutzen künstliche Intelligenz und werden
immer smarter.
12 ÜBERFLIEGER
Autonom fliegende Taxis als Lösung des
Verkehrschaos?
78 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
Das Auto der Zukunft wird autonom
unterwegs sein und selbstständig analysieren.
84 INTELLIGENTE MOBILITÄTS-
SERVICES &-KONZEPTE
Daten sammeln, aufbereiten und qualifizieren
für den Geschäftserfolg
18 DAS AUTOMOBIL DER ZUKUNFT
Digitale Mobility – Möglichkeiten und
Risiken für den Standort Deutschland
24 SICHER ABBIEGEN
Die neuen Abbiegeassistenten können
Unfälle vermeiden helfen.
04 INHALT
INHALT
50 Cooper E Disc
52 Hercules Intero I-R8
54 Nuvelos Urban mit City Kit
88 ARBEITSWELT IM UMBRUCH
Chancen & Probleme der neuen Produktionskompetenzen
96 BUDGETFREUNDLICH–
20 E-AUTOS UNTER 40.000 EURO
Immer mehr kostengünstige Kleinwagen
kommen auf den Markt. Hier eine kleine
Vorstellung.
TEST
56 SPORTLICHE BIKES
E-Mountainbikes und Rennräder sind
auf dem Vormarsch. Auch entsprechende
Rennen werden organisiert.
58 Greens e-Bike Corby
60 KTM Macina Chacana LFC
62 Husqvarna MC6
64 Fischer Montis 5.0i
66 Corratec E-Power RS 150 Pro 650B+
68 BIONICON Engine Enduro 1
70 Kellys Tygon 70
E-BIKES IM TEST
30 STADT- & TREKKINGRÄDER
Durch den anhaltenden E-Bike-Boom
verändern sich auch urbane Lebensräume
und Infrastruktur.
36 Batavus Garda E-Go x-clusive
38 Hercules Imperial E-5
40 Raleigh Kent Premium
42 Merida eSpresso City 900 EQ
44 Raymon e-Tourray 5.5
46 Bergamont E-HElix Expert EQ Gent
48 Kellys Estima 50
05
Bild: BERGAMONT: Carlos Fernández Laser
MOBILITÄT VON MORGEN
IST DIGITAL
Text: Andreas Burkert I Bilder: Andreas Burkert / Bosch
Künstliche Intelligenz in Silizium gegossen.
Die Nvidia-Ki-Plattform soll das Entwickeln autonomer Fahrfunktionen einfacher machen.
06 REPORT
Die Fortschritte bei der Digitalisierung rettet das Automobil. Moderne
Fahrzeuge sind allumfassend vernetzt und sammeln enorme Mengen
an Daten, die sich mittels Verfahren der künstlichen Intelligenz für
autonome Fahrfunktionen nutzen lassen. Das Automobil von Morgen
wird mit jedem gefahrenen Kilometer immer smarter.
Ohne die Digitalisierung wäre das Automobil
wohl dem Untergang geweiht. Die Fortschritte
auf dem Gebiet der Mikroelektronik, vor allem
aber die enormen Erkenntnisse hinsichtlich
der künstlichen Intelligenz sind Experten zufolge
unabdingbar, um die Anforderungen an
die moderne Mobilität zu erfüllen. Wohl wissend,
dass ohne Halbleiter schon lange kein
Auto mehr fährt und fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme
und Funktionen des automatisierten
Fahrens erst durch intelligente eingebettete
Systeme und die Vernetzung mit der
Welt außerhalb eines Fahrzeugs möglich ist,
investiert die gesamte Branche Milliarden in
das intelligente Automobil.
Angefangen bei den mikroelektromechanischen
Systemen – kurz MEMS, die als Sinnesorgane
moderner Fahrzeuge bezeichnet werden,
bis hin zu Halbleiterprozessoren, die speziell
für Verfahren der künstlichen Intelligenz ausgelegt
wurden. Die Automobilentwickler stehen
dabei unter enormen Zeitdruck. Die Errungenschaften
auf dem Gebiet des autonomen
Fahrens sind nämlich beachtlich, wie ein Blick
auf den Zeitplan kommender autonomer Fahrfunktionen
zeigt. Veröffentlicht wurde dieser
zur electronica Automotive Conference (eAC),
die im vergangenen Jahr parallel zur electronica
in München stattfand und auf der prominente
Vertreter führender Systemhersteller
wie auch Experten aus der Automobilzulieferindustrie
teilnahmen. Dort gab es eine Menge
zu erzählen. Etwa vom beispiellosen Wandel,
dem die Automobilindustrie derzeit ausgesetzt
ist. Und dessen Auslöser das Smartphone war.
GRÖSSTE TECHNOLOGIEPLATTFORM
DER MENSCHHEITSGESCHICHTE
Dies stelle mittlerweile die „größte Technologieplattform
der Menschheitsgeschichte dar“,
erklärte Nakul Duggal, Vice President, Product
Management bei Qualcomm Technologies. Sei-
07
Die Digitalisierung erlaubt gänzlich neue Services im Automobil.
ner Ansicht nach sind es die grundlegenden
Technologien und Benutzererfahrungen rund
um das Smartphone, die heute Innovationen
in fast allen Branchen ermöglichen. Seiner Ansicht
nach, steht das Automobil bei der Nutzung
dieser Fähigkeiten an vorderster Front
und „treibt mit dem vernetzten Automobil
eine breite Transformation voran“. 5G und die
On-Device-Intelligenz gelten dabei als Türöffner.
Der Weg hin zum smarten Automobil, das
durch intelligentes Lernen immer vielseitiger
wird, ist damit geebnet. Das Fahrzeug wird Teil
des Internets der Dinge (IoT).
Mit allem und jedem vernetzt, gelingt die immer
präzisere Wahrnehmung der Außenwelt.
Im Mittelpunkt stehen dabei Verfahren der
künstlichen Intelligenz, die die Prozesse und
Entwicklungen der IoT in all ihren Facetten beeinflussen
werden. Und das wird den Markt für
Smart Connected Devices ein enormes Wachstum
bescheren. Das Halbleiterunternehmen
NXP schätzt, dass bis zum Jahr 2025 rund 75
Milliarden solch intelligenter Geräte im Einsatz
sind. Derzeit sind etwa 22 Milliarden im
Internet der Dinge (IoT). So wird es eine immer
präzisere Wahrnehmung der analogen Umwelt
geben, in der nahezu die gesamte Menschheit
miteinander kommuniziert und in der KI und
08 REPORT
Maschine Learning fast alle erdenkliche Prozesse
steuert und damit die funktionale Sicherheit
auf einem hohen Niveau etabliert. Die
Branche benötigt dafür enormen Datenmengen.
Denn je detailreicher und umfänglicher
die Informationen vorliegen, umso effizienter
können komplexe Regelungen vorgenommen
werden.
20 TERABYTE DATEN PRO STUNDE
Für die Automobilhersteller ist dies derzeit eine
der größten Herausforderungen. Sie müssen
ihre Fahrzeuge unter anderem mit zahlreichen
Sensoren ausstatten. So finden sich in einem
Mittelklasseautomobil mittlerweile durchschnittlich
mehr als 100 Sensoren. Tendenz
stark steigend. Mit der EU-Verpflichtung, ab
2021 Neufahrzeuge nur noch mit den Fahrassistenzsystemen
Automatic Braking-System,
Lane-Keeping-System, Intelligent Speed-Adaptation,
Driver-Distraction-Monitoring und
Event-Data-Recording zuzulassen, wird sich
die Anzahl noch erheblich erhöhen.
Die Fortentwicklung in der Sensorik wird im
Übrigen dazu führen, dass in 2025 bis zu 20
TeraByte Daten pro Stunde erzeugt werden. In
Moderne Automobile sind mit ihrer Umgebung vernetzt.
09
Ist das Automobil Teil des Internets, lassen sich sämtliche Systeme aus der Ferne warten.
der Folge erwarten Experten, dass die Rechenleistung,
wie sie für ADAS und das e-Cockpit
benötigt werden, auf 100 TFLOPS steigen werden.
Die Bandbreite wird demnach in 2025 auf
10 GigaBit pro Sekunde anwachsen. Diese Entwicklungen
zeigen, dass die Branche wie nie
zuvor von der Digitalisierung profitieren wird.
Und auch der Halbleitermarkt ist Nutznießer
dieser Entwicklung, wie die Fachgruppe Halbleiter
Bauelemente des Fachverbands Electronic
Components and Systems im ZVEI mitteilt.
Die Zahlen sind beeindruckend.
DAS MULTIMILLIARDEN-GESCHÄFT MIT
DER DATENGETRIEBENEN MOBILITÄT
So wächst der automobile Halbleitermarkt seit
2016 im Schnitt schneller als die Fahrzeugproduktion.
Wie der ZVEI ausweist, lag „das dieses
in den vergangenen Jahren stets oberhalb der
Fahrzeugproduktion“. Während das Halbleiterwachstum
im Jahr 2016 rund 5 % darüber
lag, waren es 2017 schon 12 % und im ersten
Halbjahr 2018 bereits 13 %. Diese Zahlen belegen,
dass der Fortschritt in der Automobilentwicklung
sehr eng mit den Innovationen
10 REPORT
der Elektronikbranche zusammenhängt. Und
davon profitieren beide Seite. Die Automobilhersteller
können ihre Fahrzeuge nun gezielt
nach den Erfordernissen der modernen Mobilität
konstruieren. Und die Hersteller von intelligenten
Halbleitern verdienen damit viel Geld.
Mittlerweile beträgt der Wert für Halbleiter
für traditionelle Automotive-Anwendungen
rund 350 Euro pro Fahrzeug – Tendenz jährlich
durchschnittlich etwa 2 % leicht steigend. Hinzu
kommen annähernd 100 Euro pro Fahrzeug
für Infotainment- und Konnektivitätsfunktionen
sowie 450 Euro für das Elektrifizieren des
Fahrzeugs. Die höchsten Kosten aber werden
die Halbleiter für das autonome Fahren verursachen.
Laut ZVEI werden dafür bis zu 1000
Euro zusätzlich pro Fahrzeug benötigt. Damit
summiert sich der Wert der Halbleiter auf bis
zu 1900 Euro.
Mit der Vernetzung alles Systeme im Automobil steigt auch die Komplexität.
11
URBAN-AIR-
MOBILITY-KONZEPT
Text: Andreas Burkert I Bilder: Hersteller
VIDEO
12 REPORT
Wenn alles steht, es kein Vorankommen gibt, dann wünscht
sich mancher Autofahrer, er könne das Verkehrschaos einfach
überfliegen. Das Flugtaxi rückt damit in den Fokus der Besorgten.
Doch sind autonom fliegende Taxis wirklich die Lösung?
Es gibt einfach zu viele Automobile, die für die
Stadt zu groß und zu ungelenk sind. Ein Dilemma,
dass die internationale Automobilbranche
durch das vernetzte, elektrifizierte und autonom
fahrende Automobil auflösen will. Das
allein aber wird nicht genügen. Das Automobil
muss in seinen Dimensionen schrumpfen,
wenn nicht gar wandelbar sein - wie das
Konzept Vision Urbanetic von Mercedes-Benz
Vans oder das kraxelnde Automobil von Hyundai.
Wer sich diese Fahrzeuge betrachtet,
wird zugeben müssen, dass „die Mobilität verrückter
werden wird. So sieht es mittlerweile
auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.
So zumindest hat er es in einem Interview
mit der Süddeutschen Zeitung erklärt.
Scheuers Ansicht nach ist nicht „das Mobilitätsprodukt,
wie es aus der Fabrik rausfährt,
sondern das Mobilitätsmanagement über die
Verkehrsträger hinweg“, die größte Herausforderung
der Automobilbranche darstellt. Diese
Erkenntnis aber überrascht kaum einen mehr
in der Branche.
Denn die Automobilentwickler kennen die
nötigen Zutaten für die Mobilität der Zukunft:
vernetzt, elektrifiziert und autonom: Nur das
Tempo, mit dem der Wandel stattfindet, überrumpelt
noch manch etabliertes Unternehmen.
Denn längst wird die Automobilität von
der IT beherrscht, deren Allmacht sich jedes
Jahr auf der International Consumer Electronics
Show (CES) offenbart. Die Messe in Las
Vegas, die Anfang Januar mitten in der Wüste
von Nevada stattfindet, ist längst zu einem
Mekka der Querdenker geworden.
AUTONOMES FLUGTAXI
Dort wurde auch mit dem Ehang 184 das
erste öffentlich bekannt gewordene Autonome
Flugtaxi vorgestellt. Das war bereits
2016. Seit dem Tag werden autonom fliegende
Flugtaxi (Passagierdrohne) in der Wissenschaft
wie auch in der Politik eifrig diskutiert.
Auch weil seine Verwendung in urbanen Ballungsräumen
das alltägliche Verkehrschaos
lösen könnte. Konkrete Ergebnisse werden
dazu im Rahmen des Urban-Air-Mobility-Konzepts
diskutiert. Immerhin müssen noch zen-
13
Autonom fahrende Automobile
sollen laut der Audi-Studie
„25. Stunde - Flow“ langfristig
zur Lösung von Verkehrsproblemen
in Städten beitragen
(©) Audi
trale Herausforderungen gemeistert werden.
So arbeiten mit Hochdruck Entwickler daran,
den Lärm zu verringern, die Nutzlast zu erhöhen
und die Flugzeiten zu verlängern. Auch
Fragen zu bestehenden Luftraumvorschriften
und zur mangelnde Datenlage zur Sicherheit
und den allgemeinen Betrieb müssen geklärt
werden.
Auch wenn es bis zum Serieneinsatz von
Flugtaxis noch eine Weile dauert, und viele
es eher für Science-Fiction halten, die immer
mehr Unternehmen vom Start-up bis zum etablierten
Luftfahrtkonzern arbeiten daran, die
Vision des Flugtaxis Realität werden zu lassen.
Und auch die Mehrheit der Bundesbürger
glauben mittlerweile daran, dass der Transport
in autonom fliegenden Taxis auch verwirklicht
wird. Nur zwei von fünf Bundesbürgern
(44 Prozent) erwarten, dass Flugtaxis nie
funktionieren werden. Andererseits gehen 49
Prozent aller Bundesbürger davon aus, dass
Flugtaxis in Zukunft alltäglich sein werden.
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen
Umfrage unter 1.004 Bundesbürgern ab 16
Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
14 REPORT
Das iRoad von Toyota ist ein dreirädriges Elektroautomobil mit der Gabe,
auf engstem Raum gefahren zu werden (© Toyota)
Das Ultimate Mobility Vehicle von Hyundai krabbelt sogar die
Treppe hinauf, um Menschen mit Mobilitätseinschränkungen
an der Haustür abzuholen (© Hyundai)
AUTONOM FLIEGEN
Trotz der positiven Aussichten, die Mehrheit
der Bundesbürger lehnt autonome Flugzeuge
ab. Zwar würden immerhin 26 Prozent aller
Befragten noch in einem Flugzeug mitfliegen,
das ein Pilot vom Boden aus fernsteuert, solange
ein Reservepilot an Bord der Maschine
ist. Jeder Zehnte (10 Prozent) würde das auch
ohne Reservepiloten tun. Mit Reservepilot
würden außerdem 17 Prozent in ein Flugzeug
steigen, das eigenständig per Computer fliegt.
Acht Prozent würden dies auch ohne Reservepiloten
tun. Allerdings sagen auch 70 Prozent
der Befragten quer durch alle Altersklassen,
dass sie sich in keines solcher Flugzeuge setzen
würden.
„Während das autonome Auto schon höhere
Akzeptanzwerte erzielt, ist die Vorstellung,
sich in ein unbemanntes Flugzeug zu setzen,
für die meisten Passagiere noch unvorstellbar
oder zumindest gewöhnungsbedürftig“, sagt Dr.
Christopher Meinecke, Leiter Digitale Transformation
beim Bitkom. „Technisch ist ein autonom
fliegendes Flugzeug tatsächlich aber bereits
machbar. Flugzeuge fliegen auch heute schon
hochsicher mit Autopilot. Der Pilot hat dabei
15
Eine Flugdrohne nähert sich dem Fahrzeug
mit der Passagierkabine, um an diese anzudocken.
© Italdesign
dann die Aufgabe alle Abläufe zu überwachen.“
Doch das Vertrauen ist nicht vorhanden.
DIE ANGST VORM VIRTUELLEN PILOTEN
So argumentieren neun von zehn Gegnern
des autonomen Fliegens (93 Prozent), dass
keine Software die Erfahrung eines langjährigen
Piloten ersetzen kann. 87 Prozent hätten
in einem autonom fliegenden Flugzeug Angst
vor Cyberterrorismus, also dass es gehackt
werden könnte. 86 Prozent trauen der Technik
weniger als einem Piloten zu, mit unvorhergesehenen
Ereignissen fertig zu werden. 83
Prozent hätten Angst vor technischen Problemen
durch eine fehlerhafte Programmierung
der Bordsoftware. Vier von zehn Gegnern des
autonomen Fliegens (42 Prozent) geben an,
generell wenig Vertrauen in Technik zu haben.
Und so hoffen viele, dass autonom fahrende
Automobile langfristig zur Lösung von Verkehrsproblemen
in Städten beitragen. Auch
der Automobilhersteller Audi hält das für
möglich. Gemeinsam arbeitet er mit Projektpartnern
wie den Verkehrsforschern des KIT
und der Münchner Beratung MobilityPartners
an der Zukunft der Mobilität in Ingolstadt.
Melanie Goldmann, Leiterin der Trendkommunikation
bei Audi, fasst die Ergebnisse zusammen,
die ihrer Ansicht nach „nahelegen, dass
autonome Autos, Mobilitätsservices und vernetzte
Infrastruktur Stau und Straßenfläche
deutlich reduzieren können“.
16 REPORT
ADAC Online 06/2019
11 Fahrradheckträger für
drei Räder im Test
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DEUTSCHLANDS NEUER ANSPRUCH AN DIE MOBILITÄT
ZUKUNFTS-
VISIONEN
Text: Andreas Burkert I Bilder: Andreas Burkert
Der Deutsche ändert seinen Blick
auf die Mobilität. Statt PS stehen
datenbasierte Dienste im Mittelpunkt
der Kaufentscheidung.
018 REPORT
Das Automobil, wie wir es heute kennen, wird es bald nicht mehr geben. Der
Antriebsstrang wird elektrifiziert, die Digitalisierung wird gänzlich neue Services
bieten. Welche Chancen und Risiken bietet also die digitale Mobilität
für den Standort Deutschland?
Die Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden
Umbruch. Den Deutschen sind
beim Kauf eines Automobils integrierte Navigationsdienste,
Fahrassistenzsysteme oder
digitale Dienste auf Grundlage von Fahrzeugdaten
wie Reparaturhinweise inzwischen
wichtiger als Motorleistung oder die Marke.
Das erzählt Achim Berg, Präsident des Digitalverbands
Bitkom, der dafür 1.004 Bundesbürger
repräsentativ befragt hat. Auch die
weiteren Ergebnisse der Umfrage dürften die
Automobilhersteller unisono bis ins Mark erschüttern.
So ist das eigene Automobil vor allem für die
große Mehrheit der Jüngeren kein Statussymbol
mehr, stattdessen spielt der Klimaschutz
eine wichtige Rolle bei der Wahl des
Verkehrsmittels. Und bei den Zukunftsthemen
Elektroautos und autonomes Fahren sehen
die Bundesbürger aktuell die deutschen Hersteller
im Hintertreffen. Doch Berg sieht auch
eine Chance im Wandel der Mobilität. So ist
„das Auto noch immer eine hervorragende Ingenieursleistung,
auch wenn Software bereits
eine zentrale Stellung einnimmt“. Seiner Ansicht
nach wird allerdings diese Software für
die Passagiere noch sichtbarer. „Sie wollen im
Auto dieselben Dienste nutzen wie zu Hause“.
ELEKTROMOBILITÄT IST EINFACHER
Und noch etwas wird den Markt der Automobilität
ändern. „Der Trend zum Elektroauto führt
dazu, dass die Markteintrittsschranken deutlich
sinken“, so Berg. Ein Elektroauto ist viel einfacher
zu konstruieren als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor,
Antriebsstrang und Abgasanlage.
„Dadurch entwickeln sich neue Player aus
dem Ausland und auch aus der Digitalbranche
zu ernstzunehmenden Wettbewerbern für die
etablierten Anbieter.“ 46 Prozent der Bundesbürger
sehen die Autoindustrie durch die Verbreitung
von Elektroautos herausgefordert, 31
Prozent durch den Trend zum autonomen Fahren.
DATEN WICHTIGER ALS PS BEIM AUTOKAUF
Wichtigstes Kriterium beim Autokauf ist für die
Bundesbürger, ob das neue Fahrzeug integrierte
Navigationsdienste bietet (93 Prozent). Damit
liegt es noch vor dem Anschaffungspreis
(91 Prozent), Umwelteigenschaften wie Verbrauch
(91 Prozent), dem allgemeinen Komfort
(88 Prozent) und der Art des Antriebs (84 Prozent).
Fahrassistenzsysteme wie Spurhalteassistent
oder Einparkautomatik (80 Prozent) liegen
ganz knapp vor dem Design (79 Prozent).
Und Dienste auf Grundlage von Fahrzeugdaten
19
(77 Prozent), die etwa Hinweise auf notwendige
Reparaturen geben, sind wichtiger als die
Motorleistung (70 Prozent) oder der Einsatz
des Herstellers für Klimaschutz (67 Prozent).
Ebenso wichtig wie die Marke (62 Prozent) ist
die Kompatibilität des Cockpits mit dem eigenen
Smartphone (62 Prozent). Ebenfalls von
einer Mehrheit als wichtig eingestuft wird das
Angebot von neuen Diensten auf Grundlage
von Car-to-Car-Kommunikation (56 Prozent),
mit der zum Beispiel vorausfahrende Fahrzeuge
vor Hindernissen auf der Straße warnen
können, sowie ein Internetzugang im Auto (51
Prozent), etwa für das Entertainment-System.
„Auch wenn Fahrzeuge heute voller Elektronik
stecken: Wir stehen noch am Anfang der Digitalisierung
des Automobils. Der nächste Schritt
wird erreicht, wenn die Fahrzeuge untereinander
und mit der Straßeninfrastruktur wie Ampeln
kommunizieren“, so Berg.
DAS EIGENE AUTO VERLIERT AN BEDEU-
TUNG
Dass trotz dieser Fortschritte das Automobile
als persönliches Eigentum an Bedeutung
verliert, ist ein weiteres Ergebnis der Bitkom-
Umfrage. So sagen 4 von 10 Bundesbürger (40
Prozent), dass für sie persönlich das Auto im
Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln künftig
deutlich an Bedeutung verlieren wird. Und
Der Wunsch nach dem automatisierten Fahren ist laut einer Bitkom-Umfrage gestiegen
020 REPORT
Von autonom fahrenden Automobilen erhofft sich der Deutsche zahlreiche Vorteile.
(Quelle: Bitkom)
für 6 von 10 (62 Prozent) ist der Besitz eines
eigenen Autos kein Statussymbol. Dabei gibt
es deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen.
Während nur 58 Prozent der über
65-Jährigen dieser Aussage zustimmen, sind es
70 Prozent der 16- bis 29-Jährigen.
Doch das sind nicht die einzigen Herausforderungen
für die deutsche Automobilindustrie.
Drei Viertel (72 Prozent) geben an, dass
der Klimaschutz für sie bei der Wahl des Verkehrsmittels
eine sehr große Rolle spielt. 64
Prozent sehen den Umwelt- und Klimaschutz
(64 Prozent) als Herausforderung für die Hersteller,
fast jeder Zweite (48 Prozent) die Diskussion
über autofreie Innenstädte. Ebenfalls
als Herausforderungen gelten Handelskriege
(46 Prozent), Carsharing (18 Prozent), Ridesharing
(13 Prozent) und neue Verkehrsmittel wie
E-Scooter (6 Prozent).
JEDER VIERTE MÖCHTE VERKAUFSVER-
BOT FÜR VERBRENNER
Für den Automobilmarkt sehen die Bundesbürger
insbesondere durch Elektroautos deutliche
Verschiebungen der Kräfteverhältnisse. So ist
die Hälfte (52 Prozent) der Meinung, dass die
deutsche Autoindustrie die Wende hin zu Elektroautos
und anderen erneuerbaren Antriebsformen
verpasst (52 Prozent). Ähnlich viele
sind sicher, dass sich 2030 die Marktanteile
heute bekannter Hersteller durch Elektroautos
massiv verschoben haben werden (48 Prozent).
Und 46 Prozent gehen davon aus, dass 2030
heute noch erfolgreiche Autohersteller vom
Markt verschwunden sein werden, weil sie
Elektroautos zu spät oder gar nicht angeboten
haben. Vor diesem Hintergrund sehen zwei
Drittel der Bundesbürger neue Autohersteller
aus China (68 Prozent) als Herausforderung für
21
Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs und die Digitalisierung stellen die etablierte Automobilindustrie vor großen Herausforderungen. (Quelle: Bitkom)
die deutsche Automobilindustrie.
Bei der Frage nach einem Verkaufsverbot für
Autos mit Verbrennungsmotor scheiden sich
die Geister. Rund jeder Vierte (23 Prozent) wäre
für ein Verbot spätestens ab 2030. Aber fast
ebenso viele (20 Prozent) lehnen ein Verbot
grundsätzlich ab.
HOFFEN AUF DAS AUTONOME FAHREN
Bei einem weiteren großen Zukunftsthema
der Automobilbranche sehen die Bundesbürger
die deutschen Hersteller auf dem zweiten
Platz. So geht jeder Vierte (25 Prozent)
davon aus, dass klassische Autohersteller aus
Deutschland wie VW, BMW oder Daimler den
Wettbewerb um das autonome Fahren gewinnen
werden. Damit liegen sie deutlich vor klassischen
Herstellern aus dem Ausland wie Ford
oder Toyota (16 Prozent) und knapp vor IT- und
Internetunternehmen wie Apple, Google oder
Uber (22 Prozent), die oft die Schlagzeilen beherrschen.
Die besten Chancen, die Führungsrolle
beim autonomen Fahren einzunehmen,
wird allerdings neuen Automobilherstellern
wie Tesla zugeschrieben, die jeder Dritte (34
Prozent) vorne sieht.
Dabei geht eine Mehrheit davon aus, dass autonomes
Fahren kein Science Fiction ist, sondern
schon bald Alltag. So erwarten 6 von 10
(60 Prozent) Bundesbürgern, dass spätestens in
20 Jahren in Deutschland mehr selbstfahrende
als herkömmliche Autos zugelassen werden.
Nur 13 Prozent gehen davon aus, dass auch
in mehr als 25 Jahren noch von Menschen gesteuerte
Autos den Markt dominieren. „Die Frage
ist nicht, ob das autonome Fahren kommt,
sondern wann es kommt“, so Berg. „Die Zukunft
des Automobils ist autonom. Damit Deutschland
in dieser autonomen Welt seine Position
als Autonation Nr. 1 halten kann, muss jetzt
eine optimale digitale Infrastruktur aufgebaut
werden.“
022 REPORT
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INTELLIGENTE
ABBIEGEASSISTENTEN
SCHÜTZEN RADFAHRER
24 REPORT
Das nachrüstbare Unfallpräventionssystem von
Mobileye ist mit einem nach vorne gerichteten
Vision-Sensor oder als speziell für große Nutzfahrzeuge
mit großem toten Winkel entwickelte
Multisensor-Lösung erhältlich. © Mobileye
Moderne Elektronik kann heute sehr zuverlässig
Unfälle zwischen Lkws und Radfahrern
verhindern. Die am Markt verfügbaren Abbiegeassistenten
nutzen dafür optische oder
radarbasierte Systeme, die mittels Software
situationsgerecht reagieren und sogar eine
Notbremsung einleiten.
25
Abbiegesysteme sollen Personen von statischen Objekten unterscheiden können.
Quelle: LUIS Technology GmbH
Grausamer kann kaum ein Mensch ums Leben
kommen, als wenn er von einem tonnenschweren
Lastwagen überrollt wird. Das Abbiegen
in der Innenstadt ist für Lkw-Fahrer eines der
schwierigsten Manöver, die Folgen einer Unachtsamkeit
für andere Verkehrsteilnehmer,
wie Radfahrer, sind meist tödlich. Obschon
sich die meisten von ihnen um größtmögliche
Sorgfalt bemühen, sterben seit Jahren im
Schnitt 28 Radfahrer in Deutschland, weil sie
beim Abbiegen übersehen werden. Für das
Bundesverkehrsministerium (BMVI) Anlass
genug, im vergangenen Jahr die „Aktion Abbiegeassistent“
ins Leben zu rufen.
Auf diese Weise sollen Unternehmen motiviert
werden, die eigenen Flotten schnellstmöglich
mit Assistenzsystemen nachzurüsten.
Helfen soll auch ein Förderprogramm, welches
das freiwillige Nachrüsten mit fünf Millionen
Euro unterstützt - pro Jahr, bis 2021. Für die
Björn Steiger Stiftung, die sich bundesweit für
eine bessere Notfallhilfe einsetzt, wie auch
dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR),
sind die in Aussicht gestellten Gelder nicht
genug. Sie wünschen sich mehr Fördergelder
für die freiwillige Nachrüstung von Abbiegeassistenten
bei Lkws. Aufgrund der vielen eingegangenen
Anträge waren die Fördermittel
innerhalb weniger Tage aufgebraucht.
26 REPORT
VIDEO
TECHNISCHE ANFORDERUNGEN AN AB-
BIEGEASSISTENZSYSTEME
Ab 2022 werden europaweit die lebensrettenden
Systeme vorgeschrieben. Ab diesem
Zeitpunkt müssen neue Fahrzeugtypen auf
europäischer Ebene mit Abbiegeassistenzsystemen
ausgestattet sein, die den technischen
Anforderungen auf UNECE-Ebene genügen.
Doch je früher die Systeme nachgerüstet werden,
umso weniger Menschen kommen ums
Leben. Gemäß den Anforderungen soll ein Abbiegesystem
unter anderem Radfahrende von
statischen Objekten unterscheiden können.
Auf Nachrüstungen sind diese Anforderungen
jedoch nicht vollständig anwendbar, da die
Nachrüstsysteme nicht von Anfang an in der
Fahrzeugelektronik berücksichtigt wurden und
nicht immer komplett integriert werden können.
Das BMVI hat deshalb Mindestanforderungen
für Abbiegeassistenzsysteme auf Grundlage
von Kriterien der Bundesanstalt für Straßenwesen
(BASt) erstellt. Dabei sind die geplanten
Anforderungen der derzeit bei der UNECE
abzustimmenden Regelung so angepasst, dass
sie bei Nachrüstungen erfüllt werden können
– und zugleich Radfahrende bestmöglich
schützen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat
zwischenzeitlich die Allgemeine Betriebserlaubnis
(ABE) für die ersten beiden Abbiegeassistenzsysteme
an die LUIS Technology GmbH
und die Wüllhorst Fahrzeugbau GmbH erteilt.
Zwei Speditionen – die Transportgesellschaft
Doll KG und Edeka Südbayern – haben ihre
Fahrzeuge bereits mit diesen Abbiegeassistenzsystemen
nachrüsten lassen.
TECHNISCHE BASIS MODERNER ABBIE-
GEASSISTENZSYSTEME
Ein kamerabasierendes System nutzt eine Weitwinkelkamera,
welche vorne rechts am LKW
angebaut wird und auf dem Bild den gesamten
toten Winkel auf der rechten Seite zeigt.
Dieses kann durch Signale wie Lenkeinschlag,
Geschwindigkeit und Blinker aktiviert werden.
Außerdem werden der Bereich rechts hinter der
A-Säule und die ersten 6 Meter des Fahrzeugs
im Abstand von 2,5 Meter von vier Sensoren
überwacht, die Hindernisse über eine LED-Anzeige
im Fahrerhaus anzeigen. Ein Hindernis
wird erkannt und das System gibt ein akustisches
und visuelles Signal aus. Dieses System
ist unter anderem als ROSHO- oder Wüllhorst-
Abbiegeassistent bekannt und seit Anfang 2019
als erster Abbiegeassistent, der die Fahrtests
zum Erlangen einer ABE bestanden hat, auf dem
Markt.
Radarbasierte Systeme überwachen permanent
den Bereich rechts neben dem Fahrzeug und
erkennen sich bewegende Objekte. Dem Fahrer
wird ein optisches Signal gegeben, welches bei
27
VIDEO
Der Abbiege-Assistent von Daimler-Benz warnt den Fahrer vor Kollisionen mit
Radfahrern oder Fußgängern. © Daimler-Benz
28 REPORT
erechneter möglicher Kollision auf Rot springt
und einen zusätzlichen Warnton ausgibt. Manche
Nutzfahrzeuge, wie zum Beispiel von Daimler-Benz,
könnten in Zukunft außerdem noch
automatisch einbremsen.
Softwarebasierende Systeme analysieren mit
Hilfe einer Kamera in Echtzeit Farbveränderungen
in der Bildfrequenz und erkennen so über
einen Algorithmus Gefahren im „toten Winkel“.
Der Algorithmus unterscheidet dabei zwischen
sich bewegenden Objekten, wie Fahrradfahrer
oder Fußgänger, und statischen Objekten, wie
Ampeln, Masten oder parkenden Autos. Beim
softwarebasierten System löst der Alarm nur
dann aus, wenn sich bewegende Objekte im
Gefahrenbereich befinden; statische Objekte
werden „herausgefiltert“. Der Vorteil dieser modernen
Abbiegeassistenten ist, dass sie zweistufig
warnen: Befindet sich zum Beispiel ein
Radfahrer im Gefahrenbereich vom Lkw, wird
zunächst nur optisch gewarnt (durch eine LED-
Warnleuchte oder optische Hervorhebung im
Monitor der Fahrerkabine). Leitet der Fahrer danach
einen Abbiegevorgang ein, wie durch das
Setzen des Blinkers oder durch den Einschlag
des Lenkrades, ertönt zusätzlich ein akustischer
Alarm. Softwarebasierende Systeme benötigen
neben einer Kamera am LKW-Dach ein Steuergerät
(ECU) für die Bildauswertung. Durch die
hohe Positionierung der Kamera am LKW-Dach
erfasst die Software einen sehr großen Teil der
Umgebung, wie Fußgänger und Fahrradfahrer
„in der zweiten Reihe“.
Was kosten Abbiegeassistenten?
Im Frühjahr 2019 hat der ADAC einige der im
Markt verfügbaren Systeme getestet.
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/
tests/assistenzsysteme/lkw-abbiegeassistent/
EDEKA / Wüllhorst Fahrzeugbau
Preis: 760 Euro, der Einbauaufwand beträgt
etwa vier Stunden. Das System besteht aus
vier Ultraschallsensoren und einem Kamera-
Monitor-System.
Mobileye – Shield+
Preis: 1.650 Euro, der Einbauaufwand beträgt
vier bis fünf Stunden. Das System arbeitet mit
einer Kamera, die softwarebasierte Erkennung
ermöglicht, sowie einem Anzeigeelement im
Führerhaus.
MEKRA Lang – AAS: Preis
1.850 Euro (radarbasierter Abbiegeassistent)
+ 800 Euro (KMS), der Einbauaufwand beläuft
sich auf jeweils zweieinhalb Stunden. Das getestete
System besteht aus einem Radarsensor
und einem optional erhältlichen Kamera-Monitor-System.
LUIS Technology – Turn Detect
Preis: 1.690 Euro, der Einbauaufwand liegt bei
vier bis fünf Stunden. Das System besteht aus
einer Kamera mit softwarebasierter Erkennung,
einer Steuerbox und einem Monitor.
29
E-BIKES - DIE MULTITALENTE
URBAN TRENDS 2020
Text: Andreas Burkert I Bilder: BERGAMONT: Carlos Fernández Laser / VeloTOTAL
Der Anteil der Wege, die mit dem Fahrrad
zurückgelegt werden, nehmen hingegen zu.
Gesellschaftliche Trends und Mobilitätsstile,
wie zum Beispiel die Abnahme von Auto- und
Führerscheinbesitzer bei der jüngeren Bevölkerung,
beeinflussen den Bedarf an Mobilitätsangeboten
und Infrastrukturen.
Das Elektrorad hat an der wachsenden Popularität
des Fahrrads mittlerweile einen großen Anteil.
Im Laufe der letzten Jahre streiften E‐Bikes
ihr Reha-Image fast gänzlich ab und mauserten
sich zu einem festen Bestandteil individualmobiler
Lösungen: Der Spaß am Elektrorad setzt
sich über die Generationen hinweg durch. Inzwischen
wird quasi jede Radgattung elektrifiziert.
Modellvielfalt für die urbane Fahrradmobilität
Hohe Modellvielfalt in allen Produktkategorien,
herausragendes Design, innovative Weiterentwicklung
in der Antriebs- und Batterietechnologie
(Stichwort: Integration) sowie interessante
Geschäftsmodelle rund um das E-Bike (zum Beispiel
Leasing, Cargo oder Bikesharing), wirken
sich positiv auf die Nachfrage aus. In erster Linie
ist das E-Bike ein optimaler Mobilitätspartner
und machen es durch die Möglichkeiten im
digitalen Bereich (Stichwort: Vernetzung) hochattraktiv
für den Konsumenten.
Nach Schätzungen des Zweirad-Industrie-Verbands
e. V. (ZIV) fuhren zum Jahresbeginn 2019
rund 4,5 Millionen Elektroräder durch Deutschland
und prognostiziert mittelfristig einen Anteil
von 30% am Gesamtfahrradmarkt.
ZUKUNFT DER INDIVIDUELLEN MOBILITÄT
Das E-Bike füllt eine Lücke im Moment ihres
Entstehens. Zur rechten Zeit am rechten Ort, gibt
es Antworten auf drängende Fragen der Zeit,
wie vom Verkehr verstopfte Städte, Umweltverschmutzung
und steigenden Energiebedarf. Als
ideales Verkehrsmittel rundet es die Individualmobilität
hinsichtlich Reichweite, Transportvolumen
und Geschwindigkeit ab.
So ist das E‐Bike ein ideales Lösungsmodell für
die Stadt: Für den Transport auf täglichen Wegen,
um frisch im Büro anzukommen und sich
trotzdem bewegt zu haben – und schließlich
auch für die lustvolle (Wieder-)Gewinnung ganz
individueller Freiheit, fast gänzlicher Unabhängigkeit
öffentlicher Verkehrsmittel.
Fahrradhersteller reagieren auf diesen urbanen
Trend und präsentieren immer vielseitigere
Konzepte für alltagstaugliche E-Bike, das zumindest
versprechen die zehn Modelle, die VeloTO-
TAL einem Test unterzogen hat.
(*) Einzelne Passagen aus Artikeln des „Pressedienst Fahrrad“
30 TEST
Skandale in der Autoindustrie, Kohlendioxidausstoß in den Städten, Einrichtung
von Umweltzonen – die Verantwortlichen in den Städten stehen
vor einer großen Herausforderung, die Veränderungen der urbanen
Lebensräume und Infrastruktur voranzutreiben. Innerhalb der größten
deutschen Städte ist die Nutzung des Autos seit Jahren rückläufig.
31
BATAVUS GARDA E-GO X-CLUSIVE
VIDEO
Der Bordcomputer von Bosch sammelt alle relevanten
Daten und stellt sie gut sichtbar dar.
Riemen- statt Kettenantrieb. Wir haben keine negativen
Einflüsse auf den Fahrkomfort festgestellt.
32 TEST
MEHR UNTER WWW.BATAVUS.DE
Mit dem Garda E-Go x-clusive kommt
Batavus dem perfekten Cityrad
schon sehr nahe. Es wurde an fast
alles gedacht, so der O-Ton unseres kritischen
Testfahrers nach ausgiebiger Probefahrt und
gründlicher Inspektion des E-Bikes aus dem
hohen Norden. Punkten konnte das Garda
E-Go x-clusive mit seinem schnell und einfach
höhenverstellbaren Vorbau genauso wie mit
dem wartungsfreien Riemenantrieb. Als sehr
praktisch erwies sich der Tragegriff am Rahmen,
der das Anheben und den Transport des
Ebikes merklich vereinfacht und die Handhabung
erleichtert. Dem Fahrkomfort wurde ein
großes Plus bescheinigt, denn die aufrechte
Sitzposition verleiht der Radtour einen gewissen
Wohlfühlfaktor. Als sehr kommod und
angenehm zeigte sich auch der tiefe Durchstieg,
wodurch Auf- und Absteigen absolut
entspannt vonstatten gehen. Der transparente
Mantelschoner erfüllt unauffällig aber effizient
seine Schutzfunktion, während der robuste
Gepäckträger seinem Namen alle Ehre
macht und das integrierte Schloss mit Möglichkeit
zur Aufrüstung mittels Einsteckkabel
vor Diebstahl schützen kann. Leise, aber stets
mit der richtigen Power unterstützt der Boschantrieb
den Radfahrer bei seinen Ausflügen
und Besorgungsfahrten. Den besonderen
Anforderungen in der Stadt, wie dem häufigen
Anfahren nach Ampelstopps und Bremsmanövern,
ist er perfekt und mit Leichtigkeit
gewachsen. Selbst über der Unterstützungsgeschwindigkeit
von 25 km/h ist ein antriebsloses
Beschleunigen möglich. Angesichts der
Positivliste finden sich nur wenige Kleinigkeiten
auf dem Wunschzettel des Testfahrers. Die
Frontleuchte, mit ihren 30 Lux, fällt dann doch
etwas schwach ausund sollte nach Möglichkeit
an Strahlkraft zulegen. Bei Regen würde
ein etwas längeres Frontschutzblech gute
Dienste leisten und den Radler zuverlässiger
vor Spritzwasser und damit dem Durchnässen
schützen. Nicht ganz überzeugen konnten außerdem
die zu weichen Hinterbaustreben und
die hintere Magura Bremse (ohne Schnelllösehebel),
die trotz Brakebooster nicht so effektiv
arbeitete wie erwartet.
FAZIT: Ein klasse Cityrad, das man gut und
gerne weiterempfehlen kann. Das Garda E-Go
x-clusive sorgt nicht nur im Großstadtdschungel
für Fahrspaß und -komfort.
TECHNIK
Preis: ab 2849,- Euro
Gewicht: 24,8 kg
Rahmengrößen: 48, 53, 57 cm
Farbe: black matt
Rahmen: Aluminium
AUSSTATTUNG:
Schaltung: Nexus 8 Gang
Bremsen (v/h): Hydraulische Felgenbremse, Rücktrittbremse
Bereifung: Schwalbe
SONSTIGES:
Spanninga Plateo Standlight
Batavus Aerflow integriert in Vorderradgabel,
Mantelschoner,
Lenker: Concept SKS
ANTRIEB:
Motor: Bosch Active Line Plus
Batterie: Akku 500 Wh, Li-Ion, 2,6 kg
Display: Bosch HD Display
33
HERCULES E-IMPERIAL S9
VIDEO
Der Gepäckträger macht einen robusten Eindruck
und kann bis zu 25 kg tragen.
Gute Idee: dIe Klingel beim Hercules Imperial ist sehr
praktisch und einfach in der Bedienung.
34 TEST
MEHR UNTER WWW.HERCULES.DE
Das Imperial S9 zeigt wahre Größe. Mit
einer Rahmenhöhe von bis zu 64 cm
können sich auch hochgewachsene
Radfans auf den Sattel schwingen und
entspannte Touren mit elektrischem
Rückenwind genießen. Es erweist sich auch
als starker Partner und treuer Lastenträger,
wenn Gepäck oder Fahrer eine etwas
größere Herausforderung darstellen. Das
Heavy-Load-Bike bringt 30 Kilogramm
Eigengewicht auf die Waage und kann bei
einer Gepäckträgerzuladung von maximal
25 Kilogramm noch einen 125 Kilogramm
starken Radler auf Touren bringen. Zur nötigen
Stabilität trägt neben dem verstärkten Rahmen
auch die verstärkte, blockierbare Federgabel
bei. Einige Komponenten und Details könnten
für unseren Tester noch etwas kompakter
ausfallen und ein etwas kürzerer Gabelschaft
käme der Präzision der Lenkung zu Gute.
Gelobt wird neben den innen verlegten Zügen
und den wie von Hercules gewohnt ordentlich
gebündelten Leitungen im Cockpitbereich, die
gute Ausstattung. Ergon Griffe und der Sattel
von Selle Royal beweisen bekannt hohes
Niveau und garantieren damit viel Fahrkomfort.
Der grundsolide Seitenständer von Pletscher
ist bestens geeignet. Als Diebstahlschutz kann
das praktische Rahmenschloss AXA Victory
mit gleichschließendem Batterieschloss
punkten. Angeregt wurde eine etwas stärkere
Frontleuchte mit 80 Lux, eine rutschfeste
Ausstattung der Pedale und ein etwas längeres
vorderes Schutzblech. Dass der robuste aber
dennoch ausgesprochen elegante „Lastenesel“
nicht der spritzigste, agilste Wildfang ist,
erklärt sich durch Größe und Gewicht von
selbst. Fahrstabil, laufruhig, entspannt: das
sind die Tribute, die das Modell auszeichnen.
Für elektrischen Schub sorgt der Bosch
Mittelmotor Performance Line 250 Watt, der
sich via übersichtlichem Intuvia Bordcomputer
einfach und verlässlich steuern lässt. Während
der Testfahrt kam der Wunsch nach einem
Bosch Motor mit CX-Charakteristik auf. Auch
bei der Reichweite des Akkus könnte noch
nachgebessert werden.
FAZIT: Ein zuverlässiger, solider Begleiter für
Radfahrer mit eher individuellen Ansprüchen
an Größen- und Gewichtsnormen, der sich
trotz hoher Belastbarkeit schick und stilvoll
präsentiert.
TECHNIK
Preis: ab 3199,- Euro
Gewicht: 28 kg
Rahmengrößen: 50, 55, 60, 64, 68 cm,
Farbe: schwarz, schwarz-matt
AUSSTATTUNG:
Gabel: SR-Suntour NEX-E25, Hydr. Lockout
Schaltung: 9-G Shimano Kettenschaltung
Bremsen (v/h): Shimano hydraulische Scheibenbremsen
Bereifung: Schwalbe Marathon Plus
SONSTIGES:
Shimano Nabe; Vorbau/Lenker: Humpert Ergotec Swell,
Humpert Ergotec Low Riser
Sattel: Selle Royal Viaggio, Beleuchtung: Herrmans H-Black
Rahmenschloss AXA Victory
ANTRIEB:
Motor: Bosch Performane Line 250 Watt
Batterie: Bosch Lithium-Ionenv 500 Wh
Display: Bosch INTUVIA
35
RALEIGH KENT PREMIUM
VIDEO
Das große Display des Bordcomputers von
Bosch erlaubt, selbst bei gewagten Abfahrten
noch sicher die zahlreichen Daten abzulesen.
Der Bosch-Motor Performance Line CX mit 36 Volt
und 250 Watt arbeitet in jedem Traktionsmodus
ruhig und geräuscharm.
36 TEST
MEHR UNTER WWW.RALEIGH-BIKES.DE
In durchgängig schwarz-matt kommt das
Raleigh Kent Premium E-Trekking-Bike auf
die Pisten. Nur farblich dezent abgesetzte
Applikationen wie Logo und Modellname bilden
minimale optische Akzente. Dadurch erscheint
das Fahrrad ausgesprochen edel und
zeitlos.
Durch ein überarbeitetes Rahmenkonzept
sitzt die Batterie im Unterrohr, des ordentlich
verarbeiteten Alurahmens. Der Bosch Powertube
Akku liefert 500 Wattstunden und
kommt dadurch auch auf ausgiebigen Touren
nicht aus der Puste.
Beim Motor setzt Raleigh auf die Bosch Performance
Line CX mit 36 Volt und 250 Watt.
Der bewährte Antrieb läuft ruhig und befördert
den Fahrer unterstützend auch in steilen
Anstiegen tadellos bis zum Gipfelkreuz. Das
große Display mit Nahbedienteil und Schiebehilfe
lässt sich gut ablesen und hält den Piloten
durch zahlreiche Daten immer auf dem
aktuellen Stand.
Für eine immer passende Tret-Übersetzung
steht Shimanos Alfine 8-Gang-Nabenschaltung
zur Verfügung. Sanft und geschmeidig
lassen sich die Gänge auf allen Strecken verwalten.
Mit den Shimano Deore T6000 Scheibenbremsen
(180 mm) hat man das Rad auch
in brenzlichen Situationen stets unter Kontrolle.
Zustätzlichen Komfort liefert Suntours
NEX E25 Federgabel. Die blockierbare Gabel
mit 15-Millimeter-Steckachse gleicht kleinere
Unebenheiten zuverlässig aus.
Bei nächtlichen Fahrten kann man sich auf
den verbauten Herrmans H-Black MR8 LED
Scheinwerfer verlassen. Der Strahler bietet
eine breite sowie weite Ausleuchtung
der Fahrbahn und sorgt dadurch für Sicherheit
und Sichtbarkeit im Straßenverkehr und
auf dem Radweg. Das Rücklicht ist in einen
Racktime Systemgepäckträger integriert. Um
eine individuell angepasste Sitzposition zu
ermöglichen, wird ein verstellbarer Vorbau
eingesetzt. Schwalbe Marathon Racer Schlappen
runden das überzeugende Konzept des
Raleigh Kent Premium ab.
FAZIT: Beim Kent Premium von Raleigh gefällt
uns vor allem das fehlerverzeihende
Fahrverhalten. Das Rad läuft wie auf Schienen
durch die Landschaft und präsentiert sich mit
zeitloser Optik als edles und zuverlässiges
Geschoss.
TECHNIK
Preis: ab 3399,99 Euro
Gewicht: 25,8 kg
Rahmengrößen: S, M, L, XL
Farbe: Magicblack matt
AUSSTATTUNG:
Gabel: SR Suntour NEX E25, blockierbar, 15 mm Steckachse
Schaltung: 8-G Shimano Alfine, Shimano Alfine
Bremsen (v/h): Shimano Deore T6000, hydraulische Scheibenbremse
Bereifung: Schwalbe Marathon Racer, 40-622
SONSTIGES:
Scheinwerfer: Herrmans H-Black MR8, LED ; Vorbau:
Concept SL, verstellbar; Gepäckträger: Racktime Systemgepäckträger,
mit integriertem Rücklicht
ANTRIEB:
Motor: Bosch Performance Line CX, 36
Batterie: Bosch PowerTube Li-Ion 36 V
Display: Bosch Intuvia LCD
37
MERDIA eSPRESSO CITY 900 EQ
VIDEO
Die Schutzbleche unter dem stabilen Gepäckträger
von Racktime bieten einen ausreichend
guten Spritzschutz.
Der Shimano E8000-Antrieb ist kraftvoll und bringt
im Zusammenspiel mit der 11-fach-Schaltung
genügend Drehmoment auf die Straße, um auch
längere Steigungen mühelos zu bewältigen.
38 TEST
MEHR UNTER WWW.MERIDA-BIKES.COM
Nicht nur einen Espresso, sondern ein
Espresso con Panna hat uns Merida
zum Test zur Verfügung gestellt.
Schon auf den ersten Blick wirkt das City-Rad
im edlen Schwarz mit roten Designelementen
ausgesprochen modisch. Während der Fahrt
offenbart es nach und nach seine Highlights
und sorgt für ungetrübten Fahrspaß. Auch bei
hohen Geschwindigkeiten hielt sich das Lenkerflattern,
das bei manchen Cityrädern öfter
aufgetreten ist, stark in Grenzen. Das doch
sehr wuchtige Unterrohr erfüllt hier einwandfrei
seinen Zweck. Der am Sattelrohr montierte
Akku mit 500 Wh erlaubt es, einen Rahmen
mit tiefem Durchstieg zu verwenden. Dadurch
ist es sogar möglich, am Unterrohr einen
Flaschenhalter anzubringen. Der kraftvolle
Shimano E8000-Antrieb bringt in Zusammenarbeit
mit der 11-fach-Schaltung jederzeit
genügend Leistung, ohne allzu stromhungrig
zu sein. Das EC-E6002 Ladegerät kann durch
seine geringe Baugröße und das niedrige Gewicht
jederzeit auf eine Tour mitgenommen
werden. Mit einem Gewicht von 567 Gramm
belastet es das Gepäck kaum. Der verstellbare
Vorbau ermöglicht es schnell verschiedene
Sitz- und Lenkerpositionen nach Wahl des
Fahrers einzustellen. Ganz besonders begeistert
hat uns die Beleuchtung. Die Hermans H
Black Pro ist mit 100 Lux eine der perfekten
Lampen für den Stadteinsatz. Das Rücklicht
ist im Gepäckträger integriert. Die Schutzbleche
sorgen für ausreichend Spritzschutz und
halten so den Fahrer auch bei widrigen Wetter-
und Straßenbedingungen sauber und trocken.
Die Scheibenbremsen von Shimano packen
kräftig zu und sind sehr gut zu dosieren.
Die luftgefederte Suntour NCX Gabel ist mit
fernbedienbarem Lockout versehen. Auch an
Personen, die ihr E-bike im Auto transportieren,
wurde gedacht. Die robuste Steckachse,
die uns bisher im Cityrad-Segment nicht untergekommen
ist, erleichert die Vorderraddemontage
enorm.
FAZIT: Insgesamt präsentiert sich des Merida
Espresso als Trekkingrad mit City-Geometrie.
Durch seine fast vollständige XT-Ausstattung
wird es seine Besitzer lange Jahre erfreuen.
Mit leicht profilierten Reifen ist es sicherlich
auch gut für Waldautobahnen und Feldwege
geeignet.
TECHNIK
Preis: ab 3799,- Euro
Gewicht: 21,21 kg
Rahmengrößen: XS, S, M, L, XL
Farbe: matt schwarz (anthrazit/rot)
AUSSTATTUNG:
Gabel: Suntour NCX Air
Schaltung: Shimano XT 11-fach
Bremsen (v/h): Shimano XT Scheibenbremse
Bereifung: Continental RIDE TOUR
SONSTIGES:
Shimano XT Nabe; Lenker, Vorbau, Stütze: Merida Expert
Sattel: Merida Comfort; Gepäckträger: Racktime, Beleuchtung:
Herrmans H- Black Pro; Schloss: Abus 5650
ANTRIEB:
Motor: Shimano E8000
Batterie: Shimano E8010
Display: Shimano SC-E6010
39
RAYMON E-TOURRAY 5.5
VIDEO
Der Übergang des Schriftzugs vom Rahmen
zum Akku wirkt wie eine Einheit.
Das große Yamaha Display lässt sich intuitiv bedienen
und sorgt für Überblick.
40 TEST
MEHR UNTER WWW.R-RAYMON-BIKES.COM
Dem Betrachter fallen auf den ersten
Blick die in weiss und grau gehaltenen
Schriftzüge auf, die mit einem
Übergang von Rahmen zu Akku gestaltet sind.
Dadurch wirkt die auf dem Unterrohr aufgesetzte
Batterie mit 500 Watt Leistung fast
schon so, als wäre sie in den Rahmen integriert.
Der Yamaha PW-TE 250-Watt-Motor bietet
mit dem „Automatic Support Mode“ eine
Funktion, die mittels eines zusätzlichen Sensors
automatisch die Unterstützungsleistung
an die Anforderungen des Geländes anpasst.
Das neue Display mit Bluetooth-Verbindung
und dazugehöriger App ist übersichtlich und
komfortabel zu bedienen. Insgesamt gibt es
vier Fahrstufen.
Der Rahmen ist sehr gut verarbeitet und
macht einen massiven Eindruck. Die Geometrie
sorgt für eine angenehme und bequeme
Sitzposition, die zu langen und ausgiebigen
Touren einlädt. Bei den Komponenten setzt
Raymon auf altbewährte Anbauteile: Shimano
Deore XT Schaltung und hydraulische
Scheibenbremsen, SR Suntour SF17 NCX-D
COIL LO Gabel mit 63 Millimetern Federweg
sowie Ride Tour Reifen von Continental. Der
AXA Compactline Scheinwerfer mit 35 Lux
Leuchtkraft lässt auch bei Nacht Freude am
Fahren aufkommen.
Einmal aufgesattelt, fühlt man sich direkt
wohl auf dem E-Tourray 5.5. Auf gerader Strecke
rollt man ohne Flattern und Knattern auf
einer wie mit dem Lineal gezogenen Spur
dahin. Da kommt Freude auf. Der Motor läuft
gleichmäßig und gibt seine unterstützende
Power sanft aber kraftvoll zu. Auf ruppigen
Pistenabschnitten erledigt die Suntour Gabel
tapfer ihre Dienste und dämpft spürbar Unebenheiten
ab. Der Ride Tour Reifen bietet
auf nasser Fahrbahn und in engen Kurven sicheren
Halt. Auch alle anderen Kompenenten
greifen im Zusammenspiel spürbar ineinander.
Das Cockpit, mit dem 700 Millimeter breiten
Lenker, wirkt aufgeräumt und übersichtlich.
Allerdings hätten wir uns über etwas
ergonomischere Griffe gefreut.
FAZIT: Das Raymon E-Tourray 5.5 ist ein robustes,
für ausgiebige Touren ausgelegtes
E-Bike, das durch stimmig ausgewählte Komponenten
überzeugt. Mit diesem Rad haben
nicht nur Freizeitradler ihren Spaß , sondern
ist auch für Berufspendler optimal geeignet.
TECHNIK
Preis: ab 2899,- Euro
Gewicht: 23,7 kg
Rahmengrößen: 44, 48, 52 cm
Farbe: Black/Dark Grey/White
AUSSTATTUNG:
Gabel: SR Suntour, SF17-NCX-E-AIR LO DS
Schaltung: Shimano, Deore XT, RD-M8000
Bremsen (v/h): Shimano, Deore XT
Bereifung: CONTINENTAL, Ride Tour
SONSTIGES:
AXA, compactline 35, 35 lux,
Gepäckträger: STANDWELL, SW-CA429B 28“
ANTRIEB:
Motor: YAMAHA, PW-TE, 250 W, 60 Nm, 25 km/h, Fahrstufen: 4
Batterie: YAMAHA, Unterrohr Akku, 500 Wh, Downtube
Display: YAMAHA, Multi Function Display, Bluetooth
41
BERGAMONT E-HELIX EXPERT EQ GENT
VIDEO
Der Rahmen basiert auf Bergamonts weiterentwickeltem
Universal Chassis Concept.
Gepäckträger und Schutzblech überzeugen durch
Stabilität und Robustheit.
42 TEST
MEHR UNTER WWW.BERGAMONT.COM
Das E-Helix beginnt laut Hersteller dort,
wo ein Trekkingrad an seine Grenzen
stößt und ein Mountainbike unterfordert
ist. Man könnte also sagen, dass dieses
Rad eine eigene Gattung darstellt und somit
eine Lücke schließt. Und in der Tat: schon der
optische Eindruck des Bikes unterstreicht die
Absichten von Bergamont. Der Rahmen basiert
auf dem UNIVERSAL CHASSIS CONCEPT.
Damit ist es möglich entweder einen semiintegrierten
Bosch PowerPack oder einen vollintegrierten
Bosch PowerTube zu installieren,
mit dem unser Testbike ausgestattet war. Beim
E-Helix Expert EQ wurde das Rahmensystem
weiterentwickelt und bietet nun eine flexible
Plattform für eine Full-Suspension Version. Auf
ruppigen Pisten und in unwegsamem Gelände
sorgen Gabel und Hinterbaudämpfer SR-Suntour
für Entspannung. Beide Federelemente
arbeiten gut zusammen und tragen zum komfortablen
Fahreindruck des Rades bei.
Ausgestattet ist das E-Helix Expert EQ mit bewährten
Schaltkomponenten und Scheibenbremsen
von Shimano. Mit der G-One Allround
Bereifung von Schwalbe wurden Gummis gewählt,
die auf der Straße keine große Reibung
verursachen und im Gelände dennoch ausreichend
Grip bieten, um ein sicheres Fortkommen
zu gewährleisten. Die stabilen Schutzbleche
und der Gepäckträger von Racktime
runden die massive Bauweise des Rades ab
und verdeutlichen einmal mehr, dass es sich
hier nicht nur um ein Trekkingrad handelt.
Dies ist auch deutlich im Fahrbetrieb zu merken.
Egal ob auf gerader Strecke oder in engen
Kurven, das E-Helix lässt sich nicht aus der
Ruhe bringen und läuft wie auf Schienen durch
die Landschaft. Der Bosch Performance Line CX
Motor mit 250 Watt Leistung zögert auf extrem
steilen Passagen keine Sekunde und schiebt
das Vehikel oder Schnurren und Murren den
Berg hinauf. Insgesamt hat das Rad eine sehr
angenehme Laufruhe zu bieten. Bei Nacht sorgen
die 70 Lux der IQ-XS Lampe von B&M für
den nötigen Weitblick und damit für Sichtbarkeit
und Sicherheit. Das E-Helix entspricht der
StVZO und kann damit ohne Bedenken auch in
der Stadt am Staßenverkehr teilnehmen.
FAZIT: Mit dem E-Helix Expert EQ hat Bergamont
ein Fahrrad im Programm, das die Lücke
zwischen Trekkingrad und Mountainbike zu
schließen scheint. Es ist für Pendler und Tourenfahrer,
die gerne mal abseits von befestigten
Wegen fahren, das ideale Bike.
TECHNIK
Preis: ab 3999,- Euro
Gewicht: 26,3 kg
Rahmengrößen: 46/50/54/58 cm
Rahmen: AL-6061 Ultra Lite Rohrsatz
AUSSTATTUNG:
Gabel: Suntour Mobie 25 Air, 100 mm
Dämpfer: Suntour UNAir LO R8, 80 mm
Schaltung: Shimano SLX, 1x11
Bremsen: Shimano BR-MT200, 180 mm
Frontleuchte: B&M IQ-XS, 70 Lux
Rückleuchte: B&M Toplight 2 C, LED
ANTRIEB:
Motor: Bosch Performance Line CX, 250W
Batterie: Bosch 36 V Li Ion, 500 Wh, Powertube
Display: Bosch Kiox
43
KELLYS ESTIMA 50
VIDEO
Der Akku ist im besonders stabilen Gepäckträger
gut aufgehoben.
Die ordentlich verlegte Kabelführung lässt das
Estima aufgeräumt erscheinen.
44 TEST
MEHR UNTER WWW.KELLYSBIKE.COM
Das spanische Wort Estima heißt ins
Deutsche übersetzt »Wertschätzung«.
Treffender hätte Kellys das neue Tourenbike
nicht betiteln können. Die gute Verarbeitung
und robuste Bauweise des Aluminium-
Rahmens lässt das Rad schon rein optisch sehr
hochwertig erscheinen. So gefällt uns auch
das silbergraue Design, mit dezenten gelben
Akzenten, sehr. Die Monotube-Geometrie lässt
ein bequemes Auf- und Absteigen zu und stützt
dadurch unseren ersten positiven Eindruck
vom Estima 50. Ebenso wurde bei der Komponentenwahl
auf Langlebigkeit und Wartungsfreiheit
geachtet.
Der Shimano Nexus 7-Gang-Antriebsstrang
mit Nabenschaltung ist robust, wetterfest
und zeichnet sich durch sein leichtgängiges
Schaltvermögen aus. Beim Motor setzt Kellys
auf den brandneuen STEPS E5000 mit 36 Volt
von Shimano. Er verfügt über drei Leistungsmodi
und ist dank der Bordanzeige einfach zu
steuern. Der starke 418-Watt-Akku ist im Gepäckträger
integriert und lässt sich spielend
herausnehmen und wieder einsetzen. Das
Cockpit wirkt aufgeräumt und übersichtlich.
Eine Erwähnung ist vor allem die gut verlegte
Kabelführung wert. Shimanos hydraulische
160-Millimeter Scheibenbremsen arbeiten
präzise und sorgen zuverlässig in jeglicher Situation
für Sicherheit.
Im Fahrbetrieb macht sich rasch die bequeme
Sitzposition bemerkbar. Hierzu trägt auch der
verstellbare Vorbau, die gefederte Sattelstütze
und die SR Suntour Federgabel mit 63 Millimetern
Federweg sowie Lockout-Funktion bei.
Besonders auf Kopfsteinpflaster und groben
Feldwegen ist das gute Ansprechverhalten der
Dämpfung spürbar. Bei der Bereifung setzt der
Hersteller auf Bewährtes: So wurde das Estima
mit Energizer Life Schlappen von Schwalbe
ausgestattet, die sich durch Laufruhe und
einer hervorragenden Traktion auszeichnen.
Insgesamt können wir dem Estima ein überaus
gelungenes Fahrverhalten bescheinigen.
Selbst bei hoher Geschwindigkeit und in engen
Kurven lässt sich das Kellys nicht aus der
Ruhe bringen und gibt dem Piloten immer ein
sicheres Gefühl.
FAZIT: Kellys hat mit dem Estima 50 ein Tourenrad
im Programm, das weder ausgiebige
Überlandfahrten noch den überfüllten Stadtdschungel
scheut.
TECHNIK
Preis: ab 2199,- Euro
Gewicht: 24,6 kg
Rahmengrößen: 450mm (S) / 480mm (M)
Rahmen: KELLYS e-Power alloy monotube
AUSSTATTUNG:
Gabel: SR SUNTOUR NEX-E25 HLO, 63mm / Speed Lockout
Kurbel: SHIMANO Steps E5000
Schaltung: SHIMANO Nexus SL-7S31 7-Gang
Bremsen: SHIMANO M315 Hydr. Disc 160mm
Naben: SHIMANO TX505 Disc / SHIMANO Nexus C3001
Bereifung: SCHWALBE Energizer Life (28x1.75)
SONSTIGES:
Sattel: SELLE ROYAL Freedom Royalgel
Beleuchtung: LED E-bike
ANTRIEB:
Motor: SHIMANO Steps E5000, 36V
Batterie: SHIMANO BT-E6000, 418Wh
Display: SC-E 6100
45
COOPER E DISC
VIDEO
Der im Nabenmotor versteckte Akku wird über
einen Slot an der Achse geladen.
Für eine reibungslos sanfte Fahrt sorgt der Gates
Carbonriemenantrieb.
46 TEST
MEHR UNTER WWW.COOPERBIKES.COM, WWW.TECHNIBIKE.DE
Die Cooper Car Company ist vor allem
als Hersteller des legendären original
Mini Cooper weltweit bekannt. Seit
dem Jahr 2009 ist Cooper Bikes der Geschäftsbereich,
der sich mit dem Thema Fahrrad
auseinander setzt. So haben sich die Entwickler
mit ihrer ersten Bike-Linie an die Philosophie,
die Ingenieurskunst, das Design und die
Innovation gehalten, die Cooper einst berühmt
machte. Jetzt präsentiert Cooper Bikes
in Kooperation mit TechniBike die ersten E-
Fahrräder. Gemeinsam wollen TechniBike und
Cooper die Form des modernen städtischen
Radfahrens nach und nach entscheidend verändern.
Und in der Tat: Das neue Spitzenmodell
Cooper E Disc ist eine wahre Schönheit.
Das konsequent umgesetzte Design des City-
Pendler-Rads ist an Purismus und adlig wirkender
Ausstrahlungskraft kaum zu überbieten.
Der Reynolds 520 Stahlrahmen ist perfekt
verarbeitet und die in matt gehaltene Lackierung
mit ganz dezent angebrachten Designelementen
lassen das Rad zeitlos wirken. Die
in selber Farbe gestalteten Schutzbleche sind
maßgenau im gleichen Abstand zur Bereifung
angebracht. Sehr schön finden wir auch den
Gates Carbonriemenantrieb, der eine schmutzfreie
und reibungslos sanfte Fahrt bietet. Die
hydraulischen Shimano Altus Scheibenbremsen
zeigen gute Bremskraft und lassen sich
sanft dosieren. Der im Cooper E eingesetzte
Zehus All in One-Motor mit 250 Watt Leistung
schaltet sich automatisch ein und unterstützt -
je nach gewähltem Power Modus - bis zu einer
Geschwindigkeit von 25 km/h. Der Akku ist in
der Nabe versteckt und wird an einem Slot
an der Achse geladen. Sehr gut gefällt uns
auch die regenerative Bremsfunktion. Damit
kann das Rad abgebremst und als Generator
genutzt werden. Das integrierte kinetische
Energie-Regenerationssystem (KERS) lädt den
Akku während der Fahrt wieder auf. Um diese
Funktion zu aktivieren, müssen die Pedale nur
rückwärts bewegt werden. Die volle Funktionalität
des Antriebssystems kann über die
bitride-my bike-App genutzt werden und ist
für die gängigen Betriebssysteme kostenlos
erhältlich. So können beispielsweise Informationen
wie Akkustand, Geschwindigkeit, Distanz
und Motorleistung ausgelesen werden.
FAZIT: Wer großen Wert auf schnörkel- und
zeitloses Design in Verbindung mit Purismus
und Funktionalität legt, der liegt mit dem
Cooper E Disc goldrichtig.
TECHNIK
Preis: ab 2799,- Euro
Gewicht: 13,95 kg
Rahmengrößen: S(52)/M(57)/L(61)
Rahmen: Reynolds 520 Stahl
Kurbel: Gates 170mm
Steuersatz: FSA TH-882
Bremsen: Shimano Altus Hydraulic DISC
Vorbau: Cooper
Lenker: Cooper 580 mm / 25,4 mm
Bereifung: Vittoria Randonneur 700x28C
Felgen: Vittoria Tactic
Vorderradnabe: Vittoria
Sattel: Brooks Kambium C17 All Weather Gates
Kettenring: Gates 50T
Innenlager: Sturmey Archer BBS15
Motor: Zehus Bike All in One
47
HERCULES INTERO I-R8
VIDEO
Der Akku sitzt schön versteckt im eleganten Unterrohr.
Das große Display ist zentral über der Vorbau-
Lenker-Aufnahme montiert.
48 TEST
MEHR UNTER WWW.HERCULES-BIKES.DE
Hercules kommt in 2020 mit dem neuen
City-Bike Intero I-R8 daher, das schon
vom ersten optischen Eindruck ein
wahres Luxuspaket erwarten lässt. Die weiße
(auch in schwarz und dunkelrot erhältlich), mit
kleinen unaufdringlichen Applikationen gestaltete
Lackierung, in Kombination mit den
klaren Linien sowie der anmutend guten Verarbeitung
des Rahmens, lässt das Rad massiv,
aber dennoch zeitlos und edel wirken. Der tiefe
Einstieg sorgt für ein bequemes Aufsatteln.
Schon auf den ersten Metern zeigt sich das
weiße Intero als ein zahmer Schimmel, der jeden
Reitfehler verzeiht.
Egal ob auf gerader Strecke oder durch enge
Kurven: es fließt regelrecht über den glatten
Asphalt. Auf schlechtem Straßenbelag und auf
ruppiger Piste leistet die bewährte Schwalbe
Energizer Active Plus Bereifung im Zusammenspiel
mit der SR Suntour NEX-E25 Federgabel
und der gefederten Sattelstütze gute Dienste.
Man hat zu jeder Zeit und jeglicher Situation
ein sicheres Fahrgefühl.
Als einer der ersten Hersteller hat Hercules
das Modell mit dem neuen Panasonic GX Power
Antrieb ausgestattet. Der 250-Watt starke
Motor zeigt sich beim Anfahren besonders
sensibel, steigert jedoch mit zunehmender Belastung
die Energie und sorgt dadurch für beeindruckende
Beschleunigung. Sehr gut finden
wir die Kombination zwischen Antriebssystem
und der eingesetzten Shimano Nexus 8-Gang-
Schaltung mit Drehgriffhebeln.
Der Akku, der dank innovativer Monocoque-
Bauweise elegant ins Unterrohr integriert wurde,
ist in drei Leistungsvarianten (417, 504, 630
Wh) erhältlich. Das Display wirkt übersichtlich
und ist gut ablesbar. Die vielen Funktionen
sind einfach zu bedienen.
FAZIT: Mit dem Intero I-R8 ist Hercules ein attraktives
und optisch schnörkelloses Citybike
gelungen. Es überzeugt durch die moderne
Rahmenbauweise sowie den bewährt ausgewählten
Anbauteilen. Die Geometrie ist überaus
bequem und zeigt sich verständnisvoll bei
Fahrfehlern oder in brenzligen Situationen im
Straßenverkehr.
TECHNIK
Preis: 2.599,- bis 2.999,- Euro
Gewicht: 24,2 kg
Rahmengrößen: 45, 49, 53, 57 cm
Rahmen: 6061 Aluminium, Intube
AUSSTATTUNG:
Gabel: SR Suntour NEX-E25, einstellbar
Kurbel: Aluminium für Panasonic
Schaltung: Shimano Nexus, 8-Gang
Bereifung: Schwalbe Energizer Active Plus
SONSTIGES:
Gepäckträger: i-Rack, Systemträger
Schutzblech: SKS, A56, Kunststoff
Frontlicht: HERCULES, FH 40, LED, b. z. 40 Lux
Rücklicht: AXA Blueline, Gepäckträgerrücklicht, LED
ANTRIEB:
Motor: Panasonic GX Power 36V 250W
Batterie: 417, 504, 630 Wh
Display: Panasonic LCD Center Display, mit Remote
49
NUVELOS URBAN MIT CITY KIT
VIDEO
Der Hinterbau kommt durch die stabile Bauweise
mit nur 2 diagonal versetzten Streben aus.
Ein einfach zu öffnender Deckel am Oberrohr,
ermöglicht einen raschen Akkuwechsel.
50 TEST
MEHR UNTER WWW.NUVELOS.COM
Immer wieder wagen sich auch innovative
Unternehmen außerhalb der Bike-Industrie
an die Entwicklung neuer Fahrradkonzepte.
Nicht selten überzeugt so manch ein „Quereinsteiger“
mit überraschend frischer Ideenvielfalt.
Zu diesen Entwicklern ist ohne Zweifel
auch der Polymerspezialist „Rehau“ hinzuzufügen,
der vor allem als Entwicklungspartner
namhafter Automobilhersteller agiert. Mit dem
Nuvelos E-Bike ist dem Unternehmen ein Elektrofahrrad
geglückt, das nicht nur über eine außergewöhnliche
Optik verfügt, sondern zudem
ein individuelles Mobilitätskonzept innerhalb
der Fahrradbranche liefert.
Das Nuvelos E-Bike basiert auf einem im
Spritzgussverfahren hergestellten Composite-Rahmen,
der mit unterschiedlichen Ausstattungsvarianten
bestückt wird. Neben vier
Standardvarianten hat der Käufer aber auch
die Möglichkeit, die einzelnen Komponenten
individuell zu wählen und sein eigenes Nuvelos
als Unikat zu gestalten. Wir durften das
Standard-Modell „Nuvelos Urban“ mit City Kit
ausgiebig testen. Beim Anblick des Vehikels
kamen wir nicht an dem Gedanken vorbei, wir
hätten es mit einem kleinen Motorrad zu tun.
Dies bestätigte sich jedoch bereits auf den ersten
Metern nicht. Gleich zu Beginn wurden wir
von den fahrradtypischen Eigenschaften mehr
als überzeugt. Die Sitzposition und das Fahrverhalten
lassen den Piloten regelrecht den
Eindruck gewinnen, er würde mit dem Nuvelos
verschmelzen.
Das Handling ist erwähnenswert entspannt
und wir düsen mit einem wohligen sowie sicheren
Gefühl um jede Kurve. Die Bodenhaftung
der breiten 27,5-Zoll-Reifen zeigt bergauf,
bergab, auf Asphalt und auf losem Untergrund
beste Eigenschaften. Insgesamt dürfte das
hauptsächlich auf die besondere Gesamtkonstruktion
des Rades zurückzuführen sein. Die
Komponenten unseres Modells könnten für
den Einsatzbereich „Urban“ kaum besser abgestimmt
sein. Alles funktioniert wie es soll.
Selbst die Automatik-Schaltung lässt keine
Möglichkeit zur Kritik übrig. Auch bei Druck
schalten sich die Gänge sanft ins Getriebe.
Gut finden wir die Platzierung des Akkus, der
im Oberrohr steckt und durch einen leicht abnehmbaren
Deckel herausgenommen und ausgetauscht
werden kann.
FAZIT: Das Nuvelos ist ohne Zweifel ein Hingucker
im alltäglichen Stadt- und Straßenverkehr.
Besonders zu erwähnen sind die variablen
Ausstattungsmöglichkeiten, die der
Hersteller bietet und dadurch mit nur einem
Rahmenkonzept das passende Rad zum jeweiligen
Einsatzbereich in der urbanen Mobilität
geformt werden kann. Übrigens: Der Rahmen
ist zu 100% recycelbar.
TECHNIK
Preis: 3.568,00 Euro (Nuvelos Urban City Kit)
Gewicht: 23 kg
Rahmen: Nuvelos Composite E-Bike, unisize
AUSSTATTUNG:
Gabel: Luft-Federgabel SR Suntour Raidon
Kurbel: NUVELOS Customized Crank Set
Vorbau: Ergotec Swell X 34,8mm x 100mm
Schaltung: Shimano Nexus Inter 5E mit Automatikoption
Bremse: hydraulische Shimano Deore mit 180mm Disc v./h.
Bereifung: Schwalbe G-One Performance
SONSTIGES:
Beleuchtung: Lezyne Power StVZO Pro E80 mit Reflektor
Pedale: Ergotec Pedal 831 sandpaper
Sattel: Selle Royal Essenza
Schutzblech: Nuvelos Aluminium 80mm
ANTRIEB:
Motor: Shimano STEPS E6300, 250W
Batterie: Darfon 504 Wh (ca. 100km Reichweite)
51
5. DEW21 E – BIKE
FESTIVAL DORTMUND
PRESENTED BY SHIMANO
Wenn im kommenden Frühjahr vom 3. bis 5.
April 2020 die 5. Auflage des größten europäischen
Festivals dieser Art in der Westfalenmetropole
ansteht, dürfen sich die Besucher
der Jubiläumsveranstaltung auf eine neue,
spannende Ausrichtung freuen. Drei Tage
lang geht es in der Dortmunder Innenstadt
in der gesamten Bandbreite rund um das
Thema E-Mobilität. Der Bereich „Service“
umfasst ganz speziell die alltäglichen Dinge,
die mit dem E-Bike zusammenhängen.
Natürlich verbraucherfreundlich aufbereitet,
präsentiert in Workshops, Servicebeiträgen
und Tests. Nicht nur theoretisch, sondern
ganz konkret kann sich der Fachbesucher in
Workshops und Vorträgen, gemeinsam mit
den Partnern von Shimano oder DEW 21,
über das informieren, was in der Praxis zum
Alltag gehört:
Von der richtigen Akkupflege, über rechtliche
Dinge bis hin zur passenden Versicherung
oder dem besten Leasingangebot. Was tue
ich, wenn der Akku brennt und immer schwächer
wird, gehört ein E-Bike in die Garage,
wie kann ich mich über die Ladeinfrastruktur
für meine nächste Tour informieren? All diese
Fragen und mehr werden in Dortmund von
52 EVENTS
Spezialisten beantwortet. Parallel dazu wird
auch das bisherige Erfolgsthema „Testen“
noch weiter ausgebaut. Die Shimano-Test-
Area auf dem Brüderweg und vor der Reinoldikirche
wird ein neues Gesicht bekommen
und zum „aktiven Zentrum“ des Festivals ausgebaut.
Besonders der eMTB-Parcours wird
sich in einem neuen Erscheinungsbild präsentieren.
Denn ein buntes Beispiel für den
Imagewandel des E-Bikes ist die wachsende
Gruppe von E-Mountainbikern. Der Marktanteil
lag vor zwei Jahren bei rund 15 Prozent,
Tendenz steigend. Da durch das eMTB komplett
neue Wege und Trails erkundet werden
können, werden auch die Zielgruppen immer
umfassender. Der neue eMTB Parcours
steht für Jedermann offen und bietet auch
für Anfänger beste Bedingungen für praxisnahe
Testfahrten. Nicht jeder kommt mit den
erhöhten Geschwindigkeiten seines E-Bikes
auf Anhieb zurecht. Das haben die Unfallzahlen
der Vergangenheit gezeigt. Allein aus
diesem Grunde wird in Dortmund das Angebot
für Fahrsicherheits- und Fahrtechnik
Workshops erheblich ausgebaut. Wer nicht
mit seinem eigenen E-Bike fahren will, der
kann sich wie im Vorjahr kostenlos eines der
VIDEO
E-Mobilität erfahren –
der größte E-Bike Verbrauchertest
live in der Dortmunder
Innenstadt 2020
53
über 1.000 Testräder ausleihen. Mit einem
neuen zentralen Ausleih-System soll dies
noch einfacher und sicherer werden.
Zum Jubiläumsevent vom 3. bis 5. April
2020 zeichnet sich auch eine weiterhin erhöhte
Nachfrage bei den Ausstellern ab. „Es
werden wohl mehr als die 150 Aussteller
werden, die wir 2019 in Dortmund hatten“,
erwartet Festival-Leiter Christian Stephan
eine Rekordbeteiligung auf dem einmaligen
Eventgelände mitten in der Dortmunder City
um Reinoldikirche, Kleppingstraße und Alter
Markt. Für jeden Anspruch gibt es damit in
Dortmund das passende Konzept, ob Trekking
oder City-E-Bike, E-Mountainbike, E-Faltrad
oder E-Lastenrad, gemütlicher Tiefeinsteiger
oder sportliches Rennrad.
Das DEW21-Symposium mit hochkarätigen
Gastrednern und spannenden Talkrunden
ist bereits für den Donnerstag, 2. April geplant.
Im Anschluss daran ist die offizielle
Festival-Gala zum fünfjährigen Bestehen des
DEW21 E-BIKE Festival Dortmund presented
by SHIMANO angesetzt.
Nach der offiziellen Eröffnung des Festivals
am Freitag, 3. April, dürfen auch die Besucher
in die Pedale treten. Die Ziele der
DEW21 E-Bike Touren führen zu den spannendsten
und interessantesten Punkten
Dortmunds und sind dabei maßgeschneidert
auf jede einzelne Gruppe. Abends auf
der Festivalbühne neben der Reinoldikirche
wird es traditionell etwas lauter. Mit dem
Projekt „Dortmund Calling“ unterstützt
DEW21 die lokale Bandszene im Bereich
Rock und Popmusik.
Am Samstagnachmittag fällt der Startschuss
zum CargoBikeRace für Lastenräder
im Test Area auf dem Brüderweg, ein
absolutes Highlight, sowohl für die Fahrer-
54 EVENTS
Innen als auch für die Zuschauer. Abends
steigt dann die große Jubiläums-Party auf
der DEW21 Festivalbühne.
Der letzte Veranstaltungstag ist gleichzeitig
verkaufsoffener Sonntag in Dortmund und
auch Familientag. Am DEW21-Stand gibt
es den Familienpass, der Groß und Klein
zu zahlreichen Stationen auf dem gesamten
Festivalgelände führt. Ganz neu wird ein
Kids Bike-Event sein. Und was man alles mit
einem Bike anstellen kann, zeigt der Österreicher
Dominik Raab, einer der weltbesten
Trial-Biker der Welt, bei einer eindrucksvollen
Show auf dem Trial-Mountainbike.
INFOS
3. BIS 5. APRIL 2020
DORTMUNDER CITY UM REINOLDIKIRCHE,
KLEPPINGSTRASSE UND ALTER MARKT
EBIKE-FESTIVAL.ORG
55
UNTER STROM GESETZTE SPORTIVE FAHRRÄDER
ES LEBE DER
SPORT
Text: Andreas Burkert I Bilder: KTM / VeloTOTAL
Vor allem das E‐Mountainbike erfreut sich stark
wachsender Popularität, denn es vergrößert die
Hausrunde, macht bisher unerkundete Anstiege
bezwingbar und effektiveres Training möglich.
Die Bandbreite reicht hier vom puristischen
Touren-Hardtail über vollgefederte Allrounder
und verstromte Enduro-Geräte bis hin zu amtlichen
Downhill-Bikes mit eingebautem Lift.
Das elektrische Äquivalent zum City- und
Trekkingrad, das Touren-Pedelec, weist meist
ein paar mehr Gänge aus, hat eine etwas sportlichere
Ergonomie und verträgt auch einiges
an Gepäck. Um mit einem Pedelec auf größere
Reisen zu gehen, bedarf es allerdings eines
durchdachten Akku-Managements.
ERSTE DEUTSCHE E-BIKE-RENNSERIE
Mittlerweile gibt es eine ganze Menge an E-
Bike Rennen. 2014 führte die Enduro One als
erste deutsche Rennserie eine E-Bike Wertung
ein. 2019 gab es einige neue, aber auch altbewährte
Formate, wie zum Beispiel die Kenda
Enduro One, die Bosch eMTB Challenge und
sogar eine Deutsche E-Bike Meisterschaft, die
im Rahmen der Kenda Enduro One stattfand.
DAS ELEKTRIFIZIERTE RENNRAD
Mit dem unter Strom gesetzten Rennrad ist seit
kurzer Zeit auch die letzte Bastion der Traditionalisten
gefallen. Der technische Fortschritt
56 TEST
machte auch vor dem guten Rennrad nicht halt
und es war nur eine Frage der Zeit, bis der Trend
vom Trekkingrad über das MTB bis zum Rennrad
vorstoßen würde. Sicherlich ist man auch mit
herkömmlichen Rennrädern schneller unterwegs
wie mit den 25 km/h, die gewöhnliche Pedelecs
bieten. Bei der Geschwindigkeit nämlich
regelt die Motorelektronik ab. Das elektrifizierte
Rennrad aber spielt seinen Vorteil auch hauptsächlich
am Berg aus.
Die Skepsis in der Rennrad-Szene ist noch sehr
groß, aber früher oder später werden auch die
elektrifizierten Rennräder ihre Nische finden.
Letztendlich profitieren all diejenigen davon,
wie mit dem E-MTB, E-Rennrad oder sportiven
Touren-Pedelec vor allem auf der Suche nach
Abenteuern sind und für die weniger der Gedanke
an Leistung, als der Spaß am Fahren im
Vordergrund steht. Und natürlich profitieren von
der Entwicklung auch ältere oder eingeschränkte
sportliche Fahrer, die nur noch bedingt leistungsfähig
sind, aber ihr heißgeliebtes Hobby
nicht aufgeben wollen.
Elektrifizierte sportive Fahrräder werden sich
kontinuierlich weiterentwickeln, doch die aktuelle
Generation ist bereits sehr ausgereift und
lässt gemäß unseren Fazits bei den Tests, für die
meisten Anwender kaum noch Wünsche offen.
Sportive Elektrofahrräder gewinnen immer mehr an Marktrelevanz und
sind eines der anhaltenden Trendthemen in der Radbranche. Vor wenigen
Jahren wurden E-Mountainbikes oder E-Rennräder noch belächelt
und als Rentner-Räder in eine Schublade gesteckt, doch heute stellen
sie die Speerspitze der technologischen Entwicklung dar.
57
GREENS E-BIKE CORBY
VIDEO
Gelungene Designabstimmung: Die schwarzen
Schutzbleche von SKS harmonieren bestens mit
den schwarzen Felgen.
Der Bosch Performance Mittelmotor schiebt das
E-Bike auch im Gelände nahezu geräuschlos an.
58 TEST
MEHR UNTER WWW.GREENS-BIKES.DE
Mit dem Corby fährt die Bike Manufaktur
Greens ein solides Pedelec
für Tourenradler auf die Bühne, die
weder tagelange Ausfahrten noch das Gelände
scheuen. Das 27,5-Zoll große E-Bike
findet seine Bewunderer daher auch bei den
sportlich ambitionierten Fahrern, die ein klassisches
Trekking-Bike mit einem vernünftigen
Preis-Leistungsverhältnis suchen. Dafür
erhalten Sie ein vollausgestattetes Fahrrad,
unter anderem mit steckbaren Schutzblechen
von SKS, einem 30-Lux-Axa-Vorderlicht
und Standrücklicht von Trelock sowie einem
Bosch Purion-Display. Schon bei der Anlieferung
zum Ge-Checkt-Test fiel uns die gelungene
Designabstimmung auf. Die Konstrukteure
haben zum mattschwarz gestalteten
Aluminiumrahmen die Reifen auf schwarzen
Hohlkammerfelgen aus Aluminium montiert.
Und selbst die Speichen sind in Schwarz gehalten.
So wirkt das ganze Pedelec seriös. Da
stört es auch nicht, dass der herausnehmbare
Lithium-Ionen-Akkumulator am Rahmen
angedockt wurde und dort den Platz für eine
Trinkflaschenhalterung einnimmt. Die 500
Wattstunden des etwa 2,5 Kilogramm schweren
Energiespeichers sollen das E-ATB rund
125 Kilometer weit bringen, abhängig von der
individuellen Fahrweise, dem Geländeprofil
und anderen Faktoren, wie etwa kalte Wintertage.
Im winterlichen Bayern konnten wir diesen
Wert sogar noch überbieten. Bei 132 Kilometern
haben wir den Akku wieder geladen.
Allerdings sind wir ausschließlich auf ebener
Strecke gefahren. Mit der 10-Gang-Deore-
Schaltung gelang es uns dabei, schnell die
25 km/h-Marke zu überschreiten, bei der der
Bosch Performance Mittelmotor nicht mehr
unterstützend eingreift. Die Race King-Bereifung
von Continental fährt sich überraschend
leicht. Erfreulich: In jedem Fahrmodus, von
Eco bis zur höchsten Tretunterstützung, regelt
die Motorelektronik fein und reaktionsfreudig
den Antrieb des annähernd 20 Kilogramm
(ohne Akkumulator) schweren Pedelecs. Dass
die Rückleuchte an der linken Seite der hinteren
Querstrebe befestigt wurde, stört selbst
bei wilden Geländefahrten nicht. Fällt das
Rad allerdings um, kann es laut „Murphy‘s
law“ doch beschädigt werden.
FAZIT: Das Corby by Greens ist ein empfehlenswertes
eATB mit sehr guten Fahreigenschaften
auf der Langstrecke und gutem Verhalten
im Gelände.
TECHNIK
Preis: ab 2599,95 Euro
Gewicht: 22,5 kg
Rahmengrößen: 46,51 cm
Farbe: black matt
AUSSTATTUNG:
Schaltung: Deore 10 Gang
Gabel: Federgabel mit Lockout
Bremsen (v/h): Hydraulische Scheibenbremsen
Bereifung: Schwalbe
SONSTIGES:
Vorderlicht: Axa 30 Lux, Standrücklicht,
Vorbau: A-head Steckbleche
ANTRIEB:
Motor: Bosch Performance
Batterie: Bosch Li-Ion 500 Wh
Display: Bosch Kiox
Reichweite: 125 km, abhängig von Fahrweise, Geländeprofil,
Temperatur etc
59
KTM MACINA CHACANA LFC
VIDEO
KTM liefert das Macina Chacana LFC unter anderem
mit Schutzblech und Packtaschenhalterung.
Auspacken, aufsteigen, losradeln.
Kaum zu erkennen, aber mit einer enormen Leuchtkraft.
Das Rücklicht ist im Schutzblech integriert.
60 TEST
MEHR UNTER WWW.KTM-BIKES.AT
Das E-Bike Macina Chacana LFC hinterlässt
bereits beim ersten Anblick
einen mächtigen Eindruck. Das 29
Zoll-e-Moutainbike wirkt vor allem wegen
seines hydrogeformten Aluminiumrahmens
sehr stabil. Und so überzeugt das KTM E-Bike
auch dank der hohen Rahmenfestigkeit und
der Fahrstabilität im rauen Gelände. Das vollgefederte
eMTB erlaubt sogar rasante Fahrten
abseits der Straße. Dass sich dabei das Herzklopfen
in Grenzen hält, ist auch der komfortablen
Dämpfung zu verdanken, die manchen
Fahrfehler souverän ausgleicht.
Die Entwickler bei KTM ahnten sicher bereits,
dass unsere Redaktion über Stock-und-Stein
testen wird und haben für anspruchsvolle All
Mountain Strecken das Macina Chacana LFC
mit RockShox Monarch RL Dämpfern und einer
Suntour XCR 34 Luftfedergabel ausgestattet.
Der 130 mm lange Federweg pariert manch
harte Landung beim Sprung mit dem knapp
26 Kilogramm schweren Pedelec. Spurtreue
und Traktion sind aber auch ein Verdienst der
Schwalbe Smart Sam-Bereifung.
Die wirken wegen ihres Profils natürlich dem
Vorwärtskommen entgegen. Doch der Tretlagermotor
leistet mit seinen 250 Watt gute
und nahezu lautlos Arbeit. Selbst bei Fahrten
unter Last hielt sich die Geräuschentwicklung
angenehm in Grenzen. Die feine Abstimmung,
reaktionsfreudige Abstimmung des Motors
erlaubt den schnellen Gangwechsel auch im
schwierigen Gelände.
Natürlich gibt das E-Bike Macina Chacana
LFC auch auf normalen Wegen eine gute Figur
ab. In der Stadt allerdings stört der breite
Comp HB-R10-Lenker. Vor allem auf schmalen
Radwegen. Aber das ist ein generelles Problem
moderner Mountain Bikes.
Das Macina Chacana nur als eMTB zu bezeichnen
wäre aber nicht gerecht. KTM liefert
es nämlich mit Schutzblech, Packtaschenhalterung
und einer Lichtanlage von Busch &
Müller aus. Während die Lumotec IQ-XS LED
Lampe mit ihren 70 Lux die Straße hell ausleuchtet,
sorgt das XelTec Mini Rücklicht für
Sicherheit nach hinten. Faszinierend: Es ist
fast unsichtbar im Schutzblech integriert.
FAZIT: Ein spannendes eMTB mit sehr guten
Fahreigenschaften im Gelände und einer Veranlagung
für lange Trekkingtouren.
TECHNIK
Preis: ab 4099,- Euro
Gewicht: 26,2 kg
Rahmengrößen: 41, 43, 48, 53 cm
Farbe: black matt (toxicyellow + azzuro)
AUSSTATTUNG:
Gabel: Suntour XCR 34, 130 mm
Schaltung: Shimano SLX M 7000, 11 Gang
Bremsen (v/h): Hydraulische Scheibenbremse Shimano
Deore M6000
Bereifung: Schwalbe Smart Sam
SONSTIGES:
Vorbau/Lenker: KTM;
Dämpfer: RockShox Monarch RL; 125 mm
Hebie Hinterbauständer, Sattel: Selle royal, Wingee Schutzleche,
Beleuchtung: Busch & Müller LED
ANTRIEB:
Motor: Bosch Perfomanceline CX
Batterie: Akku 500 Wh, Li-Ion,
Display: Bosch Intuvia LCD
61
HUSQVARNA MC6
VIDEO
Sehr schön ist der aus Metall gefertigte und im
Oberrohr gefasste Starterknopf.
Das „Skeleton-Interface“ setzt sich deutlich vom
Rahmen ab und gewährt Sicht auf die Drive-Unit.
62 TEST
MEHR UNTER WWW.HUSQVARNA-BICYCLES.COM
Das Husqvarna MC6 Allmountain kommt
2019 in völlig überarbeiteter Form auf
den Markt. Der Rahmen ist von grundauf
neu entwickelt worden und macht schon
auf den ersten Blick einen ordentlichen Eindruck.
Die besonders robuste und damit vor
Steinschlägen geschützte Lackierung ist in
einem in weiß und grau gehaltenem Design
gestaltet und zeigt sich in optischer Brillanz.
Sehr schön ist der aus Metall gefertigte Starterknopf,
der in das Oberrohr eingefasst und
dadurch sehr bequem erreichbar ist. Eine Neuheit
ist auch die Art der Integration des Shimano
STEPS E8000 Motors mit 250 Watt Leistung.
So wurde die Antriebseinheit in ein sogenanntes
Skeleton-Interface gesetzt, was sie nicht im
Rahmen verschwinden lässt, sondern deutlich
davon absetzt und Sicht auf die Drive-Unit gewährt.
Power liefert ein 500 Watt starker Akku
von SIMPLO. Wahlweise kann auch ein leistungstärkerer
630 Watt AKKU nachgerüstet
werden. Dies bietet Husqvarna jedoch nicht als
Option beim Kauf des Rades an. Das Shimano
Display ist gut leserlich und kann bequem über
die Kontrolleinheit gesteuert werden. Bei der
Schaltung setzt der Hersteller auf SHIMANO
SLX und gebremst wird hydraulisch mit bewährten
BR-MT520 Scheibenbremsen. Lenker,
Sattelstütze und Sattel stammen von Husqvarnas
Eigenproduktpalette. Unser Fahreindruck:
Schon nach den ersten Metern im Trail
ist die überaus gelungene Geometrie deutlich
zu merken. Sehr schnell stellt man sich
auf das Verhalten des MC6 ein. Der Motor mit
drei unterschiedlichen Unterstützungsstufen
läuft ruhig und gibt zuverlässig Schub hinzu.
Auch in steilen und anspruchsvollen Passagen.
In besonders steilen Anstiegen wird die gute
Traktion des Bikes deutlich. Die 2,6“ breiten
SCHWALBE NOBBY Nic Reifen machen auch
bei Schlamm und über rutschige Wurzeln nicht
schlapp. Zuverlässig halten sie den Bodenkontakt
und sorgen für ein Fortkommen ohne
Energieverlust. Die Bremsen reagieren selbst
in reaktionsschnellen Situationen rasch und
bringen den Fahrer sicher zum Stand. Gute Arbeit
leistet auch das Fahrwerk von FOX. Gabel
und Dämpfer sind stimmig aufeinander eingestellt.
FAZIT: Das Husqvarna Mountain Cross MC6
ist ein gelungenes Allmountain mit raffinierten
technischen Neuerungen. Überzeugt hat
uns vor allem das angenehme Handling im
Fahrbetrieb.
TECHNIK
Preis: ab 4899,- Euro
Gewicht: 24,2 kg
Rahmengrößen: 40, 44, 48, 52 cm
Farbe: grau, matt, schwarz
AUSSTATTUNG:
Gabel: FOX, 34, A, FLOAT, 27.5in 150mm
Schaltung: SHIMANO SLX 11 Gang
Bremsen: SHIMANO, BR-MT520
Bereifung: SCHWALBE, NOBBY NIC, 27.5+“ x 2.6“
SONSTIGES:
Dämpfer: FOX, FLOAT DPS, P-S, A, 3pos, Trunnion,
Evol LV, air
ANTRIEB:
Motor: Shimano Steps E8000, 250 W, 70 Nm
Batterie: SIMPLO, Downtube battery fully integrated, 500 Wh
Kontrolleinheit: Shimano Steps, SW-E7000-L
Display: Shimano Steps, SC-E7000, monochrome
63
FISCHER MONTIS 5.0i
VIDEO
Die Sram GX 10-Gang-Schaltung unterstützt
durch ihr leichtes und präzises Schalten sehr
zuverlässig das Fahren auf der Straße wie auch
im Gelände.
Der Brose Drive C Mittelmotor schiebt auch bei
steilen Anstiegen kräftig mit. Dabei bleibt er sehr
geräuscharm.
64 TEST
MEHR UNTER WWW.FISCHER-FAHRRAD.DE
Das Fischer Montis 5.0i mit Brose-Motor
und einem im Rahmen integrierten
418 Watt Akku wirkt optisch sehr
aufgeräumt. Dazu trägt auch die gute Verarbeitung
und die ansprechende Lackierung des
Bikes bei. Der in schiefergrau, mit gelben Applikationen
gestaltete Rahmen wirkt schnörkellos
und sorgt für einen ansprechenden und
zeitlosen Look. Sehr gut gefällt uns der extrem
geräuscharme Brose Drive C Mittelmotor,
der das Montis auch in steilen Anstiegen
kraftvoll, aber dennoch kontrolliert anschiebt.
Das vergleichsweise kleine Display zeigt
übersichtlich und leserlich die zu entnehmenden
Daten an. Die gut zu bedienenden
Druckknöpfe erlauben eine spielend einfache
Führung durch das Menü. Der integrierte USB-
Anschluss und die Möglichkeit zur Bluetooth-
Verbindung bieten zusätzlichen Komfort. Sehr
schön ist auch, dass sich der 36 Volt-Akku mit
nur einem Handgriff seitlich aus dem Rahmen
nehmen lässt.
Ausgestattet ist das Montis 5.0i mit einer
Sram GX 10-Gang-Schaltung. Die 100-Millimeter
Suntour XCR-RL Federgabel leistet in
schwierigen Wurzel- und Steinpassagen gute
Dienste und gleicht Unebenheiten durch ein
sensibles Ansprechverhalten optimal aus. Die
BR-MT400-Scheibenbremsen (160 mm) von
Shimano sind fein zu dosieren und vermitteln
zu jeder Zeit ein sicheres Gefühl. Bei der
Bereifung setzt Fischer auf den bewährten X-
King von Continental. Der leichtläufige Reifen
bietet auf schlammigem als auch auf steinigem
Untergrund guten Halt.
Überzeugt hat uns das Bike ebenso in Sachen
Geometrie und Fahrverhalten. Die Sitzposition
ist bequem, bietet aber genügend Freiraum
für sportliche Tricks und rasante Manöver.
FAZIT: Mit dem Montis 5.0i ist Fischer ein
sehr schönes und funktionelles E-Hardtail
gelungen, das gerade für motorisierte Neueinsteiger
ein Rundum-Sorglos-Paket darstellt.
Bewährte Anbauteile und das geradlinige Design
lassen keine Wünsche offen. Etwas unglücklich
ist hingegen die Tatsache, daß das
Rad derzeit lediglich in einer Rahmengröße
angeboten wird.
TECHNIK
Preis: ab 1999,- Euro
Gewicht: 24 kg
Rahmengrößen: 48 cm
Farbe: schiefergrau matt
AUSSTATTUNG:
Gabel: Suntour XCR-RL 100mm
Schaltung: Sram GX 10 Gang
Bremsen: Shimano Scheibenbremsen BR-MT400
Bereifung: Continental MTB Bereifung
SONSTIGES:
Tretlager: Drehmomentsensor im Motor
ANTRIEB:
Motor: Brose Drive C Mittelmotor 50 Nm
Batterie: 36 Volt, 418 Watt, integriert 50 Nm
Display: Comfort mit USB, Bluetooth, App
65
CORRATEC E-POWER RS 150 PRO 650B+
VIDEO
Die Bereifung kann von 29 Zoll auf 650B+ Bereifung
umgerüstet werden.
Sehr schön ist die einfache Entnahmemöglichkeit des
Akkus
66 TEST
MEHR UNTER WWW.CORRATEC.COM
Wer es liebt auf anspruchsvollen
Trails unterwegs zu sein, der wird es
noch mehr lieben mit dem RS 150
PRO von Corratec durch die Landschaft zu pesen.
Das eingesetzte metrische Dämpfersystem
macht sich auch im schweren Gelände
bemerkbar und sorgt so in ruppigen Passagen
für ein dynamisches Fahren. Der schön in den
Rahmen integrierte Bosch PowerTube Akku
mit 500 Watt Leistungsstärke macht das Corratec
RS 150 PRO zu einem kompletten Trailbike
mit jeder Menge Spaßfaktor.
Um mehr Verwindungssteifigkeit im Rahmen
zu erreichen und das Bike noch robuster zu
bekommen, hat der Hersteller das „Shadow
Edge“-System eingesetzt. Dies ist eine Kante
im Unterrohr, die ein deutlisches Plus an Stabilität
bringen soll und dadurch eine Verwindung
bei großer Krafteinwirkung vermeidet.
Der Bosch Performance CX Motor läuft sehr
ruhig und arbeitet tadellos. Er schiebt den
Fahrer kraftvoll und zuverlässig den Berg hinauf.
In besonders steilen Anstiegen mit lockerem
oder schlammigem Untergrund, macht
sich die überaus gute Traktion der Nobby Nic
Plus Gummis bemerkbar.
Gabel und Hinterbau bieten reichlich Platz für
die Laufräder. Deshalb ist das Rad für 29 Zoll
und 650B+ Bereifung ausgelegt und somit
sogar für einen noch größeren Einsatzbereich
geeignet. Je nach Streckenanforderung kann
der Pilot die richtigen Schlappen auflegen.
Gebremst wird mit hydraulischen 203 Millimeter
Scheibenbremsen von Magura.
Sie tragen auch zum guten Handling in reaktionsschnellen
Situationen bei und bringen das
Rad auch in kniffligen Situationen sicher zum
Stehen. Komponenten wie Kurbel, Vorbau und
Lenker von der Eigenmarke ZZYZX sind extra
verstärkt und speziell für E-Bikes ausgelegt.
Das Bike ist in vier Rahmengrößen erhältlich
und liegt mit einem Gewicht von etwas mehr
als 23 Kilogramm im akzeptablen Bereich.
Fazit: Corratec bietet mit dem RS 150 PRO
einen Allrounder, der für anspruchsvolle und
lange Ausfahrten ebenso, wie für ausgiebigen
Trailspaß geeignet ist. Die Geometrie ist ausgewogen
und bietet dem Biker auf fast jedem
Terrain ein angenehmes und sicheres Fahrgefühl.
TECHNIK
Preis: 4.699,- Euro
Gewicht: 23,54 kg
Rahmengrößen: 41 / 46 / 51 / 56
Rahmen: Rockshox DELUXE RT
Gabel: Rockshox YARI RC 150mm
AUSSTATTUNG:
Schaltung: Shimano Deore XT, 11-Gang
Bremsen (v/h): Magura MT5 203mm/MT4 203mm,
hydraulische Scheibenbremsen
Reifen: Schwalbe Nobby NicPlus
SONSTIGES:
Sattelstütze: Kindshock E20i
Sattel: Selle Italia X3
ANTRIEB:
Motor: Bosch Performance CX, 25 km/h
Akku: Bosch PowerTube, 500 Wh
Display: Purion
67
BIONICON ENGINE ENDURO 1
VIDEO
Das variable Ausfallende ermöglicht es, das
Bike als Trail- und Endurovariante zu nutzen.
Der teilintegrierte Akku schmiegt sich übergangslos
in den Rahmen ein.
68 TEST
MEHR UNTER WWW.BIONICON.DE
Seit zwei Jahren befindet sich die in 2002
gegründete Marke BIONICON im Vertriebs-Angebot
der MSA GmbH in Weiden/Oberpfalz.
Schon immer war BIONICON
ein Synonym für Innovation und Hochwertigkeit.
Jetzt wartet der Hersteller mit seinem
ersten vollgefedertem E-Mountainbike auf.
Das »ENGINE« schürte bei unserem Redakteur
schon rein optisch große Erwartungen. Und
er wurde nicht enttäuscht: Die Basis des Rahmens
ermöglicht es, das Rad als Trail- sowie
Enduroversion zu konfigurieren. Um dies zu ermöglichen,
wurde der Viergelenkhinterbau mit
einem variablem Ausfallende versehen.
Dadurch kann das Rad mit klassischen 27,5
Schlappen und einer 160 Millimeter Federgabel
als Endurobike genutzt werden oder als
Trailversion mit 27,5+ Bereifung und einer 140
Millimeter Gabel. So bietet Bionicon jeweils
direkt drei verschiedene Versionen mit unterschiedlichen
Ausstattungsvarianten zur Auswahl
an. Wir haben uns bei unserem Test für
das »ENGINE 1 Enduro« entschieden, das mit
4.499.- Euro innerhalb der Range im mittleren
Preisbereich liegt. Ordentlich Schub liefert der
kraftvolle Steps E8000-Motor von Shimano.
Mit einem Drehmoment von 70 Nm sind auch
steile und langgezogene Anstiege spielend zu
meistern.
Der im Unterrohr teilintegrierte 504-Watt-Akku
lässt sich sehr einfach herausnehmen und wieder
einsetzen. In technischen Passagen sorgt
der kugelgelagerte Hinterbau für ein sensibles
Ansprechverhalten und damit für Kontrolle in
jeder erdenklichen Fahrsituation. Der 780 Millimeter
breite Lenker, sowie Schwalbes Magic
Mary und Nobby Nic Bereifung trägt auch auf
ruppigem Untergtrund zum ausgewogenen
Handling des Bikes bei. Wer gerne mal etwas
riskiert und die Abfahrten rasanter nimmt, der
kann sich auf die 203/180 Millimeter Scheibenbremsen
von Magura verlassen. Sensibel
und kraftvoll zugleich bringen sie das Engine
sicher zum Halt.
FAZIT: Mit dem ENGINE ist Bionicon der motorisierte
Einstieg in der Fullsuspension-Klasse
mehr als geglückt. Die ausgewogene Geometrie
des Basisrahmens und die umfangreichen
Ausstattungsvarianten dürften bei den meisten
Enduristen und Trailbikern kaum Wünsche
offen lassen. Besonders schönes Detail: Auf
dem Rahmen sind dezent die wichtigsten Einbaumaße
aufgedruckt.
TECHNIK
Preis: ab 4499,- Euro
Gewicht: 21,6 kg
AUSSTATTUNG:
Gabel/Dämpfer: Rock Shox Yari RC / Rock Shox Deluxe R
Rahmen: Engine 27,5“ & 27,5“+
Vorbau: Ergotec Piranha 650B
Schaltung: Shimano SLX (11-fach)
Bremsen/-scheiben: Magura MT5/ Magura Storm HC 203 / 180
Sattelstütze: Kindshock E30-i
Sattel: Ergon SME30
Felgen: Sun Ringle Düroc Comp
Kurbel: Shimano E-8000
ANTRIEB:
Motor: Shimano Steps E-8000
Batterie: 504 Watt
69
KELLYS TYGON 70
VIDEO
Der kurze Hinterbau sorgt für Spritzigkeit und
Traktion in jeder Situation.
Der kompakte 630 Watt Akku ist komplett ins
Unterrohr integriert.
70 TEST
MEHR UNTER WWW.KELLYSBIKE.COM
Mit dem komplett neu ent-wickelten
TYGON 70 wartet Kellys mit einem
sportiven E-Hardtail auf, bei dem
einmal mehr die Fahrdynamik im Vordergrund
steht. Die progressive Geometrie und der kurz
gehaltene Hinterterbau sorgen für ein Fahrgefühl,
das stark an ein klassisches Hardtail
ohne Motor erinnert.
Darauf lässt schon der erste Blick auf den Boliden
schließen. Bis ins kleinste Detail wurde
ein streng durchgezogenes Konzept umgesetzt.
Kurze Kettenstreben, ein erweitertes
Vorderdreieck und ein niedriger Schwerpunkt
sorgen für einwandfreie Kurvenfahrten, Stabilität
und Kontrolle. Die in grau gehaltene Lackierung,
mit dezent abgesetzten schwarzen
Design-Elementen und Schriftzügen, geben
dem Rad einen schnörkellosen Look.
Angetrieben wird das TYGON mit einem 250
Watt Steps E 8000 Kraftwerk von Shimano.
Die in den Rahmen vollintegrierte Netzzelle
liefert satte 630 Wattstunden Energieleistung.
Die Modelle gibt es jeweils in 29 Zoll und als
650 B. Mittels der Kellys Wheel Swap Option
kann der Kunde einen entsprechenden Laufradsatz
im Fachhandel erwerben und das Rad
kurzerhand in zwei völlig untschiedlichen
Einsatzbereichen nutzen.
Im Fahrbetrieb macht sich auch die übrige
Kompenentenwahl, wie die Rock Shox Revelation
Federgabel mit 120 Millimeter Federweg,
eine Dropper Post Stütze, der Shimano
XT 1x11 Antriebsstrang und leistungsstarke
180-Millimeter-Bremsen stimmig bemerkbar
und lassen das neue TYGON-Vollblut-E-Bike
alle Herausforderungen meistern.
Schwalbes Hans Dampf Reifen tragen ihren
Teil zu den überaus gelungenen Traktionsfähigkeiten
des E-Hardtails bei. Das Cockpit ist
aufgeräumt und der breite Lenker sorgt auch
in schweren Passagen für Sicherheit und ein
kontrolliertes Handling.
FAZIT: Mit dem neuen TYGON 70 ist Kellys
ein E-Hardtail gelungen, das dem sportiven E-
Biker keine Wünsche offen lässt. Es überzeugt
durch ein durchdachtes Rahmen-Konzept und
die kompromisslose Komponentenwahl. Das
Antriebssystem ist ausgewogen und sorgt
auch auf langen Touren für zuverlässigen
Schub.
TECHNIK
Preis: ab 3999,- Euro
Gewicht: 29 Zoll: 22,20 kg; 27,5 Zoll: 19,65 kg
Rahmengrößen: S / M / L
Rahmen: KELLYS e-Frame 27.5, Uni-Body Integrated Design
Gabel: ROCK SHOX Revelation RC (27.5) Boost, 120 mm
Schaltwerk: Shimano XT M8000 (direct mount)
Schalthebel: Shimano SLX M7000 Rapidere Plus
Bremsen: SHIMANO SLX M7000 Hydraulic Disc / 180mm
Reifen: SCHWALBE Hans Dampf
Sattelstütze: KS - Remote Telescopic - travel 150 mm
Antrieb:
Motor: SHIMANO STEPS E8000
Batterie: KELLYS Re-Charge Li-ion internal 630Wh
Display: SC-E 7000
71
TOKYOS MOTORSCHAU DER
ZUKUNFT
Text: Andreas Burkert I Bilder: Hersteller/ Andreas Burkert
72 TECHNIK
Die Zukunft der modernen Mobilität nimmt in Japan konkrete Formen an.
Welche faszinierenden Konzepte dort präsentiert wurden, haben wir vor
Ort zwischen einem WakuWaku, einem TsumuTsumu und anderen kastenförmig
gestalteten Fahrzeugen recherchiert. Viele wurden mit hoher
Intelligenz ausgestattet, um autonom fahren zu können.
Die Welt ist nicht genug. Mit diesem Konzeptfahrzeug
will Toyota auch den Weltraum erobern.
Die Mobilität von morgen wird autonom, vernetzt
und bunt. So zumindest stellen sich das japanische
Automobilhersteller vor.
Was sich auf der diesjährigen Tokyo Motorshow
autonom auf den großzügig gestalteten Ausstellungsflächen
bewegte, mit den Besuchern
kommunizierte und selbst dem Kaiser von Japan
gefiel, offenbart die ganze Raffinesse, mit
der japanische Unternehmen das automatisierte
Fahren vorantreiben. Autonom fahrende
Fahrzeuge waren das Besondere aber auch das
mittlerweile Gewöhnliche auf Japans Automobilmesse.
Und doch geben die Konzeptstudien,
die auf dem Messegelände Tokyo Big Sight in
der japanischen Hauptstadt präsentiert wurden,
einen ersten Vorgeschmack auf die Mobilität
der Zukunft.
73
Das Konzeptfahrzeug Hanare von Suzuki ist eine Art rein
elektrische angetriebene Hütte, in der es nur zwei gegenüberliegende
Sitzreihen gibt, von denen man auf einen
großen Bildschirm blickt.
Dass Japan dies in aller Deutlichkeit erkannt hat,
ist auch dem Umstand zu verdanken, dass die
Bevölkerung dort überaltert ist. Und die alternde
Gesellschaft profitiert im Besonderen von
den Fortschritten. Sei es durch selbstfahrende
Arztpraxen oder durch Mobility-as-a-Services,
die im Übrigen der Branche Milliarden einbringen
wird. Doch die Automobilindustrie erhofft
sich von der nachhaltigen Fortbewegung darüber
hinaus nichts weniger, als die Führungsrolle
beim autonomen Fahren. Im Focus steht dabei
die allumfassende Vernetzung.
Selbstfahrende Wohnkabinen
Repräsentativ für die moderne Mobilität wurden
zur Messe selbstfahrende Wohnkabinen präsentiert,
die mit fortschrittlichen Kommunikationssysteme
ausgestattet sind, die Informationen
externer Anbieter sammeln und diese dann
direkt auf den zahlreichen großen Displays
darstellen. Die Ausstattung dient laut Hiroshi
Onishi der verbesserten Fahrgastkommunikation.
Und die ist wichtig, um künftig so genannte
Mobility-as-a-Service (MaaS) vermarkten zu
können. MaaS ist ein Ansatz, den Transport mit
eigenen Fahrzeugen durch ein auf den Kundenbedarf
abgestimmtes Angebot verschiedener
Mobilitätsdienste zu ersetzen. Ein Markt, der in
Japan in wenigen Jahren auf über 6.360 Milliarden
Yen ansteigen wird. Onishi ist Executive
Officer der Automotive Equipment Group bei
Mitsubishi Electric und ein Befürworter autonom
fahrender Automobile.
Japans Fahrzeugkonzepte faszinieren
Diese Entwicklungen zeigen, dass die autonome
Automobilität viel mehr ist, als einen Transport
von A nach B zu bewältigen. Und Japan scheint
74 TECHNIK
Suzuki Wako SPO zeigt sich äußerlich im Retro-Stil,
während das Cockpit futuristisch aussieht.
dies in aller Deutlichkeit erkannt zu haben. Von der
nachhaltigen Fortbewegung erhofft sich die japanische
Automobilindustrie deshalb nichts weniger,
als die Führungsrolle beim autonomen Fahren.
Und weil der elektrische Antriebsstrang
den Automobilentwicklern die
Chance gibt, dem Fahrzeugraum
gänzlich neue Formen zu geben,
entstehen zum Teil faszinierende
Fahrzeugkonzepte. Zum Beispiel
eine Art Würfel auf Rädern, Toyota
zum Remote Health Check-Automobil
ausgebaut hat. Konkret handelt es
sich um eine Art rollende medizinische
Praxis, in dem die notwendigsten Messgeräte installiert
wurden. Die Idee der Konstrukteure: Schon
während der Fahrt zum Arzt werden erste medizinische
Diagnosen unter der Anleitung eines per
Internet zugeschalteten Mediziners durchgeführt.
Als so genanntes Kei-Car ist der WakuWaku von Daihatsu konstruiert
worden. Es scheint damit das kleinste Wohnmobil der Welt zu sein.
75
Die zum Teil eigenartig anmutenden Fortbewegungsmöglichkeiten
auf der Tokio Motorshow setzt natürlich eine Akzeptanz in der Gesellschaft
voraus.
Die 46. Tokyo Motor Show bot einen ersten
faszinierenden Blick auf die Mobilität von
morgen.
Der TsumuTsumu ist ein niedlich gestalteter kleiner Lastwagen, mit einer nützlichen
Schiebeladefläche. Bemerkenswert: Der TsumuTsumu hat sogar eine eigene
Drohne, die auf der Oberseite landet und bei Nichtgebrauch in einem Modul
gelagert wird.
Nicht auf der Messe ausgestellt, dafür aber im
japanischen Werbefernsehen zu sehen, ist eine
mobile Fahrradwerkstatt, die sich, wenn sie per
App angefordert wird, aus dem Gebäude löst
und autonom zum Kunden fährt. In dem Film
ist allerdings auch zu sehen, wie überrascht der
Fahrradmechaniker in seiner Werkstatt ist, als
sich das Fahrzeug plötzlich in Bewegung setzt.
So ungewöhnlich das Konzept auch ist, so ungewiss
ist der Zeitpunkt flächendeckender autonomer
Automobilität.
Akzeptanztest Olympische Spiele 2020
Einen ersten Akzeptanztest soll es deshalb in
Japan zu den Olympischen Spielen geben. Wie
Akio Toyoda, Chief Executive Officer des japanischen
Automobilkonzerns Toyota, im Rahmen
der Tokio Motor Show erklärte, sollen bis
zu 20 so genannte e-Palette-Modelle Athleten
und Helfer auf dem Olympiagelände autonom
transportieren. Allerdings werden in den knapp
fünf Meter langen und zwei Meter breiten Personentransportern
Fahrer zur Kontrolle mitfahren.
Uneingeschränkte Zustimmung dürfte
hingegen das „faltbare“ Automobil von Micro-
Freedom-Faltauto.
Das Besondere an dem Fahrzeug ist, dass es
sich einfach auseinanderschieben lässt, um
Platz für einen Verkaufsstand zu schaffen. Auch
der Suzuki Hanare, der eher an eine fahrbare
Terrasse erinnert und im Inneren wie ein Wohnzimmer
mit riesigem Fernseher eingerichtet
wurde, wird auf der Straße viele Sympathien
auf sich ziehen. Ebenso die futuristische konstruierte
Mikro-Mobile und E-Bikes, die neben
E-Scootern und elektrifizierten Rollatoren auf
fast jeden Stand zu sehen waren.
76 TECHNIK
Batavus Bäumker GmbH, Oldenburger Str. 4, 48429 Rheine, www.batavus.de
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
AUTONOM
UNTERWEGS
Die Leistungswerte moderner Halbleiter für Simulationsanwendungen
sind derart beeindruckend, dass es
kaum mehr möglich ist, zwischen realer und virtueller
Welt zu unterscheiden. Die Automobilbranche ist auf
solche Entwicklungen angewiesen, um mittels Verfahren
künstlicher Intelligenz das automatisierte Fahren
zu etablieren.
Text: Andreas Burkert I Bilder: Andreas Burkert, Schindler Design
78 REPORT
Mit intelligenter Elektronik wird sich
die Automobilität grundlegend ändern.
VIDEO
79
Jen Hsun Huang ist Chief
Executive Officer von
Nvidia. Seiner Ansicht
nach benötigten die
Automobilentwickler
Hochleistungsrechner auf
Basis einer GPU.
Das Automobil der
Zukunft wird nicht
nur selbstständig
seinen Weg finden,
sondern auch
analysieren, wann
es zur Inspektion
muss.
80 REPORT
Für Jen Hsun Huang sind die erfolgreichsten Geschäftsmodelle
datengetrieben. „Das gilt vor allem
auch für die Automobilbranche“, erzählt es
uns der Chief Executive Officer von Nvidia. Doch
warum weiß ein auf Grafikkarten spezialisiertes
Unternehmen, welche Faktoren künftig über
Erfolg und Misserfolg in internationalen Automobilbranche
entscheiden? „Grafikhalbleiter
gehören heute zur Grundausstattung moderner
Systeme rund um autonome Fahrfunktionen“, so
Huang und verspricht den Entwicklern, dass sie
künftig die Funktionen rund um das autonome
Fahren nicht nur mit einer höheren Qualität,
sondern vor allem mit einer enorm höheren Geschwindigkeit
entwickeln können.
Um seiner Aussage Glaubwürdigkeit zu verleihen,
präsentiert er eine so genannte Rapids
Open-Source GPU-Acceleration-Plattform. Eine
Art Grafikbeschleuniger, der mit der neuesten
Generation einer Grafik Prozessor Einheit (GPU)
ausgestattet ist und die laut Huang gegenüber
herkömmlichen CPUs um ein Vielfaches leistungsfähiger
ist. Es scheint also unbestritten,
dass die Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen
Intelligenz Hochleistungsrechner erfordern.
Mit der Folge, dass das Automobil der Zukunft
künftig Halbleiter im Wert von bis 1900
Euro benötigt. Das moderne Automobil ist der
Mikroelektronik also zu tiefst verbunden.
Ohne Halbleiter fährt kein Auto mehr
Auf den Punkt bringt es Jens Fabrowsky, der
die Entwicklung der Assistenzsysteme und des
automatisierten Fahrens bei Bosch vorantreibt.
Fabrowsky ist Mitglied des Bereichsvorstands
des Bosch-Geschäftsbereichs Automotive Electronics.
Er sagt, dass „ohne Halbleiter schon lange
kein Auto mehr fährt“. Angefangen bei den
mikroelektromechanischen Systemen – kurz
MEMS, die er als Sinnesorgane moderner Fahrzeuge
bezeichnet, bis hin zu Halbleiterprozessoren,
die speziell für Verfahren der künstlichen
Intelligenz ausgelegt wurden. Ein Blick in die
Entwicklungsabteilungen der internationalen
Automobilbranche zeigt, dass die Zeit drängt.
Die Errungenschaften auf dem Gebiet des autonomen
Fahrens sind nämlich beachtlich.
Das Automobil ist auf dem besten Wege, sich
zu einem smarten Gerät zu entwickeln, das
durch intelligentes Lernen immer vielseitiger
wird. Allerdings stellt sich die Frage, wer in dem
Rennen um die Technologieführerschaft führt:
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Wer immer den gleichen Weg geht, der kennt
zwar am Ende jede Kurve und jeden Stein, er
lernt aber auch keine anderen Wege kennen.
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Grafik: Robert Knetschke / Adobestock
Das sicherer Erkennen von Hindernissen ist
eine der dringendsten Aufgaben der Entwickler
künstlicher Intelligenz.
Müssen sich europäische
Unternehmen der US-amerikanischen
und der chinesischen
Konkurrenz geschlagen
VIDEO
geben? Immerhin gelten die
USA und China als die beiden großen KI-Nationen.
Der Kampf um den Führungsanspruch bei
künstlicher Intelligenz ist auch im Automobil
entbrannt.
Künstliche Intelligenz ermöglicht präzisere
Wahrnehmung der analogen Umwelt
Auch weil der Markt für Smart Connected Devices
ein enormes Wachstum aufweist. Zahlreiche
Studien gehen davon aus, dass bis zum
Jahr 2025 rund 75 Milliarden solch intelligenter
Geräte im Einsatz sind. Das Halbleiterunternehmen
NXP etwa zählt rund 22 Milliarden solcher
Systeme im Internet der Dinge (IoT). Die Folgen:
Das IoT wird die reale Welt wie nie zuvor
verändern. Dank dieser Entwicklung wird es
eine immer präzisere Wahrnehmung der analogen
Umwelt geben, in der nahezu die gesamte
Verfahren der künstlichen
Intelligenz sind im
Laborbetrieb schon derart
ausgereift, dass Fahrzeuge
unfallfrei ihr Ziel erreichen.
© Andreas Burkert
Menschheit miteinander kommuniziert und in
der KI und Maschine Learning fast alle erdenkliche
Prozesse steuert und damit die funktionale
Sicherheit auf einem hohen Niveau etabliert.
Für das autonome Fahren ist dies unentbehrlich.
Ebenso wie dedizierte KI-Halbleiter, die maschinelles
Lernen von der Cloud direkt auf das
Endgerät bringen. Diese Halbleiter beherrschen
die notwendigen Funktionen. Für das Erkennen
der Umwelt und für das Sammeln der Datenbasis
aber sind Sensoren unerlässlich. Sie sind
für das autonome Fahren ebenso unerlässlich
wie für die Elektromobilität und der emissionsarmen
Mobilität mit einem Verbrennungsmotor.
82 REPORT
Macina
LFC
YOUR ADVENTURE
AWAITS.
KTM-BIKES.AT
83
DATEN SIND DER ANTRIEB VON MORGEN
DATEN
ZUKUNFT
Text: Andreas Burkert I Bild: Andreas Burkert
Das Automobil als Produkt wird bald nicht mehr im Mittelpunkt der Mobilität
von morgen stehen. Es werden vielmehr intelligente Mobilitätsservices
und -konzepte den Markt beherrschen. Und damit werden datenbasierte
Geschäftsmodelle die Branche dominieren.
Die Digitalisierung hat den Markt der Automobilität
fest im Griff. Kaum ein Tag vergeht,
an dem nicht irgendein Automobilhersteller
ein Geschäftsmodell präsentiert, das ausschließlich
auf Daten basiert. Wohl wissend,
dass digitale Geschäftsmodelle in der Autobranche
zu einem Milliardenmarkt werden,
investieren neben etablierten Automobilunternehmen
auch IT-Firmen mit Hochdruck in
die moderne Mobilität. Angesichts der 576
Milliarden Euro, die laut den Analysten von
Accenture Strategy bis 2030 pro Jahr mit neuen
digitalen Geschäftsmodellen in der Autoindustrie
verdient werden, eine kluge Entscheidung.
Besonders vielversprechend ist dabei der
Markt für Car Sharing und Mobility on Demand
mit einem Umsatzpotenzial von 343,5
Milliarden Euro, gefolgt von Services rund um
das vernetze Fahrzeug (118,8 Milliarden Euro)
und der Monetarisierung von Fahrzeugdaten
(56,5 Milliarden Euro). Ein genauer Blick in die
Pflichtenhefte der Entwicklungsabteilungen
zeigt, dass das Datensammeln, -aufbereiten
und -qualifizieren den Erfolg künftiger Geschäftsmodell
ausmachen werden. Wer dies
am besten beherrscht, kann mit datengetriebenen
Geschäftsmodellen erfolgreich durchstarten.
Das gilt derzeit vor allem für die Automobilbranche.
84 REPORT
Automobilhersteller sind auf dem Weg zum Mobilitätsanbieter. Und dieser Weg
führt ausschließlich über das Sammeln, Auswerten und Qualifizieren von Daten.
85
Enormes Wachstum digitaler Geschäftsmodelle in der Automobilbranche. © Quelle Accenture
DATENSAMMELN IST KEIN
SELBSTZWECK
Die Forderung an die Vorstände internationaler
Automobilhersteller ist damit klar vorgezeichnet:
Sie dürfen ein Automobil nicht mehr
ausschließlich als Produkt verstehen. Wer dies
tut, wird dem Zeitgeist in keiner Form gerecht.
Wer so handelt, wird die Branche vermutlich
in große Schwierigkeiten bringen. Denn technischer
Fortschritt, geänderte Kundenwünsche
und neue Anbieter werden künftig die
Entwicklung neuer Geschäftsmodelle in der
Automobilbranche in hohem Tempo vorantreiben.
Das mobile Internet, Smartphones
und Social Media verändern das klassische
Bild der AutofahrerInnen.
Wie in der IT-Welt, entstehen durch das Vernetzen
und die mit ihnen verbundene enorme
Verarbeitung personenbezogener Daten
neue Geschäftsmodelle, die gerade durch die
Verarbeitung dieser Daten ermöglicht werden.
„Der Autokäufer erwirbt nicht mehr nur
die „Sache“ Auto, sondern Fahrerlebnisse und
Mobilitätslösungen im weitesten Sinne inklusive
Kommunikation, Entertainment und
weitere Dienstleistungen“, erklärt der Datenspezialist
Benedikt Buchner. Der Direktor des
Instituts für Informations-, Gesundheits- und
Medizinrecht von der Universität Bremen hat
in seinem Buch „Datengetriebene Geschäftsmodelle
rund um das vernetzte Auto“ einige
der lukrativen datengetriebenen Geschäftsmodelle
beschrieben. Das Vorhaben verlangt
aber ein Umdenken!
86 REPORT
LUKRATIVE GESCHÄFTSMODELLE MIT
DATEN
„Und es erfordert den Einsatz von Big Data
und den Verfahren der künstlichen Intelligenz“,
wie es Clemens Wasner uns erzählt.
Der Gründer und Geschäftsführer der auf KIspezialisierten
Firma EnliteAI ist davon überzeugt,
sich nur damit mittel- und langfristig
Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit absichern
lassen. Wie erfolgreich bereits heute
datengetriebene Geschäftsmodelle sind, zeigt
eine aktuelle Studie der Information Services
Group.
Die Analysten haben ermittelt, dass der Markt
für Data-Analytics- und Big-Data-getriebene
Modelle in 2017 um 24 % zugenommen hat.
Bis zum Jahr 2020 wird sogar ein Umsatzvolumen
von rund 36 Milliarden Euro erwartet.
Wohlgemerkt allein in Deutschland. Vor
diesem Hintergrund ist es gerechtfertigt, von
einem regelrechten Boom zu sprechen. Allerdings
muss auch darauf hingewiesen werden,
dass die Digitalisierung den Wettbewerbsdruck
erhöht. Zu diesem Ergebnis kommt der
Wirtschaftsverband Bitkom in einer aktuellen
Studie (https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digitalisierung-kommt-dendeutschen-Unternehmen)
, für die 606 deutsche
Unternehmen aus sämtlichen Branchen
befragt wurden. So sagen zwei Drittel (65 %)
der Unternehmen ab 20 Mitarbeiter aus allen
Branchen, dass IT- und Internet-Unternehmen
in ihren Markt drängen, im vergangenen Jahr
waren es erst 57 %. Aber auch Unternehmen
anderer Branchen werden durch die Digitalisierung
plötzlich zu direkten Wettbewerbern
– das erleben 60 Prozent der Unternehmen
(2018: 53 %). Und 42 % räumen ein, dass ihnen
Wettbewerber aus der eigenen Branche,
die frühzeitig auf Digitalisierung gesetzt haben,
nun voraus sind (2018: 37 %).
DIGITALE KRITERIEN
Integrierte Navigationsdienste
Fahrassistenzsysteme
Dienste auf Grundlage von Fahrzeug-
Daten wie Reparaturhinweisen
Kompatibilität des Cockpits mit
dem eigenen Smartphone
Neue Dienste auf Grundlage von
Car-To-Car-Kommunikation
Internetzugang im Auto
93 %
80 %
77 %
62 %
56 %
51 %
Digitale Dienste sind
mittlerweile kaufentscheidend.
© Bitkom
87
ELEKTROMOBILITÄT VERÄNDERT DIE
PRODUKTIONS
LANDSCHAFT
Text: Andreas Burkert I Bilder: Pixabay, Andreas Burkert
88 REPORT
Der elektrische Antriebsstrang wird die gewohnte Arbeitswelt in deutschen
Automobilproduktionen grundlegend ändern. Weil die Chancen einer flächendeckenden
Elektromobilität zu spät erkannt wurden, droht ein massiver Stellenabbau.
Wer es nicht bald schafft, die Produktionskompetenzen neu auszurichten,
riskiert, einen erheblichen Teil der Wertschöpfung zu verlieren. Weil vor allem
der Ersatzteilmarkt betroffen ist, erwarten Experten, dass bis zu 30 % der Wertschöpfung
grundsätzlich wegfällt. Doch es gibt auch einen Hoffnungsschimmer.
DER SCHNELLE WANDEL DER MOBILITÄT
Der Kampf gegen die Reichweitenangst ist fast
gewonnen. Wer heute ein Elektrofahrzeug auf
den Markt bringt, kann die Kunden mit einer
Fahrstrecke von 500 km und mehr beruhigen.
So verspricht es zumindest Opel mit dem Ampera-e,
der als Kompakt-SUV in wenigen Wochen
auf den Markt kommt. Andere Hersteller
ziehen nach, und das nicht nur bei der Reichweite.
Mittlerweile kündigen alle namhaften
Automobilhersteller Elektrofahrzeuge mit einer
Zyklusreichweite von mehr als 300 km an.
Und das für etwa 30.000 Euro.
In diesem Zusammenhang irritiert zwar die
Ankündigung von Mercedes-Benz im Herbst
2016, rund drei Milliarden Euro in die Entwicklung
„Innovativer Motorenlösungen“ [1] zu investieren.
Den Wandel in der Mobilität aber
haben auch sie erkannt und schließen bereits
die ersten Modelle an die Steckdose an. Wohlwissend,
dass „der Verbrenneranteil mit der
Zeit abnehmen wird, die Elektrokomponente
stetig zunimmt“, wie Harald Kröger, Bereichsleiter
Elektrik/Elektronik bei Mercedes-Benz, in
einem Medienbericht zitiert wird [2].
Noch aber wird Deutschland nicht dem Anspruch
als Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität
gerecht. Zu ernüchternd sind die
bisher erzielten Verkaufserfolge. Aktuellen
Zahlen zufolge, die das Center of Automotive
Management (CAM) veröffentlich hat, ist die
Elektromobilität auf deutschen Straßen kaum
sichtbar. „In den ersten sechs Monaten diesen
Jahres steht hier nur ein Plus von 8,7 %
auf 10.481 Elektrofahrzeugen, eine Steigerung
etwa in Höhe des Gesamtmarktzuwachses“,
teilt das Institut mit. Allerdings muss an dieser
Stelle erwähnt werden, dass dabei allein die
Plug-In-Hybride auf rund 6100 Fahrzeuge zulegen.
Das entspricht einem Zuwachs von 23
%. Bei reinen Elektrofahrzeuge (BEV) hingegen
beobachtet Professor Dr. Stefan Bratzel vom
CAM einen rückläufigen Trend. 4357 Neuzulassungen
im ersten Halbjahr 2016 bedeuten
einen Rückgang von 6,6 %.
[1] Daimler AG: Rund 3 Milliarden Euro für Motoren-Offensive. Online: https://www.daimler.com/innovation/specials/motorenoffensive.html, November 2016
[2] Reichle, J.: Die S-Klasse für die Steckdose. Online: http://www.sueddeutsche.de/auto/fahrbericht-mercedes-s-plug-in-hybrid-die-s-klasse-fuer-die-steckdose-1.2134120,
Oktober 2014
89
FÖRDERPROGRAMM ELEKTROMOBILI-
TÄT GREIFT KAUM
Diese Entwicklung ist Bratzels Ansicht nach
auch auf die „Kaufzurückhaltung der Kunden
in Erwartung des Anfang Juli gestarteten Förderprogramms
zurückzuführen“. Aber auch ein
Blick auf Zwischenbilanz des Bundesamt für
Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bis
zum 31. Oktober 2016 offenbart: Nur 5782
haben einen Antrag auf Förderung gestellt
[3]. „Sollte sich dieser geringe Nachfragetrend
fortsetzen, würden trotz Prämie innerhalb eines
Jahres lediglich 24.000 Elektroautos in
Deutschland neu zugelassen werden“. Allerdings
rechnet Bratzel für die nächsten 10
bis 15 Jahren „aufgrund der technologischen
Anstrengungen der Hersteller und des zu erwartenden
regulatorischen Umfelds mit einer
deutlichen Steigerung der Marktdynamik“.
Seiner Ansicht nach werden danach die „globalen
Neuzulassungen von E-Autos im Jahr
2020 zwischen 2,5 % (konservativ) und 5 %
(optimistisch) liegen. Aber in den Folgejahren
dynamisch steigen“. Betrachtet man das Szenario
optimistisch und vor allem vor dem Hintergrund
des Dieselskandals, so dürften im Jahr
2025 rund 25 % beziehungsweise 25 Millionen
Elektro-Pkw jährlich neu zugelassenen werden.
„Diese könnten danach bis zum Jahr 2030
noch erheblich steigen“. Diese hohe Eigendynamik
kommt für viele überraschend. Auch
weil die Vorstandsetagen ein Nebeneinander
verschiedener Antriebsarten erwartet haben.
Mit großer Sorge sehen sie bereits die Folgen,
welche die Elektrifizierung des Antriebsstrangs
mit sich bringt.
DIE ELEKTROMOBILITÄT FORDERT NEUE
KOMPETENZEN IN DER PRODUKTION
Sie geht nämlich unter anderem mit einer tiefgreifenden
Veränderung der Fahrzeugstruktur
und der verbauten Komponenten einher. „Dadurch
verschiebt sich auch der Kompetenzbedarf
für die Produktionstechnik“, weiß Professor
Achim Kampker von der RWTH Aachen. Seit Anfang
2014 leitet er dort den neu gegründeten
Lehrstuhl Production Engineering of E-Mobility
Components (PEM). Seiner Meinung nach ist
dies insofern bedenklich, als dass das Automobil
und alle damit verbundenen Wertschöpfungs-
[3] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Hrsg.): Elektromobilität (Umweltbonus), Zwischenbilanz zum Antragstand vom 31. Oktober 2016. Online: http://
www.bafa.de/bafa/de/wirtschaftsfoerderung/elektromobilitaet/publikationen/emob_zwischenbilanz.pdf, November 2016
90 REPORT
etriebe von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung
seien, zumal der Antrieb inklusive aller
Komponenten seit der Erfindung des Ottomotors
eine Kernkompetenz der deutschen Automobilhersteller
sei. Zum einen fallen annähernd
1400 Teile für den verbrennungsmotorischen
Antriebsstrang weg. Zum anderen erhöht sich
der Elektrik/Elektronikanteil beim rein batterieelektrisch
angetriebenen Automobil auf 75 %.
Das zeigen die aktuellen Studienergebnisse
der Forschungsinstitute Fraunhofer IAO, IMU
und DLR-FK zu den Wirkungen der Elektrifizierung
des Antriebsstrangs auf Beschäftigung
und Standortumgebung (ELAB). „Die Herstellung
elektrifizierter Antriebsstrangkomponenten
erfordert Kompetenzen in bislang im
Automobilbau nicht eingesetzten Fertigungsverfahren“,
lautet deshalb eine Kernaussage.
Zwar können die Antriebsstrang-Hersteller ihren
Personalbedarf halten oder sogar steigern,
sofern sie zusätzlich zu den konventionellen
auch Komponenten für den elektrifizierten
Antriebsstrang produzieren [4]. Doch die Forscher
erwarten innerhalb der Wertschöpfungskette
massive Verschiebungen, vor allem bei
Zulieferunternehmen. Und sie sehen mit der
Elektromobilität einen Wandel in der Arbeitswelt
verbunden.
DIE ELEKTROMOBILITÄT FORDERT IH-
REN TRIBUT VOM ARBEITNEHMER
Erste Hinweise, wie gravierend der Wandel sich
gestaltet, liefert Volkswagen selbst. So erklärt
der Vorsitzende des Markenvorstandes, Dr. Her-
Der Absatz von Elektrofahrzeugen
(Batterieelektrisch BEV, Plug-In-
Hybrid) in Deutschland von Januar
bis Juni 2016 (© CAM)
[4] Spath, D.; Dispan, J.; Frieske, B.: Elektromobilität und Beschäftigung - Wirkungen der Elektrifizierung des Antriebsstrangs auf Beschäftigung und Standortumgebung.
Fraunhofer Verlag, Stuttgart, Januar 2014
91
VW = Konzern (inklusive Audi, VW etc.)
Fiat-Chrysler: Bis 2011 nur Fiat
Porsche: Ab 2012 zu VW
Tesla: Daten erhoben ab 2016
Alle Daten ab 2016 mit eingeschränkter
Vergleichbarkeit mit Vorjahren wegen
leicht verändertem Bewertungsschema
Plug-In-Hybride und Serielle
Hybride. Die Innovationsstärke
berechnet sich aus Serien-Innovationen.
(2011 bis erstes Halbjahr
2016) (© CAM)
bert Diess: „Wir wollen den Wandel nutzen und
Volkswagen entschlossen an die Spitze der
neuen Automobilindustrie führen. Volkswagen
wird sich in den kommenden Jahren grundlegend
verändern, nur die allerwenigsten Dinge
werden so bleiben wie sie sind.“ [5] Das
Vorhaben, bis 2025 eine Million Elektroautos
pro Jahr zu verkaufen und „Weltmarktführer in
der Elektromobilität“ zu werden, will das Unternehmen
unter anderem durch den Wegfall
von volumen- und ertragsschwachen konventionellen
Modellen und Varianten finanzieren.
Investitionsmittel in Höhe von mehr als 2,5
Milliarden Euro sollen so freigemacht werden.
Dass die Wolfsburger zudem in den kommenden
zehn Jahren rund 23.000 Stellen streichen
möchten, ist zwar auch ein Schritt hin zu einer
effizienteren Produktion. Bratzel aber glaubt,
dass der Umstieg in die Elektromobilität noch
weitere klassische Arbeitsplätzte bei Volkswagen
kosten werde. Immerhin arbeitet am
„Verbrennungsmotor“ ein Großteil der Arbeitskräfte.
Das hat branchenweit Auswirkungen.
Einem Bericht des Manager Magazins [6] zufolge
befürchten Branchenkenner gar, dass innerhalb
der gesamten Automobilbranche mehr
als 100.000 Stellen abgebaut. „Ohne Ausgleich
bliebe von heute sieben Arbeitsplätzen in der
Motoren- und Aggregatefertigung nur einer“,
wird der Daimler-Betriebsratsvorsitzende Michael
Brecht zitiert. In dieser Analyse fehlen
allerdings noch die Zahlen, die aufgrund eines
sich drastisch verändernden Ersatzteilmarktes
hinzu addiert werden müssen.
SCHLECHTE STIMMUNG AM MILLIAR-
DENMARKT FÜR PKW-KOMPONENTEN
Ein Elektroauto benötigt nämlich weder Ölfilter
noch Zündkerzen. Berechtigt ist also die
Sorge vor Umsatzeinbußen. Immerhin ist der
[5] Freitag, M., Maier, A.: Daimlers Betriebsratschef malt Horror-Szenario. Online: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/daimler-betriebsratschefmichael-brecht-ueber-jobverlust-a-1121954.html,
November 2016
92 REPORT
Teilemarkt ein Multimilliarden-Markt – auch
für die Autohersteller. „Der Umfang der Wartung
der E-Autos ist deutlich geringer als
bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor“, erklärt
Professor Dr. Willi Diez [7]. So liegen die
Wartungs- und Reparaturkosten für Elektrofahrzeuge
um rund 35 % unter denen eines
vergleichbaren Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor.
Dies ist das Ergebnis einer Studie des
Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) an der
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU)
Nürtingen-Geislingen. Diez und sein Team haben
diese Zahlen auf der Basis eines Kleinwagens
berechnet (Laufzeit von acht Jahren und
Jahresfahrleistung von 8000 km). „Während der
Besitzer eines Benzin- oder Dieselfahrzeugs in
dieser Zeit mit Wartungs- und Reparaturkosten
von 3650 Euro rechnen muss, fallen bei einem
batteriebetriebenen Elektroauto nur rund
2350 Euro an“.
Auch ein Blick auf die ADAC-Autokostenübersicht
zeigt, dass Elektrofahrzeuge im Service
weniger Kosten verursachen. Der Grund sind
vor allem der Wegfall von Ölwechseln sowie
der fehlende Ersatz von Abgasanlagen sowie
Kupplungen. Auch der Bremsenverschleiß
ist bei Elektroautomobilen geringer als bei
Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Die Auswirkungen
allein auf die Teilehersteller sind
gewaltig. Im vergangenen Jahr wurden am Kfz-
Aftermarket im Pkw-Bereich annähernd 31,5
Modell
Leistung
[kw]
Werkstattkosten
[Euro/Monat]
BMW i3 125 52 63
BMW i3
Range Extender
125 58 76
BMW 118i 125 57 138
Citroen
C-Zerow
Citreon
C1 1.0 Advance
Ford
Focus Electric
Ford
Focus 1.6 EcoBoost
Start/Stopp SYNC
Edition
Mitsubishi
i-MiEV
Peugeot
iOn Active
Peugeot
208 68VTi Activ
Renault
Z.E. Life
Renault
Clio ENERGY TCe
90 Start & Stop
99g Eco-Drive
Volkswagen
e-UP
Volkswagen
Cross up! 1.0
Volkswagen
e-Golf
Volkswagen
Golf 1.2 TSI BMT
Comfortline
49 48 62
50 40 105
107 55 71
110 58 136
49 47 65
49 48 62
50 44 105
65 34 68
66 46 105
60 27 59
55 43 113
85 39 62
63 51 118
Betriebskosten
[Euro/Monat]
Gegenüberstellung der Wartungs- und Betriebskosten auf Basis
der ADAC-Kostenanalyse 2014 (© ADAC)
[6] Auerbach, B.: Volkswagen will an die Spitze der neuen Automobilindustrie. Online: https://www.springerprofessional.de/unternehmen---institutionen/
elektromobilitaet/-volkswagen-will-an-die-spitze-der-neuen-automobilindustrie-/11070394, November 2016
[7] Diez, W.: Wir erleben eine Revolution im Auto. Online: http://www.rkw-bw.de/rde/pdf/ratio-kompakt/Ratio_kompakt_5_2013.pdf, Oktober 2014
93
Milliarden Euro umgesetzt – von denen zwar
10,9 Milliarden Euro auf Löhne entfallen. Doch
für Pkw-Komponenten wurden immer noch
20,6 Milliarden Euro ausgegeben [8].
NUR WENIGE ZULIEFERUNTERNEHMEN
SIND VORBEREITET
Auch wenn die klassische Automobilindustrie
mit etwa 80 % an diesen Umsätzen mitverdient
[8]: Kaum ein Zulieferunternehmen
erwartet für die kommenden Jahre einen Umsatzeinbruch,
wie es eine starke Verbreitung
der Elektromobilität vermuten lässt. Davon
zumindest ist Dr. Alexander Suhm von der Unternehmensberatung
Unity überzeugt. Er hat
mit seinem Team im Auftrag mehrerer Zulieferer
verschiedene Szenarien analysiert. Seine
Schlussfolgerung: Zu stark wachsen die Märkte
vor allem in China, Indien und Amerika, als dass
der E-Hype Umsatz wegnähme. Suhm geht von
einem Pkw-Wachstum weltweit bis 2020 von
97,9 Millionen und 2030 von 114 Millionen
Fahrzeugen (jeweils Neufahrzeuge) aus.
„Der Anteil von reinen Verbrennern in 2020
liegt dabei bei 85,8 Millionen und 2030 bei
78,5 Millionen. Das ist ungefähr der gleiche
Wert wie 2014“, erklärt Suhm. Dazu kommen
rund 6,5 Millionen Hybride in 2020 und 16,7
Millionen in 2030, „die natürlich im Ersatzteilbereich
wie Verbrenner behandelt werden
können“.
Selbst wenn der Anteil der geschätzten Elektrofahrzeuge
in 2020 auf 5,6 Millionen und in
2030 bei 18,9 Millionen prognostiziert wird.
Mittelfristig steigt der Absatz und damit die
Zahl der im Umlauf befindlichen Fahrzeuge
mit Verbrennungsmotor noch stark an.
NOCH RETTET DER PLUG-IN-HYBRID DIE
WERTSCHÖPFUNG
Darüber hinaus dürfte über einige Jahre auch
der Plug-in-Hybrid die Bilanz retten. Weil bei
dieser Aggregatanordnung auf längeren Strecken
der Verbrennungsmotor zum Einsatz
kommt, unterliegt der Plug-in-Hybrid der bekannten
Gesetzmäßigkeit hinsichtlich regelmäßiger
Wartung aufgrund Verschleiß und
Funktionserhalt. Im Gegensatz dazu arbeiten
[8] ifo Institut: Handel mit Kfz-Teilen, -Zubehör und -Reifen. Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), VR Branchen special, Bericht Nr.
54, November 2013
94 REPORT
nämlich Elektromotor und seine Leistungselektronik
verschleiß- und wartungsfrei. Auch
der Golf GTE, der schon eher für den täglichen
Stadtverkehr geeignet ist und es je nach Fahrweise
rein elektrisch 50 km weit schafft, muss
gemäß gültiger Garantiebestimmungen regelmäßig
zum Service.
Auch wenn der Motor innerhalb der Serviceintervalle
vermutlich nicht annähernd auf die
Kilometerleistung kommt, die eine vorzeitige
Inspektion erfordern würde, sind Motoröl,
Zündkerzen, Ölfilter und Co. wie gehabt zu
wechseln. Das ist eine gute Nachricht für jene
Unternehmen, die am Ersatzteil- und Servicegeschäft
verdienen. Und weil die Komplexität
eines Plug-in-Hybrids größer ist als bei einem
herkömmlichen Fahrzeug, freuen sich auch die
Entwicklungsdienstleister über Fahrzeuge mit
dieser Antriebsvariante, deren Anteil laut Roland
Berger bis 2020 auf etwa 13 % ansteigen
wird [9]. Dennoch wird die Elektromobilität zu
Verwerfungen führen, was die bisherigen Zulieferstrukturen
anbelangt.
DAS VERNETZTE ELEKTROAUTO IST
EINE CHANCE
Das betrifft natürlich vor allem den Bereich der
Batterien und der Leistungselektronik. „Hier
werden bislang branchenfremde Unternehmen
mit einem entsprechenden Know-how Chancen
bekommen“, erklärt Diez. Auch müssen sich
die Unternehmen anpassen, die ausschließlich
Komponenten für Verbrennungsmotoren herstellen.
Dass die automobile Zukunft dennoch
mit deutschem Know-how stattfindet, davon
ist Bratzel überzeugt. Er sieht vor allem auch
im vernetzten Automobil eine große Chance,
an der Mobilität der Zukunft mit zuverdienen.
Software-Knowhow und neue Mobilitätsservices
sind seiner Ansicht die neuen Kernkompetenzen
der deutschen Automobilbranche.
Bauteilanalyse: Auszug und
Übersicht neuer / modifizierter
/ entfallender System
(© Fraunhofer IAO)
[9] Roland Berger: Produktentstehung und Elektromobilität. Online: http://www.rolandberger.de/expertise/branchenexpertise/automotive/product_
creation, Oktober 2014
95
ELEKTROFAHRZEUGE
UNTER
40.000 EURO
Text: Andreas Burkert I Bilder: Hersteller
Das Angebot an attraktiven Elektrofahrzeugen ist innerhalb weniger Jahre extrem angestiegen.
Für die Zukunft der lokal emissionsfreien Mobilität sind kostengünstige Kleinfahrzeuge
von großer Bedeutung. Im Folgenden haben wir eine Auswahl der für 2020
verfügbaren Elektroautomobile zusammengestellt, die weniger als 40.000 Euro kosten.
Damit allerdings schafft es das Model 3 von Tesla nicht in diese Übersicht. Denn unter
46.000 Euro gibt es den Wagen nicht.
96 AUTOMOBILE
PEUGEOT
e-208
Die Koreaner haben dem Hyundai Ioniq
Elektro nun einen verbesserten Antrieb
und mehr Leistung verpasst. Und
dank einer leistungsstärkeren Batterie,
kommt der Wagen auf über 300 Kilometer.
Ab 34.900 Euro.
MINI
Cooper
KIA
e-Soul
Der Kleinwagen Opel Corsa-e wird in wenigen
Wochen auf den Markt kommen.
Technisch ähnelt der Corsa-e dem Peugeot
208. Das Besondere aber ist, dass der Corsa
unter anderem die Schnelllademöglichkeit
(bis zu 100 kW) bietet. Ab 29.900 Euro
OPEL
Corsa-e
RENAULT
Zoe
Das neue HERCULES
E-IMPERIAL I-10
m Bosch PERFORMANCE Cruise, GEN3, 250 Watt, 65 Nm
b 625 Wh
F Bosch Intuvia
f SR Suntour NEX-E25, Advanced, einstellbar, Lockout
s Shimano Deore XT, 10-Gang
d Shimano MT400, hydraulische Scheibenbremse
D Schwalbe Marathon Plus, 47-622, SmartGuard
R schwarz-glänzend
Diamant
28 Zoll / 57, 61, 65 cm
Zentralrohr
28 Zoll / 45, 49, 53, 57, 61, 65 cm
Mehr Infos unter:
www.hercules-bikes.de
Der Skoda Citigo-e iV wird mit
seiner großen Lithium-Ionen-Batterie
rund 270 Kilometern weit
fahren können. Das Fahrzeug gibt
es mit einem aufpreispflichtigen
CSS-Schnellader. Ab 20.950 Euro.
SMART
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VW
e-UP
DAS KOMMT
TESTS UND VIELES MEHR....
IMPRESSUM
Verlag: VeloTotal GmbH
Münchberger Straße 5
D-93057 Regensburg
Tel.: +49 (0)9 41/7 96 07-0
E-Mail: info@velototal.de,
Webauftritt: www.velototal.de
Herausgeber: Johann Fink
Bilder.: Kellys, VeloTOTAL
Chefredaktion: Andreas Burkert
Redaktion: Ulrich Fillies,
Andreas Burkert, Heiko Halbauer,
Gerda Obermeier, Michael
Wagner, Manuel Dörfler
Innovationen, aktuelle
Trends – Was ist in Sachen
E-Mobility und Digitalisierung
für 2020 zu erwarten?
Grafik: VeloTotal GmbH
Brigitte Kraus, Lisa Espig
Fotos: Lisa Espig
Anzeigen: Michael Wagner
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