21.01.2020 Aufrufe

Berliner Zeitung 20.01.2020

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Neue Show,neues Glück am Potsdamer Platz? – Seite 3<br />

Heute<br />

mit<br />

Finanztipp<br />

Seite 6<br />

0°/4°<br />

Manchmal Sonne<br />

Wetter,Seite 2<br />

Der FC Bayern zeigt<br />

Hertha BSC die Grenzen auf<br />

SportSeite 20<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

<strong>Berliner</strong> Radfahrerin stirbt<br />

unter einem BVG-Bus<br />

Berlin Seite 9<br />

Montag,20. Januar 2020 Nr.16HA-76. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Tesla-Vorstand stimmt<br />

Kaufvertrag zu<br />

Brandenburg Seite 15<br />

Bundesligadebut<br />

Drei Tore für<br />

zwanzig<br />

Millionen<br />

VonMaik Rosner<br />

Erling Braut<br />

Haaland,<br />

Stürmer des BVB<br />

Auch nach seinem beeindruckenden<br />

Bundesligadebüt mit drei<br />

Toren binnen 20 Minuten ließ sich<br />

fernab der großen Bühne beobachten,<br />

dass es sich bei Erling Braut Haaland<br />

um einen ziemlich außergewöhnlichen<br />

Stürmer handelt. Während<br />

eines Interviews mit dem norwegischen<br />

Fernsehen hielt der<br />

Winterzugang von Borussia Dortmund<br />

in einer<br />

Hand eine überdimensionierte<br />

Trinkflasche,<br />

nahm daraus<br />

immer wieder<br />

kräftige Schlucke,<br />

und als der<br />

mutmaßliche<br />

Proteinshake geleert<br />

war, ließ er<br />

sich umgehend<br />

eine Wasserflasche<br />

nachreichen. Um den halben<br />

Liter mit drei Zügen in seinen 1,94<br />

Meter großen Körper zu schütten,<br />

benötigte er keine Minute,was auch<br />

daran lag, dass er parallel dazu nur<br />

wenige Worte darauf verwendete,<br />

über seinen bemerkenswerten Auftritt<br />

in Augsburgzusprechen.<br />

„Absolut fantastisch“ fühle er sich<br />

nach seinen Toren (59., 70. und 79.<br />

Minute), sagte der 19 Jahre alte Norweger<br />

und berichtete, dass er sich<br />

bei seiner Einwechselung in der 56.<br />

Minute nichts weniger vorgenommen<br />

habe als „zu versuchen, das<br />

Spiel zu verändernund zu drehen“.<br />

Das war Haaland trotz Fitnessrückstand<br />

nach Kniebeschwerden<br />

auf beachtliche Weise gelungen, zumal<br />

Augsburg zudiesem Zeitpunkt<br />

bereits 3:1 führte.<br />

Dann aber kam Haaland und verwandelte<br />

ein ohnehin schon besonderes,weil<br />

wildes Bundesligaspiel in<br />

ein denkwürdiges Spektakel. Dem<br />

jungen Protagonisten gelang sogar<br />

gleich ein Rekord mit dem schnellsten<br />

Dreierpack bei einem Bundesligadebüt<br />

und übertraf auch den früheren<br />

BVB-Stürmer Pierre-Emerick<br />

Aubameyang, der im August 2013 in<br />

seinem ersten Spiel ebenfalls drei<br />

Tore in Augsburgfür die Borussia erzielt<br />

hatte.<br />

Mit seinem dritten Ball-Kontakt<br />

traf Haaland nach 183 Sekunden mit<br />

links zum 3:2, animierte den Anhang<br />

auf der Tribüne daraufhin mit raumgreifenden<br />

Gesten zur Unterstützung<br />

seiner gefühlt fast schon ganz<br />

persönlichen Aufholjagd. Undnachdem<br />

Jadon Sancho der Ausgleich gelungen<br />

war (61.), sorgte Haaland mit<br />

seinem zweiten und dritten Torfür<br />

den Dortmunder Sieg und Jubel über<br />

die Investition von 20 Millionen<br />

Euro, die als Ablösesumme an RB<br />

Salzburgüberwiesen worden waren.<br />

Dortmunds Trainer Lucien Favre<br />

sprach gar voneinem „Wunder“ und<br />

Augsburgs Coach Martin Schmidt<br />

von einem „Haaland-Schock“, der<br />

seine Mannschaft „rausgerissen“<br />

habe. Haaland selbst, berichtete Michael<br />

Zorc,habe zu ihm gesagt: „Das<br />

ist der Grund, warum ihr mich gekauft<br />

habt.“<br />

Krieg und Frieden<br />

Angela Merkel hatte eingeladen und verhandelte mit vielen Staatschefs über ein<br />

Waffenembargo für Libyen. Das Ergebnis weckt Hoffnungen Seiten 2und 8<br />

Berlins schmutzige Schulen<br />

Lehrer,Elternund Politiker wollen die Zustände in den Klassenzimmern der Hauptstadt nicht mehr hinnehmen<br />

VonAnnika Leister<br />

<strong>Berliner</strong> Schulen sind dreckig<br />

–manche so sehr,dass<br />

ein normaler Unterricht<br />

unmöglich ist. Im November<br />

musste die Reinhold-Burger-<br />

Schule in Pankow wegen verschmutzter<br />

Toiletten für einen Tag<br />

schließen. Wenige Wochen zuvor<br />

schrieben 30 Schulleiter, mehrheitlich<br />

von Grundschulen, einen<br />

Brandbrief an das zuständige Bezirksamt<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf:<br />

Die hygienischen Zustände<br />

seien so katastrophal, dass ein „vermeidbares<br />

Gesundheitsrisiko für die<br />

Kinder billigend in Kauf genommen“<br />

werde. An manchen Schulen putzen<br />

inzwischen Eltern ehrenamtlich gegen<br />

den Verfall an.<br />

Die Kritik an den Reinigungsfirmen,<br />

den Bezirksschulämtern, aber<br />

auch der Landespolitik ist groß. So<br />

groß, dass in Landes- und Bezirkshaushalten<br />

mehr Geld freigegeben<br />

wird und eine neue Diskussion zum<br />

Beenden des Hygiene-Notstands laut<br />

wird. 16 Millionen Euro zusätzlich für<br />

die Schulreinigung wurden gerade in<br />

den Doppelhaushalt 2020/2021 eingestellt.<br />

Sie sollen in Schulen fließen,<br />

die besonders betroffen sind und in<br />

Zukunft zwei- statt einmal proTag gereinigt<br />

werden sollen.<br />

Kritiker sind sich einig: ein erster<br />

Schritt –aber das wirdnicht reichen.<br />

DasProblem sei systemisch bedingt,<br />

und gründet auch in der allgemein<br />

schlechten Verfassung und Überfüllung<br />

vieler Klassenräume. „Wir alle<br />

wissen, dass die Schulen voll sind“,<br />

sagt Norman Heise,Vorsitzender des<br />

Landeselternausschusses. „Sie wurden<br />

vollgemacht.“ Mehr Schüler,<br />

mehr Schmutz –das sei eine logische<br />

Folge, die in den Reinigungsplänen<br />

insgesamt bisher keinerlei Berücksichtigung<br />

finde.<br />

„Das ist eine große Baustelle“,<br />

sagt auch Roland Kern,Sprecher des<br />

Dachverbands <strong>Berliner</strong> Kinder- und<br />

Schülerläden, Interessenvertretung<br />

für Kitas, Horte und freie Schulen.<br />

Auch die Zahl der Hortkinder sei extrem<br />

gestiegen, Gebäude und Reinigungspläne<br />

seien aber nicht für die<br />

ganztätige Nutzung konzipiert. Die<br />

Reinigung der Hort- und Klassenräume<br />

einmal pro Tag sei absoluter<br />

Mindeststandard, der schon jetzt an<br />

vielen Schulen gerissen werde, so<br />

Kern. Sanitärbereiche und Mensen<br />

zum Beispiel müssten eigentlich<br />

dringend mehrfach proTag gereinigt<br />

werden.<br />

Der Hygieneplan für die <strong>Berliner</strong><br />

Schulen schreibt vor, dass Toiletten,<br />

Flure und die Böden in stark frequentierten<br />

Räumen täglich zu reinigen<br />

sind. Immer wieder machen<br />

die Reinigungsfirmen dabei keine<br />

gute Arbeit – was vor allem auch<br />

daran liege,dass die zuständigen Bezirksschulämter<br />

bei der Vergabe der<br />

Aufträge zu oft lediglich nach dem<br />

Preis entschieden und der Zeitdruck<br />

für das Personal zu hoch sei, lautet<br />

die oft geäußerte Kritik vonSchulleitern,<br />

Elternvertreternund Initiativen<br />

wie „Schulen in Not“.<br />

„Berlin braucht dringend verbindliche<br />

landesweite Sauberkeitsstandards<br />

für die Schulen.“<br />

Silke Gebel,<br />

Grünen-Fraktionsvorsitzende<br />

im Abgeordnetenhaus<br />

Die Bezirke wiederum verweisen<br />

auf die Landesebene: Die stelle nur<br />

Gelder für den Mindeststandard zur<br />

Verfügung. Wer mehr Qualität will,<br />

muss aus dem Bezirkshaushalt Gelder<br />

zuschießen. Manche Bezirke tun<br />

das,was zur Folge hat, dass jeder <strong>Berliner</strong><br />

Bezirk seine Schulen anders<br />

putzt:Treptow-Köpenick reinigt seine<br />

Toiletten schon länger –wie vomLandeselternausschuss<br />

gefordert –zweimal<br />

pro Tag. Marzahn-Hellersdorf<br />

will jetzt bezirksweit nachziehen.<br />

Auch Neukölln hat mehr Mittel in den<br />

Haushalt 2020/2021 eingestellt und<br />

steuertnach.<br />

In Lichtenbergwünscht man sich<br />

nicht so sehr mehr Mittel als einen<br />

ganz anderen Stil der Reinigung und<br />

Auftragsvergabe. „Wir würden die<br />

Reinigung gerne wieder rekommunalisieren,<br />

zurück in die eigene Verantwortung<br />

nehmen“, sagt Fabian<br />

Peter, Referent im Bezirksschulamt<br />

Lichtenberg. Viele Reinigungskräfte<br />

täten ihr Bestes,aber die Firmen verlangten<br />

zu viel von ihren Mitarbeitern.<br />

„Es gibt eine natürliche Grenze,<br />

wie schnell man sein kann.“<br />

Peters Wunsch: festangestellte,<br />

beim Land beschäftigte Reinigungskräfte<br />

an jeder Schule,die direkt vom<br />

Schulleiter angewiesen werden können–denn<br />

zurzeithake es oft in der<br />

Kommunikation.Vorstellbar sei, mit<br />

mehreren Bezirken zu kooperieren,<br />

um das Personal über eine Landesgesellschaft<br />

anzustellen. Doch das<br />

wiederum sei Landessache. „Wir<br />

würden als PilotbezirksofortzurVerfügung<br />

stehen.“<br />

Für Abgeordnete wie Silke Gebel<br />

(Grüne), Fraktionsvorsitzende im<br />

Abgeordnetenhaus, ist der Flickenteppich<br />

der <strong>Berliner</strong> Schulhygiene<br />

nicht mehr haltbar. „Berlin braucht<br />

dringend verbindliche landesweite<br />

Sauberkeitsstandards für die Schulen“,<br />

sagte sie der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Ehrenamtliche Eltern-Putztrupps<br />

darf esnicht geben.“ Die Frequenz<br />

der Reinigung müsse dem Bedarfder<br />

Schule entsprechen, dafür bräuchte<br />

es die Schulen stärker in der Steuerung.<br />

Wie dieses Ziel aber genau zu<br />

erreichen sei, dazu würden sich die<br />

bildungspolitischen Sprecher der<br />

Koalition in den nächsten Wochen<br />

mit Vertretern von Eltern, Schulen<br />

und Bezirken an einen Tisch setzen.<br />

Berlin Seite 11<br />

Grüne<br />

stützen<br />

Schmidt<br />

Baustadtrat erhält im Streit<br />

um Akten Rückendeckung<br />

VonElmar Schütze<br />

Der Grünen-Baustadtrat von<br />

Friedrichshain-Kreuzberg, Florian<br />

Schmidt, hat im Streit um mögliche<br />

Aktenmanipulation Rückendeckung<br />

aus seiner Partei erhalten. Florian<br />

Schmidt habe sich rechtlich korrekt<br />

verhalten, „nichts geschwärzt<br />

oder zurückgehalten“, sagte Grünen-Fraktionschefin<br />

Antje Kapek<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. EinVerstoß gegen<br />

das Akteneinsichtsrecht des Parlaments<br />

–indiesem Fall der Bezirksverordnetenversammlung<br />

Friedrichshain-Kreuzberg<br />

–sei nicht erkennbar.<br />

Allenfalls könne sich<br />

Schmidt ungeschicktes Verhalten<br />

vorwerfen lassen, ungesetzlich sei es<br />

zu keiner Zeit gewesen, so Kapek.<br />

Auch Schmidt selbst hat Vorwürfe<br />

der Manipulation zurückgewiesen.<br />

Einzelne Teile der Akten dürften<br />

während eines laufenden Finanzierungsprozesses<br />

einer Genossenschaft<br />

nicht vollständig eingesehen<br />

werden, schreibt er in einer Erklärung,<br />

die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />

Davon könnten öffentliche Interessen<br />

und schützenswerte Belange<br />

Dritter berührtsein.<br />

DieSPD-Fraktion des Bezirksparlaments<br />

von Friedrichshain-Kreuzberg<br />

wirft Schmidt vor, Akten rund<br />

um die Vorgänge zum Vorkaufsrecht<br />

von Wohnungen und Wohnhäusern<br />

zugunsten einer Genossenschaft<br />

nicht vollständig zur Verfügung gestellt<br />

zu haben. Sie stellte Schmidt<br />

das Ultimatum, bis zum 27. Januar<br />

alle Akten vorzulegen und eidesstattlich<br />

zu versichern, dass diese<br />

vollständig sind –andernfalls müsse<br />

er zurücktreten. Dem schlossen sich<br />

Politiker von CDU, FDP und AfD an.<br />

Auch Forderungen nach einem Sonderermittler<br />

wurden erhoben. Die<br />

CDU im Abgeordnetenhaus plant einen<br />

Untersuchungsausschuss, um<br />

auch die Rolle des rot-rot-grünen Senats<br />

bei der umstrittenen Vorkaufspolitik<br />

Schmidts zu beleuchten.<br />

Nach Worten von SPD-Kreischef<br />

Harald Georgii fühle sich die Partei<br />

in Friedrichshain-Kreuzberg in die<br />

Rolle eines „Mitwissers“ gedrängt.<br />

„Wir tolerieren dieses Verhalten des<br />

Stadtrats auf keinen Fall“, sagte Georgii<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Schmidt<br />

müsse „Reue und Einsicht“ zeigen.<br />

Berlin Seite9<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Libyen-Konferenz<br />

In Berlin trafen am Wochenende die zentralen Akteure des libyschen Bürgerkriegs aufeinander. Der Gipfel mit Delegationen aus<br />

rund 20 Ländern sollte die Gewalt beenden. Mit der Einigung werden Rufe nach einer internationalen Schutztruppe laut.<br />

Flüchtlinge<br />

Gestrandet<br />

im<br />

Bürgerkrieg<br />

Die Menschenrechtsorganisation<br />

Pro Asyl hat zu einer<br />

Evakuierung der in Libyenfestsitzenden<br />

Flüchtlinge aufgerufen.<br />

„Das Schicksal der dort hilflos<br />

festsitzenden Schutzsuchenden<br />

darf nicht außer Acht bleiben“,<br />

forderte Geschäftsführer Günter<br />

Burkhardt. Er kritisierte auch die<br />

Zusammenarbeit der EU mit der<br />

„verbrecherisch handelnden libyschen<br />

Küstenwache“: „Schutzsuchende<br />

müssen umgehend aus<br />

Libyen evakuiert werden, die EU<br />

muss hierfür genügend Resettlement-Plätzebereitstellen.“<br />

Zehntausende Menschen vorwiegend<br />

aus afrikanischen, aber<br />

auch aus arabischen Ländern sitzeninLibyenfest.<br />

Viele vonihnen<br />

sind in Haftlagernschweren Menschenrechtsverletzungen<br />

ausgesetzt,<br />

auch durch libysche Sicherheitskräfte<br />

oder mit ihnen zusammenarbeitende<br />

Milizen. „In den<br />

libyschen Haftlagernkommt es zu<br />

Hinrichtungen, Folter und Vergewaltigungen.<br />

Um mit ihnen noch<br />

mehr Geld zu verdienen, werden<br />

Schutzsuchende vonMilizen vollkommen<br />

entrechtet“, kritisierte<br />

Burkhardt. Dies sei bereits 2018 in<br />

einem Sicherheitsbericht des Europäischen<br />

Auswärtigen Dienstes<br />

festgehalten worden. Er verwies<br />

auf die Erschießung eines Sudanesen<br />

im September 2019 durch<br />

Angehörige der Küstenwache vor<br />

den Augen vonUN-Mitarbeitern.<br />

Die Küstenwache wird von<br />

EU-Staaten ausgerüstet und ausgebildet,<br />

auch von Deutschland.<br />

Zudem bestehe in dem Bürgerkrieg<br />

für Flüchtlinge ständig die<br />

Gefahr, zwischen die Fronten zu<br />

geraten, mahnte Pro Asyl. So<br />

seien im Juli 2019 bei einem Luftangriff<br />

auf Tripolis 35 Schutzsuchende<br />

in einem Lager im Vorort<br />

Tadschuragetötet worden.<br />

Insgesamt gab Pro Asyl die<br />

Zahl der Schutzsuchenden in Libyen<br />

mit etwa 125 000 an. Davon<br />

seien 48 122 bisher vom UN-<br />

Hochkommissariat für Flüchtlinge<br />

(UNHCR) registriert worden.<br />

Lediglich etwa 4000 Menschen<br />

seien bisher aus Libyen in<br />

Durchgangslager vorwiegend im<br />

Niger gebracht worden, einige<br />

auch nach Italien oder Rumänien.<br />

Vonden 2913 Evakuierten im Niger<br />

warteten mit Stand Oktober<br />

2019 noch 1096 Menschen auf<br />

ihre Umsiedlung in europäische<br />

Aufnahmeländer. (AFP)<br />

Rund 20 Delegationen –unter anderem aus Frankreich, Großbritannien und China, sind zu dem Gipfel angereist. Zu den wichtigsten Forderungen zählt ein Waffenstillstand.<br />

Angela Merkel braucht einen<br />

kleinen Anlauf und<br />

mehrere Sätze, aber dann<br />

ist es raus: „Wir haben uns<br />

geeinigt“, sagt die Kanzlerin. Undsie<br />

wiederholt es gleich noch ein paar<br />

Mal in ihren nächsten Sätzen, als<br />

müsse sie sich selbst vergewissern:<br />

„Alle waren sich einig.“<br />

Die Libyen-Konferenz im Kanzleramt,<br />

die mit so vielen Unsicherheiten<br />

und Fragezeichen verbunden<br />

war, die als großes Wagnis galt, ist<br />

nach fünf Stunden mit einem gemeinsamen<br />

Beschluss von 16Staaten<br />

und Organisationen zu Ende gegangen.<br />

Anders als wenige Tage zuvor<br />

bei einem Einigungsversuch in<br />

Moskau, ist weder Rebellenführer<br />

Chalifa Haftar frühzeitig abgereist<br />

noch sonst jemand. Sowohl der russische<br />

Präsident Wladimir Putin, der<br />

Haftar unterstützt, als auch der türkische<br />

Präsident Recep Tayyip Erdogan,<br />

der zu Ministerpräsident Fajes<br />

Al-Sarradsch hält, haben die Vereinbarung<br />

abgenickt.<br />

DerSchlüssel für den Frieden<br />

Es sei ein Beitrag für einen „neuen<br />

politischen Anlauf“, der Frieden erzeugen<br />

könnte, sagt Merkel etwas<br />

umständlich auf der Pressekonferenz.<br />

Außenminister Heiko Maas<br />

(SPD) hat sich ein griffigeres Bild<br />

überlegt. „Wir haben den Schlüssel,<br />

mit dem wir den Konflikt lösen können“,<br />

sagt er. „Jetzt müssen wir den<br />

Schlüssel ins Schloss stecken.“<br />

Es sind Formulierungen, die<br />

deutlich machen: Fünf Stunden im<br />

Kanzleramt reichen nicht, um dem<br />

Der Konflikt<br />

kommt bei der<br />

Bundeswehr an<br />

seit Jahren umkämpften Libyen am<br />

nächsten Tagden Frieden zu bringen.<br />

„Alle sind sich einig, dass wir<br />

eine politische Lösung brauchen“,<br />

sagt Merkel. Schon das gilt also als<br />

Erfolg –und zwar einer,der den UN-<br />

Sonderbeauftragten für Libyen,<br />

Ghassan Salamé, zu einem Freudenausbruch<br />

verleitet: „Heute ist ein<br />

großartiger Taggewesen.“<br />

Folgen sollen nun mehrere<br />

Schritte: Eine Waffenruhe soll in einen<br />

langfristigen Waffenstillstand<br />

umgewandelt werden. Dazu sollen<br />

Haftars Leute unter Uno-Moderation<br />

direkt mit der Mannschaft von<br />

Al-Sarradsch sprechen. Jeweils fünf<br />

Verhandler sollen beide Konfliktparteien<br />

entsenden. Unddass dieseVerhandler<br />

nun namentlich feststehen,<br />

bezeichnet Merkel als nächsten Er-<br />

VonDaniela Vates<br />

folg. Bisher seien Gespräche schon<br />

daran gescheitert, dass die Teilnehmer<br />

nicht feststanden.<br />

EinWaffenembargo soll den Waffenstillstand<br />

unterstützen. Das Embargo<br />

gibt es eigentlich schon, nun<br />

aber soll es stärker überwacht werden.„Wir<br />

rufen alle auf, das Embargo<br />

umzusetzen“, appelliert Uno-Generalsekretär<br />

Antonio Guterres. Alle<br />

Konferenz-Teilnehmer-Länder hätten<br />

sich verpflichtet, nicht mehr in<br />

den Konflikt einzugreifen. Libyengilt<br />

auch als Schauplatz für Stellvertreterkonflikte<br />

im Kampf um Macht<br />

und auch um Öl. Sie alle sollten<br />

„nichts tun, was den Konflikt verschlimmernkönnte“,<br />

sagt Guterres.<br />

Ob und wie lange die Vereinbarung<br />

trägt, ist offen. Es werde noch<br />

eine schwierigeWegstrecke sein, sagt<br />

DPA<br />

Merkel.„Ich mache mir keine Illusionen.“<br />

Guterres verweist darauf, dass<br />

gerade wichtige Ölexport-Häfen und<br />

ein Ölfeld in Libyen geschlossen<br />

wurden. „Das beunruhigt uns sehr“,<br />

sagt er. Die Verteilung der Einnahmen<br />

aus der Ölförderung ist einer<br />

der Konfliktpunkte, die zu lösen<br />

sind.<br />

Und ein Waffenstillstand müsste<br />

wohl überwacht werden. Sarradsch<br />

hat eine internationale Schutztruppe<br />

gefordert, Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

hat sich für eine Beteiligung<br />

der Bundeswehr offen gezeigt. Merkel<br />

sagt, man dürfe nicht „den übernächsten<br />

Schritt vordem ersten diskutieren“.<br />

Im Bundestag ist die Skepsis<br />

gegenüber einem Bundeswehr-<br />

Einsatz groß.<br />

Die verteidigungspolitische Sprecherin<br />

der FDP-Fraktion, Marie-Agnes<br />

Strack-Zimmermann, sagte der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RND), zunächst<br />

müsse geklärt werden, ob die Bundeswehr<br />

momentan überhaupt die<br />

Kapazität für weitere Einsätze habe.<br />

Der Sicherheitsexperte der Grünen,<br />

Tobias Lindner sagte: „Bevor man<br />

über einen Einsatz in Libyen nachdenkt,<br />

braucht es erstmal eine belastbare<br />

politische Perspektive für<br />

das Land.“<br />

Die Chefs der Konfliktparteien,<br />

Haftar und Sarradsch, haben übrigens<br />

an der Konferenz nur als Zaungäste<br />

teilgenommen. Sie saßen getrennt<br />

voneinander in anderen Räumen.<br />

„Die Differenzen sind noch so<br />

groß, dass sie nicht miteinander<br />

sprechen“, sagt Merkel.<br />

Sicherheitslage in Berlin<br />

Proteste,<br />

Sperrungen,<br />

Flugverbot<br />

Die Hauptstadt wurde am Wochenende<br />

zur Festung. Etwa<br />

5000 Polizisten waren an beiden<br />

Tagen im Einsatz. Die Libyen-<br />

Konferenz, Demonstrationen<br />

Zehntausender anlässlich der<br />

GrünenWoche und ein Heimspiel<br />

von Hertha gegen den FC Bayern<br />

gestalteten den Sonnabend und<br />

den Sonntag zur Bewährungsprobe<br />

für die Polizei. Sie wurde<br />

dabei unterstützt von Hundertschaften<br />

aus anderen Bundesländernund<br />

der Bundespolizei.<br />

Nach Angabender Polizei blieben<br />

die Proteste weit gehend<br />

friedlich. „Sie verliefen erstaunlich<br />

entspannt“, sagte ein Polizeisprecher.<br />

Am frühen Abend<br />

sprach die Polizei von einzelnen<br />

kleinen Auseinandersetzungen<br />

mit Protestierenden. Zudem<br />

drang ein Segelflugzeug unerlaubt<br />

in den <strong>Berliner</strong> Luftraum<br />

ein. Weil dieser für private Flugzeuge<br />

gesperrt war, handelte es<br />

sich um ein strafbares Vergehen.<br />

Der Segelflieger wurde zum Flughafen<br />

Strausberg begleitet. Das<br />

Flugverbot gilt noch bis Montagabend.<br />

Auch Modellflieger und<br />

Drohen sind untersagt. Nur Passagier-<br />

und Frachtflüge dürfen<br />

landen und starten.<br />

Wegen der Libyen-Konferenz<br />

hatten Einzelpersonen und Organisationen<br />

im Umkreis des Bundeskanzleramtes<br />

zahlreiche Demonstrationen<br />

angemeldet. Auf<br />

dem Platz der Republik zwischen<br />

Bundeskanzleramt und Reichstag<br />

richtete sich der Protest gegen<br />

den Besuch des türkischen Präsidenten<br />

Recep Tayyip Erdogan.<br />

Hinzu kamen 150 bis 200 Demonstranten,<br />

die dort gegen die<br />

Politik der Regierung Algeriens<br />

protestierten. Eine Demonstration<br />

von Erdogan-Anhängern<br />

fand am Potsdamer Platz statt. An<br />

der Paul-Löbe-Straße protestierten<br />

Demonstranten gegen die türkische<br />

Einmischung in Libyen.<br />

Wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen<br />

für die Staatsgäste<br />

waren Teile des Regierungsviertels<br />

und der Innenstadt von<br />

derPolizei abgeriegelt. Für Wladimir<br />

Putin und RecepTayyipErdogan<br />

galten Sicherheitsstufe 1. Gullys<br />

wurden zum Schutz vor Bomben<br />

zugeschweißt, Präzisionsschützen<br />

gingen zum Schutz der<br />

Gäste in Stellung. Ausflugsdampfer<br />

konnten nicht über die Spree<br />

fahren. (kop.)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute lacht obgleich einiger dichter Wolken örtlich die Sonne vom Himmel.<br />

Die Temperaturen klettern auf Wertevon 3bis 6Grad, und der Wind<br />

weht nur schwach aus West. In der Nacht ist mit Temperaturen von 1bis<br />

minus 2Grad zu rechnen. Dazu ist es örtlich anhaltend trüb oder neblig,<br />

sonst jedoch zeitweise sternenklar.<br />

Biowetter:<br />

Belastung<br />

Bluthochdruck schwach<br />

Kopfschmerzen schwach<br />

Schlafstörungen schwach<br />

Rheumaschmerzen schwach<br />

Atemwegsbeschwerden schwach<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 8Uhr: Feinstaub: 18 µg/m³;<br />

Kohlenmonoxid: 300 µg/m³;<br />

Stickstoffdioxid: 26 µg/m³;<br />

Luftfeuchtigkeit: 100%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 2Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus West.<br />

Wittenberge<br />

1°/6°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

0°/5° 0°/4°<br />

Luckenwalde<br />

-1°/3°<br />

Cottbus<br />

-2°/5°<br />

Dienstag<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

sonnig bedeckt wolkig<br />

0°/6° 1°/6° 0°/5°<br />

Prenzlau<br />

0°/5°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

-1°/3°<br />

Das kräftige Hoch Ekart über den Britischen Inseln dehnt sich ostwärts bis<br />

Polen aus. Damit stellt sich bei uns trockenes, ruhiges Wetter ein, allerdings<br />

teils von Nebel oder Wolken und Nachtfrösten mit Glättegefahr begleitet. Von<br />

den Balearen bis Sardinien sind gebietsweise heftige Regengüsse unterwegs.<br />

Köln<br />

1°/7°<br />

Sylt<br />

2°/6°<br />

Saarbrücken<br />

-1°/3°<br />

Hannover<br />

1°/7°<br />

Konstanz<br />

-1°/3°<br />

Hamburg<br />

2°/6°<br />

Erfurt<br />

-1°/2°<br />

Frankfurt/Main<br />

0°/6°<br />

Stuttgart<br />

-1°/5°<br />

Rostock<br />

2°/7°<br />

Magdeburg<br />

0°/5°<br />

Nürnberg<br />

-2°/4°<br />

München<br />

-1°/3°<br />

Rügen<br />

1°/5°<br />

Dresden<br />

0°/5°<br />

Deutschland: Heute zeigt sich bei<br />

einem abund an bewölkten Himmel<br />

wiederholt die Sonne. Dabei werden<br />

während des Tages 2bis 7Grad erreicht,<br />

nachts kühlt es dann auf 2bis<br />

minus 5Grad ab. Der Wind weht nur<br />

schwach aus West. Morgen gibt es<br />

über weite Strecken des Tages Sonnenschein,<br />

ab und zu aber auch Wolken,<br />

und die Temperaturen steigen<br />

auf 3bis 6Grad. Der Wind weht<br />

schwach aus Nordwest.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 40 cm<br />

Harz bis 5cm<br />

Erzgebirge bis 20 cm<br />

Bayerische Alpen bis 160 cm<br />

Mondphasen: 24.01. 02.02. 09.02. 15.02.<br />

Sonnenaufgang: 08:05 Uhr Sonnenuntergang: 16:29 Uhr Mondaufgang: 03:52 Uhr Monduntergang: 12:46 Uhr<br />

Lissabon<br />

12°<br />

Las Palmas<br />

17°<br />

Madrid<br />

8°<br />

Reykjavik<br />

4°<br />

Dublin<br />

8°<br />

London<br />

7°<br />

Paris<br />

7°<br />

Bordeaux<br />

9°<br />

Palma<br />

13°<br />

Algier<br />

15°<br />

Nizza<br />

13°<br />

Trondheim<br />

10°<br />

Oslo<br />

4°<br />

Stockholm<br />

7°<br />

Kopenhagen<br />

7°<br />

Berlin<br />

4°<br />

Mailand<br />

8°<br />

Tunis<br />

17°<br />

Rom<br />

10°<br />

Warschau<br />

5°<br />

Wien<br />

3° Budapest<br />

6°<br />

Palermo<br />

15°<br />

Kiruna<br />

0°<br />

Oulu<br />

5°<br />

Dubrovnik<br />

11°<br />

Athen<br />

10°<br />

St. Petersburg<br />

4°<br />

Wilna<br />

3°<br />

Kiew<br />

1°<br />

Odessa<br />

4°<br />

Varna<br />

4°<br />

Istanbul<br />

7°<br />

Iraklio<br />

12°<br />

Archangelsk<br />

-3°<br />

Moskau<br />

3°<br />

Ankara<br />

1°<br />

Antalya<br />

14°<br />

Acapulco 36° sonnig<br />

Bali 25° wolkig<br />

Bangkok 33° wolkig<br />

Barbados 27° heiter<br />

Buenos Aires 33° heiter<br />

Casablanca 14° wolkig<br />

Chicago -2° bewölkt<br />

Dakar 27° heiter<br />

Dubai 24° sonnig<br />

Hongkong 20° wolkig<br />

Jerusalem 8° Schauer<br />

Johannesburg 29° heiter<br />

Kairo 15° bewölkt<br />

Kapstadt 26° bewölkt<br />

Los Angeles 18° bedeckt<br />

Manila 30° heiter<br />

Miami 23° Schauer<br />

Nairobi 28° heiter<br />

Neu Delhi 19° heiter<br />

New York 1° wolkig<br />

Peking 3° wolkig<br />

Perth 30° sonnig<br />

Phuket 34° heiter<br />

Rio de Janeiro 24° bedeckt<br />

San Francisco 13° bedeckt<br />

Santo Domingo 28° heiter<br />

Seychellen 29° wolkig<br />

Singapur 35° Gewitter<br />

Sydney 30° Gewitter<br />

Tokio 13° wolkig<br />

Toronto -4° wolkig


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 3· ·<br />

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Seite 3<br />

Neuanfang mit Sixpack<br />

Läuten nun halb nackte Tänzer auf der Bühne am zugigen, immer noch seelenlosen und in jeder Beziehung widerspenstigen Potsdamer Platz eine neue Zukunft ein –inder Mitte Berlins?<br />

MMACM.COM /DIGITAL<br />

Esriecht gut. Das ist keineswegs das<br />

einzig Erfreuliche, das man über<br />

den neuen Theater-Club „Magic<br />

Mike live“ tief unter dem Musical-<br />

Theater am Potsdamer Platz sagen kann,<br />

aber etwas Wesentliches. Denn der Vorgänger,<br />

das „Adagio“, vor knapp zwei Jahrzehnten<br />

zum exklusiven Nacht-Etablissement<br />

ausgerufen, atmete trotz tausend Kerzen<br />

und riesiger Liliensträuße lange diesen feinen<br />

Kellergeruch. „Magic Mike“ dagegen<br />

fühlt sich schon zur Eröffnung an wie flirrendes<br />

Amüsement.<br />

DasFoyer und der Saal auf mehreren Ebenen<br />

mit Bars, Bistrostühlen und Samtsofas<br />

leuchten in tiefem Türkisgrün. Die Tanzebene<br />

thront wie ein Boxring hoch in der<br />

Mitte.Trotz seiner Größe für 600 Gäste wirkt<br />

alles leger, einladend und intim. Die zwölf<br />

Millionen Euro, die hier in Entkernung und<br />

Neubau investiert wurden, flossen augenscheinlich<br />

vorallem in Licht und Hightech.<br />

Dennoch denkt man gleich an die vollmundigen<br />

Versprechen, die die Unterhaltungsbranche<br />

ja beherrscht wie keine zweite:<br />

„Magic Mike“ ruft sich schon vorab zur<br />

Show-Premieredes Jahres aus –imJanuar!<br />

Ignoriert alles, was dieses Auftaktjahr zu<br />

den Goldenen Zwanzigern in Berlin noch<br />

auffahren wird, etwa den Einzug des Cirque<br />

du Soleil im Theater direkt hier, über dem<br />

neuen Club, oder die nächste Inszenierung<br />

im Friedrichstadt-Palast. Das Revuetheater<br />

in der Friedrichstraße kann sich ja schon wegen<br />

der neuen Konkurrenz am Potsdamer<br />

Platz nicht lumpen lassen. Unddiesen Show-<br />

Giganten sollen 18 junge Stripper das Terrain<br />

streitig machen? Auch noch mit der Behauptung,<br />

gleichzeitig das Klischee des Männer-<br />

Strips außer Kraft zu setzen?<br />

Na, das wollen wir sehen. „Magic Mike“<br />

entstand nach dem Film von Steven Soderbergh,<br />

in dem Channing Tatum die Hauptattraktion<br />

spielt. Darin rasten die Mädchen<br />

beim Ausrücken der Männer mit nackten<br />

Hinternineinem schummerigen Lokal kreischend<br />

aus und greifen beherzt zu. Einzig die<br />

Schwester eines Tänzers seziert das aufdringliche<br />

Gerekel mit unbewegtem Blick –<br />

und verschwindet. Nichts vonder aufgeheizten<br />

Atmosphäreerreicht sie.Soderbergh verherrlicht<br />

das Sex-und-Drogen-Milieu nicht,<br />

sondern bildet es ab und verwebt es mit einer<br />

Sozialstory.<br />

So nicht!<br />

Undwie beginnt das Live-Spektakel am Potsdamer<br />

Platz? Mit einem schmierigen Moderator<br />

im Glitzeranzug, der abfällig das Wort<br />

„Trockenpflaume“ fallen lässt und kauende<br />

Kerle in Macho-Haltung präsentiert, verkleidet<br />

als Tiroler, Kapitän und Polizist. Unter<br />

Getöse stürmt ein Feuerwehrmann auf die<br />

Bühne,der –Achtung, doppeldeutig –mit einem<br />

elenden Schlauch zwischen den Beinen<br />

durch die Gegend spritzt. So weit, so unappetitlich.<br />

Dann bricht die Musik ab, das Bild<br />

friertein. Dieersten Minuten sind rum.<br />

Es wird etwas geboten am Potsdamer Platz:<br />

Wo früher der Danceclub „Adagio“ residierte, rücken jetzt die 18 Tänzer<br />

der Show „Magic Mike live“ ein. Die Eröffnung fühlte sich an wie<br />

flirrendes Entertainment, aber ob die Men-Stripper sich hier behaupten<br />

können, bleibt offen. In Berlins kühler Mitte ist schon so manche<br />

Entertainment-Hoffnung gescheitert.<br />

Die Moderatorin Natacza Sooszie Boon<br />

betritt die Szene und verlangt im Namen von<br />

Frauen: „So nicht! So ein Volltrottel soll nie<br />

wieder jemanden vollspritzen!“ Oben auf der<br />

Empore versteht man von der Moderation –<br />

Autorin: Gayle Tufts –leider kaum einen Satz,<br />

aber offenbar geht es darum, dass Männer<br />

keine Ahnung haben vondem, was dem anderen<br />

Geschlecht gefällt. Frauen wollen<br />

keine Kerle,die tun, als hätten sie wilden Sex,<br />

sondern solche, die etwas können –Tänzer,<br />

Sportler,Musiker,gernmit Charme und Humor.<br />

Dann geht die Show neu los, und zwar in<br />

der gehobenen Form,die die Macher um den<br />

Schauspieler und ehemaligen Stripper<br />

Channing Tatum für Berlin vorgesehen haben.<br />

Mitder Filmvorlage hat die Show wenig<br />

zu tun, hier springen18 Tänzer in Jeans oder<br />

Anzug auf die Bühne. Ihre Faszination geht<br />

nicht von Nacktheit aus, sondern von umwerfender<br />

Beweglichkeit, wenn sie sich so<br />

kraftvoll, rasant und synchron produzieren.<br />

Die Choreografien sind zackig und raffiniert,<br />

die stilistische Bandbreite reicht von<br />

DirtyDancing über Latin bis Flying Steps.90<br />

Minuten lang füllen die Tänzer den Saal bis<br />

unter die Decke, schwingen sich wie Tarzan<br />

an Leinen durch den Raum, fegen akrobatisch<br />

auf der Emporevor dem Geländer entlang,<br />

produzieren sich an Flügel und Saxofon.<br />

EinDrummer schwebt samt Schlagzeug<br />

vonoben herunter.Später öffnet sich die Decke,<br />

umein Wasserbassin samt Großdusche<br />

und einem Liebespaar am Trapezhinabgleiten<br />

zu lassen. Es wirdwas geboten.<br />

Schließlich erlebt man die Athleten mit<br />

ihren begnadeten Körpern–keiner ohne Sixpack<br />

–durchaus ganz nah, im engen Slip,<br />

wenn sie sich tanzend und in ausdrücklich<br />

koitaler Pose über Zuschauerinnen auf ihren<br />

Sesseln beugen. Anfassen erlaubt. „Magic<br />

Mike live“ bricht keineswegs mit Klischees,<br />

sondernhievt den Stripdance einfach auf ein<br />

anständiges heutiges Niveau –wirklich sehenswert.<br />

Undirrsinnig laut. DieBässe spürt<br />

man körperlich von den Zehen bis zu den<br />

Zähnen, selbst der Metallreißverschluss meines<br />

Kleides vibriert. Enthemmter Jubel und<br />

Geschrei bei den jungen Frauen, die das Publikum<br />

zu 90 Prozent dominieren. Die Show<br />

peilt Mädels-Abende an. Aber die funkelnde<br />

VonBirgit Walter<br />

Party-Hochstimmung zur Premieremit zahllosen<br />

geladenen Influencerinnen und Gratis-Cocktails<br />

ohne Ende wird sich sicher<br />

nicht an jedem Wochentag herstellen lassen.<br />

Großkonzerne und Investoren<br />

Läuten nun halb nackte Tänzer auf dem zugigen,<br />

immer noch seelenlosen und in jeder<br />

Beziehung widerspenstigen Platz eine neue<br />

Zukunft ein in der Mitte Berlins? Seinem<br />

Charakter nach blieb der in den Neunzigerrjahren<br />

erbaute Potsdamer Platz ein Produkt<br />

von Großkonzernen und Finanzinvestoren,<br />

die kommen und gehen. Kein Ort, an den es<br />

Kultur- oder Vergnügungsunternehmer lehrte der Potsdamer<br />

Platz von Anfang an das Fürchten. ISTOCKPHOTO<br />

Künstler zieht. Eigentlich trifft man nicht<br />

mal Bettler hier. Kultur- oder Vergnügungsunternehmer<br />

lehrte das Areal vonBeginn an<br />

das Fürchten: Die Diskotheken „Blu“, „Dorian<br />

Gray“ und „Amadeus“, das Erotik-Theater<br />

„Belle et fou“, das Musical-Theater, der<br />

Nachtclub „Adagio“, zuletzt das Cinestar<br />

Original und das Imax –alle haben erwartungsvoll<br />

am Potsdamer Platz eröffnet und<br />

aus Gästemangel dichtgemacht, mitunter<br />

hoch verschuldet. Selbst die Spielbank, eigentlich<br />

ein Hort des Geldes, war schon auf<br />

dem Sprung zurück an den Kurfürstendamm,<br />

als das Musical-Theater genau über<br />

dem neuen Theater-Club 2016 schloss. Der<br />

Theater-Betreiber Stage Entertainment war<br />

in die Hände von Finanzinvestoren gelangt,<br />

die die Bühne aus Renditegründen mit eisiger<br />

Gleichgültigkeit fallen ließen. Seitdem<br />

bleibt das Haus für 1800 Zuschauer dunkel,<br />

füllt sich nur zu vereinzelten Gastspielen und<br />

im Februar als Berlinale-Kino. Gleichzeitig<br />

zogdie Mall of Berlin am Leipziger Platz massenhaft<br />

Kundschaft ab aus den zwischenzeitlich<br />

brummenden Shopping-Arkaden,<br />

ein Geschäft nach dem anderen machte zu,<br />

hinterließ noch mehr Leere inder kühlen<br />

<strong>Berliner</strong> Mitte.<br />

Werhier nach dem Konzert von der Philharmonie<br />

zur U-Bahn eilt, hat das Pflaster<br />

manchmal ganz für sich. Das entging auch<br />

Michael Hildebrandt aus Hamburg nicht,<br />

MediaLane-Geschäftsführer für Deutschland.<br />

Er bringt „Magic Mike Live“ zusammen<br />

mit den amerikanischen Produzenten nach<br />

Berlin, die die Show bereits in Las Vegas und<br />

London erfolgreich etablierten.<br />

Als Hildebrandt 2019 die Möglichkeiten<br />

in Berlin inspizierte und an einem Januarabend<br />

durch die Gegend hier lief, erschrak er<br />

über die Verlassenheit. Aber der zuvorkommende<br />

Manager und erstklassige Branchenkenner<br />

findet den Platz mit seinen ungezählten<br />

Hotels und der hervorragenden Verkehrsanbindung<br />

trotzdem absolut passend.<br />

Er war Stücke-Entwickler bei dem Musical-<br />

Unternehmen Stage Entertainment und verließ<br />

es mit Eintreffen der Heuschrecke. Aber<br />

er kennt natürlich jeden Winkel des Theaters<br />

aus alter Zeit, war mit zuständig für das Entstehen<br />

des Lindenberg-Musicals 2011 und<br />

für den Import der Blue ManGroup 2004.<br />

Die blauen Männer im Theater gegenüber<br />

blieben tatsächlich die einzige Show,<br />

die sich hier nie vertreiben ließ. Ein anderer<br />

Ort als Berlin kam für Hildebrandt nie infrage,<br />

denn hierher wollten die Amerikaner<br />

unbedingt, „die sind ganz wild auf die Stadt.<br />

Siekennen vielleicht gar keine andere.“Und<br />

außerdem zieht ja auch der Cirque du Soleil<br />

im Oktober hier ein und der Umbau der<br />

Shopping-Arkaden beginnt in diesem Jahr.<br />

Aufbruchstimmung also.<br />

Kann man die gewesenen Pleiten eines<br />

Tages vielleicht einfach vergessen? Manche<br />

waren schlicht selbst verschuldet. Das Erotik-Theater<br />

„Belle et fou“ zum Beispiel, 2006<br />

mit hohem Aufwand in eine Etage der Spielbank<br />

eingebaut, bot einiges an Nacktheit,<br />

wollte aber partout nicht erotisch werden,<br />

auch nicht mit Kaviar und Champagner. Im<br />

Nachtclub„Adagio“ ließ sich keine Exklusivität<br />

herstellen. Die aber war gerade das Konzept<br />

des Kulturmanagers Peter Schwenkow,<br />

der hier einen Club für Erwachsene einrichtete<br />

–mit pompös-überladener Einrichtung.<br />

„Natürlich wirddas ein Erfolg“<br />

Ihm schwebte ein Zwei-Klassen-Etablissement<br />

vor: Oben in den Separees sollten sich<br />

Clubmitglieder für 1000 Mark Beitrag wohlfühlen<br />

und auf das gemeine Volk unten herabblicken.<br />

Die Feier-Gemeinden im nicht<br />

hierarchischen Berlin widersetzten sich,<br />

nicht nur,weil man erst Malkeinen Zutritt in<br />

Sneakers hatte. Zwischenzeitlich modernisiert<br />

hielt der Club als Wochenend- und<br />

Event-Location immerhin bis 2017 durch.<br />

Trotzdem bleibt die Frage, ob sich die<br />

„Adagio“-Nachfolger,die schicken Strip-TänzerinBerlin<br />

behaupten werden. ZurPremiere<br />

wusste ein Gast eine glasklareAntwortdarauf,<br />

der frühere Produzent Joop van den Ende:<br />

„Natürlich wird das ein Erfolg, so viel Geld,<br />

wie wir da drin haben!“ –„Wir“? Derlegendäre<br />

Niederländer, der seine ersten zig Millionen<br />

als Teil der TV-Firma Endemol verdient und<br />

nach der Jahrhundertwende mit seiner Stage<br />

Entertainment das deutsche Musicalgeschäft<br />

dominiert hat, bevor er sie an erwähnte Finanzinvestoren<br />

verkaufte,also er ist weiter involviert.<br />

Seiner Tochter Iris van den Ende gehört<br />

das Unternehmen MediaLane, sie teilt<br />

sich das „Magic Mike“-Risiko mit den amerikanischen<br />

Produzenten.<br />

Geraten nun in Berlin jeden Abend 500<br />

bis 600 Ladys außer Kontrolle? Oder ist die<br />

Show doch zu speziell? Vielleicht findet die<br />

große Gay-Community Gefallen an „Magic<br />

Mike“? Bei Ticketpreisen zwischen 45 und<br />

145 Euro wirdder Abend kein günstiges Vergnügen,<br />

aber an der Show ist auch nichts billig,<br />

schon gar nicht der internationale Cast<br />

mit nur einem Deutschen. Das sind keine<br />

Stripper wie im Film, sondern bestens trainierte<br />

Tänzer,schwer zu verpflichten. Werso<br />

viel kann, hat die Wahl. Will sich vielleicht<br />

auch nicht achtmal die Woche verausgaben<br />

und dabei so nah „am Gast“ arbeiten, sondernlieber<br />

mit einem Popstar durch die Welt<br />

touren. Gewissheiten gibt es nicht.<br />

Undwer kennt schon wirklich diese Stadt,<br />

in deren Cafés nicht mal mehr die Kellner<br />

Deutsch verstehen. 20000 Tickets sollen<br />

schon verkauft sein. Michael Hildebrandt<br />

sagt, die Show seinicht für <strong>Berliner</strong>innen gemacht,<br />

sondern für Berlin. Dazu gehört der<br />

Potsdamer Platz mitten in der Mitte. Die<br />

Neubelebung hat begonnen.<br />

Birgit Walter<br />

beobachtet Theater und Clubs am<br />

Potsdamer Platz seit ihrer Eröffnung.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Proteste gegen Putins<br />

Verfassungsreform<br />

In Moskau sind am Sonntag mehr als<br />

tausend Demonstranten gegen die<br />

vonPräsident Wladimir Putin angekündigte<br />

Verfassungsreformauf die<br />

Straße gegangen. Dieüberwiegend<br />

jungen Menschen riefen in Sprechchören<br />

„Revolution“, „Nein zur Diktatur“<br />

oder „Putin hau ab“. DieDemonstration<br />

sollte an die Ermordung<br />

des Menschenrechtsanwalts<br />

Stanislaw Markelowund der Journalistin<br />

Anastasija BaburowaimJanuar<br />

2009 erinnern. (AFP)<br />

Bericht: US-Firma bietet<br />

Gesichtsdatenbank an<br />

Eine US-Firma hat laut einem Bericht<br />

der „New York Times“ rund drei<br />

Milliarden Bilder vonMenschen aus<br />

dem Internet zusammengestellt, um<br />

eine umfassende Datenbank zur Gesichtserkennung<br />

zu entwickeln.<br />

2019 sei der Zugang dazu 600 Behörden<br />

als Service angeboten worden,<br />

schrieb die <strong>Zeitung</strong> am Wochenende<br />

unter Berufung auf das Unternehmen<br />

namens Clearview.Angaben<br />

dazu, welche Behörden das waren,<br />

macht Clearview nicht. (dpa)<br />

Wagenknecht kündigt Buch<br />

über Fehler der Linken an<br />

Sahra Wagenknecht will wieder neue Ideen<br />

entwickeln.<br />

DPA<br />

DieLinke-Politikerin SahraWagenknecht<br />

hat ein neues Buchprojekt<br />

angekündigt. Es gehe um„die Fehler,<br />

die aus meiner Sicht vonden Linken<br />

gemacht werden und eine wesentliche<br />

Ursache der europaweiten<br />

Rechtsentwicklung sind, also dafür,<br />

dass Arbeiter und Ärmereheute in<br />

fast allen Ländernmehrheitlich<br />

rechts wählen“, sagte Wagenknecht<br />

der taz. Siehatte nach langen internen<br />

Querelen und auch aus gesundheitlichen<br />

Gründen auf eine erneute<br />

Kandidatur für den Posten als Fraktionschefin<br />

verzichtet. (dpa)<br />

Kramp-Karrenbauer stellt die Z-Frage<br />

Auf der CDU-Klausur sollte es nicht um Personalien gehen, sondern um Problemlösungen<br />

VonDaniela Vates<br />

Einen dünnen großen Mann<br />

hat Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

mitgebracht zur<br />

CDU-Klausur und der sagt:<br />

„Ich danke Ihnen für Ihre Führungsstärke.Ich<br />

arbeite wirklich gerne mit<br />

Ihnen zusammen.“ Neben der CDU-<br />

Chefin und Verteidigungsministerin<br />

steht Nato-Generalsekretär Jens<br />

Stoltenberg. Kramp-Karrenbauer<br />

blickt geradeaus in die Ferne.<br />

Einanderer großer dünner Mann<br />

ist wenige Stunden am anderen<br />

Ende des Landes aufgetreten. Am Tegernsee,amFuß<br />

der bayerischen Alpen,<br />

hat Friedrich Merz auf einer<br />

Konferenz „Zehn Thesen zur Lage<br />

der Nation“ vorgetragen. Die EUist<br />

wichtig, die Klimapolitik braucht<br />

Kraft, die Digitalisierung darf man<br />

nicht versäumen, verkündete der<br />

Mann, dem Kramp-Karrenbauer vor<br />

gut einem Jahr den Parteivorsitz<br />

weggeschnappt hatte. In Hamburg<br />

ist das gewesen,<br />

Kramp-Karrenbauer ist mit der<br />

CDU dahin zurückgekehrt. „An<br />

Hamburghabe ich sehr gute Erinnerungen“,<br />

sagt Kramp-Karrenbauer.<br />

Jetzt ist dort allerdings Wahlkampf<br />

und die CDU steht mit 15 Prozent in<br />

Umfragen auf ziemlich verlorenen<br />

Posten.<br />

Merz will im Team mitarbeiten<br />

In Tegernsee sagt Merz, sobald die<br />

Kanzlerkandidaten-Frage aktuell<br />

werde, müsse er sie „für mich beantworten“.<br />

Und natürlich würde er<br />

gerne in einem Team mitarbeiten.<br />

Der frühere Verteidigungsminister<br />

Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)<br />

assistiert dem früheren Unionsfraktionschef<br />

und lässt wissen, Merz sei<br />

der einzige Unionspolitiker, den er<br />

derzeit als Kanzlerkandidat für geeignet<br />

halte.<br />

Aber der Tegernsee ist ja nun mal<br />

weit weg. Im Maritimen Museum in<br />

Hamburg tagt die CDU ohne Merz.<br />

Der hat einen Posten in den Führungsgremien<br />

abgelehnt, nachdem<br />

er den Wettbewerb um den Parteivorsitz<br />

verloren hatte. Sein Name<br />

fällt in den Sitzungen nicht. Aber im<br />

Raum hängt er doch. Parteichefin<br />

Kramp-Karrenbauer jedenfalls empfiehlt<br />

der Partei ausdrücklich, sich<br />

nicht mit der K-Frage zu beschäftigen,<br />

weil das die Wähler gar nicht so<br />

sehr interessiere.<br />

Sie hat der Partei nicht nur Stoltenberg<br />

mitgebracht und einen US-<br />

Die Parteichefin wollte nicht über die Kanzlerkandidatur diskutieren.<br />

Der erste Entwurf eines<br />

neuen Grundsatzprogramms<br />

der CDU soll voraussichtlich<br />

im kommenden Frühjahr vorliegen.<br />

Im Sommer will die<br />

Partei auf einer sogenannten<br />

Antworttour mit der Parteibasis<br />

über die Ergebnisse sprechen.<br />

EIN NEUES PARTEIPROGRAMM FÜR DIE CDU<br />

Um die Betonung der Freiheit<br />

und der individuellen<br />

Verantwortung sowie um das<br />

solidarische Zusammenleben<br />

soll es in dem Grundsatzpapier<br />

gehen. Aufdem<br />

CDU-Bundesparteitag in<br />

StuttgartimDezember soll<br />

es verabschiedet werden.<br />

GETTY IMAGES<br />

In einem Thesenpapier zu<br />

dem neuen Parteiprogramm<br />

heißt es, die CDU müsse den<br />

Fliehkräften entgegenwirken.<br />

„Es gibt kein Naturgesetz,<br />

das besagt, dass die Volksparteien<br />

ihre Funktion verloren<br />

haben und dem Untergang<br />

geweiht sind.“<br />

Professor, der munter den US-Präsidenten<br />

Donald Trump erklärt. Sie<br />

hat auch einen neuen Buchstaben<br />

dabei –das Z. Mit der Zukunft des<br />

Landes solle sich die CDU befassen,<br />

empfiehlt sie. Wenn es eine offenkundig<br />

geplante Botschaft von der<br />

CDU in Hamburg gibt, dann diese:<br />

Ausder K- soll die Z-Frage werden.<br />

Die Zukunft des Landes also.<br />

Kramp-Karrenbauer nennt die<br />

Stichworte Dynamik und Bekenntnis<br />

zur Nato. Und sie sagt, dass die<br />

CDU ein neues Programm brauche,<br />

um die Leute zu überzeugen.<br />

„Partei des Ausgleichs“<br />

In einem Thesenpapier beklagt die<br />

CDU-Spitze, dass Unerbittlichkeit<br />

und Ausschließlichkeit in der politischen<br />

Auseinandersetzung „die Debatten<br />

sehr erschwert, Einigungen<br />

fast unmöglich macht und im Denken<br />

des Alles-oder-Nichts am Ende<br />

nur Verlierer hinterlässt“.<br />

Eine „Partei des Ausgleichs“ solle<br />

die CDU sein, findet Kramp-Karrenbauer<br />

und so präsentiert sie sich<br />

auch. Im Präsidium drängen BundestagspräsidentWolfgang<br />

Schäuble<br />

und Unions-Fraktionschef Ralph<br />

Brinkhaus auf eine Wahlrechtsreform.<br />

Die Präsidiumsmitglieder rücken<br />

von ihrem bisherigen Nein zu<br />

einer Reduzierung der Wahlkreise<br />

ab, die die Opposition durchsetzen<br />

will. Die CSU protestiert umgehend.<br />

Kramp-Karrenbauer sagt, man diskutierenoch.<br />

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident<br />

Daniel Günther beschwert<br />

sich in der Präsidiumssitzung darüber,<br />

dass der Großauftrag für ein<br />

neues Bundeswehr-Schiff an eine<br />

Werftinden Niederlanden gegangen<br />

ist. Niedersachsens Vize-Regierungschef<br />

Bernd Althusmann<br />

spricht von einem falschen Signal.<br />

Kramp-Karrenbauer versichert eilig,<br />

Ausschreibungen würden künftig<br />

wieder national gehalten.<br />

Und den bayerischen Vorgarten<br />

übernehmen auch andere: NRW-Ministerpräsident<br />

Armin Laschet verbittet<br />

sich in der Sitzung Söders Forderungen<br />

nach einem Kabinettsumbau<br />

in Berlin. Der CSU-Chef könne<br />

nicht über die CDU-Minister bestimmen,<br />

empörtsich Laschet.<br />

Und wie war das nun mit Merz?<br />

„Ich habe die Äußerungen von FM<br />

zur Kenntnis genommen“, sagt<br />

Kramp-Karrenbauer.„Ichfreue mich<br />

über seine Bereitschaft mitzuwirken.<br />

Mehr ist dazu nicht zu sagen.“<br />

Grüne werfen<br />

der Regierung<br />

Feigheit vor<br />

Außenamt erklärt sich im Fall<br />

Assange nicht für zuständig<br />

Die Bundesregierung will sich<br />

nicht in den Rechtsstreit um den<br />

in Großbritannien inhaftierten Wikileaks-Gründer<br />

Julian Assange einmischen.<br />

„Die Zuständigkeit für das<br />

Verfahren liegt bei der britischen Justiz“,<br />

schreibt der Staatsminister im<br />

Auswärtigen Amt, Michael Roth<br />

(SPD), in einem Brief an die Grünen-<br />

Bundestagsfraktion, der der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) vorliegt.<br />

Auch konsularisch werdeAssange<br />

nicht vondeutschen Diplomaten betreut,<br />

da er australischer Staatangehöriger<br />

sei. Es sei außerdem „grundsätzlich<br />

nicht Aufgabe der Bundesregierung,<br />

die Verhältnismäßigkeit der<br />

von britischen Gerichten verhängten<br />

Strafen zu bewerten“, schreibt<br />

Roth weiter. „Das Auswärtige Amt<br />

hat jedoch keinen Zweifel an der<br />

Rechtsstaatlichkeit britischer justizieller<br />

Verfahren.“ Man verfolge aber<br />

das Gerichtsverfahren sehr aufmerksam<br />

und nehme auch Berichte von<br />

Sonderberichterstattern der Vereinten<br />

Nationen (Uno) sehr ernst.<br />

Der Uno-Sonderberichterstatter<br />

Nils Melzer hatte im Mai 2019 nach<br />

einem Besuch bei Assange bei diesem<br />

schwereGesundheitsschäden festgehalten.<br />

Assange sei offenkundig<br />

„durch das extrem feindselige und<br />

willkürliche Umfeld der vergangenen<br />

Jahre beeinträchtigt“. Er weise Symptome„psychologischer<br />

Folter“ auf.<br />

DieGrünen warfen der Bundesregierung<br />

Feigheit vor. DieAntwortdes<br />

Auswärtigen Amtes sei enttäuschend,<br />

sagte die medienpolitische Sprecherin<br />

der Grünen-Bundestagsfraktion,<br />

Margit Stumpp.„Als Anwalt der Menschenrechte<br />

und Vertragsstaat der<br />

GiffeyerklärtDebatte über<br />

GroKofür beendet<br />

Bundesfamilienministerin Franziska<br />

Giffey (SPD) hat sich gegen eine weitereDebatte<br />

in ihrer Partei über einen<br />

Fortbestand der großen Koalition<br />

gewandt. „Wir haben ein ganz<br />

klares Parteitagsvotum für die Fortsetzung<br />

der Regierungsarbeit. Das<br />

haben die neuen Parteivorsitzenden<br />

zu berücksichtigen“, sagte Giffey der<br />

Welt am Sonntag. Siefinde es richtig,<br />

„jetzt nicht weiter den Ausstieg aus<br />

der Groko zu betreiben“. (dpa)<br />

Migranten stürmen nach<br />

Mexiko<br />

Migranten aus Mittelamerika haben<br />

auf ihrem Wegindie USA mit Gewalt<br />

die Grenzezwischen Guatemala und<br />

Mexiko überwinden wollen. Mexiko<br />

schloss wegen des Vorfalls am Sonnabendmorgen<br />

(Ortszeit) vorübergehend<br />

die Grenze, wie mehrereMedien<br />

berichteten. Demnach durchbrachen<br />

Migranten im guatemaltekischen<br />

GrenzortTecún Umán eine<br />

Polizeikette auf der Grenzbrücke<br />

und rannten in Richtung der mexikanischen<br />

Stadt Ciudad Hidalgo im<br />

Bundesstaat Chiapas.Beamte der<br />

Nationalgarde drängten sie zurück.<br />

Später beruhigte sich den Berichten<br />

zufolge die Lage,und kleinereGruppen<br />

wurden wieder über die Grenze<br />

gelassen. (dpa)<br />

Schlechte Nachrichten für Familie Krause<br />

Gegen die Frau des ehemaligen Politikers soll ein Haftbefehl vorliegen –esgeht um die Vermögensverhältnisse des Ehepaares<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Noch soll er in Australien sein:<br />

Günther Krause (66), der wegen<br />

gesundheitlicher Probleme nach einem<br />

Tag das RTL-Dschungelcamp<br />

verlassen musste. Esheißt, Ende Januar<br />

würde der einstige CDU-Politiker,<br />

der in der Vergangenheit vor allem<br />

Schlagzeilen wegen seiner Finanzprobleme<br />

machte, die Heimreise<br />

antreten. Doch wird Krause<br />

kaum Zeit finden, sich zu erholen.<br />

Der Spiegel berichtet über einen<br />

Haftbefehl gegen seine Frau Heike<br />

Krause-Augustin. Möglich, dass<br />

Krause deshalb nach Spanien reisen<br />

muss.Dortsoll sich seine Frau aufhalten,<br />

wie die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erfuhr.<br />

Eine Villa in Spanien<br />

Ihr Mann hatte vor dem Einzug ins<br />

Dschungelcamp berichtet, dass<br />

seine Frau und er in Pedreguer an<br />

der Costa Blanca leben. „Ich lebe ein<br />

halbes Jahr dort und ein halbes Jahr<br />

in Deutschland“, sagte Krause dem<br />

Sender RTL. Dort gebe es eine Villa,<br />

berichtet der Spiegel, die Krauses<br />

Ehefrau gekauft haben soll. Um den<br />

Wert dieses Hauses und damit um<br />

die Vermögensverhältnisse von<br />

Krauses Frau soll es in dem aktuellen<br />

Haftbefehl gehen.<br />

Krause, der vor 30Jahren für die<br />

DDR den Vertrag zur Wiedervereinigung<br />

Deutschlands unterzeichnete<br />

und 1993 als Bundesverkehrsminister<br />

aufgrund mehrerer Affären zurücktrat,<br />

hätte sich<br />

das Anwesen wohl gar<br />

nicht leisten können.<br />

Wegen der millionenschweren<br />

Insolvenz<br />

einer seiner Firmen<br />

musste er 2001 einen<br />

Offenbarungseid leisten.<br />

Krauses Schuldendrama<br />

sorgte dafür,<br />

dass nun die Ehefrau<br />

private Geschäfte tätigen<br />

musste – nicht<br />

Günther Krause<br />

erst bei der Villa in<br />

Spanien. So kaufte Heike Krause-Augustin<br />

2017 auch eine 300-Quadratmeter-Villa<br />

an der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte.Die Krauses zogen<br />

in dieVilla ein. Nurder Kaufpreis von<br />

459 000 Euro wurde an die Vorbesitzerin<br />

Waltraud S. nicht gezahlt. Die<br />

Unternehmerin klagte gegen Krauses<br />

Ehefrau, weil sie offiziell die Käuferin<br />

war.Der Fall ging vordas Land-<br />

DPA<br />

gericht Neubrandenburg. Denn<br />

trotz wiederholter Beteuerungen der<br />

Krauses sei der Kaufpreis nie gezahlt<br />

worden. „Ich bin schrecklich enttäuscht<br />

vom Ex-Minister“, sagte damals<br />

die Vorbesitzerin vorGericht.<br />

Im Frühjahr 2018 legte der Richter<br />

fest: Zahlen die Krauses<br />

bis zu einem bestimmten<br />

Termin<br />

nicht, müssen sie die<br />

Villa räumen. Die<br />

Frist lief im April2018<br />

ab,esfloss kein Cent,<br />

das Ehepaar musste<br />

dieVilla verlassen.<br />

Der Haftbefehl,<br />

der gegen Heike<br />

Krause-Augustin im<br />

Herbst 2019 erlassen<br />

wurde, ist ein Nachspiel<br />

dieser Geschichte.<br />

Erwirkt wurde er von Anwalt<br />

Arne Trimpop, der die Villen-<br />

Besitzerin Waltraud S. in der Klage<br />

vertrat. „Der Grund sind die Prozesskosten<br />

von 20000 Euro, die die Gegenseite<br />

an uns zu zahlen hat“, sagte<br />

Trimpop der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Etwa<br />

drei Viertel der Summe steht noch<br />

aus.“ Versuche, die Außenstände zu<br />

pfänden, „liefen ins Leere“, sagte der<br />

Anwalt. Auch hätte Frau Krause-Augustin<br />

nicht ihre Vermögenswerte<br />

offengelegt, zu der auch die Villa in<br />

Spanien gehören solle,sagt Trimpop.<br />

Um nicht einen Gerichtsvollzieher<br />

nach Spanien zu schicken, was die<br />

ganze Sache nur verteuern würde,<br />

habe man einen anderen Wegeingeschlagen.<br />

„Wir haben im September<br />

2019 am Amtsgericht Potsdam einen<br />

Haftbefehl gegen die Ehefrau beantragt,<br />

der nun auch in Kraft getreten<br />

ist“, sagte Anwalt Trimpop.<br />

Manager streitet Forderungen ab<br />

„Durch die Beugehaft wollen wir erzwingen,<br />

dass Frau Krause-Augustin<br />

ihreVermögenswerte offenlegt, damit<br />

der noch zu zahlende Prozesskostenbeitrag<br />

gepfändet werden kann“,<br />

sagte der Jurist. Es habe schon zwei<br />

Versuche gegeben, den Haftbefehl<br />

umzusetzen. Diese seien gescheitert.<br />

Günther Krauses Manager Holger<br />

Thorsten Schubartsagte auf RTL-Anfrage:<br />

„Die finanziellen Forderungen<br />

werden in dieser Form bestritten und<br />

es gibt noch Schadenersatzforderungen<br />

an die Gegenseite, die von unsererSeite<br />

geltend gemacht werden sollen.<br />

Manmuss am Ende sehen, wie es<br />

ausgeht.“<br />

Demonstration für Julian Assange in London<br />

im Januar.<br />

AP<br />

Europäischen Menschenrechtskonvention<br />

stünde es Deutschland gut zu<br />

Gesicht, sich bei seinem Partner<br />

Großbritannien nach diesen Vorwürfen<br />

zu erkundigen“, heißt es in einer<br />

Erklärung Stumpps mit der Grünen-<br />

Menschenrechts-Expertin Margarete<br />

Bause und Rechtsexpertin Manuela<br />

Rottmann, die dem RND vorliegt.<br />

„Wegzusehen und still zu bleiben<br />

ist mutlos.“ Es gehe nicht darum,<br />

Großbritannien die Rechtsstaatlichkeit<br />

abzusprechen. Aber Assanges<br />

medizinische Versorgung während<br />

des Prozesses müsse gewährleistet<br />

werden. Maßnahmen zum Schutz<br />

seiner Gesundheit seien nötig. „Dazu<br />

ist Großbritannien nach dem Übereinkommen<br />

gegen Folter und andere<br />

grausame, unmenschliche oder erniedrigende<br />

Behandlung verpflichtet“,<br />

so die Grünen-Politikerinnen.<br />

Assange sitzt derzeit in Großbritannien<br />

in Haft. Die USA haben einen<br />

Auslieferungsantrag gestellt, um<br />

ihn wegen Geheimnisverrats vorGericht<br />

zu stellen. Er soll der Whistleblowerin<br />

Chelsea Manning geholfen<br />

haben, geheimes Material von US-<br />

Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan<br />

zu veröffentlichen. Das<br />

Auslieferungsverfahren soll im Februar<br />

beginnen. Für kommendeWoche<br />

ist eine weitere Anhörung vor<br />

Gericht geplant. (vat.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 5· ·<br />

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Politik<br />

„Der Antisemitismus ist im Aufwind“<br />

Jeremy Issacharoff, Israels Botschafter in Deutschland, über die Erinnerung an den Holocaust, den Anschlag in Halle und die AfD<br />

Jeremy Issacharoff ist seit Ende<br />

August des Jahres 2017der Botschafter<br />

Israels in Deutschland.<br />

DerDiplomat wurde 1955<br />

in London geboren.<br />

Herr Botschafter, was bedeutet<br />

Auschwitz für Sie?<br />

Es ist vonzentraler Bedeutung, an<br />

die Befreiung von Auschwitz vor 75<br />

Jahren zu erinnern. Wir werden uns<br />

nie von der Erinnerung an das<br />

Grauen der Konzentrationslager und<br />

des Holocaust befreien können. Wir<br />

müssen uns erinnern, damit uns die<br />

Geschichte an einen besseren Ort<br />

führen kann –ineine bessereZukunft<br />

für Israel, die Juden und Deutschland<br />

und die ganzeMenschheit.<br />

75 Jahre nach der Befreiung der Lager<br />

gibt es nicht mehr viele Überlebende<br />

...<br />

…aber einige gibt es noch. Und<br />

sie leben bis heute jeden Tagmit dieser<br />

Erinnerung. Für sie sind 75 Jahre<br />

wie ein Tag. Wirhatten gerade in der<br />

Botschaft eine Feierstunde. Ein<br />

Deutscher, Helmut Kleinicke, wurde<br />

als Gerechter unter den Völkern geehrt.<br />

Er hat als Kreisbaumeister im<br />

besetzten Polen viele Juden vor der<br />

Vernichtung gerettet. Kleinicke starb<br />

1979, er hat nie viel darüber gesprochen.<br />

Josef Koenigsberg, der heute<br />

95 Jahrealt ist, hat sich auf die Suche<br />

nach seinem Retter gemacht. Er war<br />

tief berührt, bei der Feierstunde der<br />

Tochter von Helmut Kleinicke danken<br />

zu können. Für Überlebende wie<br />

ihn ist nichts vorbei.<br />

„Ich finde jederzeit Gehör in der Bundesregierung,und wir hören uns ihre Positionen an“ –JeremyIssacharoff<br />

In YadVashem werden kommende<br />

Woche mehr als 40 Staatschefs und<br />

Regierungsvertreter an den Holocaust<br />

erinnern. Doch zugleich steigt<br />

weltweit die Zahl derjenigen, die die<br />

Vernichtung leugnen und antisemitischen<br />

Hass verbreiten. Wie kann das<br />

zurückgedrängt werden?<br />

Diejenigen, die heute den Holocaust<br />

leugnen, wollen vergessen machen,<br />

was in Deutschland nach 1933<br />

geschah als Folge des Antisemitismus<br />

der Nazis –und was heute immer<br />

noch passieren kann –nicht nur<br />

in Deutschland, sondern weltweit.<br />

Der Antisemitismus ist im Aufwind,<br />

getragen von global vernetzten<br />

Rechtsextremen. Dieradikale Rechte<br />

und ihreParteien wollen die Erinnerung<br />

an den Holocaust verwischen.<br />

Was mich in Deutschland beeindruckt,<br />

ist die Stärke der Erinnerungskultur<br />

hierzulande, die es solchen<br />

Kräften erschwert, Fuß zufassen.<br />

Antisemitismus heutzutage<br />

richtet sich nicht nur gegen Juden<br />

oder Israel, er richtet sich gegen die<br />

tolerante deutsche demokratische<br />

Gesellschaft als Ganzes.<br />

„Das Mindeste, was ich über diese Partei<br />

sagen kann, ist dass sie eine Nostalgie für die<br />

NS-Zeit verspürt. In diesem Sinne halte ich sie<br />

in keiner Weise für pro-israelisch.“<br />

Was bedeutet die Erinnerung für<br />

Deutschland und Israel?<br />

Israel, das jüdische Volk und<br />

Deutschland haben in den vergangenen<br />

75 Jahren einen sehr langen Weg<br />

zurückgelegt –aufeinander zu. Wie<br />

eng heute die Zusammenarbeit zwischen<br />

Israel und Deutschland auf<br />

quasi allen Feldernist, hätte sich 1945<br />

niemand vorstellen können. Wir<br />

müssen uns erinnern–aber wir müssen<br />

auch dafür sorgen, dass unsere<br />

Geschichte nicht die Zusammenarbeit<br />

in der Zukunft erschwert. Der<br />

Holocaust berührtuns alle.Als Israeli<br />

kannte ich die Geschichten der Opfer.<br />

Die Familie meiner Frau stammt aus<br />

Dortmund, ihre Urgroßeltern wurden<br />

umgebracht, ihr Großvater in<br />

Auschwitz vergast. In Deutschland<br />

lerne ich jetzt die Nachfahren der Täter<br />

kennen und ihre Familiengeschichte.Auch<br />

für sie ist nach 75 Jahrennoch<br />

nichts vorbei.<br />

Wie wird esimJahr 2045 aussehen,<br />

100 Jahrenach Kriegsende? Waswird<br />

dann noch von der Erinnerungskultur<br />

bleiben?<br />

DieErinnerungskultur hat bereits<br />

viele Phasen durchgemacht. Nach<br />

1945 haben sich viele Israelis geweigert,<br />

deutsche Produkte zu kaufen<br />

und auch nur ein Wort Deutsch zu<br />

Jeremy Issacharoff über die AfD<br />

sprechen. Heute sind unsere beiden<br />

Länder eng befreundet. 2045 wird<br />

diese Freundschaft und Zusammenarbeit<br />

im Vordergrund stehen und<br />

hoffentlich noch tiefer sein. Wirwerden<br />

uns aber immer noch an den<br />

Holocaust erinnern.<br />

Im Oktober gab es den antisemitischen<br />

Anschlag auf die Synagoge in<br />

Halle. Viele haben den Schock bis<br />

heute nicht überwunden.Washat dieser<br />

Anschlag bei Ihnen ausgelöst?<br />

DPA<br />

Der Attentäter war so radikalisiert,<br />

dass er 100 Juden getötet hätte,<br />

wenn er gekonnt hätte –oder 100<br />

Muslime. Es hat nicht viel gefehlt,<br />

und es hätte einen Massenmord an<br />

jüdischen Gläubigen an Jom Kippur<br />

gegeben. Ich war am Tagdanach in<br />

Halle, ich habe die Tür gesehen, die<br />

seinen Schüssen standgehalten und<br />

ein Massaker verhindert hat. Es gab<br />

immer Antisemitismus,rechten, linken<br />

und solchen aus der Mitte der<br />

Gesellschaft. Viele haben ihre Einstellungen<br />

aber für sich behalten.<br />

Nun treten sie ins Offene und Worte<br />

werden zu Gewalttaten.<br />

Nach dem Anschlag in Halle hat der<br />

damalige Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses<br />

von der AfD<br />

einen antisemitischen Tweet weiterverbreitet.<br />

Wird so etwas in Israel<br />

wahrgenommen?<br />

Ja,soetwas wirdsehr eng verfolgt.<br />

Ich habe Kontakte zu allen Parteien<br />

im Bundestag –mit Ausnahme der<br />

AfD. Das Mindeste, was ich über<br />

diese Partei sagen kann, ist dass sie<br />

eine Nostalgie für die NS-Zeit verspürt.<br />

In diesem Sinne halte ich sie in<br />

keiner Weise für pro-israelisch.<br />

Gehen wir zur aktuellen Außenpolitik<br />

über; Deutschland, Frankreich<br />

und Großbritannien haben den<br />

Schlichtungsmechanismus im Atomabkommen<br />

mit dem Iran ausgelöst.<br />

Istder Atom-Deal noch zu retten?<br />

Seit Mai vergangenen Jahres,<br />

aber auch zuvor,tritt Iran im Mittleren<br />

Osten zunehmend aggressiv<br />

auf. Seitdem fährtTeheran auch die<br />

Uran-Anreicherung hoch und ergreift<br />

weitere Maßnahmen, die gegen<br />

das Atomabkommen verstoßen.<br />

Ob der Schlichtungsmechanismus<br />

ein Scheitern abwenden kann,<br />

hängt von der Kooperationsbereitschaft<br />

der Iraner ab. Eins steht fest:<br />

Unsere Politik ist, dass der Iran niemals<br />

über militärische nukleareKapazitäten<br />

verfügen soll. Undmit der<br />

Verfolgung dieses Ziels sind wir im<br />

Nahen und Mittleren Osten gewiss<br />

nicht allein.<br />

Wie beeinflusst die Tötung des hochrangigen<br />

iranischen Generals Suleimani<br />

durch US-Streitkräfte die Sicherheit<br />

Israels?<br />

Suleimani hat großes Leid über<br />

die Region gebracht und zu Lebzeiten<br />

unsere Sicherheit bedroht.<br />

Wenn der Iran –wie kürzlich erst<br />

mit Raketenangriffen aus Syrien –<br />

unsere Sicherheit bedroht, haben<br />

wir hart und entschlossen reagiert.<br />

Niemand sollte in dieser Hinsicht<br />

an unserer Entschlossenheit zweifeln.<br />

Die Bundesregierung kritisiert den<br />

fortschreitenden israelischen Siedlungsbau<br />

im Westjordanland. Trübt<br />

dies das israelisch-deutsche Verhältnis?<br />

Angesichts der Vielzahl an Themen,<br />

die uns verbinden, verwundert<br />

esmich nicht, wenn wir nicht<br />

jedes Mal einer Meinung sind. Aber<br />

glauben Sie mir: Ich finde jederzeit<br />

Gehör in der Bundesregierung und<br />

wir hören uns ihre Positionen an.<br />

Ob es um Iran, Syrien oder die Palästinenser<br />

geht: Meine Gesprächspartner<br />

in Berlin und ich können<br />

uns über alles offen austauschen. Es<br />

gibt zwischen Israel und Deutschland<br />

deutlich mehr Übereinstimmung<br />

als Uneinigkeit.<br />

DasGespräch führten Marina<br />

Kormbaki und JanSternberg.<br />

Trumps Verteidiger greifen an<br />

Die Anwälte des US-Präsidenten sehen im Impeachment-Verfahren einen Angriff gegen die Rechte des amerikanischen Volkes<br />

Im Amtsenthebungsverfahren gegen<br />

US-Präsident Donald Trump<br />

gehen dessen Anwälte zum Angriff<br />

über. Die Anklagepunkte gegen den<br />

Präsidenten seien verfassungswidrig<br />

und müssten abgelehnt werden,<br />

heißt es in einem Schreiben, das das<br />

Weiße Haus am Sonnabend veröffentlicht<br />

hat und damit auf die Anklage<br />

des Präsidenten vor dem US-<br />

Senat eingeht.<br />

Trump muss sich als dritter Präsident<br />

in der Geschichte der Vereinigten<br />

Staaten einem Amtsenthebungsverfahren<br />

stellen. Ihm werden<br />

Machtmissbrauch und Behinderung<br />

der Ermittlungen des Repräsentantenhauses<br />

vorgeworfen.<br />

Die wichtigsten Punkte des Verfahrens<br />

im Überblick:<br />

Wie argumentieren die Verteidiger des<br />

Präsidenten?<br />

Ausihrer Sicht beinhalten die Anklagepunkte<br />

weder Straftaten noch<br />

Gesetzesverstöße, geschweige denn<br />

„schwere Verbrechen oder Vergehen“<br />

–Gründe, die die Verfassung<br />

unter anderem als Grundlage für ein<br />

sogenanntes Impeachment anführt.<br />

Sieseien darüber hinaus das Produkt<br />

eines „ungültigen Verfahrens“, das<br />

dem Präsidenten jedes Recht verwehrt<br />

habe, hieß es aus Kreisen des<br />

Verteidigerteams. Zudem macht die<br />

Verteidigung den Demokraten<br />

schwere Vorwürfe: Ihre Anklagepunkte<br />

gegen den Präsidenten „sind<br />

ein gefährlicher Angriff auf das Recht<br />

des amerikanischen Volkes, ihren<br />

Präsidenten frei zu wählen“, heißt es<br />

in dem am Sonnabend veröffentlichten<br />

Schreiben.<br />

Wie argumentieren die Ankläger?<br />

Die sieben Anklagevertreter des<br />

US-Repräsentantenhauses legen<br />

ihre Vorwürfe in einem 111 Seiten<br />

langen Dokument vordem inhaltlichen<br />

Start des Amtsenthebungsverfahrens<br />

am Dienstag noch einmal<br />

ausführlich dar. Sie sehen es<br />

als erwiesen an, dass der Präsident<br />

für seine persönlichen Ziele die<br />

Macht seines Amtes missbraucht<br />

hat.<br />

So soll er Druck auf seinen ukrainischen<br />

Kollegen Wolodymyr Selenskyj<br />

ausgeübt haben, damit sich dieser<br />

zu seinen Gunsten in die US-Wahl<br />

2020 einmischt. „Sein Fehlverhalten<br />

stellt das Grundprinzip infrage,dass<br />

Trump muss sich als dritter Präsident der USA einem Impeachment-Verfahren stellen.<br />

Amerikaner die amerikanischen<br />

Wahlen entscheiden sollen“, schreiben<br />

die Anklagevertreter. Zudem<br />

habe Trump verhindern wollen, dafür<br />

zur Rechenschaft gezogen zu<br />

werden, indem er die Impeachment-Ermittlungen<br />

behindert<br />

habe. Trumps Verhalten sei der<br />

DPA<br />

„schlimmste Albtraum“ der amerikanischen<br />

Gründerväter.<br />

Werverteidigt den Präsidenten?<br />

Angeführt wird das insgesamt<br />

achtköpfige Team vom Rechtsberater<br />

des Weißen Hauses, Pat Cipollone,und<br />

Trumps persönlichem An-<br />

walt Jay Sekulow. Einen Namen<br />

kennt man noch aus dem letzten Impeachment<br />

gegen den früheren Präsidenten<br />

Bill Clinton: Kenneth Starr<br />

war der Sonderermittler in dem Verfahren.<br />

Der emeritierte Harvard-<br />

Professor Alan Dershowitz wurde<br />

Mitte der 1990er-Jahre als Mitglied<br />

des Verteidigerteams des Football-<br />

Stars O. J. Simpson bekannt.<br />

Waspassiertals Nächstes?<br />

Der Verfassungsrichter John Roberts<br />

ist als Leiter des Verfahrens am<br />

Donnerstag im Senat vereidigt worden<br />

–und auch die 100 Senatoren,<br />

die am Ende über eine Amtsenthebung<br />

von Trump entscheiden. Nun<br />

kann das Amtsenthebungsverfahren<br />

inhaltlich beginnen.<br />

Der Senat kommt dafür am<br />

Dienstagmittag (Ortszeit) zusammen.<br />

Viele Verfahrensfragen müssen<br />

noch geklärtwerden. So ist zum Beispiel<br />

völlig unklar, obneue Zeugen<br />

vernommen werden. Die Demokraten<br />

pochen darauf, die Republikaner<br />

lehnen es bislang ab.<br />

Muss Trump fürchten, des Amtes enthoben<br />

zu werden?<br />

Eigentlich nicht. Seine Republikaner<br />

haben in der entscheidenden Parlamentskammer<br />

die Mehrheit. Für<br />

eine Amtsenthebung Trumps müsste<br />

eine Zweidrittelmehrheit von 67Senatoren<br />

für mindestens einen der<br />

beiden Anklagepunkte stimmen. Das<br />

gilt als extrem unwahrscheinlich.<br />

Warum haben die Demokraten ein<br />

Amtsenthebungsverfahren in die<br />

Wege geleitet?<br />

Sie beschuldigen Donald Trump,<br />

den ukrainischen Präsidenten zu<br />

Ermittlungen gegen seinen politischen<br />

Rivalen JoeBiden gedrängt zu<br />

haben, um die US-Präsidentschaftswahl<br />

2020 zu seinen Gunsten<br />

zu beeinflussen. Sie sehen es als erwiesen<br />

an, dass Trump von der Ankündigung<br />

solcher Ermittlungen<br />

ein Treffen mit Selenskyj im Weißen<br />

Haus und die Freigabe von Militärhilfe<br />

in Höhe von rund 400 Millionen<br />

US-Dollar für die Ukraine abhängig<br />

gemacht habe. Als das herausgekommen<br />

sei, habe Trump alles<br />

darangesetzt, die Ermittlungen<br />

des Repräsentantenhauses zu blockieren.<br />

Trump weist dieseVorwürfe<br />

zurück. (dpa)


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Topf Secret gegen<br />

Geheimniskrämerei<br />

Zehntausende Verbraucher in<br />

Deutschland wünschen Informationen<br />

über die hygienischen Zustände<br />

in Restaurants,Bäckereien, DiscounternoderHofläden.<br />

Fast<br />

41000 Anträge auf Einsicht in Lebensmittelkontrollberichte<br />

sind seit<br />

Anfang 2019 mithilfe der Plattform<br />

Topf Secret gestellt worden. „Die<br />

Zahl liegt über unseren Erwartungen“,<br />

sagt DarioSarmadi vonFoodwatch.<br />

DieVerbraucherschutzorganisation<br />

gehörtzuden Betreibern<br />

der Internetplattform. Dortkönnen<br />

Bürger einen Antrag stellen, wenn<br />

sie die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen<br />

etwa ihres Lieblingslokals<br />

erhalten wollen. (dpa)<br />

Merck erwartet<br />

große Fortschritte<br />

Technische Entwicklungen wie<br />

Quantencomputer bieten der<br />

Menschheit nach Ansicht von<br />

Merck-Chef Stefan Oschmann<br />

Chancen für beispiellosen Fortschritt.<br />

Doch die Aufgaben, die dafür<br />

gelöst werden müssten, seien ebenso<br />

enorm, sagte der Chef des Pharma-<br />

und Technikkonzerns am Sonntag.<br />

Dasbetreffe die technischen<br />

Probleme,den Energieverbrauch<br />

und nicht zuletzt ethische Fragen,<br />

für die es bisher keine eindeutigen<br />

Antworten gebe.„Wirmüssen die<br />

Folgen neuer technischer Lösungen<br />

diskutieren“, sagte Oschmann.<br />

Technik sei keine Bedrohung, sondernein<br />

Werkzeug. (dpa)<br />

Störung bei Whatsapp:<br />

Fotoversand nicht möglich<br />

Diese App istfür viele Menschen wichtigerals<br />

ein Telefon.<br />

FOTO: SILAS STEIN/DPA<br />

Tausende Nutzer haben am Sonntagmittag<br />

vonStörungen beim Chatdienst<br />

Whatsapp berichtet. Allein<br />

auf der Internetseite „Allestörungen“<br />

meldeten bis zum Nachmittag<br />

rund 20000 Nutzer Probleme.Nach<br />

Angaben vonNutzernwaren weder<br />

ein Foto- noch ein Sprachnachrichtenversand<br />

möglich. Reine Textnachrichten<br />

wurden hingegen zugestellt.<br />

Auch weltweit wurde in sozialen<br />

Netzwerken über Störungen berichtet.<br />

Eine Weltkarte auf „Allestörungen“<br />

zeigte zeitweise,dass vorallem<br />

Nutzer in Mittel- und Westeuropa<br />

sowie in einigen arabischen Ländernbetroffen<br />

sein sollen. Zuletzt<br />

hatte es im Sommer 2019 stundenlange<br />

Ausfälle bei Instagram und<br />

Whatsapp gegeben. (dpa)<br />

Daimler-Chef mahnt<br />

zur Mäßigung<br />

Daimler-Chef OlaKällenius hat die<br />

IG Metall zur Zurückhaltung bei den<br />

anstehenden Tarifverhandlungen<br />

aufgerufen. „Wir halten es in dieser<br />

Situation für sehr,sehr sinnvoll, die<br />

Ansprüche entsprechend anzupassen“,<br />

sagte Källenius der „Automobilwoche“.<br />

„Ich kann nur die handelnden<br />

Personen auffordern, langfristig<br />

zu denken und zu erkennen,<br />

was in dieser Situation wichtig ist.“<br />

Konkrete Zahlen nannte er nicht.<br />

Daimler müsse gerade mit Maßnahmen<br />

wie Personalabbau die Kosten<br />

verringern, sagte Källenius.Einen<br />

weiteren Stellenabbau wollte Källenius<br />

nicht ausschließen. (dpa)<br />

Zuschuss zur Miete<br />

Seit diesem Jahr haben wieder mehr Menschen Anspruchauf Wohngeld–siemüssen ihn nur anmelden<br />

VonTheresa Dräbing Mieter Anspruch auf Wohngeld,<br />

sondern auch Eigenheimbesitzer,<br />

Die Mieten steigen, insbesondere<br />

Innenstadtlagen<br />

werden immer teurer<br />

und der Anteil am<br />

Einkommen, das für das Wohnen<br />

draufgeht, wächst. Es gibt zwar für<br />

Haushalte mit einem eher niedrigeren<br />

Einkommen einen staatlichen<br />

Zuschuss, das sogenannte Wohngeld,<br />

doch muss dieser eigens beantragt<br />

werden. Laut Bundesinnenministerium<br />

erhielten 2018 rund<br />

550 000 Haushalte Wohngeld. In<br />

diesem Jahr sollen es noch einmal<br />

etwas mehr sein, das Wohngeld<br />

wurde zu Jahresbeginn reformiert.<br />

Dabei wurde die Höhe nach oben<br />

hin angepasst, außerdem der Kreis<br />

der Anspruchsberechtigten erweitert.<br />

„Das Wohngeld soll für Haushalte<br />

mit niedrigem Einkommen<br />

die Wohnkostenbelastung mindern“,<br />

heißt es vom Ministerium.<br />

Durch die Zuschüsse seien die begünstigten<br />

Haushalte nicht auf ein<br />

enges Marktsegment im Wohnungsbestand<br />

beschränkt. „Wie<br />

viele Haushalte wohngeldberechtigt<br />

sind, jedoch keinen Antrag stellen,<br />

ist nicht bekannt“, teilt eine<br />

Sprecherin mit. Da das Geld nicht<br />

automatisch ausgezahlt wird, ist jedoch<br />

davon auszugehen, dass viele<br />

den Gang zum Amt scheuen. Dabei<br />

beträgt der Zuschuss im Schnitt<br />

rund 150 Euro.Eskann sich also lohnen,<br />

seine Ansprüche zu prüfen.<br />

Werhat Anspruch auf Wohngeld?<br />

Der Mietenzuschuss richtet sich an<br />

Personen, die zwar nicht zu den<br />

Gutverdienern gehören, aber deren<br />

Einkommen auch nicht so gering<br />

ist, das sie auf Sozialleistungen wie<br />

HartzIVangewiesen wären.<br />

Wie hoch das Gesamteinkommen<br />

aller Haushaltsmitglieder sein<br />

darf, um noch anspruchsberechtigt<br />

zu sein, hängt auch von der Höhe<br />

der Miete ab. Inteureren Wohngegenden<br />

wird die Einkommensgrenze<br />

höher angesetzt. Beispielsweise<br />

darfein Einpersonenhaushalt in der<br />

Mietenstufe I(günstigste Kategorie)<br />

maximal 948 Euro bis 1354 Euro monatlich<br />

verdienen (je nach dem, ob<br />

noch Freibeträge oder Kindergeld<br />

vom Gesamteinkommen abgezogen<br />

werden müssen), in der Mietenstufe<br />

VII (teuerste Kategorie) wären<br />

es 1151 Euro bis 1644 Euro.<br />

Für Berlin gilt 2020 weiter die<br />

mittlereMietenstufe IV.Das bedeutet,<br />

dass bei einem Einpersonenhaushalt<br />

das Gesamteinkommen<br />

(abzüglich Freibeträgen) bei 1061<br />

bis 1516 Euro liegen darf. Beieinem<br />

Vierpersonenhaushalt wären es<br />

2297 Euro bis 3282 Euro.<br />

Die Einkommensgrenzen steigen<br />

zudem mit der Anzahl der in der<br />

Wohnung lebenden Personen. Dabei<br />

ist es egal, ob es sich um Kinder,<br />

Eltern oder Lebenspartner handelt.<br />

Ausgeschlossen vonden Wohngeldleistungen<br />

sind lediglich diejenigen<br />

Haushaltsmitglieder, die Sozialleistungen<br />

erhalten.<br />

Darüber hinaus haben nicht nur<br />

Von Sascha Meyer<br />

FürsGeldabheben werden Supermärkte<br />

aus Sicht der Verbraucherzentralen<br />

zusehends zu einer<br />

attraktivenAlternativezuGeldautomaten.<br />

„Das ist im Vergleich zu vielen<br />

Banken und Sparkassen inzwischen<br />

ein wirklich kundenfreundlicher<br />

Service“, sagte der Chef des<br />

Bundesverbands der Verbraucherzentralen,<br />

Klaus Müller.<br />

Viele Geldinstitute gingen leider<br />

dazu über, Kunden mit Gebühren<br />

aller Art zu schröpfen. Teilweise<br />

würden Geldautomaten auchabge-<br />

NötigeAngaben: Mittels des Wohngeldrechners<br />

des auf den Seiten des Bundesinnenministeriums<br />

bmi.bund.de/Wohngeld können<br />

Haushalte ihren Anspruch ermitteln. Anzugeben<br />

sind die Zahl der Haushaltsmitglieder,<br />

das monatliche Gesamteinkommen, die<br />

Bruttokaltmiete sowie die Mietenstufe.<br />

baut. Wenn es dann einen Supermarkt<br />

oder eine Tankstelle an der<br />

Ecke gebe, sei das ein kostenloses<br />

undauch sehr wohnortnahes Angebotfür<br />

dieBargeldversorgung.<br />

In vielen Supermärkten, Drogerien<br />

oderBaumärkten ist Geldabheben<br />

an der Kasse bei einem Mindesteinkaufswert<br />

möglich – meist<br />

ab 10 oder 20 Euro, teils auch ab<br />

5Euro. In der Regel bekommt man<br />

biszu200 Euro.Der Betrag wirdzusammen<br />

mit der Einkaufssumme<br />

vomKonto abgebucht.<br />

Laut einer Umfrage im Auftrag<br />

der Postbank aus dem vergangenen<br />

WOHNGELDRECHNER<br />

Verbindliche Berechnung: Den tatsächlich<br />

gewährten Zuschuss ermittelt die jeweils zuständigeWohngeldbehörde.<br />

Dortsindauch<br />

dieentsprechenden Formulare zu bekommen.<br />

EinigeBehörden haben mittlerweile<br />

auch auf ein Onlineantragsverfahren umgestellt.<br />

Supermärkte ersetzen Geldautomaten<br />

Wenn Kunden Baresbrauchen, nehmenesviele gleich beim Wocheneinkauf mit<br />

Jahr nutzen derzeit 27 Prozent der<br />

Bundesbürgersolche Angebote.Für<br />

die Läden bietet eseine zusätzliche<br />

Möglichkeit, Kunden anzulocken –<br />

und Bargeldbestände zu verkleinern,umKostenzusparen.<br />

Mit Blick zum Beispiel auf manche<br />

Gaststätten, die nur noch Kartenzahlung<br />

akzeptieren, sagte Müller:„Ichwerbedafür,dass<br />

der Kunde<br />

nicht nur beim Essen König sein<br />

soll,sondern auch beim Bezahlen.“<br />

Das bedeute,eine Wahlmöglichkeit<br />

zu haben. Zwar seien Bargeldbestände<br />

für Restaurants oder kleine<br />

Kioske ein Kostenfaktor. Aber für<br />

GRAFIK: SASCHA JAECK<br />

wenn sie den gekauften Wohnraum<br />

selbst nutzen. Dabei handelt es sich<br />

dann um den sogenannten „Lastenzuschuss“.<br />

Wie hoch ist der Zuschuss?<br />

Die Höhe des ausbezahlten Wohngelds<br />

hängt vonmehreren Faktoren<br />

ab und liegt in etwa zwischen<br />

60 Euro und 340 Euro monatlich.<br />

Wiehoch der individuelle Zuschuss<br />

ausfällt, hängt zum einen von der<br />

monatlichen Bruttokaltmiete (bei<br />

Eigentümerndie monatliche Belastung)<br />

und zum anderen vom Haushaltseinkommen<br />

ab. Darüber hinaus<br />

ist auch relevant, wie viele Personen<br />

in dem jeweiligen Haushalt<br />

leben. Bei einer Berechnung hilft<br />

zum Beispiel der Wohngeldrechner<br />

des Bundesinnenministeriums<br />

unter bmi.bund.de/Wohngeld.<br />

DasWohngeld kann sich jährlich<br />

auch erhöhen, wenn beispielsweise<br />

die Anzahl der im Haushalt lebenden<br />

Kinder steigt oder das Einkommen<br />

sinkt.<br />

Washat sich im Januar geändert?<br />

Die Höhe des Wohngelds ist nach<br />

oben hin angepasst worden. „Ein<br />

Zweipersonenhaushalt, der heute<br />

pro Monat durchschnittlich<br />

145 Euro Wohngeld erhält, wird<br />

künftig pro Monat durchschnittlich<br />

190 Euro bekommen“, heißt esin<br />

einer Berechnung des Bundesinnenministeriums.<br />

Auch wird ein<br />

mögliches zusätzliches Einkommen<br />

zu einem geringeren Anteil mit<br />

dem Wohngeld verrechnet.<br />

Laut dem Institut der Deutschen<br />

Wirtschaft (IW Köln) werden rund<br />

178 000 Haushalte zusätzlich von<br />

der Wohngeldreform profitieren,<br />

sodass 2020 insgesamt rund 660 000<br />

Haushalte anspruchsberechtigt<br />

sind. „Die Reform war dringend<br />

notwendig“, stellten die IW-Ökonomen<br />

in einer Studie zum Wohngeld<br />

fest, auch wenn die Reformihrer Ansicht<br />

nach nicht weit genug geht –<br />

der Mietenzuschuss müsste laut IW<br />

noch mehr Menschen erreichen.<br />

DurchInflation und Mietsteigerungen<br />

hätten außerdem zuvor jährlich<br />

Tausende Haushalte ihren Anspruch<br />

verloren.<br />

Kommendes Jahr soll das Wohngeld<br />

voraussichtlich noch einmal<br />

um 10 Prozent steigen, von 2022 an<br />

ist geplant, das Wohngeld dann erneut<br />

anzupassen, und in der Folge<br />

alle zwei Jahre.<br />

Wie wird Wohngeld beantragt?<br />

Um Wohngeld zu erhalten, ist ein<br />

Antrag nötig, es wirdnicht automatisch<br />

ausgezahlt. DieFormularegibt<br />

es bei den Wohngeldbehörden vor<br />

Ort oder zum Teil auch online bei<br />

den entsprechenden Stellen. Der<br />

Antrag muss zudem jedes Jahr erneut<br />

gestellt werden, denn der Zuschuss<br />

wird inder Regel immer nur<br />

für zwölf Monate gewährt. Auch gibt<br />

es rückwirkend kein Geld. Eine<br />

rechtzeitige Beantragung zahlt sich<br />

also aus.<br />

Kunden sei Kartenzahlen auch<br />

nicht immer kostenlos. „Wenn ich<br />

mir eine Kreditkarteleiste,muss ich<br />

das bezahlen können.“ Für Menschen<br />

mit kleinem Geldbeutel oder<br />

junge Leutesei das einKriterium,in<br />

bestimmte Restaurants nicht gehen<br />

zu können.<br />

Generellgebeesbeimbargeldlosen<br />

Bezahlen auch Gründe für eine<br />

gewisse Vorsicht: „Man muss wissen:<br />

Heutzutage gibt es nicht nur<br />

Euro und Cent, die wertvoll sind.Es<br />

sind auchmeine Daten“, sagte Müller.Viele<br />

Geschäfte sammelten auch<br />

Datenspuren ein. (dpa)<br />

Endspurt im<br />

Rennen<br />

um die IAA<br />

Berlin muss sich gegen<br />

sechs Rivalen durchsetzen<br />

Von Christian Ebner<br />

Nach dem Misserfolg bei Publikum<br />

und Veranstaltern imvergangenen<br />

Jahr soll sich die Automesse<br />

IAA in eine Mobilitätsplattform<br />

wandeln, möglicherweise auch an<br />

einem neuen Ort. An der Ausschreibung<br />

beteiligen sich sieben Städte.<br />

Noch im Januar will der ausrichtende<br />

Verband VDA eine Kurzliste mit drei<br />

Bewerbern erstellen und innerhalb<br />

des ersten Quartals den Zuschlag für<br />

die nächste IAA Pkw im Herbst 2021<br />

geben.<br />

Berlin: Die Bundeshauptstadt wäre<br />

wohl der Austragungsortmit den heftigsten<br />

politischen Debatten –aber<br />

auch mit der größten Nähe zum<br />

Machtzentrum. Berlins Messe hat<br />

aus Sicht vonGeschäftsführer Christian<br />

Göke Erfahrung, neben der<br />

Schau auch ein Forumzubieten. Der<br />

regierende Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) sieht ein weiteres<br />

Pfund: die Hochschul- und Forschungslandschaft.<br />

„Neue Mobilität<br />

ist undenkbar ohne Wissenschaft“,<br />

sagte er.<br />

München: Große Hoffnungen macht<br />

sich die Bayernmetropole. „Wir haben<br />

einen Fünf-Sterne-Flughafen“,<br />

und „wir haben eines der besten und<br />

modernsten Messegelände, die es<br />

weltweit gibt“, sagte Messechef Klaus<br />

Dittrich. Mit BMW, Audi, MAN und<br />

vielen Zulieferern sei Bayern ein<br />

wichtiger Standort der Autoindustrie.<br />

Frankfurt: Der Vorjahresveranstalter<br />

setzt auf Urbanität. Mit Flughafen,<br />

Hauptbahnhof, Internetknoten und<br />

Autobahnkreuz stelle Frankfurt das<br />

europäische Mobilitätsdrehkreuz<br />

schlechthin dar, wirbt die Initiative<br />

„JAA zur IAA“.<br />

Hamburg: DieHansestadt reklamiert<br />

den Titel der deutschen Mobilitätsstadt<br />

Nummer eins für sich. Im Zusammenhang<br />

mit dem Weltkongress<br />

für Intelligente Transportsysteme im<br />

Oktober 2021 hat die Stadt rund<br />

100 Mobilitätsprojekte angeschoben,<br />

vondenen 30 bereits abgearbeitet<br />

seien.<br />

Köln: „Die neue IAA muss die Gamescom<br />

der Mobilität werden“, sagt<br />

Messe-Geschäftsführer Gerald Böse.<br />

Man wolle Autofans „mit einem<br />

emotionalen Event“ ansprechen und<br />

dabei alle Facetten der Mobilität einbeziehen<br />

– sowohl die ökonomischen<br />

als auch die ökologischen.<br />

Hannover: Dortgibt es bereits die IAA<br />

Nutzfahrzeuge.Die Stadt setzt auf ihr<br />

weitläufiges Messegelände mit großen<br />

Freiflächen. DieVernetzung von<br />

Autos könne dort getestet werden.<br />

„Hannover ist das einzige Messegelände,das<br />

zur IAA ein 5G-Mobilfunknetz<br />

und ein digitales Verkehrssystem<br />

für automatisiertes Fahren bieten<br />

kann“, heißt es bei der Messe.<br />

Stuttgart: Trotz Dauerstaus, Bahnhofsmisere<br />

und Dieselfahrverbots<br />

rechnet sich die Stadt mit einem Fokus<br />

auf Nachhaltigkeit gute Chancen<br />

aus. „Wir sind die Heimatstadt der<br />

Mobilität“, sagt Oberbürgermeister<br />

Fritz Kuhn (Grüne). Die Stadt habe<br />

eines der dichtesten Ladesäulennetze<br />

fürElektroautos. (dpa)<br />

Klimaaktivisten machen die Automesse<br />

auch zu ihrem Forum. FOTO: UWE ANSPACH/DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 7· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Ausverkauf<br />

in<br />

Griechenland<br />

Athen erwartet hohe Erlöse<br />

bei Privatisierungen<br />

Neuer Streik<br />

bei Lufthansa<br />

angedroht<br />

Ufo lässt Details zum<br />

Ausstandnoch offen<br />

Von Gerd Höhler<br />

Lange kam das griechische Privatisierungsprogramm<br />

nur schleppend<br />

voran. Jetzt macht der neue<br />

konservative Premierminister Kyriakos<br />

Mitsotakis Tempo.Ererhofft sich<br />

von den Privatisierungen Wachstumsimpulse<br />

für die immer noch von<br />

der Krise gezeichnete griechische<br />

Wirtschaft.<br />

Für den Athens International Airport<br />

(AIA) war 2019 ein gutes Jahr:<br />

Erstmals benutzten mehr als<br />

25,5 Millionen Passagiere den Flughafen<br />

der griechischen Metropole.<br />

Das war ein Zuwachs von 6Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr und ein neuer<br />

Rekord. Ungeachtet der Krise, die<br />

Griechenland im vergangenen Jahrzehnt<br />

durchmachte, hat die Flughafengesellschaft<br />

seit ihrem ersten Geschäftsjahr<br />

2002 immer Gewinne erwirtschaftet.<br />

Jetzt hat die griechische<br />

Regierung 30 Prozent der Anteile an<br />

der Flughafengesellschaft zum Verkauf<br />

ausgeschrieben –und die Investoren<br />

stehen Schlange.<br />

Enttäuschungen undMisserfolge<br />

Privatisierungen in Griechenland –<br />

das war in der Vergangenheit eine<br />

endlose Geschichte von Enttäuschungen<br />

und Misserfolgen. DiePrivatisierungen<br />

gehören zu den Auflagen,<br />

die Griechenland im Gegenzug<br />

zu den seit 2010 gewährten Hilfskrediten<br />

umsetzen muss. Die Einnahmen<br />

sollen dazu dienen, Schulden<br />

abzubauen. 2011 versprach die damalige<br />

sozialistische Regierung den<br />

Gläubigern Privatisierungserlöse<br />

von50Milliarden Euro innerhalb von<br />

nur fünf Jahren –ein völlig illusorischesZiel,wiesichschnellzeigte.Tatsächlich<br />

kamen bis2015 nur 3,2 Milliarden<br />

Euro in dieKasse.Inzwischen<br />

sind es 6,9 Milliarden.<br />

Malscheiterten die Privatisierungen<br />

an rechtlichen und bürokratischen<br />

Hürden, mal daran, dass sich<br />

indenKrisenjahrenkeineKäuferfanden.<br />

Aber es gab auch politische Widerstände:<br />

Politiker aller Parteien<br />

sträubten sich dagegen, die Kontrolle<br />

über die Staatsbetriebe aus der Hand<br />

zu geben. Denn die dienten seit Jahrzehnten<br />

dazu, die jeweilige politische<br />

Klientel mit lukrativen Jobs zu<br />

versorgen.<br />

Investitionenfehlen<br />

Derneue Premier Mitsotakis will mit<br />

dieser Tradition brechen. Nichts<br />

braucht Griechenland jetzt dringender<br />

als Investitionen, wenn es die Krise<br />

endgültig hinter sich lassen will.<br />

Im vergangenen Jahr lagen die Bruttoanlageinvestitionen<br />

in Griechenland<br />

nur etwa bei der Hälfte des EU-<br />

Durchschnitts. Die Privatisierungen<br />

sind ein Instrument, schnell Kapital<br />

ins Land zu holen. Dabei kommt Mitsotakis<br />

entgegen, dass das Interesse<br />

ausländischer Investoren an Griechenland<br />

wiedererwacht ist.<br />

Für das Aktienpaket am Flughafenbetreiber<br />

AIA bekam die Privatisierungsbehörde<br />

jetzt zehn Angebote.Bisher<br />

hält der Staat noch 55 Prozent<br />

an dem Unternehmen, 40 Prozent<br />

liegen bei der Avialliance,hinter<br />

der ein kanadischer Pensionsfonds<br />

steht,undbeider griechischenCopelouzos-Gruppe.<br />

Welcher Bieter den<br />

Zuschlag bekommt, wird sich voraussichtlich<br />

im Frühjahr entscheiden.<br />

Marktbeobachter schätzen,<br />

dass der Verkauf des Aktienpakets<br />

dem Staat bis zu 1,5 Milliarden Euro<br />

einbringen könnte.<br />

Unter dem Strich erwartet der<br />

griechische Finanzminister in diesem<br />

Jahr Privatisierungserlöse von<br />

2,44 Milliarden Euro. Das wäre ein<br />

neuer Rekord für das Land. Weitere<br />

große Privatisierungsprojekte sind<br />

der Verkauf der staatlichen Gasgesellschaft<br />

Depa und die Konzession<br />

zum Betrieb der bereits unter staatlicher<br />

Regie fertiggestellten Egnatia-<br />

Autobahn.<br />

Reichtum ist Geschmackssache:Ein alsMcDonald’s-ClownverkleideterDemonstrantfordertamSonntag in Davos„Esst dieReichen“.<br />

„Totengeläut für den reibungslosen Handel“<br />

Britische Unternehmer sind entsetzt, weil Finanzminister Javid nach demBrexit keine AngleichunganEU-Regeln will<br />

Von Christoph Meyer<br />

Der britische Finanzminister Sajid<br />

Javid hat die Wirtschaft in seinem<br />

Land aufgerufen, sich von der<br />

Forderung nach einer Angleichung<br />

an EU-Regeln nach dem Brexit zu<br />

verabschieden. „Es wird keine Angleichung<br />

geben, wir werden keine<br />

Empfänger vonRegelnsein, wir werden<br />

nicht im Binnenmarkt sein und<br />

wir werden nicht in der Zollunion<br />

sein“, sagte Javid der „Financial<br />

Times“ am Wochenende.<br />

Unternehmen müssten sich dieser<br />

neuen Realität anpassen, forderte<br />

der Schatzkanzler. Immerhin hätten<br />

sie nun drei Jahre Zeit gehabt, um<br />

sich auf eine Veränderung der Handelsbeziehungen<br />

mit dem Kontinent<br />

einzustellen. Unternehmerverbände<br />

Der Geist von Davos<br />

Klaus Schwab bittet zum 50. Weltwirtschaftsforum. Donald Trump sorgtfür den größten Rummel<br />

Von Jan Dirk Herbermann<br />

OXFAM NIMMT BUNDESREGIERUNG IN DIE PFLICHT<br />

Armut: Der Unterschied zwischen<br />

Armund Reich in der<br />

Welt ist laut Hilfsorganisation<br />

Oxfam dramatisch hoch.<br />

Auch die Vermögenskonzentration<br />

an der Spitze habe im<br />

vergangenen Jahr zugenommen,<br />

betonte die Organisation<br />

bei der Vorstellung ihres<br />

Ungleichheitsberichts kurz<br />

vorBeginn der Jahrestagung<br />

des Weltwirtschaftsforums<br />

(WEF) in Davos.<br />

Über einen Mangel an<br />

Selbstbewusstsein kann<br />

Klaus Schwab nicht klagen.<br />

Er rühmt sich als<br />

„Professor, Manager, Visionär“, er<br />

fühlt sich berufen, die „Welt zu verbessern“,<br />

und sein Weltwirtschaftsforum<br />

„formt Geschichte“, sagt er.In<br />

diesen Tagen dürfte Schwabs Ego<br />

noch einen kräftigen Schub erhalten.<br />

Der 81-jährige deutsche Ökonom<br />

und Ingenieur feiert das 50. Jahrestreffen<br />

des Weltwirtschaftsforums<br />

WEF: Vom 21. bis 24. Januar bittet<br />

Schwab zur Versammlung in Davos.<br />

Nirgendwo sonst kommen so viele<br />

Führungspersönlichkeiten aus<br />

Politik, Wirtschaft und öffentlichem<br />

Leben auf so engem Raum zusammen<br />

wie in dem Schweizer Nobelort.<br />

Die 3000 Teilnehmer umweht der<br />

„Geist vonDavos“: Es ist das Gefühl,<br />

einer globalen Elite anzugehören.<br />

Bewacht werden sie voneinem Großaufgebot<br />

der Polizei und der Armee.<br />

Lästige linke Demonstranten sollen<br />

nicht zu nahe kommen. Immerhin<br />

planen die Schweizer Jungsozialisten<br />

mitten in Davos einen Protestzug<br />

gegen die „Superreichen“. Das Motto:<br />

„50 Jahresind genug“.<br />

Ganz oben auf der Agenda 2020<br />

steht die eskalierende Erderwärmung:<br />

Wie können Firmen auf „die<br />

Risiken des Klimawandels reagieren?“,<br />

fragt Schwab. Unterstützung<br />

erhofft sich der frühere Hochschullehrer<br />

von Greta Thunberg. Die zornige<br />

Ikone der Klimaschutzbewegung<br />

will in der verschneiten Bergwelt<br />

den mehr als 50 Staats- und Regierungschefs<br />

ins Gewissen reden –<br />

darunter Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel aus Deutschland und Österreichs<br />

Kanzler Sebastian Kurz.<br />

Den größten Rummel wird aber<br />

wohl US-Präsident Donald Trump<br />

auslösen. Wird Trump wieder<br />

schimpfen, poltern und drohen?<br />

Oder wirdder Immobilienmogul die<br />

Vorzüge des Investitionsstandorts<br />

USA anpreisen? In jedem Fall dürfte<br />

der Präsident seinen zweiten Auftritt<br />

in Davos nutzen, um sich im Wahljahr<br />

2020 als beinharter Verteidiger<br />

Amerikas zu präsentieren.<br />

reagierten mit Unverständnis. „Das<br />

stellt das Totengeläut für den reibungslosen<br />

Handel dar“, sagte der<br />

Chef des Lebensmittelverbands in<br />

Großbritannien (Food and Drink Federation),<br />

Tim Rycroft. „Es wird bedeuten,<br />

dass Unternehmen sich auf<br />

teure neue Kontrollen, Prozesse und<br />

Abläufe einstellen müssen.“ Das<br />

könne zu höheren Preisen für britische<br />

Verbraucher führen.<br />

Der Chef des Verbands der Automobilhersteller<br />

und -händler in<br />

Großbritannien (SMMT), Mike Hawes,<br />

warnte vor Milliardenkosten,<br />

die durch auseinanderdriftende<br />

Standards in der EU und Großbritannien<br />

entstehen könnten.<br />

Auch die Generalsekretärin des<br />

Verbands der britischen Industrie<br />

(Confederation of British Industry),<br />

Reichtum: Oxfam beruft<br />

sich unter anderem auf die<br />

Finanznachrichtenagentur<br />

Bloomberg,deren Angaben<br />

zufolgedas Vermögen der<br />

500 reichsten Menschen der<br />

Welt im Vorjahr um ein Viertel<br />

gestiegen ist. Vorallem<br />

auch zwischen Frauen und<br />

Männernsei der Wohlstand<br />

ungleich verteilt. Demnach<br />

besitzen Männer 50 Prozent<br />

mehr Vermögen als Frauen.<br />

Forderungen: Oxfam fordert<br />

vonder Bundesregierung,<br />

mehr in Kinderbetreuung<br />

und soziale Absicherung in<br />

armen Ländernzuinvestieren<br />

sowie weltweit Frauenrechte<br />

zu stärken. Die Bundesregierung<br />

müsse sich zudem<br />

für eine weltweite Mindeststeuer<br />

einsetzen und<br />

Entwicklungsländer dabei<br />

unterstützen, Konzerne stärkerzubesteuern.<br />

Carolyn Fairbairn, zeigte sich besorgt.<br />

Selbst wenn die Loslösung von<br />

EU-Regeln für einige Unternehmen<br />

Vorteile bringe,sei die Anbindung an<br />

die EU-Standards für viele andere<br />

wichtig, um Jobs und Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu erhalten. Dasgelte vorallem<br />

in wirtschaftlich benachteiligten<br />

Regionen des Landes.<br />

Großbritannien soll die EU am<br />

31. Januar verlassen. In einer Übergangsphase<br />

bis Ende des Jahres wollen<br />

beide Seiten ein Abkommen über<br />

die neuen Beziehungen vereinbaren.<br />

Als Ziel hat London ausgegeben, keine<br />

Zölle und mengenmäßigen Beschränkungen<br />

im Handel einzuführen.<br />

Doch Brüssel will sich darauf nur<br />

einlassen, wenn sich die Briten auch<br />

an EU-Standards bei Umwelt, Arbeitnehmerrechten<br />

und staatlichen<br />

FOTO: WALTERBIERI/DPA<br />

Zu einer Kontaktaufnahme zwischen<br />

den Erzfeinden USA und Iran<br />

wird es indes auf dem neutralen<br />

Schweizer Boden nicht kommen.<br />

Kurz vor Beginn des Kongresses gab<br />

Teherans Außenminister Mohammad<br />

Sarif den Veranstaltern einen<br />

Korb.AuchanderePolitiker,dieeinen<br />

Schlüssel zur Lösung von Konflikten<br />

in den Händen halten, verzichten auf<br />

den Trip in die Alpen: So fehlen Russlands<br />

Präsident Wladimir Putin und<br />

Chinas Präsident Xi Jinping.<br />

„Ob vonDavos 2020messbareImpulse<br />

für eine friedliche Welt ausgehen<br />

werden, ist sehr fraglich“, erklärt<br />

die schwedische Journalistin Gunilla<br />

vonHall,die seit Jahren über das Treffen<br />

berichtet. Schwab dürfte sich<br />

wehmütig an die großen Zeiten seines<br />

Forums erinnern. In denNeunzigerjahren<br />

warb Südafrikas Präsident<br />

und Freiheitsheld Nelson Mandela in<br />

Davosfür Versöhnung, Palästinenser<br />

und Israelis kamen sich ganz nahe.<br />

Im Jahr 1988 verhinderten die Premierminister<br />

Griechenlands und der<br />

Türkei einen bewaffneten Konflikt<br />

der beiden Staaten.<br />

Begonnen hatte in Davos alles<br />

1971. Damals lud der 32 Jahre alte<br />

Schwab eine Reihe von Firmenchefs<br />

zum „European Management Forum“<br />

ein. Während die Finanzmittel<br />

noch bescheiden waren, das Forum<br />

verfügte über ein Kapital von<br />

25000 Schweizer Franken, dachte<br />

Schwab schon groß: Er gewann Otto<br />

von Habsburg, den Sohn des letzten<br />

Kaisers Österreichs, als Zugpferd für<br />

sein erstes Forum.<br />

Über die Jahre schuf Schwab ein<br />

millionenschweres Imperium: Die<br />

Liste der Konzerne, die als „strategische<br />

Partner“ dienen, liest sich wie<br />

ein Alphabet der Globalisierung: Von<br />

Allianz über Bank of America und<br />

Credit Suisse, von Facebook über<br />

Huawei und KPMG bis hin zu Microsoft,<br />

Unilever und Volkswagen.<br />

Den Managern dient Davos vornehmlich<br />

als Börse –für neue Kontakte<br />

und lukrative Geschäfte. Über<br />

die Deals,die in Suiten und Ballsälen<br />

der Nobelhotels eingefädelt werden,<br />

dringt so gut wie nie etwas nach<br />

außen. Geschäftsgeheimnis. Auch<br />

das gehörtzum „Geist vonDavos“.<br />

Wirtschaftshilfen einlassen. Zudem<br />

drohen weitere Handelshemmnisse,<br />

wenn sich London nicht langfristig<br />

zur Angleichung an EU-Produktstandards<br />

verpflichtet. Dann müssten<br />

Unternehmen aufwendige Verfahren<br />

in Kauf nehmen, damit ihre<br />

Produkte für den jeweils anderen<br />

Marktzugelassen werden.<br />

DieKonjunktur in Schwung bringen<br />

will Javid mit großen Investitionen<br />

der Regierung, vor allem in die<br />

Infrastrukturderwirtschaftlichabgehängten<br />

Regionen in den Midlands<br />

und dem Norden des Landes.Auch in<br />

die Qualifizierung von Fachkräften<br />

solle mehr Geld gesteckt werden. Javid<br />

hofft, damit das zuletzt schwache<br />

Wirtschaftswachstum und die schon<br />

lange niedrige Produktivitätsrate in<br />

dem Land zu erhöhen. (dpa)<br />

Von Sebastian Engel und Tobias Schmidt<br />

Zahlreiche Fluggäste des Lufthansa-Konzerns<br />

müssen schon wieder<br />

um ihre gebuchten Verbindungen<br />

bangen. Die Kabinengewerkschaft<br />

Ufo hat am Wochenende<br />

einen weiteren Streik der Flugbegleiter<br />

angekündigt –dabei hatte es erst<br />

zum Jahreswechsel einen Ausstand<br />

gegeben. Besonders problematisch<br />

für die Kunden: Wann, wie lange und<br />

welcher Bereich genau bestreikt werden<br />

soll, ist noch völlig unklar.<br />

Details zum Arbeitskampf sollten<br />

erst am Mittwoch um 14 Uhrverkündet<br />

werden, sagte Ufo-Sprecher Nicoley<br />

Baublies. Am vergangenen<br />

Donnerstag war der dritte Versuch<br />

gescheitert, in dem festgefahrenen<br />

Tarifkonflikt zwischen dem Konzern<br />

und den Flugbegleitern in die<br />

Schlichtung mit zusätzlicher Mediation<br />

zu tariffremden Fragen einzusteigen.<br />

DieUfo habe die vonder Lufthansa<br />

für das gesamte Verfahren verlangte<br />

Friedenspflicht nicht akzeptieren<br />

können, erläuterte Baublies. Einen<br />

weiteren Anbahnungsversuch der<br />

Schlichter Matthias Platzeck und<br />

Frank-Jürgen Weise könne es unter<br />

gleichen Voraussetzungen nicht<br />

mehr geben. Erst am vergangenen<br />

Freitag hatte Ufo-Sprecher Baublies<br />

gesagt, man werde zunächst noch<br />

einmal versuchen, die Tarifziele auf<br />

dem klassischen Verhandlungswege<br />

durchzusetzen. Sollte dies scheitern,<br />

bleibe nur der Arbeitskampf. Da einzelne<br />

Streiktage bisher nichts bewirkt<br />

hätten, müsse dann mit „deutlich<br />

ausgeweiteten Maßnahmen“ Druck<br />

erzeugt werden.<br />

Fluggesellschaftwill verhandeln<br />

Es könnte also schlimmer kommen<br />

als zuletzt. Der jüngste Streik zum<br />

Jahreswechsel betraf vor allem die<br />

Lufthansa-Gesellschaft Germanwings<br />

und war noch auf drei Tage begrenzt<br />

gewesen. In dieser Zeit fielen<br />

rund200Flügeaus.AllevonAusfällen<br />

betroffenen Passagiere waren aber<br />

nach Angaben aus dem Lufthansa-<br />

Konzernanderweitig an ihr Reiseziel<br />

transportiert worden. Chaos an den<br />

Flughäfen gab es nicht.<br />

Die Lufthansa setzt nach der erneuten<br />

Streikdrohung weiter auf Verhandlungen.<br />

„Ein Streik ist immer<br />

der falsche Wegineinem Tarifkonflikt“,<br />

sagte eine Konzernsprecherin<br />

am Sonntag. „Wir brauchen eine Lösung<br />

für die 22000 Kabinenmitarbeiter.Und<br />

diese Lösung kann man nur<br />

in Gesprächen und nicht in Streiks<br />

finden.“ Nötig seien Perspektiven in<br />

den offenen tariflichen Fragen.<br />

Ufo-Sprecher Baublies betonte<br />

dagegen, die Gewerkschaft sei jederzeit<br />

für Gespräche erreichbar,zuletzt<br />

habe es seitens der Lufthansa aber<br />

„ausschließlich Taktikspielchen“ gegeben.<br />

„Streiks sind niemals Selbstzweck,<br />

sondernnur Mittel, um etwas<br />

Gutes für die Kabine zu erreichen.“<br />

Wenn die Lufthansa dazu Vorschläge<br />

habe, bespreche man diese gern –<br />

„aber nicht über die Öffentlichkeit“.<br />

In dem Konflikt hat Ufobereits einen<br />

Warnstreik und zwei reguläre Streikwellen<br />

veranstaltet. (dpa)<br />

Flugbegleiter im Streik:Wann isteswieder<br />

so weit?<br />

FOTO: SILAS STEIN/DPA


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

<strong>Berliner</strong> Grüne<br />

ZITAT<br />

Stadtrat<br />

unter Druck<br />

Elmar Schütze<br />

ist der Meinung,dass Florian<br />

Schmidt sich verrannt hat.<br />

Offenbar sehen wir gerade, wie ein<br />

selbst ernannter Held abstürzt. Florian<br />

Schmidt, streitbarer Baustadtrat von<br />

Friedrichshain-Kreuzberg, bekanntester<br />

Kommunalpolitiker Berlins, Mister Vorkaufsrecht,<br />

Robin Hood der Mieter, hat<br />

sich verrannt. In seinem Kampf für den<br />

kommunalen Vorkauf von Häusern hat<br />

der Grüne mehrere politische Fehler gemacht,<br />

die ihn teuer zu stehen kommen<br />

können. Und ersieht sich –unschuldig<br />

natürlich –verfolgt. Das ist eine gefährliche<br />

Situation für ihn.<br />

Schmidt sagt, Teile vonAkten rund um<br />

Vorkaufsrecht und Rekommunalisierung<br />

seien derzeit nicht einsehbar, weil es sich<br />

um laufende Verfahren handele. Sonst<br />

drohe finanzieller Schaden für das Land<br />

sowie für Beteiligte an den Verfahren, also<br />

Genossenschaften und Mieter. ImÜbrigen<br />

gebe es Kampagnen gegen seine Politik,<br />

denen man mit einer Offenlegung zu<br />

diesem Zeitpunkt Vorschub leiste.Dass er<br />

die SPD bei seinem Vorgehen zu seinem<br />

Komplizen machen wollte, fällt ihm jetzt<br />

auf die Füße. Die SPD sieht sich manipuliert<br />

und spricht von Vertrauensbruch –<br />

und das zu Recht. Die Grünen nennen<br />

Schmidt einen ehrlichen Kämpfer für<br />

Mieterrechte,der sich manchmal angreifbar<br />

mache. Faktisch habe er aber nichts<br />

falsch gemacht.<br />

Das mag sein. Aber außerhalb seiner<br />

Partei gilt Schmidt zunehmend als Fanatiker,<br />

der zu lange zu viele einsame Entscheidungen<br />

getroffen hat. Wenn der<br />

SPD-Chef von Friedrichshain-Kreuzberg<br />

über Schmidt sagt, dieser sehe sich „auf<br />

der Seite der Gerechten. Und alle andere<br />

stehen für ihn auf der falschen Seite“,<br />

dann spricht das Bände.Man wirdsehen,<br />

wie lange die Grünen und Schmidt selbst<br />

den Druck aushalten können.<br />

CDU<br />

Besser nicht über<br />

Personalien reden<br />

Daniela Vates<br />

wartet auf die neuen politischen<br />

Inhalte der Christdemokraten.<br />

Die CDU beginnt das Jahr mit der kürzestmöglichen<br />

Ansage: Sie beschränkt<br />

sich auf einen einzigen Buchstaben<br />

–das Z. Das Zsoll beschreiben, was<br />

die Regierungspartei so plant in diesem<br />

Jahr. Und es soll vor allem einen anderen<br />

Buchstaben ablösen, der immer wieder<br />

die schönsten inhaltlichen Debatten verdrängt.<br />

Die K-Frage, die leidige Frage<br />

nach der Unions-Kanzlerkandidatur, soll<br />

der Z-Frage weichen. Es ist kein ungeschickterVersuch.<br />

Funktionieren wirddas<br />

allerdings nur, wenn sich herumspricht,<br />

dass das Znicht für Zoff, Zappeln oder<br />

Zaudernstehen soll, sondernfür Zukunft.<br />

Dafür allerdings braucht es schon<br />

noch ein bisschen mehr als einen Buchstaben.<br />

MitInhalten hat die CDU den bislang<br />

nicht versehen –lediglich mit der Ankündigung,<br />

dass es sie demnächst mal geben<br />

soll. Annegret Kramp-Karrenbauer,<br />

die als Verteidigungsministerin so forsch<br />

auftritt, ist als Parteichefin damit beschäftigt,<br />

das morsch gewordene CDU-Haus zu<br />

renovieren und dabei nicht in den Vorgarten<br />

des kleinen, leicht erregbaren NachbarnCSU<br />

zu treten.<br />

In Szene gesetzt als künftige Gestalterin<br />

des Landes hat sich Kramp-Karrenbauer<br />

nun wahrlich nicht. In Wahlkampf-<br />

Veranstaltungen ist sie die,die emsig mitschreibt,<br />

während ihr Konkurrent Friedrich<br />

Merz andernorts flugs in zehn Thesen<br />

die Welt erklärt. Die Umfragen belohnen<br />

ihre Strategie nicht. Dennoch kann es<br />

sein, dass die Zukunft der CDU mit dem<br />

Kürzel AKK verbunden bleibt. Man muss<br />

kein Lautsprecher sein, um seine Macht<br />

abzusichern. Man kann sie demonstrieren,<br />

indem man seinen eigenen Zeitplan<br />

verfolgt, mit einer ganz eigenen Mischung<br />

vonZurückhaltung und Zuschlagen.<br />

Exiteersunter sich<br />

Deutschland, so heißt es in fast jeder<br />

außenpolitischen Grundsatzrede,<br />

müsse mehr Verantwortung<br />

in der Welt übernehmen.<br />

DieForderung gründet auf einer Tatsache:<br />

Die Krisen in und um Europa werden<br />

bedrohlicher,ohne dass auf die USA als Ordnungsmacht<br />

noch Verlass ist. Geht es aber<br />

um die Auslegung dessen, wasVerantwortung<br />

konkret bedeutet, hat sich ein aufs Militärische<br />

verengtes Verständnis eingeschlichen.<br />

Mit ihren Vorstößen für mögliche Bundeswehreinsätze<br />

inNordsyrien, im Indopazifik<br />

oder in der Sahel-Zone hatte zuletzt Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

dieser LesartVorschub geleistet.<br />

Doch geopolitische Verantwortung beschränkt<br />

sich nicht aufs Militärische.Sie lässt<br />

sich nicht allein anhand vonTruppenstärken<br />

und Raketenarsenalen messen. Oft haben<br />

Kriegseinsätze fatale Verantwortungslosigkeit<br />

zur Folge.Soauch in Libyen: Zwar beendete<br />

2011 der von Frankreich und den USA<br />

angeführte Militäreinsatz die Herrschaft des<br />

Gaddafi-Regimes. Dann aber glitt das nordafrikanische<br />

Land ins Chaos ab,weil eine politische<br />

Strategie fehlte.<br />

Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister<br />

Heiko Maas präsentieren eine andere<br />

Deutung von internationaler Verantwortung.<br />

Der lange vorbereitete, bis zuletzt ungewisse<br />

Libyen-Gipfel mit Präsidenten und<br />

Vertreternvieler wichtiger Staaten und Institutionen<br />

ist ein Bekenntnis zur Diplomatie.<br />

Er steht für die Überzeugung, dass nichtWaffen<br />

Frieden schaffen, sondernWorte.<br />

Im Kanzleramt saßen Männer zusammen,<br />

die im libyschen Stellvertreterkrieg auf gegnerischen<br />

Seiten stehen. Selbst die verfeindeten<br />

Kriegsparteien waren zugegen. Für einen Moment<br />

scheint der Wille zur Zusammenarbeit<br />

Ich verwende einen digitalen Menstruationskalender.<br />

Natürlich habe ich für diese<br />

App damals Geld ausgegeben. Es ist ja mittlerweile<br />

bekannt, dass wir ansonsten mit unseren<br />

Daten bezahlen und meine Körpervorgänge<br />

gehören nicht zu den Informationen,<br />

die ich Unternehmen zur freien Verfügung<br />

stellen möchte.<br />

Sobald ein Innenminister mal wieder für<br />

anlasslose Massenüberwachung plädiert,<br />

also eigentlich immer, höre ich viele Leute<br />

sagen, dass sie ja nichts zu verbergen hätten.<br />

Das ist schön, weil ich mich dagegen dann<br />

gleich wieder viel weniger langweilig fühle.<br />

Ich habe nämlich eine ganze Menge zu verbergen.<br />

Nicht nur meinen Zyklus. Auch unzählige<br />

Textnachrichten, in denen ich mich<br />

mit Freundinnen über gemeinsame Bekannte,<br />

Arbeitgeber und unsere Lebensgefährten<br />

ausgetauscht habe. Wenn die in die<br />

falschen Hände geraten! Meinen Browserverlauf<br />

möchte ich auch niemandem zeigen,<br />

ebenso wenig meinen Kühlschrankinhalt<br />

oder meine Nachttischschublade.<br />

Als ich das letzte Mal meine Tage hatte,<br />

bekam ich plötzlich auf Instagram gehäuft<br />

Werbung für Menstruationsunterwäsche<br />

angezeigt. Das passierte mir weder davor<br />

noch danach. DerZeitpunkt war einfach zu<br />

offensichtlich, um da an einen Zufall zu<br />

glauben. Beim Recherchieren stieß ich<br />

dann auf einen Bericht der Menschenrechtsorganisation<br />

Privacy International,<br />

die letztes Jahr herausgefunden hat, dass<br />

viele Zyklus-Apps die sensiblen Daten ihrer<br />

Libyen-Konferenz<br />

Merkels<br />

Wagnis<br />

Marina Kormbaki<br />

hält den Friedensprozess, den die Kanzlerin angeschoben hat,<br />

für einen lohnenswerten Versuch.<br />

über nationale Egoismen zu obsiegen. Dasist<br />

nicht wenig in einer Zeit, da vonWashington<br />

über Moskau bis Peking internationale Institutionen<br />

missachtet werden, Deals an die<br />

Stelle von Verträgen treten und das Völkerrecht<br />

politischerWillkür weichen muss.<br />

Zudem markiert der Libyen-Gipfel erste<br />

Schritte einer außenpolitischen Emanzipation<br />

der Europäer. Zwar ist noch viel zu tun,<br />

bis sie zu einer Stimme in der Welt finden. So<br />

müssen Franzosen und Italiener in Libyen<br />

von der Unterstützung verfeindeter Lager<br />

endlich ablassen. Doch das <strong>Berliner</strong> Treffen<br />

zeigt, dass die Europäer nicht länger wie im<br />

Fall Syrien in Untätigkeit oder einseitiger<br />

Parteinahme verharren wollen. Dass sie bereit<br />

sind, zumindest einen Teil der Leerstelle<br />

KOLUMNE<br />

Wenn deine<br />

App dich<br />

ausspioniert<br />

Katja Berlin<br />

Autorin<br />

Nutzerinnen an Facebook weitergeben.<br />

Und ich dachte vorher, das gruseligste an<br />

diesen Apps sei ihr Design. Mir ist ein Rätsel,<br />

warum die immer hellrosa mit Blümchen,<br />

Häschen und Schmetterlingen gestaltet<br />

sind, anstatt mit Kettensägen, Wasserstoffbomben<br />

und Morphiumspritzen.<br />

Aber zurück zum Datenschutz. Wenn das<br />

die Werbeform der Zukunft sein soll, bleibe<br />

ich lieber beim Ohrwurm von Musterhaus-<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

zu besetzen, die der Rückzug der USA im Nahen<br />

Ostenund in Afrika hinterlässt.<br />

Gewiss gibt es nicht allein deshalb schon<br />

Frieden in Libyen. Die Waffenruhe kann jäh<br />

enden; gut möglich, dass trotz des breiten Bekenntnisses<br />

zum Waffenembargo noch mehr<br />

Kriegsgerät ins Land sickert. Dieser Krieg hat<br />

viele Profiteure. Ja,vielleicht scheitertder von<br />

Merkel angestoßene „<strong>Berliner</strong> Prozess“. Die<br />

sonstrisikoscheue Kanzlerin geht mit ihm ein<br />

Wagnis ein. Nicht wenige finden das naiv oder<br />

gar anmaßend. Doch den Versuch ist es allemal<br />

wert, trüge er dazu bei, die Menschenschinderei<br />

in libyschen Lagern zubeenden,<br />

die Flüchtlingsbewegungen übers Mittelmeer<br />

in den Griff zukriegen und die Ausbreitung<br />

des Terrors in Nordafrika und der Sahel-Zone<br />

einzudämmen.<br />

Will die Bundesregierung fürLibyenetwas<br />

erreichen, muss sie gemeinsam mit der EU-<br />

Führung Russland, die Türkei und die vielen<br />

von außen auf den Libyen-Krieg einwirkenden<br />

arabischen Mächte in die Pflicht nehmen.<br />

Wirtschaftlicher Druck ist nötig. Hier<br />

liegt die Macht der Europäer. Damit können<br />

sie die rivalisierenden Regionalmächte dazu<br />

veranlassen, ihre Schützlinge in Libyen an<br />

denVerhandlungstisch zu bringen. Eine Militärmission,<br />

wie sie der EU-Außenbeauftragte<br />

Josep Borrell voreilig ins Gespräch brachte,<br />

setzt eine innerlibysche Annäherung voraus.<br />

Ein Waffenstillstand muss erst besprochen<br />

sein, ehe er überwacht werden kann.<br />

DerFall Libyenlehrtmilitärische Zurückhaltung.<br />

Deutschland tat 2011 gut daran,<br />

sich nicht am Kriegseinsatz des Westens zu<br />

beteiligen. Daraus erwuchs politisches Kapital,<br />

mit dem die Kanzlerin und der Außenminister<br />

jetzt einen Friedensprozess starten.<br />

Deutschland übernimmt Verantwortung, indem<br />

es der Diplomatie eine Chance gibt.<br />

Küchen-Fachgeschäft. Personalisierte Internetwerbung<br />

ist nicht nur nervig, sie dringt in<br />

unserePrivatsphäreein. Werfühlt sich denn<br />

dadurch nicht ausspioniert?<br />

Interessanterweise führt das wiederum<br />

bei mir zu einer größeren Aufmerksamkeit<br />

für Werbung im öffentlichen Raum. Endlich<br />

werden mir mal wieder Produkte vorgestellt,<br />

für die ich keinerlei Verwendung habe. Autos,<br />

Männerduschgel oder Bier aus Hamburg.<br />

Verrückt, was es so alles außerhalb<br />

meiner Filterblase gibt.<br />

Aber die Werbeformen ändern sich hier<br />

ebenfalls.Die Zukunft der Außenwerbung ist<br />

digital. Alte Litfaßsäulen werden abgebaut,<br />

moderne Leucht- und Touchdisplays dominieren<br />

immer mehr das Stadtbild. Über Tracking<br />

oder Kameras können theoretisch<br />

auch hier dieWerbeeinblendungen personalisiertwerden.<br />

ErsteVersuche dazu liefen bereits<br />

vorJahren, und das Internet ist voll von<br />

Mutmaßungen darüber, dass Google in die<br />

Außenwerbung einsteigen möchte. Ich will<br />

aber keine Stadt, die mich erkennt. Weder<br />

durch Kameras an Bahnhöfen noch an Plakatdisplays.<br />

Wenn ich beobachtet werden<br />

möchte,ziehe ich in eine Kleinstadt.<br />

An meiner S-Bahnstation hängen ganz<br />

altmodisch Plakate, die für Veranstaltungen<br />

in Berlin werben. Mir fiel neulich auf, dass<br />

dort abwechselnd entweder eine Sex-, eine<br />

Hochzeits- oder eine Hausbaumesse angekündigt<br />

wird. Dass dabei ein Zusammenhang<br />

mit meinem Zykluskalender besteht,<br />

wage ich allerdings zu bezweifeln. Noch.<br />

„Berlin wirkt ja immer ein<br />

bisschen wie New York –<br />

spannend, aber manchmal<br />

zu hektisch. Bei uns in<br />

Bayern ist die Work-Life-<br />

Balance ähnlich wie in<br />

Kalifornien.“<br />

Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident,<br />

in der Frankfurter Allgemeinen <strong>Zeitung</strong><br />

AUSLESE<br />

Front gegen<br />

Kinderpornografie<br />

Mehr Rechte für die Polizei bei der<br />

Verfolgung von Kinderpornografie,<br />

das hat der Bundestag beschlossen. „Der<br />

Rechtsstaat schärft seine Waffen im<br />

Kampf gegen Kinderpornografie im Internet“,<br />

kommentiert die Neue Osnabrücker<br />

<strong>Zeitung</strong> das Gesetz gegen das sogenannte<br />

Cybergrooming.„Auch der Chat mit Lockvögeln<br />

der Polizei ist künftig strafbar. Außerdem<br />

dürfen sich Ermittler nun mit<br />

selbst gefertigten computergenerierten<br />

Videos Zutritt zu einschlägigen Internetforen<br />

verschaffen. MitanderenWorten: Es<br />

wird Dreck produziert, um sauber machen<br />

zu können –ein schmutziges, aber<br />

leider notwendiges Geschäft.“<br />

„Polizei und Staatsanwaltschaften<br />

brauchen ausreichendes und geschultes<br />

Personal, sie müssen auch viel stärkere<br />

Präsenz im Netz zeigen, um präventiv und<br />

abschreckend zu wirken“, meint auch die<br />

Rheinpfalz. „Werahnt schon, welche sexuell<br />

motivierten Anbahnungsversuche<br />

in vermeintlich harmlosen Chaträumen<br />

ablaufen können. Hier müssen alle genauer<br />

hinschauen.“<br />

Die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong> weist auf ein<br />

Problem hin: „Bestraft werden alleine die<br />

bösen Gedanken. Das ist rechtsstaatlich<br />

hochbedenklich“, heißt es dort.„Imechten<br />

Lebengilt der Grundsatz, dass der Kauf eines<br />

Messers nicht ausreicht, um jemanden<br />

wegen versuchten Mordes zu verurteilen.<br />

Mit dem Vorverlagern der Strafbarkeit besteht<br />

die Gefahr, dass bewährte Dämme<br />

Risse erhalten.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Herausgeber: Dr.Michael Maier.<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz (ViSdP).<br />

Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Margit J. Mayer.<br />

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Textchefin: Bettina Cosack.<br />

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Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

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(Streik/Aussperrung) besteht kein Belieferungs- und<br />

Entschädigungsanspruch. Erfüllung und Gerichtsstand Berlin-Mitte.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 – S eite 9<br />

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Berlin<br />

Publikumsliebling:<br />

Die sanierte Friedrichswerdersche<br />

Kirche<br />

Seite 14<br />

Mord auf der Fischerinsel: Gericht prüft Wiederaufnahme-Antrag Seite 11<br />

Ärger auf zwei Rädern: E-Scooter-Anbieter planen Expansion Seite 12<br />

Stadtbild<br />

Verzicht<br />

auf Frust<br />

BarbaraWeitzel<br />

steht in der Schlange<br />

und denkt an einen Text.<br />

AmKiosk mit Postschalter warten<br />

drei Kunden. DieFrauhinter der<br />

Ladentheke plaudert schon eine<br />

Weile mit der Kundin ganz vorn, offenbar<br />

eine Kollegin. Es geht um die<br />

Bon-Pflicht. Der Karton neben der<br />

Kasse ist gut gefüllt. Icherwarte,dass<br />

die Inhaberin sich gleich ereifert,<br />

über Papierverschwendung, Mehrarbeit,<br />

all das.<br />

„Weißt du, ich schick die alle an die<br />

Adresse,die meine Tochter mir gegeben<br />

hat“, sagt sie stattdessen.„Die hat<br />

zwar einen an derWaffel, ist ja auch in<br />

der FDP,aber sie will das so.Daschick<br />

ich die alle hin und dann kann sich jemand<br />

damit auseinandersetzen.“ Sie<br />

wirkt geradezu vergnügt bei dem Gedanken.<br />

Als gelte diese neue Zumutung<br />

gar nicht ihr.<br />

In der Bank hat sich vorden Automaten<br />

eine Schlange gebildet. Einaltes<br />

Ehepaar verzweifelt an einer<br />

Überweisung. Sie flüstern und streiten<br />

ein bisschen. „Jaist das denn die<br />

Möglichkeit“, ruft sie einmal aus,die<br />

Hände zur Decke reckend. Er murmelt<br />

irgendwas. Gebückt gehen<br />

beide zu dem Tischchen, an dem sie<br />

papierne Überweisungsträger erhoffen.<br />

Es sind keine da. Das stellen sie<br />

ganz nüchtern fest. Und beschließen,<br />

am nächsten Tagwiederzukommen.<br />

Unter den Wartenden ist viel<br />

Sympathie für die beiden. Mankann<br />

sie spüren.<br />

Im Blumenladen fragt ein Mann<br />

mit Stiernacken und einerWodkaflasche<br />

unter dem Armnach dem Preis<br />

für ein Gesteck. „Zwölf Euro“ antwortet<br />

der schmächtige Blumenhändler.<br />

Der Bullige reckt den Kopf<br />

in seine Richtung und reißt die Augen<br />

auf. Ichducke mich reflexhaft in<br />

Richtung der Rosenkübel. Erwarte<br />

Ungemach. „Zwölf Euro?Dafür kann<br />

ich ja Urlaub machen“, ruft der<br />

Mann, lacht über seinen Witz, wählt<br />

ein kleineres Arrangement und<br />

nimmt einen Schluck aus seiner<br />

Pulle, während der Händler es verpackt.<br />

Dann zieht er von dannen.<br />

Ohne weitere Beschwerden. Über<br />

diese Preise. Und überhaupt alles.<br />

Liegt’s am Wodka?<br />

Oder ist das einer,der„Das hier ist<br />

Wasser“ verinnerlicht hat? In der berühmten<br />

Rede vonDavid FosterWallace<br />

macht dieser den College-Absolventen<br />

klar, umwie vieles besser<br />

der Alltag und das (Zusammen-) Leben<br />

generell wird, wenn man sich<br />

selbst nicht immer als Mittelpunkt<br />

der Welt begreift. Zur Veranschaulichung<br />

beschreibt er einen Supermarktbesuch<br />

nach Feierabend. Samt<br />

all der „Rindviecher“, die einem<br />

ständig im Wegsind, langsam, rücksichtslos<br />

und hässlich sowieso.Doch<br />

man habe, so Wallace, immer die<br />

Wahl. Wie und worüber man nachdenkt,<br />

während man zum Beispiel in<br />

der Schlange steht oder im Stau.<br />

Oder in Berlin, füge ich innerlich<br />

hinzu, in der vollen Bahn. Oder vor<br />

der Tür einer Praxis, wo man mit<br />

20 anderen Genervten um die Akutsprechstunde<br />

konkurriert. Auch das<br />

habe ich vorkurzemerlebt. Mich gewundert<br />

und gefreut über den resignativen<br />

Frieden in dem kaltenTreppenhaus<br />

morgens um halb acht. Einer<br />

hat alle fünf Minuten das Licht<br />

wieder angeschaltet. Der kam am<br />

Ende gar nicht zum Zuge. Doch er<br />

hatte die Wahl. Er ging ohne Getöse.<br />

Vielstimmiger Protest<br />

Akten des Misstrauens<br />

Baustadtrat Florian Schmidt soll Dokumente manipuliert haben. Die Opposition fordert seinen Rücktritt<br />

VonElmar Schütze<br />

Friedrichshain-Kreuzbergs<br />

Baustadtrat Florian Schmidt<br />

(Grüne) muss um sein Amt<br />

fürchten. Grund ist sein umstrittener<br />

Umgang mit Akten. Während<br />

Schmidt aus seiner Partei Rückendeckung<br />

erfährt, kritisieren Oppositionspolitiker,<br />

aber auch Vertreter<br />

der SPD den Politiker scharf. Es<br />

gibt Forderungen nach seinem Rücktritt<br />

und der Einsetzung eines Sonderermittlers.<br />

Obder Zwist das Zeug<br />

zum handfesten Koalitionskrach hat,<br />

wirdsich zeigen.<br />

Schaden für das Land?<br />

Die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung<br />

(BVV) Friedrichshain-Kreuzbergwirft<br />

dem Politiker<br />

vor, Akten rund um die Vorgänge<br />

zum Vorkaufsrecht zugunsten einer<br />

Genossenschaft nicht vollständig zur<br />

Verfügung gestellt zu haben. Dies<br />

habe er vorher nicht transparent gemacht.<br />

Die Fraktion stellte dem<br />

Stadtrat das Ultimatum, bis zum<br />

27. Januar alle Akten vorzulegen und<br />

eidesstattlich zu versichern, dass<br />

diese vollständig sind –andernfalls<br />

müsse er zurücktreten. Die Opposition<br />

von CDU und FDP kündigte<br />

Strafanzeige an, Schmidt selbst und<br />

die BVV-Fraktion der Grünen bezeichneten<br />

dieVorwürfe als haltlos.<br />

Konkret geht es um drei Akten. Sie<br />

enthalten Details zum Kauf vonWohnungen<br />

durch den Bezirkzusammen<br />

mit der Genossenschaft „Diese eG“.<br />

Schmidt wollte das Vorkaufsrecht zugunsten<br />

der Genossenschaft durchsetzen,<br />

allerdings scheiterte die Finanzierung<br />

des Deals schließlich. In<br />

Milieuschutzgebieten zum Erhalt der<br />

Sozialstruktur haben die Bezirke ein<br />

Vorkaufsrecht, wenn private EigentümerWohnhäuser<br />

veräußern.<br />

In einerErklärung, die der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> vorliegt, schildert der Stadtrat<br />

den Vorgang und rechtfertigt sein<br />

Vorgehen. Sosei im Falle des Grundstücks<br />

Rigaer Straße 101 eine Akte<br />

„noch nicht vorgelegt, weil<br />

es sich um einen noch laufenden<br />

Vorgang handelt“.<br />

Wegen begrenzter Arbeitskapazitäten<br />

habe „noch<br />

nicht geprüft werden können,<br />

ob und inwieweit<br />

schutzwürdige Belange<br />

Dritter tangiert werden<br />

könnten“, schreibt er. Sobald<br />

dies abgeschlossen<br />

sei, sei die Akte selbstverständlich<br />

einsehbar.<br />

Außerdem wurden nach Schmidts<br />

Aussage zwei weitereAkten nicht zur<br />

Einsicht bereitgestellt. Er erklärt dies<br />

damit, dass sich die Diese eG„in einem<br />

laufenden Finanzierungsprozess“<br />

befinde. Es sei nicht auszuschließen,<br />

„dass eine Einsicht dem<br />

Wohle des Landes Berlin und schützenswerten<br />

Belangen Dritter erhebliche<br />

Nachteile bereiten würde“,<br />

schreibt er. Sobald der Finanzierungsprozess<br />

abgeschlossen sei,<br />

könnten auch diese beiden Akten<br />

eingesehen werden.<br />

Antje Kapek, Co-Fraktionschefin<br />

der Grünen im Abgeordnetenhaus<br />

und früher selbst Bezirksverordnete<br />

von Friedrichshain-Kreuzberg, hält<br />

Florian<br />

Schmidt<br />

GERD ENGELSMANN<br />

das Vorgehen ihres Parteifreunds für<br />

fachlich völlig korrekt. Alle Mitarbeiter<br />

der Verwaltung hätten versichert,<br />

dass sie nach bestem Wissen und Gewissen<br />

gehandelt hätten, sagte Kapek<br />

am Sonntag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Daran istnichts Seltsames.“<br />

Der SPD-Abgeordnete Sven Kohlmeier,<br />

mit dem sich Kapek bekanntlich<br />

in einer Koalition befindet, kritisiert<br />

Schmidt dagegen scharf. „Was<br />

darf sich der selbsternannte<br />

Robin Hood noch<br />

alles so erlauben?“, fragt<br />

Kohlmeier rhetorisch via<br />

Twitter.Für FDP-Fraktionschef<br />

Sebastian Czaja ist<br />

Schmidts Vorgehen „eventuell<br />

kriminell und korrupt“.<br />

Der für seine Immobilienbranchen-freundliche<br />

Haltung bekannte<br />

CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

Jan-Marco Luczak twittert: „Wer<br />

seine eigene Ideologie selbstherrlich<br />

über Rechtund Gesetz stellt, kann in<br />

einem demokratischen Rechtsstaat<br />

keine öffentlichen Ämter bekleiden!“<br />

Und der AfD-Abgeordnete Carsten<br />

Ubbelohde sieht die gesamte rot-rotgrüne<br />

Fraktion gar auf dem Weg„zu<br />

einer ökofaschistischen DDR 2.0“.<br />

Kapekzufolge hat sich Schmidt un-<br />

CHRISTIAN MANG<br />

Unter dem Motto„Wir haben es satt“ sind am Sonnabend zum zehnten<br />

Mal Tausende Menschen für eine ressourcenschonende Landwirtschaft<br />

auf die Straße gegangen. Anlass war wie jedes Jahr der Auftakt der<br />

Agrarmesse GrüneWoche.Organisiertwirddie Demo voneinem Bündnis<br />

aus Ökobauern, Klima-, Natur-und Tierschützern. DieDemonstration<br />

begann um 8Uhr mit einer „Sternfahrt“: Öko-Bauern und -Bäuerinnen<br />

fuhren auf mehr als 150 Traktoren aus drei verschiedenen Richtungen<br />

durch die Stadt bis zur Straße des 17. Juni. Beider Kundgebung<br />

vordem Brandenburger Torund einem anschließenden Protestmarsch<br />

zählten die Veranstalter 27 000 Teilnehmer. Die Liste der Forderungen<br />

von „Wir haben es satt“ ist sehr vielfältig. Aber zentral ist dabei ein<br />

grundlegender Richtungswechsel in der Agrarpolitik der EU.<br />

terdessen juristische Unterstützung<br />

geholt. So seider Vorwurfder Korruption<br />

strafbar.Auchder Straftatbestand<br />

der Beleidigung stehe im Raum.<br />

Doch in der Affäre geht es nicht<br />

nur um den Vorwurf der Aktenmanipulation.<br />

Für besonderen Zorn bei<br />

derkommunalen SPD sorgte der Versuch<br />

Schmidts,ihnen vertraulichseinen<br />

Umgang mit den Akten zu erklärenund<br />

sie damit mit zu sich ins Boot<br />

zu holen. SPD, Grüne und Linke bilden<br />

auch in Friedrichshain-Kreuzberg<br />

ein Bündnis, auf Bezirksebene<br />

spricht man von Zählgemeinschaft.<br />

Anfang voriger Woche erklärte<br />

Schmidt den Partner-Fraktionen in<br />

einem vertraulichen Gespräch, dass<br />

er eine „Instrumentalisierung“ durch<br />

politische Gegner fürchte, wenn die<br />

sensiblen Daten öffentlich würden.<br />

Einsicht und Reue?<br />

Die SPD habe nach Worten ihres<br />

Kreis-Chefs Harald Georgii „ein paar<br />

Tage der Debatte gebraucht, um das<br />

einzuordnen“. Inzwischen sei man sicher:„Wirtolerieren<br />

dieses Verhalten<br />

auf keinen Fall“, sagte Georgii am<br />

Sonntag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Besonders<br />

empörend sei es,dass man vom<br />

Schmidt „zum Mitwisser“ gemacht<br />

wurde. Erspricht von „erheblich erschüttertem<br />

Vertrauen“, Schmidt<br />

müsse Einsicht und Reue zeigen.<br />

Grünen-Fraktionschefin Kapek<br />

sieht in demVerhalten„eine Kooperation<br />

der SPD mit der Opposition“ und<br />

nennt das„ein dickes Ding“. Zwar polarisiereund<br />

provoziereSchmidt und<br />

müsse sich auch den Vorwurf einer<br />

„großen Klappe“ machen lassen.<br />

Aber insgesamt handele es sich um<br />

eine „hässliche Instrumentalisierung“<br />

gegen Schmidt, sagte Kapek.<br />

Elmar Schütze<br />

wünscht sich saubere und<br />

ordnungsgemäße Akten.<br />

BVG-Bus<br />

überrollt<br />

Radfahrerin<br />

Frau stirbt bei<br />

Unfall in Johannisthal<br />

Esist der zweite tödliche Fahrradunfall<br />

in diesem Jahr: ImTreptow-Köpenicker<br />

Ortsteil Johannisthal<br />

wurde am Sonntag eine Radfahrerin<br />

voneinem BVG-Bus erfasst<br />

und getötet. Gegen 12.20 Uhr ging<br />

der Notruf bei der Feuerwehr ein.<br />

Am Groß-<strong>Berliner</strong> Damm, Ecke Pilotenstraße<br />

in Johannisthal hatte<br />

ein rechts abbiegender Bus der<br />

BVG-Linie 265 eine Radfahrerin erfasst,<br />

die auf dem Radweg des Groß-<br />

<strong>Berliner</strong> Damms fuhr und geradeaus<br />

in Richtung Segelfliegerdamm<br />

weiterfahren wollte. Eine Ampelregelung<br />

gibt es an der Kreuzung<br />

nicht. DerFahrer bemerkte den Unfall<br />

offenbar zunächst gar nicht.<br />

Zeugen zufolge fuhr er noch mehrere<br />

Meter inder Pilotenstraße weiter<br />

und schleifte die Radfahrerin<br />

mit, bevor er anhielt.<br />

Der Bus musste angehoben werden,<br />

um die Radfahrerin zu befreien.<br />

Um nicht auf den Kran und den<br />

Rüstwagen der Feuerwehr warten zu<br />

müssen, die nach einer halben<br />

Stunde eintrafen, behalfen sich die<br />

Feuerwehrleute mit Wagenhebern,<br />

um den Busanzuheben und die Verunglückte<br />

zu befreien. Doch die Einsatzkräfte<br />

konnten nur noch den Tod<br />

der Frau feststellen. Näheres zu der<br />

Verunglückten wollte die Polizei zunächst<br />

nicht sagen. DieAngehörigen<br />

müssten erst informiert werden, so<br />

eine Polizeisprecherin.<br />

An dem Einsatz waren nach Angaben<br />

eines Feuerwehrsprechers<br />

40 Einsatzkräfte beteiligt. Der Busfahrer<br />

und ein Passant, die einen<br />

Schock erlitten, seien ins Krankenhaus<br />

gebracht worden. Während<br />

der Unfallaufnahme musste der<br />

Groß-<strong>Berliner</strong> Damm in Richtung<br />

Segelfliegerdamm gesperrtbleiben.<br />

Diskussion über die Sicherheit<br />

Bereits am 8. Januar war in Berlin<br />

eine 69-jährige Radfahrerin ums Leben<br />

gekommen. Sie war am Kottbusser<br />

TorinKreuzberg von einem<br />

rechtsabbiegenden Lkw erfasst<br />

worden. Der Unfall in Kreuzberg<br />

hatte eine erneute Diskussion um<br />

die Sicherheit von Radfahrern ausgelöst.<br />

Fahrrad- und Fußgängerverbände<br />

forderten einen schnelleren<br />

Umbau der Stadt zugunsten der<br />

Radfahrer und Fußgänger.<br />

Im vergangenen Jahr hatte die<br />

Polizei auf <strong>Berliner</strong> Straßen mehr als<br />

8000 Unfälle mit Radfahrern registriert.<br />

Dabei starben sechs Radler.<br />

Bundesweit stieg die Zahl der getöteten<br />

Radfahrer 2019 um elf Prozent.<br />

Im Jahr zuvor zählte die Polizei<br />

sogar elf getötete Radfahrer. Injenem<br />

Jahr gab es insgesamt 7 971<br />

Unfälle mit Radfahrern. (kop.)<br />

Die Hilfe der Einsatzkräfte kam für die Verunglückte<br />

zu spät.<br />

MORRIS PUDWELL


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

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Stadtgeschichte<br />

Am Anfang stand die Holzhütte<br />

Die Ausgrabungen am Molkenmarkt in Mitte fördern Nachrichten vom Anfang der Stadt zutage –aberauch von Feuer,Rathausstromund Weltkriegsbomben<br />

VonMaritta Tkalec<br />

Beste Lage neben dem Roten Rathaus: Reste der freigelegten Maschinenhalle des 1888 errichteten Elektrizitätswerks an der Spandauer Straße. MICHAEL MALLIARIS (2)<br />

Solch ein Grabungsfeld gab es<br />

in Berlin noch nie. Und damit<br />

ist nicht nur die schiere<br />

Größe des archäologischen<br />

Arbeitsplatzes von insgesamt 25000<br />

Quadratmeterngemeint oder die besondere<br />

Lage zwischen Mühlendamm<br />

und Klosterviertel im heutigen<br />

BezirkMitte,wosich 800 JahreStadtgeschichte<br />

ballen und ein Fünftel des<br />

Territoriums der <strong>Berliner</strong> Altstadt befinden.<br />

Besonders ist auch das politische<br />

Wohlwollen, das diese Ausgrabung<br />

seit einiger Zeit begleitet.<br />

Respekt vordem Vergangenen<br />

Natürlich steht im Gesetz, dass vor<br />

jedem Neubau die archäologischen<br />

Befunde im Untergrund zu untersuchen,<br />

zu dokumentieren und zu sichernsind.<br />

Doch rund um den Molkenmarkt<br />

steht eben auch der<br />

Wunsch der Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und Wohnen, die<br />

Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit<br />

bei der Planung der Zukunft<br />

zu berücksichtigen. „Das gab<br />

es in Berlin so frühzeitig noch nie“,<br />

freut sich der Grabungsleiter Michael<br />

Malliaris, Archäologe im Landesdenkmalamt.<br />

Über Jahrhunderte verfuhr Berlin<br />

eher nach dem Motto: Wegmit dem<br />

alten Krempel und was Neues hingebaut<br />

–ohne Rücksicht auf das, was<br />

mal war. Für dieses Vorgehen finden<br />

sich auch auf diesem Grabungsfeld<br />

Beweise: Unmittelbar an die rückwärtige<br />

Seite des Roten Rathauses<br />

setzten die <strong>Berliner</strong> Elektrizitätswerke<br />

(Bewag) im großen Aufbauund<br />

Modernisierungsrausch das<br />

dritte Kraftwerk der Metropole Berlin<br />

–auf dass im Rathaus elektrische<br />

Glühbirnen erstrahlen konnten. Gewaltige<br />

Dampfmaschinen trieben<br />

mächtige Generatoren an. Um das<br />

Fortschrittswerk Elektropolis voranzutreiben,<br />

riss man 1888 alles ab,was<br />

im Wege stand, auch das Palais Blankenfelde<br />

an der Spandauer Straße,<br />

Stammhaus einer der ältesten <strong>Berliner</strong><br />

Familien, seit 1287 im <strong>Berliner</strong><br />

Rat nachweisbar und über Jahrhunderte<br />

zur städtischen Führungsschicht<br />

gehörend.<br />

Was vom ältesten Steinhaus der<br />

Stadt übrig blieb,steht nun auf einer<br />

Liste vonbesonderen Gebäuden, die<br />

Michael Malliaris als Kandidaten für<br />

künftige archäologische Fenster<br />

identifiziert hat. Neben dem Kraftwerk<br />

und dem Blankenfelde-Haus<br />

stehen darauf auch der Große Jüdenhof,<br />

die Zorn’sche Apotheke, inder<br />

Johann Friedrich Böttcher –der Erfinder<br />

des europäischen Porzellans –<br />

als 14-jähriger Lehrling das Goldmachen<br />

versuchte. Ebenso die Französische<br />

Kirche aus dem frühen 18.<br />

Jahrhundert und das Königliche<br />

Leihhaus.Alle die Bauten sind längst<br />

abgerissen, aber: „Für mich sind sie<br />

noch da“, sagt der Archäologe und<br />

meint die unterirdischen Teile.<br />

Einbürgerliches Viertel<br />

Funde am Bewag-Kraftwerk: Wozu sie<br />

einst dienten, bleibt zu erforschen.<br />

Vonder Senatsbauverwaltung hat er<br />

die Botschaft:„Grabt mal, dann sehen<br />

wir weiter.“ Dasbedeutet mindestens<br />

die Einrichtung der archäologischen<br />

Fenster. Solche Blicke in die Vergangenheit<br />

werden auch im Humboldt-<br />

Forummöglich sein, wo man alte Kellergewölbe<br />

zugänglich macht –nach<br />

anfänglichem Widerstand, der mittlerweile<br />

in Stolz umgeschlagen ist.<br />

Am Petriplatz wird man Reste der<br />

mittelalterlichen Lateinschule betrachten<br />

können. Doch in diesen Fällen<br />

fanden die Zeitzeugen erst nachträglich<br />

Berücksichtigung in den<br />

Bauplanungen. Nunsind sie vonAnfang<br />

an dabei.<br />

Wertschätzung erfahren die Archäologen<br />

auch durch die Ausstattung<br />

der Grabungsstelle: Normalerweise<br />

beauftragt das Landesdenkmalamt<br />

Fachfirmen. Wegen der<br />

„Riesenbedeutung“, wie Malliaris<br />

sagt, gräbt das Landesdenkmalamt<br />

am Molkenmarkt nun aber selbst.<br />

Ausnahmsweise wurden dafür 16<br />

Mitarbeiter eingestellt, die in zwei<br />

Teams zu je sieben Leute arbeiten,<br />

dazu zwei Projektleiter. Zusätzlich<br />

kommt Hilfe vonvier jungen Leuten<br />

von der Jugendbauhütte Brandenburg/Berlin<br />

sowie zwei Flüchtlingen,<br />

einer Syrerin und einem Afghanen,<br />

die in Kooperation mit dem Verein<br />

„Schlesische 27“ ein Praktikum absolvieren.<br />

Auch die Finanzierung<br />

steht: Für 2020/21 stehen insgesamt<br />

6,7 Millionen Euro bereit.<br />

DURCH ALT-BERLIN<br />

Areal: Molkenmarkt und Klosterviertel<br />

gehören zu den ältesten Teilen Berlins.<br />

VomKlosterviertel ist nur wenig erhalten,<br />

vorallem die Ruine der Klosterkirche. Das<br />

Franziskanerkloster geht auf das Jahr<br />

1250 zurück. Aufdem Molkenmarkt befand<br />

sich der älteste Marktplatz Berlins.<br />

Der Große Jüdenhof wurde im 13. Jahrhundertvon<br />

jüdischen Familien angelegt.<br />

Führungen: Besichtigung des Grabungsortes<br />

jeden Freitag 14 Uhr,Treffpunkt Jüdenstraße,<br />

unterhalb des Turmsdes Alten<br />

Stadthauses (bitte mit festem Schuhwerk).<br />

Mögliche wetterbedingteAbsagen<br />

bitte prüfen unter:www.berlin.de/landesdenkmalamt/aktuelles/kurzmeldungen/2020/auch-2020-fuehrungen-ueber-die-archaeologischen-ausgrabungen-am-molkenmarkt-882274.php<br />

In den beiden abgezäunten Arealen<br />

rechts und links desVerkehrsgetöses<br />

auf der Grunerstraße heben derzeit<br />

Bagger Erdschichten ab oder räumen<br />

Schutt aus Verfüllungen alter<br />

Keller. Ein Feuerwerker in gelber<br />

Warnweste überwacht die Arbeiten,<br />

denn es werden immer wieder Munitionsreste<br />

gefunden. Auch der Trichter<br />

einer Bombe,die im ZweitenWeltkrieg<br />

auf dem freien Platz vordem Alten<br />

Stadthaus niederging, zählte zu<br />

den Befunden, die eben auch zur <strong>Berliner</strong><br />

Geschichte gehören.<br />

Doch vorallem gibt es Kunde aus<br />

den wirklich alten Zeiten: zwei<br />

runde, ziegelgefasste Brunnen –ein<br />

kleinerer aus dem 18. Jahrhundert,<br />

ein später gemauerter größerer.<br />

Daneben befinden sich zwei<br />

Kopfsteinpflaster-Flächen, die wahrscheinlich<br />

bis zum Bauder Brunnen<br />

zusammenhingen. Die Bewohner<br />

des Viertels legten den mit Feldsteinen<br />

gepflasterten Hof im15. Jahrhundert<br />

an. In den Jahrhunderten<br />

danach entstand ein bürgerliches<br />

Viertel mit soliden Bauten.Weder Armenquartier<br />

noch Reichenzone.<br />

Aus jener Zeit stammt auch der<br />

bisher bedeutendste Fund. EinHolzstück<br />

macht die Archäologen glücklich.<br />

Sie fanden es in einer 50 Zentimeter<br />

hohen schwarz-roten Schicht<br />

etwa einen Meter unter dem heutigen<br />

Straßenniveau. Das Band kündet<br />

vonder Existenz eines Fachwerkhauses<br />

–genauer: von dem Feuer,<br />

das es vernichtete. Das Rot stammt<br />

vomverziegelten Lehm, das Schwarz<br />

vom verbrannten Holz. Bevor das<br />

nächste, nunmehr neuzeitliche<br />

Haus darüber errichtet wurde, planierte<br />

man die Brandschicht.<br />

Das Alter des verkohlten, aber in<br />

seiner Struktur erhaltenen Holzstücks<br />

konnte im Labor bestimmt<br />

werden. Die Dendrochronologie ergab:<br />

Der Baum wurde im Jahr 1469<br />

gefällt. Das muss nicht unbedingt<br />

dem Jahr des Hausbaus entsprechen;<br />

so ein Balken kann zuvor auch<br />

anderweitig genutzt worden sein.<br />

Doch in der Zusammenschau von<br />

Lage und Funden in der Nachbarschaft<br />

erscheint das genannte Alter<br />

wahrscheinlich. „Das ist schon eine<br />

Delikatesse“, sagt MichaelMalliaris.<br />

Doch es geht noch weiter in die<br />

Tiefe: Unter jenem Fachwerkhaus<br />

stand ein noch älteres,eines mit hölzernen<br />

Wänden. Das Baumaterial ist<br />

vergangen und nur noch als graubraune<br />

Schicht zu erkennen. Und<br />

doch liegen da gut sichtbar die Reste<br />

eines etwa sechs Meter langen und<br />

2,50 Meter breiten Hauses aus dem<br />

13. Jahrhundert–der Zeit, in der Berlin<br />

von der Fernhändlersiedlung zur<br />

Stadt wuchs. Den Altersbeweis lieferte<br />

die Keramik der Bewohner.<br />

Unter dieser ältesten Bauschicht<br />

liegt nur noch der eiszeitliche Sand,<br />

etwa 2,50 Meter unter der Geländeoberkante,und<br />

auch dieser birgt noch<br />

Informationen. Dunkle Punkte im<br />

hellen Sand zeigen, dass hier Menschen<br />

gegraben haben. Eine Archäologenweisheit<br />

wirdbestätigt: „Nichts<br />

ist haltbarer als ein Loch.“<br />

Aufder anderen Straßenseite,neben<br />

dem Rathaus,hat man es mit Industriegeschichte<br />

zu tun. Vom Bewag-Kraftwerk<br />

fanden sich weiß geflieste<br />

Wände, Fliesenfußböden, Eisengestelle<br />

noch unbekannten<br />

Zwecks, rostige, aufragende Träger.<br />

Fotos zeigen, dass die Bauherren<br />

ihreKathedrale der Moderne der Architektur<br />

des benachbarten Roten<br />

Rathauses anpassten. Doch mit der<br />

Stromerzeugung war bereits 1919<br />

Schluss, denn das Kraftwerk lieferte<br />

Gleichstrom, der nur über kurze Distanzen<br />

transportierbar ist –deshalb<br />

die Nähe zum Abnehmer. Als sich<br />

der Wechselstrom durchsetzte,<br />

diente der Bau noch als Umspannwerk,bis<br />

zum Abriss in den1930ern.<br />

Mögliche jüdische Spuren<br />

Einige Mauern dieses Industriezeugenwerdenfallen,<br />

damit man weiter<br />

in die Tiefe kommt. Liegen dort, entlang<br />

der Jüdenstraße,vielleicht noch<br />

Spuren der jüdischen Bevölkerung?<br />

Klar ist, die Ausgräber müssen sich<br />

sputen. DerBau vonWohnungen auf<br />

dem Areal Molkenmarkt soll so<br />

schnell wie möglich beginnen. Auch<br />

die Grunerstraße soll dann über dem<br />

alten E-WerkamRathaus entlang verlaufen.<br />

Dann ziehen die Archäologen<br />

weiter, Richtung Klosterstraße. Auch<br />

dortgilt: Tempo,Tempo.<br />

DAS IST<br />

DAS WAR<br />

DAS KOMMT<br />

Museum Pankow<br />

Freienbrink<br />

Schriftsteller &Stadt<br />

In dem 1886 als Gemeindedoppelschule erbauten Gebäude<br />

in der Prenzlauer Allee 227 befindet sich auch der<br />

Hauptstandort des Museums Pankow. In einer Ausstellungshalle<br />

präsentiertdas Museum thematische Sonderausstellungen<br />

zur Bezirksgeschichte. ImHauptgebäude<br />

sind eine Ausstellung zur Geschichte des Schulgebäudes,<br />

eine weiterezur jüdischen Schule Rykestraße sowie eine<br />

Fotoausstellung zum Bezirk inden Jahren 1949 bis 1990<br />

zu sehen. DieDauerausstellung widmet sich der Opposition<br />

und dem Umbruch von1989/90 in Prenzlauer Berg.<br />

Gegenentwürfe –PrenzlauerBergvor,währendund nach dem Mauerfall,<br />

Ausstellung,MuseumPankow,PrenzlauerAllee 227, Di.–Do. 10–18Uhr<br />

Der Ortsname Freienbrink wird derzeit immer wieder<br />

genannt, weil an der gleichnamigen Autobahnabfahrt<br />

am östlichen <strong>Berliner</strong> Ring ein Güterverkehrszentrum ist<br />

–woder US-Elektroautobauer Tesla genau gegenüber<br />

seine erste europäische Fabrik bauen will. Das Wort<br />

Brink im Ortsnamen ist uralt. Es leitete sich ab aus der<br />

urindoeuropäischen Wurzel „bren“ –Erhöhung. Im Englischen<br />

bedeutet „brink“ Rand. Das Wort ist Teil vieler<br />

Flurnamen im einstigen germanischen Siedlungsgebiet<br />

und hat sich über das Niederdeutsche im lokalen Sprachgebrauch<br />

häufig als Bezeichnung für Hügel, Berg oder<br />

Hang erhalten. So auch bei Freienbrink. Das Örtchen<br />

entstand wie eine Reihe anderer,die heute zur Gemeinde<br />

Spreeau gehören und sich am rechten Ufer der Müggelspree<br />

befinden. Diekleinen Ansiedlungen wurden im 17.<br />

und 18. Jahrhundert als Wohnplätze von Holzschlägern,<br />

bäuerlichen Kolonisten, Teerschwelern und Heideläufernangelegt.<br />

1799/1800 entstand aus sieben der Wohnplätzedie<br />

Gemeinde namens„2. Heidedistrikt“. Es waren<br />

dieWohnplätzeAltmönchwinkel, Neumönchwinkel, Birkenwerder<br />

(später Spreewerder genannt), Storkowfort,<br />

Sieverslake, Freienbrink und Störitz. Sie hatten damals<br />

110 Einwohner,die in 14 Häusernlebten. 90 Jahrespäter,<br />

im Jahr 1889, erhielt die Gemeinde den Namen Spreeau.<br />

Heutegehören Freienbrink und Spreewerder zu Spreeau,<br />

das 2003 nach Grünheide eingemeindet wurde. (mtk.)<br />

Friedrich Nicolai, Theodor Fontane,Else Lasker-Schüler,<br />

E. T. A. Hoffmann, Alfred Döblin –Berlin inspirierte seine<br />

Schriftsteller zu allen Zeiten. Die Literaten lebten in der<br />

Stadt und schrieben über ihreunendlich vielen Facetten.<br />

Über Werke, die Berlin zum Thema haben, und über die<br />

literarischen Schauplätze, die vielfach noch heute zu sehen<br />

sind, spricht die Literatur-Wissenschaftlerin Roswitha<br />

Schieb und spannt einen Bogen von der Barockzeit<br />

über die Aufklärung, die Romantik, das Kaiserreich und<br />

das 20. Jahrhundertbis heute.<br />

<strong>Berliner</strong> Literaturgeschichte,Vortrag vonRoswitha Schieb,29. Januar,<br />

19 Uhr,Berlin-Saal der Zentral- und Landesbibliothek, Breite Str.36


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 11<br />

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Berlin<br />

„Schwarze Ecken, dicke Wollmäuse“<br />

Das Bündnis „Schule in Not“ hat Tausende Unterschriften für saubere Schulen gesammelt –Philipp Dehne erklärt, warum die Schulreinigung oft nicht funktioniert<br />

Schmutzige Böden, verstaubte<br />

Klassenzimmer und<br />

Toiletten, die so übel riechen,<br />

dass die Schüler „stinkefrei“<br />

kriegen: Die hygienischen<br />

Zustände sind an vielen Schulen katastrophal.<br />

Für das Neuköllner Bürgerbegehren<br />

„SaubereSchulen“ sind<br />

nun fast 12 000 Unterschriften zusammengekommen<br />

–5000 mehr als<br />

gebraucht. Am Mittwochabend sollen<br />

die Unterschriften im Rathaus<br />

Neukölln an den Bezirk überreicht<br />

werden. In Pankow, Charlottenburg,<br />

Kreuzberg, Tempelhof und Steglitz<br />

sind genug Unterschriften für Einwohneranträge<br />

zusammen, dort<br />

werden sich die Bezirksverordnetenversammlungen<br />

mit dem Problem<br />

beschäftigen. In Reinickendorf und<br />

Lichtenbergliegen die Unterschriftslisten<br />

noch aus. Hinter der Aktion<br />

steckt das Bündnis „Schule in Not“.<br />

Pressesprecher Philipp Dehne erklärt,<br />

warum so viele Schulen momentan<br />

verschmutzt sind –und was<br />

seiner Ansicht nach die Lösung ist.<br />

Herr Dehne, bei dem Namen „Schule<br />

in Not“ fällt einem in Berlin so einiges<br />

ein. Wieso ist ausgerechnet Sauberkeit<br />

das Thema Ihrer Initiative?<br />

Wir haben „Schule in Not“ gegründet,<br />

um uns allgemein für bessere<br />

Lern- und Arbeitsbedingungen<br />

an <strong>Berliner</strong> Schulen einzusetzen. Am<br />

Anfang waren wir nur eine kleine<br />

Gruppe, und bei der Frage, was wir<br />

stemmen können, sind wir schnell<br />

auf die Schulreinigung gekommen.<br />

Dazu kam, dass es in Neukölln, wo<br />

die meisten von uns wohnen oder<br />

arbeiten, im Sommer 2018 riesige<br />

Probleme mit der Schulreinigung<br />

gab.Inzwischen sind wir aber in acht<br />

Bezirken aktiv und arbeiten auch an<br />

weiteren Themen wie beispielsweise<br />

der Inklusion.<br />

Wieschlimm sind die Zustände?<br />

Es gibt Schulen, da sind die Ecken<br />

und Ränder vonTreppen und Fluren<br />

einfach schwarz. In der Mitte wird<br />

noch gewischt, für den Rest reicht<br />

die Zeit nicht mehr. Invielen Schulen<br />

liegen dicke Wollmäuse herum.<br />

Für Kinder mit Asthma ist es nicht<br />

hilfreich, dass kaum feucht gewischt<br />

wird. Viele Lehrkräfte berichten uns,<br />

dass sie schon selber Putzmittel gekauft<br />

und sauber gemacht haben.<br />

DieTurnhallen sind zum Teil so eklig,<br />

dass sich auch Vereine über den<br />

Dreck beschweren.<br />

Undwas sagen die Eltern?<br />

Elternerzählen uns,dass Schulen<br />

Putztage organisieren, bei denen sie<br />

mithelfen sollen. Dass ihre Kinder<br />

sich nicht mehr trauen, in der Schule<br />

auf Toilette zu gehen und deshalb<br />

Die Reinigungskräfte stehen oft so sehr unter<br />

Zeitdruck, dass sie nur das Nötigste erledigen<br />

können. Das Ergebnis: verschmutzte Toiletten,<br />

Staub und Dreck an Ecken und Rändern. SCHULE IN NOT<br />

ENGAGEMENT FÜR SCHULEN<br />

Philipp Dehne ist 35 Jahre alt, Lehrer und Pressesprecher von„Schule in Not“.<br />

Das Bündnis aus Lehrkräften, Erziehern, Eltern, Sonderpädagogen und Bürgernhat sich Anfang<br />

2019 gegründet und will sich neben Sauberkeit auch für bessere Arbeitsbedingungen für<br />

Lehrer,Inklusion und Brennpunktschulen engagieren.<br />

möglichst wenig trinken, was natürlich<br />

weder für die Gesundheit noch<br />

für die Konzentration gut ist. In Mitte<br />

hat mir erst vor ein paar Tagen ein<br />

Vater erzählt, dass es über den ganzenFlur<br />

nach Toilette stinkt, wenn er<br />

seinen Sohn abholt.<br />

Aber wie kommt das? Die Schulen<br />

werden doch eigentlich geputzt.<br />

DasProblem ist aus unserer Sicht,<br />

dass Bezirke die Schulreinigung, vor<br />

allem in den 80er- und 90er- Jahren,<br />

ausgelagerthaben. DieAufträge werden<br />

alle paar Jahreanprivate Firmen<br />

gegeben, wobei die billigsten den<br />

Zuschlag bekommen. Unddie geben<br />

dann den Zeitdruck an die Reinigungskräfte<br />

weiter.<br />

Haben Sie denn auch das Gespräch<br />

mit den Firmen und den Reinigungskräften<br />

gesucht?<br />

Natürlich. Reinigungskräfte, die<br />

das schon lange machen, berichten<br />

uns, dass die Stundenzahlen über<br />

die Jahre teilweise um die Hälfte reduziertwurden,<br />

bei gleicher Arbeitsfläche.<br />

Und auch die Leistungsvorgaben<br />

der Bezirke sind zum Teil völlig<br />

absurd: Wiesoll eine Person in einer<br />

Stunde 120 Quadratmeter<br />

Sanitärflächen sauber machen, und<br />

das in einem Altbau? Die Reinigungskräfte<br />

stehen oft vor der Entscheidung:<br />

Mache ich die Toiletten<br />

sauber oder wische ich die Flureund<br />

Klassenräume? Beides schaffe ich<br />

nicht.<br />

Ihre Initiative fordert deshalb jetzt<br />

die „Rekommunalisierung“ der<br />

Schulreinigung. Was bedeutet das<br />

genau?<br />

Wirfordern, dass die Reinigungskräfte<br />

wie früher wieder fest beim<br />

Bezirk angestellt werden, feste Arbeitsplätze<br />

an den Schulen haben<br />

und ausreichend Zeit bekommen,<br />

und das Ganzenatürlich zu einer fairen<br />

Bezahlung. Die Bezirke sagen,<br />

das sei zu teuer,aber wir wissen, dass<br />

andere Kommunen in Deutschland<br />

wie Freiburg das schon erfolgreich<br />

wiedereingeführt haben und nicht<br />

bedeutend mehr zahlen. Außerdem<br />

sehe ich die öffentliche Hand in der<br />

Verantwortung: Kinder haben ein<br />

Recht auf eine angenehme Lernumgebung,<br />

Lehrkräfte und Erzieherinnen<br />

haben ein Recht auf einen sauberen,<br />

hygienischen Arbeitsplatz.<br />

Aber die Reinigungskräfte haben<br />

eben auch ein Recht auf vernünftige<br />

Arbeitsbedingungen und eine Bezahlung,<br />

von der sie leben können.<br />

Grundlegend ist doch die Frage,was<br />

uns gute Bildung und gute Arbeit<br />

wert sind.<br />

DasGespräch führte<br />

Margarethe Gallersdörfer.<br />

Fischerinsel-Mord erneut vor Gericht?<br />

Ein verurteilter Mittäter glaubt, neue Indizien gefunden zu haben, die ihn entlasten<br />

VonAndreas Förster<br />

Spurensicherung am 3. November 2008<br />

am Spree-Seitenarm<br />

THOMAS SCHRÖDER<br />

ImFall des sogenannten Fischerinsel-Mordes<br />

prüft die Justiz nun, ob<br />

eine Wiederaufnahme des Verfahrens<br />

notwendig ist. Bei diesem Fall<br />

war am Abend des 3. November 2008<br />

der Immobilienmakler Friedhelm<br />

Sodenkamp auf einem Uferweg an<br />

der Fischerinsel erschossen worden.<br />

DenAntrag aufWiederaufnahme des<br />

Verfahrens sei beim Landgericht eingegangen<br />

und werdevon der zuständigen<br />

Kammer geprüft, bestätigte<br />

eine Gerichtssprecherin. Gestellt hat<br />

den Antrag der 42-jährige frühere<br />

Bauunternehmer Benjamin Lutzen<br />

(Name von der Redaktion geändert),<br />

der 2009 wegen Anstiftung zu diesem<br />

Mord zu einer lebenslangen<br />

Freiheitsstrafe verurteilt wurde.<br />

Er bestreitet bis heute jede Beteiligung<br />

an der Tatund begründet seinen<br />

Antrag nun damit, dass dem Gericht<br />

seinerzeit wichtige Beweismittel<br />

vorenthalten worden seien und<br />

dass er in den Akten –wie bereits berichtet<br />

–eine Spur zu möglichen anderen<br />

Täterngefunden hat.<br />

Als mutmaßlicher Schütze wurde<br />

ein ehemaliger Fremdenlegionär aus<br />

Polen überführt. Lutzen und einem<br />

ehemaligen Geschäftspartner wurde<br />

zur Last gelegt, den Polen zur Tatangestiftet<br />

und bezahlt zu haben. Alle<br />

drei bestritten bei Gericht eine Beteiligung.<br />

Trotzdem verurteilte das Gericht<br />

sie zu lebenslanger Haft.<br />

Im Wiederaufnahmeantrag wird<br />

auf die dubiose Rolle zweier Zeugen<br />

aus dem Rotlichtmilieu eingegangen,<br />

die im Prozess eine wesentliche<br />

Rolle spielten, weil sie die Ermittler<br />

erst auf die Spur zum mutmaßlichen<br />

Schützen und zu dessen angeblichen<br />

Auftraggebern brachten. Lutzen<br />

ist sich sicher, dass mindestens<br />

einer der beiden ein Polizeiinformant<br />

gewesen war.Dies sei aber von<br />

den Ermittlernvertuscht worden.<br />

Auf den Verdacht kam Lutzen<br />

durch die aufwendige Auswertung<br />

von Telefondaten, die die Ermittler<br />

nach dem Mord von den Verdächtigen<br />

und Zeugen erhoben hatten,<br />

aber dem Gericht nur auszugsweise<br />

vorlegten. Lutzen fand diese Daten,<br />

als er während seiner Haft die Ermittlungsakten<br />

las.<br />

In den Akten würden auch mehr<br />

als 60 Kommunikationsverbindungen<br />

von13. Oktober bis 7. Dezember<br />

2008 auftauchen, sie beträfen Telefonate<br />

zwischen einem der beiden<br />

Hauptbelastungszeugen und einer<br />

Person namens Peter K. Als Adresse<br />

des Telefoninhabers K. ist in den Daten<br />

ein Gebäude am Erkelenzdamm<br />

registriert. „Dort sitzt ein großes Immobilienunternehmen,<br />

und als ich<br />

dort nach K. fragte, sagte man mir,<br />

ein solcher Name sei ihnen unbekannt“,<br />

sagt Benjamin Lutzen. „Es ist<br />

zudem auffällig, dass bei den meisten<br />

Telefonaten mit dem Zeugen die<br />

Standortkoordinaten von Peter K.<br />

auf ein Gebäude in unmittelbarer<br />

Nähe des Landeskriminalamtes am<br />

Columbiadamm passen.“ Lutzen<br />

vermutet, dass dieser K. ein Mitarbeiter<br />

des Landeskriminalamtes ist,<br />

der einen informellen Kontakt zum<br />

Zeugen unterhielt.<br />

Unklar ist, ob die Polizei in ihren<br />

damaligen Ermittlungen überhaupt<br />

alle vorliegenden Telefondaten ausgewertet<br />

hatte. Denn wäre dies der<br />

Fall, hätten den Ermittlern Widersprüche<br />

in den Aussagen der beiden<br />

Belastungszeugen auffallen müssen.<br />

So behaupteten diese gegenüber der<br />

Polizei Anfang Dezember 2008, sich<br />

bis dahin nur flüchtig gekannt zu haben.<br />

Tatsächlich aber sind in den Telefondaten<br />

1800 Telefonate und SMS<br />

zwischen beiden in den Monaten<br />

rund um den Mord registriert.<br />

Laut den Telefondaten telefonierte<br />

außerdem einer der beiden<br />

Hauptzeugen knapp vier Wochen<br />

nach dem Mord mit dem Inhaber einer<br />

tschechischen Telefonnummer.<br />

Das Besondere daran: Die Nummer<br />

war am Abend nach dem Mord von<br />

einer anderen tschechischen Nummer<br />

angewählt worden, die zur Tatzeit<br />

am Tatort an der Fischerinsel<br />

eingeloggt war.„Wären all diese Tatsachen<br />

im Prozess bekannt geworden,<br />

wäre das Gericht ganz anders<br />

mit den Zeugen umgegangen und<br />

hätte ihreAussagen vermutlich auch<br />

kritischer bewertet“, sagt Lutzen.<br />

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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

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Berlin<br />

Problem oder Lösung? In Berlin gibt es mehr als<br />

15000 E-Scooter.Trotzdem wurden in der Stadt<br />

auch mehr Autos verkauft.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Vonder Rolle<br />

DieE-Scooter-Verleiher wollen ihre Flotten in Berlin weiter vergrößern. Ein Mobilitätsexperte erwartet allerdings, dass nur jeder zweite Anbieter überleben wird<br />

VonJochen Knoblach<br />

Potsdamer Platz, Atrium Tower,<br />

19. Etage –viel höher<br />

geht nicht. Junge Leute<br />

sitzen in Großraumbüros<br />

an langen Schreibtischreihen. Es<br />

gibt kleine Nischen für Gespräche<br />

und eine große Cafeteria. Es ist der<br />

Sitz der FirmaTier Mobility,die erst<br />

vor wenigen Wochen von Tempelhof<br />

in den Tower inTiergarten umgezogen<br />

ist. Hoch hinaus.<br />

Gegründet wurde die 400-köpfige<br />

Firma vor nicht einmal eineinhalb<br />

Jahren vonEx-Managernder Firmen<br />

Rebuy, Coup und Lieferando. Lawrence<br />

Leuschner, Julian Blessin und<br />

Matthias Laug wollen nach eigenem<br />

Bekunden mit elektrifizierten Stehrollerndas<br />

Leben und denVerkehr in<br />

den Städten verbessern. Stromscooter<br />

sollten die Verkehrswende vorantreiben<br />

und das Automobil zurückdrängen.<br />

„Unsere Vision ist es, den<br />

Weg zueiner nahtlosen und nachhaltigen<br />

Mobilität zu ebnen – zur<br />

Freude aller“, lautet das Selbstverständnis<br />

des Rollerverleihers.<br />

19 Etagen unterhalb der Firmenzentrale<br />

hält sich die allgemeine<br />

Freude bekanntermaßen in Grenzen.<br />

Denn im <strong>Berliner</strong> Großstadt-Alltag<br />

polarisieren die Stromroller seit<br />

ihrem StartimJuni vergangenen Jahres<br />

wie kein anderes Verkehrsmittel.<br />

Während die Scooter der inzwischen<br />

sechs Verleiher Bird, Circ, Jump,<br />

Lime, Tier und Voi zusammen im<br />

Schnitt immerhin mehr als 100 000-<br />

mal am Tag genutzt werden, hat<br />

nicht nur der hauptstädtische Wutbürger<br />

ein neues Hassobjekt.<br />

Enormer Materialaufwand<br />

Der Stehroller mit Motor gilt zumindest<br />

beim sendungsbewussten Teil<br />

der <strong>Berliner</strong> vor allem als risikobehaftete<br />

Touristen-Bespaßung. Zugleich<br />

ärgert man sich darüber, dass<br />

eilig gegründete Jungunternehmen,<br />

die vonInvestoren mit mehrstelligen<br />

Millionenbeträgen aufgepumpt<br />

wurden, kostenfrei öffentliche Räumen<br />

okkupieren, um ihr bedingt<br />

nachhaltiges Geschäftsmodell zu<br />

verfolgen. Das erklärte Interesse an<br />

der Verkehrswende nehmen ihnen<br />

viele nicht ab.„Schade, dass wir vor<br />

allem als Teil des Problems,nicht als<br />

Teil der Lösung wahrgenommen<br />

werden“, sagt Tier-Sprecher Bodo<br />

vonBraunmühl.<br />

Als die Stromroller im vergangenen<br />

Frühsommer durch die sogenannte<br />

Elektrokleinstfahrzeug-Verordnung<br />

als Verkehrsmittel legitimiert<br />

wurden, gingen in Berlin fünf<br />

Unternehmen sofort an den Start.<br />

Inzwischen sind mehr als<br />

15 000 Scooter auf <strong>Berliner</strong> Straßen<br />

unterwegs oder auf Bürgersteigen<br />

abgestellt. Im Bezirk Mitte genügten<br />

im vergangenen Jahr drei Sommerwochen,<br />

um auf 1200 Ordnungswidrigkeitsanzeigen<br />

gegen Rollerfahrer<br />

zu kommen. Unfälle mit Rollerbeteiligung<br />

wurden eifrig gezählt. Belastbare<br />

Vergleichszahlen mit Fahrradunfällen<br />

gibt es jedoch nicht. In jedem<br />

Fall aber hat das Spaßgeschwader<br />

auf Zehn-Zoll-Rädern in der<br />

Stadt vor allem einen Revierkampf<br />

um den knappen Verkehrsraum ausgelöst.<br />

Für Stephan Rammler ist der allgemeine<br />

Aufschrei keine Überraschung.<br />

Der Mobilitätsforscher und<br />

wissenschaftliche Direktor des tuts für Zukunftsstudien und Tech-<br />

Insti-<br />

nologiebewertung in Berlin<br />

hatte<br />

den Scooternbereits im Frühjahr eiprophezeit:<br />

nen holprigen Start „Ohne neue Räume für die neue Art<br />

der Mobilität werden die<br />

Probleme<br />

nur wachsen“, sagte Rammler sei-<br />

bestä-<br />

nerzeit und sieht sich heute<br />

tigt. „Es ist genau das eingetreten.“<br />

Nach seiner Einschätzung hätsehr<br />

auf<br />

ten die Anbieter zu schnelle Marktpräsenz und zu weder<br />

Stadt<br />

nig auf Kooperation mit<br />

gesetzt. Andererseits habe<br />

die Stadt<br />

zu langsam reagiert. Mehr Offensive<br />

hätte gutgetan. Die kleinen Zwei-<br />

für<br />

räder hält Rammler dennoch<br />

eine praktikable Lückenschluss-<br />

aber die<br />

Technologie. „Dafür muss<br />

Infrastruktur geschaffen werden –<br />

breite Radwege und eigene Parkflä-<br />

Sozial-<br />

chen“, sagt der promovierte<br />

wissenschaftler. Allerdings fragt er<br />

auch, ob es Tausende Roller in Berlin<br />

sein müssen. „Ich bezweifle, dass der<br />

Nutzen im Sinn einer Verkehrswende<br />

den enormen Materialauf-<br />

man die<br />

wand rechtfertigt.“<br />

Deutlich kritischer sieht<br />

E-Scooter bei dem Strategieentwick-<br />

Mobili-<br />

ler Civity, der sich auf den<br />

tätssektor spezialisiert hat.<br />

Dort sprechen wir mit<br />

Verkehrsanalyst Benno<br />

Bock, dem es erklärtermaßen<br />

schwerfällt, in<br />

den Leihrollern, die eige-<br />

Autoersatz: Lastenfahrräder,die bald auch<br />

die E-Scooter-Verleiher Tier und Circ ins<br />

Programm nehmen wollen, erfreuen sich in<br />

Berlin bereits großer Beliebtheit. Der <strong>Berliner</strong><br />

Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club bezeichnet<br />

die Cargo-Bikes als wichtigen Baustein<br />

für eine Stadt mit weniger Autoverkehr.<br />

Verleih: Seit 2018 gibt es das ehrenamtliche<br />

Projekt „fLotte“, an dem sich mittlerweile<br />

sechs <strong>Berliner</strong> Bezirkemit jeweils zehn<br />

eigenen Fahrrädernbeteiligen. Dortkönnen<br />

Lastenfahrräder kostenlos ausgeliehen<br />

werden. Allein 2019 wuchs die Flotte von<br />

etwa 40 auf 110 Cargo-Bikes.<br />

LASTENRÄDER<br />

Ausbau: Bis zum Frühjahr soll sich die<br />

Flotte aus privaten und vonden Bezirken<br />

finanzierten Rädernauf 120 erhöhen.<br />

Zugleich erwartet man bei fLotte, dass Ende<br />

2020 etwa 15000 Menschen bei der fLotte<br />

registriertsein werden. Aktuell sind dortetwa<br />

9500 Teilnehmer angemeldet.<br />

Bundesweit: Der Trend zu Lastenrädernist<br />

trotz teils unpassender Infrastruktur auch<br />

bundesweit erkennbar.2018 wurden in<br />

Deutschland etwa 40000 Lastenräder mit<br />

Elektromotor verkauft. 2017 waren es hingegennur<br />

21000. Zahlen zu nicht motorisierten<br />

E-Lastenrädernwerden nicht erfasst.<br />

nen Angaben zufolge 18 bis 24 Mo-<br />

nate halten sollen, Nachhaltigkeit<br />

und<br />

einen Wert für die Verkehrs-<br />

zu erkennen. „Außer Werbe-<br />

wende<br />

sprüchen haben die Anbieter dafür<br />

bislang nicht viel Futter geliefert“,<br />

sagtBock. Wenn man Autoverkehr<br />

wirklich ersetzen wolle, müsse man<br />

die Alternativen dort anbieten, wo<br />

das Auto genutzt wird, also außer-<br />

halb<br />

des S-Bahnrings. „Das Ver-<br />

des E-Scoo-<br />

kehrswende-Potenzial<br />

ters liegt nicht am Hackeschen<br />

Markt, sondern inder Einfamilien-<br />

in Buch“, sagt Bock.<br />

haussiedlung<br />

Sind also doch Touristen die ei-<br />

Kernklientel der Verleiher?<br />

gentliche<br />

Die Anbieter widersprechen unisono.<br />

Bei Circ, ebenfalls ein erst 2018 ge-<br />

<strong>Berliner</strong> Unternehmen,<br />

gründetes<br />

wirdder Anteil der Fahrten von aus-<br />

Touristen „im niedrigen<br />

ländischen<br />

zweistelligen Prozent-Bereich“ ange-<br />

vonBraunmühl<br />

siedelt.Tier-Sprecher<br />

verweist darauf, dass seine Firma<br />

keine personenbezogenen Daten seiner<br />

Nutzer sammele,allerdings seien<br />

die Kostenabrechnungen der Roller-<br />

Danach hätten<br />

Fahreraussagekräftig.<br />

etwa80Prozent der Tier-Nutzer in<br />

Berlin ein Konto in Deutschland, nur<br />

jeder fünfte rechne über ein Konto im<br />

Ausland ab.<br />

Für Braunmühl ist das aber ne-<br />

„Wenn dafür auf eine<br />

bensächlich.<br />

Taxi- oder Uber-Fahrt verzichtet<br />

wird, ist das okay“, sagt er und<br />

verweist auf eine in Auftrag gegebene<br />

Umfrage unter den Nut-<br />

zern. Jeder dritte gab dabei an, den<br />

Roller statt eines Autos genutzt zu<br />

haben. „Das ist nicht wenig.“<br />

Mit genauen Daten lässt sich die<br />

erklärte Verdrängung des Automobils<br />

von den Verleihern allerdings<br />

nicht belegen. Tatsache ist jedoch,<br />

dass in Berlin im Vorjahr nicht weniger<br />

Neuwagen verkauft wurden, sondern<br />

mehr. Laut Auskunft des Kraftfahrt-Bundesamts<br />

kamen im gesamten<br />

Jahr 2019 in Berlin fast 87 500 Autos<br />

neu auf die Straßen. Im Jahr<br />

davor waren es etwa 6400 Neuwagen<br />

weniger. „Die Verkehrswende ist ein<br />

Marathon, kein Sprint“, sagt Fabian<br />

Lebersorger von der Deutschland-<br />

Dependance des US-Unternehmens<br />

Bird. Eine nachhaltige Veränderung<br />

brauche Zeit.<br />

Dafür schwindet in der Senatsverkehrsverwaltung<br />

sowie bei den<br />

Bürgermeistern der City-Bezirke indes<br />

offenbar die Geduld. Die grüne<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

erklärte zwar kürzlich, dass sie gegen<br />

eine „Dämonisierung der E-Tretroller“<br />

sei, allerdings müsse das massenhafte<br />

Abstellen auf Gehwegen gestoppt<br />

werden. Sperrzonen wurden<br />

bereits vereinbart. Nun sollen Flächen<br />

ausgewiesen werden, auf denen<br />

die Roller abgestellt werden<br />

können. Autoparkraum soll dafür reduziertwerden.<br />

Bei Tier Mobility am Potsdamer<br />

Platz wurden die vereinbarten Sperrzonen<br />

in den Geodaten hinterlegt.<br />

Somit kann sich ein Roller-Nutzer<br />

etwa am Brandenburger Tor nicht<br />

ausloggen, derGebührenzähler läuft<br />

alsoweiter. DieBeschwerden derBehörden<br />

seien zurückgegangen, sagt<br />

Braunmühl.<br />

Spezielle „Parkzonen für Mikromobilität“<br />

begrüßt auch er.„Am besten<br />

alle 100 Meter“, sagt er. Dafür<br />

müsse öffentlicher Raum umgewandelt<br />

werden, auch zulasten des Autos.<br />

ObTier auch bereit wäre, dafür<br />

zu zahlen, lässt er offen.„Wir sind gesprächsbereit“,<br />

sagt der Tier-Sprecher,<br />

was in Berlin allerdings mitunter<br />

schwierig sei. „Es ist komplizierterals<br />

in anderen Städten.“ Hier rede<br />

man immer mit dem Senat und den<br />

Bezirken.„12-plus-eins-Gespräche“,<br />

wieeresnennt. Aber offenbar gibtes<br />

ein gemeinsames Ziel. „Das Auto<br />

muss unattraktiver werden“, sagt<br />

Braunmühl.<br />

Wenngleich bis heute lediglich<br />

Bird profitabel arbeitet und nach eigenenAngaben<br />

an jederRoller-Fahrt<br />

verdient, werten alle Verleiher die<br />

erste Geschäftssaison in Berlin als<br />

Erfolg. Alle Anbieter wollen in diesemJahrdie<br />

Flotte aufstocken, wofür<br />

man allerdings auf frisches Kapital<br />

visionärer Investoren angewiesen<br />

ist. Auch der bislang mit 765 Millionen<br />

US-Dollar ausgestattet US-Anbieter<br />

Lime, der gerade erst seinen<br />

Rückzug ausWien sowieelf weiteren<br />

Großstädten angekündigt hat, will in<br />

Berlin mehr Roller auf die Straßen<br />

bringen und das Betriebsgebiet ausweiten.<br />

Berlin-Starts storniert<br />

Dennoch ist inder <strong>Berliner</strong> Scooter-<br />

Szene diegroße Euphorie einerspürbaren<br />

Anspannung gewichen. Bereits<br />

im vergangenen Herbst hatte<br />

der Chef von Circ prophezeit, dass<br />

ein Anbieter auf der Strecke bleiben<br />

würde. Inzwischen sind dort zwei<br />

Gründer vonBordgegangen. Außerdem<br />

soll es Entlassungen gegeben<br />

haben.„Der Marktist voll“, sagt auch<br />

Braunmühl.<br />

Tatsächlich ist eine Zurückhaltung<br />

wahrzunehmen. Die italienische<br />

Firma Helbiz etwa soll seinen<br />

geplanten Berlin-Start gestoppt haben,<br />

undauchder Verleiher Bolt aus<br />

Amsterdam erklärte auf Nachfrage,<br />

dass es derzeitkeinerlei Pläne füreinenStart<br />

in Deutschland gebe.<br />

Und auch Marktbeobachter<br />

Benno Bock vom Beratungsunternehmen<br />

Civity hat für Berlin eine<br />

klare Prognose: „Es wird indiesem<br />

Jahr noch ein Anbieter hinzukommen,<br />

drei werden aufgeben. Zum<br />

Jahresende sehe ich nur noch vier<br />

Anbieter“, sagt er.„Höchstens.“<br />

In der 19. Etage des Atrium Towers<br />

gibt man sich derweil weiter<br />

zuversichtlich. Das Unternehmen<br />

Tier ist Marktführer in Deutschland<br />

und will das auch hier in Berlin werden,<br />

wo derzeit das US-Unternehmen<br />

Lime die meisten Fahrten vorweisen<br />

kann. Dafür will Tier –bislang<br />

bereits mit 82 Millionen Euro<br />

ausgestattet –die Flotte ausbauen<br />

und nicht nur auf Stehroller setzen.<br />

E-Bikes, Lastenräder und elektrische<br />

Sitzroller sollen spätestens im<br />

Sommer hinzukommen. Dasnötige<br />

Kapital soll bei Investoren eingesammelt<br />

werden. Braunmühl zufolge<br />

liefen die Finanzierungsverhandlungen<br />

längst. „Die Stehroller<br />

sind nur derAnfang.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 13<br />

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Berlin<br />

Verstörende Entscheidung<br />

Die CDU-Fraktion wollte durch eine Gesetzesnovellierung das Verbrennen von Israel-Fahnen künftig unter Strafe stellen. Sie scheiterte damit an der Linken<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Als Demonstranten vormehr<br />

als zwei Jahren in Berlin Israel-Fahnen<br />

und den Davidstern<br />

verbrannten, war<br />

die Empörung vonPolitikernund Öffentlichkeit<br />

groß. Antisemitismus<br />

werdenicht geduldet, hieß es allerorten.<br />

Im Dezember 2017 hatten muslimische<br />

Judenhasser in Berlin Israel-<br />

Fahnen angezündet, um gegen die<br />

Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem<br />

zu protestieren. Die Bilder<br />

aus Berlin gingen um die Welt. Seitdem<br />

beraten Politiker, wie künftig<br />

verhindert werden kann, dass derartige<br />

Symbole geschändet werden.<br />

Denn ausländische Fahnen sind<br />

im Strafgesetzbuch nur geschützt,<br />

wenn sie offiziell gehisst wurden,<br />

etwa vorBotschaften oder bei Staatsbesuchen.<br />

Auch im Abgeordnetenhaus<br />

wurde seither um einVerbot von<br />

Flaggenverbrennungen gestritten.<br />

Doch in der vergangenen Woche<br />

scheiterte es –ander Linkspartei.<br />

VonMeinungsfreiheit gedeckt<br />

Im Rechtsausschuss brachte die CDU<br />

einen Antrag für einen Beschluss des<br />

Abgeordnetenhauses ein. Das Parlament<br />

sollte den Senat auffordern,<br />

eine Bundesratsinitiative zustarten,<br />

um den Paragrafen 104 des Strafgesetzbuches<br />

zu erweitern. Auch das<br />

Verbrennen oder Zerstören von Fahnen<br />

auf Kundgebungen solle darin erfasst<br />

sein. Der Antrag sah auch vor,<br />

dass der Paragraf auch auf Symbole<br />

mit religiöser Bedeutung –etwa den<br />

Davidsternerweitertwerden sollte.<br />

Die Linkspartei war dagegen. Wegen<br />

der Koalitionsdisziplin lehnten<br />

auch SPD und Grüne den Antrag ab.<br />

„Wir wollen das über das Versammlungsrecht<br />

lösen und nicht über das<br />

Strafrecht“, sagt der rechtspolitische<br />

Im Dezember 2017 verbrannten Demonstranten in Berlin eine selbst gemalte Fahne mit einem David-Stern.<br />

Sprecher der Linkspartei, Sebastian<br />

Schlüsselburg. „Die Linksfraktion<br />

verurteilt jegliche Verbrennung von<br />

Israel-Fahnen oder jüdischen Symbolen.<br />

Besonders vor dem Hintergrund,<br />

dass in Berlin die Schoa organisiert<br />

wurde“, sagt er. „Aber man<br />

kann ein Verbot mit versammlungsrechtlichen<br />

Möglichkeiten durchsetzen.<br />

Dafür haben wir im geplanten<br />

neuen Versammlungsfreiheitsgesetz<br />

eine gute Regelung gefunden.“ In seinen<br />

Augen sei es problematisch, das<br />

Verbrennen von Fahnen pauschal<br />

unter Strafe zu stellen.<br />

Anfang 2018 hatte die rot-rotgrüne<br />

Koalition beim Wissenschaftlichen<br />

Parlamentsdienst des Abgeordnetenhauses<br />

ein Gutachten erbeten,<br />

ob dasVerbrennen ausländischer Nationalflaggen<br />

bei Versammlungen<br />

„Hinter jeder Landesfahnenverbrennung<br />

steht keine abweichende Meinung,<br />

sondern der Code, dass Menschen vernichtet<br />

werden sollen.“<br />

Elio Adler, Vorsitzender des Vereins „Werteinitiative –jüdisch-deutsche Positionen“<br />

nach geltendem Recht unterbunden<br />

werden kann. Der Parlamentsdienst<br />

kam zu dem Schluss, dass das Verbrennen<br />

vonFahnen als symbolische<br />

Handlung durch Artikel 5des Grundgesetzes<br />

geschützt sei und den Schutz<br />

der Meinungsfreiheit genieße. Denkbar<br />

sei ein Untersagen bei Demos<br />

und Kundgebungen als Mittel der Gefahrenabwehr,<br />

wenn das Verbrennen<br />

von Flaggen eine Verletzungsgefahr<br />

vonTeilnehmernmit sich bringe.<br />

Wegen der schockierenden Bilder<br />

von 2017, die dem Image Deutschlands<br />

im Ausland schadeten, machte<br />

sich auch der Bundestag Gedanken.<br />

JFDA<br />

Es entstand die Idee,nur das öffentliche<br />

Verbrennen der israelischen<br />

Fahne unter Strafe zu stellen. Der<br />

Wissenschaftliche Dienst des Bundestags<br />

hielt dies in einer Stellungnahme<br />

vom März 2018 für zulässig:<br />

„Ein Straftatbestand, der die Verunglimpfung<br />

allein der israelischen<br />

Flagge unter Strafe stellt, könnte mit<br />

dem allgemeinen Gleichheitsgrundsatz<br />

vereinbar sein. Im Lichte der fortwirkenden,<br />

besonderen, geschichtlich<br />

begründeten Verantwortung<br />

Deutschlands, erschiene es nicht<br />

willkürlich, die israelische Flagge in<br />

besonderer Weise zu schützen.“ Die<br />

israelische Botschaft bat jedoch<br />

darum, auf ein Sonderrecht nur für<br />

die israelische Fahne zu verzichten,<br />

wie eine Sprecherin bestätigt. Sebastian<br />

Schlüsselburg hätte eine solche<br />

Regelung für überlegenswert gehalten.<br />

„Weil man damit ein klares Wertebekenntnis<br />

und eine Verantwortung<br />

gegenüber unserer Geschichte<br />

bewiesen hätte. Israel ist ein Sonderfall.<br />

Aber alles andere müssen wir<br />

aushalten“, sagt er.„Wirsollten nicht<br />

pauschal die Meinungsfreiheit einschränken,<br />

auch wenn wir solche<br />

Handlungen und Äußerungen persönlich<br />

widerlich finden.“<br />

Bundestag berät über Änderung<br />

Genau das sieht Elio Adler,Vorsitzender<br />

des Vereins Werteinitiative –jüdisch-deutsche<br />

Positionen anders.<br />

„Hinter jeder Landesfahnenverbrennung<br />

steht keine abweichende Meinung,<br />

sondern der Code, dass Menschen<br />

vernichtet werden sollen. Das<br />

fällt nicht unter Meinungsfreiheit“,<br />

sagt er.Esbrauche keine Sonderregelung<br />

für Israel. „Es ist wichtig, dass<br />

Fahnenverbrennung generell verboten<br />

wird, denn es gibt keine besseren<br />

oder schlechteren Opfer.“<br />

Der rechtspolitische Sprecher der<br />

CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus,<br />

Sven Rissmann, findet die Entscheidung<br />

der Linken verstörend. „Es<br />

ist ein Armutszeugnis für die Koalition,<br />

dass sie sich nicht zu einem klaren<br />

Bekenntnis durchringen konnte.<br />

Berlin hätte hier ein Signal setzen<br />

können, weil die Fahnenverbrennungen<br />

vonhier ausgegangen sind.“<br />

Inzwischen erledigt der Bundestag<br />

die Arbeit. In erster Lesung beriet<br />

er vergangene Woche über ein Verbot<br />

der Schändung von Flaggen. Die Initiativedafür<br />

ging vomBundesrat aus,<br />

der ursprünglich nur die EU-Flagge<br />

im Blick hatte, was aber von CDU,<br />

CSU und SPD auf Flaggen ausländischer<br />

Staaten erweitert wurde. Der<br />

Anstoß für die Bundesratsinitiative<br />

kam allerdings nicht aus Berlin –sondernaus<br />

Sachsen.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

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Berlin<br />

Neue Fotos<br />

von NS-Gräuel<br />

entdeckt<br />

Topographie des Terrors<br />

zeigt Fotos mit Demjanjuk<br />

Fotos des NS-Täters John Demjanjuk<br />

und Hunderte weitereBilder<br />

der „Aktion Reinhardt“, bei der<br />

nach Angaben des NS-Dokumentationszentrums<br />

in Berlin 1,8 Millionen<br />

Juden in dem von Deutschland<br />

besetzten Polen ermordet wurden,<br />

sind jetzt aufgetaucht und sollen der<br />

Öffentlichkeit vorgestellt werden.<br />

Die mehr als 350 Bilder stammten<br />

aus dem Besitz von Johann Niemann,<br />

dem stellvertretenden Kommandant<br />

des Vernichtungslagers Sobibor,<br />

teilte das NS-Dokumentationszentrum<br />

Topographie des Terrors<br />

mit. Zusammen mit dem<br />

Bildungswerk<br />

Stanislaw Hantz<br />

und der NS-Forschungsstelle<br />

Ludwigsburg der<br />

Universität<br />

Stuttgart will das<br />

John Demjanjuk,<br />

einst KZ-Aufseher<br />

DPA/LUKAS BARTH<br />

Zentrum die Fotos<br />

am 28. Januar<br />

präsentieren.<br />

Den Angaben<br />

zufolge ist auf<br />

den Fotos erstmals der 2011 in München<br />

verurteilte Aufseher auf dem<br />

Lagergelände zu sehen. Demjanjuk<br />

hatte bis zu seinem Todgeleugnet,<br />

dort Aufseher gewesen zu sein. Die<br />

Bilder böten bisher unbekannte Einblicke<br />

in die nationalsozialistischen<br />

Massenverbrechen und zu den deutschen<br />

Lagernimbesetzten Polen.<br />

Niemann stammte aus dem Emsland<br />

und trat 1934 in die Wachmannschaft<br />

des Konzentrationslagers<br />

Esterwegen ein. Nach einer Station<br />

in Sachsenhausen und in der<br />

„Kanzlei des Führers“ wurde er bei<br />

der „Aktion T4“ eingesetzt, bei der<br />

etwa 80 000 vermeintlich körperlich<br />

und geistig unheilbar Kranke ermordet<br />

wurden. Danach war er am Aufbau<br />

des ersten „Aktion Reinhardt“-<br />

Lagers in Belzec beteiligt, später kam<br />

er nach Sobibor.Niemann wurde bei<br />

einem Gefangenenaufstand am<br />

14. Oktober 1943 zusammen mit<br />

zehn weiteren SS-Männerngetötet.<br />

Demjanjuk wurde wegen Beihilfe<br />

zum Mord an 28 060 Menschen zu<br />

fünf Jahren Haft verurteilt. DasUrteil<br />

wurde nicht rechtskräftig, weil Demjanjuk<br />

zehn Monate nach der Verkündung<br />

starb –bevor über die von<br />

Verteidigung und Staatsanwaltschaft<br />

beantragte Revision entschieden<br />

wurde. (dpa)<br />

Alle wollen Schinkel sehen<br />

Tausende Besucher kamen zur Wiedereröffnungder sanierten Friedrichswerderschen Kirche<br />

VonMikeWilms<br />

In einer langen Warteschlange<br />

stehen die Besucher vor der<br />

Friedrichswerderschen Kirche<br />

in Mitte. Sie wollen das Eröffnungswochenende<br />

nutzen, um nach<br />

fast acht Jahren Sanierung den Sakralbau<br />

des preußischen Architekten<br />

Karl Friedrich Schinkel zu besichtigen.<br />

DieSchäden, die durch den Bau<br />

der benachbarten Wohnhäuser an<br />

dem neogotischen Gotteshaus entstanden<br />

waren, wurden während der<br />

Schließungszeit behoben. Nun steht<br />

die im Oktober 2012 gesperrte Kirche<br />

am Werderschen Markt wieder<br />

der Öffentlichkeit zur Verfügung.<br />

5000 Neugierige am ersten Tag<br />

Die historische Kirche ist zur Wiedereröffnung gut gefüllt.<br />

CAMCOP MEDIA/ANDREAS KLUG<br />

Friede auf und neben den Fußballplätzen<br />

Hinter der engen Eingangspforte<br />

nehmen zwei Mitarbeiterinnen der<br />

Staatlichen Museen die Besucher in<br />

Empfang. Geduldig beantworten sie<br />

alle Fragen. 5000 Neugierige hätten<br />

allein am Sonnabend die Friedrichswerdersche<br />

Kirche besichtigt, sagen<br />

die Frauen. Am Sonntag seien es bis<br />

11 Uhretwa 1000 gewesen.<br />

Eine ist Karin Bitter aus Pankow.<br />

Die 78-Jährige kennt die Kirche seit<br />

ihrer Kindheit und sagt mit Blick auf<br />

das sanierte Kirchenschiff: „Gott sei<br />

Dank, alles ist wieder hergestellt.“<br />

Die Risse in den Wänden sind verschwunden.<br />

Nur auf der Galerie<br />

sieht man noch verputzte Stellen.<br />

Verursacht hatte die Schäden das<br />

Luxus-Bauprojekt „Kronprinzengärten“<br />

der <strong>Berliner</strong> Bauwert-Gruppe.<br />

Die Fassade des neu errichteten<br />

Wohnquartiers ist nur wenige Meter<br />

vonder Seitenwand des historischen<br />

Sakralbaus entfernt. Bauwertmusste<br />

für die Behebung der angerichteten<br />

Schäden an der Kirche aufkommen<br />

und etwa 15 Millionen Euro zahlen.<br />

Dass es überhaupt zu den Schäden<br />

kommen konnte, ist auch acht<br />

Jahrespäter bei derWiedereröffnung<br />

der Kirche noch ein Streitthema für<br />

die Besucher. „Man hätte bei den<br />

Bauarbeiten doch Absprachen treffen<br />

und daran denken müssen, dass<br />

ein schützenswertes Bauwerk inunmittelbarere<br />

Nähe steht“, sagt Hans<br />

Burkhardt, 79, aus Friedenau. Viele<br />

Besucher fragen sich, wie einem<br />

Bauherren angesichts des heutigen<br />

architektonischen Wissens und der<br />

heutigen technischen Hilfsmittel ein<br />

solcher Fehler unterlaufen könne.<br />

Skulpturen kehren zurück<br />

Bei den Staatlichen Museen, die die<br />

Friedrichswerdersche Kirche als<br />

Ausstellungsfläche nutzen, will man<br />

lieber nicht zurückschauen, sondern<br />

blickt in die Zukunft. Ab September<br />

soll in das Bauwerk wieder eine<br />

Skulpturen-Ausstellung einziehen –<br />

wie vorder Schließung. Gezeigt werden<br />

Werke von der Schinkel-Zeit bis<br />

zum Kaiserreich, etwa von Johann<br />

Gottfried Schadow und Friedrich<br />

Tieck. Bis dahin finden jeden zweiten<br />

und vierten Sonntag im Monat<br />

Führungen in der Kirche statt.<br />

Verband verstärkt Kampagne gegen die Attacken auf Schiedsrichter und die Diskriminierung von Spielerinnen<br />

Eine junge Frau kommt vomFußballspiel<br />

nach Hause, lässt sich<br />

erschöpft aufs Bett fallen, dann<br />

piepst ihr Handy: „Sexy Kurven –<br />

manchmal hat es Vorteile, Frauentrainer<br />

zu sein“, lautet der Text der<br />

gerade eingegangenen Nachricht,<br />

die auch ein entsprechendes Foto<br />

enthält. So endet der neue Trailer des<br />

<strong>Berliner</strong> Fußballverbandes (BFV),<br />

mit der er seinen Kampf gegen Sexismus,<br />

Gewalt und Diskriminierung<br />

auf und neben den Spielfeldernfortsetzen<br />

will. Dersich an wahren Begebenheiten<br />

orientierende Trailer mit<br />

dem Titel „Sprache ist Gewalt –Zeig<br />

Respekt!“ ist erst der Anfang, drei<br />

weiteresollen folgen.<br />

„Der letzte Vorfall, Gewaltandrohung<br />

gegenüber einer Spielerin im<br />

Juniorenbereich, veranlasste uns,<br />

diese Kampagne ins Leben zu rufen“,<br />

sagte Christine Lehmann, die<br />

stellvertretendeVorsitzende des Ausschusses<br />

für Frauen- und Mädchenfußball<br />

im BFV. Auch Anzüglichkeiten<br />

und Beschimpfungen von Spielerinnen<br />

sind offenbar an der Tagesordnung.<br />

„Sexistische oder<br />

diskriminierende Äußerungen, aber<br />

auch Ausdrücke wie Schlampe oder<br />

Nutte dürfen nicht ignoriertoder gar<br />

verniedlicht werden“, heißt es auf<br />

der Homepage des Verbandes.<br />

„Wir sind alle aufgefordert anzupacken“,<br />

sagte BFV-Präsident Bernd<br />

Schultz auf dem Neujahrsempfang<br />

des BFV am Sonnabend im Stadion<br />

An der Alten Försterei. Nach mehreren<br />

Attacken gegen Schiedsrichter,<br />

Spielabbrüchen und einem Streik<br />

der Referees hatte der BFV bereits<br />

ein Maßnahmenpaket beschlossen,<br />

jetzt soll verstärkt auch öffentlich auf<br />

die Probleme aufmerksam gemacht<br />

werden. Die Stärkung der Schiedsrichter<br />

bleibt im neuen Jahr ein<br />

Hauptthema im Amateur- und Jugendfußball.<br />

Schiri-Chef Jörg Wehling<br />

bezeichnete die Stimmung unter<br />

den Unparteiischen als „gemischt“,<br />

sprach zugleich aber auch<br />

von ersten positiven Ergebnissen.<br />

„Wir müssen dabei auch unsere ei-<br />

gene Fortbildung in die Pflicht nehmen.“<br />

Sport-Staatssekretär Aleksander<br />

Dzembritzki nahm auch die „gesellschaftliche<br />

Mitte“ in die Verantwortung.<br />

„Das ist eine Herausforderung<br />

für die Gesellschaft. Wir müssen die<br />

Menschen auffordern, sich für Fairplay<br />

einzusetzen“, sagte der SPD-Politiker.Man<br />

dürfe nicht wegschauen,<br />

wenn auf oder neben dem Platz die<br />

Gewalt eskaliere.<br />

Der51-Jährige brachte zudem die<br />

Polizei als Helfer ins Spiel. „In den<br />

Fußballregeln wird das Thema Gewalt<br />

nicht behandelt. Das regelt das<br />

Strafgesetzbuch“, sagte Dzembritzki.<br />

(BLZ, dpa)<br />

POLIZEIREPORT<br />

Fußgängerinnen verletzt.<br />

In Reinickendorfsind am Sonnabendnachmittag<br />

zwei Fußgängerinnen<br />

angefahren worden. Laut Polizei<br />

war eine 45-jährige Autofahreringegen<br />

17 Uhrauf der Humboldtstraße<br />

nach links in die Ollenhauer<br />

Straße abgebogen. Dabei erfasste sie<br />

eine 43-Jährige und deren 16-jährige<br />

Tochter,die gerade bei Grün die<br />

Ollenhauer Straße überquerten.<br />

Beide erlitten schwereKopf- und<br />

Rumpfverletzungen.<br />

Mit Tempo 214 statt mit 80.<br />

Aufder A113 in Rudowhat die Polizeieinen<br />

23-jährigen Autofahrer gestoppt.<br />

Er war am Sonnabend mit einem<br />

VW Golf RinFahrtrichtung<br />

Schönefeld unterwegs und überholte<br />

den zivilen Polizeiwagen mit<br />

deutlich überhöhter Geschwindigkeit.<br />

DiePolizisten führten daraufhin<br />

eine Geschwindigkeitsmessung<br />

durch und stellten fest, dass der<br />

VW-Fahrer mit 214 Kilometernpro<br />

Stunde unterwegs war,obwohl dort<br />

nur Tempo 80 km ist. Derjunge<br />

Mann muss nun mit einem Bußgeld<br />

vonmindestens 680 Euro,dreiMonaten<br />

Fahrverbot und zwei Punkten<br />

im Fahreignungsregister rechnen.<br />

Prügelei in Rummelsburg.<br />

In Rummelsburghaben sich am<br />

Sonnabend mehrereMänner geprügelt.<br />

Nach derzeitigen Erkenntnissen<br />

der Polizei soll ein 31-Jähriger einem<br />

21-Jährigen in die Leopoldstraße gefolgt<br />

sein. Deraus Guinea stammende<br />

Mann gab später an, er habe<br />

sich durch den Verfolger bedroht gefühlt.<br />

Einem 39-jährigen Zeugen<br />

schlug der 31-Jährige mit der Faust<br />

ins Gesicht. Beidem Gerangel soll<br />

der 31-Jährige fremdenfeindliche<br />

und rassistische Beleidigungen gerufen<br />

haben. DiePolizei schrieb Anzeigen<br />

wegen Körperverletzung, Gefährlicher<br />

Körperverletzung, Bedrohung<br />

und Beleidigung.<br />

Friseurläden kontrolliert.<br />

Um Verstöße gegen das Gewerberecht<br />

zu ahnden, hat die Polizei in<br />

Wedding 14 Friseurläden –sogenannte<br />

Barbershops –kontrolliert.<br />

Beidem Einsatz am Freitagabend<br />

wurden zwei Läden geschlossen und<br />

drei Menschen wegen unerlaubten<br />

Aufenthalts festgenommen. In zehn<br />

weiteren Läden stellten die Beamte<br />

Verstöße fest, etwa gegen das Steuerrecht,<br />

den Nichtraucherschutz und<br />

illegale Videokameras.Nur in zwei<br />

der kontrollierten Läden habe es<br />

keine Beanstandungen gegeben,<br />

hieß es.Andem Einsatz waren auch<br />

das Ordnungs- und das Finanzamt<br />

beteiligt. (kop.)<br />

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BEKANNTMACHUNGEN<br />

Bekanntmachung der<br />

Vertreterwahl 2020 der<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

„Berolina“eG<br />

Der Wahlvorstandder<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

„Berolina“eGinformierthiermit<br />

alle Mitglieder,dass entsprechend<br />

Satzung und Wahlordnung<br />

der Wohnungsbaugenossenschaft<br />

planmäßig die<br />

Neuwahl der Vertreterversammlung<br />

als Briefwahl<br />

durchgeführtwird. Offizieller<br />

Wahltermin ist der29.02.2020.<br />

Der Wahlvorstand wirdunaufgefordertbis<br />

27.01.2020 die<br />

Wahlunterlagen an alle wahlberechtigten<br />

Mitglieder zustellen.<br />

Kandidatenliste und<br />

Wählerliste liegen ab sofortin<br />

den Geschäftsräumen der<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

„Berolina“eG, Sebastianstraße<br />

24, 10179 Berlin, zur Einsichtnahme<br />

bereit.<br />

Wahlvorstand der<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

„Berolina“eG<br />

DANKE FÜR ALLES<br />

sos-kinderdoerfer.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 15 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin/Brandenburg<br />

Tesla-Vorstand<br />

stimmt<br />

Kauf zu<br />

Gegner und Befürworter<br />

demonstrieren in Grünheide<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Eswar für Mitte Januar angekündigt<br />

worden, dass Tesla den<br />

Kaufvertrag für das 302-Hektar-<br />

Grundstück für sein erstes europäisches<br />

Produktionswerk unterschreibt.<br />

Doch die Tage verstrichen.<br />

Und das, obwohl der US-Elektroautobauer<br />

davor mächtig Druck gemacht<br />

hatte, damit der Deal möglichst<br />

schnell über die Bühne geht.<br />

Nun, am Sonnabend, hat der Tesla-<br />

Vorstand dem Kauf zugestimmt.<br />

Das Grundstück gehört derzeit<br />

noch dem Land Brandenburg, und<br />

das Potsdamer Parlament hatte dem<br />

Deal bereits am 9. Januar zugestimmt.<br />

Seither wurde auf das Okay<br />

aus den USA gewartet. Am Sonntag<br />

erklärte die Potsdamer Staatskanzlei<br />

nun: „Die Ansiedlung der Tesla-Autofabrik<br />

im brandenburgischen<br />

Grünheide kommt einen entscheidenden<br />

Schritt voran: Der Vorstand<br />

des US-amerikanischen Automobilkonzerns<br />

hat gestern dem Kaufvertrag<br />

mit dem Land Brandenburg<br />

zum Erwerb des rund 300 Hektar<br />

großen Grundstücks zugestimmt.“<br />

Tesla will seine weltweit vierte sogenannte<br />

Giga-Factory bereits im<br />

Juli 2021 in Betrieb nehmen. Daswären<br />

18Monate, nachdem die Pläne<br />

bekannt wurden und damit eine für<br />

hiesige Verhältnisse sehr schnelle<br />

Bauzeit. Genaue Daten hat der Konzern<br />

des Milliardärs Elon Musk noch<br />

nicht vorgelegt. Aber es ist die Rede<br />

davon, dass die Investitionssumme<br />

bei etwa vier Milliarden Euro liegen<br />

könnte.Von bis zu 9000 Arbeitsplätzenist<br />

die Rede.AmAnfang sollen in<br />

Grünheide jährlich etwa<br />

150 000 Elektro-Autos des Models 3<br />

und des SUV Model Yvom Band laufen.<br />

Nach der vierten und letzten<br />

Ausbaustufe sollen es 500 000 Fahrzeuge<br />

proJahr sein.<br />

Die Kritiker fürchten vor allem den<br />

„Durst“ der Tesla-Fabrik.<br />

GETTY IMAGES<br />

Am Sonnabend gab es in Grünheide<br />

Demonstrationen pro und<br />

contra Tesla. Mit Trillerpfeifen und<br />

Transparenten haben nach Polizeiangaben<br />

etwa 200 Menschen gegen<br />

die Ansiedlung demonstriert. Das<br />

waren mehr Teilnehmer als erwartet.<br />

Angemeldet war eine Demo mit bis<br />

zu 100 Teilnehmern. „Keine Großfabrik<br />

im Wald“ und „Geheim verhandelt<br />

– Umwelt verschandelt“<br />

stand auf Plakaten. Die Bürger protestierten<br />

damit gegen die Rodung<br />

vonWald. Außerdem befürchten sie,<br />

dass die Fabrik so viel Wasser verbrauchen<br />

wird, dass dies schwere<br />

Folgen für den Grundwasserbestand<br />

der gesamten Region haben wird.<br />

Das Gelände befindet sich zum Teil<br />

in einer Trinkwasserschutzzone.<br />

„Warum muss das alles so holterdiepolter<br />

gehen“, sagte ein Gegner. Ein<br />

anderer monierte: „Da kommt ein<br />

Milliardär aus den USA und wedelt<br />

mit den Geldscheinen und auf einmal<br />

ist alles möglich.“<br />

An einer zweiten Demo,für Tesla,<br />

nahmen laut Polizei 30 Leute teil.<br />

Nach Angaben der Veranstalter waren<br />

es50Teilnehmer. Auf Transparenten<br />

stand „Elon, ich möchte ein<br />

Auto von Dir“ oder „Gestalten statt<br />

verhindern“. Einige Teilnehmer kamen<br />

mit Tesla-Autos. (mit dpa)<br />

Nach der Eröffnung: ein erster Rundgang durch die neue Dauerausstellung.<br />

„Menschlichkeit war nicht geplant“<br />

Die Holocaust-Überlebende Eva Fahidi sprach zur Ausstellungseröffnung im Haus der Wannsee-Konferenz<br />

VonMaritta Tkalec<br />

Viele sind verantwortlich für<br />

den Mord an sechs Millionen<br />

europäischen Juden,<br />

es waren nicht nur„die NS-<br />

Schergen“ oder „das Nazi-Regime“.<br />

DieMehrheit der Deutschen sah zustimmend<br />

oder schweigend zu, viele<br />

taten mit. Doch die fünfzehn Männer,<br />

die sich am 20. Januar 1942 in<br />

der Villa am Wannsee trafen, planten<br />

und koordinierten direkt die beschleunigte<br />

und möglichst vollständige<br />

Vernichtung der Juden. Es warenVertreter<br />

der Reichs- und Besatzungsbehörden,<br />

der SS und der Polizei,<br />

viele vonihnen Juristen, Männer<br />

mit Kenntnis vonRecht und Gesetz.<br />

Auf spezielle Weise zeigt sich in<br />

der Villa am Wannsee der Kulturbruch<br />

von der bürgerlichen Bildungsgesellschaft<br />

zu bodenloser<br />

Unmenschlichkeit. An diesem Ortzu<br />

sein, macht einen schaudern. Immer<br />

wieder. 1992 öffnete die Gedenkstätte<br />

Haus der Wannsee-Konferenz.<br />

Jetzt hat sie eine neue Dauerausstellung,<br />

und sämtliche Redner der Eröffnungsfeier<br />

am Sonntag fanden eigene<br />

Worte, um den unheimlichen<br />

Charakter des Ortes zu beschreiben.<br />

Michelle Müntefering, Staatssekretärin<br />

im Auswärtigen Amt, die den<br />

wegen der Libyenkonferenz entschuldigten<br />

Außenminister Heiko<br />

Maas mit überzeugender politischer<br />

Klarheit vertrat, sprach über die erschütternde<br />

Einsicht, dass diese 15<br />

Männer sich ihres Tuns voll bewusst<br />

waren, als sie „detailliert, gründlich<br />

und gewissenlos“ die sogenannte<br />

Endlösung planten. Sie warnte wie<br />

auch der <strong>Berliner</strong> Kultursenator Klaus<br />

Lederer vorerstarkendem Judenhass.<br />

Deutschland werdeden Kampf gegen<br />

Antisemitismus zu einem Schwerpunkt<br />

seiner EU-Präsidentschaft machen,<br />

sagte Frau Müntefering.<br />

Die durch Zufall erhaltene Kopie<br />

des Sitzungsprotokolls, einziger Beweis,<br />

dass die Konferenz stattgefunden<br />

hat, liegt im Archiv ihres eigenen<br />

Hauses, des Auswärtigen Amtes. Ein<br />

Faksimile bildet den Dreh- und Angelpunkt<br />

der Ausstellung.<br />

Der Text ist unmissverständlich:<br />

Die forcierte Auswanderung der Juden<br />

gehe zu langsam, nun sollte<br />

„nach vorheriger Genehmigung<br />

durch den Führer die Evakuierung<br />

der Juden nach Osten“ vorangehen.<br />

Weiter: „Im Zuge dieser Endlösung<br />

der europäischen Judenfrage kommen<br />

elf Millonen Juden in Betracht.“<br />

DieArbeitsfähigen sollten„in großen<br />

„Ich habe überlebt mithilfe der<br />

Gemeinschaft. Wir haben nicht gezankt<br />

und geflucht. Wir haben den Stil des<br />

Lagers nicht übernommen. Wirblieben wohlerzogene<br />

Mädchen mit guten Manieren.“<br />

EvaFahidi, 94, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Buchenwald<br />

Arbeitskolonnen, unter Trennung<br />

der Geschlechter straßenbauend<br />

durch die Gebiete geführt“ werden,<br />

wobei „zweifellos ein Großteil durch<br />

natürliche Verminderung ausfallen<br />

wird“. Der „allfällige Restbestand“,<br />

müsse so „behandelt“ werden, dass<br />

sich keine Keimzelle jüdischen Neuaufbaus<br />

bilden könne.<br />

Jeder sollte das kennen. Leugnen<br />

unmöglich. Unddoch schwindet das<br />

Wissen um den Holocaust. Auch<br />

deshalb hielt die Gedenkstätte eine<br />

Hilfe für Flüchtlinge in Griechenland<br />

DPA/CHRISTIOPH SÖDER<br />

neue Ausstellung für notwendig: Da<br />

weniger vorausgesetzt werden<br />

könne,sei mehr zu erklären, in einfacher<br />

Sprache, barrierefrei. Viele<br />

Schautafeln, viele Videomonitore.<br />

Man will sich Besuchergruppen öffnen,<br />

die bisher fernblieben.<br />

Die Holocaust-Überlebende Eva<br />

Fahidi erzählt seit Jahren mit ihrer Lebensgeschichte<br />

gegen Unkenntnis<br />

und Legenden an. So sprach sie auch<br />

am Sonntag über ihre Ankunft in<br />

Auschwitz-Birkenau: Mehrere Züge<br />

voller ungarischer Juden kamen<br />

1944/45 täglich dortan. „Es mangelte<br />

an allem –vor allem an Menschlichkeit.<br />

Die war nie eingeplant“, sagte<br />

Eva Fahimi an dem Ort, an dem der<br />

Holocaust geplant wurde.<br />

Am 25. Januar 2019 saß EvaFahidi<br />

im Thüringer Landtag, dem auch der<br />

AfD-Flügel-Rechte Björn Höcke angehört.<br />

Der wünscht sich eine „feste<br />

Hand“, die mit „starkem Besen“ den<br />

„Saustall ausmistet“ und schreibt,<br />

dass „wir leider ein paar Volksteile<br />

verlieren werden, die zu schwach<br />

oder nicht willens sind“. Höcke blieb<br />

sitzen, als der Holocaust-Opfer gedacht<br />

wurde.<br />

Eva Fahidi sieht, wie der Judenhass<br />

eskaliert. „Mir bleibt nicht anderes<br />

übrig als bis zum letzten Atemzug<br />

für Empathie undVerständnis zu<br />

werben“, sagte sie am Sonntag. „Es<br />

lohnt sich, mit guter Laune gegen<br />

Hass und Angst zu arbeiten.“<br />

Ein Unternehmer aus Bad Freienwalde startete einen Aufruf im Internet und eine <strong>Berliner</strong>in hilft ihm beim Sammeln<br />

VonJeanette Bederke, Bad Freienwalde<br />

Inder großen Lagerhalle am Stadtrand<br />

von Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland)<br />

herrscht hektische<br />

Betriebsamkeit. Gut ein Dutzend<br />

Frauen sortiert, was in Kartons und<br />

Säcken angeliefertwird: warme Kinderbekleidung,<br />

Schuhe für Erwachsene,<br />

Decken und Zelte. Unternehmer<br />

Andreas Steinertkoordiniertam<br />

Mobiltelefon die Helfer und die<br />

Hilfsgüter-Lieferungen. Er hatte<br />

Weihnachten einen Spendenaufruf<br />

für Flüchtlinge auf den griechischen<br />

Inseln über Facebook gestartet. Nun<br />

sagte er, dass die ersten Lastwagen<br />

mit den Hilfsgüternunterwegs sind.<br />

Auslöser dafür waren Fernsehbilder<br />

aus einem Flüchtlingslager auf<br />

der Insel Samos, woimHerbst 2019<br />

nach Auseinandersetzungen ein Lager<br />

mit Hilfsgütern abgebrannt war.<br />

„Da lagen Mütter mit Kleinkindern,<br />

nur spärlich bekleidet in der Kälte<br />

auf dem blanken Boden. Diese Aufnahmen<br />

ließen mich nicht mehr<br />

los“, sagt der 46-Jährige. Erdachte<br />

sich: Ich habe die große Lagerhalle,<br />

ich kann einen Transporter mieten<br />

und einen Hilfstransport logistisch<br />

organisieren. „Allerdings war ich anfangs<br />

skeptisch, ob ich den Laster<br />

vollbekommen würde“, gibt er zu.<br />

Auf seinem Hof halten immer<br />

wieder Autos, die Nachschub bringen.<br />

Auch Postfrau Silke Lindenau<br />

räumt ihren gelben Transporter fast<br />

leer.„Das geht nun schon seit Tagen<br />

so.Die Pakete kommen aus der ganzen<br />

Bundesrepublik –Kassel, München,<br />

Hamburg“, sagt sie.<br />

Sein Aufruf hatte sich binnen weniger<br />

Tage in sozialen Medien verbreitet.„Als<br />

hätten die Leute nur darauf<br />

gewartet, dass einer den Anstoß<br />

gibt, damit sie helfen können“, sagt<br />

er.Die Spendenbereitschaft sei überwältigend,<br />

so dass Steinert gemeinsam<br />

mit einer Spedition bis Ende Januar<br />

gleich mehrere Hilfstransporte<br />

organisierthat.<br />

Freiwillige helfen beim Sammeln und Sortieren.<br />

DPA/PATRICK PLEUL<br />

Für die Finanzierung der Konvois<br />

würden die eingegangenen Geldspenden<br />

verwendet, sagt er. Die ersten<br />

beiden 40-Tonner sind nach seinen<br />

Worten vor einigen Tagen nach<br />

Griechenland gestartet. Weitere Sattelschlepper<br />

würden in den kommenden<br />

Tagen beladen.<br />

Die Lager auf den Inseln Lesbos,<br />

Samos, Chios, Kos und Leros sind<br />

völlig überfüllt und die Atmosphäre<br />

verzweifelt und aufgeheizt. Aktuell<br />

leben dort laut griechischem Bürgerschutzministerium<br />

fast 42 000<br />

Migranten. Viele Menschen schlafen<br />

dortauf dem Boden auf Kartons.<br />

Dass sich an Steinerts Hilfsaktion<br />

inzwischen bundesweit Spender beteiligen,<br />

ist auch Miriam Tödter aus<br />

Berlin zu verdanken. Sie und ihr Lebensgefährte<br />

organisierten die inzwischen<br />

„Wir packen’s an“ genannte<br />

Initiative inder Hauptstadt<br />

mit mittlerweile vier Sammelstellen<br />

und nutzten zudem ihr Netzwerk in<br />

den Westen Deutschlands.<br />

Steinert und Tödter kennen sich<br />

über die Seenotrettungsorganisation<br />

„Sea-Eye“. Der Bad Freienwalder<br />

war im Jahr 2017 für zwei Wochen im<br />

Mittelmeer im Einsatz, um schiffbrüchige<br />

Migranten zu retten, wie er<br />

erzählt. Die <strong>Berliner</strong>in betreute die<br />

Seenot-Helfer psychologisch. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Grüner Agrarminister will<br />

mehr Bio-Landwirtschaft<br />

Brandenburgwill die Landwirte<br />

beim Anbau vonBioprodukten stärker<br />

unterstützen. Mitden Bio-Anbau-Verbänden<br />

soll dafür ein Öko-<br />

Aktionsplan erarbeitet werden, sagte<br />

Agrar-und Umweltminister Axel Vogel<br />

(Grüne) am Sonntag bei der Grünen<br />

Woche in Berlin. DerAktionsplan<br />

solle Maßnahmen enthalten,<br />

mit denen „wir zu mehr Bio-Produkten<br />

aus Brandenburgkommen“,<br />

sagte Vogel. Brandenburgwolle den<br />

Anteil der Öko-Anbaufläche im Land<br />

vonderzeit 12,9 Prozent auf mindestens<br />

20 Prozent erweitern. Am Montag<br />

wirdder Brandenburg-Tag auf<br />

der Grünen Woche eröffnet. (dpa)<br />

Gegen häusliche Gewalt mit<br />

dem Projekt „Täterarbeit“<br />

WerinFamilie oder Partnerschaft gewalttätig<br />

geworden ist und bereit ist,<br />

sein Verhalten zu ändern, kann sich<br />

Hilfe in einer Anlaufstelle holen. Am<br />

Montag startet das Projekt „Täterarbeit“<br />

zur Verhinderung häuslicher<br />

Gewalt. Wiedas Sozialministerium<br />

mitteilte,wirddas Projekt vonder<br />

„Fachstelle Gewaltprävention Brandenburg“<br />

in Trägerschaft des <strong>Berliner</strong><br />

Zentrums für Gewaltprävention<br />

(BZfG) angeboten. Nach Angaben<br />

der Polizei sind Frauen am häufigsten<br />

betroffen. Vonden 4361 Opfern<br />

2018 waren 3131 Frauen –also 71,8<br />

Prozent. (dpa)<br />

Weltkriegsgranaten in<br />

Schuppen gefunden<br />

EinMann in Letschin (Märkisch<br />

Oderland) ist am Sonnabend bei<br />

Bauarbeiten auf Weltkriegsmunition<br />

gestoßen. Wiedie Polizei mitteilte,<br />

handelt es sich um drei deutsche<br />

Granaten. DerMann wollte einen<br />

Schuppen entkernen und fand die<br />

Munition in der Dämmung. Der<br />

Kampfmittelbeseitigungsdienst entsorgte<br />

die Munition. (dpa)<br />

Beliebtester Ferienhof in<br />

Brandenburg gekürt<br />

DerRüsterhof in Görzig (Oder-<br />

Spree) ist auf der Grünen Woche zu<br />

Brandenburgs beliebtestem Ferienhof<br />

gekürtworden. Verliehen wird<br />

die Auszeichnung vonder Plattform<br />

„LandReise.de“ –einer Webseite des<br />

Verlages der Landlust. Grundlage für<br />

die Wahl sind die Bewertungen der<br />

Gäste im Internet. (dpa)<br />

GEWINNZAHLEN<br />

Lottozahlen: 12 -14-22- 32 -41-43<br />

Superzahl: 3<br />

Spiel 77: 0511131<br />

Landeslotterie Super 6: 273744<br />

Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />

4=10Euro<br />

52 =25Euro<br />

718 =100 Euro<br />

9007 =1000 Euro<br />

59 867 =10000 Euro<br />

915 432 =100 000 Euro<br />

323 179 =100 000 Euro<br />

Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />

10 000 Euro auf die Nummer 6576 989.<br />

ARD-Fernsehlotterie:<br />

1101 711 gewinnt einen VW Polo<br />

4452 647 gewinnt einen VW up<br />

5719 749 gewinnt Reise ins Schloss Berg<br />

6779 750 gewinnt Reise nach Dollenberg<br />

Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />

6580 509 gewinnt 1000 000 Euro<br />

474 505 gewinnt 100 000 Euro<br />

12 011 gewinnt 10 000 Euro<br />

6235 gewinnt 1000 Euro<br />

12 gewinnt 10 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Lokalsport<br />

Abgehoben: Souleymane Sané beim Flugkopfball im August 1988 (mit Lothar Woelk vom VfL Bochum). Damals kickte Sané für den Bundesligisten 1. FC Nürnberg,Sohn Leroy, heute Nationalspieler,war noch nicht auf der Welt.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Aus fremder Küche<br />

Souleymane Sané steht vor einem Einstieg beim <strong>Berliner</strong> Fußball-Oberligisten SV Tasmania. Den Neuköllnern steht ein personeller Umbruch bevor<br />

VonMichael Jahn<br />

Was sich im Moment beim Fußball-Oberligisten<br />

SV Tasmania<br />

abspielt, wird von der Konkurrenz<br />

argwöhnisch beobachtet. Voneiner<br />

„Neuorientierung“ und „umfangreichen<br />

strukturellenVeränderungen in<br />

derVorstandsebene“ spricht derVorsitzende<br />

Detlef Wilde,der den Traditionsverein<br />

aus Neukölln seit 20 Jahren<br />

führt und nun ins zweite Glied<br />

zurücktreten wird. Andere Funktionäre<br />

aus dem <strong>Berliner</strong> Amateurfußball<br />

befürchten, aus der Distanz gesehen,<br />

eine Art „feindliche Übernahme“<br />

einer Investorengruppe<br />

oder wieder einmal ein Projekt, das<br />

sich als Luftblase entpuppen könnte.<br />

Wassind die Fakten? Der Vorsitzende<br />

Detlef Wilde, ein Mann mit<br />

großen Verdiensten um den Klub,<br />

wird Anfang März zurücktreten und<br />

als Zweiter Vorsitzender dem Verein<br />

weiter zur Verfügung stehen. Weit<br />

gravierender scheint eine Entscheidung<br />

zu sein, die den Trainerstab des<br />

nach der Hinrunde Tabellen-Zwölften<br />

der Oberliga Nordost betrifft.<br />

Tim Jauer, der die Mannschaft nach<br />

sieben Jahren in der Berlin-Liga<br />

2018/19 in die Oberliga führte und<br />

den Dauerkonkurrenten Sparta<br />

LichtenbergamEnde mit zwei Punkten<br />

Vorsprung hinter sich ließ,<br />

musste nun seinen Posten unfreiwillig<br />

räumen und das „trotz sehr guter<br />

Arbeit“, wie es Wilde formuliert.<br />

Unddabeginnt die Geschichte einen<br />

Beigeschmack zu bekommen.<br />

Der Wechsel auf der Position des<br />

Cheftrainers war eine Bedingung einer<br />

neuen Gruppe, die Veränderungen<br />

bei Tasmania herbeiführen und<br />

den Verein professioneller aufstellen<br />

will. Es soll sich dabei um Personen<br />

um den ehemaligen Bundesliga-<br />

Profi Souleymane Sané, 58, handeln,<br />

dem Vater des deutschen Nationalspielers<br />

Leroy Sané von Manchester<br />

City.Obhinter Sané Senior,einst 55-<br />

maliger Nationalspieler für den Senegal<br />

und Rekordtorschütze von<br />

Wattenscheid 09 in der Ersten Bundesliga,<br />

eine Agentur oder eine Investorengruppe<br />

steht, ist bislang<br />

nicht bekannt geworden.<br />

Der imMärz zuwählende Erste<br />

Vorsitzende soll jedenfalls schon<br />

lange mit Sané befreundet<br />

sein. Das gilt auch für den<br />

neu installierten Trainer<br />

Abu Njie, dessen Bruder<br />

Momar als Assistenztrainer<br />

agiert. Detlef Wilde<br />

hält sich wegen seines<br />

Nachfolgers bedeckt, dem<br />

Beobachter:<br />

Souleymane Sané.<br />

Vernehmen nach soll es<br />

sich um den Unternehmer<br />

Almir Numic handeln. Numic<br />

ist Geschäftsführer eines<br />

großen internationalen Unternehmens<br />

(Hotelservice und Facility<br />

Management) mit Hauptsitz in Berlin.<br />

Fest steht, hätten Trainer Jauer<br />

und sein Assistent Elvir Cocaj nicht<br />

ihre Posten geräumt, wäre der Einstieg<br />

der neuen Partner gescheitert.<br />

Wilde sagt: „Jauer musste in den saurenApfel<br />

beißen und hat das loyal für<br />

den Verein getan.“<br />

Pikant bei der Neubesetzung<br />

durch den gebürtigen Gambier Abu<br />

Njie, 46, ist die Tatsache, dass der<br />

ehemalige Zweitligaspieler<br />

von Wattenscheid 09 und<br />

vomVfL Osnabrück, schon<br />

einmal für fast vier Jahre<br />

bei Tasmania als Trainer<br />

agierte und im März 2015<br />

vor die Tür gesetzt worden<br />

IMAGO IMAGES<br />

war. Offiziell hieß es damals<br />

wegen „Zerwürfnissen“<br />

mit dem Verein.<br />

Nun also ein Neuanfang,<br />

der den Projektnamen<br />

„TAS_2020“ verpasst bekam.<br />

Detlef Wilde sagt, es werde sich herausstellen,<br />

wie weit und in welcher<br />

Form Souleymane Sané Einfluss<br />

nehmen wird. Konkreter ist da der<br />

neue Trainer. Abu Njie sagte auf<br />

Spreekick.TVunter anderem: „Stand<br />

jetzt wirderkeinen Posten im Verein<br />

übernehmen.“ Weiter der Trainer:<br />

„Das ist alles keine Übernahme.Tasmania<br />

will sich breiter aufstellen, die<br />

Jugendarbeit deutlich forcieren und<br />

sich wieder besser im Kiez einbinden.<br />

Die Männer-Mannschaft hat<br />

jetzt die Pflicht, als Aufsteiger in der<br />

Oberliga zu bleiben.“ Sein Vorgänger<br />

Jauer habe eine intakte Mannschaft<br />

hinterlassen. „Sein Rücktritt ist eine<br />

große Geste.“<br />

Kurios ist, dass voreinem Jahr die<br />

Gruppe um Souleymane Sané eine<br />

Etage höher beim Regionalligisten<br />

<strong>Berliner</strong> AK einsteigen wollte, Verhandlungen<br />

geführt hatte, die aber<br />

zu keiner Zusammenarbeit führten.<br />

BAK-Präsident Mehmet Ali Han<br />

wollte darüber auf Nachfrage nicht<br />

mehr reden. Man wolle sich beim<br />

BAK lieber in der „eigenen Küche“,<br />

sprich mit eigenen Mitteln, weiter<br />

entwickeln, so der schon lange im<br />

Fußball engagierte Bauunternehmer.<br />

Dass ein Verein wie Tasmania<br />

durchaus Potenzial gerade im Marketing-Bereich<br />

besitzt, ist unstrittig.<br />

Denn auch ein vor allem negatives<br />

Image aus dem nunmehr 55 Jahre<br />

zurückliegenden Intermezzo inder<br />

Ersten Bundesliga kann hilfreich<br />

sein. Tasmania kennt ganz Fußball-<br />

Deutschland wegen seiner Handvoll<br />

Rekorde als„erfolglosesterVerein der<br />

Bundesliga“. Immerhin besetzt man<br />

etwa den letzten Platz in der „Ewigen<br />

Bundesliga-Tabelle“, ist der einzige<br />

Bundesligist ohne Auswärtssieg oder<br />

hatte im Heimspiel im Januar 1966<br />

gegen Borussia Mönchengladbach<br />

mit 827 Fans die wenigstens Zuschauer<br />

aller Zeiten.<br />

Nunsoll dieses Image wieder einmal<br />

aufgebessert werden. Detlef<br />

Wilde sagt: „Wir wollen Tasmania<br />

wieder den Stellenwert geben, den<br />

wir vor langer Zeit in Berlin hatten.“<br />

Man kann davon ausgehen, dass<br />

dies ein langwieriger Prozess sein<br />

wird.<br />

Ein weites Feld<br />

Der 21 Jahre alte <strong>Berliner</strong> Paul Dösch führt die deutsche Hockeymannschaft zum Titel bei der Hallen-Europameisterschaft und empfiehlt sich für höhere Aufgaben<br />

VonChristian Kattner<br />

Die großen Namen der Szene<br />

sind in der vergangenen Woche<br />

nach Valencia zum ersten Lehrgang<br />

im Jahr der Olympischen Spiele in<br />

Tokio aufgebrochen. Perspektivstatt<br />

gestandener Nationalspieler<br />

wurden deshalb für die Hallenhockey-Europameisterschaft<br />

in Berlin<br />

nominiert. Und weil selbst nicht jeder<br />

Insider die Talente kennt, haben<br />

die sich in den Tagen vor dem Turnier<br />

im Horst-Korber-Sportzentrum<br />

gegenseitig vorgestellt. „Paul Dösch<br />

ist bekannt dafür,ein torgefährlicher<br />

Verteidiger zu sein, der auch oder gerade<br />

wenn es mal nicht läuft, die<br />

richtigen Worte anseine Jungs richtet“,<br />

sagte etwa BundestrainerValentin<br />

Altenburgüber seinen Kapitän.<br />

Als Spieler des <strong>Berliner</strong> Hockeyclubs<br />

war gerade für den 21-Jährigen<br />

die EM in der Heimat ein besonderes<br />

Erlebnis. Vor allem das Finale vor<br />

3500 Zuschauern, das Rekordchampion<br />

Deutschland 6:3 (2:1) gegen Titelverteidiger<br />

Österreich gewann.<br />

Dösch erzielte dabei zwei Tore. „Es<br />

ist erst das zweite Malinmeiner Karriere,<br />

dass ich mit der deutschen Nationalmannschaft<br />

in Berlin spiele.<br />

Unddann ist es auch noch ein A-Kader-Turnier,<br />

und ich bin der Kapitän“,<br />

sagt Dösch.<br />

DenHeimvorteil in der vergangenen<br />

Woche nutzte er gerne. Amoffiziellen<br />

Anreisetag der Mannschaft<br />

hatte der Kommunikationswissenschaftsstudent<br />

noch bis 12 Uhr in<br />

der Uni gesessen und keine sechs<br />

oder mehr Stunden zum Teamhotel<br />

zu fahren. Auch das bekannte Umfeld,<br />

die Nähe zu Familie und Freunden<br />

ist etwas,das ein Spieler genießt.<br />

Dösch hatte sich aber nicht nur<br />

deshalb auf die EM gefreut. Er gab<br />

sogar zu, dass er fast sogar noch etwas<br />

lieber in der Halle als auf dem<br />

Feld spielt. „Ich genieße am Hallenhockey<br />

das freie Spiel, dass man viel<br />

mit Auge spielen muss und Kreativität<br />

reinbringen kann. Das ist so etwas<br />

wie Freestyle-Hockey“, sagt er.<br />

In der Regel ist es schon so, dass<br />

die richtig guten Feldhockeyspieler<br />

technisch sehr versiertsind und deshalb<br />

auch in der Halle gut zurechtkommen.<br />

„Aber es gibt auch ein paar<br />

Ausnahmen: Spieler, die auf dem<br />

Feld richtig gut sind, aber es in der<br />

Halle nicht so richtig hinbekommen<br />

oder andersrum“, so Dösch. Der 21-<br />

jährige <strong>Berliner</strong> aber bekommt<br />

es sehr gut hin, den<br />

Spaß am Spiel unter dem<br />

Dach sieht man ihm und<br />

seinem Spiel in jeder Sekunde<br />

an. Auf dem Feld<br />

verleiht er der deutschen<br />

Abwehr die benötigte Sicherheit,<br />

setzt aber auch<br />

nach vorne Akzente. Zudem<br />

konnte man Paul<br />

Dösch bei der Heim-EM<br />

als verlängerten Armdes Trainers sehen,<br />

der auf dem aus Duisburg herbeigeschafften<br />

Boden Anweisungen<br />

gibt und die Teamkollegen antreibt.<br />

Eine Pause gönnte sich der <strong>Berliner</strong><br />

aber auch nicht in den Momenten<br />

auf der Bank: Der Kapitän tauschte<br />

sich mit Bundestrainer Valentin Altenburg<br />

und seinen Mitspielern aus<br />

Anführer bei der<br />

EM: Paul Dösch.<br />

oder motivierte die Kollegen auf dem<br />

Feld.<br />

Dass es die junge deutsche<br />

Mannschaft mit drei Siegen in drei<br />

Vorrundenspielen als Gruppenerster<br />

ins Halbfinale gegen Russland<br />

schaffte,dortsouverän das Finale erreichte<br />

und am Sonntag im<br />

Endspiel gegen Österreich<br />

stand, war auch sein Verdienst.<br />

Jeweils einen Treffer<br />

erzielte der Verteidiger<br />

in den dreiVorrunden-Partien,<br />

sogar zwei Tore<br />

DPA/WENDT<br />

machte Paul Dösch beim<br />

deutlichen 6:1-Sieg gegen<br />

Russland. Der Bundestrainer<br />

hatte mit der Beschreibung<br />

seines Kapitäns also<br />

keineswegs übertrieben. Die Tore<br />

konnte jeder Zuschauer in der ausverkauften<br />

Dreifelderhalle im Horst-<br />

Korber-Sportzentrum sehen. Und<br />

wer genau darauf achtete, konnte<br />

auch erkennen, wie Paul Dösch die<br />

richtigen Worte anseine Mitspieler<br />

gefunden hatte. Inden Spielen, die<br />

deutlich gewonnen wurden, aber<br />

auch beim 7:6-Erfolg gegen die Niederlande,<br />

bei dem die deutsche<br />

Mannschaft lange einem Rückstand<br />

hinterherlief, fiel er als Anführer auf.<br />

Istsoeine Europameisterschaft in<br />

der Halle ein Sprungbrett? Kann eine<br />

gute Leistung eine Empfehlung für<br />

das deutsche Feldhockeyteam der<br />

Herren sein? „Wenn man neu dazu<br />

kommt und bei einer Hallen-EM ein<br />

gutes Turnier abliefert, ist man auch<br />

für die Feld-Mannschaft interessant“,<br />

sagt Dösch, „dazu entwickelt<br />

man sich persönlich weiter,esstärkt<br />

das Selbstbewusstsein und fördert<br />

die eigene Leistung auf dem Feld.“<br />

Neue Gesichter fürs A-Team<br />

Paul Dösch steht bereits auf dem<br />

Zettel vonKais al Saadi, dem Trainer<br />

der deutschen A-Feldhockey-Nationalmannschaft.<br />

Im Herbst des vergangenen<br />

Jahres wurde Dösch sogar<br />

zu einem Lehrgang eingeladen.<br />

Auch wenn es für den <strong>Berliner</strong> in diesem<br />

Jahr sicherlich noch nicht zum<br />

Ticket für die Olympischen Spiele<br />

reichen wird, gehört erals Perspektivspieler<br />

zu den deutschen Talenten,<br />

welche in den kommenden Jahrendas<br />

neue Gesicht der A-Nationalmannschaft<br />

werden können.<br />

Dazu muss sich Dösch aber noch<br />

weiterentwickeln. Beim <strong>Berliner</strong> HC<br />

sieht er für sich auf diesem Wegdie<br />

besten Voraussetzungen. Nach zehn<br />

Jahren bei Blau-Weiß kehrte er im<br />

Sommer des vergangenen Jahres zu<br />

dem Verein zurück, wo er das Hockeyspielen<br />

gelernt hat. Dort spielt<br />

er in der Feldsaison neben Olympiasieger<br />

Martin Häner und soll in dessen<br />

Fußstapfen treten. Neben ihm<br />

aber gibt es erst einmal viel zu lernen.<br />

„Auf dem Feld ist das Spiel immer<br />

sehr athletisch, sehr körperbetont“,<br />

sagt Dösch,„es gibt viele Spielzüge<br />

und längereLaufwege,esdominiert<br />

die Taktik.“ Jemand, der den<br />

Freestyle in der Halle mag, muss da<br />

einen Mittelweg finden, damit seine<br />

Qualitäten auch weiterhin zum Tragen<br />

kommen, er sich aber trotzdem<br />

weiterentwickelt. Dann wirdauch er<br />

zukünftig zum Kreis der großen Namen<br />

der Szene gehören.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 17 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Hochprozentig<br />

über alle<br />

Positionen<br />

Die BR Volleys bleiben in<br />

Giesen weiter ungeschlagen<br />

Die Anhänger der Helios Grizzlys<br />

Giesen empfingen die mitgereisten<br />

Fans der BR Volleys vor der<br />

Bundesligapartie am Sonntag in der<br />

ausverkauften Arena in Hildesheim<br />

mit etwas Leckerem: mit <strong>Berliner</strong>n –<br />

oder wie der <strong>Berliner</strong> sagt, mit<br />

Pfannkuchen. Nun, Grizzlys sind<br />

zwar Allesfresser, und der Plan der<br />

Volleyballer war es, dem in der Liga<br />

unbesiegten deutschen Meister aus<br />

Berlin die Zähne zu zeigen, aber die<br />

Spieler um Kapitän Moritz Reichert<br />

ließen sich nicht beeindrucken.<br />

Auch wenn sie ohne ihren Cheftrainer<br />

Cedric Enard anreisen mussten,<br />

der krank zu Hause geblieben war.<br />

Dirigiert von Assistenzcoach Lucio<br />

Oro bleiben die BR Volleys auch<br />

nach dem 3:0 (25:16, 25:23, 25:16) im<br />

14. Bundesligaspiel ungeschlagen.<br />

Dabei knüpften sie an ihren starken<br />

Endspurtgegen die Netzhoppers aus<br />

dem Donnerstagsspiel, bei dem sie<br />

aus einem 0:2-Rückstand einen 3:2-<br />

Sieg gedreht hatten, an und zeigten<br />

sich in allen Elementen druckvoll.<br />

Im zweiten Satz hatten die BRVolleys<br />

vor 2 311 Zuschauern leichte<br />

Probleme,erholten sich aber und gewannen<br />

den Schlussdurchgang. Aus<br />

einer guten Teamleistung stachen<br />

Angreifer Kyle Ensing (17 Punkte)<br />

und Zuspieler Sergej Grankin heraus,<br />

der zum siebten Mal indieser<br />

Saison als wertvollster Spieler ausgewählt<br />

wurde. „Im zweiten Satz hat<br />

unsere Annahme etwas geschwächelt,<br />

dadurch haben wir es uns<br />

schwer gemacht. Aber die gesamte<br />

Mannschaft hat sich gesteigert und<br />

besonders Kyle Ensing war stark.<br />

Sergej hat alle Möglichkeiten ausgeschöpft<br />

und wir haben über alle Positionen<br />

hochprozentig gepunktet“,<br />

sagte Trainer Lucio Oro. Reichert<br />

fügte an: „Die Tendenz ist aufsteigend<br />

und wir wollen nun gegen die<br />

Alpenvolleys zuhause nachlegen.“<br />

Die sind am Donnerstag (19 Uhr) in<br />

der Schmelinghalle zu Gast. (kah.)<br />

Zurück<br />

auf<br />

Rang vier<br />

Die Eisbären bringen ihren<br />

Vorsprung über die Zeit<br />

D<br />

ie Eisbären haben sich den vierten<br />

Platz in der Deutschen Eishockey<br />

Liga (DEL) zurückerkämpft.<br />

Am Sonntag siegten die <strong>Berliner</strong> bei<br />

den Schwenninger Wild Wings mit<br />

5:3 (3:2, 1:1, 1:0) und zogen in der Tabelle<br />

wieder an Ingolstadt vorbei. Leonhard<br />

Pföderl erzielte zwei Tore,<br />

außerdem trafen Pierre-Cédric Labrie,<br />

Lukas Reichel und Landon Ferraro<br />

für die Eisbären. „Wichtig war,<br />

dass wir nicht schon wieder einen<br />

Vorsprung aus der Hand gegeben<br />

haben“, sagte Marcel Noebels, der<br />

Berlins erste vier Tore vorbereitete.<br />

Vor3922 Zuschauern hatten die<br />

Gastgeber anfangs mehr vom Spiel,<br />

die <strong>Berliner</strong> waren aber effizient:<br />

Zwei Konter nutzten sie zu Treffern<br />

vonPföderl und Labrie.Mit Zeitstrafen<br />

und Abwehrfehlern brachten sie<br />

die Schwarzwälder allerdings zurück<br />

ins Spiel. Durch einen Doppelpack<br />

von Alexander Weiß glichen die<br />

Hausherren aus.Vor der ersten Pause<br />

sorgte Reichel mit einem Powerplaytor<br />

für die erneute Führung. Die<strong>Berliner</strong><br />

starteten druckvoll ins zweite<br />

Drittel, mussten aber in Unterzahl<br />

den Ausgleich durch Matthew Carey<br />

hinnehmen. Weil Pföderl mit seinem<br />

zweiten Treffer antwortete,ging Berlin<br />

mit einem Vorsprung in den<br />

Schlussabschnitt. Dort stellte Ferraro<br />

mit einem Treffer ins leere Tor<br />

den Auswärtssieg sicher. (dpa)<br />

Geschenke in der Schlussphase<br />

Nach verpasstem Halbfinale müssen Deutschlands Handballer ihre Formschwankungen erklären<br />

VonCarolin Paul, Wien<br />

Jannik Kohlbacher stand vornübergebeugt,<br />

die Hände auf<br />

die Knie gestützt, den Blick<br />

starr auf das Spielfeld gerichtet.<br />

Lange verweilte der Mannheimer<br />

Kreisläufer in dieser Stellung. Momente<br />

zuvor hatte sich die deutsche<br />

Handball-Nationalmannschaft in<br />

der zweiten Hauptrunden-Partie der<br />

Europameisterschaft Kroatien mit<br />

24:25 Toren geschlagen geben müssen<br />

und die Chance auf die Teilnahme<br />

am Halbfinale vertan. Der<br />

Frust war den Spielern anzusehen,<br />

allen voran Kohlbacher, der mit seinem<br />

letzten Wurf einen Ausgleich<br />

hätte erzielen können. Nach einem<br />

Pass von Julius Kühn scheiterte der<br />

24-Jährige allerdings frei vordem Tor<br />

an Schlussmann MarinSego.<br />

Es war nicht die einzige Möglichkeit,<br />

die die Handballer vonBundestrainer<br />

Christian Prokop leichtfertig<br />

hergaben. In den letzten 15 Minuten<br />

standen sieben Fehlwürfe und vier<br />

technische Fehler zu Buche, und es<br />

stellt sich die Frage, wie die Mannschaft<br />

nach einer zuvor überzeugenden<br />

Leistung den Sieg noch verschenken<br />

konnte.<br />

Fehlende Führungsspieler<br />

Die DHB-Auswahl war hellwach in<br />

die Begegnung gestartet. Eine kompakte<br />

Defensivleistung, gutes Tempospiel<br />

und eine breite Spielanlage<br />

ließen die holprige Vorrunde fast in<br />

Vergessenheit geraten. In Wien<br />

schien ein gänzlich anderes Team<br />

auf dem Feld zu stehen. „Das war ein<br />

Kampf mit viel Emotionen und Leidenschaft“,<br />

sagte Kohlbacher, „da<br />

hat man das Feuer in den Augen gesehen.<br />

Wirhatten die Kroaten schon<br />

am Rande eine Niederlage, aber<br />

auch das hilft uns am Ende nicht.“<br />

Die Begründung für das vorzeitige<br />

Aus war für Kohlbacher schnell gefunden:<br />

„Wir verwerfen in der<br />

Schlussphase zu viele Bälle.“<br />

DieAngriffsleistung war während<br />

des gesamten Turniers ein Problem<br />

der Mannschaft. Zu oft lag die Wurfeffizienz<br />

unter der gewünschten<br />

Quote,zuoft gab es kritische Phasen,<br />

die von Hektik und Nervosität geprägt<br />

waren und die Fehlerzahl nach<br />

oben trieben. Voneinem Führungsspieler,der<br />

in solchen Momenten die<br />

Verantwortung übernimmt und mit<br />

kühlem Kopf Entscheidungen trifft,<br />

war nicht viel zu sehen. Wie schon<br />

bei der Heim-WM 2019 fehlte es dem<br />

Team an der Cleverness,über 60 Minuten<br />

optimale Leistung abzurufen<br />

Seine Appelle blieben ungehört: Bundestrainer Christian Prokop.<br />

BONGARTS/MARTIN ROSE<br />

„Ich sehe im Moment überhaupt keinen<br />

Bedarf, darüber zu sprechen<br />

und ich gehe nicht davon aus, dass es nach<br />

dem Turnier dazu kommt.“<br />

Bob Hanning versucht als DHB-Vizepräsident, die aufkommende<br />

Trainerdiskussion im Keim zu ersticken.<br />

Stock im Gesicht<br />

und das Geschehen durchweg zu dominieren.<br />

Die letzten Spielsequenzen in<br />

Unterzahl gestalten zu müssen, half<br />

gegen Kroatien ebenso wenig. HendrikPekeler<br />

hatte kurzvor Schluss die<br />

letzte vonacht deutschen Zeitstrafen<br />

hinnehmen müssen. Ein zu hoher<br />

Wert,der sich auf die Defensivarbeit<br />

auswirkte.Obwohl die Abwehr lange<br />

Zeit überzeugen konnte, fehlte auf<br />

diesem Gebiet in der zweiten Halbzeit<br />

ebenso die letzte Konsequenz,<br />

um das gegnerische Angriffsspiel<br />

ausschlaggebend zu stören.<br />

Prokops Einwand, die sieben verletzten<br />

Spieler zu bedenken, war berechtigt.<br />

Dennoch erklärte dies<br />

nicht, wie erfahrene Bundesliga-AkteureKroatien<br />

durch einfache Fehler<br />

wieder zurück in das Spiel bringen<br />

konnten. Es erklärtnicht, warum die<br />

beiden Auszeiten der Deutschen in<br />

der 47. und 60. Minute ohne Auswirkung<br />

blieben und warum es dem<br />

Bundestrainer nicht gelang, seiner<br />

Sieben eine Hilfestellung mit auf den<br />

Wegzugeben, um zwei Punkte mitzunehmen.<br />

Diskussionen um Prokop<br />

Der 41-Jährige wird sich dahingehend<br />

in den nächsten Tage Fragen<br />

stellen müssen. Auch was seine Position<br />

betrifft. Eine Trainer-Debatte in<br />

der Öffentlichkeit vermeidet der<br />

Deutsche Handball-Bund (DHB).<br />

„Ich sehe im Moment überhaupt keinen<br />

Bedarf, darüber zu sprechen,<br />

und ich gehe nicht davon aus, dass<br />

es nach dem Turnier dazu kommt“,<br />

sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning<br />

über seinen Protegé. Inoffiziell<br />

ist die Personalie Prokop ein Thema.<br />

Dessen schwerste Aufgabe wird<br />

es sein, die Mannschaft aufzubauen<br />

und für die zwei verbleibenden<br />

Spiele zu motivieren. „Die EM ist für<br />

uns noch nicht vorbei“, sagte Prokop.Obwohl<br />

Deutschland das Halbfinale<br />

nur noch durch sehr unwahrscheinliche<br />

Schützenhilfe erreichen<br />

kann –Spanien müsste mit acht Toren<br />

Weißrussland unterliegen und<br />

gegen Kroatien verlieren –, will sich<br />

die DHB-Auswahl mit einem guten<br />

Gefühl verabschieden. Bevor am<br />

Mittwoch die Hauptrunde gegen<br />

Tschechien endet, lädt am Montag<br />

Gastgeber Österreich zum Duell<br />

(beide 20.30 Uhr). Mit zwei weiteren<br />

Siegen wäre Platz fünf möglich. Für<br />

Jannik Kohlbacher das neue ausgesprochene<br />

Ziel: „Wer uns kennt, wer<br />

Deutschland kennt, weiß, dass wir<br />

bis zum Ende durchziehen. Dassind<br />

wir allein den Fans schon schuldig.“<br />

Während gute Leistungen bei den Biathletinnen rar sind, spitzt sich bei den Männern der Konkurrenzkampf vor der WM zu<br />

Nach einem verrückten Rennen<br />

mit Stockbruch und einer dicken<br />

Schramme über dem Auge war<br />

Benedikt Doll„glücklich und betrübt<br />

zugleich“. Denn trotz nur eines<br />

Schießfehlers reichte es am Sonntag<br />

als Fünfter knapp nicht für das Podest.<br />

„Ich fühle mich auf der Ruhpolding-Runde<br />

nicht so wohl. Darum<br />

war es schon nach dem Schießen<br />

klar, dass es schwierig wird, die<br />

Runde zu gewinnen“, sagte Doll, der<br />

im Schlussspurt umRang drei nicht<br />

mithalten konnte.ImKampf um das<br />

Podest war zudem der Stock des Norwegers<br />

Vetle Sjaastad Christiansen<br />

ausVersehen im Gesicht vonDoll gelandet.<br />

„Im Gefecht gibt es ein paar<br />

Schäden“, sagte der Sprint-Dritte<br />

ohne Vorwurf.<br />

Weltcup-Spitzenreiter Martin<br />

Fourcade gewann das Jagdrennen<br />

vor seinem Teamkollegen Quentin<br />

Fillon Maillet und Christiansen. Im<br />

Hexenkessel der Chiemgau Arena<br />

wurde Doll vonden 22 000 Zuschauern<br />

trotzdem gefeiert, genau wie<br />

Fourcade.Der elfmalige Weltmeister<br />

schoss in allen drei Ruhpolding-Rennen<br />

keinen einzigen Fehler und<br />

Voller Einsatz bei der Verfolgung: Benedikt Doll (l.) und Johannes Kühn.<br />

führte Frankreichs Staffel am Sonnabend<br />

zum Sieg. Dasdeutsche Quartett<br />

wurde Fünfter, weil es am<br />

Schießstand nicht rund gelaufen<br />

war.Inder Verfolgung wurde Philipp<br />

Nawrath Zwölfter, Olympiasieger<br />

Arnd Peiffer 14. Bundestrainer Mark<br />

Kirchner verspricht:„Wir werden mit<br />

einer schlagkräftigen Mannschaft<br />

zurWM fahren.“ Nicht dabei ist allerdings<br />

Simon Schempp.<br />

DPA/SVEN HOPPE<br />

25 Tage vordem WM-StartinAntholz<br />

war bei den Frauen einmal<br />

mehr Denise Herrmann beste Deutsche.Die<br />

31-Jährige verbesserte sich<br />

beim sechsten Saisonsieg von Tiril<br />

Eckhoff im elften Rennen um 13 Positionen<br />

und wurde nach drei Fehlern<br />

noch Verfolgungssechste. „Ich<br />

hoffe,dass wir ihr bei derWM am Tag<br />

XParoli bieten können“, sagte die<br />

Verfolgungsweltmeisterin über die<br />

Norwegerin Eckhoff. „Es geht prinzipiell<br />

in die richtige Richtung“, befand<br />

Frauen-Trainer Florian Steirer.<br />

Aufsteigende Form nach ihrer<br />

Krankheit zeigte auch Franziska<br />

Preuß auf Rang zwölf, Karolin<br />

Horchler wurde 17 und war nah dran<br />

an der halben WM-Norm.<br />

Eine Top-Platzierung vergab dagegen<br />

Vanessa Hinz. Genau wie zuvor<br />

inder Staffel patzte die Sprint-<br />

Achte und fiel nach vier Strafrunden<br />

auf Rang 21 zurückfiel. „So wie es<br />

ausgeschaut hat, ist es ein mentales<br />

Problem“, sagte Steirer.Hinz, die neben<br />

Herrmann und Preuß die WM-<br />

Norm hat, befand: „Ich lass mir nicht<br />

einreden, dass ich es nicht kann.“<br />

Während die Suche nach weiteren<br />

WM-tauglichen Skijägerinnen<br />

beim nächsten Weltcup in Pokljuka<br />

weitergeht, ist der Konkurrenzkampf<br />

bei den Männern hart. Peiffer, Doll,<br />

Kühn, Rees und nun auch Nawrath<br />

haben die Norm erfüllt. Erik Lesser<br />

könnte kommende Woche in Pokljuka<br />

noch eine Chance bekommen,<br />

für den formschwachen Schempp<br />

kommt dagegen wie im Vorjahr das<br />

Aus. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

FC Liverpool setzt sich in<br />

Premier League weiter ab<br />

FUSSBALL. DerFCLiverpool hat einen<br />

weiteren Schritt auf dem Weg<br />

zur ersten Meisterschaft seit 30 Jahrengemacht.<br />

Dasindieser Saison<br />

ungeschlagene Team vonTrainer<br />

Jürgen Klopp besiegte am Sonntag<br />

Manchester United mit 2:0 (1:0). In<br />

der Premier-League-Tabelle steht<br />

Liverpool mit 16 Punkten Vorsprung<br />

vorMeister Manchester City auf<br />

Platz eins.„Eingroßartiges Gefühl“,<br />

schwärmte Klopp.Der Tabellenzweite<br />

City kam am Sonnabend gegen<br />

Crystal Palace nur zu einem 2:2.<br />

Erneuter Doppelsieg<br />

für Friedrich<br />

BOB. Francesco Friedrich, 29, hat im<br />

Weltcup erneut das Double geschafft.<br />

Eine Woche nach seinem<br />

Doppelsieg in La Plagne gewann der<br />

Pilot vomBSC Sachsen Oberbärenburgauch<br />

in Innsbruck-Igls beide<br />

Rennen. Mitseiner Crew setzte er<br />

sich im Vierer am Sonntag mit 0,33<br />

Sekunden Vorsprung vorJohannes<br />

Lochner (BS Solitude Stuttgart)<br />

durch. Dendeutschen Dreifacherfolg<br />

verhinderte US-Pilot Hunter<br />

Church als Dritter.Bei den Frauen<br />

meldete sich am Sonnabend Olympiasiegerin<br />

Mariama Jamanka aus<br />

Berlin mit ihrem ersten Saisonsieg<br />

zurück.<br />

Geiger verteidigt das Gelbe<br />

Trikot in Titisee-Neustadt<br />

SKISPRINGEN. Karl Geiger hat das<br />

Gelbe Trikot beim Heim-Weltcup in<br />

Titisee-Neustadt verteidigt. DemAllgäuer<br />

(137,5 und 134 Meter) reichte<br />

am Sonntag vor7000 Zuschauern<br />

ein fünfter Rang, um den Spitzenplatz<br />

vordem Österreicher Stefan<br />

Kraft auf 83 Punkte auzubauen. Tagessieger<br />

wurde der Pole Dawid Kubacki<br />

(143,5 und 133,5 m).<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

DEL, 39. Spieltag<br />

Adler Mannheim−Augsburger Panther 4:0<br />

Grizzlys Wolfsburg −Pinguins Bremerhaven 2:1<br />

Schwenninger Wild Wings −Eisbären Berlin 3:5<br />

ERC Ingolstadt −Krefeld Pinguine 1:4<br />

Düsseldorfer EG−Straubing Tigers 3:2<br />

Thomas Sabo Ice Tigers −Kölner Haie 6:3<br />

EHC Red Bull München−Iserlohn Roosters 7:5<br />

1EHC Red Bull München 39 141: 94 87<br />

2 Adler Mannheim 39 138: 94 81<br />

3 Straubing Tigers 39 134: 96 76<br />

4 Eisbären Berlin 38 124:112 66<br />

5 ERC Ingolstadt 39 127:118 63<br />

6 Pinguins Bremerhaven 39 116:112 63<br />

7 Düsseldorfer EG 38 96: 90 59<br />

8 Kölner Haie 38 92:112 52<br />

9 Grizzlys Wolfsburg 39 109:117 51<br />

10 Thomas Sabo Ice Tigers 38 105:122 51<br />

11 Augsburger Panther 38 102:115 49<br />

12 Krefeld Pinguine 39 103:132 39<br />

13 Iserlohn Roosters 39 86:120 39<br />

14 Schwenningen 38 89:128 34<br />

Handball<br />

Europameisterschaft, Hauptrunde<br />

Gruppe I<br />

Weißrussland -Tschechien 28:25 (13:11)<br />

Spanien -Österreich 30:26 (17:16)<br />

Kroatien -Deutschland 25:24 (11:14)<br />

1. Spanien 3 94:77 6<br />

2. Kroatien 3 83:70 6<br />

3. Deutschland 3 81:81 2<br />

4. Österreich 3 81:86 2<br />

5. Weißrussland 3 74:87 2<br />

6. Tschechien 3 79:91 0<br />

Gruppe II<br />

Portugal -Island 25:28 (12:14)<br />

Slowenien -Ungarn 28:29 (16:13)<br />

Norwegen -Schweden 23:20 (12: 8)<br />

1. Norwegen 3 93:77 6<br />

2. Slowenien 3 79:75 4<br />

3. Ungarn 3 82:82 4<br />

4. Portugal 3 88:87 2<br />

5. Island 3 73:79 2<br />

6. Schweden 3 64:79 0


18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

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Sport<br />

Allerlei<br />

bedenkliche<br />

Ausrutscher<br />

Deutsche Rodler haben<br />

Vormachtstellung eingebüßt<br />

Norbert Loch analysierte den erneuten<br />

Absturz der deutschen<br />

Rodler mit besorgter Miene.VierWochen<br />

vor der WM hat die Männer-<br />

Mannschaft um seinen Sohn Felix<br />

Loch bei den Europameisterschaften<br />

in Lillehammer ein Debakel erlebt<br />

–schlimmer noch: Der Bundestrainer<br />

erkennt einen Trend. „Es<br />

müssen endlich wieder beständige<br />

Leistungen her“, sagte NorbertLoch:<br />

„Daran hapertes, nicht nur bei Felix,<br />

sondern imgesamten Team. Wir sehen<br />

kaum mal zwei gute Läufe, wir<br />

müssen an der Konstanz arbeiten.<br />

Denn bei der Weltmeisterschaft wird<br />

es noch härter zur Sache gehen.“<br />

Und die deutschen Männer sind<br />

eindeutig nicht in WM-Form. Johannes<br />

Ludwig (Oberhof)war am Sonntag<br />

in Lillehammer als Achter noch<br />

bester Deutscher, Rekordweltmeister<br />

Loch (Berchtesgaden) landete<br />

nur auf dem indiskutablen 14. Rang.<br />

DerItaliener Dominik Fischnaller sicherte<br />

sich seinen ersten EM-Titel<br />

vor den Russen Semen Pawlitschenko<br />

und Roman Repilow.<br />

Probleme mit dem Setup<br />

Für Loch war das Rennen schon<br />

nach einem völlig verpatzten ersten<br />

Lauf verloren, der seinen Vater und<br />

Trainer zu dem Vortrag über fehlende<br />

Konstanz animierte.„Ichhatte<br />

diesen Riesenfehler drin, und mit so<br />

einem hat man keine Chance mehr“,<br />

sagte Felix Loch: „Vielleicht habe ich<br />

auch beim Schlitten-Setup nicht alles<br />

richtig gemacht.“ Der zweite<br />

Durchgang hatte für den zweimaligen<br />

Olympiasieger damit nur noch<br />

den Charakter eines „Trainingslaufs“<br />

mit Blick auf die WM, so Loch.<br />

DieTitelkämpfe in Sotschi (14. bis<br />

16. Februar) drohen zur herben Enttäuschung<br />

zu werden. Die deutschen<br />

Männer sind weiterhin ohne<br />

VonFehler zu Fehler:Rekordweltmeister<br />

Felix Loch.<br />

DPA/RIETSCHEL<br />

Sieg in diesem Winter,und die ohnehin<br />

formstarken Russen genießen<br />

bei der WM den Heimvorteil –ohne<br />

einen starken Felix Loch besteht<br />

kaum Hoffnung. Erfolge der deutschen<br />

Männer waren schließlich seit<br />

Jahren fast immer Erfolge des Alleinunterhalters.<br />

Seine Ergebniskrise,<br />

die spätestens mit dem verpassten<br />

Olympia-Podest 2018 begann, kann<br />

das restliche Team nicht auffangen.<br />

Bei den Frauen schultert Vize-<br />

Weltmeisterin Julia Taubitz (Oberwiesenthal)<br />

eine ähnliche Last immerhin<br />

recht eindrucksvoll. Die 23-<br />

Jährige sicherte sich am Sonnabend<br />

EM-Silber hinter Tatjana Iwanowa<br />

und liegt auch in der Weltcup-Gesamtwertung<br />

in Schlagdistanz zur<br />

Russin. Taubitz trägt in diesem Jahr<br />

die Hoffnungen, da Natalie Geisenberger<br />

und Dajana Eitberger (beide<br />

Babypause) fehlen. Tatjana Hüfner<br />

hat ihreKarrierebeendet.<br />

Auch die sonst schier unschlagbaren<br />

Doppelsitzer leisten sich kurz<br />

vor der WM bedenkliche Ausrutscher.<br />

Die Olympiasieger Tobias<br />

Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee)<br />

wurden am Sonnabend<br />

nur Siebte vor den Weltmeistern<br />

Toni Eggert/Sascha Benecken<br />

(Ilsenburg/Suhl). Das russische Duo<br />

Alexander Denisew/Wladislaw Antonowholte<br />

sich den EM-Titel. (sid)<br />

Ein Hauch von Lässigkeit<br />

Bei Angelique Kerber ist vieles neu, auch deshalb will sie sich bei den Australian Open nicht unter Druck setzen<br />

VonDoris Henkel, Melbourne<br />

Ineinem Jahr bekam sie mal einen<br />

Fahrradhelm geschenkt,<br />

wobei sich die Schenkenden<br />

heute nicht mehr so recht<br />

daran erinnernkönnen, was sie sich<br />

dabei dachten. Es gab Torte vom<br />

Turnierdirektor oder Ständchen<br />

vom Publikum nach einem Sieg,<br />

und irgendwie gefiel ihr dieses über<br />

die Jahre lieb gewonnene Ritual.<br />

Diesmal finden die Australian Open<br />

eineWoche später statt als gewohnt,<br />

Angelique Kerbers Geburtstag fand<br />

also schon vorher statt, doch das<br />

hatte auch Vorteile. Das sei schon<br />

ein bisschen entspannter, fand sie,<br />

abends müsse man nicht auf die<br />

Uhr schauen und um 9 im Hotel<br />

sein. Zudem stand früh fest, dass sie<br />

nicht vor Dienstag spielen würde,<br />

und auch das gab der Feier einen<br />

Hauch vonLässigkeit.<br />

Hartnäckige Muskelverletzung<br />

Aber der Termin vonKerbers erstem<br />

Spiel am Dienstag gegen die italienische<br />

Qualifikantin Elisabetta Cocciaretto<br />

ist aus einem anderen<br />

Grund ein Geschenk. In der vergangenen<br />

Woche hatte Deutschlands<br />

beste Spielerin beim Turnier in Adelaide<br />

aufgegeben.<br />

Seit Wochen quält sie sich mit einer<br />

hartnäckigen Muskelverletzung<br />

an der Rückseite des linken Oberschenkels<br />

herum, die zwischendurch<br />

Ruhe gibt, dann aber wieder<br />

auftaucht. Das gleiche war ihr<br />

schon bei einem Auftritt zur Jahreswende<br />

auf Hawaii passiert. „Das ist<br />

nicht die Vorbereitung, die ich gern<br />

gehabt hätte“, sagt sie zur Situation,<br />

„aber es ist, wie es ist. Jetzt muss ich<br />

damit klarkommen. Du kannst die<br />

beste Vorbereitung haben und die<br />

erste Runde verlieren und keine<br />

gute haben und gewinnen.“ Zumindest<br />

kenne sie sich mit der Verletzung<br />

inzwischen ebenso aus wie der<br />

Rest des Teams, und jeder wisse,<br />

was zu tun sei.<br />

Nun ist es ja so, dass hinter dem<br />

ersten großen Turnier des Jahres<br />

immer Fragezeichen stehen. Das<br />

geht selbst einem wie Roger Federer<br />

so,der im Gegensatz zu den meisten<br />

Konkurrenten ohne Vorlauf eines<br />

einzigen Spiels am ersten Tagstartete<br />

und vorher sagte, auch aus diesem<br />

Grund seien seine Erwartungen<br />

diesmal eher klein.<br />

Angelique Kerber war in der Vergangenheit<br />

vorihrem ersten Auftritt<br />

oft extrem angespannt, und manchmal<br />

wurde sie diese Anspannung<br />

Will mit einem neuen Trainer zu alter Stärke finden: Angelique Kerber.<br />

DIE AUSTRALIAN OPEN UND DAS BUSCHFEUER<br />

Informiert: Roger Federer macht sich keine<br />

großen Sorgen über mögliche Folgen für die<br />

Australian Open aufgrund der australischen<br />

Buschbrände. „Die Regeln sind klar.Ich habe<br />

das Gefühl, dass ich genügend Informationen<br />

habe und dass ich nicht ein zu großes Risikoeingehen<br />

würde, wenn ich spiele“, sagte<br />

der 38 Jahre alte Schweizer.<br />

GETTY IMAGES/POCKETT<br />

Reagiert: Nach Kritik hatte Turnierdirektor<br />

Craig Tileyeinen Maßnahmenkatalog vorgelegt<br />

und bekannt gegeben, dass Messungen<br />

direkt auf der Anlagedurchgeführtwerden.<br />

Sollten bestimmte Richtwerte überschritten<br />

werden, werden die Partien unterbrochen<br />

oder unter dem geschlossenen Dach fortgeführt.<br />

VomHoppala aufs Podium<br />

während des ganzen Turniers nicht<br />

mehr los.Kann es also sein, dass die<br />

Verletzungsgeschichte ihre Erwartungen<br />

diesmal ein wenig reduziert?<br />

Ihre Antwort beginnt mit einem<br />

Wort, gefolgt von einer langen<br />

Pause: „Also …jein. Ich werde mir<br />

hier nicht die große Erwartung auf<br />

die Schultern laden. Ich habe ein<br />

neues Team, da möchte ich mir<br />

auch ein bisschen Zeit lassen und<br />

vonRunde zu Runde schauen. Es ist<br />

ja auch ein besonderes Turnier für<br />

mich.“<br />

Das kann man so sagen. Seit<br />

zwölf Jahren spielt sie in Melbourne,<br />

mit dem Triumph 2016 begann ihr<br />

bestes Jahr mit einem weiteren<br />

Grand Slam Titel, der olympischen<br />

Silbermedaille und dem Sprung an<br />

die Spitze der Weltrangliste. Nach<br />

mittelprächtigen Monaten 2019, in<br />

denen sie zwar Finals in Indian<br />

Wells und Eastbourne erreichte,<br />

aber keinen Titel gewann, geht Angelique<br />

Kerber nun dieses Mal mit<br />

einer Position auf der Setzliste ins<br />

Rennen (18), mit der ihr relativ früh<br />

im Turnier starke Gegnerinnen begegnen<br />

könnten. Aber das war vor<br />

zwei Jahren auch nicht anders, als<br />

sie an Position 21 gesetzt war und<br />

bis ins dramatischen Halbfinale mit<br />

Simona Halep kam.<br />

Graffiti als Geschenk<br />

Vieles ist bekannt und vertraut,<br />

wenn man so oft an einen Ort zurückkehrt,<br />

und diese Vertrautheit<br />

tut gut. Aber manches ist auch anders.<br />

Vor einem Jahr saß Rainer<br />

Schüttler auf dem Trainerstuhl,<br />

doch die Zusammenarbeit endete<br />

sieben Monate später. Schüttler ist<br />

inzwischen für das deutsche Fed<br />

CupTeam verantwortlich, den Trainerjob<br />

bei Kerber übernahm vor<br />

knapp zwei Monaten Dieter Kindlmann,<br />

ein ehemaliger Tennisprofi<br />

wie der Vorgänger.<br />

Die ersten Wochen der gemeinsamen<br />

Arbeit seien gut gelaufen,<br />

findet sie, aber vieles sei natürlich<br />

noch neu. Als sie all das erzählt, hört<br />

es sich so an, als sehe sie der näheren<br />

Zukunft vergleichsweise entspannt<br />

entgegen. Kann das wirklich<br />

sein? Manwirdsehen.<br />

Undwas die Geschenke betrifft –<br />

da gab es diesmal statt Helm oder<br />

Torte einen plakativen Glückwunsch<br />

als Graffiti auf eine Wand<br />

gesprüht. „Happy Birthday, Angie.<br />

Love, Melbourne“ stand da in großen<br />

Buchstaben. An diesem Anfang<br />

gab es nichts auszusetzen, der Rest<br />

wirdsich zeigen.<br />

Thomas Dreßen wird bei der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen Dritter und weckt Hoffnungen für die Rennen in Kitzbühel<br />

Thomas Dreßen saß hoch über<br />

der majestätischen Berglandschaft<br />

von Wengen mit einem Lächeln<br />

im Helikopter, der die Besten<br />

der traditionsreichen Lauberhorn-<br />

Abfahrt zur Siegerehrung ins „Weltcupdörfli“<br />

bringt. Dass er bei diesem<br />

Klassiker als erster Deutscher seit<br />

Markus Wasmeier vor28Jahren aufs<br />

„Stockerl“ rasen würde, „hätte ich<br />

nicht gedacht“, sagte der beste deutsche<br />

Skirennläufer,„ein Podium am<br />

Lauberhornist ein Traum, das wollte<br />

ich immer mal schaffen. Wassoll ich<br />

sagen außer geil?“<br />

Ja,was? Vielleicht:„Ich bin extrem<br />

happy.“ Nach seinem dritten Platz<br />

am Sonnabend ist der 26-Jährige aus<br />

Mittenwald erst der zweite Deutsche<br />

nach Wasmeier auf dem Wengener<br />

Abfahrts-Podium: Der Doppel-<br />

Olympiasieger hatte 1987 im Schatten<br />

der Bergriesen Eiger,Mönch und<br />

Jungfrau gewonnen sowie 1989 und<br />

1992 zweite Plätzegeholt.<br />

Nur 0,31 Sekunden fehlten Dreßen<br />

auf der nach Schneefall um<br />

mehr als einen Kilometer verkürzten<br />

Strecke auf den von Tausenden skiverrückten<br />

Landsleuten umjubelten<br />

„Extrem happy“: Skirennfahrer Thomas Dreßen.<br />

Sieger Beat Feuz. Dabei war es nach<br />

Rang fünf 2018 erst seine zweite Spezial-Abfahrt<br />

im Berner Oberland.<br />

„Das war wieder eine Topleistung<br />

von ihm“, sagte Cheftrainer Christian<br />

Schwaiger.Wieder, weil Dreßen<br />

in seiner Comeback-Saison nach<br />

schwerer Knieverletzung schon die<br />

Abfahrt von Lake Louise gewann<br />

und im Super-G von Gröden Dritter<br />

war. Dennoch kam der Coup auch<br />

DPA/MARCEL BIERI<br />

für Schwaiger „ein bisschen überraschend,<br />

weil doch einige Hoppalas<br />

im Training waren“. Beider Generalprobe<br />

hatte Dreßen das Ziel-S vermasselt.<br />

Als er am Sonnabend bei<br />

der Jagd nach der Ideallinie durch<br />

diese Schlüsselstelle raste,„habe ich<br />

meinen fetten Arsch nach vorne bewegt“,<br />

sagte er scherzhaft. Anders<br />

ausgedrückt: Dreßen schaltete seinen<br />

Kopf ein –und machte mit einer<br />

taktischen Meisterleistung entscheidende<br />

Hundertstelsekunden gut.<br />

Das, sagte Schwaiger, sei typisch<br />

Dreßen. „Er ist in keinster Weise einer,der<br />

sich irgendwo ohne zu überlegen<br />

runterstürzt. Er weiß sehr gut,<br />

wo man schnell fahren muss, umzu<br />

gewinnen.“ Dass es nicht für den<br />

vierten Weltcup-Sieg reichte, lag<br />

daran, dass Dreßen die Minsch-<br />

Kante und die Canadian Corner<br />

„nicht perfekt“ fuhr, wie er meinte:<br />

„Ich hätte die Eier haben müssen,<br />

auf Zug zu fahren“, sagte er und<br />

lachte,„aber das habe ich mir nicht<br />

zugetraut.“<br />

Noch ist der letzte Rest an Draufgängertum<br />

nicht zurück nach dem<br />

Totalschaden im rechten Knie, das<br />

immer mal zwickt. Beider Rückkehr<br />

ins Ski-Mekka Kitzbühel, wo Dreßens<br />

märchenhafter Aufstieg mit<br />

dem Triumph 2018 begonnen hatte,<br />

wartet am Freitag (Super-G) und<br />

Sonnabend (Abfahrt) die nächste<br />

Belastungsprobe. „Kitzbühel wird<br />

geil“, sagte Dreßen mit leuchtenden<br />

Augen, „das ist für uns Abfahrer<br />

heuer das Rennen. Wenn ich ehrlich<br />

bin: immer,egal, was ist.“ (sid)<br />

Mittelmeer<br />

statt<br />

Heimat<br />

Weil Köln nicht will, wechselt<br />

Podolski zu Antalyaspor<br />

Lukas Podolski nippte an dem ihm<br />

gereichten Tee, ließ sich von den<br />

fanatischen Fans mit Sprechchören<br />

feiernund mit dem Vereinsschal von<br />

Antalyaspor ablichten: Der „kölsche<br />

Prinz“ scheint nach dem Abschied<br />

vom japanischen Erstligisten Vissel<br />

Kobe recht schnell ein neues Betätigungsfeld<br />

beim abstiegsbedrohten<br />

türkischen Süper-Lig-Klub gefunden<br />

zu haben. Offiziell bestätigt wurde<br />

der Transfer von Antalyaspor allerdings<br />

noch nicht. Angeblich seien<br />

noch Details zu klären.<br />

Unmittelbar nach dem 3:1 „seines“<br />

1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg,<br />

den der Weltmeister von 2014<br />

in der Loge des RheinEnergie-Stadions<br />

mit Sohn Louis verfolgt hatte,<br />

war er am Sonnabend mit einem Privatflieger<br />

in Richtung Antalya an die<br />

türkische Rivieragejettet. Schon von<br />

2015 bis 2017 hatte der 130-malige<br />

Nationalspieler Türkei-Erfahrung<br />

bei Rekordmeister Galatasaray Istanbul<br />

gesammelt. Damals galt er als<br />

Publikumsliebling beim Renommierklub,und<br />

auch in Antalya wurde<br />

Poldi wie ein Heilsbringer begrüßt.<br />

Podolski soll einen Vertrag bis 30.<br />

Juni 2021 erhalten.<br />

Herausforderung Abstiegskampf<br />

Die Sprechchöre und der überschwängliche<br />

Empfang dürften ihn<br />

überzeugt haben, den richtigen Weg<br />

eingeschlagen zu haben. Denn ein<br />

Zurück zum FC gibt es kurzfristig<br />

wohl nicht. Nach Express-Informationen<br />

wollte Podolski bei den<br />

Rheinländern ineine ähnliche Rolle<br />

wie Claudio Pizarro, 41, bei Werder<br />

Bremen schlüpfen. Podolski<br />

schwebte ein Kontrakt über 18 Monate<br />

beim FC vor, wobei er als<br />

Standby-Profi und Joker zur Verfügung<br />

gestanden hätte. Außerdem<br />

wollte er sich offenbar in neue Berei-<br />

Versucht sein Glück erneut in der Türkei:<br />

Weltmeister Lukas Podolski. DPA/OMORI<br />

che des Klubs einarbeiten, um als<br />

eine Art Vereins-„Botschafter“ zu<br />

wirken.<br />

Erst vorWochenfrist beim Hallenturnier<br />

in Gummersbach hatte sich<br />

Podolski noch ganz gelassen angesichts<br />

seiner sportlichen Zukunft gegeben.<br />

„Ich habe keinen Druck und<br />

keinen Stress. Ich muss nicht unbedingt<br />

nächste Woche irgendwo kicken,<br />

um irgendwen glücklich zu<br />

machen. Wenn irgendetwas passt<br />

oder kommen sollte, dann schlage<br />

ich zu“, hatte der 34-Jährige da noch<br />

erklärt.<br />

Am Sonnabend war er nun Augenzeuge<br />

des vierten Bundesligasieges<br />

der Kölner in Folge.Stolz postete<br />

er ein Video vonder FC-Fankulisse –<br />

wenige Stunden später twitterte er<br />

das Symbol eines Flugzeugs und eines<br />

Skorpions. Niemand wusste zu<br />

diesem Zeitpunkt, dass er sich auf<br />

dem Wegnach Antalya befand –die<br />

Spieler von Antalyaspor werden die<br />

„Skorpione“ genannt.<br />

Allerdings muss Podolski seine<br />

sportlichen Ziele am Mittelmeer zurückschrauben.<br />

Antalyaspor ist derzeit<br />

mit nur drei Saisonsiegen Tabellen-16.<br />

in der 18 Klubs umfassenden<br />

Süper Lig. Das heißt, es ist Abstiegskampf<br />

angesagt –aber Herausforderungen<br />

ist Podolski noch nie aus<br />

dem Weggegangen. (sid)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 19 *<br />

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Sport<br />

SC Freiburg<br />

BUNDESLIGA<br />

Werder Bremen<br />

Den Bundestrainer<br />

verdrängt<br />

Joachim Löw hatte offenbar<br />

gewusst, was er tat, als<br />

er sich am Sonnabend Leipzig<br />

als Ziel eines Stadionbesuchs<br />

zum Rückrundenstart<br />

erwählte, und nicht etwa<br />

Mainz. So blieb es ihm erspart,<br />

der Auslöschung<br />

seines Torrekords<br />

beim SC<br />

Freiburg beizuwohnen.<br />

Seinen<br />

84. Pflichtspieltreffer<br />

für den Klub erzielte<br />

Nils Petersen<br />

beim 2:1-Sieg gegen<br />

Mainz 05 und<br />

übertraf damit die<br />

83 Tore, die Löw<br />

einst vorwiegend in der<br />

Zweiten Bundesliga angehäuft<br />

hatte. Dass ausgerechnet<br />

der als Fußballer nicht<br />

gerade zuWeltruhm gelangte<br />

Bundestrainer bis heute diesen<br />

Rekordhielt, sagt einiges<br />

über den SC Freiburg, wo das<br />

Toreschießen nie zu den absoluten<br />

Prioritäten gehörte,<br />

weshalb sich Petersen auch<br />

lange Zeit vor allem als treffsicherer<br />

Joker einen Namen<br />

machte.„Er wirddas verkraften“,<br />

ist sich der Stürmer in<br />

Bezug auf Löw sicher,„er hat<br />

Erster:Petersen.<br />

IMAGO IMAGES/HARTENFELSER<br />

danach ja noch ein paar andereSachen<br />

erreicht.“<br />

Petersen hatte die Bestmarke<br />

durchaus als Saisonziel<br />

vor Augen, wie er bestätigte,nun<br />

peilt der 31-Jährige<br />

kühn die Hundert-Tore-<br />

Marke an. Vorher<br />

aber sollte gebührend<br />

gefeiert werden,<br />

der Sieg in<br />

Mainz und die damit<br />

einhergehende<br />

angenehme Tabellenposition<br />

sowieso,<br />

aber auch<br />

der Mann des Tages,der<br />

zudem das<br />

1:0 durch den Koreaner<br />

Chang-Hoon Kwon<br />

vorbereitet hatte. Für die<br />

Busfahrt nach Hause kündigte<br />

Petersen an, die Mannschaft<br />

beim Zwischenstopp<br />

mit Autobahnraststättenköstlichkeiten<br />

freizuhalten.<br />

Eine Aussicht, die umso verlockender<br />

wirkte, als Trainer<br />

Christian Streich zwecks<br />

Sportstudio-Auftritt in<br />

Mainz blieb. Abwehrspieler<br />

Dominique Heintz jedenfalls<br />

wagte einen ganz besonders<br />

frivolen Wunsch: „ein alkoholfreies<br />

Bier“. (mali.)<br />

Verein Sp S U N Tore Punkte<br />

1 RB Leipzig 18 12 4 2 51: 21 40<br />

2 München 18 11 3 4 50: 22 36<br />

3 M'gladbach 18 11 2 5 33: 20 35<br />

4 Bor.Dortmund 18 9 6 3 46: 27 33<br />

5 FC Schalke04 18 9 6 3 31: 21 33<br />

6 Leverkusen 18 9 4 5 27: 22 31<br />

7 SC Freiburg 18 8 5 5 29: 24 29<br />

8 Hoffenheim 18 8 3 7 26: 30 27<br />

9 VfL Wolfsburg 18 6 6 6 19: 21 24<br />

10 FC Augsburg 18 6 5 7 31: 36 23<br />

11 Eintr.Frankfurt 18 6 3 9 29: 30 21<br />

12 Union Berlin 18 6 2 10 21: 27 20<br />

13 1. FC Köln 18 6 2 10 22: 33 20<br />

14 Hertha BSC 18 5 4 9 22: 33 19<br />

15 Mainz 05 18 6 0 12 26: 41 18<br />

16 SV Werder Bremen 18 4 5 9 24: 41 17<br />

17 Düsseldorf 18 4 3 11 18: 37 15<br />

18 SC Paderborn 18 3 3 12 21: 40 12<br />

19. Spieltag,24.1. bis 26.1.:<br />

Dortmund -Köln Fr., 20.30<br />

Mönchengladbach -Mainz Sa., 15.30<br />

VfL Wolfsburg -Hertha BSC Sa., 15.30<br />

Frankfurt-RBLeipzig Sa., 15.30<br />

Freiburg -SCPaderborn Sa., 15.30<br />

1. FC Union -FCAugsburg Sa., 15.30<br />

Bayern München -Schalke Sa., 18.30<br />

Bremen -Hoffenheim So, 15.30<br />

Leverkusen -Düsseldorf So., 18.00<br />

Torjäger<br />

20 Tore: Werner (Leipzig), Lewandowski<br />

(Bayern München)<br />

11 Tore: Hennings (Düsseldorf)<br />

10 Tore: Niederlechner (Augsburg), Sancho<br />

(Dortmund)<br />

9Tore: Reus (Dortmund)<br />

8Tore: Andersson (1. FC Union), Petersen<br />

(Freiburg)<br />

Opfer des neuen<br />

Strafgesetzbuches<br />

Es war ein imposantes<br />

Bild, das Werder Bremens<br />

Kapitän abgab, als er<br />

sich in den Schlussminuten<br />

der mit 1:0 gewonnenen Partie<br />

gegen Fortuna Düsseldorf<br />

vor Schiedsrichter Felix<br />

Brych aufbaute. Dicke Zornesadern<br />

anStirn und Hals,<br />

aggressiv geballte Fäuste und<br />

die Körperspannung eines<br />

Bodybuilders. Erhabe doch<br />

gar nichts gemacht, beteuerte<br />

Niklas Moisander später,<br />

sondern nur gesagt: „Schau,<br />

schau, schau.“ Wer einen<br />

solch harmlosen Satz derart<br />

ausdrucksvoll deklamieren<br />

kann, gehört vielleicht auf<br />

die Bühne eines <strong>Berliner</strong> Regietheaters,<br />

aber nicht auf<br />

ein Fußballfeld, dachte sich<br />

Brych und zückte die Gelb-<br />

Rote Karte, da der Bremer in<br />

einer ähnlichen Situation<br />

schon Gelb gesehen hatte.<br />

Mangelnde Kenntnis des<br />

fußballerischen Strafgesetzbuches<br />

war es nicht, die dem<br />

Finnen zur Verhängnis<br />

wurde. „Vielleicht war das<br />

der neuen Regel geschuldet“,<br />

mutmaßte Moisander<br />

kenntnisreich. Neu ist die<br />

Regel zur Bestrafung jener,<br />

die sich bei der kollektiven<br />

Konfliktbewältigung auf dem<br />

Ein Kapitän sieht Rot: Bremens<br />

Niklas Moisander. DPA/THISSEN<br />

Spielfeld hervortun, zwar<br />

nicht, aber sie soll nun konsequenter<br />

angewendet werden.<br />

Mildernde Umstände<br />

machten die Bremer geltend,<br />

weil bei Moisanders Temperamentsausbruch<br />

Keeper Jiri<br />

Pavlenka und Verteidiger Kevin<br />

Vogt verletzt am Boden<br />

lagen. Brych wollte davon<br />

nichts wissen, und Moisander<br />

hatte immerhin einen<br />

Kritikpunkt am Werder-<br />

Team in dieser Saison eindrucksvoll<br />

widerlegt.<br />

Schließlich hatte er schon<br />

vor dem Spiel beteuert: „Wir<br />

sind nicht zu brav.“ (mali.)<br />

Der Griechenland-Effekt<br />

greift. Das 3:1 des 1. FC<br />

Köln über den VfL Wolfsburg<br />

beweist es,jener vierte Erfolg<br />

in Serie, der die Rheinländer<br />

ein Stückchen weiter aus der<br />

Abstiegszone manövriert –<br />

kriechen wie die Griechen<br />

eben, die alten. Diehatten in<br />

der Antike zwar nichts mit<br />

Fußball am Hut, bestimmten<br />

aber ihreAnführer per Los.<br />

So ungefähr muss das ja<br />

in Köln gewesen sein, denn<br />

zur Verpflichtung von Sportchef<br />

Horst Heldt und Trainer<br />

Markus Gisdol im November<br />

dürften kaum Kriterien wie<br />

1. FC Köln<br />

Kriechen wie<br />

die Griechen<br />

Leistung oder Erfolg geführt<br />

haben. Heldt verbrachte mit<br />

Hannover 96 einige Zeit in<br />

der Zweitklassigkeit, Gisdol<br />

nach seinem Aus beim HSV<br />

knapp zwei Jahre als Privatier.<br />

Glück ist halt Glückssache,<br />

doch ein gescheiterter<br />

Manager eher bereit, neue<br />

Strategien zu wagen.<br />

Den Kölnern hilft’s.Bleibt<br />

aber die Gefahr eines neuzeitlichen<br />

Effekts: WerLuxus<br />

im Kader durch übertriebene<br />

Schulden finanziert, für den<br />

heißt es am Ende ebenfalls:<br />

Kriechen wie die Griechen.<br />

Aufdem Zahnfleisch. (cs.)<br />

Wie Hektor (griechische Mythologie): Jonas Hector (1. FC Köln). GETTY<br />

Gregoritsch trifft, Reuter triumphiert<br />

Als ihm sein Berater vom Schalker Interesse erzählte,<br />

glaubte Michael Gregoritsch an einen<br />

Witz. „Als der Anruf kam, hab ich erst mal gelacht“,<br />

berichtete der Österreicher nach dem 2:0<br />

(0:0) gegen Borussia Mönchengladbach. Beim<br />

FC Augsburg war der Österreicher in Ungnade<br />

gefallen, weil er in einem nicht abgestimmten<br />

AP/MEISSNER<br />

Interview seinenWechsel vorantreiben wollte.Er<br />

wurde an die Gelsenkirchener ausgeliehen. Im<br />

ersten Spiel für sein neues Team erzielte Gregoritsch<br />

nun sein erstes Tor. Augsburgs Sportdirektor<br />

Stefan Reuter feiertseinerseits einen bescheidenen<br />

Triumph. Gregoritschs Leihvertrag mit<br />

dem FC Schalke 04 enthält keine Kaufoption.<br />

Eintracht Frankfurt<br />

Mainhattan ist nicht<br />

mehr genug<br />

Mainhattan war Eintracht<br />

Frankfurt nicht<br />

mehr genug, vergangene<br />

Woche eröffnete der Verein<br />

ein Büro im Herzen New<br />

Yorks, unweit des Times<br />

Square. Für die Außenwirkung<br />

passte es gut, dass mit<br />

Timothy Chandler der Sohn<br />

eines US-Soldaten das entscheidende<br />

2:1 in Hoffenheim<br />

erzielte, den Hessen<br />

damit den ersten Sieg seit<br />

dem 5:1 gegen den FC Bayern<br />

am 2. November bescherte.<br />

Sollte sich auch der SC PaderbornGedanken<br />

über eine<br />

bessere Auslandsvermarktung<br />

machen, käme Manhattan<br />

vielleicht noch zu früh.<br />

Paderborn im St. Clair<br />

County im Südwesten des<br />

US-Bundesstaates Illinois<br />

wäre der richtige Ort, um zu<br />

expandieren. Mit43Einwohnern<br />

kommt hier schnell die<br />

familiäre Atmosphäre auf,<br />

die die Ostwestfalen so gerne<br />

für sich beanspruchen. Dass<br />

der Stadtkern von Waterloo<br />

nur rund zwölf Kilometer<br />

entfernt liegt, ist reine Zufälligkeit.<br />

Natürlich sehnt sich auch<br />

mancher Zweitligaklub nach<br />

größerer Aufmerksamkeit im<br />

Ausland. Geradezu naheliegend<br />

wäre es für Greuther<br />

Fürth, sich in Boston niederzulassen,<br />

um mit den NBA-<br />

Basketballern der Celtics<br />

eine Kleeblatt-Syndication<br />

einzugehen. Glasgows Celtic-Fußballer<br />

fallen leider<br />

raus, weil die Schotten auf<br />

das Modell vier- statt dreiblättrig<br />

setzen.<br />

In Hannover träumt man<br />

trotz sportlichen Misserfolgs<br />

seit Jahren groß, zumindest<br />

Klubboss Martin Kind, der zu<br />

gerne die 50+1-Regel kippen<br />

würde. Klar, dass der Fokus<br />

auch auf dem chinesischen<br />

Markt liegt. Changde wäre<br />

auf die 96er zugeschnitten.<br />

Nicht nur, weil hier sechs<br />

Millionen Menschen wohnen.<br />

DieMetropole fühlt sich<br />

fast wie das heimische Niedersachsen<br />

an, das die Städteplaner<br />

als Imitat hier haben<br />

entstehen lassen. (pae.)<br />

ACHTZEHNTER SPIELTAG<br />

2:0(0:0)<br />

SCHALKE–M’GLADBACH<br />

1:2 (0:1)<br />

HOFFENHEIM–FRANKFURT<br />

0:1 (0:0)<br />

DÜSSELDORF–BREMEN<br />

1:4 (0:3)<br />

PADERBORN-LEV’KUSEN<br />

1:2 (0:2)<br />

MAINZ–FREIBURG<br />

3:5 (1:0)<br />

AUGSBURG–DORTMUND<br />

3:1 (2:0)<br />

KÖLN–WOLFSBURG<br />

3:1 (0:1)<br />

LEIPZIG–1. FC UNION<br />

0:4 (0:0)<br />

HERTHA–FC BAYERN<br />

FC Schalke04: M. Schubert-<br />

Kenny, Kabak, Nastasic, Oczipka<br />

-Mascarell -D.Caligiuri,<br />

Serdar (74. Boujellab) -Schöpf<br />

-Raman (69. Kutucu), Gregoritsch<br />

(90. Burgstaller)<br />

Bor.Mönchengladbach: Sommer<br />

-Ginter,Jantschke(85.<br />

Strobl), Wendt -Lainer,Zakaria,<br />

Hofmann -Embolo (72. Stindl) -<br />

P. Herrmann (59. Neuhaus),<br />

Pléa, Thuram<br />

SR: Aytekin -ZS: 62 271<br />

Tore: 1:0 Serdar (48.), 2:0 Gregoritsch<br />

(58.)<br />

Gelbe Karten: Kenny(4), Kabak<br />

(1), Schöpf (2) /Lainer (5),<br />

Thuram (1), Jantschke(4),<br />

Stindl (2)<br />

1899 Hoffenheim: Pentke-<br />

Posch (82. Locadia), Nordtveit,<br />

B. Hübner,Stafylidis -Grillitsch -<br />

Rudy, Geiger (69. Adamjan) -<br />

Bebou (46. Dabbur), Kramaric,<br />

Baumgartner<br />

Eintracht Frankfurt: Trapp -<br />

Touré, Abraham, Hinteregger,<br />

N´Dicka -Sow,Rode -Chandler<br />

(82. da Costa), Gacinovic (85.<br />

Kohr), Kostic -Dost<br />

Schiedsrichter:Stegemann<br />

Zuschauer:29610<br />

Tore: 0:1 Dost (18.), 1:1 Stafylidis<br />

(48.), 1:2 Chandler (62.)<br />

Gelbe Karten: Posch (7), B.<br />

Hübner (2) /Dost (1), Kohr (3)<br />

Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier<br />

-Zimmermann, Ayhan, A.<br />

Hoffmann, Suttner -Bodzek, O.<br />

Fink (79. Ampomah), Morales<br />

(71. Stöger) -Skrzybski, Hennings,<br />

Kownacki (63. Thommy)<br />

Werder Bremen: Pavlenka -Toprak<br />

(71. Veljkovic), Vogt, Moisander<br />

-Bittencourt(80. Goller),<br />

N. Sahin, Friedl, M. Eggestein<br />

-Klaassen, Rashica -Sargent<br />

(86. Osako)<br />

SR: Brych -Zuschauer:46000<br />

Tore: 0:1 Kastenmeier (67./ET)<br />

GK:O.Fink (2), Stöger (1),A. Hoffmann<br />

(3), Bodzek (7) /Sahin (3),<br />

M. Eggestein (3), Friedl (4)<br />

GRK: -/Moisander (90.+6/<br />

Unsportlichkeit)<br />

Paderborn: Zingerle -Dräger,Kilian,<br />

Schonlau, Jans (46. Holtmann)<br />

-Pröger,Vasiliadis, Gjasula<br />

(59. Sabiri), Antwi-Adjei -<br />

Srbeny(66. Mamba), Michel<br />

Leverkusen: Hradecky -Lars<br />

Bender,Tah, Sven Bender,Sinkgraven<br />

(78. Weiser) -Demirbay,<br />

Baumgartlinger -Bellarabi (71.<br />

Alario), Havertz, Diaby-Volland<br />

SR: Daniel Siebert(Berlin)<br />

Tore: 0:1 Volland (11.), 0:2 Volland<br />

(14.), 0:3 Baumgartlinger<br />

(36.), 1:3 Srbeny(51.), 1:4 Havertz(75.)<br />

Zuschauer:14889<br />

Gelbe Karten: Vasiliadis (6),<br />

Gjasula (9), Sabiri (3) -<br />

Havertz(3)<br />

FSV Mainz 05: Zentner -Pierre-<br />

Gabriel (70. Brosinski),<br />

Niakhaté, Hack, Martín -R.<br />

Baku (46. Onisiwo), Kunde Malong<br />

-Öztunali (73. Szalai),<br />

Quaison, Boetius -Mateta<br />

SC Freiburg: Schwolow-Gulde,<br />

R. Koch, Heintz -Schmid, Haberer<br />

(74. Frantz), Abrashi, Günter<br />

-Kwon(75. Grifo) -Höler<br />

(90.+2 Lienhart), Petersen<br />

Schiedsrichter:SvenJablonski<br />

Zuschauer:23138<br />

Tore: 0:1 Kwon (28.), 0:2 Petersen<br />

(41.), 1:2 Mateta (83.)<br />

Gelbe Karten: R. Baku (3), Hack<br />

(2), Kunde Malong (5),<br />

Niakhaté (6) /Haberer (2),<br />

Abrashi (1)<br />

FC Augsburg: Koubek -Lichtsteiner,Gouweleeuw,Jedvaj,<br />

Max -<br />

R. Khedira, Baier (85. Sarenren-<br />

Bazee) -M.Richter,Jensen (74.<br />

Löwen), Vargas -Niederlechner<br />

Borussia Dortmund: Bürki -<br />

Piszczek (56. Haaland), Hummels,<br />

Akanji -Hakimi, Witsel,<br />

Brandt, Guerreiro -Reus (80.<br />

Dahoud) -T.Hazard (72.<br />

Reyna), Sancho<br />

SR: Gräfe -ZS: 30 660<br />

Tore: 1:0 Niederlechner (34.),<br />

2:0 M. Richter (46.), 2:1 Brandt<br />

(49.), 3:1 Niederlechner (55.),<br />

3:2 Haaland (59.), 3:3 Sancho<br />

(61.), 3:4 Haaland (70.), 3:5<br />

Haaland (79.)<br />

Gelbe Karten: -/Reyna (1)<br />

1. FC Köln: T. Horn-Ehizibue,<br />

Bornauw,Czichos, Katterbach -<br />

Skhiri, Hector -Thielmann (73.<br />

Drexler), Uth (78. Risse), Jakobs<br />

-Cordoba (88. Modeste)<br />

VfL Wolfsburg: Casteels -<br />

Mbabu, Tisserand, Brooks,<br />

Roussillon -Guilavogui (86.<br />

Mehmedi) -Schlager,Arnold -<br />

Ginczek (57. Steffen), Brekalo<br />

(77. Victor) -Weghorst<br />

Schiedsrichter:Marco Fritz<br />

Zuschauer:49100<br />

Tore: 1:0 Cordoba (22.), 2:0<br />

Cordoba (45.+2), 3:0 Hector<br />

(62.), 3:1 Steffen (66.)<br />

Gelbe Karten: Thielmann (2),<br />

Hector (6), Jakobs (2) /Brooks<br />

(3), Schlager (2), Weghorst (3)<br />

RB Leipzig: Gulacsi -Mukiele,<br />

Upamecano, Klostermann, Halstenberg<br />

-Laimer,Adams (86.<br />

Ilsanker) -Sabitzer,Nkunku<br />

(79. Haidara) -Schick (68.<br />

Poulsen), Werner<br />

1. FC Union: Gikiewicz -M.<br />

Friedrich, Subotic, Parensen<br />

(82. Polter) -Ryerson, Andrich,<br />

Gentner,C.Lenz -Ingvartsen<br />

(71. Malli) -Bülter,Andersson<br />

(75. Ujah)<br />

Schiedsrichter:Dankert<br />

Zuschauer:42146<br />

Tore: 0:1 Bülter (10.), 1:1 Werner<br />

(51.), 2:1 Sabitzer (57.),<br />

3:1 Werner (83.)<br />

GK: Haidara (1) /Andersson<br />

(2), Ryerson (1), Parensen (3)<br />

Hertha BSC: Jarstein -Klünter,<br />

Boyata, Torunarigha, Plattenhardt<br />

-Ascacibar -Lukebakio<br />

(82. Köpke), Darida (68. M.<br />

Wolf), Grujic, Dilrosun (82. Mittelstädt)<br />

-Selke<br />

Bayern München: Neuer -Pavard,<br />

Boateng,Alaba, Davies<br />

(80. Dajaku) -Goretzka, Thiago<br />

-Müller (87. Gnabry), Philippe<br />

Coutinho (83. Cuisance), Perisic<br />

-Lewandowski<br />

Schiedsrichter:Stieler<br />

Zuschauer:74667 (ausverk.)<br />

Tore: 0:1 Müller (60.), 0:2 Lewandowski<br />

(73./Foulem.), 0:3<br />

Thiago(76.), 0:4 Perisic (84.)<br />

Gelb: Darida (4), Jarstein (1),<br />

Boyata (5) /Pavard (3)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 – S eite 20<br />

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Sport<br />

Waseinen Klub groß macht<br />

Der FC Bayern zeigt Hertha BSC die Grenzen auf, siegt nach anfänglichen Schwierigkeiten 4:0 im <strong>Berliner</strong> Olympiastadion<br />

VonMichael Jahn<br />

Eswar nicht das Fußballfest,<br />

das sich alle erhofft hatten,<br />

doch eher ein ganz normales<br />

Bundesligaspiel, bei<br />

dem a) der Großklub FC Bayern mit<br />

einem 4:0 seiner Favoritenrolle gerecht<br />

wurde und b) dem Gastgeber<br />

und Möchtegern-Großklub Hertha<br />

BSC einmal mehr seine Grenzen aufgezeigt<br />

wurden. Grenzen, die Jürgen<br />

Klinsmann, der Trainer des Hauptstadtklubs,<br />

in Cooperation mit Investor<br />

Lars Windhorst bald überwinden<br />

will. So aber wird das so schnell<br />

nichts mit dem BigCity Club,somuss<br />

in aller Bescheidenheit erst mal der<br />

Klassenerhalt gesichertwerden.<br />

„In der zweiten Hälfte kam die<br />

große Qualität der Bayern zum Tragen<br />

und dann haben die das schon<br />

sehr gut zu Ende gespielt. Aber wir gehen<br />

unseren Wegweiter, haken das<br />

Spiel im besten Fall schnell ab“, sagte<br />

Hertha-Angreifer Davie Selke. Bayern-Profi<br />

Thomas Müller kam wiederum<br />

zu folgendem Schluss: „Wir<br />

haben die Hertha heute müde gespielt,<br />

haben uns dann vorgenommen,<br />

dass wir doch noch ein bisschen<br />

aufs Tempo drücken. Und dann ist<br />

eben der Knoten geplatzt.“<br />

Spiel auf ein Tor<br />

Wenn es gegen die Bayern geht, stellt<br />

sich für jeden Trainer in der Vorbereitung<br />

auf die Partie eine doch ziemlich<br />

schlichte Grundsatzfrage: Wollen wir<br />

sie kommen lassen und uns erst mal<br />

ihrem Spiel unterwerfen? Oder versuchen<br />

wir uns daran, sie selbst unter<br />

Druck zu setzen? Wagen wir also den<br />

offenen Schlagabtausch, auf die Gefahr<br />

hin, dass wir ihnen gleich zu Beginn<br />

die Chance zum Konter eröffnen?<br />

Jürgen Klinsmann, der Cheftrainer<br />

der Blau-Weißen, hatte sich offensichtlich<br />

in Absprache mit seinen<br />

Assistenten für die innere Sicherheit<br />

entschieden. Was bestimmt seiner<br />

grundsätzlichen Spielidee zuwiderläuft,<br />

aber für eine Mannschaft, die in<br />

der unteren Tabellenhälfte steht und<br />

kurzfristig einen Innenverteidigerposten<br />

neu besetzen muss,durchaus<br />

sinnvoll ist. Klinsmann musste ja auf<br />

den über muskuläre Probleme klagenden<br />

Karim Rekik verzichten, sodass<br />

in Abwesenheit des grippekranken<br />

Niklas Stark das Eigengewächs<br />

Jordan Torunarigha an der Seite von<br />

Abwehrchef DedryckBoyata zum Zug<br />

kam.<br />

Die Bayernjubeln über das 4:0 durch Ivan Perisic.<br />

So lässt sich das, was die 74 475<br />

Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion<br />

zunächst zu sehen bekamen,<br />

durchaus als ein Spiel auf ein<br />

Torbezeichnen. Mit vielen Ballkontakten<br />

für die Bayern, aber auch für<br />

Hertha-Keeper Rune Jarstein, der von<br />

Beginn bei einigen Flanken und bei<br />

vielen, vielen Rückpässen doch sehr,<br />

sehr wach sein musste.Dodi Lukebakio<br />

und Javairo Dilrosun, die ja der<br />

Form nach als Außenstürmer aufgeboten<br />

worden waren, wiederum<br />

mussten sich in der ständigen Rückwärtsbewegung<br />

als Hilfsarbeiter verdingen.<br />

Winterzugang Santiago Asca-<br />

„In der zweiten Hälfte kam die<br />

große Qualität der Bayern zum Tragen,<br />

und dann haben die das schon<br />

sehr gut zu Ende gespielt.“<br />

Davie Selke nutzte seine aktive Zuschauerrolle immerhin zu<br />

einer ordentlichen Spielanalyse.<br />

IMAGO IMAGES/MIS<br />

cibar undVladimir Darida versuchten<br />

sich derweil im Zentrum als Spaßbremsen<br />

für Thiago und Coutinho –<br />

und erzielten dabei letztlich die gewünschteWirkung.<br />

Immer zähflüssiger wurde nämlich<br />

das Spiel der Gäste,nachdem Robert<br />

Lewandowski in der 26. Minute<br />

bei der bis dahin besten Möglichkeit<br />

der Bayern zwar aus Nahdistanz den<br />

Ball an Jarstein vorbeigespitzelt, aber<br />

das Tor verfehlt hatte. Andererseits<br />

kam bei der Hertha zumindest ein<br />

bisschen was in Fluss, vor allem<br />

durch Lukebakio und Davie Selke,die<br />

doch mal forsch ins Dribbling gingen,<br />

Fouls zogen und damit ihren Mitspielern<br />

die Gelegenheit zum Nachrücken<br />

gaben.<br />

Voneinem selbstbewussten Auftritt<br />

vor heimischer Kulisse konnte<br />

aber natürlich noch lange nicht die<br />

Rede sein. Auch weil die Hertha-Profis<br />

trotz der kleinen Erfolgserlebnisse<br />

weiter zu zaghaft, zu passiv wirkten,<br />

um die Bayern so richtig zu ärgern.<br />

So fand das Spiel auf ein Torauch<br />

in der zweiten Hälfte eine Fortsetzung,<br />

mit dem feinen, aber spielentscheidenden<br />

Unterschied, dass die<br />

Bayern nach einer Handvoll vergebener<br />

Chancen doch noch zu fünf regulären<br />

Torenkamen. Daserste erzielte<br />

Thomas Müller nach einer Stunde<br />

aus sechs Metern, nachdem Ivan Perisic<br />

uneigennützig auf den ehemaligen<br />

deutschen Nationalspieler abgelegt<br />

hatte.Über das zweite durfte RobertLewandowski<br />

drei Minuten später<br />

jubeln, wurde allerdings zur<br />

allgemeinen Verwunderung von<br />

Schiedsrichter Tobias Stieler zurückgepfiffen<br />

wurde. Der Pole soll Rune<br />

Jarstein beim Versuch, eine Flanke<br />

abzufangen, in der Luft behindert<br />

worden sein, meldete jedenfalls der<br />

Videoassistent.Wasfür ein Irrtum.<br />

Thiago verzückt die Bayern-Fans<br />

Zehn Minuten später bekam Lewandowski<br />

doch noch die Chance, um<br />

mit Timo Werner in der Torjägerliste<br />

(20 Treffer) gleichzuziehen, verwandelte<br />

den Strafstoß, den Lukas Klünter<br />

bei einem Eckstoß durch ein Halten<br />

von Leon Goretzka verursacht<br />

hatte.Thiago wiederum verzückte in<br />

der 76. Minute mit seinem prächtigen<br />

Schuss in den Torwinkel die Bayern-<br />

Fans und neutralen Beobachter,während<br />

Müller sich in der 84. Minute bei<br />

Perisic revanchierte.Der Kroate hatte<br />

jedenfalls keine Mühe, um den<br />

Schlusspunkt unter eine letztlich sehr<br />

einseitige Partie zu setzen.<br />

Jürgen Klinsmann hat einen großen<br />

Namen, allerdings gilt es immer<br />

noch zu beweisen, ob er tatsächlich<br />

auch das Zeug zu einem großen<br />

Klubtrainer hat. Kann der 55-Jährige<br />

also einer Mannschaft durch sein<br />

tägliches Coaching eine ganz eigene<br />

Handschrift verleihen, spielt eines<br />

Tages tatsächlich eine von ihm geführte<br />

Mannschaft typischen Jürgen-Klinsmann-Fußball?<br />

Das Spiel<br />

gegen die Münchner konnte auf<br />

diese Frage noch nicht mal im Ansatz<br />

eine Antwort geben, im Gegenteil:<br />

Es schürte Zweifel.<br />

Weihnachtliche Nachwirkungen<br />

Weil die Konkurrenz im Tabellenkeller zuverlässig punktet, erhöht sich nach der 1:3-Niederlage in Leipzig der Druck auf den 1. FC Union<br />

VonMathias Bunkus<br />

Für Fußball-Anhänger, die es mit<br />

Underdogs halten oder die von<br />

Haus aus einem kleinen Klub aus<br />

Köpenick zugeneigt sind, war der<br />

Rückrundenstart wenig erfreulich.<br />

Waszum einen natürlich an der zu<br />

erwartenden Niederlage des 1. FC<br />

Union bei RB Leipzig lag. Auch wenn<br />

die sich mit einem 1:3 (1:0) sehen<br />

ließ. Problematisch daran waren vor<br />

allem die Ergebnisse der Konkurrenz.<br />

Denn die Klubs in den unteren<br />

Tabellengefilden rückten enger zusammen.<br />

Werder Bremen feierte eine Wiederauferstehung<br />

mit dem 1:0 bei<br />

Fortuna Düsseldorf, der 1. FC Köln<br />

den vierten Sieg in Seriebeim 3:1 gegen<br />

den VfL Wolfsburg. Diese Ergebnisse<br />

haben zur Folge,dass die Eisernen<br />

ihren Vorsprung auf Relegations-<br />

und Abstiegsplätzelangsam dahinschmelzen<br />

sehen. Kommendes<br />

Wochenende könnte Union im<br />

schlimmsten Fall auf Platz 16 zurückfallen.<br />

Auf einmal ist Druck im<br />

Kessel. „Nächste Woche gegen Augsburg<br />

ist ein ganz, ganz wichtiges<br />

Spiel für uns. Dass wir in Leipzig<br />

nicht zwingend punkten müssen,<br />

war klar. Aber Augsburg ist ein komplett<br />

anderes Spiel. Das ist für uns<br />

der Maßstab“, blickte Christian<br />

Gentner schon unmittelbar nach<br />

dem Abpfiff voraus.<br />

Dann kann Union zumindest darauf<br />

hoffen, dass Christopher Trimmel<br />

wieder mit von der Partie sein<br />

wird. Der32-Jährige war durch einen<br />

Infekt verhindert. Für seinen Ersatzmann<br />

Julian Ryerson war es eine<br />

höchst undankbare Aufgabe, sich<br />

erstmals seit dem Relegationsrückspiel<br />

gegen Stuttgart am27. Mai in<br />

einem ligarelevanten Spiel behaupten<br />

zu müssen und dabei auf einen<br />

Mann wie Timo Werner zu treffen,<br />

der zwischen internationaler Klasse<br />

und Weltspitze anzusiedeln ist. Der<br />

Nationalspieler machte am Ende<br />

Julian Ryerson tat sich schwer mit der Verteidigung Timo Werners.<br />

auch den Unterschied aus. Weil er<br />

mit einem sensationellen Schuss die<br />

seit der 10. Minute durch Marius<br />

Bülters Führungstreffer keimende<br />

Hoffnung auf einen Coup mit dem<br />

1:1 (51.) schnell dämpfte.<br />

AP/JENS MEYER<br />

Wenig später sorgte dann Marcel<br />

Sabitzer für die Wende (57.), ehe erneut<br />

Werner den Schlusspunkt (83.)<br />

setzte.„Wir haben uns ganz gut verkauft.<br />

Warengriffig. Nicht einfach zu<br />

bespielen. Aber das ist ja schon eine<br />

große Qualität, auf die wir hier getroffen<br />

sind. Ich habe keine stärkeren<br />

Gegner über die Saison hinweg<br />

über gesehen. Auch von der individuellen<br />

Klasse her sind zwei oder<br />

drei Spieler da drin, die herausragend<br />

sind. Das muss man summa<br />

summarum über 90 Minuten anerkennen,<br />

dass das eine Nummer größer<br />

war“, lautete Gentners Fazit.<br />

EinStück weit war die Pleite dennoch<br />

selbstverschuldet. Natürlich<br />

hatte Leipzig mächtig Druck entfacht,<br />

vor allem kurz vor der Pause.<br />

Nur gingen die Eisernen da fahrlässig<br />

um mit ihren Möglichkeiten.<br />

Union hätte also versuchen müssen,<br />

dem stärker werdenden Druck auf<br />

dem Rasen länger standzuhalten.<br />

Wasmisslang.<br />

Zum Unmut von Trainer Urs Fischer.„Die<br />

beiden Gegentore waren<br />

nicht zwingend. Da habe ich andere<br />

Aktionen aus der ersten Hälfte im<br />

Kopf, die waren viel zwingender“,<br />

sagte Unions Chefcoach.<br />

Einbisschen straft Union nun der<br />

Schwächeeinbruch vor der Winterpause,<br />

als in Paderborn und vor allem<br />

in Düsseldorfinletzter Sekunde<br />

eine komfortable Ausgangssituation<br />

verspielt wurde.Ohne diese Pleite im<br />

Rheinland hätte Union jetzt immer<br />

noch vier Zähler Vorsprung auf Rang<br />

16. Acht wären es sogar auf Platz 17.<br />

Nunmehr herrscht Druck, der<br />

nach dem 1:2 im Testspiel am Sonntag<br />

gegen den Schweizer Erstligisten<br />

FC St.Gallen, bei dem KevenSchlotterbeck<br />

nach überstandener Verletzung<br />

sein Comeback gab, nicht kleiner<br />

geworden ist. Wie gehen die Köpenicker<br />

damit um? Für Fischer ist<br />

die Sache klar. „Schau nur auf dich,<br />

schau nicht auf die Resultate,was die<br />

anderen machen. Wenn wir nur das<br />

machen, dann kommt das nicht gut.<br />

Wir müssen unsere Arbeit erledigen<br />

und das heißt, dass wir auch Spiele<br />

gewinnen müssen. Denn 20 Punkte<br />

werden am Ende nicht reichen, egal<br />

wie die anderen spielen.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Der Schriftsteller<br />

Abbas Maroufi über<br />

die LageimIran<br />

Seite22<br />

„Hier wird Leiden geübt an der Kippe zum wirklichen Leiden.“<br />

Ulrich Seidler über Sarah Kanes „Psychose 4.48“ am Deutschen Theater Seite 23<br />

Leben<br />

Der<br />

Geruch<br />

Arno Widmann<br />

denkt über den Moment<br />

des Altwerdens nach.<br />

Indem Film „The Lunchbox“ –erist<br />

in der Mediathek der ARD zu sehen<br />

– des indischen Regisseurs Ritesh<br />

Batra bereitet sich der frühpensionierte<br />

Saajan Fernandes auf ein erstes<br />

Date mit einer deutlich jüngeren Frau<br />

vor. Als er seine Wohnung verlassen<br />

möchte, fällt ihm ein, dass er im Badezimmer<br />

etwas vergessen hat. Er<br />

geht dorthin zurück und erschrickt.<br />

Den Geruch kennt er. Als kleiner<br />

Junge hatte er ihn viel eingeatmet.<br />

Widerstrebend, fast angeekelt. So<br />

hatte es immer gerochen, wenn sein<br />

Großvater geduscht hatte. Der Geruch<br />

nach altem Mann war hartnäckig<br />

und es half wenig, wenn er danach<br />

duschte. Jetzt also war er der<br />

alte Mann geworden, dessen Geruch<br />

nicht aus dem Badezimmer<br />

herauszubekommen war.<br />

Saajan Fernandes geht zu dem<br />

verabredeten Treffpunkt, aber er<br />

traut sich nicht, sich der jungen Frau<br />

zu zeigen oder gar sich ihr zu erklären.<br />

Er setzt sich an einen Nachbartisch<br />

und bebachtet sie. Es ist ein<br />

trauriger, ein melancholischer<br />

Abend für sie und für ihn. Aber er<br />

wird dabei auch seine Macht genießen.<br />

Denn sie wartet auf ihn, ohne zu<br />

wissen, dass er da drüben sitzt und<br />

sie nicht aus den Augen lässt.<br />

Es ist zu spät<br />

Später schreibt er ihr einen Brief und<br />

erklärtihr,dass er da war und sie beobachtete,<br />

dass er gesehen habe,<br />

dass sie jung undschön sei. Siehabe<br />

etwas Besseres verdient als ihn:„Niemand“,<br />

schreibt er ihr, „kauft einen<br />

abgelaufenen Lottoschein“. Er flieht<br />

in den Brief. Es ist eine Flucht vor<br />

dem lockenden Leben. Denn er<br />

weiß: Er wirdscheiterndarin.<br />

Wann wurde er alt? Er kann es<br />

nicht sagen. Nicht einmal sich selbst.<br />

Dass er es ist, hat er selbst ja gerade<br />

erst erfahren. Er war zu sehr beschäftigt,<br />

mit dem, was er tat, um auf sich<br />

zu achten. Erst jetzt, in dem kurzen<br />

Moment, da er das Badezimmer betrat,<br />

stieß er völlig überraschend auf<br />

sich und seinen ihm bis dahin entgangenen<br />

Geruch. Es ist zu spät.<br />

Er ist zu alt, um noch ein anderer<br />

zu werden. Er hat dazu den Mut<br />

nicht mehr.Sie dagegen hat ihn, verläßt<br />

Mumbai und ihren Mann und<br />

geht mit ihrer Tochter nach Bhutan.<br />

Ein Land, von dem sie nicht mehr<br />

weiß, als dass es den Faktor Glücksgefühl<br />

mit aufnimmt in die Berechnung<br />

des Bruttosozialprodukts.Vielleicht<br />

gibt es dortein anderes Leben.<br />

Wahrscheinlich ist es nicht. Aber den<br />

Versuch ist es wert.<br />

Ein trauriger Film? Nicht trauriger,<br />

als das Leben es ist. Es gibt gewaltig<br />

wachsende Geschäftszweige,<br />

die uns davon überzeugen wollen, es<br />

läge an uns,wenn die Kräfte nachließen,<br />

wenn der Lebenswille selbst<br />

sich zurückzöge. Wir müssten uns<br />

nur dagegen wehren, wir sollten Körper<br />

und Geist trainieren, uns in<br />

Schwung halten. Vielleicht haben sie<br />

recht. Aber sie vergessen, uns darüber<br />

aufzuklären, dass wir uns Jahr für Jahr<br />

immer mehr anstrengen müssen für<br />

immer kleinereResultate.<br />

Saajan Fernandes erschrickt, als<br />

er sich das erste Mal sieht, wie er ist.<br />

Vondiesem Schreck muss er sich erst<br />

einmal erholen. Was wird er dann<br />

machen? Daswäreein anderer Film.<br />

Das Chaos bändigen<br />

Im Kosmos seines Kinos herrscht eine Harmonie der Gegensätze. Zum 100. Geburtstag von Federico Fellini<br />

VonGerhard Midding<br />

Das Leben ist nicht vorbei,<br />

wenn seine Filme<br />

aufhören. Ihr Ende hält<br />

dessen Fluss nicht auf,<br />

sondern vertraut sich seiner Energie<br />

an; es respektiert seine Weisheit.<br />

Als Schlusspunkt akzeptiert<br />

dieser Filmemacher nur den Tod;<br />

aber eigentlich nicht einmal ihn.<br />

DerZirkus zieht weiter.<br />

Federico Fellini hat einige der<br />

schönsten Filmenden der Kinogeschichte<br />

inszeniert. Diese Kunst beherrscht<br />

er bereits im ersten Jahrzehnt<br />

seiner Regiekarriere. In „Die<br />

Müßiggänger“ verlässt Fellinis Alter<br />

Ego Moraldo (Franco Interlenghi)<br />

seine Heimatstadt. Er ist als einziger<br />

der Freunde bereit, die provinzielle<br />

Trägheit zu überwinden. Er nimmt<br />

nicht Abschied von ihnen, dafür<br />

schwenkt die Kamera über die Gesichter<br />

der Schlafenden, als sein Zug<br />

abfährt. Nur ein einsamer Bahnangestellter<br />

gibt ihm enthusiastisch<br />

Geleit auf seiner Flucht in die Zukunft.<br />

Am Ende von„DieNächte der<br />

Cabiria“ ist die tapfere Titelheldin,<br />

die Hure mit Clownsgesicht und Ringelsöckchen,<br />

vonihrem Verlobten so<br />

schäbig verraten worden, dass es einem<br />

das Herz zerreißt. Denkt sie<br />

daran, sich umzubringen? Unversehens<br />

gerät sie in eine feiernde Menschenmenge.<br />

Erst fühlt sie sich verloren,<br />

lässt sich sogleich aber anstecken<br />

von der Ausgelassenheit der<br />

Welt. Giulietta Masina zaubert ein<br />

Lächeln auf ihr Gesicht.<br />

Unvergesslich ist schließlich das<br />

Lächeln des Mädchens am Strand<br />

in „Das süße Leben“, deren Stimme<br />

Marcello Mastroianni nicht hören<br />

kann. Sie verkörpert jene Unschuld,<br />

die der zynische Gesellschaftsreporter<br />

endgültig verloren<br />

glaubt. In ihrem Blick liegt ein unfassbar<br />

reifes Einverständnis mit<br />

dem Lauf der Dinge. Die Zukunft<br />

liegt ihr zu Füßen.<br />

Um Filme in solch beglückender<br />

Melancholie ausklingen zu lassen,<br />

muss ein Regisseur wachsam sein<br />

gegenüber der eigenen Sentimentalität.<br />

Da hilft es, wenn man wie<br />

Fellini in einem Küstenort geboren<br />

wurde, am20. Januar 1920 in Rimini,<br />

und aufgewachsen ist im<br />

Wechsel von sommerlicher Euphorie<br />

und winterlicher Tristesse.<br />

Seine Kindheit und Jugend sind<br />

eine Schatzkiste, aus der seine<br />

Filme unaufhörlich schöpfen. Er<br />

erzählt in der ersten Person Singular,<br />

lässt sein Publikum furchtlos<br />

teilhaben an seinen Träumen und<br />

Sehnsüchten, seinen Zweifeln und<br />

Krisen: voller Zuversicht, dass sie<br />

die Kinogänger angehen.<br />

Er zählt zu den wenigen Filmemachern,<br />

deren Name zum Adjektiv<br />

geworden ist. Sein filmischer Kosmos<br />

ist augenblicklich erkennbar.In<br />

ihm herrscht eine Harmonie der Gegensätze.<br />

Er ist bevölkert von Frauengestalten<br />

mit berstenden Kurven –<br />

aber eben auch seiner zierlichen<br />

Gattin Giulietta Masina, die die so<br />

anrührend spielt wie eine sprechende<br />

Pantomime. Schönheit und<br />

Monstrosität haben gleiches Bleiberecht<br />

im prunkenden Wirrwarr der<br />

Figuren, das anknüpft an die Tradition<br />

der grotesken Commedia<br />

dell’Arte und daran erinnert, dass er<br />

als Karikaturist angefangen hat.<br />

Fellini betrachtet die Gesellschaft<br />

wie eine exotische Fauna, die ihn in<br />

Staunen versetzt und der er selbst<br />

angehört. Dass Marcello Mastroianni<br />

in „Achteinhalb“ sein Double<br />

Federico Fellini setzte sich gernals Zirkusdirektor in Szene.<br />

Schönheit und Monstrosität haben gleiches<br />

Bleiberecht imprunkenden Wirrwarr<br />

der Figuren, das anknüpft an die Tradition<br />

der grotesken Commedia dell’Arte.<br />

spielt, den Regisseur in Lebens- und<br />

Schaffenskrise, hätte man auch gemerkt,<br />

wenn er nicht Fellinis Hut,<br />

Brille und Schal trüge.<br />

Zu diesem Zeitpunkt, 1963, ist<br />

Fellini selbst zum eigentlichen Star<br />

seiner Filme geworden. „La Strada“<br />

ist 1954 ein epochalerWelterfolg. Mit<br />

„Das süße Leben“ trifft er 1960 den<br />

Nerv der Zeit. Er ist empfänglich für<br />

das,was in der Luft liegt: die sozialen<br />

Umbrüche im Italien der Nachkriegszeit;<br />

den Boom, mit dem eine<br />

moralische Desorientierung einhergeht;<br />

schließlich das Spannungsfeld<br />

einer atemlos sensationsgierigen Öffentlichkeit,<br />

dem sich überschlagenden<br />

Kult der Berühmtheit.<br />

Nach diesem sensationellen Erfolg<br />

ist er ein Markenzeichen. Sein<br />

Name ergreift Besitz von den Filmtiteln.<br />

Seine Dreharbeiten sind Medienereignisse,<br />

er setzt sich als ver-<br />

XXXXXX<br />

gnügten Marionettenspieler in Szene,<br />

als Zirkusdirektor,dem das Spektakel<br />

diebischesVergnügen bereitet.<br />

Für Produzenten ist er ein Albtraum.<br />

Er kennt keine Schuldgefühle,<br />

deren Geld mit vollen Händen<br />

auszugeben. Meist bekommen<br />

sie es zwar zurück, aber zuvor müssen<br />

sie sich ihm mit Kopf und Kragen<br />

ausliefern. „Das Furchtbare<br />

ist“, klagt einer von ihnen, „dass er<br />

nie erzählt, wovon der Film handelt.“<br />

Das weiß er oft selbst vor<br />

Drehbeginn noch nicht so genau.<br />

Jeder Film ist eine Wette,oberdem<br />

Unbestimmten –einem Traum, einem<br />

Bild, einer Laune –filmische<br />

Pracht verleihen kann. Die Drehbücher,<br />

wenn sie überhaupt existierten,<br />

besitzen für ihn keine Verbindlichkeit.<br />

Er vergleicht sie mit<br />

Koffern, die man erst während<br />

der Reise packt.<br />

Fellini kultiviertdas Image eines<br />

heiter Getriebenen, der sich gehorsam,<br />

ja demütig, in den Dienst seiner<br />

Phantasmagorien stellt. In<br />

Wahrheit bändigt er deren Opulenz<br />

in einem furiosen Dressurakt. Er<br />

versteht es, dem Chaos eine Ordnung<br />

zu geben. Die Kamera steht<br />

bei ihm immer genau da, wo sie<br />

stehen muss. Sein Kino ist so lebhaft,<br />

dass es die Farbe eigentlich<br />

nicht braucht. Seine visuelle und<br />

erzählerische Vorstellungskraft<br />

scheint keine Grenzen zu kennen.<br />

Aber seine Inspiration hat Wurzeln<br />

in der Realität. „Federico“,<br />

meint sein Drehbuchautor Ennio<br />

Flaiano,„hat ein Gedächtnis wie ein<br />

Elefant.“ Dasgestrandete Meeresungeheuer,<br />

das Mastroianni amEnde<br />

von „Das süße Leben“ betrachtet,<br />

geht auf eine Meldung aus den vermischten<br />

Nachrichten zurück, die<br />

bereits die Fantasie des 14-jährigen<br />

Federico anregt: 1934 wird am<br />

Strand vonRimini ein Monstrum angeschwemmt,<br />

das sein Kino fortan<br />

heimsucht; zuletzt taucht es in Gestalt<br />

des schwermütigen Nashorns<br />

auf, das in Ketten an Bord desPassagierdampfers<br />

in „Fellinis Schiff der<br />

Träume“ gehievt wird.<br />

Seit „Die Müßiggänger“ arbeitet<br />

er unermüdlich an der Neuerfindung<br />

seiner Erinnerungen. In „Fellinis<br />

Roma“ gewinnt sie 1972 mythische<br />

Dimensionen, mit „Amacord“<br />

vollzieht er ein Jahr später endgültig<br />

den Abschied vonRealschauplätzen.<br />

Das legendäre „Studio Nr. 5“in<br />

Cinecittà dient nun ihm als Festung<br />

seiner erzählerischen Gespinste.<br />

Hier kann er ungestört<br />

zum Weltenerfinder werden. Jedoch<br />

hört ernicht auf, ein Zeitgenosse<br />

des Publikums zusein. „Fellinis<br />

Satyricon“, dieses Pandämonium<br />

der Lüste, mag zwar in der<br />

Antike spielen, eröffnet aber der<br />

Gegenwart mannigfache Resonanzräume.<br />

Die freizügige Petronius-Adaption<br />

ist ungeheuer populär<br />

bei amerikanischen Hippies;<br />

nicht zuletzt deshalb, weil Fellini<br />

auf eine Demokratisierung des Erzählens<br />

zielt: Bekannte Schauspieler<br />

treten gleichberechtigt neben<br />

skurrilen Darstellern auf, die er auf<br />

der Straße findet.<br />

Der 1993 gestorbene, mit fünf<br />

Oscars ausgezeichnete Regisseur,<br />

gilt als Prototyp des Künstlers, der<br />

exklusiv seinem eigenen Universum<br />

verpflichtet scheint. Das bedeutet<br />

nicht, dass er sich jedweder gesellschaftlichen<br />

Verantwortung enthoben<br />

glaubt. „Fellinis Stadt der<br />

Frauen“ stellt 1980 seine – allerdings<br />

ratlose –Auseinandersetzung<br />

mit der Frauenbewegung dar.„Ginger<br />

und Fred“ mutet auf den ersten<br />

Blick wie eine nostalgische Ausschweifung<br />

an. Tatsächlich jedoch<br />

ahnt er 1986 die Schrecken des<br />

Privatfernsehens der Berlusconi-Ära<br />

voraus. „Orchesterprobe“<br />

ist 1978 lesbar als<br />

Allegorie auf die politischen<br />

Verhältnisse in<br />

Italien. Die haben<br />

sich, wenn man es<br />

recht<br />

seither nicht<br />

nennenswert<br />

verändert.<br />

bedenkt,<br />

NACHRICHTEN<br />

Peter-Huchel-Preis geht an<br />

Lyriker Henning Ziebritzki<br />

DerinTübingen lebende Lyriker<br />

Henning Ziebritzki erhält den diesjährigen<br />

Peter-Huchel-Preis für<br />

deutschsprachige Lyrik. Dasteilte<br />

der Südwestrundfunk (SWR), der neben<br />

dem Land Baden-Württemberg<br />

den Preis stiftet, am Sonnabend mit.<br />

Der59-Jährige erhält den Preis für<br />

den Band „Vogelwerk“, den die Jury<br />

als „herausragende Neuerscheinung<br />

des Jahres 2019“ würdigte.Ziebritzki<br />

habe „in 52 Gedichten, die jeweils<br />

mit einem Vogelnamen überschrieben<br />

sind, ein lyrisches Kalendarium<br />

sinnlicher Grenzerfahrungen und<br />

Überwältigungsmomente geschaffen“,<br />

teilten die Preisstifter mit. (dpa)<br />

Sam Mendes baut Position<br />

als Oscar-Favorit aus<br />

DasWeltkriegsdrama „1917“ hat mit<br />

seiner Auszeichnung durch die Hollywood-Produzenten<br />

zum besten<br />

Film seine Favoritenrolle bei der bevorstehenden<br />

Oscar-Verleihung ausgebaut.<br />

DerProduzentenverband<br />

Producers Guild of America (PGA)<br />

zeichnete den Film des britischen<br />

Erfolgsregisseurs SamMendes in Los<br />

Angeles mit dem Preis in der Top-Kategorie<br />

aus.Vor zwei Wochen war<br />

„1917“ bereits mit dem Golden<br />

Globe als bestes Drama ausgezeichnet<br />

worden. Für die Oscars,die am<br />

9. Februar verliehen werden, ist<br />

„1917“ zehnmal nominiert, unter<br />

anderem in der Kategorie „Bester<br />

Film“. In „1917“ folgt Mendes in einer<br />

scheinbar einzigen Kameraeinstellung<br />

zwei britischen Soldaten<br />

durch die Wirren des Ersten Weltkriegs.<br />

(dpa)<br />

Deutscher Lichtkunstpreis<br />

für Jan van Munster<br />

DerNiederländer Janvan Munster<br />

(80) ist mit dem Deutschen Lichtkunstpreis<br />

2020 ausgezeichnet worden.<br />

Er erhielt die Ehrung am Sonntag<br />

in Celle für sein Lebenswerk, wie<br />

das dortige Kunstmuseum mitteilte.<br />

„Jan vanMunster ist seit mehr als<br />

50 Jahren ein treibender Teil der<br />

Entwicklung vonLichtkunst<br />

aus Kunstlicht“, sagte der<br />

Konzeptkünstler Mischa<br />

Kuball in seiner Laudatio.Ertransportiere<br />

Gefühle in Form<br />

und Farbe.<br />

„PureIdee<br />

wirdpure<br />

Energie.“<br />

(dpa)<br />

AMIDSUMMER<br />

NIGHT’S DREAM<br />

26. [Premiere], 29. Januar;<br />

1., 6., 22. Februar 2020<br />

Benjamin Britten<br />

Donald Runnicles Musikalische Leitung<br />

Ted Huffman Inszenierung<br />

Karten und Infos: deutscheoperberlin.de, +4930343 84-343


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

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Feuilleton<br />

„Der Iran ist in einem dunklen Tunnel“<br />

Ein Gespräch mit dem in Berlin lebendenSchriftstellerAbbas Maroufiund einigen seinerStudentinnen über Chameneis Freitagsgebet undmöglicheVeränderung<br />

VonSusanne Lenz<br />

Kommen Sie, ich koche<br />

Tee“, sagt Abbas Maroufi,<br />

auf die Frage, obwir mit<br />

ihm über die Lage im Iran<br />

sprechen können. Abbas Maroufi, 62<br />

Jahrealt, ist einer der bedeutendsten<br />

iranischen Schriftsteller. Seit 2004<br />

lebt er in Berlin. Viele seiner Bücher<br />

sind auch auf Deutsch erschienen,<br />

zuletzt„Ferydun hatte drei Söhne“. Er<br />

empfängt uns in seiner Buchhandlung<br />

„Hedayat“ am westlichen Ende<br />

der Kantstraße, ein langgezogener<br />

Raum, in dem die Regale auf beiden<br />

Seiten bis zur Decke reichen. Hier findet<br />

man vorallem persische Literatur<br />

und internationale Literatur in persischer<br />

Übersetzung. Es ist wahrscheinlich<br />

die größte derartige Buchhandlung<br />

auf derWelt.<br />

In dem mit Teppichen ausgelegten<br />

Hinterzimmer steht Abbas Maroufis<br />

Schreibtisch. Er sitzt dortdreimal<br />

in der Woche von abends um<br />

sechs bis Mitternacht und erteilt online<br />

Unterricht in literarischem<br />

Schreiben. Seine Studenten leben im<br />

Iran, aber auch in den USA, Kanada,<br />

Holland, Frankreich, Deutschland.<br />

Die iranische Exilgemeinde ist groß<br />

und lebt verstreut. DerBildschirmist<br />

für ihn auch ein Fenster in das Land,<br />

aus dem er 1996 nach Deutschland<br />

floh. Die Mullahs hatten Abbas Maroufi<br />

zu Gefängnis und Peitschenhieben<br />

verurteilt, ihm Schreibverbot<br />

erteilt. Dabei hatte er nur eine Literaturzeitschrift<br />

herausgegeben.<br />

Keine Hoffnung auf Veränderung<br />

Abbas Maroufi in seiner Buchhandlung „Hedayat“ an der Kantstraße. Es ist wohl die größte Buchhandlung mit persischer Literatur auf der Welt.<br />

Abbas Maroufi ruft seine Facebookseite<br />

auf, zeigt auf die Aufnahme einer<br />

Frau mit langen dunklen Haaren<br />

und das Mädchen neben ihr.„Siewar<br />

Schriftstellerin, ihre Tochter erst<br />

neun oder zehn.“ Sie hätten in Kanada<br />

gelebt, seien auf dem Rückweg<br />

dorthin gewesen. Ihr Mann, ebenfalls<br />

Schriftsteller und ein Freund<br />

von Abbas Maroufi, habe sie erwartet.<br />

Frau und Kind saßen in dem<br />

ukrainischen Passagierflugzeug, das<br />

kurz nach seinem Start vom Teheraner<br />

Flughafen von iranischen Raketen<br />

abgeschossen wurde.„Alles vorbei.“<br />

Er habe nicht einen Moment<br />

lang geglaubt, dass das Flugzeug wegen<br />

eines technischen Versagens abgestürzt<br />

sei, wie Irans Regierung anfangs<br />

behauptete.„Sielügen.“<br />

DasUnglück ist nun fast zweiWochen<br />

her,seitdem kommen die Menschen<br />

im Iran nicht zur Ruhe, demonstrieren<br />

vorallem Studenten gegen<br />

das Regime. Doch dass die Zeit<br />

des Umsturzesgekommen ist, so wie<br />

der Sohn des einstigen Schahs Reza<br />

Pahlavi es jetzt verkündet, glaubt Abbas<br />

Maroufi nicht, auch wenn es nun<br />

die Intellektuellen sind, die demonstrieren,<br />

nicht die Armen und Hungrigen<br />

wie im November, als die Benzinpreise<br />

verdreifacht wurden. Damals<br />

wurden Hunderte getötet. Abbas<br />

Maroufi glaubt nicht, dass große<br />

Veränderungen bevorstehen, auch<br />

wenn die Parolen dieser Tage „scharf<br />

wie Pfeffer“ seien und Demonstranten<br />

zum ersten Malforderten, Ajatollah<br />

Chamenei müsse gehen.<br />

Auch wenn Künstler das im Februar<br />

stattfindende Filmfestival boykottieren,<br />

sodass es abgesagt werden<br />

musste. Abbas Maroufi setzt auch<br />

keine Hoffnungen auf die Wahlen im<br />

Februar, selbst wenn Irans Präsident<br />

Hassan Rohani angekündigt hat, man<br />

werdealle Kandidaten zulassen, man<br />

wolle Vielfalt. „Die Wahlen sind nicht<br />

frei, die Presse ist nicht frei“, sagt Abbas<br />

Maroufi. „Das ist eine Show.“<br />

Rohani nennt er einen rechten Mullah.<br />

Undüber das Land sagt er:„Iran<br />

ist in einem dunklen Tunnel.“<br />

Abbas Maroufi reicht den Tee. Er<br />

duftet nach Zimt. Er spricht weiter.<br />

„Das sind keine Iraner“, sagt er über<br />

die Mullahs. Esgehe ihnen nicht um<br />

die Nation. Die Lage der Menschen<br />

im Land beschreibt er mit einem Bild.<br />

Siebefänden sich wie zwischen einer<br />

Schere. Das eine Messer ist die iranische<br />

Regierung, das andere die USA<br />

mit ihrem Präsidenten, den Wirtschaftssanktionen.<br />

Man könnte sagen,<br />

dass sich diese Schereseit Jahren<br />

beständig öffnet und schließt. Abbas<br />

„Die Presse ist nicht frei,<br />

die Wahlen sind nicht frei.<br />

Es ist eine Show.“<br />

Abbas Maroufi, im deutschen Exil lebender Schriftsteller aus dem Iran<br />

Maroufi erzählt, dass die USA zehn<br />

seiner Studenten nach dem Abschuss<br />

deportiert haben, andere seien auf<br />

der Rückreise in den USA nicht mehr<br />

hineingelassen worden.<br />

Maroufi ist ein Nachtmensch,<br />

nach dem Unterricht schreibt er,aber<br />

am Freitag ist er so früh aufgestanden,<br />

dass er die Übertragung des Freitagsgebets<br />

auf dem Mosalla-Platz in<br />

Teheran am Computer verfolgen<br />

kann. „Iran International“ heißt der<br />

Sender mit Sitz in London. Hinter der<br />

Moderatorin hängen lauter Schwarz-<br />

Weiß-Fotos, die die beim Flugzeugabschuss<br />

Umgekommenen zeigen.<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Es ist ein besonderes Freitagsgebet,<br />

denn es wirdvon Ayatollah Chamenei<br />

selbst geleitet. Zuletzt war das<br />

vor acht Jahren der Fall, damals war<br />

der Anlass feierlich: der 33. Jahrestag<br />

der islamischen Revolution. Abbas<br />

Maroufi ist extra früher aufgestanden,<br />

aber im Grunde erwartet er<br />

nicht viel von dieser Predigt. Der<br />

Ayatollah steht vor einem leuchtend<br />

blauen Vorhang und sagt, die Demonstrationen<br />

gegen die Regierung<br />

seien westliche Propaganda, die Regimegegner<br />

nennt er Feinde.<br />

Es trifft sich, dass sich später an<br />

diesem Tageinige vonAbbas Maroufis<br />

in Deutschland lebenden Studentinnen<br />

angesagt haben. Sie reisen<br />

aus Essen und Hamburgan, zwei leben<br />

in Berlin. Eine arbeitet als Pädagogin,<br />

eine als Architektin, eine als<br />

Dolmetscherin an der Charité. Sie<br />

repräsentieren die gut ausgebildete,<br />

auch westlich geprägte Mittelschicht<br />

im Iran. Abbas Maroufi hat gekocht,<br />

Adas Polo heißt das persische Gericht,<br />

Reis mit Linsen, dazu Spiegeleier.Käse,eingelegte<br />

Gurken, Oliven.<br />

Mitten in der Buchhandlung ist der<br />

Tisch mit blauen Zwiebelmuster-<br />

Tellerngedeckt.<br />

Ob sie die Nachrichten verfolgen?<br />

„Jede Sekunde“, sagt Atlas A. B. Ihre<br />

Eltern leben im Iran. „Wir sind hier,<br />

aber wir leiden mit“, ergänzt Shima<br />

Amirabbas.„So ein Leben verdienen<br />

die Iraner nicht.“ Samaneh Rashidi<br />

ist erst vor vier Monaten nach<br />

Deutschland gekommen, sie kennt<br />

sich am besten mit den Alltagsbedingungen<br />

im Iran aus und erzählt<br />

von der verheerenden Inflation. Der<br />

Mindestlohn betrage 172 Euro, ein<br />

Kilo Fleisch koste zehn Euro. Angesichts<br />

dieses Missverhältnisses erschrecken<br />

die, die schon länger hier<br />

sind. „Meine Eltern waren Universitätsprofessoren“,<br />

erzählt Atlas A. B.,<br />

„aber von der Rente könnten sie<br />

nicht leben.“ DerVater habe ein Import-Export-Geschäft.<br />

Doch manches<br />

sei im Iran auch dann kaum zu<br />

bekommen, wenn man es bezahlen<br />

könnte.Medikamente zum Beispiel.<br />

„Meine Mutter hatte vor vier Jahren<br />

Brustkrebs“, erzählt Shima Amirabbas.Damals<br />

sei das mit den Sanktionen<br />

noch nicht so schlimm gewesen.<br />

„Würde sie jetzt krank, müsste<br />

ich die Mittel für die Chemotherapie<br />

selber im Koffer in den Iran bringen.“<br />

Sie erzählen von verzweifelten Twitternachrichten,<br />

mit denen Menschen<br />

jemanden in Europa suchen,<br />

der ihnen Chemotherapiemedikamente<br />

bringen kann.<br />

Sanktionen treffen die Menschen<br />

„Trump will die Regierung treffen,<br />

aber er trifft die Menschen“, sagt Negin<br />

Wazii. „Am meisten die Armen<br />

und die Kranken.“ Was die Chance<br />

auf Veränderung angeht, schätzen<br />

sie die Lage ähnlich skeptisch ein wie<br />

ihr Lehrer. „Nicht so bald“, sagt<br />

Shima Arrabas. Dabei sind sie überzeugt,<br />

dass die Mehrheit der Iraner<br />

gegen die Regierung ist. „Auf alle<br />

Fälle,aber weresoffen sagt, wirdgeprügelt<br />

und geschlagen“, sagt Negin<br />

Wazii. Sie können verstehen, dass<br />

die meisten Andersdenkenden zu<br />

Hause bleiben, statt auf die Straße zu<br />

gehen. „Ich hoffe,ich erlebe es noch,<br />

dass sich etwas ändert“, sagt Atlas A.<br />

B. Dann wird die Tafel aufgehoben,<br />

Bücher kommen auf den Tisch. Es ist<br />

Zeit, über Literatur zu sprechen.<br />

Abbas Maroufis 16 Bücher, die er<br />

im Exil geschrieben hat, durften im<br />

Iran nicht erscheinen. Er hat sie kostenlos<br />

ins Internet gestellt für seine<br />

Leser dort. Für einen anderen Iran.<br />

Die Fallhöhe ist enorm<br />

Der Aufstieg von Billie Eilish zum Superstar und Kritiker-Darling ist beeindruckend. Nun bekam die 18-jährige Musikerin einen der begehrtesten Jobs im Pop: den neuen Bond-Song<br />

VonWerner Herpell<br />

Wird sie dieses prestigeträchtige<br />

Lied so prachtvoll schmettern<br />

wie einst Shirley Bassey in „Goldfinger“<br />

und „Moonraker“? Oder pathetisch<br />

schmachten wie zuletzt Sam<br />

Smith in „Spectre“? Oder wird Billie<br />

Eilish (18) mit dem Titelsong des 25.<br />

Bond-Films „No Time To Die“<br />

(„Keine Zeit zu sterben“) ihr ganz eigenes<br />

Programm durchziehen, wie<br />

bisher schon öfter in ihrer atemberaubenden<br />

Karriere?<br />

Noch gibt es keine Informationen<br />

Zu hören ist vorerst kein einziger Ton<br />

vomVorspannlied zum Kinoereignis<br />

des Jahres, das am 2. April Premiere<br />

haben wird. Auch Eilishs Plattenfirma<br />

hütet das Geheimnis: Über<br />

den Bond-Song gebe es „keine Infos,<br />

bevor sie offiziell verschickt werden<br />

oder auf Billies Socials angekündigt<br />

werden“, teilte Universal der Deutschen<br />

Presse-Agentur mit. Aber so<br />

viel steht fest: DieBerufung einer gerade<br />

erst volljährigen Musikerin zum<br />

neuen Bond-Song-Girl weckt Erwartungen<br />

und bei manchen auch Sorge<br />

um ihr Pop-Darling.<br />

Denn die 2019 mit Millionen Audiostream-Klicks<br />

und verkauften Alben<br />

zum globalen Superstar aufgestiegene<br />

Eilish aus Los Angeles ist<br />

„die jüngste Künstlerin, die je ein<br />

James-Bond-Titellied geschrieben<br />

und aufgenommen hat“, wie es vorige<br />

Woche zur allgemeinen Überraschung<br />

auf dem Twitteraccount des<br />

Bond-Films hieß. Kommt die Aufnahme<br />

in den Kino-Olymp aber womöglich<br />

zu früh? Verhebt sich die so<br />

makellos gestartete Künstlerin damit,<br />

altertsie etwa vorzeitig? Oder ist<br />

Billie eigentlich „zu cool“, um „eine<br />

der angestaubtesten Film-Marken“<br />

musikalisch zu untermalen, wie der<br />

britische Guardian-Kritiker Stuart<br />

Heritage orakelte?<br />

Eilishs Vorgänger und (zumeist)<br />

Vorgängerinnen hatten praktisch allesamt<br />

schon länger Berühmtheit<br />

und Charisma erworben, bevor ihr<br />

Song den britischen Geheimagenten<br />

mit der Lizenz zum Töten in sein<br />

neues Filmabenteuer geleitete:<br />

In der Frühzeit der Kinoreihe ragten<br />

die stimmgewaltige Shirley Bassey<br />

(häufigste Bond-Vorsängerin mit<br />

drei Auftritten: 1964, 1971, 1979), der<br />

Waliser Tom Jones (1965) und die<br />

Popikone Nancy Sinatra (1967) heraus.<br />

Danach sangen Stars wie Paul<br />

McCartney (1973), Tina Turner<br />

(1995) und Madonna (2002) für 007.<br />

Steht noch unter Schock: Billie Eilish.<br />

Gelegentlich kamen gerade aktuelle<br />

Charts-Phänomene wie Lulu (1974),<br />

Sheena Easton (1981) und die Norweger<br />

a-ha (1987) zum Zuge, zuletzt<br />

auch Alternative-Rocker wie Garbage<br />

(1999), Chris Cornell (2006)<br />

und Jack White (2008).<br />

EinJames-Bond-Song –das ist für<br />

jeden Künstler,wie berühmt er auch<br />

bereits sein mag, eine Riesensache.<br />

Wie Catherine Haworth von der britischen<br />

Universität Huddersfield erklärt,<br />

birgt eine solche Berufung „die<br />

BRITTA PEDERSEN/DPA<br />

Chance, Teil eines kulturellen Phänomens<br />

zu werden, ein Teil der am<br />

längsten laufenden Film-Marke der<br />

Geschichte und eines der unverwechselbarsten<br />

Literatur- und Filmcharaktere“.<br />

Im besten Fall winken ein Oscar<br />

(zuletzt sowohl für Adeles fabelhaftes<br />

„Skyfall“-Lied von 2012 als auch<br />

für Sam Smiths „The Writing’s On<br />

The Wall“) und mit ziemlicher Sicherheit<br />

hohe Chartplatzierungen:<br />

So belegte „A View To AKill“ vonDu-<br />

ran Duran 1985 Platz 1inden USA,<br />

Smiths Song schaffte 2015 Rang 1in<br />

Großbritannien. Auch Madonnas<br />

Karriere bekam mit „Die Another<br />

Day“ nochmal einen Schub.<br />

Zugleich ist das 007-Eröffnungslied<br />

für jeden Künstler eine Herausforderung.<br />

Mit biederen Kompositionen<br />

kann man sich schnell blamieren.<br />

Einprägsam, nicht allzu treibend,<br />

eher orchestral, bläserstark,<br />

bombastisch sollte der Song sein,<br />

um gegen das Action-Feuerwerk und<br />

die leicht bekleideten Frauen des<br />

Vorspanns anzukommen. Das Stück<br />

darf auch gern Zitate klassischer<br />

James-Bond-Melodien enthalten,<br />

wie es Adele und ihrem Produzenten<br />

Paul Epworth so kongenial gelang.<br />

Nur wenige schaffen es, selbst<br />

im möglichst massentauglichen<br />

Bond-Song einen kraftvollen eigenen<br />

Sound zu bewahren –zuletzt<br />

Jack White mit der Soulsängerin<br />

Alicia Keys in „Another Way To<br />

Die“. Ein künstlerisch ähnlich<br />

starkes Lied wurde bei der Auswahl<br />

zum bisher letzten Bond-<br />

Film als „zu düster“ aussortiert:<br />

„Spectre“ von der seit 25 Jahren<br />

weltweit gefeierten britischen Artrock-Band<br />

Radiohead. Stattdessen<br />

bekam Sam Smith den Zuschlag,<br />

mit einem Song, der teils vernichtende<br />

Kritiken erhielt.<br />

Man darf gespannt sein, was die<br />

bisher so unangepasst daherkommende<br />

Billie Eilish aus ihrer Chance<br />

macht. Der Druck dürfte auch für<br />

diese selbstbewusste Sängerin groß<br />

sein nach dem Riesenerfolg bei Fans<br />

und Kritikern mit der Hitsingle „Bad<br />

Guy“ und dem Erfolgsalbum „When<br />

We All Fall Asleep, Where Do We<br />

Go?“. Dass sie (allerdings eher reduzierte)<br />

Jazzpop-Balladen singen<br />

kann, hat sie mit „Listen BeforeIGo“<br />

und „I Love You“ schon bewiesen.<br />

Mitdem Bruder komponiert<br />

Über den neuen Bond-Titelsong<br />

weiß man bisher so gut wie nichts.<br />

Billie Eilish, die sechs Nominierungen<br />

für die Grammys (26. Januar) erhalten<br />

hat, schrieb das Stück wieder<br />

zusammen mit ihrem Bruder Finneas<br />

O’Connell. Und sie ist sich der<br />

Besonderheit, in so jungen Jahren<br />

für James Bond zu singen, sehr bewusst:<br />

„Es fühlt sich völlig verrückt<br />

an, einTeil dieser Sache zu sein“, dies<br />

sei „eine riesige Ehre“, schrieb die<br />

weiterhin bei den Eltern lebende<br />

Künstlerin unmittelbar nach der Bekanntgabe<br />

des Coups. „Ich stehe<br />

noch unter Schock.“ (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 23<br />

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Feuilleton<br />

Eine Frage<br />

der<br />

Achtsamkeit<br />

Herbert Blomstedt dirigierte<br />

die Philharmoniker<br />

VonClemens Haustein<br />

Dass Anton Bruckners Musik vielen<br />

als Solitär gilt, zu dem kaum<br />

Entwicklungslinien hinführen und<br />

von der ebenso wenige wegführen,<br />

das mag auch mit unguten Traditionen,<br />

vielleicht auch Missverständnissen<br />

in der Spielpraxis zu tun haben.<br />

Wenn Herbert Blomstedt bei<br />

seinem Auftritt mit den <strong>Berliner</strong><br />

PhilharmonikernBruckners 4. Sinfonie<br />

mit dem ebenfalls in Es-Dur stehenden<br />

Klavierkonzert KV482 von<br />

Mozart kombiniert, so erscheinen<br />

dem Hörer jedenfalls zwei musikalische<br />

Brüder im Geiste.Inbeiden Fällen<br />

hörtman Musik vonberückender<br />

Leuchtkraft, in beiden Fällen kommt<br />

es einem so vor, als würde etwas Absolutes<br />

hindurchscheinen, das über<br />

dem Komponisten steht und ebenso<br />

über denen, die sein Stück nun aufführen.<br />

Gut möglich, dass das nicht<br />

nur etwas mit Bruckner und Mozart<br />

zu tun hat, sondern auch mit Blomstedt<br />

selbst, der die beiden Komponisten<br />

einander anverwandelt in der<br />

heiteren Tönung dieses Abends.<br />

Es mag Aufführungen des Es-<br />

Dur-Klavierkonzertes geben, die<br />

größere Eleganz ausstrahlen, wo<br />

auch das musikalische Vokabular<br />

noch sorgfältiger nachformuliert<br />

wird als hier. Selten hört man das<br />

Stück aber in einem ähnlich ungekünstelten,<br />

stets zugewandten Ton.<br />

Ein hervorgehobenes Augenmerk<br />

auf Phrasierung oder Artikulation<br />

würden wohl den Eindruck einer in<br />

sich geklärten Einheit zerstören, den<br />

Blomstedt für die Wiedergabe dieses<br />

Werkes anstrebt; es sind nicht mehr<br />

die kleinen Schlüssel, mit denen der<br />

92-Jährige, nach wie vor agile Dirigent<br />

hantiert, er nutzt den Generalschlüssel:<br />

Aus einer generellen Haltung<br />

der Achtsamkeit heraus ergibt<br />

sich, was zu tun ist, weniger aus einem<br />

persönlichen, subjektiven Gestaltungswillen.<br />

Diese Haltung überträgt<br />

sich unmittelbar auf das Orchester.<br />

Ein großes Maß anFreiheit<br />

ergibt sich daraus und die Aufforderung,<br />

sich gestaltend einzubringen<br />

wie bei einem Stück Kammermusik.<br />

Der92-jährige Dirigent HerbertBlomstedt<br />

bei einem früheren Auftritt IMAGO IMAGES/ MALZAHN<br />

Hier wirddieser Aufforderung mit<br />

Hingabe nachgekommen, wenige<br />

Dirigenten, bei denen die Solo-Bläser<br />

der Philharmoniker so inspiriert<br />

mittun. Der Klaviersolist Leif Ove<br />

Andsnes fügt sich ebenfalls ins Bild,<br />

wobei seine Wachheit zu kühler, zuweilen<br />

auch harter Distanz tendiert.<br />

Das Ungekünstelte des Tonfalles<br />

berührt ähnlich stark bei der Bruckner-Sinfonie,die<br />

Blomstedt in einem<br />

Zustand natürlichen Fließens hält,<br />

ohne dass dadurch die Gestaltungsfreiheit<br />

der Musiker beschnitten erschiene.Beispielhaft<br />

dafür etwa, wie<br />

frei Stefan Dohr seine Horn-Soli blasen<br />

darf, ohne dass er dabei Blomstedts<br />

Grundpuls in die Querekäme.<br />

Exakte Organisation verbindet sich<br />

hier mit organischer Lebendigkeit;<br />

wie von selbst entwickelt sich eine<br />

Kultur des rücksichtsvollen Spiels.<br />

Kaum mehr als gesungen möchte<br />

man das melancholisch schreitende<br />

Cellothema des langsamen Satzes<br />

bezeichnen, es wirdnurmehr instrumental<br />

gesummt.<br />

Das Exerzitium<br />

Ulrich Rasche speist am Deutschen Theater Sarah Kanes „Psychose 4.48“ in seine Theaterkunstmaschine<br />

VonUlrich Seidler<br />

VonSchayanRiaz<br />

Inseinem brillanten Roman „Das<br />

Weinen der Vögel“ beschreibt der<br />

nigerianische Autor Chigozie Obioma<br />

früh eine unvergessliche Szene:<br />

Der aus einfachen Verhältnissen<br />

stammende Geflügelzüchter Chinonso<br />

trifft auf Ndali. Diejunge Studentin<br />

aus reichem Elternhaus ist<br />

kurz davor, sich von einer Brücke zu<br />

stürzen, nachdem ihr Ex-Freund sie<br />

betrogen hat.<br />

Soziale Wahrheiten<br />

Völlig aufgebracht, weiß Chinonso<br />

zuerst nicht, was er tun<br />

soll, also wirft er einfach zwei seiner<br />

Hühner ins Wasser. Die Geste<br />

wirkt Wunder: Ndali ist dermaßen<br />

gerührt von Chinonsos Opfer,<br />

dass sie nicht mehr springt. Wenige<br />

Tage später sucht sie ihn auf,<br />

um sich bei ihm zu bedanken.<br />

Und die beiden werden ein Paar.<br />

Kathleen Morgeneyer und Elias Arens in dem Stück „Psychose 4.48“<br />

ARNO DECLAIR<br />

Hier scheint diese Kunstform zueiner sehr<br />

ursprünglichen kultischen Bestimmung zu<br />

finden und hier gibt sie sich zugleich auf.<br />

Diese Kunst rennt mit der geduldigen<br />

Unbeirrbarkeit einer hundertjährigen Schildkröte<br />

gegen die Glaswand der Wirklichkeit.<br />

Nasse Hühner<br />

„Das Weinen der Vögel“: Ein bestechender Roman des Nigerianers Chigozie Obioma<br />

Wie schon in seinem Debütroman<br />

„Der dunkle Fluss“ schreibt<br />

Obioma über große sozialpolitische<br />

Wahrheiten. Schnell wird klar, dass<br />

Chinonso und Ndalis Beziehung gesellschaftlichen<br />

Beschränkungen<br />

unterliegt. Beim ersten Treffen mit<br />

ihrer Familie wird der arme Bauer<br />

von allen erniedrigt. Ndalis Familie<br />

will nicht akzeptieren, dass ihre<br />

Tochter sich mit so einem armen<br />

Mann zufriedengibt. Also beschließt<br />

Chinonso,ins Ausland zu gehen, um<br />

seinen Abschluss nachzuholen. Als<br />

gebildeter, reicher Mann möchte er<br />

zurückkehren und dann die Liebe<br />

seines Lebens heiraten.<br />

Obioma ist daran interessiert, die<br />

Vielfältigkeit seines Heimatlandes zu<br />

zeigen, und im übertragenen Sinne<br />

auch die des gesamten afrikanischen<br />

Kontinents.Zum einen geht es in seiner<br />

Handlung um einen traditionellen<br />

Ort, in dem sich Menschen<br />

streng nach einem Glaubenssystem<br />

richten, das sowohl christliche Elemente<br />

als auch die einheimische<br />

Igbo-Kultur vereint. Ein„Chi“ ist beispielsweise<br />

ein wesentlicher Bestandteil<br />

des Ganzen, jener seelenartige<br />

Erzähler, der als „andere Identität<br />

des Menschen im Land der Geister“<br />

verstanden werden kann.<br />

Koloniale Vergangenheit<br />

Zumanderen schreibt Chigozie Obioma<br />

über einen Staat, in dem Religion,<br />

Tradition und „Jisos Kraist“<br />

zwar eine große Rolle spielen, die<br />

Menschen aufgrund ihrer kolonialen<br />

Vergangenheit aber auch den Schritt<br />

in die Modernität wagen und sich<br />

von diesem Trauma loslösen möchten.<br />

Dafür würden sie alles tun, sei es<br />

unwissend in ein Land wie Zypern<br />

ziehen, wo keine echte Perspektive<br />

auf sie wartet und sie sich weiterhin<br />

abrackernmüssen.<br />

Das ist Chinonsos Schicksal. Ein<br />

Schleuser verkauft ihm Zypern als<br />

Zehn Jahre liegt Ulrich Rasches<br />

letzte Produktion in<br />

Berlin zurück. Dreimal in<br />

Folge war er zum Theatertreffen<br />

eingeladen – 2017 mit den<br />

„Räubern“ aus dem Münchner Residenztheater<br />

(die nicht gezeigt werden<br />

konnten), 2018 mit dem Basler<br />

„Woyzeck“ und 2019 mit „Das große<br />

Heft“ vonAgota Kristof –jetzt ist der<br />

fünfzigjährige Regisseur im Deutschen<br />

Theater angekommen. Und<br />

mit unbeirrter Brutalität und unerschütterlichem<br />

Glauben an die<br />

große und strenge Form setzt er<br />

seine religiös anmutenden Bußeübungen<br />

mit auf der Stelle laufenden<br />

Schauspielern auf bewegten Spielflächen<br />

fort.<br />

Diesmal hat ein findiger Dramaturg<br />

mit sadistischem Gespür Sarah<br />

Kanes „Psychose 4.48“ Rasches Theatermaschine<br />

zum Fraß vorgeworfen,<br />

das letzte Stück der britischen<br />

Dramatikerin, das sie noch vollendete,<br />

bevor sie 1999 mit 28 Jahren in<br />

einer psychiatrischen Klinik aus dem<br />

Leben ging.<br />

Es ist immer von Wegblasen die<br />

Rede,wenn man mit Anhängernsolchen<br />

Theaters spricht. Undauch bei<br />

dieser Premieregibt es einige,die das<br />

Bühnengeschehen in meditativer<br />

Pose offenbar wie eine Läuterung in<br />

sich aufsaugen oder mit dem Kopf zu<br />

den von vier Musikern live gespielten,<br />

perkussiven, langsam eskalierenden<br />

und dann wieder implodierenden<br />

Rhythmusloops über elektronischem<br />

Orgelgebraus nicken,<br />

voll und widerstandslos dem mit<br />

großer Disziplin zelebrierten Ablauf<br />

hingegeben.<br />

Andere verlassen den Saal vorzeitig<br />

und werden aufgefangen<br />

vom warmen Licht im Foyer, das<br />

verlockend in den finsteren Theatersaal<br />

fällt und ans Durchhalten<br />

gemahnt. Drei quälend langsam<br />

vertickende Fegefeuerstunden<br />

dauertesdiesmal.<br />

Natürlich passt Kanes eigentlich<br />

recht kurzer, tiefsten Seelenqualen<br />

abgerungener Text, der hinabsteigt<br />

in die Trostlosigkeit des Daseins, zu<br />

einer solchen Inszenierungsweise<br />

wie die Faust aufs Auge.Das Stück ist<br />

sicher mehr als das Dokument einer<br />

schweren Depression –mit Medikationsangaben,<br />

Symptomlisten, Arztsprüchen,<br />

Anrufungen des Geliebten,<br />

Verfluchungen des Vaters und<br />

Gottes, mit Selbstmordfantasien<br />

und höllischen Wahnideen, mit<br />

Angst und Scham und selbstvernichtender<br />

Ehrlichkeit –, aber schon<br />

als solches ist es eine unschätzbare<br />

künstlerische Kraftanstrengung.<br />

Was für ein Heldenmut ist für<br />

diese Seelenausreißung bei lebendigem<br />

Leib, für einen solchen Opfergang<br />

nötig. Aber auch was für eine<br />

finstere Sicherheit, die an der eigenen,<br />

in die dunkelste Ecke getriebenen<br />

Sichtweise auf das Dasein keinen<br />

Zweifel zulässt und jeden Zuspruch<br />

als Lüge und Angriff wahrnehmen<br />

muss – was ja zur<br />

erbarmungslosen Mechanik einer<br />

Depression gehört.<br />

Und mit ebensolcher Sicherheit<br />

ästhetisiert Rasche diesen Schrei. Er<br />

verteilt den Text auf drei Frauen<br />

(Katja Bürkle, Kathleen Morgeneyer<br />

und Linda Pöppel) und sechs Männer<br />

(Elias Arens, Thorsten Hierse,<br />

Toni Jessen, Jürgen Lehmann, Justus<br />

Pfankuch und Yanni Stöbener), die<br />

in enge, mal hautfarbene, mal<br />

schwarze Anzüge geschlüpft sind.<br />

Auf vier ununterbrochen arbeitenden<br />

Laufbändern, die dazu von<br />

der Drehbühne bewegt werden und<br />

selbst fahrbar sind, halten sich die<br />

Sprechenden auf der Stelle schreitend<br />

im minutiös gesetzten Licht,<br />

lassen sich wieder ins Dunkle bewegen,<br />

wechseln Positionen, halten<br />

den Rhythmus in chorischen Passagen<br />

und ringen sich aus tiefsten Seelenschlingen<br />

den Text ab. Wort für<br />

Wort. Auch das ist ein gar nicht genug<br />

zu würdigender Akt künstlerischer<br />

Anstrengung, die keinen Zweifel<br />

am eigenen Tun und keinen<br />

Rückzug zulässt.<br />

Die Form schützt hier nicht, sondern<br />

treibt ihren Dienern das Spiel<br />

aus. Verletzliche Kreaturen in seltsam<br />

schiefer Bewegung und mit Entsetzen<br />

im Blick, die ihr Leiden herauskeuchen,<br />

herausschreien, herauswringen,<br />

herausweinen. Blicke<br />

zerbrechen an Verzweiflungsworten,<br />

der Speichel fließt in Fäden, Brustkörbe<br />

und Zwerchfelle beben,<br />

Hände öffnen sich hilfesuchend und<br />

werden dann wieder vergessen im<br />

Ringen mit den technischen Exerzitien<br />

und dem unerschrocken hergeschafften,<br />

existenziellen Schmerz.<br />

So nah kann man dem Begreifen<br />

dieses Schmerzes –ohne selbst von<br />

ihm ergriffen und vernichtet zu werden<br />

–wohl nur im Theater kommen.<br />

Hier scheint diese Kunstform zu<br />

einer sehr ursprünglichen kultischen<br />

Bestimmung zu finden und<br />

hier gibt sie sich zugleich auf. Diese<br />

Kunst rennt mit der geduldigen<br />

Unbeirrbarkeit einer hundertjährigen<br />

Schildkröte gegen die Glaswand<br />

der Wirklichkeit. Hier wird<br />

Leiden geübt an der Kippe zum<br />

wirklichen Leiden. Hier wird Qual<br />

dargestellt mit Mitteln, die an Folter<br />

denken lassen. Hier hört der<br />

Spaß auf. Es ist genug.<br />

Psychose4.48 25.,26. 1.,12.,13.,28.,29. 2.,<br />

Deutsches Theater,Karten und Anfangszeiten unter<br />

T.:28441225oder deutschestheater.de<br />

beste Option. Dort muss er feststellen,<br />

betrogen worden zu sein.<br />

Sein ganzes Geld ist weg. Er trifft<br />

auf weitere Nigerianer, denen dasselbe<br />

Schicksal widerfahren ist. Es<br />

wird eine qualvolle Odyssee, bevor<br />

Chinonso zurückkehren kann. Und<br />

seine Tortur spiegelt sich treffend im<br />

englischen Originaltitel: „Orchestra<br />

of Minorities“, also „Orchester der<br />

Minderheiten“. Chinonso wird ein<br />

Teil der „Unterdrückten dieser Welt,<br />

und ihre einzige Zuflucht war das<br />

universelle Orchester, indem sie gemeinsam<br />

schreien und weinen<br />

konnten“.<br />

Was für ein erschütterndes Bild<br />

aus einem ergreifenden Roman.<br />

Obioma zählt nach nur zwei Büchern<br />

zu den ganz großen der<br />

Weltliteratur.<br />

Chigozie Obioma: Das Weinen derVögel<br />

Ausdem Englischen vonNicolai vonSchweder-<br />

Schreiner.Piper,München 2019. 512S., 24 Euro<br />

NACHRICHTEN<br />

41. Max-Ophüls-Festival<br />

in Saarbrücken beginnt<br />

Ausgrenzung, Benachteiligung, Verrohung<br />

und schwindende Toleranz:<br />

Es sind vorallem „drängende soziale<br />

und gesellschaftspolitische Themen“,<br />

mit denen sich Filme der<br />

Wettbewerbe beim Filmfestival Max-<br />

Ophüls-Preis in Saarbrücken beschäftigen.<br />

Auffälliges Interesse der<br />

jungen Filmemacher-Generation<br />

bestehe auch am Thema Tod, das aus<br />

verschiedensten Perspektiven umgesetzt<br />

werde, ließ die Festivalleitung<br />

vordem Startder Veranstaltung<br />

am Montag wissen. Zur41. Auflage<br />

werden bis zum 26. Januar rund<br />

40 000 Besucher erwartet. Aufdem<br />

Programm stehen 154 Filme –darunter<br />

63, die in den vier Wettbewerben<br />

Spielfilm, Dokumentarfilm, mittellanger<br />

Film und Kurzfilm starten.<br />

Dafür werden 16 Auszeichnungen<br />

mit Preisgeldernineiner Gesamthöhe<br />

von118 500 Euro verliehen. Die<br />

Ehrungen werden bei einem Gala-<br />

Abend am 25. Januar an die Preisträger<br />

verliehen. (dpa)<br />

Bayerischer Filmpreis wurde<br />

zweimal doppelt vergeben<br />

Beim Bayerischen Filmpreis gab es<br />

in diesem Jahr besonders viele Gewinner.Nicht,<br />

weil es mehr Kategorien<br />

als zuvor gab,sondernweil die<br />

Jury die Preise diesmal in gleich zwei<br />

Kategorien aufgeteilt hat. DasErfolgsduo<br />

Bora Dagtekin und Lena<br />

Schömann, das bereits in dem Film<br />

„Türkisch für Anfänger“ oder der<br />

„Fack ju Göhte“-Reihe zusammengearbeitet<br />

hat, konnte sich über eine<br />

Hälfte des Produzentenpreises<br />

(100 000 Euro)für den Film„Das perfekte<br />

Geheimnis“ freuen. Diezweiten<br />

100 000 Euro in der am höchsten<br />

dotierten Kategorie gingen an Peter<br />

Hartwig sowie die Brüder Jonas und<br />

Jakob D. Weydemann für ihren viel<br />

gelobten Film „Systemsprenger“.<br />

Auch der Preis für den besten Darsteller<br />

wurde in diesem Jahr aufgeteilt<br />

und ging an die Film-Kollegen<br />

Bjarne Mädel und Lars Eidinger für<br />

ihreRollen in „25 km/h“. Als beste<br />

Darstellerin wurde Anne Ratte-Polle<br />

für ihreRolle in „Es gilt das gesprochene<br />

Wort“ausgezeichnet. Weitere<br />

Preise gingen an „Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl“ (Bester Kinderund<br />

Jugendfilm), „Zoros Solo“ (Bestes<br />

Drehbuch), „Deutschstunde“<br />

(Beste Bildgestaltung) und „Nur eine<br />

Frau“ (Beste Regie). Zusätzlich<br />

wurde der Schauspieler Heiner Lauterbach<br />

(66) mit dem Ehrenpreis des<br />

bayerischen Ministerpräsidenten<br />

geehrt. (dpa)<br />

„Simpsons“-Sprecher Azaria<br />

gibt Vorwürfen nach<br />

Mehr als zwei Jahrenach Rassismus-<br />

Vorwürfen gegen die Zeichentrickserie„DieSimpsons“<br />

zieht sich der für<br />

seinen übertriebenen Akzent kritisierte<br />

Sprecher des indischen Ladenbesitzers<br />

Apuzurück. Er werdeseine<br />

Stimme nicht weiter der Figur von<br />

ApuNahasapeemapetilon leihen,<br />

sagte der Schauspieler Hank Azaria<br />

der Branchen-Website SlashFilm am<br />

Freitag. DieAutoren der Seriemüssten<br />

noch entscheiden, wie es mit der<br />

Figur weitergehe. (dpa)<br />

TOP 10<br />

Sonnabend, 18. Januar<br />

1 Tagesschau ARD 6,9 24 %<br />

2 Handball-EM ARD 6,4 21 %<br />

3 Dschungelcamp RTL 6,0 25 %<br />

4 heute-journal ZDF 5,5 18 %<br />

5 Sportschau ARD 5,2 21 %<br />

6 Biathlon ZDF 5,1 34 %<br />

7 Krygerbleibt Krüger ARD 5,1 17 %<br />

8 DSDS RTL 3,9 13 %<br />

9 Skispringen ZDF 3,7 21 %<br />

10 Zweierbob ARD 3,5 20 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

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Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Naunynstraße (& 75 45 37 25)<br />

20.00: Gritty Glamour<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

19.30: Baal<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Erbarmen<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

19.30: CryBaby<br />

GarnTheater (& 78 95 13 46)<br />

20.30: Die Schädlichkeit des Tabaks und andere<br />

Ungeschicklichkeiten<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Jugend ohne Gott<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30 Saal A: Hamlet<br />

20.00 Globe: Love hurts in Tinder Times<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Simon&Garfunkel Tribute Meets Classic(Duo<br />

Graceland)<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

19.30 Alter Orchesterprobensaal: Linden 21: Usher<br />

tak Theater Aufbau Kreuzberg (& 50 56 70 00)<br />

20.00: Zbam!<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

20.00: Ruhm<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic (Dharmander<br />

Singh, Neil Numb u. a.)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Kartons On Stage(Staatliche Artistenschule<br />

Berlin)<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

19.30: Musical Stars –Made in Neukölln (SVA<br />

Musical/Musikschule Paul Hindemith Neuköllnund<br />

Flintstones Big Band)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Überall ist besser als nichts!<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

19.45: Die große radioeins Satireshow(Florian<br />

Schroeder &Gäste)<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Alte Mädchen<br />

KLASSIK<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: The Best of Ennio Morricone mit Sänger*innen<br />

und Musiker*innen der Milano Festival Opera,<br />

Ltg.Marco Seco, Marcin Wolniewski, Filmmusik mit<br />

Original-Filmszenen und Leinwand-Animationen<br />

Ev.Kirchengemeinde Siemensstadt (Schuckertdamm<br />

336-340)<br />

15.15: Katharina Richter (Sopran) und Rudolf Gäbler<br />

(Klavier), Kulturcafé: Die Walzerdynastie Strauß –<br />

Walzerseligkeit und Familientratsch<br />

Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche (& 218 50 23)<br />

19.30: DePauw Chamber Singers (Indiana, USA),<br />

Ltg.Eric Schmidt, Musikalische Reflektionen über das<br />

„Vater Unser“–Werkevon Bennett, Bruckner,Kreek,<br />

Stanford, Miskinis u. a.<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: Sinfonieorchester,Ltg.IvanCherednichenko,Rolando<br />

Saad (Gitarre), Rodrigo: Concierto de<br />

Aranjuez; Bizet: „Carmen“-Suite; de Falla: „El amor<br />

brujo“-Suite; Saint-Saëns: Introduktion und Rondo<br />

capriccioso op. 28<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

20.00: Mandelring Quartett, Marie-Pierre Langlamet<br />

(Harfe), Joaquín Pérez Turina: „La oración del Torero“<br />

op. 34; Marcel Tournier:„Vers la source dans le bois“<br />

für Harfe, Étude de concert„Au matin“ für Harfe;<br />

Claude Debussy: „Valse romantique“ für Harfe,<br />

„Danse sacrée et danse profane“ für Harfe und<br />

Streicher;Maurice Ravel: Streichquartett F-Dur<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

19.30: Jörg Widmann (Klarinette) und Cuarteto<br />

Quiroga, Peter Eötvös: „Joyce“ für Klarinette und Streichquartett,<br />

„Joyce“ für Klarinette solo, UA;CarlMaria<br />

vonWeber: KlarinettenquintettB-Dur op. 34; James<br />

Joyce: Ausgewählte Texte in englischer Sprache<br />

Radialsystem (& 288 78 85 88)<br />

20.00: Trio Catch, Ohrknacker:Jakub Rataj, Jakub<br />

Rataj: „IOI“ –GesprächskonzertinAnwesenheit der<br />

Komponistin<br />

Staatsoper Unter den Linden (& 20 35 45 55)<br />

20.00 Apollosaal: Roman Trekel (Bariton), Oliver Pohl<br />

(Klavier), Liedrecital, Werkevon HugoWolf<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Malala (ab 10 J.)<br />

10.30: Albirea –Nur ein Kind kann die Welt retten,<br />

Fantasy-Singspiel mit Video-Mapping,Kammerorchester<br />

und Chor (ab 10 J.)<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

11.00: Just Thirteen, Platypus Theater,englisches<br />

Jugendtheater (ab 11 bis 14 J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00, 10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele<br />

in unser Leben traten, Videogames<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Die LückeimBauzaun (ab 6J.)<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

18.00: Das Nacktschnecken-Game (ab 12 J.)<br />

Jaro Theater (& 341 04 42)<br />

10.30: HerrKlugeund ein Dinosaurier in der Schule<br />

(ab 3bis 9J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00: Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />

Literaturhaus Berlin (& 8872860)<br />

10.00: Junges Literaturhaus –Geteilte Geschichte(n):<br />

„Das Mauerschweinchen“, mit Katja Ludwig,Mod.:<br />

Shelly Kupferberg<br />

Schillertheater-Werkstatt (Bismarckstr.110)<br />

10.00: Purple –Tanzfestival für junges Publikum: Normen,<br />

Normen, Normen, ab 12 Jahren/ ab 6. Klasse<br />

–-Immer im Anschluss: Bewegtes Nachgespräch (ca.<br />

45 Minuten) ANDERS SEIN Wasist eigentlich „die<br />

Norm“, und was heißt „anders sein“? Wiewollen wir<br />

uns zur Umwelt in Beziehung setzen, ohne uns zu<br />

verbiegen? Ausgehend voneigenen Erfahrungen in<br />

der Schule überlegen wir,wie das Thema im Stück in<br />

Bewegungen umgesetzt worden ist. –(ab 12 J.)<br />

Schlossplatztheater (& 651 65 16)<br />

10.00: Klangquadrat, musikalische Performance (ab<br />

2bis 10 J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren,<br />

Theater Malinka,Schauspiel /Puppenspiel (ab 3J.)<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

17.00: Roller Kidz, Rollschuhdiskofür Kinder<br />

Theater an der Parkaue (& 55 77 52 52)<br />

10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />

Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />

bis 14 J.)<br />

Uferstudios (& 46 06 08 87)<br />

10.00 Studio 14: Purple –Internationales Tanzfestival<br />

für junges Publikum: Hocus Pocus, Cie. Philippe Saire,<br />

Choreografie (ab 7J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Jenseits der Hoffnung,Reiner Geulen, Lesung<br />

und Gespräch<br />

Danziger 50 (& 41 71 58 87)<br />

19.00: Erzählbühne, Kathleen Rappolt;Sven Tjaben<br />

Literaturhaus Berlin (& 887 28 60)<br />

21.00: Wortservierungen: Das System –Permanent<br />

Record: Meine Geschichte, vonEdward Snowden, mit<br />

Richard Burger<br />

Kino I<br />

Leben<br />

mit dem<br />

Urknall<br />

Als Jakob Lanz 13 Jahre alt<br />

war,erschoss sich sein Vater<br />

auf dem Hausdach. Das<br />

Kind musste den Schuss mit<br />

anhören. Seither versucht Joke<br />

Lanz, wie sich der 1965 in Basel<br />

geborene und heute in Berlin<br />

lebende Noise-Künstler<br />

nennt, einen Umgang mit dem<br />

Urknall seines Lebens zu finden.<br />

Genauso wie mit seiner<br />

eigenen Vaterrolle, die durch<br />

das traumatische Kindheitserlebnis<br />

belastet ist. Sieben Jahre<br />

lang hat der Filmemacher<br />

Derek Ramsey seinen Freund<br />

mit der Kamera begleitet. Entstanden<br />

ist ein Film überVäter,<br />

Söhne und darüber, was passiert,<br />

wenn traumatisierte<br />

Söhne zu Vätern werden. Joke<br />

Lanz hat sich geschworen, seinen<br />

eigenen Sohn Céleste,<br />

nicht vaterlos aufwachsen zu<br />

lassen. Vonfrühester Kindheit<br />

an bezog erihn in seine Kunst<br />

ein, heute stehen sie gelegentlich<br />

gemeinsam auf der<br />

Bühne. Frank Junghänel<br />

My Life is aGunshot 20 Uhr,Kino in der<br />

Brotfabrik, Caligariplatz1<br />

Aber bitte,<br />

kommen Sie rein!<br />

In dieser Woche erfreut Osteuropäisches das Herz<br />

Nicht dass das literarische<br />

Leben Berlins jemals<br />

über einen Kamm zu<br />

scheren, in eine Ecke<br />

oder unter ein Motto zu stellen beziehungsweise<br />

sonstwie zu rubrizierenwäre,<br />

schon gar nicht eine ganze<br />

Woche lang. Aber man könnte doch<br />

von der zarten Tendenz sprechen,<br />

dass es in den kommenden Tagen<br />

verstärkt um osteuropäische Literatur<br />

geht. Wasschon wieder eine Falle<br />

ist, denn die Frage ist natürlich immer:<br />

östlich von wo?, und wenn ich<br />

jetzt auch Katja Oskamps Lesung im<br />

Literaturforum im Brecht-Haus aus<br />

ihrem Buch „Marzahn mon amour“<br />

am Dienstag dazuzählen würde,<br />

wäremir der Shitstormgewiss.<br />

Aber am selben Tagist der litauische<br />

Dichter und Übersetzer Tomas<br />

Venclova in der Akademie der<br />

Künste zu Gast, das kommt der Sache<br />

schon näher, auch wenn Venclova<br />

als Bürgerrechtler in den 70er-<br />

Jahren nach Westen emigrieren<br />

musste und heute in den USA lehrt<br />

(russische und osteuropäische Literatur).<br />

In der aktuellen Ausgabe der<br />

Zeitschrift Sinn und Form schreibt er<br />

über „Prosper Mérimées letzte No-<br />

oder jedenfalls Literatur,die östlich von hier<br />

entstanden ist, wie Dorota Masłowskas<br />

„Andere Leute“ sowie ein historischer<br />

Kriminalfall von Marek Toman<br />

PetraKohse<br />

würde gernePolnisch sprechen, um über<br />

Dorota Masłowska im Original lachen zu<br />

können. Aber der einzigeSatz, den sie<br />

sagen kann, ist: Potrzebuje pomocy -<br />

Ich brauche Hilfe (an das letzte „e“<br />

von„potrzebuje“ denken Sie sich<br />

bitte ein „¸“.<br />

velle“ und am PariserPlatz spricht er<br />

mit dem DichterDursGrünbein und<br />

der US-amerikanischen Schriftstellerin<br />

Ellen Hinsey über „den Trost<br />

der Poesie in finsteren Zeiten“.<br />

Den findet man ganz sicher auch<br />

bei der Polin Dorota Masłowska, die<br />

ebenfalls am Dienstag, im Literaturhaus<br />

in der Fasanenstraße, mit der<br />

polnisch-deutschen Journalistin<br />

Emilia Smechowski über ihren, also<br />

Masłowskas, neuen Roman „Andere<br />

Leute“ (Rowohlt Berlin 2019) spricht.<br />

Offenbar ist nicht geplant, auch aus<br />

dem Buch zu lesen, was ein großer<br />

Fehler wäre, den das Publikum keinesfalls<br />

hinnehmen sollte! Denn die<br />

1983 geborene Masłowska(„Schneeweiß<br />

und Russenrot“,„Die Reiherkönigin“)<br />

schreibt über die jeweilige<br />

Trübsal undWutderWarschauer Unter-wie<br />

Oberschicht mit so viel originellem,<br />

anarchisch-tänzerischem<br />

Schwung, dass man gar nicht mitbekommt,<br />

wie deprimiert man am<br />

Ende über die ökonomische und<br />

moralische Haltlosigkeit der Verhältnisse<br />

doch eigentlich ist.<br />

Besonders begeisternmich in der<br />

Übersetzung von Olaf Kühl die Stellen,<br />

in denen plötzlich Mitfahrer in<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51)Crescendo #makemusicnotwar<br />

14.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

17.15,20.30<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Knives Out–Mordist<br />

Familiensache 14.30,17.30,20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 1026) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 20.00; Judy 14.00, 17.00<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40)Knives Out–Mordist<br />

Familiensache (OmU) 17.10; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OF) 14.00, 20.00; 1917 –Der Film<br />

13.30, 16.15, 19.00, 21.40; Freies Land 14.30,<br />

17.15; Judy 20.00;ARainy Day InNew York (OmU)<br />

18.40; Albrecht Schnider –Was bleibt 13.30; Judy<br />

(OmU) 16.00, 20.50; The Peanut Butter Falcon<br />

(OmU) 19.00, 21.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

13.40, 16.40; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 15.30, 21.30; Parasite 18.00; Queen &<br />

Slim (OmU) 14.15, 20.50; Aretha Franklin:Amazing<br />

Grace (OmU) 14.00; Einsam zweisam 19.00; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao 16.00<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Crescendo #makemusicnotwar<br />

20.00; Motherless Brooklyn 17.15;<br />

Milchkrieg in Dalsmynni 17.45; The Peanut Butter<br />

Falcon 20.15<br />

Kant Kino (& 319 9866) Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 14.30, 17.30, 20.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.30, 17.15,20.00;ARainy Day In<br />

New York 14.00, 18.30; Das perfekte Geheimnis<br />

16.00; Die schönste Zeit unseres Lebens 20.45;<br />

The Farewell 17.50, 20.10; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.30;Der geheime Roman<br />

des Monsieur Pick 16.15, 18.30, 20.45<br />

Zoo Palast (& 01805/22 29 66) Atmos: Bad Boys<br />

for Life 20.00, 23.00; Die Eiskönigin II14.00; 3D,<br />

Atmos: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 16.45, 19.45, 22.50;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.15; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level 17.45; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 14.30, 20.30; AlsHitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 17.00; Jumanji –The Next Level 14.15;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.45,<br />

23.00; Bad Boys for Life 14.20, 17.10; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 20.00, 23.10; Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.15; Bad Boys<br />

for Life (OF) 23.15; StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

17.00,20.10; Joker 23.05; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 17.15; Das perfekte Geheimnis<br />

14.30,20.15<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />

retten die Welt! (OmU) 13.15; ARainy Day In New<br />

York 17.45; Alkohol –Der globale Rausch 14.45;<br />

Jeanne d‘Arc – Jeanne (OmU) 11.00; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 16.15; Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OmU) 20.45; Milchkrieg in<br />

Dalsmynni 19.15; Why Don‘t You Just Die! –Papa,<br />

sdokhni (OmU) 22.40; Bunuel im Labyrinth der<br />

Schildkröten 12.45; Campo (OmU) 14.15; Freies<br />

Land (DFmenglU) 19.30; Lara (DFmenglU) 15.50;<br />

Marianne &Leonard –Words of Love (OmU) 11.00;<br />

Midsommar (OmU) 21.40; Systemsprenger (DFmenglU)<br />

17.30; The Farewell (OmenglU) 17.00;<br />

Der geheime Roman des Monsieur Pick –Le mystere<br />

Henri Pick (OmU) 18.50; Joker (OmU) 22.45;<br />

Marriage Story (OmU) 14.45; Motherless Brooklyn<br />

(OmU) 12.15; Parasite – Gisaengchung (OmU)<br />

20.30; DieWache –Auposte! (OmU) 11.00<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 8129) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 14.00, 18.15; Freies Land<br />

20.30; Joker (OmU) 23.00; Lara 16.15; Alkohol –<br />

Der globale Rausch 22.00; Der geheime Roman des<br />

MonsieurPick –LemystereHenri Pick (OmU) 20.00;<br />

Der marktgerechte Mensch18.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

14.00; Systemsprenger 15.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />

14.45, 17.40, 20.10; 3Engel für Charlie 13.45,<br />

16.20, 19.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

19.20; Bad Boys for Life 17.30, 19.40; Bad Boys<br />

for Life (OF) 20.20; IMAX: Bad Boys for Life 14.10,<br />

17.00,20.00; Cats 17.15; Die Eiskönigin II 14.20,<br />

16.50;The Grudge 20.10; Jumanji –The Next Level<br />

14.00, 16.50, 19.45; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

15.00, 16.40, 19.50; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 15.00; Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 14.10, 17.15, 20.30; LeMans 66: Gegen<br />

jede Chance 17.15; The Peanut Butter Falcon<br />

14.20; Queen &Slim 20.40; Sneak Preview 20.30;<br />

3D: Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

18.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

13.45, 17.00, 20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.30, 20.40; Thomas und seine Freunde:<br />

Große Welt! Große Abenteuer! 14.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern15.00,17.45;Wonder Boy, Olivier<br />

Rousteing,nesous X(OmU) 15.10<br />

Zukunft (& 01 76/57 861079) Der Leuchtturm –<br />

The Lighthouse (OmU) 20.20, 22.30; Systemsprenger(OmenglU)18.00;<br />

DecknameJenny (DFmenglU;<br />

m. Gespräch) 20.00; Milchkrieg in Dalsmynni –Heradid<br />

(OmU) 18.00;Why Don‘t YouJust Die! –Papa,<br />

sdokhni (OmU) 22.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) 1917 –Der Film<br />

16.40, 19.40; Bad Boys for Life 17.00, 20.00;<br />

Die Eiskönigin II 16.30; Jumanji –The Next Level<br />

16.40,19.50; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

19.20; Lindenberg! Mach dein Ding 16.30, 19.50;<br />

Das perfekte Geheimnis 20.00; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 16.20,19.30;Vier zauberhafte<br />

Schwestern 17.00<br />

Kino Kiste (& 998 7481) Morgen sind wir frei<br />

14.00; Rotschühchen und die sieben Zwerge<br />

16.00; Die schönste Zeit unseres Lebens 17.50;<br />

Und der Zukunft zugewandt 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />

Film 14.20, 17.10, 20.00; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 20.10; Bad Boys for Life 14.20,<br />

17.00, 20.00; Basic Instinct 20.15; 3D: Die Eiskönigin<br />

II 14.15; Die Eiskönigin II 14.30, 17.20;<br />

The Grudge 17.30; Jumanji –The Next Level 17.20,<br />

19.50; Knives Out –Mord ist Familiensache 17.15,<br />

19.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

15.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.30, 19.30;<br />

Miniblockbuster –6Kurzfilme 14.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.50; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40, 19.50; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10, 20.15; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 14.40, 17.10<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache (OmU) 17.30, 20.30; B Aretha<br />

Franklin: Amazing Grace (OmU) 16.40; Parasite –<br />

Gisaengchung (OmU) 18.40, 21.30<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Little Joe –<br />

Glück ist ein Geschäft (OmU) 17.45, 20.00; Milchkrieg<br />

in Dalsmynni –Heradid (OmU) 19.00, 22.15;<br />

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida<br />

invisivel deEuridice Gusmao (OmU) 21.00<br />

Moviemento (& 692 4785) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 22.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

–ItMust Be Heaven (OmU) 13.00, 15.15,<br />

17.30, 19.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

19.00; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />

verlorenen Schatz 14.30; Der Leuchtturm –The<br />

Lighthouse (OmU) 21.30; Systemsprenger 16.15;<br />

Thomas und seine Freunde: Große Welt! Große<br />

Abenteuer! 12.30;Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

–ItMust Be Heaven (OmU) 10.15; Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 11.00, 16.00; Little Joe –<br />

Glück ist ein Geschäft (OmU) 13.30,18.30,21.00<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen 20.00<br />

Sputnik (& 694 11 47) British Shorts Festival<br />

20.00; British Shorts Festival (OF) 18.00; Joker<br />

(OmU) 22.15; Lara (OmenglU) 16.00; Einsam zweisam<br />

–Deux moi (OmU) 16.00; Little Joe –Glück<br />

ist ein Geschäft (OmU) 20.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.00; Systemsprenger 18.00;<br />

Kinobar im Sputnik British Shorts Festival (OF)<br />

19.00, 21.00<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 14.30, 17.30, 20.30; New Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 18.50; Parasite 16.00, 21.40;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 13.50<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 538 95 90) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 20.00; Bad Boys for Life 17.30,<br />

20.30; Die Eiskönigin II15.00, 17.45; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 17.15, 20.15; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 15.00, 17.00, 20.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.45; 3D: Star<br />

Wars:Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 17.15, 20.15;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 15.15<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 13.00, 17.30; Judy 18.00,<br />

20.30; Jumanji–The Next Level 15.30; Lara 13.00;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 13.30, 16.30, 19.30;<br />

Vom Gießen des Zitronenbaums 15.15, 20.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) 1917<br />

–Der Film 14.00, 17.00, 20.00; 3Engel für Charlie<br />

14.00; Bad Boys for Life 14.00, 17.00, 20.00;<br />

Die Eiskönigin II 14.00, 17.00; The Grudge 20.15;<br />

3D: Jumanji –The Next Level 19.55; Jumanji –The<br />

Next Level 14.00,17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.30, 19.45; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 16.30,19.40; Das perfekte Geheimnis 19.50;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.10;<br />

3D: Star Wars: DerAufstieg Skywalkers 19.30; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10, 16.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 14.00, 17.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Einsamzweisam –Deux moi<br />

(OmU) 18.45; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait de la jeune fille en feu(OmU) 20.45;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 17.00; Bunuel<br />

im Labyrinth der Schildkröten –Bunuelenellaberinto<br />

de las tortugas (OmU) 22.00; Cunningham<br />

(OmU) 18.00; Der marktgerechte Mensch (OmU)<br />

20.00<br />

Babylon (& 242 59 69)Top Secret!: 36 Husbands<br />

(OmU) 20.00; Top Secret!: Burn After Reading –<br />

Wer verbrennt sich hier die Finger? (OmU) 17.15;<br />

Top Secret!: Citizenfour (OmU) 17.45; Top Secret!:<br />

Dame, König, As, Spion –Tinker,Tailor, Soldier, Spy<br />

(OmU) 17.30; TopSecret!:Departed: Unter Feinden<br />

(OmU) 22.45; Fellini 100: Fellinis Das süßeLeben–<br />

La dolce vita (OmenglU) 19.30;Top Secret!: Gefahr<br />

und Begierde –Sejie (OmU) 21.45; Kill Me Today,<br />

Tomorrow I‘m Sick! 19.15; Top Secret!: MIB –Men<br />

in Black (OmU) 21.45<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Cleo<br />

(OmenglU) 18.00; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />

(OmU) 15.45; Queen &Slim (OmU) 20.45; Vom<br />

Gießen des Zitronenbaums –It Must Be Heaven<br />

(OmU) 13.45; Queen &Slim (OmU) 12.00, 14.30,<br />

17.00; Thomas und seine Freunde: Große Welt!<br />

Große Abenteuer! 10.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

–ItMust Be Heaven (OmU) 19.45; Yung<br />

(OmenglU) 22.00<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) 1917 –<br />

DerFilm 11.50, 14.00, 17.30, 19.40,23.10; 1917<br />

–Der Film (OF) 17.00, 19.50; 3Engel für Charlie<br />

11.45; 3Engel für Charlie –Charlie‘s Angels (OF)<br />

22.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 11.20,<br />

14.20; Bad Boys for Life 11.00, 13.45, 17.10,<br />

20.10, 23.15; Bad Boys for Life (OF) 22.45; Cats<br />

11.45; Cats (OF) 13.40; Die Eiskönigin II 11.15,<br />

17.20; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF) 14.50;<br />

Joker 22.50; 3D: Jumanji –The Next Level 23.15;<br />

Jumanji –The Next Level 14.30, 17.10; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 16.30, 20.10; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache (OF) 19.30, 23.15; Latte<br />

Igel und der magische Wasserstein 11.30; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 16.45, 20.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 16.20; Sneak Preview (OF) 20.00; 3D:<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 11.10;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 13.40;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10,<br />

19.10, 22.50; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers –Star<br />

Wars: The Rise ofSkywalker (OF) 20.30; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 11.30, 13.50<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 16.30, 19.00, 21.30; ARainy Day InNew<br />

York (OmU) 14.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

14.00, 19.30, 22.15; Die Sehnsucht der Schwestern<br />

Gusmao –Avida invisivel de Euridice Gusmao<br />

(OmU) 16.45; The Farewell (OmU) 19.00; Little Joe<br />

–Glück ist einGeschäft (OmU) 14.15, 21.15; Miles<br />

Davis: Birth of the Cool (OmU) 16.30; Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 14.15, 16.45, 19.15; Einsam<br />

zweisam –Deux moi (OmU) 21.45;<br />

Aquarela (OmU) 15.15; Der geheime Roman des<br />

Monsieur Pick –Lemystere Henri Pick (OmU) 17.15;<br />

Jeanne d‘Arc (OmU) 22.00; Judy (OmU) 19.30<br />

International (& 24 75 60 11) Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 16.00, 19.00; Siegessäule und Teddy<br />

präs. MonGay: Mr. Leather (OmU) 22.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

1917 –Der Film 14.50, 17.10, 20.15; 1917 –Der<br />

Film (OF) 19.50; Baba Parasi (OmU) 20.30; Bad<br />

Boys for Life 14.00, 17.00, 20.10; Bad Boys for<br />

Life (OF) 19.55; Cep Herkülü: Naim Süleymanoglu<br />

–Pocket Hercules (OmU) 14.15; Die Eiskönigin<br />

II 14.15, 17.15; Jumanji –The Next Level 14.00,<br />

17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache 20.00;<br />

Latte Igel und der magische Wasserstein 14.00;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 16.50, 19.55; Mucize<br />

Ask (OmU) 17.35; Sneak Preview 20.00; Sneak<br />

Preview (OF) 20.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.30, 17.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 14.00, 16.10; Vier zauberhafteSchwestern<br />

14.45, 17.20<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />

12.10; Land des Honigs – Medena Zemja:<br />

Honeyland (OmU) 16.10; Milchkrieg inDalsmynni<br />

–Heradid (OmU) 17.50; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.00; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

14.00; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />

vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 19.30;<br />

Systemsprenger (DFmenglU) 10.00<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />

16.30,19.30, 22.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) 1917 –Der Film (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30; Joker (OmU) 17.45, 20.30,<br />

21.30; Judy (OmU) 16.00, 19.00; Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 15.00, 16.30; Miles Davis:<br />

Birth of the Cool (OmU) 18.30; Motherless Brooklyn<br />

(OmU) 21.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45)1917–Der Film –1917<br />

(OF) 16.45,19.30,22.15; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.00, 20.00; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OF) 16.00, 19.00; Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OF) 21.50; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers –StarWars:The Rise of Skywalker<br />

(OF) 17.20, 20.30;The Farewell (OmenglU) 19.10;<br />

Queen &Slim (OF) 16.20, 21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

1917 –Der Film 14.25, 16.45, 20.10; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.00; Bad Boys for<br />

Life 14.00, 16.50, 20.00; Die Eiskönigin II 14.40,<br />

17.25; Jumanji –The Next Level 16.40;


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

So anarchisch wie tänzerisch: die polnische Schriftstellerin Dorota Masłowska.<br />

der Straßenbahn oder auch mal die<br />

Weinflasche ihre Ansichten zur Lage<br />

äußern, einzelne Gedanken sich szenisch<br />

surreal verselbstständigen<br />

oder zwischenrein ein bisschen gerappt<br />

wird. Frech und spielerisch ist<br />

dieser Roman, im besten Sinne<br />

obenhin und bildet dabei dennoch<br />

Wurzeln aus: DieSehnsucht, dass die<br />

Verhältnisse früher mal anders waren,<br />

wärmer und verbindlicher,<br />

blubbert immer wieder nach oben –<br />

„Nachbar,borgmir ein Glas Zucker.“<br />

„Aber bitte,kommen Sierein.“<br />

Deutlich weniger künstlerisch,<br />

aber sehr informativ ist der tschechische<br />

Roman „Die große Nachricht<br />

vom schrecklichen Mord des Šimon<br />

Abeles“ (Wieser-Verlag 2019,<br />

deutsch von Raija Hauck) des 1967<br />

geborenen Schriftstellers, Journalisten<br />

und Diplomaten Marek Toman,<br />

der im Original bereits 2014 erschien.<br />

Hier geht es um einen historischen<br />

Kriminalfall aus dem 17.<br />

Jahrhundert: den Todeines 12-jährigen<br />

jüdischen Jungen aus Prag, der<br />

zum Christentum überwechseln<br />

wollte und zu den Jesuiten floh, von<br />

seiner Familie ins jüdische Viertel<br />

zurückgeholt wurde und wenige<br />

LITERATUR<br />

Ein Abend für Tomas Venclova,21. 1.,<br />

19 Uhr,Akademie der Künste, Pariser<br />

Platz 4<br />

Dorota Masłowska: Andere Leute,<br />

21.1., 19.30 Uhr,Literaturhaus, Fasanenstr.23<br />

Marek Toman: Die große Nachricht vom<br />

schrecklichen Mord des Šimon Abeles,<br />

22. 1., 19 Uhr,Tschechisches Zentrum,<br />

Wilhelmstr.44<br />

Alhierd Bacharevic und Julia Cimafiejeva,25.<br />

1., 20 Uhr,Ocelot, Brunnenstr.<br />

181<br />

IMAGO<br />

Tage darauf starb. Sein Grab findet<br />

sich tatsächlich in der Teynkirche in<br />

der Prager Altstadt. Toman, der am<br />

Mittwoch im Tschechischen Zentrum<br />

in der Wilhelmstraße auftritt,<br />

hat den Fall rekonstruiert, teilweise<br />

mit Originaltexten aus Verhörprotokollen<br />

erzählerisch aufgearbeitet<br />

und mit einem fiktiven zeitgenössischen<br />

Strang verwoben, in dem der<br />

Sohn eines Anthropologen, der an<br />

der Ausgrabung in der Teynkirche<br />

mitwirkt, ebenfalls verschwindet.<br />

Das Thema ist das Miteinander<br />

vonJuden und Christen gesternund<br />

heute,wennman so will, interessant,<br />

aber auch ein wenig schulfunkmäßig<br />

aufbereitet. Sie wissen schon: Wenn<br />

die Gedanken oder Dialoge der Figuren<br />

kein Eigenleben haben, sondern<br />

nur dazu dienen, die Leser ins Bild zu<br />

setzen ...<br />

Am Sonnabend schließlich, in der<br />

Buchhandlung Ocelot, ein belarussischer<br />

Abend mit dem Schriftsteller<br />

AlhierdBacharevic und der Dichterin<br />

Julia Cimafiejeva. Waszweifellos ein<br />

schöner Abschluss des dieswöchigen<br />

Blickes nach Osten wäre. Oder nach<br />

Westen, wenn man aus China<br />

kommt. Wieauchimmer –viel Spaß!<br />

Kino II<br />

Leben<br />

hinter dem<br />

Regenbogen<br />

IndreiWochen werden in Los<br />

Angeles die meistbeachteten<br />

Filmpreise der Welt vergeben:<br />

So viel Zeit ist also noch,<br />

sich die bisher verpassten Favoriten<br />

anzuschauen. Renée<br />

Zellweger, die schon den Golden<br />

Globe als beste Hauptdarstellerin<br />

in der Kategorie<br />

Drama gewonnen hat, wirkt<br />

auf viele Oscar-Flüsterer als sichereAnwärterin<br />

für den Preis<br />

als Beste Schauspielerin. In<br />

der Tatüberzeugt sie in dem<br />

Biopic„Judy“ mit nuanciertem<br />

Spiel. Sie sieht aus und klingt<br />

so, als hätte sie ihr ganzes<br />

Herzblut in die Rolle der in der<br />

Kindheit zum Star präparierten<br />

Judy Garland hineingegossen.<br />

Der Film läuft seit Jahresbeginn;<br />

im kleinen, altertümlich-gemütlichen<br />

Xenon in<br />

Schöneberg kann man „Judy“<br />

auch im Original mit Untertiteln<br />

sehen. Dasempfiehlt sich,<br />

um keinen Bruch zwischen<br />

der Sprech- und der Singstimme<br />

der Schauspielerin zu<br />

hören. CorneliaGeißler<br />

Judy 20.15 Uhr, Xenon, Kolonnenstr.5-6<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />

Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichterTexte<br />

VolksbühneBerlin (& 24 06 57 77)<br />

20.00: Jubiläumsgala: 25 Jahre Reformbühne Heim<br />

&Welt, Ahne, Jakob Hein, FalkoHennig,Roman<br />

Israel, HeikoWerning &Jürgen Witte feiernmit der<br />

Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot<br />

Z-Bar (& 28 38 91 21)<br />

20.00: Freihafen –offene Lesebühne<br />

FÜHRUNG<br />

Ansichtssachen (& 99 54 80 53)<br />

11.00: Reichstag &Regierungsviertel: Mit Plenarsaal,<br />

Dachterrasse und Kuppel, Treff: Brandenburger Tor, vor<br />

der Touristeninformation. Anm. erf.<br />

11.00: Kreuzberg SO 36: Schillerndster Bezirk<br />

Berlins, Treff: U-Bhf. Kottbusser Tor, Adalbertstr.unterm<br />

Brückenhochhaus. Anm. erf.<br />

14.30: <strong>Berliner</strong> Mauer:Die Bernauer Straße, Treff:<br />

U-Bhf. Eberswalder Str., Schönhauser Allee/Ecke<br />

Eberswalder Str.. Anm.erf.<br />

14.30: Prenzlauer Berg: Zwischen Babyboom und<br />

Konnopkes Currywurst, Treff: Gethsemanekirche,<br />

Stargarder /EckeGreifenhagener Str.. Anm. erf.<br />

Arbeitskreis altes Regierungsviertel<br />

(& 01 76 25 29 15) 13.30: VomWilhelmplatz zum<br />

Führerbunker –Eine Stadtführung durch das alte<br />

Regierungsviertel, Treff: Wilhelmstr./Mohrenstr.am<br />

Denkmal für Leopold vonAnhalt-Dessau<br />

Bärentouren (& 015 20 -5 22 67)<br />

14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />

Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />

2. Weltkrieg bis heute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />

Hochstr.. Anm. erf.<br />

16.00: Berlin zur Zeit derRomantik –Literaturführung<br />

vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />

AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />

Anekdoten: Romantiktour zwischen Hackeschem<br />

Markt und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />

U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm.erf.<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

15.00: Wilhelm und Alexander vonHumboldt,<br />

Öffentliche Führung<br />

Meyers Stadtgänge (& 442 32 31)<br />

14.00: Prenzl.Bergs High Tech und Weltkulturerbe<br />

Europas modernstes Großplanetarium bis Tauts<br />

Wohnstadt CarlLegien, RadialsystemXI., Bernd S.<br />

Meyer, Treff: S-Bhf. Prenzlauer Allee, Bahnhofshalle.<br />

Anm. erf.<br />

Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

Secret Tours Berlin (& /82 09 67 51)<br />

10.00, 12.00: Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen<br />

(ab Potsdamer Platz), Treff: Potsdamer Pl. 3(vordem<br />

Hotel „Ritz-Carlton“) .Anm. erf.<br />

12.00: Versteckte Hinterhöfe (Mitte), Treff: Hackescher<br />

Markt 4.Anm. erf.<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: Andreas Schmidt (p) &Friends<br />

Arcanoa (& 67 96 26 51)<br />

21.00: open stage–SingerSongwriter +Poets, mit<br />

MovesJohnson<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Die Flemm Quintett<br />

Dorotheenstädtischer Friedhof (Chausseestr.126)<br />

16.00: James Turrell, Luther’sLight: Orgelmusik zur<br />

Blauen Stunde mit Kilian Nauhaus<br />

LabSaal (& 41 10 75 75)<br />

19.00: Schüler*innen der Musikschule Reinickendorf<br />

stellen sich vor, Ltg.Gisela Meßollen und Martin<br />

Eckenweber<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />

Bailey<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: TomFriedrich Quintett<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: Heavyball<br />

VertiMusic Hall (& 20 60 70 88 11)<br />

20.00: Hatsune Miku<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

21.00: Inside .... Moritz Baumgärtner:Richard Koch<br />

Quartett<br />

Zimmer 16 (& 48 09 68 00)<br />

19.30: Die offene Liederbühne Pankow,Singer-Songwriter-Forum<br />

CLUB<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Ritmo 666, Vale Colvin, Alys<br />

KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />

23.00: Electric Monday, Bastrd Love,Robine, Frankie<br />

Flowerz, Ricardo Rodriguez<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />

22.00: Hungry Monday<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke (& 89 75 13 27)<br />

18.00: Multisexual Boxhopping<br />

21.00: Sing on Stagewith The Shredder<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

19.00: Roller SkateDisko, Rollers HiFi<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: House of Waxx, Hiver,Laura BCR, Paula Koski<br />

MUSEEN<br />

Brücke-Museum (& 831 20 29)<br />

11.00: Unzertrennlich: Rahmen und Bilder der<br />

Brücke-Künstler,Mi-Mo 11-17 Uhr<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />

Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />

Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />

10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />

Keramik-Museum Berlin (& 321 23 22)<br />

13.00: Max Roesler,Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

13.00: Großherzogliche Keramische Manufaktur<br />

Darmstadt, Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

13.00: Berlin und Umland. Keramik im XX. Jahrhundert,<br />

Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

Museum für Film und Fernsehen (& 300 90 30)<br />

10.00: 120 Jahre Deutsche Filmgeschichte und<br />

Fernsehgeschichte in West und Ost, Mi-Mo/Feiert.<br />

10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Fokus Fernsehen: Leben, sterben, Hochzeit<br />

feiern, Mi-Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Brandspuren –Filmplakate aus dem<br />

Salzstock, Mi-Mo/Feiert.10-18, Do 10-20 Uhr<br />

Neues Museum (& 266 42 42 42)<br />

10.00: DieKrone vonKertsch. Schätze aus Europas<br />

Frühzeit, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />

10.00: Berlins größte Grabung,tgl./Feiert. 10-18, Do<br />

10-20 Uhr<br />

Schwules Museum (& 69 59 90 50)<br />

14.00: Anders als die Andern, Mi-Mo 14-18, Do 14-<br />

20, Sa 14-19 Uhr<br />

14.00: TransTrans, Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa<br />

14-19 Uhr<br />

14.00: Love at First Fight! Queere Bewegungen in<br />

Deutschland seit Stonewall, Mi-Mo 14-18, Do 14-20,<br />

Sa 14-19 Uhr<br />

14.00: Trial and Error –TRANSforming health and<br />

justice, Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa 14-19 Uhr<br />

KINO<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache 19.50;Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.10,19.40; Sneak Preview<br />

20.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

17.10, 20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.10; Vier zauberhafte Schwestern 14.30<br />

Wolf (& 921 039333) The Farewell (OmenglU)<br />

18.50; Der Leuchtturm – The Lighthouse (OmU)<br />

16.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />

21.10; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />

vida invisivel de Euridice Gusmao(OmU)18.10;Die<br />

Tigerentenbande –Der Film 16.40; VomGießen des<br />

Zitronenbaums –It Must Be Heaven (OmU) 21.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.30, 20.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.15; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.40, 17.15; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) 1917 –Der<br />

Film 15.15, 18.00; 1917 –Der Film (OmU) 20.45;<br />

Sneak Preview 22.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

14.40, 17.30, 20.30; Judy 17.15; Parasite 20.00;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 15.00;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache 16.30; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache (OmU) 19.15; Freies<br />

Land 14.40, 17.20, 20.00<br />

Kino inder Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

1917 – Der Film (OmU) 14.00, 17.10, 20.00,<br />

22.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.30;<br />

Die Eiskönigin II14.20; Freies Land 21.30; Joker<br />

(OmU) 22.40; Judy (OmU) 16.15; Der kleine Rabe<br />

Socke 3 – Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

14.15; Knives Out –Mord ist Familiensache (OmU)<br />

20.00, 22.50; Lindenberg! Mach dein Ding 13.30,<br />

16.40, 19.45; Little Joe –Glück ist ein Geschäft<br />

(OmU) 23.00; Das perfekte Geheimnis 16.20;<br />

Queen &Slim (OmU) 19.20,22.20; Sneak Preview<br />

20.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers –Star<br />

Wars: The Rise ofSkywalker (OF) 13.50, 16.50,<br />

20.30; Vier zauberhafte Schwestern 15.00, 17.30;<br />

VomGießen desZitronenbaums –ItMustBeHeaven<br />

(OmU) 19.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Als wir tanzten<br />

(Omdt+englU; m.Gästen u.Gespräch) 19.00; Why<br />

Don‘t You Just Die! –Papa, sdokhni (OmU) 21.45<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Audre Lorde: The<br />

Berlin Years 1984 to 1992 –Audre Lorde: Die <strong>Berliner</strong><br />

Jahre 1984-1992 (OmenglU) 20.00;<br />

The Farewell (OmU) 18.15; Rote Räte –Die bayrische<br />

Revolution aus der Sicht von Augenzeugen<br />

17.15; Schönheit & Vergänglichkeit (OmenglU)<br />

22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) 1917<br />

–Der Film 14.15, 17.05,19.40, 22.30; 3Engel für<br />

Charlie 17.20; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

19.55; Bad Boys for Life 14.25, 17.00, 20.00,<br />

22.45; Bad Boys for Life (OF) 20.00; Cats 14.30;<br />

Die Eiskönigin II14.20, 17.15; The Grudge 22.35;<br />

Joker 22.35; 3D: Jumanji –The Next Level 19.55;<br />

Jumanji –The Next Level 14.15, 17.00; Knives Out<br />

– Mord ist Familiensache 16.50, 19.45, 22.45;<br />

Latte Igel und der magische Wasserstein 14.25;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 14.20, 16.40, 19.40,<br />

22.40; Queen &Slim 22.45; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 16.45, 22.40; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 14.35, 19.40; Systemsprenger<br />

19.40; Underwater –Esist erwacht 19.55, 22.30;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.30, 17.05<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) 1917 –<br />

Der Film 13.50, 16.50, 19.50; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 17.20; Bad Boys for Life 14.15,<br />

17.00, 20.05; Die Eiskönigin II 14.10, 16.50; The<br />

Grudge 20.20; Jumanji – The Next Level 13.50,<br />

16.45; Knives Out –Mord ist Familiensache 16.15,<br />

19.45; Lindenberg! Mach dein Ding 13.50, 16.25,<br />

19.35; Das perfekte Geheimnis 13.15, 20.15;<br />

Sneak Preview(OF) 20.00; Spione Undercover: Eine<br />

wilde Verwandlung 13.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 14.10, 16.40, 19.55; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 19.20; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.10, 17.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Freies Land 17.00; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />

20.00<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Alles außer gewöhnlich<br />

20.15; Die zwei Päpste 18.00<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

(OmU) 14.40, 20.30; Queen &Slim<br />

(OmU) 17.30<br />

Urania-Filmbühne (& 218 90 91) Anja Silja –Ein<br />

Leben wie in der Oper 16.00<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Crescendo #makemusicnotwar<br />

(OmU) 18.00; Judy (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) 1917<br />

– Der Film 13.30, 16.30, 20.10; Bad Boys for<br />

Life 17.00, 20.00; Die Eiskönigin II 10.00, 12.20,<br />

14.40; Jumanji –The Next Level 10.30, 14.00,<br />

17.20; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />

verlorenen Schatz 10.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 20.15; Das perfekte Geheimnis 17.30; Sneak<br />

Preview 20.15; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 10.00, 12.15, 14.30; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 12.10, 16.55, 19.45; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 10.00, 11.50, 15.10<br />

Kino imKulturhaus Spandau (& 333 6081) Alles<br />

außer gewöhnlich 18.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 15.30, 20.15; Ich war noch niemals in<br />

NewYork 13.00<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.00, 17.00,20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

1917 –Der Film 13.15, 16.40, 20.00,22.55; 1917<br />

–Der Film (OF) 23.00; Bad Boys for Life 14.20,<br />

17.00, 20.00, 23.00;Bad Boys for Life (OF) 20.00;<br />

Die Eiskönigin II10.00, 12.15, 14.25, 17.20; Jumanji<br />

–The NextLevel11.00, 14.05, 17.00, 19.55;<br />

Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 10.00, 12.15; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache 14.00, 17.00, 19.40, 23.05; Latte<br />

Igel und der magische Wasserstein 10.00, 12.00;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 16.55, 20.00, 22.50;<br />

Sneak Preview 23.00; Sneak Preview (OF) 23.00;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00,<br />

12.00, 14.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

10.00, 16.10, 19.30; Vier zauberhafte Schwestern<br />

10.00, 12.10, 14.30<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 18.00; Bad Boys for Life<br />

17.45, 20.30; Die Eiskönigin II15.15; Jumanji –<br />

The Next Level 15.15, 20.30; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache 20.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

17.45, 20.30; Motherless Brooklyn 17.30; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 15.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 15.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Cinepoetics Lecture:<br />

Catherine Grant:Filmvortrag (EnglF) 18.00; Cinepoetics<br />

Lecture: Die Frau ohne Kopf –Lamujer sin cabeza<br />

(OmenglU) 20.00; FilmDokument:Jetzt –Nach<br />

so vielen Jahren (m. Einführung) 19.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

1917 – Der Film 13.30, 16.40, 19.45, 22.50,<br />

23.00; 3Engel für Charlie 22.50; 7500 –Der Film<br />

22.40; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.20,<br />

17.20, 19.45; Bad Boys for Life 13.45, 16.10,<br />

17.00, 19.30, 20.15, 22.50; Cats 16.40; Die Eiskönigin<br />

II 14.00, 16.50; The Grudge 16.50, 20.30,<br />

22.45; Joker 19.45,23.00; 3D: Jumanji –The Next<br />

Level 13.50, 19.45, 23.00; Jumanji –The Next Level<br />

12.30,14.50,16.00, 16.40; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 13.30, 13.50, 16.20, 19.40,<br />

19.50, 23.00; Lindenberg! Mach dein Ding 13.20,<br />

17.00, 19.30, 22.45; Parasite 19.15; Das perfekte<br />

Geheimnis 16.35, 19.30; Queen &Slim 19.45,<br />

23.00; Sneak Preview 20.00; Sneak Preview (OF)<br />

20.30; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

13.45, 17.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

13.40, 17.00, 20.30, 22.50; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 13.00, 16.15, 16.30, 19.00,<br />

21.00, 22.40; Underwater –Esist erwacht 22.35;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.00, 16.15; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 22.55<br />

Filmrauschpalast (& 394 4344) Once Upon a<br />

Time in... Hollywood (OF) 20.30; Why Don‘tYou Just<br />

Die! –Papa,sdokhni (OmU) 18.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50)Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 19.00; Bad Boys forLife17.00,20.00, 22.30;<br />

Die Eiskönigin II 14.30, 16.45; Jumanji –The Next<br />

Level 19.00; Lindenberg! Mach dein Ding 14.00,<br />

17.00,20.15, 22.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.30; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 20.15, 22.00; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers14.00,17.00;Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.00, 16.00<br />

Casablanca (& 677 57 52) ARainy Day InNew<br />

York 20.30; Gundermann Revier 18.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

1917 –Der Film 14.05, 17.00, 20.15; 3Engel für<br />

Charlie 14.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

17.00; Bad Boys for Life 14.15, 17.15, 20.15; Die<br />

Eiskönigin II14.00, 16.50; The Grudge 20.00; Jumanji<br />

–The Next Level 14.15, 17.15; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 16.50, 19.45; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 14.00, 16.35, 19.45; Das perfekte<br />

Geheimnis 19.45; Sneak Preview (OF) 20.00; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.20;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.55; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00, 19.30; Underwater<br />

–Esist erwacht 20.15; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.15,17.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) 1917<br />

–Der Film 14.00, 17.15, 19.40; Bad Boys for Life<br />

14.00,17.00,20.00; BadBoysfor Life(OF)19.50;<br />

Die Eiskönigin II 14.15, 17.20; Jumanji –The Next<br />

Level 14.10, 16.40; Sneak Preview 20.00; Sneak<br />

Preview (OF) 20.10; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.15,17.00; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 16.45, 19.30; Vier zauberhafte Schwestern<br />

15.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 4001) Mein Ende. Dein<br />

Anfang. 18.00; My Life is aGunshot: Joke Lanz<br />

(teilw.OmU) 20.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 14.30, 17.15, 20.00; Die Eiskönigin II<br />

13.45, 16.00; Der geheime Roman des Monsieur<br />

Pick 18.15; Joker 20.30; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 11.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Alles außer<br />

gewöhnlich 15.30; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 20.30; Parasite 18.00<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 15.15; Crescendo #makemusicnotwar<br />

17.45; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

20.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Idioten der Familie 20.30; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 18.00<br />

Capitol (& 831 6417) Judy 17.45; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 14.45,20.30<br />

POTSDAM<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 15.00, 21.15; Crescendo<br />

#makemusicnotwar (OmU) 15.30; Freies Land<br />

21.00; Film trifft Leben: Das geheime Leben der<br />

Bäume (m.Gast) 18.00; Judy(OmU)15.45, 18.15;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 17.30, 20.45; Little<br />

Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 20.45; The<br />

Peanut Butter Falcon (OmU) 14.30; Polnischer<br />

Filmclub: Pod Mocnym Aniolem –The Mighty Angel:<br />

Zum starken Engel (OmU; m. Gast) 18.00; Vom Gießen<br />

des Zitronenbaums –ItMust BeHeaven (OmU)<br />

16.15<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

1917 –Der Film 14.00, 17.00, 20.10; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 13.50, 20.15; Bad Boys<br />

for Life 13.45, 20.00; Cats 14.00; Die Eiskönigin II<br />

13.45,14.00,17.00;<br />

3D: Jumanji –The Next Level 16.50; Jumanji –The<br />

Next Level 19.40; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.45, 20.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

19.50; Das perfekte Geheimnis 20.00; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.15, 20.00; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.20; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.15, 17.40<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 8877) Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 17.00, 20.00; SpioneUndercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.30<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Der geheime Roman des Monsieur Pick 20.00; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 17.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/703 02 00) 1917 –<br />

Der Film 17.00, 20.20; 3Engel für Charlie 16.50;<br />

AlsHitlerdas rosa Kaninchen stahl 16.50; Bad Boys<br />

for Life 17.15, 19.45; Die Eiskönigin II 17.00; The<br />

Grudge 20.30; 3D: Jumanji –The Next Level 20.15;<br />

Jumanji –The Next Level 17.10; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 17.15,19.45; Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 17.00, 20.00; Das perfekte Geheimnis<br />

20.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

17.00, 20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

19.40; Underwater –Esist erwacht 19.45; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 17.30<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Bad<br />

Boys for Life 17.45, 20.30; Die Eiskönigin II 15.15;<br />

Jumanji –The Next Level 15.00; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 20.30; Motherless Brooklyn<br />

17.15; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

15.00; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

20.30; StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 17.30<br />

filmpalast Eisenhüttenstadt (&<br />

033 64/40 83 10) f1-4 Bad Boys for Life 17.30,<br />

19.30; Die Eiskönigin II 17.00; Jumanji –The Next<br />

Level 20.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.45,<br />

19.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 17.15<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Bad Boys<br />

for Life 17.30, 20.00; Cats 14.00; Die Eiskönigin II<br />

15.00; Jumanji –The Next Level 18.00; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

16.15; Knives Out –Mord ist Familiensache 20.45<br />

UnionFürstenwalde (& 03361/73 64 40) Die Addams<br />

Family 16.30; Freies Land 20.15; Der geheime<br />

Roman des Monsieur Pick 14.00; Vom Gießen<br />

des Zitronenbaums 18.15<br />

Weltspiegel Kino Finsterwalde (& 035 31/22 11)<br />

After the Wedding 17.30, 20.00; Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 17.00,20.00


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Spreewild<br />

Klartext<br />

Wo bleibt denn<br />

da der Spaß?<br />

VonRosina Link, 15 Jahre<br />

Mit knapp sieben Jahren wollte<br />

ichganz unbedingt in die Musikschule.<br />

Ich blieb nicht lange. Der<br />

Grund dafür liegt aber weniger an<br />

mir. Viele Eltern wollen ein Kind<br />

großziehen, das Musik liebt. Viele Eltern<br />

wollen, dass ihr Kind immer<br />

besser wird, Erfolge feiert. Dabei gerät<br />

nicht selten völlig aus den Augen,<br />

dass nicht jedesKind talentiertist.<br />

Ich war anfangs<br />

mit Leib<br />

und Seele dabei.<br />

Der regelmäßige<br />

Unterricht war<br />

gar nicht so langweilig<br />

wie vermutet.<br />

Das Üben<br />

zu Hause hat<br />

Rosina hatte Freude<br />

am Musizieren –<br />

leider nicht lang.<br />

PRIVAT<br />

mich besser werden<br />

lassen. Das<br />

erste Vorspiel war<br />

aufregend. Ich<br />

erinnere mich<br />

gerne zurück an den Moment, in<br />

dem ich alle Blicke auf mir zu spüren<br />

glaubte und ich dann doch irgendwie<br />

spielen konnte,ohne auf meinen<br />

Wackelpuddingbeinen umzukippen.<br />

Damals dachte ich, dass ich tatsächlich<br />

etwas gefunden hätte, das mich<br />

lange glücklich machen würde.<br />

Doch so war es nicht. EinVorspiel<br />

jagte plötzlich das nächste. Ich wurde<br />

müde von den Melodien, die ich<br />

jeden Tag in meinem Zimmer wiederholen<br />

und wiederholen musste.<br />

Der Unterricht wurde zum lästigen<br />

Termin der Woche, der mir mehr<br />

Stress als Entspannung schenkte.<br />

DieBegeisterung verblasste.<br />

In der Talentmanufaktur Musikschule<br />

sollen Profimusiker geschafft<br />

werden. Daher finden Unmengen an<br />

Vorspielen im Jahr statt, die im Grunde<br />

nur von Großeltern besucht werden,<br />

die große Kunst erwarten, und<br />

vonEltern, die nach der Arbeit lieber<br />

auf der Couch sitzen würden. Das<br />

Programm wird gerne auf über zwei<br />

Stunden ausgedehnt, was nicht seltendazu<br />

führt, dass plötzlich jemand<br />

anfängt zu schnarchen. Die kahle<br />

Blume, die all jene, die ihren Auftritt<br />

absolviert haben, in die Hand gedrückt<br />

bekommen als kleines Dankeschön,<br />

ist bei der Ankunft zu Hause<br />

bereits fast verwelkt.<br />

Der Druck hat mir den Spaß genommen.<br />

Heute frage ich mich, warum<br />

das so laufen musste. Warum<br />

darf ein Hobby nicht einfach ein<br />

Hobby sein? Warum der Leistungsdruck<br />

nach dem Schulunterricht?<br />

Warum Musikschulzeugnisse? Ich<br />

hätte gerne unbeschwert, erwartungslos<br />

musiziert. Doch niemand<br />

wollte nach meiner Pfeife tanzen.<br />

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Spreewild sucht<br />

Praktikanten<br />

Du bist jung, neugierig und willst<br />

Journalist werden? Dann sind praktische<br />

Erfahrungen gut! Die kannst<br />

du während eines Praktikums bei<br />

„Spreewild“, der jungen Redaktion<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, sammeln. Du<br />

wirst indie Arbeit der Redaktion<br />

eingebunden, pflegst die Website<br />

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Fotokonzepte und Social-<br />

Media-Strategien …und, und, und.<br />

Mehr Infosfinden Interessierte auf<br />

spreewild.de<br />

Von Rosina Link, 15 Jahre<br />

Für ihr drittes Album hat sich<br />

die Antilopen Gang so viel<br />

Zeit genommen wie nie zuvor.<br />

Entstanden ist eine Rap-<br />

Platte, die genau so sei, wie sie sie<br />

immer wollten. Keine De-luxe-Box,<br />

kein Ballast, nur Musik. Wasihr thematisch<br />

wichtig war und warum sie<br />

erst jetzt über 2013 singen können,<br />

das haben Panik Panzer, Koljah und<br />

Danger DanimInterview verraten.<br />

Warum heißt eure neue Platte „Abbruch,<br />

Abbruch“? Klingt so final.<br />

Danger Dan: Nein. Das Gefühl,<br />

dass das einfach ein guter Titel ist,<br />

war da, bevor es Begründungen gab.<br />

Koljah: Wie essoist, hatten wir<br />

verschiedene Ideen. Erst gab es „Abbruch-Stimmung“<br />

als Gegenteil von<br />

„Aufbruch-Stimmung“, aber das war<br />

kein guter Titel. Dann meinte Daniel:<br />

„Wie wäreesdenn mit ,Abbruch, Abbruch‘?<br />

Dasrufen sie doch in Filmen<br />

immer,wenn was schiefgeht.“<br />

Danger Dan: Dann haben wir gebrainstormt,<br />

was das alles bedeuten<br />

kann. Der Name gefiel uns dann immer<br />

besser.Jetzt kann man eine riesige<br />

Geschichte dazu spinnen: „Abbruch,<br />

Abbruch“ –die Negation der<br />

Negation… „Abbruch, Abbruch“ –<br />

die einzig mögliche Panikreaktion<br />

auf die bestehenden Verhältnisse …<br />

VonMoritz Tripp, 24 Jahre<br />

„Mal gucken, was passiert“<br />

Die Antilopen Gang singt über das, was ihnen amHerzen liegt –auch auf „Abbruch, Abbruch“<br />

Kein Abbruch: Während Deutschrap-Tracks aktuell gerne nur rund zwei Minuten lang sind,<br />

nähern sich die Antilopen mit ihren Songs selbstbewusst der Fünfminutengrenze. KATJA RUNGE<br />

2009 haben Koljah (Kolja<br />

Podkowik), Panik Panzer<br />

(Tobias Pongratz), Danger<br />

Dan (Daniel Pongratz)<br />

und NMZS (Jakob Wich)<br />

die Hip-Hop-Band gegründet.<br />

Greta ist nicht allein<br />

Jeder kennt mittlerweile die Geschichte<br />

Greta Thunbergs, die<br />

durch ihren Kampf für die Umwelt<br />

zum Idol einer ganzen Generation<br />

wurde. Doch auch wenn sie das<br />

aktuell wohl bekannteste Beispiel<br />

einer Jugendlichen ist, die etwas in<br />

der Welt bewegt, ist sie nicht allein.<br />

Denn rund um den Globus gibt es<br />

Geschichten über junge Menschen,<br />

die für ihre Sache kämpfen und<br />

somit Veränderung schaffen. Dreizehn<br />

dieser außergewöhnlichen<br />

Geschichten hat die italienische<br />

Journalistin Viviana Mazza nun in<br />

ihrem neuen Buch „Stories for Future“<br />

gesammelt. Der Großteil der<br />

Geschichten basiert dabei auf Gesprächen,<br />

die Mazza selbst mit den<br />

Protagonisten und deren Angehörigen<br />

geführthat.<br />

Die Erzählungen sind bewegend:<br />

etwa die Geschichte von Reshma<br />

Qureshi, die in Indien Opfer einer<br />

Säureattacke wurde, ihr Leben jedoch<br />

nicht aufgab und heute als<br />

Model auf den großen Laufstegen<br />

der Welt unterwegs ist, um gegen<br />

den freien Verkauf von Säure zu<br />

kämpfen. Oder Emma González, die<br />

nach einem verheerenden Amoklauf<br />

an ihrer Schule im Jahr 2018 mit dem<br />

„March for Our Lives“ die größte<br />

WERIST DIE ANTILOPEN GANG?<br />

2015 sicherte sich die<br />

Hip-Hop-Band den New<br />

Music Award, den VIA<br />

Award in der Kategorie<br />

„Bester Newcomer“ und<br />

den begehrten Amadeu<br />

Antonio Preis.<br />

2017 erkletterte die<br />

Antilopen Gang mit dem<br />

Album „Anarchie und<br />

Alltag“ Platz eins der<br />

deutschen Charts. Es<br />

ist der größte Erfolg der<br />

Band –bisher.<br />

Schülerdemo in der Geschichte der<br />

USAauf die Beine stellte.<br />

Beim Erzählen lässt sich der Autorin<br />

durchaus ein gewisser Hang<br />

zur Theatralik unterstellen. So manche<br />

Geschichte mag der Dramatik<br />

zuliebe vielleicht etwas zu sehr mit<br />

Emotionen ausgekleidet worden<br />

Der erste Song heißt „2013“. Das war<br />

ein einschneidendes Jahr für euch.<br />

Danger Dan: Absolut. Wir<br />

brauchten eine gewisse Distanz, um<br />

über so ein Jahr noch mal zu sprechen.<br />

Die Tragweite von dem, was<br />

passiert ist, ist riesig. Und esist viel<br />

passiert, wie Jakobs Tod (Anm. d.<br />

Red.: Jakob Wich gründete 2009 mit<br />

Koljah, Panik Panzer und Danger<br />

Dandie Antilopen Gang und war bis<br />

zu seinem TodMitglied). Ich glaube,<br />

wir können alle sagen, dass es irgendwie<br />

in unserem Leben eine Zeit<br />

vor und eine Zeit nach 2013 gibt.<br />

Man braucht ein bisschen die zeitliche<br />

und emotionale Distanz, um das<br />

überhaupt verstehen, fassen und in<br />

irgendeiner Form kreativ bearbeiten<br />

zu können. Jetzt war es der frühestmögliche<br />

Zeitpunkt. Alles,was sonst<br />

bei „Abbruch, Abbruch“ angesprochen<br />

wird, brennt uns auch seit 2013<br />

auf dem Herzen.<br />

In „Bang, Bang“ singt ihr vom ersten<br />

Mal und davon, was junge Männer<br />

glauben, in so einem Moment abliefern<br />

zu müssen. Auch das brannte<br />

euch auf dem Herzen?<br />

Danger Dan: Waswir bei „Bang,<br />

Bang“ gemacht haben, ist genau das<br />

Gegenteil vonIronie.Wir haben einmal<br />

erzählt, wie wir solche Situationen<br />

wirklich erlebt haben, anstatt es<br />

komplett zu überspitzen.<br />

Kolja: Der Song eignet sich gut,<br />

um Kritik zu üben, die erst einmal<br />

nicht ausformuliert ist, sondern die<br />

sich ergibt, wenn man sich Gedanken<br />

darüber macht. Wie ist das gesellschaftlicheVerhältnis<br />

zur Sexualität?<br />

Wasfür eine Idee vonMännlichkeit<br />

gibt es? Man kann das Lied aber<br />

auch einfach nur hören und sich<br />

daran erinnern, wie das eigene erste<br />

Mal war. Oder dukannst dich darüber<br />

lustigmachen, weil man es total<br />

lächerlich findet. Wir haben keinen<br />

Plan, wofür wir dieses Lied machen<br />

und was wir damit erreichen wollen.<br />

Das Thema liegt uns irgendwie am<br />

Herzen, also schreiben wir ein Lied<br />

und gucken mal, was passiert, wenn<br />

wir es auf die Welt loslassen. In dem<br />

Fall bietet es sich an, darüber nachzudenken,<br />

warum sich andere Rapsongs<br />

so anders anhören, wenn Sex<br />

thematisiertwird.<br />

Wie geht ihr denn überhaupt an ein<br />

neues Album ran? Einfach drauflosschreiben?<br />

Panik Panzer: Wir haben diesmal<br />

deutlich mehr zusammengesessen,<br />

konzipiert, geschrieben und<br />

gemacht als bei den Alben davor.<br />

„Abbruch, Abbruch“ ist direkt von<br />

der ersten Note und vomerstenWort<br />

zusammen entstanden.<br />

Danger Dan: DasBesteentsteht,<br />

wenn wir alle in einem Raum sind.<br />

Es gibt in Berlin einen Kellerraum, in<br />

den wir uns sehr lange eingeschlossen<br />

haben, wo man auch schlafen,<br />

duschen und essen kann –wie eine<br />

kleine Wohnung. Sie ist im Moment<br />

der Athanor der Antilopen Gang.<br />

Noch mehr vomAntilopen-Gang-<br />

Interviewgibt’s auf spreewild.de<br />

Rund um den Globus gibt es junge Menschen, die für ihre Sache kämpfen. „Stories for Future“ stellt einige vor<br />

Emma González, Wang Fuman, Nojoud Ali (v. l.) –sie alle haben Beeindruckendes geleistet. DPA<br />

sein, doch letztendlich wollen die<br />

„Stories for Future“ eben auch eine<br />

Botschaft vermitteln: dass auch –<br />

oder vielleicht gerade –Jugendliche<br />

mit dem richtigen Engagement die<br />

Welt verändernkönnen.<br />

Die Autorin möchte mit den<br />

Erzählungen außerdem ein Bewusstsein<br />

für wichtige Themen wie<br />

Frauenunterdrückung, Terrorismus<br />

oder das Recht auf Bildung schaffen.<br />

Das gelingt ihr durch ihre kurzweilige<br />

Artzuerzählen gut. Zudem liefert<br />

Mazza zwischen den Kapiteln nützliche<br />

Fakten über die Herkunftsländer<br />

der Protagonisten.<br />

Das gut 200 Seiten starke Buch,<br />

das an diesem Freitag erscheint, liest<br />

sich angenehm und<br />

auch recht schnell.<br />

Eine Empfehlung<br />

für alle, die wissen<br />

möchten, was in<br />

der Welt passiert,<br />

und vielleicht selbst<br />

etwas daran ändern<br />

wollen.<br />

DIE ERFAHRUNG LEHRT<br />

Vonganz<br />

unten geht es<br />

nur bergauf<br />

Daher: keine Angst vor<br />

großen Entscheidungen<br />

Von Maleen Harten<br />

Gestern war ich das erste Mal bei<br />

meiner ehemaligen MitbewohnerinPaulainihrer<br />

neuen Kreuzberger<br />

WG. Paula stand lachend in der<br />

Tür mit ihrem leuchtend türkisblauen<br />

Kleid und dem bunten Turban auf<br />

dem Kopf. Sie sah strahlend schön<br />

und völlig entspannt aus.Ewig hatte<br />

ich sie so nicht mehr gesehen.<br />

EinJahr ist es nun her,dass sie bei<br />

mir ausgezogen ist, um mit ihrer damaligen<br />

Freundin zusammenzuleben.<br />

Schon der<br />

Auszugstag war<br />

ein einziges Drama,<br />

so unsicher<br />

war sie sich, ob es<br />

überhaupt die<br />

richtige Entscheidung<br />

wäre. Ich<br />

hatte ihr geraten,<br />

Maleens Freundin<br />

war am Boden. Dann<br />

ging es aufwärts.<br />

PRIVAT<br />

es einfach alles<br />

abzublasen. Auch<br />

ich hatte Angst<br />

vorder Endgültigkeit<br />

einer falschen<br />

Entscheidung. Aber sie wollte nicht –<br />

der Umzugswagen bestellt, die Kisten<br />

gepackt, der Wohnungsvertrag unterschrieben<br />

–, das könnte sie ihrer<br />

Freundin nicht antun.<br />

Die Beziehung scheiterte kurz<br />

darauf, aber zu mir konnte sie nicht<br />

zurück, weil ich zwischendurch<br />

schon eine neue Mitbewohnerin gefunden<br />

hatte.Sie fand ein Zimmer in<br />

einer WG im Wedding. Ich hatte sie<br />

dortnie besucht, aber was sie erzählte,<br />

hörte sich nach dem klassischen<br />

WG-Horror an: eine depressive,<br />

garstige Mitbewohnerin, keine Kommunikation,kein<br />

Lachen, totale Einsamkeit.<br />

Paula suchte und suchte<br />

nach neuen Optionen, irgendwann<br />

war ihr kein WG-Zimmer mehr zu<br />

teuer,keine Abstellkammer mehr zu<br />

klein, um darin zu wohnen. Hauptsache,sie<br />

würde sich endlichwieder<br />

wohlfühlen. Aber sie kassierte nur<br />

Absagen. Die Krise weitete sich aus.<br />

Immer öfter wollte sie einfach nur in<br />

ihrem Bett bleiben.<br />

Gibt es wirklich Lebensentscheidungen,<br />

die so falsch sind, dass sie<br />

alles, was danach kommt, überschatten,<br />

in die falsche Richtung lenken,<br />

einem wirklich richtig was verbauen?<br />

Seit gestern weiß ich: Nein.<br />

Siehe Paula. Kurz vor Silvester kam<br />

die Zusage für ihreTraum-WG inihremTraumhaus<br />

in ihrem Traumkiez.<br />

Eine Maisonette-Wohnung, unzählige<br />

Quadratmeter, eine Wendeltreppe,<br />

die ins andere Stockwerk führt,<br />

ein eigenes Wohnzimmer, endlich<br />

eine Badewanne,ein riesiger Balkon<br />

mit einem Blick über ganz Berlin.<br />

„Südseite, immer Sonne.“ Und ihre<br />

drei neuen Mitbewohnerinnen: alle<br />

superlieb,superlustig, supernett.<br />

Die Erfahrung lehrt: Manchmal muss<br />

man durch ein dunkles Tal gehen, umdie<br />

Sonne wieder sehen zu können. Und das<br />

Sprichwort „Wenn sich eineTür schließt, öffnetsich<br />

eine andere“ stimmt offensichtlich.<br />

Mit freundlicher Unterstützung von:<br />

Das Projekt „Spreewild“<br />

im Internet unter:<br />

Die Beiträge dieser Seite werden von<br />

Jugendlichen geschrieben.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Jugendredaktion<br />

Telefon: 030/695 66 50<br />

blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de<br />

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facebook.com/spreewild<br />

twitter.com/Spreewild


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 27<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweißdenn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweißdenn sowas?<br />

18.50 (für HG) Großstadtrevier 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Zukunft 19.50 (für HG) Wetter<br />

19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Sportschau<br />

Handball. EM: Österreich –Deutschland,<br />

live. Florian Naß kommentiertdie in Wien<br />

ausgetragene Partie der Mannschaften,<br />

die erst am 6. Januar ein Testspiel<br />

gegeneinander ausgetragen haben.<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Das Forum –Rettet Davos die<br />

Welt?<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.35 (für HG) Polizeiruf 110: Söhne<br />

Rostocks<br />

Krimireihe, D2019<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechteZeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report.<br />

Reality-Soap 11.00 Der Blaulicht Report.<br />

Reality-Soap 12.00 Punkt 12 –Das RTL-Mittagsjournal<br />

14.00 Die Superhändler –4Räume, 1<br />

Deal 15.00 Die Superhändler –4Räume, 1Deal<br />

16.00 Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00<br />

Herz über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily<br />

Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />

Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />

19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 RTL Spezial: Vorsicht –Falsche<br />

Polizisten!<br />

Die zweistündigeSendung zeigt in Talks<br />

mit Experten und Opfernund in einer<br />

Undercover-Reportageauf, wie<br />

Trickbetrüger arbeiten.<br />

22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />

hier raus!<br />

Reality-Show<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Ich bin ein Star –Holt mich hier raus!<br />

2.00 Der Blaulicht Report<br />

MDR<br />

13.58 (für HG) MDR aktuell 14.00 (für HG) MDR<br />

um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />

HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell<br />

18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für HG)<br />

Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />

19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR aktuell<br />

19.50 (für HG) Mach dich ran 20.15 (für HG)<br />

Aber Doktor.Komödie, DDR 1979 21.45 (für HG)<br />

MDR aktuell 22.05 (für HG) Fakt ist! 23.03 MDR<br />

aktuell 23.05 (für HG) Mordkommission Istanbul<br />

–Stummer Zeuge. Krimireihe, D2013 0.35 (für<br />

HG) Alles Klara 1.25 MDR Kultur –Filmmagazin<br />

Bayern<br />

14.00 (für HG) Mannsbild &Pfundskerl 14.45<br />

(für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 Schnittgut 16.00<br />

(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />

Querbeet extra 19.30 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Heimat der Rekorde 21.00 (für HG) Bayern<br />

erleben 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 (für HG) Lebenslinien 22.45 (für HG)<br />

Beste Zeit. Komödie, D2007 00.15 Schleichfernsehen<br />

spezial 1.00 Rundschau Nacht<br />

Vox<br />

5.20 CSI: NY 6.00 Bones 6.55 CSI: Den Tätern<br />

auf der Spur 8.50 Verklag mich doch! 10.50 Vox<br />

Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind 12.00<br />

Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />

14.00 Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 Salonfähig –Wer macht schöner?<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 Goodbye<br />

Deutschland! Viva Mallorca! 22.15 Goodbye<br />

Deutschland! Die Auswanderer 0.15 Vox<br />

Nachrichten 0.35 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

9.40 Thomas &seine Freunde 10.05 PawPatrol<br />

10.35 Sammy 11.05 Die Dschungelhelden<br />

11.30 Grizzy &die Lemminge 11.55 Go Wild!<br />

12.15 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />

Bollywood 13.40 Angelo! 14.05 Die Tomund<br />

JerryShow 14.30 Zak Storm 14.55 Dragons<br />

15.20 Scooby-Doo! 15.45 Alvinnn!!! 16.15<br />

Grizzy &die Lemminge 16.40 Dennis &Fletscher<br />

17.10 Mighty Mops 17.40 Zak Storm 18.05 Die<br />

Tomund JerryShow 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />

Alvinnn!!! 19.30 Angelo! 20.15 On the Case<br />

23.20 The Stalker Files 0.20 Infomercials<br />

Sport1<br />

16.00 Cajun Pawn Stars 16.30 StorageWars –<br />

DieGeschäftemacher 17.00 StorageWars –Die<br />

Geschäftemacher 17.30 StorageWars –Geschäfte<br />

in NewYork 18.00 StorageWars –Geschäfte in<br />

NewYork 18.25 Volleyball. Bundesligader<br />

Männer.Hypo TIROL AlpenVolleys Haching –WWK<br />

Volleys Herrsching,live 20.30 StorageHunters<br />

21.00 StorageHunters 21.30 StorageHunters<br />

22.00 StorageHunters 22.30 StorageHunters<br />

23.00 StorageHunters 23.30 StorageHunters<br />

0.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.00 (für HG) ZDF.reportage 5.30 (für HG)<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoMünchen. Krimiserie. Todin<br />

Bestzeit 19.00 (für HG) heute 19.20 (für HG)<br />

Wetter 19.25 (für HG) WISO<br />

20.15 (für HG) Neben der Spur –Sag,estut<br />

dir leid<br />

Thriller,D2018. Mit Ulrich Noethen,<br />

Juergen Maurer. Ein junges Mädchen wird<br />

tot an den Elbstrand gespült. Ihre Füße<br />

sind blutig und sie ist völlig abgemagert.<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) Barry Seal –Drogen für<br />

Amerika<br />

Actionkomödie, USA 2017<br />

23.55 heute+<br />

0.10 (für HG) Winterjagd<br />

Thriller,D2017. Mit Michael Degen<br />

Sat.1<br />

5.05 AufStreife 5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen<br />

10.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! 12.00<br />

Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />

14.00 AufStreife 15.00 AufStreife –Die<br />

Spezialisten 16.00 Klinik am Südring.<br />

Doku-Soap. Eine unbekannte Frau in Unterwäsche<br />

versetzt die Notaufnahme in Aufregung.<br />

Woher stammt ihre Kopfverletzung und was ist<br />

mit ihr passiert? 17.00 Klinik am Südring –Die<br />

Familienhelfer.Doku-Soap 17.30 Klinik am<br />

Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />

AufStreife –Die Spezialisten 19.00 Genial<br />

daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 No Body is perfect –Das Nacktexperiment<br />

Kann man lernen, den eigenen Körper so<br />

zu lieben wie er ist –trotz gefühlter<br />

Unvollkommenheit? Drei Teilnehmer<br />

wagen das „Nackt-Experiment“.<br />

21.55 akte.<br />

22.50 Zwischen Kiez und Krawall: Berlins<br />

größte Partymeile –Die Sat.1<br />

Reportage<br />

23.50 (für HG) Criminal Minds<br />

Krimiserie.Der letzte Song<br />

0.50 (für HG) Criminal Minds<br />

WDR<br />

12.45 (für HG) WDR aktuell 13.05 (für HG)<br />

Elefant, Tiger&Co. 13.55 (für HG) Servicezeit<br />

14.25 (für HG) Um Himmels Willen 16.00 (für<br />

HG) WDR aktuell 16.15 Hier und heute 18.00<br />

(für HG) WDR aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG)<br />

Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Hirschhausens Sprechstunde<br />

21.00 (für HG) Ausgerechnet 21.45 (für HG)<br />

WDR aktuell 22.10 (für HG) Hunde verstehen!<br />

22.55 (für HG) Vertigo–Ausdem Reich der Toten.<br />

Thriller,USA 1958 1.00 (für HG) Rentnercops<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00<br />

(für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Die<br />

Nordreportage 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Markt 21.00 (für HG) Die Ernährungs-<br />

Docs 21.45 (für HG) NDR Info 22.00 (für HG) 45<br />

Min 22.45 (für HG) Kulturjournal 23.15 (für HG)<br />

Der Kommissar und die Alpen: Sturz in den Tod.<br />

Krimireihe, I2016 0.45 Die Ernährungs-Docs<br />

Kabel eins<br />

6.40 (für HG) The Mentalist 7.40 (für HG) Navy<br />

CIS: L.A. 8.35 Navy CIS 9.30 Blue Bloods 11.10<br />

Numb3rs 12.05 (für HG) Castle 13.00 (für HG)<br />

Castle 14.00 (für HG) The Mentalist 14.55 (für<br />

HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news 16.00<br />

Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />

Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />

Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15<br />

(für HG) Daredevil. Comicadaption, USA 2003<br />

22.25 (für HG) Outlander.Science-Fiction-Film,<br />

USA/D/F 2008 0.40 (für HG) Daredevil.<br />

Comicadaption, USA 2003<br />

RTLZWEI<br />

6.00 PrivatdetektiveimEinsatz 7.00 Die<br />

Straßencops –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />

10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />

14.00 Die Reimanns–Ein außergewöhnliches<br />

Leben 15.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />

Leben 16.00 Hartz und herzlich –Tag für Tag<br />

Benz-Baracken 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin<br />

–Tag &Nacht 20.15 Promis auf Hartz IV 22.15<br />

Die Wollnys –Eine schrecklich große Familie!<br />

23.15 Lecker Schmecker Wollny–Silvias beste<br />

Schnäppchenrezepte 0.15 Exklusiv –Die<br />

Reportage 1.10 Exklusiv –Die Reportage<br />

Eurosport 1<br />

5.00 Tennis. Australian Open. Tag1,live 7.00<br />

Tennis. Australian Open. Tag1,live 9.00<br />

Matchball Becker 9.15 Tennis. Australian Open.<br />

Tag1,live 11.00 Tennis. Australian Open. Tag1,<br />

live 14.30 Matchball Becker 15.05 Handball<br />

15.45 Handball. EM: Kroatien –Tschechien, live<br />

17.50 Handball. EM: Weißrussland –Spanien,<br />

live 20.00 Nachrichten 20.10 Olympische<br />

Jugendspiele 20.40 Skispringen 21.30 Snooker<br />

22.25 Nachrichten 22.35 Tennis 23.30 Tennis<br />

0.25 Game, Schett &Mats<br />

TV-Tipps<br />

ZDF, 22.15 UHR ACTIONKOMÖDIE<br />

Barry Seal –Drogen für Amerika<br />

Anfang der 80er-Jahreist Barry Seal (Tom Cruise) der jüngste Verkehrspilot<br />

der US-Fluggesellschaft TWA. DerDraufgänger kann Geld immer gut<br />

gebrauchen. Eines Tages spricht Barry ein Mann namens Monty Schafer an.<br />

Schafer weiß, dass der Pilot und seine Kollegen kubanische Zigarren in die<br />

USA schmuggeln. Schafer macht ihm ein lukratives Angebot: Barry soll im<br />

Dienste seines Heimatlandes über die mittel- und südamerikanischen Nachbarn<br />

der USA fliegen. DieCIA stellt ihm ein Kleinflugzeug zur Verfügung, das<br />

im Boden eine eingebaute Kamerahat. Je tiefer Barry fliegt, desto detailreicher<br />

die Bilder.Die Aktion soll dem Kampf um die Vormachtstellung mit der<br />

UdSSR dienen. Doch bald schon hat Barry neue Kunden: südamerikanische<br />

Drogenkartelle,die ihreWareindie USA schaffen wollen.<br />

(USA/2017)<br />

Foto: ZDF<br />

Anzeige<br />

Kleine Schiffe ganz groß<br />

Eintritt<br />

frei!<br />

Um Anmeldung<br />

wird gebeten.<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

6 8<br />

2 8 5<br />

9 3<br />

3 4<br />

9 7 4<br />

2 8 9<br />

1 5<br />

7 6<br />

6 4 1<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

2<br />

2 4<br />

1<br />

3 5 8<br />

7 6<br />

1 9 2<br />

5<br />

6 3<br />

8<br />

LESERREISEN<br />

INFOS &ANMELDUNG<br />

030–23 27 66 33<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

/leserreisen<br />

Info-Abend<br />

Mit Kreuzfahrten-Expertin<br />

Wann? 19.02.2020, 17 Uhr<br />

Wo? Verlagshaus,<br />

Alte Jakobstr. 105<br />

Freuen Sie sich auf einen kleinen Sektempfang.<br />

LESERREISEN<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

VOM vom18./ 18.1.2020 19. 1. MITTEL mittel<br />

4 2 8 9 5 6 3 7 1<br />

5 7 9 4 3 1 6 8 2<br />

6 1 3 8 2 7 4 5 9<br />

8 3 2 5 1 9 7 4 6<br />

7 9 4 2 6 8 5 1 3<br />

1 5 6 7 4 3 2 9 8<br />

2 6 7 1 9 5 8 3 4<br />

9 4 5 3 8 2 1 6 7<br />

3 8 1 6 7 4 9 2 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 18./ 19. 1. 2020<br />

vom 18.1.2020<br />

SCHWER schwer<br />

4 1 8 9 6 2 7 3 5<br />

3 6 7 5 1 8 4 2 9<br />

2 5 9 7 4 3 8 1 6<br />

6 7 4 2 9 1 3 5 8<br />

9 2 5 8 3 6 1 4 7<br />

8 3 1 4 5 7 9 6 2<br />

1 8 6 3 2 9 5 7 4<br />

5 9 2 1 7 4 6 8 3<br />

7 4 3 6 8 5 2 9 1<br />

RBB<br />

7.10 Wilde <strong>Berliner</strong> 7.35 Streetphilosophy 8.00<br />

(für HG) Brandenburg aktuell 8.30 (für HG)<br />

Abendschau 9.00 (für HG) In aller Freundschaft.<br />

9.45 (für HG) In aller Freundschaft –die jungen<br />

Ärzte. Arztserie 10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20<br />

(für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG)<br />

Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere bis<br />

unters Dach 14.30 (für HG) Herz in Flammen.<br />

Liebeskomödie, D2002 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />

UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Super.Markt<br />

Wozu noch in den Bio-Supermarkt? /<br />

Gesundes Gemüse: So bleibt nach dem<br />

Kochen viel Vitamin Cdrin /Praxistest<br />

Parmesanreiben: Welche trotzt dem<br />

harten Käse am besten?<br />

21.00 (für HG) rbb queer 4you<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Tatort: Tödliche Vergangenheit<br />

Krimireihe, D1991<br />

23.35 (für HG) Polizeiruf 110: Der Wahrheit<br />

verpflichtet Krimireihe, DDR 1989<br />

1.00 (für HG) Heiter bis tödlich: Akte Ex<br />

ProSieben<br />

5.05 Apartment 23. Sitcom 5.45 Fresh Off the<br />

Boat 6.05 Mike&Molly 6.30 Superstore.<br />

Comedyserie 7.25 The Middle. Comedyserie<br />

8.25 Last Man Standing.Liebster Daddy 8.50<br />

(für HG) HowIMet Your Mother.Sitcom 10.40<br />

Mike&Molly.Sitcom. Molly macht Urlaub 11.05<br />

Fresh Off the Boat. Sitcom. Bitte nur Softball!<br />

11.35 Last Man Standing.Comedyserie. Frischer<br />

Wind 12.00 2BrokeGirls. Sitcom. Gemixte<br />

Gefühle 12.30 Mom. Sitcom 13.20 (für HG) Two<br />

and aHalf Men. Sitcom 14.40 The Middle.<br />

Comedyserie 15.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 (für<br />

HG) Die Simpsons. Die Verurteilten/Hochzeit auf<br />

klingonisch 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) Young Sheldon<br />

Comedyserie. Der Jungunternehmer und<br />

der lästigeVerehrer. Sheldon ist sauer auf<br />

Meemaw,weil sie sich weigert, ihn zu<br />

einer Vorlesung über Roboterkommunikation<br />

bei Dr.Linkletter zu fahren.<br />

20.45 (für HG) Young Sheldon<br />

Comedyserie<br />

21.10 Die Simpsons<br />

22.15 The Big Bang Theory<br />

0.05 (für HG) Young Sheldon<br />

0.55 The Big Bang Theory<br />

3.20 ProSieben Spätnachrichten<br />

Arte<br />

7.15 (für HG) Die Farben Marokkos 8.00<br />

Lebensraum Riff 8.45 Stadt Land Kunst 9.40 (für<br />

HG) 360° 11.30 Kasachstan 12.15 (für HG) Re:<br />

12.50 Arte Journal 13.05 Stadt Land Kunst<br />

13.45 (für HG) 8Frauen. Tragikomödie,F2002<br />

15.55 Papua-Neuguinea 16.50 (für HG) Xenius<br />

17.20 Medizin in fernen Ländern 17.50 (für HG)<br />

Wüste Wurzeln, starkeStämme 19.20 Arte<br />

Journal 19.40 Re: 20.15 Gorillas im Nebel.<br />

Drama, USA 1988 22.20 (für HG) Die Spur.<br />

Mysteryfilm, D/PL/CZ 2017 0.25 (für HG) Bitter<br />

verdient. Dokumentarfilm, F2014<br />

3Sat<br />

7.00 nano 7.30 Alpenpanorama 9.00 (für HG)<br />

ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG)<br />

Riverboat 12.25 (für HG) sonntags 13.00 (für<br />

HG) ZIB 13.20 (für HG) Stonehenge 14.05 (für<br />

HG) Große Völker 16.15 (für HG) Ein Tagimalten<br />

Rom 17.00 (für HG) Ein TagimMittelalter 17.45<br />

(für HG) Ein Taginder Kaiserzeit 18.30 nano<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 AbenteuerLappland<br />

(1-3/3) 22.25 Bis ans Ende der Träume.<br />

Dokumentarfilm, CH 2018 23.50 (für HG) Wenn<br />

der Osten ruft 0.15 10 vor10<br />

Phoenix<br />

5.15 Der KGB 6.00 (für HG) Naturparadiese in<br />

Lateinamerika 9.00 phoenix vorort 9.30 Anne<br />

Will 10.30 phoenix plus 12.00 phoenix vorort<br />

12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vorort 14.45<br />

phoenix plus 16.00 Beuteland 16.45 Der große<br />

Betrug 17.30 phoenix der tag 18.00 Aktuelle<br />

Reportage 18.30 (für HG) Naturparadiese in<br />

Lateinamerika 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

Aufgedeckt: Geheimnisse des Altertums 21.00<br />

Das Geheimnis der großen Pharaonen 21.45 (für<br />

HG) heute journal 22.15 unter den linden 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 unter den linden<br />

Kika<br />

13.20 Mirette ermittelt 13.40 (für HG) Die<br />

Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein –Erfurt<br />

15.00 Trio –Cybergold 15.50 Max &Maestro<br />

16.00 Die Abenteuerdes jungen Marco Polo<br />

16.50 (für HG) Peter Pan–Neue Abenteuer<br />

17.35 Der kleine Prinz 18.00 Shaun das Schaf<br />

18.15 (für HG) Ritter Rost 18.40 Wolkenkinder<br />

18.47 Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen<br />

19.00 (für HG) Wickie und die starken Männer<br />

19.25 (für HG) Wissen macht Ah! 19.50 (für HG)<br />

logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die<br />

Jungs-WG 20.35 Die Mädchen-WG<br />

Dmax<br />

6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20<br />

Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15 House<br />

Hunters 10.45 Die Abräumer 11.15 Border<br />

Control 12.15 SteelBuddies 13.15 Railroad<br />

Alaska 14.15 Die Schatzsucher –Goldrausch in<br />

Alaska 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15<br />

Steel Buddies 18.15 Asphalt-Cowboys 19.15 A2<br />

–AbenteuerAutobahn 20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis<br />

21.15 Fast N’ Loud 22.15 Goblin<br />

Works Garage 23.10 DMAX News 23.15 Car<br />

Rescue 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />

ten 9.15 Flaute im Bett 10.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 10.15 Alles Wissen 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.20<br />

Weltspiegel 20.00 Tagesschau 20.15 Anne Will<br />

21.15 Tagesschau 21.17 Extra 21.30 Westpol<br />

22.00 Markt 22.45 Tagesschau vor20Jahren<br />

23.00 Tagesthemen 23.30 Wenn das Chaos<br />

ausbricht –das THW im Großeinsatz 0.00 Der<br />

Parkour-Profi –Die Stadt ist seine Sportarena<br />

0.30 Europamagazin 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />

Westpol 1.50 Abendschau<br />

ONE<br />

5.10 Telespiele 5.55 Familie Dr.Kleist 6.45<br />

Quarks 7.30 PartyofFive 8.10 PartyofFive 8.5<br />

kinokino 9.10 Lindenstraße 9.40 Bezaubernde<br />

Jeannie 10.05 Bezaubernde Jeannie 10.30<br />

Lindenstraße 11.00 Familie Dr.Kleist 11.50<br />

Sturmder Liebe 12.35 Sturmder Liebe 13.25<br />

Um Himmels Willen 14.10 Liebe am Fjord –Das<br />

Ende der Eiszeit. Liebesmelodram,D2011 15.4<br />

Familie Dr.Kleist 16.30 Bezaubernde Jeannie<br />

16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />

19.25 Sturmder Liebe 20.15 Kir Royal 21.15<br />

Kir Royal 22.15 Nuhr im Ersten 23.00 Grand<br />

Hotel 23.45 Grand Hotel 0.30 Kir Royal<br />

ZDF NEO<br />

8.05 Topfgeldjäger 9.00 Lafer!Lichter!Lecker!<br />

9.45 (für HG) Bares für Rares 10.40 (für HG)<br />

Bares für Rares 11.30 Dinner Date 12.20 (für<br />

HG) Monk 13.00 (für HG) Monk 13.40 Psych<br />

14.20 Psych 15.00 (für HG) Monk 15.40 (für<br />

HG) Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.40 (für<br />

HG) Bares für Rares 18.35 Dinner Date 19.20<br />

(für HG) Bares für Rares 20.15 (für HG) Inspecto<br />

Barnaby: Das untote Dorf. Krimireihe,GB2018<br />

21.45 (für HG) Inspector Barnaby: Mord in beste<br />

Absicht. Krimireihe, GB 2018 23.15 (für HG)<br />

Inspector Banks: Kalt wie das Grab.Krimireihe,<br />

GB 2011 0.00 (für HG) Inspector Banks: Kalt wi<br />

das Grab.Krimireihe, GB 2011 0.45 The Rookie<br />

ZDF INFO<br />

7.05 ZDF-History 7.50 ZDF-History 8.33 heute<br />

Xpress 8.35 ZDF-History 9.20 AufVerbrecherjagd<br />

10.00 Der Fall Lorraine Thorpe 10.45 Hard Time<br />

11.30 Hard Time 12.15 Ermittler! 12.45 Die<br />

geheimen Bunker der DDR und der Schweiz<br />

13.30 Krieg der Bunker 14.15 Geheimes Paris<br />

15.00 Geheimes Paris 15.45 Geheimes Russland<br />

16.30 Geheime Unterweltender Krim<br />

17.20 Geheime Unterweltender SS 18.05<br />

Geheime Unterwelten der SS 18.45 Hitler privat<br />

19.30 Hitler privat 20.15 Führerkult und<br />

Größenwahn 21.00 ZDF-History 21.40 Der<br />

Nazi-Plan 22.25 Der Nazi-Plan 23.10 Der Nazi-<br />

Plan 23.55 Der Nazi-Plan 0.35 heute journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Fidele Studienjahre –Telemann in<br />

Leipzig.Mit Bernhard Schrammek, ca. 56 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Schöne Stimmen Der Tenor Joseph Schmidt. Mit<br />

Rainer Damm, ca. 56 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musik-Panorama Kammermusikfest „Spannungen“<br />

2019: Astor Piazolla /GyörgyKurtág /<br />

Charles Ives /Leos Janácek /WofgangAmadeus<br />

Mozart. Aufnahme vom29.6.2019. Am Mikrofon<br />

Johannes Jansen, ca. 105 Min.<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Einstand Europäische Kammermusik Akademie<br />

Leipzig.Hochschule für Musik und Theater„Felix<br />

Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig: „Welcome<br />

Europe“, ca. 30 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Rohstoff (1/20). VonJörg Fauser /<br />

Gelesen vonLars Eidinger,ca. 30 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Kriminalhörspiel FremdeBlicke. Nach dem<br />

Roman vonKarin Fossum /Übersetzung:<br />

Gabriele Haefs /Bearbeitung: Andrea Czesiensk<br />

/Regie: Götz Naleppa. Mit: Winfried Glatzeder,<br />

Markus Meyer, ca. 57 Min.<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Neue Musik „Notenständer auf der Bühne mag<br />

ich nicht“: Die Stimm-Performerin Anna Clementi<br />

VonRilo Chmielorz, ca. 55 Min.<br />

MAGAZIN<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Weltzeit Kokos, Kobra und Koralle: Umweltschut<br />

auf den Andamanen. VonNicole Graaf /<br />

Moderation: Isabella Kolar,ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Unvermittelt: WiePolitik, Wirtschaft<br />

und Sportsich selbst darstellen. VonMichael<br />

Meyer, ca. 26 Min.<br />

19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen. Politik und Soziales Die Zukunft de<br />

Demokratie: Mehr Teilhabe vonunten wagen. Von<br />

Gabi Schlag und Benno Wenz, ca. 55 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Die deutsche Jazz-Sängerin Ulita<br />

Knaus. Mit Susanne Papawassiliu, ca. 30 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert 40. Internationales Jazzfestival<br />

Saalfelden, Aufzeichnung vom24.08.2019:<br />

Sarah Tandy„Infection In The Sentence“.<br />

Moderation:Matthias Wegner,ca. 87 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · M ontag, 20. Januar 2020 – S eite 28<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

YaroslavSuris ist ein Mann mit einem<br />

uns unbekannten Alter.Wir kennen<br />

auch sein Aussehen nicht. Unddoch<br />

spielt er die Hauptrolle in einem herrlich<br />

bizarren Stück, das gerade in New<br />

York zur Aufführung kommt:Yaroslav<br />

Surisreichte dortbei einem Gericht in<br />

Brooklyn eine 23-seitige Klage gegen<br />

die Internetseiten Pornhub,Redtube<br />

undYouPornsowie gegen deren kanadischen<br />

MutterkonzernMindGeek<br />

ein. Er wirft ihnen vor, gegen ein US-<br />

Gesetz zu verstoßen, das Menschen<br />

mit Behinderung vorDiskriminierung<br />

schützen soll. Surisist gehörlos<br />

und vermisst bei den Pornofilmen die<br />

Untertitel –erfühlt sich also vomvollumfänglichen<br />

Pornogenuss ausgeschlossen.<br />

DerVizepräsident von<br />

Pornhub,Corey Price,erklärte unterdessen,<br />

dass seine Internetseite sehr<br />

wohl über eine Kategorie mit Untertiteln<br />

verfüge.Uuuaaaahhh!<br />

Howard Kirby (64) aus Owosso im US-<br />

Bundesstaat Michigan kaufte sich<br />

vorKurzemeine gebrauchte Couch.<br />

DasSitzmöbel stellte sich allerdings<br />

als etwas ungemütlich heraus,weshalb<br />

er und seine Tochter versuchten,<br />

die Kissen ein bisschen aufzulockern.<br />

Dabei entdeckten sie 43 170<br />

Dollar (rund 39 000 Euro)und erwiesen<br />

sich als ehrliche Finder,wie der<br />

Fernsehsender CNN berichtet: Sie<br />

wendeten sich an das Secondhand-<br />

Kaufhaus,konnten den Vorbesitzer<br />

ausfindig machen und gaben das<br />

Geld zurück.<br />

Ottfried Fischer (66) ist demnächst in<br />

einem Film über den österreichischen,<br />

vonden Nationalsozialisten<br />

im Konzentrationslager Buchenwald<br />

ermordeten Priester Otto Neururer zu<br />

sehen. DieDreharbeiten haben den<br />

Schauspieler sehr bewegt. Es gebe<br />

immer noch„Deppen“, die<br />

rassistisch dächten:„Was<br />

man dagegen tun<br />

kann, das muss man<br />

dagegen tun, um einen<br />

Frieden in der<br />

Gesellschaft herzustellen“,<br />

erklärte Fischer<br />

jetzt in der<br />

Neuen Passauer<br />

Presse.Juden sollten<br />

in Deutschland<br />

ohne Angst leben<br />

können.<br />

(schl.)<br />

Verlangt mehr Aufklärung<br />

über Rassismus.<br />

TIERE<br />

IMAGO IMAGES<br />

Dieses gestresste Eichhörnchen<br />

heißt Twiggy–was soll das? DPA<br />

Voll witzig: Da packt man ein wasserscheues<br />

Eichhörnchen auf Miniaturwasserskier<br />

und hängt diese an ein<br />

ferngelenktes Modellrennboot und<br />

lässt das Gespann dann zur Gaudi<br />

des Publikums durch ein Schwimmbecken<br />

schippern. So geschehen am<br />

Wochenende auf der „International<br />

Boat Show“imkanadischenToronto.<br />

DieBootsmesse bewirbt die Tierquälerei<br />

fanfarenhaft mit „Twiggy<br />

the Waterskiing Squirrel“ und verbindet<br />

sie mit einem Namenswettbewerb:<br />

Wiesoll das neue Fernlenkboot,<br />

das Twiggy zieht, heißen? Echt<br />

Leute,Rad ab! (schl.)<br />

Der Prinz und die Herzogin,<br />

so schien es,<br />

wünschten eine Zukunft<br />

halb drinnen, halb draußen.<br />

Aber zehn Tage nach der Ankündigung,<br />

sich als Senior-Royals<br />

zurückziehen zu wollen, ist nun klar:<br />

Harry und Meghan scheiden komplett<br />

aus dem engen Kreis des Königshauses<br />

aus.Abtritt statt Rückzug<br />

sozusagen. Die Queen ordne einen<br />

„harten Megxit„ an, titelte ein britisches<br />

Blatt in Anlehnung an den Brexit.<br />

Anstatt künftig als Teilzeit-Royals<br />

zu arbeiten, legen sie den Titel „Königliche<br />

Hoheit“ ab und werden<br />

keine offiziellen Aufgaben mehr für<br />

die Queen übernehmen.<br />

Das teilte der Buckingham-Palast<br />

am Sonnabend mit. Der Entscheidung<br />

sollen etliche Krisen-Gespräche<br />

vorausgegangen sein. DieMonarchin<br />

wollte so schnell wie möglich eine Lösung<br />

finden, nachdem die Unabhängigkeitsbestrebungen<br />

des Paares seit<br />

knapp zwei Wochen für Schlagzeilen<br />

sorgen und am Image der Royals kratzen.<br />

Die Presse hielt sich auch am<br />

Wochenende nicht mit Häme zurück.<br />

Es sei„PaybackTime“, meinte die Sun<br />

auf ihrer Titelseite: Zeit zurückzuzahlen.<br />

Damit spielte das Boulevardblatt<br />

auf die Zusage an, dass die Sussexes<br />

jene 2,4 Millionen Pfund übernehmen<br />

werden, die sie nach ihrer Hochzeit<br />

im Mai2018 für die Renovierung<br />

ihres Hauses in Windsor aus Steuergeldernerhalten<br />

hatten.<br />

Versöhnliche Töne<br />

VonVon Katrin Pribyl, London<br />

Sie dürfen ihre königlichen Titel nicht mehr führen<br />

und müssen jetzt Geld verdienen. AP/STEVE PARSONS<br />

Achtung, Balkonspringer<br />

Tatsächlich wirdseit Tagen vorallem<br />

die finanzielle Zukunft der beiden<br />

diskutiert. Undauch wenn noch immer<br />

einige Fragen ungeklärt sind,<br />

etwa wer für die Sicherheitskosten<br />

des Paars aufkommt, hat die Monarchin<br />

jetzt entschieden: Ab Frühling<br />

werden der Herzog und die Herzogin<br />

keine finanziellen Zuwendungen<br />

mehr für royale Aufgaben erhalten.<br />

Und auch seine Funktion im Militär<br />

muss der 35-jährige Prinz aufgeben.<br />

Er und seine 38 Jahre alte<br />

Frau wollen mit Baby Archie zwischen<br />

Kanada und ihremWohnsitz<br />

FrogmoreCottage in Windsor pendeln,<br />

aber vermutlich mehr Zeit in<br />

Nordamerika verbringen als im<br />

Königreich.<br />

Nach etlichen negativen<br />

Schlagzeilen, in denen von Streitereien<br />

hinter den dicken Palastmauern<br />

die Rede war, von Enttäuschung<br />

und Ärger in der Familie<br />

Windsor,schlug Königin Elizabeth II.<br />

in einer ungewohnt persönlichen Erklärung<br />

versöhnliche Töne an:<br />

„Harry, Meghan und Archie werden<br />

immer sehr geliebte Mitglieder meiner<br />

Familie sein“, so die Queen. Sie<br />

erkenne die Herausforderungen an,<br />

die die Familie in den vergangenen<br />

zwei Jahren als Ergebnis vonintensiver<br />

Aufmerksamkeit erfahren hätten<br />

und unterstützederen Wunsch nach<br />

einem unabhängigeren Leben. Ihre<br />

Majestät dankte ihnen für ihre „engagierte<br />

Arbeit“ und sei „besonders<br />

stolz, wie Meghan so schnell ein Mitglied<br />

der Familie geworden ist“. Die<br />

gesamte Familie hoffe, dass diese<br />

Vereinbarung dem Paar erlaube,sich<br />

„ein glückliches und friedliches<br />

neues Leben“ aufzubauen.<br />

DasDrama geht weiter<br />

Das Drama dürfte damit trotzdem<br />

nicht beendet sein. Denn gestern<br />

wurden Auszüge aus einer Dokumentation<br />

des TV-Senders Channel 5<br />

bekannt, in denen sich –einmal wieder<br />

–Meghans Vater Thomas Markle<br />

zu Wort meldet. „Sie verwandeln die<br />

royale Familie in einen Walmart mit<br />

Krone“, kritisierte er seine Tochter<br />

und deren royalen Ehemann mit Verweis<br />

auf eine US-amerikanische Supermarktkette.<br />

Das Königshaus sei<br />

eine der „großartigsten und ältesten<br />

Institutionen überhaupt“, so Markle.<br />

„Sie zerstören sie, sie lassen sie armselig<br />

wirken.“<br />

Doch nicht nur die erneuten Auslassungen<br />

dürften für Unmut in der<br />

Familie Windsor sorgen. Tatsächlich<br />

deuten Medienberichte an, dass er<br />

bald vorGericht gegen seine Tochter<br />

aussagen könnte.Die Herzogin hatte<br />

voreinigen Monaten Klage gegen die<br />

„Mail on Sunday“ eingereicht, nachdem<br />

die Boulevardzeitung einen<br />

Brief vonihr an ihrenVater veröffentlicht<br />

hatte. Das Blatt hat das Schreiben<br />

von Thomas Markle überreicht<br />

bekommen und in Teilen abgedruckt.<br />

Die Sussexes gehen dagegen<br />

juristisch wegen der Verletzung von<br />

Persönlichkeitsrechten, des Datenschutzes<br />

und des Copyrights vor.<br />

Auch wenn sie künftig nicht mehr<br />

als „Königliche Hoheiten“ geführt<br />

sind, ihreSchirmherrschaften wollen<br />

der Herzog und die Herzogin beibehalten.<br />

Harryengagiertsich vorallem<br />

im Bereich psychische Gesundheit<br />

und ist zudem Initiator der „Invictus<br />

Games“, eines Sportwettbewerbs für<br />

kriegsversehrte Veteranen, der im<br />

Jahr 2022 in Düsseldorf stattfinden<br />

wird. Feministin Meghan setzt sich<br />

starkfür Frauenrechte ein.<br />

Auch wenn sich die Sussexes mit<br />

ihrem radikalen Schritt wohl mehr<br />

Privatsphäre erhofft hatten. Derzeit<br />

sieht alles danach aus, dass ihnen<br />

zumindest in den nächsten Monaten<br />

nur noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit<br />

zuteil werden wird.<br />

Benimmregeln für Touristen gibt es auf Mallorca ohne Ende. Jetzt sind auch die Unternehmer dran<br />

VonMartin Dahms, Madrid<br />

Harter Megxit<br />

Die britische Queen schmeißt Harry und<br />

Meghan aus dem Königshaus –findet dafür<br />

Der Sauftourismus, sagte vor einem<br />

Jahr die damalige Tourismusministerin<br />

der Balearen, Bel<br />

Busquets, sei ein vergleichsweise<br />

„kleines Problem“ mit einem „großen<br />

Medienecho“. Busquets ist<br />

heute keine Ministerin mehr. Ihr<br />

Nachfolger Iago Negueruela hat am<br />

Freitag ein neues Regelwerk gegen<br />

den Sauftourismus auf Mallorca und<br />

Ibiza vorgestellt. Das soll, nun aber<br />

wirklich, „Umstände beenden, die<br />

Unbehagen auslösen und das Bild<br />

des Reiseziels beeinträchtigen“.<br />

DieVerordnung, die im Laufe dieser<br />

Woche in Kraft tritt, ist so etwas<br />

wie ein Benimmregelwerkfür Unternehmer.<br />

Nicht für alle. Die Verordnung<br />

gilt vorerst nur an der Playa de<br />

Palma/Arenal, in Magaluf und im sogenannten<br />

West End von Sant Antoni<br />

de Portmany auf Ibiza. Dort<br />

wird offenbar besonders viel gesoffen.<br />

Folgendes soll sich dortnun ändern:<br />

1. Läden, die Alkohol verkaufen,<br />

müssen von 21.30 bis 8Uhr schließen.<br />

2. DieHappyHour und alle sonstigen<br />

Sonderangebote für den Alkoholkonsum<br />

in Kneipen werden verboten.<br />

Das schließt den sogenannten<br />

PubCrawl ein: organisierte Kneipentouren<br />

mit Festpreis ohne Trinklimit.<br />

3. An den drei Stränden dürfen<br />

keine Partyboote mehr anlegen,<br />

Werbung für sie ist verboten, es werden<br />

keine neuen Lizenzen mehr vergeben.<br />

Eine Sonderregel betrifft eine der<br />

Folgen hohen Alkoholkonsums: die<br />

Lust, von Balkonen zu springen, im<br />

aber nette Worte<br />

Elizabeth II. muss auf den Erhalt des Königshauses achten.<br />

AFP/PAUL EDWARDS<br />

Schön Alkohol, schön viel, schön billig:<br />

Nein, das darf nicht sein.<br />

IMAGO IMAGES<br />

besten Fall hinab ins Schwimmbecken,<br />

manchmal daneben, was hin<br />

und wieder zu Todesfällen geführt<br />

hat. Verboten war das schon immer.<br />

Jetzt müssen Balkonspringer sofort<br />

des Hotels verwiesen werden, und<br />

zwar überall auf den Inseln.<br />

Tourismusminister Negueruela<br />

sagt, dass kein anderes europäisches<br />

Reiseziel vergleichbare Regeln zur<br />

Eindämmung des Sauftourismus<br />

aufgestellt habe. Wenn nötig, sollen<br />

sie auf weitere Gemeinden ausgedehnt<br />

werden. Die Balearen haben<br />

von Januar bis November 2019 nur<br />

einen minimalen Rückgang der Zahl<br />

ausländischer Besucher erlebt. Es<br />

kamen 13,55 Millionen Gäste, das<br />

war ein Minus von 0,8 Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Strenge Regeln<br />

vertreiben also Touristen nicht<br />

unbedingt.<br />

NACHRICHTEN<br />

Fall der isolierten Familie<br />

kommt vor Gericht<br />

GutdreiMonate nach der Entdeckung<br />

einer isolierten Familie auf einem<br />

holländischen Bauernhof<br />

kommt der bizarreFall nun vorGericht.<br />

DerNiederländer Gerrit Jan<br />

vanD.(67) soll sechs seiner Kinder<br />

rund neun Jahrelang auf dem Hofin<br />

Ruinerwold festgehalten und auch<br />

misshandelt haben. Er habe auch<br />

zwei weitereKinder,sodie Anklage,<br />

sexuell missbraucht. Auch ein Österreicher,der<br />

58-jährige Josef B.,muss<br />

wegen Freiheitsberaubung vorGericht<br />

erscheinen. Beider ersten öffentlichen<br />

Sitzung am kommenden<br />

Dienstag in Assen im Nordosten des<br />

Landes wirddie Anklage zunächst<br />

aber nur über den Stand der Ermittlungen<br />

informieren. Wann das<br />

Hauptverfahren beginnen wird, ist<br />

noch unklar. (dpa)<br />

Mindestens acht Tote bei<br />

Brand in Pflegeheim<br />

Beieinem Brand in einem Pflegeheim<br />

in Tschechien sind mindestens<br />

acht Menschen ums Leben gekommen.<br />

30 weitereBewohner<br />

wurden nach Angaben der Rettungskräfte<br />

verletzt. DasFeuer<br />

brach am Sonntag in den frühen<br />

Morgenstunden aus noch ungeklärter<br />

Ursache in einem Heim für Menschen<br />

mit Lernbehinderung in der<br />

Kleinstadt Vejprty nahe der deutschen<br />

Grenzeaus.Sieben Rettungswagen<br />

waren nach Angaben des<br />

Sprechers der Rettungskräfte im<br />

Einsatz, darunter auch zwei aus<br />

Deutschland. (AFP)<br />

Der kleinste Mann der Welt<br />

ist gestorben<br />

Khagendra Thapa Magar,geboren 1992,<br />

warrund 67 Zentimeter groß.<br />

AFP<br />

Derkleinste Mann derWelt ist tot. Der<br />

67,08 Zentimeter große Nepalese<br />

KhagendraThapa Magar starb gesternineinem<br />

Krankenhaus in dem<br />

Himalaja-Staat, wie seine Familie<br />

sagte.Todesursache war demnach<br />

eine Lungenentzündung. Magar galt<br />

bis dato als kleinster Mann derWelt,<br />

der laufen konnte.Erstmals wurde er<br />

vomGuinnessbuch der Rekorde im<br />

Jahr 2010, kurznach seinem 18. Geburtstag,<br />

mit dem Titel belegt. Als<br />

kleinster Mann derWelt bereiste der<br />

27-Jährige mehr als ein Dutzend Länder<br />

und hatte Fernsehauftritte in Europa<br />

und den USA. (AFP)<br />

Hausschweine fressen<br />

LandwirtinPolen auf<br />

Ein72-jähriger polnischer Landwirt<br />

ist vonseinen eigenen Schweinen<br />

gefressen worden. DieReste des<br />

Landwirts aus einem Dorfbei Lubin<br />

(Lüben) in Niederschlesien waren<br />

voreinigen Tagen voneinem Nachbarnentdeckt<br />

worden, der auf dem<br />

Betrieb nachsah, weil der Bauer seit<br />

Silvester nicht mehr aufgetaucht<br />

war.Bislang ungeklärtist, ob der<br />

Mann bereits tot war,als die<br />

Schweine ihn fraßen. Nach einer<br />

Hypothese könnte er einen Herzinfarkt<br />

erlitten haben oder ohnmächtig<br />

geworden sein. (dpa)

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