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12 BERLIN BERLINER KURIER, Donnerstag, 23. Januar 2020<br />
Ein Arbeiter der Firma<br />
MSG in Halle/Saale<br />
schweißt kaputte Teile<br />
wieder zusammen.<br />
Beim Schweißen ist<br />
Konzentration gefragt,<br />
die Funken sprühen<br />
in alle Richtungen.<br />
Im Rehazentrum<br />
Ein Mitarbeiter repariert<br />
den Unterboden eines<br />
defekten <strong>Berliner</strong><br />
S-Bahn-Zuges.<br />
unserer<br />
-Bahn<br />
In Halle werden derzeit Hunderte Waggons fit gemacht.KURIER war dabei<br />
Von<br />
PETER NEUMANN<br />
Berlin/Halle – In diesem Rehazentrum<br />
werden alte <strong>Berliner</strong><br />
S-Bahn-Züge wieder<br />
auf Trab gebracht: Die Mitarbeiter<br />
der Firma MSG in Halle<br />
an der Saale müssen momentan<br />
Hunderte Waggons<br />
reparieren und haben rund<br />
um die Uhr zu tun. Der KU-<br />
RIER durfte gestern in der<br />
Werkshalle hinter die Kulissen<br />
blicken.<br />
„Vor 17 Jahren wurde dieser<br />
Wagen der <strong>Berliner</strong> S-Bahn<br />
hier montiert“, sagt Prokurist<br />
Thomas Tautz. Nun steht 481<br />
382-9 wieder hier. Es ist ein<br />
Testlauf für das größte Modernisierungsprogramm<br />
der S-<br />
Bahn-Geschichte. 618 Wagen<br />
werden saniert.<br />
„Wir versuchen, jedes Fahrzeug<br />
am Leben zu erhalten,<br />
weil wir für den täglichen Fahrgastbetrieb<br />
jedes Fahrzeug<br />
brauchen“, sagte S-Bahn-Chef<br />
Peter Buchner. „Darum reparieren<br />
wir alle Fahrzeuge –<br />
selbst diejenigen, die anderswo<br />
als wirtschaftlicher Totalschaden<br />
gelten würden.“<br />
Das nach den <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetrieben<br />
(BVG) zweitwichtigste<br />
Nahverkehrsunternehmen<br />
in der Region kann es<br />
sich nicht leisten, auf Züge zu<br />
verzichten. Die Länder Berlin<br />
und Brandenburg, die den S-<br />
Bahn-Betrieb bestellen und mit<br />
Geld vom Bund bezahlen, sehen<br />
das genauso. Weil sich die<br />
dringend nötige Erneuerung<br />
des Wagenparks auch wegen<br />
politischer Querelen immer<br />
wieder verschoben hat, muss<br />
ein großer Teil der jetzigen<br />
Flotte länger als einst geplant<br />
durchhalten. Deshalb ermöglichen<br />
die Länder ein Sanierungsprogramm<br />
der Superlative.<br />
Die Kosten: rund 155 Millionen<br />
Euro.<br />
Von der Baureihe 481, die<br />
1997 bis 2004 geliefert worden<br />
ist, sollen 309 Doppelwagen saniert<br />
werden. „Ziel ist, dass sie<br />
bis 2030 im Einsatz bleiben<br />
können“, sagte Buchner. Im<br />
Oktober fiel bei Sekt und Selters<br />
der Startschuss im Werk<br />
Schöneweide. Doch das Projekt<br />
„Langlebigkeit“ braucht mehr<br />
Zeit als erwartet, um in<br />
Schwung zu kommen. Bisher<br />
sind zwei Doppelwagen fertig<br />
gestellt worden.<br />
Sie bekamen neue Längsträger,<br />
Fußböden, Türflügel und<br />
Türtaster, die auf leichtes Antippen<br />
reagieren. Blaue Sitze,<br />
die von einem portugiesischen<br />
Hersteller stammen, wurden<br />
eingebaut. In den sanierten<br />
Wagen gibt es bei der S-Bahn<br />
eine Videoaufzeichnung: Fünf<br />
Kameras pro Wagen nehmen<br />
das Innere ins Visier, die Bilder<br />
werden 48 Stunden lang gespeichert.<br />
Die Außenlackierung<br />
wurde dem Design der<br />
nächsten S-Bahn-Generation<br />
angepasst –was Fans zu Debatten<br />
anregte. Das Motto lautet:<br />
Mehr Ockergelb, weniger Rot,<br />
schwarze Türen. Das Rot ist<br />
heller als der Bordeauxton.<br />
Welche Rolle spielt die Firma<br />
MSG in Halle? „Wir rechnen<br />
damit, dass ungefähr jedes 20.<br />
Fahrzeug starke Korrosionsschäden<br />
aufweist“, sagt Maik<br />
Nachtigall von der S-Bahn Berlin<br />
GmbH. Diese Fälle sollen<br />
von Thomas Tautz’ Team übernommen<br />
werden. Um schon<br />
mal zu trainieren, kam Wagen<br />
481 382-9 in die Saalestadt.<br />
Fotos: Peter Neumann<br />
Dieser Waggon wurde<br />
bereits vor17Jahren<br />
bei der Firma MSG in<br />
Halle/Saale montiert.<br />
Wagen 481 382-9<br />
wird nach einem<br />
Unfall wieder auf<br />
Vordermann gebracht.