Der Einmischer: Joachim Gauck wird 80 – Politik Seite 4
Die Liebe der
PetShop Boys
zu Berlin
Seite 21
0°/6°
Nur wenige Wolken
Wetter Seite 28
Gehalt: Warum Berliner
weniger verdienen
Made in Berlin Seite 5
www.berliner-zeitung.de
Schlag gegen Nazis: Verein
Combat 18 verboten
Berlin Seite 9
Freitag,24. Januar 2020 Nr.20FA-76. Jahrgang
Auswärts/D: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €
Streitfall Sarrazin: Die SPD
wirft ihn wieder mal raus
Berlin Seite 11
Ruf doch mal an!
Das Handy
des
Jeff Bezos
VonChristian Schlüter
Jeff Bezosist ein sehr reicher Mann.
Genauer gesagt: Der Chef des Online-Versandhändlers
Amazon ist
mit einem geschätzten Privatvermögen
vondeutlich über 100 Milliarden
Dollar der reichste Mann der Welt.
Auch die Trennung von seiner Frau
im Juli 2019, die als teuerste Scheidung
derWelt in die Annalen einging
und die MacKenzie Bezosmit einem
Vermögen von
nunmehr 36 Milliarden
Dollar
zur dritt- oder
viertreichsten
Frau auf dem
Globus machte,
hat daran nichts
geändert. Jeff Bezos
also, den
Jeff Bezos
chattet mit den
Mächtigen der Welt.
überaus erfolgreichen,
allemal
umtriebigen und
nicht zuletzt sehr mächtigen Geschäftsmann,
müssen wir uns angesichts
solch unternehmerischer und
auch gesellschaftlicher Superlative
eigentlich als bestens organisierten
Tausendsassa vorstellen.
Oder vielleicht doch als Sicherheitsrisiko?
Verwunderlich ist jedenfalls,
dass er offenbar nur ein Handy
besitzt, das er gleichermaßen zu geschäftlichen
wie privaten Zwecken
nutzt. Dasergibt sich aus den neuesten
Irrungen eines Skandals, der mit
der Trennung von seiner Ehefrau begann
sowie der angeblich erpresserischen
Drohung durch die Zeitschrift
National Enquirer, intime Privatfotos
und Textnachrichten von ihm und
seiner Geliebten Lauren Sánchez zu
veröffentlichen. Undder nun möglicherweise
zur Bestätigung eines
schon länger gehegten Verdachts
führte, der saudische Kronprinz Mohammed
bin Salman habe Bezos’
Handy hacken lassen –und sei somit
der Drahtzieher des Erpressungsversuchs
gegen den Amerikaner, der als
Besitzer der Washington Post dem
saudischen Journalisten Jamal Khashoggi
ein publizistisches Forum bot,
bis der laut CIA im Auftrag des Kronprinzen
ermordet wurde.
Wow! Wasfür ein Krimi, den uns
die IT-Forensiker der Unternehmensberatung
FTI Consulting da auftischen:
Jeff Bezos chattet per Whats-
App mit bin Salman, gewissermaßen
von Handy zu Handy, der Kronprinz
nutzt eine Schwachstelle des Messengers
und jubelt dem Unternehmer
eine Spyware unter, die massenhaft
Daten seines Telefons nach Saudi-
Arabien schickt. Weltpolitik auf einem
einzigen Handy.
VonJan Sternberg,Jerusalem
Samuel Tytelman hätte ein erfolgreicher
Sportler werden
können. Der Warschauer
Junge trat für den jüdischen
Sportverein Makkabi bei Schwimmmeisterschaften
an. Als die Deutschen
seine Heimatstadt besetzten,
war er 18 Jahre alt. Mit seiner Mutter
Perla und seiner kleinen Schwester
Rega wurde er ins Ghetto gesperrt
und ermordet. Sein Vater Józef und
seine Schwester Rachel überlebten
und wanderten nach Israel aus.
In YadVashem ist die Erinnerung
an das Schicksal der FamilieTytelman
und die Millionen anderer Opfer des
Holocaust gespeichert. In der israelischen
Gedenk- und Forschungsstätte
hielt am Donnerstag Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier als erstes
deutsches Staatsoberhaupt eine
Gedenkrede.
„Sie waren Menschen“, sagte
Steinmeier über die Geschwister Tytelman,
„und auch die Täter waren
Menschen. Siewaren Deutsche.“
Staats- und Regierungschefs aus
fast 50 Ländern erinnerten in Yad
Vashem in Jerusalem an die Befreiung
des deutschen Vernichtungslagers
Auschwitz vor75Jahren. Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron
war zu Gast, US-Vizepräsident Mike
Pence und der britische Thronfolger
Prinz Charles. Dass ein deutscher
Bundespräsident in Yad Vashem
spricht, ist für sich schon ein starkes
Symbol. Steinmeier hält hier die
wichtigste Rede seiner bisherigen
Amtszeit. Er sagt, was von ihm erwartet
wird: „Unsere deutsche Verantwortung
vergeht nicht. An ihr
sollt Ihruns messen.“
Sieben Minuten Redezeit bekommt
der Bundespräsident, er hält
sich als einziger Staatsgast fast an
seine Redezeit. Mit dem Erwarteten
ist es nicht getan. Denn dieses Gedenkjahr
ist von einer heftigen geschichtspolitischen
Kontroverse geprägt.
SeitWochen eskaliertder Streit
zwischen Russland und Polen über
Kriegsschuld und Opferkonkurrenz.
Derrussische Präsident Wladimir
Putin ist in Israel hochwillkommen,
er spricht inYadVashem als erster internationaler
Gast. Polens Präsident
AndrzejDuda durfte nicht reden und
blieb deshalb der Veranstaltung fern.
Er wird amMontag bei der Gedenkfeier
in Auschwitz antworten, dort
wiederum wirdPutin fehlen.
Sowjetische Truppen waren es,die
am 27. Januar 1945 das Konzentrationslager
Auschwitz befreiten. Putin
will Russland als Erbe der Sowjetunion
und damit als Haupt-Befreier
und Haupt-Opfer etablieren. Er
„Unsere Zeit ist nicht dieselbe Zeit.
Aber es ist dasselbe Böse.“
Frank-Walter Steinmeier,
Bundespräsident
spricht vonden 27 Millionen sowjetischen
Opfern, die nie vergessen werden
dürften. „Heute wird das Thema
politisiert–leider“, fügt Putinan.
Auch der Kampf gegen Antisemitismus
eignet sich, um Stärke zu demonstrieren.
Niemand weiß das so
gut wie Israels Ministerpräsident
Benjamin Netanjahu, der seine Rede
nutzte, umgegen den Iran auszuteilen.
Er nannte die Mullahs das „antisemitischste
Regime der Welt“ und
wandte sich an die versammelten
Staatschefs: „Ich fordere Sie alle auf:
Wirmüssen den Iran konfrontieren!“
„Nie
wieder!
Niemals
wieder!“
Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier
spricht in YadVashem
75 Jahre nach der Befreiung
des Vernichtungslagers
Auschwitz –als erstes
deutsches Staatsoberhaupt
AFP/ABIR SULTAN
Steinmeier hält im zweitenTeil seiner
Rede dagegen, ohne den hohen
Tonzuverlassen: „Die bösen Geister
zeigen sich heute im neuen Gewand.
Sie präsentieren ihr antisemitisches,
ihr völkisches,ihr autoritäres Denken
als Antwort für die Zukunft, als neue
Lösung für die Probleme unserer
Zeit.“ Er spricht von Deutschland:
„Manchmal scheint mir, als verstünden
wir die Vergangenheit besser als
die Gegenwart.“ An dieser Stelle erwähnt
Steinmeier den Attentäter von
Halle,der am höchsten jüdischen Feiertag
Jom Kippur die Synagoge stürmen
wollte.„UnsereZeitist nicht dieselbe
Zeit“, fährt der Bundespräsident
fort. „Aber es ist dasselbe Böse.“
Steinmeier wirdkonkret, und das mit
Ausrufezeichen:„Wir bekämpfen den
Antisemitismus! Wirtrotzen demGift
des Nationalismus! Wir schützen jüdisches
Leben! Wir stehen an der
Seite Israels!“
Der Bundespräsident hat eine
klare, unmissverständliche Rede,gehalten,
in der er die aktuellen Gefahren
für Demokratie und Menschenrechte
mit dem Gedenkenanden industriellen
Massenmord der Nazis
verband. Doch der Stargast war ein
anderer Präsident mit einer anderen
Auffassung vom Wert von Menschenrechten
und Völkerrecht.
ReportSeiten 2und 3
Harte Strafen
für Hertha und
Union
DFB ahndet Randale beim
Stadt-Derby im November
Rekordbuße für Hertha, hohe
Strafforderung an den 1. FC
Union: Beiden Berliner Bundesligisten
kommen die Ausschreitungen ihrer
Anhänger beim Duell am 2. November
im Stadion An der Alten Försterei
teuer zu stehen. Hertha BSC
muss wegen„fortgesetzten unsportlichen
Verhaltens“ seiner Anhänger
190000 Euro bezahlen. Union droht
eine Strafe von158000 Euro.
Etwa ein Drittel der Summe
(63 000 Euro)kann die Hertha für gewaltpräventive
und sicherheitstechnische
Maßnahmen verwendenund
muss dies dem Deutschen Fußball-
Bund bis Ende September nachweisen.
Hertha hat dem Urteil bereits
zugestimmt, es ist damit rechtskräftig.
Mit Anpfiff des Derbys hatten
Hertha-Fans laut DFB drei Leuchtraketen
abgeschossen –eine landete
im Union-Block, wo ein Fan leichte
Verbrennungen erlitt. Weiter zündeten
die Gäste-Fans 40 bengalische
Feuer und Blinker sowie weitere
Leuchtraketen, die teilweise direkt
neben den Spielern auf dem Rasen
landeten.
Für Union wurde die drastische
Strafe wegen unsportlichen Verhaltens
seiner Anhänger sowie nicht
ausreichenden Ordnungsdienstes
beantragt. 250 Union-Fans waren
unkontrolliert ins Stadion gestürmt,
die Anhänger zündeten Bengalos
und Rauchtöpfe.Zudem überstiegen
mindestens 20 zum Teil vermummte
Zuschauer aus dem Bereich des
Heimteams den Zaun zum Innenraum
und wurden von Union-Spielern
aufgehalten. Union hat das Urteil
noch nicht akzeptiert und
möchte es erst einmal innerhalb der
Widerspruchsfrist in Ruhe prüfen,
wie ein Sprecher auf Anfrage am
Donnerstag sagte. (dpa)
Kommentar Seite 8, SportSeite 20
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Thomas Quasthoff
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DER BEFREIUNG DES
KONZENTRATIONSLAGERS AUSCHWITZ
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27. Januar 2020 19.00
STAATSOPER UNTERDEN LINDEN
2* Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
2 *Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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·
Report
Der britische Thronfolger Prinz Charles wird vom israelischen Präsidenten Reuven Rivlin empfangen. AP
Der russische Präsident Putin (l.) mit Israels Ministerpräsident Netanjahu und dessen Frau Sarah.
AP
Frankreichs Staatschef Macron umarmt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
AFP
„Wenn der Antisemitismus
wieder
auftaucht, vermehren
sich alle Formen des
Rassismus, alle
Formen der Spaltung
breiten sich aus. (…)
Wir haben kein Recht
zu vergessen.“
Emmanuel Macron,
französischer Präsident
„Wir müssen stark
zusammenstehen
gegen (…) die eine
Regierung auf der
Welt, für die
das Leugnen des
Holocaust
Staatspolitik ist.
Die Welt muss stark
zusammenstehen
gegen die Islamische
Republik Iran.“
Gepriesen sei der Herr, (…) dass er
mich heute hier sein lässt.
Welche Gnade, welches Geschenk,
dass ich heute hier in Yad
Vashem zu Ihnen sprechen darf. Hier in Yad
Vashem brennt die ewige Flamme der Erinnerung
an die Toten der Schoah. Dieser Orterinnertanihr
millionenfaches Leid. Undererinnertanihr
Leben, an jedes einzelne Schicksal.
Dieser Ort erinnert anSamuel Tytelman,
ein begeisterter Schwimmer,der bei Makkabi
Warschau Wettkämpfe gewann, und an seine
kleine Schwester Rega, die ihrer Mutter beim
Kochen für den Schabbat half. Dieser Ort erinnert
anIda Goldis und ihren dreijährigen
Sohn Vili. Im Oktober wurden sie aus dem
Ghetto Chisinau deportiert, und im Januar,in
bitterster Kälte,schrieb Idaein letztes Malan
ihre Eltern und an ihre Schwester: „Ich bedaure
aus tiefster Seele, dass ich beim Abschied
die Bedeutung des Augenblicks nicht
erfasste,[…] dass ich Dich nicht fest umarmt
habe,ohne loszulassen.“ Deutsche haben sie
verschleppt. Deutsche haben ihnen Nummern
auf die Unterarme tätowiert. Deutsche
haben versucht, diese Menschen zu entmenschlichen,
zu Nummern zumachen, im
Vernichtungslager jede Erinnerung an sie
auszulöschen. Es ist ihnen nicht gelungen.
Samuel und Rega, Ida und Vili waren
Menschen. UndMenschen bleiben sie in unserer
Erinnerung. Hier in YadVashem wird
ihnen –wie es im Buch des Propheten Jesaja
heißt –„ein Denkmal und ein Name“ gegeben.
Vordiesem Denkmal stehe auch ich als
Mensch –und als Deutscher.(...) Undich verneige
mich in tiefer Trauer.
Samuel und Rega, Idaund Vili waren Menschen.
Undauch das muss ich hier und heute
aussprechen: DieTäter waren Menschen. Sie
waren Deutsche. Die Mörder, die Wachleute,
die Helfershelfer, die Mitläufer: Sie waren
„Wir schützen
jüdisches Leben!“
Die Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
in der Holocaust-Gedenkstätte YadVashem
Dokumentiert
Deutsche. Der industrielle Massenmord an
sechs Millionen Jüdinnen und Juden, das
größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte
–eswurde vonmeinen Landsleuten
begangen. Dergrausame Krieg, der weit mehr
als 50 Millionen Menschenleben kosten
sollte,erging vonmeinem Lande aus.
75 Jahrenach der Befreiung vonAuschwitz
stehe ich als deutscher Präsident vorIhnen allen,
beladen mit großer historischer Schuld.
Doch zugleich bin ich erfüllt vonDankbarkeit:
für die ausgestreckte Hand der Überlebenden,
für das neue Vertrauen vonMenschen in
Israel und der ganzen Welt, für das wieder erblühte
jüdische Leben in Deutschland. Ich
bin beseelt vom Geist der Versöhnung, der
Deutschland und Israel, der Deutschland, Europa
und den Staaten der Welt einen neuen,
einen friedlichenWeggewiesen hat.
Die Flamme von Yad Vashem erlischt
nicht. Und unsere deutsche Verantwortung
vergeht nicht. Ihrwollen wir gerecht werden.
An ihr sollt Ihruns messen. Weil ich dankbar
bin für das Wunder der Versöhnung, stehe
ich vor Ihnen und wünschte, sagen zu können:
Unser Erinnernhat uns gegen das Böse
immun gemacht.
Ja, wir Deutsche erinnern uns. Aber
manchmal scheint es mir, als verstünden wir
die Vergangenheit besser als die Gegenwart.
Diebösen Geister zeigen sich heute in neuem
Gewand. Mehr noch: Siepräsentieren ihr antisemitisches,
ihr völkisches, ihr autoritäres
Denken als Antwortfür die Zukunft, als neue
Lösung für die Probleme unserer Zeit. Ich
wünschte, sagen zu können: Wir Deutsche
haben für immer aus der Geschichte gelernt.
Aber das kann ich nicht sagen, wenn Hass und
Hetzesich ausbreiten. Daskann ich nicht sagen,
wenn jüdische Kinder auf dem Schulhof
bespuckt werden. Das kann ich nicht sagen,
wenn unter dem Deckmantel angeblicher
Kritik an israelischer Politik kruder Antisemitismus
hervorbricht. Das kann ich nicht sagen,
wenn nur eine schwere Holztür verhindert,
dass ein Rechtsterrorist an JomKippur in
einer Synagoge in Halle ein Blutbad anrichtet.
Natürlich: Unsere Zeit ist nicht dieselbe
Zeit. Es sind nicht dieselben Worte. Es sind
nicht dieselben Täter. Aber es ist dasselbe
Böse. Und es bleibt die eine Antwort: Nie
wieder! Niemals wieder! Deshalb darfeskeinen
Schlussstrich unter das Erinnerngeben.
Diese Verantwortung ist der Bundesrepublik
Deutschland vom ersten Tage eingeschrieben.
Aber sie prüft uns –hier und heute!
Dieses Deutschland wird sich selbst nur
dann gerecht, wenn es seiner historischen
Verantwortung gerecht wird: Wirbekämpfen
den Antisemitismus! Wir trotzen dem Gift
des Nationalismus! Wir schützen jüdisches
Leben! Wirstehen an der Seite Israels! Dieses
Versprechen erneuereich hier inYadVashem
vorden Augen derWelt. Undich weiß, ich bin
nicht allein. Hier in YadVashem sagen wir
heute gemeinsam: Nein zu Judenhass! Nein
zu Menschenhass!
Im Erschrecken vor Auschwitz hat die
Welt schon einmal Lehren gezogen und eine
Friedensordnung errichtet, erbaut auf Menschenrechten
undVölkerrecht.WirDeutsche
stehen zu dieser Ordnung und wir wollen sie,
mit Ihnen allen, verteidigen. Denn wir wissen:
Jeder Friede bleibt zerbrechlich. Undals
Menschen bleiben wir verführbar.
(...) „Wer weiß, ob wir noch einmal den
zauberhaften Klang des Lebens werden hören
können? Werweiß, ob wir uns in die Ewigkeit
werden einweben können –wer weiß.“ Salmen
Gradowski schrieb diese Zeilen als Häftling
in Auschwitz und er vergrub sie in einer
Blechbüchse unter einem Krematorium.
Hier in YadVashem sind sie eingewoben
in die Ewigkeit: Salmen Gradowski, die Geschwister
Tytelman, Ida und Vili Goldis. Sie
alle sind ermordet worden. IhrLeben ging im
entfesselten Hass verloren. Aber die Erinnerung
an sie besiegt das Nichts.Und das Handeln,
unser Handeln, besiegt den Hass.Dafür
stehe ich. Darauf hoffe ich.
Gepriesen sei der Herr,dass er mich heute
hier sein lässt.“
Mike Pence,
Vizepräsident der USA
„Antisemitismus
hört nicht bei den
Juden auf.
Antisemitismus und
Rassismus sind
bösartige
Krankheiten,
die Gesellschaften von
innen zerstören.“
Reuven Rivlin,
Israels Präsident
Holocaust: Der Begriff ist die inzwischen weltweit gebräuchliche
Bezeichnung für den Völkermord an der jüdischen
Bevölkerung Europas durch die Nazis. Ihm fielen
etwa sechs Millionen Menschen zum Opfer.ImNationalsozialismus
wurden auch Hunderttausende Sinti und
Roma, Behinderte, Homosexuelle, Regimegegner,Sozialisten,
Kommunisten und Christen ermordet.
Ermordet: Sie wurden ermordet durch Vergasung,Erschießung,Injektionen,
medizinische Versuche oder
durch gezieltes Verhungernlassen. In Polen wurden etwa
90 Prozent der Menschen jüdischen Glaubens umgebracht,
in Ungarnoder den Niederlanden 70 Prozent.
Der Begriff: Holocaust stammt vomgriechischen Wort
„holokauston“ und bedeutet Brandopfer –wörtlich: „ganz
verbrannt“. Menschen jüdischen Glaubens verwenden in
den meisten Fällen das hebräische Wort Schoah –das
bedeutet: Katastrophe.
Überfall: Mit dem deutschen Angriff auf Polen im Sommer
1939 ging eine Radikalisierung der nationalsozialistischen
„Judenpolitik“ einher.Die deutschen Besatzer
richteten Ghettos für die jüdische Bevölkerung ein. Dort
starben monatlich Tausende Menschen an den katastrophalen
Lebensbedingungen oder an den Folgen der
Zwangsarbeit, die sie leisten mussten.
HISTORIE
Krieggegendie Sowjetunion: Die Vernichtungspolitik
der Nationalsozialisten erhielt eine neue Dimension, als
das Deutsche Reich im Juni 1941 den Krieg gegendie
Sowjetunion begann. Mordkommandos erschossen in
der Folgejüdische Kinder,Frauen und Männer und verscharrten
sie in Massengräbern.
Wannsee-Konferenz: Im Verlauf des Jahres 1941 beschloss
die NS-Führung die Ermordung aller Juden, die
im deutschen Machtbereich lebten. Die systematische
und koordinierte Umsetzung des Völkermordes in Europa
wurde auf der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 besprochen.
Auschwitz: Juden wurden aus verschiedenen Ländernin
Lager gebracht und dortvor allem durch Giftgas umgebracht.
Im Zentrum des Völkermords stand das deutsche
Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
im besetzen Polen. Allein dortwurden etwa eine Million
Menschen jüdischen Glaubens ermordet. Zudem
wurden etwa 100000 weitere Menschen umgebracht,
darunter Polen, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene.
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Lager.
Die Soldaten trafen auf 7000 überlebende Gefangene.
Im Jahr 1996 erklärte der damaligeBundespräsident Roman
Herzog den 27. Januar zum zentralen Gedenktag an
die Opfer des Nationalsozialismus.
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 3 *
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Report
Frank-Walter Steinmeier legt in YadVashem einen Kranz nieder.
REUTERS
Benjamin Netanjahu spricht während der Zeremonie zur Enthüllung des Denkmals zur Erinnerung an die Blockade von Leningrad.
DPA
Rabbi Israel Meir Lau, Vorsitzender des Rates der Holocaust-Gedenkstätte YadVashem
AFP
Die Überlebenden sitzen in Raum
205, ganz am Ende des Ganges.
Mehr Frauen als Männer –mit
Tee- und Kaffeebechern in der
Hand, die Jacken an Haken, die Handys auf
dem Tisch, die Rollatoren an der Wand. Sie
tragen Akkreditierungskarten um den Hals
wie Konferenzteilnehmer.
Es ist der 23. Januar 2020. In der Holocaust-Gedenkstätte
YadVashem werden 50
Delegationen aus aller Welt erwartet, um der
Befreiung vonAuschwitz vor75Jahren zu gedenken,
dazu zählen Hunderte Journalisten.
Diedürfen –aus Platzmangel –zwar nicht an
derVeranstaltung selbst teilnehmen, aber im
Pressezentrum der Gedenkstätte wird ihnen
einiges geboten: Leinwände,Häppchen, und
nun ja, Holocaust-Überlebende.
Die Gedenkstätte YadVashem hat sie gefragt,
ob sie Interviews geben wollen. 15 haben
zugesagt. Ein Journalistenkollege
schwört, dass er diese Geschmacklosigkeit
nicht mitmacht. Die Überlebenden selbst
scheinen damit kein Problem zu haben, sie
wollen reden über das,was sie erlebt haben,
ihre Botschaft in die Welt tragen. Seit halb
acht sind sie hier,jetzt ist es um zehn, der Ablauf
bekannt. „Wir brauchen jemanden für
Englisch“, ruft eine der Organisatorinnen.
Zwei Hände gehen hoch. Auch Deutsch wird
angeboten, Polnisch, Tschechisch, Russisch.
Namen von ehemaligen Konzentrationslagernsind
zu hören: Auschwitz, Buchenwald,
Treblinka. „Ich bin in der BBC“, ruft eine
Frau. Ein Mann zeigt Fotos auf seinem
Handy mit Angela Merkel. Er kommt gerade
aus Essen zurück, wo Martin Schoellers Fotoausstellung
eröffnet wurde.
„Wie viel Zeit haben Sie?“
Rena Quint sitzt ganz allein an einem weißgedeckten
Tisch. Sie ist 84 und hat sich chic
gemacht für diesen Tag: die Haare frisch frisiert,
die Lippen rot angemalt, eine Perlenkette
um den Hals.„Wieviel Zeit haben Sie?“,
fragt sie. Rena Quint stammt aus Piotrkow,
einer Stadt in Polen, und Rena ist nur einer
der vielen Namen in ihrem Leben. Fredel
wurde sie von ihrer Mutter genannt, die in
Treblinka vergast wurde, Froim von ihrem
Vater, der ihr die Haare schnitt wie einem
Jungen, weil er glaubte, Jungen hätten bessere
Überlebenschancen. Nach dem Krieg,
als Waise, gab ihr eine schwedische KZ-
Überlebende den Namen ihrer toten Tochter
Fanny und nahm sie mit nach Amerika. Als
die Schwedin starb, wurde sie von einem
Ehepaar aus Brooklyn adoptiert und hieß
nun Francis.Ihren letzten Namen, Rena, bekam
sie,als sie 1984 nach Israel zog. Rena bedeutet
Freude,sagt sie und lächelt.
Es ist eine der vielen Geschichten, die an
diesem Tagindiesem Klassenzimmer in den
Bergen von Jerusalem erzählt werden, während
die Vorbereitungen für das große
Staatsereignis im Gange sind. Abgesperrte
Straßen, Sicherheitskontrollen, Sondereinheiten
von Polizei und Armee. Gerade ist
Wladimir Putin auf dem Ben-Gurion-Flughafen
gelandet, als letzter der Gäste, kommt
aber nicht direkt nach YadVashem, sondern
weiht erst einmal in Jerusalem ein Denkmal
für die Leningrader Blockade ein.
Putin, hieß es im Vorfeld in israelischen
Medien, bestimme alles, er sei ein guter
Freund des Organisators Moshe Kantor und
mit dafür verantwortlich, dass Polens Staatspräsident
Andrzej Duda keine
Rede halten darf und deshalb gar
nicht erst gekommen ist.
Hintergrund ist ein Streit zwischen
den beiden Staatsführern.
Putin wirft Polen vor, für den Ausbruch
des Zweiten Weltkriegs mitverantwortlich
zu sein. Duda weist
Putin darauf hin, dass Russland
am Überfall auf Polen beteiligt
war. Esgeht um die Deutung der
eigenen Geschichte, 75Jahre danach,
aber auch um die Rolle in der Welt
heute.Wer darfsagen, wie es war?Werhat die
Deutungshoheit?
„Es wäre gut, wenn Polen und Russland
die Fakten den Historikern überlassen würden“,
sagt Avner Shalev,Vorsitzender der Gedenkstätte
YadVashem auf einer Pressekonferenz
am Donnerstagvormittag. Neben ihm
sitzt Moshe Kantor,der Organisator und Putin-Freund.
Er sagt, nur die Organisatoren
hätten Einfluss auf die Veranstaltung gehabt,
niemand sonst. Shalev fügt hinzu, dass Israels
Staatspräsident Reuven Rivlin am Montag
zum eigentlichen Jahrestag der Lagerbefreiung
nach Auschwitz reisen wird –„und
das,obwohl er dortkeine Rede halten darf“.
Die
Überlebenden
und die Politiker
75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz
treffen sich Staatsführer und einstige KZ-Häftlinge in
YadVashem. Gemeinsames Gedenken fällt schwer
VonAnja Reich, YadVashem
Rena Quint
Rena Quint und die anderen Holocaust-
Überlebenden sitzen in der ersten Reihe und
klatschen. Sie klatschen fast immer, wenn
die Männer auf der Bühne etwas sagen. Es ist
nicht so richtig klar,obsie wissen, worum es
geht, ob sie verstehen, warum sich an so einem
Gedenktag zwei Staatschefs streiten.
Er dachte,esgehe hier um sie,sagt Naftali
Furst, der ehemalige Auschwitz-Häftling, der
Angela Merkel in Essen getroffen hat. Er habe
sich erkundigt, warum er nur ins Pressezentrum
eingeladen werde. Bei der Gedenkfeier
gebe es nicht so viele
Plätze, hieß es. Nicht nur Furst ärgert
das. Ein israelischer Minister
hat seinen Platz einem ehemaligen
KZ-Häftling überlassen, genau wie
der litauische Präsident. Auch er ist
nicht angereist.
Naftali Furst und Rena Quint sehen
die Gedenkfeier auf der Leinwand
im Klassenzimmer. Esist 13
Uhr, die Gäste kommen an. Premierminister
Benjamin Netanjahu, Emmanuel
Macron, Prinz Charles, Frank-Walter
Steinmeier, Argentinien, Spanien, Kanada,
die USA, Belgien, Schweden, Kroatien, viele
vonihnen sind das erste MalinIsrael. Nureiner
fehlt: Wladimir Putin.
Fast eine Stunde warten die Gäste auf ihn,
dann fangen sie ohne ihn an. Israels Staatspräsident
bedankt sich bei den Gästen, dass
sie gekommen sind, um „meiner Leute und
der vielen Millionen Menschen zu gedenken,
die in der Schoah umgekommen sind“. Er
dankt den Alliierten, dass sie die Naziverbrecher
aufgehalten haben und fragt: „Was wäre
passiert, wenn heute in diesem Staat die Rassengesetzedie
Oberhand hätten?“
FELIX RETTBERG
Zum Schluss wendet er sich direkt an die
Überlebenden im Saal. „Ich habe gesehen, wie
ihr als Kinder hergekommen seid, wie ihr Familien
gegründet habt“, sagt er und verspricht:
„Es wird keinen jüdischen Staat geben, der
nicht demokratisch ist, wir können nicht in einem
undemokratischen Land leben.“
Rivlins Wortesind klar und bewegend, Erinnerung
und Versprechen, auch die anderen
Staatsmänner finden Worte, um an das
zu erinnern,„was bis heute kein Mensch versteht“.SoformuliertesPrinz
Charles und erinnert
daran, dass seine Urgroßmutter Alice
bei sich zu Hause Juden versteckt habe und
dafür hier in YadVashem geehrt worden sei.
„Darauf bin ich stolz.“
Emmanuel Macron sagt, 240 000 Juden
seien in Frankreich versteckt, aber auch
11 000 aus dem Land gewiesen worden. „Wir
haben alle unseren Anteil daran.“ Frank-
Walter Steinmeier der letzte Staatsmann, der
in YadVashem spricht, beginnt seine Rede
auf Hebräisch: „Gepriesen sei der Herr, dass
er mich heute hier sein lässt.“ Dann wechselt
er ins Englische, erinnert anJuden, die ermordet
wurden: „Samuel und Rega, Ida und
Vili“. Er spricht über „die Mörder, die Wachleute,die
Helfershelfer,die Mitläufer:Sie warenDeutsche“,
und endet mit einem Zitat eines
Auschwitz-Häftlings, dem es gelang, vor
seiner Ermordung eine Zettel unter einem
Krematorium zu vergraben. Der Mann hieß
Salmen Gradowski. Auf seinem Zettel stand:
„Wer weiß, ob wir noch einmal den zauberhaften
Klang des Lebens werden hören können?
Wer weiß, ob wir uns in die Ewigkeit
werden einweben können –wer weiß?“
Nicht für politische Zwecke benutzt
Als Steinmeier zu seinem Platz zurückgeht,
umarmt ihn Reuven Rivlin so lange, als
müsste er ihn, den Deutschen, trösten, und
nicht umgekehrt. Vielleicht ist Rivlin auch
einfach nur froh, dass niemand die Bühne
vonYadVashem fürseine politischen Zwecke
benutzte. Nun ja, fast niemand. Benjamin
Netanjahu und US-Vizepräsident Mike
Pence bezeichneten Iran als den antisemitischsten
Staat der Welt, ein Land der Holocaust-Leugner.UndWladimir
Putin beließ es
bei der Bemerkung, „dass dieKollaborateure
der Nazis oft grausamer als die Nazis selbst
waren“. Er ist dann doch noch gekommen,
fast anderthalb Stunden zu spät.
Rena Quint und Naftali Furst haben davon
nichts mehr mitbekommen. Sie sind
nach Hause gefahren, als die Politikerreden
begannen und sich die Journalisten in ihre
Presseräume zurückzogen. Sie hatten hier
nichts mehr zu tun.
Anja Reich saß im Presseraum vonYad
Vashem zwischen Engländern, Deutschenund
Israelis.
„Ich habe 21 Urenkel.
Das ist meine Rache
an denNazis.Dass ich
lebe, dass ich zehn
Konzentrationslager
überlebt habe.“
Elias Feinzilberg,
102, hat zehn Lager überlebt, darunter
Auschwitz, Buchenwald und Dachau
„Der Holocaust darf
niemals ein einfaches
Ereignis in der
Geschichte werden.
Wir dürfen niemals
aufhören, entsetzt zu
sein und bewegt vom
Zeugnis derer, die ihn
erlebt haben. Ihre
Erfahrung muss uns
immer aufklären,
leiten und warnen.“
Prinz Charles,
britischer Thronfolger
„Das jüdische Volk hat
die Lektionen des
Holocaust gelernt:
Wir nehmen die
Bedrohungen
derjenigen, die uns
vernichten wollen,
ernst. (…) Wir haben
gelernt, uns selbst zu
verteidigen.“
Benjamin Netanjahu,
Israels Ministerpräsident
4 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Politik
NACHRICHTEN
Immer mehr Menschen ohne
Abschluss mit Niedriglohn
Immer mehr Menschen ohne Berufsabschluss
landen in Deutschland
im Niedriglohnbereich. Von
den 1,67 Millionen Vollzeitbeschäftigten
ohne Abschluss erzielten zuletzt
40,4 Prozent nur Einkommen
auf Niedriglohnniveau, also unter
zwei Drittel des mittleren Einkommens.Auf
diese Zahlen der Bundesagentur
für Arbeit machte die Linke
im Bundestag aufmerksam. Die
jüngsten Angaben beziehen sich auf
Ende 2018. Vier Jahrezuvor waren es
erst 35,3 Prozent von1,43 Millionen
ohne Abschluss. (dpa)
Familie von Kerpener
Bürgermeister bedroht
Kerpens Bürgermeister Dieter
Spürck (CDU) verzichtet nach Drohungen
gegen seine Familie auf eine
erneute Kandidatur.Esgebe eine
„zunehmendeVerrohung in der ganzenGesellschaft“,
sagte der 53-Jährige
dem Kölner Stadt-Anzeiger vom
Donnerstag. „Soweit mich das selbst
betrifft, halte ich das für ein tragbaresBerufsrisiko,aber
nicht für meine
Frau und meine Kinder“, fügte der
CDU-Politiker hinzu. In seinem
Briefkasten fand er demnach die
Nachricht, dass seine „Kinder es zu
spüren“ bekämen, wenn er sich
nicht„intensiver für den Hambacher
Wald einsetzen“ würde.Ebenfalls sei
er vonGegnernder Flüchtlingspolitik
bedroht worden.
UN: Myanmar muss Rohingya
vor Völkermord schützen
Im Völkermord-Verfahren gegen
Myanmar hat der Internationale
Gerichtshof ein erstes Urteil gefällt
und das Land zu Sofortmaßnahmen
zum Schutz der Rohingya-Minderheit
verpflichtet. Damit gab das
höchste Gericht der Vereinten Nationen
am Donnerstag in DenHaag
einer Klage Gambias statt. Myanmar
müsse alles tun, um einen Völkermordanden
noch im Land lebenden
600 000 muslimischen Rohingya
zu verhindern. (dpa)
Lungenkrankheit breitet
sich in China weiter aus
Vater und Tochter versuchen, sich in Peking
vor einer Ansteckung zu schützen. AFP
DieZahl der bestätigten Fälle der
Lungenkrankheit in China ist von571
auf mindestens 620 gestiegen. Das
berichtete das chinesische Staatsfernsehen
am Donnerstag. DieZahl
der Todesfälle lag demnach vorerst
unverändertbei 17. Nach diesen Angaben
warnen Experten auch davor,
dass das neuartigeVirusdas Potenzial
habe,sich zu verändern. (dpa)
Queen unterzeichnet Gesetz
über den Brexit
Diebritische Königin Elizabeth II.
hat am Donnerstag das Ratifizierungsgesetz
für den Brexit-Deal gebilligt.
Damit kann der Vertragüber
den EU-Austritt nun in Großbritannien
in Kraft treten. Nach dem Unterhaus
hatte am Mittwoch auch das
Oberhaus dem Gesetzentwurfzugestimmt.
MehrereÄnderungen, die
vonden Lords vorgeschlagen wurden,
hatten die Abgeordneten im
Unterhaus zuvor abgewiesen. (dpa)
Der Einmischer
Er war ein politischer Präsident im besten Sinne und ist bis heute öffentlich präsent. Joachim Gauck wird 80
VonHolger Schmale
Als Joachim Gauck im Sommer
2016 seine Entscheidung
verkündete, erwerde
nicht für eine zweite Amtszeit
als Bundespräsident zur Verfügung
stehen, begründete er dies mit
seinem Alter.Erkönne für die nächsten
fünf Jahre nicht dieselbe Energie
und Vitalität voraussetzen wie für die
vergangenen fünf. Wer Joachim
Gauck heute erlebt, stellt fest: Daswar
eine sicher berechtigte Sorge, die sich
im Nachhinein nicht bestätigt hat.
An diesem Freitag wirder80Jahre
alt, und er hat nichts an geistiger Frische
oder politischem Engagement
verloren. Gerade erst hat er dabei geholfen,
die Blockade der Thüringer
CDU gegenüber der Linkspartei mit
ihrem Ministerpräsidenten Bodo Ramelow
zulockern. Er lud Ramelow
und den CDU-Landesvorsitzenden
Mike Mohring zu einem Abendessen
ein, bei dem es um die Möglichkeiten
ging, Stabilität in der Landespolitik
auch unter einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung
zu sichern.
Sympathie und Skepsis
Gauck ist in der politischen Debatte
präsent, derzeit vorallem mit seinem
neuen Buch über Toleranz, das ihn zu
Lesungen und Diskussionen überall
im Land führt. Kritiker warfen ihm
vor, er plädiere darin für eine erweiterte
Toleranz nach rechts, doch ist
das ein Vorwurf, der ihn nach seiner
Intervention zu Gunsten der Linken
in Thüringen jetzt genauso von der
anderen Seite trifft. Damit kann er leben.
Undnatürlich ist er immer noch
und immer wieder eine bedeutende
Stimme in der andauernden Debatte
über das Verhältnis der Ostdeutschen
und der Westdeutschen zueinander.
Jüngst erregte er Aufmerksamkeit mit
seiner Feststellung, sehr vielen Ostdeutschen
fehle „dieser absolute
Durchsetzungswille“. Sie hätten sich
eine Wettbewerbsmentalität wie ihre
Landsleute im Westen nicht auf natürlichemWege
antrainieren können,
und das benachteilige sie bis heute.
Als Joachim Gauck 2012 ins
Schloss Bellevue einzog, begleitete
ihn viel Sympathie, aber auch viel
Skepsis.Brauchte es überhaupt noch
einen Bundespräsidenten, fragten
die einen. Anderebezweifelten, dass
ein Seiteneinsteiger den politischen
Herausforderungen gewachsen
wäre, schließlich war der ähnlich unerfahrene
Horst Köhler gerade erst
gescheitert. Undnun sollte ein Amateur
richten, was die Berufspolitiker,
namentlich Angela Merkel mit ihrer
unglücklichen Kandidatenauswahl,
nicht bewerkstelligen konnten?
Alt-Bundespräsident Joachim Gauck und seine Partnerin Daniela Schadt.
IMAGO IMAGES
„Euer Hass ist unser Ansporn.
Wir lassen unser Land nicht im Stich.
Wir schenken Euch auch nicht unsere Angst.
Ihr werdet Vergangenheit sein
und unsere Demokratie wird leben.“
Joachim Gauck in seiner Antrittsrede als Bundespräsident an die rechtsextremen Verächter
der liberalen Ordnung gewandt
Die Sprachlosigkeit überwinden
Heute wissen wir: Joachim Gauck
hat seine Aufgaben mit Bravour bewältigt.
Das begann schon damit,
dass er der Normalität im höchsten
Amt des Staates wieder Geltung verschafft
hat. Seine beiden Vorgänger –
Köhler und dann Christian Wulff –
hatten es mit ihrem Gebaren gehörig
ramponiert. 84 Prozent der Bundesbürger
sagten in einer Umfrage zum
Ende seiner Amtszeit, dass er ein guter
Präsident war.Wer solch eine Bewertung
erfährt, kann nicht viel falsch
gemacht haben.
Joachim Gauck war ein politischer
Präsident im besten Sinne, der sich
einmischt und Position bezieht. Das
wird sein Vermächtnis sein, nicht die
eine Rede oder das eine Zitat.VonAnfang
an hat er sich den Gegnern der
Demokratie gestellt, als die vonihnen
ausgehende Gefahr noch gar nicht so
sichtbar war wie heute. Erfand dazu
einen kämpferischen Ton, der nichts
mit präsidialen Sonntagsansprachen
früherer Zeiten zu tun hat.
Dasneue Wir-Gefühl
Schon in seiner Antrittsrede wandte
er sich an die rechtsextremenVerächter
der liberalen Ordnung der Bundesrepublik
„mit aller Deutlichkeit:
Euer Hass ist unser Ansporn. Wirlassen
unser Land nicht im Stich. Wir
schenken Euch auch nicht unsere
Angst. Ihr werdet Vergangenheit sein
und unsere Demokratie wird leben.“
Das war ein neues Wir-Gefühl, das
Gauck dort formuliert hat, eines, das
die Demokraten aufrütteln und mobilisieren
soll, mehr zu tun, um unsereWerte
und unsereFormzuleben
zu verteidigen. Wienötig das ist, wird
heute erst richtig deutlich, da die liberale
Demokratie und das Projekt des
Westens unter Beschuss stehen, wie
er vor ein paar Wochen formuliert
hat. In dieser Rede findet sich auch
ein anderes Vermächtnis angesichts
der Debatten um Zuwanderung und
deutsche Identitäten: Die entscheidende
Trennlinie verlaufe nicht zwischen
Alteingesessenen und Neubürgern
oder Angehörigen verschiedener
Religionen, stellte er fest. „Die
entscheidende Trennlinie verläuft
zwischen Demokraten und Nicht-
Demokraten. Es zählt nicht die Herkunft,
es zählt die Haltung.“
Gauck wäre heute wohl ein genauso
guter Bundespräsident wie in
seiner ersten Amtszeit. Dennoch hat
er 2016 eine kluge Entscheidung getroffen.
Er hat sich und seiner Partnerin
Daniela Schadt die Freiheit von
den Pflichten des Amtes geschenkt,
ohne sich aus dem öffentlichen Leben
zurückzuziehen. So spielt Joachim
Gauck weiter eine Rolle, etwas, das er
Zeit seines Lebens gerngetan hat.
Bundeskanzlerin Merkel mahnt in Davos noch stärkere Bemühungen für den weltweiten Klimaschutz an
ImKampf gegen den Klimawandel
hat Kanzlerin Angela Merkel vorgesellschaftlichen
Konflikten gewarnt.
Es gebe eine „Sprachlosigkeit“ und
„Unversöhnlichkeit“ zwischen Menschen,
die den Klimawandel leugneten
und denjenigen, für die Klimaschutz
höchste Dringlichkeit habe.
Dies mache ihr Sorgen und müsse
überwunden werden, sagte die CDU-
Politikerin am Donnerstag bei der
Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums
(WEF) in Davos. „Wir müssen
die Emotionen mit den Fakten versöhnen“,
sagte Merkel. Auch zwischen
kontroversesten Meinungen
müsse ein Austausch stattfinden.
Merkel sagte zudem, die „Ungeduld
der Jugend“ müsse positiv und
konstruktiv aufgenommen werden.
DieJugend habe einen ganz anderen
Lebenshorizont.„Deswegen sind wir
zum Handeln aufgefordert.“
Klimaschutz bedeute Existenzsicherung.
„Die Frage der Erreichung
der Ziele des Pariser Abkommens
könnte eine Frage des Überlebens für
den ganzen Kontinent sein“, sagte
Merkel.„Deshalb ist Handlungsdruck
da.“ Denn mit den derzeitigen Verpflichtungen
der Staaten werde das
Ziel nicht erreicht, die Erderwärmung
im Vergleich zum vorindustriellen
Zeitalter auf 1,5 Grad zu begrenzen.
„Der Preis des Nichthandelns ist viel
höher als der Preis des Handelns.“
Bringschuld der reichen Länder
Merkel sieht die Industrieländer in
der Bringschuld. Die Gruppe der 20
größten Industriestaaten (G20) sei
für 80 Prozent der weltweiten Emissionen
verantwortlich. Daraus entstehe
eine technologische Verpflichtung,
betonte Merkel. Nötig sei, unterm
Strich keine Treibhausgase
mehr auszustoßen und nicht vermeidbare
Emissionen auszugleichen.
Das seien „natürlich Transformationen
von gigantischem historischem
Ausmaß“. Produktionsprozesse
etwa in der Stahlindustrie
müssten völlig umgestellt werden.
Dabei werde „grüner“ Wasserstoff
eine große Rolle spielen. Dieser
könne aber außerhalb Europas besser
erzeugt werden.
Chancen sieht Merkel in einer
Klima-Zusammenarbeit mit China.
Dies sei eines der Themen auch
beim geplanten EU-China-Gipfel im
September in Leipzig. China führe
ein Emissionshandelssystem ein,
dies könne mit dem europäischen
System verknüpft werden, sagte sie.
MitBlick auf den Handelskonflikt
zwischen den USA und China sagte
Merkel: „Ich möchte keine neue Bipolarität
der Welt, sage ich ganz offen.“
Die gesellschaftliche Ordnung
der USA stünde Europa näher, zugleich
sei nun aber ein Land, in dem
eine kommunistische Partei die
„Herrschaft“ habe, wirtschaftlich erfolgreich.
Deshalb müsse Europa einen
„klugen Weg“ finden zwischen
der Partnerschaft mit den USA bei
Grundwerten und einem ökonomischem
Wettbewerb, in dem Entscheidungen
„anders fallen“ könnten.
Die Europäer müssten „sehr klug
entscheiden, wie wir gerade im Zeitalter
der Digitalisierung auch mit chinesischen
Angeboten umgehen“, sagte
Merkel, ohne den chinesischen Ausrüster
Huawei beim Namen zu nennen.
Es gelte abzuwägen zwischen Sicherheit
und der Frage, sich von chinesischer
Wertschöpfung zu entkoppeln.
Insbesondere beim Ausbau des
5G-Netzes beschäftigt Deutschland
sich mit der Frage,welche Rolle China
spielen soll. Bereits seit Monaten wird
darüber diskutiert, ob Huawei vom
5G-Ausbau in Deutschland ausgeschlossen
werden soll. Merkel hatte
sich gegen eine Sonderregelung nur
für Huawei eingesetzt.
Die Kanzlerin verteidigte erneut
ihreEntscheidung von2015, Hunderttausende
Flüchtlinge nach Deutschland
zu lassen. „Der Fehler war nicht,
Menschen aufzunehmen, die vor unserenTüren
standen.“ DerFehler habe
darin bestanden, nicht„imVorhinein“
dafür zu sorgen, dass die Menschen in
ihrer Heimat bleiben können. (dpa)
Wenn die
Nacht zum Tag
wird
Viele Deutsche leiden
unter Schlafstörungen
VonRasmusBuchsteiner
Patienten mit Schlafstörungen
werden in Deutschland jährlich
hunderttausendfach in Krankenhäusernbehandelt.
Dasgeht aus der
Antwort des Bundesgesundheitsministeriums
auf eine Anfrage der FDP-
Bundestagsfraktion hervor, die der
Berliner Zeitung (Redaktionsnetzwerk
Deutschland) vorliegt.
Demnach ergibt sich aus der
Krankenhausstatistik, dass 2017 in
114 663 Fällen Patienten mit der Diagnose
Schlafstörung stationär behandelt
worden sind, 82 125 Männer
und 32 538 Frauen. Im Jahr 2000
hatte es 131 910 Fälle gegeben. Einen
Höchststand mit 164 786 stationär
behandelten Fällen von Schlafstörungen
gab es den Angaben zufolge
im Jahr 2004.
„Seitdem gehen die Fallzahlen
wieder zurück“, so das Gesundheitsministerium
weiter.Was die direkten
Krankheitskosten für ärztlich diagnostizierte
Schlafstörungen angeht,
verweist das Ministerium auf
Zahlen des Statistischen Bundesamtes
für das Jahr 2015. Damals beliefen
sich die Kosten auf 922 Millionen
Euro. Aktuellere Daten liegen nicht
vor.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Schlafstörungen sind ein Massenphänomen
in der gesamten Bevölkerung,
resümiertdas Gesundheitsministerium
unter Verweis auf Befragungsdaten
des Robert-Koch-Instituts
für die Jahre 2008 bis 2011:
„Danach hatte etwa ein Drittel der
Schlafstörungen verursachen bei den Krankenkassen
hohe Kosten.
IMAGO IMAGES
erwachsenen Befragten während der
letzten vier Wochen potenziell klinisch
relevante Ein- oder Durchschlafstörungen,
etwa ein Fünftel
berichtete zusätzlich über eine
schlechte Schlafqualität.“
Unfälle im Haushalt
Das Gesundheitsministerium erklärt,
gesunder Schlaf habe in jedem
Lebensalter hohe Bedeutung für den
Erhalt von körperlicher und psychischer
Gesundheit sowie kognitiver
Leistungsfähigkeit. Bei chronischen
Beeinträchtigungen der Schlafqualität
seien ursächliche Zusammenhänge
unter anderem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Unfällen und erhöhter
Sterblichkeit beschrieben.
DieBundesregierung hat in den vergangenen
zehn Jahren insgesamt
1,67 Millionen Euro für Forschung
zur Versorgung bei Schlafproblemen
zur Verfügung gestellt.
FDP-Gesundheitsexperte Andrew
Ullmann wirft der Bundesregierung
weitgehende Tatenlosigkeit
vor. „Aufgrund von Schlafmangel
entstehen Fehleinschätzungen, das
ist wissenschaftlich erwiesen“, sagte
der Bundestagsabgeordnete. „Es
werden falsche oder schlechte Entscheidungen
getroffen, Unfälle im
Haushalt und Straßenverkehr sind
ebenfalls auf Schlafmangel zurückzuführen.“
Dies sei ein gesamtgesellschaftliches
Problem. DieBundesregierung
habe jedoch „keine Ahnung,
keine aktuellen Zahlen und kein Interesse
daran, das Thema anzupacken“.
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 5
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Made in Berlin
BERLINER BEKANNTE
Ohne Furcht
nach
Ost-Berlin
VonTheresa Dräbing
Vom Kudamm über den Checkpoint
Charlie nach Ost-Berlin –
eine solche Tour war zu DDR-Zeiten
mit einigem Aufwand verbunden.
Dennoch bot schon ab 1956 ein
West-Berliner Reisebusunternehmen
drei- bis vierstündige Sightseeing-Touren
durch beide Teile der
Stadt an, später auch bis nach Potsdam.
Das war eine Besonderheit,
denn dafür brauchte es eine Genehmigung.
Severin &Kühn hieß eben
jenes Unternehmen, das als erstes
die Erlaubnis bekam zur „Durchführung
von ständigen Stadtrundfahrten
durch die Hauptstadt der Deutschen
Demokratischen Republik
(demokratisches Berlin)“ wie es im
damaligen offiziellen Sprachgebrauch
hieß. Das Unternehmen gibt
es noch heute, mittlerweile firmiert
es zwar unter dem Namen BEX-
Sightseeing und gehört zum Konzern
der Deutschen Bahn, das Büro
aber befindet sich noch wie damals
am Kurfürstendamm 216.
„Die Touren in die DDR mit unseren
Bussen waren auch deshalb so
beliebt, weil sich viele Touristen
sonst wohl gar nicht getraut hätten,
auf eigene Faust die Grenzen zu passieren“,
sagt Peter Schadow, heutiger
Geschäftsleiter des Bereiches Sightseeing
bei BEX. DerBlick aus den Panoramafenstern
der Busse gab Sicherheit,
das Formelle an den Grenzen
wurde von den Organisatoren
abgewickelt. So mussten Ausländer
und Westdeutsche ein Visum erteilt
bekommen, West-Berliner hatten
den Berechtigungsschein zum Empfang
eines Visums außerdem bereits
vier Wochen vor Beginn der Stadtrundfahrt
zubeantragen. Wegen der
unterschiedlichen Anforderungen
fanden die Touren für West-Berliner
außerdem stets in getrennten Bussen
statt.
Warendie Passagierdaten korrekt
durchgegeben und kein Pass abgelaufen,
lief es an der Grenze inder
Regel reibungslos. Dahinter übernahmen
Ost-Berliner Reiseleiter die
Führung entlang dem Gendarmenmarkt,
Alexanderplatz oder dem Sowjetischen
Ehrenmahl in Treptow –
ein Halt hier war Pflicht.
Besucherzustrom aus aller Welt
Auch nach dem Mauerfall riss das Interesse
nicht ab.„Im Gegenteil“, sagt
Schadow, „Ende der 80er-, Anfang
der 90er-Jahre führte der plötzliche
Besucherzustrom aus aller Welt zu
einer regelrechten Explosion der
Fahrgastzahlen. Alle wollten sehen,
wie Berlin mit offenen Grenzen aussieht.“
Dasist nunmehr 30 Jahreher.Das
Geschäft mit Stadtrundfahrten hat
sich geändert. „Die Fahrgastzahlen
sind weiterhin hoch, aber heute sind
weniger geführte Touren gefragt als
Hop-on-Hop-off-Touren“, sagt
Schadow. Solche,wojeder Tourist in
die Busse zusteigt, wann und wo er
möchte und Informationen über
Kopfhörer in der jeweiligen Landessprache
gegeben werden. Und von
der einst geteilten Stadt wissen
längst nicht mehr alle Berlin-Besucher,sagt
der Tourismus-Experte.
Panoramabus von Severin &Kühn in den
1970er-Jahren.
BEX
Höhere
Gehälter gibt es
anderswo
Berliner verdienen im Vergleich
mittelmäßig. Ist das gerechtfertigt? Ein
Gespräch mit dem Gründer von Gehalt.de
Sag mir wo du wohnst, und ich sage dir, was du verdienst –
eine solche Voraussage ist zumindest in Teilen realistisch,
denn die Höhe des Gehalts hängt in Deutschland auch von
der Region ab.Berlin steht im Vergleich nicht am besten da.
Doch das hat nachvollziehbareGründe,sagt Gehalt.de-Grüner Philip
Bierbach im Interview.
Herr Bierbach, Berlin boomt. Die Stadt zieht vor allem junge Menschen
an, um hier zu leben, zu studieren –und eben auch zu arbeiten.
Andererseits liegt Berlin im Bundesländervergleich beim Gehalt eher
im Mittelfeld. Woranliegt das?
EinGrund ist sicherlich, dass Gehälter immer ganz starkvon der
Wirtschaftsstruktur abhängig sind, also welche Industrien oder welche
Branchen sonst noch in der Region vertreten sind. Undanders
als beispielsweise in Baden-Württemberg und Bayern, wodie ganzen
großen Automobilzulieferer und Autohersteller sitzen, gibt es
diese großen Arbeitgeber hier nicht. Berlin ist geprägt von der
Dienstleistungsbranche.Und das sind in der Regel nicht die Arbeitgeber,die
das höchste Gehalt zahlen.
Aber auch in identischen Branchen liegt Berlin beim Gehalt im Vergleich
im Mittelfeld. Berlin sucht beispielsweise händeringend gut
qualifizierte IT-Fachkräfte. Trotzdem bezahlen Unternehmen in anderen
Bundesländern ihreBeschäftigten besser.
IT-Fachkräfte werden überall sehr starkgesucht. Dasist nicht nur
spezifisch in Berlin der Fall. Diewerden dann auch überall wirklich
sehr gut bezahlt. Aber eben nicht überproportional gut in Berlin.
Das hat auch etwas mit den Lebenshaltungskosten zu tun. Relativ
gesehen sind die Lebenshaltungskosten in Berlin immer noch sehr
günstig. Dementsprechend passen sich auch die Gehälter an. Hinzu
kommt, dass Berlin wahnsinnig attraktiv als Stadt ist. Das heißt die
Fachkräfte kommen freiwillig hierher und Arbeitgeber müssen ihnen
nicht, wie das vielleicht in unattraktiveren Regionen der Fall
sein kann, eine Art Boni
zahlen, damit sie sich für einen
Umzug ZUR PERSON
entscheiden.
Philip Bierbach ist Geschäftsführer des
Portals Gehalt.de, einer Online-Gehaltsdatenbank,
die Arbeitnehmernwie auch
Unternehmen Vergütungsdaten zur Orientierung
zur Verfügung stellt. Bierbach
selbst ist promovierter Jurist und hat die
Plattform1999 mitgegründet.
Abgesehen vonder IT-, beziehungsweise
Digitalbranche,
was sind denn außerdem die
Jobs mit der besten ZukunftsperspektiveinBerlin?
Die Pharmaindustrie ist
in Berlin sehr gut aufgestellt
und zahlt mit die höchsten
Gehälter. Laut unserem Gehaltsatlas
2019 zählt sie zu
den Top-Branchen für Fachkräfte.Auch
als Fondsmanager
wirdman weiter gut verdienen
können. Aber wenn
wir einmal den Gehaltsaspekt
außer Acht lassen, sind
auch Berufe im Gesundheitswesen,
im Tourismussegment
oder einfache Servicejobs
wie Kellner interessant.
Dort besteht ein riesiger
Bedarf an Fachkräften
und es wird immer schwieriger
jemanden zu finden,
der das machen möchte.
Könnten Unternehmen dem nicht entgegenwirken, indem sie höhere
Gehälter zahlen?
Dadurch wird janicht die Anzahl der Fachkräfte größer. Zudem
muss die Einkommenshöhe natürlich auch in das Gehaltsgefüge
des Unternehmens passen. Ein Arbeitgeber kann seinen IT-Fachkräften
beispielsweise kein höheres Gehalt zahlen als der Geschäftsführung
–das ist natürlich ein überspitztes Beispiel. Außerdem:
Wenn die Gehälter explodieren, sind Unternehmen natürlich auch
eher gewillt Sparten ins Ausland zu verlagern, wo die Gehälter niedriger
sind –das kommt natürlich auf die Branche an und ob das
möglich ist. Eingroßes Thema ist sicherlich auch das Anwerben von
ausländischen Fachkräften.
Berlin ist auch Gründungsmetropole. Sind Start-ups gute Arbeitgeber?
Generell sind Start-ups sicherlich wahnsinnig spannende Arbeitgeber.Eshandelt
sich meistens um sehr innovative junge Unternehmen,
in denen Mitarbeiter überdurchschnittlich schnell in Verantwortungspositionen
kommen. Die Arbeitsbelastung ist dann aber
natürlich auch dementsprechend hoch. Grundsätzlich wird inder
Start-up-Szene zum Beispiel eher weniger Überstundenvergütung
ausgezahlt als in etablierten größeren Unternehmen. Auch insgesamt
sind die Gehälter in der Start-up-Szene nicht besonders hoch.
Da ist es unter Umständen so,dass die Start-ups eher mal Unternehmensbeteiligungen
herausgeben, um das geringere Gehalt auszugleichen.
Wenn das Geschäft sich dann irgendwann entwickelt hat,
können es genauso gut Arbeitgeber sein, die sehr gut bezahlen. Das
hat immer ein bisschen damit zu tun, in welcher Phase sich das Unternehmen
gerade befindet.
DasGespräch führte Theresa Dräbing.
Insgesamt
Nach Beschäftigungsart
Vollzeitbeschäftigte
Teilzeitbeschäftigte
Geringfügig Beschäftigte
Nach Geschlecht
Männer
Frauen
Softwareentwickler/-in Backend
Baden-Württemberg
Bayern
Hessen
Hamburg
Bremen
Nordrhein-Westfalen
Berlin
Rheinland-Pfalz
Schleswig-Holstein
Saarland
Niedersachsen
Brandenburg
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Mecklenburg-Vorpommern
Thüringen
Elektriker/-in
Baden-Württemberg
Bayern
Saarland
Rheinland-Pfalz
Nordrhein-Westfalen
Hamburg
Hessen
Niedersachsen
Schleswig-Holstein
Bremen
Berlin
Brandenburg
Mecklenburg-Vorpommern
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Sachsen
Hessen
Baden-Württemberg
Rheinland-Pfalz
Hamburg
Bayern
Nordrhein-Westfalen
Saarland
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Niedersachsen
Berlin
Bremen
Thüringen
Brandenburg
Sachsen
Mecklenburg-Vorpommern
Koch/Köchin
Baden-Württemberg
Hessen
Bayern
Nordrhein-Westfalen
Saarland
Hamburg
Bremen
Schleswig-Holstein
Rheinland-Pfalz
Niedersachsen
Berlin
Brandenburg
Sachsen
Thüringen
Sachsen-Anhalt
Mecklenburg-Vorpommern
Altenpfleger/-in
Baden-Württemberg
Bayern
Bremen
Hamburg
Hessen
Nordrhein-Westfalen
Niedersachsen
Saarland
Berlin
Schleswig-Holstein
Brandenburg
Rheinland-Pfalz
Sachsen
Mecklenburg-Vorpommern
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen
im 3. Quartal 2019, Durchschnitt, in Euro
Berlin
338
319
Brandenburg
2304
2117
Eine Auswahl von Berufen im Bundesländervergleich
Bruttojahresgehälter einschließlich Sonderzahlungen, in Euro, Median*
31 481
30 863
30 838
30 378
30 075
30 040
29 859
29 472
28 658
27 602
26 718
26 596
25 045
24 976
24 811
24 442
Einzelhandelskaufmann/-frau
29 602
29 263
28 813
28 575
28 361
28 222
27 600
26 880
26 638
26 339
26 264
26 084
25 822
25 213
25 027
23 846
28 657
28 029
27 539
27 516
27 004
26 737
26 558
26 168
26 057
25 487
24 216
23 835
23 191
22 334
22 204
22 070
27 676
27 369
26 775
26 548
26 465
25 927
25 018
24 934
24 604
24 324
24 216
24 192
24 126
23 615
22 974
22 754
2847
3122
3005
2556
3428
3461
3831
4298
54 595
53 482
52 469
52 100
49 550
49 358
48 458
47 899
47 812
46 827
45 910
45 866
41 724
41 479
41 011
39 783
* Der Median beschreibt
die Mitte aller Daten:
50 Prozent liegen über
dem Wert, 50 Prozent
darunter.
BLZ/GALANTY; QUELLE:
STATISTIK-BERLIN-BRB,
GEHALT.DE
NEU IN DER STADT
Rolls-Royce
in
Schöneweide
VonJochen Knoblach
UmStrom ging es an der Wilhelminenhofstraße
in Schöneweide
irgendwie schon immer.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde
dort die AEG gegründet. Es war die
Zeit, in der Berlin die Elektrizität
entdeckte, Kraftwerke entstanden,
und die Elektroenergie immer neue
Bereiche eroberte. Und genau
darum geht es auch heute. Ineiner
Gründerzeitvilla auf dem ehemaligen
Werksgelände, von der aus seinerzeit
das größte Kabelwerk Europas
geführt wurde, treibt die Firma
Qinous die Energiewende voran. Sie
macht, dass Sonnenstrom auch
nachts und Windstrom auch bei
Flaute genutzt werden kann. „Wir
führen Elektropolis ins Zero-Emission-Zeitalter“,
sagt Qinous-Gründer
Busso vonBismarck.
Das heute 40-köpfige Unternehmen
entwickelt und projektiertnetzferneStromversorgungssysteme,sogenannte
Microgrids,dieWind- oder
Photovoltaikanlagen mit Stromspeichernkombinieren
und so Dieselgeneratoren
ersetzen oder deren Laufzeit
drastisch reduzieren können.
Dass das funktionierthat das Unternehmen
inzwischen vielerorts weltweit
unter Beweis gestellt. Qinous-
Anlagen versorgen beispielsweise
ein Krankenhaus auf Haiti, eine australische
Gemeinde oder ein Dorf in
Tansania. Seit der vergangenen Woche
ist Qinous eine Tochterfirma von
Rolls-Royce. Die Briten haben die
Mehrheit der Firma aus Schöneweide
übernommen.
Weniger Diesel und Gas
Rolls-Royce hatte schon Ende 2018
in das Berliner Unternehmen investiert,
seinerzeit etwa ein Fünftel von
Qinous übernommen. Jetzt gehören
den Briten knapp drei Viertel der
Firma, und sie haben viel vor in
Schöneweide. „Unsere neue Tochtergesellschaft
spielt künftig eine
zentrale Rolle“, sagt Andreas Schell,
Chef von Rolls-Royce Power Systems.
Der Unternehmenszweig mit
Hauptsitz in Friedrichshafen ist einer
der Weltmarktführer für Notund
Dauerstromaggregate auf Basis
von Diesel- und Gasmotoren. Um
diese Technologie mit Ökostromquellen
verbinden zu können, setzt
Rolls-Royce aufQinous.Die Kompetenzen
vonQinous als junges Unternehmen
mit Start-up-Charakter
würden sich ideal mit den industriellen
Fähigkeiten von Rolls-Royce ergänzen,
sagt Schell. Gemeinsam
könnte man schnell und mit hoher
Qualität auf die Anforderungen des
Marktes reagieren.
Dafür soll aus den Produktprogrammen
von Qinous und Rolls-
Royce nun ein gemeinsamer Komponentenbaukasten
entwickelt werden.
Microgrid-Lösungen, die die
unterschiedlichen Energieerzeuger
mit Speichern kombinieren und so
eine stabile, kostengünstige und vor
allem klimaschonende Stromversorgung
ermöglichen. Laut Rolls-Royce
soll die Angebotsbreite von 30Kilobis
zu mehreren Megawattstunden
reichen. Es gehe um den Bedarf von
Gewerbebetrieben ebenso wie von
größeren Industrieanlagen.
DieGründungsgesellschafter von
Qinous sind weiterhin am Unternehmen
beteiligt und behalten ihre
bisherigen Funktionen. Über den
Kaufpreis und die anderen ausgeschiedenen
Gesellschafter wurde
Vertraulichkeit vereinbart.
QINOUS
6 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
·························································································································································································································································································
Wirtschaft
MÄRKTE
NACHRICHTEN
DAX-30 in Punkten
24.10.19
24.10.19
▼ 13417,88 (–0,72 %)
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar
Euro in US-Dollar
24.10.19
Stand der Daten: 23.01.2020 (16:45 Uhr)
Alle Angaben ohne Gewähr
Gewinner
23.1.20
▼ 61,43 (–1,96 %)
23.1.20
▲ 1,1091 (+0,03 %)
Quelle
aus DAX und MDAX vom 23.01. zum Vortag
Wirecard 133,45 +3,33 WWWWW
Gerresheimer 70,35 +2,63 WWWW
Knorr-Bremse 99,04 +2,18 WWWW
Infineon NA 21,63 +1,29 WWW
Uniper NA 29,28 +1,10 WW
MorphoSys 120,10 +1,01 WW
Verlierer
23.1.20
ausDAX und MDAXvom 23.01. zumVortag
Hochtief 109,20 WWWWWWWWWWW –7,54
Nemetschek 64,95 WWWWWWWW –5,04
CompuGroup Med. 61,40 WWWWWWW –4,21
Zalando 45,56 WWWWW –2,96
thyssenkrupp 11,17 WWWWW –2,70
Hella 44,70 WWWWW –2,70
Leitbörsen im Überblick
52-Wochen Hoch/Tief 23.01. ±% z. 22.01.
Euro Stoxx 50(EU) –0,68
3814/3125 3744,17
CAC 40 (FR) – 0,53
6110/4879 5979,41
S&P UK (UK) – 0,71
1562/1363 1516,37
RTS (RU) – 1,04
1652/1152 1596,05
IBEX (ES) –0,46
9710/8409 9529,60
Dow Jones (US) –0,37
29374/24324 29077,59
Bovespa (BR) +0,19
118861/89409118002,40
Nikkei (JP) – 0,98
24116/20111 23795,44
Hang Seng (HK) –1,67
30280/24900 27851,39
Stx Singap. 20 (SG) –0,67
1674/1488 1644,95
Edel- und NE-Metalle
Barren &Münzen in € Ankauf Verkauf
(Endkundenpreise) 23.01. 23.01.
Gold (10 g) 446,0 477,5
Gold (1 oz) 1392,5 1459,0
Gold (100 g) 4464,0 4664,5
Gold (250 g) 11161,0 11629,0
Silber (1 kg) 505,0 670,7
Platin (100 g) 2834,0 3652,7
Austr.Nugget (1 oz) 1390,8 1470,0
Britannia (1 oz) 1390,0 1476,0
Krügerrand (1/4 oz) 347,5 395,0
Krügerrand (1/2 oz) 695,0 764,7
Krügerrand (1 oz) 1391,0 1490,0
Maple Leaf (1/4 oz) 347,5 391,8
Maple Leaf (1/2 oz) 695,0 766,6
Maple Leaf (1 oz) 1390,5 1478,0
Philharmoniker (1 oz) 1390,5 1481,0
Quelle Edelmetalle: Degussa Goldhandel GmbH.
Die An- und Verkaufspreise gelten für sehr gut erhaltene Stücke.
NE-Metalle in €/100 kg 31.12. 31.12.
Blei in Kabeln 199,50 199,50
Kupfer (DEL-Notiz) 554,37 559,34
Messing MS 63/37 545,00 551,00
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),
Baudarlehen (Samstag).
Quelle: FMH-Finanzberatung
VomNischenanbieterzum Massenhersteller? Tesla-Chef ElonMusk setzt in China auf das E-Auto Model 3–und schreibt weiterroteZahlen.
Von Rasmus Buchsteiner
und Tobias Peter
Die Grundrentenpläne von
Arbeitsminister Hubertus Heil
(SPD) geraten von mehreren Seiten
unter Beschuss: aus dem Bundeskabinett,
von der Rentenversicherung
und aus der Opposition. Dabei werden
neben Fragen nach der Finanzierung
und Änderungswünschen auch
verstärkt Zweifel laut, ob Heils Pläne
überhaupt verfassungsgemäß sind.
Klar ist: Heil muss bei dem Gesetzentwurfnach
Auffassung der unionsgeführten
Bundesministerien weitreichend
nacharbeiten. Dasgeht aus
Stellungnahmen unter anderem des
Gesundheits-, Landwirtschafts- und
Innenministeriums hervor, die dem
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Die große Wette
Tesla erreicht einen Börsenwert von mehr als 100 MilliardenDollar –aberwarum?
Von Frank-Thomas Wenzel
Das hat die Branche noch
nicht gesehen. Innerhalb
vonnur drei Monaten hat
der US-Autobauer Tesla
seinen Aktienkurs mehr als verdoppelt.
Das Unternehmen ist an der
Börse mittlerweile mehr als 100 Milliarden
Dollar wert. Es hat damit
nicht nur die US-Konkurrenten Ford
und General Motors, sondern nun
auch Volkswagen beim Marktwert
hinter sich gelassen. Viele Investoren
und Analysten trauen der von Elon
Musk gegründeten Firma noch viel
mehr zu –obwohl sie noch nie in
einem Geschäftsjahr Gewinne eingefahren
hat.
DerHöhenrausch der Aktie setzte
im Oktober ein, als das Tesla-Management
völlig überraschend für
das dritte Quartal einen Profit von
143 Millionen Dollar meldete. Branchenkenner
rieben sich verdutzt die
Augen, weil der Elektroautobauer
gleichzeitig riesige Summen investierte,und
zwar in ein neues Werk inklusive
Batteriefertigung in Shanghai.
Mittlerweile haben die ersten
Fahrzeuge die Fabrikhallen verlassen.
Zugleich wurde klar,dass es den
Managern gelungen war, die Effizienz
in der Produktion zu steigern.
Dasalles könnte in naher Zukunft
insbesondere inChina, dem wichtigsten
Land für E-Autos,den Absatz
enorm indie Höhe treiben. Zumal
2020 oder 2021 das Model Y, einkompakter
Stadtgeländewagen, auf den
Rückschlag: Die alles entscheidende
Fragebleibt, ob
sich der Umbau der Automobilindustrie
tatsächlich nach
dem Schema der Technologiebranche
vollziehen wird.
Zweifel sind angebracht. So
gabesinder jüngeren Vergangenheit
einigeenttäuschende
Meldungen zum
autonomen Fahren. Zahlreiche
hochgelobte Projekte
wurden eingestellt.
ERNÜCHTERUNG BEIM AUTONOMEN FAHREN
Marktkommen soll. Darüber hinaus
will Musk im Frühjahr eine neue Batteriegeneration
vorstellen, die angeblich
Reichweiten möglich macht,
die kein anderer Autobauer schaffen
kann. 2021 soll überdies das Geschäft
in Europa mit der neuen Fabrik in
Brandenburgausgebaut werden.
Kürzlich teilte das Unternehmen
mit, dass schon 2019 fast
370000 Fahrzeuge ausgeliefert wurden,
das entspricht einer Steigerung
zum Vorjahr um gut 50 Prozent. Das
wird von Experten als ein Signal gedeutet,
dass Musk und seine Leute
gerade dabei sind, Tesla nach vielen
Rückschlägen doch noch voneinem
Nischenanbieter auf das Niveau
Verfassungsrechtlich wackelig
Warum die Grundrente am Ende in Karlsruhe scheitern könnte
Innovation: Tesla-Aktionär
Frank Thelen erwartet, dass
Tesla nächstes Jahr sogar
einen App-Store einrichtet,
mit dem Nutzer online mehr
Leistung oder eine größere
Beschleunigung kaufen können.
Auch Autowissenschaftler
Stefan Bratzel attestiert
Tesla eine hohe innovative
Stärke, da der Batterieantrieb
mit einer digitalen Vernetzung
verknüpft werde.
Daten: Mitden Daten, die
Tesla-Autos permanent liefern,
werden Programme
trainiert, die eines Tages
autonomes oder autonomeres
Fahren möglich machen
sollen. Dabei sollten in diesem
Jahr eigentlich die ersten
vollautomatischen Autos
auf die Straßen kommen.
Branchenkenner erwarten
aber,dass es damit vor
2030 nichts mehr wird.
eines Massenherstellers zu hieven.
Dies ist ein maßgeblicher Grund dafür,
dass Analysten reihenweise das
Kursziel für den Elektroautobauer
nach oben gesetzt haben –wobei die
meisten mit ihren Erwartungen noch
immer unter dem aktuellen Kurs liegen.
Am Donnerstag kostete eine Aktie
um die 570 Dollar.
Ist das alles nur eine maßlose
Übertreibung? Schließlich wird der
Autobauer Ende Januar abermals
unter dem Strich tiefrote Zahlen melden.
Im ersten Halbjahr gab es enorme
Fehlbeträge, die mehr als eine
Milliarde Dollar ausmachten. Hinter
dem Optimismus der Anleger steckt
indes eine Wette: Dass der E-Auto-
(RND) vorliegen und dem Arbeitsministerium
übermittelt worden sind.
Der Katalog der Änderungswünsche
ist lang –und es geht dabei nicht
um Kleinigkeiten. So verlangen die
Beamten von Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn und Agrarministerin
Julia Klöckner (beide CDU) Änderungen
etwa bei Heils Vorschlag
füreineGleitzone,diedenGrundrentenbezug
bereits ab 33 Beitragsjahren
ermöglichen soll. Diese solle auf
34 Jahrereduziertwerden, heißt es in
den Stellungnahmen: „Wir verweisen
auf die Formulierung des Koalitionsbeschlusses,
eine ‚kurze, wirksame‘
Gleitzone zu schaffen.“
DasGesundheitsministerium beklagt
Leerstellen im Gesetzentwurf–
etwa zur Berücksichtigung von Auslandseinkünften
sowie von Einkünften
aus Kapitalvermögen bei der Einkommensprüfung.
Das Ministerium
dringt auch auf Informationen darüber,
wie der geplante automatisierte
Datenaustausch von Rentenversicherung
und Finanzbehörden sichergestellt
werden soll.
Fragen wirft auch die Finanzierung
der Grundrente auf. Landwirtschafts-
und Gesundheitsministerium
zweifeln daran, dass diese wirklich
gesichert ist, und verlangen Details
von Heil. Das Arbeitsministerium
wird aufgefordert, die Auswirkungen
der Grundrente auf Beitragssatz-
und Rentenniveau bis zum Jahr
2030 zu beziffern.
Heil hat mit seinen Grundrentenplänen
spätestens ein Problem, seit
die Deutsche Rentenversicherung
Bund vorwenigen Tagen in ihrer Stel-
FOTO: DING TING/XINHUA/DPA
Hersteller das Geschäft mit dem
Kraftfahrzeug komplett umkrempelt,
und dass die Konkurrenten –so
groß sie auch sein mögen –danicht
mehr mitkommen werden.
Zu den glühenden Musk-Fans
zählt der deutsche Start-up-Investor
und Tesla-Aktionär Frank Thelen. Er
teilt mit einer Reihe vonUS-Experten
die These, dass der entscheidende
Know-how-Vorsprung nichts mit
Achsschenkeln und Kühlerhauben
und auch nichts mit Elektromotoren
zu tun hat, sondern mit Software,
und zwar auf verschiedenen Ebenen.
Thelen bemüht in einem Gastbeitrag
für das „Handelsblatt“ das in der
Technikszene beliebte Szenario des
„iPhone-Moments“. Als 2007 das erste
Smartphone vonApplepräsentiert
wurde, hatte es gegenüber der Konkurrenz
einen derart großen Vorsprung,
dass es Jahredauerte,bis die
Rivalen nachziehen konnten.
Die Tesla-Aktionäre wetten darauf,
dass sich in der Autobranche
dieser Mechanismus wiederholt.
Daten sind dabei der wichtigste Rohstoff.
Die sammelt Tesla mit jedem
gefahrenen Kilometer jedes seiner
Elektroautos.
So hat Volkswagen-Chef Herbert
Diess erst kürzlich seinen Führungskräften
Teslas Potenziale vor Augen
geführt und gewarnt, dass dem
Wolfsburger Konzern das gleiche
Schicksal wie dem Handyhersteller
Nokia drohen könnte.Für die Finnen
brachte der „iPhone-Moment“ den
Untergang des Unternehmens.
lungnahme zum Gesetzentwurf offen
gegen die Pläne des Ministers rebelliert
hat. Die Fachleute baten darum
zuprüfen, ob die Ungleichbehandlung
vonverheiratetenund unverheirateten
Paaren verfassungsgemäßist.
In denPlänen dergroßen Koalition
ist eine Einkommensprüfung
vorgesehen: Werneben der Rente ein
hohes Einkommen hat, soll nicht von
der Förderung profitieren. Einbezogen
werden soll auch das Einkommen
des Ehepartners. Bei unverheirateten
Paaren soll aber kein Partnereinkommen
einbezogen werden.
Der Klärungsbedarf ist also groß.
Stephan Stracke, stellvertretender
Vorsitzender der CSU-Landesgruppe,sagtedemRND:„Indervorliegenden
Fassung ist der Gesetzentwurf
vonHerrnHeil nicht kabinettsreif.“
Ausbau der Ökoenergie
kommt kaum voran
Beim Ausbau erneuerbarer Energien
kommt die Europäische Union nur
langsam voran. DerAnteil vonWind,
Sonne,Biomasse und Co.amEnergieverbrauch
lag 2018 bei 18 Prozent,
0,5 Prozentpunkte über dem
Wert des Vorjahres,sodie Statistikbehörde
Eurostat. Deutschland lag
bei 16,5 Prozent. Gemeint ist der Anteil
am gesamten Bruttoendenergieverbrauch,
also nicht nur Strom. Die
EU hat sich zum Ziel gesetzt, den
Wert bis2020 auf mindestens 20
Prozent zu bringen und bis 2030
dann sogar auf 32 Prozent. Nach
einer internen Aufteilung müssen
die EU-Staaten unterschiedliche
Werteerreichen, Deutschland zum
Beispiel 18 Prozent bis 2020. (dpa)
Mehr Nutzfahrzeuge
in Europa
Dereuropäische Nutzfahrzeugmarkt
ist 2019 nach Branchenangaben das
siebte Jahr in Folge gewachsen. Mit
gut 2,5 Millionen Fahrzeugen seien
2,5 Prozent mehr neu zugelassen
worden als im Vorjahr,teilteder
Branchenverband Acea in Brüssel
mit. Im Dezember hatten die Verkäufe
nach drei Monaten Rückgang wieder
um 5,7 Prozent auf gut 210000
Stück zugelegt. 2019 verzeichnete jeder
der großen Absatzmärkte in
Europa eine Ausweitung. Dabei eroberte
Deutschland mit einem Plus
von6,1 Prozent die Spitzenposition.
In Frankreich stiegen die Verkäufe
um 4,3 Prozent. Großbritannien verzeichnete
trotz der Brexit-Krise ein
Plus von3,0 Prozent. (dpa)
Leitzins bleibt
bei null Prozent
Christine Lagarde, Präsidentin derEZB.
FOTO: BORIS ROESSLER/DPA
Europas Währungshüterhalten die
Zinsen im Euro-Raum aufRekordtief.
DerLeitzins bleibt bei nullProzent,
Bankenmüssenfür geparkte Gelder
weiterhin 0,5Prozent Zinsen an die
EuropäischeZentralbank (EZB)zahlen.
Seit Jahren versucht die EZB,mit einer
Flut billigen Geldes die Konjunktur im
Euro-Raum anzukurbeln und die InflationinRichtungder
Zielmarke der Notenbank
zu treiben. Hauptziel derWährungshütersind
stabile Preise im Euro-
Raum. DieEZB strebt eineJahresteuerungsrate
vonknappunter 2,0 Prozent
an. Unter der neuen Präsidentin ChristineLagardehat
eine Diskussion Fahrt
aufgenommen,obesnichtsinnvoller
wäre, einen Korridor als Ziel fürdie
Teuerungsrate festzulegen. (dpa)
Ärzte beklagen Engpässe
bei Arzneimitteln
Lieferengpässe für gängige Arzneimittel
müssen nachAuffassung europäischer
Ärzte und Medizinexperten auf
internationaler Ebene gelöstwerden.
Diestockende Versorgungmit lebenswichtigen
Medikamenten sei kein nationalesodereuropäisches,sondern
ein weltweites Problem, sagte Professor
Frank Ulrich Montgomeryvon der
Europäischen Ärztevereinigung.
Europa müsse dieFührung beider
Suche nach Lösungen übernehmen.
DieEngpässe bei der Medikamentenbeschaffung
hätten sich in den vergangenenzehn
Jahren verschärf–erst
in den USA und zunehmend auch in
Europa, sagte Professor Wolf-Dieter
Ludwig vonder Europäischen Arzneimittel-Agentur
(EMA). (dpa)
Gesundheitssaft LaVita: Experten und Kunden sind begeistert
„Dieses Produkt ist beeindruckend”
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Eishockey-Legende Gerd Truntschka entwickelte nach der Profisport-Karriere das außergewöhnliche Vitalstoffkonzentrat LaVita.
Seit nunmehr 20 Jahren ist der heute 61-jährige damit auf Erfolgskurs. Wassteckt hinter dem einzigartigen Naturprodukt,
das nicht nur tausende von Kunden, sondern auch Gesundheits*- und Ernährungsexperten und Wissenschaftler überzeugt?
Von Christian Rieder
Gesundheit, Konzentration und Leistung
durch die richtige Ernährung
zu beeinflussen und zu optimieren
–das faszinierte GerdTruntschka schon als
jungen Leistungssportler. Seine Vision: Ein
Produkt zuschaffen, das für Jung und Alt
gleichermaßen geeignet ist, dieEigenschaften
möglichst vieler natürlicher Lebensmittel
vereint und so alle wichtigen Vitamine
und Spurenelemente liefert, die bis in die
Zellen ankommen. „So werden bestmögliche
Bedingungen für unsere Gesundheit*
und Leistungsfähigkeit* geschaffen.“, erklärt
Truntschka.
Jahrelange Forschungsarbeit
Als er mit seinem 8. DeutschenMeistertitelseine
Profikarriere beendete, begann er, seine Vision
einer perfekten Vitalstoffergänzung umzusetzen.
Dazu forschte und experimentierte er mehrere
Jahre lang mit einem Expertenteam aus Ernährungswissenschaftlern,
Lebensmitteltechnologen
und Biologen,bis 1999 das Ziel erreicht war.
VomGeheimtipp zum Erfolgsprodukt
Damals noch als Geheimtipp gehandelt, wuchs
die Fangemeinde desNaturproduktsdurch Empfehlungen
in Freundes- und Fachkreisen rasant.
Heute ist LaVita auch unter Experten ein anerkanntes
und bewährtes Produkt.
Nach dem Vorbild der Natur: Über 70
wertvolle Zutaten in einem Konzentrat
Der Schlüssel ist für Gerd Truntschka die natürliche
Herkunft der Zutaten: „Unser Produkt
wächst und entsteht in einer intakten Natur.“
LaVita ist ein flüssiges Saftkonzentrat, hergestellt
aus über 70 hochwertigen und sorgsam ausgewählten
Lebensmitteln –und das alles ganz
natürlich ohne Zusatzstoffe wie Süßstoffe oder
Konservierungsmittel. Die Basis bilden Obst,
Gemüse und Kräuter. Dazu kommen wertvolle
Zutaten wie pflanzliche Öle, Aloe Vera, milchsauer
vergorene Gemüsesäfte und Grüner Tee.
Alle wichtigen Vitamine und Spurenelemente–rundum
versorgt für einen Euro
Durch die einzigartige Rezeptur und schonende
Verarbeitung gelang es, ein Produkt zu entwickeln,
das nicht nur alle wichtigen Vitamine
und Spurenelemente enthält, sondern auch tausende
sekundäre Pflanzenstoffe, Enzyme sowie
Carnitin und Coenzym Q10. „LaVita liefertalle
wichtigen Vitamine und Spurenelemente in ihrem
natürlichen Umfeld. Wenn Sie einen Apfel
essen, nehmen Siejaauch nicht nur ein Vitamin
zu sich.“, so Truntschka über seine Philosophie.
Die empfohlene Trinkmenge liegt im Normalfall
bei 10 ml am Tag(ein Esslöffel), was einem
Tagespreis von einem Euro entspricht.
Die Körperzellen bestimmen unser Leben
Mit dem ganzheitlichen Konzept und allen
wichtigen Vitaminen im natürlichen Umfeld
setzt LaVita bei unseren Zellen an –dort, wo
sekündlich Tausende Stoffwechselprozesse ablaufen.
Davonabhängig sind unserewichtigsten
Körperfunktionen wie Immunsystem 1 ,Konzentrations
3 - und Leistungssfähigkeit 4 , Vitalität 4 ,
Hormonhaushalt 5 und ein stabiles Nervensystem
6 .Nicht zuletzt hängen auch die Herzfunktion
7 ,Knochen 8 ,Muskeln 9 ,Gelenke 10 ,Augen 11
Er schrieb Eishockeygeschichte und entwickelte
LaVita: Gerd Truntschka (61). Schon
als junger Spieler hat der 8-fache Deutsche
Meister und langjährige Kapitän der Nationalmannschaft
erkannt, dass die Ernährung
ein Schlüssel zur Gesundheit ist.Seine innovativen
Ernährungskonzeptewaren auch Teil
der Erfolgsstrategie seiner Mannschaften.
Seit 20 Jahren leitet er das Familienunternehmen
LaVita in Niederbayern gemeinsam
mit Frau Silke.
Fotos: LaVita
und die Schilddrüse 12 mit der Versorgung unserer
Zellen zusammen.
Medizin-Nobelpreis bestätigt
die Bedeutung der Zelle
Die menschliche Zelle als zentrale Stelle für
unser Befinden und unsere Gesundheit rückt
immer mehr in den Mittelpunkt der Medizin:
Der Nobelpreis 2019 ging anein internationales
Forscherteam, das wesentliche Teile des Zellstoffwechsels
entschlüsseln konnte. Auch in2014,
2016 und 2018 ging dieser weltweit wichtigste
Medizinpreis bereits an Wissenschaftler aus der
Zellforschung.
Roger Eisen, Buchautor,
Präventions- und Anti-
Aging-Experte
Herr Eisen, was macht
LaVita so besonders?
FürLaVita wurden über
70 Lebensmittel harmonisch
vereint. Das
natürliche Saftkonzentrat liefert neben den
wichtigen Vitaminen und Spurenelementen
auch sekundäre Pflanzenstoffe, Enzyme und
die Vitaminoide Coenzym Q10 und Carnitin.
Die Rezeptur vereint Erkenntnisse aus
Ernährungswissenschaft, Kräuterkunde und
Vitalstofflehre(siehe rechts).
Kann der Körper die Inhaltsstoffe gut verwerten?
Ja, eine große Studie** hat belegt, dass die
Vitamine und Spurenelemente vom Körper
hervorragend aufgenommen werden. Die Ergebnisse
beweisen eindrucksvoll, dass das Produktkonzept
perfekt funktioniert.
EXPERTEN EMPFEHLENLAVITA
** Prof. Dr.W.Mosgöller et al.: Neuroendocrinology Letters,Vol. 36 No.4,2015
LaVita optimiert die Ernährung –
für einen gesundenOrganismus*
„Wir alle wissen, wie eine gesunde Ernährung
in der Theorie auszusehen hat. Doch der Alltag
sieht anders aus: Schnelle Imbisse und industrielle
Fertiggerichte dominieren oft den
Speiseplan –„leere Kalorien“, die praktisch nur
Energie und Fette, aber kaum Vitamine und
Spurenelemente liefern.“, so Truntschka. Beim
Verzehr vonObstund Gemüse liegen die Deutschen
in der Tatunter der Empfehlung der Ernährungsgesellschaften
von fünf Portionen am
Tag. Die Oxford-Universität empfiehlt sogar
acht Portionen als gesunde Herzernährung.
Die Internationale Gesellschaft für angewandte
Präventionsmedizin e.V. über
LaVita:
„Nach einer umfassenden Produktanalyse
kann die i-gap das Präparat LaVita aufgrund
seiner komplexen und natürlichen Zusammensetzung
uneingeschränkt zur Mikronährstoff-Basisversorgungempfehlen.“
empfehlen.“
ANWENDUNG
1-2-mal täglich 1Esslöffel LaVita
(10 ml) in ein Glas Wasser einrühren,
fertig. Eine 500-ml-
Flasche LaVita enthält 50 Portionen.
LaVita ist aufgrund
der Frische exklusiv beimHersteller
erhältlich. Der Versand
ist kostenfrei.
Beratung: 0871 /972 170
(montags bis freitags 8-19 Uhr
und samstags von 9-14 Uhr)
Online-Shop:www.lavita.de
Erhöhter Bedarf durch die Einnahme
von Medikamenten
Dazu kommt in vielen Fällen ein erhöhter Bedarf
an Vitalstoffen. „Vor allem Senioren, Frauen in den
Wechseljahren, Stressgeplagte, Schwangere und
Stillende, aktive Sportler und auch Kinder und
Jugendliche im Wachstum brauchen häufig mehr
Vitalstoffe“, so der Präventions-Experte Roger
Eisen. „Ebenso Menschen, die Medikamente einnehmen.Hierkann
ich LaVita nur empfehlen.“
Über 10.000 begeisterte Kundenzuschriften
Tausende Fachleute haben den Wert von
LaVita als natürliche Vitalstoffergänzung erkannt.
Doch noch mehr freut sich Truntschka über das
Feedback der zufriedenenKunden: „Inden letzten
Jahren haben uns über 10.000 begeisterte Erfahrungsberichteund
über 30.000 Produktbewertungen
erreicht. Für mich ist es ein tolles Gefühl, einen
Beitrag für Gesundheit*, Wohlbefinden* und
Leistungsfähigkeit*vieler Menschen zu leisten.“
Vielfache Wirkungen*
Fürdie Fachwelt sind diese vielfältigen Zuschriften
nicht überraschend. Die umfassende Versorgung
der Zellen mit allen wichtigen Vitaminen
und Spurenelementen in einer wissenschaftlichen
Dosierung erklärtdas breite Wirkungsspektrum
von LaVita auf die verschiedenen Funktionen
unseres Körpers*.
Gerd Truntschkas Konzept
scheint aufgegangen zu sein.
Sein ganzheitlicher Ansatz –
alle Vitamine und Co. aus
der Natur in einem Produkt
–kommt bei den
Menschen an.
Alles auf einem
Esslöffel: LaVita
liefert alle wichtigen
Vitamine und
Spurenelemente.
GESUNDHEITSTIPP
*DIE WIRKUNGEN DER VITAL-
STOFFE IN LAVITA
Beiden im Text beschriebenen Vitalstoffen
handelt essich um folgende
Vitamine und Spurenelemente mit
diesen wissenschaftlich anerkannten
Wirkungenaufgrund der Dosierung:
1 Immunsystem: Eisen, Vit. B12,
Vit. C, Vit. Dund Zink tragen zu
einer normalen Funktion des Immunsystems
bei.
2 Weniger Müdigkeit: Eisen, Magnesium
und Vit. B12 tragen zur
Verringerung von Müdigkeit und
Ermüdungbei.
3 Konzentrationsfähigkeit: Pantothensäure
unterstützt eine normale
geistige Leistung.
4 Leistungsfähigkeit/Energiestoffwechsel:
Mangan, Niacin, Vit. B2
und Pantothensäure tragen zu einem
normalen Energiestoffwechsel bei.
5 Hormone: Vit. B6 spielt eine
Rolle bei der Regulierung der Hormontätigkeit.
6 Psyche und Nerven: Niacin, Vit.
B1, B6 und B12 sind an einer normalen
psychischen Funktion und einer
normalen Funktion des Nervensystemsbeteiligt.
7 Herz-Kreislauf: Vit. B1 trägt zu
einer normalen Herzfunktion bei.
8 Knochen: Vit. K, Vit. Dund
Mangan sind an der Erhaltung normalerKnochen
beteiligt.
9 Muskeln: Magnesium trägt zu
einer normalen Muskelfunktion bei.
10 Gelenke: Vit. C trägt zu einer
normalen Kollagenbildung für eine
normale Knorpelfunktion bei.
11 Augen: Zink ist an der Erhaltung
der normalenSehkraft beteiligt.
12 Schilddrüse: Selen trägt zueiner
normalenSchilddrüsenfunktion bei.
13 Blutzuckerspiegel: Chrom trägt
zur Aufrechterhaltung eines normalen
Blutzuckerspiegels bei.
14 Zellschutz: Vit. B2, Selen, Vit. C,
Vit. Eund Manganhelfen, die Zellen
voroxidativem Stress zu schützen.
15 Säure-Basen-Haushalt: Zink
trägt zu einem normalen Säure-
Basen-Stoffwechsel bei.
16 Haut: Biotin, Niacin und Vit. B2
tragenzur Erhaltung normaler Haut
bei.
17 Haare: Biotin undZink unterstützendie
ErhaltungnormalerHaare.
18 Nägel: Zink und Selen tragen zur
Erhaltung normaler Nägelbei.
WeitereWirkungen auf
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STUDIE BESTÄTIGT:
LAVITAKOMMT IN DEN
ZELLEN AN
Manege frei für kleine Köche –
Superhelden essen clever!
Nach der Erfolgsgeschichtevon„Die Vitalen Acht“präsentiertLaVita ein Kinderkochbuch
mit Rezepten von Fußball-Weltmeister-Koch Holger Stromberg.
„Das gemeinsame Zubereiten der Mahlzeiten ist ein Schlüssel zu einer gesünderen
Ernährung“ so Herausgeber und LaVita-Gründer Gerd Truntschka über die Idee
hinter dem Buch. „Unsere Obst- und Gemüsebande um Kira Karotte, Basti Pastinake
und Branko Brokkoli begeistert Eltern und Kinder fürs gemeinsame Kochen.
Eltern erfahren im Ratgeber-Teil mit Beiträgen von Experten wie Jesper Juul, wie
sich eine gesunde Ernährung im Alltag noch besser umsetzenlässt.“
Das Thema gesunde Kinderernährung liegt der FamilieTruntschka besonders
am Herzen:Der komplette Verkaufspreis(18 Euro)der LaVita-Sonderausgabe
„Manege frei für kleine Köche“ geht als Spende an BILDhilft e.V. „Ein Herz für
Kinder“.
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Das Rezept für ein gesundes,
nachhaltiges Leben
Dieser neue Ratgeber zeigt, wie man durch eine gesunde Ernährung
viel für sich –und den Planeten –tun kann. Mit
im Buch: Ein Interview mit Ernährungspionier und LaVita-
Entwickler GerdTruntschka.
Wie einfach gut und gesund essen geht, wie viel Energie innatürlichen
Lebensmitteln steckt und was man schon durch kleinste Veränderungen
für sich und den Planeten Gutes bewirken kann, das ist
das Anliegen von Koch Holger Stromberg. Dabei hilft auch seine
„Essen ändert
alles“,erschienen
im Südwest Verlag.
Meal-Prep-Methode: Einmal in der Woche werden gesundeBasics vorbereitet unddas Essen
wirddannzubereitet, wannesgebrauchtwird. In wenigen Minuten wird Frisches dazu kombiniert
und man ist auch im stressigen Alltag bestens versorgt.
Qualität und Nutzen von LaVita
konnten immer wieder bestätigt
werden.
Auch eine international veröffentlichte
Studie brachte hervorragende Ergebnisse:LaVita
kommt in den Zellen
an –sodas Fazit der Wissenschaftler
der Universität Wien. Die Vitamine
und Spurenelemente in LaVita werden
vom Körper hervorragend aufgenommen
und für ihren Wirkort –
die Zellen –verfügbar gemacht. Die
Ergebnisse sind beeindruckend und
beweisen, dass die vielen Vitalstoffe
in LaVita wirklich dort ankommen,
wo sie gebraucht werden (Prof. Dr.
Mosgöller et al.: Neuroendocrinology
Letters,Vol. 36 No.4,2015).
8 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Meinung
Rekordstrafe für Hertha
ZITAT
Unsportlich und
kriminell
Michael Jahn
meint, dass niemand bei Hertha
auf diesen Rekord stolz sein kann.
„Tja. Ich habe
eigentlich
keine mehr.“
Hertha BSC ist seit Donnerstag im Besitz
eines neuen Rekordes in der Ersten
Fußball-Bundesliga –allerdings handelt
es sich um eine Bestmarke,auf die der
Klub absolut nicht stolz sein kann. Im Gegenteil.
Das Sportgericht des Deutschen
Fußball-Bundes hat die Berliner für die
drastischen Vorkommnisse während des
hochemotionalen Stadtderbys beim Aufsteiger
1. FC Union am 2. November vorigen
Jahres im Stadion an der Alten Försterei
mit einer Rekordstrafe belegt. Wegen
„fortgesetzten unsportlichen Verhaltens“
der Hertha-Anhänger muss der Klub
190 000 Euro bezahlen. Etwa ein Drittel
der Summe –rund 63 000 Euro –kann
Hertha für gewaltpräventive und sicherheitstechnische
Maßnahmen verwenden.
Hertha löste im „Strafen-Ranking“ nun
Mainz 05 ab. Die Mainzer mussten nach
dem DFB-Pokalspiel im August 2019 beim
1. FC Kaiserslautern166 000 Euro zahlen,
weil ihre Fans auf dem Betzenberg Unmengen
an Leuchtfackeln gezündet hatten.
Ob vorallem Erleichterung bei Herthas
Klubchefs trotz der heftigen Strafe vorherrschte,
war nicht zu erfahren. Fakt ist:
Hertha hat dem Urteil zugestimmt. Diein
dieser Höhe im deutschen Fußball noch
nie dagewesene Geldstrafe scheint die
letzte Warnung gewesen zu sein. Denn
nach den schlimmen Ereignissen beim
Derbyhätte der DFB auch zu noch drastischeren
Mitteln greifen können, etwa einem
sogenannten Geisterspiel, also einem
Duell ohne Zuschauer. Möglicherweise
ist der Hauptstadtklub daran knapp
vorbeigeschrammt. Beim Derby hatten
Anhänger der Blau-Weißen Leuchtraketen
abgeschossen, die auf dem Spielfeld
landeten und eine auch im Union-Block,
wo ein Fan leichte Verbrennungen erlitt.
Eine Minderheit der
Hertha-Fans hat den
gesamten Verein
enorm geschädigt. Die
Strafe hätte drastischer
ausfallen können.
Dazu wurden bengalische Feuer gezündet
und weitereLeuchtraketen, die direkt
neben den Spielern einschlugen. Dem
umsichtigen Schiedsrichter Deniz Aytekin
war es damals zu verdanken, dass es
nicht zum Spielabbruch oder zu Randale
kam. Aber auch Union droht eine Strafe
von 158 000 Euro –vor allem wegen unsportlichen
Verhaltens seiner Anhänger
und einem nicht ausreichenden Ordnungsdienst.
Die Rekordstrafe nimmt auch die Vereinsführung
vonHertha in die Pflicht –genauso
wie die Fanszene, die bei Hertha
überwiegend friedlich ist. Rund 2400
Hertha-Fans waren in der Alten Försterei,
nur eine Minderheit flippte aus, was die
Sache nicht besser macht, weil sie den gesamten
Verein enormgeschädigt hat. Immer
wieder wird über die Legalisierung
der Pyrotechnik diskutiert, über eigene
Zonen im Stadion zum Abfackeln oder
über „kalte“ Pyros. Das führte bislang zu
keinen Ergebnissen, weil nicht alle Beteiligten
–Vereine,Verbände,Fans und auch
die Politik – wirklich ernsthaft zusammengekommen
sind.
DieEreignisse beim Derbyseien intern
ausgiebig aufgearbeitet worden, war von
Hertha zu erfahren. Geschäftsführung
und Fanvertreter sind im ständigen Austausch,
der Kontakt mal besser, mal
schlechter. Alle zusammen –Verein und
seine Anhängerschaft –müssen nun noch
enger zusammenwirken, um solche Vorkommnisse
wie an der Alten Försterei
künftig zu vermeiden. Eine Seite allein
kann das nicht, das ist utopisch.
Herthas Präsident Werner Gegenbauer
hatte auf der Mitgliederversammlung unmittelbar
nach dem Stadtderby gesagt:
„Das Verhalten einiger Fans ist durch
nichts zu rechtfertigen. Es ist schlicht und
einfach kriminell.“ Genau so ist es.
Die Grüne Woche kann wirklich
Spaß machen, trotz all dem Geschiebe
und Gedränge. Großartig
etwa ein sehr berlinisches Damentrio
–sie kamen wohl aus Tegel, laut
wurde das kommende neue Kaufhaus dort
besprochen –, das hin zu den tapferen Kellnern
aus Rüdesheim am Rhein wogte. Oder
der Poitou-Esel, dieser in sich ruhende Held
neben all den leicht panischen Pferden, blökenden
Schafen und gewaltigen Stieren.
Aber man sollte in den meisten der 27
Hallen besser nicht zu genau darüber nachdenken,
welches Bild von der Welt kulturell
gezeichnet wird. Ewig tanzt da der Ungar seinen
Csárdás,Schweden ist Bullerbü-Rot, die
Niederlande orange mit Grachtengiebelhäusern
und Tulpenfeld, Kanada im Moose-
Trapperlook. Usbekinnen laufen mit nachgemachtem
Goldschmuck um die Augen
herum und Marokkaner im langen Gewand.
Auch die deutschen Wurst-, Waldwiesenund
Fachwerk-Inszenierungen machen
keine Ausnahme: DieGrüneWoche ist neben
vielem anderen ein Horrorkabinett vonNationalitätenklischees.
Sie erzählt immer noch
die Story einer von Männern in Festtagstracht
geleiteten und von Frauen im weiten
Rock bedienten Glückliche-Kühe-mit-HörnerN-Kleinbauernwelt.
Da freut man sich
schon über Frauen in der bayerischen Blaskapelle
oder die cool-modern gestalteten,
nachhaltigst seit Jahren immer wieder verwendeten
Holzhäuser Norwegens.
Aber um etwas über Produktionsbedingungen
vonMehl, Nüssen, Baumwolle,Kaffee
und Kakao, über die ständig wachsende Nitratbelastung,
die Folgen der Rinderzucht für
das Weltklima, über Glyphosat und die brutale
Ausbeutung der Bauern durch Konsumenten
und Lebensmittelindustrie zu erfah-
Esgibt eine Sache,über die sich viele meiner
niederländischen Freunde bei mir
beschweren, wenn sie von einem Deutschland-Ausflug
zurückkommen: „Warum seid
ihr technologisch so altmodisch, sobald es
um Geld geht?“
Mein Bekannter Bart war kürzlich zum
Skifahren in den Bayerischen Alpen und
fordert eine Erklärung. Auf einem Großteil
der Technologie,die Holländer im Alltag benutzen,
stehen die Namen deutscher Marken:
Sie fahren einen Volkswagen, waschen
ihre Kleidung in einer Waschmaschine von
Miele und ihr Geschirr in einem Geschirrspüler
von Siemens. Für Bart und viele seiner
Landsleute ist es völlig unbegreiflich,
wie ein Land technologisch einerseits so
fortschrittlich und gleichzeitig so rückständig
sein kann. Und ehrlich gesagt, verstehe
ich ihn.
Hier in Amsterdam zahle ich alles mit
Karte: vomCroissant beim Bäcker,den Zigaretten
im Kiosk, dem Feierabendbier in einer
muffigen Eckkneipe bis hin zur Taxifahrt
nach Hause muss ich nie in meinem Portemonnaie
nach Münzen kramen. Mirfällt gerade
nur eine einzige Situation in den Niederlanden
ein, in denen ich Bargeld abheben
muss: bevor ich in den Zug nach
Deutschland steige. Dann fühle ich mich
immer wie im letzten Jahrtausend, als man
vor großen Reisen noch in eine Wechselstube
ging, um bei Ankunft schon die Währung
des Reiselandes parat zu haben. Das
Gefühl, dass meine niederländischen Mitrei-
Grüne Woche
Geschmack
der Zukunft
Nikolaus Bernau
fürchtet nach dem Besuch der Grünen Woche, dass die
Lebensmittelindustrie die jungen Leute verliert
ren, muss man in die Hallen gehen, die eher
am Rand liegen. Sieheißen „Lust aufs Land“,
„Du entscheidest“ oder „Wie schmeckt die
Zukunft“. Hier sind auch schlagartig jene Kinder
und jungen Erwachsenen in der deutlichen
Mehrheit, die das Durchschnittsalter
der Grüne-Woche-Besuchenden in den vergangenen
Jahren –man ist dortsehr stolz auf
diesen Prozess–auf etwa 40 Jahregesenkt haben.
Hier toben die etwa 20 000 Schüler, die
nach Angaben der Pressestelle der Grünen
Woche gekommen sind, um die Stände der
Bienenzüchter und die der Forstleute herum,
debattieren heftig über Gentechnik und Klimawandel,
fragen den Leuten am Stand von
„Fridays for Future“ Löcher in den Bauch.
Oder lassen sich von Jägern erklären, warum
KOLUMNE
Wo
Bares
rar ist
Yulian Ide,
Autor
senden haben, wenn sie dann im Bordbistro
vormir in der Schlange stehen und ihreLaugenbrezel
nicht bezahlen können, dürfte
ähnlich nostalgisch sein. „Gewöhnt euch
schon mal dran“, möchte ich ihnen dann
gerne sagen, denn dieses Gefühl wird sie
noch mehrmals in ihrem Deutschland-Urlaub
ergreifen, wenn unzählige Läden gar
keine oder Kartenzahlung nur bei größeren
Beträgen anbieten.
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN
es durchaus sinnvoll sein kann, Tiere abzuschießen
–Wölfe haben unter Jüngeren offenbar
eine sehr starke Lobby. Sie streiten sich
mit ekelnder Faszination, ob Algen, Insekten
oder Moose wirklich lecker sein können, über
den Zusammenbruch der Humusböden und
diesozialen, wirtschaftlichen und kulturellen
Nöte der Dörfer, probieren neue Baustoffe
und neue Ideen für Energiegewinnung aus –
und staunen vor den gewaltigen Erntemaschinen.
In diesen Hallen herrscht das, was in den
Länderinszenierungen fast völlig fehlt: Die
Lust am Vermitteln auch komplizierter Zusammenhänge
und die Freude daran, altgewohnte
Bilder aufzubrechen. Hier stehen
Kängurusteak und veganer Brotaufstrich direkt
nebeneinander. Auch das Design der
Stände und der Installationen ist frisch, oft
aus spannenden Holz-, Bambus- oder Plastikkonstruktionen
gebaut. Aber schnell fällt
auch auf: Hier fehlt die klassische Nahrungsmittelindustrie
fast vollständig. Auch deswegen
stechen Stände wie der der Bundeswehr
so heraus, die versucht, ihr immenses Müllaufkommen
zu erklären. Und wenige
Schritte weiter trachtet der Systemgastronom
McDonald’s danach, seine Kundschaft
davon zu überzeugen, dass Burger vegan
und industrielles Essen regional und umweltschonend
entstehen können.
Bei aller nötigen Marketing-Skepsis: Hier
wurde begriffen, dass, wer künftig Kunden
haben will, jetzt die Kinder und jungen Erwachsenen
erreichen muss. Warum stehen
solche Stände mit Problembewusstsein
nicht auch mitten in den Fress- und Trinkorgien
der Länderhallen? Damit eseben nicht
so kommt wie an dem verstaubten Kaffeeautomaten,
vor dem ein Schild steht: „Stillgelegt
wegen Klimawandel“.
Aber irgendwo in mir drin schlummert
meine misstrauische deutsche Seele,die mir
sagt, ich solle nicht jede neue Technologie
allzu blauäugig in meinem Alltag willkommen
heißen. „Geht meine Bank gar nichts
an, wo ich was kaufe“, antwortete meine
Mutter mal, als ich sie fragte, warum sie immer
bar bezahlt und ich finde,sie trifft damit
durchaus einen Punkt. In einem Land, das
im letzten Jahrhundert zwei Diktaturen erlebt
hat, die ihre Bürger auf Schärfste überwachten,
ist das durchaus eine nachvollziehbareHaltung.
Die Fortschrittsliebe der Niederländer
hörtbeim Bezahlen längst nicht auf. Sämtliche
öffentliche Verkehrsmittel kann ich mithilfe
einer Plastikkarte betreten, mit der sich
leicht nachvollziehen lässt, wie ich mich im
Land bewege.
Alle öffentlichen Einrichtungen, wie Einwohnermeldeamt
oder Finanzamt, aber
auch meine Bank und meine Krankenversicherung
benutzen ein und dieselbe 9-stellige
Nummer, mit der sie meine Daten bis an
mein Lebensende zuordnen können. Dass
sich die Daten dadurch theoretisch auch einander
leichter zuordnen ließen, störtNiederländer
in der Regel genauso wenig wie das
grundsätzliche Durchnummerieren von
Menschen.
Und überhaupt, einen unschlagbaren
Vorteil haben die Münzen im Portemonnaie
dann doch: Mankann auch ab und zu mal einige
weggeben an Leute, die sie dringender
brauchen, als man selbst.
Philipp Kohlschreiber,
36 Jahre alter Tennisprofi,
bei den Australian Open in Melbourne
über seine Ambitionen für dieses Jahr
AUSLESE
Das Virus als
politischer Test
Der Ausbruch des neuen Coronavirus
in China hat weltweit Beunruhigung
ausgelöst. Für Panik aber bestehe kein Anlass,
soder Zürcher Tages-Anzeigers: „Die
Angst steckt tief in uns: Einneues Virus, es
verbreitet sich rasant, Menschen sind gestorben,
(...) vielleicht ist es morgen schon
in der Nachbarschaft. Derartige Gedanken
schießen vielen durch den Kopf, wenn sie
Meldungen voneinem unbekannten Erreger
hören. (...) Wachsamkeit ist bei einem
neuen Virus immer angesagt, Panik aber
gerade in diesem Fall nicht.“
Für die chinesische Regierung stelle das
Virus vor allem eine politische Herausforderung
dar, glaubt die Süddeutsche Zeitung:„Zwei
Sorgen stehen ganz oben: Eine
Virus-Epidemie kann in einen Massenaufruhr
umschlagen, bei dem sich die Bürger
Schuldige suchen. SorgeNummer zwei gilt
Chinas Reputation in der Welt. Werden
Globus mit einer Seidenstraße umspannen
will und in internationalen Organisationen
Verantwortung für Ernährung und
Gesundheit übernehmen möchte, muss
Maßstäbe im Umgang mit Epidemien einhalten.
DasVirus ist auch ein Test für ChinasFührungsambitionen.“
„Bisher bescheinigen Beobachter dem
Regime, angemessen auf die Krise reagiert
(...) und recht offen informiert zuhaben“,
schreibt die taz. Doch es stelle sich die
Frage, „wie transparent ein Regime überhaupt
sein kann, das sonst aus Gründen des
politischen Machterhalts keine Transparenz
kennt und viel mehr auf den Prinzipien
von Kontrolle, Schönfärberei sowie Befehl
und Gehorsam basiert.“ Tanja Brandes
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Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 – S eite 9 *
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Berlin
Als die Bilder sprechen
lernten –der Siegeszug
des Tonfilms
Seite 10
Flüchtlingsunterkunft in Steglitz: Das Verwaltungsgericht entscheidet Seite 11
Analoges Rathaus: Die Potsdamer Behörde geht nach einem Hackerangriff vom Netz Seite 16
Stadtbild
Büro-Hund
Arthur
Susanne Dübber
weiß: Ein Leben ohne Mops
ist möglich, aber sinnlos.
Zwitschern Kolleginnen und Kollegen
plötzlich in hoher Stimmlage
und knien nieder, dann vor unserem
Büro-Hund. Der wird viel geknuddelt
und gekrault. Arthur heißt
der Mops unserer Herzen. Manche
nennen ihn aber auch „Mäuschen“.
Der kleine Hund hat einen großen
Charakter, bleibt stets cool, völlig
egal, wie heftig wir Menschen
über Schlagzeilen und Fotoauswahl
diskutieren. Seine gelassene Haltung
unseren Widrigkeiten gegenüber ist
fürwahr eine königliche. Doch den
Vorschlag, ihn mit „Sir“ anzusprechen,
lehnte er ab. Arroganz ist Arthur
fremd, er ist ein ganz Bodenständiger.
Ob in der Hierarchie ganz weit
oben, Jung oder Alt, jedem Menschen
macht Arthur per freundlichem
Blick und Schnuppern unverbindliche
Kennenlern-Angebote.
Kaum kann man sich ihm verweigern,
für einige Streicheleinheiten ist
immer Zeit. Gerade in ernsten Konferenzen
entschleunigt das auch die
gestressten Menschen. Der Hund ist
gut für die seelische Gesundheit!
Will der oder die Angewedelte
sich nicht mit Arthur beschäftigen,
ficht den das nicht an. Selbstbewusst
verfolgt er seine eigenen Ziele: Schlafen
ist ohnehin viel wichtiger.
Kommt er morgens,lässt er sich eine
weiche Lammfellmatte ausrollen.
Darauf schnarcht er so laut, dass der
komplette Großraum mithört und
beruhigt grinst. Hauptsache, dem
Tier geht es gut!
Damit erfüllt Arthur die Stellenplanbeschreibung
für seinen Job als
Fachmann für Social Relations –also
für soziale Beziehungen. Auch als
Vorbild. Er zeigt uns,dass man nichts
übel nehmen darf und auch verzeihen
muss für die angenehme beschwingende
Arbeitsatmosphäre.
Einmal trat eine Kollegin unüberlegt
den Rückwärtsgang an, Arthur
schnupperte gerade an ihren Schuhabsätzen.
Die trafen ihn an der
Schnauze. Dasirritierte ihn nur kurz,
ein hohes Quieken, dann trollte er
sich unbeschwertdavon.
Nuretwas mag Arthur überhaupt
nicht, Unpünktlichkeit. Lässt das
frühabendliche Dinner (feinstes
Pferdefleisch vom Fachhandel) auf
sich warten, jault er schon mal kurz
und hoch „Hunger“, trippelt dabei
aufgeregt in Richtung Napf.
Zu empfehlen ist so ein Büro-
Hund jedem Team. Um das durchzusetzen,
nehme man Kontakt zum
Bundesverband Bürohund e. V. auf.
Der behauptet –und wir schließen
uns an: Hunde sichern den Unternehmenserfolg.
Mops Arthur bei der Arbeit. BLZ/PAULUS PONIZAK
Diesem Neonazi sitzt das „C18“-Tattoo im Nacken. Künftig wird er wohl einen Schal tragen müssen, weil das Symbol nun nicht mehr öffentlich gezeigt werden darf.
Ein symbolischer Schlag
Der Bundesinnenminister hat die Neonazi-Gruppe Combat 18 verboten –zuspät, wie einige finden
VonAndreas Kopietz
Fans der Neonazi-Gruppe
Combat 18 können ihre T-
Shirts mit den Symbolen
„C18“ jetzt im Schrank lassen
oder nur noch als Unterwäsche
tragen. Die rechtsextreme Gruppe
Combat 18 (Kampfgruppe Adolf Hitler)
wurde am Donnerstag von Bundesinnenminister
Horst Seehofer
(CSU) verboten –und damit auch das
öffentliche Zeigen ihrer Symbole.Das
dürfte auch in Berlin diverse Nazis
treffen. Denn obwohl Combat 18 im
Berliner Verfassungsschutzbericht
nicht auftaucht, gehen Experten davon
aus, dass diese Gruppe in der
Stadt eine Fangemeinde hat.
Am Morgen bekamen Neonazis in
sechs BundesländernBesuch vonPolizisten,
die ihnen die Verbotsverfügungen
übergaben. „Das heutige Verbot
ist eine klareBotschaft: Rechtsextremismus
und Antisemitismus haben
in unserer Gesellschaft keinen
Platz!“, erklärte Seehofer.
In Brandenburg, Hessen, Thüringen,
Mecklenburg-Vorpommern,
Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
durchsuchten insgesamt
210 Beamte mehrereObjekte.Sie beschlagnahmten
unter anderem Aktenordner
und Datenträger wie Computer
und Mobiltelefone. Zu den
durchsuchten Objekten in Brandenburggehören
die Wohnungen zweier
Neonazis inWildau und Eberswalde.
Zeit,sich vorzubereiten
Rechtsextremisten: Der
Verfassungsschutz zählte im
Jahr 2018 in Berlin 1410
aktiveRechtsextremisten.
700 werden als gewaltorientierteingeschätzt.
800 der
aktiven Personen sind nicht
organisiert, weitere 490
agieren in parteiunabhängigenStrukturen.
Ob die Auswertung der beschlagnahmten
Beweismittel etwas bringt,
muss sich noch zeigen. Denn mit einem
Verbot war seit längerer Zeit zu
rechnen, zumal Seehofer schon vor
Monaten angekündigt hatte,Verbote
gegen rechtsextremistische Gruppen
zu prüfen. DieMitglieder der nun betroffenen
Gruppierung dürften somit
genug Zeit gehabt haben, belastendes
Material in Sicherheit zu bringen.
Die Ermittler fanden offenbar nur
Schlagwaffen und Nazisymbole.
Für die Opposition im Bundestag
kommt dasVerbot zu spät. AufTwitter
meldeten sich mehrereBundespolitiker
zu Wort. Das Verbot von Combat
18 habe sich über mehr als ein
halbes Jahr abgezeichnet, schrieb die
Innenexpertin der Linkspartei, Martina
Renner.„Genug Zeit für die militante
Neonazi-Gruppierung Waffen,
Finanzunterlagen beiseitezuschaffen
und Kommunikation zu löschen.“
Das Verbot sei ein symbolischer
Schlag gegen die rechte Szene.„Mehr
nicht.“ DerInnenexperte der Grünen
im Bundestag, Konstantin von Notz,
schrieb, esbleibe ein Rätsel, warum
es nicht vorvielen Jahren erfolgte.
Combat 18 gehörtzueinem internationalen
Neonazi-Netzwerk und
wird für zahlreiche Gewalttaten in
verschiedenen Ländern verantwortlich
gemacht. Laut Seehofer manifestiert
sich die neonazistische Ausrichtung
der Gruppe insbesonderedurch
den Vertrieb von Tonträgern mit
rechtsextremistischer und antisemitischer
Musik, die Organisation
rechtsextremistischer Konzerte und
den Verkauf von rechtsextremistischen
Merchandise-Artikeln.
RECHTSEXTREME IN BERLIN
Rechtsextreme Parteien: In
Berlin hatte die NPD 210
Mitglieder.Das waren 20 weniger
als im Vorjahr.Sie sind
abgewandertinunabhängigeStrukturen.
Die Partei
Der III. Weghat 20 Mitglieder.Die
Partei Die Rechte
besteht aus wenigen Einzelpersonen.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU)
Rechte Straftaten: Die aktuellste
Polizeistatistik ist für
2018. In dem Jahr zählte die
Polizei 1766 rechtsextremistisch
motivierte Straftaten
(166 wenigerals 2017).
Darunter waren 125 Gewaltdelikte
–neun Fälle mehr als
2017, als 93 Körperverletzungen
erfasst wurden.
DPA/GREGOR FISCHER
IMAGO IMAGES
1992 wurde Combat 18 in Großbritannien
gegründet. Sie ist mit der
Vereinigung Blood & Honour (Blut
und Ehre) verbunden, deren deutscher
Ableger im Jahr 2000 verboten
wurde. Die Zahl 18 steht für den ersten
und achten Buchstaben im Alphabet
–die Initialen vonAdolf Hitler.
Laut der Mobilen Beratung gegen
Rechtsextremismus (MBR) spielte
Combat 18 in Berlin keine große
Rolle.„In jüngster Zeit istaber aufgefallen,
dass sich Rechtsextremisten in
Berlin positiv auf das Label beziehen“,
sagt Manja Kasten von der
MBR. „Meist sind es jüngere Rechtsextremisten,
die sich unter anderem
an der NPD-Schutzzonenkampagne
beteiligen und Kleidung mit den
Symbolen derGruppetragen.“ Manja
Kasten verweist unter anderem auf
zwei Teilnehmer der sogenannten
Dienstagsgespräche vergangene Woche
ineiner Gaststätte in Mitte, die
beide Bekleidung mit dem „C18“-
Logo getragen haben. Bei diesen regelmäßig
stattfindenden Veranstaltungen
treffen sich NPD-Mitglieder
und andere Neonazis mit AfD-
Rechtsaußen-Politikern. Einer der
Beiden gehört zum Spektrum der
NPD Neukölln. Auch bei der Demo
zum „Tag der Nation“ am 3. Oktober
wurde Kleidung mit Symbolen von
Combat 18 getragen, wie das Jüdische
Forumauf Fotos dokumentierte.
Obwohl diese Gruppierung zuletzt
wohl nicht in Berlin aktiv war,sowar
sie es doch vor Jahren. Sie stand im
Verdacht, 2002 einen Sprengstoffanschlag
auf dem jüdischen Friedhof in
Charlottenburgverübt zu haben, was
die Polizei aber nicht abschließend
klären konnte. Bei einem Inhaber einer
inzwischen geschlossenen Neonazi-Kneipe,
der unter „Combat 18
Berlin“ firmiert haben soll, beschlagnahmte
die Polizei 2002 laut dem
Antifaschistischen Infoblatt Bombenbauanleitungen
und Papiere mit
dem Titel„Zentralrat der Juden Friedhöfe
und Gedenkstätten/Adressen“.
Gewalt und Morddrohungen
Das antifaschistische Recherchemagazin
„Exif“ schrieb im Sommer 2018
über Combat-18-Aktivitäten in den
2000er-Jahren. Demnach verübten
Personen dieser Gruppe 2001 Brandanschläge
auf ein Roma-Lager bei
Wildau und auf eine Konzertbühne in
Königs Wusterhausen, auf der Menschen
schliefen. Die Gruppe habe
Morddrohungen verschickt, die mit
„Combat 18 Berlin“ unterzeichnet
waren.
Gewalt und Morddrohungen gehen
indes heute auch von anderen
Aktiven der Szene aus. Zu seinen
wichtigsten Beobachtungsobjekten
zählt der Berliner Verfassungsschutz
in der Kategorie „parteiunabhängige
Strukturen“ das „Netzwerk Freie
Kräfte“, dasetwa140 aktivePersonen
zählt. Unaufgeklärt ist bislang eine
Serie von Straftaten in Neukölln. Unter
anderem wurde das Auto eines
Buchhändlers und eines Bezirksverordneten
der Linkspartei angezündet.
Und imMärz 2019 sprühte jemand
an zwei Hauswände in Neukölln
„9 mm für …“. Danach kamen
die Klarnamen der Bedrohten.
NACHRICHTEN
Vorwurf Antisemitismus:
Hochschule wird unbenannt
DieBerliner Beuth Hochschule für
Technik wirdwegen des historisch
nachgewiesenen Antisemitismus ihresNamensgebers
umbenannt. Dafür
stimmten am Donnerstagabend
30 von45anwesenden Mitgliedern
der AkademischenVersammlung.
Wiedie Hochschule mitteilte,votierten
14 gegen den Antrag des PräsidentenWerner
Ullmann auf Umbenennung,
bei einer Enthaltung. (dpa)
Hakenkreuze an Büro von
Canan Bayram geschmiert
EinWahlkreisbüroinKreuzbergist
mit Hakenkreuzen beschmiertworden.
Dasteilte die Polizei am Mittwoch
mit. Laut Morgenpost handelte
es sich dabei um das Büroder Grünen-Bundestagsabgeordneten
Canan
Bayram. DiePolizei konnte dazu
am Abendkeine Angaben machen.
Bayram sagte laut Zeitung, solche
Vorfälle habe es bereits früher gegeben.„Es
ist schon immer widerlich
und Hakenkreuzschmierereien sind
auch eindeutig immer rassistisch
motiviert.“ (dpa)
Spitzenjob für Bauakademie
bleibt weiter unbesetzt
DieBesetzung an der Spitzeder Berliner
Bauakademie bleibt weiter unklar.Das
Berliner Arbeitsgericht wies
am Donnerstag den Antrag eines
nicht berücksichtigten Bewerbers für
den Direktorenposten zurück. Der
Bewerber hatte argumentiert, das
Auswahlverfahren sei nicht nachVorschrift
abgelaufen, die Stelle dürfe
deswegen vorläufig nicht besetzt werden.
Da es sich beider Bauakademie
um eine privatrechtliche Stiftung und
nicht um einen öffentlichen Arbeitgeber
handele,seien die Grundsätzedes
Konkurrentenschutzes nicht anwendbar,hieß
es in einer Gerichtsmitteilung.
(dpa)
Extinction Rebellion kündigt
wieder Aktionen in Berlin an
Klimaaktivisten der Bewegung Extinction
Rebellion haben neue Proteste
in Berlin angekündigt. Geplant
seien ab dem 4. MaiBlockaden in der
Hauptstadt, teilte die Gruppe mit. Die
Aktionen sollen sich etwa gegen die
Bundesregierung, Ministerien, Büros
vonLobbyisten und Unternehmenszentralen
richten, da diese den„überlebenswichtigen
Klimaschutz“ verhinderten,
hieß es.InBerlinhatten
sich Anfang Oktobermehrere Tausend
Menschen an einer Aktionswoche
vonExtinction Rebellion beteiligt.
Zu den Strategien der Gruppe gehören
Aktionen wie Flashmobs, Fahrraddemos
sowie Brücken- und
Straßenblockaden. (dpa)
Potsdamer Platz im Oktober:Extinction-
Rebellion-Aktivist wird weggetragen. DPA
10 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Berlin
Dakann selbst derTheaterund
Filmkritiker Riess
nicht an sich halten. Neben,
hinter und vor dem
Redakteur der Berliner Tageszeitung
„12 UhrBlatt“ schluchzen Zuschauer.
Jetzt rinnen auch bei ihm Tränen der
Rührung.
Das Lichtspieltheater Gloria-Palast
am Kurfürstendamm gibt das
amerikanische Melodrama „The Singing
Fool“. Als Varietékünstler Al (Al
Jolson)„Sonny Boy“ mit Granit erweichender
Stimme singt –ja, er singt für
alle im Saal Anwesenden hörbar! –
und damit seinen sterbenden Sohn
betrauert, da bleibt im Publikum
kaum ein Auge trocken.
Obwohl er vom„singenden Narr“
zuTränen gerührtwirdund obwohl er
bereits „viele eindrucksvolle Filme
mit Ton“ kennt, kann sich Curt Riess
an jenem Abend des 3. Juni 1929 nicht
vorstellen, „daß der Tonfilm die
künstlerischen Höhen des Stummfilms
erreichen würde“, schreibt er in
seinen Erinnerungen („Das waren
Zeiten –eine nostalgische Autobiografie
mit vielen Mitwirkenden“,
1977).
„Der Todder Filmkunst“
Noch leben die meisten Filme allein
von der Kraft ihrer Bilder, noch sind
sie stumm. Undobwohl immer mehr
Filmemacher,allen voranamerikanische,
den Bildern das Sprechen beibringen
wollen, so glauben doch die
meisten Produzenten, Regisseure
und Schauspieler, aber auch Kinomusiker
und -Artisten, Kinobesitzer
und -kritiker, dass der Tonfilm, auch
genannt „Sprechfilm“ und „Talkie“,
keine Zukunft haben wird.
Vordiesem Hintergrund spielt die
dritte Staffel der mehrfach preisgekrönten
Fernsehserie „Babylon Berlin“.
Diese Staffel basiertauf dem Kriminalroman
„Der stumme Tod“ von
Volker Kutscher. Darin geht es um
eine Schauspielerin, die bei Dreharbeiten
im Filmstudio Babelsbergums
Leben gekommen ist. Waresein Unfall
oder war es ein Mord?
Es gibt prominente Stimmen in
den Reihen der Tonfilmkritiker.Daist
die von Stummfilmstar Asta Nielsen:
„Ich kann mich über Ton- oder
Sprechfilme ganz kurz fassen: Es ist
Unsinn“, nicht zuletzt weil sie „technisch
noch so primitiv“ seien, sagt die
Dänin in einem Gespräch mit dem
Berliner Blatt „Vossische Zeitung“ im
August 1928. Aber selbst wenn sie
technisch vollkommen würden, „so
bedeutet das den Todder Filmkunst,
den Tod des wahren Wesens des
Films.Sinn und Wirkung des Films ist
seine Stummheit, er ist deshalb eine
völlig anders geartete Kunstgattung
als das Theater“.
Gegen den Tonfilm beziehen auch
der Deutsche Musiker-Verband und
die Internationale Artisten-Loge Stellung.
Miteiner Plakat-Aktion wenden
sie sich 1929 an das Publikum: „Tonfilm
ist wirtschaftlicher und geistiger
Mord. Seine Konservenbüchsen-Apparatur
klingt kellerhaft, quitscht
(sic!), verdirbt das Gehör und ruiniert
die Existenzen der Musiker und Artisten.“
Es gab für den Stummfilm kein
Happy End. Aller Skepsis und Kritik
zum Trotz setzte sich der Sprechfilm
durch.Wiekam es dazu?
Für Kulturschaffende ist die noch
junge Weltmetropole Berlin in den
1920er-Jahren ein paradiesisches
Pflaster.Sicher,weiteTeile derWelt erleben
zwischen Ende des ErstenWeltkriegs
1918 und dem Beginn derWeltwirtschaftskrise
1929 einen Aufschwung
künstlerischer Kräfte. Aber
nicht nur in den Augen von Peter de
Mendelssohn, der in Berlin 1926 eine
Karriereals Journalist begann,„waren
die Zwanziger Jahre recht eigentlich
das Jahrzehnt Berlins. (...) Die Stadt
riss mit keckem Griff alles an sich,
und alles strebte auf sie zu“ („Zeitungsstadt
Berlin“, 1982).
Die Filmindustrie wird zueinem
Schauplatz des Kulturbooms. Zwei
Drittel aller deutschen Unternehmen
der Filmbranche haben Mitte der
20er-Jahre ihren Sitz in Berlin. Dazu
zählen die drei Marktführer Ufa,Tobis
und Terra. Im Jahr 1928 kommen 170
der 185 deutschen Spielfilme aus der
Hauptstadt, erarbeitet von 12500
Filmschaffenden (ohne die Mitarbeiter
der Ufa-Ateliers in Neubabelsberg),
darunter 400 Regisseure.
Sechzig Millionen Menschen strömen
in jenem Jahr in die Kinos der
Stadt, allein voran inden Ufa-Palast
und das Capitol am Zoo, den Gloria-
Palast am Kurfürstendamm, denTitania-Palast
in Steglitz, die Lichtburgin
Wedding, den Roxy-Palast in Friedrichshain
–allesamt Kinos mit über
1000 Sitzplätzen.
„In keiner einzigen europäischen
Großstadt findet man Kinos, die so
gewaltig abgemessen und so prächtig,
ja so verschwenderisch ausgestattet
wären wie die riesigen Kinopaläste
Berlins“, schwärmt Eugen Szatmari,
der für das „Berliner Tageblatt“ und
das „Prager Tagblatt“ schreibt („Das
Buch vonBerlin“, 1927).
Im Ufa-Palast zum Beispiel musiziertzum
stummen Film ein 70-köpfiges
Symphonieorchester,imCapitol
strahlt böhmisches Edelglas von zartem
Himmelblau bis tiefem Kobalt.
Über die in Deutschland produzierten
Stummfilme urteilt Lotte Eisner,
seit 1927 Kritikerin der Berliner
Zeitschrift „Film-Kurier“, in ihren Erinnerungen
(„Die dämonische Leinwand“,
1955): „Natürlich war ein
Großteil dieser Filme Schund.“ Die
Zahl der Qualitätsfilme sei „äußerst
gering“ gewesen, „es handelte sich
höchstens um vier oder fünf Filme
proJahr“.
Zu den Kunstwerken zählen RobertWienes
„Das Cabinet des Dr.Caligari“
(1919), FriedrichWilhelm Murnaus
„Nosferatu“ (1922) sowie Fritz
Langs„Dr. Mabuse“ (1922) und„Metropolis“
(1926).
Als die Bilder sprechen lernten
Wieesdem Tonfilmgelang, sich in der Kinometropole Berlin durchzusetzen
„Der blaue Engel“ mit Emil Jannings und Marlene Dietrich, gedreht 1929/30, gilt als Meisterwerkder deutschen Tonfilmgeschichte.
Stummfilmstar Asta Nielsen lehnte den
Sprechfilm ab.
IMAGO IMAGES
VonMichael Brettin
Hans Alberssetzte seine Karriere in der
Tonfilmzeit fort.
IMAGO IMAGES
Das amerikanische Filmstudio
Warner Brothers setzt seit Mitte der
1920er-Jahre auf den tonunterstützten
Film. Die Entscheidung hat wirtschaftliche
Gründe: Die Zuschauerzahlen
stagnieren. Das Radio macht
dem Kino zunehmend Konkurrenz;
Shows, Hörspiele und Sportreportagen
finden ein Millionenpublikum.
Mit dem am 6. Oktober 1927 uraufgeführten
„The Jazz Singer“ gelingt
dem Tonfilm der Durchbruch.
Auch wenn die gesprochenen Teile
nur knapp einViertelder Gesamtlaufzeit
ausmachen, gilt der Film mit Al
Jolson in der Hauptrolle als erster
Tonfilm in Spielfilmqualität.
Von„The Jazz Singer“ ermutigt –er
spielt das Sechsfache seiner Kosten
ein –, produzieren die Warner-Brüder
weitere„Talkies“. Mit„Lights of New
York“bringen sie Mitte1928 den ersten
Film heraus,der nuraus Dialogen
besteht. Mit Erfolg: Den Ausgaben
von23000 Dollar stehen Einnahmen
von1,25 Millionen Dollar gegenüber.
Auch William Foxwill am Tonfilm-
Geschäft teilhaben. Stützen sich die
Warner-Brüder auf das Nadeltonverfahren,
bei dem die Tonspur parallel
auf einem anderen Medium läuft,
häufig auf den schallplattenähnlichen
Matrizen, setzt Fox auf das
Lichttonverfahren, bei dem sich die
Tonspur auf dem Filmband befindet.
Ein Pionier im Lichttonverfahren
ist der deutsche Ingenieur Hans Vogt.
Seit 1905 arbeitet er daran, den Film
sprechen zu lassen; am 17. September
1922 kommt es in den Alhambra-
Lichtspielen am Kurfürstendamm
zur Uraufführung des ersten Films
mit integrierter Lichttonspur: „Der
Brandstifter.“
IMAGO IMAGES
Weil der Erfolg in Deutschland
vorerst ausbleibt, verkaufte Vogt alle
Patente, über 150, an Fox. In Amerika
wirddas Verfahren perfektioniert, indem
die Tonspur auf die Filmspur kopiertwird.
Für Filmemacherund Kinobetreiber
bringt der frühe Tonfilm viele Problememit
sich, technische und akustische.
Die anfänglich primitive Aufnahmetechnik
macht es notwendig,
dass die Schauspieler während ihrer
Dialoge völlig still stehen und ganz
gezielt in meist hinter allen möglichen
Dekorationsobjekten versteckte
Mikrofone sprechen, was sie in ihrem
Spiel einschränkt. Auch kommt es
vor, dass Dialoge gar nicht zu verstehen
sind oder die Tonspur verrutscht.
Welche Probleme die Tonfilmpionierezulösen
hatten, persifliertherrlich
komisch der Film „Singin' in the
Rain“ (1952). Die Handlung spielt im
Jahr 1927, sie nimmt die Panik von
Produzenten durch den Erfolg von
„The Jazzsinger“ auf die Schippe:
Plötzlich wollen alle Tonfilme machen,
plötzlich sollen alle Stummfilmstars
zu Tonfilmstars werden.
Don Lockwood (Gene Kelly) hat dafür
alle Voraussetzungen, Lena Lamont
(Jean Hagen) eine wesentliche nicht –
ihre Stimme unterzieht jedes Trommelfell
einer Akupunkturbehandlung.
Aus technischer und akustischer
Verlegenheit entwickeln die Filmstudios
ein neues Genre: den Musikfilm.
Bei Gesang ist es nicht zwingend
wichtig, jedesWort zu verstehen.
Ab 1929 beginnt der Tonfilm, sich
dem hohen künstlerischen Niveau,
das der Stummfilm erreicht hatte, zu
nähern.
Die junge Kunstgattung beschert
Hollywood einen Zuwachs der Zuschauerzahlen
von wöchentlich 55
Millionen im Jahr 1926 auf 155 Millionen
1930.
Der Übergang vom Stumm- zum
Sprechfilm macht vielen Künstlern
Schwierigkeiten. Wernäselt oder nuschelt,
lispelt oder lallt, quäkt oder
quiekt, hat kaum eine Chance, im Geschäft
zu bleiben.
Ausländische Stars in denUSA haben
Probleme, ihren Status zu wahren:
DiePolinPolaNegrizum Beispiel
fällt beim Publikum wegen ihres Akzents
durch; der Deutsche Emil Jannings,
der den ersten Oscarals bester
Schauspieler gewann, kehrt 1929
nach Deutschland zurück, weil er
sich dem englischsprachigen Tonfilm
nicht gewachsen fühlt, obwohl er ein
Jahr zuvor in „The Patriot“ kein
schlechtes Spiel gemacht hatte.
EinScheinsieg
Noch 1929 scheint die deutsche Filmlandlandschaft
stumm bleiben zu
wollen. Vonden 183 gedrehten Filmen
sind nur acht vertont. Im September
zeigt das Kino Universum am
Lehniner Platz einen Film in zwei Fassungen:
einmal stumm, einmal sprechend.
Die Zuschauer bekommen
Stimmzettel ausgehändigt, um die
Version zu wählen, die ihnen besser
gefallen hat. Der Film heißt „Blackmail“
(Erpressung), der Regisseur Alfred
Hitchcock.
Der „Berliner Börsen-Courier“
schreibt: „Eine ziemlich lederne Kriminalsache.
Aber das Publikum applaudiert
bei der stummen Fassung
und verhält sich beim Sprechfilm
kühl.“ Nach der Vorführung liegen
1124 Stimmzettel vor, gegen den
Sprechfilm stimmen 685 Zuschauer.
„Der stumme Film hat also wieder
einmal gesiegt.“
Ein Scheinsieg. Denn schon 1930
sprechen 101 von146 in Deutschland
gedrehten Filmen; mehr als ein Viertel
der Berliner Kinos, darunter fast
alle Filmpaläste, haben kostspielig
auf Tonumgerüstet.
In jenem Jahr,am1.April, kommt
im Gloria-Palast ein deutscher Tonfilm
zur Uraufführung, der international
Aufsehen erregt:„Der blaue Engel.“
In dem Film hat Emil Jannings
sein deutsches Tonfilmdebüt. Doch
nicht er ist der Star, sondern eine bis
dahin eher mittelmäßige Schauspielerin:
Marlene Dietrich.
„Wie lange ist es her,daß wireinen
deutschen Film so uneingeschränkt
loben konnten, loben mußten?“,
schreibt „Die Literarische Welt“. Man
sei versucht, „den ,Blauen Engel‘ den
besten deutschen Film zu nennen. Es
handelt sich um einen Tonfilm, und
zumersten Male habenwir ohne Kritik
die Möglichkeit dieser neuen
Kunstgattung erkannt“. Der Film erstaune
das Publikum mit sinnvollen
Dialogen, tonfilmgemäßer Musik,
dem Zusammenspiel von Bild und
Wort,den HauptdarstellernEmil Jannings
und Marlene Dietrich.
Eine englische Fassung mit denselben
Schauspielern hat Anfang Juli
in London Premiere.
In den folgenden zwei Jahren
kommen weitere Geschichte machende
deutsche Tonfilme in die Kinos:
„M“ von Fritz Lang über einen
Kindermörder in Berlin (1931) und
„Kuhle Wampe“ über eine erwerbslose
Berliner Familie (1932).
Wasder Filmkritiker Curt Riess bei
der Vorführung von „The Singing
Fool“ im Gloria-Palast noch 1929 bezweifelt
hat, lässt sich schon ein Jahr
später nicht mehr bezweifeln: DieZukunft
gehörtdem Tonfilm.
Nach der Premiere von „The Singing
Fool“ trifft Riess den Schauspieler
Hans Albers. Der „blonde Hans“,
der auf über hundert Rollen in
Stummfilmen zurückblickt, „sagte in
seiner üblichen Bescheidenheit: ,Der
Tonfilm wird ganz groß! Für mich
nach Maß gemacht! Ich werde noch
größer!'“.
Wierecht er hatte.
Michael Brettin
kann sich „Der blaue Engel“
immer wieder ansehen.
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 11 *
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Berlin
SPD wirft
Thilo Sarrazin
raus
Der will sich notfalls durch
alle Instanzen klagen
VonAndreas Rabenstein und BasilWegener
Für die SPD ist es ein Erfolg. Aber
nur ein Sieg auf einer der vielen
Etappen eines langen Kampfes. Seit
mehr als zehn Jahren versucht die
Partei, ihr umstrittenes und ungeliebtes
Mitglied Thilo Sarrazin loszuwerden
–derzeit im dritten Anlauf.
Am Donnerstag wurde die Entscheidung
der Berliner SPD-Landesschiedskommission
bekannt: Sarrazin
darf wegen parteischädigenden
Verhaltens durch seine anhaltende
und massiveKritik an muslimischen
Einwanderern und sein letztes Buch
„Feindliche Übernahme“ aus der
Partei geworfen werden.
Ein Ende der Auseinandersetzung
ist damit aber noch lange nicht
in Sicht. Tatsächlich bleibt der 74-
Jährige erst einmal Mitglied der SPD,
der er seit den 70er Jahren angehört
und in deren Auftrag er Staatssekretär
in Rheinland-Pfalz und Finanzsenator
in Berlin war.Das Verfahren ist
nämlich noch nicht rechtsgültig abgeschlossen.
Auch Berlins Regierender
Bürgermeister und SPD-Vorsitzender
Michael Müller rechnet damit,
dass das Ausschlussverfahren
noch lange nicht beendet ist. „Wir
sind in einem Zwischenzustand“,
sagte er in der RBB-Abendschau.
Sarrazins Anwälte erklärten, ihr
Mandant werdevor die nächste Parteiinstanz
ziehen: das Bundesschiedsgericht.
Sarrazin selber hatte
bereits angekündigt, notfalls bemühe
er auch noch alle Instanzen
der normalen Gerichte, umseinen
Etappensieg
Verwaltungsgericht entscheidet für Bau einer Flüchtlingsunterkunft in Steglitz. Berufung wahrscheinlich
VonElmar Schütze
Der Bau einer Flüchtlingsunterkunft
in Zehlendorf
kann weitergehen. Das
hat das Verwaltungsgericht
am Donnerstag entschieden.
Sowohl Errichtung als auch Betrieb
seien rechtens. Der Fall ist ein weiteresBeispiel
dafür,wie umstritten das
Instrument des kommunalen Vorkaufsrechts
im Einzelfall sein kann.
Underzeigt, wie eine Flüchtlingsunterkunft
die Pläne für andere soziale
Infrastruktur durchkreuzen kann.
Gegen den Bau am Osteweg in
Lichterfelde hatte der Eigentümer eines
Nachbargrundstücks geklagt.
Dortbefindet sich eine Filiale der privaten
Phorms-Schule,die einen bilingualen
Campus betreibt. Die Sprachen
dortsind Deutsch und Englisch.
Der Campus besteht aus Kindergarten,
Grundschule und Gymnasium.
Der Eigentümer des Schulgrundstücks
wollte auch das freie Nachbargrundstück
kaufen, um dort eine
Sporthalle für die Schule zu bauen.
Doch der Bezirk Steglitz-Zehlendorf
nahm das Recht des kommunalen
Vorkaufs wahr und sicherte das Areal.
Das Ziel: Am Osteweg soll eine sogenannte
Modulare Flüchtlingsunterkunft
(MUF) entstehen. Seit Oktober
2019 rollen die Bagger, imOktober
diesen Jahres soll der Bau fertig sein.
Er ist für 211 Bewohner ausgelegt.
Das umstrittene Grundstück
grenzt an das Gelände des früheren
Telefunkenwerks Zehlendorf, ein
denkmalgeschützter Industriebau
aus den späten 1930er-Jahren. Mit
seinen 60000 Quadratmetern gilt er
heute als zweitgrößtes Denkmal Berlins
nach dem Flughafen Tempelhof.
Den Zweiten Weltkrieg überstand
das Gebäudeensemble vergleichsweise
unbeschädigt. Nur zehn Prozent
des Werkes wurden zerstört. Von
1945 bis 1949 beherbergte der Gebäudekomplex
das US-Hauptquartier in
Berlin. Danach wurde er als McNair-
Die Phorms-Schule Berlin-Süd, ein Schul-Campus in Lichterfelde.
UNTERKÜNFTE
PHORMS SCHULE BERLIN
Aktuell: Für Flüchtlingesind derzeit in ganz Berlin 83 Unterkünfte in Betrieb,dazu gehören
Bestandsimmobilien, Containerdörfer oder Modulare Unterkünfte (MUF).
16 MUF gibt es: Marzahn-Hellersdorf: Albert-Kuntz-Str., Paul-Schwenk-Str., Rudolf-Leonhard-Str.,
Wittenberger Str.; Reinickendorf: Bernauer Str., Senftenberger Ring; Spandau:
Freudstr.; Lichtenberg: HagenowerRing,Seehausener Str., Wartenberger Str.; Pankow:Wolfgang-Heinz-Str.,
Lindenberger Weg; Neukölln: Kiefholzstr.; Treptow-Köpenick: Chris-Gueffroy-
Allee; Steglitz-Zehlendorf: Leonorenstr., Bäkestr.Fünf MUF sind im Bau, weitere in Planung.
Containerdörfer:13dieser Containerdörfer,sogenannte Tempohomes, werden bewohnt,
ursprünglich waren es 17. Insgesamt 20815 Personen wohnen aktuell insgesamt in
LAF-Unterkünften. Freie Kapazitäten gibt es derzeit 1800. Durch geplante Umzügewird
diese Zahl weiter sinken.
Barracks, neben den Andrews Barracks
und den Roosevelt Barracks,zur
dritten großen Kaserne der Berlin Brigade
ausgebaut. Neben Soldatenunterkünften
waren dort Ausbildungseinrichtungen
untergebracht, Offizierskasinos
und Mannschaftsheime,
Turnhallen, eine Bibliothek, mehrere
Läden sowie ein Kino. Zeitweise waren
bis zu 2300 Soldaten stationiert.
1994 übergaben die US-Streitkräfte
das Gelände dem Land Berlin.
Im Laufe der Jahre wurden einzelne
Gebäude verkauft, Wohnungen
entstanden. In einen Gebäudeteil zog
die Phorms-Schule ein. DiePläne,nebenan
eine Schulsporthalle zu errichten,
ruhen nun.
Eilantrag zurückgewiesen
Dabei sollte auf dem Nachbargrundstück
nach den ursprünglichen bezirklichen
Planungen ein Sport-,
Schul- und Kitastandort entstehen,
tatsächlich ist von einer „Gemeinbedarfsfläche“
die Rede. Vor dem Hintergrund
der Erfahrungen mit der
Flüchtlingskrise Mitte der 2010er-
Jahreentschloss sich die Politik dazu,
stattdessen eine Flüchtlingsunterkunft
zu errichten. Nunsind die Zahlen
neu ankommender Flüchtlinge
rückläufig. Im Jahr 2015 kamen 55000
Menschen nach Berlin, derzeit rechnet
das Land„im Schnitt mit circa 600
Personen, die pro Monat in Berlin
neu ins Asylverfahren gehen und die
untergebracht werden müssen“, wie
der Sprecher des Landesamts für
Flüchtlingsangelegenheiten (LAF),
Sascha Langenbach, sagte.
Das Verwaltungsgericht hat den
Eilantrag des Nachbarnzurückgewiesen,
weil dessen Nachbarrechte nicht
verletzt seien. Auch zwischenzeitlich
geäußerte denkmalschützerische Bedenken
wegen einer von den Amerikanern
auf dem Gelände errichteten
Kapelle verwarf das Gericht. Gegen
die Entscheidung kann Beschwerde
beim Oberverwaltungsgericht Berlin-
Brandenburgeingelegt werden.
Kein Raum
für
Rechts
AfD-Parteitag schon
wieder abgesagt
Der bereits mehrfach verschobene
Landesparteitag der AfD
wird auch an diesem Wochenende
nicht stattfinden. „Wir haben den
Parteitag abgesagt“, sagte der Landesvorsitzende
Georg Pazderski am
Donnerstag der Berliner Zeitung.
Weil die für den Parteitag vorgesehene
Vorstandswahl damit ebenfalls
entfällt, wird die Schiedskommission
in den nächsten Tagen einen
Notvorstand berufen. Es wäre der
zweite. Bereits seit 1. Januar amtiert
der aktuelle Notvorstand, der wegen
der Absage eines Parteitags notwendig
geworden war.Auftrag des neuen
Ersatzvorstands sei es, „so schnell
wie möglich einen Parteitag einzuberufen“,
sagte Pazderski. Es gilt als
sicher, dass Pazderski auch das neuerliche
Provisorium leiten wird.
Hintergrund der Absage ist ein
Beschluss des Landgerichts vom
Donnerstag, wonach die Kündigung
der dafür gemieteten Räume im Ballsaal
Pankow durch den Betreiber
rechtens war. Wie es hieß, war ein
Mitarbeiter bedroht worden.Wiedas
Gericht feststellte, sei der Vertrag
nicht durchsetzbar.
AfD-Partei- und Fraktionschef
Georg Pazderski sprach gegenüber
der Berliner Zeitung von einem
„Skandalurteil“ und erkannte einen
„Demokratienotstand“.
Gleichzeitig weitet sich der Blick
auf die kommenden Tage und Wochen.
So hat Pazderski angekündigt,
nicht mehr für ein Vorstandsamt zu
kandidieren. Am Mittwoch teilte die
Berliner AfD-Bundestagsabgeordnete
Beatrix von Storch mit, dass
auch sie nicht antreten werde. Die
Politikerin versah die Absage mit einer
Einschränkung: „Soweit sich der
Landesparteitag erneut für eine Einerspitzeentscheidet.“
(elm)
Druck und Drill
Kommission soll Vorwürfe gegen Ballettschule klären
Will durch alle Instanzen gehen:
Thilo Sarrazin.
IMAGO IMAGES
Rauswurf zu verhindern – bis hin
zum Bundesverfassungsgericht.
Im Juli 2019 hatte die Schiedskommission
des Berliner SPD-Kreisverbandes
Charlottenburg-Wilmersdorf,
in dem er Mitglied ist, den Parteiausschluss
bestätigt. Sarrazin
legte Berufung ein. Nun ging es am
10. Januar zur Landesschiedskommission.
Sarrazin unterlag erneut.
DieSPD hielt sich am Donnerstag
bedeckt, genau darauf bedacht,
keine Verfahrensfehler zu machen.
Die Entscheidung wollten die SPD
und ihr Generalsekretär Lars Klingbeil
erst am Freitagvormittag öffentlich
kommentieren. Dass er Sarrazin
für die SPD für einen hoffnungslosen
Fall hält, hatte er schon vergangenes
Jahr deutlich gemacht: „Er vertritt
Positionen, die nicht unsere sind“,
sagte er damals.„Für rassistische Gedanken
ist in der SPD keinen Platz.“
Sarrazin verschickte dagegen umgehend
eine frische Erklärung. Er
warfder Schiedskommission vor, sie
habe eine inhaltliche Diskussion
blockiert. Klingbeil als Vertreter des
Parteivorstandes habe sich geweigert,
konkrete Zitate aus dem Buch
„Feindliche Übernahme“ zu benennen,
um den Vorwurf des Rassismus
zu belegen. Sarrazin monierte weiter,
ein von ihm vorgelegtes Gutachten
eines Arabistik-Experten sei
nicht diskutiert worden. „Es ging
ganz offenbar nicht darum, Wahrheit
zu ermitteln, sondern Gesinnung
zu bestrafen.“ Dem ARD-
Hauptstadtstudio sagte Sarrazin:
„Offenbar stand das Urteil schon
vorher fest.“ (dpa)
VonMargarethe Gallersdörfer
Sind Schülerinnen der Staatlichen
Ballettschule und Schule für Artistik
(SBB) körperlich oder seelisch
ungebührlich unter Druck gesetzt
worden? Zur Klärung hat Bildungssenatorin
Sandra Scheeres (SPD)
eine Untersuchungskommission
eingesetzt, die die Vorwürfe prüfen
soll. Scheeres sagte am Donnerstag:
„Wir müssen solche Vorwürfe ernst
nehmen, auch wenn sie anonym
vorgebracht werden. Das sind wir
unseren Schülerinnen und Schülern
schuldig.“ Die Leitung der Kommission
soll Hannelore Trageser übernehmen,
die bis 2007 selbst Schulleiterin
der SBB war.
Der RBB hatte am Donnerstag
eine Recherche veröffentlicht, in
dem vom Verdacht auf besorgniserregende
Zustände an der Eliteinstitution
berichtet wird: ungnädiger
Drill, zu lange Arbeitstage für die
zum Teil Minderjährigen, zu hoher
Druck in Bezug auf ihr Aussehen und
aktives Ignorieren des Problems Magersucht
durch die Schulleitung. Zitiertwerden
anonym eine ehemalige
Schülerin, eine noch tätige Lehrerin
und eine ehemalige Lehrerin. An der
Schule werden 300 Schülerinnen
und Schüler im Alter zwischen zehn
und 19 Jahren unterrichtet.
Die Senatsverwaltung, unter deren
Aufsicht sich die Schule seit einem
Jahr befindet, teilte am Donnerstag
mit,„anonymeVorwürfe verschiedener
Art“ seien seit September
2019 bekannt –darunter auch bislang
unbestätigte Gerüchte über sexuelle
Übergriffe durch eine Lehrkraft,
und Kinder, die trotz Verletzungen
tanzten. Man habe die Vorwürfe
sehr ernst genommen,
Schulleitung und Lehrkräfte seien
befragt worden. Erhärten ließ sich
bislang wohl nichts. Schulleiter Ralf
Stabel habe damals wegen Verleumdung
Anzeige gegen unbekannt erstattet.
Am 9. Januar sei dann in der
Verwaltung ein etwa 40-seitiges anonymes
Dossier eingegangen, „das
eine Reihe von Beschuldigungen
auflistet, allerdings ohne Quellen offenzulegen“.
Diesen Beschuldigungen
soll nun die neue Kommission
nachgehen.
Gemeinsames Verständnis
Die renommierte Ballettschule war
am Donnerstag auch Thema im Bildungsausschuss.
„Elite bedeutet
nicht, dass man sich nicht an Grundregeln
zu halten hat“, sagte Schulstaatssekretärin
Beate Stoffers. Vorwürfe
gegen derzeit unterrichtende
Lehrkräfte seien ihr nicht bekannt,
es stünden aber Beschuldigungen
im Raum, die untersucht werden
müssten. Die Senatsschulverwaltung
hatte bereits eine externe Moderation
an die Schule geschickt mit
der Aufgabe, dort „mögliche Problemlagen“
zu erkennen.
Offenbar durchaus mit Erfolg: Bei
einem Studientag am Mittwoch sei
deutlich geworden, so Stoffers, dass
die Ballettschule ein „einheitliches
Verständnis“ entwickeln müsse darüber,
wie mit psychischen und physischen
Belastungen bei den Schülerinnen
und Schülernumzugehen ist.
Stoffers kündigte außerdem die
Einrichtung eines Krisentelefons für
mögliche Betroffene und auch Ehemalige
an. Hinweise nimmt auch das
Beschwerdemanagement der Schulsenatsverwaltung
entgegen.
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12 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
·························································································································································································································································································
Berlin
Kokain-Lieferservice ausgehoben.
Polizisten haben in Berlin einen Kokain-Lieferservice
ausgehoben.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft
durchsuchten sie am Mittwochmorgen
in Berlin 36 Objekte
und vollstreckten neun Haftbefehle.
DieTatverdächtigen im Alter von16
bis 36 Jahren sollen einen festen
Kundenstamm vonetwa 850 Personen
im gesamten Stadtgebiet belieferthaben.
DieBeamten beschlagnahmten
elf Autos,einen vierstelligen
Bargeldbetrag und Handelsutensilien.
Im Laufe des Tages
wurden die neun Festgenommenen
einem Ermittlungsrichter zur Verkündung
der Haftbefehle vorgeführt.
DerEinsatz richtete sich gegen
die sogenannte Clankriminalität.
„Wir bekämpfen die Clankriminalität
auf allen Ebenen“, erklärte Berlins
Innensenator Andreas Geisel.
„Der heutige Einsatz im Bereich des
Drogenhandels ist ein weiterer Beweis,dass
die Zusammenarbeit zwischen
Polizei und Justiz hervorragend
funktioniert.“
Prügelei am Alexanderplatz.
Polizisten haben am Mittwochabend
in Mitte mehr als zehn Personen
nach einem Landfriedensbruch
festgenommen. Vorangegangen war
eine Schlägerei zwischen etwa 20
Personen, die einer Funkstreife am
Alexanderplatz gegen 22 Uhraufgefallen
war.Gemeinsam mit Unterstützungskräften
des Polizeiabschnitts
32 und der 36. Einsatzhundertschaft
wurden dann die Personalien
vonelf Personen festgestellt.
Danach wurden alle entlassen und
erhielten einen Platzverweis.Die Ermittlungen
wegen Landfriedensbruches
und diverser Körperverletzungsdelikte
übernahm die Kripo
der Polizeidirektion 3.
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POLIZEIREPORT
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Reise
FlandernfeiertJan van Eyck:
Seine Welt im und ums Museum
Tillishof in Bayern: Eine
Zeitreise ins letzte Jahrhundert
Diebestour gestoppt.
Zivilkräfte haben in Moabit zwei
Männer bei ihrer Diebestour gestoppt.
Gegen 17.20 Uhrbeobachteten
sie am Mittwoch im Hilda-Geiringer-Weg,
wie die beiden versuchten,
einen Audi aufzubrechen. In
dem Auto lag unter anderem eine
hochwertige Handtasche.Die Männer
brachen ihr Vorhaben jedoch ab
und flüchteten ohne Beute vomTatort.
Aufihrer Flucht konnten sie
dann festgenommen werden. Bei
den Durchsuchungen der Täter fanden
die Beamten bei ihnen Einbruchswerkzeug
und Drogen. Die
Tatverdächtigen wurden in eine Polizeidienststelle
gebracht, wo sie
sich einer erkennungsdienstlichen
Behandlung unterziehen mussten.
Anschließend wurden sie für die
weiterermittelnde Kriminalpolizei
der zuständigen Polizeidirektion
eingeliefert. Ob sie einem Haftrichter
vorgeführtwerden, ist noch unklar.
Touristen ausgeraubt.
Miteiner Schusswaffe hat ein Unbekannter
am Dienstagabend in Mitte
zwei Touristen überfallen. Nach den
bisherigen Ermittlungen der Polizei
waren die 36- und 37-Jährigen gegen
19.45 Uhrinder Zimmerstraße unterwegs,als
ein als etwa 30 Jahrealt
beschriebener Mann sie vonhinten
ansprach. Als die beiden Touristen
sich umdrehten, soll der Mann die
Schusswaffe auf den 36-Jährigen gerichtet
haben und auf ihn zugegangen
sein, während er Geld vonihm
forderte.Nachdem der Bedrohte dieses
übergeben hatte,forderte der
Räuber auch das Geld des 37-Jährigen.
Hierbei gab der Kriminelle laut
Schilderung der Überfallenen einen
Schuss in die Luft ab.Anschließend
flüchtete er. (kop.)
1500 Strom-Roller bot die Bosch-Tochter Coup in Berlin zum Verleih an. Ende vergangenen Jahres schloss Bosch das Geschäft dann überraschend. COUP
Kommen die Coup-Scooter zurück?
Stehroller-Verleiher Tier denkt über Integration der schwarz-grünen Zweiräder in die eigene Flotte nach
VonJochen Knoblach
Die grün-schwarzen Elektroroller
gehörten bereits
zum Stadtbild. 1500 einsitzige
Strom-Scooter
hatte die Bosch-Tochter Coup in Berlin
im Einsatz. Ende November gab
das Unternehmen dann völlig überraschend
bekannt, sich aus dem Geschäft
zurückzuziehen. Wasmit den
Rollern geschieht, war lange Zeit unklar.Nun
scheint sich die Konkurrenz
für die elektrisierte Zweirad-Flotte zu
interessieren.WiedasWirtschaftsmagazin
Capital berichtet, soll das Berliner
Unternehmen Tier Mobility eine
Übernahme erwägen.
Farblich würden die Einsitzer mit
E-Motor schon mal perfekt zu den
ebenfalls grün-schwarzen Stehrollern
passen, auf deren Verleih sich
das Geschäft von Tier derzeit noch
beschränkt. Bundesweit hat das
2018 gegründete Start-up etwa
15 000 E-Scooter in 33 Städten im
Angebot und ist damit nach eigenen
Angaben Marktführer.Für den Frühling
und Sommer ist bereits der Ausbau
der Flotte angekündigt. Werden
dann tatsächlich auch die ehemaligen
Coup-Roller dabei sein?
In der Firmenzentrale am Potsdamer
Platz wollte man sich dazu am
Donnerstag nicht näher äußern.
Künftige
Hauptstadt-Polizisten
sollen einen Zuschuss von 1000
Euro für den Führerschein bekommen.
Damit werde ein weiterer Anreiz
für Anwärter geschaffen, sagte
Polizeipräsidentin Barbara Slowik.
Bei der Gewinnung von neuem Personal
sei ihre Behörde im vergangenen
Jahr in großen Schritten vorangekommen.
So könne ersten Studierenden,
die nicht aus Berlin oder der
Umgebung stammten, bei aktuellen
Notlagen Wohnraum angeboten
werden. Die „Wohnungsfürsorge“
solle ausgebaut werden.
Breites Spektrum an Fähigkeiten
„Kein Kommentar“, hieß es. Allerdings
bestätigte man nochmals,dass
man neben den Stehrollernauch andere
Fahrzeugtypen auf die Straße
bringen will, um den Kunden „für jeden
Bedarfsfall das richtige Fahrzeug
anbieten zu können“. Insofern wäre
eine Integration der Coup-Roller ins
Tier-Portfolio sinnvoll. Zumal die
Flottenerweiterung bei Tier noch in
diesem Jahr beginnen soll.
Außerdem ist Coup dort keineswegs
unbekannt. Julian Blessin, Co-
Chef und Mitgründer vonTier, hatte
Coup im Sommer 2016 mit aufgebaut.
Er gehörte zum sogenannten
Digital Ventures-Team der Unternehmensberatung
Boston Consulting
Group, das vor allem Großkonzernemit
neuen Geschäftsideen versorgt.
So entstand der Stromroller-
Verleih für den Automobilzulieferer
Bosch. Die Roller lieferte der taiwaner
Hersteller Gogoro samt spezieller
Ladeinfrastruktur für die Wechselakkus,die
schließlich einen freien
Verkauf der Roller an Privatkunden
verhinderte. Coup hatte die Akkus
zuletzt zentral in einem Kellergeschoss
in Kreuzberg aufgeladen. An
„Tier dürfte es auf die ehemaligen
Stammkunden von Coup abgesehen haben,
könnte seinen Kunden aber auch eine echte
Alternative für längere Distanzen anbieten.“
Benno Bock, Verkehrsanalyst beim Berliner Stragetieberater Civity
knapp 30 Stationen konnten 220 Akkus
gleichzeitig regeneriert werden.
In jedem Fall ließen sich die Sitzroller
gut in die IT-Infrastruktur vonTier
einbetten.
Verkehrsanalyst Benno Bock vom
Berliner Strategieentwickler Civity
sieht in einer möglichen Übernahme
in erster LinieVorteile für die Kundengewinnung.
„Das Unternehmen
dürfte es auf die ehemaligen Stammkunden
von Coup abgesehen haben.
Lockmittel für den Nachwuchs
Angehende Polizisten sollen in Berlin 1000 Euro Führerschein-Zuschuss bekommen
Ihr Job soll attraktiver gemacht werden.
Bis 2029 werden 10 000 Kolleginnen
und Kollegen über die ganze Polizei
verteilt in Pension gehen, so Slowik.
„Wir wollen trotz der laufenden Abgänge
bis 2024 auf 19 000 Beamtinnen
und Beamte im Vollzug anwachsen.“
Derzeit seien es in dem Bereich
etwa 17 500 Kräfte. „Wir bilden so
viele junge Menschen aus wie lange
nicht mehr“, unterstrich die Polizeipräsidentin.
Derzeit seien es mehr
als 3000 Anwärterinnen und Anwärter.„Wirstellen
in den nächsten Jahrenpro
Jahr gut 1200 ein.“ Ziel sei es,
junge Leute zu finden, die geeignet
sind und auch durchhalten. „Ob
man es nun schön findet oder nicht,
man muss feststellen, dass die aktuelle
Generation sich auch mal umentscheidet
und sich doch noch etwas
anderes sucht. Die Situation ist
noch nicht dramatisch, wirdaber zunehmend
schwieriger.“
DPA
Der Polizei-Beruf verlange ein
breites Spektrum an Fähigkeiten, so
Slowik. „Auch wenn der Online-Vortest
noch ganz gut verläuft, rauschen
die Bewerberzahlen schon in den
Keller,wenn der Lebenslauf angefügt
werden soll. Die Qualität entspricht
nicht immer unseren Vorstellungen.“
Manche meldeten sich auch
nur einmal an, machten den Online-
Vortest und ließen ihre Bewerbung
Zudem könnte Tier seinen Kunden
eine echte Alternativefür längereDistanzen
anbieten“, sagt er. Verkehrsträgerübergreifende
Lösungen ergeben
aus Kundensicht immer Sinn.
Genau aus diesem Grund könnten
allerdings auch andere interessiert
sein. Der Stehroller-Verleiher Circ
beispielsweise plant eigenen Angaben
zufolge gleichfalls eine Erweiterung
seiner Flotte mit Alternativen
zum Stehroller. Das nötige Kapital
solle schon bald fließen.
Im Newsportal Gründerszene
kündigte Circ-Chef Lukasz Gadowski
jedenfalls den Abschluss einer Finanzierungsrunde
noch für diesen Monat
an. Und auch bei Circ wüsste
man, um die Stärken und Schwächen
der Coup-Roller. Denn erst zu Monatsbeginn
rekrutierte Circ den ehemaligen
Chef für das operative Geschäft
bei Coup.
Auf dem Berliner Markt ist derweil
das Unternehmen Emmy alleiniger
Player. Rund 800 rote Elektro-
Schwalben hat die Firma inBerlin
auf den Straßen. Außerdem verleiht
Emmy noch insgesamt 1200 Roller
in Hamburg, München, Düsseldorf
und Wien. Wegen der weiterhin hohen
Nachfrage soll die Roller-Flotte
bis zum Sommer verdoppelt werden.
Im nächsten Jahr will man dann
auch die Gewinnschwelle passieren.
dann versanden. Junge Bewerber
hätten häufig nur mangelnde
Deutschkenntnisse. Für Interessenten,
die die Einstellungstests bestanden
haben und für die eine Stärkung
der Deutschkenntnisse sinnvoll
wäre, werde zusätzlicher Deutschunterricht
bis zum Beginn der Ausbildung
angeboten. „Gute Deutschkenntnisse
sind in unserem Beruf
unerlässlich – wer sich mal durch
Gesetzestexte gekämpft hat, weiß
das.“ Siekönne sich vorstellen, unter
Umständen künftig verpflichtend
für alle einen solchen Vorkurs einzuführe,
sagte Slowik. Auch die Prüfungsordnung
muss nach ihrenWorten
hinterfragt werden.
„Nach einer vermasselten Prüfung
an unserer Polizeiakademie
gibt es derzeit nur einen Wiederholungsversuch
–das ist an Hochschulen
anders.Ich bin für einen zweiten
Wiederholungsversuch ,inbesonderen
Fällen mit entsprechender Sondergenehmigung.“
Diejungen Leute
müssten erst mal den Ernst der Lage
begreifen, da sei eine zweite Chance
nur fair. (dpa)
„Mietendeckel
ist nicht
rechtens“
CDU in Berlin will 300 000
neue Wohnungen bis 2035
Mit deutlicher Kritik hat sich
die CDU zu einem möglichen
Scheitern des geplanten
Mietdendeckels geäußert und
Konsequenzen für den Fall angedroht:
Ein Scheitern des Mietendeckel-Gesetzes
ist aus Sicht des
CDU-Landesvorsitzenden Kai
Wegner ein Rücktrittsgrund für
den Senat.
„Wir werden alle gerichtlichen
Hebel in Bewegung setzen, auf
Landesebene und in Karlsruhe,
um schnellstmöglich deutlich zu
machen, dass der Mietendeckel
nicht rechtens ist“, kündigte Wegner
am Donnerstag dieser Woche
an. „Es sollte jeder glücklich sein,
dass wir klagen.“
Wegner glaube, dass der Senat
komplett zurücktreten müsse,
wenn das Gesetz scheitere. „Wenn
man sehenden Auges da rein steuert,
dann muss es auch Konsequenzen
geben“, sagte der CDU-
Landesvorsitzende.
Runden Tisch einrichten
Wegner wartet noch auf eine Antwortauf
seinen Brief an den Regierenden
Bürgermeister Michael
Müller (SPD) von Mitte des Monats.
In dem Brief hatte sich KaiWegner
für einen Aufschub beim geplanten
Mietendeckel-Gesetz ausgesprochen
und zudem vorgeschlagen,
einen runden Tisch zur
Wohnungspolitik einzurichten.
Er sei gespannt auf die Antwort,
sagte Wegner und erneuerte das
Angebot für gemeinsame Bundes-
Der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner
ist gegen den Deckel.
DPA
ratsinitiativen zum Ausbremsen
des Mietenwachstums. Über das
Mietendeckel-Gesetz stimmt das
Abgeordnetenhaus voraussichtlich
am 30. Januar ab.
Wegner bezeichnete den Bedarf
an zusätzlichen Wohnungen als
„die wahrscheinlich größte Herausforderung
und auch die größte
soziale Frage, die wir zurzeit in
Berlin haben“. Der Mietendeckel
löse die Probleme nicht, sondern
verschärfe sie.
Die CDU fordert inihrer neuen
„Wohnraumoffensive“ stattdessen
300 000 neue Wohnungen bis 2035
zu bauen. Um das zu ermöglichen,
sei es nötig, die Bauämter personell
besser auszustatten, mehr
Planstellen in Stadtentwicklungsund
Hochbauämtern zuschaffen,
Planverfahren zu beschleunigen
und die Landesbauordnung zu reduzieren.
Auch das Vergaberecht
müsse entschlackt werden.
Außerdem fordert der Landesverband,
mehr Hochhäuser zu
bauen, so etwa an Verkehrsknotenpunkten
am S-Bahn-Ring und
zum Beispiel Industriebrachen für
Bauflächen zu nutzen.
Das Ziel sei, die Wohneigentumsquote,
die mit fünfzehn Prozent
damit weit unter dem Bundesdurchschnitt
von 52 Prozent
liege, deutlich zu erhöhen. „Wir
haben unendlich Potenziale in
Berlin, anders als viele große Ballungsräume
in Deutschland“,
sagte so der CDU-Politiker.
(BLZ/dpa)
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 13
· ·
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Berlin
Alle
Jahre
wieder
Die Grippewelle rollt an. In
Berlin Hunderte erkrankt
Die Grippewelle in Deutschland
hat begonnen –inBerlin sind
bislang Hunderte Menschen erkrankt.
Allein in der vergangenen
Woche wurden 238 Influenza-Fälle
in der Hauptstadt gezählt, wie aus
dem am Donnerstag veröffentlichtenWochenbericht
des Landesamtes
für Gesundheit und Soziales (Lageso)
hervorgeht.
Fünf bis 20 Prozent
In der Woche zuvor waren es demnach
173 nachgewiesene Grippepatienten
gewesen.
Insgesamt wurden seit Saisonbeginn
im vergangenen Herbst 715 Influenza-Meldungen
erfasst. Im Verhältnis
zur Einwohnerzahl sind bisher
Spandau, Pankow und Mitte besonders
betroffen.
Die gemeldeten Fälle zeigen nur
einen Ausschnitt des tatsächlichen
Geschehens: Nach Schätzungen des
Robert-Koch-Instituts (RKI) werden
im Verlauf vonGrippewellen 5bis 20
Prozent der Bevölkerung angesteckt.
Nach Schätzungen gingen zum Beispiel
bei der schweren Grippewelle
im vorletzten Winter bundesweit
neun Millionen Menschen aus diesem
Grund zum Arzt.
Die echte, vom Influenzavirus
ausgelöste Grippe beginnt in der Regel
plötzlich. Zu den typischen Symptomen
zählen Fieber,Husten, Halsschmerzen,
Schnupfen, Gliederund
Kopfschmerzensowie ein allgemeines
Krankheitsgefühl. Neben
milden Verläufen sind auch Komplikationen
möglich, etwa eine Lungenentzündung.
In jedem Fall sollte
bei einem Verdacht auf echte Grippe
umgehend ein Arzt konsultiert werden.
(BLZ/dpa)
Nicht zu verwechseln mit einer Erkältung:
die echte Grippe.
IMAGO IMAGES
VonMelanie Reinsch
Natürlich hat man den
Zugals Reisemöglichkeit
nach Nürnberg gewählt.
Alles andere wäre den
Abgeordneten der SPD-Fraktion sicherlich
auf die Füße gefallen. Es
muss ja auch zusammenpassen,
schließlich soll es bei der traditionellen
Klausurtagung der Berliner Genossen
um nichts weniger als den
Klima- und Katastrophenschutz gehen.
Und Autos und Busse sind in
diesen Tagen zu politischen Tretminen
geworden.
Wettbewerb um Klimaschutz
Drei Tage wird es von Freitag bis
Sonntag im nördlichen Bayern um
Themen wie klimagerechte Mobilität
der Zukunft, klimagerechtes
Bauen, Wohnen und Energie gehen.
Denn längst sind Klima und Umwelt
kein grünes Alleinstellungsmerkmal
mehr, auch wenn die Ökopartei
diese Themen als erstes und lange
Zeit quasi allein für sich beanspruchte
– und auch durfte. Aber
spätestens seit Greta Thunberg, der
„Fridays for future“-Bewegung und
dem strittigen Klimapaket der Bundesregierung
müssen die Grünen
ihreUrsprungsthemen hartverteidigen.
Oder anders: Der Wettbewerb
um die besten Ideen –und Leitanträge
und Beschlüsse – rund um
Elektromobilität, bessere Luft, City-
Maut, energetische Sanierung und
Autoverkehr hat in Berlin Fahrt aufgenommen.
Dass die Grünen-Verkehrssenatorin
Regine Günther die
Berliner Innenstadt bis 2030 von
Diesel- und Benzin-Fahrzeugen befreien
will, kommt für die Genossen
also zeitlich passend. Zumindest,
was die Themensetzung angeht.
Die Vereinbarkeit von Klimaschutz
mit sozialer Gerechtigkeit,
darum solle es an diesem Wochenende
gehen, sagte der Fraktionsvorsitzende
der SPD,Raed Saleh. Er wird
am Freitag die Auftaktrede halten.
„Beim Thema Ökologie und Nachhaltigkeit
müssen wir in Berlin noch
viel mutiger werden. Wir müssen
neue, viel kreativere Wege gehen“,
sagte er und appellierte an einen klugen
Klimaschutz für die Stadt. Ökologie
und Klimaschutz müsse für die
Menschen bezahlbar bleiben. Dabei
ginge es um Anreize –und nicht um
Verbote. „Wie kann ich denn bitteschön
permanent gegen das Auto
sein, und mich zugleich gegen eine
Verlängerung der U8 ins Märkische
Viertel aussprechen? Hier sind die
Angriffslustig Richtung Bayern
SPD-Fraktion will in Nürnberg über Klima- und Katastrophenschutz sprechen
Die Klimabewegung „Fridays for Future“ hat die Politik unter Druck gesetzt.
„Wie kann ich denn bitteschön
permanent gegen das Auto sein,
und mich zugleich gegen eine
Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel
aussprechen? Hier sind die Grünen
genau das Gegenteil von grün.“
Raed Saleh, Fraktionsvorsitzender der SPD
PRITZKULEIT
Grünen genau das Gegenteil von
grün“, sagte Saleh angriffslustig und
gab mit dieser Attacke schon mal
den Ton für die kommenden Tage
vor. Der grüne Koalitionspartner
dürfte die Debatten daher mit Interesse
verfolgen. Die Grünen sehen
den Ausbau der U8 kritisch, weil sie
der Meinung sind, dass man sich mit
zu vielen Projekten verzetteln würde.
Siepriorisieren stattdessen den Ausbau
des Straßenbahnnetzes, weil
dies schneller und günstiger sei.
Daniel Buchholz, umweltpolitischer
Sprecher der SPD, erklärte,
dass man am Wochenende den Spagat
zwischen „sozialer Gerechtigkeit
und Klimaschutz“ schaffen wolle.
Klimaschutz dürfen sich nicht nur
Reiche leisten können. So sollen Geringverdiener
mit Kompensationen
rechnen können –wound wie, das
ließ Buchholz noch offen.
Reformdes Katastrophenschutzes
Am Freitag wird auch Innensenator
Andreas Geisel (SPD) in Nürnberg
zum Thema Katastrophenschutz bei
Umweltereignissen wie Hitze, Dürre
oder Überflutung als Referent sprechen.
Geisel will das Gesetz zum Katastrophenschutz
überarbeiten lassen.
So soll die verpflichtende Zusammenarbeit
mit Kritischen Infrastrukturen
(Kritis) gesetzlich
festgeschrieben werden. Kritis sind
alle Bereiche, die für das Wohlergehen
der Gesellschaft eine bedeutende
Rolle spielen –zum Beispiel
Wasser, Energie oder Telekommunikation.
Zudem will Geisel die Mittel
für Rettungsdienste erhöhen.
Auch der Oberbürgermeister von
Nürnberg, Ulrich Maly, ist eingeladen.
Am Sonnabend werden die
SPD-Politiker das ehemalige Reichsparteitagsgelände
und das Museum
der Nürnberger Prozesse besuchen.
Hier begann am 20. November 1945
im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes
der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher
im Nationalsozialismus.„Gerade
in der jetzigen Situation,
wo immer mehr rassistische,
antisemitische, fremdenfeindliche
Übergriffe geschehen, ist es wichtig,
die deutsche Geschichte zu verstehen.
Nürnberg kann dabei helfen“,
so Saleh. DieStadt stehe für den Aufstieg
und Fall des Nationalsozialismus.
„Für mich als Sozialdemokrat
ist klar: Nie wieder heißt nie wieder.
Wir müssen an einem Berlin und einem
Deutschland von morgen arbeiten,
in dem Gewalt gegen anders
Denkende, anders Fühlende, anders
Liebende keinen Platz hat“, so Saleh.
Klage von
BER-Gegnern
abgewiesen
Erweiterungen der
Kapazität sind rechtmäßig
VonPeter Neumann
AmMontag scheiterten vier Gemeinden
aus dem BER-Umfeld.
Jetzt kassierte auch ein Verband, in
dem sich Gegner des Flughafenstandorts
Schönefeld zusammengeschlossen
haben, eine Niederlage.
Am Donnerstag hat das Oberverwaltungsgericht
Berlin-Brandenburgauch
die zweite Klage gegen die
Erweiterungen des BER abgewiesen
(Aktenzeichen OVG 6A6.18). Damit
sind die zusätzlichen Kapazitäten,
ohne die der neue Flughafen vonAnfang
an zu klein wäre, rechtmäßig.
Der Bürgerverein Brandenburg-
Berlin, kurz BVBB, hatte gegen zwei
Änderungen des Planfeststellungsbeschlusses
für den BER geklagt. Die
27. Änderung ermöglichte es, Rollbahnen
und ein Vorfeld anzulegen,
damit am heutigen Schönefelder
Flughafen bis Ende 2023 weiterhin
Passagiere abgefertigt werden können.
Anders als vom Verein betont,
war keine Umweltverträglichkeitsprüfung
erforderlich, weil „keine erheblichen
nachteiligen Umweltauswirkungen
zu erwarten sind“, urteilte
der Sechste Senat des Gerichts.
Schönefeld darfbis 2023 bleiben
Es gebe nicht mehr Starts und Landungen,
die Rollverkehrewürden lediglich
auf dem Flughafenareal verlagert.
Der Straßenverkehr nähme
nicht zu, weil die Fluggäste zunehmend
den öffentlichen Verkehr nutzen.
Eine einseitige Verlängerungsoption
werde nicht eingeräumt, ein
Weiterbetrieb Schönefelds über 2023
hinaus erfordereaber eine neue Planungsentscheidung,
hieß es.
Die31. Änderung, die den bereits
begonnenen Bau des Terminals T2
ermöglicht, sei ebenfalls nicht zu beanstanden.
Auch hier war es nicht erforderlich,
ein neues Planfeststellungsverfahren
mit Umweltverträglichkeitsprüfung
durchzuführen, so
die Richter. Die Befürchtung der
Bürger, dass die Flughafengesellschaft
nach dem Masterplan BER
2040 im Wege einer „Salamitaktik“
die Kapazität über das zugelassene
Maßhinaus erweitert, sei unbegründet.
In diesem Fall hätten die Betroffenen
einen„einklagbaren Anspruch
auf eine ermessensfehlerfreie Entscheidung
über weitergehende
Schutzmaßnahmen“, so das Gericht.
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14 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Berlin
Ein Verkehrszeichen, das Kraftfahrer gernsehen: Hier darf geparkt werden. Doch in Berlin sollen immer mehr Parkplätze gebührenpflichtig werden.
BERLINER ZEITUNG/ MARKUS WÄCHTER
Teurer parken in Berlin
Im Frühjahr will der Senat die Tarife auf bis zu vier Euro pro Stunde erhöhen. WeitereParkzonen sind vorgesehen –aberder Zeitplan lässt sich wohl nicht halten
VonPeter Neumann
Wer sein Auto in Berlin
auf öffentlichem Straßenland
abstellen will,
muss dafür bald mehr
Geld bezahlen. Die Änderung der
Parkgebührenordnung, die der Senat
im vergangenen Jahr angekündigt
hatte, soll im zweiten Quartal
dieses Jahres beschlossen werden.
Das hat Hartmut Reupke, Abteilungsleiter
in der Senatsverwaltung
für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz,
am Rande einer Veranstaltung
des Deutschen Instituts für Urbanistik
(Difu) angekündigt. „Die
vorerst letzte Erhöhung hatte es 2006
gegeben“, sagte er.Gemessen an anderen
Städten sei das Parken in Berlin
verhältnismäßig preiswert.
Die Gebühren sind unterschiedlich
hoch –jenachdem, wie groß die
Bezirke den Parkdruck einschätzen.
Wo eine Stunde Parken derzeit einen
Euro kostet, werden dann zwei Euro
fällig. Der Zwei-Euro-Tarif wird auf
drei Euro angehoben.Wo wegen großen
Andrangs heute drei Euro pro
Stunde verlangt werden, verteuert
sich das Parken auf vier Euro.
Dass die Parkgebühren steigen,
war absehbar. ImLuftreinhalteplan,
der im vergangenen Jahr verabschiedet
wurde,ist voneiner Anhebung die
Rede. Wenn das Parken Geld kostet,
trage dass dazu bei, dass Autofahrten
reduziert und umweltfreundlichere
Fortbewegungsarten genutzt werden,
heißt es darin. Berlins oberster
Verkehrsplaner Reupke formulierte
es so: „Parkraumbewirtschaftung ist
ein Instrument, um das Verkehrsverhalten
zu ändern“ –und der Atemluft
Belastungen zu ersparen sowie die
Verkehrswende voranzubringen.
Ausländische Gäste wundernsich
„Das Maßnahmenpaket Parkraumbewirtschaftung
sieht die Erhöhung
der Parkgebühren um 20 Prozent für
jede Stufe im Jahr 2019 vor“, heißt es
in dem Masterplan, der die Berliner
Luft sauberer machen soll. Jetzt
kommt die Gebührensteigerung ein
Jahr später,und sie fällt größer aus.
Für die Difu-Forscherin Uta
Bauer, die sich seit Jahren mit dem
Thema Parken befasst, ist letzteres
kein Problem. „Wenn wir Gäste aus
dem Ausland durch Berlin führen,
finden sie es ziemlich schräg, wie
preiswert das Parken in Berlin ist –
und dass es viele Bereiche selbst in
der Innenstadt gibt, in denen es gar
nichts kostet“, sagte die Geografin.
KÜNFTIG BIS ZU 240 EURO FÜR EINE ANWOHNERVIGNETTE
BilligeHauptstadt: In Berlin
kostet ein Anwohnerparkausweis,
der zwei Jahre gilt,
derzeit noch 20,40 Euro. In
Amsterdam würden pro Jahr
535 Euro, in Stockholm umgerechnet
827 Euro fällig,
so Forscher des Difu.
Momentan werden für 35 Prozent
der Parkplätze innerhalb des Berliner
S-Bahn-Rings Gebühren fällig.
Der Luftreinhalteplan sieht vor, den
Anteil bis Ende dieses Jahres auf drei
Viertel zu erhöhen. Ende 2023 sollen
es hundert Prozent sein –was laut
Reupke dazu führen würde,dass der
Kraftfahrzeugverkehr um fast zehn
Prozent sinkt und die Stickoxidemissionen
um 6,5 Prozent abnehmen.
Doch schon die 75-Prozent-
Marke, die für Dezember 2020 angepeilt
wird, gilt als ehrgeiziges Ziel.
Die Berichte aus der Verwaltungspraxis,die
Stadträtin Christiane Heiß
Im Bundesrat erfolgreich:
Am Mittwoch nahm ein Unterauschuss
des Bundesrats
den Antrag Berlins an, den
Gebührenrahmen für Bewohnerparkausweise
auszuweiten.
Kommunen sollten mehr
Spielraum bekommen.
Drastische Erhöhung: Derzeit
bewegt sich der Rahmen
zwischen 10,20 und 30,70
Euro pro Jahr.Nachdem Beschluss
im Unterausschuss
StVOdes Bundesrats soll
diese Spanne künftig von
zehn bis 240 Euro reichen.
aus Tempelhof-Schönefeld beisteuerte,
ließen ernsthafte Zweifel aufkommen,
ob es erreichbar ist.
Bisimvergangenen Jahr die Parkzone
55 im Norden des Bezirks in Betrieb
gehen konnte, seien rund drei
Jahre vergangen, teilte die Grünen-
Politikerin mit.Viel Zeit –weshalb sie
und ihr Team den Prozess ein halbes
Jahr lang analysierten. Anhand der
umfangreichen Excel-Tabelle, die
dabei herauskam, wurden Verbesserungsmöglichkeiten
erarbeitet. Ergebnis
war, dass es durchaus Möglichkeiten
gäbe, das Verfahren zügiger
über die Bühne zu bringen.
„Doch auch im besten Fall werden
wir immer noch 24 Monate brauchen“,
gab Heiß zu bedenken.
Nötig sei zudem ein „Bekenntnis
einer Vielzahl von Verwaltungsmitarbeitern“
– in vier Bereichen, die
bereits heute überlastet seien und
für die aufwendige Kooperationen
mit anderen Ämtern nicht an erster
Stelle stünden. Auch würde die Kosten-
und Leistungsrechnung, die
Grundlage für Zahlungen des Senats
an die Bezirkesei,komplexe Projekte
nicht fördern. „Bei ihr geht es um
Standardprodukte in Standardzeiten
zu Standardpreisen“, so Heiß. Das
betreffe auch andere Themen, über
die diskutiert werde: „Die komplexe
Analyse von Unfallschwerpunkten
wirdebenfalls nicht belohnt.“
Die Stadträtin hat kalkuliert, was
es für die Verwaltung bedeuten
würde, wenn in ihrem Bezirk innerhalb
des S-Bahn-Rings das Parken
überall Geld kostet. Derzeit seien
dort mehr als 34 000 Kraftfahrzeuge
gemeldet, wofür voraussichtlich
rund 30 000 Parkvignetten beantragt
würden, sagte Heiß. „Das ist schon
ein Happen, den die Bürgerämter
bewältigen müssten.“ Allein für die
Vignetten wären 20 Mitarbeiter nötig.
Um alle Parkplätzezukontrollieren,
bräuchte das Ordnungsamt
rund 120 Stellen, so die Stadträtin.
„Parken ist ein Thema, das sehr
emotional diskutiert wird“, sagte
Hartmut Reupke. Darum waren in
Berlin Volksentscheide gegen neue
Parkzonen erfolgreich –inCharlottenburg-Wilmersdorf
und Treptow-
Köpenick. Er ließ durchblicken, dass
dies die Ausdehnung der Parkraumbewirtschaftung
behindert.
Lob vonden Anwohnern
Wenn Parkgebühren den Ansturm
auf die Parkplätze verringern, freuten
sich die Anwohner, weil sie bessere
Chancen bekämen, freie Plätze
für ihre Autos zu finden, entgegnete
Heiß. Die Bürger nähmen auch zur
Kenntnis, dass die Kontrollen dazu
führen, dass nicht mehr so oft falsch
geparkt wird. In ihrem Bezirk stießen
die Pläne für weitere Parkzonen jedenfalls
auf „breite Zustimmung“,
berichtete die Stadträtin. „Selten
habe ich so viele lobende Briefe bekommen
wie für die Parkzone 55.“
Peter Neumann
ist gespannt, ob der Plan
des Senats aufgeht.
Männer auf dem Sofa, Frauen aufs Parkett
Bewegung bis ins hohe Alter: Die erste Tanzschule bietet jetzt Kurse für Senioren an, die statt mit einem Partner mit ihrem Rollator die Tanzfläche erobern
VonKerstin Hense
Sie treffen sich einmal wöchentlich
und lassen ihre Hüften zu
Rumba, Wiener Walzer und Cha-
Cha-Cha kreisen. Ihren Tanzpartner
haben diese Damen dabei stets an
ihrer Seite –und er hat keine zwei
Beine, sondern vier Räder. Die Steglitzer
Tanzschule Dieter Keller hat in
ihrer Zweigstelle in Teltoweine neue
Tanzsportart im Programm: den
Rollator-Tanz für Senioren.
Brigitte (83), Bärbel (72), Hannelore
(83) und Carmen (87) sind an
diesem Nachmittag nur zu viert. Bevor
sie zum eigentlichen Tanz starten,
sitzen sie noch bei Kaffee und
TeeamTisch zusammen. Bisher hat
sich kein einziger Mann in ihrer
Runde blicken lassen. „Die Männer
sind nicht so gesellig wie wir Frauen.
Sie sitzen lieber zu Hause vor dem
Fernseher und gehen nirgendwo
mehr hin“, sagt Brigitte –und das
klingt fast ein wenig vorwurfsvoll. Sie
habe jahrelang einen Fuhrbetrieb
geführt, und dorthabe sie gelernt zu
sagen, was sie denke. Doch zu dem
Tanz, den die Damen tanzen wollen,
sind Männer gar nicht zwingend
notwendig –denn getanzt wird hier
mit Rollator.Das hat einen ernsthaften
Hintergrund. „Das Gute ist: Man
verliert dabei die Angst vor dem Gerät“,
sagt Christopher (31). Er leitet
den besonderen Tanzkurs schon seit
Oktober und kommt bei den Seniorinnen
als Lehrer sehr gut an. Die
Teilnehmer duzen sich untereinander,wollen
auch in der Zeitung ihren
vollen Namen nicht lesen.
„Der Chris“, so nennen sie ihren
Tanzlehrer, sei „äußerst charmant
und uns zugewandt“, erzählt Hannelore.
Jetzt klatscht er in die Hände.
Die Damen erheben sich von ihren
Plätzen und schieben ihren Rollator
auf das blanke Parkett. Als die Musik
zum Foxtrott einsetzt, fahren sie mit
ihren Gehhilfen zügig im Uhrzeigersinn
im Kreis.„Standardtänzeeignen
sich zu dieser Bewegung sehr gut“,
erklärtChristopher.Erruft mit lauter
Stimme „Hacke, Spitze“ und die
Rentnerinnen wippen im Takt vor
Rollator–Tanzkursmit Tanzlehrer Chris in der Tanzschule Keller in Teltow.
und zurück. Hannelore strahlt. Sie
hat sich für die Tanzstunde extrafein
gemacht, trägt ein langärmeliges rotes
Spitzenoberteil und dazu den
passenden roten Nagellack.
Fast alle Damen haben schon in
jüngeren Jahren gerngetanzt. Siebe-
BERND FRIEDEL
wegen sich trotz ihres höheren Alters
noch sehr anmutig, ihreArmegehen
ganz elegant über den Kopf nach
vorn und die Füße zur Seite. „Ich
habe brasilianische Vorfahren und
die Musik im Blut“, sagt Carmen,
eine kleine Frau mit kurzen grauen
Haaren. Während sie ihren Rollator
schiebt, kreist sie mit ihren Hüften.
Ihre Gesichtszüge wirken entspannt.
Die Rollator-Tänzerinnen sind
beim Walzer angekommen. „Vor
zwei, drei, rück zwei drei und dabei
drehen wir uns“, erklärtChristopher.
Carmen hat sich mit ihrem Rollator
ein wenig von der Gruppe entfernt.
„Achtung, wir warten auf die anderen“,
ermahnt er. „Tanzen hat auch
ein paar Regeln.“ Die Freude steht
trotz allem im Vordergrund. Der
Rollator-Tanz wurde vom Allgemeinen
Deutschen Tanzlehrerverband
(ADTV)entwickelt, damit Menschen
mit eingeschränkter Mobilität, wie
Bärbel, nicht vom gesellschaftlichen
Leben ausgeschlossen sind.
Siekomme auch wegen der sozialen
Kontakte und der Bewegung, sagt
Bärbel. Dass sie heute so flott über
das Parkett fährt, grenzt wohl an ein
Wunder. Zweimal sei sie schon am
Kopf wegen eines Aneurysmas operiert
worden, das letzte Mal habe sie
nur knapp überlebt.„Wenn mir mein
Mann nicht immer wieder Mut gemacht
hätte, hätte ich es wohl nicht
geschafft“, sagt sie. Bärbel hat sogar
drei Gehhilfen zu Hause. „Diesen
hier nehme ich nur zum Ausgehen“,
sagt sieund zeigt stolz auf ihren Rollator.
Nach dem Tanzen schieben die
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Citroën C5 AircrossimTest
Seniorinnen ihre Tanzpartner gemeinsam
zur Bushaltestelle. Auch
wenn sie dank der Rollatoren auf
Männer verzichten können –„ein
paar nette Herren im Kurs wären
schon schön“, sagt Bärbel und lacht.
Sie freut sich schon auf nächsten
Montag, 15 Uhr. Dann tanzt sie wieder.Mit
ihrem Rollator.
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 15
· ·
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Berlin
Rosskur
für den
RBB
Sender muss „bittere
Summe“ sparen
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg
(RBB) muss sich neu ausrichten
–und deutlich sparen. „Kosmetische
Änderungen“ reichten
nicht mehr aus,umimdigitalen Zeitalter
zu bestehen, sagte Intendantin
Patricia Schlesinger bei der Vorstellung
der Senderpläne für dieses Jahr.
DerRBB stehe damit vorder größten
Herausforderung seit seiner Gründung
2003: Mit geringeren Mitteln
müsse sich der Sender konsequent
den Sehgewohnheiten der jüngeren
Generation anpassen, dabei aber das
traditionelle Programm nicht vernachlässigen.
„Wir müssen uns mittelfristig
komplett neu aufstellen, was Formatierung,
Inhalte und Produktion betrifft“,
sagte Schlesinger und sprach
von Einsparungen von 20Millionen
Euro im Jahr –„eine bittereSumme“,
wie sie sagte. Dies werde auch den
Mitarbeitern tiefgreifende Veränderungen
abverlangen.Wiesich das Angebot
nach unterschiedlichen Plattformen
ausrichten werde, beschrieb
Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus
am Beispiel von„Chez Krömer“.
Die neue Comedy-Staffel mit
Kurt Krömer startet am 11. Februar
fast gleichzeitig im Fernsehen und
online. Der Sender hatte damit gute
Erfahrungen: Dievier Folgen der ersten
Staffel wurden bisher 1,3 Millionen
Malabgerufen und haben damit
gleich soviele Zuschauer erreicht wie
im traditionellen Fernsehen. Auch die
acht Folgen der neuen Mini-Se
Angesichts dieses Wandels im Medienkonsum
spielt die traditionelle
TV-Quote für Schlesinger eine wichtige,
aber keine entscheidende Rolle.
Es gehe vorallem darum, im Netz auffindbar
zu sein. Podcast-Angebote
und Formate für YouTube sollen im
Angebot etwa der Jugendwelle Fritz
ausgebaut werden. (BLZ)
Intendantin Patricia Schlesinger hat ein
Sparprogramm aufgelegt. BLZ/PAULUS PONIZAK
Sesede Terziyan spielt Kriminalhauptkommissarin Jasmin Sayed. Und dafür braucht sie einen Bootsführerschein.
Sesede Terziyan wundertsich
jetzt auch, dass sich beim
Casting für die neue Serie
„WaPo Berlin“ ihre
Schwimmfähigkeiten keine Rolle gespielt
haben: „Danach ist nicht gefragt
worden.“ Sie ist keine besonders
ausdauernde,schnelle oder elegante
Schwimmerin, aber es dürfte
reichen: „Ich kann mich über Wasser
halten.“ Manchmal werden für
Dreharbeiten besondere Kenntnisse
benötigt, was die angenehme Nebenwirkung
hat, dass man als
Schauspieler in der Arbeitszeit Dinge
tut, mit denen andere ihre Freizeit
verbringen. Diesmal auch: „Wir
durften alle den Bootsführerschein
machen.“ Den haben inzwischen
auch sämtliche Kollegen. Bis auf Sesede
Terziyan, die die Chefin, Kriminalhauptkommissarin
Jasmin
Sayed, spielt: „Ich muss noch nachsitzen.“
Wenn die Berlinerin, die früher in
Kreuzberg gelebt hat, von dort aber
wegen der Mieten nach Prenzlauer
Berg zog, über ihre neue Arbeit
spricht, gerät sie ins Schwärmen:
„Was ich bei der Wapo so schön
finde, ist die Mischung der Menschen
und Geschichten. Und dass
Die Chefin muss nachsitzen
Die Berlinerin Sesede Terziyan
ermittelt ab nächster Wocheim
Ersten in einer neuen
Vorabend-Serie
von Andreas Kurtz
ak@andreaskurtz.net
die Stadt vom Wasser aus erzählt
wird.“
Die Beiläufigkeit, in der die Diversität
der WaPo-Besetztung vermittelt
wird, ganz ohne erhobenen
Zeigefinger und politisch hoch korrekten
Vortrag, gefällt der Schauspielerin,
die in Nordenham in Niedersachsen
geboren wurde und
Vorfahren aus Armenien hat. Beider
Serie, die vom 28. Januar an dienstags
um 18.50 Uhr imErsten die Ermittlungen
einer Einheit der Wasserschutzpolizei
zeigt, wurden
Schauspieler mit so genanntem Migrationshintergrund
nicht nach
dem bei anderen Serien immer
noch üblichen Cocktailkirschenprinzip
als Verzierung auf die fertige
Besetzung deutscher Hauptdarsteller
draufgesetzt. Die Wapo ist so
bunt wie Berlin, was aber nicht groß
thematisiertwird:„Das war für mich
einer der ausschlaggebenden
CHRISTIAN SCHULZ
Punkte für diese Arbeit. Außerdem
kann ich in Berlin drehen, bin also
abends zu Hause.“
Abziehbilder statt Menschen mag
sie nicht spielen: „Wenn Rollen klischeebeladen
sind, mache ich das
nicht. Das will ich nicht bedienen.“
Acht Folgen mit ihr als Chefin der
WaPo sind bereits gedreht, weitere
acht hat der Sender schon vor der
Ausstrahlung der ersten Staffel bestellt,
was für ein gewisses Vertrauen
in einen Erfolg spricht. Die neue Serie
beansprucht die 38-Jährige nur
drei Monate pro Jahr:„Es bleibt also
Zeit für das Theater, ich bin nämlich
gern Ensemblemitglied.“ Am 28.
März kann man sie in der Premiere
des neuen Stückes „Berlin Oranienplatz“
am Maxim-Gorki-Theater sehen.
Die Frage, obsie sich vorstellen
kann, bei der „WaPo Berlin“ alt zu
werden, bringt die Schauspielerin
ganz kurzineine Abwehrhaltung: „Je
facettenreicher meine Arbeit ist, um
so besser für mich. Aber mich interessiert
es, Menschen abzuholen.
Wenn ich mit einer Serie wie „WaPo
Berlin„ viele Menschen mit guten
Geschichten erreiche, dann freut
mich das.“
WeShare will
nach Europa
expandieren
VW-Tochter sieht Testlauf
in Berlin als Erfolg
Der Carsharing-Anbieter WeShare
will seine vollelektrischen
Leihwagen in sieben weiteren europäischen
Städten aufstellen. Im
Laufe des Jahres sollen München,
Budapest, Prag, Madrid, Paris und
Mailand dazukommen, wie WeShare-Chef
Philipp Reth sagte. Insgesamt
soll die Elektro-Flotte des Unternehmens
dann aus rund 8400
Fahrzeugen bestehen.
Engpass beim Laden
WeSharehatte sein Angebot im Juni
vergangenen Jahres in Berlin mit
rund 1500 Autos begonnen. In den
nächsten Monaten soll die Flotte in
der Haupstadt auf rund 2000 wachsen.
Das Geschäftsgebiet sei ausgeweitet
worden. In den Randbezirken
Berlins steht das Angebot aber
weiterhin nicht zur Verfügung. „Da
wünschen wir uns auch ein Entgegenkommen
der Stadt“, sagte Reth.
Vorstellbar sei etwa, dass die Stadt
bei den Parkgebühren in der Innenstadt
Abstriche macht. So ließe sich
der Service in den äußeren Gebieten
besser finanzieren.
Ein Engpass sind zudem die Ladestationen.
In Kooperation mit
den zur Schwarz-Gruppe gehörenden
Supermarktketten Lidl und
Kaufland will WeShare insgesamt
140 eigene Ladepunkte in ganz Berlin
aufbauen. In der Stadt selbst stehen
800 öffentliche Stationen zur
Verfügung. Dennoch gilt die Ladeinfrastruktur
nicht nur in Berlin als
mangelhaft.
Das WeShare-Angebot wird von
der hundertprozentigen VW-Tochter
Umibetrieben. Geld verdientVW
mit dem Angebot bislang nicht. Das
soll sich laut Reth in den kommenden
Jahren aber ändern. „Das ist
kein rein strategisches Angebot“,
sagte er. (dpa)
WeShare ist in Berlin gestartet. Nun gehtes
in andere Metropolen.
WE SHARE
BERLIN
MESSEN
Messe Ausbildung &Karriere
14. und 15. Februar 2020, 9–16 Uhr
berlinmessen.de
16 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Berlin/Brandenburg
NACHRICHTEN
Einmütigkeit im Kampf
gegen Antisemitismus
In seltener Einigkeit hat sich der
Brandenburger Landtag mit den
Stimmen aller sechs Fraktionen gegen
Antisemitismus und Rassismus
und für mehr Schutz jüdischen Lebens
ausgesprochen. „Der Landtag
stellt sich gegen alle Tendenzen der
Ausgrenzung, der Gewalt, des Hasses
und der Hetze“, heißt es in einem
Antrag der drei Koalitionsfraktionen
vonSPD,CDU und Grünen sowie
der Linken, für den auch AfD und
Freie Wähler stimmten. (dpa)
Land will unabhängige
Anlaufstelle für Heimkinder
Kinder und Jugendliche aus Heimen
sollen eine unabhängige Anlaufstelle
für Sorgen und Missstände bekommen.
DerLandtag beschloss mit
breiter Mehrheit, dass die Landesregierung
ein Konzept für eine Ombudsstelle
erstellen soll, die unabhängig
vonden zuständigen Jugendämternist.
Jugendministerin Britta
Ernst (SPD) sprach sich für ein solches
Konzept aus.„DerKinderschutz
gehörtauch bei der neuen Landesregierung
zu den Schwerpunkten“,
sagte sie.„Wirwollen deshalb Lücken
im Hilfesystem, die wir erkennen,
auch schließen.“ (dpa)
Warnstreik in
Potsdams Schlössern
Miteinem erneuten Warnstreik haben
Mitarbeiter der Schlösserstiftung
für die Aufnahme vonTarifverhandlungen
demonstriert. DasNeue
Palais im Potsdamer Park Sanssouci
und das Schloss Rheinsbergblieben
am Donnerstag geschlossen. Das
Schloss Cecilienhof hatte nur für
Gruppen geöffnet, sagte Stiftungssprecher
Frank Kallensee.Nach Angaben
der Gewerkschaft Verdinahmen
50 Beschäftigte an dem Warnstreik
teil und zogen zur Streikversammlung
vorden Landtag. (dpa)
Internetkriminelle greifen Rathaus an
In Potsdam mussten alle Computersysteme vom Netz genommen werden. Ministerien sind nicht betroffen
VonJens Blankennagel, Potsdam
Sie wollten etwas ganz Alltägliches
erledigen und ihr
neues Auto anmelden, doch
dann standen Dutzende
Leute in Potsdam vorder verschlossenen
Zulassungsstelle. Auch die Bürgerämter
waren am Donnerstag nur
begrenzt einsatzfähig. Leute,die Ausweise
oder Reisepässe beantragen
wollten, wurden wieder nach Hause
geschickt. Auch Baugenehmigungen
konnten nicht bearbeitet werden. Alles
Dinge, bei denen die Stadt übers
Internet mit anderen Behörden hätte
kommunizieren müssen.
DerGrund: DieLandeshauptstadt
ist das Opfer eines großangelegten
Cyberangriffs von Kriminellen geworden,
die versucht haben, sich Zugang
zum Computersystem der
180000-Einwohner-Stadt zu verschaffen.
Schäden in Milliardenhöhe
„Wir haben unsere Systeme aus Sicherheitsgründen
offline gestellt,
weil wir voneiner illegalen Cyber-Attacke
ausgehen müssen“, sagte
Oberbürgermeister Mike Schubert
(SPD). „Wir arbeiten mit Hochdruck
daran, dass die betroffenen Systeme
der Verwaltung baldmöglichst wieder
eingeschaltet werden und wir
wieder sicher arbeiten können.“
Potsdam ist nicht das einzige Ziel.
So nahm am Donnerstag auch die
Stadtverwaltung von Stahnsdorf
(Potsdam-Mittelmark) ihr System
vomNetz. DieLandesregierung blieb
offenbar verschont. „Ich möchte betonen,
dass das Landesverwaltungsnetz
nicht betroffen ist“, sagte Andreas
Carl, Sprecher des Innenministeriums.„DieSicherheit
war und ist gewährleistet
und war nie durch die in
Rede stehende Schwachstelle der
Herstellersoftwaregefährdet.“
Die Gefährdungslage werde als
andauernd hoch eingeschätzt. Die
Kommunen können sich beim Land
über aktuelle Schwachstellenwarnungen
frühzeitig informieren.
Internet –unendliche Weiten und unendliche Möglichkeiten für Kriminelle.
Täter: Oft verschlüsseln Cyberkriminelle
fremde Daten,
um dann Lösegeld für deren
Entsperrung zu verlangen.
Doch die Betroffenen können
nicht darauf vertrauen,
bei Zahlung wieder Zugang
zu den Daten zu bekommen.
ERPRESSUNG IM INTERNET
Studie: Laut einer am Donnerstag
veröffentlichten Studie
der US-Sicherheitsfirma
Proofpoint entschieden sich
33 Prozent der voneiner solchen
Ransomware Infizierten
dafür,das geforderte Lösegeld
zu zahlen.
DPA/GOLLNOW
Zugriff: Doch etwa jeder
Fünfte (22 Prozent) erhielt
trotzdem keinen Zugriff auf
die Daten. Neun Prozent
sagten, sie seien nach der
Zahlung außerdem mit weiteren
Forderungen der Erpresser
konfrontiertworden.
Im Oktober 2019 musste das Berliner
Kammergericht nach einer Cyber-Attacke
die Verbindung zum Internet
kappen. Im Dezember war die
Stadtverwaltung im hessischen Bad
Homburg betroffen. Vor zwei Wochen
traf es dann die UniGießen.
Nach Angaben des Bundeskriminalamtes
stieg die Zahl der Cyber-Attacken
2018 um 1,3 Prozent auf
87 000. Dies sind nur die bekannt gewordenen
Fälle. Experten gehen davon
aus, dass die Dunkelziffer sehr
groß ist, weil viele die Angriffe nicht
bemerken oder Firmen sie nicht anzeigen,
damit der Schaden nicht bekannt
wird.
Der Digitalverband Bitkom geht
davon aus, dass die Attacken seit
zwei Jahren noch einmal massiv zugenommen
haben. „Der Industrie ist
durch Sabotage, Datendiebstahl
oder Spionage in den vergangenen
zwei Jahren ein Gesamtschaden von
43,4 Milliarden Euro entstanden.“
Vermehrte Aktivitäten der Hacker
Die Potsdamer Stadtverwaltung hat
nun zusätzliche IT-Forensiker und
Sicherheitsexperten geholt, die alle
Computersysteme prüfen. Stadtsprecher
Jan Brunzlow sagte, dass
die Stadt in der Vorwoche Hinweise
bekam, dass es eine Sicherheitslücke
beim Citrix-Programm gibt. Das ist
eine Art Schnittstelle zwischen dem
internen System und der Internetwelt.
Vonden 2500 Mitarbeitern der
Stadt haben 425 einen solchen Zugang.
„Das Programm ist eine ArtTor
in unser internes System“, sagte
Brunzlow. Als es dort amMittwoch
verstärkte Hackeraktivitäten gab,
habe man das System vom Netz genommen.
„Derzeit gehen wir davon
aus, dass es den Kriminellen nicht
gelungen ist, personenbezogene Daten
vonunseren System zu stehlen.“
Wie lange die Überprüfung des
Systems noch dauert, ist unklar. Die
Herstellerfirma wolle bis Ende Januar
eine aktualisierte Fassung ohne
die bisherigen Sicherheitsmängel
zur Aktualisierung bereitstellen.
Tesla-Factory:
Offener Brief
an Woidke
Nabu fordert Steuerung der
Folgen durch die Regierung
VonJens Blankennagel, Potsdam
Wegen der anstehenden Ansiedlung
der sogenannten Gigafactorydes
US-Elektroautobauers Tesla
hat sich nun der Naturschutzbund
(Nabu) mit einem Offenen Brief an
Brandenburgs Ministerpräsidenten
Dietmar Woidke (SPD) gewandt. Die
Naturschutzorganisation fürchtet
massive Auswirkung auf die Region
rund um den Standort Grünheide
und fordert die Regierung auf, die
absehbaren „Folgewirkungen“ der
Ansiedlung zu bearbeitet und zu
steuern. Nabu-Landeschef Friedhelm
Schmitz-Jersch schreibt, es
seien erhebliche Verkehrsbelastung
und Zuzug zu erwarten. Für die Bürgerinnen
und Bürger sei nicht sichtbar,
wie die zu erwartenden Auswirkungen
angegangen und gesteuert
werden. „Die Menschen in der Region
wollen aber wissen, welche Folgen
die Ansiedlung auf ihre Lebensverhältnisse
hat“, heißt es.
Der Tesla-Konzern will bei Grünheide
für vier Milliarden Euro seine
erste europäische Fabrik bauen, bis
zu 9000 Arbeitsplätze schaffen und
500 000 Elektroautos proJahr bauen.
DerLandtag hat den Verkauf des bislang
landeseignen Grundstücks für
41 Millionen Euro zugestimmt, auch
der Tesla-Vorstand hat am Wochenende
dem Deal zugestimmt.
Der Nabu hebt hervor, dass die
Region als „Landschaftsschutzgebiet
Müggelspree-Löcknitzer Wald- und
Seengebiet“ großflächig geschützt
sei.„Wir forderndeshalb,dass für die
Steuerung der weiteren Entwicklung
eine interministerielle Arbeitsgruppe
gebildet wird“, sagte
Schmitz-Jersch. Der politische Gestaltungswille
der Regierung müsse
sich in der Steuerung der Folgewirkungen
im Interesse der dort lebenden
Menschen zeigen.
BEKANNTMACHUNGEN
Beteiligung der Öffentlichkeit an der Bauleitplanung
Bezirk Treptow-Köpenick
Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit,
§3Abs. 1Baugesetzbuch
Ortsteil Altglienicke
Bebauungsplan 9-68
(Geltungsbereich vgl. nebenstehenden Planausschnitt)
Ziel/Zweck: Entwicklung eines allgemeinen Wohngebietes mit
öffentlichen Grünflächen sowie einem öffentlichen Kinderspielplatz.
Ortsteil Niederschöneweide
Bebauungsplan 9-72
(Geltungsbereich vgl. nebenstehenden Planausschnitt)
Ziel/Zweck: Entwicklung des denkmalgeschützten Areals als Kernund
Gewerbegebiet mit Ufergrünzug.
Sie können die Pläne und Entwürfe einsehen und nach Erläuterung
der Ziele,Zwecke und Auswirkungen der PlanungÄußerungendazu
abgeben. Das Anhörungsergebnis wird indie weitere Planung einfließen.
Zeit: vom 27. Januar 2020 bis einschließlich 7. Februar 2020
Montag bis Mittwoch von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr, Donnerstag
von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr, Freitag von 8.00 Uhr bis 14.00 Uhr
sowie nach telefonischer Vereinbarung
Ort: Bezirksamt Treptow-Köpenick, Abt. Bauen, Stadtentwicklung und öffentliche Ordnung, Stadtentwicklungsamt,
Fachbereich Stadtplanung, Rathaus Köpenick, Alt-Köpenick 21, 12555 Berlin,
Flurbereich zwischen Zimmer 131/132, Tel. Nr. 030/90297-2383, 2266
Die Unterlagen können während der o.g. Beteiligungsfrist im Internet eingesehen werden:
Bebauungsplan 9-68: https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/aemter/
stadtentwicklungsamt/bebauungsplaene/bebauungsplan.883048.php
Bebauungsplan 9-72: https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/aemter/
stadtentwicklungsamt/bebauungsplaene/bebauungsplan.883055.php sowie unter: www.mein.berlin.de
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Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 17
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Gesundheit
Kälte, die guttut
Extreme Minus-Temperaturen können Patienten mit entzündlichem Gelenkrheuma helfen. Berlins kälteste Orte dafür liegen am Wannsee und in Lichtenberg
VonMichael Timm
Die Temperatur liegt bei Minus 86 Grad. Das hält niemand lange aus –auch nicht, wenn es hilft.
Zur Badekleidung tragen sie
Mütze, Schal, Handschuhe
und dicke Socken. Das Gesicht
ist durch eine Maske
geschützt, wie sie sonst nur Chirurgen
im OP anlegen. Dann öffnet sich
die Kühlschranktür.Kältewolken wabern
über den Boden. Jetzt ein paar
mutige Schritte: Und schon stehen
die Patienten in sibirischer Kälte.
Frank Ruppenthal schließt hinter ihnen
schnell die schwereStahltür.
Jeden Morgen bricht am Wannsee
die Eiszeit an. Dort, wo die Patienten
im Badeanzug jetzt von einem Fuß
auf den anderen treten, fällt das Thermometer
auf minus 60 Grad. Das ist
so kalt wie Sibirien im Winter. Doch
die Tiefkühlzelle ist nur der Vorraum.
30 Sekunden später öffnet sich eine
zweite Tür. Jetzt kommt die eigentliche
Kältekammer.Vier Quadratmeter
ist sie groß. Hier herrschen eisige
Temperaturen wie im Weltraum: 110
Grad minus! Willkommen in Berlins
ungewöhnlichster Rheuma-Station.
Willkommen in der Wannseer Kältekammer.
Sie steht im Immanuel-Krankenhaus
an der Königstrasse. Bei minus
110 Grad gefriert hier sogar der
Schmerz. Das ist der Sinn der Kältetherapie.
„Die meisten unserer Patienten
leiden an entzündlichem Gelenkrheuma
oder an rheumatischen
Krankheiten wie Bechterew und Psoriasis-Arthritis“,
erklärt Frank Ruppenthal.
Der leitende Physiotherapeut
ist für die Therapie in der Kältekammer
zuständig. Täglich schleust
er bis zu hundert Patientinnen und
Patienten in kleinen Gruppen durch
den arktischen Kälteschock. DerAufenthalt
in derTiefkühlkammer dauert
aber nur höchstens drei Minuten. In
dieser Zeit heißt es, ständig in Bewegung
zu bleiben. Dann ist der Ausflug
schon wieder beendet. Ein angenehmes
Wärmegefühl macht sich breit,
sobald man sie wieder verlässt. Das
Wichtigste aber: Die Schmerzen sind
nahezu weg. Oder haben wenigstens
vorübergehend abgenommen. Denn
nach der Kältebehandlung können
die Rheumatiker ihre kranken Gelenke
plötzlich wieder viel besser bewegen.
Sie gehen dann gleich zur
Krankengymnastik und machen
Übungen, die sonst wegen der
Schmerzen gar nicht möglich wären.
Auf diese Weise erhalten sie ihre Gelenke
trotz Rheuma einigermaßen
beweglich. In der Regel sind mindestens
zehn Anwendungen erforderlich,
um eine spürbare und anhaltendeWirkung
zu erzielen.
Die Haut kühlt sich demnach auf
etwa acht Grad Celsius ab.„Die Körpertemperatur
bleibt aber während
dieser drei Minuten in der Regel stabil“,
sagt Chefarzt Andreas Krause,
der die Abteilung für Rheumatologie
am Immanuel-Krankenhaus Berlin
leitet. „Die Kältereize verdrängen
hier den Schmerzreiz.“ Durch die
ZB
Kälte sollen schmerz- und entzündungshemmende
Mechanismen in
Gang gesetzt werden.
„Unsere Behandlung löst mehrere
entzündungshemmende Mechanismen
aus“, sagt Frank Ruppenthal.
„Die Schmerzweiterleitung aus
den Gelenken wird gebremst. Das
Blut fließt verstärkt in das Innereder
Muskulatur, die dadurch mehr Sauerstoff
und Nährstoffe erhält. Unsere
Erfahrungen haben gezeigt, dass wir
95 Prozent der Schmerzpatienten
mit der Kältetherapie helfen können.“
Die Kältetherapie schafft nicht
nur ein deutlich verbessertes Lebensgefühl
für die Betroffenen, sondernhilft
auch, schmerzlösende und
entzündungshemmende Medikamente
(Antirheumatika) einzusparen.
Viele Menschen berichten, dass
sie sich nach ihrem ersten Kälteerlebnis
viel freier bewegen können.
Die Ganzkörperkältetherapie steigert
die Leistungsfähigkeit und verbessertdas
Allgemeinbefinden.
Diese Möglichkeit möchte Chefarzt
Andreas Krause möglichst vielen
seiner Patienten bieten. Der Spezialist
leitet die Abteilung für Rheumatologie
am Immanuel-Krankenhaus
Berlin. Dazu gehört auch eine
Rheuma-Tagesklinik. Dafür braucht
man allerdings eine Einweisung vom
Arzt und eine Kostenübernahmeerklärung
der Krankenkasse für eine
teilstationäreBehandlung. Auch ambulante
Patienten sind willkommen,
die die Kosten jedoch selbst tragen
müssen.
Berlin im Herzen.
Und auf dem Handy
SO SCHREIBT MAN BERLIN.
app-berliner-zeitung.de
18 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Lokalsport
Der große Stratege hinter den Pferden
Der in Berlin lebende Heinz Wewering hat den deutschen Trabrennsport wie kein zweiter dominiert. In der nächsten Woche wird er 70 Jahre alt
VonHarry Nutt
Es gibt nur wenige, die ihre
Sportart über einen so langen
Zeitraum geprägt haben
wie Heinz Wewering.
Diestatistischen Daten sprengen dabei
alle Dimensionen einer Randsportart,
die der Trabrennsport trotz
ambitionierter Versuche, das zu ändern,
immer geblieben ist.
Von1977 an war Heinz Wewering
28 Maldeutscher Champion der Berufsfahrer
und 29 Malder beste Trainer
seiner Zunft. Er gewann vier Europa-
und zwei Weltmeistertitel, und
im Jahre 2003 stellte er mit seinem
14 899. Lebenssieg den bis dahin
gültigen Weltrekord auf. Erst im Jahr
2014 wurde er vondem US-Amerikaner
Dave Palone übertroffen. Immer
zu gewinnen schien ein halbes Leben
lang das Programm des ansonsten
eher zurückhaltenden Westfalen
zu sein.
Der 1950 in Münster-Albachten
geborene Heinz Wewering wollte ursprünglich
nicht zu den Trabern. Irgendwas
mit Pferden, das schon. Also
begann er, mit reichlich Ehrgeiz und
Einfühlungsvermögen für die sensiblen
Tiere ausgestattet, als Jockey im
Galopprennsport, musste nach kurzer
Zeit aber einsehen, dass er dafür
eigentlich zu groß gewachsen war.
Gespür für die Fahrleine
WasGröße im Pferdesportbedeutet,
hat in Europa später kaum jemand
so nachhaltig definiert wie Heinz
Wewering. Er ist bis heute das Gesicht
des deutschen Trabrennsports,
an Bekanntheit und Beliebtheit
folgte er ganz unmittelbar auf Johannes
„Hänschen“ Frömming, der in
der Nachkriegszeit den Trabrennsport
beinahe im Alleingang repräsentierthat.
In seiner Karriere, die in den 70er-
Jahren so richtig an Fahrt aufnahm,
kam Wewering zweifellos zu Gute,
dass er buchstäblich in die Blütezeit
des Trabrennsports hineingewachsen
war. Seine stärkste Phase an Popularität
und wirtschaftlicher Bedeutung
erreichte der Pferdesport
mit dem ungewöhnlichen Sulky als
Fahrgerät in den späten 80er-Jahren,
und Heinz Wewering wusste den
Aufschwung geschickt für sich zu
nutzen. Zum vorhandenen Gespür
für die Fahrleine stellte er ein bis dahin
in Deutschland kaum bekanntes
Organisationstalent unter Beweis.
Heinz Wewering fuhr über drei Jahrzehnte
an mehr als 350 Tagen im Jahr
Heinz Wewering in der Pose, die ihn berühmt gemacht hat: konzentrierter Blick und viel Gefühl in den Fingern.
Rennen. Er gewann oft ein halbes
Dutzend proTag und sammelte Prämien
in Millionenhöhe für seine verschiedenen
Pferdebesitzer.Die hohe
Frequenz an Veranstaltungen und
Rennen war natürlich eine wichtige
Grundlage für den überwältigenden
Erfolg in diesen Jahren, aber Heinz
Wewering verfügte zudem über die
Begabung, die Chancen auch zu erkennen
und zu nutzen.
Pferdesportler,die erfolgreich sein
wollen, müssen auch gute Unternehmer
sein. In seiner Hochphase hatte
Heinz Wewering auf seiner Trainingsanlage
in Bladenhorst bei Recklinghausen
mehr als 200 Pferde im Stall.
Er beschäftigte zu dieser Zeit mehrere
ausgebildete Trainer und der gute
Geist am Geläuf war dabei sein erster
Stallmann Heinz Mletzko – wegen
seiner ausgeblichenen Haarfarbe
„der Weiße“ genannt –bei dem in der
Vorbereitung der Pferde alle Fäden
zusammenliefen.
28
Mal war
Heinz Wewering
deutscher Champion der
Berufsfahrer.
Aus dem wie geschmiert laufenden
Betrieb gingen große Sieger hervor,
allen vorandie Wunderstute Babesia
aus dem Gestüt Forstwald bei
Mönchengladbach und Diamond
Wayaus der Zucht von Springsport-
Olympiasieger Alwin Schockemöhle,
der Wewering auch den dritten von
insgesamt acht Fahrer-Siegen im
DIE REKORDE
16 912
Siegestehen derzeit auf
dem Konto des ehemaligen
Weltmeisters. Weitere werden
hinzukommen.
707
Siege
erzielte Wewering
allein 1983.
Das war Weltrekord.
Deutschen Traberderby in Berlin-
Mariendorf bescherte, noch immer
der wichtigste Gradmesser für den
Erfolg im Trabrennsport.
Denersten Derbysieg fuhr er 1981
mit dem dreijährigen Hengst Noble
Stardom heraus und läutete damit
endgültig die ÄraWewering im Trabrennsportein.
IMAGO
Menschliche Größe jedoch bewies
Heinz Wewering gerade auch in
den Momenten, als es plötzlich nicht
mehr ganz so rund lief in seiner Karriere.
Er,der kühle Rechner und Perfektionist,
war Mitte der 2000er-
Jahre in eine Steueraffäre geraten,
die ihn deutlich kürzer treten ließ
und sogar dazu zwang, sein sportliches
Glück in Italien zu versuchen.
Der Versuch, mit eigenen Deckhengsten
im Zuchtgeschäft Fuß zu
fassen, verlief eher glücklos.
Als Wewering aus Italien zurückkehrte
und wechselnde Engagements
als Privattrainer annahm,
hatte er zwar vorübergehend seine
unternehmerische Selbstständigkeit
verloren, nicht aber seine Intuition,
im Rennen günstige Passagen zu finden
und diese auch zu nutzen.
Sehr viel beeindruckender aber
war, wie es Heinz Wewering gelang,
sich auch in der Phase der Stagnation
seine Würde als fairer Sportler
zu bewahren. Und obwohl nun andere
den Goldhelm als Trophäe des
erfolgreichsten Piloten trugen, der
doch über fast drei Jahrzehnte unverwechselbar
sein Markenzeichen
gewesen war, hat ihm die abrupte
Wachablösung nie den Spaß und die
Leidenschaft geraubt. Und zur Befriedigung
seiner Lust aufs Siegen
und Gewinnen reichte es natürlich
immer noch.
Nicht selten sind Traberleute
auch Hitzköpfe, Heinz Wewering
aber verknüpft Routineund Geistesgegenwart
mit einer natürlichen
Klugheit, die ihn noch immer als
wichtigsten Vertreter seines Sports
erscheinen lassen.
EinRennsportnomade
Seinen letzten Sieg im Deutschen
Traberderby erzielte er mit dem Außenseiter
Unikum bereits im Jahr
2010, aber jedes Jahr ist HeinzWewering
wieder aufs Neue mitaussichtsreichen
Kandidaten aus seiner Obhut
vertreten oder als verlässlicher
Catchdriver für andere Rennställe
gefragt. Für junge Kollegen ist seine
nie nachlassende Selbstdisziplin ein
Ansporn und die alten schätzen ihn
als angenehmen Zeitgenossen und
Gesprächspartner, obwohl er ihnen
über viele Jahre aus rein sportlichen
Gründen sehr oft das Nachsehen gegeben
hat.
Ein Familienmensch war der
Rennsportnomade Heinz Wewering,
der seine Zelte seit einigen Jahren in
Berlin aufgeschlagen hat, nie. Die
Begeisterung für den Sport hat er
dennoch an seine Kinder Oliver und
Marie-Charlott weitergegeben, die
selbst überaus erfolgreich Rennen
bestritten oder es noch tun. 1999
trug sich Oliver Wewering mit dem
Hengst German Titan ebenfalls in
die begehrte Liste der Derby-Gewinner
ein.
Wo und wie Heinz Wewering am
28. Januar seinen 70. Geburtstag feiern
wird, ist natürlich Privatsache.
Aber wer ihm gratulieren will, kann
das mit einiger Sicherheit nachträglich
im Teehaus der Trabrennbahn
Mariendorf tun, wenn er dort die
Übertragungen der großen Rennen
des Wintermeetings von Paris-Vincennes
beobachtet, um auf dem
Laufenden zu bleiben.
Harry Nutt
hat nicht alle, aber sehr vieleWewering-Siegegesehen.
„Das ist 100 Prozent Inklusion“
Der langjährige Bahnsprinter Robert Förstemann ist zum Para-Cycling gewechselt. Zusammen mit seinem Partner Kai Kruse will er bei den Six Days Berlin einen Rekord knacken
VonPeter Kirnich
Wie sich die Zeiten ändern:„Früher
habe ich mich auf Weltmeisterschaften
im Trainingslager in
Kapstadt vorbereitet“, erzählt Robert
Förstemann, seit mehr als 15 Jahren
einer der besten Bahnradsprinter
der Welt. Sich schinden im Schatten
des berühmten Tafelberges, das
hatte was.Und heute?„Heute bereite
ich mich in Frankfurt (Oder) auf die
Saison-Höhepunkte vor“, sagt der
33-jährige Berliner und kann sich ein
breites Grinsen nicht verkneifen.
Schließlich hat er es so gewollt.
„Nach so vielen Jahren Einzelkämpfer
habe ich nach einer neuen Herausforderung
gesucht“, sagt er.
Er fand sie im Paracycling, als
Tandem-Pilot für den sehbehinderten
KaiKruse.Beide kannten sich bereits
von gemeinsamen Trainingsstunden.
Als Kruse und sein erster
Tandem-Partner Stefan Nimke sich
im Vorjahr getrennt hatten, suchte
Kruse nach einem neuen Partner.Da
passte es gut, dass Förstemann sich
gerade sportlich verändern wollte.
„Ich war sofort begeistert von der
Idee,mit Kaiein Team zu bilden.“
Kruse hatte als dreijähriges Kind
bei einem Unfall einen Großteil seiner
Sehfähigkeit verloren. Mit neun
Jahren begann der sportbegeisterte
Junge mit dem Rudern. Im Mixed-
Vierer gewann er bei den Paralympics
2012 in London die Silbermedaille.
Vier Jahre später gelang ihm
ein ähnliches Kunststück, doch diesmal
nicht im Wasser sondernauf der
Radrennbahn. Gemeinsam mit Stefan
Nimke gewann er die Bronzemedaille
über 1000 Meter Zeitfahren
auf dem Tandem. „Ich habe nach der
Trennung von Stefan lange gesucht,
wer zumir passen könnte. Mit Robertläuft
es perfekt.“
Die Ketten gesprengt
Seit einem Jahr fahren die beiden
jetzt zusammen. An die urwüchsige
Kraft seines neuen Partners musste
sich Kruse jedoch erst gewöhnen.
„Wenn Robertantritt, dann steckt da
unheimlich viel Power hinter“, berichtet
Kruse. „Kai hat sich am Anfang
immer dermaßen in seinen
Lenker verkrampft, dass ich die Spur
gar nicht richtig halten konnte“, erinnert
sich dagegen Förstemann an
ihre ersten Fahrten. „Aber ein
Schnelles Tandem: RobertFörstemann (vorne), Kai Kruse.
schneller Antritt ist eben wichtig, gerade
mit dem Tandem“, erklärt er.
„Das sind immerhin rund 200 Kilogramm
Gewicht zusammen mit uns
beiden. Werdie am schnellsten ins
Rollen bringt, hat viele Vorteile.“
Klar, dass das einer sagt, der über
viele Jahre die deutsche Auswahl im
Teamsprint anfuhr und mit ihr 2012
bei den Olympischen Spielen in London
Bronze gewann. Für Kruse aber
war es nicht so leicht, sich daran zu
IMAGO IMAGES
gewöhnen,„zumal es hin und wieder
durch die Wucht des Anfahrens
mächtig krachte“, wie er berichtet.
Malhatten sie „die Kette gesprengt“,
mal knallte es vorn, mal hinten. „Ich
musste Kaidann immer beruhigen“,
sagt Förstemann. Etwa mit Argumenten
wie diesen: „Ein bisschen
Wahnsinn gehört eben dazu.“ Das
waren die Anfänge.
Inzwischen wurde ihr Tandem
unter anderem vonden Experten des
Instituts für Forschung und Entwicklung
von Sportgeräten (FES) noch
einmal auseinandergenommen und
überarbeitet. Kette, Ritzel, Speichen
und vieles mehr wurden ausgebessert,
das ganzeTandem deutlich stabiler
gestaltet und speziell an die beiden
Radsprinter angepasst.
Vorbereitung auf Paralympics
Nun kann die neue Saison starten.
Für dieses Jahr hat sich das Duo viel
vorgenommen. In einigen Tagen
wollen sie bei der Weltmeisterschaft
in Kanada zu den Besten gehören,
und im August dann möglichst bei
den Paralympics über 1000 Meter
Zeitfahren zu den Medaillen greifen.
Doch bevor es nach Kanada geht,
wollen sie sich und ihr neues Tandem
bei den Berliner Sixdays noch
einmal testen. Nichteinfach so.„Wir
wollen im Velodrom einen neuen
deutschen Rekord mit dem Tandem
über 1000 Meter aufstellen“, sagt
Förstemann. Dazu müssten sie die
vier Runden am Freitag unter 61,6
Sekunden fahren. „Das ist möglich“,
glauben beide.
Es hat den Anschein, dass beide
sehr fit sind.„Vom Trainingsaufwand
hat sich kaum etwas geändert“, sagt
Förstemann. Einziger Unterschied:
Er müsse sich jetzt nicht mehr alleine
schinden, sondern für ihr gemeinsames
Ziel. Förstemann hat in
den letzten Monaten noch etwas gelernt,
wie er sagt: „Ich nehme die
Anzeige
Lesen Sie am Wochenende
Karriere
Richtig durchsetzen: DerKampf
für Frauen im Berufsalltag
Dress-Code im Job:Jeans und
Sneaker gehenimmer,oder?
Leistungen vonSportlernmit Handicap
heute bewusster wahr. Die trainieren
ebenso fleißig und hart, aber
stehen selten im Mittelpunkt.“ Für
Kai Kruse bedeutet es viel, sich mit
dem ehemaligen Top-Sprinter auf
die Paralympics in Japan vorbereiten
zu können. Der Sport helfe ihm, ein
ausgefülltes Leben zu führen. Er
schwärmt: „Das ist 100 Prozent Inklusion.“
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 19
· ·
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Sport
Lücke
hinter der
Bande
Trainer Aubin fehlt den
Eisbären zwei Partien
Inden vergangenen Wochen hinterließen
abwechselnd verletzte
Spieler größere und kleinere Lücken
im Aufgebot der Eisbären. In den
Partien in München am Freitag
(19.30) und zu Hause gegen Schwenningen
am Sonntag (17 Uhr) sind die
Reihen nach der Rückkehr von Fabian
Dietz zwar wieder voll besetzt.
Allerdings müssen sie auf Cheftrainer
Serge Aubin verzichten. Nach
dem Todseines Vaters flog der 44-
Jährige in seine kanadische Heimat.
Seine beiden Assistenten Gerry
Fleming, 53, und Craig Streu, 51,
werden die Mannschaft auf die so
unterschiedlichen Herausforderungen
gegen den Tabellenführer und
den -letzten einstimmen. Weil sie
aber beide nicht über eine gültige Lizenz
verfügen, um ein DEL-Team
auch offiziell zu betreuen, wird
Sportdirektor Stéphane Richer, 53,
sein Comeback hinter der Bande geben.
Im vergangenen Jahr hatte er
die Mannschaft ja bereits nach der
Entlassung von Clément Jodoin bis
zum Saisonaus im Play-off-Viertelfinale
betreut.
An der Aufstellung für das Spitzenspiel
in München hat Aubin noch
mitgewirkt.„Justin Pogge wirdimTor
stehen“, erläuterte er. Obwohl Sebastian
Dahm mit dem Team am
Sonntag einen 5:3-Erfolg in Schwenningen
feierte, erhält der Kanadier
den Vorzug. „Er hatte einen starken
Auftritt im letzten Spiel gegen München,
er konnte diese Mannschaft
bereits kennenlernen.“ Zudem kehrt
durch Dietz’ Rückkehr Constantin
Braun, zuletzt als Stürmer im Einsatz,
in die Verteidigung zurück.
Für Eisbären-Stürmer Marcel Noebels
beginnt in München eine wegweisende
Phase. Die vier Spiele vor
der Pause würden zeigen, ob die Eisbären
„noch mal Platz drei angreifen
können oder lieber Richtung Platz
fünf schauen“. (pae.)
Europas
Play-offs
im Visier
Albas Basketballer wollen
Aufwärtstrend fortsetzen
N
ach zuletzt zwei Auswärtssiegen
in der Euroleague hintereinander
will Basketball-Bundesligist
Alba Berlin seinen Aufwärtstrend
fortsetzen. Am Freitag tritt der
Hauptstadtklub beim litauischen Serienmeister
Zalgiris Kaunas (19 Uhr)
an. „Wir haben jetzt sehr viel Selbstvertrauen
und wissen, dass wir auch
große Mannschaften in deren Halle
schlagen können“, sagte Spielmacher
Martin Hermannsson.
Vordem 21. von34Spieltagen war
Alba mit sieben Siegen auf Rang 14
der Tabelle.Zalgiris hat derzeit einen
Erfolg weniger auf dem Konto.„Das
ist ein sehr wichtiges Spiel. Ein weiterer
Sieg würde uns sogar Richtung
Play-off-Plätze bringen“, betonte
Hermannsson. Trainer Aito Garcia
Reneses warnte aber vor den Litauern.
„Sie haben nicht große Stars,
aber sie gehören zu den Teams, die
mit der besten Mentalität und Intensität
spielen, besonders zu Hause.“
Rokas Giedraitis erwartet eine
hitzige Atmosphäre. „Das Spiel ist
bereits ausverkauft. Und sie haben
ganz besondere Fans, die richtig viel
Lärm machen“, sagte er. Für den Litauer
ist die Rückkehr in seine Heimat
ein emotionales Spiel, auch
wenn er selbst nie für Zalgiris spielte.
Aber seine Freunde und die Familie
werden da sein, um ihn spielen zu
sehen. „Deshalb wird esein besonderes
Spiel“, verriet er. (dpa)
Umstrittener Rat
Eine Initiative, dass sich Tennisprofis auf dem Platz Hilfe ihrer Trainer einholen dürfen, spaltet die Szene
VonDoris Henkel, Melbourne
Als Spieler standen sie sich
zehnmal gegenüber, zuletzt
vor 30Jahren in Australien.
Sieben Begegnungen
gewann Boris Becker, drei Mats
Wilander, und man kann sagen, die
beiden hätten gewisse Erfahrungen
darin, auf unterschiedlichen Seiten
zu stehen. Das tun sie auch heute
bisweilen noch, wie ein aktuelles
Beispiel zeigt. Im Tennis soll im
Frühjahr bei Frauenturnieren ein
Versuch mit so genanntem Offenem
Coaching gestartet werden. Dasgeht
über die bisher schon bei WTA-Spielen
erlaubten Besuche eines Trainers
während des Seitenwechsels hinaus;
die neue Form sieht vor, dass Spielerinnen
auch nach einzelnen Ballwechseln
Rat direkt an der Bande
einholen können.
Was die beiden davon halten?
„Ich bin ein Fan von Coaching im
Tennis“, sagt BorisBecker.„Ichfinde
es bemerkenswert, dass wir der einzige
Sportinder Welt sind, wo dieses
Coaching nicht oder nur teilweise erlaubt
ist. Ichfreumich, dass wir darüber
diskutieren, die Qualität des
Tennis’ würde besser werden.“ Da
wendet sich der Kollege Mats Wilander
mit Grausen ab.„On-Court-Coaching?
Ein absolutes Desaster! Da
wäre mir On-Court-Smoking lieber.
Unser Sport nimmt in der Gesellschaft
einen Platz ein, der es dir als
Spieler erlaubt, deine eigenen Probleme
zu lösen. Wemdas nicht gefällt,
der soll gehen und Fußball spielen.“
BeiTeam-Wettbewerben erlaubt
DerDeutsche und der Schwede sind
in Melbourne wie bei anderen großen
Turnieren für den Sender Eurosport
bei der Arbeit, und sie äußerten
sich am Donnerstag bei einer Gesprächsrunde
zu diesen und anderen
Themen. Ebenso wie der
ehemalige spanische Sandplatzspezialist
Alex Corretja, der in dieser Sache
klar auf Wilanders Seite steht.
Der Spanier findet, es gehöre zum
Job jeden Tennisspielers, Lösungen
allein zu finden. Das müsse man im
Training erarbeiten und in den Spielen
zeigen, und wer nicht genügend
daran arbeite, der werde dann eben
hinterher bestraft. Bei den US Open
wurde die erweiterte Form des Coachings
schon dreimal bei den Spielen
der Qualifikation erlaubt, nicht
aber später im Hauptfeld, und keiner
weiß, ob es bei Grand-Slam-Turnierenjedazu
kommen wird.
Boris Becker würde es begrüßen, das Coaching zu intensivieren.
KERBER UND ZVEREV ERREICHEN DRITTE RUNDE
Weiter: Dank solider Auftritte haben Angelique
Kerber und Alexander Zverevbei den
Australian Open die dritte Runde erreicht.
Gegen die australische Außenseiterin Priscilla
Hon hatte Kerber am Donnerstag nur zu
Beginn Probleme und gewann mit 6:3, 6:2.
Zverevfolgte ihr mit einem 7:6 (7:5), 6:4, 7:5
gegenden Weißrussen JegorGerassimow.
IMAGO IMAGES/HUNT
Gescheitert: Peter Gojowczyk hat hingegen
sein Zweitrunden-Match bei den Australian
Open verloren. Der 30 Jahre alte Qualifikant
schied am Donnerstag in Melbourne durch
das 4:6, 1:6, 6:1, 4:6 gegenden Spanier Pablo
Carreno Busta aus. Damit verpasste der
Münchner ein mögliches Duell mit dem Weltranglistenersten
Rafael Nadal.
Der König des Nordens
Erlaubt ist die Betreuung auf der
Bank grundsätzlich bei Mannschaftswettbewerben
wie dem Davis-
und Fed Cup oder wie kürzlich
beim neu geschaffenen ATPCup.Becker
saß bei diesem Wettbewerb als
Kapitän der deutschen Mannschaft
auf der Bank oder stand gelegentlich
auch mal daneben, und er sagt, er
habe den Eindruck gehabt, die Nähe
der Kapitäne sei bei vielen Spielern
gut angekommen.
Den Einwand, die Suche nach einer
eigenen Lösung mache den
Charme der ganzen Sache aus,kann
er nachvollziehen. Aber er findet, bei
aller Hilfe müsse der Spieler ja immer
noch seinen eigenen Weg finden,
der stehe schließlich allein auf
dem Platz.
Zverev findet eigene Lösung
Warum Regeln ändern, kontert Wilander,
die so erfolgreich sind? „Das
hat für mich keinen Sinn. Ich habe
nichts dagegen, wenn es den Coaches
erlaubt wird, mehr ins Spiel
reinzurufen, ihre Leute anzufeuern.
Aber die Verantwortung muss beim
Spieler bleiben.“
Ginge es nach dem Schweden,
der in der Achtzigerjahren sieben
Grand-Slam-Titel gewann und 20
Wochen an der Spitze der Weltrangliste
stand, gebe es ganz andereMöglichkeiten,
um seinen mehrere Jahrhunderte
alten Sportzumodernisieren.
„Ich bin für alles, was die Sache
spannender macht und was Abwechslung
bringt. Wenn nicht nur
drei Spieler große Titel gewinnen,
sondern 20, dann ist es für Kinder
viel leichter, davon zu träumen, einer
dieser 20 zu sein. Werträumt davon,
Roger Federer zu sein? Keiner!
Weil es einfach nicht möglich ist.“
Alexander Zverev, der am Donnerstag
mit einem klaren Sieg gegen
denWeißrussen Igor Gerassimowdie
dritte Runde erreichte, sagt, er höre
zum ersten Mal von den Plänen, die
Möglichkeiten des Coachings zu erweitern
−zumindest erst mal beim
Frauentennis. Obdas etwas für ihn
wäre? „Wenn ich an die Bande gehe
und da sitzt meinVater,wirdehRuhe
sein. Außer,ich hab wirklich was Blödes
gemacht −dann werdeich angeschrien.
Ich finde, das Tennis eine
Sportart ist, wo man Dinge für sich
selber rausfinden muss.“ Beiseinem
zweiten Sieg in diesem Jahr kam er
gut ohne externe Hilfe klar, selbst
beim bislang so vertrackten Aufschlag;
zum ersten Mal seit vier Monaten
gewann er ein Spiel ohne einen
Doppelfehler.
Norwegens Sander Sagosen unterstreicht bei der EM, warum er als der aktuell weltbeste Handballer gilt
VonCarolin Paul, Wien
Seinen ersten Handball warf Sander
Sagosen in Charlottenlund,
ungefähr zehn Minuten von der
Spektrum Arena in Trondheim entfernt.
In der Vorrunde der Europameisterschaft
zeigte sich, dass er in
seiner Heimat mittlerweile den Status
einesVolkshelden genießt. Ekstatisch
feierten ihn mindestens 8000
Zuschauer an den Spieltagen in der
norwegischen Heimat. Die vorläufige
Krönung seiner Karriere soll
aber in Schweden erfolgen. Nachdem
er seine Mannschaft souverän
durch die Hauptrunde in Malmö geführt
hatte, stehen in Stockholm die
entscheidenden Spiele an. Zunächst
am Freitagabend um 18 Uhr das
Halbfinale gegen die Auswahl Kroatiens.
Dabei wollte Sagosen eigentlich
einen anderen Wegeinschlagen. Als
13-Jähriger zog erden Fußball vor,
entschied sich aber wenig später für
seine jetzige Profession. Eine Beschluss,
den sein Vater Erlend mit
Wohlwollen beobachtete. Der vierzehnfache
Nationalspieler nahm
sich seines Sprosses an, trainierte
ihn im heimischen Garten und im
hauseigenen Kraftraum. Da ist es
nicht verwunderlich, dass auch die
Schwester und der Bruder dem Ruf
des Handballs folgten.
Was seine Geschwister betrifft,
mischte sich auch Sander
in die Erziehung ein. Seinem
kleinen Bruder Ciljan
band er beim Training den
rechten Arm auf dem Rücken
fest, unter dem Eindruck,
dass der Familie ein
Linkshänder guttun würde.
EinAnsatz, der zum Scheitern
verurteilt war, aber
zeigt, wie ambitioniert Sagosen
schon in seiner Jugend
agierte.
„Warum sollte man etwas anfangen,
wenn man nicht der Beste werden
will?“, fragte Sander Sagosen unlängst
rhetorisch, „wenn du etwas
willst, kann dich nichts stoppen. Und
da ich überdurchschnittlich gut war,
war es einfach daran zu glauben, dass
ich etwas werden könnte.“ Mittlerweile
trägt er das Trikot eines der renommiertesten
Klubs der Welt. Mit
Erfolgreich:
Sander Sagosen
AFP/NACKSTRAND
Paris Saint-Germain stand er in den
letzten drei Jahren zweimal im Champions-League-Finale,
gewann die
französische Meisterschaft und den
Pokal. Doch Sagosen strebt weiter
nach Höherem und möchte im
nächsten Jahr beim deutschen Rekordmeister
THW Kiel den
nächsten Schritt seiner Entwicklung
nehmen. „Die
französische Liga wird
langsam besser“, erklärt er,
„aber die Bundesliga ist das
Beste in derWelt.“
Handball-Deutschland
darf sich auf einen leidenschaftlichen
Handballer
freuen, der sich fern jeder
Starallüren bewegt. Sein
Drang zum Torund seineWurfgewalt
sind für die gegnerische Defensive
ebenso eine Herausforderung wie
seine unglaubliche Spielübersicht
und die daraus hervorgehenden
meist unerwarteten Pässe. In der
EM-Statistik führt Sagosen mit 51
Trefferndie Torschützenliste an.
Da der Rechtshänder mit seinen
1,95 Metern gleichermaßen im Mittelblock
eine gute Figur macht, ist er
zugleich ein wichtiger Rückhalt.
Seine Ausbildung zum derzeit wohl
vkomplettesten Handballer der Welt
führte dazu, dass ihn die norwegischen
Medien zum „König des Nordens“
kürten. Trotzdem bleibt er erfrischend
bescheiden. „Es gibt viele
Meinungen, wer der beste Spieler
der Welt ist, aber an dieser Diskussion
beteilige ich mich nicht“, sagt
Sagosen,„für mich geht es darum, jeden
Tagzutrainieren und mich weiterzuentwickeln.“
Die Zahlen sprechen für sich. Er
ist erst der 57. Spieler, der mindestens
100 Treffer in seiner EM-Laufbahn
erzielen konnte und mit seinen
24 Jahren einer der jüngsten. NurNikola
Karabatic unterbot bei seiner
dritten Europameisterschaft 2008
diese Leistung. Der Vergleich mit
dem Vereinskollegen und dreimaligen
Welthandballer wurde in den
vergangenen Tagen häufig bemüht.
Nicht zuletzt, weil der in die Jahregekommene
Franzose mit seiner
Mannschaft bereits in der Vorrunde
ausschied und die 26:28-Niederlage
gegen Norwegen dieses Schicksal
besiegelte.
NACHRICHTEN
Pevenage schreibt über
langjährige Dopingpraktiken
RADSPORT. Rudy Pevenage hat in
seiner Biografie langjährige Dopingpraktiken
in der Zeit als Teamchef,
Betreuer und Mentor des früheren
Tour-de-France-Siegers JanUllrich
zugegeben. In dem am Donnerstag
erschienenen Buch „Der Rudy“ berichtet
der Belgier detailliertzum
Dopinggebrauch im Radsport. Blutbeutel
in Milchpaketen, Dopingmittel
in doppelwandigen Cola-Dosen
und eine Handy-Panne,die schließlich
die Verbindung zum Dopingarzt
Eufemiano Fuentes offenlegte,werden
in dem Buch beschrieben. „Ich
möchte niemanden verletzen, erzähle
aber dieWahrheit darüber,was
ich mitgemacht und gesehen habe“,
schrieb Pevenage.
Für Torhüter Ziemer kommt
Genz zu den Füchsen zurück
HANDBALL. Torhüter Martin Ziemer
verlässt Bundesligist Füchse
Berlin im Sommer und wechselt zu
Ligakonkurrent HC Erlangen. Damit
werden vonkommender Saison an
Dejan Milosavljev und Rückkehrer
Fredrik Genz das Berliner Gespann
bilden. Genz, 22, kehrtnach einem
Jahr vonTuSEM Essen zurück, er besitzt
noch einen Vertragbis 2021.
Nawrath wird Vierter,Lesser
hofft noch auf WM-Quali
BIATHLON. Philipp Nawrath hat als
Vierter im Einzel in Pokljuka, Slowenien,
sein bestes Weltcup-Ergebnis
und eine guteWM-Generalprobe gefeiert,
der zweimalige Weltmeister
Erik Lesser,31, muss weiter um seine
WM-Teilnahme zittern. Er verpasste
als 20. trotz nur eines Schießfehlers
eine Top-8-Platzierung und hofft auf
den MassenstartamSonntag.
ZAHLEN
Fussball
Bundesliga, 19. Spieltag
Dortmund -Köln Fr., 20.30
Mönchengladbach -Mainz Sa., 15.30
VfL Wolfsburg -Hertha BSC Sa., 15.30
Frankfurt-RBLeipzig Sa., 15.30
Freiburg -SCPaderborn Sa., 15.30
1. FC Union -FCAugsburg Sa., 15.30
Bayern München -Schalke Sa., 18.30
Bremen -Hoffenheim So., 15.30
Leverkusen -Düsseldorf So., 18.00
1. RB Leipzig 18 51:21 40
2. Bayern München 18 50:22 36
3. Mönchengladbach 18 33:20 35
4. Borussia Dortmund 18 46:27 33
5. Schalke04 18 31:21 33
6. BayerLeverkusen 18 27:22 31
7. SC Freiburg 18 29:24 29
8. TSG Hoffenheim 18 26:30 27
9. VfL Wolfsburg 18 19:21 24
10. FC Augsburg 18 31:36 23
11. Eintracht Frankfurt 18 29:30 21
12. 1. FC Union Berlin 18 21:27 20
13. 1. FC Köln 18 22:33 20
14. Hertha BSC 18 22:33 19
15. FSV Mainz 05 18 26:41 18
16. Werder Bremen 18 24:41 17
17. Fortuna Düsseldorf 18 18:37 15
18. SC Paderborn 18 21:40 12
Dritte Liga, 21. Spieltag
Hansa Rostock -Hallescher FC Fr., 19.00
Meppen -SVWaldhof Sa., 14.00
Chemnitzer FC -Viktoria Köln Sa., 14.00
MSV Duisburg -FCIngolstadt Sa., 14.00
Würzburger Kickers -Unterhaching Sa., 14.00
CZ Jena -Preußen Münster Sa., 14.00
1. FC Magdeburg -FSV Zwickau Sa., 14.00
1860 München -Braunschweig So., 13.00
Uerdingen -FCBayernII So., 14.00
Kaiserslautern-Großaspach So., 14.00
Handball
EM
Halbfinale
Norwegen -Kroatien Fr., 18.00
Spanien -Slowenien Fr., 20.30
Spiel um Platz fünf
Deutschland -Portugal Sa., 16.00
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 – S eite 20 *
·························································································································································································································································································
Sport
Altersgrenze
Gegen die
Helikopterthese
Daniel Theweleit
glaubt, dass Profiverträgefür
16-JährigeSinn machen.
Der Fußballspieler Youssoufa
Moukoko ist zwar erst 15 Jahre
alt, er hat noch nie für eine Profi-
Mannschaft gespielt, aber seine Regungen
in den Sozialen Netzwerken
werden schon jetzt beobachtet, als
habe sich ein berühmter Nationalspieler
geäußert. „Ich bin bereit für
das BESTE Jahr meines Lebens“,
schrieb er seinen mehr als 400 000
Abonnenten an Silvester.„#2020wird
der Hammer“, kündigte er an und erzeigte
mit einem „Pssst“-Emoji geschickt
den Eindruck, schon mehr zu
wissen. Womöglich war das tatsächlich
so. Denn nun wurde bekannt,
dass die Altersgrenze für Spieler, die
in der Bundesliga eingesetzt werden
dürfen, herabgesenkt werden soll.
Dortmunds Moukoko wäre nach
der alten Regel frühestens ab der Saison
2021/2022 in der Bundesliga
spielberechtigt, künftig sollen die
Nachwuchsleute aber schon ab ihrem
16. Geburtstag auflaufen können.
Moukoko, der mit Abstand die
Torschützenliste der A-Jugend-Bundesliga
West anführt, dürfte ab dem
20. November bei den Profis eingesetzt
werden, etwa acht Monate eher.
Ab 16 dürfen die Talente auch in
den anderen großen Ligen spielen,
über die in den deutschen Nachwuchsleistungszentren
oft mit verächtlichem
Unterton gesprochen
wird. Jugendspieler würden dortverheizt,
heißt es, gerade in England
werde zu wenig Wert auf die Entwicklung
der Persönlichkeit und
Ausbildung jenseits des Sports gelegt.
Wer scheitert, hat oft keinen
Schulabschluss, keine Ausbildung,
während in Deutschland viel Wert
auf pädagogische Konzepte und Befähigung
für ein Berufsleben außerhalb
des Fußballs geachtet wird. Und
die Auswüchse mit Millionensummen
für Kinder sind in Deutschland
nicht ganz so extrem wie anderswo.
Der Vorsatz, junge Spieler zu
schützen, ist vernünftig. Sportler,die
sich sehr schnell entwickeln, aus der
Profiwelt fernzuhalten, wirkt allerdings
wie der Reflex einer Helikoptermutter.
Die Teenager in den
Nachwuchsabteilungen arbeiten sowieso
wie Profis, inder Regel haben
sie große Lust auf die Bundesliga. Bevor
sie den Sprung geschafft haben,
stehen sie oft sogar noch mehr unter
Druck, weil sie im Jugendbereich die
Besten sind, Erwartungen vonEltern
und Beratern erfüllen müssen, der
erste Profivertrag ist oft eine Erleichterung.
Niemandem ist geholfen,
wenn 16-Jährige, die gut genug für
die Erste Liga sind, künstlich ausgeschlossen
werden. Dass die Fußballöffentlichkeit
durchdrehen würde,
wenn Youssoufa Moukoko ab November
mit Erling Haaland durch
die Strafräume der Liga wirbelt, halten
solche Jungs leichter aus als das
ungewisseWarten auf den ersehnten
Sprung nach oben.
Das feurige Derbyzwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC hat Rekordstrafen für beide Klubs nach sich gezogen.
Nachwehen des Derbys
Während Hertha BSC trotz ligaweiter Rekordstrafe aufatmet, will Union den Strafantrag in aller Ruhe prüfen
VonMax Ohlert
Hertha BSC war am Donnerstag
bemüht, die Angelegenheit,
welche den
Hauptstadtklub auf seinem
ambitionierten Weg in die
höchsten Höhen des deutschen
Fußballs doch ziemlich belastet
hatte,schnellstmöglich ad acta zu legen.
Anfang November hatten Anhänger
der Blau-Weißen beim ersten
Bundesliga-Derby zwischen ihrem
Klub und dem 1. FC Union im Stadion
An der Alten Försterei aus dem
Gästeblock mehrfach Pyrotechnik
gezündet und Leuchtraketen auf das
Spielfeld und in die umliegenden
Blöcke geschossen. Ein Fan der
Unioner wurde leicht verletzt.
Nun, knapp drei Monate später,
schloss Hertha BSC die Vereinsmitteilung
zum mit Sorgen erwarteten
Urteil des DFB-Sportgerichtes mit
den merklich erleichterten Worten:
„Mit diesem Urteil findet ein umfassendes
und langwieriges Verfahren
zur Aufbereitung der Vorfälle [...] auf
sport- und verbandsrechtlicher
Ebene sein Ende.“ Thema vomTisch,
erledigt, finito.
Die Angst voreinem Geisterspiel
Trotz der ligaweiten Rekordstrafe
von 190 000 Euro, von denen die
Charlottenburger 63 000 Euro in sicherheitstechnische
und gewaltpräventive
Maßnahmen investieren
müssen, war es dem selbst ernannten
„Big City Club“ von vornherein
ein Anliegen, der in der Höhe bislang
einzigartigen Summe, bei der laut
Urteilstext auch die hohen Strafen
für die Ausschreitungen im Pokalspiel
in Rostock 2017 (100 000 Euro)
und für das Ligaspiel in Dortmund
2018 (135 000 Euro) erschwerend
einbezogen wurden, ohne Widerworte
zuzustimmen. Denn beim
Klub ist man sich sicher, dass es für
Hertha −für Berlin! −nach dem neuerlichen
Fehlverhalten im Derby
auch weitaus schlimmer hätte kommen
können.
„Der 1. FC Union
ist keine
Ermittlungsgruppe.“
Nicht wenige fürchteten nach
den zahlreichen Vorkommnissen in
der Vergangenheit nämlich mindestens
einen Zuschauer-Teilausschluss
beim Derby-Rückspiel im
März, wenn nicht sogar ein Geisterspiel
im Olympiastadion. Es wäre
eine Katastrophe für die Stadt gewesen,
die sich so lange nach einem
echten Hauptstadtduell auf höchstem
Niveau gesehnt hat. Vom horrenden
Image-Schaden für den
blau-weißen Klub,der eigentlich gerade
daran arbeitet, neue Sympathien
in und um Berlin aufzubauen,
ganz zu schweigen. DasBild vonvermummten,
Pyrotechnik zündenden
Fans passt nicht zum Selbstbild des
Vereins.Eine Berufung gegen das Urteil
hätte dieses in der Öffentlichkeit
wieder in Erinnerung gerufen.
Solche Image-Sorgen hat man im
Südosten Berlins indes nicht. Undso
verwunderte es kaum, dass sich der
1. FC Union, anders als der Konkurrent
aus dem Westteil derStadt, dem
Christian Arbeit, Sprecher des Bundesligisten aus Köpenick,
über die Suche nach den Vermummten, die nach dem
Derby gegen Hertha BSC den Platz gestürmt haben.
Strafantrag des DFB-Sportgerichtes
nicht so demütig beugte. Für das
Zünden von Bengalos und Rauchtöpfen,
dem unkontrollierten Einlass
von rund 250 Union-Fans vor
dem Spiel, sowie dem Platzsturm
vereinzelter, vermummter Chaoten,
die nur mit Mühe von Ordnern und
Spielern der Eisernen zurückgedrängt
werden konnten, beantragte
das Gericht für Union eine Strafe von
158 000 Euro.
Eine massive Steigerung zur bisherigen
Rekordsumme von rund
Auf Hochtouren
IMAGO-IMAGES/MATTHIAS KOCH
57 000 Euro, die die Köpenicker für
den Platzsturm nach dem Aufstieg
im Mai 2019 berappen mussten. Sogar
das Gesamtstrafvolumen der
kompletten Aufstiegssaison 2018/19
(125 000 Euro) würde die aktuelle
Forderung deutlich übersteigen.
In Köpenick fragt man deshalb
leise nach der Verhältnismäßigkeit,
immerhin unterschreitet die Strafe
der Eisernen die der in der Vergangenheit
vielfach zur Kassegebetenen
Herthaner mit 32 000 Euro nur wenig.
Offiziell erklärteVereinssprecher
Christian Arbeit, dass man den Strafantrag
innerhalb der Widerspruchsfrist
in Ruhe prüfen wolle.
Warten aufdie Polizei
Für den 1. FC Union hängt an diesem
Schritt zudem das weitere interne
Vorgehen in der Aufarbeitung des
Derbys. Für gewöhnlich tut sich der
Klub schwer, eigene Fans aufgrund
vonVergehen im Stadion An der Alten
Försterei zu bestrafen.Wo andere
Vereine präventiv mal eben ganze
Fangruppen ausschließen, betonte
Arbeit im aktuellen Fall: „Der 1. FC
Union ist keine Ermittlungsgruppe
und die Bilder der Sicherheitskameras
reichen noch nicht für die konkrete
Identifizierung potenzieller
Unruhestifter. Wir benötigen Namen,
Wohnorte.Das zu ermitteln, ist
Aufgabe der Polizei. Es gibt Fälle, in
denen solche Ermittlungen zwei
Jahre gedauert haben.“ Bei den Eisernen
überwiegt also eher der
Wunsch nach Gerechtigkeit, als nach
einem schnellen Ende der Aufarbeitung.
Hertha BSC arbeitet intensiv daran, den Personalwünschen von Cheftrainer Jürgen Klinsmann gerecht zu werden
Auf einem
guten
Weg
Bei Patchs Rückker besiegt
Berlin die Alpenvolleys
VonKarin Bühler
Mitten im Ballwechsel musste
Berlins Trainer Cedric Enardin
den Ärmel seines Anzugs husten.
Okay, es war ein sehr langer Ballwechsel
in der Mitte des zweiten Satzes,
den Berlins Kapitän Moritz Reichert
schließlich zum 13:12 für die
BR Volleys übers Netz stupste. Die
Szene während der Bundesligapartie
zwischen dem ungeschlagenen Tabellenführer
BR Volleys und dem Tabellenzweiten
Alpenvolleys Haching
zeigte zwei Dinge: zum einen die Abwehrstärke
der Gäste-Mannschaft,
die die Bälle unermüdlich zurück
übers Netz brachte, vom Boden
kratzte, irgendwie erwischte –und
zum anderen die Erkältung vonBerlins
französischem Trainer.
Vordem 3:1 (25:15, 21:25, 25:21,
25:20)-Sieg am Donnerstagabend
hatte der Deutsche Meister ja befürchtet,
Spieler wie Cody Kessel
oder Jeff Jendryk gar nicht aufs Feld
schicken zu können, weil die Fiebergrippe,
wegen der Trainer Enard am
Sonntag bei der Auswärtspartie gegen
Giesen gefehlt hatte,aucheinige
Volleyballer erwischt hatte. Aber
Jendryk und Kessel standen auf dem
Feld, während die Angreifer Benjamin
Patch und Samuel Tuia nach ihren
Verletzungen zwar wieder das
orangefarbige Trikot übergestreift
hatten, zunächst aber vomSpielfeldrand
aus zuschauten.
Zehn Punkte hintereinander
Sie sahen, einen kuriosen ersten
Satz, in dem die Alpenvolleys vom
ersten Punkt an bis zur Mitte des SatzesinFührung
lagen. Dann ging Berlins
Mittelblocker Nicolas Le Goff
zum Aufschlag. Der Franzose ist
nicht als Service-Monster bekannt.
Aber weil seine Floataufschläge die
Lücken fanden und sich die gegnerischen
Spieler in Diskussionen mit
dem Schiedsrichter aufrieben, gelangen
den Berlinernzehn Punkte in
Seriezum deutlichen Satzgewinn.
Durchgang zwei ging an die Alpenvolleys.
Als sich Kyle Ensing im
dritten Satz in Angriff und Aufschlag
immer schwerer tat, kam für ihn,
vom Jubel der knapp 4100 Zuschauer
begrüßt, Patch zum ersten
Malseit seiner Achillessehnenverletzung
aufs Feld. Er tat dem Team sofort
gut. Auch wenn Zuspieler Sergej
Grankin ihn dezent einsetzte, vermittelte
er sofort Sicherheit – und
gute Laune.Mit acht Punkten trug er
zum Sieg bei. „Man hat gesehen, was
uns gefehlt hat“, sagte Manager KawehNiroomand
über Patch. Er fand,
sein Team sei auf einem guten Weg
der Formfindung, die es nur über
Spielpraxis erreichen könne. Am
Dienstag kommt das russische Topteam
Fakel Novi Urengoi in der
Champions League nach Berlin. Bis
dahin wollen die Volleys an der
Blockabwehr arbeiten. Und bis dahin
sollte auch keiner mehr husten.
Vielleicht bald Sturmkollege von Erling
Haaland: Youssoufa Moukoko.
DPA
Der Fußball ist Jürgen Klinsmann
nicht genug. Das hat sich am
Donnerstag gezeigt, als er im
Schlepptau des Regierenden Bürgermeisters
Michael Müller nach einem
Gespräch beimVerband der Automobilindustrie
(VDA) für einen Neustart
der Automesse IAA in Berlin warb.„So
eine Ausstellung verbindet alle. Es
geht nicht nur ums Auto“, sagte der
55-Jährige, schwärmte darüber hinaus
vonBerlin als einer Stadt,„die unheimlich
in Bewegung ist“.
Recht hat er, und natürlich darf
diese Einschätzung auch auf Hertha
BSC übertragen werden, auf den
Bundesligisten, den er als Frontkämpfer
zu einer ganz großen Nummer
im europäischen Klubfußball
machen will. Undanscheinend weiß
er auch genau, was es dafür ganz
dringend braucht, nämlich Spieler
vonherausragender Qualität.
Deshalb vergeht in diesem Januar
auch kaum ein Tag, an dem im Zusammenhang
mit den Blau-Weißen
über Transfers spekuliertwird. Parallel
zu Klinsmanns Werbetour in Sachen
Automesse meldete die für gewöhnlich
bestens informierte Sport-
Tageszeitung L'Équipe beispielsweise,
Hertha und Olympique Lyon
stünden in der Personalsache Lucas
Tousart kurz vor einer Einigung.
Ohne Boni betrage die Ablösesumme,
auf die sich bei beide Klubs
verständigt hätten, satte 24 Millionen
Euro. Das Problem: Lyon will
den 22 Jahre alte Mittelfeldspieler
erst im Sommer ziehen lassen. Was
Klinsmann natürlich nicht gefallen
kann, da er für die Hertha ja akuten
Bedarfausgemacht hat.
Dahingehend könnte wiederum
der Leipziger Cunha eine Lösung
darstellen, im Besonderen, da RB
dem 20-Jährigen bei einer Ablösesumme
in Höhe von 15 Millionen
Euro wohl tatsächlich ziehen lassen
will und unmittelbar vor der Verpflichtung
des kroatischen Ausnahmekönners
Dani Olmo steht. (BLZ)
Gute Zusammenarbeit: Zuspieler Sergej
Grankin und Nicolas Le Goff. DPA/ANDREAS GORA
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 – S eite 21
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Feuilleton
Die deutsch-britische
Band The Chap
im Berghain
Seite 23
„Denken Sie immer daran, mich zu vergessen!“
Der Künstler Timm Ulrichs, der soeben den Kollwitz-Preis erhielt, legte schon seine Grabinschrift fest. Seite 22
Staatsballett
Schwedische
Spontanität
PetraKohse staunt, dass
Johannes Öhman schon ab
1. März neu gebunden ist.
Johannes Öhman, Noch-Co-Intendant
des Staatsballetts, hat es offenbar
wirklich eilig, sich aus Berlin
zu verabschieden. Die gemeinsame
Wortmeldung von ihm und Sasha
Waltz, die das Staatsballett am Mittwoch
veröffentlichte und die den
plötzlichen Rückzug nicht erklärte,
sondern die aktuelle Arbeit im Gegenteil
als „historisch wichtige Aufgabe“
feierte und die Freude über
den bisherigen Erfolg betonte, war
bereits mit den Ortsangaben „Berlin/Stockholm“
unterzeichnet.
Und tatsächlich hatte das Stockholmer
Dansens Hus seine eigene
Information darüber, dass der 52-
jährige Balletttänzer und Tanzmanager
Öhman zum neuen Theaterleiter
und künstlerischen Leiter berufen
wurde,amMittwochvormittag nicht
nur fünf Minuten eher als die Berliner
Kulturverwaltung veröffentlicht
(nämlich um 10.30 Uhr), sondern
darin auch auf einen Zweistufenplan
der ohnehin schon raschen Übernahme
hingewiesen: Ab 1. Januar
2021 werde Johannes Öhman die
„volle Leitung“ des Theaters übernehmen,
aber bereits ab 1. März
2020 als künstlerischer Leiter fungieren
und ab Herbst 2020 die Programmverantwortung
haben.
DieNachricht auf der Website des
Dansens Hus wurde in korrekter Erwartung
des internationalen Interesses
auch ins Englische und Deutsche
übersetzt –ins Englische originalgetreu,
aber in der deutschen Fassung
fehlte am Mittwochabend (denkbar,
dass dies korrigiertwird) interessanterweise
der Hinweis auf die Funktionen,
die Öhman bereits in knapp
sechs Wochen an Stockholm binden
wird. Aus Schonung oder Scham?
Falls hier wirklich ein geordneter
„Ruf an seine Heimatstadt Stockholm“
erfolgt sein sollte, wie es das
Staatsballett nahelegt, würde man
die Schweden voneiner ganz neuen,
überaus spontanen Seite kennenlernen.
Wahrscheinlicher ist, dass der
Abgang schon von längerer Hand
vorbereitet wurde. Oder es handelt
sich um eine Flucht.
Wer hätte das gedacht?
Da rattern also seit
zehn Jahren die Pet
Shop Boys die U1 bis
zur Warschauer Straße lang, gleichsam
an meinem Wohnzimmer vorbei.
Und ich habe nichts gewusst!
Nun haben sie es mit ihrem 14. Album
amtlich gemacht, auf dem sie
von der „Partyline“ singen. Ein Jahrzehnt
ist es her, dass sich Neil Tennant
und Chris Lowe,die ihr Duoseit
1981 und gut 100 Millionen verkauften
Alben betreiben, hier Wohnungen
kauften –Uhlandstraße,Nollendorffplatz,
Hallesches Tor, last exit
Berghain. In dieser Zeit haben sie in
Berlin vier ihrer feinen Dancepop-
Alben geschrieben, zuletzt die „elektronisch“
genannte Trilogie, die sie
nun mit „Hotspot“ abschließen.
Berlin dient ihnen vor allem als
Zweitwohnsitz, und „Hotspot“ ist
das erste Album, das sie hier auch
aufgenommen haben, in den berühmten
Hansastudios am Postdamer
Platz, dessen ehemalige MauerauraDavid
Bowie 2013 mit schmerzlichem
Blick auf die vergangene Jugend
besungen hat.
Mitder U-Bahn ins Grüne
Bevor man ins Taumeln darüber gerät,
dass zwei Londoner Poplegenden
offenbar dem Partyglamour
unsrer kleinen Metropole erliegen:
Sie schätzen hier nicht zuletzt die
Ruhe und das Grün. Einer der Titel
handelt denn auch von jemandem,
der keine Lust hat, auszugehen und
zu tanzen. Auch David Bowie hielt
sich hier bekanntlich nicht wegen
des Thrills der Nacht auf, sondern
war wie Iggy Pop aus Detox-Gründen
hergezogen.
Im Gegensatz zu den Berlin-Alben
von Bowie, Pop, Depeche Mode
und auch U2 haben sich die PetShop
Boys in den Hansastudios nicht eingemietet,
weil sie sich Neuorientierung
nach Absturz oder Flop erhofften.
Sie fanden einfach deren analoge
Stimmung gut und haben sich
halt den Produzenten ihrer Trilogie,
den von Popgrößen wie Madonna,
Killers und Take That bekannten StuartPrice
hergeholt.
Die Old-School-Elektronik ändert
dabei natürlich die Farben der
Sounds, dennoch klingt „Hotspot“
vor allem genau wie ein Album der
Pet Shop Boys. Dazu gehört auch
mindestens ein jenseits aller modischen
Erwägungen großartiger Popsong.
Auf „Super“, dem Vorgänger
von 2016, übernahm den Job das
herrliche „Popkids“, hier kommt er
zum Einstieg mit dem U1-Song „Will
o’ the Wisp“, wahlweise Irrlicht oder
Keine Lust
zu tanzen
Die Pet Shop Boys lieben Berlin
Berlin im Visier:Neil Tennant und Chris Lowesind die PetShop Boys.
Schimäre: DasStück wurde angeregt
von einer Erinnerung des britischen
Schriftstellers Christopher Isherwood,
der 1952, bei der Rückkehr ins
1933 verlassene Berlin einen früherenGeliebten
wiedererkennt, der ihn
jedoch ignoriert –vielleicht, weil er
mittlerweile, soder Song, ein Beamtenleben
mit Frau und Kindern
führt.
In diesem Titel fällt ungefähr alles
zusammen, was die PSB seit ihrem
und singen darüber
auf ihrem neuen Album „Hotspot“
VonMarkus Schneider
JOHN WRIGHT
ersten Hit 1985 ausmacht: griffige
Melodie, umstandsloses Bassdrum,
markante Hymnenmarker,und dazu
die zart-melancholische Distanz in
der Stimme Tennants, der ganz unmittelbar
erzählt, aber die Erzählung
weit in Geschichte und Gegenwart
öffnet. DasStück zitiertdeutlich den
Europop der 80er-Jahre. Die zischenden
Drums und die Synthies
wirken auf ältere Hörer wie der Biss
ins Laugenbrötchen für viele Prä-
Mauer-Kreuzberger. Doch zugleich
klingt es eben auch unangestrengt
frisch. Wie das ganze Album. Nur
„Wedding in Berlin“, ein privates
Hochzeitsgeschenk für einen befreundeten
Künstler, das Bassdrum
und Mendelssohn Bartholdy mischt,
nicht so. Sonst jedoch hört man süßest
verwischte Liebesballaden, die
vonSpaziergang und Kaffee und Kuchen
erzählen; einen Song mit knackigstem
Discobass mit Streichern
und federnden Synthies,die mit eher
grimmiger Emphase von berechnendem
Partyhedonismus berichten.
Mit den Neo-Synthpoppern
Years &Years unternehmen sie einen
Ausflug in ein romantisches
„Dreamland“ (im Video: eine U-
Bahnstation) aus sehr druckvoll
drahtigen Bass und Drums und einem
Refrain mit Sachertorten-Fanfare.
Je nach Hörerlage verewigen sie
darin die clubutopischen Verheißungen,
verwerfen den Brexit oder
befördern die jeweiligen Traumländer
sehr weit ins Jenseits.
Mitpopoffenem Herzen
Sie gehören ohne Zweifel zu den intelligenteren
Agenten im oberen
Popsegment. Man sollte nicht vergessen,
dass hinter den Ambivalenzen
ihrer Texte immer eine recht
konkrete Politik stand, und dass
nicht zuletzt die Verbindung einer
queer codierten Ästhetik mit einem
popoffenen Herz am linken Ort ihren
ikonischen Stand begründen.
Für den Fall haben sie im letzten
Frühjahr ein paar ganz explizit politische
Polemiken auf einer „Agenda“
betitelten EP veröffentlicht.
Tatsächlich jedoch gibt es auf diesem
Album viele Hinweise auf verlorene
Zeiten und die Fragwürdigkeit
der Erinnerung. Tennant schreibt
stets aus Fremdperspektive. Aber
wie in der Single „Burning the Heather“
die Zeit vergeht und der Herbst
mit brennendem Heidekraut begrüßt
wird, lädt natürlich dazu ein,
den echten, 65-jährigen Pet Shop
Boy dahinter zu vermuten. Neben
der konzeptuellen Sehnsucht im
Tonfall unterstützt das auf dieser
schönen Single auch die akustische
Gitarre, die in diesem trilogischelektronischen
Zusammenhang so
klingt, als wolle man einfach mal
keine Zeit mehr damit verschwenden,
alberne Vorsätze und Konzepte
zu erfüllen. Bis vielleicht am Ende
dieses: Der junge Mann, der in „I
Don’t Wanna“ nicht tanzen will, verliebt
sich schließlich in einen Song
und lernt, „dass der Rhythmus ein
Tänzer ist – und ein Nein lässt er
nicht gelten.“
NACHRICHTEN
Tänzer des Staatsballetts
sind empörtüber Rücktritt
DieTänzer des Staatsballetts Berlin
haben die Rücktrittsankündigung
der Intendanten Johannes Öhman
und Sasha Waltz scharfkritisiert. Die
Entscheidung habe unter den Künstlernfür
Empörung gesorgt, hieß es in
einer Erklärung des Ballett-Vorstands
vomMittwoch. Öhman und
Waltz hatten nach nur wenigen Monaten
an der Spitzedes Staatsballetts
erklärt, dass sie ihregemeinsame Intendanz
Ende 2020 aufgeben (siehe
BLZ vom23.1. und Berichtlinks auf
der Seite). Beiihrem Antritt hätten
die Intendanten einen Dreijahresplan
angekündigt, um das Staatsballett
wieder an die europäische Spitze
zu bringen. Nunoffenbaresich „die
Oberflächlichkeit dieser Pläne“. Das
Vertrauen in die Fähigkeit des Berliner
Senats,die Kompanie „wohl
überlegt in die Hände einer ehrlich
engagierten Ballettdirektion zu geben“,
sei erschüttert. (dpa)
Neue Datenbank für
Provenienzforschung
Miteiner neuen Datenbank will das
Deutsche Zentrum Kulturgutverluste
die Provenienzforschung erleichtern.
DieProveana genannte
Sammlung wurde am Donnerstag
online gestellt, wie das Zentrum in
Magdeburgmitteilte.Zunächst seien
Ergebnisse aus den bisherigen Forschungsprojekten
sowie Daten zur
Provenienzrecherche im Fall Gurlitt
recherchierbar.Das neue digitale
Angebot versammelt Forschungsergebnisse
über NS-Raubgut, Kriegsverluste,Kulturgutentziehungen
in
der Sowjetischen Besatzungszone
und der DDR sowie Kultur-und
Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten.
(dpa)
Ernst-von-Siemens-Musikpreis
an Tabea Zimmermann
DieBratschistin Tabea Zimmermann
erhält den Ernst-von-Siemens-Musikpreis.Die
Auszeichnung ist mit
250 000 Euro dotiertund zählt zu den
weltweit wichtigsten Musikpreisen.
Er soll der in Berlin lebenden 53-jährigen
Musikerin am 11. Maiim
Münchner Prinzregententheater
überreicht werden. (dpa)
UNTERM
Strich
XXXXXXX
22 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Feuilleton
Der Künstler Timm Ulrichs spricht bei der Inbetriebnahme seiner Installation „wir-kl-ich“ 2019 im Sprengel-Museum.
OLE SPATA/DPA
Der Selbstaussteller
Timm Ulrichs, der die Sprache wörtlich nimmt und sein Leben zu einer Dauerperformance gemacht hat, erhält den Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste
VonIrmgard Berner
Man sollte genau hinschauen
auf die Foyerwand
oben an der
Treppe vor der Ausstellungshalle
in der Akademie der
Künste. Dort steht, kleingedruckt
und als Raster gesetzt, dasWort„Raster“.
Über mehrere buchstäbliche
Mutationen hinweg erstarrt es am
Ende zu „Starre“. Neben dieser „Raster
–Starre“ steht das Wort „Stücke“,
in Seriegereiht, jedoch in Stücke zerstückelt.
Auch das ergibt ein Bild mit
großem Eigensinn, absurd, ironisch,
mit Tiefgang. Fehlt nur noch der
Satz: „Ich kann keine Kunst mehr sehen!“,
mit dem der Künstler Timm
Ulrichs sich, als Blinder verkleidet,
einst im Jahr 1975 auf die Kölner
Kunstmesse stellte und sich selbst
zum Kunstwerkmachte.
Wortspiele wie diese gehören
längst zu den Klassikern indem reichen
Œuvre dieses Kunstarbeiters,
der lange unter dem Radar des
Kunstbetriebs agierte. Obwohl er es
mit Chuzpe und viel Dada im Blut
immer wieder verstand, als sprudelnder
Ideenbrunnen auf sich aufmerksam
zu machen. Schon kurz
nach seinem Abitur 1959 fand Ulrichs
seine Marktlücke im Kunstbetrieb:
die Selbstausstellung. 1961
druckte er sich Visitenkarten mit der
Aufschrift „timm ulrichs –erstes lebendes
kunstwerk“ und erklärte sich
zum „Totalkünstler“. In einer Vitrine
sitzend konnte er diese radikale Idee
jedoch erst 1966 in der Frankfurter
Galerie Patio realisieren. Ein erster
Versuch in Berlin 1965 für die Juryfreie
Kunstausstellung war am Bürokratismus
der Verantwortlichen gescheitert.
1966 erklärte er das Wort
„Bild“ zum Bild, rahmte es ein und
hängte es auf. In einem anderen
Rahmen notierte er schon 1962 für
alle gut lesbar: „Am Anfang war das
Wort Am.“ und vervielfältigt es 1971
als Siebdruck. Zu sehen sind sie jetzt
in der Schau.
Vielleicht lag es einfach an der
Zeit, in die Timm Ulrichs 1940 in Berlin
hineingeboren wurde, dass er zu
früh dran war. Vielleicht auch an
Hannover, der „Provinz“, wohin es
ihn, nachdem die Familie Anfang
1945 evakuiertund nach Bremen gezogen
war, zum Architekturstudium
verschlug. Und wo er seitdem
„wohnHaft erdverbunden“ ist (so
der Titel einer Objektarbeit). Vielleicht
lag es an den 50er-, 60er-Jahren,
als Dichter wie Eugen Gomringer
an der Konkreten Poesie schnitzten,
die Ulrichs inspirierte, wie er
eloquent mäandernd erzählt, bevor
auf den Punkt kommt: zum Ende.
Sein eigenes, „the end“, ließ er
sich 1970 aufs Augenlid tätowieren
und designte bald darauf seinen
Grabstein mit der Inschrift „Denken
Sie immer daran, mich zu vergessen!“
Für den Kunstmarkt war er
wohl nicht kommerziell genug, sagt
er. Ein Glücksfall und die absolute
Ausnahme sei eine Einzelschau in
Krefeld gewesen, 1970 im Haus
Lange, damals die Nr. 1unter den
Museen für aufstrebende Künstler,
auch aus den USA. 1977 nahm er an
der Documenta teil. Ulrichs Leben
aber bleibt eine Dauerperformance
–mit Geistesblitzen, Geniestreichen,
Land-Art und Ego-Satire. In dem
auch immer Ideendiebe auflauerten
und sich Nachahmer bedienten.
Auch das macht er zum Thema. Man
kann ihn sich gut als inspirierenden
Lehrer vorstellen, immerhin war er
von1972 bis 2005 Professor für Bildhauerei
und Totalkunst an der
Kunstakademie Münster.
„timm ulrichs –erstes lebendes
kunstwerk“
Timm Ulrichs druckte mit dieser Aufschrift 1961 Visitenkarten
und setzte sich dann fünf Jahre später in der Galerie Patio in Frankfurt amMain
tatsächlich zur Öffnungszeit in eine Vitrine.
Jetzt bekommt dieser muntere,
bald 80-Jährige mit dem leicht zerzausten
Schütterhaar über der hageren
Stirn und dem ernsten, zum
Schmunzeln neigenden Blick hinter
randloser Brille also den 60. Käthe-
Kollwitz-Preis vonder Akademie der
Künste verliehen. Die Jury aus Ute
Eskildsen, Wulf Herzogenrath und
Gregor Schneider begründet ihre
Entscheidung mit der „absoluten
Notwendigkeit, den Preis an einen
Totalkünstler wie Timm Ulrichs zu
überreichen“: Er führe eine unangepasste
Existenz jenseits von Mainstream
und Kunstmarkt. Sein Weg
schließe an eine Utopie der Moderne
an, in der sich Leben und Kunst vereinen.
Sein politisches Agieren diene
einer jüngeren Generation als Vorbild.
Sein Werk ist mithin –soder
Kollwitz’sche Anspruch: wesentlich.
Und wie lautet Ulrichs’ eigene Begründung?
Nach drei geehrten
Frauen (Katharina Sieverding 2017,
Adrian Piper 2018 und Hito Steyerl
2019) war wieder mal ein Mann
dran. Ernst schmunzelnd.
In der Preisträger-Ausstellung
geht es „Weiter im Text“, so der Titel.
Ulrichs’ Schriftbild-Werk bildet
darin die Klammer seines Œuvres,in
dem so unsagbar viel passiert. So
kann die Schau nur einen viel zu kleinen
Ausschnitt zeigen. Denn sein
sprachanalytisches und sprachphilosophisches
Spiel von Anfang und
Ende materialisiert Ulrichs mal als
Assemblage, mal als Mappenwerk,
als Tätowier-Bild, Aktion im öffentlichen
Raum oder Fotoserie.Die„Tautologie“,
hier zu sehen in der Urfassung
von 1970, ist eine leuchtende
Laufschrift, eine Hommage an Gertrude
Steins „Rose ist eine Rose ist
eine Rose“. Die Anagramme „Augen
–Genau“ und „image –magie“ sind
Bilder, „Kino – Ikon“ ein 16-mm-
Film, der in rasanter 5-Sekunden-
Abfolge knattert.
Demgegenüber kann man sich in
„Das Literarische Geamtkunstwerk“
mit Band 3, 19 und 38 vertiefen.
Doch ein Streich auch dies,denn ein
Band ist hier nicht gleich Buch. Vielmehr
sind es die Farbbänder einer
alten Schreibmaschine, konkret die
vondes Künstlers Mutter,die als Stenotypistin
gearbeitet hat. Seit 1968
schreibt Timm Ulrichs jährlich jeweils
ein Band voll.
Räumlich ausufernd ist in der
Ausstellung tatsächlich nur das Environment
„… aus Gedankenfluss und
Bewusstseinsstrom …“. Über die
halbe Ausstellungshalle breitet sich
eine Sandfläche mit Treibholz und
Strandgut, das als Strahlenkranz die
Form eines Schiffes nachzeichnet. In
dessen Mitte leuchtet, mit nautischer
Sprache spielend, die eisblaue
Neonschrift „in gedanken versunken
–aus der erinnerung auftauchend“.
Wunderbar. Esist eine späte Ehrung
für diesen Künstler in seiner Geburtsstadt
Berlin, der seiner Zeit so
oft voraus war. Und der wohl nie
mehr durchs Raster fällt.
Akademie der Künste, Hanseatenweg10, Di–So
11–19 Uhr,bis 1. März
DieZukun beginnthier
Messe Ausbildung &Karriere
14. &15. Februar 2020
9–16 Uhr
Cafe Moskau
Karl-Marx-Allee 34
10178 Berlin
Eintritt
kostenlos.
BERLIN
MESSEN
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 23
· ·
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Feuilleton
Bis
zur
Ekstase
Massentauglich:
The Chap im Berghain
Lasset die
Spiele wieder
beginnen
„Tribute von Panem“: erste
Inhalte des vierten Bandes
VonNadja Dilger
Sie gehören zu den Bands,die von
Kritikern und Kennern sämtlicher
Feuilletons und Foren hochgejubelt
werden –und dennoch keine
Stadien füllen. Seit 20 Jahren. Woran
liegt das? Will die deutsch-englische
Independent-Formation das nicht?
Oder ist das große Publikum noch
nicht bereit für The Chap? Sänger –
und Autor der Berliner Zeitung –Johannes
vonWeizsäcker –hat einmal
gesagt, sie machten „Musik, die
falsch klinge“. Doch daran kann es
nicht liegen. Das zeigt ihr etwa einstündiges
Konzert am Mittwochabend
in der Kantine am Berghain.
Über 200 Menschen wippen, tanzen
und bekommen, womit sie womöglich
in dieser Intensität nicht gerechnet
haben: Techno!
Gleich zu Beginn hämmert
Schlagzeuger Keith Duncan den Takt
von „Pea Shore“ aus dem neuen Album
„Digital Technologie“ schneller,
härter und dumpfer in die Drums.
Das elektronische, leicht verträumte
Stück wirdsoineinen dunklen, technoiden
Sound katapultiert, der sich
wie eine Wolke durch den Raum
zieht. Bassist Panos Ghikas rennt
dazu auf der Stelle, während Keyboarderin
BeritImmig ins Publikum
starrt und von Weizsäcker „in your
face“ säuselt. Dasmit der Band gealterte
Publikum jubelt.
Das mittlerweile zehnte Album
von The Chap, die sich in England
um 2000 gründeten, schrieb sich in
der dreijährigen Produktionsphase
bereits Techno auf die Fahne –endete
aber dann doch im Chap’schen
Sound, der trotz raffiniertem Songwriting
immer ein wenig schnoddrig
und blumig zugleich klingt. Wassich
vor allem an den rockigen Liedern
zeigt: Die hüpfende Indierocknummer
„Help Mother“ ist nicht nur ein
häuslicher Weckruf, sondern auch
der ideale Mitgrölsong!
Ebenso der live ins Industrial getriebene
Song „I Am The Emotion“,
bei dem Panos Ghikas den Bogen
über die Bratsche schrammelt als
wolle er gerade den Küchenboden
wischen. Eine Besonderheit an The
Chap: Ihre teils technoide Musik feuern
sie nicht vom Laptop ab, sondern
mit Instrumenten und Gegenständen.
Und zwar spontan. Und so
passiert es dann, dass nach einer
zehnminütigen Improvisationsnummer
für ihren letzten Song leider
kein einziger Gegenstand mehr zu
finden ist. Macht nichts.Denn das ist
definitiv der Höhepunkt des Abends,
der zugleich den Anfang wiederspiegelt:
Ganz leise nähert sich die Band
zunächst musikalisch einem Clubabend
–der Bass im Hintergrund,
wirre Geräusche in der Ecke; der
Beat, der immer lauter wird und
Gäste,die zu tanzen beginnen ... –bis
es irgendwann nur noch Ekstase,
Selbstfindung und den Schweiß des
tanzenden Nachbars gibt.
Einige Songs aus dem neuen Album
werden von Radiosendern bereits
hoch und runter gespielt. Die
Masse wird also auf den Chap’schen
Sound vorbereitet. Ein paar von ihnen
können heute Abend bei ihrem
letzten Tourstopp in Hamburg sogar
noch dabei sein.
Berit Immig und Johannes von Weizsäcker
im Berghain.
ROLAND OWSNITZKI
Immer noch kein Paar:Gereon Rath (Volker Bruch) und Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) im Paternoster des Berliner Polizeipräsidiums.
Vordem Crash
Die dritte Staffel von „Babylon Berlin“ beginnt mit ihrem Finale. Am
25. Oktober 1929 kollabiertinNew York der Aktienmarkt. Erst fallen die
Kurse und dann die Menschen. Washeute Schwarzer Freitag genannt
wird, ist ein Schlüsselereignis in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.
UndGereon Rath (Volker Bruch) steckt mittendrin. In der Eröffnungsszene
sieht man ihn durch die Gänge der Berliner Börse taumeln. Ein
Bild der Apokalypse.Wertlose Papieresegeln durch die Luft, ein Broker
schießt sich in den Kopf, einer hängt sich auf und vondraußen stürmen
die betrogenen Anleger herein. An diesem Tagsind die Zwanzigerjahre,
die für die meisten niemals golden waren, endgültig vorbei. Nach dieser
effektvollen Ouvertüre blendet die Serie ein paar Wochen zurück
Wasdie Politik nicht kann
Kanada ist Gastland der Frankfurter Buchmesse 2020 –und nicht nur das. Ein Botschaftsbesuch
VonCornelia Geißler
Das Gebäude der kanadischen
Botschaft in Berlin
ist deshalb so schön, weil
dort der Bezug auf die
Natur immer anwesend ist. Auch
wenn in einem Konferenzsaal Reden
gehalten und Filme gezeigt werden,
bleibt der Wasserfall in der Mitte des
Gebäudes am Leipziger Platz in einem
breiten flachen Fenster sichtbar.
Amspäten Donnerstagvormittag
stellten Kulturbotschafter aus
Kanada und eine ganzeReihe deutscher
Veranstalter das kanadische
Kulturprogramm in Deutschland
für die erste Jahreshälfte vor. Da gehört
die Frankfurter Buchmesse, der
eigentliche Grund für diese Aktivitäten,
noch gar nicht dazu.
Selbstverständliche Vielfalt
„Frontera“, ein kanadisches Tanzthaterprojekt am 25. 1. beim CTM-Festival ADRIAN MORILLO
Kanada ist Gastland der Messe im
Oktober. Deren Direktor Juergen
Boos schilderte, dass die Idee dafür
schon vorvielen Jahren entstand, zunächst
aber nicht so leicht umzusetzen
war: Der besondere Charakter
Kanadas, Sehnsuchtsland vieler Europäer,
bedeute konkret, dass der
französisch- und der englischsprachige
Verlegerverband gleichermaßen
überzeugt sein müssen. Der
Buchmarkt ist, ebenso wie das 1867
für unabhängig erklärte Land, noch
relativ jung. Rund 260 Verlage publizieren
auf Englisch, mehr als 100 auf
Französisch. Juergen Boos zeigte
sich erfreut, dass sich nun ein Land
in Deutschland präsentiere, das für
die Akzeptanz des Diversen und für
Multikulturalität stehe.
Das soll offenbar auch das Motto
des Gastlandauftritts zeigen. „Singular
Plurality/Singulier Pluriel“ lautet
es,übersetzbar als„EinzigartigeVielfalt“.
Dazu gehört, Reisende werden
es wissen, die Natur.CarolynWarren,
die Generaldirektorin des Canada
Council for the Arts,kündigte an, die
Verständigung der Künste quer
durch die Provinzen „from coast to
coast to coast“ vorführen zu wollen,
also von Küste zu Küste zu Küste.
Das zweitgrößte Land der Erde hat
nur eine Landesgrenze, die zur USA,
und wird ansonsten vom Pazifik,
dem Atlantik und dem Arktischen
Ozean umschlossen. Kein Wunder,
dass Kanadier in ihrer Botschaft wenigstens
ein bisschen Berliner Wasser
fließen lassen. Carolyn Warren
pries die Fähigkeit der Künste und
Künstler,Menschen ins Gespräch zu
bringen. „Sie können etwas erreichen,
was die Politik nicht schafft.
Sie greifen Fragen auf, die andere
fürchten. Deshalb ist uns die Freiheit
der Kunst so wichtig.“
Der Ehrengastauftritt zieht sich
hier nun vonder Nordseeküste bis zu
den Alpen, wobei der Osten allerdings
etwas vernachlässigt wird. Immerhin
gibt es in Berlin einiges. Bereits
zu sehen sind hier zwei Ausstellungen
bildender Künstler aus Kanada
(Julia Stoschek Collection,
Zentrum für Kunst und Urbanistik
Berlin), am Freitag beginnt das
CTM-Festival mit starker kanadischer
Präsenz. In der kommenden
Woche folgt die Transmediale,inderen
Rahmen es schon seit 2008 die
Marshall McLuhan Lecture gibt, bei
der Personen aus dem kulturellen
Leben Kanadas sprechen. In diesem
Jahr, am29. Januar, werden sich Mél
Hogan und Joshua Neves mit den
Grenzbereichen zwischen Neurowissenschaften,
Kunst und Computertechnologie
beschäftigen.
Fast an der Nordsee gastieren die
kanadischen Musiker auf dem Jazzahead-Festival
Bremen, der Kunstverein
Hannover freut sich auf eine
Schau des Teilnehmers der jüngsten
ARD/SKY/FREDERIC BATIER
und begleitet die gut bekannten Figuren der Geschichte und auch ein
paar Neueinsteiger auf dem Weginden finanziellen, gesellschaftlichen
oder auch privaten Ruin. Kommissar Rath entfremdet sich immer mehr
von seiner Geliebten Helga, der Frau seines totgeglaubten Bruders.
Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) kommt auf der Karriereleiter nicht voran
und ermittelt im Privatauftrag in einer bizarren Mordsache.Während
der Dreharbeiten in Neu-Babelsberg wird ein Ufa-Star von einem
Scheinwerfer erschlagen. Aber natürlich geht es um viel mehr. (BLZ)
BabylonBerlin: Staffel 3 ab 24.Januarjeden Freitag eineFolgeà45Minuten auf Sky.Inder
ARDwird dieSerie ab Herbst2020 zu sehen sein.
Biennale vonVenedig JonRafman, in
München sind kanadische Beiträge
auf dem DOK.fest präsent. Der Programmdirektor
des Festivals Theater
der Welt, Stefan Schmidtke, das im
Mai in Düsseldorf stattfindet, trug
seine Begeisterung darüber in die
Runde, mehr als 50 Prozent als
Frauen im Programm zu haben.
„Und das nicht, weil ich Feminist
bin, sondernweil sie so gut sind!“
Literatur beginnt in Leipzig
Und was, bitte, ist mit der Literatur?
Was ist mit Margaret Atwood, Paulette
Bourgeois und Michel Tremblay?
In Frankfurt amMain, wo alles
konzentriertsein wird, sind am Freitag
und Sonnabend drei Autorinnen
und ein Autor bei der Litprom zu
Gast. Weraber alles vom 14. bis 18.
Oktober bei der Messe sein wird, verraten
die Organisatoren erst Mitte
März auf der Leipziger Buchmesse.
Dann erfährt man auch wie viele indigene
Schriftsteller eingeladen sind.
Zur bekundeten Vielfalt des Landes
gehört in den vergangenen beiden
Jahrzehnten, dass die lange unterdrückten
indigenen Kulturen sichtbar
gemacht und gestärkt werden.
DieVerlage haben sich schon länger
vorbereitet. Der Gastlandauftritt
wurde vor drei Jahren beschlossen,
seither haben Agenten und Scouts
Kontakte geknüpft, Lektoren Übersetzungen
in Auftrag gegeben. „Die
Frankfurter Buchmesse ist keine
deutsche Veranstaltung. Die kanadische
Kultur kann sich der Buch- und
Medienindustrie aus 150 Ländern
präsentieren“, gab Juergen Boos
noch zu Protokoll. Denn in der Tat
folgt auf einen Schwerpunkt hier oft
auch die Vergabe weiterer Lizenzen.
Das allerdings bleibt für das hiesige
Lesepublikum unsichtbar.
VonPetraKohse
Esgibt wohl niemanden, der nach
der Lektüre der „Tribute von Panem“-Trilogie
nicht gerne wüsste,
wie es mit Katniss und Peeta und ihrenbeiden
Kindernweitergeht, nach
all den Schlachten, die sie gegen andere
Kinder und Jugendliche –und
auch gegeneinander – schlagen
mussten. Nach all ihren Verlusten.
Wasaus Panem wird, nachdem die
grausamen „Hungerspiele“ abgeschafft
sind, die alte Diktatur besiegt
ist und eine neue gerade noch verhindert
werden konnte. Nachdem
Präsident Snow tot und die Menschen
in den Distrikten theoretisch
befreit sind.
Aber in der Erzählzeit ist es keine
Fortsetzung dieser beispielhaft
spannenden und die Mechanismen
von Politik erklärenden Mischung
aus Romanze und Dystopie, die die
US-amerikanische
Suzanne Collins
jetzt zehn Jahre
nach Erscheinen
des dritten Bandes
geschrieben
hat und die am
19. Mai weltweit
und in Deutschland
unter dem
Titel „Die Tribute
vonPanem –Das
Lied von Vogel
OETINGER-VERLAG
TOP 10
Mittwoch, 22. Januar
Schriftstellerin
Deutsches Cover
des 4. Bandes
und Schlange“ veröffentlicht wird.
SonderndieVorgeschichte.Der neue
Roman spielt 64 Jahrevor den Ereignissen
der ersten drei Bücher und
beginnt mit dem Morgen der„Ernte“
der zehnten „Hungerspiele“. Im Mittelpunkt
steht Coriolanus Snow als
junger Mann. In den ersten drei Bänden
ist er ein Autokrat der skrupellosesten
Sorte und Rosenzüchter nebenbei.
In Band 4begegnet man ihm
als einem um den eigenen Aufstieg
besorgten, aber auch nicht unsympathischen
18-Jährigen.
Zwei Seiten aus dem Original hat
der Verlag online gestellt (oetinger.de),
in denen Coriolanus hofft,
einer der Mentoren der diesjährigen
Tribute zu werden, also der Coach eines
jener 24 Jugendlichen, die alljährlich
gezwungen werden, in einer
virtuellen Arena auf echtes Leben
und echten Todhin gegeneinander
anzutreten. Dabei denkt er natürlich
an einen Spross aus einer der feinen
Gesellschaften der ersten Bezirke.
Tatsächlich bekommt er ein Mädchen
aus dem 12. Bezirk zugeteilt.
Dem wilden Bezirk, dem Bezirk der
Kohlearbeiter. Dem Bezirk aus dem,
später,auch Katniss kommt.
Ausder Buch-Trilogie entstanden
bislang vier Filme,die demVerlag zufolge
knapp 2,6 Milliarden Euro einspielten.
Die deutschen Bände haben
sich bislang mehr als 4,7 Millionen
Mal verkauft. Mit dem neuen
Roman wolle sie der Frage nachgehen,
„wer wir seien und was wir für
unser Überleben für notwendig erachten“,
hatte Suzanne Collins im
vergangenen Jahr in einem Interview
gesagt. Und welche Vorstellungen
vonMenschlichkeit wir haben.
1 Tagesschau ARD 4,90 16 %
2 Handball-EM ZDF 4,82 15 %
3 Ich bin ein Star ... RTL 4,71 22 %
4 heute-journal ZDF 4,33 14 %
5 Wer weiß denn ...? ARD 3,93 19 %
6 SokoWismar ZDF 3,93 18 %
7 heute ZDF 3,93 15 %
8 ZDF-Sport ZDF 3,87 13 %
9 RTL aktuell RTL 3,51 14 %
10 Heldt ZDF 3,29 11 %
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Tagestipp
KALENDER
BÜHNE
Acker Stadt Palast (✆ 441 00 09)
19.30: Der Wahnsinn des Herakles /Herakles 13
ada Studio in denUferstudios (✆ 21 80 05 07)
18.00 Studio 7: reinkommen (Bárbara Conde)
alpha-nova-werkstattTheater (Albrechtstr.28)
19.30 Theatersaal: Fahrenheit 461 (Theater Ein Topf)
Ballhaus Naunynstraße (✆ 75 45 37 25)
20.00: Cyclops (Nasheeka Nedsreal)
Berliner Ensemble (✆ 28 40 81 55)
19.30: Glaube undHeimat
20.00 Neues Haus: Stunde der Hochstapler –Das
Krull Prinzip
Berliner Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)
20.00: Ein Mord wird angekündigt
Café Theater Schalotte (✆ 341 14 85)
20.00: Tablao Flamenco (LauralaRisa yCompañia)
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)
19.30: Tosca
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)
20.00: (Life on earth can be sweet) Donna
Dock 11 (✆ 448 12 22)
19.00: Encapsulation (The Instrument)
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)
20.00 Box: Hundeherz
20.00: Hasta la Westler,Baby!
English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)
20.00: ABetter Life
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)
20.00: Der Beziehungscoach
GarnTheater (✆ 78 95 13 46)
20.30: Die Schädlichkeit des Tabaks und andere
Ungeschicklichkeiten
Kleines Theater (✆ 821 20 21)
20.00: Drei Männer im Schnee
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)
19.30: Plateau Effect (Staatsballett Berlin)
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Ab jetzt
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)
19.30: Ein Bericht für eine Akademie
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)
20.00: Wolfskinder
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)
19.00 Glaspalast: Fischer un sin Fru/Hinz und Kunz
(Hexenberg Ensemble)
20.00: Münchhausen –Die Wahrheit übersLügen
(Drehbühne Berlin)
20.30 Glaspalast: Gevatter Tod/Machandelbaum
(Hexenberg Ensemble)
Radialsystem (✆ 288 78 85 88)
18.00: NewEmpathies: Pasdedeux#1–Constructing
Love (Solistenensemble Kaleidoskop)
19.30: NewEmpathies: 7(RadouanMriziga)
21.00: NewEmpathies: BurnTime
RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)
19.30: Antigone
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)
20.00: Extrawurst
Schaubude (✆ 423 43 14)
20.00: Hemingway. Gaza. Big Fish. (Film Riss Theater,
Berlin und Jamal Abu Alqumsan, Gaza)
Schaubühne (✆ 89 00 23)
21.00: Die Anderen
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)
20.00: Ichbin nicht Mercury
Sophiensaele (✆ 283 52 66)
19.00 Kantine: Philosophiermaschine (Interrobang)
Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)
17.00 Alter Orchesterprobensaal: Linden 21: Usher
19.00: Il barbiere di Siviglia
Theater Adlershof (✆ 23 93 45 79)
18.00: Verliebt, verlobt, verschwunden (Dorit Gäbler)
Theaterdiscounter (✆ 28 09 30 62)
20.00: Ein anarchistischer Bankier
Theaterforum Kreuzberg (✆ 70 07 17 10)
20.00: Kasimir und Karoline (Peter’sFriends)
Theater im Nikolaiviertel (✆ 017 6/ 40 53 11)
19.30: ZilleseinMilljöh
Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)
20.00: Der Theaterkritiker
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)
20.00: Indien
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)
19.00: Eine Odyssee
20.00 Roter Salon: Armen Avanessian &Enemies
#63: Die Mayonnaise, getanzt, betrachtet (mit Armen
Avanessian)
KABARETT/VARIETÉ
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)
20.30: Cosmic ComedyShowcase (Dharmander
Singh, Neil Numb u. a.)
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)
20.00: Black Out: ADigital Dance Show(Flowmotion
Dance Company)
Arena Glashaus (✆ 533 20 30)
19.30: Caveman –Dusammeln, ich jagen!. Anm. erf.
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)
20.00: Turnadot –Eine Brexit-Operette (CaCarrington-Brown)
Berliner Schnauze (✆ 017 95 34 66 96)20.00:
Diätyoga für Anfänger (Natascha Petz)
Berliner Tschechow Theater (✆ 93 66 1078)
19.00: Was, haben wir gelacht? (Olaf Michael
Ostertag)
BKA (✆ 202 20 07)
20.00: La Signora: Die Schablone, in der ich wohne
(Carmela de Feo)
Chamäleon (✆ 400 05 90)
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)
Distel (✆ 204 47 04)
19.30 Studio: Verdummungsverbot (Tilman Lucke)
20.00: Skandal im Spreebezirk
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)
19.30: Vivid
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)
19.30 Studio: Brautzillas (Melanie Haupt und Constanze
Behrends)
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)
20.00: Reden ist Silber,lesen ist Gold –das Beste
aus 25 Bühnenjahren (HeikoWerning)
Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)
20.00: Die Expertise war bedeutend höher(Fil)
Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)
19.30: Family Affairs
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)
20.00: Die LiveShow(Passun Azhand, Marcel
Mann, Der Wolli, Sebastian Krämer,Mod.: Ingmar
Stadelmann)
Ratibortheater (✆ 618 61 99)
20.30: 4Wände (Die Gorillas)
Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)
20.00: Open StageVarieté (Katharina Hoffman, Mod.)
Stachelschweine (✆ 261 47 95)
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)
20.00: Blue Man Group –The Show
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)
19.30: Mamma Mia!
Theater im Palais (✆ 201 06 93)
19.30: HintermOfen sitzt ne Maus
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)
20.00: Die Vorteile des Lasters (Lisa Eckhart)
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)
20.00: Zauber Zauber –Nichts ist, wie es scheint
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)
20.00: Schwamm drüber? –Der besondere Jahresrückblick
2019 (AnnyHartmann)
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)
20.30: Rigoletti ... will Bundespräsidentin werden
(Marion Pfaus)
Zimmertheater Steglitz (✆ 25 05 80 78)
20.00: Die sechs Leben der Mascha Kaléko(Ingolf
Alwert, Ute Knorr)
Feierabendkonzert
Abschalten
zu
Orgelklängen
Bevor Sie sich und Ihren
Lieben wieder das Wochenende
mit schlechter
Laune verderben, weil Sie auf
dem Heimweg den Dienstärger
nicht loswerden und in die
Familie tragen −sagen Sie zu
Hause einfach, dass Sie heute
ein bisschen später kommen
und machen Sieeinen Umweg
über die Nikolaikirche, wojeden
Freitag um 17 Uhr eine
halbe Stunde lang musiziert
wird. „Zuhören −Entspannen
− Nachdenken“ lautet das
Motto der vom Stadtmuseum
veranstalteten Konzerte. Diesmal
erschallen auf der Jehmlich-Orgel
Orgelwerke bekannter
Komponisten. Genauer
müssen Sieesnicht wissen,
denn es geht ja darum,
den Kopf zu befreien. Unter
uns: Diese Arbeitabschaltmethode
funktioniert sogar,
wenn Sie einfach nur dasitzen
−ohne ordentlich zuzuhören.
Ich hätte das auch gern Montagfrüh.
Ulrich Seidler
Nikolai-MusikamFreitag,17−17.30Uhr
in der Nikolaikirche, Eintritt: 5/3 Euro
„Selbstbildnis“, Sarah Haffner malte
es 1963, mit 23 Jahren
S. HAFFNER/VG BILDKUNST BONN 2020/DAVID BRANDT
Hinter der
Wirklichkeit
Sarah Haffners „Goodbye to Berlin“ in der Galerie Poll
Diese „Wintersonne“ von
1990 kann als Paraphrase
auf den Begriff
„Steinernes Berlin“ gelesen
werden. Dieser geht auf den
Nachkriegsmaler Werner Heldt zurück
und hat Maler immer wieder inspiriert.
Gerade auch SarahHaffner.
Fahles Gelb trifft auf kaltes,klares
Türkis, steht über dem schwermütigen
Dunkelblau und Schwarz der
Brandmauernund Giebel.Wiegefroren
wirkt die Luft. Stimmungen, Erinnerungsfetzen,
Gedanken gerinnen
zu Flächen, eine nicht-erzählende
Malerei zwischen Realität und
Abstraktion. Das streng reduzierte
Stadt-Motiv gehört zuHaffners vor
30 Jahren im Atelier in der Uhlandstraße
entstandenen Zyklus über die
Jahreszeiten in der Stadt.
Türkis war offensichtlich eine ihrer
Lieblingsfarben. Ja, bestätigte sie
einmal in einem Gespräch: „Türkis
ist für mich Klarheit, wie Wasser,
dem ich auf den Grundguckenkann.
Oder wie der Himmel im Frühling,
wenn alles Kommende noch offen
ist.“ Neigte sich das Jahr –oder auch
nur der Tag–,dann changierte das
Türkis in ihren Bildern zudunklem
Ingeborg Ruthe
begegnete der vorzweiJahren verstorbenen
Sarah Haffner in den Neunzigerjahren
und sah seither etlicheAusstellungen
derauch schreibenden Malerin, deren
Bildsprache sich zwischen Gegenständlichkeit
und Abstraktion bewegte.
„Wintersonne“, 19
Blau. Diese Malerei zeigt Wesentliches,
reißt es heraus aus dem Fluss
des Alltäglichen.
Damals, 1990, so unmittelbar
nach dem Fall der Mauer, war Berlin
ja laut, schrill, chaotisch, überrannt
vonMenschen aus allen Richtungen
der Windrose. Aber –wie faszinierend!
– Sarah Haffner malte nicht
etwa Lärmendes,nicht die Euphorie
der Masse, sondern eine konzentrierte,
harte Stille. Die radikale Verknappung
der Formen war ihr Markenzeichen.
Was man sieht, ist nur
scheinbar real. Stimmungen, Erscheinungen,
Gedanken gerinnen
zur dichten, strengen Metapher, in
denen helle Fraben zu dunklen,
warme zu kalten komponiertsind.
Auf suggestive Perspektiven und
dadurch illusorische Effekte verzichtete
Sarah Haffner völlig. Es ist der
Dialog der Farben, der den Menschen
oder Dingen in ihrer Malerei
Plastizität gibt. Noch oft –bis ins Alterswerk
hinein – malte sie solche
scharfkonturigen, fensterlosen Häusergebirge.
Brandmauern, Haltepunkte,
Brücken, Treppen und
Wände, die einen zurückstoßen,
aber faszinierend charaktervoll sind.
KINO
CHARLOTTENBURG
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51)Crescendo #makemusicnotwar
14.45; Lindenberg! Mach dein Ding
17.15,20.30
CinemaParis (✆ 881 31 19) Die Wütenden 15.00,
20.30; Die Wütenden (OmU) 17.45
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) 1917 –Der
Film (OmU) 20.00; Das geheime Leben der Bäume
17.20; Judy 14.30
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) 1917 –Der Film
13.30, 16.15, 19.00, 21.40; Das geheime Leben
der Bäume 15.40; Jojo Rabbit (OF) 15.00, 20.50;
Parasite 18.00; Judy 17.30, 20.15; Judy (OmU)
13.30,17.50, 20.30; Queen &Slim (OmU) 15.00,
21.15; Freies Land 13.30, 16.15; The Peanut Butter
Falcon (OmU) 19.00; Knives Out (OmU) 20.50;
Knives Out (OF) 18.00; Vom Gießen des Zitronenbaums
13.20, 15.40; Einsam zweisam 19.00; MilesDavis:
Birth of theCool (OmU) 21.30; Die Sehnsucht
der Schwestern Gusmao 16.00
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Milchkrieg inDalsmynni
18.45;The Peanut Butter Falcon 22.15; Das
Vorspiel 17.00, 20.30; Crescendo #makemusicnotwar
17.45; Kamikaze 1989 (OmenglU) 22.30;
Motherless Brooklyn 20.00
Kant Kino (✆ 319 98 66) Knives Out 14.30,
17.30, 20.30; Lindenberg! Mach dein Ding 14.30,
17.30, 20.30; A Rainy Day In New York 16.15,
20.45; Der geheime Roman des Monsieur Pick
18.30; Latte Igel und der magische Wasserstein
14.00; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.45,
17.20, 20.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung
14.00; Das Vorspiel16.15, 18.30, 20.50
Zoo Palast (✆ 01805/22 29 66) Atmos: Bad Boys
for Life 20.00, 23.10; Die Eiskönigin II14.00; 3D,
Atmos: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40;
Die Hochzeit 23.10; Die Hochzeit 16.45; Jojo
Rabbit (OF) 22.50; Lindenberg! Mach dein Ding
19.45; Vier zauberhafte Schwestern 14.15; Jojo
Rabbit 17.30, 20.00, 22.45; Star Wars: Der Aufstieg
Skywalkers 14.15; Bad Boys for Life 17.00;
Die Hochzeit 14.10, 20.00; Knives Out 23.05; Als
Hitlerdas rosaKaninchenstahl 20.00;Bad Boys for
Life 14.45; Jojo Rabbit (OF) 17.30; Joker 22.50;
Lindenberg! Mach dein Ding 17.45; Das perfekte
Geheimnis 15.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers
20.45
FRIEDRICHSHAIN
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) 2040 –Wir
retten die Welt! (OmU) 11.00; ARainy Day InNew
York (OmU) 17.45; Gott existiert, ihr Name ist Petrunya
(OmenglU) 12.30;
LatteIgelund der magische Wasserstein 16.15; Der
Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 21.00; Miles
Davis: Birth of the Cool (OmU) 14.15; Das Vorspiel
(OmenglU) 19.15; Why Don‘t You Just Die! –Papa,
sdokhni (OmU) 22.50; Aquarela (OmU) 14.15;
Bunuel im Labyrinth der Schildkröten –Bunuel en
el laberinto delas tortugas (OmU) 16.00; Freies
Land (DFmenglU) 19.30; Jeannette: Die Kindheit
der Jeanne d‘Arc (OmenglU) 11.00; Milchkrieg in
Dalsmynni 12.45; Once Upon aTimein...Hollywood
(OmU) 21.40; Einsam zweisam –Deux moi (OmU)
11.00; Die Eiskönigin II–Frozen 2(OmU) 15.15;
TheFarewell (OmenglU)18.50;Der geheime Roman
des Monsieur Pick 17.00; Joker (OmU) 22.45; Motherless
Brooklyn 12.45; Parasite –Gisaengchung
(OmenglU) 20.30
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Als Hitler das
rosa Kaninchen stahl 16.00; Freies Land 20.10;
DasgeheimeLeben derBäume 14.00, 18.15; Parasite
–Gisaengchung (OmU) 22.35; Aretha Franklin:
Amazing Grace (OmU) 20.15; Der geheime Roman
des Monsieur Pick –Le mystere Henri Pick (OmU)
18.15; Der marktgerechte Mensch 16.20; Midsommar
–Director‘s Cut (OmU) 22.00; Systemsprenger
14.00
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film
14.00, 17.00, 20.00, 23.00; 3Engel für Charlie
14.10, 20.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl
17.10; Bad Boys for Life 16.20, 19.40, 22.40;
IMAX: Bad Boys for Life 13.50, 16.50, 20.00,
23.10; Black and Blue 22.50; Cats 17.20; Die
Eiskönigin II 14.20, 16.45; Das geheime Leben
der Bäume 20.10; The Grudge 19.40, 23.10; Die
Hochzeit 13.45, 17.20, 20.15, 23.15; Jojo Rabbit
17.10,19.50;Jojo Rabbit(OF)16.50; Joker22.50;
Jumanji –The Next Level 14.00, 16.50, 19.20,
22.30; Knives Out 14.20, 16.40, 19.50, 22.20;
Knives Out (OF)23.00;Latte Igel und der magische
Wasserstein 14.20; Lindenberg! Mach dein Ding
16.30, 19.40; Midnight Movie: Obsessed: Tödliche
Spiele 23.00; Das perfekte Geheimnis 19.20;
Queen &Slim 22.45; Spione Undercover: Eine wilde
Verwandlung 14.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg
Skywalkers 14.00, 19.30, 22.45; Star Wars: Der
Aufstieg Skywalkers 13.45, 16.40, 19.50, 22.20;
Vier zauberhafte Schwestern 13.50; Die Wolf-Gäng
14.30,17.00
Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Joker (OmU)
22.30; Der Leuchtturm – The Lighthouse (OmU)
20.20; Systemsprenger (OmenglU) 18.00; Porträt
einer jungen Frau in Flammen –Portrait delajeune
fille en feu (OmU) 18.00, 22.15; Vom Gießen des
Zitronenbaums –ItMust BeHeaven (OmU) 20.20
HELLERSDORF
CineStar (✆ 04 51/703 0200) 1917 –Der Film
16.45, 20.00, 23.00; Bad Boys for Life 16.50,
19.30, 22.40; Die Eiskönigin II13.40, 16.30; Die
Hochzeit 14.00, 17.10,20.10,23.00; Joker 22.50;
Jumanji –The Next Level 16.40, 19.50, 22.50;
Knives Out 19.40, 22.50; Lindenberg! Mach dein
Ding 13.30,19.40; Das perfekte Geheimnis 13.50;
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.00;
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.20; Star
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45, 22.45; Vier
zauberhafte Schwestern 14.10; Die Wolf-Gäng
14.15, 16.50
Kino Kiste (✆ 998 7481) Als Hitler das rosa Kaninchen
stahl 17.35; Morgen sind wir frei 19.15;
Rotschühchen und die sieben Zwerge 15.55; Die
schönste Zeit unseres Lebens 13.50
HOHENSCHÖNHAUSEN
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) 1917 –Der
Film 17.30,20.00, 22.50; Bad Boys for Life 14.40,
17.00, 20.00, 22.40; 3D: Die Eiskönigin II 14.15;
Die Eiskönigin II 14.20, 17.15; The Grudge 23.00;
Die Hochzeit 14.30, 17.10, 19.50, 22.30; Jumanji
–The Next Level 17.20, 19.45; Knives Out 20.15,
22.40; Latte Igel und der magische Wasserstein
15.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.40, 19.30;
Das perfekte Geheimnis 19.40; Spione Undercover:
Eine wilde Verwandlung 14.50; 3D: Star Wars:
Der Aufstieg Skywalkers 16.45, 19.50; Star Wars:
Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 20.10, 22.20; Underwater
–Es ist erwacht 23.00; Vier zauberhafte
Schwestern 14.45, 17.10; Die Wolf-Gäng 14.30,
17.20; Zombieland 2: Doppelt hält besser 23.00
KREUZBERG
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Jojo Rabbit (OmU)
17.30, 20.00, 22.30; B Knives Out (OmU) 16.00,
21.30; Parasite –Gisaengchung (OmU) 18.45
fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Little Joe –
Glück ist ein Geschäft (OmU) 21.30; Milchkrieg in
Dalsmynni –Heradid (OmU) 17.30; Das Vorspiel
19.30; Die Wütenden (OmU) 17.45, 20.00, 22.15
Moviemento (✆ 692 4785) Almanya –Willkommen
in Deutschland 10.00; Jojo Rabbit (OmU)
12.30, 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Als Hitler das
rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.15, 22.00; Der
blaue Tiger 10.30; Thomas und seine Freunde: Große
Welt! GroßeAbenteuer! 12.45;Vom Gießen des
Zitronenbaums –ItMust BeHeaven (OmU) 19.45;
AlsHitler das rosa Kaninchenstahl 11.45; Hilfe, ich
hab meine Eltern geschrumpft 9.30;
Little Joe – Glück ist ein Geschäft (OmU) 16.30,
21.30; Prachtige Films: Safety First: The Movie
(OmenglU) /Hotel Eindhoven (OmenglU) 19.00;
Vom Gießen des Zitronenbaums –ItMust BeHeaven
(OmU) 14.15
RegenbogenKino (✆ 69 57 95 17)Swans –Where
Does ABody End? 20.30
Sputnik (✆ 694 11 47) Cunningham(OmU)16.00;
TheFarewell (OmU) 20.00; Joker(OmU)21.45; Porträt
einer jungen Frau in Flammen –Portrait de la
jeune fille en feu (OmU) 17.45; Little Joe –Glück
ist ein Geschäft (OmU) 21.45; Der marktgerechte
Mensch (OmU) 17.30; Die Sehnsucht der Schwestern
Gusmao –Avida invisivel de Euridice Gusmao
(OmU) 19.15; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-
Alarm 16.00; Kinobar imSputnik Swans –Where
DoesABody End? (OmU) 22.00
Yorck (✆ 78 91 32 40) Das geheime Leben der
Bäume 15.20, 17.40; Parasite 20.00; New Knives
Out 16.00, 18.50, 21.40
KÖPENICK
Kino Spreehöfe (✆ 538 9590) Bad Boys for Life
17.30, 20.30; DieEiskönigin II 15.00; Die Hochzeit
15.00, 17.30, 20.15; Knives Out 17.15, 20.15;
Lindenberg! Mach dein Ding 17.00, 20.00; Spione
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.45; 3D:
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.00;Vier zauberhafte
Schwestern 15.15; Die Wolf-Gäng 14.45,
17.45
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Als Hitler
das rosa Kaninchen stahl 13.00; Die Eiskönigin
II 15.30; Freies Land 17.45; Knives Out 13.00,
20.30; Latte Igel und der magische Wasserstein
15.45; Lindenberg! Mach dein Ding 13.00, 17.45,
20.30; Vom Gießen des Zitronenbaums 18.00; Das
Vorspiel 15.45,20.15
MARZAHN
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)
1917 –Der Film 17.15, 19.50, 22.50; Bad Boys
for Life 14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Die Eiskönigin
II 14.00, 16.50; The Grudge 23.15; Die Hochzeit
14.10, 17.05, 20.00, 22.45; 3D: Jumanji –The
Next Level 19.40, 22.40; Jumanji –The Next Level
14.10, 17.00; Knives Out 19.45, 23.00; Lindenberg!
Mach dein Ding 16.35, 19.40; Midnight
Movie: Obsessed: Tödliche Spiele 23.00; Das
perfekte Geheimnis 20.00; Spione Undercover:
Eine wilde Verwandlung 14.15; 3D: Star Wars: Der
Aufstieg Skywalkers 22.35; Star Wars: Der Aufstieg
Skywalkers 14.05, 16.30, 19.25; Vier zauberhafte
Schwestern 14.15; DieWolf-Gäng 14.30, 16.55
MITTE
Acud (✆ 44 35 94 98)Einsam zweisam 18.30; Der
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen
Schatz 17.00; Parasite 20.45; Bunuel imLabyrinth
der Schildkröten 21.45; But Beautiful –Nichts existiert
unabhängig (OmU) 17.45; Gundermann Revier
(OmenglU) 20.00
Babylon (✆ 2425969) Cinebrasil–Brasilianisches
Filmfestival: 10 Sekunden um zu siegen –10segundos
para vencer (OmenglU) 22.00; Das Cabinet
des Dr. Caligari (m. Live-Musikbegleitung) 19.30;
Cinebrasil –Brasilianisches Filmfestival: Casa de
areia –Das Haus aus Sand: The House of Sand
(OmenglU) 20.00; Fellini 100!: Fellinis Die Clowns
–IClowns (OmenglU) 17.30; Fellini 100!: Fellinis
Satyricon (OmenglU) 17.30; Cinebrasil – Brasilianisches
Filmfestival: Der Kuss auf dem Asphalt
–Obeijo no asfalto (OmenglU) 20.00; Cinebrasil
–Brasilianisches Filmfestival: Saneamento basico,
ofilme –Grundsanierung: Der Film (OmU) 22.00;
VideoartatMidnight (#111: GernotWieland) 23.59
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Fritzi
–Eine Wendewundergeschichte 15.30; Queen &
Slim (OmU) 17.15, 20.00; Yung (OmenglU) 22.45;
Joker (OmU) 21.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse
(OmU) 16.30; Queen &Slim (OmU) 11.30,
14.00; Systemsprenger 9.00; Vom Gießen des Zitronenbaums
–ItMust BeHeaven (OmU) 19.00
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00)1917 –Der
Film 16.30, 19.50; 1917 –Der Film (OF) 11.00,
13.50, 17.10, 19.30, 22.50; 3Engel für Charlie
23.15; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 11.10;
Bad Boys for Life 11.15, 14.15, 16.40, 20.10,
23.15; Bad Boys for Life (OF) 19.40, 22.40; Die
Eiskönigin II 12.00, 17.15; Die Eiskönigin II–Frozen
2 (OF) 15.10; Die Hochzeit 11.30, 14.20,
17.20,20.10, 23.10; Joker(OF)22.20; 3D: Jumanji
–The Next Level 18.00; Jumanji –The Next Level
13.20; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem
verlorenen Schatz 11.10; Knives Out 17.00, 22.40;
Knives Out (OF) 20.10; Lindenberg! Mach dein
Ding 14.00; Das perfekte Geheimnis 19.45; Spione
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D:
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.45, 19.00;
StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 16.15; 3D: Star
Wars: Der Aufstieg Skywalkers –StarWars: The Rise
of Skywalker (OF) 22.15; Star Wars: Der Aufstieg
Skywalkers –Star Wars: The Rise of Skywalker (OF)
21.00; Vier zauberhafte Schwestern 11.10, 13.45;
Die Wolf-Gäng 11.15, 13.50, 16.30
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) 1917 –Der Film
(OmU) 16.30, 19.00, 21.30; Miles Davis: Birth of
the Cool (OmU) 14.00; The Farewell (OmU) 16.45;
Judy (OmU) 19.30; Lindenberg! Mach dein Ding
14.00, 21.30; Jojo Rabbit (OmU) 17.15, 19.30,
21.45; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A
vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 14.30; Als
Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.30; Die Wütenden
(OmU) 17.00, 19.15, 21.30; Little Joe –Glück
ist ein Geschäft (OmU) 14.45, 21.30; Das Vorspiel
(teilw.OmU) 17.00, 19.15
International (✆ 24 75 60 11) Jojo Rabbit (OmU)
19.30, 22.00; Lindenberg! Mach dein Ding 13.30,
16.30
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70)Konecsrpna vHoteluOzon–Late
August at the HotelOzone (OmenglU)
20.00
NEUKÖLLN
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)
1917 –Der Film 16.50, 19.55, 23.00; 1917 –
Der Film (OF) 19.55; Aman Reis Duymasin (OmU)
22.50;BabaParasi(OmU) 22.45; Bad Boys for Life
17.00, 20.00, 23.00;Bad Boys for Life (OF) 22.30;
Cep Herkülü: Naim Süleymanoglu –Pocket Hercules
(OmU) 14.15; Die Eiskönigin II 14.15, 17.15;
Die Hochzeit 14.15, 17.05, 19.30, 22.40; Jumanji
–The Next Level 14.00, 17.20, 20.10; Knives Out
19.30; Lindenberg! Mach dein Ding 22.45; Mucize
Ask (OmU) 22.50; Psy 3: Wimie zasad –Hunde
3: Im Namen der Regeln (OmU) 20.00; Rafadan
Tayfa 2: Göbeklitepe –Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe
(OmU) 14.10, 17.15; Spione Undercover: Eine
wilde Verwandlung 14.15; Star Wars: Der Aufstieg
Skywalkers 14.00, 16.30, 19.45; Türkler Geliyor
–Adelatin Kilici (OmU) 16.15, 19.30, 23.00; Vier
zauberhafte Schwestern 14.45; Die Wolf-Gäng
14.00,16.50
IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)
22.00; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 16.50,
23.50; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A
vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 14.20;
Systemsprenger (DFmenglU) 12.00; Die Wütenden
(OmU) 10.00, 20.00
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)
16.30,19.30, 22.30
Passage (✆ 68 23 70 18) 1917 –Der Film (OmU)
15.00,17.45,20.30; Als Hitler das rosa Kaninchen
stahl 15.00; Joker (OmU) 17.30, 20.00, 22.30;
Lindenberg! Mach dein Ding 15.20, 18.10, 21.00;
Judy (OmU) 16.00, 18.30; Motherless Brooklyn
(OmU) 21.00
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 25
· ·
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Tagestipp
KALENDER
90, ein Motiv für das „Steinerne Berlin“ (nach Werner Heldt), Eitempera und Öl auf Nessel S.HAFFNER/ VG BILDKUNST BONN 2020/DAVID BRANDT
Menschenleere Häuser-Landschaften
wie diese wirken wie eingespannt
in ein konstruktivistisches
Gerüst. Sie sagte dazu: „Hinter der
Wirklichkeit“ –das „hinter“ war als
Widerhäkchen gemeint, die „Wirklichkeit“
keineswegs schon als die
ganze Wahrheit. Ihre Bildwelt
schrieb Stimmungen, Zustände fest.
Und wenn sie sich selbst malte,
schon in jungen Jahren, 1963, gerade
erst neun Jahrezuvor und mitten im
Teenager-Alter, aus dem Londoner
Exil ihrer ElterninBerlin vage „angekommen“,
dann ist das auch später
noch Grüblerische, Melancholische
in den Gesichtern (etwa ihrer Serie
„Frauen am Fenster“), dieser Kontrast
der nachtblauen Schatten und
rotgeschminkten Lippen und der
vielen ernsten, skeptischen, bisweilen
spöttischen Selbstbildnisse
schon in dem fragenden jungen Gesicht
der Malerin angelegt.
Siemusste sich nach der Kindheit
in England zurechtfinden in
Deutschland, in der Frontstadt Berlin,
in den Tumulten der 68er-Bewegung.
Fragen hatte sie selbst immer
mehr als Antworten. Der Dichter
Erich Fried, dem Sarah Haffner auf-
MEIN BILD DER WOCHE
Die Künstlerin: Sarah Haffner
(1940–2018) kam im britischen Cambridge,
dem Exil ihrer aus Nazi-Deutschland
geflohenen Eltern, zur Welt. Ihr Vater,
der Historiker und linkeSchriftsteller Sebastian
Haffner,musste Hitlerdeutschland
verlassen, um sein Leben zu retten
und das seiner halbjüdischen Frau. 1954
kehrte die Familie nach West-Berlin zurück.
Sarah Haffner,die an der Charlottenburger
Hochschule der Künste Malerei
studierthat,schrieb auch Bücher und engagierte
sich für Frauen in Not.
Die Ausstellung: „Goodbye to Berlin“ gedenkt
der Malerin, die am 27. Februar 80
Jahre alt geworden wäre. Galerie Poll,
Gipsstr.3.Bis 29. Februar,Di–Sa 12–18
Uhr.Lesung/Gespräch am 27. Februar,
19 Uhr.Eintritt frei
fiel, als sie noch keine 25 Jahre alt
war, aber bereits solche eigenwilligen
Einsamkeits-Metaphern malte,
spröde Gedichte schrieb, sich in der
Frauenbewegung engagierte und
das erste Frauenhaus West-Berlins
initiierte, muss diesen Zeitzeichen
auf den Grund geschaut haben.
Denn er hielt sie für geeignet, die
Menschen, die das Sehen und Fragen
verlernt haben, wieder Sehen
und Fragen zu lehren.
SarahHaffnermalte in ihreBilder
wohl den Schmerz, nicht aber Larmoyanz
hinein. Denn da war immer
auch die Lust mit ihren eindringlich
stillen, räumlichen Bildern gegen
den Strom (etwa den hysterischen
Kunstbetrieb) zu schwimmen. Malen,
sagte sie mir einmal, vertreibe
ihr die Ängste. Ihre beiden Identitäten,
die deutsch-jüdische und die
englische aber meldeten sich angesichts
vonneuem Fremdenhassund
Gewalt in Deutschland, angesichts
von Sieg-Heil-Schreiern vor Asylantenheimen
mit neuem inneren
Druck. Gefragt, ob ihre Bilder die
Spuren der Zeit trügen, sagte Sarah
Haffner:„Eher die Spuren vonErfahrungen.“
Literatur
Geräumige
Pausen
garantiert
Monika Rinck ist vielleicht
die umtriebigste,vielseitigste,
fröhlichste und energischste
Dichterin, die der Literaturbetrieb
so zu bieten hat.
Heute lädt die 50-Jährige, die
auch als Übersetzerin tätig ist,
im Literarischen Colloquium
auf die „Bühne des Schlafs“,
wohin man ihr natürlich unbesehen
und jederzeit zu folgen
bereit ist! Um Schlaf,
Traum und dessen Deutung
geht es in Lesungen und Gesprächen,
die Autorin Annett
Gröschner, der Dichterkollege
Durs Grünbein und der Cellist
und Komponist Basilius Alawad
sind mit dabei, und Monika
Rinck verspricht außer einer
„Anleitung zum kollektiven
Traumdomino“ auch
„Hanftee aus dem Samowar,
geräumige Pausen, Traumproviant,
unbewusste Einsichten
und die unvergleichliche Musik
von Basilius Alawad.“
Kommt alle. PetraKohse
Aufder Bühnedes Schlafs,19.30Uhr,
LiterarischesColloquium Berlin, Am
Sandwerder 5
KLASSIK
Heilig-Kreuz-Kirche Kreuzberg (✆ 69 40 12 41)
21.00: Ex Oriente Lux –aus dem Orient das Licht:
GabyBultmann &FarhanSabbagh (Oud), Amir
Czwink (Perkussion),NachtKlänge, Arabische Musik
und Musik des Abendlandes
Kohlenkeller am Mexikoplatz (✆ 55 57 32 83)
20.00: Aulos-Streichquartett Berlin, Neujahrskonzert,
Haydn: Streichquartett op. 77 Nr.1;Beethoven:
Streichquartett op. 18 Nr.1
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)
19.00Gr. Saal: Konzerthausorchester Berlin, Nikolaj
Szeps-Znaider (Violine), Ltg.Iván Fischer,Ludwig van
Beethoven: Konzertfür Violine und Orchester D-Dur
op. 61; Richard Strauss:„Also sprach Zarathustra“,
Sinfonische Dichtung nach Friedrich Nietzsche op. 30
20.00 Kl. Saal: Federico Colli, C. Bechstein Klavierabend,
Scarlatti: Acht ausgewählte Sonaten; Haydn:
Klaviersonate Es-Dur;Mozart: Sechs Variationen
über „SalvetuDopmine“ vonGiovanni Paisiello;
Beethoven: Sonate cis-Moll op.27Nr. 2„Mondscheinsonate“;
Bach: Chaconne aus der Partita für
Violine solo d-Moll
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)
20.00: Berliner Philharmoniker,Ltg.Kirill Petrenko,
GustavMahler:Symphonie Nr.6
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)
20.00: Ginzburg Dynastie, Klezmer-Festival
Spandovia Sacra (✆ 333 80 54)
19.30: SilkeStrauf (Viola da gamba) und Anke
Krabbe (Rezitation), Werkevon Bach, Dowland,
Wackenroder,Proust u. a.
Zwölf-Apostel-Kirche (✆ 263 98 10)
19.30: Stephan Graf vonBothmer:„Ben Hur“in
concert, Stummfilm-Klassikerneu interpretiert
KINDER
Café Maggie (Frankfurter Allee 205)
19.00: Maggie Slam (ab 12 J.)
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)
16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)
17.00: Frau Holle –Mitspieltheater, (ab 4J.)
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)
11.00, 19.30: Ankommen is WLAN, musikalische
Ensembleproduktion (ab 12 J.)
Juxirkus Schöneberg (✆ 215 58 21)
17.30: Menschenskinder! Sensationen! (ab 4J.)
Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)
17.00: Hänsel und Gretel, Ulrich Müller-Hönow
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)
10.30: Frederik, der Träumer,Julia de Boor,Musikalisches
Schattenspiel (ab 2bis 6J.)
Uferstudios (✆ 46 06 08 87)
19.00 Studio 14: Purple –Internationales Tanzfestival
für junges Publikum: Balancing Bodies, Cie. Woest.,
Tanzperformance (ab 8J.)
Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)
16.00: Der gestiefelte Kater (ab 3J.). Anm. erf.
LITERATUR/VORTRAG
Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)
19.00 Salon: Hörthört! AGBauf die Ohren: Wirkommen,
um zu lesen, Lisa Vera Schwabe und Norbert
Lang,Hörstück und Gespräch
ART Stalker (✆ 22 05 29)
20.00: Lust, Leidenschaft und Liebe... ein Abend für
die Liebe, mit Richard Maschke, Nicole Lengenberg
Brotfabrik (✆ 471 40 01)
19.30: „sonntag,“, André Hatting
20.00: Frankenstein –Mein Herz ist schwarz. Es
stinkt., Das :zeLT, Livehörspiel-Parforceritt frei nach
MaryShelly
Kirchengemeinde Neu-Westend (Eichenallee 47-55)
20.00 Gemeindesaal: tolle et lege–nimm und
lies, mit Bettina Schwietering-Evers und Olaf Trenn,
Susanne Weiß spielt Cello
Lettrétage (✆ 692 45 38)
19.00: Mondgesichter,Haldis Kaltenbach, Roswitha
Baumeister,Traude Bührmann, Heidi Kull
Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)
19.30: Aufder Bühne des Schlafs: „Aus der Traum
(Kartei)“, Durs Grünbein, Lesung und Gesprächmit
Durs Grünbein, Monika Rinck, Basilius Alawad und
Annett Gröschner
Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)
19.30: Texte zur Kunst: Autofiktion heute, mit Violaine
Huisman, Isabelle Graw, Dirk vonLowtzow,Jackie
Thomae und Brigitte Weingart
Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)
20.00 Literaturcafé: Neu: Periplaneta Tresenlesen,
Clint Lukas, Meikel Neid, Jane Steinbrecher
Schropp (✆ 235 57 32 -0)
20.00: Road Trip: Der langeWeg nach Indien, Mathias
Vatterodt, Buchvorstellung und Reisebericht. Anm.erf.
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)
20.00 Großer Salon: Texte nach der DDR, Dr.Jörg
Sader &Reinhard Kuhnert
Sexclusivitäten (Fürbringerstr.2)
18.00: Spritzen. Die weibliche Ejakulation,Stephanie
Haerdle, Buchpremiere
KONZERT
A-Trane (✆ 313 25 50)
21.00: David Haynes &Friends feat. Worthy Davis
(voc)
AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)
20.00: Devendra Banhart
Aufsturz (✆ 28 04 74 07)
21.00: 20 Jahre Klima Kalima feat. Oliver Potratz (b),
Oliver Steidle (dr)
b-flat (✆ 283 31 23)
21.30: Hervé Hartock Band –Les Colorés
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)
20.00: Chase Rice +Madison Kozak
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)
20.00: Sturgill Simpson
Donau115 (Donaustr.115)
20.30: Bitter Blond
Festsaal Kreuzberg (✆ 403 65 56 30)
21.00: Waving The Guns, Es hätte so ein schöner
Abend werden können
Freizeitforum Marzahn (✆ 542 70 91)
18.00: Piano PowerStation
Gutshof Britz (Alt-Britz 81)
19.00 Kulturstall: DiegoPinera Quintett, Esther Kaiser
Quintett, Matti Klein Soul Trio u. a.,Jazzfest Neukölln
2020 –1.Tag
Kiste (✆ 998 74 81)
21.00: Takayo
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)
19.00: Eisfabrik
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)
21.00: Orania.World: Sophia Bicking (Vocals) &Tal
Arditi (Guitar)
Panda (✆ 44 31 95 57)
20.00: Incense of Music 4: Notte, Rajab
Petruskirche Lichterfelde (✆ 81 80 99 66)
20.00: Jaques Stotzem
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)
20.00: GinzburgDynastie, Klezmer Festival
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)
22.30: Cécile VernyQuartet
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)
19.00: Die Wallerts
SO36 (✆ 61 40 13 06)
20.00: UK Subs, Loaded
Wabe (✆ 902 95 38 50)
20.00: Bielfeldts Begegnungen: Rainer Bielfeldt &
Lorelay
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)
21.15: Walt Weiskopf European Quartet
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)
21.00: The Nation Mourns
KINO
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung
(OmenglU) 17.30, 20.30; Jojo Rabbit (OF) 16.30,
19.00, 21.30; 1917 –Der Film –1917 (OF) 17.00,
19.45,22.30; DieWütenden (OmU) 17.00,19.30,
22.00; The Farewell (OmenglU) 16.30; Knives Out
(OF) 18.50; Queen &Slim (OF) 21.40
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)
1917 –Der Film 16.55, 19.45, 23.00; Bad Boys
for Life 14.25, 17.20, 20.10, 23.00; Die Eiskönigin
II 14.40; DieHochzeit 14.05, 16.45, 19.50, 22.40;
Jumanji –The Next Level 17.10, 20.00; Knives Out
19.40, 22.50; Das perfekte Geheimnis 22.45; 3D:
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.15, 20.30;
StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00; Vier zauberhafte
Schwestern 14.30; Die Wolf-Gäng 15.00,
17.00
Wolf (✆ 921 03 93 33) The Farewell (OmenglU)
16.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)
18.40; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A
vida invisivel de Euridice Gusmao(OmU)18.20; Die
Tigerentenbande –Der Film 16.40; VomGießen des
Zitronenbaums –ItMust Be Heaven (OmU) 21.10;
Die Wütenden (OmU) 21.00
PANKOW
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Lindenberg!
Mach dein Ding 17.40, 20.30; Spione Undercover:
Eine wilde Verwandlung 15.20; Als Hitler
das rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.20; Knives Out
20.00
PRENZLAUER BERG
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) 1917 –
Der Film 15.20, 18.00; 1917 –Der Film (OmU)
20.45; Das geheime Leben der Bäume 17.40;
Parasite 20.00; Spione Undercover: Eine wilde
Verwandlung 15.30; Freies Land 17.20, 20.00;
Lindenberg! Mach dein Ding 17.30; Die Wütenden
15.00, 20.30; Knives Out 14.50, 20.30; Knives
Out (OmU) 17.40
Kino&Bar in der Königstadt (✆ 01 63/262 72 80)
Festival politischer Film: „Mir ist es egal, wenn wir
als Barbaren in die Geschichte eingehen“ (OmU)
20.00; Festival politischer Film: Gebürtig 13.00;
Festival politischer Film: Der Krieg in mir 16.00
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)
1917 –Der Film (OmU) 19.30, 22.45; Als Hitlerdas
rosa Kaninchen stahl 16.45; Das geheime Leben
der Bäume 17.20; Jojo Rabbit (OmU) 23.00; Jojo
Rabbit (OF) 14.45, 17.30, 20.15; Judy 14.30; Der
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen
Schatz 14.00; Knives Out 19.40; Lindenberg!
Mach dein Ding 16.00, 21.30;
StarWars: DerAufstieg Skywalkers (OF) 22.30;Vom
Gießen des Zitronenbaums 14.15; Das Vorspiel
19.00; DieWolf-Gäng 14.15, 16.45; Die Wütenden
19.50; Die Wütenden (OmU) 22.30
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Gott existiert, ihr Name
ist Petrunya (OmU) 21.00; Land des Honigs (OmU)
18.00; Swimmingpool am Golan –Eine deutsche
Familiengeschichte (teilw.OmU) 19.30
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 1917
–Der Film 14.20, 17.05, 19.45,22.35; 3Engel für
Charlie 16.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl
19.50; Bad Boys for Life 14.25, 17.00, 19.55,
22.45; Die Eiskönigin II 14.30, 17.10; Das geheime
Leben der Bäume 17.10; The Grudge22.40; Die
Hochzeit 14.15, 17.00, 19.50, 22.45; 3D: Jumanji
–The Next Level 17.00; Jumanji –The Next Level
14.15; Knives Out 19.50, 22.45; Latte Igel und der
magische Wasserstein 14.45; Lindenberg! Mach
dein Ding 16.40, 19.40;Midnight Movie:Obsessed:
Tödliche Spiele 22.45; Das perfekte Geheimnis
19.55; Queen &Slim 22.40; Sneak Preview 22.45;
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.20;
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.45,
22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15,
19.40; Systemsprenger 19.40; Underwater –Esist
erwacht 19.45, 22.40;Vier zauberhafte Schwestern
14.35; Die Wolf-Gäng 14.40, 17.20
Zeiss-Großplanetarium (✆ 42 18 45 12) Into the
Wild 20.30; Latte Igel und der magische Wasserstein
14.00; Marianne &Leonard –Words of Love
(OmU) 18.00; Small Planets (OmU) 16.00
REINICKENDORF
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –Der
Film 16.40, 19.55, 23.00; AlsHitler dasrosaKaninchen
stahl 13.30; Bad Boys for Life 14.15, 16.55,
20.00, 23.05; Die Eiskönigin II 14.05, 16.55; The
Grudge 23.10; Die Hochzeit 14.05, 17.00, 20.10,
23.05; Jojo Rabbit 14.00, 16.45, 20.00, 23.00;
Joker 22.45; 3D: Jumanji –The Next Level 20.10;
Jumanji –The Next Level 13.55, 17.20, 23.00; KnivesOut
16.15,19.40;Lindenberg! Machdein Ding
19.30; Das perfekte Geheimnis 20.15; Spione Undercover:
Eine wilde Verwandlung 14.00; 3D: Star
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Star Wars:
Der Aufstieg Skywalkers 16.45, 22.45; Underwater
–Esist erwacht 23.15; Vier zauberhafteSchwestern
13.45; Die Wolf-Gäng 14.40, 17.15
SCHÖNEBERG
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)
Freies Land 14.35; Das perfekte Geheimnis 17.30,
20.15
Cosima (✆ 85 07 58 02) Alles außer gewöhnlich
18.00; Das perfekte Geheimnis 20.15
Odeon (✆ 78 70 40 19) Jojo Rabbit (OmU) 15.00,
20.30; Knives Out (OmU) 17.30
Xenon (✆ 78 00 15 30) Crescendo #makemusicnotwar
(OmU) 17.45; Judy (OmU) 20.15
SPANDAU
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) 1917
–Der Film 16.50, 20.10, 23.00; Bad Boys for Life
16.55, 19.55, 23.00; Die Eiskönigin II12.20; Das
geheime Leben der Bäume 10.00, 14.50; Die
Hochzeit 14.00, 17.20, 20.00, 22.55; Jumanji –
The Next Level 12.15, 17.00; Lindenberg! Mach
dein Ding 20.05, 23.05; Spione Undercover: Eine
wilde Verwandlung 12.15, 14.30; Star Wars: Der
Aufstieg Skywalkers 16.55,19.40, 23.00; Vier zauberhafte
Schwestern 12.00, 14.40; Die Wolf-Gäng
10.00, 12.15, 14.25
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 6081) Alles
außer gewöhnlich 13.45; Als Hitler das rosa Kaninchen
stahl 16.00, 20.15; Der geheime Roman des
Monsieur Pick 18.15
STEGLITZ
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Als Hitler das rosa
Kaninchen stahl 14.00, 17.00,20.00
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)
1917 –Der Film 17.00, 19.45, 22.50; Bad Boys
for Life 17.00,20.00, 23.00; Bad Boys for Life (OF)
23.00; Die Hochzeit 13.15, 17.00, 19.55, 23.00;
Jumanji –The Next Level 14.05, 16.10; Der kleine
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz
10.00, 12.15; Knives Out 10.00, 16.50, 19.55,
23.00; Latte Igel und der magische Wasserstein
12.15; Lindenberg! Mach dein Ding 19.55; Spione
Undercover: Eine wilde Verwandlung 12.00, 14.15;
StarWars: DerAufstieg Skywalkers 19.30;Vier zauberhafte
Schwestern 10.00, 11.45, 14.30
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Bad Boys for
Life 17.45, 20.30; Die Eiskönigin II 15.30; Die
Hochzeit 15.45, 18.00, 20.30; Knives Out 20.30;
Lindenberg! Mach dein Ding 17.45, 20.30; Vier
zauberhafte Schwestern 15.30; Die Wolf-Gäng
15.45, 18.15
TIERGARTEN
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Kenji Mizoguchi: Eine
Erzählung nach Chikamatsu –Chikamatsu Monogatari
(OmenglU) 21.00; Kenji Mizoguchi: Yoru no
onnatachi –Women ofthe Night (OmenglU) 19.30;
Magical History Tour: Die Abenteuer des Rabbi Jacob
–Les aventures de Rabbi Jacob (OmU) 19.00
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)
1917 – Der Film 13.30, 14.00, 16.40, 19.45,
20.00, 23.00; 7500 –Der Film 23.00; Als Hitler
das rosa Kaninchen stahl 17.20, 19.45; Bad Boys
for Life 13.40, 16.40, 17.00, 19.15, 19.20, 22.45,
22.55; Die Eiskönigin II 13.15, 14.00, 17.00; Das
geheime Leben der Bäume 17.15, 20.15; The
Grudge 22.45; Die Hochzeit 14.00, 17.00, 20.15,
23.00; Jojo Rabbit 12.30, 13.20, 16.30, 19.30,
20.15, 22.40; Joker 20.00; Judy 16.00; 3D: Jumanji–TheNext
Level17.00;Jumanji –The Next Level13.50,
19.40, 23.00; KnivesOut 16.20,20.10,
22.50, 23.00; Lindenberg! Mach dein Ding 13.30,
16.30, 19.00; Parasite 16.00, 19.45; Das perfekte
Geheimnis 13.15, 16.40, 19.50; Queen &Slim
19.15, 23.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung
14.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers
13.45, 17.00, 20.30, 22.50; Star Wars: Der
Aufstieg Skywalkers 13.00, 15.30, 16.30, 19.40,
20.00, 22.50; Underwater –Es ist erwacht 22.20;
Vier zauberhafte Schwestern 14.00; Die Wolf-Gäng
14.10, 16.30
TREPTOW
Astra (✆ 636 16 50) Bad Boys for Life 17.15,
20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 14.30; Das geheime
Leben der Bäume 16.00, 18.00, 20.15, 22.30;
Die Hochzeit 15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Jumanji
–The Next Level 18.00; Lindenberg! Mach dein
Ding 17.00, 20.15; Spione Undercover: Eine wilde
Verwandlung14.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers
20.30; Vier zauberhafte Schwestern14.00; Die
Wolf-Gäng 14.00,16.00
Casablanca (✆ 677 5752) Der geheime Roman
des Monsieur Pick 16.00; The Good Liar –Das alte
Böse 20.30; Gundermann 18.00
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)
1917 –Der Film 14.10, 17.00, 20.15, 22.40; 3
Engel für Charlie 22.45; Als Hitler das rosa Kaninchen
stahl 14.30; Bad Boys for Life 14.15, 17.15,
20.10, 22.45; Die Eiskönigin II 14.30, 16.50; The
Grudge 20.15, 23.00; Die Hochzeit 14.20, 17.15,
20.00,23.00; Joker 22.45; 3D: Jumanji –The Next
Level20.00;Jumanji–TheNextLevel14.00,17.15,
23.00; Knives Out 16.50, 19.50, 22.50; Lindenberg!
Mach dein Ding 19.30; Das perfekte Geheimnis
19.45; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung
14.20; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers
16.55; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30;
Underwater –Esist erwacht 23.00; Vier zauberhafte
Schwestern 14.15, 17.15; Die Wolf-Gäng 14.40,
17.00
WEDDING
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 0311) 1917 –
Der Film 17.00, 19.40, 22.40; Baba Parasi (OmU)
22.45; Bad Boys for Life 17.00, 20.00, 23.00; Die
Eiskönigin II 16.40; Die Hochzeit 14.15, 16.45,
20.00, 23.00; Jumanji –The Next Level 14.00,
19.50;Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe–Rafadan Tayfa
2: Göbeklitepe (OmU) 14.15; Spione Undercover:
Eine wilde Verwandlung 14.15; Star Wars: Der
Aufstieg Skywalkers 16.45, 19.30, 22.45; Türkler
Geliyor –Adelatin Kilici (OmU) 20.00, 23.00; Vier
zauberhafte Schwestern 15.00; Die Wolf-Gäng
14.15,17.20
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Miles
Davis: Birth of the Cool (OmU) 21.45; Buch &Film:
Mutter Krausens Fahrt ins Glück (Restaurierte Fassung)
19.00
WEISSENSEE
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Jeanne d‘Arc –
Jeanne (OmU) 20.00; Jeannette: Die Kindheit der
Jeanne d‘Arc –Jeanne: L‘enfance de Jeanne d‘Arc
(OmU) 18.00
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00)Filmwoche zumGedenken
an den Holocaust: Bittere Ernte 18.00; Die
Eiskönigin II 13.15; Der geheime Roman des Monsieur
Pick 15.30; Joker 21.00; Lindenberg! Mach
dein Ding 11.30,14.15, 17.00, 19.45
WILMERSDORF
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Als Hitler das
rosa Kaninchen stahl 18.00; Marianne &Leonard
–Words of Love (OmU) 16.00; Miles Davis: Birth of
the Cool (OmU) 20.30
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Crescendo #makemusicnotwar
15.30;Das geheimeLeben der Bäume
18.00; Vom Gießen des Zitronenbaums 20.30
ZEHLENDORF
Bali (✆ 811 46 78) Exhibition onScreen: Leonardo:
Die Werke –The Works 20.30; Unheimlich
perfekte Freunde 16.00; Zwingli –Der Reformator
18.00
Capitol (✆ 831 6417) Das geheime Leben der
Bäume 15.20; Judy 17.45; Knives Out 20.30
POTSDAM
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Lara
17.00; Metropolis (1926/84; m.Vorfilm) 19.30
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Als Hitler
das rosa Kaninchen stahl (m. Gebärdendolmetscherin)
19.00; Crescendo #makemusicnotwar
14.15; Die Eiskönigin II 14.00; Freies Land 21.00;
Das geheime Leben der Bäume 13.20;
FFF:Das geheime Lebender Bäume 16.15; Jojo Rabbit
16.15, 18.30, 20.45; Lindenberg! 15.30,18.15,
21.00; Vom Gießen des Zitronenbaums 16.45; Das
Vorspiel 14.15,18.45; Die Wütenden 21.30
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70)
1917 –Der Film 14.00, 17.00, 20.15, 23.00; Als
Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.50; Bad Boys
for Life 13.45, 17.00, 20.00, 23.00; Die Eiskönigin
II14.15, 17.35; Die Hochzeit 14.00, 16.50,
20.10,23.00; 3D: Jumanji –The Next Level 16.45,
23.00; Jumanji –The Next Level 20.05; Knives Out
19.40, 23.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.45,
19.40, 23.00; Das perfekte Geheimnis 19.50; 3D:
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.30, 20.15;
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 23.00;
Vier zauberhafte Schwestern 14.20; Die Wolf-Gäng
13.45, 17.10
UMLAND
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Knives Out
17.00, 20.00; Vier zauberhafte Schwestern 14.30
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –
Der Film 17.00, 20.20, 23.10; 3Engel für Charlie
23.00; Bad Boys for Life 14.45, 17.20, 19.50,
22.50; Die Eiskönigin II14.20, 17.00; The Grudge
20.40, 23.20; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.15,
23.15; Hustlers 23.15; Joker 22.50; 3D: Jumanji
–The Next Level 20.15; Jumanji 14.20, 17.20; Knives
Out 17.40, 20.10, 23.00; Latte Igel und der
magische Wasserstein 15.00; Lindenberg! 17.05,
20.00; Das perfekte Geheimnis 15.00, 20.00; Spione
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D:
Star Wars IX 17.30; Star Wars IX 14.20, 19.45; Underwater
20.30, 23.10; Vier zauberhafte Schwestern
14.45, 17.40; Die Wolf-Gäng 14.40, 17.10;
Zombieland 223.20
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Bad
Boys for Life 17.45, 20.30; Die Eiskönigin II 15.15;
Die Hochzeit 15.00, 17.45, 20.30; Jumanji –The
Next Level 17.45; Lindenberg! Mach dein Ding
20.30; Vier zauberhafte Schwestern 15.30
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)
Bad Boys for Life 18.00, 20.30, 22.45; Die Eiskönigin
II 14.45; The Grudge 23.15; Die Hochzeit
15.00, 17.30, 20.00, 22.35; Jumanji 18.00; Lindenberg!
Mach dein Ding 17.00, 19.45; 3D: Star
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.35; Vier zauberhafte
Schwestern 14.00, 16.00; Die Wolf-Gäng
14.00, 16.00
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Als Hitler
das rosa Kaninchen stahl 18.15; Bad Boys for Life
17.45, 20.15; Jumanji 15.30; Knives Out 20.45;
Spione Undercover 15.00
26 Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020
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Netzwerk
NACHRICHTEN
Esken für Verbot von
Gesichtserkennung
STREAMING
Mit Picard
kehrt ein
Vorbild zurück
VonMarcus Posimski
Was heute oft vergessen wird,
wenn über die Faszination der
„Star Trek“-Episoden gesprochen
wird: Die Macher, allen voran Gene
Roddenberry, haben in ihren Geschichten
ein klares, gesellschaftliches
Ziel verfolgt. Ihnen ging es um
Völkerverständigung und Toleranz.
So waren bereits in den 60er-Jahren
und auch den späten 80er-Jahren die
Besatzungen ein geradezu vorbildlicher
Mix anFiguren sämtlicher Nationalitäten
und Hautfarben.
Besonders der vonSir Patrick Stewart
gespielte Captain Jean-Luc Picard
zeigte in seiner Funktion als
Kommandeur eines Raumschiffes
perfekte Führungsqualitäten und diplomatische
Fähigkeiten, immer mit
einem Prise Ungehorsam der übermächtigen
Sternenflotte gegenüber.
Diplomatie statt Invasion, Kennenlernen
statt Missionieren – in den
Zeiten des Wettrüstens der Supermächte
hätte dies kaum konträrer
zur weltpolitischen Situation sein
können. Schön, dass diese Persönlichkeit
jetzt in„Star Trek: Picard“ besonders
gewürdigt wird.
Vor 18Jahren war die Crew der
Enterprise unter Picard ein letztes
Mal zusehen gewesen, und Sir Patrick
schwor sich damals, nie wieder
in die Rolle des Captains zu schlüpfen.
Washat aber nach 18 Jahren den
inzwischen 79-Jährigen dazu bewegt,
seine Meinung zu ändern?
Nach eigener Aussage lag es in
erster Linie an der Idee, die ihm der
Film- und Serientausendsassa Alex
Kurtzman präsentierte.Und die geht
so: Picardlebt inzwischen zurückgezogen
auf einem Weingut und fristet
Jean-Luc Picard (Patrick Stewart)erhält einen
Auftrag von Dahjier (Isa Briones). AMAZON
Frauen sind im Internet ganz
besonderen Bedrohungen
ausgesetzt: Hasskommentare,
Morddrohungen, auch
Ausspähungssoftware und Überwachung
per Kamerasind Phänomene,
die besonders oft Frauen betreffen.
Doch das Problem geht weit über
Hasskommentarehinaus.Die Linke-
Fraktion im Bundestag hatte in dieser
Woche eigeladen zur Diskussion
über „Digitale Gewalt an Frauen“.
Polizei ist oft ahnungslos
Mit dabei war Leena Simon. Sie ist
eine der wenigen Expertinnen in
Deutschland, wenn es um Stalking
im digitalen Raum geht. Das Problem
werde weithin unterschätzt,
sagte sie. Simon arbeitet im Berliner
Frauenzentrum „Frieda“ und berät
Frauen, die im Netz bedroht werden:
„Der Klassiker ist, dass die Frau sich
nicht wirklich mit ihrer Technik beschäftigt
hat, weil sich der Partner
darum gekümmert hat, manchmal
übernehmen Frauen auch die alten
Geräte ihrer Partnern. Zerbricht die
Beziehung, können dann seltsame
Dinge passieren“, sagte sie,„oft sind
die Betroffenen ganz hilflos und wissen
gar nicht, woran das liegt.“ Erst
im persönlichen Gespräch stelle
man dann gemeinsam fest, dass jemand,
der ein Gerät eingerichtet hat,
später natürlich auch Kontrolle darüber
übernehmen kann.
DieMöglichkeiten, Frauen zu bedrohen,
zu stalken, zu überwachen,
seien technisch gesehen sehr vielfältig
und werden aufgrund neuer Entwicklungen
immer einfacher und
auch billiger, stellte Anke Domscheit-Berg
fest, Sprecherin der
Linke-Fraktion im Bundestag für
Netzpolitik: „Man kann bei Amazon
nach ‚Kleiderhaken mit Kamera‘ suchen
und findet Angebote für unter
zehn Euro. Für das Geld kriege ich
die ÜberwachungskamerafreiHaus,
die ich von der Ferne an- und abschalten
kann. Die Fotos oder Videos,
die so von einer Ex-Freundin
entstehen, kann man im Internet
veröffentlichen und so digitale Gewalt
ausüben.“
Frauen, die sich wehren und derlei
Delikte zur Anzeige bringen, das kam
an diesem Abend auch heraus,sehen
sich oft einer Polizei oder Staatsanwaltschaft
gegenüber, die entweder
inhaltlich überfordert, ahnungslos
oder überlastet ist. So sieht es auch
Christina Clemm. Sie ist Rechtsanwältin
in Berlin mit dem Schwerpunkt
auf Familien- und Asylrecht sowie
Gewaltschutzverfahren. Clemm
sagt, dass fast alle ihre Verfahren, in
denen es um „Digitale Gewalt an
Frauen“ ging, in der Vergangenheit
eingestellt worden sind: „Die Polizei
ist total überfordert. Dieist nicht ausgestattet
und nicht ausgebildet. Wir
brauchen unbedingt Sonderdezernate
dafür. Die brauchen einfach
ganz andereKapazitäten.“
Bei der Vorstufe zur Gewalt, den
Hasskommentaren, greift das seit
2017 geltende Netzwerkdurchsetzungsgesetz.
Doch die Strafverfolgung
ist schwierig, wie man am Künast-Beispiel
sieht. EinimDezember
vom Bundesjustizministerium vorgelegter
Referentenentwurf soll das
Gesetz verschärfen, aber auch dieser
Entwurf enthält keinerlei geschlechtsspezifische
Regelungen.
Immerhin sind Frauen viermal
häufiger Opfer vonStalking –sowohl
„Zerbricht die Beziehung, können dann
seltsame Dinge mit den Geräten passieren.
Oft sind die Betroffenen ganz hilflos
und wissen gar nicht, woran das liegt.“
Leena Simon arbeitet im Berliner Frauenzentrum „Frieda“ und berät Frauen,
die im Netz bedroht werden.
Digitale
Gewalt
Frauen sind besonders häufig
von Hasskommentaren und Stalking
im Netz betroffen
VonMichael G. Meyer
MURATDENIZ
offline, wie online. Und das auch
mittels sogenannter SpyApps, Überwachungsprogramme
auf dem
Smartphone oder Tablet –die bislang
nicht verboten sind.
Wäre eine Art „Digitales Gewaltschutzgesetz“
hilfreich, um derlei
Straftaten zu verhindern? Nicht unbedingt,
sagt Anke Domscheit-Berg:
„Die Forderung nach diesem Gewaltschutzgesetz
ist eine Forderung aus
Notwehr, weil bislang nicht ausreichend
verfolgt wird, die bessere Lösung
wäre: mehr Information, besserer
Betroffenenschutz, und bessere
Strafverfolgung durch Justiz und Polizei,
da wo bereits Gesetze existieren.
Es finden ja mehr Gewalttaten statt,
da wo sie faktisch straffrei sind, und
deswegen immer häufiger wieder begangen
werden.“ Frauen ziehen sich
in der Konsequenz oft aus dem digitalen
Raum zurück.
Technisches Verständnis gefordert
Was ebenfalls fehlt, so beklagen es
Expertinnen, ist eine wissenschaftliche
Analyse der Situation. Die letzte
Studie zum Thema mit dem Titel
„Lebenssituation, Gesundheit und
Sicherheit von Frauen“ wurde vom
Bundesfamilienministerium 2004
durchgeführt. Damals waren Social-
Media-Kanäle noch nicht in
Deutschland präsent, auch Überwachungstechnik
war noch nicht so
weit entwickelt.
Abgesehen von der wissenschaftlichen
Analyse oder neuen
Gesetzen brauche es vermehrt auch
ein besseres technisches Verständnis
in der Gesellschaft, gerade bei
Frauen, fordert Leena Simon vom
Berliner Beratungszentrum
„Frieda“: „Wir müssen als Gesellschaft
mehr zu dem Punkt kommen,
bei neuen Technologien nicht
nur zu wissen, wie man sie benutzt,
sondern auch wie sie funktioniert,
aber da ist oft kein großes Interesse
da. Wir müssen zusehen, dass auch
mehr Spaß an der Technik entsteht.“
Ein Anfang könnte sein: Smartphones,
Tablets und Computer
selbst einrichten und sich nicht auf
den Partner verlassen.
DieSPD-Vorsitzende Saskia Esken
sperrtsich aus Datenschutzgründen
gegen den Einsatz vonTechnologien
zur Gesichtserkennung im öffentlichen
Raum. „Ich kann nur empfehlen,
sich in Kürze mit dem europaweiten
Verbot vonGesichtserkennung
zumindest im öffentlichen
Raum zu befassen“, sagte Esken dem
Handelsblatt. „Nicht vonungefähr
hat die Stadt SanFrancisco den Einsatz
vonVideokameras mit Gesichtserkennung
im öffentlichen Raum
mittlerweile verboten, weil sie einen
erheblichen Eingriff in die Privatsphäreder
Menschen darstellt.“ Zuletzt
war durch einen Bericht der
NewYorkTimes bekannt geworden,
dass eine US-Firma namens Clearview
AI eine Datenbank aus rund
drei Milliarden frei im Internet zugänglichen
Bildernzusammengestellt
hat und auf dieser Basisunter
anderem diversen Behörden einen
Service zur Gesichtserkennung anbietet.
(dpa)
Social-Media-Kritik von
Model und Mutter Upton
US-Model und Schauspielerin Kate
Upton („Die Schadenfreundinnen“)
hat die in sozialen Medien propagierten
Schönheitsideale für Frauen
nach einer Schwangerschaft kritisiert.
„Als Mutter fühlt man sich
durch die sozialen Medien unter
Druck gesetzt, sofortnach der Geburtwieder
seine alte Figur zu haben“,
schrieb sie in einem Instagram-Post.
Deswegen habe sie nach
der Schwangerschaft versucht,
schnell wieder in Form zu kommen.
Doch dann habe sie gemerkt, wie lächerlich
diese Erwartung sei und die
Zeit mit ihrer Tochter Genevievegenossen.
„Jede Frau sollte ihrem Körper
Zeit geben zu heilen und einfach
den Moment als Mutter genießen“,
schrieb die 27-Jährige. (dpa)
Telekom liefertneues
Prepaid-Angebot
DieTelekom strukturiertihr Prepaid-
Angebot für Smartphones um. Die
neuen Bedingungen für die Magenta
Mobil Prepaid genannten, monatlich
kündbaren Tarife gelten ab dem
3. Februar.Das teilte der Konzern
mit. Wasändertsich konkret? Zum
einen ist in den Tarifstufen M(10
Euro monatlich), L(15 Euro)und XL
(25 Euro)bei gleichbleibenden Preisen
das monatliche Datenvolumen
erhöht worden. Zumanderen lässt
sich bei M, Lund XL für monatlich 3
Euro extrader Zugang ins 5G-Netz
hinzubuchen. (dpa)
ein ziemlich einsames Dasein. Er
lebe nicht mehr, sondern warte nur
noch auf den Tod, heißt es.Eines Tages
taucht dann eine junge Frau bei
ihm auf, die ihn völlig unerwartet auf
eine abenteuerliche Reise schickt,
bei der ihm interessante Typen zur
Seite stehen.
„Picard“ bricht in vielerlei Hinsicht
mit dem klassischen Star-Trek-
Erfolgsrezept. Die Serie spielt überraschend
wenig im Weltraum, es
wird auch nicht von Folge zu Folge
erzählt, es entsteht stattdessen ein
staffelübergreifender Spannungsbogen.
Letztlich geht es aber wieder um
die Suche nach dem Unbekannten,
das Hochhalten ehrenwerter Prinzipien
und den Drang, Gutes zu tun.
Wenn es wirklich stimmt, dass
Popkultur unsere Lebenswelt beeinflussen
kann, dann ist Jean-Luc Picard
genau die Figur, von dem man
sich dies am meisten wünscht.
Zu sehen ist „StarTrek: Picard“ bei Amazon
Prime.
Markus Posimki
pendelt diesmal zwischen
Weltall und Erde.
Schnipsel und Lizenzen
Die Bundesregierung will das Leistungsschutzrecht für Medienhäuser möglichst bald neu einführen
VonChristian Rath
Die Bundesregierung will das
Leistungsschutzrecht für Presseverleger
so schnell wie möglich
neu einführen und damit die novellierte
EU-Richtlinie zum Urheberrecht
umsetzen. Justizministerin
Christine Lambrecht (SPD) hat vorige
Woche einen entsprechenden
Diskussionsentwurfvorgelegt.
Presseverleger beschweren sich
schon lange,dass Google die Online-
Medien ausbeutet, ohne dafür zu bezahlen.
So werde in Trefferlisten
schon wichtige Teile des Inhalts als
Snippet (Schnipsel) angezeigt. Die
Verleger wollen, dass Google hierfür
Lizenzgebühren bezahlt. Auf
Wunsch derVerleger führte Deutschland
2013 ein gesetzliches Leistungsschutzrecht
ein, das aber völlig verpuffte.
Google weigerte sich, für Lizenzen
zu bezahlen. Die meisten
Verleger gestatteten Google daher
die Nutzung der Snippets ohne Gegenleistung,
damit Google ihre Inhalte
weiter in Trefferlisten aufnimmt
und damit Nutzer auf ihre
Seiten bringt. 2019 kippte zudem der
Europäische Gerichtshof (EuGH)
das deutsche Gesetz, weil es bei der
EU-Kommission nicht angemeldet
worden war.
Lambrechts neuer Entwurf geht
auf die 2019 novellierte EU-Urheberrecht-Richtlinie
zurück. Auf deutsche
Initiative ist dort jetzt ein EUweites
Leistungsschutzrecht für Veleger
vorgesehen. Die Verleger glauben,
dass sie sich besser gegen
Google durchsetzen können, wenn
sie gemeinsam verhandeln. Da Medien-Märkte
aber national sind, wird
Google vermutlich weiter am längerenHebel
sitzen und keine Lizenzgebühren
zahlen. Aufein entsprechendes
französisches Gesetz hat Google
jüngst nur damit reagiert, dass es die
Snippets so verkürzte, dass sie lizenzfrei
sind.
Deutschland muss nun aber die
EU-Richtlinie umsetzen, inklusive
Leistungsschutzrecht. Betroffen sind
davon auch kleinere Suchmaschinenbetreiber
und andere „Dienste
der Informationsgesellschaft, die
sich nicht wie Google entziehen können.
Die Bundesregierung hält das
Leistungsschutzrecht sogar für so
wichtig, dass sie es vorab einführen
will. AndereTeile der Richtlinie, insbesonderedie
umstrittenen Upload-
Filter für YouTube, sollen erst in einem
späteren Gesetzentwurf geregelt
werden.
In Lambrechts Diskussionsentwurf
ist das Leistungsschutzrecht
auf zwei Jahrebeschränkt. DieVerleger
können es auch auf eine Verwertungsgesellschaft
wie die VG Media
übertragen. Journalisten und Foto-
grafen sollen einen angemessenen
Anteil der Einnahmen erhalten. Was
angemessen ist, lässt Lambrecht offen.
Lizenzfrei nutzbar sind weiterhin
einzelneWörter oder sehr kurze Auszüge
eines Beitrags.Wie viele Wörter
kostenfrei genutzt werden können,
lässt der Entwurfoffen. Er stellt aber
klar, dass die Überschrift lizenfrei
bleibt, ebenso Bild- und Tonsequenzen
bis drei Sekunden sowie Fotos
mit geringer Auflösung. Längere Zitate
bleiben auch möglich, allerdings
nur nach den üblichen Regeln, das
heißt: Es ist eine inhaltliche Auseinandersetzung
mit dem Beitrag erforderlich.
Einzweiter großer Punkt des Diskussionsentwurfs
betrifft die Verlegerbeteiligung
an den VG-Wort-Einnahmen.
Diese soll wieder eingeführt
werden, nachdem der EuGH
sie 2015 beanstandet hatte.
AUSDER REDAKTION
Berlin Mitte,
der Podcast
von
Jochen Arntz
Freitags
ab sechs
Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de
auch was zum Hören –direkt
aus der Chefredaktion. „Berlin
Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich
Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr
morgens Neues aus der Redaktion
und Neues aus Berlin präsentiere.
Diesmal spreche ich mit unserer Berlin-Reporterin
Julia Haak über Tristan,
den Tyrannosaurus rex, der das
Naturkundemuseum wieder verlassen
wird.
Wirhören uns,
Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur
bei Twitter @JochenArntz
Berliner Zeitung · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 27
· ·
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TV-Programm
ARD
5.00 (für HG) Panorama 5.30 (für HG)
ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) Tagesschau
9.05 (für HG) Livenach Neun 9.40 (für HG)
Sportschau. Ski Alpin: AbfahrtDamen /ca.
11.15 Ski Alpin: Super-G Herren /ca. 13.00 Ski
Alpin: 1. und 2. Lauf Damen /ca. 13.55 Ski
Alpin. Paralympischer Weltcup, Zusammenfassung
/ca. 14.05 Biathlon:15kmDamen 16.00
(für HG) Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach
Meer 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)
Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?
Quizshow 18.50 (für HG) Quizduell-Olymp 19.45
(für HG) Sportschau voracht 19.50 (für HG)
Wetter voracht 19.55 (für HG) Börse voracht
20.00 (für HG) Tagesschau
20.15 Ihr letzter Wille kann mich mal!
Komödie, D2019. Mit UweOchsenknecht,
Heiner Lauterbach. Sinan Akkus
inszenierte die Mission zweier Witwer,die
Asche ihrer verstorbenen Ehefrau an
deren Heimatortzubringen.
21.45 (für HG) Tagesthemen
22.00 (für HG) Tatort: Kopper
Krimireihe, D2018. Mit UlrikeFolkerts
23.30 (für HG) Irene Huss, Kripo Göteborg:
Der tätowierte Torso
Krimireihe, S/D/N/DK/FIN 2007
1.00 (für HG) Tagesschau
RTL
5.00 Ich bin ein Star –Holt mich hier raus! 6.00
Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter
uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt.
Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report 11.00
Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das
RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler –
4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –
4Räume, 1Deal 16.00 Mensch Papa! Väter
allein zu Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –
Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin
18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter
19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap
20.15 Sascha Grammel live! Fast fertig!
Comedyshow. In seinem neuen
Liveprogramm verschlägt es den
blondgesträhnten Spandauer und seine
verrückte Puppen-Crewauf eine einsame
Trauminsel.
21.50 Sascha Grammel –Hinter den
Kulissen
22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich
hier raus!
23.30 Darf er das? Live! Die ChrisTall Show
0.30 RTL Nachtjournal
0.57 RTL Nachtjournal –Das Wetter
MDR
11.45 (für HG) In aller Freundschaft 12.30 (für
HG) Schussfahrtnach San Remo. Komödie, F/I
1968 13.58 (für HG) MDR aktuell 14.00 (für
HG) MDR um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt
16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR
aktuell 18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für
HG) Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen
19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR
aktuell 19.50 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 20.15
(für HG) Musikgeschichten mit Nicole 21.45 (für
HG) MDR aktuell 22.00 (für HG) Riverboat 0.13
MDR aktuell 0.15 MDR Kultur –Filmmagazin
Bayern
13.00 (für HG) Die Schlucht 13.30 (für HG)
Polizeiinspektion 1 13.55 (für HG) Alles Klara
14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30
Schnittgut 16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für
HG) WirinBayern 17.30 Regionales 18.00 (für
HG) Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau
19.00 (für HG) Unser Land 19.30 (für HG)
Landgasthäuser Bayern 20.00 (für HG)
Tagesschau 20.15 (für HG) Die Närrische
Weinprobe 22.30 Rundschau Magazin 22.45
Frech &Frei 23.30 Der Mann aus Kentucky.
Western, USA 1955 1.10 Rundschau Nacht
Vox
5.15 CSI: NY 6.00 Bones 6.55 CSI: Den Tätern
auf der Spur 8.50 Verklag mich doch! 9.50
Verklag mich doch! 10.50 VoxNachrichten
11.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du
denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen
Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie
erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00
Salonfähig –Wer macht schöner? 17.00
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein
Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner 20.00
Prominent! 20.15 (für HG) Bones 0.00 Vox
Nachrichten 0.20 (für HG) Medical Detectives
Super RTL
11.05 Die Dschungelhelden 11.30 Grizzy &die
Lemminge 11.55 Go Wild! 12.15 Trolls 12.45
Friends 13.10 Sally Bollywood 13.40 Angelo!
14.05 Die Tomund JerryShow 14.30 Zak Storm
14.55 Dragons 15.20 Scooby-Doo! 15.45
Alvinnn!!! 16.15 Grizzy &die Lemminge 16.40
Dennis &Fletscher 17.10 Mighty Mops 17.40
Voll zu spät! 18.05 Die Tomund JerryShow
18.40 Woozle Goozle 19.10 Alvinnn!!! 19.35
Angelo! 20.15 Khumba –Das Zebra ohne
Streifen. Animationsfilm, ZA 2013 21.50 (für HG)
CSI: Miami 23.45 30 Rock 0.10 Infomercials
Sport1
16.00 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana
16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher
17.00 StorageWars –Die Geschäftemacher
17.30 StorageWars –Geschäfte in NewYork
18.00 StorageWars –Geschäfte in NewYork
18.30 Sport1 News Live 19.00 FC Bayern Inside
19.30 Die PS Profis –MehrPower aus dem Pott
20.30 Die PS Profis –MehrPower aus dem Pott
21.30 Die PS Profis –MehrPower aus dem Pott
22.30 Die PS Profis –ImEinsatz 23.30 Sport1
News Live 0.00 SportClips 0.45 Teleshopping
ZDF
5.15 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)
ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress
9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für
HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute
18.00 (für HG) SokoKitzbühel 19.00 (für HG)
heute 19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG)
Bettys Diagnose. Abschiedsschmerz
20.15 (für HG) Der Staatsanwalt
Rot wie Blut. Ein Steuerberater wird von
seiner Freundin tot aufgefunden –erschlagen
mit einer Weinflasche. Ihre
BeziehungführtOberstaatsanwalt
Reuther zum Rotlicht-Boss Seiler.
21.15 (für HG) Soko Leipzig
Schmetterlingstage, Monstertage
22.40 (für HG) heute journal
23.10 (für HG) aspekte
23.55 heute+
0.10 (für HG) Soko Leipzig
1.35 (für HG) Monk
Sat.1
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik
am Südring.Eine frischgebackene Mutter kommt
mit Unterleibsschmerzen in die Klinik. Hat sie zu
früh nach der Geburtwieder mit dem Sport
begonnen? /Eine Schülerin wird mit Kreislaufproblemen
in die Klinik gebracht. 17.00 Klinik
am Südring –Die Familienhelfer 17.30 Klinik am
Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00
AufStreife –Die Spezialisten 19.00 Genial
daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten
20.15 (für HG) Fack Ju Göhte
Komödie,D2013.Mit Elyas M’Barek,
Karoline Herfurth. Der Bankräuber Zeki
wird aus dem Gefängnis entlassen und
vermutet unter der Turnhalle einer Schule
das Geld aus einem Überfall.
22.35 Knallerfrauen
Comedyshow
23.00 Knallerfrauen
23.30 Knallerfrauen
0.00 Switch reloaded
0.30 Switch reloaded
1.05 Sechserpack
WDR
12.00 (für HG) Abenteuer Erde 12.45 (für HG)
WDR aktuell 13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co.
13.55 (für HG) Hogräfer packt’san14.25 (für
HG) Um Himmels Willen 16.00 (für HG) WDR
aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)
WDR aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Das
Beste im Westen 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde
19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau
20.15 (für HG) Geheimnis Möhnetalsperre
21.00 (für HG) Unser Westen, Unser Witz 21.45
(für HG) WDR aktuell 22.00 (für HG) Kölner Treff
23.30 Die letzte Instanz 0.30 Kölner Treff
NDR
12.20 (für HG) In aller Freundschaft 13.10 (für
HG) In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte
14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG) die
nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00
(für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &
Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Hofgeschichten
18.45 (für HG) DAS! 19.30
Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15
(für HG) die nordstory 21.15 (für HG) Die Angst
vordem Wolf 21.45 NDR Info 22.00 NDR Talk
Show 0.15 Linda Zervakis: Alles auf Anfang
Kabel eins
5.00 K1 Magazin 5.50 (für HG) Castle 6.40 (für
HG) The Mentalist 7.35 (für HG) Navy CIS: L.A.
8.30 Navy CIS 9.30 Blue Bloods –Crime Scene
NewYork 11.10 Numb3rs –Die Logik des
Verbrechens 12.05 (für HG) Castle 13.05 (für
HG) Castle 14.00 (für HG) The Mentalist 14.55
(für HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news
16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich
17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt
18.55 Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns
drum 20.15 Navy CIS 1.05 kabel eins late news
1.10 Navy CIS 2.35 kabel eins late news
RTLZWEI
6.00 PrivatdetektiveimEinsatz 7.00 Die
Straßencops Süd –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch
10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch
14.00 Die Reimanns–Ein außergewöhnliches
Leben 15.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches
Leben 16.00 Hartz und herzlich –Tag für Tag
Benz-Baracken 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin
–Tag &Nacht 20.15 Die Mumie kehrtzurück.
Abenteuerfilm, USA 2001 22.50 Extraction.
Actionfilm, GB/USA 2015 0.35 Force Of
Execution. Actionfilm, USA 2013 2.25 Die Mumie
kehrtzurück. Abenteuerfilm, USA 2001
Eurosport 1
7.00 Tennis. Australian Open: Tag5,live 9.00
Matchball Becker 9.15 Tennis. Australian Open:
Tag5,live 14.45 Matchball Becker 15.00
Snooker.European Masters in Dornbirn:
Viertelfinale, live 17.00 Tennis 17.55 Skispringen.
Qualifikation, live 19.20 Handball 20.10
Nachrichten 20.15 Handball. EM 2020.
Halbfinale: Spanien –Slowenien, live 22.15
Snooker.European Masters in Dornbirn:
Viertelfinale, live 23.00 Nachrichten 23.10
Tennis 0.00 Tennis 0.40 Game, Schett &Mats
TV-Tipps
ARD, 20.15 UHR KOMÖDIE
Ihr letzter Wille kann mich mal!
Heiner Lauterbach und UweOchsenknecht schrieben mit der Erfolgskomödie
„Männer“ deutsche Filmgeschichte.Die Dreieckskonstellation
mit einer starken Frau zwischen zwei gegensätzlichen Rivalen greift die
Komödie „Ihr letzter Wille kann mich mal!“ auf ungewöhnliche Weise auf:
Diesmal geht es für die Hitzköpfe nicht darum, für wensich die Umworbene
entscheidet, sondern darum, auf welche Weise sie von ihr Abschied nehmen.
Heinrich (Lauterbach, l.) und Tom(Ochsenknecht) lernen sich bei einer Testamentseröffnung
kennen –und zwar als Ehemänner der Verstorbenen, mit
der sie zeitgleich verheiratet waren. IhreFrau hat ein Doppelleben geführt.
Ihr letzter Wille sieht vor, dass ihreAsche in der Nordsee vor der Insel Neuhever
verstreut wird –und zwar von ihren beiden Männern gemeinsam.
(D/2019)
Foto: ARD
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Eintritt
frei!
Um Anmeldung
wird gebeten.
Berliner Zeitung Leserreisen
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel
4 9
3 8
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2 9 1
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MitDIAGONALEN-schwer
MIT –SCHWER
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1
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SUDOKU
LESERREISEN
INFOS &ANMELDUNG
030–23 27 66 33
www.berliner-zeitung.de
/leserreisen
Info-Abend
Mit Kreuzfahrten-Expertin
Wann? 19.02.2020, 17 Uhr
Wo? Verlagshaus,
Alte Jakobstr. 105
Freuen Sie sich auf einen kleinen Sektempfang.
LESERREISEN
Auflösung
AUFLÖSUNG
vom VOM23.1.2020
2020
mittel MITTEL
4 1 3 8 7 5 9 6 2
9 8 7 2 6 4 5 1 3
5 2 6 3 1 9 7 8 4
6 5 8 4 2 7 3 9 1
3 7 1 9 5 8 4 2 6
2 4 9 1 3 6 8 7 5
1 6 4 7 9 3 2 5 8
8 9 2 5 4 1 6 3 7
7 3 5 6 8 2 1 4 9
AUFLÖSUNG
Auflösung
VOM 23. 1. 2020
vom 23.1.2020
schwer
SCHWER
9 2 6 5 3 8 4 7 1
8 7 3 1 4 6 9 2 5
4 5 1 2 9 7 3 8 6
6 1 5 4 7 9 8 3 2
2 9 4 3 8 1 6 5 7
7 3 8 6 5 2 1 9 4
1 6 7 9 2 3 5 4 8
3 4 2 8 1 5 7 6 9
5 8 9 7 6 4 2 1 3
RBB
5.15 (für HG) Berlin erwacht –Winter 5.30 (für
HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG)
Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30
(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller
Freundschaft 10.30 (für HG) Das Traumpaar.
Komödie, D2008 11.55 Leben am Fließ 12.10
(für HG) Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10
(für HG) Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere
bis unters Dach 14.30 (für HG) Alles Chefsache!
Komödie, D2013 16.00 (für HG) rbb24 16.15
(für HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG) rbb24
17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für
HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb UM6
18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /
Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau
20.15 (für HG) Von DaDaDabis 99
Luftballons
In den 80ernwollten alle Spaß. Die
Sendung präsentiertdie größten Hits der
NeuenDeutsche Welle mit Nena, Markus,
Trio, Ideal und vielenmehr.
21.45 (für HG) rbb24
22.00 (für HG) Du und ich und Klein-Paris
Liebesfilm, DDR 1971. Mit Evelyn
Opoczynski, Jaecki Schwarz
23.40 (für HG) Knapp daneben
Zu Gast: Jeanette Biedermann
1.10 (für HG) Abendshow
ProSieben
5.10 Mom. Sitcom. Blitzhochzeit 5.30 The
Middle. Comedyserie 6.10 (für HG) Twoand a
Half Men. Sitcom 7.30 (für HG) The Big Bang
Theory. Sitcom 8.50 (für HG) HowIMet Your
Mother.Sitcom 10.35 Mike&Molly.Sitcom.
Schulaufführung 11.00 Fresh Off the Boat.
Sitcom. Misstöne 11.30 Last Man Standing.
Comedyserie. Adrenalin 12.00 2BrokeGirls.
Sitcom. Fremde Finger 12.25 Mom. Sitcom
13.20 (für HG) Twoand aHalf Men. Sitcom
14.40 The Middle. Comedyserie 15.40 (für HG)
The Big Bang Theory. Sitcom 17.00 taff 18.00
Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie.Angst
essen Seele auf /Milhouse aus
Sand und Nebel 19.05 Galileo
20.15 (für HG) Transformers: Ära des
Untergangs
Actionfilm, USA 2014. Vier Jahre nach
der Schlacht zwischen Autobots und
Decepticons sind alle Roboteraliens auf
der Erde unerwünscht.
23.35 (für HG) Aeon Flux
Science-Fiction-Film, USA 2005. Mit
Charlize Theron, FrancesMcDormand
1.25 (für HG) Blood Creek
Horrorfilm, USA 2009. Mit HenryCavill,
Dominic Purcell
3.00 Watch Me –das Kinomagazin
Arte
11.20 (für HG) Die Wälder des Nordens 12.15
(für HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.05 Stadt
Land Kunst 13.45 Paula. Biografie, D/F 2016
15.40 Medizin in fernen Ländern 16.05 Big Pacific
16.50 (für HG) Xenius 17.20 Medizin in
fernen Ländern 17.50 (für HG) Der Wald der
wilden Katzen 18.30 (für HG) Der unsichtbare
Puma 19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für
HG) Die Bestie der alten Berge. Mysterythriller,F
2003 21.50 (für HG) 101 –Depeche Mode
23.50 Depeche Mode: Spirits in the Forest.
Dokumentarfilm, GB 2019 1.10 Tracks
3Sat
9.05 Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG)
Markus Lanz 11.30 (für HG) Stöckl. 12.30 (für
HG) Sehen statt Hören 13.00 (für HG) ZIB 13.25
(für HG) Affenwelten 15.35 (für HG) Geschichte
der Tiere 17.00 (für HG) Unter Grizzlys 18.30
nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Kein
Geld für krankeKinder 21.00 makro 21.30
auslandsjournal extra 22.00 (für HG) ZIB 2
22.25 Assault –Anschlag bei Nacht. Actionfilm,
USA 1976 23.50 Die Caine war ihr Schicksal.
Kriegsdrama, USA 1954 1.50 (für HG) Zapp
Phoenix
11.45 mensch, amerika! 12.00 phoenix vorort
12.45 Armes Deutschland?Deine Kinder 13.15
Projekt Unsterblichkeit 14.00 phoenix vorort
14.45 Tabuthema Einsamkeit 15.15 Komiker im
Kabinett 16.00 Maybrit Illner 17.05 augstein
und blome 17.15 Christina hat’ssatt 17.30
phoenix der tag 18.00 phoenix persönlich 18.30
Amazon 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15
Brahmaputra –Der große Fluss vomHimalaya
22.30 AbenteuerArchäologie 23.00 phoenix der
tag 23.50 augstein und blome 0.00 phoenix
persönlich 0.30 augstein und blome
Kika
12.55 Ernest &Rebecca 13.20 Mirette ermittelt
13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10 (für HG)
Schloss Einstein –Erfurt 15.00 Trio –Cybergold
15.50 Max &Maestro 16.00 Die Abenteuerdes
jungen Marco Polo 16.50 (für HG) Peter Pan–
Neue Abenteuer 17.35 (für HG) Der kleine Prinz
18.00 Shaun das Schaf 18.15 (für HG) Ritter
Rost 18.40 Wolkenkinder 18.47 Baumhaus
18.50 Unser Sandmännchen 19.00 (für HG)
Wickie und die starken Männer 19.25 (für HG)
logo! 19.30 Familie Smart. Abenteuerfilm, NL
2017 20.45 (für HG) Mascha und der Bär
Dmax
6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20
BaggageBattles 9.50 Infomercial 10.15 House
Hunters 10.45 Die Abräumer 11.15 Border
Control 12.15 SteelBuddies 13.15 Railroad
Alaska 14.15 Die Schatzsucher –Goldrausch in
Alaska 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15
Steel Buddies Spezial 19.15 A2 –Abenteuer
Autobahn 20.15 Alaskan Bush People 21.15
Monsterfische am Haken 22.15 Land Rover
Experience Tour 2019 23.10 DMAX News 23.15
Naked Survival 1.05 DMAX News
Tagesschau 24