2020-01 SH Spinnler-Schweizer
Sonderheft ‹100 Jahre Chronometrie Spinnler+Schweizer› Basel
Sonderheft ‹100 Jahre Chronometrie Spinnler+Schweizer› Basel
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<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 1<br />
Spezialausgabe<br />
Januar/Februar <strong>2020</strong><br />
100 Jahre Chronometrie<br />
<strong>Spinnler</strong> + <strong>Schweizer</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 2<br />
The Cinema Squad<br />
Charlize Theron<br />
Brad Pitt<br />
Adam Driver<br />
PREMIER
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EDITORIAL<br />
INHALT<br />
Roger <strong>Schweizer</strong><br />
dipl. Uhrmacher-Rhabilleur, Inhaber<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Mit grosser Freude feiert die Chronometrie<br />
<strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG dieses<br />
Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Es ist<br />
nicht selbstverständlich, dass ein Unternehmen<br />
während so langer Zeit Bestand<br />
hat und sich erfolgreich auf dem<br />
Markt behaupten kann.<br />
Mit dieser BwieBasel-Sonderausgabe<br />
möchten wir Ihnen nicht nur die Geschichte<br />
unseres Unternehmens und die<br />
heutigen Besitzer vorstellen, sondern<br />
auch die grosse Vielfalt rund um das<br />
Thema Zeit zeigen.<br />
Wir haben bekannte Baslerinnen und<br />
Basler gefragt, was Ihnen Zeit bedeutet.<br />
Der ‹Uhren-Guru› Jean-Claude Biver,<br />
einer der erfahrensten und erfolgreichsten<br />
Uhrenmanager erzählt, wie er mit<br />
der Zeit, aber auch mit seinen Mitmenschen<br />
umgeht und wie Uhren für ihn<br />
Kunstwerke darstellen.<br />
Ferner präsentieren wir Ihnen öffentliche<br />
Uhren in der Stadt – Sie werden<br />
überrascht sein, welche Schönheiten zu<br />
entdecken sind.<br />
Weitere Interviews mit Ulrich W. Herzog<br />
von Oris und Christoph Grainger-<br />
Herr von IWC zeigen, welches die Her -<br />
ausforderungen an die Produzenten von<br />
mechanischen Uhren sind.<br />
Ganz besonders gefreut hat uns, dass<br />
der bekannte Zukunftsforscher Lars<br />
Thom sen mit uns ein Gespräch über<br />
seine Vorstellung von Zeitaufteilung<br />
und wichtigen Zeitpunkten geführt hat.<br />
Viel Vergnügen bei der Lektüre!<br />
Roger <strong>Schweizer</strong> Hans <strong>Spinnler</strong><br />
INHALT<br />
Geschichte: Während 400 Jahren tickte Basel anders Seite 4<br />
Geschichte: 100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> Seite 8<br />
Interview: Eine Frage: «Was bedeutet Zeit für Sie?» Seite 12<br />
Aktuell: Die Spezialisten am Marktplatz Seite 15<br />
Interview: Hans <strong>Spinnler</strong> und Roger <strong>Schweizer</strong> im Gespräch Seite 22<br />
Interview: Christoph Grainger-Herr, CEO IWC Schaffhausen Seite 27<br />
Interview: Jean-Claude Biver: «Der Zweifel ist ein guter Freund.» Seite 28<br />
Impressionen: Es tickt auf Schritt und Tritt Seite 30<br />
Angebot: Zwei Jubiläumsuhren von Oris Watch Seite 32<br />
Interview: Ulrich W. Herzog, Oris Seite 34<br />
Angebot: Die neuen Uhren aus der Spalenberg-Kollektion Seite 36<br />
Impressionen: S Zythuus Seite 37<br />
Wissen: Fingerspitzengefühl, ruhige Hände und ein gutes Auge Seite 42<br />
Angebot: Für Sammelnde und Spielende: Uhrenbox und UhrenMemo Seite 44<br />
Interview: Lars Thomsen, Zukunftsforscher Seite 45<br />
Herausgeber, Redaktion und Gesamtherstellung<br />
Spalentor Verlag AG, Riehenstrasse 43, 4058 Basel.<br />
Im Auftrag der Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG, Marktplatz 11, 40<strong>01</strong> Basel<br />
Telefon 061 269 97 00, www.spinnler-schweizer.ch, info@spinnler-schweizer.ch<br />
Die Wiedergabe von Artikeln und Bildern ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion<br />
gestattet. © Spalentor Verlag, <strong>2020</strong><br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 3
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 4<br />
GESCHICHTE<br />
Während 400 Jahren<br />
tickte Basel anders<br />
Wer sich die Sonnenuhr am Martinsturm des Basler<br />
Münsters genauer ansieht, wird verblüfft feststellen,<br />
dass sie im Winter eine Stunde vorgeht, und dafür<br />
die ‹künstliche› Sommerzeit korrekt wiedergibt. Wie<br />
kam es dazu? Und weshalb nannte man diese Uhrzeit<br />
die ‹Basler Zeit›?<br />
1: Die Sonnenuhr am Basler Münster<br />
zeigt die ‹Basler Zeit› an: es ist etwa<br />
halb drei Uhr. Die mechanische Uhr<br />
zeigt eine Stunde früher an.<br />
Grundsätzlich bildeten seit dem Mittelalter<br />
die römischen ‹Temporalstunden›<br />
die Grundlage für die Zeitmessung.<br />
Mit ihnen wurde der Tag in je 12 Tages-<br />
und 12 Nachtstunden unterteilt.<br />
Sieben dieser Stunden, die so genannten<br />
Horen, übernahm die Kirche als<br />
Gebetszeiten (z.B. Laudes bei Tagesanbruch,<br />
Vesper bei Tagesende, Terz<br />
nach drei Stunden Arbeit, Sext nach<br />
sechs und Non nach neun Stunden).<br />
Laut heute gängiger Meinung zählten<br />
die Basler damals aber diese Stundengebete<br />
nicht nach der abgelaufenen,<br />
sondern nach der zu beginnenden<br />
Stunde. Das heisst sie zählten Mittag<br />
und Mitternacht nicht als zwölfte, sondern<br />
als erste, resp. 13. Stunde. Deshalb<br />
schlug auch die Kirchenuhr am<br />
Mittag nicht zwölf, sondern Eins.<br />
Dies wiederum bedeutete, dass Basel<br />
dem gesamten Umland eine Stunde<br />
voraus war.<br />
War es Bequemlichkeit?<br />
Allerdings könnte es auch ganz anders<br />
gewesen sein: Der Lehrer und<br />
Mathematiker Hans Stohler erklärt im<br />
Basler Jahrbuch 1948, dass die Horen<br />
für die Basler Zeitmessung nicht ausschlaggebend<br />
waren. Laut seinen Recherchen<br />
bestimmte die Basler Obrigkeit,<br />
dass im Winterhalbjahr die Sonne<br />
um 12.30 Uhr im Zenit stand; im<br />
Sommerhalbjahr galt 13.30 Uhr als<br />
höchster Sonnenstand. Die Sonnenuhr<br />
am Münster ist auf den goldenen<br />
Mittelweg eingestellt, so dass man die<br />
Uhren nicht zweimal pro Jahr umstellen<br />
musste.<br />
Es gibt auch noch zwei weitere mögliche<br />
Erklärungen – respektive Anekdoten<br />
–, welche den Ursprung der einen<br />
Stunde Differenz ganz anders erklä ren.<br />
Ein früheres Mittagessen?<br />
Während des Konzils von Basel<br />
(1431–1449) stellten die Konzilsteilnehmer<br />
die Uhr am Münster um eine<br />
Stunde vor, um die langen Sitzungen<br />
abzukürzen und schneller zum Mittagessen<br />
zu kommen.<br />
Ein verhinderter Überfall?<br />
Basel wurde von Feinden belagert, die<br />
als Signal zur Erstürmung der Stadt<br />
den Mitternachtsschlag der Glocke<br />
vereinbart hatten. Ein Turmwächter<br />
Merkwürdig bei der Zeit;<br />
normal beim Datum<br />
Die Basler Zeit, welche die beginnen -<br />
de Stunde zählte, wurde als merkwürdig<br />
empfunden. Bei der Zäh lung<br />
der Tage für die Datumsangabe ist<br />
dies jedoch selbstverständlich. Würden<br />
wir die Tage gleich zählen wie<br />
die Stunden, wäre beispielsweise der<br />
6. Juni eigent lich der 5. Juni, denn<br />
unser 6. Juni ist erst bei Beginn unseres<br />
7. Junis abgelaufen. Wir fangen<br />
also bereits bei Beginn des Tages<br />
mit der Zählung an und nicht bei<br />
dessen Ablauf, wie bei den Stunden.<br />
4 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
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GESCHICHTE<br />
1<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 5
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GESCHICHTE<br />
erfuhr kurz vor Mitternacht vom Plan, allerdings reichte<br />
die Zeit nicht mehr, um die Wache zu alarmieren. Also<br />
stellte er kurzerhand die Uhr eine Stunde vor, so dass die<br />
Uhr nur einmal statt zwölfmal schlug. Die verwirrten Angreifer<br />
glaubten, die vereinbarte Zeit verpasst zu haben,<br />
und der Turmwächter konnte Alarm schlagen. Daraufhin<br />
gaben die Verschwörer auf.<br />
In jeder Stadt eine andere Zeit<br />
Die Basler Zeit galt während rund 400 Jahren. Allerdings<br />
war sie längst nicht die einzige separate Zeitzone. Praktisch<br />
jede Stadt oder Region hatte ihre eigene, nach dem Sonnenstand<br />
ausgerichtete Zeit. Grenzstädte zeigten manchmal zusätzlich<br />
auch die Zeit des Nachbarlandes an. So gab es Ende<br />
des 19. Jahrhunderts am Genfer Tour de l’île drei Uhren:<br />
Eine für die Berner Zeit, eine für die Genfer Zeit und eine<br />
für die Uhrzeit in Paris, nach welcher sich die Züge richteten,<br />
die nach Frankreich fuhren.<br />
Napoleon gelang es schliesslich, dass die Basler Zeit am 1.<br />
Februar 1798 abgeschafft wurde (nachdem ein erster Versuch<br />
1779 am entschlossenen Widerstand der Basler Bevölkerung<br />
kläglich gescheitert war), so dass die Basler<br />
Zeitrechnung nun mit jener der neuen Helvetischen Republik<br />
übereinstimmte. Der Übergang erfolgte sanft, indem<br />
man in den letzten Januartagen die Zeiger täglich um zehn<br />
Minuten zurückstellte, ohne dass die Zifferblätter verändert<br />
werden mussten.<br />
Die Basler Uhren zeigten folgende Zeiten:<br />
Vor 1798: die alte Basler Zeit (Mittag eine Stunde vor dem<br />
höch sten Sonnenstand, Anpassung an die wahre Sonne<br />
und ihren Durchgang durch den Meridian [Längengrad]<br />
von Basel)<br />
1798–1841: die wahre Ortszeit (Mittag bei höchstem<br />
Sonnenstand, Anpassung an die wahre Sonne und ihren<br />
Durchgang durch den Basler Meridian).<br />
1841–1858: die mittlere Ortszeit (Mittag beim durchschnittlichen<br />
höchsten Stand der wahren Sonne, Anpassung<br />
an eine gleichmässig wandernde mittlere Sonne<br />
und den Meridian).<br />
1858–1894: die Berner (<strong>Schweizer</strong>) Zeit (Mittag beim durch -<br />
schnittlich höchsten Stand der wahren Sonne über Bern;<br />
Einstellung auf eine gleichmässig wandernde mittle re Sonne<br />
und ihren Durchgang durch den Meridian von Bern).<br />
1894 bis 1980: die Mitteleuropäische Zeit MEZ (Mittag eine<br />
halbe Stunde vor dem durchschnittlich höchsten Stand<br />
der wahren Sonne über Basel. Einstellung auf eine gleichmässig<br />
wandernde mittlere Sonne und ihren Durchgang<br />
durch den Meridian 15 Grad östlich von Greenwich).<br />
Ab 1920 wurden die Tagesstunden von 0 bis 24 Uhr gezählt<br />
mit dem Beginn um Mitternacht.<br />
1941 und 1942: von Anfang Mai bis Anfang Oktober die<br />
Sommerzeit (MEZ + 1 Std)<br />
1981–1995: vom ersten Sonntag im März bis zum letzten<br />
Sonntag im September die Sommerzeit MEZ + 1 Std.<br />
1996 bis heute: vom ersten Sonntag im März bis zum letzten<br />
Sonntag im Oktober die Sommerzeit (MEZ + 1 Std)<br />
Doch noch bis ins 19. Jahrhundert nahm man den Stand der<br />
Sonne als Impuls für die Zeitmessung, denn die mechanischen<br />
Uhren, die Ende des 14. Jahrhunderts aufgekommen<br />
waren, liefen um einiges ungenauer als die Sonnenuhren.<br />
Basel erhielt zwar bereits um 1370 die erste öffentliche mechanische<br />
Uhr; diese musste jedoch vom Uhrmacher jeweils<br />
nachgestellt werden. Bei den Sonnenuhren war klar, dass<br />
immer beim höchsten Sonnenstand mittags war. Nur war<br />
natürlich dieser Sonnenstand – und damit die Uhrzeit – beispielsweise<br />
in St. Gallen nicht der gleiche wie in Genf, da<br />
dieses viel südlicher liegt. Dies brachte einige Schwierigkeiten<br />
mit sich. Um die anlaufende Wirtschaft zu unterstützen,<br />
für welche dieses Durcheinander doch ziemlich hinderlich<br />
war, einigte man sich auf eine – neben den Ortszeiten – landesweit<br />
gültige Uhrzeit.<br />
Die Berner Zeit<br />
Mit der Gründung des Bundesstaates wurde 1848 in der<br />
ganzen Schweiz die ‹Berner Zeit› als einheitliche Zeit eingeführt.<br />
Ab 1859 wurde zwar die Zeit in der neu erbauten<br />
Sternwarte Neuenburg ermittelt, man rechnete sie aber<br />
weiterhin in die Berner Ortszeit um. Auch wurde in einigen<br />
Orten weiterhin die lokale Zeit verwendet. Die Berner<br />
Zeit war ein gut eidgenössischer Kompromiss: Stand in<br />
Bern die Sonne am höchsten, war es also 12.00 Uhr mittags,<br />
war dies in Sankt Gallen rund 8 Minuten vorher und<br />
in Genf etwa 5 Minuten später der Fall. Die Berner Zeit galt<br />
vor allem für die Eisenbahn, die Post und die Telegraphen.<br />
Mitteleuropäische Zeit<br />
Bedingt durch die Einführung der Mitteleuropäischen Zeit<br />
in Deutschland und Österreich erliess der Berner Regierungsrat<br />
am 18. Mai 1894 die Weisung, dass «zur Vermeidung<br />
einer verwirrenden Zweispaltigkeit der Zeitbestimmung<br />
[...] diese mitteleuropäische Zeit auch für das bürgerliche<br />
und amtliche Leben eingeführt wird, und es sollen<br />
sämtliche öffentliche Uhren (Kirchenuhren und andere) auf<br />
den 1. Juni nächsthin um 30 Minuten vorgerückt werden.»<br />
Der Wechsel der Berner wurde von allen anderen Kantonen,<br />
so auch von Basel, zum selben Datum mitgemacht.<br />
Seither haben die Uhren in der Schweiz (ohne Sommerzeit)<br />
rund eine halbe Stunde Vorsprung auf den Sonnenstand.<br />
Elektrische Uhren in Basel<br />
Bis in die 1860er Jahre gab es in Basel wenig öffentliche<br />
Uhren, und jede besass ihr eigenes Uhrwerk, das vom Stadtuhrmacher<br />
instand gehalten und regelmässig kontrolliert<br />
wurde. 1870–1872 kamen dann die elektrischen Uhren auf,<br />
die alle durch die Stromstösse einer und derselben Kontrolluhr<br />
in Gang gehalten wurden. Dabei handelte es sich um<br />
die ‹Basler Mutteruhr›, die 1870 im Stadthaus installiert<br />
wurde. Von 1886 an war sie im Uhrenhäuschen am Nadelberg<br />
11a untergebracht und sandte über ihren Mast alle 60<br />
Sekunden ihr Signal an die damals sechs, ab 1895 zehn öffentlichen<br />
Basler Uhren. Zu der Zeit hatte der städtische<br />
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GESCHICHTE<br />
2<br />
2: Das ehemalige Uhrenhäuschen am Nadelberg 11a.<br />
Von hier aus wurden bis 1987 die öffentlichen Basler<br />
Uhren mittels elektrischen Impulsen gesteuert.<br />
Uhrmacher seine Werkstatt im Uhrenhäuschen am Nadelberg<br />
und sorgte für die Genauigkeit der Uhren. 1931 wurden<br />
Werkstatt und Stadtuhrmacherei von den Elektrischen Werken<br />
Basel (heute iwb) übernommen. Im 20. Jahrhundert waren<br />
es 24 Uhren, die durch Drähte mit dem Mast der Mutteruhr<br />
verbunden waren und nach ihrem Takt liefen. Es gab damals<br />
zwei Mutteruhren und eine Reserveuhr. 1987 wurde<br />
die Mutteruhr am Nadelberg stillgelegt, sie hatte zuletzt nur<br />
noch die Uhr an der Fassade des Spiegelhofs gesteuert; das<br />
Uhrwerk ist leider bis heute unauffindbar geblieben; möglicherweise<br />
ist es damals entsorgt worden.<br />
Die letzte mechanische Mutteruhr der Stadt befand sich im<br />
Basler Kinderspital im Kleinbasel. Von 1995 bis zum Abriss<br />
des Kinderspitals 2<strong>01</strong>1 lief sie als simple Einzeluhr weiter.<br />
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GESCHICHTE<br />
100 Jahre<br />
Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong><br />
1920 gründet der Uhrmacher Hans <strong>Spinnler</strong> – zusammen<br />
mit seinem Freund Henri – ein Uhrenatelier an der Freien<br />
Strasse in Basel. Hier sind die beiden in Serienarbeit mit<br />
der Fertigstellung von so genannten Kleinuhren beschäftigt.<br />
(Bild rechts)<br />
1925 trennt sich Hans <strong>Spinnler</strong> von seinem Partner und<br />
gründet zusammen mit seiner Frau Margrit ein Etagengeschäft<br />
an der Basler Landskronstrasse.<br />
1930 können die beiden ein neues Ladenlokal mit dazugehörender<br />
Wohnung an der Gasstrasse 7 mieten. Während<br />
Hans <strong>Spinnler</strong> Uhren repariert, kümmert sich Margrit um<br />
den Verkauf. Daneben arbeitet sie in einem Lebensmittelgeschäft,<br />
weil das Einkommen aus der eigenen Firma noch<br />
nicht für den Lebensunterhalt ausreicht.<br />
Nach und nach geht es besser: Sie erhalten Aufträge von<br />
Uhrenfirmen für ‹Terminage›-Arbeiten (Fertigstellen von<br />
Uhren). Dank <strong>Spinnler</strong>s Qualifikation als Uhrmacher kann<br />
er den Reparaturservice für verschiedene Basler Uhrenfachgeschäfte<br />
übernehmen.<br />
1951 stirbt der Firmengründer Hans <strong>Spinnler</strong>. Sein Sohn<br />
Hans August <strong>Spinnler</strong>, ebenfalls gelernter Uhrmacher,<br />
kehrt von seiner Stelle als Uhrmacher in England zurück<br />
und führt das Familiengeschäft weiter.<br />
1957 Der Uhrmacher-Rhabilleur Harald Zander tritt in die<br />
Firma ein.<br />
1964 erwirbt Hans-August <strong>Spinnler</strong> die Liegenschaft Gasstrasse<br />
7 und baut den Laden komplett um. Er kann nun<br />
ein attraktives Uhren- und Schmucksortiment anbieten.<br />
1<br />
2<br />
4<br />
3<br />
1: Das erste Geschäft an der Gasstrasse 7<br />
2: Hans <strong>Spinnler</strong> am Uhrmacheretabli (‹Werkbank›)<br />
3: Hans und Margrit <strong>Spinnler</strong> im Geschäft Gasstrasse<br />
4: Das Ladengeschäft an der Gasstrasse nach dem Umbau<br />
von 1964<br />
8 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 9<br />
GESCHICHTE<br />
Firmengründer Hans <strong>Spinnler</strong> (1898–1951) in seiner ersten Werkstatt an der Freien Strasse<br />
1972 beteiligt sich Harald Zander als Geschäftspartner an<br />
der Firma, welche nun umbenannt wird in ‹<strong>Spinnler</strong> & Co›.<br />
1976 beendet der Enkel des Firmengründers, Hans Robert<br />
<strong>Spinnler</strong>, erfolgreich seine Lehre als Uhrmacher-Rhabilleur<br />
an der Uhrmacherschule Solothurn und tritt in das elterliche<br />
Geschäft ein.<br />
1977 wird das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um -<br />
gewandelt und unter dem neuen Namen ‹<strong>Spinnler</strong> & Zander<br />
AG› im Handelsregister eingetragen.<br />
1978 eröffnen Harald und Renée Zander-Rihs an der<br />
Marktgasse 50 in Rheinfelden ihr Uhren- und Schmuckgeschäft<br />
als Filiale von <strong>Spinnler</strong> & Zander AG in Basel.<br />
1983 wird ein Atelier für Grossuhr-Reparaturen an der<br />
Wattstrasse 22 eingerichtet.<br />
1985 kann das heutige Ladenlokal am Marktplatz 11 – sozusagen<br />
neben dem Basler Rathaus – gemietet werden.<br />
1987 werden das Geschäft an der Gasstrasse und das Atelier<br />
an der Wattstrasse geschlossen.<br />
1990 hat sich das Geschäft am Marktplatz 11 kontinuierlich<br />
zu einem der führenden Uhren- und Schmuckfachgeschäfte<br />
der Region Basel entwickelt. Unterdessen wird mit über<br />
dreissig Markenuhren-Vertretungen eine grosse Vielfalt an<br />
Uhren angeboten.<br />
5<br />
5: Hans August <strong>Spinnler</strong> (links) und Harald Zander (rechts)<br />
bei der Eröffnung ihres Ateliers für Reparaturen, 1983<br />
6: Das neue Ladenlokal am Marktplatz 11<br />
6<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 9
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 19:39 Seite 10<br />
GESCHICHTE<br />
7<br />
1991 wird ein weiteres Filialgeschäft<br />
an der Aeschenvorstadt 36 eröffnet.<br />
1991 tritt Roger <strong>Schweizer</strong>, gelernter<br />
Uhrmacher-Rhabilleur, in die Firma<br />
ein.<br />
1993 wird das Geschäft am Marktplatz<br />
umgebaut und komplett neu eingerichtet.<br />
Durch den Einbau einer Galerie<br />
wird zusätzlicher Raum für ein<br />
Uhrmacheratelier aus der Jahrhundertwende<br />
geschaffen.<br />
1994 stirbt der Seniorchef Hans-August<br />
<strong>Spinnler</strong>.<br />
1995 muss aufgrund des Todes von<br />
Harald Zander die Filiale an der Aeschenvorstadt<br />
geschlossen werden.<br />
Das Geschäft in Rheinfelden wird vom<br />
Stief sohn Zanders, Claude Rhis unter<br />
den Namen ‹Rhis und Zander› eigenständig<br />
weitergeführt.<br />
1999 beteiligt sich Roger <strong>Schweizer</strong><br />
am Unternehmen. Der Firmenname<br />
wird nun geändert in ‹Chronometrie<br />
Spinn ler +<strong>Schweizer</strong> AG›.<br />
2003 erhält die Chronometrie Spinn ler<br />
+<strong>Schweizer</strong> den ‹uhrmacherischen Ritterschlag›:<br />
die ROLEX-Vertretung.<br />
7: Das umgebaute Geschäft am<br />
Markt platz um 1993 mit der neuen<br />
Galerie für ein Uhrmacheratelier.<br />
8: Hans <strong>Spinnler</strong> und Roger <strong>Schweizer</strong><br />
feiern den neuen Namen ‹Chronometrie<br />
<strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG›<br />
9: Das Ladengeschäft um 1999.<br />
10: Der ROLEX-Markencorner.<br />
11: Das Geschäft von 2003–2<strong>01</strong>4.<br />
12: Die Zeigerübergabe von 2<strong>01</strong>1.<br />
8<br />
Was ist ein Uhrmacher-Rhabilleur?<br />
‹Rhabillage› bedeutet Instandstellung.<br />
Rhabilleurs sind traditionsbewusste<br />
Kenner verschiedenster alter oder<br />
moderner, mechanischer oder elektro -<br />
nischer Uhrwerke. Sie montieren und<br />
prüfen Uhren jeglicher Art, beheben<br />
allfällige Störungen und stellen die<br />
Uhrwerke ein. Rhabilleurs fer tigen<br />
eigenhändig Kleinwerk zeu ge und<br />
Uhrenteile. Sie reparieren, revidieren<br />
und warten komplexe Zeitmesser aller<br />
Art. Rhabilleurs zerlegen die Uhrwerke,<br />
ersetzen beschädigte Teile,<br />
stellen nicht mehr erhältliche selbst<br />
her, montieren und testen sie.<br />
ZeitZentrum Grenchen<br />
10 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 11<br />
GESCHICHTE<br />
9 10<br />
12<br />
11<br />
2005 geht ein lang gehegter Wunsch von Hans Robert<br />
<strong>Spinnler</strong> und Roger <strong>Schweizer</strong> in Erfüllung: In einem sechshundert<br />
Jahre alten Handwerkerhaus am Spalenberg können<br />
sie das ‹Zythuus› eröffnen; ein kleines, feines, privates Uhrenmuseum.<br />
2<strong>01</strong>1 geht eine Epoche zu Ende: Nachdem das Unternehmen<br />
90 Jahre lang in Familienbesitz war, verkauft Hans <strong>Spinnler</strong><br />
die Aktienmehrheit der Firma an Roger <strong>Schweizer</strong>.<br />
2<strong>01</strong>4 wird das Ladengeschäft am Marktplatz nochmals<br />
komplett umgebaut. Als einziges Geschäft in der Nordwestschweiz<br />
bietet die Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> nun<br />
drei ‹Markencorner› an. Dadurch entsteht ein neuer Uhren-<br />
Flagship Store in Basel, in welchem die Marken Rolex, IWC<br />
und Breitling sowie viele weitere Marken präsentiert und<br />
verkauft werden können (siehe Seiten 15–21).<br />
<strong>2020</strong> feiert das Unternehmen sein 100jähriges Bestehen.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 11
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 12<br />
INTERVIEW<br />
Eine Frage:<br />
«Was bedeutet Zeit für Sie?»<br />
Die Antwort «ich habe keine<br />
Zeit» versuche ich stets zu vermeiden.<br />
Ich habe genau gleich<br />
viel Zeit wie alle anderen. Vielleicht<br />
bin ich stärker fremdbestimmt<br />
in meiner Zeitgestal tung,<br />
vielleicht bin ich schlechter organisiert<br />
oder setze die Prioritäten<br />
falsch.<br />
Der Hinweis auf Zeitknappheit<br />
kann auch mit einem positiven Erlebnis verbunden<br />
sein – wenn ich beim verständnisheischenden Blick<br />
auf die Uhr auf meine Breitling von <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong><br />
blicke.<br />
Christoph Eymann, Nationalrat<br />
langjähriger, sehr zufriedener Kunde<br />
Mit der Zeit ist es wie mit der<br />
Gesundheit. Erst wenn man sie<br />
nicht mehr hat, spürt man was<br />
einem fehlt. Darum geniesse ich<br />
jeden Moment mit der Familie<br />
und Freunden so lange ich noch<br />
Zeit dazu habe.<br />
Stephan Musfeld, Pantheon<br />
Leider nehmen wir uns heute nicht<br />
mehr die Zeit, die wir brauchen.<br />
Wir alle sollten viel häufiger stehen<br />
bleiben, uns umsehen und<br />
über das, was wir sehen staunen,<br />
es erleben und geniessen.<br />
Einfach nur still geniessen.<br />
Elsbeth Schneider-Schneiter<br />
Handelskammer Beider Basel<br />
«Ein jegliches hat seine Zeit»,<br />
steht in der Bibel. In der Tat, ge -<br />
nü gend Zeit ist Gold wert für<br />
den Austausch mit Menschen,<br />
die einen prägen, für Musse und<br />
für Kreativität. Aber ganz praktisch:<br />
ohne Uhrzeit laufe ich Gefahr,<br />
diese benötigte Zeit zu<br />
verpassen.<br />
Claude Janiak, Politiker<br />
Zeit war und ist für mich stets eines<br />
der knappsten Güter – und<br />
deshalb entsprechend wertvoll.<br />
Ganz bewusst und besonders ger -<br />
ne lasse ich mir darum die Zeit<br />
von einem mechanischen Werk<br />
aus <strong>Schweizer</strong> Manufaktur anzeigen.<br />
Gabriel Barell<br />
Direktor Gewerbeverband, BS<br />
In einer Gesellschaft, in der Zeit das höchste Gut ist,<br />
wird versucht, dieses möglichst optimal einzusetzen.<br />
Mathias Böhm, Geschäftsführer Pro Innerstadt<br />
Für mich bedeutet Zeit die Möglichkeit,<br />
einzigartige Momente und<br />
grossartige Emotionen für die<br />
Men schen zu schaffen. Emotionen,<br />
die zeitlos sind und an die<br />
wir uns auch viel später immer<br />
wie der gerne zurückerinnern. Das<br />
ist auch mein Ansporn für das<br />
Basel Tattoo oder meine anderen<br />
Events.<br />
Erik Julliard<br />
CEO und Produzent Basel Tattoo<br />
12 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 19:02 Seite 13<br />
INTERVIEW<br />
Im Hier und im Jetzt zu leben ist für mich das Wichtigste,<br />
und das Leben zu feiern, jeden Moment.<br />
Tanja Grandits, Köchin<br />
Wenn ich keine Zeit habe, schaue ich meine Uhr an.<br />
Sie hat sie immer für mich. Automatik, still und wasserdicht;<br />
Sonne oder Regen es ist ihr egal. Ein Juwel.<br />
Pünktlich? Na ja, relativ, wie die Zeit. Am Ende des<br />
Monats weiss sie nicht immer was für ein Datum sie<br />
anzeigen soll, ist es der 28. 30. oder schon der 1. So,<br />
de temps en temps, ich nehme sie in die Hände und<br />
on remet les pendules à l’heure. Et ça repart...<br />
Massimo Rocchi<br />
Komiker, Autor, Regisseur, Schauspieler<br />
Zeit ist für mich eines der kostbarsten Güter.<br />
Und am wertvollsten ist sie für mich dann, wenn ich<br />
sie vergesse.<br />
Caroline Rasser<br />
Schauspielerin, Kabarettistin und Theaterdirektorin<br />
Natürlich ist Zeit eine Masseinheit,<br />
die man mit einer Uhr messen<br />
kann – und Breitling-Uhren<br />
tun dies ausgezeichnet. Doch Zeit<br />
ist viel mehr. Wer sich die Zeit<br />
nimmt, darüber nachzudenken,<br />
kommt unweigerlich ins Philosophieren<br />
und es ergeben sich existentielle<br />
Fragen: Wie möchte ich<br />
die Zeit nutzen, was bringt mich<br />
weiter und wieviel Zeit bleibt<br />
noch? Jede Minute ist kostbar, jede<br />
Sekunde zählt. Darum nutze<br />
ich die Zeit sehr bewusst, sowohl<br />
beruflich wie privat.<br />
Georges Kern<br />
CEO Breitling SA<br />
Zeit ist das schönste Geschenk, das<br />
man sich für sich selbst und andere<br />
nehmen kann.<br />
Pyro, Basler Rapper<br />
Pyro hat mit der Band Vinylbros. 2<strong>01</strong>8<br />
einen Song zum Thema Zeit produziert:<br />
‹Loh dr Zyyt›.<br />
Als kleines Geschenk an<br />
die Chronometrie <strong>Spinnler</strong><br />
+ <strong>Schweizer</strong> bietet Pyro<br />
die Möglichkeit, sich<br />
den Song kostenlos anzuhören.<br />
Scannen Sie einfach den<br />
QR-Code mit dem Smartphone<br />
ein.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 13
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 14<br />
100 Jahre Vertrauen und<br />
Leidenschaft – zwei Gründe<br />
die langjährigste <strong>Schweizer</strong><br />
Partnerschaft mit Herzblut<br />
zu zelebrieren.<br />
Artelier 100 Jahre<br />
<strong>Spinnler</strong> + <strong>Schweizer</strong><br />
Limited Edition<br />
Big Crown 100 Jahre<br />
<strong>Spinnler</strong> + <strong>Schweizer</strong><br />
Limited Edition
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 15<br />
AKTUELL<br />
Die Uhrenspezialisten<br />
am Marktplatz<br />
Seit 1985 ist die Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong><br />
sozusagen die Nachbarin des Basler Rathauses. Die<br />
Lage im Herzen der Stadt ist ideal; das Geschäft ist<br />
sowohl zu Fuss wie auch mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
leicht zu erreichen. Nicht nur Einheimische,<br />
auch Kunden aus der ganzen Welt lieben die<br />
grosse Auswahl und die kompetente Beratung.<br />
Hans <strong>Spinnler</strong> und Roger <strong>Schweizer</strong> heissen Sie herzlich<br />
willkommen:<br />
Die Inhaber der Chronometrie<br />
<strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG<br />
Hans Robert <strong>Spinnler</strong>, geb. 1953<br />
Verwaltungsrat der Chronometrie<br />
<strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG<br />
Eidg. Dipl. Uhrmacher-Rhabilleur<br />
Absolvent der Uhrmacherschule<br />
Solothurn<br />
Ausgebildeter Coach<br />
Verheiratet, Vater zweier Töchter<br />
Hobbys: Segeln, Kochen und<br />
das Leben geniessen<br />
Roger <strong>Schweizer</strong>, geb. 1965<br />
CEO und Verwaltungsratspräsident<br />
der Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<br />
<strong>Schweizer</strong> AG<br />
Eidg. Dipl. Uhrmacher-Rhabilleur<br />
Absolvent der Uhrmacherschule<br />
Solothurn<br />
Diplomierter Geschäftsführer SIU<br />
Prüfungsexperte BS + BL<br />
Verheiratet, Vater eines Sohnes<br />
Hobbys: Eishockey und Fussball,<br />
Tauchen, Skifahren, Oldtimer-Autos,<br />
Kiwanis<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 15
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:17 Seite 16<br />
AKTUELL<br />
16 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 17<br />
AKTUELL<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 17
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 18<br />
AKTUELL<br />
Grosse Kompetenz – grosse Auswahl<br />
Die Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG arbeitet mit<br />
über zehn Uhren- und drei Schmuckmarken zusammen;<br />
als einziges Geschäft der Nordwestschweiz bietet sie drei<br />
‹Markencorner› an. Die Marken Rolex, IWC und Breitling<br />
können so im entsprechenden Umfeld präsentiert werden.<br />
Nebst diesen Marken finden Sie unter anderem Uhren<br />
von Longines, Norqain, Oris, Qlocktwo, TAG Heuer,<br />
Tissot, Tudor und Oldtimer-Uhren.<br />
18 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 19<br />
AKTUELL<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 19
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 20<br />
Elegance is an attitude<br />
Simon Baker<br />
The Longines Master Collection
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 21<br />
AKTUELL<br />
Das Uhrmacher-Atelier<br />
Am Marktplatz 11, im gleichen Haus,<br />
befindet sich das helle, ruhige Atelier<br />
mit zeitgemässer Ausstattung<br />
und Technologie. In der Firma arbeiten<br />
sechs ausgebildete Uhrmacher –<br />
davon drei im Atelier. Dies ist in Basel<br />
einzigartig.<br />
Das Uhrmacheratelier ist von den<br />
Markenpartnern wie Rolex, IWC,<br />
Breit ling oder Longines offiziell zertifiziert.<br />
So können viele Uhren vor<br />
Ort revidiert werden, die üblicherwei -<br />
se an die Fabrik geschickt werden.<br />
Auch Uhren-Revisionen und -Restaurationen<br />
ge hören dazu, denn das<br />
Fach geschäft ist der Nordwestschwei -<br />
zer Spezialist für Old timer-Uhren.<br />
Vier diplomierte Uhrmacher im Atelier<br />
Roger Jacquat, Geschäftsführer,<br />
Angela Ranz, Ansgar Ruf, Florian Berger<br />
(von links nach rechts)<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 21
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 19:42 Seite 22<br />
INTERVIEW<br />
Hans <strong>Spinnler</strong> und<br />
Roger <strong>Schweizer</strong> im Gespräch<br />
Hans <strong>Spinnler</strong> und Roger <strong>Schweizer</strong>, ausgebildete Uhrmacher,<br />
Inhaber der Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG<br />
Herr <strong>Spinnler</strong>, wollten Sie schon von<br />
Kind an Uhrmacher werden?<br />
HS: Mein Vater hielt es ein bisschen so<br />
wie Henry Ford. Dieser soll mal gesagt<br />
haben: «Jeden Ford gibt es in jeder Farbe,<br />
sofern diese schwarz ist.»<br />
Zu meinen Berufswünschen meinte er,<br />
ich könne jeden Beruf lernen, zuerst<br />
aber Uhrmacher. Ich blickte natürlich<br />
schon als kleiner Junge meinem Vater<br />
über die Schulter und bekam auch bald<br />
einmal einen Wecker, den ich auseinandernehmen<br />
durfte. Für mich war immer<br />
klar, dass ich Uhrmacher werden wollte,<br />
doch als es dann so weit war, hatte<br />
ich grosse Mühe damit. Ich absolvierte<br />
eine Schnupperlehre als Koch – das<br />
fand ich furchtbar –, als Röntgenassistent<br />
– da war ich immer im Keller, das<br />
fand ich schrecklich, und als Feinmechaniker.<br />
Danach fand ich, ich könne ja<br />
eigentlich gleich Uhrmacher lernen.<br />
Und haben Sie es je bereut?<br />
Nein, bereut habe ich es nie. Aber<br />
während der Lehre zweifelte ich schon<br />
manchmal. Denn ich merkte, je kleiner<br />
die Uhren wurden, desto weniger fühlte<br />
ich mich wohl. Die Gross uhren waren<br />
(und sind) mein Spezialgebiet! Als<br />
ich die Lehre abgeschlossen hatte und<br />
in den Verkauf kam, da wusste ich, das<br />
ist meine Welt.<br />
Herr <strong>Schweizer</strong>, weshalb sind Sie<br />
Uhrmacher geworden?<br />
RS: Das ist ganz einfach; schon meine<br />
Grossmutter war Uhrmacherin und<br />
mein Vater war Uhrmacher; ich bin also<br />
Uhrmacher in der dritten Generation.<br />
Ich denke, dass ich als Kind eigentlich<br />
auch nicht Uhrmacher werden<br />
wollte. Zuerst schnupperte ich im<br />
kaufmännischen Bereich, dann als Augen-Optiker<br />
und – wie Hans <strong>Spinnler</strong> –<br />
auch als Feinmechaniker. Doch tief in<br />
mir innen wusste ich, ich will irgendwann<br />
ein Uhrengeschäft besitzen. Ich<br />
wollte mein eigener Herr und Meister<br />
sein. Und ich dachte mir, dass dies als<br />
Uhrmacher am ehesten machbar wäre.<br />
Denn es ist möglich, als Uhrmacher ein<br />
eigenes Business aufzubauen.<br />
Heisst dies, dass es ein ‹Uhrmacher-<br />
Gen› gibt?<br />
HS: Ja, eindeutig!<br />
RS: Das gibt es sicher. Mein Vater arbeitete<br />
zwar in der Industrie, doch er<br />
hatte zuhause ein Atelier, und ich sah<br />
schon als kleiner Bub, wie er Wecker<br />
und Armbanduhren auseinandernahm<br />
und wieder zusammenschraubte. Und<br />
ich fand dies sehr spannend, diese kleinen<br />
Teile zu sehen und zu erleben, wie<br />
sie zusammen kamen und funktionierten.<br />
Denken Sie, dass es auch in Zukunft<br />
noch Uhrmacher geben wird?<br />
HS: Natürlich! Wer sonst soll denn alle<br />
diese Uhren reparieren? Heute werden<br />
zig tausend komplizierte mechanische<br />
Uhren hergestellt.<br />
Hans <strong>Spinnler</strong>: «Als ich die Uhrmacherlehre<br />
abgeschlossen hatte und<br />
in den Verkauf kam, da wusste ich,<br />
das ist meine Welt.»<br />
RS: Ich halte den Beruf des Uhrmachers<br />
noch immer für äusserst spannend<br />
und kann ihn jedem jungen<br />
Menschen empfehlen; vorausgesetzt,<br />
er hat das dafür nötige motorische Geschick.<br />
Er hat die Möglichkeit, in einem<br />
Fachgeschäft zu arbeiten oder in<br />
der Industrie tätig zu sein.<br />
Als UhrmacherIn in der Industrie<br />
kann man auf der ganzen Welt arbeiten.<br />
Mehrere Kollegen von mir arbeiten<br />
in Amerika, in Hong kong, in Australien...<br />
Es ist ein toller Beruf, der<br />
viele Möglichkeiten bietet.<br />
22 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 23<br />
INTERVIEW<br />
Ist es denn vor allem der <strong>Schweizer</strong><br />
Uhrmacher, der gefragt ist?<br />
HS: Den Beruf des Uhrmachers lernt<br />
man eigentlich nur in der Schweiz.<br />
Natürlich gibt es auch Uhrmacher-<br />
Schulen in Amerika, in England und in<br />
Frankreich. Aber das Renommée der<br />
<strong>Schweizer</strong> Ausbildung mit unserem<br />
dualen System ist unvergleichlich, und<br />
die <strong>Schweizer</strong> Uhrmacherschulen sind<br />
einfach die besten.<br />
RS: Es ist etwas Besonderes, eine<br />
<strong>Schweizer</strong> Uhr zu besitzen, und es ist<br />
irgendwie auch ein Qualitätszeichen,<br />
ein <strong>Schweizer</strong> Uhrmacher zu sein.<br />
HS: Das grosse Problem ist ja, dass es<br />
in der Schweiz zu wenig Uhrmacher<br />
gibt.<br />
RS: Wir haben ein starkes Regionen-<br />
Problem. Hier in Basel haben wir den<br />
Bezug zur Uhrmacherei völlig verloren,<br />
deshalb ist es auch sehr schwierig,<br />
hier einen Uhrmacher zu finden. In Basel<br />
werden – im Gegensatz zu Grenchen,<br />
La Chaux-de-Fonds oder Genf –<br />
auch keine Uhrmacher ausgebildet.<br />
Dort ist der Beruf des Uhrmachers sehr<br />
wichtig.<br />
Wird es im Jahr 2100 noch Uhren<br />
geben?<br />
HS: Ich weiss nicht, wie das Leben<br />
2100 überhaupt aussehen wird. Wir<br />
werden sicher irgendwo die Zeit ablesen<br />
wollen, vielleicht von einem implantierten<br />
Chip oder so. Aber ich bin<br />
sicher, dass die <strong>Schweizer</strong> Uhrenindustrie<br />
in den nächsten zwanzig, dreissig<br />
Jahren weiterhin florieren wird. Die<br />
Leute möchten diesen Anachronismus<br />
erleben: eine mechanische Uhr in einer<br />
hoch digitalisierten Welt.<br />
RS: Ich glaube auch, dass es in einigen<br />
Jahrzehnten die mechanische<br />
<strong>Schweizer</strong> Uhr noch geben wird. Denn<br />
wir verkaufen schon seit langem kein<br />
mechanisches Zeitablesegerät mehr,<br />
sondern etwas anderes, in dem viele<br />
Emotionen stecken. Meilensteine im<br />
Leben, beispielsweise. Bei uns kauft<br />
jemand eine Uhr, weil er oder sie das<br />
Studium abgeschossen hat, heiraten<br />
will, weil ein Kind zur Welt gekommen<br />
ist. Alle diese wichtigen Stationen<br />
im Leben eines Menschen wird es<br />
ja auch in zwanzig, dreissig Jahren<br />
noch geben. Diese möchte man mit einer<br />
bleibenden Erinnerung festhalten.<br />
Dies kann man mit einer Fotografie<br />
tun, aber eine Uhr trägt man immer<br />
wieder. Zudem kann man mehrere Uhren<br />
besitzen, die man mit bestimmten<br />
Ereignissen verbindet. Ich kenne niemanden,<br />
der seine Smartphones sammelt,<br />
weil sie ihn an etwas erinnern...<br />
HS: Dazu kommt auch das Erlebnis<br />
im Detailhandel. Wenn man einen<br />
‹Meilenstein› kauft, dann möchte man<br />
dies mit einem Ereignis verbinden.<br />
Man möchte von einem Menschen<br />
aus Fleisch und Blut bedient werden.<br />
Es gibt vielleicht ein Geschenkpäck -<br />
chen dazu oder man geht anschliessend<br />
gut essen. Dies alles gibt es im<br />
Internet nicht. Solche Dinge, die mit<br />
Herzblut verbunden sind, bestellt man<br />
nicht im Internet. Das kauft man in einem<br />
Fachgeschäft.<br />
RS: Wir kennen viele Kunden schon<br />
seit sehr langer Zeit. Wir haben Kunden,<br />
wo der Vater eine Uhr bei uns<br />
kaufte, heute kaufen der Sohn oder die<br />
Tochter bei uns ein. Das Ganze beruht<br />
auf Vertrauen und Tradition. Es kann<br />
sein, dass wir vor einem Verkauf mit<br />
einem Kunden eine Stunde über ‹Gott<br />
und die Welt› reden.<br />
Wie finden Sie heraus, welche Uhr zu<br />
wem passt?<br />
HS: Ich habe eine Art Klassifizierung<br />
im Kopf. Nach ein paar Minuten weiss<br />
ich, dieser Kunde kauft garantiert keine<br />
elegante Uhr, der möchte etwas Sportliches.<br />
Oder das ist jetzt ein korrekter,<br />
förmlicher Mensch, dem muss man<br />
keine sportliche Uhr verkaufen; er<br />
möchte wohl eher eine elegante Uhr<br />
haben.<br />
RS: Wir sprechen mit den Kunden<br />
und versuchen, das Wesentliche zu erfassen,<br />
was den Menschen ausmacht.<br />
Und mit den Jahren eignet man sich<br />
auch eine gewisse Menschenkenntnis<br />
an. Man bekommt das Gespür, in welche<br />
Richtung der Kunde, die Kundin<br />
tendieren. Wir stellen natürlich auch<br />
Fragen, beispielsweise nach der gewünschten<br />
Marke.<br />
Man muss wissen, dass heute die<br />
Marken sehr wichtig sind. Viele Leute<br />
identifizieren sich mit einer Marke<br />
und verlangen schon beim Eintreten<br />
ins Geschäft eine Uhr aus diesem Sortiment.<br />
HS: Als ich vor vierzig Jahren begann,<br />
Uhren zu verkaufen, kamen die Leute<br />
in den Laden und sagten: «Ich suche<br />
eine Uhr». Heute kommen die Kunden<br />
ins Geschäft uns sagen: «Es gibt doch<br />
diese IWC, welche Piloten tragen, die<br />
möchte ich.» Oder: «Wissen Sie, diese<br />
Rolex mit der schwarzen Lunette, die<br />
hätte ich gerne.»<br />
Roger <strong>Schweizer</strong>: «Ich habe mehrere<br />
Berufskollegen, die in Amerika<br />
arbeiten, in Hongkong, in<br />
Australien... Es ist ein toller Beruf,<br />
der viele Möglichkeiten bietet.»<br />
Das heisst, es spielt für Sie eine grosse<br />
Rolle, wie eine Marke auftritt?<br />
HS: Natürlich. Die Markenpflege ist<br />
sehr wichtig, und das wissen die Hersteller<br />
auch.<br />
RS: Wir haben den besten Platz in Basel<br />
am Marktplatz. Wir arbeiten mit<br />
den besten Uhrenmarken zusammen<br />
und diese Welt, diese Stimmung, welche<br />
von den Marken international präsentiert<br />
wird, zeigen wir auch in Basel.<br />
So kommt ein Wiedererkennungseffekt<br />
zustande. Aus diesem Grund haben wir<br />
im Geschäft auch drei Marken-Corner<br />
von IWC, Rolex und Breitling, welche<br />
das Image der Marken noch verstärken.<br />
HS: Es gibt in keinem Basler Geschäft<br />
so viel Fachwissen wie bei uns.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 23
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 24<br />
24 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 19:43 Seite 25<br />
INTERVIEW<br />
Bei uns arbeiten ausgebildete Uhrenund<br />
Schmuckberaterinnen, sechs ausgebildete<br />
Uhrmacher sowie ein Antik-<br />
Uhrmacher im freien Arbeitsverhältnis.<br />
Tragen Sie in jeder Situation<br />
eine Uhr?<br />
HS: Immer. Ohne Uhr bin ich ‹blutt›.<br />
RS: Ja, eine Uhr gehört immer dazu.<br />
Sogar beim Tauchen trage ich eine<br />
Uhr; nicht nur den Tauchcomputer,<br />
sondern eine Armbanduhr.<br />
HS: Und jede Woche wird die Uhr gewechselt.<br />
Wieviele Uhren besitzen Sie denn?<br />
HS: Ich habe rund zwanzig Uhren, die<br />
ich regelmässig trage. Dabei nehme<br />
ich natürlich keine, die dem Geschäft<br />
gehört, das geht gar nicht.<br />
RS: Wir vertreten ja zehn Uhrenmarken.<br />
Und so hat jeder von uns mindestens<br />
eine Uhr pro Marke. Wir haben<br />
Anlässe mit den verschiedenen Produzenten,<br />
da können wir nicht mit der<br />
Uhr einer anderen Marke auftreten.<br />
Dazu kommt, dass es immer wieder<br />
Highlights einer Marke gibt. Und da<br />
wir beide Uhren-Fans sind, möchten<br />
wir natürlich das eine oder andere Modell<br />
zusätzlich besitzen.<br />
Wenn Sie nicht an einen Anlass gehen,<br />
was bestimmt die Auswahl Ihrer Uhr?<br />
HS: Das ist stimmungsbedingt. Ich<br />
blicke in mein Etui und wähle die Uhr,<br />
die mich ‹anlacht›.<br />
RS: Bei mir ist es ebenso die Stimmung,<br />
aber auch die Witterung hat einen<br />
Einfluss. Im Sommer trage ich<br />
gerne eine Uhr mit einem Metallband;<br />
im Winter eher mit einem Lederband.<br />
Welches sind für Sie die grössten<br />
Herausforderungen?<br />
RS: Es ist schwierig, jeden Tag die<br />
richtigen Entscheidun gen zu treffen.<br />
Ich bin ja nicht nur Uhrmacher und<br />
Verkäufer, sondern auch Manager, Psy -<br />
chologe, Personalchef, Kommunika -<br />
tionsleiter und Einkäufer...<br />
Das richtige Sortiment ist sehr wichtig.<br />
Heute haben immer mehr Menschen<br />
genügend Mittel, um sich eine<br />
Luxus-Uhr zu kaufen. Die Produktion<br />
in der Schweiz ist aber limitiert; für<br />
viele Modelle müssen wir kämpfen,<br />
da mit wir sie überhaupt bekommen.<br />
Wichtig ist auch, dass man sich treu<br />
bleibt und Vertrauen schafft. Vertrauen<br />
gegenüber unseren Lieferanten, gegenüber<br />
unseren Kundinnen und Kunden<br />
und auch gegenüber unseren Mitarbeitenden.<br />
Dieses Vertrauen schafft<br />
eine solche Stimmung im Geschäft,<br />
dass unsere Gäste gerne zu uns kommen,<br />
als Freunde des Hauses. Man<br />
spürt den Unterschied zwischen einem<br />
inhabergeführten Unternehmen und einem<br />
Filialisten.<br />
Haben Sie ein Vorbild, jemanden aus<br />
der Uhrenindustrie, der Sie speziell<br />
beeindruckt?<br />
RS: Für mich als ‹Biver-Jünger›<br />
natürlich Jean-Claude Biver (siehe<br />
unser Interview auf Seite 26). Er hat<br />
unglaublich viel positive Energie,<br />
kann Menschen überzeugen und fördern<br />
und hat die Genialität, die kommenden<br />
Trends – technisch wie marketingmässig<br />
– vorherzusehen. Als<br />
grosser Menschenförderer hat er viele,<br />
heute wichtige Personen in der Uhrenindustrie<br />
beeinflusst. So beispielsweise<br />
Ricardo Guadalupe, CEO von<br />
Hublot, oder Jean-Frédéric Dufour,<br />
CEO von Rolex.<br />
Wie beurteilen Sie die Zukunft von<br />
Basel als Einkaufsstadt?<br />
HS: Basel als Museums- und Kulturstadt<br />
ist und bleibt national wie international<br />
sehr wichtig. Mit der Aufwertung<br />
der Freien Strasse setzt Basel ein<br />
Zeichen als Einkaufsstadt und heisst<br />
Kundinnen und Kunden willkommen.<br />
RS: Für viele ausländische Gäste ist<br />
es sehr wichtig, dass sie eine Uhr im<br />
Herstellungsland kaufen können. Das<br />
Flanieren in der Freien Strasse und<br />
auf dem Marktplatz schafft ein Einkaufserlebnis<br />
für unsere lokalen und<br />
internationalen Kunden. Daher bin ich<br />
für die Zukunft der Stadt Basel und<br />
auch für unser Geschäft sehr positiv<br />
eingestellt.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft<br />
Ihres Unternehmens?<br />
HS: Mein Grossvater hat das Unternehmen<br />
gegründet, mein Vater hat es<br />
weiter entwickelt und ich habe es –<br />
1985 mit dem Standort-Wechsel an<br />
den Marktplatz – auf einen ganz neuen<br />
Level gebracht. Die vierte Generation<br />
<strong>Spinnler</strong> wird es leider nicht<br />
mehr geben. Aber jetzt ist die erste<br />
Generation <strong>Schweizer</strong> da. Ich wünsche<br />
mir, dass das Unternehmen noch<br />
als ‹Dinosaurier› auf dem Platz Basel<br />
existieren wird; am liebsten mit dem<br />
Namen <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 25
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 26<br />
ALL UPDATES INCLUDED.<br />
UNTIL 2499.<br />
Portugieser Perpetual Calendar.<br />
Ref. 5034: Wie wäre es mit einem Gadget,<br />
das nicht nur bis zur nächsten Gerätegeneration<br />
funktioniert, sondern Jahrhunderte überdauert?<br />
Der ewige Kalender erkennt selbständig die<br />
unterschiedlichen Monatslängen und fügt automatisch<br />
alle vier Jahre Ende Februar einen<br />
Schalttag hinzu. Seine Mondphasenanzeige ist so<br />
präzise, dass sie erst nach 577,5 Jahren um einen<br />
Tag von der realen Umlaufbahn des Erdtrabanten<br />
abweicht. Verpackt ist diese schlaue Mechanik<br />
in eine zeitlos schöne Armbanduhr in 18 Karat<br />
Weissgold mit einem blauen Zifferblatt, deren ikonisches<br />
Design bestimmt auch in ein paar hundert<br />
Jahren noch frisch und modern wirkt wie heute.<br />
IWC. ENGINEERING DREAMS. SINCE 1868.<br />
REGISTRIEREN SIE SICH, UM IHRE<br />
INTERNATIONALE 2-JAHRES-GAR ANTIE<br />
AUF 8 JAHRE ZU VERL ÄNGERN<br />
REGISTRIERUNG UNTER IWC .COM/MYIWC<br />
IWC Schaffhausen, Switzerland · www.iwc.com
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 27<br />
INTERVIEW<br />
Eine IWC zeigt nicht nur die Zeit an.<br />
Sie erzählt Geschichten<br />
Christoph Grainger-Herr<br />
CEO IWC Schaffhausen<br />
Christoph Grainger-Herr, was<br />
bedeutet Zeit für Sie persönlich?<br />
Zeit ist zuerst einmal Notwendigkeit.<br />
Ohne die Orientierung, die sie uns gibt,<br />
wäre das Zusammenleben in der Gesellschaft<br />
kaum möglich. Zeit ist aber<br />
auch Luxus, weil wir nicht unendlich<br />
viel davon zur Verfügung haben. Deshalb<br />
sollten wir dieses kostbare Gut<br />
wann immer möglich mit denen teilen,<br />
die uns wichtig sind.<br />
Christoph Grainger-Herr ist seit 2<strong>01</strong>7<br />
der neue CEO von IWC Schaffhausen.<br />
Der ausgebildete Architekt hat<br />
auch das hochmoderne Manufaktur -<br />
zentrum der Nordostschweizer Traditionsmarke<br />
persönlich mitgestaltet.<br />
Im Interview verrät er, warum eine<br />
Uhr von IWC viel mehr ist als nur ein<br />
Instrument für das Messen der Zeit.<br />
Ist Zeit einfach eine Masseinheit,<br />
die mit einer Uhr gemessen werden<br />
kann?<br />
Zeit hat viele Gesichter. Rein physikalisch<br />
betrachtet ist sie eine Abfolge<br />
von Ereignissen in eine eindeutige,<br />
nicht mehr umkehrbare Richtung. Um<br />
einen bestimmten Punkt in der Zeit<br />
anzugeben, benutzen wir die Uhrzeit.<br />
Uhren wurden entwickelt, um diese<br />
zu messen. Mit ihren absolut zeitgleichen<br />
Schwin gungen teilt die Unruh,<br />
das Regulierorgan der mechanischen<br />
Uhr, jeden Tag akribisch genau in<br />
86400 Sekunden ein. Dennoch empfinden<br />
wir diesen Ablauf nicht immer<br />
gleich. Manchmal geht eine Minute<br />
schleichend langsam, manchmal rasend<br />
schnell vorüber. So ist die Uhrzeit<br />
zwar eine fixe Masseinheit, subjektiv<br />
jedoch erfahren wir sie immer<br />
wieder anders.<br />
Tragen Sie jeden Tag eine Uhr?<br />
Auch in den Ferien?<br />
Jeden Tag. Glücklicherweise fällt mir<br />
das bei IWC auch leicht, denn wir haben<br />
ein sehr breit gefächertes Produktportfolio.<br />
Sehr alltagstauglich sind<br />
zum Beispiel unsere Fliegeruhren.<br />
Dieses Jahr habe ich oft den Pilot’s<br />
Watch Chronograph Spitfire in Bronze<br />
getragen, einen sportlichen Chrono -<br />
graphen mit einem gut tragbaren<br />
Durchmesser von 41 Millimetern.<br />
Wenn es etwas formeller sein darf,<br />
setzte ich auf das zeitlos-moderne<br />
Por tugieser-Design, etwa mit der Portugieser<br />
Automatic in 18 Karat Rotgold.<br />
Meine Frau schwört übrigens auf die<br />
Portofino Automatic 34, eine charmante<br />
Damenuhr, die wir im Sommer präsentiert<br />
haben.<br />
Lesen wir in 50 Jahren die Zeit nur<br />
noch vom Smartphone ab oder werden<br />
auch noch mechanische Uhren<br />
produziert?<br />
Davon bin ich überzeugt. Denn<br />
schliesslich geht es um viel mehr als<br />
nur um das Ablesen der Uhrzeit. Eine<br />
IWC ist ein zeitlos schönes Produkt,<br />
hergestellt mit viel Sorgfalt und Liebe<br />
zum Detail in unserem Manufakturzentrum<br />
in Schaffhausen.<br />
Oft erinnert sie uns an einen speziellen<br />
Moment im Leben. Vielleicht war es ja<br />
ein Geschenk, das wir uns selber zu einer<br />
Beförderung gemacht haben. Vielleicht<br />
haben wir die Uhr von unserem<br />
Partner zu einem runden Geburtstag<br />
bekommen. Diese Emotionalität und<br />
Freude am Tragen kann nur eine mechanische<br />
Uhr bieten.<br />
Was ist wichtiger bei einer IWC-Uhr?<br />
Die Präzision oder die Emotion?<br />
Bei IWC kommen diese beiden Welten<br />
schön zusammen. Viele unserer<br />
Uhrenfamilien gehen auf Funktionsuhren<br />
zu rück, die als Antwort auf reale<br />
Engi neering-Anforderungen entwickelt<br />
wur den. Daraus ergeben sich<br />
spannende und emotionale Geschichten.<br />
Unsere Fliegeruhren etwa wurden<br />
entwickelt, um die Piloten im Cockpit<br />
bei der astronomischen Navigation zu<br />
unterstü tzen. So entstand auch ihr ikonisches<br />
Design im Stil eines einfach<br />
ablesbaren Cockpit-Instruments.<br />
Wenn ich heute eine Big Pilot’s Watch<br />
trage, dann erinnert mich jeder Blick<br />
aufs Zifferblatt auch ein bisschen an<br />
ihre ursprüng liche Bestimmung als<br />
präzises Navigationsinstrument für<br />
das Handgelenk.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft<br />
der Uhrenindustrie?<br />
Ich wünsche mir, dass wir den Aspekt<br />
der Nachhaltigkeit noch stärker gewichten.<br />
Heute haben wir uns fast<br />
schon daran gewöhnt, dass viele Produkte<br />
bereits kurz nach dem Kauf<br />
wieder ersetzt werden müssen. Mechanische<br />
Uhren jedoch sind gebaut,<br />
um Generationen zu überdauern. Es<br />
sind somit naturgemäss nachhaltige<br />
Produkte.<br />
Bei IWC achten wir darauf, unsere<br />
Uhren so nachhaltig wie möglich herzustellen<br />
– etwa indem wir die Auswirkungen<br />
unseres Geschäfts auf die<br />
Umwelt verkleinern oder Rohstoffe<br />
verantwortungsvoll beschaffen.<br />
Meine Vision ist, dass künftig einmal<br />
jedes Teil der Uhr bis zu seinem Ursprung<br />
zurückverfolgt werden kann.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 27
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 28<br />
INTERVIEW<br />
Jean-Claude Biver: «Der Zweifel<br />
ist ein guter Freund von mir.»<br />
Jean-Claude Biver, Nicht-exekutiver<br />
Präsident des Uhrenbereichs von LVMH<br />
Hublot&Zenith, Chairman of the Board<br />
Sie haben viele Momente Ihres Lebens<br />
mit Uhren verbracht. Ist Zeit für Sie<br />
einfach eine messbare Grösse oder<br />
hat sie auch noch eine andere Bedeutung?<br />
Für mich ist Zeit Liebe. – Lassen Sie<br />
mich das erklären: Wenn wir Menschen<br />
von Ewigkeit sprechen, dann sprechen<br />
wir von Gott. Es spielt keine Rolle, von<br />
welcher Religion wir sprechen, denn<br />
für alle Menschen ist Gott ewig. Aber<br />
man sagt auch, Gott sei die Liebe. Also,<br />
wenn Gott die Ewigkeit ist und die Liebe,<br />
dann ist Ewigkeit Liebe. Und was<br />
ist Ewigkeit? Das ist die Zeit. Also ist<br />
Zeit Liebe.<br />
Ist denn Liebe messbar?<br />
Nein, die Liebe kann man nicht messen.<br />
Sie gehört jedem in seinem entsprechenden<br />
Verhältnis und seinem<br />
vielen verschiedenen Formen ausdrücken.<br />
Bei den Künstlern beispielsweise<br />
ist es deren Leidenschaft.<br />
Aber Sie verkaufen doch Zeitmessgeräte,<br />
oder nicht?<br />
Nein, wir verkaufen Kunst! Uhrmacher-Kunst!<br />
Es gibt Künstler, die drü -<br />
cken sich mit Stahl aus und erschaffen<br />
Skulpturen. Andere drücken sich aus<br />
mit Maschinen wie Tinguely. Und es<br />
gibt Künstler, deren Kunstwerke sind<br />
Uhren. In diesem Sinne erbauen wir<br />
Ewigkeit. Denn Kunst ist eben Liebe<br />
und Kunst ist ewig. Die Kunst von Picasso<br />
ist ewig. Die Kunst von DaVinci,<br />
die Kunst der griechischen Architekten,<br />
der Beatles ist ewig. Von den Beatles<br />
sind zwei schon gestorben, aber wir<br />
spielen und hören noch immer ihre<br />
Musik.<br />
Herr Biver, angeblich stehen Sie morgens<br />
sehr früh auf, stimmt das?<br />
Ja, das ist richtig. Es ist mein bester<br />
Freund, der Zweifel, der mich aufweckt<br />
und mir sagt: «Komm, aufstehen,<br />
vielleicht ist das, was Du gestern<br />
beschlossen hast, heute schon nicht<br />
mehr gültig. Wir müssen das nochmals<br />
checken.» Der Zweifel ist derjenige,<br />
der mich nicht loslässt. Ich versuche,<br />
ihn zu überwinden, indem ich andere<br />
Leute frage und mich selbst immer<br />
wieder in Frage stelle. Ich habe Angst<br />
vor Leuten, die nie zweifeln. Wie können<br />
sie so sicher sein? Dann sage ich<br />
jeweils: «Hast Du alles überprüft? Lass’<br />
doch mal schnell den Zweifel kom -<br />
men...» Der Zweifel ist kein Feind, er<br />
ist eine Hilfe, ein Freund. Wenn ich<br />
keine Zweifel habe, nicht viel Arbeit<br />
vor mir habe, dann schlafe ich gemütlich<br />
bis um sechs Uhr. Wenn ich hingegen<br />
um 2.30 aufstehe, dann sagt meine<br />
Frau am Morgen: «Du hast wieder<br />
Zweifel nicht wahr?» Doch ich rate jedem<br />
Menschen, so einen Zweifel zu<br />
haben wie meinen.<br />
«Verzeihen ist ein Akt der Liebe,<br />
Respekt und Teilen auch.»<br />
Aus druck. Wenn ich Frauen respektiere,<br />
dann bezahle ich ihnen in meinem<br />
Unternehmen nicht nur den gleichen<br />
Lohn wie den Männern, sondern lasse<br />
einen Kindergarten bauen. So gebe ich<br />
ihnen die entsprechenden Möglichkeiten,<br />
denn es sind nun mal öfter die Frauen,<br />
die sich um die Kinder kümmern.<br />
Das ist auch eine Form von Liebe.<br />
Wenn ich meinen Mitarbeitenden einen<br />
Fehler verzeihe, dann sage ich:<br />
«Weisst Du, Du kannst ja nur durch<br />
Fehler lernen. Nun hast Du diesen Fehler<br />
gemacht; bitte wiederhole ihn nicht.<br />
Aber ich verzeihe diesen Fehler.» Das<br />
ist auch eine Form von Liebe; Verzeihen<br />
ist ein Liebesakt; Respekt auch.<br />
Teilen ist ebenfalls ein Akt der Liebe.<br />
Wenn ich meine Kenntnisse, meine Erfahrungen<br />
und Erfolge mit meinen<br />
Mitarbeitenden teile, ist das auch ein<br />
Akt der Liebe. Die Liebe kann sich in<br />
Sie sagten einmal, Sie verkaufen<br />
Ewigkeit, Seele, Emotion, Träume,<br />
Aesthetik. Es braucht aber ziemlich<br />
viel Geld, um sich dies zu kaufen. Haben<br />
denn nur die Reichen Anrecht auf<br />
diese Emotionen?<br />
Diese Frage kann man sich für alle<br />
Künstler stellen. Jeff Koons hat eine<br />
kleine Skulptur für siebzig Millionen<br />
verkauft. Das kann sich ja auch nicht<br />
jeder leisten. Ich bin manchmal eingeladen,<br />
Galerien zu besuchen. Wenn ich<br />
dort die Preise für zeitgenössische<br />
Kunst sehe, dann denke ich, das ist ja<br />
viel teurer als meine Uhren! Ich gebe<br />
Ihnen recht, für gewisse Kunstobjekte<br />
muss man schon ein wenig Geld haben.<br />
Aber man kann die Kunst ja auch<br />
in einem Museum geniessen; deshalb<br />
sind Museen so wichtig. Dort kann<br />
man sich alles ansehen und träumen;<br />
das muss man nicht besitzen.<br />
28 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 29<br />
INTERVIEW<br />
Sie stellen auch Käse her. Was unterscheidet<br />
einen Uhrenmanager von<br />
einem Käser?<br />
Nichts! Überhaupt nichts! Auch das ist<br />
ein Beweis meiner Leidenschaft. Denn<br />
die <strong>Schweizer</strong> Uhrmacherkunst wurde<br />
um 1650 in den Bauernhöfen des Jura<br />
geboren. Hugenotten, die protestantischen<br />
Flüchtlinge aus Frank reich, liessen<br />
sich im Jura nieder und lehrten die<br />
Bauern die Uhrmacherkunst. Sie sagten:<br />
«Wenn du mir während der langen Winter<br />
diese kleinen Rädchen polierst, dann<br />
bezahle ich dich im Frühjahr dafür.»<br />
Und so wurden einige dieser Bauern<br />
nach und nach Uhrmacher. Sie merkten,<br />
wenn sie das ganze Jahr hindurch Räd -<br />
chen polierten, verdienten sie mehr als<br />
mit ihrem Käse. Man nannte sie ‹paysans<br />
horlogers›, ‹Uhrmacher-Bauern›.<br />
Die Jura-Bauern konnten ja nur Käse<br />
her stellen; Mais, Kartoffeln, Tomaten<br />
konnten sie nicht anbauen, das wächst<br />
auf einer Höhe von tausend Metern<br />
nicht gut. Das einzige, was sie hatten,<br />
waren Gras und Blumen. Also hatten sie<br />
Kühe. Und wenn man Milch herstellt,<br />
dann produziert man auch Käse. Wenn<br />
ich also heute selbst Käse herstelle, dann<br />
ist dies ein Anknüpfen an den Beginn<br />
meiner Leidenschaft. Die Uhrmacherkunst<br />
hat auf dem Bauernhof angefangen<br />
– ich schliesse den Kreis.<br />
Wenn Sie sich als Käse definieren<br />
müssten, was wären Sie? Ein Hartkäse,<br />
ein Blaukäse?<br />
Nein, ich wäre ein Fondue! Das wäre<br />
ich am liebsten!<br />
Sie blicken gerne in die Zukunft.<br />
Denken Sie, dass es in fünfzig Jahren<br />
noch immer Luxusuhren geben wird?<br />
Natürlich, Kunst kann nicht überflüssig<br />
werden, Kunst überdauert alles. Sehen<br />
sie sich die Kirchturmuhren an, die<br />
laufen noch immer. Der Uhrenturm in<br />
Venedig aus dem 15. Jahrhundert, wo<br />
die Hirten auf die Glocken schlagen,<br />
funktioniert noch immer. Kunst ist unsterblich.<br />
Man hört noch immer Musik<br />
von Mozart, die Walzer von Strauss<br />
werden noch immer gespielt und man<br />
tanzt zu dieser Musik. Einmal ist eher<br />
der eine Komponist gefragt, dann wieder<br />
ein anderer. Aber die Kunst – und<br />
schöne Uhren – wird es immer geben.<br />
Wir führen dieses Gespräch aus Anlass<br />
des 100-Jahre Jubiläums von<br />
<strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>. Kennen Sie viele<br />
Geschäfte dieser Art, die so alt sind?<br />
Eigentlich ja. Vergleichen Sie mal die<br />
Luxusmarken wie Chanel, Hermès,<br />
Vuitton oder Rolls Royce mit Technologiemarken<br />
wie Apple, Samsung oder<br />
Nokia. Dann werden Sie feststellen,<br />
Jean-Claude Biver<br />
1949 geboren in Luxemburg (am 20. September)<br />
1959 Umzug in die Schweiz<br />
Studium der Betriebswirtschaft an der HEC Lausanne<br />
1979–1980 Einjährige Ausbildung bei Audemars Piguet und Leitung<br />
des Bereichs Marketing und Vertrieb Europa.<br />
1980–1981 Productmanager bei Omega<br />
1981 Rückkehr zur ‹Manufacture d’horlogerie im Vallée de Joux<br />
1982 Kauf der Rechte (gemeinsam mit Jacques Piguet) an der Marke Blancpain,<br />
die seit 1956 inaktiv gewesen war. Erfolgreicher Wiederaufbau der Marke.<br />
1992 Verkauf von Blancpain an die SSIH Group (heute Swatch);<br />
Teil des Management-Teams von Nicolas Hayek und Blancpain-CEO bis 2003<br />
1993–2003 Aufbau der Swatch-Marke Omega durch Produktplazierungen,<br />
Testimonials von Prominenten, etc. Umsätze nahezu verdreifacht.<br />
2004 CEO und Verwaltungsrat von Hublot; Umsatzsteigerung innert vier Jahren<br />
von 25 auf mehr als 200 Mio Franken.<br />
2006 Start von Hublot TV; erste Luxusmarke mit<br />
Partnerschaften im Bereich des Fussballs (EM 2008, FIFA Timekeeper WM)<br />
2008 Verkauf von Hublot an den Luxusgüterkonzern LVMH<br />
2009 Eröffnung der neuen Manufaktur in Nyon<br />
2<strong>01</strong>2 Übergabe der Firmenleitung, neu Präsident des Verwaltungsrats<br />
Seit 2<strong>01</strong>4 Leiter Uhrengeschäft LVMH; verantwortlich für TAG Heuer und Zenith<br />
Seit 2<strong>01</strong>1 ist Biver in La Tour-de-Peilz/VD heimatberechtigt, wo er auch wohnt<br />
dass die meisten Luxusmarken weit<br />
über 100 Jahre alt sind; die Technologiemarken<br />
sind höchstens 50 Jahre alt.<br />
Wir haben einige Geschäftspartner, deren<br />
Unternehmen auch schon ein gewisses<br />
Alter haben, beispielsweise Tiffany,<br />
Beyer in Zürich, der 1760 gegründet<br />
wurde, Bucherer Luzern oder eben<br />
auch <strong>Spinnler</strong> und <strong>Schweizer</strong> in Basel.<br />
Mit Herrn <strong>Schweizer</strong> hatte ich in Le<br />
Brassus bei Blancpain zusammengearbeitet;<br />
er kam als junger Uhrmacher zu<br />
uns, und ich erinnere mich gut an ihn.<br />
Sie plädieren für Werte wie Ethik,<br />
Liebe und Leidenschaft. Haben Sie<br />
nicht den Eindruck, dass diese Werte<br />
in der heutigen Zeit verloren gehen?<br />
Ja, leider gehen sie verloren. Deshalb<br />
versuche ich, mit meinen rund 60 Vorträgen<br />
pro Jahr an Universitäten oder<br />
Schulen, den jungen Menschen diese<br />
Werte wieder beizubringen. Mit mei -<br />
nen Worten, mit meiner Erfahrung und<br />
meiner Glaubwürdigkeit. Ich weiss,<br />
dass diese Werte verloren gehen. Viele<br />
Eltern sind geschieden, die Schulen<br />
können nur noch unterrichten; die Jungen<br />
haben keine guten Vorbilder mehr.<br />
Wenn man sieht, wie sich heute gewisse<br />
Politiker benehmen oder auch<br />
Sportler, muss man sich nicht wundern.<br />
Es gibt sehr wenige Beispiele, an<br />
denen sich ein junger Mensch heute<br />
orientieren kann. Man spricht nicht<br />
von Ethik, man redet von Luxus, von<br />
Konsum. Und dabei ist die Ethik die<br />
Kraft, die uns treibt, sie ist die Basis<br />
unserer Gesellschaft. Verlieren wir die<br />
Ethik, dann endet alles in einem grossen<br />
Chaos.<br />
Sind Sie noch immer ein Hippie?<br />
Natürlich bin ich noch immer ein Hippie.<br />
Es ist eine Lebensart: ich respektiere,<br />
ich teile, ich verzeihe, ich schütze<br />
die Natur. Es tut mir immer weh,<br />
wenn ein Baum abgehackt wird. Ich<br />
bin ein Hippie, auch wenn ich nicht<br />
mehr die langen Haare habe, die bunten<br />
Hemden. Für mich ist Liebe noch<br />
immer die Lebensphilosophie. Nicht<br />
nur die Liebe zwischen zwei Menschen,<br />
sondern wie gesagt, die Liebe<br />
zu allem.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 29
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 30<br />
IMPRESSIONEN<br />
Es tickt auf Schritt und Tritt<br />
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie viele öffentliche<br />
Uhren es in der Stadt Basel gibt? Obwohl viele Menschen<br />
eine Armbanduhr tragen, und fast alle ein Handy mit sich<br />
führen, erfreuen sich die Basler Uhren grosser Beliebtheit.<br />
Die meisten dieser Uhren werden übrigens durch iwb gesteuert<br />
und unterhalten.<br />
Begleiten Sie uns auf einem Spaziergang durch Basel –<br />
kennen Sie die Uhren und wissen Sie, wo sie sich befinden?<br />
1: Café Spitz, Greifengasse 2<br />
2: Bahnhof SBB / Centralbahnhof, Centralbahnplatz<br />
3: Badischer Bahnhof, Schwarzwaldallee 200<br />
4: Münster, Martinsturm<br />
5: Haus zum Wolf, Spalenberg 22<br />
6: Thiersteiner-Schulhaus, Bärschwilerstrasse 11<br />
7: Sonnenuhr, Wettsteinplatz<br />
8: Spalentor, Stadttor, Spalenvorstadt<br />
9: Spiegelhof, Polizeiverwaltung, Spiegelgasse 6–12<br />
10: Rundhalle Messe Schweiz, Messeplatz<br />
Für diejenigen unter Ihnen, die noch mehr Basler Uhren<br />
kennenlernen möchten, empfehlen wir das neue Basler UhrenMemo,<br />
das Sie bei der Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong><br />
beziehen können. Dort entdecken Sie nicht nur 32 Uhren<br />
und sehen, wo sie sich befinden, sondern lernen auch<br />
noch weitere Informationen über die Architektur des Gebäudes,<br />
dessen Alter und – wo vorhanden – Details zu den<br />
einzelnen Uhren (siehe Seite 44).<br />
1 2<br />
3 4<br />
30 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 31<br />
IMPRESSIONEN<br />
5 6<br />
7 8<br />
9 10<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 31
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 19:21 Seite 32<br />
ANGEBOT<br />
Zwei Jubiläumsuhren<br />
von Oris Hölstein<br />
Die Manufaktur Oris aus Hölstein präsentiert<br />
zum 100-Jahr-Jubiläum der<br />
Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> zwei<br />
Sondereditionen: die Oris Big Crown<br />
und die Oris Artelier 111, welche exklusiv<br />
bei <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> erhältlich<br />
sind.<br />
Oris Big Crown<br />
Gehäuse: Oris Big Crown, 40,00 mm,<br />
Edelstahl. Material: Mehrteiliges Edelstahlgehäuse.<br />
Grösse: 40,00 mm. Glas:<br />
Saphir, beidseitig gewölbt, Innenseite<br />
entspiegelt. Gehäuseboden: Saphirglas,<br />
verschraubt. Bedienung: Edelstahl-Si-<br />
cherheitsschraubkrone. Wasserdichtigkeit:<br />
5 bar. Uhrwerk: Automatischer Aufzug,<br />
Datum zeiger entwickelt von Oris. Kaliber:<br />
Oris 754, Basis SW 200-1. Abmessungen:<br />
25.60 mm, 11 1/2’’’. Funktionen: Stunden-,<br />
Minuten- und Sekundenzeiger aus der Mitte,<br />
Datumszeiger aus der Mitte, Augenblicklicher<br />
Datumswechsel, Datums-Korrektor, Feinregulierung<br />
und Sekunden-Stopp. Aufzug: Automatischer<br />
Aufzug, beidseitig aufziehender roter<br />
Rotor. Gang reserve: 38 Std. Frequenz: 28.800 A/h.<br />
4 Hz. Lagersteine: 26. Zifferblatt: Blaues Zifferblatt,<br />
Indexe, Ziffern und Zeiger mit Superluminova.<br />
Armband: Braunes Lederband, Edelstahlschliesse.<br />
Limitierung: 35 Exemplare. Preis: CHF 1700.–<br />
32 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 33<br />
ANGEBOT<br />
Bronze in Basel<br />
Im Übergang von der Jungsteinzeit<br />
zur Bronzezeit fingen die Menschen<br />
an, Gegenstände aus Kupfer herzustellen.<br />
Der berühmte ‹Ötzi›, der vor<br />
5300 Jahren starb, trug ein Kupferbeil<br />
mit sich. Es waren jedoch vor allem<br />
die Kelten, welche die Metallver -<br />
arbeitung verfeinerten; sie entwi ckel -<br />
ten die Mischung aus Kupfer und<br />
Zinn, die einem ganzen Zeitalter<br />
ihren Namen geben sollte: die Bronzezeit<br />
(ca. 2200–800 v. Chr.)<br />
Das Kup fer stammte aus den Ostalpen;<br />
das Zinn aus Cornwall (Grossbritannien!).<br />
In Basel entstand zu dieser Zeit die<br />
erste befestigte keltische Siedlung<br />
auf dem Münsterhügel. Von hier aus<br />
kontrollierten die Kelten die wichtigen<br />
Handelswege und transportierten<br />
Waren auf dem Rhein von und<br />
nach Italien sowie in den Norden.<br />
Oris Artelier Calibre 111<br />
Gehäuse: Oris Artelier 43,00 mm<br />
Material: Mehrteiliges Bronzegehäuse, Edelstahlboden.<br />
Grösse: 43,00 mm. Glas: Saphir, beidseitig<br />
gewölbt, Innenseite entspiegelt. Gehäuseboden:<br />
Saphirglas, verschraubt. Bedienung:<br />
Bronzekrone. Wasserdichtigkeit: 3 bar.<br />
Uhrwerk: Handaufzug 10-Tage-Gang -<br />
reserve, Datum entwickelt von Oris. Kaliber:<br />
Oris 111. Abmessungen: 34.00 mm,<br />
15’’’. Funktionen: Stunden- und Minutenzeiger<br />
aus der Mitte, kleine Sekunde bei 9<br />
Uhr, nichtlineare Gangreserveanzeige bei 3<br />
Uhr, Fenster datum, Datumskorrektor, Feinstellvorrichtung<br />
und Sekundenstopp.<br />
Aufzug: Handaufzug. Gangreserve: 240 Std.<br />
Frequenz: 21.600 A/h. 3 Hz. Lagersteine: 40.<br />
Zifferblatt: blau. Armband: Dunkelblaues Krokolederband<br />
mit Dornschliesse. Extras: Luxu riöse<br />
Holz-Präsentierbox. Limitierung: 15 Exemplare.<br />
Preis: CHF 6400.–<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 33
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 34<br />
INTERVIEW<br />
Ulrich W. Herzog über Oris,<br />
mechanische Uhren und die Zeit<br />
Wie viele Uhren besitzen Sie?<br />
Zu meiner Kollektion zählen vor allem<br />
Uhren, seit ich bei Oris eingetreten bin<br />
und da sind rund 35 Modelle zusammengekommen.<br />
Es ist spannend zu sehen,<br />
wie sich das Design in dieser Zeit<br />
entwickelt hat. Anfänglich waren die<br />
Uhren sehr klein, dann wurden sie mit<br />
jedem Jahr grösser und jetzt geht der<br />
Trend wieder in die andere Richtung.<br />
Tragen Sie immer und bei jeder Gelegenheit<br />
eine Uhr? Nur Modelle<br />
von Oris oder auch andere?<br />
Ja – denn meine Passion und mein<br />
Leben ist Oris. Ich schaue mir die Uhren<br />
anderer Marken natürlich mit Interesse<br />
an, lege sie auch an mein<br />
Handgelenk aber kehre dann wieder<br />
zu meiner Passion zurück.<br />
Ist Zeit für Sie nur eine messbare<br />
Grösse oder hat Zeit auch eine andere<br />
Bedeutung für Sie?<br />
Zeit bleibt für mich weiterhin eine mess -<br />
bare Grösse. Mein Zeitplan wi ckelt sich<br />
primär bei Oris ab. Natürlich ist es für<br />
mich spannend über die Zeit und die<br />
Zeiten nachzudenken. Zeit ist vergänglich,<br />
aber wenn man sie gut nutzt sehr<br />
bereichernd. Diese Bereicherung bezieht<br />
sich aber primär auf neue Erfahrungen,<br />
neue Begegnungen, neue Erkenntnisse<br />
und viel weniger auf finanzielle<br />
Bereicherung. Zeit bringt auch Rat.<br />
Eine Erkenntnis die sich vor allem in<br />
meinem Alter mehr und mehr bestätigt.<br />
Sie sagten in einem Gespräch, es<br />
dauere drei bis vier Jahre, ein Uhrwerk<br />
zu entwickeln und rund 1 Jahr<br />
für ein Uhrengehäuse. Wie können<br />
Sie sicher sein, dass eine Uhr, mit deren<br />
Entwicklung Sie gerade beginnen,<br />
in vier Jahren noch gefragt sein wird?<br />
Ja, das sind die Herausforderungen,<br />
denen wir uns stellen müssen. Oris hat<br />
seit ihrer Gründung bis 1982, dem Management<br />
Buy-out, 279 eigene Werke<br />
entwickelt. Dann folgte eine Zeit in der<br />
wir uns auf die Entwicklung von Zusatzfunktionen<br />
auf Werken von ETA<br />
Ulrich W. Herzog<br />
Chairman, Oris SA, Hölstein<br />
Herr Herzog, Sie arbeiten seit 1978<br />
bei Oris. Sind für Sie Uhren noch<br />
immer gleich faszinierend wie vor<br />
vierzig Jahren?<br />
Als ich 1978 meine Arbeit bei Oris<br />
begann, hatten Uhren noch einen anderen<br />
Stellenwert als heute. Damals<br />
waren Uhren Zeitmesser, die als solche<br />
gebraucht wurden. Es waren meist<br />
me chanische Uhren, denn elektronische<br />
resp. Quarzuhren waren dazumal<br />
einiges teurer. Oris war ab den achtziger<br />
Jahren der führende Anbieter von<br />
Uhren mit mechanischen Werken zu<br />
sinnvollen Preisen. Mit der Weiterentwicklung<br />
im Bereich Werke und Habillement<br />
ist meine Faszination für<br />
diese zeitlosen Zeitmesser noch gestiegen.<br />
Mechanische Uhren haben<br />
ein Herz, sind voller Emotionen und<br />
erzählen Geschichten.<br />
«Es ist spannend für mich,<br />
über die Zeit und die Zeiten<br />
nachzudenken. Zeit ist vergänglich,<br />
aber wenn man sie gut nutzt<br />
sehr bereichernd.»<br />
Und die Uhr, die Sie von Ihrer Gross -<br />
mutter erhalten hatten, tragen Sie<br />
diese auch noch?<br />
Nein, diese Uhr ist zu fragil und zu<br />
wertvoll; die Uhr bleibt in meinem<br />
Sammelkoffer.<br />
und Sellita konzentrierten. 2<strong>01</strong>4 brachten<br />
wir dann unser Werk Cal. 110 mit<br />
einer Gangreserve von 10 Tagen und<br />
einer nichtlinearen Gangreserven-Anzeige<br />
heraus. Dieses Werk haben wir<br />
laufend weiterentwickelt und in diesem<br />
Jahr haben wir das Oris Cal. 115 in einer<br />
skelettierten Version in der Oris<br />
Familie ProPilotX erfolgreich lanciert.<br />
Oris hat eine Uhr für die Tiefenmessung<br />
(Taucheruhr) und für die Hö -<br />
henmessung (Pilotenuhr) entwickelt.<br />
Welche Dimension wird als nächstes<br />
gemessen werden?<br />
Das Vorstossen in neue Dimensionen<br />
haben wir uns auf die Fahne geschrieben.<br />
Es ist unser Ziel, jährlich eine In-<br />
34 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 35<br />
INTERVIEW<br />
novation soweit voranzutreiben, dass<br />
sie als Patent angemeldet werden<br />
kann. Dies ist uns bis jetzt sehr gut<br />
gelungen. Wir werden demnächst ein<br />
sehr kundenfreundliches Bandwechselsystem<br />
prä sentieren, das wir kürzlich<br />
beim Patentamt hinterlegt haben.<br />
Das werden wir anlässlich der Baselworld<br />
<strong>2020</strong> präsentieren.<br />
Bei Oris werden – im Gegensatz zu<br />
anderen Uhrenmarken – oft auch die<br />
Gehäuse-Rückseiten abgebildet. Wie<br />
wichtig ist für Sie die Rückseite einer<br />
Uhr?<br />
Ulrich W. Herzog<br />
Der Chairman von Oris wurde am<br />
10. Juni 1943 in Basel geboren.<br />
Er ist verwitwet, hat eine Tochter<br />
und lebt mit seiner Partnerin Chun<br />
Sil Park in Sissach. Herzog ist deutscher<br />
Muttersprache und spricht<br />
französisch und englisch.<br />
Karriere:<br />
1950–1964 Schulen in Basel<br />
anschliessend Diplom als Bankangestellter;<br />
weiterführende Ausbildung<br />
bei UBS London<br />
1965–1969 Union Trading Company<br />
Basel; Leitung Export Fernost,<br />
hauptsächlich Sportartikel<br />
1970–1977 Chevron Oil Company,<br />
Basel; Manager Detail- und Gross -<br />
handel; 8 Monate Weiterbildung in<br />
Erdöl-Marketing bei Chrevron Oil<br />
USA, hauptsächlich in Kalifornien<br />
1978–1981 Oris Watch Co. AG,<br />
Hölstein; Marketing-Manager<br />
1982 Partner beim Management<br />
Buyout und Mitbegründer Oris SA.<br />
1982–20<strong>01</strong> Geschäftsführer der<br />
Oris SA<br />
20<strong>01</strong>–2004 Vorstandsvorsitzender<br />
der Oris SA<br />
2005–2<strong>01</strong>5 Vorstandsvorsitzender<br />
der Oris Gruppe mit Niederlassungen<br />
in Deutschland, Österreich, Frank -<br />
reich, Grossbritannien, China, Singapore,<br />
Malaysia, USA, Kanada,<br />
Australien, Indien, Taiwan und<br />
Mexico.<br />
Seit 2<strong>01</strong>6 Verwaltungsratspräsident<br />
der Oris Gruppe und verantwortlich<br />
für die Produkt-Entwicklung.<br />
Persönliche Interessen:<br />
Architektur, Design, Kunstgeschichte,<br />
Sport (Tennis, Skifahren, Schwimmen)<br />
Die Rückseite, auch Gehäuseboden<br />
genannt, ist ein wichtiger Teil der<br />
Uhr. Oft verwenden wir Glasböden,<br />
durch die die tickenden mechanischen<br />
Werke mit dem roten Rotor sichtbar<br />
sind. Bei limitierten Editionen ist der<br />
Boden meist geschlossen und zeigt in<br />
einer künstlerischen 3-D-Darstellung<br />
in Stahl das Thema, auf das sich die<br />
Edition bezieht.<br />
In einem Interview mit ‹Le Temps›<br />
sagten Sie, Oris verkaufe keine Träume.<br />
Aber Sie verkaufen ja auch nicht<br />
‹einfach Uhren›. Was verkaufen Sie?<br />
An dieses Interview kann ich mich<br />
nicht erinnern. Oris Uhren sind geschichtsträchtig<br />
und enthalten neben<br />
seriöser, schweizerischer Uhrmachertechnik<br />
viel Emotionen. Das sind wir<br />
und das verkaufen wir.<br />
‹Real watches for real people›; beziehen<br />
Sie sich mit diesem Slogan auf<br />
die Taucher, Flieger und Kulturschaffenden,<br />
die Sie unterstützen?<br />
Ja das war so. Inzwischen haben wir<br />
unser Claim geändert in ‹Go your own<br />
way.›. Damit unterstreichen wir nicht<br />
nur unsere Unabhängigkeit im Handeln<br />
und Denken. Wir sprechen damit<br />
auch unsere Kunden an: Citoyens, die<br />
ihren eigenen Weg gehen. Unsere Verbindung<br />
zum Tauchen, zu den Meeren,<br />
zum Fliegen und auch zum Jazz pflegen<br />
wir aber intensiv weiter.<br />
Denken Sie, dass es im Jahr 2050<br />
noch immer mechanische Uhren geben<br />
wird?<br />
Da braucht es schon eine sehr weitsichtige<br />
Kristallkugel, wenn man rund<br />
30 Jahre in die Zukunft schauen will.<br />
Ich bin aber überzeugt, dass auch in<br />
30 Jahren handfeste, handwerklich<br />
gefertigte Produkte gekauft werden.<br />
Ich meine dazu gehören auch mechanische<br />
Uhren.<br />
Die Chronometrie <strong>Spinnler</strong> + Schwei -<br />
zer AG wird im Jahr <strong>2020</strong> hundert<br />
Jahre alt und ist seit den 1930er Jahren<br />
Oris Partner. Was ist das Spezielle<br />
an dieser Zusammenarbeit?<br />
Zuerst freue ich mich natürlich ausserordentlich<br />
für die Chronometrie<br />
<strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG, dass sie ein<br />
so tolles Jubiläum feiern können. Dies<br />
ist in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich<br />
und zeugt davon, dass es<br />
die Eigentümer verstanden haben, ein<br />
Unternehmen in guten und schwierigen<br />
Zeiten erfolgreich nach vorne zu<br />
bringen. Als Unternehmen aus der glei -<br />
Ich bin überzeugt,<br />
dass auch in 30 Jahren handfeste,<br />
handwerklich gefertigte Produkte<br />
gekauft werden.<br />
Ich meine, dazu gehören<br />
auch mechanische Uhren.<br />
chen Region hat Oris sehr eng mit der<br />
Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> AG<br />
zusammengearbeitet.<br />
Wir haben zahlreiche Projekte zusammen<br />
angegangen und zur Freude der<br />
Konsumenten realisiert.<br />
Wir begegnen uns auf Augenhöhe und<br />
respektieren uns gegenseitig. Die Zusammenarbeit<br />
hat mir persönlich und<br />
uns als Firma Oris Freude bereitet.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft<br />
von Oris?<br />
Nichts ist permanenter als der Wandel.<br />
Das war schon immer so und wird immer<br />
so bleiben.<br />
Ich wünsche mir, dass wir zusammen<br />
mit unseren Partnern wie die Chronometrie<br />
<strong>Spinnler</strong> + <strong>Schweizer</strong> AG, diesen<br />
Wandel in positivem Sinn weiterhin<br />
gestalten dürfen.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 35
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 36<br />
ANGEBOT<br />
Die neuen Uhren<br />
aus der Spalenberg-Kollektion<br />
2005, nach der Eröffnung des Zythuus am Spalenberg, entstand<br />
bei Hans <strong>Spinnler</strong> und Roger <strong>Schweizer</strong> die Idee, zu<br />
Ehren der Uhrensammlung im Zythuus am Spalenberg eine<br />
eigene kleine Uhrenkollektion zu erschaffen. Sie nannten<br />
die Uhren deshalb ‹Spalenberg-Kollektion›. Das erste<br />
Modell die ‹Spalenberg 1› entstand im Jahr 2006 und stiess<br />
auf grosses Interesse. So beschlossen Hans <strong>Spinnler</strong> und<br />
Roger <strong>Schweizer</strong>, in Zukunft immer wieder limitierte Spalenberg-Uhren<br />
herzustellen. Die Serien ‹Spalenberg 1› bis<br />
und mit ‹Spalenberg 7› sind leider komplett ausverkauft.<br />
Das Zythuus am Spalenberg ist sowohl für die Stadt Basel<br />
wie auch für die ganze Schweiz ein einzigartiges privates<br />
Uhrenmuseum. In einem typischen Basler Handwerkerhaus<br />
werden Uhren aus den verschiedensten Epochen und<br />
Stilrichtungen gezeigt. Von der einfachen Kerzenuhr bis<br />
zur heutigen Quarzuhr! (siehe nebenstehenden Artikel)<br />
Die neusten Spalenberg-Uhren, die ‹Spalenberg 8› und die<br />
‹Spalenberg 9› gibt es in einer streng limitierten Auflage<br />
von insgesamt 30 Uhren, davon 20 Herrenuhren und 10<br />
Damenuhren.<br />
Die Uhren der Spalenberg Kollektion sind ausschliesslich<br />
bei <strong>Spinnler</strong> + <strong>Schweizer</strong> erhältlich.<br />
Vom Erlös jeder verkauften Uhr werden hundert Franken<br />
an eine wohltätige Institution gespendet.<br />
Die Spalenberg-Uhren 8 und 9<br />
Auch die neuen Spalenberg-Uhren<br />
gibt es nur in limitierten Klein serien:<br />
Spalenberg-Uhr 8<br />
• Mechanisches Uhrwerk<br />
mit Automatik-Aufzug<br />
• skelettiertes Zifferblatt<br />
• Edelstahl, 40 mm,<br />
• CHF 1590.–<br />
• Limitierte Serie von insgesamt 30<br />
Exemplaren, davon 20 Herren -<br />
uhren.<br />
8 9<br />
Spalenberg-Uhr 9<br />
• Mechanisches Uhrwerk<br />
mit Auto matikaufzug<br />
• skelettiertes Zifferblatt mit Perlmutt,<br />
• Edelstahl, 35 mm<br />
• CHF 1650.–.<br />
• Limitierte Serie von insgesamt 30<br />
Exemplaren, davon 10 Damen -<br />
uhren<br />
36 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 19:23 Seite 37<br />
IMPRESSIONEN<br />
S Zythuus<br />
In einem schmalen mittelalterlichen Häuschen am<br />
Spalenberg befinden sich die Uhrensammlung und<br />
die Versammlungsräume von <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>.<br />
Auf vier Stockwerken findet man in den sorgfältig<br />
renovierten Räumen Uhren aus vielen Epochen, in<br />
verschiedenen Formen und Varianten.<br />
Bild rechts: Blick aus dem Zythuus auf<br />
die Dächer der Altstadt<br />
Nächste Seiten:<br />
Eindrücke von der Uhrensammlung<br />
und der Architektur im Zythuus<br />
Als Hans <strong>Spinnler</strong> 2004 erfuhr, dass am<br />
Spalenberg eine Liegenschaft zum Verkauf<br />
stand, war er begeistert. «Es war<br />
Liebe auf den ersten Blick», meinte er<br />
damals. «Ein mittelalterliches Haus,<br />
ein Haus mit Charme und Charakter,<br />
mit langer Geschichte und sicher auch<br />
mit vielen Legenden», schwärmte er.<br />
Bei der ersten Besichtigung folgte allerdings<br />
die Ernüchterung. In diesem 4-<br />
stöckigen Haus waren in den letzten<br />
hundert Jahren nur noch das Erdgeschoss<br />
und der erste Stock genutzt und<br />
gepflegt worden, die oberen Stockwerke<br />
waren unbewohnt und standen leer.<br />
«Der Zustand war schrecklich», erzählt<br />
Roger <strong>Schweizer</strong>. «Eingestürzte<br />
De cken, massive Wasserschäden, faule<br />
Balken und ein eingebrochener Boden<br />
schreckten uns zuerst von einer<br />
Über nahme der Liegenschaft ab.<br />
Doch nach intensiven Gesprächen mit<br />
Architekten, Hand werkern, Baubehörden<br />
und der Denkmalpflege siegte die<br />
Liebe. Wir beschlossen, das ganze Haus<br />
von Grund auf zu renovieren; wichtig<br />
war für uns, möglichst viele alte Bestandteile<br />
zu erhalten, zu ersetzende<br />
Elemente jedoch mutig nach modernen<br />
Kriterien in Kontrast zum Bisherigen<br />
zu stellen.»<br />
Es gab noch einige böse Überraschungen:<br />
ein altes eingemauertes Fenster<br />
bildete eine Schallbrücke zum Nachbarhaus,<br />
die Dachträgerkonstruktion<br />
war vollständig verfault, alle Treppen<br />
mussten komplett ersetzt werden, der<br />
eingebrochene Steinfussboden im 3.<br />
Obergeschoss wurde völlig neu aufgebaut<br />
…<br />
Doch heute ist das nur 2.20 Meter<br />
breite, jedoch 13.80 Meter tiefe Haus<br />
ein Schmuckstück. Es beherbergt nicht<br />
nur eine kleine aber feine Uh ren -<br />
sammlung, sondern dient der Chronometrie<br />
<strong>Spinnler</strong> +<strong>Schweizer</strong> auch als<br />
Ort, wo Kunden und Geschäftspartner<br />
in einer stilvollen Umgebung zu Veranstaltungen<br />
eingeladen und verpflegt<br />
werden können.<br />
«Im Zythuus widerspiegelt sich all die<br />
Liebe zum Detail und zu den Uhren»,<br />
meint Hans <strong>Spinnler</strong> abschliessend.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 37
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 19:25 Seite 38<br />
IMPRESSIONEN<br />
38 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 39<br />
IMPRESSIONEN<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 39
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 40<br />
Herkunft hat<br />
Zukunft. Solange<br />
sie sich erneuert.<br />
Herzliche Gratulation: Seit 100 Jahren machen <strong>Spinnler</strong> + <strong>Schweizer</strong> vor,<br />
wie man Schritt hält mit der Zeit und dabei seinem eigenen Stil folgt.<br />
Wir wissen, was das bedeutet – haben wir doch unsere eigene Antwort<br />
gefunden auf die Herausforderungen des digitalen Wandels in unserem<br />
Geschäft: Willkommen bei der Bank CIC, Ihrer flexiblen Bank.<br />
cic.ch<br />
40 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 41<br />
IMPRESSIONEN<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 41
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 42<br />
WISSEN<br />
Gefragt sind Fingerspitzengefühl,<br />
ruhige Hände und ein gutes Auge<br />
Haben Sie auch schon in eine Uhr geblickt und gestaunt,<br />
wieviele kleine Rädchen, Schräubchen und andere Teile sie<br />
enthält? Haben Sie Lust, selbst einmal als Uhrmacherin oder<br />
Uhrmacher zu arbeiten? Im Uhrmacherkurs von <strong>Spinnler</strong>+<br />
<strong>Schweizer</strong> nehmen Sie unter kundiger Leitung ein Taschenuhrwerk<br />
auseinander und bauen es wieder zusammen. Dass<br />
das Uhrwerk anschliessend wieder funktioniert, ist garantiert!<br />
Der Uhrmacherkurs beginnt mit einem Apéro um 13.00 Uhr<br />
oder 17.00 Uhr im ‹Zythuus› von <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> am<br />
Spalenberg und dauert rund vier Stunden. Max. Teilnehmerzahl<br />
10 Personen. Anmeldung: info@spinnler-schweizer.ch<br />
Daten: Freitag, 29. Mai und Freitag, 4. September <strong>2020</strong>.<br />
Kosten: Normalpreis Fr. 500.– pro Person,<br />
Jubiläumspreis pro Person Fr. 350.–<br />
Aus Anlass des 100-Jahr Jubiläums erhält jede Uhrmacherin,<br />
jeder Uhrmacher nach dem absolviertem Kurs<br />
von <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> einen Warengutschein im Wert<br />
von Fr. 500.–, einlösbar bei einem Kauf ab CHF 2000.–.<br />
42 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 43<br />
WISSEN<br />
Bestandteile einer Uhr<br />
Eine einfache mechanische Uhr setzt sich etwa<br />
aus 130 Teilen zusammen; komplexere Uhren<br />
können aus hunderten von Einzelteilen bestehen.<br />
So stecken in der ‹Calibre 89› von Patek<br />
Philippe 1728 Komponenten; sie dürf te die wohl<br />
komplexeste Uhr sein, die je produziert wurde.<br />
Eine einfache mechanische Uhr besteht aus folgenden<br />
Baugruppen: Die Aufzugsfeder ist der<br />
Energiespeicher der Uhr und gibt die Kraft konstant<br />
an das Räderwerk ab. Das Räderwerk über -<br />
trägt die Kraft der Aufzugsfeder in einem bestimmten<br />
Über setzungs ver hältnis. Die Hemmung<br />
be steht aus Anker und Ankerrad und be findet<br />
sich zwischen Räderwerk und Regulierorgan. Sie<br />
hemmt den ungeregelten Ablauf des Uhrwerks,<br />
indem sie dem Regulierorgan Energie zuführt<br />
und das Räderwerk im Takt der Unruh stoppt<br />
und wieder freigibt. Das Regulierorgan besteht<br />
aus Unruh und Spiralfeder und ist das eigentliche<br />
Herz der Uhr. Unruh und Spiralfeder regulieren<br />
das Ablaufen der Zeit mit ihren Schwingungen<br />
und sind verantwortlich für die Präzision<br />
der Uhr. Das Zeigerwerk treibt die Zeiger der<br />
Uhr an. Kann aber auch mit Hilfe einer Rutschkupplung<br />
über die Krone aktiviert werden.Dazu<br />
kommen die so genannten Komplikationen wie<br />
Chronograph, Kalendarium, Repetitionen etc.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 43
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 44<br />
ANGEBOT<br />
Für Sammelnde und Spielende<br />
Die Uhren-Box<br />
Gönnen Sie Ihren Uhren eine stilvolle<br />
Aufbewahrung.<br />
In dieser schönen Box finden acht Uhren<br />
Platz; sie besteht aus schwarz la -<br />
ckiertem Holz und hat einen Sichtde -<br />
ckel, sodass Sie Ihre Lieblingsstücke<br />
jederzeit bewundern können.<br />
Die elegante Uhren-Box in den Farben<br />
Schwarz und Silber enthält eine weiche<br />
Samt auskleidung, welche Kratzer<br />
verhindert.<br />
Der dicht schliessende Deckel ermöglicht<br />
eine nahezu staubfreie Aufbewahrung.<br />
Sie erhalten die Uhrenbox<br />
zum Jubiläumspreis von Fr. 120.–<br />
statt des regulären Preises von Fr. 160.–<br />
(Die Uhren in der Box sind Dekorationsstücke<br />
und nicht im Lieferumfang<br />
enthalten.)<br />
Das neue UhrenMemo<br />
Das UhrenMemo erscheint im Jubi -<br />
läumsjahr und ist für Fr. 29.– bei der<br />
Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong> sowie<br />
im Buch- und Spielwarenhandel<br />
erhältlich.<br />
Auf zweimal 32 Kärtchen im Format<br />
vom 65 x 65 mm werden aussergewöhnliche<br />
Uhren gezeigt, die öffentlich<br />
in der Stadt Basel zu sehen sind.<br />
Ein vierseitiges Informationsblatt gibt<br />
Auskunft über die einzelnen Uhren:<br />
Standort und Alter des Gebäudes, Stil,<br />
Einzelheiten zur Uhr (falls vorhanden).<br />
Das UhrenMemo ist nicht nur ein ideales<br />
Geschenk für Uhren-Liebhaber,<br />
sondern auch ein beliebtes Spiel, das<br />
im Familienkreis für Spannung und<br />
Unterhaltung sorgt. Zudem lernt man –<br />
wie bei allen Produktionen des Spalentor<br />
Verlags – die Stadt Basel ein wenig<br />
besser kennen.<br />
UhrenMemo Basel, 2x32 Kärtchen im<br />
Format 65x65 mm, Spielanleitung mit<br />
Zusatzinformationen, Kartonschachtel.<br />
EAN-Code 7640311560027<br />
44 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 45<br />
INTERVIEW<br />
Lars Thomsen, Zukunftsforscher,<br />
über die Bedeutung der Zeit<br />
Lars Thomsen, Chief Futurist<br />
future matters AG, Erlenbach<br />
Herr Thomsen, wollten Sie schon als<br />
kleiner Knabe Zukunftsforscher werden?<br />
Ja und Nein. Ich wusste zwar nicht,<br />
dass es Zukunftsforscher gibt, aber ich<br />
habe mich schon als kleiner Junge sehr<br />
stark für das Thema Zukunft interessiert.<br />
Es war in unserer Familie auch<br />
immer ein Thema. Ich bin mit zwei<br />
Brüdern aufgewachsen; meine Mutter<br />
war Kindergärtnerin, mein Vater war<br />
Ingenieur. Dort habe ich – ohne es zu<br />
wissen – gelernt, wie man Zukunftsforschung<br />
macht. Unsere Mutter hat uns<br />
immer angeleitet: «Nutzt eure kindliche<br />
Neugier, eure Kreativität, entdeckt<br />
die Welt mit offenen Augen; ihr dürft<br />
euch ruhig auch mal Dinge ausdenken,<br />
die es nicht gibt!» Mein Vater als<br />
Bauingenieur meinte hingegen: «Luftschlösser<br />
bauen können viele, man<br />
muss es aber am Ende auch berechnen<br />
und machen können.» So forderte er<br />
uns auf, unsere Ideen daraufhin zu prüfen,<br />
ob sie überhaupt umsetzbar waren.<br />
Dies bedeutete für mich, dass die Zukunft<br />
ein noch beschreibbarer Raum<br />
ist, dass ich jedoch auch prüfen muss,<br />
ob etwas Sinn macht, ob man es berechnen<br />
kann, ob ich auf dem Boden<br />
der Tatsachen bleibe. Und das tue ich<br />
auch heute noch.<br />
Wie stark hören Sie heute noch auf Ihr<br />
‹Bauchgefühl› und wieviel Einfluss<br />
haben die Daten, die Sie zusammengetragen<br />
haben und deren Analyse?<br />
Wir haben auf der einen Seite sehr viele<br />
Daten, mit denen wir arbeiten. Wenn<br />
ich von ‹wir› spreche, dann meine ich<br />
eine Gruppe von elf Zukunftsforschern,<br />
die bei future matters arbeiten. Wir teilen<br />
sehr viele Daten und Informationen,<br />
die wir täglich erhalten. Wir lesen viel,<br />
wir nehmen an Kongressen teil, sprechen<br />
mit den unterschiedlichsten Menschen…<br />
Das Wort ‹Bauchgefühl› ist<br />
vielleicht falsch, ich würde es eher als<br />
‹begründete Phantasie› bezeichnen. Oder<br />
als begründetes Szenario, das natürlich<br />
zuerst im Kopf entstehen muss, denn<br />
man muss zulassen, etwas zu denken,<br />
das noch nicht da ist. Es ist schwierig,<br />
genaue Zahlen zu nennen, aber ich würde<br />
schätzen, siebzig Prozent sind Daten<br />
und Fakten und rund dreissig Prozent<br />
ist Kreativität im weitesten Sinne.<br />
Und Erfahrung...?<br />
Natürlich; Erfahrung und ein Netzwerk,<br />
in welchem man sich mit den unterschiedlichsten<br />
Menschen unterhält. Die<br />
beste Art, die Zukunft vorauszusagen<br />
ist tatsächlich, mit den Menschen zu<br />
sprechen, die an ihr arbeiten. Diese zu<br />
interviewen und zu fragen, warum macht<br />
ihr das, mit welchem Ziel, was fehlt<br />
noch, welche Hürden müsst ihr noch<br />
nehmen, etc.? Das können ProfessorInnen<br />
sein, ForscherInnen, UnternehmensgründerInnen,<br />
die eine tolle Idee<br />
haben. Dadurch erhält man einen recht<br />
guten Eindruck davon, was im Moment<br />
auf der Welt los ist.<br />
Zweifeln Sie nie an Ihren Analysen<br />
und Prognosen?<br />
Doch, das ist Teil des Prozesses. Das<br />
machen wir sogar untereinander. Wenn<br />
ein anderer Zukunftsforscher aus unserer<br />
Gruppe eine These aufstellt, dann<br />
ist es nicht so, dass alle begeistert sind<br />
und das blauäugig gutheissen. In diesem<br />
Fall übernimmt jemand die Rolle<br />
des Skeptikers und sagt: «Das musst<br />
Du mir erst mal beweisen!» So fordern<br />
wir uns gegenseitig heraus.<br />
Welche Bedeutung hat Zeit für Sie?<br />
Handelt es sich dabei einfach um eine<br />
messbare Grösse?<br />
Zeit hat für mich zwei Bedeutungen.<br />
Einerseits ist Zeit ja ganz genau beschrieben.<br />
Es hat einen grossen Teil unserer<br />
Kultur ausgemacht, dass wir uns<br />
über Zeit geeinigt haben, sodass wir uns<br />
mit mehreren Menschen zu einer bestimmten<br />
Zeit treffen konnten. Dank der<br />
Erfindung der Uhren muss ten wir nicht<br />
mehr sagen: «Wir treffen uns am Waldrand,<br />
wenn es dunkel wird», sondern<br />
wir konnten eine genaue Zeit vereinbaren.<br />
Die andere Seite ist, dass wir Menschen<br />
ganz unterschiedliche Einschätzungen<br />
haben, was Zeit betrifft. Uns er-<br />
Lars Thomsen gehört zu den weltweit<br />
führenden Zukunftsforschern. Der 1968<br />
in Hamburg geborene Trend- und Zukunftsforscher<br />
gilt als einer der einflussreichsten<br />
Experten für die Zukunft<br />
von Energie, Mobilität und Smart Network.<br />
Seit seinem 22. Lebensjahr be -<br />
rät er als selb ständiger Unternehmer<br />
Firmen, Kon zerne, Institutionen und<br />
regierungsnahe Stellen in Europa bei<br />
der Entwicklung von Zukunftsstrategien<br />
und Geschäftsmodellen der Zukunft.<br />
Mitt lerweile gehören mehr als<br />
800 Unternehmen zu seiner persönlichen<br />
Referenzliste. Lars Thomsen<br />
pflegt ein aktives Netzwerk und<br />
tauscht sich regelmässig mit internationalen<br />
Innovationsführern auf einer<br />
persönlichen Basis aus. Rund 30% seiner<br />
Zeit verbringt der Zukunftsexperte<br />
auf Explorationen und Forschungsreisen<br />
in alle Welt und ist ne ben seiner<br />
unternehmerischen Tä tigkeit auch<br />
Mitglied zahlreicher Think Tanks sowie<br />
der World Future Society in Washington<br />
D.C. Lars Thomsen lebt mit seiner<br />
Familie am Zürichsee.<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 45
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 46<br />
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46 BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong>
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 47<br />
INTERVIEW<br />
scheint die Zeit sehr kurz, wenn wir<br />
rückwärts in die Vergangenheit blicken,<br />
und sehr lang, wenn wir nach vorne in<br />
die Zukunft sehen. Viele machen den<br />
grossen Fehler, dass sie sich zu kurze<br />
Horizonte anschauen. Wir nehmen uns<br />
zu Silvester vermutlich wieder vor, was<br />
wir im kommenden Jahr alles machen<br />
werden. Aber die wenigsten haben einen<br />
Plan, was sie die kommenden zehn<br />
Jahre machen wollen. Sie denken, dass<br />
zehn Jahre eine unplanbar lange Zeit<br />
sind. – Zeit hat also eine gefühlte und<br />
eine sehr exakte Seite.<br />
Sie mögen den Ausdruck ‹Work-Life-<br />
Balance› nicht; wie wird sich denn<br />
unsere Zeitaufteilung ändern?<br />
Wir werden sicher die starren Korsetts<br />
ablegen, die wir bisher hatten. Seit der<br />
Industrialisierung hatten wir ja die genaue<br />
Aufteilung in Arbeitszeit und<br />
Freizeit. Man legte fest, wieviele Stun -<br />
den ein Mensch pro Tag oder pro Woche<br />
arbeiten musste, und kontrollierte<br />
mit Stechuhren, ob diese Zeit auch abgearbeitet<br />
worden war. In unserer modernen,<br />
arbeitsteiligen Welt ist diese<br />
Trennung nicht mehr möglich. Ich gebe<br />
Ihnen ein Beispiel: Ich bekomme<br />
beispielsweise an einem Sonntagnachmittag<br />
eine Textnachricht eines Freundes,<br />
der mir einen für meine Arbeit interessanten<br />
Artikel weiterleitet. Unterbreche<br />
ich jetzt meine Freizeit, wenn<br />
ich auf dem Sofa sitze, den Artikel mit<br />
grosser Freude lese und einen Kaffee<br />
dazu trinke? Und wenn ich dann meinem<br />
Freund antworte, mich bedanke<br />
und ihn einlade, wieder mal mit mir etwas<br />
trinken zu gehen? Mir fällt es sehr<br />
schwer, in solch einem Fall zu definieren,<br />
ob es sich um Freizeit oder Arbeit<br />
handelt. Und was ist, wenn ich morgens<br />
unter der Dusche eine gute Idee<br />
habe? Ich glaube, dass wir heute in einer<br />
Welt leben – und das gilt nicht nur<br />
für Freischaffende, sondern auch für<br />
Angestellte –, in der sich die private<br />
Zeit und die Arbeitszeit, aber auch Bekanntschaften<br />
und Freundschaften immer<br />
stärker miteinander verweben. Der<br />
Ausdruck ‹Work-Life-Balance› bedeutet<br />
doch eigentlich, dass man etwas<br />
ausbalancieren muss, weil es gegen -<br />
sätzlich ist. Also soll leben etwas anderes<br />
sein als arbeiten? Ich denke, wir<br />
müssen dafür eine neue Definition finden.<br />
Apropos Zeitaufteilung: Tragen Sie<br />
eine Armbanduhr?<br />
Derzeit nicht. Ich wünsche mir eine zu<br />
Weihnachten. Ich besass während über<br />
zwanzig Jahren eine Uhr, die ich mir<br />
gekauft hatte, weil ich sie so innovativ<br />
fand. Es war eine Funkuhr – sie konnte<br />
alle Zeitzonen anzeigen – und eine der<br />
ersten dieser Art, die auf den Markt<br />
kam. Leider ist sie kaputt – vielleicht<br />
finde ich ja jemanden, der sie reparieren<br />
kann, es handelt sich dabei sozusagen<br />
um einen modernen Klassiker.<br />
«Uns erscheint die Zeit sehr kurz, wenn<br />
wir rückwärts in die Vergangenheit<br />
blicken, und sehr lang, wenn wir<br />
nach vorne in die Zukunft sehen.»<br />
In Ihren Vorträgen sprechen Sie von<br />
so genannten Tipping Points; Zeitpunkten,<br />
in denen sich ein Trend verändert.<br />
Kann ein Trend auch ‹rückwärts›<br />
gehen, wie bei mechanischen<br />
Uhren zum Beispiel?<br />
Natürlich. Wir können ja auch zu Gegenständen<br />
eine Beziehung aufbauen.<br />
Das kann ein Kunstobjekt sein oder<br />
auch eine tolle mechanische Uhr, in der<br />
ja viel Fleiss und Leistung stecken. Eine<br />
solche Beziehung kann uns jeden Tag<br />
ein bisschen Freude machen. Ich glaube,<br />
dass der Markt für Klassiker, ob das<br />
nun Uhren sind oder ein Sportwagen, in<br />
Zukunft noch an Wert gewinnen wird,<br />
weil Menschen sich gerne mit Menschen<br />
und Dingen umgeben, die eine Bedeutung<br />
für sie haben. Rational ist das<br />
natürlich nicht; eine künstliche Intelligenz<br />
würde melden: «Du hast einen Fehler<br />
begangen, Du hast tausend Franken<br />
für eine Armbanduhr ausgegeben! Laut<br />
meinen Recherchen gibt es Uhren schon<br />
ab zwanzig Franken, die genauso präzise<br />
arbeiten.» Aber das Schöne ist ja,<br />
dass wir nicht immer rational handeln.<br />
Sie sprechen oft von 520 Wochen.<br />
Sollten Sie eher eine Wochenuhr haben<br />
als eine, die Stunden und Minuten<br />
anzeigt?<br />
Wir sprechen oft von Wochen, das<br />
stimmt, das ist aber eine Art psychologischer<br />
Trick. Wenn wir mit Kunden über<br />
die Zukunft reden, dann sagen die oft:<br />
«Ach, das ist in fünf Jahren, da können<br />
wir nächstes Jahr nochmals darüber<br />
sprechen.» Wenn wir aber von 260 Wochen<br />
sprechen, dann erschrecken sie:<br />
«Was?! 260 Wochen, und jetzt ist gerade<br />
schon wieder eine Woche vorbei!?»<br />
Diese Wochenrechnung hilft uns, die<br />
Planung etwas dramatischer darzustellen,<br />
eine Woche ist noch fassbar.<br />
Hätten Sie vor vierhundert Jahren eine<br />
Kristallkugel vor sich gehabt und<br />
riskiert, auf dem Scheiterhaufen zu<br />
landen?<br />
Möglich – ja. Oder ich wäre Hofnarr<br />
gewesen und hätte den herrschenden<br />
Eliten Geschichten erzählt und berichtet,<br />
was das Volk so denkt. Aber auch<br />
dort hätte ich meinen Kopf riskiert.<br />
Das ist heute zum Glück nicht mehr so.<br />
Ja, obwohl Zukunftsforschung für viele<br />
Leute noch sehr abstrakt klingt. Es ist<br />
allerdings schon etwas, was Sinn macht,<br />
denn wir Menschen haben die Möglichkeit<br />
– und das unterscheidet uns von den<br />
meisten anderen Lebewesen auf diesem<br />
Planeten –, nicht nur im Hier und Jetzt<br />
zu leben, sondern an morgen zu denken,<br />
zu planen. Die grössten Errungenschaften<br />
unserer Kultur hatten damit zu tun,<br />
dass Leute eine Vision und einen Plan<br />
hatten und diese umgesetzt haben, obwohl<br />
sie wussten, dass es lange dauern<br />
würde. Wir müssen aufpassen, dass wir<br />
nicht nur abarbeiten oder reagieren und<br />
dabei die Zeit vergessen, die wir brauchen,<br />
um uns hinzusetzen und zu planen.<br />
Interview: Christiane Widmer<br />
BwieBasel ‹100 Jahre Chronometrie <strong>Spinnler</strong>+<strong>Schweizer</strong>› <strong>2020</strong> 47
<strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong>_BwB <strong>2020</strong>-<strong>01</strong> <strong>SH</strong> <strong>Spinnler</strong>-<strong>Schweizer</strong> 12.<strong>01</strong>.<strong>2020</strong> 18:18 Seite 48