28ZOOMDie Top 3 der OB-KandidatenExklusiv-Interview mit Eva Weber (CSU),Martina Wild (Grüne) und Dirk Wurm (SPD)Die Zeiten, in denen sogenannte „Alte Weiße Männer“ das politische Geschehen dominiert haben,sind längst passé. Das spiegelt auch die Liste der drei aussichtsreichsten OB-Kandidat*innen für dieKommunalwahl am 15. März in Augsburg wider. CSU, Grüne und SPD schicken zwei Frauen und einenMann ins Rennen, alle um die 40 Jahre alt. So oder so, unsere Stadt wird also zukünftig vom jüngsten OBaller Zeiten regiert werden. Wir haben die Kandidaten zum gemeinsamen Interview in unsere Redaktioneingeladen. Von Markus Krapf und Walter SianosFotos: Fabian Schreyer
ZOOM29Sie sind alle drei interessierte Leser der Neuen Szene und waren in denletzten Jahren auch stets gefragte Interviewpartner. Warum ist unserMagazin denn wichtig für Stadt und Region?Martina Wild: Wir haben in Augsburg eine große Bandbreite an Medienmit ganz unterschiedlichen Zielgruppen. Ich kenne die Neue Szene bereits ausmeiner Jugend und sie ist ein etabliertes Medium, das im Vergleich zu der AZein eher junges Publikum anspricht. Es wird Unterschiedlichstes transportiert,vor allem natürlich Kultur und Sport. Aber auch Politik. Und genau das machtes aus. Die verschiedensten Themen der Stadt auf eine etwas andere Art zutransportieren.Wie nehmen sie die Szene wahr, Frau Weber?Eva Weber: Wenn man wissen will, was los ist, dann kuckt man in dieNeue Szene. Der Veranstaltungskalender ist für viele der Hauptgrund, das Heftin die Hand zu nehmen. Aber ich habe noch keinen gesehen, der nur nachden Terminen schaut. Man liest dann natürlich auch, was sonst noch alles drinsteht. Das ist euer großer Vorteil, weil ihr den Lesern durch den Kalender einenNutzen bringt und darüber hinaus noch viele Themen aufgreift. Das machteuch anders als alle anderen Medien der Stadt.Was mögen sie an der Neuen Szene, Herr Wurm?Dirk Wurm: Die Neue Szene passt super zu Augsburg, weil sie ein sehrvielfältiges Monatsmagazin ist und gratis erscheint. Das ist ein riesiger Vorteil,gerade für die etwas jüngere Lesergruppe. Die Aufmachung ist gut und essteckt sehr viel Information drin, was man vielleicht auf den ersten Blick garnicht so vermuten würde. Der Fokus liegt auf den Bereichen Musik, Kulturund Events und hier ist die Neue Szene das Sprachrohr der Stadt.Es ist nicht selbstverständlich, dass sie alle zu einem gemeinsamenInterview in unsere Redaktion gekommen sind und es hat den Anschein,dass zwischen ihnen ein sehr entspanntes Verhältnis herrscht.Dirk: Nur weil man bei verschiedenen Themen unterschiedlicher Meinungist, muss man nicht permanent miteinander streiten. Es ist natürlich einVorteil, wenn man sich kennt und schon unterschiedliche Dinge im politischenBetrieb miteinander für die Stadt gemacht hat. Das schafft eine gewisseVertrauensbasis, man kann den anderen einschätzen und muss nicht jedesWort auf die Goldwaage legen. Zwischen uns würde es niemals persönlicheist sechs Jahre ein Team gewesen und ich glaube, die Bürger*innen habennichts mehr satt, als Politiker, die sich gegenseitig ankeifen. Die Leute habenden Anspruch, dass Politik gefälligst ihren Job zu machen hat, also das Bestefür die Stadt herauszuholen. Und dazu gehört eine konstruktive Diskussion,aber nicht das Waschen schmutziger Wäsche.Martina: Außerdem ist vor der Wahl auch nach der Wahl. Man willdanach ja auch gemeinsam arbeiten und jedem von uns ist klar, dass manes alleine nicht schaffen wird. Es wird auch nach dieser Wahl wieder eineKonstellation geben, in der man zusammenzuarbeiten hat. Und wir allehaben in vergangenen Wahlkämpfen erlebt, dass es ein Miteinander, auch aufeiner inhaltlichen Ebene, sehr schwierig macht, wenn es vorher zu persönlichgeworden ist. Zudem kommen wir alle drei aus einer anderen Generation undpflegen einen anderen Stil als Politiker von früher. Wir reden auf Augenhöhemiteinander und versuchen dann, einen gemeinsamen Weg zu finden. Wennes heftige Debatten gibt, dann immer im Hintergrund.Heißt das, dass wir uns auf ein eher langweiliges Wahlkampffinale einzustellenhaben?Eva: Dass wir drei uns gut verstehen, bedeutet natürlich nicht, dass derWahlkampf nicht auch mit Schmackes geführt wird. Denn es ist schon so, dassGrün, Rot und die CSU andere Positionen zu den einzelnen Themen haben.Und dementsprechend wird es in den kommenden Wochen im Rahmen vonPodiumsdiskussionen und im Wahlkampf dann auch sehr deutlich werden, wogenau die Unterschiede liegen.Die SPD scheint auf den Wahlplakaten am bemühtesten, sich von denanderen Parteien abzugrenzen und setzt auf Wahlslogans der Gegensätze?Beispiel Staatstheater vs. Schulen. Will man so das Parteiprofilschärfen?Dirk: Wahlkampf lebt von Zuspitzung. „Ich bin für mehr bezahlbarenWohnraum!“ Das kann jeder auf ein Plakat schreiben, das braucht man dannaber gar nicht aufzuhängen. Gerade bei dieser Wahl, bei der so viele verschiedenenGruppen antreten, müssen die Wähler genau wissen, welche Partei undwelcher Kandidat für was steht. Ich bin überzeugt von unserer Kampagne derZuspitzung, die sich um Themen dreht, die in der öffentlichen Wahrnehmungzuletzt sehr weit oben standen, aber auch um welche, die mehr ÖffentlichkeitWurm: „Ich bin überzeugtvon unserer Kampagne derZuspitzung.“Angriffe geben, jeder möchte mit seinen Ideen und Vorstellungen punktenund diese am Ende auch umsetzten. Und das wird auch nur in einem Miteinandergehen.Schließlich haben sie in den letzten sechs Jahren ja auch gemeinsamRegierungsarbeit geleistet?Eva: Na klar, wir haben eine Arbeitsphase hinter uns, in der wir gemeinsamviel geschafft haben und das schweißt in jede Richtung zusammen. Manbrauchen. Deswegen haben wir uns für Begriffspaare entschieden, die scheinbarGegensätze sind. Das ist aber keine Position gegen das Staatstheater.Die CSU hat sich mit der Ja-Kampagne für einen anderen, einen positiverenWeg entschieden. Warum?Eva: Jede Gruppierung muss natürlich selbst entscheiden, wie sie ihrenWahlkampf macht. Die SPD hat sich für diese gegensätzlichen Begriffspaareentschieden, wir haben das nicht getan. Und das ist auch schon die Antwort.