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ME2BE CAMPUS 2019/02

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Winter 2019

www.me2be.de

CAMPUS

STUDIUM IN SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG

Manuela Rousseau

Bazon Brock

David Schlipf

Nele

ZUKUNFT

im

BLICK


HI,

Hey,

HALLO

noch

MEHR

AMPUS

auf

DIE ZUKUNFT IM BLICK

Manchmal ist es das Beste innezuhalten, die Dinge neu zu ordnen und

dann mit klaren Zielen ans Werk zu gehen. So hat es auch Manuela

Rousseau gemacht, die sich aus einfachsten Verhältnissen in die

Führungsetage eines Weltkonzerns gearbeitet hat. Ihre Motivation

nach einem krachenden Konkurs: klare Zielvorgaben, handschriftlich notiert in einem

Notizbuch. Wie sie außerdem ohne Studium zu einer Professur an der Hochschule für

Musik und Theater Hamburg gekommen ist, erzählt sie in der Rubrik Zeit#Stimmen.

Lautstark und mit viel Gespür für eindringliche Botschaften gehen seit Monaten

hunderttausende – überwiegend junge – Menschen unter dem Motto Fridays

for Future auf die Straße. Warum die Gefahr besteht, dass die Proteste auch

ins Leere laufen könnten, erläutert der „Universalpoet“, Gründer der Berliner

„Denkerei“ und emeritierter Professor für Ästhetik und

Kunstvermittlung Bazon Brock in unseren Zeit#Stimmen

ebenso wortgewaltig. Die Kernfrage der Protestbewegung – wie

sich der Klimawandel abmildern noch wirksam begrenzen lässt –

knüpft indirekt an das Titelthema dieser Ausgabe an: Wie sieht die

Zukunft der Arbeit aus? Wir haben aktuelle Entwicklungen unter die Lupe genommen

und skizziert, wie zukünftig zum Beispiel Arbeitsplätze gestaltet sein könnten.

Wissenschaftliche Antworten auf künftige Herausforderungen suchen die „Klugen

Köpfe“ der Hochschule Flensburg in ihrem Arbeitsalltag bereits heute – mit Erfolg, wie

unsere Serie über engagierte Professorinnen und Professoren zeigt. Ein tiefgreifendes

Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur spielt an der TH

Lübeck eine Schlüsselrolle. Studierende des Bachelorstudiengangs

Umweltingenieurwesen und -management haben uns erklärt, warum sie

dafür regelmäßig ihre Kleidung gegen die Schutzausrüstung eines Imkers

eintauschen – inklusive spannender Einblicke in die Welt der Insekten.

Außerdem im Magazin: Wie die Modeindustrie nachhaltiger produzieren könnte, und

was Erstsemester zum Studienstart wissen sollten. Dazu ein Interview mit dem Heider

Regisseur Michael-David Pate und schließlich Tipps fürs Abtauchen in die virtuelle Welt.

ME2BE.DE

Viel Spaß beim Entdecken!

Mehr unter

www.me2be.de

facebook/me2be.mag

Eure ME2BEs

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06

06 NACHGEFRAGT

Studentin Elisabeth Witten befragt

Bildungsministerin Karin Prien

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WILLKOMMEN AUF

DEM CAMPUS

STUDIS ON AIR

Warum Studieren im Norden glücklich macht

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ZEIT#STIMMEN

OHNE ZWEIFEL. ZIEL ERREICHT

Manuela Rousseau spricht in ME2BE-Campus über ihre

Karriere und die Rolle als Frau an der Spitze

BAZON BROCK

Kunst als Protestform, Protest als Form der Kunst?

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TITELGESCHICHTE

DIE ZUKUNFT DER ARBEIT

ABSCHIED ODER WANDEL?

Wie Arbeit sich neu erfindet – und warum

manche Berufe trotzdem nicht mehr existieren

EDITORIAL

IMPRESSUM

AUSBILDUNG ODER STUDIUM

Welcher Typ bist du?

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HOCHSCHULEN

STUDIEREN IM NORDEN

KLUGE KÖPFE ...

der Hochschule Flensburg

AKADEMISCHE TALENTSCHMIEDE

MIT VIEL POTENTIAL

Studieren mit Sinn, Verstand und Zukunft – FH-

Präsident Professor Dr. Udo Beer setzt auf handfeste

Perspektiven

AUS DATEN WERTE SCHAFFEN

Zum Wintersemester 2019/2020 startete an der

Fachhochschule Kiel der neue Studiengang „Data

Science“. Prof. Dr. Dirk Frosch-Wilke erklärt, wie es

dazu kam, worum es geht und welche Perspektiven sich

Studierenden eröffnen

BIENEN FÜR DIE ZUKUNFT

.... AN DER TH LÜBECK

Studierende der Technischen Hochschule (TH)

Lübeck beschäftigen sich intensiv mit dem Thema

Nachhaltigkeit

„SPANNENDES“ STUDIUM

IN DÄNEMARK

Über den Studiengang „Electrical Engineering“ an der

SDU in Sønderborg

PLATZ ZUM LERNEN,

RAUM ZUM WACHSEN

Studieren an der MSH Medical School Hamburg

DUALES STUDIUM

LERNEN + ARBEITEN

EINFACH GUTE ARCHITEKTUR

Im Gespräch mit dem Hamburger Architekten

Prof. Dipl.-Ing. Philipp Kamps

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GESTALTEN

KREATIVE STUDIENGÄNGE

EINE GUTE IDEE

Kommunikationsdesign an der htk academy in

Hamburg-Altona

STUDENTEN-

PORTRAITS

WIRTSCHAFTSINFORMATIK (B.SC.)

BIO-, LEBENSMITTEL- UND

VERFAHRENSTECHNOLOGIE (B.SC.)

Hochschule Flensburg

ENERGIEWISSENSCHAFTEN (B.ENG.)

WIRTSCHAFTSINFORMATIK (B.SC.)

Hochschule Flensburg

MEDIENINFORMATIK (B.SC.)

Hochschule Flensburg

UMWELTINGENIEURWESEN

UND -MANAGEMENT (UIM)

TH Lübeck

KOMMUNIKATIONSDESIGN

„htk academy“

PSYCHOLOGIE (B.SC.)

SOZIALE ARBEIT (B.A.)

MSH Medical School Hamburg

STUDI-

HILFE

HOW TO ERSTSEMESTER

So gelingt der Studienbeginn

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AB IN DIE WILDNIS – REIN

INS UNGEWISSE

Kassians Abenteuer in Afrika

DIE SCHÖNHEIT IM HÄSSLICHEN

SWISS ARMY MAN – Eine Filmkritik

VIRTUAL REALITY

Eine neue Welt?

ABGEHÖRT

Podcast-Tipps

ANGELESEN

Buch-Tipps

ERLEBEN

RAUS AUS DEM CAMPUS!

TOLLE WOLLE

Neue Nachhaltigkeitskonzepte bringen überraschende

Innovationen in die Modebranche

THE NØRD TIMES

HERRLICHER HORROR AUS HEIDE

Im Gespräch mit Michael David Pate, Filmproduzent,

Regisseur und Autor aus Heide

SWANAS YOGA – NEVERWAVELESS!

Interview mit der Kieler Yogalehrerin

Swana Hartmann

DIE RAUBDRUCKERIN

Berliner Kreativ-Team kreiert ganz besondere

Street-Art

Mehr CAMPUS gibt es auf www.me2be.de

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NACH-

GE-

FRAGT

Text Christian Dorbandt

Fotos Frank Peter,

Berta-Luisa Dette

Hallo, Frau Ministerin Prien. Mit der

Arbeitswelt müssen sich alle Schülerinnen

und Schüler irgendwann beschäftigen.

Spätestens mit dem Schulpraktikum

kommt das Thema Berufsorientierung auf

den Tisch. Welche beruflichen Erfahrungen

haben Sie während Ihrer Schulzeit sammeln

können?

Mein erstes Praktikum habe ich als 16-Jährige

als Garderobiere im Landestheater Rheinland-Pfalz

absolviert. Es lief das Musical

„My fair Lady“. Meine Liebe zum Theater hat

sicherlich seine Wurzeln in dieser Zeit.

Der Fachkräftemangel fordert viele Branchen

heraus. Nach Schleswig-Holsteinischem

Schulgesetz gehört es zum Auftrag

der Schule, die jungen Menschen zur Teilnahme

am Arbeitsleben und zur Aufnahme

einer hierfür erforderlichen Berufsausbildung

zu befähigen. Müsste es dafür in

Schleswig-Holstein nicht das Schulfach

‚Berufsorientierung’ an Gymnasien und

Gemeinschaftsschulen geben?

Berufliche Orientierung findet auf vielfältige

Weise statt und bei Weitem nicht nur

in einer Unterrichtsstunde. Gerade erarbeiten

wir gemeinsam mit den Partnern aus der

Wirtschaft, den Kammern, der Bundesagentur

und den Berufsberatungen vor Ort das neue

Landes konzept für berufliche Orientierung,

das bis zum Sommer 2021 vorliegen soll.

Aber schon jetzt gibt es an den Gemeinschaftsschulen

und Förderzentren die berufliche

Orientierung ab dem fünften und an

den Gymnasien ab dem siebten Jahrgang.

Außerdem werden unter anderem Potenzialanalysen

erstellt, und speziell geschulte

Coaching-Fachkräfte unterstützen die Schülerinnen

und Schüler. In der geplanten neuen

Oberstufe erhält die Berufsorientierung einen

verbindlichen Platz in der Einführungsphase.

Dafür gibt es 18 zusätzliche Lehrerstellen.

Und zum Schuljahr 2020/21 führen wir eine

flächendeckende Potenzialanalyse ein –

zunächst an den Gemeinschaftsschulen und

dann auch an den Förderzentren und Gymnasien.

Immer mehr Schülerinnen und Schüler

entscheiden sich für das Abitur und gegen

eine duale Berufsausbildung. Wollen Sie

diesem Trend bildungspolitisch entgegenwirken

und wenn ja, wie?

Seit meinem Amtsantritt als Bildungsministerin

werbe ich intensiv für die dualen

Ausbildungsberufe. Einerseits, weil wir dem

drohenden Fachkräftemangel begegnen müssen,

andererseits aber auch, weil ich davon

überzeugt bin, dass sich in der dualen Ausbildung

auch für Abiturientinnen und Abiturienten

spannende und zukunftssichere Perspektiven

bieten. Auf die müssen wir verstärkt

aufmerksam machen und dabei sind zum Beispiel

die Betriebspraktika in den Jahrgangsstufen

8 und 9 sehr hilfreich.

Unsere Arbeitswelt wandelt sich rasant.

Durch die digitale Transformation werden

Berufsbilder verschwinden, neue entstehen.

Welche Konsequenzen ergeben sich

daraus für die Berufsorientierungsprogramme

der Schulen?

In der Tat ändern sich Berufsbilder und Studiengänge

immer schneller und es gibt mittlerweile

über 20.000 Studiengänge und allein

326 Ausbildungsberufe. Das ist eine große

Herausforderung für die jungen Menschen,

In der Reihe ME2BE-Reihe „Nachgefragt“ können Schülerinnen und

Schüler, Azubis und Studierende verantwortliche Politikerinnen

und Politiker aus Schleswig-Holstein und Hamburg direkt befragen.

Elisabeth Witten (27) studiert Deutsch und Kunstgeschichte

an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihre Fragen zum

Thema „Berufsorientierung 4.0“ richtet sie an die schleswigholsteinische

Bildungsministerin Karin Prien (CDU).

aber auch für die sie begleitenden Lehrkräfte

und die Eltern. Umso wichtiger ist es, dass die

Schulen mit kompetenten Partnern zusammenarbeiten.

Ein gutes Beispiel dafür ist das

neue Unterrichtsmaterial zum Berufs- und

Studienwahlprozess, das wir in Zusammenarbeit

mit der Bundesagentur für Arbeit und der

Stiftung der Deutschen Wirtschaft erarbeitet

haben und das den Schülerinnen und Schülern

der gymnasialen Oberstufen unter dem Titel

„Berufliche Orientierung wirksam begleiten“

seit September dieses Jahres zur Verfügung

steht.

Allgemeinbildende und berufliche Schulen,

duale Ausbildung und duale Studiengänge,

Fachhochschulen und Universitäten – sind

unsere Bildungswege und -einrichtungen

noch zeitgemäß oder brauchen wir eine

höhere Durchlässigkeit für Quersteinsteiger?

Unser Schulsystem ist in den vergangenen

Jahren stetig den sich ändernden Erfordernissen

angepasst worden. Es ist heute so durchlässig

wie noch nie und eröffnet in sehr vielen

Bereichen – und bei weitem nicht nur über

die akademische Ausbildung – gute berufliche

Perspektiven und Karrieremöglichkeiten. Und

da kommt wieder die Berufsorientierung ins

Spiel. Sie kann den Jugendlichen die unterschiedlichen

Bildungswege erläutern und mit

ihnen gemeinsam einen Weg finden, der ihren

persönlichen Potenzialen und Begabungen

gerecht wird.

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Text Christian Dorbandt

Fotos Sebastian Weimar

STUDIS

ON

AIR

Warum Studieren im Norden glücklich macht

Mara (19) studiert im 4. Semester Bio,- Lebensmittel- und

Verfahrenstechnologie (B.Sc.) an der Hochschule Flensburg.

„Hallo, ich bin Mara aus Handewitt und habe mit dem Studium Bio,- Lebensmittel- und

Verfahrenstechnologie (B.Sc.) genau die richtige Wahl getroffen, denn für Naturwissenschaften

habe ich mich schon immer interessiert. Wer allerdings ‚irgendetwas mit Bio’ studieren möchte,

sollte sich vorher genau über unsere Studieninhalte informieren. In der Bio-, Lebensmittel- und

Verfahrenstechnologie beschäftigen wir uns zwar mit biologischen Prozessen und Mikroorganismen,

aber auch mit Gentechnik und vor allem technischen Komponenten zur Herstellung von Produkten. Ich

persönlich interessiere mich für Gentechnik und generell für die sogenannte ‚rote’ oder medizinische

Biotechnologie. Darin setzen wir uns mit der Entwicklung therapeutischer und diagnostischer Verfahren

auseinander, beispielsweise zur Arzneimittelherstellung oder Gentherapie. Meine persönliche Haltung

zur Gentechnik ist zwiespältig. Auf der einen Seite muss es meines Erachtens klare Grenzen geben.

Das Klonen von Menschen sollte weiterhin verboten sein, damit wir nicht eines Tages Designerbabys

produzieren. Andererseits nutzen wir bereits gentechnisch veränderte Bakterien zur Herstellung von

Medikamenten, zum Beispiel für Insulinpräparate, die das Leben vieler Diabetespatienten verlängern.

Neben meinem Studium arbeite ich als wissenschaftliche Hilfskraft in meinem Fachbereich

und habe abwechslungsreiche Aufgaben. In unserem Schülerlabor betreue ich Klassen

allgemeinbildender Schulen, die uns für ein paar Stunden besuchen. Mit ihnen führe ich

Experimente durch, die sie sonst in ihren Bio- und Chemieräumen nicht ausführen könnten, und

versuche sie für Naturwissenschaften zu begeistern. Außerdem leite ich ein Tutorium im Fach

Thermodynamik, in dem Studierende themenspezifische Aufgaben üben können und betreue

die Sammlung filamentöser Pilze von Professorin Labes, die etwa 16.000 Isolate umfasst!

Meine berufliche Planung für die Zeit nach dem Studium ist noch offen. Ich möchte gern noch den

Masterstudiengang absolvieren und könnte mir eine Tätigkeit im Bereich Umweltschutz vorstellen.

Was mir besonders gefällt, ist die Atmosphäre an der Hochschule Flensburg. Wir pflegen einen

sehr herzlichen, warmen und beinahe familiären Umgang miteinander, und ich fühle mich als

Studierende hier sehr gut aufgehoben. Wo halte ich mich in Pausen gern auf? In der Mensa und

in unserem gemütlichen Fachschaftszimmer – mit Sofa, Kühlschrank und Kaffeemaschine!“

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Text Christian Dorbandt

Foto Sebastian Weimar

Text Katharina Grzeca

Foto Christian Brandes

Nele (25) aus Lübeck, absolviert im 5. Semester das Masterstudium

Betriebswirtschaft (M.A.) an der Technischen Hochschule Lübeck

und engagiert sich im Projekt „Students for Sustainability“.

„2017 habe ich das Bachelorstudium absolviert. Momentan befinde ich mich im Masterstudium. Das

Thema ‚Nachhaltigkeit’ beschäftigt mich bereits eine ganze Weile. Ich war kommunalpolitisch bei

den Grünen aktiv und bin nun vornehmlich hochschulpolitisch unterwegs, sowohl an der THL als auch

bundesweit mit dem „netzwerk n e.V.“. Mit der Hochschulinitiative S4S möchte ich die Verankerung

von Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung, Betrieb, Governance und Transfer vorantreiben. Bisher gab

es so etwas an der TH Lübeck nicht. Diese Lücke habe ich gemeinsam mit meinem Kommilitonen

Florian erkannt und 2018 die Gruppe S4S „Students for Sustainability“ ins Leben gerufen. Momentan

engagieren sich hier rund 20 Studierende. Unser Ziel ist es unter anderem, Nachhaltigkeit an der TH

Lübeck zu institutionalisieren. Dafür wäre es aus unserer Sicht wünschenswert, eine Stabsstelle in der

Verwaltung zu schaffen, zu deren Aufgabe gehören würde, sich permanent mit Nachhaltigkeitsaspekten

zu befassen. Insgesamt ist aber das Engagement und die Bewusstseinsbildung aller nötig, um eine

nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Nach meinem Studium möchte ich dem Thema beruflich treu

bleiben. Ich könnte mir vorstellen, mich mit einem Nachhaltigkeitsbüro selbständig zu machen und

entsprechende Strategien für urbane oder ländliche Räume zu entwickeln. Politik und Gesellschaft zu

vernetzen und Nachhaltigkeit in Projekte zu bringen – das ist mein Plan und meine Leidenschaft!“

Philipp (30), hat vor eineinhalb Jahren sein duales Studium der

Architektur an der „hochschule 21“ abgeschlossen und arbeitet

heute als Architekt bei „akyol kamps architekten“ in Hamburg.

„Interesse am Architektenberuf hatte ich eigentlich schon immer. Mein Großvater war ebenfalls

Architekt und seine Zeichnungen und Modelle haben mich schon als Kind interessiert. Nach dem

Schulabschluss machte ich zunächst eine Ausbildung zum Bauzeichner. Schnell stellte ich fest: diese

Arbeit passt zu mir! Da ich aber im Beruf mehr Verantwortung übernehmen wollte, absolvierte ich

anschließend eine Weiterbildung zum Bautechniker und arbeitete parallel im Architekturbüro. Nach

der Weiterbildung wollte ich allerdings noch tiefer in die Materie einsteigen. Meine Mitbewohnerin

erzählte mir von der ‚hochschule 21‘ und der Möglichkeit, dort Architektur dual zu studieren. Das fand

ich sehr spannend und besuchte den ‚Dual Day‘ – den Studieninformationstag der Hochschule. Ich kam

gleich mit Studierenden meines Alters ins Gespräch, die mir alles über das Studium und die Hochschule

erzählten. Nach dem Tag war ich mir sicher, dass ich an der ‚hochschule 21‘ studieren möchte.

Im dualen Studium wechseln sich Theoriephasen an der Hochschule mit Praxisphasen im

Kooperationsbetrieb ab. Das Studium ist intensiv, macht aber großen Spaß. Der hohe Praxisbezug bereitet

uns bestmöglich auf alle Herausforderungen vor, die uns im Berufsleben begegnen. Auch die persönliche

Nähe zu den Professoren und Dozenten finde ich klasse. Ich bin sehr froh, dass ich dual studiert habe.“

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OHNE

ZWEIFEL.

Die Aussicht hat sich geändert: Als Scheidungskind aus dem Arbeitermilieu

hat Manuela Rousseau in ihrer Jugend Armut und Benachteiligung erfahren,

heute blickt sie aus ihrem Büro in der oberen Etage eines Weltkonzerns über

Hamburg. Die 64-Jährige ist eine der wenigen DAX-Aufsichtsrätinnen, außerdem

Professorin, Autorin („Wir brauchen Frauen, die sich trauen“) und engagiert

sich ehrenamtlich. Ein Gespräch über ihren von Höhen und Tiefen geprägten

Weg nach oben, die Bedeutung klarer Ziele und den Einfluss von Büchern.

ZIEL

ERREICHT

Manuela Rousseau spricht in ME2BE über ihre Karriere

und die Rolle als Frau an der Spitze

Frau Professorin Rousseau, durch das Internet hat

heute fast jeder Zugang zu einem riesigen Fundus an

Wissen. Sie haben den Büchereiausweis Ihrer Kindheit

mal als Ihren größten Schatz bezeichnet. Welche

Rolle hat Bildung früher in ihrer Familie gespielt?

Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, meine Mutter war Näherin, mein

Vater Lokführer. Mein Bruder sollte eine adäquate Schulbildung erhalten,

bei mir hielt man das für nicht so dringend nötig. Ich musste

mit 14 die Schule verlassen und habe dann eine Lehre als Einzelhandelskauffrau

begonnen, um meine alleinerziehende Mutter zu unterstützen.

Sie war froh, keine weitere Schulausbildung bezahlen zu

müssen.

Wie haben Sie das damals wahrgenommen. Fühlten

Sie sich gebremst in Ihrem Wissensdrang?

Also für mich hat sich die Frage nicht gestellt. Ich wäre gerne weiter

zur Schule gegangen, fand die Entscheidung unter den gegebenen

Lebensumständen jedoch nachvollziehbar. Wenn kein Geld da ist, hat

man einen anderen Blick auf die Realität.

Essen ist eben wichtiger als Lesen.

Ja, das war bei uns ein Thema. Meine Mutter hat sich zum Beispiel

immer Obst gewünscht, wenn Besuch kam. Erdbeeren zum Beispiel

waren ein Luxus. Noch heute muss ich daran denken, wenn ich welche

esse.

Sie haben sich dann in der Bücherei Ihren Lesestoff

beschafft?

Für mich war die Bücherei ein Zufluchtsort, der sehr viel Ruhe ausgestrahlt

hat. Ich mochte diese Stille und ich mochte den Geruch von

Büchern. Ich empfand es als ein Geschenk, blättern und entscheiden

zu können: Jetzt nehme ich diese fünf Bücher mit nach Hause. Lesen

war für mich zunächst eine Flucht, später selbstverständlich auch eine

Form der Bildung.

Gibt es ein Buch, das Sie besonders geprägt hat?

Pippi Langstrumpf war das allererste Buch, das ich selber lesen konnte.

Das war natürlich kein schlechter Einstieg – sehr inspirierend. Pippi

Langstrumpf hat ihr Leben gestaltet, wie sie es für richtig hielt. Ich

glaube, das war ansteckend. Das Buch habe ich tatsächlich heute noch

– geflickt und zerfleddert.

Astrid Lindgren würde sich freuen! Sie haben es mit

Hauptschulabschluss bis zur stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden

geschafft. Wie selbstverständlich

ist Ihre Position bei Beiersdorf für Sie heute?

Dadurch, dass ich schon seit über 20 Jahren im Aufsichtsrat sitze und

viele wesentliche Entscheidungen im Konzern mit getroffen habe,

fühle ich mich in dieser Position richtig – das ist, glaube ich, die

treffende Vokabel. Ich verfüge über ein breites Wissen, Netzwerke und

das Grundvertrauen der Kolleginnen und Kollegen, die sich fünf Mal

entschieden haben, mich zu wählen.

Welche Rolle spielte es bei Ihrer Wahl 1999, dass Sie

eine Frau sind?

Ich war damals die erste Frau im Aufsichtsrat des Unternehmens. Die

Arbeitnehmerbank bestand überwiegend aus Kollegen von Chemikern,

Biologen und Ingenieuren. Deshalb suchten sie jemanden aus

dem Bereich Kommunikation, am liebsten eine Frau mit einem hohen

internen Bekanntheitsgrad. Außerdem habe ich seit 1992 verschiedene

Veranstaltungsreihen aufgebaut, die es vorher nicht gegeben hatte –

Kultur für Mitarbeiter. Viermal im Jahr können sie Kulturveranstaltungen

besuchen, zum Beispiel Kabarett und Konzerte – früher in einer

leerstehenden Fabrikhalle, heute gibt es sogar ein Auditorium. Als

Gastgeberin stehe ich regelmäßig auf der Bühne und verschaffe den

Leuten mit den Veranstaltungen nach Feierabend Freude. Diese Initiative

wurde damals sehr eng mit meinem Namen verknüpft.

Ihr beruflicher Weg verlief nicht immer gradlinig. Sie

haben nach Ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau

eine erste Karriere als Unternehmerin hingelegt,

die allerdings ein jähes Ende fand.

Heute würde man das vermutlich Start-up nennen. Je häufiger man

scheitert, desto klüger wird man. Diese Einsicht kam aber erst später.

Mit 28 Jahren erlebte ich den Konkurs. Allerdings nicht, weil wir falsch

gewirtschaftet hatten, sondern weil sich unser Geschäftsführer bereichert

hatte. Damals stand ich vor einem Scherbenhaufen. Das Geld war

weg; ich musste Mitarbeiter entlassen, meine erste Ehe ging in die Brüche,

und ohne Studium bestand kaum eine berufliche Perspektive. Das

war wirklich ein Tiefpunkt.

Wie konnten Sie sich da wieder aufrichten?

Es gab keine Alternative. Man kann zwar liegenbleiben, aber das ist

mit 28 keine Lösung.

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Ein bisschen früh.

Das finde ich auch. Insofern dachte ich: Ich weiß, was ich nicht will.

Ich will nicht mehr im Handel arbeiten, das habe bis dahin die Hälfte

meines Lebens gemacht – von 14 bis 28. Im Handel hatte ich alles

gegeben, was man einbringen kann, und nun gab es eine Grenze. Mir

war klar, dass alles so bleiben würde. Also habe ich für mich ein Ziel

formuliert und in eine Kladde geschrieben: Ich möchte in einem Industrieunternehmen

arbeiten, das mir mehr Chancen bietet, mich hochzuarbeiten

und Bildungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens zu

nutzen. Der zweite Punkt war die Altersabsicherung. Ich wollte nie

wieder arm sein wie als Kind.

Ihr Mentor war Klaus-Peter Nebel. Was hat er in Ihnen

gesehen, als Sie ins Unternehmen gekommen sind?

Nach meinem Konkurs absolvierte ich ein Volontariat bei Teldec Schallplatten

in Eimsbüttel. So lernte ich den PR-Bereich kennen und stellte

fest, dass mir die Arbeit liegt. Mir fehlten für einen Einstieg bei Beiersdorf

allerdings alle dafür erforderlichen formalen Voraussetzungen.

Daher bewarb ich mich 1984 im Einkauf; in einer Mittagspause entdeckte

ich etwa zwei Jahre später zufällig die Ausschreibung für die

Pressestelle am schwarzen Brett. Ich rief, ohne mich zu bewerben,

einfach Herrn Nebel an und erzählte ihm, warum ich diesen Job haben

möchte. Wir trafen uns in der Kantine und nach dem Essen sagte er:

„Stellen Sie einen Versetzungsantrag, Sie haben den Job.“

Hatten Sie sich vorher überhaupt Chancen ausgerechnet?

Ich wollte diesen Job, deswegen bin ich nicht den üblichen Weg

gegangen.

Mussten Sie diesen Weg gehen, weil Sie aufgrund fehlender

Abschlüsse sonst chancenlos gewesen wären?

Ja. Wer sich meinen Lebenslauf angeguckt hätte, hätte mich nicht

eingeladen.

Offenbar besitzen Sie Talent für unkonventionelle Wege.

Ich habe nach dem Konkurs sehr viele Bewerbungen geschrieben und

meistens nicht einmal eine Antwort erhalten. Also musste ich nach

anderen Möglichkeiten suchen.

Empfinden Sie Stolz oder Genugtuung, wenn Sie Ihre

Karriere betrachten?

Genugtuung kenne ich nicht in der Form. Selbst das mit dem Stolz hat

ganz schön lange gedauert. Während der Arbeit an meinem Buch wurde

mir jedoch bewusst, dass es nach fast fünfzig Berufsjahren doch eine

ganz beachtliche Lebensleistung ist.

Neben Ihrer Karriere bei Beiersdorf sind Sie seit

vielen Jahren Dozentin an der Hochschule für Musik

und Theater.

Meine Professur erhielt ich Anfang 2000, war aber davor schon seit 1992

als Gastdozentin tätig. Mittlerweile besteht der Studiengang Kulturund

Medienmanagement seit 31 Jahren – eine Initiative von Professor

Dr. Hermann Rauhe. Insgesamt 29 Studiengänge habe ich begleitet.

Inwiefern haben Sie Ihre Studierenden geprägt?

Erst kürzlich schrieb mir Lisa, eine Studentin aus dem 18. Jahrgang,

die jetzt für eine Filmproduktionsgesellschaft arbeitet. Sie habe

mich in der Redaktion für eine Portraitreihe vorgeschlagen, die Menschen

mit ungewöhnlichen Lebensläufen vorstellt. Sie erinnerte sich

an mich. Jetzt freue ich mich darauf, sie wiederzusehen. Das sind

Beziehungen, die sich fortsetzen. Ehemalige rufen mich an und tauschen

sich mit mir aus. Das ist ein wunderbares Netzwerk, auf das

ich zurückgreifen darf. Für mich ist das eine zweite Familie, meine

‚intellektuelle Familie‘.

Hat es Sie in Ihrer ‚intellektuellen Familie‘ gestört,

dass Sie selbst keine akademische Ausbildung besitzen?

Ja, besonders als ich Professorin wurde. Seit diesem Tag fragte man

mich regelmäßig: Was haben Sie studiert? Mit dem Zusatz „Professorin“

auf der Visitenkarte fühlte ich mich anfangs unwohl. Diese Frage hat

mich so gequält, dass ich den Titel zuerst weglassen wollte. Mein Mentor

Herr Nebel überzeugte mich schließlich. Er sagte: „Den Titel müssen

Sie jetzt mit Stolz tragen.“

Aber ist es dann nicht eher ein gesellschaftliches

Problem, dass Zertifikate letztendlich mehr zählen als

Wissen bzw. Bildung?

So ist es. Bildung umfasst viel mehr als Wissen. Bildung hat auch mit

dem Herzen zu tun, mit Lebenserfahrung und einer Wertorientierung. Auf

der Frankfurter Buchmesse habe ich mich dann endlich als Professorin

geoutet. Viele Menschen reagierten sehr wohlwollend. Seither fällt es mir

wesentlich leichter, dem Ratschlag von Herrn Nebel zu folgen.

Mit welchen Herausforderungen sind junge Menschen

wie Ihre Studierenden heute konfrontiert?

Ich glaube, die größte Herausforderung ist, dass wir die Arbeit gleichmäßiger

verteilen müssen. Die ehemals kontroversen Themen Frauen

in Teilzeit oder der Mann als Alleinverdiener gibt es eigentlich nicht

mehr. Nur in der Gesellschaft hat sich diese Einsicht noch nicht so ganz

durchgesetzt. Insofern müssen die jungen Leute heute überlegen, wie

sie Einkommen und Familienleben in Einklang bringen. Auch die Zeit

für Kinder und pflegebedürftige Angehörige spielt eine immer größere

Rolle, aber auch lebenslanges Lernen sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung.

Sind die Gesellschaft und die Wirtschaft schon so

weit?

Wir sind alle auf dem Weg.

Stichwort: Frauenquote. Die gibt es jetzt seit vier

Jahren für Aufsichtsräte. Noch 2015 hat ein Aktionär

auf offener Bühne die Führungskompetenz von Frauen

infrage gestellt – und Applaus bekommen. Nehmen

Sie so etwas persönlich?

Ich war schockiert und wie gelähmt. Ich dachte, das kann nicht die

Realität im Jahr 2015 sein, so absurd war die Situation. Völlig unwirklich.

Dennoch hatte ich die klischeehafte Vorstellung, dass jetzt

jemand vom Aufsichtsrat aufsteht und das gerade rückt.

Ein Mann?

Ja, ein Mann, ich hatte das vom Aufsichtsratsvorsitzenden erwartet.

Der hat es aber nicht getan. Im Nachhinein haben wir darüber gesprochen

und er sagte, er habe die Bühne für diesen Unsinn nicht erweitern

wollen. Damit lag er taktisch richtig.

Wie wichtig ist die Frauenquote?

Text Lutz Timm

Fotos Maxim Schulz

Man kann die Frauenquote ganz sachlich darstellen: Ich bin dafür und

dagegen. Die Quote ist eine Krücke. Und Krücken helfen manchmal,

auf dem Weg ein Stück weiter zu kommen. Irgendwann kann man sie

wieder weglegen. In Deutschland sind etwa 28 Prozent der Positionen

in Aufsichtsräten mit Frauen besetzt, das war vorher anders. In den

Vorständen gibt es nur die freiwillige Quote, da tut sich so gut wie

gar nichts. Für mich der Beleg, dass eine Quote als Übergangslösung

funktioniert.

Wie lange dauert es noch, bis derartige gesetzliche

Regelungen überflüssig sind?

Angeblich noch 30 Jahre. Die Generation der Frauen, die in den 70ern

für Frauenrechte kämpfte, hat den Weg für uns alle freigemacht. Heute

gehen mehr Frauen von einer Universität ab als Männer, aber sie

sind noch nicht in gleichem Maß bis in die Führungspositionen vorgedrungen.

Frauen und Männer müssen miteinander vereinbaren, wie

sie ihr Leben gestalten wollen. Dadurch wird sich der Prozess gewiss

beschleunigen. Wenn die Männer sich trauen und erkennen würden:

Alleinverdiener zu sein war und ist keine attraktive Rolle und Zeit für

Kinder oder Hobbys zu haben, wäre auch schön, dann kämen wir voran.

Frau Professorin Rousseau, vielen Dank für das

Gespräch.

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TITELGESCHICHTE

Abschied

oder

Wandel?

Wie Arbeit sich

neu erfindet

– und warum

manche Berufe

trotzdem nicht

mehr existieren

New Work, agiles Personalmanagement, Industrie 4.0 – es gibt

viele Begriffe für das, was sich gerade rund um den Globus in den

Büros, Werkstätten, Agenturen oder Produktionshallen verändert.

Es betrifft Angestellte genauso wie Selbständige, Firmeninhaber

ebenso wie Absolventen von Schulen und Hochschulen. Für

manche ist es Zukunftsmusik, für andere bereits die Hintergrundmelodie des

Arbeitsalltags. Doch was bedeuten die neuen Konzepte, Entwicklungen und Trends

konkret? Und wie genau wirken sie sich auf das Verständnis von Arbeit aus, das

heute noch vorherrscht? Eine Reise in die voraussichtliche Zukunft der Arbeit.

Stellt man sich die Arbeitswelt als einen Autoscooter vor, so gab es

lange Zeit vor allem einen prägenden Konflikt: Die Jungen hatten den

Willen zur Veränderung, die Alten pochten auf bewährte traditionelle

Arbeitsweisen. Wenn diese beide Anschauungen aufeinander

zurasten, waren zumeist zwei Möglichkeiten programmiert:

Kollision oder Ausweichen. Doch mit Blick auf die

tiefgreifenden Umwälzungen, die die Digitalisierung weltweit

in nahezu alle Unternehmen bringt, erscheinen derartige

Zwistigkeiten wie Bürofolklore – für die zukünftigen

Formen der Arbeit genauso unerheblich wie zeitraubend.

Klar ist, dass in vielen Berufen bereits erhebliche Veränderungen

eingetreten sind. Die Anforderungen wandeln

sich stetig. Die wichtigen Aufgaben von heute sind vielleicht

morgen schon nicht mehr als eine Beschäftigungsmaßnahme.

Und die Umgestaltung der Arbeitswelt steht

vermutlich gerade erst am Anfang. Gängige Berufe werden

aussterben, andere sich wesentlich verändern, neue hinzukommen.

Das ist an sich zunächst eine Tatsache – und nicht

einmal eine besonders charakteristische, wenn man die Veränderung

der Wirtschafts- und Arbeitswelt der vergangenen

Jahrhunderte betrachtet.

So hat sich der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft durch

die Industrielle Revolution drastisch verändert. Menschen,

die vorher auf den Feldern und Äckern arbeiteten, wurden

nun in den Fabriken an den Maschinen gebraucht. Rund

100 Jahre später beschleunigten die Fließbänder und eine umfassende

Elektrifizierung die Entwicklung erneut. Eine völlig andere Dynamik

brachte der Einsatz von immer mehr Computern und IT-Systemen etwa

ab Mitte der 1970er Jahre.

Heute ist es der globale Prozess der Digitalisierung auf breiter Fläche,

der ganze Wirtschaftszweige in Aufruhr versetzt und vor nie dagewesene

Herausforderungen stellt. Während Tageszeitungen

und Fernsehnachrichten bis vor wenigen Jahren noch wie

selbstverständlich ein Monopol besaßen, was die Auswahl,

Einordnung und Verbreitung von Nachrichten betraf, sind

heute neue Meinungsmacher unterwegs. Bekannte Influencer

erreichen etwa auf Instagram, Youtube Millionen

von Menschen mit ihren Beiträgen. Auch wenn es professionellen

Journalisten nicht gefällt: Die Klickzahlen der

großen Social-Media-Stars lassen fast jeden Medienmanager

neidisch in die Tastatur beißen.

Der traditionelle Einzelhandel wurde von Amazon und

anderen E-Commerce-Anbieter ebenso krachend unbarmherzig

vom Thron gestoßen. Und nicht zuletzt der wichtigste

deutsche Industriezweig: die Autobranche, an der

in Deutschland Millionen Jobs hängen, musste sich in den

vergangenen Jahren abwechselnd von der Deutschen Post

(Stichwort: elektrobetriebener Streetscooter) und dem

schillernden Tesla-Chef Elon Musk vorführen lassen.

Doch all diese Umstände besitzen vor allem eines: Potenzial für Veränderung

– und das durchaus im positiven Sinne. Wer Innovation als

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17



Text Lutz Timm

Illustrationen Ibou Gueye

Chance begreift und den Schwung der Entwicklung ausnutzt, könnte

eine spannende Zukunft vor sich haben.

Insbesondere die Art und Weise, wie Menschen künftig zusammenarbeiten,

zeigt sich in einigen Unternehmen schon heute. In einer

immer komplexer werdenden Welt gibt es ständig neue Aufgaben,

variable Voraussetzungen und sehr unterschiedliche Fähigkeiten, die

gefragt sind. Da wirken starre Hierarchien und unflexible Organisationsstrukturen

eher als Bremsklotz. Eine neue Philosophie des Personalmanagements

heißt daher: „In einem starken Team zum Erfolg.“

Dazu gehören gemeinsam getroffene Entscheidungen ebenso wie eine

größere Verantwortung für den Einzelnen – vor allem aber eine Zusammenarbeit,

die sich ständig im Fluss befindet, auch mit Blick auf den

Führungsanspruch. Wenn aktuell ein IT-Problem das gesamte Team vor

Herausforderungen stellt, wieso sollte dann nicht auch der Experte auf

dem Gebiet federführend in die Lösung eingebunden sein? Um eine

derartige Unternehmensphilosophie umsetzen zu können, die eher auf

Netzwerkarbeit denn auf hierarchische Strukturen wert legt, werden

andere Eigenschaften wichtiger. Empathie, soziale Kompetenz, Kreativität

und Kommunikationsfähigkeiten bilden maßgebliche Bedingungen,

um transparent und vertrauensvoll zusammenarbeiten zu können.

Die dadurch entstehende Chancengleichheit stärkt dann im Idealfall

das Verantwortungsbewusstsein im ganzen Unternehmen.

Auch die Arbeitsbedingungen sind im Wandel begriffen. Der klassische

Dreiklang im Büro vergangener Tage lautete: großer Schreibtisch, eigener

Parkplatz und Sekretärin. Um für die künftigen Herausforderungen

gewappnet zu sein, geht der Trend weg vom starren Arbeitsplatz mit

Anspruch auf Multifunktionalität. Unterschiedliche Bereiche lösen feste

Plätze zunehmend ab und orientieren sich vor allem an der Funktion.

Vom abgeschotteten Stillarbeitsplatz über Besprechungsräume und

Kreativzonen bis zum kommunikativen Treffpunkt bieten neue Raumkonzepte

für jeden Bedarf jeweils individuelle Lösungen. Das Arbeiten

an festen Plätzen ist in diesen Systemen nicht vorgesehen. Durch das

sogenannte Desksharing nutzen verschiedene Mitarbeiter den gleichen

Schreibtisch – je nach Bedarf. Die persönlichen Gegenstände landen

nach der Nutzung in einem abschließbaren Rollcontainer und können

schnell verschoben werden.

Konzepte wie das Arbeiten im Home-Office sind ebenfalls Teil der

neuen Philosophie. Neben den neuen Arbeitsplatzmodellen werden

zunehmend auch Arbeitszeitmodelle abseits der 9-to-5-Schicht diskutiert.

Warum sollten Mitarbeiter nicht weniger arbeiten, dafür aber

umso motivierter ans Werk gehen können. Einzelne Experimente haben

gezeigt, dass zufriedene Mitarbeiter mit mehr Freizeit bessere Ergebnisse

für ihr Unternehmen erzielen, als die Kollegen mit der 40-Stunden-Woche.

Auch flexible Schichtmodelle, Gleitzeit oder Jahreskontingente

erhöhen die Flexibilität in der Arbeitswelt – mit Vorteilen für

Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Schließlich hat sich seit der Industriellen

Revolution nicht nur die Form der Arbeit gewandelt, auch die

Umstände sind inzwischen andere. ZEIT ALSO, FÜR DEN NÄCHSTEN SCHRITT.

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Beschreibt ethischen

Konsum

Hört dem

Wind zu

CAMPUS STUDIUM COMPANIES PORTRAITS

Löst komplexe

Rätsel

Kluge Köpfe …

der Hochschule

Flensburg

Eine gute Hochschule braucht neugierige

Studierende und kluge Professorinnen und

Professoren, die für ihre Themen brennen

und ein „Feuer“ beim akademischen

Nachwuchs „entzünden“ können - so wie

an der Hochschule Flensburg. Dort lehren

und forschen rund 80 Professorinnen

und Professoren und begeistern

Studierende mit topaktuellen Themen

und unzähligen praktischen Erfahrungen.

Text Christian Dorbandt

Fotos Sebastian Weimar

Züchtet kleine

Biester

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Nelly Oelze ist Professorin für Betriebswirtschaft, Marketing und Supply

Chain Management an der Hochschule Flensburg. Studiert hat sie

European Business in Cambridge, Berlin und Groningen. Ihr Wechsel in

die Wirtschaft führte sie unter anderem ins Key Account Management

eines großen deutschen Medienunternehmens. 2014 promovierte sie zum

Thema „Nachhaltige Lieferketten“. Bevor sie im Sommersemester 2018

ihre Professur an der Hochschule Flensburg antrat, lehrte und forschte

die 40-jährige Hamburgerin an der Leibniz-Universität Hannover. In

Flensburg lehrt sie im Studiengang Betriebswirtschaft (B.A.) mit den

Schwerpunkten Marketing und Operations & Supply Chain Management.

Prof. Dr. rer. pol. Nelly Oelze

Hallo, Frau Professorin Oelze. Seit dem

Sommersemester 2018 verstärken Sie den

Fachbereich Wirtschaft an der Hochschule

Flensburg. Haben Sie sich eingelebt?

Ja, auf dem Campus finde ich mich schon gut

zurecht. Allerdings bin ich noch nicht dazu

gekommen, mein Büro optimal einzurichten.

Wie empfinden Sie die Atmosphäre an der

Hochschule?

Die Atmosphäre empfinde ich als sehr persönlich.

Es gibt hier einen schönen Zusammenhalt.

Der Campus ist großartig! Hier kann man

wunderschön spazieren gehen, und wenn ich

aus dem Fenster schaue, sehe ich Kaninchen

durch das Gras hoppeln. Herrlich!

Sie haben nach ihrem Studium bei einem

weltweit tätigen Konzern im Management

gearbeitet. Wann entschieden Sie sich, an

einer Hochschule forschen und lehren zu

wollen?

Als ich festgestellt habe, dass ich verschiedene

Entscheidungen des Unternehmens

ethisch nicht mittragen kann. Im Einkauf des

Unternehmens wurde ausschließlich der Preis

priorisiert, und in Personal angelegenheiten

konnte ich selten angemessene Gehälter

durchsetzen. An diesem Punkt entschied ich

mich, das Unternehmen zu verlassen.

Als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre

widmen Sie sich unter

anderem dem Thema ‚nachhaltige Lieferketten’.

Was wird damit beschrieben?

Der Fachbegriff ‚nachhaltige Lieferketten‘

meint, dass die mit der Wertschöpfung von

Unternehmen verbundenen ökologischen und

sozialen Herausforderungen nicht allein, sondern

nur entlang der gesamten Lieferkette

gelöst werden können.

Die Realität sieht oft anders aus. Noch

immer lassen manche Unternehmen ihre

Waren unter fragwürdigen Bedingungen im

Ausland produzieren und geben vor, dafür

nicht verantwortlich zu sein. Wie lässt sich

das ändern?

Indem wir Unternehmen noch stärker in die

Verantwortung nehmen und bewusst machen,

dass Ökologie, Ökonomie und Soziales keine

Gegensätze sein müssen. Stehen diese drei

Aspekte im Einklang, wird daraus wahrscheinlich

ein nachhaltiger wirtschaftlicher

Erfolg entstehen. Viele Firmen beschäftigen

sich mittlerweile mit Nachhaltigkeitsstrategien.

Ein weiteres Thema, mit dem Sie sich

intensiv beschäftigen, ist ‚Ethischer Konsum’.

Verbraucher können Einfluss nehmen,

wenn sie nachhaltig produzierte Waren

kaufen? Ist doch ganz einfach, oder?

Theoretisch schon, aber Verbraucher verfügen

über zu wenig Informationen. Wenn

Sie in einem Discounter zwei T-Shirts für 1

Euro erwerben, können Sie davon ausgehen,

dass diese Ware nicht nachhaltig produziert

wurde. Im Umkehrschluss haben Sie beim

Kauf eines vierzig Euro teuren Designer-Shirts

keine Nachhaltigkeitsgarantie. Nur wenige

Unternehmen kommunizieren transparent

über ihre Lieferketten und noch zu wenige

Verbraucher interessieren sich dafür. Außerdem

existieren unterschiedliche ethische

Überzeugungen. Was ist ethischer? Der Kauf

von Bio-Lebensmitteln oder von Produkten

regionaler Erzeuger? Ein weiterer Aspekt ist,

dass wir mehrheitlich noch mit einer Schere

im Kopf konsumieren. Wir verstehen zwar die

Notwendigkeit nachhaltiger Produktion, richten

unsere Kaufentscheidung allerdings noch

zu oft nur am Preis aus.

Wie lassen sich solche Themen praxisnah

studieren?

Indem wir mit Studierenden regelmäßig

Unternehmen besuchen und uns Lieferketten

anschauen oder Projekte anbieten, in

denen sich Studierende über einen längeren

Zeitraum mit der Thematik befassen können.

Durch diese praktischen Erfahrungen in realen

Projekten erleben die Studierenden hautnah,

wie gezielte wirtschaftliche Fragestellungen

umgesetzt werden. Anstatt Unternehmen nur

theoretisch zu untersuchen, geht es darum,

vor Ort selbst zu erleben, wie schwierig es ist,

bestimmte Nachhaltigkeitsstandards entlang

von Wertschöpfungsprozessen zu implementieren.

Die Bewegung ‚Fridays for Future’ fordert

ein schnelles Umdenken in Umwelt- und

Klimaschutzfragen. Haben Sie die Hoffnung,

dass Ihre Studierenden das irgendwann

umsetzen können?

Ja, die habe ich. Junge Generationen

beschäftigen sich heute bereits frühzeitig

mit ‚Work-Life-Balance’ und ganzheitlichen

Lebensentwürfen. Da ändert sich etwas im

Denken und Handeln. Viele wollen tendenziell

wieder stärker mit der Natur im Einklang

leben, bewusste Kaufentscheidungen treffen,

weniger Müll produzieren und Waren öfter

tauschen.

Vielen Dank für das Gespräch. Wo kann ich

den Kaffeebecher entsorgen?

Einfach stehenlassen! Ich werde ihn auswaschen

und wiederverwenden.

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Prof. Dr. phil. Kai Petersen

Kai Petersen ist Professor für Software Engineering an der Hochschule

Flensburg. Seine akademische Karriere startete 2004 am gleichen Ort, der

damaligen FH Flensburg, als Bachelorabsolvent im Fach Wirtschaftsinformatik.

Bevor er Ende 2017 an seine Alma Mater zurückkehrte, sammelte

er Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität

Duisburg-Essen, hospitierte als Industriedoktorand beim schwedischen

IT-Konzern Ericsson und entwickelte sich in Projekten mit Global Playern

wie Sony, Axis, Volvo, Qvantel, Opel, Scania und Softhouse zu einem der

gefragtesten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Softwareentwicklung.

In Flensburg lehrt er im Studiengang Wirtschaftsinformatik (B.Sc.).

Moin, Herr Professor Petersen. Sie sind nur

wenige Kilometer entfernt, in Schuby, aufgewachsen

und haben an der ehemaligen

FH Flensburg Wirtschaftsinformatik studiert.

Wie fühlt es sich an, nun als Professor

im Hörsaal zu stehen?

Das fühlt sich sehr gut an. Ich bin mit der

Hochschule Flensburg seit meinem Studium

eng verbunden und assoziiere sie mit Praxisnähe

und einer angenehmen Atmosphäre.

Dieses Wohlgefühl habe ich bei meiner Rückkehr

im September 2017 sofort wieder gespürt.

Sie sind Professor für ‚Software Engineering’.

Bitte erklären Sie kurz, was man

unter diesem Begriff versteht.

Unter dem Begriff ‚Software Engineering’ werden

jene Prozesse zusammengefasst, in denen

Software auf Basis gesicherter Methoden

entwickelt und in bestehende Lösungen integriert

wird. Software Engineering erfordert

nicht nur informationstechnisches Knowhow,

sondern auch kommunikative und kooperative

Fähigkeiten, denn am Ende erwartet ein

Kunde eine passende Lösung für ein Produkt.

Welche Voraussetzungen benötigen Schülerinnen

und Schüler, um durch das Studium

der Wirtschaftsinformatik in diesem

Bereich später arbeiten zu können?

Ein Interesse an Computertechnik sollte vorhanden

sein. Für den Bachelorstudiengang

benötigt man aber keine fundierten Programmierkenntnisse.

Eine grundsätzlich gute Voraussetzung

für Softwareentwicklung ist die

Affinität zu Knobelaufgaben und Problemlösungen.

Programmieren ist wie permanentes

Rätselraten. Sie müssen außerdem Freude an

der Arbeit im Team haben und gerne kommunizieren.

Software-Entwicklung ist eine soziale

Tätigkeit.

Warum sind Softwareentwickler auf dem

Arbeitsmarkt so begehrt?

‚Software drives the world!’ Wir sind von Softwareprodukten

umgeben und diese stellen

immer komplexere Anforderungen an die Entwicklung

und Programmierung. Große Softwareprodukte

basieren auf Millionen Codezeilen.

In global operierenden Unternehmen

arbeiten viele Personen an den Produkten,

zum Teil an mehreren Standorten und in verschiedenen

Ländern gleichzeitig. Die beruflichen

Perspektiven in der Softwareentwicklung

sind hervorragend.

„Programmieren ist

wie permanentes

Rätselraten.“

Inwieweit bereitet das Studium der Wirtschaftsinformatik

auf eine spätere Tätigkeit

im IT-Bereich vor?

In unserem Curriculum bieten wir viele praxisorientierte

Lehrveranstaltungen sowie die

Möglichkeit, Unternehmenspraktika zu absolvieren.

Auch die Abschlussarbeiten werden

in der Regel zu spezifischen Sachverhalten

der jeweiligen Unternehmen geschrieben.

Dadurch ergeben sich später gewaltige Vorteile,

weil wir Wissenschaft schnell anwenden.

Als ich beispielsweise nach meinem

Studium zur Firma Ericsson nach Schweden

wechselte, fiel mir der Einstieg leicht, weil

ich praxisnah studiert hatte! Die Wirtschaftsinformatik

selber liefert außerdem eine für

Unternehmen sehr interessante Mischung aus

Themen wie Big Data, Business Intelligence,

Informatikthemen (Programmierung und Software

Engineering) und Betriebswirtschaft.

Haben Sie Beispiele für praxisnahe Projekte?

In der Veranstaltung ‚Softwareprodukte’ erhalten

Studierende zum Beispiel die Aufgabe,

Softwaresysteme selbständig zu entwickeln.

Die Ergebnisse erstaunen mich immer wieder!

Zuletzt präsentierte eine Gruppe einen selbstgebauten

Cocktailmixer, der über eine App

diverse Cocktails zubereiten konnte und alle

unterschiedlichen Mengenangaben gespeichert

hatte. Eine andere Gruppe hatte eine

App zur Bierbewertung programmiert und

das Produkt in selbstbedruckten T-Shirts mit

einem eigens gestalteten Firmenlogo und dem

Slogan „Better Beer“ vorgestellt!

Worauf legen Sie in der Lehre Wert? Was

versuchen Sie Ihren Studierenden zu

vermitteln?

Ich möchte keine Methode präsentieren,

nach der anschließend alle vorgehen, sondern

ermutige meine Studierenden, sich zur

Orientierung eine Landkarte der relevanten

Themen zu zeichnen. Damit können sie sich

eine Art Toolbox zusammenzustellen, die jene

Werkzeuge enthält, die sie zur Lösung ihrer

zukünftigen Aufgaben benötigen.

Welche Softwarethemen werden uns in der

Zukunft beschäftigen?

Ein großes Zukunftsthema heißt: Geschwindigkeit.

Zukünftig wird es noch stärker darauf

ankommen, der Erste zu sein, der eine innovative

Idee in ein gutes Produkt überführt.

Dazu gehört auch, möglichst schnell Feedbacks

von Kunden zu erhalten und zuverlässige

Tests durchzuführen. Wer möchte schon

in ein autonomes Fahrzeug steigen, in dem

die Bremssoftware nicht ausreichend getestet

wurde?

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Hallo, Frau Professorin Labes. Als Mikrobiologin

experimentieren Sie unter anderem

mit Algen und Schimmelpilzen. Was

fasziniert Sie daran?

Mich begeistern die biologisch vielfältigen

Möglichkeiten dieser kleinen Biester, wie

ich sie liebevoll nenne. Die Organismen, mit

denen wir uns beschäftigen, vor allem Bakterien,

aber auch filamentöse Pilze, können

wir in vielen Bereichen verwenden, zum Beispiel

als Produzenten von Antioxidantien,

Anti-Krebsmedikamente oder als Farbstoffe.

Faszinierend finde ich auch die Beobachtung

dieser Kleinstlebewesen unter dem Mikroskop.

Wir bewegen uns unterhalb der Auflösungsgrenze

des Auges, also unterhalb von 200

Mikrometern oder 0,2 Millimetern. Im Gegensatz

zu den spezialisierten Biologen schauen

wir also genauer hin!

Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für

Naturwissenschaften entdeckt?

Ich komme aus einer Familie von Naturwissenschaftlern

und wollte unbedingt einen

biologischen Beruf erlernen. Ich habe früh

ein Auge dafür entwickelt, was es da draußen

in der Natur alles gibt. Die Fragen, die

mich interessiert haben, waren: Was gibt es?

Warum gibt es das? Und wie funktioniert das?

Dieses Verlangen nach Erklärungen ist bis

heute ein permanenter Antrieb. Je tiefer ich

in Prozesse blicke, desto mehr frage ich mich:

Warum ist das so?

Was sind Ihre Aufgaben an der Hochschule

Flensburg?

Ich bin als Professorin für Mikro- und Moleku-

larbiologie berufen und unterrichte in unseren

Bachelor- und Master-Studiengängen im

Bereich Bio-, Lebensmittel- und Verfahrenstechnologie.

Meine Aufgaben sind zweigeteilt:

Zum einen unterrichte ich Grundlagenfächer,

beispielsweise Biologie, Biochemie,

Organische Chemie und Mikrobiologie, damit

Studierende das Handwerkszeug haben, selbständig

Problemstellungen zu analysieren und

zu lösen. Zum anderen untersuche ich die Nutzung

der biologischen Diversität. Ich schaue

auf das, was viele Millionen Jahre Evolution

bereits hervorgebracht haben und überlege,

wie wir Organismen für neue Prozesse, Medikamente,

Kosmetika oder für die Verbesserung

von Lebensmitteln einsetzen können.

Beschäftigen Sie sich auch mit dem Thema

Gentechnik?

Ja, Gentechnik und gentechnologische Veränderungsprozesse

gehören zur modernen Biotechnologie

dazu. Ich unterrichte auch dieses

Fach. Aber wir finden in der Natur so vieles,

was wir nachhaltig nutzen können, sodass

wir grundsätzlich auf natürlichem Weg in der

Lage sind, Fehler zu vermeiden, die wir in der

Vergangenheit gemacht haben.

Haben Sie ein Beispiel für einen solchen

Fehler und dessen Überwindung?

Ein typisches Beispiel sind die berühmten

Omega-3-Fettsäuren. Wir kennen sie als

wertvollen Nährstoff, unter anderem für die

Gehirnentwicklung. Gewonnen werden sie aus

Kaltwasserfischen, und das sind in der Regel

die Raubfische aus dem Ozean. Mittlerweile

wissen wir, dass Fische als Quelle viel zu

wertvoll sind. Unsere Meere leiden unter der

Überfischung, und ganze Öko-Systeme drohen

zu kippen. Die Natur hat Omega-3-Fettsäuren

aber schon viel früher erfunden und zwar in

mikrobieller Form in Mikroalgen. Diese können

wir an Land züchten, dafür salz- oder nitrathaltiges

Wasser verwenden, also Wasser, für das

wir sonst wenig Verwendung haben, und wir

müssen dafür keinen einzigen Fisch fangen.

Die Bewegung ‚Fridays for Future’ fordert

radikalen Klimaschutz. Was kann die Biotechnologie

dazu beisteuern?

Sehr viel! Wir erforschen täglich, wie Produkte

energiesparend hergestellt werden können

oder versuchen Mikroorganismen davon

zu überzeugen, Stoffe zu produzieren, die

fossile Rohstoffe ersetzen. Beim Thema Wind

besteht eine ‚Power to X’-Situation. Wir haben

Wind, können ihn aber nicht ins Regal legen.

Als Biotechnologen arbeiten wir daran, Wind

in biologisch konservierte Formen zu überführen,

zum Beispiel zu Biogas.

Begegnen Ihnen auch privat Ihre kleinen

Biester? Anders gefragt: Sehen Sie ständig

Prozesse, die andere nicht entdecken?

Spannende Frage. Ich verwende privat Mikroorganismen

zur Herstellung von Bier und

Joghurt. Ansonsten entdecke ich schnell den

mikrobiologischen Zusammenhang zwischen

Bauchschmerzen und mangelnder Lebensmittelhygiene

und weiß, woher die pupurfarbenen

Streifen kommen, die man bei gutem

Wetter am Strand entdecken kann: Es sind

Purpurbakterien, die für ihre Photosynthese

rötliche Farbpigmente verwenden.

Prof. Dr. rer. nat. Antje Labes

Antje Labes ist Professorin für Mikrobiologie und Molekularbiologie

an der Hochschule Flensburg. Nach ihrem Biologiestudium in

Berlin und Kiel gründete sie die Beratungs- und Trainingsfirma

„Ebbe & Flut“, arbeitete als Ausbilderin in Gesundheitsberufen

sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Christian-

Albrechts-Universität zu Kiel und am GEOMAR Helmholtz-Zentrum

für Ozeanforschung. Sie ist Mitglied im Vorstand der European

Society of Marine Biotechnology und Vorsitzende des Nordverbund

Marine Biotechnologie. An der Hochschule Flensburg lehrt sie in

den Studiengängen Bio-, Lebensmittel- und Verfahrenstechnologie

(B.Sc.) sowie Applied Bio and Food Sciences (M.Sc.).

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Professor Dr.-Ing. David Schlipf

„Nichts ist

so praktisch,

wie eine gute

Theorie!“

Moin, Herr Professor Schlipf. Wir stehen

auf der Dachterrasse des Instituts für

Wind energie, mit Blick auf die Flensburger

Förde. Es ist ziemlich windig. Mögen Sie

Wind?

Ja. Ich mag es, wenn mir der Wind um die

Ohren pfeift.

Sie sind Schwabe. Ist es in Baden-Württemberg

ähnlich windig wie in Schleswig-Holstein?

Nicht mal ansatzweise. Deshalb sind die

Wind industrie und Windforschung im Norden

ansässig.

Sie gelten als einer der innovativsten

Wind energieexperten und haben bereits

im In- und Ausland geforscht, gelehrt und

gearbeitet. Warum haben Sie sich jetzt für

die Professur an der Hochschule Flensburg

entschieden?

Dafür waren mehrere Faktoren ausschlaggebend.

Der wichtigste: Von der Hochschule

Flensburg erhielt ich die Chance, am WETI,

dem Wind Energy Technology Institute, sowohl

meine Forschung voranzutreiben als auch Studierende

für das Thema Windenergietechnik

zu begeistern. Als Professor einer Hochschule

für Angewandte Wissenschaften kann ich eher

einer Nebentätigkeit nachgehen. In der Position

des Geschäftsführers hatte ich festgestellt,

dass mir die wissenschaftliche Arbeit

fehlt. Deshalb habe ich die Geschäftsführung

abgegeben und kann nun ab und zu für die

Firma arbeiten und so meine Lehre und Forschung

aktuell halten. Insofern bin ich jetzt

wieder da, wo ich mich wohl fühle.

2016 schrieben Sie die beste europäische

Doktorarbeit im Bereich Windenergie und

wurden dafür mehrfach ausgezeichnet,

unter anderem mit dem ‚Excellent Young

Wind Doctors Award’. Was fasziniert Sie an

der Windenergie?

Generell bin ich ein Freund aller regenerativen

Energieträger. Die Windenergie finde ich

besonders spannend, weil sie sehr interdisziplinär

ist. Für mich als Kybernetiker gibt

es noch interessante Arbeit zu tun, während

beispielsweise die Photovoltaik eher Herausforderungen

für Elektroingenieure bereithält.

David Schlipf ist Professor für Windenergietechnik an

der Hochschule Flensburg. Seine akademische Laufbahn

startete der 38-jährige Schwabe an der Universität Stuttgart

mit einem Diplomabschluss in Technischer Kybernetik;

es folgte eine Promotion zum Thema Windenergie am Stuttgarter

Institut für Flugzeugbau. Nach Forschungsaufenthalten in

Colorado (USA) und Dänemark gründete er mit der sowento

GmbH eine Firma für Regelungstechnik auf dem Gebiet der

erneuerbaren Energien. Mit seiner Professur übernimmt David

Schlipf Forschungsaufträge am Wind Energy Technology Institute

(WETI) sowie Lehrveranstaltungen in den Studiengängen

Energiewissenschaften (B.Eng.) und Wind Engineering (M.Sc.).

Die Hochschule Flensburg praktiziert

Angewandte Wissenschaften. Sie haben

einen universitären Hintergrund. Passt das

zusammen?

Ja, das passt. Auf der einen Seite finde ich

in Flensburg gute Möglichkeiten vor, um Forschung

anzuwenden. Auf der anderen Seite

wird meines Erachtens in der Angewandten

Wissenschaft manchmal die Theorie etwas

vernachlässigt. Ich glaube fest daran, dass

nichts so praktisch ist wie eine gute Theorie.

ME2BE unterstützt Schülerinnen und Schüler

in ihrer Berufsorientierung. Wie haben

Sie den passenden Berufsweg gefunden?

Interessante Frage. Ich glaube, ein prägendes

Erlebnis war meine Zivildienstzeit, die ich im

Rahmen eines Friedensdienstes beim Bund der

Katholischen Deutschen Jugend in Argentinien

absolvierte. Fünfzehn Monate lang habe

ich im sozialen Bereich gearbeitet und unter

anderem Straßenkinder betreut. In dieser Zeit

wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie wichtig

eine gute Ausbildung ist. Anschließend

hatte ich das Bedürfnis, zu studieren und die

Welt ein bisschen besser zu machen. Da mich

die Fächer Mathematik, Physik und Informatik

schon zur Schulzeit begeisterten, wählte ich

den Studiengang ‚Technische Kybernetik’. Das

passte gut.

Sie waren immer wieder im Ausland tätig,

haben ein High School Jahr in den USA

verbracht, ein Jahr in Brasilien studiert

und später in Boulder, Colorado, Ihre Forschungsergebnisse

getestet. Raten Sie Studierenden

zu Auslandsaufenthalten?

Ja, unbedingt. Wenn sie sich im Ausland

umschauen und sich austauschen, können sie

viele Themen und Sachverhalte besser einschätzen.

Ich rate dazu, bereits während der

Schulzeit die Gelegenheit zu Auslandsaufenthalten

zu nutzen. Meine Reisen haben mich

sehr geprägt und meinen Horizont erweitert.

Außerdem kann man im Ausland hervorragend

Kontakte knüpfen und somit seine Netzwerke

erweitern.

Abschließend ein Blick in die Zukunft? Wie

werden wir Wind zukünftig nutzen?

Wir werden in der Zukunft daran arbeiten,

Windenergie mit anderen Energiesystemen zu

koppeln. Auch das Potenzial schwimmender

Windenergieanlagen ist noch nicht ausgereizt.

Fliegende Windkonverter sind ein interessantes

Zukunftsszenario, denn in großer

Höhe herrschen starke Winde. Nicht zuletzt

gibt es noch einiges zu tun, um derzeitige

Windenergieanlagen zu verbessern, zum Beispiel

durch Absenkung des Geräuschpegels.

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Akademische Talentschmiede

mit viel Potential

Die Hochschule Flensburg

Die Hochschule Flensburg ist die nördlichste Fachhochschule Deutschlands und eine

der renommiertesten Einrichtungen für regionale Fachkräfteausbildung. Zurzeit

studieren hier rund 4.000 Studierende, der Anteil weiblicher Studenten liegt bei rund

25 Prozent. Das Studienangebot umfasst 10 Bachelor- und 10 Masterstudiengänge:

Bachelor

• Angewandte Informatik

• Betriebswirtschaft

• Bio-, Lebensmittel- und

Verfahrenstechnologie

• Energiewissenschaften

• Internationale Fachkommunikation

• Maschinenbau

• Medieninformatik

• Schiffstechnik

• Seeverkehr, Nautik und Logistik

• Wirtschaftsinformatik

Master

• Angewandte Informatik

• Applied Bio and Food Sciences

• Automatisierungstechnik

• Business Management

• Business Management/Wirtschaftsinformatik

• eHealth

• Intermedia & Marketing

• Internationale Fachkommunikation

• Systemtechnik

• Wind Engineering

Was sind die Zulassungsvoraussetzungen für

ein Studium an der Hochschule Flensburg?

Was ist ein Probestudium? Wie viel Credit

Points benötige ich pro Semester? Wie kann ich

ein Studienfach wechseln? Wie beantrage ich

BAföG? Und was soll ich eigentlich studieren?

Wer sich mit dem Thema Studium beschäftigt,

hat besonders am Anfang viele Fragen. Das

CampusCompass-Angebot präsentiert für jede

Angelegenheit die passende Anlaufstation:

• Mentoring-Programm (Unterstützung beim

Einstieg)

• Vorkurse (fachliche Auffrischung vor dem

Studium)

• Selbstmanagement (Stärkung persönlicher

Kompetenzen)

• Gleichstellungsbüro (Anlaufstelle für

Chancengleichheit)

• International Office (Beratung über Auslandspraktika

oder Studienchancen, Vorund

Begleitstudiengänge für Menschen mit

Fluchthintergrund)

• „StuJo“ / Studierendenjobs (Karriereportal

für Studierende)

• Studierendensekretariat (beantwortet alle

Fragen rund um das Studium)

• Info Point (offene Anlaufstelle, Info-

Material, Abgabe von Unterlagen)

• Studienberatung (termingebundene und

offene Studienberatung für Schüler/-innen,

Studierende und Studieninteressierte)

• Psychosoziale Studienberatung (unterstützt

bei Ängsten und Problemen)

• Stipendienberatung (informiert und berät

zu Stipendien)

• CampusCareer (informiert über Praktika,

Jobangebote und den Berufseinstieg)

Hochschule Flensburg

Kanzleistraße 91-93

24943 Flensburg

Telefon: +49(0)461 805 - 01

Telefax: +49(0)461 805 - 1300

E-Mail: studierendensekretariat@hs-flensburg.de,

studienberatung@hs-flensburg.de,

infopoint@hs-flensburg.de

Web: www.hs-flensburg.de

Facebook: www.facebook.com/hsflensburg/

Studieren mit Sinn, Verstand und Zukunft – FH-Präsident

Professor Dr. Udo Beer setzt auf handfeste Perspektiven

Seit der Gründung der Fachhochschule Kiel vor 50 Jahren kennt die

Hochschule nur eine Richtung: es geht nach vorne. Im CAMPUS-Interview

spricht der scheidende Präsident Professor Dr. Udo Beer über die FH Kiel

als praxisorientierte Fachkräfteschmiede, den Campus in Kiel-Dietrichsdorf

als verbindendes Element und die Herausforderungen der Zukunft.

Text Lutz Timm

Fotos Sebastian Weimar

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Herr Professor Dr. Beer, in diesem Sommer

haben die schleswig-holsteinischen

Fachhochschulen ihr 50-jähriges Bestehen

gefeiert. Wo steht dieser Typ Hochschule

heute?

Die Fachhochschulen haben sich damals aus

den Obergewerbeschulen und den Ingenieurschulen

entwickelt. Sie hatten dann eine Zeit

von 15 bis 20 Jahren, um aus dieser Tradition

herauszukommen. Für unsere Hochschule

kam 1989 mit dem Beschluss, die Hochschule

nach Dietrichsdorf zu verlagern, langsam ein

neues Wir-Gefühl. Vorher waren die Fachbereiche

über Eckernförde, Rendsburg, Neumünster

und Kiel verteilt. Außerdem haben wir

Fachkollegen eingestellt, die den modernen

Kriterien entsprachen – also promoviert und

mit fünfjähriger Berufserfahrung. Das hat die

Hochschule als Typ geprägt und unterscheidbarer

gemacht. Seit 2000 sind wir hier auf

dem Campus endgültig angekommen. Seitdem

wächst zusammen, was zusammengehört.

Wie ist Ihre Prognose für die weitere Entwicklung

dieses Hochschultyps?

Es gibt zwei Entwicklungslinien. Einmal werden

die Fachhochschulen sich noch stärker

in der Arbeitsmarktorientierung betätigen.

Die FHs können den Fachkräftemangel am

effektivsten bekämpfen. Die duale Ausbildung

schwächelt, immer mehr junge Menschen wollen

studieren und anschließend einen guten

Job haben. Da kann ich ihnen nur empfehlen,

an die FH zu gehen. Die Arbeitsmarktorientierung

liegt uns in den Genen. Die andere Linie

ist die anwendungsorientierte Forschung und

der Wissenstransfer für die kleinen und mittleren

Unternehmen. Das machen die Universitäten

beispielsweise nur wenig, weil sie primär

an Grundlagenforschung interessiert sind.

Spielen die FHs die Vorteile, die sie haben,

schon konsequent genug aus?

In der anwendungsorientierten Forschung

sind wir aktiv, aber durch unsere hohe Lehrverpflichtung

ein bisschen gehandicapt. Viele

Kolleginnen und Kollegen machen das nebenher.

Dabei wäre es auch für den Staat interessant,

wenn er die FHs ein wenig entfesselte.

Mit mehr Zeit für den Wissenstransfer würden

wir gute Ergebnisse erzielen.

Also müssten innerhalb der Hochschulen

Strukturen geschaffen werden, die den

Dozenten den nötigen Freiraum für Kooperationen

bieten.

Daran arbeiten wir, unter anderem in Dauergesprächen

mit der Landesregierung.

Können Sie ein paar praktische Beispiele

für die Bemühungen der FH Kiel nennen?

Wir versuchen zusätzliche Professuren zu

bekommen, damit wir Kollegen von der Lehre

freistellen können, um mehr Transfer leisten

zu können. Was dann möglich ist, zeigen zum

Beispiel die beiden Träger des Innovationspreises

der Stadt Kiel Professor Ronald Eisele

und Professor Mohammed Es-Souni. Beide

sind leuchtende Beispiele dafür, wie eine Verbindung

von Hochschule und Unternehmen

sein kann.

„Es gibt viele

Studierende, die

erst nach mehreren

Semestern an der

Uni zu uns kommen.

Diesen Weg könnte

man abkürzen.“

Inwiefern?

Professor Eisele ist in der Leistungselektronik

verankert und hat mit Danfoss Patente zusammen

entwickelt. Dadurch konnte das Werk in

Flensburg seine Weltmarktposition halten.

Wir schicken unsere Absolventinnen und

Absolventen aus dem Studiengang Mechatronik

gerne zu Danfoss. Das ist im Grunde ein

Doppelschlag: einmal in der anwendungsorientierten

Forschung in der Zusammenarbeit,

aber auch als eine Bereicherung in der

Lehre, um die entsprechenden Fachkräfte dem

Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Prof.

Es-Souni hat vielfältige Kooperationen im

Bereich Nanotechnologie initiiert. Das geht

von der Beschichtung von Heizbrennern bis

zu Flüssigkeiten für Kontaktlinsen. Er hat in

knapp 30 Jahren eine Menge bewegt.

Liegen nicht genau in dieser Form der Forschung

und Lehre die größten Chancen für

die Fachhochschulen gegenüber den Universitäten?

Das ist der wesentliche Unterschied, weil wir

in der Anwendung sind, und die Universitäten

versuchen, die Grundlagen zu erforschen –

was ja auch wichtig ist. Diese Koexistenz von

Universität und Fachhochschule ist volkswirtschaftlich

betrachtet der beste Weg.

Haben die FHs im Land denn dieses Selbstbewusstsein,

das sie mit diesem Profil nach

außen tragen könnten, schon umfassend

entwickelt?

Wir haben dieses Selbstbewusstsein. Ob das

auch von anderen immer so wahrgenommen

wird, weiß ich nicht. Wir versuchen, mit innovativen

Organisationen und Unternehmen in

Kontakt zu treten. Ein limitierender Faktor ist

allerdings, dass wir zu stark in der Lehre eingebunden

sind und der erforderliche Freiraum

für diese Kooperationen fehlt.

Wie schätzen Sie die Wahrnehmung der

FH Kiel in der Landeshauptstadt und dem

Großraum ein?

Wir gelten als solide zuverlässige Partnerin

bei den Unternehmen, die mit uns kooperieren.

Auch mit den regionalen Bildungszentren

pflegen wir gute Kontakte.

Stehen Sie im Schatten der Universität?

Wenn man genau hinsieht, gibt es gar nicht

so viele Überschneidungen. Die Universität

hat keinen Maschinenbau, keinen Schiffbau,

keine Offshore-Anlagenbauer, keine soziale

Arbeit oder Agrarwirtschaft für Betriebsleiter.

Das entdecken potentielle Studierende

natürlich nicht immer. Die sagen sich oft voreilig:

‚Agrar ist Agrar, ich geh zur Uni.‘ Wer

aber einen Hof führen will, ist besser beraten,

wenn er zu uns kommt.

Lässt sich eine derartige Einstellung auch

auf die Bereiche Politik und Gesellschaft

übertragen, sodass die FH vielleicht nicht

immer ausreichend wahrgenommen wird?

Ein bisschen ist das so. Eltern sagen ihren

Kindern: ‚Du hast jetzt Abitur, geh doch zur

Uni‘. Die Universität gilt als die Krone der

wissenschaftlichen Schöpfung, und wir stehen

für manche nur im zweiten Glied. Es gibt

viele Studierende, die erst nach mehreren

Semestern an der Uni zu uns kommen, weil

unser Konzept ihnen mehr zusagt. Diesen Weg

könnte man abkürzen.

Für wen eignet sich ein Studium an der FH

Kiel?

Vor allem für Menschen, die auf der Basis von

Theorie anwendungsorientiert arbeiten wollen,

die Anwendung immer mitdenken und

nicht in der Theorie hängenbleiben. Lesen,

Schreiben und Rechnen sollten sie natürlich

auf entsprechendem Niveau können. Aber im

Fokus steht immer die Anwendung von Wissen.

Können Sie skizzieren, welche Entwicklung

die FH Kiel seit Ihrem Amtsantritt 2008

gemacht hat?

Das war eine spannende Phase, weil die Hochschule

Ende der Nullerjahre kräftig gewachsen

ist. Damals gab es 5000 Studierende, heute

sind es 8000. Der Campus war alles andere als

fertig. Daher mussten noch etliche Gebäude

errichtet werden. Das war auch nötig. Wir

haben hier auf dem Campus in Dietrichsdorf

enorm viel geschafft, aber auch auf dem

Campus in Osterrönnfeld, der nach 20 Jahren

Diskussion endlich ein neues Laborgebäude

bekommen hat. Außerdem wurden zahlreiche

neue Studiengänge geschaffen, zum Beispiel

die Online-Lehre in der BWL oder der Wirtschaftsinformatik.

Platzmangel ist an der FH trotzdem noch

ein Thema.

Ja, die Bibliothek ist beispielsweise noch im

Bau. Besser gesagt: das bibliothekarische

Selbstlernzentrum. Wir wollen, dass Studierende

länger auf dem Campus bleiben und auch

in Arbeitsgruppen lernen können. Das Gebäude

vermisse ich nach wie vor schmerzlich, aber

da ist manchmal Warten auch nicht verkehrt.

Hätten wir im Jahr 2000 eine Bibliothek

bekommen, dann wäre das ein ganz einfacher

Buchspeicher gewesen. Und jetzt entsteht ein

modernes Gebäude mit eigener Cafeteria und

viel Platz für studentisches Lernen.

Stichwort Architektur: Bekommt die FH

Kiel einen weiteren Studiengang?

Im Hochschulvertrag ist ein Kompetenzzentrum

Bauen vorgesehen, für das die FH Kiel

mit einem achtsemestrigen Bachelor an den

Start gehen soll. Allerdings mit Geld aus dem

Zukunftsvertrag, den das Land mit dem Bund

schließt. Ich gehe davon aus, dass wir im

Rahmen dieses Vertrages auch die Architektur

bedienen dürfen.

Die Grundlagen sind also geplant, aber es

fehlt noch an dem nötigen Kleingeld?

Ja, und auch ein bisschen an Platz. Wir brauchen

ein neues Gebäude für die Bauingenieure

und für die Architektur. Es ist schon recht eng

geworden. Aber das gehen wir noch an, da bin

ich mir sicher.

Welche Herausforderungen kommen auf

die FH Kiel in den kommenden Jahren zu?

Ich denke, die Finanznot der Hochschulen wird

bleiben. Zudem ist die Internationalisierung

ein großes Thema. Wir bieten bislang Doppelabschlüsse

mit mehreren ausländischen Hochschulen,

sind Mitglied der deutsch-französischen

Hochschule und haben Partnerschaften

mit Shanghai und Mexiko. Allerdings müssten

wir noch mehr Masterprogramme auf Englisch

umstellen, sodass mehr ausländische Studierende

aus innerem Antrieb zum Studium

nach Kiel kommen. Ich glaube, das täte dem

Arbeitsmarkt in Deutschland gut, wenn wir

auch auf der studentischen Seite importieren

würden. Interdisziplinär ist auch noch mehr

möglich, ebenso in der Kooperation mit anderen

Hochschulen.

Ihre Amtszeit endet zum 1. Juli 2020; im

Januar wird bereits ein Nachfolger oder

eine Nachfolgerin gewählt. Wie geht es mit

Ihnen persönlich weiter?

Ich werde mich um meine Enkel kümmern

und bin erstmal froh, dass ich kürzertreten

kann. Die Hecke muss geschnitten, der Rasen

gemäht und der Garten aufgeräumt werden.

Ich werde versuchen, ein bisschen zur Ruhe

zu kommen. Die letzten Jahre waren ziemlich

hochtourig. Und danach wird sich bestimmt

etwas ergeben.

Herr Professor Dr. Beer, vielen Dank für das

Gespräch.

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Daten gelten als das neue Gold. Doch viele Organisationen, Einrichtungen und

Unternehmen wissen nicht, was sie mit ihren vermeintlichen Schätzen anfangen

sollen. Dafür braucht es Spezialisten. Diese „Data Scientists“ werden seit Herbst

2019 in einem drei Semester langen Master-Studiengang an der FH Kiel von

drei Professoren ausgebildet. In vielerlei Hinsicht ist es eine Premiere.

Aus Daten Werte schaffen

besagt, dass in der Vergangenheit keine Kredite

an bestimmte Personengruppen vergeben

wurden, wird der Algorithmus diese wohl auch

künftig diskriminieren. Selbst wenn das nicht

der Fall sein sollte, die Arbeit einer Software

ist nur so objektiv wie die Programmierer, die

sie geschaffen haben“, erklärt Frosch-Wilke.

Neben Datenethik und Datenschutz steht

daher auch Statistik auf dem Lehrplan. Auch

die Vermittlung von Grundkenntnissen in den

Programmiersprachen ist Teil des Curriculums.

All das soll den Absolventen/innen schließlich

ermöglichen zu erkennen, ob man den

Ergebnissen der Algorithmen trauen kann.

Zum Wintersemester 2019/2020 startet an der Fachhochschule Kiel der neue

Studiengang „Data Science“. Prof. Dr. Dirk Frosch-Wilke erklärt, wie es dazu

kam, worum es geht und welche Perspektiven sich Studierenden eröffnen.

„Wir sind schon stolz darauf, wie schnell es

mit dem neuen Studiengang geklappt hat“,

sagt Dirk Frosch-Wilke erfreut. Der 54-jährige

Prodekan des Fachbereiches Wirtschaft und

Professor für Wirtschaftsinformatik leitet den

gemeinsamen Ausschuss „Data Science“. Tatsächlich

hat es von der Idee bis zur Genehmigung

nur wenige Monate gedauert.

Die Idee dazu hatte ein Viererteam: Vizepräsident

Prof. Dr.-Ing. Klaus Lebert, Prof. Dr. Jens

Lüssem vom Institut für Angewandte Informatik,

Prof. Dr.-Ing. Christoph Weber, Dekan

vom Fachbereich Informatik und Elektrotechnik,

sowie der Dekan des Fachbereichs Wirtschaft,

Prof. Dr. Björn Christensen. Wiederholt

beklagten Unternehmen verschiedener Branchen,

dass sie dringend Experten zur Datenanalyse

benötigten. Kein Wunder, denn in

ganz Schleswig-Holstein gab es kein entsprechendes

Ausbildungsangebot. So wurde die

Idee zum neuen Studiengang „Data Science“

geboren.

„Aufgrund der Nachfrage aus der Wirtschaft

und unserer Kompetenzen an der Hochschule

waren das ideale Voraussetzungen, um ein

solches Angebot zu schaffen“, erinnert sich

Frosch-Wilke, der im Dezember 2018 zum

Team stieß. Im Dezember 2018 wurde der

Antrag eingereicht, den neuen Studiengang

einzurichten. Im Paket war auch ein Schreiben

von etwa 25 regionalen Unternehmen.

Darin sicherten diese ihre Unterstützung zu

und bescherten dem Antrag weiteren Rückenwind.

Seit Mai 2019 können sich Interessierte für

den neuen Master-Studiengang bewerben.

Bis zu 20 Studierende sollen jedes Semester

zugelassen werden. Doch nicht nur, dass es

das einzige Angebot dieser Art in Schleswig-Holstein

ist, macht den Studiengang zu

etwas ganz Besonderem. „Data Science ist

keinem Fachbereich zugeordnet. Stattdessen

kümmert sich ein gemeinsamer Ausschuss

aller Fachbereiche und Mitgliedergruppen um

die organisatorischen und administrativen

Belange“, erklärt Frosch-Wilke. Das habe Herausforderungen

hinsichtlich der Zuständigkeiten

mit sich gebracht. „Aber wir haben das

alles schnell aus dem Weg geräumt. Es ist ein

tolles Gefühl, dass das Projekt so viel Unterstützung

erhält.“

„Wir verstehen Data

Science als ein

Handwerkszeug,

das sich in allen

Disziplinen anwenden

lässt und das

dafür sorgen kann,

neue Antworten und

Einsichten zu

erreichen.“

Allerdings ist die organisatorische Eigenheit

auch eine Botschaft, denn der neue Master-Studiengang

versteht sich als interdisziplinär

und ist grundsätzlich für alle Studierenden

offen. Die formalen Voraussetzungen

sind überschaubar: ein Bachelor-Abschluss,

Kenntnisse in den Fächern Mathematik/Statistik

und Informatik sowie Englisch (Niveaustufe

B2).

Die heterogene Zielgruppe ist für Frosch-

Wilke besonders reizvoll, denn von den vielen

Perspektiven könnten alle Beteiligten

profitieren. „Wir verstehen Data Science als

ein Handwerkszeug, das sich in allen Disziplinen

anwenden lässt“, erklärt er. So könnten

Data Scientists in der Landwirtschaft effektivere

Methoden für die Aussaat aufzeigen oder

im Online-Handel Kunden passgenaue Produkte

anbieten. In der Industrie können die

Datenexperten analysieren, wann Maschinen

gewartet werden müssen. So wird verhindert,

dass Geräte ausfallen. Wer in der Lage ist, aus

Daten Erkenntnisse zu schöpfen, kann dies in

jeder Disziplin produktiv anbringen.

Doch was sind eigentlich die Daten, die die

Arbeitsgrundlage bilden? „Daten sind eigentlich

überall“, erklärt Frosch-Wilke. „Das große

Buzzword ist zwar ‚Big Data‘, Datenbanken

voller Informationen über Transaktionen.

Daten finden sich auch in Texten, Videos oder

Tonaufnahmen.“ Grundsätzlich unterschieden

die Wissenschaftler zwischen unstrukturierten

Daten und den strukturierten Daten, mit

denen man einen Algorithmus füttern kann. So

kann es sein, dass ein Data Scientist zunächst

kreativ Wege finden muss, aus unstrukturierten

Daten eine verwertbare Datenbasis zu

Text Joachim Kläschen

Foto Matthias Pilch

machen. In einem zweiten Schritt analysiert

der Algorithmus die strukturierten Daten auf

eine bestimmte Fragestellung hin. Anschließend

geht es darum, die Ergebnisse so aufzubereiten,

dass das Ergebnis verständlich

wird. Wichtig ist es Frosch-Wilke zu betonen,

dass es nicht nur um das Vermitteln des Handwerkszeugs

geht: „Es geht uns auch darum,

die Studierenden dazu zu bringen, sich kritisch

mit Fragen des Datenschutzes und der

Ethik auseinanderzusetzen.“

Das Problem sind dabei nicht die Daten, sondern

ihre Zusammenführung. Denn so lassen

sich theoretisch auch Informationen gewinnen,

die gegen gesetzliche Regelungen verstoßen.

Die Forderung nach der kritischen Reflexion

geht jedoch über das eigene Handeln

hinaus. Studierende sollen ebenso sensibel im

Umgang mit dem technischen Handwerkszeug

sein. Die Aussagen, die ein Algorithmus über

Zukünftiges trifft, basieren immer auf Daten

aus der Vergangenheit. „Wenn ein Datensatz

Einen bedeutenden Teil des Studiums nimmt

die Projektarbeit ein. Studierende sollen ihre

Kenntnisse frühzeitig in Unternehmen und

Einrichtungen auf die Probe stellen. Dabei gilt

es, nicht nur Antworten auf bestehende Fragen

zu finden, sondern auch Ansätze zu entwickeln,

welche Antworten und Erkenntnisse

bestehende Daten geben können. Zudem sind

kommunikative Fähigkeiten, Sozialkompetenz

und Einfühlungsvermögen gefragt, wenn es

darum geht, die gewonnenen Einsichten zu

kommunizieren. Diesen typischen Praxisbezug

sieht Professor Frosch-Wilke als besonders

wichtig an.

Absolventen/innen stellt Frosch-Wilke eine

rosige Zukunft in Aussicht. Im kalifornischen

Silicon Valley sei der Arbeitsmarkt für entsprechende

Fachkräfte leergefegt. Hierzulande

sei die Entwicklung noch nicht so weit,

aber immer mehr Unternehmen entdecken

die Möglichkeiten der Datenanalyse. Entsprechend

seien die Aussichten für Data Scientists

blendend.

Doch für wen ist Data Science das Richtige?

„Neugier, Interesse an Technik und Freude

an der Kommunikation“ sind für Dirk Frosch-

Wilke die Eigenschaften, die einen guten Data

Scientist auszeichnen. Das Interesse an verschiedenen

Datentypen, Spaß am Umgang mit

den technischen Werkzeugen und die Suche

nach der richtigen Fragestellung sei ebenfalls

wichtig. Besonders reizvoll ist es jedoch, dass

Data Scientists über ein Instrumentarium verfügten,

das aus Daten neue und vielfach nützliche

Zusammenhänge aufzeigt, die anderen

verborgen bleiben.

Alle wichtigen Informationen zum neuen

Master-Studiengang „Data Science“ auf

unter www.fh-kiel.de/datascience.

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Fachhochschule Kiel

Mit rund 8.000 Studierenden und 180 Professoren und Dozenten ist die FH Kiel

die größte staatliche Fachhochschule Schleswig-Holsteins und liegt direkt an

der Kieler Förde im Stadtteil Dietrichsdorf. Wer hier studiert, kann aus einem

breiten Fächerspektrum wählen. In sechs Fachbereichen (FB) werden insgesamt

21 Bachelor- und 16 Masterstudiengänge angeboten. Die Fachhochschule genießt

hohes Ansehen. Neben dem breiten Studienangebot, einer modernen Ausstattung,

praxisintensiver Ausrichtung und guter Vernetzung profitieren Absolventinnen und

Absolventen von einer hohen Vermittlungsquote zu regionalen Arbeitgebern.

Foto: Matthias Pilch

FB Agrarwirtschaft

• Landwirtschaft (B.Sc.)

• Agrarmanagement (M.Sc.)

FB Informatik Elektrotechnik

• Elektrotechnik (B.Eng.)

• Informationstechnologie (B.Sc.)

• Medieningenieur (B.Eng.)

• Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik

(B.Eng.)

• Mechatronik (B.Eng.)

• Elektrische Technologien (M.Eng.)

• Information Engineering (M.Sc.)

FB Maschinenwesen

• Internationales Vertriebs- und

Einkaufsingenieurwesen (B.Eng.)

• Maschinenbau (B.Eng.)

• Offshore-Anlagentechnik (B.Eng.)

• Schiffbau und Maritime Technik (B.Eng.)

• Industrial Engineering (M.Sc.)

• Maschinenbau (M.Eng.)

• Schiffbau und Maritime Technik (M.Eng.)

FB Medien / Bauwesen

• Multimedia Production (B.A.)

• Öffentlichkeitsarbeit und

Unternehmenskommunikation (B.A.)

• Angewandte Kommunikationswissenschaften

(M.A.)

• Medienkonzeption (M.A.)

• Journalismus und Medienwirtschaft (M.A.)

• Public Relations (M.A.)

• Bauingenieurwesen (B.A.)

FB Soziale Arbeit und Gesundheit

• Erziehung und Bildung im Kindesalter (B.A.)

• Erziehung und Bildung (B.A.)

• Physiotherapie (B.A.)

• Soziale Arbeit (B.A.)

• Forschung, Entwicklung und Management

in Sozialer Arbeit, Rehabilitation /

Gesundheit oder Kindheitspädagogik (M.A.)

FB Wirtschaft

• Betriebswirtschaftslehre (B.A.)

• Betriebswirtschaftslehre online (B.A.)

• Wirtschaftsinformatik (B.A.)

• Wirtschaftsinformatik online (B.A.)

• Betriebswirtschaftslehre (M.A.)

• Financial Accounting, Controlling &

Taxation (M.A.)

• Wirtschaftsingenieurwesen (M.A.)

• Betriebswirtschaftslehre online (M.A.)

• Wirtschaftsinformatik online (M.A.)

Bewerbung

Bewerbungen auf alle Studiengänge werden

über das Online-Bewerbungsportal der Fachhochschule

Kiel eingereicht.

Studienberatung

Sokratesplatz 3 - (Gebäude 18)

T. 0431/210-1338 /- 1339

studieninformation@fh-kiel.de

Fachhochschule Kiel

University of Applied Sciences

Sokratesplatz 1

24149 Kiel

T. 0431/ 210-0

info@fh-kiel.de

www.fh-kiel.de

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Bienen für die Zukunft

… an der TH Lübeck!

Studierende der Technischen Hochschule (TH) Lübeck

beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit

Emissionen, Treibhauseffekt, Erderwärmung – die Wissenschaft

beobachtet einen von Menschen verursachten Klimawandel

und prognostiziert dramatische Folgen für die Menschheit.

Fazit: Studierende von heute müssen nachhaltige Ideen für

eine Welt von morgen entwickeln. An der TH Lübeck entstehen

aus guten Ideen außergewöhnliche Projekte. In ME2BE

CAMPUS stellen sich zwei studentische Initiativen vor.

„Wir haben die Vision einer nachhaltigen

Hochschule“, sagt Nele, „und wollen erreichen,

dass nachhaltiges Handeln an der TH

Lübeck in allen Bereichen zur Selbstverständlichkeit

wird.“ Die 25-jährige Masterstudierende

der Betriebswirtschaft gehört zu den

Gründerinnen der Studierenden-Initiative

„Students for Sustainability“ (kurz: S4S).

Ihr Motto: „Nachhaltiges Denken und Handeln

muss in unseren Köpfen fest installiert

werden!“

Umweltingenieurwesen und -management,

„setzt sich beim Mensa-Angebot fort und

führt bis in die einzelnen Fachbereiche. Aber

es geht nicht nur um Umweltaspekte. Nachhaltiges

Studieren bedeutet auch: höhere

Interdisziplinarität, weniger Frontalunterricht,

modernere Lehransätze, Diskussion und

Reflexion, Transparenz, Informationsfluss,

sowie Kooperation mit Schulen und Firmen,

Städten und Gemeinden sowie gemeinnützigen

Initiativen.“

Text Christian Dorbandt

Fotos Sebastian Weimar,

TH Lübeck

Gute Idee I: „S4S“

Rund 20 weibliche und männliche ‚Students

for Sustainability’ arbeiten aktuell daran, die

Hochschule zukunftsorientiert zu entwickeln.

Ein zentraler Vorschlag ist die Einrichtung

einer Stabsstelle für „Nachhaltigkeit“. „Mit

einer solchen Stelle könnte das Thema dauerhaft

in den Fokus gerückt werden“, erläutert

Nele. „Sowohl in der Verwaltung als auch in

den Fachbereichen und Studiengängen sollten

dann alle zukünftigen Handlungen auf Nachhaltigkeit

überprüft werden.“

Was bedeutet das in der Praxis? „Nachhaltiges

Handeln fängt mit administrativen

Maßnahmen, wie dem Kauf von umweltfreundlichem

Papier, dem Ausbau der Fahrradstellplätze

und Entscheidungen über Beleuchtung

und Lüftungsanlagen an“, erklärt

Florian, Bachelorstudent des Studiengangs

Dass die Initiative nicht nur Forderungen

aufstellen kann, beweisen die Jungakademiker/innen

in zahlreichen Projekten auf allen

Handlungsfeldern der Hochschule. Auf der

Agenda stehen Initiativen zum ‚Stadtradeln’,

Diskussionsrunden wie der runde Tisch des

‚FUNKE‘ (Forum für Umwelt, Nachhaltigkeit,

Klimaschutz und Ethik) oder die ‚perspektive

n‘ und das Vorantreiben der Nachhaltigkeit in

der Gremienarbeit. Im Bereich der Bewusstseinsbildung

unterstützen die S4S ‚Lectures

for Future’, wollen einen ‚Parking Day’ veranstalten

und mit ‚Profs prüfen’ die Dozierenden

sowie die Studierenden zum Nachdenken und

Reflektieren bringen. Andere Themen sind die

Abfallwirtschaft an der TH, das Großprojekt

‚Green Office’ und Hochbeete für die Studis.

„Wer sich über S4S informieren möchte, kann

dies in den sozialen Netzwerken tun“, erläutern

Nele und Florian. „Auf Facebook und Instagram

berichten wir regelmäßig über unsere

Projektarbeit!“

Sie schwärmen für die Bienen:

Professor-Dr.-Ing. Michael

Bischoff, Laboringenieur Thomas

Hamer und Studierende der

Initiative „Campus-Imkerei“.

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Sie werben für die „Nachhaltige

Hochschule“: Nele (linkes Foto) und

Florian (unten) von der Initiative „S4S“

im Austausch mit den Professoren Heiner

Lippe (Architektur) und Michael Bischoff

(Umwelttechnik).

Die Technische Hochschule Lübeck

Die Technische Hochschule Lübeck ist eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften

und ging 2018 aus der FH Lübeck hervor. Die fachlichen Schwer punkte der Hochschule

liegen in den Bereichen Technik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Architektur.

Mit rund 130 Professorinnen und Professoren in vier Fachbereichen bietet sie zurzeit

über 30 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Weitere Besonderheiten: einzigartige

Campus-Allianz mit Universität und Universitätsklinikum, hoher Grad an Wissensund

Technologietransfer, internationale Studienangebote, moderne Ausstattung.

Gute Idee II: „Die

Campus-Imkerei“

Studierende des Bachelorstudiengangs

„Umweltingenieurwesen und -management“

tragen normalerweise zivile Kleidung. Es sei

denn, sie führen umwelttechnische Untersuchungen

im Labor durch – dann sind Laborkittel

und Schutzbrille Pflicht! Die angehenden

Umweltingenieure Thomas, Michel, Ocke

und Lennart schlüpfen zusätzlich in eine weitere

Schutzkleidung: Sie tragen regelmäßig

die Imkerschutz-Bekleidung, bestehend aus

Schutzanzug, Schleier, Hut und Handschuhen,

um die hochschuleigenen Bienenvölker auf

dem Campus zu versorgen.

Den Anstoß zur Initiative „Campus-Imkerei“

gab Michael Bischoff, Professor im Fachbereich

Angewandte Naturwissenschaften der

TH Lübeck. „Die Idee entstand während einer

Vorlesung“, erinnert sich der Umweltingenieur

und Hobby-Imker, „als ich von meiner privaten

Imkertätigkeit berichtete. ‚Wie wäre es,

ein Bienenvolk an der Hochschule zu halten?’,

fragten mich die Studierenden. Anschließend

wurden Hochschul-Richtlinien geprüft,

Anträge erstellt, Ausrüstungsgegenstände

und Schutzkleidungen besorgt, ein Bienenvolk

erworben und dann ging es 2018 los.

Mittlerweile gibt es vier Bienenvölker, und der

erste Honig konnte geerntet werden.“

Wo wird die Imkerei betrieben, und was sind

dabei studentische Aufgaben? Um unsere Fragen

zu beantworten, legen sich die vier Jungs

die Imkerschutzkleidung an und präsentieren

vier bunte Bienenkästen. „Unsere Bienenvölker

liegen zwischen zwei Hochschulgebäuden.

Dort halten sich keine Menschen auf,

sodass eine Gefährdung ausgeschlossen ist.“

Lennart ergänzt: „Zurzeit halten wir vier Bienenvölker.

Unsere Aufgabe ist es, wöchentlich

die Rähmchen zu überprüfen, ob sich Weiselzellen

gebildet haben. Diese besonderen

Zellen müssen eventuell entfernt werden, da

sie der Aufzucht neuer Königinnen dienen.“

Ocke erklärt: „In der Nähe der Hochschule ist

eine Schrebergarten-Kolonie. Dort finden die

Bienen im Frühjahr und Sommer ausreichend

Nektar. Dann ernten wir den Honig und verarbeiten

ihn. Die verloren gegangene Nahrung

ersetzen wir am Saisonende durch eine

Zuckerlösung. So haben unsere Bienen immer

genügend Futter!“ Und wie oft werdet ihr

gestochen? „Ab und zu gibt’s schon mal einen

Stich“, meint Thomas, „meistens, wenn die

Schutzkleidung verrutscht, aber das ist nicht

so schlimm. Einfach den Stachel aus der Haut

entfernen, mit Zwiebelsaft einreiben oder

die Stelle erhitzen, dann schwillt die Wunde

schnell ab!“

Berichte über globales Bienen- und Insektensterben

sind durchaus besorgniserregend. Um

grundlegende Probleme zu lösen, benötigen

wir wissenschaftliche Erkenntnisse und Menschen,

die diese in die Praxis umsetzen. „Die

Campus-Imkerei der TH Lübeck ist ein Beispiel

für das Engagement unserer Studierenden

und ihr Verständnis für Zusammenhänge

in der Natur“, meint Professor Bischoff. „Wir

vermitteln Studierenden Wissen zum Schutz

der Umwelt verbunden mit einem Bewusstsein

für gesellschaftliche Verantwortung.

Schüler/innen, die sich für Nachhaltigkeit

und Klimaschutz engagieren (z.B. bei Fridays

for Future) und eine berufliche Perspektive

in diesem Bereich sehen, laden wir ein, nach

der Schulzeit an unserer Hochschule in einem

drei- bis vierjährigen Studium Kompetenzen

für den Umweltschutz zu erwerben und in die

Gesellschaft zu tragen.“

Bachelorstudiengänge

• Angewandte Chemie

• Architektur

• Bauingenieurwesen

• Betriebswirtschaftslehre

• Biomedizintechnik

• Elektrotechnik – Energiesysteme und

Automation

• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme

• Energie- und Gebäudeingenieurwesen

• Hörakustik

• Informatik / Softwaretechnik

• Informationstechnologie und Design

• Maschinenbau

• Medieninformatik (Online-Studium)

• Physikalische Technik

• Regenerative Energien (Online-Studium)

• Umweltingenieurwesen und -management

• Wirtschaftsingenieurwesen

• Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelindustrie

• Wirtschaftsingenieurwesen (Online-Studium)

Masterstudiengänge

• Architektur

• Angewandte Informationstechnik

• Bauingenieurwesen

• Betriebswirtschaftslehre

• Biomedical Engineering

• Environmental Engineering

• Hörakustik und Audiologische Technik

• Mechanical Engineering

• Medieninformatik (Online-Studium)

• Regulatory Affairs

• Städtebau und Ortsplanung

• Technische Biochemie

• Wirtschaftsingenieurwesen

Spezielle Studienangebote:

Studium mit integrierter Lehre – „StudiLe“

Das Studium mit integrierter Lehre verbindet

eine betriebliche Ausbildung mit einem Bachelorstudium

an der TH Lübeck. Die vollständige

Liste der möglichen Ausbildungsberufe ist auf

www.StudiLe.de veröffentlicht. Passend zum

Ausbildunsgberuf kann einer von sechs Bachelorstudiengängen

gewählt werden:

• Bauingenieurwesen

• Betriebswirtschaftslehre

• Elektrotechnik – Energiesysteme und

Automation

• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme

• Informatik / Softwaretechnik

• Maschinenbau

Internationale Doppelabschlüsse

Im Double Degree Program führen die internationalen

Studiengänge Elektrotechnik (ISE),

Wirtschaftsingenieurwesen (ISW) und Maschinenbau

(ISM) zu zwei Abschlüssen: dem

Bachelor of Science der TH Lübeck sowie dem

Bachelor of Science der Partnerhochschule

Milwaukee School of Engineering (MSOE),

Wisconsin, USA.

Technische Hochschule Lübeck

Mönkhofer Weg 239

23562 Lübeck

T. +49 (0) 451-300 6

F. +49 (0) 451-300 5100

kontakt@th-luebeck.de

www.th-luebeck.de

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Syddansk Universitet (SDU)

„Spannendes“ Studium

in Dänemark

Über den Studiengang „Electrical Engineering“ an der SDU in Sønderborg

Wer sich für ein ingenieurwissenschaftliches Studium interessiert, sollte unbedingt

einen Blick nach Dänemark werfen. Dort bietet die Syddansk Universitet (SDU) zurzeit 17

ingenieurwissenschaftliche Studiengänge an, unter anderem den Bachelorstudiengang

„Electrical Engineering“ am Standort Sønderborg. Warum sich das englischsprachige

Elektrotechnik-Studium bei unseren dänischen Nachbarn lohnt, verrät uns der deutsche

Student Matthias Christoph Marchewka im Gespräch auf dem Campus.

„Hallo, ich bin Matthias und studiere zurzeit

‚Electrical Engineering’ an der SDU in

Sønder borg. Ursprünglich habe ich ‚Mechanical

Engineering’ in Deutschland studiert,

war allerdings mit den Studieninhalten unzufrieden.

Zwar gefielen mir die ingenieurwissenschaftlichen

Veranstaltungen, doch mit

den mechanischen Inhalten konnte ich mich

leider nicht anfreunden. Als ich von den

Hochschulangeboten der Syddansk Universität

hörte, wurde ich neugierig und wechselte

kurzerhand ins Bachelorstudium ‚Electrical

Engineering’. Das habe ich nicht bereut! Im

Gegenteil, denn das Studium hat alle meine

Erwartung übertroffen!

Nah dran, und

doch so anders

Aus meiner Sicht lernt man in Deutschland

zielgerichtet für das Examen. In Dänemark

konzentriert sich alles auf die Semesterprojekte,

in denen wir unsere theoretischen

Kenntnisse in die Praxis umsetzen. Auf diese

Weise kann ich Inhalte besser lernen und verinnerlichen.

Gleichzeitig wird in kleinen Gruppen

studiert und viel Wert auf Gruppenarbeit

gelegt. Ein weiterer Vorteil ist die entspannte

Atmosphäre zwischen Studierenden und Lehrkräften.

Wir duzen alle Dozenten, auch die

deutschen Professoren. Nach dem Unterricht

können wir jederzeit an ihre Bürotür klopfen

und Fragen stellen.

Die Lage unseres Instituts – direkt am Wasser

– ist sehr idyllisch. Im Sommer kann man vom

Campus direkt ins kühle Nass springen und

sich erfrischen. Insgesamt ist die Lage attraktiv.

Sønderborg liegt im Süden Dänemarks,

nur rund 40 Kilometer von Deutschland entfernt.

Das Wasser und die Natur sind wunderschön,

man kann alles mit dem Fahrrad erreichen,

und wenn ich meine Familie oder meine

Freunde zu sehr vermisse, holen mich meine

Text Christian Dorbandt

Fotos SDU

Eltern ab und ich bin in circa einer Stunde zu

Hause!“

Gute Perspektiven –

hohe Einstiegsgehälter

Die Syddansk Universitet (SDU) in Sønderborg

unterrichtet Menschen aus über 50 verschiedenen

Nationen. Studierende wie Matthias

Christoph Marchewka erleben eine internationale

Studienatmosphäre sowie eine enge

Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen,

zum Beispiel Danfoss oder Linak.

Beide Unternehmen stellen in großem Umfang

Absolventinnen und Absolventen der SDU ein,

denn die Nachfrage nach ausgebildeten Ingenieur/innen

in Dänemark ist hoch. Der unverbindliche

Mindestlohn für Diplomingenieure

(Bachelor) in Dänemark liegt bei etwas mehr

als 5.000 Euro – für Diplomingenieure mit

Mastergrad sogar darüber!

Mehr als 32.000 Studierende lernen an den fünf Standorten der University

of Southern Denmark (Syddansk Universitet), kurz SDU. Auf dem

Hauptcampus in Odense und den Campussen in Slagelse, Kolding, Esbjerg

und Sønderborg arbeiten mehr als 4.000 Angestellte, um den Studierenden

ein reibungsloses und ansprechendes Studium zu ermöglichen. Ungefähr

20% der Studierenden kommen aus anderen Ländern, was den Studienalltag

divers und interessant gestaltet. In den Fachbereichen Geisteswissenschaften,

Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften, Gesundheitswissenschaften und

Ingenieurwissenschaften bietet die Universität um die 115 Studiengänge an.

Geisteswissenschaften

• International Business Administration and

Foreign Languages (B.Sc.)

• European Master Tourism Management (EMTM)

• American studies (M.A.)

• Business, Language and Culture (negot) (M.A.)

• English Studies (M.A.)

• International Tourism and Leisure Management

(M.A.)

• Middle East studies (M.A.)

• Business, Language and Culture (M.Sc.)

• IT - Product Design (M.Sc.)

• IT – Web Communication Design (M.Sc.)

Sozialwissenschaften

• Economics and Business Administration –

Global Business Relationships (B.Sc.)

• Economics and Business Administration -

Special Programmes for AP Graduates (B.Sc.)

• European Studies(B.Sc.)

• Market and Management Anthropology (B.Sc.)

• Master of Social Sciences in International

Security and Law (M.Sc.)

• Cultural Sociology (M.Sc.)

• Economics (M.Sc.)

• Economics and Business Administration -

Accounting and Finance (M.Sc.)

• Economics and Business Administration -

Brand Management and Marketing Communication

(M.Sc.)

• Economics and Business Administration

- Global Logistics and Supply Chain

Management (M.Sc.)

• Economics and Business Administration - Global

Marketing and Consumer Culture (M.Sc.)

• Economics and Business Administration -

Human Resource Management (M.Sc.)

• Economics and Business Administration -

International Business and Management

(M.Sc.)

• Economics and Business Administration

- International Business and Marketing

(M.Sc.)

• Economics and Business Administration -

Management Accounting (M.Sc.)

• Economics and Business Administration

- Management of Innovation Processes

(M.Sc.)

• Economics and Business Administration -

Market Anthropology (M.Sc.)

• Economics and Business Administration –

Marketing, Social Media and Digitalization

(M.Sc.)

• Economics and Business Administration

- Innovation and Marketing Development

(M.Sc.)

• Economics and Business Administration -

Sports and Event Management (M.Sc.)

• Economics and Business Administration -

Strategy and Organization (M.Sc.)

• Economics – Finance (M.Sc.)

• Environmental and Resource Management

(M.Sc.)

• Social Sciences in Comparative Public

Policy and Welfare Studies (M.Sc.)

Gesundheitswissenschaften

• Public Health (M.Sc.)

Ingenieurswissenschaften

• Electronics (B.Eng.)

• Global Management and Manufacturing

(B.Eng.)

• Mechatronics (B.Eng.)

• Engineering (Electronics) (B.Sc.)

• Engineering (Innovation and Business) (B.Sc.)

• Engineering (Mechatronics) (B.Sc.)

• Engineering (Product Development and

Innovation) (B.Sc.)

• Engineering – Chemistry (M.Sc.)

• Engineering – Electronics (M.Sc.)

• Engineering - Innovation and Business

(M.Sc.)

• Engineering – Mechatronics (M.Sc.)

• Engineering - Operations Management

(M.Sc.)

• Engineering - Physics and Technology

(M.Sc.)

• Engineering - Product Development and

Innovation (M.Sc.)

• Engineering - Robot Systems (Advanced

Robotics Technology/Drone Technology)

(M.Sc.)

• Engineering - Software Engineering (M.Sc.)

• Environmental Engineering (M.Sc.)

Naturwissenschaften

• Applied Mathematics (M.Sc.)

• Biochemistry and Molecular Biology (M.Sc.)

• Biology (M.Sc.)

• Chemistry (M.Sc.)

• Computational Biomedicine (M.Sc.)

• Computer Science (M.Sc.)

• Mathematics (M.Sc.)

• Medical Chemistry (M.Sc.)

• Physics (M.Sc.)

Bewerbungszeitraum für internationale Studierende:

1. Februar bis 15. März.

University of Southern Denmark

Alsion 2

6400 Sønderborg, Denmark

www.sdu.dk

42

43



„Wir studieren in

kleinen Gruppen

und erhalten

eine intensivere,

individuelle

Betreuung und

Förderung. Ich

schätze vor allem

den persönlichen

Kontakt zu unseren

Lehrenden.“

Platz zum Lernen,

Raum zum Wachsen

Studieren an der MSH Medical School Hamburg

Text Katharina Grzeca

Fotos Laura Hasl

Wenn Isabelle Backsmann aus dem Seminarfenster blickt, hat

sie einen fantastischen Blick auf die Marco-Polo-Terrassen, auf

die Elbe und den Hafen. Die 28-Jährige studiert Psychologie an

der MSH, einer privaten Hochschule mit einem Campus in der

Hamburger Hafencity und dem Campus „Arts and Social Change“

am Harburger Binnenhafen. Beinahe wäre der Traum eines

Psychologiestudiums für Isabelle am hohen NC gescheitert. Wie

sie es trotzdem geschafft hat, berichtet sie in ME2BE-CAMPUS.

Das Fach Psychologie ist begehrt, aber die

Plätze sind begrenzt. Wer im Abi schlechter

als mit 1,4 abschneidet, hat an einer staatlichen

Universität kaum Chancen. Immer wieder

scheitern Studienanfänger am unliebsamen

Numerus clausus und brauchen, wie auch

Isabelle, einen Plan B. „Als es mit Psychologie

im ersten Anlauf nicht klappte, begann ich,

Zahnmedizin zu studieren. Leider merkte ich

schnell, dass dieses Fach nicht das Richtige

für mich war“, erinnert sich die 28-Jährige.

Also machte sie sich auf die Suche und fand

die MSH, die NC-freie Studiengänge anbietet.

Wer hier angenommen werden möchte, reicht

zuerst seine Bewerbungsunterlagen ein und

wird zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch

eingeladen. Für die Zulassung ist

also nicht wie bei staatlichen Universitäten

die durchschnittlichen Abiturnote entscheidend,

sondern die persönliche Eignung und

Motivation der Bewerberinnen und Bewerber.

Dadurch erhalten auch Studieninteressierte

einen Studienplatz, die an der staatlichen

Hochschule nicht zum Studium zugelassen

worden wären.

Für das Studium an der MSH zahlt Isabelle

monatliche Gebühren. 695 Euro sind es beim

Psychologie-Bachelor, die Studiendauer

beträgt 6 Semester. Für die junge Studentin

ist das Studium jeden Cent wert: „Mein Zahnmedizinstudium

habe ich sowohl an einer

staatlichen als auch an einer privaten Hochschule

absolviert, dadurch besitze ich einen

direkten Vergleich. Das Privatstudium passt

viel besser zu meinen Bedürfnissen. Wir studieren

in kleinen Gruppen und erhalten eine

intensivere, individuelle Betreuung und Förderung.

Ich schätze vor allem den persönlichen

Kontakt zu unseren Lehrenden“, erzählt

Isabelle.

Moderne Ausstattung in der

Hafencity und in Harburg

Mehr als nur eine Matrikelnummer unter einer

Vielzahl von Studierenden zu sein, das war

auch der Wunsch von Jonas Yaya. Auf der

Suche nach einer guten Hochschule ist er auf

das Angebot der MSH gestoßen. „Zunächst

habe ich ein Studium an einer privaten Hochschule

gar nicht in Betracht gezogen. Ehrlich

gesagt hatte ich sogar Vorurteile gegenüber

privat Studierenden. So dachte ich, dass nur

Kinder aus wohlhabenden Familien solche

Hochschulen besuchen und sich mit den Studiengebühren

ihre Abschlüsse quasi erkaufen.

Aber weit gefehlt. Nachdem ich die Hochschule,

Lehrende und Studierende aus höheren

Semestern kennengelernt habe und mir

mein eigenes Bild machen konnte, war es

leicht, meine anfänglichen Bedenken über

Bord zu werfen“, berichtet der 26-Jährige, der

im ersten Semester Soziale Arbeit studiert.

Die MSH ist staatlich anerkannt und hat einen

sehr hohen Qualitätsanspruch. Alle Studiengänge

sind fachlich akkreditiert und werden

stetig evaluiert. Die private Hochschule verspricht

zudem sehr gute Lernbedingungen

und verfügt über eine hervorragende Ausstattung:

Die Seminar- und Vorlesungsräume sind

hochmodern ausgestattet, die Studierenden

werden mit aktueller Literatur und allen nötigen

Lernmaterialien versorgt, die Arbeitsgeräte

sind auf dem neuesten Stand, und das

44

45



Service-Niveau ist hoch. „Was für mich persönlich

noch sehr für die MSH spricht, ist der

Campus „Arts and Social Change“ am Harburger

Binnenhafen. Ich bin in Harburg aufgewachsen

und schätze die Gegend sehr. Unsere

Unterrichtsräume befinden sich zudem in

einer ehemaligen Seifenfabrik, die zwar von

Grund auf modernisiert wurde, aber immer

noch den industriellen Charme beibehalten

hat. Wir haben hier nicht nur einen schönen

Platz zum Lernen, geboten wird uns auch der

Raum zum Wachsen“, erzählt der Bachelorstudent.

Kleine Gruppen –

große Lernerfolge

Isabelle und Jonas fühlen sich in der modernen

Hafencity und auf dem Campus „Arts and Social

Change“ am Harburger Binnenhafen wohl.

Ein weiterer Vorteil eines privaten Studiums

sind auch die kleinen Seminargruppen.

„In meiner Kohorte sind 22 Kommilitonen.

Dadurch entsteht schneller eine persönliche

Atmosphäre, die sich sehr vorteilhaft auf die

Lernleistung auswirkt. Jeder wird gesehen

und kann sich einbringen. Ich kann mich

immer melden und Fragen stellen, auch bei

einer Vorlesung. Das ginge an einer staatlichen

Bildungseinrichtung nicht“, so Jonas.

Isabelle sieht das genauso: „Für eine Studie,

die wir im dritten Semester anfertigen, habe

ich ein wenig Hilfe von meinem früheren Statistik-Lehrenden

gebraucht. Diese bekam ich

ohne Weiteres und zwar außerhalb der offiziellen

Sprechstunde.“ Nahezu alle Professoren

und Lehrenden der MSH Medical School Hamburg

sind neben ihrer Lehrtätigkeit in Unternehmen

tätig. Von dieser Nähe zur

Wirtschaft profitieren die MSH-Studierenden

einerseits durch ein praxisnahes

Studium, weil die Lehrenden ihre

Erfahrungen aus dem Berufsalltag und

die neuesten Entwicklungen der Branche

in ihre Lehre einfließen lassen,

auf der anderen Seite können die Studierenden

bei der Suche nach Praktikums-

und Arbeitsplätzen auf ein gut

ausgebautes Netzwerk zugreifen.

Mittlerweile gibt es mehr als 3.000

Studierende an der MSH. Wer über die

Mittel nicht verfügt, kann sich das

Studium an der MSH dank unterschiedlicher

Finanzierungsmöglichkeiten

dennoch leisten: Neben dem BAföG

und zahlreichen Stipendienprogrammen können

die Studienanfänger Studienkredite und

Darlehen in Anspruch nehmen. Zusätzlich

haben die Studierenden einen Tag in der

Woche einen Selbststudientag, an dem keine

Lehrveranstaltungen stattfinden. Dieser Tag

kann für eine Nebentätigkeit genutzt werden.

„Neben dem Studium arbeite ich als Pflegeberater

bei einem Pflegedienst. Das habe ich

schon vor dem Studienbeginn gemacht. Nun

kann ich mein neu erworbenes Wissen auch in

der Praxis einsetzen. Neben dem Studium zu

arbeiten, erfordert zwar eine gute Organisation

und Disziplin, aber es lässt sich sehr gut

vereinbaren“, versichert Jonas.

„Jeder wird

gesehen und

kann sich

einbringen.

Ich kann mich

immer melden

und Fragen

stellen, auch

bei einer

Vorlesung.“

Fotos: MSH Medical School Hamburg

Die MSH Medical School Hamburg

Die MSH Medical School Hamburg – University of Applied Sciences and Medical

University ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in der

modernen Hafencity und einem Campus am Harburger Binnenhafen. Sie wurde 2009

von der Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff gegründet und startete 2010 mit

sechs Studiengängen. Seitdem erweiterte sich das Studienangebot auf insgesamt

mehr als 20 Bachelor- und Masterstudiengänge, die erfolgreich akkreditiert

sind und somit ein Höchstmaß an Qualität und Transparenz gewährleisten.

Das Besondere an der MSH ist, dass sie zwei

Fakultäten vereint: Die Fakultät Gesundheitswissenschaften,

mit dem Status einer Fachhochschule,

arbeitet in Lehre, Forschung

und wissenschaftlicher Weiterbildung stark

anwendungsorientiert. Die Fakultät Humanwissenschaften

nutzt ihren Status als wissenschaftliche

Hochschule, die einer Universität

gleichgestellt ist.

Studienangebot Fakultät Gesundheitswissenschaften

(Status: Fachhochschule)

Bachelorstudiengänge:

• Advanced Nursing Practice (B.Sc.)(Teilzeit)

• Expressive Arts in Social Transformation (B.A.)

• Logopädie (B.Sc.)(ausbildungsbegleitend)

• Medical Controlling and Management (B.Sc.)

• Medizinpädagogik (B.A.)(Teilzeit)

• Medizintechnik (B.Sc.)

• Physiotherapie (B.Sc.)(ausbildungsbegleitend)

• Rescue Management (B.Sc.)(Teilzeit)

• Soziale Arbeit (B.A.)

• Transdisziplinäre Frühförderung (B.A.)

• Sportwissenschaft (B.Sc.)

Masterstudiengänge :

• Gesundheits- und Pflegepädagogik (M.A.)

(Teilzeit)

• Intermediale Kunsttherapie (M.A.)(Teilzeit/

berufsbegleitend)

• Krankenhausmanagement (M.Sc.)(Teilzeit/

Vollzeit)

• Kunstanaloges Coaching (M.A.)(Teilzeit)

• Medical and Health Education (M.A.)(Teilzeit)

• Medizintechnik (M.Sc.)

• Soziale Arbeit (M.A.)

• Sportwissenschaft: Leistungsdiagnostik und

Trainingssteuerung (M.Sc.)

Studienangebot Fakultät Humanwissenschaften

(Status: Universität)

Bachelorstudiengänge :

• Psychologie (B.Sc.)

Masterstudiengänge:

• Arbeits- und Organisationspsychologie (M.Sc.)

• Medizinpädagogik (M.Ed.)(Teilzeit)

• Psychologie mit Schwerpunkt Klinische

Psychologie und Psychotherapie (M.Sc.)

• Psychologie mit Schwerpunkt Rechtspsychologie

(M.Sc.)(Doppelmaster in Verbindung

mit dem Masterstudiengang Psychologie

mit Schwerpunkt Klinische Psychologie

und Psychotherapie)

Staatsexamen:

• Humanmedizin (Staatsexamen)

NC-freies Studium

Die Studiengänge an der MSH Medical School

Hamburg sind NC-frei: Talent, Motivation und

Disziplin zählen mehr als der Notendurchschnitt

auf dem Zeugnis. Pünktlichkeit, gute

Leistungen und Engagement während des Studiums

sind hingegen von großer Bedeutung.

Studiengebühren

Neben einer einmaligen Einschreibgebühr

kommen monatliche Kosten für das Studium

hinzu. Die Beträge unterscheiden sich je nach

Studiengang und Studienart. Die Studiengebühren

können durch Stipendien, Studienkredite

oder das BAföG bezuschusst werden.

Service für Studierende, u.a.:

• Career Center

• Praktikumsbüro

• International Office

MSH Medical School Hamburg

University of Applied Sciences and Medical

University

Am Kaiserkai 1

20457 Hamburg

Telefon 040 361 226 40

info@medicalschool-hamburg.de

www.medicalschool-hamburg.de

46

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Im Gespräch mit dem Hamburger Architekten

Prof. Dipl.-Ing. Philipp Kamps

EINFACH GUTE

Architektur

Begabung und gesunder Menschenverstand. Wenn man Philipp Kamps fragt,

sind das die wichtigsten Fähigkeiten, die einen Architekten auszeichnen. Wir

sprachen mit dem Hamburger Architekten über seinen Weg in die Branche, seine

Lehrtätigkeit an der „hochschule 21“, die Vor- und Nachteile eines dualen

Studiums sowie über die Bedeutung von großen und kleinen Projekten.

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Hallo Herr Kamps. Sie arbeiten seit nunmehr

25 Jahren als Architekt, beinahe 20

davon selbständig. Wie kamen Sie dazu,

diesen Beruf zu wählen?

Sowohl mein Großvater als auch mein Vater

haben schon als Architekten gearbeitet. Ich

bin sozusagen familiär vorbelastet und kam

dadurch sehr früh mit dem Thema in Kontakt.

Unsere Familienurlaube ähnelten öfter einer

Architekturexkursion, dabei wollten wir Kinder

lieber Eis essen und an den Strand (lacht).

Heute bin ich sehr dankbar dafür. Durch meinen

Vater konnte ich alle Aspekte des Berufes

kennenlernen, auch die negativen.

Wollte Ihr Vater, dass Sie in seine

Fußstapfen treten?

Er war am Anfang etwas skeptisch

und fragte, ob ich mir wirklich sicher

sei. Schließlich gab es bei weitem

einfachere Berufe. Ich machte zwar

noch ein Praktikum in einem Architekturbüro,

aber ja, ich wollte auf

jeden Fall Architekt werden. Für

mich ist der Architektenberuf die

Mischung eines Künstlers und eines

Machers – und eben diese Kombination

fand ich sehr spannend. Auf

Anraten meines Vaters machte ich

nach dem Abitur und dem Zivildienst

eine Maurerlehre, bevor ich das Studium

begann. Die Lehre hat mich

weitergebracht, nicht nur in Bezug

auf meine fachlichen Fähigkeiten.

Ich bin persönlich gewachsen, bin

reifer geworden.

Wie ging es nach dem Studium für

Sie weiter?

Meinhard von Gerkan war einer meiner

Professoren an der Technischen

Universität Carolo-Wilhelmina zu

Braunschweig. Nach dem Abschluss fragte er

mich, ob ich für ihn arbeiten möchte. Insgesamt

war ich fünf Jahre bei ‚gmp - Gerkan,

Marg und Partner‘ in Hamburg als Architekt

tätig. Im Jahr 2000 habe ich mich mit zwei

Kollegen selbständig gemacht und wir eröffneten

ein eigenes Architektenbüro. Dieses

führe ich bis heute mit meinem Partner Hakki

Akyol.

Eines Ihrer bekanntesten Projekte ist das

‚Klubhaus St. Pauli‘. Was waren die Herausforderungen

bei diesem Auftrag?

Corny Littmann ist Bauherr und Betreiber

des ‚Klubhaus St. Pauli‘. Sein Wunsch war es,

dass alle roten Doppeldeckerbusse, die bei

der Stadtrundfahrt die Reeperbahn passieren,

„Architektur ist ein

Abenteuer, das einen

immer wieder aufs

Neue herausfordert.“

vor dem neuen Gebäude halten. Mit diesem

Anspruch sind wir in das Projekt gestartet.

Das Markanteste an diesem Bau ist die transparente

Medienfassade. Die 700 Quadratmeter

große Fassade besteht aus zahlreichen in die

Tiefe versetzten Metallrahmen, die vielfältig

bespielt werden können. Medienfassaden sind

eigentlich nichts Neues. Man kennt sie vom

Times Square in New York oder Piccadilly Circus

in London. Das besondere an unserer Fassade

ist ihre Transparenz. Obwohl die gesamte

Fläche mit LED-Modulen bestückt ist, bleibt

der Blick von innen nach außen frei. Das

war wichtig, weil das Klubhaus neben diversen

Clubs, Theatern und Bars auch normale

Büroräume beherbergt. Die Büromitarbeiter

durften nicht von den LEDs gestört werden.

Außerdem musste die Fassade genügend

Tageslicht durchlassen und durfte nur nach

unten abstrahlen, um die gegenüberliegenden

Anwohner nicht zu blenden. Wir haben

sehr gute Lösungen für diese Herausforderungen

gefunden, und es ist ein einzigartiges

Gebäude entstanden. Das Klubhaus ist ein

echter Hingucker, selbst auf dem belebten

Spielbudenplatz. Und anscheinend haben wir

unsere Arbeit gut gemacht, denn die Stadtrundfahrt-Busse

halten tatsächlich davor.

Neben Ihrer Tätigkeit bei ‚akyol kamps

architekten‘ unterrichten Sie an der ‚hoch-

schule 21‘ in Buxtehude. Wie kamen Sie

dazu, Architektur zu lehren?

Die Lehrtätigkeit habe ich kurz nach meiner

Selbständigkeit begonnen. Eine pädagogische

Ader hatte ich schon immer, und das Unterrichten

macht mir bis heute große Freude,

besonders an der ‚hochschule 21‘. Wir sind

eine private Hochschule, an der man Architektur

im dualen System studieren kann. Das

bedeutet, dass die Studenten die Hälfte ihrer

Studienzeit an der ‚hochschule 21‘ studieren

und die andere Hälfte bei einem Praxispartner

arbeiten, den sie sich vor dem Studienbeginn

selbst aussuchen. Nach acht Semestern

schließen sie das Studium mit dem

Bachelor of Engineering ab.

Welche Vorteile bietet ein duales

Architekturstudium?

In den Praxisphasen lernen die Studierenden

den Arbeitsalltag eines

echten Unternehmens sehr gut kennen.

Sie arbeiten in Architektur- oder

Planungsbüros, bei Bauunternehmen

oder in Bauverwaltungen voll mit.

Das gibt ihnen die Möglichkeit, ihr

späteres Berufsfeld zu erkunden

und praxisnahe Erfahrungen zu sammeln,

die sie bei einem Vollzeitstudium

erst nach dem Examen machen

könnten. Sie bauen sich gleichzeitig

ein gutes Netzwerk für die Zeit nach

ihrem Abschluss auf. Viele arbeiten

nach dem Studienende für ihre Praxisunternehmen

weiter.

Gibt es auch Nachteile?

Durch den hohe Praxisanteil ist das

duale Studium natürlich arbeitsintensiver

als ein klassisches Studium.

Aber einen Nachteil sehe ich darin

nicht. Natürlich müssen die Studierenden

Engagement zeigen und fleißig sein,

aber das gehört für mich zum Studium dazu.

Wer wirklich will, der schafft das allemal.

Dafür hat man an der ‚hochschule 21‘ die besten

Voraussetzungen. Wir legen großen Wert

auf individuelle Betreuung, kleine Lerngruppen

und persönlichen Kontakt. Die Studienplätze

für Architektur sind auf 45 limitiert,

und um die hohe Qualität des Studiums zu

gewährleisten, wird das auch so bleiben.

An der ‚hochschule 21‘ gibt es keinen NC.

Was müssen Bewerber mitbringen, um

einen Studienplatz ergattern?

Zunächst absolvieren alle Bewerberinnen und

Bewerber einen Allgemeinbildungstest sowie

eine einfache Zeichenübung. Wir wollen ihren

Wissenstand und ihre Fähigkeiten einschätzen,

bevor wir in ein persönliches Gespräch

mit ihnen gehen. Im Gespräch möchten wir

dann den Menschen kennenlernen. Was hat er

für Vorstellungen und was motiviert ihn, diesen

Studiengang zu wählen?

Was macht für Sie einen guten Architekten

aus?

Ein guter Architekt muss zuerst sein Handwerk

beherrschen. Neben der fachlichen

Kompetenz spielt allerdings die soziale

Kompetenz eine ausgesprochen große Rolle.

Architekten sind das Bindeglied zwischen den

vielen Akteuren, die bei einem Bauvorhaben

zusammenkommen. Wir halten von der ersten

Idee bis zur Fertigstellung die sprichwörtlichen

Fäden in der Hand. Unser Beruf hat

natürlich auch etwas mit Begabung zu tun.

Wenn ein Gebäude gut konstruiert ist, ihm

aber die Anmut oder der Geist fehlt, dann ist

es keine gute Architektur. Wenn wiederum das

Bauwerk eine schöne Form hat, aber schlecht

konstruiert ist oder die Bedürfnisse seiner

Nutzer nicht erfüllt, dann ist das auch nicht

gut. Unsere Arbeit ist immer an die Realität

gekoppelt. Architekten arbeiten genau an der

Schnittstelle zwischen Form und Funktion,

und das macht unseren Beruf auch so spannend.

Haben Sie ein Lieblingsprojekt?

Tatsächlich habe ich kein Lieblingsprojekt.

Viele unserer Projekte stehen in Hamburg. Da

macht es mir natürlich Spaß, daran vorbeizufahren

und zu sehen, wie gut sie geworden

sind und man mit seiner Arbeit einen Beitrag

für das Stadtbild leisten konnte. Ich empfinde

jedes neue Projekt als Herausforderung,

egal wie groß oder klein es ist. Ob wir einen

neuen Bürokomplex für OTTO entwerfen oder

ein kleines Rechenzentrum für die Universität

Hamburg sanieren, spielt für mich keine

große Rolle. Was man eher sagen könnte,

ist, dass ich einen Lieblingsmoment habe,

wenn wir mit einem neuen Projekt beginnen.

Wenn man anfängt nachzudenken, die ersten

Striche aufs Papier bringt, die Idee zu etwas

Konkretem wird und man merkt, das wird

gut. Architektur ist ein Abenteuer, das einen

immer wieder aufs Neue herausfordert.

Herr Kamps, vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Informationen zum dualen Studium

an der „hochschule 21“ unter www.hs21.de

Text Katharina Grzeca

Fotos Christian Brandes,

akyol kamps

Links oben: Büro von akyol kamps

architekten bda GmbH. Rechts

oben: Klubhaus St. Pauli auf dem

Spielbudenplatz. Links unten:

Innenausbau und Aufstockung im Neuen

Wall 41. Rechts unten: Bürogebäude für

die Otto Group.

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51



Text Katharina Grzeca

Fotos Pia Pritzel

Kreativität ist ihr Geschäft: Kommunikationsdesigner/innen gestalten

Plakate, Flyer, Apps, Magazine, Webseiten, virtuelle Welten am Computer

oder Zeichnungen mit Bleistift und Papier. Sie sind Experten für moderne

Kommunikation und wissen, wie sie eine gute Idee visuell umsetzen

können. Seit 1987 bildet die htk – eine private Akademie für Gestaltung

in Hamburg – Kommunikationsdesigner/innen für alle kreativen Berufe

in der Medienwirtschaft aus. Wer hier aufgenommen werden möchte,

braucht keine eins in Kunst, dafür eine Mappe voller Ideen.

Eine gute

Idee

Kommunikationsdesign an der htk academy in Hamburg-Altona

„15 bis 20 Arbeiten sollte eine Mappe für

eine Bewerbung enthalten. Dabei erwarten

wir nicht, dass alle Arbeiten perfekt sind. Wir

möchten sehen, dass die Bewerber kreativ

sind und erfahren, was hinter ihren Arbeiten

steckt“, erzählt Sharon Rohde. Im persönlichen

Gespräch erfragt die htk-Studienberaterin

deswegen auch die persönlichen

Interessen der Bewerber und ihre Erwartung

an die Ausbildung. „Unsere Kommunikationsdesign-Schüler

lernen in drei Jahren die

ganze Bandbreite des Berufsfeldes kennen

und können sich in den späteren Semestern

weiter spezialisieren. Im Gespräch gehen

wir den Lehrplan durch und erklären, welche

Inhalte und Anforderungen auf sie zukommen

werden. Ein wichtiges Thema ist auch die

Finanzierung. Wir sind eine private Akademie

und erheben für unsere Ausbildung Gebühren

von 450 Euro im Monat“, sagt Sharon Rohde.

Die htk ist als Berufsfachschule (Ergänzungsschule)

anerkannt und damit können Schüler

gegebenenfalls auch BAföG beantragen. „Das

Schüler-BaföG ist wie das normale BAföG vom

Einkommen der Eltern abhängig, muss aber

nicht zurückgezahlt werden. Das ist vielen

Bewerbern nicht bewusst. Damit können sich

auch diejenigen diese Ausbildung leisten,

die keine finanzielle Unterstützung von ihrer

Familie erhalten können“, berichtet die Studienberaterin.

Kommunikationsdesign:

ein breit gefächertes

Berufsfeld

In den ersten drei Semestern stehen die

Grundlagen und das Handwerk im Mittelpunkt

der schulischen Ausbildung. Auf dem

Stundenplan finden sich Fächer wie „Typografie“,

„visuelle Kommunikation“, „Fotografie“,

„Film/Animation“, „Corporate Design“ oder

„Plakatgestaltung“. Die Schülerinnen und

Schüler lernen verschiedene Zeichentechniken

kennen und erhalten Unterricht in Grafikprogrammen

wie „Photoshop“, „Illustrator“ und

„InDesign“. Auch Programme für 3D-Design,

Webdesign und Videoproduktionen sind Teil

ihrer Ausbildung. Nach dem dritten Semester

wird eine Zwischenprüfung abgelegt, in der

die Kenntnisse der vorangegangenen Semester

abgefragt werden. Wer diese erfolgreich

besteht, kommt in die sogenannten „Hauptsemester“.

Im vierten und fünften Semester

können dann verschiedene Schwerpunkte

gewählt werden – je nach Interesse und

Talent. Zur Auswahl stehen Kurse aus den vier

Fachbereichen „Digital Media“, „Illustration“,

„Editorial“ und „Advertising“. Die Ausbildung

sei nicht ohne Grund so breit angelegt,

erzählt Sharon Rohde: „Der Beruf des Kommu-

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htk-Schüler

Michelle und Tim.

nikationsdesigners ist so facettenreich, das

sollte die Ausbildung auch sein. Nach dem

Abschluss können die Absolventen zum Beispiel

als Grafikdesigner, Konzepter, Illustratoren,

Fotodesigner, Bildredakteure oder Webdesigner

arbeiten. Egal in welche Richtung sie

später gehen möchten, wir bereiten sie gut

darauf vor.“ Im sechsten Semester legen die

htk-Schüler schließlich die Abschlussprüfung

ab und sind nach dessen Bestehen ausgelernte

Kommunikationsdesigner/innen.

Auf Offenheit und

Experimentierfreude

kommt es an

Die htk academy

Die htk academy ist eine private Akademie für Gestaltung und bildet seit 1987

Kommunikationsdesignerinnen und Kommunikationsdesigner für alle kreativen

Berufe in der Medienwirtschaft aus. Die praxisnahe 3-jährige Ausbildung ermöglicht

durch die Kombination aus Grundlagen und einem individuell abgestimmten

Lehrplan in den Bereichen „Editorial Design“, „Advertising“, „Digital Media“ und

„Illustration“ einen auf die Interessen und Fähigkeiten abgestimmten Abschluss.

Aber was macht einen guten Designer aus?

„Lust, kreativ zu arbeiten, ein gutes Auge für

Farben, Formen und Kompositionen und keine

Angst vor digitalen Werkzeugen. Gute Ideen

kommen selten auf Knopfdruck. Deswegen

zählen Offenheit und Experimentierfreude zu

den Grundvoraussetzungen eines Designers“,

antwortet htk-Schülerin Michelle. Angehende

„Wir möchten sehen,

dass die Bewerber

kreativ sind und

erfahren, was hinter

ihren Arbeiten steckt.“

Designer müssen auch auf die Wünsche des

Auftraggebers eingehen und im Team arbeiten

können. „Ob während der Ausbildung oder

später im Beruf: Teamarbeit ist gefragt. Ich

habe an der htk so viele kreative Menschen

kennengelernt. Jeder ist anders und bringt

seine ganz persönliche Art in ein Projekt mit

ein“, ergänzt Tim, Kommunikations design-

Schüler im vierten Semester.

Gute Jobaussichten für

Kommunikationsdesigner/

innen

Die Berufsperspektiven für die htk-Absolventinnen

und Absolventen sind vielfältig.

Für einen schnellen Einstieg in die Berufswelt

findet jedes Jahr der sogenannte „htk

Speedrecruiting Day“ statt. An diesem Tag

treffen sie auf Vertreterinnen und Vertreter

verschiedener Agenturen und Verlage, können

sich in kurzen Gesprächen vorstellen und ihre

Arbeiten präsentieren. Kontakte zur Medienund

Kommunikationsbranche werden auch

schon während der Ausbildungszeit geknüpft.

„Durch die gute Vernetzung unserer Dozenten

arbeiten unsere Schülerinnen und Schüler

auch an Aufträgen von echten Kunden mit.

Außerdem sind unsere Dozenten selbst in der

Kreativbranche tätig und damit auch selbst

potentielle Arbeitgeber“, erzählt Sharon.

Eine Vorstellung, wie es nach der Ausbildung

für Michelle und Tim weitergehen könnte,

haben die beiden Viertsemester schon: „Ich

möchte gerne in einer Agentur in einem festen

Team arbeiten“, erzählt Michelle. „Ich

hingegen möchte möglichst schnell eine

eigene Agentur gründen und selbständig

arbeiten“, ergänzt Tim. Wir wünschen beiden

angehenden Kommunikationsdesignern viel

Erfolg auf ihrem Weg.

Studienberaterin

Sharon Rohde.

Ausbildungsgänge

• Kommunikationsdesign

Neu im Programm:

• Event & Brand Management

• Illustrationsdesign

• Game Creation

Voraussetzungen

Kreativität, Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit

sind die besten Voraussetzungen

für deine Bewerbung an der htk. Darüber hinaus

muss man mindestens 17 Jahre alt sein

und die Schulpflicht erfüllt haben. Der Mittlere

Schulabschluss oder das Abitur werden

empfohlen.

Bewerbung

Wer eine Ausbildung an der htk academy

machen möchte, meldet sich bei der Ausbildungsberatung

und vereinbart einen Termin.

Mitzubringen sind neben dem Schulzeugnis

eine Mappe mit deinen Zeichnungen, Aquarellen

(Bildern), Digitales und/oder Fotografien

mit.

Ausbildungsdauer

6 Semester (Vollzeit)

Campus und Starttermine

Die diversen Ausbildungsgänge starten zum 1.

März und zum 1. September. Der modern ausgestattete

Campus liegt im Herzen Ottensens,

direkt neben dem Bahnhof Altona.

Gebühren

Die monatliche Gebühr beträgt 450 €. Die htk

ist als Berufsfachschule (Ergänzungsschule)

anerkannt und damit auch für das Schüler-BAföG

förderungsfähig. Das Schüler-BAföG

ist staatlich voll bezuschusst und kann beim

Amt für Ausbildungsförderung beantragt werden.

Ab dem 4. Semester kann ein privater

Bildungskredit bei der KfW Bank abgeschlossen

werden. Die Förderungssumme beträgt

100, 200 oder 300 Euro pro Monat. Für alle

Fragen rund um die Finanzierung ist die Ausbildungsberatung

der richtige Ansprechpartner.

Abschluss

Der Abschluss bescheinigt die erfolgreich

abgeschlossene Berufsausbildung zum/zur

Kommunikationsdesigner/in.

htk Hamburg

Museumstraße 39

22765 Hamburg

Tel. 040 181 300 270

hamburg@htk.academy

www.htk.academy/de

54

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Text Lutz Timm

Fotos Florian Kolmer

Bazon

Brock

Kunst als Protestform, Protest als Form der Kunst? Bazon Brock – emeritierter Ästhetik-Professor,

Philosoph und Künstler – sieht die Fridays-for-Future-Proteste als Hoffnungsschimmer für

künftige Generationen. Dass die Klimaaktivisten ihre Ziele durchsetzen, glaubt der 83-Jährige

dennoch nicht. Gedanken zur Ambivalenz der Jugend, Orientierung in einer Welt ohne Glauben

und die Zukunft des Menschen als Individuum.

57



„ „

Proteste für eine

bessere Zukunft der Menschheit

– und nicht des Menschen?

„Wo steht der Mensch in der Welt, wenn

er in ihr gar nicht mehr vorkommt? Die

einzige Form, die es gegenwärtig gibt,

ist der Protest gegen die Rücknahme von

Freiheiten – zum Beispiel in Hongkong

und die Freitagsdemonstrationen der

Schüler für ihre Zukunft. Da ist auf

allen Ebenen die Möglichkeit, sich zu

vergemeinschaften ohne Ideologie, ohne

Nationalismus, ohne Rassismus. Das

scheint etwas Hoffnungsvolles zu sein.

Aber auch diese Massenbewegungen

schließen ja die Forderung der Individuen

nach Respekt und Lebensgerechtigkeit

nicht ein. Das heißt: Nur Kollektive

können sich auf diese Weise wehren. Die

Zukunft gehört der Menschheit, aber

nicht mehr den einzelnen Menschen.“

Fridays for Future:

Durch kollektive Autorität

zum Erfolg?

„Diese wunderbaren Jugendlichen

kaufen mit ihrem Aufklärungspathos

einen Coffee-to-go und schließen

sich dann der Demonstration an. Das

ist nicht nur ambivalent, sondern

ein Zeichen, dass die Kapitalmacht

nicht lockerlässt. Und da schließt

sich der Kreis zu den 68ern. Damals

bestellte die konventionelle

Ordnungsmacht die Demonstrationen,

um zu zeigen, wie liberal sie ist.

Während die Bürgerlichen wirklich

auf substantiellen Veränderungen

bestanden und die rote Karte

gezeigt bekamen, erhielten die

Schreihälse der Besserwisserei

eine Auszeichnung nach der nächsten

– das stützte ja das System, das

sagen konnte: Seht, wie liberal wir

sind. Damit war der Hebel für eine

wirkliche Veränderung weg. Jetzt

läuft es nach demselben Schema.“

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Die Klimaproteste als

Generationenkonflikt?

„Die jungen Leute sind über das

System aufgeklärt, aber noch nicht

genug über sich selbst. Die Stufe

der Selbstreflexion des Bewusstseins

ist nicht höher, als sie je zuvor war.

Trotzdem sage ich: Das ist der einzig

beispielgebende Hoffnungsschimmer,

den es gegenwärtig gibt. Die Frage ist:

Wie entwickeln sich Gesellschaften,

wenn die Zielsetzungen des Politischen

und Programmatischen nicht fruchten?

Dabei haben wir Beispiele, wie man

mit prinzipiell unlösbaren Problemen

umgehen muss: Man muss sie managen.

Unsere Aufgabe ist, diese Machereliten,

die mit diesen Gegebenheiten

umgehen können, zu ermutigen.“

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„DIE PERSÖNLICHE

ATMOSPHÄRE IN UNSEREM

FACHBEREICH IST IDEAL ZUM

STUDIEREN.“

STUDENTEN-PORTRAITS

„GUTE

VORAUSSETZUNGEN

SIND EIN INTERESSE

AN IT-THEMEN SOWIE

EIN AUSGEPRÄGTES

LOGISCHES DENKEN.“

STUDENTEN-PORTRAITS

Jan-Erik, 28

studiert im 12. Semester Wirtschaftsinformatik (B.Sc.) an der

Hochschule Flensburg.

Sophie, 23

studiert im 6. Semester Bio-, Lebensmittel- und Verfahrenstechnologie

(B.Sc.) an der Hochschule Flensburg.

STUDENTEN-

PORTRAITS

Jan-Erik

„Moin, ich bin Jan-Erik. Ich stamme aus Göttingen und habe

dort auch mein Abitur an der Fridtjof-Nansen-Schule gemacht.

Anschließend begann ich mit einem BWL-Studium an der Göttinger

Georg-August-Universität, doch das Interesse ließ nach,

weil mir die Schnittstelle zur Informatik fehlte. Gefunden habe

ich diese Verbindung im Studiengang Wirtschaftsinformatik an

der Hochschule Flensburg! Was braucht man, um Wirtschaftsinformatik

studieren zu können? Gute Voraussetzungen sind

ein Interesse an IT-Themen sowie ein ausgeprägtes logisches

Denken. Ein Ass in Mathe muss man nicht sein, zu den Informatikfächern

sollte man allerdings einen inhaltlichen Zugang

haben. Zurzeit schreibe ich an meiner Bachelorarbeit zum Thema

‚Anforderungsmanagement’. Darin beschäftige ich mich mit

Methoden der Softwareeinführung. Die Erstellung der Arbeit

verbinde ich mit einem dreimonatigen Berufspraktikum in einem

Unternehmen.“

„Hi, ich heiße Sophie und bin mit meiner Studienwahl sehr zufrieden.

Zuvor habe ich eine Ausbildung zur biologisch-technischen

Assistentin absolviert und eine gute Vorbildung genossen! Die persönliche

Atmosphäre in unserem Fachbereich ist ideal: In den Vorlesungen

sitzen maximal dreißig Personen, und jeder verfügt über

ausreichende Laborzeit! Am Curriculum gefällt mir die Kombination

aus biologischen und technischen Inhalten. Verfahrenstechnik

habe ich als Schwerpunkt gewählt. In diesem Zweig haben wir

nicht nur Mikroorganismen im Blick, sondern vor allem die Herstellungsverfahren

für Produkte. Wir arbeiten an Zentrifugen und

Walzen, kontrollieren thermische Zustände und versuchen verfahrenstechnische

Prozesse zu optimieren. Im Sommer beginnt mein

Bachelorpraktikum in einem Ingenieurbüro. Dort werde ich mich

hauptsächlich mit Anlagen zur Abwasserentsorgung beschäftigen.

Anschließend möchte ich mich für das Masterstudium bewerben.

Mein Lieblingsort auf dem Campus? Die Bänke vor der B-Mensa.“

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar

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„MEIN HINTERGRUNDWISSEN

HILFT MIR BEIM VERSTÄNDNIS

TECHNISCHER DETAILS UND

FACHBEGRIFFE!“

„WO ICH SPÄTER AM

LIEBSTEN ARBEITEN

WÜRDE? BEI

MICROSOFT.“

„IN MEINEN AUGEN

IST DER STUDIENGANG

EIN PARADEBEISPIEL

FÜR ANGEWANDTE

WISSENSCHAFTEN!“

„NEBEN DEM STUDIUM

ENGAGIERE ICH MICH IN DER

CAMPUS-IMKEREI!“

STUDENTEN-PORTRAITS

STUDENTEN-PORTRAITS

Lars, 27

studiert im 4. Semester Energiewissenschaften (B.Eng.) an der

Hochschule Flensburg.

„Moin, ich bin Lars und habe vor meinem Studium eine Ausbildung

zum Elektroniker für Betriebstechnik abgeschlossen. Nach der

Schule wollte ich auf keinen Fall weiter die Schulbank drücken. Erst

durch die Ausbildung habe ich die Motivation entwickelt, noch zu

studieren. Und jetzt macht’s mir riesigen Spaß! Die Mischung in unserem

Studiengang ist fantastisch. In den ersten Semestern stehen

mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer auf dem Stundenplan

sowie Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften. Hinzu kommen

Fächer wie Projektmanagement und Englisch. Nach dem dritten

Semester muss man sich entscheiden zwischen EUM Energie- und

Umweltmanagement, RET Regenerative Energietechnik oder EES

Elektrische Energiesystemtechnik. Ich habe Letzteres gewählt.

Mein Tipp an Schüler, die Interesse an dem Studium haben: Es ist

nicht verkehrt, vor dem Studium eine berufliche Ausbildung abzuschließen.

Mein Hintergrundwissen hilft mir beim Verständnis der

technischen Details und Fachbegriffe!”

Taulant, 24

studiert im 6. Semester Wirtschaftsinformatik (B.Sc.) an der Hochschule

Flensburg

„Hallo, ich heiße Taulant, komme aus Leck und kann den Studiengang

Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Flensburg jedem

empfehlen, der sich für eine Tätigkeit im IT-Bereich interessiert!

Die Struktur des Studiums erlaubt, dass wir uns thematisch entfalten

können, und mit Professor Petersen haben wir einen ständig

ansprechbaren Dozenten, der eine beeindruckende Kompetenz

besitzt. Eine besonders interessante Veranstaltung war der Kurs

‚Softwareprodukte’.

Gemeinsam mit zwei Kommilitonen habe ich eine App entwickelt,

die eine Cocktailanlage ansteuert. Von der Programmierung des

Quellcodes bis zur Konstruktion der Hardware haben wir alles selbst

gemacht. Am Ende konnte das System die Bestellung für einen

Mojito, eine Bloody Mary oder einen Long Island Ice-Tea aufnehmen

und insgesamt 20 Cocktails unter exakter Berücksichtigung

aller Mengenangaben selbständig mixen. Softwareentwicklung ist

derart faszinierend, dass ich mich nun weiterführend mit dem Thema

‚K.I’, also künstlicher Intelligenz, beschäftigen möchte. Wo ich

später am liebsten arbeiten würde? Bei Microsoft.“

Lukas, 21

studiert im 6. Semester Medieninformatik (B.Sc.) an der Hochschule

Flensburg.

„Ich bin Lukas, studiere im sechsten Semester Medieninformatik

und habe den Wunsch, später mal als 3-D-Artist zu arbeiten. In

der Medieninformatik der Hochschule Flensburg habe ich die Möglichkeit,

mich in unterschiedlichen Bereichen weiterzubilden, zum

Beispiel in den Bereichen Spieleentwicklung, Sounddesign, Grafik

oder Film. Zu meinem Schwerpunkt habe ich Film bestimmt.

Im Fachbereich verfügen wir über eine sehr gute Ausstattung. Wir

haben regelmäßig Zugang zu hochwertigem Equipment, so dass

wir eigene Filmprojekte nah an der Realität entwickeln können.

Veranstaltungen, die mir nachhaltig in Erinnerung bleiben werden,

sind ‚Grundlagen der Gestaltung’ und ‚Audioproduktion’. Weniger

Theorie, mehr Praxis! In meinen Augen ist der Studiengang ein

Paradebeispiel für Angewandte Wissenschaften!“

Thomas, 33

aus Tauer bei Cottbus, studiert im 7. Semester Umweltingenieurwesen

und -management (UIM) an der TH Lübeck.

„Hallo, ich bin Thomas. An der Fachhochschule Lausitz habe ich

Chemieingenieurwesen studiert, ehe ich feststellte, dass mich

die Chemie nicht dauerhaft motivieren würde. Anschließend war

ich eine Zeit lang bei der Firma Pelikan in Hannover beschäftigt

und bin 2016 an die Technische Hochschule Lübeck gewechselt.

Dort habe ich mit „UIM“ den perfekten Studiengang gefunden:

Die Mischung aus Naturwissenschaften, Technik und Management

passt zu mir. Das gilt gleichermaßen für den hohen Praxisbezug,

die Nähe zu den Professoren sowie die kleinen Seminargruppen.

Auch privat versuche ich, mich umweltbewusst zu verhalten. Ich

ernähre mich ökologisch bewusst, esse beispielsweise Fleisch und

Gemüse ausschließlich aus unserer landwirtschaftlichen Familienproduktion.

Außerdem nutze ich überwiegend öffentliche Verkehrsmittel.

Neben dem Studium engagiere ich mich in der Campus-Imkerei,

die wir seit 2018 betreiben. Das macht mir großen Spaß und

ist ein gutes Beispiel für praxisorientiertes Studieren. Momentan

bewerbe ich mich bei einem großen Einzelhandelsunternehmen.

Mein Ziel ist die Arbeit als Umweltingenieur im Bereich ‚Corporate

Social Responsibility’ (CSR) oder in der Umwelttechnik eines Unternehmens.“

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar

Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar

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„BESONDERS GUT GEFÄLLT

MIR DER SEHR PERSÖNLICHE

UMGANG. ALLE DUZEN

SICH, UND MAN LERNT HIER

SO VIELE KREATIVE KÖPFE

KENNEN, MIT DENEN MAN

ZUSAMMENARBEITEN DARF.“

„IN UNSEREM BERUF

SOLLTE MAN OFFEN

SEIN UND SICH

TRAUEN, NEUE DINGE

AUSZUPROBIEREN.“

„MEINE ERWARTUNGEN AN

DAS STUDIUM WURDEN

NICHT NUR ERFÜLLT,

SONDERN ÜBERTROFFEN.“

„OBWOHL ICH ERST IM

ERSTEN SEMESTER BIN, HABE

ICH SCHON UNGLAUBLICH

VIEL GELERNT. AUCH ÜBER

MICH SELBST.“

STUDENTEN-PORTRAITS

Tim, 24

aus Stade, im 4. Semester seiner Ausbildung zum Kommunikationsdesigner

an der „htk academy“ in Hamburg.

„Das Fotografieren ist meine große Leidenschaft. Schon als Kind

besaß ich eine dieser Kinderkameras. Zunächst hatte ich den Plan,

nach meinem Schulabschluss an eine Kunstschule zu gehen. Als ich

mich im Internet informierte, fand ich viele positive Kommentare

über die htk academy. Also meldete ich mich zu einem Informationsabend

an und schaute mir die Schule persönlich an. Besonders

gut gefällt mir der sehr persönliche Umgang. Alle duzen sich, und

man lernt hier so viele kreative Köpfe kennen, mit denen man zusammenarbeiten

darf. Das stärkt das Selbstbewusstsein ungemein.

Ein weiterer Vorteil ist, dass ab dem vierten Semester verschiedene

Wahlmodule angeboten werden. Ich habe mich neben dem

‚Corporate Design‘ auch für ‚Game Design‘ entschieden – was nach

dem Fotografieren meine zweite Leidenschaft ist. Schon vor dem

Ausbildungsbeginn habe ich zu Hause Spiele programmiert. Jetzt

mache ich meine Leidenschaft zum Beruf.“

Text Katharina Grzeca | Foto Pia Pritzel

Michelle, 20

aus Hamburg, im 4. Semester ihrer Ausbildung zur Kommunikationsdesignerin

an der „htk academy“ in Hamburg.

„Ich bin gerne kreativ. Mir gefällt es zu malen, zu fotografieren und

Dinge zu gestalten. Kunst war mein Profilfach und die Sommerferien

vor dem Abschluss habe ich dazu genutzt, mich über mögliche

Schulen zu informieren, an denen ich meine Interessen entfalten

kann. An drei Schulen wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch

eingeladen, entschieden habe ich mich für die htk. Die Atmosphäre

hat mir von der ersten Sekunde an gefallen, genau wie die Arbeiten

der Schüler, die an den Flurwänden der academy hängen. So etwas

wollte ich auch können. Beim Vorstellungsgespräch konnte ich

schließlich mit meinen mitgebrachten Arbeiten überzeugen und

bekam direkt im Anschluss an das Gespräch die Zusage für den

Ausbildungsplatz.

Kommunikationsdesigner sind in vielen verschiedenen Bereichen

tätig. Deswegen ist unsere Ausbildung auch sehr facettenreich.

Nach den ersten drei Grundlagensemestern können wir Wahlmodule

frei nach unseren Interessen wählen. Ich habe mich im vierten

Semester für ‚Typografie‘ und ‚Corporate Design‘ entschieden. Im

fünften Semester werde ich mir dann andere Bereiche anschauen.

In unserem Beruf sollte man offen sein und sich trauen, neue Dinge

auszuprobieren. Unsere Dozenten motivieren uns, um die Ecke

zu denken. Damit kann man viel erreichen.“

Text Katharina Grzeca | Foto Pia Pritzel

Isabelle, 28

aus Mainz, ist im 3. Semester ihres Studiums Psychologie (B.Sc.)

an der MSH Medical School Hamburg.

„Psychologie hat mich schon immer gereizt. Menschliches Verhalten

verstehen und erklären – das wollte ich lernen. Leider fehlte

mir der passende NC. Als Alternative fiel meine Wahl auf Zahnmedizin,

was sich aber als Fehler entpuppte, denn wohl fühlte ich mich

in diesem Fachbereich nicht. Ich beschloss, meinen ursprünglichen

Plan weiter zu verfolgen und fand das Angebot eines NC-freien Psychologiestudiums

an der MSH Medical School Hamburg. Nachdem

ich den Offenen Campustag besuchte und mich mit Professoren

und Studierenden aus höheren Semestern austauschte, stand meine

Entscheidung fest: Ich gehe nach Hamburg. An der MSH zählt

nämlich nicht der NC, sondern Talent und Motivation – und beides

habe ich! Meine Erwartungen an das Studium wurden nicht nur

erfüllt, sondern übertroffen. Die Lehrenden sind sehr engagiert und

stehen uns auch außerhalb der Lehrveranstaltungen helfend zur

Seite. Wir haben ein sehr engagiertes Veranstaltungskomitee und

zahlreiche Sport- und Freizeitangebote. Auch der Zusammenhalt

unter den Studierenden ist groß. Meinen Master werde ich ebenfalls

an der MSH absolvieren.“

Text Katharina Grzeca | Foto Laura Hasl

Jonas, 26

aus Hamburg-Harburg, ist im 1. Semester seines Studiums Soziale

Arbeit (B.A.) an der MSH Medical School Hamburg.

„Mein Interesse, mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen,

ihre Probleme zu lösen, erkannte ich während des Zivildienstes

im Montessori-Kinderhaus in Buchholz in der Nordheide. Anschließend

absolvierte ich zuerst eine Ausbildung zum Gesundheits- und

Krankenpfleger, arbeitete nach der Ausbildung für längere Zeit im

Bereich der Neurologie und neurologischen Reha und bildete mich

anschließend zum Pflegeberater weiter. Um mein Wissen in diesem

Gebiet zu erweitern, methodisches Know-how zu erlernen, vor allem

aber um meine Arbeit auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu

stützen, entschied ich mich, noch einmal zu studieren. Im Studiengang

Soziale Arbeit beschäftigen wir uns mit sozialen Problemen

wie Armut, Exklusion, Diskriminierung oder Kriminalität.

Wir lernen, Menschen professionell zu beraten, die in eine Notlage

geraten sind, und geben Hilfe zur Selbsthilfe. Obwohl ich erst im

ersten Semester bin, habe ich schon unglaublich viel gelernt. Auch

über mich selbst, zum Beispiel dadurch, dass ich lerne, Menschen

mit anderen Meinungen zu akzeptieren. Offenheit ist daher eine

wichtige Eigenschaft für alle, die sich für dieses Studium interessieren.

Wichtig sind außerdem Neugierde und der Mut, Dinge zu

hinterfragen.“

Text Katharina Grzeca | Foto Laura Hasl

STUDENTEN-PORTRAITS

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TEXT Elisabeth Witten

H

I

L

E

F

1. Der Eintritt ins Studium

Damit Studieninteressierte pünktlich zum

Wintersemester – dann beginnen nämlich

die meisten Studiengänge – mit dem Studium

beginnen können, sollten unbedingt die

Bewerbungsfristen eingehalten werden. Für

einen Studienplatz mit Zulassungsbeschränkung

kann man sich vom 15.04. bis zum

15.07. bewerben. Für zulassungsfreie Studiengänge

findet die Bewerbungsphase je nach

Uni von Mitte August bis Mitte Oktober statt.

An den meisten Unis bewirbt man sich über

ein Bewerbungsportal. Zu einer Bewerbung

gehören auf jeden Fall das Antragsformular

und der Nachweis der Hochschulreife. Je

nach Studiengang oder Universität kann der

Umfang der Bewerbung aber variieren.

Sobald die Zusage der Hochschule gekommen

ist, können die zukünftigen Studierenden sich

immatrikulieren, also einschreiben. Meist

muss man dies persönlich tun. Das Zulassungsschreiben

sollte dabei genau durchgelesen

werden, um keine wichtigen Dokumente

zu vergessen.

2. Hilfe, mein Kontostand! Wie

beantrage ich BAföG?

BAföG zu beantragen, ist oft eine Wissenschaft

für sich. Am besten wird ein Beratungstermin

mit dem BAföG-Amt oder einem

AStA-Mitglied vereinbart. Dort sind dann

auch die Antragsformulare für die Studierenden

verfügbar. Eine weitere Möglichkeit ist

der Online-Antrag. Viele Studentenwerke bieten

bereits ein Online-Portal mit praktischen

Hilfestellungen beim Ausfüllen an. Sollte man

kein BAföG erhalten, kommen vielleicht Stipendien

oder Förderkredite infrage.

3. Was, wann, wo? Mit Überblick

zum Stundenplan

Um einen Stundenplan zu erstellen, muss

zunächst klar sein, welche Kurse überhaupt

belegt werden müssen. Eine Übersicht steht

im sogenannten Studienverlaufsplan, der sich

in der Studienordnung befindet. Der Plan listet

auf, welche Seminare und Vorlesungen für

die jeweiligen Semester vorgesehen sind. Für

einen Bachelorabschluss sind in der Regel 180

Credit Points nötig. Pro Semester sollte man

also etwa 30 Credit Points erreichen. Auf der

Website der jeweiligen Hochschule stehen die

passenden Kurse und Vorlesungen, die dann

zu einem Stundenplan zusammengestellt werden

können.

Wichtig ist, sich in der Anmeldephase für

die jeweiligen Kurse auch einzutragen. Dabei

sollte man aber schnell sein. Da viele Kurse

schnell voll sind, ist eine rasche Entscheidung

ratsam.

4. Ein Semester – was ist das

eigentlich?

Ein Semester dauert immer sechs Monate und

lässt sich in drei Teile gliedern: die Anmeldephase,

die Vorlesungszeit und die Prüfungsphase.

Während der Anmeldephase trägt

man sich für seine Seminare und Vorlesungen

ein, dies geschieht meist über das jeweilige

Hochschulportal. In der Vorlesungszeit finden

diese dann statt. Am Ende eines jeden Semesters

steht schließlich die Prüfungsphase an,

in der man seine Klausuren und Hausarbeiten

schreibt.

5. Mitarbeiter des Monats – Wie

bekomme ich einen Job?

Ein Job bringt nicht nur Geld, sondern auch

jede Menge wichtige praktische Erfahrungen.

Geeignete Jobs kann man in der Jobbörse der

Universität oder am schwarzen Brett in der

Mensa finden. Auch auf der Internetseite des

Arbeitsamts kann man gezielt nach Werkstudentenjobs

in der Region suchen.

6. Oase der Ruhe oder

Partyzentrale: Wie finde ich eine

Wohnung?

Gerade zu Semesterbeginn ist die Wohnungssuche

eine wahre Herausforderung. Anstatt

sich eine eigene Wohnung zu suchen, kann

man sich auch beim Studentenwerk auf einen

Platz in einem Wohnheim bewerben. Eine

andere Möglichkeit ist das sogenannte Wohnen

für Hilfe, das heißt man lebt mit einer

älteren Person oder einer Familie zusammen

und bezahlt seine Miete durch vereinbarte

Hausarbeiten. Wer schnell den Kontakt zu

anderen Studenten sucht, für den ist wohl

eine Wohngemeinschaft genau das Richtige.

Angebote sind in der Regel auf den gängigen

Internetportalen oder am schwarzen Brett zu

finden.

7. Neue Stadt, neue Freunde:

Wie knüpfe ich neue Kontakte?

Viele ziehen für ihr Studium von zuhause

weg– neue Freunde zu finden ist da manchmal

gar nicht so leicht. Besonders die Veranstaltungen

für Erstsemester eignen sich,

um schnell mit anderen in Kontakt zu treten.

Man erhält nicht nur organisatorische Infos,

sondern es finden, ebenfalls Kneipentouren

und Campus-Rallyes statt. Auch die Freizeitund

Sportangebote der Universität eignen

sich hervorragend, neue Leute kennenzulernen,

die meisten Erstsemester sind neu in der

Stadt und suchen Freunde.

8. Lost on Campus? Tipps zur

Orientierung

Ein Uni-Campus kann auf den ersten Blick

sehr unübersichtlich wirken. Deshalb sollte

man unbedingt an den Campus- und Bibliotheksführungen

teilnehmen. Neben wichtigen

Infos über die Uni erfahren Erstsemester dort

oft wertvolle Insider-Tipps rund ums Campusleben.

In den Wochen vor Semesterstart finden sogenannte

Orientierungswochen statt. Man wird

nicht nur inhaltlich auf das Studium vorbereitet,

sondern kann sich auch über Abläufe

an der Universität informieren und sich mit

Kommilitonen austauschen.

HOW TO ERSTSEMESTER

So gelingt der Studienbeginn

Besonders in der Anfangszeit haben es Erstsemester an einer Uni nicht gerade

leicht. Eine unbekannte Umgebung, neue Menschen und ungewohnte Abläufe

können da schnell verunsichern. Um Uni-Neulingen diese Zeit zu erleichtern, haben

wir die wichtigsten Fragen für einen reibungslosen Studienbeginn beantwortet

– und eine Übersicht mit zentralen Begriffen aus dem Uni-Alltag erstellt.

GLOSSAR

Akademisches Viertel – steht hinter einer

Veranstaltung die lateinische Kürzung c.t.

(cum tempore – mit Zeit) bedeutet das, dass

sie eine viertel Stunde später anfängt. 8 Uhr

c.t. – 8:15 Uhr

Achtung! Steht dahinter ein s.t. (sine tempore

– ohne Zeit) beginnt die Veranstaltung

wie angegeben.

AStA – Allgemeiner Studierendenausschuss

(vertritt die Interessen der Studierenden)

Credit Points – Leistungspunkte im Studium

Fachschaft – Studentenvertretung für den

jeweiligen Studiengang

Kommilitonen – so werden die Mitstudenten

genannt

Kolloquium – fachliche Gesprächsrunde ohne

feste Formalien

Matrikelnummer – die Identifikationsnummer

im Studentenverzeichnis. Diese Nummer

sollte man sich unbedingt merken, da sie oft

angegeben werden muss. Für Vergessliche: sie

steht auch auf dem Studentenausweis.

SWS – Semesterwochenstunden, eine SWS

dauert in der Regel 45 Minuten, für die meisten

Seminare sind deshalb 2 SWS angegeben

Immatrikulation – die Anmeldung an einer

Hochschule

Exmatrikulation – die Abmeldung von einer

Hochschule

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69



ERLEBEN

RAUS AUS DEM CAMPUS!

IMPRESSUM

ME2BE CAMPUS SPECIAL ist ein Produkt der

ME2BE GmbH

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Textredaktion

Lutz Timm, Christian Dorbandt, Katharina

Grzeca, Joachim Kläschen, Lina Kerzmann, Marc

Asmuß, Elisabeth Witten, Jana Limbers, Berta-

Luisa Dette

Lektorat

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Onlineredaktion

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Art Direction

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Dette, Christian Brandes, Maxim Schulz,

Florian Kolmer, Matthias Pilch, TH Lübeck,

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Alexander Probst, Salvatore Ferragamo Julien

Boudet, Kassian Müll, SWISS ARMY MAN Verleih:

capelight pictures, Adrian Deweerdt, Toyah

Diebel, Christin Hume, Kai Westensee, Andrea

Hansen / 20th Century Fox, Jana Walther,

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Maxim Schulz, Florian Kolmer, Sebastian Weimar,

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Ab in die Wildnis –

rein ins Ungewisse

Kassians Abenteuer in

Afrika

.... Seite 72

Virtual Reality

Eine neue Welt? .... Seite 80

Abgehört

Podcast-Tipps .... Seite 81

Angelesen

Buch-Tipps .... Seite 81

Alle Informationen zu Deinem dualen Studium

findest Du unter: www.hs21.de

Die Schönheit im Hässlichen

SWISS ARMY MAN – Eine Filmkritik .... Seite 79

Tolle Wolle

Neue Nachhaltigkeitskonzepte bringen überraschende Innovationen

in die Modebranche .... Seite 82



Ab in die Wildnis –

rein ins Ungewisse

Kassians Abenteuer in Afrika

Text Katharina Grzeca

Fotos Kassian Müll

Als Kassian im vergangenen Jahr auf dem Flughafen von Durban

angekommen war, hatte seine Reise eigentlich gerade erst begonnen.

Hier, 9.497 Kilometer von seiner Heimat Hamburg entfernt, fing

sein neues Leben an. Vor ihm lag die Erfüllung seines Traums – die

einjährige Ausbildung zum Field Guide in der südafrikanischen

Wildnis. Hinter ihm lag sein altes Leben, das ihn – durch alle

Höhen und Tiefen hindurch – genau an diesen Ort führte.

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Schon als Kind war Kassian von der Tierwelt

fasziniert. Am liebsten spielte er mit Tierfiguren,

hörte und las Geschichten aus dem Reich

der Tiere, verfolgte die Abenteuer des Meeresforschers

Jacques Cousteau und schaute

Dokumentationen von David Attenborough.

Alles, was mit Tieren und ihrem Lebensraum

zu tun hatte, weckte sein Interesse. Diese

Faszination blieb zwar bestehen, aber die

Prioritären änderten sich mit den Jahren.

Feiern, Frauen und Rumhängen mit Freunden

wurden für den jungen Hamburger spannender

als die Flora und Fauna fremder Länder.

Er habe in seiner Jugend viele Dummheiten

gemacht, wie er rückblickend sagt, und geriet,

wie man so sagt, auf die schiefe Bahn. Als

dann sein Stiefbruder starb, da war Kassian

16 Jahre alt, fiel er in ein tiefes Loch. In dieser

für ihn schweren Zeit kam ihm das erste

Mal der Gedanke, nach Afrika zu gehen. Dort

könnte er zeitweilig alles hinter sich lassen

und etwas tun, was ihm wirklich wichtig wäre:

mit Tieren zu arbeiten und sie in ihrem natürlichen

Lebensraum zu erkunden. Doch es kam

anders. Statt in die Savanne Afrikas schickten

seine Eltern Kassian auf ein Internat in

Nordwales; dort sollte er sein Abitur machen.

Diese Zeit habe er wie die Pest gehasst, sagt

Kassian heute. Drei Jahre lang war er umgeben

von Kindern reicher Eltern, denen nichts

wichtiger gewesen sei als Status und Geld.

Kassian wurde bewusst, dass ihm solche Dinge

nichts bedeuten. Zwei gute Dinge nahm Kassian

aus dieser Zeit jedoch mit: er beendete

die Schule und konnte nach seinem Aufenthalt

im Internat fließend Englisch.

Entscheidung zwischen

Herz und Verstand

Mit dem Abi in der Tasche kehrte Kassian

zurück nach Hamburg. Afrika kam ihm zwar

wieder in den Sinn. Aber nun, älter und mehr

auf seine Zukunft bedacht, entschied er sich

zunächst für eine Ausbildung zum Automobilkaufmann.

Das war, weiß Kassian heute,

ein Fehler, eine reine Vernunftsentscheidung.

Obwohl sein Herz etwas anderes wollte, sagte

ihm der Kopf, dass eine kaufmännische Ausbildung

eine gesicherte Zukunft bedeute. Bald

merkte er jedoch, wie unglücklich ihn diese

Arbeit machte. Fünf Tage die Woche in das

gleiche Büro zu gehen, 40 Stunden die Woche

die gleiche Arbeit zu tun, so ein Leben konnte

er sich nicht vorstellen. Seinem Herzen folgend

beschloss er, nach dem Abschluss der

Ausbildung zum Automobilkaufmann einen

beruflichen Neustart als Field Guide in Südafrika

zu wagen.

Die einjährige Ausbildung ist nicht günstig.

Zu bezahlen sind die Kursgebühren, Kost

und Logis, die Transferkosten zwischen den

Camps, Unterrichtmaterial sowie die Gebühren

für die Anmeldung zur Abschlussprüfung

und Ausstellung des offiziellen Zertifikats.

Hinzu kommen die Kosten für den Hin- und

Rückflug, Visagebühren, Reiseversicherung

und ein Taschengeld für private Ausgaben.

Viel Geld für jemanden, der gerade seine Ausbildung

beendet hat. „Es hat lange gedauert,

bis ich den Mut und die Mittel dafür

aufbrachte, meinen Traum zu verwirklichen.

Schon als Kind hatte ich das Verlangen, diese

Welt kennenzulernen und das Gefühl, dort

hinzugehören, wurde immer stärker. Also fing

ich an, für den Kurs zu sparen, arbeitete mehr

und bekam sogar finanzielle Unterstützung

von meiner Familie“, berichtet Kassian.

Neues Land – neue Regeln

Da stand er nun an der Strandpromenade von

Durban, blickte in den Nachthimmel über

dem Indischen Ozean. „Plötzlich hielt mir

ein Mann ein Messer an die Kehle und suchte

meine Taschen ab. Das Geld, das ich kurz zuvor

abgehoben hatte, meine Zigaretten und ein

Taschenmesser nahm er mit. Ich hatte Glück,

dass er mein Telefon nicht stahl. Meinen Pass

und weiteres Bargeld, welches ich unter meiner

Kleidung trug, hatte er übersehen“, erzählt

Kassian. Kriminalität ist ein großes Thema in

Südafrika. Vor allem in den Großstädten Kapstadt,

Johannisburg und Durban, wo die Kluft

zwischen Armut und Reichtum besonders

groß ist. Reisenden wird deswegen geraten,

besonders achtsam zu sein. Als Fremder sollte

man bestimmte Gegenden unbedingt meiden,

vor allem bei Nacht. Diese wichtige Lektion

lernte der junge Hamburger nur vier Stunden

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Die Waffe dient zum Schutz der

Gäste und der Field-Guides bei

den Wanderungen im Busch.

nach seiner Ankunft in Südafrika. „Ich hätte

mich vorher besser erkundigen müssen, wo

mein Hotel liegt. Abgeschreckt hat mich dieses

Ereignis allerdings nicht, aber mir wurde

deutlich, dass hier andere Regeln gelten.

Zurück im Hotel rief ich meine Mutter in Hamburg

an und berichtete ihr von dem Überfall.

Am Ende mussten wir sogar ein wenig lachen:

Wenn meine Reise so angefangen hatte, dann

konnte sie ja nur besser werden!“ Am nächsten

Tag fuhr Kassian in das erste Camp, wo

seine Field-Guide-Ausbildung begann.

Leben unter wilden Tieren

„Du wachst auf und entdeckst auf dem Weg

zum Frühstück lauter Tierspuren im Sand.

Beim Mittagessen siehst du Giraffen hinter

dem Camp vorüberziehen, oder es steht gleich

eine ganze Herde Gnus vor deinem Zelt“,

erzählt Kassian begeistert. Kein Zaun trennt

die Camps und seine Bewohner von der Wildnis

und ihren Bewohnern. Die Schlafzelte der

Kursteilnehmer, die sie sich zu zweit teilen,

Gemeinschaftshäuser, Küche und Bad befinden

sich alle in der freien Natur. Die angehenden

Field Guides leben und lernen inmitten der

reichen Tier- und Pflanzenwelt Südafrikas. Das

Leben im Busch erfordert aber auch gewisse

Vorsichtsmaßnahmen. „Das erste, was man vor

dem Zubettgehen machen sollte, ist, seinen

Schlafsack auszuschütteln“, so Kassian, „eine

Schlange könnte sich darin verstecken. Auch

die Schuhe sollte man vor dem Anziehen auf

unerwünschte Besucher untersuchen.“ Gewöhnungsbedürftig

sind auch die eingeschränkte

Verfügbarkeit von Strom, der wird nur bei

Bedarf durch einen Generator erzeugt, die feste

Duschzeit – die sogenannte „shower-hour“

sowie der sehr schlechte bis kaum vorhandene

Handyempfang. Die Annehmlichkeiten unseres

modernen Lebens tauschen die Kursteilnehmer

gegen das unmittelbare Naturabenteuer und

entdecken, fernab von jeder Zivilisation, von

Verkehrslärm und ständigem Klingeln, Piepen

oder Summen des Telefons eine neue Welt.

„Bereits nach kurzer Zeit in der freien Natur

wird das Gehör feiner, und man nimmt die einzigartige

Vielfalt der Stimmen und Geräusche

wahr. Auch die anderen Sinne passen sich der

neuen Umgebung an. Plötzlich scheint es, als

sei man mit der Natur und der Landschaft verbunden,

sei gar ein Teil von ihr. Das ist ein

unglaubliches Gefühl“, so Kassian.

Schlangenkunde auf

dem Stundenplan

Eine Schwarze Mamba wird bis zu vier Meter

lang, ist 20 km/h schnell, sehr nervös und

beißt schnell zu, wenn sie sich bedroht fühlt.

Ohne Gegengift führt der Biss der größten

Giftschlange Afrikas unweigerlich zum Tod.

Durch das überwiegend trockene und warme

Klima ist Südafrika geradezu ein Paradies für

Schlangen. Die meisten sind ungiftig und

damit harmlos, außerdem bevorzugen sie von

Menschen unbewohnte Plätze. Doch wenn

Mensch auf Mamba, Kap-Kobra, Puffotter oder

ein anderes giftiges Reptil oder Spinnentier

trifft, kann eine falsche Bewegung lebensgefährliche

Folgen haben. „Als Field Guide

ist es meine Aufgabe, die Safari-Gäste durch

dieses wunderschöne Land zu führen. Sie sollen

ihren Aufenthalt in der Wildnis genießen,

ohne ihre Gesundheit oder das Wohl der Tiere

zu gefährden. Dafür muss ich wissen, welche

Gefahr von einer Schlange, Spinne oder einem

Skorpion ausgeht, wo die Tiere zu finden sind,

wie man ihre Spuren erkennt und sich ihnen

gegenüber richtig verhält“, berichtet Kassian.

Während der einjährigen Ausbildung studieren

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sehen

SEHEN

die angehenden Field Guides das Verhalten

der verschiedenen Säugetiere, Reptilien und

Vögel und lernen, sich ihnen angemessen

zu nähern. Sie erkunden das Ökosystem, lernen

die unterschiedlichen Pflanzenarten zu

bestimmen und beschäftigen sich mit Themen

wie Geologie, Meteorologie, Astronomie, Navigation

und Orientierung. Sie bekommen aber

auch ein spezielles Training für den Umgang

mit giftigen Schlangen wie der Schwarzen

Mamba, einen intensiven Erste-Hilfe-Kurs,

der auf die besonderen Umstände im afrikanischen

Busch ausgerichtet ist, und lernen,

ein Gewehr sicher zu handhaben. „Auf täglichen

Exkursionen in den Busch wurde uns die

Tier- und Pflanzenwelt Afrikas nähergebracht.

Wir sind mit dem Wagen gefahren, zu Fuß

gelaufen und haben sogar zwei Mal außerhalb

des Camps in der Wildnis übernachtet.

Die Kenntnisse, die man in dieser Ausbildung

erwirbt, sind enorm und schon nach kurzer

Zeit erlangt man ein tiefes Verständnis für die

Themen Natur- und Artenschutz“, erzählt der

28-Jährige.

Ein weiterer wichtiger Teil der Ausbildung

zum Field Guide ist die richtige Betreuung der

Safari-Gäste. Auf einer Tour durch den Busch

sind sie nicht nur Fremdenführer, sie versorgen

die Gäste auch mit Snacks und Erfrischungen

in den Pausen, zeigen ihnen die besten

Plätze für schöne Urlaubsfotos, beantworten

ihre Fragen und haben dafür Sorge zu tragen,

dass die Afrikabesucher den Lebensraum

der einheimischen Tiere und Pflanzen nicht

Mitten in der Natur: Das Camp

der angehenden Field-Guides.

beeinträchtigen oder gar zerstören. „Gerade

die sogenannten „Big Five“ – Nashörner, Elefanten,

Löwen, Büffel und Leoparden – gehören

zu den besonders begehrten Fotomotiven

für Urlauber. Sie sind aber nur ein kleiner Teil

der südafrikanischen Artenvielfalt. Es lohnt

sich, genauer hinzuschauen und auch die

unscheinbaren Dinge zu erkunden“, weiß Kassian

aus eigener Erfahrung.

In regelmäßigen Abständen werden das

erworbene Wissen und Können der Guides

in schriftlichen und praktischen Prüfungen

abgefragt. Um Praxiserfahrung zu sammeln,

arbeiten sie im zweiten Halbjahr der Ausbildung

in einer Lodge oder einem Naturpark mit

und erhalten nach Bestehen aller Module das

offizielle Zertifikat für die erfolgreich absolvierte

Field-Guide-Ausbildung.

Was die Zukunft bringt

Wie es für Kassian nach der Ausbildung weitergeht,

weiß er noch nicht genau: „In Südafrika

zu bleiben und weiter mit Tieren zu

arbeiten, das wäre ein Traum. Leider ist es

nicht so leicht, als Ausländer eine Arbeitserlaubnis

zu erhalten. Sollte ich dennoch in

Südafrika arbeiten dürfen, würde ich meine

Erfahrungen aus der Field-Guide-Ausbildung

nutzen, um mich mehr für den Schutz von

bedrohten Tieren und den Erhalt der Natur

einzusetzen. Viele Tiere sind durch Wilderei

vom Aussterben bedroht oder ihr Lebensraum

wird von Menschen zerstört. Das möchte ich,

im Rahmen meiner Möglichkeiten, ändern.“

Zu tun gäbe es mitnichten eine ganze Menge:

Laut WWF werden jedes Jahr etwa 20.000

Elefanten getötet. Heute leben in ganz Afrika

noch maximal 400.000 Elefanten. Um 1900

waren es noch um die 10 Millionen. Wilderer

töten die Tiere hauptsächlich wegen ihrer

Stoßzähne aus Elfenbein. Besonders in Asien

gelten die daraus gefertigten Figuren oder

Schnitzereien als Statussymbol und werden

teuer gehandelt. Auch die illegale Jagd auf

Nashörner hat stark zugenommen. Zu Pulver

zerriebenes Nashorn gilt in vielen asiatischen

Ländern als Heilmittel gegen Krankheiten

wie Krebs oder wird als Partydroge oder

Aphrodisiakum eingenommen. Dabei hat die

Einnahme des Pulvers keinerlei Wirkung. Das

Horn besteht aus Keratin, dem gleichen Material,

aus dem auch unsere Nägel bestehen.

„Ich würde gerne an Projekten mitarbeiten,

die diese Tiere schützen. Ein wichtiger Faktor

für erfolgreichen Natur- und Tierschutz ist die

Einbeziehung der lokalen Bevölkerung. Auch

sie müssen von den Maßnahmen profitieren

oder Zugang zu nachhaltigeren Einkommensquellen

erhalten. Wenn in naher Zukunft die

großen Wildtiere ausgerottet sind, und das

wird passieren, wenn das Töten in diesem

Tempo weitergeht, dann hat das nicht nur

katastrophale Folgen für das Ökosystem. Ohne

die Tiere bleiben auch die Safaritouristen

weg, das hätte erhebliche ökonomische Nachteile

für die betroffenen Regionen“, berichtet

Kassian.

Obwohl Kassian noch nicht genau weiß, wo

er nach seiner Ausbildung arbeiten wird oder

in welches Land es ihn verschlägt, Sorgen

macht er sich jedenfalls nicht: „Solange ich

in der Natur arbeite und von Tieren umgeben

bin, bin ich glücklich. Viel mehr brauche ich

nicht.“

Die Schönheit im Hässlichen

SWISS ARMY MAN – Eine Filmkritik

Urteile nicht auf der Grundlage des ersten

Eindrucks. Das gilt insbesondere für

den Trailer des Films Swiss Army Man von

Daniel Kwan und Daniel Scheinert. Der

vulgäre Humor sowie die absurd anmutenden

Szenen sind Teil einer wundervoll

inszenierten Geschichte über Freundschaft,

Liebe und Angst.

Harry Potter ist tot

Daniel Radcliffe ist vielen durch seine Rolle

als Zauberschüler Harry Potter bekannt. Die

Popularität und Laufzeit der Harry-Potter-

Reihe machte ihn quasi zu einer ikonischen

Figur. Seither versucht sich Radcliffe mit Rollen

in Filmen wie KILL YOUR DARLINGS oder

den Horrorfilmen THE WOMAN IN BLACK und

HORNS vom Harry Potter-Image abzunabeln.

Höhepunkt dieser Neuorientierung ist jedoch

der Film SWISS ARMY MAN der beiden Regisseure

Daniel Kwan und Daniel Scheinert.

Daniel Radcliffe spielt darin eine Wasserleiche,

die scheinbar zum Leben erwacht und

über besondere Eigenschaften verfügt, durch

die es dem auf einer einsamen Insel gestrandeten

Hank (Paul Dano) gelingt, die Insel zu

verlassen. Wer nun denkt, eine Wasserleiche

zu verkörpern, bedürfe keiner schauspielerischen

Kunst, der irrt sich.

Eine fantastische Reise

Bereits die Eingangsszenen des Films verdeutlichen,

was die Zuschauenden in den knapp

90 Minuten erwartet: Allein auf der kleinen

Insel sieht Hank keinen anderen Ausweg als

den Freitod. Die Schlinge bereits um den Hals

erblickt er einen an den Strand gespülten Körper.

Bei der Untersuchung beginnt dieser leblos

wirkende Körper alsbald zu gluckern und

zu furzen. Die entweichenden Gase setzen so

viel Energie frei, dass Hank die Insel wie auf

einem Jet Ski verlassen kann.

Fortan fungiert Manny, wie Hank die Wasserleiche

tauft, als eine Art übernatürliches ‚Multifunktionswerkzeug‘.

Auf dem Weg zurück in

die Zivilisation rettet Manny Hank mehrmals

das Leben. Nach anfänglichem Lallen beginnt

Manny sogar einfache Sätze zu sprechen; an

sein früheres Leben kann sich der (Un-)Tote

jedoch nicht erinnern. Um dessen Gedächtnis

anzuregen, erklärt Hank ihm unter anderem

anhand von im Wald entsorgtem Müll, wie das

Leben in der heutigen Zivilisation abläuft.

Diese aufwendig gestalteten Sequenzen erinnern

an die wundervollen und fantastischen

Filme von Michel Gondry (SCIENCE OF SLEEP,

BE KIND REWIND).

Mit kindlicher Naivität und Direktheit problematisiert

Manny seinerseits fragwürdige Konventionen

Hanks: Warum dürfe man vor anderen

nicht pupsen, wenn es doch etwas ganz

Natürliches sei? Warum dürften Jungs keine

Kleider tragen?

Hank hingegen erklärt Manny, was Freundschaft

bedeutet, wie sich es anfühlt, verliebt

zu sein oder Angst zu haben.

Text Marc Asmuß

Fotos SWISS ARMY MAN

Verleih: capelight pictures

Achtung Spoiler-Warnung

Die Bildsprache in Swiss Army Man ist stark

überzeichnet und steht metaphorisch für den

inneren Gemütszustand des Protagonisten

Hank. Die Wasserleiche Manny stellt einen

Doppelgänger oder eine Art Spiegel des Protagonisten

dar. Erst die Gespräche mit Manny,

ermöglichen Hank nach dem Verlassen der

Insel eine Art Selbstfindung bzw. Selbstheilung.

Je näher die beiden der Zivilisation kommen

je mehr Gefahren sie überwinden, um

so sichtbarer wird der Bewusstseinswandel

Hanks. Hier folgt der Film dem Modell der

Heldenreise.

Swiss Army Man kommt allerdings nie mit

erhobenem Zeigefinger daher, sondern ist

amüsant, traurig und reflektiert zugleich.

Fazit

Swiss Army Man ist kein konventionell erzählter

Film, auf diese Prämisse müssen sich

Zuschauende einlassen. Aber hinter der Fassade

des scheinbar vulgären Humors verbirgt

sich eine mehrschichtige Gesellschaftskritik.

Der Film ist über capelight pictures als DVD &

Blu-ray sowie netflix und amazon prime verfügbar.

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erleben

ERLEBEN

hören

HÖREN

lesen

LESEN

Text Berta-Luisa Dette

Fotos Berta-Luisa Dette,

Adrian Deweerdt

Text Elisabeth Witten

Fotos Toyah Diebel,

Christin Hume

Virtual Reality Abgehört Angelesen

Eine neue Welt? Podcast-Tipps Buch-Tipps

Kaum zu glauben, aber wahr. Wir sind in

einem Zeitalter angekommen, das manche

Menschen früher Science-Fiction genannt

hätten. Wir leben nicht mehr nur in der

realen Welt, sondern sind ständig online

und tauchen von einem virtuellen Moment

in den nächsten. Den vorläufigen Höhepunkt

technologischer Entwicklung bildet

die „VR-Brille“. In dieser scheinbar futuristischen

Welt, die man durch das Aufsetzten

einer virtuellen Brille betritt, hat man

auf einmal die Möglichkeit, mit Haien zu

schwimmen, sich auf einer einsamen Insel

absetzen zu lassen oder mit einem Flughörnchen-Anzug

von einer Klippe zu springen

und über Täler zu fliegen. Dieses Erlebnis

erzeugt ein neuartiges Gefühl: Man

glaubt, kein Zuschauer mehr zu sein, sondern

zum Akteur seiner eigenen Geschichte

zu werden.

Welche Apps eignen

sich zum Ausprobieren

dieser neuen Welt?

- Alle Kostenlos -

Es gibt immer mehr Angebote, die „Virtual

Reality“ kennenzulernen. Am besten eignen

sich Apps. Man kann sich Apps herunterladen

und je nach Interesse die unterschiedlichsten

virtuellen Welten betreten. Voraussetzung ist

der Kauf einer Gear VR-Brille, dann schnallt

man sein Smartphone einfach in den Adapter

und lässt die App vor seinen Augen laufen.

RYOT VR – Professionelle Dokumentationen

als 360 Grad Video, die einen um die ganze

Welt führen und einen virtuellen Blick auf

Länder Menschen und Kulturen ermöglichen.

WITHIN – Eine Sammlung von Premium 360

Grad Videos wie Kurzfilme, Musik Videos,

Comedy und Dokumentationen produziert von

Vice, Saturday Night Live, U2 sowie der New

York Times und anderen.

YouTube 360 Videos – Auf YouTube gibt es

unter „360 Video“ bereits Hunderte kostenloser

Virtual Reality Filme.

Discovery VR – Viele 360 Grad Videos. Abenteuer

wie Mountain Biking, Surfen und Freebording

oder virtuelle Unterwasser-Erlebnisse

wie das Tauchen mit Haien.

Roller Coster VR – Die Möglichkeit, mit

einer verlassenen Achterbahn inmitten einer

tropischen Insel unterwegs zu sein. Nichts

für schwache Nerven, denn in der virtuellen

Realität kann eine Achterbahnfahrt ähnlich

intensiv erlebt werden wie im wirklichen

Leben.

Immersives Erleben?!

Ganz egal ob Achterbahnfahren oder auf einer

dokumentarischen Reise durchs Weltall zu

spazieren, VR ermöglicht einem, innerhalb

weniger Sekunden eine neue Welt zu betreten,

die vielleicht für immer verschlossen

geblieben wäre. In Verbindung mit VR, fällt

immer wieder der Fachbegriff „Immersives

Erleben“. Das Wort „immersiv“ kommt aus dem

Englischen und bedeutet übersetzt soviel wie

„eintauchen“ oder „Vertiefung“. In virtuellen

und fiktionalen Welten, beschreibt dieses

Wort den Effekt, den die Betrachter erleben.

Die Wahrnehmung konzentriert sich in diesem

Moment auf die fiktive Welt, und man taucht

sozusagen komplett in diese Scheinwelt ein.

Die virtuelle Realität kann dem Traum ähneln.

In dem Moment, wo man träumt, entsteht bisweilen

das Gefühl, dass Situationen mit allen

Sinnen wahrgenommen und erlebt werden,

sodass sich das Geträumte anfühlt, als wäre

es real.

VR – ein Fazit

Es ist absehbar, dass VR keine Randnotiz in

der Geschichte der technologischen Entwicklung

sein wird. Inwiefern das virtuelle Erlebnis

sich jedoch in den Alltag der großen Mehrheit

einfügt, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen

dafür, dass VR künftig eine größere

Rolle spielen wird, sind durchaus gegeben:

Die Technologie weckt die Neugierde und bietet

unterschiedliche Möglichkeiten, der realen

Welt für einen gewissen Zeitraum den Rücken

zuzukehren. Wer sich mittels der Technologie

in eine idyllische Umgebung versetzen lässt,

kann in der virtuellen Umgebung Entspannung

finden und Kraft tanken. Historische

Ereignisse können in der VR nachempfunden

werden, ebenso wie actionreiche Extremsituation

in Sport- oder Unterhaltungsformaten.

Ob die Ausflüge ins Digitale künftig mehr als

eine technische Spielerei sein werden, hängt

allerdings auch von der Weiterentwicklung der

Hard- und Software ab.

Gänsehaut für die Ohren und eine akustische

Lehrstunde ohne erhobenen Zeigefinger:

Die Empfehlungen der ME2BE-Redaktion

sind das beste Mittel gegen Langeweile

im Kopfhörer – spannend, geistreich und

mit der Extraportion Unterhaltung. Garantiert.

DIE ZEIT – Verbrechen

Sabine Rückert ist Gerichts- und Kriminalreporterin

und eine echte Expertin, wenn es

um den Kampf gegen das Verbrechen geht. In

ihrer Karriere sind ihr bereits unvorstellbare

Kriminalfälle untergekommen, sie saß in großen

Strafprozessen, hat sich mit der Gerichtsmedizin

beschäftigt und deckte zudem noch

zwei Justizirrtümer auf.

Zusammen mit ihrem ZEIT-Kollegen Andreas

Sentker stellt Sabine Rückert nun in dem Podcast

die spannendsten Fälle ihres Lebens vor

und hält damit ihre Zuhörer in Atem.

Toyah aber Billig

Toyah Diebel ist selbsternannte Content-Creatorin

und nutzt ihre Reichweite um wichtige

Themen wie Kinderfotos im Netz, Obdachlosigkeit

oder Politik anzusprechen und Sachverhalte

zu klären. Dazu holt sich die Berlinerin

regelmäßig Unterstützung von Experten,

wie etwa dem Cyberkriminologen Thomas

Gabriel Rüdiger.

Auf humorvolle Weise spricht Toyah Diebel

mit ihren Interviewpartnern über die unterschiedlichsten

Themen und nimmt dabei kein

Blatt vor den Mund.

Zum Gruseln und Mitfiebern: Geschichten

über phantastische Phänomene und beeindruckende

Wege.

Mein kleiner Horrortrip: Die kürzesten

Schockgeschichten aller Zeiten

71 Autoren und Illustratoren haben es sich

zur Aufgabe gemacht in 71 Mini-Prosatexten,

Bildern und Gedichten die Leser und

Leserinnen das Fürchten zu lehren. In nur 30

Sekunden Lesezeit messen sich Clowns, kriechende

Hände, schauselige Ratten und fiese

Kindermädchen darin, den Lesenden zu Tode

zu erschrecken. Die mal subtilen, mal lauten

Gruselgeschichten versprechen den Lesern

und Leserinnen einen kurzen Schock und

nachhaltiges Misstrauen gegenüber Sockenschubladen

und Katzen.

Wir brauchen Frauen, die sich trauen:

Mein ungewöhnlicher Weg bis in den Aufsichtsrat

eines DAX-Konzerns

Auf eine persönliche Art spricht Manuela

Rousseau über ihren Weg an die Spitze eines

DAX-Konzerns. Es war nämlich alles andere

als eine Bilderbuchkarriere: so verließ sie

bereits mit 14 Jahren die Schule und absolvierte

zunächst eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau.

Wie sie es dennoch zu einer

so außerordentlich erfolgreichen Karriere als

Aufsichtsrätin im Beiersdorf-Konzern, als Professorin

und Geschäftsfrau an der Hamburger

Hochschule für Musik und Theater geschafft

hat, verrät sie auf inspirierende Weise in

ihrem Buch, das besonders jungen Frauen Mut

machen möchte.

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81



Neue Nachhaltigkeitskonzepte bringen überraschende

Innovationen in die Modebranche

TOLLE

WOLLE

Die Bekleidungsindustrie zählt zu den

umweltschädlichsten Industrien. Rund 10 %

der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf

24

das Konto der Modebranche. Hinzu kommen

22 23

Wasserverschmutzung, giftige Chemikalien, ausbeuterische Arbeitsbedingungen

21

und Unmengen an Bekleidungsabfällen. Jede Sekunde wird ein Müllwagen

voller Textilien entsorgt! Ein Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit ist also

dringend nötig. Die gute Nachricht: Neue Ideen, Konzepte und Produkte sind

längst da, Haute Couture Sandalen aus Bio-Baumwolle etwa. Und wer sagt

eigentlich, dass man Kleidung besitzen muss, um sie zu tragen?

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26

27

Johanna Jaskowska

in 'Iridescence' by

The Fabricant

Das Traditionsunternehmen Salvatore Ferragamo

gilt als Vorreiter ökologischer Produktion.

Es setzt auf nachhaltige Materialien und

Handarbeit aus Italien. Die „Rainbow Sandal“,

ikonisches Schuh-Kunstwerk, das einst

Hollywoodstar Judy Garland zur Filmpremiere

des Zauberers von Oz trug, erfuhr im Jahr

2018 eine besondere Neuauflage. 100 Prozent

nachhaltig produziert, besteht der „Rainbow

Future“ aus Bio-Baumwolle, einem Futter aus

Leder, das CO2-frei und wasserneutral gefertigt

wurde, sowie Nähgarn aus recycelten

Materialien. Die auf 100 Exemplare limitierten

Plateausandalen kommen außerdem in einem

Karton aus recycelbarer Pappe, verpackt in

einem biologisch abbaubaren Baumwollsäckchen.

Zusätzlich wird pro verkauftem Paar ein

Orangenbaum gepflanzt. Geht es nachhaltiger?

Wer in die Geschichte des milliardenschweren

High-Fashion-Unternehmens blickt, findet

nicht nur die einmalige Aufstiegsgeschichte

eines Schusterlehrlings aus dem kleinen

italienischen Dorf Bonito, der sich in Hollywood

einen Namen als Schuhdesigner der

Stars machte. Der versteht auch den historischen

Ursprung des Ideenreichtums der

Marke Ferragamo. Während der faschistischen

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Text Lina Kerzmann

Fotos Alexander Probst,

Salvatore Ferragamo,

Julien Boudet

Mussolini-Ära waren im Italien der vierziger

Jahre die Ressourcen zur Herstellung von

Schuhen begrenzt. Das Leder wurde vorwiegend

für die Produktion von Soldatenstiefeln

verwendet, und so musste Ferragamo zwangsläufig

mit anderen Materialien wie Kork, Filz,

Bast und sogar alten Angelschnüren experimentieren.

Im unternehmenseigenen Museum

in Florenz lassen sich die frühen Kreationen

noch bis März 2020 im Rahmen der Ausstellung

„Sustainable Thinking“ bewundern.

Ferragamos Schöpfungen beweisen, dass die

Herausforderungen einer umweltbewussten

Produktion keinen Nachteil bedeuten müssen.

Ganz im Gegenteil, sie können auch als

Antrieb für Innovationen fungieren. Denn um

nachhaltig produzieren zu können, ist eine

ganz neue Auseinandersetzung mit Materialien

und Herstellungsweisen nötig. Das fördert

neue Ideen, und davon lebt die Modewelt. Mit

einem Preis von 2.500 € ist der „Rainbow

Future“ allerdings nur für ein sehr zahlungskräftiges

Publikum erschwinglich. Was dabei

aber nicht unterschätzt werden darf, ist die

Signalwirkung, wenn ein Luxus-Unternehmen

mit Nachhaltigkeit wirbt.

Die Schattenseiten der

Modewelt: Fast Fashion

Wenn man sich schon in der Position befindet

Trends zu setzen, warum dann nicht Nachhaltigkeit

zum Trend machen? So einfach ist es

dann leider doch nicht. Denn Nachhaltigkeit

verlangt einen bewussten Konsum und setzt

voraus, dass die Produktion von Kleidung die

bestehenden ökologischen Ressourcen schont

und nicht verschwendet. Allein für die Herstellung

eines T-Shirts werden aber mehr als

2000 Liter Wasser benötigt. Außerdem hat

sich die Bekleidungsproduktion in den letzten

15 Jahren mehr als verdoppelt. Selbst wenn

alle Unternehmen sofort auf Bio-Baumwolle

umsteigen würden und sich bemühten, die

Umwelt nicht durch giftige Chemikalien zu

belasten, allein die reine Masse an benötigten

Materialien brächte das Ökosystem an seine

Grenzen. Die Modeindustrie ist ein auf schnelles

Wachstum ausgelegter Wirtschaftszweig.

Sie will in erster Linie verkaufen – und zwar

immer mehr. Um die Nachfrage zu erhöhen,

gibt es stetig neue Kollektionen in immer kürzeren

Zeitspannen. Bis zu zwanzig Kollektionen

im Jahr diktieren neue Modetrends. Wer

da mithalten will, greift oft zur sogenannten

Fast Fashion.

Fast Fashion ist die Bezeichnung für modegewordene

Cheeseburger: Schnell konsumierte

Massenware, billig produziert, die kaum getragen

schon wieder out ist. Rund 50% der Fast

Fashion Kleidungsstücke werden innerhalb

eines Jahres weggeworfen.

Doch warum machen wir da überhaupt mit?

Stichwort Konsumverzicht. Aus Liebe zur

Umwelt könnte man doch einfach ganz auf

Mode verzichten! Den eigenen Modekonsum

radikal einzuschränken, ist durchaus

lobenswert, verkennt jedoch, dass die Bedeutung

von Kleidung über die Funktion hinausgeht,

uns vor Nässe und Kälte zu schützen.

Durch Mode werden ebenfalls unterschiedliche

Lebensstile sicht- und kommunizierbar.

Second-Hand-Kleidung bietet zwar eine kostengünstige

und umweltverträgliche Alternative.

Nachhaltigkeit und Abwechslung im

Kleiderschrank versprechen aber auch andere

Konzepte, die angetreten sind die Modebranche

langfristig zu verändern. Und die – im

Gegensatz zu Ferragamos Öko Haute Couture

– für jedermann auch bezahlbar sind.

Mode neu gedacht:

leihen statt kaufen

Mode leihen statt kaufen, ist ein Konzept,

das in Deutschland Unternehmen wie „Stay

Awhile“ oder oder „RE-NT“ anbieten. Neue

Mode als monatliches Abo, die bequem von zu

Hause aus online bestellt wird. Das Geschäftsmodell

von Stay Awhile bietet zwei Leihoptionen

an. Vier Teile können sich die Kundinnen

und Kunden monatlich entweder selbst aussuchen

oder von der Gründerin Thekla Wilkening

zusammenstellen lassen. Nach einem

Monat wird die Kleidung zurückgeschickt und

die Auswahl beginnt von neuem. Ganz ähnlich

funktioniert auch das Modell von RE-NT.

Es gibt ein Punktesystem, wobei ein Punkt

den Wert von zehn Euro hat. Abhängig vom

Einkaufswert der Kleidung können die Kunden

dann ihre Punkte einlösen – und diese beliebig

oft im Monat umtauschen. Als zusätzlichen

Anreiz bietet RE-NT eine App an, die

nachzeichnet, wie viel CO2 man im Vergleich

zu gekaufter Kleidung bereits eingespart hat.

Ein ähnliches Konzept praktiziert die niederländische

Jeansmarke „MUD Jeans“. Sie bietet

Jeans zum Leasen an, eher bekannt aus der

Automobilbranche. Für einen festen monatlichen

Betrag zahlt man quasi für die Nutzung

der Jeans. Nach zwölf Monaten steht dann die

Entscheidung an: Behalten oder austauschen

gegen ein neueres Modell. In letzterem Fall

„Rainbow Future“ von

Salvatore Ferragamo.

wird die getragene Jeans entweder upgecycelt

und als Vintage Modell angeboten oder recycelt

und für die Herstellung einer neuen Jeans

genutzt. Kreislaufwirtschaft nennt sich das.

Digitale Mode für

eine digitale Welt

Das junge Amsterdamer Label „The Fabricant“

verfolgt dagegen einen revolutionären

Ansatz. Die futuristischen Haute Couture

Entwürfe existieren ausschließlich als digitale

Dateien. Nach dem Kauf werden sie als digitale

Maßanfertigung auf ein Foto des Kunden

montiert. Das Bild können die Besitzerinnen

und Besitzer nun etwa auf sozialen Netzwerken

wie Instagram posten. Damit würde das

Bedürfnis sich selbst durch Mode auszudrücken

und darzustellen gänzlich ins Digitale

verlagert. Das wiederum eröffnet eine völlig

neue Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit.

Kleidung, die in stofflicher Hinsicht

gar nicht existiert, verbraucht bis auf den

Strom, der für die digitalen Entwürfe benötigt

RENT WHAT YOU LIKE,

BUY WHAT YOU REALLY LOVE

ist das Motto von STAY AWHILE.

wird, keinerlei Materialien oder Ressourcen.

Bedenken wegen Umweltverschmutzung oder

prekärer Arbeitsbedingungen wären überflüssig.

Ein weiterer Vorteil gegenüber ‚analoger‘

Mode: Die Entwürfe sehen zwar echt aus, sind

aber nicht an die Grenzen der realen Welt

gebunden. Die Optik von Materialien, die es

gar nicht gibt oder futuristische Schnitte –

der Fantasie wären kaum Grenzen gesetzt. Ob

sich diese Zukunftsvision wirklich durchsetzen

wird, bleibt offen. Spannend ist sie allemal!

84

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WINTER 2019/2020

No.1

Swanas Yoga –

aus

HORROR

aus

Im Gespräch mit Michael David Pate,

Filmproduzent, Regisseur und Autor

aus Heide

Interview mit der Kieler Yogalehrerin

Swana Hartmann

Die

# berufsorientierung

ME2BE.DE

Raubdruckerin

Berliner Kreativ-Team kreiert ganz

besondere Street-Art



Rubrik

88 THE NØRD TIMES

THE NØRD TIMES

89

Rubrik

aus

HORROR

Im Gespräch mit Michael David Pate,

Filmproduzent, Regisseur und Autor

aus Heide

Michael David Pate, Jahrgang 1980,

geboren und wohnhaft in Heide,

gilt als einer der talentiertesten

Filmemacher Schleswig-Holsteins. Seine Filme

und Geschichten handeln nicht selten von der

Generation YouTube, die es mit Psychopathen,

Zombies oder paranormalen Phänomenen

aufnimmt. Mit seinem selbst produzierten

Debütfilm „Gefällt mir!“ gelang ihm 2014

der Durchbruch. Für ME2BE Campus bringt

uns Michael auf den neuesten Stand seiner

Projekte und verrät uns, warum er auch weiterhin

in Dithmarschen leben und arbeiten

möchte!

ME2BE: Moin Michael. Vor vier Jahren

haben wir dich kurz vor der Premiere zum

Film ‚Kartoffelsalat’ getroffen. Wie geht’s

dir? Was machst du gerade?

MDP: Krass, wie die Zeit rennt! Ja, danke, mir

geht es so weit ganz gut. Ich zeichne gerade

Storyboards für ein neues Filmprojekt.

Bist du mit deiner Firma Take 25 Pictures

Heide treu geblieben?

Na klar! Ich wohne hier mit meiner Frau und

meinen vier Kindern. Heide ist immer noch

mein Spot.

Dein Debütfilm ‚Gefällt mir!’ wurde 2014

zum Überraschungserfolg. Seitdem sorgen

deine Projekte für Schlagzeilen. Wir

erinnern uns. Damals unterbrach ein Sondereinsatzkommando

der Polizei deinen

Filmdreh mit Neonazis und Reichskriegsflaggen

auf dem Marktplatz, weil ein

Passant die Szene für real hielt! Was ist

seitdem alles passiert?

Seitdem ist einiges passiert! 2015 hatten wir

aus

‚Kartoffelsalat’ unabhängig produziert und

ohne Verleiher in rund 500 Kinos in Europa

platziert. Im deutschsprachigen Raum

hatte der Film ca. 480.000 Zuschauer. Und

wir waren damals die Ersten, die bekannte

YouTuber als Schauspieler gecastet haben.

2016 habe ich dann eine gesamte Staffel

‚Die Wracktaucher’ für den deutschen Fernsehsender

DMAX gedreht. 2017 habe ich für

die 20th-Century-Fox-Produktion ‚Heilstätten’

Regie, Schnitt und Buchüberarbeitung

übernommen. Das war eine völlig neue

Erfahrung.

Was genau war neu für dich?

Es war meine erste Auftragsregie. Ich fand

ein hochprofessionelles Team vor, erhielt ein

festes Tarifgehalt als Regisseur und konnte

mich vollkommen auf die Arbeit mit den

Schauspielern konzentrieren. Als Independent

Producer bist du für alles verantwortlich.

Ein gewaltiger Unterschied! Der Film

„In Heide habe ich alles,

was ich brauche, um mich

wohl zu fühlen!“

wurde überraschend erfolgreich vermarktet,

hatte in Deutschland beachtliche 200.000

Zuschauer und wurde in Cannes in 50 Länder

verkauft. In Teilen Südamerikas behauptete

sich der Film parallel gegen Blockbuster wie

‚Avengers’ und ab Mexiko wurde bereits die

Millionen-Grenze geknackt! Am Ende haben

wir das erreicht, was wir uns vorgenommen

haben und Deutschlands kommerziell erfolgreichsten

Horrorfilm abgeliefert!

In dem Film besuchen drei YouTube-Stars

eine verlassene Heilstätte, in der es

angeblich spuken soll und hoffen mit ihrer

Angst-Challenge, viele Klicks zu erhalten.

Bis tatsächlich etwas Paranormales passiert!

Was war für dich als Regisseur die

größte Herausforderung?

Die Arbeit mit den Schauspielern. Ich mag

es nicht, wenn viel geschauspielert wird

und fordere organische Reaktionen! Deshalb

stehe ich auf ‚Impro’, sowohl im Casting als

auch in den Proben. In einem Horrorfilm

musst du klassischerweise Angst und Panik

überzeugend darstellen. Das klappt am

besten, wenn du selbst in Panik gerätst! Wir

hatten Proben, in denen wir vermummt und

augenscheinlich bewaffnet waren. Es geht

darum, extreme Gefühle hervorzurufen, da

gibt’s echte Angst und Tränen. Das macht

das Horrorgenre aber auch so interessant.

Was gefällt dir besser: Indie-Produktionen

oder der Auftrag eines Major Labels?

Beides hat Vor- und Nachteile. Durch die

Arbeitsteilung bei Auftragsproduktionen kann

man viel Zeit sparen und effektiver arbeiten.

Bei Independent-Produktionen habe ich dafür

eine garantierte künstlerische Freiheit und

viel Entscheidungsgewalt. Außerdem kann

man das Budget deutlich schmaler halten.

Weil du Schauspieler ohne Gage

verpflichtest…?

… nein, weil ich beispielsweise weiß, wie

man Schnittkosten niedrig hält! Apropos

Schauspielergagen bei Indie-Filmen: Durch

den Erfolg von ‚Kartoffelsalat’ konnten wir

sogar Schauspielerrückstellungen auszahlen!

Das kommt so gut wie nie vor!

‚Heilstätten’ habt ihr in Berlin gedreht –

341 Kilometer von Heide entfernt. Zum

täglichen Pendeln ungeeignet, oder?

Da wühlst du echt was auf! Das war ein

ständiges Hin- und Herfahren. Oft stieg ich

morgens um 5 Uhr in Heide in den Zug und

war dann vier Stunden später in Potsdam,

nur um vorher möglichst lange bei meiner

Familie bleiben zu können. Berlin und

Heide sind zwei unterschiedliche Universen!

In Berlin triffst du jeden Tag interessante

Leute aus der Szene, zum Beispiel laufen dir

abends am Rosenthaler Platz Deutschlands

größte Filmschaffende über den Weg. Es ist

dann immer schön, wieder nach Hause in

den Norden zu kommen. Die Erdung tut

gut.

Wo gelingt dir das am besten?

Ganz klar, zuhause in der Familie. Dort kann

ich mit meinen Kids im Pool planschen, abends

mit Freunden grillen, Storys schreiben oder

Projekte planen. Ich habe hier in Heide alles,

was ich brauche, um mich wohl zu fühlen.

Dein Lieblingsfilm oder deine Lieblingsserie?

‚Breaking Bad’ bleibt meine Lieblingsserie.

Bei Filmen wird es schwieriger. ‚Jurassic

Park’ und ‚Titanic’ gehören zu meinen persönlichen

Klassikern, aber auch ‚Nightcrawler’

oder ‚Der Clou’ gefallen mir.

Mit welchem Schauspieler würdest du gern

mal drehen?

Jake Gyllenhaal.

Welcher Regisseur begeistert dich?

Mich inspiriert der Perfektionismus von

David Fincher. Einfach großartig, wie er

digitale Effekte nutzt, um die Abgründe der

menschlichen Seele zu zeigen, ohne dass

man es als Zuschauer wahrnimmt!

Mittlerweile bist du auch unter die Autoren

gegangen. Welche kreativen Projekte

stehen demnächst an? Dreh doch bitte

auch mal bei uns im Norden …

… ja, das geht los. Zurzeit arbeiten wir an

einem Biopic über die Wacken-Gründer und

die Anfänge des Festivals. Und für dieses Jahr

stehen die Dreharbeiten zu einer Musical-Fortsetzung

von ‚Kartoffelsalat‘ an. Der Film wird

im Frühling bereits in die Kinos gehen.

Text Christian Dorbandt

Fotos Kai Westensee, Andrea Hansen / 20th Century Fox



Rubrik

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THE NØRD TIMES

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Rubrik

Swanas Yoga –

Interview mit der Kieler Yogalehrerin

Swana Hartmann

Das Wort Yoga kommt aus dem Indischen

und bezeichnet eine philosophische

Lehre, in der Körper, Geist

und Seele durch geistige und körperliche

Übungen in Einklang gebracht werden sollen.

Dass Yoga befreit, hat Swana Hartmann

am „eigenen Leib“ erfahren. 2017 gründete

die 24-Jährige in Kiel das Yoga-Studio „Neverwaveless“

und fand nach Umwegen ihren

Traumberuf. Im Interview verrät sie, wie sie

zum Yoga kam, warum es bei ihr keine Räucherstäbchen

gibt und welche Pläne sie hat!

Moin, Swana. Wenn bei anderen der

Wecker klingelt, hast du längst die Yogamatte

ausgerollt. Welche Personen kommen

zu dir?

Meine Kunden sind überwiegend jung und

modern und bringen in der Regel eine gute

Fitness mit. Das Verhältnis von Männern und

Frauen ist leider noch sehr unausgeglichen.

Der männliche Anteil beträgt nur rund 10

Prozent. Schade, das könnten gern mehr

werden!

Es gibt verschiedene Yoga-Schulen. Traditionelles

Yoga steht beispielsweise für

eine ganzheitliche Lebenseinstellung. Im

modernen Yoga rücken sportliche Betätigung

und Entspannung in den Vordergrund.

Wie würdest du deine Yoga-Richtung

beschreiben?

In unseren Yoga-Kursen konzentrieren wir

uns auf die körperlichen Übungen, die sogenannten

Asanas oder Yogasanas. Esoterik

praktiziere ich nicht! Statt Folklore und

Räucherstäbchen gibt’s Elektro-Beats und

Schweißflecke. Das ist mir auch ganz wichtig,

denn Spiritualität verstehe ich als etwas

sehr Persönliches. Das möchte ich nicht mit

anderen teilen. Es bleibt die Überzeugung,

dass körperliche Übungen zu Selbsterkenntnis,

Freiheit und Glück führen können.

Wie bist du Yogalehrerin geworden? War

das schon immer ein Herzenswunsch?

Nein. Bei mir hat die Orientierung nur etwas

länger gedauert. Nach dem Abitur war mir

nicht klar, was mich erfüllen wird. Eine Ausbildung

zur Tourismuskauffrau habe ich abgebrochen,

weil mir die Abwechslung fehlte.

Anschließend habe ich ein Praktikum auf

Bali absolviert und verbrachte dort insgesamt

ein halbes Jahr. Das war eine wichtige

Phase meines Lebens. Dort habe ich Yoga

für mich entdeckt, hatte aber anfangs keine

entsprechenden beruflichen Pläne. Zurück in

Deutschland habe ich in Hamburg erneut einen

für mich stimmigen Berufsweg gesucht,

doch weder Studiengänge noch Ausbildungsangebote

haben mich wirklich gepackt.

2016 zog ich einen Schlussstrich unter diese

Versuche und beschloss, meinen Gefühlen zu

folgen. Ich zog von Hamburg nach Kiel und

begann als Surflehrerin zu arbeiten. In dieser

Zeit habe ich Yoga wiederentdeckt und

privaten Unterricht gegeben. Das kam so gut

an, dass ich mir dachte: ‚So falsch kann dein

Yoga nicht sein! Jetzt oder nie!’ und daraus

folgte wenig später der Weg in die Selbständigkeit.

Dein Yoga-Label heißt ‚Neverwaveless’.

Neben klassischem Yoga bietest du auch

Strand- und SUP-Yoga an. Welche Verbindung

hast du zum Meer und was bedeutet

der Name?

Die Verbindung zum Meer kommt durch

die Liebe zum Wassersport. Ich bin Kiterin

und Windsurferin. Deshalb passt der Name

‚Neverwaveless’ zu mir. Wie das Meer werde

ich von Wellen getragen, erlebe Höhen und

Tiefen und bin immer in Bewegung! Ich genieße

die Intensität des Lebens wie ein intensives

Meeresblau.

Hört sich paradiesisch an und sieht auf

deiner Instagram-Seite auch so aus. Ist

dein Leben traumhaft?

Ja, ich bin happy. Aber nur weil ich selbständige

Yogalehrerin bin, führe ich kein perfektes

Leben. Zur Selbständigkeit gehören auch

Probleme, Existenzängste und ständige Sorgen

um die Zukunft. Yoga zu unterrichten,

ist auch ein harter Job. Manchmal stehe ich

um 5.30 Uhr auf und verlasse erst um 21 Uhr

das Studio. Das geht langfristig schon an die

Substanz!

Wenn man sich in den Foren umhört,

scheint dir das mit deinem Team gut zu

gelingen. Was ist das Geheimnis deines

Yogas?

Ich kann mit Yoga meine Grenzen testen,

meine Beweglichkeit steigern und mein

Selbstbewusstsein stärken. Dieses Streben

nach Glück ist eine Antriebskraft. Das versuche

ich meinen Kunden mit Yoga zu vermitteln.

Ich sage: Glaubt an euch selbst und

lächelt euch viel öfter an! Das ist nicht mein

persönliches Geheimnis, sondern die Kraft

des Yoga!

Vielen Dank, Swana, für das Gespräch.

Text Christian Dorbandt

Fotos Jana Walther



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92 THE NØRD TIMES

THE NØRD TIMES

93

Rubrik

Die

Raubdruckerin

Berliner Kreativ-Team kreiert ganz

besondere Street-Art

Die Arbeiten von „raubdruckerin“

stehen für Schönheit und Kunst im

Alltag, gegen Massenproduktion

und für ein sensibleres Verhältnis zur Umwelt.

Das Team um Gründerin Emma-France

Raff bedruckt Textilien mit Strukturen, die sie

in den Städten finden.

Gullideckel, Straßenbahnschienen, Fliesen

oder was die Stadt an Objekten, Formen und

Strukturen zu bieten hat: Auf den Shirts,

Pullis und Taschen des Berliner Unternehmens

„raubdruckerin“ können die unterschiedlichsten

Motive landen. Angefangen

hat alles vor einigen Jahren. Textildesignerin

Emma-France Raff entwickelte das Kon-

zept für „raubdruckerin“ mit ihrem Vater

Johannes Kohlrusch in dessen Atelier im

portugiesischen Alentejo, damals noch unter

anderem Namen. Die ersten Shirts verkaufte

sie bereits im Jahr 2006.

Von Diplom-„raubdruckerinnen“ und

Kreativpiloten

Die 1982 geborene Künstlerin ist in der Welt

zuhause. Sie wuchs in Berlin und Portugal

auf und lebte in Porto und Paris bevor

sie 2009 nach Berlin zurückkehrte. Sie ist

studierte Textildesignerin und arbeitet mit

verschiedenen Firmen und Künstlern an kreativen

Projekten. Im Jahr 2013 entschied

sie sich, „raubdruckerin“ zu ihrem Hauptprojekt

zu machen. Gemeinsam mit ihrem

Team hat Emma-France im Jahr 2018 die

Auszeichnung „Kultur- und Kreativpiloten

Deutschland“ gewonnen. Unter diesem Namen

zeichnet das U-Institut für unternehmerisches

Denken und Handeln in jedem

Jahr 32 Unternehmen aus, die gesellschaftliches

Engagement mit Einfallsreichtum verbinden.

Das Institut wird dabei vom Bundeswirtschaftsministerium

unterstützt.

Wenn Gullideckel Kunst werden

Das Konzept hinter „raubdruckerin“ ist eigentlich

ganz einfach: Zunächst suchen sich

die sogenannten Street-Printer einzigartige

Strukturen. Das können Gullideckel sein,

aber auch Straßenbahnschienen, Kacheln

oder Ornamente, die sich in einer Stadt auf

Gittern aller Art finden lassen. Die Objekte

dienen als „Druckplatten“, werden dann gesäubert,

mit spezieller Farbe versehen, und

wenige Augenblicke später ziert das Motiv

die (verschiedensten Gegenstände und Materialien.

Shirts, Pullover und Taschen werden

so zu Unikaten. Die Idee ist faszinierend:

„raubdruckerin“ will zeigen, dass man

nur die Augen offenhalten muss, um Schönheit

zu entdecken. Wer genau hinsieht, wird

die überraschendsten Objekte und Details in

der eigenen Stadt entdecken! Bei der Suche

nach den ‚verborgenen‘ Stadtkunstwerken

kann man vieles lernen – über die Stadt,

aber auch über sich selbst.

Doch das ist nicht alles. Da die Drucke per

Hand gefertigt werden (nur eine Malerrolle,

die Straße und los geht es!), setzt das Team

auch ein Zeichen gegen die Massenproduktion.

Ein bewusster und achtsamer Umgang

mit der Umwelt bedeutet eben, sich um

sie, aber auch für sie zu sorgen. Selbstverständlich,

dass nach der Raubdruckerei alles

gründlich gereinigt wird!

Für neugierige Entdecker

„raubdruckerin“ wird übrigens bald ein Set

zum Selberdrucken anbieten. Das DIY-„Sei

ein raubdrucker“- Set wirst du über den

Shop der Homepage erhalten können.

Für alle, die sofort Interesse an dem Projekt

haben: „raubdruckerin“ bietet auch Workshops

an, in denen das Projekt besprochen

wird und die Teilnehmer/innen dann im

Handumdrehen selbst zu Street-Printern

werden können. Das Projekt ist wirklich

spannend! Und überhaupt: Ein wenig Achtsamkeit

hat noch niemandem geschadet!

Text Jana Limbers

Fotos Orpheas Tziagidis



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