ME2BE CAMPUS 2019/02
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Winter 2019
www.me2be.de
CAMPUS
STUDIUM IN SCHLESWIG-HOLSTEIN UND HAMBURG
Manuela Rousseau
Bazon Brock
David Schlipf
Nele
ZUKUNFT
im
BLICK
HI,
Hey,
HALLO
noch
MEHR
AMPUS
auf
DIE ZUKUNFT IM BLICK
Manchmal ist es das Beste innezuhalten, die Dinge neu zu ordnen und
dann mit klaren Zielen ans Werk zu gehen. So hat es auch Manuela
Rousseau gemacht, die sich aus einfachsten Verhältnissen in die
Führungsetage eines Weltkonzerns gearbeitet hat. Ihre Motivation
nach einem krachenden Konkurs: klare Zielvorgaben, handschriftlich notiert in einem
Notizbuch. Wie sie außerdem ohne Studium zu einer Professur an der Hochschule für
Musik und Theater Hamburg gekommen ist, erzählt sie in der Rubrik Zeit#Stimmen.
Lautstark und mit viel Gespür für eindringliche Botschaften gehen seit Monaten
hunderttausende – überwiegend junge – Menschen unter dem Motto Fridays
for Future auf die Straße. Warum die Gefahr besteht, dass die Proteste auch
ins Leere laufen könnten, erläutert der „Universalpoet“, Gründer der Berliner
„Denkerei“ und emeritierter Professor für Ästhetik und
Kunstvermittlung Bazon Brock in unseren Zeit#Stimmen
ebenso wortgewaltig. Die Kernfrage der Protestbewegung – wie
sich der Klimawandel abmildern noch wirksam begrenzen lässt –
knüpft indirekt an das Titelthema dieser Ausgabe an: Wie sieht die
Zukunft der Arbeit aus? Wir haben aktuelle Entwicklungen unter die Lupe genommen
und skizziert, wie zukünftig zum Beispiel Arbeitsplätze gestaltet sein könnten.
Wissenschaftliche Antworten auf künftige Herausforderungen suchen die „Klugen
Köpfe“ der Hochschule Flensburg in ihrem Arbeitsalltag bereits heute – mit Erfolg, wie
unsere Serie über engagierte Professorinnen und Professoren zeigt. Ein tiefgreifendes
Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur spielt an der TH
Lübeck eine Schlüsselrolle. Studierende des Bachelorstudiengangs
Umweltingenieurwesen und -management haben uns erklärt, warum sie
dafür regelmäßig ihre Kleidung gegen die Schutzausrüstung eines Imkers
eintauschen – inklusive spannender Einblicke in die Welt der Insekten.
Außerdem im Magazin: Wie die Modeindustrie nachhaltiger produzieren könnte, und
was Erstsemester zum Studienstart wissen sollten. Dazu ein Interview mit dem Heider
Regisseur Michael-David Pate und schließlich Tipps fürs Abtauchen in die virtuelle Welt.
ME2BE.DE
Viel Spaß beim Entdecken!
Mehr unter
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facebook/me2be.mag
Eure ME2BEs
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06
06 NACHGEFRAGT
Studentin Elisabeth Witten befragt
Bildungsministerin Karin Prien
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WILLKOMMEN AUF
DEM CAMPUS
STUDIS ON AIR
Warum Studieren im Norden glücklich macht
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ZEIT#STIMMEN
OHNE ZWEIFEL. ZIEL ERREICHT
Manuela Rousseau spricht in ME2BE-Campus über ihre
Karriere und die Rolle als Frau an der Spitze
BAZON BROCK
Kunst als Protestform, Protest als Form der Kunst?
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TITELGESCHICHTE
DIE ZUKUNFT DER ARBEIT
ABSCHIED ODER WANDEL?
Wie Arbeit sich neu erfindet – und warum
manche Berufe trotzdem nicht mehr existieren
EDITORIAL
IMPRESSUM
AUSBILDUNG ODER STUDIUM
Welcher Typ bist du?
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HOCHSCHULEN
STUDIEREN IM NORDEN
KLUGE KÖPFE ...
der Hochschule Flensburg
AKADEMISCHE TALENTSCHMIEDE
MIT VIEL POTENTIAL
Studieren mit Sinn, Verstand und Zukunft – FH-
Präsident Professor Dr. Udo Beer setzt auf handfeste
Perspektiven
AUS DATEN WERTE SCHAFFEN
Zum Wintersemester 2019/2020 startete an der
Fachhochschule Kiel der neue Studiengang „Data
Science“. Prof. Dr. Dirk Frosch-Wilke erklärt, wie es
dazu kam, worum es geht und welche Perspektiven sich
Studierenden eröffnen
BIENEN FÜR DIE ZUKUNFT
.... AN DER TH LÜBECK
Studierende der Technischen Hochschule (TH)
Lübeck beschäftigen sich intensiv mit dem Thema
Nachhaltigkeit
„SPANNENDES“ STUDIUM
IN DÄNEMARK
Über den Studiengang „Electrical Engineering“ an der
SDU in Sønderborg
PLATZ ZUM LERNEN,
RAUM ZUM WACHSEN
Studieren an der MSH Medical School Hamburg
DUALES STUDIUM
LERNEN + ARBEITEN
EINFACH GUTE ARCHITEKTUR
Im Gespräch mit dem Hamburger Architekten
Prof. Dipl.-Ing. Philipp Kamps
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GESTALTEN
KREATIVE STUDIENGÄNGE
EINE GUTE IDEE
Kommunikationsdesign an der htk academy in
Hamburg-Altona
STUDENTEN-
PORTRAITS
WIRTSCHAFTSINFORMATIK (B.SC.)
BIO-, LEBENSMITTEL- UND
VERFAHRENSTECHNOLOGIE (B.SC.)
Hochschule Flensburg
ENERGIEWISSENSCHAFTEN (B.ENG.)
WIRTSCHAFTSINFORMATIK (B.SC.)
Hochschule Flensburg
MEDIENINFORMATIK (B.SC.)
Hochschule Flensburg
UMWELTINGENIEURWESEN
UND -MANAGEMENT (UIM)
TH Lübeck
KOMMUNIKATIONSDESIGN
„htk academy“
PSYCHOLOGIE (B.SC.)
SOZIALE ARBEIT (B.A.)
MSH Medical School Hamburg
STUDI-
HILFE
HOW TO ERSTSEMESTER
So gelingt der Studienbeginn
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AB IN DIE WILDNIS – REIN
INS UNGEWISSE
Kassians Abenteuer in Afrika
DIE SCHÖNHEIT IM HÄSSLICHEN
SWISS ARMY MAN – Eine Filmkritik
VIRTUAL REALITY
Eine neue Welt?
ABGEHÖRT
Podcast-Tipps
ANGELESEN
Buch-Tipps
ERLEBEN
RAUS AUS DEM CAMPUS!
TOLLE WOLLE
Neue Nachhaltigkeitskonzepte bringen überraschende
Innovationen in die Modebranche
THE NØRD TIMES
HERRLICHER HORROR AUS HEIDE
Im Gespräch mit Michael David Pate, Filmproduzent,
Regisseur und Autor aus Heide
SWANAS YOGA – NEVERWAVELESS!
Interview mit der Kieler Yogalehrerin
Swana Hartmann
DIE RAUBDRUCKERIN
Berliner Kreativ-Team kreiert ganz besondere
Street-Art
Mehr CAMPUS gibt es auf www.me2be.de
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NACH-
GE-
FRAGT
Text Christian Dorbandt
Fotos Frank Peter,
Berta-Luisa Dette
Hallo, Frau Ministerin Prien. Mit der
Arbeitswelt müssen sich alle Schülerinnen
und Schüler irgendwann beschäftigen.
Spätestens mit dem Schulpraktikum
kommt das Thema Berufsorientierung auf
den Tisch. Welche beruflichen Erfahrungen
haben Sie während Ihrer Schulzeit sammeln
können?
Mein erstes Praktikum habe ich als 16-Jährige
als Garderobiere im Landestheater Rheinland-Pfalz
absolviert. Es lief das Musical
„My fair Lady“. Meine Liebe zum Theater hat
sicherlich seine Wurzeln in dieser Zeit.
Der Fachkräftemangel fordert viele Branchen
heraus. Nach Schleswig-Holsteinischem
Schulgesetz gehört es zum Auftrag
der Schule, die jungen Menschen zur Teilnahme
am Arbeitsleben und zur Aufnahme
einer hierfür erforderlichen Berufsausbildung
zu befähigen. Müsste es dafür in
Schleswig-Holstein nicht das Schulfach
‚Berufsorientierung’ an Gymnasien und
Gemeinschaftsschulen geben?
Berufliche Orientierung findet auf vielfältige
Weise statt und bei Weitem nicht nur
in einer Unterrichtsstunde. Gerade erarbeiten
wir gemeinsam mit den Partnern aus der
Wirtschaft, den Kammern, der Bundesagentur
und den Berufsberatungen vor Ort das neue
Landes konzept für berufliche Orientierung,
das bis zum Sommer 2021 vorliegen soll.
Aber schon jetzt gibt es an den Gemeinschaftsschulen
und Förderzentren die berufliche
Orientierung ab dem fünften und an
den Gymnasien ab dem siebten Jahrgang.
Außerdem werden unter anderem Potenzialanalysen
erstellt, und speziell geschulte
Coaching-Fachkräfte unterstützen die Schülerinnen
und Schüler. In der geplanten neuen
Oberstufe erhält die Berufsorientierung einen
verbindlichen Platz in der Einführungsphase.
Dafür gibt es 18 zusätzliche Lehrerstellen.
Und zum Schuljahr 2020/21 führen wir eine
flächendeckende Potenzialanalyse ein –
zunächst an den Gemeinschaftsschulen und
dann auch an den Förderzentren und Gymnasien.
Immer mehr Schülerinnen und Schüler
entscheiden sich für das Abitur und gegen
eine duale Berufsausbildung. Wollen Sie
diesem Trend bildungspolitisch entgegenwirken
und wenn ja, wie?
Seit meinem Amtsantritt als Bildungsministerin
werbe ich intensiv für die dualen
Ausbildungsberufe. Einerseits, weil wir dem
drohenden Fachkräftemangel begegnen müssen,
andererseits aber auch, weil ich davon
überzeugt bin, dass sich in der dualen Ausbildung
auch für Abiturientinnen und Abiturienten
spannende und zukunftssichere Perspektiven
bieten. Auf die müssen wir verstärkt
aufmerksam machen und dabei sind zum Beispiel
die Betriebspraktika in den Jahrgangsstufen
8 und 9 sehr hilfreich.
Unsere Arbeitswelt wandelt sich rasant.
Durch die digitale Transformation werden
Berufsbilder verschwinden, neue entstehen.
Welche Konsequenzen ergeben sich
daraus für die Berufsorientierungsprogramme
der Schulen?
In der Tat ändern sich Berufsbilder und Studiengänge
immer schneller und es gibt mittlerweile
über 20.000 Studiengänge und allein
326 Ausbildungsberufe. Das ist eine große
Herausforderung für die jungen Menschen,
In der Reihe ME2BE-Reihe „Nachgefragt“ können Schülerinnen und
Schüler, Azubis und Studierende verantwortliche Politikerinnen
und Politiker aus Schleswig-Holstein und Hamburg direkt befragen.
Elisabeth Witten (27) studiert Deutsch und Kunstgeschichte
an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihre Fragen zum
Thema „Berufsorientierung 4.0“ richtet sie an die schleswigholsteinische
Bildungsministerin Karin Prien (CDU).
aber auch für die sie begleitenden Lehrkräfte
und die Eltern. Umso wichtiger ist es, dass die
Schulen mit kompetenten Partnern zusammenarbeiten.
Ein gutes Beispiel dafür ist das
neue Unterrichtsmaterial zum Berufs- und
Studienwahlprozess, das wir in Zusammenarbeit
mit der Bundesagentur für Arbeit und der
Stiftung der Deutschen Wirtschaft erarbeitet
haben und das den Schülerinnen und Schülern
der gymnasialen Oberstufen unter dem Titel
„Berufliche Orientierung wirksam begleiten“
seit September dieses Jahres zur Verfügung
steht.
Allgemeinbildende und berufliche Schulen,
duale Ausbildung und duale Studiengänge,
Fachhochschulen und Universitäten – sind
unsere Bildungswege und -einrichtungen
noch zeitgemäß oder brauchen wir eine
höhere Durchlässigkeit für Quersteinsteiger?
Unser Schulsystem ist in den vergangenen
Jahren stetig den sich ändernden Erfordernissen
angepasst worden. Es ist heute so durchlässig
wie noch nie und eröffnet in sehr vielen
Bereichen – und bei weitem nicht nur über
die akademische Ausbildung – gute berufliche
Perspektiven und Karrieremöglichkeiten. Und
da kommt wieder die Berufsorientierung ins
Spiel. Sie kann den Jugendlichen die unterschiedlichen
Bildungswege erläutern und mit
ihnen gemeinsam einen Weg finden, der ihren
persönlichen Potenzialen und Begabungen
gerecht wird.
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Text Christian Dorbandt
Fotos Sebastian Weimar
STUDIS
ON
AIR
Warum Studieren im Norden glücklich macht
Mara (19) studiert im 4. Semester Bio,- Lebensmittel- und
Verfahrenstechnologie (B.Sc.) an der Hochschule Flensburg.
„Hallo, ich bin Mara aus Handewitt und habe mit dem Studium Bio,- Lebensmittel- und
Verfahrenstechnologie (B.Sc.) genau die richtige Wahl getroffen, denn für Naturwissenschaften
habe ich mich schon immer interessiert. Wer allerdings ‚irgendetwas mit Bio’ studieren möchte,
sollte sich vorher genau über unsere Studieninhalte informieren. In der Bio-, Lebensmittel- und
Verfahrenstechnologie beschäftigen wir uns zwar mit biologischen Prozessen und Mikroorganismen,
aber auch mit Gentechnik und vor allem technischen Komponenten zur Herstellung von Produkten. Ich
persönlich interessiere mich für Gentechnik und generell für die sogenannte ‚rote’ oder medizinische
Biotechnologie. Darin setzen wir uns mit der Entwicklung therapeutischer und diagnostischer Verfahren
auseinander, beispielsweise zur Arzneimittelherstellung oder Gentherapie. Meine persönliche Haltung
zur Gentechnik ist zwiespältig. Auf der einen Seite muss es meines Erachtens klare Grenzen geben.
Das Klonen von Menschen sollte weiterhin verboten sein, damit wir nicht eines Tages Designerbabys
produzieren. Andererseits nutzen wir bereits gentechnisch veränderte Bakterien zur Herstellung von
Medikamenten, zum Beispiel für Insulinpräparate, die das Leben vieler Diabetespatienten verlängern.
Neben meinem Studium arbeite ich als wissenschaftliche Hilfskraft in meinem Fachbereich
und habe abwechslungsreiche Aufgaben. In unserem Schülerlabor betreue ich Klassen
allgemeinbildender Schulen, die uns für ein paar Stunden besuchen. Mit ihnen führe ich
Experimente durch, die sie sonst in ihren Bio- und Chemieräumen nicht ausführen könnten, und
versuche sie für Naturwissenschaften zu begeistern. Außerdem leite ich ein Tutorium im Fach
Thermodynamik, in dem Studierende themenspezifische Aufgaben üben können und betreue
die Sammlung filamentöser Pilze von Professorin Labes, die etwa 16.000 Isolate umfasst!
Meine berufliche Planung für die Zeit nach dem Studium ist noch offen. Ich möchte gern noch den
Masterstudiengang absolvieren und könnte mir eine Tätigkeit im Bereich Umweltschutz vorstellen.
Was mir besonders gefällt, ist die Atmosphäre an der Hochschule Flensburg. Wir pflegen einen
sehr herzlichen, warmen und beinahe familiären Umgang miteinander, und ich fühle mich als
Studierende hier sehr gut aufgehoben. Wo halte ich mich in Pausen gern auf? In der Mensa und
in unserem gemütlichen Fachschaftszimmer – mit Sofa, Kühlschrank und Kaffeemaschine!“
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9
Text Christian Dorbandt
Foto Sebastian Weimar
Text Katharina Grzeca
Foto Christian Brandes
Nele (25) aus Lübeck, absolviert im 5. Semester das Masterstudium
Betriebswirtschaft (M.A.) an der Technischen Hochschule Lübeck
und engagiert sich im Projekt „Students for Sustainability“.
„2017 habe ich das Bachelorstudium absolviert. Momentan befinde ich mich im Masterstudium. Das
Thema ‚Nachhaltigkeit’ beschäftigt mich bereits eine ganze Weile. Ich war kommunalpolitisch bei
den Grünen aktiv und bin nun vornehmlich hochschulpolitisch unterwegs, sowohl an der THL als auch
bundesweit mit dem „netzwerk n e.V.“. Mit der Hochschulinitiative S4S möchte ich die Verankerung
von Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung, Betrieb, Governance und Transfer vorantreiben. Bisher gab
es so etwas an der TH Lübeck nicht. Diese Lücke habe ich gemeinsam mit meinem Kommilitonen
Florian erkannt und 2018 die Gruppe S4S „Students for Sustainability“ ins Leben gerufen. Momentan
engagieren sich hier rund 20 Studierende. Unser Ziel ist es unter anderem, Nachhaltigkeit an der TH
Lübeck zu institutionalisieren. Dafür wäre es aus unserer Sicht wünschenswert, eine Stabsstelle in der
Verwaltung zu schaffen, zu deren Aufgabe gehören würde, sich permanent mit Nachhaltigkeitsaspekten
zu befassen. Insgesamt ist aber das Engagement und die Bewusstseinsbildung aller nötig, um eine
nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Nach meinem Studium möchte ich dem Thema beruflich treu
bleiben. Ich könnte mir vorstellen, mich mit einem Nachhaltigkeitsbüro selbständig zu machen und
entsprechende Strategien für urbane oder ländliche Räume zu entwickeln. Politik und Gesellschaft zu
vernetzen und Nachhaltigkeit in Projekte zu bringen – das ist mein Plan und meine Leidenschaft!“
Philipp (30), hat vor eineinhalb Jahren sein duales Studium der
Architektur an der „hochschule 21“ abgeschlossen und arbeitet
heute als Architekt bei „akyol kamps architekten“ in Hamburg.
„Interesse am Architektenberuf hatte ich eigentlich schon immer. Mein Großvater war ebenfalls
Architekt und seine Zeichnungen und Modelle haben mich schon als Kind interessiert. Nach dem
Schulabschluss machte ich zunächst eine Ausbildung zum Bauzeichner. Schnell stellte ich fest: diese
Arbeit passt zu mir! Da ich aber im Beruf mehr Verantwortung übernehmen wollte, absolvierte ich
anschließend eine Weiterbildung zum Bautechniker und arbeitete parallel im Architekturbüro. Nach
der Weiterbildung wollte ich allerdings noch tiefer in die Materie einsteigen. Meine Mitbewohnerin
erzählte mir von der ‚hochschule 21‘ und der Möglichkeit, dort Architektur dual zu studieren. Das fand
ich sehr spannend und besuchte den ‚Dual Day‘ – den Studieninformationstag der Hochschule. Ich kam
gleich mit Studierenden meines Alters ins Gespräch, die mir alles über das Studium und die Hochschule
erzählten. Nach dem Tag war ich mir sicher, dass ich an der ‚hochschule 21‘ studieren möchte.
Im dualen Studium wechseln sich Theoriephasen an der Hochschule mit Praxisphasen im
Kooperationsbetrieb ab. Das Studium ist intensiv, macht aber großen Spaß. Der hohe Praxisbezug bereitet
uns bestmöglich auf alle Herausforderungen vor, die uns im Berufsleben begegnen. Auch die persönliche
Nähe zu den Professoren und Dozenten finde ich klasse. Ich bin sehr froh, dass ich dual studiert habe.“
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OHNE
ZWEIFEL.
Die Aussicht hat sich geändert: Als Scheidungskind aus dem Arbeitermilieu
hat Manuela Rousseau in ihrer Jugend Armut und Benachteiligung erfahren,
heute blickt sie aus ihrem Büro in der oberen Etage eines Weltkonzerns über
Hamburg. Die 64-Jährige ist eine der wenigen DAX-Aufsichtsrätinnen, außerdem
Professorin, Autorin („Wir brauchen Frauen, die sich trauen“) und engagiert
sich ehrenamtlich. Ein Gespräch über ihren von Höhen und Tiefen geprägten
Weg nach oben, die Bedeutung klarer Ziele und den Einfluss von Büchern.
ZIEL
ERREICHT
Manuela Rousseau spricht in ME2BE über ihre Karriere
und die Rolle als Frau an der Spitze
Frau Professorin Rousseau, durch das Internet hat
heute fast jeder Zugang zu einem riesigen Fundus an
Wissen. Sie haben den Büchereiausweis Ihrer Kindheit
mal als Ihren größten Schatz bezeichnet. Welche
Rolle hat Bildung früher in ihrer Familie gespielt?
Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, meine Mutter war Näherin, mein
Vater Lokführer. Mein Bruder sollte eine adäquate Schulbildung erhalten,
bei mir hielt man das für nicht so dringend nötig. Ich musste
mit 14 die Schule verlassen und habe dann eine Lehre als Einzelhandelskauffrau
begonnen, um meine alleinerziehende Mutter zu unterstützen.
Sie war froh, keine weitere Schulausbildung bezahlen zu
müssen.
Wie haben Sie das damals wahrgenommen. Fühlten
Sie sich gebremst in Ihrem Wissensdrang?
Also für mich hat sich die Frage nicht gestellt. Ich wäre gerne weiter
zur Schule gegangen, fand die Entscheidung unter den gegebenen
Lebensumständen jedoch nachvollziehbar. Wenn kein Geld da ist, hat
man einen anderen Blick auf die Realität.
Essen ist eben wichtiger als Lesen.
Ja, das war bei uns ein Thema. Meine Mutter hat sich zum Beispiel
immer Obst gewünscht, wenn Besuch kam. Erdbeeren zum Beispiel
waren ein Luxus. Noch heute muss ich daran denken, wenn ich welche
esse.
Sie haben sich dann in der Bücherei Ihren Lesestoff
beschafft?
Für mich war die Bücherei ein Zufluchtsort, der sehr viel Ruhe ausgestrahlt
hat. Ich mochte diese Stille und ich mochte den Geruch von
Büchern. Ich empfand es als ein Geschenk, blättern und entscheiden
zu können: Jetzt nehme ich diese fünf Bücher mit nach Hause. Lesen
war für mich zunächst eine Flucht, später selbstverständlich auch eine
Form der Bildung.
Gibt es ein Buch, das Sie besonders geprägt hat?
Pippi Langstrumpf war das allererste Buch, das ich selber lesen konnte.
Das war natürlich kein schlechter Einstieg – sehr inspirierend. Pippi
Langstrumpf hat ihr Leben gestaltet, wie sie es für richtig hielt. Ich
glaube, das war ansteckend. Das Buch habe ich tatsächlich heute noch
– geflickt und zerfleddert.
Astrid Lindgren würde sich freuen! Sie haben es mit
Hauptschulabschluss bis zur stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden
geschafft. Wie selbstverständlich
ist Ihre Position bei Beiersdorf für Sie heute?
Dadurch, dass ich schon seit über 20 Jahren im Aufsichtsrat sitze und
viele wesentliche Entscheidungen im Konzern mit getroffen habe,
fühle ich mich in dieser Position richtig – das ist, glaube ich, die
treffende Vokabel. Ich verfüge über ein breites Wissen, Netzwerke und
das Grundvertrauen der Kolleginnen und Kollegen, die sich fünf Mal
entschieden haben, mich zu wählen.
Welche Rolle spielte es bei Ihrer Wahl 1999, dass Sie
eine Frau sind?
Ich war damals die erste Frau im Aufsichtsrat des Unternehmens. Die
Arbeitnehmerbank bestand überwiegend aus Kollegen von Chemikern,
Biologen und Ingenieuren. Deshalb suchten sie jemanden aus
dem Bereich Kommunikation, am liebsten eine Frau mit einem hohen
internen Bekanntheitsgrad. Außerdem habe ich seit 1992 verschiedene
Veranstaltungsreihen aufgebaut, die es vorher nicht gegeben hatte –
Kultur für Mitarbeiter. Viermal im Jahr können sie Kulturveranstaltungen
besuchen, zum Beispiel Kabarett und Konzerte – früher in einer
leerstehenden Fabrikhalle, heute gibt es sogar ein Auditorium. Als
Gastgeberin stehe ich regelmäßig auf der Bühne und verschaffe den
Leuten mit den Veranstaltungen nach Feierabend Freude. Diese Initiative
wurde damals sehr eng mit meinem Namen verknüpft.
Ihr beruflicher Weg verlief nicht immer gradlinig. Sie
haben nach Ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau
eine erste Karriere als Unternehmerin hingelegt,
die allerdings ein jähes Ende fand.
Heute würde man das vermutlich Start-up nennen. Je häufiger man
scheitert, desto klüger wird man. Diese Einsicht kam aber erst später.
Mit 28 Jahren erlebte ich den Konkurs. Allerdings nicht, weil wir falsch
gewirtschaftet hatten, sondern weil sich unser Geschäftsführer bereichert
hatte. Damals stand ich vor einem Scherbenhaufen. Das Geld war
weg; ich musste Mitarbeiter entlassen, meine erste Ehe ging in die Brüche,
und ohne Studium bestand kaum eine berufliche Perspektive. Das
war wirklich ein Tiefpunkt.
Wie konnten Sie sich da wieder aufrichten?
Es gab keine Alternative. Man kann zwar liegenbleiben, aber das ist
mit 28 keine Lösung.
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Ein bisschen früh.
Das finde ich auch. Insofern dachte ich: Ich weiß, was ich nicht will.
Ich will nicht mehr im Handel arbeiten, das habe bis dahin die Hälfte
meines Lebens gemacht – von 14 bis 28. Im Handel hatte ich alles
gegeben, was man einbringen kann, und nun gab es eine Grenze. Mir
war klar, dass alles so bleiben würde. Also habe ich für mich ein Ziel
formuliert und in eine Kladde geschrieben: Ich möchte in einem Industrieunternehmen
arbeiten, das mir mehr Chancen bietet, mich hochzuarbeiten
und Bildungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens zu
nutzen. Der zweite Punkt war die Altersabsicherung. Ich wollte nie
wieder arm sein wie als Kind.
Ihr Mentor war Klaus-Peter Nebel. Was hat er in Ihnen
gesehen, als Sie ins Unternehmen gekommen sind?
Nach meinem Konkurs absolvierte ich ein Volontariat bei Teldec Schallplatten
in Eimsbüttel. So lernte ich den PR-Bereich kennen und stellte
fest, dass mir die Arbeit liegt. Mir fehlten für einen Einstieg bei Beiersdorf
allerdings alle dafür erforderlichen formalen Voraussetzungen.
Daher bewarb ich mich 1984 im Einkauf; in einer Mittagspause entdeckte
ich etwa zwei Jahre später zufällig die Ausschreibung für die
Pressestelle am schwarzen Brett. Ich rief, ohne mich zu bewerben,
einfach Herrn Nebel an und erzählte ihm, warum ich diesen Job haben
möchte. Wir trafen uns in der Kantine und nach dem Essen sagte er:
„Stellen Sie einen Versetzungsantrag, Sie haben den Job.“
Hatten Sie sich vorher überhaupt Chancen ausgerechnet?
Ich wollte diesen Job, deswegen bin ich nicht den üblichen Weg
gegangen.
Mussten Sie diesen Weg gehen, weil Sie aufgrund fehlender
Abschlüsse sonst chancenlos gewesen wären?
Ja. Wer sich meinen Lebenslauf angeguckt hätte, hätte mich nicht
eingeladen.
Offenbar besitzen Sie Talent für unkonventionelle Wege.
Ich habe nach dem Konkurs sehr viele Bewerbungen geschrieben und
meistens nicht einmal eine Antwort erhalten. Also musste ich nach
anderen Möglichkeiten suchen.
Empfinden Sie Stolz oder Genugtuung, wenn Sie Ihre
Karriere betrachten?
Genugtuung kenne ich nicht in der Form. Selbst das mit dem Stolz hat
ganz schön lange gedauert. Während der Arbeit an meinem Buch wurde
mir jedoch bewusst, dass es nach fast fünfzig Berufsjahren doch eine
ganz beachtliche Lebensleistung ist.
Neben Ihrer Karriere bei Beiersdorf sind Sie seit
vielen Jahren Dozentin an der Hochschule für Musik
und Theater.
Meine Professur erhielt ich Anfang 2000, war aber davor schon seit 1992
als Gastdozentin tätig. Mittlerweile besteht der Studiengang Kulturund
Medienmanagement seit 31 Jahren – eine Initiative von Professor
Dr. Hermann Rauhe. Insgesamt 29 Studiengänge habe ich begleitet.
Inwiefern haben Sie Ihre Studierenden geprägt?
Erst kürzlich schrieb mir Lisa, eine Studentin aus dem 18. Jahrgang,
die jetzt für eine Filmproduktionsgesellschaft arbeitet. Sie habe
mich in der Redaktion für eine Portraitreihe vorgeschlagen, die Menschen
mit ungewöhnlichen Lebensläufen vorstellt. Sie erinnerte sich
an mich. Jetzt freue ich mich darauf, sie wiederzusehen. Das sind
Beziehungen, die sich fortsetzen. Ehemalige rufen mich an und tauschen
sich mit mir aus. Das ist ein wunderbares Netzwerk, auf das
ich zurückgreifen darf. Für mich ist das eine zweite Familie, meine
‚intellektuelle Familie‘.
Hat es Sie in Ihrer ‚intellektuellen Familie‘ gestört,
dass Sie selbst keine akademische Ausbildung besitzen?
Ja, besonders als ich Professorin wurde. Seit diesem Tag fragte man
mich regelmäßig: Was haben Sie studiert? Mit dem Zusatz „Professorin“
auf der Visitenkarte fühlte ich mich anfangs unwohl. Diese Frage hat
mich so gequält, dass ich den Titel zuerst weglassen wollte. Mein Mentor
Herr Nebel überzeugte mich schließlich. Er sagte: „Den Titel müssen
Sie jetzt mit Stolz tragen.“
Aber ist es dann nicht eher ein gesellschaftliches
Problem, dass Zertifikate letztendlich mehr zählen als
Wissen bzw. Bildung?
So ist es. Bildung umfasst viel mehr als Wissen. Bildung hat auch mit
dem Herzen zu tun, mit Lebenserfahrung und einer Wertorientierung. Auf
der Frankfurter Buchmesse habe ich mich dann endlich als Professorin
geoutet. Viele Menschen reagierten sehr wohlwollend. Seither fällt es mir
wesentlich leichter, dem Ratschlag von Herrn Nebel zu folgen.
Mit welchen Herausforderungen sind junge Menschen
wie Ihre Studierenden heute konfrontiert?
Ich glaube, die größte Herausforderung ist, dass wir die Arbeit gleichmäßiger
verteilen müssen. Die ehemals kontroversen Themen Frauen
in Teilzeit oder der Mann als Alleinverdiener gibt es eigentlich nicht
mehr. Nur in der Gesellschaft hat sich diese Einsicht noch nicht so ganz
durchgesetzt. Insofern müssen die jungen Leute heute überlegen, wie
sie Einkommen und Familienleben in Einklang bringen. Auch die Zeit
für Kinder und pflegebedürftige Angehörige spielt eine immer größere
Rolle, aber auch lebenslanges Lernen sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung.
Sind die Gesellschaft und die Wirtschaft schon so
weit?
Wir sind alle auf dem Weg.
Stichwort: Frauenquote. Die gibt es jetzt seit vier
Jahren für Aufsichtsräte. Noch 2015 hat ein Aktionär
auf offener Bühne die Führungskompetenz von Frauen
infrage gestellt – und Applaus bekommen. Nehmen
Sie so etwas persönlich?
Ich war schockiert und wie gelähmt. Ich dachte, das kann nicht die
Realität im Jahr 2015 sein, so absurd war die Situation. Völlig unwirklich.
Dennoch hatte ich die klischeehafte Vorstellung, dass jetzt
jemand vom Aufsichtsrat aufsteht und das gerade rückt.
Ein Mann?
Ja, ein Mann, ich hatte das vom Aufsichtsratsvorsitzenden erwartet.
Der hat es aber nicht getan. Im Nachhinein haben wir darüber gesprochen
und er sagte, er habe die Bühne für diesen Unsinn nicht erweitern
wollen. Damit lag er taktisch richtig.
Wie wichtig ist die Frauenquote?
Text Lutz Timm
Fotos Maxim Schulz
Man kann die Frauenquote ganz sachlich darstellen: Ich bin dafür und
dagegen. Die Quote ist eine Krücke. Und Krücken helfen manchmal,
auf dem Weg ein Stück weiter zu kommen. Irgendwann kann man sie
wieder weglegen. In Deutschland sind etwa 28 Prozent der Positionen
in Aufsichtsräten mit Frauen besetzt, das war vorher anders. In den
Vorständen gibt es nur die freiwillige Quote, da tut sich so gut wie
gar nichts. Für mich der Beleg, dass eine Quote als Übergangslösung
funktioniert.
Wie lange dauert es noch, bis derartige gesetzliche
Regelungen überflüssig sind?
Angeblich noch 30 Jahre. Die Generation der Frauen, die in den 70ern
für Frauenrechte kämpfte, hat den Weg für uns alle freigemacht. Heute
gehen mehr Frauen von einer Universität ab als Männer, aber sie
sind noch nicht in gleichem Maß bis in die Führungspositionen vorgedrungen.
Frauen und Männer müssen miteinander vereinbaren, wie
sie ihr Leben gestalten wollen. Dadurch wird sich der Prozess gewiss
beschleunigen. Wenn die Männer sich trauen und erkennen würden:
Alleinverdiener zu sein war und ist keine attraktive Rolle und Zeit für
Kinder oder Hobbys zu haben, wäre auch schön, dann kämen wir voran.
Frau Professorin Rousseau, vielen Dank für das
Gespräch.
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TITELGESCHICHTE
Abschied
oder
Wandel?
Wie Arbeit sich
neu erfindet
– und warum
manche Berufe
trotzdem nicht
mehr existieren
New Work, agiles Personalmanagement, Industrie 4.0 – es gibt
viele Begriffe für das, was sich gerade rund um den Globus in den
Büros, Werkstätten, Agenturen oder Produktionshallen verändert.
Es betrifft Angestellte genauso wie Selbständige, Firmeninhaber
ebenso wie Absolventen von Schulen und Hochschulen. Für
manche ist es Zukunftsmusik, für andere bereits die Hintergrundmelodie des
Arbeitsalltags. Doch was bedeuten die neuen Konzepte, Entwicklungen und Trends
konkret? Und wie genau wirken sie sich auf das Verständnis von Arbeit aus, das
heute noch vorherrscht? Eine Reise in die voraussichtliche Zukunft der Arbeit.
Stellt man sich die Arbeitswelt als einen Autoscooter vor, so gab es
lange Zeit vor allem einen prägenden Konflikt: Die Jungen hatten den
Willen zur Veränderung, die Alten pochten auf bewährte traditionelle
Arbeitsweisen. Wenn diese beide Anschauungen aufeinander
zurasten, waren zumeist zwei Möglichkeiten programmiert:
Kollision oder Ausweichen. Doch mit Blick auf die
tiefgreifenden Umwälzungen, die die Digitalisierung weltweit
in nahezu alle Unternehmen bringt, erscheinen derartige
Zwistigkeiten wie Bürofolklore – für die zukünftigen
Formen der Arbeit genauso unerheblich wie zeitraubend.
Klar ist, dass in vielen Berufen bereits erhebliche Veränderungen
eingetreten sind. Die Anforderungen wandeln
sich stetig. Die wichtigen Aufgaben von heute sind vielleicht
morgen schon nicht mehr als eine Beschäftigungsmaßnahme.
Und die Umgestaltung der Arbeitswelt steht
vermutlich gerade erst am Anfang. Gängige Berufe werden
aussterben, andere sich wesentlich verändern, neue hinzukommen.
Das ist an sich zunächst eine Tatsache – und nicht
einmal eine besonders charakteristische, wenn man die Veränderung
der Wirtschafts- und Arbeitswelt der vergangenen
Jahrhunderte betrachtet.
So hat sich der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft durch
die Industrielle Revolution drastisch verändert. Menschen,
die vorher auf den Feldern und Äckern arbeiteten, wurden
nun in den Fabriken an den Maschinen gebraucht. Rund
100 Jahre später beschleunigten die Fließbänder und eine umfassende
Elektrifizierung die Entwicklung erneut. Eine völlig andere Dynamik
brachte der Einsatz von immer mehr Computern und IT-Systemen etwa
ab Mitte der 1970er Jahre.
Heute ist es der globale Prozess der Digitalisierung auf breiter Fläche,
der ganze Wirtschaftszweige in Aufruhr versetzt und vor nie dagewesene
Herausforderungen stellt. Während Tageszeitungen
und Fernsehnachrichten bis vor wenigen Jahren noch wie
selbstverständlich ein Monopol besaßen, was die Auswahl,
Einordnung und Verbreitung von Nachrichten betraf, sind
heute neue Meinungsmacher unterwegs. Bekannte Influencer
erreichen etwa auf Instagram, Youtube Millionen
von Menschen mit ihren Beiträgen. Auch wenn es professionellen
Journalisten nicht gefällt: Die Klickzahlen der
großen Social-Media-Stars lassen fast jeden Medienmanager
neidisch in die Tastatur beißen.
Der traditionelle Einzelhandel wurde von Amazon und
anderen E-Commerce-Anbieter ebenso krachend unbarmherzig
vom Thron gestoßen. Und nicht zuletzt der wichtigste
deutsche Industriezweig: die Autobranche, an der
in Deutschland Millionen Jobs hängen, musste sich in den
vergangenen Jahren abwechselnd von der Deutschen Post
(Stichwort: elektrobetriebener Streetscooter) und dem
schillernden Tesla-Chef Elon Musk vorführen lassen.
Doch all diese Umstände besitzen vor allem eines: Potenzial für Veränderung
– und das durchaus im positiven Sinne. Wer Innovation als
16
17
Text Lutz Timm
Illustrationen Ibou Gueye
Chance begreift und den Schwung der Entwicklung ausnutzt, könnte
eine spannende Zukunft vor sich haben.
Insbesondere die Art und Weise, wie Menschen künftig zusammenarbeiten,
zeigt sich in einigen Unternehmen schon heute. In einer
immer komplexer werdenden Welt gibt es ständig neue Aufgaben,
variable Voraussetzungen und sehr unterschiedliche Fähigkeiten, die
gefragt sind. Da wirken starre Hierarchien und unflexible Organisationsstrukturen
eher als Bremsklotz. Eine neue Philosophie des Personalmanagements
heißt daher: „In einem starken Team zum Erfolg.“
Dazu gehören gemeinsam getroffene Entscheidungen ebenso wie eine
größere Verantwortung für den Einzelnen – vor allem aber eine Zusammenarbeit,
die sich ständig im Fluss befindet, auch mit Blick auf den
Führungsanspruch. Wenn aktuell ein IT-Problem das gesamte Team vor
Herausforderungen stellt, wieso sollte dann nicht auch der Experte auf
dem Gebiet federführend in die Lösung eingebunden sein? Um eine
derartige Unternehmensphilosophie umsetzen zu können, die eher auf
Netzwerkarbeit denn auf hierarchische Strukturen wert legt, werden
andere Eigenschaften wichtiger. Empathie, soziale Kompetenz, Kreativität
und Kommunikationsfähigkeiten bilden maßgebliche Bedingungen,
um transparent und vertrauensvoll zusammenarbeiten zu können.
Die dadurch entstehende Chancengleichheit stärkt dann im Idealfall
das Verantwortungsbewusstsein im ganzen Unternehmen.
Auch die Arbeitsbedingungen sind im Wandel begriffen. Der klassische
Dreiklang im Büro vergangener Tage lautete: großer Schreibtisch, eigener
Parkplatz und Sekretärin. Um für die künftigen Herausforderungen
gewappnet zu sein, geht der Trend weg vom starren Arbeitsplatz mit
Anspruch auf Multifunktionalität. Unterschiedliche Bereiche lösen feste
Plätze zunehmend ab und orientieren sich vor allem an der Funktion.
Vom abgeschotteten Stillarbeitsplatz über Besprechungsräume und
Kreativzonen bis zum kommunikativen Treffpunkt bieten neue Raumkonzepte
für jeden Bedarf jeweils individuelle Lösungen. Das Arbeiten
an festen Plätzen ist in diesen Systemen nicht vorgesehen. Durch das
sogenannte Desksharing nutzen verschiedene Mitarbeiter den gleichen
Schreibtisch – je nach Bedarf. Die persönlichen Gegenstände landen
nach der Nutzung in einem abschließbaren Rollcontainer und können
schnell verschoben werden.
Konzepte wie das Arbeiten im Home-Office sind ebenfalls Teil der
neuen Philosophie. Neben den neuen Arbeitsplatzmodellen werden
zunehmend auch Arbeitszeitmodelle abseits der 9-to-5-Schicht diskutiert.
Warum sollten Mitarbeiter nicht weniger arbeiten, dafür aber
umso motivierter ans Werk gehen können. Einzelne Experimente haben
gezeigt, dass zufriedene Mitarbeiter mit mehr Freizeit bessere Ergebnisse
für ihr Unternehmen erzielen, als die Kollegen mit der 40-Stunden-Woche.
Auch flexible Schichtmodelle, Gleitzeit oder Jahreskontingente
erhöhen die Flexibilität in der Arbeitswelt – mit Vorteilen für
Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Schließlich hat sich seit der Industriellen
Revolution nicht nur die Form der Arbeit gewandelt, auch die
Umstände sind inzwischen andere. ZEIT ALSO, FÜR DEN NÄCHSTEN SCHRITT.
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19
Beschreibt ethischen
Konsum
Hört dem
Wind zu
CAMPUS STUDIUM COMPANIES PORTRAITS
Löst komplexe
Rätsel
Kluge Köpfe …
der Hochschule
Flensburg
Eine gute Hochschule braucht neugierige
Studierende und kluge Professorinnen und
Professoren, die für ihre Themen brennen
und ein „Feuer“ beim akademischen
Nachwuchs „entzünden“ können - so wie
an der Hochschule Flensburg. Dort lehren
und forschen rund 80 Professorinnen
und Professoren und begeistern
Studierende mit topaktuellen Themen
und unzähligen praktischen Erfahrungen.
Text Christian Dorbandt
Fotos Sebastian Weimar
Züchtet kleine
Biester
21
Nelly Oelze ist Professorin für Betriebswirtschaft, Marketing und Supply
Chain Management an der Hochschule Flensburg. Studiert hat sie
European Business in Cambridge, Berlin und Groningen. Ihr Wechsel in
die Wirtschaft führte sie unter anderem ins Key Account Management
eines großen deutschen Medienunternehmens. 2014 promovierte sie zum
Thema „Nachhaltige Lieferketten“. Bevor sie im Sommersemester 2018
ihre Professur an der Hochschule Flensburg antrat, lehrte und forschte
die 40-jährige Hamburgerin an der Leibniz-Universität Hannover. In
Flensburg lehrt sie im Studiengang Betriebswirtschaft (B.A.) mit den
Schwerpunkten Marketing und Operations & Supply Chain Management.
Prof. Dr. rer. pol. Nelly Oelze
Hallo, Frau Professorin Oelze. Seit dem
Sommersemester 2018 verstärken Sie den
Fachbereich Wirtschaft an der Hochschule
Flensburg. Haben Sie sich eingelebt?
Ja, auf dem Campus finde ich mich schon gut
zurecht. Allerdings bin ich noch nicht dazu
gekommen, mein Büro optimal einzurichten.
Wie empfinden Sie die Atmosphäre an der
Hochschule?
Die Atmosphäre empfinde ich als sehr persönlich.
Es gibt hier einen schönen Zusammenhalt.
Der Campus ist großartig! Hier kann man
wunderschön spazieren gehen, und wenn ich
aus dem Fenster schaue, sehe ich Kaninchen
durch das Gras hoppeln. Herrlich!
Sie haben nach ihrem Studium bei einem
weltweit tätigen Konzern im Management
gearbeitet. Wann entschieden Sie sich, an
einer Hochschule forschen und lehren zu
wollen?
Als ich festgestellt habe, dass ich verschiedene
Entscheidungen des Unternehmens
ethisch nicht mittragen kann. Im Einkauf des
Unternehmens wurde ausschließlich der Preis
priorisiert, und in Personal angelegenheiten
konnte ich selten angemessene Gehälter
durchsetzen. An diesem Punkt entschied ich
mich, das Unternehmen zu verlassen.
Als Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
widmen Sie sich unter
anderem dem Thema ‚nachhaltige Lieferketten’.
Was wird damit beschrieben?
Der Fachbegriff ‚nachhaltige Lieferketten‘
meint, dass die mit der Wertschöpfung von
Unternehmen verbundenen ökologischen und
sozialen Herausforderungen nicht allein, sondern
nur entlang der gesamten Lieferkette
gelöst werden können.
Die Realität sieht oft anders aus. Noch
immer lassen manche Unternehmen ihre
Waren unter fragwürdigen Bedingungen im
Ausland produzieren und geben vor, dafür
nicht verantwortlich zu sein. Wie lässt sich
das ändern?
Indem wir Unternehmen noch stärker in die
Verantwortung nehmen und bewusst machen,
dass Ökologie, Ökonomie und Soziales keine
Gegensätze sein müssen. Stehen diese drei
Aspekte im Einklang, wird daraus wahrscheinlich
ein nachhaltiger wirtschaftlicher
Erfolg entstehen. Viele Firmen beschäftigen
sich mittlerweile mit Nachhaltigkeitsstrategien.
Ein weiteres Thema, mit dem Sie sich
intensiv beschäftigen, ist ‚Ethischer Konsum’.
Verbraucher können Einfluss nehmen,
wenn sie nachhaltig produzierte Waren
kaufen? Ist doch ganz einfach, oder?
Theoretisch schon, aber Verbraucher verfügen
über zu wenig Informationen. Wenn
Sie in einem Discounter zwei T-Shirts für 1
Euro erwerben, können Sie davon ausgehen,
dass diese Ware nicht nachhaltig produziert
wurde. Im Umkehrschluss haben Sie beim
Kauf eines vierzig Euro teuren Designer-Shirts
keine Nachhaltigkeitsgarantie. Nur wenige
Unternehmen kommunizieren transparent
über ihre Lieferketten und noch zu wenige
Verbraucher interessieren sich dafür. Außerdem
existieren unterschiedliche ethische
Überzeugungen. Was ist ethischer? Der Kauf
von Bio-Lebensmitteln oder von Produkten
regionaler Erzeuger? Ein weiterer Aspekt ist,
dass wir mehrheitlich noch mit einer Schere
im Kopf konsumieren. Wir verstehen zwar die
Notwendigkeit nachhaltiger Produktion, richten
unsere Kaufentscheidung allerdings noch
zu oft nur am Preis aus.
Wie lassen sich solche Themen praxisnah
studieren?
Indem wir mit Studierenden regelmäßig
Unternehmen besuchen und uns Lieferketten
anschauen oder Projekte anbieten, in
denen sich Studierende über einen längeren
Zeitraum mit der Thematik befassen können.
Durch diese praktischen Erfahrungen in realen
Projekten erleben die Studierenden hautnah,
wie gezielte wirtschaftliche Fragestellungen
umgesetzt werden. Anstatt Unternehmen nur
theoretisch zu untersuchen, geht es darum,
vor Ort selbst zu erleben, wie schwierig es ist,
bestimmte Nachhaltigkeitsstandards entlang
von Wertschöpfungsprozessen zu implementieren.
Die Bewegung ‚Fridays for Future’ fordert
ein schnelles Umdenken in Umwelt- und
Klimaschutzfragen. Haben Sie die Hoffnung,
dass Ihre Studierenden das irgendwann
umsetzen können?
Ja, die habe ich. Junge Generationen
beschäftigen sich heute bereits frühzeitig
mit ‚Work-Life-Balance’ und ganzheitlichen
Lebensentwürfen. Da ändert sich etwas im
Denken und Handeln. Viele wollen tendenziell
wieder stärker mit der Natur im Einklang
leben, bewusste Kaufentscheidungen treffen,
weniger Müll produzieren und Waren öfter
tauschen.
Vielen Dank für das Gespräch. Wo kann ich
den Kaffeebecher entsorgen?
Einfach stehenlassen! Ich werde ihn auswaschen
und wiederverwenden.
22
Prof. Dr. phil. Kai Petersen
Kai Petersen ist Professor für Software Engineering an der Hochschule
Flensburg. Seine akademische Karriere startete 2004 am gleichen Ort, der
damaligen FH Flensburg, als Bachelorabsolvent im Fach Wirtschaftsinformatik.
Bevor er Ende 2017 an seine Alma Mater zurückkehrte, sammelte
er Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität
Duisburg-Essen, hospitierte als Industriedoktorand beim schwedischen
IT-Konzern Ericsson und entwickelte sich in Projekten mit Global Playern
wie Sony, Axis, Volvo, Qvantel, Opel, Scania und Softhouse zu einem der
gefragtesten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Softwareentwicklung.
In Flensburg lehrt er im Studiengang Wirtschaftsinformatik (B.Sc.).
Moin, Herr Professor Petersen. Sie sind nur
wenige Kilometer entfernt, in Schuby, aufgewachsen
und haben an der ehemaligen
FH Flensburg Wirtschaftsinformatik studiert.
Wie fühlt es sich an, nun als Professor
im Hörsaal zu stehen?
Das fühlt sich sehr gut an. Ich bin mit der
Hochschule Flensburg seit meinem Studium
eng verbunden und assoziiere sie mit Praxisnähe
und einer angenehmen Atmosphäre.
Dieses Wohlgefühl habe ich bei meiner Rückkehr
im September 2017 sofort wieder gespürt.
Sie sind Professor für ‚Software Engineering’.
Bitte erklären Sie kurz, was man
unter diesem Begriff versteht.
Unter dem Begriff ‚Software Engineering’ werden
jene Prozesse zusammengefasst, in denen
Software auf Basis gesicherter Methoden
entwickelt und in bestehende Lösungen integriert
wird. Software Engineering erfordert
nicht nur informationstechnisches Knowhow,
sondern auch kommunikative und kooperative
Fähigkeiten, denn am Ende erwartet ein
Kunde eine passende Lösung für ein Produkt.
Welche Voraussetzungen benötigen Schülerinnen
und Schüler, um durch das Studium
der Wirtschaftsinformatik in diesem
Bereich später arbeiten zu können?
Ein Interesse an Computertechnik sollte vorhanden
sein. Für den Bachelorstudiengang
benötigt man aber keine fundierten Programmierkenntnisse.
Eine grundsätzlich gute Voraussetzung
für Softwareentwicklung ist die
Affinität zu Knobelaufgaben und Problemlösungen.
Programmieren ist wie permanentes
Rätselraten. Sie müssen außerdem Freude an
der Arbeit im Team haben und gerne kommunizieren.
Software-Entwicklung ist eine soziale
Tätigkeit.
Warum sind Softwareentwickler auf dem
Arbeitsmarkt so begehrt?
‚Software drives the world!’ Wir sind von Softwareprodukten
umgeben und diese stellen
immer komplexere Anforderungen an die Entwicklung
und Programmierung. Große Softwareprodukte
basieren auf Millionen Codezeilen.
In global operierenden Unternehmen
arbeiten viele Personen an den Produkten,
zum Teil an mehreren Standorten und in verschiedenen
Ländern gleichzeitig. Die beruflichen
Perspektiven in der Softwareentwicklung
sind hervorragend.
„Programmieren ist
wie permanentes
Rätselraten.“
Inwieweit bereitet das Studium der Wirtschaftsinformatik
auf eine spätere Tätigkeit
im IT-Bereich vor?
In unserem Curriculum bieten wir viele praxisorientierte
Lehrveranstaltungen sowie die
Möglichkeit, Unternehmenspraktika zu absolvieren.
Auch die Abschlussarbeiten werden
in der Regel zu spezifischen Sachverhalten
der jeweiligen Unternehmen geschrieben.
Dadurch ergeben sich später gewaltige Vorteile,
weil wir Wissenschaft schnell anwenden.
Als ich beispielsweise nach meinem
Studium zur Firma Ericsson nach Schweden
wechselte, fiel mir der Einstieg leicht, weil
ich praxisnah studiert hatte! Die Wirtschaftsinformatik
selber liefert außerdem eine für
Unternehmen sehr interessante Mischung aus
Themen wie Big Data, Business Intelligence,
Informatikthemen (Programmierung und Software
Engineering) und Betriebswirtschaft.
Haben Sie Beispiele für praxisnahe Projekte?
In der Veranstaltung ‚Softwareprodukte’ erhalten
Studierende zum Beispiel die Aufgabe,
Softwaresysteme selbständig zu entwickeln.
Die Ergebnisse erstaunen mich immer wieder!
Zuletzt präsentierte eine Gruppe einen selbstgebauten
Cocktailmixer, der über eine App
diverse Cocktails zubereiten konnte und alle
unterschiedlichen Mengenangaben gespeichert
hatte. Eine andere Gruppe hatte eine
App zur Bierbewertung programmiert und
das Produkt in selbstbedruckten T-Shirts mit
einem eigens gestalteten Firmenlogo und dem
Slogan „Better Beer“ vorgestellt!
Worauf legen Sie in der Lehre Wert? Was
versuchen Sie Ihren Studierenden zu
vermitteln?
Ich möchte keine Methode präsentieren,
nach der anschließend alle vorgehen, sondern
ermutige meine Studierenden, sich zur
Orientierung eine Landkarte der relevanten
Themen zu zeichnen. Damit können sie sich
eine Art Toolbox zusammenzustellen, die jene
Werkzeuge enthält, die sie zur Lösung ihrer
zukünftigen Aufgaben benötigen.
Welche Softwarethemen werden uns in der
Zukunft beschäftigen?
Ein großes Zukunftsthema heißt: Geschwindigkeit.
Zukünftig wird es noch stärker darauf
ankommen, der Erste zu sein, der eine innovative
Idee in ein gutes Produkt überführt.
Dazu gehört auch, möglichst schnell Feedbacks
von Kunden zu erhalten und zuverlässige
Tests durchzuführen. Wer möchte schon
in ein autonomes Fahrzeug steigen, in dem
die Bremssoftware nicht ausreichend getestet
wurde?
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Hallo, Frau Professorin Labes. Als Mikrobiologin
experimentieren Sie unter anderem
mit Algen und Schimmelpilzen. Was
fasziniert Sie daran?
Mich begeistern die biologisch vielfältigen
Möglichkeiten dieser kleinen Biester, wie
ich sie liebevoll nenne. Die Organismen, mit
denen wir uns beschäftigen, vor allem Bakterien,
aber auch filamentöse Pilze, können
wir in vielen Bereichen verwenden, zum Beispiel
als Produzenten von Antioxidantien,
Anti-Krebsmedikamente oder als Farbstoffe.
Faszinierend finde ich auch die Beobachtung
dieser Kleinstlebewesen unter dem Mikroskop.
Wir bewegen uns unterhalb der Auflösungsgrenze
des Auges, also unterhalb von 200
Mikrometern oder 0,2 Millimetern. Im Gegensatz
zu den spezialisierten Biologen schauen
wir also genauer hin!
Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für
Naturwissenschaften entdeckt?
Ich komme aus einer Familie von Naturwissenschaftlern
und wollte unbedingt einen
biologischen Beruf erlernen. Ich habe früh
ein Auge dafür entwickelt, was es da draußen
in der Natur alles gibt. Die Fragen, die
mich interessiert haben, waren: Was gibt es?
Warum gibt es das? Und wie funktioniert das?
Dieses Verlangen nach Erklärungen ist bis
heute ein permanenter Antrieb. Je tiefer ich
in Prozesse blicke, desto mehr frage ich mich:
Warum ist das so?
Was sind Ihre Aufgaben an der Hochschule
Flensburg?
Ich bin als Professorin für Mikro- und Moleku-
larbiologie berufen und unterrichte in unseren
Bachelor- und Master-Studiengängen im
Bereich Bio-, Lebensmittel- und Verfahrenstechnologie.
Meine Aufgaben sind zweigeteilt:
Zum einen unterrichte ich Grundlagenfächer,
beispielsweise Biologie, Biochemie,
Organische Chemie und Mikrobiologie, damit
Studierende das Handwerkszeug haben, selbständig
Problemstellungen zu analysieren und
zu lösen. Zum anderen untersuche ich die Nutzung
der biologischen Diversität. Ich schaue
auf das, was viele Millionen Jahre Evolution
bereits hervorgebracht haben und überlege,
wie wir Organismen für neue Prozesse, Medikamente,
Kosmetika oder für die Verbesserung
von Lebensmitteln einsetzen können.
Beschäftigen Sie sich auch mit dem Thema
Gentechnik?
Ja, Gentechnik und gentechnologische Veränderungsprozesse
gehören zur modernen Biotechnologie
dazu. Ich unterrichte auch dieses
Fach. Aber wir finden in der Natur so vieles,
was wir nachhaltig nutzen können, sodass
wir grundsätzlich auf natürlichem Weg in der
Lage sind, Fehler zu vermeiden, die wir in der
Vergangenheit gemacht haben.
Haben Sie ein Beispiel für einen solchen
Fehler und dessen Überwindung?
Ein typisches Beispiel sind die berühmten
Omega-3-Fettsäuren. Wir kennen sie als
wertvollen Nährstoff, unter anderem für die
Gehirnentwicklung. Gewonnen werden sie aus
Kaltwasserfischen, und das sind in der Regel
die Raubfische aus dem Ozean. Mittlerweile
wissen wir, dass Fische als Quelle viel zu
wertvoll sind. Unsere Meere leiden unter der
Überfischung, und ganze Öko-Systeme drohen
zu kippen. Die Natur hat Omega-3-Fettsäuren
aber schon viel früher erfunden und zwar in
mikrobieller Form in Mikroalgen. Diese können
wir an Land züchten, dafür salz- oder nitrathaltiges
Wasser verwenden, also Wasser, für das
wir sonst wenig Verwendung haben, und wir
müssen dafür keinen einzigen Fisch fangen.
Die Bewegung ‚Fridays for Future’ fordert
radikalen Klimaschutz. Was kann die Biotechnologie
dazu beisteuern?
Sehr viel! Wir erforschen täglich, wie Produkte
energiesparend hergestellt werden können
oder versuchen Mikroorganismen davon
zu überzeugen, Stoffe zu produzieren, die
fossile Rohstoffe ersetzen. Beim Thema Wind
besteht eine ‚Power to X’-Situation. Wir haben
Wind, können ihn aber nicht ins Regal legen.
Als Biotechnologen arbeiten wir daran, Wind
in biologisch konservierte Formen zu überführen,
zum Beispiel zu Biogas.
Begegnen Ihnen auch privat Ihre kleinen
Biester? Anders gefragt: Sehen Sie ständig
Prozesse, die andere nicht entdecken?
Spannende Frage. Ich verwende privat Mikroorganismen
zur Herstellung von Bier und
Joghurt. Ansonsten entdecke ich schnell den
mikrobiologischen Zusammenhang zwischen
Bauchschmerzen und mangelnder Lebensmittelhygiene
und weiß, woher die pupurfarbenen
Streifen kommen, die man bei gutem
Wetter am Strand entdecken kann: Es sind
Purpurbakterien, die für ihre Photosynthese
rötliche Farbpigmente verwenden.
Prof. Dr. rer. nat. Antje Labes
Antje Labes ist Professorin für Mikrobiologie und Molekularbiologie
an der Hochschule Flensburg. Nach ihrem Biologiestudium in
Berlin und Kiel gründete sie die Beratungs- und Trainingsfirma
„Ebbe & Flut“, arbeitete als Ausbilderin in Gesundheitsberufen
sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Christian-
Albrechts-Universität zu Kiel und am GEOMAR Helmholtz-Zentrum
für Ozeanforschung. Sie ist Mitglied im Vorstand der European
Society of Marine Biotechnology und Vorsitzende des Nordverbund
Marine Biotechnologie. An der Hochschule Flensburg lehrt sie in
den Studiengängen Bio-, Lebensmittel- und Verfahrenstechnologie
(B.Sc.) sowie Applied Bio and Food Sciences (M.Sc.).
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Professor Dr.-Ing. David Schlipf
„Nichts ist
so praktisch,
wie eine gute
Theorie!“
Moin, Herr Professor Schlipf. Wir stehen
auf der Dachterrasse des Instituts für
Wind energie, mit Blick auf die Flensburger
Förde. Es ist ziemlich windig. Mögen Sie
Wind?
Ja. Ich mag es, wenn mir der Wind um die
Ohren pfeift.
Sie sind Schwabe. Ist es in Baden-Württemberg
ähnlich windig wie in Schleswig-Holstein?
Nicht mal ansatzweise. Deshalb sind die
Wind industrie und Windforschung im Norden
ansässig.
Sie gelten als einer der innovativsten
Wind energieexperten und haben bereits
im In- und Ausland geforscht, gelehrt und
gearbeitet. Warum haben Sie sich jetzt für
die Professur an der Hochschule Flensburg
entschieden?
Dafür waren mehrere Faktoren ausschlaggebend.
Der wichtigste: Von der Hochschule
Flensburg erhielt ich die Chance, am WETI,
dem Wind Energy Technology Institute, sowohl
meine Forschung voranzutreiben als auch Studierende
für das Thema Windenergietechnik
zu begeistern. Als Professor einer Hochschule
für Angewandte Wissenschaften kann ich eher
einer Nebentätigkeit nachgehen. In der Position
des Geschäftsführers hatte ich festgestellt,
dass mir die wissenschaftliche Arbeit
fehlt. Deshalb habe ich die Geschäftsführung
abgegeben und kann nun ab und zu für die
Firma arbeiten und so meine Lehre und Forschung
aktuell halten. Insofern bin ich jetzt
wieder da, wo ich mich wohl fühle.
2016 schrieben Sie die beste europäische
Doktorarbeit im Bereich Windenergie und
wurden dafür mehrfach ausgezeichnet,
unter anderem mit dem ‚Excellent Young
Wind Doctors Award’. Was fasziniert Sie an
der Windenergie?
Generell bin ich ein Freund aller regenerativen
Energieträger. Die Windenergie finde ich
besonders spannend, weil sie sehr interdisziplinär
ist. Für mich als Kybernetiker gibt
es noch interessante Arbeit zu tun, während
beispielsweise die Photovoltaik eher Herausforderungen
für Elektroingenieure bereithält.
David Schlipf ist Professor für Windenergietechnik an
der Hochschule Flensburg. Seine akademische Laufbahn
startete der 38-jährige Schwabe an der Universität Stuttgart
mit einem Diplomabschluss in Technischer Kybernetik;
es folgte eine Promotion zum Thema Windenergie am Stuttgarter
Institut für Flugzeugbau. Nach Forschungsaufenthalten in
Colorado (USA) und Dänemark gründete er mit der sowento
GmbH eine Firma für Regelungstechnik auf dem Gebiet der
erneuerbaren Energien. Mit seiner Professur übernimmt David
Schlipf Forschungsaufträge am Wind Energy Technology Institute
(WETI) sowie Lehrveranstaltungen in den Studiengängen
Energiewissenschaften (B.Eng.) und Wind Engineering (M.Sc.).
Die Hochschule Flensburg praktiziert
Angewandte Wissenschaften. Sie haben
einen universitären Hintergrund. Passt das
zusammen?
Ja, das passt. Auf der einen Seite finde ich
in Flensburg gute Möglichkeiten vor, um Forschung
anzuwenden. Auf der anderen Seite
wird meines Erachtens in der Angewandten
Wissenschaft manchmal die Theorie etwas
vernachlässigt. Ich glaube fest daran, dass
nichts so praktisch ist wie eine gute Theorie.
ME2BE unterstützt Schülerinnen und Schüler
in ihrer Berufsorientierung. Wie haben
Sie den passenden Berufsweg gefunden?
Interessante Frage. Ich glaube, ein prägendes
Erlebnis war meine Zivildienstzeit, die ich im
Rahmen eines Friedensdienstes beim Bund der
Katholischen Deutschen Jugend in Argentinien
absolvierte. Fünfzehn Monate lang habe
ich im sozialen Bereich gearbeitet und unter
anderem Straßenkinder betreut. In dieser Zeit
wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie wichtig
eine gute Ausbildung ist. Anschließend
hatte ich das Bedürfnis, zu studieren und die
Welt ein bisschen besser zu machen. Da mich
die Fächer Mathematik, Physik und Informatik
schon zur Schulzeit begeisterten, wählte ich
den Studiengang ‚Technische Kybernetik’. Das
passte gut.
Sie waren immer wieder im Ausland tätig,
haben ein High School Jahr in den USA
verbracht, ein Jahr in Brasilien studiert
und später in Boulder, Colorado, Ihre Forschungsergebnisse
getestet. Raten Sie Studierenden
zu Auslandsaufenthalten?
Ja, unbedingt. Wenn sie sich im Ausland
umschauen und sich austauschen, können sie
viele Themen und Sachverhalte besser einschätzen.
Ich rate dazu, bereits während der
Schulzeit die Gelegenheit zu Auslandsaufenthalten
zu nutzen. Meine Reisen haben mich
sehr geprägt und meinen Horizont erweitert.
Außerdem kann man im Ausland hervorragend
Kontakte knüpfen und somit seine Netzwerke
erweitern.
Abschließend ein Blick in die Zukunft? Wie
werden wir Wind zukünftig nutzen?
Wir werden in der Zukunft daran arbeiten,
Windenergie mit anderen Energiesystemen zu
koppeln. Auch das Potenzial schwimmender
Windenergieanlagen ist noch nicht ausgereizt.
Fliegende Windkonverter sind ein interessantes
Zukunftsszenario, denn in großer
Höhe herrschen starke Winde. Nicht zuletzt
gibt es noch einiges zu tun, um derzeitige
Windenergieanlagen zu verbessern, zum Beispiel
durch Absenkung des Geräuschpegels.
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29
Akademische Talentschmiede
mit viel Potential
Die Hochschule Flensburg
Die Hochschule Flensburg ist die nördlichste Fachhochschule Deutschlands und eine
der renommiertesten Einrichtungen für regionale Fachkräfteausbildung. Zurzeit
studieren hier rund 4.000 Studierende, der Anteil weiblicher Studenten liegt bei rund
25 Prozent. Das Studienangebot umfasst 10 Bachelor- und 10 Masterstudiengänge:
Bachelor
• Angewandte Informatik
• Betriebswirtschaft
• Bio-, Lebensmittel- und
Verfahrenstechnologie
• Energiewissenschaften
• Internationale Fachkommunikation
• Maschinenbau
• Medieninformatik
• Schiffstechnik
• Seeverkehr, Nautik und Logistik
• Wirtschaftsinformatik
Master
• Angewandte Informatik
• Applied Bio and Food Sciences
• Automatisierungstechnik
• Business Management
• Business Management/Wirtschaftsinformatik
• eHealth
• Intermedia & Marketing
• Internationale Fachkommunikation
• Systemtechnik
• Wind Engineering
Was sind die Zulassungsvoraussetzungen für
ein Studium an der Hochschule Flensburg?
Was ist ein Probestudium? Wie viel Credit
Points benötige ich pro Semester? Wie kann ich
ein Studienfach wechseln? Wie beantrage ich
BAföG? Und was soll ich eigentlich studieren?
Wer sich mit dem Thema Studium beschäftigt,
hat besonders am Anfang viele Fragen. Das
CampusCompass-Angebot präsentiert für jede
Angelegenheit die passende Anlaufstation:
• Mentoring-Programm (Unterstützung beim
Einstieg)
• Vorkurse (fachliche Auffrischung vor dem
Studium)
• Selbstmanagement (Stärkung persönlicher
Kompetenzen)
• Gleichstellungsbüro (Anlaufstelle für
Chancengleichheit)
• International Office (Beratung über Auslandspraktika
oder Studienchancen, Vorund
Begleitstudiengänge für Menschen mit
Fluchthintergrund)
• „StuJo“ / Studierendenjobs (Karriereportal
für Studierende)
• Studierendensekretariat (beantwortet alle
Fragen rund um das Studium)
• Info Point (offene Anlaufstelle, Info-
Material, Abgabe von Unterlagen)
• Studienberatung (termingebundene und
offene Studienberatung für Schüler/-innen,
Studierende und Studieninteressierte)
• Psychosoziale Studienberatung (unterstützt
bei Ängsten und Problemen)
• Stipendienberatung (informiert und berät
zu Stipendien)
• CampusCareer (informiert über Praktika,
Jobangebote und den Berufseinstieg)
Hochschule Flensburg
Kanzleistraße 91-93
24943 Flensburg
Telefon: +49(0)461 805 - 01
Telefax: +49(0)461 805 - 1300
E-Mail: studierendensekretariat@hs-flensburg.de,
studienberatung@hs-flensburg.de,
infopoint@hs-flensburg.de
Web: www.hs-flensburg.de
Facebook: www.facebook.com/hsflensburg/
Studieren mit Sinn, Verstand und Zukunft – FH-Präsident
Professor Dr. Udo Beer setzt auf handfeste Perspektiven
Seit der Gründung der Fachhochschule Kiel vor 50 Jahren kennt die
Hochschule nur eine Richtung: es geht nach vorne. Im CAMPUS-Interview
spricht der scheidende Präsident Professor Dr. Udo Beer über die FH Kiel
als praxisorientierte Fachkräfteschmiede, den Campus in Kiel-Dietrichsdorf
als verbindendes Element und die Herausforderungen der Zukunft.
Text Lutz Timm
Fotos Sebastian Weimar
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Herr Professor Dr. Beer, in diesem Sommer
haben die schleswig-holsteinischen
Fachhochschulen ihr 50-jähriges Bestehen
gefeiert. Wo steht dieser Typ Hochschule
heute?
Die Fachhochschulen haben sich damals aus
den Obergewerbeschulen und den Ingenieurschulen
entwickelt. Sie hatten dann eine Zeit
von 15 bis 20 Jahren, um aus dieser Tradition
herauszukommen. Für unsere Hochschule
kam 1989 mit dem Beschluss, die Hochschule
nach Dietrichsdorf zu verlagern, langsam ein
neues Wir-Gefühl. Vorher waren die Fachbereiche
über Eckernförde, Rendsburg, Neumünster
und Kiel verteilt. Außerdem haben wir
Fachkollegen eingestellt, die den modernen
Kriterien entsprachen – also promoviert und
mit fünfjähriger Berufserfahrung. Das hat die
Hochschule als Typ geprägt und unterscheidbarer
gemacht. Seit 2000 sind wir hier auf
dem Campus endgültig angekommen. Seitdem
wächst zusammen, was zusammengehört.
Wie ist Ihre Prognose für die weitere Entwicklung
dieses Hochschultyps?
Es gibt zwei Entwicklungslinien. Einmal werden
die Fachhochschulen sich noch stärker
in der Arbeitsmarktorientierung betätigen.
Die FHs können den Fachkräftemangel am
effektivsten bekämpfen. Die duale Ausbildung
schwächelt, immer mehr junge Menschen wollen
studieren und anschließend einen guten
Job haben. Da kann ich ihnen nur empfehlen,
an die FH zu gehen. Die Arbeitsmarktorientierung
liegt uns in den Genen. Die andere Linie
ist die anwendungsorientierte Forschung und
der Wissenstransfer für die kleinen und mittleren
Unternehmen. Das machen die Universitäten
beispielsweise nur wenig, weil sie primär
an Grundlagenforschung interessiert sind.
Spielen die FHs die Vorteile, die sie haben,
schon konsequent genug aus?
In der anwendungsorientierten Forschung
sind wir aktiv, aber durch unsere hohe Lehrverpflichtung
ein bisschen gehandicapt. Viele
Kolleginnen und Kollegen machen das nebenher.
Dabei wäre es auch für den Staat interessant,
wenn er die FHs ein wenig entfesselte.
Mit mehr Zeit für den Wissenstransfer würden
wir gute Ergebnisse erzielen.
Also müssten innerhalb der Hochschulen
Strukturen geschaffen werden, die den
Dozenten den nötigen Freiraum für Kooperationen
bieten.
Daran arbeiten wir, unter anderem in Dauergesprächen
mit der Landesregierung.
Können Sie ein paar praktische Beispiele
für die Bemühungen der FH Kiel nennen?
Wir versuchen zusätzliche Professuren zu
bekommen, damit wir Kollegen von der Lehre
freistellen können, um mehr Transfer leisten
zu können. Was dann möglich ist, zeigen zum
Beispiel die beiden Träger des Innovationspreises
der Stadt Kiel Professor Ronald Eisele
und Professor Mohammed Es-Souni. Beide
sind leuchtende Beispiele dafür, wie eine Verbindung
von Hochschule und Unternehmen
sein kann.
„Es gibt viele
Studierende, die
erst nach mehreren
Semestern an der
Uni zu uns kommen.
Diesen Weg könnte
man abkürzen.“
Inwiefern?
Professor Eisele ist in der Leistungselektronik
verankert und hat mit Danfoss Patente zusammen
entwickelt. Dadurch konnte das Werk in
Flensburg seine Weltmarktposition halten.
Wir schicken unsere Absolventinnen und
Absolventen aus dem Studiengang Mechatronik
gerne zu Danfoss. Das ist im Grunde ein
Doppelschlag: einmal in der anwendungsorientierten
Forschung in der Zusammenarbeit,
aber auch als eine Bereicherung in der
Lehre, um die entsprechenden Fachkräfte dem
Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Prof.
Es-Souni hat vielfältige Kooperationen im
Bereich Nanotechnologie initiiert. Das geht
von der Beschichtung von Heizbrennern bis
zu Flüssigkeiten für Kontaktlinsen. Er hat in
knapp 30 Jahren eine Menge bewegt.
Liegen nicht genau in dieser Form der Forschung
und Lehre die größten Chancen für
die Fachhochschulen gegenüber den Universitäten?
Das ist der wesentliche Unterschied, weil wir
in der Anwendung sind, und die Universitäten
versuchen, die Grundlagen zu erforschen –
was ja auch wichtig ist. Diese Koexistenz von
Universität und Fachhochschule ist volkswirtschaftlich
betrachtet der beste Weg.
Haben die FHs im Land denn dieses Selbstbewusstsein,
das sie mit diesem Profil nach
außen tragen könnten, schon umfassend
entwickelt?
Wir haben dieses Selbstbewusstsein. Ob das
auch von anderen immer so wahrgenommen
wird, weiß ich nicht. Wir versuchen, mit innovativen
Organisationen und Unternehmen in
Kontakt zu treten. Ein limitierender Faktor ist
allerdings, dass wir zu stark in der Lehre eingebunden
sind und der erforderliche Freiraum
für diese Kooperationen fehlt.
Wie schätzen Sie die Wahrnehmung der
FH Kiel in der Landeshauptstadt und dem
Großraum ein?
Wir gelten als solide zuverlässige Partnerin
bei den Unternehmen, die mit uns kooperieren.
Auch mit den regionalen Bildungszentren
pflegen wir gute Kontakte.
Stehen Sie im Schatten der Universität?
Wenn man genau hinsieht, gibt es gar nicht
so viele Überschneidungen. Die Universität
hat keinen Maschinenbau, keinen Schiffbau,
keine Offshore-Anlagenbauer, keine soziale
Arbeit oder Agrarwirtschaft für Betriebsleiter.
Das entdecken potentielle Studierende
natürlich nicht immer. Die sagen sich oft voreilig:
‚Agrar ist Agrar, ich geh zur Uni.‘ Wer
aber einen Hof führen will, ist besser beraten,
wenn er zu uns kommt.
Lässt sich eine derartige Einstellung auch
auf die Bereiche Politik und Gesellschaft
übertragen, sodass die FH vielleicht nicht
immer ausreichend wahrgenommen wird?
Ein bisschen ist das so. Eltern sagen ihren
Kindern: ‚Du hast jetzt Abitur, geh doch zur
Uni‘. Die Universität gilt als die Krone der
wissenschaftlichen Schöpfung, und wir stehen
für manche nur im zweiten Glied. Es gibt
viele Studierende, die erst nach mehreren
Semestern an der Uni zu uns kommen, weil
unser Konzept ihnen mehr zusagt. Diesen Weg
könnte man abkürzen.
Für wen eignet sich ein Studium an der FH
Kiel?
Vor allem für Menschen, die auf der Basis von
Theorie anwendungsorientiert arbeiten wollen,
die Anwendung immer mitdenken und
nicht in der Theorie hängenbleiben. Lesen,
Schreiben und Rechnen sollten sie natürlich
auf entsprechendem Niveau können. Aber im
Fokus steht immer die Anwendung von Wissen.
Können Sie skizzieren, welche Entwicklung
die FH Kiel seit Ihrem Amtsantritt 2008
gemacht hat?
Das war eine spannende Phase, weil die Hochschule
Ende der Nullerjahre kräftig gewachsen
ist. Damals gab es 5000 Studierende, heute
sind es 8000. Der Campus war alles andere als
fertig. Daher mussten noch etliche Gebäude
errichtet werden. Das war auch nötig. Wir
haben hier auf dem Campus in Dietrichsdorf
enorm viel geschafft, aber auch auf dem
Campus in Osterrönnfeld, der nach 20 Jahren
Diskussion endlich ein neues Laborgebäude
bekommen hat. Außerdem wurden zahlreiche
neue Studiengänge geschaffen, zum Beispiel
die Online-Lehre in der BWL oder der Wirtschaftsinformatik.
Platzmangel ist an der FH trotzdem noch
ein Thema.
Ja, die Bibliothek ist beispielsweise noch im
Bau. Besser gesagt: das bibliothekarische
Selbstlernzentrum. Wir wollen, dass Studierende
länger auf dem Campus bleiben und auch
in Arbeitsgruppen lernen können. Das Gebäude
vermisse ich nach wie vor schmerzlich, aber
da ist manchmal Warten auch nicht verkehrt.
Hätten wir im Jahr 2000 eine Bibliothek
bekommen, dann wäre das ein ganz einfacher
Buchspeicher gewesen. Und jetzt entsteht ein
modernes Gebäude mit eigener Cafeteria und
viel Platz für studentisches Lernen.
Stichwort Architektur: Bekommt die FH
Kiel einen weiteren Studiengang?
Im Hochschulvertrag ist ein Kompetenzzentrum
Bauen vorgesehen, für das die FH Kiel
mit einem achtsemestrigen Bachelor an den
Start gehen soll. Allerdings mit Geld aus dem
Zukunftsvertrag, den das Land mit dem Bund
schließt. Ich gehe davon aus, dass wir im
Rahmen dieses Vertrages auch die Architektur
bedienen dürfen.
Die Grundlagen sind also geplant, aber es
fehlt noch an dem nötigen Kleingeld?
Ja, und auch ein bisschen an Platz. Wir brauchen
ein neues Gebäude für die Bauingenieure
und für die Architektur. Es ist schon recht eng
geworden. Aber das gehen wir noch an, da bin
ich mir sicher.
Welche Herausforderungen kommen auf
die FH Kiel in den kommenden Jahren zu?
Ich denke, die Finanznot der Hochschulen wird
bleiben. Zudem ist die Internationalisierung
ein großes Thema. Wir bieten bislang Doppelabschlüsse
mit mehreren ausländischen Hochschulen,
sind Mitglied der deutsch-französischen
Hochschule und haben Partnerschaften
mit Shanghai und Mexiko. Allerdings müssten
wir noch mehr Masterprogramme auf Englisch
umstellen, sodass mehr ausländische Studierende
aus innerem Antrieb zum Studium
nach Kiel kommen. Ich glaube, das täte dem
Arbeitsmarkt in Deutschland gut, wenn wir
auch auf der studentischen Seite importieren
würden. Interdisziplinär ist auch noch mehr
möglich, ebenso in der Kooperation mit anderen
Hochschulen.
Ihre Amtszeit endet zum 1. Juli 2020; im
Januar wird bereits ein Nachfolger oder
eine Nachfolgerin gewählt. Wie geht es mit
Ihnen persönlich weiter?
Ich werde mich um meine Enkel kümmern
und bin erstmal froh, dass ich kürzertreten
kann. Die Hecke muss geschnitten, der Rasen
gemäht und der Garten aufgeräumt werden.
Ich werde versuchen, ein bisschen zur Ruhe
zu kommen. Die letzten Jahre waren ziemlich
hochtourig. Und danach wird sich bestimmt
etwas ergeben.
Herr Professor Dr. Beer, vielen Dank für das
Gespräch.
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Daten gelten als das neue Gold. Doch viele Organisationen, Einrichtungen und
Unternehmen wissen nicht, was sie mit ihren vermeintlichen Schätzen anfangen
sollen. Dafür braucht es Spezialisten. Diese „Data Scientists“ werden seit Herbst
2019 in einem drei Semester langen Master-Studiengang an der FH Kiel von
drei Professoren ausgebildet. In vielerlei Hinsicht ist es eine Premiere.
Aus Daten Werte schaffen
besagt, dass in der Vergangenheit keine Kredite
an bestimmte Personengruppen vergeben
wurden, wird der Algorithmus diese wohl auch
künftig diskriminieren. Selbst wenn das nicht
der Fall sein sollte, die Arbeit einer Software
ist nur so objektiv wie die Programmierer, die
sie geschaffen haben“, erklärt Frosch-Wilke.
Neben Datenethik und Datenschutz steht
daher auch Statistik auf dem Lehrplan. Auch
die Vermittlung von Grundkenntnissen in den
Programmiersprachen ist Teil des Curriculums.
All das soll den Absolventen/innen schließlich
ermöglichen zu erkennen, ob man den
Ergebnissen der Algorithmen trauen kann.
Zum Wintersemester 2019/2020 startet an der Fachhochschule Kiel der neue
Studiengang „Data Science“. Prof. Dr. Dirk Frosch-Wilke erklärt, wie es dazu
kam, worum es geht und welche Perspektiven sich Studierenden eröffnen.
„Wir sind schon stolz darauf, wie schnell es
mit dem neuen Studiengang geklappt hat“,
sagt Dirk Frosch-Wilke erfreut. Der 54-jährige
Prodekan des Fachbereiches Wirtschaft und
Professor für Wirtschaftsinformatik leitet den
gemeinsamen Ausschuss „Data Science“. Tatsächlich
hat es von der Idee bis zur Genehmigung
nur wenige Monate gedauert.
Die Idee dazu hatte ein Viererteam: Vizepräsident
Prof. Dr.-Ing. Klaus Lebert, Prof. Dr. Jens
Lüssem vom Institut für Angewandte Informatik,
Prof. Dr.-Ing. Christoph Weber, Dekan
vom Fachbereich Informatik und Elektrotechnik,
sowie der Dekan des Fachbereichs Wirtschaft,
Prof. Dr. Björn Christensen. Wiederholt
beklagten Unternehmen verschiedener Branchen,
dass sie dringend Experten zur Datenanalyse
benötigten. Kein Wunder, denn in
ganz Schleswig-Holstein gab es kein entsprechendes
Ausbildungsangebot. So wurde die
Idee zum neuen Studiengang „Data Science“
geboren.
„Aufgrund der Nachfrage aus der Wirtschaft
und unserer Kompetenzen an der Hochschule
waren das ideale Voraussetzungen, um ein
solches Angebot zu schaffen“, erinnert sich
Frosch-Wilke, der im Dezember 2018 zum
Team stieß. Im Dezember 2018 wurde der
Antrag eingereicht, den neuen Studiengang
einzurichten. Im Paket war auch ein Schreiben
von etwa 25 regionalen Unternehmen.
Darin sicherten diese ihre Unterstützung zu
und bescherten dem Antrag weiteren Rückenwind.
Seit Mai 2019 können sich Interessierte für
den neuen Master-Studiengang bewerben.
Bis zu 20 Studierende sollen jedes Semester
zugelassen werden. Doch nicht nur, dass es
das einzige Angebot dieser Art in Schleswig-Holstein
ist, macht den Studiengang zu
etwas ganz Besonderem. „Data Science ist
keinem Fachbereich zugeordnet. Stattdessen
kümmert sich ein gemeinsamer Ausschuss
aller Fachbereiche und Mitgliedergruppen um
die organisatorischen und administrativen
Belange“, erklärt Frosch-Wilke. Das habe Herausforderungen
hinsichtlich der Zuständigkeiten
mit sich gebracht. „Aber wir haben das
alles schnell aus dem Weg geräumt. Es ist ein
tolles Gefühl, dass das Projekt so viel Unterstützung
erhält.“
„Wir verstehen Data
Science als ein
Handwerkszeug,
das sich in allen
Disziplinen anwenden
lässt und das
dafür sorgen kann,
neue Antworten und
Einsichten zu
erreichen.“
Allerdings ist die organisatorische Eigenheit
auch eine Botschaft, denn der neue Master-Studiengang
versteht sich als interdisziplinär
und ist grundsätzlich für alle Studierenden
offen. Die formalen Voraussetzungen
sind überschaubar: ein Bachelor-Abschluss,
Kenntnisse in den Fächern Mathematik/Statistik
und Informatik sowie Englisch (Niveaustufe
B2).
Die heterogene Zielgruppe ist für Frosch-
Wilke besonders reizvoll, denn von den vielen
Perspektiven könnten alle Beteiligten
profitieren. „Wir verstehen Data Science als
ein Handwerkszeug, das sich in allen Disziplinen
anwenden lässt“, erklärt er. So könnten
Data Scientists in der Landwirtschaft effektivere
Methoden für die Aussaat aufzeigen oder
im Online-Handel Kunden passgenaue Produkte
anbieten. In der Industrie können die
Datenexperten analysieren, wann Maschinen
gewartet werden müssen. So wird verhindert,
dass Geräte ausfallen. Wer in der Lage ist, aus
Daten Erkenntnisse zu schöpfen, kann dies in
jeder Disziplin produktiv anbringen.
Doch was sind eigentlich die Daten, die die
Arbeitsgrundlage bilden? „Daten sind eigentlich
überall“, erklärt Frosch-Wilke. „Das große
Buzzword ist zwar ‚Big Data‘, Datenbanken
voller Informationen über Transaktionen.
Daten finden sich auch in Texten, Videos oder
Tonaufnahmen.“ Grundsätzlich unterschieden
die Wissenschaftler zwischen unstrukturierten
Daten und den strukturierten Daten, mit
denen man einen Algorithmus füttern kann. So
kann es sein, dass ein Data Scientist zunächst
kreativ Wege finden muss, aus unstrukturierten
Daten eine verwertbare Datenbasis zu
Text Joachim Kläschen
Foto Matthias Pilch
machen. In einem zweiten Schritt analysiert
der Algorithmus die strukturierten Daten auf
eine bestimmte Fragestellung hin. Anschließend
geht es darum, die Ergebnisse so aufzubereiten,
dass das Ergebnis verständlich
wird. Wichtig ist es Frosch-Wilke zu betonen,
dass es nicht nur um das Vermitteln des Handwerkszeugs
geht: „Es geht uns auch darum,
die Studierenden dazu zu bringen, sich kritisch
mit Fragen des Datenschutzes und der
Ethik auseinanderzusetzen.“
Das Problem sind dabei nicht die Daten, sondern
ihre Zusammenführung. Denn so lassen
sich theoretisch auch Informationen gewinnen,
die gegen gesetzliche Regelungen verstoßen.
Die Forderung nach der kritischen Reflexion
geht jedoch über das eigene Handeln
hinaus. Studierende sollen ebenso sensibel im
Umgang mit dem technischen Handwerkszeug
sein. Die Aussagen, die ein Algorithmus über
Zukünftiges trifft, basieren immer auf Daten
aus der Vergangenheit. „Wenn ein Datensatz
Einen bedeutenden Teil des Studiums nimmt
die Projektarbeit ein. Studierende sollen ihre
Kenntnisse frühzeitig in Unternehmen und
Einrichtungen auf die Probe stellen. Dabei gilt
es, nicht nur Antworten auf bestehende Fragen
zu finden, sondern auch Ansätze zu entwickeln,
welche Antworten und Erkenntnisse
bestehende Daten geben können. Zudem sind
kommunikative Fähigkeiten, Sozialkompetenz
und Einfühlungsvermögen gefragt, wenn es
darum geht, die gewonnenen Einsichten zu
kommunizieren. Diesen typischen Praxisbezug
sieht Professor Frosch-Wilke als besonders
wichtig an.
Absolventen/innen stellt Frosch-Wilke eine
rosige Zukunft in Aussicht. Im kalifornischen
Silicon Valley sei der Arbeitsmarkt für entsprechende
Fachkräfte leergefegt. Hierzulande
sei die Entwicklung noch nicht so weit,
aber immer mehr Unternehmen entdecken
die Möglichkeiten der Datenanalyse. Entsprechend
seien die Aussichten für Data Scientists
blendend.
Doch für wen ist Data Science das Richtige?
„Neugier, Interesse an Technik und Freude
an der Kommunikation“ sind für Dirk Frosch-
Wilke die Eigenschaften, die einen guten Data
Scientist auszeichnen. Das Interesse an verschiedenen
Datentypen, Spaß am Umgang mit
den technischen Werkzeugen und die Suche
nach der richtigen Fragestellung sei ebenfalls
wichtig. Besonders reizvoll ist es jedoch, dass
Data Scientists über ein Instrumentarium verfügten,
das aus Daten neue und vielfach nützliche
Zusammenhänge aufzeigt, die anderen
verborgen bleiben.
Alle wichtigen Informationen zum neuen
Master-Studiengang „Data Science“ auf
unter www.fh-kiel.de/datascience.
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Fachhochschule Kiel
Mit rund 8.000 Studierenden und 180 Professoren und Dozenten ist die FH Kiel
die größte staatliche Fachhochschule Schleswig-Holsteins und liegt direkt an
der Kieler Förde im Stadtteil Dietrichsdorf. Wer hier studiert, kann aus einem
breiten Fächerspektrum wählen. In sechs Fachbereichen (FB) werden insgesamt
21 Bachelor- und 16 Masterstudiengänge angeboten. Die Fachhochschule genießt
hohes Ansehen. Neben dem breiten Studienangebot, einer modernen Ausstattung,
praxisintensiver Ausrichtung und guter Vernetzung profitieren Absolventinnen und
Absolventen von einer hohen Vermittlungsquote zu regionalen Arbeitgebern.
Foto: Matthias Pilch
FB Agrarwirtschaft
• Landwirtschaft (B.Sc.)
• Agrarmanagement (M.Sc.)
FB Informatik Elektrotechnik
• Elektrotechnik (B.Eng.)
• Informationstechnologie (B.Sc.)
• Medieningenieur (B.Eng.)
• Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik
(B.Eng.)
• Mechatronik (B.Eng.)
• Elektrische Technologien (M.Eng.)
• Information Engineering (M.Sc.)
FB Maschinenwesen
• Internationales Vertriebs- und
Einkaufsingenieurwesen (B.Eng.)
• Maschinenbau (B.Eng.)
• Offshore-Anlagentechnik (B.Eng.)
• Schiffbau und Maritime Technik (B.Eng.)
• Industrial Engineering (M.Sc.)
• Maschinenbau (M.Eng.)
• Schiffbau und Maritime Technik (M.Eng.)
FB Medien / Bauwesen
• Multimedia Production (B.A.)
• Öffentlichkeitsarbeit und
Unternehmenskommunikation (B.A.)
• Angewandte Kommunikationswissenschaften
(M.A.)
• Medienkonzeption (M.A.)
• Journalismus und Medienwirtschaft (M.A.)
• Public Relations (M.A.)
• Bauingenieurwesen (B.A.)
FB Soziale Arbeit und Gesundheit
• Erziehung und Bildung im Kindesalter (B.A.)
• Erziehung und Bildung (B.A.)
• Physiotherapie (B.A.)
• Soziale Arbeit (B.A.)
• Forschung, Entwicklung und Management
in Sozialer Arbeit, Rehabilitation /
Gesundheit oder Kindheitspädagogik (M.A.)
FB Wirtschaft
• Betriebswirtschaftslehre (B.A.)
• Betriebswirtschaftslehre online (B.A.)
• Wirtschaftsinformatik (B.A.)
• Wirtschaftsinformatik online (B.A.)
• Betriebswirtschaftslehre (M.A.)
• Financial Accounting, Controlling &
Taxation (M.A.)
• Wirtschaftsingenieurwesen (M.A.)
• Betriebswirtschaftslehre online (M.A.)
• Wirtschaftsinformatik online (M.A.)
Bewerbung
Bewerbungen auf alle Studiengänge werden
über das Online-Bewerbungsportal der Fachhochschule
Kiel eingereicht.
Studienberatung
Sokratesplatz 3 - (Gebäude 18)
T. 0431/210-1338 /- 1339
studieninformation@fh-kiel.de
Fachhochschule Kiel
University of Applied Sciences
Sokratesplatz 1
24149 Kiel
T. 0431/ 210-0
info@fh-kiel.de
www.fh-kiel.de
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Bienen für die Zukunft
… an der TH Lübeck!
Studierende der Technischen Hochschule (TH) Lübeck
beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit
Emissionen, Treibhauseffekt, Erderwärmung – die Wissenschaft
beobachtet einen von Menschen verursachten Klimawandel
und prognostiziert dramatische Folgen für die Menschheit.
Fazit: Studierende von heute müssen nachhaltige Ideen für
eine Welt von morgen entwickeln. An der TH Lübeck entstehen
aus guten Ideen außergewöhnliche Projekte. In ME2BE
CAMPUS stellen sich zwei studentische Initiativen vor.
„Wir haben die Vision einer nachhaltigen
Hochschule“, sagt Nele, „und wollen erreichen,
dass nachhaltiges Handeln an der TH
Lübeck in allen Bereichen zur Selbstverständlichkeit
wird.“ Die 25-jährige Masterstudierende
der Betriebswirtschaft gehört zu den
Gründerinnen der Studierenden-Initiative
„Students for Sustainability“ (kurz: S4S).
Ihr Motto: „Nachhaltiges Denken und Handeln
muss in unseren Köpfen fest installiert
werden!“
Umweltingenieurwesen und -management,
„setzt sich beim Mensa-Angebot fort und
führt bis in die einzelnen Fachbereiche. Aber
es geht nicht nur um Umweltaspekte. Nachhaltiges
Studieren bedeutet auch: höhere
Interdisziplinarität, weniger Frontalunterricht,
modernere Lehransätze, Diskussion und
Reflexion, Transparenz, Informationsfluss,
sowie Kooperation mit Schulen und Firmen,
Städten und Gemeinden sowie gemeinnützigen
Initiativen.“
Text Christian Dorbandt
Fotos Sebastian Weimar,
TH Lübeck
Gute Idee I: „S4S“
Rund 20 weibliche und männliche ‚Students
for Sustainability’ arbeiten aktuell daran, die
Hochschule zukunftsorientiert zu entwickeln.
Ein zentraler Vorschlag ist die Einrichtung
einer Stabsstelle für „Nachhaltigkeit“. „Mit
einer solchen Stelle könnte das Thema dauerhaft
in den Fokus gerückt werden“, erläutert
Nele. „Sowohl in der Verwaltung als auch in
den Fachbereichen und Studiengängen sollten
dann alle zukünftigen Handlungen auf Nachhaltigkeit
überprüft werden.“
Was bedeutet das in der Praxis? „Nachhaltiges
Handeln fängt mit administrativen
Maßnahmen, wie dem Kauf von umweltfreundlichem
Papier, dem Ausbau der Fahrradstellplätze
und Entscheidungen über Beleuchtung
und Lüftungsanlagen an“, erklärt
Florian, Bachelorstudent des Studiengangs
Dass die Initiative nicht nur Forderungen
aufstellen kann, beweisen die Jungakademiker/innen
in zahlreichen Projekten auf allen
Handlungsfeldern der Hochschule. Auf der
Agenda stehen Initiativen zum ‚Stadtradeln’,
Diskussionsrunden wie der runde Tisch des
‚FUNKE‘ (Forum für Umwelt, Nachhaltigkeit,
Klimaschutz und Ethik) oder die ‚perspektive
n‘ und das Vorantreiben der Nachhaltigkeit in
der Gremienarbeit. Im Bereich der Bewusstseinsbildung
unterstützen die S4S ‚Lectures
for Future’, wollen einen ‚Parking Day’ veranstalten
und mit ‚Profs prüfen’ die Dozierenden
sowie die Studierenden zum Nachdenken und
Reflektieren bringen. Andere Themen sind die
Abfallwirtschaft an der TH, das Großprojekt
‚Green Office’ und Hochbeete für die Studis.
„Wer sich über S4S informieren möchte, kann
dies in den sozialen Netzwerken tun“, erläutern
Nele und Florian. „Auf Facebook und Instagram
berichten wir regelmäßig über unsere
Projektarbeit!“
Sie schwärmen für die Bienen:
Professor-Dr.-Ing. Michael
Bischoff, Laboringenieur Thomas
Hamer und Studierende der
Initiative „Campus-Imkerei“.
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Sie werben für die „Nachhaltige
Hochschule“: Nele (linkes Foto) und
Florian (unten) von der Initiative „S4S“
im Austausch mit den Professoren Heiner
Lippe (Architektur) und Michael Bischoff
(Umwelttechnik).
Die Technische Hochschule Lübeck
Die Technische Hochschule Lübeck ist eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften
und ging 2018 aus der FH Lübeck hervor. Die fachlichen Schwer punkte der Hochschule
liegen in den Bereichen Technik, Naturwissenschaften, Wirtschaft und Architektur.
Mit rund 130 Professorinnen und Professoren in vier Fachbereichen bietet sie zurzeit
über 30 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Weitere Besonderheiten: einzigartige
Campus-Allianz mit Universität und Universitätsklinikum, hoher Grad an Wissensund
Technologietransfer, internationale Studienangebote, moderne Ausstattung.
Gute Idee II: „Die
Campus-Imkerei“
Studierende des Bachelorstudiengangs
„Umweltingenieurwesen und -management“
tragen normalerweise zivile Kleidung. Es sei
denn, sie führen umwelttechnische Untersuchungen
im Labor durch – dann sind Laborkittel
und Schutzbrille Pflicht! Die angehenden
Umweltingenieure Thomas, Michel, Ocke
und Lennart schlüpfen zusätzlich in eine weitere
Schutzkleidung: Sie tragen regelmäßig
die Imkerschutz-Bekleidung, bestehend aus
Schutzanzug, Schleier, Hut und Handschuhen,
um die hochschuleigenen Bienenvölker auf
dem Campus zu versorgen.
Den Anstoß zur Initiative „Campus-Imkerei“
gab Michael Bischoff, Professor im Fachbereich
Angewandte Naturwissenschaften der
TH Lübeck. „Die Idee entstand während einer
Vorlesung“, erinnert sich der Umweltingenieur
und Hobby-Imker, „als ich von meiner privaten
Imkertätigkeit berichtete. ‚Wie wäre es,
ein Bienenvolk an der Hochschule zu halten?’,
fragten mich die Studierenden. Anschließend
wurden Hochschul-Richtlinien geprüft,
Anträge erstellt, Ausrüstungsgegenstände
und Schutzkleidungen besorgt, ein Bienenvolk
erworben und dann ging es 2018 los.
Mittlerweile gibt es vier Bienenvölker, und der
erste Honig konnte geerntet werden.“
Wo wird die Imkerei betrieben, und was sind
dabei studentische Aufgaben? Um unsere Fragen
zu beantworten, legen sich die vier Jungs
die Imkerschutzkleidung an und präsentieren
vier bunte Bienenkästen. „Unsere Bienenvölker
liegen zwischen zwei Hochschulgebäuden.
Dort halten sich keine Menschen auf,
sodass eine Gefährdung ausgeschlossen ist.“
Lennart ergänzt: „Zurzeit halten wir vier Bienenvölker.
Unsere Aufgabe ist es, wöchentlich
die Rähmchen zu überprüfen, ob sich Weiselzellen
gebildet haben. Diese besonderen
Zellen müssen eventuell entfernt werden, da
sie der Aufzucht neuer Königinnen dienen.“
Ocke erklärt: „In der Nähe der Hochschule ist
eine Schrebergarten-Kolonie. Dort finden die
Bienen im Frühjahr und Sommer ausreichend
Nektar. Dann ernten wir den Honig und verarbeiten
ihn. Die verloren gegangene Nahrung
ersetzen wir am Saisonende durch eine
Zuckerlösung. So haben unsere Bienen immer
genügend Futter!“ Und wie oft werdet ihr
gestochen? „Ab und zu gibt’s schon mal einen
Stich“, meint Thomas, „meistens, wenn die
Schutzkleidung verrutscht, aber das ist nicht
so schlimm. Einfach den Stachel aus der Haut
entfernen, mit Zwiebelsaft einreiben oder
die Stelle erhitzen, dann schwillt die Wunde
schnell ab!“
Berichte über globales Bienen- und Insektensterben
sind durchaus besorgniserregend. Um
grundlegende Probleme zu lösen, benötigen
wir wissenschaftliche Erkenntnisse und Menschen,
die diese in die Praxis umsetzen. „Die
Campus-Imkerei der TH Lübeck ist ein Beispiel
für das Engagement unserer Studierenden
und ihr Verständnis für Zusammenhänge
in der Natur“, meint Professor Bischoff. „Wir
vermitteln Studierenden Wissen zum Schutz
der Umwelt verbunden mit einem Bewusstsein
für gesellschaftliche Verantwortung.
Schüler/innen, die sich für Nachhaltigkeit
und Klimaschutz engagieren (z.B. bei Fridays
for Future) und eine berufliche Perspektive
in diesem Bereich sehen, laden wir ein, nach
der Schulzeit an unserer Hochschule in einem
drei- bis vierjährigen Studium Kompetenzen
für den Umweltschutz zu erwerben und in die
Gesellschaft zu tragen.“
Bachelorstudiengänge
• Angewandte Chemie
• Architektur
• Bauingenieurwesen
• Betriebswirtschaftslehre
• Biomedizintechnik
• Elektrotechnik – Energiesysteme und
Automation
• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme
• Energie- und Gebäudeingenieurwesen
• Hörakustik
• Informatik / Softwaretechnik
• Informationstechnologie und Design
• Maschinenbau
• Medieninformatik (Online-Studium)
• Physikalische Technik
• Regenerative Energien (Online-Studium)
• Umweltingenieurwesen und -management
• Wirtschaftsingenieurwesen
• Wirtschaftsingenieurwesen Lebensmittelindustrie
• Wirtschaftsingenieurwesen (Online-Studium)
Masterstudiengänge
• Architektur
• Angewandte Informationstechnik
• Bauingenieurwesen
• Betriebswirtschaftslehre
• Biomedical Engineering
• Environmental Engineering
• Hörakustik und Audiologische Technik
• Mechanical Engineering
• Medieninformatik (Online-Studium)
• Regulatory Affairs
• Städtebau und Ortsplanung
• Technische Biochemie
• Wirtschaftsingenieurwesen
Spezielle Studienangebote:
Studium mit integrierter Lehre – „StudiLe“
Das Studium mit integrierter Lehre verbindet
eine betriebliche Ausbildung mit einem Bachelorstudium
an der TH Lübeck. Die vollständige
Liste der möglichen Ausbildungsberufe ist auf
www.StudiLe.de veröffentlicht. Passend zum
Ausbildunsgberuf kann einer von sechs Bachelorstudiengängen
gewählt werden:
• Bauingenieurwesen
• Betriebswirtschaftslehre
• Elektrotechnik – Energiesysteme und
Automation
• Elektrotechnik – Kommunikationssysteme
• Informatik / Softwaretechnik
• Maschinenbau
Internationale Doppelabschlüsse
Im Double Degree Program führen die internationalen
Studiengänge Elektrotechnik (ISE),
Wirtschaftsingenieurwesen (ISW) und Maschinenbau
(ISM) zu zwei Abschlüssen: dem
Bachelor of Science der TH Lübeck sowie dem
Bachelor of Science der Partnerhochschule
Milwaukee School of Engineering (MSOE),
Wisconsin, USA.
Technische Hochschule Lübeck
Mönkhofer Weg 239
23562 Lübeck
T. +49 (0) 451-300 6
F. +49 (0) 451-300 5100
kontakt@th-luebeck.de
www.th-luebeck.de
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Syddansk Universitet (SDU)
„Spannendes“ Studium
in Dänemark
Über den Studiengang „Electrical Engineering“ an der SDU in Sønderborg
Wer sich für ein ingenieurwissenschaftliches Studium interessiert, sollte unbedingt
einen Blick nach Dänemark werfen. Dort bietet die Syddansk Universitet (SDU) zurzeit 17
ingenieurwissenschaftliche Studiengänge an, unter anderem den Bachelorstudiengang
„Electrical Engineering“ am Standort Sønderborg. Warum sich das englischsprachige
Elektrotechnik-Studium bei unseren dänischen Nachbarn lohnt, verrät uns der deutsche
Student Matthias Christoph Marchewka im Gespräch auf dem Campus.
„Hallo, ich bin Matthias und studiere zurzeit
‚Electrical Engineering’ an der SDU in
Sønder borg. Ursprünglich habe ich ‚Mechanical
Engineering’ in Deutschland studiert,
war allerdings mit den Studieninhalten unzufrieden.
Zwar gefielen mir die ingenieurwissenschaftlichen
Veranstaltungen, doch mit
den mechanischen Inhalten konnte ich mich
leider nicht anfreunden. Als ich von den
Hochschulangeboten der Syddansk Universität
hörte, wurde ich neugierig und wechselte
kurzerhand ins Bachelorstudium ‚Electrical
Engineering’. Das habe ich nicht bereut! Im
Gegenteil, denn das Studium hat alle meine
Erwartung übertroffen!
Nah dran, und
doch so anders
Aus meiner Sicht lernt man in Deutschland
zielgerichtet für das Examen. In Dänemark
konzentriert sich alles auf die Semesterprojekte,
in denen wir unsere theoretischen
Kenntnisse in die Praxis umsetzen. Auf diese
Weise kann ich Inhalte besser lernen und verinnerlichen.
Gleichzeitig wird in kleinen Gruppen
studiert und viel Wert auf Gruppenarbeit
gelegt. Ein weiterer Vorteil ist die entspannte
Atmosphäre zwischen Studierenden und Lehrkräften.
Wir duzen alle Dozenten, auch die
deutschen Professoren. Nach dem Unterricht
können wir jederzeit an ihre Bürotür klopfen
und Fragen stellen.
Die Lage unseres Instituts – direkt am Wasser
– ist sehr idyllisch. Im Sommer kann man vom
Campus direkt ins kühle Nass springen und
sich erfrischen. Insgesamt ist die Lage attraktiv.
Sønderborg liegt im Süden Dänemarks,
nur rund 40 Kilometer von Deutschland entfernt.
Das Wasser und die Natur sind wunderschön,
man kann alles mit dem Fahrrad erreichen,
und wenn ich meine Familie oder meine
Freunde zu sehr vermisse, holen mich meine
Text Christian Dorbandt
Fotos SDU
Eltern ab und ich bin in circa einer Stunde zu
Hause!“
Gute Perspektiven –
hohe Einstiegsgehälter
Die Syddansk Universitet (SDU) in Sønderborg
unterrichtet Menschen aus über 50 verschiedenen
Nationen. Studierende wie Matthias
Christoph Marchewka erleben eine internationale
Studienatmosphäre sowie eine enge
Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen,
zum Beispiel Danfoss oder Linak.
Beide Unternehmen stellen in großem Umfang
Absolventinnen und Absolventen der SDU ein,
denn die Nachfrage nach ausgebildeten Ingenieur/innen
in Dänemark ist hoch. Der unverbindliche
Mindestlohn für Diplomingenieure
(Bachelor) in Dänemark liegt bei etwas mehr
als 5.000 Euro – für Diplomingenieure mit
Mastergrad sogar darüber!
Mehr als 32.000 Studierende lernen an den fünf Standorten der University
of Southern Denmark (Syddansk Universitet), kurz SDU. Auf dem
Hauptcampus in Odense und den Campussen in Slagelse, Kolding, Esbjerg
und Sønderborg arbeiten mehr als 4.000 Angestellte, um den Studierenden
ein reibungsloses und ansprechendes Studium zu ermöglichen. Ungefähr
20% der Studierenden kommen aus anderen Ländern, was den Studienalltag
divers und interessant gestaltet. In den Fachbereichen Geisteswissenschaften,
Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften, Gesundheitswissenschaften und
Ingenieurwissenschaften bietet die Universität um die 115 Studiengänge an.
Geisteswissenschaften
• International Business Administration and
Foreign Languages (B.Sc.)
• European Master Tourism Management (EMTM)
• American studies (M.A.)
• Business, Language and Culture (negot) (M.A.)
• English Studies (M.A.)
• International Tourism and Leisure Management
(M.A.)
• Middle East studies (M.A.)
• Business, Language and Culture (M.Sc.)
• IT - Product Design (M.Sc.)
• IT – Web Communication Design (M.Sc.)
Sozialwissenschaften
• Economics and Business Administration –
Global Business Relationships (B.Sc.)
• Economics and Business Administration -
Special Programmes for AP Graduates (B.Sc.)
• European Studies(B.Sc.)
• Market and Management Anthropology (B.Sc.)
• Master of Social Sciences in International
Security and Law (M.Sc.)
• Cultural Sociology (M.Sc.)
• Economics (M.Sc.)
• Economics and Business Administration -
Accounting and Finance (M.Sc.)
• Economics and Business Administration -
Brand Management and Marketing Communication
(M.Sc.)
• Economics and Business Administration
- Global Logistics and Supply Chain
Management (M.Sc.)
• Economics and Business Administration - Global
Marketing and Consumer Culture (M.Sc.)
• Economics and Business Administration -
Human Resource Management (M.Sc.)
• Economics and Business Administration -
International Business and Management
(M.Sc.)
• Economics and Business Administration
- International Business and Marketing
(M.Sc.)
• Economics and Business Administration -
Management Accounting (M.Sc.)
• Economics and Business Administration
- Management of Innovation Processes
(M.Sc.)
• Economics and Business Administration -
Market Anthropology (M.Sc.)
• Economics and Business Administration –
Marketing, Social Media and Digitalization
(M.Sc.)
• Economics and Business Administration
- Innovation and Marketing Development
(M.Sc.)
• Economics and Business Administration -
Sports and Event Management (M.Sc.)
• Economics and Business Administration -
Strategy and Organization (M.Sc.)
• Economics – Finance (M.Sc.)
• Environmental and Resource Management
(M.Sc.)
• Social Sciences in Comparative Public
Policy and Welfare Studies (M.Sc.)
Gesundheitswissenschaften
• Public Health (M.Sc.)
Ingenieurswissenschaften
• Electronics (B.Eng.)
• Global Management and Manufacturing
(B.Eng.)
• Mechatronics (B.Eng.)
• Engineering (Electronics) (B.Sc.)
• Engineering (Innovation and Business) (B.Sc.)
• Engineering (Mechatronics) (B.Sc.)
• Engineering (Product Development and
Innovation) (B.Sc.)
• Engineering – Chemistry (M.Sc.)
• Engineering – Electronics (M.Sc.)
• Engineering - Innovation and Business
(M.Sc.)
• Engineering – Mechatronics (M.Sc.)
• Engineering - Operations Management
(M.Sc.)
• Engineering - Physics and Technology
(M.Sc.)
• Engineering - Product Development and
Innovation (M.Sc.)
• Engineering - Robot Systems (Advanced
Robotics Technology/Drone Technology)
(M.Sc.)
• Engineering - Software Engineering (M.Sc.)
• Environmental Engineering (M.Sc.)
Naturwissenschaften
• Applied Mathematics (M.Sc.)
• Biochemistry and Molecular Biology (M.Sc.)
• Biology (M.Sc.)
• Chemistry (M.Sc.)
• Computational Biomedicine (M.Sc.)
• Computer Science (M.Sc.)
• Mathematics (M.Sc.)
• Medical Chemistry (M.Sc.)
• Physics (M.Sc.)
Bewerbungszeitraum für internationale Studierende:
1. Februar bis 15. März.
University of Southern Denmark
Alsion 2
6400 Sønderborg, Denmark
www.sdu.dk
42
43
„Wir studieren in
kleinen Gruppen
und erhalten
eine intensivere,
individuelle
Betreuung und
Förderung. Ich
schätze vor allem
den persönlichen
Kontakt zu unseren
Lehrenden.“
Platz zum Lernen,
Raum zum Wachsen
Studieren an der MSH Medical School Hamburg
Text Katharina Grzeca
Fotos Laura Hasl
Wenn Isabelle Backsmann aus dem Seminarfenster blickt, hat
sie einen fantastischen Blick auf die Marco-Polo-Terrassen, auf
die Elbe und den Hafen. Die 28-Jährige studiert Psychologie an
der MSH, einer privaten Hochschule mit einem Campus in der
Hamburger Hafencity und dem Campus „Arts and Social Change“
am Harburger Binnenhafen. Beinahe wäre der Traum eines
Psychologiestudiums für Isabelle am hohen NC gescheitert. Wie
sie es trotzdem geschafft hat, berichtet sie in ME2BE-CAMPUS.
Das Fach Psychologie ist begehrt, aber die
Plätze sind begrenzt. Wer im Abi schlechter
als mit 1,4 abschneidet, hat an einer staatlichen
Universität kaum Chancen. Immer wieder
scheitern Studienanfänger am unliebsamen
Numerus clausus und brauchen, wie auch
Isabelle, einen Plan B. „Als es mit Psychologie
im ersten Anlauf nicht klappte, begann ich,
Zahnmedizin zu studieren. Leider merkte ich
schnell, dass dieses Fach nicht das Richtige
für mich war“, erinnert sich die 28-Jährige.
Also machte sie sich auf die Suche und fand
die MSH, die NC-freie Studiengänge anbietet.
Wer hier angenommen werden möchte, reicht
zuerst seine Bewerbungsunterlagen ein und
wird zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch
eingeladen. Für die Zulassung ist
also nicht wie bei staatlichen Universitäten
die durchschnittlichen Abiturnote entscheidend,
sondern die persönliche Eignung und
Motivation der Bewerberinnen und Bewerber.
Dadurch erhalten auch Studieninteressierte
einen Studienplatz, die an der staatlichen
Hochschule nicht zum Studium zugelassen
worden wären.
Für das Studium an der MSH zahlt Isabelle
monatliche Gebühren. 695 Euro sind es beim
Psychologie-Bachelor, die Studiendauer
beträgt 6 Semester. Für die junge Studentin
ist das Studium jeden Cent wert: „Mein Zahnmedizinstudium
habe ich sowohl an einer
staatlichen als auch an einer privaten Hochschule
absolviert, dadurch besitze ich einen
direkten Vergleich. Das Privatstudium passt
viel besser zu meinen Bedürfnissen. Wir studieren
in kleinen Gruppen und erhalten eine
intensivere, individuelle Betreuung und Förderung.
Ich schätze vor allem den persönlichen
Kontakt zu unseren Lehrenden“, erzählt
Isabelle.
Moderne Ausstattung in der
Hafencity und in Harburg
Mehr als nur eine Matrikelnummer unter einer
Vielzahl von Studierenden zu sein, das war
auch der Wunsch von Jonas Yaya. Auf der
Suche nach einer guten Hochschule ist er auf
das Angebot der MSH gestoßen. „Zunächst
habe ich ein Studium an einer privaten Hochschule
gar nicht in Betracht gezogen. Ehrlich
gesagt hatte ich sogar Vorurteile gegenüber
privat Studierenden. So dachte ich, dass nur
Kinder aus wohlhabenden Familien solche
Hochschulen besuchen und sich mit den Studiengebühren
ihre Abschlüsse quasi erkaufen.
Aber weit gefehlt. Nachdem ich die Hochschule,
Lehrende und Studierende aus höheren
Semestern kennengelernt habe und mir
mein eigenes Bild machen konnte, war es
leicht, meine anfänglichen Bedenken über
Bord zu werfen“, berichtet der 26-Jährige, der
im ersten Semester Soziale Arbeit studiert.
Die MSH ist staatlich anerkannt und hat einen
sehr hohen Qualitätsanspruch. Alle Studiengänge
sind fachlich akkreditiert und werden
stetig evaluiert. Die private Hochschule verspricht
zudem sehr gute Lernbedingungen
und verfügt über eine hervorragende Ausstattung:
Die Seminar- und Vorlesungsräume sind
hochmodern ausgestattet, die Studierenden
werden mit aktueller Literatur und allen nötigen
Lernmaterialien versorgt, die Arbeitsgeräte
sind auf dem neuesten Stand, und das
44
45
Service-Niveau ist hoch. „Was für mich persönlich
noch sehr für die MSH spricht, ist der
Campus „Arts and Social Change“ am Harburger
Binnenhafen. Ich bin in Harburg aufgewachsen
und schätze die Gegend sehr. Unsere
Unterrichtsräume befinden sich zudem in
einer ehemaligen Seifenfabrik, die zwar von
Grund auf modernisiert wurde, aber immer
noch den industriellen Charme beibehalten
hat. Wir haben hier nicht nur einen schönen
Platz zum Lernen, geboten wird uns auch der
Raum zum Wachsen“, erzählt der Bachelorstudent.
Kleine Gruppen –
große Lernerfolge
Isabelle und Jonas fühlen sich in der modernen
Hafencity und auf dem Campus „Arts and Social
Change“ am Harburger Binnenhafen wohl.
Ein weiterer Vorteil eines privaten Studiums
sind auch die kleinen Seminargruppen.
„In meiner Kohorte sind 22 Kommilitonen.
Dadurch entsteht schneller eine persönliche
Atmosphäre, die sich sehr vorteilhaft auf die
Lernleistung auswirkt. Jeder wird gesehen
und kann sich einbringen. Ich kann mich
immer melden und Fragen stellen, auch bei
einer Vorlesung. Das ginge an einer staatlichen
Bildungseinrichtung nicht“, so Jonas.
Isabelle sieht das genauso: „Für eine Studie,
die wir im dritten Semester anfertigen, habe
ich ein wenig Hilfe von meinem früheren Statistik-Lehrenden
gebraucht. Diese bekam ich
ohne Weiteres und zwar außerhalb der offiziellen
Sprechstunde.“ Nahezu alle Professoren
und Lehrenden der MSH Medical School Hamburg
sind neben ihrer Lehrtätigkeit in Unternehmen
tätig. Von dieser Nähe zur
Wirtschaft profitieren die MSH-Studierenden
einerseits durch ein praxisnahes
Studium, weil die Lehrenden ihre
Erfahrungen aus dem Berufsalltag und
die neuesten Entwicklungen der Branche
in ihre Lehre einfließen lassen,
auf der anderen Seite können die Studierenden
bei der Suche nach Praktikums-
und Arbeitsplätzen auf ein gut
ausgebautes Netzwerk zugreifen.
Mittlerweile gibt es mehr als 3.000
Studierende an der MSH. Wer über die
Mittel nicht verfügt, kann sich das
Studium an der MSH dank unterschiedlicher
Finanzierungsmöglichkeiten
dennoch leisten: Neben dem BAföG
und zahlreichen Stipendienprogrammen können
die Studienanfänger Studienkredite und
Darlehen in Anspruch nehmen. Zusätzlich
haben die Studierenden einen Tag in der
Woche einen Selbststudientag, an dem keine
Lehrveranstaltungen stattfinden. Dieser Tag
kann für eine Nebentätigkeit genutzt werden.
„Neben dem Studium arbeite ich als Pflegeberater
bei einem Pflegedienst. Das habe ich
schon vor dem Studienbeginn gemacht. Nun
kann ich mein neu erworbenes Wissen auch in
der Praxis einsetzen. Neben dem Studium zu
arbeiten, erfordert zwar eine gute Organisation
und Disziplin, aber es lässt sich sehr gut
vereinbaren“, versichert Jonas.
„Jeder wird
gesehen und
kann sich
einbringen.
Ich kann mich
immer melden
und Fragen
stellen, auch
bei einer
Vorlesung.“
Fotos: MSH Medical School Hamburg
Die MSH Medical School Hamburg
Die MSH Medical School Hamburg – University of Applied Sciences and Medical
University ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule mit Sitz in der
modernen Hafencity und einem Campus am Harburger Binnenhafen. Sie wurde 2009
von der Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff gegründet und startete 2010 mit
sechs Studiengängen. Seitdem erweiterte sich das Studienangebot auf insgesamt
mehr als 20 Bachelor- und Masterstudiengänge, die erfolgreich akkreditiert
sind und somit ein Höchstmaß an Qualität und Transparenz gewährleisten.
Das Besondere an der MSH ist, dass sie zwei
Fakultäten vereint: Die Fakultät Gesundheitswissenschaften,
mit dem Status einer Fachhochschule,
arbeitet in Lehre, Forschung
und wissenschaftlicher Weiterbildung stark
anwendungsorientiert. Die Fakultät Humanwissenschaften
nutzt ihren Status als wissenschaftliche
Hochschule, die einer Universität
gleichgestellt ist.
Studienangebot Fakultät Gesundheitswissenschaften
(Status: Fachhochschule)
Bachelorstudiengänge:
• Advanced Nursing Practice (B.Sc.)(Teilzeit)
• Expressive Arts in Social Transformation (B.A.)
• Logopädie (B.Sc.)(ausbildungsbegleitend)
• Medical Controlling and Management (B.Sc.)
• Medizinpädagogik (B.A.)(Teilzeit)
• Medizintechnik (B.Sc.)
• Physiotherapie (B.Sc.)(ausbildungsbegleitend)
• Rescue Management (B.Sc.)(Teilzeit)
• Soziale Arbeit (B.A.)
• Transdisziplinäre Frühförderung (B.A.)
• Sportwissenschaft (B.Sc.)
Masterstudiengänge :
• Gesundheits- und Pflegepädagogik (M.A.)
(Teilzeit)
• Intermediale Kunsttherapie (M.A.)(Teilzeit/
berufsbegleitend)
• Krankenhausmanagement (M.Sc.)(Teilzeit/
Vollzeit)
• Kunstanaloges Coaching (M.A.)(Teilzeit)
• Medical and Health Education (M.A.)(Teilzeit)
• Medizintechnik (M.Sc.)
• Soziale Arbeit (M.A.)
• Sportwissenschaft: Leistungsdiagnostik und
Trainingssteuerung (M.Sc.)
Studienangebot Fakultät Humanwissenschaften
(Status: Universität)
Bachelorstudiengänge :
• Psychologie (B.Sc.)
Masterstudiengänge:
• Arbeits- und Organisationspsychologie (M.Sc.)
• Medizinpädagogik (M.Ed.)(Teilzeit)
• Psychologie mit Schwerpunkt Klinische
Psychologie und Psychotherapie (M.Sc.)
• Psychologie mit Schwerpunkt Rechtspsychologie
(M.Sc.)(Doppelmaster in Verbindung
mit dem Masterstudiengang Psychologie
mit Schwerpunkt Klinische Psychologie
und Psychotherapie)
Staatsexamen:
• Humanmedizin (Staatsexamen)
NC-freies Studium
Die Studiengänge an der MSH Medical School
Hamburg sind NC-frei: Talent, Motivation und
Disziplin zählen mehr als der Notendurchschnitt
auf dem Zeugnis. Pünktlichkeit, gute
Leistungen und Engagement während des Studiums
sind hingegen von großer Bedeutung.
Studiengebühren
Neben einer einmaligen Einschreibgebühr
kommen monatliche Kosten für das Studium
hinzu. Die Beträge unterscheiden sich je nach
Studiengang und Studienart. Die Studiengebühren
können durch Stipendien, Studienkredite
oder das BAföG bezuschusst werden.
Service für Studierende, u.a.:
• Career Center
• Praktikumsbüro
• International Office
MSH Medical School Hamburg
University of Applied Sciences and Medical
University
Am Kaiserkai 1
20457 Hamburg
Telefon 040 361 226 40
info@medicalschool-hamburg.de
www.medicalschool-hamburg.de
46
47
Im Gespräch mit dem Hamburger Architekten
Prof. Dipl.-Ing. Philipp Kamps
EINFACH GUTE
Architektur
Begabung und gesunder Menschenverstand. Wenn man Philipp Kamps fragt,
sind das die wichtigsten Fähigkeiten, die einen Architekten auszeichnen. Wir
sprachen mit dem Hamburger Architekten über seinen Weg in die Branche, seine
Lehrtätigkeit an der „hochschule 21“, die Vor- und Nachteile eines dualen
Studiums sowie über die Bedeutung von großen und kleinen Projekten.
48
Hallo Herr Kamps. Sie arbeiten seit nunmehr
25 Jahren als Architekt, beinahe 20
davon selbständig. Wie kamen Sie dazu,
diesen Beruf zu wählen?
Sowohl mein Großvater als auch mein Vater
haben schon als Architekten gearbeitet. Ich
bin sozusagen familiär vorbelastet und kam
dadurch sehr früh mit dem Thema in Kontakt.
Unsere Familienurlaube ähnelten öfter einer
Architekturexkursion, dabei wollten wir Kinder
lieber Eis essen und an den Strand (lacht).
Heute bin ich sehr dankbar dafür. Durch meinen
Vater konnte ich alle Aspekte des Berufes
kennenlernen, auch die negativen.
Wollte Ihr Vater, dass Sie in seine
Fußstapfen treten?
Er war am Anfang etwas skeptisch
und fragte, ob ich mir wirklich sicher
sei. Schließlich gab es bei weitem
einfachere Berufe. Ich machte zwar
noch ein Praktikum in einem Architekturbüro,
aber ja, ich wollte auf
jeden Fall Architekt werden. Für
mich ist der Architektenberuf die
Mischung eines Künstlers und eines
Machers – und eben diese Kombination
fand ich sehr spannend. Auf
Anraten meines Vaters machte ich
nach dem Abitur und dem Zivildienst
eine Maurerlehre, bevor ich das Studium
begann. Die Lehre hat mich
weitergebracht, nicht nur in Bezug
auf meine fachlichen Fähigkeiten.
Ich bin persönlich gewachsen, bin
reifer geworden.
Wie ging es nach dem Studium für
Sie weiter?
Meinhard von Gerkan war einer meiner
Professoren an der Technischen
Universität Carolo-Wilhelmina zu
Braunschweig. Nach dem Abschluss fragte er
mich, ob ich für ihn arbeiten möchte. Insgesamt
war ich fünf Jahre bei ‚gmp - Gerkan,
Marg und Partner‘ in Hamburg als Architekt
tätig. Im Jahr 2000 habe ich mich mit zwei
Kollegen selbständig gemacht und wir eröffneten
ein eigenes Architektenbüro. Dieses
führe ich bis heute mit meinem Partner Hakki
Akyol.
Eines Ihrer bekanntesten Projekte ist das
‚Klubhaus St. Pauli‘. Was waren die Herausforderungen
bei diesem Auftrag?
Corny Littmann ist Bauherr und Betreiber
des ‚Klubhaus St. Pauli‘. Sein Wunsch war es,
dass alle roten Doppeldeckerbusse, die bei
der Stadtrundfahrt die Reeperbahn passieren,
„Architektur ist ein
Abenteuer, das einen
immer wieder aufs
Neue herausfordert.“
vor dem neuen Gebäude halten. Mit diesem
Anspruch sind wir in das Projekt gestartet.
Das Markanteste an diesem Bau ist die transparente
Medienfassade. Die 700 Quadratmeter
große Fassade besteht aus zahlreichen in die
Tiefe versetzten Metallrahmen, die vielfältig
bespielt werden können. Medienfassaden sind
eigentlich nichts Neues. Man kennt sie vom
Times Square in New York oder Piccadilly Circus
in London. Das besondere an unserer Fassade
ist ihre Transparenz. Obwohl die gesamte
Fläche mit LED-Modulen bestückt ist, bleibt
der Blick von innen nach außen frei. Das
war wichtig, weil das Klubhaus neben diversen
Clubs, Theatern und Bars auch normale
Büroräume beherbergt. Die Büromitarbeiter
durften nicht von den LEDs gestört werden.
Außerdem musste die Fassade genügend
Tageslicht durchlassen und durfte nur nach
unten abstrahlen, um die gegenüberliegenden
Anwohner nicht zu blenden. Wir haben
sehr gute Lösungen für diese Herausforderungen
gefunden, und es ist ein einzigartiges
Gebäude entstanden. Das Klubhaus ist ein
echter Hingucker, selbst auf dem belebten
Spielbudenplatz. Und anscheinend haben wir
unsere Arbeit gut gemacht, denn die Stadtrundfahrt-Busse
halten tatsächlich davor.
Neben Ihrer Tätigkeit bei ‚akyol kamps
architekten‘ unterrichten Sie an der ‚hoch-
schule 21‘ in Buxtehude. Wie kamen Sie
dazu, Architektur zu lehren?
Die Lehrtätigkeit habe ich kurz nach meiner
Selbständigkeit begonnen. Eine pädagogische
Ader hatte ich schon immer, und das Unterrichten
macht mir bis heute große Freude,
besonders an der ‚hochschule 21‘. Wir sind
eine private Hochschule, an der man Architektur
im dualen System studieren kann. Das
bedeutet, dass die Studenten die Hälfte ihrer
Studienzeit an der ‚hochschule 21‘ studieren
und die andere Hälfte bei einem Praxispartner
arbeiten, den sie sich vor dem Studienbeginn
selbst aussuchen. Nach acht Semestern
schließen sie das Studium mit dem
Bachelor of Engineering ab.
Welche Vorteile bietet ein duales
Architekturstudium?
In den Praxisphasen lernen die Studierenden
den Arbeitsalltag eines
echten Unternehmens sehr gut kennen.
Sie arbeiten in Architektur- oder
Planungsbüros, bei Bauunternehmen
oder in Bauverwaltungen voll mit.
Das gibt ihnen die Möglichkeit, ihr
späteres Berufsfeld zu erkunden
und praxisnahe Erfahrungen zu sammeln,
die sie bei einem Vollzeitstudium
erst nach dem Examen machen
könnten. Sie bauen sich gleichzeitig
ein gutes Netzwerk für die Zeit nach
ihrem Abschluss auf. Viele arbeiten
nach dem Studienende für ihre Praxisunternehmen
weiter.
Gibt es auch Nachteile?
Durch den hohe Praxisanteil ist das
duale Studium natürlich arbeitsintensiver
als ein klassisches Studium.
Aber einen Nachteil sehe ich darin
nicht. Natürlich müssen die Studierenden
Engagement zeigen und fleißig sein,
aber das gehört für mich zum Studium dazu.
Wer wirklich will, der schafft das allemal.
Dafür hat man an der ‚hochschule 21‘ die besten
Voraussetzungen. Wir legen großen Wert
auf individuelle Betreuung, kleine Lerngruppen
und persönlichen Kontakt. Die Studienplätze
für Architektur sind auf 45 limitiert,
und um die hohe Qualität des Studiums zu
gewährleisten, wird das auch so bleiben.
An der ‚hochschule 21‘ gibt es keinen NC.
Was müssen Bewerber mitbringen, um
einen Studienplatz ergattern?
Zunächst absolvieren alle Bewerberinnen und
Bewerber einen Allgemeinbildungstest sowie
eine einfache Zeichenübung. Wir wollen ihren
Wissenstand und ihre Fähigkeiten einschätzen,
bevor wir in ein persönliches Gespräch
mit ihnen gehen. Im Gespräch möchten wir
dann den Menschen kennenlernen. Was hat er
für Vorstellungen und was motiviert ihn, diesen
Studiengang zu wählen?
Was macht für Sie einen guten Architekten
aus?
Ein guter Architekt muss zuerst sein Handwerk
beherrschen. Neben der fachlichen
Kompetenz spielt allerdings die soziale
Kompetenz eine ausgesprochen große Rolle.
Architekten sind das Bindeglied zwischen den
vielen Akteuren, die bei einem Bauvorhaben
zusammenkommen. Wir halten von der ersten
Idee bis zur Fertigstellung die sprichwörtlichen
Fäden in der Hand. Unser Beruf hat
natürlich auch etwas mit Begabung zu tun.
Wenn ein Gebäude gut konstruiert ist, ihm
aber die Anmut oder der Geist fehlt, dann ist
es keine gute Architektur. Wenn wiederum das
Bauwerk eine schöne Form hat, aber schlecht
konstruiert ist oder die Bedürfnisse seiner
Nutzer nicht erfüllt, dann ist das auch nicht
gut. Unsere Arbeit ist immer an die Realität
gekoppelt. Architekten arbeiten genau an der
Schnittstelle zwischen Form und Funktion,
und das macht unseren Beruf auch so spannend.
Haben Sie ein Lieblingsprojekt?
Tatsächlich habe ich kein Lieblingsprojekt.
Viele unserer Projekte stehen in Hamburg. Da
macht es mir natürlich Spaß, daran vorbeizufahren
und zu sehen, wie gut sie geworden
sind und man mit seiner Arbeit einen Beitrag
für das Stadtbild leisten konnte. Ich empfinde
jedes neue Projekt als Herausforderung,
egal wie groß oder klein es ist. Ob wir einen
neuen Bürokomplex für OTTO entwerfen oder
ein kleines Rechenzentrum für die Universität
Hamburg sanieren, spielt für mich keine
große Rolle. Was man eher sagen könnte,
ist, dass ich einen Lieblingsmoment habe,
wenn wir mit einem neuen Projekt beginnen.
Wenn man anfängt nachzudenken, die ersten
Striche aufs Papier bringt, die Idee zu etwas
Konkretem wird und man merkt, das wird
gut. Architektur ist ein Abenteuer, das einen
immer wieder aufs Neue herausfordert.
Herr Kamps, vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen zum dualen Studium
an der „hochschule 21“ unter www.hs21.de
Text Katharina Grzeca
Fotos Christian Brandes,
akyol kamps
Links oben: Büro von akyol kamps
architekten bda GmbH. Rechts
oben: Klubhaus St. Pauli auf dem
Spielbudenplatz. Links unten:
Innenausbau und Aufstockung im Neuen
Wall 41. Rechts unten: Bürogebäude für
die Otto Group.
50
51
Text Katharina Grzeca
Fotos Pia Pritzel
Kreativität ist ihr Geschäft: Kommunikationsdesigner/innen gestalten
Plakate, Flyer, Apps, Magazine, Webseiten, virtuelle Welten am Computer
oder Zeichnungen mit Bleistift und Papier. Sie sind Experten für moderne
Kommunikation und wissen, wie sie eine gute Idee visuell umsetzen
können. Seit 1987 bildet die htk – eine private Akademie für Gestaltung
in Hamburg – Kommunikationsdesigner/innen für alle kreativen Berufe
in der Medienwirtschaft aus. Wer hier aufgenommen werden möchte,
braucht keine eins in Kunst, dafür eine Mappe voller Ideen.
Eine gute
Idee
Kommunikationsdesign an der htk academy in Hamburg-Altona
„15 bis 20 Arbeiten sollte eine Mappe für
eine Bewerbung enthalten. Dabei erwarten
wir nicht, dass alle Arbeiten perfekt sind. Wir
möchten sehen, dass die Bewerber kreativ
sind und erfahren, was hinter ihren Arbeiten
steckt“, erzählt Sharon Rohde. Im persönlichen
Gespräch erfragt die htk-Studienberaterin
deswegen auch die persönlichen
Interessen der Bewerber und ihre Erwartung
an die Ausbildung. „Unsere Kommunikationsdesign-Schüler
lernen in drei Jahren die
ganze Bandbreite des Berufsfeldes kennen
und können sich in den späteren Semestern
weiter spezialisieren. Im Gespräch gehen
wir den Lehrplan durch und erklären, welche
Inhalte und Anforderungen auf sie zukommen
werden. Ein wichtiges Thema ist auch die
Finanzierung. Wir sind eine private Akademie
und erheben für unsere Ausbildung Gebühren
von 450 Euro im Monat“, sagt Sharon Rohde.
Die htk ist als Berufsfachschule (Ergänzungsschule)
anerkannt und damit können Schüler
gegebenenfalls auch BAföG beantragen. „Das
Schüler-BaföG ist wie das normale BAföG vom
Einkommen der Eltern abhängig, muss aber
nicht zurückgezahlt werden. Das ist vielen
Bewerbern nicht bewusst. Damit können sich
auch diejenigen diese Ausbildung leisten,
die keine finanzielle Unterstützung von ihrer
Familie erhalten können“, berichtet die Studienberaterin.
Kommunikationsdesign:
ein breit gefächertes
Berufsfeld
In den ersten drei Semestern stehen die
Grundlagen und das Handwerk im Mittelpunkt
der schulischen Ausbildung. Auf dem
Stundenplan finden sich Fächer wie „Typografie“,
„visuelle Kommunikation“, „Fotografie“,
„Film/Animation“, „Corporate Design“ oder
„Plakatgestaltung“. Die Schülerinnen und
Schüler lernen verschiedene Zeichentechniken
kennen und erhalten Unterricht in Grafikprogrammen
wie „Photoshop“, „Illustrator“ und
„InDesign“. Auch Programme für 3D-Design,
Webdesign und Videoproduktionen sind Teil
ihrer Ausbildung. Nach dem dritten Semester
wird eine Zwischenprüfung abgelegt, in der
die Kenntnisse der vorangegangenen Semester
abgefragt werden. Wer diese erfolgreich
besteht, kommt in die sogenannten „Hauptsemester“.
Im vierten und fünften Semester
können dann verschiedene Schwerpunkte
gewählt werden – je nach Interesse und
Talent. Zur Auswahl stehen Kurse aus den vier
Fachbereichen „Digital Media“, „Illustration“,
„Editorial“ und „Advertising“. Die Ausbildung
sei nicht ohne Grund so breit angelegt,
erzählt Sharon Rohde: „Der Beruf des Kommu-
52
htk-Schüler
Michelle und Tim.
nikationsdesigners ist so facettenreich, das
sollte die Ausbildung auch sein. Nach dem
Abschluss können die Absolventen zum Beispiel
als Grafikdesigner, Konzepter, Illustratoren,
Fotodesigner, Bildredakteure oder Webdesigner
arbeiten. Egal in welche Richtung sie
später gehen möchten, wir bereiten sie gut
darauf vor.“ Im sechsten Semester legen die
htk-Schüler schließlich die Abschlussprüfung
ab und sind nach dessen Bestehen ausgelernte
Kommunikationsdesigner/innen.
Auf Offenheit und
Experimentierfreude
kommt es an
Die htk academy
Die htk academy ist eine private Akademie für Gestaltung und bildet seit 1987
Kommunikationsdesignerinnen und Kommunikationsdesigner für alle kreativen
Berufe in der Medienwirtschaft aus. Die praxisnahe 3-jährige Ausbildung ermöglicht
durch die Kombination aus Grundlagen und einem individuell abgestimmten
Lehrplan in den Bereichen „Editorial Design“, „Advertising“, „Digital Media“ und
„Illustration“ einen auf die Interessen und Fähigkeiten abgestimmten Abschluss.
Aber was macht einen guten Designer aus?
„Lust, kreativ zu arbeiten, ein gutes Auge für
Farben, Formen und Kompositionen und keine
Angst vor digitalen Werkzeugen. Gute Ideen
kommen selten auf Knopfdruck. Deswegen
zählen Offenheit und Experimentierfreude zu
den Grundvoraussetzungen eines Designers“,
antwortet htk-Schülerin Michelle. Angehende
„Wir möchten sehen,
dass die Bewerber
kreativ sind und
erfahren, was hinter
ihren Arbeiten steckt.“
Designer müssen auch auf die Wünsche des
Auftraggebers eingehen und im Team arbeiten
können. „Ob während der Ausbildung oder
später im Beruf: Teamarbeit ist gefragt. Ich
habe an der htk so viele kreative Menschen
kennengelernt. Jeder ist anders und bringt
seine ganz persönliche Art in ein Projekt mit
ein“, ergänzt Tim, Kommunikations design-
Schüler im vierten Semester.
Gute Jobaussichten für
Kommunikationsdesigner/
innen
Die Berufsperspektiven für die htk-Absolventinnen
und Absolventen sind vielfältig.
Für einen schnellen Einstieg in die Berufswelt
findet jedes Jahr der sogenannte „htk
Speedrecruiting Day“ statt. An diesem Tag
treffen sie auf Vertreterinnen und Vertreter
verschiedener Agenturen und Verlage, können
sich in kurzen Gesprächen vorstellen und ihre
Arbeiten präsentieren. Kontakte zur Medienund
Kommunikationsbranche werden auch
schon während der Ausbildungszeit geknüpft.
„Durch die gute Vernetzung unserer Dozenten
arbeiten unsere Schülerinnen und Schüler
auch an Aufträgen von echten Kunden mit.
Außerdem sind unsere Dozenten selbst in der
Kreativbranche tätig und damit auch selbst
potentielle Arbeitgeber“, erzählt Sharon.
Eine Vorstellung, wie es nach der Ausbildung
für Michelle und Tim weitergehen könnte,
haben die beiden Viertsemester schon: „Ich
möchte gerne in einer Agentur in einem festen
Team arbeiten“, erzählt Michelle. „Ich
hingegen möchte möglichst schnell eine
eigene Agentur gründen und selbständig
arbeiten“, ergänzt Tim. Wir wünschen beiden
angehenden Kommunikationsdesignern viel
Erfolg auf ihrem Weg.
Studienberaterin
Sharon Rohde.
Ausbildungsgänge
• Kommunikationsdesign
Neu im Programm:
• Event & Brand Management
• Illustrationsdesign
• Game Creation
Voraussetzungen
Kreativität, Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit
sind die besten Voraussetzungen
für deine Bewerbung an der htk. Darüber hinaus
muss man mindestens 17 Jahre alt sein
und die Schulpflicht erfüllt haben. Der Mittlere
Schulabschluss oder das Abitur werden
empfohlen.
Bewerbung
Wer eine Ausbildung an der htk academy
machen möchte, meldet sich bei der Ausbildungsberatung
und vereinbart einen Termin.
Mitzubringen sind neben dem Schulzeugnis
eine Mappe mit deinen Zeichnungen, Aquarellen
(Bildern), Digitales und/oder Fotografien
mit.
Ausbildungsdauer
6 Semester (Vollzeit)
Campus und Starttermine
Die diversen Ausbildungsgänge starten zum 1.
März und zum 1. September. Der modern ausgestattete
Campus liegt im Herzen Ottensens,
direkt neben dem Bahnhof Altona.
Gebühren
Die monatliche Gebühr beträgt 450 €. Die htk
ist als Berufsfachschule (Ergänzungsschule)
anerkannt und damit auch für das Schüler-BAföG
förderungsfähig. Das Schüler-BAföG
ist staatlich voll bezuschusst und kann beim
Amt für Ausbildungsförderung beantragt werden.
Ab dem 4. Semester kann ein privater
Bildungskredit bei der KfW Bank abgeschlossen
werden. Die Förderungssumme beträgt
100, 200 oder 300 Euro pro Monat. Für alle
Fragen rund um die Finanzierung ist die Ausbildungsberatung
der richtige Ansprechpartner.
Abschluss
Der Abschluss bescheinigt die erfolgreich
abgeschlossene Berufsausbildung zum/zur
Kommunikationsdesigner/in.
htk Hamburg
Museumstraße 39
22765 Hamburg
Tel. 040 181 300 270
hamburg@htk.academy
www.htk.academy/de
54
55
Text Lutz Timm
Fotos Florian Kolmer
Bazon
Brock
Kunst als Protestform, Protest als Form der Kunst? Bazon Brock – emeritierter Ästhetik-Professor,
Philosoph und Künstler – sieht die Fridays-for-Future-Proteste als Hoffnungsschimmer für
künftige Generationen. Dass die Klimaaktivisten ihre Ziele durchsetzen, glaubt der 83-Jährige
dennoch nicht. Gedanken zur Ambivalenz der Jugend, Orientierung in einer Welt ohne Glauben
und die Zukunft des Menschen als Individuum.
57
„ „
Proteste für eine
bessere Zukunft der Menschheit
– und nicht des Menschen?
„Wo steht der Mensch in der Welt, wenn
er in ihr gar nicht mehr vorkommt? Die
einzige Form, die es gegenwärtig gibt,
ist der Protest gegen die Rücknahme von
Freiheiten – zum Beispiel in Hongkong
und die Freitagsdemonstrationen der
Schüler für ihre Zukunft. Da ist auf
allen Ebenen die Möglichkeit, sich zu
vergemeinschaften ohne Ideologie, ohne
Nationalismus, ohne Rassismus. Das
scheint etwas Hoffnungsvolles zu sein.
Aber auch diese Massenbewegungen
schließen ja die Forderung der Individuen
nach Respekt und Lebensgerechtigkeit
nicht ein. Das heißt: Nur Kollektive
können sich auf diese Weise wehren. Die
Zukunft gehört der Menschheit, aber
nicht mehr den einzelnen Menschen.“
Fridays for Future:
Durch kollektive Autorität
zum Erfolg?
„Diese wunderbaren Jugendlichen
kaufen mit ihrem Aufklärungspathos
einen Coffee-to-go und schließen
sich dann der Demonstration an. Das
ist nicht nur ambivalent, sondern
ein Zeichen, dass die Kapitalmacht
nicht lockerlässt. Und da schließt
sich der Kreis zu den 68ern. Damals
bestellte die konventionelle
Ordnungsmacht die Demonstrationen,
um zu zeigen, wie liberal sie ist.
Während die Bürgerlichen wirklich
auf substantiellen Veränderungen
bestanden und die rote Karte
gezeigt bekamen, erhielten die
Schreihälse der Besserwisserei
eine Auszeichnung nach der nächsten
– das stützte ja das System, das
sagen konnte: Seht, wie liberal wir
sind. Damit war der Hebel für eine
wirkliche Veränderung weg. Jetzt
läuft es nach demselben Schema.“
58
59
Die Klimaproteste als
Generationenkonflikt?
„Die jungen Leute sind über das
System aufgeklärt, aber noch nicht
genug über sich selbst. Die Stufe
der Selbstreflexion des Bewusstseins
ist nicht höher, als sie je zuvor war.
Trotzdem sage ich: Das ist der einzig
beispielgebende Hoffnungsschimmer,
den es gegenwärtig gibt. Die Frage ist:
Wie entwickeln sich Gesellschaften,
wenn die Zielsetzungen des Politischen
und Programmatischen nicht fruchten?
Dabei haben wir Beispiele, wie man
mit prinzipiell unlösbaren Problemen
umgehen muss: Man muss sie managen.
Unsere Aufgabe ist, diese Machereliten,
die mit diesen Gegebenheiten
umgehen können, zu ermutigen.“
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„DIE PERSÖNLICHE
ATMOSPHÄRE IN UNSEREM
FACHBEREICH IST IDEAL ZUM
STUDIEREN.“
STUDENTEN-PORTRAITS
„GUTE
VORAUSSETZUNGEN
SIND EIN INTERESSE
AN IT-THEMEN SOWIE
EIN AUSGEPRÄGTES
LOGISCHES DENKEN.“
STUDENTEN-PORTRAITS
Jan-Erik, 28
studiert im 12. Semester Wirtschaftsinformatik (B.Sc.) an der
Hochschule Flensburg.
Sophie, 23
studiert im 6. Semester Bio-, Lebensmittel- und Verfahrenstechnologie
(B.Sc.) an der Hochschule Flensburg.
STUDENTEN-
PORTRAITS
Jan-Erik
„Moin, ich bin Jan-Erik. Ich stamme aus Göttingen und habe
dort auch mein Abitur an der Fridtjof-Nansen-Schule gemacht.
Anschließend begann ich mit einem BWL-Studium an der Göttinger
Georg-August-Universität, doch das Interesse ließ nach,
weil mir die Schnittstelle zur Informatik fehlte. Gefunden habe
ich diese Verbindung im Studiengang Wirtschaftsinformatik an
der Hochschule Flensburg! Was braucht man, um Wirtschaftsinformatik
studieren zu können? Gute Voraussetzungen sind
ein Interesse an IT-Themen sowie ein ausgeprägtes logisches
Denken. Ein Ass in Mathe muss man nicht sein, zu den Informatikfächern
sollte man allerdings einen inhaltlichen Zugang
haben. Zurzeit schreibe ich an meiner Bachelorarbeit zum Thema
‚Anforderungsmanagement’. Darin beschäftige ich mich mit
Methoden der Softwareeinführung. Die Erstellung der Arbeit
verbinde ich mit einem dreimonatigen Berufspraktikum in einem
Unternehmen.“
„Hi, ich heiße Sophie und bin mit meiner Studienwahl sehr zufrieden.
Zuvor habe ich eine Ausbildung zur biologisch-technischen
Assistentin absolviert und eine gute Vorbildung genossen! Die persönliche
Atmosphäre in unserem Fachbereich ist ideal: In den Vorlesungen
sitzen maximal dreißig Personen, und jeder verfügt über
ausreichende Laborzeit! Am Curriculum gefällt mir die Kombination
aus biologischen und technischen Inhalten. Verfahrenstechnik
habe ich als Schwerpunkt gewählt. In diesem Zweig haben wir
nicht nur Mikroorganismen im Blick, sondern vor allem die Herstellungsverfahren
für Produkte. Wir arbeiten an Zentrifugen und
Walzen, kontrollieren thermische Zustände und versuchen verfahrenstechnische
Prozesse zu optimieren. Im Sommer beginnt mein
Bachelorpraktikum in einem Ingenieurbüro. Dort werde ich mich
hauptsächlich mit Anlagen zur Abwasserentsorgung beschäftigen.
Anschließend möchte ich mich für das Masterstudium bewerben.
Mein Lieblingsort auf dem Campus? Die Bänke vor der B-Mensa.“
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar
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„MEIN HINTERGRUNDWISSEN
HILFT MIR BEIM VERSTÄNDNIS
TECHNISCHER DETAILS UND
FACHBEGRIFFE!“
„WO ICH SPÄTER AM
LIEBSTEN ARBEITEN
WÜRDE? BEI
MICROSOFT.“
„IN MEINEN AUGEN
IST DER STUDIENGANG
EIN PARADEBEISPIEL
FÜR ANGEWANDTE
WISSENSCHAFTEN!“
„NEBEN DEM STUDIUM
ENGAGIERE ICH MICH IN DER
CAMPUS-IMKEREI!“
STUDENTEN-PORTRAITS
STUDENTEN-PORTRAITS
Lars, 27
studiert im 4. Semester Energiewissenschaften (B.Eng.) an der
Hochschule Flensburg.
„Moin, ich bin Lars und habe vor meinem Studium eine Ausbildung
zum Elektroniker für Betriebstechnik abgeschlossen. Nach der
Schule wollte ich auf keinen Fall weiter die Schulbank drücken. Erst
durch die Ausbildung habe ich die Motivation entwickelt, noch zu
studieren. Und jetzt macht’s mir riesigen Spaß! Die Mischung in unserem
Studiengang ist fantastisch. In den ersten Semestern stehen
mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer auf dem Stundenplan
sowie Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften. Hinzu kommen
Fächer wie Projektmanagement und Englisch. Nach dem dritten
Semester muss man sich entscheiden zwischen EUM Energie- und
Umweltmanagement, RET Regenerative Energietechnik oder EES
Elektrische Energiesystemtechnik. Ich habe Letzteres gewählt.
Mein Tipp an Schüler, die Interesse an dem Studium haben: Es ist
nicht verkehrt, vor dem Studium eine berufliche Ausbildung abzuschließen.
Mein Hintergrundwissen hilft mir beim Verständnis der
technischen Details und Fachbegriffe!”
Taulant, 24
studiert im 6. Semester Wirtschaftsinformatik (B.Sc.) an der Hochschule
Flensburg
„Hallo, ich heiße Taulant, komme aus Leck und kann den Studiengang
Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Flensburg jedem
empfehlen, der sich für eine Tätigkeit im IT-Bereich interessiert!
Die Struktur des Studiums erlaubt, dass wir uns thematisch entfalten
können, und mit Professor Petersen haben wir einen ständig
ansprechbaren Dozenten, der eine beeindruckende Kompetenz
besitzt. Eine besonders interessante Veranstaltung war der Kurs
‚Softwareprodukte’.
Gemeinsam mit zwei Kommilitonen habe ich eine App entwickelt,
die eine Cocktailanlage ansteuert. Von der Programmierung des
Quellcodes bis zur Konstruktion der Hardware haben wir alles selbst
gemacht. Am Ende konnte das System die Bestellung für einen
Mojito, eine Bloody Mary oder einen Long Island Ice-Tea aufnehmen
und insgesamt 20 Cocktails unter exakter Berücksichtigung
aller Mengenangaben selbständig mixen. Softwareentwicklung ist
derart faszinierend, dass ich mich nun weiterführend mit dem Thema
‚K.I’, also künstlicher Intelligenz, beschäftigen möchte. Wo ich
später am liebsten arbeiten würde? Bei Microsoft.“
Lukas, 21
studiert im 6. Semester Medieninformatik (B.Sc.) an der Hochschule
Flensburg.
„Ich bin Lukas, studiere im sechsten Semester Medieninformatik
und habe den Wunsch, später mal als 3-D-Artist zu arbeiten. In
der Medieninformatik der Hochschule Flensburg habe ich die Möglichkeit,
mich in unterschiedlichen Bereichen weiterzubilden, zum
Beispiel in den Bereichen Spieleentwicklung, Sounddesign, Grafik
oder Film. Zu meinem Schwerpunkt habe ich Film bestimmt.
Im Fachbereich verfügen wir über eine sehr gute Ausstattung. Wir
haben regelmäßig Zugang zu hochwertigem Equipment, so dass
wir eigene Filmprojekte nah an der Realität entwickeln können.
Veranstaltungen, die mir nachhaltig in Erinnerung bleiben werden,
sind ‚Grundlagen der Gestaltung’ und ‚Audioproduktion’. Weniger
Theorie, mehr Praxis! In meinen Augen ist der Studiengang ein
Paradebeispiel für Angewandte Wissenschaften!“
Thomas, 33
aus Tauer bei Cottbus, studiert im 7. Semester Umweltingenieurwesen
und -management (UIM) an der TH Lübeck.
„Hallo, ich bin Thomas. An der Fachhochschule Lausitz habe ich
Chemieingenieurwesen studiert, ehe ich feststellte, dass mich
die Chemie nicht dauerhaft motivieren würde. Anschließend war
ich eine Zeit lang bei der Firma Pelikan in Hannover beschäftigt
und bin 2016 an die Technische Hochschule Lübeck gewechselt.
Dort habe ich mit „UIM“ den perfekten Studiengang gefunden:
Die Mischung aus Naturwissenschaften, Technik und Management
passt zu mir. Das gilt gleichermaßen für den hohen Praxisbezug,
die Nähe zu den Professoren sowie die kleinen Seminargruppen.
Auch privat versuche ich, mich umweltbewusst zu verhalten. Ich
ernähre mich ökologisch bewusst, esse beispielsweise Fleisch und
Gemüse ausschließlich aus unserer landwirtschaftlichen Familienproduktion.
Außerdem nutze ich überwiegend öffentliche Verkehrsmittel.
Neben dem Studium engagiere ich mich in der Campus-Imkerei,
die wir seit 2018 betreiben. Das macht mir großen Spaß und
ist ein gutes Beispiel für praxisorientiertes Studieren. Momentan
bewerbe ich mich bei einem großen Einzelhandelsunternehmen.
Mein Ziel ist die Arbeit als Umweltingenieur im Bereich ‚Corporate
Social Responsibility’ (CSR) oder in der Umwelttechnik eines Unternehmens.“
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar
Text Christian Dorbandt | Foto Sebastian Weimar
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„BESONDERS GUT GEFÄLLT
MIR DER SEHR PERSÖNLICHE
UMGANG. ALLE DUZEN
SICH, UND MAN LERNT HIER
SO VIELE KREATIVE KÖPFE
KENNEN, MIT DENEN MAN
ZUSAMMENARBEITEN DARF.“
„IN UNSEREM BERUF
SOLLTE MAN OFFEN
SEIN UND SICH
TRAUEN, NEUE DINGE
AUSZUPROBIEREN.“
„MEINE ERWARTUNGEN AN
DAS STUDIUM WURDEN
NICHT NUR ERFÜLLT,
SONDERN ÜBERTROFFEN.“
„OBWOHL ICH ERST IM
ERSTEN SEMESTER BIN, HABE
ICH SCHON UNGLAUBLICH
VIEL GELERNT. AUCH ÜBER
MICH SELBST.“
STUDENTEN-PORTRAITS
Tim, 24
aus Stade, im 4. Semester seiner Ausbildung zum Kommunikationsdesigner
an der „htk academy“ in Hamburg.
„Das Fotografieren ist meine große Leidenschaft. Schon als Kind
besaß ich eine dieser Kinderkameras. Zunächst hatte ich den Plan,
nach meinem Schulabschluss an eine Kunstschule zu gehen. Als ich
mich im Internet informierte, fand ich viele positive Kommentare
über die htk academy. Also meldete ich mich zu einem Informationsabend
an und schaute mir die Schule persönlich an. Besonders
gut gefällt mir der sehr persönliche Umgang. Alle duzen sich, und
man lernt hier so viele kreative Köpfe kennen, mit denen man zusammenarbeiten
darf. Das stärkt das Selbstbewusstsein ungemein.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ab dem vierten Semester verschiedene
Wahlmodule angeboten werden. Ich habe mich neben dem
‚Corporate Design‘ auch für ‚Game Design‘ entschieden – was nach
dem Fotografieren meine zweite Leidenschaft ist. Schon vor dem
Ausbildungsbeginn habe ich zu Hause Spiele programmiert. Jetzt
mache ich meine Leidenschaft zum Beruf.“
Text Katharina Grzeca | Foto Pia Pritzel
Michelle, 20
aus Hamburg, im 4. Semester ihrer Ausbildung zur Kommunikationsdesignerin
an der „htk academy“ in Hamburg.
„Ich bin gerne kreativ. Mir gefällt es zu malen, zu fotografieren und
Dinge zu gestalten. Kunst war mein Profilfach und die Sommerferien
vor dem Abschluss habe ich dazu genutzt, mich über mögliche
Schulen zu informieren, an denen ich meine Interessen entfalten
kann. An drei Schulen wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch
eingeladen, entschieden habe ich mich für die htk. Die Atmosphäre
hat mir von der ersten Sekunde an gefallen, genau wie die Arbeiten
der Schüler, die an den Flurwänden der academy hängen. So etwas
wollte ich auch können. Beim Vorstellungsgespräch konnte ich
schließlich mit meinen mitgebrachten Arbeiten überzeugen und
bekam direkt im Anschluss an das Gespräch die Zusage für den
Ausbildungsplatz.
Kommunikationsdesigner sind in vielen verschiedenen Bereichen
tätig. Deswegen ist unsere Ausbildung auch sehr facettenreich.
Nach den ersten drei Grundlagensemestern können wir Wahlmodule
frei nach unseren Interessen wählen. Ich habe mich im vierten
Semester für ‚Typografie‘ und ‚Corporate Design‘ entschieden. Im
fünften Semester werde ich mir dann andere Bereiche anschauen.
In unserem Beruf sollte man offen sein und sich trauen, neue Dinge
auszuprobieren. Unsere Dozenten motivieren uns, um die Ecke
zu denken. Damit kann man viel erreichen.“
Text Katharina Grzeca | Foto Pia Pritzel
Isabelle, 28
aus Mainz, ist im 3. Semester ihres Studiums Psychologie (B.Sc.)
an der MSH Medical School Hamburg.
„Psychologie hat mich schon immer gereizt. Menschliches Verhalten
verstehen und erklären – das wollte ich lernen. Leider fehlte
mir der passende NC. Als Alternative fiel meine Wahl auf Zahnmedizin,
was sich aber als Fehler entpuppte, denn wohl fühlte ich mich
in diesem Fachbereich nicht. Ich beschloss, meinen ursprünglichen
Plan weiter zu verfolgen und fand das Angebot eines NC-freien Psychologiestudiums
an der MSH Medical School Hamburg. Nachdem
ich den Offenen Campustag besuchte und mich mit Professoren
und Studierenden aus höheren Semestern austauschte, stand meine
Entscheidung fest: Ich gehe nach Hamburg. An der MSH zählt
nämlich nicht der NC, sondern Talent und Motivation – und beides
habe ich! Meine Erwartungen an das Studium wurden nicht nur
erfüllt, sondern übertroffen. Die Lehrenden sind sehr engagiert und
stehen uns auch außerhalb der Lehrveranstaltungen helfend zur
Seite. Wir haben ein sehr engagiertes Veranstaltungskomitee und
zahlreiche Sport- und Freizeitangebote. Auch der Zusammenhalt
unter den Studierenden ist groß. Meinen Master werde ich ebenfalls
an der MSH absolvieren.“
Text Katharina Grzeca | Foto Laura Hasl
Jonas, 26
aus Hamburg-Harburg, ist im 1. Semester seines Studiums Soziale
Arbeit (B.A.) an der MSH Medical School Hamburg.
„Mein Interesse, mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen,
ihre Probleme zu lösen, erkannte ich während des Zivildienstes
im Montessori-Kinderhaus in Buchholz in der Nordheide. Anschließend
absolvierte ich zuerst eine Ausbildung zum Gesundheits- und
Krankenpfleger, arbeitete nach der Ausbildung für längere Zeit im
Bereich der Neurologie und neurologischen Reha und bildete mich
anschließend zum Pflegeberater weiter. Um mein Wissen in diesem
Gebiet zu erweitern, methodisches Know-how zu erlernen, vor allem
aber um meine Arbeit auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu
stützen, entschied ich mich, noch einmal zu studieren. Im Studiengang
Soziale Arbeit beschäftigen wir uns mit sozialen Problemen
wie Armut, Exklusion, Diskriminierung oder Kriminalität.
Wir lernen, Menschen professionell zu beraten, die in eine Notlage
geraten sind, und geben Hilfe zur Selbsthilfe. Obwohl ich erst im
ersten Semester bin, habe ich schon unglaublich viel gelernt. Auch
über mich selbst, zum Beispiel dadurch, dass ich lerne, Menschen
mit anderen Meinungen zu akzeptieren. Offenheit ist daher eine
wichtige Eigenschaft für alle, die sich für dieses Studium interessieren.
Wichtig sind außerdem Neugierde und der Mut, Dinge zu
hinterfragen.“
Text Katharina Grzeca | Foto Laura Hasl
STUDENTEN-PORTRAITS
66
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TEXT Elisabeth Witten
H
I
L
E
F
1. Der Eintritt ins Studium
Damit Studieninteressierte pünktlich zum
Wintersemester – dann beginnen nämlich
die meisten Studiengänge – mit dem Studium
beginnen können, sollten unbedingt die
Bewerbungsfristen eingehalten werden. Für
einen Studienplatz mit Zulassungsbeschränkung
kann man sich vom 15.04. bis zum
15.07. bewerben. Für zulassungsfreie Studiengänge
findet die Bewerbungsphase je nach
Uni von Mitte August bis Mitte Oktober statt.
An den meisten Unis bewirbt man sich über
ein Bewerbungsportal. Zu einer Bewerbung
gehören auf jeden Fall das Antragsformular
und der Nachweis der Hochschulreife. Je
nach Studiengang oder Universität kann der
Umfang der Bewerbung aber variieren.
Sobald die Zusage der Hochschule gekommen
ist, können die zukünftigen Studierenden sich
immatrikulieren, also einschreiben. Meist
muss man dies persönlich tun. Das Zulassungsschreiben
sollte dabei genau durchgelesen
werden, um keine wichtigen Dokumente
zu vergessen.
2. Hilfe, mein Kontostand! Wie
beantrage ich BAföG?
BAföG zu beantragen, ist oft eine Wissenschaft
für sich. Am besten wird ein Beratungstermin
mit dem BAföG-Amt oder einem
AStA-Mitglied vereinbart. Dort sind dann
auch die Antragsformulare für die Studierenden
verfügbar. Eine weitere Möglichkeit ist
der Online-Antrag. Viele Studentenwerke bieten
bereits ein Online-Portal mit praktischen
Hilfestellungen beim Ausfüllen an. Sollte man
kein BAföG erhalten, kommen vielleicht Stipendien
oder Förderkredite infrage.
3. Was, wann, wo? Mit Überblick
zum Stundenplan
Um einen Stundenplan zu erstellen, muss
zunächst klar sein, welche Kurse überhaupt
belegt werden müssen. Eine Übersicht steht
im sogenannten Studienverlaufsplan, der sich
in der Studienordnung befindet. Der Plan listet
auf, welche Seminare und Vorlesungen für
die jeweiligen Semester vorgesehen sind. Für
einen Bachelorabschluss sind in der Regel 180
Credit Points nötig. Pro Semester sollte man
also etwa 30 Credit Points erreichen. Auf der
Website der jeweiligen Hochschule stehen die
passenden Kurse und Vorlesungen, die dann
zu einem Stundenplan zusammengestellt werden
können.
Wichtig ist, sich in der Anmeldephase für
die jeweiligen Kurse auch einzutragen. Dabei
sollte man aber schnell sein. Da viele Kurse
schnell voll sind, ist eine rasche Entscheidung
ratsam.
4. Ein Semester – was ist das
eigentlich?
Ein Semester dauert immer sechs Monate und
lässt sich in drei Teile gliedern: die Anmeldephase,
die Vorlesungszeit und die Prüfungsphase.
Während der Anmeldephase trägt
man sich für seine Seminare und Vorlesungen
ein, dies geschieht meist über das jeweilige
Hochschulportal. In der Vorlesungszeit finden
diese dann statt. Am Ende eines jeden Semesters
steht schließlich die Prüfungsphase an,
in der man seine Klausuren und Hausarbeiten
schreibt.
5. Mitarbeiter des Monats – Wie
bekomme ich einen Job?
Ein Job bringt nicht nur Geld, sondern auch
jede Menge wichtige praktische Erfahrungen.
Geeignete Jobs kann man in der Jobbörse der
Universität oder am schwarzen Brett in der
Mensa finden. Auch auf der Internetseite des
Arbeitsamts kann man gezielt nach Werkstudentenjobs
in der Region suchen.
6. Oase der Ruhe oder
Partyzentrale: Wie finde ich eine
Wohnung?
Gerade zu Semesterbeginn ist die Wohnungssuche
eine wahre Herausforderung. Anstatt
sich eine eigene Wohnung zu suchen, kann
man sich auch beim Studentenwerk auf einen
Platz in einem Wohnheim bewerben. Eine
andere Möglichkeit ist das sogenannte Wohnen
für Hilfe, das heißt man lebt mit einer
älteren Person oder einer Familie zusammen
und bezahlt seine Miete durch vereinbarte
Hausarbeiten. Wer schnell den Kontakt zu
anderen Studenten sucht, für den ist wohl
eine Wohngemeinschaft genau das Richtige.
Angebote sind in der Regel auf den gängigen
Internetportalen oder am schwarzen Brett zu
finden.
7. Neue Stadt, neue Freunde:
Wie knüpfe ich neue Kontakte?
Viele ziehen für ihr Studium von zuhause
weg– neue Freunde zu finden ist da manchmal
gar nicht so leicht. Besonders die Veranstaltungen
für Erstsemester eignen sich,
um schnell mit anderen in Kontakt zu treten.
Man erhält nicht nur organisatorische Infos,
sondern es finden, ebenfalls Kneipentouren
und Campus-Rallyes statt. Auch die Freizeitund
Sportangebote der Universität eignen
sich hervorragend, neue Leute kennenzulernen,
die meisten Erstsemester sind neu in der
Stadt und suchen Freunde.
8. Lost on Campus? Tipps zur
Orientierung
Ein Uni-Campus kann auf den ersten Blick
sehr unübersichtlich wirken. Deshalb sollte
man unbedingt an den Campus- und Bibliotheksführungen
teilnehmen. Neben wichtigen
Infos über die Uni erfahren Erstsemester dort
oft wertvolle Insider-Tipps rund ums Campusleben.
In den Wochen vor Semesterstart finden sogenannte
Orientierungswochen statt. Man wird
nicht nur inhaltlich auf das Studium vorbereitet,
sondern kann sich auch über Abläufe
an der Universität informieren und sich mit
Kommilitonen austauschen.
HOW TO ERSTSEMESTER
So gelingt der Studienbeginn
Besonders in der Anfangszeit haben es Erstsemester an einer Uni nicht gerade
leicht. Eine unbekannte Umgebung, neue Menschen und ungewohnte Abläufe
können da schnell verunsichern. Um Uni-Neulingen diese Zeit zu erleichtern, haben
wir die wichtigsten Fragen für einen reibungslosen Studienbeginn beantwortet
– und eine Übersicht mit zentralen Begriffen aus dem Uni-Alltag erstellt.
GLOSSAR
Akademisches Viertel – steht hinter einer
Veranstaltung die lateinische Kürzung c.t.
(cum tempore – mit Zeit) bedeutet das, dass
sie eine viertel Stunde später anfängt. 8 Uhr
c.t. – 8:15 Uhr
Achtung! Steht dahinter ein s.t. (sine tempore
– ohne Zeit) beginnt die Veranstaltung
wie angegeben.
AStA – Allgemeiner Studierendenausschuss
(vertritt die Interessen der Studierenden)
Credit Points – Leistungspunkte im Studium
Fachschaft – Studentenvertretung für den
jeweiligen Studiengang
Kommilitonen – so werden die Mitstudenten
genannt
Kolloquium – fachliche Gesprächsrunde ohne
feste Formalien
Matrikelnummer – die Identifikationsnummer
im Studentenverzeichnis. Diese Nummer
sollte man sich unbedingt merken, da sie oft
angegeben werden muss. Für Vergessliche: sie
steht auch auf dem Studentenausweis.
SWS – Semesterwochenstunden, eine SWS
dauert in der Regel 45 Minuten, für die meisten
Seminare sind deshalb 2 SWS angegeben
Immatrikulation – die Anmeldung an einer
Hochschule
Exmatrikulation – die Abmeldung von einer
Hochschule
68
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ERLEBEN
RAUS AUS DEM CAMPUS!
IMPRESSUM
ME2BE CAMPUS SPECIAL ist ein Produkt der
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Grzeca, Joachim Kläschen, Lina Kerzmann, Marc
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Ab in die Wildnis –
rein ins Ungewisse
Kassians Abenteuer in
Afrika
.... Seite 72
Virtual Reality
Eine neue Welt? .... Seite 80
Abgehört
Podcast-Tipps .... Seite 81
Angelesen
Buch-Tipps .... Seite 81
Alle Informationen zu Deinem dualen Studium
findest Du unter: www.hs21.de
Die Schönheit im Hässlichen
SWISS ARMY MAN – Eine Filmkritik .... Seite 79
Tolle Wolle
Neue Nachhaltigkeitskonzepte bringen überraschende Innovationen
in die Modebranche .... Seite 82
Ab in die Wildnis –
rein ins Ungewisse
Kassians Abenteuer in Afrika
Text Katharina Grzeca
Fotos Kassian Müll
Als Kassian im vergangenen Jahr auf dem Flughafen von Durban
angekommen war, hatte seine Reise eigentlich gerade erst begonnen.
Hier, 9.497 Kilometer von seiner Heimat Hamburg entfernt, fing
sein neues Leben an. Vor ihm lag die Erfüllung seines Traums – die
einjährige Ausbildung zum Field Guide in der südafrikanischen
Wildnis. Hinter ihm lag sein altes Leben, das ihn – durch alle
Höhen und Tiefen hindurch – genau an diesen Ort führte.
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Schon als Kind war Kassian von der Tierwelt
fasziniert. Am liebsten spielte er mit Tierfiguren,
hörte und las Geschichten aus dem Reich
der Tiere, verfolgte die Abenteuer des Meeresforschers
Jacques Cousteau und schaute
Dokumentationen von David Attenborough.
Alles, was mit Tieren und ihrem Lebensraum
zu tun hatte, weckte sein Interesse. Diese
Faszination blieb zwar bestehen, aber die
Prioritären änderten sich mit den Jahren.
Feiern, Frauen und Rumhängen mit Freunden
wurden für den jungen Hamburger spannender
als die Flora und Fauna fremder Länder.
Er habe in seiner Jugend viele Dummheiten
gemacht, wie er rückblickend sagt, und geriet,
wie man so sagt, auf die schiefe Bahn. Als
dann sein Stiefbruder starb, da war Kassian
16 Jahre alt, fiel er in ein tiefes Loch. In dieser
für ihn schweren Zeit kam ihm das erste
Mal der Gedanke, nach Afrika zu gehen. Dort
könnte er zeitweilig alles hinter sich lassen
und etwas tun, was ihm wirklich wichtig wäre:
mit Tieren zu arbeiten und sie in ihrem natürlichen
Lebensraum zu erkunden. Doch es kam
anders. Statt in die Savanne Afrikas schickten
seine Eltern Kassian auf ein Internat in
Nordwales; dort sollte er sein Abitur machen.
Diese Zeit habe er wie die Pest gehasst, sagt
Kassian heute. Drei Jahre lang war er umgeben
von Kindern reicher Eltern, denen nichts
wichtiger gewesen sei als Status und Geld.
Kassian wurde bewusst, dass ihm solche Dinge
nichts bedeuten. Zwei gute Dinge nahm Kassian
aus dieser Zeit jedoch mit: er beendete
die Schule und konnte nach seinem Aufenthalt
im Internat fließend Englisch.
Entscheidung zwischen
Herz und Verstand
Mit dem Abi in der Tasche kehrte Kassian
zurück nach Hamburg. Afrika kam ihm zwar
wieder in den Sinn. Aber nun, älter und mehr
auf seine Zukunft bedacht, entschied er sich
zunächst für eine Ausbildung zum Automobilkaufmann.
Das war, weiß Kassian heute,
ein Fehler, eine reine Vernunftsentscheidung.
Obwohl sein Herz etwas anderes wollte, sagte
ihm der Kopf, dass eine kaufmännische Ausbildung
eine gesicherte Zukunft bedeute. Bald
merkte er jedoch, wie unglücklich ihn diese
Arbeit machte. Fünf Tage die Woche in das
gleiche Büro zu gehen, 40 Stunden die Woche
die gleiche Arbeit zu tun, so ein Leben konnte
er sich nicht vorstellen. Seinem Herzen folgend
beschloss er, nach dem Abschluss der
Ausbildung zum Automobilkaufmann einen
beruflichen Neustart als Field Guide in Südafrika
zu wagen.
Die einjährige Ausbildung ist nicht günstig.
Zu bezahlen sind die Kursgebühren, Kost
und Logis, die Transferkosten zwischen den
Camps, Unterrichtmaterial sowie die Gebühren
für die Anmeldung zur Abschlussprüfung
und Ausstellung des offiziellen Zertifikats.
Hinzu kommen die Kosten für den Hin- und
Rückflug, Visagebühren, Reiseversicherung
und ein Taschengeld für private Ausgaben.
Viel Geld für jemanden, der gerade seine Ausbildung
beendet hat. „Es hat lange gedauert,
bis ich den Mut und die Mittel dafür
aufbrachte, meinen Traum zu verwirklichen.
Schon als Kind hatte ich das Verlangen, diese
Welt kennenzulernen und das Gefühl, dort
hinzugehören, wurde immer stärker. Also fing
ich an, für den Kurs zu sparen, arbeitete mehr
und bekam sogar finanzielle Unterstützung
von meiner Familie“, berichtet Kassian.
Neues Land – neue Regeln
Da stand er nun an der Strandpromenade von
Durban, blickte in den Nachthimmel über
dem Indischen Ozean. „Plötzlich hielt mir
ein Mann ein Messer an die Kehle und suchte
meine Taschen ab. Das Geld, das ich kurz zuvor
abgehoben hatte, meine Zigaretten und ein
Taschenmesser nahm er mit. Ich hatte Glück,
dass er mein Telefon nicht stahl. Meinen Pass
und weiteres Bargeld, welches ich unter meiner
Kleidung trug, hatte er übersehen“, erzählt
Kassian. Kriminalität ist ein großes Thema in
Südafrika. Vor allem in den Großstädten Kapstadt,
Johannisburg und Durban, wo die Kluft
zwischen Armut und Reichtum besonders
groß ist. Reisenden wird deswegen geraten,
besonders achtsam zu sein. Als Fremder sollte
man bestimmte Gegenden unbedingt meiden,
vor allem bei Nacht. Diese wichtige Lektion
lernte der junge Hamburger nur vier Stunden
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Die Waffe dient zum Schutz der
Gäste und der Field-Guides bei
den Wanderungen im Busch.
nach seiner Ankunft in Südafrika. „Ich hätte
mich vorher besser erkundigen müssen, wo
mein Hotel liegt. Abgeschreckt hat mich dieses
Ereignis allerdings nicht, aber mir wurde
deutlich, dass hier andere Regeln gelten.
Zurück im Hotel rief ich meine Mutter in Hamburg
an und berichtete ihr von dem Überfall.
Am Ende mussten wir sogar ein wenig lachen:
Wenn meine Reise so angefangen hatte, dann
konnte sie ja nur besser werden!“ Am nächsten
Tag fuhr Kassian in das erste Camp, wo
seine Field-Guide-Ausbildung begann.
Leben unter wilden Tieren
„Du wachst auf und entdeckst auf dem Weg
zum Frühstück lauter Tierspuren im Sand.
Beim Mittagessen siehst du Giraffen hinter
dem Camp vorüberziehen, oder es steht gleich
eine ganze Herde Gnus vor deinem Zelt“,
erzählt Kassian begeistert. Kein Zaun trennt
die Camps und seine Bewohner von der Wildnis
und ihren Bewohnern. Die Schlafzelte der
Kursteilnehmer, die sie sich zu zweit teilen,
Gemeinschaftshäuser, Küche und Bad befinden
sich alle in der freien Natur. Die angehenden
Field Guides leben und lernen inmitten der
reichen Tier- und Pflanzenwelt Südafrikas. Das
Leben im Busch erfordert aber auch gewisse
Vorsichtsmaßnahmen. „Das erste, was man vor
dem Zubettgehen machen sollte, ist, seinen
Schlafsack auszuschütteln“, so Kassian, „eine
Schlange könnte sich darin verstecken. Auch
die Schuhe sollte man vor dem Anziehen auf
unerwünschte Besucher untersuchen.“ Gewöhnungsbedürftig
sind auch die eingeschränkte
Verfügbarkeit von Strom, der wird nur bei
Bedarf durch einen Generator erzeugt, die feste
Duschzeit – die sogenannte „shower-hour“
sowie der sehr schlechte bis kaum vorhandene
Handyempfang. Die Annehmlichkeiten unseres
modernen Lebens tauschen die Kursteilnehmer
gegen das unmittelbare Naturabenteuer und
entdecken, fernab von jeder Zivilisation, von
Verkehrslärm und ständigem Klingeln, Piepen
oder Summen des Telefons eine neue Welt.
„Bereits nach kurzer Zeit in der freien Natur
wird das Gehör feiner, und man nimmt die einzigartige
Vielfalt der Stimmen und Geräusche
wahr. Auch die anderen Sinne passen sich der
neuen Umgebung an. Plötzlich scheint es, als
sei man mit der Natur und der Landschaft verbunden,
sei gar ein Teil von ihr. Das ist ein
unglaubliches Gefühl“, so Kassian.
Schlangenkunde auf
dem Stundenplan
Eine Schwarze Mamba wird bis zu vier Meter
lang, ist 20 km/h schnell, sehr nervös und
beißt schnell zu, wenn sie sich bedroht fühlt.
Ohne Gegengift führt der Biss der größten
Giftschlange Afrikas unweigerlich zum Tod.
Durch das überwiegend trockene und warme
Klima ist Südafrika geradezu ein Paradies für
Schlangen. Die meisten sind ungiftig und
damit harmlos, außerdem bevorzugen sie von
Menschen unbewohnte Plätze. Doch wenn
Mensch auf Mamba, Kap-Kobra, Puffotter oder
ein anderes giftiges Reptil oder Spinnentier
trifft, kann eine falsche Bewegung lebensgefährliche
Folgen haben. „Als Field Guide
ist es meine Aufgabe, die Safari-Gäste durch
dieses wunderschöne Land zu führen. Sie sollen
ihren Aufenthalt in der Wildnis genießen,
ohne ihre Gesundheit oder das Wohl der Tiere
zu gefährden. Dafür muss ich wissen, welche
Gefahr von einer Schlange, Spinne oder einem
Skorpion ausgeht, wo die Tiere zu finden sind,
wie man ihre Spuren erkennt und sich ihnen
gegenüber richtig verhält“, berichtet Kassian.
Während der einjährigen Ausbildung studieren
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sehen
SEHEN
die angehenden Field Guides das Verhalten
der verschiedenen Säugetiere, Reptilien und
Vögel und lernen, sich ihnen angemessen
zu nähern. Sie erkunden das Ökosystem, lernen
die unterschiedlichen Pflanzenarten zu
bestimmen und beschäftigen sich mit Themen
wie Geologie, Meteorologie, Astronomie, Navigation
und Orientierung. Sie bekommen aber
auch ein spezielles Training für den Umgang
mit giftigen Schlangen wie der Schwarzen
Mamba, einen intensiven Erste-Hilfe-Kurs,
der auf die besonderen Umstände im afrikanischen
Busch ausgerichtet ist, und lernen,
ein Gewehr sicher zu handhaben. „Auf täglichen
Exkursionen in den Busch wurde uns die
Tier- und Pflanzenwelt Afrikas nähergebracht.
Wir sind mit dem Wagen gefahren, zu Fuß
gelaufen und haben sogar zwei Mal außerhalb
des Camps in der Wildnis übernachtet.
Die Kenntnisse, die man in dieser Ausbildung
erwirbt, sind enorm und schon nach kurzer
Zeit erlangt man ein tiefes Verständnis für die
Themen Natur- und Artenschutz“, erzählt der
28-Jährige.
Ein weiterer wichtiger Teil der Ausbildung
zum Field Guide ist die richtige Betreuung der
Safari-Gäste. Auf einer Tour durch den Busch
sind sie nicht nur Fremdenführer, sie versorgen
die Gäste auch mit Snacks und Erfrischungen
in den Pausen, zeigen ihnen die besten
Plätze für schöne Urlaubsfotos, beantworten
ihre Fragen und haben dafür Sorge zu tragen,
dass die Afrikabesucher den Lebensraum
der einheimischen Tiere und Pflanzen nicht
Mitten in der Natur: Das Camp
der angehenden Field-Guides.
beeinträchtigen oder gar zerstören. „Gerade
die sogenannten „Big Five“ – Nashörner, Elefanten,
Löwen, Büffel und Leoparden – gehören
zu den besonders begehrten Fotomotiven
für Urlauber. Sie sind aber nur ein kleiner Teil
der südafrikanischen Artenvielfalt. Es lohnt
sich, genauer hinzuschauen und auch die
unscheinbaren Dinge zu erkunden“, weiß Kassian
aus eigener Erfahrung.
In regelmäßigen Abständen werden das
erworbene Wissen und Können der Guides
in schriftlichen und praktischen Prüfungen
abgefragt. Um Praxiserfahrung zu sammeln,
arbeiten sie im zweiten Halbjahr der Ausbildung
in einer Lodge oder einem Naturpark mit
und erhalten nach Bestehen aller Module das
offizielle Zertifikat für die erfolgreich absolvierte
Field-Guide-Ausbildung.
Was die Zukunft bringt
Wie es für Kassian nach der Ausbildung weitergeht,
weiß er noch nicht genau: „In Südafrika
zu bleiben und weiter mit Tieren zu
arbeiten, das wäre ein Traum. Leider ist es
nicht so leicht, als Ausländer eine Arbeitserlaubnis
zu erhalten. Sollte ich dennoch in
Südafrika arbeiten dürfen, würde ich meine
Erfahrungen aus der Field-Guide-Ausbildung
nutzen, um mich mehr für den Schutz von
bedrohten Tieren und den Erhalt der Natur
einzusetzen. Viele Tiere sind durch Wilderei
vom Aussterben bedroht oder ihr Lebensraum
wird von Menschen zerstört. Das möchte ich,
im Rahmen meiner Möglichkeiten, ändern.“
Zu tun gäbe es mitnichten eine ganze Menge:
Laut WWF werden jedes Jahr etwa 20.000
Elefanten getötet. Heute leben in ganz Afrika
noch maximal 400.000 Elefanten. Um 1900
waren es noch um die 10 Millionen. Wilderer
töten die Tiere hauptsächlich wegen ihrer
Stoßzähne aus Elfenbein. Besonders in Asien
gelten die daraus gefertigten Figuren oder
Schnitzereien als Statussymbol und werden
teuer gehandelt. Auch die illegale Jagd auf
Nashörner hat stark zugenommen. Zu Pulver
zerriebenes Nashorn gilt in vielen asiatischen
Ländern als Heilmittel gegen Krankheiten
wie Krebs oder wird als Partydroge oder
Aphrodisiakum eingenommen. Dabei hat die
Einnahme des Pulvers keinerlei Wirkung. Das
Horn besteht aus Keratin, dem gleichen Material,
aus dem auch unsere Nägel bestehen.
„Ich würde gerne an Projekten mitarbeiten,
die diese Tiere schützen. Ein wichtiger Faktor
für erfolgreichen Natur- und Tierschutz ist die
Einbeziehung der lokalen Bevölkerung. Auch
sie müssen von den Maßnahmen profitieren
oder Zugang zu nachhaltigeren Einkommensquellen
erhalten. Wenn in naher Zukunft die
großen Wildtiere ausgerottet sind, und das
wird passieren, wenn das Töten in diesem
Tempo weitergeht, dann hat das nicht nur
katastrophale Folgen für das Ökosystem. Ohne
die Tiere bleiben auch die Safaritouristen
weg, das hätte erhebliche ökonomische Nachteile
für die betroffenen Regionen“, berichtet
Kassian.
Obwohl Kassian noch nicht genau weiß, wo
er nach seiner Ausbildung arbeiten wird oder
in welches Land es ihn verschlägt, Sorgen
macht er sich jedenfalls nicht: „Solange ich
in der Natur arbeite und von Tieren umgeben
bin, bin ich glücklich. Viel mehr brauche ich
nicht.“
Die Schönheit im Hässlichen
SWISS ARMY MAN – Eine Filmkritik
Urteile nicht auf der Grundlage des ersten
Eindrucks. Das gilt insbesondere für
den Trailer des Films Swiss Army Man von
Daniel Kwan und Daniel Scheinert. Der
vulgäre Humor sowie die absurd anmutenden
Szenen sind Teil einer wundervoll
inszenierten Geschichte über Freundschaft,
Liebe und Angst.
Harry Potter ist tot
Daniel Radcliffe ist vielen durch seine Rolle
als Zauberschüler Harry Potter bekannt. Die
Popularität und Laufzeit der Harry-Potter-
Reihe machte ihn quasi zu einer ikonischen
Figur. Seither versucht sich Radcliffe mit Rollen
in Filmen wie KILL YOUR DARLINGS oder
den Horrorfilmen THE WOMAN IN BLACK und
HORNS vom Harry Potter-Image abzunabeln.
Höhepunkt dieser Neuorientierung ist jedoch
der Film SWISS ARMY MAN der beiden Regisseure
Daniel Kwan und Daniel Scheinert.
Daniel Radcliffe spielt darin eine Wasserleiche,
die scheinbar zum Leben erwacht und
über besondere Eigenschaften verfügt, durch
die es dem auf einer einsamen Insel gestrandeten
Hank (Paul Dano) gelingt, die Insel zu
verlassen. Wer nun denkt, eine Wasserleiche
zu verkörpern, bedürfe keiner schauspielerischen
Kunst, der irrt sich.
Eine fantastische Reise
Bereits die Eingangsszenen des Films verdeutlichen,
was die Zuschauenden in den knapp
90 Minuten erwartet: Allein auf der kleinen
Insel sieht Hank keinen anderen Ausweg als
den Freitod. Die Schlinge bereits um den Hals
erblickt er einen an den Strand gespülten Körper.
Bei der Untersuchung beginnt dieser leblos
wirkende Körper alsbald zu gluckern und
zu furzen. Die entweichenden Gase setzen so
viel Energie frei, dass Hank die Insel wie auf
einem Jet Ski verlassen kann.
Fortan fungiert Manny, wie Hank die Wasserleiche
tauft, als eine Art übernatürliches ‚Multifunktionswerkzeug‘.
Auf dem Weg zurück in
die Zivilisation rettet Manny Hank mehrmals
das Leben. Nach anfänglichem Lallen beginnt
Manny sogar einfache Sätze zu sprechen; an
sein früheres Leben kann sich der (Un-)Tote
jedoch nicht erinnern. Um dessen Gedächtnis
anzuregen, erklärt Hank ihm unter anderem
anhand von im Wald entsorgtem Müll, wie das
Leben in der heutigen Zivilisation abläuft.
Diese aufwendig gestalteten Sequenzen erinnern
an die wundervollen und fantastischen
Filme von Michel Gondry (SCIENCE OF SLEEP,
BE KIND REWIND).
Mit kindlicher Naivität und Direktheit problematisiert
Manny seinerseits fragwürdige Konventionen
Hanks: Warum dürfe man vor anderen
nicht pupsen, wenn es doch etwas ganz
Natürliches sei? Warum dürften Jungs keine
Kleider tragen?
Hank hingegen erklärt Manny, was Freundschaft
bedeutet, wie sich es anfühlt, verliebt
zu sein oder Angst zu haben.
Text Marc Asmuß
Fotos SWISS ARMY MAN
Verleih: capelight pictures
Achtung Spoiler-Warnung
Die Bildsprache in Swiss Army Man ist stark
überzeichnet und steht metaphorisch für den
inneren Gemütszustand des Protagonisten
Hank. Die Wasserleiche Manny stellt einen
Doppelgänger oder eine Art Spiegel des Protagonisten
dar. Erst die Gespräche mit Manny,
ermöglichen Hank nach dem Verlassen der
Insel eine Art Selbstfindung bzw. Selbstheilung.
Je näher die beiden der Zivilisation kommen
je mehr Gefahren sie überwinden, um
so sichtbarer wird der Bewusstseinswandel
Hanks. Hier folgt der Film dem Modell der
Heldenreise.
Swiss Army Man kommt allerdings nie mit
erhobenem Zeigefinger daher, sondern ist
amüsant, traurig und reflektiert zugleich.
Fazit
Swiss Army Man ist kein konventionell erzählter
Film, auf diese Prämisse müssen sich
Zuschauende einlassen. Aber hinter der Fassade
des scheinbar vulgären Humors verbirgt
sich eine mehrschichtige Gesellschaftskritik.
Der Film ist über capelight pictures als DVD &
Blu-ray sowie netflix und amazon prime verfügbar.
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erleben
ERLEBEN
hören
HÖREN
lesen
LESEN
Text Berta-Luisa Dette
Fotos Berta-Luisa Dette,
Adrian Deweerdt
Text Elisabeth Witten
Fotos Toyah Diebel,
Christin Hume
Virtual Reality Abgehört Angelesen
Eine neue Welt? Podcast-Tipps Buch-Tipps
Kaum zu glauben, aber wahr. Wir sind in
einem Zeitalter angekommen, das manche
Menschen früher Science-Fiction genannt
hätten. Wir leben nicht mehr nur in der
realen Welt, sondern sind ständig online
und tauchen von einem virtuellen Moment
in den nächsten. Den vorläufigen Höhepunkt
technologischer Entwicklung bildet
die „VR-Brille“. In dieser scheinbar futuristischen
Welt, die man durch das Aufsetzten
einer virtuellen Brille betritt, hat man
auf einmal die Möglichkeit, mit Haien zu
schwimmen, sich auf einer einsamen Insel
absetzen zu lassen oder mit einem Flughörnchen-Anzug
von einer Klippe zu springen
und über Täler zu fliegen. Dieses Erlebnis
erzeugt ein neuartiges Gefühl: Man
glaubt, kein Zuschauer mehr zu sein, sondern
zum Akteur seiner eigenen Geschichte
zu werden.
Welche Apps eignen
sich zum Ausprobieren
dieser neuen Welt?
- Alle Kostenlos -
Es gibt immer mehr Angebote, die „Virtual
Reality“ kennenzulernen. Am besten eignen
sich Apps. Man kann sich Apps herunterladen
und je nach Interesse die unterschiedlichsten
virtuellen Welten betreten. Voraussetzung ist
der Kauf einer Gear VR-Brille, dann schnallt
man sein Smartphone einfach in den Adapter
und lässt die App vor seinen Augen laufen.
RYOT VR – Professionelle Dokumentationen
als 360 Grad Video, die einen um die ganze
Welt führen und einen virtuellen Blick auf
Länder Menschen und Kulturen ermöglichen.
WITHIN – Eine Sammlung von Premium 360
Grad Videos wie Kurzfilme, Musik Videos,
Comedy und Dokumentationen produziert von
Vice, Saturday Night Live, U2 sowie der New
York Times und anderen.
YouTube 360 Videos – Auf YouTube gibt es
unter „360 Video“ bereits Hunderte kostenloser
Virtual Reality Filme.
Discovery VR – Viele 360 Grad Videos. Abenteuer
wie Mountain Biking, Surfen und Freebording
oder virtuelle Unterwasser-Erlebnisse
wie das Tauchen mit Haien.
Roller Coster VR – Die Möglichkeit, mit
einer verlassenen Achterbahn inmitten einer
tropischen Insel unterwegs zu sein. Nichts
für schwache Nerven, denn in der virtuellen
Realität kann eine Achterbahnfahrt ähnlich
intensiv erlebt werden wie im wirklichen
Leben.
Immersives Erleben?!
Ganz egal ob Achterbahnfahren oder auf einer
dokumentarischen Reise durchs Weltall zu
spazieren, VR ermöglicht einem, innerhalb
weniger Sekunden eine neue Welt zu betreten,
die vielleicht für immer verschlossen
geblieben wäre. In Verbindung mit VR, fällt
immer wieder der Fachbegriff „Immersives
Erleben“. Das Wort „immersiv“ kommt aus dem
Englischen und bedeutet übersetzt soviel wie
„eintauchen“ oder „Vertiefung“. In virtuellen
und fiktionalen Welten, beschreibt dieses
Wort den Effekt, den die Betrachter erleben.
Die Wahrnehmung konzentriert sich in diesem
Moment auf die fiktive Welt, und man taucht
sozusagen komplett in diese Scheinwelt ein.
Die virtuelle Realität kann dem Traum ähneln.
In dem Moment, wo man träumt, entsteht bisweilen
das Gefühl, dass Situationen mit allen
Sinnen wahrgenommen und erlebt werden,
sodass sich das Geträumte anfühlt, als wäre
es real.
VR – ein Fazit
Es ist absehbar, dass VR keine Randnotiz in
der Geschichte der technologischen Entwicklung
sein wird. Inwiefern das virtuelle Erlebnis
sich jedoch in den Alltag der großen Mehrheit
einfügt, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen
dafür, dass VR künftig eine größere
Rolle spielen wird, sind durchaus gegeben:
Die Technologie weckt die Neugierde und bietet
unterschiedliche Möglichkeiten, der realen
Welt für einen gewissen Zeitraum den Rücken
zuzukehren. Wer sich mittels der Technologie
in eine idyllische Umgebung versetzen lässt,
kann in der virtuellen Umgebung Entspannung
finden und Kraft tanken. Historische
Ereignisse können in der VR nachempfunden
werden, ebenso wie actionreiche Extremsituation
in Sport- oder Unterhaltungsformaten.
Ob die Ausflüge ins Digitale künftig mehr als
eine technische Spielerei sein werden, hängt
allerdings auch von der Weiterentwicklung der
Hard- und Software ab.
Gänsehaut für die Ohren und eine akustische
Lehrstunde ohne erhobenen Zeigefinger:
Die Empfehlungen der ME2BE-Redaktion
sind das beste Mittel gegen Langeweile
im Kopfhörer – spannend, geistreich und
mit der Extraportion Unterhaltung. Garantiert.
DIE ZEIT – Verbrechen
Sabine Rückert ist Gerichts- und Kriminalreporterin
und eine echte Expertin, wenn es
um den Kampf gegen das Verbrechen geht. In
ihrer Karriere sind ihr bereits unvorstellbare
Kriminalfälle untergekommen, sie saß in großen
Strafprozessen, hat sich mit der Gerichtsmedizin
beschäftigt und deckte zudem noch
zwei Justizirrtümer auf.
Zusammen mit ihrem ZEIT-Kollegen Andreas
Sentker stellt Sabine Rückert nun in dem Podcast
die spannendsten Fälle ihres Lebens vor
und hält damit ihre Zuhörer in Atem.
Toyah aber Billig
Toyah Diebel ist selbsternannte Content-Creatorin
und nutzt ihre Reichweite um wichtige
Themen wie Kinderfotos im Netz, Obdachlosigkeit
oder Politik anzusprechen und Sachverhalte
zu klären. Dazu holt sich die Berlinerin
regelmäßig Unterstützung von Experten,
wie etwa dem Cyberkriminologen Thomas
Gabriel Rüdiger.
Auf humorvolle Weise spricht Toyah Diebel
mit ihren Interviewpartnern über die unterschiedlichsten
Themen und nimmt dabei kein
Blatt vor den Mund.
Zum Gruseln und Mitfiebern: Geschichten
über phantastische Phänomene und beeindruckende
Wege.
Mein kleiner Horrortrip: Die kürzesten
Schockgeschichten aller Zeiten
71 Autoren und Illustratoren haben es sich
zur Aufgabe gemacht in 71 Mini-Prosatexten,
Bildern und Gedichten die Leser und
Leserinnen das Fürchten zu lehren. In nur 30
Sekunden Lesezeit messen sich Clowns, kriechende
Hände, schauselige Ratten und fiese
Kindermädchen darin, den Lesenden zu Tode
zu erschrecken. Die mal subtilen, mal lauten
Gruselgeschichten versprechen den Lesern
und Leserinnen einen kurzen Schock und
nachhaltiges Misstrauen gegenüber Sockenschubladen
und Katzen.
Wir brauchen Frauen, die sich trauen:
Mein ungewöhnlicher Weg bis in den Aufsichtsrat
eines DAX-Konzerns
Auf eine persönliche Art spricht Manuela
Rousseau über ihren Weg an die Spitze eines
DAX-Konzerns. Es war nämlich alles andere
als eine Bilderbuchkarriere: so verließ sie
bereits mit 14 Jahren die Schule und absolvierte
zunächst eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau.
Wie sie es dennoch zu einer
so außerordentlich erfolgreichen Karriere als
Aufsichtsrätin im Beiersdorf-Konzern, als Professorin
und Geschäftsfrau an der Hamburger
Hochschule für Musik und Theater geschafft
hat, verrät sie auf inspirierende Weise in
ihrem Buch, das besonders jungen Frauen Mut
machen möchte.
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Neue Nachhaltigkeitskonzepte bringen überraschende
Innovationen in die Modebranche
TOLLE
WOLLE
Die Bekleidungsindustrie zählt zu den
umweltschädlichsten Industrien. Rund 10 %
der weltweiten CO2-Emissionen gehen auf
24
das Konto der Modebranche. Hinzu kommen
22 23
Wasserverschmutzung, giftige Chemikalien, ausbeuterische Arbeitsbedingungen
21
und Unmengen an Bekleidungsabfällen. Jede Sekunde wird ein Müllwagen
voller Textilien entsorgt! Ein Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit ist also
dringend nötig. Die gute Nachricht: Neue Ideen, Konzepte und Produkte sind
längst da, Haute Couture Sandalen aus Bio-Baumwolle etwa. Und wer sagt
eigentlich, dass man Kleidung besitzen muss, um sie zu tragen?
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27
Johanna Jaskowska
in 'Iridescence' by
The Fabricant
Das Traditionsunternehmen Salvatore Ferragamo
gilt als Vorreiter ökologischer Produktion.
Es setzt auf nachhaltige Materialien und
Handarbeit aus Italien. Die „Rainbow Sandal“,
ikonisches Schuh-Kunstwerk, das einst
Hollywoodstar Judy Garland zur Filmpremiere
des Zauberers von Oz trug, erfuhr im Jahr
2018 eine besondere Neuauflage. 100 Prozent
nachhaltig produziert, besteht der „Rainbow
Future“ aus Bio-Baumwolle, einem Futter aus
Leder, das CO2-frei und wasserneutral gefertigt
wurde, sowie Nähgarn aus recycelten
Materialien. Die auf 100 Exemplare limitierten
Plateausandalen kommen außerdem in einem
Karton aus recycelbarer Pappe, verpackt in
einem biologisch abbaubaren Baumwollsäckchen.
Zusätzlich wird pro verkauftem Paar ein
Orangenbaum gepflanzt. Geht es nachhaltiger?
Wer in die Geschichte des milliardenschweren
High-Fashion-Unternehmens blickt, findet
nicht nur die einmalige Aufstiegsgeschichte
eines Schusterlehrlings aus dem kleinen
italienischen Dorf Bonito, der sich in Hollywood
einen Namen als Schuhdesigner der
Stars machte. Der versteht auch den historischen
Ursprung des Ideenreichtums der
Marke Ferragamo. Während der faschistischen
83
Text Lina Kerzmann
Fotos Alexander Probst,
Salvatore Ferragamo,
Julien Boudet
Mussolini-Ära waren im Italien der vierziger
Jahre die Ressourcen zur Herstellung von
Schuhen begrenzt. Das Leder wurde vorwiegend
für die Produktion von Soldatenstiefeln
verwendet, und so musste Ferragamo zwangsläufig
mit anderen Materialien wie Kork, Filz,
Bast und sogar alten Angelschnüren experimentieren.
Im unternehmenseigenen Museum
in Florenz lassen sich die frühen Kreationen
noch bis März 2020 im Rahmen der Ausstellung
„Sustainable Thinking“ bewundern.
Ferragamos Schöpfungen beweisen, dass die
Herausforderungen einer umweltbewussten
Produktion keinen Nachteil bedeuten müssen.
Ganz im Gegenteil, sie können auch als
Antrieb für Innovationen fungieren. Denn um
nachhaltig produzieren zu können, ist eine
ganz neue Auseinandersetzung mit Materialien
und Herstellungsweisen nötig. Das fördert
neue Ideen, und davon lebt die Modewelt. Mit
einem Preis von 2.500 € ist der „Rainbow
Future“ allerdings nur für ein sehr zahlungskräftiges
Publikum erschwinglich. Was dabei
aber nicht unterschätzt werden darf, ist die
Signalwirkung, wenn ein Luxus-Unternehmen
mit Nachhaltigkeit wirbt.
Die Schattenseiten der
Modewelt: Fast Fashion
Wenn man sich schon in der Position befindet
Trends zu setzen, warum dann nicht Nachhaltigkeit
zum Trend machen? So einfach ist es
dann leider doch nicht. Denn Nachhaltigkeit
verlangt einen bewussten Konsum und setzt
voraus, dass die Produktion von Kleidung die
bestehenden ökologischen Ressourcen schont
und nicht verschwendet. Allein für die Herstellung
eines T-Shirts werden aber mehr als
2000 Liter Wasser benötigt. Außerdem hat
sich die Bekleidungsproduktion in den letzten
15 Jahren mehr als verdoppelt. Selbst wenn
alle Unternehmen sofort auf Bio-Baumwolle
umsteigen würden und sich bemühten, die
Umwelt nicht durch giftige Chemikalien zu
belasten, allein die reine Masse an benötigten
Materialien brächte das Ökosystem an seine
Grenzen. Die Modeindustrie ist ein auf schnelles
Wachstum ausgelegter Wirtschaftszweig.
Sie will in erster Linie verkaufen – und zwar
immer mehr. Um die Nachfrage zu erhöhen,
gibt es stetig neue Kollektionen in immer kürzeren
Zeitspannen. Bis zu zwanzig Kollektionen
im Jahr diktieren neue Modetrends. Wer
da mithalten will, greift oft zur sogenannten
Fast Fashion.
Fast Fashion ist die Bezeichnung für modegewordene
Cheeseburger: Schnell konsumierte
Massenware, billig produziert, die kaum getragen
schon wieder out ist. Rund 50% der Fast
Fashion Kleidungsstücke werden innerhalb
eines Jahres weggeworfen.
Doch warum machen wir da überhaupt mit?
Stichwort Konsumverzicht. Aus Liebe zur
Umwelt könnte man doch einfach ganz auf
Mode verzichten! Den eigenen Modekonsum
radikal einzuschränken, ist durchaus
lobenswert, verkennt jedoch, dass die Bedeutung
von Kleidung über die Funktion hinausgeht,
uns vor Nässe und Kälte zu schützen.
Durch Mode werden ebenfalls unterschiedliche
Lebensstile sicht- und kommunizierbar.
Second-Hand-Kleidung bietet zwar eine kostengünstige
und umweltverträgliche Alternative.
Nachhaltigkeit und Abwechslung im
Kleiderschrank versprechen aber auch andere
Konzepte, die angetreten sind die Modebranche
langfristig zu verändern. Und die – im
Gegensatz zu Ferragamos Öko Haute Couture
– für jedermann auch bezahlbar sind.
Mode neu gedacht:
leihen statt kaufen
Mode leihen statt kaufen, ist ein Konzept,
das in Deutschland Unternehmen wie „Stay
Awhile“ oder oder „RE-NT“ anbieten. Neue
Mode als monatliches Abo, die bequem von zu
Hause aus online bestellt wird. Das Geschäftsmodell
von Stay Awhile bietet zwei Leihoptionen
an. Vier Teile können sich die Kundinnen
und Kunden monatlich entweder selbst aussuchen
oder von der Gründerin Thekla Wilkening
zusammenstellen lassen. Nach einem
Monat wird die Kleidung zurückgeschickt und
die Auswahl beginnt von neuem. Ganz ähnlich
funktioniert auch das Modell von RE-NT.
Es gibt ein Punktesystem, wobei ein Punkt
den Wert von zehn Euro hat. Abhängig vom
Einkaufswert der Kleidung können die Kunden
dann ihre Punkte einlösen – und diese beliebig
oft im Monat umtauschen. Als zusätzlichen
Anreiz bietet RE-NT eine App an, die
nachzeichnet, wie viel CO2 man im Vergleich
zu gekaufter Kleidung bereits eingespart hat.
Ein ähnliches Konzept praktiziert die niederländische
Jeansmarke „MUD Jeans“. Sie bietet
Jeans zum Leasen an, eher bekannt aus der
Automobilbranche. Für einen festen monatlichen
Betrag zahlt man quasi für die Nutzung
der Jeans. Nach zwölf Monaten steht dann die
Entscheidung an: Behalten oder austauschen
gegen ein neueres Modell. In letzterem Fall
„Rainbow Future“ von
Salvatore Ferragamo.
wird die getragene Jeans entweder upgecycelt
und als Vintage Modell angeboten oder recycelt
und für die Herstellung einer neuen Jeans
genutzt. Kreislaufwirtschaft nennt sich das.
Digitale Mode für
eine digitale Welt
Das junge Amsterdamer Label „The Fabricant“
verfolgt dagegen einen revolutionären
Ansatz. Die futuristischen Haute Couture
Entwürfe existieren ausschließlich als digitale
Dateien. Nach dem Kauf werden sie als digitale
Maßanfertigung auf ein Foto des Kunden
montiert. Das Bild können die Besitzerinnen
und Besitzer nun etwa auf sozialen Netzwerken
wie Instagram posten. Damit würde das
Bedürfnis sich selbst durch Mode auszudrücken
und darzustellen gänzlich ins Digitale
verlagert. Das wiederum eröffnet eine völlig
neue Perspektive auf das Thema Nachhaltigkeit.
Kleidung, die in stofflicher Hinsicht
gar nicht existiert, verbraucht bis auf den
Strom, der für die digitalen Entwürfe benötigt
RENT WHAT YOU LIKE,
BUY WHAT YOU REALLY LOVE
ist das Motto von STAY AWHILE.
wird, keinerlei Materialien oder Ressourcen.
Bedenken wegen Umweltverschmutzung oder
prekärer Arbeitsbedingungen wären überflüssig.
Ein weiterer Vorteil gegenüber ‚analoger‘
Mode: Die Entwürfe sehen zwar echt aus, sind
aber nicht an die Grenzen der realen Welt
gebunden. Die Optik von Materialien, die es
gar nicht gibt oder futuristische Schnitte –
der Fantasie wären kaum Grenzen gesetzt. Ob
sich diese Zukunftsvision wirklich durchsetzen
wird, bleibt offen. Spannend ist sie allemal!
84
85
WINTER 2019/2020
No.1
Swanas Yoga –
aus
HORROR
aus
Im Gespräch mit Michael David Pate,
Filmproduzent, Regisseur und Autor
aus Heide
Interview mit der Kieler Yogalehrerin
Swana Hartmann
Die
# berufsorientierung
ME2BE.DE
Raubdruckerin
Berliner Kreativ-Team kreiert ganz
besondere Street-Art
Rubrik
88 THE NØRD TIMES
THE NØRD TIMES
89
Rubrik
aus
HORROR
Im Gespräch mit Michael David Pate,
Filmproduzent, Regisseur und Autor
aus Heide
Michael David Pate, Jahrgang 1980,
geboren und wohnhaft in Heide,
gilt als einer der talentiertesten
Filmemacher Schleswig-Holsteins. Seine Filme
und Geschichten handeln nicht selten von der
Generation YouTube, die es mit Psychopathen,
Zombies oder paranormalen Phänomenen
aufnimmt. Mit seinem selbst produzierten
Debütfilm „Gefällt mir!“ gelang ihm 2014
der Durchbruch. Für ME2BE Campus bringt
uns Michael auf den neuesten Stand seiner
Projekte und verrät uns, warum er auch weiterhin
in Dithmarschen leben und arbeiten
möchte!
ME2BE: Moin Michael. Vor vier Jahren
haben wir dich kurz vor der Premiere zum
Film ‚Kartoffelsalat’ getroffen. Wie geht’s
dir? Was machst du gerade?
MDP: Krass, wie die Zeit rennt! Ja, danke, mir
geht es so weit ganz gut. Ich zeichne gerade
Storyboards für ein neues Filmprojekt.
Bist du mit deiner Firma Take 25 Pictures
Heide treu geblieben?
Na klar! Ich wohne hier mit meiner Frau und
meinen vier Kindern. Heide ist immer noch
mein Spot.
Dein Debütfilm ‚Gefällt mir!’ wurde 2014
zum Überraschungserfolg. Seitdem sorgen
deine Projekte für Schlagzeilen. Wir
erinnern uns. Damals unterbrach ein Sondereinsatzkommando
der Polizei deinen
Filmdreh mit Neonazis und Reichskriegsflaggen
auf dem Marktplatz, weil ein
Passant die Szene für real hielt! Was ist
seitdem alles passiert?
Seitdem ist einiges passiert! 2015 hatten wir
aus
‚Kartoffelsalat’ unabhängig produziert und
ohne Verleiher in rund 500 Kinos in Europa
platziert. Im deutschsprachigen Raum
hatte der Film ca. 480.000 Zuschauer. Und
wir waren damals die Ersten, die bekannte
YouTuber als Schauspieler gecastet haben.
2016 habe ich dann eine gesamte Staffel
‚Die Wracktaucher’ für den deutschen Fernsehsender
DMAX gedreht. 2017 habe ich für
die 20th-Century-Fox-Produktion ‚Heilstätten’
Regie, Schnitt und Buchüberarbeitung
übernommen. Das war eine völlig neue
Erfahrung.
Was genau war neu für dich?
Es war meine erste Auftragsregie. Ich fand
ein hochprofessionelles Team vor, erhielt ein
festes Tarifgehalt als Regisseur und konnte
mich vollkommen auf die Arbeit mit den
Schauspielern konzentrieren. Als Independent
Producer bist du für alles verantwortlich.
Ein gewaltiger Unterschied! Der Film
„In Heide habe ich alles,
was ich brauche, um mich
wohl zu fühlen!“
wurde überraschend erfolgreich vermarktet,
hatte in Deutschland beachtliche 200.000
Zuschauer und wurde in Cannes in 50 Länder
verkauft. In Teilen Südamerikas behauptete
sich der Film parallel gegen Blockbuster wie
‚Avengers’ und ab Mexiko wurde bereits die
Millionen-Grenze geknackt! Am Ende haben
wir das erreicht, was wir uns vorgenommen
haben und Deutschlands kommerziell erfolgreichsten
Horrorfilm abgeliefert!
In dem Film besuchen drei YouTube-Stars
eine verlassene Heilstätte, in der es
angeblich spuken soll und hoffen mit ihrer
Angst-Challenge, viele Klicks zu erhalten.
Bis tatsächlich etwas Paranormales passiert!
Was war für dich als Regisseur die
größte Herausforderung?
Die Arbeit mit den Schauspielern. Ich mag
es nicht, wenn viel geschauspielert wird
und fordere organische Reaktionen! Deshalb
stehe ich auf ‚Impro’, sowohl im Casting als
auch in den Proben. In einem Horrorfilm
musst du klassischerweise Angst und Panik
überzeugend darstellen. Das klappt am
besten, wenn du selbst in Panik gerätst! Wir
hatten Proben, in denen wir vermummt und
augenscheinlich bewaffnet waren. Es geht
darum, extreme Gefühle hervorzurufen, da
gibt’s echte Angst und Tränen. Das macht
das Horrorgenre aber auch so interessant.
Was gefällt dir besser: Indie-Produktionen
oder der Auftrag eines Major Labels?
Beides hat Vor- und Nachteile. Durch die
Arbeitsteilung bei Auftragsproduktionen kann
man viel Zeit sparen und effektiver arbeiten.
Bei Independent-Produktionen habe ich dafür
eine garantierte künstlerische Freiheit und
viel Entscheidungsgewalt. Außerdem kann
man das Budget deutlich schmaler halten.
Weil du Schauspieler ohne Gage
verpflichtest…?
… nein, weil ich beispielsweise weiß, wie
man Schnittkosten niedrig hält! Apropos
Schauspielergagen bei Indie-Filmen: Durch
den Erfolg von ‚Kartoffelsalat’ konnten wir
sogar Schauspielerrückstellungen auszahlen!
Das kommt so gut wie nie vor!
‚Heilstätten’ habt ihr in Berlin gedreht –
341 Kilometer von Heide entfernt. Zum
täglichen Pendeln ungeeignet, oder?
Da wühlst du echt was auf! Das war ein
ständiges Hin- und Herfahren. Oft stieg ich
morgens um 5 Uhr in Heide in den Zug und
war dann vier Stunden später in Potsdam,
nur um vorher möglichst lange bei meiner
Familie bleiben zu können. Berlin und
Heide sind zwei unterschiedliche Universen!
In Berlin triffst du jeden Tag interessante
Leute aus der Szene, zum Beispiel laufen dir
abends am Rosenthaler Platz Deutschlands
größte Filmschaffende über den Weg. Es ist
dann immer schön, wieder nach Hause in
den Norden zu kommen. Die Erdung tut
gut.
Wo gelingt dir das am besten?
Ganz klar, zuhause in der Familie. Dort kann
ich mit meinen Kids im Pool planschen, abends
mit Freunden grillen, Storys schreiben oder
Projekte planen. Ich habe hier in Heide alles,
was ich brauche, um mich wohl zu fühlen.
Dein Lieblingsfilm oder deine Lieblingsserie?
‚Breaking Bad’ bleibt meine Lieblingsserie.
Bei Filmen wird es schwieriger. ‚Jurassic
Park’ und ‚Titanic’ gehören zu meinen persönlichen
Klassikern, aber auch ‚Nightcrawler’
oder ‚Der Clou’ gefallen mir.
Mit welchem Schauspieler würdest du gern
mal drehen?
Jake Gyllenhaal.
Welcher Regisseur begeistert dich?
Mich inspiriert der Perfektionismus von
David Fincher. Einfach großartig, wie er
digitale Effekte nutzt, um die Abgründe der
menschlichen Seele zu zeigen, ohne dass
man es als Zuschauer wahrnimmt!
Mittlerweile bist du auch unter die Autoren
gegangen. Welche kreativen Projekte
stehen demnächst an? Dreh doch bitte
auch mal bei uns im Norden …
… ja, das geht los. Zurzeit arbeiten wir an
einem Biopic über die Wacken-Gründer und
die Anfänge des Festivals. Und für dieses Jahr
stehen die Dreharbeiten zu einer Musical-Fortsetzung
von ‚Kartoffelsalat‘ an. Der Film wird
im Frühling bereits in die Kinos gehen.
Text Christian Dorbandt
Fotos Kai Westensee, Andrea Hansen / 20th Century Fox
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Swanas Yoga –
Interview mit der Kieler Yogalehrerin
Swana Hartmann
Das Wort Yoga kommt aus dem Indischen
und bezeichnet eine philosophische
Lehre, in der Körper, Geist
und Seele durch geistige und körperliche
Übungen in Einklang gebracht werden sollen.
Dass Yoga befreit, hat Swana Hartmann
am „eigenen Leib“ erfahren. 2017 gründete
die 24-Jährige in Kiel das Yoga-Studio „Neverwaveless“
und fand nach Umwegen ihren
Traumberuf. Im Interview verrät sie, wie sie
zum Yoga kam, warum es bei ihr keine Räucherstäbchen
gibt und welche Pläne sie hat!
Moin, Swana. Wenn bei anderen der
Wecker klingelt, hast du längst die Yogamatte
ausgerollt. Welche Personen kommen
zu dir?
Meine Kunden sind überwiegend jung und
modern und bringen in der Regel eine gute
Fitness mit. Das Verhältnis von Männern und
Frauen ist leider noch sehr unausgeglichen.
Der männliche Anteil beträgt nur rund 10
Prozent. Schade, das könnten gern mehr
werden!
Es gibt verschiedene Yoga-Schulen. Traditionelles
Yoga steht beispielsweise für
eine ganzheitliche Lebenseinstellung. Im
modernen Yoga rücken sportliche Betätigung
und Entspannung in den Vordergrund.
Wie würdest du deine Yoga-Richtung
beschreiben?
In unseren Yoga-Kursen konzentrieren wir
uns auf die körperlichen Übungen, die sogenannten
Asanas oder Yogasanas. Esoterik
praktiziere ich nicht! Statt Folklore und
Räucherstäbchen gibt’s Elektro-Beats und
Schweißflecke. Das ist mir auch ganz wichtig,
denn Spiritualität verstehe ich als etwas
sehr Persönliches. Das möchte ich nicht mit
anderen teilen. Es bleibt die Überzeugung,
dass körperliche Übungen zu Selbsterkenntnis,
Freiheit und Glück führen können.
Wie bist du Yogalehrerin geworden? War
das schon immer ein Herzenswunsch?
Nein. Bei mir hat die Orientierung nur etwas
länger gedauert. Nach dem Abitur war mir
nicht klar, was mich erfüllen wird. Eine Ausbildung
zur Tourismuskauffrau habe ich abgebrochen,
weil mir die Abwechslung fehlte.
Anschließend habe ich ein Praktikum auf
Bali absolviert und verbrachte dort insgesamt
ein halbes Jahr. Das war eine wichtige
Phase meines Lebens. Dort habe ich Yoga
für mich entdeckt, hatte aber anfangs keine
entsprechenden beruflichen Pläne. Zurück in
Deutschland habe ich in Hamburg erneut einen
für mich stimmigen Berufsweg gesucht,
doch weder Studiengänge noch Ausbildungsangebote
haben mich wirklich gepackt.
2016 zog ich einen Schlussstrich unter diese
Versuche und beschloss, meinen Gefühlen zu
folgen. Ich zog von Hamburg nach Kiel und
begann als Surflehrerin zu arbeiten. In dieser
Zeit habe ich Yoga wiederentdeckt und
privaten Unterricht gegeben. Das kam so gut
an, dass ich mir dachte: ‚So falsch kann dein
Yoga nicht sein! Jetzt oder nie!’ und daraus
folgte wenig später der Weg in die Selbständigkeit.
Dein Yoga-Label heißt ‚Neverwaveless’.
Neben klassischem Yoga bietest du auch
Strand- und SUP-Yoga an. Welche Verbindung
hast du zum Meer und was bedeutet
der Name?
Die Verbindung zum Meer kommt durch
die Liebe zum Wassersport. Ich bin Kiterin
und Windsurferin. Deshalb passt der Name
‚Neverwaveless’ zu mir. Wie das Meer werde
ich von Wellen getragen, erlebe Höhen und
Tiefen und bin immer in Bewegung! Ich genieße
die Intensität des Lebens wie ein intensives
Meeresblau.
Hört sich paradiesisch an und sieht auf
deiner Instagram-Seite auch so aus. Ist
dein Leben traumhaft?
Ja, ich bin happy. Aber nur weil ich selbständige
Yogalehrerin bin, führe ich kein perfektes
Leben. Zur Selbständigkeit gehören auch
Probleme, Existenzängste und ständige Sorgen
um die Zukunft. Yoga zu unterrichten,
ist auch ein harter Job. Manchmal stehe ich
um 5.30 Uhr auf und verlasse erst um 21 Uhr
das Studio. Das geht langfristig schon an die
Substanz!
Wenn man sich in den Foren umhört,
scheint dir das mit deinem Team gut zu
gelingen. Was ist das Geheimnis deines
Yogas?
Ich kann mit Yoga meine Grenzen testen,
meine Beweglichkeit steigern und mein
Selbstbewusstsein stärken. Dieses Streben
nach Glück ist eine Antriebskraft. Das versuche
ich meinen Kunden mit Yoga zu vermitteln.
Ich sage: Glaubt an euch selbst und
lächelt euch viel öfter an! Das ist nicht mein
persönliches Geheimnis, sondern die Kraft
des Yoga!
Vielen Dank, Swana, für das Gespräch.
Text Christian Dorbandt
Fotos Jana Walther
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Die
Raubdruckerin
Berliner Kreativ-Team kreiert ganz
besondere Street-Art
Die Arbeiten von „raubdruckerin“
stehen für Schönheit und Kunst im
Alltag, gegen Massenproduktion
und für ein sensibleres Verhältnis zur Umwelt.
Das Team um Gründerin Emma-France
Raff bedruckt Textilien mit Strukturen, die sie
in den Städten finden.
Gullideckel, Straßenbahnschienen, Fliesen
oder was die Stadt an Objekten, Formen und
Strukturen zu bieten hat: Auf den Shirts,
Pullis und Taschen des Berliner Unternehmens
„raubdruckerin“ können die unterschiedlichsten
Motive landen. Angefangen
hat alles vor einigen Jahren. Textildesignerin
Emma-France Raff entwickelte das Kon-
zept für „raubdruckerin“ mit ihrem Vater
Johannes Kohlrusch in dessen Atelier im
portugiesischen Alentejo, damals noch unter
anderem Namen. Die ersten Shirts verkaufte
sie bereits im Jahr 2006.
Von Diplom-„raubdruckerinnen“ und
Kreativpiloten
Die 1982 geborene Künstlerin ist in der Welt
zuhause. Sie wuchs in Berlin und Portugal
auf und lebte in Porto und Paris bevor
sie 2009 nach Berlin zurückkehrte. Sie ist
studierte Textildesignerin und arbeitet mit
verschiedenen Firmen und Künstlern an kreativen
Projekten. Im Jahr 2013 entschied
sie sich, „raubdruckerin“ zu ihrem Hauptprojekt
zu machen. Gemeinsam mit ihrem
Team hat Emma-France im Jahr 2018 die
Auszeichnung „Kultur- und Kreativpiloten
Deutschland“ gewonnen. Unter diesem Namen
zeichnet das U-Institut für unternehmerisches
Denken und Handeln in jedem
Jahr 32 Unternehmen aus, die gesellschaftliches
Engagement mit Einfallsreichtum verbinden.
Das Institut wird dabei vom Bundeswirtschaftsministerium
unterstützt.
Wenn Gullideckel Kunst werden
Das Konzept hinter „raubdruckerin“ ist eigentlich
ganz einfach: Zunächst suchen sich
die sogenannten Street-Printer einzigartige
Strukturen. Das können Gullideckel sein,
aber auch Straßenbahnschienen, Kacheln
oder Ornamente, die sich in einer Stadt auf
Gittern aller Art finden lassen. Die Objekte
dienen als „Druckplatten“, werden dann gesäubert,
mit spezieller Farbe versehen, und
wenige Augenblicke später ziert das Motiv
die (verschiedensten Gegenstände und Materialien.
Shirts, Pullover und Taschen werden
so zu Unikaten. Die Idee ist faszinierend:
„raubdruckerin“ will zeigen, dass man
nur die Augen offenhalten muss, um Schönheit
zu entdecken. Wer genau hinsieht, wird
die überraschendsten Objekte und Details in
der eigenen Stadt entdecken! Bei der Suche
nach den ‚verborgenen‘ Stadtkunstwerken
kann man vieles lernen – über die Stadt,
aber auch über sich selbst.
Doch das ist nicht alles. Da die Drucke per
Hand gefertigt werden (nur eine Malerrolle,
die Straße und los geht es!), setzt das Team
auch ein Zeichen gegen die Massenproduktion.
Ein bewusster und achtsamer Umgang
mit der Umwelt bedeutet eben, sich um
sie, aber auch für sie zu sorgen. Selbstverständlich,
dass nach der Raubdruckerei alles
gründlich gereinigt wird!
Für neugierige Entdecker
„raubdruckerin“ wird übrigens bald ein Set
zum Selberdrucken anbieten. Das DIY-„Sei
ein raubdrucker“- Set wirst du über den
Shop der Homepage erhalten können.
Für alle, die sofort Interesse an dem Projekt
haben: „raubdruckerin“ bietet auch Workshops
an, in denen das Projekt besprochen
wird und die Teilnehmer/innen dann im
Handumdrehen selbst zu Street-Printern
werden können. Das Projekt ist wirklich
spannend! Und überhaupt: Ein wenig Achtsamkeit
hat noch niemandem geschadet!
Text Jana Limbers
Fotos Orpheas Tziagidis
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