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Finanztipp: Das richtige Alter für die Rente – Wirtschaft Seite 7<br />
Heute<br />
mit Stadt-<br />
Geschichte<br />
Seite 10<br />
6°/9°<br />
Wolken und Schauer<br />
Wetter Seite 2<br />
US-Wahlkampf: Das<br />
Rennen beginnt in Iowa<br />
Tagesthema Seite 2<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Australian Open: Djokovic<br />
siegt –und gibt Rätsel auf<br />
Sport Seite 17<br />
Montag,3.Februar 2020 Nr.28HA-76. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Brexit-Trip: Axel Veiel reist<br />
von Calais nach Dover<br />
Seite 3<br />
Brandanschlag<br />
Ein Politiker<br />
in<br />
Gefahr<br />
VonLutz Schnedelbach<br />
Er sagt, er lasse sich nicht einschüchtern.<br />
„Ich bleibe meiner<br />
Linie treu. Mein Ziel ist es nach wie<br />
vor, gegen Kriminelle der Clans vorzugehen.<br />
Undauch gegen Extremismus<br />
werdeich weiter meine Stimme<br />
erheben.“ So spricht Falko Liecke,<br />
Neuköllns stellvertretender Bezirksbürgermeister.<br />
Zwei Tage nach Lieckes 47. Ge-<br />
FalkoLiecke,<br />
stellvertretender Neuköllner<br />
Bürgermeister<br />
burtstag wurde<br />
auf ein Auto seiner<br />
Familie ein<br />
Anschlag verübt.<br />
Am Morgen des<br />
Sonnabends,<br />
kurz nach fünf<br />
Uhr, stand der<br />
Golf von Lieckes<br />
Frau, der vor<br />
dem Haus geparkt<br />
war, in<br />
Flammen. Die<br />
Feuerwehr konnte nicht verhindern,<br />
dass der Wagen ausbrannte.<br />
DiePolizei geht voneinem politischen<br />
Hintergrund des Brandanschlags<br />
aus. Deshalb übernahm der<br />
Staatsschutz die Ermittlungen. Einzelheiten<br />
dazu wurden auch an diesem<br />
Sonntag noch nicht mitgeteilt.<br />
Fahnder gehen jedoch davon aus,<br />
dass der Anschlag gegen den CDU-<br />
Politiker gezielt verübt worden ist.<br />
„Vermutlich wollte der Täter mit<br />
dem Abfackeln des Autos zwei Fliegen<br />
mit einer Klappe schlagen“, sagt<br />
Liecke selbst. Dazu muss man wissen:<br />
Zumeinen geht der CDU-Mann<br />
seit langer Zeit gegen die Clankriminalität<br />
im Bezirkvor.Und zum anderen<br />
arbeitet seine Frau als Polizistin.<br />
Es gebe viele Leute, die ihre Arbeit<br />
nicht so toll finden, sagt Falko Liecke.<br />
Der Stadtrat schließt aber auch eine<br />
Tat der linksextremistischen Szene<br />
nicht aus, weil er sich auch mit diesem<br />
Thema immer wieder politisch<br />
beschäftigt.<br />
Falko Liecke, der im Mai vergangenen<br />
Jahres als stellvertretender<br />
Landesvorsitzender seiner Partei gewählt<br />
wurde, hat schon oft für<br />
Schlagzeilen in der Stadt gesorgt. So<br />
regte er einst an, den Trägerverein Islamische<br />
Gemeinschaft Berlin e. V.<br />
der Al-Nur-Moschee in Neukölln<br />
verbieten zu lassen und dessen Gemeinnützigkeit<br />
abzuerkennen. Er<br />
reagierte damit auf die in der Mosche<br />
gehaltenen frauenverachtenden<br />
und antisemitischen Reden.<br />
VonFlüchtlingen und Migranten<br />
forderte Liecke die Anerkennung der<br />
Werte des Grundgesetzes. Erwar einer<br />
der ersten Unterzeichner eines<br />
Briefes vonCDU-Politikern, der sich<br />
gegen die Flüchtlingspolitik von Angela<br />
Merkel richtete.<br />
Für Aufsehen sorgte ebenfalls<br />
Falko Lieckes Vorstoß, den Kinderschutz<br />
in kriminellen Großfamilien<br />
zu untersuchen und das kriminelle<br />
Umfeld als Kindeswohlgefährdung<br />
zu definieren. Im Ergebnis müsse<br />
man dann die Kinder aus den Familien<br />
nehmen, erklärte Liecke. Auch<br />
diese Äußerung brachte dem konservativen<br />
<strong>Berliner</strong> Politiker vor allem<br />
viel Kritik ein.<br />
China-Rückkehrer in Quarantäne<br />
Bundeswehr-Jet aus Wuhan landet in Frankfurt am Main:<br />
Zwei Passagiere sind mit dem Coronavirus infiziert. Gesundheitsministerium<br />
verteidigt seine Informationspolitik<br />
An Bord des Airbus A310 „KurtSchumacher“ waren 124 Passagiere. Ihnen gehe es „den Umständen entsprechend sehr gut“, sagte Hessens Sozialminister.<br />
VonChristian Schlüter<br />
Das Coronavirus breitet<br />
sich weiter aus.Nachchinesischen<br />
Angaben sind<br />
mittlerweile mehr als<br />
300 Menschen an der Atemwegserkrankung<br />
gestorben. Allein in China<br />
seien bereits mehr als 14 300 Menschen<br />
infiziert, weltweit sollen sich<br />
mehr als 14 550 Menschen angesteckt<br />
haben. Unterdessen meldeten<br />
die Philippinen am Sonntag den ersten<br />
Todesfall außerhalb der Volksrepublik.<br />
Wie das Gesundheitsministerium<br />
in Manila mitteilte, handelt es<br />
sich bei dem Verstorbenen um einen<br />
44-jährigen Mann aus der chinesischen<br />
Millionenmetropole Wuhan –<br />
die Stadt ist besonders stark von der<br />
Lungenkrankheit betroffen und gilt<br />
als Ursprungsortder Epidemie.<br />
Am Sonnabend war ein Flugzeug<br />
der Bundeswehr aus Wuhan nach<br />
Frankfurt am Main zurückgekehrt.<br />
Unter den 124 Menschen an Bord –<br />
unter ihnen 20 Kinder –sind nach aktuellem<br />
Stand zwei mit dem Coronavirus<br />
infiziert. Die zwei deutschen<br />
Staatsangehörigen wurden am Sonntag<br />
aus der Kaserne in Germersheim<br />
(Rheinland-Pfalz) in das Frankfurter<br />
Uniklinikum gebracht. Ihnen gehe es<br />
„den Umständen entsprechend sehr<br />
gut“, sagte der hessische Sozialminister<br />
KaiKlose (Grüne) in Frankfurt, der<br />
Ärztliche Direktor desKlinikums,Jürgen<br />
Graf,ergänzte,sie seien„medizinischwohlauf“.<br />
Ein weiterer Verdachtsfall bestätigte<br />
sich nicht. Unabhängig davon<br />
müssen die übrigen aus Wuhan zurückgebrachten<br />
Passagiere zwei Wochen<br />
in Quarantäne bleiben –solange<br />
dauert die maximale Inkubationszeit.<br />
Unter ihnen befinden sich 100 Deutsche<br />
und ihreAngehörigen: 22 Chinesen,<br />
ein US-Bürger und ein Rumäne.<br />
An dem Standort der Germersheimer<br />
Kaserne stehen 128 Zimmer in einem<br />
2018 fertiggestellten Gebäude bereit.<br />
Für die Bevölkerung in Germersheim,<br />
aber auch für die zivilen und militärischen<br />
Helfer bestehe „kein Grund zur<br />
Sorge“, hieß es am Sonntag.<br />
Die Menschen seien im Quarantäne-Block<br />
auf drei getrennte Stockwerke<br />
verteilt, um die Ansteckungsgefahr<br />
möglichst gering zu halten,<br />
sagte der Sprecher der Luftwaffe.<br />
„Das grenzt den möglichen Kreis<br />
ein.“ Nach Angaben des rheinlandpfälzischen<br />
Gesundheitsministeriums<br />
dürfen sich die Rückkehrenden<br />
in der Kasernenur mitMund-Nasen-<br />
Schutz bewegen. Am Montag sollen<br />
sie alle erneut auf den Virus getestet<br />
werden und dann wieder in einer<br />
Woche und am Ende der Quarantäne.<br />
„Dies erfolgt, um weitere Fälle<br />
möglichst früh zu erkennen und den<br />
übrigen Rückkehrenden zusätzliche<br />
Sicherheit zu geben“, hieß es.<br />
Bundesgesundheitsminister Jens<br />
Spahn (CDU) verteidigte am Sonntag<br />
die Informationspolitik von Bund<br />
und Ländern zum neuartigen Coronavirus.„Wirarbeiten<br />
mit bestmöglicher,<br />
größtmöglicher Transparenz“,<br />
sagte Spahn in Berlin. Dafür sei aus<br />
seiner Sicht aber auch nötig, dass immer<br />
dann informiert werde, wenn es<br />
auch gesicherte Informationen gebe.<br />
Halbwissen und Verschwörungstheorien<br />
würden nicht helfen. Spahn<br />
sprach von einer „dynamischen<br />
Lage“ und fügte hinzu: Es käme jetzt<br />
darauf an, dassder Staatfunktioniere.<br />
Allerdings müsse nun die Staatengemeinschaft<br />
gemeinsam gegen das Virus<br />
vorgehen. „Es bringt ja nichts,<br />
wenn ein Land alleine Maßnahmen<br />
ergreift, schon gar nicht in Europa.“<br />
Deshalb will Spahn mit den G7-Staaten<br />
über ein einheitliches Vorgehen<br />
beim Coronavirus beraten.<br />
Von den zwei Frankfurter Fällen<br />
abgesehen, gibt es in Deutschland<br />
„Es bringt ja nichts, wenn ein Land alleine<br />
Maßnahmen ergreift, schon gar nicht<br />
in Europa.“<br />
Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister (CDU), will mit den übrigen G7-Staaten über<br />
ein einheitliches Vorgehen beim Kampf gegen das Coronavirus beraten.<br />
acht weitere bestätigte Infektionen.<br />
Sie stehen alle im Zusammenhang<br />
mit der Firma Webasto in Bayern.<br />
Darunter sind sieben Angestellte des<br />
Autozulieferers, außerdem hat einer<br />
von ihnen sein Kind angesteckt.<br />
Spahn sagte,alle seien „in sehr gutem<br />
gesundheitlichem Zustand.“ Einweiterer<br />
mit dem Virus infizierter Deutscher<br />
sei auf der spanischen Kanareninsel<br />
La Gomera registriert worden.<br />
Er sei mit einem der in Deutschland<br />
erkrankten Patienten in Kontakt<br />
gewesen.<br />
Wasdie Bekämpfung des neuartigen<br />
Coronavirus betrifft, meldete das<br />
thailändische Gesundheitsministerium<br />
am Sonntag, dass mit einem<br />
Cocktail aus Grippe- und HIV-Medikamenten<br />
erfolgreich experimentiert<br />
wurde.Der Zustand einer mit dem Virus<br />
infizierten Frau aus China habe<br />
DPA/BORIS ROESSLER<br />
sich nach der Gabe des Medikamentencocktails<br />
dramatisch verbessert,<br />
hieß es aus Bangkok. Binnen 48 Stunden<br />
nach dem Beginn der Behandlung<br />
sei das Virus bei der Patientin nicht<br />
mehr nachweisbar gewesen. In Italien<br />
teilte unterdessen Gesundheitsminister<br />
Roberto Speranza mit, dass Forscher<br />
das Coronavirus isoliert haben:<br />
„Das ist international eine wichtige<br />
Nachricht. Sie bedeutet, dass es mehr<br />
Möglichkeiten gibt, es zu verstehen<br />
und zu studieren, um es eindämmen<br />
zu können.“<br />
In China wappnet man sich derweil<br />
gegen wirtschaftliche Folgen der<br />
Epidemie. Weil die rasante Ausbreitung<br />
des Coronavirus auch die heimischen<br />
Märkte beeinflussen könne,erklärte<br />
die chinesische Zentralbank<br />
am Sonntag, werde sie zur Öffnung<br />
der Finanzmärkte nach den verlängerten<br />
Neujahrsferien am Montag 1,2<br />
Billionen Yuan (156 Milliarden Euro)<br />
bereitstellen. Ziel sei es, das Bankensystem<br />
mit ausreichend Geld zu versorgen<br />
und den Devisenmarkt stabil<br />
zu halten. In Hongkong drohten Tausende<br />
Mitarbeiter der staatlichen<br />
Krankenhäuser, inden Streik zu treten,<br />
sollte die Grenze der Metropole<br />
zu Festland-China nicht geschlossen<br />
werden.<br />
In Berlin ist von dem Coronavirus<br />
noch keine Spur. Eine Entspannung<br />
bedeutet das nicht unbedingt, denn in<br />
der Hauptstadt rollt die Grippe-Welle:<br />
Die Zahl der nachgewiesenen Fälle in<br />
dieser Saison ist auf mehr als 1000 gestiegen<br />
–ein Mensch starb an den Folgen<br />
der Virusinfektion. Das geht aus<br />
dem Wochenbericht des Landesamts<br />
für Gesundheit und Soziales hervor.<br />
Am stärkstengrassiert die Grippe den<br />
Meldezahlen zufolge bisher bei Kindern<br />
imAlter bis zu vier Jahren. Von<br />
den Bezirken ist Pankow besonders<br />
Seehofer offen<br />
für Eingriffe in<br />
Mietmarkt<br />
Geringverdiener sollen<br />
besser geschützt werden<br />
VonUlrich Paul<br />
Bundesbauminister Horst Seehofer<br />
(CSU) lehnt den <strong>Berliner</strong><br />
Mietendeckel ab, spricht sich aber<br />
zugleich für eine stärkere Regulierung<br />
des Wohnungsmarkts aus.<br />
„Wenn wir den Marktrein kapitalistischen<br />
oder neoliberalen Regeln<br />
überlassen, nach denen im Prinzip<br />
immer der Stärkere gewinnt, entspricht<br />
das nicht meiner Auffassung<br />
vonsozialer Marktwirtschaft“, sagte<br />
Seehofer der Welt am Sonntag. Man<br />
müsse „auch jene unterstützen, die<br />
aufgrund ihrer Einkommensverhältnisse<br />
geringere Chancen haben“.<br />
Konkret sprach sich Seehofer für<br />
eine Änderung des sogenannten<br />
Wucherparagrafen aus. Demnach<br />
sollen deutlich zu hohe Mieten abgesenkt<br />
werden, ohne dass der Mieter<br />
eine Zwangslage nachweisen muss.<br />
Außerdem befürwortet Seehofer<br />
eine stärkere Einschränkung der<br />
Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.<br />
Dabei will er den<br />
Mietern jedoch nicht die Möglichkeit<br />
nehmen, ihreWohnung selbst zu<br />
kaufen. Zum <strong>Berliner</strong> Mietendeckel<br />
sagte Seehofer, er halte diesen für<br />
„verfassungswidrig“. Die Regelung<br />
schieße „weit über das Ziel hinaus“.<br />
Nach dem Landesgesetz sollen die<br />
Mieten in der Hauptstadt für fünf<br />
Jahre weitgehend eingefroren werden.<br />
Aus Sicht von Seehofer verhindert<br />
das Investitionen in Bestandswohnungen<br />
und Neubauten.<br />
Für die Grünen-Fraktionsvorsitzende<br />
Katrin Göring-Eckardt gehen<br />
Seehofers Vorschläge nicht weit genug:<br />
„Ich erwarte von Horst Seehofer,<br />
dass er beim Sozialen Wohnungsbau<br />
endlich einen Gang hochschaltet“,<br />
erklärte sie am Sonntag.<br />
Göring-Eckardt wiederholte die Forderung<br />
der Grünen nach einer Wiedereinführung<br />
der Wohngemeinnützigkeit,<br />
die es bis Ende der AchtzigerjahreinDeutschland<br />
gab.Dabei<br />
errichteten gemeinwohlorientierte<br />
Bauunternehmen Wohnungen mit<br />
gedeckelter Miete für Menschen mit<br />
niedrigem Einkommen. „Und angesichts<br />
von Rekordmieten braucht es<br />
eine rechtssichere regionale Mietobergrenze<br />
imMietrecht des Bundes“,<br />
so Göring-Eckardt.<br />
Kommentar Seite 8, Berlin Seite 13<br />
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betroffen. (mit dpa) Leitartikel Seite 8 4 194050 501603<br />
11006
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
US-Vorwahlkampf<br />
Iowa wählt am Montag, wer Präsidentschaftskandidat werden soll. Doch während Trump bei den Republikanern gesetzt ist,<br />
kann es bei den Demokraten zu Überraschungen kommen. Ein Gespräch mit einem Kenner des Bundesstaats.<br />
„Caucuses“<br />
Die<br />
Basis<br />
stimmt ab<br />
VonThomas Spang,Washington<br />
Der Wegins Weiße Haus führt<br />
durch so manche Wohnstube<br />
Iowas. Am3.Februar markieren<br />
die „Caucuses“ genannten<br />
Parteiversammlungen in dem<br />
Farmerstaat im Mittleren Westen<br />
der USA traditionell den Beginn<br />
der Vorwahl-Saison der Parteien.<br />
Im Unterschied zur klassischen„Primary“,<br />
bei der dieWähler<br />
in Wahllokalen ihre Stimme<br />
abgeben, verlangt ein „Caucus“<br />
nicht nur physische Präsenz, sondern<br />
die aktive Teilnahme. Jeder<br />
Einwohner über 18 Jahre darf<br />
seine Stimme abgeben, wenn er<br />
vorher angibt, welcher Partei er<br />
angehören will. Diese Erklärung<br />
kann noch am Versammlungsort<br />
selbst abgegeben werden.<br />
Beiden Republikanerntritt DonaldTrump<br />
2020 ohne ernsthaften<br />
Gegenkandidaten an. Er gilt als gesetzt.<br />
Die Demokraten bieten dagegen<br />
ein ungewohnt breites Bewerberfeld<br />
auf. Siehoffen auf eine<br />
hohe Beteiligung an den Parteiversammlungen.<br />
Vonden drei Millionen<br />
Einwohnern des Bundesstaates<br />
beteiligte sich 2016 etwa einer<br />
vonzehn an den Caucuses.<br />
Auf den Caucuses selbst stellen<br />
Fürsprecher ihre Kandidaten<br />
vor. Die Teilnehmer diskutieren<br />
danach die Bewerber und stimmen<br />
in einer ersten Runde für ihre<br />
Favoriten. Kommt ein Bewerber<br />
bei der Auszählung nicht auf mindestens<br />
15 Prozent der lokalen<br />
Teilnehmer-Stimmen, scheidet er<br />
aus. Seine Anhänger müssen sich<br />
umentscheiden und einem anderen<br />
Kandidaten anschließen. Dabei<br />
kommen die Überzeugungskünste<br />
der jeweiligen Unterstützerins<br />
Spiel. Je besser die Organisation,<br />
desto größer die Chancen.<br />
Danach wirdnach einem komplizierten<br />
Schlüssel die Delegiertenzahl<br />
für das jeweilige Wahllokal<br />
ermittelt. In der Hauptstadt<br />
DesMoines werden alle Delegiertenzahlen<br />
zusammengerechnet.<br />
Für Experten ist die in Iowa<br />
praktizierte Form der Basisdemokratie<br />
durchaus fragwürdig. Vieles<br />
hängt von äußeren Faktoren ab:<br />
von der Zeit, die die Wähler aufbringen<br />
können oder wollen, über<br />
den Organisationsgrad eines Kandidaten<br />
bis hin zum Wetter. Nicht<br />
zuletzt deshalb sind Prognosen<br />
über den Ausgang der Caucuses<br />
chronisch unzuverlässig.<br />
Kaum jemand kennt Iowa<br />
so gut wie David Yepsen,<br />
der aus dem US-Bundesstaat<br />
für die dortigen Medien<br />
über Jahrzehnte die ersten Vorwahlen<br />
von Republikanern und Demokraten<br />
analysierte. ImInterview<br />
spricht er über die Unsicherheit der<br />
Demokraten, in der Ära Trump den<br />
richtigen Kandidaten aufzustellen.<br />
Der Schlussspurt beim Wahlkampf<br />
der Demokraten in Iowa wirdüberlagertvom<br />
Impeachment.Welchen Einfluss<br />
hat das Geschehen im Kongress<br />
auf das Rennen um die Nominierung<br />
der Demokraten?<br />
Jeder US-Senator muss in Washington<br />
sein und dem Geschehen<br />
vor Ort im Kongress persönlich folgen.<br />
Das behindert den Wahlkampf<br />
erheblich und drängt die Senatoren<br />
Bernie Sanders, Elizabeth Warren<br />
und Amy Klobuschar in der entscheidenden<br />
Phase ein wenig ins Abseits.Sie<br />
wären gewiss lieber in Iowa<br />
als beim Amtsenthebungsverfahren<br />
im Senat. Vor allem Klobuschar<br />
schadet das,weil sie zuletzt Rückenwind<br />
hatte. Andererseits waren die<br />
Kandidaten oft genug hier.Die Wähler<br />
hatten eine Chance,sie zu treffen.<br />
Spielt das Impeachment in derWahrnehmung<br />
der Menschen hier im Mittleren<br />
Westen überhaupt eine Rolle?<br />
Es gibt Hinweise, dass es die Demokraten<br />
stärker motiviert, zu den<br />
Parteiversammlungen zu gehen.<br />
Laut einer Umfrage vonSuffolk/USA<br />
Today sagt etwa einer von vier Befragten,<br />
der Prozess gegen Trump<br />
mache eine Teilnahme an einem<br />
Caucus wahrscheinlicher. Auf der<br />
anderen Seite mobilisiert das Impeachment<br />
auch die Republikaner.<br />
Die offene Frage bleibt, wem esam<br />
Ende mehr hilft.<br />
Sollte man dem kleinen Iowa überhaupt<br />
so viel Bedeutung beimessen?<br />
2016 haben die Demokraten bei<br />
den Präsidentschaftswahlen auch<br />
verloren, weil sie in ländlichen Staaten<br />
wie Iowanicht gut abgeschnitten<br />
haben. Diese Staaten haben imWahlmänner-Kollegium,<br />
das den Präsidenten<br />
wählt, proportional mehr Gewicht<br />
als etwa Kalifornien oder New<br />
York. Die Demokraten müssen auf<br />
dem Land zulegen, wenn sie Staaten<br />
wie Ohio, Pennsylvania, Wisconsin<br />
oder Florida gewinnen wollen. Iowa<br />
bietet sich als idealer Ort an, auszuprobieren,<br />
welche Botschaften und<br />
welche Kandidaten in einem solchen<br />
Umfeld ankommen.<br />
Da müssen sie aber kräftig zulegen.<br />
Trump hängte Hillary Clinton in<br />
Iowa um neun Punkte ab und siegte<br />
in 93 von99Wahlbezirken.<br />
Stimmt. Richtig ist aber auch, dass<br />
das weiße IowazweiMal den schwarzenBarack<br />
Obama wählte.Ein Drittel<br />
aller Wahlbezirke wechselte 2016 von<br />
„Knapper<br />
könnte das Rennen<br />
nicht sein“<br />
Seit Monaten buhlen die Präsidentschaftsbewerber in Iowaumdie<br />
Gunst der Wähler.Der kleine US-Bundesstaat ist Schauplatz<br />
für die allererste Vorwahl.<br />
ZUR PERSON<br />
DavidA.Yepsen kam 1950 in dem kleinen OrtJefferson in Iowa zur Welt. Er graduierte1972 an<br />
der UniversityofIowa. Yepsenmoderiertimöffentlichen Fernsehen die wöchentliche Sendung<br />
„Iowa Press“.Vor seinerPensionierung war er beim Des MoinesRegister für34Jahre unter anderemals<br />
Politik-Chef, Kolumnist und Verantwortlicher für die Wahlkampfberichterstattungtätig.<br />
AFP/STEPHEN MATUREN<br />
Obama zu Trump.Und zwar aus derselben<br />
Motivation heraus. Die Leute<br />
haben die Nase voll von der Politik.<br />
Sie wollen etwas Neues, ein frisches<br />
Gesicht. Und endlich auch den Aufschwung<br />
in ihrem Leben spüren. In<br />
den ländlichen Gemeinden fühlen<br />
sich viele Menschen weiterhin abgehängt.<br />
Bei den Republikanern ist Trump in<br />
Iowa gesetzt. Wie ist die Dynamik im<br />
Feld der demokratischen Bewerber?<br />
Knapper könnte das Rennen kurz<br />
vor der Ziellinie nicht sein. Gemessen<br />
an den letzten Umfragen gibt es<br />
ein Führungsquartett aus Sanders,<br />
Warren, Biden und Pete Buttigieg.<br />
Klobuchar könnte überraschend<br />
von hinten kommen. Man sollte sie<br />
im Auge behalten. Solide Voraussagen<br />
sind unter diesen Umständen<br />
unmöglich. Dafür liegen die Kandidaten<br />
zu dicht zusammen. Da bei<br />
den Parteiversammlungen ein<br />
mehrstufiges Verfahren angewandt<br />
wird, hängt viel vonder Dynamik bei<br />
den jeweiligen „Caucuses“ ab. Da<br />
spielt Organisation eine wichtige<br />
Rolle. Gefühlt scheint mir Sanders<br />
knapp vor Biden zu liegen, Buttigieg<br />
konnte zuletzt nicht mehr zulegen<br />
und Warren fiel etwas zurück.<br />
Wie erklären Sie die Abwesenheit eines<br />
klaren Spitzenreiters zu diesem<br />
Zeitpunkt des Wahlkampfs?<br />
Es herrscht große Verunsicherung<br />
bei den Demokraten, die jemanden<br />
suchen, der gegen Trump gewinnen<br />
kann. Weil der Sieger in Iowabei den<br />
Demokraten fast immer die Nominierung<br />
der Partei davonträgt, empfinden<br />
die Wähler es diesmal als<br />
Bürde, den richtigen Kandidaten ins<br />
Rennen zu schicken. Sie sind hinund<br />
hergerissen sind, wem sie zutrauen,<br />
Trump zu schlagen. Sie wollen<br />
nicht noch einmal einen fehlerhaften<br />
Kandidaten wie Hillary Clinton<br />
ins Rennen schicken. Deshalb ist<br />
das Rennen so unentschieden.<br />
Sehen sie in dem Bewerberfeld der<br />
Demokraten jemanden, der das Zeug<br />
hat, Trump zu schlagen?<br />
Ich kann Biden sehen und Buttigieg,<br />
weiß aber nicht, was es ausmacht,<br />
dass MayorPeteoffen homosexuell<br />
ist. Wir haben noch niemals<br />
einen bekennend schwulen Präsidenten<br />
imWeißen Haus gehabt. Sanders<br />
halte ich für schwieriger. Viele<br />
mögen Bernie als Person, aber er ist<br />
ein Sozialist. Dasist ein Beiwort, das<br />
abstößt. Die Leute mögen nicht zu<br />
viel Staat. Für Elizabeth Warren gibt<br />
es einen Weg zur Mehrheit von<br />
270 Wahlmännerstimmen. Aber ich<br />
bin mir heute nicht mehr so sicher<br />
wie noch im letzten Jahr. Sie hat mit<br />
der Idee,die Menschen in eine staatliche<br />
Krankenversicherung zu zwingen,<br />
viele Wähler abgeschreckt.<br />
DasGesprächführte Thomas Spang.<br />
Impeachment<br />
Trump<br />
hält E-Mails<br />
zurück<br />
Kurz vor dem Ende des Amtsenthebungsverfahrens<br />
gegen<br />
US-Präsident Donald Trump machen<br />
Berichte über neue, durch<br />
die US-Regierung zurückgehaltene<br />
Beweismittel Schlagzeilen:<br />
Demnach ließ Trump dank seiner<br />
Privilegien als US-Präsident Details<br />
von 24E-Mails zur Ukraine-<br />
Affäre zur Verschlusssache erklären.<br />
Wenige Stunden vor Veröffentlichung<br />
der Berichte hatte der<br />
von Trumps Republikanern dominierte<br />
Senat die Befragung von<br />
Zeugen im Amtsenthebungsverfahren<br />
außerdem abgelehnt und<br />
damit ein rasches Ende des Prozesses<br />
besiegelt.<br />
Die Bundesbehörde Office of<br />
Management and Budget (OMB)<br />
habe Teile der E-Mails „redigiert“,<br />
legte die hochrangige OMB-Mitarbeiterin<br />
Heather Walsh Medienberichten<br />
zufolge in einem Gerichtsdokument<br />
dar.Inden nachträglich<br />
bearbeiteten E-Mails des<br />
Präsidenten, seines Stellvertreters<br />
Mike Pence sowie enger Berater<br />
Trumps gehe es um „den präsidialen<br />
Entscheidungsprozess zu<br />
Umfang, Dauer und Zweck des<br />
Zurückhaltens vonMilitärhilfe für<br />
die Ukraine“, zitierten die Medien<br />
Walsh.<br />
Die zurückgehaltene Militärhilfe<br />
für die Ukraine im Umfang<br />
von391 Millionen Dollar (352 Millionen<br />
Euro) steht im Mittelpunkt<br />
des Impeachment-Prozesses gegen<br />
Trump. Die Demokraten werfen<br />
dem US-Präsidenten vor, das<br />
vom Kongress bereits bewilligte<br />
Geld unter Missbrauch seines Amtes<br />
zurückgehalten zu haben, um<br />
die Ukraine zu Ermittlungen gegen<br />
seinen möglichen Präsidentschaftswahl-Herausforderer<br />
Joe<br />
Biden von den Demokraten und<br />
dessen Sohn zu drängen.<br />
Der Senat hatte am Freitag die<br />
von den Demokraten geforderte<br />
Vernehmung von Zeugen im<br />
Amtsenthebungsverfahren gegen<br />
Trump blockiert. Damit nähert<br />
sich das Amtsenthebungsverfahren<br />
gegen Trump nun rasch seinem<br />
Ende.AmMontag halten Anklage<br />
und Verteidigung ihre<br />
Schlussplädoyers. Die Schlussabstimmungen<br />
über die Anklagepunkte<br />
Amtsmissbrauch und Behinderung<br />
des Kongresses finden<br />
am Mittwoch statt. EinFreispruch<br />
des Präsidenten gilt aufgrund der<br />
Mehrheitsverhältnisse im Senat<br />
als sicher. (AFP)<br />
Biowetter:<br />
Bluthochdruck<br />
Kopfschmerzen<br />
Schlafstörungen<br />
Rheumaschmerzen<br />
Atemwegsbeschwerden<br />
Pollenflug:<br />
Hasel<br />
Erle<br />
Pappel<br />
Weide<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute gibt es viele Wolken, etwas Sonne sowie schauerartige Regenfälle,<br />
und es sind bis 9Grad zu erwarten. Der Wind weht mäßig, in Böen frisch<br />
aus West. In der Nacht reißt die Wolkendecke nur selten auf. Gelegentlich<br />
regnet es. Dabei ist mit Tiefstwerten von 4bis 1Grad zu rechnen.<br />
Belastung<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
keine<br />
keine<br />
keine<br />
keine<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 9Grad.<br />
Wind: mäßig aus West.<br />
Wittenberge<br />
5°/9°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
5°/9° 6°/9°<br />
Luckenwalde<br />
5°/8°<br />
Prenzlau<br />
3°/9°<br />
Cottbus<br />
5°/9°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
bedeckt wolkig stark bewölkt<br />
3°/6° 1°/5° 1°/5°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
5°/8°<br />
Sturmtief Ottilia liegt nördlich von Schottland und lenkt mit starken bis stürmischen<br />
Böen von den Kanaren rekordverdächtig warme Luft ins südliche Mitteleuropa.<br />
VonSchottland bis Zentraleuropa regnet es. Über den Britischen Inseln<br />
herrscht derweil Nordweststurm, mit dem rasch polare Luft vordringt.<br />
Köln<br />
6°/12°<br />
Sylt<br />
4°/8°<br />
Saarbrücken<br />
6°/11°<br />
Hannover<br />
5°/9°<br />
Konstanz<br />
11°/13°<br />
Hamburg<br />
4°/9°<br />
Erfurt<br />
4°/9°<br />
Frankfurt/Main<br />
7°/12°<br />
Stuttgart<br />
7°/11°<br />
Rostock<br />
4°/8°<br />
Magdeburg<br />
6°/10°<br />
Nürnberg<br />
6°/11°<br />
München<br />
7°/14°<br />
Rügen<br />
3°/8°<br />
Dresden<br />
6°/10°<br />
Deutschland: Heute zeigen sich viele<br />
Wolken am Himmel, die Regengüsse<br />
liefern. Tagsüber sind 8bis 14 Grad<br />
zu erwarten. Die Tiefsttemperaturen<br />
pendeln sich bei 4bis 0Grad ein.<br />
Der Wind weht regional in Böen mit<br />
Sturmstärke aus West. Morgen werden<br />
4bis 11 Grad erzielt. Dazu<br />
kommt es vielerorts zu Schneeregen,<br />
örtlich regnet es schauerartig. Der<br />
Wind weht teilweise mit stürmischen<br />
Böen aus westlichen Richtungen.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 40 cm<br />
Harz bis 25 cm<br />
Erzgebirge bis 30 cm<br />
Bayerische Alpen bis 220 cm<br />
Mondphasen: 09.02. 15.02. 23.02. 02.03.<br />
Sonnenaufgang: 07:46 Uhr Sonnenuntergang: 16:55 Uhr Mondaufgang: 11:34 Uhr Monduntergang: 02:12 Uhr<br />
Lissabon<br />
20°<br />
Las Palmas<br />
26°<br />
Madrid<br />
18°<br />
Reykjavik<br />
0°<br />
Dublin<br />
7°<br />
London<br />
11°<br />
Paris<br />
11°<br />
Bordeaux<br />
22°<br />
Palma<br />
23°<br />
Algier<br />
24°<br />
Nizza<br />
17°<br />
Trondheim<br />
2°<br />
Oslo<br />
-1°<br />
Stockholm<br />
4°<br />
Kopenhagen<br />
6°<br />
Berlin<br />
9°<br />
Mailand<br />
16°<br />
Tunis<br />
21°<br />
Rom<br />
17°<br />
Warschau<br />
5°<br />
Wien<br />
13° Budapest<br />
13°<br />
Palermo<br />
19°<br />
Kiruna<br />
-12°<br />
Oulu<br />
-5°<br />
Dubrovnik<br />
15°<br />
Athen<br />
17°<br />
St. Petersburg<br />
2°<br />
Wilna<br />
3°<br />
Kiew<br />
6°<br />
Odessa<br />
13°<br />
Varna<br />
16°<br />
Istanbul<br />
14°<br />
Iraklio<br />
17°<br />
Archangelsk<br />
0°<br />
Moskau<br />
3°<br />
Ankara<br />
10°<br />
Antalya<br />
15°<br />
Acapulco 33° wolkig<br />
Bali 25° Gewitter<br />
Bangkok 33° heiter<br />
Barbados 27° heiter<br />
Buenos Aires 33° sonnig<br />
Casablanca 24° sonnig<br />
Chicago 5° bewölkt<br />
Dakar 29° wolkig<br />
Dubai 20° sonnig<br />
Hongkong 20° bewölkt<br />
Jerusalem 14° wolkig<br />
Johannesburg 34° heiter<br />
Kairo 19° heiter<br />
Kapstadt 29° heiter<br />
Los Angeles 14° wolkig<br />
Manila 28° bewölkt<br />
Miami 24° sonnig<br />
Nairobi 26° Gewitter<br />
Neu Delhi 20° sonnig<br />
New York 11° wolkig<br />
Peking 3° wolkig<br />
Perth 36° heiter<br />
Phuket 34° heiter<br />
Rio de Janeiro 23° Schauer<br />
San Francisco 11° wolkig<br />
Santo Domingo 25° Schauer<br />
Seychellen 30° wolkig<br />
Singapur 33° heiter<br />
Sydney 34° wolkig<br />
Tokio 15° wolkig<br />
Toronto 5° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 3<br />
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Seite 3<br />
Neue Zeitrechnung<br />
Die legendären Weißen Klippen: Der 33 Kilometer breite Atlantikgraben zwischen Dover und Calais –zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU.<br />
AP<br />
Schneller geht es nicht. Gäbe es einen<br />
Preis für die zügigste Abfertigung im<br />
internationalen Frachtverkehr –Calais<br />
würde ihn gewinnen. Zu Hunderten<br />
rollen Schwerlaster durch das Hafengelände,<br />
erklimmen Zugbrücken, verschwinden<br />
in den Laderäumen an den<br />
Docks vertäuter Fähren. Französische<br />
Grenzkontrolle, britische Grenzkontrolle<br />
und die Suche nach Immigranten, die als<br />
blinde Passagiere versuchen nach Dover zu<br />
gelangen: Je Laster dauertdas gerade einmal<br />
zwei Minuten.<br />
Kaum legt eine Fähre ab, dockt auch<br />
schon die nächste an. Stillstand gibt es nicht.<br />
Unddoch geht es ruhig zu auf dieser gigantischen<br />
Verladestation. Niemand rennt, niemand<br />
ruft. Auch heute nicht. Dabei wissen<br />
doch alle hier: Das ist die Ruhe vor dem<br />
Sturm. In ein paar Stunden soll er losbrechen.<br />
Samstag null Uhr ist Brexit-Time.Von<br />
einer Sekunde auf die andere wird die EU-<br />
Binnengrenze zur Außengrenze, sind Briten<br />
und Rest-Europäer geschiedene Leute. Und<br />
was passiertdann?<br />
„Dann betreten wir Neuland, das ist verdammt<br />
riskant, eröffnet aber auch Chancen“,<br />
sagt Roy Rathborne. Der pensionierte<br />
Elektriker aus Portsmouth steht vordem Abfertigungsschalter<br />
der Fährgesellschaft P&O<br />
Ferries. Alles sei möglich, glaubt der 73-Jährige.<br />
Keiner wisse, wie das Abenteuer ausgehe,<br />
wie Briten und EU-Bürger ihre Beziehungen<br />
neu regeln würden.<br />
„Brexitday,Idid cross“<br />
Brexit: Voneiner Sekunde auf<br />
die andere wird die EU-Binnengrenze zur Außengrenze, sind Briten und<br />
Rest-Europäer geschiedene Leute.<br />
Und was passiert dann?<br />
Eine Reise von Calais nach Dover,von der EU<br />
in das Vereinigte Königreich<br />
Rathborne scheint Abenteuer zu mögen.<br />
Hochgewachsen ist er, breitschultrig. Sein<br />
roter Pullover signalisiert Unternehmungslust,<br />
das Lächeln Zuversicht.„Inaller Freiheit<br />
werden wir neue Beziehungen knüpfen“,<br />
versichert er und kauft ein Ticket für die<br />
Überfahrt nach Dover. Als er zum Bus eilen<br />
will, der Passagiere zuden Grenzkontrollen<br />
bringt, ruft die Ticketverkäuferin ihn zurück.<br />
„Für Ihren Mut, dass Sie trotz Brexit nach<br />
Großbritannien fahren, kriegen Sieeine Tapferkeitsmedaille“,<br />
sagt sie, überreicht einen<br />
Ansteckknopf. „Brexitday, Idid cross“, steht<br />
darauf, Brexit-Tag, ich bin rübergefahren.<br />
Gewiss, Briten und Rest-Europäer wollen<br />
zunächst die Form wahren und so tun, als<br />
wärenichts passiert. Während einer elfmonatigen<br />
Übergangszeit sollen die alten EU-Regeln<br />
weitergelten. So steht es im Austrittsvertrag.<br />
Aber in Calais macht sich niemand Illusionen.<br />
Nach der zum Jahresende auslaufenden<br />
Gnadenfrist wird der Sturm nur umso<br />
heftiger losbrechen. Wiedas bei Scheidungen<br />
eben so ist: Wenn es ums Geld geht und<br />
darum, wemkünftig welche Rechte zustehen<br />
sollen, ist es mit dem Einvernehmen vorbei.<br />
Großbritanniens Schatzkanzler hat Klartext<br />
geredet. „Wir sind nicht aus der EU ausgetreten,<br />
um weiterzumachen wie bisher“,<br />
hatte Sajid Javid gesagt. Brüssel hatte entgegnet,<br />
sollten die Briten EU-Standards nicht<br />
mehr einhalten, etwa im Verbraucher- und<br />
Umweltschutz, werde man den Freihandel<br />
einschränken und Zollschranken errichten.<br />
Für Calais heißt dies: Das gut geölte Abfertigungsräderwerk<br />
droht aus dem Takt zu geraten.<br />
Monströse Lkw-Staus wären die Folge.<br />
Halb Calais befürchtet das. Die Ladenbesitzerin<br />
Carole Goetgheluck nennt es „den<br />
angekündigten Verkehrskollaps“. Schaudern<br />
lässt die Französin mit dem flämischen Namen<br />
auch die Angst, die britische Kundschaft<br />
könne ausbleiben.„AllenfallsWohlhabende<br />
werden sich teure Fährfahrten und<br />
Zollaufschläge noch leisten“, glaubt Goetgheluck.<br />
Vorausschauend hat sie ihr Sortiment<br />
an den Vorlieben betuchter Kunden<br />
ausgerichtet. Im Schaufenster ihres Geschäfts<br />
in der Rue Royale türmen sich Bordeaux-Weine,<br />
Käse aus der Normandie und<br />
Honig aus der Provence.<br />
Auch Emilie, 34Jahre alt, macht sich Sorgen.<br />
DieKrankengymnastin, die ihren Familiennamen<br />
nicht in der <strong>Zeitung</strong> lesen will,<br />
befürchtet, dass „noch mehr Immigranten<br />
kommen werden“. Zeitweise hatten am<br />
Rand von Calais bis zu 4000 Flüchtlinge<br />
campiert. Eine Stadt vor der Stadt war entstanden<br />
–der „Dschungel vonCalais“.<br />
„Im Spätherbst 2016 haben die Sicherheitskräfte<br />
das Lager geräumt“, sagt Emilie,<br />
„aber die Immigranten sind nicht etwa fort,<br />
sie campieren jetzt nur weiter draußen.“ Am<br />
Rand des Industriegebiets Les Dunes sei im<br />
Wald ein neuer Dschungel entstanden. Die<br />
Nachricht vonZollschranken und Lkw-Staus<br />
bis weit ins Hinterland habe Hoffnungen geweckt,<br />
fernab von Zäunen, Stacheldraht,<br />
Scheinwerfern und Überwachungskameras<br />
auf Lkw kletternzukönnen.<br />
Den neuen Dschungel gibt es tatsächlich.<br />
Adam lebt dort. AusEritrea ist er gekommen.<br />
Ein paar Kilometer außerhalb von Calais, wo<br />
die letzten Sicherheitszäune enden, hat er mit<br />
rund hundert Leidensgefährten Iglus aufgeschlagen.<br />
DieZelte stammen vonHilfsorganisationen,<br />
die auch warme Kleidung und<br />
Mahlzeiten austeilen. DieRede vomDschungel<br />
ist nicht übertrieben. Auf glitschigem Boden<br />
wuchern Wurzelwerk und Gestrüpp.<br />
Schlingpflanzen ranken sich bis ins Astwerk<br />
der Bäume hinauf. Niemand scheint diesen<br />
Wald je gehegt oder gepflegt zu haben. Wenn<br />
Adam lächelt, werden Zahnlücken sichtbar.<br />
VonAxelVeiel<br />
„Für Ihren Mut,<br />
dass Sietrotz Brexit nach<br />
Großbritannien<br />
fahren, kriegen<br />
Sie eine<br />
Tapferkeitsmedaille.“<br />
Eine Ticketverkäuferin am Fähranleger<br />
„Das Alter“, sagt er,„ich bin schon 54.“ Waser<br />
hier tut? „Warten“, sagt Adam, „ein Jahr<br />
schon.“ Alles sei abgeriegelt. Aber er hoffe<br />
weiter auf eine Gelegenheit, nach England zu<br />
gelangen, wo er Freunde habe. Tun sich mit<br />
dem Brexit und den drohenden Lkw-Staus<br />
womöglich neue Chancen auf? „Von drohenden<br />
Staus weiß ich nichts“, sagt Adam. Wenn<br />
es nach den Behörden geht, werden sie auch<br />
nicht kommen. Seit die Briten im Juni 2016 für<br />
den Brexit votierten, rüstet Frankreich auf,<br />
wappnet sich für ein mögliches Ende des Freihandels.Das<br />
Ergebnis ist ein modernes Abfertigungssystem.VomExporteur<br />
imVoraus auszufüllende,mit<br />
Strichcodes versehene Zollpapierezählendazu.<br />
DerLastwagenfahrer muss<br />
sie nur unters Lesegerät halten, schon geht<br />
die Schranke hoch. Allenfalls Stichprobenkontrollen<br />
wären damit noch erforderlich.<br />
Für den Fall, dass die Abfertigung dennoch<br />
stocken sollte,stehenneueParkplätzezurVerfügung.<br />
Auf der Fähre nach Dover ist die Stimmung<br />
gelöster als in Calais.„Morgen tunwir<br />
Briten es den Amerikanern nach und feiern<br />
unseren Independence-Day, unseren Unabhängigkeitstag“,<br />
sagt ein Steward und<br />
klatscht vergnügt in die Hände.Glücksspielautomaten<br />
verheißen Gewinnern500 Pfund.<br />
Der Barkeeper schenkt Bier aus. Und als die<br />
„Pride of Kent“ nach 90 Minuten vor den<br />
Klippen vonDover anlegt,hellt sich die Stimmung<br />
gänzlich auf.<br />
DerBrexit, der sich in Calais als heraufziehendes<br />
Unwetter darstellte,ist hier ein sehnlich<br />
erwartetes, reinigendes Gewitter. Die<br />
Mehrheit der gut 30 000 Bewohner hat 2016<br />
für den Brexit gestimmt. 62 Prozentwaren es.<br />
Im Rest des Königreichs fiel die Entscheidung<br />
mit 52 Prozentknapper aus.Und selbst<br />
wer für den Verbleib des Königreichs in der<br />
EU gestimmt hat, ist nach dreieinhalb Jahren<br />
zähen Ringens um die Modalitäten des Brexits<br />
froh, dass endlich Klarheit herrscht.<br />
Aufder Uferpromenade erfährtder Besucher,<br />
dass vom Kontinent wenig Gutes kam.<br />
Zu Füßen eines in Bronze gegossenen Kapitäns<br />
erweist eine Gedenktafel „30 248 im<br />
Zweiten Weltkrieg umgekommenen Seeleuten“<br />
die letzte Ehre. Ein paar Schritte weiter<br />
erinnert ein Schild an Kriegsgräuel des Jahres1942.<br />
Nicht zu vergessen den naturgetreu<br />
nachgebildeten Soldaten des Ersten Weltkriegs,<br />
der sich ermattet auf sein Gewehr zu<br />
stützen scheint. „Wir danken der Generation<br />
des Ersten Weltkriegs“, steht darunter.<br />
Und halten die Klippen nicht eine ganz<br />
ähnliche Botschaft bereit? Diese Insel lässt<br />
sich von niemandem vereinnahmen, sie ist<br />
stolz, sie ist stark, scheinen die himmelwärts<br />
strebenden Kreidefelsen zu besagen.<br />
So sehen das jedenfalls die Brexit-Anhänger.<br />
Brian zählt zuihnen. Der Polizist nutzt<br />
den freien Vormittag, um seinen Pudel auszuführen.<br />
Selbst in Zivilist dieser Mann eine<br />
Respektsperson. Unterder mitSilbernoppen<br />
besetzten Lederjacke zeichnen sich Muskelpakete<br />
ab. Brian macht eine einfache Rechnung<br />
auf: „Bisher haben wir Millionen nach<br />
Brüssel überwiesen, bekamen im Gegenzug<br />
Immigranten geliefert und wurden von der<br />
EU gegängelt; künftig sind wir frei, behalten<br />
das Geld und die EU behält die Immigranten.“<br />
Nicht zuletzt Doverwerde vonden eingesparten<br />
EU-Beiträgen profitieren, hofft<br />
Brian. Premierminister Boris Johnson habe<br />
angekündigt, das Geld werdeden Armenzugutekommen,<br />
und Dover sei arm. Letzteres<br />
stimmt. An Fassaden frisst der Schimmel, an<br />
Balkongeländern der Rost. An Bettlern und<br />
Betrunkenen fehlt es nicht. Vic Foster tritt<br />
hinzu. Er ist nicht arm. Als Besitzer einer<br />
Schilderfabrik hat er es zu Wohlstand gebracht.<br />
Aber auch Foster hat für den Brexit<br />
gestimmt. „Als einer von 28EU-Staaten haben<br />
wir in Brüssel kein Gehör gefunden“,<br />
sagt er.„Das meiste, was wir gewünscht haben,<br />
wurde abgeschmettert.“ Selbst in der<br />
Stunde des Brexits sei das noch so.Erkomme<br />
nicht um null Uhrbritischer Zeit. Er komme,<br />
wenn es auf dem Kontinent null Uhr sei.<br />
„Dass es bei uns dann erst 23 Uhrist, interessiertinBrüssel<br />
niemanden.“<br />
Aber schwächt der Rückzug der Briten die<br />
EU wie auch Großbritannien? WäreesinZeiten,<br />
da Trump,Putin und Xi auf das Rechtdes<br />
Stärkeren pochen, nicht wichtig, dass Europa<br />
geschlossen Front macht gegen die Potentaten?<br />
„Warum sollen wir denn nicht<br />
auch künftig außenpolitisch mit der EU zusammenarbeiten?“,<br />
fragt Foster zurück.<br />
Alles nur ein böser Traum?<br />
Wenn es nach Brian gegangen wäre, würde<br />
die neue Freiheit mit Feuerwerk und fröhlichem<br />
Glockengeläut begrüßt. Doch der über<br />
den Ärmelkanal hinwegfegende Sturm verlockt<br />
nicht eben zum Feiern imFreien. Als<br />
die Stunde des Brexits schlägt, raffen sich die<br />
acht Glocken der Saint-Mary-Kirche nur<br />
zum üblichen kurzen Geläut auf. Am Himmel<br />
ist weit und breit kein Feuerschein zu<br />
entdecken. Lediglich oben am Klippenrand<br />
tut sich etwas. Ein paar Brexiteers zünden<br />
dort Knallkörper. Dumpfe Schläge hallen<br />
durch die Nacht. Dann ist Stille.<br />
Um einen Freudensturm zu entfachen,<br />
fehlt nach dreieinhalb Jahren die Kraft.<br />
Hinzu kommt die Ahnung, dass die neue<br />
Freiheit ihren Preis haben könnte.Die Angst<br />
vormassiven Rückstaus –auf dieser Seite des<br />
Ärmelkanals ist sie nur allzu berechtigt. Gewiss,<br />
auch hier wurde das Abfertigungsverfahren<br />
modernisiert. Aber anders als in Calais<br />
setzt die Natur dem Bemühen um Ausweichparkplätze<br />
Grenzen. Die hinter dem<br />
Hafen aufragenden Klippen lassen Erweiterungen<br />
kaum zu. Allein ein stillgelegter Flughafen<br />
im Hinterland und die Standstreifen<br />
zweier Autobahnen stehen zur Verfügung,<br />
um das drohende Chaos abzuwenden. Und<br />
wenn in Dovernichts mehr geht, erlahmt das<br />
Wirtschaftsleben im ganzen Königreich.<br />
Rund 17 Prozent des gesamten britischen<br />
Warenhandels werden hier abgewickelt.<br />
Als die Morgendämmerung heraufzieht,<br />
scheint alles wie vordem Brexit. Dass der33<br />
Kilometer breite Atlantikgraben zwischen<br />
Doverund Calais über Nachttiefer geworden<br />
ist, ist ihm nicht anzusehen. DieAbfertigung<br />
in Doververläuft ruhigund reibungslos.War<br />
das mit dem um 23 UhrWirklichkeit werdenden<br />
Brexit am Ende nur ein böser Traum?<br />
Axel Veiel glaubt, dassBriten und EU<br />
einander zu sehr brauchen, alsdass<br />
sie sich wirklich trennen könnten.
4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
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Politik<br />
Hoffen auf<br />
den dritten<br />
Wahlgang<br />
WieBodo Ramelow wieder<br />
Regierungschef werden will<br />
VonStefan Hantzschmann<br />
ImJahr 2014 war er Deutschlands<br />
erster Ministerpräsident von der<br />
Linken, jetzt macht sich Bodo Ramelow<br />
auf den Wegins nächste politische<br />
Abenteuer.Der 63-Jährige stellt<br />
sich am Mittwoch zur Wiederwahl in<br />
Thüringen – allerdings kann er in<br />
den ersten beiden Wahlgängen nicht<br />
mit einer Mehrheit rechnen. Sein angepeiltes<br />
Bündnis von Linken, SPD<br />
und Grünen kommt im Thüringer<br />
Parlament nur auf 42 Sitze, vier fehlen<br />
zur absoluten Mehrheit. Unddas<br />
ist nicht die einzige Tücke bei seiner<br />
anstehenden Wahl in Erfurt.<br />
Seit der Landtagswahl Ende Oktober<br />
ist die politische Situation vertrackt.<br />
Obwohl Ramelows Linke mit<br />
31 Prozent dieWahl klar gewann, ging<br />
die rot-rot-grüne Mehrheit verloren.<br />
Rechnerisch hätte es für eine Koalition<br />
aus Linken und der auf den dritten<br />
Platz abgerutschten CDU gereicht,<br />
doch ein Parteitagsbeschluss<br />
der Christdemokraten verbietet jede<br />
Zusammenarbeit mit der Linken oder<br />
der AfD, die in Thüringen stark zulegte<br />
und zweitstärkste Kraft wurde.<br />
Nun will Ramelow Regierungschef<br />
einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung<br />
werden – und setzt<br />
bei seinerWahl auf den drittenWahlgang.<br />
Dann ist nämlich nur noch die<br />
relativeund nicht mehr die absolute<br />
Mehrheit nötig. Scheitert der Kandidat<br />
in den ersten beiden Wahldurchgängen,„so<br />
ist gewählt, werineinem<br />
weiteren Wahlgang die meisten<br />
Stimmen erhält“, heißt es in der Landesverfassung.<br />
Bodo Ramelow wurde im Jahr 2014 der<br />
erste Ministerpräsident der Linken. DPA<br />
Wasdas bei einem einzigen Kandidaten<br />
konkret bedeutet, darüber<br />
gibt es unterschiedliche juristische<br />
Auffassungen. Es geht dabei um die<br />
Frage, ob ein Einzelkandidat auch<br />
mit mehr Nein- als Ja-Stimmen gewählt<br />
wäre. Klärung könnte nur der<br />
Verfassungsgerichtshof bringen –<br />
nach der Wahl.<br />
Ohnehin scheint in Thüringen alles<br />
möglich: AfD-Landespartei- und<br />
Fraktionschef BjörnHöcke hatte angekündigt,<br />
dass seine Partei einen eigenen<br />
Bewerber aufstellen will.<br />
Mehrmals hatte der Rechtsaußen<br />
Höcke FDP und CDU aufgefordert,<br />
einen gemeinsamen Kandidaten<br />
aufzustellen, und deutlich signalisiert,<br />
dass die AfD wohl auch jemanden<br />
vonder FDP oder der CDU mitwählen<br />
würde. CDU und FDP lehnen<br />
dies strikt ab. AmWochenende<br />
bot der Bürgermeister der Gemeinde<br />
Sundhausen, Christoph Kindervater,<br />
CDU, FDP und AfD an, gegen Ramelow<br />
zukandidieren. Kindervater gehört<br />
keiner Partei an, bezeichnete<br />
sich aber als Unterstützer der Werteunion<br />
–einer Gruppe sehr konservativer<br />
CDU-Mitglieder.<br />
Die FDP entscheidet am Montag,<br />
ob sie einen Bewerber ins Rennen<br />
schickt. Die CDU hatte einen eigenen<br />
Kandidaten bisher ausgeschlossen.<br />
Im dritten Wahlgang sind aber<br />
auch spontane Kandidaturen möglich.<br />
Ramelow jedenfalls könnte ein<br />
Gegenkandidat sogar helfen. Denn<br />
dann gilt die Verfassung als eindeutig:<br />
Gewählt wäre, wer die meisten<br />
Stimmen bekommt. (dpa)<br />
„Es gab eine starke Israel-Kritik“<br />
Almuth Berger,die erste und letzte Ausländerbeauftragte der DDR, über den Antisemitismus in der DDR<br />
Die DDR war ein antisemitischer<br />
Staat, das schreibt<br />
der Historiker Jeffrey Herf<br />
in einem neuen Buch.<br />
Seine Thesen haben eine große Debatte<br />
auch unter unseren Lesernausgelöst<br />
(BLZ 21.1.). Wie israelfeindlich<br />
war die DDR? Undwie kam es dazu,<br />
dass ausgerechnet die letzte Regierung<br />
des Landes sich für die Aufnahme<br />
sowjetischer Juden einsetzte?<br />
Darüber sprechen wir mit Almuth<br />
Berger,der ersten und letzten Ausländerbeauftragten<br />
der DDR. Nach der<br />
Wiedervereinigung wurde sie Brandenburgs<br />
Ausländerbeauftragte,<br />
kämpfte gegen den Rechtsextremismus.Die<br />
76-Jährige empfängt in Berlin-Schmöckwitz,<br />
wo sie mit ihrer<br />
jüngsten Tochter lebt.<br />
Frau Berger, wie kam es dazu, dass<br />
die DDR kurz vor ihrem Ende beschlossen<br />
hat, sowjetisch-jüdische<br />
Flüchtlinge aufzunehmen?<br />
Ende der Achtzigerjahre lebten<br />
viele jüdische Menschen in der Sowjetunion<br />
in Angst voreinem wieder<br />
erstarkenden Antisemitismus. Es<br />
herrschte eine Pogromstimmung im<br />
Land. Dazu kamen die wirtschaftlichen<br />
und sozialen Probleme und oft<br />
bürgerkriegsähnlichen Zustände<br />
beim Zerfall des großen sowjetischen<br />
Imperiums. Bürgerrechtler<br />
aus der DDR haben auf diese Entwicklung<br />
früh aufmerksam gemacht.<br />
Es war ein jüdischer Kulturverein gegründet<br />
worden, der vor allem auch<br />
für nicht-religiöse Juden offenstand.<br />
Im Januar 1990 stellte der Kulturverein<br />
zusammen mit der Arbeitsgruppe<br />
Ausländer am Runden Tisch<br />
den Antrag, dass Juden aus der Sowjetunion<br />
aufgenommen werden<br />
sollen. Gleichzeitig gab es in dieser<br />
Phase denVersuch, dass die DDR mit<br />
Israel diplomatische Beziehungen<br />
aufnimmt. Das scheiterte vor allem<br />
daran, dass Wiedergutmachungsforderungen<br />
oder Entschädigungen<br />
von der DDR nicht realisiert werden<br />
konnten.<br />
Der Antrag zur Aufnahme der sowjetischen<br />
Juden wurde angenommen.<br />
Washatte sich im Denken geändert?<br />
DieDDR hatte bisher jede Mitverantwortung<br />
für den Holocaust von<br />
sich gewiesen. Sie hat sich als einen<br />
antifaschistischen Staat definiert<br />
und sozusagen auf der Seite der„Sieger“<br />
gestanden. Das Umdenken<br />
nach dem Abtreten des alten Politbüros<br />
hatte schon Hans Modrow in<br />
Briefen an den Jüdischen Weltkongreß<br />
sowie den israelischen Premierminister<br />
Anfang 1990 zum Ausdruck<br />
gebracht und darin die historische<br />
Verantwortung auch der DDR für<br />
den Holocaust benannt. Deutliche<br />
Worte fand dann die erste frei gewählte<br />
Volkskammer in einer Erklärung<br />
aller Fraktionen am 12.4.1990.<br />
Darin bekannten sich die Abgeordneten<br />
nicht nur zur Mitverantwortung<br />
für die Ermordung jüdischer<br />
Frauen, Männer und Kinder. Sie baten<br />
die Juden in aller Welt um Verzeihung<br />
–auch für das den Juden in der<br />
DDR geschehene Unrecht.<br />
Wieviele Juden lebten in der DDR?<br />
Es gab in der DDR zum Schluss<br />
nur noch etwa 400 Juden, die in acht<br />
Gemeinden organisiertwaren. Diese<br />
Gemeinden waren zum Teil kaum<br />
noch lebensfähig. Man braucht für<br />
einen Gottesdienst zehn Männer,<br />
aber die waren oft nicht mehr da<br />
oder zu alt. In ganz Brandenburggab<br />
es keine jüdische Gemeinde mehr.<br />
Wardiese Erklärung auch ein Abrücken<br />
vom früheren Antisemitismus<br />
der DDR?<br />
Sicher hatte die Erklärung auch<br />
diese Zeit mit ihrem Antisemitismus<br />
im Blick. Wir hätten in den Achtzigerjahren<br />
allerdings nicht gesagt:<br />
Die DDR ist ein antisemitischer<br />
Staat. Aber es gab Antisemitismus,es<br />
fehlte an wirklicher Unterstützung<br />
der jüdischen Gemeinden und es<br />
gab eine starke Israel-Kritik, unter<br />
der sich unter Umständen auch Antisemitismus<br />
verbarg. Deshalb war<br />
Almuth Berger:„In Brandenburg gab es keine jüdische Gemeinde mehr.“ BENJAMIN PRITZKULEIT<br />
uns wichtig, dass wir uns davon distanzieren.<br />
Die Erklärung der Volkskammer<br />
endete mit der Zusage,verfolgten<br />
jüdischen Menschen in der<br />
DDR eine Heimat zu geben. Das hat<br />
sich schnell in der Sowjetunion herumgesprochen.<br />
Kurze Zeit später<br />
stand ein Vertreter der jüdischen Gemeinde<br />
Berlin vor meiner Tür und<br />
sagte: Frau Berger, morgen stehen<br />
100 Juden bei mir vor der Tür, was<br />
soll ich machen? Es waren dann zwar<br />
nur sechs,aber in den nächsten Wochen<br />
kamen wirklich Hunderte. Sie<br />
kamen mit einem Touristenvisum –<br />
wenn sie eine jüdische Abstammung<br />
nachweisen konnten, durften sie<br />
bleiben. Das war eine ganz unkomplizierte<br />
Regelung.<br />
Die DDR war wie die BRD kein Einwanderungsland<br />
und es gab keine<br />
Flüchtlinge. Was war die rechtliche<br />
Grundlage für die Aufnahme?<br />
Ichhatte die Aufgabe,für den Ministerrat<br />
eine Regelung zu entwerfen.<br />
Daswar knifflig. Ausder Sowjetunion,<br />
dem Bruderland der DDR,<br />
konnte es keine Flüchtlinge geben.<br />
Die Israelis argumentierten, dass jeder<br />
Jude eine Heimat hat: Israel.<br />
Mein Argument lautete: Wenn Juden<br />
drum bitten, nach Deutschland zurückkommen,<br />
können wir das auf<br />
keinen Fall ablehnen. Der DDR-Ministerrat<br />
unter Lothar de Maizière<br />
hat am 11. Juli 1990 einen Beschluss<br />
ZUR PERSON<br />
Almuth Berger wird 1943 in Tangermünde als Tochter in einen Theologen-Haushalt geboren.<br />
Sie studiertinBerlin Theologie, arbeitet später als Pfarrerin, engagiertsich für Ausländerarbeit.<br />
Sie gehört1989 zu den Mitbegründernvon „Demokratie Jetzt“ und nimmt als deren Delegierte<br />
an den Gesprächen am Runden Tisch teil. Im März 1990 wird sie Ausländerbeauftragte<br />
der Regierung de Maizière. Mit der Wiedervereinigung endet ihre Amtszeit. 1991 wird<br />
sie Ausländerbeauftragte Brandenburgs. Sie ist seit 2006 pensioniert.<br />
verabschiedet, der ein diplomatischer<br />
Balanceakt war. Indem Text<br />
kamen die Worte Flüchtling, Sowjetunion<br />
und Antisemitismus nicht vor.<br />
Aber es wurde festgelegt, dass die Regierung<br />
der DDR ausländischen jüdischen<br />
Bürgern, denen Verfolgung<br />
oder Diskriminierung droht, aus humanitären<br />
Gründen Aufenthalt gewährt.<br />
Damit war eine Möglichkeit<br />
zum Handeln gegeben. Es wurde ein<br />
Hilfsfond eingerichtet. Und wir<br />
mussten Unterkünfte organisieren,<br />
was sehr schwierig war.<br />
Warum?<br />
Weil es in der DDR keine Infrastruktur<br />
für Flüchtlinge gab.Zur gleichen<br />
Zeit kamen Tausende Flüchtlinge<br />
aus Rumänien und Bulgarien.<br />
Da kamen in mancher Nacht tausend<br />
Leute am Bahnhof Lichtenberg<br />
oder dem Ostbahnhof an. Und wir<br />
mussten sehen, dass wir die Menschen<br />
unterbringen und versorgen.<br />
Es gab keine Sozialhilfe,keine Sozialarbeiter.<br />
Das war auch für die Kommunen,<br />
in die die Flüchtlinge kamen,<br />
eine große Herausforderung.<br />
Weil sie vorher mit Ausländern wenig<br />
in Berührung gekommen waren?<br />
Ja, das spielte sicher auch eine<br />
Rolle. Aber darüber hinaus war es<br />
damals für viele mental eine schwierige<br />
Situation. Sehr viele Menschen<br />
wurden arbeitslos, die Betriebe waren<br />
weg, sie verloren ihre Existenzgrundlage<br />
–und dann kamen auch<br />
noch Flüchtlinge. Da haben sich<br />
viele Bürger gewehrt. Ich habe viele<br />
sehr emotionale Einwohnerversammlungen<br />
mit heftigen Diskussionen<br />
mitgemacht, 2015 hatte ich<br />
dann durchaus Deja-vu-Erlebnisse.<br />
Da kam vielleicht auch Unbearbeitetes<br />
wieder hoch, auf jeden Fall erlebte<br />
ich ähnliche Ängste und Abwehrhaltungen<br />
wie 1990.<br />
Wurdeinder DDR der Holocaust verschwiegen,<br />
wie immer mal wieder behauptet<br />
wird?<br />
Das stimmt so nicht, da gab es<br />
Bücher, Filme. Esgab die Möglichkeit,<br />
sich zu informieren. Aber man<br />
musste sich dafür interessieren. Ich<br />
habe jetzt vor einigen Jahren zum<br />
Beispiel mal ein Projekt mit Jugendlichen<br />
gemacht über die Sängerin Lin<br />
Jadati, eine aus Holland stammende<br />
jüdische Kommunistin, die Auschwitz<br />
und Bergen-Belsen überlebt<br />
hatte und bewusst in die DDR gezogen<br />
war,weil sie auf den Antifaschismus<br />
dort vertraute. Sie war viel unterwegs,<br />
gab Konzerte in der DDR<br />
und auch im Ausland und erzählte<br />
auch ihreLebensgeschichte.<br />
Heute leben viele Juden wieder in Berlin.<br />
Aber damals war das nicht so.<br />
Welche Gefühle löste die Ankunft der<br />
sowjetischen Juden in der noch existierenden<br />
DDR bei Ihnen aus?<br />
Icherinneremich da an den Sommer<br />
1990: Es kamen so viele Flüchtlinge.<br />
Ich hatte mein Büro in der<br />
Klosterstraße beim Ministerrat, das<br />
wurde zu klein. Da bekam ich zwei<br />
Räume im Haus der Ministerien in<br />
der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte,<br />
das früher das Reichspropagandaministerium<br />
von Goebbels war.<br />
Diese Räume richteten wir als ein<br />
Kontakt- und Beratungsbüro für jüdische<br />
Menschen aus Osteuropa ein.<br />
Für mich war das sehr symbolträchtig:<br />
In dem Haus,von dem früher die<br />
Rassenpropaganda ausgegangen<br />
war, wurden jetzt jüdische Menschen<br />
empfangen.<br />
Ist die unkomplizierte Regelung der<br />
letzten DDR-Regierung zur Aufnahme<br />
der Sowjetischen Juden im<br />
Einheitsvertrag übernommen worden?<br />
Wir haben sehr darum gekämpft,<br />
konnten uns aber nicht durchsetzen.<br />
Im bundesrepublikanischen Gesetzeswerk<br />
gab es keine entsprechende<br />
Regelung. Während der Verhandlungen<br />
saßen viele Menschen in der Sowjetunion<br />
auf gepackten Koffern<br />
und wollten kommen. Es hat bis Anfang<br />
1991 gedauert, bis sich die Innenminister<br />
darauf geeinigt haben,<br />
bei den sowjetischen Juden das sogenannte<br />
Kontingentflüchtlingsgesetz<br />
anzuwenden. Da hat auch der<br />
Vorsitzende des Zentralrats der Juden,<br />
Heinz Galinski, sehr drum gekämpft.<br />
Sein wichtigstes Argument<br />
war, dass mit dieser Zuwanderung<br />
die kleinen jüdischen Gemeinden in<br />
Deutschland gestärkt würden.<br />
Wie wurden die jüdischen Einwanderer<br />
Anfang der Neunzigerjahre in<br />
den neuen Bundesländern aufgenommen?<br />
Damals gab es viel Rassismus,<br />
und Ausländerheime brannten.<br />
Warder Antisemitismus auch schon<br />
so starkwie heute?<br />
Es gab zwar Neid-Debatten, nach<br />
dem Motto: Unsgeht es schlecht und<br />
die bekommen alles hinterhergeschmissen.<br />
Aber es äußerte sich nicht<br />
in massiven antisemitischen Angriffen.<br />
Am Anfang der Neunzigerjahre<br />
wurden vor allem Asylbewerberheime<br />
angegriffen, später standen<br />
dann einzelne Personen im Fokus.In<br />
Brandenburg wurde einmal ein junger<br />
Mann attackiert, weil er voneiner<br />
Gruppe von Jugendlichen für einen<br />
Juden gehalten wurde. Da merkte<br />
man, dass dortviel schwelt. DerAntisemitismus<br />
war aber nicht so offen<br />
und so massiv wie heute.<br />
DasGespräch führte<br />
Sabine Rennefanz.<br />
Scheuer,die<br />
Maut und die<br />
Vergangenheit<br />
Ein Brief bringt den<br />
Minister in Verlegenheit<br />
VonKai Schlieter<br />
Inder Maut-Affäreholt die Vergangenheit<br />
Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer (CSU) ein. Anfang<br />
Dezember hatten <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
und Frontal 21 gemeinsam darüber<br />
berichtet, wie Scheuer als Staatssekretär<br />
des damaligen Verkehsministers<br />
Peter Ramsauer (CSU) einen<br />
Vorschlag des CDU-Politikers Willi<br />
Zylajew zurückgewiesen hatte.<br />
Zylajew hatte einen besonderen<br />
Vorschlag für Scheuer: die Einführung<br />
einer „Ausländer-Maut“. Jener<br />
Plan, den er später mit einer 180-<br />
Grad-Wende zu seinem wichtigsten<br />
politischen Projekt machte –und der<br />
nun der Grund des Maut-Untersuchungsausschusses<br />
ist.<br />
Zylajew hatte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
von dem Brief zunächst nur berichtet.<br />
DasDokument selbst hatte er allerdings<br />
nicht mehr finden können.<br />
Doch das Schriftstück befand sich ja<br />
im Bundesverkehrsministerium.<br />
Undaus den Archiven des Ministeriums<br />
befreite es nun das Magazin Focus<br />
mithilfe eines Informationsfreiheitsantrages.<br />
Der Brief liegt auch<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vor.<br />
Mitte Juli 2012 schreibt Scheuer:<br />
„Die Einführung einer Maut nur für<br />
ausländische Verkehrsteilnehmer<br />
wäreeuroparechtlich nicht zulässig.“<br />
Ebenso entschied der Europäische<br />
Gerichtshof (EuGH) im Sommer<br />
2019. Andreas Scheuer hatte da die<br />
Verträge allerdings schon unterzeichnet.<br />
Auch den Grund dafür,dass eine<br />
„Ausländermaut“ rechtswidrig ist,<br />
kannte Scheuer offensichtlich schon<br />
voracht Jahren. So könne „die einseitige<br />
Mehrbelastung ausländischer<br />
Verkehrsteilnehmer im Bereich der<br />
Pkw-Maut faktisch einer Diskriminierung<br />
gleichkommen“.<br />
Die rechtlichen Risiken<br />
So entschied auch der EuGH und<br />
deswegen sieht sich die Bundesrepublik<br />
nun 560 Millionen Euro an<br />
Schadensersatzforderungen gegenüber.<br />
Die fordert das Konsortium,<br />
das die rechtswidrige Maut im Auftrag<br />
vonScheuer erheben sollte.<br />
Der verkehrspolitische Sprecher<br />
der FDP,Oliver Luksic, sagte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>: „Der Briefwechsel<br />
zeigt nicht nur, dass sich Scheuer<br />
über die rechtlichen Risiken der<br />
,Ausländermaut’imKlaren war,sondern<br />
auch, dass die Wirtschaftlichkeit<br />
eines solchen Modells von Anfang<br />
an nicht gegeben war.“<br />
Tatsächlich heißt es in Scheuers<br />
Brief von 2012 auch, dass die „Einnahmen<br />
von ausländischen Verkehrsteilnehmernbei<br />
Einführung einer<br />
Pkw-Vignette vergleichsweise<br />
gering wären“. Nach den damals verfügbaren<br />
Daten lag „der Anteil ausländischer<br />
Pkw am gesamten Personenverkehr<br />
auf deutschen Straßen<br />
bei ca. 6,7 %“. Und für Scheuer war<br />
damals entscheidend, „dass letztendlich<br />
mehr Geld für die Infrastruktur<br />
zur Verfügung steht“. Spannend<br />
auch der Vermerk, der dort handschriftlich<br />
verzeichnet steht:<br />
„Rücksp. erforderlich, da BMVBS<br />
(Bundesinstitut für Bau-. Stadt- und<br />
Raumforschung, Anm. Red) medial<br />
eine andereBotschaft vermittelt“.<br />
Die „Ausländermaut“ könnte teuer werden<br />
–allerdings für die Deutschen. DPA
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6** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Polizei erschießt in London<br />
Terrorverdächtigen<br />
EinMann hat in London am Sonntag<br />
nach Polizeiangaben zwei Menschen<br />
mit einer Stichwaffe verletzt, einen<br />
davon lebensgefährlich. Dasdritte<br />
Opfer erlitt nach PolizeiangabenVerletzungen<br />
durch Glassplitter.Der Attentäter<br />
sei vonPolizisten gegen 15<br />
Uhr(MEZ), nur wenige Minuten nach<br />
dem ersten Notruf, erschossen worden.<br />
DieBeamten seien Teil einer<br />
„vorbeugenden Anti-Terror-Operation“<br />
gewesen, hieß es in einer Mitteilung<br />
der Polizei am Abend. Scotland<br />
Yard geht voneinem islamistischen<br />
Terrorhintergrund aus.Die Polizei<br />
bestätigte Augenzeugenberichte,wonach<br />
der Täter einen Sprengstoffgürtel<br />
trug. Es habe sich dabei aber um<br />
eine Attrappe gehandelt. DerVorfall<br />
ereignete sich in einer belebten Einkaufsstraße<br />
im Süden der Metropole.<br />
Nach übereinstimmenden Medienberichten<br />
war der Angreifer einschlägig<br />
vorbestraft. Er wurde erst im vergangenen<br />
Monat vorzeitig aus dem<br />
Gefängnis entlassen. Er verbüßte<br />
demnach etwa die Hälfte einer rund<br />
dreijährigen Haftstrafe wegen der<br />
Verbreitung vonislamistischer Propaganda.<br />
(dpa, AFP)<br />
Widersprüchliches Fazit zur<br />
Synodalversammlung<br />
Nach der ersten Synodalversammlung<br />
der katholischen Kirche in<br />
Deutschland sieht derVorsitzende<br />
der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
Kardinal ReinhardMarx, den Reformprozess„einen<br />
guten Schritt vorangekommen“.<br />
Dagegen erklärte der Kölner<br />
Kardinal Rainer MariaWoelki<br />
dem Domradio,alle seine Befürchtungen<br />
seien eingetreten –etwa dass<br />
quasi ein protestantisches Kirchenparlament<br />
geschaffen werde. Die230<br />
Teilnehmer des Reformprozesses<br />
SynodalerWegsprachen in Frankfurt<br />
über Sexualität, Zölibat und die Position<br />
vonFrauen in der Kirche. (dpa)<br />
Kopf-an-Kopf-Rennen bei<br />
Wahl in Leipzig<br />
Beider Oberbürgermeisterwahl in<br />
Leipzig hat im ersten Wahlgang keiner<br />
der Kandidaten die erforderliche<br />
absolute Mehrheit erreicht. Amtsinhaber<br />
BurkhardJung (SPD) lieferte<br />
sich am Sonntagabend ein Kopf-an-<br />
Kopf-Rennen mit seinem CDU-Herausforderer<br />
Sebastian Gemkow.<br />
Nach dem vorläufigen Ergebnis erhielt<br />
Jung 29,8 Prozent der Stimmen.<br />
Er lag damit knapp hinter Gemkow,<br />
der auf 31,6 Prozent kam. Damit ist<br />
am 1. Märzein zweiter Wahlgang<br />
notwendig, bei dem dann die einfache<br />
Mehrheit reicht. Jung ist seit<br />
2006 Rathauschef in Leipzig. (dpa)<br />
Italien lässt über 360<br />
Flüchtlinge an Land<br />
Die vor Libyen Geretteten stammen<br />
u. a. aus Bangladesch und dem Sudan. DPA<br />
363 Migranten, die das Rettungsschiff<br />
„Open Arms“ vorLibyenaus<br />
Seenot geborgen hat, sind am Sonntag<br />
nach tagelangem Warten auf See<br />
in Sizilien eingetroffen. Zuvorhatte<br />
die italienische Regierung der spanischen<br />
Hilfsorganisation Proactiva<br />
Open Arms am Sonnabendabend<br />
die Genehmigung zum Einlaufen in<br />
Pozzallo gegeben. Malta dagegen<br />
habe die Einfahrtverweigert, schrieben<br />
die Helfer auf Twitter. (dpa)<br />
Die Spendengelder an den Türkischen Roten Halbmond werfen in der Türkeiviele Fragen auf. Warumetwaprofitieren Mitglieder aus dem Umfeld von Präsident Erdogan?GETTY IMAGES<br />
Roter Halbmond in Erklärungsnot<br />
Spenden an Hilfsorganisation begünstigen Erdogan-Clan. Die Bundesregierung überwies 25 Millionen<br />
VonFrank Nordhausen<br />
Die Zusage der Bundesrepublik,<br />
der Hilfsorganisation<br />
Türkischer Roter<br />
Halbmond beim Bauvon<br />
Notunterkünften für Binnenflüchtlinge<br />
in der letzten syrischen Rebellenprovinz<br />
Idlib zu unterstützen, ist<br />
in der Türkei auf Kritik gestoßen. Die<br />
Einwände gelten dabei nicht der Hilfe<br />
für Vertriebene in der nordwestsyrischen<br />
Bürgerkriegsregion, sondern<br />
dem Empfänger. Der Türkische Rote<br />
Halbmond ist zurzeit in eine massive<br />
Spenden- und Steuervermeidungsaffäre<br />
verstrickt, die auch die Familie<br />
des Staatspräsidenten Recep Tayyip<br />
Erogan betreffen soll.<br />
Ein Sprecher des Auswärtigen<br />
Amtes in Berlin hatte die Bereitstellung<br />
der 25-Millionen-Euro-Hilfe an<br />
den Roten Halbmond am Freitag bekannt<br />
gemacht. Regierungssprecher<br />
Steffen Seibert erinnerte daran, dass<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
(CDU) kürzlich bei ihrem Treffen mit<br />
Präsident Erdogan in Istanbul weitere<br />
humanitäre Unterstützung in<br />
der Syrien-Krise zugesagt hatte. Offenbar<br />
handelt es sich bei der aktuellen<br />
Summe um die Einlösung dieses<br />
Versprechens. Doch ist der Türkische<br />
Rote Halbmond kein unproblematischer<br />
Partner.<br />
Mitte der Woche veröffentlichte<br />
die türkische Nachrichtenwebsite<br />
Gazetta9 einen Bericht mit faksimilierten<br />
Unterlagen, wonach die Organisation<br />
eine Spende vonacht Millionen<br />
US-Dollar aus dem Dezember<br />
2017 nicht für ihre humanitären<br />
Aufgaben verwendet, sondern fast<br />
die gesamte Summe an die berüchtigte<br />
islamische Ensar-Stiftung weitergereicht<br />
habe. Ensar ist für ihre<br />
enge Verbindung zur islamischen<br />
AKP-Regierung und zur Familie des<br />
Staatschefs Erdogan bekannt. Ensar<br />
betreibt Bildungsinstitute und<br />
Wohnheime und war 2016 in einen<br />
Missbrauchsskandal in ihren Einrichtungen<br />
verwickelt; ein Lehrer<br />
wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt.<br />
Obwohl sich weitere Skandale<br />
anschlossen, erhält die Ensar-<br />
Stiftung bis heute lukrative Regierungsaufträge<br />
und kommunale<br />
Geldzuwendungen in Millionenhöhe.<br />
Nach Ansicht oppositioneller türkischer<br />
Medien wirft die Spendenaffäre<br />
erneut ein Schlaglicht auf die<br />
Günstlingswirtschaft um den Erdogan-Clan.<br />
„Die Affäre hat ein komplexes<br />
Beziehungsgeflecht offengelegt,<br />
das letztlich auf den Präsidenten<br />
Erdogan und seine Familie verweist“,<br />
schrieb die Kolumnist Ayse<br />
Yildirim auf der oppositionellen<br />
NachrichtenplattformArtiGercek.<br />
So kam die ursprüngliche Acht-<br />
Millionen-Dollar-Spende von dem<br />
zweitgrößten türkischen Gasnetzbetreiber<br />
Baskentgaz, der kürzlich von<br />
der Torunlar-Holding gekauft wurde.<br />
Deren Chef ist Aziz Torun – ein<br />
Schulfreund Erdogans. Laut Presseberichten<br />
soll die Firmaaufgrund ihrer<br />
–steuerfreien –Spende an den<br />
Roten Halbmond einen Steuervorteil<br />
vonfast zwei Millionen Dollar erzielt<br />
haben. Der bekannte türkische<br />
Investigativjournalist Ismail Saymaz<br />
twitterte: „7 925 000 Dollar an die<br />
Ensar-Stiftung über den Roten Halbmond<br />
bedeuten, dass dem Staat<br />
1760 000 Dollar Steuern entgangen<br />
sind. Sind wir so reich?“<br />
Die Ensar-Stiftung räumte den<br />
Vorgang ein, verteidigte sich aber,sie<br />
habe das Geld für den „Kampf gegen<br />
Fetö“ benötigt. Die Abkürzung bezeichnet<br />
die Bewegung des in den<br />
USA lebenden Islampredigers Fethullah<br />
Gülen, die Erdogan für den<br />
gescheiterten Putschversuch vom<br />
„Die Affäre hat ein<br />
komplexes Beziehungsgeflecht offengelegt,<br />
das letztlich auf den Präsidenten Erdogan und<br />
seine Familie verweist.“<br />
Ayse Yildirim, Kolumnistin<br />
Juli 2016 verantwortlich macht. Ensar<br />
erklärte, sie habe die Spende an<br />
eine andereStiftung namens Turken<br />
zum Bauvon Kinderwohnheimen in<br />
den USA weitergereicht. Diese Stiftung<br />
wurde von Ensar und Türgev<br />
gegründet, einer weiteren Bildungsstiftung,<br />
die Erdogan persönlich ins<br />
Leben gerufen hatte.Inden Vorständen<br />
vonTurken und Türgev sitzt Erdogans<br />
Tochter Esra Albayrak. Laut<br />
Ensar seien die an Turken überwiesenen<br />
Mittel für den laufenden Bau<br />
eines 21-stöckigen Wohnheims in<br />
Manhattan verwendet worden. Dort<br />
sollten türkische Kinder vor „Fetö-<br />
Elementen geschützt“ werden, er-<br />
Kampf gegen die Kohle<br />
klärte Ensar-Generaldirektor Hüseyin<br />
Kader im Fernsehen. Er verteidigte<br />
sich, die Millionen seien„im legalen<br />
Rahmen“ als „bedingte<br />
Spende“ geflossen, was bedeute,<br />
dass ein Teil an andere Wohltätigkeitsorganisationen<br />
weitergeleitet<br />
werden könne.<br />
Der Chef des Roten Halbmonds,<br />
KeremKinik, erklärte laut türkischen<br />
Medien: „Steuervermeidung ist<br />
nicht dasselbe wie Steuerhinterziehung.“<br />
Er führte aber nicht aus,<br />
wieso praktisch die gesamte Acht-<br />
Millionen-Dollar-Spende eines AKPnahen<br />
Unternehmens an eine AKPnahe<br />
Stiftung zu Steuersparzwecken<br />
durch die Bücher der Hilfsorganisation<br />
geschleust wurde.<br />
Daraufhin äußerten viele User in<br />
sozialen Netzwerken den Verdacht,<br />
dass der Rote Halbmond als „Steuerhinterziehungs-<br />
und Steuervermeidungsschleuse“<br />
für AKP-nahe Unternehmen<br />
diene. Die linke Tageszeitung<br />
Birgün veröffentlichte ein<br />
Dokument, wonach sich die Spenden<br />
an den Roten Halbmond zwischen<br />
2016 und 2019 gegenüber dem<br />
Vergleichszeitraum um das 32-fache<br />
erhöht hätten. Es sei denkbar, dass<br />
der Rote Halbmond als Komplize in<br />
einem riesigen Steuervermeidungssystem<br />
fungiere.<br />
DieBundesregierung hat sich bisher<br />
zu den dubiosen Vorgängen um<br />
ihren Spendenempfänger nicht geäußert.<br />
Der Türkische Rote Halbmond<br />
soll die zugesagten Gelder offenbar<br />
für die riesigen Flüchtlingslager<br />
nahe der türkischen Grenze verwenden.<br />
Frank Nordhausen empfiehlt,<br />
Gelder an den Roten<br />
Halbmond zu überwachen.<br />
Klimaaktivisten besetzen das Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Sie wollen verhindern, dass es ans Netz geht<br />
Klimaaktivisten wollen das Kraftwerk<br />
Datteln in Nordrhein-<br />
Westfalen zum neuen Schauplatz<br />
der Auseinandersetzungen um einen<br />
schnellen Kohleausstieg machen.<br />
Mehr als 100 Menschen drangen<br />
am Sonntag auf das Kraftwerksgelände<br />
am Dortmund-Ems-Kanal<br />
ein und besetzten Teile der Anlage.<br />
Laut Polizei gelangten die Aktivisten<br />
gewaltsam auf das Gelände. Ein Tor<br />
sei aufgebrochen worden. Am Nachmittag<br />
beendete die Polizei nach eigenen<br />
Angaben die Besetzung. Alle<br />
Aktivisten hätten die Anlagen freiwillig<br />
verlassen, hieß es.<br />
Der Kraftwerksbetreiber Uniper<br />
hatte Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs<br />
gestellt. Aufgerufen zu<br />
der Aktion hatten die Gruppen „Ende<br />
Gelände“ und „DeCOALonize Europe“.<br />
Nach ihren Angaben gelangten<br />
rund 150 Aktivisten auf das Gelände,<br />
laut Polizei waren es 120.<br />
„Unser Protest heute ist erst der<br />
Anfang“, sagte Kathrin Henneberger,<br />
Sprecherin von„Ende Gelände“. Die<br />
Besetzung sei eine„sehr erfolgreiche“<br />
Auftaktaktion gewesen. „Wir werden<br />
wiederkommen.“ Manwerde verhindern,<br />
dass das Kraftwerk ans Netz<br />
gehe. Das 1100-Megawatt-Kraftwerk<br />
läuft momentan zeitweise im Probebetrieb.<br />
Endgültig ans Stromnetz anschließen<br />
will der Betreiber Uniper<br />
die Anlage im Sommer. Sie soll dann<br />
unter anderem Strom für die Deutsche<br />
Bahn liefern. DieGruppe „Ende<br />
Gelände“ hatte sich bereits an Besetzungen<br />
am Braunkohletagebau<br />
Hambachbeteiligt.<br />
DieKohlekommission hatte empfohlen,<br />
mit dem Betreiber eine Verhandlungslösung<br />
zu suchen, damit<br />
das Kraftwerk nicht angeschaltet<br />
wird. Dem folgte die Bundesregierung<br />
aber beim Kohleausstiegsgesetz<br />
nicht. Bundeswirtschaftsminister<br />
PeterAltmaier (CDU) hatte unter<br />
anderem auf die milliardenschwere<br />
Entschädigung verwiesen, die hätte<br />
gezahlt werden müssen. Altmaier<br />
will sich angesichts der Kritik am Gesetz<br />
zum Kohleausstieg am Dienstag<br />
mit Betreibern von Steinkohlekraftwerken<br />
treffen. Das erfuhr die dpa<br />
am Sonntag aus Regierungskreisen.<br />
Die SPD kritisierte die Besetzung.<br />
„Ich kann solche Aktionen nicht gut<br />
finden, nur weil sie im Namen des Klimaschutzes<br />
passieren“, sagte derVorsitzende<br />
der SPD-Fraktion im NRW-<br />
Landtag, Thomas Kutschaty. „Wer<br />
sich andauernd über Recht hinwegsetzt,<br />
um sich Gehör zu verschaffen,<br />
verabschiedet sich vom demokratischen<br />
Diskurs.“ Dagegen betonte der<br />
Linken-Bundestagsabgeordnete Hubertus<br />
Zdebel, es sei „absolut legitim,<br />
friedliche Mittel deszivilen Ungehorsams<br />
anzuwenden, um gegen Datteln<br />
4zuprotestieren“. (dpa)<br />
Todesurteil<br />
für<br />
Zivilisten<br />
US-Militär setzt künftig<br />
wieder Landminen ein<br />
Die Ankündigung der US-Regierung,<br />
trotz internationaler Ächtung<br />
wieder Landminen einzusetzen,<br />
hat bei Hilfsorganisationen und<br />
in der Politik heftige Kritik ausgelöst.<br />
US-Präsident Donald Trump hob ein<br />
Verbot der Vorgängerregierung auf.<br />
Künftig soll die US-Armee moderne<br />
Anti-Personen-Minen einsetzen<br />
dürfen, die aus der Fernedeaktiviert<br />
werden können und sich selbst zerstören.<br />
Mehr als 160 Staaten, darunter<br />
auch Deutschland, haben in einem<br />
internationalenVertragdasVerbot<br />
der Waffen vereinbart, weil herkömmliche<br />
Landminen oft noch<br />
lange nach dem Ende von Kampfhandlungen<br />
vor Ort verbleiben. Bei<br />
Minenexplosionen werden jedes<br />
Jahr Tausende Zivilpersonen verletzt<br />
oder getötet. Häufig sind die Opfer<br />
Kinder, die im Freien spielen und<br />
dort auf eine Mine treten. Häufig<br />
müssen Verletzten die Beine amputiertwerden.<br />
Die neue Politik könne „zum Todesurteil<br />
für unschuldige Menschen<br />
werden“, erklärte Eva Maria Fischer<br />
von der Hilfsorganisation Handicap<br />
International Deutschland. Die<br />
Menschenrechtsorganisation Human<br />
Rights Watch (HRW) erklärte,<br />
der Einsatz von Landminen sei „unter<br />
keinen Umständen und für kein<br />
Land gerechtfertigt.“<br />
AusdemWeißen Haus hieß es,die<br />
Aufhebung der Beschränkung der<br />
Minennutzung solle dem„Militär die<br />
Flexibilität und die Fähigkeit geben,<br />
die es zum Siegen braucht“. Traditionelle<br />
Landminen, die aus der Ferne<br />
nicht zerstört werden können und<br />
Minensucher in Kandahar,Afghanistan,<br />
im Jahr 2018<br />
DPA<br />
sich nicht selbst zerstören, seien dagegen<br />
weiter verboten. Es würden<br />
die „möglichen Vorsichtsmaßnahmen<br />
getroffen, um Zivilisten vor<br />
Landminen zu schützen“, hieß es.<br />
Einmal aktivierte Landminen sollen<br />
sich demnach nach spätestens 30<br />
Tagen selbst zerstören. Es sei allerdings<br />
zulässig, Gebiete oder Stützpunkte<br />
dauerhaft mit Minen zu<br />
schützen, die nach Bedarf aus der<br />
Fernescharfgestellt werden können.<br />
Aufeiner Stufe mit dem IS<br />
„Landminen sind neben vielen anderen<br />
ein wichtiges Werkzeug, das<br />
unseren Kommandeuren auf dem<br />
Schlachtfeld zur Verfügung stehen<br />
muss“, sagte Verteidigungsminister<br />
Mark Esper.<br />
Fischer vonHandicap International<br />
kritisierte, auch das Abschalten<br />
vonLandminen nach einem Monat –<br />
wenn es überhaupt funktioniere–sei<br />
nicht ausreichend. Der HRW-Waffenexperte<br />
Steve Goose erklärte, die<br />
USA würden sich mit dieser Neuregelung<br />
in eine Reihe stellen mit Regimen<br />
und Terrorgruppen, die für<br />
schwere Menschenrechtsverletzungen<br />
verantwortlich seien. Landminen<br />
würden zum Beispiel genutzt<br />
von Syrien, Myanmar und der Terrormiliz<br />
Islamischer Staat (IS). Besonders<br />
von Landminen betroffen<br />
sind Afghanistan, Jemen, Angola,<br />
Kambodscha, Laos und der Irak. Der<br />
1997 geschlossenen internationale<br />
Ottawa-Vertrag verbietet die Herstellung,<br />
den Einsatzund dieWeitergabe<br />
vonTretminen. (dpa, AFP)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 7<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Zuspruch für Abschaffung<br />
von Ein-Cent-Münzen<br />
Im Bundestag gibt es laut einem <strong>Zeitung</strong>sbericht<br />
viel Zuspruch für die geplante<br />
Abschaffung vonEin-Centund<br />
Zwei-Cent-Münzen. Dashabe<br />
eine Umfrage unter den Fachpolitikernder<br />
Bundestagsfraktionen ergeben,<br />
berichtete die Frankfurter Allgemeine<br />
Sonntagszeitung. Für die<br />
Union lobte die Finanzpolitikerin<br />
Antje Tillmann (CDU) dasVorhaben<br />
der EU-Kommission.Weil viele Menschen<br />
bargeldlos zahlten, seien die<br />
Kosten für die Prägung der Münzen<br />
höher als ihr Nutzen. Eine Abschaffung<br />
wäredaher„konsequent“. Der<br />
finanzpolitische Sprecher der SPD-<br />
Bundestagsfraktion, Lothar Binding,<br />
urteilte,das„Handling vonBargeld“<br />
müsse„so effizient wie möglich sein“.<br />
Deshalb„sollte über eine Abschaffung<br />
nachgedacht werden“. (AFP)<br />
SPD kritisiertCSU-Aktion<br />
gegen Tempolimit<br />
SPD-FraktionsvizeSören Bartol hat<br />
die Kampagne der CSU gegen ein<br />
Tempolimit kritisiert. „Die CSU ist<br />
beim Tempolimit vongestern“, sagte<br />
er.„Wenn es eine gesellschaftliche<br />
Mehrheit für ein Tempolimit gibt, sodass<br />
selbst der ADACsich in diese<br />
Richtung bewegt, sollte sich auch die<br />
CSU der Realität stellen.“ DieCSU<br />
will sich mit der Kampagne gegen<br />
das „ideologisch motivierte Vorhaben“<br />
vonGrünen, SPD und Linken<br />
stellen, wie es auf einer Internetseite<br />
heißt. In der großen Koalition ist ein<br />
Tempolimit umstritten. (dpa)<br />
Autos mit hohem Verbrauch<br />
sollen mehr kosten<br />
Umweltministerin Svenja Schulze<br />
(SPD) hat sich für ein Bonus-Malus-<br />
System beim Kauf vonAutos ausgesprochen.<br />
Dies würde Fahrzeuge mit<br />
hohem Spritverbrauch teurer und<br />
Elektroautos günstiger machen. „Ich<br />
glaube,dass es sehr gut wäre, wenn<br />
diejenigen, die die großen spritfressenden<br />
Autos kaufen, einen Aufschlag<br />
bekommen“, sagte sie.Dieser<br />
könne dann bei kleinen, günstigeren<br />
Autos abgezogen werden.(dpa)<br />
Johnson für Abkommen mit<br />
EU nach Kanada-Vorbild<br />
Premierminister BorisJohnson will<br />
Großbritannien vonder Bindung an<br />
EU-Regeln freimachen. Dafür<br />
nehme er auch Grenzkontrollen in<br />
Kauf, zitierten britische Medien<br />
nicht näher genannte Regierungsquellen.<br />
DerPremier wärezueinem<br />
Freihandelsabkommen mit der Europäischen<br />
Union nach dem Vorbild<br />
Kanadas bereit, hieß es weiter. (dpa)<br />
Somalia ruft Notstand wegen<br />
Heuschreckenplage aus<br />
Das richtige Alter für die Rente<br />
Mit 63 Jahren, regulär oder später mit Zuschlägen: Der Zeitpunkt sollte gut überlegt sein<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Mit 63 Jahren in Rente –<br />
das wollen immer<br />
mehr Menschen. 2019<br />
waren es mehr als von<br />
der Deutschen Rentenversicherung<br />
Bund (DRV) erwartet – nämlich<br />
1,34 Millionen Senioren in Deutschland,<br />
die sich für einen vorzeitigen<br />
Ruhestand entschieden haben und<br />
die dabei noch nicht einmal Abschläge<br />
bei den Zahlungen in Kauf<br />
nehmen mussten. Ein wenig früher<br />
den Ruhestand genießen zu können,<br />
wünscht sich wohl auch der ein oder<br />
andereArbeitnehmer,der momentan<br />
noch voll und ganz im Arbeitsleben<br />
steht. Andere wiederum wollen vielleicht<br />
gerne länger arbeiten, als das<br />
gesetzlich vorgesehen ist, und lieber<br />
noch ein wenig hinzuverdienen.<br />
Doch kann sich da jeder einfach so<br />
frei entscheiden? Und wenn ja, wovon<br />
hängt die Entscheidung ab? Wir<br />
spielen drei Szenarien durch: Die reguläre<br />
Altersrente, die Rente mit 63<br />
und ein späterer Renteneintritt mit<br />
Zuschlägen.<br />
Die reguläre Altersrente: Die Altersgrenze<br />
für den regulären Renteneintritt<br />
steigt seit 2012 schrittweise an,<br />
von 65Jahre auf 67 Jahre. Werwann<br />
in Rente gehen kann, ohne Abschläge<br />
bei den vorgesehenen Rentenzahlungen<br />
hinnehmen zu müssen,<br />
hängt vomGeburtsjahr des Versicherten<br />
ab. Wer beispielsweise<br />
1964 oder später geboren wurde,<br />
wird regulär erst mit 67 Jahren in<br />
Rente gehen können. 1963 Geborene<br />
müssen 66 Jahre und zehn Monate<br />
alt sein, 1960 Geborene 66 Jahreund<br />
vier Monate.Zwar können sichVersicherte<br />
auch entscheiden, früher das<br />
Arbeitsleben gegen den Ruhestand<br />
einzutauschen, dann mindern sich<br />
allerdings die Rentenzahlungen.<br />
Individuell ausrechnen kann das<br />
reguläre Renteneintrittsalter jeder<br />
ganz einfach mit einem Renten-<br />
Rechner im Internet, zum Beispiel auf<br />
deutsche-rentenversicherung.de.<br />
Neben dem Erreichen der Regelaltersgrenze<br />
ist außerdem eine Mindestversicherungsdauer<br />
von fünf<br />
Jahren Voraussetzung für den Anspruch<br />
auf reguläreAltersrente.<br />
Rente mit 63 Jahren: Trotz der festgelegten<br />
Regelaltersgrenzen ist es zwar<br />
auch möglich, bereits mit 63 Jahren in<br />
Rente zu gehen, jedoch gibt es dabei<br />
einige Einschränkungen. Hierbei<br />
kommt es neben dem Geburtsjahr<br />
vor allem auf die Anzahl der Versichertenjahre<br />
an. Eine abschlagsfreie<br />
Rente können nur besonders langjährig<br />
Versicherte mit 45 Beitragsjahren<br />
erhalten. Da die Altersgrenze für<br />
besonders langjährigVersicherte aber<br />
ebenfalls schrittweise angehoben<br />
wird, gilt das nur für bestimmte Geburtsjahrgänge.<br />
Mit 63 Jahren konnten<br />
tatsächlich nur vor 1953 Geborene<br />
abschlagsfrei in Rente gehen.<br />
Für 1956 Geborene gilt bereits eine<br />
Altersgrenze von 63 Jahren und acht<br />
Monaten.<br />
Es können aber auch Menschen,<br />
die mindestens 35 Jahre indie Ren-<br />
Der Betrag ist abhängig vonverschiedenen<br />
Faktoren, wie Einzahlungsdauer,Renteneintritt<br />
oder allgemeine Rentenanpassungen.<br />
2018 lagen die durchschnittlichen Zahlbeträgeder<br />
Altersrenten nach mindestens<br />
35 Versicherungsjahren bei 1362 Euro<br />
(Männer) und 991 Euro (Frauen).<br />
RENTENHÖHE<br />
Unterschiede sindauch regional sichtbar.<br />
DiehöchstenDurchschnittsrenten hatten<br />
2018 Männer in Nordrhein-Westfalenmit<br />
1467 Euro und im Saarland mit 1452 Euro.<br />
Die niedrigsten Altersrenten dagegen Frauen<br />
in Niedersachsen mit im Schnitt 961 Euro und<br />
in Rheinland-Pfalz mit 966 Euro im Monat.<br />
Lebensmittel sollen teurer werden<br />
Politiker von CDU, SPD und Grünen wollen Preisdumping bei Nahrungsmitteln eindämmen<br />
SASCHA JAECK<br />
tenkasse eingezahlt haben, schon mit<br />
63 Jahren in Rente gehen. Dabei handelt<br />
es sich um „langjährig Versicherte“.<br />
Allerdings gilt für sie die zusätzliche<br />
Einschränkung, dass sie Abzüge<br />
hinnehmen müssen. Für jeden<br />
Monat vorzeitigen Renteneintritts<br />
werden 0,3 Prozentpunkte vom monatlichen<br />
Rentenbetrag abgezogen –<br />
und zwar dauerhaft für die kompletten<br />
Jahredes Rentenbezugs.Wer also<br />
beispielsweise noch drei Jahre bis<br />
zum Erreichen der regulären Altersgrenze<br />
hätte, müsste einen monatlichen<br />
Abschlag von 10,8 Prozent hinnehmen.<br />
Bei einer Rente von<br />
1200 Euro wären dies 129,60 Euro<br />
Abschlag. Die tatsächliche Rente betrüge<br />
demnach 1070,40 Euro. Jeweniger<br />
Zeit zu überbrücken ist, desto<br />
geringer fällt die monatliche Minderung<br />
aus.<br />
Tipp: Es besteht bei Rentenminderung<br />
die Möglichkeit der Ausgleichszahlungen,<br />
Stichwort Flexirente.<br />
Wenn beispielsweise die Auszahlung<br />
der Lebensversicherung ansteht,<br />
können damit Abschläge<br />
ausgeglichen werden. Auch sind in<br />
einem gewissen Rahmen Hinzuverdienste<br />
auch in der Rente möglich.<br />
Versicherten mit weniger als<br />
35 Versicherungsjahren bleibt die<br />
Rente mit 63 Jahren verwehrt. Sie<br />
können je nach Geburtsjahr frühestens<br />
zwischen 65 und 67 Jahren in<br />
Rente gehen. Zu der Anzahl derVersicherungsjahre<br />
zählen aber nicht nur<br />
die Pflichtbeiträge aus sozialversicherungspflichtiger<br />
Beschäftigung oder<br />
Selbstständigkeit, sondern beispielsweise<br />
auch Zeiten während der Kindererziehung,<br />
während der Pflege<br />
von Angehörigen oder während der<br />
Bezugsdauer vonArbeitslosengeld I.<br />
Späterer Renteneintritt mit Zuschlägen:<br />
Während ein früherer Renteneintritt<br />
oft Abschläge mit sich zieht,<br />
wird ein späterer Renteneintritt honoriert.<br />
Ob eine Weiterarbeit möglich<br />
ist, hängt natürlich von einer<br />
Vereinbarung mit dem Arbeitgeber<br />
und den persönlichen Umständen<br />
ab.Wer aber tatsächlich seine Rente<br />
trotz Erreichen der Regelaltersgrenze<br />
noch nicht in Anspruch<br />
nimmt und weiter einem Job nachgeht,<br />
bekommt später eine jährliche<br />
Erhöhung vonsechs Prozent. Davon<br />
abgesehen steigernallein die zusätzlichen<br />
Arbeitsjahre die Rente. Wer<br />
zum Beispiel 40 Jahre den Durchschnittsverdienst<br />
aller Arbeitnehmer<br />
erhalten hat, bei dem erhöht sich<br />
laut DRV nach einem Jahr zusätzlicher<br />
Erwerbstätigkeit die spätere<br />
Rente um 107 Euro brutto monatlich.<br />
Zudem muss in der Erwerbstätigenzeit<br />
nach Renteneintrittsalter<br />
kein Beitrag zur Arbeitslosenversicherung<br />
mehr bezahlt werden.<br />
Auch wer schon Rente bezieht,<br />
darf weiterarbeiten und neben der<br />
Rente Gehalt beziehen. Dabei werden<br />
weiter Beiträge an die Rentenkasse<br />
abgeführt und Entgeltpunkte<br />
gesammelt, die die späteren Zahlungen<br />
erhöhen. Hierbei sind allerdings<br />
Hinzuverdienstgrenzen zu beachten:<br />
Nur Einkommen bis 6300 Euro<br />
im Jahr sind anrechnungsfrei.<br />
Strompreise<br />
steigen<br />
weiter<br />
<strong>Berliner</strong> bleiben von<br />
Erhöhungen verschont<br />
Die Welle der Strompreiserhöhungen<br />
in Deutschland ebbt<br />
nicht ab.Für die Monate Februar bis<br />
April haben nach Zahlen des Vergleichs-<br />
und Vermittlungsportals<br />
Verivox 86Versorger Preiserhöhungen<br />
vondurchschnittlich 8,1 Prozent<br />
angekündigt. Für eine Familie mit einem<br />
Jahresverbrauch von4000 Kilowattstunden<br />
bedeute das Mehrkosten<br />
von rund 100 Euro pro Jahr. Betroffen<br />
seien rund 3,9 Millionen<br />
Haushalte, vor allem in Nordrhein-<br />
Westfalen, Niedersachsen, Baden-<br />
Württembergund Hamburg.<br />
In Berlin sind laut Verivox hingegen<br />
keine Erhöhungen angekündigt.<br />
Hier fungiert Vattenfall als Grundversorger.<br />
Allerdings ist die letzte<br />
Preisanhebung auch noch gar nicht<br />
so lange her –zum Juni vergangenen<br />
Jahres passte das Unternehmen seinen<br />
Grundversorgertarif in Berlin<br />
nach oben hin an. Nach einer Berechnung<br />
von Switchup, einem automatisiertem<br />
Stromanbieterwechselservice,<br />
stiegen die Kosten für einen<br />
Verbrauch von 3 500 Kilowatt<br />
pro Stunde (kWh) letztmals um<br />
47 Euro auf 1188 Euro.<br />
Bei der neuen Preisrunde in anderen<br />
Bundesländern sind laut Verivox<br />
jetzt auch die großen Stromversorger<br />
wie Eon und Innogy dabei.<br />
„Vor allem kundenstarke Anbieter<br />
verschieben ihre Preiserhöhungen<br />
ins Frühjahr“, sagte Valerian Vogel,<br />
Energieexperte bei Verivox. Auch die<br />
Verbraucherzentrale NRWhat beobachtet,<br />
dass große Versorger wie Innogy<br />
und EonPreise nicht zu Jahresbeginn,<br />
sondern zeitversetzt erhöhen.<br />
„Offensichtlich wird hier bewusst<br />
zum Jahreswechsel<br />
abgetaucht, um dann mit weniger<br />
Aufmerksamkeit die Preiserhöhungen<br />
unterzubringen“, sagte deren<br />
Energieexperte UdoSieverding.<br />
Besonders ärgerlich sei, dass viele<br />
Energieversorger die Preise stärker erhöhen,<br />
als es eine 1:1-Erhöhung von<br />
EEG-Umlage für die Ökostromförderung<br />
oder Netzentgelten zulassen<br />
würde. „Hier wird auf dem Rücken<br />
der Kunden Kasse gemacht“, kritisierte<br />
Sieverding. Betroffene Kunden<br />
sollten deshalb über einen Anbieteroder<br />
Tarifwechsel nachdenken.<br />
Teurer Grundversorgertarif<br />
Der Essener Energieversorger Innogy<br />
verweist darauf, dass seine<br />
Preise in der Grundversorgung sieben<br />
Jahrelang stabil geblieben seien.<br />
„Die letzte Erhöhung hat es im März<br />
2013 gegeben“, sagte ein Sprecher.<br />
Im Jahr 2015 seien die Preise sogar<br />
gesenkt worden. Bei Eon hieß es:<br />
„Die Strompreise bilden sich am<br />
Marktund in einem intensivenWettbewerb.“<br />
Knapp 80 Prozent der Anbieter<br />
hätten bereits ihre Preise angepasst<br />
oder Erhöhungen angekündigt.<br />
„Nun kann auch Eon sich dem<br />
allgemeinen Kostendruck nicht<br />
mehr entziehen“, sagte ein Sprecher.<br />
Die Angaben zu den Preiserhöhungen<br />
betreffen Haushalte, die<br />
Stromineinem Grundversorgungstarif<br />
beziehen. Laut Bundesnetzagentur<br />
sind das etwa 27 Prozent aller Privathaushalte<br />
in Deutschland. Strom<br />
in der Grundversorgung ist in der Regel<br />
der teuerste Tarif. (dpa/BLZ)<br />
Die Heuschrecken vernichten die Nahrungsgrundlage<br />
für Mensch und Tier.<br />
Wegen einer Heuschreckenplage hat<br />
Somalia den Notstand ausgerufen.<br />
DiemassenhafteVermehrung der<br />
Wüstenheuschrecken bedrohe die<br />
ohnehin instabileVersorgungslage in<br />
dem zu den ärmsten Staaten derWelt<br />
zählenden ostafrikanischen Land, erklärte<br />
das Agrarministerium am<br />
Sonntag in Mogadischu. DieHeuschreckenschwärme<br />
vernichteten<br />
wichtige Nahrungsgrundlagen. (AFP)<br />
AP<br />
Wenn es nach Bundeslandwirtschaftsministerin<br />
Julia Klöckner<br />
(CDU) geht, sollen demnächst<br />
rechtliche Schritte gegen Preisdumping<br />
bei Lebensmitteln eingeleitet<br />
werden. „Um unlautere Handelsbedingungen<br />
abzustellen, werden wir<br />
auch ordnungsrechtliche Regelungen<br />
ergreifen“, kündigte Klöckner<br />
am Sonntag mit Blick auf ein am<br />
Montag im Kanzleramt stattfindendes<br />
Spitzentreffen mit Vertreterndes<br />
Lebensmitteleinzelhandels an.<br />
Klöckner erklärte, mit dauerhaften<br />
Dumpingangeboten für Nahrungsmittel<br />
setzeder Handel ein falsches,<br />
auch gefährliches Signal. So<br />
könne keine Wertschätzung für die<br />
Produkte und deren Erzeuger entstehen.<br />
Der Leidtragende sei am Ende<br />
der Kette der Landwirt. „Es muss fair<br />
zugehen“, forderte Klöckner. „Wir<br />
brauchen Preise, die für den Verbraucher<br />
bezahlbar und den Erzeuger<br />
auskömmlich sind.“ Welche ordnungsrechtlichen<br />
Schritte sie genau<br />
unternehmen will, teilte die Ministerinzunächst<br />
nicht mit.<br />
Der Grünen-Vorsitzende Robert<br />
Habeck forderte von der Bundesre-<br />
gierung ein Verbot von Ramschpreisen.<br />
Er schlug einen „Tierschutzcent“<br />
auf tierische Produkte vor. „Damit<br />
wird der Umbau von Ställen finanziert,<br />
und Tiere bekommen mehr<br />
Platz.“ Verbraucher würden dies an<br />
der Kasse kaum merken.<br />
Zuvor äußerte sich bereits Niedersachsens<br />
Ministerpräsident Stephan<br />
Weil (SPD) und forderte ein<br />
verpflichtendes Tierwohllabel anstelle<br />
des von Klöckner geplanten<br />
freiwilligen Labels. „Und das Label<br />
muss auch in der Gastronomie und<br />
bei weiterverarbeiteten tierischen<br />
Produkten vorgeschrieben werden“,<br />
sagte Weil den <strong>Zeitung</strong>en der Funke<br />
Mediengruppe. Er forderte einen<br />
runden Tisch mit Politik, Landwirtschaft<br />
und Umweltschutz, um „verlässliche<br />
Perspektiven für eine nachhaltige<br />
Landwirtschaft“ zu entwickeln.<br />
Neben Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel und Klöckner nehmen an<br />
dem Treffen am Montag auch Kanzleramtschef<br />
Helge Braun, Wirtschaftsminister<br />
Peter Altmaier (alle<br />
CDU) und Vertreter der Lebensmittelindustrie<br />
teil. (AFP)<br />
Drei Viertel aller Grundversorger haben<br />
seit Jahresbeginn ihre Preise erhöht. DPA
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Wohnungsmarkt<br />
ZITAT<br />
Starke Worte des<br />
Ministers<br />
Ulrich Paul<br />
hält die angekündigten Eingriffe auf<br />
den Immobilienmarkt für nötig.<br />
Dasage noch einer, der <strong>Berliner</strong> Mietendeckel<br />
würde keine Wirkung entfalten.<br />
Kurz vordem Inkrafttreten des heftig<br />
umkämpften Landesgesetzes hat sich<br />
jetzt Bundesbauminister Horst Seehofer<br />
(CSU) zum Problem steigender Mieten<br />
geäußert. Seehofer sagte in einem Interview<br />
mit der Welt am Sonntag, dass er<br />
zwar vom <strong>Berliner</strong> Mietendeckel nichts<br />
halte, nach dem die Mieten für fünf Jahre<br />
in der Bundeshauptstadt weitgehend eingefroren<br />
werden sollen. Doch zugleich<br />
gab der Minister zu Protokoll, dass er sich<br />
weitere Eingriffe in den Wohnungsmarkt<br />
durchaus vorstellen könne.<br />
DieTonalität, die er dabei wählte,lässt<br />
durchaus aufhorchen. „Wenn wir den<br />
Markt rein kapitalistischen oder neoliberalen<br />
Regeln überlassen, nach denen im<br />
Prinzip immer der Stärkere gewinnt, entspricht<br />
das nicht meiner Auffassung von<br />
sozialer Marktwirtschaft.“ DashättenVertreter<br />
von Linken, SPD und Grünen in<br />
Berlin kaum besser sagen können.<br />
Die Frage ist nur, welche Taten Seehofer<br />
seinen starken Worten folgen lässt.<br />
Zwar spricht der Minister davon, dass er<br />
den Wucherparagrafen verschärfen will<br />
und dass er die Umwandlung vonMiet- in<br />
Eigentumswohnungen begrenzen<br />
möchte, was angesichts angespannter<br />
Wohnungsmärkte wie in Berlin und München<br />
nur sinnvoll erscheint. Doch muss er<br />
nun im nächsten Schritt auch beweisen,<br />
dass er bereit ist, seine Vorstellungen in<br />
der Koalition durchzusetzen. TutSeehofer<br />
dies nicht, muss man annehmen, dass<br />
seine starken Worte nur der Beruhigung<br />
der SPD für den Fall dienen, dass die<br />
CDU/CSU-Fraktion den Mietendeckel<br />
wie angekündigt vor das Bundesverfassungsgericht<br />
bringt. Denn das dürfte den<br />
Sozialdemokraten gar nicht gefallen.<br />
Kammergericht<br />
Digitaler<br />
Totalschaden<br />
Jörg Hunke<br />
über Bequemlichkeit und ihre<br />
fatalen Folgen.<br />
Esist leider so, dass Diebstähle vor allem<br />
dort begangen werden, wo Einbrecher<br />
leichtes Spiel haben. Auch wenn<br />
es um Daten geht. Nun erst ist das Ausmaß<br />
der Attacke auf das <strong>Berliner</strong> Kammergericht<br />
öffentlich geworden. Voneinem<br />
Totalschaden in Millionenhöhe ist<br />
die Rede. Als ob sich Computersysteme<br />
nicht sichernließen.<br />
Facebook ist da kein gutes Beispiel,<br />
aber von einer erfolgreichen Attacke auf<br />
Google ist nichts bekannt. Die Vereinten<br />
Nationen meldeten vergangene Woche,<br />
dass ein Cyber-Angriff abgewehrtwerden<br />
konnte, weil es eine zuverlässige Infrastruktur<br />
für die Datensicherheit und qualifiziertes<br />
Personal gibt. Eine solche Infrastruktur<br />
aufzubauen, kostet viel Geld und<br />
ist oft auch lästig, weil das Eingeben immer<br />
neuer Passwörter lange dauert und<br />
aufhält. Außerdem bemerkt niemand die<br />
Arbeit der IT-Spezialisten, wenn alles<br />
glattläuft. Auch deshalb wirddie Datensicherheit<br />
oft unterschätzt.<br />
Inzwischen gibt es sogar einen eigenen<br />
Welttag, mit dem zum Ändern des Passworts<br />
aufgerufen wird. Es ist noch immer<br />
so, dass die meisten Bundesbürger naiv<br />
und einfallslos sind bei der Wahl. Daran<br />
haben auch so große und weltweite Attacken<br />
wie jene mit der Schadsoftware<br />
Wannacry vor zwei Jahren nichts geändert.Wird<br />
schon nichts passieren. Dashaben<br />
die Entscheider beim Kammergericht<br />
vermutlich auch gedacht. Für Unternehmen<br />
und Behörden gilt übrigens: Die<br />
meisten Attacken werden von früheren<br />
IT-Mitarbeitern gestartet, die sich nach<br />
der Entlassung rächen wollen. Siekönnen<br />
in der Regel leicht in die ihnen bekannten<br />
Systeme eindringen, weil niemand die<br />
Passwörter geänderthat.<br />
In Anbetracht der Erfolgsbilanz<br />
Pandemien gehören zur Globalisierung.<br />
Dievon den Mongolen eingeschleppte<br />
Pest soll im 14. Jahrhundert<br />
ein Drittel der europäischen<br />
Bevölkerung und eine unbekannte Menge<br />
Asiaten umgebracht haben. Die indigenen<br />
Völker Lateinamerikas wurden im 16. Jahrhundert<br />
von den Pocken, die die Europäer<br />
mitbrachten, zu Hunderttausenden dahingerafft.<br />
Die spanische Grippe brachte 1918<br />
bis 1920 mehr Menschen den Todals der<br />
ganzeErste Weltkrieg.<br />
Der Coronavirus wird übertragen von<br />
Menschen, die ihn zwar schon haben, aber<br />
noch keine Krankheitssymptome zeigen. Er<br />
ist derzeit weniger tödlich als der Sars-Virus<br />
von 2002/3. Er ist aber extrem mutationsfreudig.<br />
Nach offiziellen Angaben der chinesischen<br />
Gesundheitsbehörde waren am 31.<br />
Januar 9700 Menschen erkrankt und über<br />
200 gestorben. Am 2. Februar waren es bereits<br />
mehr als 300 Tote. Auch Fälle im Ausland<br />
sind bekannt. Betroffen sind bisher<br />
mindestens 18 Länder. Darunter Südkorea,<br />
Japan, Thailand, Taiwan, Nepal, die USA,<br />
Australien, Singapur, Vietnam, Saudi-Arabien,<br />
Kanada, Frankreich und Deutschland.<br />
Ausden Philippinen wirdder erste außerchinesische<br />
Todesfall gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
rief am 30. Januar den<br />
„Internationalen Gesundheitsnotstand“ aus.<br />
Dennoch lehnte sie Einschränkungen des<br />
internationalen Reiseverkehrs mit China<br />
ausdrücklich ab.<br />
Pandemien und Panikwarnungen gehören<br />
auch zusammen. Es besteht die Gefahr,<br />
dass Panik einen noch größeren Schaden anrichtet<br />
als die Pandemie. 300 Tote sind in<br />
China eine Zahl, die bei einem Erdbeben<br />
zum Beispiel kaum ernst genommen wird.<br />
Ein Virus aber, das musste die chinesische<br />
Die Kernzeitspaltung fand am vergangenen<br />
Freitag, dem 31. Januar 2020, statt<br />
und sie hatte, das ist die gute Nachricht,<br />
nichts mit dem Brexit zu tun. Schauplatz war<br />
vielmehr der Deutsche Bundestag während<br />
seiner 144. Sitzung und mitten im Tagesordnungspunkt<br />
zur Auswärtigen Kultur- und<br />
Bildungspolitik, kurzAKBP,wie die Abgeordneten<br />
flüssig abzukürzenwussten. Einseltenes<br />
Thema in diesem Gremium, ein wichtiges<br />
Thema „für die Sicherung vonFrieden in<br />
der Welt“, wie Bundesaußenminister Heiko<br />
Maas eingangs betonte.<br />
Die folgende Debatte führte auf eine Abstimmung<br />
über einen Antrag der Regierungsfraktionen<br />
hin, der Bundestag möge<br />
die Regierung dazu auffordern, die AKBP in<br />
ihrem bisherigen Zuschnitt als „zentrale<br />
Säule der deutschen Außenpolitik weiter<br />
stärken“. Heiko Maas also soll mehr Geld bekommen<br />
und die Debatte diente unter anderemdazu,<br />
dass er erfährt, welche Fraktion etwas<br />
dagegen haben könnte.<br />
Da forderte etwa die FDP eine bessereKoordination<br />
und eine Evaluation und außerdem<br />
einen Austausch auch mit dem Iran,<br />
und die AfD verhöhnte den Antrag als „Phrasendreschmaschine“,<br />
der wohl verschleiern<br />
wolle, dass man weder „politisch, moralisch<br />
noch intellektuell in der Lage [sei], Ziele<br />
deutscher Kulturpolitik zu formulieren“. Ein<br />
inhaltlich absurder Einwurf, dessen Sprachkritik<br />
aber nicht ganz ungerechtfertigt ist. Indes,Heiko<br />
Maas hörte das nicht, denn als der<br />
AfD-Abgeordnete das Wort ergriff, hatte der<br />
Coronavirus<br />
Pandemie<br />
und Panik<br />
Arno Widmann<br />
ist der Meinung,dass die derzeitigeSeuche eine viel geringere<br />
Gefahr für die Menschheit ist als etwa der CO 2 -Ausstoß.<br />
Regierung beim Sars-Virus erkennen, ist eine<br />
ganz andere Sache. Erkann sich sprunghaft<br />
weiterentwickeln und mit ungeahnter Geschwindigkeit<br />
um sich greifen. Das macht<br />
ihn unheimlich.<br />
Für Viren gilt weltweit Bewegungs- und<br />
Aufenthaltsfreiheit. GegenVirenhelfen keine<br />
Mauern und kein Brexit. Jeder Virus muss<br />
einzeln erkannt und bekämpft werden. Dass<br />
das funktioniert, haben die letzten Jahrzehnte<br />
gezeigt. Es funktioniert freilich nur<br />
multilateral. Die weltweite, möglichst<br />
schnelle Erfassung aller Daten, die Bereitschaft<br />
zum umfassenden Informationsaustausch,<br />
zur Akzeptanz fremder Hilfe –das ist<br />
die Grundlage eines erfolgreichen Kampfes<br />
gegen Pandemien.<br />
KOLUMNE<br />
Als der Minister<br />
wieder beschafft<br />
werden musste<br />
PetraKohse<br />
guckt gerne<br />
Bundestags-TV.<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
So gesehen wird auch klar, warum die<br />
Welt sich so schwertut im Kampf gegen Terrorismen<br />
jeder Art. Solange der Feind meines<br />
Feindes mein Freund ist, wird esimmer<br />
eine Art von Terrorismus geben, den mein<br />
Feind unterstützt oder den ich unterstütze.<br />
DerMultilateralismus beim Kampf gegen<br />
Pandemien kann auch deshalb so erfolgreich<br />
sein, weil er wenig kostet. Die zig Millionen<br />
Euro für Impfstoffe und Impfungen sind<br />
Peanuts.Außerdem kann die Pharma-Industrie<br />
nicht nur bestens daran verdienen. Sie<br />
bessertauch ihr Image gewaltig auf. Seuchen<br />
stellen nicht unsere Wirtschaftsweise infrage.ImGegenteil.<br />
Sieführen vor, wie gut sie<br />
– befreit von nationalen Bornierungen –<br />
funktionieren kann.<br />
Ganz anders sieht es bei den wirklich großen<br />
Gefährdungen der Menschheit aus. Der<br />
Weltbiodiversitätsrat meldet: In den nächsten<br />
Jahrzehnten sind eine Million Arten vom<br />
Aussterben bedroht. Aufgrund unserer Aktivitäten.<br />
Die Spezies, die sich Homo sapiens<br />
nennt, droht alle anderen –und damit auch<br />
ihre eigene Lebensgrundlage –auszurotten.<br />
Davon lassen wir nicht ab.Wir müssten, um<br />
dem Artensterben ein Ende zu bereiten, anders<br />
leben und wirtschaften.<br />
Das Gleiche gilt für die Verringerung des<br />
CO 2 -Ausstoßes. Ein technisches Problem,<br />
aber unsere ganze Existenz hängt so am<br />
Petro-Konsum, dass wir vorziehen, die Welt<br />
und uns zu vernichten, als ihn abzustellen.<br />
Wir werden uns also ein neues, ein wirklich<br />
multilaterales,ein womöglich menschheitliches<br />
„Wir“ bauen müssen, wenn wir nicht<br />
von den massiven Interessen, die vom derzeitigen<br />
Status quo profitieren und uns überall<br />
auf der Welt in immer engere Horizonte<br />
einsperren, mit in den Abgrund gezogen<br />
werden möchten.<br />
Minister die Sitzung bereits verlassen. Einen<br />
weiteren Redner später beantragte Britta Haßelmann<br />
von den Grünen eine Unterbrechung<br />
derVeranstaltung. Derzuständige Minister<br />
sei in Minute 40 enteilt, und auch<br />
sonst sei kein einziges Mitglied der Bundesregierung<br />
anwesend. Wieder einmal. Zur<br />
„Kernzeit“. Und das gerade heute, obwohl<br />
am Vortag Bundestagspräsident Schäuble in<br />
dieser Sache,dem Mangel an Bundestagssitzungsdisziplin<br />
der Regierungsmitglieder, im<br />
Kanzleramt vorgesprochen habe.<br />
DerBundestagspräsident gab dem Antrag<br />
statt, und ab Minute 54 stand man im Plenarsaal<br />
bequem. LockereGesprächsfetzen wehten<br />
ins Bundestags-TV-Mikrofon, Anton<br />
Hofreiter ging mit schwingendem Haar nach<br />
hinten ab, Claudia Roth versammelte einige<br />
Frauen um sich –mitten in der Kernzeit der<br />
bundesdeutschen Legislativarbeit war ein<br />
Spalt entstanden, aus dem heraus eine Freizeit<br />
erwuchs,inder die Gesetzgeber mit den<br />
Beinen baumeln konnten. EinMoment vollständiger<br />
Disfunktionalität. Das war schön.<br />
Daswar Kunst. Aber natürlich nicht korrekt.<br />
Um 10.08 Uhr allerdings, inMinute 68,<br />
hatte man den Minister wieder beschafft. Er<br />
entschuldigte sich artig und etwas verschwitzt,<br />
im Auswärtigen Amt finde zur<br />
Stunde eine „Kleinwaffenkonferenz“ statt,<br />
zehn Außenminister des westlichen Balkans<br />
und europäischer Länder nähmen teil ...<br />
Zehn Außenminister! Ganz offensichtlich<br />
ist die Kerntagungszeit des Bundestages im<br />
ministeriellen Kalender nicht blockiert. 1,9<br />
Kilometer ist das Auswärtige Amt vom Bundestag<br />
entfernt, die einfache Fahrzeit beträgt<br />
mit dem Auto neun Minuten, was bedeutete,<br />
dass Maas keine zehn Minuten für die Kleinwaffen<br />
aus dem westlichen Balkan gehabt<br />
haben dürfte. Das ist nicht viel. Aber das<br />
kommt davon, wenn man die Kleinwaffe des<br />
eigenen Betriebs unterschätzt: die Geschäftsordnung.<br />
Genaues und sinnentnehmendes<br />
Lesen ist immer wichtig, auch hier.<br />
„Da gehst du als Regisseur<br />
aus der Tonmischung, und<br />
alles ist verständlich. Und<br />
dann siehst du deinen Film<br />
im Fernsehen und verstehst<br />
deine eigenen Dialoge<br />
nicht.“<br />
Christian Petzold, Regisseur, imSpiegel über die<br />
schlechten Lautsprecher der modernen Fernseher<br />
AUSLESE<br />
Wie weiter nach<br />
dem Brexit?<br />
Die Briten sind draußen aus der EU,<br />
wie geht es nun weiter? Die Sunday<br />
Times aus London wagt einen Ausblick:<br />
„Die Aussicht auf einige verdrießliche<br />
Monate mit Verhandlungen, die laut Warnungen<br />
erfahrener EU-Beobachter in der<br />
zweiten Jahreshälfte tränenreich zu Ende<br />
gehen könnten, ist für den Premierminister<br />
(Boris Johnson) alles andereals ideal“,<br />
heißt es dort. „Die jüngsten Vorhersagen<br />
der Bank of England, veröffentlicht in der<br />
vergangenen Woche, waren auffallend<br />
pessimistisch und machten deutlich, dass<br />
sie nicht mehr mit einem Produktivitätsaufschwung<br />
rechnet, was der Schlüssel zu<br />
wachsendem Wohlstand wäre. Das verlorene<br />
Jahrzehnt [...] scheint sich fortzusetzen.“<br />
Auch für die spanische <strong>Zeitung</strong> La<br />
Vanguardia steht in Sachen Brexit fest:<br />
„Weder das Vereinigte Königreich noch<br />
die Europäische Union werden irgendwelche<br />
Vorteile davon haben.“ Die Trennung<br />
werde vor allem Kosten verursachen.<br />
„Das Schlimme ist, dass die Fehler<br />
nicht am nächsten Tagbezahlt werden,<br />
sondernesist oft die nächste Generation,<br />
die zur Kassegebeten wird.“<br />
Auch die Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong><br />
ist der Überzeugung, dass Großbritannien<br />
die größeren Nachteile hat. „Die<br />
schottische Regierung wird mehr denn je<br />
ein zweites Unabhängigkeitsreferendum<br />
verlangen. Irgendwann wird Johnson<br />
nachgeben müssen –von wegen Volkswille.<br />
Der Preis des Brexits könnte sehr<br />
hoch werden.“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 – S eite 9<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Des Kaisers Bart:<br />
Eine kleine<br />
Betrachtung zur<br />
Gesichtbehaarung<br />
Seite 10<br />
„Ich bin keine Nummer“: Obdachlose erzählen, was sie von der Zählunghalten Seite 13<br />
„Nachfrage nach Wohnungen wird anhalten“: Investor schreckt der Mietendeckel nicht Seite 11<br />
Stadtbild<br />
WasGünther<br />
mag<br />
BarbaraWeitzel<br />
lernt zwei sehr verschiedene<br />
Menschen kennen.<br />
Esist ein TagAnfang Januar, an<br />
dem ich unfreiwillig tiefe Einblicke<br />
in das Leben eines Fremden erhalte.<br />
Das kam so: Im vergangenen<br />
Jahr habe ich eine gebrauchte Kamera<br />
gekauft. Der Mann, der sie inserierthatte,ich<br />
nenne ihn hier Günther,versicherte<br />
mir,erhabe alle Bilder<br />
auf der Speicherkarte gelöscht.<br />
Waservergessen hatte: Auch den Kameraspeicher<br />
aufzuräumen. Am besagten<br />
TagimJanuar finde ich die<br />
Bilder.Ich finde jedoch nicht heraus,<br />
wie man sie ungesehen löscht. Seitdem<br />
weiß ich, dass Günther Marathon<br />
läuft und seinen Geburtstag im<br />
Kreis der Familie gefeiert hat. Zumindest<br />
sieht es so aus,die Fotos zeigen<br />
etliche ältere Herrschaften an<br />
der mit langstieligen Blumen geschmückten<br />
Tafel. DieFrauen tragen<br />
das weiße Haar in Löckchen gelegt,<br />
man isst Torte und trinkt aus zierlichen<br />
Tassen. Günther freut sich<br />
sichtlich über eine neue Sporthose.<br />
Außerdem mag Günther violette<br />
Blumen, etliche Nahaufnahmen zeugen<br />
davon, und Sonnenuntergänge.<br />
Vor dem Marathon trinkt Günther<br />
Milchkaffee mit einem hellen Gestreusel<br />
darauf, wahrscheinlich Karamel.<br />
Dazu isst er einen Muffin.<br />
An einem anderen TagimJanuar<br />
erfahre ich, erneut ohne es zu wollen,<br />
von den Vorlieben –und vor allem<br />
Abneigungen –einer mir völlig<br />
unbekannten Person. Schräg gegenüber<br />
vom Haus meines Klarinettenlehrers<br />
wohnt eine Frau, die viel<br />
trinkt und rote Schuhe hasst. Das<br />
weiß ich jetzt, weil die ansonsten ruhige<br />
Straße an diesem Morgen plötzlich<br />
von wüstem Geschrei erfüllt ist.<br />
„Ey, was für hässliche Schuhe, wie<br />
kann man nur solche Schuhe tragen,<br />
Alte, checkst du nicht, wie hässlich<br />
deine Schuhe sind?!?!“ So tönt es von<br />
oben. Weit und breit ist niemand zu<br />
sehen, folglich gilt die Tirade mir.<br />
Ich befehle mir, nicht nach oben<br />
zu schauen, und tue es natürlich<br />
doch. Aus einem geöffneten Fenster<br />
hängt eine Frau mit Kippe und Flasche<br />
in der Hand. Gegen meinen<br />
Willen gehe ich schneller und fühle<br />
mich ausgeliefert. Klingele beim<br />
Lehrer und starre auf meine roten<br />
Stiefel. Nunmach doch auf, bitte ich<br />
stumm, während die offenkundig<br />
völlig besoffenen Frau im Ohrimmer<br />
dieselben Sätze wiederholt, mit so<br />
viel Wut, ja Hass in der Stimme,dass<br />
ich ganz niedergeschlagen bin, noch<br />
Stunden später. Seltsam. Eine<br />
Fremde, betrunken, und doch<br />
schaffte sie es,mir so nahezutreten.<br />
Wann immer ich die roten Stiefel<br />
trage oder diese Straße entlanggehe,<br />
denke ich seitdem an die Betrunkene.<br />
Ich kann nichts dagegen tun.<br />
Und wann immer ich am Haus von<br />
Günther vorbeifahre –esliegt an einer<br />
Buslinie, die ich häufig nutze –<br />
oder die Kamera anschalte, denke<br />
ich an eine heitere Geburtstagsfeier,<br />
onduliertes Haar und blühende Balkonpflanzen.<br />
DieFotos habe ich einzeln<br />
gelöscht, die Bilder im Kopf bleiben.<br />
Wie die Worte der Frau, der ich<br />
keinen Namen gebe. Denn an Günther<br />
und seine Familie denke ich lieber.<br />
Und die roten Stiefel trage ich<br />
absichtlich häufig und mit stolzem<br />
Trotz. Begegnungen kann man sich<br />
nicht aussuchen in der großen Stadt.<br />
Wohl aber das Schuhwerk.<br />
Den02.02.2020 hätten sich vermutlich Einige gerne als Hochzeitsdatum in die Eheringe gravieren lassen. Aber Heiraten warandem Tagnicht möglich, zumindest nicht in Berlin.<br />
Bezirke geben das Nein-Wort<br />
Der Februar steckt voller besonderer Hochzeitstermine, doch einige Standesämter bleiben trotzdem zu<br />
VonFlorian Thalmann<br />
Viele <strong>Berliner</strong> würden sich<br />
im Februar sicher gerndas<br />
Ja-Wort geben, denn der<br />
Monat steckt voller markanter<br />
Hochzeitsdaten, beginnend<br />
mit dem gestrigen Sonntag, dem<br />
02.02.2020; dazu kommen der<br />
20.02.2020, der 22.02.2020 und der<br />
Schalttag. Doch statt des Ja-Wortes<br />
gibt es von einigen Bezirksämtern<br />
das Nein-Wort: Nur wenige Bezirke<br />
bieten alle besonderen Daten als<br />
Hochzeitstermine an.<br />
Sonntags nie<br />
Der 22. Februar fällt auf einen Sonnabend,<br />
genau wie der 29. Februar –<br />
deshalb bleiben die Türen der Standesämter<br />
in vielen Fällen zu. „Das<br />
Standesamt Mitte bietetTrauungstermine<br />
nur mittwochs und freitags an“,<br />
heißt es etwa auf Nachfrage der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> an das Bezirksamt. „Die<br />
angeführten Termine liegen jedoch<br />
an anderenWochentagen.“ Schlechte<br />
Neuigkeiten auch aus Steglitz-Zehlendorf:<br />
Hier gibt es Trauungen nur<br />
am ersten Sonnabend des Monats.<br />
„Der 22. und 29. Februar sind nicht<br />
der erste Samstag des Monats und<br />
werden im Standesamt Steglitz-Zehlendorfnicht<br />
angeboten“, hieß es auf<br />
Nachfrage.Das Wochenende ist auch<br />
in Pankow heilig: Weil der 22. ein<br />
Sonnabend ist, „finden hier keine<br />
Eheschließungen im Rathaus statt“.<br />
Ausgerechnet am speziellsten Tag<br />
blieben die Türen der Standesämter<br />
zu, nämlich am gestrigen 02.02.2020.<br />
Das Datum besteht nur aus Nullen<br />
und Zweien und ist zudem ein Palindrom<br />
–eskann also von vorn und<br />
von hinten gelesen werden. Zuletzt<br />
gab’s das am 21.02.2012, einem<br />
Dienstag. Ehepaareinspe hatten damals<br />
mehr Glück mit den Behörden<br />
als jetzt. „Der 02.02. fällt als gesetzlicher<br />
geschützter Sonntag von vornherein<br />
nicht in die Planung“, heißt es<br />
aus Steglitz. Und aus Charlottenburg:<br />
„Samstags und sonntags werden<br />
keine Eheschließungen durchgeführt.“<br />
Doch es gibt auch Hoffnung: Einige<br />
Bezirksämter bieten sogar zusätzliche<br />
Termine an. Etwa in Reinickendorf:<br />
„Am 22.02.20 finden 14<br />
Eheschließungen statt“, schreibt ein<br />
Sprecher.„Normalerweise bieten wir<br />
Samstagstrauungen nur im Sommer<br />
an, sodass auch diese Termine zusätzlich<br />
eingerichtet wurden.“<br />
18 Eheschließungen soll es an dem<br />
TaginTempelhof-Schöneberggeben<br />
–und auch im RathausHelle Mittein<br />
Marzahn Hellersdorf, das derzeit<br />
wegen Renovierungsarbeiten geschlossen<br />
ist, kann an dem Taggeheiratet<br />
werden. „Üblicherweise ist<br />
mit zehn Terminen pro Tag und Ort<br />
zu rechnen“, sagt ein Sprecher. Und<br />
die seien ausgebucht.<br />
Sonderöffnungen am 20.02.2020<br />
Deramstärksten nachgefragte Tagist<br />
der 20. Februar 2020 –ein Donnerstag.<br />
17 Paare heiraten inReinickendorf,<br />
obwohl an Donnerstagen dort<br />
sonst keine Eheschließungen angeboten<br />
werden.„DieseTermine haben<br />
wir zusätzlich eingerichtet, um möglichst<br />
vielen Bürgern eine Hochzeit<br />
zumWunschtermin anbieten zu können“,<br />
heißt es. Zehn Eheschließungen<br />
soll es in Pankow geben, nur ein<br />
Termin ist noch frei. In Lichtenberg<br />
werden gleich zwei Hochzeitsorte angeboten,<br />
das Dienstgebäude in der<br />
Egon-Erwin-Kisch-Straße und das<br />
Rathaus; 13 Eheschließungen stehen<br />
an. „Hier wurde bewusst geplant,<br />
dass es eine erhöhte Nachfrage geben<br />
könnte“, teilt ein Sprecher mit.<br />
In Charlottenburg seien 20 Heiratstermine<br />
angeboten und vergeben<br />
worden, sieben für das Rathaus<br />
Schmargendorf, die anderen für die<br />
Konkurrenz für Giffey und Saleh<br />
Villa Kogge. Glücklich werden auch<br />
Paare inTempelhof-Schöneberg: Am<br />
20. Februar wurde hier das Angebot<br />
erweitert, es gibt vier Eheschließungen<br />
im Goldenen Saal und satte 23 im<br />
Trauzimmer.Und:Hierwirdaucham<br />
22. Februar geheiratet, 18mal sogar,<br />
trotz Sonnabend.<br />
Eine Expertin kritisiertdas Vorgehen<br />
der Standesämter und den dort<br />
herrschenden Personalmangel: „Ich<br />
erlebe immer wieder, dass Paare gezwungen<br />
sind, eine freie Trauung zu<br />
organisieren. Sie gehen dann in der<br />
Woche inganz kleiner Runde zum<br />
Standesamt und holen sich für die<br />
Feier am Wochenende einen freien<br />
Redner“, sagt Sarah Linow, die seit<br />
zehn Jahren als Hochzeitsplanerin<br />
tätig ist, der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Schade ist es zum Beispiel in Mitte –<br />
hier gibt es schöne Hochzeitsorte,<br />
aber keine Termine an Samstagen.<br />
Das ist sehr schade.“ Sie sieht darin<br />
auch Schaden für die Stadt: Etliche<br />
Touristen kämen in die Hauptstadt,<br />
um zu heiraten. „Und die Leute geben<br />
viel Geld dafür aus. Und Berlin<br />
ist von überall gut zu erreichen, hip<br />
und cool und günstiger als andere<br />
Metropolen“, sagt Sarah Linow.<br />
„Durch die fehlenden Termine geht<br />
der Stadt viel Geld verloren.“<br />
Zwei SPD-Mitglieder fordern Mitgliederbefragung vor der geplanten Neubesetzung der Parteispitze<br />
Für den Vorsitz der <strong>Berliner</strong> SPD<br />
haben sich neben Bundesfamilienministerin<br />
Franziska Giffey und<br />
SPD-Fraktionschef Raed Saleh weitere<br />
Interessenten gemeldet. Die<br />
stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Selbstständigen<br />
in der SPD,Angelika Syring, und<br />
Ulrich Brietzke hätten eine gemeinschaftliche<br />
Kandidaturerklärung<br />
und einen Antrag auf ein Mitgliederbegehren<br />
eingereicht, teilte eine<br />
Sprecherin der <strong>Berliner</strong> SPD am<br />
Samstag mit. „Wir prüfen nun das<br />
Verfahren.“ Das<br />
Mitgliederbegehren<br />
ziele auf<br />
eine Mitgliederbefragung<br />
im<br />
Vorfeld der Wahl<br />
ab.<br />
Zuvor hatte Angelika<br />
der Tagesspiegel-Newsletter<br />
Syring<br />
„Checkpoint““ darüber berichtet.<br />
Dem Bericht zufolge geht es Syring<br />
und Brietzke ums Prinzip -Ambitionen<br />
auf öffentliche Ämter hätten sie<br />
SYRING/TWITTER<br />
Ulrich<br />
Brietzke<br />
BRIETZKE/XING<br />
nicht, hieß es.<br />
Giffey hatte<br />
am Mittwoch<br />
mit dem bisherigen<br />
Amtsinhaber<br />
und Regierenden<br />
Bürgermeister,<br />
Michael<br />
Müller bekanntgegeben,<br />
Vorsitzende<br />
der <strong>Berliner</strong> SPD werden zu<br />
wollen -ineiner Doppelspitze mit<br />
Saleh. Müller hatte zuvor mitgeteilt,<br />
bei der am 16. Mai anstehenden<br />
Wahl nicht mehr für den Posten des<br />
Landesvorsitzenden anzutreten.<br />
In ihrem am Freitagnachmittag<br />
veröffentlichten Kandidatenbrief<br />
schreiben Franziska Giffey und Rahed<br />
Saleh: „Berlin ist die Stadt der<br />
Freiheit. Berlin hat Anziehungskraft.<br />
Berlin ist spannend. Berlin bietet<br />
Chancen.“ Das sei alles andere als<br />
ein Grund zur Klage,„aber auch ein<br />
Auftrag für uns,dafür zu sorgen, dass<br />
die guten Eigenschaften Berlins<br />
auch wirklich allen in Berlin zu Gute<br />
kommen“. (dpa)<br />
WESTEND61<br />
NACHRICHTEN<br />
Veranstalter sagt<br />
die Biermeile ab<br />
Dasals „Biermeile“ bekannte Internationale<br />
<strong>Berliner</strong> Bierfestival wird<br />
es nicht mehr geben. Wieder Veranstalter<br />
am Sonntag bekannt gab,hätten<br />
sich die finanziellen Aufwendungen<br />
etwa für Sicherheits-, Sanitäts-,<br />
und Absperrmaßnahmen sowie für<br />
Sanierungsmaßnahmen der Grünflächen<br />
vonJahr zu Jahr erhöht. Nun<br />
sei man „finanziell an die Grenzen<br />
gelangt“. Dasseit 1996 alljährlich am<br />
ersten Augustwochenende in der<br />
Karl-Marx-Allee veranstaltete Festivallockte<br />
stets Tausende Besucher,<br />
sorgte aber auch immer öfter für Kritik<br />
vonAnwohnern. Im vergangenen<br />
Jahr boten etwa 300 Brauereien<br />
mehr als 2000 Biersorten an. (BLZ)<br />
Mehrere Kinder bei Brand<br />
in Rummelsburg verletzt<br />
In einem zweistöckigenWohngebäude<br />
in Rummelsburgist am Sonntagmittag<br />
ein Feuer ausgebrochen.<br />
Beidem Brand in dem Gebäude in<br />
der Einbecker Straße wurden zwölf<br />
Bewohner verletzt, darunter fünf Kinder.120<br />
Feuerwehrleute waren vor<br />
Ort, sagte ein Sprecher.Bis in den<br />
Nachmittag war die Lage noch nicht<br />
unter Kontrolle.Die Retter suchten<br />
im Dachstuhl nach Glutnestern. Die<br />
Brandursache ist unklar. (ls., dpa)<br />
Genug Freiwillige für den<br />
BER-Test akquiriert<br />
Nach wenigen Tagen der Suche sind<br />
fast alle 20 000 Plätzefür freiwillige<br />
Tester des künftigen Hauptstadtflughafens<br />
BER vergeben. Darüber hinaus<br />
seien mehrereHundertInteressenten<br />
auf Wartelisten vermerkt,<br />
sagte ein Flughafensprecher.„Das<br />
Interesse ist erfreulich groß, den BER<br />
vorallen anderen kennenzulernen.“<br />
DieKomparsen sollen vonEnde Juni<br />
bis Mitte Oktober die Passagier-Abläufe<br />
erproben. (dpa)<br />
Polizei meldet mehr Delikte<br />
mit Schreckschusswaffen<br />
Immer häufiger registriertdie Polizei<br />
illegal mitgeführte Schreckschusspistolen<br />
und das verbotene Abfeuerndieser<br />
Waffen. Vergangenes Jahr<br />
erfasste die Polizei 335 Verstöße gegen<br />
das Waffengesetz mit Schreckschusswaffen.<br />
In den Jahren davor<br />
lagen die Zahlen deutlich darunter.<br />
DieAnzahl anderer Straftaten wie<br />
Bedrohung, Raub oder Diebstahl,<br />
bei denen der Täter eine Schreckschusspistole<br />
einsetzte,blieben mit<br />
etwa 100 über die Jahrekonstant.<br />
Überproportional sind es junge<br />
Männer,die eine Schreckschusspistole<br />
dabeihaben. Vonden 1655 Verdächtigen<br />
(Jahre2015 bis 2019) bei<br />
den Verstößen gegen das Waffengesetz<br />
waren knapp 800 männlich und<br />
unter 25 Jahren alt. (dpa)<br />
Delikte mit Schreckschusspistolen<br />
Anzahl der Verstöße in Berlin<br />
335<br />
141<br />
173<br />
209<br />
265<br />
2015 2016 2017 2018 2019<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: DP
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
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Stadtgeschichte<br />
Kaiser Wilhelm I. (1797–1888): der Patriarchenbart. WIKIPEDIA (2)<br />
Friedrich III. (1831–1888), der 99-Tage-Kaiser:Variante gepflegter Vollbart. Kaiser Wilhelm II. (1859–1941): Bartmode „Kaiser-Wilhelm-Aufsteiger“. HERITAGE IMAGES<br />
Des Kaisers Bart<br />
In den wilhelminischen Jahrzehnten avancierte die Gestaltung des majestätischen Gesichtshaares zum patriotischen Bekenntnis<br />
VonMaritta Tkalec<br />
Die zauseligen Revoluzzerbärte<br />
der 1848er-Revolution<br />
waren mit<br />
Marx, Engels und Genossen<br />
ins Exil gegangen, als die<br />
Gründung des Deutschen Reiches<br />
1871 den Siegeszug der Kaiserbärte<br />
einleitete.Der wohlkomponierte Gesichtsbewuchs<br />
Wilhelms I. –wollig<br />
gelockt die würdevoll-grauen Backenbarthälften,<br />
dazwischen glattes<br />
Kinn, als Krönung über der Lippe der<br />
energisch hochgezwirbelte altersweiße<br />
und -weise Schnäuzer –fand<br />
begeisterte Nachahmer über alle<br />
Standesunterschiede hinweg: Die<br />
Untertanen verstanden den gravitätischen<br />
Patriarchenlook als Symbol<br />
der Kaisertreue und der Konformität<br />
und ergriffen massenhaft die Möglichkeit<br />
zur klassenübergreifenden<br />
Identifikation mithilfe eigener Körpergestaltung.<br />
Mit dieser Barttracht<br />
durfte sich der Schustergeselle wie<br />
ein Kaiser fühlen.<br />
Jeder Bart ist anders<br />
Nicht jedem gestattete die Natur,<br />
sich dem kaiserlichen Vorbild vollkommen<br />
anzugleichen, denn: Jeder<br />
Bart ist anders. Wuchsfläche, Struktur<br />
oder Farbe des Restbestandes<br />
ehemaliger Vollbehaarung fallen<br />
höchst individuell aus.Wenn die Einzigartigkeit<br />
jeder Bartanlage damals<br />
eher störte,soöffnet sie dem Bartträger<br />
der Gegenwart geradezu unendliche<br />
Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Mit opulenter Vollbartvariante<br />
trat 1888 Kaiser Friedrich III. nach<br />
dem Tode seinesVaters als Herrscher<br />
auf. In seinen 27 Wartejahren als<br />
Kronprinz hatte er sich militärisch<br />
sowie in Finanz- und Handelsfragen<br />
gebildet, sich gerne in architektonische<br />
und stadtgestalterische Fragen<br />
Berlins eingemischt, gegen den elterlichen<br />
Willen aus Zuneigung die<br />
britische Prinzessin Victoria zur Gemahlin<br />
erwählt und –bei aller Loyalität<br />
–gegen Vaters Politik opponiert.<br />
Liberale Hoffnungen begleiteten die<br />
Thronbesteigung. Doch nach nur 99<br />
Tagen starb Friedrich III. an Kehlkopfkrebs.<br />
Als Modevorbild setzte<br />
sich der Vollbartnicht durch.<br />
Ganz anders wirkte der nächste<br />
Monarch im sogenannten Drei-Kaiser-Jahr<br />
1888: MitWilhelm II., bei der<br />
Krönung 29 Jahre alt, nahm der<br />
Reichsadler Platz auf der edelsten<br />
Oberlippe der Nation. Modern,<br />
selbstbewusst, mit unmissverständlichem<br />
Machtanspruch reckten sich<br />
dessen Bartflügel dynamisch in die<br />
Höhe. Das begeisterte Millionen<br />
Männer.Mit diesem Schnauzer fand<br />
die Tradition der Kaiser-Wilhelm-<br />
Bärte ihren Höhepunkt.<br />
Von dem US-amerikanischen<br />
Historiker Robert K.Massie ist eine<br />
Beschreibung Wilhelms II. zum Zeitpunkt<br />
des Regierungsantritts überliefert:<br />
„Wer den neuen deutschen<br />
Kaiser betrachtete, sah einen knapp<br />
mittelgroßen Mann mit rastlosen,<br />
strahlend blauen Augen und lockigem<br />
hellbraunem Haar. Sein auffallendstes<br />
Merkmal war ein buschiger<br />
Schnurrbartmit aufgebogenen Spitzen,<br />
die Kreation eines geschickten<br />
Barbiers,der jeden Morgen mit einer<br />
Dose Wachs im Schloss erschien.“<br />
Tatsächlich kam allmorgendlich<br />
um sieben Uhr François Haby ins<br />
<strong>Berliner</strong> Schloss, ein Haarkünstler<br />
Aus der Forschung: Eine ausführliche Darstellung<br />
liefertdie Dissertation vonChristina<br />
Wietig „Der Bart. Zur Kulturgeschichte des<br />
Bartes vonder Antikebis zur Gegenwart“, Institut<br />
für Gewerblich-Technische Wissenschaften<br />
-Fachrichtung Kosmetik und Körperpflege.<br />
Vollständig im Netz: https://dnb.info/976764059/34<br />
Aus dem Stadtmuseum: Elisabeth Bartel,<br />
„Donnerwetter tadellos! Kaiser,Hoffriseur<br />
und Männerbärte“, Taschenbuch, herausgegeben<br />
2013 vomStadtmuseum in der Reihe<br />
Museum in der Tasche<br />
aus hugenottischer Familie, der seit<br />
1880 in der dorotheenstädtischen<br />
Mittelstraße, keinen Kilometer von<br />
Kaisers Wohnung entfernt, erfolgreich<br />
einen Frisiersalon betrieb.<br />
Haby stylte Majestät zu großer Zufriedenheit,<br />
begleitete den Kaiser auf<br />
Staatsbesuchen. 1890 erhielt er Rang<br />
des Hoffriseurs.<br />
Habys Ruhm und Vermögen<br />
mehrten auch die von ihm kreierten<br />
und vertriebenen Kosmetika, allen<br />
voran die Bartpomade mit dem<br />
grandiosen Namen „Donnerwetter –<br />
tadellos!“. Die Dose, die er allmorgendlich<br />
für Majestät dabeihatte,<br />
enthielt dieses Zeitgeistprodukt.<br />
Seine Rasierseife hieß aufmunternd<br />
„Wach auf“, das Damenshampoo<br />
„Ich kann so nett sein“.<br />
ZUR KULTURGESCHICHTE<br />
Barttasse aus Porzellan, um 1900, Aufschrift:<br />
„Ich gratuliere“ . STIFTUNG STADTMUSEUM<br />
Die Bartbinde namens „Es ist erreicht“<br />
ergänzte das Pflegeset. Und<br />
nicht nur Majestät legte die Binde<br />
über Nacht an, um die hochgezwirbelten<br />
Spitzen, genannt Kaiser-Wilhelm-Aufsteiger,<br />
inPosition zu halten,<br />
sondern buchstäblich jedermann.<br />
Bartwichse und Binde, die<br />
Schönheits- und Statusprodukte für<br />
den Mann, gehörten in der Zeit des<br />
Wachstums Berlins zur Weltmetropole<br />
zu den Massenprodukten. Friseur<br />
Haby ließ 1901 seinen Salon luxuriös<br />
umgestalten –spektakulär mit<br />
grünen Marmorwaschbecken, dunkelrotem<br />
Mahagonifurnier und einem<br />
violetten Wandfries. Einen Teil<br />
des Ensembles hütet heute das Märkische<br />
Museum als Prachtstück seiner<br />
Ausstellung.<br />
Unvollständig wäre die Liste der<br />
Kultgegenstände rund um das<br />
Thema „Kaisers Bart für alle“ ohne<br />
einen banalen Alltagsgegenstand:<br />
die Barttasse. Ein über der Öffnung<br />
platzierter Steg minimierte den Kontakt<br />
vonSchnauzer und Tasseninhalt<br />
beim Trinken. In der Kaiserzeit verfügte<br />
wohl jeder Bartträgerhaushalt<br />
über mindestens ein Exemplar. Wer<br />
heute bei Online-Händlern nachschaut,<br />
stellt fest: Die Barttasse ist<br />
wieder da. Originale aus Kaisers Zeit<br />
erzielen schöne Preise, Neuproduktionen<br />
helfen modernen Bartträgern<br />
beim hygienisch und ästhetisch vorteilhaften<br />
Cappucinoschlürfen.<br />
Einen Kaiserbart zu tragen verpflichtete<br />
auch zu verbaler Disziplin:<br />
Entschlüpfte einem majestätsähnlich<br />
gezierten Mund ein illoyales<br />
Wort, hieß es schnell: „Majestätsbeleidigung“!<br />
Heinrich Manns „Untertan“<br />
Diederich Heßling sagt es unmissverständlich:<br />
„Der Schnurrbart<br />
wird von Seiner Majestät getragen!<br />
Es ist die deutsche Barttracht.“<br />
In der Menschheitsgeschichte ist<br />
es natürlich nichts Neues, den Naturzustand<br />
des männlichen Gesichtshaares<br />
abzuwandeln, ihm eine<br />
zeitgemäße Ästhetik zu verleihen<br />
oder mit Symbolkraft aufzuladen –<br />
durch schneiden, formen, drehen,<br />
locken, ölen, parfümieren. Alte Kulturen<br />
haben Bärte mit Goldstaub<br />
und Goldfäden veredelt oder mit Ersatzhaar<br />
ergänzt, um es üppiger und<br />
gesünder aussehen lassen. Heute<br />
bieten Bartextensions unbegrenzte<br />
Möglichkeiten in Form und Farbe.<br />
Hierzulande geht es nicht mehr<br />
um den Glauben an die im ewig<br />
wachsenden Bart hausende göttliche<br />
Macht oder die Überzeugung,<br />
mit sprießendem Bart wüchsen dem<br />
Jungmann Führerqualitäten zu. Die<br />
Kulturhistorikerin Christina Wietig<br />
beschreibt den neuen Bart „als kulturkreisabhängigen<br />
virilen Individualausdruck<br />
für die Kommunikation“,<br />
um „Lebensentwürfe, Haltungen,<br />
Temperamente,selbstgewählte oder<br />
gesellschaftlich erwartete Rollenbilder“<br />
vorzuzeigen.<br />
Rebell oder Konformist?<br />
Die Signale helfen demnach bei der<br />
sofortigen Einordnung des Gegenübers:<br />
Rebell oder Konformist? Auch<br />
das Gegenteil ist möglich: Tarnung.<br />
Bartträger verlangen Blickkontakt,<br />
fordernvisuelle Auseinandersetzung<br />
ein und gebieten zugleich Distanz.<br />
Im Gegensatz dazu steht die Beschwichtigungsbotschaft<br />
rasierter<br />
Bärte: Der kindlichere Ausdruck des<br />
vollständig einsehbaren Gesichts,<br />
vor allem dessen Mimik, erscheint<br />
weniger bedrohlich.<br />
Der Kaiser-Bart fusselte übrigens<br />
schon vordem Ende der Monarchie:<br />
Wer die Gasmaske überstreifen<br />
musste, bevorzugte um des Überlebens<br />
willen glatte Haut. Übrig blieb<br />
mit dem Bürstchen des Gefreiten<br />
Hitler der nächste deutsche Kultbart.<br />
Übergehen wir dieses (kurz)haarige<br />
Kapitel mit der Ermahnung, die<br />
der Poet Emanuel Geibel hinterließ.<br />
In einem seiner Gedichte streiten drei<br />
junge Männer im Wirtshaus darüber,<br />
ob der Bart Kaiser Friedrich Barbarossas<br />
braun, schwarz oder weiß gewesen<br />
sei und hauen schließlich mit Säbeln<br />
aufeinander ein. Deshalb der<br />
Appell: „Zankt, wenn ihr sitzt beim<br />
Weine,nicht um des Kaisers Bart!“<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
Labor 89<br />
Groß-Berlin-Gesetz<br />
Hugenotten in Berlin<br />
Die gängige Erinnerungskultur über die Wendezeit und<br />
die deutsch-deutsche Vereinigung ist von einer einseitigen<br />
Erzählung geprägt, die ein Bild des nationalen Erfolgs<br />
zeichnet. Soziale Umbrüche, aber auch Erfahrungen<br />
und Beiträge von Menschen und Communities, die<br />
nicht in dieses Bild passen, kommen kaum vor. Dieneue<br />
Ausstellung im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum<br />
betrachtet diese Geschichte aus der Sicht von Akteuren,<br />
die vor und nach dem Mauerfall für Gleichstellung,<br />
Partizipation und Selbstbestimmung kämpften.<br />
Labor 89.Neue Perspektiven auf die Wendezeit, Ausstellungbis 22. März,<br />
FHXBMuseum,Adalbertstraße 95 A, Di–Do 12–18 Uhr,Fr–So 10–20Uhr<br />
Nach jahrzehntelanger Diskussion trat 1920 das Groß-<br />
Berlin-Gesetz in Kraft. Das hundertjährige Bestehen der<br />
Stadt- und Einheitsgemeinde wird indiesem Jahr mit<br />
zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen und auch<br />
Diskussionen über die heutige Situation gefeiert. Das<br />
„Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde<br />
Berlin“, so der vollständige Name, wurde am 27. April<br />
1920 vomPreußischen Landtag mit schwacher Mehrheit<br />
von 165 zu 148 Stimmen (Ja-Stimmen von SPD, USPD<br />
und Teilen der linksliberalen DDP) beschlossen und trat<br />
am 1. Oktober in Kraft. In die bisherige Stadtgemeinde<br />
Berlin wurden die sechs kreisfreien Städte Lichtenberg,<br />
Schöneberg, Wilmersdorf, Charlottenburg, Neukölln<br />
und Spandau sowie aus den Kreisen Niederbarnim, Osthavelland<br />
und Teltow die Stadtgemeinde Köpenick, 59<br />
Landgemeinden und 27 Gutsbezirke eingemeindet. Damit<br />
wurde der Grundstein für das Berlin des 20. Jahrhunderts<br />
gelegt; die Stadt erhielt ihre Form, die im Großen<br />
und Ganzen bis heute Bestand hat. Die Einzelteile verschmolzen<br />
nicht zu einer großen Masse mit einem einzigen<br />
Zentrum, sondernweisen bis heute Besonderheiten<br />
auf. Zu den gut 1,9 Millionen EinwohnernAlt-Berlins gesellten<br />
sich 1929 noch einmal genauso viele Neu-<strong>Berliner</strong><br />
aus den eingemeindeten Gebieten. Mit 3,8 Millionen<br />
Einwohnern stieg Berlin schlagartig zur drittgrößten<br />
Stadt der Welt nach NewYorkund London auf. (mtk.)<br />
Im 17. Jahrhundertnahm der Große Kurfürst rund 15 000<br />
Hugenotten in Brandenburgauf, die aus Frankreich fliehen<br />
mussten. Viele vonihnen siedelten sich in Berlin an.<br />
Sieprägten die Stadt nachhaltig inWirtschaft, Kultur und<br />
Wissenschaft. Die jüngste Ausgabe der Zeitschrift <strong>Berliner</strong><br />
Geschichte widmete sich dem Thema. Die Autoren<br />
des Heftes berichten von der Ansiedlung der Hugenotten,<br />
der Entstehung der französischen Gemeinde in Berlin,<br />
von der religiösen Toleranz der Zeit und der konkreten<br />
Geschichte einer Hugenottenfamilie.<br />
HugenotteninBerlin,Vorträgevon Susanne Lachenicht, Jürgen Wetzel, Mathias<br />
Asche, RobertViolet, 11. Februar,20Uhr,Urania, An der Urania 17
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 11<br />
· ·<br />
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Berlin<br />
Maximal 20 Prozent Überschreitung sind erlaubt<br />
Die geplanten Regelungen des Mietendeckels –und wiesie von den <strong>Berliner</strong>n genutzt werden können<br />
VonUlrich Paul<br />
Das Abgeordnetenhaus<br />
hat am vergangenen<br />
Donnerstag den Gesetzentwurf<br />
für den Mietendeckel<br />
beschlossen, mit dem die<br />
Mieten für fünf Jahre weitgehend<br />
eingefroren werden sollen. Hier ein<br />
Überblick über das weitere Verfahrensowie<br />
die Kernpunkte des Gesetzes<br />
–und ausgewählte Empfehlungen,<br />
wie sich Mieter verhalten sollen.<br />
Wann tritt der Mietendeckel in Kraft?<br />
Voraussichtlich bis Ende Februar.<br />
Zunächst muss der Senat entscheiden,<br />
ob der Beschluss des Abgeordnetenhauses<br />
von ihm unterstützt<br />
wirdoder ob es eine weitereBehandlung<br />
des Gesetzes im Parlament geben<br />
muss. Wenn der Senat auf eine<br />
weitere Behandlung im Parlament<br />
verzichtet, kann der Gesetzestext redaktionell<br />
fertiggestellt werden. Anschließend<br />
geht das Gesetz zur Unterzeichnung<br />
an den Präsidenten<br />
des Abgeordnetenhauses. Spätestens<br />
14 Tage nach der Unterzeichnung<br />
muss das Gesetz im Gesetzund<br />
Verordnungsblatt veröffentlicht<br />
werden. Am Tagnach dieser Veröffentlichung<br />
ist das Gesetz wirksam.<br />
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
rechnet damit, dass dies<br />
Ende Februar der Fall sein wird.<br />
Für welche Wohnungen gilt der Mietendeckel?<br />
DerMietendeckel gilt für rund 1,5<br />
Millionen Mietwohnungen, das sind<br />
etwa 90 Prozent aller Mietwohnungen<br />
in Berlin. Ausgenommen sind<br />
unter anderem Sozialwohnungen,<br />
Wohnheime sowie Neubauwohnungen,<br />
die ab 2014 bezugsfertig geworden<br />
sind. Der Mietendeckel gilt zudem<br />
nicht für Wohnungen, die vorher<br />
dauerhaft unbewohnbar waren<br />
und erst mit einem dem Neubau entsprechendem<br />
Aufwand wiederhergestellt<br />
wurden. Ausgenommen sind<br />
ferner Wohnungen, die mit öffentlichen<br />
Mitteln modernisiert und instandgesetzt<br />
wurden und einer<br />
Mietpreisbindung unterliegen.<br />
Wie werden die Mieten eingefroren?<br />
Der Mietendeckel verbietet Vermietern<br />
für die Dauer von fünf Jahren,<br />
für bestehende Mietverhältnisse<br />
eine Miete zu fordern, die über die<br />
am 18. Juni 2019 wirksam vereinbarte<br />
Miete hinausgeht. Die Mieten<br />
werden also auf dem Stand vom 18.<br />
Juni 2019 eingefroren. Dabei soll der<br />
Preisstopp auch für Staffel- und Indexmieten<br />
gelten. Wenn die Wohnung<br />
zwischen dem Stichtag 18. Juni<br />
2019 und dem Inkrafttreten des Mietendeckels<br />
vermietet wurde,wirddie<br />
in dieser Zeit vereinbarte Miete eingefroren.<br />
Erstmals ab 2022 soll es<br />
möglich sein, die gedeckelten Mieten<br />
anzuheben. Und zwar um den<br />
Prozentsatz der seit 18. Juni 2019 eingetretenen<br />
Inflation, höchstens jedoch<br />
um 1,3 Prozent jährlich. Dass<br />
die Mieten für fünf Jahreeingefroren<br />
werden, gilt also nur eingeschränkt.<br />
Möglich sind solche Mieterhöhungen<br />
aber nur, wenn die festgelegten<br />
Mietobergrenzen je nach Baualter<br />
und Ausstattung noch nicht erreicht<br />
oder überschritten sind.<br />
Was ist unter dem Begriff Miete zu<br />
verstehen?<br />
Beieiner Miete im Sinne des Mietendeckels<br />
ist die Nettokaltmiete gemeint.<br />
Also die Miete ohne Betriebskosten<br />
sowie Kosten für Heizung<br />
und Warmwasser. Enthalten in der<br />
Miete sind zugleich alle Zuschläge,<br />
wie zum Beispiel für Mobiliar. Jegliche<br />
Aufschläge, etwa für Vorhänge<br />
oder ein Bett, sind damit untersagt.<br />
Wie hoch liegen die Obergrenzen?<br />
Die Mietobergrenzen liegen je<br />
nach Bezugsfertigkeit der Wohnung<br />
und deren Ausstattung zwischen<br />
3,92 Euro und 9,80 Euro je Quadratmeter.<br />
InGebäuden mit nicht mehr<br />
als zwei Wohnungen, also in Einund<br />
Zweifamilienhäusern, erhöht<br />
sich die Mietobergrenze um zehn<br />
Prozent. Für Wohnraum mit moderner<br />
Ausstattung erhöht sich die<br />
Mietobergrenzeumeinen Euro.Eine<br />
moderne Ausstattung liegt vor, wenn<br />
drei der folgenden fünf Merkmale<br />
vorhanden sind: 1. Ein schwellenlos<br />
erreichbarer Aufzug. 2. Eine Einbauküche.<br />
3.Eine hochwertige Sanitärausstattung.<br />
4. Einhochwertiger Bodenbelag<br />
in der überwiegenden Zahl<br />
der Wohnräume. 5. Ein niedriger<br />
Energieverbrauchskennwert. Bei<br />
den Mietobergrenzen handelt es<br />
sich um gesetzlich bestimmte Miethöchstpreise.<br />
Sie basieren auf dem<br />
<strong>Berliner</strong> Mietspiegel 2013. Die Mietobergrenzen<br />
können zwei Jahre<br />
nach Inkrafttreten des Mietendeckels<br />
angehoben werden.<br />
Sind Modernisierungen möglich?<br />
Ja. Modernisierungen sind ohne<br />
besonderes Genehmigungsverfahrenzulässig,<br />
wenn sie beispielsweise<br />
dem Klimaschutz oder dem Abbau<br />
von Barrieren in der Wohnung dienen<br />
und die Miete zugleich um nicht<br />
mehr als einen Euro proQuadratmeter<br />
steigt. Hierbei darf allerdings<br />
auch die Mietobergrenze umnicht<br />
mehr als einen Euro überschritten<br />
werden. Solche Modernisierungen<br />
müssen bei der Investitionsbank<br />
Berlin (IBB) angezeigt werden.<br />
Wasgilt bei der Wiedervermietung einer<br />
Wohnung?<br />
Frisch sanierte Plattenbauten am Wriezener Karree in Friedrichshain<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
Mietobergrenzen<br />
monatliche Nettokaltmiete in Euro pro Quadratmeter je nach Ausstattung der Wohnung<br />
mit Sammelheizung und mit Bad<br />
mit Sammelheizung oder mit Bad<br />
ohne Sammelheizung und ohne Bad<br />
Wohnung bezugsfertig ...<br />
bis 1918 6,45<br />
von 1919 bis 1949<br />
von 1950 bis 1964<br />
von 1965 bis 1972<br />
von 1973 bis 1990<br />
von 1991 bis 2002<br />
von 2003 bis 2013<br />
3,92<br />
4,59<br />
5,00<br />
5,22<br />
5,62<br />
6,27<br />
6,08<br />
5,95<br />
6,04<br />
8,13<br />
9,80<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: SENSTADT<br />
Wenn Wohnraum nach dem Inkrafttreten<br />
des Gesetzes wiedervermietet<br />
wird, ist es per Gesetz verboten,<br />
eine höhereals die eingefrorene<br />
Miete zu nehmen. Liegt die eingefrorene<br />
Miete oberhalb der jeweiligen<br />
Mietobergrenze, darfdieVermietung<br />
nur zur Mietobergrenzeerfolgen. Bei<br />
der Mietobergrenze ist gegebenenfalls<br />
der Zuschlag für eine moderne<br />
Ausstattung und nach einer Modernisierung<br />
zu berücksichtigen. Bei<br />
Wohnungen, deren Vormiete unter<br />
5,02 Euro je Quadratmeter liegt, darf<br />
die Miete bei der Wiedervermietung<br />
um maximal einen Euro auf bis zu<br />
5,02 Euro je Quadratmeter erhöht<br />
werden – Voraussetzung ist, dass<br />
zwei der fünf Merkmale für eine moderne<br />
Ausstattung vorhanden sind.<br />
Also zum Beispiel ein schwellenlos<br />
erreichbarer Aufzug oder eine Einbauküche.<br />
Wann ist eine Miete überhöht?<br />
Eine Miete ist überhöht, wenn sie<br />
unter Berücksichtigung der Wohnlage<br />
mehr als 20 Prozent über der<br />
Mietobergrenze liegt. Ein Beispiel:<br />
Beträgt die Mietobergrenze 5,95<br />
Euro je Quadratmeter, darf der Vermieter<br />
maximal 7,14 Euro je Quadratmeter<br />
verlangen –das sind 20<br />
Prozent mehr. Alles, was darüber<br />
liegt, gilt als überhöht. Je nach Lage<br />
sind jedoch Zuschläge oder Abschläge<br />
möglich. Für Wohnungen in<br />
einfacher Wohnlage ist ein Abschlag<br />
von 28 Cent pro Quadratmeter zu<br />
berücksichtigen, für Wohnungen in<br />
mittlerer Wohnlage werden 9Cent je<br />
Quadratmeter abgezogen, für Wohnungen<br />
in guter Wohnlage werden<br />
hingegen 74 Cent je Quadratmeter<br />
draufgeschlagen. Die Wohnlagen-<br />
Einordnung soll „demnächst“ veröffentlicht<br />
werden –laut Stadtentwicklungsverwaltung<br />
werden zur Bestimmung<br />
voraussichtlich die<br />
Wohnlagen des <strong>Berliner</strong> Mietspiegels<br />
herangezogen.<br />
Wie ist eine überhöhte Miete zu senken?<br />
Bislang war vorgesehen, dass die<br />
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
auf Antrag der Mieter die Miete<br />
absenkt. Nach der Überarbeitung<br />
des Gesetzentwurfs ist jetzt kein Antrag<br />
der Mieter mehr nötig. Nun ist<br />
im Gesetzestext festgelegt worden,<br />
dass eine überhöhte Miete verboten<br />
ist. Dieses Verbot gilt allerdings erst<br />
neun Monate nach der Verkündung<br />
des Gesetzes.Zwarist für die Absenkung<br />
der Miete kein Bescheid der Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung<br />
nötig, doch könne ein solcher<br />
„hilfreich“ sein, empfiehlt der <strong>Berliner</strong><br />
Mieterverein. Da die zuständige<br />
Senatsverwaltung alle Maßnahmen<br />
ergreifen könne, die zur Durchsetzung<br />
des Absenkungsanspruchs erforderlich<br />
sind, sollte sie bei einer<br />
Ablehnung der Absenkung durch<br />
den Vermieter einbezogen werden,<br />
rät der Mieterverein. DieVerwaltung<br />
könne dann einen Verwaltungsakt<br />
erlassen oder eine Auskunft über die<br />
zulässige Miete erteilen. Beides<br />
könne bei einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung<br />
mit demVermieter<br />
hilfreich sein.<br />
Gibt es eine Härtefallregelung für Vermieter?<br />
Ja. Umzuverhindern, dass Vermieter<br />
durch die Regelungen dauerhafte<br />
finanzielle Verluste erleiden<br />
oder ihr Eigentum in der Substanz<br />
gefährdet wird, sieht das Gesetz eine<br />
Härtefallregelung vor. Danach ist im<br />
Einzelfall eine höhere Miete erlaubt.<br />
Einkommensschwache Mieter sollen<br />
im Gegenzug einen finanziellen<br />
Ausgleich erhalten, den sie jedoch<br />
beantragenmüssen.<br />
Welche Strafen drohen Vermietern?<br />
Verstöße gelten als Ordnungswidrigkeiten.<br />
Hierbei drohen Geldbußen<br />
biszu500 000 Euro.<br />
Worauf stützt sich der Senat beim<br />
Mietendeckel?<br />
Der Senat beruft sich auf die Föderalismusreform<br />
von 2006, nach<br />
der die Kompetenz für das Wohnungswesen<br />
auf die Länder übergegangen<br />
ist. Die Landesregierung<br />
sieht darin die Möglichkeit, ein öffentlich-rechtlich<br />
ausgestaltetes<br />
Mietpreisrecht zu schaffen.<br />
Wie ist es um die Rechtssicherheit<br />
des Gesetzes bestellt?<br />
Mit dem Mietendeckel beschreitet<br />
der rot-rot-grüne Senat juristisches<br />
Neuland. Es gibt bisher kein<br />
Bundesland, das die Mieten per Landesgesetz<br />
öffentlich-rechtlich begrenzt.<br />
Ob dies zulässig ist, ist umstritten.<br />
Klagen sind angekündigt. So<br />
wollen die Fraktionen vonCDU und<br />
FDP im Abgeordnetenhaus vor das<br />
Landesverfassungsgericht ziehen.<br />
Der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Jan-Marco Luczak strebt eine Entscheidung<br />
vor dem Bundesverfassungsgericht<br />
an. Dafür nötig sind die<br />
Unterschriften von 178 Bundestagsabgeordneten.<br />
Luczak erklärte,ersei<br />
sicher, dass dieses Quorum schnell<br />
erreicht wird. Es besteht also die Gefahr,<br />
dass Teile des Mietendeckels<br />
oder sogar das komplette Gesetzeswerks<br />
als verfassungswidrig eingestuft<br />
werden.<br />
Ulrich Paul<br />
hält den Mietendeckel für<br />
ein nötiges Experiment.<br />
Investieren, wenn die Preise fallen<br />
Trotz Mietendeckels: Warum die Mähren AG, eine Immobilien-Investment-Gesellschaft, weiter an gute Geschäfte in der Bundeshauptstadt glaubt<br />
VonUlrich Paul<br />
Die Verbände der Immobilienwirtschaft<br />
warnen seit Monaten<br />
davor, dass der Mietendeckel zum<br />
Investitionshindernis werde, doch<br />
manche privaten Unternehmen zeigen<br />
sich unbeeindruckt von der beschlossenen<br />
Regulierung.<br />
DieMähren AG,ein nach eigenen<br />
Angaben langfristig orientierter Bestandshalter<br />
mit Fokus auf Wohnimmobilien,<br />
erklärte jetzt jedenfalls,<br />
trotz Mietendeckels weiter in Berlin<br />
investieren zu wollen. „Die Immobilienpreise<br />
in Berlin haben aufgrund<br />
der Diskussionen um den Mietendeckel<br />
nachgegeben, dadurch nehmen<br />
für uns die Investitionsmöglichkeiten<br />
wieder zu“, erklärte Unternehmenschef<br />
Jakob Mähren. „Wir beobachten<br />
den Markt weiterhin intensiv,<br />
nutzen unsere profunden<br />
Marktkenntnisse und werden verstärkt<br />
investieren“, so Mähren.<br />
„Der Mietendeckel hat zur Folge,<br />
dass sich vor allem kurzfristig orientierte<br />
Investorengruppen zurückhalten“,<br />
sagt Mähren. Für langfristig<br />
agierende Investoren wie die Mähren<br />
AGsei Berlin aber „nach wie vor<br />
der attraktivste Wohnimmobilienmarkt<br />
Deutschlands“, so der Unternehmer.Die<br />
Metropole werdesich in<br />
den kommenden Jahren weiterhin<br />
positiv entwickeln und sei in der IT-<br />
Branche und der Start-up-Szene<br />
weiterhin starkgefragt –national wie<br />
international. „Dementsprechend<br />
wird die Nachfrage nach Wohnungen<br />
auch in den kommenden Jahren<br />
anhalten“, schätzt Mähren.<br />
DieMähren AG,die 2002 gegründet<br />
wurde, investiert vor allem in<br />
<strong>Berliner</strong> Wohnimmobilien. Das Unternehmen<br />
kauft klassische Mietshäuser<br />
und Wohnanlagen sowie seit<br />
2017 auch Gewerbeobjekte.Das Unternehmen<br />
erklärte, dass es einen<br />
Fokus „auf Developments von<br />
„Der Mietendeckel hat zur Folge,<br />
dass sich vor allem kurzfristig orientierte<br />
Investorengruppen zurückhalten.<br />
Für langfristig agierende Investoren wie uns<br />
ist Berlin nach wie vor der attraktivste<br />
Wohnimmobilienmarkt Deutschlands.“<br />
Jakob Mähren, Chef der <strong>Berliner</strong> Immobilien-Investment-Gesellschaft Mähren AG<br />
MÄHREN/ RICHATD B.<br />
Wohnimmobilien setzen“ wolle.Dafür<br />
würden künftig verstärkt in Berlin<br />
und im nahen Umland Entwicklungsobjekte,<br />
Gewerbeliegenschaften<br />
und Baugrundstücke erworben.<br />
„Wir sind hervorragend aufgestellt,<br />
um Objekte gezielt nachzuverdichten<br />
oder komplett zu entwickeln“, so<br />
Jakob Mähren.<br />
Durch den Mietendeckel werden<br />
zwar die Mieten in bestehenden<br />
Mietverhältnissen für fünf Jahre<br />
weitgehend eingefroren. Ausgenommen<br />
sind jedoch Neubauten, die seit<br />
2014 fertiggestellt wurden. Auch im<br />
Altbau sind manche Geschäftsmodelle<br />
weiter möglich. So erwarten<br />
Marktbeobachter, dass die Umwandlung<br />
von Miet- in Eigentumswohnungen<br />
weiter zunehmen wird.<br />
Die Umwandlung unterliegt zurzeit<br />
zwar gewissen Beschränkungen, ist<br />
aber nicht grundsätzlich verboten.<br />
Sollten die Kaufpreise vonMietshäusern<br />
aufgrund des Mietendeckels<br />
sinken, dürfte dies sogar dazu führen,<br />
dass das Umwandlungsgeschäft<br />
attraktiver wird –weil sich die Gewinnspanne<br />
bei den Weiterverkäufen<br />
erhöht.<br />
Vorder Mähren AG hatte bereits<br />
die Groth Gruppe erklärt, den Baueines<br />
neuen Stadtquartiers in Lichterfelde<br />
Süd ungeachtet des Mietendeckels<br />
zu realisieren. „Der Mietendeckel<br />
berührt uns hier überhaupt<br />
nicht“, hatte Unternehmenschef<br />
Klaus Groth bei der Präsentation der<br />
Pläne im November betont. Die<br />
Groth Gruppe will zwischen Osdorfer<br />
Straße und Anhalter Bahn unter<br />
dem Namen Neulichterfelde ein<br />
Stadtviertel mit 420 Reihenhäusern,<br />
rund 1540 Miet- und Eigentumswohnungen<br />
sowie 540 Sozialwohnungen<br />
errichten. Anfang 2021 sollen<br />
die Bauarbeiten beginnen und<br />
bis 2025/26 abgeschlossen werden.<br />
Das Investitionsvolumen beläuft<br />
sich auf rund 900 Millionen Euro.
12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
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Berlin<br />
In bis zu acht<br />
Semestern zur<br />
Hebamme<br />
Charité schafft neuen<br />
Studiengang<br />
Wer in Berlin Hebamme werden<br />
will, muss dafür künftig studieren.<br />
Wegen einer bundesweiten Reformstehen<br />
nun auch in der Hauptstadt<br />
Veränderungen an: Die letzten<br />
Ausbildungsjahrgänge von Charité<br />
und Vivantes starten nach Angaben<br />
der Institutionen dieses Jahr.Gleichzeitig<br />
bereitet die Charité einen Hebammenstudiengang<br />
vor. Angestrebt<br />
werde, dass 60 Studierende<br />
zum Wintersemester 2021/22 anfangen<br />
können, wie die Universitätsmedizin<br />
auf Anfrage mitteilte.<br />
Die praktischen Ausbildungsteile<br />
des dualen Studiengangs würden<br />
Charité und Vivantes gemeinsam<br />
übernehmen, heißt es. Insgesamt<br />
plant der Senat eigenen Angaben zufolge<br />
mit 120 Studienanfängern ab<br />
2021.<br />
Bislang machten die meisten angehenden<br />
Hebammen in Berlin eine<br />
klassische Ausbildung, für die ein<br />
Mittlerer Schulabschluss ausreicht.<br />
Zuletzt entschieden sich allerdings<br />
auch immer mehr dafür, an der<br />
Evangelischen Hochschule Berlin<br />
(EHB) ein Studium zu absolvieren.<br />
Bereits seit 2013 gibt es dort den Bachelor<br />
of Science of Midwifery. In<br />
den vergangenen Jahren stieg die<br />
Zahl der Studienanfänger dort von<br />
20 auf derzeit 49, wie es von Senat<br />
und EHB heißt. Die Hochschule kooperiert<br />
imdualen Studiengang mit<br />
dem St.Joseph-Krankenhaus in Berlin-Tempelhof.<br />
Die Studiengänge der EHB und<br />
der Charité sollen künftig auffangen,<br />
was an Ausbildungsplätzen wegfällt,<br />
wie aus Plänen der Senatskanzlei<br />
Abschied am Brandenburger Tor<br />
Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wurde am<br />
vergangenen Freitag vollzogen, und Berlin verabschiedete sich auf sehr<br />
emotionale Art. Kristin Snippe und Hans Strömsdörfer, beide nach eigenem<br />
Bekunden große Englandfans,gehörten zu den Brexit-Gegnern,<br />
die sich am Brandenburger Torversammelten. Viele kamen mit Kerzen<br />
Immer mehr Ermittlungen werden eingestellt<br />
CHRISTOPH SOEDER/DPA<br />
und Union Jack, um gegen Mitternacht gemeinsam die EU-Hymne<br />
„Ode an die Freude“ zu singen. Andrew Sims, Direktor der Embassy<br />
Singers,hatte die Aktion am Brandenburger Tororganisiert. DerFunkturmamMessegelände<br />
wurde am Abend in den Farben der britischen<br />
Flagge angestrahlt. In Berlin leben etwa 18 000 britische Staatsbürger.<br />
Opposition beklagt Überlastung von Polizei und Gerichten. Justizverwaltung verweist auf 158 neue Stellen<br />
POLIZEIREPORT<br />
Polizisten beworfen.<br />
In Kreuzbergist in der Nacht zum<br />
Sonntag ein Streifenwagen mit<br />
Steinen beworfen worden. Dabei<br />
wurde der Beifahrer verletzt. Kurz<br />
nach 2Uhr befand sich die Funkwagenbesatzung<br />
auf dem Bethaniendamm<br />
in Richtung Köpenicker<br />
Straße auf Streifenfahrt, als ein<br />
Mann einen Kleinpflasterstein gegen<br />
die Windschutzscheibe des<br />
Fahrzeugs warf. Kurz darauf trafen<br />
vondreiweiteren Männerngeworfene<br />
Steine den Einsatzwagen. Die<br />
Beamten alarmierten Kollegen. Als<br />
sie eintrafen, waren die Steinewerfer<br />
bereits geflüchtet. DerBeifahrer<br />
wurde durch Glassplitter an<br />
einer Hand verletzt. DerFahrer<br />
kam mit dem Schrecken davon.<br />
Fußgängerin schwer verletzt.<br />
Eine Fußgängerin ist am Sonnabend<br />
bei einem Unfall in Köpenick schwer<br />
verletzt worden. Eine 63-Jährige war<br />
gegen 17.45 Uhrmit ihrem Toyota in<br />
der Kaulsdorfer Straße unterwegs.<br />
Kurz hinter dem Wongrowitzer Steig<br />
überquerte eine 39-Jährige die<br />
Straße auf einem Zebra-Streifen. Dabei<br />
wurde sie vondem Auto erfasst.<br />
DieFußgängerin erlitt Verletzungen<br />
am Kopf und kam in eine Klinik.<br />
Verkäuferin überfallen.<br />
Einmaskierter Mann hat am Sonnabend<br />
gegen 19 Uhrinder Hermannstraße<br />
in Neukölln eine Verkäuferin<br />
überfallen. Siehatte im<br />
Hinterhof des Ladens geraucht,<br />
sagte sie der Polizei. Einmaskierter<br />
Mann sei auf sie zugekommen, habe<br />
ihr ein Messer vorgehalten, sie in einen<br />
Raum gestoßen und habe Geld<br />
gefordert. Die54-Jährige übergab<br />
dem Räuber anschließend das Geld<br />
aus der Kasse.Der Täter flüchtete<br />
durch eine Notausgangstür in unbekannte<br />
Richtung. DieMitarbeiterin<br />
wurde leicht an der Hand verletzt.<br />
Gewichtszunahme ist in dem Alter noch<br />
keine Problem, im Gegenteil.<br />
DPA<br />
hervorgeht. UntermStrich sollen dabei<br />
mehr Hebammen ausgebildet<br />
werden als bisher.<br />
Ein von Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn (CDU) initiiertes<br />
Gesetz sieht vor, dass werdende<br />
Hebammen in Zukunft ein sechs bis<br />
acht Semester langes duales Studium<br />
mit hohem Praxisanteil absolvieren<br />
müssen. Deutschland ist nach<br />
Angaben der Bundesregierung das<br />
letzte Land der EU, das eine entsprechende<br />
EU-Richtlinie umsetzt.<br />
Melita Grieshop, Professorin für<br />
Hebammenwissenschaften und Leiterin<br />
des Studiengangs Hebammenkunde<br />
an der EHB,erklärt, dass Mütter<br />
und Kinder profitierten, wenn sie<br />
von einer studierten Hebamme betreut<br />
werden. Der Hebammenmangel<br />
jedoch werde nicht durch ein<br />
Hochschulstudium beseitigt, sagt<br />
Grieshop.Der habe andereUrsachen<br />
– wie etwa die Bezahlung. Diese<br />
werde der hohen Verantwortung, die<br />
Hebammen tragen, nicht gerecht.<br />
Hebammen werden in Berlin<br />
dringend gebraucht. Nach aktuellen<br />
Angaben des Senats arbeiteten 2017<br />
rund 1500 Hebammen in der<br />
Hauptstadt. DieZahl war in den Jahrenzuvor<br />
zwar kontinuierlich gestiegen.<br />
Gleichzeitig wurden aber auch<br />
mehr Kinder geboren: 2016 übertraf<br />
die Geburtenzahl in einem vorübergehenden<br />
Höhepunkt laut Statistikamt<br />
die 40 000-Marke. Es häuften<br />
sich Berichte über Schwangere, die<br />
nur schwierig eine Hebamme fanden<br />
oder bei einsetzenden Wehen<br />
auf volle Kreißsäle stießen. (dpa)<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Berlins Justiz muss immer<br />
mehr Strafverfahren einstellen.<br />
Obwohl die Zahl<br />
der Strafverfahren, die die<br />
Staatsanwaltschaft führt, vonJahr zu<br />
Jahr steigt, werden immer weniger<br />
Verdächtige angeklagt. Das geht aus<br />
einer noch unveröffentlichten Antwort<br />
der Senatsverwaltung für Justiz<br />
auf eine parlamentarische Anfrage<br />
des FDP-Abgeordneten Marcel Luthe<br />
hervor.<br />
Seit 2015 stieg die Zahl der Verfahren<br />
gegen Tatverdächtige, die der<br />
Staatsanwaltschaft bekannt sind,<br />
von 157 675 auf 174 345 im vergangenen<br />
Jahr. Auch die Verfahren „gegen<br />
Unbekannt“ nahmen in diesem<br />
Zeitraum von 63681 auf 95 879 zu.<br />
Gleichzeitig verringerte sich jedoch<br />
nach Angaben der Justizverwaltung<br />
die Zahl der Anklagen von26322 auf<br />
25 074 im vergangenen Jahr.<br />
Für diese Entwicklung gibt es aus<br />
Sicht verschiedener Ermittler keine<br />
einheitliche Erklärung. Überlastung<br />
der Staatsanwälte wäre eine davon.<br />
Zahlreiche Verfahren, darunter Ermittlungen<br />
wegen Körperverletzung<br />
bei einer Prügelei, werden nach Paragraf<br />
153 der Strafprozessordnung wegen„geringer<br />
Schuld“ eingestellt –ein<br />
auslegungsfähiger Begriff. „Die Frage<br />
ist, ob dieVoraussetzungen der geringen<br />
Schuld vorliegen oder es ein Befreiungsschlag<br />
des jeweiligen Staatsanwaltes<br />
ist, um sich auf schwerere<br />
Verfahren zu konzentrieren“, so ein<br />
Experte aus der Justizbehörde.<br />
Eine weitere Erklärung für den<br />
Anstieg der Verfahren könnten auch<br />
Gesetzesänderungen sein, die Verfahren<br />
nach sich ziehen, bei denen<br />
viel ermittelt wird, aber wenig herauskommt.<br />
So zieht die Änderung<br />
des Sexualstrafrechts viele neue Verfahren<br />
nach sich. Doch oft können<br />
die Vorwürfe gegen Beschuldigte<br />
nicht bewiesen werden.<br />
„Die Zahlen zeigen einmal mehr<br />
die gestiegene Belastung der Amtsund<br />
Staatsanwaltschaft, aber auch<br />
der Polizei und Gerichte, die in immer<br />
weniger Zeit –teils nur wenigen<br />
Minuten –einen kompletten Fall bearbeiten<br />
und vertreten müssen“,<br />
„Die Zahlen zeigen einmal mehr die gestiegene<br />
Belastung der Amts- und Staatsanwaltschaft,<br />
aber auch der Polizei und Gerichte.“<br />
Marcel Luthe, Mitglied der FDP-Fraktion im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />
Schiene statt Straße<br />
sagt Marcel Luthe. „Hier muss endlich<br />
entschlossen und nicht nur<br />
tröpfchenweise umgesteuert und<br />
massiv in Staatsanwaltschaft, Polizei<br />
und die Gerichte investiertwerden.“<br />
Daswill Sebastian Brux, Sprecher<br />
von Justizsenator Dirk Behrendt<br />
(Grüne), so nicht stehen lassen. Mit<br />
dem Doppelhaushalt 2020/21 würden<br />
158 zusätzliche Stellen in den<br />
Gerichten und Strafverfolgungsbehörden<br />
geschaffen, so Brux. Die<strong>Berliner</strong><br />
Justiz sei besser als ihr Ruf.<br />
„Deshalb haben wir keine Probleme,<br />
Richter- und Staatsanwaltschaftsstellen<br />
zu besetzen. Die Zahl der geeigneten<br />
Bewerbungen übersteigt<br />
immer die Zahl der zu besetzenden<br />
Stellen.“<br />
Im Dezember teilte die Justizverwaltung<br />
auf eine Anfrage Luthes mit,<br />
für welche Deliktgruppen Verfahren<br />
eingestellt wurden: Rund 1860 betrafen<br />
Straftaten gegen die sexuelle<br />
Selbstbestimmung und Straftaten gegen<br />
das Leben. Es waren außerdem<br />
etwa 8300 Verfahren wegen Rohheitsdelikten<br />
und Straftaten gegen<br />
die persönliche Freiheit. Bei rund<br />
17 400 Einstellungen ging es um Vermögens-<br />
und Fälschungsdelikte, Urkundenfälschung,<br />
Geld- und Wertzeichenfälschung.<br />
Fast 10 000Verfahrenseinstellungen<br />
betrafen „Sonstige<br />
Delikte des Strafgesetzbuches“.<br />
Doch eine genauere Aufstellung,<br />
in wie vielen Fällen wegen welcher<br />
Delikte Einstellungsbescheide verschickt<br />
wurden –etwa bei den somit<br />
ungeahndeten Sexualdelikten –oder<br />
den „sonstigen Delikten“ gibt es<br />
nicht. „Hierzu liegen keine statistischen<br />
Informationen vor“, begründet<br />
die Justizverwaltung.<br />
Flixbus verliert Fahrgäste in Deutschland, das Geschäft mit Zügen der Schwestermarke Flixtrain wächst dagegen<br />
Das Unternehmen Flixmobility,<br />
das von Berlin aus etliche<br />
Fernbuslinien betreibt sowie eigene<br />
Bahnverbindungen nach<br />
Leipzig, Köln und Aachen anbietet,<br />
will nach Fahrgastverlusten im<br />
Fernbusgeschäft mit Flixbus stärker<br />
auf ihre Bahnmarke Flixtrain<br />
setzen. „Unser Geschäft in<br />
Deutschland wird sich definitiv in<br />
Richtung Schiene verschieben“,<br />
sagte Flixmobility-Geschäftsführer<br />
André Schwämmlein der Deutschen<br />
Presse-Agentur. „Wir gehen<br />
davon aus, dass wir uns mit dem<br />
Busgeschäft gegen die massive<br />
Subventionierung der Deutschen<br />
Bahn sehr schwertun werden.“<br />
Laut Schwämmlein hatten Flixbus<br />
und Flixtrain 2019 zusammen<br />
zwar 22 Millionen Fahrgäste in<br />
Deutschland befördert, das waren<br />
rund 700 000 mehr als im Vorjahr.Es<br />
wachse aber nur das Geschäft bei<br />
Flixtrain. BeiFlixbus gebe es weniger<br />
Fahrgäste als im Vorjahr.<br />
In diesem Jahr werde das Geschäft<br />
mit den grünen Bussen und<br />
Zügen vermutlich ähnlich laufen wie<br />
2019. „Wir werden im Bus weniger<br />
Fahrgäste haben, im Zug mehr und<br />
eventuell insgesamt ein kleines<br />
Wachstum hinbekommen“, kündigte<br />
Schwämmlein an.<br />
Neben staatlichen Kapitalspritzen<br />
für die bundeseigene Deutsche<br />
Bahn kritisiertder Flixmobility-Chef,<br />
dass zwar die Mehrwertsteuer für<br />
Zugfahrten ab 50 Kilometern von 19<br />
auf 7Prozent gesenkt wurde, nicht<br />
aber für Busfahrten. Mansei darüber<br />
enttäuscht und schockiert. Flixbus<br />
hat rechtlichen Widerstand angekündigt<br />
sowie ab 2021 Streckenstreichungen.<br />
Vonder Steuersenkung profitiert<br />
jedoch auch Flixtrain. Flixmobility<br />
war vor zwei Jahren in das Zuggeschäft<br />
eingestiegen. 2018 waren<br />
750 000 Fahrkarten verkauft worden,<br />
2019 waren es mindestens doppelt<br />
so viele. (dpa)<br />
Die Feuerwehr löschte die Flammen mit<br />
einem Feuerlöscher.<br />
PUDWELL<br />
Glühende Grillkohle versteckt.<br />
Vermutlich aus Angst vorder Feuerwehr<br />
hat in der Nacht zum Sonntag<br />
ein Mieter in der Baumschulenstraße<br />
glühende Grillkohle unter seinem<br />
Bett versteckt. Mieter des mehrgeschossigen<br />
Wohnhauses hatten<br />
die Feuerwehr alarmiert, weil es<br />
nach Rauch roch. Als die Feuerwehr<br />
in die Wohnung des Mannes kam,<br />
entdeckte sie die glühende Kohle.Sie<br />
wurde mit einem Feuerlöscher gelöscht.<br />
DerMann sagte,dass er den<br />
Grill in der Wohnung angezündet<br />
habe.Den Grund sagte er nicht. Polizisten<br />
brachten ihn in eine Klinik.<br />
Landfriedensbruch.<br />
In der Nacht zum Sonntag kam es zu<br />
einem Landfriedensbruch in Kreuzberg.<br />
Eine Polizeistreife hatte etwa 50<br />
Personen bemerkt, die vomMehringdamm<br />
aus in die Bergmannstraße<br />
liefen. Dortstießen etwa 20<br />
weiterePersonen hinzu. Gemeinsam<br />
setzte die Gruppe dann ihren Wegin<br />
Richtung Marheinekeplatz fort. Dabei<br />
waren die Personen vermummt,<br />
führten Transparente mit sich, zündeten<br />
Pyrotechnik und skandierten<br />
Sprechchöre. DiePolizisten folgten<br />
der Gruppe und forderten Unterstützung<br />
an. Anschließend konnten<br />
die Polizeibeamten beobachten, wie<br />
sich mehrmals kleinereGruppen<br />
lösten und Fassaden verschiedener<br />
Häuser mit Farbe besprühten. Darüber<br />
hinaus wurden Mülltonnen auf<br />
die Fahrbahn gerollt. MehrereRandalierer<br />
wurden festgenommen. (ls.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 13 *<br />
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Berlin<br />
Ein Obdachlosenlager unter einer <strong>Berliner</strong> Brücke.<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
Resigniert, genervt, verängstigt<br />
Einige Obdachlosehaben sich vor der Zählaktion in der vergangenen Woche versteckt. Warum lehnen sie die Aktion ab? Wirhaben unsimÜbernacht-Café umgehört<br />
VonAnnika Leister<br />
Es war eine der größten koordinierten<br />
Freiwilligenaktionen<br />
Berlins: 2600 Ehrenamtliche<br />
zogen Mittwochnacht<br />
für drei Stunden durch<br />
das gesamte Stadtgebiet und zählten<br />
Obdachlose.Mit der „Nacht der Solidarität“<br />
wollte die Senatssozialverwaltung<br />
endlich erfahren, wie viele<br />
Menschen in Berlin eigentlich auf<br />
der Straße leben und welche Angebote<br />
sie benötigen. Doch: Die Kritik<br />
an der Methode ist groß.<br />
Die Aktion wirke bedrohlich auf<br />
Obdachlose, entmenschliche sie,<br />
warnte etwa die „Selbstvertretung<br />
wohnungsloser Menschen“ vorab.<br />
DieZahlen seien nicht repräsentativ,<br />
weil sich viele der Zählung entzögen<br />
–oder ohnehin in Kellern und Wäldern<br />
schlafen, wo sie nicht erfasst<br />
würden. Tatsächlich entzogen sich in<br />
manchen Gegenden ganzeGruppen<br />
vonObdachlosen der Zählung, nach<br />
Einschätzung vonExperten bewusst.<br />
„Zahlen mit Vorsicht genießen“<br />
Als „guten und richtigen Schritt“ bezeichnet<br />
Markus Galle, Sprecher der<br />
Arbeiterwohlfahrt Berlin (Awo), die<br />
„Nacht der Solidarität“. „Wir warnen<br />
allerdings davor, zuhohe Erwartungen<br />
an die Ergebnisse zu stellen“,<br />
sagte er der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Die<br />
Zahlen bildeten ausschließlich die in<br />
den drei Stunden der Zählung angetroffenen<br />
obdachlosen Menschen<br />
ab. Einige Teams hätten niemanden<br />
angetroffen, weswegen die Vermutung<br />
naheliege, dass eine „gewisse<br />
Zahl“ obdachloser Menschen bewusst<br />
nicht habe teilnehmen wollen.<br />
„Vor diesem Hintergrund sind die<br />
Zahlen mit Vorsicht zu genießen.“<br />
DieZählung bleibe eine„unvollständige<br />
Momentaufnahme“, die erst<br />
durch weitere Zählungen Aussagekraft<br />
gewinne.<br />
Wie aber denken Obdachlose<br />
selbst über die Zählung? Und wo<br />
schlafen sie zurzeit am liebsten? Eigentlich<br />
nämlich sind durchaus<br />
noch ein paar Schlafplätzefreiinden<br />
Notübernachtungen der <strong>Berliner</strong><br />
Kältehilfe.Zuletzt meldete die Kältehilfe<br />
232 freie Plätze bei 1170 Not-<br />
Schlafplätzen stadtweit.<br />
Am besten stellt man diese Fragen<br />
im Übernacht-Café in der Gitschiner<br />
Straße 15 in Kreuzberg, das<br />
nachts von22bis 6Uhr vondemVerein<br />
Karuna betrieben und betreut<br />
wird. Seit in diesem Jahr beschlossen<br />
wurde, die Kältebahnhöfe nicht<br />
mehr zu öffnen, ist das Übernacht-<br />
Café Ersatz für sie.Damit ist es keine<br />
Notübernachtung wie alle anderen<br />
in Berlin, sondern hält sein Angebot<br />
sehr viel niedrigschwelliger. Während<br />
die Gäste in anderen Unterkünften<br />
am Eingang einen Alkoholtest<br />
absolvieren, ihre Rucksäcke<br />
durchsuchen lassen und ihreHunde<br />
vor der Tür lassen müssen, gelten<br />
hier andere Regeln: Man darf alkoholisiert<br />
und high erscheinen, auch<br />
Hunde dürfen rein.<br />
Ab 22 Uhr gehen die Türen auf,<br />
dann stellen Thorsten Buhl und drei<br />
Mitarbeiter dampfende Suppenteller<br />
und zwei Scheiben Brot vorjeden<br />
Gast. Um Mitternacht startet die Kinovorführung,<br />
mit einem Beamer<br />
wird dann ein Film an die Wand neben<br />
der Theke geworfen. Heute ist es<br />
der bekannteste Monty-Python-<br />
Film:„Das Leben des Brian“.„Always<br />
look on the bright side of life“, pfeifen<br />
die Gekreuzigten im Abspann gut<br />
gelaunt. Einer von Buhls Gästen<br />
summt leise mit.<br />
Viele aber nutzen einfach die<br />
Wärme und die Ruhe,legen die Füße<br />
hoch, den Kopf an die Wand, schließen<br />
die Augen, wenigstens für ein<br />
paar Minuten.<br />
Abgeschlossen mit dem Staat<br />
In dieser Sonnabendnacht sind es<br />
nur 20 bis 30 Gäste, die oft nur ein<br />
oder zwei Stunden bleiben und dann<br />
weiterziehen. Aber das kann extrem<br />
schwanken, erzählt Buhl: Vor einer<br />
Woche seien 70 Gäste dagewesen. Eigentlich<br />
viel zu viele für die kleinen<br />
Räume. Doch Buhl freut sich vor allem,<br />
dass das Pilotprojekt angenommen<br />
wird: „Wir wussten ja gar nicht,<br />
ob das klappt.“<br />
Doch, auch das sagt Buhl: Hier<br />
landen die, die noch ein wenig Vertrauen<br />
in Institutionen haben. „Andere<br />
haben komplett abgeschlossen<br />
mit dem Staat, die erreichen auch<br />
wir nicht mehr.“ Er schätzt, dass sich<br />
am Mittwoch circa zehn Prozent der<br />
Zählung entzogen hätten.<br />
Wirhaben uns unter Buhls Gästen<br />
umgehört: Wie haben sie die drei<br />
Stunden erlebt, in denen sie so sehr in<br />
der Öffentlichkeit standen wie sonst<br />
nie? Warumnahmen sie an der Erhebung<br />
teil –oder nicht? Namen wurden<br />
vonder Redaktion verändert.<br />
Zweifel an der Statistik<br />
Marc hat eine klare Meinung zu<br />
der Zählung vom Mittwoch:<br />
„Scheiße“ nennt er sie. Essei ihm<br />
vorgekommen, als zähle man die<br />
Obdachlosen, um zu wissen, wie<br />
viele Polizeieinheiten man brauche,<br />
„um uns endgültig loszuwerden“.<br />
„Das hat mich total an Auschwitz erinnert,<br />
daran, wie die Nazis die Juden<br />
behandelt haben.“<br />
Marc ist 30 Jahrealt, seine Hände<br />
und Arme sind voll mit Punk-Tattoos,<br />
„Asozial“ steht dort oder der<br />
Chiffre für „All Cops are Bastards“,<br />
sauber und sorgfältig selbstgestochen.<br />
Marc geht derzeit an einem<br />
Stock, er hat einen Hexenschuss und<br />
humpelt. Auch seine Armbewegungen<br />
sind eingeschränkt. Krankenversichertist<br />
er nicht, zum Arzt kann er<br />
erst am Montag, wenn in einer der<br />
Obdachlosen-Einrichtungen, die er<br />
besucht, ein Arzt vorbeikommt.<br />
Die Zahlen, die am Mittwoch erhoben<br />
wurden, hält er aus mehreren<br />
Gründen nicht für repräsentativ:<br />
„Viele von meinen Kollegen haben<br />
sich versteckt“, sagt er. Sie wollten<br />
nicht in einer Statistik auftauchen,<br />
wollten„frei sein“.Viele andereseien<br />
hingegen mehrfach gezählt worden:<br />
Er sei mit Freunden in den drei Stunden<br />
der Zählung erst an der Warschauer<br />
Straße, dann am Alex und<br />
schließlich im Übernacht-Café in<br />
Kreuzberggewesen. Sechs Malseien<br />
sie auf ihremWegangesprochen und<br />
gezählt worden. Marc lacht: „Die<br />
zählen einfach alle doppelt.“<br />
Die Interviewer erfassen die Obdachlosen,<br />
die nicht mit ihnen reden<br />
Marc, 30<br />
wollen, mit. Werreden will, mit dem<br />
füllen die Freiwilligen einen längeren<br />
Fragebogen aus. Auf der Straße<br />
hat Marc das verweigert, die Menschen<br />
seien unhöflich gewesen, hätten<br />
ihn erst einmal gefragt, ob er obdachlos<br />
sei. „Das fand ich frech. Das<br />
sieht man doch!“ Aber im Übernacht-Café,<br />
wo er die Sozialarbeiter<br />
kennt, hat er den Fragebogen dann<br />
doch ausgefüllt: „Ich konnte nicht<br />
anders,das sind so gute Seelen hier.“<br />
Marc hat keine Tasche bei sich.<br />
„Das hat mich<br />
total an Auschwitz<br />
erinnert.“<br />
Marc<br />
„Brauche ich nicht, verliereich nur“,<br />
sagt er.Was er tagsüber braucht, trägt<br />
er in seiner Jacke mit sich – oder<br />
schnorrtesschnell zusammen.<br />
Er lebt schon so lange auf der<br />
Straße, dass er das Schlafen in Räumen<br />
nicht mehr erträgt, sagt er.„Ich<br />
fange an zu schwitzen, kriege Herzrasen,<br />
richtig Panik.“ Mit Freunden<br />
hat er sich zurzeit ein Lager in Marzahn<br />
aufgebaut, unter einer Brücke.<br />
Sie haben Sperrholz zusammengesammelt,<br />
haben Matratzen, Schlafsäcke,<br />
eine Feuerstelle. Die Polizei<br />
duldet sie dort –noch. „Ein kleines<br />
Paradies“, sagt Marc.<br />
Keine Lust zum Reden<br />
Emil hat an der Zählung nicht teilgenommen.<br />
Er sei in den drei<br />
Stunden einfach rumgelaufen, habe<br />
„Leute geschnorrt“. DieFreiwilligenteams<br />
in blauen Westen habe er gesehen,<br />
sei aber nicht angesprochen<br />
worden. Doch selbst wenn man ihn<br />
gefragt hätte, der 34-Jährige hätte<br />
den Fragebogen nicht ausgefüllt. Er<br />
habe draußen oft keine Lust zu reden,<br />
bleibe lieber ganz für sich.<br />
„Scheiße“ ist auch sein erstes Urteil<br />
zur Zählung.„Ich bin keine Nummer.“<br />
Der Krieg sei zu Ende, aber<br />
Diskriminierung gebe es immer<br />
noch. Er nennt sich selbst „eine Zecke“,<br />
versteht sich als Linker.<br />
Emil kommt ursprünglich aus<br />
Dortmund, sein Vater besitzt dort<br />
Restaurants. Bei ihm hat er kochen<br />
gelernt, später eine dreijährige Ausbildung<br />
zum Masseur gemacht. Er<br />
saß wegen Totschlags im Gefängnis,<br />
elf Jahre lang. Er habe einen Mann,<br />
der eine Dreizehnjährige missbrauchte,davon<br />
abgehalten und ihn<br />
verprügelt, dabei sei der ungünstig<br />
gefallen und gestorben, sagt Emil.<br />
„Ich dachte, ich komme nie wieder<br />
raus.“ Seit mehr als einem Jahr ist er<br />
frei. Seither lebt er auf der Straße. Er<br />
reist viel: Nach Köln und ins Ruhrgebiet,<br />
seine Heimat, auch in Italien<br />
und der Schweiz war er schon.<br />
In Berlin fährterspät nachts –anders<br />
als an anderen Orten –meistens<br />
raus aus der Stadt, rein in den Wald<br />
und übernachtet am liebsten in seinem<br />
Zelt. Er brauche die Ruhe, sagt<br />
er. Sein Zelt aber hat er gerade an<br />
zwei Mädchen verliehen, die erst<br />
Emil, 34<br />
„Ich bin keine Nummer.<br />
Ich bin eine Zecke,<br />
verstehst du?“<br />
Emil<br />
16 und 17 Jahre alt seien. „Die brauchen<br />
es dringender“, sagt er. „Man<br />
muss auf die Kleinen aufpassen, die<br />
gehen sonst kaputt.“<br />
Warumernicht in einer der vielen<br />
Notunterkünfte in Berlin schläft, in<br />
denen zurzeit oft Plätzeleer bleiben?<br />
„Die sind für die Tonne.“ Da werde<br />
geklaut, da lägen manchmal Spritzen<br />
unter dem Bett. Und: Man<br />
müsse viel zu früh raus. Weil in den<br />
Unterkünften das Personal für Tagschichten<br />
fehle, würden die Menschen<br />
dort oft schon ab fünf oder<br />
sechs Uhr geweckt, spätestens um<br />
acht müsse man in den meisten Einrichtungen<br />
raus sein. Viele Besucher<br />
aber haben Schlafstörungen, sagt er,<br />
brauchen stundenlang, um überhaupt<br />
zur Ruhe zu kommen.<br />
Emil kann nicht verstehen,<br />
warum man aus den Unterkünften<br />
so früh rausgeworfen wird: „Die<br />
Räume gibt es doch! Warum stehen<br />
die tagsüber einfach leer?“ In Düsseldorf<br />
könne man immerhin bis<br />
halb elf bleiben, in Ruhe frühstücken,<br />
duschen. „Das ist okay. Da<br />
schlafe ich auch drinnen.“<br />
Kritik an der Politik<br />
Andreas hatte kein Problem mit<br />
der Zählung. Er hat den Fragebogen<br />
im Übernacht-Café ausgefüllt.<br />
„Gestört hat’s mich nicht“, sagt er.<br />
„Aber das ist doch Augenwischerei.“<br />
Helfen werde esnicht. „Die hätten<br />
viel früher was tun müssen.“<br />
Er redet extrem schnell, manchmal<br />
ist er deswegen schwer zu verstehen.<br />
Auch im Stehen krümmt er<br />
Rücken und Kopf weit nach vorne,<br />
vermeidet Blickkontakt.<br />
Die Politik habe geschlafen, sagt<br />
Andreas. Es kämen so viele Menschen<br />
aus Osteuropa nach Berlin,<br />
dazu die Flüchtlingskrise 2015. „Das<br />
ist auch für Berlin nicht zu schultern.“<br />
Es würden Wohnungen gebraucht<br />
für jene, die jetzt auf der<br />
Straße leben, keine Notunterkünfte.<br />
Als Erstes müsse die Politik dafür<br />
spekulativen Immobiliengeschäften<br />
den Riegel vorschieben, sagt er.„Hier<br />
stehen so viele Häuser leer!“ Die Eigentümer<br />
müssten gezwungen werden,<br />
die Häuser herzurichten.<br />
In dieser Nacht hat Andreas Geburtstag,<br />
er wird37. Um Mitternacht<br />
steht er mit zwei Männern vor der<br />
Tür und raucht eine Zigarette. Die<br />
beiden gratulieren, umarmen ihn.<br />
Absurd, sagt Andreas, dass man den<br />
Tagfeiere –man feiere ja, dass man<br />
näher ans Grab gerückt sei.<br />
Als Andreas das Übernacht-Café<br />
betritt, packt er aus seinem Rucksack<br />
erst einmal eine Dose Desinfektionsspray<br />
aus und versprüht es.„Ich bin<br />
da speziell“, sagt er. „Nur weil man<br />
obdachlos ist, muss man nicht stinken.“<br />
Er investiert jeden Tag zwei<br />
Andreas, 37<br />
Euro, umineinem Drogenkonsumraum<br />
zu duschen.<br />
Notunterkünfte seien für ihn gar<br />
nicht zu ertragen. „Da habe ich<br />
Angst, dass ich mir was hole“, sagt er.<br />
Lieber schläft er in U-Bahnhöfen,<br />
hat seine festen Orte und dort Bekannte<br />
unter Anwohnern. „Die wissen,<br />
dass ich sauber bin, keinen<br />
Stress mache“, sagt er. Das sei wichtig,<br />
nur so werde man geduldet. Er<br />
erzählt, wie ein Bekannter,der „vollgekackt“<br />
in einem Hausflur schlief,<br />
„Gestört hat’s mich<br />
nicht. Aber helfen<br />
wird esauch nicht.“<br />
Andreas<br />
aus den oberen Stockwerken von<br />
Anwohnernmit einem Eimer eiskalten<br />
Wassers übergossen wurde.<br />
Andreas lebt erst seit Anfang 2019<br />
auf der Straße, hatte bis dahin einen<br />
Jobals Stuckateur,war viel auf Montage.Seine<br />
Freundin, mit der er acht<br />
Jahre zusammenlebte, habe anderthalb<br />
Jahrelang unbemerkt die Miete<br />
nicht gezahlt, sie stattdessen ins Automatenspiel<br />
gesteckt. Am Ende sei<br />
er auf 27 000 Euro Mietschulden sitzengeblieben,<br />
die Freundin zog mit<br />
einem anderen nach Spanien. „Ich<br />
hab das Vertrauen komplett verloren“,<br />
sagt Andreas.
14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
NACHRICHTEN<br />
18-Jähriger flieht mit Auto<br />
der Elternvor der Polizei<br />
Um sich einer Verkehrskontrolle zu<br />
entziehen, hat sich am Samstagabend<br />
in Wittstock ein 18-Jähriger<br />
eine Verfolgungsjagd mit der Polizei<br />
geliefert. Nach einer Fahrtüber eine<br />
Wiese und ein Feld endete die Spritztour<br />
des jungen Mannes,teilte die<br />
Polizei am Sonntag mit. Beider anschließenden<br />
Kontrolle stellte sich<br />
heraus,dass er keinen Führerschein<br />
besaß und im Auto der Elternunterwegs<br />
war.Ermuss nun mit einer<br />
Strafanzeige rechnen. (dpa)<br />
Landwirte streiten über<br />
Nitratmessungen<br />
Trotz Protesten vonLandwirten will<br />
die Brandenburger Landesregierung<br />
ihreNitratmessungen weiter durchführen<br />
wie bisher.Die Verschärfung<br />
der umstrittenen neuen Düngeverordnung<br />
sei kein Grund, die Messstellen<br />
zu überprüfen, teilte eine<br />
Sprecherin des Umweltministeriums<br />
mit. (dpa)<br />
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067 =100 Euro<br />
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06 903 =10000 Euro<br />
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Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />
5027 611 gewinnt 1000 000 Euro<br />
823 089 gewinnt 100 000 Euro<br />
35 847 gewinnt 10 000 Euro<br />
6045 gewinnt 1000 Euro<br />
92 gewinnt 10 Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!<br />
François Goeske(links) und Timmi Trinks sind in der Serie Studenten an der Polizeifachhochschule Halle/Saale, die an Tatorten ermitteln dürfen.<br />
VomLolli-Klau zur Mordkommission<br />
TIMMI TRINKS<br />
betritt das Café Tiergarten in der Altonaer<br />
Straße auf die Minute pünktlich.<br />
DieVerspätung seines in Frankreich<br />
geborenen Freundes und Kollegen<br />
François Goeske kommentiert<br />
der Schauspieler mit gespielter Empörung:<br />
„Diese Franzosen!“ Um<br />
schließlich hinterherzuschicken:<br />
„Ich bewundere sie für ihre Gelassenheit.“<br />
Trinks und Goeske gehören zu<br />
den Hauptdarstellern der neuen<br />
ZDF-Serie „Blutige Anfänger“<br />
(mittwochs,19.25 Uhr), deren erste<br />
Folge vergangene Woche ausgestrahlt<br />
wurde. Die beiden spielen<br />
darin Studenten an der Polizeifachhochschule<br />
Halle/Saale, die neben<br />
dem Studium auch schon ganz<br />
praktisch in der Mordkommission<br />
ermitteln. Anders als im richtigen<br />
Leben ist in der Serie Timmi der<br />
Gelassene und François der Wilde.<br />
Obwohl Trinks im Februar erst<br />
26 Jahre alt wird, kann er schon<br />
sein 20-jähriges Bühnenjubiläum<br />
feiern und blickt auf 18 Jahre vor<br />
der Kamera zurück. Er gehört wie<br />
Paula Beer, Sonja Gerhardt, Lucas<br />
Reiber und Alina Levshin zu den<br />
vielen bekannten Schauspielern,<br />
die im jungen Ensemble des Friedrichstadt-Palasts<br />
ihre ersten Bühnenschritte<br />
gingen.<br />
Eine starke junge Anhängerschaft<br />
hat Trinks seit der Science-Fiction-<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Die beiden <strong>Berliner</strong> Timmi Trinks<br />
und François Goeske spielen<br />
Hauptrollen in der neuen ZDF-Serie<br />
„Blutige Anfänger“<br />
Serie„Allein gegen die Zeit“, der ein<br />
Kinofilm folgte. Auch wenn „Blutige<br />
Anfänger“ in Halle spielt, haben die<br />
beiden Hauptdarsteller in der Saale-<br />
Stadt während der Drehzeit nur wenige<br />
Tage verbracht. Denn dort wurden<br />
nur einige Außenaufnahmen gemacht.<br />
Der Großteil entstand in Brandenburg<br />
und Berlin. Ein übliches<br />
Verfahren, um die Produktionskosten<br />
zu reduzieren (auch die ARD-<br />
„Eifelpraxis“ steht in Lübars). Trinks<br />
ist vom Ausflug nach Halle eines in<br />
Erinnerung: „Wir waren in einem<br />
Hotel untergebracht, in dem der<br />
Gin-Tonic nur 2,50 Euro kostete.“<br />
FRANÇOIS GOESKE<br />
schwärmt von Halle aus einem anderen<br />
Grund: „Die Altstadt ist wunderschön!“<br />
Er wünscht sich eine Verlängerung:<br />
„Wir hoffen sehr, dass es<br />
eine zweite Staffel geben wird. Die<br />
Quote der ersten Folge war auch für<br />
den Anfang gar nicht schlecht.“<br />
Timmi Trinks freut sich: „Wir haben<br />
inzwischen viel sehr freundliches<br />
Feedback,weil die ganzeStaffel<br />
ja schon in der Mediathek steht.“<br />
Zwölf Folgen sind bisher gedreht.<br />
Sein Kollege hätte für die Verlängerung<br />
einen Verbesserungsvorschlag:<br />
„Mehr Action für unsereRollen wäre<br />
großartig.“ Trinks stimmt ihm zu:<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
„Wir machen ja beide Parcour, und<br />
es wäretoll, wenn wir das einbringen<br />
könnten.“ Die Konstellation mit seinem<br />
Kumpel François gemeinsam<br />
vor der Kamera findet er gelungen:<br />
„Wir kennen uns schon lange und ergänzen<br />
uns gut. Diese Freundschaft<br />
schwingt auch auf dem Bildschirm<br />
immer mit.“ DerFeststellung, dass in<br />
den Serientitel „Blutige Anfänger“ ja<br />
schon das Verfallsdatum der jungen<br />
Hauptdarsteller deutlich eingebaut<br />
ist, widerspricht Trinks etwas energischer,<br />
als es glaubwürdig klingen<br />
könnte: „Das können wir beide weitermachen,<br />
bis wir 45 sind. Die<br />
Maske kriegt das hin!“ Goeske entwortet<br />
ernsthaft: „Natürlich bin ich<br />
dankbar für die Rolle. Aber ich mag<br />
auch die Abwechslung.“<br />
Trinks hatte zuvor noch nie einen<br />
Kommissar gespielt „Ich war aber in<br />
Rollen schon kriminell. Undhabe im<br />
richtigen Leben früher auch schon<br />
mal einen Lolli geklaut.“ Goeske<br />
lacht: „Ich auch, das ist wohl der<br />
Klassiker!“<br />
Beide gehören der Generation an,<br />
die immer weniger mit linearem<br />
Fernsehen anfangen kann. Goeske:<br />
„Ich gucke vor allem Video on Demand.“<br />
Trinks ist ein unberechenbarer<br />
Zuschauer: „Bei mir schwankt<br />
das extrem. Mal schaue ich mehr,<br />
um auch zu sehen, was die Kollegen<br />
so machen. Und dann schaue ich<br />
wieder fast gar nichts.“<br />
Woidke bittet<br />
Tesla-Kritiker<br />
um Geduld<br />
Ministerpräsident glaubt an<br />
Lösung der offenen Probleme<br />
Brandenburgs Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke (SPD) hat angesichts<br />
von Bedenken und Protesten<br />
gegen die geplante Fabrik des US-<br />
Elektroautobauers Tesla zu Geduld<br />
aufgerufen. „Die Fragen nach dem<br />
Infrastrukturausbau, nach der Wasserversorgung<br />
und nach vielem anderen<br />
werden beantwortet, aber das<br />
braucht auch eine gewisse Zeit“,<br />
sagte Woidke. „Dafür bitte ich um<br />
Verständnis.“ Der Regierungschef<br />
betonte: „Die Entscheidung von<br />
Tesla ist gerade elf Wochen alt. Wenn<br />
man sieht, was in der Zwischenzeit<br />
schon passiertist, dann ist das gut.“<br />
Tesla will in Grünheide (Oder-<br />
Spree) eine Fabrik bauen, in der ab<br />
Juli 2021 bis zu 500 000 Fahrzeuge<br />
der Typen Model 3und Ysowie künftiger<br />
Modelle im Jahr vom Band rollen.<br />
Das umweltrechtliche Genehmigungsverfahren<br />
läuft derzeit. Der<br />
Wald auf dem Gelände muss noch<br />
gerodet werden. Bedenken gibt es<br />
bei Bürgern, Verbänden und in der<br />
Politik auch wegen des erwarteten<br />
Gütertransports und der Wasserversorgung.<br />
Tesla braucht den Plänen<br />
zufolge bis zu 372 000 Liter pro<br />
Stunde für das Werk. Tesla-Vertreter<br />
hatten bei einer Infoveranstaltung<br />
nach Teilnehmerangaben erklärt,<br />
denVerbrauch senken zu wollen. Am<br />
Sonntag rief eine Bürgerinitiative zu<br />
einem Protest-Spaziergang auf.<br />
Der Ministerpräsident zeigte sich<br />
zuversichtlich, dass offene Probleme<br />
gelöst werden können, sieht aber<br />
Herausforderungen für alle Seiten.<br />
„Es gibt gute Fortschritte,aber vorallen<br />
Beteiligten liegt noch sehr viel Arbeit“,<br />
sagte Woidke. Erbetonte: „Wir<br />
sind in guten Gesprächen mit Tesla.“<br />
Am vergangenen Mittwoch habe<br />
sich die Task Force, eine Arbeitsgruppe<br />
mit Vertretern der Landesregierung,<br />
vonTesla und vonKommunen,<br />
unter anderem zur notariellen<br />
Beurkundung des Kaufvertrags für<br />
das Fabrikgelände getroffen.<br />
Unterdessen laufen die Vorbereitungen<br />
für den Bau: Aufdem Gelände<br />
ist am Freitag wieder Weltkriegsmunition<br />
gesprengt worden, sagte ein<br />
Polizeisprecher am Sonntag. Voreiner<br />
Woche waren auf dem Gelände<br />
gleich sieben Weltkriegsbomben gesprengt<br />
worden. Bisher wurden nach<br />
Angaben des Innenministeriums<br />
rund 85 Kilo Kampfmittel in dem<br />
Waldgelände gefunden. (dpa)<br />
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Sport<br />
Es macht immer klick, klack, klick, klack: beim Training der Pickleballer in Spandau.<br />
SABINE GUDATH<br />
Tennis mit einem Frühstücksbrett<br />
Pickleball erlebt in den USA einen Boom und hat dort Zuwachsraten wie keine andere Sportart. In Berlin hat sie ihre Nische gefunden<br />
VonChristian Kattner<br />
Klick, klack, klick, klack,<br />
klick, klack –richtig einzuordnen<br />
ist das Geräusch<br />
nicht. Für Tennis oder<br />
Badminton klingt der Schlag zu hart,<br />
für Tischtennis wiederum nicht hart<br />
genug. Und auch optisch wirkt das,<br />
was man an diesem Abend in der<br />
Sporthalle der B-Traven-Gemeinschaftsschule<br />
in Spandau zu sehen<br />
bekommt, eher zusammengestückelt.<br />
Der Schläger hat die Anmutung<br />
eines größeren Frühstücksbrettchens,<br />
den Ball schießen eigentlich<br />
Floorballer auf ein Tor, und<br />
das Netz hat zwar die Breite eines<br />
Badmintonfeldes, ist aber niedriger.<br />
Das, was einzeln betrachtet eher ungewöhnlich<br />
daherkommt, muss als<br />
Gesamtwerk betrachtet werden und<br />
trägt sogar einen Namen: Pickleball.<br />
Der Eindruck des Zusammengestückelten<br />
täuscht nicht. Denn der<br />
Ursprung ist in den Sechzigerjahren<br />
in einer Garage neben einem Ferienhaus<br />
auf einer Insel in den USA zu<br />
finden. Die Väter Joel Pritchard, Bill<br />
Bell und Barney McCallum hatten<br />
eine Beschäftigung für ihre Kinder<br />
gesucht und mehrere Teile, die sie<br />
entdecken konnten, kombiniert. Ein<br />
Schläger, ein Ball, ein Netz –die Geburtdes<br />
Pickleball.<br />
Neben dem Material sind auch<br />
die Regeln, die im Laufe der Jahre<br />
entstanden, ein Mix: Etwas Tischtennis,<br />
Badminton, Tennis und dazu<br />
noch ein paar Volleyballregeln.<br />
„Mittlerweile ist es in den USA die<br />
am meisten wachsende Sportart“,<br />
erzählt Dale Gowan. Der lizenzierte<br />
C-Trainer hat den Sport in seiner<br />
Heimat kennengelernt und 2013<br />
nach Deutschland importiert. Um<br />
ein Haar wäre erder Pickleball-Pionier<br />
in Deutschland gewesen. Aber:<br />
„Imgleichen Jahr ist in Augsburgder<br />
erste deutsche Verein entstanden.<br />
Da hat man meine Idee geklaut“,<br />
sagt er und lacht.<br />
Viel passiert ist in Deutschland<br />
seitdem allerdings noch nicht. Die<br />
Zahl von 20bundesweit existierendenVereinen<br />
ist mehr als überschaubar.<br />
„Wie sagt man in Deutschland?<br />
Wasder Bauer nicht kennt, das isst er<br />
nicht“, sagt Gowan, dessen Heimat<br />
Los Angeles ist. 1988 kam er als Soldat<br />
nach Berlin und ist nicht mehr<br />
gegangen. Mehr als zwei Millionen<br />
Menschen spielen in seinem Heimatland<br />
mittlerweile Pickleball, fünf<br />
Millionen sind es weltweit. Doch in<br />
Deutschland ist der Sport auch fast<br />
60 Jahre nach seiner Entstehung<br />
noch weitestgehend unbekannt.„Als<br />
ich hier damals angefangen habe,<br />
gab es auch große Fragezeichen“,<br />
sagt Gowan, „aber da ich schon viele<br />
Materialien hatte und es den Verein<br />
also nichts gekostet hatte, habe ich<br />
es einfach mal versuchen dürfen.“<br />
Und esist gut angekommen. In<br />
der B-Traven-Gemeinschaftsschule<br />
gibt es mittlerweile eine Pickleball-<br />
AG,zudem sind regelmäßig zehn bis<br />
zwölf Spieler jeden Mittwochabend<br />
„Es gibt Leute mit über 90 Jahren,<br />
die es noch spielen. Man kann es ein Leben<br />
lang spielen.“<br />
Dale Gowan über die Vorzüge von Pickleball, das ursprünglich in einer Garage<br />
in den USA zur Bespaßung von Kindern erfunden worden ist.<br />
in der Halle,20Mitglieder hat die Abteilung<br />
beim TSCSpandau. Um weiter<br />
zu wachsen, hätte der Trainer<br />
gerne mehr Hallenzeiten.<br />
Aber genau an der Stelle ist er in<br />
einem Teufelskreis gefangen. „Für<br />
mehr Hallenzeiten brauche ich mehr<br />
Mitglieder. Wenn ich mehr Mitglieder<br />
gewinnen möchte, brauche ich<br />
mehr Hallenzeiten“, sagt er.Dabei ist<br />
Pickleball nicht mal nur auf die Halle<br />
beschränkt. Manchmal, erzählt Dale<br />
Gowan, fährt ermit seiner Ausrüstung<br />
auf einen Parkplatz, klappt<br />
schnell das Netz auseinander,zeichnet<br />
mit Kreide ein Feld auf den Untergrund<br />
und los geht’s.<br />
In den USA ist man schon viel<br />
weiter. Dort existieren komplette<br />
Pickleball-Anlagen, mit aufgezeichneten<br />
Feldern und Netzen. DasTeilnehmerfeld<br />
von Turnieren wie den<br />
US Open ist innerhalb vondreiStunden<br />
voll. In Deutschland herrscht<br />
hingegen Skepsis. Vielleicht sei es<br />
der Name „Pickle“, welchen die<br />
Deutschen mit einer Hautunreinheit<br />
assoziieren, wie Dale Gowan mit einem<br />
Augenzwinkern erzählt. Dabei<br />
sind diejenigen, die es regelmäßig<br />
spielen, hellauf begeistert. Denn: Es<br />
ist eine Sportart, die keine Altersgrenzekennt.<br />
Beiweltweiten TurniereninJapan,<br />
den USA oder den Niederlanden<br />
gibt es Altersklassen bis<br />
zur Ü70. „Es gibt Leute mit über 90<br />
Jahren, die es noch spielen. Man<br />
kann es ein Leben lang spielen“, so<br />
Gowan.<br />
Auch beim TSC Spandau gibt es<br />
mit Wolfgang Pöhler einen Spieler,<br />
der bereits 80 Jahre alt ist und sich<br />
auf dem Feld noch sehr schnell fortbewegt.<br />
Eigentlich sei er ja in einem<br />
Akkordeon-Orchester und spiele<br />
Basketball, aber „hier sind ein paar<br />
Damen drin, beim Basketball haben<br />
wir das nicht“, sagt er und lächelt.<br />
Durch einen Bekannten, mit dem er<br />
zusammen Basketball spielt, sei er<br />
auf Pickleball aufmerksam gemacht<br />
worden und sofort begeistert gewesen.<br />
„Es macht sehr viel Spaß und<br />
fordert mich nicht so sehr wie Basketball“,<br />
sagt Wolfgang Pöhler.Essei<br />
sehr schnell zu lernen und fordert<br />
die Treffsicherheit und das Reaktionsvermögen.<br />
„Das ist ja auch im Alter<br />
sehr wichtig, dass man das beibehält“,<br />
sagt der 80-Jährige.Den Schläger,<br />
der zwischen 15 und 200 US-<br />
Dollar kostet, schwingt Wolfgang<br />
Pöhler sehr kraftvoll. Klick, klack,<br />
klick, klack –mal schneller, wenn er<br />
am Netz steht und den Ball als Volley<br />
spielt, mal mit etwas mehr Zeit für<br />
den Schlag, wenn er den hinteren<br />
Bereich des Feldes abdeckt.<br />
Wer schon mal Badminton gespielt<br />
hat, muss sich, was die Maße<br />
anbelangt, nicht umstellen, denn es<br />
wirdauf genau diesem Feld gespielt.<br />
„Wenn ich Pickleball jemandem beschreibe,<br />
dann sage ich, dass es wie<br />
Tennis auf einem Badminton-Feld<br />
ist oder Tischtennis XXL, wo du auf<br />
der Platte stehst“, sagt Dale Gowan.<br />
Damit kann eigentlich jeder Deutsche<br />
etwas anfangen.<br />
Auf dem Zettel ganz oben<br />
Nach dem Aus für Rot-Weiß Erfurt: Die VSG Altglienicke übernimmt in der Regionalliga die Tabellenführung. Sie untermauert beim Sieg gegen Rathenow ihre Aufstiegsambitionen<br />
VonMichael Jahn<br />
Die Spieler der VSG Altglienicke<br />
versammelten sich in ihren<br />
pitschnassen Trikots nahe der Mittellinie,<br />
bildeten einen Kreis, hüpften<br />
im Kollektiv und feierten ihren<br />
verdienten Erfolg gegen das Team<br />
von Optik Rathenow. Der Stadionsprecher<br />
rief begeistert: „Wir sind<br />
neuer Tabellenführer!“ Die Fans applaudierten<br />
stehend und lange.<br />
306 tapfere Zuschauer sahen zuvor<br />
im Jahnsportpark bei tristem<br />
und nasskaltem Regenwetter Tore<br />
der VSG-Kicker durch Christian<br />
Skoda (10.), Stephan Brehmer (45.)<br />
und Kevin Stephan (90.). Nach dem<br />
dramatischen Aus des insolventen<br />
Traditionsklubs FC Rot-Weiß Erfurt<br />
in der vorigen Woche,dessen sämtlichen<br />
Spiele annulliert werden, gab<br />
es Verschiebungen in der Tabelle der<br />
Liga. Der bisherige Spitzenreiter<br />
Energie Cottbus büßt drei Zähler ein,<br />
TugayUzan (r.) kommt gegen Aleksandar Bilbija zum Abschluss.<br />
milien leiden unter dieser Situation.<br />
Die meisten haben nun keinen<br />
neuen Verein. Es ist schlimm, dass so<br />
etwas immer wieder vorkommt.“<br />
Die Spieler aus Altglienicke, die<br />
eine starke Hinrunde absolviert und<br />
sich in der Spitzengruppe etabliert<br />
MICHAEL HUNDT<br />
da der einstige 5:3-Erfolg aus der<br />
Hinrunde gegen Erfurt nicht mehr<br />
zählt, Altglienicke verliert nur einen<br />
Punkt nach dem 1:1 gegen Erfurt im<br />
Hinspiel. Da das für den Sonnabend<br />
angesetzte Duell Erfurt contra Cottbus<br />
wegen Einstellens des Spielbetriebs<br />
bei Rot-Weiß gestrichen worden<br />
war,zog Altglienicke,die Mannschaft<br />
vonTrainer Karsten Heine,an<br />
Energie vorbei –zumindest für eine<br />
Woche. Der gesamte Vorgang um<br />
Rot-Weiß Erfurtist dem Sportgericht<br />
des Nordostdeutschen Fußballverbandes<br />
(NOFV) übergeben worden.<br />
Zeitnah wird dann die Tabelle auch<br />
offiziell korrigiertwerden.<br />
„Natürlich freuen wir uns“, sagte<br />
Heine, 64, „oben zu stehen, ist immer<br />
ein schönes Gefühl.“ Doch<br />
Heine, ganz fairer Sportsmann, betonte<br />
auch, dass er sehr traurig darüber<br />
sei, was in Erfurtpassiere. „Das<br />
bedaure ich sehr, das tut sehr weh.<br />
Viele Spieler der Erfurter und ihreFahatten,<br />
wurden im Jahnsportpark<br />
durch ihren singenden Stadionsprecher<br />
Ronny Rothé bestens eingestimmt<br />
für den langen Aufstiegskampf.<br />
Der Entertainer zelebrierte<br />
vor dem Anpfiff das Vereinslied:<br />
„Blau-Weiß sind unsere Farben, der<br />
Verein ist unsereWelt. VSG olé!“ Besonders<br />
Mittelfeldmann Skoda<br />
schien animiert zu sein von dem<br />
Liedgut und schoss schon nach zehn<br />
Minuten einen wunderbaren Treffer.<br />
Es war bereits TorNummer 13 für<br />
den 29-Jährigen in dieser Saison. Damit<br />
liegt er in der Liga auf Rang zwei<br />
hinter Marc-Philipp Zimmermann<br />
vom VfB Auerbach, der 15 Tore auf<br />
dem Konto hat.<br />
Dabei war Optik Rathenow, seit<br />
30 Jahren von Trainer Ingo Kahlisch<br />
angeführt, ein schwer zu bespielender<br />
Gegner für die Männer aus dem<br />
Südosten Berlins.„Wir haben in der<br />
ersten Halbzeit zwei überragende<br />
Tore geschossen“, freute sich Heine,<br />
„aber wir haben nach der Pause<br />
keine Kontrolle mehr über das Spiel<br />
bekommen. Da ist noch viel Luft<br />
nach oben.“ Lag der Ballbesitz lange<br />
Zeit bei geschätzten 70 Prozent für<br />
die VSG, hielt sich das später die<br />
Waage. Dennoch geriet der Sieg des<br />
neuen Spitzenreiters nie in Gefahr.<br />
Das Trainingslager nahe Malaga<br />
hatte der Mannschaft offenbar sehr<br />
gut getan. Sie startete jedenfalls fit<br />
und mit Elan in die zweite Phase der<br />
Meisterschaft.<br />
Optik-Chef Ingo Kahlisch, 62, der<br />
zu den dienstältesten Trainern im<br />
deutschen Fußball zählt, hielt sich<br />
dann auch mit Komplimenten für<br />
den Sieger nicht zurück. „Seitdem<br />
Karsten Heine dort Trainer ist und<br />
Lothar Hamann als sportlicher Berater<br />
bei der VSG arbeitet, ist die<br />
Truppe sehr gut geworden. Da sind<br />
zwei Fachleute amWerk.Altglienicke<br />
muss man im Kampf um den Titel<br />
auf dem Zettel haben.“<br />
Der sogelobte Heine bleibt Realist,<br />
auch wenn das 0:0 des Mitfavoriten<br />
1. FC Lok Leipzig am Sonnabend<br />
gegen Viktoria 89 seiner VSG im Titelkampf<br />
half. „Es wird ein langer<br />
Weg“, sagte Heine, „aber wir wollen<br />
ganz oben dabei sein.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 17<br />
· ·<br />
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Sport<br />
Der König<br />
der<br />
Kandahar<br />
Thomas Dreßen siegt auf<br />
der Heimstrecke<br />
Ein Teil des Preisgeldes war Thomas<br />
Dreßen schon am Abend<br />
nach dem Sieg in Garmisch-Partenkirchen<br />
wieder los.45000 Schweizer<br />
Franken, zirka 42 000 Euro,gibt es im<br />
Weltcup für den Abfahrtserfolg auf<br />
der Kandahar, bei so vielen Freunden<br />
und Verwandten unter den Zuschauern<br />
wollte sich der beste deutsche<br />
Skirennfahrer nicht lumpen lassen.<br />
Der26-Jährige wohnt mit seiner<br />
Freundin zwar inzwischen in Österreich,<br />
sein Heimatort Mittenwald<br />
aber ist nur eine halbe Stunde von<br />
Garmisch entfernt. „Das wird noch<br />
richtig teuer heute für mich“, sagte<br />
Dreßen vor den Feierlichkeiten zum<br />
vierten Weltcupsieg seiner Karriere.<br />
Die Abfahrten auf der Streif in<br />
Kitzbühel und in Kvitfjell gewann er<br />
2018, in diesem Winter folgten die<br />
Siege in Lake Louise und −als erst<br />
zweitem Deutschen nach Markus<br />
Wasmeier 1992 − imWerdenfelser<br />
Land. Für die WM-Bewerbung der<br />
Stadt um die Titelkämpfe 2025 ist das<br />
ein Schub.Auf die Strahlkraft der Familie<br />
Neureuther verzichten die Organisatoren<br />
in ihren Bemühungen<br />
ebenso wie auf die von Doppel-<br />
Olympiasieger Wasmeier. Dreßen ist<br />
als potenzielles Zugpferdvon besonders<br />
hohem Wert.<br />
Ungewöhnliche Heimserie<br />
Vorallem aber ist der Erfolg ein erneuter<br />
Beleg für Dreßens Klasse, der<br />
nach seiner schweren Knieverletzung<br />
eigentlich nur langsam ein<br />
Comeback geben wollte. „Es ist eh<br />
bis jetzt schon eine Wahnsinnssaison<br />
gewesen mit dem Sieg und<br />
schon zwei Podiums.Dass jetzt noch<br />
ein Sieg dazukommt −soganz checken<br />
tu’ich das noch nicht“, sagte er.<br />
Die anderen Deutschen hatten<br />
ebenfalls ihren Anteil am gelungenen<br />
Renntag, sechs der sieben Starter<br />
schafften es in die Top30, insgesamt<br />
drei unter die besten 15. Aleksander<br />
Aamodt Kilde (Norwegen)<br />
fuhr auf Rang zwei vor Johan Clarey<br />
aus Frankreich.<br />
„28 Jahre, das ist ja der Wahnsinn.<br />
Er löst mich jetzt in allen Dingen ab“,<br />
Trilogie, zweiter Teil<br />
Novak Djokovic gibt bei seinem Sieg im Finale der Australian Open über Dominic Thiem Rätsel auf<br />
VonDoris Henkel, Melbourne<br />
Es gab mal, in der Anfangszeit<br />
seiner glanzvollen Karriere,<br />
eine Phase,inder Novak<br />
Djokovic von den ersten<br />
16 großen Finals bei Grand-<br />
Slam-Turnieren die Hälfte gewann<br />
und die Hälfte verlor. Doch seither<br />
schnappte er sich von zehn Finals<br />
neun, das letzte am Sonntag in der<br />
Rod Laver Arena mit einem Sieg gegen<br />
den Österreicher Dominic<br />
Thiem (6:4, 4:6, 2:6, 6:3, 6:4). Es war<br />
der achte in Melbourne, der 17. insgesamt<br />
bei einem Grand-Slam-Turnier.<br />
Errückt Roger Federer und Rafael<br />
Nadal weiter auf den Pelz; der<br />
Schweizer ist ihm drei Trophäen voraus,der<br />
Spanier zwei. UndErster der<br />
Weltrangliste ist er nun auch wieder.<br />
Es war ein Spiel, das aus drei Teilen<br />
bestand. Der erste begann mit<br />
Vorteilen für den Titelverteidiger,der<br />
Herausforderer glich aus, verpasste<br />
aber mit einem teuren Doppelfehler<br />
beim Breakball und Satzball die<br />
Chance auf eine frühe Führung. Dabei<br />
hätte der Gewinn des ersten Satzes<br />
sowichtig für den Österreicher<br />
sein können, der im Laufe des Turniers<br />
fast sechs Stunden mehr gerackert<br />
hatte als der Gegner. Und der<br />
einen Tagweniger zur Erholung gehabt<br />
hatte. Doch es gibt ja zwei<br />
Theorien, welcher Wegvor einem Finale<br />
der bessere ist: 24 Stunden<br />
mehr Zeit zur Erholung zu haben<br />
oder im Rhythmus bleiben zu können.<br />
Die Sache mit der kürzeren Erholung<br />
klappte sogar in extremen<br />
Fällen wie bei Nadal 2009, der an einem<br />
Freitagabend fünf Stunden und<br />
14 Minuten gegen seinen Landsmann<br />
FernandoVerdasco unterwegs<br />
war und am Ende gegen Roger Federer,<br />
der einen Tagmehr Pause gehabt<br />
hatte,den Titel gewann.<br />
Einmüder Eindruck<br />
Im zweiten Teil der Trilogie im Melbourne<br />
Park gab Djokovic seinen<br />
Leuten Rätsel auf, vor allem, nachdem<br />
er den zweiten Satz gegen den<br />
nun eindrucksvoll spielenden Österreicher<br />
verloren hatte. Normalerweise<br />
sind die Besten besonders<br />
stark darin, sofort den Hebel umzulegen,<br />
wenn der Strom vorübergehend<br />
ausgefallen war, aber diesmal<br />
war das Gegenteil der Fall. Er wirkte<br />
müde, inmanchen Situationen fast<br />
apathisch und schien nicht die Kraft<br />
zu haben, sich gegen Thiems forderndes<br />
Spiel zu wehren. Während<br />
des dritten Satzes rief er eine Ärztin<br />
und den Physiotherapeuten auf den<br />
Schwerwiegend: Novak Djokovic mit der Trophäe der Australian Open.<br />
GETTY IMAGES/MAT KING<br />
„Es war definitiv eines der schwierigsten<br />
Endspiele, die ich hier hatte. Ich war an der<br />
Schwelle, dieses Match zu verlieren. Ich habe<br />
mich nicht gut gefühlt auf dem Platz.“<br />
Novak Djokovic über den Gewinn seines 17. Titels bei einem Grand-Slam-Turnier,<br />
der ihm umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro eingebracht hat.<br />
Platz, nach dem Ende des Satzes ging<br />
er zur Behandlung sogar hinaus.<br />
Doch jener Mann, der nach der<br />
Pause zurückkehrte, war nicht derselbe,<br />
der sie kurz vorher verlassen<br />
hatte. Thiem verpasste früh im vierten<br />
Satz eine Chance zum Break, danach<br />
nahm der Steigungsgrad des<br />
Berges, den er erklimmen musste,<br />
zu. Er verlor sein Aufschlagspiel zum<br />
3:5, kurzdanach schnappte sich Djokovic<br />
den Satz, und als der Serbe zu<br />
Beginn der fünften relativ zügig 3:1<br />
in Führung ging, waren die Würfel<br />
gefallen. Nach drei Stunden und 59<br />
Minuten landete Dominic Thiems<br />
letzter Ball neben der Seitenlinie.<br />
Nichts zu bedauern<br />
Hinterher waren sich alle einig, dies<br />
sei sicher nicht der letzte Auftritt des<br />
Herausforderers im Finale der Australian<br />
Open gewesen. Es selbst<br />
meinte,esgebe für ihn nichts zu bedauern;<br />
sicher habe er hier und da<br />
ein paar kleine Fehler gemacht, und<br />
es wäre auch sicher besser gewesen,<br />
den Breakball im vierten Satz zu nutzen,<br />
aber am Ende sei es halt ein enges<br />
Spiel in fünf Sätzen gewesen, das<br />
er verloren habe. „Ich fühl mich<br />
ziemlich leer jetzt, aber so ist das nun<br />
mal. Aber ich spüre auch schon ein<br />
klein wenig Motivation für den<br />
nächsten Versuch, und nach einer<br />
Pause wird sie ganz bestimmt noch<br />
größer sein.“<br />
Novak Djokovic wirkte nach der<br />
ersten emotionalen Reaktion auf<br />
dem Platz später in seiner Freude irgendwie<br />
gedämpft. Er sei ziemlich<br />
müde und erschöpft, sagte nach den<br />
ersten Ehrenrunden beim Australischen<br />
Fernsehsender Nine, und das<br />
sei auch das Problem im dritten Satz<br />
gewesen. „Ich weiß selbst nicht genau,<br />
was da los war –meine Energie<br />
war komplett weg, beim Aufschlag<br />
war mir schwindelig, besser kann ich<br />
es nicht erklären.“ Er sei dehydriert<br />
und müsse mehr trinken, riet ihm<br />
die Ärztin in der Behandlungspause,<br />
was er auch tat und ins Spiel zurückkehrte;<br />
ab dem Stand von2:2 im vierten<br />
Satz habe er sich dann wieder<br />
besser gefühlt. Irgendwie weckte die<br />
Geschichte Erinnerungen an das Finale<br />
2015, als er gegen Andy Murray<br />
auch zwischendurch den Eindruck<br />
gemacht hatte, ersei völlig erledigt,<br />
und dann am Ende mit frischen<br />
Kräften gewonnen hatte.<br />
Aber unter dem Strich steht nun<br />
diese mächtige Bilanz mit neun Siegen<br />
in zehn Finals in weniger als fünf<br />
Jahren. Da kann einem schon<br />
schwindelig werden.<br />
Den<br />
Bann<br />
gebrochen<br />
Stephan Leyhe fliegt in<br />
Japan auf Platz zwei<br />
Als Stephan Leyhe mit Blumen<br />
und Stoffbär in der Hand die Siegerehrung<br />
genoss, konnte auch Karl<br />
Geiger wieder lächeln. „Glückwunsch<br />
Stephan, das hast du dir sehr<br />
verdient“, sagte der vomWinde verwehte<br />
Geiger, der den Verlust des<br />
Gelben Trikots an Stefan Kraft<br />
schnell abgehakt hatte. Viel lieber<br />
freute sich der Skisprung-Weltmeisterschaftszweite<br />
im fernen Sapporo<br />
über den zweiten Platz seines Teamkollegen,<br />
der endlich für seine starken<br />
Leistungen belohnt wurde.<br />
„Es ist eine Weile her,dass ich auf<br />
dem Podium gestanden habe. Mein<br />
zweiter Sprung war richtig gut“,<br />
sagte Leyhe,der sich am Sonntag nur<br />
dem ehemaligen Weltmeister Kraft<br />
aus Österreich geschlagen geben<br />
musste.Erst zum zweiten Malinseiner<br />
Karriere flog Leyhe auf das Podium,<br />
im November 2018 war er in<br />
Wisla ebenfalls Zweiter geworden.<br />
„Das Wochenende hier hat richtig<br />
Spaß gemacht“, sagte Leyhe,der tags<br />
zuvor bereits Fünfter geworden war.<br />
Geiger verliertWeltcup-Führung<br />
Leyhe hatte schon in Titisee-Neustadt<br />
und Zakopane als Vierter das<br />
Podest vor Augen, nun brach er den<br />
Bann. Nach dem ersten Durchgang<br />
lag er noch auf Platz acht, dann rollte<br />
er mit dem weitesten Sprung des Tages<br />
das Feld auf. Am kommenden<br />
Wochenende steht für den Teamweltmeister,<br />
der zum fünften Mal in<br />
Folge bester DSV-Adler war,nun das<br />
Heimspiel in Willingen an: „Das wird<br />
emotional für mich. Ich bin in guter<br />
Form und man wird sehen, was ich<br />
da erreichen kann.“<br />
Geiger haderte auf der Okurayama-Schanze<br />
dagegen an beiden<br />
Tagen mit den Bedingungen, die<br />
Ränge elf und fünf kosteten ihn die<br />
Führung im Gesamtweltcup. „Gute<br />
Sprünge bei schlechtem Wind sind<br />
zwar ärgerlich, aber halb so<br />
schlimm“, schrieb der Bayer bei Facebook.Weil<br />
Kraft an seinem„besten<br />
Wochenende des Winters“ Zweiter<br />
und Erster wurde,musste Geiger mit<br />
genau 1000 Punkten nach drei Wochen<br />
das Gelbe Trikot dem Österrei-<br />
Thomas Dreßen raste in Garmisch zu seinem<br />
vierten Abfahrtssieg. DPA/WARMUTH<br />
scherzte Wasmeier. Schon die Bestmarke<br />
für die meisten Abfahrtssiege<br />
imWeltcup hatte er an Dreßen verloren<br />
und meinte mit Bezug auf seine<br />
beiden olympischen Goldmedaillen:<br />
„Das kommt auch noch.“<br />
Dreßen gelang auch die ungewöhnliche<br />
Fortsetzung einer Serie.<br />
Nach dem Südtiroler Dominik Paris<br />
in Bormio (zweimal), dem Schweizer<br />
Beat Feuz inWengen und dem Österreicher<br />
Matthias Mayer inKitzbühel<br />
gab es auch in Garmisch einen Abfahrtsheimsieg.<br />
Dabei war Dreßen<br />
voreinem Jahr in der Rehabilitation.<br />
Im November war er in Beaver<br />
Creek gestürzt und mit hoher Geschwindigkeit<br />
in ein Fangnetz gerauscht.<br />
Neben einer ausgekugelten<br />
Schulter und dem gerissenen vorderen<br />
Kreuzband im rechten Knie waren<br />
auch der Innenmeniskus, der<br />
Außenmeniskus, das Innenband<br />
und der Knorpel lädiert. Das Knie<br />
war, „ich sage es, wie es ist, im<br />
Arsch“, erzählte Dreßen. Noch immer<br />
muss er Rücksicht nehmen.<br />
Zum Gewinnen reicht es trotzdem −<br />
und zum Feiernsowieso. (dpa)<br />
Ein neuer amerikanischer Traum<br />
Sofia Kenin galt einst als großes Talent. Dennoch kam ihr Sieg bei den Australian Open für viele überraschend<br />
Inszenierte Küsse vor Melbournes Kulisse: Sofia Kenin.<br />
Australian-Open-Siegerin<br />
Sofia<br />
Kenin schmunzelt über ihreverblüffend<br />
draufgängerischen Antworten<br />
als kleines Mädchen noch immer.<br />
Schon als Sechsjährige war sie<br />
überzeugt, den Aufschlag ihres Lieblingsspielers<br />
Andy Roddick zurückschlagen<br />
zu können. „Ja“, sagte sie<br />
2005 ernst, wieVideos zeigen, die seit<br />
ihrem rasanten Aufstieg in Melbourne<br />
im Internet kursieren:„Wenn<br />
ich mich früh vorbereite und kurz<br />
aushole.“ Roddick war mit einem<br />
Aufschlag von fast 250 Stundenkilometern<br />
zeitweise Rekordhalter bei<br />
den Männern.<br />
15 Jahrespäter küsst die US-Amerikanerin<br />
den Daphne Akhurst Memorial<br />
Cup−mit dem 4:6, 6:2, 6:2 gegen<br />
die Spanierin Garbiñe Muguruza<br />
feierte sie ihren ersten Grand-Slam-<br />
Titel. „Ich bin wie auf Wolke sieben“,<br />
sagte die 21-Jährige,als sie mit rotlackierten<br />
Fingernägeln und einem<br />
Glas Sekt nach ihrem Coup Rede und<br />
Antwort stand. Alles sei surreal, es<br />
verschwimme alles.IhrVater Alexander<br />
Kenin sagt: „Wir sind noch nicht<br />
am Ziel.“ Denn schon als kleines<br />
Mädchen hatte sich Kenin vorgenommen,<br />
Champion und die Nummer<br />
eins der Welt zu werden.<br />
Dass sie am Montag als neue<br />
Nummer sieben erstmals unter die<br />
TopTen vorrücken wird und ihr Idol<br />
Serena Williams als beste Amerikanerin<br />
in der Weltrangliste ablöst,<br />
musste Kenin erst einmal sacken lassen.<br />
Als jüngste Australian-Open-<br />
Siegerin seit MariaScharapowa 2008<br />
verewigte sie sich in der Tennis-His-<br />
torie. Naomi Osaka war bei ihrem<br />
Triumph vor zwölf Monaten allerdings<br />
auch nur 22 Tage älter.<br />
Glänzende Zukunft<br />
GETTY IMAGES/DENHOLM<br />
1987 verließen Kenins Eltern die Sowjetunion,<br />
um ihren Kindern ein<br />
besseres Leben zu ermöglichen. „Ich<br />
danke meinen Eltern, mir den amerikanischen<br />
Traum gegeben zu haben.“<br />
Jetzt freut sie sich über ein<br />
Preisgeld von rund 2,5 Millionen<br />
Euro.<br />
Was am Sonnabend mit ihrem<br />
Sieg gipfelte,hatte begonnen, als Kenin<br />
mit dreieinhalb Jahren mit einem<br />
Schläger ihres Vaters in einer<br />
Auffahrt inPembroke Pines in Florida<br />
die ersten Bälle schlug. IhrVater<br />
begleitet als Trainer ihren Wegvom<br />
früh erkannten Talent zur jüngsten<br />
amerikanischen Top-Ten-Debütantin<br />
seit Serena Williams 1999. Mit<br />
vier, fünf Jahren sei sie berühmter<br />
gewesen als vor ihrem Aufstieg zur<br />
Australian-Open-Siegerin, witzelte<br />
ihr Vater mal.<br />
Mit ihrem Tennisschläger in den<br />
amerikanischen Nationalfarben präsentierte<br />
sie sich im Melbourne-Finale<br />
in den entscheidenden Situationen<br />
spielerisch cool. Variabler, mit<br />
mehr spielerischen Möglichkeiten<br />
und mit bei weitem nicht so vielen<br />
Fehlerngewann sie das Endspiel gegen<br />
Muguruza, die 2016 bei den<br />
French Open und 2017 in Wimbledon<br />
triumphiert hatte.„Die Zukunft<br />
des Tennis ist so glänzend“, gratulierte<br />
US-Tennis-Ikone Billie Jean<br />
King. (dpa)<br />
Stephan Leyhe flog zum zweiten Mal in<br />
seiner Karriere auf das Podium. GETTY/ROBERTS<br />
cher (1 063) überlassen. Dritter ist<br />
der polnische Tournee-Triumphator<br />
Dawid Kubacki (924), der am Sonntag<br />
nach zehn Podestplätzen in Folge<br />
Sechster wurde. Leyhe (510) ist bereits<br />
Achter.<br />
Die Teamweltmeister Markus Eisenbichler<br />
(Siegsdorf) und Richard<br />
Freitag (Aue) erlebten dagegen ein<br />
Wochenende zum Vergessen. Dreifach-Weltmeister<br />
Eisenbichler nahm<br />
mit den Plätzen 26 und 34 gerade<br />
einmal fünf Weltcuppünktchen mit<br />
auf die fast 9000 Kilometer lange<br />
Heimreise. Der seit Wochen kriselnde<br />
Freitag ging mit den Rängen<br />
47 und 51 sogar ganz leer aus.<br />
Deutlich besser lief es für Pius<br />
Paschke (Kiefersfelden) mit den Plätzen<br />
10 und 25, auch Constantin<br />
Schmid (Oberaudorf)durfte mit den<br />
Rängen 12 und 27 zufrieden sein.<br />
Weiter geht es nun auf der Mühlenkopfschanze<br />
inWillingen, dem letzten<br />
Heimspiel des Winters für die<br />
DSV-Adler. Dort werden spätestens<br />
nach dem Sapporo-Wochenende<br />
alle Augen auf Stephan Leyhe gerichtet<br />
sein. (sid)
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Klopp auf dem Weg<br />
zur Meisterschaft<br />
FUSSBALL. Trainer Jürgen Klopp<br />
geht in der Premier League mit dem<br />
FC Liverpool in Riesenschritten der<br />
ersten Meisterschaft seit 30 Jahren<br />
entgegen. Gegen den FC Southampton<br />
mit Coach Ralph Hasenhüttl<br />
siegten die Reds 4:0 (0:0), es war der<br />
13. Heimsieg der Saison. Liverpool<br />
hat nach 25 Partien 73 Zähler.Am<br />
Sonntag verlor Verfolger Manchester<br />
City bei Tottenham Hotspur mit 0:2<br />
(0:0). DerRückstand des Meisters auf<br />
Liverpool beträgt 22 Punkte.<br />
Werder darf Selkenicht<br />
gegen Hertha einsetzen<br />
FUSSBALL. Werder Bremen darfseinen<br />
am Freitag verpflichteten Zugang<br />
Davie Selke am 7. MärzimDuell<br />
gegen dessen bisherigen Klub<br />
Hertha BSC nicht einsetzen. Dasbestätigte<br />
Werder-Geschäftsführer<br />
Frank Baumann: „Die Klausel war<br />
eine vonHertha BSC gestellte Bedingung,<br />
ohne die der Transfer nicht zustande<br />
gekommen wäre.“<br />
Tuchel streitet sich<br />
mit Mbappé<br />
FUSSBALL. Anders als in den sieben<br />
Spielen zuvor hat Neymar nicht für<br />
ParisSaint-Germain getroffen, feierte<br />
jedoch in der Ligue 1einen 5:0<br />
(3:0)-Heimsieg gegen Montpellier<br />
HSC und die komfortable Tabellenführung.<br />
Coach Thomas Tuchel stritt<br />
sich mit de Stürmer Kylian Mbappé<br />
nach dessen Auswechslung.<br />
Zoff bei der Auswechslung: Kylian<br />
Mbappé kritisiertThomas Tuchel.<br />
Kessel sichertBRVolleys<br />
den Sieg in Rottenburg<br />
AP/ENA<br />
VOLLEYBALL. Nach dem glanzlosen<br />
3:0 (25:17, 25:22, 25:22)-Bundesligasieg<br />
der BR Volleys in Rottenburg<br />
räumte Mittelblocker GeorgKlein<br />
ein: „Wir haben sicher nicht am Limit<br />
gespielt.“ Bester Punktesammler<br />
war Cody Kessel mit 18 Zählern. Mit<br />
dem Sieg vergrößerten die ungeschlagenen<br />
<strong>Berliner</strong> ihren Vorsprung<br />
gegenüber Verfolger VfB Friedrichshafen<br />
jedoch auf zwölf Punkte,da<br />
der VfB gegen Frankfurtverlor.<br />
Albas Basketballer<br />
unterliegen in Oldenburg<br />
BASKETBALL. Drei Tage nach der<br />
Euroleague-Pleite gegen Fenerbahce<br />
Istanbul hat Alba Berlin in der Bundesliga<br />
die nächste Niederlage kassiert.<br />
Am Sonntagabend unterlagen<br />
die <strong>Berliner</strong> nach müder Vorstellung<br />
bei Verfolger Oldenburgmit 88:93<br />
(45:51). Alba bleibt Tabellendritter.<br />
Förstemann und Kruse<br />
gewinnen WM-Bronze<br />
PARA-RADSPORT. Derfrühere<br />
Teamsprint-Weltmeister Robert<br />
Förstemann, 33, feierte ein gelungenes<br />
Para-WM-Debüt. Im Tandem<br />
mit dem sehbehinderten KaiKruse<br />
bestätigte der Olympiaditte von2012<br />
in Kanada durch die Bronzemedaille<br />
Ambitionen auf einen Startbei den<br />
Paralympics in Tokio.<br />
Ein netter Nebeneffekt<br />
Weil der FC Bayern zu alter Dominanz gefunden hat, übernimmt er wieder die Tabellenführung<br />
VonFrank Hellmann, Mainz<br />
Eswar bezeichnend, dass Manuel<br />
Neuer nach einem entspannten<br />
Arbeitstag im rheinhessischen Dauerregen<br />
genügend Zeit für sich hatte.<br />
Gratulierende Mitspieler vom FC<br />
Bayern kamen beim unterbeschäftigten<br />
Kapitän nach Schlusspfiff<br />
nicht vorbei, weshalb der Nationaltorwart<br />
inSeelenruhe seine Utensilien<br />
sortierte, sich der Handschuhe<br />
und des Trikots entledigte, umartig<br />
dem Schiedsrichtergespann und<br />
den Verlierernvom FSV Mainz 05 die<br />
Hand zu reichen. Dann folgte –im<br />
ärmellosen grünen Unterziehhemdchen<br />
–der Gang zum mitgereisten<br />
Anhang, der den Evergreen „Deutscher<br />
Meister wird nur der FCB“ intonierte.<br />
Genau diese Überzeugung<br />
verbreitet sich gerade landauf,<br />
landab auch bei allen, die nicht in<br />
der Münchner Fankurve stehen.<br />
Dem Rekordmeister hatte beim<br />
3:1 eine starke halbe Stunde genügt,<br />
die restlichen 60 Minuten fand auch<br />
Trainer Hansi Flick „nicht Bayernlike“.<br />
Aber selten ließ sich das so<br />
leicht verschmerzen wie an diesem<br />
Sonnabend. Die Punkteteilung am<br />
selben Abend zwischen RB Leipzig<br />
und Borussia Mönchengladbach katapultierte<br />
den Rekordmeister wieder<br />
dahin, wo er nach seinem Selbstverständnis<br />
gehört, aber nur nach<br />
dem sechsten Spieltag Anfang Oktober<br />
stand: an die Tabellenspitze.<br />
Spitzenspiel gegen Leipzig<br />
Für Flick ist der Wachwechsel „ein<br />
netter Nebeneffekt“, aber es gebe<br />
eben„kaum eine andereMannschaft<br />
mit einer derartigen Qualität“, stellte<br />
der tiefenentspannte Fußballlehrer<br />
fest. Drei Rückrundenspiele (zuvor<br />
4:0 bei Hertha, 5:0 gegen Schalke)<br />
und sechs Bundesligasiege in Serie<br />
haben ausgereicht, um die bekannte<br />
Hackordnung wieder herzustellen.<br />
Der Punktevorsprung des Brauseklubs<br />
als Herbstmeister ist schneller<br />
geschmolzen als Schnee bei Föhneinbruch.<br />
Und wenn die Bayern am<br />
Sonntag das Spitzenspiel gegen die<br />
Sachsen gewinnen, haben auf einmal<br />
sie vier Zähler mehr auf dem<br />
Konto als der ärgste Herausforderer.<br />
Er sei kein Freund, „zu weit nach<br />
vorne zu schauen“, erklärte Flick.<br />
Vorher ist ja noch das DFB-Pokalachtelfinale<br />
gegen die TSG Hoffenheim<br />
(Mittwoch 20.45 Uhr) zu bestreiten,<br />
was den 54-Jährigen mit seiner<br />
eigenen Vita konfrontiert. Derin<br />
Heidelberg geborene, imDörfchen<br />
Effektive Träger<br />
Thiago blüht unter Trainer Hansi Flick wieder auf.<br />
Die Füchse starten nach der EM-Pause erfolgreich ins Jahr<br />
VonCarolin Paul<br />
Paul Drux war nach Abpfiff selbst<br />
etwas überrascht. Acht Tore, so<br />
viele Treffer hat der 24-Jährige in einer<br />
Partie schon lange nicht mehr erzielt.<br />
Beim Bundesliga-Auftakt der<br />
Füchse in diesem Jahr spürte man<br />
bei dem deutschen Nationalspieler<br />
nichts von möglichen Europameisterschafts-Nachwirkungen.<br />
Gegen<br />
die HBW Balingen-Weilstetten war<br />
seine Leistung ein Grund für den<br />
deutlichen 33:27(17:14)-Erfolg.<br />
„Paul Drux und Johan Koch waren<br />
mit einer unglaublichen Effektivität<br />
unterwegs und haben das Spiel<br />
getragen“, urteilte der neue Sportvorstand<br />
Stefan Kretzschmar. „Dass<br />
Hans Lindberg nebenbei wieder<br />
über zehn Tore macht, fällt manch<br />
einem da gar nicht mehr auf.“<br />
Auffallend war, dass die Füchse<br />
am frühen Sonntagabend vor 8314<br />
Zuschauern inder Max-Schmeling-<br />
Halle vorallem durch eine geschlossenen<br />
Mannschaftsleistung überzeugten.<br />
Anders als noch bei der<br />
30:31-Hinspiel-Schlappe demonstrierten<br />
die Schützlinge von Trainer<br />
Velimir Petkovic, dass nicht nur die<br />
„Es freut mich auch ungemein,<br />
dass Thiago sich nun zum dritten<br />
Mal inFolge in die<br />
Torschützenliste eingetragen hat.“<br />
Hansi Flick hat die passende Rolle für<br />
den zwischenzeitlich aussortierten Spanier gefunden.<br />
Abwehrleistung in Berlin wieder<br />
stimmt, sondernauch der Angriff zu<br />
einer bestechenden Leistung fähig<br />
ist. Dabei standen die Zeichen für einen<br />
derartigen Auftritt vor dem Anpfiff<br />
nicht so gut. Neben den ohnehin<br />
verletzten Dejan Milosavljev,Fabian<br />
Wiede, Mattias Zachrisson und<br />
Simon Ernst meldete sich Mijajlo<br />
Marsenic mit Knieproblemen ab.<br />
Mitviel Tempo<br />
Umso wichtiger war es, dass seine<br />
Vertretung am Kreis, Johan Koch,<br />
von Minute eins an überzeugte. Der<br />
29-Jährige traf nach einer gespielten<br />
Viertelstunde bereits viermal, wurde<br />
von Drux mehrfach gut in Szene gesetzt,<br />
erkämpfte vier Siebenmeter<br />
und hielt auch in der Abwehr stand.<br />
Bereits nach zwanzig Minuten war<br />
abzusehen, dass die Füchse sich in<br />
diesem Heimspiel die Punkte nicht<br />
nehmen lassen würden. „Wir haben<br />
ein gutes Spiel mit viel Tempo gezeigt.<br />
Miteiner guten Wurfquote haben<br />
wir uns das Leben leicht gemacht“,<br />
sagte Drux, der nach Abpfiff<br />
über den Sieg ebenso erfreut war,<br />
wie über den bevorstehenden freien<br />
Tagfür die Regeneration.<br />
BONGARTS/ALEX GRIMM<br />
Bammental im Rhein-Neckar-Kreis<br />
beheimatete Coach, besitzt als langjähriger<br />
Ratgeber und Angestellter<br />
einen besonderen Bezug zum Dietmar-Hopp-Klub,<br />
der die Bayern in<br />
der Hinrunde in ihrer Arena besiegte.<br />
Doch für die Wiederholung<br />
eines solchen Beutezugs spricht gerade<br />
nicht viel.<br />
Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />
sieht im neuen Jahrzehnt „bis<br />
jetzt keine großen Probleme“. Klar,<br />
der Kader sollte für „die wichtigen<br />
Spiele in der heißen Phase“ –vorrangig<br />
ab dem Champions-League-<br />
Achtelfinale gegen den FC Chelsea −<br />
breiter werden. Lucas Hernández,<br />
Kingsley Coman und der in Mainz<br />
eingewechselte Serge Gnabry<br />
nannte Salihamidzic als Kandidaten,<br />
die dann gesundheitlich voll auf der<br />
Höhe sein sollten. Doch Flick hat mit<br />
seiner Art bereits brachliegende Potenziale<br />
geweckt: Aus dem unter<br />
Niko Kovac als Sicherheitsrisiko geltenden<br />
Thiago sei mit Joshua Kimmich<br />
im zentralen Mittelfeld „ein<br />
Stabilisator“ geworden, lobte Flick,<br />
der für den Spanier eine Rolle gefunden<br />
hat, in der defensive Ordnung<br />
und offensive Entfaltung sich nicht<br />
mehr ausschließen. „Es freut mich<br />
auch ungemein, dass Thiago sich<br />
nun zum dritten Mal inFolge in die<br />
Torschützenliste eingetragen hat.“<br />
Demonstratives Abklatschen<br />
Thiagos Dribbling zum 3:0 war eine<br />
Augenweide (26.), zuvor hatten<br />
Gerd-Müller-Spurenleser Robert Lewandowski<br />
nach Maßflanke von<br />
Benjamin Pavard mit seinem 22. Saisontreffer<br />
und 150. Bayern-Tor (8.)<br />
sowie Flick-Profiteur Thomas Müller<br />
nach Rückpass von Leon Goretzka<br />
(14.) die Kräfteverhältnisse bereits<br />
geklärt. Dass der unter der Woche im<br />
internen Trainingsturnier von Jérôme<br />
Boateng geschlagene Goretzka<br />
am Gegentor von Jeremiah St. Juste<br />
(45.) beteiligt war, ließ sich genauso<br />
leicht wie die Handgreiflichkeit der<br />
Teamkollegen verschmerzen. „Da<br />
hat es in beide Richtungen gemenschelt“,<br />
meinte Müller mit einem<br />
Augenzwinkern über die längst versöhnten<br />
Streithähne, die sich demonstrativ<br />
beim Aufwärmen abklatschten.<br />
David Alaba machte den<br />
Titelhunger seiner Mitspieler übrigens<br />
daran fest, „dass jeder im Training<br />
mitzieht und Gasgibt“. DieAnsage<br />
des Österreichers für die nächstenWochen:„Wenn<br />
wir so weitermachen,<br />
wird’s vorne spannend.“ Eher<br />
das Gegenteil ist zu befürchten.<br />
Souveräner Auftritt<br />
Die Eisbären überzeugen ihre Fans und die NHL-Scouts<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Unter den 12 508 Zuschauern in<br />
der Arena am Ostbahnhof tummelten<br />
sich am Sonntag nicht nur<br />
die Fans der Eisbären und des ERC<br />
Ingolstadt. 20 Scouts der Teams aus<br />
der nordamerikanischen Profiliga<br />
NHL, die ab Montag internationale<br />
Talente beim U19-Turnier im Wellblechpalast<br />
beobachten, gesellten<br />
sich dazu. In erster Linie wohl, um<br />
Lukas Reichel unter die Lupe zu nehmen,<br />
der gute Aussichten hat, beim<br />
NHL-Draft ausgewählt zu werden.<br />
Der 17-jährige Stürmer wusste<br />
beim 6:2 (3:1, 2:1, 1:0) der <strong>Berliner</strong> zu<br />
überzeugen, zwei Tore bereitete er<br />
mit vor. Allerdings stahl ihm Nebenmann<br />
Maxim Lapierredie Show.Der<br />
Mittelstürmer fälschte beim 1:0 nach<br />
57 Sekunden einen Schuss vonJonas<br />
Müller ab. Nach dem Ausgleich<br />
durch Kris Foucault im Powerplay<br />
(11.), sorgte er mit einem Spieler weniger<br />
auf dem Eis für die erneute<br />
Führung. Beim 3:1 in Überzahl<br />
konnte Lapierredie Vorlage Reichels<br />
nicht verwerten, leitete den Puck mit<br />
den Schlittschuhen aber so geschickt<br />
weiter,dass Labrie traf.<br />
Daszweite Drittel startete für Berlin<br />
ohne Constantin Braun wegen einer<br />
Unterkörperverletzung, aber mit<br />
einer vierminütigen Überzahl. In der<br />
letzten Aktion vor der Pause hatte<br />
EHC-Stürmer Leo Pföderl einen hohen<br />
Stock ins Gesicht bekommen;<br />
entgegen aller Befürchtungen war er<br />
weiter mit von der Partie. 51Sekunden,<br />
ehe der bestrafte Ingolstädter<br />
zurückkehrte, lag der Puck ein viertes<br />
Mal imgegnerischen Tor, Ryan<br />
McKiernan hatte ihn mit einem satten<br />
Schuss dorthin befördert.<br />
Nach dem 5:1 durch Marcel Noebels’<br />
21. Saisontreffer kam Hektik<br />
auf. 26 Sekunden später war Eisbären-Keeper<br />
Justin Pogge bezwungen.<br />
Dann musste Fabian Dietz wegen eines„unkorrekten<br />
Körperangriffs“ für<br />
den Rest des Spiels in die Kabine.Die<br />
Unterzahl überstanden die Eisbären<br />
aber. Das war die entscheidende<br />
Phase, umsicherzugehen, dass der<br />
Sieg gegen den Mitbewerber um die<br />
ersten vier Plätze inder Hauptrunden-Tabelle<br />
nicht mehr gefährdet<br />
ist. 81 Sekunden vorSchluss erhöhte<br />
Austin Ortega auf 6:2 und sorgte dafür,dass<br />
Scouts und Fans einen souveränen<br />
Sieg zu sehen bekamen.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
2. Bundesliga, 20. Spieltag<br />
Regensburg −Gr. Fürth 0:2<br />
Erzg.Aue−Arm.Bielefeld 0:0<br />
Hannover96−SVWehen 2:2<br />
FC St. Pauli−VfB Stuttgart 1:1<br />
Karlsruher SC−Kiel 0:2<br />
Nürnberg −Sandhausen 2:0<br />
Heidenheim −Dyn. Dresden 0:0<br />
Darmstadt 98 −VfL Osnabrück 2:2<br />
VfL Bochum −Hamburger SV Mo., 20.30<br />
1 Arm. Bielefeld 20 37: 21 38<br />
2 VfB Stuttgart 20 34: 25 35<br />
3 Hamburger SV 19 40: 20 34<br />
4 Gr.Fürth 20 30: 24 31<br />
5 Heidenheim 20 27: 21 31<br />
6 Erzg.Aue 20 29: 27 30<br />
7 Regensburg 20 33: 30 29<br />
8 VfL Osnabrück 20 28: 24 27<br />
9 Kiel 20 32: 31 27<br />
10 Sandhausen 20 24: 23 27<br />
11 Darmstadt 98 20 23: 28 23<br />
12 FC St. Pauli 20 25: 27 22<br />
13 Nürnberg 20 29: 38 22<br />
14 Hannover96 20 24: 33 22<br />
15 SV Wehen 20 24: 37 21<br />
16 VfL Bochum 19 32: 36 20<br />
17 Karlsruher SC 20 29: 39 20<br />
18 Dyn. Dresden 20 18: 34 17<br />
3. Liga, 22. Spieltag<br />
Hallescher FC−Viktoria Köln 3:4<br />
SV Meppen −Chemnitzer FC 1:2<br />
Unterhaching −KFC Uerdingen 1:0<br />
Ingolstadt−Kaiserslautern 2:1<br />
Pr.Münster −Duisburg 1:4<br />
Braunschweig−FCCZJena 1:1<br />
B. München II−Hansa Rostock 1:0<br />
SV Waldhof Mannheim −Magdeburg 1:1<br />
FSV Zwickau −München 2:2<br />
Großaspach −Würzb.Kickers Mo., 19.00<br />
1 Duisburg 22 46: 29 43<br />
2 Ingolstadt 22 45: 25 41<br />
3 Unterhaching 22 33: 24 39<br />
4 SV Waldhof Mannheim 22 35: 26 37<br />
5 Braunschweig 22 34: 30 34<br />
6 München 22 35: 32 33<br />
7 Hallescher FC 22 38: 27 32<br />
8 SV Meppen 22 41: 32 31<br />
9 Hansa Rostock 22 28: 29 31<br />
10 Kaiserslautern 22 37: 38 30<br />
11 KFC Uerdingen 22 24: 30 30<br />
12 B. München II 22 39: 42 29<br />
13 Magdeburg 22 29: 24 28<br />
14 FSV Zwickau 22 35: 33 28<br />
15 Würzb.Kickers 21 34: 42 27<br />
16 Viktoria Köln 22 39: 47 25<br />
17 Chemnitzer FC 22 35: 39 24<br />
18 Pr.Münster 22 32: 45 19<br />
19 Großaspach 21 21: 40 18<br />
20 FC CZ Jena 22 22: 48 13<br />
Regionalliga<br />
Halberstadt −<strong>Berliner</strong> AK 1:5<br />
Lichtenberg 47 −Meuselwitz<br />
abges.<br />
Altglienicke−Rathenow 3:0<br />
Lok Leipzig −Viktoria 0:0<br />
Fürstenwalde −Dynamo 3:0<br />
Bischofswerda −Nordhausen<br />
abges.<br />
Hertha II−Auerbach 1:2<br />
Babelsberg −Chemie Leipzig 1:0<br />
1Altglienicke 19 51: 23 41<br />
2 Cottbus 18 42: 24 39<br />
3 Lok Leipzig 18 31: 18 37<br />
4 Hertha II 19 50: 32 32<br />
5 Dynamo 19 26: 22 32<br />
6 Fürstenwalde 19 37: 30 27<br />
7 Auerbach 19 33: 40 26<br />
8 Viktoria 18 17: 13 25<br />
9 <strong>Berliner</strong> AK 19 37: 32 24<br />
10 Lichtenberg 47 18 20: 23 23<br />
11 Meuselwitz 18 28: 31 21<br />
12 Chemie Leipzig 19 18: 22 20<br />
13 Nordhausen 17 37: 27 18<br />
14 Rathenow 19 18: 39 17<br />
15 Halberstadt 19 21: 38 13<br />
16 Babelsberg 18 17: 34 13<br />
17 Bischofswerda 18 16: 51 10<br />
DerRegionalliga-Meister Nordost spielt im Play-off gegen den Regionalliga-MeisterWest<br />
um den Aufstiegindie Dritte Liga. Die drei anderen Regionalliga-Meister<br />
steigen direktauf.Der FC Rot-Weiß Erfurtmuss den Spielbetrieb wegen Insolvenz<br />
einstellen.<br />
Eishockey<br />
DEL<br />
Bremerhaven−Mannheim<br />
3:4 n.P.<br />
Augsburg −Krefeld 2:1<br />
Düsseldorfer EG−Wolfsburg<br />
2:1 n.P.<br />
Iserlohn−Nürnberg<br />
5:4 n.V.<br />
Straubing −Schwenningen 5:1<br />
Eisbären −Ingolstadt 6:2<br />
Köln −München 1:2<br />
Tabellenspitze<br />
1 München 43 151: 107 93<br />
2 Mannheim 43 152: 109 87<br />
3 Straubing 43 148: 106 84<br />
4 Eisbären Berlin 42 136: 119 74<br />
5 Bremerhaven 43 132: 122 73<br />
6 Düsseldorf 42 105: 95 67<br />
7 Ingolstadt 43 133: 133 65
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 19 *<br />
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Sport<br />
Halten, ohne<br />
festzuhalten<br />
Dass er mit 34 Jahren<br />
noch der Held des Tages<br />
in der Bundesliga werden<br />
würde, hatte Philipp Pentke<br />
gewiss nicht gedacht.<br />
Schließlich hatte er erst vor<br />
zwei Wochen sein Debüt in<br />
dieser Spielklasse<br />
gegeben, weil Hoffenheims<br />
Stammkeeper<br />
Oliver Baumann<br />
am Meniskus<br />
operiert worden<br />
war. Trotz des<br />
1:2 gegen Eintracht<br />
Frankfurt machte<br />
Pentke seine Sache<br />
gut, ebenso wie<br />
beim 3:0-Sieg in<br />
Bremen. Waserdort zuhalten<br />
bekam, war aber alles<br />
nichts gegen das Sturmgewitter,<br />
welches am Sonnabend<br />
beim 2:1-Sieg gegen<br />
Bayer Leverkusen über ihn<br />
hereinbrach.<br />
„Wie ein Boxkampf“ sei<br />
diese Partie gewesen, sagte<br />
er, eine Vielzahl von Torchancen<br />
hüben und drüben,<br />
vor allem aber hüben. Doch<br />
egal wohin der Ball flog,<br />
Pentkes Fäuste waren schon<br />
da. Nur den Schuss von<br />
Moussa Diaby aus kurzer<br />
Inder Rubrik „Arbeitszeugnisse<br />
richtig deuten“<br />
kommt heute Bremens<br />
Sportchef Frank Baumann<br />
zu Wort. Nach dem 1:2 beim<br />
FC Augsburgbenotete er sein<br />
Team so: „Man hat wieder<br />
gesehen, dass ein klarer Plan<br />
da war, der erste Halbzeit<br />
komplett aufgegangen ist.“<br />
Dasentspricht der Formulierung:<br />
„Die Mannschaft hat<br />
sich bemüht, die ihr übertragenen<br />
Aufgaben zu unserer<br />
Zufriedenheit zu erledigen.“<br />
Heißt: Setzen, Sechs!<br />
Um genau vorzuempfinden,<br />
was im Arbeitsnachweis<br />
1899 Hoffenheim<br />
Boxer:Philipp Pentke.<br />
GETTY IMAGES/HANGST<br />
Werder Bremen<br />
Setzen,<br />
Sechs!<br />
Distanz musste er passieren<br />
lassen. „Man of the Match?“,<br />
scherzte Kapitän Benjamin<br />
Hübner später:„Ich finde, er<br />
hätte auch mal einen festhalten<br />
können.“<br />
Spiele mit Dauerbeschuss<br />
sind kaum etwas<br />
Neues für den Bundesliga-Frischling,<br />
schließlich hat er<br />
180 Partien für den<br />
Chemnitzer FC<br />
und 130 für Jahn<br />
Regensburg bestritten.<br />
Der Bundesliga<br />
am nächsten<br />
kam er bei<br />
Energie Cottbus,<br />
wo er in der Abstiegssaison<br />
2008/09 dritter Torwartwar.<br />
„Aus privaten Gründen“<br />
wechselte er vor dieser Saison<br />
von Regensburg nach<br />
Hoffenheim, die niederländische<br />
Handballerin Maura<br />
Visser, mit der er liiert ist,<br />
spielt bei der SG Bietigheim<br />
in der Nähe.Das unverhoffte<br />
Rampenlicht im Torder TSG<br />
genießt er, solange es ihm<br />
leuchtet. „Wir haben noch<br />
viel vor inden nächsten Wochen“,<br />
kündigt Philipp<br />
Pentke an. (mali.)<br />
von Davie Selke demnächst<br />
steht, ist es wohl noch zu<br />
früh. Beim ersten Auftritt für<br />
seinen neuen, alten Klub<br />
spielte er 90 Minuten, rannte<br />
10,37 Kilometer, legte 20<br />
Sprints hin, gewann elf Zweikämpfe,<br />
spielte zwölf Pässe,<br />
schoss zweimal aufs Tor, behauptete<br />
vor dem 1:0 prima<br />
den Ball, den dann der Augsburger<br />
TinJedvaj verwertete.<br />
Selkes Selbstzeugnis entspricht<br />
einer Drei:„Ich werde<br />
weiter alles reinhauen, was<br />
ich habe.“ Vielleicht zur Abwechslung<br />
mal den Ball? Das<br />
wäreeine glatte Eins. (cs.)<br />
Zwei minus: Davie Selkebereitet Augsburgs Eigentor vor.<br />
IMAGO IMAGES<br />
BUNDESLIGA<br />
Verein Sp S U N Tore Punkte<br />
1 München 20 13 3 4 58: 23 42<br />
2 RB Leipzig 20 12 5 3 53: 25 41<br />
3 Bor.Dortmund 20 11 6 3 56: 28 39<br />
4 M'gladbach 20 12 3 5 38: 23 39<br />
5 Leverkusen 20 10 4 6 31: 24 34<br />
6 FC Schalke04 20 9 7 4 31: 26 34<br />
7 Hoffenheim 20 10 3 7 31: 31 33<br />
8 SC Freiburg 20 8 5 7 29: 30 29<br />
9 VfL Wolfsburg 20 7 6 7 24: 25 27<br />
10 FC Augsburg 20 7 5 8 33: 39 26<br />
11 Eintr.Frankfurt 20 7 4 9 32: 31 25<br />
12 Union Berlin 20 7 2 11 23: 32 23<br />
13 Hertha BSC 20 6 5 9 24: 34 23<br />
14 1. FC Köln 20 7 2 11 27: 38 23<br />
15 Mainz 05 20 6 0 14 28: 47 18<br />
16 SV Werder Bremen 20 4 5 11 25: 46 17<br />
17 Düsseldorf 20 4 4 12 19: 41 16<br />
18 SC Paderborn 20 4 3 13 25: 44 15<br />
Namen sind Schall und Rot<br />
21. Spieltag,7.bis 9.2.:<br />
Frankfurt-Augsburg Fr., 20.30<br />
VfL Wolfsburg -Düsseldorf Sa., 15.30<br />
Bremen -1.FCUnion Sa., 15.30<br />
Hertha BSC -Mainz Sa., 15.30<br />
Freiburg -Hoffenheim Sa., 15.30<br />
FC Schalke-Paderborn07 Sa., 15.30<br />
Leverkusen -Dortmund Sa., 18.30<br />
Mönchengladbach -Köln So., 15.30<br />
Bayern München -Leipzig So., 18.00<br />
Torjäger<br />
22 Tore: Lewandowski (Bayern München)<br />
20 Tore: Werner (Leipzig)<br />
12 Tore: Sancho (Dortmund)<br />
11 Tore: Hennings (Düsseldorf), Niederlechner<br />
(Augsburg), Reus (Dortmund)<br />
8Tore: Andersson (1. FC Union), Petersen<br />
(SC Freiburg), Pléa (Mönchengladbach),<br />
Quaison (Mainz)<br />
GETTY IMAGES/CHRISTOF KOEPSEL<br />
Paderborns Trainer Steffen Baumgart (Foto) redet<br />
wie er spielen lässt: offensiv. Nach dem 2:4<br />
(1:2) gegen den VfL Wolfsburg kritisierte er erneut<br />
die Schiedsrichter. „Es wird mit zweierlei<br />
Maßgemessen“, schimpfte er.„Ichentschuldige<br />
mich bei meinem Verein, weil ich die Fresse halten<br />
sollte.Aber das will und kann ich nicht.“ Paderbornmusste<br />
ab der 34. Minute mit zehn Spielernauskommen,<br />
weil Gerrit Holtmann nach einem<br />
Rempler gegen Renato Steffens Schulter<br />
Rot gesehen hatte. Was Baumgart amPlatzverweis<br />
stört,„ist dass es in anderen Situationen anders<br />
bewertet wird.“ Er findet: „Namen und Vereine<br />
sollten keine Rolle spielen, tun es aber.“<br />
Borussia Mönchengladbach<br />
Esgibt eine neue Mode im<br />
deutschen Profifußball:<br />
die gelbe Sammelkarte. Getestet<br />
hatte sie Bochums<br />
Keeper Manuel Riemann im<br />
Zweitligaspiel gegen Arminia<br />
Bielefeld, für tauglich<br />
befunden und eine Spielklasse<br />
höher angewandt<br />
wurde sie am Sonnabend<br />
von Mönchengladbachs<br />
französischem Angreifer<br />
Alassane Plea beim 2:2 in<br />
Leipzig.<br />
Der hatte in der 61. Minute<br />
gemeckert, als er keinen<br />
Freistoß bekam, gemeckert,<br />
als er dann die Gelbe Karte<br />
von Schiedsrichter Tobias<br />
Stieler gezeigt erhielt, und<br />
gemeckert, bis zweites Gelb<br />
und Rausschmiss folgten.<br />
„Die spielentscheidende<br />
Szene“, klagte Teamkollege<br />
Jonas Hofmann, der außerdem<br />
Stielers Französischkenntnisse<br />
anzweifelte. Unnötig,<br />
schließlich hatte Plea<br />
seine Anmerkungen mit ausdrucksvoller<br />
Gestik untermalt.<br />
Unbestritten sind die Regelkenntnisse<br />
des Referees,<br />
der Mann ist Jurist und fand<br />
sein Vorgehen völlig angemessen.<br />
Schließlich wurde in<br />
der Winterpause gutes Benehmen<br />
auf die Tagesordnung<br />
in der Bundesliga ge-<br />
Alles auf eine<br />
Sammelkarte<br />
Fortuna Düsseldorf<br />
Wie im<br />
falschen Film<br />
Nicht mal Pep Guardiola<br />
hat es bisher in die Hall<br />
Of Fame von Manchester<br />
City geschafft. Uwe Rösler<br />
schon. Nicht als Trainer,sondernals<br />
Spieler,ebenso übrigens<br />
wie der deutsche Torhüter<br />
Bernd Trautmann und<br />
Neil Young. Der sang keine<br />
Lieder, sondern stürmte in<br />
den Sechzigern am linken<br />
Flügel. Rösler wiederum<br />
schoss von 1994 bis 1998 in<br />
153 Ligaspielen 50 Tore für<br />
City. Nicht ganz die Quote<br />
von Sergio Agüero, aber äußerst<br />
ansehnlich. Einen<br />
Agüero, oder wenigstens einen<br />
Rösler,könnte Rösler bei<br />
seinem neuen Klub gut gebrauchen,<br />
schließlich verfügt<br />
Fortuna Düsseldorfüber<br />
den torärmsten Angriff der<br />
Bundesliga. Manchmal<br />
reicht ja aber auch ein Treffer<br />
zum Sieg. Oder fast.<br />
Friedhelm Funkel, während<br />
der Woche abrupt entlassen,<br />
muss sich als Beobachter<br />
jedenfalls bis zu den<br />
Genug gemeckert: Alassane<br />
Plea.<br />
DPA/ROBERT MICHAEL<br />
setzt, auch wegen der grassierenden<br />
Gewalt gegen<br />
Schiedsrichter im Amateurfußball.<br />
„Die Hemmschwelle<br />
sinkt, wir müssen ein Zeichen<br />
setzen“, sagt Stieler.<br />
Verblüffend ist angesichts<br />
der Problematik die<br />
geballte Ignoranz, mit der<br />
Spieler, Trainer und Vorstände<br />
auf die neue Konsequenz<br />
bei der Gemüterberuhigung<br />
reagieren. Jonas<br />
Hofmann fragte sich, „in<br />
welche Kategorie wir noch<br />
kommen“. Einfach mal<br />
Klappe halten, wäre vielleicht<br />
eine gute Idee. (mali.)<br />
letzten Sekunden der Nachspielzeit<br />
vorgekommen sein<br />
wie im falschen Film. Kommt<br />
ein neuer Trainer, und plötzlich<br />
klappt alles, was vorher<br />
stets schiefging. Engagierte<br />
Fortunen führten mit 1:0 gegen<br />
schläfrige Frankfurter,alles<br />
deutete auf einen Sieg hin.<br />
Dann wachte Frankfurt<br />
kurzauf, traf inklusiveVideobeweis<br />
zum Ausgleich, zwei<br />
Punkte weg, alles wie gehabt,<br />
also wie bei Funkel. Außerdem<br />
ein Schuss Realität für<br />
Rösler, dessen Topklubs als<br />
Trainer bisher Wigan Athletic<br />
und Malmö FF waren, und<br />
dem die Begeisterung darüber,inder<br />
Bundesliga angekommen<br />
zu sein, jede Minute<br />
anzusehen war. Noch nie<br />
habe er eine Mannschaft gesehen,<br />
die seine Spielidee<br />
nach zwei Tagen so perfekt<br />
umgesetzt hätte, schwärmte<br />
der 51-Jährige. Bis in die Hall<br />
Of Fame vonFortuna Düsseldorf<br />
ist es trotzdem noch ein<br />
weiterWeg. (mali.)<br />
ZWANZIGSTER SPIELTAG<br />
0:0<br />
HERTHA–SCHALKE<br />
5:0 (2:0)<br />
DORTMUND–1. FC UNION<br />
2:2 (0:2)<br />
LEIPZIG–M’GLADBACH<br />
2:1 (1:1)<br />
HOFFENHEIM–LEVERKUSEN<br />
1:1 (0:0)<br />
DÜSSELDORF–FRANKFURT<br />
1:3 (1:3)<br />
MAINZ–BAYERN<br />
2:1 (0:1)<br />
AUGSBURG–BREMEN<br />
4:0 (1:0)<br />
KÖLN–FREIBURG<br />
2:4 (1:2)<br />
P’BORN–WOLFSBURG<br />
Hertha BSC: Jarstein -Klünter,<br />
Boyata, Torunarigha, Mittelstädt<br />
-Ascacibar,Skjelbred -M.Wolf<br />
(63. Piatek), Grujic (63. Maier),<br />
Dilrosun -Lukebakio<br />
FC Schalke04: Nübel -D.Caligiuri,<br />
Kabak, Nastasic, Oczipka -<br />
Mascarell -McKennie (90. Todibo),<br />
Serdar (78. Schöpf) -Harit<br />
-Gregoritsch, Raman (90.+2<br />
Matondo)<br />
Schiedsrichter:Stegemann<br />
Zuschauer:47863<br />
Gelbe Karten: Mittelstädt (3) /<br />
Oczipka (2)<br />
Borussia Dortmund: Bürki -<br />
Piszczek, Hummels, Akanji -Hakimi<br />
(64. Zagadou), Brandt,<br />
Witsel, Guerreiro -Reus (71. T.<br />
Hazard) -Haaland (77. Reyna),<br />
Sancho<br />
1. FC Union: Gikiewicz -M.<br />
Friedrich, K. Schlotterbeck,<br />
Subotic -Trimmel (74. Ryerson),<br />
Gentner (68. Prömel), Andrich,<br />
C. Lenz -Malli (59. Becker), Bülter<br />
-Andersson<br />
Schiedsrichter:Cortus<br />
Zuschauer:81365<br />
Tore: 1:0 Sancho (13.), 2:0<br />
Haaland (18.), 3:0 Reus<br />
(68./Foulelfmeter), 4:0 Witsel<br />
(70.), 5:0 Haaland (76.)<br />
GK: -/M.Friedrich (5)<br />
RB Leipzig: Gulacsi -Mukiele<br />
(46. Schick), Klostermann,<br />
Upamecano, Halstenberg -<br />
Adams (70. Olmo), Laimer -Sabitzer,Forsberg<br />
(46. Poulsen) -<br />
Nkunku, Werner<br />
Bor.Mönchengladbach: Sommer<br />
-Lainer,Ginter,Elvedi,<br />
Wendt -C.Kramer (29. Strobl),<br />
Zakaria, Neuhaus (90.+6 Johnson)<br />
-Hofmann, Thuram (63.<br />
Embolo), Pléa<br />
SR: Stieler -ZS: 42146<br />
Tore: 0:1 Pléa (24.), 0:2 Hofmann<br />
(35.), 1:2 Schick (50.),<br />
2:2 Nkunku (89.)<br />
GK: Werner (2) /Neuhaus (4),<br />
Elvedi (3), Embolo (4)<br />
GRK: -/Pléa (61./Meckern)<br />
1899 Hoffenheim: Pentke-<br />
Posch, Akpoguma, B. Hübner,<br />
Skov -Rudy, Samassékou -Kaderabek,<br />
Baumgartner (66.<br />
Grillitsch), Dabbur (60. Adamjan<br />
(82. Bicakcic)) -Kramaric<br />
BayerLeverkusen: Hradecky -L.<br />
Bender,Tah, S. Bender,Sinkgraven(74.<br />
Alario) -Baumgartlinger(74.<br />
Amiri), Demirbay-Bellarabi<br />
(46. Bailey), Havertz, Diaby-K.Volland<br />
SR: Aytekin -ZS: 24 489<br />
Tore: 0:1 Diaby(11.), 1:1 Kramaric<br />
(23.), 2:1 Skov (65.)<br />
GK: Baumgartner (1), Rudy(6),<br />
Pentke(1) /L.Bender (2)<br />
GRK: -/Demirbay(90.+2/wiederholtes<br />
Foulspiel)<br />
Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier<br />
-Mat. Zimmermann, Ayhan,<br />
A. Hoffmann, Suttner -Stöger(87.<br />
Sobottka), Morales -<br />
Thommy,Va. Berisha (77. O.<br />
Fink), Ampomah (69. Kownacki)<br />
-Hennings<br />
Eintracht Frankfurt: Trapp -da<br />
Costa, Abraham, Hinteregger,<br />
N´Dicka (84. Durm) -Rode,<br />
Sow-Chandler,Kamada (46.<br />
Ilsanker), Kostic -Paciencia<br />
(46. A. Silva)<br />
Schiedsrichter:Willenborg<br />
Zuschauer:45018<br />
Tore: 1:0 Ayhan (78.), 1:1<br />
Chandler (90.+4)<br />
Gelbe Karten: Stöger (2), Ayhan<br />
(7) /Ilsanker (3)<br />
FSV Mainz 05: Zentner -R.<br />
Baku, Niakhaté, St. Juste, Brosinski<br />
-Barreiro Martins (72.<br />
Onisiwo), Kunde Malong (32.<br />
Latza) -Öztunali, Boetius, Quaison<br />
-Mateta (74. Szalai)<br />
Bayern München: Neuer -Pavard,<br />
Boateng,Alaba, Davies -<br />
Kimmich, Thiago-Goretzka (65.<br />
Philippe Coutinho) -Müller (65.<br />
Gnabry), Perisic (89. Tolisso) -<br />
Lewandowski<br />
Schiedsrichter:Dankert<br />
Zuschauer:33305<br />
Tore: 0:1 Lewandowski (8.), 0:2<br />
Müller (14.), 0:3 Thiago(26.),<br />
1:3 St. Juste (45.)<br />
GK: St. Juste (6), Boetius (2),<br />
Latza (3) /Goretzka (2)<br />
FC Augsburg: Luthe -Jedvaj,<br />
Gouweleeuw,Uduokhai, Max -<br />
R. Khedira (78. Löwen), Baier -<br />
M. Richter,Vargas (86. Framberger)<br />
-Hahn (46. Finnbogason),<br />
Niederlechner<br />
Werder Bremen: Pavlenka -Toprak,<br />
Vogt, Moisander -M.Eggestein,<br />
N. Sahin (80. Groß),<br />
Klaassen, Bittencourt(87. Sargent)<br />
-Woltemade (58. Bartels),<br />
Selke, Rashica<br />
SR: Fritz -ZS29432<br />
Tore: 0:1 Jedvaj (23./ET), 1:1<br />
Niederlechner (67.), 2:1 Vargas<br />
(82.)<br />
GK: Baier (3), Max (4) /M.Eggestein<br />
(4), Toprak (1), Bartels<br />
(1), Bittencourt(6), Selke(4)<br />
Köln: Timo Horn-Ehizibue, Bornauw,Czichos,<br />
Katterbach (46.<br />
Schmitz) -Skhiri, Hector -Drexler<br />
(89. Kainz), Uth, Jakobs -<br />
Cordoba (81. Terodde)<br />
Freiburg: Schwolow-Gulde,<br />
Koch, Heintz -Schmid, Haberer<br />
(46. Waldschmidt), Höfler,Günter<br />
-Kwon, Petersen (68. Sallai),<br />
Höler<br />
Schiedsrichter:RobertKampka<br />
(Mainz)<br />
Tore: 1:0 Bornauw (29.), 2:0<br />
Cordoba (55.), 3:0 Ehizibue<br />
(90.+1), 4:0 Jakobs (90.+2)<br />
Zuschauer:50000 (ausverkauft)<br />
Gelbe Karten: Jakobs (3), Cordoba<br />
(4), Uth -Höfler (6)<br />
SC Paderborn: Zingerle -Jans (46.<br />
Hünemeier), Strohdiek, Schonlau,<br />
Holtmann -Vasiliadis, Sabiri -Zolinski<br />
(60. Mamba) -Pröger,<br />
Srbeny(74. S. Michel),Antwi-Adjej<br />
Wolfsburg: Casteels -William, Knoche,<br />
Pongracic, Roussillon -Guilavogui<br />
(84. Gerhardt) -Schlager,Arnold<br />
-Steffen, Mehmedi (90.+3<br />
Victor) -Ginczek (74. Klaus)<br />
SR: Patrick Ittrich (Hamburg) -Zuschauer:13926<br />
Tore: 1:0 Zolinski (22.), 1:1 Knoche<br />
(26.), 1:2 Ginczek (40.), 1:3<br />
Ginczek (60.), 2:3Vasiliadis (72.),<br />
2:4Arnold (76.)<br />
Gelbe K.: Strohdiek (2), Hünemeier<br />
(3),Vasiliadis (7) /Guilavogui<br />
(4), Steffen (3), Pongracic (1)<br />
Rot: Holtmann (33./Tätlichkeit)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 – S eite 20<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Die Südtribüne hat nicht vergessen, wasNeven Subotic im Trikot von Borussia Dortmund geleistet hat.<br />
IMAGO IMGAES/TEAM2<br />
Nur einer feiert<br />
Neven Subotic genießt die Rückkehr nach Dortmund, obwohl der 1. FC Union nicht den Hauch einer Chance hat und mit 0:5 verliert<br />
VonMathias Bunkus, Dortmund<br />
Wenigstens eine der rot<br />
gewandeten Gestalten<br />
hatte nach dem Abpfiff<br />
des Ligakicks in<br />
Dortmund sichtlich Spaß. Neven<br />
Subotic, Abwehrspieler in den<br />
Diensten des 1. FC Union und damit<br />
am Sonnabend Gast, stand vor der<br />
legendären Südtribüne des einstigen<br />
Westfalenstadions und ließ sich von<br />
der schwarz-gelben Wand feiern.<br />
Ach, was heißt da ließ? Er feierte kräftig<br />
mit. Immer wieder ruderte der Innenverteidiger<br />
der Eisernen mit den<br />
Armen, genoss sichtlich die ihm entgegenbrandenden<br />
Zuneigungsbeweise.<br />
Daswar manch einem der knapp<br />
7000 mitgereisten Unionfans dann<br />
doch ein bisschen zu viel. Immerhin<br />
hatten die Köpenicker gerade mit einem<br />
0:5 (0:2) gegen die Borussia die<br />
höchste Bundesliganiederlage ihrer<br />
Geschichte kassiert. Ein bisschen<br />
mehr Zurückhaltung, etwas weniger<br />
gute Laune hätten sie da von einem<br />
ihrer Fußballgötter schon erwartet.<br />
Der31-Jährige ließ sich die Laune<br />
allerdings nicht verderben. „Ich<br />
trenne das klar vomSpiel, das war alles<br />
andere als schön. Wir hatten absolut<br />
gar keine Antwort, weder offensiv<br />
noch defensiv“, sagte der serbische<br />
ehemalige Nationalspieler. Er<br />
genoss das Bad inden Sympathiewogen<br />
in vollen Zügen. Zehn Jahre<br />
lange hatte er zwischen 2008 und<br />
2018 den Dress der Dortmunder getragen,<br />
dabei zwei Meisterschaften<br />
und einen Pokalsieg gefeiert sowie<br />
2013 ein Champions-League-Finale<br />
bestritten. So etwas streift man nicht<br />
einfach ab wie ein gebrauchtes<br />
Hemd.<br />
Wenig Gegenwehr<br />
„Die haben ja meinen Namen gerufen.<br />
Ich muss auch sagen, was ich in<br />
meiner Karriereerlebt habe,das geht<br />
nicht nach Abpfiff verloren. Ich bin<br />
eben Neven und hab’ hier jahrelang<br />
gespielt. Unddiese Bindung, die besteht.<br />
Wie sie sich dann auslebt, das<br />
entscheiden vor allem die Fans, die<br />
am Ende des Tages rufen oder nicht.<br />
Dasist auch für mich etwas nicht Alltägliches.Hier<br />
vor80000 vorder Süd<br />
zu stehen und diese Wertschätzung<br />
zu erfahren, das ist unbeschreiblich“,<br />
meinte der in Bosnien geborene<br />
Abwehrspieler beinahe entschuldigend.<br />
Immerhin, und das sollt festgehalten<br />
werden, gehörte Subotic zu<br />
denjenigen Union-Spielern, die in<br />
„Wir wussten doch schon vor der Saison, und<br />
das haben wir oft genug betont, dass es auch<br />
mal ein paar Spiele geben wird, in denen wir<br />
mal ein paar Dinger reinkriegen.“<br />
Christopher Trimmel hält überzogene Panikmache nach der<br />
deutlichen Niederlage inDortmund nicht für angebracht.<br />
Dortmund ihren Jobleidlich verrichteten<br />
und versuchten, sich dem Untergang<br />
entgegenzustemmen. Wenn<br />
auch mit bekanntem Resultat. „Wir<br />
hatten uns vorgenommen, den Gegner<br />
unter Druck zu stellen. Dortmund<br />
hat das nicht angenommen,<br />
einfach nicht mitgemacht. Daskann<br />
man auch anhand der Anzahl der<br />
Zweikämpfe, die wir gewonnen haben,<br />
ablesen. Wir sind da einfach<br />
nicht reingekommen. Unser Druck<br />
hat einfach nicht ausgereicht. Wir<br />
können das besser und müssen das<br />
eigentlich auch besser machen“, resümierte<br />
Subotic ein Spiel, bei dem<br />
ein mit Personen wie MarcoReus,Julian<br />
Brandt und Axel Witsel verstärktes<br />
Teenagerduo namens Erling Haaland<br />
und Jadon Sancho, beide 19<br />
Jahre alt, wie eine Naturgewalt über<br />
die Eisernen hereingebrochen war.<br />
Am Ende notierte die Anzeigetafel<br />
fünf Treffer für die Hausherren. Haaland<br />
traf doppelt (18./76.), holte<br />
dazu den von Reus verwandelten<br />
Elfmeter heraus (68.), des Weiteren<br />
trugen sich Sancho (13.) und Witsel<br />
(70.) in die Schützenliste beim BVB<br />
ein. Zu viel an diesem Tagfür die Köpenicker.<br />
Bei diesen stellt sich die Frage,<br />
wie sie jetzt mit der Situation umgehen.<br />
Mannschaftskapitän Christopher<br />
Trimmel gehört zudenjenigen,<br />
die sich für die Verfahrensweise<br />
„Mund abputzen, abhaken, weitermachen“<br />
aussprechen. Er sieht das<br />
Spiel nicht als einen möglichen<br />
Knackpunkt an, an dem seine Mannschaft<br />
zerbrechen könnte. „Wir<br />
wussten doch schon vor der Saison,<br />
und das haben wir oft genug betont,<br />
dass es auch mal ein paar Spiele geben<br />
wird, in denen wir mal ein paar<br />
Dinge reinkriegen. Wichtig ist, wie<br />
wir wieder rauskommen. Und ich<br />
glaube, dass wir das ganz gut einschätzen<br />
können und eine Reaktion<br />
zeigen werden“, analysierte Trimmel.<br />
DieWelt der Eisernen werdedadurch<br />
nicht untergehen. „Es gibt halt<br />
Mannschaften in der Liga, die sind<br />
einfach ’ne Klasse stärker.“<br />
Wasnicht heißt, dass er damit die<br />
hohe Niederlage in irgendeiner<br />
Form schönreden will. Dergebürtige<br />
Burgenländer gilt als sachlicher<br />
Mensch und fern jeder Panikmache.<br />
„Wir wollten uns heute nicht hinten<br />
reinstellen. Weil du gegen so eine<br />
Mannschaft mit so viel Qualität dir<br />
trotzdem irgendwann mal ein paar<br />
Tore fängst. Wir wollten mutig sein.<br />
Aber wir haben schlecht begonnen,<br />
haben fast alle Ballgewinne sofort<br />
wieder verloren“, sagte der 32-Jährige.<br />
Immerhin wurde nach dem 0:2<br />
der Rest der ersten Hälfte bis zur<br />
Pause schadlos überstanden. „Inder<br />
zweiten Halbzeit haben wir alles probiert,<br />
aber man muss sich irgendwann<br />
auch einmal eingestehen, dass<br />
das wirklich ’ne hervorragende<br />
Mannschaft ist.“<br />
Die Konkurrenz im Keller patzt<br />
Ob ein Anschlusstreffer etwas hätte<br />
bewirken können, ist eine Frage hypothetischer<br />
Natur. Mit dem Strafstoß<br />
nach knapp einer Stunde war<br />
jegliche Hoffnung dahin. Und so<br />
bleibt eigentlich nur, sich zu schütteln<br />
und nach vorn zu schauen. Zumal<br />
die ärgste Konkurrenz Union an<br />
diesem Spieltag auch nicht enger auf<br />
die Pelle gerückt ist.<br />
Schlauer als Goethe<br />
Herthas Talent Arne Maier wollte den Klub verlassen, doch Manager Preetz und Trainer Klinsmann schenken ihm Vertrauen und er zahlt es zurück<br />
VonSebastian Schmitt<br />
Einer der klügsten deutschen<br />
Denker, Johann Wolfgang von<br />
Goethe, sagte: „Mit Ungeduld bestraft<br />
sich zehnfach Ungeduld; man<br />
will das Ziel heranziehen und entfernt<br />
es nur.“ Der Genius Leonardo<br />
da Vinci meinte: „Die Ungeduld, die<br />
Mutter der Torheit, preist die Kürze.“<br />
BeiHertha BSC gab es in der vergangenen<br />
Woche das große Lehrstück<br />
über die Ungeduld. Arne Maier, 21,<br />
war der Hauptakteur. Der Jungprofi<br />
hatte bei Hertha im Kopf schon gekündigt.<br />
Der Mittelfeldspieler wollte<br />
nur noch weg, weil er keine Chance<br />
mehr sah. Doch beim 0:0 gegen<br />
Schalke 04 spielte Maier wieder.<br />
Freitagabend, 63. Minute gegen<br />
den Klub aus Gelsenkirchen. Für<br />
Maier wurde sein Verlangen nach einem<br />
schlimmen halben Jahr wahr.<br />
Endlich wieder im blau-weißen Trikot<br />
spielen. In der Hinrunde spielte<br />
er gerade mal 20 Minuten beim 0:4 in<br />
Augsburg und eine Minute beim 1:0<br />
in Leverkusen. Schuld daran war<br />
nicht seine Leistung oder mangelndes<br />
Vertrauen des Trainerstabs, sondern<br />
schlichtweg eine Knieverletzung<br />
im Sommer.<br />
Doch Maier glaubte nach den<br />
Wintertransfers, die Hertha getätigt<br />
hatte, plötzlich, dass er keine Zukunft<br />
mehr bei seinem Heimatverein<br />
hat. Er bat Manager Michael Preetz<br />
um Freigabe. Schnell machten ihm<br />
Preetz und Trainer Jürgen Klinsmann<br />
klar, dass er überhaupt nicht<br />
auf dem Abstellgleis stehe, sondern<br />
fester Bestandteil bei der Zukunftsplanung<br />
des Kaders ist. Klinsmann<br />
nahm die Äußerungen von Maier<br />
nach außen gelassen und erklärte:<br />
„Damit kann ich leben, wenn sich<br />
Herthas Arne Maier zieht ab, aber nicht weg!<br />
ENGLER<br />
ein Spieler mal so äußert. Es ist doch<br />
klar,dass man unzufrieden ist, wenn<br />
man nicht spielt.“<br />
Es gab vergangene Woche ein klärendes<br />
Gespräch, plötzlich war<br />
Maier im Kader. Er spielte gegen<br />
Schalke und war happy: „Es war ein<br />
tolles Gefühl, wieder auf dem Platz<br />
zu stehen. Ichbleibe weiter dran und<br />
hoffe, dass mich der Trainer so oft<br />
wie möglich einsetzt.“ Zu seinem<br />
Wechselwunsch sagte er:„DieTransferphase<br />
ist immer ein bisschen heiß<br />
für jeden Spieler. Ich bin ein Spieler,<br />
der gerne spielen will. Ichdenke,das<br />
habe ich deutlich damit gezeigt. Das<br />
Thema ist vomTisch. Wieman sieht,<br />
bin ich noch bei der Hertha.“<br />
Aus der Ungeduld wurde plötzlich<br />
das große Glück für alle.Denn in<br />
seinem 27-minütigen Auftritt gegen<br />
Schalke konnte man sehen, was in<br />
diesem Mittelfeldjuwel steckt. Dyna-<br />
mischer Antritt, starke Übersicht<br />
und vertikale Pässe in die Spitze, die<br />
sonst keiner im Team so präzise<br />
schafft. Gerade das Zusammenspiel<br />
mit dem neuen Stürmer Krzysztof<br />
Piatek sah vielversprechend aus.Mit<br />
den beiden hatte Hertha in dem bis<br />
dahin mühseligen Spiel plötzlich<br />
wenigstens etwas mehr Angriffsschwung.„Schalke<br />
hat am Ende zwei<br />
defensiveSpieler eingewechselt. Das<br />
haben sie auch nicht ohne Grund gemacht“,<br />
sagt Klinsmann zufrieden.<br />
Das spielt jetzt beim Pokalduell<br />
am Dienstag auf Schalke eine Rolle.<br />
Maier wurde am Freitag für Marco<br />
Grujic eingewechselt. Der Serbe<br />
kann seit Wochen nicht mehr überzeugen.<br />
Es ist jetzt Maiers Chance,<br />
Grujic aus der Stammelf zu verdrängen.<br />
Für ihn kann es noch eine Saison<br />
mit HappyEnd werden, manchmal<br />
muss man eben etwas warten.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Die Lesungen<br />
der Wocheempfiehlt<br />
Sabine Rohlf auf<br />
Seiten 24 und 25<br />
„In den USA geben die Leute für Chips mehr Geld aus als für Musik.“<br />
Markus Schneider über die neuen (alten) Kräfteverhältnisse im Streamingmarkt Seite 22<br />
Berlinale<br />
Das Neue und<br />
das Vertraute<br />
Cornelia Geißler<br />
zählt die Tage bis zum<br />
Beginn der Filmfestspiele.<br />
Man kann es ja mal versuchen:<br />
Am 02. 02. tippe ich auf den roten<br />
Bären auf dem Display meines<br />
Taschentelefons. Am 20. 02. beginnen<br />
die 70. Internationalen Filmfestspiele<br />
Berlin und ich hoffe,genauere<br />
Programminformationen zu finden.<br />
Doch da steht: „Zur 70. Berlinale<br />
wirdeskeine Appgeben.“ Schade,es<br />
war praktisch, die Vorschau darin in<br />
einen persönlichen Programmplaner<br />
zu verwandeln und zu sehen,<br />
was als nächstes ansteht und welche<br />
Vorstellungen sich überschneiden.<br />
Man soll nicht immer jammern,<br />
wenn etwas vorbeigeht, sondern offen<br />
auf das Neue schauen. DieWebseite<br />
berlinale.de sei neu gestaltet<br />
und für die Benutzung auf auf allen<br />
Geräten optimiert, steht im Kleingedruckten.<br />
Im Moment kann mir aber<br />
auch die Homepage nicht über die<br />
Ungeduld hinweg helfen. „Am 11.<br />
Februar 2020 wird auf dieser Seite<br />
das komplette öffentliche Programm<br />
der 70. Internationalen Filmfestspiele<br />
Berlin veröffentlicht“, vertröstet<br />
diese.<br />
Die Berlinale findet so spät im<br />
Jahr statt wie seit 1987 nicht mehr –<br />
da waren viele heutige Filmfreunde<br />
noch gar nicht auf der Welt, andere<br />
(wie ich) hinter einer Mauer versteckt.<br />
Die Filmauswahl der einzelnen<br />
Sektionen ist weitgehend bekannt,<br />
allein die Programmierung<br />
und die (Neu-)Verteilung auf die<br />
Spielstätten wird also erst in einer<br />
Woche verkündet. Dann gilt es, Tabellen<br />
anzulegen und die Tage zu<br />
planen, bis am 17. Februar der Kartenverkauf<br />
beginnt.<br />
Am kommenden Sonntag werden<br />
die Oscars verliehen, die versprechen<br />
Ablenkung. Am Potsdamer<br />
Platz stehen in Schaukästen bereits<br />
die streng grafischen Plakate, die<br />
statt der Bären nur noch ein dickes B<br />
zeigen und die Jubel-Zahl 70. Im<br />
Merchandise-Shop kann man online<br />
schon die diesjährige Tasche ordern.<br />
Das richtige Berlinale-Gefühl entsteht<br />
sowieso erst mit dem Trailer auf<br />
der Leinwand. Hoffentlich hat der<br />
den vertrauten Klang.<br />
Spiel um dein Leben!<br />
Christian Weises lustvoll überinspirierter „Hamlet“ mit Svenja Liesau in der Titelrolle<br />
VonUlrich Seidler<br />
Na jut, ick mach’s“, will<br />
Svenja Liesau geantwortet<br />
haben, als Christian<br />
Weise sie gefragt habe,<br />
ob sie die Titelrolle in seiner „Hamlet“-Inszenierung<br />
spielen wolle. Der<br />
Regisseur habe so verzweifelt geklungen,<br />
dass sie es nicht abschlagen<br />
konnte. Erst später habe sie mitbekommen,<br />
dass es sich um das längste<br />
Stück von Shakespeare handelt und<br />
dass ungefähr die Hälfte des Textes<br />
vonHamlet gesprochen wird.<br />
Wir sehen die Schauspielerin<br />
zum ersten Mal inFleisch und Blut,<br />
als sie uns das in einer komischen<br />
Improvisation alles erzählt, und da<br />
ist der Premierenabend im Gorki-<br />
Container schon 20 Minuten alt. Bis<br />
dahin − und auch imweiteren Verlauf<br />
− blicken wir viel auf den eisernen<br />
Vorhang. Das meiste findet dahinter,<br />
in einer detailliert ausgeschnittenen<br />
und angemalten, perspektivisch<br />
verschobenen und<br />
verschachtelten Pappkulissenwelt<br />
(Bühne: Julia Oschatz) statt und wird<br />
vonLivekameras übertragen.<br />
Nichts ist echt<br />
Die Figuren stecken in selbstgestrickten,<br />
knallfarbigen Kostümen<br />
vonPaula Wellmann, auch die Haare<br />
und Bärte sind aus Wolle und die<br />
Schuhe angepinselt. Kurz: Alles ist<br />
nachgebildet, nichts echt. Und das<br />
ist auch kein Wunder,denn hier wird<br />
ein Film gedreht − undFilmist Lüge.<br />
Das schließt auch das Filmteam mit<br />
ein, das zumindest teilweise mit<br />
Pappkameraund -mikroarbeitet.<br />
Ein amerikanischer Philosophieund<br />
Filmstudent namens Horatio<br />
(Oscar Olivo) will die Geschichte des<br />
dänischen Prinzen nach Germany<br />
übertragen und eine gegenwartsbezogene<br />
politische Interpretation wagen<br />
−mit deutschen Schauspielern,<br />
mit denen zu arbeiten wie Porschefahren<br />
sein soll. Und dann nimmt<br />
ihm sein Freund Hamlet das Ganze<br />
Stück für Stück aus der Hand.<br />
Die Spiel-im-Spiel-Rahmung des<br />
Abends ist mit der Mausefalle-Szene,<br />
in der das Theater die Mörder entlarvt,<br />
von Shakespeare angelegt.<br />
Ebenso wie die Ebenen von Spiel<br />
und Sein, von Wahn und Wirklichkeit,<br />
auf denen Hamlet hoch- und<br />
runterklettert, bis er die Ebenen<br />
Kenda Hmeidan (li.) und Svenja Liesau im neuen „Hamlet“.<br />
Hamlet vonShakespeare,<br />
Übersetzung: Angela Schanelec<br />
und Jürgen Gosch<br />
Regie: Christian Weise,<br />
Bühne: Julia Oschatz,<br />
Kostüme: Paula Wellmann<br />
STAB, BESETZUNG UND TERMINE<br />
Es spielen: SvenjaLiesau,<br />
AramTafreshian, Catherine<br />
Stoyan, Ruth Reinecke, Falilou<br />
Seck, MazenAljubbeh, Kenda<br />
Hmeidan, Oscar Olivo, Dominic<br />
Hartmann, Hanh MaiThi<br />
Tran, Musiker:Jens Dohle<br />
UTE LANGKAFEL MAIFOTO<br />
Vorstellungstermine:<br />
8., 10. Februar,3., 4. März,<br />
jeweils 20 Uhr im Maxim-<br />
Gorki-Theater (Container)<br />
Karten: 20221115 oder im<br />
Internet: gorki.de<br />
selbst nicht mehr unterscheiden<br />
kann und nicht weiß, was er denken<br />
und fühlen, geschweige denn, wie er<br />
handeln soll. Diese existenzielle Verwirrung<br />
ist das Thema dieser Rache-,<br />
Bruder-, Gattenmord- und Liebesund<br />
eben auch Theatergeschichte.<br />
Dass sich das Ganze nun an einem<br />
Filmset in der Gegenwartabwickelt<br />
und mit fröhlicher Albernheit<br />
in jedem Moment mit einem „Cut“<br />
ab- und von Improvisationen unterbrochen<br />
werden kann, schafft reiche<br />
selbstreflexive Möglichkeiten und<br />
Gelegenheiten für Deutungen, Erklärungen,<br />
Streitereien − und für<br />
Genrewechsel per Ansage, die der<br />
MusikerJens Dohle nach kurzemNicken<br />
passend livevertont.<br />
Verlorene Fäden<br />
Die Spielweise in dieser an den Bastelwahn<br />
von Vegard Vinge und Ida<br />
Müller erinnernden Bilderbuchwelt<br />
wechselt zwischen Stummfilm,<br />
Stand-up, Puppentheater, Musical,<br />
Drama und gefühlsechter Großaufnahme<br />
à la Hollywood. Es kann<br />
schon sein, dass auch dem echten<br />
Regieteam der eine oder andere Faden<br />
(zum Beispiel: Marginalisierung<br />
des Theaters) oder Deutungsansatz<br />
(Spannung vonRealpolitik und Idealismus)<br />
im Durcheinander der Ideen<br />
und Inspirationen verloren gegangen<br />
ist −aber das passiert nun mal,<br />
wenn man spielt.<br />
Spätestens mit dem nächsten<br />
bohrenden Blick von Svenja Liesau −<br />
mit ihrer aufgerauten, aus der Tiefe<br />
ihres Körpers dringenden Stimme,<br />
mit ihrem Spiel, das im Augenblick<br />
aufbricht, in Sekundenbruchteilen<br />
ungezügelt durch die Seelenzustände<br />
springt und im Handumdrehen wieder<br />
eingefangen ist − hat uns das<br />
Drama wieder im Griff. Ein schöner,<br />
vollgestopfter, verspielter dreistündiger<br />
Abend, an dem man das Theater<br />
entdecken und lieben lernen kann.<br />
Für Ruth Reinecke ist es die Premiere,<br />
mit der sie sich nach über vierzig<br />
Jahren vom Gorki verabschiedet.<br />
Warum sie als Geist eine Karl-Marx-<br />
Mähne tragen muss, erschließt sich<br />
dem Publikum und vielleicht auch ihr<br />
selbst so recht nicht, aber sie tut es bei<br />
großerWärme mit fröhlicherWürde −<br />
und sie kann vonfrüher erzählen, wie<br />
Thomas Langhoff einmal zu ihr gesagt<br />
hat:„Spiel um dein Leben, Ruth“.<br />
Svenja Liesau hat ihr zugehört.<br />
NACHRICHTEN<br />
Deutsches Fernsehballett<br />
besteht nur noch bis 2021<br />
Ende des Jahres 2021 soll das Deutsche<br />
Fernsehballett aufgelöst werden.<br />
Daskündigte Geschäftsführer<br />
Peter Wolf am Sonntag an. Alle vertraglichen<br />
Verpflichtungen würden<br />
bis Ende nächsten Jahres erfüllt. Im<br />
Frühjahr 2021 gebe es eine Abschiedstournee.Wolf<br />
bestätigte damit<br />
einen Bericht der <strong>Zeitung</strong> Bild<br />
am Sonntag.„Es rechnet sich einfach<br />
nicht mehr“, sagte er am Sonntag der<br />
Deutschen Presse-Agentur in Berlin.<br />
Bisauf den Mitteldeutschen Rundfunk<br />
(MDR) seien die anderen Sender<br />
nicht mehr bereit, für das Ballett<br />
zu zahlen. Seit 2017 habe es keinen<br />
Auftrag mehr vomZDF gegeben,<br />
sagte Wolf. Er habe deshalb den<br />
MDR, der das 1962 gegründetete<br />
Ballett nach der deutschen Vereinigung<br />
übernommen hatte,umeine<br />
Beendigung der fast 30-jährigen Zusammenarbeit<br />
gebeten –dem sei<br />
entsprochen worden. (dpa/BLZ)<br />
MaryHiggins Clark<br />
mit 92 Jahren gestorben<br />
Ihre Krimis wie „Warte bis du<br />
schläfst“, „Schrei in der Nacht“ oder<br />
„Sieh dich nicht um“ haben sich millionenfach<br />
verkauft und sind zum<br />
Teil verfilmt worden. Am Freitagabend<br />
starb die amerikanische AutorinMaryHiggins<br />
Clark, teilte ihr Verlag<br />
Simon &Schuster auf Twitter mit.<br />
Auch ihreMemoiren waren ein Bestseller:MaryHiggins<br />
Clarkwuchs als<br />
eines vondreiKinderneines irischen<br />
Pub-Besitzers in der NewYorker<br />
Bronx auf. IhrVater starb,als sie elf<br />
Jahrealt war. (dpa)<br />
„Fidelio“-Inszenierung in<br />
Wien erhält Buh-Rufe<br />
Alszentralen Beitrag zum Beethovenjahr<br />
2020 hat die Wiener Staatsoper<br />
am Sonnabend die Urfassung<br />
vonLudwig vanBeethovens einziger<br />
Oper „Fidelio“ herausgebracht. Der<br />
Dirigent Tomas Netopil wurde am<br />
Pult des Staatsopernorchesters<br />
ebenso umjubelt wie die Solisten.<br />
DasRegieteam dagegen wurde mit<br />
anhaltenden Buhrufen bedacht.<br />
Amélie Niermeyer hatte die Handlung<br />
der„Befreiungsoper“ in ein modernes<br />
Gefängnis verlegt. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Modell Berlin<br />
Wietrauert<br />
diese Stadt?<br />
VonSteffen Greiner<br />
Für eine Stadt, die den Todinihrer Mitte<br />
trägt, weiß Berlin wenig von der Trauer.<br />
Im öffentlichen Raum kommt sie allenfalls in<br />
routinierten Kranzablage-Ritualen vor. Für<br />
die Generation Ü60 steht Berlin noch immer<br />
für Krieg, Terror und Völkermord, es ist der<br />
Stadt bloß rabiat egal. Das gilt erst recht für<br />
das Abseits der großen Geschichte. Die<br />
Friedhöfe zwischen Neukölln und Wedding<br />
sind Parks, die sich mit Ehrengräbernfür Geheimräte<br />
des 19. Jahrhunderts überbieten.<br />
Neue Grabstätten streuen sich unauffällig<br />
dazwischen, drängeln sich auf Urnenfeldern<br />
oder quetschen sich an die Friedhofsmauern.<br />
Berlin ist heute nur kaum kleiner als vor<br />
100 Jahren, aber damals scheint raumgreifender<br />
gestorben worden zu sein.<br />
Kaum vorstellbar ein Begräbnis wie das<br />
vonHelmut Schmidt Ende 2015 in Hamburg.<br />
„Eine Stadt steht Spalier“, titelte der NDR. So<br />
was machen wir hier einfach nicht. In Berlin<br />
wurde der Sarg von Richard von Weizsäcker<br />
kurz zuvor ohne großen Aufwand durch die<br />
Stadt gekurvt. Dabei war der Mann Jahrzehnte<br />
mit der Stadt verbunden, nicht nur<br />
als Regierender Bürgermeister. Für wen<br />
hätte Berlin heute sonst die Straßen säumen<br />
sollen, wie noch 1992 für Willy Brandt? Wer<br />
könnte heute die Stadtgemeinschaft so integrierend<br />
beeinflussen? Selbst der Anschlag<br />
vom Breitscheidtplatz konnte daran nichts<br />
ändern. Berlin lässt sich nicht vereinen, nicht<br />
einmal in Trauer.Gemeinschaftstümelei, die<br />
gegen das Andere gerichtet ist, zwanghaftes<br />
Zusammenstehen und Heldenverehrung hat<br />
die Stadt verlernt. Weil sie sich massiv veränderthat,<br />
in den letzten Jahrzehnten. Glücklicherweise.<br />
IRINA RASTORGUEVA<br />
Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass<br />
niemand hier so richtig lebt. Klar,esgibt wenige<br />
Orte im deutschen Sprachraum, die<br />
besseres Leben erlauben. Aber wer wird<br />
denn gleich Wurzeln schlagen? Werhier geboren<br />
wird, will irgendwann weg, wer von<br />
sonstwo kommt, will für immer bleiben und<br />
geht dann doch wieder. Berlin ist eine Stadt<br />
des Ankommens. Danach drängt sie dich<br />
sachte wieder hinaus. Berlin, offene Stadt.<br />
DieWurzeln der <strong>Berliner</strong> greifen nur <strong>Berliner</strong><br />
Luft. Die Gräber der <strong>Berliner</strong> liegen in Recklinghausen<br />
und Rabat.<br />
Wo Berlin öffentlich trauert, in einem Kollektiv<br />
abseits des privaten Umfelds, bleibt<br />
die Trauer widerständisch. Das passt zum<br />
Nicht-ganz-hier-sein bestens. Berlin instrumentalisiert<br />
seine Trauern, macht aus Toten<br />
Symbole,ohne dass sie,wie bei den rechtsextremen<br />
„Trauerkundgebungen“ von Chemnitz<br />
oder Kandel, ganz dahinter verschwinden.<br />
Die jährliche Liebknecht-Luxemburg-<br />
Demonstration der Linken im Gedenken an<br />
die Opfer des Bürgerkrieges 1918/19 ist weder<br />
Personenkult noch reine Folklore, sondern<br />
bewegt noch immer Menschen zu<br />
Kämpfen und zeigt heute mehr denn je die<br />
Richtungskämpfe der Bewegung. Das Aufstellen<br />
weißer Fahrräder an Orten, an denen<br />
Fahrradfahrer starben, die dazugehörigen<br />
Trauerfahrten durch die Stadt sind gleichzeitig<br />
Ausdruck vonWut über verkehrsplanerische<br />
Ignoranz wie stilles Gedenken.<br />
Vielleicht liegt in solchen Zügen ein Modell<br />
für eine Trauer, die verbindet, ohne damit<br />
nur immer zu das Bestehende betrauernd<br />
zu bejahen. Vielleicht wäre eine solche<br />
Trauer eine emotionale Basis, die Wurzeln<br />
erlaubt.<br />
SteffenGreiner ist Co-Chefredakteur der Zeitschrift DieEpilog,<br />
kommtaus Saarbrücken, bleibtvorübergehend in Berlin.
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
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Feuilleton<br />
The Winner Takes It All<br />
Das Streaming medialer Inhalte revolutioniert auch die Musikbranche. Die Beteiligungsprobleme der Musiker aber sind die alten geblieben<br />
VonMarkus Schneider<br />
Seinem 2019 erschienenem<br />
Buch „Rockonomics“, einer<br />
Abhandlung über die Musikindustrie,<br />
hat der amerikanische<br />
Wirtschaftswissenchaftler<br />
Alan B. Krueger ein Zitat Paul<br />
McCartneys vorangestellt. Der<br />
meinte, zum antimaterialistischen<br />
Rufseiner ehemaligen Band befragt:<br />
„Das ist ein Mythos. Wir haben uns<br />
buchstäblich hingesetzt und gesagt:<br />
Los, wir schreiben uns einen Swimmingpool.“<br />
Musiker wollen zunächst Musik<br />
machen, aber es hat auch etwas,dafür<br />
bezahlt zu werden. Die Inspirationen<br />
der Beatles für Songs und Alben<br />
liegen in Streamingzeiten ferner<br />
denn je.DemTonträgereigentum hat<br />
das letzte Stündlein geschlagen,<br />
schon heute wirken Deutschland<br />
und Japan wie gallische Dörfer im<br />
CD-Markt. In den USA überstrahlt<br />
der Liebhaberboom des Vinyls<br />
schon CDs und Downloads (Spitzenreiter<br />
2019: „Abbey Road“ von den<br />
Beatles).<br />
0,0003 Cent<br />
Dies haben im Dezember auch ein<br />
paar deutsche Popstars bemerkt. Die<br />
Manager von Helene Fischer,<br />
Rammstein, den Toten Hosen und<br />
andere haben einen sogenannten<br />
Brandbrief an die verbliebenen Big<br />
Four der Industriesavanne –Universal,<br />
Sony, Warner und BMG – geschrieben,<br />
in denen sie sich über die<br />
zu geringe Entlohnung aus den<br />
Streamingerträgen beschwerten.<br />
Tatsächlich klingen 0,0003 Cent –so<br />
beziffert der schwedische Streamingpionier<br />
Spotify den Wert eines<br />
Streams –nicht gerade üppig. Andererseits<br />
fließen derzeit proJahr allein<br />
in den USA mehr als eine Trillion legale<br />
Songstreams, 80 Prozent des<br />
Umsatzes (hierzulande sind es gut<br />
100 Milliarden Streams), durch die<br />
virtuellen Weiten von Spotify, Amazon,<br />
Apple und Co –die Leute verbringen<br />
heute mehr Zeit mit Musik<br />
als jemals zuvor, aber sie zahlen, so<br />
Krueger über die USA, mehr Geld für<br />
Kartoffelchips als für Musik.<br />
Die Umsätze der Musikindustrie<br />
steigen dabei mit den Streamingabonnenten<br />
– die Zahl der Menschen,<br />
die in den Portalen fürs Hören<br />
bezahlen, statt eine Art werbeunterbrochenes<br />
Playlistradio aufzurufen,<br />
ist in den USA im letzten Jahrzehnt<br />
von1,5 auf gut 61 Millionen gewachsen.<br />
„Und“, ergänzt Maurice Summen,<br />
Musiker der Band Die Türen<br />
und Chef des Staatsaktlabels, „die<br />
Großen verkaufen nach Vinyl, CD<br />
und Download ihre Backkataloge<br />
Auch sie will an ihren Streamingerfolgen jetzt selbst besser verdienen: Helene Fischer beim Schlagerfest im November in Dortmund<br />
schon zum vierten Mal.“ Die Beschwerde<br />
der deutschen Stars weist<br />
zunächst nur hierauf hin: Trotz Aufwärtstrends<br />
ist das Problem für die<br />
meisten Musiker wesentlich das<br />
uralte geblieben. Offiziell geben<br />
Dienste wie Marktführer Spotify zwischen<br />
60 und 70 Prozent ihrer Einnahmen<br />
an die Musikfirmen weiter.<br />
Wie viel von den Umsätzen beim<br />
Künstler ankommt, ist eine Frage<br />
vonVerhandlung und Kleingedrucktem.<br />
„Vielleicht wäre ein System wie<br />
Deezer esgerade in Frankreich versuchen<br />
will, das tatsächliches Hören<br />
zählt und nicht nach der Summe der<br />
Aufrufe verteilt, ein Ansatz“, sagt<br />
Summen. „Wobei die großen Firmen<br />
oft noch immer mit Verpackung, Lagerung<br />
und so rechnen – obwohl<br />
man nur eine Datei hochladen<br />
muss.“<br />
Auch darum geht es bei der aktuellen<br />
Grummelei der deutschen<br />
DER BRANDBRIEF VON HELENE FISCHER, RAMMSTEIN ETC.<br />
Wasbisher geschah:ImDezember 2019<br />
wendeten sich 14 Anwälte vondeutschen<br />
Musikstars wie Rammstein, Helene Fischer,<br />
die Toten Hosen, Sarah Connor,Peter Maffay<br />
oder Marius Müller-Westernhagen mit einem<br />
Brief an Spitzenmanager der vier führenden<br />
Plattenfirmen: Universal, Sony, Warner und<br />
die Bertelsmann-Musiksparte BMG.<br />
Popgrößen. In Schweden hat der<br />
Musikerverband schon vor gut fünf<br />
Jahren mit Erfolg gegen diese Praxis<br />
geklagt. Es geht also natürlich um<br />
Prozentanteile. ImIndiebreich rechnet<br />
man durchaus auch Halbehalbe<br />
ab.Aber Teilen gehörtnun mal nicht<br />
Sie verlangten darin,wie als Erste die Frankfurter<br />
Allgemeine Sonntagszeitung berichtete<br />
(26. 1.), für ihre Mandanten einen größeren<br />
Anteil an den Einnahmen aus dem Streaming.Offenbar<br />
hatten diese Großen der<br />
Branche beim Abschluss ihrer letzten Verträgegedacht,<br />
0,0003 Cent pro Stream<br />
seien eine zu vernachlässigende Größe.<br />
zu den Marktstrategien der Großindustrie.<br />
InAbwesenheit einer Lobby<br />
(für alle kreativen Freiberufler) weist<br />
immerhin Patrick Ohrt vonder Tote-<br />
Hosen-Firma JKP darauf hin, dass<br />
die Beschwerde gerade auch die Interessen<br />
weniger etablierter Künstler<br />
IMAGO IMAGES<br />
im Blick habe. Bezeichnend übrigens,<br />
dass sich unter den Brandschreibernkeine<br />
HipHopper finden:<br />
DieStreamingkönige haben begünstigt<br />
durch Hörerdemografie und Produktionsweise<br />
früh aufs Netz, eigene<br />
(Sub-)Labels und entsprechende<br />
Verträge gesetzt.<br />
Für Krueger, ehemals vorsitzender<br />
Wirtschaftsberater unter Obama,<br />
steht die Musikindustrie trotz des<br />
vergleichsweise geringen Anteils am<br />
Gesamtvolumen als Modell fürs<br />
Ganze. „Die gesamte Wirtschaft<br />
strebt zum Superstartum, und die<br />
Winner-takes-all-Geschichte kommt<br />
vom Vormarsch der digitalen Technologie.“<br />
In der Musik heißt das: Die<br />
oberen fünf Prozent bringen 85 Prozent<br />
des Umsatzes, im Livebetrieb<br />
wie per Konserve.<br />
Für die Konsumenten eröffnen<br />
die Portale natürlich einen günstigen<br />
Zugang zu gewaltigen Archiven,<br />
wobei die digitale Marktlogik, so<br />
Krueger,wohl zu einer weiteren Monopolisierung<br />
führen wird.<br />
Aber natürlich ist Streaming auch<br />
ein feines Instrument für Marktforschung<br />
– und Marktmanipulation,<br />
etwa durch Fake-Konten, die Songs<br />
im Dauerbetrieb abrufen. Die Songstrukturen<br />
haben sich schon den 30<br />
Sekunden angepasst, in denen ein<br />
Song zur Sache kommen muss, bevor<br />
Interesse und Klickwertung verfallen.<br />
Und keine Ware beruht so<br />
sehr auf dem Innenleben ihrer Konsumenten<br />
wie Musik.<br />
Bei Katalogen von 35 Millionen<br />
Songs übernehmen eine große Zahl<br />
unterschiedlich fein gefilterter Playlists<br />
die Gatekeeperfunktionen, 2018<br />
besetzten sie bei Spotify 31 Prozent<br />
der Hörerzeit –dass ein Stück „entdeckt“<br />
wird, hängt zunehmend von<br />
der Popularität von Playlists ab und<br />
entsprechend wertvoll werden die<br />
Plätze. Krueger spricht von einer<br />
neuen Artvon Payola, also der Beeinflussung<br />
durch Kampagnen, wie im<br />
Falle des US-kanadischen Rappers<br />
Drake, dessen „Scorpion“ so penetrant<br />
und in den abwegigsten Playlists<br />
gepusht wurde,dass sich Fans in<br />
den sozialen Medien beschwerten.<br />
Trotzdem sprengte das Album die<br />
Streamingrekorde –die Psychologie<br />
lehrt, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />
ein Stück gutzufinden, steigt, je öfter<br />
man es um die Ohren gehauen bekommt.<br />
Schnupperabos zum Einstieg<br />
Problematisch sind schließlich nach<br />
wie vordie sogenannten Freemium-<br />
Angebote einiger Plattformen, deren<br />
werbeunterbrochener Gratiszugang<br />
wie die Schnupperabos zum Einstieg<br />
kaum Geld für die Künstler bringen<br />
und den Gesamtumsatz verringern.<br />
Taylor Swift trat 2014 erfolgreich in<br />
den Streaming-Streik, weshalb seit<br />
2017 Künstler ihre Alben für einen<br />
gewissen Zeitraum exklusiv für die<br />
zahlende Kundschaft streamen können<br />
(Ergebnis für Swift damals: 1,2<br />
Millionen CDs und Downloads in einer<br />
Woche).<br />
Vonden BigFour hat sich Warner<br />
aus Wettbewerbs-Sensibilität schon<br />
aus den offiziellen Tarifverhandlungen<br />
mit den deutschen Stars ausgeklinkt.<br />
Schaut man auf die Filmszene,<br />
wodie Streamingportale zunehmend<br />
wie Studios agieren –cut<br />
out the middleman –gibt es für die<br />
Industrie aber natürlich gute<br />
Gründe,sich mit ihnen gutzustellen.<br />
Für das Gros der eher prekär lebenden<br />
und liverackernden Künstler indes<br />
werden Swimmingpools wohl<br />
auch nach der Tarifrunde eher nicht<br />
drin sein.<br />
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07141-7023674<br />
KENNWORT:<br />
BERLINER ZEITUNG<br />
1655<br />
© Hurtigruten Foto /Rune Kongsro<br />
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LESERREISEN
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Das Leben ist<br />
zu kurz für<br />
miese Laune<br />
Irmgard Knefs neue Show<br />
in der Bar jeder Vernunft<br />
VonIrene Bazinger<br />
Esstimmt tatsächlich –Hildegard<br />
Knef, geboren 1925 in Ulm,<br />
würde in diesem Jahr 95 Jahre alt<br />
werden. Unddas gilt ebenso für ihre<br />
Zwillingsschwester Irmgard, die der<br />
54 Jahrealte Autor,Regisseur,Schauspieler,Chansonnier<br />
und Kabarettist<br />
Ulrich Michael Heissig bereits 1999<br />
erfunden hat. Er ist dieser fiktiven<br />
Figur in mehreren Programmen<br />
treu geblieben und lässt sie jetzt aus<br />
ihrer Erdgeschoßwohnung in<br />
Kreuzberg ins Seniorenheim nach<br />
Charlottenburg ziehen. „Irmgard<br />
Knef barrierefrei –mit 95 noch dabei“<br />
heißt Heissigs neuer Abend in<br />
der Bar jeder Vernunft, und der ist<br />
ihm leichthändig fein und rundherum<br />
schön gelungen.<br />
Meist sitzt die alte Irmgardauf ihrem<br />
Rollator und plaudert von dort<br />
aus ungerührt scharfzüngig ins Publikum,<br />
erzählt vonihrem „Hotel Interkontinental“,<br />
in dem viele gefallene<br />
Mädchen wie sie betreut wohnen<br />
–weil sie daheim gestürzt sind.<br />
Sie begreift nicht, warum sie nachts<br />
nicht schlafen kann, denn „tagsüber<br />
geht’s doch auch“. Aber wenn sie<br />
dann aufsteht und ihr nasales Kommando<br />
„Kindchen, fahr ab!“ Richtung<br />
Tontechnik schnarrt, wenn die<br />
Musik einsetzt und Irmgard zusingen<br />
beginnt, fallen die Jahre von ihr<br />
ab und sie wird fast wieder jung,<br />
Motto: „Das Leben ist zu kurz, um<br />
schlecht drauf zu sein!“ Sie singt mit<br />
ihrem berühmten Tremolo, sie<br />
schunkelt zum Tango, schmachtet<br />
zum Chanson, rappt mit Fontanes<br />
„Herrnvon Ribbeck“.<br />
Heissig hat diese Figur als<br />
Double vonHildegardKnef erschaffen<br />
und ist darin derartperfekt, dass<br />
er seiner Irmgard sogar ein paar<br />
künstlerische Freiheiten gestatten<br />
kann. „Seid vernünftig, denkt barrierefrei!“,<br />
heißt es in dem titelgebenden<br />
Lied, dazu kommen Umdichtungen<br />
und Adaptionen. So sind nun<br />
in „Für mich soll’s rote Rosen regnen“<br />
besagte Blumen ausverkauft<br />
und Irmgard kriegt stattdessen Primeln<br />
(!) geschenkt.<br />
Siewill keine Alkoholpralinen, sie<br />
will lieber einen Joint, aber sie will<br />
nicht lange darauf warten, schließlich<br />
hat sie mit 95 Jahren keine Zeit<br />
zu verlieren. Die unterschiedlichen<br />
Aggregatzustände des Menschseins<br />
weiß Ulrich Michael Heissig hinreißend<br />
und bewegend darzustellen,<br />
verrät kokett die Alltagsgebrechen<br />
der„Grande Dame des halbseidenen<br />
Showbiss“ –und wie sie sich mitWitz<br />
und Grandezza davon emanzipiert.<br />
Selbst wenn sie sich am Kurfürstendamm<br />
in der „City West“ nicht mehr<br />
auskennt, hat sie doch ihr Leben<br />
nach wie vor unverzagt melancholisch<br />
und fröhlich pessimistisch im<br />
Griff. „Noch geht’s uns gut“, postuliertsie<br />
mit vokaler Entschlossenheit<br />
und zeigt, wie das Alter mit Herz und<br />
Humor erträglich sein könnte.<br />
Irmgard Knef „Barrierefrei“ bis9.2., Bar jeder<br />
Vernunft, Karten 17 bis27Euro, Tel. 883 15 82<br />
Ulrich Michael Heissig als Irmgard Knef<br />
barrierfrei dekoriert.<br />
ROBERT RECKER<br />
Süße Apotheose<br />
„Die Wand“: Sophie Rois bringt den Einsamkeitsroman von Marlen Haushofer als Solo-Party auf die Bühne<br />
VonUlrich Seidler<br />
Wem bis dahin noch<br />
nicht aufgefallen ist,<br />
dass er einem kulinarischen<br />
Abend beiwohnt,<br />
für den lässt der Regisseur<br />
und Bühnenbildner Clemens Maria<br />
Schönborn inaller Deutlichkeit ein<br />
Zeichen aus dem Schnürboden<br />
herab: ein Stück dreibödige Erdbeertorte,<br />
groß wie eine Garage, mit erotisierenden<br />
Schäumen und Fruchtstücken,<br />
knackigen Schokosplittern<br />
und einer Sahnedecke, auf der man<br />
Ski fahren könnte. Später setzt sachter<br />
Schneefall ein, Staubzucker glitzert<br />
auf diesen Gipfel der Genüsse<br />
nieder und dazu ist Bachs Kantate<br />
„Ich habe genug“ zu hören, dieses<br />
trostreiche Lebensabschiedslied:<br />
„Ach, möchte mich von meines Leibes<br />
Ketten der Herr erretten!“ Ganz<br />
zartwirdvon solcher süßen, schmatzigen<br />
Fettigkeit der Brechreiz gekitzelt,<br />
aber schön ist es doch.<br />
Der namenlosen Heldin des<br />
Abends mögen sich solche Fantasien<br />
in dem Wissen aufdrängen, dass sie<br />
nie wieder im Leben eine Orange essen<br />
wird. In einem Hochtal mit Berghütte<br />
ist sie über Nacht voneiner unsichtbaren<br />
Wand, hinter der alles tierische<br />
und menschliche Leben erloschen<br />
ist, eingeschlossen worden.<br />
Wie unter einer Glasglocke, eingesperrt<br />
inein Gebirgsidyll, fristet sie<br />
zusammen mit einer trächtigen Kuh,<br />
einem Hund und einer immer wieder<br />
jungenden Katzeihr Dasein. Wer<br />
könnte ihr verdenken, dass sie beim<br />
Anblick eines Gletschers den süßen<br />
Fluff vonSchlagobers imaginiert?<br />
Sophie Rois spielt die Ich-Erzählerin<br />
aus dem existenzialistischen,<br />
spannenden, mit heller Genauigkeit<br />
gefügten Roman „Die Wand“, den<br />
die Österreicherin Marlen Haushofer<br />
(1920–1970) in den Sechzigern<br />
geschrieben hat. Dieisolierte Erzählerin<br />
ist auf sich selbst zurückgeworfen,<br />
sie hat ihr Ende vorAugen, kann<br />
es an den schwindendenVorräten an<br />
Zündhölzern nahen sehen. Sie richtet<br />
sich ein, lernt ihre Kräfte und<br />
Grenzen kennen, wirtschaftet nachhaltig,<br />
verbindet sich mit den Tieren,<br />
löst sich von allen Zuschreibungen<br />
und blickt irgendwann mit einer Zufriedenheit<br />
in die Sonne,die für uns,<br />
die wir unter der Glocke der modernen<br />
Welt leben, unerreichbar ist.<br />
2012 wurde der Roman mit Martina<br />
Gedeck verfilmt, und er wurde<br />
Sophie Rois erklimmt den Gipfel, das Ende der brünftigen Böckeist nah.<br />
ARNO DECLAIR<br />
Selbst der Kommissar steckt voller Trauer<br />
nun in ökofeministischen Kreisen<br />
neu entdeckt. Vielleicht auch wegen<br />
des gar nicht so metaphorisch, sondern<br />
forstwirtschaftlich gemeinten<br />
Umgangs mit röhrenden Hirschböcken<br />
in der Brunftzeit. Von wegen<br />
„helle Herausforderung, Stolz und<br />
Lust“: „Für mich klang es nach einem<br />
schrecklichen Zwang, der die<br />
Böcke dazu trieb. Damals schoss ich<br />
fast nur alte Böcke.Das Fleisch eines<br />
Brunfthirsches ist völlig ungenießbar.<br />
Ich aß nur die Leber, das Blut<br />
und seine Eingeweide.“<br />
Und wenn Sophie Rois den Sahnegipfel<br />
erklimmt und von oben die<br />
Flinte aus der Hüfte knapp am Parkett<br />
vorbei abfeuert − „wieder einer“<br />
−dann ist das mehr als eine Pose feministischer<br />
Ermächtigung. Dann<br />
ist die asketische, trostbefreite, aber<br />
eben echte und dringliche Wirklichkeit,<br />
von der der Roman erzählt, zu<br />
einem goldenen Pudding für eine<br />
glorreiche und fröhliche Apotheose<br />
der Frau gereift. Da ist es dann auch<br />
gar nicht mehr nötig, dass am Ende<br />
wie im Roman ein Mann auftritt und<br />
ohne Erklärung die Gefährten der<br />
Erzählerin − ihren Hund und ein<br />
Stierkalb,das für Nachwuchs und ein<br />
Überleben hätte sorgen konnen −<br />
totschlägt. Nö, wir brauchen sie<br />
nicht, die Männer,für diese Party.<br />
Depression, Einsamkeitsgefühle<br />
und Todesfurcht sind dem Buch ausgetrieben.<br />
Stattdessen wird eine luxuriöse<br />
und freudvolle Selbsthuldigung<br />
mit ein bisschen Austropop<br />
und Dylan-Blues gefeiert: DieBühne<br />
ist die Welt und die Welt eine sturmfreie<br />
Bude. Keiner, der reinquatscht,<br />
alle Regeln auf null, und niemand,<br />
dem man die Schuld zuschieben<br />
kann. Aufden ersten Blick macht das<br />
die Sache vielleicht ein bisschen<br />
harmlos, aber vielleicht rutscht einem<br />
der Text auf diese Weise tiefer<br />
ins Gehirn und hakt sich dort ein:<br />
„Wahrscheinlich klingt das sehr<br />
grausam, ich wüsste aber nicht, wem<br />
ich heute noch etwas vorlügen sollte.<br />
Ich kann mir erlauben, die Wahrheit<br />
zu schreiben; alle, denen zuliebe ich<br />
mein Leben lang gelogen habe, sind<br />
tot.“ DasParkett war nicht tot, es applaudiert<br />
nach einer kurzen Stunde<br />
fröhlich, während Sophie Rois und<br />
ihr Team an der Rampe tanzen. Wie<br />
schön, dass wir einander haben.<br />
SophieRoisfährtgegendieWand … 16.,26. 2.,<br />
19.30Uhr, DeutschesTheater,Tel.: 28441225,<br />
deutschestheater.de<br />
Das Drama „Tage des letzten Schnees“ im ZDF nach einem Kriminalroman von Jan Costin Wagner<br />
VonTorsten Wahl<br />
Erst freut sich der Architekt Lars<br />
(Barnaby Metschurat) über den<br />
letzten Schneefall. Dann wirderihm<br />
zum Verhängnis. Auf glatter Straße<br />
im dichten Schneetreiben, abgelenkt<br />
von der Musik und geblendet<br />
vom Gegenverkehr, überschlägt er<br />
sich mit dem Auto –die elfjährige<br />
Tochter auf dem Rücksitz stirbt. Der<br />
Hamburger Kriminalkommissar Johannes<br />
Fischer (Henry Hübchen)<br />
muss sich noch um eine zweite Tote<br />
aus jener Nacht kümmern: Auf dem<br />
Hof einer schicken Apartment-Siedlung<br />
liegt die erschossene Lisa, eine<br />
junge, aus Rumänien stammende<br />
Studentin (Mercedes Müller).<br />
Zwei Todesfälle, zwei Familien −<br />
und zwei Männer geraten in den Fokus.<br />
Der nur leicht verletzte Todesfahrer,<br />
noch schwer unter Schock,<br />
flüchtet sich in die Beteuerung, der<br />
Fahrer des Gegenverkehrs hätte den<br />
Unfall verursacht. Parallel begleitet<br />
der Film den Banker Markus (Bjarne<br />
Mädel), der die ermordete Lisa acht<br />
Wochen zuvor bei einer Dienstreise<br />
nachts in einer Hotelbar kennengelernt<br />
und ihr in Hamburg ein schickes<br />
Apartment eingerichtet hatte.<br />
Seine depressive Frau (Christina<br />
Christina Große und Bjarne Mädel; als Kind: Moritz Thiel.<br />
Große) ahnt nichts vom Verhältnis,<br />
nur sein kleiner Sohn zieht Markus<br />
noch nach Hause.<br />
Im Zentrum des Films aber steht<br />
nicht der Zusammenhang der ominösen<br />
Fahrten im Schneetreiben,<br />
sondern die Frage, wie die beiden<br />
Paare mit dem dramatischen Verlust<br />
und der starken Entfremdung umgehen.<br />
Die beiden nur lose verknüpften<br />
Geschichten kommentieren einander,sowohl<br />
die Kontraste als auch<br />
die Gemeinsamkeiten geben dem<br />
DPA/ZDF/MARION VON DER MEHDEN<br />
Drama seine eigene Spannung. Voller<br />
Trauer steckt auch der Kommissar.<br />
Inder Buchvorlage von Jan Costin<br />
Wagner steht er sogar im Mittelpunkt.<br />
Drehbuchautor Nils-Morten<br />
Oburg verlegte die Handlung von<br />
Finnland nach Norddeutschland und<br />
koppelte das Buch aus der Reihe um<br />
den Kommissar Kimmo Joentaa aus.<br />
Derdeutsche Kommissar Fischer hat<br />
seine Frau vor einem Jahr verloren<br />
und stürzt sich deshalb auch nachts<br />
in die Arbeit oder fährtandie See.<br />
Der Regisseur Lars-Gunnar Lotz,<br />
der ansonsten für das ZDF die„Stralsund“-Krimis<br />
in Szene setzt, steigt<br />
hier aus der Krimi-Dramaturgie aus,<br />
nennt „Tage des letzten Schnees“ einen<br />
Film über Einsamkeit und findet<br />
angemessene, passende Bilder. Allein<br />
wie er die trauernden Figuren in<br />
ihren Räumen arrangiert, erzählt<br />
viel, die Dialoge bleiben sparsam,<br />
fast karg, aber genau.<br />
Diedurchweg starken Schauspieler<br />
bringen einem die Figuren ungewöhnlich<br />
nahe. Das gilt für Barnaby<br />
Metschurat und Bjarne Mädel<br />
ebenso wie für ihre Filmfrauen: Victoria<br />
Mayer spielt die Gattin des Todesfahrers,<br />
die den Todder Tochter<br />
zunächst völlig verdrängt und dann<br />
so starkvon der Trauer gepackt wird,<br />
dass sie nicht mal zur Beerdigung gehen<br />
kann. Christina Große zeigt in<br />
wenigen Szenen, dass sie die Ehe gar<br />
nicht aufgegeben hatte, von ihrem<br />
Mann aber kaum noch gesehen<br />
wird. Während sich das Drama um<br />
Schuld und Verantwortung zuspitzt,<br />
deutet der Film schließlich eine Art<br />
Ausweg für Kommissar Fischer an –<br />
Henry Hübchen hätte man gern<br />
noch öfter in dieser Rolle gesehen.<br />
Tage desletzten Schnees –Mo, 3.2., 20.15 ZDF<br />
Ohne<br />
Kompromisse,<br />
immer<br />
Zum Toddes Gitarristen<br />
Andy Gill von Gang of Four<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Noch vom Krankenhausbett aus<br />
habe Andy Gill, kreativer Kopf<br />
der britischen Gruppe Gang of Four,<br />
Mixe fürs neue Album durchgehört<br />
und die nächste Tour geplant. Das<br />
schrieb die Band, als sie am Sonnabend<br />
Gills Todnach kurzer Krankheit<br />
im Alter von 64Jahren mitteilte.<br />
Genau diese widerborstige Fokussiertheit<br />
hört man in der Musik, die<br />
Gill mit seiner Band machte: Seine<br />
abgehackten Gitarrenakkorde komprimierten<br />
die Figuren von DrFeelgoods<br />
Wilco Johnson zu etwas noch<br />
Pointierterem, Schärferem, und seine<br />
Rückkoppelungsschichten umrahmten<br />
Frankfurter-Schule-trifft-Punk-<br />
Fanzine-Slogans des Sängers Jon<br />
King mit glasklarem Druck.<br />
Gill und King gründeten die Band<br />
1976, als sie Kunststudenten in Leeds<br />
waren, auf der Höhe der Punk-Welle<br />
erkannten sie dessen Potenzial zur<br />
Weiterentwicklung in Richtung einer<br />
differenziert artikulierten, politischen<br />
Pop-Musik: Indem sie Funkund<br />
Dub-Elemente mit der nihilistischen<br />
Wutdes Punkrock verbanden,<br />
wurden sie maßgebliche Exponenten<br />
dessen, was bis heute als Post-<br />
Punk bekannt ist – eine von der<br />
Mach-es-selbst-Punk-Attitüde mehr<br />
als vom Punkrock-Sound inspirierte<br />
Musik, die folgerichtig keine spezifische<br />
Musikrichtung darstellt, sondern<br />
mehr eine Art Einladung an<br />
Musiker aller Richtungen, die keine<br />
Lust haben, sich den Vermarktungssystemen<br />
von Entertainment-Großkonzernen<br />
zu unterwerfen.<br />
Was im Fall von Gang of Four<br />
dazu führte, dass ihr erstes Album<br />
den semi-ironischen Titel „Entertainment!“<br />
trug und 1979 beim<br />
Großkonzern EMI erschien! Wo andereaus<br />
Angst vordem eigenen Ausverkauf<br />
zurückgeschreckt wären, gelang<br />
es Gang of Four,das System von<br />
innen für sich zu appropriieren –jedenfalls<br />
produzierte Gill das Album<br />
selbst – und es klingt auch heute<br />
noch so kompromisslos wie damals:<br />
das Konsumkritikstück “Damaged<br />
Goods“ wie “Anthrax“, in dem man<br />
die Wurzeln prägender Undergroundgruppen<br />
der 90er-Jahre wie<br />
Fugazi oder Slint identifizieren kann.<br />
Gerade auf die US-Szene hatten<br />
Gang of Four – benannt nach der<br />
Viererbande in Mao Tse Tungs Führungselite<br />
–besonderen Einfluss. So<br />
kreierte Gill später als Produzent Alben<br />
der Red Hot Chilli Peppers oder<br />
von The Jesus Lizard mit, und Kurt<br />
Cobain outete sich in seinenTagebüchern<br />
als Fan. Durch die Jahrzehnte<br />
gingen und kamen die Mitglieder,<br />
einzig Gill blieb immer da, mit grimmiger<br />
Entschlossenheit ließ er seine<br />
Fender-Gitarre klirren, während<br />
hunderte Epigonen ihm durch die<br />
Jahrzehnte nachklirrten. Legen Sie<br />
heute noch einmal “Entertainment!“<br />
auf den Plattenteller und schauen<br />
Sie aus dem Fenster oder ins Internet:<br />
Es gibt noch immer verdammt<br />
viel, worüber man pissed sein kann.<br />
Andy Gill (1956–2020) bei einem Konzert<br />
2011 in der NewYorkerWebster Hall. AP
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020<br />
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Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />
19.30: Felix Krull –Stunde der Hochstapler<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Therapie<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
20.00 Tischlerei: EinGeschäft mitTräumen<br />
GarnTheater (& 78 95 13 46)<br />
20.30: Die Schädlichkeit des Tabaks und andere<br />
Ungeschicklichkeiten<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
19.30: Linie 1<br />
Radialsystem (& 288 78 85 88)<br />
19.00: DabkeCommunity Dancing<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
20.00: Orlando<br />
20.30: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs<br />
TanzTangente (& 43 77 78 64)<br />
19.30: Dance Festival 2020 –All Generations:<br />
objects (TanzTangente)<br />
Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />
20.00: Odyssey: Dead MenDie (Opera Lab Berlin)<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
20.00 3. Stock: vengapoise –ibizasky<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Aufgeräumt (Lo Malinke)<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
20.00: Skandal im Spreebezirk<br />
Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Milstersingt Musical (Angelika Milster)<br />
Stachelschweine (& 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Der blaue Montag: Die ganze Stadt in einer<br />
Show(Arnulf Rating,Mod.)<br />
KLASSIK<br />
Evangelische Kirchengemeinde in der Friedrichstadt<br />
(& 204 35 48)19.30: Melen-Trio –Clarissa<br />
Forster-Mommert(Violine), Katharina Becker(Viola),<br />
Marika Gejrot(Violoncello), bei Schleiermacher,Streichtrios<br />
vonGraham Waterhouse, Bernhard Romberg<br />
und Ludwig vanBeethoven<br />
Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />
20.00 Kl. Saal: Akademie für Alte Musik Berlin, Georg<br />
Kallweit (Violine), Xenia Löffler (Oboe), Werkevon<br />
Lully,Scarlatti, C.P.E. Bach, Telemann, Vivaldi u. a.<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
20.00: Game of Thrones –The ConcertShow:<br />
Sänger*innen und Musiker*innen der Cinema Festival<br />
Symphonics, Ltg.Stephen Ellery<br />
Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />
19.30: SirAndrás Schiff(Klavier), Johann Sebastian<br />
Bach: Das wohltemperierte Klavier,Band II<br />
KINDER<br />
Alte Dorfschule Rudow (& 66 06 83 10)<br />
15.00: Kinderferienprogramm: Gummibärchendruck,<br />
Workshop mit Christiane Boese (ab6J.)<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />
10.00 Lernzentrum: Ferienprogramm: Lärmlabor,<br />
Musikelektronik-Workshop (ab 9bis 3J.). Anm. erf.<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Des Kaisers neue Kleider (ab5J.)<br />
10.30: Die Reise zum Mittelpunkt der Welt, Gastspiel<br />
Erfreuliches Theater Erfurt(ab 6J.)<br />
Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (& 29 04 78 40)<br />
10.00: Zirkusferien bei CABUWAZI im Winter 2020,<br />
Fünf Tage Workshop (ab 7J.)<br />
Cabuwazi –Zelt Springling (& 60 96 28 48)<br />
10.00: Zirkusferien beiCABUWAZI im Winter 2020,<br />
Fünf TageWorkshop (ab 7J.)<br />
Cabuwazi –Zelt Tempelhof (Columbiadamm 84)<br />
10.00: Zirkusferien bei CABUWAZIimWinter 2020,<br />
Fünf Tage Workshop (ab 7J.)<br />
Cabuwazi –Zelt Treptow (& 544 90 15 18)<br />
10.00: Zirkusferien bei CABUWAZI im Winter 2020,<br />
Fünf Tage Workshop (ab7J.)<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Das weite Theater (& 991 79 27)<br />
10.00: Pettersson und Findus –Eine Geburtstagstorte<br />
für die Katze (ab 4bis 10 J.)<br />
FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />
10.00: FEZ –Kinder und Familien: Das Zauberschloss<br />
–Wissen schafft Magie. Berlins beste Ferien!<br />
Freizeitforum Marzahn (& 542 70 91)<br />
10.00: 6. Kinder-Saal-Winter:Rumpelstilzchen,<br />
FFM-Theaterensemble &Kinderballett Konfetti<br />
Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />
10.00: Vier sind hier (ab 2J.)<br />
JugendmuseumSchöneberg (& 902 77 61 63)<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00:Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />
Neues Museum (& 266 42 42 42)<br />
10.00 Informationsstand Neues Museum: Malerei<br />
und Farbe der Steinzeit, dreitägiger Workshop. Anm.<br />
erf.<br />
Planetarium am Insulaner (& 790 09 30)<br />
10.30: Raumschiff Erde<br />
Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />
16.00: Kasper heiratet, Lustiges Kaspertheater<br />
(ab 3J.)<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30: Däumelinchens Reise, Maria Mägdefrau<br />
(ab 4bis 9J.)<br />
TanzTangente (& 43 77 78 64)<br />
10.00: Dance Festival 2020 –All Generations: Undo<br />
III +Aller Anfang,2Tanzstücke(ab 4J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Literaturhaus Berlin (& 887 28 60)<br />
21.00: Wortservierungen: Aufruf an die letzte Generation<br />
–Handeln stattHoffen, vonCarola Rackete mit<br />
Richard Burger<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
Urania (& 218 90 91)<br />
20.00: DLF Nova Podcastfestival Berlin: Machiavelli /<br />
Eine Stunde Film<br />
FÜHRUNG<br />
Bärentouren (& 015 20 -5 22 67)<br />
14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />
Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />
2. Weltkrieg bis heute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />
Hochstr.. Anm. erf.<br />
16.00: Berlin zur Zeitder Romantik –Literaturführung<br />
vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />
AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />
Anm. erf.<br />
20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />
Anekdoten: Romantiktour zwischen Hackeschem<br />
Markt und Klosterviertel, Treff: Klosterruine –Klosterstr./Grunerstr.(Nähe<br />
U-Bhf. Klosterstraße). Anm. erf.<br />
22.00: Nachtwächtertour –Auf den Spuren von<br />
Sagen und GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />
Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anmeldung<br />
erforderlich<br />
Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />
15.00: Wilhelm und Alexander vonHumboldt,<br />
Öffentliche Führung<br />
Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />
11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />
Diskussion<br />
Das ist<br />
nicht meine<br />
Geschichte<br />
Als das Theatertreffen auf<br />
die Idee mit der temporären<br />
Frauenquote kam − also<br />
dass im Tableau der zehn eingeladenen<br />
Regiepositionen<br />
zwei Jahrelang die Hälfte weiblich<br />
besetzt sein muss −wurde<br />
sofortauch in anderen Kategorien<br />
Regulierungsbedarf angemeldet.Warumkeine<br />
Quote für<br />
Provinztheater oder für Neubundesbürger<br />
oder für Über<br />
Sechzigjährige oder Unter<br />
Dreißigjährige? Jetzt wird’s albern.<br />
Aber wie soll man dem<br />
Missstand beikommen, dass<br />
das auf deutschen Bühnen Gezeigte<br />
noch immer nicht die<br />
Gesellschaft repräsentiert und<br />
neben Frauen vor allem Menschen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
ausschließt? Daswirdin<br />
der Volksbühne unter anderemmit<br />
Theaterpraktikernund<br />
-theoretikern wie Susanne<br />
Keuchel, Thomas Köck, Sandrine<br />
Micossé-Aikins, Pinar Karabulut<br />
und Dan Thy Nguyen<br />
diskutiert. Ulrich Seidler<br />
That’snot my story. Ab 16 Uhrinden Salonsder<br />
Volksbühne,T.: 24065777<br />
Vorliebe für<br />
Aprikosencocktails<br />
VomLeben ins Werk,von Sprache zu Sprache,<br />
Kultur zu Kultur –<br />
diese Literaturwoche widmet sich der<br />
Kunst der Übersetzung<br />
Die Dichterin Uljana Wolf tritt am Mittwoch bei einer öffentlichen Veranstaltung im Rahmen ihrer Gastprofessur an der FU im Literarischen Co<br />
Nicht jeder Text erschießt<br />
sich von allein, insbesondere<br />
Älteres und Lyrik<br />
brauchen öfter ein<br />
bisschen Hilfestellung. Den250. Geburtstag<br />
des Dichters Friedrich Hölderlin<br />
zum Beispiel werden im März<br />
manche feiern, ohne je eine Zeile<br />
von ihm gelesen zu haben. Hölderlins<br />
Leben bietet auch zweifellos die<br />
eingängigeren Motive: Es gibt unglückliche<br />
Liebe, künstlerischen<br />
Ehrgeiz, ja Genie und einen Psychiatrieaufenthalt,<br />
der aus heutiger Sicht<br />
wie ein einziger Horrortrip erscheint.<br />
Vielleicht öffnet diese bewegte<br />
Vita einen Zugang zum Werk?<br />
Einen Versuch ist es jedenfalls<br />
wert, dachte sich offenbar das Team<br />
von „Friedrich Hölderlin. Dichter<br />
sein. Unbedingt!“, einer neuen Arte-<br />
Dokumentation. Der Film kombiniert<br />
Spielszenen mit Aufnahmen<br />
von Originalschauplätzen und lässt<br />
außerdem Literaturexperten, darunter<br />
Durs Grünbein und Daniela<br />
Danz, zu Wort kommen. Im Literaturhaus<br />
wird am Mittwochabend<br />
eine knapp einstündige Fassung gezeigt,<br />
außerdem steht die RegisseurinHedwig<br />
Schmutte zur Diskussion<br />
Sabine Rohlf<br />
hat beim Lesen nicht den Anspruch,<br />
immer alles zu verstehen.<br />
Manchmal macht es auch Spaß,<br />
ins Offene zu lesen.<br />
bereit. Für alle, die sich für das vieldiskutierte<br />
Verhältnis von Werk und<br />
Leben interessieren, und für alle,die<br />
einfach nur neugierig auf einen<br />
demnächst gefeierten deutschsprachigen<br />
Groß-Dichter sind. Und danach<br />
vielleicht etwas vonihm lesen.<br />
WerLyrik lieber mit den Mitteln<br />
der Sprache erkundet, kann das am<br />
gleichen Abend im Literarischen<br />
Colloquium tun: Thema ist hier das<br />
Übersetzen vonGedichten –eine anspruchsvolle,<br />
jafast unlösbare Aufgabe:<br />
Hat doch jede Sprache ihre eigenen<br />
Klänge und Rhythmen, Wortspiele,<br />
Reime, Betonungen und Silben.<br />
Dennoch wird Lyrik übersetzt,<br />
und zwar ganz ausgezeichnet. Es<br />
fragt sich, was genau dabei eigentlich<br />
transformiert, nachgedichtet<br />
oder neu geschaffen wird. Die Lyrikerin<br />
und Übersetzerin Uljana Wolf<br />
beschäftigt sich als August-Wilhelmvon-Schlegel-Gastprofessorin<br />
der<br />
FU mit eben dieser Frage und Kunst.<br />
Ein Semester lang arbeitete sie mit<br />
Studierenden, begleitete, diskutierte<br />
und reflektierte deren Übersetzungen.<br />
In einer öffentlichen Abschlusssitzung<br />
des Seminars werden Ergebnisse<br />
dieser Arbeit vorgestellt, die<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Little Women<br />
14.30,17.20,20.15<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Les miserables<br />
15.00, 20.30; Les miserables (OmU) 17.45<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Little Women<br />
14.00, 17.00, 20.00<br />
Delphi LUX (& 322 93 10 40) Jojo Rabbit (OmU)<br />
16.00, 21.00; Jojo Rabbit (OF) 13.30, 18.30;<br />
1917 –Der Film (OmU) 20.30; Das geheime Leben<br />
der Bäume 15.20; Parasite 17.40; Ein verborgenes<br />
Leben 14.20, 20.00; Sorry We Missed You (OmU)<br />
17.40; 1917 –Der Film 14.40, 17.20, 20.00; Judy<br />
13.30, 16.00, 18.40; Judy (OmU) 21.15; Knives<br />
Out (OmU) 20.50; Knives Out (OF) 18.00; Vom<br />
Gießen des Zitronenbaums 15.20; Einsam zweisam<br />
16.30;Freies Land 13.40;The Peanut Butter Falcon<br />
(OmU) 19.00; Queen &Slim (OmU) 21.15<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Das Vorspiel 17.45,<br />
20.15;Crescendo#makemusicnotwar 20.00; Pavarotti<br />
(OmU) 17.30<br />
Kant Kino (& 319 9866) Die fantastische Reise<br />
des Dr. Dolittle 13.20,15.40,18.20,20.45; Knives<br />
Out 20.30; Das Vorspiel18.00; DieHeinzels 14.00,<br />
15.20; Sorry We Missed You 15.50, 18.10, 20.30;<br />
ARainy Day In New York 16.15; Spione Undercover<br />
14.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
13.30; Lindenberg! 17.10, 20.00; Als Hitler das<br />
rosaKaninchenstahl20.00;KnivesOut 17.10; Das<br />
Vorspiel 15.00<br />
Zoo Palast (& 01805/22 29 66) Atmos: Bad Boys<br />
for Life 20.00, 23.05; 3D: Die fantastische Reise<br />
des Dr. Dolittle 14.10; 3D, Atmos: Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 16.45; 3D: Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 17.40; Die Hochzeit 20.15,<br />
23.10; Jumanji 14.45; Die Eiskönigin II 14.20;<br />
Joker 22.50; Lindenberg! 19.45; Das perfekte Geheimnis<br />
17.00; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />
Dolittle 20.30, 23.00; Die fantastische Reise des<br />
Dr.Dolittle 15.00; DieHochzeit 17.30; BadBoysfor<br />
Life 17.50; Die Hochzeit 15.00; Jojo Rabbit 20.30,<br />
23.15; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.20;<br />
Jojo Rabbit 17.45; Lindenberg! 14.30; Parasite<br />
23.05; Knives Out 17.00, 20.00, 23.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.40<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />
retten die Welt! (OmU) 13.15; ARainy Day InNew<br />
York (OmU) 17.00; Jeanne d‘Arc (OmU) 11.00; Der<br />
Leuchtturm (OmU) 22.30; Lindenberg! 14.45; Die<br />
Sehnsucht der Schwestern Gusmao (OmU) 18.30;<br />
Les miserables 20.45;<br />
Bunuel im Labyrinth der Schildkröten 12.45; The<br />
Farewell (OmenglU) 16.00; Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick (OmU) 14.15; Marianne &Leonard<br />
–Words of Love (OmU) 11.00; Midsommar<br />
–Director‘s Cut (OmU) 22.00; Queen &Slim 19.40;<br />
Systemsprenger (DFmenglU) 17.40; Die Eiskönigin<br />
II 16.45; Jam (OmU) 11.00; Die Kunst der Nächstenliebe<br />
18.30; Motherless Brooklyn (OmU) 12.40;<br />
Parasite –Gisaengchung (OmU) 20.15; Das Vorspiel<br />
(OmenglU) 15.05; Why Don‘t You Just Die! –<br />
Papa, sdokhni (OmU) 22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 16.00; Freies Land 22.45;<br />
Das geheime Leben der Bäume 14.00; Lara 18.15;<br />
Lindenberg! 20.15; Land desHonigs (OmU) 22.20;<br />
Der marktgerechte Mensch 14.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />
18.20; Systemsprenger 16.00,20.00<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz IMAX: 1917 –Der<br />
Film 14.00, 17.00, 20.00; 3 Engel für Charlie<br />
20.10; Bad Boys for Life 14.40, 16.50, 17.30,<br />
19.30, 19.50; Countdown 18.15, 20.40; Die Eiskönigin<br />
II 14.30; 3D: Die fantastische Reise des<br />
Dr. Dolittle 14.45, 17.45, 20.30; Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 14.10, 16.45, 21.00; Das<br />
geheime Leben der Bäume 17.10; Die Heinzels<br />
13.50, 16.00; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.15;<br />
Jojo Rabbit 17.10, 19.50; Jumanji 13.50, 17.45,<br />
21.00; Kartoffelsalat 3 – Das Musical 15.10,<br />
17.30; Knives Out 14.10; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 15.00; Lindenberg! 17.15,<br />
20.30; Little Women 14.20, 17.30, 20.45; Little<br />
Women (OF) 19.40; Sneak Preview 20.30; Spione<br />
Undercover 14.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
17.40; Die Wolf-Gäng 15.00<br />
Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Das geheime Leben<br />
der Bäume 18.00; Joker (OmU) 22.30; Knives<br />
Out(OmU) 20.00; Darkroom –Tödliche Tropfen(DFmenglU)<br />
22.15; Systemsprenger (OmenglU) 18.00;<br />
Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU) 20.20<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Bad Boys for<br />
Life 16.20, 20.00; Die Eiskönigin II14.15, 16.50;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 13.50,<br />
16.30, 19.20; Die Heinzels 13.40, 16.50; Die<br />
Hochzeit 13.50, 17.00, 19.30; Jumanji 16.45,<br />
19.30; Knives Out 19.45; Lindenberg! 19.50; Spione<br />
Undercover 14.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 19.40; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.00; Die Wolf-Gäng 14.15, 17.10<br />
Kino Kiste (& 998 7481) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.50; Cats 18.25; 3D: Die Eiskönigin<br />
II13.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
16.55; Systemsprenger 20.20<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />
Film 17.15, 20.00; Die Addams Family 12.40;<br />
Bad Boys for Life 17.00, 20.00; Countdown 17.45,<br />
20.10; Django Unchained 19.45; Die Eiskönigin II<br />
10.20, 12.10, 14.20; 3D: Die fantastische Reise<br />
des Dr. Dolittle 15.10, 17.40, 20.15; Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 12.00, 14.30, 19.50;<br />
Die Heinzels 10.30, 12.15, 14.40, 16.50; Die<br />
Hochzeit 15.00, 17.10, 19.45; Jumanji 16.50; Der<br />
kleine Rabe Socke 10.40; Der König der Löwen<br />
12.20; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
12.45, 14.45; Lindenberg! 19.40; Pettersson und<br />
Findus 10.50; 3D: Spione Undercover 12.40; Spione<br />
Undercover 14.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 16.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
19.50; Thomas und seine Freunde 10.20; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 12.30, 14.50; Die Wolf-<br />
Gäng 12.30,14.50, 17.20<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Jojo Rabbit (OmU)<br />
16.50, 21.40; Sorry We Missed You (OmU) 19.20;<br />
B Mystify –Michael Hutchence (OmU) 16.10; Parasite<br />
–Gisaengchung (OmU) 18.30;SorryWe Missed<br />
You (OmU) 21.20<br />
fsk amOranienplatz (& 614 24 64) Sorry We<br />
Missed You (OmU) 17.45, 19.45, 21.45; Das Vorspiel<br />
18.00; Les miserables (OmU) 20.00, 22.15<br />
Moviemento (& 692 4785) Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.15; Darkroom –Tödliche Tropfen<br />
21.15; Darkroom –Tödliche Tropfen (OmenglU)<br />
23.15; Die Kunst der Nächstenliebe 19.00; Little<br />
Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 16.45; Jojo<br />
Rabbit (OmU) 10.00, 12.30, 15.00, 17.30, 20.00;<br />
Die Kunst der Nächstenliebe (OmU) 22.30; Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 17.00; Der kleine<br />
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
11.00; Die Kunst der Nächstenliebe 14.45; Der<br />
Leuchtturm(OmU) 21.45;Thomasund seine Freunde:<br />
Große Welt! Große Abenteuer! 12.45; Vom Gießen<br />
des Zitronenbaums (OmU) 19.30<br />
Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Der marktgerechte<br />
Mensch 20.00<br />
Sputnik (& 694 11 47) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl (OmenglU) 16.00; The Farewell (OmU)<br />
20.00; Judy(OmU) 18.00; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU)22.00; Shaundas Schaf:Der Film:UFO-<br />
Alarm 14.30; Joker (OmU) 22.15; Little Joe –Glück<br />
ist ein Geschäft (OmU) 20.30; Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen (OmU) 18.30; Die Sehnsucht der<br />
Schwestern Gusmao (OmU) 16.00; Weathering With<br />
You: Das Mädchen, das die Sonne berührte 14.00;<br />
Kinobar im Sputnik Der marktgerechte Mensch<br />
18.00<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Das geheime Leben der<br />
Bäume 15.00; Little Women 17.20, 20.15; New<br />
Ein verborgenes Leben 16.00; Die Heinzels 14.15;<br />
Parasite 19.40<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 5389590) DieAddamsFamily<br />
10.00; Bad Boys for Life 20.30; Die Eiskönigin II<br />
10.00, 13.00, 15.00; 3D: Die fantastische Reise<br />
des Dr. Dolittle 17.30, 20.00; Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 12.30, 15.00; Die Heinzels<br />
12.00, 14.00; Die Hochzeit 17.30, 20.00; Kartoffelsalat<br />
3–Das Musical 16.00, 18.15; Knives Out<br />
20.15; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
10.00; Lindenberg! 17.15, 20.15; Spione Undercover<br />
10.00, 12.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />
10.00, 12.30, 15.15; DieWolf-Gäng 15.30, 17.45<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Crescendo<br />
#makemusicnotwar 20.00; Das geheime Leben der<br />
Bäume 17.45; Lindenberg! 14.00, 17.30, 19.30;<br />
Little Women 15.00, 16.45, 20.15; Romys Salon<br />
13.00; Spione Undercover 15.15; Das Vorspiel<br />
13.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />
1917 –Der Film 17.10, 19.50; Bad Boys for Life<br />
17.00, 20.10; Die Eiskönigin II 11.45, 14.20;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 15.00,<br />
17.30, 20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
12.30; Die Heinzels 11.45,14.15, 16.45; Die<br />
Hochzeit 14.00, 17.05, 19.55; Holop – Servant<br />
(OF) 11.30; Jumanji 14.10, 20.00; Kartoffelsalat<br />
3–Das Musical 11.35, 14.30, 16.55; Knives Out<br />
19.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
11.50; Lindenberg! 17.15; Little Women 16.30,<br />
19.45; Das perfekte Geheimnis 20.30; Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 14.10; Die Wolf-Gäng<br />
11.40,14.05<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Freies Land (OmenglU)<br />
18.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
17.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen (OmU)<br />
21.00; Cunningham (OmU) 18.00; Das Kapital im<br />
21. Jahrhundert–Capital in theTwenty-FirstCentury<br />
(OmU) 22.00; Seven Waters (OmU; m. Gast u. Gespräch)<br />
20.00<br />
Babylon (& 242 5969) Fellini 100!: Die bittere<br />
Liebe: Der weiße Scheich –Lo sceico blanco<br />
(OmenglU) 17.45; Lubitschs Geliebte: Cluny Brown<br />
auf Freiersfüßen –Cluny Brown (OF) 18.00;<br />
Lubitschs Geliebte: Ein himmlischer Sünder (OmU)<br />
22.15; ElHatk (OmU) 18.00; Fellini 100!: Fellinis<br />
Das süße Leben –La dolce vita (OmenglU) 21.30;<br />
Fellini 100!: Die Schwindler (OmenglU) 20.00;The<br />
Peanut Butter Falcon (OmU) 22.00; Lubitschs Geliebte:<br />
Rendezvous nach Ladenschluss –The Shop<br />
Around the Corner (OmU) 19.30; Lubitschs Geliebte:<br />
Soist Paris –SoThis Is Paris (OF) 20.30<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Die<br />
Kunst der Nächstenliebe (OmU) 10.00, 14.30,<br />
19.15; Queen &Slim (OmU) 12.00, 16.30, 21.30;<br />
Fritzi – Eine Wendewundergeschichte 15.00; Joker<br />
(OmU) 19.00; Der Leuchtturm (OmU) 21.45;<br />
Thomas und seine Freunde: Große Welt! Große<br />
Abenteuer! 13.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
(OmU) 16.45<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00)1917–Der<br />
Film 17.20, 19.15; 1917 –Der Film (OF) 20.00,<br />
23.00;3Engel für Charlie 23.15;Als Hitler dasrosa<br />
Kaninchen stahl 11.30; Bad Boys for Life 16.40,<br />
20.10, 22.50; BadBoysfor Life (OF)19.40, 22.20;<br />
Cats (OF) 11.20; Die Eiskönigin II11.15, 13.50,<br />
16.45; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF) 15.00;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.20,<br />
14.15, 17.30, 20.10, 23.00; Die Heinzels 11.00,<br />
13.15, 15.30; Die Hochzeit 13.50, 17.10, 19.20;<br />
Joker 23.00; 3D: Jumanji 17.50; Jumanji 11.45;<br />
Kartoffelsalat 3–Das Musical 11.20, 14.40; Knives<br />
Out 16.50; Knives Out (OF) 20.45; Latte Igel<br />
und der magische Wasserstein 11.10; Lindenberg!<br />
16.10; Das perfekte Geheimnis 18.15; Sneak Preview<br />
(OF) 20.00; Spione Undercover 13.40; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 22.30; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00; StarWars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers –StarWars:The RiseofSkywalker(OF)<br />
21.15;Vier zauberhafteSchwestern11.15;<br />
DieWolf-Gäng 13.20, 15.50<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) 1917 –Der Film<br />
(OmU) 16.30, 19.00; Ein verborgenes Leben –A<br />
Hidden Life (OmU) 21.15; DasVorspiel (teilw.OmU)<br />
14.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.30;<br />
Lindenberg! 21.15; Miles Davis: Birth of the Cool<br />
(OmU) 14.00; Das Vorspiel (teilw.OmU) 19.00; Ein<br />
verborgenes Leben –AHidden Life (OmU) 14.00;<br />
Jojo Rabbit (OmU) 17.15, 19.30; Little Joe –Glück<br />
ist ein Geschäft (OmU) 21.45; Sorry We MissedYou<br />
(OmU) 14.30, 19.00; Les miserables (OmU)16.45,<br />
21.15; Jojo Rabbit (OmU) 22.15; Little Women<br />
(OmU) 14.00, 16.45, 19.30<br />
International (& 24 75 60 11) Das geheime Leben<br />
der Bäume 13.45; Lindenberg! 16.00; Little<br />
Women (OmU) 19.00; Siegessäule und Teddy präs.<br />
MonGay:Taxi zum Klo (1980/2020) 22.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
1917 –Der Film 16.50; Baba Parasi (OmU) 19.45;<br />
Bad Boys for Life 16.30, 19.40; Countdown 20.30;<br />
Die Eiskönigin II 12.00, 14.20, 17.15; Eltilerin Savasi<br />
(OmU) 20.15; 3D: Die fantastische Reise des<br />
Dr.Dolittle12.00, 14.20, 16.45, 19.30, 19.55; Die<br />
fantastische Reise des Dr. Dolittle 15.00, 18.10;<br />
Die Heinzels 12.00, 14.00, 16.05; Die Hochzeit<br />
17.00, 19.55; Jumanji 12.00, 14.10, 17.20; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 12.00; Rafadan Tayfa 2: Göbeklitepe (OmU)<br />
12.30,14.45, 17.10; Sneak Preview 20.00; Sneak<br />
Preview (OF) 20.00; Spione Undercover 12.00,<br />
14.15; Vier zauberhafte Schwestern 12.00, 14.45;<br />
DieWolf-Gäng 12.00, 14.00, 17.00<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl (DFmenglU) 14.30; The Farewell<br />
(OmenglU) 16.40; Land des Honigs (OmenglU)<br />
12.30; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 10.00,<br />
22.30; Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU)<br />
18.40; Les miserables (OmU) 20.30<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />
16.30,19.30; Queen &Slim (OF) 22.30<br />
Passage (& 68 23 70 18) Little Women (OmU)<br />
14.40, 17.30, 20.30; 1917 – Der Film (OmU)<br />
15.00, 17.45, 20.30; Knives Out 21.00; Lindenberg!<br />
15.20, 18.10; Joker (OmU) 18.30, 21.00;<br />
Judy (OmU) 16.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Little Women(OF)14.45,<br />
17.45, 20.45; Parasite –Gisaengchung (OmenglU)<br />
17.20,20.15; 1917 –Der Film (OF) 17.00, 19.45,<br />
22.30; Les miserables (OmenglU) 17.00, 19.30,<br />
22.00; Jojo Rabbit (OF) 16.30, 19.00, 21.30<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
1917 –Der Film 17.30, 20.15; Bad Boys for Life<br />
16.40, 19.50; Die Eiskönigin II 11.50, 14.20;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.50,<br />
17.20, 20.10; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
12.20; Die Heinzels 12.30, 15.05, 17.10;<br />
Die Hochzeit 16.30, 19.40; Jumanji 11.45, 17.00;<br />
Kartoffelsalat 3–Das Musical 14.15; Der kleine<br />
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
12.10; Sneak Preview 20.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 20.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.30; DieWolf-Gäng 12.00, 14.40<br />
Wolf (& 921 03 93 33)Flussfahrtmit Huhn16.30;<br />
Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 18.50;<br />
Sorry WeMissed You (OmU) 16.40, 21.00; Vom<br />
Gießen des Zitronenbaums (OmU) 19.00; Les miserables<br />
(OmU) 21.10
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 28 · M ontag, 3. Februar 2020 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
lloquium Berlin auf.Als Titel hat sie gewählt: „Gedichte übersetzen, Sprachkörper vernetzen“.<br />
LITERATUR<br />
Friedrich Hölderlin: Dichter sein. Unbedingt!<br />
(Arte-Filmpremiere), 5. 2., 19.30<br />
Uhr,Literaturhaus Berlin, Fasanenstr.23<br />
Gedichte übersetzen, Sprachkörper<br />
vernetzen,5.2.,19.30 Uhr,LCB,Am<br />
Sandwerder 5<br />
Das Café der Existenzialisten –von<br />
Freiheit und Sein des Übersetzens,<br />
7. 2., 20 Uhr,Buchhafen, Okerstraße 1<br />
ROBERT BOSCH STIFTUNG/KAI NEDDEN<br />
Gäste können daran teilhaben und<br />
mitdiskutieren.<br />
Nicht um Poesie, sondern um<br />
Philosophie geht es in „At the Existentialist<br />
Café“. Mitdiesem kurzweiligen<br />
Buch bringt Sarah Bakewell<br />
auch Menschen ohne Vorwissen die<br />
Grundzüge der existentialistischen<br />
Philosophie nahe. Wie der Hölderlin-Film<br />
geht das Buch von Biografischem,<br />
beziehungsweise Menschen<br />
aus: Philosophinnen und Philosophen<br />
des 20. Jahrhunderts wie Simone<br />
de Beauvoir und Jean-Paul<br />
Sartre, Maurice Merleau-Ponty, Albert<br />
Camus und vielen anderen. Mit<br />
ihren Eigenarten, Vorlieben (z. B. für<br />
Aprikosencocktails und Pariser Cafés)<br />
verbindet Bakewell eine kluge<br />
Einführung in ihr Denken: Ihre Kollektivbiografie<br />
nutzt Anekdoten und<br />
persönliche Eigenarten als Brücke<br />
zum philosophischen Sujet, auch<br />
das ist eine ArtÜbersetzung.<br />
Dieser Bestseller wurde natürlich<br />
auch im üblichen Sinne übersetzt,<br />
was das genau bedeutet, besprechen<br />
Emre Gözgü, Übersetzer der türkischen<br />
Fassung, und Rita Seuß, Übersetzerin<br />
der deutschen Ausgabe ,am<br />
Freitagabend im Buchhafen in Neukölln.<br />
BeiderVeranstaltung derWeltlesebühne<br />
e.V. unterhalten sie sich<br />
über die Inhalte, Besonderheiten<br />
und sprachlichen Herausforderungen<br />
des Buches. Sie diskutieren auf<br />
Deutsch, Englisch undTürkisch über<br />
das Nachdenken und Schreiben<br />
über Philosophie und über die Wege,<br />
auf denen Bücher wie der „Ekel“,<br />
„Das andere Geschlecht“ oder „Sein<br />
und Zeit“ in andere Kultur- und<br />
Sprachsysteme und persönliche Biografien<br />
gelangen. Denn ein Inhalt<br />
wird beim Übersetzen ja nicht fein<br />
säuberlich herauspräpariertund steril<br />
verpackt weitergereicht, sondern<br />
entsteht immer neu und anders in<br />
einem lebendigen, kreativen Prozess.<br />
Lesen funktioniert letztlich<br />
ganz ähnlich.<br />
Dieser Gedanke ist tröstlich,<br />
wenn wir mal wieder vor einem<br />
Buch sitzen, das wir einfach nicht<br />
verstehen. Denn es braucht kein<br />
Superhirn, sondernOffenheit, Phantasie<br />
und manchmal ein bisschen<br />
Hilfestellung, um vom Buchstaben<br />
zur Einsicht, von Sprache zu Sprache,<br />
vonHölderlins Tübingen ins gegenwärtige<br />
Berlin oder vonPariser in<br />
Neuköllner Cafés zu gelangen.<br />
Oper<br />
Hörspiel<br />
mit neuer<br />
Musik<br />
Ingeborg Bachmann hatte es<br />
mit den Träumen. Sie wurden<br />
in ihren Texten aber eher<br />
gewaschen oder verkauft statt<br />
geträumt, was nicht die einzige<br />
Tragik war, die das Werk<br />
der 1973 im Alter von47Jahren<br />
verstorbenen österreichischen<br />
Schriftstellerin durchzieht.<br />
Unter dem Titel„Ein Geschäft<br />
mit Träumen“ verfasste sie in<br />
den 50er-Jahren zunächst eine<br />
Erzählung, dann ein Hörspiel.<br />
Hier geht es um einen Angestellten,<br />
der gegenüber seinem<br />
Chef Vernichtungsphantasien<br />
hat und seine Kollegin verehrt.<br />
Weil er sich die dazu passenden<br />
Träume aber mit Zeit erkaufen<br />
müsste, lässt er sie liegen.<br />
In der Deutschen Oper<br />
wird das szenisch mit Einsprengseln<br />
des Originalhörspiels,aber<br />
vorallem mit einer<br />
neuen Musik der in Berlin lebenden<br />
ukrainischen Komponistin<br />
AlexandraFilonenko für<br />
Akkordeon, Saxophon und<br />
Klavier umgesetzt. PetraKohse<br />
Ein Geschäft mit Träumen,Deutsche<br />
Oper,20Uhr,Bismarckstr.35<br />
Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />
9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,<br />
Treff und Ausgabe des Audioguides: Süßkramdealer,<br />
Varziner Str.4<br />
10.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Treff und<br />
Ausgabe des Audioguides: Cafe Sibylle, Karl-Marx-<br />
Allee 72<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />
wollen, Treff und Ausgabe des Audioguides: Café<br />
Blume an der Hasenheide, Fontanestr.32<br />
11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff und Ausgabe des Audioguides: Concierge,<br />
Platz der Vereinten Nationen 1<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr, Treff<br />
und Ausgabe des Audioguides: ausberlin –Kaufhaus<br />
für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: Andreas Schmidt (p) &Friends<br />
Arcanoa (& 67 96 26 51)<br />
21.00: open stage–SingerSongwriter +Poets<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: KuhnFua.k.a. Kill the Strudel!<br />
Badehaus (& 95 59 27 76)<br />
21.00: TuneUp*Session –Herbst Edition<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Hatari, Europe Will Crumble<br />
Max-Schmeling-Halle (& 44 30 45)<br />
20.00: Five Finger Death Punch, Bad Wolves, special<br />
guest: Megadeth<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: The Murder Capital,Junior Brother<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Thibault Falk<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />
19.00: AccordiOona-Orchestra vonPro Musica e. V.,<br />
Streichorchester „Saitensprung“, Jazzabelles &Jazzomat,<br />
Bulgarischer Orthodoxer Chor Berlin e. V.<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />
Bailey<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: The Franklys +support<br />
ufaFabrik (& 75 50 30)<br />
20.00: Schalala –Das Mitsingding mit Stefanie<br />
Bonse (Gitarre) und Marie-Elsa Drelon (Klavier)<br />
Velodrom (& 44 30 45)<br />
20.00: Editors<br />
VertiMusic Hall (& 20 60 70 88 11)<br />
20.00: Keane<br />
CLUB<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Nice One, Timo Turner,Dylan K.<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />
23.00: Electric Monday, Eric DClark, Die Phil, Frankie<br />
Flowerz, Ricardo Rodriguez<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (& 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 18.00: Multisexual Boxhopping<br />
21.00: Sing on Stagewith The Shredder<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: House of Waxx, Soraya,Anu, Champagne Funk<br />
BALLROOM<br />
Ballhaus Berlin (& 282 75 75)<br />
19.00: Salsa Bachata Tanz<br />
MUSEEN<br />
Berlinische Galerie (& 78 90 26 00)<br />
10.00: Kunst in Berlin 1880–1980<br />
10.00: Gartenparade, Atelier le balto<br />
10.00: Bettina Pousttchi, Mi-Mo 10-18Uhr<br />
Botanischer Garten Berlin (& 83 85 01 00)<br />
9.00: Wo Wissen wächst: Alexander vonHumboldt<br />
und die Wurzeln der Wissensproduktion, tgl. 9-20 Uhr<br />
Braun-Sammlung Ettel Museum für Design<br />
(Elberfelder Str.37) 11.00: Unterhaltungselektronik<br />
1950-1990, So/Mo 11-17 Uhr<br />
Brücke-Museum (& 831 20 29)<br />
11.00: Unzertrennlich: Rahmen undBilder der<br />
Brücke-Künstler, Mi-Mo 11-17 Uhr<br />
Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />
12.00, 12.00: Dalí–Die Ausstellung am Potsdamer<br />
Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />
DDR Museum Berlin (& 847 12 37 31)<br />
9.00, 10.00: Geschichte zum Anfassen<br />
9.00, 10.00: Letztes Jahr DDR –Aufbruch ins Ungewisse,<br />
tgl. 10-20 Uhr<br />
Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />
10.00: Die Armbrust –Schrecken und Schönheit<br />
10.00: Wilhelm und Alexander vonHumboldt<br />
10.00: Deportiertnach Auschwitz –Sheindi Ehrenwalds<br />
Aufzeichnungen, tgl. 10-18 Uhr<br />
Deutsches Spionagemuseum (& 398 20 04 51)<br />
10.00: Hauptstadtder Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />
Georg Kolbe Museum (& 304 21 44)<br />
10.00: herman de vries –How green is the grass?<br />
Haus der Wannsee-Konferenz (& 80 50 01 -0)<br />
10.00: Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord<br />
an den europäischen Juden, tgl. 10-18 Uhr<br />
James-Simon-Galerie (Bodestr.)<br />
10.00: Nah am Leben –200 Jahre Gipsformerei, tgl./<br />
Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Jüdisches Museum (& 25 99 33 00)<br />
10.00: Awie Jüdisch. In 22 Buchstaben durch die<br />
Gegenwart, tgl. 10-20 Uhr<br />
Käthe-Kollwitz-Museum (& 882 52 10)<br />
11.00: Mehr als ein Leben. Dauerausstellung des<br />
Käthe-Kollwitz-Museums Berlin, Käthe Kollwitz, tgl.<br />
11-18 Uhr<br />
Liebermann-Villa am Wannsee (& 80 58 59 00)<br />
11.00: Max Liebermann –Gartenbilder<br />
11.00: Sehnsucht nach Idylle –Max Liebermann und<br />
die Maler am Wannsee, Mi-Mo/Feiert. 11-17 Uhr<br />
Mitte Museum (& 46 06 01 90)<br />
10.00: Werwir sind undwas wir tun –mitten im<br />
Museum, Johanna Diehl, Seiichi Furuya, Wilhelm<br />
Klotzek, Stephan Kurr, Pia Linz, David Polzin, Kathrin<br />
Sonntag u. a.<br />
10.00: Otto Nagel und das Mitte Museum<br />
10.00: Marie Juchacz (1879-1956), So-Fr 10-18 Uhr<br />
Museum Blindenwerkstatt OttoWeidt<br />
(& 28 59 94 07) 10.00: Blindes Vertrauen –versteckt<br />
am Hackeschen Markt 1941-1943<br />
10.00: „... und immer wieder bewundern wirEure mit<br />
aufopfernder Liebe prima gepackten Pakete<br />
10.00: Blindenwerkstatt Otto Weidt, tgl. 10-20 Uhr<br />
Museum für Film und Fernsehen (& 300 90 30)<br />
10.00: 120 JahreDeutsche Filmgeschichte und<br />
FernsehgeschichteinWestund Ost<br />
10.00: Fokus Fernsehen: Leben, sterben, Hochzeit<br />
feiern<br />
10.00: Brandspuren –Filmplakateaus dem<br />
Salzstock, Mi-Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Neues Museum (& 266 42 42 42)<br />
10.00: DieKrone vonKertsch. Schätze aus Europas<br />
Frühzeit<br />
10.00: Berlins größte Grabung,tgl./Feiert. 10-18, Do<br />
10-20 Uhr<br />
Pergamonmuseum (& 266 42 42 42)<br />
10.00 Museum für Islamische Kunst: Traum und<br />
Trauma. Wiedereröffnung der Teppichsäle<br />
10.00: Der Babel-Bibel-Streit, tgl./Feiert. 10-18, Do<br />
10-20 Uhr<br />
Pergamonmuseum. Das Panorama<br />
(Am Kupfergraben 2) 10.00: Pergamon. Meisterwerke<br />
der antiken Metropole und 360°-Panorama von<br />
Yadegar Asisi, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
KINO<br />
PANKOW<br />
BlauerSternPankow (& 47 61 18 98)Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 13.30, 15.50, 18.10,<br />
20.15; Little Women 20.30; Die Heinzels 13.40,<br />
15.30; Lindenberg! 17.20<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Little Women<br />
14.30, 17.20, 20.15; Sneak Preview 22.00;<br />
DasgeheimeLeben der Bäume 17.40;Die Heinzels<br />
14.00, 15.50; Parasite 20.00; Preview: Besser Welt<br />
als nie (m. Gästen) 20.00; Die fantastische Reise<br />
des Dr. Dolittle 13.30, 15.10, 17.30; 1917 –Der<br />
Film (OmU) 20.40; Sorry We Missed You 16.00,<br />
18.20; Ein verborgenes Leben 18.30; Knives Out<br />
15.40; Spione Undercover 13.50<br />
Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200)<br />
1917 –Der Film (OmU) 16.45, 20.00; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 16.45; Ein verborgenes<br />
Leben –AHidden Life (OmU) 21.45; Die Eiskönigin<br />
II 14.15; Freies Land 23.00; Das geheime Leben<br />
der Bäume 18.45; Die Heinzels 14.15, 16.30;<br />
Jojo Rabbit (OmU) 14.00, 19.30; Jojo Rabbit (OF)<br />
16.45, 22.30; Judy (OmU) 17.00; Der kleine Rabe<br />
Socke 3 – Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
14.15; Knives Out (OmU) 23.00; Lindenberg!<br />
19.45; Little Women 13.45; Little Women (OmU)<br />
19.30; Little Women (OF) 16.45; Parasite 21.45;<br />
The Peanut Butter Falcon (OmU) 16.30; Queen &<br />
Slim (OmU) 22.45; Sneak Preview 20.00; Sorry<br />
We Missed You (OmU) 19.15; Spione Undercover<br />
14.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers –Star<br />
Wars: The Rise of Skywalker (OF) 22.45; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.30; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
(OmU) 16.15; Das Vorspiel 19.00; Die<br />
Wolf-Gäng 13.45; Les miserables (OmU) 21.45<br />
Krokodil (& 44 04 92 98) Land des Honigs (OmU)<br />
18.00; Schönheit &Vergänglichkeit 21.00;Was gewesen<br />
wäre 19.30<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Berlinized –Sexy<br />
an Eis (OmU) 20.30; Darkroom –Tödliche Tropfen<br />
22.15; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao<br />
(OmU) 18.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) 1917<br />
–Der Film 17.05, 19.40, 22.30; 1917 –Der Film<br />
(OF) 20.00; 3Engel für Charlie 22.40; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 19.55; Bad Boys for Life<br />
17.00, 19.55, 22.40; Countdown 19.55, 22.30;<br />
Die Eiskönigin II 12.10, 14.40, 17.20; 3D: Die<br />
fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 14.20,<br />
17.00, 19.45, 22.45; Die fantastische Reise des<br />
Dr. Dolittle 14.30; Das geheime Leben der Bäume<br />
17.05;The Grudge 22.40;<br />
Die Heinzels 12.15, 14.30, 16.50; Die Hochzeit<br />
12.00, 16.45, 19.50; 3D: Jumanji 17.00; Jumanji<br />
14.15; Kartoffelsalat 3 – Das Musical 14.40,<br />
17.00; Knives Out 19.50,22.45; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 14.30; Lindenberg! 19.40;<br />
Little Women 16.50,19.45; Mein Lotta-Leben –Alles<br />
Bingo mit Flamingo! 12.10; Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm 12.10; Spione Undercover<br />
12.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
22.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15;<br />
Thomas und seine Freunde: Große Welt! Große<br />
Abenteuer! 12.10; Underwater – Es ist erwacht<br />
22.45; Vier zauberhafte Schwestern 14.45; Die<br />
Wolf-Gäng 12.00, 14.35<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />
Film 16.35, 19.40; Bad Boys for Life 17.05, 20.10;<br />
Countdown 20.30; Die Eiskönigin II 11.30, 14.10,<br />
16.55; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
11.40, 14.20, 17.10, 19.50; Die Heinzels 11.20,<br />
13.30, 15.40; Die Hochzeit 11.15, 14.10, 16.45,<br />
19.35; Jojo Rabbit 20.00; Jumanji 13.55, 17.15;<br />
Kartoffelsalat 3–Das Musical 14.10, 18.00; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 11.45; Knives Out 16.55; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 11.55; Lindenberg! 16.25;<br />
Das perfekte Geheimnis 20.15; Sneak Preview (OF)<br />
20.00; Spione Undercover 11.05, 13.45; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 13.40; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 11.00; Die Wolf-Gäng 12.05, 14.40<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.00, 17.00;<br />
Lindenberg! 20.00<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Judy 18.00, 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Jojo Rabbit (OmU) 18.00;<br />
Little Women (OmU) 15.00, 20.30<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Cunningham (OmU)<br />
18.00; Jonathan Agassi SavedMyLife(OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) 1917<br />
–Der Film 16.35, 19.50; Bad Boys for Life 16.50,<br />
19.40; Die Eiskönigin II 10.00, 12.20, 14.05;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 17.00,<br />
19.45; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
10.00, 12.00, 14.25; Die Heinzels 10.00, 12.15,<br />
14.30; Die Hochzeit 16.40,19.30; Jumanji 17.15;<br />
Sneak Preview 20.15; Spione Undercover 14.45;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 12.15; Die<br />
Wolf-Gäng 10.00, 12.10, 14.25<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.45, 18.00; Der<br />
geheime Roman des Monsieur Pick 16.00; Judy<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Little Women 14.00,<br />
17.00, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />
1917 –Der Film 17.50, 20.00; Bad Boys for Life<br />
16.50, 20.00, 22.55; Die Eiskönigin II 10.00,<br />
12.15, 14.25; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />
Dolittle 10.00, 12.20, 14.45, 17.20, 19.50, 22.35;<br />
Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.15,<br />
16.50; Das geheime Leben der Bäume 20.00; Die<br />
Heinzels 10.00, 11.50, 13.45, 15.45; Die Hochzeit<br />
17.05, 19.45; Jojo Rabbit 22.45; Jumanji 16.50;<br />
Knives Out 17.00, 19.30, 22.35; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 10.00, 12.15; Sneak Preview<br />
23.00; Sneak Preview (OF) 23.00; Spione Undercover<br />
10.00, 12.00, 14.30; StarWars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 20.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />
10.00, 12.15,14.30; Die Wolf-Gäng 10.00, 12.10,<br />
14.25<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Bad Boys for<br />
Life 20.30; Die Eiskönigin II12.00, 14.00; 3D: Die<br />
fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 18.15,<br />
20.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
10.00, 14.00, 16.00; Die Heinzels 10.00, 14.00;<br />
Die Hochzeit 18.00, 20.30; Jumanji 18.00; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 10.00; Lindenberg! 20.30; Pavarotti 18.00;<br />
Spione Undercover 12.00, 14.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 12.00, 15.45; Die Wolf-Gäng 10.00,<br />
16.00<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Gaumont: Das Boot der<br />
Verdammten –Les maudits (OmU) 20.00; DEFA-<br />
Stiftung: Dschungelzeit 21.00; DEFA-Stiftung: Das<br />
Eismeer ruft (mit Gast u. Moderation) 19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 806969)<br />
1917 – Der Film 13.40, 16.20, 16.50, 19.50,<br />
23.00; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.45,<br />
19.10; Bad Boys for Life 16.50, 19.30, 22.15,<br />
22.50; Countdown 17.40, 20.20, 23.00; Die Eiskönigin<br />
II 14.30; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />
Dolittle 13.30, 17.00, 17.20, 20.00, 23.00; Die<br />
fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.00, 16.30;<br />
Das geheime Leben der Bäume 17.10; The Grudge<br />
22.45; Die Heinzels 14.10, 16.15; Die Hochzeit<br />
13.40, 17.05, 19.20, 22.20; Jojo Rabbit 16.40,<br />
19.40, 22.20; Jumanji 12.45, 16.00, 20.00,<br />
23.00;<br />
Kartoffelsalat 3 13.50, 17.15; Knives Out 16.45,<br />
20.30, 22.50; Lindenberg! 13.30, 16.30, 19.00;<br />
Little Women 13.30, 16.30, 19.40, 19.45, 22.30;<br />
Parasite 19.30; Das perfekte Geheimnis 19.45;<br />
Queen &Slim 23.00; Sneak Preview 20.00,20.30;<br />
Spione Undercover 13.20; 3D: Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 15.50, 20.20; Star Wars IX<br />
13.10, 22.20; Underwater 23.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.40;WeatheringWith You 20.00; Die<br />
Wolf-Gäng 14.10<br />
Filmrauschpalast (& 394 43 44) Jam (OmU)<br />
17.30; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao<br />
(OmU)19.30; WhyDon‘t YouJust Die! (OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 16 50) Bad Boys for Life 17.15,<br />
20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 12.30; 3D: Die<br />