Aufwind 01/2020
Die Themen der ersten Ausgabe: Klimakrise und Lungengesundheit: Uns bleibt die Luft weg Epidemie: Das Coronavirus „2019-nCoV“ Grippe & Lungenentzündung: Achtung - dünnes Eis Asthma & COPD: Richtiges Inhalieren will gelernt sein
Die Themen der ersten Ausgabe:
Klimakrise und Lungengesundheit: Uns bleibt die Luft weg
Epidemie: Das Coronavirus „2019-nCoV“
Grippe & Lungenentzündung: Achtung - dünnes Eis
Asthma & COPD: Richtiges Inhalieren will gelernt sein
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Klimakrise<br />
Uns bleibt die Luft weg<br />
Die Klimakrise und ihre Auswirkungen auf unsere Lungen ist eines der<br />
Themen, die beim Tag der Lunge MEHR LUFT AUF LEBEN im Wiener<br />
Rathaus am 8.3.<strong>2020</strong> auf dem Programm stehen. Mediziner und<br />
Umweltexperte Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. rer. nat. Dr. Hans-Peter<br />
Hutter, MedUni Wien, skizziert im Vorab-Interview, dass die Situation<br />
weitaus ernster ist, als viele Menschen glauben. „Uns bleibt die Luft weg!“<br />
lautet sein Resümee. Rasches Handeln könnte den Klimawandel aber<br />
zumindest etwa auf dem derzeitigen Niveau einfrieren.<br />
Die Bezeichnung Klimawandel ist<br />
nach Meinung von Prof. Hutter<br />
schon zu beschönigend für die derzeitige<br />
Realität. „Klimakrise trifft es<br />
weitaus besser“, erklärt der Experte.<br />
„Wir haben das Problem seit Jahrzehnten,<br />
aber es ist erst jetzt verspätet<br />
in der breiten Gesellschaft<br />
angekommen.“ Die Auswirkungen<br />
des Klimawandels sind schon länger<br />
erkennbar - in Österreich sind es am<br />
Land eher extreme Wettereignisse<br />
wie Starkregen mit Vermurungen<br />
und Hochwasser, in der Stadt sind<br />
es vor allem Hitzewellen.<br />
Belastende Hitze<br />
Hitze ist ein bedeutender Stressor.<br />
Sie verringert die Leistungsfähigkeit<br />
und beeinträchtigt die Lebensqualität<br />
auch bei gesunden Menschen.<br />
Bei einer vorliegenden Atemwegsoder<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankung sind<br />
die Auswirkungen umso dramatischer<br />
– bis hin zu vorzeitigen Todesfällen.<br />
Prof. Hutter: „Wir sprechen<br />
da schon von einigen hundert Menschen<br />
in Österreich pro Sommer.“<br />
Das Problem: Viele Auswirkungen<br />
sind noch nicht spürbar. Die Hitze ist<br />
im Sommer zwar da, aber besonders<br />
starke Beschwerden haben vor allem<br />
kranke, ältere Menschen – und die<br />
sterben meist leise. Weiters kommt<br />
es durch die längere Sonnenscheindauer<br />
und der verstärkten UV-<br />
Strahlung an Hitzetagen auch zur<br />
vermehrten Bildung von bodennahem<br />
Ozon. Dieses aggressive Reizgas<br />
Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. rer. nat.<br />
Dr. Hans-Peter Hutter<br />
führt zu Entzündungsreaktionen in<br />
den tiefen Atemwegen und erhöht<br />
ebenso die Mortalität. Warum der<br />
Klimawandel daran schuld ist? Weil<br />
diese Tage häufiger werden und es<br />
dadurch zu mehr Sommersmog-<br />
Episoden kommt.<br />
Agressivere Pollen<br />
Eine weitere Gefahr sind „aggressive“<br />
Pollen. Durch den Anstieg der<br />
Temperatur und CO 2<br />
-Konzentration<br />
werden gewisse Pflanzen bevorzugt<br />
– wie z.B. der Ragweed –, deren<br />
Pollen als hoch allergen gelten. Es<br />
kommt zu einer weiteren verstärkten<br />
Ausbreitung in Österreich und<br />
auch zu einer längeren Blütezeit.<br />
Dadurch steigt das Risiko, eine Allergie<br />
zu entwickeln, Allergiker leiden<br />
länger und stärker. Zusätzlich sorgen<br />
Foto: Dujmic<br />
andere Phänomene für eine weitere<br />
Verschärfung der Situation: Durch<br />
Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid<br />
werden beispielsweise die ohnehin<br />
aggressiven Ragweed-Pollen noch<br />
allergener. Für Pollenallergiker sind<br />
mehr gesundheitliche Beschwerden<br />
vorprogrammiert.<br />
Lebensstiländerung als Chance<br />
„Die Klimakrise ist ein schleichender<br />
Prozess, der aber immer schneller voranschreitet.<br />
Noch haben wir jetzt die<br />
Chance, diesen Prozess abzufedern<br />
und können das Schlimmste verhindern.<br />
Den Klimawandel gänzlich<br />
stoppen können wir sowieso nicht<br />
mehr“, warnt Prof. Hutter. Beim Klimaschutz<br />
und der Reduktion von<br />
Treibhausgasen stimmen die meisten<br />
Menschen auch zu. Aber die eigentlichen<br />
notwendigen Änderungen<br />
betreffen liebgewordene Gewohnheiten.<br />
Prof. Hutter: „Es geht beim<br />
Klimaschutz vor allem darum, dass<br />
jeder etwas tun kann: etwas weniger<br />
Fleisch essen und sich mehr ohne<br />
Auto bewegen. Das schafft jeder,<br />
denn fest steht: Es muss sich einfach<br />
ändern.“ Prof. Hutter: „Um ein starkes<br />
Zeichen zu setzen, haben wir die Initiative<br />
‚Doctor for Future‘ gegründet.<br />
Damit wollen wir auf Folgen der Klimakrise<br />
für unsere Gesundheit und<br />
unser Gesundheitssystem hinweisen.“<br />
Dabei will die Initiative auch das<br />
breite Engagement der Jugendlichen<br />
im Rahmen von „Fridays for Future“<br />
unterstützen (www.aegu.net).<br />
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