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Berliner Kurier 07.02.2020

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BERLINER KURIER, Freitag, 7. Februar 2020<br />

Ying Wong ist Geschäftsführerin des China Restaurants „Aroma“. Bedingt<br />

durch die Virus-Angst bleiben hier neuerdings die Tische leer.<br />

In der Hauptstadt gibt es auch viele asiatische Geschäfte –die Inhaber<br />

leiden teilweise unter der sich ausbreitenden Corona-Panik.<br />

Jianfei Da hat in der Leibnizstraße 77-76einen Asiahandel. Er sei mit seinem<br />

Geschäft vonder Krise nicht betroffen, die Kunden kämen nach wie vor.<br />

tuelle Titelblatt des Nachrichtenmagazin<br />

„Spiegel“. Es zeigt<br />

einen Mann mit Atemschutzmaske,<br />

darunter die Schlagzeile<br />

„Made in China“. „Mit ,Made in<br />

China’ wird suggeriert, dass der<br />

Virus in China hergestellt wurde“,<br />

sagt sie. Die Nachricht,<br />

dass Unbekannte am vergangenen<br />

Freitag eine Chinesin in<br />

Berlin geschlagen und zu Boden<br />

gerissen haben, beschäftigt<br />

sie. „Dieser Rassismus gegen<br />

uns macht keinen Spaß“, sagt<br />

sie vorsichtig.<br />

Die Botschaft protestiert nun<br />

auch öffentlich. „Wir haben gesehen,<br />

dass es in Deutschland<br />

einzelne Medien und Medienvertreter<br />

gibt, die sich zwar Objektivität<br />

und Rationalität auf<br />

die Fahne geschrieben haben,<br />

dennoch aber nicht davor zurückschrecken,<br />

rassistische Äußerungen<br />

zu veröffentlichen,<br />

und ausländerfeindliche, insbesondere<br />

gegen China gerichtete<br />

diskriminatorische Tendenzen<br />

zu dulden oder sogar weiter anzufachen.“<br />

Die Botschaft habe<br />

beim Auswärtigen Amt interveniert<br />

und fordert Maßnahmen,<br />

um die Rechte und die Würde<br />

der chinesischen Bürger zu gewährleisten.<br />

Jutta Wollenweber<br />

von der Gesellschaft für<br />

Deutsch-Chinesische Freundschaft<br />

sagt: „Es darf keine Paranoia<br />

ausbrechen.“<br />

Eine gute Nachricht erhielten<br />

am Mittwoch jene Chinesen,<br />

die mit Besuchsvisum in Berlin<br />

sind. Das Landesamt für Einwanderung<br />

hat beschlossen,<br />

dass das 90 Tage gültige Besuchervisum<br />

verlängert werden<br />

kann. Normalerweise ist dies<br />

ausgeschlossen. Nach Ansicht<br />

des Amtes handelt es sich bei<br />

Corona „um höhere Gewalt“,<br />

sagte ein Sprecher der Innenverwaltung.<br />

Bei der Verzögerung<br />

der Rückkehr chinesischer<br />

Touristen erfolge eine gebührenfreie<br />

Verlängerung für<br />

maximal 90 Tage.<br />

So lange soll die Krise aber<br />

nicht dauern, hofft Herr Yang.<br />

Der Ladenbesitzer sagt: „Es gibt<br />

ein chinesisches Sprichwort: Der<br />

Himmel hat manchmal dunkle<br />

Wolken.“ Er meint: Eskommen<br />

oft unerwartet schlechte Zeiten,<br />

die der Mensch überstehen<br />

muss. Plötzlich klingelt sein Telefon.SeinBruder<br />

ruftan.Erliegt<br />

gemütlich in Peking im Sessel<br />

und gibt gähnend die neusten<br />

Corona-Zahlen durch: „10000<br />

Infizierte, mehr als 400Toteund<br />

mehr als 600 Genesene.“ Herr<br />

Yang strahlt: „Zum erstenMal ist<br />

die Zahl der Genesenen größer<br />

als die der Toten.“<br />

Lesen Sie auch die Seite 30

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