Patchwork Professional 02/2020
Ab 15. Februar im Handel! Seit nun schon mehr 10 Jahren befasst sich das Patchwork Professional intensiv mit den Themen Quilt & Textilkunst. Das Heft erscheint ab 2019 6x im Jahr. Wir möchten unseren Lesern nicht nur weiterführende Informationen zur vielseitigen Textilkunstbranche bieten sondern auch inspirieren und Anregungen zum Experimentieren geben. Außerdem stellen wir neue Techniken sowie Materialien vor und präsentieren Werke von ausgesuchten Künstlern. Das Patchwork Professional ist sowohl für Fortgeschrittene als auch für Profis geeignet. Zahlreiche Workshops und Projekte laden zum Nacharbeiten ein. Hier werden nicht nur neue Techniken Schritt-für-Schritt erklärt, sondern auch ein Mystery Quilt aus mehreren Teilen gemeinsam von Ausgabe zu Ausgabe genäht.
Ab 15. Februar im Handel!
Seit nun schon mehr 10 Jahren befasst sich das Patchwork Professional intensiv mit den Themen Quilt & Textilkunst. Das Heft erscheint ab 2019 6x im Jahr. Wir möchten unseren Lesern nicht nur weiterführende Informationen zur vielseitigen Textilkunstbranche bieten sondern auch inspirieren und Anregungen zum Experimentieren geben. Außerdem stellen wir neue Techniken sowie Materialien vor und präsentieren Werke von ausgesuchten Künstlern. Das Patchwork Professional ist sowohl für Fortgeschrittene als auch für Profis geeignet. Zahlreiche Workshops und Projekte laden zum Nacharbeiten ein. Hier werden nicht nur neue Techniken Schritt-für-Schritt erklärt, sondern auch ein Mystery Quilt aus mehreren Teilen gemeinsam von Ausgabe zu Ausgabe genäht.
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INTERVIEW TRUDY KLEINSTEIN
Quilts, die die Seele berühren
Die Schweizer Textilkünstlerin Trudy Kleinstein aus den Bündner Bergen strahlt mit ihren fast ausschließlich
von Hand genähten, gequilteten und bestickten textilen Kunstwerken ein wunderbares Gefühl innerer Ruhe
und Harmonie aus, das sich spürbar auf den Betrachter überträgt. Unserer Redakteurin Anke Calzada gab sie
einige sehr persönliche Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit.
Fotos: Trudy Kleinstein
gelb, Farbe der sonne, 2016 - 2019, 122 x 215 cm
Ich liebe die ruhigen Erdtöne, die Harmonie in der Komposition der Farben und Formen. Dazu hat die Farbe Gelb nie gehört. Doch beim Hausbau
änderte sich dies auf einmal und ich habe in einem Badezimmer die Farbe Gelb für die Wände ausgewählt. Niemand hat es verstanden, aber ich war
begeistert. Wie es manchmal so ist, freundet man sich mit einer Farbe neu an. So habe ich diese handgefärbten Stoffe gekauft und ich war mit diesem
Quilt drei Jahre lang beschäftigt. Alles ist handgenäht und bestickt. Bis zur Fertigstellung des Quilts waren es über 20 verschiedene Arbeitsschritte.
trudy, wie haben sie vor 20 Jahren ihren weg in die textile
Kunst gefunden? gab es ein bestimmtes Ereignis? wie wurde
aus einem Hobby schließlich ein Beruf?
Schritte im Leben machen wir meist erst dann, wenn gewisse
Lebensumstände es uns abverlangen. Geht es uns gut, haben wir ja
keinen Grund, unser Tun zu hinterfragen oder uns neu zu orientieren.
In meinem Leben waren stets die schwierigen Situationen die Auslöser
dafür, dass ich etwas Neues wagte – und so habe ich auch zum
Quilten gefunden.
Vor mehr als 20 Jahren war ich längere Zeit krank gewesen, und
ich konnte neben meiner Familie nicht mehr in meinem Beruf
als Psychiatrieschwester mit suchtkranken Menschen arbeiten. Da
schon damals Handarbeiten eines meiner liebsten Hobbys war,
hatte ich mich mit Hilfe einer Nähzeitschrift an meinen ersten
Quilt gewagt. Es war eine ganz schlechte Anleitung, und den Quilt
entsorgte ich bald danach. Aber die Faszination ist geblieben. Beim
Nähen, beim Experimentieren mit Farben und beim Spielen mit
geometrischen Mustern kann ich mich künstlerisch ausdrücken. Das
ist meins. Tief im Inneren habe ich gespürt, dass ich beim Quilten
bei mir selbst ankomme. In den darauffolgenden drei Jahren nähte
ich Quilts alleine für mich, bis ich entdeckte, dass es eine Quiltszene
gibt.
Dann kam die Scheidung von meinem ersten Mann, eine sehr
schwere Zeit in meinem Leben. Die Kinder gingen noch zur Schule, wir
waren kurz davor im neu gebauten Haus eingezogen und ich hatte
durch die Scheidung auch noch meinen Arbeitsplatz verloren. Eine
neue Anstellung in meinem Beruf konnte ich nicht mehr finden. Also
stand ich da und fragte mich: Was nun? Im Nachhinein betrachtet
war ich damals sehr mutig, als ich mit der Unterstützung von meiner
Familie alles auf eine Karte setzte. Ich besuchte Kurse bei namhaften
Textilkünstlern aus Amerika und Europa, erweiterte mein Wissen
und erlernte neue Techniken. Von jedem Lehrer konnte ich neue
Impulse für meine Arbeiten aufnehmen, aber für mich war es
immer wichtig, meinen eigenen Weg zu gehen. So richtete ich mir in
meinem Haus ein kleines Patchworkgeschäft ein und begann, selbst
Kurse zu geben. Dieses Geschäft gab ich allerdings nach wenigen
Jahren wieder auf, denn mir wurde immer mehr bewusst, dass das
Entwerfen und Gestalten von Quilts das ist, was mir am meisten
Spaß macht.
wie würden sie ihre Arbeiten und ihre künstlerische Entwicklung
beschreiben?
Über die Jahre hinweg haben sich meine Quilts natürlich weiterentwickelt.
Am Anfang nähte ich ganz traditionelle Quilts und arbeitete
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