ECO_Business und Living_Nr9
Als Magazin für den Wirtschaftsstandort Salzburg geben Insider vorort Einblick in die Region, in der sie leben. Das Magazin präsentiert Salzburger Unternehmen – vom Start-up bis zum Weltmarktführer, Persönlichkeiten und Personen hinter den Unternehmen. Große Themenvielfalt: Lesen Sie über Business Location, Soft Skills, Employer Branding, Wissen und Bildung, Kulinarik, Future, Kunst und Lifestyle.
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SOFT . SKILLS
Heute leben wir in einer Welt ohne Timings. Dadurch
entsteht bei vielen Menschen Ungeduld und Oberflächlichkeit.
Was machen Sie täglich, um tagzuträumen?
BH: Reisen. Mein Beruf erfordert ständige Reisetätigkeit.
Ich habe irgendwann für mich beschlossen, dass
die viele Wartezeit, die sich beim Unterwegs-Sein ergibt,
für mich keine Zeit der Selbstoptimierung mehr sein darf.
Ich beantworte auf Reisen keine E-Mails mehr. Schaue wie
die Flugzeuge hereinkommen und abfliegen. Ich beobachte
Menschen. Trinke einen Kaffee, schaue beim Fenster hinaus.
Das tut richtig gut. Das mache ich, wenn ich im Zug
sitze, das mache ich, wenn ich mit dem Flugzeug reise. Bei
anderen Berufsreisenden erkenne ich
meistens, dass sie unter dem Druck stehen,
die Wartezeiten zum Arbeiten nutzen
zu müssen. Außerdem habe ich viele
Jahre lang Amateur-Radsport betrieben
und sitze noch immer sehr häufig am
Rad. Durch die Monotonie dieser Bewegung,
kann ich sehr gut abschalten.
Ich mache das immer wieder eine Stunde
oder eineinhalb Stunden. Das ist eine
super Gelegenheit Gedanken zu sortieren.
Ist Digitalisierung, ständige Erreichbarkeit
für Sie Arbeitserleichterung
oder Arbeitserschwernis?
BH: Die Digitalisierung bringt
Arbeitserleichterung - es ist großartig.
Man kommt sehr schnell zu guten Informationen,
wenn man weiß, wie es geht.
Ein Beispiel: Früher, während des Studiums, musste man
sich Bücher in Bibliotheken ausborgen bzw. wochenlang
auf ein Buch und die benötigten Informationen warten,
wenn es bereits ausgeborgt war. Das ist heutzutage ganz
anders und ermöglicht natürlich viel schnelleres und effizienteres
Arbeiten. Negativ ist die schon erwähnte Ungeduld
und Oberflächlichkeit, die die Digitalisierung mit
sich bringt. Wir sind digital „überdosiert“, wenn wir keine
klaren Spielregeln aufstellen, z.B. wann oder in welchen
Zeitabständen wir unsere E-Mails anschauen. Damit verhindern
wir die Aktivierung des Tagträumer-Netzwerks.
Wenn das der Fall ist, wird es problematisch, dann verlieren
wir die Empathie-Fähigkeit. Die Welt wird dadurch
egoistischer.
Welches Mindset sehen Sie als hilfreich für Leute, die in
Richtung Singletasking gehen wollen?
BH: Grundsätzlich sind Menschen sehr unterschiedlich.
Ein spezielles Mindset, einen gemeinsamen Nenner,
gibt es nicht. Was es aber geben könnte, ist die Fähigkeit
Ineffizienz zu tolerieren. Es auszuhalten, wirklich nichts zu
tun. Tatsächlich auch den Abstand zu genießen. Heutzutage
hat jeder sein Büro eingesteckt, in digitaler Form. Wir kommunizieren
über viele Kanäle. Man ist ständig dran an irgendetwas.
Auch da mal loszulassen, ist die Kunst. Wenn ich geduldig
bin, kann ich das. Die Frage ist, habe ich verstanden, dass
das Training der eigenen Geduldfähigkeit auch ein Training
der eigenen Aufmerksamkeit, der eigenen Wertschätzung, der
eigenen Achtsamkeit ist? Das Langsame vor dem Schnellen
wieder als wichtig zu erkennen. Nur wenn
ich es in bestimmten Situationen schaffe,
bewusst langsam zu sein, kann ich in anderen
Bereichen wieder schnell sein.
Wie stehen Sie zum Thema „Homeoffice“?
BH: Grundsätzlich ist alles, was
Menschen Freiheit signalisiert, wichtig in
unserer agilen Welt. Unsere Beratungs-Erfahrung
bei Großkonzernen zeigt, dass es
dort ein Denken in Generationenunterschieden
gibt. Ein 25-jähriger Mensch
geht mit der Möglichkeit, Arbeit zu Hause
zu erledigen, anders um als beispielsweise
ein 62-Jähriger. Gerade fürs Recruiting ist
es aber wichtig, diese Dinge auch anzubieten.
Homeoffice ist wichtiger als das Gehalt
oder ein Dienstauto. Ob Homeoffice
dann tatsächlich angenommen wird, ist
wieder eine andere Frage. Doch Achtung:
Wir unterliegen auch im Homeoffice Unterbrechungen. Man
hat herausgefunden, dass viele Menschen in der Regel nach
11 Minuten ihre Arbeit selbst unterbrechen - obwohl es keine
Störung gibt. Sie hören auf mit dem, was sie gerade tun, gehen
den Geschirrspüler ausräumen, holen sich Kekse oder posten
irgendetwas Privates. Das ständige Unterbrochenwerden in
der digitalisierten Welt ist für viele zu einer so starken Gewohnheit
geworden, dass sie es nicht mehr schaffen, sich länger
als 11 Minuten am Stück auf eine einzige Tätigkeit zu konzentrieren
und das gewohnte Ablenkungsmuster auch ohne
Anlass selbst weiterführen. In dieser Hinsicht ist das Arbeiten
im Homeoffice natürlich hinsichtlich Effizienz nicht unbedingt
optimal. Die Störungen sind in unserem Kopf, nicht in
unserem Zimmer.
Annabell Hölzl
Weitere Informationen finden Sie unter www.benefit.cc
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