Blühender Dost Ernestines Kräuterapotheke Majoran und Dost <strong>–</strong> Heilkräuter aus der Küche Majoran und Dost sind zwei klassische Gewürzkräuter in der Küche. In der Naturheilkunde werden sie als Heilpflanzen bei Verdauungsbeschwerden mit Blähungen und Krämpfen sowie bei Husten zur Schleimlösung eingesetzt. 16 <strong>NATURZYT</strong>
BEGEGNUNG IN DER NATUR Majoran und Dost sind sich in ihrem Aussehen wie auch in ihrer Wirkung sehr ähnlich, und trotzdem passen sie irgendwie nicht zueinander. Beide Pflanzen werden häufig verwechselt, da das Wort «Oregano» oft als Überbegriff für einen bestimmten Geschmackstypus verwendet wird. Dost, mit der botanischen Bezeichnung «Origanum vulgare», wird auch «Wilder Majoran» oder «Oregano» genannt. <strong>Das</strong> Wort «Dost» kommt aus dem Althochdeutschen «dosto, toste» und bedeutet «buschartig wachsende Pflanze». Majoran, mit dem botanischen Namen «Origanum majorana», wird auch «Gartenmajoran» oder «Echter Majoran» genannt. Majoran und Dost zählen wie Thymian, Rosmarin, Salbei oder Melisse zur Familie der Lippenblütler. Beide Kräuter stammen aus Vorderasien und haben sich rasch im Mittelmeergebiet ausgebreitet. Den Dost finden wir wild auch in der Schweiz auf trockenen Böden an sonnigen und warmen Plätzen, etwa Wald- und Wegrändern, sowie auf mageren Wiesen. <strong>Das</strong> Kraut ist behaart und im oberen Teil verzweigt. An den Zweig enden stehen viele rosarote Blüten büschelförmig angeordnet. Im Sommer entfaltet der Oregano ein herrliches Blütenfest für Bienen, Schmetterlinge und Kräuterliebhaber. Majoran kommt wild nicht vor, da ihm das winterliche Klima zu hart ist. ANBAU IM GARTEN Dost kann man mit Samen selber ziehen, oder wer es lieber einfach mag, holt sich aus einer guten Gärtnerei Jungpflanzen. Dost ist eine robuste Pflanze und kommt dort, wo er sich wohlfühlt, immer wieder. Er bevorzugt einen trockenen und warmen Standort. Majoran ist nicht frostresistent und muss jedes Jahr neu gesät werden, am besten an einem windgeschützten und sonnigen Platz ab der frostfreien Zeit im Mai. ERNTE UND AUFBEWAHREN Blätter und junge Triebspitzen von Majoran und Dost können während des ganzen Sommers gepflückt werden. Zur Bevorratung wird der Dost während der Blütezeit handhoch abgeschnitten, gebündelt und aufgehängt im Schatten getrocknet. Der getrocknete Dost kann sowohl als Gewürz wie auch als Tee für die Winterzeit verwendet werden. Der Majoran wird, kurz bevor sich die Blütenknospen öffnen, geerntet. <strong>Das</strong> Kraut behält getrocknet seine starke Würzkraft. GESCHMACK UND WÜRZE Oregano schmeckt scharf-würzig und pfeffrig mit einer bitter-herben Note. Die Würzkraft des Dostes ist abhängig von den Klimabedingungen und Boden - verhältnissen. Oregano aus dem sonnigen Süden ist viel aromatischer als seine Verwandten im kühlen Norden. Majoran hat ein für ihn typisches kräftig-würziges Aroma, feiner als Oregano, mit einer zarten süssen Note. WAS SAGEN DIE ALTEN KRÄUTERHEILKUNDIGEN? Der griechische Arzt Hippokrates nutzte Oregano vor 2500 Jahren als Antiseptikum bei Verletzungen und bei schlecht heilenden Wunden. Er schätzte das Kraut ausserdem bei Erkrankungen der Atemwege sowie bei Magen-Darm-Beschwerden. Auch in den antiken Mittelmeerkulturen war Dost bekannt und vielfältig im Gebrauch. Majoran wurde schon bei den antiken Römern und Griechen als Gartenkraut angebaut. Im Mittelalter gelangte er vermutlich in unsere Klostergärten. Der Kräutervater Hieronymus Bock empfahl im 16. Jh. «Maieron safft inn die Ohren gethan / benimmt das Sausen. … Maieron im Mund gehalten lindert das Zanwehe.» REICH AN ÄTHERISCHEN ÖLEN Majoran und Dost sind reich an ätherischen Ölen und enthalten ausserdem Gerb- und Bitterstoffe sowie Flavonoide. Die Wirkstoffzusammensetzung beider Kräuter unterscheidet sich nicht nur in den Bestandteilen der ätherischen Öle. Der hohe Gehalt an ätherischen Ölen hilft der Pflanze, sich gegen Bakterien, Viren, Pilze oder andere krankheitserregende Parasiten und Insekten zu wehren. Die in den Kräutern ent - haltenen ätherischen Öle stärken auch unser Immunsystem. Beide Kräuter wirken verdauungsfördernd, krampflösend, blähungswidrig und nervenstärkend. Aufgrund ihrer keimtötenden und schleimlösenden Wirkung werden Majoran und Dost auch bei Erkältungen eingesetzt. MAJORAN UND DOST HELFEN BEI VERDAUUNGSBESCHWERDEN Durch ihre krampflösenden und ver - dauungsfördernden Wirkungen werden beide Kräuter bei Verdauungsbeschwerden mit Blähungen oder Krämpfen eingesetzt. Ausserdem zur Appetitförderung und Verbesserung der Gallenproduktion. MAJORAN BEI PILZINFEKTIONEN Durch seine antimikrobiellen Eigenschaften ist Majoran in der Frauen- Naturheilkunde als antibakterielle und pilzfeindliche Heilpflanze hochgeschätzt. Pilze wie Candida albicans werden in ihrem Wachstum gehemmt. Majoran kommt bei bakteriellen Scheideninfektionen sowie bei Pilzinfektionen kurmässig zum Einsatz. Ausserdem lindert Majoran eine schmerzhafte Menstruation. MAJORAN UND DOST IN DER TRADI- TIONELLEN CHINESISCHEN MEDIZIN Majoran erwärmt Milz, Magen und Gebärmutter und bewegt das Blut. Er leitet Feuchtigkeit und Schleim aus dem Kopf und der Lunge. Dost kräftigt das Magen-Qi, löst Qi-Stauungen im mittleren Erwärmer und vertreibt Kälte und Feuchtigkeit. Die zugeordneten Organe sind Lunge, Milz, Magen und Leber. Dost wird bei Beschwerden des Verdauungstraktes, Erkrankungen der Atemwege, bei Schwindel und rheu matischen Beschwerden eingesetzt. MAJORAN UND DOST IN DER KÜCHE Der Dost oder Oregano ist das klassische Pizzagewürz. Ausserdem passt er zu Tomaten, Käse, herzhaften Aufläufen oder südländischen Gemüsen und ist unverzichtbar in Dressings, Dips und Sossen. NATUR ERFAHREN <strong>NATURZYT</strong> 17