LE-1-2020-EPAPER
LOGISTIK EXPRESS JOURNAL 1/2020
LOGISTIK EXPRESS JOURNAL 1/2020
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ABS. HJS MEDIA WORLD GROUP | HAMEAUSTRASSE 44 | 1190 WIEN | AUSTRIA<br />
Heft 1/<strong>2020</strong><br />
Chef des<br />
Handels.<br />
#politics #retail #ecommerce<br />
#logistics #intralogistics<br />
#worldtrade #logimat<br />
#management<br />
„Europa ist auf dem Weg zum digitalen Entwicklungsland.<br />
Fair Play muss die Basis sein, um Innovation-Leader<br />
zu werden und Monopolen entgegenzuwirken.“<br />
Rainer Will, CEO<br />
Österreichischer Handelsverband
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S2<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
STRATEGIE<br />
wikifolio-Indexzertifikat<br />
<strong>2020</strong> MESSEN EVENTS ORT INTERNET<br />
Der Markt zur privaten<br />
Kapitalanlage befindet<br />
sich in einem Umbruch.<br />
8. bis 9. März MATERIAL HANDLING LOGISTICS CONGRESS Stuttgart www.mhlc-europe.com<br />
10. bis 12. März INTERNET WORLD München www.internetworld.de<br />
10. bis 12. März LOGIMAT + TRADEWORLD Stuttgart www.logimat-messe.de<br />
FinTech-Unternehmen fordern<br />
die klassischen Anbieter heraus.<br />
24. März HANDELSKOLLOQUIUM Wien www.handelsverband.at<br />
24. bis 25. März LOG <strong>2020</strong> - HANDELSLOGISTIK Köln www.handelslogistik.de<br />
Mit der LOGISTIK express<br />
Strategie wollen wir in die<br />
Branche investieren und mit<br />
aktivem Trading ein alternatives<br />
Portfolio anbieten...<br />
20. bis 24. April HANNOVER MESSE <strong>2020</strong> Hannover www.hannovermesse.de<br />
23. bis 24. April BVL LOGISTIK DIALOG Wien www.bvl.at<br />
16. bis 17. Juni LOGISTIK-FUTURE LAB + LOGISTIK-PREIS Linz www.vnl.at<br />
17. Juni ECOMMERCE DAY Wien www.handelsverband.at<br />
17. September ECOMMERCE LOGISTIK-DAY Wien www.logistik-express.com<br />
24. bis 25. September LOGISTIKSOMMER Leoben www.logistik-sommer.at<br />
21. bis 23. Oktober DEUTSCHER LOGISTIK KONGRESS Berlin www.bvl.de<br />
18. bis 19. November DEUTSCHER HANDELS KONGRESS Berlin www.handelskongress.de
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />
Mit dem LOGISTIK EXPRESS informieren<br />
wir über Politik, Handel, E-Commerce<br />
Logistik, Intralogistik, Transportlogistik,<br />
Globale Märkte und Management.<br />
Die Medienmacher der Publikationen -<br />
BUSINESS+LOGISTIC, LOGISTIK EXPRESS und<br />
UMWELT JOURNAL haben mit Beginn des Jahres<br />
Ressourcen gebündelt und vermarkten<br />
nunmehr Online-Plattformen & Publikationen<br />
cross-medial über die HJS MEDIA WORLD.<br />
So beziehen Sie News & Trends über die<br />
ganze Welt der Logistik über Zeitschriften,<br />
ePaper Kioske, Apple & Google App Store<br />
sowie über Social Media Plattformen.<br />
Flott mit großen Schritten<br />
gehen wir auf die LogiMAT<br />
zu und laden Aussteller<br />
ein, Firmenprofile über das<br />
B2B Network Logistik Branchenportal<br />
zu platzieren.<br />
Zudem möchten wir auf unseren 5. eCommerce<br />
Logistik-Day in Kombination mit der<br />
Austrian-Lounge am 17. September <strong>2020</strong><br />
hinweisen. Bei Fragen stehe ich Ihnen allzeit<br />
gern bereit.<br />
Markus Jaklitsch<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber, Herausgeber:<br />
Markus Jaklitsch, stv. CR<br />
Hans-Joachim Schlobach<br />
Redaktion: Angelika Gabor,<br />
Dirk Ruppik, Karin Walter,<br />
Peter Baumgartner<br />
Grafik: Margenta<br />
Fotos: APA | Foto Weinwurm<br />
Pixabay | GettyImages<br />
istockphoto<br />
Hameaustr. 44, A-1190 Wien<br />
+43-676-7035206<br />
info@logistik-express.at<br />
INHALT 1/<strong>2020</strong><br />
02 Termine & Events<br />
04 Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!<br />
06 Türkis-Grün. Himmel hilf oder hell yeah?<br />
12 Wird die Haselsteiner Frachtbahn Traktion zum Hecht im Karpfenteich?<br />
14 Deutscher Fiskus als Vorbild für Österreich?<br />
15 WIE REAL BIST DU?<br />
16 Trump erlässt wegweisende Vorschriften für Amazon & Co.<br />
17 Global Powers of Retailing-Report<br />
18 Der Handel steht vor einer radikalen Neuerfindung<br />
20 Lehrberuf „e-Commerce-Kaufmann“<br />
21 Logistik Reise<br />
22 Maschinelles Lernen revolutioniert Supply Chains in China<br />
26 MHLC Europe - Einfach mal die Perspektive ändern<br />
28 Alibaba statt Abrakadabra<br />
32 Logistic Natives e.V. E-Commerce Logistik Infrastruktur Netzwerk<br />
34 Verpackungslösungen der Händler<br />
36 Grenzen einreißen – Produktion und Logistik verschmelzen<br />
38 Trade Compliance im Handel mit den Balkan-Ländern<br />
42 Vom Risiko zur Chance - Handel mit der Türkei und dem arabischen Raum<br />
46 Innovation als Erfolgsmodell<br />
50 Komplettlösung für ein nachhaltig ausgezeichnetes Logistikzentrum<br />
53 KNAPP SPECIAL: ROBOTIK / SMART FACTORY – Losgröße 1<br />
60 Wissensbeiträge zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit<br />
64 Innovative Fördertechnik für Effizienz und Nachhaltigkeit<br />
67 LogiMAT: Zukunftsfähige Lösungen<br />
70 Menschen in Bewegung<br />
HJS MEDIA WORLD GROUP<br />
www.hjs-media-world.at /de<br />
www.journalismus.at<br />
BUSINESS+LOGISTIC<br />
www.blogistic.net<br />
UMWELT JOURNAL<br />
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VERKEHRSZEITUNG<br />
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LOGISTIK EXPRESS<br />
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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S4<br />
Das wird man ja wohl noch sagen<br />
dürfen!<br />
Mit HALLO MEINUNG – Interessensvertretung Bürgerforum gGmbH hat der Unternehmer<br />
Peter Weber eine Plattform für Menschen geschaffen, die an der politischen<br />
Situation in Deutschland etwas ändern wollen und sich kein Blatt vor den<br />
Mund nehmen. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Genau wie in Österreich ist auch<br />
in Deutschland die Meinungsfreiheit<br />
ein starkes Menschenrecht:<br />
festgeschrieben im Artikel<br />
5 des deutschen Grundgesetzes soll sie<br />
die freie Kommunikation garantieren und<br />
schützen. „Trotzdem hatte ich im Gespräch<br />
mit Freunden und Bekannten das Gefühl,<br />
dass das Äußern von Kritik an der aktuellen<br />
politischen Situation mit einem gewissen<br />
Schamgefühl oder sogar Angst behaftet ist.<br />
Schließlich sind rund 85 Prozent der Medien<br />
in tendenziell bis eindeutig politisch links<br />
orientierten Händen, und alles, was davon<br />
abweicht, ist verpönt. Das wollte ich ändern,<br />
und so habe ich im Oktober 2018 die<br />
Idee von HALLO MEINUNG geboren. Vorher<br />
habe ich über ein Jahr zu politischen Themen<br />
recherchiert“, erklärt Peter Weber, der<br />
sich selbst als konservativen Patrioten bezeichnet.<br />
HALLO MEINUNG ist als gemeinnützige<br />
GmbH (gGmbH) organisiert, Spenden und<br />
Fördermitgliederbeiträge fließen in die<br />
Umsetzung der Ziele und die Verbreitung<br />
der Botschaft. „Ich verfolge keine monetären<br />
Interessen“, verdeutlicht Weber im<br />
Gespräch. „Es geht mir darum, Missstände<br />
und Fehlentwicklungen aufzuzeigen und<br />
im vorpolitischen Raum etwas zu bewegen<br />
– denn innerhalb der festgefahrenen politischen<br />
Parteien lässt sich nichts ändern.<br />
Unsere Fördermitglieder kommen aus sämtlichen<br />
Bevölkerungsschichten und haben<br />
eines gemeinsam: die Unzufriedenheit mit<br />
der aktuellen Situation.“ In 5 bis 10 Minuten<br />
langen Kurzvideos kann jeder Interessierte<br />
seine Meinung kundtun. Natürlich werden<br />
die Videos vor der Veröffentlichung geprüft.<br />
Radikalismus jeglicher Art ist unerwünscht,<br />
ebenso wie Lobbyismus, Protektionismus,<br />
Extremismus jeglicher Art, Beleidigungen,<br />
Hetze, Hass und Unwahrheiten.<br />
Seit der Gründung ist das Team rund um<br />
Weber kontinuierlich gewachsen, neben<br />
eigenen Verantwortlichen für Social Media,<br />
Programm und Mails werden demnächst<br />
auch drei Journalisten für den investigativen<br />
Bereich zum Bürgerforum hinzustoßen.<br />
Schließlich gilt es, durch verschiedene Veranstaltungen,<br />
Radiosendungen, Talkshows<br />
und die Internetforen dem Volk wieder eine<br />
Stimme zu geben – unabhängig von Aussehen,<br />
Beruf und Alter der jeweiligen Person.<br />
Im März <strong>2020</strong> wird dann ein Regionalbüro in<br />
Thüringen eröffnet. Weiteres Highlight: ein<br />
eigener Song, der Anfang Februar dieses<br />
Jahres veröffentlicht wurde.<br />
„Die Demokratie in Deutschland hat sich<br />
totgelaufen. Es werden Mehrheiten gebildet,<br />
um regierungsfähig zu sein, die aber<br />
nicht mehr unbedingt den Willen der Bevölkerung<br />
abbilden. Wir möchten das demokratische<br />
Staatswesen in Deutschland<br />
fördern und den Diskurs der Bürger auch<br />
bei unbequemen Fragen fördern“, führt<br />
Weber aus. Die Themenbereiche sind vielfältig:<br />
Staat und Gesellschaft, Demokratie<br />
und politische Teilhabe, Innere Sicherheit<br />
und Justiz, Bildung und Forschung, Zuwanderung<br />
und Asyl, Außen- Sicherheits- und<br />
Entwicklungspolitik, Soziale Marktwirtschaft
Informationen zum Bürgerforum gibt es unter: www.hallo-meinung.de<br />
als Richtschnur für Arbeits-, Sozial- und<br />
Wirtschaftspolitik, Deutschland in Europa,<br />
Naturschutz und Energie, Familie, Medien<br />
sowie das Gesundheitswesen. Im Bereich<br />
Wirtschaft hat er sehr konkrete Vorstellungen<br />
davon, wo man den Hebel ansetzen<br />
muss, um den Wohlstand zu verbessern und<br />
langfristig abzusichern. „Wir müssen weg<br />
von der Deindustrialisierung und hin zu einer<br />
Sachbetrachtung. Bei der Wertschöpfung<br />
ist es essenziell, mehr auf die Bürger zu<br />
achten. Die EZB macht aktuell Politik für die<br />
verschuldeten Südländer, und die Sparguthaben<br />
verlieren ihren Wert.“ Ein ganz wichtiger<br />
Punkt und eine der größten Herausforderungen<br />
in seinen Augen: die Migration.<br />
„Ich bin nicht gegen Zuwanderung, keineswegs.<br />
Aber wir brauchen qualifizierte<br />
Migration! Ein großer Teil der im Zuge der<br />
Seenotrettung nach Europa gebrachten<br />
Menschen hat aufgrund seiner Herkunft<br />
keine Chance auf Asyl, und jene, die bleiben<br />
dürfen, haben oft nicht nur ein niedriges<br />
Ausbildungsniveau, sondern auch<br />
andere Wertevorstellungen. Unter den Folgen<br />
von Angela Merkels falscher Willkommenskultur<br />
werden wir noch lange leiden.“<br />
Kein Wunder, dass der Unternehmer sich<br />
für eine Politikerhaftung stark macht. Dafür<br />
lehnt er die CO2 Bepreisung kategorisch<br />
ab, besser wäre es, Alternativen aufzuzeigen<br />
und mit gutem Beispiel voranzugehen.<br />
Auch die Zentralisierung der Agrarpolitik<br />
über Brüssel ist ihm ein Dorn im Auge: „die<br />
Förderungen gehen in die falsche Richtung.<br />
Wir müssen unsere Ressourcen besser nutzen,<br />
Überregulierung und Bürokratie schaden<br />
der wirtschaftlichen Dynamik und bedrohen<br />
unsere Lebensgrundlagen und die<br />
natürliche Vielfalt.“ Ähnlich wie viele Politiker<br />
in Österreich verlangt auch HALLO<br />
MEINUNG, dass sich Leistung lohnen muss,<br />
der Wohlstand des Landes von der Leistungsbereitschaft<br />
seiner Bürger abhängt.<br />
„Dabei setzen wir auf technologischen<br />
Fortschritt und Vernunft, statt auf Ideologie,<br />
Panikmache, Verbote oder Besteuerung.“<br />
Aktuell befasst sich HALLO MEINUNG nur mit<br />
Deutschland, wenngleich es auch bereits<br />
Unterstützer aus Österreich und der Schweiz<br />
gibt. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja bald<br />
einen österreichischen Ableger?<br />
(AG)
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S6<br />
Türkis-Grün.<br />
Himmel hilf oder hell yeah?<br />
Wohlwollen auf der einen, Ohnmachtsanfälle auf der anderen „Seite“.<br />
Die aktuelle Regierungskoalition in Österreich sorgte national wie international für<br />
Gesprächsstoff. Doch welche Auswirkungen hat diese neue Partnerschaft auf die<br />
Logistik und den Verkehr, werden Güter zukünftig nur noch emissionslos mit dem<br />
Lastenrad transportiert? 328 Seiten Regierungsprogramm. Ich habe es gelesen,<br />
wer noch? REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Mit großer Ungeduld wurde das<br />
Programm der ersten Türkis-<br />
Grünen Regierung erwartet.<br />
Doch gut Ding will Weile<br />
haben, das wusste schon der alte Römer<br />
Ovid. Und wenn man sich das Ergebnis ansieht,<br />
dann wird klar, warum ein Snickers-<br />
Vorrat (wer erinnert sich noch an den alten<br />
Slogan?) hilfreich war. Zum Vergleich: das<br />
Regierungsabkommen von Türkis-Blau umfasste<br />
182 Seiten, das von Rot Schwarz<br />
im Jahr 2013 mit 124 Seiten nicht einmal<br />
die Hälfte des aktuellen Programmes.<br />
Neben einem eigenen Kapitel Verkehr & Infrastruktur<br />
(immerhin 18 Seiten stark) finden<br />
sich in vielen Bereichen Punkte, die bei deren<br />
Umsetzung die Logistik, Infrastruktur und<br />
Mobilität nachhaltig beeinflussen werden.<br />
Dabei waren durchaus auch einige überraschende<br />
Bekenntnisse und Ziele dabei.<br />
Kampf der Klimakrise<br />
Türkis-Grün hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
sozial verträgliche und regional<br />
angepasste Klimamaßnahmen zu setzen,<br />
ohne dabei den Wirtschaftsstandort zu<br />
schwächen. Wörtlich heißt es hier: „Neben<br />
Forschung und Innovationsförderung, gezielten<br />
Investitionen und ordnungspolitischen<br />
Maßnahmen ist das Steuersystem<br />
ein wirksamer Hebel, um die Dekarbonisierung<br />
voranzutreiben und Natur und<br />
Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen<br />
nachhaltig zu erhalten“, (Regierungsprogramm<br />
S. 78). Mit dem Ziel<br />
der Einhaltung des Klimavertrags von Paris<br />
vor Augen – schließlich drohen hier empfindliche<br />
Strafzahlungen, wenn Österreich<br />
so weitermacht wie bisher – soll endlich<br />
Kostenwahrheit bei den CO2-Emissionen<br />
hergestellt werden. Gleichzeitig verspricht<br />
das Programm Wahlmöglichkeiten und Umstiegsmöglichkeiten<br />
für Unternehmen.<br />
Als Beispiele werden eine einheitliche Flugticketabgabe<br />
von 12 € pro Ticket, die Ökologisierung<br />
der NoVA sowie ein Kampf gegen<br />
den Tanktourismus und LKW-Schwerverkehr<br />
aus dem Ausland genannt. Ein<br />
weiterer Punkt, der insbesondere hinsichtlich<br />
seiner Ausgestaltung noch interessant<br />
werden wird: die Ökologisierung der bestehenden<br />
LKW-Maut.<br />
Ökosoziale Steuerreform<br />
Ganze zwei Seiten umfasst das Kapitel<br />
der ökosozialen Steuerreform, und diese<br />
enthalten Punkte, die der Transportbranche<br />
schwer im Magen liegen werden.<br />
Gleich an erster Stelle steht nämlich die<br />
Besteuerung von Kerosin und Schiffsdiesel:<br />
„Die Bundesregierung strebt eine verursachergerechte<br />
Besteuerung von Kraftstoffen<br />
im Flugverkehr und in der Schifffahrt<br />
an. Dafür ist international bzw. europäisch<br />
akkordiertes Handeln nötig“ (S. 80). Bis zum<br />
Jahr 2022 soll die eigene „Taskforce ökosoziale<br />
Steuerreform“ einen Fahrplan zur wirksamen,<br />
aufkommensneutralen Bepreisung<br />
klimaschädlicher Emissionen erstellen.<br />
Größte Herausforderung dabei wird meiner<br />
Meinung nach die „Erarbeitung des<br />
effizientesten ökonomischen Instrumentes<br />
zur schrittweisen Herstellung von Kostenwahrheit<br />
bei den CO2-Emissionen in den<br />
Sektoren, die nicht dem EU ETS unterworfen<br />
sind, z.B. durch CO2-Bepreisung über
estehende Abgaben oder ein nationales<br />
Emissionshandelssystem“ (S. 79) sein. Denn<br />
allein zum Thema Kostenwahrheit gibt es<br />
unterschiedlichste Ansätze, aber vielleicht<br />
kann sich die Taskforce ja ein Beispiel an<br />
den bewährten Kummertabellen nehmen<br />
und ein ähnlich tragfähiges Modell entwickeln.<br />
Zwar wird auch festgehalten, dass<br />
es sektoral differenzierte Entlastungsmaßnahmen<br />
geben soll, um Mehrbelastungen<br />
für Wirtschaft und Private gleichermaßen<br />
zu verhindern – allerdings nur, sofern diese<br />
nicht dem gewünschten CO2-Lenkungseffekt<br />
widersprechen. Mit anderen Worten:<br />
CO2 Emissionen werden empfindlich teurer.<br />
Land der Erfinder<br />
Die neue Bundesregierung vertraut darauf,<br />
dass die Innovationskraft heimischer Unternehmen<br />
dazu führen wird, dass sich neue<br />
Sektoren auftun, in denen Österreich relevante<br />
Wettbewerbsvorteile aufweist, die<br />
es dann vor dem Hintergrund der Technologieneutralität<br />
weiterzuentwickeln gilt.<br />
Ziel: durch österreichische Produkte weltweit<br />
einen Beitrag zur CO2-Reduktion<br />
leisten, beispielsweise durch „digitale<br />
Geschäftsmodelle, forschungsintensive Industrien,<br />
Modelle der Kreislaufwirtschaft,<br />
die E-Mobilität, die Nutzung von grünem<br />
Wasserstoff in Verkehr und Industrie,<br />
Gesundheitswirtschaft und andere Bereiche,<br />
die auf Österreichs Verbindung von<br />
Grundlagenforschung, angewandter Forschung<br />
und industriellem Know-how bauen“<br />
(S. 88).<br />
Aber Halt – grüner Wasserstoff in Verkehr<br />
und Industrie? Tatsächlich! Statt wie unser<br />
Nachbar Deutschland stur nur auf Elektromobilität<br />
zu setzen – die nachweislich durch<br />
den Abbau von Lithium für Akkus die Lebensgrundlage<br />
der indigenen Bevölkerung in<br />
großen Teilen Südamerikas zerstört – will Türkis-Grün<br />
dezidiert „Wasserstoff als Speichermedium<br />
verstärkt nutzen“ (S. 111, Erneuerbare<br />
Energie für eine saubere Zukunft).<br />
Im Kapitel über die Technologieoffensive<br />
wird es dann diesbezüglich noch konkreter,<br />
gefordert wird nämlich eine neue Österreichische<br />
Wasserstoffstrategie mit dem<br />
Ziel, Wasserstofftechnologie speziell für den<br />
Wirtschafts- und Verkehrsbereich zu entwickeln<br />
und so Österreich zur Wasserstoffnation<br />
Nummer 1 zu machen. Vorgesehen<br />
ist ebenso ein Klimaschutz- und Wasserstoffzentrum<br />
als Cluster für Forschung, Innovation<br />
und Technologie (S. 116). Schon<br />
seit Jahren beschäftigen sich Forscher mit<br />
Wasserstoff als Speichermedium. Da Wasserstoff<br />
Energie chemisch abspeichert
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S8<br />
und entweder direkt durch Verbrennung,<br />
oder als elektrische Energie in einer Brennstoffzelle<br />
wieder abgibt, ist er sehr flexibel.<br />
Übrigens haben Forscher um Michael Swain<br />
von der University of Miami bereits 2003 mit<br />
einem Test demonstriert, dass Fahrzeuge<br />
mit Brennstoffzellen hinsichtlich Explosionsgefahr<br />
und Ausbrennen weniger gefährlich<br />
sind als jene mit Benzin- oder Dieseltank.<br />
Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG)<br />
Hinter diesem zugegeben etwas sperrigen<br />
Namen verbirgt sich eine 2018 im Ministerrat<br />
beschlossene Initiative zur Erarbeitung<br />
eines nachhaltigen, sicheren, innovativen,<br />
wettbewerbsfähigen und gleichzeitig auch<br />
leistbaren Energiesystems zur Erreichung<br />
der Klimaziele. Die aktuelle Bundesregierung<br />
hält an der Initiative fest. Das ambitionierte<br />
Ziel: bis 2030 eine national 100%ige<br />
Versorgung mit Ökostrom inklusive notwendiger<br />
Netzinfrastruktur. Das bedeutet laut<br />
Regierungsprogramm einen notwendigen<br />
Ausbau um 27 Twh (zum Vergleich: Gesamtverbrauch<br />
Österreichs im Jahr 2018<br />
laut Statistik Austria 71,8 Terawattstunden).<br />
„Für die Industrie und das Gewerbe werden<br />
die Weichen in Richtung einer neuen,<br />
hoch innovativen, kreislauffähigen und klimafreundlichen<br />
Technologie-Ära gestellt,<br />
die Österreich und Europa als führenden<br />
Industriestandort für hochwertige, ressourcenschonende<br />
und CO2 -arme Produktion<br />
positioniert“ (S. 103). Leider steht nirgends<br />
detailliert beschrieben, wie genau diese<br />
Technologie aussehen wird. Ob der Plan,<br />
sich im Wettbewerb um die ökologischsten<br />
statt billigsten Produktionsweisen, als Vorreiterland<br />
zu positionieren, aufgehen wird,<br />
wird sich weisen. Wenn ich mir die aktuelle<br />
Lage in der EU so ansehe (Stichwort<br />
Kabotage), wage ich ein bisschen daran zu<br />
zweifeln.<br />
Güterverkehr im Mobilitätsmasterplan 2030<br />
„Der Güterverkehr hat großes Potential,<br />
einen wesentlichen Beitrag für die Erreichung<br />
der Pariser Klimaziele zu leisten.<br />
Er soll energieeffizient, umwelt- und<br />
klimaschonend abgewickelt und die<br />
Chancen dieses Effizienzsprungs für den<br />
Beschäftigungs- und Wirtschaftsstandort<br />
sollen umfassend genützt werden.<br />
Der Logistik-Hub Österreich wird damit zukunftsfähig<br />
aufgestellt und nachhaltig gestärkt“<br />
(S. 120). Leider finden sich auch hier<br />
keine konkreten Vorschläge, wie genau<br />
dieser Effizienzsprung vonstatten gehen soll.<br />
Fakt ist, dass der Mobilitätsmasterplan 2030<br />
den wirkungsorientierten strategischen<br />
Rahmen bieten wird, um Österreichs Luft-,<br />
Wasser-, Schienen- und Straßenverkehr<br />
nach ökologischen, ökonomischen und<br />
sozialen Zielen auszurichten. Immerhin<br />
– das Kind hat einen Namen. Dezidiert<br />
erwähnt werden in diesem Zusammenhang<br />
die Transformationstreiber Dekarbonisierung<br />
und Digitalisierung, wobei es<br />
bei letzterer um eine modiübergreifende<br />
Steuerung und Nutzung neuer Geschäftsmodelle<br />
zur Erreichung der Klimaziele geht.<br />
Der Mobilitätsmasterplan 2030 basiert auf<br />
der #mission2030, dem NEKP, dem Sachstandsbericht<br />
Mobilität usw und wird Einzelmaßnahmen<br />
in den Bereichen „Verkehr<br />
vermeiden“, „Verkehr verlagern“ und „Verkehr<br />
verbessern“ entwickeln.<br />
Verkehrssicherheit: LKW<br />
Nicht nur in der Wiener Tagespolitik ist der<br />
Abbiegeassistent in aller Munde, auch im<br />
Regierungsprogramm finden sich Maßnahmen,<br />
um die LKW-Sicherheit zu erhöhen.<br />
Neben einem verstärkten Fokus auf
dieses Thema im Verkehrssicherheitsbeirat<br />
ist ein Schwerpunkt die Ausbildung. „Vertiefende<br />
Ausbildung der LKW-Fahrerinnen<br />
und -Fahrer im Rahmen der Berufskraftfahrer-Aus-<br />
und -Weiterbildung hinsichtlich<br />
„Verkehrssicherheit und toter Winkel“ (S.<br />
124) ist nur ein Punkt, geplant sind auch Bewusstseinsbildungsmaßnahmen<br />
für besonders<br />
gefährdete Gruppen. Eine Förderung<br />
für die Nachrüstung von Abbiegeassistenten<br />
soll geprüft werden, aber ich denke,<br />
das wird auf jeden Fall kommen. Zudem<br />
sind verstärkte Kontrollen angedacht.<br />
Ein Schelm, wer dabei an Abkassieren<br />
denkt... interessant wird dann auch, wer<br />
genau bestimmt, was zumutbar ist und was<br />
nicht: „Adäquate personelle Ausstattung<br />
der Exekutive für ein dichtes Kontrollnetz<br />
bzgl. arbeitsrechtlicher, technischer und<br />
rechtlicher Belange unter zumutbarer zeitlicher<br />
Beeinträchtigung der Beamtshandelten“<br />
(S. 124) liest sich jedenfalls nicht sehr<br />
witzig für LKW-Fahrer, die einen engen Zeitplan<br />
einhalten müssen.<br />
Vorfahrt für die ÖBB<br />
Türkis-Grün hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
die Fertigstellung des Zielnetzes 2025+ zu<br />
beschleunigen und nimmt dafür auch Geld<br />
in die Hand. Ausgehend vom Basisjahr <strong>2020</strong><br />
werden die Investitionen jährlich um 5%<br />
gesteigert. Ein Programmpunkt, der Schienennostalgikern<br />
Schweißperlen ins Gesicht<br />
treiben wird, ist ein durchaus ambitioniertes<br />
Vorhaben, an dem schon Viele gescheitert<br />
sind: eine technische und betriebliche Harmonisierung<br />
der Systeme auf europäischer<br />
Ebene samt gemeinsamer Verkehrssprache,<br />
um die organisatorischen und verwaltungstechnischen<br />
Hindernisse insbesondere<br />
entlang von Transitrouten abzubauen.<br />
„KK“ - Kurz und Kogler – mögen zwar<br />
die gleichen Initialen wie die K&K<br />
Zeit haben, aber ob sie ähnlich geschichtsträchtige<br />
Auswirkungen auf die<br />
Eisenbahn in Europa haben werden?<br />
So nebenbei sollen bis 2040 90% des gesamten<br />
Eisenbahnnetzes in Österreich<br />
elektrifiziert sein. Zur Finanzierung der internationalen<br />
Bahn-Optimierung sollen<br />
die entsprechenden EU-Fördertöpfe herhalten,<br />
Daumen sind gedrückt.<br />
„Die ÖBB ist ein volkswirtschaftlich bedeutendes<br />
Unternehmen, als einer der<br />
größten Arbeitgeber, als wirtschafts- und<br />
industriepolitischer Motor mit großer Wertschöpfung<br />
und Treiber von Innovation.<br />
Bekenntnis zur ÖBB als ein wichtiges Instrument<br />
zur Umsetzung der Verkehrspolitik,<br />
insbesondere im Sinne eines nachhaltigen,<br />
dekarbonisierten Verkehrssystems“ (S. 127).<br />
Die logische Konsequenz aus diesem Bekenntnis<br />
ist ein kontinuierlicher Ausbau der<br />
Schieneninfrastruktur. So soll die Verlagerung<br />
des Güterverkehrs auf die Schiene<br />
forciert werden. Als zusätzlicher Anreiz zur<br />
Verbesserung des Modalsplits soll der Schienengüterverkehr<br />
finanziell attraktiver gestaltet<br />
werden. Dies beinhaltet ein Bündel an<br />
Maßnahmen, etwa die Anpassung der Förderungen<br />
bis in EU-genehmigte Höhe oder<br />
eine Förderung des Einzelwagenverkehrs.<br />
Ein spannender Aspekt: „Zielsetzung ist<br />
das Einfrieren der Preise (IBE) für Trassen im<br />
Güterverkehr für 3 Jahre“ (S. 132) Weitere<br />
Pläne sind „Sicherung und Ausbau von intermodalen<br />
Verlademöglichkeiten, um die<br />
Effizienz des Gütertransports auf der Schiene<br />
zu steigern: Forcierung und Förderung<br />
betrieblicher Gleisanschlüsse, inkl. Instandhaltung<br />
und Betrieb; bei Neuwidmung von<br />
Industrie- und Gewerbegebieten sollen Anschlussbahnen<br />
forciert werden“ sowie ein<br />
verstärkter Transport bahnaffiner Güter auf<br />
der Schiene.
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S10<br />
Für Unterstützung sorgen intelligente<br />
LKW-Leitsysteme entlang wichtiger Transit-<br />
Knotenpunkte. Weitere Kernpunkte, die<br />
Spediteure frohlocken lassen werden: sektorale<br />
Fahrverbote (auch außerhalb von<br />
Luftsanierungsgebieten), LKW-Dosierungen<br />
an den Außengrenzen, LKW-Nachtfahrverbote,<br />
LKW-Wochenendfahrverbote, Euroklassen-Fahrverbot<br />
sowie Samstagsfahrverbote<br />
im Sommer und Winter (wer erinnert<br />
sich an dieser Stelle noch an das Bekenntnis,<br />
die Wirtschaft nicht belasten zu wollen?).<br />
EU-Wegekostenrichtlinie II<br />
Die Regierung wird sich proaktiv für eine<br />
EU-Wegekostenrichtlinie II mit verlagerungswirksamen<br />
Eckpunkten wie Mindest- statt<br />
Höchstmautsätzen einsetzen. Im Fokus steht<br />
dabei Kostenwahrheit durch eine der verursachten<br />
Umwelt- und Klimabelastung entsprechende<br />
LKW-Maut inklusive Mindestsätzen.<br />
Zudem sollen Luftschadstoffe und Lärm<br />
besser in Mauttarife einberechnet werden.<br />
Ebenso geplant: wirksame Maßnahmen<br />
auf EU-Ebene für eine Reduktion und<br />
Verlagerung von Transitfahrten, etwa<br />
eine Alpentransitbörse, um Lizenzen für<br />
eine umweltverträgliche Obergrenze an<br />
LKW-Transitfahrten zu handeln, oder ein<br />
sektorales Fahrverbot sowie eine Aufnahme<br />
von Gesprächen mit der EU-Kommission<br />
und der Schweiz über eine Korridor-Maut.<br />
Durch eine Abänderung geltender Europäischer<br />
Richtlinien soll eine nachhaltige Lenkungswirkung<br />
erzielt werden. Vereinfacht<br />
gesagt: stark frequentierte Routen wie der<br />
Brenner sollen so teuer werden, dass es sich<br />
nicht mehr lohnt, mit dem LKW zu fahren.<br />
Zur Unterbindung des Tanktourismus sollen<br />
Preiskonditionen entlang Transit-Routen<br />
angeglichen werden – abgesehen davon,<br />
dass es ohnehin automatische LKW-Abfahrverbote<br />
geben wird. Gespannt bin ich<br />
schon darauf, wie das City-Logistik-Konzept<br />
aussehen wird, das stadtinternen Güterverkehr<br />
reduzieren soll. Zwei Aspekte, die<br />
fast im Gesamtvertrag untergehen: das<br />
Bekenntnis zu gerechter Entlohnung in den<br />
Branchen Transport und Logistik sowie ein<br />
deutliches NEIN zu Gigalinern auf Österreichs<br />
Straßen.<br />
Im Bereich der Luftfahrt soll auf europäischer<br />
Ebene und in den globalen Gremien<br />
eine mit anderen Treibstoffen in Relation<br />
stehende Besteuerung von Kerosin erwirkt<br />
werden, die Chancen hierfür stehen aber<br />
vermutlich schlecht. Interessanter scheint<br />
da schon die geplante Entwicklung von<br />
klimaschonenden Treibstoffalternativen für<br />
die Luftfahrt, etwa durch eine Unterstützung<br />
von Pilotprojekten zur Herstellung synthetischer<br />
Kraftstoffe. Auch im Bereich der<br />
Schifffahrt sollen alternative Kraftstoffe gefördert<br />
werden.<br />
Insgesamt findet man im Regierungsprogramm<br />
teils ambitionierte Pläne, jedoch<br />
wenig konkrete Maßnahmen. Damit werden<br />
sich wohl Gremien, Arbeitskreise und<br />
Berater befassen. Auch wenn es gerne<br />
anders kommuniziert wird, für einige Unternehmen<br />
wird es schmerzhaft. Aber manche<br />
Dinge sind einfach irgendwann überholt,<br />
und dann bleibt jemand oder etwas auf<br />
der Strecke. Fragen Sie die Dinosaurier, die<br />
können das bestätigen. (AG)
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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S12<br />
Wird die Haselsteiner Frachtbahn<br />
Traktion zum Hecht im Karpfenteich?<br />
Manchmal glaubt man spontan, das kann nicht zusammenpassen und wundert<br />
sich dann: Geht doch! REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />
Wenn der künftige Mobilitätsmasterplan 2030<br />
zum Ziel hat, „Verkehr vermeiden“, „Verkehr<br />
verlagern“ und „Verkehr verbessern“, dann<br />
müssen alle in einem Boot sitzen – auch die<br />
Bahn. Es ist zu kurz gedacht, bei der Transportverlagerung<br />
nur an Straße – Schiene zu denken.<br />
Und es ist schade, wenn sich das neue<br />
Regierungsprogramm damit abzufinden<br />
scheint, dass die Schifffahrtsindustrie in Österreich<br />
kein zentraler Sektor für den Wirtschaftsstandort<br />
ist.<br />
Die Bahn fährt Schiff :)<br />
Quelle SEASPAN<br />
Das kommt einem auch in den<br />
Sinn, wenn man über Bahn und<br />
Binnenschifffahrt und über mögliche<br />
Kooperationen spricht. Die<br />
Bahn fährt auf Schienen und das Binnenschiff<br />
mäandert zwischen zwei Ufern. Wie soll das<br />
zusammenpassen? Aber Gegensätze ziehen<br />
sich bekanntlich an und wenn man etwas um<br />
die Ecke denk, lassen sich gute Gründe für<br />
eine Kooperation finden, die aus konservativer<br />
Betrachtung heraus unmöglich erscheinen<br />
mögen. Dies gilt nicht nur für Bahnbetreiber<br />
und/oder Reeder, sondern insbesondere<br />
auch für die großen Transportgenossenschaften<br />
in der Binnenschifffahrt.<br />
Zum Unterschied von Fourth Party Logistics<br />
Providern oder Speditionen, geht es in diesem<br />
Beitrag also um Innovation in der operativen<br />
Transportlogistik. Es ist aber auch ein Apell an<br />
die Politik, nicht nur an Konzepte und Förderungen<br />
für einzelne Transportsparten zu denken,<br />
sondern einen integrierten Ansatz zu wählen.<br />
Wer sagt, dass das bis in alle Ewigkeit so bleiben<br />
muss? War es nicht schon in der Vergangenheit<br />
ganz anders? Die Schifffahrtsindustrie<br />
ist ganz maßgeblich beeinflusst von der Verlagerungspolitik,<br />
der Industrieansiedlungspolitik<br />
und von der Raumordnungspolitik. Das heißt,<br />
die Politik hat es in der Hand, innovative Entwicklungen<br />
zu fordern – nicht nur zu fördern.<br />
Wenn die künftige Verkehrspolitik aber dem<br />
Regierungsprogramm folgend, die ÖBB nur<br />
in Kooperation mit regionalen Systempartnern<br />
als zentralen Dienstleister sieht, werden<br />
die angestrebten Ziele kaum zu erreichen<br />
sein – es sei denn, Haselsteiners-Frachtbahn,<br />
die <strong>2020</strong> zum Leben erweckt werden soll, entwickelt<br />
sich zum Hecht im Karpfenteich.<br />
Alle in einem Boot<br />
Die Herausforderungen in der Transportlogistik<br />
sind für alle Transportteilnehmer hoch: Hochund<br />
Niederwassere bedingt durch Klimawandel,<br />
Stürme, Extremwetterereignisse. Niemand<br />
kann diese Herausforderungen künftig<br />
alleine bewältigen oder gar ignorieren. Aber<br />
der ökonomische Erfolg in der Transportlogistik<br />
kann sich dennoch einstellen, wenn man<br />
sich den Herausforderungen bestmöglich<br />
gemeinsam stellt. Bahn, Schiff, Flieger, LKW –<br />
im Moment macht jeder sein Ding und sieht<br />
im jeweils anderen Anbieter einen gefährlichen<br />
Konkurrenten. Das haben wir immer so<br />
gemacht, hört man, wenn man mit fossilen<br />
Logistikern spricht.
Aber das wird so in Zukunft nicht mehr funktionieren.<br />
Etablierte, konservative Denkmuster<br />
haben nämlich einen großen Nachteil,<br />
sie können nicht rasch genug auf Veränderungen<br />
reagieren. Dabei hat jeder Transportsektor<br />
für sich genommen im Verbund<br />
mit der jeweiligen Infrastruktur hervorragende<br />
Voraussetzungen. Welche Transportrevolution<br />
könnte explodieren, würde man<br />
diese Voraussetzungen quasi zu einem Laserstrahl<br />
bündeln und zum Beispiel dem Klimawandel<br />
entgegenhalten? Aber Kooperation<br />
funktioniert nur mit intensiver Kommunikation.<br />
Selbstdarsteller sind für diese Konstellation<br />
nicht geeignet.<br />
Zusammen sind wir stark<br />
Was wären zum Beispiel die Vorteile großer<br />
Kooperationen zwischen Bahn und Binnenschifffahrt?<br />
Insbesondere bei unbeeinflussbaren<br />
Ereignissen, haben wir in der Vergangenheit<br />
schon gesehen, braucht es eine hohe<br />
Flexibilität und ausreichend Kapazitäten um<br />
handlungsfähig zu bleiben. Natürlich kann<br />
die Bahn oder vice versa die Binnenschifffahrt,<br />
auch wenn sie nicht unter einem Dach<br />
leben, auf die jeweils anderen Spezifikationen<br />
zugreifen. Jedoch sind solche Zwangsreaktionen<br />
kaum rasch umsetzbar und hinterlassen<br />
immer einen Kollateralschaden. Kunden werden<br />
flexibler, Tarife geraten in Schieflage usw.<br />
Dabei ließen sich durch intelligente Kooperationen<br />
die Umlenkmöglichkeiten gerade<br />
bei länger anhaltenden Infrastrukturschäden<br />
oder Streik schadlos bewältigen. Denkt man<br />
an die Umweltfreundlichkeit im Transportwesen<br />
und die notwendige Dekarbonisierung,<br />
kommt man schnell auf den großen Spielraum<br />
der sich anbietet, wenn die Stärken<br />
unterschiedlicher Transport-Modi zur richtigen<br />
Zeit genutzt werden.<br />
CONTARGO, einer der führenden Logistik<br />
Dienstleister zum Beispiel, transportiert pro<br />
Jahr weit über 2 Mio. TEU in 5 Ländern<br />
Europas. Dazu greift das Unternehmen auch<br />
auf eigene Schiffs- und Bahnlinien zu. Neben<br />
den schon beschriebenen realisierbaren<br />
Vorteilen, verfolgt das Unternehmen auch<br />
eine umweltschonende Strategie: „Unser Bestreben<br />
ist, möglichst viele Transporte von der<br />
Straße auf andere Verkehrsträger zu verlagern.<br />
Unser dichtes Netzwerk eigener Terminals erlaubt<br />
es uns, im modalen Split die optimale<br />
Distanz mit dem Binnenschiff zurückzulegen.<br />
Das nützt unseren Kunden, weil die Kosten<br />
sinken, und der Umwelt, weil mit dem Binnenschiff<br />
die CO2-Emissionen pro Tonnenkilometer<br />
reduziert werden.“ Niemand wird die<br />
Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung anzweifeln<br />
– nur, man muss es halt auch machen.<br />
Denn tagtäglich verursachen LKW einen<br />
volkswirtschaftlichen Millionen Euro Schaden.<br />
Und im Stau werden permanent unzählige Arbeitsstunden<br />
und Rohstoff sinnlos „verheizt“.<br />
Das Schiff gewinnt hingegen überlegen die<br />
Umweltbilanz und Wasserstraßen kennen<br />
kaum Staus und schon gar keine Sonntagsfahrverbote.<br />
Die Zahlen zeigen den Erfolgskurs<br />
des Logistikers. Aktuell liegt der Modal Split im<br />
Unternehmen bei 75 % Schiff, 20 % Bahn und<br />
5 % LKW. Die Zielsetzung bis 2030 sieht vor,<br />
48 % Schiff, 48 % Bahn und 4 % LKW.<br />
Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die<br />
Möglichkeit haben, die Richtung zu wechseln.<br />
Was könnte, außer einem starken Unternehmerwillen<br />
und Innovationskraft zu mehr<br />
Kooperation im Transportsektor beitragen?<br />
Für die Kunden würde ein einheitliches Preismodell<br />
für alle Verkehrsmittel den Umstieg<br />
auf das jeweils beste Verkehrsmittel erleichtern.<br />
Dazu bräuchte es aber politische<br />
Unterstützung – Stichwort Kostenwahrheit.<br />
Auch die Berücksichtigung, dass bessere<br />
Transportlösungen im Sinne der Umweltauch<br />
bessere Fördervoraussetzungen haben, stärkt<br />
Kooperationen. Es macht wenig Sinn, eine trimodale<br />
Hafenförderung auf die Beine zu stellen,<br />
wenn damit ein Umschlagskran an der<br />
Hafenkante finanziert wird, der langsam vor<br />
sich hin rostet, während gleichzeitig die Lagerflächen<br />
für den LKW-Transport explodieren.<br />
In Summe braucht es also Förderungen für<br />
nachvollziehbare Lösungen des Modal Shift<br />
und nicht eine Förderung nach dem Gießkannen-Prinzip.<br />
Diese Förderpolitik hat uns<br />
dahin gebracht, wo wir heute stehen, aber<br />
nicht sein sollten.Vor dem Hintergrund des<br />
unbestritten zu erwartendem Anstieg im Güterverkehr,<br />
kann davon ausgegangen werden,<br />
dass die damit einhergehenden Herausforderungen<br />
nicht von FÖRDERnehmern in<br />
„klickediklacke“ Schuhen, sondern von beherzten<br />
UNTERnehmern im Konzert mit einer<br />
klugen Politik gelöst werden. (PB)<br />
PETER BAUMGARTNER<br />
JOURNALIST<br />
LOGISTIK EXPRESS
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S14<br />
Deutscher Fiskus als Vorbild für<br />
Österreich?<br />
Der deutsche Bundesfinanzminister Olaf Scholz darf sich über eine Versechsfachung<br />
der Umsatzsteuereinnahmen von chinesischen Onlinehändlern freuen.<br />
Das entspricht Mehreinnahmen von 146 Millionen Euro für die Bundesrepublik.<br />
Deutschland zeigt vor, wie Fairplay im Onlinehandel funktioniert.<br />
BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />
Der deutsche Gesetzgeber hat im Vorjahr<br />
die sogenannte Marktplatzhaftung eingeführt.<br />
Hintergrund: Da es in der Praxis oft unmöglich<br />
ist, steuersäumige Händler, die sich<br />
am anderen Ende der Welt befinden, zur<br />
Verantwortung zu ziehen, hat sich die Bundesrepublik<br />
für einen einfacheren Weg entschieden.<br />
Marktplätze wie Amazon müssen<br />
in bestimmten Fällen gegenüber den betreffenden<br />
Händlern Konsequenzen ergreifen,<br />
wenn sie nicht selbst für deren illegales<br />
Handeln aufkommen wollen – dafür können<br />
sie nämlich haftbar gemacht werden.<br />
Damit haftet der Betreiber eines elektronischen<br />
Marktplatzes für die nicht entrichtete<br />
Steuer aus der Lieferung eines Unternehmers,<br />
die auf dem von ihm bereitgestellten<br />
Marktplatz rechtlich begründet worden ist.<br />
Diesem Risiko können sich die Betreiber der<br />
Marktplätze aber entziehen, wenn sie von<br />
ihren Plattform-Händlern eine entsprechende<br />
Bescheinigung einfordern, welche die<br />
Registrierung des Händlers bei seinem zuständigen<br />
Finanzamt nachweist. So wird für<br />
mehr Steuerehrlichkeit gesorgt.<br />
RAINER WILL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Der deutsche Fiskus hat 2019<br />
deutlich mehr Steuern aus dem<br />
Onlinehandel von Produkten asiatischer<br />
Unternehmen kassiert.<br />
Im Gesamtjahr verzeichnete das bundesweit<br />
zuständige Finanzamt Berlin-Neukölln<br />
bei den Umsatzsteuereinnahmen von Onlinehändlern<br />
aus der Volksrepublik China<br />
sowie aus Hongkong, Macao und Taiwan<br />
einen Anstieg von 34 Millionen Euro (im Jahr<br />
2017) auf rund 200 Millionen Euro. Das liegt<br />
daran, dass Händler, die auf Internetplattformen<br />
Produkte in Deutschland verkaufen,<br />
seit Jänner 2019 zwingend eine deutsche<br />
Steuernummer brauchen.<br />
Deutschland als Vorbild für internationale<br />
Steuerfairness im Onlinehandel<br />
Wie ist die Situation in Österreich? Mit 1.1.<strong>2020</strong><br />
ist auch hierzulande zumindest eine Aufzeichnungsverpflichtung<br />
für Steuerangaben<br />
in Kraft getreten, sofern Produkte von Onlinehändlern<br />
über Plattformen wie Amazon<br />
oder Ebay in Österreich vertrieben werden.<br />
Darüber hinaus werden Online-Handelsplattformen<br />
ab 1.1.2021 – also quasi mit<br />
zwei Jahren Verspätung – in der gesamten<br />
EU stärker in die Pflicht genommen:<br />
die Betreiber der Marktplätze haften<br />
dann analog zu Deutschland auch für<br />
die Erbringung der Steuern auf Einfuhren.
„Fair Play muss Basis sein,<br />
um Innovation-Leader zu<br />
werden und Monopolen<br />
entgegenzuwirken.“<br />
Game<br />
Changer<br />
Manifest der Digitalisierung:<br />
Die Paketflut aus China beschert dem deutschen<br />
Fiskus zumindest eine Steuereinnahmenflut,<br />
da die Marktplätze entsprechend<br />
reguliert werden. Die Versechsfachung der<br />
Umsatzsteuereinnahmen bei chinesischen<br />
Onlinehändlern seit 2017 zeigt, welche<br />
positiven Effekte eine Plattformhaftung<br />
von Marktplätzen auch für Österreich haben<br />
könnte. Daher sollte auch Österreich<br />
die Plattformhaftung analog zu Deutschland<br />
schon vor dem 1.1.2021 beschließen.<br />
Jeder Tag zählt!<br />
6000% Wachstum: Zahl registrierter chinesischer<br />
Händler von 450 auf 29000 gestiegen.<br />
In der Bundesrepublik ist die Zahl der registrierten<br />
chinesischen Unternehmen allein im<br />
Vorjahr von rund 450 auf fast 29.000 angestiegen,<br />
ein Plus von mehr als 6000 Prozent.<br />
Aktuell gehen pro Woche ungefähr 300 Anträge<br />
auf Erteilung einer Steuernummer ein.<br />
Der Handelsverband erwartet durch die<br />
Einführung der Plattformhaftung in Österreich<br />
mittelfristig Mehreinnahmen von rund<br />
150 Millionen Euro. Damit könnte die vom<br />
Handel seit Jahren geforderte Abschaffung<br />
der Mietvertragsgebühr – ein Relikt aus<br />
Maria Theresias Zeiten – locker gegenfinanziert<br />
werden. Die Mietvertragsgebühr<br />
wird im Ausland oftmals als politisches<br />
Körberlgeld wahrgenommen. Kein Wunder,<br />
immerhin ist es ein europaweites Unikum,<br />
Geld von Privaten zu verlangen, obwohl der<br />
Staat hier keinerlei Gegenleistung erbringt.<br />
(GK)<br />
WIE REAL BIST DU?<br />
Jeff Bezos will zum Mond, Elon Musk zum Mars und kleine Roboter<br />
wollen in unsere Körper. Was aber willst Du? "Wie real bist Du?"<br />
nimmt Dich mit auf eine spannende Reise, in der das große Bild<br />
an gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung<br />
gezeichnet wird, die unsere Zeit mit sich bringt. Sachlich fundiert,<br />
aber auch immer mit einer Prise Humor.<br />
Wir sind eine "Aufmerksamkeits-Defizit-Gesellschaft" geworden.<br />
Digital? Real? Alles egal? Durch unseren Wunsch, unsere Langeweile<br />
zu überwinden, tauchen wir mehr und mehr in die digitale<br />
Welt ab und schaffen uns dort eine zweite Identität – einen<br />
digitalen Zwilling, der uns auf Facebook, Instagram und YouTube<br />
von der Realität ablenkt und unterhält.<br />
Das Manifest der Digitalisierung macht die Strategien der<br />
Tech-Giganten GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple) und<br />
ASTA (Alibaba, Samsung, Tencent, Ant Financial) sowie deren<br />
Auswirkungen auf uns alle transparent. Es erklärt, warum sich Deine<br />
Konsumgewohnheiten und Verhaltensweisen geändert haben.<br />
Warum Du am digitalen "Superkleber" hängst – der neuen<br />
Form der Kundenbindung in Zeiten der Plattformökonomie.<br />
Alles mündet in die ultimative Frage: Mensch oder Cyborg – wie<br />
digital werden wir?<br />
Dieses Buch ist eine Pflichtlektüre für kritische Bürger, moderne<br />
Konsumenten ebenso wie für Politiker, Journalisten und Experten.<br />
Es bietet einen hochspannenden Einblick in die Zukunft der<br />
Gesellschaft in Zeiten der Plattformökonomie.<br />
Webshop: www.rainerwill.at
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S16<br />
Trump erlässt wegweisende<br />
Vorschriften für Amazon & Co.<br />
Eine Plattformhaftung für Produktfälschungen stellt in den USA den Amazon<br />
Marketplace vor große Herausforderungen. Präsident Donald Trump setzt<br />
um, was der österreichische Handelsverband für Europa seit langem<br />
fordert. Wann handelt die EU, um digitale Fairness herzustellen?<br />
BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />
den eCommerce. Das neue US Rahmenprogramm<br />
für Zoll- und Grenzschutz verlagert<br />
nun die Verantwortung für derartige<br />
Produktfälschungen auf Plattform-Betreiber<br />
wie Amazon. Damit sollen künftig in den<br />
USA Lager und Fulfillment-Zentren rechtlich<br />
und finanziell für die Schäden durch Produktpiraterie<br />
haften.<br />
Foto: APA<br />
GERALD KÜHBERGER<br />
COMMUNICATIONS<br />
MANAGER<br />
HANDELSVERBAND<br />
Schlechte Nachrichten für Jeffrey<br />
Bezos - gute Nachrichten für Fair-<br />
Commerce. Die Trump-Administration<br />
hat Ende Jänner neue Regeln<br />
zur Bekämpfung von Fake-Produkten im<br />
eCommerce präsentiert. Die neuen Richtlinien,<br />
die vom Department of Homeland<br />
Security (DHS) veröffentlicht wurden, sehen<br />
künftig eine Plattformhaftung für Produktfälschungen<br />
vor.<br />
Weltweiter Umsatz mit Produktfälschungen<br />
wächst jährlich um 15%<br />
Der Hintergrund: Jahr für Jahr wächst das<br />
weltweite Geschäft mit Fake-Produkten<br />
um rund 15%, heuer soll erstmals die Marke<br />
von 1,8 Billionen US-Dollar überschritten<br />
werden. Mehr als ein Viertel davon entfällt<br />
laut Global Brand Counterfeiting Report auf<br />
Digitalisierung durch Chancengleichheit für<br />
den österreichischen Handel voranbringen<br />
Das ist ein richtungsweisender Weg für Fair-<br />
Play im eCommerce. Die USA setzen damit<br />
um, was der österreichische Handelsverband<br />
für Europa schon seit Jahren fordert<br />
– eine Plattformhaftung für Produktfälschungen.<br />
Nur durch digitale Fairness sind<br />
Innovationen leistbar und Internationalisierungsschritte<br />
in der Europäischen Union<br />
möglich. Die neuen Vorschriften bedeuten<br />
jedenfalls eine strengere Durchsetzung der<br />
amerikanischen Einfuhrgesetze.<br />
Plattformen wie Amazon sollen in Zukunft<br />
auch selbstständig die Vernichtung von<br />
Schmuggelware durchführen, die nicht vom<br />
US-Zoll beschlagnahmt wurde. Darüber hinaus<br />
müssen die eCommerce-Marktplätze<br />
den Behörden umfangreiche Daten über<br />
ihre Drittanbieter zur weiteren Überprüfung<br />
bereitstellen. Laut Donald Trump sollen die<br />
neuen Regeln nicht nur das geistige Eigentum<br />
der USA schützen, sondern auch die<br />
öffentliche Sicherheit gewährleisten, die<br />
durch gefälschte Waren bedroht werde.<br />
Der Handelsverband hatte Amazon & Co<br />
zuletzt im Dezember 2019 zu mehr Aktivität<br />
gegen die asiatische Plagiatsindustrie<br />
aufgerufen. Immerhin stammt bereits jeder
„Es bedarf einen NEW DIGITAL DEAL,<br />
einen neuen europäischen Ansatz, der<br />
digitale Datenhoheit als Menschenrecht<br />
verankert.<br />
Damit werden wir uns von Asien und<br />
Amerika differenzieren, denn der Konsument<br />
wird künftig nicht bereit sein, für<br />
den Kauf eines T-Shirts, personenbezogene<br />
Daten für alle Zeit einem Konzern<br />
zu verschreiben.“<br />
Rainer Will, CEO<br />
Österr. Handelsverband<br />
dritte Top-Seller auf dem Amazon Marktplatz<br />
aus China. Daher muss die Nutzung<br />
bestehender technologischer Möglichkeiten<br />
der Fake Prevention ebenso eingefordert<br />
werden wie ein proaktives Screening<br />
insbesondere bei marktdominanten Plattformen.<br />
Betrugsbekämpfung als Beitrag für Green-<br />
Commerce<br />
Überdies leistet eine effektive Betrugsbekämpfung<br />
auch einen wertvollen Beitrag<br />
für mehr Nachhaltigkeit im Handel, da damit<br />
der Verkauf minderwertiger oder gefährlicher<br />
Fake-Produkte in Europa unterbunden<br />
werden kann. Die Flut an Plagiaten<br />
auf dem umsatzstärksten Marktplatz des<br />
Landes bringt große Herausforderungen<br />
mit sich. Der Zoll erzielt bereits Erfolge durch<br />
Schwerpunktkontrollen, es braucht aber ein<br />
entschlossenes Vorgehen der Politik, um die<br />
Musterbeispiele anderer Länder in Gesetze<br />
zu gießen. Alle wollen nachhaltiger leben,<br />
daher muss Österreich die offenen Scheunentore<br />
schließen, die durch minderwertige<br />
Kunststoffe befüllt werden, die davor<br />
quer um den Planeten reisen.<br />
Das ist die Basis für GreenCommerce, aber<br />
auch für FairCommerce, um in Zeiten der<br />
Plattformökonomie die Potentiale heimischer<br />
Qualitätsanbieter für den internationalen<br />
Handel zu fördern. (GK)<br />
Global Powers of Retailing-Report:<br />
3 österreichische Händler unter den<br />
Top 250<br />
Spar auf Rang 81, René Benkos Signa auf 124,<br />
XXXLutz belegt Platz 203. Amazon am Vormarsch.<br />
FairCommerce und Innovationsoffensive im Handel<br />
notwendiger denn je.<br />
Im brandneuen Deloitte „Global Powers of Retailing“-Report<br />
werden die 250 umsatzstärksten Einzelhändler des Planeten ausgewiesen.<br />
Aus österreichischer Sicht erfreulich: Mit Spar (Platz<br />
81), Signa (124) und XXXLutz (203) konnten sich gleich drei<br />
Austro-Händler im Top-Ranking platzieren.<br />
„Uns freut besonders, dass immerhin ein Drittel der Top 250<br />
Retail-Unternehmen aus Europa stammt, darunter Aldi, Rewe,<br />
Lidl und Zalando. Positiv ist auch, dass die 3 österreichischen<br />
Handelsunternehmen Spar, Signa und XXXLutz im Ranking<br />
kräftig nach oben klettern konnten“, resümiert Handelsverband-<br />
Geschäftsführer Rainer Will.<br />
Amazon erstmals auf dem Stockerl. FairCommerce und Innovationsoffensive<br />
im Handel notwendig.<br />
Spannend ist der Kampf um die Spitze: Walmart bleibt zwar mit<br />
einem Umsatz von 514 Milliarden Dollar unangefochten vor Costco<br />
(142 Milliarden) an der Spitze, doch bereits auf Rang 3 folgt mit<br />
Amazon (140 Milliarden Dollar) der weltgrößte Onlinehändler.<br />
Der rasante Aufstieg von Amazon belegt auch den globalen<br />
eCommerce-Boom. „Während die weltgrößten Onlinehändler<br />
beim Umsatz längst mit den führenden stationären Händlern<br />
mithalten können, hinken wir bei der Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle<br />
noch meilenweit hinterher. Es braucht hier endlich<br />
Fair Play zwischen Old und New Economy. Gleichzeitig empfehlen<br />
wir eine Innovationsoffensive für den österreichischen<br />
Handel, damit er die Chancen, die der digitale Handel bietet,<br />
besser in der Breite nutzen kann“, appelliert Rainer Will an die<br />
österreichische und europäische Politik.<br />
Der Handelsverband vernetzt weit über seine nationalen<br />
Grenzen hinaus, u.a. durch Kooperationen sowie Mitgliedschaften<br />
bei internationalen Organisationen wie eCommerce<br />
Europe, der Federation of International Retail Associations<br />
(FIRA), der Confederation of International Trading<br />
Houses Associations (CITHA), der World Federation of Direct<br />
Selling Associations (WFDSA) und Direct Selling Europe (DSE).<br />
(GK)
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S18<br />
Der Handel steht vor einer radikalen<br />
Neuerfindung<br />
Datenökonomie, Plattformökonomie und Künstliche Intelligenz (KI): Diese Stichworte<br />
werden in der Handelsbranche heute schon kräftig diskutiert. Und sie werden<br />
das Geschehen auch in den kommenden Jahren dominieren. Der Deutsche<br />
Handelskongress 2019, das Gipfeltreffen des stationären Handels in Berlin, vermittelte<br />
zahlreiche Eindrücke, wie sich der Markt durch die Digitalisierung insgesamt<br />
verändern wird. REDAKTION: KARIN WALTER<br />
KARIN WALTER<br />
JOURNALISTIN<br />
WAL-MEDIEN<br />
Während die schlechten Wirtschaftsprognosen<br />
manch<br />
einem Firmenchef in der<br />
Automobilindustrie zurzeit<br />
ernsthafte Sorgen bereiten, ist der Einzelhandel<br />
in Deutschland aktuell in einer vergleichbar<br />
guten Lage. Die Konsumfreude<br />
ist groß - nicht zuletzt auch durch das seit<br />
einigen Jahren konstant niedrige Zinsniveau<br />
für Spareinlagen. Dementsprechend<br />
wurde auch auf dem Deutschen Handelskongress<br />
Ende November in Berlin für das<br />
vergangene Jahr 2019 eine etwas über<br />
drei Prozent liegende Umsatzsteigerung<br />
im Vergleich zum Jahr 2018 prognostiziert.<br />
Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands<br />
Deutschland (HDE), stellte<br />
in seinem Eingangsstatement zur Kongresseröffnung<br />
sogar in Aussicht, dass die<br />
Branche von der derzeitigen Konjunkturdelle<br />
insgesamt nicht viel spüren werde.<br />
Überschwänglich wirkte der Verbandspräsident<br />
bei seiner Aussage jedoch nicht.<br />
Das Problem: Derzeit gelingt es augenscheinlich<br />
nicht allen Unternehmen in<br />
gleichem Maße, Profit aus der positiven<br />
Entwicklung zu schlagen. „Mittlere und<br />
kleinere Betriebe werden angesichts eines<br />
immer härteren Wettbewerbs im globalen<br />
Plattformkapitalismus zunehmend an<br />
den Rand gedrängt oder kommen ganz<br />
unter die Räder“, sagte Sanktjohanser.<br />
Insbesondere die kleinen Händler könnten<br />
mit der Dynamik des Marktes oft nicht<br />
mithalten. In vielen Betrieben fehle das<br />
Know-how im Bereich der Digitalisierung.<br />
Zudem fehlten den meisten Händlern die<br />
nötigen Freiräume für Investitionen in neue<br />
Technologien.<br />
Investitionen in Digitalisierung nicht auf die<br />
lange Bank schieben<br />
Auf dem alljährlich staffindenden Berliner<br />
Branchentreff wurde jedoch klar: Ohne den<br />
Ausbau digitaler und KI-gestützter Angebote<br />
mit allen Kräften zu forcieren, wird es für<br />
die Händler in den Filialen schwer werden,<br />
auf kurz oder lang überhaupt noch mit den<br />
Angeboten des Online-Handels mitzuhalten.<br />
Dr. Dirk Schneider, Chief Digital Officer bei<br />
der Modemarke S.Oliver Bernd Freier warnte<br />
seine Branchenkollegen im Publikum<br />
davor, die dafür notwendigen Schritte auf<br />
die allzu lange Bank zu schieben. „Wir Deutschen<br />
verstehen uns mitunter sehr gut darin,<br />
auch bei digitalen Innovationen erst einmal<br />
abzuwarten“, konstatierte Schneider.<br />
„Wer sich von dieser Denkweise treiben<br />
lässt, steht vor einen großen Fehler.“<br />
Digitale Innovationen müsse man sehr aktiv<br />
nach vorne treiben. Jedes Unternehmen<br />
sei für sich gefordert, auf diesem Sektor den<br />
richtigen Ansatz zu finden. Und bei allem<br />
gelte als oberstes Gebot, niemals die Wünsche<br />
und Bedürfnisse der Kunden aus den<br />
Augen zu verlieren.<br />
Devise Nummer eins: Das auf den Kunden<br />
zugeschnittene Angebot<br />
Der Handelexperte Andreas Teller, Associate<br />
Director der internationalen Strategieberatung<br />
EY-Parthenon GmbH, unterstrich<br />
beim Berliner Handelskongress, dass es für<br />
den stationären Handel notwendig sei, bei
allen strategischen Überlegungen das Verhalten<br />
der Kunden in den Mittelpunkt zu<br />
stellen. „Die Kunden erwarten durch ihre<br />
Online-Erfahrungen auch im stationären<br />
Handel ein perfekt auf sie persönlich zugeschnittenes<br />
Angebot“, sagte Teller. Dabei<br />
sei in der jüngsten Vergangenheit zu<br />
beobachten, dass „sich die Prioritäten mit<br />
der nachwachenden Generation mehr<br />
verschieben.“ Junge Konsumenten hätten<br />
gegenüber älteren Konsumenten eine<br />
deutlich größere Zahl an Lieblingshändlern.<br />
Bei der Shop-Auswahl ihrer setzen jüngere<br />
Menschen heutzutage viel stärker als früher<br />
auf Vertrauen sowie auf individuell zugeschnittene<br />
Angebote. „Im Online-Handel<br />
ist dadurch immer mehr eine neue Plattformstrategie<br />
der maximalen Personalisierung<br />
auf dem Markt zu beobachten“,<br />
konstatierte Teller.<br />
Es braucht neue KPIs für stationären Handel<br />
Laut dem Handelsexperten drängt sich für<br />
die Branche deshalb immer mehr die Frage<br />
auf: Wie kann es den stationären Handlern<br />
gelingen, mit ähnlich individualisierbaren<br />
Konzepten wie die Online-Pure-Player auf<br />
die Konsumenten zuzugehen? Schließlich<br />
böten die physischen Ladenflächen für<br />
Filialisten kaum die nötige Flexibilität, um<br />
mit der Individualität der Online-Welt Schritt<br />
zu halten. Zudem sei es Händlern auf der<br />
Filialfläche kaum möglich, transparente Informationen<br />
über die Kunden und ihre Bedürfnisse<br />
einzuholen. Die Antwort auf die<br />
Frage nach der Zukunftsperspektive des<br />
Filialgeschäfts liegt laut dem Handelsexperten<br />
Teller daher klar in der Neuerfindung der<br />
Filialangebote.<br />
„Die Zukunft des stationären Handels wird in<br />
der Umsetzung von Showroom-Konzepten,<br />
dem Ausbau von technologiegestützen Beratungsangeboten<br />
sowie in der Umsetzung<br />
neuer Einkaufserlebnisse im Bereich des Retailtainments<br />
liegen.“ Unter dieser Voraussetzung<br />
sei es allerdings eine essenzielle Voraussetzung,<br />
das Filialgeschäft künftig nicht<br />
mehr mit den KPIs eines Vertriebskanals,<br />
sondern vielmehr mit den KPIs einer Begegnungsstätte<br />
zu messen. „Der ursprüngliche<br />
Austausch Ware-gegen-Geld wird in den<br />
Läden der Zukunft nicht mehr funktionieren“,<br />
so Teller.<br />
DEUTSCHER HANDELSKONGRESS: CEO-ROUND TAB<strong>LE</strong><br />
Fotos: Management Forum der Handelsblatt Media Group GmbH<br />
Der digitale Bonprix-Store könnte Schule<br />
machen. Die Otto-Tochter Bonprix hat mit<br />
ihrem voll digitalisierten Pilot-Store in der<br />
Hamburger Innenstadt bereits einen gangbaren<br />
und erfolgreichen Weg gefunden,<br />
um die Vorteile des Online-Shoppings mit<br />
dem Einkauf im stationären Ladengeschäft<br />
in Zukunft noch enger miteinander<br />
zu verzahnen. Unter dem Motto „fashion<br />
connect“ erwartet den Kunden auf der Verkaufsfläche<br />
eine digital assistierte Version<br />
des klassischen stationären Handels.<br />
Der Einkauf im bonprix “fashion connect”<br />
Store wird komplett über die bonprix Smartphone-App<br />
assistiert: Damit ist es möglich,<br />
in den Laden wie am Flughafen einzuchecken,<br />
Produktcodes zu scannen, die entsprechende<br />
Kleidergröße auszuwählen<br />
und zur Anprobe in die Umkleidekabine zu<br />
bestellen, zu bezahlen, auszuchecken und<br />
vieles mehr. „Wir sind alle social animals -<br />
und werden deshalb auch in Zukunft immer<br />
wieder gerne auch die Innenstadt aufsuchen,<br />
um ein gutes Einkaufserlebnis zu<br />
haben“, sagte Daniel Füchtenschnieder,<br />
Geschäftsführer der bonprix Retail GmbH<br />
vor den Branchenvertretern in Berlin. Die<br />
Digitalisierung sei dabei keine Hürde, sondern<br />
vielmehr als Erleichterung zu verstehen.<br />
„Wir setzen darauf, den Erlebnisfaktor<br />
und die persönliche Beratung des stationären<br />
Einzelhandels smart ergänzen. Damit<br />
gehören die Suche nach der passenden<br />
Größe oder lange Wartezeiten an der<br />
Kasse und vor Umkleiden der Vergangenheit<br />
an. Was bleibt ist ein nahtloses,<br />
App-assistiertes Einkaufserlebnis und<br />
eine Kundin, deren Wünsche an erster<br />
Stelle stehen“, so Füchtenschnieder.<br />
(WAL)<br />
ANDREAS TEL<strong>LE</strong>R<br />
ASSOCIATE DIRECTOR<br />
INTERNATIONA<strong>LE</strong><br />
STRATEGIEBERATUNG<br />
EY-PARTHENON GMBH<br />
DANIEL<br />
FÜCHTENSCHNIEDER<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
BONPRIX RETAIL GMBH
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S20<br />
Neuer Lehrberuf:<br />
„e-Commerce-Kaufmann“<br />
Die Intention zur Einführung dieses neuen Lehrberufes waren vielfältig. Die Digitalisierung<br />
wird als einer der bedeutsamsten Faktoren für das Wirtschaftswachstum<br />
in Österreich angesehen. E-Commerce, als Teil der Digitalisierung der Wirtschaft,<br />
ergänzt den Stationären Handel und verändert als weiterer Vertriebsweg den<br />
Versandhandel. Beitrag: ERNST STEININGER<br />
Einzelhandelsvolumens in Österreich. Um in<br />
diesem immer digitaler werdenden Umfeld<br />
wirksam zu agieren, benötigen die Unternehmen<br />
im Handel fundiert ausgebildete<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
E-Commerce-Kaufleute sind für die Betreuung<br />
von Online-Shops bzw. Internetverkaufsplattformen<br />
zuständig. Sie nehmen<br />
die Online-Bestellungen der Kundinnen und<br />
Kunden auf und sorgen für die vorständige<br />
und zeitgerechte Auslieferung der bestellten<br />
Waren. Sie arbeiten in enger Abstimmung<br />
mit Kolleginnen und Kollegen aus<br />
dem IT-Bereich sowie mit aus den Marketing<br />
und dem Vertrieb.<br />
ERNST STEININGER<br />
VERSAND-, INTERNET-<br />
ALLGEMEINER HANDEL<br />
BUNDESGREMIUM<br />
WIRTSCHAFTSKAMMER<br />
ÖSTERREICH<br />
Der e-Commerce-Bereich wächst<br />
weiterhin dynamisch und stellt<br />
den Wachstumsmotor des Einzelhandels<br />
dar. Auch 2019 entwickelte<br />
sich der österreichische Internethandel,<br />
analog zu den Vorjahren,<br />
deutlich dynamischer als der stationäre<br />
Einzelhandel. Nach einem nominellen Umsatzplus<br />
von + 4 % im Jahr 2018 erzielt der<br />
heimische Einzelhandel im Jahr 2019 ein<br />
Online-Wachstum von nominelle +6 %.<br />
In Summe ist der Brutto-Jahresumsatz 2019<br />
im österreichischen Internet-Einzelhandel<br />
auf rund € 3,5 Mrd (inkl. USt) angestiegen<br />
und erreicht damit 4,6 % des gesamten<br />
Der dreijährige Lehrberuf verbindet Medienkompetenz<br />
mit analytischen Fähigkeiten<br />
und Selbstorganisation. Das Jobprofil setzt<br />
sich zusammen aus einer kaufmännischen<br />
Ausbildung mit Fokus auf Shop-Betreuung,<br />
Online-Marketing, Content-Erstellung und<br />
Social Media. E-Commerce-Kaufleuten stehen<br />
nach Ihrer Ausbildung vielfältige Einsatzfelder<br />
offen, vom Webshopbetreuer,<br />
Webshopmanager, Webshopadministrator<br />
über den E-Commercemanager oder<br />
E-Business-Manager bis zum Webshop<br />
Content Manager oder Web Shop Sales<br />
Consultant.<br />
Als Eingangsqualifikation sind grundlegendes<br />
technisches Verständnis, Kenntnisse<br />
der MS Office Anwendungen, idealerweise<br />
auch Kenntnisse zu Bildbearbeitungsprogrammen<br />
sowie Interesse an E-Commerce<br />
und Social Media von Vorteil. Vorausgesetzt<br />
werden Eigenmotivation, vernetztes Denken,<br />
Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit. Zur<br />
Unterstützung der neuen Ausbildung wird
Informationsaustausch großgeschrieben<br />
eine kostenlose Schulungssoftware zur<br />
Verfügung gestellt. Mit Hilfe dieser<br />
kann die zukünftige Arbeit eines<br />
E-Commerce-Experten simuliert werden<br />
und der Lehrling erlernt in Übungen<br />
und Musterbeispielen die Arbeit<br />
mit digitalen Webshops. Diese Software<br />
wird sowohl in den Berufsschulen<br />
als auch bei der Lehrabschlussprüfung<br />
eingesetzt. Jeder Schüler erhält<br />
über die Berechtigung des Lehrers<br />
einen eigenen Zugang zur Software.<br />
Zur Unterstützung der Lehrbetriebe<br />
wird ebenfalls kostenlos, Ausbildungsleitfaden<br />
E-Commerde-Kaufmann/-frau<br />
angeboten. Der Leitfaden<br />
bietet praktische Tipps und Best<br />
Practice Beispiel um komplexe Lerninhalte<br />
leichter zu vermitteln. Das<br />
neue Angebot richtet sich an Ausbildungsbetriebe<br />
im Einzel- und im<br />
Großhandel, aber auch in anderen<br />
Branchen, welche Online-Shops betreiben.<br />
Die Mindestvoraussetzungen<br />
für die Durchführung der Ausbildung<br />
sind ein PC mit Internetzugang, eine<br />
Grafiksoftware und ein Shopsystem.<br />
Verordnet wurde der Lehrberuf im<br />
Juni 2018 durch die BM Margarete<br />
Schramböck. Im ersten Jahr war dies<br />
für den Beginn von neuen Lehrverhältnissen<br />
zeitlich etwas knapp. Trotzdem<br />
war das Interesse bereits sehr<br />
groß. Im Herbst 2018 haben 65 Lehrlinge<br />
mit der neuen Lehrberuf gestartet,<br />
aktuell befinden sich bereits mehr<br />
als 130 Lehrlinge in Ausbildung, Tendenz,<br />
entsprechend dem Bedarf in<br />
der Wirtschaft, stark steigend. (RED)<br />
Wer Veränderungen im Lager plant oder<br />
vor wichtigen Investitionsentscheidungen<br />
steht, hat sicherlich selbst schon die Erfahrung<br />
gemacht, wie zeitaufwändig<br />
und bisweilen auch schwierig es ist, sich<br />
mit den Branchenkollegen dazu auszutauschen<br />
und sich selbst ein Bild von den<br />
gängigen Lagersystemen und in der Branche<br />
praktizierten Prozessabläufe zu machen.<br />
Die Logistikreise des Instituts des Interaktiven Handels (IDIH) in<br />
Kooperation mit dem Medienbüro Karin Walter erfüllt genau<br />
diesen Zweck: Sie vermittelt Logistikern interessante Unternehmens-Insights<br />
in einem kompakten Zeitraum von drei Tagen.<br />
Sie bietet die Gelegenheit, bestehende Kontakte zu intensivieren<br />
und neue Gesichter aus der Distanzandelsbranche<br />
kennenzulernen - und sie ist am 14. Februar dieses Jahres zum<br />
nunmehr zweiten Mal mit knapp 30 Teilnehmern erfolgreich zu<br />
Ende gegangen.<br />
Auf der dreitägigen Bustour von München nach Prag gaben<br />
diesmal Branchengößen wie der Lebensmittelversender Amazon<br />
Fresh, der Verpackungsanbieter Ratioform, der Kontraktlogistiker<br />
ITG, AVE Vegan - Europas größter Versender veganer<br />
Produkte, Conrad Electronic, der Kontraktlogistik-Spezialist<br />
Loxxess, die auf die Retourenabwicklung spezialisierte Otto-Tochter<br />
KS Europe sowie Alza, Tschechiens größter Onlineversender,<br />
sehr detaillierte und offene Einblicke hinter die logistischen<br />
Kulissen. In geselliger Runde wurden die beiden von<br />
Pierau Planung und AM Automation gesponserten Abende intensiv<br />
genutzt, um eigene Erfahrungen mit Anbietern und Lagersystemen,<br />
anstehende Investitionsvorhaben sowie andere<br />
Neuigkeiten zu besprechen.<br />
Unter www.logistikreise.de können Sie die Reise in Bildern<br />
Revue passieren lassen.<br />
KARIN WALTER / WAL-MEDIEN
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S22<br />
E-Commerce-Konzerne investieren<br />
Milliarden. Maschinelles Lernen<br />
revolutioniert Supply Chains in China<br />
Das Land der Mitte investiert massiv in Artificial Intelligence (AI) und Maschinelles<br />
Lernen. Bis 2030 will die chinesische Regierung weltweit der führende Akteur im<br />
Bereich AI mit der Entwicklung einer Billion-Dollar-Industrie werden und unterstützt<br />
dabei die bedeutensten Technologie-Konzerne des Landes Baidu, Alibaba und<br />
Tencent. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
Foto: algorithm<br />
DIRK RUPPIK<br />
JOURNALIST<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Computerprogramme die auf<br />
Machine Learning basieren nutzen<br />
Algorithmen, mit denen sich<br />
bestimmte Muster in großen Datenmengen<br />
herausfinden lassen. Im Falle<br />
von Supply Chain-Daten suchen die Algorithmen<br />
nach den einflussreichsten Faktoren<br />
in Bezug auf die effizienteste Lösung für die<br />
vorliegende Versorgungskette. Entscheidend<br />
ist, dass sich die Algorithmen ständig durch<br />
Hinzulernen verbessern. Deep Learning (tiefes<br />
Lernen, mehrschichtiges Lernen) ist ein<br />
Teilbereich des Maschinellen Lernens, in dem<br />
mehrschichtige künstliche neuronale Netzwerke<br />
zu Lernzwecken verwendet werden.<br />
Deep Learning hat viele Implementierungen<br />
gefunden, wie z. B. die Spracherkennung und<br />
Amazon-Kaufempfehlungen. Die amerikanische<br />
Forschungs- und Beraterfirma Gartner<br />
sieht neben Blockchain, Künstlicher Intelligenz,<br />
Internet der Dinge (IdD), Digitaler Zwilling,<br />
Advanced Analytics auch Maschinelles<br />
Lernen als neuartige Technologien, die<br />
die Supply Chain entscheiden verändern<br />
werden.<br />
Einsatzmöglichkeiten Maschinellem Lernen<br />
Die Einführung von Maschinellem Lernen in<br />
ihre Versorgungsketten wird für Unternehmen<br />
zunehmend wettbewerbsentscheidend.
Fotos: Pixabay<br />
Es kann zudem genutzt werden, Probleme in<br />
der Supply Chain zu entdecken, bevor Betriebsabläufe<br />
gestört werden. Wenn die richtigen<br />
Algorithmen genutzt werden, sind die<br />
Einsatzmöglichkeiten nahezu unbegrenzt.<br />
Maschinelles Lernen kann z. B. für die Voraussage<br />
des künftigen Bedarfs für die Fertigung<br />
eines Produkts genutzt werden. Weiterhin ist<br />
es möglich, durch Erkennen von Synergien<br />
innerhalb mehrerer Versandnetzwerke die<br />
Frachtkosten zu senken, die Performanz von<br />
Zulieferern zu verbessern sowie allgemein das<br />
wirtschaftliche Risiko zu mindern. Beim Supply<br />
Chain Management kann ein Mangel an<br />
Synchronisation oder der Ausfall einer Instanz<br />
die gesamte Versorgungskette unterbrechen<br />
und zu einem gewaltigen finanziellen Schaden<br />
führen. Durch die Verbindung verschiedener<br />
algorithmischer Ansätze wie dem überwachten<br />
Lernen, unüberwachten Lernen und<br />
dem verstärktem Lernen können die Faktoren<br />
gefunden werden, die die Versorgungskette<br />
am meisten beeinflussen. Somit ist es möglich,<br />
entsprechende Vorkehrungen zur Sicherung<br />
oder redundanten Auslegung zu treffen.<br />
Weitere Anwendungen des Machine Learning<br />
finden sich in der Qualitätskontrolle,<br />
Schadenserkennung, Senken der Bestände<br />
und Betriebskosten, Voraussage der<br />
Nachfrage nach einem neuen Produkt,<br />
Verlängern der Lebensspanne von Maschinen,<br />
Fahrzeugen und Anlagen, etc..<br />
Durch die Kombination von Machinellem Lernen<br />
mit Advanced Analytics, IdD-Sensoren<br />
und Echtzeit-Überwachung kann die komplette<br />
Versorgungskette visuell in Echtzeit dargestellt<br />
werden.<br />
Chinesische Unternehmen liegen an der Spitze<br />
Der chinesische E-Commerce-Konzern JD<br />
investiert zunehmend in die Einführung der<br />
erwähnten Technologien in sein Supply<br />
Chain-Netzwerk. Bisher werden sie in der<br />
Entwicklung von intelligenten Fuhrparks, Paketverfolgung,<br />
Transport, in unbemannten<br />
Lagerhäusern, Liefer-Drohnen sowie autonomen<br />
Fahrzeugen eingesetzt.<br />
„Die Supply Chain-Technologie hat große<br />
Bedeutung für JD. Die Integration von Maschinellem<br />
Lernen mit Tiefem Lernen wird<br />
große Innovationen hervorbringen“, sagte<br />
Zhai Songtao, Leiter von JD Supply Chain-Produkte<br />
bei JD-Y smart supply chain. Das<br />
Unternehmen etablierte die Y-Firmensparte<br />
bereits im November 2016 mit dem Ziel<br />
„intelligente“ Supply Chains zu entwickeln.<br />
Dabei arbeitet JD auch mit Firmen wie<br />
Procter & Gamble und dem bedeutensten<br />
chinesischen Milchprodukte-Hersteller<br />
China Mengniu Dairy Co Ltd zusammen.<br />
Das E-Commerce-Unternehmen will seinen<br />
Plattform-Verkäufern den Zugang zu „Big<br />
Data“ ermöglichen, damit diese bessere<br />
Entscheidungen treffen können.
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S24<br />
„Durch die Algorithmen werden die Verkäufer<br />
auf unseren Plattformen bessere Entscheidungsmöglichkeiten<br />
haben, um ihre<br />
verkaufsstärksten Produkte zu fördern und die<br />
Bestände besser zu managen“, erklärte Zhai<br />
Xinlei, Leiter der Planungs- und Entwicklungsabteilung<br />
Supply Chain bei JD-Y. Er fügte an:<br />
„Die Daten könnten u. a. das Kaufverhalten,<br />
Nutzerprofile und den Bestandsstatus enthalten.<br />
Unsere Hauptvorteile sind massive Datenmengen<br />
und Anwendungsszenarios.“<br />
CEO Liu Qiangdong, Gründer von JD.com,<br />
sagte: „Die grundlegende Natur des Einzelhandels<br />
wird sich nicht verändern, da nach<br />
wie vor die Kundenerfahrung, Kosten und Effizienz<br />
die größte Rolle spielen. Allerdings wird<br />
Künstliche Intelligenz diese Bereiche aufwerten.“<br />
Darüber hinaus hat JD ein neues Supply<br />
Chain-Innovationsprogramm ins Leben<br />
gerufen, das Offline- und Online-Einzelhändler<br />
näher zusammenbringen soll. Das neue<br />
Programm integriert verschiedene Offline-Kanäle<br />
wie Supermärkte, Gemischtwarenläden,<br />
einige Markenhändler mit Dada-JD Daojia,<br />
um die Effizienz zu erhöhen und die verkauften<br />
Produkte noch schneller liefern zu können.<br />
Die durchschnittliche Lieferzeit beträgt<br />
momentan zwei Stunden.<br />
Alibabas Singles Day ist Turbo-<br />
Beschleuniger für AI<br />
Alibaba hat bereits in 2017 15 Milliarden US-Dollar<br />
(13,6 Milliarden Euro) über drei Jahre für<br />
sieben Forschungslabore in China, Singapur,<br />
Russland, Israel und den USA bereitgestellt, die<br />
im Bereich AI, Machine Learning, Natural Language<br />
Processing, u. a. Forschung betreiben.<br />
Laut Forbes will die chinesische Regierung bis<br />
2030 der führende Akteur im Bereich AI mit<br />
der Entwicklung einer Billion-Dollar-Industrie<br />
werden und unterstützt bzw. finanziert dabei<br />
kräftig die bedeutendsten Technologie-Konzerne<br />
Baidu, Alibaba und Tencent (BAT).<br />
Die über 1,4 Milliarden Einwohner im Land<br />
der Mitte mit ihren Daten werden den chinesischen<br />
Algorithmen wohl die globale<br />
Vorherrschaft sichern. Gleichzeitig gelten<br />
Chinesen als offen gegenüber dem technologischen<br />
Wandel und sehen die neuen<br />
AI-Technologien nicht als bedrohlich. Der am<br />
11. November jeden Jahres gefeierte „Singles<br />
Day“ erweist sich als Turbo-Beschleuniger für<br />
die AI-Technologien. Tmall Smart Selection ist<br />
ein AI-unterstützter Deep Learning-Algorithmus<br />
mit Natural Language Processing, der<br />
dem jeweiligen Käufer ausgewählte Produkte<br />
vorschlägt und zudem die Verkäufer über<br />
die veränderte Nachfrage informiert. Diese<br />
können ihre Bestände entsprechend frühzeitig<br />
anpassen. Der lernfähige AI-unterstützte<br />
Chatbot DianXiaomi kann mittlerweile sogar<br />
menschliche Emotionen interpretieren und<br />
bei Bedarf einen menschlichen Kundenbetreuer<br />
in den Verkauf einschalten.<br />
Intelligente Gesichtserkennung für<br />
Überwachung und Social Scoring<br />
Zudem ist Alibaba der größte Investor von<br />
SenseTime – ein StartUp im Bereich Gesichtserkennung.<br />
Die AI-Technolgie kann Jack Mas-<br />
Konzern z. B. bei der Verifizierung von Käufen<br />
nutzen. Auch ein Einsatz in den Offline-Geschäften<br />
für das Kunden-Tracking und für Rabattaktionen<br />
ist geplant. Allerdings bringt sich<br />
Alibaba durch die Unterstützung von SenseTime<br />
in bedenkliche Nähe zur chinesischen Regierung,<br />
die Gesichtserkennung mittlerweile<br />
schon für die öffentliche Sicherheit und das<br />
Sozialkredit-System einsetzt.<br />
Das online betriebenes Rating- bzw. „Social<br />
Scoring“-System will durch Punktevergabe<br />
für erwünschtes bzw. unerwünschtes Verhalten<br />
die totale Kontrolle der Bevölkerung erreichen.<br />
Das System basiert auf einer quasi<br />
allgegenwärtigen Überwachung. Reuters<br />
berichtete Ende Dezember, dass SenseTime<br />
eine Umsatzsteigerung von 200 Prozent in<br />
2019 gegenüber dem Vorjahr auf 750 Millionen<br />
US-Dollar (681 Millionen Euro) erwartet.<br />
Die SenseTime-Technolgie wird u. a. auch in<br />
Smartphones von Xiaomi, Oppo und China<br />
Mobile eingesetzt.<br />
Im Oktober wurde SenseTime zusammen<br />
mit anderen Unternehmen von den USA gebannt.<br />
Diese Firmen dürfen ab sofort keine<br />
amerikanischen Produkte und Technologien<br />
mehr importieren. Amerika beschuldigt die<br />
Unternehmen an Menschenrechtsverletzungen<br />
gegen die muslimische Minderheit in<br />
Xinjiang beteiligt gewesen zu sein und triftt<br />
zugleich die chinesische AI-Industrie hart.<br />
(DR)
SICHERHEIT IM ONLINEHANDEL<br />
5. März <strong>2020</strong><br />
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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S26<br />
Einfach mal die Perspektive ändern<br />
Bei der exklusiven Material Handling & Logistics Conference (MHLC) Europe <strong>2020</strong><br />
in Stuttgart kommen Sprecher zu Wort, die man nicht unbedingt mit Logistik in<br />
Verbindung bringt. Aber genau das macht die Veranstaltung so spannend. Das<br />
und die Tatsache, dass nicht jeder teilnehmen darf. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Am 8. und 9. März, im Vorfeld der<br />
LogiMAT, findet die MHLC im<br />
Goldbergwerk Fellbach und im<br />
Mövenpick Hotel Stuttgart Flughafen<br />
statt. Zielgruppe: Entscheidungsträger<br />
der Intralogistik, die auch über den Tellerrand<br />
hinausblicken und kreative Lösungen und<br />
Denkanstöße erhalten möchten. Das Besondere<br />
an den Vorträgen und Workshops ist ihre<br />
Unabhängigkeit.<br />
„Man kann keinen Speaking Slot kaufen“,<br />
bestätigt Dominic Fischer, Eventmarketingmanager<br />
beim Eventsponsor Dematic. Statt<br />
dessen wählt ein Gremium die Themen, die<br />
den Kunden wirklich unter den Nägeln brennen<br />
– und engagiert dann neutrale Experten<br />
aus ganz Europa, die oft aus ganz anderen<br />
Themenbereichen kommen. „Wir wollen Antworten<br />
auf die Frage, was die Zukunft der Intralogistik<br />
beeinflusst“, so Fischer. Maximal 300<br />
Teilnehmer kommen in den Genuss der Veranstaltung<br />
– alle auf Entscheiderlevel. Fischer:<br />
„Hier zählt nicht das Sehen und Gesehen werden,<br />
sondern es geht darum, dass wirklich jeder<br />
Teilnehmer etwas lernen und für sich mitnehmen<br />
kann. Natürlich bietet die Konferenz<br />
auch eine exklusive Networking-Plattform für<br />
den europäischen Markt.“ Die Eröffnung der<br />
MHLC im Rahmen eines Galadinners am 8.<br />
März übernimmt Bruce Dickinson. Während<br />
viele ihn nur als Sänger der Band Iron Maiden<br />
kennen, ist er auch ein überaus erfolgreicher<br />
Unternehmer und Pilot.<br />
Der 9. März ist dann vollgepackt mit teils provokanten<br />
Keynotes und Workshops. Den Anfang<br />
macht Lars-Johan Jarnheimer, Vorstand<br />
der IKEA Gruppe, er spricht über Unternehmensentwicklung,<br />
zukünftige Aspekte und<br />
den Wandel der Supply Chain. Anschließend<br />
finden vier parallele Workshops statt, die sich<br />
mit unterschiedlichen Themen befassen: zum<br />
Veranstaltungsmotto „MOVE“ und über Riskmanagement<br />
inspiriert Dominik Neidhart,<br />
erster europäischer Gewinner des Americas<br />
Cup. Im zweiten Workshop, „next generation<br />
supply chain“ geht es um die Robotik in<br />
Zeiten der Digitalisierung. Workshopleiter:<br />
Dominic Bösl, Leiter Robotic Future bei Festo<br />
und Crystal Parrott, VP Robotic Excellence<br />
Center bei Dematic. In Sachen Digitalisierung<br />
macht Shivvy Jervis niemand etwas vor, bereits<br />
vier Mal wurde die Broadcasterin als Innovations-Futurist<br />
ausgezeichnet. Ihr Thema:<br />
„Emotive AI', Hybrid Data, Bio-Security, Cyber<br />
Security & Digital Identity - What's Coming?<br />
Forget IoT, it's the Internet of Everything.“ Beim<br />
vierten Parallelworkshop stehen Energieeffizienz<br />
und Green Warehouses auf dem Programm.<br />
Dr. Jeremy Leggett, Gründer von Solarcentury<br />
und SolarAid wird mit Chicco Testa,<br />
Vorstandsmitglied der Telit Communications,<br />
Optimierungspotenziale identifizieren.<br />
Nach einer kurzen Snack- und Netzwerkpause<br />
finden wieder vier parallele Workshops statt.<br />
Effy Vayena, Professorin für Big Data und Ethik<br />
künstlicher Intelligenz am ETH Zürich thematisiert<br />
den Einfluss künstlicher Intelligenz auf Führungsstil<br />
und Belegschaft. Im Workshop „Next<br />
Generation Supply Chain“ warten gleich vier<br />
Experten: Luis Solis, Direktor des Advanced Learning<br />
Innovation Programms an der IE Business<br />
School, Josh Valman, Gründer und Leiter<br />
der RPD International, Phillip Siefer, Gründer<br />
des alternativen Start-Ups Einhorn sowie der<br />
Digitalisierungsexperte und Start-Up-Investor<br />
Uwe Horstmann. Über digitale Störungen und<br />
darüber, wie künstliche Intelligenz Technologie<br />
verschwinden lässt, sinniert im 3. Workshop<br />
der Unternehmer und Analyst Dr. Rand Hindi.<br />
Beim vierten Parallelworkshop mit Helmuth<br />
Ludwig, CIO der Siemens AG, steht die<br />
Transformation eines Unternehmens hin zur<br />
digitalen Optimierung im Fokus.<br />
Nach der Mittagspause startet der Nachmittag<br />
mit einer Keynote von Porter Erisman. Der<br />
ehemalige Vizepräsident der Alibaba Gruppe
und Experte für e-Commerce in Asien wird<br />
dem Publikum das "Alibaba Concept" und<br />
die damit verbundenen Veränderungen des<br />
Marktes näherbringen. Anschließend wieder<br />
die Qual der Wahl zwischen vier hochkarätigen<br />
Workshops mit unterschiedlichen Themenbereichen:<br />
der Polarforscher Sir Ranulph<br />
Fiennes thematisiert „Marketing for CEOs - Death<br />
or Glory in the Digital Age“. José Luis Rodríguez,<br />
Logistikleiter, Ahorramas Supermarkt<br />
und Thomas Steverding, Senior Group Manager<br />
Strategie und Geschäftsentwicklung bei<br />
DPD sprechen über Gegenwart und Zukunft<br />
von Same Day Delivery und der letzten Meile.<br />
Claudia Olsson, Strategin für für digitale Transformation<br />
wird Hybrid-Realität und Technologietrends<br />
gegenüberstellen.<br />
Den vierten Workshop leitet Tom Purves, ehemaliger<br />
BMW Nordamerika und Rolls Royce-CEO.<br />
Der nächste Parallelworkshop-Block<br />
folgt nach einer weiteren kurzen Pause. Gestärkt<br />
muss man sich dann erneut entscheiden.<br />
Der führende Motivationstrainer Adrian<br />
Webster ruft dazu auf, sich von anderen zu<br />
unterscheiden und so erfolgreich zu sein. Der<br />
zweite Workshop ist eine von KION gehostete<br />
Podiumsdiskussion mit Markus Sontheimer,<br />
Vorstandsmitglied der DB Schenker AG.<br />
Titel: „Start-up Hype meets Industry-Change“.<br />
Die Risiken und Chancen von Big Data und<br />
Datensicherheit thematisiert der dritte Workshop.<br />
Mitwirkende: der führende Datensicherheitsanalyst<br />
und Hacker FC sowie Dr.<br />
Viktor Mayer-Schönberger, Big Data Experte<br />
und Professor für Internet Governance an der<br />
Oxford Universität. Last but not least der vierte<br />
Parallelworkshop mit Hans-Peter Hiemer, ehemaliger<br />
Geschäftsführer von s. Oliver und Inhaber<br />
von b4b. Bei ihm geht es um adaptive<br />
Produktivität und agile Transformation von<br />
Geschäftsmodellen im und für das digitale<br />
Zeitalter.<br />
Einen Kracher verspricht die Abschluss-Keynote:<br />
Unternehmer und Ex-Formel 1 Fahrer<br />
David Coulthard sowie Unternehmer und Formel<br />
1 Manager Mark Gallagher haben Geschwindigkeit<br />
im Blut. In der Motivationsrede<br />
gilt daher nur ein Fokus: Speed! Neben den<br />
hochkarätigen Sprechern und dem sorgsam<br />
zusammengestellten Programm locken<br />
noch Aussteller und die „Future Lobby“ mit<br />
aufstrebenden, innovativen Start-Ups zu der<br />
exklusiven Veranstaltungsreihe. „Die nächsten<br />
geplanten Austragungsorte sind England<br />
und Spanien“, verrät Fischer. Also am besten<br />
dieses Jahr in Stuttgart teilnehmen, denn so<br />
nah kommt die MHLC nicht so schnell wieder.<br />
(AG)<br />
DOMINIK FISCHER<br />
EVENT MANAGER<br />
DEMATIC
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S28<br />
Alibaba statt Abrakadabra<br />
Der Onlinehändler Alibaba ist ein Paradebeispiel für ein boomendes Geschäftsmodell.<br />
Es gibt fast nichts, was man nicht über die Plattform bestellen kann. Der<br />
bekannte Autor und Filmemacher Porter Erisman erlebte als Vice-President der<br />
Alibaba Group den Aufstieg des Unternehmens hautnah mit. Logistik express hat<br />
ihn zum Gespräch gebeten. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Porter Erisman<br />
ex Vice President<br />
Alibaba Group<br />
Mit viel Geduld und harter Arbeit wurde das<br />
Unternehmen größer, erfolgreicher, aber wesentlich<br />
langsamer, als ursprünglich erwartet.<br />
Nachdem ich Alibaba 2008 verlassen hatte,<br />
hatte ich hohe Erwartungen an das Unternehmen.<br />
Aber es hat sogar meine kühnsten<br />
Erwartungen übertroffen. Letzten September<br />
hatte ich die Gelegenheit, das Unternehmen<br />
zu besuchen und bei der Feier zum 20-jährigen<br />
Jubiläum in einem großen Stadion in<br />
Hangzhou dabeizusein.<br />
Alibaba ist mittlerweile auf über 100.000 Mitarbeiter<br />
angewachsen, und es passen nicht<br />
mal alle in dieses Stadion. Es ist ein gewaltiger<br />
Unterschied zu der Zeit, als ich damals dazukam,<br />
als die Firma gerade aus dem Apartment<br />
des Gründers Jack Ma ausgezogen ist.<br />
ANGELIKA GABOR<br />
REDAKTION<br />
LOGISTIK EXPRESS<br />
Herr Erisman, Sie sind am Beginn des sagenhaften<br />
Aufstiegs von Alibaba zum Unternehmen<br />
gekommen und 8 Jahre geblieben. Was<br />
haben Sie sich in Bezug auf Erfolg, Entwicklung<br />
und Geschäft während und nach Ihrer<br />
Zeit dort erwartet?<br />
Ich bin bei dem Unternehmen im Jahr 2000<br />
eingetreten, auf der Spitze des Internet<br />
Booms. Wie jeder zu der Zeit habe ich erwartet,<br />
Teil eines Unternehmens zu sein, das über<br />
Nacht erfolgreich ist und schnell an die Börse<br />
geht. Der Plan ging jedoch nicht auf, da die<br />
Blase nur einen Monat nach meinem Beitritt<br />
platzte und wir unsere Erwartungen neu kalibrieren<br />
mussten. Im Nachhinein war das<br />
Platzen der Internetblase das beste, das dem<br />
Unternehmen passieren konnte. Es hat uns<br />
zurück zu unseren Wurzeln in China gebracht<br />
und uns geholfen, uns auf die Schaffung eines<br />
langfristig nachhaltigen Geschäfts zu konzentrieren<br />
statt auf einen Erfolg über Nacht.<br />
Warum sind Sie gegangen? Würden Sie aus<br />
heutiger Sicht lieber noch bei Alibaba arbeiten,<br />
und warum?<br />
Nach acht unglaublichen Jahren habe ich<br />
Alibaba verlassen, um mein Verlangen zu stillen,<br />
Bücher zu schreiben, Dokumentarfilme zu<br />
drehen und die Welt zu bereisen. Ich habe<br />
meine Zeit bei Alibaba geliebt. Aber die Zeit<br />
war reif, den Staffelstab an jemanden weiterzugeben,<br />
der mit voller Geschwindigkeit rennen<br />
konnte. Alibaba wäre auch heute noch<br />
ein großartiger Arbeitsplatz und von außen<br />
ist es schön zu sehen, dass die zweiten zehn<br />
Jahre der Alibaba-Geschichte genauso aufregend<br />
waren wie die ersten zehn Jahre.<br />
Können Sie erklären, warum das Alibaba<br />
Konzept so extrem erfolgreich ist? Worin liegt<br />
der Unterschied zum Mitbewerb?<br />
Alibaba war deshalb so erfolgreich, weil es<br />
nicht nur als Unternehmen Pionierarbeit geleistet<br />
hat. Man könne sagen, dass Alibaba
„Fair Play muss Basis sein,<br />
um Innovation-Leader zu<br />
werden und Monopolen<br />
entgegenzuwirken.“<br />
die kommerzielle Infrastruktur Chinas innoviert<br />
und ausgebaut hat, um den Sprung von einem<br />
weitgehend verarmten Land in ein wohlhabendes<br />
Land zu schaffen. Jack Mas Genie<br />
hat verstanden, dass Alibaba nicht auf den<br />
Bau der kommerziellen Infrastruktur Chinas<br />
warten konnte. Statt dessen, musste er selbst<br />
vorangehen.<br />
Glauben Sie, dass Alibaba eines Tages<br />
Amazon schlucken wird? Warum (nicht)?<br />
Die beiden werden auf sich auf den internationalen<br />
Märkten immer mehr die Köpfe<br />
stoßen, aber ich denke, sie werden beide<br />
Könige ihrer jeweiligen Märkte bleiben.<br />
Alibabas Stärke liegt in China und den Schwellenländern.<br />
Schon jetzt konkurrieren die beiden<br />
Unternehmen in Märkten wie Indien<br />
und Lateinamerika. Aber ich glaube, dass<br />
beide in ihren eigenen Kernmärkten weiter<br />
wachsen werden.<br />
Ein Grund, warum Alibaba in Europa noch<br />
nicht so bekannt ist, ist die Lieferzeit. Wird<br />
sich das ändern, und warum? Amazon eröffnet<br />
weltweit Geschäfte und Verteilzentren.<br />
Was denken Sie, wird Alibaba jemals auch<br />
Verteilzentren in Europa eröffnen?<br />
Amazons Geschäftsmodell funktioniert wunderbar<br />
in entwickelten Märkten mit bereits<br />
vorhandener, effizienter Infrastruktur. Darum<br />
war es ein logischer Schritt für Amazon, in<br />
Märkte wie England, Deutschland und den<br />
Rest Westeuropas einzusteigen.<br />
Was viele Menschen nicht realisieren, ist, dass<br />
viele der Produkte auf Alibabas B2B-Websites<br />
bezogen und dann bei Amazon in Europa im<br />
Einzelhandel verkauft werden. In dieser Hinsicht<br />
ergänzen sich die beiden Unternehmen<br />
sehr gut. Was in weiten Teilen Europas weitgehend<br />
unbemerkt bleibt, ist die Tatsache, dass<br />
Alibaba in Russland und anderen osteuropäischen<br />
Ländern sehr stark ist.<br />
Tatsächlich sind die Verbraucher-Websites<br />
von Alibaba in Russland häufig die am meisten<br />
genutzten Shopping-Websites.
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S30<br />
Vor ein paar Jahren war ich in Estland, und<br />
der Leiter der Estnischen Post erzählte mir,<br />
dass sie beim Transport der Produkte aus<br />
China nach Russland mithelfen, weil der russische<br />
Postdienst das Paketvolumen, das von<br />
Alibabas Verkäufern nach Russland verschickt<br />
wurde, einfach nicht bewältigen konnte. Daher<br />
denke ich, dass Alibaba seine Logistik in<br />
Europa durch Partnerschaften und eigene Aktivitäten<br />
zunehmend ausbauen wird.<br />
Eine ausgewogene Work-life-balance ist für<br />
das Wohlbefinden wichtig. Wir alle wissen,<br />
dass man die Arbeitsbedingungen in Österreich<br />
und China nicht vergleichen kann.<br />
Aber spielen ethische Kriterien irgendwie eine<br />
Rolle bei Alibabas Expansion nach Europa, da<br />
das 996-System hierzulande verpönt ist?<br />
Als ich zu Alibaba gekommen bin, gab es<br />
im Zentralbüro einen Raum voller Etagenbetten,<br />
damit die Ingenieure rund um die<br />
Uhr arbeiten konnten. Sie haben das freiwillig<br />
aus Leidenschaft für ihr Start-up getan,<br />
und nicht aus Zwang. Aber wir haben<br />
realisiert, dass eine solche Arbeitsmoral am<br />
Ende zu Burnout führen würde, also sind wir<br />
die Etagenbetten losgeworden und haben<br />
eine regelmäßigere Arbeitswoche etabliert.<br />
Darum war ich wirklich überrascht, als ich<br />
im letzten Jahr las, wie Jack Ma für ein 996-<br />
Arbeitssystem wirbt. Ich musste solche Stunden<br />
niemals regelmäßig leisten. Es wurde von<br />
uns erwartet, Wochenendpläne fallen zu lassen,<br />
wenn etwas Wichtiges passierte, aber ich<br />
habe mich nie überarbeitet gefühlt.<br />
Ich bin der Meinung, dass Jacks Kommentare<br />
großteils mißverstanden werden. Ich kenne<br />
ihn, und glaube daher, was er meint ist, wenn<br />
du Teil eines Start-ups bist, kannst du nicht<br />
zwischen Arbeit und Leben trennen, weil das<br />
Start-up als dein „Leben“ zählt und nicht als<br />
Arbeit.<br />
Wenn du etwas mit Leidenschaft machst<br />
und das Gefühl hast, die Welt zu verändern,<br />
dann fühlt sich das nicht wie Arbeit an. Hier<br />
eine klare Trennung zwischen Arbeit und Leben<br />
zu machen setzt voraus, dass Arbeit ein<br />
Ort ist, an dem man auf die Uhr schlägt und<br />
zur Arbeit geht. Würde ich heute mit Jack<br />
darüber reden, würde ich argumentieren,<br />
dass ein reifes Unternehmen eine bessere<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben<br />
ermöglichen muss. Ein Unternehmen darf<br />
nicht nur für 20jährige sein, die ihre Familienplanung<br />
aufschieben.<br />
Ich bin jetzt Vater von zwei kleinen Kindern.<br />
Wäre ich noch bei Alibaba, könnte ich vermutlich<br />
kaum Zeit mit ihnen verbringen.<br />
Das war mit ein Grund, warum ich der Versuchung,<br />
zurückzukehren, widerstanden<br />
habe. Ein 996-Arbeitszeitplan berücksichtigt<br />
einfach keine Menschen, die sich um kranke<br />
Eltern kümmern oder Zeit mit ihren kleinen<br />
Kindern verbringen möchten. Ich bin für<br />
ein System, in dem Menschen während der<br />
Arbeit 110% geben können, aber flexibel Zeit<br />
für die Familie haben.<br />
Wenn Ihnen die mächtige Business-Fee<br />
einen Wunsch erfüllen würde, egal was –<br />
was würden Sie sich wünschen?<br />
Dass der Konsumboom in Schwellenländern<br />
so gesteuert werden kann, dass gleichzeitig<br />
Wachstum entsteht UND die Umwelt geschützt<br />
wird. Momentan zeigt das Pendel zu<br />
sehr in Richtung Wachstum und die Umwelt in<br />
Ländern wie China und Indien zahlt den Preis.<br />
Wir danken für das Interview! (AG)
MOVE<br />
YOUR<br />
SUPPLY<br />
CHAIN<br />
MHLC<br />
EUROPE<br />
<strong>2020</strong> 8 & 9 MARCH <strong>2020</strong><br />
Goldbergwerk Stuttgart<br />
Mövenpick Hotel Stuttgart Messe & Congress<br />
BRUCE<br />
DICKINSON<br />
Singer of Iron<br />
Maiden, author,<br />
entrepreneur<br />
and owner of an<br />
airplane line<br />
PORTER<br />
ERISMAN<br />
Former VP of<br />
Alibaba, leading<br />
e-Commerce<br />
expert of China<br />
LARS-JOHAN<br />
JARNHEIMER<br />
Chairman of<br />
IKEA Group,<br />
former<br />
President & CEO<br />
of Tele 2 AB<br />
Opening<br />
Keynote<br />
Keynote<br />
Keynote<br />
DAVID<br />
COULTHARD<br />
MARK<br />
GALLAGHER<br />
Formula 1<br />
Driver,<br />
entrepreneur<br />
13-times Grand<br />
Prix Winner<br />
Keynote<br />
Formula 1<br />
Manager,<br />
entrepreneur,<br />
one of the most<br />
influential people<br />
in Formula 1<br />
Keynote<br />
EXCLUSIVE REGISTRATION: www.mhlc.eu<br />
The Material Handling & Logistics Conference Europe <strong>2020</strong> is a place<br />
to come together and develop persona ly. Everyone should be able to<br />
participate in the event. This is why we would like to give both, champions<br />
and cha lengers, the opportunity to participate on the strictly<br />
limited contingent. This is why we decided to have two different prices<br />
for each group.Fairness is the aim of this and our promise!<br />
The Material Handling & Logistics Conference Europe <strong>2020</strong> is a place<br />
to come together and develop personally. Everyone should be able to<br />
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and challengers, the opportunity to participate on the strictly<br />
limited contingent. This is why we decided to have two different prices<br />
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MOVE<br />
YOUR<br />
SUPPLY<br />
CHAIN<br />
MHLC<br />
EUROPE<br />
<strong>2020</strong> 8 & 9 MARCH <strong>2020</strong><br />
MOVE<br />
YOUR<br />
SUPPLY<br />
CHAIN<br />
MHLC<br />
EUROPE<br />
<strong>2020</strong> 8 & 9 MARCH <strong>2020</strong>
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S32<br />
Logistic Natives e.V. E-Commerce<br />
Logistik Infrastruktur Netzwerk<br />
Er bietet allen deutschsprachigen und internationalen Unternehmen, die in der<br />
Branche der E-Commerce Logistik unterwegs sind - Dienstleister und Händler<br />
gleichermaßen - die Möglichkeit, neben der intensiven Vernetzung die Märkte<br />
aktiv mitzugestalten, Informationen zu erhalten und einen Wissensvorsprung<br />
zu generieren, der beispielsweise in neue Geschäftsmodelle münden könnte.<br />
BEITRAG: WALTER TREZEK<br />
WALTER TREZEK<br />
GRÜNDUNGSMITGLIED-<br />
LOGISTIC NATIVES<br />
Das Netzwerk wird regelmäßig<br />
über Trends und Neuigkeiten in<br />
Logistik express berichten und<br />
federführender Interessenvertreter<br />
und Ansprechpartner für die Belange<br />
der Branche sein. Dabei wird eng und<br />
partnerschaftlich mit etablierten Branchenverbänden<br />
zusammengearbeitet.<br />
Um Ihnen einen ersten Eindruck einiger Arbeitsbereiche<br />
des Verbandes zu geben, finden<br />
Sie nachfolgend einen groben Abriss zu<br />
den aktuellen Thematiken Zugang zum Weltpostnetz,<br />
Evaluierung des EU-Postrechts und<br />
der Umsetzung von Konsumentenbedürfnisse<br />
im Warenverkehr.<br />
Neuregelung des Zugangs zum Weltpostnetz<br />
im August <strong>2020</strong><br />
Als Organisation der Vereinten Nationen,<br />
haben die 192 Mitgliedsstaaten des WPV<br />
verstanden, dass sich der WPV allen an der<br />
weltweiten Zustellung interessierten Interessengruppen<br />
öffnen muss, die weltweit an<br />
der Lieferung von Waren beteiligt sind. Die<br />
Vertretung des gesamten Zustellsektors und<br />
nicht nur der von den 192 WPV-Mitgliedstaaten<br />
benannten Postadministrationen erfordert<br />
institutionelle Veränderungen, sowie<br />
eine Neuregelung des Zugangs zum Weltpostnetz,<br />
zu dessen Produkten und Dienstleistungen<br />
auf dem 47. UPU-Kongress im<br />
August <strong>2020</strong>.
EU-Postrecht mehr als 25 Jahre alt – Neuausrichtung<br />
dringend gesucht<br />
Der rechtliche und regulatorische Rahmen für<br />
die Zustellung von Postsendungen, von Briefsendungen<br />
und Paketen in der EU, wurde vor<br />
mehr als 20 Jahren festgelegt. Gesetze und<br />
Regulierungen unseres Zustellmarktes sind veraltet.<br />
Sie passen nicht mehr und bieten nicht<br />
mehr die Antworten auf die Herausforderungen<br />
einer zunehmend digitalisierten Post- und<br />
Zustellrealität.<br />
Die Zustellung im digitalen Handel erfordert<br />
einen gut etablierten rechtlichen und regulatorischen<br />
Rahmen, um zu funktionieren. Auszugehen<br />
ist davon, dass der europäische digitale<br />
Binnenmarkt als integrativer Bestandteil<br />
des globalen Marktes, ebenso wie der elektronische<br />
Handel, auf Daten beruht, um den<br />
Verbrauchern den bestmöglichen Service zu<br />
bieten. Deshalb ist eine grundlegende, marktorientierte<br />
Neuerarbeitung einer neuen Postmarktrichtlinie<br />
erforderlich.<br />
Nur so können die EU- Rahmenbedingungen<br />
der fortschreitenden Digitalisierung der Postund<br />
Zustellmärkte zur Vollendung des digitalen<br />
EU-Binnenmarktes beitragen.<br />
Konsumentenbedürfnisse, Gesetze, Normen<br />
Der Konsumenten in der EU werden die Mittel<br />
und Möglichkeiten an die Hand gegeben, zu<br />
entscheiden wie sie online ausgewählte und<br />
erworbene Waren geliefert haben möchten.<br />
Neben zeitgemäßen gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
sind dazu harmonisierte Normen<br />
für die Dienstleistungsqualität, die durchgängige<br />
Verfolgbarkeit der Sendungen im Inland<br />
und über die Grenzen hinweg, zur Interoperabilität<br />
zwischen Kurier-, Express-, Paket- und<br />
Postbetreibern, sowie die Standardisierung<br />
der Infrastruktur, um den Zugang zu Brief- und<br />
Pakethinterlegungssystem zu gewährleisten.<br />
Daten die bereits bei Kauf entstanden sind,<br />
etwa fortgeschrittene elektronische Datenspezifikationen<br />
für Mehrwertsteuer, Zoll, Transport-<br />
und produktbezogene Sicherheit werden<br />
in den kommenden Jahren in der EU,<br />
aber auch weltweit von allen Beteiligten<br />
weiterentwickelt und erforderlichenfalls, den<br />
geänderten Anforderungen nach auch angepasst<br />
werden. Auch das zu erwartende<br />
Mandat der Europäischen Kommission an das<br />
Europäische Komitee für Normung (CEN) wird<br />
dazu <strong>2020</strong>/21 den entsprechenden Rahmen<br />
bieten. (WT)<br />
FLORIAN SEIKEL<br />
VICE PRESIDENT<br />
ECOMMERCE EUROPE<br />
[MEMBERSHIP &<br />
ENGAGEMENT]<br />
Sichern Sie mit Dematic Ihre Wettbewerbsvorteile.<br />
Zunehmende Angebots- und Sortenvielfalt bei gleichzeitig<br />
abnehmenden Auftragsmengen erfordern bessere Lagerstrukturen.<br />
Beim steigenden Wettbewerbsdruck müssen die<br />
Betriebskosten so niedrig wie möglich gehalten werden.<br />
Unsere Lösungen für diese und viele andere Ihrer<br />
Herausforderungen finden Sie im modularen Systemdesign<br />
und in einer strategischen Management-Software<br />
der Dematic Anlagen.<br />
Besuchen Sie uns auf der<br />
LogiMAT: 10. - 12. März <strong>2020</strong><br />
Halle 1, Stand H61<br />
www.dematic.com
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S34<br />
Nachhaltige Verpackungslösungen<br />
Konsumenten fordern von Händlern nachhaltige alternative Verpackungslösungen,<br />
Händler wollen dem Rechnung tragen. Immer im Blick: die Wirtschaftlichkeit.<br />
Dabei gibt es durchaus bereits etliche, für Retailer praktikable, Lösungen. Ein<br />
kleiner Überblick über derzeitige Ansätze. BEITRAG: DUNJA KOELWEL<br />
DUNJA KOELWEL<br />
FREIE JOURNALISTIN<br />
E-COMMERCE, LOGISTIK &<br />
FULFILLMENT PAYMENT<br />
Nachhaltigkeit und Umweltschutz<br />
sind Themen, an denen auch<br />
Onlinehändler Zalando nicht vorbei<br />
kommt: Anhand eines Piloten<br />
experimentiert das Unternehmen seit Herbst<br />
2019 mit alternativen Verpackungsmethoden.<br />
Seit September erhielten rund 10.000 zufällig<br />
ausgewählte Testpersonen in Finnland,<br />
Norwegen, Schweden sowie Dänemark ihre<br />
Ware von Zalando nicht mehr im Pappkarton,<br />
sondern in einer bunten Kunststofftasche des<br />
Dienstleisters RePack.<br />
Kunden müssen die Tasche an Zalando zurücksenden,<br />
sobald sie ihre Bestellung erhalten<br />
haben – selbst, wenn sie alle Artikel behalten<br />
wollen. Nach einiger Zeit wurde der Pilot<br />
sogar auf 40.000 Sendungen erweitert. Noch<br />
stehen die ersten Erkenntnisse aus dieser Pilotphase<br />
aus, aber eines wird schon jetzt deutlich:<br />
Die Diskussion und das Vermeiden von<br />
Verpackungsmüll wird auch für Onlinehändler<br />
eines der wichtigen Themen der kommenden<br />
Jahre, mit dem sich Unternehmen frühzeitig<br />
beschäftigen sollten.<br />
Verpackungsweltmeister – unrühmlicher Titel<br />
Und das ist auch dringend geboten, denn laut<br />
dem Statistischen Amt der EU wirft jeder Deutsche<br />
pro Jahr rund 220 Kilo an Verpackung<br />
weg. Wir sind hier unrühmliche Europameister,<br />
obwohl die Bereitschaft zur Veränderung<br />
gegeben ist. Eine Befragung im Auftrag des<br />
Beratungshauses PWC ergab, dass der großen<br />
Mehrheit der deutschen Verbraucher die<br />
Nachhaltigkeit von Verpackungen wichtig ist<br />
und den Einsatz von recyclebarem Material<br />
begrüßen. Ein vielversprechender Ansatz, um<br />
Verpackungen im Handel nachhaltiger zu<br />
gestalten, ist das Konzept der Kreislaufwirtschaft.<br />
Der Kern besteht darin, die eingesetzten<br />
Rohstoffe länger und häufiger zu nutzen.<br />
Die sogenannte „Circular Economy“ ermöglicht<br />
es, den Lebenszyklus durch Wiederverwertung,<br />
Wiederverwendung, Demontage<br />
oder Wiederaufbereitung eines Produktes zu<br />
verlängern. Erfolgreiche Beispiele in verschiedenen<br />
Verpackungsbereichen gibt es bereits.<br />
Zwei Dekaden Erfahrung: Mehrweg-Versandsystemen<br />
Als Versandhändler verkauft die memo AG<br />
ihr Sortiment, bestehend aus Bürobedarf und<br />
–möbeln, Werbeartikeln sowie Alltagsprodukten,<br />
über drei Onlineshops sowie Kataloge<br />
und Werbemedien. In allen anderen Geschäftsbereichen,<br />
berücksichtigt memo seit<br />
Gründung die Kriterien der Nachhaltigkeit.<br />
Lothar Hartmann, Leitung Nachhaltigkeitsmanagement<br />
bei memo, erzählt von den<br />
Anfängen: „Bereits im Jahr 1998 war memo<br />
Pilotpartner bei der Einführung der „Postbox“,<br />
einem Mehrweg-Versandsystem der Deutschen<br />
Post. Als dieses System Ende 2008 eingestellt<br />
wurde, entwickelte memo auf dieser<br />
Basis das Mehrweg-Versandsystem „memo<br />
Box“. Mittlerweile ist die „memo Box“ seit über<br />
zehn Jahren im Einsatz und setzt im Branchenvergleich<br />
ökologische Maßstäbe – etwa 25<br />
Prozent der Paketsendungen werden damit<br />
versendet.<br />
Die Kunden von memo finden diesen Einsatz<br />
gut: „Mittlerweile versenden wir etwa 25 Prozent<br />
unserer Paketsendungen mit der „memo<br />
Box“. Das Feedback der Kunden dazu ist seit<br />
Beginn an positiv. Und natürlich stehen auch<br />
unsere Mitarbeiter voll hinter dem Mehrweg-Versandsystem“,<br />
so Lothar Hartmann.<br />
Alternative Optionen bei Verpackungen<br />
Wie Kreislaufwirtschaft in einem Unternehmen<br />
in der Praxis funktioniert, beweist auch Reinhard<br />
Schneider, Öko-Pionier, Inhaber und Geschäftsführer<br />
der Werner & Mertz-Gruppe. Das<br />
Mainzer Familienunternehmen in vierter Generation<br />
und Hersteller der Marke Frosch setzt<br />
sich gemeinsam mit seinen Partnern in der
Recyclat-Initiative für einen echten Kreislauf<br />
des Verpackungsmülls ein, in welchen auch<br />
Kunststoff-Verpackungen aus dem Gelben<br />
Sack eingebunden werden. Statt eines Downcyclings<br />
des Plastiks zu minderwertigen Materialien<br />
oder gar dessen Verbrennung, können<br />
durch den Einsatz modernster Sortiertechnik<br />
hochwertige Recyclate ohne den Einsatz von<br />
Rohöl hergestellt werden. Ein weiteres Beispiel<br />
ist auch Tetra Pak, das auf Zuckerrohr bei der<br />
Herstellung biobasierter Verpackungen setzt.<br />
Tetra Rex Kartons für gekühlte Milchprodukte<br />
bestehen ausschließlich aus zuckerrohrbasiertem<br />
Kunststoff und Karton.<br />
Noch in der experimentellen Phase sind auch<br />
Wasserflaschen, die in Zukunft aus biologisch<br />
abbaubarem Material sein könnten: So hat<br />
beispielsweise ein isländischer Produktdesign-Student<br />
eine Flasche entworfen, die – solange<br />
sie gefüllt ist – ihre Form behält. Danach<br />
beginnt der Abbauprozess. Das zugrunde<br />
liegende Material ist Agar, einer aus Algen<br />
gewonnen Substanz. Zu derzeit ebenfalls getesteten<br />
Verpackungsoptionen gehört eine<br />
strapazierbare Folie aus in Milch enthaltenen<br />
Casein-Proteinen, die luftundurchlässiger und<br />
haltbarer als Plastik ist – und essbar. Sie könnte<br />
beispielsweise bei Pizza Kartons oder Cornflakes<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Back to the roots – Füllmaterial<br />
Füllmaterial hat nur eine Aufgabe: Pakete<br />
füllen und Leerräume beseitigen. Nachwachsende<br />
Rohstoffe werden auch hier immer gefragter<br />
und zeigen Konsumenten, dass man<br />
als Händler die Themen Nachhaltigkeit und<br />
Umweltverträglichkeit ernst nimmt. Das wohl<br />
hier verbreitetste Material ist Holzwolle. Das<br />
Material ist nicht nur dekorativ, sondern umhüllt<br />
auch empfindliche Artikel bestens. Ein<br />
weiterer Vorteil: Sie ist leicht und 100 Prozent<br />
biologisch abbaubar. Aber auch nachhaltig<br />
hergestellte Verpackungs-Chips, die Flocken,<br />
erfreuen sich zunehmender Akzeptanz. Aus<br />
Maisstärke hergestellt sind sie eine umweltfreundliche<br />
Variante zu Verpackungs-Chips<br />
aus Polystyrol. Ganz natürlich geht es auch<br />
beim Startup Landpack zu, das für den Kühlversand<br />
Stroh statt Styropor nutzt, denn Stroh<br />
hat ebenso gute isolierende Eigenschaften<br />
wie Styropor. Der Handel greift diese Optionen<br />
bereits auf, etwa Alnatura oder Feinkost<br />
Käfer.<br />
Avery Dennison geht noch einen Schritt weiter:<br />
Das Unternehmen hat zuletzt eine biobasierte<br />
PE-Folie vorgestellt, die aus Zuckerrohr-Ethanol<br />
hergestellt wird. Damit lässt sich<br />
dann eine weiße oder transparente Variante<br />
für den Etikettendruck herstellen.<br />
Alles im Lot? Anregungen und Kritikpunkte<br />
Die Verbraucher fordern es, Hersteller und<br />
Händler könnten es – ist damit also der Weg<br />
frei zu künftig mehr nachhaltigen Lösungen<br />
rund um das Thema Verpackung? Lothar<br />
Hartmann von memo spricht offen über die<br />
Schwierigkeiten: „Die größte Herausforderung<br />
bei der Implementierung des Mehrweg-Versandsystems<br />
war die organisatorische und<br />
technische Integration in die Unternehmensprozesse.<br />
Für einen erfolgreichen Betrieb ist es<br />
beispielsweise unabdingbar, die Abwicklung<br />
über das ERP-System zu steuern und entsprechende<br />
Anpassungen vorzunehmen. Darüber<br />
hinaus entstehen Mehrkosten, zum Beispiel<br />
für die Retourenabwicklung, die wir nicht<br />
an unsere Kunden weitergeben.“<br />
Auch die stetige Weiterentwicklung des Systems<br />
erzeugt Mehraufwand. So besteht die<br />
„memo Box“ seit Herbst 2016 aus Recyclingkunststoff<br />
aus Haushaltsabfällen. „Durch<br />
diese Maßnahme konnten wir die Treibhausgasemissionen<br />
bei der Herstellung der Box<br />
um bis zu 30 Prozent verringern. Gleichzeitig<br />
sind jedoch auch die Herstellungs-kosten für<br />
die Box gestiegen“, so Hartmann. Er rät daher<br />
Händlern: „Es lohnt sich auf jeden Fall,<br />
über ein Mehrweg-Versandsystem nachzudenken.<br />
Allerdings kann ein derartiges<br />
System in der Regel nicht eins zu eins auf<br />
jedes andere Unternehmen übertragen<br />
werden. Neben dem bereits erwähnten<br />
finanziellen Aufwand ist die technische und<br />
organisatorische Anbindung an bestehende<br />
Logistiksysteme nicht zu unterschätzen.“<br />
(DK)<br />
LOTHAR HARTMANN<br />
<strong>LE</strong>ITUNG NACHHALTIG-<br />
KEITSMANAGEMENT<br />
MEMO AG
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S36<br />
MICHAEL MÜL<strong>LE</strong>R KATJA WINDT ANDREAS SCHICK<br />
Grenzen einreißen – Produktion und<br />
Logistik verschmelzen<br />
Auf dem Forum Automobillogistik <strong>2020</strong>, das am 5. und 6. Februar in Leipzig stattgefunden<br />
hat, diskutierten Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft über Herausforderungen<br />
und Lösungsansätze für verschmelzende Produktions- und Logistikvorgänge.<br />
BEITRAG: ANJA STUBBE<br />
Die Zeiten, in denen jeder Beteiligte<br />
einer Wertschöpfungskette allein<br />
seine Prozesse optimiert, sind vorbei.<br />
Alternativen sind gefragt,<br />
um Prozesse gemeinsam optimieren und<br />
so das gesamte Potenzial einer reibungslosen<br />
Supply Chain heben zu können – das<br />
gilt besonders für die Automobilindustrie.<br />
„Grenzen einreißen muss zuallererst in den<br />
Köpfen stattfinden. Querdenken in Bezug auf<br />
Geschäftsmodelle und auf Kooperationsweisen<br />
ist gefordert“, ist Michael Müller, CEO von<br />
Müller – Die lila Logistik AG, überzeugt. „Wir<br />
müssen immer wieder in Alternativen denken<br />
und nicht nur das optimieren, was wir<br />
momentan haben.“<br />
Von Daten-Silos zu Datenstandards<br />
Das gilt zum Beispiel für das Datenmanagement.<br />
Andreas Schick, Vorstand Produktion,<br />
Supply Chain-Management und Einkauf des<br />
Automobilzulieferers Schaeffler AG, betont<br />
die Bedeutung von vernetzten Datenflüssen.<br />
„Wir erheben immens viele Daten, die auch<br />
unseren Kunden helfen würden, wenn man<br />
sie teilt.“ Internationale Datenstandards<br />
sind dazu Grundvoraussetzung. Dem gegenüber<br />
stehen allerdings noch immer<br />
verschiedene gewerks- oder unternehmenseigene<br />
Datenökosysteme, zwischen<br />
denen Schnittstellen nur schwer oder gar<br />
nicht geschaffen werden können. Außerdem<br />
muss die Datensicherheit geklärt sein.<br />
Indem eindeutig festgelegt ist, wem die Daten<br />
gehören und wie mit diesen umzugehen<br />
ist, können Unternehmen Lösungen finden,<br />
„die uns allen guttun“, so Schick.<br />
Informationen für Beteiligte nutzbar machen<br />
Wie Grenzen zwischen Fachbereichen in Hinblick<br />
auf die Datenweitergabe eingerissen<br />
werden können, zeigt Prof. Katja Windt, Mitglied<br />
der Geschäftsführung des Anlagenlieferanten<br />
SMS Group und des Vorstands der BVL.<br />
Eine sogenannte lernende Wertschöpfungskette<br />
und ein Qualitätstracking entlang der<br />
gesamten Supply Chain sorgen dafür, dass<br />
aus Daten gewerksunabhängig Informationen<br />
gewonnen werden, aus denen wiederum<br />
Prozesswissen generiert werden kann.<br />
Um Reibungsverluste zu minimieren und die<br />
isolierte Betrachtung einzelner Gewerke zu<br />
überwinden, ist es aber entscheidend, schon<br />
früh alle an der Supply Chain beteiligten Parteien<br />
an einen Tisch zu bekommen. Gemischte<br />
Teams mit Experten aus den unterschiedlichen<br />
Bereichen von Beginn an – das ist die<br />
Lösung der SMS Group, um der Silo-Bildung<br />
zuvorzukommen.
THOMAS ZERNECHE<br />
DENNIS J. SNOWER<br />
Innovationsträger.<br />
Zukunft braucht Herkunft.<br />
Zusammenrücken ist gefragt – weltweit<br />
Auch geographische Grenzen einzureißen<br />
sei unausweichlich, um aktuelle<br />
Herausforderungen in Logistik und Supply<br />
Chain-Management anzugehen,<br />
so die Experten beim Forum Automobillogistik.<br />
Dazu zählen unter anderem<br />
die überlastete Infrastruktur, steigende<br />
Logistikkosten durch verknappte Transport-<br />
sowie Fachkräftekapazitäten oder<br />
Bestrebungen zur Dekarbonisierung.<br />
Altbewährte Dogmen müssen dafür<br />
überdacht werden. Dabei zeichnet<br />
sich ein Trend ab: Alle Bereiche der<br />
Wertschöpfungskette rücken geographisch<br />
näher zusammen „Zukünftig wird<br />
vermehrt dort produziert, wo der Markt<br />
ist“, ist Thomas Zernechel, Leiter Konzernlogistik<br />
bei Volkswagen, überzeugt.<br />
Damit alle Gewerke an einem Ort produktiv<br />
werden können, ist es notwendig,<br />
Produktions- und Logistikkonzepte<br />
neu zu denken sowie Standorte neu zu<br />
organisieren.<br />
Die 1978 gegründete Bundesvereinigung<br />
Logistik (BVL) e. V. ist eine gemeinnützige,<br />
neutrale und überwiegend<br />
ehrenamtliche Organisation.<br />
Als Plattform für Manager der Logistik<br />
in Industrie, Handel und Dienstleistung,<br />
für Wissenschaftler und Studierende<br />
bildet sie mit heute rund 11.300<br />
Mitgliedern eine Brücke zwischen<br />
Wirtschaft und Wissenschaft und ist<br />
Podium für den nationalen und internationalen<br />
Gedankenaustausch zwischen<br />
Führungskräften aus Logistik<br />
und Supply Chain-Management.<br />
Wenn Gewerke umziehen, muss aber<br />
auch die nötige Kompetenz transferiert<br />
werden. Unterstützung dabei kommt<br />
von der zunehmenden Automatisierung,<br />
sagt Prof. Dennis J. Snower, Präsident<br />
der Global Solutions Initiative<br />
und Professor für Makroökonomie und<br />
Nachhaltigkeit an der Hertie School of<br />
Governance.<br />
Denn Roboter ließen sich leichter in<br />
der Welt herumschicken als Menschen<br />
und deren Kompetenz damit schneller<br />
und unkomplizierter von einem Ort<br />
zum anderen transportieren. Daher<br />
ist sich Snower sicher: „Je mehr Automatisierung<br />
in den Fabriken Einzug<br />
hält, desto mehr kann sich die Produktion<br />
an den Kunden annähern.“<br />
Während einerseits Grenzen in Bezug<br />
auf Daten-, Informations- und Wissenstransfer<br />
langsam verschwinden, werden<br />
andererseits neue Grenzen gezogen.<br />
Handelskonflikte und -hürden<br />
erschweren die positive Entwicklung<br />
der Weltwirtschaft. „Non-tariff barriers<br />
are the analogy to building a wall inside<br />
the factories,“, konkretisiert Snower.<br />
Er hat eine klare Forderung an alle Beteiligten<br />
aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft:<br />
„They should be obsolete!“<br />
(AS)<br />
Das Forum Automobillogistik ist eine<br />
Gemeinschaftsveranstaltung der BVL<br />
mit dem Verband der Automobilindustrie<br />
(VDA).<br />
Innovation geht auch einfach.<br />
Unsere Systeme machen die Arbeit<br />
leicht, nicht kompliziert. Einfach und<br />
gut und das seit 175 Jahren.<br />
Smart. Hochwertig. Zuverlässig.
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S38<br />
Trade Compliance im Handel mit<br />
den Balkan-Ländern<br />
Die Staaten auf der Balkan-Halbinsel bieten interessante Absatzchancen unter<br />
zum Teil schwierigen Bedingungen. Eine automatisierte Verzollung empfiehlt sich<br />
als «Business Enabler» und Risikoverhinderer. BEITRAG: ARNE MIELKEN<br />
Angesichts der Verlangsamung des<br />
Weltwirtschaftswachstums und<br />
der Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie<br />
werden Nischenmärkte<br />
auf dem Balkan wieder interessanter<br />
für Exporteure in Deutschland, Österreich und<br />
der Schweiz. Die Region, die sich von Serbien,<br />
Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina,<br />
Kosovo, Albanien, Bulgarien, Montenegro,<br />
Nord-Mazedonien bis nach Griechenland<br />
erstreckt, bietet zum Teil sehr interessante<br />
Absatzchancen. Im Vordergrund stehen der<br />
Modernisierungsbedarf in den Bereichen<br />
Verkehrsinfrastruktur, Energiewirtschaft und<br />
Tourismus und eine hohe Nachfrage nach<br />
Maschinen sowie chemischen und pharmazeutischen<br />
Erzeugnissen. Für viele Projekte stehen<br />
EU-Fördermittel zur Verfügung. Negativ<br />
wirken sich allerdings die niedrige Kaufkraft,<br />
die mancherorts mangelnde Rechtssicherheit,<br />
die Korruption sowie lange Zahlungsfristen<br />
(z.B. Griechenland) aus.
Bei den Balkanländern handelt sich sowohl<br />
um EU-Mitglieder (Slowenien, Kroatien, Bulgarien,<br />
Griechenland) wie auch Nicht-EU-Staaten.<br />
Die Verhandlungen über einen EU-Beitritt<br />
der Westbalkanländer stecken zurzeit in einer<br />
Krise, ebenso das regionale Freihandelsabkommen<br />
CEFTA.<br />
So erhebt der Kosovo seit einem Jahr 100%<br />
Zoll auf Waren aus Serbien und Montenegro.<br />
Auch der Straßentransport durch die Länder<br />
wird durch politische Querelen behindert. Lkw<br />
stehen bei der Durchfahrt oft Stunden und<br />
Tage an den verschiedenen Grenzen. Um<br />
trotzdem vorwärts zu machen, verhandeln<br />
fünf der sechs westlichen Balkanländer (alle<br />
ausser Kosovo) jetzt über ein «kleines Schengen-Abkommen».<br />
Es soll intraregionale Zölle<br />
und Verwaltungsausgaben senken und den<br />
Handel fördern.<br />
Serbien<br />
Die Wareneinfuhr ist weitgehend liberalisiert.<br />
Aufgrund des 2013 in Kraft getretenen Stabilisierung-<br />
und Assoziierungsabkommens (SAA)<br />
zwischen der EU und Serbien können beim<br />
Export nach Serbien Präferenzzölle für zahlreiche<br />
Warengruppen geltend gemacht werden.<br />
Es gilt das harmonisierte Zollsystem. Als<br />
Zollbemessungsgrundlage dienen die Preise<br />
franko Grenze. Grundsätzlich sind praktisch<br />
alle Waren des gewerblich-industriellen Sektors<br />
von Zollabgaben befreit.<br />
Serbien ist auch eine interessante Drehscheibe<br />
für den Handel mit Russland und den<br />
Stan-Ländern. Seit dem Jahr 2000 gibt es ein<br />
Freihandelsabkommen (FHA) mit Russland,<br />
das mit einigen Ausnahmen (u.a. fertige Autos)<br />
den zollfreien Handel erlaubt. Weitere FHA<br />
bestehen mit Weissrussland, Kasachstan, den<br />
CEFTA-Staaten und seit Ende 2010 mit den<br />
EFTA-Staaten. Anfang 2019 wurde das bestehende<br />
Abkommen mit der Türkei erweitert.<br />
Derzeit verhandelt Serbien über ein FHA mit<br />
der Eurasischen Union. Dadurch würden auch<br />
Kirgisistan und Armenien Freihandelspartner.<br />
Bosnien-Herzegowina<br />
Basis für die Beziehungen der EU zu Bosnien<br />
und Herzegowina ist das Stabilisierungs- und<br />
Assoziierungsabkommen (SAA), welches am<br />
1. Juni 2015 in Kraft trat. Es gewährt Präferenzzölle<br />
für zahlreiche Warengruppen beim Export<br />
nach Bosnien-Herzegowina. Wichtigste<br />
Ausfuhrgüter aus der EU sind Energieträger,<br />
Maschinen und elektrische Anlagen, chemische<br />
Produkte und Pharmazeutika sowie<br />
Fahrzeuge aller Art und Nahrungsmittel. Der<br />
Import von Produktionsanlagen, die nicht im<br />
Land hergestellt werden, ist zollfrei.<br />
Kosovo<br />
Der Kosovo hat 2009 einen Zollkodex gemäß<br />
EU-Normen verabschiedet. Es gilt das Harmonisierte<br />
Zollsystem der WTO. Waren für UN,<br />
EU<strong>LE</strong>X, UNHCR, ICRC, sowie Waren für das diplomatische<br />
und konsularische Corps dürfen<br />
zollfrei eingeführt werden. Die Wirtschaftsbeziehungen<br />
zu allen EU-Ländern werden durch<br />
das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen<br />
(SAA) bestimmt, welches am 1.4.2016 in<br />
Kraft trat. Seitdem sind bereits Zölle von beiden<br />
Parteien beseitigt oder gesenkt worden.<br />
Auch mit Albanien, gibt es ein FHA. Auf Waren<br />
aus Serbien und Bosnien-Herzegowina<br />
wird seit 21.11.2018 ein Zoll von 100% erhoben.<br />
Bei der Wareneinfuhr ist übrigens an der<br />
Grenze eine Mehrwertsteuer von 18% zu bezahlen.<br />
De facto ist dies als eine Art Zusatzzoll.<br />
Informationen über Zolltarife, Einfuhr- und<br />
Ausfuhrverfahren und andere nützliche Details<br />
sind online im International Trade Guide<br />
der Regierung nachzulesen.<br />
Albanien und Nord-Mazedonien<br />
Beide Länder haben in den letzten Jahren erhebliche<br />
Anstrengungen unternommen, um<br />
die Kriterien der Europäischen Union für die<br />
Aufnahme von Beitrittsverhandlungen zu erfüllen.<br />
Das Europäische Parlament hat sich 2019<br />
für Beitrittsgespräche ausgesprochen. Diese<br />
werden jedoch von Frankreich abgelehnt.<br />
Derzeit ist das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen<br />
(SAA) Basis für die Handels-<br />
ARNE MIELKEN<br />
SENIOR GLOBAL TRADE<br />
& CUSTOMS MANAGER<br />
E2OPEN
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S40<br />
beziehungen zwischen der EU und Albanien<br />
(seit 1. April 2009 in Kraft). Dadurch können<br />
beim Export nach Albanien Präferenzzölle für<br />
zahlreiche Warengruppen geltend gemacht<br />
werden. Nord-Mazedonien mit seinen „nur“<br />
zwei Millionen Einwohnern ist ein Nischenmarkt<br />
und hat daher keinen hohen Stellenwert<br />
in dem Gerangel um einen EU-Beitritt.<br />
Montenegro<br />
Das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens<br />
(SAA) zwischen der EU und Montenegro<br />
trat am 1. Mai 2010 in Kraft. Seitdem sind gewisse<br />
Zölle von beiden Parteien bereits beseitigt<br />
oder gesenkt worden.<br />
Zollbestimmungen<br />
Beim Export in die Balkanländer, egal ob EU<br />
oder nicht-EU, sind bestimmte Handelsrichtlinien<br />
zu beachten. Als Exporteur sollten Sie<br />
abklären, ob für Ihre Waren (Dual-Use-Güter,<br />
Militärgüter, Waren mit sensibler Endverwendung)<br />
eventuell Genehmigungspflichten für<br />
die Ausfuhr bestehen.<br />
Wichtig ist auch die Abklärung des Warenursprungs,<br />
insbesondere, wenn Sie Zollbegünstigungen<br />
oder -befreiungen in Anspruch<br />
nehmen wollen. So ist z.B. im Handel mit Serbien<br />
die Warenverkehrsbescheinigung EUR.1<br />
bzw. bei bevollmächtigten Exporteuren eine<br />
Ursprungserklärung auf der Rechnung vorzulegen.<br />
Dabei ist der übliche Passus mit der<br />
Anführung der Zollnummer des bevollmächtigten<br />
Exporteurs mit separater Unterschrift<br />
der zuständigen Person notwendig. Des weiteren<br />
ist bei jeder Sendung die Kopie der<br />
Genehmigung der deutschen/österreichischen<br />
Zollorgane, anhand welcher das Unternehmen<br />
den Status des bevollmächtigen<br />
Exporteurs bekommen hat, beizulegen.<br />
„Business Enabler“<br />
Die Komplexität der Einfuhranforderungen,<br />
insbesondere in den Westbalkanländern,<br />
überfordert viele KMU-Industrie- und Handelsfirmen.<br />
Internationale Softwarehäuser bieten<br />
jedoch ausgefeilte Softwarelösungen an, die<br />
Unternehmen bei der Feststellung der Dokumentenpflichten<br />
und Sonderanforderungen,<br />
der Generierung der notwendigen Exportund<br />
Importdokumente und beim Dokumentenmanagement<br />
unterstützen. Sie helfen bei<br />
der Produktklassifizierung und Identifizierung<br />
der korrekten Zolltarife und beim Erstellen und<br />
Verwalten von Ursprungszeugnissen.<br />
Für den Export von Dual-Use- und ähnlichen<br />
sensiblen Gütern bieten sie Unterstützung<br />
bei der Einrichtung rechtskonformer Exportkontrollprozesse.<br />
Die Software vereinfacht<br />
ausserdem Preisvergleiche auf Basis Gesamteinstandskosten<br />
(Landed Cost) und hilft bei<br />
der Festlegung optimaler Lieferbedingungen<br />
und Lieferwege. Sie erhöht das Bewusstsein<br />
für Zollvorteile und öffnet die Augen für<br />
neue Handelsmöglichkeiten. Sie reduziert<br />
Trade-Compliance-Risiken, Reputationsschäden,<br />
spart Zeit gegenüber manuellen Recherchen<br />
und steigert Supply-Chain-Management-Effizienz<br />
und Supply-Chain-Transparenz.<br />
Schwierig, aber nicht hoffnungslos<br />
Mit einer Reform des Erweiterungsprozesses<br />
will die EU-Kommission den Konflikt um die<br />
Beitrittsverhandlungen mit den West-Balkanstaaten<br />
entschärfen. Ob der französische<br />
Präsident dann seine Blockadehaltung aufgeben<br />
wird, ist offen.<br />
Der Handel mit den Balkan-Staaten kann<br />
lukrativ sein, stellt jedoch hohe Anforderungen<br />
an die Vertragsparteien. Beim Export<br />
in die Nicht-EU-Staaten ist eine Vielzahl tarifärer<br />
und nicht-tarifäre Handelsbestimmungen<br />
zu beachten. Aufgrund der instabilen<br />
politischen Lage im Westbalkan kommt es<br />
auch immer wieder kurzfristig zu Änderungen<br />
der Zollbestimmungen. Eine Automatisierung<br />
der Zollabfertigung ist daher schon<br />
aus Compliance-Gründen empfehlenswert.<br />
(AM)
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S42<br />
Vom Risiko zur Chance -<br />
Handel mit der Türkei und dem<br />
arabischen Raum<br />
Die politischen Turbulenzen in Vorderasien und im Mittleren Osten haben die<br />
Compliance-Herausforderungen beim Export in diesen Wirtschaftsraum enorm<br />
in die Höhe geschraubt. Mit IT-Unterstützung lassen sich die Risiken jedoch gut<br />
managen. REDAKTION: ARNE MIELKEN<br />
hohen Inflationsrate, hohen Zinsen und dem<br />
Wertverlust der türkischen Währung. Produkte<br />
aus Deutschland und Österreich sind dadurch<br />
z.T. sehr teuer geworden. Die Euphorie nach<br />
Abschluss der Zollunion zwischen der EU und<br />
der Türkei im Jahr 1996 ist längst verflogen.<br />
Trotzdem schätzen Experten die mittel- bis<br />
langfristigen Exportchancen für deutsche und<br />
österreichische Unternehmen in der Türkei als<br />
gut ein.<br />
Bürgerkrieg in Syrien, Einmarsch türkischer<br />
Truppen in Nordsyrien,<br />
Schlagabtausch zwischen den USA<br />
und dem Iran im Irak und in Syrien,<br />
iranischen Angriffe auf Schiffe in der Strasse<br />
von Hormoz und auf eine Ölraffinerie in<br />
Saudi-Arabien, Stellvertreterkrieg im Jemen –<br />
alle diese Ereignisse sprechen gegen Exporte<br />
in diese Region.<br />
Tor zum Mittleren Osten<br />
Der Handel mit der Türkei leidet zudem unter<br />
der schrumpfenden Wirtschaftsleistung, der<br />
Das Land mit über 80 Mio. Einwohnern hat<br />
eine junge, recht gut ausgebildete Bevölkerung<br />
und vor allem viele unternehmerisch<br />
denkende Menschen, die die Möglichkeiten,<br />
die sich der Türkei als Tor zum Mittleren<br />
Osten und zu den Stan-Ländern bieten, kreativ<br />
ausschöpfen. Im konsumfreudigen Mittelstand<br />
wächst zu dem die Nachfrage<br />
nach Qualitätsprodukten und -dienstleistungen.<br />
In Industrie und Handel sind innovative<br />
Technologien (Maschinen, IT, Infrastruktur,<br />
Transportwesen, Medizintechnik) gesucht.<br />
Die EU ist mit Abstand der grösste Exportmarkt<br />
der Türkei (mit rund 50 Prozent), während die<br />
Türkei der fünftgrösste Import- und Exportmarkt<br />
der EU ist.<br />
Chancen in Arabien<br />
Der niedrige Ölpreis und die politische Instabilität<br />
in der Region haben zahlreiche<br />
Investitionsvorhaben im Nahen Osten und<br />
auf der arabischen Halbinsel im letzten<br />
Jahr ausbremst. Trotzdem werden die Exportchancen<br />
für deutsche und österreichische<br />
Unternehmen z.B. in Saudi-Arabien<br />
mittel- und langfristig mit gut beurteilt. Dazu<br />
beigetragen haben u.a. die internen Reformen<br />
im Rahmen der „Saudi Vision 2030“.
Saudi-Arabien ist ein interessanter Absatzmarkt<br />
für Maschinen und Anlagen, Fahrzeuge,<br />
chemische, elektrotechnische, feinmechanische<br />
und optische Er¬zeug¬nisse, Pharmaprodukte,<br />
Luxusgüter und Lebensmittel.<br />
Als problematisch gelten Rüstungsexporte,<br />
insbesondere nach dem Mord an dem Journalisten<br />
Kashoggi. Noch bedeutsamer sind<br />
die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE)<br />
als Absatzmarkt für Flugzeuge, PKW, Maschinen<br />
sowie elektrotechnische und chemische<br />
Erzeugnisse. Auch als Knotenpunkt für den<br />
Handel und den Transport nach Ostafrika<br />
und den indischen Subkontinent sind die VAE<br />
nicht zu unterschätzen.<br />
Der Handel mit dem Irak, Syrien und Jemen ist<br />
sehr intransparent und bewegt sich kriegsbedingt<br />
seit Jahren auf sehr niedrigem Niveau.<br />
Hoffnungen für einen Aufschwung verbinden<br />
sich immer mal wieder mit Grossprojekten,<br />
wie den Bau neuer Raffinerien und einer Ölpipeline<br />
von Basra nach Aqaba. In wieweit sich<br />
diese realisieren lassen, bleibt abzuwarten.<br />
Zollunion, aber kein modernes Assoziierungsabkommen<br />
Das seit 1996 bestehende Abkommen der Türkei<br />
mit der EU sichert den freien Warenverkehr<br />
(keine Ein- und Ausfuhrzölle und Beschränkungen)<br />
für Industriegüter und bestimmte landwirtschaftliche<br />
Verarbeitungserzeugnisse.<br />
Darüber hinaus wird durch die Zollunion ein<br />
gemeinsamer Außenzolltarif für diese Waren<br />
festgelegt und die Angleichung des Zollrechts,<br />
der Handelspolitik und einiger damit verbundene<br />
Wirtschaftsgesetzgebungen sichergestellt.<br />
Allerdings sehen sich Exporteure seit<br />
2011 immer häufiger mit neuen Importbestimmungen,<br />
sich ändernden Einfuhrkontrollen,<br />
Dumping-, Zusatz-, und Ausgleichszöllen sowie<br />
schwierigen Registrierungs- und Dokumentationspflichten<br />
konfrontiert. Dazu gehören auch<br />
Ursprungsnachweise in Form eines IHK-Ursprungszeugnisses,<br />
einer Lieferantenerklärung<br />
oder einer sog. Exporter’s Declaration.<br />
Die im Dezember 2016 begonnen Verhandlungen<br />
über eine Modernisierung des Handelsabkommens<br />
– analog den Assoziierungsabkommen<br />
mit Japan, Kanada und Mexiko<br />
- liegen seit Juni 2018 aus diversen politischen<br />
Gründen auf Eis.<br />
Abkommen, aber kein Freihandel<br />
Mit Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait, Katar,<br />
Oman und den VAE, den Mitgliedern des<br />
Golfkooperationsrates - GKR (Gulf Co-operation<br />
Council – GCC), hat die EU 1989 ein Kooperationsabkommen<br />
abgeschlossen. Verhandlungen<br />
über ein Freihandelsabkommen<br />
(FHA) wurden 2008 seitens des GKR ausgesetzt<br />
und bisher nicht wieder aufgenommen.<br />
Der GKR hat allerdings inzwischen ein FHA mit<br />
der EFTA und Singapur unterzeichnet. 2014<br />
strich die EU den Mitgliedern des GKR die Zollvergünstigungen<br />
für Entwicklungsländer.<br />
Bedeutsam für deutsche und österreichische<br />
Exporteure ist der einheitliche Aussenzollsatz<br />
im 2008 vom GKR etablierten gemeinsamen<br />
Markt (Gulf Common Market-GCM), der für<br />
die meisten Waren 5% beträgt. Der Warenhandel<br />
innerhalb des GCM ist zollfrei. Zollanmeldung<br />
und Abgabenerhebung werden<br />
grundsätzlich in dem Mitgliedstaat durchgeführt,<br />
in dem die einzuführende Ware erstmals<br />
das Zollgebiet der Zollunion erreicht. Bei der<br />
anschliessenden Weiterversendung innerhalb<br />
der Zollunion sind in der Regel keine weiteren<br />
Zollmassnahmen (Abfertigung, Abgaben) erforderlich.<br />
Im Exportland innerhalb des GCM<br />
ist lediglich eine Erklärung für statistische Zwecke<br />
auszufüllen, die beim Import in einen<br />
anderen GKR-Staat vorgelegt werden muss.<br />
Die Zollanmeldungen im Emirat Dubai müssen<br />
elektronisch abgegeben werden. Für die<br />
Wareneinfuhr in die VAE ist ausserdem eine<br />
Legalisierung der von der zuständigen IHK/<br />
Wirtschaftskammer bescheinigten Ursprungszeugnisse<br />
und Handelsrechnungen durch die<br />
Konsularabteilung der Botschaft der VAE erforderlich.<br />
ARNE MIELKEN<br />
SENIOR GLOBAL TRADE<br />
& CUSTOMS MANAGER<br />
E2OPEN
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S44<br />
Sanktionsbestimmungen beachten<br />
Mit dem Irak besteht seit dem 1. August 2018<br />
ein nichtpräferenzielles Handelsabkommen,<br />
das (auch wenn der Irak noch kein Mitglied<br />
der WTO ist) die grundlegenden WTO-Regeln<br />
sowie einige wichtige Präferenzklauseln<br />
(insbesondere in Bezug auf das öffentliche<br />
Beschaffungswesen, Dienstleistungen und<br />
Investitionen) enthält. Mit dem Jemen wurde<br />
bereits 1998 ein nicht-präferenzielles Kooperationsabkommen<br />
abgeschlossen. Beide<br />
Länder unterliegen Exportverboten in Bezug<br />
auf Rüstungs- und bestimmten Dual-Use-Güter<br />
sowie Finanzkontrollen. Die EU-Mitgliedstaaten<br />
sind angehalten alle Ladungen auf<br />
dem Weg nach dem Jemen bei Verdacht einer<br />
verbotenen Sendung zu kontrollieren und<br />
verbotene Lieferungen zu beschlagnahmen<br />
und zu entsorgen. Ein Waffenexportverbot gilt<br />
auch für den Libanon.<br />
Der Handel mit Syrien unterliegt seit Beginn<br />
des Bürgerkriegs umfangreichen Sanktionsbestimmungen<br />
seitens der EU, aber auch<br />
der USA. Diese umfassen nicht nur Öl- und<br />
Ölprodukte sowie Ausrüstung für die Öl- und<br />
Gasindustrie, Kraftwerke, Rüstungsgüter,<br />
Flugzeugteile, sondern auch Luxusgüter,<br />
Maschinen und diverse andere Waren. Unternehmen,<br />
die mit US-Firmen Handel betreiben,<br />
sollten sich besonders genau über die<br />
Sanktionsbeschränkungen informieren. Das<br />
1977 abgeschlossene Kooperationsabkommen<br />
zwischen der EU und Syrien wurde 2011<br />
respektive 2012 teilweise suspendiert. Die<br />
Unterzeichnung eines 2008 ausgehandeltes<br />
Assoziierungsabkommen liegt aus politischen<br />
Gründen auf Eis.<br />
Risiken mit IT-Lösung vermeiden<br />
KMU können sich bei ihrer Handels- respektive<br />
Wirtschaftskammer über die aktuellen Bestimmungen<br />
im Handel mit der Türkei und dem<br />
arabischen Raum informieren. Bei grösseren<br />
Warenvolumina und in Anbetracht der volatilen<br />
und komplexen Im- und Exportbestimmungen<br />
empfiehlt es sich jedoch, eine SaaS<br />
IT-Lösungen mit kontinuierlich aktualisierter<br />
Datenbank einzusetzen. Mit IT-Unterstützung<br />
lassen sich multinationale Sanktionslistenprüfungen,<br />
Lieferantenerklärungen, komplexe<br />
Ursprungsregeln und allfällige Risiken relativ<br />
einfach managen, ebenso die Suche nach<br />
der richtigen Zolltarifnummer und Exportkontroll-Güterlistennummer.<br />
Innovative, ausgefeilte<br />
Systeme informieren Unternehmen ausserdem,<br />
welche Vorschriften bei der Ausfuhr<br />
aus Deutschland/Österreich und der Einfuhr in<br />
das Bestimmungsland zu beachten, welche<br />
Dokumente notwendig und wie hoch die Zollund<br />
Mehrwertsteuersätze sind.<br />
Sie zeigen dem Nutzer, wo für ihn als Industrie-<br />
und Handelsunternehmen oder Logistikdienstleister<br />
Risiken bestehen. Und sie dokumentieren<br />
firmeninterne Exportkontrollen<br />
für Behördennachfragen. Mit einer solchen<br />
Management-Software können Exporteure<br />
durch die Automatisierung ressourcenintensiver<br />
Schritte die Zeit für die Qualifizierung von<br />
Waren deutlich reduzieren: Einholung von<br />
Lieferanteninformationen, Einhaltung der Ursprungsregeln<br />
und Analyse der Stücklisten (Bill<br />
of Material/BOM). So können Verwaltungskosten<br />
gesenkt, Zölle und Transportkosten minimiert<br />
werden. Auch die Compliance wird<br />
verbessert. Da falsche oder nicht gerechtfertigte<br />
Ursprungsangaben auf präferenziellen<br />
Ursprungsnachweisen nicht nur wirtschaftliche<br />
Einbussen zur Folge haben, sondern auch<br />
strafrechtliche Zollverfahren für den Exporteur<br />
und den Empfänger auslösen können, sollten<br />
Firmen alle Prozesse automatisch, auditierbar<br />
dokumentieren.<br />
Fazit<br />
Der Export in die Türkei und den arabischen<br />
Raum ist in den letzten Jahren schwieriger<br />
geworden. Neben zolltariflichen und nicht-tarifären<br />
Hürden und Hemmnissen ist die Geschäftskultur<br />
eine nicht zu unterschätzende<br />
Herausforderung. So fliessen in diesen Ländern<br />
kulturelle und religiöse Regeln viel stärker<br />
ins Geschäftsleben ein, als das in westeuropäischen<br />
Staaten der Fall ist. Doch für<br />
den Maschinen- und Anlagenbau sowie die<br />
Automotive- und Pharmaindustrie bieten sich<br />
durchaus lukrative Chancen. Ein gutes, IT-gestütztes<br />
Trade Compliance-Management erlaubt<br />
Unternehmen trotz Risiken, Chancen in<br />
diesem Wirtschaftsraum voll auszuschöpfen.<br />
(AM)
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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S46<br />
Innovation als Erfolgsmodell<br />
In einer sich weiterentwickelnden Welt ist Stillstand Rückschritt. Nur wenige Unternehmen<br />
haben das Innovationsprinzip so verinnerlicht wie DHL. Das perfekte<br />
Beispiel hierfür sind die DHL Innovation Centers in Singapur, Rosemont (USA) und<br />
Troisdorf, wo Kunden und Interessierte einen Einblick in die Zukunft der Logistik<br />
werfen können. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
MATTHIAS HEUTGER<br />
SVP, GLOBAL HEAD OF<br />
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Besonders das erst im Vorjahr eröffnete<br />
Americas Innovation Center in<br />
Illinois stellt eine potente Plattform<br />
für Forschung und kooperative Innovation<br />
zwischen DHL-Kunden, Start-ups, der<br />
Wissenschaft, Industriepartnern und Innovationsexperten<br />
in der Region dar. „Mit diesem<br />
visionären Innovationszentrum haben wir unsere<br />
weltweite Führungsposition im Bereich<br />
logistischer Innovationen in einem unserer<br />
wichtigsten Märkte weiter gestärkt und ausgebaut“,<br />
freute sich daher Matthias Heutger,<br />
SVP, Global Head of Innovation & Commercial<br />
Development bei DHL, „Inspire, Connect<br />
and Engage – diese Hauptziele verfolgen wir<br />
mit unseren Innovationszentren.“ Doch egal<br />
ob Asien, Europa oder USA – Besichtigungen<br />
der Innovationszentralen sind ein Highlight<br />
und dienen neben der Information über<br />
Trends und neue Entwicklungen auch der<br />
Vernetzung zwischen Kunden, Branchen- und<br />
Geschäftspartnern.<br />
Zu den Visionen, wie die Welt und ihre Transportinfrastruktur<br />
im Jahr 2050 aussehen könnte,<br />
gesellen sich die neuesten, vom DHL<br />
Konzern erfolgreich getesteten Technologietrends<br />
in den Bereichen Robotik, Automatisierung,<br />
künstliche Intelligenz, autonomes Fahren,<br />
Internet der Dinge und virtuelle Realität.<br />
Während beispielsweise beim Thema Augmented<br />
Reality noch viele bei der Umsetzung<br />
zögern, konnte der Kontraktlogistiker DHL Supply<br />
Chain in seinen Lagern durch den Einsatz<br />
von AR-Technologie – Datenbrillen stellen die<br />
Kommissionieranweisungen und Lagerpositionen<br />
optisch dar – die Produktivität um durchschnittlich<br />
15 Prozent steigern.<br />
Markus Voss, CIO und COO DHL Supply<br />
Chain, bringt es auf den Punkt: „Es ist essentiell,<br />
in Zeiten der Digitalisierung, datengestützt<br />
und agil zu arbeiten, um den Ansprüchen<br />
der Kunden gerecht zu werden.“ Wie topmoderne<br />
Logistikanwendungen Mehrwerte für<br />
Kunden und Mitarbeiter schaffen, zeigt sich<br />
besonders deutlich im Smart Warehouse am<br />
Technologie-Campus im niederländischen<br />
Beringe. Von dort aus werden Kunden in ganz<br />
Europa mit automatisierten und digitalisierten<br />
Kontraktlogistikservices versorgt. In dem<br />
TAPA-zertifizierten Campus zählen AR-Technologie,<br />
Roboterarme und automatische Indoor-Transporte<br />
ebenso zum Alltag wie automatisierte<br />
Sortierbänder.
Technologie & Tools<br />
Die Liste der alltagstauglichen Innovationen<br />
ist lang. Das Risikomanagementtool DHL Resilience360<br />
beispielsweise unterstützt kleine<br />
und große Unternehmen: durch eine Visualisierung<br />
und Überwachung werden Störungen<br />
in der Lieferkette proaktiv vorhergesagt,<br />
bewertet und verhindert oder zumindest abgeschwächt.<br />
Einen Meilenstein in der End-to-<br />
End-Überwachung wertvoller, hochempfindlicher<br />
Fracht, zum Beispiel aus den Bereichen<br />
Biowissenschaften und Gesundheitswesen,<br />
stellt der DHL SmartSensor dar, der sich bereits<br />
in über einer Million Sendungen seit seiner<br />
Entwicklung beweisen durfte. Robotik ist<br />
ein riesiges, sehr variables Themenfeld. Noch<br />
vor 2 Jahren beurteilten 63 Prozent von 350<br />
von DHL befragten Supply Chain-Fachleuten<br />
MARKUS VOSS<br />
CIO & COO DHL<br />
SUPPLY CHAIN
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S48<br />
Robotik als wichtigste Technik. In Nordamerika<br />
setzt die DHL Supply Chain seit geraumer<br />
Zeit auf kollaborative Roboter, die bei repetitiven<br />
Aufgaben die Mitarbeiter ebenso unterstützen<br />
wie bei Präzisionsarbeiten. Zusätzliche<br />
testet DHL Trends wie autonomes Fahren,<br />
Internet der Dinge und künstliche Intelligenz.<br />
Was auch immer Erfolg verspricht, das Unternehmen<br />
probiert es aus.<br />
Alternative Antriebe<br />
Mit dem StreetScooter hat die Deutsche<br />
Post DHL Gruppe ein leistungsfähiges Elektrofahrzeug<br />
entwickelt und produziert. Aktuell<br />
betreibt sie damit und mit rund 12.000<br />
E-Bikes und E-Trikes die größte Elektroflotte in<br />
Deutschland. Durch die StreetScooter, die in<br />
der Paket- und Briefzustellung im Einsatz sind,<br />
werden lokal keine Schadstoffe ausgestoßen,<br />
und sie sind leise im Betrieb – ideal für urbane<br />
Gegenden.<br />
Diesen Jänner erst wurden 40 StreetScooter<br />
WORK Boxen sowie 60 Ladestationen<br />
an Amazon geliefert, mit denen die letzte<br />
Meile für Kunden in München abgewickelt<br />
werden soll. Einen alternativen Antrieb der<br />
anderen Art testet DHL aktuell im Central<br />
Business District von Manhattan, New York<br />
City: in einem Pilotprojekt mit Amazon und<br />
UPS werden Pakete mit dem Lastenrad<br />
Cubicycle ausgeliefert. Pro Cubicycle, das<br />
statt einem herkömmlichen Lieferfahrzeug<br />
im Einsatz ist, sollen die CO2-Emissionen um<br />
bis zu acht Tonnen pro Jahr reduziert werden.<br />
Bereits seit 2015 sind die Lastenräder<br />
für DHL in den Niederlanden im Einsatz, inzwischen<br />
auch in Deutschland, Belgien und<br />
Singapur – und nun endlich im Big Apple.<br />
(AG)
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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S50<br />
Komplettlösung für ein nachhaltig<br />
ausgezeichnetes Logistikzentrum<br />
DeLaval ist weltweit führender Anbieter von Produkten und Lösungen für die<br />
Milchwirtschaft, die hohe Milchqualität und gute Tiergesundheit gewährleisten<br />
und täglich von Millionen von Milchviehbetrieben rund um den Globus eingesetzt<br />
werden. Das Unternehmen entwickelt, produziert und liefert Ausrüstung und<br />
Komplettsysteme im Bereich der Milchproduktion und Tierhaltung für Milchviehbetriebe,<br />
beschäftigt 4.500 Mitarbeiter und ist in mehr als 100 Ländern vertreten.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Palettenregale, Paletten-Durchlauf-Systeme<br />
für Schnelldreher, Kragarmregale für Langgutlagereinheiten<br />
bis 800 kg/qm Last, eine<br />
dreigeschossige Fachbodenregalanlagen<br />
zur Kleinteilelagerung mit Stahlbaubühnen in<br />
den Vorzonen sowie einige Stückgut-Durchlauf-Regale.<br />
Im Mecklenburg-Vorpommerschen Gallin<br />
hat DeLaval ein neues Logistikzentrum für<br />
den europäischen Markt bauen lassen, in<br />
dem das gesamte Artikelsortiment gelagert<br />
und von dort aus distribuiert wird. Es sollte<br />
ebenso nachhaltig werden, wie es Vision<br />
und Ziel des Unternehmens ist, nachhaltige<br />
Lebensmittelproduktion möglich zu machen.<br />
Das neue Logistikzentrum wurde dann auch<br />
mit dem Nachhaltigkeitszertifikat <strong>LE</strong>ED (Leadership<br />
in Energy and Environmental Design)<br />
Gold als anerkanntes internationales Nachhaltigkeitssiegel<br />
für Immobilien ausgezeichnet.<br />
Die BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH hat<br />
das neue DeLaval-Logistikzentrum mit einer<br />
Lagersystem-Komplettlösung ausgestattet.<br />
Zum Einsatz kommt fast das komplette Regalanlagen-Sortiment<br />
der BITO-Lagertechnik:<br />
Neues Logistikzentrum mit viel Platz<br />
und höchster Flexibilität<br />
Ralf Sundaram Pillai, Warehouse Manager<br />
bei der DeLaval Services GmbH: „Unser alter<br />
Standort wurde zu klein und mit der Zeit auch<br />
zu ineffizient. Daher haben wir uns für den Bau<br />
eines komplett neuen Logistikzentrums entschieden.<br />
Hier steht uns nun eine Lagerfläche<br />
von 52.000 qm plus 4.000 qm für Büroräume<br />
zur Verfügung. Unser Ziel ist es, mit der neu<br />
geschaffenen Fläche und einer Ausstattung<br />
nach modernsten und besonders nachhaltigen<br />
Richtlinien, für mehr Effizienz und Flexibilität<br />
zu sorgen, um Kosten zu sparen und darüber<br />
hinaus Raum für weiteres Wachstum zur<br />
Verfügung zu<br />
haben. Wir haben mehrere 10.000 Artikel im<br />
Portfolio wie Melksysteme, Melkausrüstung,<br />
Kuhkomfort, Herdenmanagement, Fütterung<br />
sowie Entmistung. In unserem neuen Logistikzentrum<br />
benötigen wir geeignete Lagermöglichkeiten<br />
für unser ganzes Sortiment. Hier<br />
müssen sowohl Kleinteile als auch Großteile,<br />
Langgut und Schwergut gelagert, aber auch<br />
Elektronikteile und Gefahrenstoffe, wie chemische<br />
Reinigungsmittel, sicher aufbewahrt<br />
werden können. Daher haben wir nach einer<br />
kompletten Lagerausstattung gesucht,<br />
um die große Menge an Artikelvarianten
verschiedenster Größenordnungen, die wir<br />
unseren Kunden anbieten, fachgerecht, sicher<br />
und gut sortiert zu lagern.“ Das ganze<br />
Sortiment wird nun zentral gelagert und das<br />
neue Logistikzentrum ist so geplant und eingerichtet,<br />
dass kurze Wege effizientes Wirtschaften<br />
ermöglichen. Alle Artikel können<br />
nicht nur nach ihrer Beschaffenheit sondern<br />
auch analog der Bestellhäufigkeit der Produkte<br />
im Lager positioniert werden.<br />
Planung und Umsetzung einer Gesamt-<br />
Logistiklösung<br />
Das Ingenieurbüro „Logistikplanung Rusche“<br />
aus Hamburg erhielt von der konzeptionellen<br />
Entwicklung bis hin zur kompletten Realisierung<br />
sämtlicher logistischer Einrichtungen den Gesamtplanungsauftrag<br />
für das Logistikzentrum.<br />
Das sogenannte „Europa-Distributioncentrum“<br />
(EDC) besteht aus vielen unterschiedlichen<br />
Lagerbereichen und wurde gemeinsam<br />
mit dem DeLaval-Projektteam klassisch von<br />
innen nach außen entwickelt und geplant,<br />
wobei bei der Planung der jeweiligen Lagerbereiche<br />
die Verantwortlichen großen Wert<br />
auf eine hohe Flexibilität und ständige Erweiterungsmöglichkeiten<br />
der Lagereinrichtung<br />
und der eingesetzten Lagersysteme gelegt.<br />
BITO-Lagertechnik hat im Rahmen einer sehr<br />
komplexen Ausschreibung den Auftrag für<br />
die Lieferung und Montage der wesentlichen<br />
Regalanlagen des Logistikzentrums erhalten.<br />
Die Ausschreibung der Regalanlagen<br />
enthielt die entsprechenden Übersichtszeichnungen<br />
der verschiedenen Lagerbereiche<br />
und basierte zudem auf ein zuvor erstelltes<br />
detailliertes Leistungsverzeichnis, in dem alle<br />
Anforderungen und Bedingungen der unterschiedlichen<br />
Regalanlagen gelistet waren.<br />
Die Montage von ca. 25.000 Europool-Palettenstellplätzen,<br />
ca. 7.000 laufenden Metern<br />
Kragarmregalebenen und einer dreigeschossigen<br />
Fachbodenregalanlage erfolgte in<br />
enger Abstimmung zwischen der DeLaval-<br />
Services GmbH, dem Planungsbüro „Logistikplanung<br />
Rusche“ und BITO-Lagertechnik.<br />
„Von Artikeln in mm-Größe bis hin zu Langgut,<br />
das mehrere Meter misst, haben wir alles im<br />
Sortiment. Aufgrund der Artikelvielfalt und der<br />
zudem sehr unterschiedlichen Beschaffenheit<br />
der zu lagernden Artikel in Größe, Gewicht,<br />
Stückzahl und Art wollten wir gerne mit einem<br />
Lieferanten zusammenarbeiten, der das<br />
gesamte Spektrum einer für uns sinnvollen,<br />
nachhaltigen Lagersystem-Lösung anbieten<br />
kann. (RED)<br />
Mit BITO haben wir einen Anbieter gefunden,<br />
der uns das komplette Spektrum an<br />
Lagersystem-Lösungen, das wir für die Einrichtung<br />
unseres neuen europäischen Logistikzentrums<br />
benötigten, anbieten konnte.<br />
Auch der Preis, die Lieferzeitdauer und<br />
die technische Bewertung der angebotenen<br />
Lösungen haben gestimmt. Wir sind<br />
sowohl mit der Anlage als auch mit der<br />
Beratung, der Projektabwicklung und der<br />
Montage sehr zufrieden. Alle diesbezüglich<br />
von uns gesteckten Ziele wurden erreicht.“<br />
Ralf Sundaram Pillai, Warehouse Manager<br />
DeLaval Services GmbH
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S52<br />
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NR.01 / <strong>2020</strong><br />
JANUAR<br />
www.blogistic.<br />
ROBOTIK<br />
“Es ist nicht der Robot alleine, der<br />
Losgröße 1-Strategien unterstützt”<br />
Heimo Robosch, Executive Vice President des führenden österreichischen Logistik-Automationsspezialisten, KNAPP AG, im Gespräch<br />
über Losgröße 1, welche Herausforderungen damit verbunden sind und völlig neue Lösungsansätze.<br />
P.b.b. | Verlagsort 1130 Wien | GZ: 9Z038253M | Einzelpreis 5 €
LOSGRÖSSE 1<br />
Auf der Suche nach der smarten Fabrik<br />
Nicht das Produkt von der Stange, sondern die Einzelanfertigung zu den Kosten der Massenanfertigung<br />
bis zur Losgröße 1 ist heute das, was Anwender wollen. Für Unternehmen ist das eine große Herausforderung,<br />
welche sie vor allem mit Investitionen in Automatisierung und Robots bewältigen wollen.<br />
“Smart Factory” heißt dabei das Zauberwort. Anbieter wie etwa die Firma KNAPP in Hart bei Graz liefern<br />
hierfür adäquate Lösungen. Ein Bericht von CR. Hajo Schlobach<br />
FOTO: SANDRO ALMIR IMANUEL / WWW.PIXELIO.DE<br />
JANUAR <strong>2020</strong><br />
1
In der deutschen Industrie, und nicht nur dort, zeigt sich ein klarer Trend<br />
zur Individualisierung. So gaben im Deutschen Industrie 4.0 Index vor<br />
eineinhalb Jahren immerhin 20 Prozent von 400 befragten Unternehmen<br />
an, Losgröße 1 realisiert zu haben. Und in den nächsten Jahren wollen<br />
beinahe 50 Prozent Einzelanfertigungen zu Kosten einer Serienfertigung<br />
umsetzen. Dabei sehen sechs von zehn der damals befragten Unternehmen<br />
die Losgröße 1 als wichtigen Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg<br />
ihres Unternehmens.<br />
Smart Factory stockt<br />
Doch schon ein Jahr später wird im Deutschen Industrie 4.0 Index vom<br />
Oktober 2019 erkennbar, dass sich die Smart Factory, welche hinter der<br />
Losgröße 1 steht, nicht so einfach umsetzen lässt. Die Unternehmen treten<br />
auf der Stelle und kommen nicht über Einzelprojekte hinaus. Zwar sind<br />
rund 51 Prozent wenigstens in Projektphasen, doch lediglich acht Prozent<br />
der befragten Unternehmen sind mit ihrer Digitalisierung so weit, dass von<br />
einer Smart Factory gesprochen werden kann.<br />
Die Motivation zur Smart Factory<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Motivation der Entscheider<br />
zur Smart Factory. So geben, wenig überraschend, 79 Prozent der Unternehmen<br />
an, die Effizienz im Unternehmen steigern zu wollen. 71 Prozent<br />
wollen damit Transparenz in den Abläufen schaffen. Und immerhin 40<br />
Prozent wollen sich mit Smart-Factory-Projekten Möglichkeiten zur wirtschaftlichen<br />
und individualisierten Fertigung eröffnen, also Losgröße 1.<br />
Individualisierung im Trend. Diese Trends in den Unternehmensstrategien<br />
bestätigt auch Heimo Robosch, Executive Vice Präsident des führenden<br />
österreichischen Spezialisten in der Logistik-Automation, KNAPP. Auch er<br />
sieht einen ganz klaren Trend zur Individualisierung der Produktion mit<br />
Losgröße 1.<br />
daher möglichst spät in der Serienfertigung erfolgen. Erst dann lässt sich<br />
Losgröße 1 wirtschaftlich realisieren”, erklärt H. Robosch.<br />
Komplexität vereinfachen. Bei KNAPP arbeitet man an diesem Prozess<br />
schon seit Jahren und fasste das in der Strategie “Making Complexity<br />
Simple” zusammen. Dabei sollen Innovationen wie etwa OSR Shuttle<br />
Evo-Technologien, Robots oder KiSoft dafür sorgen, dass Fragen nach der<br />
zunehmenden Komplexität der Wertschöpfungen und die immer höher<br />
werdenden Anforderungen beantwortet werden können. Dazu zählt eben<br />
auch die individualisierte Fertigung. Gefragt sind hierbei nachhaltige Lösungen,<br />
die sich an volatile Rahmenbedingungen rasch anpassen können.<br />
Solche Lösungen wird KNAPP auch auf der LogiMAT <strong>2020</strong> in Stuttgart<br />
zeigen. So präsentieren die Steirer in diesem Jahr Roboterlösungen für<br />
die Kommissionierung und andere Einsatzbereiche. Die industrietaugliche<br />
Lösung “Pick-it-Easy Robot” soll Unternehmen dabei auch unterstützen,<br />
den Individualisierungsprozess in ihrer Wertschöpfungskette zu realisieren<br />
und an die angestrebte Losgröße 1 wirtschaftlich heran zu kommen. Es<br />
handelt sich hierbei um eine leistungsstarke und intelligente Roboterstation<br />
für die vollautomatische Kommissionierung von Einzelstücken, die<br />
dann in weiterer Folge in der Produktion zusammengesetzt werden. Die<br />
auf der LogiMAT in Stuttgart gezeigte Lösung ist die neue Generation der<br />
im Jahr 2017 auf den Markt gebrachten Pick-Roboter. Der Nachfolger wird<br />
erstmals auf der heurigen LogiMAT in Stuttgart vorgestellt.<br />
Losgröße 1: Picking & Transport mit Shuttles kombinieren<br />
Das Herausragende des „Pick-it-Easy-Robot“ ist, dass er selbständig unterschiedlichste<br />
Produkte erkennt und dabei Strategien entwickelt, wie er<br />
Losgröße 1 in Kürze<br />
Die Losgröße beschreibt in der Fertigungstechnik die zu einem Los zusammengefasste Stückzahl einer Produktart,<br />
die hintereinander und ohne Unterbrechung hergestellt wird. Bei einer optimalen Losgröße sind die Stückkosten<br />
am geringsten. Losgröße 1 ist gleichbedeutend mit einer Sonder- oder Einzelanfertigung. Die Einzelanfertigung<br />
ist daher besonders teuer, weil damit etwa auch Umrüstzeiten verbunden sind, in der die Produktion<br />
steht. Dank moderner Fertigungsverfahren kann aber auch diese individuelle Herstellung für den Auftragsfertiger<br />
rentabel und für den Kunden erschwinglich sein.<br />
“Die individualisierte Fertigung, d.h. die Losgröße 1, ist eines der Kernthemen,<br />
welche unsere Kunden auf ihrem Weg zur Smart Factory und<br />
Industrie 4.0 mit uns besprechen. Von ihren Märkten getrieben, sehen sie<br />
sich veranlasst, ihre Fertigungen auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten.<br />
Dabei zieht sich dieser Trend über sämtliche Branchen hinweg”,<br />
bestätigt H. Robosch im Gespräch mit BUSINESS+LOGISTIC.<br />
FOTO: KNAPP<br />
Making Complexity Simple<br />
Die Herausforderung der Losgröße 1 ist für H. Robosch dabei, die hohe<br />
Komplexität eines Produktionsprozesses, der zudem noch in einem ganzen<br />
Wertschöpfungsnetzwerk eingebettet ist, auf ein individualisiertes Produkt<br />
herunter zu brechen. In Hinblick auf die Fertigungstechnik bedeutet<br />
das die Kunst, in Serie produzierte Komponenten zu einem individualisierten<br />
Produkt zusammen zu fügen. “Der Individualisierungsschritt muss<br />
H. Robosch: “Die individualisierte Fertigung, d.h. die Losgröße 1 ist eines der Kernthemen, welche unsere<br />
Kunden auf ihrem Weg zur Smart Factory und Industrie 4.0 mit uns besprechen.”<br />
BUSINE$+LOGISIC 2<br />
JANUAR <strong>2020</strong>
am Markt integriert das OSR<br />
Shuttle Evo dabei alle Funktionen<br />
klassischer Shuttle-Systeme. Neue<br />
Prozesse – ob lagern, kommissionieren,<br />
puffern, sequenzieren oder<br />
nachfüllen – lassen sich einfach<br />
damit integrieren. Alle Shuttles<br />
erreichen nämlich alle Stellplätze<br />
und Behälterlifte in ihrer Lagerebene<br />
und erlauben so eine exakte<br />
Sequenzierung aus dem System.<br />
Damit unterstützt das Shuttle nicht<br />
nur Losgröße 1-Strategien, sondern<br />
erschließt Unternehmen neue<br />
Geschäftsfelder sowie auch die<br />
Omni-Channel-Distribution. Neben<br />
der Systemvernetzung auf Basis<br />
der Lagerlogistik-Software KiSoft<br />
oder im Zuge einer SAP-Strategie<br />
mit SAP® EWM by KNAPP bietet<br />
das OSR Shuttle Evo nach Angaben<br />
von Knapp “Sicherheit, Qualität und<br />
Service ein Systemleben lang”.<br />
Pick-it-Easy: Der neue Robot ist der Schlüssel zu neuen Geschäftsfeldern für Unternehmen<br />
diese möglichst effizient manipuliert. Dadurch ersparen sich Anwender viel<br />
unproduktive Umrüstzeit, ein wesentlicher Faktor bei der Realisierung von<br />
Smart Factory und Losgröße 1.<br />
Integrierte Lösung mit Roboter-Technologie. Kombinieren lassen sich die<br />
Roboter-Arbeitsplätze mit dem OSR Shuttle Evo, das den Robot in der<br />
richtigen Sequenz mit Waren versorgt. Der Weitertransport der Waren<br />
erfolgt beispielsweise mit den freifahrenden Open Shuttles von KNAPP, die<br />
komplexe Transportnetzwerke innerhalb eines Lagers abdecken können.<br />
Damit werden im Grunde statische Systeme hochflexibel und sind somit<br />
ein entscheidender Schritt in die Smart Factory. Ganz nach dem Motto:<br />
„Der Schwarm ist dort, wo die Arbeit ist“, kommunizieren die Open Shuttles<br />
dabei untereinander und verteilen sich gegenseitig und völlig autonom<br />
Aufträge. Durch die flexible Bauweise ohne Schienen sind sie zudem<br />
platzsparend und lassen sich einfach in bestehende Systeme integrieren.<br />
Und in Kombination mit dem OSR Shuttle Evo bietet das Open Shuttle eine<br />
weitere Balance zwischen Flexibilität und Leistung.<br />
Intelligent mit KiSoft. Bei höchstem Durchsatz und größter Lagerdichte<br />
Smart Factory: Die richtige<br />
Digitalisisierungsstrategie<br />
Ob Unternehmen sich nun für<br />
Lösungen aus der Logistikautomationsschmiede<br />
KNAPP oder eines<br />
anderen Marktbegleiters entscheiden,<br />
ist individuell verschieden.<br />
Fakt ist jedoch, dass Unternehmen,<br />
die Smart Factory-Strategien inklusive<br />
der Individualiserung ihrer<br />
Produkte realisieren wollen, jetzt<br />
in ihre digitale Transformation<br />
investieren müssen. Dazu zählen<br />
logischerweise Investitionen in die<br />
IT, welche nicht nur die internen<br />
Informationsflüsse beschleunigen und Entscheidungsgrundlagen für Entscheidungsträger<br />
schaffen sollen. Im Zeitalter der Smart Factory müssen<br />
die Unternehmen zudem in der Lage sein, sich in die Informationsketten<br />
und -netzwerke ihrer Wertschöpfungsketten von der Rohstoffproduktion<br />
bis zum Endverbraucher einzuklinken. Es geht dabei um den reibungslosen<br />
Informationsfluss, um Prozesse entlang der Supply Chain effizienter zu<br />
gestalten und Ressourcen zu sparen. Eine Nicht-Entscheidung heute hat<br />
daher nachhaltige Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.<br />
Mit anderen Worten: es fällt aus der Wertschöpfungskette heraus<br />
und wird durch ein anderes ersetzt. Dabei ist auch die Strategie der digitalen<br />
Transformation, die auf dem Weg zur Smart Factory notwendig ist, so<br />
individuell wie das Unternehmen selbst. “Es gibt nicht den einzigen Weg<br />
dorthin”, bestätigt H. Robosch im Gespräch mit BUSINESS+LOGISTIC und<br />
er motiviert Interessenten abschließend: “Wir haben bei der Umsetzung<br />
von Smart Factory-Strategien viel Erfahrung gesammelt und lernen immer<br />
weiter. Das stellen wir Interessenten gerne zur Verfügung.”<br />
XXwww.knapp.com<br />
FOTO: PETER NEST<strong>LE</strong>R / HJS MEDIA WORLD<br />
JANUAR <strong>2020</strong><br />
3
ROBOTIK<br />
“Es ist nicht der Robot alleine,<br />
der Losgröße 1-Strategien unterstützt”<br />
Heimo Robosch, Executive Vice President des führenden österreichischen Logistik-Automationsspezialisten,<br />
KNAPP AG, im Gespräch mit CR HaJo Schlobach über Losgröße 1, welche Herausforderungen damit<br />
verbunden sind und völlig neue Lösungsansätze.<br />
FOTO: PETER NEST<strong>LE</strong>R / HJS MEDIA WORLD(BUSINESS+LOGISTIC)<br />
B+L: Die Losgröße 1 gilt als die Standardgröße der Zukunft. Warum?<br />
Robosch: Der Trend zur Individualisierung ist universell. Kunden, egal wo,<br />
wollen heute möglichst das auf sie abgestimmte Produkt bekommen, das<br />
sie entweder selbst konfigurieren bzw. das für sie konfiguriert wurde. Und<br />
das wollen sie möglichst rasch.<br />
B+L: Was bedeutet das für die Anwender beispielsweise Ihrer Lösungen?<br />
Robosch: Für unsere Kunden bietet diese Individualisierung die Möglichkeit,<br />
selbst USPs zu schaffen, welche sie von Marktbegleitern abheben.<br />
Diese USPs gehen jedoch weit weg von der Produktspezifikation und dem<br />
Preis. (Anm.d.Red.: USP = Unique Selling Proposition)<br />
B+L: Wie meinen Sie das?<br />
Robosch: Die Anwender von solchen Logistik- und Automationslösungen<br />
können ihre eigene Wertschöpfungsketten und Leistungsspektren erweitern,<br />
indem sie beispielsweise Leistungen von Partnern mit den eigenen<br />
kombinieren.<br />
B+L: Ist Losgröße 1 branchenunabhängig?<br />
Robosch: Losgröße 1 bzw. immer kleinere Auftragsgrößen ist eine Anforderung,<br />
die sich eigentlich über sämtliche Branchen erstreckt.. Es hat jedoch<br />
bei dem einen Unternehmen mehr Gewicht und bei dem anderen weniger.<br />
In der Modebranche ist der Fokus darauf sehr hoch, aber auch im Bereich<br />
Healthcare, der einer unserer Kernmärkte ist, ist die Individualisierung<br />
beispielsweise schon sehr weit fortgeschritten.<br />
B+L: Das ist spannend. Gibt es hier Marktunterschiede, etwa zwischen den<br />
USA und Europa?<br />
Robosch: Ja. In den USA liefern wir Lösungen für die Pharmaindustrie, die<br />
es ermöglichen, genau abgemessene Mengen an Medikamenten an die<br />
Patienten abzugeben. Dort machen die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
so etwas möglich. In Europa geht es derzeit mehr in die Richtung, Medikamente<br />
kundenspezifisch zu labeln und die Patienten bei der richtigen<br />
Einnahme zu unterstützen. Personalisierte Medikamente werden das in<br />
Zukunft noch verstärken. Wir haben für all diese Anforderungen bereits<br />
Lösungen realisiert.<br />
BUSINE$+LOGISIC 4<br />
JANUAR <strong>2020</strong>
H. Robosch: Der Trend zur Individualisierung ist universell. Kunden, egal wo, wollen heute möglichst das auf sie abgestimmte Produkt bekommen, das sie entweder selbst konfigurieren bzw. das für sie konfiguriert wurde.<br />
B+L: Welche konkreten Herausforderungen stellt Losgröße 1 an KNAPP<br />
selbst? Gibt es Unterschiede zu früher?<br />
Robosch: Mit den Themen kleine Aufträge im Allgemeinen bis hin zur<br />
Losgröße 1 im Besonderen befassen wir uns schon seit jeher. Das gehört<br />
faktisch zur DNA der KNAPP. Uns geht es etwa schon immer darum,<br />
dass Anwender unserer Lösungen, ihre Produkte, die in großen Mengen<br />
vorhanden sind, in kleine Mengen zur Verfügung stellen und diese in sehr<br />
kurzer Lieferzeit liefern können. Der Unterschied zu damals ist jedoch die<br />
Vernetzung sämtlicher Bereiche, vom Rohstoff bis zum Point of Sale, vom<br />
Lieferschein bis hin zum Warehouse Management, vom Sensor bis zu Big<br />
Data. Damit sind unsere Kunden konfrontiert und damit haben sich auch<br />
die Anforderungen an uns entscheidend geändert. Diese Vernetzung macht<br />
natürlich auch die Logistik immer komplexer. Für uns bedeutet das die<br />
Pflicht, für unsere Kunden Lösungen zu entwickeln, welche die Wertschöpfung<br />
von der Beschaffung über die Produktion bis hin zum Point of Sale<br />
abdecken können. Neu in unseren Lösungsstrategien ist die intelligente<br />
Vernetzung der Komponenten und Systeme entlang der gesamten Supply<br />
Chain.<br />
B+L: Können Sie ein konkretes Beispiel für einen Einsatzbereich nennen?<br />
Robosch: Nehmen Sie die Distribution. Diese beginnt beispielsweise bei<br />
unseren Kunden eben nicht mehr in den eigenen vier Wänden und ihrem<br />
Lager, sondern bereits im Lager der Lieferanten und endet im Point of<br />
Sale beziehungsweise schließt auch die Retourenlieferung mit ein. Wir<br />
als Lösungslieferant müssen die gesamten Ketten und Netzwerke unserer<br />
Kunden betrachten und ganzheitlich denken. Entsprechend müssen die<br />
Lösungen aussehen.<br />
B+L: Was sind das denn für Lösungen?<br />
Robosch: Nehmen Sie zum Beispiel unser OSR Shuttle Evo 2 D-Konzept.<br />
Damit haben die Anwender einen wahlfreien Zugriff zu jeder Zeit auf jeden<br />
Artikel im eigenen Lager, um sehr schnell einen Auftrag zu verarbeiten. Im<br />
OSR Shuttle Evo + Konzept sind diese Shuttles mit freifahrenden Shuttles<br />
vernetzt, die den Transport zu angebundenen Zusatzprozessen übernehmen.<br />
Ein weiteres Beispiel: In den USA liefern wir derzeit Lösungen für Micro-Fulfillment-Centers<br />
aus. Das sind Kleinstläger direkt am Point of Sale<br />
in Supermärkten, die als Pick-up-Points und als Online-Versorgung für die<br />
Konsumenten dienen. Diese müssen in den Supply Chains integriert und<br />
entsprechend vernetzt sein. Auch unsere Shop Lösungen Apostore und<br />
KNAPP-Store fügen sich hier ein. Wir verknüpfen also alle Lösungen von<br />
der Produktion bis zum Point of Sale intelligent miteinander und decken<br />
vom stationären Handel über E-Commerce Lösungen bis hin zu Omni-Channel-Lösungen<br />
alles ab.<br />
B+L: Alles schön und gut. Ihrem Kunden geht es aber nicht nur alleine<br />
um Losgröße 1, sondern ihm geht es vor allem um mehr Effizienz und die<br />
Reduktion der Kosten. Jeder weiß, dass Losgröße 1, so man wirklich Einzelfertigungen<br />
vornimmt, zwar zu einer hohe Kundenzufriedenheit führt,<br />
die Kosten jedoch enorm steigen. Wie ordnen Sie ihr Lösungsportfolio in<br />
diesem Zusammenhang ein?<br />
Robosch: Für uns stellt sich die Frage, wer denn Losgröße 1 industriell tatsächlich<br />
produziert. Die Antwort ist eindeutig: Niemand. Was jedoch getan<br />
wird, ist, so weit wie möglich Module in einer Serienproduktion zu produzieren<br />
und daraus so spät wie möglich ein individualisiertes Endprodukt<br />
zu konfigurieren. Nehmen Sie beispielsweise den Automotive-Bereich. Hier<br />
sind die Vorreiter der Serienproduktion zu Hause. Umgekehrt bietet diese<br />
Branche einen sehr hohen Grad an Konfigurierbarkeit ihrer Endprodukte<br />
und damit Individualisierung an. Noch vor einigen Jahrzehnten bekamen<br />
FOTO: PETER NEST<strong>LE</strong>R / HJS MEDIA WORLD(BUSINESS+LOGISTIC)<br />
JANUAR <strong>2020</strong><br />
5
H. Robosch: Neu hinzugekommen ist dabei die intelligente Vernetzung der Komponenten und Systeme entlang der gesamten Supply Chains.<br />
Sie ein „nacktes“ Auto. Für jeden Sonderwunsch mussten Sie unterschiedliche<br />
Lieferanten ansprechen wie etwa Sportfelgen, Ledersitze, Autoradio<br />
etc. Diese Services und Leistungen haben die OEMs heute in ihre eigene<br />
Wertschöpfungskette aufgenommen, und gewinnbringend in ihr Geschäftsmodell<br />
integriert Dies findet nun auch in anderen Branchen statt<br />
und ist das, was ich eingangs als Möglichkeit unserer Kunden erwähnte,<br />
neue USPs zu kreieren.<br />
E-Commerce-Unternehmen, welche bis zu einer Million und mehr Produkte<br />
distribuieren, die dann auch noch saisonal unterschiedlich sind, schon<br />
alleine betriebswirtschaftlich nicht abbildbar. Heute machen das die Pickit-Easy<br />
Robots der neuen Generation von selbst. Der Clou ist dabei jedoch,<br />
dass die Erfahrungen, welche ein Robot sammelt, über die Cloud auch den<br />
anderen zur Verfügung stehen, d.h. was der eine Robot gelernt hat, können<br />
sofort alle anderen auch.<br />
FOTO: PETER NEST<strong>LE</strong>R / HJS MEDIA WORLD(BUSINESS+LOGISTIC)<br />
B+L: KNAPP stellt heuer auf der LogiMAT <strong>2020</strong> in Stuttgart die Weiterentwicklung<br />
des Pick-it-Easy Robots aus. Wie unterstützt beispielsweise<br />
diese Lösung Losgröße 1?<br />
Robosch: Um es vorweg zu nehmen: Es ist nicht der Robot alleine, der<br />
Smart Factory und Losgröße 1-Strategien unterstützt, sondern es ist das<br />
Gesamtportfolio, das wir bieten. Die Komponenten können miteinander<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Unternehmen kombiniert<br />
werden. Unser Kernthema, insbesondere in der Distributionslogistik, ist<br />
daher nicht die Robotik alleine, sondern die intelligente Verknüpfung der<br />
einzelnen Komponenten zu einem System; vom OSR Shuttle Evo über den<br />
Pick-it-Easy Robot – integriert über unsere KiSoft Software-Lösungen.<br />
B+L: Doch wie ordnen Sie Ihre neue Robot-Generation in diesen Wertschöpfungsketten<br />
ein?<br />
Robosch: Unsere neue Robot-Generation hebt sich, über den Einsatz von<br />
künstlicher Intelligenz, dadurch ab, dass sie unabhängig von Stammdaten<br />
ist. Die Robots lernen von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt. Sie erkennen<br />
etwa unterschiedlichste Formen von Einzelkomponenten und lernen selbständig<br />
diese effizient und richtig zu greifen und zu manipulieren. Früher<br />
musste man dafür mühsam Stammdaten in die Datenbanken einpflegen,<br />
Greifpunkte berechnen und/oder auch den Robot umrüsten. Das ist für<br />
B+L: Themenwechsel: Inwieweit spielt bei Ihren Lösungen das Thema<br />
CO2-Fußabdruck und Klima eine Rolle?<br />
Robosch: Unsere Lösungen sind darauf ausgerichtet, Unternehmen bei<br />
der Umsetzung ihrer Smart Factory zu unterstützen. Das bedeutet, dass<br />
durch den Einsatz von intelligenter Technologie erheblich an Ressourcen<br />
eingespart werden können. Dadurch werden beispielsweise Absatzprognosen<br />
für die Zukunft wesentlich genauer erstellbar. Diese Genauigkeit hilft,<br />
Warenbestände und damit den Einsatz anderer Ressourcen wie Energie<br />
usw. zu reduzieren. Das hat wiederum Einfluss auf den Einkauf auf der<br />
einen Seite und dann auch auf den Vertrieb auf der anderen Seite usw. Und<br />
genau das beeinflusst am Ende erheblich den CO2-Fußabdruck von Unternehmen.<br />
Mit anderen Worten: trotz Individualisierung wissen Anwender<br />
ziemlich genau, wieviel Ressourcen sie wann und wo einsetzen müssen,<br />
um die Bedürfnisse von Kunden zu befriedigen. Dadurch können überflüssige<br />
Rück- oder Weitertransporte oder gar Vernichtung von Neuwaren<br />
verhindert werden.<br />
B+L: Vielen Dank für das Gespräch.<br />
XXwww.knapp.com<br />
BUSINE$+LOGISIC 6<br />
JANUAR <strong>2020</strong>
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S60<br />
Wissensbeiträge zur langfristigen<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
Mit mehr als 30 hochkarätig besetzten Fachforen sowie spannenden Live-Events<br />
und mehr als 100 Ausstellervorträgen steht das Rahmenprogramm der LogiMAT<br />
<strong>2020</strong> für einen breit gefächerten Informationskatalog zu den unterschiedlichsten<br />
Themen der Intralogistik.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
Preisträger LogiMAT 2019<br />
LOGIMAT <strong>2020</strong> | MESSENEWS<br />
https://network.logistik-express.com/<br />
Von Beginn an zählte das einzigartige<br />
Rahmenprogramm zu den<br />
prägenden Säulen im Leistungsangebot<br />
der LogiMAT. Neben den<br />
drei ganztätig veranstalteten, seriellen Live-<br />
Events Tracking & Tracing Theatre (Halle 4,<br />
Stand F05), Digital Warehouse Theatre (Halle<br />
8, Stand A70) und auf der Event-Fläche Ladungssicherung<br />
(Halle 9, Stand A71) wird auf<br />
der 18. Internationalen Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />
und Prozessmanagement<br />
erneut das Foren-Programm mit rund 250<br />
hochkarätigen Speakern „den Ruf der Logi-<br />
MAT als führende Informationsplattform der<br />
Branche untermauern“, so LogiMAT-Messeleiter<br />
Michael Ruchty vom Veranstalter EURO-<br />
EXPO Messe- und Kongress-GmbH, München.<br />
Mehr als 30 hochkarätig besetzte Fachforen<br />
in den Hallen 1, 2, 4, 6, 8, 9 sowie das speziell<br />
auf den Themenkomplex der Handelslogistik<br />
ausgerichtete Forum T im Atrium Eingang Ost<br />
bieten erneut Themenangebote und Informationsaustausch<br />
auf Kongressniveau. Dabei<br />
fokussiert das gesamte Themenspektrum auf<br />
der LogiMAT <strong>2020</strong> insbesondere vier Bereiche:<br />
Zukunftstechnologien und KI, Fahrerlose<br />
Transportsysteme (FTS), Nachhaltigkeit und<br />
die Schnittstelle Mensch/Maschine. Welche<br />
Konzepte und Technologien eine zukunftsfähige<br />
Auslegung der Intralogistik prägen,<br />
erörtern unter anderem die Expertenrunden<br />
auf dem traditionellen IFT-Tag (11. März <strong>2020</strong>,<br />
Forum E, Halle 9) in fünf Sequenzen unter der<br />
Moderation von Prof. Dr.-Ing. Robert Schulz,<br />
Leiter des Instituts für Fördertechnik und Logistik<br />
(IFT), Universität Stuttgart. Ebenfalls am 11.<br />
März (Forum D, Halle 8) erläutert Prof. Dr. Kai-<br />
Oliver Schocke, Professor für Produktionsmanagement<br />
und Logistik an der Frankfurt University<br />
of Applied Sciences, die Erfordernisse<br />
der digitalen Transformation und „Warum es<br />
keine Ausreden mehr gibt, jetzt anzufangen“.<br />
Innovationen bestmöglich umsetzen<br />
Viele Studien zeigen einen starken Bedarf an<br />
Aufklärung in punkto Digitalisierung und Künstlicher<br />
Intelligenz. Vor diesem Hintergrund<br />
veranschaulicht Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten<br />
Hompel, Geschäftsführender Institutsleiter<br />
Fraunhofer IML, Ordinarius des FLW, Technische<br />
Universität Dortmund, in dem Forum „Silicon<br />
Economy – Es geht ums Ganze“ (10. März<br />
<strong>2020</strong>, Forum A, Halle 1), wohin die Reise bei<br />
Digitalisierung, KI und AGV-Schwärmen geht.<br />
Direkt im Anschluss daran können die Fachbesucher<br />
auf der Forumsfläche D in Halle 8<br />
einen „KI – Reality Check“ unter der Leitung<br />
von Prof. Dr.-Ing. Philipp Gölzer, Leiter des Ge-
schäftsfelds „Digitalisierte Produktion“, Fraunhofer<br />
SCS und Professor an der TH Nürnberg,<br />
verfolgen. Die Besucher erfahren dabei an<br />
Praxisbeispielen von Data Analytics in der<br />
Supply Chain, wie mit Künstlicher Intelligenz<br />
aus Daten ein echter Mehrwert für Prozessoptimierungen<br />
oder die Entwicklung neuer Services<br />
generiert wird. Wie bereits heute KI etwa<br />
die Kommissionierung effizienter gestaltet,<br />
zeigt eine Gesprächsrunde unter der Leitung<br />
von Dr.-Ing. Kai Pfeiffer, Gruppenleitung Servicerobotik<br />
für Industrie und Gewerbe, Fraunhofer<br />
IPA, Dortmund, ebenfalls am 10. März<br />
<strong>2020</strong> (Forum E, Halle 9) auf.<br />
Mit welchen Instrumenten moderner Technologien<br />
sich Flexibilität und Produktivität in<br />
der innerbetrieblichen Logistik schrittweise<br />
steigern lassen, berichten Praktiker unter<br />
der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang<br />
Echelmeyer, Hochschule Reutlingen, ESB<br />
Business School, Mitglied im Intralogistik-Netzwerk<br />
in Baden-Württemberg e.V. „Flexibilität,<br />
Elastizität, Agilität“ lautet der Titel, unter<br />
dem im Forum vorgestellt wird, wie innovative<br />
Technologien für mehr Reaktionsfähigkeit sorgen<br />
(10. März <strong>2020</strong>, Forum B, Halle 2).<br />
Wie technologische Entwicklungen konkret<br />
umgesetzt werden, veranschaulicht Prof. Dr.-<br />
Ing. habil. Rolf Jansen, Geschäftsführender<br />
Vorstand des Vereins zur Förderung innovativer<br />
Verfahren in der Logistik (VVL) e.V., Dortmund,<br />
unter dem Titel „Logistikinnovationen<br />
für die Praxis“ (11. März <strong>2020</strong>, Forum C, Halle 4).<br />
Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />
erläutern anhand ausgewählter Beispiele,<br />
welche Chancen sich für Unternehmen<br />
eröffnen und welche Maßnahmen notwendig<br />
sind, um Innovationen sinnvoll zu nutzen.<br />
Im Rahmen des Forums „Intelligente Systeme<br />
zur Produktionsoptimierung“ (11. März<br />
<strong>2020</strong>, Forum D, Halle 8) vermitteln Experten<br />
der Abteilung Fabrikplanung und Produktionsmanagement<br />
am Fraunhofer IPA, Stuttgart,<br />
Lösungen, wie im laufenden Betrieb<br />
manuelle Tätigkeiten digital erfasst und bewertet<br />
werden, wie intelligente Systeme<br />
zur Produktionsplanung beitragen und Ursachen<br />
für Verluste entdecken können.<br />
Effizienz- und Produktivitätsgewinn durch<br />
intelligente Planung und Optimierung steht<br />
überdies im Mittelpunkt zweier Foren:<br />
„Lageroptimierung geht über Digitalisierung<br />
hinaus“ (11. März <strong>2020</strong>, Forum A, Halle<br />
1) unter der Moderation von Prof. Dr. Dr.<br />
Bernd H. Kortschak, Inhaber des Lehrstuhls<br />
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Logistik,<br />
Fachhochschule Erfurt, sowie „Logistics<br />
Excellence – Mit intelligenten Prozessen<br />
nachhaltig Kosten senken“ (12. März <strong>2020</strong>, Forum<br />
A, Halle 1), das von Dr. Christian Jacobi,<br />
Geschäftsführer, EffizienzCluster Management<br />
GmbH, Geschäftsführender Gesellschafter<br />
agiplan GmbH, Mülheim an der Ruhr,<br />
moderiert wird.<br />
Zusammenarbeit von Mensch und Maschine<br />
Mit den Vorteilen und Herausforderungen<br />
durch den Einsatz von Fahrerlosen Transportsystemen<br />
befassen sich im Rahmenprogramm<br />
der LogiMAT <strong>2020</strong> gleich drei Fachforen.<br />
Wie das schnelle 5G-Netz die Vision<br />
cyber-physischer Systeme in der Industrie 4.0<br />
deutlich näher rücken lässt, erörtert das Forum<br />
„Aus den FTS Entwicklungsabteilungen“ (10.<br />
März <strong>2020</strong>, Forum B, Halle 2). Am Beispiel einer<br />
kombinierten 5G-Datenübertragung und -Verarbeitung<br />
in der Edge Cloud skizziert Waldemar<br />
Osterhoff, Senior Consultant Forum-FTS<br />
GmbH, Voerde, dabei unter anderem neue<br />
Systemansätze für FTS.<br />
MICHAEL RUCHTY<br />
LOGIMAT-MESSE<strong>LE</strong>ITER<br />
EUROEXPO MESSE- UND<br />
KONGRESS-GMBH<br />
MÜNCHEN
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S62<br />
LOGIMAT <strong>2020</strong> | MESSENEWS<br />
https://network.logistik-express.com/<br />
Das Forum „Internationale Zulassung von FTS<br />
– so geht´s!“ (11. März <strong>2020</strong>, Forum B, Halle 2)<br />
richtet sich vor allem an FTS-Hersteller und Integratoren.<br />
Darin zeigt der TÜV SÜD Lösungen<br />
für den internationalen Marktzugang bei Robotertechnik<br />
und FTS auf. Ähnliche Aspekte<br />
stehen im Mittelpunkt des Forums „Sicherheit<br />
von FTS“ (12. März <strong>2020</strong>, Forum B, Halle 2), in<br />
dem Dr.-Ing. Günter Ullrich, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter, Forum-FTS GmbH, Voerde,<br />
mit Experten die Anforderungen an FTS im<br />
Außenbereichseinsatz erörtert.<br />
Den Anteil und die Optionen von AutoID-<br />
Technologien als Enabling Technologies für<br />
die digitale Transformation veranschaulichen<br />
neben dem Tracking & Tracing Theatre (Halle<br />
4, Stand F05) die beiden Foren „Optimierung<br />
der Digital Supply Chain“ (10. März <strong>2020</strong>, Forum<br />
C, Halle 4) und „Automatisierung in der<br />
Logistik mit AutoID“ (11. März <strong>2020</strong>, Forum C,<br />
Halle 4).<br />
Bei allen Fortschritten in den unterschiedlichen<br />
Technologiebereichen: Wesentlicher Faktor<br />
in Produktion und Logistik ist der Mensch.<br />
Neben der Keynote am Eröffnungstag von<br />
Karsten Zimmer, Spezialist für Datensicherheit,<br />
EDV Sachverständigen & IT-Forensikbüro, befassen<br />
sich zwei weitere Foren explizit mit der<br />
Zusammenarbeit und Schnittstelle Mensch/<br />
Maschine. Prof. Dr.-Ing. Johannes Fottner,<br />
Ordinarius am Lehrstuhl für Fördertechnik<br />
Materialfluss Logistik (fml), Technische Universität<br />
München (TUM), moderiert zum Thema<br />
„Mensch & Maschine: Die Zukunft flexibler Logistik“<br />
(10. März <strong>2020</strong>, Forum A, Halle 1) eine<br />
Expertenrunde, die unter anderem aufzeigt,<br />
wie Assistenzsysteme den Menschen unterstützen<br />
und dadurch unter anderem Fehler<br />
reduzieren. Die „Mensch-Technik-Interaktion<br />
in der Kommissionierung“ inklusive einer<br />
„Checkliste zur Ergonomie von Datenbrillen<br />
und Anwendungen aus der Praxis“ steht im<br />
Fokus (12. März <strong>2020</strong>, Forum D, Halle 8) eines<br />
Fachforums unter der Leitung von Dr. Veronika<br />
Kretschmer, Consulting Psychology and Ergonomics,<br />
Fraunhofer-Institut für Materialfluss<br />
und Logistik IML, Dortmund.<br />
Angesichts der globalen Handelsströme wirft<br />
Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter, Fraunhofer-Institut<br />
für Materialfluss und Logistik IML,<br />
Dortmund, mit Experten aus Wirtschaft und<br />
Wissenschaft einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen,<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
für „Deutsch-Chinesische Kooperationen<br />
in der Logistik“ (12. März <strong>2020</strong>, Forum E, Halle 9).<br />
Handelsprozesse digitalisieren und<br />
nachhaltiger gestalten<br />
Darüber hinaus stehen die Prozesse der<br />
Handelslogistik, die Digitalisierung und Automatisierung<br />
von Handelsprozessen, im Mittelpunkt<br />
einer eigenen Reihe mit sechs Vorträgen,<br />
die das Kompetenzplattform TradeWorld<br />
innerhalb der LogiMAT auf der Fläche des Forums<br />
T im Atrium Eingang Ost ausrichtet. Dabei<br />
geht es unter der Leitung von Holger Seidenschwarz,<br />
Research Director, ibi research<br />
an der Universität Regensburg, um „Multichannel-Strategien<br />
im B2B-Commerce“ (10.<br />
März <strong>2020</strong>). Den Einsatz von KI und Robotics<br />
im modernen Handel erläutert unter dem Titel<br />
„New Retail goes Digital“ Marco Atzberger,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung, EHI Retail Institute,<br />
Köln, (10. März <strong>2020</strong>) mit Experten. Das<br />
Forum zu „Retail Logistics 4.0” (11. März <strong>2020</strong>)<br />
gibt unter der Moderation von Dr. Volker<br />
Lange, Leiter Verpackungs- und Handelslogistik,<br />
Fraunhofer Institut IML, Dortmund, einen<br />
Einblick in wesentliche Trends und zeigt Auswirkungen<br />
und Perspektiven auf die digitale<br />
Transformation von Handelswelten auf.<br />
Prägende Instrumente auch für die Prozesse<br />
der Handelslogistik bietet die IT-Infrastruktur.<br />
Vor diesem Hintergrund zeigt Prof. Dr. Franz<br />
Vallée, Wissenschaftlicher Leiter, VuP GmbH,<br />
Vallée und Partner, Logistik- & IT-Beratung,<br />
Münster, unter dem Titel „Software für die<br />
Logistik im Omnichannel-Handel“ (11. März<br />
<strong>2020</strong>) auf, was Händler bei der effizienten Gestaltung<br />
von Informationsflüssen von Anderen<br />
lernen können. Am dritten Messetag stellt<br />
Gero Becker, Teamleiter Strategische Insights<br />
B2B, Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel<br />
am IFH Köln, mit Thesen zu zukunftsfähigen<br />
Geschäftsmodellen im B2B-Handel das<br />
„Geschäftsmodell Großhandel auf den Prüfstand“<br />
(12. März <strong>2020</strong>). Überdies hinterfragt<br />
Matthias Pieringer, Chefredakteur, LOGISTIK<br />
HEUTE, HUSS-VERLAG GmbH, München, mit<br />
seinen Gesprächspartnern die aktuellen Entwicklungen<br />
zu „Nachhaltiger urbaner Logistik“<br />
(12. März <strong>2020</strong>). (RED)
Verbessern Sie<br />
die Digitalisierung<br />
Ihres Transportgeschäfts<br />
auf timocom.de
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S64<br />
Innovative Fördertechnik für Effizienz<br />
und Nachhaltigkeit<br />
Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz sowie der nach wie vor<br />
stark wachsende E-Commerce sind die Treiber für Innovationen im Bereich Fördertechnik.<br />
Auf der LogiMAT, die als führende Leistungsshow und Trendbarometer<br />
der Branche gilt, präsentieren die internationalen Geräte- und Anlagenbauer<br />
vom 10. bis 12. März ihre jüngsten Produkt- und Systementwicklungen.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
„Das Ergebnis sind neue Sorter und Hängeförderer,<br />
Cobots, weiterentwickelte<br />
Shuttle-Lösungen und intelligente, ressourcenoptimierte<br />
Steuerungseinheiten“, erklärt<br />
LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty vom<br />
Münchner Veranstalter EUROEXPO Messe- und<br />
Kongress-GmbH. „Parallel dazu sind interessante<br />
Weiterentwicklungen und revolutionäre<br />
Veränderungen bei den herkömmlichen<br />
Fördertechnik-Komponenten festzustellen.<br />
Vor diesem Hintergrund bieten Maschinenund<br />
Anlagenbauer als traditionell größte Ausstellergruppe<br />
auf der LogiMAT vom 10. bis 12.<br />
im März einmal mehr eine umfassende Leistungsschau<br />
an aktuellen Neuentwicklungen<br />
und zeigen interessante künftige Entwicklungstrends<br />
auf, wie es sie sonst nirgendwo zu erleben<br />
gibt.“<br />
MICHAEL RUCHTY<br />
LOGIMAT-MESSE<strong>LE</strong>ITER<br />
EUROEXPO MESSE- UND<br />
KONGRESS-GMBH<br />
MÜNCHEN<br />
Die Digitalisierung und die damit<br />
verbundene Automatisierung der<br />
Intralogistik-Prozesse, der nach<br />
wie vor wachsende E-Commerce<br />
sowie die zunehmende Einbindung von<br />
Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) sind<br />
die gegenwärtig beständigen Treiber für Systementwicklungen<br />
im Bereich Fördertechnik.<br />
Mit ihren diversifizierten Exponaten zeigen die<br />
Hersteller von Fördertechnik auf der LogiMAT<br />
– 18. Internationale Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />
und Prozessmanagement in<br />
Stuttgart, wie sie auf diese anhaltenden Entwicklungstrends<br />
mit neuesten Systemlösungen<br />
reagieren.<br />
Auch der Trend zu nachhaltigen Lösungen<br />
sowie die Einbindung moderner Technologien<br />
wie Sensorik, Bilderfassung und Robotik führen<br />
zu Markteinführungen von Innovationen.<br />
Auf der LogiMAT <strong>2020</strong> belegt die Ausstellergruppe<br />
für Fördertechnik, Regal- und Hallenbau,<br />
Lager- und Betriebseinrichtungen in<br />
diesem Jahr die Messehallen 1 – nebst Galerie,<br />
3, 5 und 7. Sie bietet den Fachbesuchern<br />
einen kompletten Überblick über Innovationen,<br />
Produkte und Systemlösungen für eine<br />
durchgängige Prozessautomatisierung bei<br />
Warehousing, Auftragskommissionierung und<br />
Versandfertigung. Dabei stehen in diesem<br />
Jahr insbesondere mitwachsende Lösungen<br />
und Ausstattungsplanungen für durchgängig<br />
gesteuerte Prozesse mit leistungsstarken<br />
System- und Fördertechnik-Komponenten<br />
im Fokus der Ausstellungen. Darüber hinaus<br />
werden Systeme gezeigt, die durch Multi<br />
Material Handling für eine gesteigerte Flexibilität<br />
sorgen, sowie Applikationserweiterungen<br />
und -neuerungen bei bereits bewährten<br />
Geräten und Systemen zur Gestaltung der<br />
digitalen Transformation zu sehen sein.
„Der Anlagen- und Maschinenbau zählt zu<br />
den innovationsstärksten Industriebranchen<br />
überhaupt“, sagt Ruchty. „Die gebotenen<br />
Prozessinnovationen schlagen sich deutlich in<br />
Effizienzvorteilen, Kostensenkungen und emissionsmindernd<br />
in der Nachhaltigkeitsbilanz<br />
nieder.“<br />
Innovationen, zukunftsfähige Lösungen<br />
In punkto digitaler Transformation herrscht<br />
Nachholbedarf, wie viele Studien und Untersuchungen<br />
belegen. Digitale Transformation,<br />
Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz – in<br />
vielen Unternehmen herrscht angesichts der<br />
rasanten Technologieentwicklungen offenbar<br />
Unkenntnis, zumindest jedoch ein Informationsdefizit<br />
darüber, wohin die Reise geht<br />
und welche Investitionen für welche Ausrichtung<br />
Zukunftsfähigkeit bietet.<br />
„Damit fällt der LogiMAT <strong>2020</strong> in der aktuellen<br />
Konjunktursituation der Branche eine<br />
tragende Rolle zu“, betont Messeleiter Michael<br />
Ruchty. „Mit den Visionen und zukunftsfähigen<br />
Lösungen, die in den Vorträgen<br />
des Rahmenprogramms aufgezeigt werden,<br />
und den konkreten Angeboten und Innovationen,<br />
die die Aussteller präsentieren, bedient<br />
die LogiMAT den Informationsbedarf<br />
der Fachbesucher aus erster Hand.“Die von<br />
den Systementwicklern und -integratoren<br />
auf der Messe gezeigten neuen Einzelkomponenten<br />
bis hin zu den jüngst entwickelten<br />
vollautomatisierten Anlagen bilden einen<br />
repräsentativen Querschnitt durch das aktuelle<br />
Lösungsspektrum für eine effiziente Intralogistik<br />
in Industrie und Handel. So kommt<br />
etwa die Caljan GmbH (Halle 1, Stand K53)<br />
mit der Neuheit AutoLoader zur LogiMAT.<br />
Dieser ist für den Einsatz mit Caljan Performer<br />
Teleskopbändern vorgesehen und soll die<br />
Durchlaufzeiten bei der Handhabung von<br />
Paketen und Stückgut sowohl bei Paketdienstleistern<br />
als auch bei Einzelhändlern vor Ort<br />
vereinfachen.<br />
Auf der Galerie in Halle 1 (Stand OG78)<br />
präsentiert die BEHA Innovation GmbH mit<br />
dem BEHAbelt neue elastische Transportbänder,<br />
die aus zwei Komponenten gefertigt<br />
sind. Die Materialkombination ermöglicht<br />
unterschiedlichste Strukturen und Ausführungen<br />
in zwei verschiedenen Härtegraden.<br />
Die FAB Fördertechnik und Anlagenbau<br />
GmbH (Halle 1, Stand D44) stellt eine individuell<br />
konfigurierbare Fördertechnik-Lösung<br />
zur automatisierten Be- und Entladung von<br />
Lkws vor. Mit diesem System lässt sich ein<br />
LOGIMAT <strong>2020</strong> | MESSENEWS<br />
https://network.logistik-express.com/
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S66<br />
LOGIMAT <strong>2020</strong> | MESSENEWS<br />
https://network.logistik-express.com/<br />
Sattelauflieger mit 33 Paletten innerhalb von<br />
vier Minuten komplett entladen, so die Angaben<br />
des Unternehmens. Eine absolute Innovation<br />
im Fördertechnik-Segment stellt die cellumation<br />
GmbH (Halle 3, Stand B78) in Stuttgart<br />
mit dem zellular konzipierten Förder- und<br />
Positioniersystem „celluveyor“ vor. Die einzigartige<br />
Neuentwicklung aus kleinen Förderzellen<br />
mit omnidirektionalen Antriebsrädern<br />
bietet der Fördertechnik vollkommen neue<br />
Gestaltungs- und Anwendungsoptionen für<br />
die Realisierung komplexer Materialflüsse.<br />
Gegenüber herkömmlichen Fördertechnik-<br />
Komponenten sollen sich damit auch – abhängig<br />
von der jeweiligen Anwendung – bis<br />
zu 95 Prozent der erforderlichen Fläche einsparen<br />
lassen.<br />
Mehr Effizienz durch Kombination<br />
unterschiedlicher Technologien<br />
Bei der vollautomatischen Lagerung und<br />
Kommissionierung sind sowohl auf Komponentenebene<br />
als auch bei der Konzeption<br />
von Gesamtsystemen zahlreiche Neuheiten<br />
auf der LogiMAT <strong>2020</strong> zu entdecken. Eine<br />
vollkommen neuartige Konstruktion von<br />
Regalbediengerät (RBG) präsentiert etwa<br />
Stock Solutions in Halle 1, Stand K64. Der so<br />
genannte short:CUT ist ein RBG für Kleinteilelager,<br />
das nach dem Scheibenwischer-Prinzip<br />
agiert und auf diese Weise einen Leistungsbereich<br />
zwischen herkömmlichen RGB´s und<br />
Shuttle-Lösungen abdecken soll.<br />
Gesteigerte Dynamik bei den Lagersystemen<br />
versprechen Neuentwicklungen wie<br />
das StoreBiter One-Level-Shuttle (OLS) X<br />
der GEBHARDT Fördertechnik GmbH (Halle<br />
5, Stand A71), das patentierte Shuttle-<br />
Lösungskonzept Dynamic Fashion Warehouse<br />
von psb intralogistics GmbH (Halle 1,<br />
Stand B11 und B04) oder eine vollautomatische<br />
Kommissionierlösung der Stöcklin<br />
Logistik AG (Halle 3, Stand B35) für Obst- und<br />
Gemüsegebinde. Die Stöcklin-Systemlösung<br />
besteht aus Depalettierer mit Universalgreifer,<br />
Vorstapler, spezieller Fördertechnik, Sequenzer,<br />
Palettierer und Wickler. Über die automatische<br />
Kommissionierung lassen sich dabei<br />
sowohl Ein- als auch Mehrweggebinde<br />
direkt ab der Artikelpalette in einem Prozess-<br />
durchlauf auf Filial-Paletten bereitstellen, wodurch<br />
zeitintensive Zwischenschritte entfallen.<br />
Die Shuttle-Lösung von psb kombiniert in einem<br />
neuentwickelten Hängewaren-Shuttle<br />
ein Shuttle-System mit einer Hängewaren-<br />
Technologie. Damit eröffnen sich mit einer<br />
Leistungssteigerung von 700 Prozent sowie<br />
einer um 25 Prozent höheren Lagerdichte im<br />
Vergleich zu automatischen Lagern mit RBG<br />
völlig neue Nutzungsszenarien beim Handling<br />
von Mischwarenträgern sowie Teilentnahmen<br />
von Hängeware aus Blöcken. Das<br />
OLS X von Gebhardt bietet eine Kombination<br />
aus Shuttle- und FTF-Technologien. Dabei<br />
sind die Gassen des Shuttlelagersystems<br />
über Plattformen miteinander verbunden, so<br />
dass die Fahrzeuge ohne Schienenführung<br />
und Wechselfahrwerke zwischen den Gassen<br />
wechseln können. Ein neues Paletten-Shuttle<br />
für den Transport außerhalb des Lagerkubus<br />
zeigt die Eurofork S.p.A. (Halle 3, Stand B19)<br />
mit dem Esmart-Shuttle. Für die Positionierung,<br />
Lagerung und Kontrolle von Waren im Lager<br />
nutzt die Lösung patentierte Datamatrix-<br />
Technologie mit präziser 3D-Zuordnung.<br />
Einen spannenden Blick in die Zukunft bieten<br />
zudem die unter dem Kennzeichen<br />
„Handhelds“ subsumierten Neuheiten. Neben<br />
Anwendungen mit AR-Brillen, die der<br />
Unterstützung von Kommissionierung und Gebäudeplanung<br />
dienen, sorgen beispielsweise<br />
die Exoskelette der Paexo-Produktlinie für Aufsehen,<br />
die das Medizintechnikunternehmen<br />
Ottobock SE & Co. KGaA (Halle 1, Stand A75)<br />
erstmals in Stuttgart präsentiert.<br />
„Lasten heben, Paletten bewegen, in der<br />
Hocke arbeiten – in solchen Situationen entlasten<br />
unsere Lösungen spürbar den unteren<br />
Rücken, die Schultern und Handgelenke“,<br />
sagt Dr. Sönke Rössing, Leiter von Ottobock Industrials.<br />
„Damit profitiert insbesondere der Logistikbereich<br />
von unserer Paexo-Produktlinie.“<br />
Wie ein Hüftgürtel lässt sich etwa das seit Oktober<br />
2019 verfügbare Exoskelett Paexo Soft<br />
Back in wenigen Sekunden anlegen und<br />
sorgt dann für eine ergonomische Körperhaltung.<br />
Bei stehenden Tätigkeiten und leichter<br />
Lastenhandhabung unterstützt es den Anwender<br />
im Bereich der unteren Wirbelsäule,
so dass selbst längere Kommissionierarbeiten<br />
im Stehen möglich sind. Weiteres Plus: Die unterschiedlichen<br />
Exoskelette der Produktlinie<br />
lassen sich miteinander zu weitreichenden<br />
Stützen kombinieren.<br />
Auch der Nachhaltigkeitsgedanke<br />
steckt in den Systemen<br />
Mit zahlreichen Exponaten unterstreichen<br />
die internationalen Aussteller auf der Logi-<br />
MAT <strong>2020</strong> überdies ihre Lösungskompetenz<br />
in Sachen Nachhaltigkeit. „Es gibt keinen Klimaschutz<br />
ohne Maschinenbau“, so VDMA-<br />
Präsident Welcker. Auf dem Gemeinschaftsstand<br />
des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />
und Energie stellt etwa Automatisierungsspezialist<br />
EHATEC GmbH (Halle 7, Stand C61H)<br />
während der LogiMAT zahlreiche Optionen<br />
vor, mit denen Green Logistics durch intelligente<br />
Steuerungskonzepte für automatisierte<br />
Intralogistik sowohl zur Prozess- als<br />
auch zur Ressourcenoptimierung führen.<br />
eCommerce<br />
Logistik - Day<br />
SSI Schäfer (Halle 1, Stand D21) stellt sogar<br />
den Schwerpunkt seines diesjährigen Messeauftritts<br />
ganz unter das Motto Green Logistics.<br />
„Nachhaltige Intralogistik erstreckt<br />
sich vom Bau der Logistikimmobilie über die<br />
Green Crane beziehungsweise Shuttle Technology<br />
und die Green Conveyor Technology<br />
bis hin zu Predictive Maintenance-Konzepten<br />
und den Umstieg auf Mehrwegbehälterkreisläufe“,<br />
begründet das Unternehmen die Ausrichtung.<br />
„Die Anwendungsgebiete und Herausforderungen<br />
der Intralogistik in Industrie, Handel und<br />
Dienstleistung sind sehr vielschichtig“, resümiert<br />
LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty. „Die<br />
Aussteller im Maschinen- und Anlagenbau<br />
geben mit ihren flexiblen, hochinnovativen<br />
Lösungsangeboten den Fachbesuchern Orientierungshilfe<br />
bei der Ausrichtung der eigenen<br />
intralogistischen Prozesse. Sie zeigen<br />
Wege auf, wie technologisch notwendige<br />
Investitionen sinnvoll und zukunftsweisend<br />
eingesetzt werden. Wer bei der Automatisierung<br />
und Digitalisierung seiner Intralogistik<br />
die richtigen Weichen stellen will, kommt um<br />
einen Besuch auf der LogiMAT nicht herum.“<br />
(RED)<br />
www.logistik-express.com
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong>|S68<br />
LogiMAT: Zukunftsfähige Lösungen<br />
Mit mehr Ausstellern als je zuvor vermeldet die LogiMAT <strong>2020</strong> vor ihrer Eröffnung<br />
am 10. März erste neue Rekorde. In allen Ausstellungsbereichen kann das<br />
Fachpublikum zahlreiche Weltpremieren in Augenschein nehmen. Über 1.650<br />
Aussteller aus aller Welt präsentieren in Stuttgart die jüngsten Innovationen und<br />
zukunftsfähigen Lösungen in der Intralogistik. BEITRAG: REDAKTION<br />
Über alles, was Performance<br />
und Zukunftsfähigkeit der Intralogistik<br />
auf dem Weg der<br />
digitalen Transformation ausmacht,<br />
informiert die LogiMAT, 18. Internationale<br />
Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />
und Prozessmanagement<br />
vom 10. bis 12. März <strong>2020</strong> auf dem<br />
Stuttgarter Messegelände. „Das Thema<br />
Digitalisierung ist in den Unternehmen<br />
inzwischen angekommen“, urteilt Logi-<br />
MAT-Messeleiter Michael Ruchty vom<br />
Münchener Veranstalter EUROEXPO<br />
Messe- und Kongress-GmbH. „Jedoch<br />
zögern viele Unternehmen bei der<br />
konkreten Umsetzung der digitalen<br />
Transformation, das belegen eine Vielzahl<br />
aktueller Untersuchungen. Viele<br />
Entscheider sind sich bei den Technologieentwicklungen<br />
noch nicht im Klaren<br />
darüber, wohin die Reise geht. Sie<br />
haben hohen Informationsbedarf und<br />
halten sich mit ihren Investitionen bei<br />
den Lösungsangeboten entsprechend<br />
zurück.“<br />
Vor dem Hintergrund dieser Anforderungen<br />
erfüllt die LogiMAT als weltweit<br />
führende Plattform der Intralogistik ihre<br />
Aufgabe in doppelter Hinsicht: Die Exponate<br />
ihrer Aussteller – darunter zahlreiche<br />
Weltpremieren – repräsentieren<br />
einen Querschnitt durch das aktuelle<br />
Lösungsspektrum der führenden Entwickler<br />
und Anbieter. Parallel dazu bietet<br />
das bewährte Rahmenprogramm<br />
mit hochkarätig besetzten Foren, der<br />
Vorstellung von Best-Practice-Projekten<br />
und aktueller Forschungsansätze<br />
sowie mit zahlreichen Unternehmenspräsentationen<br />
ein nachhaltiges<br />
Informationsangebot für die zukunftsfähige<br />
Ausrichtung der Intralogistik.<br />
Dementsprechend lautet das Motto<br />
der LogiMAT <strong>2020</strong>: „Intralogistik aus<br />
erster Hand | Visionen – Innovationen<br />
– Lösungen“.<br />
Wie bereits im vergangenen Jahr sind<br />
die Ausstellungsflächen der zehn Hallen<br />
auf dem Stuttgarter Messegelände<br />
während der 18. LogiMAT komplett belegt.<br />
Inklusive der Halle 2, dem Eingangsbereich<br />
Ost inklusive Atrium sowie der<br />
Galerie in Halle 1 konnten gegenüber<br />
der LogiMAT 2019 weitere Präsentationsflächen<br />
in einer Größenordnung<br />
von 1.450 Quadratmetern aktiviert<br />
werden „Wir sind bis auf den letzten<br />
Meter ausgebucht“, so Michael<br />
Ruchty. Auf insgesamt mehr als 125.000<br />
Quadratmetern präsentieren während<br />
der LogiMAT <strong>2020</strong> mit über 1.650 Aussteller,<br />
davon über 300 Erstteilnehmer,<br />
mehr Unternehmen als je zuvor ihr Leistungsspektrum<br />
für durchgängige Effizienz<br />
und zukunftsfähige Lösungen in<br />
der Intralogistik.<br />
Markant ist überdies der wachsende<br />
Anteil internationaler Aussteller. Ihre<br />
Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr<br />
um fünf Prozent auf 495 Unternehmen.<br />
Damit liegt die Quote internationaler<br />
Aussteller auf der LogiMAT <strong>2020</strong> höher<br />
als 30 Prozent – darunter befinden sich<br />
fast 100 Unternehmen allein aus China<br />
(74), Korea (4), Taiwan (3) und den<br />
USA (14). Das unterstreicht den Stellenwert<br />
der LogiMAT als international<br />
führende Informations- und Kommunikationsplattform<br />
sowie als Arbeitsmesse<br />
für direkte Geschäftsabschlüsse<br />
der Intralogistik-Branche. Für die drei<br />
Messetage rechnet der Veranstalter<br />
mit mehr als 65.000 Fachbesuchern.<br />
Beinahe jeder zweite Fachbesucher<br />
kommt erfahrungsgemäß mit konkreten<br />
Investitionsabsichten.<br />
Digitaler Laufzettel und praktischer<br />
Besuchsplaner<br />
Zur schnellen Orientierung bei konkretem<br />
Produktinteresse sind die Global<br />
Player und mittelständischen Unternehmen<br />
in den zehn Hallen des<br />
Stuttgarter Messegeländes nach Ausstellergruppe<br />
gegliedert. Die Fachbesucher<br />
können sich mit der vom Messeveranstalter<br />
weiter entwickelten App<br />
auf ihrem Tablet oder Smartphone<br />
einen „digitalen Laufzettel“ erstellen.<br />
In der benutzerfreundlich gestalteten
App sind die Aussteller sowohl alphabetisch<br />
als auch nach Hallen und<br />
Ländern gelistet. Überdies sind in jeder<br />
Halle die Lösungsanbieter nach den<br />
jeweiligen Bereichen abrufbar. „Dies<br />
ist für die Messebesucher von besonderem<br />
Vorteil etwa bei den Hallen 6<br />
und 7, die unter ihrem Dach Aussteller<br />
mehrerer Segmente bündeln“, erläutert<br />
Ruchty. Zudem gibt es als begleitendes<br />
Printprodukt den praktischen<br />
Besuchsplaner in dem unter anderem<br />
das Ausstellerverzeichnis, Hallenpläne<br />
sowie das gesamte Rahmenprogramm<br />
zu finden sind.<br />
Bei der Hallenbelegung setzt der Veranstalter<br />
weitgehend auf Bewährtes:<br />
In den Hallen 1 – nebst Galerie –, 3, 5<br />
und 7 geben die Maschinen- und Anlagenbauer<br />
einen Überblick über die<br />
aktuellen Produkte, Innovationen und<br />
Systemlösungen für durchgängige<br />
Prozessautomatisierung bei Warehousing,<br />
Auftragskommissionierung und<br />
Versandfertigung. Den bislang avisierten<br />
Neuheiten zufolge stehen dabei<br />
insbesondere Ausstattungsplanungen<br />
nach ganzheitlichen Konzepten und<br />
mitwachsenden Lösungen, durchgängig<br />
einheitlich gesteuerte Prozesse<br />
mit leistungsstarken System- und<br />
Fördertechnikkomponenten und weitgehendem<br />
Multi Material Handling im<br />
Fokus. Darüber hinaus werden Applikationserweiterungen<br />
und -neuerungen<br />
zur Bewältigung der digitalen Transformation<br />
mit bereits bewährten Geräten<br />
und Systemen gezeigt.<br />
Neu ist die Positionierung der speziell<br />
auf die Prozesse der Handelslogistik<br />
ausgerichteten Informationsplattform<br />
TradeWorld. Flankiert von Ausstellern<br />
mit Angeboten zur Digitalisierung und<br />
Automatisierung von Handelsprozessen<br />
ist sie an exponierter Stelle im<br />
Atrium im Bereich Eingang Ost zu finden.<br />
„Zahlreiche LogiMAT-Aussteller<br />
präsentieren in verschiedenen Hallen<br />
intralogistische Produkte und Systeme<br />
auch für den reibungslosen<br />
Ablauf von Handelsaktivitäten in<br />
E-Commerce und Omnichannel.<br />
Die TradeWorld im Atrium (Eingang Ost)<br />
bildet quasi das Herzstück derjenigen<br />
Aussteller, die spezielle Lösungen für<br />
die Digitalisierung und Automatisierung<br />
von Handelsprozessen anbieten“, so<br />
Michael Ruchty. „Auf der eigenen Vortragsfläche<br />
werden darüber hinaus an<br />
allen drei Messetagen in spannenden<br />
Expertenvorträgen und Gesprächsrunden<br />
maßgebliche Informationen<br />
für die effiziente Gestaltung und Abwicklung<br />
der Prozesse vermittelt.“<br />
Fahrerlose Transportsysteme in<br />
eigenem Ausstellungsbereich<br />
Wachsende Bedeutung in der Intralogistik<br />
fällt den autonomen, Fahrerlosen<br />
Transportfahrzeugen (FTF) zu. Um die<br />
aktuellen Entwicklungen angemessen<br />
abzudecken und dem Fachpublikum<br />
neue Technologien und Innovationen<br />
vorzustellen, ist für die mobilen Transport-<br />
und Pickroboter erstmals ein eigener<br />
Ausstellungbereich in der Halle 2<br />
eingerichtet.<br />
Die komplette Riege der führenden<br />
Flurförderzeuge-Hersteller sowie das<br />
Gros der namhaften Anbieter nutzwertiger<br />
Anbaugeräte und der Verladetechnik<br />
zeigen in der Halle 7 sowie<br />
den Hallen 9 und 10 ihre neuesten Innovationen<br />
im Bereich der Stapler, der<br />
Förderzeuge, der Handlingsysteme<br />
sowie die aktuelle Lösungsvielfalt rund<br />
um die Themen Fahrerassistenz- (FAS)<br />
und Flottenmanagementsysteme.<br />
Geprägt von den Anforderungen im<br />
elektromotorischen Bereich reicht<br />
das Spektrum der Exponate in diesen<br />
Segmenten von Weltpremieren für<br />
Großflächenklammern bei den Anbaugeräten<br />
über neue Sicherheitsund<br />
Dialogfunktionen bei den FAS bis<br />
hin zu Neuvorstellungen nachrüstbarer<br />
Kabinenvarianten für Elektrostapler.<br />
Außerdem werden kompakte Mehrwege-Seitenstapler<br />
und Lösungsangebote<br />
für die Automatisierung autonom<br />
fahrender Geräte gezeigt. Auf für die<br />
LogiMAT neu erschlossenen Außenflächen<br />
zwischen Halle 8 und Halle 10<br />
werden in Live-Vorführungen neue Flurförderzeuge<br />
vorgestellt.<br />
Die Entwickler und Anbieter von Softwarelösungen<br />
für die Intralogistik, die<br />
in Halle 8 und partiell in der angrenzenden<br />
Halle 6 zu finden sind, binden<br />
bei ihren neuesten Lösungen inzwischen<br />
Verfahren und Methoden der KI<br />
in ihre Rechenprozesse mit ein. Die Aussteller<br />
zeigen mit ihren Softwareangeboten<br />
und neuen Funktionen, wie sich<br />
diese für die Systemwelt von Telematik-,<br />
Transportmanagement- und Warehouse<br />
Management Systemen niederschlägt.<br />
Außerdem präsentieren sie<br />
aktuelle Softwarelösungen in den Bereichen<br />
Zoll-, Versandabwicklung und<br />
Exportkontrolle und zeigen Wege für<br />
neue Geschäftsfelder auf, die aus der<br />
Digitalisierung automatisierter Prozesse<br />
entstehen.<br />
Last but not least stellen die Aussteller<br />
der ergänzenden Produktangebote<br />
und Neuentwicklungen aus den<br />
Bereichen Behälter und Kennzeichnungstechniken,<br />
Verpackung sowie<br />
Verpackungs- und Wiegesysteme in<br />
den Hallen 4 und 6 Produktneuheiten<br />
zum Verwiegen, Messen oder Etikettieren,<br />
neue Wearables und Scanner<br />
sowie die jüngsten Material- und<br />
Formentwicklungen für Etiketten und<br />
Ladungsträgern vor. Zudem unterstreicht<br />
das vielschichtige Rahmenprogramm<br />
der 18. Internationalen<br />
Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />
und Prozessmanagement mit mehr als<br />
30 hochkarätig besetzten Fachforen,<br />
über 250 Speakern von internationalen<br />
Top-Experten sowie drei Live-Events<br />
den Ruf der LogiMAT als führende Informationsplattform<br />
der Branche.<br />
„Mit diesem umfassenden Informationsangebot<br />
sowie der Bestandsaufnahme<br />
bei den aktuellen Innovationen und der<br />
Präsentation zukunftsfähiger Lösungsansätze<br />
bietet die LogiMAT <strong>2020</strong> einmal<br />
mehr die komplette Intralogistik<br />
aus erster Hand“, resümiert Messeleiter<br />
Ruchty. „Kurz: Ein Pflichttermin für alle,<br />
die ihre Wettbewerbsfähigkeit mit intelligenter<br />
Steuerung und modernen<br />
Prozessen in der Intralogistik zukunftsorientiert<br />
ausrichten wollen.“ (RED)
LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong>|S70<br />
Menschen in Bewegung<br />
Personalmeldungen reichen Sie über unseren Presseservice-Upload ein.<br />
STEFFEN BERSCH<br />
CEO<br />
SSI SCHÄFER GRUPPE<br />
Der Beirat der SSI Schäfer Gruppe hat<br />
Herrn Steffen BERSCH zum CEO der SSI<br />
SCHÄFER Gruppe berufen. Herr Bersch<br />
wird seine Tätigkeit bei SSI Schäfer<br />
zum 1. März <strong>2020</strong> aufnehmen. Nach<br />
einer kurzen Übergangszeit wird Herr<br />
Bersch mit 1. April <strong>2020</strong> die Nachfolge<br />
des interimistischen CEO der Gruppe,<br />
Dr. Helmut Limberg, antreten.<br />
THOMAS ZIEG<strong>LE</strong>R<br />
CEO<br />
JCL LOGISTICS<br />
AUSTRIA GMBH<br />
JCL Logistics, mit Sitz in Baar (Schweiz),<br />
hat seine regionale Organisation umstrukturiert<br />
und das Management neu<br />
aufgestellt. Seit 1.2.<strong>2020</strong> ist Thomas Ziegler<br />
(44) CEO der JCL Logistics Austria<br />
GmbH. In dieser Funktion wird der, aus<br />
Taiskirchen im Innkreis stammende,<br />
Logistikexperte alle Produkte der JCL<br />
Logistics Gruppe in Österreich vertreten.<br />
PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />
HERAUSGEBER<br />
UMWELT JOURNAL<br />
Peter Nestler hat mit 1. Januar <strong>2020</strong><br />
als Chefredakteur die Leitung für die<br />
Zeitschrift "Umwelt Journal" von der HJS<br />
MEDIA WORLD GROUP übernommen<br />
und wird sich verstäkt der Thematik<br />
Green Logistic & Mobilität annehmen.<br />
Herr Nestler hat zuvor die Zeitschrift Q1 -<br />
ein Qualitäts & Management Magazin<br />
geleitet und bringt entsprechend viel<br />
Erfahrung in die HJS Media World ein.<br />
SERGIO BUCHER<br />
VORSTAND BRANDS<br />
& RETAIL<br />
OTTO GROUP<br />
Der international renommierte Spitzenmanager<br />
Sergio Bucher soll mit Wirkung<br />
zum 1. Februar <strong>2020</strong> zum Vorstand<br />
Brands and Retail des Handels- und<br />
Dienstleistungskonzerns Otto Group<br />
ernannt werden. Mit Sergio Bucher<br />
gewinnt die Otto Group einen ausgewiesenen<br />
Top-Experten für die Geschäftsbereiche<br />
Brands and Retail.<br />
BENEDIKT ZACHERL<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
SCHLUMBERGER<br />
WEIN- & SEKTKEL<strong>LE</strong>REI<br />
1. Jänner <strong>2020</strong> ist Mag. Benedikt<br />
Zacherl weiterer Geschäftsführer der<br />
Schlumberger Wein- und Sektkellerei<br />
und ergänzt das Team um Dr. Arno<br />
Lippert und Herbert Jagersberger. Er<br />
übernimmt nach 12 Jahren in leitenden<br />
Positionen im Marketing, der Unternehmenskommunikation<br />
und im Vertrieb,<br />
die Verantwortung für das Österreich-<br />
Geschäft und die Exportagenden.<br />
DENNIS KOLLMANN<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
HERMES GERMANY<br />
Zum 1. Dezember 2019 tritt Dennis Kollmann<br />
in die Geschäftsführung der<br />
Hermes Germany ein. Der bisherige Division<br />
Manager wird den Bereich Sales<br />
verantworten. Er folgt auf Thomas Horst,<br />
der nach erfolgreicher Tätigkeit die<br />
Konzerngesellschaft der Otto Group<br />
auf eigenen Wunsch verlässt und seinen<br />
Nachfolger für diese Position gezielt<br />
aufgebaut hat.<br />
TORGE DOSER<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
SCHWAB VERSAND<br />
Zum 1. Dezember 2019 wurde Dr.<br />
Torge Doser alleiniger Geschäftsführer<br />
der Otto Group Konzerngesellschaft<br />
Schwab Versand GmbH, Hanau. Der<br />
bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung.<br />
Dr. Torge Doser, 49, ist seit Juli<br />
2017 erfolgreich für die Schwab Versand<br />
GmbH tätig. Seit seinem Eintritt<br />
hat er bewiesen,<br />
DMITRY MUREV<br />
CEO<br />
RZD LOGISTICS<br />
Zum 31. Dezember 2019 wurde Dmitry<br />
Murev zum Chief Executive Officer<br />
der RZD Logistics JSC ernannt. Der<br />
entsprechende Beschluss fasste der<br />
Aufsichtsrat der Gesellschaft am 26.<br />
Dezember 2019 gefasst. JSC RZD Logistics<br />
(RZDL) ist einer der führenden Anbieter<br />
auf dem russischen Speditionsmarkt.
5. ECOMMERCE LOGISTIK-DAY<br />
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BUSINESS EVENT: 17.09. <strong>2020</strong><br />
FLORIDO TOWER / 30. STOCK<br />
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20.–24. APRIL <strong>2020</strong><br />
DIE TRANSFORMATION<br />
IST ÜBERALL. IHR HERZ<br />
SCHLÄGT IN HANNOVER.<br />
Wir begleiten die industrielle Transformation seit über 70 Jahren –<br />
als Motor, Impulsgeber und Wegweiser.<br />
Werfen Sie einen Blick in die Zukunft: auf der HANNOVER MESSE.<br />
Be part of it: hannovermesse.de #HM20<br />
HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS
LOGISTIK EXPRESS<br />
STRATEGIE<br />
wikifolio-Indexzertifikat<br />
Der Markt zur privaten<br />
Kapitalanlage befindet<br />
sich in einem Umbruch.<br />
FinTech-Unternehmen fordern<br />
die klassischen Anbieter heraus.<br />
Mit der LOGISTIK express<br />
Strategie wollen wir in die<br />
Branche investieren und mit<br />
aktivem Trading ein alternatives<br />
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E-Mail: info@logistik-express.at<br />
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