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LE-1-2020-EPAPER

LOGISTIK EXPRESS JOURNAL 1/2020

LOGISTIK EXPRESS JOURNAL 1/2020

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ABS. HJS MEDIA WORLD GROUP | HAMEAUSTRASSE 44 | 1190 WIEN | AUSTRIA<br />

Heft 1/<strong>2020</strong><br />

Chef des<br />

Handels.<br />

#politics #retail #ecommerce<br />

#logistics #intralogistics<br />

#worldtrade #logimat<br />

#management<br />

„Europa ist auf dem Weg zum digitalen Entwicklungsland.<br />

Fair Play muss die Basis sein, um Innovation-Leader<br />

zu werden und Monopolen entgegenzuwirken.“<br />

Rainer Will, CEO<br />

Österreichischer Handelsverband


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S2<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

STRATEGIE<br />

wikifolio-Indexzertifikat<br />

<strong>2020</strong> MESSEN EVENTS ORT INTERNET<br />

Der Markt zur privaten<br />

Kapitalanlage befindet<br />

sich in einem Umbruch.<br />

8. bis 9. März MATERIAL HANDLING LOGISTICS CONGRESS Stuttgart www.mhlc-europe.com<br />

10. bis 12. März INTERNET WORLD München www.internetworld.de<br />

10. bis 12. März LOGIMAT + TRADEWORLD Stuttgart www.logimat-messe.de<br />

FinTech-Unternehmen fordern<br />

die klassischen Anbieter heraus.<br />

24. März HANDELSKOLLOQUIUM Wien www.handelsverband.at<br />

24. bis 25. März LOG <strong>2020</strong> - HANDELSLOGISTIK Köln www.handelslogistik.de<br />

Mit der LOGISTIK express<br />

Strategie wollen wir in die<br />

Branche investieren und mit<br />

aktivem Trading ein alternatives<br />

Portfolio anbieten...<br />

20. bis 24. April HANNOVER MESSE <strong>2020</strong> Hannover www.hannovermesse.de<br />

23. bis 24. April BVL LOGISTIK DIALOG Wien www.bvl.at<br />

16. bis 17. Juni LOGISTIK-FUTURE LAB + LOGISTIK-PREIS Linz www.vnl.at<br />

17. Juni ECOMMERCE DAY Wien www.handelsverband.at<br />

17. September ECOMMERCE LOGISTIK-DAY Wien www.logistik-express.com<br />

24. bis 25. September LOGISTIKSOMMER Leoben www.logistik-sommer.at<br />

21. bis 23. Oktober DEUTSCHER LOGISTIK KONGRESS Berlin www.bvl.de<br />

18. bis 19. November DEUTSCHER HANDELS KONGRESS Berlin www.handelskongress.de


INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />

Mit dem LOGISTIK EXPRESS informieren<br />

wir über Politik, Handel, E-Commerce<br />

Logistik, Intralogistik, Transportlogistik,<br />

Globale Märkte und Management.<br />

Die Medienmacher der Publikationen -<br />

BUSINESS+LOGISTIC, LOGISTIK EXPRESS und<br />

UMWELT JOURNAL haben mit Beginn des Jahres<br />

Ressourcen gebündelt und vermarkten<br />

nunmehr Online-Plattformen & Publikationen<br />

cross-medial über die HJS MEDIA WORLD.<br />

So beziehen Sie News & Trends über die<br />

ganze Welt der Logistik über Zeitschriften,<br />

ePaper Kioske, Apple & Google App Store<br />

sowie über Social Media Plattformen.<br />

Flott mit großen Schritten<br />

gehen wir auf die LogiMAT<br />

zu und laden Aussteller<br />

ein, Firmenprofile über das<br />

B2B Network Logistik Branchenportal<br />

zu platzieren.<br />

Zudem möchten wir auf unseren 5. eCommerce<br />

Logistik-Day in Kombination mit der<br />

Austrian-Lounge am 17. September <strong>2020</strong><br />

hinweisen. Bei Fragen stehe ich Ihnen allzeit<br />

gern bereit.<br />

Markus Jaklitsch<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber, Herausgeber:<br />

Markus Jaklitsch, stv. CR<br />

Hans-Joachim Schlobach<br />

Redaktion: Angelika Gabor,<br />

Dirk Ruppik, Karin Walter,<br />

Peter Baumgartner<br />

Grafik: Margenta<br />

Fotos: APA | Foto Weinwurm<br />

Pixabay | GettyImages<br />

istockphoto<br />

Hameaustr. 44, A-1190 Wien<br />

+43-676-7035206<br />

info@logistik-express.at<br />

INHALT 1/<strong>2020</strong><br />

02 Termine & Events<br />

04 Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!<br />

06 Türkis-Grün. Himmel hilf oder hell yeah?<br />

12 Wird die Haselsteiner Frachtbahn Traktion zum Hecht im Karpfenteich?<br />

14 Deutscher Fiskus als Vorbild für Österreich?<br />

15 WIE REAL BIST DU?<br />

16 Trump erlässt wegweisende Vorschriften für Amazon & Co.<br />

17 Global Powers of Retailing-Report<br />

18 Der Handel steht vor einer radikalen Neuerfindung<br />

20 Lehrberuf „e-Commerce-Kaufmann“<br />

21 Logistik Reise<br />

22 Maschinelles Lernen revolutioniert Supply Chains in China<br />

26 MHLC Europe - Einfach mal die Perspektive ändern<br />

28 Alibaba statt Abrakadabra<br />

32 Logistic Natives e.V. E-Commerce Logistik Infrastruktur Netzwerk<br />

34 Verpackungslösungen der Händler<br />

36 Grenzen einreißen – Produktion und Logistik verschmelzen<br />

38 Trade Compliance im Handel mit den Balkan-Ländern<br />

42 Vom Risiko zur Chance - Handel mit der Türkei und dem arabischen Raum<br />

46 Innovation als Erfolgsmodell<br />

50 Komplettlösung für ein nachhaltig ausgezeichnetes Logistikzentrum<br />

53 KNAPP SPECIAL: ROBOTIK / SMART FACTORY – Losgröße 1<br />

60 Wissensbeiträge zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit<br />

64 Innovative Fördertechnik für Effizienz und Nachhaltigkeit<br />

67 LogiMAT: Zukunftsfähige Lösungen<br />

70 Menschen in Bewegung<br />

HJS MEDIA WORLD GROUP<br />

www.hjs-media-world.at /de<br />

www.journalismus.at<br />

BUSINESS+LOGISTIC<br />

www.blogistic.net<br />

UMWELT JOURNAL<br />

www.umwelt-journal.at<br />

VERKEHRSZEITUNG<br />

www.oevz.com<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

www.logistik-express.com<br />

<strong>EPAPER</strong> WEBKIOSK<br />

HJS MEDIA WORLD<br />

www.yumpu.com/kiosk/<br />

blogistic<br />

logistik-express<br />

retail<br />

umwelt-journal<br />

oevz<br />

APP LOGISTIK NEWS<br />

HJS MEDIA WORLD<br />

https://bit.ly/2vFWkNe<br />

https://apple.co/2vGXuIn<br />

PRINT ON DEMAND KIOSK<br />

HJS MEDIA WORLD<br />

blurb.de/user/LOGEXP<br />

B2B NETWORK LOGISTIK<br />

HJS MEDIA WORLD<br />

epaper.logistik-express.com<br />

network.logistik-express.com<br />

jobs.logistik-express.com


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S4<br />

Das wird man ja wohl noch sagen<br />

dürfen!<br />

Mit HALLO MEINUNG – Interessensvertretung Bürgerforum gGmbH hat der Unternehmer<br />

Peter Weber eine Plattform für Menschen geschaffen, die an der politischen<br />

Situation in Deutschland etwas ändern wollen und sich kein Blatt vor den<br />

Mund nehmen. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Genau wie in Österreich ist auch<br />

in Deutschland die Meinungsfreiheit<br />

ein starkes Menschenrecht:<br />

festgeschrieben im Artikel<br />

5 des deutschen Grundgesetzes soll sie<br />

die freie Kommunikation garantieren und<br />

schützen. „Trotzdem hatte ich im Gespräch<br />

mit Freunden und Bekannten das Gefühl,<br />

dass das Äußern von Kritik an der aktuellen<br />

politischen Situation mit einem gewissen<br />

Schamgefühl oder sogar Angst behaftet ist.<br />

Schließlich sind rund 85 Prozent der Medien<br />

in tendenziell bis eindeutig politisch links<br />

orientierten Händen, und alles, was davon<br />

abweicht, ist verpönt. Das wollte ich ändern,<br />

und so habe ich im Oktober 2018 die<br />

Idee von HALLO MEINUNG geboren. Vorher<br />

habe ich über ein Jahr zu politischen Themen<br />

recherchiert“, erklärt Peter Weber, der<br />

sich selbst als konservativen Patrioten bezeichnet.<br />

HALLO MEINUNG ist als gemeinnützige<br />

GmbH (gGmbH) organisiert, Spenden und<br />

Fördermitgliederbeiträge fließen in die<br />

Umsetzung der Ziele und die Verbreitung<br />

der Botschaft. „Ich verfolge keine monetären<br />

Interessen“, verdeutlicht Weber im<br />

Gespräch. „Es geht mir darum, Missstände<br />

und Fehlentwicklungen aufzuzeigen und<br />

im vorpolitischen Raum etwas zu bewegen<br />

– denn innerhalb der festgefahrenen politischen<br />

Parteien lässt sich nichts ändern.<br />

Unsere Fördermitglieder kommen aus sämtlichen<br />

Bevölkerungsschichten und haben<br />

eines gemeinsam: die Unzufriedenheit mit<br />

der aktuellen Situation.“ In 5 bis 10 Minuten<br />

langen Kurzvideos kann jeder Interessierte<br />

seine Meinung kundtun. Natürlich werden<br />

die Videos vor der Veröffentlichung geprüft.<br />

Radikalismus jeglicher Art ist unerwünscht,<br />

ebenso wie Lobbyismus, Protektionismus,<br />

Extremismus jeglicher Art, Beleidigungen,<br />

Hetze, Hass und Unwahrheiten.<br />

Seit der Gründung ist das Team rund um<br />

Weber kontinuierlich gewachsen, neben<br />

eigenen Verantwortlichen für Social Media,<br />

Programm und Mails werden demnächst<br />

auch drei Journalisten für den investigativen<br />

Bereich zum Bürgerforum hinzustoßen.<br />

Schließlich gilt es, durch verschiedene Veranstaltungen,<br />

Radiosendungen, Talkshows<br />

und die Internetforen dem Volk wieder eine<br />

Stimme zu geben – unabhängig von Aussehen,<br />

Beruf und Alter der jeweiligen Person.<br />

Im März <strong>2020</strong> wird dann ein Regionalbüro in<br />

Thüringen eröffnet. Weiteres Highlight: ein<br />

eigener Song, der Anfang Februar dieses<br />

Jahres veröffentlicht wurde.<br />

„Die Demokratie in Deutschland hat sich<br />

totgelaufen. Es werden Mehrheiten gebildet,<br />

um regierungsfähig zu sein, die aber<br />

nicht mehr unbedingt den Willen der Bevölkerung<br />

abbilden. Wir möchten das demokratische<br />

Staatswesen in Deutschland<br />

fördern und den Diskurs der Bürger auch<br />

bei unbequemen Fragen fördern“, führt<br />

Weber aus. Die Themenbereiche sind vielfältig:<br />

Staat und Gesellschaft, Demokratie<br />

und politische Teilhabe, Innere Sicherheit<br />

und Justiz, Bildung und Forschung, Zuwanderung<br />

und Asyl, Außen- Sicherheits- und<br />

Entwicklungspolitik, Soziale Marktwirtschaft


Informationen zum Bürgerforum gibt es unter: www.hallo-meinung.de<br />

als Richtschnur für Arbeits-, Sozial- und<br />

Wirtschaftspolitik, Deutschland in Europa,<br />

Naturschutz und Energie, Familie, Medien<br />

sowie das Gesundheitswesen. Im Bereich<br />

Wirtschaft hat er sehr konkrete Vorstellungen<br />

davon, wo man den Hebel ansetzen<br />

muss, um den Wohlstand zu verbessern und<br />

langfristig abzusichern. „Wir müssen weg<br />

von der Deindustrialisierung und hin zu einer<br />

Sachbetrachtung. Bei der Wertschöpfung<br />

ist es essenziell, mehr auf die Bürger zu<br />

achten. Die EZB macht aktuell Politik für die<br />

verschuldeten Südländer, und die Sparguthaben<br />

verlieren ihren Wert.“ Ein ganz wichtiger<br />

Punkt und eine der größten Herausforderungen<br />

in seinen Augen: die Migration.<br />

„Ich bin nicht gegen Zuwanderung, keineswegs.<br />

Aber wir brauchen qualifizierte<br />

Migration! Ein großer Teil der im Zuge der<br />

Seenotrettung nach Europa gebrachten<br />

Menschen hat aufgrund seiner Herkunft<br />

keine Chance auf Asyl, und jene, die bleiben<br />

dürfen, haben oft nicht nur ein niedriges<br />

Ausbildungsniveau, sondern auch<br />

andere Wertevorstellungen. Unter den Folgen<br />

von Angela Merkels falscher Willkommenskultur<br />

werden wir noch lange leiden.“<br />

Kein Wunder, dass der Unternehmer sich<br />

für eine Politikerhaftung stark macht. Dafür<br />

lehnt er die CO2 Bepreisung kategorisch<br />

ab, besser wäre es, Alternativen aufzuzeigen<br />

und mit gutem Beispiel voranzugehen.<br />

Auch die Zentralisierung der Agrarpolitik<br />

über Brüssel ist ihm ein Dorn im Auge: „die<br />

Förderungen gehen in die falsche Richtung.<br />

Wir müssen unsere Ressourcen besser nutzen,<br />

Überregulierung und Bürokratie schaden<br />

der wirtschaftlichen Dynamik und bedrohen<br />

unsere Lebensgrundlagen und die<br />

natürliche Vielfalt.“ Ähnlich wie viele Politiker<br />

in Österreich verlangt auch HALLO<br />

MEINUNG, dass sich Leistung lohnen muss,<br />

der Wohlstand des Landes von der Leistungsbereitschaft<br />

seiner Bürger abhängt.<br />

„Dabei setzen wir auf technologischen<br />

Fortschritt und Vernunft, statt auf Ideologie,<br />

Panikmache, Verbote oder Besteuerung.“<br />

Aktuell befasst sich HALLO MEINUNG nur mit<br />

Deutschland, wenngleich es auch bereits<br />

Unterstützer aus Österreich und der Schweiz<br />

gibt. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja bald<br />

einen österreichischen Ableger?<br />

(AG)


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S6<br />

Türkis-Grün.<br />

Himmel hilf oder hell yeah?<br />

Wohlwollen auf der einen, Ohnmachtsanfälle auf der anderen „Seite“.<br />

Die aktuelle Regierungskoalition in Österreich sorgte national wie international für<br />

Gesprächsstoff. Doch welche Auswirkungen hat diese neue Partnerschaft auf die<br />

Logistik und den Verkehr, werden Güter zukünftig nur noch emissionslos mit dem<br />

Lastenrad transportiert? 328 Seiten Regierungsprogramm. Ich habe es gelesen,<br />

wer noch? REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Mit großer Ungeduld wurde das<br />

Programm der ersten Türkis-<br />

Grünen Regierung erwartet.<br />

Doch gut Ding will Weile<br />

haben, das wusste schon der alte Römer<br />

Ovid. Und wenn man sich das Ergebnis ansieht,<br />

dann wird klar, warum ein Snickers-<br />

Vorrat (wer erinnert sich noch an den alten<br />

Slogan?) hilfreich war. Zum Vergleich: das<br />

Regierungsabkommen von Türkis-Blau umfasste<br />

182 Seiten, das von Rot Schwarz<br />

im Jahr 2013 mit 124 Seiten nicht einmal<br />

die Hälfte des aktuellen Programmes.<br />

Neben einem eigenen Kapitel Verkehr & Infrastruktur<br />

(immerhin 18 Seiten stark) finden<br />

sich in vielen Bereichen Punkte, die bei deren<br />

Umsetzung die Logistik, Infrastruktur und<br />

Mobilität nachhaltig beeinflussen werden.<br />

Dabei waren durchaus auch einige überraschende<br />

Bekenntnisse und Ziele dabei.<br />

Kampf der Klimakrise<br />

Türkis-Grün hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

sozial verträgliche und regional<br />

angepasste Klimamaßnahmen zu setzen,<br />

ohne dabei den Wirtschaftsstandort zu<br />

schwächen. Wörtlich heißt es hier: „Neben<br />

Forschung und Innovationsförderung, gezielten<br />

Investitionen und ordnungspolitischen<br />

Maßnahmen ist das Steuersystem<br />

ein wirksamer Hebel, um die Dekarbonisierung<br />

voranzutreiben und Natur und<br />

Lebensgrundlagen auch für künftige Generationen<br />

nachhaltig zu erhalten“, (Regierungsprogramm<br />

S. 78). Mit dem Ziel<br />

der Einhaltung des Klimavertrags von Paris<br />

vor Augen – schließlich drohen hier empfindliche<br />

Strafzahlungen, wenn Österreich<br />

so weitermacht wie bisher – soll endlich<br />

Kostenwahrheit bei den CO2-Emissionen<br />

hergestellt werden. Gleichzeitig verspricht<br />

das Programm Wahlmöglichkeiten und Umstiegsmöglichkeiten<br />

für Unternehmen.<br />

Als Beispiele werden eine einheitliche Flugticketabgabe<br />

von 12 € pro Ticket, die Ökologisierung<br />

der NoVA sowie ein Kampf gegen<br />

den Tanktourismus und LKW-Schwerverkehr<br />

aus dem Ausland genannt. Ein<br />

weiterer Punkt, der insbesondere hinsichtlich<br />

seiner Ausgestaltung noch interessant<br />

werden wird: die Ökologisierung der bestehenden<br />

LKW-Maut.<br />

Ökosoziale Steuerreform<br />

Ganze zwei Seiten umfasst das Kapitel<br />

der ökosozialen Steuerreform, und diese<br />

enthalten Punkte, die der Transportbranche<br />

schwer im Magen liegen werden.<br />

Gleich an erster Stelle steht nämlich die<br />

Besteuerung von Kerosin und Schiffsdiesel:<br />

„Die Bundesregierung strebt eine verursachergerechte<br />

Besteuerung von Kraftstoffen<br />

im Flugverkehr und in der Schifffahrt<br />

an. Dafür ist international bzw. europäisch<br />

akkordiertes Handeln nötig“ (S. 80). Bis zum<br />

Jahr 2022 soll die eigene „Taskforce ökosoziale<br />

Steuerreform“ einen Fahrplan zur wirksamen,<br />

aufkommensneutralen Bepreisung<br />

klimaschädlicher Emissionen erstellen.<br />

Größte Herausforderung dabei wird meiner<br />

Meinung nach die „Erarbeitung des<br />

effizientesten ökonomischen Instrumentes<br />

zur schrittweisen Herstellung von Kostenwahrheit<br />

bei den CO2-Emissionen in den<br />

Sektoren, die nicht dem EU ETS unterworfen<br />

sind, z.B. durch CO2-Bepreisung über


estehende Abgaben oder ein nationales<br />

Emissionshandelssystem“ (S. 79) sein. Denn<br />

allein zum Thema Kostenwahrheit gibt es<br />

unterschiedlichste Ansätze, aber vielleicht<br />

kann sich die Taskforce ja ein Beispiel an<br />

den bewährten Kummertabellen nehmen<br />

und ein ähnlich tragfähiges Modell entwickeln.<br />

Zwar wird auch festgehalten, dass<br />

es sektoral differenzierte Entlastungsmaßnahmen<br />

geben soll, um Mehrbelastungen<br />

für Wirtschaft und Private gleichermaßen<br />

zu verhindern – allerdings nur, sofern diese<br />

nicht dem gewünschten CO2-Lenkungseffekt<br />

widersprechen. Mit anderen Worten:<br />

CO2 Emissionen werden empfindlich teurer.<br />

Land der Erfinder<br />

Die neue Bundesregierung vertraut darauf,<br />

dass die Innovationskraft heimischer Unternehmen<br />

dazu führen wird, dass sich neue<br />

Sektoren auftun, in denen Österreich relevante<br />

Wettbewerbsvorteile aufweist, die<br />

es dann vor dem Hintergrund der Technologieneutralität<br />

weiterzuentwickeln gilt.<br />

Ziel: durch österreichische Produkte weltweit<br />

einen Beitrag zur CO2-Reduktion<br />

leisten, beispielsweise durch „digitale<br />

Geschäftsmodelle, forschungsintensive Industrien,<br />

Modelle der Kreislaufwirtschaft,<br />

die E-Mobilität, die Nutzung von grünem<br />

Wasserstoff in Verkehr und Industrie,<br />

Gesundheitswirtschaft und andere Bereiche,<br />

die auf Österreichs Verbindung von<br />

Grundlagenforschung, angewandter Forschung<br />

und industriellem Know-how bauen“<br />

(S. 88).<br />

Aber Halt – grüner Wasserstoff in Verkehr<br />

und Industrie? Tatsächlich! Statt wie unser<br />

Nachbar Deutschland stur nur auf Elektromobilität<br />

zu setzen – die nachweislich durch<br />

den Abbau von Lithium für Akkus die Lebensgrundlage<br />

der indigenen Bevölkerung in<br />

großen Teilen Südamerikas zerstört – will Türkis-Grün<br />

dezidiert „Wasserstoff als Speichermedium<br />

verstärkt nutzen“ (S. 111, Erneuerbare<br />

Energie für eine saubere Zukunft).<br />

Im Kapitel über die Technologieoffensive<br />

wird es dann diesbezüglich noch konkreter,<br />

gefordert wird nämlich eine neue Österreichische<br />

Wasserstoffstrategie mit dem<br />

Ziel, Wasserstofftechnologie speziell für den<br />

Wirtschafts- und Verkehrsbereich zu entwickeln<br />

und so Österreich zur Wasserstoffnation<br />

Nummer 1 zu machen. Vorgesehen<br />

ist ebenso ein Klimaschutz- und Wasserstoffzentrum<br />

als Cluster für Forschung, Innovation<br />

und Technologie (S. 116). Schon<br />

seit Jahren beschäftigen sich Forscher mit<br />

Wasserstoff als Speichermedium. Da Wasserstoff<br />

Energie chemisch abspeichert


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S8<br />

und entweder direkt durch Verbrennung,<br />

oder als elektrische Energie in einer Brennstoffzelle<br />

wieder abgibt, ist er sehr flexibel.<br />

Übrigens haben Forscher um Michael Swain<br />

von der University of Miami bereits 2003 mit<br />

einem Test demonstriert, dass Fahrzeuge<br />

mit Brennstoffzellen hinsichtlich Explosionsgefahr<br />

und Ausbrennen weniger gefährlich<br />

sind als jene mit Benzin- oder Dieseltank.<br />

Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG)<br />

Hinter diesem zugegeben etwas sperrigen<br />

Namen verbirgt sich eine 2018 im Ministerrat<br />

beschlossene Initiative zur Erarbeitung<br />

eines nachhaltigen, sicheren, innovativen,<br />

wettbewerbsfähigen und gleichzeitig auch<br />

leistbaren Energiesystems zur Erreichung<br />

der Klimaziele. Die aktuelle Bundesregierung<br />

hält an der Initiative fest. Das ambitionierte<br />

Ziel: bis 2030 eine national 100%ige<br />

Versorgung mit Ökostrom inklusive notwendiger<br />

Netzinfrastruktur. Das bedeutet laut<br />

Regierungsprogramm einen notwendigen<br />

Ausbau um 27 Twh (zum Vergleich: Gesamtverbrauch<br />

Österreichs im Jahr 2018<br />

laut Statistik Austria 71,8 Terawattstunden).<br />

„Für die Industrie und das Gewerbe werden<br />

die Weichen in Richtung einer neuen,<br />

hoch innovativen, kreislauffähigen und klimafreundlichen<br />

Technologie-Ära gestellt,<br />

die Österreich und Europa als führenden<br />

Industriestandort für hochwertige, ressourcenschonende<br />

und CO2 -arme Produktion<br />

positioniert“ (S. 103). Leider steht nirgends<br />

detailliert beschrieben, wie genau diese<br />

Technologie aussehen wird. Ob der Plan,<br />

sich im Wettbewerb um die ökologischsten<br />

statt billigsten Produktionsweisen, als Vorreiterland<br />

zu positionieren, aufgehen wird,<br />

wird sich weisen. Wenn ich mir die aktuelle<br />

Lage in der EU so ansehe (Stichwort<br />

Kabotage), wage ich ein bisschen daran zu<br />

zweifeln.<br />

Güterverkehr im Mobilitätsmasterplan 2030<br />

„Der Güterverkehr hat großes Potential,<br />

einen wesentlichen Beitrag für die Erreichung<br />

der Pariser Klimaziele zu leisten.<br />

Er soll energieeffizient, umwelt- und<br />

klimaschonend abgewickelt und die<br />

Chancen dieses Effizienzsprungs für den<br />

Beschäftigungs- und Wirtschaftsstandort<br />

sollen umfassend genützt werden.<br />

Der Logistik-Hub Österreich wird damit zukunftsfähig<br />

aufgestellt und nachhaltig gestärkt“<br />

(S. 120). Leider finden sich auch hier<br />

keine konkreten Vorschläge, wie genau<br />

dieser Effizienzsprung vonstatten gehen soll.<br />

Fakt ist, dass der Mobilitätsmasterplan 2030<br />

den wirkungsorientierten strategischen<br />

Rahmen bieten wird, um Österreichs Luft-,<br />

Wasser-, Schienen- und Straßenverkehr<br />

nach ökologischen, ökonomischen und<br />

sozialen Zielen auszurichten. Immerhin<br />

– das Kind hat einen Namen. Dezidiert<br />

erwähnt werden in diesem Zusammenhang<br />

die Transformationstreiber Dekarbonisierung<br />

und Digitalisierung, wobei es<br />

bei letzterer um eine modiübergreifende<br />

Steuerung und Nutzung neuer Geschäftsmodelle<br />

zur Erreichung der Klimaziele geht.<br />

Der Mobilitätsmasterplan 2030 basiert auf<br />

der #mission2030, dem NEKP, dem Sachstandsbericht<br />

Mobilität usw und wird Einzelmaßnahmen<br />

in den Bereichen „Verkehr<br />

vermeiden“, „Verkehr verlagern“ und „Verkehr<br />

verbessern“ entwickeln.<br />

Verkehrssicherheit: LKW<br />

Nicht nur in der Wiener Tagespolitik ist der<br />

Abbiegeassistent in aller Munde, auch im<br />

Regierungsprogramm finden sich Maßnahmen,<br />

um die LKW-Sicherheit zu erhöhen.<br />

Neben einem verstärkten Fokus auf


dieses Thema im Verkehrssicherheitsbeirat<br />

ist ein Schwerpunkt die Ausbildung. „Vertiefende<br />

Ausbildung der LKW-Fahrerinnen<br />

und -Fahrer im Rahmen der Berufskraftfahrer-Aus-<br />

und -Weiterbildung hinsichtlich<br />

„Verkehrssicherheit und toter Winkel“ (S.<br />

124) ist nur ein Punkt, geplant sind auch Bewusstseinsbildungsmaßnahmen<br />

für besonders<br />

gefährdete Gruppen. Eine Förderung<br />

für die Nachrüstung von Abbiegeassistenten<br />

soll geprüft werden, aber ich denke,<br />

das wird auf jeden Fall kommen. Zudem<br />

sind verstärkte Kontrollen angedacht.<br />

Ein Schelm, wer dabei an Abkassieren<br />

denkt... interessant wird dann auch, wer<br />

genau bestimmt, was zumutbar ist und was<br />

nicht: „Adäquate personelle Ausstattung<br />

der Exekutive für ein dichtes Kontrollnetz<br />

bzgl. arbeitsrechtlicher, technischer und<br />

rechtlicher Belange unter zumutbarer zeitlicher<br />

Beeinträchtigung der Beamtshandelten“<br />

(S. 124) liest sich jedenfalls nicht sehr<br />

witzig für LKW-Fahrer, die einen engen Zeitplan<br />

einhalten müssen.<br />

Vorfahrt für die ÖBB<br />

Türkis-Grün hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

die Fertigstellung des Zielnetzes 2025+ zu<br />

beschleunigen und nimmt dafür auch Geld<br />

in die Hand. Ausgehend vom Basisjahr <strong>2020</strong><br />

werden die Investitionen jährlich um 5%<br />

gesteigert. Ein Programmpunkt, der Schienennostalgikern<br />

Schweißperlen ins Gesicht<br />

treiben wird, ist ein durchaus ambitioniertes<br />

Vorhaben, an dem schon Viele gescheitert<br />

sind: eine technische und betriebliche Harmonisierung<br />

der Systeme auf europäischer<br />

Ebene samt gemeinsamer Verkehrssprache,<br />

um die organisatorischen und verwaltungstechnischen<br />

Hindernisse insbesondere<br />

entlang von Transitrouten abzubauen.<br />

„KK“ - Kurz und Kogler – mögen zwar<br />

die gleichen Initialen wie die K&K<br />

Zeit haben, aber ob sie ähnlich geschichtsträchtige<br />

Auswirkungen auf die<br />

Eisenbahn in Europa haben werden?<br />

So nebenbei sollen bis 2040 90% des gesamten<br />

Eisenbahnnetzes in Österreich<br />

elektrifiziert sein. Zur Finanzierung der internationalen<br />

Bahn-Optimierung sollen<br />

die entsprechenden EU-Fördertöpfe herhalten,<br />

Daumen sind gedrückt.<br />

„Die ÖBB ist ein volkswirtschaftlich bedeutendes<br />

Unternehmen, als einer der<br />

größten Arbeitgeber, als wirtschafts- und<br />

industriepolitischer Motor mit großer Wertschöpfung<br />

und Treiber von Innovation.<br />

Bekenntnis zur ÖBB als ein wichtiges Instrument<br />

zur Umsetzung der Verkehrspolitik,<br />

insbesondere im Sinne eines nachhaltigen,<br />

dekarbonisierten Verkehrssystems“ (S. 127).<br />

Die logische Konsequenz aus diesem Bekenntnis<br />

ist ein kontinuierlicher Ausbau der<br />

Schieneninfrastruktur. So soll die Verlagerung<br />

des Güterverkehrs auf die Schiene<br />

forciert werden. Als zusätzlicher Anreiz zur<br />

Verbesserung des Modalsplits soll der Schienengüterverkehr<br />

finanziell attraktiver gestaltet<br />

werden. Dies beinhaltet ein Bündel an<br />

Maßnahmen, etwa die Anpassung der Förderungen<br />

bis in EU-genehmigte Höhe oder<br />

eine Förderung des Einzelwagenverkehrs.<br />

Ein spannender Aspekt: „Zielsetzung ist<br />

das Einfrieren der Preise (IBE) für Trassen im<br />

Güterverkehr für 3 Jahre“ (S. 132) Weitere<br />

Pläne sind „Sicherung und Ausbau von intermodalen<br />

Verlademöglichkeiten, um die<br />

Effizienz des Gütertransports auf der Schiene<br />

zu steigern: Forcierung und Förderung<br />

betrieblicher Gleisanschlüsse, inkl. Instandhaltung<br />

und Betrieb; bei Neuwidmung von<br />

Industrie- und Gewerbegebieten sollen Anschlussbahnen<br />

forciert werden“ sowie ein<br />

verstärkter Transport bahnaffiner Güter auf<br />

der Schiene.


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S10<br />

Für Unterstützung sorgen intelligente<br />

LKW-Leitsysteme entlang wichtiger Transit-<br />

Knotenpunkte. Weitere Kernpunkte, die<br />

Spediteure frohlocken lassen werden: sektorale<br />

Fahrverbote (auch außerhalb von<br />

Luftsanierungsgebieten), LKW-Dosierungen<br />

an den Außengrenzen, LKW-Nachtfahrverbote,<br />

LKW-Wochenendfahrverbote, Euroklassen-Fahrverbot<br />

sowie Samstagsfahrverbote<br />

im Sommer und Winter (wer erinnert<br />

sich an dieser Stelle noch an das Bekenntnis,<br />

die Wirtschaft nicht belasten zu wollen?).<br />

EU-Wegekostenrichtlinie II<br />

Die Regierung wird sich proaktiv für eine<br />

EU-Wegekostenrichtlinie II mit verlagerungswirksamen<br />

Eckpunkten wie Mindest- statt<br />

Höchstmautsätzen einsetzen. Im Fokus steht<br />

dabei Kostenwahrheit durch eine der verursachten<br />

Umwelt- und Klimabelastung entsprechende<br />

LKW-Maut inklusive Mindestsätzen.<br />

Zudem sollen Luftschadstoffe und Lärm<br />

besser in Mauttarife einberechnet werden.<br />

Ebenso geplant: wirksame Maßnahmen<br />

auf EU-Ebene für eine Reduktion und<br />

Verlagerung von Transitfahrten, etwa<br />

eine Alpentransitbörse, um Lizenzen für<br />

eine umweltverträgliche Obergrenze an<br />

LKW-Transitfahrten zu handeln, oder ein<br />

sektorales Fahrverbot sowie eine Aufnahme<br />

von Gesprächen mit der EU-Kommission<br />

und der Schweiz über eine Korridor-Maut.<br />

Durch eine Abänderung geltender Europäischer<br />

Richtlinien soll eine nachhaltige Lenkungswirkung<br />

erzielt werden. Vereinfacht<br />

gesagt: stark frequentierte Routen wie der<br />

Brenner sollen so teuer werden, dass es sich<br />

nicht mehr lohnt, mit dem LKW zu fahren.<br />

Zur Unterbindung des Tanktourismus sollen<br />

Preiskonditionen entlang Transit-Routen<br />

angeglichen werden – abgesehen davon,<br />

dass es ohnehin automatische LKW-Abfahrverbote<br />

geben wird. Gespannt bin ich<br />

schon darauf, wie das City-Logistik-Konzept<br />

aussehen wird, das stadtinternen Güterverkehr<br />

reduzieren soll. Zwei Aspekte, die<br />

fast im Gesamtvertrag untergehen: das<br />

Bekenntnis zu gerechter Entlohnung in den<br />

Branchen Transport und Logistik sowie ein<br />

deutliches NEIN zu Gigalinern auf Österreichs<br />

Straßen.<br />

Im Bereich der Luftfahrt soll auf europäischer<br />

Ebene und in den globalen Gremien<br />

eine mit anderen Treibstoffen in Relation<br />

stehende Besteuerung von Kerosin erwirkt<br />

werden, die Chancen hierfür stehen aber<br />

vermutlich schlecht. Interessanter scheint<br />

da schon die geplante Entwicklung von<br />

klimaschonenden Treibstoffalternativen für<br />

die Luftfahrt, etwa durch eine Unterstützung<br />

von Pilotprojekten zur Herstellung synthetischer<br />

Kraftstoffe. Auch im Bereich der<br />

Schifffahrt sollen alternative Kraftstoffe gefördert<br />

werden.<br />

Insgesamt findet man im Regierungsprogramm<br />

teils ambitionierte Pläne, jedoch<br />

wenig konkrete Maßnahmen. Damit werden<br />

sich wohl Gremien, Arbeitskreise und<br />

Berater befassen. Auch wenn es gerne<br />

anders kommuniziert wird, für einige Unternehmen<br />

wird es schmerzhaft. Aber manche<br />

Dinge sind einfach irgendwann überholt,<br />

und dann bleibt jemand oder etwas auf<br />

der Strecke. Fragen Sie die Dinosaurier, die<br />

können das bestätigen. (AG)


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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S12<br />

Wird die Haselsteiner Frachtbahn<br />

Traktion zum Hecht im Karpfenteich?<br />

Manchmal glaubt man spontan, das kann nicht zusammenpassen und wundert<br />

sich dann: Geht doch! REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />

Wenn der künftige Mobilitätsmasterplan 2030<br />

zum Ziel hat, „Verkehr vermeiden“, „Verkehr<br />

verlagern“ und „Verkehr verbessern“, dann<br />

müssen alle in einem Boot sitzen – auch die<br />

Bahn. Es ist zu kurz gedacht, bei der Transportverlagerung<br />

nur an Straße – Schiene zu denken.<br />

Und es ist schade, wenn sich das neue<br />

Regierungsprogramm damit abzufinden<br />

scheint, dass die Schifffahrtsindustrie in Österreich<br />

kein zentraler Sektor für den Wirtschaftsstandort<br />

ist.<br />

Die Bahn fährt Schiff :)<br />

Quelle SEASPAN<br />

Das kommt einem auch in den<br />

Sinn, wenn man über Bahn und<br />

Binnenschifffahrt und über mögliche<br />

Kooperationen spricht. Die<br />

Bahn fährt auf Schienen und das Binnenschiff<br />

mäandert zwischen zwei Ufern. Wie soll das<br />

zusammenpassen? Aber Gegensätze ziehen<br />

sich bekanntlich an und wenn man etwas um<br />

die Ecke denk, lassen sich gute Gründe für<br />

eine Kooperation finden, die aus konservativer<br />

Betrachtung heraus unmöglich erscheinen<br />

mögen. Dies gilt nicht nur für Bahnbetreiber<br />

und/oder Reeder, sondern insbesondere<br />

auch für die großen Transportgenossenschaften<br />

in der Binnenschifffahrt.<br />

Zum Unterschied von Fourth Party Logistics<br />

Providern oder Speditionen, geht es in diesem<br />

Beitrag also um Innovation in der operativen<br />

Transportlogistik. Es ist aber auch ein Apell an<br />

die Politik, nicht nur an Konzepte und Förderungen<br />

für einzelne Transportsparten zu denken,<br />

sondern einen integrierten Ansatz zu wählen.<br />

Wer sagt, dass das bis in alle Ewigkeit so bleiben<br />

muss? War es nicht schon in der Vergangenheit<br />

ganz anders? Die Schifffahrtsindustrie<br />

ist ganz maßgeblich beeinflusst von der Verlagerungspolitik,<br />

der Industrieansiedlungspolitik<br />

und von der Raumordnungspolitik. Das heißt,<br />

die Politik hat es in der Hand, innovative Entwicklungen<br />

zu fordern – nicht nur zu fördern.<br />

Wenn die künftige Verkehrspolitik aber dem<br />

Regierungsprogramm folgend, die ÖBB nur<br />

in Kooperation mit regionalen Systempartnern<br />

als zentralen Dienstleister sieht, werden<br />

die angestrebten Ziele kaum zu erreichen<br />

sein – es sei denn, Haselsteiners-Frachtbahn,<br />

die <strong>2020</strong> zum Leben erweckt werden soll, entwickelt<br />

sich zum Hecht im Karpfenteich.<br />

Alle in einem Boot<br />

Die Herausforderungen in der Transportlogistik<br />

sind für alle Transportteilnehmer hoch: Hochund<br />

Niederwassere bedingt durch Klimawandel,<br />

Stürme, Extremwetterereignisse. Niemand<br />

kann diese Herausforderungen künftig<br />

alleine bewältigen oder gar ignorieren. Aber<br />

der ökonomische Erfolg in der Transportlogistik<br />

kann sich dennoch einstellen, wenn man<br />

sich den Herausforderungen bestmöglich<br />

gemeinsam stellt. Bahn, Schiff, Flieger, LKW –<br />

im Moment macht jeder sein Ding und sieht<br />

im jeweils anderen Anbieter einen gefährlichen<br />

Konkurrenten. Das haben wir immer so<br />

gemacht, hört man, wenn man mit fossilen<br />

Logistikern spricht.


Aber das wird so in Zukunft nicht mehr funktionieren.<br />

Etablierte, konservative Denkmuster<br />

haben nämlich einen großen Nachteil,<br />

sie können nicht rasch genug auf Veränderungen<br />

reagieren. Dabei hat jeder Transportsektor<br />

für sich genommen im Verbund<br />

mit der jeweiligen Infrastruktur hervorragende<br />

Voraussetzungen. Welche Transportrevolution<br />

könnte explodieren, würde man<br />

diese Voraussetzungen quasi zu einem Laserstrahl<br />

bündeln und zum Beispiel dem Klimawandel<br />

entgegenhalten? Aber Kooperation<br />

funktioniert nur mit intensiver Kommunikation.<br />

Selbstdarsteller sind für diese Konstellation<br />

nicht geeignet.<br />

Zusammen sind wir stark<br />

Was wären zum Beispiel die Vorteile großer<br />

Kooperationen zwischen Bahn und Binnenschifffahrt?<br />

Insbesondere bei unbeeinflussbaren<br />

Ereignissen, haben wir in der Vergangenheit<br />

schon gesehen, braucht es eine hohe<br />

Flexibilität und ausreichend Kapazitäten um<br />

handlungsfähig zu bleiben. Natürlich kann<br />

die Bahn oder vice versa die Binnenschifffahrt,<br />

auch wenn sie nicht unter einem Dach<br />

leben, auf die jeweils anderen Spezifikationen<br />

zugreifen. Jedoch sind solche Zwangsreaktionen<br />

kaum rasch umsetzbar und hinterlassen<br />

immer einen Kollateralschaden. Kunden werden<br />

flexibler, Tarife geraten in Schieflage usw.<br />

Dabei ließen sich durch intelligente Kooperationen<br />

die Umlenkmöglichkeiten gerade<br />

bei länger anhaltenden Infrastrukturschäden<br />

oder Streik schadlos bewältigen. Denkt man<br />

an die Umweltfreundlichkeit im Transportwesen<br />

und die notwendige Dekarbonisierung,<br />

kommt man schnell auf den großen Spielraum<br />

der sich anbietet, wenn die Stärken<br />

unterschiedlicher Transport-Modi zur richtigen<br />

Zeit genutzt werden.<br />

CONTARGO, einer der führenden Logistik<br />

Dienstleister zum Beispiel, transportiert pro<br />

Jahr weit über 2 Mio. TEU in 5 Ländern<br />

Europas. Dazu greift das Unternehmen auch<br />

auf eigene Schiffs- und Bahnlinien zu. Neben<br />

den schon beschriebenen realisierbaren<br />

Vorteilen, verfolgt das Unternehmen auch<br />

eine umweltschonende Strategie: „Unser Bestreben<br />

ist, möglichst viele Transporte von der<br />

Straße auf andere Verkehrsträger zu verlagern.<br />

Unser dichtes Netzwerk eigener Terminals erlaubt<br />

es uns, im modalen Split die optimale<br />

Distanz mit dem Binnenschiff zurückzulegen.<br />

Das nützt unseren Kunden, weil die Kosten<br />

sinken, und der Umwelt, weil mit dem Binnenschiff<br />

die CO2-Emissionen pro Tonnenkilometer<br />

reduziert werden.“ Niemand wird die<br />

Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung anzweifeln<br />

– nur, man muss es halt auch machen.<br />

Denn tagtäglich verursachen LKW einen<br />

volkswirtschaftlichen Millionen Euro Schaden.<br />

Und im Stau werden permanent unzählige Arbeitsstunden<br />

und Rohstoff sinnlos „verheizt“.<br />

Das Schiff gewinnt hingegen überlegen die<br />

Umweltbilanz und Wasserstraßen kennen<br />

kaum Staus und schon gar keine Sonntagsfahrverbote.<br />

Die Zahlen zeigen den Erfolgskurs<br />

des Logistikers. Aktuell liegt der Modal Split im<br />

Unternehmen bei 75 % Schiff, 20 % Bahn und<br />

5 % LKW. Die Zielsetzung bis 2030 sieht vor,<br />

48 % Schiff, 48 % Bahn und 4 % LKW.<br />

Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die<br />

Möglichkeit haben, die Richtung zu wechseln.<br />

Was könnte, außer einem starken Unternehmerwillen<br />

und Innovationskraft zu mehr<br />

Kooperation im Transportsektor beitragen?<br />

Für die Kunden würde ein einheitliches Preismodell<br />

für alle Verkehrsmittel den Umstieg<br />

auf das jeweils beste Verkehrsmittel erleichtern.<br />

Dazu bräuchte es aber politische<br />

Unterstützung – Stichwort Kostenwahrheit.<br />

Auch die Berücksichtigung, dass bessere<br />

Transportlösungen im Sinne der Umweltauch<br />

bessere Fördervoraussetzungen haben, stärkt<br />

Kooperationen. Es macht wenig Sinn, eine trimodale<br />

Hafenförderung auf die Beine zu stellen,<br />

wenn damit ein Umschlagskran an der<br />

Hafenkante finanziert wird, der langsam vor<br />

sich hin rostet, während gleichzeitig die Lagerflächen<br />

für den LKW-Transport explodieren.<br />

In Summe braucht es also Förderungen für<br />

nachvollziehbare Lösungen des Modal Shift<br />

und nicht eine Förderung nach dem Gießkannen-Prinzip.<br />

Diese Förderpolitik hat uns<br />

dahin gebracht, wo wir heute stehen, aber<br />

nicht sein sollten.Vor dem Hintergrund des<br />

unbestritten zu erwartendem Anstieg im Güterverkehr,<br />

kann davon ausgegangen werden,<br />

dass die damit einhergehenden Herausforderungen<br />

nicht von FÖRDERnehmern in<br />

„klickediklacke“ Schuhen, sondern von beherzten<br />

UNTERnehmern im Konzert mit einer<br />

klugen Politik gelöst werden. (PB)<br />

PETER BAUMGARTNER<br />

JOURNALIST<br />

LOGISTIK EXPRESS


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S14<br />

Deutscher Fiskus als Vorbild für<br />

Österreich?<br />

Der deutsche Bundesfinanzminister Olaf Scholz darf sich über eine Versechsfachung<br />

der Umsatzsteuereinnahmen von chinesischen Onlinehändlern freuen.<br />

Das entspricht Mehreinnahmen von 146 Millionen Euro für die Bundesrepublik.<br />

Deutschland zeigt vor, wie Fairplay im Onlinehandel funktioniert.<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

Der deutsche Gesetzgeber hat im Vorjahr<br />

die sogenannte Marktplatzhaftung eingeführt.<br />

Hintergrund: Da es in der Praxis oft unmöglich<br />

ist, steuersäumige Händler, die sich<br />

am anderen Ende der Welt befinden, zur<br />

Verantwortung zu ziehen, hat sich die Bundesrepublik<br />

für einen einfacheren Weg entschieden.<br />

Marktplätze wie Amazon müssen<br />

in bestimmten Fällen gegenüber den betreffenden<br />

Händlern Konsequenzen ergreifen,<br />

wenn sie nicht selbst für deren illegales<br />

Handeln aufkommen wollen – dafür können<br />

sie nämlich haftbar gemacht werden.<br />

Damit haftet der Betreiber eines elektronischen<br />

Marktplatzes für die nicht entrichtete<br />

Steuer aus der Lieferung eines Unternehmers,<br />

die auf dem von ihm bereitgestellten<br />

Marktplatz rechtlich begründet worden ist.<br />

Diesem Risiko können sich die Betreiber der<br />

Marktplätze aber entziehen, wenn sie von<br />

ihren Plattform-Händlern eine entsprechende<br />

Bescheinigung einfordern, welche die<br />

Registrierung des Händlers bei seinem zuständigen<br />

Finanzamt nachweist. So wird für<br />

mehr Steuerehrlichkeit gesorgt.<br />

RAINER WILL<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Der deutsche Fiskus hat 2019<br />

deutlich mehr Steuern aus dem<br />

Onlinehandel von Produkten asiatischer<br />

Unternehmen kassiert.<br />

Im Gesamtjahr verzeichnete das bundesweit<br />

zuständige Finanzamt Berlin-Neukölln<br />

bei den Umsatzsteuereinnahmen von Onlinehändlern<br />

aus der Volksrepublik China<br />

sowie aus Hongkong, Macao und Taiwan<br />

einen Anstieg von 34 Millionen Euro (im Jahr<br />

2017) auf rund 200 Millionen Euro. Das liegt<br />

daran, dass Händler, die auf Internetplattformen<br />

Produkte in Deutschland verkaufen,<br />

seit Jänner 2019 zwingend eine deutsche<br />

Steuernummer brauchen.<br />

Deutschland als Vorbild für internationale<br />

Steuerfairness im Onlinehandel<br />

Wie ist die Situation in Österreich? Mit 1.1.<strong>2020</strong><br />

ist auch hierzulande zumindest eine Aufzeichnungsverpflichtung<br />

für Steuerangaben<br />

in Kraft getreten, sofern Produkte von Onlinehändlern<br />

über Plattformen wie Amazon<br />

oder Ebay in Österreich vertrieben werden.<br />

Darüber hinaus werden Online-Handelsplattformen<br />

ab 1.1.2021 – also quasi mit<br />

zwei Jahren Verspätung – in der gesamten<br />

EU stärker in die Pflicht genommen:<br />

die Betreiber der Marktplätze haften<br />

dann analog zu Deutschland auch für<br />

die Erbringung der Steuern auf Einfuhren.


„Fair Play muss Basis sein,<br />

um Innovation-Leader zu<br />

werden und Monopolen<br />

entgegenzuwirken.“<br />

Game<br />

Changer<br />

Manifest der Digitalisierung:<br />

Die Paketflut aus China beschert dem deutschen<br />

Fiskus zumindest eine Steuereinnahmenflut,<br />

da die Marktplätze entsprechend<br />

reguliert werden. Die Versechsfachung der<br />

Umsatzsteuereinnahmen bei chinesischen<br />

Onlinehändlern seit 2017 zeigt, welche<br />

positiven Effekte eine Plattformhaftung<br />

von Marktplätzen auch für Österreich haben<br />

könnte. Daher sollte auch Österreich<br />

die Plattformhaftung analog zu Deutschland<br />

schon vor dem 1.1.2021 beschließen.<br />

Jeder Tag zählt!<br />

6000% Wachstum: Zahl registrierter chinesischer<br />

Händler von 450 auf 29000 gestiegen.<br />

In der Bundesrepublik ist die Zahl der registrierten<br />

chinesischen Unternehmen allein im<br />

Vorjahr von rund 450 auf fast 29.000 angestiegen,<br />

ein Plus von mehr als 6000 Prozent.<br />

Aktuell gehen pro Woche ungefähr 300 Anträge<br />

auf Erteilung einer Steuernummer ein.<br />

Der Handelsverband erwartet durch die<br />

Einführung der Plattformhaftung in Österreich<br />

mittelfristig Mehreinnahmen von rund<br />

150 Millionen Euro. Damit könnte die vom<br />

Handel seit Jahren geforderte Abschaffung<br />

der Mietvertragsgebühr – ein Relikt aus<br />

Maria Theresias Zeiten – locker gegenfinanziert<br />

werden. Die Mietvertragsgebühr<br />

wird im Ausland oftmals als politisches<br />

Körberlgeld wahrgenommen. Kein Wunder,<br />

immerhin ist es ein europaweites Unikum,<br />

Geld von Privaten zu verlangen, obwohl der<br />

Staat hier keinerlei Gegenleistung erbringt.<br />

(GK)<br />

WIE REAL BIST DU?<br />

Jeff Bezos will zum Mond, Elon Musk zum Mars und kleine Roboter<br />

wollen in unsere Körper. Was aber willst Du? "Wie real bist Du?"<br />

nimmt Dich mit auf eine spannende Reise, in der das große Bild<br />

an gesellschaftlichen Veränderungen durch die Digitalisierung<br />

gezeichnet wird, die unsere Zeit mit sich bringt. Sachlich fundiert,<br />

aber auch immer mit einer Prise Humor.<br />

Wir sind eine "Aufmerksamkeits-Defizit-Gesellschaft" geworden.<br />

Digital? Real? Alles egal? Durch unseren Wunsch, unsere Langeweile<br />

zu überwinden, tauchen wir mehr und mehr in die digitale<br />

Welt ab und schaffen uns dort eine zweite Identität – einen<br />

digitalen Zwilling, der uns auf Facebook, Instagram und YouTube<br />

von der Realität ablenkt und unterhält.<br />

Das Manifest der Digitalisierung macht die Strategien der<br />

Tech-Giganten GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple) und<br />

ASTA (Alibaba, Samsung, Tencent, Ant Financial) sowie deren<br />

Auswirkungen auf uns alle transparent. Es erklärt, warum sich Deine<br />

Konsumgewohnheiten und Verhaltensweisen geändert haben.<br />

Warum Du am digitalen "Superkleber" hängst – der neuen<br />

Form der Kundenbindung in Zeiten der Plattformökonomie.<br />

Alles mündet in die ultimative Frage: Mensch oder Cyborg – wie<br />

digital werden wir?<br />

Dieses Buch ist eine Pflichtlektüre für kritische Bürger, moderne<br />

Konsumenten ebenso wie für Politiker, Journalisten und Experten.<br />

Es bietet einen hochspannenden Einblick in die Zukunft der<br />

Gesellschaft in Zeiten der Plattformökonomie.<br />

Webshop: www.rainerwill.at


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S16<br />

Trump erlässt wegweisende<br />

Vorschriften für Amazon & Co.<br />

Eine Plattformhaftung für Produktfälschungen stellt in den USA den Amazon<br />

Marketplace vor große Herausforderungen. Präsident Donald Trump setzt<br />

um, was der österreichische Handelsverband für Europa seit langem<br />

fordert. Wann handelt die EU, um digitale Fairness herzustellen?<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

den eCommerce. Das neue US Rahmenprogramm<br />

für Zoll- und Grenzschutz verlagert<br />

nun die Verantwortung für derartige<br />

Produktfälschungen auf Plattform-Betreiber<br />

wie Amazon. Damit sollen künftig in den<br />

USA Lager und Fulfillment-Zentren rechtlich<br />

und finanziell für die Schäden durch Produktpiraterie<br />

haften.<br />

Foto: APA<br />

GERALD KÜHBERGER<br />

COMMUNICATIONS<br />

MANAGER<br />

HANDELSVERBAND<br />

Schlechte Nachrichten für Jeffrey<br />

Bezos - gute Nachrichten für Fair-<br />

Commerce. Die Trump-Administration<br />

hat Ende Jänner neue Regeln<br />

zur Bekämpfung von Fake-Produkten im<br />

eCommerce präsentiert. Die neuen Richtlinien,<br />

die vom Department of Homeland<br />

Security (DHS) veröffentlicht wurden, sehen<br />

künftig eine Plattformhaftung für Produktfälschungen<br />

vor.<br />

Weltweiter Umsatz mit Produktfälschungen<br />

wächst jährlich um 15%<br />

Der Hintergrund: Jahr für Jahr wächst das<br />

weltweite Geschäft mit Fake-Produkten<br />

um rund 15%, heuer soll erstmals die Marke<br />

von 1,8 Billionen US-Dollar überschritten<br />

werden. Mehr als ein Viertel davon entfällt<br />

laut Global Brand Counterfeiting Report auf<br />

Digitalisierung durch Chancengleichheit für<br />

den österreichischen Handel voranbringen<br />

Das ist ein richtungsweisender Weg für Fair-<br />

Play im eCommerce. Die USA setzen damit<br />

um, was der österreichische Handelsverband<br />

für Europa schon seit Jahren fordert<br />

– eine Plattformhaftung für Produktfälschungen.<br />

Nur durch digitale Fairness sind<br />

Innovationen leistbar und Internationalisierungsschritte<br />

in der Europäischen Union<br />

möglich. Die neuen Vorschriften bedeuten<br />

jedenfalls eine strengere Durchsetzung der<br />

amerikanischen Einfuhrgesetze.<br />

Plattformen wie Amazon sollen in Zukunft<br />

auch selbstständig die Vernichtung von<br />

Schmuggelware durchführen, die nicht vom<br />

US-Zoll beschlagnahmt wurde. Darüber hinaus<br />

müssen die eCommerce-Marktplätze<br />

den Behörden umfangreiche Daten über<br />

ihre Drittanbieter zur weiteren Überprüfung<br />

bereitstellen. Laut Donald Trump sollen die<br />

neuen Regeln nicht nur das geistige Eigentum<br />

der USA schützen, sondern auch die<br />

öffentliche Sicherheit gewährleisten, die<br />

durch gefälschte Waren bedroht werde.<br />

Der Handelsverband hatte Amazon & Co<br />

zuletzt im Dezember 2019 zu mehr Aktivität<br />

gegen die asiatische Plagiatsindustrie<br />

aufgerufen. Immerhin stammt bereits jeder


„Es bedarf einen NEW DIGITAL DEAL,<br />

einen neuen europäischen Ansatz, der<br />

digitale Datenhoheit als Menschenrecht<br />

verankert.<br />

Damit werden wir uns von Asien und<br />

Amerika differenzieren, denn der Konsument<br />

wird künftig nicht bereit sein, für<br />

den Kauf eines T-Shirts, personenbezogene<br />

Daten für alle Zeit einem Konzern<br />

zu verschreiben.“<br />

Rainer Will, CEO<br />

Österr. Handelsverband<br />

dritte Top-Seller auf dem Amazon Marktplatz<br />

aus China. Daher muss die Nutzung<br />

bestehender technologischer Möglichkeiten<br />

der Fake Prevention ebenso eingefordert<br />

werden wie ein proaktives Screening<br />

insbesondere bei marktdominanten Plattformen.<br />

Betrugsbekämpfung als Beitrag für Green-<br />

Commerce<br />

Überdies leistet eine effektive Betrugsbekämpfung<br />

auch einen wertvollen Beitrag<br />

für mehr Nachhaltigkeit im Handel, da damit<br />

der Verkauf minderwertiger oder gefährlicher<br />

Fake-Produkte in Europa unterbunden<br />

werden kann. Die Flut an Plagiaten<br />

auf dem umsatzstärksten Marktplatz des<br />

Landes bringt große Herausforderungen<br />

mit sich. Der Zoll erzielt bereits Erfolge durch<br />

Schwerpunktkontrollen, es braucht aber ein<br />

entschlossenes Vorgehen der Politik, um die<br />

Musterbeispiele anderer Länder in Gesetze<br />

zu gießen. Alle wollen nachhaltiger leben,<br />

daher muss Österreich die offenen Scheunentore<br />

schließen, die durch minderwertige<br />

Kunststoffe befüllt werden, die davor<br />

quer um den Planeten reisen.<br />

Das ist die Basis für GreenCommerce, aber<br />

auch für FairCommerce, um in Zeiten der<br />

Plattformökonomie die Potentiale heimischer<br />

Qualitätsanbieter für den internationalen<br />

Handel zu fördern. (GK)<br />

Global Powers of Retailing-Report:<br />

3 österreichische Händler unter den<br />

Top 250<br />

Spar auf Rang 81, René Benkos Signa auf 124,<br />

XXXLutz belegt Platz 203. Amazon am Vormarsch.<br />

FairCommerce und Innovationsoffensive im Handel<br />

notwendiger denn je.<br />

Im brandneuen Deloitte „Global Powers of Retailing“-Report<br />

werden die 250 umsatzstärksten Einzelhändler des Planeten ausgewiesen.<br />

Aus österreichischer Sicht erfreulich: Mit Spar (Platz<br />

81), Signa (124) und XXXLutz (203) konnten sich gleich drei<br />

Austro-Händler im Top-Ranking platzieren.<br />

„Uns freut besonders, dass immerhin ein Drittel der Top 250<br />

Retail-Unternehmen aus Europa stammt, darunter Aldi, Rewe,<br />

Lidl und Zalando. Positiv ist auch, dass die 3 österreichischen<br />

Handelsunternehmen Spar, Signa und XXXLutz im Ranking<br />

kräftig nach oben klettern konnten“, resümiert Handelsverband-<br />

Geschäftsführer Rainer Will.<br />

Amazon erstmals auf dem Stockerl. FairCommerce und Innovationsoffensive<br />

im Handel notwendig.<br />

Spannend ist der Kampf um die Spitze: Walmart bleibt zwar mit<br />

einem Umsatz von 514 Milliarden Dollar unangefochten vor Costco<br />

(142 Milliarden) an der Spitze, doch bereits auf Rang 3 folgt mit<br />

Amazon (140 Milliarden Dollar) der weltgrößte Onlinehändler.<br />

Der rasante Aufstieg von Amazon belegt auch den globalen<br />

eCommerce-Boom. „Während die weltgrößten Onlinehändler<br />

beim Umsatz längst mit den führenden stationären Händlern<br />

mithalten können, hinken wir bei der Besteuerung digitaler Geschäftsmodelle<br />

noch meilenweit hinterher. Es braucht hier endlich<br />

Fair Play zwischen Old und New Economy. Gleichzeitig empfehlen<br />

wir eine Innovationsoffensive für den österreichischen<br />

Handel, damit er die Chancen, die der digitale Handel bietet,<br />

besser in der Breite nutzen kann“, appelliert Rainer Will an die<br />

österreichische und europäische Politik.<br />

Der Handelsverband vernetzt weit über seine nationalen<br />

Grenzen hinaus, u.a. durch Kooperationen sowie Mitgliedschaften<br />

bei internationalen Organisationen wie eCommerce<br />

Europe, der Federation of International Retail Associations<br />

(FIRA), der Confederation of International Trading<br />

Houses Associations (CITHA), der World Federation of Direct<br />

Selling Associations (WFDSA) und Direct Selling Europe (DSE).<br />

(GK)


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S18<br />

Der Handel steht vor einer radikalen<br />

Neuerfindung<br />

Datenökonomie, Plattformökonomie und Künstliche Intelligenz (KI): Diese Stichworte<br />

werden in der Handelsbranche heute schon kräftig diskutiert. Und sie werden<br />

das Geschehen auch in den kommenden Jahren dominieren. Der Deutsche<br />

Handelskongress 2019, das Gipfeltreffen des stationären Handels in Berlin, vermittelte<br />

zahlreiche Eindrücke, wie sich der Markt durch die Digitalisierung insgesamt<br />

verändern wird. REDAKTION: KARIN WALTER<br />

KARIN WALTER<br />

JOURNALISTIN<br />

WAL-MEDIEN<br />

Während die schlechten Wirtschaftsprognosen<br />

manch<br />

einem Firmenchef in der<br />

Automobilindustrie zurzeit<br />

ernsthafte Sorgen bereiten, ist der Einzelhandel<br />

in Deutschland aktuell in einer vergleichbar<br />

guten Lage. Die Konsumfreude<br />

ist groß - nicht zuletzt auch durch das seit<br />

einigen Jahren konstant niedrige Zinsniveau<br />

für Spareinlagen. Dementsprechend<br />

wurde auch auf dem Deutschen Handelskongress<br />

Ende November in Berlin für das<br />

vergangene Jahr 2019 eine etwas über<br />

drei Prozent liegende Umsatzsteigerung<br />

im Vergleich zum Jahr 2018 prognostiziert.<br />

Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands<br />

Deutschland (HDE), stellte<br />

in seinem Eingangsstatement zur Kongresseröffnung<br />

sogar in Aussicht, dass die<br />

Branche von der derzeitigen Konjunkturdelle<br />

insgesamt nicht viel spüren werde.<br />

Überschwänglich wirkte der Verbandspräsident<br />

bei seiner Aussage jedoch nicht.<br />

Das Problem: Derzeit gelingt es augenscheinlich<br />

nicht allen Unternehmen in<br />

gleichem Maße, Profit aus der positiven<br />

Entwicklung zu schlagen. „Mittlere und<br />

kleinere Betriebe werden angesichts eines<br />

immer härteren Wettbewerbs im globalen<br />

Plattformkapitalismus zunehmend an<br />

den Rand gedrängt oder kommen ganz<br />

unter die Räder“, sagte Sanktjohanser.<br />

Insbesondere die kleinen Händler könnten<br />

mit der Dynamik des Marktes oft nicht<br />

mithalten. In vielen Betrieben fehle das<br />

Know-how im Bereich der Digitalisierung.<br />

Zudem fehlten den meisten Händlern die<br />

nötigen Freiräume für Investitionen in neue<br />

Technologien.<br />

Investitionen in Digitalisierung nicht auf die<br />

lange Bank schieben<br />

Auf dem alljährlich staffindenden Berliner<br />

Branchentreff wurde jedoch klar: Ohne den<br />

Ausbau digitaler und KI-gestützter Angebote<br />

mit allen Kräften zu forcieren, wird es für<br />

die Händler in den Filialen schwer werden,<br />

auf kurz oder lang überhaupt noch mit den<br />

Angeboten des Online-Handels mitzuhalten.<br />

Dr. Dirk Schneider, Chief Digital Officer bei<br />

der Modemarke S.Oliver Bernd Freier warnte<br />

seine Branchenkollegen im Publikum<br />

davor, die dafür notwendigen Schritte auf<br />

die allzu lange Bank zu schieben. „Wir Deutschen<br />

verstehen uns mitunter sehr gut darin,<br />

auch bei digitalen Innovationen erst einmal<br />

abzuwarten“, konstatierte Schneider.<br />

„Wer sich von dieser Denkweise treiben<br />

lässt, steht vor einen großen Fehler.“<br />

Digitale Innovationen müsse man sehr aktiv<br />

nach vorne treiben. Jedes Unternehmen<br />

sei für sich gefordert, auf diesem Sektor den<br />

richtigen Ansatz zu finden. Und bei allem<br />

gelte als oberstes Gebot, niemals die Wünsche<br />

und Bedürfnisse der Kunden aus den<br />

Augen zu verlieren.<br />

Devise Nummer eins: Das auf den Kunden<br />

zugeschnittene Angebot<br />

Der Handelexperte Andreas Teller, Associate<br />

Director der internationalen Strategieberatung<br />

EY-Parthenon GmbH, unterstrich<br />

beim Berliner Handelskongress, dass es für<br />

den stationären Handel notwendig sei, bei


allen strategischen Überlegungen das Verhalten<br />

der Kunden in den Mittelpunkt zu<br />

stellen. „Die Kunden erwarten durch ihre<br />

Online-Erfahrungen auch im stationären<br />

Handel ein perfekt auf sie persönlich zugeschnittenes<br />

Angebot“, sagte Teller. Dabei<br />

sei in der jüngsten Vergangenheit zu<br />

beobachten, dass „sich die Prioritäten mit<br />

der nachwachenden Generation mehr<br />

verschieben.“ Junge Konsumenten hätten<br />

gegenüber älteren Konsumenten eine<br />

deutlich größere Zahl an Lieblingshändlern.<br />

Bei der Shop-Auswahl ihrer setzen jüngere<br />

Menschen heutzutage viel stärker als früher<br />

auf Vertrauen sowie auf individuell zugeschnittene<br />

Angebote. „Im Online-Handel<br />

ist dadurch immer mehr eine neue Plattformstrategie<br />

der maximalen Personalisierung<br />

auf dem Markt zu beobachten“,<br />

konstatierte Teller.<br />

Es braucht neue KPIs für stationären Handel<br />

Laut dem Handelsexperten drängt sich für<br />

die Branche deshalb immer mehr die Frage<br />

auf: Wie kann es den stationären Handlern<br />

gelingen, mit ähnlich individualisierbaren<br />

Konzepten wie die Online-Pure-Player auf<br />

die Konsumenten zuzugehen? Schließlich<br />

böten die physischen Ladenflächen für<br />

Filialisten kaum die nötige Flexibilität, um<br />

mit der Individualität der Online-Welt Schritt<br />

zu halten. Zudem sei es Händlern auf der<br />

Filialfläche kaum möglich, transparente Informationen<br />

über die Kunden und ihre Bedürfnisse<br />

einzuholen. Die Antwort auf die<br />

Frage nach der Zukunftsperspektive des<br />

Filialgeschäfts liegt laut dem Handelsexperten<br />

Teller daher klar in der Neuerfindung der<br />

Filialangebote.<br />

„Die Zukunft des stationären Handels wird in<br />

der Umsetzung von Showroom-Konzepten,<br />

dem Ausbau von technologiegestützen Beratungsangeboten<br />

sowie in der Umsetzung<br />

neuer Einkaufserlebnisse im Bereich des Retailtainments<br />

liegen.“ Unter dieser Voraussetzung<br />

sei es allerdings eine essenzielle Voraussetzung,<br />

das Filialgeschäft künftig nicht<br />

mehr mit den KPIs eines Vertriebskanals,<br />

sondern vielmehr mit den KPIs einer Begegnungsstätte<br />

zu messen. „Der ursprüngliche<br />

Austausch Ware-gegen-Geld wird in den<br />

Läden der Zukunft nicht mehr funktionieren“,<br />

so Teller.<br />

DEUTSCHER HANDELSKONGRESS: CEO-ROUND TAB<strong>LE</strong><br />

Fotos: Management Forum der Handelsblatt Media Group GmbH<br />

Der digitale Bonprix-Store könnte Schule<br />

machen. Die Otto-Tochter Bonprix hat mit<br />

ihrem voll digitalisierten Pilot-Store in der<br />

Hamburger Innenstadt bereits einen gangbaren<br />

und erfolgreichen Weg gefunden,<br />

um die Vorteile des Online-Shoppings mit<br />

dem Einkauf im stationären Ladengeschäft<br />

in Zukunft noch enger miteinander<br />

zu verzahnen. Unter dem Motto „fashion<br />

connect“ erwartet den Kunden auf der Verkaufsfläche<br />

eine digital assistierte Version<br />

des klassischen stationären Handels.<br />

Der Einkauf im bonprix “fashion connect”<br />

Store wird komplett über die bonprix Smartphone-App<br />

assistiert: Damit ist es möglich,<br />

in den Laden wie am Flughafen einzuchecken,<br />

Produktcodes zu scannen, die entsprechende<br />

Kleidergröße auszuwählen<br />

und zur Anprobe in die Umkleidekabine zu<br />

bestellen, zu bezahlen, auszuchecken und<br />

vieles mehr. „Wir sind alle social animals -<br />

und werden deshalb auch in Zukunft immer<br />

wieder gerne auch die Innenstadt aufsuchen,<br />

um ein gutes Einkaufserlebnis zu<br />

haben“, sagte Daniel Füchtenschnieder,<br />

Geschäftsführer der bonprix Retail GmbH<br />

vor den Branchenvertretern in Berlin. Die<br />

Digitalisierung sei dabei keine Hürde, sondern<br />

vielmehr als Erleichterung zu verstehen.<br />

„Wir setzen darauf, den Erlebnisfaktor<br />

und die persönliche Beratung des stationären<br />

Einzelhandels smart ergänzen. Damit<br />

gehören die Suche nach der passenden<br />

Größe oder lange Wartezeiten an der<br />

Kasse und vor Umkleiden der Vergangenheit<br />

an. Was bleibt ist ein nahtloses,<br />

App-assistiertes Einkaufserlebnis und<br />

eine Kundin, deren Wünsche an erster<br />

Stelle stehen“, so Füchtenschnieder.<br />

(WAL)<br />

ANDREAS TEL<strong>LE</strong>R<br />

ASSOCIATE DIRECTOR<br />

INTERNATIONA<strong>LE</strong><br />

STRATEGIEBERATUNG<br />

EY-PARTHENON GMBH<br />

DANIEL<br />

FÜCHTENSCHNIEDER<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

BONPRIX RETAIL GMBH


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S20<br />

Neuer Lehrberuf:<br />

„e-Commerce-Kaufmann“<br />

Die Intention zur Einführung dieses neuen Lehrberufes waren vielfältig. Die Digitalisierung<br />

wird als einer der bedeutsamsten Faktoren für das Wirtschaftswachstum<br />

in Österreich angesehen. E-Commerce, als Teil der Digitalisierung der Wirtschaft,<br />

ergänzt den Stationären Handel und verändert als weiterer Vertriebsweg den<br />

Versandhandel. Beitrag: ERNST STEININGER<br />

Einzelhandelsvolumens in Österreich. Um in<br />

diesem immer digitaler werdenden Umfeld<br />

wirksam zu agieren, benötigen die Unternehmen<br />

im Handel fundiert ausgebildete<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

E-Commerce-Kaufleute sind für die Betreuung<br />

von Online-Shops bzw. Internetverkaufsplattformen<br />

zuständig. Sie nehmen<br />

die Online-Bestellungen der Kundinnen und<br />

Kunden auf und sorgen für die vorständige<br />

und zeitgerechte Auslieferung der bestellten<br />

Waren. Sie arbeiten in enger Abstimmung<br />

mit Kolleginnen und Kollegen aus<br />

dem IT-Bereich sowie mit aus den Marketing<br />

und dem Vertrieb.<br />

ERNST STEININGER<br />

VERSAND-, INTERNET-<br />

ALLGEMEINER HANDEL<br />

BUNDESGREMIUM<br />

WIRTSCHAFTSKAMMER<br />

ÖSTERREICH<br />

Der e-Commerce-Bereich wächst<br />

weiterhin dynamisch und stellt<br />

den Wachstumsmotor des Einzelhandels<br />

dar. Auch 2019 entwickelte<br />

sich der österreichische Internethandel,<br />

analog zu den Vorjahren,<br />

deutlich dynamischer als der stationäre<br />

Einzelhandel. Nach einem nominellen Umsatzplus<br />

von + 4 % im Jahr 2018 erzielt der<br />

heimische Einzelhandel im Jahr 2019 ein<br />

Online-Wachstum von nominelle +6 %.<br />

In Summe ist der Brutto-Jahresumsatz 2019<br />

im österreichischen Internet-Einzelhandel<br />

auf rund € 3,5 Mrd (inkl. USt) angestiegen<br />

und erreicht damit 4,6 % des gesamten<br />

Der dreijährige Lehrberuf verbindet Medienkompetenz<br />

mit analytischen Fähigkeiten<br />

und Selbstorganisation. Das Jobprofil setzt<br />

sich zusammen aus einer kaufmännischen<br />

Ausbildung mit Fokus auf Shop-Betreuung,<br />

Online-Marketing, Content-Erstellung und<br />

Social Media. E-Commerce-Kaufleuten stehen<br />

nach Ihrer Ausbildung vielfältige Einsatzfelder<br />

offen, vom Webshopbetreuer,<br />

Webshopmanager, Webshopadministrator<br />

über den E-Commercemanager oder<br />

E-Business-Manager bis zum Webshop<br />

Content Manager oder Web Shop Sales<br />

Consultant.<br />

Als Eingangsqualifikation sind grundlegendes<br />

technisches Verständnis, Kenntnisse<br />

der MS Office Anwendungen, idealerweise<br />

auch Kenntnisse zu Bildbearbeitungsprogrammen<br />

sowie Interesse an E-Commerce<br />

und Social Media von Vorteil. Vorausgesetzt<br />

werden Eigenmotivation, vernetztes Denken,<br />

Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit. Zur<br />

Unterstützung der neuen Ausbildung wird


Informationsaustausch großgeschrieben<br />

eine kostenlose Schulungssoftware zur<br />

Verfügung gestellt. Mit Hilfe dieser<br />

kann die zukünftige Arbeit eines<br />

E-Commerce-Experten simuliert werden<br />

und der Lehrling erlernt in Übungen<br />

und Musterbeispielen die Arbeit<br />

mit digitalen Webshops. Diese Software<br />

wird sowohl in den Berufsschulen<br />

als auch bei der Lehrabschlussprüfung<br />

eingesetzt. Jeder Schüler erhält<br />

über die Berechtigung des Lehrers<br />

einen eigenen Zugang zur Software.<br />

Zur Unterstützung der Lehrbetriebe<br />

wird ebenfalls kostenlos, Ausbildungsleitfaden<br />

E-Commerde-Kaufmann/-frau<br />

angeboten. Der Leitfaden<br />

bietet praktische Tipps und Best<br />

Practice Beispiel um komplexe Lerninhalte<br />

leichter zu vermitteln. Das<br />

neue Angebot richtet sich an Ausbildungsbetriebe<br />

im Einzel- und im<br />

Großhandel, aber auch in anderen<br />

Branchen, welche Online-Shops betreiben.<br />

Die Mindestvoraussetzungen<br />

für die Durchführung der Ausbildung<br />

sind ein PC mit Internetzugang, eine<br />

Grafiksoftware und ein Shopsystem.<br />

Verordnet wurde der Lehrberuf im<br />

Juni 2018 durch die BM Margarete<br />

Schramböck. Im ersten Jahr war dies<br />

für den Beginn von neuen Lehrverhältnissen<br />

zeitlich etwas knapp. Trotzdem<br />

war das Interesse bereits sehr<br />

groß. Im Herbst 2018 haben 65 Lehrlinge<br />

mit der neuen Lehrberuf gestartet,<br />

aktuell befinden sich bereits mehr<br />

als 130 Lehrlinge in Ausbildung, Tendenz,<br />

entsprechend dem Bedarf in<br />

der Wirtschaft, stark steigend. (RED)<br />

Wer Veränderungen im Lager plant oder<br />

vor wichtigen Investitionsentscheidungen<br />

steht, hat sicherlich selbst schon die Erfahrung<br />

gemacht, wie zeitaufwändig<br />

und bisweilen auch schwierig es ist, sich<br />

mit den Branchenkollegen dazu auszutauschen<br />

und sich selbst ein Bild von den<br />

gängigen Lagersystemen und in der Branche<br />

praktizierten Prozessabläufe zu machen.<br />

Die Logistikreise des Instituts des Interaktiven Handels (IDIH) in<br />

Kooperation mit dem Medienbüro Karin Walter erfüllt genau<br />

diesen Zweck: Sie vermittelt Logistikern interessante Unternehmens-Insights<br />

in einem kompakten Zeitraum von drei Tagen.<br />

Sie bietet die Gelegenheit, bestehende Kontakte zu intensivieren<br />

und neue Gesichter aus der Distanzandelsbranche<br />

kennenzulernen - und sie ist am 14. Februar dieses Jahres zum<br />

nunmehr zweiten Mal mit knapp 30 Teilnehmern erfolgreich zu<br />

Ende gegangen.<br />

Auf der dreitägigen Bustour von München nach Prag gaben<br />

diesmal Branchengößen wie der Lebensmittelversender Amazon<br />

Fresh, der Verpackungsanbieter Ratioform, der Kontraktlogistiker<br />

ITG, AVE Vegan - Europas größter Versender veganer<br />

Produkte, Conrad Electronic, der Kontraktlogistik-Spezialist<br />

Loxxess, die auf die Retourenabwicklung spezialisierte Otto-Tochter<br />

KS Europe sowie Alza, Tschechiens größter Onlineversender,<br />

sehr detaillierte und offene Einblicke hinter die logistischen<br />

Kulissen. In geselliger Runde wurden die beiden von<br />

Pierau Planung und AM Automation gesponserten Abende intensiv<br />

genutzt, um eigene Erfahrungen mit Anbietern und Lagersystemen,<br />

anstehende Investitionsvorhaben sowie andere<br />

Neuigkeiten zu besprechen.<br />

Unter www.logistikreise.de können Sie die Reise in Bildern<br />

Revue passieren lassen.<br />

KARIN WALTER / WAL-MEDIEN


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S22<br />

E-Commerce-Konzerne investieren<br />

Milliarden. Maschinelles Lernen<br />

revolutioniert Supply Chains in China<br />

Das Land der Mitte investiert massiv in Artificial Intelligence (AI) und Maschinelles<br />

Lernen. Bis 2030 will die chinesische Regierung weltweit der führende Akteur im<br />

Bereich AI mit der Entwicklung einer Billion-Dollar-Industrie werden und unterstützt<br />

dabei die bedeutensten Technologie-Konzerne des Landes Baidu, Alibaba und<br />

Tencent. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

Foto: algorithm<br />

DIRK RUPPIK<br />

JOURNALIST<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Computerprogramme die auf<br />

Machine Learning basieren nutzen<br />

Algorithmen, mit denen sich<br />

bestimmte Muster in großen Datenmengen<br />

herausfinden lassen. Im Falle<br />

von Supply Chain-Daten suchen die Algorithmen<br />

nach den einflussreichsten Faktoren<br />

in Bezug auf die effizienteste Lösung für die<br />

vorliegende Versorgungskette. Entscheidend<br />

ist, dass sich die Algorithmen ständig durch<br />

Hinzulernen verbessern. Deep Learning (tiefes<br />

Lernen, mehrschichtiges Lernen) ist ein<br />

Teilbereich des Maschinellen Lernens, in dem<br />

mehrschichtige künstliche neuronale Netzwerke<br />

zu Lernzwecken verwendet werden.<br />

Deep Learning hat viele Implementierungen<br />

gefunden, wie z. B. die Spracherkennung und<br />

Amazon-Kaufempfehlungen. Die amerikanische<br />

Forschungs- und Beraterfirma Gartner<br />

sieht neben Blockchain, Künstlicher Intelligenz,<br />

Internet der Dinge (IdD), Digitaler Zwilling,<br />

Advanced Analytics auch Maschinelles<br />

Lernen als neuartige Technologien, die<br />

die Supply Chain entscheiden verändern<br />

werden.<br />

Einsatzmöglichkeiten Maschinellem Lernen<br />

Die Einführung von Maschinellem Lernen in<br />

ihre Versorgungsketten wird für Unternehmen<br />

zunehmend wettbewerbsentscheidend.


Fotos: Pixabay<br />

Es kann zudem genutzt werden, Probleme in<br />

der Supply Chain zu entdecken, bevor Betriebsabläufe<br />

gestört werden. Wenn die richtigen<br />

Algorithmen genutzt werden, sind die<br />

Einsatzmöglichkeiten nahezu unbegrenzt.<br />

Maschinelles Lernen kann z. B. für die Voraussage<br />

des künftigen Bedarfs für die Fertigung<br />

eines Produkts genutzt werden. Weiterhin ist<br />

es möglich, durch Erkennen von Synergien<br />

innerhalb mehrerer Versandnetzwerke die<br />

Frachtkosten zu senken, die Performanz von<br />

Zulieferern zu verbessern sowie allgemein das<br />

wirtschaftliche Risiko zu mindern. Beim Supply<br />

Chain Management kann ein Mangel an<br />

Synchronisation oder der Ausfall einer Instanz<br />

die gesamte Versorgungskette unterbrechen<br />

und zu einem gewaltigen finanziellen Schaden<br />

führen. Durch die Verbindung verschiedener<br />

algorithmischer Ansätze wie dem überwachten<br />

Lernen, unüberwachten Lernen und<br />

dem verstärktem Lernen können die Faktoren<br />

gefunden werden, die die Versorgungskette<br />

am meisten beeinflussen. Somit ist es möglich,<br />

entsprechende Vorkehrungen zur Sicherung<br />

oder redundanten Auslegung zu treffen.<br />

Weitere Anwendungen des Machine Learning<br />

finden sich in der Qualitätskontrolle,<br />

Schadenserkennung, Senken der Bestände<br />

und Betriebskosten, Voraussage der<br />

Nachfrage nach einem neuen Produkt,<br />

Verlängern der Lebensspanne von Maschinen,<br />

Fahrzeugen und Anlagen, etc..<br />

Durch die Kombination von Machinellem Lernen<br />

mit Advanced Analytics, IdD-Sensoren<br />

und Echtzeit-Überwachung kann die komplette<br />

Versorgungskette visuell in Echtzeit dargestellt<br />

werden.<br />

Chinesische Unternehmen liegen an der Spitze<br />

Der chinesische E-Commerce-Konzern JD<br />

investiert zunehmend in die Einführung der<br />

erwähnten Technologien in sein Supply<br />

Chain-Netzwerk. Bisher werden sie in der<br />

Entwicklung von intelligenten Fuhrparks, Paketverfolgung,<br />

Transport, in unbemannten<br />

Lagerhäusern, Liefer-Drohnen sowie autonomen<br />

Fahrzeugen eingesetzt.<br />

„Die Supply Chain-Technologie hat große<br />

Bedeutung für JD. Die Integration von Maschinellem<br />

Lernen mit Tiefem Lernen wird<br />

große Innovationen hervorbringen“, sagte<br />

Zhai Songtao, Leiter von JD Supply Chain-Produkte<br />

bei JD-Y smart supply chain. Das<br />

Unternehmen etablierte die Y-Firmensparte<br />

bereits im November 2016 mit dem Ziel<br />

„intelligente“ Supply Chains zu entwickeln.<br />

Dabei arbeitet JD auch mit Firmen wie<br />

Procter & Gamble und dem bedeutensten<br />

chinesischen Milchprodukte-Hersteller<br />

China Mengniu Dairy Co Ltd zusammen.<br />

Das E-Commerce-Unternehmen will seinen<br />

Plattform-Verkäufern den Zugang zu „Big<br />

Data“ ermöglichen, damit diese bessere<br />

Entscheidungen treffen können.


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S24<br />

„Durch die Algorithmen werden die Verkäufer<br />

auf unseren Plattformen bessere Entscheidungsmöglichkeiten<br />

haben, um ihre<br />

verkaufsstärksten Produkte zu fördern und die<br />

Bestände besser zu managen“, erklärte Zhai<br />

Xinlei, Leiter der Planungs- und Entwicklungsabteilung<br />

Supply Chain bei JD-Y. Er fügte an:<br />

„Die Daten könnten u. a. das Kaufverhalten,<br />

Nutzerprofile und den Bestandsstatus enthalten.<br />

Unsere Hauptvorteile sind massive Datenmengen<br />

und Anwendungsszenarios.“<br />

CEO Liu Qiangdong, Gründer von JD.com,<br />

sagte: „Die grundlegende Natur des Einzelhandels<br />

wird sich nicht verändern, da nach<br />

wie vor die Kundenerfahrung, Kosten und Effizienz<br />

die größte Rolle spielen. Allerdings wird<br />

Künstliche Intelligenz diese Bereiche aufwerten.“<br />

Darüber hinaus hat JD ein neues Supply<br />

Chain-Innovationsprogramm ins Leben<br />

gerufen, das Offline- und Online-Einzelhändler<br />

näher zusammenbringen soll. Das neue<br />

Programm integriert verschiedene Offline-Kanäle<br />

wie Supermärkte, Gemischtwarenläden,<br />

einige Markenhändler mit Dada-JD Daojia,<br />

um die Effizienz zu erhöhen und die verkauften<br />

Produkte noch schneller liefern zu können.<br />

Die durchschnittliche Lieferzeit beträgt<br />

momentan zwei Stunden.<br />

Alibabas Singles Day ist Turbo-<br />

Beschleuniger für AI<br />

Alibaba hat bereits in 2017 15 Milliarden US-Dollar<br />

(13,6 Milliarden Euro) über drei Jahre für<br />

sieben Forschungslabore in China, Singapur,<br />

Russland, Israel und den USA bereitgestellt, die<br />

im Bereich AI, Machine Learning, Natural Language<br />

Processing, u. a. Forschung betreiben.<br />

Laut Forbes will die chinesische Regierung bis<br />

2030 der führende Akteur im Bereich AI mit<br />

der Entwicklung einer Billion-Dollar-Industrie<br />

werden und unterstützt bzw. finanziert dabei<br />

kräftig die bedeutendsten Technologie-Konzerne<br />

Baidu, Alibaba und Tencent (BAT).<br />

Die über 1,4 Milliarden Einwohner im Land<br />

der Mitte mit ihren Daten werden den chinesischen<br />

Algorithmen wohl die globale<br />

Vorherrschaft sichern. Gleichzeitig gelten<br />

Chinesen als offen gegenüber dem technologischen<br />

Wandel und sehen die neuen<br />

AI-Technologien nicht als bedrohlich. Der am<br />

11. November jeden Jahres gefeierte „Singles<br />

Day“ erweist sich als Turbo-Beschleuniger für<br />

die AI-Technologien. Tmall Smart Selection ist<br />

ein AI-unterstützter Deep Learning-Algorithmus<br />

mit Natural Language Processing, der<br />

dem jeweiligen Käufer ausgewählte Produkte<br />

vorschlägt und zudem die Verkäufer über<br />

die veränderte Nachfrage informiert. Diese<br />

können ihre Bestände entsprechend frühzeitig<br />

anpassen. Der lernfähige AI-unterstützte<br />

Chatbot DianXiaomi kann mittlerweile sogar<br />

menschliche Emotionen interpretieren und<br />

bei Bedarf einen menschlichen Kundenbetreuer<br />

in den Verkauf einschalten.<br />

Intelligente Gesichtserkennung für<br />

Überwachung und Social Scoring<br />

Zudem ist Alibaba der größte Investor von<br />

SenseTime – ein StartUp im Bereich Gesichtserkennung.<br />

Die AI-Technolgie kann Jack Mas-<br />

Konzern z. B. bei der Verifizierung von Käufen<br />

nutzen. Auch ein Einsatz in den Offline-Geschäften<br />

für das Kunden-Tracking und für Rabattaktionen<br />

ist geplant. Allerdings bringt sich<br />

Alibaba durch die Unterstützung von SenseTime<br />

in bedenkliche Nähe zur chinesischen Regierung,<br />

die Gesichtserkennung mittlerweile<br />

schon für die öffentliche Sicherheit und das<br />

Sozialkredit-System einsetzt.<br />

Das online betriebenes Rating- bzw. „Social<br />

Scoring“-System will durch Punktevergabe<br />

für erwünschtes bzw. unerwünschtes Verhalten<br />

die totale Kontrolle der Bevölkerung erreichen.<br />

Das System basiert auf einer quasi<br />

allgegenwärtigen Überwachung. Reuters<br />

berichtete Ende Dezember, dass SenseTime<br />

eine Umsatzsteigerung von 200 Prozent in<br />

2019 gegenüber dem Vorjahr auf 750 Millionen<br />

US-Dollar (681 Millionen Euro) erwartet.<br />

Die SenseTime-Technolgie wird u. a. auch in<br />

Smartphones von Xiaomi, Oppo und China<br />

Mobile eingesetzt.<br />

Im Oktober wurde SenseTime zusammen<br />

mit anderen Unternehmen von den USA gebannt.<br />

Diese Firmen dürfen ab sofort keine<br />

amerikanischen Produkte und Technologien<br />

mehr importieren. Amerika beschuldigt die<br />

Unternehmen an Menschenrechtsverletzungen<br />

gegen die muslimische Minderheit in<br />

Xinjiang beteiligt gewesen zu sein und triftt<br />

zugleich die chinesische AI-Industrie hart.<br />

(DR)


SICHERHEIT IM ONLINEHANDEL<br />

5. März <strong>2020</strong><br />

18:00 Uhr<br />

Jetzt kostenfrei anmelden auf<br />

www.handelsverband.at<br />

Gerald D. Eder<br />

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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S26<br />

Einfach mal die Perspektive ändern<br />

Bei der exklusiven Material Handling & Logistics Conference (MHLC) Europe <strong>2020</strong><br />

in Stuttgart kommen Sprecher zu Wort, die man nicht unbedingt mit Logistik in<br />

Verbindung bringt. Aber genau das macht die Veranstaltung so spannend. Das<br />

und die Tatsache, dass nicht jeder teilnehmen darf. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Am 8. und 9. März, im Vorfeld der<br />

LogiMAT, findet die MHLC im<br />

Goldbergwerk Fellbach und im<br />

Mövenpick Hotel Stuttgart Flughafen<br />

statt. Zielgruppe: Entscheidungsträger<br />

der Intralogistik, die auch über den Tellerrand<br />

hinausblicken und kreative Lösungen und<br />

Denkanstöße erhalten möchten. Das Besondere<br />

an den Vorträgen und Workshops ist ihre<br />

Unabhängigkeit.<br />

„Man kann keinen Speaking Slot kaufen“,<br />

bestätigt Dominic Fischer, Eventmarketingmanager<br />

beim Eventsponsor Dematic. Statt<br />

dessen wählt ein Gremium die Themen, die<br />

den Kunden wirklich unter den Nägeln brennen<br />

– und engagiert dann neutrale Experten<br />

aus ganz Europa, die oft aus ganz anderen<br />

Themenbereichen kommen. „Wir wollen Antworten<br />

auf die Frage, was die Zukunft der Intralogistik<br />

beeinflusst“, so Fischer. Maximal 300<br />

Teilnehmer kommen in den Genuss der Veranstaltung<br />

– alle auf Entscheiderlevel. Fischer:<br />

„Hier zählt nicht das Sehen und Gesehen werden,<br />

sondern es geht darum, dass wirklich jeder<br />

Teilnehmer etwas lernen und für sich mitnehmen<br />

kann. Natürlich bietet die Konferenz<br />

auch eine exklusive Networking-Plattform für<br />

den europäischen Markt.“ Die Eröffnung der<br />

MHLC im Rahmen eines Galadinners am 8.<br />

März übernimmt Bruce Dickinson. Während<br />

viele ihn nur als Sänger der Band Iron Maiden<br />

kennen, ist er auch ein überaus erfolgreicher<br />

Unternehmer und Pilot.<br />

Der 9. März ist dann vollgepackt mit teils provokanten<br />

Keynotes und Workshops. Den Anfang<br />

macht Lars-Johan Jarnheimer, Vorstand<br />

der IKEA Gruppe, er spricht über Unternehmensentwicklung,<br />

zukünftige Aspekte und<br />

den Wandel der Supply Chain. Anschließend<br />

finden vier parallele Workshops statt, die sich<br />

mit unterschiedlichen Themen befassen: zum<br />

Veranstaltungsmotto „MOVE“ und über Riskmanagement<br />

inspiriert Dominik Neidhart,<br />

erster europäischer Gewinner des Americas<br />

Cup. Im zweiten Workshop, „next generation<br />

supply chain“ geht es um die Robotik in<br />

Zeiten der Digitalisierung. Workshopleiter:<br />

Dominic Bösl, Leiter Robotic Future bei Festo<br />

und Crystal Parrott, VP Robotic Excellence<br />

Center bei Dematic. In Sachen Digitalisierung<br />

macht Shivvy Jervis niemand etwas vor, bereits<br />

vier Mal wurde die Broadcasterin als Innovations-Futurist<br />

ausgezeichnet. Ihr Thema:<br />

„Emotive AI', Hybrid Data, Bio-Security, Cyber<br />

Security & Digital Identity - What's Coming?<br />

Forget IoT, it's the Internet of Everything.“ Beim<br />

vierten Parallelworkshop stehen Energieeffizienz<br />

und Green Warehouses auf dem Programm.<br />

Dr. Jeremy Leggett, Gründer von Solarcentury<br />

und SolarAid wird mit Chicco Testa,<br />

Vorstandsmitglied der Telit Communications,<br />

Optimierungspotenziale identifizieren.<br />

Nach einer kurzen Snack- und Netzwerkpause<br />

finden wieder vier parallele Workshops statt.<br />

Effy Vayena, Professorin für Big Data und Ethik<br />

künstlicher Intelligenz am ETH Zürich thematisiert<br />

den Einfluss künstlicher Intelligenz auf Führungsstil<br />

und Belegschaft. Im Workshop „Next<br />

Generation Supply Chain“ warten gleich vier<br />

Experten: Luis Solis, Direktor des Advanced Learning<br />

Innovation Programms an der IE Business<br />

School, Josh Valman, Gründer und Leiter<br />

der RPD International, Phillip Siefer, Gründer<br />

des alternativen Start-Ups Einhorn sowie der<br />

Digitalisierungsexperte und Start-Up-Investor<br />

Uwe Horstmann. Über digitale Störungen und<br />

darüber, wie künstliche Intelligenz Technologie<br />

verschwinden lässt, sinniert im 3. Workshop<br />

der Unternehmer und Analyst Dr. Rand Hindi.<br />

Beim vierten Parallelworkshop mit Helmuth<br />

Ludwig, CIO der Siemens AG, steht die<br />

Transformation eines Unternehmens hin zur<br />

digitalen Optimierung im Fokus.<br />

Nach der Mittagspause startet der Nachmittag<br />

mit einer Keynote von Porter Erisman. Der<br />

ehemalige Vizepräsident der Alibaba Gruppe


und Experte für e-Commerce in Asien wird<br />

dem Publikum das "Alibaba Concept" und<br />

die damit verbundenen Veränderungen des<br />

Marktes näherbringen. Anschließend wieder<br />

die Qual der Wahl zwischen vier hochkarätigen<br />

Workshops mit unterschiedlichen Themenbereichen:<br />

der Polarforscher Sir Ranulph<br />

Fiennes thematisiert „Marketing for CEOs - Death<br />

or Glory in the Digital Age“. José Luis Rodríguez,<br />

Logistikleiter, Ahorramas Supermarkt<br />

und Thomas Steverding, Senior Group Manager<br />

Strategie und Geschäftsentwicklung bei<br />

DPD sprechen über Gegenwart und Zukunft<br />

von Same Day Delivery und der letzten Meile.<br />

Claudia Olsson, Strategin für für digitale Transformation<br />

wird Hybrid-Realität und Technologietrends<br />

gegenüberstellen.<br />

Den vierten Workshop leitet Tom Purves, ehemaliger<br />

BMW Nordamerika und Rolls Royce-CEO.<br />

Der nächste Parallelworkshop-Block<br />

folgt nach einer weiteren kurzen Pause. Gestärkt<br />

muss man sich dann erneut entscheiden.<br />

Der führende Motivationstrainer Adrian<br />

Webster ruft dazu auf, sich von anderen zu<br />

unterscheiden und so erfolgreich zu sein. Der<br />

zweite Workshop ist eine von KION gehostete<br />

Podiumsdiskussion mit Markus Sontheimer,<br />

Vorstandsmitglied der DB Schenker AG.<br />

Titel: „Start-up Hype meets Industry-Change“.<br />

Die Risiken und Chancen von Big Data und<br />

Datensicherheit thematisiert der dritte Workshop.<br />

Mitwirkende: der führende Datensicherheitsanalyst<br />

und Hacker FC sowie Dr.<br />

Viktor Mayer-Schönberger, Big Data Experte<br />

und Professor für Internet Governance an der<br />

Oxford Universität. Last but not least der vierte<br />

Parallelworkshop mit Hans-Peter Hiemer, ehemaliger<br />

Geschäftsführer von s. Oliver und Inhaber<br />

von b4b. Bei ihm geht es um adaptive<br />

Produktivität und agile Transformation von<br />

Geschäftsmodellen im und für das digitale<br />

Zeitalter.<br />

Einen Kracher verspricht die Abschluss-Keynote:<br />

Unternehmer und Ex-Formel 1 Fahrer<br />

David Coulthard sowie Unternehmer und Formel<br />

1 Manager Mark Gallagher haben Geschwindigkeit<br />

im Blut. In der Motivationsrede<br />

gilt daher nur ein Fokus: Speed! Neben den<br />

hochkarätigen Sprechern und dem sorgsam<br />

zusammengestellten Programm locken<br />

noch Aussteller und die „Future Lobby“ mit<br />

aufstrebenden, innovativen Start-Ups zu der<br />

exklusiven Veranstaltungsreihe. „Die nächsten<br />

geplanten Austragungsorte sind England<br />

und Spanien“, verrät Fischer. Also am besten<br />

dieses Jahr in Stuttgart teilnehmen, denn so<br />

nah kommt die MHLC nicht so schnell wieder.<br />

(AG)<br />

DOMINIK FISCHER<br />

EVENT MANAGER<br />

DEMATIC


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S28<br />

Alibaba statt Abrakadabra<br />

Der Onlinehändler Alibaba ist ein Paradebeispiel für ein boomendes Geschäftsmodell.<br />

Es gibt fast nichts, was man nicht über die Plattform bestellen kann. Der<br />

bekannte Autor und Filmemacher Porter Erisman erlebte als Vice-President der<br />

Alibaba Group den Aufstieg des Unternehmens hautnah mit. Logistik express hat<br />

ihn zum Gespräch gebeten. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Porter Erisman<br />

ex Vice President<br />

Alibaba Group<br />

Mit viel Geduld und harter Arbeit wurde das<br />

Unternehmen größer, erfolgreicher, aber wesentlich<br />

langsamer, als ursprünglich erwartet.<br />

Nachdem ich Alibaba 2008 verlassen hatte,<br />

hatte ich hohe Erwartungen an das Unternehmen.<br />

Aber es hat sogar meine kühnsten<br />

Erwartungen übertroffen. Letzten September<br />

hatte ich die Gelegenheit, das Unternehmen<br />

zu besuchen und bei der Feier zum 20-jährigen<br />

Jubiläum in einem großen Stadion in<br />

Hangzhou dabeizusein.<br />

Alibaba ist mittlerweile auf über 100.000 Mitarbeiter<br />

angewachsen, und es passen nicht<br />

mal alle in dieses Stadion. Es ist ein gewaltiger<br />

Unterschied zu der Zeit, als ich damals dazukam,<br />

als die Firma gerade aus dem Apartment<br />

des Gründers Jack Ma ausgezogen ist.<br />

ANGELIKA GABOR<br />

REDAKTION<br />

LOGISTIK EXPRESS<br />

Herr Erisman, Sie sind am Beginn des sagenhaften<br />

Aufstiegs von Alibaba zum Unternehmen<br />

gekommen und 8 Jahre geblieben. Was<br />

haben Sie sich in Bezug auf Erfolg, Entwicklung<br />

und Geschäft während und nach Ihrer<br />

Zeit dort erwartet?<br />

Ich bin bei dem Unternehmen im Jahr 2000<br />

eingetreten, auf der Spitze des Internet<br />

Booms. Wie jeder zu der Zeit habe ich erwartet,<br />

Teil eines Unternehmens zu sein, das über<br />

Nacht erfolgreich ist und schnell an die Börse<br />

geht. Der Plan ging jedoch nicht auf, da die<br />

Blase nur einen Monat nach meinem Beitritt<br />

platzte und wir unsere Erwartungen neu kalibrieren<br />

mussten. Im Nachhinein war das<br />

Platzen der Internetblase das beste, das dem<br />

Unternehmen passieren konnte. Es hat uns<br />

zurück zu unseren Wurzeln in China gebracht<br />

und uns geholfen, uns auf die Schaffung eines<br />

langfristig nachhaltigen Geschäfts zu konzentrieren<br />

statt auf einen Erfolg über Nacht.<br />

Warum sind Sie gegangen? Würden Sie aus<br />

heutiger Sicht lieber noch bei Alibaba arbeiten,<br />

und warum?<br />

Nach acht unglaublichen Jahren habe ich<br />

Alibaba verlassen, um mein Verlangen zu stillen,<br />

Bücher zu schreiben, Dokumentarfilme zu<br />

drehen und die Welt zu bereisen. Ich habe<br />

meine Zeit bei Alibaba geliebt. Aber die Zeit<br />

war reif, den Staffelstab an jemanden weiterzugeben,<br />

der mit voller Geschwindigkeit rennen<br />

konnte. Alibaba wäre auch heute noch<br />

ein großartiger Arbeitsplatz und von außen<br />

ist es schön zu sehen, dass die zweiten zehn<br />

Jahre der Alibaba-Geschichte genauso aufregend<br />

waren wie die ersten zehn Jahre.<br />

Können Sie erklären, warum das Alibaba<br />

Konzept so extrem erfolgreich ist? Worin liegt<br />

der Unterschied zum Mitbewerb?<br />

Alibaba war deshalb so erfolgreich, weil es<br />

nicht nur als Unternehmen Pionierarbeit geleistet<br />

hat. Man könne sagen, dass Alibaba


„Fair Play muss Basis sein,<br />

um Innovation-Leader zu<br />

werden und Monopolen<br />

entgegenzuwirken.“<br />

die kommerzielle Infrastruktur Chinas innoviert<br />

und ausgebaut hat, um den Sprung von einem<br />

weitgehend verarmten Land in ein wohlhabendes<br />

Land zu schaffen. Jack Mas Genie<br />

hat verstanden, dass Alibaba nicht auf den<br />

Bau der kommerziellen Infrastruktur Chinas<br />

warten konnte. Statt dessen, musste er selbst<br />

vorangehen.<br />

Glauben Sie, dass Alibaba eines Tages<br />

Amazon schlucken wird? Warum (nicht)?<br />

Die beiden werden auf sich auf den internationalen<br />

Märkten immer mehr die Köpfe<br />

stoßen, aber ich denke, sie werden beide<br />

Könige ihrer jeweiligen Märkte bleiben.<br />

Alibabas Stärke liegt in China und den Schwellenländern.<br />

Schon jetzt konkurrieren die beiden<br />

Unternehmen in Märkten wie Indien<br />

und Lateinamerika. Aber ich glaube, dass<br />

beide in ihren eigenen Kernmärkten weiter<br />

wachsen werden.<br />

Ein Grund, warum Alibaba in Europa noch<br />

nicht so bekannt ist, ist die Lieferzeit. Wird<br />

sich das ändern, und warum? Amazon eröffnet<br />

weltweit Geschäfte und Verteilzentren.<br />

Was denken Sie, wird Alibaba jemals auch<br />

Verteilzentren in Europa eröffnen?<br />

Amazons Geschäftsmodell funktioniert wunderbar<br />

in entwickelten Märkten mit bereits<br />

vorhandener, effizienter Infrastruktur. Darum<br />

war es ein logischer Schritt für Amazon, in<br />

Märkte wie England, Deutschland und den<br />

Rest Westeuropas einzusteigen.<br />

Was viele Menschen nicht realisieren, ist, dass<br />

viele der Produkte auf Alibabas B2B-Websites<br />

bezogen und dann bei Amazon in Europa im<br />

Einzelhandel verkauft werden. In dieser Hinsicht<br />

ergänzen sich die beiden Unternehmen<br />

sehr gut. Was in weiten Teilen Europas weitgehend<br />

unbemerkt bleibt, ist die Tatsache, dass<br />

Alibaba in Russland und anderen osteuropäischen<br />

Ländern sehr stark ist.<br />

Tatsächlich sind die Verbraucher-Websites<br />

von Alibaba in Russland häufig die am meisten<br />

genutzten Shopping-Websites.


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S30<br />

Vor ein paar Jahren war ich in Estland, und<br />

der Leiter der Estnischen Post erzählte mir,<br />

dass sie beim Transport der Produkte aus<br />

China nach Russland mithelfen, weil der russische<br />

Postdienst das Paketvolumen, das von<br />

Alibabas Verkäufern nach Russland verschickt<br />

wurde, einfach nicht bewältigen konnte. Daher<br />

denke ich, dass Alibaba seine Logistik in<br />

Europa durch Partnerschaften und eigene Aktivitäten<br />

zunehmend ausbauen wird.<br />

Eine ausgewogene Work-life-balance ist für<br />

das Wohlbefinden wichtig. Wir alle wissen,<br />

dass man die Arbeitsbedingungen in Österreich<br />

und China nicht vergleichen kann.<br />

Aber spielen ethische Kriterien irgendwie eine<br />

Rolle bei Alibabas Expansion nach Europa, da<br />

das 996-System hierzulande verpönt ist?<br />

Als ich zu Alibaba gekommen bin, gab es<br />

im Zentralbüro einen Raum voller Etagenbetten,<br />

damit die Ingenieure rund um die<br />

Uhr arbeiten konnten. Sie haben das freiwillig<br />

aus Leidenschaft für ihr Start-up getan,<br />

und nicht aus Zwang. Aber wir haben<br />

realisiert, dass eine solche Arbeitsmoral am<br />

Ende zu Burnout führen würde, also sind wir<br />

die Etagenbetten losgeworden und haben<br />

eine regelmäßigere Arbeitswoche etabliert.<br />

Darum war ich wirklich überrascht, als ich<br />

im letzten Jahr las, wie Jack Ma für ein 996-<br />

Arbeitssystem wirbt. Ich musste solche Stunden<br />

niemals regelmäßig leisten. Es wurde von<br />

uns erwartet, Wochenendpläne fallen zu lassen,<br />

wenn etwas Wichtiges passierte, aber ich<br />

habe mich nie überarbeitet gefühlt.<br />

Ich bin der Meinung, dass Jacks Kommentare<br />

großteils mißverstanden werden. Ich kenne<br />

ihn, und glaube daher, was er meint ist, wenn<br />

du Teil eines Start-ups bist, kannst du nicht<br />

zwischen Arbeit und Leben trennen, weil das<br />

Start-up als dein „Leben“ zählt und nicht als<br />

Arbeit.<br />

Wenn du etwas mit Leidenschaft machst<br />

und das Gefühl hast, die Welt zu verändern,<br />

dann fühlt sich das nicht wie Arbeit an. Hier<br />

eine klare Trennung zwischen Arbeit und Leben<br />

zu machen setzt voraus, dass Arbeit ein<br />

Ort ist, an dem man auf die Uhr schlägt und<br />

zur Arbeit geht. Würde ich heute mit Jack<br />

darüber reden, würde ich argumentieren,<br />

dass ein reifes Unternehmen eine bessere<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben<br />

ermöglichen muss. Ein Unternehmen darf<br />

nicht nur für 20jährige sein, die ihre Familienplanung<br />

aufschieben.<br />

Ich bin jetzt Vater von zwei kleinen Kindern.<br />

Wäre ich noch bei Alibaba, könnte ich vermutlich<br />

kaum Zeit mit ihnen verbringen.<br />

Das war mit ein Grund, warum ich der Versuchung,<br />

zurückzukehren, widerstanden<br />

habe. Ein 996-Arbeitszeitplan berücksichtigt<br />

einfach keine Menschen, die sich um kranke<br />

Eltern kümmern oder Zeit mit ihren kleinen<br />

Kindern verbringen möchten. Ich bin für<br />

ein System, in dem Menschen während der<br />

Arbeit 110% geben können, aber flexibel Zeit<br />

für die Familie haben.<br />

Wenn Ihnen die mächtige Business-Fee<br />

einen Wunsch erfüllen würde, egal was –<br />

was würden Sie sich wünschen?<br />

Dass der Konsumboom in Schwellenländern<br />

so gesteuert werden kann, dass gleichzeitig<br />

Wachstum entsteht UND die Umwelt geschützt<br />

wird. Momentan zeigt das Pendel zu<br />

sehr in Richtung Wachstum und die Umwelt in<br />

Ländern wie China und Indien zahlt den Preis.<br />

Wir danken für das Interview! (AG)


MOVE<br />

YOUR<br />

SUPPLY<br />

CHAIN<br />

MHLC<br />

EUROPE<br />

<strong>2020</strong> 8 & 9 MARCH <strong>2020</strong><br />

Goldbergwerk Stuttgart<br />

Mövenpick Hotel Stuttgart Messe & Congress<br />

BRUCE<br />

DICKINSON<br />

Singer of Iron<br />

Maiden, author,<br />

entrepreneur<br />

and owner of an<br />

airplane line<br />

PORTER<br />

ERISMAN<br />

Former VP of<br />

Alibaba, leading<br />

e-Commerce<br />

expert of China<br />

LARS-JOHAN<br />

JARNHEIMER<br />

Chairman of<br />

IKEA Group,<br />

former<br />

President & CEO<br />

of Tele 2 AB<br />

Opening<br />

Keynote<br />

Keynote<br />

Keynote<br />

DAVID<br />

COULTHARD<br />

MARK<br />

GALLAGHER<br />

Formula 1<br />

Driver,<br />

entrepreneur<br />

13-times Grand<br />

Prix Winner<br />

Keynote<br />

Formula 1<br />

Manager,<br />

entrepreneur,<br />

one of the most<br />

influential people<br />

in Formula 1<br />

Keynote<br />

EXCLUSIVE REGISTRATION: www.mhlc.eu<br />

The Material Handling & Logistics Conference Europe <strong>2020</strong> is a place<br />

to come together and develop persona ly. Everyone should be able to<br />

participate in the event. This is why we would like to give both, champions<br />

and cha lengers, the opportunity to participate on the strictly<br />

limited contingent. This is why we decided to have two different prices<br />

for each group.Fairness is the aim of this and our promise!<br />

The Material Handling & Logistics Conference Europe <strong>2020</strong> is a place<br />

to come together and develop personally. Everyone should be able to<br />

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and challengers, the opportunity to participate on the strictly<br />

limited contingent. This is why we decided to have two different prices<br />

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MOVE<br />

YOUR<br />

SUPPLY<br />

CHAIN<br />

MHLC<br />

EUROPE<br />

<strong>2020</strong> 8 & 9 MARCH <strong>2020</strong><br />

MOVE<br />

YOUR<br />

SUPPLY<br />

CHAIN<br />

MHLC<br />

EUROPE<br />

<strong>2020</strong> 8 & 9 MARCH <strong>2020</strong>


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S32<br />

Logistic Natives e.V. E-Commerce<br />

Logistik Infrastruktur Netzwerk<br />

Er bietet allen deutschsprachigen und internationalen Unternehmen, die in der<br />

Branche der E-Commerce Logistik unterwegs sind - Dienstleister und Händler<br />

gleichermaßen - die Möglichkeit, neben der intensiven Vernetzung die Märkte<br />

aktiv mitzugestalten, Informationen zu erhalten und einen Wissensvorsprung<br />

zu generieren, der beispielsweise in neue Geschäftsmodelle münden könnte.<br />

BEITRAG: WALTER TREZEK<br />

WALTER TREZEK<br />

GRÜNDUNGSMITGLIED-<br />

LOGISTIC NATIVES<br />

Das Netzwerk wird regelmäßig<br />

über Trends und Neuigkeiten in<br />

Logistik express berichten und<br />

federführender Interessenvertreter<br />

und Ansprechpartner für die Belange<br />

der Branche sein. Dabei wird eng und<br />

partnerschaftlich mit etablierten Branchenverbänden<br />

zusammengearbeitet.<br />

Um Ihnen einen ersten Eindruck einiger Arbeitsbereiche<br />

des Verbandes zu geben, finden<br />

Sie nachfolgend einen groben Abriss zu<br />

den aktuellen Thematiken Zugang zum Weltpostnetz,<br />

Evaluierung des EU-Postrechts und<br />

der Umsetzung von Konsumentenbedürfnisse<br />

im Warenverkehr.<br />

Neuregelung des Zugangs zum Weltpostnetz<br />

im August <strong>2020</strong><br />

Als Organisation der Vereinten Nationen,<br />

haben die 192 Mitgliedsstaaten des WPV<br />

verstanden, dass sich der WPV allen an der<br />

weltweiten Zustellung interessierten Interessengruppen<br />

öffnen muss, die weltweit an<br />

der Lieferung von Waren beteiligt sind. Die<br />

Vertretung des gesamten Zustellsektors und<br />

nicht nur der von den 192 WPV-Mitgliedstaaten<br />

benannten Postadministrationen erfordert<br />

institutionelle Veränderungen, sowie<br />

eine Neuregelung des Zugangs zum Weltpostnetz,<br />

zu dessen Produkten und Dienstleistungen<br />

auf dem 47. UPU-Kongress im<br />

August <strong>2020</strong>.


EU-Postrecht mehr als 25 Jahre alt – Neuausrichtung<br />

dringend gesucht<br />

Der rechtliche und regulatorische Rahmen für<br />

die Zustellung von Postsendungen, von Briefsendungen<br />

und Paketen in der EU, wurde vor<br />

mehr als 20 Jahren festgelegt. Gesetze und<br />

Regulierungen unseres Zustellmarktes sind veraltet.<br />

Sie passen nicht mehr und bieten nicht<br />

mehr die Antworten auf die Herausforderungen<br />

einer zunehmend digitalisierten Post- und<br />

Zustellrealität.<br />

Die Zustellung im digitalen Handel erfordert<br />

einen gut etablierten rechtlichen und regulatorischen<br />

Rahmen, um zu funktionieren. Auszugehen<br />

ist davon, dass der europäische digitale<br />

Binnenmarkt als integrativer Bestandteil<br />

des globalen Marktes, ebenso wie der elektronische<br />

Handel, auf Daten beruht, um den<br />

Verbrauchern den bestmöglichen Service zu<br />

bieten. Deshalb ist eine grundlegende, marktorientierte<br />

Neuerarbeitung einer neuen Postmarktrichtlinie<br />

erforderlich.<br />

Nur so können die EU- Rahmenbedingungen<br />

der fortschreitenden Digitalisierung der Postund<br />

Zustellmärkte zur Vollendung des digitalen<br />

EU-Binnenmarktes beitragen.<br />

Konsumentenbedürfnisse, Gesetze, Normen<br />

Der Konsumenten in der EU werden die Mittel<br />

und Möglichkeiten an die Hand gegeben, zu<br />

entscheiden wie sie online ausgewählte und<br />

erworbene Waren geliefert haben möchten.<br />

Neben zeitgemäßen gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

sind dazu harmonisierte Normen<br />

für die Dienstleistungsqualität, die durchgängige<br />

Verfolgbarkeit der Sendungen im Inland<br />

und über die Grenzen hinweg, zur Interoperabilität<br />

zwischen Kurier-, Express-, Paket- und<br />

Postbetreibern, sowie die Standardisierung<br />

der Infrastruktur, um den Zugang zu Brief- und<br />

Pakethinterlegungssystem zu gewährleisten.<br />

Daten die bereits bei Kauf entstanden sind,<br />

etwa fortgeschrittene elektronische Datenspezifikationen<br />

für Mehrwertsteuer, Zoll, Transport-<br />

und produktbezogene Sicherheit werden<br />

in den kommenden Jahren in der EU,<br />

aber auch weltweit von allen Beteiligten<br />

weiterentwickelt und erforderlichenfalls, den<br />

geänderten Anforderungen nach auch angepasst<br />

werden. Auch das zu erwartende<br />

Mandat der Europäischen Kommission an das<br />

Europäische Komitee für Normung (CEN) wird<br />

dazu <strong>2020</strong>/21 den entsprechenden Rahmen<br />

bieten. (WT)<br />

FLORIAN SEIKEL<br />

VICE PRESIDENT<br />

ECOMMERCE EUROPE<br />

[MEMBERSHIP &<br />

ENGAGEMENT]<br />

Sichern Sie mit Dematic Ihre Wettbewerbsvorteile.<br />

Zunehmende Angebots- und Sortenvielfalt bei gleichzeitig<br />

abnehmenden Auftragsmengen erfordern bessere Lagerstrukturen.<br />

Beim steigenden Wettbewerbsdruck müssen die<br />

Betriebskosten so niedrig wie möglich gehalten werden.<br />

Unsere Lösungen für diese und viele andere Ihrer<br />

Herausforderungen finden Sie im modularen Systemdesign<br />

und in einer strategischen Management-Software<br />

der Dematic Anlagen.<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

LogiMAT: 10. - 12. März <strong>2020</strong><br />

Halle 1, Stand H61<br />

www.dematic.com


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S34<br />

Nachhaltige Verpackungslösungen<br />

Konsumenten fordern von Händlern nachhaltige alternative Verpackungslösungen,<br />

Händler wollen dem Rechnung tragen. Immer im Blick: die Wirtschaftlichkeit.<br />

Dabei gibt es durchaus bereits etliche, für Retailer praktikable, Lösungen. Ein<br />

kleiner Überblick über derzeitige Ansätze. BEITRAG: DUNJA KOELWEL<br />

DUNJA KOELWEL<br />

FREIE JOURNALISTIN<br />

E-COMMERCE, LOGISTIK &<br />

FULFILLMENT PAYMENT<br />

Nachhaltigkeit und Umweltschutz<br />

sind Themen, an denen auch<br />

Onlinehändler Zalando nicht vorbei<br />

kommt: Anhand eines Piloten<br />

experimentiert das Unternehmen seit Herbst<br />

2019 mit alternativen Verpackungsmethoden.<br />

Seit September erhielten rund 10.000 zufällig<br />

ausgewählte Testpersonen in Finnland,<br />

Norwegen, Schweden sowie Dänemark ihre<br />

Ware von Zalando nicht mehr im Pappkarton,<br />

sondern in einer bunten Kunststofftasche des<br />

Dienstleisters RePack.<br />

Kunden müssen die Tasche an Zalando zurücksenden,<br />

sobald sie ihre Bestellung erhalten<br />

haben – selbst, wenn sie alle Artikel behalten<br />

wollen. Nach einiger Zeit wurde der Pilot<br />

sogar auf 40.000 Sendungen erweitert. Noch<br />

stehen die ersten Erkenntnisse aus dieser Pilotphase<br />

aus, aber eines wird schon jetzt deutlich:<br />

Die Diskussion und das Vermeiden von<br />

Verpackungsmüll wird auch für Onlinehändler<br />

eines der wichtigen Themen der kommenden<br />

Jahre, mit dem sich Unternehmen frühzeitig<br />

beschäftigen sollten.<br />

Verpackungsweltmeister – unrühmlicher Titel<br />

Und das ist auch dringend geboten, denn laut<br />

dem Statistischen Amt der EU wirft jeder Deutsche<br />

pro Jahr rund 220 Kilo an Verpackung<br />

weg. Wir sind hier unrühmliche Europameister,<br />

obwohl die Bereitschaft zur Veränderung<br />

gegeben ist. Eine Befragung im Auftrag des<br />

Beratungshauses PWC ergab, dass der großen<br />

Mehrheit der deutschen Verbraucher die<br />

Nachhaltigkeit von Verpackungen wichtig ist<br />

und den Einsatz von recyclebarem Material<br />

begrüßen. Ein vielversprechender Ansatz, um<br />

Verpackungen im Handel nachhaltiger zu<br />

gestalten, ist das Konzept der Kreislaufwirtschaft.<br />

Der Kern besteht darin, die eingesetzten<br />

Rohstoffe länger und häufiger zu nutzen.<br />

Die sogenannte „Circular Economy“ ermöglicht<br />

es, den Lebenszyklus durch Wiederverwertung,<br />

Wiederverwendung, Demontage<br />

oder Wiederaufbereitung eines Produktes zu<br />

verlängern. Erfolgreiche Beispiele in verschiedenen<br />

Verpackungsbereichen gibt es bereits.<br />

Zwei Dekaden Erfahrung: Mehrweg-Versandsystemen<br />

Als Versandhändler verkauft die memo AG<br />

ihr Sortiment, bestehend aus Bürobedarf und<br />

–möbeln, Werbeartikeln sowie Alltagsprodukten,<br />

über drei Onlineshops sowie Kataloge<br />

und Werbemedien. In allen anderen Geschäftsbereichen,<br />

berücksichtigt memo seit<br />

Gründung die Kriterien der Nachhaltigkeit.<br />

Lothar Hartmann, Leitung Nachhaltigkeitsmanagement<br />

bei memo, erzählt von den<br />

Anfängen: „Bereits im Jahr 1998 war memo<br />

Pilotpartner bei der Einführung der „Postbox“,<br />

einem Mehrweg-Versandsystem der Deutschen<br />

Post. Als dieses System Ende 2008 eingestellt<br />

wurde, entwickelte memo auf dieser<br />

Basis das Mehrweg-Versandsystem „memo<br />

Box“. Mittlerweile ist die „memo Box“ seit über<br />

zehn Jahren im Einsatz und setzt im Branchenvergleich<br />

ökologische Maßstäbe – etwa 25<br />

Prozent der Paketsendungen werden damit<br />

versendet.<br />

Die Kunden von memo finden diesen Einsatz<br />

gut: „Mittlerweile versenden wir etwa 25 Prozent<br />

unserer Paketsendungen mit der „memo<br />

Box“. Das Feedback der Kunden dazu ist seit<br />

Beginn an positiv. Und natürlich stehen auch<br />

unsere Mitarbeiter voll hinter dem Mehrweg-Versandsystem“,<br />

so Lothar Hartmann.<br />

Alternative Optionen bei Verpackungen<br />

Wie Kreislaufwirtschaft in einem Unternehmen<br />

in der Praxis funktioniert, beweist auch Reinhard<br />

Schneider, Öko-Pionier, Inhaber und Geschäftsführer<br />

der Werner & Mertz-Gruppe. Das<br />

Mainzer Familienunternehmen in vierter Generation<br />

und Hersteller der Marke Frosch setzt<br />

sich gemeinsam mit seinen Partnern in der


Recyclat-Initiative für einen echten Kreislauf<br />

des Verpackungsmülls ein, in welchen auch<br />

Kunststoff-Verpackungen aus dem Gelben<br />

Sack eingebunden werden. Statt eines Downcyclings<br />

des Plastiks zu minderwertigen Materialien<br />

oder gar dessen Verbrennung, können<br />

durch den Einsatz modernster Sortiertechnik<br />

hochwertige Recyclate ohne den Einsatz von<br />

Rohöl hergestellt werden. Ein weiteres Beispiel<br />

ist auch Tetra Pak, das auf Zuckerrohr bei der<br />

Herstellung biobasierter Verpackungen setzt.<br />

Tetra Rex Kartons für gekühlte Milchprodukte<br />

bestehen ausschließlich aus zuckerrohrbasiertem<br />

Kunststoff und Karton.<br />

Noch in der experimentellen Phase sind auch<br />

Wasserflaschen, die in Zukunft aus biologisch<br />

abbaubarem Material sein könnten: So hat<br />

beispielsweise ein isländischer Produktdesign-Student<br />

eine Flasche entworfen, die – solange<br />

sie gefüllt ist – ihre Form behält. Danach<br />

beginnt der Abbauprozess. Das zugrunde<br />

liegende Material ist Agar, einer aus Algen<br />

gewonnen Substanz. Zu derzeit ebenfalls getesteten<br />

Verpackungsoptionen gehört eine<br />

strapazierbare Folie aus in Milch enthaltenen<br />

Casein-Proteinen, die luftundurchlässiger und<br />

haltbarer als Plastik ist – und essbar. Sie könnte<br />

beispielsweise bei Pizza Kartons oder Cornflakes<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Back to the roots – Füllmaterial<br />

Füllmaterial hat nur eine Aufgabe: Pakete<br />

füllen und Leerräume beseitigen. Nachwachsende<br />

Rohstoffe werden auch hier immer gefragter<br />

und zeigen Konsumenten, dass man<br />

als Händler die Themen Nachhaltigkeit und<br />

Umweltverträglichkeit ernst nimmt. Das wohl<br />

hier verbreitetste Material ist Holzwolle. Das<br />

Material ist nicht nur dekorativ, sondern umhüllt<br />

auch empfindliche Artikel bestens. Ein<br />

weiterer Vorteil: Sie ist leicht und 100 Prozent<br />

biologisch abbaubar. Aber auch nachhaltig<br />

hergestellte Verpackungs-Chips, die Flocken,<br />

erfreuen sich zunehmender Akzeptanz. Aus<br />

Maisstärke hergestellt sind sie eine umweltfreundliche<br />

Variante zu Verpackungs-Chips<br />

aus Polystyrol. Ganz natürlich geht es auch<br />

beim Startup Landpack zu, das für den Kühlversand<br />

Stroh statt Styropor nutzt, denn Stroh<br />

hat ebenso gute isolierende Eigenschaften<br />

wie Styropor. Der Handel greift diese Optionen<br />

bereits auf, etwa Alnatura oder Feinkost<br />

Käfer.<br />

Avery Dennison geht noch einen Schritt weiter:<br />

Das Unternehmen hat zuletzt eine biobasierte<br />

PE-Folie vorgestellt, die aus Zuckerrohr-Ethanol<br />

hergestellt wird. Damit lässt sich<br />

dann eine weiße oder transparente Variante<br />

für den Etikettendruck herstellen.<br />

Alles im Lot? Anregungen und Kritikpunkte<br />

Die Verbraucher fordern es, Hersteller und<br />

Händler könnten es – ist damit also der Weg<br />

frei zu künftig mehr nachhaltigen Lösungen<br />

rund um das Thema Verpackung? Lothar<br />

Hartmann von memo spricht offen über die<br />

Schwierigkeiten: „Die größte Herausforderung<br />

bei der Implementierung des Mehrweg-Versandsystems<br />

war die organisatorische und<br />

technische Integration in die Unternehmensprozesse.<br />

Für einen erfolgreichen Betrieb ist es<br />

beispielsweise unabdingbar, die Abwicklung<br />

über das ERP-System zu steuern und entsprechende<br />

Anpassungen vorzunehmen. Darüber<br />

hinaus entstehen Mehrkosten, zum Beispiel<br />

für die Retourenabwicklung, die wir nicht<br />

an unsere Kunden weitergeben.“<br />

Auch die stetige Weiterentwicklung des Systems<br />

erzeugt Mehraufwand. So besteht die<br />

„memo Box“ seit Herbst 2016 aus Recyclingkunststoff<br />

aus Haushaltsabfällen. „Durch<br />

diese Maßnahme konnten wir die Treibhausgasemissionen<br />

bei der Herstellung der Box<br />

um bis zu 30 Prozent verringern. Gleichzeitig<br />

sind jedoch auch die Herstellungs-kosten für<br />

die Box gestiegen“, so Hartmann. Er rät daher<br />

Händlern: „Es lohnt sich auf jeden Fall,<br />

über ein Mehrweg-Versandsystem nachzudenken.<br />

Allerdings kann ein derartiges<br />

System in der Regel nicht eins zu eins auf<br />

jedes andere Unternehmen übertragen<br />

werden. Neben dem bereits erwähnten<br />

finanziellen Aufwand ist die technische und<br />

organisatorische Anbindung an bestehende<br />

Logistiksysteme nicht zu unterschätzen.“<br />

(DK)<br />

LOTHAR HARTMANN<br />

<strong>LE</strong>ITUNG NACHHALTIG-<br />

KEITSMANAGEMENT<br />

MEMO AG


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S36<br />

MICHAEL MÜL<strong>LE</strong>R KATJA WINDT ANDREAS SCHICK<br />

Grenzen einreißen – Produktion und<br />

Logistik verschmelzen<br />

Auf dem Forum Automobillogistik <strong>2020</strong>, das am 5. und 6. Februar in Leipzig stattgefunden<br />

hat, diskutierten Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft über Herausforderungen<br />

und Lösungsansätze für verschmelzende Produktions- und Logistikvorgänge.<br />

BEITRAG: ANJA STUBBE<br />

Die Zeiten, in denen jeder Beteiligte<br />

einer Wertschöpfungskette allein<br />

seine Prozesse optimiert, sind vorbei.<br />

Alternativen sind gefragt,<br />

um Prozesse gemeinsam optimieren und<br />

so das gesamte Potenzial einer reibungslosen<br />

Supply Chain heben zu können – das<br />

gilt besonders für die Automobilindustrie.<br />

„Grenzen einreißen muss zuallererst in den<br />

Köpfen stattfinden. Querdenken in Bezug auf<br />

Geschäftsmodelle und auf Kooperationsweisen<br />

ist gefordert“, ist Michael Müller, CEO von<br />

Müller – Die lila Logistik AG, überzeugt. „Wir<br />

müssen immer wieder in Alternativen denken<br />

und nicht nur das optimieren, was wir<br />

momentan haben.“<br />

Von Daten-Silos zu Datenstandards<br />

Das gilt zum Beispiel für das Datenmanagement.<br />

Andreas Schick, Vorstand Produktion,<br />

Supply Chain-Management und Einkauf des<br />

Automobilzulieferers Schaeffler AG, betont<br />

die Bedeutung von vernetzten Datenflüssen.<br />

„Wir erheben immens viele Daten, die auch<br />

unseren Kunden helfen würden, wenn man<br />

sie teilt.“ Internationale Datenstandards<br />

sind dazu Grundvoraussetzung. Dem gegenüber<br />

stehen allerdings noch immer<br />

verschiedene gewerks- oder unternehmenseigene<br />

Datenökosysteme, zwischen<br />

denen Schnittstellen nur schwer oder gar<br />

nicht geschaffen werden können. Außerdem<br />

muss die Datensicherheit geklärt sein.<br />

Indem eindeutig festgelegt ist, wem die Daten<br />

gehören und wie mit diesen umzugehen<br />

ist, können Unternehmen Lösungen finden,<br />

„die uns allen guttun“, so Schick.<br />

Informationen für Beteiligte nutzbar machen<br />

Wie Grenzen zwischen Fachbereichen in Hinblick<br />

auf die Datenweitergabe eingerissen<br />

werden können, zeigt Prof. Katja Windt, Mitglied<br />

der Geschäftsführung des Anlagenlieferanten<br />

SMS Group und des Vorstands der BVL.<br />

Eine sogenannte lernende Wertschöpfungskette<br />

und ein Qualitätstracking entlang der<br />

gesamten Supply Chain sorgen dafür, dass<br />

aus Daten gewerksunabhängig Informationen<br />

gewonnen werden, aus denen wiederum<br />

Prozesswissen generiert werden kann.<br />

Um Reibungsverluste zu minimieren und die<br />

isolierte Betrachtung einzelner Gewerke zu<br />

überwinden, ist es aber entscheidend, schon<br />

früh alle an der Supply Chain beteiligten Parteien<br />

an einen Tisch zu bekommen. Gemischte<br />

Teams mit Experten aus den unterschiedlichen<br />

Bereichen von Beginn an – das ist die<br />

Lösung der SMS Group, um der Silo-Bildung<br />

zuvorzukommen.


THOMAS ZERNECHE<br />

DENNIS J. SNOWER<br />

Innovationsträger.<br />

Zukunft braucht Herkunft.<br />

Zusammenrücken ist gefragt – weltweit<br />

Auch geographische Grenzen einzureißen<br />

sei unausweichlich, um aktuelle<br />

Herausforderungen in Logistik und Supply<br />

Chain-Management anzugehen,<br />

so die Experten beim Forum Automobillogistik.<br />

Dazu zählen unter anderem<br />

die überlastete Infrastruktur, steigende<br />

Logistikkosten durch verknappte Transport-<br />

sowie Fachkräftekapazitäten oder<br />

Bestrebungen zur Dekarbonisierung.<br />

Altbewährte Dogmen müssen dafür<br />

überdacht werden. Dabei zeichnet<br />

sich ein Trend ab: Alle Bereiche der<br />

Wertschöpfungskette rücken geographisch<br />

näher zusammen „Zukünftig wird<br />

vermehrt dort produziert, wo der Markt<br />

ist“, ist Thomas Zernechel, Leiter Konzernlogistik<br />

bei Volkswagen, überzeugt.<br />

Damit alle Gewerke an einem Ort produktiv<br />

werden können, ist es notwendig,<br />

Produktions- und Logistikkonzepte<br />

neu zu denken sowie Standorte neu zu<br />

organisieren.<br />

Die 1978 gegründete Bundesvereinigung<br />

Logistik (BVL) e. V. ist eine gemeinnützige,<br />

neutrale und überwiegend<br />

ehrenamtliche Organisation.<br />

Als Plattform für Manager der Logistik<br />

in Industrie, Handel und Dienstleistung,<br />

für Wissenschaftler und Studierende<br />

bildet sie mit heute rund 11.300<br />

Mitgliedern eine Brücke zwischen<br />

Wirtschaft und Wissenschaft und ist<br />

Podium für den nationalen und internationalen<br />

Gedankenaustausch zwischen<br />

Führungskräften aus Logistik<br />

und Supply Chain-Management.<br />

Wenn Gewerke umziehen, muss aber<br />

auch die nötige Kompetenz transferiert<br />

werden. Unterstützung dabei kommt<br />

von der zunehmenden Automatisierung,<br />

sagt Prof. Dennis J. Snower, Präsident<br />

der Global Solutions Initiative<br />

und Professor für Makroökonomie und<br />

Nachhaltigkeit an der Hertie School of<br />

Governance.<br />

Denn Roboter ließen sich leichter in<br />

der Welt herumschicken als Menschen<br />

und deren Kompetenz damit schneller<br />

und unkomplizierter von einem Ort<br />

zum anderen transportieren. Daher<br />

ist sich Snower sicher: „Je mehr Automatisierung<br />

in den Fabriken Einzug<br />

hält, desto mehr kann sich die Produktion<br />

an den Kunden annähern.“<br />

Während einerseits Grenzen in Bezug<br />

auf Daten-, Informations- und Wissenstransfer<br />

langsam verschwinden, werden<br />

andererseits neue Grenzen gezogen.<br />

Handelskonflikte und -hürden<br />

erschweren die positive Entwicklung<br />

der Weltwirtschaft. „Non-tariff barriers<br />

are the analogy to building a wall inside<br />

the factories,“, konkretisiert Snower.<br />

Er hat eine klare Forderung an alle Beteiligten<br />

aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft:<br />

„They should be obsolete!“<br />

(AS)<br />

Das Forum Automobillogistik ist eine<br />

Gemeinschaftsveranstaltung der BVL<br />

mit dem Verband der Automobilindustrie<br />

(VDA).<br />

Innovation geht auch einfach.<br />

Unsere Systeme machen die Arbeit<br />

leicht, nicht kompliziert. Einfach und<br />

gut und das seit 175 Jahren.<br />

Smart. Hochwertig. Zuverlässig.


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S38<br />

Trade Compliance im Handel mit<br />

den Balkan-Ländern<br />

Die Staaten auf der Balkan-Halbinsel bieten interessante Absatzchancen unter<br />

zum Teil schwierigen Bedingungen. Eine automatisierte Verzollung empfiehlt sich<br />

als «Business Enabler» und Risikoverhinderer. BEITRAG: ARNE MIELKEN<br />

Angesichts der Verlangsamung des<br />

Weltwirtschaftswachstums und<br />

der Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie<br />

werden Nischenmärkte<br />

auf dem Balkan wieder interessanter<br />

für Exporteure in Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz. Die Region, die sich von Serbien,<br />

Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina,<br />

Kosovo, Albanien, Bulgarien, Montenegro,<br />

Nord-Mazedonien bis nach Griechenland<br />

erstreckt, bietet zum Teil sehr interessante<br />

Absatzchancen. Im Vordergrund stehen der<br />

Modernisierungsbedarf in den Bereichen<br />

Verkehrsinfrastruktur, Energiewirtschaft und<br />

Tourismus und eine hohe Nachfrage nach<br />

Maschinen sowie chemischen und pharmazeutischen<br />

Erzeugnissen. Für viele Projekte stehen<br />

EU-Fördermittel zur Verfügung. Negativ<br />

wirken sich allerdings die niedrige Kaufkraft,<br />

die mancherorts mangelnde Rechtssicherheit,<br />

die Korruption sowie lange Zahlungsfristen<br />

(z.B. Griechenland) aus.


Bei den Balkanländern handelt sich sowohl<br />

um EU-Mitglieder (Slowenien, Kroatien, Bulgarien,<br />

Griechenland) wie auch Nicht-EU-Staaten.<br />

Die Verhandlungen über einen EU-Beitritt<br />

der Westbalkanländer stecken zurzeit in einer<br />

Krise, ebenso das regionale Freihandelsabkommen<br />

CEFTA.<br />

So erhebt der Kosovo seit einem Jahr 100%<br />

Zoll auf Waren aus Serbien und Montenegro.<br />

Auch der Straßentransport durch die Länder<br />

wird durch politische Querelen behindert. Lkw<br />

stehen bei der Durchfahrt oft Stunden und<br />

Tage an den verschiedenen Grenzen. Um<br />

trotzdem vorwärts zu machen, verhandeln<br />

fünf der sechs westlichen Balkanländer (alle<br />

ausser Kosovo) jetzt über ein «kleines Schengen-Abkommen».<br />

Es soll intraregionale Zölle<br />

und Verwaltungsausgaben senken und den<br />

Handel fördern.<br />

Serbien<br />

Die Wareneinfuhr ist weitgehend liberalisiert.<br />

Aufgrund des 2013 in Kraft getretenen Stabilisierung-<br />

und Assoziierungsabkommens (SAA)<br />

zwischen der EU und Serbien können beim<br />

Export nach Serbien Präferenzzölle für zahlreiche<br />

Warengruppen geltend gemacht werden.<br />

Es gilt das harmonisierte Zollsystem. Als<br />

Zollbemessungsgrundlage dienen die Preise<br />

franko Grenze. Grundsätzlich sind praktisch<br />

alle Waren des gewerblich-industriellen Sektors<br />

von Zollabgaben befreit.<br />

Serbien ist auch eine interessante Drehscheibe<br />

für den Handel mit Russland und den<br />

Stan-Ländern. Seit dem Jahr 2000 gibt es ein<br />

Freihandelsabkommen (FHA) mit Russland,<br />

das mit einigen Ausnahmen (u.a. fertige Autos)<br />

den zollfreien Handel erlaubt. Weitere FHA<br />

bestehen mit Weissrussland, Kasachstan, den<br />

CEFTA-Staaten und seit Ende 2010 mit den<br />

EFTA-Staaten. Anfang 2019 wurde das bestehende<br />

Abkommen mit der Türkei erweitert.<br />

Derzeit verhandelt Serbien über ein FHA mit<br />

der Eurasischen Union. Dadurch würden auch<br />

Kirgisistan und Armenien Freihandelspartner.<br />

Bosnien-Herzegowina<br />

Basis für die Beziehungen der EU zu Bosnien<br />

und Herzegowina ist das Stabilisierungs- und<br />

Assoziierungsabkommen (SAA), welches am<br />

1. Juni 2015 in Kraft trat. Es gewährt Präferenzzölle<br />

für zahlreiche Warengruppen beim Export<br />

nach Bosnien-Herzegowina. Wichtigste<br />

Ausfuhrgüter aus der EU sind Energieträger,<br />

Maschinen und elektrische Anlagen, chemische<br />

Produkte und Pharmazeutika sowie<br />

Fahrzeuge aller Art und Nahrungsmittel. Der<br />

Import von Produktionsanlagen, die nicht im<br />

Land hergestellt werden, ist zollfrei.<br />

Kosovo<br />

Der Kosovo hat 2009 einen Zollkodex gemäß<br />

EU-Normen verabschiedet. Es gilt das Harmonisierte<br />

Zollsystem der WTO. Waren für UN,<br />

EU<strong>LE</strong>X, UNHCR, ICRC, sowie Waren für das diplomatische<br />

und konsularische Corps dürfen<br />

zollfrei eingeführt werden. Die Wirtschaftsbeziehungen<br />

zu allen EU-Ländern werden durch<br />

das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen<br />

(SAA) bestimmt, welches am 1.4.2016 in<br />

Kraft trat. Seitdem sind bereits Zölle von beiden<br />

Parteien beseitigt oder gesenkt worden.<br />

Auch mit Albanien, gibt es ein FHA. Auf Waren<br />

aus Serbien und Bosnien-Herzegowina<br />

wird seit 21.11.2018 ein Zoll von 100% erhoben.<br />

Bei der Wareneinfuhr ist übrigens an der<br />

Grenze eine Mehrwertsteuer von 18% zu bezahlen.<br />

De facto ist dies als eine Art Zusatzzoll.<br />

Informationen über Zolltarife, Einfuhr- und<br />

Ausfuhrverfahren und andere nützliche Details<br />

sind online im International Trade Guide<br />

der Regierung nachzulesen.<br />

Albanien und Nord-Mazedonien<br />

Beide Länder haben in den letzten Jahren erhebliche<br />

Anstrengungen unternommen, um<br />

die Kriterien der Europäischen Union für die<br />

Aufnahme von Beitrittsverhandlungen zu erfüllen.<br />

Das Europäische Parlament hat sich 2019<br />

für Beitrittsgespräche ausgesprochen. Diese<br />

werden jedoch von Frankreich abgelehnt.<br />

Derzeit ist das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen<br />

(SAA) Basis für die Handels-<br />

ARNE MIELKEN<br />

SENIOR GLOBAL TRADE<br />

& CUSTOMS MANAGER<br />

E2OPEN


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S40<br />

beziehungen zwischen der EU und Albanien<br />

(seit 1. April 2009 in Kraft). Dadurch können<br />

beim Export nach Albanien Präferenzzölle für<br />

zahlreiche Warengruppen geltend gemacht<br />

werden. Nord-Mazedonien mit seinen „nur“<br />

zwei Millionen Einwohnern ist ein Nischenmarkt<br />

und hat daher keinen hohen Stellenwert<br />

in dem Gerangel um einen EU-Beitritt.<br />

Montenegro<br />

Das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens<br />

(SAA) zwischen der EU und Montenegro<br />

trat am 1. Mai 2010 in Kraft. Seitdem sind gewisse<br />

Zölle von beiden Parteien bereits beseitigt<br />

oder gesenkt worden.<br />

Zollbestimmungen<br />

Beim Export in die Balkanländer, egal ob EU<br />

oder nicht-EU, sind bestimmte Handelsrichtlinien<br />

zu beachten. Als Exporteur sollten Sie<br />

abklären, ob für Ihre Waren (Dual-Use-Güter,<br />

Militärgüter, Waren mit sensibler Endverwendung)<br />

eventuell Genehmigungspflichten für<br />

die Ausfuhr bestehen.<br />

Wichtig ist auch die Abklärung des Warenursprungs,<br />

insbesondere, wenn Sie Zollbegünstigungen<br />

oder -befreiungen in Anspruch<br />

nehmen wollen. So ist z.B. im Handel mit Serbien<br />

die Warenverkehrsbescheinigung EUR.1<br />

bzw. bei bevollmächtigten Exporteuren eine<br />

Ursprungserklärung auf der Rechnung vorzulegen.<br />

Dabei ist der übliche Passus mit der<br />

Anführung der Zollnummer des bevollmächtigten<br />

Exporteurs mit separater Unterschrift<br />

der zuständigen Person notwendig. Des weiteren<br />

ist bei jeder Sendung die Kopie der<br />

Genehmigung der deutschen/österreichischen<br />

Zollorgane, anhand welcher das Unternehmen<br />

den Status des bevollmächtigen<br />

Exporteurs bekommen hat, beizulegen.<br />

„Business Enabler“<br />

Die Komplexität der Einfuhranforderungen,<br />

insbesondere in den Westbalkanländern,<br />

überfordert viele KMU-Industrie- und Handelsfirmen.<br />

Internationale Softwarehäuser bieten<br />

jedoch ausgefeilte Softwarelösungen an, die<br />

Unternehmen bei der Feststellung der Dokumentenpflichten<br />

und Sonderanforderungen,<br />

der Generierung der notwendigen Exportund<br />

Importdokumente und beim Dokumentenmanagement<br />

unterstützen. Sie helfen bei<br />

der Produktklassifizierung und Identifizierung<br />

der korrekten Zolltarife und beim Erstellen und<br />

Verwalten von Ursprungszeugnissen.<br />

Für den Export von Dual-Use- und ähnlichen<br />

sensiblen Gütern bieten sie Unterstützung<br />

bei der Einrichtung rechtskonformer Exportkontrollprozesse.<br />

Die Software vereinfacht<br />

ausserdem Preisvergleiche auf Basis Gesamteinstandskosten<br />

(Landed Cost) und hilft bei<br />

der Festlegung optimaler Lieferbedingungen<br />

und Lieferwege. Sie erhöht das Bewusstsein<br />

für Zollvorteile und öffnet die Augen für<br />

neue Handelsmöglichkeiten. Sie reduziert<br />

Trade-Compliance-Risiken, Reputationsschäden,<br />

spart Zeit gegenüber manuellen Recherchen<br />

und steigert Supply-Chain-Management-Effizienz<br />

und Supply-Chain-Transparenz.<br />

Schwierig, aber nicht hoffnungslos<br />

Mit einer Reform des Erweiterungsprozesses<br />

will die EU-Kommission den Konflikt um die<br />

Beitrittsverhandlungen mit den West-Balkanstaaten<br />

entschärfen. Ob der französische<br />

Präsident dann seine Blockadehaltung aufgeben<br />

wird, ist offen.<br />

Der Handel mit den Balkan-Staaten kann<br />

lukrativ sein, stellt jedoch hohe Anforderungen<br />

an die Vertragsparteien. Beim Export<br />

in die Nicht-EU-Staaten ist eine Vielzahl tarifärer<br />

und nicht-tarifäre Handelsbestimmungen<br />

zu beachten. Aufgrund der instabilen<br />

politischen Lage im Westbalkan kommt es<br />

auch immer wieder kurzfristig zu Änderungen<br />

der Zollbestimmungen. Eine Automatisierung<br />

der Zollabfertigung ist daher schon<br />

aus Compliance-Gründen empfehlenswert.<br />

(AM)


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S42<br />

Vom Risiko zur Chance -<br />

Handel mit der Türkei und dem<br />

arabischen Raum<br />

Die politischen Turbulenzen in Vorderasien und im Mittleren Osten haben die<br />

Compliance-Herausforderungen beim Export in diesen Wirtschaftsraum enorm<br />

in die Höhe geschraubt. Mit IT-Unterstützung lassen sich die Risiken jedoch gut<br />

managen. REDAKTION: ARNE MIELKEN<br />

hohen Inflationsrate, hohen Zinsen und dem<br />

Wertverlust der türkischen Währung. Produkte<br />

aus Deutschland und Österreich sind dadurch<br />

z.T. sehr teuer geworden. Die Euphorie nach<br />

Abschluss der Zollunion zwischen der EU und<br />

der Türkei im Jahr 1996 ist längst verflogen.<br />

Trotzdem schätzen Experten die mittel- bis<br />

langfristigen Exportchancen für deutsche und<br />

österreichische Unternehmen in der Türkei als<br />

gut ein.<br />

Bürgerkrieg in Syrien, Einmarsch türkischer<br />

Truppen in Nordsyrien,<br />

Schlagabtausch zwischen den USA<br />

und dem Iran im Irak und in Syrien,<br />

iranischen Angriffe auf Schiffe in der Strasse<br />

von Hormoz und auf eine Ölraffinerie in<br />

Saudi-Arabien, Stellvertreterkrieg im Jemen –<br />

alle diese Ereignisse sprechen gegen Exporte<br />

in diese Region.<br />

Tor zum Mittleren Osten<br />

Der Handel mit der Türkei leidet zudem unter<br />

der schrumpfenden Wirtschaftsleistung, der<br />

Das Land mit über 80 Mio. Einwohnern hat<br />

eine junge, recht gut ausgebildete Bevölkerung<br />

und vor allem viele unternehmerisch<br />

denkende Menschen, die die Möglichkeiten,<br />

die sich der Türkei als Tor zum Mittleren<br />

Osten und zu den Stan-Ländern bieten, kreativ<br />

ausschöpfen. Im konsumfreudigen Mittelstand<br />

wächst zu dem die Nachfrage<br />

nach Qualitätsprodukten und -dienstleistungen.<br />

In Industrie und Handel sind innovative<br />

Technologien (Maschinen, IT, Infrastruktur,<br />

Transportwesen, Medizintechnik) gesucht.<br />

Die EU ist mit Abstand der grösste Exportmarkt<br />

der Türkei (mit rund 50 Prozent), während die<br />

Türkei der fünftgrösste Import- und Exportmarkt<br />

der EU ist.<br />

Chancen in Arabien<br />

Der niedrige Ölpreis und die politische Instabilität<br />

in der Region haben zahlreiche<br />

Investitionsvorhaben im Nahen Osten und<br />

auf der arabischen Halbinsel im letzten<br />

Jahr ausbremst. Trotzdem werden die Exportchancen<br />

für deutsche und österreichische<br />

Unternehmen z.B. in Saudi-Arabien<br />

mittel- und langfristig mit gut beurteilt. Dazu<br />

beigetragen haben u.a. die internen Reformen<br />

im Rahmen der „Saudi Vision 2030“.


Saudi-Arabien ist ein interessanter Absatzmarkt<br />

für Maschinen und Anlagen, Fahrzeuge,<br />

chemische, elektrotechnische, feinmechanische<br />

und optische Er¬zeug¬nisse, Pharmaprodukte,<br />

Luxusgüter und Lebensmittel.<br />

Als problematisch gelten Rüstungsexporte,<br />

insbesondere nach dem Mord an dem Journalisten<br />

Kashoggi. Noch bedeutsamer sind<br />

die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE)<br />

als Absatzmarkt für Flugzeuge, PKW, Maschinen<br />

sowie elektrotechnische und chemische<br />

Erzeugnisse. Auch als Knotenpunkt für den<br />

Handel und den Transport nach Ostafrika<br />

und den indischen Subkontinent sind die VAE<br />

nicht zu unterschätzen.<br />

Der Handel mit dem Irak, Syrien und Jemen ist<br />

sehr intransparent und bewegt sich kriegsbedingt<br />

seit Jahren auf sehr niedrigem Niveau.<br />

Hoffnungen für einen Aufschwung verbinden<br />

sich immer mal wieder mit Grossprojekten,<br />

wie den Bau neuer Raffinerien und einer Ölpipeline<br />

von Basra nach Aqaba. In wieweit sich<br />

diese realisieren lassen, bleibt abzuwarten.<br />

Zollunion, aber kein modernes Assoziierungsabkommen<br />

Das seit 1996 bestehende Abkommen der Türkei<br />

mit der EU sichert den freien Warenverkehr<br />

(keine Ein- und Ausfuhrzölle und Beschränkungen)<br />

für Industriegüter und bestimmte landwirtschaftliche<br />

Verarbeitungserzeugnisse.<br />

Darüber hinaus wird durch die Zollunion ein<br />

gemeinsamer Außenzolltarif für diese Waren<br />

festgelegt und die Angleichung des Zollrechts,<br />

der Handelspolitik und einiger damit verbundene<br />

Wirtschaftsgesetzgebungen sichergestellt.<br />

Allerdings sehen sich Exporteure seit<br />

2011 immer häufiger mit neuen Importbestimmungen,<br />

sich ändernden Einfuhrkontrollen,<br />

Dumping-, Zusatz-, und Ausgleichszöllen sowie<br />

schwierigen Registrierungs- und Dokumentationspflichten<br />

konfrontiert. Dazu gehören auch<br />

Ursprungsnachweise in Form eines IHK-Ursprungszeugnisses,<br />

einer Lieferantenerklärung<br />

oder einer sog. Exporter’s Declaration.<br />

Die im Dezember 2016 begonnen Verhandlungen<br />

über eine Modernisierung des Handelsabkommens<br />

– analog den Assoziierungsabkommen<br />

mit Japan, Kanada und Mexiko<br />

- liegen seit Juni 2018 aus diversen politischen<br />

Gründen auf Eis.<br />

Abkommen, aber kein Freihandel<br />

Mit Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait, Katar,<br />

Oman und den VAE, den Mitgliedern des<br />

Golfkooperationsrates - GKR (Gulf Co-operation<br />

Council – GCC), hat die EU 1989 ein Kooperationsabkommen<br />

abgeschlossen. Verhandlungen<br />

über ein Freihandelsabkommen<br />

(FHA) wurden 2008 seitens des GKR ausgesetzt<br />

und bisher nicht wieder aufgenommen.<br />

Der GKR hat allerdings inzwischen ein FHA mit<br />

der EFTA und Singapur unterzeichnet. 2014<br />

strich die EU den Mitgliedern des GKR die Zollvergünstigungen<br />

für Entwicklungsländer.<br />

Bedeutsam für deutsche und österreichische<br />

Exporteure ist der einheitliche Aussenzollsatz<br />

im 2008 vom GKR etablierten gemeinsamen<br />

Markt (Gulf Common Market-GCM), der für<br />

die meisten Waren 5% beträgt. Der Warenhandel<br />

innerhalb des GCM ist zollfrei. Zollanmeldung<br />

und Abgabenerhebung werden<br />

grundsätzlich in dem Mitgliedstaat durchgeführt,<br />

in dem die einzuführende Ware erstmals<br />

das Zollgebiet der Zollunion erreicht. Bei der<br />

anschliessenden Weiterversendung innerhalb<br />

der Zollunion sind in der Regel keine weiteren<br />

Zollmassnahmen (Abfertigung, Abgaben) erforderlich.<br />

Im Exportland innerhalb des GCM<br />

ist lediglich eine Erklärung für statistische Zwecke<br />

auszufüllen, die beim Import in einen<br />

anderen GKR-Staat vorgelegt werden muss.<br />

Die Zollanmeldungen im Emirat Dubai müssen<br />

elektronisch abgegeben werden. Für die<br />

Wareneinfuhr in die VAE ist ausserdem eine<br />

Legalisierung der von der zuständigen IHK/<br />

Wirtschaftskammer bescheinigten Ursprungszeugnisse<br />

und Handelsrechnungen durch die<br />

Konsularabteilung der Botschaft der VAE erforderlich.<br />

ARNE MIELKEN<br />

SENIOR GLOBAL TRADE<br />

& CUSTOMS MANAGER<br />

E2OPEN


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S44<br />

Sanktionsbestimmungen beachten<br />

Mit dem Irak besteht seit dem 1. August 2018<br />

ein nichtpräferenzielles Handelsabkommen,<br />

das (auch wenn der Irak noch kein Mitglied<br />

der WTO ist) die grundlegenden WTO-Regeln<br />

sowie einige wichtige Präferenzklauseln<br />

(insbesondere in Bezug auf das öffentliche<br />

Beschaffungswesen, Dienstleistungen und<br />

Investitionen) enthält. Mit dem Jemen wurde<br />

bereits 1998 ein nicht-präferenzielles Kooperationsabkommen<br />

abgeschlossen. Beide<br />

Länder unterliegen Exportverboten in Bezug<br />

auf Rüstungs- und bestimmten Dual-Use-Güter<br />

sowie Finanzkontrollen. Die EU-Mitgliedstaaten<br />

sind angehalten alle Ladungen auf<br />

dem Weg nach dem Jemen bei Verdacht einer<br />

verbotenen Sendung zu kontrollieren und<br />

verbotene Lieferungen zu beschlagnahmen<br />

und zu entsorgen. Ein Waffenexportverbot gilt<br />

auch für den Libanon.<br />

Der Handel mit Syrien unterliegt seit Beginn<br />

des Bürgerkriegs umfangreichen Sanktionsbestimmungen<br />

seitens der EU, aber auch<br />

der USA. Diese umfassen nicht nur Öl- und<br />

Ölprodukte sowie Ausrüstung für die Öl- und<br />

Gasindustrie, Kraftwerke, Rüstungsgüter,<br />

Flugzeugteile, sondern auch Luxusgüter,<br />

Maschinen und diverse andere Waren. Unternehmen,<br />

die mit US-Firmen Handel betreiben,<br />

sollten sich besonders genau über die<br />

Sanktionsbeschränkungen informieren. Das<br />

1977 abgeschlossene Kooperationsabkommen<br />

zwischen der EU und Syrien wurde 2011<br />

respektive 2012 teilweise suspendiert. Die<br />

Unterzeichnung eines 2008 ausgehandeltes<br />

Assoziierungsabkommen liegt aus politischen<br />

Gründen auf Eis.<br />

Risiken mit IT-Lösung vermeiden<br />

KMU können sich bei ihrer Handels- respektive<br />

Wirtschaftskammer über die aktuellen Bestimmungen<br />

im Handel mit der Türkei und dem<br />

arabischen Raum informieren. Bei grösseren<br />

Warenvolumina und in Anbetracht der volatilen<br />

und komplexen Im- und Exportbestimmungen<br />

empfiehlt es sich jedoch, eine SaaS<br />

IT-Lösungen mit kontinuierlich aktualisierter<br />

Datenbank einzusetzen. Mit IT-Unterstützung<br />

lassen sich multinationale Sanktionslistenprüfungen,<br />

Lieferantenerklärungen, komplexe<br />

Ursprungsregeln und allfällige Risiken relativ<br />

einfach managen, ebenso die Suche nach<br />

der richtigen Zolltarifnummer und Exportkontroll-Güterlistennummer.<br />

Innovative, ausgefeilte<br />

Systeme informieren Unternehmen ausserdem,<br />

welche Vorschriften bei der Ausfuhr<br />

aus Deutschland/Österreich und der Einfuhr in<br />

das Bestimmungsland zu beachten, welche<br />

Dokumente notwendig und wie hoch die Zollund<br />

Mehrwertsteuersätze sind.<br />

Sie zeigen dem Nutzer, wo für ihn als Industrie-<br />

und Handelsunternehmen oder Logistikdienstleister<br />

Risiken bestehen. Und sie dokumentieren<br />

firmeninterne Exportkontrollen<br />

für Behördennachfragen. Mit einer solchen<br />

Management-Software können Exporteure<br />

durch die Automatisierung ressourcenintensiver<br />

Schritte die Zeit für die Qualifizierung von<br />

Waren deutlich reduzieren: Einholung von<br />

Lieferanteninformationen, Einhaltung der Ursprungsregeln<br />

und Analyse der Stücklisten (Bill<br />

of Material/BOM). So können Verwaltungskosten<br />

gesenkt, Zölle und Transportkosten minimiert<br />

werden. Auch die Compliance wird<br />

verbessert. Da falsche oder nicht gerechtfertigte<br />

Ursprungsangaben auf präferenziellen<br />

Ursprungsnachweisen nicht nur wirtschaftliche<br />

Einbussen zur Folge haben, sondern auch<br />

strafrechtliche Zollverfahren für den Exporteur<br />

und den Empfänger auslösen können, sollten<br />

Firmen alle Prozesse automatisch, auditierbar<br />

dokumentieren.<br />

Fazit<br />

Der Export in die Türkei und den arabischen<br />

Raum ist in den letzten Jahren schwieriger<br />

geworden. Neben zolltariflichen und nicht-tarifären<br />

Hürden und Hemmnissen ist die Geschäftskultur<br />

eine nicht zu unterschätzende<br />

Herausforderung. So fliessen in diesen Ländern<br />

kulturelle und religiöse Regeln viel stärker<br />

ins Geschäftsleben ein, als das in westeuropäischen<br />

Staaten der Fall ist. Doch für<br />

den Maschinen- und Anlagenbau sowie die<br />

Automotive- und Pharmaindustrie bieten sich<br />

durchaus lukrative Chancen. Ein gutes, IT-gestütztes<br />

Trade Compliance-Management erlaubt<br />

Unternehmen trotz Risiken, Chancen in<br />

diesem Wirtschaftsraum voll auszuschöpfen.<br />

(AM)


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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S46<br />

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In einer sich weiterentwickelnden Welt ist Stillstand Rückschritt. Nur wenige Unternehmen<br />

haben das Innovationsprinzip so verinnerlicht wie DHL. Das perfekte<br />

Beispiel hierfür sind die DHL Innovation Centers in Singapur, Rosemont (USA) und<br />

Troisdorf, wo Kunden und Interessierte einen Einblick in die Zukunft der Logistik<br />

werfen können. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

MATTHIAS HEUTGER<br />

SVP, GLOBAL HEAD OF<br />

INNOVATION & COMMER-<br />

CIAL DEVELOPMENT DHL<br />

Besonders das erst im Vorjahr eröffnete<br />

Americas Innovation Center in<br />

Illinois stellt eine potente Plattform<br />

für Forschung und kooperative Innovation<br />

zwischen DHL-Kunden, Start-ups, der<br />

Wissenschaft, Industriepartnern und Innovationsexperten<br />

in der Region dar. „Mit diesem<br />

visionären Innovationszentrum haben wir unsere<br />

weltweite Führungsposition im Bereich<br />

logistischer Innovationen in einem unserer<br />

wichtigsten Märkte weiter gestärkt und ausgebaut“,<br />

freute sich daher Matthias Heutger,<br />

SVP, Global Head of Innovation & Commercial<br />

Development bei DHL, „Inspire, Connect<br />

and Engage – diese Hauptziele verfolgen wir<br />

mit unseren Innovationszentren.“ Doch egal<br />

ob Asien, Europa oder USA – Besichtigungen<br />

der Innovationszentralen sind ein Highlight<br />

und dienen neben der Information über<br />

Trends und neue Entwicklungen auch der<br />

Vernetzung zwischen Kunden, Branchen- und<br />

Geschäftspartnern.<br />

Zu den Visionen, wie die Welt und ihre Transportinfrastruktur<br />

im Jahr 2050 aussehen könnte,<br />

gesellen sich die neuesten, vom DHL<br />

Konzern erfolgreich getesteten Technologietrends<br />

in den Bereichen Robotik, Automatisierung,<br />

künstliche Intelligenz, autonomes Fahren,<br />

Internet der Dinge und virtuelle Realität.<br />

Während beispielsweise beim Thema Augmented<br />

Reality noch viele bei der Umsetzung<br />

zögern, konnte der Kontraktlogistiker DHL Supply<br />

Chain in seinen Lagern durch den Einsatz<br />

von AR-Technologie – Datenbrillen stellen die<br />

Kommissionieranweisungen und Lagerpositionen<br />

optisch dar – die Produktivität um durchschnittlich<br />

15 Prozent steigern.<br />

Markus Voss, CIO und COO DHL Supply<br />

Chain, bringt es auf den Punkt: „Es ist essentiell,<br />

in Zeiten der Digitalisierung, datengestützt<br />

und agil zu arbeiten, um den Ansprüchen<br />

der Kunden gerecht zu werden.“ Wie topmoderne<br />

Logistikanwendungen Mehrwerte für<br />

Kunden und Mitarbeiter schaffen, zeigt sich<br />

besonders deutlich im Smart Warehouse am<br />

Technologie-Campus im niederländischen<br />

Beringe. Von dort aus werden Kunden in ganz<br />

Europa mit automatisierten und digitalisierten<br />

Kontraktlogistikservices versorgt. In dem<br />

TAPA-zertifizierten Campus zählen AR-Technologie,<br />

Roboterarme und automatische Indoor-Transporte<br />

ebenso zum Alltag wie automatisierte<br />

Sortierbänder.


Technologie & Tools<br />

Die Liste der alltagstauglichen Innovationen<br />

ist lang. Das Risikomanagementtool DHL Resilience360<br />

beispielsweise unterstützt kleine<br />

und große Unternehmen: durch eine Visualisierung<br />

und Überwachung werden Störungen<br />

in der Lieferkette proaktiv vorhergesagt,<br />

bewertet und verhindert oder zumindest abgeschwächt.<br />

Einen Meilenstein in der End-to-<br />

End-Überwachung wertvoller, hochempfindlicher<br />

Fracht, zum Beispiel aus den Bereichen<br />

Biowissenschaften und Gesundheitswesen,<br />

stellt der DHL SmartSensor dar, der sich bereits<br />

in über einer Million Sendungen seit seiner<br />

Entwicklung beweisen durfte. Robotik ist<br />

ein riesiges, sehr variables Themenfeld. Noch<br />

vor 2 Jahren beurteilten 63 Prozent von 350<br />

von DHL befragten Supply Chain-Fachleuten<br />

MARKUS VOSS<br />

CIO & COO DHL<br />

SUPPLY CHAIN


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S48<br />

Robotik als wichtigste Technik. In Nordamerika<br />

setzt die DHL Supply Chain seit geraumer<br />

Zeit auf kollaborative Roboter, die bei repetitiven<br />

Aufgaben die Mitarbeiter ebenso unterstützen<br />

wie bei Präzisionsarbeiten. Zusätzliche<br />

testet DHL Trends wie autonomes Fahren,<br />

Internet der Dinge und künstliche Intelligenz.<br />

Was auch immer Erfolg verspricht, das Unternehmen<br />

probiert es aus.<br />

Alternative Antriebe<br />

Mit dem StreetScooter hat die Deutsche<br />

Post DHL Gruppe ein leistungsfähiges Elektrofahrzeug<br />

entwickelt und produziert. Aktuell<br />

betreibt sie damit und mit rund 12.000<br />

E-Bikes und E-Trikes die größte Elektroflotte in<br />

Deutschland. Durch die StreetScooter, die in<br />

der Paket- und Briefzustellung im Einsatz sind,<br />

werden lokal keine Schadstoffe ausgestoßen,<br />

und sie sind leise im Betrieb – ideal für urbane<br />

Gegenden.<br />

Diesen Jänner erst wurden 40 StreetScooter<br />

WORK Boxen sowie 60 Ladestationen<br />

an Amazon geliefert, mit denen die letzte<br />

Meile für Kunden in München abgewickelt<br />

werden soll. Einen alternativen Antrieb der<br />

anderen Art testet DHL aktuell im Central<br />

Business District von Manhattan, New York<br />

City: in einem Pilotprojekt mit Amazon und<br />

UPS werden Pakete mit dem Lastenrad<br />

Cubicycle ausgeliefert. Pro Cubicycle, das<br />

statt einem herkömmlichen Lieferfahrzeug<br />

im Einsatz ist, sollen die CO2-Emissionen um<br />

bis zu acht Tonnen pro Jahr reduziert werden.<br />

Bereits seit 2015 sind die Lastenräder<br />

für DHL in den Niederlanden im Einsatz, inzwischen<br />

auch in Deutschland, Belgien und<br />

Singapur – und nun endlich im Big Apple.<br />

(AG)


Die weltweit führende<br />

Plattform der Intralogistik<br />

geprüft<br />

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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S50<br />

Komplettlösung für ein nachhaltig<br />

ausgezeichnetes Logistikzentrum<br />

DeLaval ist weltweit führender Anbieter von Produkten und Lösungen für die<br />

Milchwirtschaft, die hohe Milchqualität und gute Tiergesundheit gewährleisten<br />

und täglich von Millionen von Milchviehbetrieben rund um den Globus eingesetzt<br />

werden. Das Unternehmen entwickelt, produziert und liefert Ausrüstung und<br />

Komplettsysteme im Bereich der Milchproduktion und Tierhaltung für Milchviehbetriebe,<br />

beschäftigt 4.500 Mitarbeiter und ist in mehr als 100 Ländern vertreten.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Palettenregale, Paletten-Durchlauf-Systeme<br />

für Schnelldreher, Kragarmregale für Langgutlagereinheiten<br />

bis 800 kg/qm Last, eine<br />

dreigeschossige Fachbodenregalanlagen<br />

zur Kleinteilelagerung mit Stahlbaubühnen in<br />

den Vorzonen sowie einige Stückgut-Durchlauf-Regale.<br />

Im Mecklenburg-Vorpommerschen Gallin<br />

hat DeLaval ein neues Logistikzentrum für<br />

den europäischen Markt bauen lassen, in<br />

dem das gesamte Artikelsortiment gelagert<br />

und von dort aus distribuiert wird. Es sollte<br />

ebenso nachhaltig werden, wie es Vision<br />

und Ziel des Unternehmens ist, nachhaltige<br />

Lebensmittelproduktion möglich zu machen.<br />

Das neue Logistikzentrum wurde dann auch<br />

mit dem Nachhaltigkeitszertifikat <strong>LE</strong>ED (Leadership<br />

in Energy and Environmental Design)<br />

Gold als anerkanntes internationales Nachhaltigkeitssiegel<br />

für Immobilien ausgezeichnet.<br />

Die BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH hat<br />

das neue DeLaval-Logistikzentrum mit einer<br />

Lagersystem-Komplettlösung ausgestattet.<br />

Zum Einsatz kommt fast das komplette Regalanlagen-Sortiment<br />

der BITO-Lagertechnik:<br />

Neues Logistikzentrum mit viel Platz<br />

und höchster Flexibilität<br />

Ralf Sundaram Pillai, Warehouse Manager<br />

bei der DeLaval Services GmbH: „Unser alter<br />

Standort wurde zu klein und mit der Zeit auch<br />

zu ineffizient. Daher haben wir uns für den Bau<br />

eines komplett neuen Logistikzentrums entschieden.<br />

Hier steht uns nun eine Lagerfläche<br />

von 52.000 qm plus 4.000 qm für Büroräume<br />

zur Verfügung. Unser Ziel ist es, mit der neu<br />

geschaffenen Fläche und einer Ausstattung<br />

nach modernsten und besonders nachhaltigen<br />

Richtlinien, für mehr Effizienz und Flexibilität<br />

zu sorgen, um Kosten zu sparen und darüber<br />

hinaus Raum für weiteres Wachstum zur<br />

Verfügung zu<br />

haben. Wir haben mehrere 10.000 Artikel im<br />

Portfolio wie Melksysteme, Melkausrüstung,<br />

Kuhkomfort, Herdenmanagement, Fütterung<br />

sowie Entmistung. In unserem neuen Logistikzentrum<br />

benötigen wir geeignete Lagermöglichkeiten<br />

für unser ganzes Sortiment. Hier<br />

müssen sowohl Kleinteile als auch Großteile,<br />

Langgut und Schwergut gelagert, aber auch<br />

Elektronikteile und Gefahrenstoffe, wie chemische<br />

Reinigungsmittel, sicher aufbewahrt<br />

werden können. Daher haben wir nach einer<br />

kompletten Lagerausstattung gesucht,<br />

um die große Menge an Artikelvarianten


verschiedenster Größenordnungen, die wir<br />

unseren Kunden anbieten, fachgerecht, sicher<br />

und gut sortiert zu lagern.“ Das ganze<br />

Sortiment wird nun zentral gelagert und das<br />

neue Logistikzentrum ist so geplant und eingerichtet,<br />

dass kurze Wege effizientes Wirtschaften<br />

ermöglichen. Alle Artikel können<br />

nicht nur nach ihrer Beschaffenheit sondern<br />

auch analog der Bestellhäufigkeit der Produkte<br />

im Lager positioniert werden.<br />

Planung und Umsetzung einer Gesamt-<br />

Logistiklösung<br />

Das Ingenieurbüro „Logistikplanung Rusche“<br />

aus Hamburg erhielt von der konzeptionellen<br />

Entwicklung bis hin zur kompletten Realisierung<br />

sämtlicher logistischer Einrichtungen den Gesamtplanungsauftrag<br />

für das Logistikzentrum.<br />

Das sogenannte „Europa-Distributioncentrum“<br />

(EDC) besteht aus vielen unterschiedlichen<br />

Lagerbereichen und wurde gemeinsam<br />

mit dem DeLaval-Projektteam klassisch von<br />

innen nach außen entwickelt und geplant,<br />

wobei bei der Planung der jeweiligen Lagerbereiche<br />

die Verantwortlichen großen Wert<br />

auf eine hohe Flexibilität und ständige Erweiterungsmöglichkeiten<br />

der Lagereinrichtung<br />

und der eingesetzten Lagersysteme gelegt.<br />

BITO-Lagertechnik hat im Rahmen einer sehr<br />

komplexen Ausschreibung den Auftrag für<br />

die Lieferung und Montage der wesentlichen<br />

Regalanlagen des Logistikzentrums erhalten.<br />

Die Ausschreibung der Regalanlagen<br />

enthielt die entsprechenden Übersichtszeichnungen<br />

der verschiedenen Lagerbereiche<br />

und basierte zudem auf ein zuvor erstelltes<br />

detailliertes Leistungsverzeichnis, in dem alle<br />

Anforderungen und Bedingungen der unterschiedlichen<br />

Regalanlagen gelistet waren.<br />

Die Montage von ca. 25.000 Europool-Palettenstellplätzen,<br />

ca. 7.000 laufenden Metern<br />

Kragarmregalebenen und einer dreigeschossigen<br />

Fachbodenregalanlage erfolgte in<br />

enger Abstimmung zwischen der DeLaval-<br />

Services GmbH, dem Planungsbüro „Logistikplanung<br />

Rusche“ und BITO-Lagertechnik.<br />

„Von Artikeln in mm-Größe bis hin zu Langgut,<br />

das mehrere Meter misst, haben wir alles im<br />

Sortiment. Aufgrund der Artikelvielfalt und der<br />

zudem sehr unterschiedlichen Beschaffenheit<br />

der zu lagernden Artikel in Größe, Gewicht,<br />

Stückzahl und Art wollten wir gerne mit einem<br />

Lieferanten zusammenarbeiten, der das<br />

gesamte Spektrum einer für uns sinnvollen,<br />

nachhaltigen Lagersystem-Lösung anbieten<br />

kann. (RED)<br />

Mit BITO haben wir einen Anbieter gefunden,<br />

der uns das komplette Spektrum an<br />

Lagersystem-Lösungen, das wir für die Einrichtung<br />

unseres neuen europäischen Logistikzentrums<br />

benötigten, anbieten konnte.<br />

Auch der Preis, die Lieferzeitdauer und<br />

die technische Bewertung der angebotenen<br />

Lösungen haben gestimmt. Wir sind<br />

sowohl mit der Anlage als auch mit der<br />

Beratung, der Projektabwicklung und der<br />

Montage sehr zufrieden. Alle diesbezüglich<br />

von uns gesteckten Ziele wurden erreicht.“<br />

Ralf Sundaram Pillai, Warehouse Manager<br />

DeLaval Services GmbH


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S52<br />

LOGISTIK NEWS | HJS MEDIA WORLD APP<br />

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NR.01 / <strong>2020</strong><br />

JANUAR<br />

www.blogistic.<br />

ROBOTIK<br />

“Es ist nicht der Robot alleine, der<br />

Losgröße 1-Strategien unterstützt”<br />

Heimo Robosch, Executive Vice President des führenden österreichischen Logistik-Automationsspezialisten, KNAPP AG, im Gespräch<br />

über Losgröße 1, welche Herausforderungen damit verbunden sind und völlig neue Lösungsansätze.<br />

P.b.b. | Verlagsort 1130 Wien | GZ: 9Z038253M | Einzelpreis 5 €


LOSGRÖSSE 1<br />

Auf der Suche nach der smarten Fabrik<br />

Nicht das Produkt von der Stange, sondern die Einzelanfertigung zu den Kosten der Massenanfertigung<br />

bis zur Losgröße 1 ist heute das, was Anwender wollen. Für Unternehmen ist das eine große Herausforderung,<br />

welche sie vor allem mit Investitionen in Automatisierung und Robots bewältigen wollen.<br />

“Smart Factory” heißt dabei das Zauberwort. Anbieter wie etwa die Firma KNAPP in Hart bei Graz liefern<br />

hierfür adäquate Lösungen. Ein Bericht von CR. Hajo Schlobach<br />

FOTO: SANDRO ALMIR IMANUEL / WWW.PIXELIO.DE<br />

JANUAR <strong>2020</strong><br />

1


In der deutschen Industrie, und nicht nur dort, zeigt sich ein klarer Trend<br />

zur Individualisierung. So gaben im Deutschen Industrie 4.0 Index vor<br />

eineinhalb Jahren immerhin 20 Prozent von 400 befragten Unternehmen<br />

an, Losgröße 1 realisiert zu haben. Und in den nächsten Jahren wollen<br />

beinahe 50 Prozent Einzelanfertigungen zu Kosten einer Serienfertigung<br />

umsetzen. Dabei sehen sechs von zehn der damals befragten Unternehmen<br />

die Losgröße 1 als wichtigen Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg<br />

ihres Unternehmens.<br />

Smart Factory stockt<br />

Doch schon ein Jahr später wird im Deutschen Industrie 4.0 Index vom<br />

Oktober 2019 erkennbar, dass sich die Smart Factory, welche hinter der<br />

Losgröße 1 steht, nicht so einfach umsetzen lässt. Die Unternehmen treten<br />

auf der Stelle und kommen nicht über Einzelprojekte hinaus. Zwar sind<br />

rund 51 Prozent wenigstens in Projektphasen, doch lediglich acht Prozent<br />

der befragten Unternehmen sind mit ihrer Digitalisierung so weit, dass von<br />

einer Smart Factory gesprochen werden kann.<br />

Die Motivation zur Smart Factory<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Motivation der Entscheider<br />

zur Smart Factory. So geben, wenig überraschend, 79 Prozent der Unternehmen<br />

an, die Effizienz im Unternehmen steigern zu wollen. 71 Prozent<br />

wollen damit Transparenz in den Abläufen schaffen. Und immerhin 40<br />

Prozent wollen sich mit Smart-Factory-Projekten Möglichkeiten zur wirtschaftlichen<br />

und individualisierten Fertigung eröffnen, also Losgröße 1.<br />

Individualisierung im Trend. Diese Trends in den Unternehmensstrategien<br />

bestätigt auch Heimo Robosch, Executive Vice Präsident des führenden<br />

österreichischen Spezialisten in der Logistik-Automation, KNAPP. Auch er<br />

sieht einen ganz klaren Trend zur Individualisierung der Produktion mit<br />

Losgröße 1.<br />

daher möglichst spät in der Serienfertigung erfolgen. Erst dann lässt sich<br />

Losgröße 1 wirtschaftlich realisieren”, erklärt H. Robosch.<br />

Komplexität vereinfachen. Bei KNAPP arbeitet man an diesem Prozess<br />

schon seit Jahren und fasste das in der Strategie “Making Complexity<br />

Simple” zusammen. Dabei sollen Innovationen wie etwa OSR Shuttle<br />

Evo-Technologien, Robots oder KiSoft dafür sorgen, dass Fragen nach der<br />

zunehmenden Komplexität der Wertschöpfungen und die immer höher<br />

werdenden Anforderungen beantwortet werden können. Dazu zählt eben<br />

auch die individualisierte Fertigung. Gefragt sind hierbei nachhaltige Lösungen,<br />

die sich an volatile Rahmenbedingungen rasch anpassen können.<br />

Solche Lösungen wird KNAPP auch auf der LogiMAT <strong>2020</strong> in Stuttgart<br />

zeigen. So präsentieren die Steirer in diesem Jahr Roboterlösungen für<br />

die Kommissionierung und andere Einsatzbereiche. Die industrietaugliche<br />

Lösung “Pick-it-Easy Robot” soll Unternehmen dabei auch unterstützen,<br />

den Individualisierungsprozess in ihrer Wertschöpfungskette zu realisieren<br />

und an die angestrebte Losgröße 1 wirtschaftlich heran zu kommen. Es<br />

handelt sich hierbei um eine leistungsstarke und intelligente Roboterstation<br />

für die vollautomatische Kommissionierung von Einzelstücken, die<br />

dann in weiterer Folge in der Produktion zusammengesetzt werden. Die<br />

auf der LogiMAT in Stuttgart gezeigte Lösung ist die neue Generation der<br />

im Jahr 2017 auf den Markt gebrachten Pick-Roboter. Der Nachfolger wird<br />

erstmals auf der heurigen LogiMAT in Stuttgart vorgestellt.<br />

Losgröße 1: Picking & Transport mit Shuttles kombinieren<br />

Das Herausragende des „Pick-it-Easy-Robot“ ist, dass er selbständig unterschiedlichste<br />

Produkte erkennt und dabei Strategien entwickelt, wie er<br />

Losgröße 1 in Kürze<br />

Die Losgröße beschreibt in der Fertigungstechnik die zu einem Los zusammengefasste Stückzahl einer Produktart,<br />

die hintereinander und ohne Unterbrechung hergestellt wird. Bei einer optimalen Losgröße sind die Stückkosten<br />

am geringsten. Losgröße 1 ist gleichbedeutend mit einer Sonder- oder Einzelanfertigung. Die Einzelanfertigung<br />

ist daher besonders teuer, weil damit etwa auch Umrüstzeiten verbunden sind, in der die Produktion<br />

steht. Dank moderner Fertigungsverfahren kann aber auch diese individuelle Herstellung für den Auftragsfertiger<br />

rentabel und für den Kunden erschwinglich sein.<br />

“Die individualisierte Fertigung, d.h. die Losgröße 1, ist eines der Kernthemen,<br />

welche unsere Kunden auf ihrem Weg zur Smart Factory und<br />

Industrie 4.0 mit uns besprechen. Von ihren Märkten getrieben, sehen sie<br />

sich veranlasst, ihre Fertigungen auf die Bedürfnisse ihrer Kunden auszurichten.<br />

Dabei zieht sich dieser Trend über sämtliche Branchen hinweg”,<br />

bestätigt H. Robosch im Gespräch mit BUSINESS+LOGISTIC.<br />

FOTO: KNAPP<br />

Making Complexity Simple<br />

Die Herausforderung der Losgröße 1 ist für H. Robosch dabei, die hohe<br />

Komplexität eines Produktionsprozesses, der zudem noch in einem ganzen<br />

Wertschöpfungsnetzwerk eingebettet ist, auf ein individualisiertes Produkt<br />

herunter zu brechen. In Hinblick auf die Fertigungstechnik bedeutet<br />

das die Kunst, in Serie produzierte Komponenten zu einem individualisierten<br />

Produkt zusammen zu fügen. “Der Individualisierungsschritt muss<br />

H. Robosch: “Die individualisierte Fertigung, d.h. die Losgröße 1 ist eines der Kernthemen, welche unsere<br />

Kunden auf ihrem Weg zur Smart Factory und Industrie 4.0 mit uns besprechen.”<br />

BUSINE$+LOGISIC 2<br />

JANUAR <strong>2020</strong>


am Markt integriert das OSR<br />

Shuttle Evo dabei alle Funktionen<br />

klassischer Shuttle-Systeme. Neue<br />

Prozesse – ob lagern, kommissionieren,<br />

puffern, sequenzieren oder<br />

nachfüllen – lassen sich einfach<br />

damit integrieren. Alle Shuttles<br />

erreichen nämlich alle Stellplätze<br />

und Behälterlifte in ihrer Lagerebene<br />

und erlauben so eine exakte<br />

Sequenzierung aus dem System.<br />

Damit unterstützt das Shuttle nicht<br />

nur Losgröße 1-Strategien, sondern<br />

erschließt Unternehmen neue<br />

Geschäftsfelder sowie auch die<br />

Omni-Channel-Distribution. Neben<br />

der Systemvernetzung auf Basis<br />

der Lagerlogistik-Software KiSoft<br />

oder im Zuge einer SAP-Strategie<br />

mit SAP® EWM by KNAPP bietet<br />

das OSR Shuttle Evo nach Angaben<br />

von Knapp “Sicherheit, Qualität und<br />

Service ein Systemleben lang”.<br />

Pick-it-Easy: Der neue Robot ist der Schlüssel zu neuen Geschäftsfeldern für Unternehmen<br />

diese möglichst effizient manipuliert. Dadurch ersparen sich Anwender viel<br />

unproduktive Umrüstzeit, ein wesentlicher Faktor bei der Realisierung von<br />

Smart Factory und Losgröße 1.<br />

Integrierte Lösung mit Roboter-Technologie. Kombinieren lassen sich die<br />

Roboter-Arbeitsplätze mit dem OSR Shuttle Evo, das den Robot in der<br />

richtigen Sequenz mit Waren versorgt. Der Weitertransport der Waren<br />

erfolgt beispielsweise mit den freifahrenden Open Shuttles von KNAPP, die<br />

komplexe Transportnetzwerke innerhalb eines Lagers abdecken können.<br />

Damit werden im Grunde statische Systeme hochflexibel und sind somit<br />

ein entscheidender Schritt in die Smart Factory. Ganz nach dem Motto:<br />

„Der Schwarm ist dort, wo die Arbeit ist“, kommunizieren die Open Shuttles<br />

dabei untereinander und verteilen sich gegenseitig und völlig autonom<br />

Aufträge. Durch die flexible Bauweise ohne Schienen sind sie zudem<br />

platzsparend und lassen sich einfach in bestehende Systeme integrieren.<br />

Und in Kombination mit dem OSR Shuttle Evo bietet das Open Shuttle eine<br />

weitere Balance zwischen Flexibilität und Leistung.<br />

Intelligent mit KiSoft. Bei höchstem Durchsatz und größter Lagerdichte<br />

Smart Factory: Die richtige<br />

Digitalisisierungsstrategie<br />

Ob Unternehmen sich nun für<br />

Lösungen aus der Logistikautomationsschmiede<br />

KNAPP oder eines<br />

anderen Marktbegleiters entscheiden,<br />

ist individuell verschieden.<br />

Fakt ist jedoch, dass Unternehmen,<br />

die Smart Factory-Strategien inklusive<br />

der Individualiserung ihrer<br />

Produkte realisieren wollen, jetzt<br />

in ihre digitale Transformation<br />

investieren müssen. Dazu zählen<br />

logischerweise Investitionen in die<br />

IT, welche nicht nur die internen<br />

Informationsflüsse beschleunigen und Entscheidungsgrundlagen für Entscheidungsträger<br />

schaffen sollen. Im Zeitalter der Smart Factory müssen<br />

die Unternehmen zudem in der Lage sein, sich in die Informationsketten<br />

und -netzwerke ihrer Wertschöpfungsketten von der Rohstoffproduktion<br />

bis zum Endverbraucher einzuklinken. Es geht dabei um den reibungslosen<br />

Informationsfluss, um Prozesse entlang der Supply Chain effizienter zu<br />

gestalten und Ressourcen zu sparen. Eine Nicht-Entscheidung heute hat<br />

daher nachhaltige Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.<br />

Mit anderen Worten: es fällt aus der Wertschöpfungskette heraus<br />

und wird durch ein anderes ersetzt. Dabei ist auch die Strategie der digitalen<br />

Transformation, die auf dem Weg zur Smart Factory notwendig ist, so<br />

individuell wie das Unternehmen selbst. “Es gibt nicht den einzigen Weg<br />

dorthin”, bestätigt H. Robosch im Gespräch mit BUSINESS+LOGISTIC und<br />

er motiviert Interessenten abschließend: “Wir haben bei der Umsetzung<br />

von Smart Factory-Strategien viel Erfahrung gesammelt und lernen immer<br />

weiter. Das stellen wir Interessenten gerne zur Verfügung.”<br />

XXwww.knapp.com<br />

FOTO: PETER NEST<strong>LE</strong>R / HJS MEDIA WORLD<br />

JANUAR <strong>2020</strong><br />

3


ROBOTIK<br />

“Es ist nicht der Robot alleine,<br />

der Losgröße 1-Strategien unterstützt”<br />

Heimo Robosch, Executive Vice President des führenden österreichischen Logistik-Automationsspezialisten,<br />

KNAPP AG, im Gespräch mit CR HaJo Schlobach über Losgröße 1, welche Herausforderungen damit<br />

verbunden sind und völlig neue Lösungsansätze.<br />

FOTO: PETER NEST<strong>LE</strong>R / HJS MEDIA WORLD(BUSINESS+LOGISTIC)<br />

B+L: Die Losgröße 1 gilt als die Standardgröße der Zukunft. Warum?<br />

Robosch: Der Trend zur Individualisierung ist universell. Kunden, egal wo,<br />

wollen heute möglichst das auf sie abgestimmte Produkt bekommen, das<br />

sie entweder selbst konfigurieren bzw. das für sie konfiguriert wurde. Und<br />

das wollen sie möglichst rasch.<br />

B+L: Was bedeutet das für die Anwender beispielsweise Ihrer Lösungen?<br />

Robosch: Für unsere Kunden bietet diese Individualisierung die Möglichkeit,<br />

selbst USPs zu schaffen, welche sie von Marktbegleitern abheben.<br />

Diese USPs gehen jedoch weit weg von der Produktspezifikation und dem<br />

Preis. (Anm.d.Red.: USP = Unique Selling Proposition)<br />

B+L: Wie meinen Sie das?<br />

Robosch: Die Anwender von solchen Logistik- und Automationslösungen<br />

können ihre eigene Wertschöpfungsketten und Leistungsspektren erweitern,<br />

indem sie beispielsweise Leistungen von Partnern mit den eigenen<br />

kombinieren.<br />

B+L: Ist Losgröße 1 branchenunabhängig?<br />

Robosch: Losgröße 1 bzw. immer kleinere Auftragsgrößen ist eine Anforderung,<br />

die sich eigentlich über sämtliche Branchen erstreckt.. Es hat jedoch<br />

bei dem einen Unternehmen mehr Gewicht und bei dem anderen weniger.<br />

In der Modebranche ist der Fokus darauf sehr hoch, aber auch im Bereich<br />

Healthcare, der einer unserer Kernmärkte ist, ist die Individualisierung<br />

beispielsweise schon sehr weit fortgeschritten.<br />

B+L: Das ist spannend. Gibt es hier Marktunterschiede, etwa zwischen den<br />

USA und Europa?<br />

Robosch: Ja. In den USA liefern wir Lösungen für die Pharmaindustrie, die<br />

es ermöglichen, genau abgemessene Mengen an Medikamenten an die<br />

Patienten abzugeben. Dort machen die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

so etwas möglich. In Europa geht es derzeit mehr in die Richtung, Medikamente<br />

kundenspezifisch zu labeln und die Patienten bei der richtigen<br />

Einnahme zu unterstützen. Personalisierte Medikamente werden das in<br />

Zukunft noch verstärken. Wir haben für all diese Anforderungen bereits<br />

Lösungen realisiert.<br />

BUSINE$+LOGISIC 4<br />

JANUAR <strong>2020</strong>


H. Robosch: Der Trend zur Individualisierung ist universell. Kunden, egal wo, wollen heute möglichst das auf sie abgestimmte Produkt bekommen, das sie entweder selbst konfigurieren bzw. das für sie konfiguriert wurde.<br />

B+L: Welche konkreten Herausforderungen stellt Losgröße 1 an KNAPP<br />

selbst? Gibt es Unterschiede zu früher?<br />

Robosch: Mit den Themen kleine Aufträge im Allgemeinen bis hin zur<br />

Losgröße 1 im Besonderen befassen wir uns schon seit jeher. Das gehört<br />

faktisch zur DNA der KNAPP. Uns geht es etwa schon immer darum,<br />

dass Anwender unserer Lösungen, ihre Produkte, die in großen Mengen<br />

vorhanden sind, in kleine Mengen zur Verfügung stellen und diese in sehr<br />

kurzer Lieferzeit liefern können. Der Unterschied zu damals ist jedoch die<br />

Vernetzung sämtlicher Bereiche, vom Rohstoff bis zum Point of Sale, vom<br />

Lieferschein bis hin zum Warehouse Management, vom Sensor bis zu Big<br />

Data. Damit sind unsere Kunden konfrontiert und damit haben sich auch<br />

die Anforderungen an uns entscheidend geändert. Diese Vernetzung macht<br />

natürlich auch die Logistik immer komplexer. Für uns bedeutet das die<br />

Pflicht, für unsere Kunden Lösungen zu entwickeln, welche die Wertschöpfung<br />

von der Beschaffung über die Produktion bis hin zum Point of Sale<br />

abdecken können. Neu in unseren Lösungsstrategien ist die intelligente<br />

Vernetzung der Komponenten und Systeme entlang der gesamten Supply<br />

Chain.<br />

B+L: Können Sie ein konkretes Beispiel für einen Einsatzbereich nennen?<br />

Robosch: Nehmen Sie die Distribution. Diese beginnt beispielsweise bei<br />

unseren Kunden eben nicht mehr in den eigenen vier Wänden und ihrem<br />

Lager, sondern bereits im Lager der Lieferanten und endet im Point of<br />

Sale beziehungsweise schließt auch die Retourenlieferung mit ein. Wir<br />

als Lösungslieferant müssen die gesamten Ketten und Netzwerke unserer<br />

Kunden betrachten und ganzheitlich denken. Entsprechend müssen die<br />

Lösungen aussehen.<br />

B+L: Was sind das denn für Lösungen?<br />

Robosch: Nehmen Sie zum Beispiel unser OSR Shuttle Evo 2 D-Konzept.<br />

Damit haben die Anwender einen wahlfreien Zugriff zu jeder Zeit auf jeden<br />

Artikel im eigenen Lager, um sehr schnell einen Auftrag zu verarbeiten. Im<br />

OSR Shuttle Evo + Konzept sind diese Shuttles mit freifahrenden Shuttles<br />

vernetzt, die den Transport zu angebundenen Zusatzprozessen übernehmen.<br />

Ein weiteres Beispiel: In den USA liefern wir derzeit Lösungen für Micro-Fulfillment-Centers<br />

aus. Das sind Kleinstläger direkt am Point of Sale<br />

in Supermärkten, die als Pick-up-Points und als Online-Versorgung für die<br />

Konsumenten dienen. Diese müssen in den Supply Chains integriert und<br />

entsprechend vernetzt sein. Auch unsere Shop Lösungen Apostore und<br />

KNAPP-Store fügen sich hier ein. Wir verknüpfen also alle Lösungen von<br />

der Produktion bis zum Point of Sale intelligent miteinander und decken<br />

vom stationären Handel über E-Commerce Lösungen bis hin zu Omni-Channel-Lösungen<br />

alles ab.<br />

B+L: Alles schön und gut. Ihrem Kunden geht es aber nicht nur alleine<br />

um Losgröße 1, sondern ihm geht es vor allem um mehr Effizienz und die<br />

Reduktion der Kosten. Jeder weiß, dass Losgröße 1, so man wirklich Einzelfertigungen<br />

vornimmt, zwar zu einer hohe Kundenzufriedenheit führt,<br />

die Kosten jedoch enorm steigen. Wie ordnen Sie ihr Lösungsportfolio in<br />

diesem Zusammenhang ein?<br />

Robosch: Für uns stellt sich die Frage, wer denn Losgröße 1 industriell tatsächlich<br />

produziert. Die Antwort ist eindeutig: Niemand. Was jedoch getan<br />

wird, ist, so weit wie möglich Module in einer Serienproduktion zu produzieren<br />

und daraus so spät wie möglich ein individualisiertes Endprodukt<br />

zu konfigurieren. Nehmen Sie beispielsweise den Automotive-Bereich. Hier<br />

sind die Vorreiter der Serienproduktion zu Hause. Umgekehrt bietet diese<br />

Branche einen sehr hohen Grad an Konfigurierbarkeit ihrer Endprodukte<br />

und damit Individualisierung an. Noch vor einigen Jahrzehnten bekamen<br />

FOTO: PETER NEST<strong>LE</strong>R / HJS MEDIA WORLD(BUSINESS+LOGISTIC)<br />

JANUAR <strong>2020</strong><br />

5


H. Robosch: Neu hinzugekommen ist dabei die intelligente Vernetzung der Komponenten und Systeme entlang der gesamten Supply Chains.<br />

Sie ein „nacktes“ Auto. Für jeden Sonderwunsch mussten Sie unterschiedliche<br />

Lieferanten ansprechen wie etwa Sportfelgen, Ledersitze, Autoradio<br />

etc. Diese Services und Leistungen haben die OEMs heute in ihre eigene<br />

Wertschöpfungskette aufgenommen, und gewinnbringend in ihr Geschäftsmodell<br />

integriert Dies findet nun auch in anderen Branchen statt<br />

und ist das, was ich eingangs als Möglichkeit unserer Kunden erwähnte,<br />

neue USPs zu kreieren.<br />

E-Commerce-Unternehmen, welche bis zu einer Million und mehr Produkte<br />

distribuieren, die dann auch noch saisonal unterschiedlich sind, schon<br />

alleine betriebswirtschaftlich nicht abbildbar. Heute machen das die Pickit-Easy<br />

Robots der neuen Generation von selbst. Der Clou ist dabei jedoch,<br />

dass die Erfahrungen, welche ein Robot sammelt, über die Cloud auch den<br />

anderen zur Verfügung stehen, d.h. was der eine Robot gelernt hat, können<br />

sofort alle anderen auch.<br />

FOTO: PETER NEST<strong>LE</strong>R / HJS MEDIA WORLD(BUSINESS+LOGISTIC)<br />

B+L: KNAPP stellt heuer auf der LogiMAT <strong>2020</strong> in Stuttgart die Weiterentwicklung<br />

des Pick-it-Easy Robots aus. Wie unterstützt beispielsweise<br />

diese Lösung Losgröße 1?<br />

Robosch: Um es vorweg zu nehmen: Es ist nicht der Robot alleine, der<br />

Smart Factory und Losgröße 1-Strategien unterstützt, sondern es ist das<br />

Gesamtportfolio, das wir bieten. Die Komponenten können miteinander<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Unternehmen kombiniert<br />

werden. Unser Kernthema, insbesondere in der Distributionslogistik, ist<br />

daher nicht die Robotik alleine, sondern die intelligente Verknüpfung der<br />

einzelnen Komponenten zu einem System; vom OSR Shuttle Evo über den<br />

Pick-it-Easy Robot – integriert über unsere KiSoft Software-Lösungen.<br />

B+L: Doch wie ordnen Sie Ihre neue Robot-Generation in diesen Wertschöpfungsketten<br />

ein?<br />

Robosch: Unsere neue Robot-Generation hebt sich, über den Einsatz von<br />

künstlicher Intelligenz, dadurch ab, dass sie unabhängig von Stammdaten<br />

ist. Die Robots lernen von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt. Sie erkennen<br />

etwa unterschiedlichste Formen von Einzelkomponenten und lernen selbständig<br />

diese effizient und richtig zu greifen und zu manipulieren. Früher<br />

musste man dafür mühsam Stammdaten in die Datenbanken einpflegen,<br />

Greifpunkte berechnen und/oder auch den Robot umrüsten. Das ist für<br />

B+L: Themenwechsel: Inwieweit spielt bei Ihren Lösungen das Thema<br />

CO2-Fußabdruck und Klima eine Rolle?<br />

Robosch: Unsere Lösungen sind darauf ausgerichtet, Unternehmen bei<br />

der Umsetzung ihrer Smart Factory zu unterstützen. Das bedeutet, dass<br />

durch den Einsatz von intelligenter Technologie erheblich an Ressourcen<br />

eingespart werden können. Dadurch werden beispielsweise Absatzprognosen<br />

für die Zukunft wesentlich genauer erstellbar. Diese Genauigkeit hilft,<br />

Warenbestände und damit den Einsatz anderer Ressourcen wie Energie<br />

usw. zu reduzieren. Das hat wiederum Einfluss auf den Einkauf auf der<br />

einen Seite und dann auch auf den Vertrieb auf der anderen Seite usw. Und<br />

genau das beeinflusst am Ende erheblich den CO2-Fußabdruck von Unternehmen.<br />

Mit anderen Worten: trotz Individualisierung wissen Anwender<br />

ziemlich genau, wieviel Ressourcen sie wann und wo einsetzen müssen,<br />

um die Bedürfnisse von Kunden zu befriedigen. Dadurch können überflüssige<br />

Rück- oder Weitertransporte oder gar Vernichtung von Neuwaren<br />

verhindert werden.<br />

B+L: Vielen Dank für das Gespräch.<br />

XXwww.knapp.com<br />

BUSINE$+LOGISIC 6<br />

JANUAR <strong>2020</strong>


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S60<br />

Wissensbeiträge zur langfristigen<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Mit mehr als 30 hochkarätig besetzten Fachforen sowie spannenden Live-Events<br />

und mehr als 100 Ausstellervorträgen steht das Rahmenprogramm der LogiMAT<br />

<strong>2020</strong> für einen breit gefächerten Informationskatalog zu den unterschiedlichsten<br />

Themen der Intralogistik.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Preisträger LogiMAT 2019<br />

LOGIMAT <strong>2020</strong> | MESSENEWS<br />

https://network.logistik-express.com/<br />

Von Beginn an zählte das einzigartige<br />

Rahmenprogramm zu den<br />

prägenden Säulen im Leistungsangebot<br />

der LogiMAT. Neben den<br />

drei ganztätig veranstalteten, seriellen Live-<br />

Events Tracking & Tracing Theatre (Halle 4,<br />

Stand F05), Digital Warehouse Theatre (Halle<br />

8, Stand A70) und auf der Event-Fläche Ladungssicherung<br />

(Halle 9, Stand A71) wird auf<br />

der 18. Internationalen Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />

und Prozessmanagement<br />

erneut das Foren-Programm mit rund 250<br />

hochkarätigen Speakern „den Ruf der Logi-<br />

MAT als führende Informationsplattform der<br />

Branche untermauern“, so LogiMAT-Messeleiter<br />

Michael Ruchty vom Veranstalter EURO-<br />

EXPO Messe- und Kongress-GmbH, München.<br />

Mehr als 30 hochkarätig besetzte Fachforen<br />

in den Hallen 1, 2, 4, 6, 8, 9 sowie das speziell<br />

auf den Themenkomplex der Handelslogistik<br />

ausgerichtete Forum T im Atrium Eingang Ost<br />

bieten erneut Themenangebote und Informationsaustausch<br />

auf Kongressniveau. Dabei<br />

fokussiert das gesamte Themenspektrum auf<br />

der LogiMAT <strong>2020</strong> insbesondere vier Bereiche:<br />

Zukunftstechnologien und KI, Fahrerlose<br />

Transportsysteme (FTS), Nachhaltigkeit und<br />

die Schnittstelle Mensch/Maschine. Welche<br />

Konzepte und Technologien eine zukunftsfähige<br />

Auslegung der Intralogistik prägen,<br />

erörtern unter anderem die Expertenrunden<br />

auf dem traditionellen IFT-Tag (11. März <strong>2020</strong>,<br />

Forum E, Halle 9) in fünf Sequenzen unter der<br />

Moderation von Prof. Dr.-Ing. Robert Schulz,<br />

Leiter des Instituts für Fördertechnik und Logistik<br />

(IFT), Universität Stuttgart. Ebenfalls am 11.<br />

März (Forum D, Halle 8) erläutert Prof. Dr. Kai-<br />

Oliver Schocke, Professor für Produktionsmanagement<br />

und Logistik an der Frankfurt University<br />

of Applied Sciences, die Erfordernisse<br />

der digitalen Transformation und „Warum es<br />

keine Ausreden mehr gibt, jetzt anzufangen“.<br />

Innovationen bestmöglich umsetzen<br />

Viele Studien zeigen einen starken Bedarf an<br />

Aufklärung in punkto Digitalisierung und Künstlicher<br />

Intelligenz. Vor diesem Hintergrund<br />

veranschaulicht Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten<br />

Hompel, Geschäftsführender Institutsleiter<br />

Fraunhofer IML, Ordinarius des FLW, Technische<br />

Universität Dortmund, in dem Forum „Silicon<br />

Economy – Es geht ums Ganze“ (10. März<br />

<strong>2020</strong>, Forum A, Halle 1), wohin die Reise bei<br />

Digitalisierung, KI und AGV-Schwärmen geht.<br />

Direkt im Anschluss daran können die Fachbesucher<br />

auf der Forumsfläche D in Halle 8<br />

einen „KI – Reality Check“ unter der Leitung<br />

von Prof. Dr.-Ing. Philipp Gölzer, Leiter des Ge-


schäftsfelds „Digitalisierte Produktion“, Fraunhofer<br />

SCS und Professor an der TH Nürnberg,<br />

verfolgen. Die Besucher erfahren dabei an<br />

Praxisbeispielen von Data Analytics in der<br />

Supply Chain, wie mit Künstlicher Intelligenz<br />

aus Daten ein echter Mehrwert für Prozessoptimierungen<br />

oder die Entwicklung neuer Services<br />

generiert wird. Wie bereits heute KI etwa<br />

die Kommissionierung effizienter gestaltet,<br />

zeigt eine Gesprächsrunde unter der Leitung<br />

von Dr.-Ing. Kai Pfeiffer, Gruppenleitung Servicerobotik<br />

für Industrie und Gewerbe, Fraunhofer<br />

IPA, Dortmund, ebenfalls am 10. März<br />

<strong>2020</strong> (Forum E, Halle 9) auf.<br />

Mit welchen Instrumenten moderner Technologien<br />

sich Flexibilität und Produktivität in<br />

der innerbetrieblichen Logistik schrittweise<br />

steigern lassen, berichten Praktiker unter<br />

der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang<br />

Echelmeyer, Hochschule Reutlingen, ESB<br />

Business School, Mitglied im Intralogistik-Netzwerk<br />

in Baden-Württemberg e.V. „Flexibilität,<br />

Elastizität, Agilität“ lautet der Titel, unter<br />

dem im Forum vorgestellt wird, wie innovative<br />

Technologien für mehr Reaktionsfähigkeit sorgen<br />

(10. März <strong>2020</strong>, Forum B, Halle 2).<br />

Wie technologische Entwicklungen konkret<br />

umgesetzt werden, veranschaulicht Prof. Dr.-<br />

Ing. habil. Rolf Jansen, Geschäftsführender<br />

Vorstand des Vereins zur Förderung innovativer<br />

Verfahren in der Logistik (VVL) e.V., Dortmund,<br />

unter dem Titel „Logistikinnovationen<br />

für die Praxis“ (11. März <strong>2020</strong>, Forum C, Halle 4).<br />

Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />

erläutern anhand ausgewählter Beispiele,<br />

welche Chancen sich für Unternehmen<br />

eröffnen und welche Maßnahmen notwendig<br />

sind, um Innovationen sinnvoll zu nutzen.<br />

Im Rahmen des Forums „Intelligente Systeme<br />

zur Produktionsoptimierung“ (11. März<br />

<strong>2020</strong>, Forum D, Halle 8) vermitteln Experten<br />

der Abteilung Fabrikplanung und Produktionsmanagement<br />

am Fraunhofer IPA, Stuttgart,<br />

Lösungen, wie im laufenden Betrieb<br />

manuelle Tätigkeiten digital erfasst und bewertet<br />

werden, wie intelligente Systeme<br />

zur Produktionsplanung beitragen und Ursachen<br />

für Verluste entdecken können.<br />

Effizienz- und Produktivitätsgewinn durch<br />

intelligente Planung und Optimierung steht<br />

überdies im Mittelpunkt zweier Foren:<br />

„Lageroptimierung geht über Digitalisierung<br />

hinaus“ (11. März <strong>2020</strong>, Forum A, Halle<br />

1) unter der Moderation von Prof. Dr. Dr.<br />

Bernd H. Kortschak, Inhaber des Lehrstuhls<br />

Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Logistik,<br />

Fachhochschule Erfurt, sowie „Logistics<br />

Excellence – Mit intelligenten Prozessen<br />

nachhaltig Kosten senken“ (12. März <strong>2020</strong>, Forum<br />

A, Halle 1), das von Dr. Christian Jacobi,<br />

Geschäftsführer, EffizienzCluster Management<br />

GmbH, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

agiplan GmbH, Mülheim an der Ruhr,<br />

moderiert wird.<br />

Zusammenarbeit von Mensch und Maschine<br />

Mit den Vorteilen und Herausforderungen<br />

durch den Einsatz von Fahrerlosen Transportsystemen<br />

befassen sich im Rahmenprogramm<br />

der LogiMAT <strong>2020</strong> gleich drei Fachforen.<br />

Wie das schnelle 5G-Netz die Vision<br />

cyber-physischer Systeme in der Industrie 4.0<br />

deutlich näher rücken lässt, erörtert das Forum<br />

„Aus den FTS Entwicklungsabteilungen“ (10.<br />

März <strong>2020</strong>, Forum B, Halle 2). Am Beispiel einer<br />

kombinierten 5G-Datenübertragung und -Verarbeitung<br />

in der Edge Cloud skizziert Waldemar<br />

Osterhoff, Senior Consultant Forum-FTS<br />

GmbH, Voerde, dabei unter anderem neue<br />

Systemansätze für FTS.<br />

MICHAEL RUCHTY<br />

LOGIMAT-MESSE<strong>LE</strong>ITER<br />

EUROEXPO MESSE- UND<br />

KONGRESS-GMBH<br />

MÜNCHEN


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S62<br />

LOGIMAT <strong>2020</strong> | MESSENEWS<br />

https://network.logistik-express.com/<br />

Das Forum „Internationale Zulassung von FTS<br />

– so geht´s!“ (11. März <strong>2020</strong>, Forum B, Halle 2)<br />

richtet sich vor allem an FTS-Hersteller und Integratoren.<br />

Darin zeigt der TÜV SÜD Lösungen<br />

für den internationalen Marktzugang bei Robotertechnik<br />

und FTS auf. Ähnliche Aspekte<br />

stehen im Mittelpunkt des Forums „Sicherheit<br />

von FTS“ (12. März <strong>2020</strong>, Forum B, Halle 2), in<br />

dem Dr.-Ing. Günter Ullrich, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter, Forum-FTS GmbH, Voerde,<br />

mit Experten die Anforderungen an FTS im<br />

Außenbereichseinsatz erörtert.<br />

Den Anteil und die Optionen von AutoID-<br />

Technologien als Enabling Technologies für<br />

die digitale Transformation veranschaulichen<br />

neben dem Tracking & Tracing Theatre (Halle<br />

4, Stand F05) die beiden Foren „Optimierung<br />

der Digital Supply Chain“ (10. März <strong>2020</strong>, Forum<br />

C, Halle 4) und „Automatisierung in der<br />

Logistik mit AutoID“ (11. März <strong>2020</strong>, Forum C,<br />

Halle 4).<br />

Bei allen Fortschritten in den unterschiedlichen<br />

Technologiebereichen: Wesentlicher Faktor<br />

in Produktion und Logistik ist der Mensch.<br />

Neben der Keynote am Eröffnungstag von<br />

Karsten Zimmer, Spezialist für Datensicherheit,<br />

EDV Sachverständigen & IT-Forensikbüro, befassen<br />

sich zwei weitere Foren explizit mit der<br />

Zusammenarbeit und Schnittstelle Mensch/<br />

Maschine. Prof. Dr.-Ing. Johannes Fottner,<br />

Ordinarius am Lehrstuhl für Fördertechnik<br />

Materialfluss Logistik (fml), Technische Universität<br />

München (TUM), moderiert zum Thema<br />

„Mensch & Maschine: Die Zukunft flexibler Logistik“<br />

(10. März <strong>2020</strong>, Forum A, Halle 1) eine<br />

Expertenrunde, die unter anderem aufzeigt,<br />

wie Assistenzsysteme den Menschen unterstützen<br />

und dadurch unter anderem Fehler<br />

reduzieren. Die „Mensch-Technik-Interaktion<br />

in der Kommissionierung“ inklusive einer<br />

„Checkliste zur Ergonomie von Datenbrillen<br />

und Anwendungen aus der Praxis“ steht im<br />

Fokus (12. März <strong>2020</strong>, Forum D, Halle 8) eines<br />

Fachforums unter der Leitung von Dr. Veronika<br />

Kretschmer, Consulting Psychology and Ergonomics,<br />

Fraunhofer-Institut für Materialfluss<br />

und Logistik IML, Dortmund.<br />

Angesichts der globalen Handelsströme wirft<br />

Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter, Fraunhofer-Institut<br />

für Materialfluss und Logistik IML,<br />

Dortmund, mit Experten aus Wirtschaft und<br />

Wissenschaft einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen,<br />

Chancen und Herausforderungen<br />

für „Deutsch-Chinesische Kooperationen<br />

in der Logistik“ (12. März <strong>2020</strong>, Forum E, Halle 9).<br />

Handelsprozesse digitalisieren und<br />

nachhaltiger gestalten<br />

Darüber hinaus stehen die Prozesse der<br />

Handelslogistik, die Digitalisierung und Automatisierung<br />

von Handelsprozessen, im Mittelpunkt<br />

einer eigenen Reihe mit sechs Vorträgen,<br />

die das Kompetenzplattform TradeWorld<br />

innerhalb der LogiMAT auf der Fläche des Forums<br />

T im Atrium Eingang Ost ausrichtet. Dabei<br />

geht es unter der Leitung von Holger Seidenschwarz,<br />

Research Director, ibi research<br />

an der Universität Regensburg, um „Multichannel-Strategien<br />

im B2B-Commerce“ (10.<br />

März <strong>2020</strong>). Den Einsatz von KI und Robotics<br />

im modernen Handel erläutert unter dem Titel<br />

„New Retail goes Digital“ Marco Atzberger,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung, EHI Retail Institute,<br />

Köln, (10. März <strong>2020</strong>) mit Experten. Das<br />

Forum zu „Retail Logistics 4.0” (11. März <strong>2020</strong>)<br />

gibt unter der Moderation von Dr. Volker<br />

Lange, Leiter Verpackungs- und Handelslogistik,<br />

Fraunhofer Institut IML, Dortmund, einen<br />

Einblick in wesentliche Trends und zeigt Auswirkungen<br />

und Perspektiven auf die digitale<br />

Transformation von Handelswelten auf.<br />

Prägende Instrumente auch für die Prozesse<br />

der Handelslogistik bietet die IT-Infrastruktur.<br />

Vor diesem Hintergrund zeigt Prof. Dr. Franz<br />

Vallée, Wissenschaftlicher Leiter, VuP GmbH,<br />

Vallée und Partner, Logistik- & IT-Beratung,<br />

Münster, unter dem Titel „Software für die<br />

Logistik im Omnichannel-Handel“ (11. März<br />

<strong>2020</strong>) auf, was Händler bei der effizienten Gestaltung<br />

von Informationsflüssen von Anderen<br />

lernen können. Am dritten Messetag stellt<br />

Gero Becker, Teamleiter Strategische Insights<br />

B2B, Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Handel<br />

am IFH Köln, mit Thesen zu zukunftsfähigen<br />

Geschäftsmodellen im B2B-Handel das<br />

„Geschäftsmodell Großhandel auf den Prüfstand“<br />

(12. März <strong>2020</strong>). Überdies hinterfragt<br />

Matthias Pieringer, Chefredakteur, LOGISTIK<br />

HEUTE, HUSS-VERLAG GmbH, München, mit<br />

seinen Gesprächspartnern die aktuellen Entwicklungen<br />

zu „Nachhaltiger urbaner Logistik“<br />

(12. März <strong>2020</strong>). (RED)


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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S64<br />

Innovative Fördertechnik für Effizienz<br />

und Nachhaltigkeit<br />

Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz sowie der nach wie vor<br />

stark wachsende E-Commerce sind die Treiber für Innovationen im Bereich Fördertechnik.<br />

Auf der LogiMAT, die als führende Leistungsshow und Trendbarometer<br />

der Branche gilt, präsentieren die internationalen Geräte- und Anlagenbauer<br />

vom 10. bis 12. März ihre jüngsten Produkt- und Systementwicklungen.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

„Das Ergebnis sind neue Sorter und Hängeförderer,<br />

Cobots, weiterentwickelte<br />

Shuttle-Lösungen und intelligente, ressourcenoptimierte<br />

Steuerungseinheiten“, erklärt<br />

LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty vom<br />

Münchner Veranstalter EUROEXPO Messe- und<br />

Kongress-GmbH. „Parallel dazu sind interessante<br />

Weiterentwicklungen und revolutionäre<br />

Veränderungen bei den herkömmlichen<br />

Fördertechnik-Komponenten festzustellen.<br />

Vor diesem Hintergrund bieten Maschinenund<br />

Anlagenbauer als traditionell größte Ausstellergruppe<br />

auf der LogiMAT vom 10. bis 12.<br />

im März einmal mehr eine umfassende Leistungsschau<br />

an aktuellen Neuentwicklungen<br />

und zeigen interessante künftige Entwicklungstrends<br />

auf, wie es sie sonst nirgendwo zu erleben<br />

gibt.“<br />

MICHAEL RUCHTY<br />

LOGIMAT-MESSE<strong>LE</strong>ITER<br />

EUROEXPO MESSE- UND<br />

KONGRESS-GMBH<br />

MÜNCHEN<br />

Die Digitalisierung und die damit<br />

verbundene Automatisierung der<br />

Intralogistik-Prozesse, der nach<br />

wie vor wachsende E-Commerce<br />

sowie die zunehmende Einbindung von<br />

Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) sind<br />

die gegenwärtig beständigen Treiber für Systementwicklungen<br />

im Bereich Fördertechnik.<br />

Mit ihren diversifizierten Exponaten zeigen die<br />

Hersteller von Fördertechnik auf der LogiMAT<br />

– 18. Internationale Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />

und Prozessmanagement in<br />

Stuttgart, wie sie auf diese anhaltenden Entwicklungstrends<br />

mit neuesten Systemlösungen<br />

reagieren.<br />

Auch der Trend zu nachhaltigen Lösungen<br />

sowie die Einbindung moderner Technologien<br />

wie Sensorik, Bilderfassung und Robotik führen<br />

zu Markteinführungen von Innovationen.<br />

Auf der LogiMAT <strong>2020</strong> belegt die Ausstellergruppe<br />

für Fördertechnik, Regal- und Hallenbau,<br />

Lager- und Betriebseinrichtungen in<br />

diesem Jahr die Messehallen 1 – nebst Galerie,<br />

3, 5 und 7. Sie bietet den Fachbesuchern<br />

einen kompletten Überblick über Innovationen,<br />

Produkte und Systemlösungen für eine<br />

durchgängige Prozessautomatisierung bei<br />

Warehousing, Auftragskommissionierung und<br />

Versandfertigung. Dabei stehen in diesem<br />

Jahr insbesondere mitwachsende Lösungen<br />

und Ausstattungsplanungen für durchgängig<br />

gesteuerte Prozesse mit leistungsstarken<br />

System- und Fördertechnik-Komponenten<br />

im Fokus der Ausstellungen. Darüber hinaus<br />

werden Systeme gezeigt, die durch Multi<br />

Material Handling für eine gesteigerte Flexibilität<br />

sorgen, sowie Applikationserweiterungen<br />

und -neuerungen bei bereits bewährten<br />

Geräten und Systemen zur Gestaltung der<br />

digitalen Transformation zu sehen sein.


„Der Anlagen- und Maschinenbau zählt zu<br />

den innovationsstärksten Industriebranchen<br />

überhaupt“, sagt Ruchty. „Die gebotenen<br />

Prozessinnovationen schlagen sich deutlich in<br />

Effizienzvorteilen, Kostensenkungen und emissionsmindernd<br />

in der Nachhaltigkeitsbilanz<br />

nieder.“<br />

Innovationen, zukunftsfähige Lösungen<br />

In punkto digitaler Transformation herrscht<br />

Nachholbedarf, wie viele Studien und Untersuchungen<br />

belegen. Digitale Transformation,<br />

Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz – in<br />

vielen Unternehmen herrscht angesichts der<br />

rasanten Technologieentwicklungen offenbar<br />

Unkenntnis, zumindest jedoch ein Informationsdefizit<br />

darüber, wohin die Reise geht<br />

und welche Investitionen für welche Ausrichtung<br />

Zukunftsfähigkeit bietet.<br />

„Damit fällt der LogiMAT <strong>2020</strong> in der aktuellen<br />

Konjunktursituation der Branche eine<br />

tragende Rolle zu“, betont Messeleiter Michael<br />

Ruchty. „Mit den Visionen und zukunftsfähigen<br />

Lösungen, die in den Vorträgen<br />

des Rahmenprogramms aufgezeigt werden,<br />

und den konkreten Angeboten und Innovationen,<br />

die die Aussteller präsentieren, bedient<br />

die LogiMAT den Informationsbedarf<br />

der Fachbesucher aus erster Hand.“Die von<br />

den Systementwicklern und -integratoren<br />

auf der Messe gezeigten neuen Einzelkomponenten<br />

bis hin zu den jüngst entwickelten<br />

vollautomatisierten Anlagen bilden einen<br />

repräsentativen Querschnitt durch das aktuelle<br />

Lösungsspektrum für eine effiziente Intralogistik<br />

in Industrie und Handel. So kommt<br />

etwa die Caljan GmbH (Halle 1, Stand K53)<br />

mit der Neuheit AutoLoader zur LogiMAT.<br />

Dieser ist für den Einsatz mit Caljan Performer<br />

Teleskopbändern vorgesehen und soll die<br />

Durchlaufzeiten bei der Handhabung von<br />

Paketen und Stückgut sowohl bei Paketdienstleistern<br />

als auch bei Einzelhändlern vor Ort<br />

vereinfachen.<br />

Auf der Galerie in Halle 1 (Stand OG78)<br />

präsentiert die BEHA Innovation GmbH mit<br />

dem BEHAbelt neue elastische Transportbänder,<br />

die aus zwei Komponenten gefertigt<br />

sind. Die Materialkombination ermöglicht<br />

unterschiedlichste Strukturen und Ausführungen<br />

in zwei verschiedenen Härtegraden.<br />

Die FAB Fördertechnik und Anlagenbau<br />

GmbH (Halle 1, Stand D44) stellt eine individuell<br />

konfigurierbare Fördertechnik-Lösung<br />

zur automatisierten Be- und Entladung von<br />

Lkws vor. Mit diesem System lässt sich ein<br />

LOGIMAT <strong>2020</strong> | MESSENEWS<br />

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LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong> | S66<br />

LOGIMAT <strong>2020</strong> | MESSENEWS<br />

https://network.logistik-express.com/<br />

Sattelauflieger mit 33 Paletten innerhalb von<br />

vier Minuten komplett entladen, so die Angaben<br />

des Unternehmens. Eine absolute Innovation<br />

im Fördertechnik-Segment stellt die cellumation<br />

GmbH (Halle 3, Stand B78) in Stuttgart<br />

mit dem zellular konzipierten Förder- und<br />

Positioniersystem „celluveyor“ vor. Die einzigartige<br />

Neuentwicklung aus kleinen Förderzellen<br />

mit omnidirektionalen Antriebsrädern<br />

bietet der Fördertechnik vollkommen neue<br />

Gestaltungs- und Anwendungsoptionen für<br />

die Realisierung komplexer Materialflüsse.<br />

Gegenüber herkömmlichen Fördertechnik-<br />

Komponenten sollen sich damit auch – abhängig<br />

von der jeweiligen Anwendung – bis<br />

zu 95 Prozent der erforderlichen Fläche einsparen<br />

lassen.<br />

Mehr Effizienz durch Kombination<br />

unterschiedlicher Technologien<br />

Bei der vollautomatischen Lagerung und<br />

Kommissionierung sind sowohl auf Komponentenebene<br />

als auch bei der Konzeption<br />

von Gesamtsystemen zahlreiche Neuheiten<br />

auf der LogiMAT <strong>2020</strong> zu entdecken. Eine<br />

vollkommen neuartige Konstruktion von<br />

Regalbediengerät (RBG) präsentiert etwa<br />

Stock Solutions in Halle 1, Stand K64. Der so<br />

genannte short:CUT ist ein RBG für Kleinteilelager,<br />

das nach dem Scheibenwischer-Prinzip<br />

agiert und auf diese Weise einen Leistungsbereich<br />

zwischen herkömmlichen RGB´s und<br />

Shuttle-Lösungen abdecken soll.<br />

Gesteigerte Dynamik bei den Lagersystemen<br />

versprechen Neuentwicklungen wie<br />

das StoreBiter One-Level-Shuttle (OLS) X<br />

der GEBHARDT Fördertechnik GmbH (Halle<br />

5, Stand A71), das patentierte Shuttle-<br />

Lösungskonzept Dynamic Fashion Warehouse<br />

von psb intralogistics GmbH (Halle 1,<br />

Stand B11 und B04) oder eine vollautomatische<br />

Kommissionierlösung der Stöcklin<br />

Logistik AG (Halle 3, Stand B35) für Obst- und<br />

Gemüsegebinde. Die Stöcklin-Systemlösung<br />

besteht aus Depalettierer mit Universalgreifer,<br />

Vorstapler, spezieller Fördertechnik, Sequenzer,<br />

Palettierer und Wickler. Über die automatische<br />

Kommissionierung lassen sich dabei<br />

sowohl Ein- als auch Mehrweggebinde<br />

direkt ab der Artikelpalette in einem Prozess-<br />

durchlauf auf Filial-Paletten bereitstellen, wodurch<br />

zeitintensive Zwischenschritte entfallen.<br />

Die Shuttle-Lösung von psb kombiniert in einem<br />

neuentwickelten Hängewaren-Shuttle<br />

ein Shuttle-System mit einer Hängewaren-<br />

Technologie. Damit eröffnen sich mit einer<br />

Leistungssteigerung von 700 Prozent sowie<br />

einer um 25 Prozent höheren Lagerdichte im<br />

Vergleich zu automatischen Lagern mit RBG<br />

völlig neue Nutzungsszenarien beim Handling<br />

von Mischwarenträgern sowie Teilentnahmen<br />

von Hängeware aus Blöcken. Das<br />

OLS X von Gebhardt bietet eine Kombination<br />

aus Shuttle- und FTF-Technologien. Dabei<br />

sind die Gassen des Shuttlelagersystems<br />

über Plattformen miteinander verbunden, so<br />

dass die Fahrzeuge ohne Schienenführung<br />

und Wechselfahrwerke zwischen den Gassen<br />

wechseln können. Ein neues Paletten-Shuttle<br />

für den Transport außerhalb des Lagerkubus<br />

zeigt die Eurofork S.p.A. (Halle 3, Stand B19)<br />

mit dem Esmart-Shuttle. Für die Positionierung,<br />

Lagerung und Kontrolle von Waren im Lager<br />

nutzt die Lösung patentierte Datamatrix-<br />

Technologie mit präziser 3D-Zuordnung.<br />

Einen spannenden Blick in die Zukunft bieten<br />

zudem die unter dem Kennzeichen<br />

„Handhelds“ subsumierten Neuheiten. Neben<br />

Anwendungen mit AR-Brillen, die der<br />

Unterstützung von Kommissionierung und Gebäudeplanung<br />

dienen, sorgen beispielsweise<br />

die Exoskelette der Paexo-Produktlinie für Aufsehen,<br />

die das Medizintechnikunternehmen<br />

Ottobock SE & Co. KGaA (Halle 1, Stand A75)<br />

erstmals in Stuttgart präsentiert.<br />

„Lasten heben, Paletten bewegen, in der<br />

Hocke arbeiten – in solchen Situationen entlasten<br />

unsere Lösungen spürbar den unteren<br />

Rücken, die Schultern und Handgelenke“,<br />

sagt Dr. Sönke Rössing, Leiter von Ottobock Industrials.<br />

„Damit profitiert insbesondere der Logistikbereich<br />

von unserer Paexo-Produktlinie.“<br />

Wie ein Hüftgürtel lässt sich etwa das seit Oktober<br />

2019 verfügbare Exoskelett Paexo Soft<br />

Back in wenigen Sekunden anlegen und<br />

sorgt dann für eine ergonomische Körperhaltung.<br />

Bei stehenden Tätigkeiten und leichter<br />

Lastenhandhabung unterstützt es den Anwender<br />

im Bereich der unteren Wirbelsäule,


so dass selbst längere Kommissionierarbeiten<br />

im Stehen möglich sind. Weiteres Plus: Die unterschiedlichen<br />

Exoskelette der Produktlinie<br />

lassen sich miteinander zu weitreichenden<br />

Stützen kombinieren.<br />

Auch der Nachhaltigkeitsgedanke<br />

steckt in den Systemen<br />

Mit zahlreichen Exponaten unterstreichen<br />

die internationalen Aussteller auf der Logi-<br />

MAT <strong>2020</strong> überdies ihre Lösungskompetenz<br />

in Sachen Nachhaltigkeit. „Es gibt keinen Klimaschutz<br />

ohne Maschinenbau“, so VDMA-<br />

Präsident Welcker. Auf dem Gemeinschaftsstand<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Energie stellt etwa Automatisierungsspezialist<br />

EHATEC GmbH (Halle 7, Stand C61H)<br />

während der LogiMAT zahlreiche Optionen<br />

vor, mit denen Green Logistics durch intelligente<br />

Steuerungskonzepte für automatisierte<br />

Intralogistik sowohl zur Prozess- als<br />

auch zur Ressourcenoptimierung führen.<br />

eCommerce<br />

Logistik - Day<br />

SSI Schäfer (Halle 1, Stand D21) stellt sogar<br />

den Schwerpunkt seines diesjährigen Messeauftritts<br />

ganz unter das Motto Green Logistics.<br />

„Nachhaltige Intralogistik erstreckt<br />

sich vom Bau der Logistikimmobilie über die<br />

Green Crane beziehungsweise Shuttle Technology<br />

und die Green Conveyor Technology<br />

bis hin zu Predictive Maintenance-Konzepten<br />

und den Umstieg auf Mehrwegbehälterkreisläufe“,<br />

begründet das Unternehmen die Ausrichtung.<br />

„Die Anwendungsgebiete und Herausforderungen<br />

der Intralogistik in Industrie, Handel und<br />

Dienstleistung sind sehr vielschichtig“, resümiert<br />

LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty. „Die<br />

Aussteller im Maschinen- und Anlagenbau<br />

geben mit ihren flexiblen, hochinnovativen<br />

Lösungsangeboten den Fachbesuchern Orientierungshilfe<br />

bei der Ausrichtung der eigenen<br />

intralogistischen Prozesse. Sie zeigen<br />

Wege auf, wie technologisch notwendige<br />

Investitionen sinnvoll und zukunftsweisend<br />

eingesetzt werden. Wer bei der Automatisierung<br />

und Digitalisierung seiner Intralogistik<br />

die richtigen Weichen stellen will, kommt um<br />

einen Besuch auf der LogiMAT nicht herum.“<br />

(RED)<br />

www.logistik-express.com


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong>|S68<br />

LogiMAT: Zukunftsfähige Lösungen<br />

Mit mehr Ausstellern als je zuvor vermeldet die LogiMAT <strong>2020</strong> vor ihrer Eröffnung<br />

am 10. März erste neue Rekorde. In allen Ausstellungsbereichen kann das<br />

Fachpublikum zahlreiche Weltpremieren in Augenschein nehmen. Über 1.650<br />

Aussteller aus aller Welt präsentieren in Stuttgart die jüngsten Innovationen und<br />

zukunftsfähigen Lösungen in der Intralogistik. BEITRAG: REDAKTION<br />

Über alles, was Performance<br />

und Zukunftsfähigkeit der Intralogistik<br />

auf dem Weg der<br />

digitalen Transformation ausmacht,<br />

informiert die LogiMAT, 18. Internationale<br />

Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />

und Prozessmanagement<br />

vom 10. bis 12. März <strong>2020</strong> auf dem<br />

Stuttgarter Messegelände. „Das Thema<br />

Digitalisierung ist in den Unternehmen<br />

inzwischen angekommen“, urteilt Logi-<br />

MAT-Messeleiter Michael Ruchty vom<br />

Münchener Veranstalter EUROEXPO<br />

Messe- und Kongress-GmbH. „Jedoch<br />

zögern viele Unternehmen bei der<br />

konkreten Umsetzung der digitalen<br />

Transformation, das belegen eine Vielzahl<br />

aktueller Untersuchungen. Viele<br />

Entscheider sind sich bei den Technologieentwicklungen<br />

noch nicht im Klaren<br />

darüber, wohin die Reise geht. Sie<br />

haben hohen Informationsbedarf und<br />

halten sich mit ihren Investitionen bei<br />

den Lösungsangeboten entsprechend<br />

zurück.“<br />

Vor dem Hintergrund dieser Anforderungen<br />

erfüllt die LogiMAT als weltweit<br />

führende Plattform der Intralogistik ihre<br />

Aufgabe in doppelter Hinsicht: Die Exponate<br />

ihrer Aussteller – darunter zahlreiche<br />

Weltpremieren – repräsentieren<br />

einen Querschnitt durch das aktuelle<br />

Lösungsspektrum der führenden Entwickler<br />

und Anbieter. Parallel dazu bietet<br />

das bewährte Rahmenprogramm<br />

mit hochkarätig besetzten Foren, der<br />

Vorstellung von Best-Practice-Projekten<br />

und aktueller Forschungsansätze<br />

sowie mit zahlreichen Unternehmenspräsentationen<br />

ein nachhaltiges<br />

Informationsangebot für die zukunftsfähige<br />

Ausrichtung der Intralogistik.<br />

Dementsprechend lautet das Motto<br />

der LogiMAT <strong>2020</strong>: „Intralogistik aus<br />

erster Hand | Visionen – Innovationen<br />

– Lösungen“.<br />

Wie bereits im vergangenen Jahr sind<br />

die Ausstellungsflächen der zehn Hallen<br />

auf dem Stuttgarter Messegelände<br />

während der 18. LogiMAT komplett belegt.<br />

Inklusive der Halle 2, dem Eingangsbereich<br />

Ost inklusive Atrium sowie der<br />

Galerie in Halle 1 konnten gegenüber<br />

der LogiMAT 2019 weitere Präsentationsflächen<br />

in einer Größenordnung<br />

von 1.450 Quadratmetern aktiviert<br />

werden „Wir sind bis auf den letzten<br />

Meter ausgebucht“, so Michael<br />

Ruchty. Auf insgesamt mehr als 125.000<br />

Quadratmetern präsentieren während<br />

der LogiMAT <strong>2020</strong> mit über 1.650 Aussteller,<br />

davon über 300 Erstteilnehmer,<br />

mehr Unternehmen als je zuvor ihr Leistungsspektrum<br />

für durchgängige Effizienz<br />

und zukunftsfähige Lösungen in<br />

der Intralogistik.<br />

Markant ist überdies der wachsende<br />

Anteil internationaler Aussteller. Ihre<br />

Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr<br />

um fünf Prozent auf 495 Unternehmen.<br />

Damit liegt die Quote internationaler<br />

Aussteller auf der LogiMAT <strong>2020</strong> höher<br />

als 30 Prozent – darunter befinden sich<br />

fast 100 Unternehmen allein aus China<br />

(74), Korea (4), Taiwan (3) und den<br />

USA (14). Das unterstreicht den Stellenwert<br />

der LogiMAT als international<br />

führende Informations- und Kommunikationsplattform<br />

sowie als Arbeitsmesse<br />

für direkte Geschäftsabschlüsse<br />

der Intralogistik-Branche. Für die drei<br />

Messetage rechnet der Veranstalter<br />

mit mehr als 65.000 Fachbesuchern.<br />

Beinahe jeder zweite Fachbesucher<br />

kommt erfahrungsgemäß mit konkreten<br />

Investitionsabsichten.<br />

Digitaler Laufzettel und praktischer<br />

Besuchsplaner<br />

Zur schnellen Orientierung bei konkretem<br />

Produktinteresse sind die Global<br />

Player und mittelständischen Unternehmen<br />

in den zehn Hallen des<br />

Stuttgarter Messegeländes nach Ausstellergruppe<br />

gegliedert. Die Fachbesucher<br />

können sich mit der vom Messeveranstalter<br />

weiter entwickelten App<br />

auf ihrem Tablet oder Smartphone<br />

einen „digitalen Laufzettel“ erstellen.<br />

In der benutzerfreundlich gestalteten


App sind die Aussteller sowohl alphabetisch<br />

als auch nach Hallen und<br />

Ländern gelistet. Überdies sind in jeder<br />

Halle die Lösungsanbieter nach den<br />

jeweiligen Bereichen abrufbar. „Dies<br />

ist für die Messebesucher von besonderem<br />

Vorteil etwa bei den Hallen 6<br />

und 7, die unter ihrem Dach Aussteller<br />

mehrerer Segmente bündeln“, erläutert<br />

Ruchty. Zudem gibt es als begleitendes<br />

Printprodukt den praktischen<br />

Besuchsplaner in dem unter anderem<br />

das Ausstellerverzeichnis, Hallenpläne<br />

sowie das gesamte Rahmenprogramm<br />

zu finden sind.<br />

Bei der Hallenbelegung setzt der Veranstalter<br />

weitgehend auf Bewährtes:<br />

In den Hallen 1 – nebst Galerie –, 3, 5<br />

und 7 geben die Maschinen- und Anlagenbauer<br />

einen Überblick über die<br />

aktuellen Produkte, Innovationen und<br />

Systemlösungen für durchgängige<br />

Prozessautomatisierung bei Warehousing,<br />

Auftragskommissionierung und<br />

Versandfertigung. Den bislang avisierten<br />

Neuheiten zufolge stehen dabei<br />

insbesondere Ausstattungsplanungen<br />

nach ganzheitlichen Konzepten und<br />

mitwachsenden Lösungen, durchgängig<br />

einheitlich gesteuerte Prozesse<br />

mit leistungsstarken System- und<br />

Fördertechnikkomponenten und weitgehendem<br />

Multi Material Handling im<br />

Fokus. Darüber hinaus werden Applikationserweiterungen<br />

und -neuerungen<br />

zur Bewältigung der digitalen Transformation<br />

mit bereits bewährten Geräten<br />

und Systemen gezeigt.<br />

Neu ist die Positionierung der speziell<br />

auf die Prozesse der Handelslogistik<br />

ausgerichteten Informationsplattform<br />

TradeWorld. Flankiert von Ausstellern<br />

mit Angeboten zur Digitalisierung und<br />

Automatisierung von Handelsprozessen<br />

ist sie an exponierter Stelle im<br />

Atrium im Bereich Eingang Ost zu finden.<br />

„Zahlreiche LogiMAT-Aussteller<br />

präsentieren in verschiedenen Hallen<br />

intralogistische Produkte und Systeme<br />

auch für den reibungslosen<br />

Ablauf von Handelsaktivitäten in<br />

E-Commerce und Omnichannel.<br />

Die TradeWorld im Atrium (Eingang Ost)<br />

bildet quasi das Herzstück derjenigen<br />

Aussteller, die spezielle Lösungen für<br />

die Digitalisierung und Automatisierung<br />

von Handelsprozessen anbieten“, so<br />

Michael Ruchty. „Auf der eigenen Vortragsfläche<br />

werden darüber hinaus an<br />

allen drei Messetagen in spannenden<br />

Expertenvorträgen und Gesprächsrunden<br />

maßgebliche Informationen<br />

für die effiziente Gestaltung und Abwicklung<br />

der Prozesse vermittelt.“<br />

Fahrerlose Transportsysteme in<br />

eigenem Ausstellungsbereich<br />

Wachsende Bedeutung in der Intralogistik<br />

fällt den autonomen, Fahrerlosen<br />

Transportfahrzeugen (FTF) zu. Um die<br />

aktuellen Entwicklungen angemessen<br />

abzudecken und dem Fachpublikum<br />

neue Technologien und Innovationen<br />

vorzustellen, ist für die mobilen Transport-<br />

und Pickroboter erstmals ein eigener<br />

Ausstellungbereich in der Halle 2<br />

eingerichtet.<br />

Die komplette Riege der führenden<br />

Flurförderzeuge-Hersteller sowie das<br />

Gros der namhaften Anbieter nutzwertiger<br />

Anbaugeräte und der Verladetechnik<br />

zeigen in der Halle 7 sowie<br />

den Hallen 9 und 10 ihre neuesten Innovationen<br />

im Bereich der Stapler, der<br />

Förderzeuge, der Handlingsysteme<br />

sowie die aktuelle Lösungsvielfalt rund<br />

um die Themen Fahrerassistenz- (FAS)<br />

und Flottenmanagementsysteme.<br />

Geprägt von den Anforderungen im<br />

elektromotorischen Bereich reicht<br />

das Spektrum der Exponate in diesen<br />

Segmenten von Weltpremieren für<br />

Großflächenklammern bei den Anbaugeräten<br />

über neue Sicherheitsund<br />

Dialogfunktionen bei den FAS bis<br />

hin zu Neuvorstellungen nachrüstbarer<br />

Kabinenvarianten für Elektrostapler.<br />

Außerdem werden kompakte Mehrwege-Seitenstapler<br />

und Lösungsangebote<br />

für die Automatisierung autonom<br />

fahrender Geräte gezeigt. Auf für die<br />

LogiMAT neu erschlossenen Außenflächen<br />

zwischen Halle 8 und Halle 10<br />

werden in Live-Vorführungen neue Flurförderzeuge<br />

vorgestellt.<br />

Die Entwickler und Anbieter von Softwarelösungen<br />

für die Intralogistik, die<br />

in Halle 8 und partiell in der angrenzenden<br />

Halle 6 zu finden sind, binden<br />

bei ihren neuesten Lösungen inzwischen<br />

Verfahren und Methoden der KI<br />

in ihre Rechenprozesse mit ein. Die Aussteller<br />

zeigen mit ihren Softwareangeboten<br />

und neuen Funktionen, wie sich<br />

diese für die Systemwelt von Telematik-,<br />

Transportmanagement- und Warehouse<br />

Management Systemen niederschlägt.<br />

Außerdem präsentieren sie<br />

aktuelle Softwarelösungen in den Bereichen<br />

Zoll-, Versandabwicklung und<br />

Exportkontrolle und zeigen Wege für<br />

neue Geschäftsfelder auf, die aus der<br />

Digitalisierung automatisierter Prozesse<br />

entstehen.<br />

Last but not least stellen die Aussteller<br />

der ergänzenden Produktangebote<br />

und Neuentwicklungen aus den<br />

Bereichen Behälter und Kennzeichnungstechniken,<br />

Verpackung sowie<br />

Verpackungs- und Wiegesysteme in<br />

den Hallen 4 und 6 Produktneuheiten<br />

zum Verwiegen, Messen oder Etikettieren,<br />

neue Wearables und Scanner<br />

sowie die jüngsten Material- und<br />

Formentwicklungen für Etiketten und<br />

Ladungsträgern vor. Zudem unterstreicht<br />

das vielschichtige Rahmenprogramm<br />

der 18. Internationalen<br />

Fachmesse für Intralogistik-Lösungen<br />

und Prozessmanagement mit mehr als<br />

30 hochkarätig besetzten Fachforen,<br />

über 250 Speakern von internationalen<br />

Top-Experten sowie drei Live-Events<br />

den Ruf der LogiMAT als führende Informationsplattform<br />

der Branche.<br />

„Mit diesem umfassenden Informationsangebot<br />

sowie der Bestandsaufnahme<br />

bei den aktuellen Innovationen und der<br />

Präsentation zukunftsfähiger Lösungsansätze<br />

bietet die LogiMAT <strong>2020</strong> einmal<br />

mehr die komplette Intralogistik<br />

aus erster Hand“, resümiert Messeleiter<br />

Ruchty. „Kurz: Ein Pflichttermin für alle,<br />

die ihre Wettbewerbsfähigkeit mit intelligenter<br />

Steuerung und modernen<br />

Prozessen in der Intralogistik zukunftsorientiert<br />

ausrichten wollen.“ (RED)


LOGISTIK express 1/<strong>2020</strong>|S70<br />

Menschen in Bewegung<br />

Personalmeldungen reichen Sie über unseren Presseservice-Upload ein.<br />

STEFFEN BERSCH<br />

CEO<br />

SSI SCHÄFER GRUPPE<br />

Der Beirat der SSI Schäfer Gruppe hat<br />

Herrn Steffen BERSCH zum CEO der SSI<br />

SCHÄFER Gruppe berufen. Herr Bersch<br />

wird seine Tätigkeit bei SSI Schäfer<br />

zum 1. März <strong>2020</strong> aufnehmen. Nach<br />

einer kurzen Übergangszeit wird Herr<br />

Bersch mit 1. April <strong>2020</strong> die Nachfolge<br />

des interimistischen CEO der Gruppe,<br />

Dr. Helmut Limberg, antreten.<br />

THOMAS ZIEG<strong>LE</strong>R<br />

CEO<br />

JCL LOGISTICS<br />

AUSTRIA GMBH<br />

JCL Logistics, mit Sitz in Baar (Schweiz),<br />

hat seine regionale Organisation umstrukturiert<br />

und das Management neu<br />

aufgestellt. Seit 1.2.<strong>2020</strong> ist Thomas Ziegler<br />

(44) CEO der JCL Logistics Austria<br />

GmbH. In dieser Funktion wird der, aus<br />

Taiskirchen im Innkreis stammende,<br />

Logistikexperte alle Produkte der JCL<br />

Logistics Gruppe in Österreich vertreten.<br />

PETER NEST<strong>LE</strong>R<br />

HERAUSGEBER<br />

UMWELT JOURNAL<br />

Peter Nestler hat mit 1. Januar <strong>2020</strong><br />

als Chefredakteur die Leitung für die<br />

Zeitschrift "Umwelt Journal" von der HJS<br />

MEDIA WORLD GROUP übernommen<br />

und wird sich verstäkt der Thematik<br />

Green Logistic & Mobilität annehmen.<br />

Herr Nestler hat zuvor die Zeitschrift Q1 -<br />

ein Qualitäts & Management Magazin<br />

geleitet und bringt entsprechend viel<br />

Erfahrung in die HJS Media World ein.<br />

SERGIO BUCHER<br />

VORSTAND BRANDS<br />

& RETAIL<br />

OTTO GROUP<br />

Der international renommierte Spitzenmanager<br />

Sergio Bucher soll mit Wirkung<br />

zum 1. Februar <strong>2020</strong> zum Vorstand<br />

Brands and Retail des Handels- und<br />

Dienstleistungskonzerns Otto Group<br />

ernannt werden. Mit Sergio Bucher<br />

gewinnt die Otto Group einen ausgewiesenen<br />

Top-Experten für die Geschäftsbereiche<br />

Brands and Retail.<br />

BENEDIKT ZACHERL<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

SCHLUMBERGER<br />

WEIN- & SEKTKEL<strong>LE</strong>REI<br />

1. Jänner <strong>2020</strong> ist Mag. Benedikt<br />

Zacherl weiterer Geschäftsführer der<br />

Schlumberger Wein- und Sektkellerei<br />

und ergänzt das Team um Dr. Arno<br />

Lippert und Herbert Jagersberger. Er<br />

übernimmt nach 12 Jahren in leitenden<br />

Positionen im Marketing, der Unternehmenskommunikation<br />

und im Vertrieb,<br />

die Verantwortung für das Österreich-<br />

Geschäft und die Exportagenden.<br />

DENNIS KOLLMANN<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />

HERMES GERMANY<br />

Zum 1. Dezember 2019 tritt Dennis Kollmann<br />

in die Geschäftsführung der<br />

Hermes Germany ein. Der bisherige Division<br />

Manager wird den Bereich Sales<br />

verantworten. Er folgt auf Thomas Horst,<br />

der nach erfolgreicher Tätigkeit die<br />

Konzerngesellschaft der Otto Group<br />

auf eigenen Wunsch verlässt und seinen<br />

Nachfolger für diese Position gezielt<br />

aufgebaut hat.<br />

TORGE DOSER<br />

GESCHÄFTSFÜHRER<br />

SCHWAB VERSAND<br />

Zum 1. Dezember 2019 wurde Dr.<br />

Torge Doser alleiniger Geschäftsführer<br />

der Otto Group Konzerngesellschaft<br />

Schwab Versand GmbH, Hanau. Der<br />

bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung.<br />

Dr. Torge Doser, 49, ist seit Juli<br />

2017 erfolgreich für die Schwab Versand<br />

GmbH tätig. Seit seinem Eintritt<br />

hat er bewiesen,<br />

DMITRY MUREV<br />

CEO<br />

RZD LOGISTICS<br />

Zum 31. Dezember 2019 wurde Dmitry<br />

Murev zum Chief Executive Officer<br />

der RZD Logistics JSC ernannt. Der<br />

entsprechende Beschluss fasste der<br />

Aufsichtsrat der Gesellschaft am 26.<br />

Dezember 2019 gefasst. JSC RZD Logistics<br />

(RZDL) ist einer der führenden Anbieter<br />

auf dem russischen Speditionsmarkt.


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