architektur Fachmagazin Ausgabe 1 2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FACHMAGAZIN<br />
WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />
Erscheinungsort Perchtoldsdorf, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />
01<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
© Pavel Bendov<br />
Februar <strong>2020</strong><br />
Alt &<br />
Neu
YOUR GENIUS<br />
AT WORK<br />
Office Furniture Solutions<br />
se:motion | sedus.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Editorial<br />
Gute Ideen<br />
für Dämmung<br />
Alt & Neu<br />
Was kann in der Architektur eine bessere Basis für<br />
Nachhaltigkeit bilden, als bestehende bauliche Strukturen<br />
in ihrer Substanz und Konzeption zu sanieren und<br />
so an die Erfordernisse der Neuzeit anzupassen. Diesem<br />
schonenden Umgang mit dem gewachsenen Umfeld haben<br />
wir uns unter dem Leitthema „ Alt + Neu“ in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> von <strong>architektur</strong> verschrieben. Hier präsentieren<br />
wir Projekte, bei denen Alt und Neu in vorbildlicher<br />
Weise kombiniert wurden.<br />
In der Schweiz am Zürichsee haben JOM Architekten ein Einfamilienhaus<br />
aus 1934 im Zuge der thermischen Sanierung<br />
aufgestockt und aus dem einstmals schüchternen Häuschen<br />
eine moderne und selbstbewusste Villa entstehen lassen.<br />
Während einer vorsichtigen Sanierung des Battersea Art Centers<br />
in London vernichtete ein verheerendes Feuer weitere<br />
Teile des Bauwerkes. Dies bot den Haworth Tompkins Architekten<br />
die Grundlage zu einer sehenswerten Neuinterpretation<br />
der historischen Architektur. Einer ähnlichen Aufgabe<br />
stellte sich im südostenglischen Hastings das Architekturbüro<br />
dRMM. Dort war ein ehemals beliebter Pier den Flammen zum<br />
Opfer gefallen. Der Brandruine hauchten die Architekten mit<br />
einer Symbiose aus Alt und Neu neues Leben ein.<br />
In New York City verwandelten ODA Architects eine unter<br />
Denkmalschutz stehende ehemalige Zuckerfabrik in Büroräume<br />
und konnten dabei den Charme des historischen Bestands<br />
inmitten der modernen Großstadt erhalten. Welche ästhetische<br />
und nachhaltige Substanz in alten Mauern stecken kann,<br />
beweisen auch die OK Plan Architects, die mit viel Kreativität<br />
eine alte Fabriksanlage in Tschechien in ein Ausstellungs- und<br />
Kulturzentrum umgewandelt haben. Diese und viele weitere<br />
Projekte dieser <strong>Ausgabe</strong> zeigen Beispiele, wie unterschiedlich<br />
man sich der Aufgabe Alt+Neu stellen kann.<br />
In Dubai wurde nun ein Hotel eröffnet, für welches die 2016<br />
verstorbene Stararchitektin Zaha Hadid sowohl das Innen- als<br />
auch das Außendesign entworfen hat. Wir zeigen hier das einzige<br />
Hotelprojekt, bei dem sie ihre architektonische Vision von<br />
der Verflechtung der Räume umsetzen konnte. Ein weiterer<br />
Bericht beschäftigt sich mit dem Thema Licht und den vielfältigen<br />
Aufgaben und Einsatzmöglichkeiten von natürlicher<br />
und künstlicher Beleuchtung. Und auch der klimaabhängigen<br />
Steuerung von thermisch aktivierten Bauteilen widmen wir<br />
uns: Vor den Toren Wiens, in Purkersdorf, wird zur Zeit diese<br />
Technologie im Rahmen eines Forschungsprojekts auf die<br />
praktischen Einsatzmöglichkeiten getestet.<br />
Die Rubrik „Architekturszene“ handelt dieses Mal von der<br />
Ausstellung „Nine Buildings, Stripped“ des Künstlers Andreas<br />
Fogarasi. Am Beispiel von neun Gebäuden zeigt er auf, wie gesellschaftspolitische<br />
oder ökonomische Anforderungen zum<br />
Aufstieg und Fall einzelner Gebäude oder gar ganzer Stadtviertel<br />
führen können. Abgerundet wird das thematische Angebot<br />
mit den bekannten Rubriken EDV, Bau & Recht, sowie<br />
einer Vielzahl an Berichten über innovative Produkte.<br />
Walter Laser<br />
Information<br />
jetzt anfordern<br />
Liapor ® Ground<br />
Die Dämmung unter der<br />
Fundamentplatte und seitliche<br />
Arbeitsgraben Verfüllung<br />
Liapor Ground eignet sich aufgrund seiner einzigartigen<br />
physikalischen Eigenschaften hervorragend<br />
zur hochbelastbaren Fundamentplattendämmung<br />
und zur seitlichen Arbeitsgrabenverfüllung.<br />
Die luftporen-durchsetzten, keramischen Tonkugeln<br />
vermindern den Erddruck dank seiner geringen<br />
Trockenschüttdichte deutlich. Die Schüttung<br />
ist formstabil und nahezu selbstverdichtend. Der<br />
Eintrag kann auch in schmalste Spalten erfolgen,<br />
zusätzliche Rüttler oder Verdichter sind nicht erforderlich.<br />
Liapor Ground ist nicht brennbar (A1), reduziert<br />
Wärmeverluste, kann gleichzeitig Wärme<br />
speichern und wirkt schalldämmend<br />
Lias Österreich GesmbH. - 8350 Fehring - Fabrikstraße 11<br />
Tel. +43 (0)3155 - 2368 - Email: info@liapor.at<br />
Liapor<br />
Naturrein und circa 11,5<br />
Millionen Jahre alt –<br />
Illit-Ton bildet den hochwertigen<br />
Grundstoff für<br />
Liapor. Im Liapor-Werk wird<br />
das natürliche Rohmaterial<br />
gemischt und bei circa<br />
1.200 °C gebrannt.<br />
Dabei verbrennen die organischen<br />
Anteile und der Ton<br />
bläht sich auf. Gewicht,<br />
Größe und Festigkeit des<br />
luftporendurchsetzten<br />
Materials lassen sich im<br />
technisch ausgereiften Produktionsverfahren<br />
exakt<br />
steuern.<br />
So entsteht ein natürlicher<br />
Hochleistungsbaustoff mit<br />
besten Eigenschaften bei<br />
sehr geringem Gewicht.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
Inhalt<br />
Editorial 03<br />
Magazin 06<br />
Architekturszene 26<br />
Die Stadt lebt durch den Wandel<br />
Bau & Recht 28<br />
Neu aufgesetzt 30<br />
Universitätsbibliothek<br />
Karl-Franzens-Universität / Graz /<br />
Atelier Thomas Pucher ZT GmbH<br />
Schwarze Kunst 36<br />
Art Zone 8smička / Humpolec /<br />
OK PLAN ARCHITECTS s.r.o.<br />
Aus dem Feuer geboren 42<br />
Battersea Arts Centre / London /<br />
Haworth Tompkins Architects<br />
Von Zucker und 48<br />
Zeitgeschichte<br />
10 Jay / New York City / ODA New York<br />
Wie Phönix aus der Asche 56<br />
Hastings Pier / White Rock / dRMM<br />
Rot wie Ochsenblut 62<br />
QST house / Braga, Portugal / NOARQ<br />
Leinen los am Zürichsee 68<br />
Sanierung und Dachaufbau /<br />
Kilchberg, Schweiz / JOM Architekten<br />
Alte Struktur neu gedacht 72<br />
Pátio do Meco/ Aldeia do Meco /<br />
Fábio Ferreira Neves<br />
Hotellerie & Gastronomie 76<br />
Licht 82<br />
Produkt News 84<br />
edv 110<br />
Technologietrends <strong>2020</strong><br />
30<br />
42<br />
MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf, Österreich<br />
CHEFREDAKTION Ing. Walter Laser (walter.laser@laserverlag.at)<br />
REDAKTION mag. arch. Peter Reischer, Alexandra Ullmann, Linda Pezzei, Edina Obermoser, Dolores Stuttner, DI Marian Behaneck, Julia Haumer-Mörzinger, Mag. Matthias Nödl<br />
GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at) n LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14<br />
GRAFISCHE GESTALTUNG & WEB Andreas Laser n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />
ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 89,- / Ausland: € 109,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />
€ 59,- / Ausland: € 86,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten <strong>Ausgabe</strong> eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)<br />
EINZELHEFTPREIS € 14,- / Ausland € 18,-<br />
BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000<br />
IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />
Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied<br />
der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIENGESETZ:<br />
Geschäftsführer: Silvia Laser Gegenstand des Unternehmens: Der Verlag und die Herausgabe von periodischen Druckschriften aller Art, insbesondere von Zeitungen und Zeitschriften;<br />
Gesellschafter: Silvia Laser mit einer Beteiligung von 50%. Ing. Walter Laser mit einer Beteiligung von 50%; Richtung der Zeitschrift: Architektur <strong>Fachmagazin</strong> mit aktuellen Informationen über die Architekturszene<br />
in Österreich und international, sowohl den Hochbau als auch die Innen<strong>architektur</strong>, das Design und die Haus- und Bautechnik betreffend.
48<br />
62<br />
72<br />
Österreichs meistverbreitete Architektur Fachzeitschrift<br />
Durchschnittliche Verbreitung pro <strong>Ausgabe</strong> laut ÖAK (Österreichische Auflagenkontrolle)<br />
1. Jahreshälfte 2019 Inland + Ausland<br />
36<br />
<strong>architektur</strong> <strong>Fachmagazin</strong><br />
11.811<br />
Architektur & Bauforum<br />
<strong>architektur</strong>journal<br />
wettbewerbe<br />
10.458<br />
9.890<br />
Architektur Aktuell<br />
Keine ÖAK Prüfung
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
6<br />
Magazin<br />
Absolut<br />
DICHT<br />
mit hochwertigsten Materialien
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
7<br />
Magazin
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
„Boden g’scheit nutzen“<br />
Der LandLuft Baukulturgemeinde-Preis<br />
2021 stellt den Umgang mit Grund und<br />
Boden in den Fokus kommunaler Entwicklung.<br />
Bereits zum vierten Mal nach<br />
2009, 2012 und 2016 holt LandLuft, der<br />
Verein zur Förderung von Baukultur in<br />
ländlichen Räumen, zukunftsorientierte<br />
Gemeinden Österreichs vor den Vorhang.<br />
8<br />
Magazin<br />
Innovative Gemeinden, die nachhaltig in die<br />
Lebensqualität vor Ort investieren – mit besonderer<br />
Berücksichtigung der kommunalen<br />
Boden- und Raumordnungspolitik – können<br />
ab jetzt einreichen. Gesucht sind Gemeinden<br />
sowie Klein- und Mittelstädte, deren Baukultur-Strategie<br />
einen innovativen Umgang mit<br />
Grund und Boden mit einschließt und vitale<br />
Orte für ihre Bürger entstehen lässt. Neben<br />
dem eigentlichen Baukulturgemeinde-Preis<br />
lobt LandLuft auch einen Sonderpreis für<br />
außergewöhnliches Engagement aus. Er<br />
winkt zum Beispiel Privatpersonen, Initiativen,<br />
Unternehmen oder regionalen Zusammenschlüssen,<br />
deren boden- und raumordnungspolitisches<br />
Engagement besonders<br />
vorbildlich ist.<br />
Was zeichnet eine Baukulturgemeinde aus?<br />
Die LandLuft Baukulturgemeinde-Preise<br />
2009, 2012 und 2016 haben Städte und Gemeinden<br />
prämiert, deren baukulturelles Engagement<br />
bereits seit Jahren spürbar ist und<br />
das Zusammenleben in unterschiedlichsten<br />
Bereichen nachhaltig verbessert hat: Umwelt-<br />
und Naturschutz, Verkehr, Generationengerechtigkeit,<br />
Abbau von Leerständen,<br />
Wirtschaft und Infrastruktur, Ortsbild und<br />
Siedlungspolitik, Tourismus, Einbindung der<br />
Bevölkerung bei relevanten Aufgabenstellungen<br />
bzw. Bauvorhaben.<br />
Damit der Erfolg der ausgezeichneten Gemeinden<br />
für alle nachvollziehbar wird, dokumentiert<br />
LandLuft den baukulturellen Status<br />
Quo, zeichnet den Weg dahin nach und<br />
bringt die verantwortlichen Personen ins<br />
Gespräch. Dies geschieht zum einen durch<br />
Buchpublikationen, in denen ausführlich auf<br />
die Gewinnergemeinden und deren Entwicklung<br />
eingegangen wird, zum anderen durch<br />
die Neuauflage der LandLuft Wanderaus-<br />
© LandLuft: Georg Herder<br />
stellung. Sie wird bei der Preisverleihung präsentiert<br />
und tourt dann durch den gesamten<br />
deutschen Sprachraum. Seit 2009 machte<br />
die Ausstellung bereits an 80 Stationen halt.<br />
LandLuft Baukulturgemeinde-Preis 2021<br />
Teilnahmeberechtigt sind alle österreichischen<br />
Gemeinden (LandLuft Baukulturgemeinde-Preisträger<br />
sind ausgenommen).<br />
LandLuft Sonderpreis für außergewöhnliches<br />
Engagement für Privatpersonen, Unternehmen,<br />
Initiativen oder regionale Zusammenschlüsse.<br />
Einreichfrist: bis 23. 03. <strong>2020</strong><br />
www.baukulturgemeinde-preis.at<br />
Neuauflagen Verarbeitungsrichtlinien<br />
Die Österreichische Arbeitsgemeinschaft<br />
Putz (ÖAP) hat in Kooperation mit der<br />
Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme<br />
(QG) die Verarbeitungsrichtlinie Sockel<br />
überarbeitet. Durch schriftliche Erklärungen<br />
und zeichnerische Darstellungen<br />
durch 2D- und 3D-Ansichten bietet die<br />
Richtlinie Lösungsvorschläge für Schnittstellen<br />
zwischen mineralischen Außenputzen<br />
sowie Wärmedämm-Verbundsystemen<br />
und den angrenzenden Bauteilen.<br />
So finden sich unter anderem detaillierte<br />
Vorschläge für Ausführungen des Sockelputzes<br />
und Wärmedämm-Verbundsystemen<br />
im Spritzwasser- und Perimeterbereich<br />
und soll ergänzend zu den Verarbeitungsrichtlinien<br />
für Werkputzmörtel (VAR) und<br />
den Verarbeitungsrichtlinien für Oberputze<br />
(RL OP) bei auftretenden Fragen zu Schnittstellen<br />
zwischen Sockel und mineralischen<br />
Außenputz sowie Wärmedämm-Verbundsystem-Lösungsvorschläge<br />
durch schriftliche<br />
Erklärungen und zeichnerische Darstellungen<br />
bieten.<br />
Ebenfalls neu ist die Verarbeitungsrichtlinie<br />
für das Verputzen von Wandheiz-, Deckenheiz-<br />
und Kühlsystemen und soll ergänzend<br />
zu den Verarbeitungsrichtlinien für Werkputzmörtel<br />
und den Verarbeitungsrichtlinien<br />
für Oberputze bei auftretenden Fragen Lösungsvorschläge<br />
durch schriftliche Erklärungen<br />
und zeichnerische Darstellungen bieten.<br />
ÖAP – Österreichische<br />
Arbeitsgemeinschaft Putz<br />
www.oeap.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
9<br />
Magazin<br />
First Class<br />
Cooler!<br />
bordbar verwandelt authentische Flugzeugtrolleys in außergewöhnliche,<br />
zeitlose Möbelstücke mit unterschiedlichen Designs.<br />
Jeder Trolley ist von Hand gefertigt und dadurch ein Unikat.<br />
Ob mit Schneidebrett für Küche oder Terrasse, im Badezimmer,<br />
mit LED-Leuchtboden als Bar im Loungebereich, mit Registervollauszug<br />
für’s Office oder im Hotelzimmer als Minibar.<br />
Fast alles ist möglich.<br />
Das Highlight im Sortiment ist der stylische und zeitlose<br />
Trolley mit Cooler. Maßgefertigt im mobilen Flugzeugtrolley<br />
können Sie ab sofort kühle Drinks überall genießen. Ganz wie<br />
in der First Class.<br />
Auf die bordbar Trolleys „New” (wir haben sie auch in used)<br />
gewähren wir 30 Jahre Garantie!<br />
Haidgasse 5, 1020 Wien<br />
+43 (0)1 909 44 17<br />
www.bythom.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
10<br />
Magazin<br />
Wiederbelebung der<br />
Hyparschale<br />
Der Bauingenieur Ulrich Müther prägte mit seinen kühnen Betonschalen die Architekturmoderne<br />
in der DDR. Mit der 1969 erbauten Magdeburger Hyparschale,<br />
einer der größten ihrer Art, setzte er am Rotehornpark bewusst ein modernes<br />
Pendant zur angrenzenden Stadthalle – einem expressiven Backsteinbau aus den<br />
1920er-Jahren.<br />
Renderings: gmp Architekten<br />
Nach über 20 Jahren Leerstand beginnt jetzt die<br />
denkmalgerechte Sanierung nach dem Entwurf der<br />
Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp).<br />
Neben der Wiederbelebung als Veranstaltungs- und<br />
Ausstellungsort steht hierbei die Instandsetzung des<br />
Betonschalendaches im Mittelpunkt, wodurch die<br />
stützenfrei konstruierte Halle in ihrer räumlichen Wirkung<br />
wieder erlebbar wird.<br />
den offenen Raum mit seinem geschwungenen Dach<br />
vielfältig nutz- und erlebbar. Stahlkonstruktionen und<br />
Fassaden im Innenraum knüpfen konstruktiv und gestalterisch<br />
an die ursprünglich industriell geprägte,<br />
vertikal betonte Außenfassade aus Stahl und Glas an.<br />
Hier ersetzt eine transparente Glasfassade die bisherige<br />
transluzente Industrieverglasung, wobei die originale<br />
Fassadenkonstruktion erhalten bleibt.<br />
Müther konstruierte die Betonschale aus vier hyperbolischen<br />
Paraboloiden. Die regelmäßig doppelt<br />
gekrümmten Dachflächen überspannen eine Fläche<br />
von 48 x 48 Metern und ermöglichen die komplett<br />
stützenfreie Halle. Im Rahmen der Sanierung wird die<br />
Tragfähigkeit des Daches wiederhergestellt und durch<br />
den Einsatz von Carbonbeton sogar erhöht. Zudem<br />
werden die über Kreuz zwischen den Schalen verlaufenden<br />
Oberlichter wieder geöffnet. Die Lichtbänder<br />
betonen die Schalenform und bieten eine optimale<br />
Belichtung für das Zentrum der Halle: Neu eingefügte<br />
Galerieebenen und begehbare Brücken machen
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
11<br />
Magazin<br />
MEHR VOM BAD,<br />
MEHR VOM LEBEN<br />
Platzsparender<br />
Spiegelschrank,<br />
eingelassen in<br />
die Vorwand.<br />
Frische Luft durch<br />
die DuoFresh<br />
Geruchsabsaugung.<br />
Unsichtbarer Stauraum<br />
dank versteckter<br />
Nischenablagebox.<br />
Lupenreine Sauberkeit<br />
dank TurboFlush<br />
Technologie.<br />
Mehr Stauraum dank<br />
in der Wand integriertem<br />
Siphon.<br />
Den Alltag zu optimieren, ist simpel. Zumindest mit einem<br />
Bad von Geberit. Die attraktiven Besonderheiten gewähren zahlreiche<br />
Vorzüge wie deutlich mehr Platz, lupenreine Sauberkeit,<br />
maximalen Komfort, zeitloses Design und absolute Barrierefreiheit.<br />
Kurz gesagt: Man hat mehr vom Leben.<br />
Erfahre mehr auf: www.geberit.at/bad
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
12<br />
Magazin<br />
Wohnen wie<br />
ein Parasit<br />
Das ecuadorianische Architekturbüro El Sindicato gestaltet mit der Casa Parásito<br />
ein Mikrohaus, das seinem Namen alle Ehre macht. Wie ein Parasit setzt es sich<br />
auf bestehende Strukturen und bietet die Möglichkeit, dicht gebauten Stadtraum<br />
nach oben zu erweitern. Auf diese Weise entsteht ein System, das alte und neue<br />
Architektur miteinander verbindet. Anstatt einander zu ersetzten geht man eine<br />
Symbiose ein, von der beide Seiten profitieren.<br />
Fotos: Andrés Villota, El Sindicato Arquitectura
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
13<br />
Magazin<br />
Die Voraussetzungen für die Installation einer Casa<br />
Parásito sind simpel – es braucht nur einen bestehenden<br />
Bau mit Flachdach und dessen Installationen.<br />
Der Prototyp des kleinen Hauses befindet sich in Quito<br />
auf dem Dach einer Lagerhalle. Dort dockt er, wie<br />
ein echter Parasit, mit Abfall-, Wasser und Stromnetz<br />
an die Infrastruktur seines Wirts an und bietet weite<br />
Ausblicke über die südamerikanische Metropole.<br />
Mit seiner simplen Holzkonstruktion lässt sich das<br />
Projekt an verschiedensten Orten positionieren.<br />
Stahlfundamente verankern das Haus mit dem Bestandsbau.<br />
A-Rahmen bilden das strukturelle Gerüst<br />
des Mikrohauses und bieten Platz für die 12 cm dicke<br />
Kokosfaserdämmung. Darüber legen sich die stark<br />
geneigten Dachflächen, die in Metallpaneelen ausgeführt<br />
sind. Sie ziehen sich seitlich bis zum Boden und<br />
schützen vor Wind und Wetter. Die beiden Querfassaden<br />
sind komplett verglast – eine bietet Ausblick<br />
nach draußen, die andere sorgt, in Milchglas gefertigt,<br />
für Privatsphäre. Die Glasflächen bringen viel<br />
Tageslicht ins Innere und werden von der zu beiden<br />
Seiten 80 cm überstehenden Dachhaut vor direkter<br />
Sonneneinstrahlung abgeschirmt.<br />
Auf gerade einmal 12 m 2 gibt es in der Casa Parásito<br />
alles, was man alleine, oder als Pärchen zum Wohnen,<br />
Arbeiten und Schlafen braucht. Die stehenden Aktivitäten<br />
konzentrieren sich auf den Kern des 2.5 x 3.6 m<br />
kleinen Innenraums. Rundherum ordnen die Architekten<br />
mit Küchenzeile, Tisch, Regalen und Nasszelle<br />
die Einbauten kompakt entlang der Außenwände an.<br />
Dadurch verleihen sie dem kleinen Haus zusätzliche<br />
Stabilität. Ein Zwischenboden macht den spitz zulaufenden<br />
Giebel als Schlafbereich mit Blick auf die<br />
Stadt nutzbar. Sämtliche Oberflächen des multifunktionalen<br />
Raums kleiden OSB-Platten und schaffen<br />
eine gemütliche Atmosphäre auf kleinster Fläche.<br />
Das Mikrohaus demonstriert einen kosten- und ressourcenschonenden<br />
Weg für den Umgang mit Bestand<br />
und Neubau und wie sich beide mit gezielter<br />
Planung wunderbar ergänzen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
14<br />
Magazin<br />
Lust zum<br />
Arbeiten<br />
Einen ähnlichen Stellenwert als Stadtplaner wie Otto Wagner in Wien besitzt<br />
Georges-Eugène Haussmann in Paris. Die Umgestaltung einer seiner Villen zum<br />
Experience Center der Wirtschaftsprüfgesellschaft PWC durch das Pariser Architekturbüro<br />
Vincent Gloria & Levisalles Architectes schafft eine kreative Arbeitsatmosphäre,<br />
die geprägt ist vom Zusammenspiel von Alt und Neu.<br />
Fotos: Arnaud Schelstraete<br />
Das Pariser Experience Center kann man getrost als<br />
ungewöhnlichen Arbeitsplatz bezeichnen, an dem<br />
Projekte für den digitalen Bereich kollektiv entwickelt,<br />
getestet und realisiert werden. Trotz dieser<br />
Aufgabenstellung fehlt die daraus zu erwartende<br />
Großraumbüroatmosphäre hier gänzlich: Der Bestandsbau<br />
unterteilt die Fläche ohnedies in kleinere<br />
Räume, die mithilfe der filigranen Möblierung nun flexibel<br />
genutzt werden können. Diese Anpassungsfähigkeit<br />
wird auch von der Belegschaft gefordert - es<br />
gibt keine fixen Arbeitszeiten oder -plätze. Viel Wert<br />
wird auf das Arbeiten in transdisziplinären Teams gelegt,<br />
die offene Raumstruktur ohne Türen trägt ihren<br />
Teil dazu bei.<br />
Schon beim Betreten des Gebäudes offenbart sich<br />
dessen besonderer Charakter. Vor die Fassade mit<br />
ihren klassischen Gestaltungselementen ist ein Glaspavillon<br />
positioniert, der jetzt den Eingangsbereich<br />
markiert. Drinnen trifft man dann nicht wie gewohnt<br />
auf einen Empfang, sondern auf ein freigelegtes Stiegenhaus,<br />
das alle fünf Büroebenen miteinander verbindet.<br />
Die verschiedenen Aufenthalts- und Arbeitsbereiche<br />
gliedern sich direkt an dieses an und lassen<br />
einen dynamischen Austausch sowie wechselnde<br />
Gruppengrößen zu. Demgemäß variiert die Möblierung<br />
je nach Bereich und kontrastiert mit der historischen<br />
Struktur. Gold, Stuck und Marmor treffen auf<br />
Holz, kräftige Farben und tropische Pflanzen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
15<br />
Magazin<br />
Der Parkettboden gehört zur Originalsubstanz und<br />
findet sich frisch renoviert wie zuvor als verbindendes<br />
Element aller Räume wieder. Zum Innenhof und<br />
Garten ausgerichtet gruppieren sich neben gemeinschaftlichen<br />
Bereichen auch einige Computerarbeitsplätze,<br />
eine kleine Werkstatt und ein Präsentationsbereich.<br />
Im Keller des Gebäudes finden die alte<br />
Substanz und die neue Ausstattung noch einmal auf<br />
eindrucksvolle Weise zusammen. Hier kommen die<br />
größten Räume des Hauses unter und können für<br />
Veranstaltungen genutzt werden.<br />
Das Arbeiten ist auf gemeinsames Entwickeln und<br />
Besprechen aufgebaut. Dementsprechend gibt es<br />
vor allem großformatige Tische, auf denen mehrere<br />
Personen Platz finden. Räumlich separiert sind nur<br />
die sogenannten Bubbles, die als kleine Rückzugsbereiche<br />
in die Bürolandschaft integriert sind. Der<br />
kreative Prozess soll auch durch die Ausstattung der<br />
Arbeitsbereiche mit Schreibtafeln und Pinnwänden<br />
gefördert werden.<br />
Vincent Gloria & Levisalles Architectes war es wichtig,<br />
die Eingriffe in den historischen Bestandsbau auf das<br />
Notwendigste zu reduzieren. Diese Würdigung der Bausubstanz<br />
des ehemaligen Wohnhauses und die Ausstattung<br />
mit zeitgemäßen Möbeln sollen den Mitarbeitern<br />
den Wohlfühlcharakter eines Zuhauses vermitteln.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
16<br />
Magazin
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
17<br />
Magazin<br />
Gläserne Einblicke<br />
Eine ausgewogene Stadt lebt von der Nutzungsmischung. Diesen Leitsatz<br />
bestätigt und feiert das Projekt „The Looking Glass“ in Amsterdam. Denn das<br />
Team von UNStudio schaffte es, einem Einkaufs- und Wohngebäude nach der<br />
Renovierung mit nur minimalen Änderungen neues Leben einzuhauchen.<br />
Fotos: Eva Bloem<br />
Moderner Chic und zeitlose Eleganz treffen bei der<br />
Komposition des niederländischen Architekturbüros<br />
aufeinander. Kennzeichnend für den Bau sind drei<br />
lange Fenster mit einer dreidimensionalen Glasstruktur.<br />
Die verglasten, bewegende Textilien imitierenden<br />
Elemente an der Vorderseite gewähren schon vom<br />
Straßenraum aus Einblicke in das Innere des Gebäudes.<br />
Die geschwungene Form verleiht den Fenstergläsern<br />
ein dynamisches Aussehen. Elemente aus<br />
Metall, die in die Schwingungen des Glases eingearbeitet<br />
wurden, verleihen den Fenstern Struktur. Sie<br />
sorgen für visuelle Stabilität und stellen sicher, dass<br />
sich die weiche Linienführung markant von der roten<br />
Fassade abhebt und noch besser zur Geltung kommt.<br />
Durch die gekonnte Mischung aus Alt und Neu fügt<br />
sich die Fassade nahtlos in das Ortsbild der P.C.<br />
Hooftstraat – einer der elegantesten Einkaufsstraßen<br />
Europas – ein. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt<br />
die traditionell-historische Backsteinfassade. Sie bildet<br />
einen angenehmen Kontrast zu den hohen Glasfenstern<br />
und der nüchtern-modernen Innenraumgestaltung.<br />
Mit seiner schlichten Bauweise drängt<br />
sich das Gebäude nicht auf. Die einzigartige Wirkung<br />
der Glaselemente wird erst bei direktem Betrachten<br />
des Baus spürbar. Geschwungene, konvexe Formen<br />
laufen dabei ineinander über und schaffen so eine<br />
transparente Vielseitigkeit. Es war dem Designteam<br />
ein Anliegen, dem ursprünglichen Stil des Bauwerks<br />
treu zu bleiben. Die Glasfenster sollen das Gebäude<br />
bereichern und nicht grundlegend verändern.<br />
Bereichernd wirkt der Kontrast aus Alt und Neu bei<br />
diesem Projekt. Denn die historische und die moderne<br />
Bausubstanz heben sich gegenseitig hervor,<br />
womit die Vorzüge des vielseitigen Bauwerks optimal<br />
zur Geltung kommen. In einer flüssigen Geste<br />
wird eine Brücke zwischen Architektur und Mode<br />
geschlagen. Damit repräsentiert das Haus Geometrie<br />
und Handwerkskunst auf höchstem Niveau. Von<br />
Abwechslungsreichtum ist auch die Innenraumgestaltung<br />
geprägt. Große, hohe Räume treffen hier auf<br />
geradlinige Designelemente aus natürlichen Materialien<br />
wie Holz. Hervorgehoben wird die helle Einrichtung<br />
des Geschäfts zusätzlich durch die gezielt<br />
eingesetzte Beleuchtung. Vor Einblicken geschützt<br />
bleibt der Wohnbereich im oberen Geschoss des<br />
Hauses. Kleine Fenster säumen diesen Abschnitt, sodass<br />
den Bewohnern Intimität gewährt wird.<br />
Ein Musterbeispiel für Moderne, die sich in bestehende<br />
Architektur eingliedert, ist das renovierte Gebäude<br />
in der P.C. Hooftstraat. Das verspielte Textil-Glas wirkt<br />
nicht als Barriere, sondern vereint gekonnt die Bedürfnisse<br />
des Flagship-Stores mit denen der Bewohner im<br />
Obergeschoss. Es lohnt sich für den Betrachter also<br />
durchaus, einen Blick durch die Lupe zu wagen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
18<br />
Magazin<br />
Platz zum<br />
Rütteln<br />
Guter Sekt muss gerüttelt werden. Und das am besten<br />
nach alter Tradition von Hand. Für diesen Prozess wurde<br />
am Kellereigelände des Weingutes Bründlmayer im<br />
niederösterreichischen Langenlois von cp <strong>architektur</strong> ein<br />
Sektrüttelhaus errichtet.<br />
Bilder: Philipp Kreidl<br />
Der Neubau befindet sich am Standort des traditionellen<br />
alten Weinkellers der Familie Bründlmayer, der von<br />
2010-2012 schon einmal erweitert wurde. Der große<br />
Erfolg der Sektherstellung nach alter handwerklicher<br />
Tradition machte den Bedarf nach einem weiteren Gebäude<br />
notwendig. Dieses ist nur durch eine schmale<br />
Erschließungsstraße vom südlich liegenden bestehenden<br />
Kellereigebäude getrennt und schließt im Norden<br />
an die dörfliche Wohnbebauung der Nachbarschaft an.<br />
Deshalb sollte der Baukörper bewusst niedrig gehalten<br />
und die abfallende Geländehöhe genutzt werden.<br />
So ist es von außen nur schwer erkennbar, dass es<br />
sich eigentlich um einen zweigeschossigen Baukörper<br />
handelt. Das Obergeschoss dient der händischen<br />
Manipulation der Flaschen, das geschickt in den Hang<br />
eingebettete Untergeschoss steht als Lager für die finalisierten<br />
Sektflaschen zur Verfügung.<br />
Das Sektrüttelhaus fügt sich durch das Hineinsetzen<br />
ins Erdreich harmonisch in sein Umfeld ein und wirkt<br />
optisch weniger voluminös. Die niedrigere Temperatur<br />
der Masse des umgebenden Lehmhanges lässt<br />
sich zudem als natürliche Kühlung des Lagerraums<br />
nutzen und hält den Innenraum konstant auf einer<br />
Idealtemperatur von 12-14°C. Im Unterschied zu allen<br />
oberirdischen Bauteilen wurde das Untergeschoss<br />
dafür völlig ungedämmt ausgeführt. Der Energieaufwand<br />
für die Gebäudekühlung wird dadurch so gering<br />
wie möglich gehalten.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
19<br />
Magazin<br />
Errichtet wurde das Gebäude in Fertigteilbauweise<br />
aus Betonhohlelementen mit sichtbaren Fugen im<br />
Innenraum. Angelehnt an die Typologie eines Presshauses<br />
wurde die Halle mit einem zweigeteilten<br />
Satteldach mit Tonziegel-Deckung versehen. Durch<br />
diesen Kunstgriff erscheint der Baukörper aus zwei<br />
getrennten, länglichen Häusern zu bestehen, die<br />
leicht versetzt nebeneinander positioniert sind.<br />
Der Innenraum der Sektrüttelhalle erinnert stark an<br />
das Ambiente eines Weinkellers, wobei die Kombination<br />
aus Holz und Sichtbeton der traditionellen Bauweise<br />
der Ziegelgewölbe in Nichts nachstehen. Flache,<br />
kreisförmige Hängeleuchten unterstützen das<br />
Tageslicht, das über die beiden Fensteröffnungen in<br />
den Raum gelangen kann und schaffen eine besinnliche<br />
Lichtstimmung.<br />
Das für die Sektrüttelpulte verwendete Eichenholz<br />
findet sich auch bei der Deckenverkleidung und im<br />
Außenraum bei den Verschattungselementen der<br />
Südfassade wieder. Mit ihren Lochbohrungen verweisen<br />
diese auf die Sektrüttelpulte im Inneren. Zukünftig<br />
werden die Paneele mit Pflanzen bewachsen<br />
sein und sollen so eine natürliche thermische Schutzschicht<br />
für die Südwand bilden. Durch die beiden<br />
Fensteröffnungen an den östlichen weiß verputzten<br />
Ziegelwänden mit abgetreppten Giebeln kann man<br />
auch einen Hinweis darauf bekommen, was im Innenraum<br />
des Gebäudes passiert – die alte Tradition des<br />
Sektrüttelns von Hand findet Platz in einem neuen<br />
zeitgemäßen Gebäude.<br />
Für die Produktion von<br />
Schaumweinen ist das<br />
Sektrütteln notwendig,<br />
um ein von Hefeteilchen<br />
befreites Endprodukt zu<br />
erhalten. Dieser Vorgang<br />
erstreckt sich über einige<br />
Wochen, da die Sektflaschen<br />
dafür täglich<br />
gedreht und von einer<br />
waagrechten in eine immer<br />
senkrechtere Position<br />
gebracht werden müssen.<br />
Die Unterbringung in<br />
vertikal aufgestellten Eichenholz-Bohlen<br />
mit Lochbohrungen,<br />
die Sektrüttelpulte<br />
genannt werden,<br />
ermöglichen diesen Vorgang.<br />
Die Hefe wandert<br />
über den Flaschenhals<br />
zum Kronenkorken und<br />
kann schließlich von dort<br />
entfernt werden.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
20<br />
Magazin<br />
Lebende Gebäude<br />
Einen interessanten technischen, biologischen und klimarelevanten Ansatz propagiert<br />
Prof. Ferdinand Ludwig von der Technischen Universität München (TUM).<br />
Demnach könnten Pflanzen, konstruktiv in die moderne Architektur integriert, für<br />
ein besseres Klima in den Städten sorgen. Sein Credo: „Mit der Baubotanik muss<br />
nicht extra Raum für die Pflanzen geschaffen werden. Sie sind integraler Bestandteil<br />
der Bauwerke und sorgen für Kühlung und ein besseres Klima in der Stadt.“<br />
Fotos: TUM / Ferdinand Ludwig<br />
Dabei ist die Technik, lebende Pflanzen für konstruktive<br />
Aufgaben zu nutzen, nicht neu. Vom nordindischen<br />
Meghalaya-Plateau führen unzugängliche Täler<br />
und Schluchten in die weiten Flächen Bangladeschs.<br />
In den Monsunmonaten schwellen die Gebirgsbäche<br />
in den Wäldern zu wilden Strömen an. Um diese überwinden<br />
zu können, bauten schon die indigenen Khasi-<br />
und Jaintia-Völker ihre Brücken aus den lebenden<br />
Luftwurzeln des Gummibaums Ficus elastica.<br />
74 solcher lebender Übergänge hat Prof. Ludwig gemeinsam<br />
mit Thomas Speck, Professor für Botanik an<br />
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, analysiert:<br />
„Solche stabilen Brücken aus ineinander verschlungenen<br />
Wurzeln können mehr als 50 Meter lang und mehrere<br />
Hundert Jahre alt werden. Besprochen wurden<br />
die lebenden Meghalaya-Brücken schon viel, wissenschaftliche<br />
Untersuchungen gab es bislang allerdings<br />
wenige und das Wissen um die alten Bautechniken<br />
war kaum schriftlich dokumentiert“, so Ludwig. Deshalb<br />
führten die Forscher Interviews mit den Brückenbauern<br />
und -bauerinnen, um den Bauprozess besser<br />
zu verstehen. Und um einen Überblick über die komplexe<br />
Wurzelstruktur zu gewinnen, machten sie mehrere<br />
tausend Fotos, erstellten daraus 3D-Modelle und<br />
kartierten die Brücken erstmals.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
21<br />
Magazin<br />
Eine Brücke, die sich selbst baut<br />
„Üblicherweise beginnt der Bauprozess mit einer<br />
Pflanzung: Wer eine Brücke plant, pflanzt einen Setzling<br />
des Ficus elastica an einem Flussufer oder am<br />
Rand einer Schlucht ein. Zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
ihres Wachstums entwickelt die Pflanze Luftwurzeln“,<br />
erklärt Speck. Die Luftwurzeln werden dann<br />
um eine Hilfskonstruktion aus Bambusstangen oder<br />
Palmenstämmen geschlungen und horizontal über<br />
den Fluss geleitet. Wenn die Wurzeln bis ans andere<br />
Ufer gewachsen sind, werden sie dort eingepflanzt.<br />
Sie entwickeln kleinere Tochterwurzeln, die ebenfalls<br />
an das Ufer gelenkt werden, wo sie eingepflanzt<br />
wurden. Durch das stetige Pflanzenwachstum und<br />
verschiedene Schlingtechniken bilden die Wurzeln<br />
des Ficus elastica hochkomplexe Strukturen, die den<br />
Brücken eine große mechanische Stabilität verleihen.<br />
Immer wieder werden die neu wachsenden Wurzeln<br />
in die bereits bestehende Struktur eingearbeitet. Gebaut<br />
und instandgehalten werden die Brücken von<br />
Einzelpersonen, Familien oder auch mehreren Dorfgemeinschaften.<br />
Bis eine lebende Brücke aus Ficus<br />
elastica fertig ist, vergehen jedoch Jahrzehnte, wenn<br />
nicht Jahrhunderte. An ihrem Bau beteiligen sich oftmals<br />
mehrere Generationen.<br />
„Die Brücken sind ein einmaliges Beispiel für vorausschauendes<br />
Bauen. Davon können wir viel lernen: Wir<br />
stehen heute vor Umweltproblemen, die nicht nur<br />
uns, sondern vor allem nachfolgende Generationen<br />
betreffen. Die Erkenntnisse über die alten Techniken<br />
der indigenen Völker könnten dabei helfen, die moderne<br />
Architektur weiterzuentwickeln, sagt Ludwig,<br />
der selbst Architekt ist. In sein Planen und Bauen<br />
bezieht er Pflanzen bereits als lebende Baustoffe mit<br />
ein. 2007 begründete er mit diesem Ansatz ein neues<br />
Forschungsgebiet: Die Baubotanik.<br />
NATÜRLICH DÄMMEN<br />
MIT HANF<br />
Hervorragende<br />
Dämmeigenschaften<br />
Diffusionsoffen<br />
Ausgezeichneter<br />
Schallschutz<br />
Nachwachsend<br />
Öko-Förderung<br />
Die ökologische Alternative<br />
bei der Fassadendämmung<br />
Höchste Widerstandskraft<br />
und Hagelsicherheit<br />
durch Carbonarmierung<br />
CAPATECT Hanffaser-Dämmplatte<br />
www.capatect.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
22<br />
Bauteilaktivierung<br />
Bauteilaktivierung<br />
mit Wetterprognose<br />
Die Trägheit des Energiespeichers Beton ermöglicht bei der Bauteilaktivierung die<br />
kostengünstige und effiziente Zwischenspeicherung von Energie. Dieser Trägheitsvorteil<br />
wirkt einerseits stabilisierend für das Gebäude, andererseits ist eine rechtzeitige<br />
Reaktion auf einen Wetterwechsel und die daraus resultierende bedarfsorientierte<br />
Zuführung von Energie in die aktivierten Bauteile nur schwer möglich.<br />
Fotos: Treberspurg Architekten<br />
In Purkersdorf in Niederösterreich wurde<br />
nun ein Projekt realisiert, bei dem erstmals<br />
im Wohnbau die Bauteilaktivierung mit einer<br />
prädiktiven Steuerung kombiniert wurde,<br />
die das Heizen und Kühlen des Gebäudes<br />
unter Berücksichtigung von Wetterprognosen<br />
regelt. Diese Anlage ist Teil des Forschungsprojekts<br />
„TAB-Scale“ zwischen der<br />
BOKU, dem Ingenieurbüro Hofbauer und<br />
Treberspurg & Partner Architekten und soll<br />
u. a. Informationen über die Einsatzmöglichkeit<br />
dieser Technologie im mehrgeschossigen<br />
sozialen Wohnbau liefern.<br />
Das in Passivhausbauweise errichtete Haus<br />
in Purkersdorf ist entsprechend dem konstruktiven<br />
und energetischen Konzept als<br />
Stahlbetonkonstruktion mit hoher Speichermasse<br />
ausgeführt. Ziel ist es, die am Haus<br />
mittels Fotovoltaik und am Grundstück mittels<br />
Tiefenbohrungen gewonnene Energie<br />
sowie die passive Solarenergie zu nutzen und<br />
zu speichern. Das Passivhaus ist nach den<br />
Kriterien des solaren Bauens geplant und mit<br />
einer Bauteilaktivierung ausgestattet, die<br />
sämtliche Heiz- und Kühlfunktionen des Gebäudes<br />
übernimmt. Die Energieversorgung<br />
für Heizung und Warmwasser erfolgt über<br />
eine Wärmepumpe mit Erdreichtiefensonden<br />
als Wärmequellen. Ein beträchtlicher Teil<br />
des Strombedarfs wird durch eine Fotovoltaikanlage<br />
am Dach abgedeckt. Neben einer<br />
hoch wärmedämmenden Gebäudehülle mit<br />
Passivhauskomponenten ist das Gebäude<br />
zudem mit einer Wohnraumlüftungsanlage<br />
mit Wärmerückgewinnung inklusive Zusatzheizungsfunktion<br />
ausgestattet.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
23<br />
Bauteilaktivierung<br />
Bauteilaktivierung mit<br />
innovativem Ansatz<br />
Im Rahmen des Forschungsprojekts wird<br />
nun gemessen, ob sich unter Berücksichtigung<br />
von Wetterprognosedaten ein messbarer<br />
Vorteil für den Gebäudebetrieb ergibt<br />
und wie groß dieser in unterschiedlichen<br />
Situationen erwartet werden kann. Dafür<br />
werden Informationen über zukünftige Entwicklungen<br />
der Außentemperatur und der<br />
solaren Einstrahlungsleistung der nächsten<br />
24 bis 48 Stunden verarbeitet. Das System<br />
ist prinzipiell mit allen möglichen Heizsystemen<br />
kombinierbar, wird im Forschungsprojekt<br />
aber speziell im Zusammenhang mit<br />
thermisch aktivierten Bauteilen untersucht.<br />
Durch die große Trägheit dieser Systeme ist<br />
eine rechtzeitige Reaktion auf einen Wetterwechsel<br />
besonders wichtig.<br />
Für „TAB-Scale“ wurden Messeinrichtungen,<br />
die die Temperaturen in den bauteilaktivierten<br />
Stahlbetondecken durch einbetonierte<br />
Temperaturfühler erheben, eingebaut und<br />
die Steuerung speziell für das Forschungsprojekt<br />
von der BOKU, Institut für Verfahrens-<br />
und Energietechnik entwickelt. Damit<br />
lässt sich abhängig von der Wetterprognose<br />
der Energiehaushalt regeln, aber auch<br />
komplexere Aufgaben lösen, wie etwa ein<br />
im Zeitverlauf variierendes Energieangebot,<br />
der CO 2 -Fußabdruck der Energie (Strom aus<br />
Wind oder PV gegenüber Netzbezug) oder<br />
variierende Strompreise berücksichtigen.<br />
Die Berechnung wird in zeitlich definierten<br />
Abständen, in diesem Fall stündlich, ausgeführt<br />
und es wird dann jeweils die aktuellste<br />
Lösung verwendet.<br />
https://forschung.boku.ac.at/fis<br />
www.treberspurg.com/forschung/tab-scale/
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
24<br />
Beton<br />
Schleuder-Betonstützen<br />
für Hoch- und Industriebau<br />
Die Rotop® Schleuderbetonstützen der MABA Fertigteilindustrie GmbH sind Betonfertigteile,<br />
die mit Bewehrungsgraden von bis zu 20 % hergestellt werden können.<br />
Die dadurch erzielbare Tragfähigkeit bei zugleich schlanker Bauweise, sowie eine<br />
breite Palette an Anschlüssen und Einbauteilen eröffnen Planern und Architekten<br />
ungeahnte Einsatzmöglichkeiten.<br />
Fotos: Paul Sebesta
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
25<br />
Beton<br />
Als einziger Fertigteilhersteller in Österreich<br />
verfügt die Kirchdorfer Gruppe am Standort<br />
Micheldorf (OÖ) über ein Schleuderbeton-<br />
Kompetenzzentrum, wo die Grenzen des<br />
Machbaren immer wieder neu definiert werden:<br />
Der Spezialbeton wird in einer liegenden<br />
Schalung mit bis zu 450 Umdrehungen<br />
pro Minute und 20 g Radialbeschleunigung<br />
verdichtet. Dadurch sind Bauteileigenschaften<br />
erzielbar, die Architekten und Statiker<br />
begeistern. Aus diesem Grund kommen die<br />
enorm leistungsfähigen Schleuderbetonstützen<br />
sehr oft bei den spannendsten und<br />
spektakulärsten Bauprojekten in Österreich<br />
zum Einsatz.<br />
Living Garden<br />
Wie etwa beim Projekt Living Garden in<br />
der Seestadt Aspern, wo Schleuderbetonstützen<br />
von MABA zum Einsatz gekommen<br />
sind. Bei dem von den Architekten Martin<br />
Mostböck und Pesendorfer | Machalek Architekten<br />
für den Eigentümer Fair Finance<br />
und den Projektentwickler VI-Engineers<br />
entworfenen Projekt handelt es sich um ein<br />
Wohn- und Apartmenthaus (mit gewerblicher<br />
Nutzung) in einem der größten Stadtentwicklungsprojekte<br />
Europas. Zentraler<br />
Gedanke des nachhaltig konzipierten, grünen<br />
Gebäudes ist es, die Natur so tief wie<br />
möglich in die Stadt zu bringen und den<br />
Bewohnern und Anrainern eine grüne Lunge<br />
zu bieten. Neben dem angenehmen Klima<br />
(Sauerstoff, Beschattung, Windschutz) soll<br />
das Gebäude auch als Green-Building identitätsstiftend<br />
für seine Bewohner und das<br />
umgebende Quartier sein.<br />
Die Erdgeschosszone ist großzügig verglast,<br />
mit Schaufenstern, Shops, Lokalen, Fahrradräumen<br />
und den Zugängen zu den Lobbys<br />
der drei Stiegenhäuser. Sie erschließen 37<br />
Wohnungen und 19 Apartments. Aus dem<br />
Freibereich im Hof mit Spielplatz und üppiger<br />
Vegetation entwickelt sich die grüne<br />
Ader, die an der Fassade entlang ansteigt,<br />
die begrünten Terrassen verbindet und am<br />
intensiv begrünten Dach mündet. Von diesen<br />
Terrassen genießen die Bewohner eine<br />
wunderbare Aussicht auf den See der Seestadt,<br />
wobei auf der größten Terrasse, über<br />
dem 1. OG, Flächen für Urban Gardening vorgesehen<br />
sind.<br />
Bei der Umsetzung dieses luftigen architektonischen<br />
Entwurfs sind für Living Garden<br />
insgesamt 22 der schlanken Rotop® Schleuderbetonstützen<br />
zum Einsatz gekommen.<br />
Diese ausschließlich in Micheldorf produzierten<br />
Stützen können Tragfähigkeiten<br />
(NRd) von bis zu 52.000 kN aufweisen, da<br />
beim Entstehungsprozess hochfester Beton<br />
mit enormen Fliehkräften gegen die<br />
rotierenden Schalungen geschleudert wird.<br />
Als Ergebnis dieses Verfahrens werden<br />
nicht nur hervorragende statische Materialeigenschaften,<br />
sondern auch eine nahezu<br />
porenfreie und glatte Sichtbetonoberfläche<br />
erzielt. Ob senkrecht stehend oder schräg<br />
eingebaut sind die Schleuderbetonstützen<br />
ein vielseitig einsetzbares konstruktives<br />
Element, das je nach Durchmesser in variablen<br />
Längen verfügbar ist. Die Stützen können<br />
über ein oder mehrere Geschosse mit<br />
durchgehender Bewehrung geführt werden<br />
– mit allen üblichen Durchstanzbewehrungen.<br />
Ein umfassender Schalungspark ermöglicht<br />
Sonderformate und diverse Kopfund<br />
Fußausbildungen, Anschlüsse und<br />
Einbauteile sind als Standardausführung<br />
bzw. als Sonderlösungen erhältlich.<br />
Individuelle Planung<br />
Entwickelt und getestet wurde die Rotop®<br />
Schleuderbetonstütze, die in runder, quadratischer<br />
oder ovaler Form in Längen bis zu<br />
33 Meter und in Standard-Durchmessern<br />
von 20 bis 90 cm (rund) oder Seitenlängen<br />
von 20 bis 60 cm (quadratisch) erhältlich<br />
ist, in Kooperation mit der Technischen<br />
Universität Wien: In über 40 zerstörenden<br />
Versuchen wurde die Tragfähigkeit erprobt<br />
und die hohe Brandbeständigkeit unter statischer<br />
Belastung belegt.<br />
Mit umfassenden Beratungsleistungen und<br />
der online Rotop® Bemessungssoftware 3.0<br />
wird zudem sichergestellt, dass entsprechend<br />
der jeweiligen statischen und funktionalen<br />
Projektanforderungen das volle<br />
Potenzial der Stützen ausgeschöpft werden<br />
kann. Buchstäblich von der Ausschreibung<br />
bis hin zum Versetzen der Stützen auf der<br />
Baustelle reicht die Unterstützung durch<br />
erfahrene MABA-Experten, wobei im Bedarfsfall<br />
für die sichere Manipulation und<br />
ein reibungsloses Versetzen die Schleuderbetonstützen<br />
von der zentralen Produktionsniederlassung<br />
im Oberösterreichischen<br />
Traunviertel just-in-time zur Baustelle geliefert<br />
werden.<br />
MABA Fertigteilindustrie GmbH<br />
T +43 5 7715 400<br />
office@maba.at<br />
www.maba.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
26<br />
Die Stadt lebt<br />
durch den Wandel<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
Wohnbauten und Bürogebäude, aber vor allem deren materielle Zusammensetzung<br />
beeinflussen das Stadtbild. Gleichzeitig sind Bauwerke jeder Art einem steten<br />
Wandel unterworfen. Mit ebensolchen Umbrüchen setzt sich der Künstler Andreas<br />
Fogarasi in seiner Ausstellung „Nine Buildings, Stripped“ auseinander. Ihm ging es<br />
bei der Realisierung des Projekts darum, historisches Baumaterial in den Kontext<br />
moderner Werkstoffe zu setzen. Am Beispiel von neun Gebäuden zeigt er auf, wie<br />
gesellschaftspolitische oder ökonomische Anforderungen zum Aufstieg und Fall<br />
einzelner Gebäude oder gar ganzer Stadtviertel führen können. Durch den direkten<br />
Vergleich alter und neuer Baumaterialien, zeigt er, welche Formen und Ausmaße der<br />
architektonische Wandel in der Stadt annehmen kann.<br />
Fotos: Andreas Fogarasi & BILDRECHT GmbH, 2019/Jorit Aust<br />
Veränderung als<br />
wirtschaftliche Konstante<br />
Gesellschaftliche Strömungen, Baunormen,<br />
wirtschaftliche und politische Umbrüche –<br />
jene Faktoren haben maßgeblichen Einfluss<br />
auf die Architektur. Dies zeigt auch die Geschichte<br />
der Sozialversicherungsanstalt der<br />
gewerblichen Wirtschaft. Im Jahr 1970 wurde<br />
sie vom umstrittenen Architekten Carl<br />
Appel geplant und in Form eines Büroriegels<br />
schräg an der Wiedner Hauptstraße platziert.<br />
Kennzeichnend für das Gebäude waren<br />
ursprünglich ornamentierte, mehrfach<br />
geknickte Kassetten. Ebendiese bestanden<br />
aus fünf Millimeter dickem Aluminium – es<br />
handelte sich um eine abstrakte Struktur,<br />
die an eine Baumrinde erinnerte. Die Planer<br />
von ATP Architekten entwarfen 2019 ein<br />
neues Design für die Fassade. Dabei gingen<br />
sie weitaus sparsamer und bisweilen<br />
fragiler vor. Nun säumen champagnerfarbene<br />
eloxierte Aluminiumpaneele und dünne<br />
Keramikplatten den Bau. Dieser Wandel am<br />
Gebäude verdeutlicht, wie sich der Baustil in<br />
den letzten 40 Jahren verändert hat. Zunehmend<br />
starre Baunormen und -gesetze, aber<br />
auch der steigende wirtschaftliche Druck<br />
führen dazu, dass Baustoffe eine regelrechte<br />
„Abmagerungskur“ hinter sich haben. Umso<br />
deutlicher wird dieser Unterschied beim Betrachten<br />
von Fogarasis Materialpaket.<br />
Der Wirtschaft fiel auch das nächste, ehemals<br />
bejubelte Projekt zum Opfer. Julius<br />
Natterer, Emil Japupec und Lukas Lang<br />
planten und realisierten 1980 das Rinterzelt<br />
im Norden Wiens. Für lange Zeit galt<br />
es als Wahrzeichen Transdanubiens, wobei<br />
den „Vesuv von Kagran“ eine ungewöhnliche<br />
Holzkonstruktion kennzeichnete. 48<br />
leicht gekrümmte Holzleimbinder wurden<br />
zu einer stützenfreien Halle angeordnet.<br />
Bahnen aus Trapezblech stellten die wetterfeste,<br />
schützende Haut der Konstruktion<br />
dar. 1984 würdigte man das Bauwerk sogar<br />
mit dem Österreichischen Holzbaupreis.<br />
Errichtet wurde das Gebäude zum Zweck<br />
der Müllverwertung und -trennung – der<br />
Name „Rinter“ leitet sich aus den Begriffen<br />
Recycling und International ab. Doch schon<br />
bald stellte sich dieses Vorhaben als wenig<br />
praktikabel und ineffizient heraus. Denn<br />
bereits 1983 meldete Rinter Konkurs an.<br />
Nur kurze Zeit später übernahm die Stadt<br />
Wien den Bau. Die Nutzung des ehemals so<br />
innovativen Baus als Abfallbehandlungsanlage<br />
durch die MA 48 wurde dem Projekt<br />
aber nicht gerecht, weshalb mit dem Sommer<br />
2019 schließlich die Abbrucharbeiten<br />
starteten. Gleichzeitig erbaute das Atelier<br />
Richard Palme nur wenige Meter neben dem<br />
Rinterzelt einen Ersatzneubau. Er beinhaltet<br />
neben divers angeordneten, übereinander<br />
liegenden Trakten für die Müllverarbeitung,<br />
große Fenster sowie eine Fassade aus<br />
silbergrauem Lochblech. An seinen architektonischen<br />
Erfolg konnte das Rinterzelt<br />
im Bereich der Ökonomie also niemals anknüpfen.<br />
Der Städtebau am Zahn der Zeit<br />
Der baustoffbezogene Wandel von Fußgängerzonen<br />
und Stadtplätzen ist ebenfalls<br />
Thema der Ausstellung Fogarasis. Als<br />
bekanntes Beispiel präsentiert er unter anderem<br />
die Entwicklung der Opernpassage.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
27<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
Nachdem sich in den 1950er-Jahren auf<br />
dem Verkehrsknotenpunkt zwischen Karlsplatz<br />
und Oper die Unfälle mit Fußgängern<br />
häuften, entschied sich die Stadt für die<br />
Errichtung einer Passage unter dem Opernring.<br />
1955 wurde der von Adolf Hoch geplante<br />
Abschnitt eröffnet. Es handelte sich mit<br />
ihr um das erste unterirdische Verkehrswerk<br />
im Umkreis der Ringstraße. Mit ihr entstand<br />
auch das legendäre Café Rondo. Die 56 mal<br />
51 Meter lange Konstruktion gilt auch heute<br />
noch als eines der schönsten Zeugnisse<br />
der Wiener Nachkriegszeit. Ursprünglich<br />
beinhaltete die Passage 32 konzentrisch angeordnete<br />
Säulen und zwei Unterzug-Lichtkränze.<br />
Auch waren die Stiegenabgänge<br />
mitsamt den tragenden Elementen damals<br />
mit marmoriertem Linoleum verkleidet.<br />
In den 1970er-Jahren folgte ein nicht unbedingt<br />
sensibler Umbau der Halle. Nicht nur<br />
wurden die Lichtkränze entfernt, sondern<br />
auch die Säulen erhielten eine neue, steinerne<br />
Ummantelung. 2013 wollte die Stadt<br />
Wien diese unsanfte Überarbeitung, die<br />
dem Original in keiner Weise gerecht wurde,<br />
rückgängig machen. 2008 schrieb sie einen<br />
europaweiten Wettbewerb zur Erweiterung<br />
und Erneuerung der Karlsplatz-Passage<br />
aus. Die Opernpassage sollte im Zuge jenes<br />
Um- und Ausbaus in ihren ursprünglichen<br />
Zustand zurückgeführt werden. Allerdings<br />
war es den zuständigen Architekten von<br />
GERNER GERNER PLUS, Ritter + Ritter und<br />
Vasco+Partner nicht möglich, das ursprüngliche<br />
Linoleum zu verwenden – es entsprach<br />
nicht mehr den heutigen Brandschutzvorschriften.<br />
Die Planer entschieden sich fortan<br />
dafür, den Originalbelag zu digitalisieren.<br />
Auf diese Weise produzierten sie eine Fotofolie,<br />
die sie zwischen zwei gewölbten Glasplatten<br />
einschlossen. Hierbei handelt es sich<br />
um eine zeitgemäße Umsetzung der historischen<br />
Optik. Ein kleines Potpourri verschiedener<br />
Materialien in Fogarasis Sammlung ist<br />
Zeugnis dieser bewegten Geschichte.<br />
Dass auch Verkehrsknotenpunkte einem<br />
steten Wandel unterliegen, verdeutlicht<br />
das Areal um den ehemaligen Wiener Südbahnhof.<br />
Entworfen und umgesetzt wurde<br />
er vom Planer Heinrich Hrdlicka zwischen<br />
1955 und 1961. Nach der Zusammenführung<br />
der Süd- und Ostbahngleise war es damals<br />
erstmals möglich, an ebendieser Stelle eine<br />
gemeinsame Bahnhofshalle zu errichten.<br />
Seinen Entwurf konzentrierte der Architekt<br />
und Zentralinspektor der Bauabteilung der<br />
ÖBB vordergründig auf die Proportion der<br />
Kassenhalle, die Komposition der Baustoffe<br />
sowie die räumliche Inszenierung des Aufbruchs.<br />
Mehr als 50 Jahre nach seiner Fertigstellung<br />
wurde der Bahnhof noch wegen<br />
der gekonnten Verarbeitung verschiedener<br />
Terrazzo-Oberflächen und Gesteinsmaterialien<br />
gelobt. Es war nach dessen Schließung<br />
im Jahr 2009 möglich, einige Bruchstücke<br />
der Materialien zu retten. Am ehemaligen<br />
Standort des Südbahnhofs steht heute der<br />
Erste Bank Campus. Realisiert wurde er zwischen<br />
2012 und 2015. Das mit der Planung<br />
beauftragte Architekturbüro Henke Schreieck<br />
griff dabei bewusst auf traditionelle Materialien<br />
und Handwerksmethoden zurück.<br />
Den zentralen Umsteigepunkt ersetzt der<br />
heutige Hauptbahnhof am Fuße des Favoritner<br />
Sonnwendviertels. Mit der Planung wurde<br />
das Trio Ernst Hofmann, Albert Wimmer<br />
und Theo Hotz beauftragt. Auch diese Architekten<br />
entschieden sich für den Einsatz<br />
von Stein. Diesmal handelt es sich um grünen<br />
Naturstein aus Osttirol. Das Material<br />
kombinierten sie mit grauen Faserbetonplatten<br />
und Aluminiumelementen in Bronze.<br />
Überdacht wird das Konstrukt mit rautenmäßig<br />
angelegten Waben aus Aluminium.<br />
Über das Scheitern und den Neuanfang<br />
Auch Beispiele fehlgeleiteter Ortsplanung<br />
haben in der Ausstellung Fogarasis ihren<br />
Platz. Im Wien der späten 1990er-Jahre<br />
hatten Stadtverdichtungsprojekte einen<br />
hohen Stellenwert. Und im Rahmen dieser<br />
wurden etliche Blockbuster-Kinos errichtet.<br />
Eines davon war der Cineplexx Palace an<br />
der Reichsbrücke. Die Realisierung erfolgt<br />
im Jahr 1999 durch ostertag Architects<br />
und Harry Seidler. Der Erfolg der Unterhaltungseinrichtung<br />
war aber nur von kurzer<br />
Dauer. Mit rund 40.000 Kinosesseln war in<br />
der Bundeshauptstadt schnell eine Übersättigung<br />
erreicht, sodass der unrentable Kinobetrieb<br />
einer Indoor-Kinderstadt wich. 2013<br />
war auch damit Schluss. Das Gebäude am<br />
Tor zur Donaustadt stand fortan leer. Lange<br />
Zeit wirkte es als Mahnmal einer fehlgeleiteten<br />
Investoren<strong>architektur</strong>. Im Jahr 2019<br />
erfolgte schließlich der Abriss des schwerfällig<br />
wirkenden Bauwerks. Derzeit entsteht<br />
an dessen Standort Österreichs höchstes<br />
Wohnhaus. Das Projekt von A01 Architects<br />
soll 48 Etagen umfassen und eine Höhe von<br />
170 Metern erreichen. Umlaufende Balkongeländer<br />
samt baulich integrierten Pflanzentrögen<br />
werden die Fassade des neuen<br />
Baus prägen. Die Zukunft wird zeigen, ob<br />
der Wohnbau auch seitens der Bevölkerung<br />
Zuspruch findet.<br />
Eine Stadt braucht viele Gesichter<br />
Vielseitigkeit definiert die Großstadt. Wandel<br />
ist unumgänglich und wird häufig durch<br />
sich ändernde soziale Strömungen begünstigt.<br />
Die Herausforderung für Architekten<br />
besteht darin, auf die unterschiedlichen<br />
Anforderungen der Bevölkerung – aber<br />
auch auf die Vorschriften der Verwaltung<br />
– richtig zu reagieren. Mit seinem Projekt<br />
zeigt Andreas Fogarasi, welche Formen<br />
und Ausmaße stadtgestalterische Neuerungen<br />
annehmen und welche Richtung sie in<br />
Zukunft einschlagen können. Seine Arbeit<br />
sieht der Künstler nicht als vollendet an. Die<br />
Zahl der Bauwerke wurde zufällig gewählt,<br />
wobei er in Zukunft eine Erweiterung nicht<br />
ausschließt. Denn für ihn ist der stadtgestalterische<br />
und architektonische Wandel<br />
niemals abgeschlossen. Jeder Ort lebt von<br />
der Veränderung, die sich an menschlichen<br />
Bedürfnissen orientiert.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
28<br />
Bau & Recht<br />
Die Dekarbonisierung<br />
von Gebäuden im Interesse<br />
des Klimaschutzes<br />
Der Kampf gegen den Klimawandel und der Umgang mit seinen Folgen ist eine zentrale<br />
Herausforderung der Politik unserer Zeit. In der gegenwärtigen politischen Diskussion<br />
steht dabei auch die Dekarbonisierung von Gebäuden stark im Fokus. Immerhin<br />
nimmt der Gebäudesektor, insbesondere die Energie- und Wärmeversorgung von Gebäuden,<br />
einen nennenswerten Anteil an den Treibhausgasemissionen insgesamt ein.<br />
Text: Ing. Mag. Julia Haumer-Mörzinger und Mag. Matthias Nödl (Co-Autor)<br />
Ausgehend von den Klimaschutzzielen der<br />
Europäischen Union sollen die Treibhausgasemissionen<br />
bis zum Jahr 2050 auf ein<br />
Niveau verringert werden, das um 80 bis<br />
95 % geringer ausfallen soll als jenes im<br />
Jahr 1990. Der nationale Energie- und Klimaplan,<br />
mit dem sich Österreich ausdrücklich<br />
zu den Klimaschutzzielen von Paris<br />
bekannt hat, unterstützt die Klimaschutzziele<br />
der Europäischen Union und sieht 300<br />
Maßnahmen zur Erreichung der gemeinsamen<br />
Energie- und Klimaziele der EU vor.<br />
Die neue türkis-grüne Bundesregierung<br />
hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ziele<br />
des Pariser Klimaschutzabkommens zu<br />
erfüllen und zum Vorreiter im Klimaschutz<br />
zu werden. Das nunmehr Anfang Jänner<br />
<strong>2020</strong> veröffentlichte Regierungsprogramm<br />
sieht daher vor, dass bis spätestens 2040<br />
die Klimaneutralität Österreichs erreicht<br />
werden soll. Durch die Dekarbonisierung<br />
Österreichs soll also ein Gleichgewicht zwischen<br />
den Treibhausgasemissionen und<br />
der Absorption von Kohlenstoff aus der<br />
Atmosphäre („Netto-Null“) erreicht werden.<br />
Derzeit entfallen rund 36 % des Gesamtenergieverbrauchs<br />
der Europäischen Union<br />
auf Gebäude und rund 40 % des Endenergieverbrauchs<br />
werden für die Heizung und<br />
Kühlung von Gebäuden verwendet. Ausgehend<br />
von diesen Zahlen ist klar ersichtlich,<br />
dass die Immobilienwirtschaft, insbesondere<br />
die Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden<br />
eine zentrale Rolle beim Klimaschutz<br />
einnimmt.<br />
Das Regierungsprogramm sieht daher unter<br />
anderem vor, dass der Gebäudesektor durch<br />
den konsequenten Umstieg auf Heiz- und<br />
Kühlsysteme mit erneuerbaren Energien zur<br />
angestrebten Energiewende beitragen soll.<br />
Die Versorgung von Gebäuden mit fossilen<br />
Energieträgern (Erdöl, Kohle, Erdgas, etc.)<br />
soll bis spätestens 2035 ausgedient haben.<br />
Der Umstieg auf Heiz- und Kühlsysteme<br />
mit erneuerbaren Energien wird auch durch<br />
das „100.000-Dächer-Programm“ gefördert,<br />
wodurch ein Anreiz für Privatpersonen geschaffen<br />
werden soll, die Dachflächen ihrer<br />
Gebäude für die Energiegewinnung durch<br />
Fotovoltaik-Module zu nutzen.<br />
Bestehende Gebäude sollen gemäß dem<br />
Regierungsprogramm durch thermische<br />
Sanierungen energieeffizienter werden und<br />
so zur Reduktion des Energieverbrauchs<br />
beitragen. Die Erhöhung der Sanierungsrate<br />
ist dabei mit einem Zielwert von 3% sehr<br />
ambitioniert angesetzt. Derzeit beträgt die<br />
Sanierungsrate in Österreich nur rund 0,7 %<br />
und ist seit dem Jahr 2010 zudem rückläufig.<br />
Zur Erreichung des Zielwerts von 3% ist<br />
daher eine Vervierfachung sowie eine massive<br />
Förderoffensive und Weiterentwicklung<br />
der Wohnbauförderung erforderlich.<br />
Eine weitere Hürde zur Erhöhung der Sanierungsrate<br />
besteht derzeit darin, dass<br />
alle nützlichen Verbesserungen und substanzändernden,<br />
über den Erhaltungszweck<br />
hinausgehenden Baumaßnahmen, zum<br />
Bereich der außerordentlichen Verwaltung<br />
gemäß den gesetzlichen Bestimmungen<br />
des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG)<br />
zählen. Hinsichtlich der Maßnahmen der<br />
außerordentlichen Verwaltung entscheidet<br />
bei Liegenschaften, an welchen Wohnungseigentum<br />
begründet ist, die Mehrheit<br />
der Wohnungseigentümer. Jedoch<br />
haben die überstimmten Wohnungseigentümer<br />
das Minderheitsrecht, eine gerichtliche<br />
Aufhebung des Mehrheitsbeschlusses<br />
zu verlangen.<br />
Substanzändernde, über den Erhaltungszweck<br />
hinausgehende, Baumaßnahmen<br />
sind insbesondere umfangreiche Generalsanierungen<br />
von Gebäuden (z.B. thermische<br />
Sanierung), der Einbau eines Aufzuges<br />
sowie die Neugestaltung von Fassaden.<br />
Auch die Errichtung einer Photovoltaikanlage<br />
zählt seit einer entsprechenden höchstgerichtlichen<br />
Judikatur zu den Maßnahmen<br />
der außerordentlichen Verwaltung, sofern<br />
diese den gemeinschaftlichen Interessen<br />
(z.B. Energieersparnis) der Wohnungseigentümer<br />
dient.<br />
Bei der oft geforderten Nachrüstung von<br />
E-Ladestationen in Gebäuden stellt sich die<br />
derzeitige Rechtslage jedoch komplexer dar.<br />
Hierbei ist zu unterscheiden, ob die E-Ladestation<br />
von einem einzelnen Wohnungseigentümer<br />
an seinem Wohnungseigentumsobjekt<br />
oder an allgemeinen Teilen der<br />
Liegenschaft errichtet werden kann sowie<br />
die Nutzung allen interessierten Wohnungseigentümern<br />
offensteht. Die Errichtung der<br />
E-Ladestation durch einen einzelnen Wohnungseigentümer<br />
stellt eine Änderung des<br />
Wohnungseigentumsobjekts dar und bedarf<br />
der Zustimmung aller Mit- und Wohnungseigentümer.<br />
Die Errichtung der E-Ladestation<br />
auf allgemeinen Teilen der Liegenschaft,<br />
welche jedem interessierten Wohnungseigentümer<br />
zur Verfügung steht, erfolgt im<br />
Gemeinschaftsinteresse und ist daher unter<br />
die Maßnahmen der außerordentlichen Verwaltung<br />
zu subsumieren.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
| BA12-14G |<br />
Eine Steuerung<br />
Bau & Recht<br />
für alle Gewerke<br />
Integrale, PC-basierte Gebäudeautomation<br />
von Beckhoff<br />
Das Regierungsprogramm stellt im Hinblick auf den<br />
Klimaschutz für die Errichtung von Photovoltaikanlagen<br />
und die Nachrüstung von E-Ladestationen bei<br />
der Anwendung der gesetzlichen Bestimmungen<br />
des WEG Erleichterungen (einfachere Beschlussfassung,<br />
Schaffung von neuen Mehrheitserfordernissen)<br />
in Aussicht. Maßnahmen zur Dekarbonisierung<br />
von Gebäuden sollen in Zukunft zudem nicht mehr<br />
als „Verbesserungsmaßnahmen“, sondern als „Erhaltungsmaßnahmen“<br />
gewertet werden. Eine Erhaltungsmaßnahme<br />
stellt im Unterschied zu einer Verbesserungsmaßnahme<br />
eine solche der ordentlichen<br />
Verwaltung gemäß § 28 WEG dar. Die geplante Novellierung<br />
des WEG würde die Beschlussfassung der<br />
Wohnungseigentümergemeinschaft über Dekarbonisierungsmaßnahmen<br />
sohin erheblich vereinfachen.<br />
Unklar ist insbesondere, ob die geplante Rechtslage<br />
dazu führt, dass die Dekarbonisierung von Gebäuden<br />
fortan auch vor dem Mietrechtsgesetz (MRG) als<br />
Erhaltungsmaßnahme zu werten ist, zu deren Umsetzung<br />
der Vermieter (z.B. als Gebäude- oder Wohnungseigentümer)<br />
verpflichtet sein soll bzw. deren<br />
Umsetzung der Mieter gerichtlich durchsetzen kann.<br />
Dies wäre zumindest denkbar. Andernfalls bestünde<br />
ja für viele Vermieter – nach der derzeit geltenden<br />
Rechtslage – kaum ein Anreiz, eine „grüne Sanierung“<br />
ihres Gebäudes zu veranlassen, weil sie für die<br />
Vermietung eines energieeffizienteren Gebäudes idR<br />
auch keinen höheren Mietzins lukrieren können.<br />
Es bleibt abzuwarten, wie der Gesetzgeber die nach<br />
dem Regierungsprogramm geplanten Maßnahmen<br />
zur Dekarbonisierung von Gebäuden umsetzen wird;<br />
dies zumal das Regierungsprogramm diesbezüglich<br />
vorwiegend aus Überschriften bzw. Bulletpoints besteht<br />
und die konkrete Umsetzung noch von der Einigung<br />
der Regierungsparteien und der konkreten Ausgestaltung<br />
zu verschiedenen Themenbereichen (z.B.<br />
zur angestrebten ökosozialen Steuerreform) abhängt.<br />
www.beckhoff.at/building<br />
Die offene, PC-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff bildet die<br />
Grundlage einer integralen Gebäudeautomation, die alle Anforderungen<br />
an eine nachhaltige und effiziente Lösung erfüllt. Eine<br />
einheitliche Hard- und Softwareplattform steuert alle Gewerke, von<br />
der nutzungsgerechten Beleuchtung über die komfortable Raumautomation<br />
bis zur hocheffizienten HLK-Regelung. Das Ergebnis:<br />
Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke werden die<br />
Energieeinsparpotenziale über die Energieeffizienzklassen hinaus<br />
voll ausgeschöpft. Darüber hinaus reduziert die integrale Gebäudeautomation<br />
Hardware-, Software- und Betriebskosten. Für alle<br />
Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung,<br />
die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen<br />
oder -änderungen sind jederzeit möglich.<br />
Die ganzheitliche Automatisierungslösung<br />
von Beckhoff:<br />
Flexible<br />
Visualisierung/<br />
Bedienung<br />
Skalierbare Steuerungstechnik,<br />
modulare I/O-<br />
Busklemmen<br />
Microsoft Technology<br />
Center, Köln:<br />
Die integrale Gebäudeautomatisierung<br />
wurde mit<br />
PC- und Ethernet-basierter<br />
Steuerungstechnik von<br />
Beckhoff realisiert.<br />
Modulare<br />
Software-<br />
Bibliotheken
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
30<br />
Alt & Neu<br />
Neu aufgesetzt<br />
Universitätsbibliothek Karl-Franzens-Universität/ Graz/ Atelier Thomas Pucher ZT GmbH<br />
Text: Alexndra Ullmann Fotos: Crystal O‘Brien-Kupfner und Anna Artaker; David Schreyer<br />
Das Bibliotheksgebäude der Karl-Franzens-Universität<br />
Graz bekam vom Atelier Thomas Pucher eine gläserne<br />
Krone in Form eines gewaltigen flachen Kubus mit<br />
Stahlkonstruktion aufgesetzt − doch nicht nur das.<br />
Hinzu kommen auch tief greifendere Überlegungen und<br />
Entscheidungen. So wurde die historische Fassade des<br />
Bestandsgebäudes freigelegt, ein verbindendes Atrium<br />
und ein neuer Bibliotheksvorplatz geschaffen. Der<br />
resultierende Mehrwert ist groß.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
31<br />
Atelier Thomas Pucher ZT GmbH
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
32<br />
Alt & Neu<br />
Das Bauen mit und im Bestand wirft verschiedene<br />
Fragen auf: Was verträgt der Ort? Womit kann man<br />
weiterarbeiten? Wovon muss man sich trennen? Architekt<br />
Thomas Pucher findet durch seine sensible<br />
und klare Vorgehensweise für die Grazer Universitätsbibliothek<br />
passende Antworten darauf. Die Entscheidungen<br />
dafür, wie diese in Zukunft funktionieren<br />
soll, sind schon im Zuge des Wettbewerbes 2015<br />
gefallen und führten zu einem siegreichen ersten<br />
Platz. Im September 2019 wurde die Bibliothek der<br />
Karl-Franzens-Universität nun fertiggestellt und dabei<br />
nicht nur restauriert und erweitert, sondern auch<br />
neu strukturiert.<br />
Die Universitätsbibliothek war ein Konglomerat von<br />
einem historischen Gebäude aus dem Ende des<br />
19. Jahrhunderts und einigen Erweiterungen. Ein Ergänzungsbau<br />
aus den 1970er Jahren verdeckte die<br />
klassizistische Fassade des Bestandsbaus und wurde<br />
deshalb entfernt.<br />
Der Architekt entschloss sich auch dazu, die alte<br />
Struktur mit einer neuen zu überlagern. Das nicht<br />
nur in dem Sinne, dass ein neuer kubischer und verglaster<br />
Baukörper auf den Bestandsbau aufgesetzt<br />
wurde. Auch die Gebäudefunktionen und den Zugang<br />
organisierte man generell neu. Das führte zur<br />
Entscheidung, ein zentrales Atrium und einen neuen<br />
Vorplatz zu gestalten.<br />
Ankommen, verteilen, aufhalten, kontrollieren, veranstalten<br />
– das alles passiert im neuen Atrium, das als<br />
Verbindungsraum zwischen Hauptgebäude und Bibliotheksgebäude<br />
entstand. Die historische Fassade wird<br />
hier zu einem Bestandteil des Innenraumes.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
33<br />
Atelier Thomas Pucher ZT GmbH<br />
Der Bibliotheksplatz ist als neuer Umschlagsort für<br />
die Studierenden gedacht. Er bündelt die wichtigsten<br />
Verbindungsachsen und stellt einen attraktiven Aufenthaltsbereich<br />
im Außenraum dar. Damit der Platz<br />
nicht komplett der Witterung ausgesetzt ist, zieht<br />
sich der auskragende Glaskubus als überdeckendes<br />
Vordach über ihn. Auf dieser Platzdecke brachte die<br />
Wiener Künstlerin Anna Artaker den vergrößerten<br />
Kupferstich einer Buchillustration aus dem 17. Jahrhundert<br />
an. Sie verweist dadurch konkret auf die<br />
Bibliothek im Gebäudeinneren. Mit der gewählten<br />
zentralperspektivischen Darstellung setzt sie auch<br />
einen Bezug zur Universitätsgründung Ende des<br />
16. Jahrhunderts, wo die Zentralperspektive gerade<br />
den neuesten Kenntnisstand darstellte.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
34<br />
Alt & Neu<br />
Ein neues verglastes Atrium füllt den Raum zwischen<br />
dem Bibliotheks- und dem Hauptgebäude und<br />
schafft so eine Verbindung. Es dient auch als neuer<br />
Eingangsbereich und bietet durch seine Nutzungsmöglichkeit<br />
als Event- und Veranstaltungsbereich einen<br />
Mehrwert für die gesamte Universität. Nachdem<br />
man die Zugangskontrolle im Atrium passiert hat,<br />
gelangt man in das eigentliche Bibliotheksgebäude.<br />
Dort hat jeder Studierende die Wahl: Lesen und Lernen<br />
im historischen Lesesaal oder in einem der neuen<br />
Lesebereiche.<br />
Der historische Bibliothekslesesaal wurde im Zuge<br />
der Erweiterung einer Restaurierung unterzogen und<br />
erstrahlt wieder in seinem alten Glanz. Durch seine<br />
Glasdecke wird er natürlich belichtet und schafft so<br />
eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Um diese beizubehalten,<br />
schnitt man den darüber positionierten<br />
flachen Kubus an dieser Stelle ein und gibt durch<br />
Galerien den Blick auf das Glasdach des historischen<br />
Lesesaales frei. Um dieses herum sind auf zwei Ebenen<br />
neue Lesebereiche angeordnet, die insgesamt<br />
stärker zoniert sind und so den Studierenden abwechslungsreiche<br />
Räume bieten, die mal leiser und<br />
lauter oder größer und kleiner sind.<br />
Auch andere Bereich, die für das studentische Leben<br />
wertvoll sind, finden im Bibliotheksgebäude Platz.<br />
Es gibt einige loungeartige Aufenthaltsräume, einen<br />
neuen Vortragssaal, Räumlichkeiten für die Universitätsadministration<br />
und eine Dachterrasse.<br />
Der neue aufgestülpte Körper wird liebevoll „flying<br />
reading carpet“ genannt, Bezug nehmend auf die<br />
weite Auskragung und den roten Teppich, der als Bodenbelag<br />
im Inneren gewählt wurde. Kombiniert mit<br />
der weiß gestrichenen Stahlkonstruktion, der weißen<br />
Deckenverkleidung, den Glaselementen und der weißen<br />
Möblierung wirkt er sehr edel und schafft für die<br />
Studierenden eine angenehme Arbeitsatmosphäre.<br />
Mit seiner Erweiterung der Universitätsbibliothek Graz<br />
findet Architekt Thomas Pucher adäquate Antworten<br />
auf die eingangs gestellten Fragen. Die Umgestaltung<br />
kommt nicht nur dem Universitätscampus zugute,<br />
sondern vor allem auch den Studierenden. Er gibt dem<br />
Bibliotheksgebäude sein altes Gesicht mit einem neuen<br />
beeindruckenden Kopfschmuck zurück.<br />
Für die Studierenden<br />
gibt es im historischen<br />
Lesesaal und den neuen<br />
Lesebereichen zusammen<br />
650 Arbeitsplätze,<br />
zusätzlich entstand im<br />
Bibliotheksgebäude auch<br />
ein neuer Hörsaal mit 430<br />
Sitzplätzen.<br />
•
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
35<br />
Atelier Thomas Pucher ZT GmbH<br />
EG OG 3<br />
Universitätsbibliothek Karl-Franzens-Universität<br />
Universitätsplatz 3a, 8010 Graz<br />
Bauherr:<br />
Architekt:<br />
Projektleitung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Bundesimmobiliengesellschaft mbH (BIG)<br />
DI Thomas Pucher<br />
DI Magnus Griesbeck<br />
DI Roman Krajger, DI Pia Lackner, DI Hannes Stöffler, DI Matteo Saya,<br />
DI Dorota Nagowska, Josef Ebner, DI Dominik Zach, DI Gabriele Steinmann, DI Peter Rous,<br />
DI Alexander Ernst, Maximillian Michl, DI Philip Vossen, DI Joanna Czernicka<br />
Bollinger und Grohmann ZT GmbH<br />
Bebaute Fläche:<br />
3.518m² (neuer Überbau)<br />
Nutzfläche:<br />
9.547m²<br />
Planungsbeginn: 11/2015<br />
Fertigstellung: 09/2019<br />
Bauzeit:<br />
33 Monate<br />
Baukosten:<br />
28 Mio. Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
36<br />
Alt & Neu
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
37<br />
OK PLAN ARCHITECTS s.r.o.<br />
Schwarze Kunst<br />
Art Zone 8smička / Humpolec / OK PLAN ARCHITECTS s.r.o.<br />
Text: Peter Reischer Fotos: Lukáš Žentel<br />
Schon im Jahr 2010 sind die Gebäude der ehemaligen<br />
Textilfabrik Karel Trnka in Humpolec, Tschechien einer<br />
sogenannten Low-Cost-Erneuerung unterzogen<br />
worden – die dunkle, anthrazitfarbene Fassade war<br />
das augenfälligste Merkmal dieser Renovierung. Eine<br />
wesentlich grundlegendere Veränderung führten die<br />
OK Plan Architects in den Jahren 2016 - 2018 durch.<br />
Sie verwandelten den alten Bau in die Art Zone<br />
8smička (der „Achter“), in ein Kunst- und Kulturzentrum<br />
für die gesamte Region. Heute kann man in den<br />
Räumen des aus dem 19. Jahrhundert stammenden<br />
Komplexes (damals wurde die Stadt auch „Böhmisch<br />
Manchester“ genannt) moderne Kunst aus Tschechien<br />
und den angrenzenden Ländern betrachten. All<br />
das wird durch eine private Stiftung ermöglicht.<br />
Die Architekten Štěpán Malovec und Martin Odehnal<br />
von OK PLAN ARCHITECTS – sie haben ihr Büro<br />
gleich neben dem Fabriksbau angesiedelt – gliederten<br />
das dreigeschossige Bauwerk neu und sehr effektiv:<br />
Im Erdgeschoss befinden sich heute der Hauptausstellungsbereich,<br />
gewidmet der Tschechischen Moderne<br />
und der zeitgenössischen Kunst, ein Café und<br />
ein Buchgeschäft. Diverse Nebenräume, WC-Anlagen<br />
und ein multifunktionaler Konferenzraum ergänzen<br />
das Programm auf dieser Ebene. Ein weiterer Ausstellungsbereich<br />
für moderne und zeitgenössische Kunst<br />
liegt im ersten Stock, zusammen mit einigen Privaträumen.<br />
Im zweiten Obergeschoss hat man das Depot der<br />
Bilder untergebracht, insgesamt beträgt die Nutzfläche<br />
ca. 3.000 m².<br />
u<br />
Eine alte Fabriksanlage<br />
in Humpolec/Tschechien<br />
haben die OK Plan Architects<br />
s.r.o. zu einem Ausstellungs-<br />
und Kulturzentrum<br />
umgewandelt. Das<br />
Projekt beweist, welche<br />
ästhetische und nachhaltige<br />
Substanz in alten<br />
Mauern stecken kann,<br />
wenn man ein bisschen<br />
Kreativität anwendet. Reuse<br />
statt new-built!
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
38<br />
Alt & Neu<br />
Das optische Signet dieser Institution – ein riesiger<br />
Achter an der dunkelgrauen Fassade – ist schon von<br />
der Autobahnausfahrt der D1 aus zu sehen. In den<br />
beiden Umrisskreisen dieses Achters ändern sich<br />
ständig die Logos, je nach Ausstellung und Thema,<br />
das schlägt sich bis auf die Internetpräsenz der Galerie<br />
durch. Überhaupt haben die Architekten die<br />
Identität des Projektes durch die Ziffer 8 und deren<br />
visuelle und typografische Varianten geprägt: Im<br />
Bookstore sind jeweils acht Stapel Kataloge nebeneinander<br />
zu finden, im Café sind jeweils acht gleiche<br />
Köstlichkeiten in der Vitrine angeordnet, das Personal<br />
ist mit entsprechenden Kleidern und T-Shirts versehen<br />
usw. Ein weiteres Wahrzeichen der Anlage ist<br />
natürlich der riesige, erhalten gebliebene Schlot aus<br />
roten Ziegeln.<br />
Betritt man als Besucher vom kleinen Kundenparkplatz<br />
aus das Gebäude, ist man zu allererst von der<br />
Klarheit und Stringenz der verwendeten Materialien<br />
überrascht. Um so mehr, wenn man die Information<br />
bekommt, dass eigentlich alles Sichtbare entweder<br />
recycelt, oder aus alten Materialien neu interpretiert<br />
ist. Die dunkelgrauen Betonsteine, die im Inneren teilweise<br />
sichtbar sind, entsprechen genau den Größen<br />
der an der Außenfassade verwendeten Steine, wurden<br />
aber großteils neu erzeugt. Die Bücherregale im<br />
Café und dem angrenzenden Sitzbereich sind aus<br />
alten Traggestellen, die man in der Stoffproduktion<br />
verwendet hatte, hergestellt und neu interpretiert.<br />
Radiatoren in den Ausstellungshallen haben einen<br />
industriellen Touch und entsprechen dem Design der<br />
damaligen Zeit, wirken aber topmodern.<br />
Auf der Eingangsebene<br />
finden sich großzügige,<br />
klare Räume für den<br />
Ausstellungsbereich, den<br />
Shop und das Café.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Beeindruckend ist auch das technische Equipment<br />
der Galerie: Hightech, wohin man blickt und alles perfekt<br />
verarbeitet. Das liegt auch an den abgehängten<br />
Gipsdecken, diese verbergen die darunter liegende<br />
Infrastruktur, wie Klimaanlage, Verrohrung und Beleuchtungssysteme<br />
und sind gleichzeitig, durch ihre<br />
Gestaltung eine sehr wirksame Akustikdämmung.<br />
Alles dient dem Komfort, der Konzentration und der<br />
Geruhsamkeit der Besucher. Diese Akustikdecken<br />
beschränken zwar die Raumhöhe von 3 auf 2,60<br />
Meter, tun aber der Großzügigkeit der Inszenierung<br />
keinen Abbruch. Es ist ein durchgehender und harmonischer<br />
Kompromiss zwischen Industriehalle und<br />
Galerieraum, der ideale akustische Bedingungen für<br />
Sprache und Vorträge in den Räumen bietet – es ist<br />
keinerlei Nachhall zu bemerken.<br />
Auch bei den Beleuchtungskonzepten waren die Architekten<br />
erfinderisch. Licht ist ja ein wesentliches<br />
Element für alle musealen Bereiche und Konzepte,<br />
so auch für das Innere des 8mička‘s. Naturlicht ist<br />
klarerweise schwieriger zu beherrschen und kann<br />
auch bei den Exponaten Schäden hervorrufen, sowie<br />
Alterungsprozesse beschleunigen. Deshalb wählte<br />
man ein sehr ausgeklügeltes, künstlerisches System.<br />
Diese Technologie ermöglicht es sowohl Spotlights<br />
für bestimmte Objekte zu verwenden, wie auch<br />
Streulicht und andere Effekte. Das Aufbausystem<br />
stellt ein wandlungsfähiges Arrangement für Licht in<br />
allen Räumen zur Verfügung, denn jede Ausstellung<br />
verlangt nach einer individuellen Lichtinszenierung.<br />
Dies wird durch eine leichte Veränderungsmöglichkeit<br />
der Lampen ermöglicht, bedient werden sie<br />
mittels digitalem Fernsteuerungssystem DALI über<br />
Computer oder mobile Endgeräte.<br />
u<br />
39<br />
OK PLAN ARCHITECTS s.r.o.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
40<br />
Alt & Neu<br />
Eine Vorgabe für die Erneuerung der Fabrik war es,<br />
die alten Fensteranordnungen in der Fassade zu erhalten.<br />
Man verwendete Metallfenster im Industriedesign<br />
mit einer Doppelverglasung und im Erdgeschoss<br />
und ersten Stock wurden semitransparente<br />
Scheiben eingesetzt. So ist der Lichtschutz der Ausstellungsobjekte<br />
gewährleistet. Im zweiten Stock hat<br />
man aus Sicherheitsgründen für das Depot lichtundurchlässige<br />
Scheiben verwendet.<br />
Das Herz der notwendigen Klimaanlage ist in einem<br />
Maschinenraum im Keller untergebracht. Die<br />
Heizung der gesamten Räume wird mit zwei Luft/<br />
Wasser-Wärmepumpen bewerkstelligt. Diese Anlage<br />
versorgt alle Räume mit Frischluft und Wärme. Jeder<br />
Ausstellungsraum besitzt eine Steuerung, um die<br />
Temperatur zwischen 18 und 20 Grad und die Luftfeuchtigkeit<br />
zwischen 50 und 55 Prozent zu halten,<br />
denn das ist für die Exponate lebenswichtig. Die raumbezogene<br />
Steuerungseinheit ist jeweils in Nischen der<br />
Struktur untergebracht. Die Radiatoren sind immer in<br />
Fensternähe angeordnet, um das Risiko von Kondensatbildung<br />
an den Glasflächen zu minimieren.<br />
Die Fußböden der Galerieräume und der Buchhandlung<br />
im Erdgeschoss sind mit einem Epoxidharz überzogen<br />
und im ersten Stock entsteht eine gemütliche Atmosphäre<br />
durch die Verwendung von Eichenbrettern,<br />
genauso wie im Café im Erdgeschoss. Die Architekten<br />
haben ausschließlich tschechische, nach Möglichkeit<br />
sogar lokale Firmen und Handwerker beschäftigt: So<br />
stammt die Kaffeehauseinrichtung von TON und die<br />
Frontseite der Bar ist mit Resten von Bilderrahmenprofilen<br />
verkleidet – ein perfektes Recycling. •<br />
In den, im Obergeschoss<br />
gelegenen, Veranstaltungsräumen<br />
dominieren<br />
warme Farben und<br />
Materialien.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
41<br />
OK PLAN ARCHITECTS s.r.o.<br />
PŮDORYS 1NP<br />
PŮDORYS 2NP<br />
1.09<br />
96 m 2<br />
1.10<br />
139 m 2<br />
1.11<br />
68 m 2<br />
113 m 63 m 103 m2 2 2 1.13<br />
1.06<br />
1.12 1.14<br />
1.08<br />
1.03 1.07<br />
1.02<br />
1.15<br />
1.05<br />
1.18<br />
LEGENDA MÍSTNOSTÍ<br />
2.02 2.03<br />
1.01 ZÁDVEŘÍ 101 m 2<br />
1.02 KAVÁRNA<br />
1.03 MANIPULACE - CATERING<br />
1.04 ÚKLID<br />
1.05 ŠATNA<br />
1.06 ZVEDACÍ ŠACHTA<br />
1.07 VÝTAH<br />
1.08 VÝSTAVNÍ PROSTOR<br />
1.09 VÝSTAVNÍ PROSTOR<br />
1.10 VÝSTAVNÍ PROSTOR<br />
1.11 AUDITORIUM<br />
2.06<br />
1.12 HALA- ŠATNA<br />
2.05<br />
1.13 WC MUŽI<br />
1.14 WC ŽENY<br />
2.04<br />
1.15 SERVER<br />
1.16 KNIHKUPECTVÍ, POKLADNA<br />
A RECEPCE<br />
1.17 ÚDRŽBA<br />
2.01<br />
1.18 KOTELNA<br />
1.19 KOMÍN<br />
2.07 2.08<br />
2.09<br />
2.10<br />
2.12<br />
2.13<br />
LE<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
2.<br />
278 m 2 143 m 2 123 m 2<br />
1.04<br />
1.01<br />
1.16 1.17<br />
2.11<br />
2.14<br />
1.19<br />
EG OG 1<br />
SITUACE<br />
ŘEZ<br />
Art Zone 8mička<br />
Humpolec, Tschechische Republik<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Endowment Fund 8smička<br />
OK PLAN ARCHITECTS, s.r.o.<br />
Architekt Luděk Rýzner, Ing. arch. František Čekal<br />
Dagmar Palánová<br />
Grundstücksfläche: 3.000 m 2<br />
Baufläche: 1.073 m 2<br />
Nutzfläche: 3.000 m 2<br />
Planungsbeginn: 2015<br />
Bauzeit: 11/2016 - 03/2018<br />
Fertigstellung: 04/2018
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
42<br />
Alt & Neu<br />
Aus dem<br />
Feuer geboren<br />
Battersea Arts Centre / London / Haworth Tompkins Architects<br />
Text: Peter Reischer Fotos: Fred Howarth, Philip Vile, Morley von Sternberg<br />
1666 stand fast ganz London während einer Feuersbrunst<br />
in Flammen. Aber auch in letzter Zeit reihen sich<br />
denkwürdige Brandkatastrophen aneinander: der<br />
Crystal Palace 1936, die Valley-Parade-Feuerkatastrophe<br />
1985, Brand im Bahnhof King´s Cross St. Pancras<br />
1987, Brand im Windsor Castle 1992, der Grenfell<br />
Tower 2017. In Fachkreisen herrscht die Meinung,<br />
dass man es in Großbritannien mit dem Brandschutz<br />
nicht so genau nimmt und nur durch Glück bei derartigen<br />
Katastrophen nicht noch mehr Menschenleben<br />
zu beklagen waren.<br />
Glück im Unglück hatte man auch beim Feuer, das die<br />
Grand Hall des Battersea Arts Centres (BAC) in London<br />
im Jahr 2015 zerstörte. Die Architekten des Büros<br />
Haworth Tompkins (HT) arbeiteten bereits seit<br />
2006 an der Neukonfigurierung und Gestaltung des<br />
BAC. Das ehemalige Rathaus, im Südwesten Londons<br />
gelegen, war 1893 von E. W. Mountford entworfen<br />
worden. Es war „Grade II listed“ (englische Denkmalschutzkategorie),<br />
wegen seiner wichtigen politischen<br />
Rolle, die es bei der Entstehung der Suffragettenund<br />
Arbeiterbewegung im frühen 20. Jahrhundert<br />
hatte. Seit 1974 beherbergte es bereits das BAC,<br />
eine der wichtigsten Brutstätten der neuen Kunst<br />
der Performance in England. Das Büro HT arbeitete<br />
hier bereits seit 2007 mit dem BAC, Theaterkünstlern<br />
und den lokalen Vereinigungen zusammen und<br />
in einem kreativen, experimentellen Prozess sollte<br />
der ganze Komplex zu einem lebendigen, adaptiven<br />
Organismus umgeformt werden. Im Betrieb sollten<br />
dann die traditionellen Grenzen zwischen Publikum<br />
und Künstlern, dem Foyer und Auditorium aufgelöst<br />
werden und so eine nahezu unendliche Spielfläche<br />
von Kombinationen entstehen.<br />
u<br />
Während der Sanierung<br />
des Battersea Art<br />
Centers in London durch<br />
die Haworth Tompkins<br />
Architekten, vernichtete<br />
ein verheerendes Feuer<br />
die sogenannte Grand<br />
Hall und weitere Teile des<br />
Bauwerkes. Diese Katastrophe<br />
war der Anlass, die<br />
Folgen dieses Ereignisses<br />
in den Prozess einzubeziehen<br />
und so zu einer<br />
sehenswerten Neuinterpretation<br />
der historischen<br />
Architektur zu gelangen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
43<br />
Haworth Tompkins Architects
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
44<br />
Alt & Neu<br />
Man begann mit einer Reihe von improvisierten,<br />
nicht invasiven Eingriffen um eine spielerische Strategie<br />
für die Veränderung zu testen und eine neue<br />
Designsprache für die Architektur zu entwickeln. Die<br />
Umbauten fanden stufenweise statt, zuerst im Café<br />
und der Eingangshalle als 2015 ein Feuer während<br />
der Bauarbeiten die sogenannte Grand Hall komplett<br />
zerstörte. Der Schock der Verwüstung brachte aber<br />
neue Möglichkeiten für die Gestaltung und die Rekonstruktion.<br />
Die aus Ziegeln bestehenden Außenwände<br />
der Halle waren zwar angegriffen, konnten<br />
aber stabilisiert und in ihrer Tragfähigkeit erhalten<br />
bleiben. Das Dach und die denkwürdige, gewölbte<br />
Gipsdecke wurden allerdings komplett vernichtet.<br />
Also rekonstruierte man das tonnenförmige Dach<br />
und anstatt des Gipsgewölbes bauten die Architekten<br />
– sozusagen als signifikantes Merkmal eines<br />
Change-Prozesses und einer Evolution – eine aus<br />
Sperrholzplatten bestehende Decke ein, die sich von<br />
den Oberkanten der Seitenwände ausgehend der<br />
ursprünglichen Gewölbekurvatur folgend erstreckt.<br />
Die Konstruktion aus gefrästen Sperrholzplatten,<br />
dreifach mit Abstandshaltern in die Tiefe gestaffelt,<br />
bieten eine spektakuläre Neuinterpretation der<br />
neobarocken Decke aus Gips. Vor allem der Kontrast<br />
zwischen perfekter Decke und den brandbeschädigten<br />
Wänden macht den Reiz dieses Projektes aus.<br />
Eine neue technische Infrastruktur, verborgen über<br />
dieser Decke, bietet nun eine natürliche Ventilation,<br />
wesentlich größere theatralische Möglichkeiten und<br />
eine variable Akustik um sowohl das gesprochene<br />
Wort, wie auch Dramen, Festivals, Hochzeiten und<br />
Konzertaufführungen zu ermöglichen.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
45<br />
Haworth Tompkins Architects<br />
Die Oberflächen der Hallenwände und der sie umgebenden<br />
Gänge sind in dem Zustand belassen worden,<br />
wie sie nach dem Brand vorgefunden wurden. Sie<br />
spiegeln einen pompejanischen Reichtum an Oberflächen,<br />
Strukturen und Farben wider. Beleuchtet<br />
werden sie heute von Hängelampen, extra entworfen<br />
von Haworth Tompkins und dem Produktdesigner<br />
Robert McIntyre. In den Korridoren nimmt eine gelochte,<br />
abgehängte Decke sowohl in Farbe wie auch<br />
Konzept das Motiv der Tonnendecke der Grand Hall<br />
wieder auf. Die Orgel der Halle, entworfen von Robert<br />
Hope-Jones, war Gott sei Dank zur Zeit des Brandes<br />
größtenteils abgebaut und zur Restaurierung ausgelagert.<br />
Sie wurde auf einer Tribüne wieder aufgebaut,<br />
um eine größere Flexibilität für die Nutzung der Bodenfläche<br />
zu gewährleisten. Demontable Sitzreihen<br />
und die umlaufenden Galerien verbinden sich mit<br />
der Tribüne und lassen verschiedenste Nutzungen<br />
bei Events zu. Die Bar der Grand Hall hat man in<br />
Zusammenarbeit mit dem Künstler Jake Tilson, der<br />
akribisch die zerstörten Stoffe nach dem Brand rekonstruierte,<br />
neu gestaltet und so einen hochinteressanten<br />
Blickfang geschaffen.<br />
u<br />
Die Stahlkonstruktion über der neuen Hallendecke<br />
aus den Sperrholzmodulen bietet<br />
genug Platz für Installationen, Klimatisierung<br />
und Technik.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
46<br />
Alt & Neu<br />
Die Lower Hall (unter der Grand Hall) wurde vom<br />
BAC in einen kreativen Kollaborationsbereich mit<br />
der Bezeichnung „Scratch Hub“ umgewandelt. Hier<br />
bieten sich Areale für lokale Start-ups, Künstler, gesponsorte<br />
Veranstaltungen und soziale Events. An<br />
der Außenseite weisen – chirurgisch in der Fassade<br />
eingebettet – Signalbalken auf die Eingänge hin. Die<br />
Town Hall Road, die leicht erhöht im Osten der Halle<br />
verläuft, ist landschaftsgestalterisch behandelt mit<br />
gemeinschaftlichen Pflanzbeeten und Sitzbereichen<br />
im Freien.<br />
Um das natürliche Licht tief in das Gebäudeinnere<br />
zu bringen und um die Orientierung zu verbessern,<br />
hat man einen neuen Hof als Veranstaltungsort geschaffen.<br />
Und zwar, indem man selektiv einen nicht<br />
benutzten Lichthof im Inneren des Bauwerkes entkernte.<br />
Die neuen Wandflächen sind mit glasierten<br />
weißen Ziegeln belegt, um die Helligkeit des Raumes<br />
durch Reflexion des Naturlichtes zu erhöhen, und<br />
zwar nicht nur im Hof, sondern auch in den umliegenden<br />
Gängen. Man hat generell Wegführungen wieder<br />
geöffnet und verbessert und so die Lesbarkeit des<br />
ursprünglichen Mountford-Entwurfes wieder hervorgeholt.<br />
Das manifestiert auch die konsequente Entwicklung<br />
der architektonischen Substanz. Unbenutzte<br />
Dachräume und -böden sind in Büros, Dachgärten<br />
und Schlafgelegenheiten für „Artist in Residence“<br />
verwandelt worden.<br />
All die Erneuerungen, Einbauten und Rekonstruktionen<br />
dieses historischen Gebäudes und die komplette<br />
Rekonfiguration seines Innenlebens, verbinden<br />
heute Performance, historisches Erbe und die lokale<br />
Gemeinschaft, sie machen das BAC für die nächste<br />
Phase seines Lebens in unserer, sich rasant ändernden<br />
Welt, fit. Architekten und Auftraggeber waren<br />
hier gleichberechtigte Partner während des ganzen<br />
Prozesses, sie teilten sich die Autorenschaft und erzeugten<br />
eine vibrierende, kreative Zusammenarbeit.<br />
•<br />
Auch der neu geschaffene<br />
Innenhof zeigt alte Gebäudestrukturen.<br />
Er trägt<br />
mit seinen weißen Wänden<br />
zu einer Aufhellung<br />
auch der – hinter seinen<br />
Begrenzungen liegenden<br />
– Innenräume bei.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
47<br />
Haworth Tompkins Architects<br />
OG 1<br />
EG<br />
UG<br />
Battersea Arts Centre<br />
London, England<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Statik:<br />
Battersea Arts Centre<br />
Haworth Tompkins<br />
Price and Myers, Heyne Tillet Steel<br />
Grundstücksfläche: 5.625 m 2<br />
Nutzfläche: 2.396 m 2<br />
Grand Hall: 570 m 2<br />
Planungsbeginn: 2007<br />
Bauzeit: 03/2015 – 08/2018<br />
Fertigstellung: 2018<br />
Baukosten:<br />
22,5 Mio. Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
48<br />
Alt & Neu<br />
Von Zucker und<br />
Zeitgeschichte<br />
10 Jay / New York City / ODA New York<br />
Text: Edina Obermoser Fotos: Pavel Bendov<br />
ODA Architects verwandelten in New York City eine<br />
ehemalige Zuckerfabrik in Büroräume. Unter den<br />
strengen Augen des Denkmalschutzamts gelangt es<br />
den Architekten, das geschichtsträchtige Gebäude an<br />
der 10 Jay Street behutsam zu revitalisieren. Der Bau<br />
wurde auf seine Grundmauern reduziert, um eine neue<br />
Fassade ergänzt und so der Charme des historischen<br />
Bestands inmitten der modernen Großstadt erhalten.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
49<br />
ODA New York
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
50<br />
Alt & Neu<br />
Am Fuße der berühmten Manhattan Bridge und unmittelbar<br />
am East River prägt das Gebäude an der<br />
10 Jay Street seit jeher das Stadtgefüge und erinnert<br />
an die industrielle Vergangenheit der amerikanischen<br />
Metropole. Die ehemalige Zuckerraffinerie<br />
der Arbuckle Brothers unterlief im Laufe der Jahre<br />
etliche Veränderungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
und dem Verkauf der Fabrik wurde mit dem Abriss<br />
eines Nachbarbaus auch die zur Wasserfront orientierte<br />
Fassade entfernt. Erhalten blieben nach den<br />
Abbrucharbeiten in den 50er Jahren nur die drei<br />
originalen Ansichten und die Innenraumgestaltung.<br />
Um das Loch zu flicken wurde das Gebäude daraufhin<br />
rundum in Beton gehüllt und im Zuge wechselnder<br />
kommerzieller und kreativer Nutzungen immer<br />
wieder leicht verändert. Während der Großteil der<br />
Industriebauten in dem beliebten New Yorker Viertel<br />
nach und nach teuren Apartments und Lofts weichen<br />
musste, blieb die Zuckerfabrik bis heute bestehen.<br />
ODA Architects widmen sich der Sanierung mit<br />
Bedacht und in Rücksicht auf die Vorschriften der<br />
Landmarks Preservation Commission, die sich um<br />
den Schutz historischer Bauten kümmert. u
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
51<br />
ODA New York<br />
Die kristalline Fassade<br />
spiegelt nicht nur die<br />
Umgebung, sondern auch<br />
die Vergangenheit der<br />
ehemaligen Zuckerfabrik<br />
wider und ergänzt die<br />
historischen Backsteinmauern.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
52<br />
Alt & Neu
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
53<br />
ODA New York<br />
Die tragende Struktur des zehnstöckigen Stahlrahmenbaus<br />
wurde in Folge der Sanierung bis auf den<br />
Kern ausgehöhlt. Erhalten blieb neben den drei plakativen<br />
Fassaden aus rotem Backstein, nur das Innenleben<br />
der einstigen Fabrik. Die alten Ansichten<br />
wurden restauriert und neue Aluminiumfenster in die<br />
Öffnungen gesetzt. Diese sind Nachbildungen der<br />
Originalfenster und passen die Außenhülle an heutige<br />
Energiestandards an. Vor die tragenden Säulen,<br />
der zum Wasser gerichteten Stirnseite des Gebäudes,<br />
legt sich das repräsentative Herzstück des Projekts<br />
in Manhattan – die auffällige Vorhangfassade. Sie<br />
setzt sich aus drei- und viereckigen Low-E-Glas- und<br />
Aluminiumflächen zusammen, die in verschiedenen<br />
Winkeln aufeinandertreffen. Die einzelnen Elemente<br />
werden von einer verzweigten Unterkonstruktion<br />
zusammengehalten. Den vorderen Abschluss der<br />
Geschossdecken bilden flache Paneele. Diese sind<br />
abwechselnd in Spiegelglas und, den Auflagen des<br />
Denkmalschutzamtes entsprechend, in rotem Backstein<br />
ausgeführt. Die neue Fassade wirkt mit ihrer<br />
kleinteiligen Gestaltung fast kristallin und soll damit<br />
an die Geschichte der ehemaligen Zuckerraffinerie<br />
erinnern. Wie ein riesiges Kaleidoskop spiegeln die<br />
geneigten, speziell beschichteten Glasflächen den<br />
Himmel, die umliegenden Wolkenkratzer, die Brücke<br />
und den East River wider und werden zum Blickfang<br />
des Bürobaus.<br />
Entgegen erster Überlegungen der Bauherren, die<br />
ehemalige Fabrik in einen Wohnbau zu verwandeln,<br />
fiel die Entscheidung letzten Endes zugunsten einer<br />
Büronutzung aus. Im Erdgeschoss des rund 21.000 m 2<br />
großen Baus entstand mit dem auffälligen Foyer, das<br />
die Nutzer willkommen heißt, der einzige aufwendig<br />
ausgebaute Bereich. Zu seinen Highlights zählt ein<br />
riesiges, mit Moos bepflanztes Bild der Manhattan<br />
Bridge, sowie ein in Stein nachgebildeter Abschnitt<br />
der Fassade, der den Liftschacht einfasst.<br />
Die einzelnen Stockwerke blieben gänzlich unbespielt<br />
und fungieren als große, kreative Open-Space-Arbeitsbereiche.<br />
Sie werden nur von einem versorgenden<br />
Kern mit Erschließungszone und Nasszellen im<br />
rückseitigen Gebäudeteil, sowie dem regelmäßigen<br />
Raster der Säulen strukturiert. Mit der vollverglasten<br />
Hauptfassade öffnen sich die Räume zur Metropole<br />
und dem Fluss hin. Dies sorgt für reichlich Tageslicht<br />
und ein freundliches Ambiente im Inneren. Die Büros<br />
können flexibel angemietet und je nach Nutzung angepasst<br />
werden.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
54<br />
Alt & Neu<br />
Die industrielle Vergangenheit zeichnet sich auch im<br />
Inneren des Fabrikgebäudes an der 10 Jay Street klar<br />
ab. Bauliche Eingriffe und Reparaturen, die über die<br />
Jahre vorgenommen wurden, blieben im Zuge der Sanierung<br />
ebenso erhalten, wie die ursprüngliche Gestaltung<br />
der Räume. Roter Backstein und Ziegel kleiden<br />
die Wände. Rohe Böden, Stahl und Betonsäulen sorgen<br />
gemeinsam mit dekorativen Bögen für einen modernen<br />
Industriecharakter in sämtlichen Bereichen.<br />
Um auch die Uferpromenade neu zu beleben, entschieden<br />
sich die Besitzer Triangle Assets dafür,<br />
den Grund zwischen Gebäude und Wasser an den<br />
Brooklyn Bridge Park anzuschließen. Die Fläche ist<br />
nun Teil der kilometerlangen Parkanlage entlang des<br />
East Rivers, und lädt begrünt und mit Wegen durchzogen<br />
zum Spazieren, Laufen oder Erholen mit Blick<br />
auf die Manhattan Bridge ein. Diese Naherholungszone<br />
legt sich rund um den geschichtsträchtigen Bau<br />
und bettet ihn perfekt in seine Umgebung ein.<br />
ODA Architects meisterten die Gratwanderung zwischen<br />
Historie und modernem Neubau mit Bravour.<br />
Sie bereichern damit nicht nur die Skyline der Metropole<br />
um ein Stück gebauter Zeitgeschichte, sondern<br />
machen vor, wie durch Umnutzung bestehende Bauten<br />
revitalisiert und so neu ins Stadtgefüge integriert<br />
werden können.<br />
•<br />
Die Innenräume des<br />
Bürobaus bestechen mit<br />
offenen Grundrissen<br />
und modernem Industriecharme.<br />
Zwischen<br />
den restaurierten Säulen<br />
können die Arbeitsbereiche<br />
flexibel angepasst<br />
werden.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
55<br />
ODA New York<br />
10 Jay<br />
New York, USA<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Triangle Assets, Glacier Global Partners<br />
ODA New York<br />
Eran Chen, P. Christian Bailey, Ryoko Okada, Mark Bearak,<br />
Carolina Moscoso, Kate Samuels, Yongchun Choi, UnJae Pyon<br />
Active Design Group Engineering (ADG)<br />
Bebaute Fläche: ca. 21.000 m 2<br />
Planungsbeginn: 2016<br />
Fertigstellung: 2019
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
56<br />
Alt & Neu<br />
Wie Phönix<br />
aus der Asche<br />
Hastings Pier / White Rock, Hastings, Großbritannien / dRMM<br />
Text: Edina Obermoser Fotos: dRMM, Alex de Rijke, James Robertshaw, Hastings Pier Charity, Daniel Shearing, Jim Stephenson, Ståle Eriksen, Kinga Koren
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
57<br />
dRMM<br />
Der Hastings Pier blickt<br />
auf eine bewegte Geschichte<br />
zurück. Einst ein<br />
florierender Treffpunkt<br />
für Künstler, wird er<br />
1990 schwer beschädigt,<br />
geschlossen und<br />
fällt schließlich im Zuge<br />
eines Brandes 2010 den<br />
Flammen zum Opfer. Das<br />
Architekturbüro dRMM<br />
hauchte der Seebrücke<br />
neues Leben ein, indem<br />
es eine Symbiose aus Alt<br />
und Neu schaffte, die den<br />
Glanz vergangener Tage<br />
spüren lässt und zeitgemäß<br />
fortführt.<br />
Die Seebrücke im südostenglischen Hastings prägt<br />
den Küstenort seit langer Zeit. Mit ihrer turbulenten<br />
Vergangenheit gehört sie zur Identität der kleinen<br />
Stadt. Sie ist für die Bewohner nicht nur ein Bauwerk,<br />
sondern vielmehr kommunikativer Treffpunkt, Marktplatz<br />
und Naherholungsort zugleich. Zwei Jahre nach<br />
dem verheerenden Brand organisierte das Royal<br />
Institute of British Architects RIBA einen Wettbewerb<br />
zur Sanierung des Piers, den das britische Büro<br />
dRMM Architects für sich entscheiden konnte.<br />
Mit dem Entwurf bauen die Architekten auf dem zerstörten<br />
Bestand auf und übersetzen diesen behutsam<br />
in eine zeitgemäße Struktur. Dies gelingt unter<br />
anderem durch einen transparenten und partizipativen<br />
Planungsprozess, der die lokale Bevölkerung<br />
aktiv miteinbezog. Nachdem der Pier über die Jahre<br />
hinweg in seinen Funktionen nach und nach voller<br />
und starrer wurde und damit immer mehr seiner ursprünglichen<br />
Qualitäten verlor, sahen die Bewohner<br />
den Brand als Chance eines Neuanfangs. Die Seebrücke<br />
sollte wieder zu dem flexiblen, vielseitig nutzbaren<br />
Ort werden, der sie einst war.<br />
Die bestehende Unterkonstruktion aus Eisen wurde<br />
im Zuge der Sanierung erneuert und verstärkt. Auf<br />
das Fundament legt sich mit einem weitgehend unbespielten<br />
Deck das Herzstück des neuen Hastings<br />
Piers. Dieses bietet reichlich Platz für verschiedene<br />
Aktivitäten – egal ob für kulturelle Events wie Ausstellungen<br />
und Konzerte oder einen einfachen Spaziergang.<br />
Die neue Plattform reicht 280 m weit in den<br />
Ozean hinein. Während sie an ihrer schmalsten Stelle<br />
lediglich 14 m misst, dehnt sie sich an ihrem breitesten<br />
Punkt fast 60 m aus.<br />
Die Architekten übernahmen nicht nur das Fundament<br />
des Bestands, sondern auch die Reste der<br />
Brandruine. Sämtliche Holzteile, die vom Brand verschont<br />
blieben, wurden recycelt und für den Bau der<br />
neuen Seebrücke verwendet. Sie erinnern an vergangene<br />
Tage und sind sowohl nachhaltig als auch<br />
kostengünstig. Der Einsatz des Materials folgt einem<br />
simplen Prinzip – alle horizontal spannenden Elemente<br />
sind neu, die vertikalen Abschnitte in gerettetem<br />
Holz gefertigt.<br />
Einer von ursprünglich zwei historischen Pavillons<br />
im viktorianischen Stil bildet neben dem Grundgerüst<br />
der Seebrücke das einzige Relikt, das den Brand<br />
2010 überstanden hat. Er wurde behutsam restauriert<br />
und flankiert die Hauptplattform, die direkt an<br />
die Strandpromenade andockt. Seine lang gezogene,<br />
leicht gebogene Form mit je einer Kuppel zu beiden<br />
Enden ist dem freien Platz vor ihm zugewandt, der<br />
die Besucher auf dem Pier empfängt. Mit dem neuen<br />
Zinkdach fanden die Architekten eine kostengünstige<br />
Lösung, den restaurierungsbedürftigen Pavillon<br />
zu sanieren und gleichzeitig die Denkmalschutzbehörde<br />
zufriedenzustellen.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
58<br />
Alt & Neu<br />
Im Zentrum des Hastings Piers befindet sich das<br />
neue Besucherzentrum, das komplett aus Brettsperrholz<br />
gefertigt ist. Seine Ansichten kleidet der recycelte<br />
Bodenbelag der alten Seebrücke. Jedes Holz<br />
hat, gezeichnet durch das Feuer, eine dunkle und<br />
einzigartige Optik. Die Latten sind in einem Zickzackmuster<br />
verlegt, sodass die Ansichten des Baus<br />
von Weitem wie Sägezähne wirken. Erst bei näherer<br />
Betrachtung entpuppt sich die dreidimensionale<br />
Struktur als flache Fassadenverkleidung. Die zum<br />
Meer gerichtete Front des Gebäudes ist großflächig<br />
verglast. Durch die ziehharmonikaförmige Faltung<br />
der einzelnen Glaspaneele entstehen entlang der Außen-<br />
und Innenseite abgetrennte Sitznischen. An der<br />
dem Land zugewandten Querseite führt eine Treppe<br />
auf das Dach des Baus. Dort erwarten die Besucher<br />
szenische Ausblicke auf das Meer. Im Inneren des<br />
Zentrums blieben sämtliche Holzoberflächen und<br />
-träger unverkleidet und sorgen für eine gemütliche<br />
Atmosphäre. Außerdem wurde durch das Einsparen<br />
zusätzlicher Ausbauschritte das Gewicht reduziert<br />
– ein wesentlicher Faktor für die Planung der gezeitenbeeinflussten<br />
Konstruktion. Als weiterer Vorteil<br />
erweisen sich die niedrigeren Kosten.<br />
Das Besucherzentrum mit Panoramadach wird<br />
zum neuen Mittelpunkt des Piers. Eine sägezahnartige<br />
Fassade aus recyceltem Holz verleiht<br />
ihm einen raffinierten Touch.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
59<br />
dRMM<br />
Zwischen Pavillon und Besucherzentrum reihen sich<br />
auf dem weitläufigen Deck vereinzelte Hütten und<br />
Verkaufsstände aneinander. Ansonsten bleibt die<br />
Fläche zwischen den baulichen Interventionen weitestgehend<br />
frei und bietet reichlich Platz für verschiedene<br />
Veranstaltungen. Sitzgelegenheiten laden<br />
immer wieder zum Innehalten ein. Die vordere Spitze<br />
der Plattform ist leicht abgerundet und komplettiert<br />
die Seebrücke. Sie gibt den Blick auf das Meerespanorama,<br />
die Stadt und eine Handvoll verrostete<br />
Stützpfeiler in den Fluten frei, die an die tragische<br />
Entwicklung des Piers erinnern sollen.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
60<br />
Alt & Neu<br />
Der Hastings Pier ist eine eindrucksvolle Demonstration<br />
davon, wie man Alt und Neu in der Architektur<br />
nebeneinander inszenieren kann. Bestand und<br />
Neubau werden durch behutsame Sanierung perfekt<br />
in Einklang gebracht. Damit setzen die Architekten<br />
dRMM nicht nur die Vorgaben des Denkmalschutzamts<br />
um, sondern schaffen einen Ort der Erinnerung,<br />
an dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen<br />
und gemeinsam in eine verheißungsvol-<br />
le Zukunft blicken. Sie revitalisierten die einst hoch<br />
frequentierte Landmarke und machen sie zu einem<br />
Stück öffentlichen Raum, der wie eine erweiterte<br />
Strandpromenade seine Fühler in die Fluten ausstreckt<br />
und von seinen Nutzern belebt wird. Dieser<br />
Meinung ist auch das RIBA, das die Seebrücke 2017<br />
kurzerhand mit dem Stirling Prize zum besten britischen<br />
Bauwerk des Jahres kürt.<br />
•<br />
Die Materialpalette<br />
umfasst einen harmonischen<br />
Mix aus alten<br />
und neuen Elementen.<br />
Dieser verleiht dem Pier<br />
nicht nur ein markantes<br />
Aussehen, sondern erinnert<br />
außerdem an seine<br />
Vergangenheit.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
61<br />
dRMM<br />
Hastings Pier<br />
White Rock, Hastings, Großbritannien<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Hastings Pier Charity<br />
dRMM Architects<br />
Projektleitung: Alex de Rijke,<br />
Leitender Architekt: Adam Cossey<br />
Statik:<br />
Ramboll<br />
Grundstücksfläche: 11.720 m 2<br />
Bebaute Fläche: Besucherzentrum: 416 m 2 , Pavillon: 222 m 2<br />
Nutzfläche: Besucherzentrum: 390 m 2 , Pavillon: 221 m 2<br />
Planungsbeginn: 08/2011<br />
Bauzeit: 02/2014 - 04/2016<br />
Fertigstellung: 2016<br />
Baukosten:<br />
16,7 Mio. Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
62<br />
Alt & Neu<br />
Rot wie<br />
Ochsenblut<br />
QST house / Braga, Portugal / NOARQ<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: João Morgado<br />
Im Norden Portugals, nordöstlich von Porto, etwas im<br />
Landesinneren gelegen, befindet sich im Distrikt Braga<br />
die Stadt Vila Nova de Famalicão. An deren Rändern<br />
erstreckt sich fruchtbares Farmland, oft durch<br />
hohe Steinmauern von den tiefer gelegenen Straßen<br />
abgetrennt. Auf einem dieser Grundstücke hat das in<br />
Porto ansässige Architekturbüro NOARQ 2019 das<br />
alte Farmhaus eines privaten Bauherren mit viel Gefühl<br />
renoviert und erweitert.<br />
Auf dem Weg zum Haus findet man sich zunächst<br />
zwischen hohen Granitmauern wieder, hinter denen<br />
sich die weiten Felder und Wiesen nur erahnen lassen.<br />
Dann plötzlich spitzt die Dachtraufe strahlend rot<br />
über die Mauerkrone und kleine, rot gerahmte Fenster<br />
im Mauerwerk geben den ersten Hinweis: Hinter der<br />
Mauer gibt es etwas zu entdecken. Schließlich öffnet<br />
sich das Gebäude unvermittelt mit einem schwungvollen<br />
Bogen hin zu einer Hofeinfahrt: Ein zweiflügeliges,<br />
in rot gestrichenes Holztor zwischen den zwei<br />
alten Bestandshäusern aus Stein, dazwischen nahezu<br />
schwebend ein in Holz ausgeführter, erst kürzlich<br />
hinzugefügter Baukörper. Wie die Traufe, Fensterrahmen<br />
und das Tor ist auch dieser komplett in der Farbe<br />
Ochsenblutrot angestrichen und präsentiert sich so<br />
stolz und markant den Ankömmlingen.<br />
u<br />
Im ländlichen Gebiet<br />
nordöstlich von Porto<br />
gelegen, versteckt<br />
sich hinter einer hohen<br />
Mauer ein ehemaliges<br />
Farmhaus, das von den<br />
ansässigen Architekten<br />
NOARQ mit viel Gefühl<br />
in ein privates Wohnhaus<br />
verwandelt worden ist.<br />
Im Inneren dominieren<br />
schlichte Weißtöne, nach<br />
außen hingegen sprüht<br />
das Gebäude mit dem<br />
markanten Zubau in rot<br />
geradezu vor portugiesischer<br />
Lebensfreude.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
63<br />
NOARQ
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
64<br />
Alt & Neu<br />
Der rot leuchtende Zubau beherbergt ein<br />
Schlafzimmer mit Bad und bietet trotz der<br />
großzügigen Glasfenster zum Garten hin das<br />
gerade rechte Maß an Privatheit.<br />
Unter diesem Zubau hindurch betritt der Besucher<br />
das Grundstück über den ehemaligen Dreschplatz<br />
des Anwesens, das sich, von einer Stützmauer getragen,<br />
eine Ebene höher gelegen bis weit hinter das<br />
Haus erstreckt. Das ehemalige Ackerland wurde zu<br />
einem Garten umfunktioniert, in dem teils Büsche<br />
und große Bäume wachsen, sich an anderer Stelle<br />
wiederum Wege aus organisch geformten Steinplatten<br />
durch das sattgrüne Gras schlängeln. Bereits<br />
jetzt verschmelzen alt und neu, Vergangenheit und<br />
Gegenwart zu einem harmonischen Ganzen.<br />
Die Besonderheit des QST Hauses liegt in seinem<br />
Spiel mit offenen und geschlossenen Bereichen. Beim<br />
Ankommen vermittelt die massive Wand aus blauem<br />
Granit von außen fast den Eindruck einer Festung.<br />
Doch einige dezente Gucklöcher und Lichtschlitze<br />
laden mit einem ersten zaghaften Versuch dazu ein,<br />
diese Festung zu erkunden. Die ganze Pracht und<br />
Schönheit des Grundstückes eröffnet sich dem Betrachter<br />
erst hinter den Mauern, wenn sich das blutrote<br />
Tor einladend auftut. Das historische Gebäude<br />
wurde von den Architekten im Zuge der Renovierung<br />
und Erweiterung von jeglichen malerischen Motiven,<br />
Schuppenanbauten, Fensterläden und anderen losen<br />
exotischen Elementen befreit. Die massiven Granitmauern<br />
und das schlichte Ziegeldach stehen mit ihrer<br />
Schönheit des Naturmaterials für sich und wären nicht<br />
die roten Fensterrahmen und Dachtraufen, so könnte<br />
man nicht sagen, aus welcher Zeit der Bau stammt.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
65<br />
NOARQ<br />
Freilich erübrigt sich diese Frage ohnehin beim Anblick<br />
des Zubaus. Dieser schließt im Obergeschoss<br />
an den Bestand an, spannt frei über den Hofzugang<br />
und öffnet sich gegenüberliegend über ein paar Stufen<br />
aus Stein zum Garten hin. Der gesamte Baukörper<br />
ist ringsum mit schmalen Holzlamellen verkleidet<br />
und bis auf ein kleines straßenseitiges Fenster nur<br />
mittels großflächigen Schiebefenstern zum Garten<br />
hin geöffnet. Eine kleine Terrasse ist in den Baukörper<br />
eingeschnitten, die gleichzeitig Schatten<br />
spendet und den Blick vom Schlafzimmer hinaus ins<br />
Grüne rahmt. Auch das zugehörige Bad liegt direkt<br />
an dieser Fensterfront, welche die Grenze zwischen<br />
Innen- und Außenraum optisch verschwimmen lässt.<br />
Im oberen Geschoss befinden sich zwei weitere<br />
Schlafzimmer, jedes mit eigenem Bad, sowie das<br />
Esszimmer und zwei Wohnzimmerbereiche. Die gemeinsam<br />
genutzten Räume sind zwar nicht direkt<br />
voneinander abgetrennt, durch Höhenversprünge,<br />
Treppenstufen, Podeste und tragende Wandteile<br />
aber reizvoll in Szene gesetzt. Im Erdgeschoss befindet<br />
sich auf der einen Seite des Hofes die Garage mit<br />
Stellplätzen für zwei Autos, auf der anderen Seite gelangt<br />
man über die Waschküche in den Kochbereich<br />
mit einem offen im Raum stehenden Küchenblock.<br />
Hier gibt es auch einen Essplatz sowie ein WC, ehe<br />
eine Treppe in den oberen Wohnbereich führt. u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
66<br />
Alt & Neu<br />
Das Innere des rot<br />
leuchtenden Zubaus<br />
bildet in seiner<br />
Schlichtheit einen<br />
spannenden Kontrast<br />
zum expressiven<br />
Äußeren.<br />
Während die Architekten bei der Renovierung der<br />
Fassade äußerst zaghaft vorgegangen sind, wurde<br />
im Inneren jedes einzelne konstruktive Teil neu gestaltet.<br />
Alle Wand- und Deckenflächen sind ungeachtet<br />
ihres Materials oder Baudatums in weiße Farbe<br />
getaucht, ebenso wie die wenigen Einbauten und<br />
auch der schlichte Küchenblock. Im Gegensatz zum<br />
leidenschaftlichen Blutrot der Außenhaut präsentiert<br />
sich die Innenraumgestaltung in jungfräulich strahlendem<br />
Reinweiß. In Kombination mit dem hellen<br />
Holzton der Parkettböden wirken die Räume frisch<br />
und hell.<br />
Der besondere Reiz liegt in der Kombination aus<br />
Neu und Alt - das Verwinkelte und Verschachtelte<br />
des Bestandsgebäudes in Kombination mit der<br />
spielerischen Umnutzung und Neugestaltung jedes<br />
einzelnen Winkels eröffnet immer neue Blickbeziehungen<br />
und eine sich damit ändernde Wahrnehmung<br />
des Raumes an sich. In den Fensternischen tun sich<br />
plötzlich Sitzgelegenheiten auf, von überall her fällt<br />
Tageslicht in den Raum. Kleine Details wie die eigens<br />
gestalteten Eingriffsmulden an den Wandschränken,<br />
ausgesuchte Designermöbel und -leuchten oder der<br />
Kamin im Wohnzimmer setzen Akzente und lassen<br />
das Haus trotz seiner schlichten Eleganz keinesfalls<br />
klinisch und kalt wirken, sondern vermitteln Geschmack<br />
und Persönlichkeit.<br />
Dank der Zurücknahme im Inneren wirken die großen<br />
Fenster zum Garten hin wie lebendige Bilderrahmen.<br />
Die umgebende Natur wird auch im Inneren erlebbar.<br />
Die Verschachtelung von Böden, Decken und<br />
Wänden bietet trotz der räumlichen Offenheit Möglichkeiten<br />
zum Rückzug. Während die Fassade von<br />
außen in ihrem Ochsenblutrot auf die wilde Natur reagiert,<br />
kommt der Überschwang im Inneren zur Ruhe,<br />
wo die Bewohner ihre innere Balance finden.<br />
Mit dem QST Haus haben NOARQ, wie sie sagen, die<br />
entkleidete Realität neu erfunden.<br />
•
7<br />
6<br />
13<br />
10<br />
12<br />
5<br />
11<br />
9<br />
8<br />
14<br />
15<br />
16<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
67<br />
NOARQ<br />
ND<br />
COBERTO / COVERED ACCESS<br />
RIA / LAUNDRY<br />
/ KITCHEN<br />
ERVIÇO / SERVICE BATHROOM<br />
LL<br />
JANTAR / DINING ROOM<br />
ESTAR 1 / LIVING ROOM 1<br />
ESTAR 2 / LIVING ROOM 2<br />
OR / CORRIDOR<br />
1 / BEDROOM 1<br />
NHO 1 / BATHROOM 1<br />
2 / BEDROOM 2<br />
NHO 2 / BATHROOM 2<br />
/ DRESSING ROOM<br />
3 / BEDROOM 3<br />
NHO 3 / BATHROOM 3<br />
LEGENDA - LEGEND<br />
1. ACESSO COBERTO / COVERED ACCESS<br />
2. LAVANDARIA / LAUNDRY<br />
3. COZINHA / KITCHEN<br />
4. QB. DE SERVIÇO / SERVICE BATHROOM<br />
5. HALL / HALL<br />
6. SALA DE JANTAR / DINING ROOM<br />
7. SALA DE ESTAR 1 / LIVING ROOM 1<br />
8. SALA DE ESTAR 2 / LIVING ROOM 2<br />
9. CORREDOR / CORRIDOR<br />
10. QUARTO 1 / BEDROOM 1<br />
11. Q. DE BANHO 1 / BATHROOM 1<br />
12. QUARTO 2 / BEDROOM 2<br />
13. Q. DE BANHO 2 / BATHROOM 2<br />
14. CLOSET / DRESSING ROOM<br />
15. QUARTO 3 / BEDROOM 3<br />
16. Q. DE BANHO 3 / BATHROOM 3<br />
/ CONCRETE<br />
/ BRICK<br />
/ STONE<br />
/ GREEN<br />
/ WATER<br />
/ EARTH<br />
1<br />
BETÃO / CONCRETE<br />
TIJOLO / BRICK<br />
PEDRA / STONE<br />
VERDE / GREEN<br />
AGUA / WATER<br />
TERRA / EARTH<br />
2<br />
UND FLOOR<br />
3<br />
PISO 01 / FIRST FLOOR<br />
5<br />
0 1 2<br />
5<br />
4<br />
7.02<br />
6.87<br />
7.02<br />
2.40<br />
1.49<br />
2.80<br />
2.70<br />
0.00<br />
0.00<br />
CORTE LONGITUDINAL 02<br />
CORTE TRANSVERSAL 03<br />
0 1 2<br />
5<br />
0 1 2<br />
5<br />
6.87 7.02<br />
7.02<br />
6.87<br />
2.80<br />
2.40<br />
1.49<br />
2.40<br />
0.00<br />
0.00<br />
0.00<br />
CORTE LONGITUDINAL 03<br />
CORTE TRANSVERSAL 01<br />
0 1 2<br />
5<br />
0 1 2<br />
5<br />
QST house<br />
Braga, Portugal<br />
Bauherr:<br />
Planung:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Privat<br />
NOARQ - José Carlos Nunes de Oliveira<br />
arch. André De Oliveira, arch. Joana LP, arch. Luís Lima<br />
Ing. Marco Cunha<br />
Grundstücksfläche: 4.007 m 2<br />
Bebaute Fläche: 343,4 m 2<br />
Nutzfläche: 271 m 2<br />
Planungsbeginn: 2014<br />
Fertigstellung: 2019<br />
Baukosten:<br />
300.000 Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
68<br />
Alt & Neu<br />
Leinen los<br />
am Zürichsee<br />
Sanierung und Dachaufbau / Kilchberg, Schweiz / JOM Architekten<br />
Text: Linda Pezzei Fotos: Seraina Wirz, Atelier für Architekturfotografie
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
69<br />
JOM Architekten<br />
In Kilchberg am Zürichsee<br />
haben die Planer des<br />
Zürcher Architekturbüros<br />
JOM ein in die Jahre<br />
gekommenes Privatwohnhaus<br />
im Zuge der<br />
thermischen Sanierung<br />
aufgestockt und dem<br />
gesamten Gebäude eine<br />
völlig neue Anmutung<br />
verliehen. Mit Anklängen<br />
an die Schifffahrt fügt<br />
sich das vormals graue<br />
Gebäude heute selbstbewusst<br />
in die Seepromenade<br />
und eröffnet direkten<br />
Ausblick auf das Wasser.<br />
In Zeiten von Wohnraumknappheit und zunehmender<br />
Verdichtung in beliebten Wohnlagen wird die<br />
grüne Wiese als Ausgangspunkt der Architektenplanung<br />
heute mehr und mehr zum Einzelfall. Vielmehr<br />
gilt es, bestehende Substanzen klug umzunutzen,<br />
aufzuwerten und zu adaptieren. Vor einer ebensolchen<br />
Herausforderung standen die Köpfe der in Zürich<br />
ansässigen JOM Architekten bei ihrem Projekt in<br />
Kilchberg am Zürichsee.<br />
Das bestehende Einfamilienhaus des Bauherren<br />
befindet sich in hinterer Reihe der Seepromenade,<br />
bietet aufgrund seiner Hanglage allerdings dennoch<br />
einen tollen Ausblick in Richtung Zürichsee und stellt<br />
somit eine äußerst attraktive Wohnlage dar. Aufgrund<br />
seines Baujahres 1934 entsprach das Gebäude<br />
allerdings in keiner Weise mehr den heutigen Energieanforderungen.<br />
Die thermische Sanierung sollte<br />
jedoch nur ein Aspekt des Projektes werden, denn<br />
der Bestand ließ auch eine höhere Ausnutzung der<br />
Baumasse zu.<br />
Die Architekten planten daraufhin anstelle des<br />
Schrägdachs ein drittes Geschoss mit Terrasse ein.<br />
Außerdem sollte das Haus eine komplett neue Fassade<br />
mit Wärmedämmung erhalten. Die Kombination<br />
dieser Maßnahmen sowie deren stringente Umsetzung<br />
haben das vormals schüchterne Häuschen am<br />
See in eine moderne, selbstbewusste Villa verwandelt.<br />
Das Stilmittel der starken Überformung konnten<br />
die Architekten gezielt nutzen, um den Charakter des<br />
Hauses nach über 80 Jahren gesamthaft zu wandeln.<br />
Präsentierte sich das Einfamilienhaus früher in seiner<br />
Dimensionierung und Gestaltung mit Satteldach<br />
bieder und zurückhaltend zur Straße hin, so setzten<br />
die Architekten 2019 ein echtes Ausrufezeichen. In<br />
seiner kubischen Erscheinung wirkt das Haus heute<br />
modern, aber zeitlos. Details wie die zwei übereinander<br />
liegenden Rundfenster betonen die Vertikale,<br />
ohne massiv zu wirken. Die Einschnitte der Öffnungen<br />
in der Fassade sind präzise und fein gesetzt. In<br />
Kombination mit der glatten, strahlend weißen Fassade<br />
wirkt das Gebäude frisch und leicht. Die transparenten<br />
Handläufe der Terrassen und Balkone erinnern<br />
- passend zur Seelage - mit ihrer runden Form<br />
an Decks einer Schiffs<strong>architektur</strong>.<br />
Aufgrund der Fassadendämmung liegen die Fenster<br />
tief in der Fassade versteckt, an einigen Stellen aber,<br />
wie beispielsweise im seeseitigen Wohnzimmer, wurden<br />
die breiten Fenster außenbündig an die Fassade<br />
gerückt, sodass ein spannendes Spiel an Tiefen entsteht.<br />
Im Inneren wirkt dieser Szenenwechsel wie ein<br />
Zoom-Objektiv, das den Blick der Bewohner seitlich<br />
fasst und gezielt auf die Naturszenerie richtet.<br />
Die Aufstockung erfolgte im vorfabrizierten Holzelementbau.<br />
Dieser erfordert zwar im Vorfeld eine<br />
genaue und detaillierte Planung, die sich allerdings<br />
in der Bauzeit auszahlt. So wurde das gesamte Attikageschoss<br />
an nur einem halben Tag aufgerichtet.<br />
Gerade in dicht besiedelten Gebieten mit wenig Platz<br />
für die Baustelleneinrichtung und vielen Nachbarn<br />
auf engem Raum bietet sich diese Bauweise bestens<br />
an. So konnten die Baumaßnahmen auch ohne Einschränkungen<br />
zur Winterzeit vorgenommen werden.<br />
Neben dem Aufbau mit der Terrasse veränderten die<br />
Architekten auch einige Strukturen am und im Haus.<br />
Anstelle der Garage wünschte sich der Bauherr eine<br />
größere Küche. Dank schlichter weißer Fronten und<br />
dezent eingepasster Einbauschränke wirkt die Küche<br />
großzügig und aufgeräumt. Anstelle von Oberschränken<br />
setzten die Gestalter mit den Wandleuchten einen<br />
Akzentpunkt. Vergrößerte Fensteröffnungen<br />
bringen zudem viel Tageslicht in den Raum und sorgen<br />
für eine helle und freundliche Atmosphäre. u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
70<br />
Alt & Neu<br />
Das Innere des Privathauses<br />
wurde mit viel<br />
Feingefühl saniert und<br />
durch zurückhaltende<br />
Einbauten und kleine<br />
Details ergänzt.<br />
Der Eingangsbereich ist großzügig und offen gestaltet,<br />
prägendes Element der Szene ist die neue Massivholztüre,<br />
deren Oberfläche mit stehenden Holzlamellen<br />
verkleidet wurde. Die Garderobe ist flächenbündig<br />
in die Wand integriert und bietet viel Stauraum für<br />
Schuhe und Jacken. Die bestehende Säule ist statisch<br />
notwendig, nimmt in ihrer Verkleidung mit weißen<br />
Holzlamellen allerdings Bezug auf die Vertikalstruktur<br />
der Eingangstür. So wirkt sie als Element nicht<br />
störend, sondern fügt sich harmonisch in die Szenerie<br />
und dient zudem als willkommener Raumteiler.<br />
Der Treppenraum wurde um einen Aufgang zum Dachgeschoss<br />
erweitert. Die alten Holzschränke verleihen<br />
diesem Bereich Charakter und bieten praktischen<br />
Stauraum. Während im gesamten Haus die Farbe weiß<br />
dominiert, kommen als Kontrastpunkt schwarze Akzente<br />
zum Einsatz. Nicht nur die Türknöpfe der Wandschränke,<br />
auch die Ablagen der Schränke im Treppenraum<br />
sowie die Geländer sind in schwarz gehalten und<br />
fassen auf diese Weise den leeren Raum in der Vertikalen<br />
für das Auge des Betrachters.
Objekt:<br />
Wydlerstrasse<br />
Massstab:<br />
1:100<br />
Format A2<br />
Projektverfasser<br />
JOM Architekten GmbH<br />
ETH FH SIA<br />
Aargauerstrasse 70<br />
8048 Zürich<br />
+41 44 508 38 00<br />
mail@jom.ch<br />
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
71<br />
JOM Architekten<br />
Den Architekten ist die Transformation des Bestandsgebäudes<br />
so überzeugend gelungen, dass man als<br />
Betrachter weder im Innen- noch im Außenraum mit<br />
Sicherheit sagen könnte, aus welcher Zeit das Bauwerk<br />
stammt. Weder wirkt es konserviert, noch hip<br />
und trendy - gerade der zeitlose Stil macht die Besonderheit<br />
des Hauses Im Wydler aus. Die kleinen Details<br />
und Akzente fügen sich zu einem harmonischen<br />
Ganzen und wie ein ehrwürdiger Dampfer ankert das<br />
Haus auf seinem Baugrund, als wäre es ganz selbstverständlich<br />
schon immer so gewesen. Allzeit bereit<br />
ein paar Dampfwölkchen in die Luft zu pusten und mit<br />
lauter Schiffshupe auf dem Zürichsee in den Horizont<br />
zu segeln.<br />
•<br />
Objekt:<br />
Wydlerstrasse<br />
Massstab:<br />
Format A2<br />
Projektverfasser<br />
JOM Architekten GmbH<br />
ETH FH SIA<br />
Aargauerstrasse 70<br />
8048 Zürich<br />
+41 44 508 38 00<br />
mail@jom.ch<br />
Sanierung und Dachaufbau<br />
Kilchberg, Schweiz<br />
Bauherr:<br />
Architekten:<br />
Privat<br />
JOM Architekten GmbH, Zürich<br />
Planung: 2017 - 2018<br />
Bauzeit: 2017 - 2019<br />
Fertigstellung: 2019
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
72<br />
Alt & Neu<br />
Alte Struktur<br />
neu gedacht<br />
Pátio do Meco/ Aldeia do Meco, Portugal / Fábio Ferreira Neves<br />
Text: Alexndra Ullmann Fotos: Nelson Garrido
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
73<br />
Fábio Ferreira Neves<br />
Im südportugiesischen<br />
Fischerdorf Aldeia do<br />
Meco kann das Ferienhaus<br />
Pátio do Meco gemietet<br />
werden. Mit seinem Entwurf<br />
zeigt der Architekt<br />
Fábio Ferreira Neves wie<br />
man eine traditionelle<br />
Typologie zeitgemäß<br />
interpretieren kann und<br />
schafft darin ein stilvolles<br />
Urlaubsdomizil.<br />
Im Spanischen und Portugiesischen bezeichnet ein<br />
„Pátio“ einen allseitig umschlossenen Innenhof, zu<br />
dem hin sich die Wohnräume öffnen. Einen solchen<br />
besitzt das Ferienhaus Pátio do Meco, gelegen im südportugiesischen<br />
Fischerdorf Aldeia do Meco. Architekt<br />
Fábio Ferreira Neves gestaltete dieses basierend auf<br />
den Strukturen des ursprünglichen Hauses neu.<br />
Eigentlich befand sich auf dem Grundstück ein Haus,<br />
das aus zwei Gebäudeteilen bestand und so zwei<br />
Familien darin aufnehmen konnte. Dessen fortgeschrittener<br />
Zerfall führte zur Entscheidung es abzubrechen<br />
und ein neues zu errichten. Der Architekt<br />
entschied sich dabei bewusst für einen respektvollen<br />
Umgang mit der alten Struktur: Positionierung und<br />
Proportionierung orientieren sich daran. Auch das<br />
steinerne Mauerwerk des Ursprungsbaus wurde in<br />
den Neubau integriert.<br />
Auf dem Grundstück befinden sich nun aber nicht<br />
mehr nur zwei Gebäudeteile, sondern gleich sieben<br />
davon gruppieren sich um den Innenhof. Zwischen<br />
diesen verschiedenen Einheiten erstrecken sich<br />
mehrere Terrassen. Eine entlang der Grundstücksgrenze<br />
verlaufende Mauer schottet diese von der<br />
Straße ab und schafft Privatsphäre. Nur eine der<br />
Terrassen bleibt von außen sichtbar, über diese betritt<br />
man das Gebäudeensemble. Sie mündet in eine<br />
innenliegende Terrasse, die für die Erschließung der<br />
separierten Räume notwendig ist.<br />
u
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
74<br />
Alt & Neu<br />
Im Haupthaus des Ensembles<br />
finden alle Feriengäste<br />
Platz, um sich zu treffen<br />
und zu entspannen.<br />
Zum gemeinsamen Essen<br />
steht ein großer Holztisch<br />
zur Verfügung.<br />
Der Hauptbau befindet sich unmittelbar neben dem<br />
Grundstückszugang und kann direkt über die südlich<br />
orientierte Terrasse betreten werden. In ihm<br />
sind ein gemeinschaftlicher Aufenthalts- und Essbereich<br />
sowie die Küche untergebracht. Alle anderen<br />
Gebäudeeinheiten sind für private und technische<br />
Funktionen reserviert. Insgesamt vier Gästezimmer<br />
mit jeweils eigenem Bad sind um den Innenhof angeordnet.<br />
Die Öffnung dieser erfolgt nur in Richtung<br />
der mit Schilf überdeckten Terrasse, von dieser Seite<br />
werden sie belichtet und erschlossen. Sie funktioniert<br />
auch als ein kleiner privater Vorbereich für die<br />
Zimmer im Außenraum.<br />
Die Ausstattung der Innenräume folgt der Ausstrahlung<br />
des Außenraumes: viel Weiß und die Wirkungskraft verschiedener<br />
Materialien und Abstraktheit. Trotz der auch<br />
teilweise dunkleren Farbwahl besitzt die Möblierung einen<br />
gewohnt zurückhaltenden Charakter.<br />
Abgesehen von den Terrassen, die eine einschneidende<br />
Wirkung besitzen, erscheint das Gebäudevolumen<br />
sehr verschlossen und durch die entstehenden<br />
großen weißen Flächen sehr reduziert. Trotzdem<br />
erkennt man den mediterranen Kontext des Neubaus<br />
aufgrund von verschiedenen verwendeten Elementen:<br />
die Dachdeckung mit Ziegeln, die Olivenbäume,<br />
das Wasserbecken und nicht zuletzt der Pátio. Dieser<br />
wird dabei neu interpretiert: Die pavillonartige Struktur<br />
wirkt zusammen mit den überdachten Terrassen<br />
und der Umschließungsmauer als eine durchgehende<br />
Struktur, die den Innenhof umfasst. Sie schafft für<br />
ihre Gäste einen großartigen Ausgangspunkt, um in<br />
einen entspannten Ferientag zu starten und diesen<br />
vollkommen genießen zu können.<br />
•
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
75<br />
Fábio Ferreira Neves<br />
Pátio do Meco<br />
Aldeia do Meco, Portugal<br />
Architekt:<br />
Mitarbeiter:<br />
Statik:<br />
Fábio Ferreira Neves<br />
Margie Walraven (Interior Design)<br />
Carlos Goncalves<br />
Grundstücksfläche: 428 m²<br />
Bebaute Fläche: 225 m²<br />
Nutzfläche: 150 m²<br />
Planungsbeginn: 2012<br />
Bauzeit:<br />
4 Jahre<br />
Fertigstellung: 2018<br />
Baukosten:<br />
270.000 Euro
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
76<br />
Hotellerie & Gastronomie<br />
Zaha Hadids<br />
Spektakuläres Hotel<br />
Die spanische Hotelkette Meliá Hotels International (weltweit 370 Hotels) plant für<br />
Februar <strong>2020</strong> die Eröffnung des ME Dubai, dem ersten Hotel ihrer Luxus-Life style-<br />
Marke ME im Mittleren Osten. Entwickelt von der Stararchitektin Zaha Hadid setzt<br />
der spektakuläre Hotelbau in der Wüstenstadt neue Maßstäbe.<br />
Fotos: Meliá Hotels International
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
77<br />
Hotellerie & Gastronomie<br />
Es ist zudem das einzige Hotelprojekt, bei dem die<br />
aus dem Irak stammende und 2016 verstorbene Britin<br />
sowohl Innen- als auch Außendesign entworfen hat,<br />
um ihre architektonische Vision von der Verflechtung<br />
der Räume umzusetzen.<br />
Positioniert im ebenfalls von Hadid entworfenen 95<br />
Meter hohen Opus-Gebäude der Omniyat Immobiliengruppe,<br />
liegt das ME Dubai mitten im Herzen<br />
des aufstrebenden Burj-Khalifa-Bezirks in Downtown<br />
Dubai. 93 sensationell ausgestattete Zimmer und Suiten<br />
sowie 98 avantgardistische Designerwohnungen<br />
als Serviced Apartments verteilen sich auf 19 Etagen.<br />
Lobby, Vertical Café, Lounges und der großdimensionierte<br />
Hotelempfang tragen die unverkennbare<br />
Designhandschrift der Stararchitektin. Mit beeindruckender<br />
Originalität schafft ihr Design eine neue<br />
Balance zwischen massiv und leicht, blickdicht und<br />
transparent, innen und außen.<br />
Opus hat eine Gesamtfläche von rund 23.000 Quadratmetern<br />
und besteht aus zwei miteinander verschmelzenden<br />
Türmen, die durch eine Kubusform<br />
verbunden sind, deren ausgehöhltes Inneres einen<br />
ebenso unerwarteten wie eindrucksvollen Blick auf<br />
das Äußere gewährt. Beachtliche 15 Restaurants wird<br />
das ME Dubai im Opus betreiben.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
78<br />
Hotellerie & Gastronomie
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
79<br />
Hotellerie & Gastronomie<br />
Ein Hauch Italien<br />
in Britannien<br />
Im Herzen der Innenstadt von London befindet sich der Covent-Garden-Markt,<br />
dessen Wurzeln zurück bis in das frühe 17. Jahrhundert reichen. Schnell entwickelte<br />
sich das Gebiet zum wichtigsten Handelsplatz der Stadt und des Landes bis<br />
Ende der 1960er Jahre die Verkehrssituation rund um den Platz kollabierte und die<br />
Händler im sogenannten New Covent Garden Market – nur wenige Kilometer entfernt<br />
und verkehrstechnisch dem steigenden Handelsvolumen angepasst – eine<br />
neue Wirkungsstätte fanden.<br />
Fotos: Matteo Piazza<br />
Wo früher Waren aus der ganzen Welt gehandelt wurden,<br />
sind heute zahlreiche Shops und ein reichhaltiges<br />
gastronomisches Angebot zu finden. Wie etwa<br />
das VyTA Covent Garden, entworfen vom römischen<br />
Architekturbüro COLLIDANIELARCHITETTO für den<br />
Unternehmer Nicolé Marzotto, Miteigentümer der<br />
Weingruppe Santa Margherita und Inhaber von Vyta.<br />
Marzotto will sich mit diesem Projekt der Herausforderung<br />
stellen, einen neuen Stil der gehobenen Küche<br />
zu fördern, der italienische Gourmetküche mit<br />
modernem Design verbindet.<br />
„VyTA Covent Garden ist ein Wunderland der Farben<br />
und Formen, das Menschen überraschen, feiern und<br />
unterhalten soll, die auf der Suche nach einer Welt des<br />
Vergnügens und der Emotionen sind“, so die Architektin<br />
Daniela Colli. Ein gutes Beispiel dafür, dass Neu<br />
und Alt nicht nur dezent und humorlos, sondern auch<br />
opulent und mit Augenzwinkern kombinierbar sind.<br />
Seine neue Wirkungsstätte befindet sich im Ostturm<br />
des denkmalgeschützten Covent-Garden-Marktes –<br />
auf drei Etagen, mit einem großen Außenbereich mit<br />
Blick auf den Platz und zwei Terrassen im Obergeschoss,<br />
die als Lounge-Bars dienen.<br />
Betreten wird der Gourmettempel durch ein Portal<br />
im viktorianischen Stil. Dahinter empfängt die Innen<strong>architektur</strong><br />
in opulentem Material- und Farbenspiel<br />
mit starkem Bezug auf die italienische Architekturkultur<br />
der sechziger Jahre: Holzwände und lackierte<br />
Oberflächen, Inlays und Friese, Glas, Edelmetalle und<br />
Marmor prägen glamouröse Räume und wollen unkonventionellen<br />
italienischen Stil ausdrücken. So besteht<br />
der Marmorboden aus über 7.000 Rauten und<br />
Halbrhomben – inspiriert von den Kunstwerken des<br />
futuristischen Malers Giacomo Balla. Eine Treppe mit<br />
Palisanderstufen, Wandverkleidungen aus grünem<br />
Alpi-Marmor oder goldfarbene Tapeten ergänzen die<br />
Konzeption der Räume als lebendiges Set und bilden<br />
einen Mix aus Eleganz und Ironie in geometrischen<br />
Stilisierungen.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
80<br />
Hotellerie & Gastronomie<br />
Luxuriöse Restaurierung<br />
Ab 15. Mai <strong>2020</strong> können die ersten Gäste im<br />
Madrider Haus der kanadischen Luxuskette<br />
Four Seasons logieren. Der Eröffnung ist eine<br />
siebenjährige Restaurierungsphase von sieben<br />
historischen Gebäuden im Zentrum der<br />
spanischen Hauptstadt vorausgegangen.<br />
Highlights des Hauses sind der größte Spa<br />
der Stadt und die Dachterrasse, auf der der<br />
spanische Michelin-Starkoch Dani Garcia<br />
im Dani andalusische Food-Offenbarungen<br />
auf den Teller zaubert. Insgesamt verfügt<br />
das Four Seasons Hotel Madrid über 200<br />
Zimmer und Suiten – darunter die Royal<br />
Suite mit doppelter Deckenhöhe und historischen<br />
Details. Zudem erwartet Hotelgäste<br />
und Locals ein vierstöckiger Spa-Bereich<br />
mit beleuchtetem Hallenbad und Sonnenterrasse<br />
über den Dächern Madrids. Mit<br />
acht Behandlungsräumen inklusive eigenem<br />
Salon und separatem Fitness-Center<br />
ist er der größte Spa der Stadt. Hinzu<br />
kommt ein flexibel nutzbarer Event-Bereich<br />
mit mehr als 1.400 Quadratmetern und<br />
Platz für bis zu 500 Personen. Herzstück ist<br />
der glamouröse, ovale Sol-Ballsaal.<br />
Verantwortlich für die Restaurierung der<br />
insgesamt sieben Gebäude, die künftig<br />
auch 22 Four Seasons Private Residences<br />
und die luxuriöse Shopping-Mall Galería<br />
Canalejas beherbergen, war das Architekturbüro<br />
Estudio Lamela. Insgesamt konnten<br />
stolze 3.700 Artefakte erhalten werden. Für<br />
die Gestaltung der Innenräume wurde ein<br />
internationales Team aus Designern wie<br />
BAMO, BG Architecture, Martin Brudnizki,<br />
AvroKO und Luis Bustamante beauftragt.<br />
Bilder: Four Seasons<br />
Hotel rettet Dorf<br />
Ein gutes Beispiel für „Alt+Neu“ steuert<br />
auch das neu eröffnete San Canzian Village<br />
& Hotel bei. Dafür wurde ein mittelalterliches<br />
Mini-Dorf im istrischen Hinterland vor<br />
dem Verfall gerettet. Von Olivenbäumen<br />
und Weingärten gesäumt entstand aus<br />
dem Ort Mužolini Donji ein exquisites Miniatur-Hoteldorf,<br />
das lediglich 24 luxuriöse<br />
Zimmer und Suiten bietet. Sorgfältig ausgewählte<br />
Stoffe, Möbelstücke, Tapeten und<br />
nicht zuletzt Kunstwerke prägen das Ambiente<br />
des Anwesens, das seinen Gästen auf<br />
5-Sterne-Niveau behaglichen mediterranen<br />
Charme und cooles Design in jahrhundertealter<br />
Kulisse bietet.<br />
Fotos: San Canzian
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
81<br />
Hotellerie & Gastronomie<br />
Inspirierendes<br />
Interior-Design-Konzept<br />
Das Premium-Restaurant Octave ist im größten Museum der Welt für belgische<br />
Schokolade beheimatet. Das übergreifende Interior-Design-Konzept stammt von<br />
dem in Antwerpen ansässigen Kreativ-Studio real. space agency. Um die Verbindung<br />
mit dem Schokoladenmuseum hervorzuheben, entschied man sich, sowohl<br />
die tropische Herkunft der Kakaobohne mit Hilfe von botanischen Elementen zu<br />
zitieren, als auch die industrielle Seite der Herstellung von Schokolade in das Interior-Konzept<br />
zu integrieren.<br />
Cathinca Arfman, federführende Innenarchitektin,<br />
setzte in Bezug auf die Einrichtung auf weißen Marmor,<br />
dunkles Holz oder auch auf Stühle und Bänke in<br />
natürlichen Farben, die wiederum selbstbewusst mit<br />
industriell konnotierten Materialien wie Stahl, Ziegelwänden<br />
und Betonböden kombiniert wurden. Und<br />
über allem schwebt der Charme der Belle Epoque,<br />
einer Zeit, in der die Kunst Einzug in den Alltag hielt<br />
und auch die belgische Schokolade immer mehr Liebhaber<br />
gewann.<br />
Markanter Punkt im zentralen offenen Bereich im<br />
Erdgeschoss ist die Bar. Ihre imposante Wirkung<br />
verdankt sie der keramischen Fliesenserie Craft von<br />
Agrob Buchtal, die in einer außergewöhnlichen Verlegung,<br />
nämlich vertikal, am Sockel eingesetzt wurden.<br />
Craft ist eine Kollektion, die im Zusammenspiel mit<br />
Brenntemperatur und offener Flammführung ganz<br />
besonders leuchtende und intensive Colorationen<br />
ermöglicht – sie wird stehend per Langzeitbrand im<br />
klassischen Tunnelofen gefertigt. Dort kreiert das natürliche<br />
Spiel des Feuers eine urwüchsig-archaische<br />
Optik und ermöglicht darüber hinaus Stück für Stück<br />
Unikate. Hochglänzende Glasuren erzeugen darüber<br />
hinaus eine imposante optische Tiefe und Transparenz<br />
sowie ein lebendiges Farbspiel.<br />
AGROB BUCHTAL<br />
Ansprechpartner in Österreich siehe<br />
www.agrob-buchtal.de (Rubrik Kontakte)
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
82<br />
Licht<br />
Licht für Lebensqualität<br />
Licht ist ein Teil der Architektur und macht diese erst sichtbar. Allerdings beeinflusst<br />
es nicht nur die Architektur an sich, sondern auch die Menschen, die sich in ihr<br />
befinden. Seit einigen Jahren wird diesbezüglich der nicht-visuelle Einfluss von Licht<br />
auf den Menschen untersucht und es steht fest: Licht beeinflusst den biologischen<br />
Rhythmus des Menschen, seine Körperfunktionen und sein körperliches und geistiges<br />
Wohlbefinden – es ist also ein wichtiger Einflussfaktor auf die Lebensqualität.<br />
Text: Alexndra Ullmann Fotos: Tuomas Uusheimo<br />
Großes Augenmerk sollte deshalb auf die<br />
notwendige Ausleuchtung des Innenraumes<br />
durch natürliches und künstliches<br />
Licht gelegt werden, denn der Mensch verbringt<br />
seine überwiegende Zeit in ihm. Ein<br />
geeignetes Lichtkonzept dafür soll möglichst<br />
früh erdacht und -geplant werden.<br />
Die technischen Möglichkeiten der künstlichen<br />
Beleuchtung haben sich in jüngster<br />
Vergangenheit dramatisch verändert. Als<br />
am besten geeignetes Leuchtmittel gilt<br />
heutzutage die LED, denn sie bietet neben<br />
dramatischen Energiesparpotenzialen gegenüber<br />
Vorgängertechnologien auch die<br />
einfache Steuerung der spektralen Zusammensetzung<br />
des Lichts. Unterschiedliche<br />
Farbtemperaturen, die Beleuchtungsstärke<br />
und auch die Beleuchtungsart haben<br />
unterschiedliche Auswirkungen auf den<br />
Menschen. So wirkt eine kühlere bläuliche<br />
Lichtfarbe aktivierend und warmes rötliches<br />
Licht entspannend.<br />
Angepasst werden sollte das Lichtszenario<br />
an die innere Uhr, die jeder Mensch durch<br />
den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus in<br />
sich trägt. In unseren mitteleuropäischen<br />
Breitengraden ist dieser ganzjährig annähernd<br />
gleich. Anders sieht es in nördlicheren<br />
Gebieten aus, wie etwa Skandinavien.<br />
Dort gibt es auch „lichtextreme“ Tage, wo<br />
man im Sommer die Sonne entweder fast<br />
ganztägig oder auch im Winter nur für einige<br />
wenige Stunden zu Gesicht bekommt.<br />
Hier kommt dem Licht zur Steuerung des<br />
menschlichen Wohlbefindens eine besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
Als beispielhaftes Projekt für einen bemerkenswerten<br />
Umgang mit Licht kann man die<br />
Zentralbibliothek OODI in Helsinki von ALA<br />
Architects sehen. Ihr Leitsatz lautete dabei:<br />
„The architectural lighting concept as part<br />
of the architectural design work.“ Für jeden<br />
Raum des Gebäudes überlegten sie sich ein<br />
passendes Lichtkonzept und integrierten<br />
es in die Architektur. Um den zentralen Lesesaal<br />
herum verläuft allseitig eine Glasfassade<br />
und lässt so zu, dass möglichst viel des<br />
vorhandenen Tageslichtes hineinströmt.<br />
Generell versuchte man dieses zu maximieren,<br />
um den Bedarf an künstlicher Beleuchtung<br />
so gering wie möglich zu halten. Oberlichter<br />
setzten dabei zusätzlich punktuelle<br />
Akzente, um natürliches Licht in der gesamten<br />
Gebäudetiefe nutzen zu können.
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
83<br />
Licht<br />
Das Lichtkonzept im Eingangsbereich der<br />
Bibliothek wieder setzt auf diffus positionierte<br />
Lichtquellen, die in die hölzerne<br />
Deckenverkleidung integriert sind und<br />
den Raum gleichmäßig ausleuchten. Diese<br />
Lichtquellen ziehen sich hinaus bis auf das<br />
Vordach im Außenraum. So werden nicht<br />
nur die Innenräume erhellt, das Licht strahlt<br />
auch nach außen und markiert diesen Bereich<br />
als zentralen Anziehungspunkt.<br />
Die Helsinkier und Helsinkierinnen schätzen<br />
ihre Zentralbibliothek als öffentliches<br />
Wohnzimmer, wo sie im Sommer wie im<br />
Winter gerne ihre Zeit verbringen. Das gelungene<br />
Zusammenspiel von Architektur<br />
und Licht schafft hier Aufenthaltsqualität<br />
und im weiteren Sinne auch Lebensqualität.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
84<br />
Produkt News<br />
Leuchtende Beispiele<br />
In allen Designbereichen sind Themen wie ganzheitliches Denken, Produktzukunft<br />
und Recycling omnipräsent. Zu erkennen ist das deutlich auch im Leuchtendesign,<br />
wo jedoch für die Umsetzung dieser Ansprüche oftmals neue Materialien und innovative<br />
Verarbeitungstechniken erforderlich sind. Verbunden damit erleben auch<br />
Arbeitsstoffe eine Renaissance, die entweder besonders langlebig sind oder leicht<br />
in den Ressourcenkreislauf zurückgeführt werden können.<br />
Fotos: Messe Frankfurt / Petra Welzel<br />
Stein ist hier genauso ein Beispiel wie Holz oder<br />
Metall. Daneben sind es alternative Rohstoffe, wie<br />
etwa Bioplastik, mit denen Gestalter gerne arbeiten.<br />
Ebenfalls Trend: Immer öfter erfüllt digitale Technik<br />
als Herzstück zeitgenössischen Leuchtendesigns die<br />
Anforderungen moderner Nutzer – auch dann, wenn<br />
Leuchtkörper im Stil klassisch gehalten sind. Möglich<br />
wird das durch immer filigranere beziehungsweise<br />
leistungsstärkere LEDs und OLEDs.<br />
Licht- und Leuchteninnovationen nehmen auf der<br />
Light + Building vom 8. Bis 13. März <strong>2020</strong> in Frankfurt<br />
eine zentrale Rolle ein. Im Rahmen der Weltleitmesse<br />
für Licht und Gebäudetechnik wird dort auch<br />
die gesamte Zukunft des Wohnens im Trendforum<br />
in Halle 6.2 in drei Szenarien – „Organic Sculptures“,<br />
„Studied Masterpieces“ und „Inventive Collages“ veranschaulicht.<br />
Recherchiert und zusammengestellt<br />
werden diese Trends durch das renommierte Stilbüro<br />
bora.herke.palmisano.<br />
www.light-building.com/trendforum
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
85<br />
Produkt News<br />
Artis Double R<br />
Perfekte Lichttechnik für den Handel<br />
Die Strahler der neuen Serie Artis Matrix sind nicht nur optisch und technisch<br />
erstklassig, sie bieten für die Praxis eine absolute Innovation. Erstmals besteht<br />
die Möglichkeit, die Abstrahlcharakteristik und die Helligkeit jedes Strahlers über<br />
eine geschützte Technologie von Molto Luce Gmbh, direkt vor Ort an die jeweiligen<br />
Erfordernisse anzupassen.<br />
Der eigens konstruierte Freiformflächenreflektor mit<br />
Facettierung kombiniert dabei maximale Effizienz<br />
mit bestmöglicher Längsentblendung bei einer absolut<br />
homogenen und brillanten Ausleuchtung der zu<br />
beleuchtenden Fläche. Der Strahlerabstand kann dabei<br />
auf bis zu drei Meter gesetzt werden. Die stufenlose<br />
Schwenkbarkeit von +15° bis -15° ermöglicht bei<br />
unterschiedlichen Gangbreiten und Raumhöhen eine<br />
optimal ausgeleuchtete Ware, wodurch ein perfektes<br />
Einkaufserlebnis garantiert wird.<br />
Als 3-Phasen Stromschienenstrahler ist Artis in<br />
einflammig asymmetrisch sowie zweiflammig doppel-asymmetrisch<br />
erhältlich. Ergänzt wird das<br />
Artis-Sortiment durch ein- und zweiflammige Einbauversionen.<br />
Mit seiner ästhetischen Optik ermöglicht<br />
die Serie stilvolle Beleuchtung in lässigen Look und<br />
garantiert zudem aufgrund seiner technischen Ausgereiftheit<br />
für ein Höchstmaß an Einsatzmöglichkeiten.<br />
Auf Anfrage kann Artis auch in den Sonderlichtfarben<br />
Magic Colour, Magic White, Meat & Fish, Fruits<br />
& Vegetables, Bread sowie 3500K Premium CRI>90<br />
bestellt werden.<br />
Molto Luce GmbH<br />
T +43 (0)7242 698-0<br />
office@moltoluce.com<br />
www.moltoluce.com<br />
Light +<br />
Building<br />
Halle: 1.2<br />
Stand: F51<br />
ARtis Single Track
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
Drehschalter<br />
mit Beleuchtung<br />
2019 ist ein echtes „Schalterjahr“: Berker<br />
und die legendäre Kunst-, Designund<br />
Architekturschule „Das Bauhaus“<br />
feiern 100-jähriges Bestehen. Pünktlich<br />
zum Doppel-Jubiläum wurden die<br />
runden Drehschalter neu aufgelegt und<br />
sind nun auch mit einem einzigartigen<br />
Highlight erhältlich: der ersten integrierbaren<br />
Drehschalter-Beleuchtung<br />
auf dem Markt. Ideal für gehobene<br />
Wohnbauten, Hotels oder historische<br />
Gebäude.<br />
86<br />
Produkt News<br />
Serie Glas: Runde Rahmen aus Glas stehen<br />
für Tradition, Eleganz und für einfaches und<br />
dennoch unwiderstehliches Design, das<br />
sich sowohl in Altbauten als auch in moderne<br />
Wohnumgebungen harmonisch einfügt.<br />
Bei der Serie Glas bestehen die Schalterfüße<br />
aus echtem Klarglas. Eine Alternative<br />
ist die Ausführung mit Klarglas, das auf der<br />
Rückseite polarweiß lackiert ist. Mit polarweißen<br />
und schwarzen Zentraleinsätzen<br />
oder Drehknebeln aus Messing und Chrom<br />
entsteht ein Look, der das Gegenteil von<br />
alltäglich ist.<br />
R.classic: Kunststoff? Glas? Aluminium?<br />
Edelstahl? Oder lieber kein Rahmen? Auch<br />
das ist mit R.classic möglich – die rahmenlosen<br />
Drehschalter sind eine Innovation. Im<br />
Grunde sind die runden Rahmen aber viel<br />
zu schön, um auf sie zu verzichten. Der mattierte<br />
Edelstahl, das natureloxierte Aluminium<br />
und die Glas- und Kunststoffrahmen in<br />
Polarweiß oder Schwarz unterstreichen den<br />
einzigartigen Charakter des Programms<br />
R.classic: Zurück in die Zukunft – fortschrittlicher<br />
kann traditionelles Design<br />
nicht werden.<br />
Serie 1930: Retro trifft Hightech: Die Berker<br />
Serie 1930 arbeitet mit runden Rahmen. Die<br />
Form und der glänzende Kunststoff in Polarweiß<br />
oder Schwarz verleihen dem Schalterprogramm<br />
das traditionelle, vom Bauhaus<br />
beeinflusste Aussehen. Wer Retro-Design<br />
in Vollendung sucht, kann sich für Drehschalter<br />
aus weißem oder schwarzem Porzellan<br />
entscheiden. Dabei sind nicht nur die<br />
Rahmen, sondern auch die Zentralstücke<br />
und Drehknebel „made by Rosenthal“ – Porzellan<br />
vom Traditionshersteller.<br />
Die neuen Drehschalter sind mit Status-Beleuchtung<br />
und optional zuschaltbarem Orientierungslicht<br />
erhältlich. Das kaltweiße<br />
Serie 1930<br />
Orientierungslicht leuchtet durchgängig<br />
und macht den Schalter im Dunkeln dezent<br />
sichtbar. Die warmweiße Statusbeleuchtung<br />
zeigt an, ob eine Außensteckdose einoder<br />
ausgeschaltet ist oder ob ein nicht einsehbarer<br />
Raum gerade beleuchtet ist. Die<br />
Art der Beleuchtung wird am integrierten<br />
LED-Modul eingestellt. Über einen Schiebeschalter<br />
am Modul lässt sich das Orientierungslicht<br />
bei Bedarf abschalten.<br />
Siblik Elektrik GmbH & Co. KG<br />
T +43 (0)1 68 006-0<br />
info@siblik.com<br />
www.siblik.com<br />
Serie 1930<br />
Serie Glas<br />
R.classic
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Minimalist mit<br />
maximaler Wirkung<br />
Zumtobel steht für kreative Lösungsansätze,<br />
geradliniges Design und technisch<br />
innovative Lichtlösungen. Mit einem neuen<br />
Downlight hat der österreichische Lichtanbieter<br />
nun ein Produkt entwickelt, das sich<br />
perfekt für allgemeine Beleuchtungsaufgaben<br />
eignet. MICROS II ist ein kleines, kraftvolles<br />
Downlight, perfekt für allgemeine<br />
Beleuchtungsaufgaben in repräsentativen<br />
Nebenbereichen in Retail, Hotel- und Gastgewerbe<br />
oder Krankenhäusern. Ein flexibler<br />
Reflektor mit mehreren Ausstrahlungswinkeln<br />
und sehr guter Entblendung sowie<br />
mehrere Farbvarianten lassen viel Raum<br />
für kreative Lichtplanung. Außerdem eignet<br />
sich MICROS II perfekt als Eins-zu-Eins-Alternative<br />
für veraltete Halogenlampen – die<br />
Montage gestaltet sich besonders einfach<br />
und flexibel.<br />
Zumtobel Lighting GmbH<br />
T +43 (0)5572 390-0<br />
info@zumtobel.info<br />
www.zumtobel.com<br />
87<br />
Produkt News<br />
Innovative und hochflexible Aluminiumprofilsysteme<br />
mit unendlichen Möglichkeiten.<br />
Sie haben schon etwas ganz spezielles im Kopf? Wir freuen uns<br />
mehr über ihr Vorhaben zu erfahren und stehen Ihnen gerne<br />
beratend zur Seite. Sprechen Sie uns an!<br />
Dome<br />
Design trifft Licht<br />
H-80 Profil | H-140 PROFIL<br />
Besuchen Sie uns in<br />
Halle 3,1 Stand E71<br />
FORM FOLGT ARCHITEKTUR - LICHT FOLGT FORM<br />
RIDI Leuchten GmbH, Industriepark Nord, Rudolf-Hausner-Gasse 16, 1220 Wien<br />
Tel.: 01/73 44 210, Fax: 01/73 44 210 5; E-Mail: office@ridi.at, www.ridi.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
88<br />
Produkt News<br />
bordbar Flugzeugtrolleys<br />
Ein flexibles Möbel für die Ewigkeit<br />
Der klassische Servicetrolley aus dem Flugzeug ist nicht nur ein Eyecatcher in<br />
jeder Wohnung, sondern eignet sich auch perfekt im stylishen Büro, in der Gastronomie<br />
oder der gehobenen Hotellerie. Create you personal bordbar.<br />
Ausdrucksstark, weltoffen, minimalistisch, geradlinig,<br />
urban, klassisch: ein bordbar Flugzeugtrolley kann<br />
so vieles sein. Vor allem aber persönlich, wenn es um<br />
die eigenen Wünsche und Vorstellungen geht – create<br />
your personal bordbar! Egal ob die bordbar ihren<br />
Platz im privaten Wohnbereich hat, Teil des Offices<br />
ist oder in der Gastronomie und der Hotellerie zum<br />
Einsatz kommt – den Gestaltungsmöglichkeiten sind<br />
hier fast keine Grenzen gesetzt.<br />
Als Getränkestation mit Kühlfunktion und Kaffeekapseleinschüben<br />
im Besprechungszimmer, mit Registervollauszug<br />
neben dem Schreibtisch im Coworking<br />
Space, mit LED-Leuchtboden als Bar im privaten<br />
Wohnbereich, mit Holzschneidebrett auf der Terrasse<br />
neben der Grillstation, im Hotel in der Lounge für Magazine<br />
und Zeitungen oder im Badezimmer für Pflegeprodukte,<br />
um nur einige Möglichkeiten zu nennen.<br />
Jeder dieser Trolleys wird von Hand gefertigt und<br />
ist in verschieden Designs erhältlich. Es gibt auch<br />
die Möglichkeit die Trolleys mit einem eigenen Design<br />
zu versehen. Die Trolleys gibt es nicht nur als<br />
new, sondern auch als used, womit auch viel Wert auf<br />
Nachhaltigkeit gelegt wird. Auf die Trolleys new, werden<br />
30 Jahre Garantie gewährt.<br />
byThom<br />
T +43 (0)1 909 44 17<br />
office@bythom.at<br />
www.bythom.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
89<br />
Produkt News<br />
Sitzen auf neuem Level<br />
Der jüngst mit dem begehrten German Design Award <strong>2020</strong> Gold ausgezeichnete<br />
Allzweckstuhl se:spot von Sedus ist jetzt auch als Barhocker in zwei Höhen verfügbar.<br />
Überall, wo kurzzeitige Teamarbeit und Besprechung, Kontaktpflege und informelle<br />
Arbeit angesagt sind, also in Pausen-, Projekt- und Besprechungsräumen, an<br />
Countern und den vielen Knotenpunkten in offenen Bürolandschaften und natürlich<br />
in Kombination mit Highdesks, kann der ‚se:spot stool‘ zum Einsatz kommen.<br />
Form und Kontur der Sitzschale sorgen dabei<br />
für vorbildliche Sitzergonomie und hohen<br />
Sitzkomfort. Bei den Gestellen kann das<br />
stapelfähige Kufenmodell aus verchromtem<br />
Stahl oder das Vierfuß-Modell aus Buche<br />
schwarz oder Eiche natur gewählt werden.<br />
Angeboten wird der neue Barhocker auch<br />
in der Version ‚studio‘, einer Zwischenhöhe,<br />
die sich vortrefflich mit Tischen mit ca. 900<br />
mm Höhe verträgt. Gegenüber der klassischen<br />
Barhockerhöhe fällt hier ein spontanes<br />
„Ansitzen” bzw. „Aufstehen” leichter.<br />
Als zusätzlichen Clou bietet die Modellfamilie<br />
höchste Variabilität durch ein bequemes<br />
Sitz- und Rückenpolster, das sich kinderleicht<br />
wechseln und einfach reinigen lässt.<br />
Sedus Stoll GmbH, Showroom Wien<br />
Gumpendorfer Straße 15/9<br />
1060 Wien<br />
T +43 (0)1 982 94 17 12<br />
sedus.at@sedus.com<br />
www.sedus.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
90<br />
Produkt News<br />
Individualität in<br />
ihrer schönsten Form<br />
Inspiriert vom Zeitgeist, der von puristischen und filigranen Produkten geprägt<br />
ist, hat die Tiroler Industrie-Manufaktur Conform mit «Ikona» eine völlig neue Systemserie<br />
von Badmöbeln entwickelt. Mit materieller Leichtigkeit, Funktionalität<br />
und außergewöhnlicher Variabilität interpretiert die neue Serie die Typologie des<br />
individualisierbaren Systemprogramms völlig neu.<br />
Zu den besonderen Merkmalen gehören<br />
die acht Millimeter dünnen Seitenwände,<br />
die sich exakt um den Korpus der Möbelelemente<br />
falten und die etwas zurückgesetzten<br />
Fronten ummanteln wie ein zarter<br />
Bilderrahmen. Diese feinen, aus den Möbeln<br />
herauswachsenden Ränder betonen den<br />
perfekt proportionierten SlimLine-Korpus<br />
sowie den streng geometrischen Frontraster,<br />
der durch einen minimalen und gleichbleibenden<br />
Fugenspalt gekennzeichnet<br />
ist. Die Fronten und Korpus-Looks sind in<br />
25 ausdrucksstarken Oberflächen erhältlich.<br />
Spezielle Designlösungen entstehen<br />
beispielsweise aus bicoloren Kombinationen,<br />
bei denen Korpuswände in trendigen<br />
Unis - etwa in den neuen Farben Loft-Grau,<br />
Manuka oder Camarin - mit großer Geste<br />
naturinspirierte Frontflächen umschließen.<br />
Ein weiteres Gestaltungsmerkmal von «Ikona»<br />
ist die reduzierte Tiefe von 50 cm bei<br />
den Waschtischunterschränken, welche die<br />
elegante Designidee der besonderen Grazilität<br />
unterstreicht sowie Möbel und Waschplatz<br />
zu einer homogenen, harmonischen<br />
Einheit verbindet.<br />
Alle Möbelfronten sind auf drei unterschiedliche<br />
Öffnungsarten ausgelegt, wahlweise<br />
mit hochwertiger, synchronisierter<br />
Push-To-Motion-Technik, Griffmulde oder<br />
klassischen Stangengriffen. Bei letzterer<br />
Variante können neben formschönen runden<br />
und kubischen Chromgriffen auch Akzent-Griffe<br />
in der Farbe Schwarz gewählt<br />
werden, die in Kombination mit aussagekräftigen<br />
Oberflächen das gelungene Contemporary-Design<br />
der neuen Systemserie<br />
betonen und dem Bad einen individuellen<br />
Charakter verleihen.<br />
Zur Wahl stehen bei «Ikona» beinahe 70<br />
Unterschrankmodelle für Einzel- und Doppelwaschtische<br />
in Breiten von 60 bis 180<br />
cm sowie Seitenschränke in den Höhen<br />
175 cm und 87 cm, jeweils in den Breiten<br />
35, 40, 45 und 50 cm. Damit lässt sich die<br />
Badmöbelserie mit einer Vielzahl an Mineralguss-,<br />
Mineralwerkstoff-, Glas- und<br />
Keramikwaschtischen, oder hochwertigen<br />
Compact-Waschtischplatten für Aufsatzbecken<br />
kombinieren. Zur Wahl stehen auch<br />
ein SlimLine-Spiegelschrank und zwei<br />
formschöne, schlanke Leuchtspiegel-Serien.<br />
Und wenn diese Vielfalt an Formen, Formaten,<br />
Farben und Materialien noch nicht<br />
reichen sollte, lassen sich aus dem Standardrepertoire<br />
auch maßgeschneiderte Lösungen<br />
ableiten - und das alles mit einer Lieferzeit<br />
von gerade einmal 9 Arbeitstagen!<br />
CONform Badmöbel GmbH<br />
T +43 (0)5412 63493<br />
office@conformbad.at<br />
www.conformbad.at<br />
www.conform-partnersystem.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
91<br />
Produkt News<br />
Luxus-Hotel<br />
überzeugt bis ins Detail<br />
Das 5-Sterne-Superior-Hotel „The Fontenay“ ist ein absolutes Highlight der<br />
Hamburger Hotellandschaft: Seine einzigartige Lage direkt an der Außenalster,<br />
die beeindruckende Architektur und die hochwertige Ausstattung begeistern<br />
Gäste aus aller Welt. Der organische Grundriss, der aus der Feder des bekannten<br />
Architekten Jan Störmer vom Büro Störmer Murphy and Partners stammt, setzt<br />
sich aus drei ineinandergreifenden Kreisen zusammen.<br />
Die Inneneinrichtung der Zimmer und Suiten, die zwischen<br />
28 und knapp 200 Quadratmeter groß sind, ist<br />
in elegantem Türkis und dezentem Beige gehalten. Die<br />
Badezimmer bieten dank abgetrennter Dusche und<br />
separatem WC jeweils viel Platz. Als besonderer Komfort<br />
erwartet die Gäste in den Bädern aller Zimmerkategorien<br />
ein Dusch-WC aus dem Hause Geberit, das<br />
die Funktionen eines WCs und eines Bidets in sich vereint.<br />
„Dass die Bäder eines solchen Hotels mit einem<br />
Hygiene-WC – wie ich es lieber nenne – ausgestattet<br />
werden müssen, stand für mich von Beginn an fest. Die<br />
Produkte von Geberit haben mich durch ihre gelungene<br />
Formensprache überzeugt“, erklärt Jan Störmer.<br />
Herzstück des Geberit AquaClean Mera ist die patentierte<br />
Whirl-Spray-Duschtechnologie. Der pulsierende<br />
Duschstrahl, der durch dynamische Luftbeimischung<br />
verfeinert wird, sorgt für eine sanfte und<br />
gleichzeitig gründliche Reinigung des Intimbereichs.<br />
Im Duscharm befindet sich eine zusätzliche Ladydusche<br />
mit besonders weichem Duschstrahl. Für<br />
eine angenehme Wassertemperatur sorgt ein hybrides<br />
Warmwassersystem, ein handwarmer Luftstrom<br />
übernimmt das Trocknen. Gesteuert wird AquaClean<br />
Mera entweder über eine Fernbedienung oder alternativ<br />
– wie im „The Fontenay“ – über ein Wandbedienpaneel.<br />
Durch den kabellosen Betrieb lässt es sich<br />
an einer beliebigen Stelle in der Nähe des Dusch-WCs<br />
platzieren. Und auch im WC-Bereich des Restaurants<br />
wird auf Qualitätsprodukte von Geberit gesetzt. Als<br />
Betätigungsplatte für die Toiletten kam das Modell<br />
Geberit Sigma70 zum Einsatz. De Urinale aus der<br />
Serie Geberit Preda hingegen kommen dank Sensor<br />
gänzlich ohne Betätigungsplatte aus. Auf Wunsch<br />
lässt sich die Spülung jederzeit auf die sogenannte<br />
Hybridspülung umstellen. Dabei werden die Urinale<br />
wasserlos genutzt und in einem frei wählbaren Zeitintervall<br />
mit Wasser gespült.<br />
Geberit Vertriebs GmbH & Co KG<br />
T +43 (0)2742 401 0<br />
sales.at@geberit.com<br />
www.geberit.at<br />
www.geberit-aquaclean.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
92<br />
Produkt News<br />
Minimalismus trifft auf Opulenz<br />
Wie eine Superjacht sollte sich WAVE über der Spree in Berlin erheben. So der Anspruch<br />
der Stararchitekten vom Büro GRAFT. Mit Erfolg: Im Auftrag von Bauwerk<br />
ist es ihnen gelungen eine Architektur-Ikone mit atemberaubender Wasserlage an<br />
der Stralauer Allee, im lebendigen Friedrichshain und angrenzendem Kreuzberg, zu<br />
erschaffen. Die futuristische Handschrift des Gebäudes mit Vollglasfassade zeichnet<br />
sich in jedem Winkel der 161 Apartments, Flats und Penthouses ab. 70 Prozent bieten<br />
einen spektakulären Blick auf die Spree.<br />
Eine Symbiose aus Natürlichkeit und High-End Design<br />
beschreibt die Inneneinrichtung. Die Ausstattungsdetails<br />
namhafter Hersteller erfüllen jeden<br />
Anspruch an Qualität, Design, Hochwertigkeit und<br />
Extravaganz. Für ein überwältigendes Raumgefühl,<br />
das der außergewöhnlichen Architektur würdig ist.<br />
Die Bäder sind mondän in ihrer Ausfertigung, minimalistisch<br />
im Konzept. Holz und Weiß dominieren die<br />
Farbgebung, abgerundete Linien die Formensprache.<br />
Für die Bäder des exklusiven Wohnkomplexes wurden<br />
IXMO Armaturen von KEUCO an der Wanne und in der<br />
Dusche ausgewählt. Denn minimalistischer geht es<br />
kaum: Mit ihrem Durchmesser von nur 90 mm ergänzen<br />
sie die exklusive Ausstattung perfekt. Harmonisch<br />
dazu ist der Duschkorb aus der KEUCO EDITION 11.<br />
Die markante und zugleich zurückhaltende Formensprache<br />
verleiht ihm eine herausragende Ästhetik.<br />
Besonderer Clou: Der integrierte Glasabzieher lässt<br />
den Duschkorb zu einem wahren Alltagshelden werden.<br />
Die KEUCO COLLECTION MOLL Armaturen am<br />
Waschtisch ergänzen die designstarke Auswahl perfekt<br />
und unterstreichen mit ihren abgerundeten Linien<br />
den minimalistischen Grundgedanken abermals. Passend<br />
dazu: die Toilettenpapierhalter. Die verchromten<br />
Oberflächen der KEUCO Armaturen und Accessoires<br />
in den Bädern wirken in den Räumlichkeiten mit sanfter<br />
Farbgebung durch ihr Understatement.<br />
KEUCO GmbH<br />
T +43 (0)662 45 40 56-0<br />
office@keuco.at<br />
www.keuco.com<br />
www.ixmo.de<br />
©Sucksdorff Photography
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
93<br />
Produkt News<br />
© Zugspitz-Resort<br />
Immer perfektes Klima<br />
Eine touristische TOP-Adresse wie das Zugspitz-Resort (4 Sterne Hotel, Ferienwohnungen,<br />
Campingplatz) binnen einer einzigen Zwischensaison grundlegend<br />
umzubauen und zu erweitern, erfordert perfekte Planung und verlässliche Partner.<br />
Der Startschuss für die Arbeiten fiel im März 2019, die Wiedereröffnung des<br />
Resorts erfolgte im Dezember des gleichen Jahres.<br />
Zu den Kernstücken des Umbaus zählen 47 neue<br />
Zimmer und Suiten im Neubau der Anlage sowie im<br />
Haupthaus 20 zusätzliche Badezimmer für den Komfort<br />
der Camping-Gäste. Ein zentrales Anliegen des<br />
Bauherren war dabei, auch die Behaglichkeit und den<br />
Komfort für die Gäste durch effizientes Heizen und<br />
Kühlen zu erhöhen. Beide Untergeschosse, die u.a.<br />
das Spielland sowie die Fitness- und Yogaräume beherbergen,<br />
das Erdgeschoss einschließlich Empfang,<br />
Hotelhalle, Lounge, Restaurant und Buffet sowie<br />
sämtliche Bäder erhielten eine Fußbodenheizung.<br />
Insgesamt 4.080 m 2 des Fußbodenheizungssystems<br />
Uponor Classic wurden dafür verbaut, dessen Trägerelementsystem<br />
sich aufgrund seiner hohen Belastbarkeit<br />
perfekt für stark frequentierte Bereiche<br />
eignet. Drei unterschiedliche Mattenraster ermöglichen<br />
die optimale Anpassung der Heizrohrabstände<br />
an den jeweiligen Wärmebedarf. Die praxisgerechten<br />
Rohrdimensionen von 17 mm und 20 mm ermöglichen<br />
dabei große Heizkreislängen ohne Verbindungsstellen,<br />
was speziell bei der Verlegung von größeren Flächen<br />
wie hier im Hotel von Vorteil ist.<br />
Die neuen Suiten des Zugspitz-Resorts sind außerdem<br />
mit Kühldecken ausgestattet: verbaut sind hier rund<br />
350 m 2 Uponor Thermatop M. Das System basiert auf<br />
dem diffusionsdichten MLCP Mehrschichtverbundrohr<br />
und besteht aus standardisierten Modulen, die<br />
per Klick-Montage schnell und ohne zusätzliches<br />
Werkzeug in herkömmliche Deckenunterkonstruktio-<br />
nen eingehängt werden können. Die Register sind in<br />
fünf Längen von 95 bis 255 cm verfügbar. So lassen<br />
sich bei der Deckenbelegung nicht nur Einbauten wie<br />
Lampen, Luftauslässe oder Lautsprecher problemlos<br />
aussparen, sondern auch sehr komplexe Raumgeometrien<br />
vollflächig thermisch aktivieren.<br />
Die Beplankung erfolgt anschließend durch den Trockenbauer<br />
komplett in Eigenregie, womit auch eine<br />
vollständige Gewerketrennung gewährleistet ist. Die<br />
speziell geformten Befestigungsschienen sorgen dabei<br />
für einen sehr guten Kontakt der Rohre mit der<br />
Gipskarton-Thermoplatte und ermöglichen dadurch<br />
hohe Leistungswerte von bis zu 65 W/m² (∆ϑ = 8 K)<br />
im Kühlfall.<br />
© Uponor<br />
Uponor Vertriebs GmbH<br />
T +43 (0)2236 23003-0<br />
info.at@uponor.com<br />
www.uponor.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
94<br />
Produkt News<br />
Weltpremiere für<br />
DX-Aufzugklasse<br />
KONE, einer der Weltmarktführer der Aufzugbranche, entwickelt sich zum Plattformanbieter<br />
für cloudbasierte Gebäude-Services und launcht die neue Aufzugklasse<br />
DX. Diese neuen Aufzüge sind serienmäßig an die cloudbasierte digitale<br />
Plattform von KONE angebunden und machen so zahlreiche smarte Services für<br />
den breiten Markt und eine große Masse von Nutzern verfügbar. Bereitgestellt<br />
werden die digitalen Services von KONE sowie von Partnern wie Amazon, Blindsquare,<br />
Robotise und Soundtrack Your Brand.<br />
Ziel des Konzerns ist dabei die volle Vernetzung<br />
der Aufzüge mit Gebäuden, Betreibern,<br />
Dienstleistern und Nutzern. Digitale Services<br />
wie Aufzugmusik nach Wunsch, der<br />
Aufzugruf mittels Alexa, cloudbasierte Infoscreens<br />
für Aufzug, Foyer und Flur und der<br />
KONE Magic Mirror machen die Gebäudenutzung<br />
für Eigentümer und Mieter attraktiver<br />
und steigern den Wert der Gebäude<br />
über ihre gesamte Lebensdauer hinweg. Das<br />
demonstriert eindrucksvoll der KONE Magic<br />
Mirror mit seinen spektakulären optischen<br />
Effekten: Wie durch Zauberei verwandelt er<br />
die verspiegelte Kabinenwand zum virtuellen<br />
Fenster oder zum randlos integrierten<br />
digitalen Infobildschirm, den Betreiber mit<br />
Bildern und Videos bespielen können.<br />
Durch serienmäßige Anbindung an die digitale<br />
Plattform von KONE und ihre sichere<br />
offene Schnittstelle (API) lassen sich<br />
DX-Aufzüge („Digital Experience“) mit allen<br />
denkbaren Geräten und Anwendungen<br />
einfach und umstandslos verbinden. Dazu<br />
zählen beispielsweise Service- und Lieferroboter<br />
in Hotels, Pflegeeinrichtungen<br />
und Industrie, Sprachassistenten, Indoor-<br />
Navigationssysteme, Gebäude-Apps und<br />
ganze gebäudetechnische Systeme. Auch<br />
elektrische Türen und Tore können mit der<br />
DX-Klasse, aber auch mit entsprechend<br />
nachgerüsteten Aufzügen kommunizieren.<br />
Die integrierte Konnektivität der DX-Aufzüge<br />
macht auch bestehende KONE Services<br />
jederzeit sofort verfügbar: Entscheidet sich<br />
ein Betreiber für die prädiktive Wartungslösung<br />
24/7 Connect, erfolgt die Freischaltung<br />
ohne Wartezeit und zusätzlichen Installationsaufwand.<br />
KONE AG<br />
T +43 (0)1 863 67-0<br />
office.at@kone.com<br />
www.kone.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
95<br />
Produkt News<br />
Fotos: Fabian Linden, Simonswerk<br />
Attraktive Kirchensanierung<br />
Die Ende der 50er Jahre erbaute katholische Kirche St. Michael in Paderborn-Sennelager<br />
wurde grundlegend renoviert und neu konzeptioniert. Da durch<br />
die sinkenden Besucherzahlen die Kirche optisch einfach zu groß wirkte, entschied<br />
man sich für ein modernes Renovierungskonzept.<br />
Die langen Kirchenbänke, die vorher Platz<br />
für 400 Gläubige boten, wurden durch 140<br />
Stühle ersetzt, welche nun – je nach Anlass<br />
und zu erwartender Besucherzahl –<br />
flexible Bestuhlungsarten erlauben. Auch<br />
der Innenraum wurde neu gestaltet: Helle<br />
Farbtöne an den Wänden und auf dem Boden<br />
sorgen für eine freundlich warme Atmosphäre.<br />
Einen attraktiven Farbakzent in<br />
Ochsenfarbenrot setzen dabei die Wände<br />
des Kreuzweges an beiden Längsseiten des<br />
Kirchenschiffs. Neben der Farbgestaltung,<br />
dem Fußboden und der Lichttechnik wurde<br />
eine neue Eingangstür aus Massivholz eingebaut.<br />
Ausgestattet ist diese doppelflügelige<br />
und gefälzte Eingangstür mit der<br />
Bandtechnik von SIMONSWERK.<br />
Die beiden Türelemente haben ein Türflügelmaß<br />
von 102 cm x 260 cm und eine<br />
Türstärke von 92 mm. Die großflächige<br />
Eingangstür mit den beiden Seitenteilen<br />
(Gesamtlänge 490 cm x 293 cm) wurde mit<br />
verdeckt liegenden Bändern der Modellausführung<br />
TECTUS TE 680 3D FD für gefälzte<br />
Türen ausgestattet.<br />
Bei den Eingangstüren, die nach außen geöffnet<br />
werden, sollte aus Sicherheitsgründen<br />
keine außen liegende Bandtechnik zu<br />
sehen sein. Zudem war der Belastungswert<br />
der Bandtechnik von bis zu 160 kg aufgrund<br />
des hohen Eigengewichts der Tür sowie der<br />
zusätzlich auf das Türblatt wirkenden mechanischen<br />
Kraft durch den Drehflügelantrieb<br />
von zentraler Bedeutung.<br />
Ausgestattet wurden die Türflügel mit jeweils<br />
vier verdeckt liegenden Türbändern<br />
– jeweils paarig oben und unten am Türblatt.<br />
Diese Bandtechnik sorgt für eine klare<br />
Optik der geschlossenen Tür und lässt die<br />
extra angefertigten Türgriffe aus Messing<br />
besonders gut zur Geltung kommen.<br />
SIMONSWERK GmbH<br />
T +49 (0)5242 413-0<br />
info@simonswerk.de<br />
www.simonswerk.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
96<br />
Produkt News<br />
Augenarztpraxis mit Loungecharakter<br />
In angenehmer Atmosphäre wird ein Arztbesuch gleich viel entspannter. Die<br />
Gestaltung von Praxis-Räumlichkeiten sollte daher nicht nur allein nach medizinischen<br />
Gesichtspunkten erfolgen, sondern hat auch das Wohlbefinden der Patienten<br />
und Mitarbeiter im Blick haben. Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung<br />
ist die Praxis Breyer, Kaymak & Klabe Augenchirurgie in Düsseldorf. Das Gestaltungskonzept<br />
stammt aus der Feder des Innenarchitekten Marcel Beckmann von<br />
SOHOarchitekten Düsseldorf.<br />
Die Flure sind durch erdige Wandfarben<br />
kombiniert mit schwarz-weiß gehaltenen Bildern<br />
optisch ruhig und zurückhaltend. Nur<br />
der Boden ist etwas auffälliger: In der gesamten<br />
Praxis wurde ein Chevron-Dekor von<br />
PROJECT FLOORS verlegt. In einem satten<br />
und warmen Braun ergänzt die Holznachbildung<br />
das Gestaltungskonzept perfekt.<br />
Wesentliche Entscheidungskriterien für<br />
diesen Bodenbelag waren, dass ein LVT-Designboden<br />
einerseits leicht zu reinigen ist<br />
und so den Hygieneanforderungen einer<br />
Arztpraxis entspricht. Andererseits sollte<br />
die optische Anmutung des Bodens zur<br />
Wertigkeit der gesamten Ausstattung passen<br />
und diese unterstützen. Und so wurde<br />
in Düsseldorf auf ca. 600 m 2 das Dekor<br />
PW 3130 FP verarbeitet.<br />
Das gewählte Chevron Verlegemuster, das<br />
auch als Französisches Parkett bekannt ist,<br />
komplettiert die insgesamt hochwertige Erscheinung<br />
der Räume. Man sieht dem Boden<br />
seine Abstammung aus dem Echtholzparkett-Bereich<br />
an: Er ist ein echter Hingucker<br />
und erinnert an die alten Herrenhäuser früherer<br />
Zeiten. „Chevron wirkt als ‚Fischgrät‘<br />
ohne die klassische Verzahnung moderner<br />
und ist definitiv eine Abwechslung zu den<br />
bereits bekannten Dielenböden.“, so der Innenarchitekt<br />
Marcel Beckmann.<br />
PROJECT FLOORS GmbH<br />
T +49 (0)2233 9687-0<br />
info@project-floors.com<br />
www.project-floors.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
97<br />
Produkt News<br />
Technikum eröffnet<br />
Der österreichische Bauchemieproduzent<br />
Murexin eröffnete am 29. Jänner <strong>2020</strong> in<br />
Wiener Neustadt ein modernes Technikum<br />
und investierte damit 1,5 Millionen Euro in<br />
den niederösterreichischen Standort. Auf<br />
etwa 500 m 2 entstanden Räume für die Anwendungstechnik,<br />
praktische und theoretische<br />
Schulungen, Büroräume sowie Bereiche<br />
für Forschung und Entwicklung. In nur neun<br />
Monaten Bauzeit wurde das vom Architekturbüro<br />
Scheibenreif geplante Gebäude, das<br />
über zwei Geschosse verfügt, in Niedrigenergiebauweise<br />
errichtet.<br />
Am Standort in Wiener Neustadt, an dem<br />
210 Mitarbeiter beschäftigt werden, sind<br />
neben dem neu errichten Technikum auch<br />
das Verwaltungsgebäude, Pulver- und Nassproduktion,<br />
Labor sowie die Logistik von<br />
Murexin angesiedelt.<br />
„In der Vergangenheit konnten wir den<br />
zahlreichen Anfragen unserer Kunden nach<br />
Produktschulungen nicht nachkommen<br />
und den Bedarf an internen Weiterbildungen<br />
aufgrund mangelnder räumlicher Kapazitäten<br />
nicht decken. Umso mehr freuen<br />
wir uns, dass wir nun unsere technische<br />
Kompetenz und die Verarbeitung unserer<br />
Produkte in einem modernen, funktionalen<br />
Rahmen zeigen können“, erklärt Bernhard<br />
Mucherl, Geschäftsführung Murexin GmbH.<br />
Murexin GmbH<br />
T +43 (0)2622 27401-0<br />
info@murexin.com<br />
www.murexin.com<br />
Thermisch getrennte Wände.<br />
Mit dem Schöck Alphadock®.<br />
Schließen Sie die letzte Wärmebrücke im konstruktiven Hochbau und reduzieren Sie den<br />
Energieabfluss der Wärmebrücke an Stahlbetonwänden um bis zu 90%. So planen und realisieren<br />
Sie wirtschaftlich optimiert mehrgeschössige Gebäude in höchsten Energiestandards.<br />
Schöck Bauteile Ges.m.b.H | Thaliastraße 85/2/4 | 1160 Wien | Tel.: 01 7865760 | www.schoeck.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
98<br />
Produkt News<br />
©Angelo Kaunat<br />
Cradle to Cradle-Zertifikat<br />
für Kautschukböden<br />
Von Anfang an in kompletten Produktkreisläufen denken, damit kein Müll entsteht –<br />
das ist der Kern des Cradle to Cradle-Prinzips. Hierfür müssen Produkte so hergestellt<br />
werden, dass alle verwendeten Materialien nach Gebrauch wiederverwendet oder<br />
kompostiert werden können.<br />
nora systems, weltweit führender Hersteller von<br />
Kautschuk-Bodenbelegen, hat nun auch für die Kautschuk-Bahnenware<br />
die Cradle to Cradle-Zertifizierung<br />
erhalten. Nachdem bereits 2018 norament Fliesen<br />
das Zertifikat in Silber bekommen hatten, wurden<br />
jetzt auch die noraplan Standardbeläge vom „Cradle<br />
to Cradle Products Innovation Institute“ mit Silber<br />
ausgezeichnet.<br />
Die unabhängigen Prüfer honorierten den Beitrag,<br />
den die Kautschuk-Beläge zur Kreislaufwirtschaft und<br />
zu umfassend nachhaltigen Gebäuden leisten. Die<br />
Zertifizierung nach Cradle to Cradle zeichnet nämlich<br />
nicht nur die Produkte an sich aus, sondern hat ebenso<br />
positive Auswirkungen auf die Gebäudezertifizierungen<br />
nach DGNB, LEED oder BREEAM. Dort wird<br />
der Einsatz ökologisch vorteilhafter Materialien mit<br />
hohen Punktzahlen bei der Bewertung belohnt.<br />
Mit der gestiegenen Bedeutung von Nachhaltigkeit in<br />
der Baubranche werden Zertifizierungen wie Cradle to<br />
Cradle immer wichtiger. Von unabhängigen Instituten<br />
vergebene Auszeichnungen helfen den Kunden bei der<br />
Orientierung und unterstützen sie dabei, geprüft nachhaltige<br />
Bauprodukte für ihre Projekte auszuwählen.<br />
nora flooring systems produziert seit fast 70 Jahren<br />
Premium-Kautschukböden in Deutschland und arbeitet<br />
ständig daran, sich im Hinblick auf eine nachhaltige<br />
Wertschöpfung weiter zu verbessern. Die größten<br />
Chancen werden dabei in der Verwendung von<br />
neuen, umweltschonenden Rohstoffen und der engen<br />
Kooperation mit Lieferanten gesehen, um die verwendeten<br />
Rohmaterialien hinsichtlich Nachhaltigkeit und<br />
Transparenz in der Lieferkette weiter zu optimieren.<br />
nora flooring systems GesmbH<br />
+43 (0)7242 74 001-0<br />
www.nora.com
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
99<br />
Produkt News<br />
Inspiriert von<br />
skandinavischem Design<br />
Der neue Messestand von Kneer-Südfenster auf der Fensterbau<br />
Frontale <strong>2020</strong> zitiert den skandinavischen Wohnstil in vielen Facetten:<br />
mit hellen, freundlichen Farben, klaren Formen und viel<br />
Holz. Hier können sich Besucher von neuen Fenster- und Haustürideen<br />
inspirieren lassen, die vortrefflich mit dem behaglichen<br />
Wohnen im skandinavischen Stil harmonieren: Reduziertes Design,<br />
geradlinig, flexibel und mit hoher Funktionalität.<br />
Auch das Thema Glasfassaden wird auf dem Messestand in<br />
neuer Form präsentiert: Die Glasfassaden des Fensterspezialisten<br />
werden exakt auf Maß vorgefertigt und soweit wie möglich<br />
vormontiert geliefert. Zudem wird ein neues großes Panoramafenster<br />
mit tiefer Fensterlaibung aus Holz gezeigt, das als<br />
Sitzfenster genutzt werden kann. Daneben zeigt der Komplettanbieter<br />
Festverglasungen mit großen Formaten und auch<br />
Sprossenfenster in neuem Design mit besonderem Charme<br />
– beispielsweise ein filigranes Holz-Sprossenfenster, das zum<br />
behaglichen Wohnen im skandinavischen Still passt. Auf neues,<br />
hochwertiges Design bei Haustüren dürfen die Besucher am<br />
Stand von Kneer-Südfenster ebenfalls gespannt sein. Dazu passend<br />
werden die neuesten Zugangssysteme präsentiert – dabei<br />
stehen Komfort und Sicherheit im Fokus.<br />
Kneer GmbH<br />
T +49 (0)7333 83-0<br />
info@kneer.de<br />
www.kneer-suedfenster.de<br />
Fensterbau<br />
Frontale<br />
Halle: 5<br />
Stand: 5-121<br />
Schöner warten.<br />
Designbodenbeläge vom Spezialisten.<br />
www.project-floors.com
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
100<br />
Produkt News<br />
Nahtlose Übergänge<br />
Auf einer der vornehmsten Straßen, in der Innenstadt von Rotterdam, steht ein<br />
typisch holländisches Reihenhaus. Charakteristisch sind der niedrige Keller und die<br />
kleinen Räume. Insgesamt sind die Innenräume sehr dunkel, kleine Fenster lassen<br />
nur wenig Tageslicht ins Gebäudeinnere. Als das Haus vor wenigen Jahren den Besitzer<br />
wechselte, sollte es sein Erscheinungsbild komplett verändern. Der Wunsch<br />
des neuen Bauherrn war es die ehemals zwei Wohnparteien in ein großzügiges,<br />
helles Haus zu verwandeln, das mehr Offenheit bietet. Gleichzeitig sollte es den<br />
Charme des historischen Gebäudes nicht verlieren.<br />
Für den Wunsch, die kleinen Räume groß und<br />
hell zu gestalten und als Gesamtes wirken<br />
zu lassen, musste massiv umgebaut werden.<br />
Nachdem einzelne Etagen und Räume zusammengeführt<br />
wurden, galt es, den Innenräumen<br />
mehr Helligkeit zu verschaffen. Da<br />
die zuerst angedachten Fenster-Entwürfe<br />
sowohl die Küche als auch das Wohnzimmer<br />
wahrscheinlich nicht ausreichend erhellen<br />
würden, fiel die Entscheidung letztlich auf<br />
eine Glas-Faltwand von Solarlux.<br />
Mit der fast 6 Meter hohen Glas-Fassade erscheinen<br />
die Innenräume nun in einem völlig<br />
anderen Licht. Sie verleiht den Räumen<br />
optische Weite und lässt die beiden Geschosse<br />
sowie den Innen- und Außenraum<br />
miteinander verschmelzen. Denn obwohl<br />
sich das Haus mitten in der Stadt befindet,<br />
hat es einen kleinen anliegenden Garten,<br />
der miteinbezogen wurde. So wirkt der angrenzende<br />
Essbereich dank der Glas-Faltwand<br />
wie eine grüne Oase. Die Glasfassade<br />
erstreckt sich über zwei Etagen. Im oberen<br />
Geschoss wurde eine Festverglasung verbaut.<br />
Die ebenerdige Fensterfront lässt sich<br />
über die gesamte Breite öffnen und ermöglicht<br />
so den Zugang zum Garten. Sie hebt<br />
räumliche Konventionen auf und erfüllt<br />
den Wunsch des Bauherrn nach einem fließenden<br />
Übergang zwischen Drinnen und<br />
Draußen. Ungewöhnlich weite Blickbezüge<br />
schafft die Glas-Faltwand auch, wenn sie<br />
geschlossen ist. Denn die filigranen Profile<br />
mit einer Ansichtsbreite von nur 99 mm bieten<br />
maximale Durchsicht und einen hohen<br />
Umgebungsbezug.<br />
SOLARLUX AUSTRIA GmbH<br />
T +43 (0)512 209 023<br />
info@solarlux.at<br />
www.solarlux.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
101<br />
kneer-suedfenster.de<br />
Produkt News<br />
ULTIMATE erstrahlt<br />
in MAGENTA<br />
Die patentierte Hochleistungsmineralwolle ISOVER ULTIMA-<br />
TE aus dem Hause Saint-Gobain ISOVER hat ein neues Verpackungsdesign<br />
in der Trendfarbe Magenta bekommen. Neu<br />
ist ebenfalls, dass durch Farbcodes in Transparent, Gelb und<br />
Silber die jeweilige Lambda-Gruppe auf einen Blick erkennbar<br />
ist. Der Nennwert der Wärmeleitfähigkeit wird ebenfalls auf<br />
den neuen Verpackungen angeführt. „Das neue Design macht<br />
das Handling noch kundenfreundlicher. Zudem punktet unser<br />
Leichtgewicht Ultimate mit 50 Prozent weniger Gewicht<br />
als Steinwolle“, erklärt Franz Hartmann, Marketing- und Vertriebsdirektor<br />
bei Saint-Gobain ISOVER.<br />
Pfosten-Riegel-Fassade<br />
• Große Glasflächen mit hohem Lichteinfall<br />
• Geschossübergreifende Ausführungen<br />
• Filigrane Konstruktion<br />
• Einsatz von Fenster- und Türelementen<br />
GEPRÜFTE, SCHADSTOFFARME<br />
FENSTER FÜR GESUNDES<br />
WOHNEN!<br />
Saint-Gobain ISOVER Austria GmbH<br />
T +43 (0)2266 6060<br />
isover-at.marketing@saint-gobain.com<br />
www.isover.at<br />
SÜD-FENSTERWERK GmbH & Co. Betriebs-KG · Rothenburger Str. 39 · D-91625 Schnelldorf<br />
Tel. +49 (0)79 50/81-0 · info@suedfenster.de
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
102<br />
Produkt News<br />
Öffentlicher Wohnbau<br />
setzt auf Hanf<br />
Die St. Pöltner Wohnungsgenossenschaft errichtete in St. Pölten-Harland eine Reihenund<br />
Doppelhausanlage in Niedrigenergie-Bauweise. Im September 2019 wurden die<br />
Häuser, deren Außenwände aus 50er Ziegeln bestehen, an die Bewohner übergeben.<br />
Eine Besonderheit dieser Häuser, die als Wärmequellen<br />
Luftwärmepumpen verwenden und elektrische<br />
Energie von Fotovoltaik-Modulen beziehen, ist die<br />
Verwendung von ökologischen Putzträgerplatten aus<br />
Hanf anstelle eines Grundputzes. Hergestellt vom<br />
Perger WDVS-Spezialisten Capatect sorgt diese Innovation<br />
– ausgezeichnet mit dem EnergieGenie – für<br />
außergewöhnlich guten Schallschutz und verstärkt<br />
den Hagel- und Rissschutz.<br />
Die Putzträgerplatte mit dem Markennamen Capatect<br />
Hanf Massiv wurde speziell für porosierte Ziegelwände<br />
entwickelt. Der größte Nutzen der Platte<br />
besteht in ihrem unübertroffenen Schallschutz.<br />
Ein mit der 4 cm dicken Hanf-Putzträgerplatte gedämmtes<br />
Gebäude hat einen bis zu 13 dB besseren<br />
Schallschutz als Gebäude mit normalem Grundputz.<br />
Um den Wert greifbar zu machen: zehn Lärmquellen<br />
– z.B. Mopeds – werden so wie eine einzige dieser<br />
Quellen wahrgenommen.<br />
Auch was die Dämmleistung angeht, weist die<br />
Hanf-Putzträgerplatte, für die Hanf aus regionalem<br />
Anbau, hauptsächlich aus dem Weinviertel, eingesetzt<br />
wird, wesentliche Vorteile auf: Im Vergleich zum<br />
Dämmputz verfügt sie über die zwei- bis sechsfache<br />
Dämmleistung bei gleicher Dicke. Der entscheidende<br />
Vorteil liegt aber in der Vermeidung von Wärmebrücken.<br />
Darüber hinaus schluckt die elastische Hanffaser<br />
leichte Setzungs- und Putzspannungsrisse. Im<br />
Bereich des Fenstersturzes, der Deckenaufleger sowie<br />
bei eingestemmten Steig- und Abflussleitungen<br />
vermindert Hanf Massiv den Wärmeverlust erheblich.<br />
Eine Verdübelung der Platte ist dabei nicht notwendig.<br />
Als mineralische Armierung kommt Capatect<br />
Minera Carbon Extra zum Einsatz, die dazu beiträgt,<br />
dass die verputzte Fassade selbst 40 mm große Hagelschloßen<br />
schadensfrei übersteht.<br />
Ausgeführt wurden die Arbeiten an der Fassade<br />
der Anlage (ca. 3.500 m²) in St. Pölten-Harland von<br />
der Firma Bachner-Bau, einem Capatect Hanf-Partner-Verarbeitungsbetrieb.<br />
Capatect Baustoffindustrie GmbH<br />
T +43 (0)7262 560-0<br />
info@capatect.at<br />
www.capatect.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
103<br />
Produkt News<br />
Geschichte neu interpretiert<br />
Der Ort Kressbronn am Bodensee ist ein beschauliches Städtchen mit stark<br />
traditionell beeinflusstem Baubestand. Dies gilt auch für die 1923 im Ortskern<br />
zwischen Marktplatz und Festhalle errichtete Scheune. Als die Gemeinde 2012<br />
Architekt Thomas Steimle aus Stuttgart beauftragte, den Stadel in eine öffentliche<br />
Bücherei samt Bürgertreff umzuwandeln, war für deshalb auch klar: Der<br />
Umbau des früher landwirtschaftlich genutzten Stadels sollte den Charakter des<br />
Hauses bewahren, das weit auskragende, schützende Dach erhalten und auch die<br />
traditionelle Gliederung in ein massives Erdgeschoss und ein darüberliegendes<br />
filigranes Tennengeschoss übernehmen.<br />
Geplant war die alte Fassade mit ihrer charakteristischen<br />
Stülpschalung durch eine filigrane Holzkonstruktion<br />
zu ersetzen, das Sockelgeschoss aus grobem,<br />
verputztem Mauerwerk und Beton aber zu erhalten.<br />
Im Zuge der Baumaßnahmen zeigte sich jedoch, dass<br />
die vorhandene Substanz nicht mehr zu verwenden<br />
war und komplett abgetragen werden musste. An<br />
ihre Stelle trat ein neuer, bis zu 3,5 Meter hoher Sockel<br />
aus 77 Zentimeter starkem Liapor-Leichtbeton.<br />
Die Entscheidung für diesen Baustoff traf der Planer<br />
nicht nur aus statischen und energetischen Gründen:<br />
„Der Liapor-Leichtbeton spiegelt in seiner Materialität<br />
und monolithischen Massivität auch perfekt<br />
den Charakter des alten Sockels wider“, so Thomas<br />
Steimle. „Gleichzeitig lässt sich am Leichtbeton auch<br />
dessen Erstellung ablesen, in Anlehnung an das<br />
Handwerkliche des früheren Sockels.“ Deswegen<br />
wurden die Sichtbetonflächen auch nicht aufwendig<br />
veredelt, sondern erscheinen so, wie sie nach dem<br />
Ausschalen zutage traten. „Der Leichtbeton entwickelt<br />
seine Schönheit und Qualität dadurch, dass er<br />
sehr authentisch ist. Es ist ein grundehrlicher Baustoff,<br />
durch und durch echt.“<br />
Für den Sockel kamen rund 135 Kubikmeter Liapor-Leichtbeton<br />
LC12/13 mit einer Rohdichte von<br />
1.200 kg/m³ zum Einsatz. Nach dem Bau des Sockels<br />
wurde das Obergeschoss errichtet. Spannungsreiche<br />
Akzente setzen hier die sichtbaren Balken des<br />
Dachstuhls, die aufwendig restauriert und nur wo<br />
unbedingt erforderlich ersetzt wurden. Einzigartig<br />
sind auch die auf der gesamten Obergeschossfassade<br />
angebrachten vertikalen Holzlamellen. Sie sind<br />
in Längsachse unterschiedlich zueinander gedreht<br />
montiert und filtern das Tageslicht.<br />
Nach knapp zweijähriger Bauzeit ist der historische,<br />
eher introvertiert wirkende Speicher zu einem modernen,<br />
offenen Haus geworden, das im Herbst 2018<br />
eröffnet und seither mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
Lias Österreich GesmbH<br />
T +43 (0)3155 2368-0<br />
info@liapor.at<br />
www.liapor.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
104<br />
Produkt News<br />
Foto: Anke Müllerklein<br />
Kopenhagens neue U-Bahnhöfe<br />
17 Stationen, 15 Kilometer Tunnelführung und acht Jahre Bauzeit: Die neue Kopenhagener<br />
U-Bahn-Linie Cityringen erweitert das bestehende Metronetz und zeigt neue<br />
Möglichkeiten in der Orientierung auf. Als individuell gestaltete Stadträume zeigen<br />
sich die einzelnen Bahnhofszugänge inspiriert von der jeweiligen Umgebung in unterschiedlichen<br />
Farben und Formen, um eine intuitive Wegeleitung zu ermöglichen.<br />
Diese benutzerorientierte Bauweise, entworfen<br />
vom renommierten Ingenieurbüro<br />
Arup, soll Fahrgästen durch klare Sichtlinien<br />
und minimale Beschilderung die Navigation<br />
erleichtern und die Aufenthaltsqualität<br />
erhöhen. Für die Fassadengestaltung von<br />
sieben U-Bahnhöfen kamen Keramikplatten<br />
von MOEDING zum Einsatz. Knapp 12.000<br />
LONGOTON® Keramikplatten in den Farben<br />
Rot, Grün, Weiß und Grau prägen die Bahnhöfe<br />
Frederiksberg Allé, Gammel Strand,<br />
Kopenhagen Hauptbahnhof, Østerport,<br />
Nørrebro, Poul Henningsens Plads und Vibenshus<br />
Runddel.<br />
Der an die Dänische Staatsbahn (DSB) angelehnte<br />
Rotton kennzeichnet dabei immer<br />
einen Umstiegsbahnhof, während die anderen<br />
Stationen immer das Umfeld an der<br />
Oberfläche gestalterisch aufnehmen. Die<br />
vier verschiedenen, grünen Glasuren der<br />
Station Frederiksberg Allé nehmen zum<br />
Beispiel Bezug auf die von Linden gesäumte<br />
Allee oberhalb der Station.<br />
Allen Farben gemeinsam ist eine glänzende<br />
bzw. seidenmatte Oberfläche, die sie erstmalig<br />
durch eine spezielle Auftragetechnik, den<br />
sogenannten Orange Peel Effekt, erhielten.<br />
Während des Einbrennverfahrens entsteht<br />
so ein wellenartiges Relief in der Glasur, das<br />
je nach Betrachtungswinkel und Spiegelung<br />
eine lebendige Oberfläche schafft.<br />
Moeding Keramikfassaden GmbH<br />
T +49 (0)8732 2460-0<br />
info@moeding.de<br />
www.moeding.de
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
105<br />
Produkt News<br />
Silikat-System für außen und innen<br />
Mit insgesamt sieben Standorten im Innsbrucker Stadtgebiet und einem Gesamtbestand<br />
von über 3,5 Millionen Medien ist die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol<br />
die drittgrößte Bibliothek Österreichs und die größte Westösterreichs. Nun wurde der<br />
Altbau der Hauptbibliothek renoviert und mit Brillux Produkten neu gestaltet.<br />
Sowohl für die Fassade als auch für den historischen<br />
Lesesaal im ersten Stock des Altbaus<br />
der Hauptbibliothek waren seitens des<br />
Denkmalamtes Silikatfarben vorgegeben<br />
- Silikatfarbe ist extrem langlebig, farbtonstabil,<br />
verschmutzungsresistent und kommt<br />
von Natur aus ohne Biozidzusatz aus. Mit<br />
Ultrasil HP 1901 aus dem Brillux Sortiment<br />
kam an der Fassade eine Fassadenfarbe auf<br />
Basis von Sol-Silikat zum Einsatz, eine ausgewogene<br />
Kombination von hochwertigem<br />
Kieselsol und Kaliwasserglas. Ohne Biozidzusätze<br />
bietet sie natürlichen Schutz vor Algen<br />
und Pilzen. Zugleich sorgt das Bindemittel<br />
Kaliwasserglas für einen starken UV-Schutz<br />
und damit höchste Farbtonbeständigkeit.<br />
Auch im Innenbereich sind Silikatfarben<br />
im Denkmalschutz insbesondere wegen<br />
ihrer hohen Wasserdampfdurchlässigkeit<br />
gefordert. Die sorgt dafür, dass Wände trocken<br />
bleiben. Darüber hinaus werden Silikatprodukte<br />
dem zunehmenden Wunsch<br />
nach einer emissionsarmen, lösemittel- und<br />
weichmacherfreien Beschichtung im Innenraum<br />
gerecht. Bei den Wänden und Decken<br />
im historischen Lesesaal wurde die Altbeschichtung<br />
zunächst aufwendig entfernt,<br />
dann der Renovierungsanstrich Kalisil 1909<br />
aufgebracht und die Flächen schließlich mit<br />
der Brillux-Silikatfarbe versehen.<br />
Sol-Xtreme mit Sol-Silikat bewirkt, dass das<br />
Beschichtungsmaterial schneller verkieselt<br />
und eine härtere Oberfläche bildet. Das<br />
Ergebnis ist eine Nassabriebbeständigkeit<br />
der Klasse 1. Die beschichteten Wand- und<br />
Deckenflächen überzeugen zudem mit<br />
gleichmäßigen, stumpfmatten Oberflächen,<br />
die die historische Stuck-Kassettendecke<br />
und die Laibungen der Rundbogenfenster<br />
wunderschön zur Geltung bringen.<br />
Während die filigranen Eisengeländer im<br />
historischen Lesesaal im Rahmen der Renovierung<br />
mit Impredur Seidenmattlack 880<br />
lediglich ausgebessert wurden, stand für die<br />
Bücherregale im Bücherspeicher ein komplett<br />
neuer Beschichtungsaufbau auf dem<br />
Programm: Hydro-PU-Spray Filler 2120 sorgte<br />
zunächst für eine haftvermittelnde Grundierung<br />
und die Schlussbeschichtung wurde<br />
im Rahmen des Brillux-Beschichtungssystems<br />
mit Hydro-PU-Spray Seidenmattlack<br />
2188 ausgeführt. Der ebenfalls auf modernster<br />
PU-Bindemittel-Technologie basierende<br />
wasserbasierte Premium-Seidenmattlack<br />
erzielte besonders hochwertige Oberflächen<br />
mit sehr geringer Vergilbungsneigung.<br />
Brillux Farben GmbH<br />
T +43 732 370740-0<br />
info@brillux.at<br />
www.brillux.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
106<br />
Produkt News<br />
Einfache thermische Entkopplung<br />
Zwischen dem Naherholungsgebiet Traun-Donau-Auen und der „solarCity“ in<br />
Linz-Pichling errichtet die WPJ Immobilien GmbH eine exklusive Wohnhausanlage mit<br />
83 Wohneinheiten, die im Herbst <strong>2020</strong> bezugsfertig sein wird. Errichtet werden Punkthäuser<br />
und Straßenriegel in Massivbauweise mit Stahlbeton und Ziegel.<br />
Die gesamte Anlage wird im Niedrigenergiestandard<br />
gebaut und deshalb hohes Augenmerk auf die Ausführungsqualität<br />
und Wärmebrückenfreiheit der Konstruktion<br />
gelegt. Neben der Dämmung der Fassaden<br />
mit Vollwärmeschutz beinhaltet das auch wärmebrückenfreie<br />
Anschlüsse im Bereich der auskragenden<br />
Balkone sowie eine wärmetechnische Entkopplung<br />
des Untergeschosses bzw. der Garagenebene des<br />
Wohngebäudes.<br />
Erstmals in Österreich wurde bei diesem Projekt deshalb<br />
auch das jüngste Mitglied der Schöck-Produktfamilie,<br />
der Alphadock, eingesetzt. Analog dem Isokorb<br />
reduziert er die negativen Auswirkungen von Wärmebrücken<br />
– und das an den für die Gesamtenergiebilanz<br />
des Gebäudes wichtigen Stahlbetonwänden.<br />
Somit wird auch die letzte große Wärmebrücke im<br />
konstruktiven Hochbau geschlossen. Dabei wird das<br />
hocheffiziente Dämmelement sowohl im Anschlussbereich<br />
von der Wand an die Bodenplatte als auch<br />
über oder unter den Geschossdecken eingesetzt. Der<br />
Energieabfluss wird dabei um bis zu 90 % reduziert<br />
und die Wandoberflächentemperatur soweit angehoben,<br />
dass Bauschäden durch Kondensat und Schimmelpilz<br />
nahezu ausgeschlossen sind. Die bei der<br />
Entkoppelung von Stahlbetonwänden entstehenden<br />
hohen statischen Kräfte werden dabei durch einen<br />
Druckpuffer aus ultrahochfestem Beton (UHPC) aufgenommen<br />
und abgetragen.<br />
Für die statischen Berechnungen dieses Projektes<br />
zeichnet die Firma Triax ZT GmbH verantwortlich,<br />
auf deren Vorschlag Alphadock eingebaut wurde.<br />
Aufgrund der großen Fensterflächen und Deckenspannweiten<br />
verfügt das Gebäude über viele<br />
hochbelastete Stahlbetonwände. Die durch diese<br />
entstehenden Wärmebrücken werden üblicherweise<br />
mit Verzögerungsdämmung umständlich minimiert.<br />
Durch den Einsatz von Alphadock beim Wandanschluss<br />
auf der darüberliegenden Geschossdecke<br />
konnte in der Tiefgarage auf jegliche Dämmung verzichtet<br />
und eine wirtschaftliche und energetisch bessere<br />
Lösung realisiert werden.<br />
Schöck Bauteile<br />
Ges.m.b.H.<br />
T +43 (0)1 786 5760<br />
office@schoeck.at<br />
www.schoeck.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
Ausgezeichnete<br />
Nachhaltigkeit<br />
Die Unternehmensgruppe fischer hat die wichtigste<br />
und größte Auszeichnung in Europa im Bereich<br />
Nachhaltigkeit erhalten. Das Unternehmen gewann<br />
den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie<br />
„Großunternehmen“. Firmeninhaber Prof. Klaus<br />
Fischer nahm die Auszeichnung der Stiftung Deutscher<br />
Nachhaltigkeitspreis im November 2019 in<br />
Düsseldorf entgegen.<br />
„Für unser Unternehmen ist diese wichtige Auszeichnung<br />
etwas ganz Besonderes“, sagt Prof. Klaus<br />
Fischer. „Ich gratuliere dazu allen unseren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern ganz herzlich und widme<br />
ihnen diesen Preis. Denn sie alle haben mit ihrer täglichen<br />
Arbeit einen Beitrag zum Erfolg geleistet.“<br />
Zum 12. Mal zeichnete die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis<br />
Unternehmen aus, die in vorbildlicher<br />
Weise wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung<br />
und Schonung der Umwelt verbinden. Begründet<br />
wurde die Entscheidung der Jury mit dem gesamtheitlichen<br />
Ansatz des Unternehmens, das fischer<br />
Nachhaltigkeitsmanagement fest in seiner Strategie<br />
zu verankern. Weitere Anerkennungen erhielt fischer<br />
für verschiedene Aktivitäten: Die Dübel und Mörtel<br />
des fischer greenline Sortiments, die zu mindestens<br />
107<br />
50 Prozent aus biobasierten Rohstoffen bestehen,<br />
wurden als vorbildlich gewürdigt. Auch spart fischer<br />
die CO 2 -Emissionen, die durch die Energiebeschaffung<br />
entstehen, seit 2018 vollständig ein – stattdessen<br />
wird auf Ökostrom aus 100 Prozent erneuerbaren<br />
Energien zurückgegriffen.<br />
fischer Austria GmbH<br />
T +43 (0)2252 53730-0<br />
office@fischer.at<br />
www.fischer.at<br />
Produkt News<br />
WAS WIR DER UMWELT<br />
TÄGLICH AN HEIZÖL<br />
ERSPAREN!<br />
Jedes Jahr helfen unsere Kunden mit unseren Dämmstoffen rund 57 Mio. Liter<br />
Heizöl einzusparen oder anders gesagt: 720 Fässer Heizöl täglich! Damit<br />
tragen sie dazu bei, dass unsere Umwelt ein bisschen „grüner“ wird.
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
Pure Dämmkraft<br />
Im Dezember 2019 eröffnete das neue 4-Sterne-Hotel<br />
ADAPURA in Wagrain seine stilvollen Pforten. „Bei<br />
uns wohnen Sie anders“, verspricht das Hotel und<br />
macht neugierig auf das urban-lässige Konzept inmitten<br />
der Bergwelt des Salzburger Landes. Für die<br />
Umsetzung des Vorzeigeprojekts zeichnet als Generalunternehmen<br />
die Hoamat Bau aus Werfenweng<br />
verantwortlich.<br />
Damit sich die Gäste dort zu jeder Jahreszeit an einem<br />
angenehmen Raumklima erfreuen können, wurde<br />
das Steildach des Hauses mit mehr als 1.000 m 2<br />
des leistungsstarken Polyurethan-Aufdachdämmelements<br />
steinothan® 120 silent von Steinbacher<br />
gedämmt. „Im Sommer bleibt die Hitze draußen, im<br />
Winter bleibt die wohlige Wärme drinnen. Das ganze<br />
Jahr über ein perfektes Wohlfühl-Klima für Gäste<br />
und Mitarbeiter“, erläutert Mag. Roland Hebbel, Geschäftsführer<br />
von Steinbacher.<br />
Das beidseitig mit Reinalu beschichtete steinothan®<br />
120 silent überzeugt aber nicht nur mit höchster<br />
Dämmkraft, sondern auch mit konkurrenzlosen<br />
Schallschutzeigenschaften – daher der Name silent.<br />
Damit ist zusätzlich zum hervorragenden Wohnklima<br />
108<br />
und den nachhaltigen Energie- und Kosteneinsparungen<br />
auch geräuscharmer Wohnkomfort gewährleistet.<br />
Mehr Infos zu finanziellen Zuschüssen von Bund und<br />
Ländern sowie weitere Referenzprojekte auf:<br />
www.steinbacher.at/hotelsanierung<br />
Steinbacher Dämmstoff GmbH<br />
T +43 (0)5352 700-0<br />
office@steinbacher.at<br />
www.steinbacher.at<br />
Produkt News<br />
Für die Zukunft gerüstet<br />
Über 5.000 Unternehmen der Baubranche mit insgesamt<br />
fast 100.000 Anwendern vertrauen seit über 30<br />
Jahren auf AUER Success, die marktführende österreichische<br />
Bausoftware. Da sich die Ansprüche und<br />
Arbeitsweise der Anwender über die Jahre verändert<br />
haben, wurde nun das Nachfolgeprodukt „Success<br />
X“ mit großer Umsicht, viel Begeisterung, jahrelanger<br />
Expertise und bestem Know-How aus dem bauausführenden<br />
Gewerbe entwickelt.<br />
Bestehende Projekte lassen sich mit wenigen Mausklicks<br />
aus der Bestandslösung AUER Success nach<br />
Success X übernehmen. Die Arbeit ist gemäß österreichischen<br />
wie auch deutschen Normen möglich.<br />
Success X eignet sich bestens für absolut jede Projekt-<br />
und Unternehmensgröße und ermöglicht sofortiges<br />
Weiterarbeiten auf modernster technischer<br />
Basis mit einer intuitiven Produktoberfläche. Die neue<br />
Software ist bestens gerüstet für die Zukunft und unterstützt<br />
schon heute modellbasiertes Arbeiten gemäß<br />
BIM. Aber das Beste ist, dass Bestandskunden<br />
von AUER Success das Nachfolgeprodukt Success X<br />
kostenfrei im Rahmen der Wartung zur Verfügung gestellt<br />
bekommen.<br />
Zudem besteht für Wartungskunden die Möglichkeit,<br />
Bestandslösungen von AUER Success über die<br />
nächsten Jahre weiter pflegen zu lassen, um so bestehende<br />
Projekte zu Ende führen zu können und so<br />
einen sanften Übergang auf Success X zu wählen.<br />
Daniel Csillag, Geschäftsführer der NEVARIS Bausoftware GmbH<br />
„Ein Umstieg auf Success X ergibt Sinn, denn mit<br />
dieser zukunftsorientierten Lösung brauchen sich<br />
Nutzer in den nächsten Jahren keine Gedanken mehr<br />
über Ihre Bausoftware zu machen,“ so Daniel Csillag,<br />
Geschäftsführer der NEVARIS Bausoftware GmbH.<br />
NEVARIS Bausoftware GmbH<br />
T +43 662 890 800-0<br />
kontakt@nevaris.com<br />
www.nevaris.com<br />
www.success-x.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
109<br />
Produkt News<br />
Jahresrelease <strong>2020</strong><br />
Die neue Version von ABK8 ist fertiggestellt und als Jahresrelease <strong>2020</strong> mit Top-Neuheiten<br />
und tollen Features veröffentlicht! Neben praktischen Neuerungen punktet<br />
diese Version durch eine Vielzahl optimierter Funktionen, um bewährte Prozesse zu<br />
vereinfachen und aktuellen Anforderungen aus der Praxis gerecht zu werden.<br />
ABK-BIM basiert auf der OpenBIM-Methode, um einen<br />
durchgängigen Datenfluss – von der Planung bis<br />
zur Ausschreibung – mittels offener, softwareneutraler<br />
Standards sicherzustellen. Ein Gebäudemodell in<br />
Form einer IFC-Datei, ganz gleich welcher Herkunft,<br />
wird eingelesen und mit wenigen Handgriffen in einen<br />
Kostenplan umgewandelt. Dieser wird nicht nur<br />
im Kostenmanagement (z.B. gemäß ÖNORM B 1801-1)<br />
weiterverwendet, sondern dient auch als Grundlage<br />
für ÖNORM A 2063-konforme Leistungsverzeichnisse.<br />
In ABK8 können ab sofort Ausschreibungs-Leistungsverzeichnisse<br />
mit nur wenigen Klicks auf die<br />
„eVergabe+“ Plattform des Auftragnehmerkataster<br />
Österreich (ANKÖ) hochgeladen und dort veröffentlicht<br />
werden. Des Weiteren verfügt die neue Version<br />
über eine Schnittstelle zu digiplan, einer neuartigen<br />
Software, mit der per Stift, Maus oder Kamera Aufmaße<br />
einfach und zuverlässig aus gedruckten Plänen,<br />
PDFs oder (auch verzerrten!) Fotos ermittelt<br />
werden können. Die damit erfassten Aufmaße werden<br />
in die ABK-Bauabrechnung übergeleitet und dort<br />
weiterverarbeitet.<br />
Das Controlling kann nun in der ABK-Bauabrechnung<br />
nach Auswertungskennzeichen (AKZ) und Leistungszeiträumen<br />
(LZ) vorgenommen werden. Somit<br />
ist es möglich, Mengen- und Preisveränderungen<br />
über den gesamten Abrechnungszeitraum gegenüberzustellen<br />
und nachzuverfolgen.<br />
Die neue Abrechnung mit Zuschlagsätzen gewährleistet<br />
eine getrennte Dokumentation der reinen<br />
Aufmaße und der zugehörigen Zuschläge. Die neue<br />
Preisüberleitung aus Leistungsverzeichnissen in den<br />
ABK-Projektkostenmanager ermöglicht es dem Anwender,<br />
eine möglichst detaillierte und punktgenaue<br />
Kostenermittlung abzubilden und eine Nachvollziehbarkeit<br />
der Daten sicherzustellen.<br />
Die gesamten Neuerungen des Jahresrelease <strong>2020</strong><br />
im Detail sind auf der Website zu finden:<br />
www.abk.at/support/abk8/neuerungen/v81a/<br />
ib-data GmbH<br />
T +43 (0)1 492 5570-0<br />
abkinfo@abk.at<br />
www.abk.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
110<br />
edv<br />
Technologietrends <strong>2020</strong>:<br />
Wissen, was kommt<br />
Neue Technologien bestimmen zunehmend den Arbeitsalltag. Deshalb<br />
sollte man sich schon heute auf Entwicklungen von morgen einstellen.<br />
Was kommt <strong>2020</strong> und wie sollte man sich vorbereiten?<br />
Text: Marian Behaneck<br />
Wissen, was kommt: Die KI gehört zu den Schlüsseltechnologien der nächsten Jahre.<br />
© Bosch<br />
Programme und Daten werden in der Cloud<br />
genutzt, Bauherren über Messenger-Dienste<br />
kontaktiert oder Firmenfahrzeuge per<br />
GPS lokalisiert. Dass dabei neueste IT-Technik<br />
zum Einsatz kommt, ist den wenigsten<br />
bewusst. Doch das Technologie-Rad dreht<br />
sich weiter und immer schneller. Was gestern<br />
noch utopisch klang, wird schon morgen<br />
von der Realität überholt. Nach der<br />
Digitalisierung, dem Cloud Computing oder<br />
BIM sollen neue Technologietrends wie<br />
Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge,<br />
Big Data oder Smart City bald auch den<br />
Bausektor beeinflussen. Was das praktisch<br />
bedeutet, welche Chancen und Möglichkeiten,<br />
aber auch Herausforderungen und Risiken<br />
entstehen, beleuchtet dieser Beitrag.<br />
Digitalisierung,<br />
Industrie 4.0 und Cloud<br />
Marktforschungsunternehmen haben für<br />
<strong>2020</strong> mehrere Techniktrends ausgemacht.<br />
An erster Stelle steht die Digitalisierung. Sie<br />
hilft, Medienbrüche und dadurch bedingte<br />
Fehler zu vermeiden, rationalisiert Arbeitsabläufe,<br />
verkürzt Prozesse und beschleunigt<br />
Serviceleistungen gegenüber Bauherren<br />
und Kunden. Ein wichtiger Baustein ist<br />
das Mobile Computing, der Einsatz mobiler<br />
Hard- und Software. Damit lassen sich Vor-<br />
Ort-Daten erfassen, Bürodaten abgleichen<br />
oder Anfragen zeitnah beantworten. Wichtige<br />
Bausteine der vierten industriellen<br />
Revolution (Industrie 4.0, <strong>architektur</strong> 07/17:<br />
Baustelle 4.0) sind unter anderem eine<br />
durchgängige Digitalisierung der Auftragserfassung,<br />
Fertigung, Bestellung, Montage<br />
und Logistik, die Vernetzung autonomer,<br />
smarter Objekte oder die Nutzung selbst<br />
lernender Systeme, mit dem Ziel, Prozesse<br />
zu flexibilisieren und zu optimieren. In der<br />
Bereitstellung von Hard-, Soft- und Serviceleistungen<br />
per Internet, dem Cloud Computing,<br />
sehen IT-Experten noch viel Potenzial.<br />
Die Cloud ermöglicht die jederzeitige Nutzung<br />
von Programmen und Daten, ohne<br />
entsprechende Kapazitäten lokal vorhalten<br />
zu müssen. Updates/Upgrades sind ebenso<br />
wenig erforderlich, wie ein Datenabgleich<br />
zwischen Mobil- und Bürorechner. Mittelbis<br />
langfristig wird die Cloud den PC als<br />
Aufbewahrungsort für Programme und Daten<br />
ablösen. Sie wird zu einem Bindeglied<br />
zwischen den verschiedenen mobilen und<br />
stationären Rechnern von Anwendern, die<br />
über das Smartphone, Tablet, den Notebook<br />
oder Desktop-PC auf stets aktuelle<br />
Inhalte zugreifen können. Allerdings halten<br />
sich branchenspezifische Softwareanbieter<br />
derzeit noch zurück, was teilweise am<br />
hohen Entwicklungsaufwand, mangelnden<br />
Netzqualitäten oder Sicherheitsbedenken<br />
der Anwender liegt.<br />
IoT, Smart Home und Smart City<br />
Populäre Beispielanwendungen des Internets<br />
der Dinge (Internet of Things, kurz:<br />
IoT) sind die Online-Sendungsverfolgung,<br />
das Werkzeug-Tracking oder das Flottenmanagement.<br />
IoT verknüpft reale Objekte<br />
mit einem digitalen „Zwilling“ im Internet<br />
und ermöglicht damit beispielsweise auch<br />
smarte Räume oder Gebäude (Smart Home,<br />
<strong>architektur</strong> 03/15: Häuser mit K(n)öpfchen):<br />
Sie können über Sensoren die Umgebung<br />
erfassen, diese Daten verarbeiten, weitergeben<br />
und sich an die Bewohner anpas-
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
111<br />
edv<br />
REVOLUTIONÄRE<br />
BAUSOFTWARE<br />
AUS ÖSTERREICH.<br />
Es gibt X Wege, um an die Spitze<br />
zu gelangen. Mit dem neuen<br />
SUCCESS X gehen Sie auf Nummer<br />
sicher. Setzen Sie auf Nachhaltigkeit.<br />
Auch bei Ihrer Bausoftware.<br />
Gehen Sie den Erfolgsweg<br />
mit uns?<br />
Die automatische Ableitung von Plänen, Visualisierungen, Mengen, Stücklisten, Kosten<br />
oder LVs sind nur einige Beispiele für die zahlreichen Vorteile von BIM. © Graphisoft<br />
sen. Selbstlernende Steuerungssysteme<br />
registrieren ihre Gewohnheiten, ziehen<br />
daraus ihre Schlüsse und richten das Zusammenspiel<br />
der Systemkomponenten<br />
optimal danach aus. Vorteile bietet die<br />
vernetzte Geräte- und Gebäudetechnik<br />
auch für die Gebäudenutzung: Systembauteile<br />
wie Tür- oder Rollladenantriebe<br />
können beispielsweise ihren aktuellen<br />
Status melden, Wartungsintervalle selbstständig<br />
kontrollieren und melden, wenn<br />
Verschleißteile zu erneuern sind. Auch<br />
Geräteeinstellungen und ‐konfigurationen<br />
lassen sich per Fernzugriff vornehmen.<br />
Smarte Gebäude sind ein wichtiger<br />
Teil der Smart City. Sie steht für Konzepte,<br />
mit denen Städte effizienter, technologisch<br />
fortschrittlicher, grüner und<br />
lebenswerter werden sollen. Technisch<br />
betrachtet ist Smart City ein vernetztes<br />
System, bestehend aus einer Vielzahl<br />
von IoT-Objekten. Die gesamte Stadt ist<br />
mit Sensoren versehen, die alle erfassten<br />
Daten in der Cloud verfügbar machen,<br />
was eine permanente Interaktion zwischen<br />
Stadtbewohnern und den sie umgebenden<br />
smarten Objekten ermöglicht.<br />
So genannte „Smart Grids“ verbinden die<br />
Gebäudetechnik auch von benachbarten<br />
Gebäuden und Quartieren, sodass Energieströme<br />
optimiert werden können: Erzeugen<br />
beispielsweise Solarzellen eines<br />
Gebäudes zu viel Strom, so lässt sich<br />
dieser an Batteriespeicher benachbarter<br />
Gebäude weiterleiten, wo z.B. Elektroautos<br />
gerade ihre Akkus aufladen.<br />
Per AR-Brille eingeblendete digitale Informationen<br />
erweitern die Möglichkeiten von Baubegehungen. © Trimble<br />
www.success-x.at
<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
112<br />
edv<br />
Voraussetzung für einen zeit-, orts- und plattformunabhängigen Daten-/<br />
Softwarezugriff und eine kooperative Projektarbeit, sind entsprechende<br />
Cloud-Dienste. © Strato<br />
Vernetzte Smarte Objekte und Bauelemente verbessern den Komfort<br />
der Bewohner sowie die Wartung und Instandhaltung. © Somfy<br />
BIM, VR/AR/MR und 3D-Druck<br />
Die modellorientierte Planungsmethode<br />
Building Information Modelling (BIM, <strong>architektur</strong><br />
08/14: Building Information Modelling)<br />
reduziert Fehlerquellen und verbessert<br />
Planungs- und Ausführungsqualitäten<br />
– dank automatisierten Kollisionsprüfungen,<br />
Kosten-, Massen/Mengen und Stücklistenberechnungen,<br />
Ausschreibungen und<br />
Dokumentationen etc. werden auch alle für<br />
die Produktion, Lieferung, Montage und<br />
Nutzung relevanten Informationen in das<br />
BIM-Modell sukzessive eingepflegt, lassen<br />
sich entsprechende Prozesse optimieren.<br />
So können etwa Bau- und Montageabläufe<br />
simuliert werden, um Überraschungen<br />
auf der Baustelle vorzubeugen. Was, wann,<br />
wo gerade geliefert oder montiert wird, ist<br />
ebenso ersichtlich wie technische Daten<br />
zu eingebauten Bauteilen, Wartungs- oder<br />
Pflegehinweise. Der Einsatz virtueller oder<br />
erweiterter Realitäten in der Akquisitions-,<br />
Entwurfs- und Planungsphase bietet viele<br />
Möglichkeiten (VR/AR/MR, <strong>architektur</strong><br />
06/17). Interaktive Präsentationen mit<br />
VR-Brillen machen Projekte anschaulich,<br />
vermeiden Missverständnisse und Fehler. In<br />
Realbilder eingeblendete digitale Informationen<br />
(Augmented oder Mixed Reality) erweitern<br />
die optische Wahrnehmung, ermöglichen<br />
virtuelle Baubesprechungen oder<br />
ermöglichen dem im Rohbau stehenden<br />
Bauherren eine Vorab-Ansicht ihrer späteren<br />
Bad- oder Kücheneinrichtung. Die digitale<br />
Fertigung ermöglicht eine möglichst<br />
nahtlose Übergabe von (BIM)-Planungsdaten<br />
an CNC-Maschinen, 3D-Drucker oder<br />
Bearbeitungszentren. Das beschleunigt<br />
Prozesse, ermöglicht aber auch eine neue<br />
Formensprache, neuartige Produkte und<br />
Herstellungsmethoden. Prototypen oder<br />
Kleinserien individueller Möbelentwürfe<br />
und anderen Objekten lassen sich ebenso<br />
kostengünstig ausgeben, wie nicht mehr<br />
lieferbare Ersatzteile etc. (<strong>architektur</strong><br />
06/18: 3D Druckdienste).<br />
KI und Big Data<br />
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) ermöglicht<br />
smarte Programme, Produkte oder<br />
Dienstleistungen, die aus Abläufen Rückschlüsse<br />
ziehen und das dabei Erlernte kreativ<br />
anwenden können. Damit lassen sich<br />
beispielsweise Funktionsabläufe optimieren,<br />
Ereignisse aus bisher gewonnenen Daten<br />
vorhersagen oder Aufgaben von automatischen<br />
Maschinen und Robotern autonom<br />
erledigen. Praktische Anwendungen sind<br />
automatisierte Prüfungen und Kontrollen<br />
von BIM-Modellen auf Normenkonformität<br />
oder Kollisionen, die Simulation und Planung<br />
des Ressourcenbedarfs oder das Management<br />
von Baustellen. Bei der Bau- und<br />
Montageablaufplanung etwa kann KI unter<br />
Berücksichtigung von Erfahrungen aus vorangegangenen<br />
Projekten, Mängel- und Bautagesberichten<br />
oder Logistikdaten dabei<br />
helfen, Montageprozesse zu optimieren. Als<br />
Datenbasis für KI-Prozesse dient häufig die<br />
Die Interaktion zwischen Stadtbewohnern, smarten Gebäuden und den sie umgebenden<br />
Objekten eröffnet zahlreiche Möglichkeiten der Smart City. © Schüco
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
113<br />
edv<br />
Sammlung, Dokumentation, Verknüpfung<br />
und Auswertung riesiger Datenmengen (Big<br />
Data). Sie eröffnet unter anderem neue Marketingmöglichkeiten.<br />
So lassen sich aus den<br />
Daten Millionen von Kunden Rückschlüsse<br />
auf das künftige Konsumverhalten ziehen<br />
und präziser zugeschnittene, individuelle<br />
Angebote unterbreiten, die aktuelle Kundenbedürfnisse<br />
ansprechen.<br />
Chancen und Risiken<br />
Obigen Technologietrends stehen globale<br />
Entwicklungen gegenüber, wie Klimawandel,<br />
Umweltverschmutzung, endliche Energie-/<br />
Rohstoffressourcen und damit eine wachsende<br />
Notwendigkeit zur Kreislaufwirtschaft<br />
(cradle to cradle). Zu den gesellschaftlichen<br />
Herausforderungen gehören das Bevölkerungswachstum,<br />
die Urbanisierung und<br />
Gentrifizierung, aber auch die Individualisierung,<br />
die unter anderem eine Zunahme von<br />
Single-Haushalten zufolge hat. Für einige<br />
dieser Entwicklungen können oben genannte<br />
Technologietrends durchaus ein Teil der<br />
Lösung sein. Manchmal sind sie aber auch<br />
ein Teil des Problems. So kann Smart Home<br />
beispielsweise Heizkosten senken. Insgesamt<br />
führt ein erhöhter Strombedarf der<br />
Smart-Home-Technik allerdings zu einem<br />
Energie-Mehrverbrauch. Der zunehmende<br />
Einsatz von Technik birgt zudem Risiken –<br />
etwa im Hinblick auf den Datenschutz und<br />
die informationelle Selbstbestimmung oder<br />
die Datensicherheit. Kritiker warnen beispielsweise<br />
vor Datenmissbrauch und dem<br />
blinden Vertrauen in die Ergebnisse von<br />
Datenanalysen im Zusammenhang mit KI<br />
und Big Data. Da immer mehr Geräte digital<br />
vernetzt sind, werden sie zu interessanten<br />
Zielen für Cyberangriffe. IT-Sicherheitsmaßnahmen<br />
werden in den kommenden Jahren<br />
daher immer wichtiger, mehr Aufwand und<br />
mehr Kosten verursachen. Durchsetzen<br />
können sich obige Technologie-Trends allerdings<br />
nur, wenn Hochgeschwindigkeits-Datennetze,<br />
wie die 5G-Mobilfunktechnik<br />
flächendeckend verfügbar ist und entsprechende<br />
Datenmengen ausreichend schnell<br />
übertragen werden können.<br />
Technologietrends im Überblick<br />
Digitalisierung: Die Digitalisierung analoger Prozesse rationalisiert Arbeitsabläufe,<br />
vermeidet Medienbrüche und Fehler, verkürzt Entscheidungsprozesse und beschleunigt<br />
Serviceleistungen.<br />
Industrie 4.0: Die Vernetzung autonomer, smarter Objekte und Systeme und der Einsatz<br />
selbst lernender Systeme flexibilisiert und optimiert Produktions- und Montageabläufe.<br />
Mobile/Cloud Computing: Eine flexible Nutzung von Hardware, Software und Dienstleistungen<br />
(und die meisten hier vorgestellten Technologietrends) setzen mobile,<br />
cloud basierte Lösungen voraus.<br />
Internet der Dinge: Die Verknüpfung realer Objekte mit einem digitalen «Zwilling» im<br />
Internet ermöglicht zahlreiche Möglichkeiten, unter anderem das Tool-Tracking oder<br />
das Fuhrpark-Management.<br />
Smart Home: ... verspricht mehr Komfort, Sicherheit und weniger Betriebskosten.<br />
Smarte Türen, Tore, Fenster und Fassaden eröffnen auch für Tischler/Fensterbauer<br />
neue Geschäftsfelder.<br />
Smart City: … steht für integrierte Konzepte, um Städte technisch, ökologisch und sozial<br />
zu optimieren. Über Smart Grids können sich Gebäude und Quartiere haus- und<br />
energietechnisch abstimmen.<br />
BIM: Die modellorientierte Planung verbessert Planungs- und Ausführungsqualitäten,<br />
reduziert Fehlerquellen und rationalisiert Kostenberechnungen, Ausschreibungen, Dokumentationen<br />
etc.<br />
VR/AR/MR: Interaktive VR-Präsentationen machen Projekte anschaulich. In Realbilder eingeblendete<br />
digitale Informationen ermöglichen beispielsweise virtuelle Baubesprechungen.<br />
Digitale Fertigung: ... ermöglicht eine nahtlose Übergabe von (BIM)-Planungsdaten an<br />
CNC-Maschinen, 3D-Drucker oder BAZ. Das ermöglicht neue Formen, Produkte und<br />
Herstellungsmethoden.<br />
KI: Der Einsatz künstlicher Intelligenz ermöglicht smarte Programme, Produkte oder<br />
Dienstleistungen, die aus Abläufen Rückschlüsse ziehen, lernen und das Erlernte kreativ<br />
anwenden können.<br />
Big Data: Die Sammlung, Dokumentation, Verknüpfung und Auswertung großer Datenmengen<br />
eröffnet neue Akquisitions- und Marketingmöglichkeiten, etwa Prognosen des<br />
Kundenverhaltens etc.<br />
IT-Sicherheit: Da immer mehr Geräte digital vernetzt werden, werden sie zu attraktiven<br />
Angriffszielen. Maßnahmen zur IT-Sicherheit werden in den kommenden Jahren daher<br />
immer wichtiger.<br />
Was haben Bauherren davon?<br />
Über Apps und Messenger-Dienste können Bauherren vom Planer eine ähnlich schnelle<br />
Rückmeldung erhalten, wie sie es von Internet-Diensten gewohnt sind. Für ihren aktuellen<br />
Standort können sie lokale Serviceangebote, wie etwa Energieberater-Dienste<br />
zeit- und ortsunabhängig abrufen (z.B. per GoogleMaps, GooglePlaces etc.). Anhand<br />
von IoT- und Clouddaten lassen sich aktuelle Informationen zum Projekt abrufen. Big<br />
Data und KI ermöglichen Planern präziser auf den individuellen Bedarf ihrer Kunden<br />
einzugehen, Stimmungen oder Trends zu beobachten etc. Smarte Bauelemente steigern<br />
die Sicherheit und den Wohnkomfort. VR-Präsentationen vermitteln Entwürfe<br />
anschaulicher als Pläne und Skizzen, sodass sich Bauherren schneller und bewusster<br />
entscheiden können.<br />
Profitieren Sie vom ABK-Jahresrelease <strong>2020</strong><br />
mit Top-Neuheiten und tollen Features!<br />
Die Lösung für OpenBIM und AVA | www.abk.at
www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />
114<br />
Buchempfehlungen<br />
Quirino de Giorgio<br />
An Architect‘s Legacy<br />
Quirino De Giorgio (1907–1997) gehört zu<br />
den wenigen italienischen Architekten, in<br />
dessen Karriere sich das gesamte 20. Jahrhundert<br />
niederschlägt: vom Futurismus<br />
über den Faschismus bis zu den mit der<br />
Entwicklung des Stahlbetonbaus einhergehenden<br />
Experimenten. Allzu oft wird De<br />
Giorgio ausschließlich mit seinen frühen,<br />
vom Faschismus geprägten Arbeiten in<br />
Verbindung gebracht. Seine experimentelle<br />
und dynamische Arbeitsweise setzte sich<br />
jedoch bis an sein Lebensende fort und<br />
brachte zahlreiche höchst beachtenswerte<br />
Bauten hervor.<br />
Dieses erste Buch über Quirino De Giorgio,<br />
das außerhalb Italiens erscheint, bietet ein<br />
Panorama aller seiner rund neunzig erhaltenen<br />
Bauwerke durch die Linse des Fotografen<br />
Enrico Rizzato. Die Bilder zeigen die<br />
Spuren der Zeit, die sich in die Bauten eingeschrieben<br />
haben, und nehmen den Leser<br />
mit auf eine Reise quer durch die Facetten<br />
italienischer Architektur. Begleitende Lagepläne,<br />
Grundrisse und Schnitte bieten einen<br />
vertieften Einblick in die räumlichen, baulichen,<br />
urbanen und landschaftlichen Schöpfungen<br />
De Giorgios. Ein einführender Essay<br />
schildert die weitgehend unbekannten Methoden<br />
und den Werdegang dieses höchst<br />
innovativen Architekten.<br />
Von Michel Carlana, Luca Mezzalira,<br />
Curzio Pentimalli.<br />
Fotografien von Enrico Rizzato<br />
1. Auflage, 2019, Text in Englisch<br />
Flexicover, 400 Seiten, 429 farbige und 252<br />
sw Abbildungen und Pläne, 17 x 24 cm<br />
ISBN 978-3-03860-176-0<br />
33,99 Euro<br />
Soviet Design<br />
From Constructivism to Modernism<br />
1920–1980<br />
Sowjetisches Design wird häufig als massiv,<br />
unergonomisch und uniform bewertet.<br />
Ab den 1920er-Jahren und hinter dem Eisernen<br />
Vorhang entwickelten sich jedoch<br />
etliche Stile, die diesem Bild widersprechen<br />
und deren zum Teil schwierige Beziehungen<br />
zum Regime in diesem Buch aufgerollt<br />
werden. Sie reichen vom Konstruktivismus,<br />
Rationalismus und Suprematismus über<br />
den sozialistischen Klassizismus hin zum<br />
sowjetischen Art déco der 1930er-Jahre,<br />
das vor 1946 vom Austausch mit ausländischen<br />
Architekten und Künstlern profitierte.<br />
Nach dem für die Massen produzierten<br />
modernistischen und funktionalen Mobiliar<br />
der 1950er-Jahre kehrten bald Einflüsse<br />
der frühen Avantgarde und des Bauhauses<br />
in das sowjetische Design zurück. Der<br />
Niedergang des Regimes schliesslich führte<br />
zu visionären Arbeiten einer neuen Designergeneration.<br />
Erstmals bietet dieses<br />
Buch, basierend auf Material aus erst seit<br />
Kurzem zugänglichen Archiven und mit<br />
einer Vielzahl an bisher unveröffentlichten<br />
Dokumenten, einen umfassenden Einblick<br />
in die innenarchitektonischen Leistungen<br />
zwischen revolutionärer Avantgarde und<br />
sozialistischem Modernismus.<br />
Von Kristina Krasnyanskaya und<br />
Alexander Semenov<br />
Mit Vorworten von Elizaveta Likhacheva<br />
und Christina Lodder<br />
Gebunden, 448 Seiten, 257 farbige und<br />
171 SW-Abbildungen, Englisch<br />
24.5 x 30 cm<br />
ISBN 978-3-85881-846-1<br />
77,00 Euro<br />
Das Museumsufer Frankfurt<br />
Architekten und Bauten<br />
Es gibt kaum einen Ort, an dem sich der<br />
Architekturdiskurs des späten 20. und frühen<br />
21. Jahrhunderts derart anschaulich<br />
erleben lässt, wie in den Museumsbauten<br />
in Frankfurt am Main. Mit der Publikation<br />
Das Museumsufer Frankfurt legt der Autor<br />
Roland Burgard nun ein Buch vor, das nicht<br />
nur die Architektur der einzelnen Bauten<br />
unter die Lupe nimmt, sondern einen Überblick<br />
über die gesamte Entwicklung des<br />
Frankfurter Museumsquartiers – auf beiden<br />
Seiten des Mains – gibt. Im einleitenden<br />
Kapitel der Publikation ordnet Burgard die<br />
Entstehung des Museumsufers mit viel Hintergrundwissen<br />
und Bildmaterial in die planungspolitischen<br />
Prozesse der Frankfurter<br />
Stadtentwicklung ein. Im Anschluss werden<br />
die einzelnen Museen mit ebenso knappen<br />
Projektbeschreibungen wie zahlreichen Illustrationen<br />
dokumentiert.<br />
Von Roland Burgard<br />
176 Seiten, 168 farbige und<br />
205 SW-Abbildungen<br />
Gebunden, Deutsch<br />
Verlag Birkhäuser, Basel, <strong>2020</strong><br />
ISBN 978-3-0356-1881-5<br />
34,95 Euro<br />
Buchbestellungen möglich unter:<br />
office@laserverlag.at<br />
T +43 (0)1 869 58 29<br />
F +43 (0)1 869 58 29-20<br />
Bestellte Bücher können nicht wieder<br />
retourniert werden. Preisangaben exklusive<br />
Versandspesen.
„HERBERT ELFERS / PLANQUADRAT, DARMSTADT<br />
ARCHICAD WAR EINE<br />
TEAMENTSCHEIDUNG.<br />
ALLE STEHEN DAHINTER.<br />
„<br />
WIR-<br />
STEIGEN-<br />
UM.AT<br />
Büros wie Planquadrat wechseln zu ARCHICAD. Herbert Elfers,<br />
Mitgründer und Partner: „Wir standen mit zwölf oder dreizehn Leuten<br />
zusammen und sagten: Ja, das ist das richtige Programm für uns.“<br />
Claudia Becker, Partnerin: „Diese gemeinsame Entscheidung<br />
sorgte für eine gute Stimmung. Alle wollten möglichst schnell mit<br />
ARCHICAD arbeiten.“<br />
Mehr über den Umstieg unter wir-steigen-um.at
RAY<br />
Chefsessel.<br />
Für alle.<br />
www.selmer.at<br />
Exklusiver Partner der Brunner Group für Österreich