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Kulturfenster Nr. 06|2019 - Dezember 2019

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-70% – NE BOLZANO – 71. Jahrgang

Nr. 6 | DEZEMBER | 2019

Zweimonatszeitschrift

KulturFenster

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol

IP

Heimatpfleger mit Bischof Muser

Tiroler Wertungssingen – Großer Erfolg

Pepi Fauster: Rückblick und Ausblick


• Geleitwort •

• Inhalt •

• Heimatpflege

Heimatpfleger mit Bischof auf

Franziskusweg in Sand 3

Weihnachten – ein Fest der Freude 5

Wer bringt zu Weihnachten

die Geschenke? 6

Was nicht passt, wir passend gemacht 7

Es gibt keinen Planeten B 8

Schluss mit dem Geknalle! 10

Die „Allianz der Kultur“ 11

Historische Schätze und

moderne Sünden 12

Ortsbegehung in Burgstall 14

Nachhaltigkeitspolitik Marke Südtirol 16

„Die Kapitalisierung der Bergwelt“ 17

Traditionelles Kulturgut

braucht Förderung 18

Die Pfoat 20

Bischof Muser im Einklang mit Heimatpflegern

• Chorwesen

Bewertungen der am

Tiroler Wertungssingen

teilnehmenden Chöre 21

Tiroler Chorkultur auf

höchstem Niveau 23

Konzert in Memoriam

Willi Tschenett 25

Männerchor Neustift:

Rudi Chizzali nimmt nach

30 Jahren Abschied 26

35 Jahre

Ultner Bänkelsänger – Rückblick 27

Kirchenchor Afing: Chorleiterin

oder Chorleiter gesucht 28

Laudato si – So lautet der Titel einer Enzyklika,

mit der Papst Franziskus im Jahre

2015 die Menschen aufgefordert hatte, sich

verstärkt der bedrohten Natur und Umwelt

anzunehmen. In diesem Sinne hat der Heimatpflegeverband

unlängst mit Bischof Muser

zu einer Wallfahrt auf dem Franziskusweg

in Sand in Taufers geladen. Die Obfrau

des Heimatpflegeverbandes Claudia Plaikner

wollte damit ein Zeichen setzen und den

Bischof um Unterstützung des Bemühens

um die Bewahrung der Schöpfung bitten.

Der Bischof zeigte sich sehr angetan von

der Initiative und plädierte für das Staunen

und die Demut gegenüber der Schöpfung.

,,Es ist auch einmal genug“, betonte der Bischof

mit Blick auf jene, die nie genug und

immer noch mehr haben wollen.

Tiroler Chorkultur auf höchstem Niveau

wurde beim 7. Gesamttiroler Wertungssingen

in Auer geboten. 25 Chöre aus den drei

Tiroler Landesteilen nahmen an dem Wettstreit

teil. Die Jury bewertete die technische

und künstlerische Ausführung und die Bühnenpräsenz.

Elf Chöre erhielten die Bewertung

,,ausgezeichnet“, acht wurden mit dem

Prädikat ,,sehr gut“ bewertet. Der Vorsitzende

der Jury Jürgen Faßbender (Deutschland)

zeigte sich erfreut über die Leistungen der

Chöre und die hervorragende Organisation.

Er regte an, die Chöre sollten mehr auf die

Suche nach neuer Literatur gehen. Werke,

die niemand kennt, ,,machen neugierig“,

meine Faßbender. Auch Erich Deltedesco,

Obmann der SCV, zeigte sich erfreut über

das hervorragende Ergebnis des Wertungssingens.

LR Philipp Achammer dankte den

Chören dafür, dass sie der Bevölkerung ,,den

Staub von der Seele wischen“.

Der Verbandsobmann des VSM Pepi Fauster

dankt allen für das Engagement im

Jahre 2019, für das neue Jahr wünscht er

viel Musizierfreude und Lust in der musizierenden

Gemeinschaft. Verbandsjugendleiter

Manfred Windisch zitiert im Hinblick

auf Weihnachten Friedrich Nietzsche, der

einmal sagte, die schönsten Momente in

der Musik seien nicht die lautesten ,,sondern

oft die ganz leisen“.

Alfons Gruber

• Blasmusik

Auf ins neue Musikjahr 2020 29

Entscheidend ist die Passion

zur Blasmusik 30

Wie kann man der Musik in

Bewegung mehr Klang verleihen? 31

Bezirk Meran ehrt

6 langgediente Funktionäre

mit Dankesfeier 35

Niederösterreich:

Bürgerkapelle Gries und

Jugendkapelle Villnöß erfolgreich 36

MK Prissian: Abendkonzert beim

Ansitz „Unterbäck“ 38

Hans Obkircher 80 39

Josef Hochkofler (1895-1969) 40

Musikpanorama 41

Titelbild: Ortsteil Kapl in Langtaufers mit der Karlesspitze, von wo aus die geplante Skiverbindung auf das Karlesjoch (links vom Gipfel) führen soll.

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KulturFenster


Heimatpflege

„Laudato si“

Die Obfrau des Heimatplegeverbandes fordert

Unterstützung für die „Bewahrung der Schöpfung“.

Reserven übrig. 10 Jahre später überstieg

der jährliche Verbrauch die global zur Verfügung

stehenden nachwachsenden Ressourcen

das erste Mal und dieser Trend ist

seit 1971 stetig ansteigend, sodass heuer

genau am 29. Juli – mein Geburtstag – der

Welterschöpfungstag anstand, also der Tag,

von dem weg wir der Erde mehr wegnehmen

als sie uns auf Dauer geben kann; wir

beuten sie also aus, zum großen Schaden

auch der nachkommenden Generationen.

Claudia Plaikner forderte anlässlich einer

Wallfahrt auf dem Franziskusweg in Sand in

Taufers, zu der die Heimatpfleger Bischof Ivo

Muser eingeladen hatten, eine stärkere Zusammenarbeit

zwischen Kurie und Heimatpflegern.

Von dieser erhofft sie sich eine Signalwirkung

nach außen, um Menschen für

einen sorgsameren Umgang mit der Natur

zu sensibilisieren.

Kulturfenster: Wie sind Sie auf die Idee gekommen,

die Kirche als Partnerin in Ihrer

Arbeit für Heimat und Umwelt zu gewinnen?

Claudia Plaikner: Die katholische Kirche

hat sich spätestens seit der 2015 erschienenen

ersten Umweltenzyklika der Kirchengeschichte

von Papst Franziskus, die auch

den Lobgesang des Hl. Franziskus „Laudato

si“ als Titel trägt, intensiv und programmatisch

mit dem Gedanken um die Verantwortung

des Menschen für die Erde befasst.

Und es war hier in Südtirol das Verdienst

des Moraltheologen und späteren Bischofs

Karl Golser, dass sich auch in Südtirols Kirche

langsam eine ökologische Denkweise

anbahnte. Und die von der Diözese Bozen-Brixen

kürzlich in einer zweiten Auflage

herausgegebene Umweltfibel ist eine

nützliche Hilfe, um einen bewussteren, ressourcensparenden

Lebensstil anzunehmen.

KF: Wo sehen Sie konkret Berührungspunkte?

Claudia P.: Wir versuchen im Gespräch mit

den politisch Verantwortlichen für Entscheidungen

zu plädieren, die das Gesamte, den

Ausgleich der Interessen und nicht nur die

Wirtschaft und das Profitdenken im Auge

behält. Auch Papst Franziskus warnt in seiner

Umweltenzyklika davor, nur nach dem

Nutzen der Dinge zu fragen.

KF: Welche Fragen muss sich, Ihrer

Meinung nach, jemand stellen, der

das Wort des Papstes ernst nimmt?

Claudia P.: Die Fragen sollten lauten:

ob wir das alles brauchen, was

wir kaufen können, ob wir nachhaltig

leben, ob wir auf Kosten anderer

Menschen leben, ob wir deren

Ressourcen ausbeuten, ob wir

durch unser Verhalten unserer Jugend

eine Zukunft ermöglichen, ob

wir für den Frieden arbeiten, indem

wir die Klage der Armen ernst nehmen,

ob wir den Klimawandel ernst

nehmen und ob wir solidarisch gegenüber

den Menschen sind, die

aus unterschiedlichsten Gründen

ihre Heimat verlassen und hier eine

neue Heimat suchen.

KF: Sie haben in Ihrer Rede zur

Wallfahrt die fortschreitende Erschöpfung

der Welt an Ihren persönlichen

Daten festgemacht…

Claudia P.: Im Jahr meiner Geburt

1961 ließ die globale jährliche Ressourceninanspruchnahme

durch

den Menschen noch knapp 1 %

KF: Apropos nachkommende Generationen:

Die ganz Jungen setzen sich ja langsam

zur Wehr..

Claudia P.: Ja, es hat mir sehr gut gefallen,

dass im Septmeber bei der „Fridays-for-future“-

Veranstaltung für einen konsequenten

Klimaschutz in Bozen eine Jugendliche vom

„Heimatplaneten“ geredet hat, den es zu

retten gilt: Welch ein schönes und aussagekräftiges

Bild: Hier ist unsere Heimat,

nicht auf dem Mars; hier sind wir aufgerufen

zu gestalten, indem wir im Einklang

mit der Natur, mit uns selbst und mit unserer

Mitwelt leben. Und die Wahrung dieser

wunderbaren Schöpfung ist – nehme

ich mit Gewissheit an – ein gemeinsames

Anliegen von uns allen.

Dr Weg

Der Weg der ins durchs Lebm fiahrt,

isch oft nöt glótt und nöt markiert,

miar mian über vieles drübersteign,

mian unnemmen und oft schweign.

Der Weg fiahrt übr Schtock und Schtoan,

oft fühlt man sich verlóssn und alloan,

es rauscht der Boch nebm ins gonz wild,

und niamand isch der insr Sehnenschtillt.

Es gibt aa ólm wiedr schiana Schtundn,

Kummer und Sorgn sein verschwundn,

Hella und Liacht in gonzn Haus,

man holtet des Glück nor foscht net aus.

Des isch´s Löibm, miar kemmen net aus,

und mochn so hólt s`Beschte draus,

mit Liab im Herzn und Zuversicht,

schaugn miar dem Löibm ins Gsicht.

Anna Steinacher

Nr. 06 | Dezember 2019 3


Das Thema

„Wir brauchen sensible, aufmerksame,

staunende und dankbare Menschen“

Wallfahrt des Heimatpflegeverbandes mit Bischof Ivo Muser

Über den wunderbar angelegten Franziskusweg ging die Pilgergruppe von Sand in Taufers aus vorbei an den Reinbach-Wasserfällen

zur Toblkapelle, die dem Heiligen Franz von Assisi und Klara gewidmet ist. Dort übermittelte der Bischof den Pilgern eindrückliche

Botschaften, die wir hier in Auszügen abdrucken.

„Unser Umgang mit der Schöpfung, unser

Umgang mit den Geschöpfen, unser

Umgang mit dem Menschen hat ganz viel

damit zu tun, ob wir noch im Stande sind

zu staunen. Gerade wir in Südtirol leben

in einem begnadeten Flecken von Gottes

Schöpfung, der uns das Staunen wirklich

nicht schwer macht.“

„Dann müssen wir endlich wieder einsehen,

dass wir nicht alles tun dürfen, was wir heute

tun können. Das sind die entscheidenden

Haltungen. Das Staunen, die Demut, das

tiefe Anerkennen, dass nicht einfach alles

getan werden kann. Und besonders problematisch

ist eine Haltung, die in unserer

Gesellschaft weit verbreitet ist: Immer mehr,

immer weiter, immer schneller, immer perfekter,

immer reicher, immer aufwändiger.

Was wir brauchen, sind sensible, aufmerksame,

staunende und dankbare Menschen.“

„Das Wort des Innehaltens. Das Wort,

das in diese Gesellschaft hineinsagt: Es

ist auch einmal genug. Und Franz von

Assisi ist uns auch noch in einer anderen

Haltung ein ganz großes Beispiel und

ich würde sagen auch eine gewaltige Herausforderung.

Franz von Assisi war mit Sicherheit eine

Zumutung für seine damalige Gesellschaft,

er war auch eine gewaltige Zumutung

für die Kirche seiner Zeit. Aber

wisst ihr, was Franz von Assisi nie macht

– das ist wirklich der Heilige – Er wird in

all seinen Äußerungen und vor allem in

seiner ganz radikalen Lebensweise nie

gewalttätig.“

Bischof Ivo Muser, anlässlich der Wallfahrt

der Heimatpfleger auf dem Franziskusweg

in Sand in Taufers am 5. Oktober 2019

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KulturFenster


Heimatpflege

Weihnachten - ein Fest der Freude …

Josef Oberhofer, Geschäftsführer des HPV, macht sich so seine eigenen

Gedanken zum bevorstehenden Weihnachtsfest…

Die Erwartungshaltung eines Kindes an ein

gelungenes Fest beschränkt sich vor allem

auf die Geschenke. Je älter man wird, desto

wichtiger wird das Festessen. Während

ich es als kleiner Junge fast als Zumutung

empfand, von meinem neuen Spielzeug getrennt

zu werden, um ohne jegliches Hungergefühl

vor einem übervollen Teller zu sitzen,

macht genau das heute den Reiz des

Festes aus. Das Essen, das es in dieser Güte

nur an einem einzigen Tag im Jahr gibt, das

lange Zusammensein von mehreren Generationen

an einem Tisch, das so selten geworden

ist, dass ich mich Wochen vorher

darauf einstelle.

Der Weihnachtstisch ist die Verdichtung

eines labilen, komplexen Systems,

dessen Zusammenhalt allein von Stimmung

und Emotionen abhängt. Der Weihnachtstisch

ist vermutlich der einzige Ort,

an dem man gleichzeitig mit Menschen

zusammenkommt, die man sehr mag –

oder ganz bewusst nur an einem Tag im

Jahr sieht. An diesem Tisch wird einem

vor Augen geführt, dass man sich seine

Familie nicht aussuchen kann. Hier ist

man Chefdiplomat und Schauspieler zugleich,

und die Performance dabei kann

über Wohl und Gedeih des Abends entscheiden.

Denn das System wird instabil,

sobald eines der Glieder aus dem Takt gerät.

Weihnachten ist das wichtigste Fest,

das wir haben. Jeder hat eine konkrete

Erwartungshaltung, die oft mit verklärten

Erinnerungen an Weihnachtsfeste aus der

Kindheit zusammenhängen. An diesem

Tag muss alles so sein, wie man sich das

ideale Weihnachten Vorstellt: Harmonie allerorts,

selig lächelnde Gesichter, die Geschenke

allesamt ein Volltreffer, und der

Baum steht auch am richtigen Platz. Schon

die kleinste Veränderung, das Abweichen

von der Ideallinie, sorgt für Stress. Uns ist

Weihnachten so bedeutsam, weil es seit

unserer Kindheit ein Glücksversprechen

ist, ein Fest, das mit Wärme wirbt, wenn

es draußen am kältesten ist. Deshalb hat

jede Enttäuschung an Weihnachten eine

so hochemotionale Dimension. Zum Fest,

und das macht die Aufrechterhaltung des

Glücksversprechens nicht leichter, herrscht

eine Nähe, die uns das ganze Jahr über

fremd ist. Familien leben nicht mehr zusammen,

nicht mehr unter einem Dach.

Sie sind weit verteilt, die Enkel wohnen in

eigenen Wohnungen, die Kinder sowieso,

und die Großeltern werden häufig allein gelassen.

Mit jedem Jahr werden wir alle am

Tisch älter und verändern uns. Jeder hat

seine eigene Geschichte und nun findet

man sich in einer Momentaufnahme mit

Menschen, die einem so nah sein sollten

und doch fremd sind. Der Weihnachtstisch,

das ist ein emotionaler Ort, der uns

wie auf Knopfdruck zusammenbringt. An

dem wir unvernünftig viel essen, bis der

oberste Hosenknopf geöffnet werden muss.

Am Weihnachtstisch ist alles künstlich inszeniert.

Das beste Porzellan. Stoffservietten

mit Goldkante. Teure Weine. Ein Ort,

der ganz besonders sein will – und dadurch

so gefährlich wird.

Weihnachten - ein Fest der Freude.

Leider wird dabei so wenig gelacht

(Jean-Paul Sartre)

Der Druck, dass alles besonders sein

muss, heizt in diesem gnadenlosen Heile-

Welt-Wettbewerb so die Stimmung auf,

dass man irgendwann Druck vom Kessel

nehmen muss. Streit an Weihnachtstischen

entsteht, weil jeder einzelne nicht

nur seinen Hunger, sondern auch Hoffnungen

mitbringt. Der eine freut sich auf

eine allgemeine Familienharmonie und

reagiert äußerst sensibel auf jede Verstimmung.

Der andere freut sich, nichts

tun zu müssen und reagiert bockig und

genervt, wenn er animiert wird, sich aktiv

am Geschehen zu beteiligen. Wieder

ein andrer will einfach nur erzählen und

rote Wangen vom Prosecco bekommen.

Und so entstehen kleinere und größere

Konflikte, die allesamt keinen tieferen

Ursprung haben, sondern nur eine Ventilfunktion

für das Fest der Freude in der

Familie haben.

Nr. 06 | Dezember 2019 5


Das Thema

Wer bringt zu Weihnachten die Geschenke:

Das Christkind oder der Weihnachtsmann?

Gastkommentar von Prof. Martin M. Lintner

Kulturhistorisch gesehen ist der Brauch des

Weihnachtsgeschenkes relativ jung. Er entwickelte

sich erst im Lauf der Neuzeit in den

mittel- und nordeuropäischen Ländern (im

italienischen Kulturkreis hingegen bringt

bis heute die „Befana“ die Geschenke zur

Epiphanie, also zu „Dreikönig“, dem Fest

der Erscheinung des Herrn).

Ursprünglich hat er mit dem Usus im

bäuerlichen Kontext zu tun, dass zu Martini,

also am 11. November, die Mägde,

Knechte und Bediensteten für die Arbeit

während des Sommers ausbezahlt worden

sind. Man konnte sich also in der Zeit danach

etwas leisten und sich auch gegenseitig

durch ein kleines Geschenk eine

Freude bereiten. Im bürgerlichen Milieu

wurde dieser Brauch dann übernommen,

hat allerdings anfangs einen pädagogischen

Zweck erfüllt: Kinder sollten für ihr gutes

Benehmen belohnt werden, bzw. die Aussicht

auf ein Geschenk sollte Anreiz sein,

artig zu sein. Im katholischen Kontext waren

die Gedenktage von unterschiedlichen

Heiligen, die als Vorbilder der freigiebigen

Nächstenliebe verehrt werden – wie der hl.

Martin und der hl. Nikolaus – geeignete Anlässe,

um ein Geschenk zu machen. Besonders

das populäre Fest des Bischofs

Nikolaus von Myra am 6. Dezember, um

dessen Leben sich viele Legenden ranken,

die in der einen oder anderen Form

mit Schenken zu tun haben, spielte eine

wichtige Rolle. Vielleicht auch deshalb, weil

nach dem Konzil von Trient die Bischöfe

angehalten waren, die Pfarren zu visitieren

und nach dem Rechten zu sehen, also zu

loben und zu tadeln, wurde der hl. Bischof

Nikolaus zu jenem, der schlechtes Benehmen

getadelt, gutes hingegen mit kleinen

Gaben belohnt hat. Im Unterschied nämlich

zu St. Martin von Tours, der zwar auch

Bischof war, aber meist ohne bischöfliche

Insignien, sondern als Soldat hoch zu Ross

dargestellt wird, der mit dem Bettler seinen

Mantel teilt, wurde Nikolaus immer mit der

Bischofsmitra, dem Hirtenstab und den liturgischen

Gewändern dargestellt.

Warum Geschenke?

Schließlich hat sich Weihnachten zum

Fest der Geschenke entwickelt. Der Hintergrund

ist neben der Entwicklung dieses

Festes zum trauten Familienfest im bürgerlichen

Milieu auch ein theologischer:

Das gläubige Bekenntnis, dass uns im

Christkind Gott seinen Sohn schenkt, das

größte aller Geschenke, hat dazu geführt,

dass die Freude darüber – wohl auch, um

das Fest der Geburt Christi aufzuwerten –

zum Ausdruck gebracht worden ist, indem

man sich gegenseitig beschenkt. Nicht

mehr nur Kinder, auch Erwachsene werden

beschenkt. So hat das Christkind die

Heiligen in der Rolle, Gaben zu bringen,

zusehends abgelöst. Besonders in den

evangelisch geprägten Gegenden war man

darauf bedacht, um die Aufmerksamkeit

weg von den Heiligen, deren Verehrung

in den evangelischen Kirchen als problematisch

angesehen wird, auf Christus hin

zu lenken.

Lange Tradition

Auch der Weihnachtsmann hat eine

lange Tradition. Er wurde ursprünglich

nicht, wie oft irrtümlich angenommen wird,

als antichristliche Figur eingeführt, die das

Christkind ablösen sollte. Vielmehr hat er

sich heraus entwickelt aus unterschiedlichen

Sagenfiguren aus den nordischen

Ländern, die damit „christianisiert“ worden

sind. Wiederum geschah es besonders in

evangelisch geprägten Ländern, dass man

an die Stelle der Heiligen den Weihnachtsmann

gesetzt hat, um damit der aus theologischen

Gründen abgelehnten Heiligenverehrung

etwas entgegenzusetzen.

Als dann europäische Auswanderer nach

Nordamerika auch den Brauch des Weihnachtsgeschenkes

in die „neue Welt“ mitgenommen

haben, hat sich dort die Figur

des Weihnachtsmannes auch losgelöst von

der christlichen Tradition entwickelt. Hier

geschah es dann, dass der Weihnachtsmann

auch dezidiert in einer kritischen

Abgrenzung vom christlichen Glauben

dargestellt worden ist als die Figur, die zu

Weihnachten Geschenke bringt. In einem

mehr und mehr säkular geprägten Kontext

übernimmt der Weihnachtsmann also die

Rolle der christlichen „Gabenbringer“ –

des hl. Nikolaus ebenso wie des Christkindes.

Spätestens seit Coca-Cola ab den

1930er-Jahren den Weihnachtsmann für

Werbezwecke eingesetzt hat, ist der Weihnachtsmann

zum Symbol für das kommerzialisierte,

entchristlichte Weihnachten geworden.

Und den Unterschied zwischen

dem Weihnachtsmann und St. Nikolaus

kennt auch hierzulande nicht mehr jeder,

wenn etwa der Nikolo mit den Attributen

des Weihnachtsmannes und ohne bischöfliche

Insignien dargestellt wird.

Wer bringt nun die Geschenke zu Weinachten?

Wir Menschen, die wir uns gegenseitig

beschenken und eine Freude bereiten.

Ein solches Geschenk spiegelt etwas

vom Heilsereignis wider, das wir zu Weihnachten

begehen: Das Gott uns im Christkind,

dessen Geburt wir feiern, seinen

Sohn geschenkt hat, um uns seine Liebe

und Zuwendung zu offenbaren. Immer

dann, wenn in einem Geschenk auf der

zwischenmenschlichen Ebene etwas von

dieser göttlichen Zuwendung und Liebe erfahrbar

wird, wird ein Geschenk im wahrsten

Sinn des Wortes zu einem Weihnachtsgeschenk

– wer immer es gebracht hat.

Prof. Martin M. Lintner,

Philosophisch-theologische

Hochschule Brixen

6

KulturFenster


Informiert und Reflektiert

Heimatpflege

Was nicht passt, wird

passend gemacht

Die unendliche Geschichte der Skiverbindung

Langtaufers-Kaunertal

Damit wäre die Entscheidung eigentlich

klar gewesen, doch plötzlich war das sozioökonomische

Gutachten nicht mehr

gültig, weil es einen Befangenheitsverdacht

gegen ein Mitglied der sozioökonomischen

Kommission gegeben hätte.

Ein neues sozioökonomisches Gutachten

wurde angeordnet.

Das Amt für Natur, Landschaft

und Raumentwicklung empfiehlt

die Ablehnung

Für die Sitzung der Landesregierung am

Dienstag hat das zuständige Amt laut Tagesordnung

die Ablehnung des Projekts

empfohlen. Doch dazu kam es nicht. Die

Entscheidung wurde vertagt, weil das neue

sozioökonomische Gutachten für einige

Landesregierungsmitglieder – im Gegensatz

zu den Experten im zuständigen Amt

– nicht eindeutig genug war.

Die geplante Ablehnung der Skiverbindung

Langtaufers-Kaunertal in der Sitzung der

Landesregierung vom Dienstag, 15. Oktober,

hat wieder nicht stattgefunden. Die Entscheidung

ist verschoben worden. Obwohl

alle Argumente gegen das Projekt sprechen

und sogar der Bürgermeister von Graun sich

inzwischen dagegenstellt, treiben die Projektwerber

die Skiverbindung weiter voran

und die Landesregierung kann sich nicht

zu einer klaren Entscheidung durchringen.

Chronologie der Ereignisse

Im Jahr 2017 hat die Landesregierung

über die Zusammenlegung der beiden

Skigebiete Kaunertal und Langtaufers entschieden

und dem damals vorgelegten Projekt

eine Absage erteilt. Wegen rechtlicher

Widrigkeiten zog die Landesregierung den

Beschluss 1423/2017 im Frühjahr 2018

zurück. Somit musste das Projekt nochmals

vom Umweltbeirat behandelt werden.

Foto: Alpenverein Südtirol

Negative Gutachten

Das Gutachten des Umweltbeirates fiel

auch bei der erneuten Überprüfung eindeutig

negativ aus: Man rechnet mit massiven

Umwelteinwirkungen und einem negativen

Einfluss auf eine Vielzahl von Lebensräumen,

so zum Beispiel auf gefährdete Arten

wie dem Schnee- und dem Steinhuhn.

Doch auch das sozioökonomische Gutachten

– das von der Politik meistens eingesetzt

wird, um den Umweltgutachten

etwas entgegensetzen zu können – fiel

eindeutig negativ aus: „Unter Berücksichtigung

[…] der zu erwartenden sozioökonomischen

und touristischen Auswirkungen

sowie der Mobilitätsaspekte wird das Projekt

negativ begutachtet.“

Plötzlich Befangenheitsverdacht

Was nicht passt, wird passend

gemacht

Der Verdacht liegt auf der Hand: Es werden

so lange neue Gutachten gemacht

und Verfahrenstricks angewendet, bis das

Projekt gegen alle Widerstände durchgedrückt

werden kann. Gleichzeitig werden

die Kritiker durch die Verzögerungstaktik

mürbe gemacht.

Einen Präzedenzfall für dieses Vorgehen

gab es heuer schon: Auch die

umstrittene Neuerschließung im Skigebiet

Gitschberg-Jochtal wurde auf ähnliche

Weise schlussendlich genehmigt.

Die Landesregierung täte gut daran, von

dieser undemokratischen Taktik Abstand

zu nehmen.

Kein „ergänzender Eingriff“,

sondern eine Neuerschließung

Verkauft wird das Projekt als „ergänzender

Eingriff“, tatsächlich wird hier

aber ein komplett neues Skigebiet mit all

seinen Folgewirkungen aus dem Boden

gestampft. Gleichzeitig ist der volkswirtschaftliche

Nutzen für die Bevölkerung

laut sozioökonomischem Gutachten mehr

als bescheiden. Der Alpenverein Südtirol,

der Dachverband für Natur- und Umweltschutz,

der Heimatpflegeverband und die

Umweltschutzgruppe Vinschgau fordern

die Landesregierung erneut auf, den Fakten

Rechnung zu tragen und die Skiverbindung

Langtaufers-Kaunertal endgültig

abzulehnen.

Nr. 06 | Dezember 2019 7


Informiert und Refl ektiert

Es gibt keinen Planeten B

Der Sonderbericht über die Ozeane und die Kryosphäre

Weltweit leben 380 Mio. Menschen

unter fünf Metern Meereshöhe. Bei

3,2 Grad Celsius Erderwärmung bis

zum Ende dieses Jahrhunderts wird

der Meeresspiegel 110 cm steigen.

Im heurigen September ist der Sonderbericht

des Weltklimarates IPCC über die Ozeane

und die Kryosphäre, also die Eisgebiete unseres

Planeten, erschienen. Ich habe schon

wiederholt über die Erderwärmung, den Klimawandel

und das beschleunigte Abschmelzen

der Gletscher in den Alpen als das auffälligste

Signal dieses Wandels berichtet.

Heute will ich über die Weltmeere berichten,

auch wenn wir hunderte Kilometer davon

entfernt wohnen.

Wenn Sie weiterlesen, werden Sie erkennen,

warum der Zustand auch über diese

entfernten Habitate interessieren muss. So

wie derzeit Armut und Krieg Flüchtlingsströme

und Migrationswellen auslösen,

wird in Zukunft die Zahl der Klimaflüchtlinge

der Politik eine neue Gesellschaftsordnung

abfordern oder auch diktieren.

Und diese neue Ordnung wird auch das

Binnenland weitab von den Meeresküsten

betreffen. Der Anstieg des Meeresspiegels

wird soziale, wirtschaftliche und

politische Auswirkungen haben. Mehr als

sieben Zehntel der Erdoberfläche sind von

Meeren bedeckt und rund ein Zehntel der

Landfläche liegt dauerhaft unter Eis.

Wie hoch steigt das Meer?

Bei zwei Grad Celsius globaler Erwärmung

im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigt

der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 laut

Einschätzung der Klimaforscher um zusätzliche

30 – 60 cm an. Bei über 2° C Erderwärmung

steigt das Wasser der Meere um

60 – 110 cm an. Dies sagt Hans Otto Pörtner

vom Alfred-Wegener-Institut für Polarund

Meeresforschung in Bremerhaven. Pörtner

ist einer der Hauptautoren des neuen

Berichtes über die Ozeane und Eisflächen.

104 Wissenschaftler des Weltklimarates aus

36 Nationen haben auf 900 Seiten des Berichtes

den Wissenstand aus 6.981 Fachveröffentlichungen

zusammengefasst. Dass

die globale Erwärmung bis zur Jahrhundertwende

um mehr als 2° C zunehmen wird,

ist keine abwegige und zu pessimistische

Annahme. Bei Einhaltung aller Selbstverpflichtungen

und Ziele wird die Menschheit

auch in Zukunft mehr Kohlendioxid

ausstoßen als bisher. Laut Pörtner steuert

die Menschheit auf 3,2° C Erwärmung bis

zum Ende dieses Jahrhunderts zu. Der Anstieg

des Meeresspiegels erfolgt nicht nur

wegen der Eisabschmelze, sondern auch

weil sich warmes Wasser ausdehnt.

Klimaflüchtlinge

Klimaflüchtlinge heißt das bedeutendste soziale

Stichwort, wenn wir an die mittel- und

langfristigsten Folgen der Erderwärmung

denken. Hierzu eine statistische Einordnung:

Rund 380 Millionen Menschen leben

weltweit weniger als fünf Meter über dem

Meeresspiegel, 680 Millionen weniger als

10 m darüber. Auch wenn der Meeresspiegel

langsam und verzögert steigt, er steigt

stetig und unaufhaltsam. In unserem derzeitigen

Jahrhundert wird nicht der durchschnittliche

Pegelstand das Problem sein,

sondern die Fluten und Stürme als Extrem-

8

KulturFenster


Heimatpflege

ereignisse. Mit steigenden Meeren werden

Sturmfluten höher an den Küsten anbranden.

Die Autoren des Berichtes sind sich

sicher, dass mit dem Anstieg der Wasserpegel

auch die Häufigkeit extremer Wasserstände

an den meisten Orten steigt. Was

vormals eine Jahrhundertflut war, werde

künftig jährlich vorkommen. Einige Inselatolle

erleben dies bereits jetzt.

An den Küsten leben Menschen in großer

Dichte. Vielerorts, nicht überall, haben sie

Reichtum angesammelt. Beide, Menschen

und Wohlstand zu schützen, wird teuer.

Arme Staaten wie etwa Bangladesch werden

sich den Schutz vor Flutschäden nicht

leisten können. Und der aktuelle IPCC- Bericht

hält fest: „Einige Inselstaaten werden

wahrscheinlich unbewohnbar.“

Weitere Folgen

Bei weiterhin stärkerem Treibhauseffekt als

Folge des noch immer steigenden CO2-

Gehaltes in der Erdatmosphäre werden

nicht nur der Meeresspiegel steigen und

die Sturmfluten häufiger werden, sondern

sich weitere schwerwiegende Folgen einstellen.

So etwa:

• in der Polarregion werden Meereis

schmelzen und Gletscher verschwinden;

• Permafrost-Gebiete werden auftauen,

erhebliche Mengen Kohlendioxid in die

Atmosphäre freisetzen und damit den

Treibhauseffekt noch verstärken;

• in den gemäßigten Gebieten werden Gebirgsgletscher

schwinden, die Verdunstung

zunehmen und heute schiffbare

Flüsse weniger Wasser führen;

• in den Tropen werden die Versauerung

und ozeanische Hitzewellen die Korallenriffe

abtöten und die Artenvielfalt

von Pflanzen und Tieren verringern.

Menschengemacht

Weil Klimaskeptiker den menschengemachten

Klimawandel immer noch bezweifeln

oder gar leugnen, zum Schluss

noch ein paar statistische Angaben, die

nachdenklich machen und zu überzeugten

Verhaltensänderungen bei jedem Einzelnen

von uns führen sollen:

• 1970 bestiegen weltweit 310 Millionen

Menschen ein Flugzeug. 2018 waren

es mehr als 4 Milliarden, fast dreizehnmal

so viele.

• Bei den globalen CO2- Emissionen lagen

die Luftfahrt und die Schifffahrt mit

je 750 Megatonnen CO2 (2015) etwa

gleichauf.

• Beim Vergleich der Verkehrsmittel in

Deutschland liegt der Reisebus überraschenderweise

als sauberstes Verkehrsmittel

vor der Bahn: Er erzeugt 32

Gramm CO2 pro Person und Kilometer

(bei 60% Auslastung), die Eisenbahn

36 g (Auslastung 56%), der Personenkraftwagen

139 g (Auslastung 1,5 Personen

pro PKW), das Flugzeug 201 g

(Auslastung 82%).

• Fliegen wäre auch schonender möglich:

Aus Kondensstreifen der Flugabgase

bilden sich Cirrus-Wolken. Beide

sind klimaschädlich. Die Bildung von

Kondensstreifen ließe sich verringern,

wenn Transatlantikflieger nicht mehr in

der Stratosphäre oberhalb von 10 km

flögen, sondern in der unteren Troposphäre

auf etwa 7 km Höhe. Momentan

wird die größere Flughöhe von den

Fluglinien wegen der niedrigeren Kosten

bevorzugt.

Gastkommentar von Wolfgang Platter,

aus „Vinschgerwind“ Nr. 21./2019

vom 17.10.19

Kondensstreifen von Flugzeugen: 1970 bestiegen weltweit 310 Millionen Menschen ein Flugzeug, 2018 waren es mehr als 4

Milliarden. Kondensstreifen werden zu Cirrus-Wolken, beide sind klimaschädlich, weil treibhausverstärkend.

Nr. 06 | Dezember 2019 9


Informiert und Refl ektiert

Schluss mit dem Geknalle!

Pusterer Appell an die BürgermeisterInnen, Feuerwerke zu verbieten

Bitte verzichtet auf Feuerwerke

Uns Tieren zuliebe!

Im Frühjahr 2019 erhielten alle BürgermeisterInnen

des Landes ein Schreiben von

der Initiativgruppe Feuerwerkfreies Südtirol.

„Unsere Initiative soll sensibilisieren

und aufzeigen, dass große Teile der Bevölkerung

Feuerwerke ablehnen, da der Spaß

– für relativ wenige – Umwelt und Tiere

schädigt und die Lebensqualität vieler beeinträchtigt“,

hieß es. Jetzt haben die Initiatoren

Bilanz über den bisherigen Erfolg

ihrer Initiative gezogen.

Die Feinstaubbelastung durch Feuerwerke

ist erheblich. Zahlen aus Deutschland

berichten von 15 % des jährlichen

Straßenverkehrs. Daher schien der Gruppe

allein in Hinblick auf den Klimawandel der

Zeitpunkt für ein Umdenken richtig.

Einen weiteren guten Grund für ein feuerwerkfreies

Südtirol sehen die Pusterer InitiatorInnen

im Tierschutz. Für Haus- und

Nutztiere, für Wild und Vögel ist ein Feuerwerk

ein großer Stressfaktor, der bis zum

Tod führen kann.

Und schließlich führen sie auch soziale

Aspekte an. Vielfach werden Feuerwerkskörper

von Kindern unter gefährlichen Bedingungen

in armen Ländern hergestellt.

Immer wieder kommt es zu Unfällen und

Verletzungen, nicht nur bei der Herstellung.

Die Gruppe aus dem Raum Bruneck

wird von vielen Organisationen und mitgliedsstarken

Vereinen unterstützt. Wie

die Sprecher der Gruppe Richard Kammerer

und Caroline von Mersi berichten,

haben sich viele große Landesorganisationen

hinter das Ansuchen gestellt: Alpenverein

Südtirol, Südtiroler Pfadfinderschaft,

Heimatpflegeverband Südtirol, Tierärztekammer,

die Grünen, Tierschutzvereine,

die OEW. Auch in den Bezirken haben

namhafte Institutionen und Umweltgruppen

das Schreiben mitunterzeichnet. So

z. B. im Pustertal das Dekanat Bruneck,

der Naturtreff Eisvogel, der Pustertaler

Reit- und Fahrverein, der Grundschulsprengel,

der Familienverband, der Jugenddienst,

Hundeschulen.

Nach einem halben Jahr ziehen die

InitiatorInnen nun Bilanz:

Von 117 Gemeinden konnten 34 Rückmeldungen

eingeholt werden. Davon konnten

22 als positiv gewertet werden. Fünf

lehnen die Initiative ab, sieben verhalten

sich neutral, bzw. antworten ohne konkrete

Stellungnahme.

„Mit Freude konnten wir die Rückmeldungen

der Stadtgemeinden Bruneck,

Sterzing und Brixen entgegennehmen, die

auf Feuerwerke zukünftig verzichten. Danken

möchten wir auch dem Bürgermeister

von Meran, der in seinem Schreiben

unsere Aktion lobte und weiterhin keine

Feuerwerke genehmigen wird,“ heißt es

in der Mitteilung.

Und weiter schreiben Richard Kammerer

und Alexandra von Mersi im Namen

der Initiative „Feuerwerkfreies Südtirol“:

„Unser nächstes Bemühen wird es

sein, an die Gemeinden zu appellieren,

auf ihren Internetseiten und Gemeindeblättern

auf die Genehmigunspflicht

für Feuerwerke hinzuweisen,

da sonst jene „bestraft“ werden, die

ansuchen, jene, die Feuerwerke abfeuern

ohne anzusuchen, aber nicht

belangt werden.“

Kontakt: feuerwerkfrei@gmail.com

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KulturFenster


Aus Verband und Bezirken

Heimatpflege

Die „Allianz der Kultur“

Zusammenschluss und Sprachrohr der Südtiroler Kulturvereine

2017 lud Landesrat Philipp Achammer

die Kulturvereine und -gruppen Südtirols

unter dem Titel „Kulturperspektiven“

zu gemeinsamen Workshops in

ganz Südtirol ein, dabei wurde die

Idee eines Zusammenschlusses geboren.

Eine Initiativgruppe formte daraus

die Allianz der Kultur, der zurzeit

23 Verbände, Vereine und Gruppen

angehören.

Kulturfenster: Wozu braucht es diese „Allianz“?

Florian Trojer: Um den vielen Kulturtreibenden

in Südtirol eine gemeinsame

Stimme zu geben.

KF: Nun haben Kulturvereine doch ganz

unterschiedliche Aufgaben und Anliegen.

Welches ist der kleinste gemeinsame Nenner

in dieser neuen Allianz?

Florian Trojer: Auch wenn die verschiedenen

Verbände, Vereine und Gruppen sich mit

ganz unterschiedlichen

Inhalten beschäftigen,

haben sie doch vieles gemeinsam.

Alle Kulturtreibenden

zusammen garantieren

die kulturelle Vielfalt

des Landes. Sie schaffen

Möglichkeiten, dass sich

Menschen kulturell betätigen

und beteiligen und

Freude an den vielfältigen

Angeboten haben. Kultur

ist Ausdruck davon,

wie es den Menschen in

unserem Land geht, was

ihre Identität ist, was sie

interessiert und wofür sie

sich engagieren.

Dieser Einsatz für die Kultur

ist allen Vereinen und Gruppen – auch

in ihren ganz unterschiedlichen Ausprägungen

– gemeinsam. Nicht zuletzt hängen

viele Kulturvereine von Förderungen

öffentlicher Stellen ab und sehen sich einer

zunehmenden Bürokratisierung gegenüber.

Auch hier ist eine gemeinsame

Stimme wichtig und notwendig.

KF: Der HPV ist durch Sie in der Steuerungsgruppe

vertreten. Was bedeutet diese

neue Aufgabe für Sie?

Florian Trojer: Ich bin nicht als Vertreter

des HPV in die Steuerungsgruppe gelost

worden, sondern als ein Vertreter aller

beteiligten Kulturvereine und -gruppen.

Und so sehe ich auch meine Aufgabe:

die Interessen der Kulturtreibenden zu

vertreten und gemeinsame Anliegen voranzutreiben.

Die Steuerungsgruppe der Allianz:

v.l. Christine Menghin, Ferruccio

Delle Cave, Hannes Egger, Monika

Rottensteiner, Christian Schwarz,

Florian Trojer und Sonja Plank

(nicht im Bild)

Foto: Allianz der Kultur

KF: Können die Themen der Heimatpflege

durch die Mitgliedschaft in

der „Allianz“ aufgewertet werden? Inwiefern?

Florian T.: Auf jeden Fall. Der naheliegendste

Vorteil ist die Vernetzung untereinander.

Der HPV bekommt die

Möglichkeit ganz unterschiedliche

Perspektiven und Vorgehensweisen

in der direkten Zusammenarbeit kennenzulernen

und daraus zu profitieren.

Vielleicht ergeben sich daraus in Zukunft

gemeinsame Projekte mit Partnern,

an die man bisher gar nicht gedacht hätte.

Zusätzlich gibt es ganz praktische Vorteile.

Viele Probleme die man in der Kultur- und

Vereinsarbeit hat, sind vielleicht bei anderen

schon aufgetreten oder bereits gelöst worden.

Daraus kann man lernen.

Und natürlich stärkt das gemeinsame Auftreten

bei Anliegen, die alle betreffen, auch

den HPV als Einzelverband.

KF: Welches sind die ersten

Themen, welche die

Allianz bearbeiten/voranbringen

will?

Florian Trojer: Bisher gibt

es die Allianz der Kultur

vor allem als gemeinsame

Idee. Nun gilt es praktische

Schritte zu setzen. Ein zentrales

Thema ist die interne

Vernetzung untereinander.

Eine Möglichkeit ist hier

ein gemeinsames Weiterbildungsangebot

zu schaffen.

Das heißt, Themen,

die für alle interessant sein

könnten wie zum Beispiel

„Lobbyarbeit in der Kulturarbeit“

oder ähnliches,

könnten als Fortbildungen angeboten werden.

Wichtig ist auch die Netzwerkarbeit nach

außen, das heißt, die Kontakte mit Politik,

Gemeinden und Interessensgruppen auszubauen

und zu pflegen. Eine Hauptaufgabe

wird auch sein, etwaige Änderungen in der

Kulturförderungspolitik zu beobachten und

darauf Einfluss zu nehmen.

Nr. 06 | Dezember 2019 11


Aus Verband und Bezirken

Historische Schätze und

moderne Sünden

Dorfbegehung in St. Pankraz

Zu einer Dorfbegehung hat der Verein für

Kultur- und Heimatpflege St. Pankraz, Ulten,

im September in Zusammenarbeit mit

dem Heimatpflegeverband Südtirol geladen.

Kunsthistoriker Martin Laimer führte

zu den zahlreichen historischen Bauten im

Dorfkern. Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes

Südtirol, Claudia Plaikner, unterstrich

die Bedeutung der ehrenamtlichen

Tätigkeit der Heimatpflegevereine in den

einzelnen Orten. In unserer Zeit, in der immer

mehr historische Bauten dem Zeitgeist

geopfert werden, sei es besonders wichtig,

die Bevölkerung durch derartige Veranstaltungen

zu sensibilisieren.

Am Brunnenplatz wurde die Gruppe

von der Obfrau des Ortsvereines Roberta

Fait begrüßt. Der Brunnenplatz wurde bewusst

als Ausgangspunkt gewählt, da man

von dort einen schönen Blick auf Schloss

Eschenlohe, früher Burg Ulten, Geburtsstätte

des Grafen Ulrich I, Begründer des

Hauses Württemberg, hat. Ein Gedenkstein

erinnert an diese für St. Pankraz sehr bedeutsame

Persönlichkeit. Georg Gamper,

Ortschronist, sprach kurz über die Entstehung

des Gedenksteines.

Dorfbegehung

Am Innerwirtsplatz in St. Pankraz, Ulten

Danach begann die eigentliche Dorfführung

mit Martin Laimer. Er erläuterte den

historischen Dorfkern, beginnend mit der

Pfarrkirche und ihrem gotischen Turm,

umgeben von historischen Bauten verschiedener

Epochen. Diese Pfarrkirche

hat einst das ganze Tal versorgt, hier haben

über Jahrhunderte die Bewohner

des ganzen Tales ihren Glauben gelebt,

bezeugt und bei Hochfesten kein Opfer

gescheut, den weiten Weg zur Hauptkirche

zu gehen.

Die zweigeschossige Sebastiankapelle

neben der Pfarrkirche, im Osten des alten

Friedhofs gelegen, wurde 1348 erbaut und

1636 als Dank für das Ende der furchtbaren

Pestseuche erneuert. Das Pfarrhaus,

an der Ostseite des Dorfzentrums,

überrascht wegen seiner Größe. Hier waren

einst die Seelsorger der Mutterpfarre

für das ganze Tal untergebracht. Ein regelmäßiger

Bau, mit einem großen Mittelfl

ur, der heutige Erweiterungsbau dürfte

auf Thomas Marsoner zurückgehen, vermutlich

auf einem spätmittelalterlichen

Vorgängerbau.

Weiter ging es zum „Innerwirt“, westlich

der Pfarrkirche, einem altehrwürdigen Gebäude,

das vor Jahren mit viel Verständnis

und Sensibilität renoviert wurde und

jetzt eine Pension ist. Hier wurde der Historiker

Josef Egger geboren, der unter

anderem eine 3-bändige Geschichte Tirols

verfasst hat.

Das „Pfleghaus“, das ehemalige Gerichtsgebäude,

ein geschichtlich bedeutsamer

Bau aus dem 18. Jahrhundert, geht

auf einen älteren Vorgängerbau zurück.

Die barocke Dekorationsmalereien

an Fenstern und Türen und auf der Südseite

das Wappen der Grafen Trapp, wurden

vor ca. 20 Jahren mit Hilfe der Stiftung

Messerschmitt gründlich renoviert.

Dem Haus gegenüber steht das ehemalige

Gerichtsarchiv aus der Barockzeit.

Der „Außerwirt“ und das „Messnerhaus“

schließen den historischen Kreis der Altbauten

um die Pfarrkirche. Das Messnerhaus,

ein spätmittelalterlicher Bau,

über Jahrhunderte Unterkunft für den

Messner, wurde vor einigen Jahren sehr

gefühlvoll renoviert.

Der neue Friedhof unterhalb des Dorfes

wird aufgrund seiner stufenförmigen Anlage

sehr bewundert und wurde dafür

auch mit dem Steinzeichen des Heimatpflegeverbandes

ausgezeichnet. Die Friedhofserweiterung

mit den Urnengräbern

traf hingegen auf unterschiedliche Meinungen,

hauptsächlich wegen der allzu

hohen Bergmauer.

Das Fachwerkhaus im Ortsteil „Auf der

Station“, westlich vom Friedhof, wurde

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KulturFenster


Heimatpflege

vor einigen Jahren in vorbildlicher Weise

und mit viel Liebe zum Detail restauriert,

es ist der einzige Bau dieser Art in Ulten.

In diesem Haus wohnte von 1965

bis 1991 Blasius Marsoner, Übersetzer

der „Divina Commedia“ von Dante Alighieri.

Nach der Volksschule hatte Marsoner

sich als Autodidakt ein umfangreiches

Wissen angeeignet, und hat im Laufe seines

Lebens mehrere Gedichte, eine philosophische

Abhandlung und eine Zusammenfassung

zur Geschichte Ultens

verfasst. Er war ein Verfechter von Traditionen

und echter Werte, wurde aber

vielfach im Dorf nicht ernst genommen.

Das „Beckenchristlhaus“ am Ende der

Runde war eine Überraschung für alle

Beteiligten, ein Beispiel für eine gelungene

Altbausanierung. Die hohe Grundmauer,

steil im Hang gebaut, die schöne

Steinlagerung, dann der Keller mit dem

alten tragenden Holzpfeiler, ein Bau des

13. und 14. Jahrhundert, ein Juwel mitten

im Dorf. Fachleute vermuten darin

einen mittelalterlichen Adelssitz. Ein besonderer

Dank wurde den Besitzern, der

Familie Alber/Schwienbacher, gezollt, die

so viel Sensibilität und Gespür für die Sanierung

ihrer Bauruine aufbrachten, trotz

bürokratischer und technischer Hürden,

wirklich vorbildhaft.

Vor dem historischen Gebäude "Beckenchristl", Beispiel einer gelungenen

Altbausanierung

Mit Bedauern stellten alle Beteiligten

fest, dass die Umfahrungsstraße das Dorf

zerschneidet. Heute würde eine Tunnellösung

solche urbanistischen Fehler wohl vermeiden.

Für das abschließende Gespräch

wäre kein anderer Ort besser geeignet gewesen,

als das erwähnte „Beckenchristlhaus“.

In der gemütlichen Stube kam Frau

Plaikner auf die Sorgen und Probleme der

Heimatpfleger zu sprechen und würdigte

gleichzeitig die Tätigkeit der vielen Ehrenamtlichen

im ganzen Land. Mit einem Umtrunk

endete der Rundgang.

Heimatpflegeverein St. Pankraz

Fotowettbewerb

„Heimat im Fokus / Natur-Denkmal-Mensch / offen-kritisch-spielerisch“

Weg von den Klischees, hin zum kritischen Blick

Als Auftaktveranstaltung hat das „Netzwerk Kulturerbe“ (s.o.) einen Fotowettbewerb zum

Thema „Heimat im Fokus / Natur-Denkmal-Mensch / offen-kritisch-spielerisch“ ausgeschrieben,

der am 1. Juni 2019 gestartet ist und am 29. Februar 2020 endet.

Der Wettbewerb richtet sich an Jugendliche und Erwachsene. Er hat das Ziel, ein neues, kritisches

Bewusstsein für die Natur, die Umwelt und die Landschaft, die Bräuche und Traditionen,

die Baukultur und die Geschichte sowie das Zusammenwirken all dieser Bereiche

zu entwickeln. Dabei kommt es vor allem darauf an, die Trampelpfade der Klischeebilder

zu verlassen und sich auf die Suche nach der „gefühlten“ Heimat zu machen – mit ihren

schönen, aber auch mit ihren problematischen Seiten.

Das Reglement des Fotowettbewerbs fi nden Sie auf der Homepage des Heimatpflegeverbandes

unter www.hpv.bz.it/fotowettbewerb-p39.html

Nr. 06 | Dezember 2019 13


Aus Verband und Bezirken

Viel Lob und ein paar

Anregungen

Die Ortsbegehung im September in Burgstall nutzte der Heimatpflegeverein Burgstall

hauptsächlich dazu, die neuere Dorfentwicklung kritisch unter die Lupe zu nehmen. Und

weil der Blick von außen immer besonders hilfreich für kritische Reflexion ist, wurden die

Burgstaller von ExpertInnen des Heimatverbandes Südtirol begleitet.

Gut sanierter Alter Widum

Ortsbegehung im September in Burgstall

Vom Sparkassengebäude bis zur Villa America (l.) bedroht ein geplanter Baukoloss

anstelle der bestehenden Einzelgebäude zusätzlich das bereits lädierte Ortsbild.

Der Beirat für Baukultur sollte unbedingt einbezogen werden. Auch das monotone

rasterförmige Gebäude (r.) sollte neu strukturiert, abwechslungsreicher und

ortsbildgerechter gestaltet werden.

Widum: Die Renovierung des „alten“ Widums

wurde als lobend hervorgehoben.

Seine Ursprünglichkeit ist erhalten geblieben

und er wurde liebevoll saniert. Auch

die Idee, die Reste des Widum-Stadels in

ein Amphitheater zu verwandeln, wurde

gut geheißen. Der Vorschlag, am Widum-

Areal eine Informationstafel anzubringen,

fand regen Zuspruch.

Zypressen neben der Kirche: Positiv ist die

Unterschutzstellung der mehr als 100

Jahre alten Zypressen neben der Kirche,

mit der sie ein schönes Ensemble bilden.

Alte Volksschule: Verwunderung gab es

darüber, dass es für die alte Volksschule

keinen Ensembleschutz gibt. Die Vertreter

der Heimatpflege stufen sie als unbedingt

erhaltenswert ein. Die Bauzeit der alten

Volkschule wird gleich eingeschätzt, wie

jene des alten Gemeindehauses, welches

noch gut erhalten ist (ca. 1910). Der Maulbeerbaum

neben der Schule ist wohl der

letzte Zeuge einer Seidenraupenzucht in

Burgstall.

Friedhof: Das Friedhof-Areal neben der

Ruine wurde als sehr schönes Ensemble

gelobt. Auch das Thema Urnenbestattung

wurde in Burgstall gut gelöst, die Urnen

sollten niemals abseits der Gräber ihren

Platz finden. Auch die Leichenkapelle ist

sehr gut integriert.

Kirchsteig / Rösslwirtssteig: Die letzte verbleibende

Pappel sollte unbedingt geschützt

werden. Da zurzeit eine starke Verbauung

im unteren Bereich des Kirchsteiges im

Gange ist, sollte darauf geachtet werden,

dass der Durchgang für alle Bürger gesichert

bleibt. Zudem dient der Steig zahlreichen

Kindern als Schulweg.

Straßenraum: Der Straßenraum sollte in

erster Linie für Fußgänger, Radfahrer und

dann erst für Fahrzeuge attraktiv sein. Hohe

Gehsteige sind unbequem und manchmal

auch gefährlich für Fußgänger und

Fahrradfahrer. Besser wäre es, wenn die

Gehsteige breiter und auf gleicher Höhe

wie die Straße eingezeichnet werden. Optisch

könnte der Bereich der Fußgänger

mit einem anderen Straßenbelag hervorgehoben

werden.

Landschaftsgestaltung: In Burgstall gibt es

eine vielfältige Flora. Es wachsen neben

einheimischen Pflanzen auch Palmen, Olivenbäume

usw. Trotzdem sollten wir darauf

achten, typische Bäume und Pflanzen,

wie z.B. die „Zurgelen“(Zürgelbaum),

Flaumeichen und Mannaeschen in unserem

Landschaftsbild zu erhalten.

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KulturFenster


Heimatpflege

Geplantes Projekt: Villa America / Ausserpflanzer

/ Ex- Pizzeria / Sparkasse

Eine durchgehende Häusergruppe soll im

Bereich der Villa America bis zur Sparkasse

entstehen. Der Durchführungsplan wurde

bereits genehmigt. Er sieht eine sehr hohe

Baudichte und damit eine große Veränderung

für das Dorfzentrum vor. Die Vertreter

des Heimatverbandes Südtirol machen

den Vorschlag, unbedingt den Landesbeirat

für Baukultur und Landschaft bei der

Planung miteinzubeziehen.

Maiergasse: In der Maiergasse gibt es ein

Parkplatzproblem und aus diesem Grund

können schöne Begegnungsorte, wie z.B.

der Platz in der Mitte, leider nicht genutzt

werden, da sie zugeparkt sind. Kleine Wege

zwischen den Gebäuden sind zwar vorhanden,

aber teilweise Sackgassen. Das

ist sehr schade, da kürzere Verbindungen/

Durchgänge für Fußgänger generell wünschenswert

sind.

Reith-Siedlung: Die Straße in der Reith-

Siedlung bildet mit dem Gehweg eine

Ebene. Das und der unterschiedliche Straßenbelag

wurden lobend hervorgehoben.

Wünschenswert wären eventuell mehrere

Bäume in der Mitte des Rondells, um eine

Positive Gestaltung der Hauptstraße: Gehsteige, Radwege und geschützte

Fußgängerübergänge durch Mittelinsel als Tempobremse

grüne Oase entstehen zu lassen. Bei dieser

Begehung konnte nur rund ein Drittel des

Dorfes besichtigt werden. Zu einem späteren

Zeitpunkt sollen auch der nördliche

und der südliche Teil besichtigt werden. Im

nördlichen Teil von Burgstall ist ja bekanntlich

die Errichtung einer großen Thermenanlage

mit Hotels geplant, die für Burgstall

sicherlich eine große Veränderung bedeuten

würde. Auch dieses Thema wurde noch

angeschnitten.

Martin Ratschiller und Heidi Gruber

MARMOR – das weiße Gold im Vinschgau

Exkursion zum Laaser Marmorbruch

Auf Initiative vom Bezirksobmann Franz

Fliri und durch Vermittlung und mit Führung

von Ludwig Platter konnten VertreterInnen

von Heimatpflegeverband Südtirol

und Bezirk Vinschgau den Produktionsbetrieb

der „Lasa Marmo GmbH“ besichtigen.

Im fernen Jahre 1865 gründete Carl

Steinhäuser mit Sohn Johannes die

„Marmorwerke Laas“. Seither wird unter

wechselnden Besitzern Marmor im

„Weißwasserbruch“ abgebaut und über

verschiedene Transportvorrichtungen zu

Tal befördert, darunter auch über die im

Jahre 1929 errichtete Schrägbahn. Der

Laaser Marmor gilt als einzigartig und wird

weltweit für zahllose Bauten und Kunstwerke

eingesetzt.

Ein herzlicher Dank dafür geht an die

„Lasa Marmo GmbH“.

Nr. 06 | Dezember 2019 15


Aus Verband und Bezirken

Nachhaltigkeitspolitik Marke Südtirol

In der politischen Arbeit ist wenig von den großspurigen Ankündigungen zu spüren

Die großen Heimat- und Naturschutzverbände

in Südtirol spielen mit verteilten Rollen,

aber sie ziehen alle an einem Strang und

kämpfen für dieselben Werte und Ziele… In

diesem Sinne drucken wir hier eine Pressemitteilung

des Dachverbandes für Natur-

und Umweltschutz ab, die uns aus der

Seele spricht…

„Eine gemeinsame Pressekonferenz

von Landeshauptmann Arno Kompatscher,

Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler

und Landesrätin für Landschaftsschutz

Maria Hochgruber-Kuenzer Anfang Juni

mit einer klaren Botschaft: Das Land Südtirol

setzt auf Artenvielfalt. Südtirol würde

künftig noch stärker auf das Thema Artenvielfalt

setzen. ... um Lebensräume zu

erhalten und diese auch für die kommenden

Generationen in ihrer Vielfalt abzusichern.

... künftige Bemühungen, um Artenvielfalt

in Südtirol weiter zu festigen und

auszubauen. ... Man sei sich der Verantwortung

und der Herausforderungen dieses

umfassenden Themas bewusst, doch

man müsse und vor allem wolle man die

Artenvielfalt auf breiter Front angehen und

das Thema aktiv besetzen,“ sagte Landeshauptmann

Kompatscher.

Zufällig waren Zeitpunkt und Inhalt der

Pressekonferenz nicht gewählt. Nur wenige

Tage zuvor wurde der Internationale Biodiversitätsbericht

der IBPES veröffentlicht,

Die übermäßige Düngung von Bergwiesen schadet der biologische Vielfalt.

der einen dramatischen menschengemachten

Artenschwund weltweit konstatierte.

Wenige Monate nach der gemeinsamen

Pressekonferenz schaut die Realität in Südtirol

leider anders aus. In der konkreten

politischen Arbeit ist wenig von den großspurigen

Ankündigungen zu spüren. Im

Pustertal will man ein geschütztes Biotop

an der aufgewerteten Ilstener Au in

ein Landwirtschaftsgebiet umwandeln. In

Brixen wird die Umwandlung von 16,5ha

Wald in Landwirtschaftsgebiet diskutiert.

Diese konkreten Vorhaben stehen in

krassem Widerspruch zu den Aussagen

der drei Landesregierungsmitglieder während

der erwähnten Pressekonferenz. Da-

her kann die Landesregierung in diesen

beiden Fällen gar nicht anders, als diese

Vorhaben klar und kategorisch ablehnen.

Leider vermissen wir in der anhaltenden

Diskussion um die beiden Vorhaben eine

klare Aussage und Positionierung der drei

Politiker ebenso wie in den Fällen einer illegalen

Zerstörung eines Moores in Olang,

oder der Degradierung von Bergwiesen

durch übermäßige Düngung wie zuletzt

im oberen Vinschgau auf den Arlui-Wiesen

geschehen.

Unser Appell an die drei: „Halten Sie

sich in diesen Fällen so klar und unmissverständlich

an ihre eigenen Positionen, die Sie

Anfang Juni öffentlich propagiert haben!“

Termin zum Vormerken:

70. Vollversammlung des Heimatpflegeverbandes

Die 70. Vollversammlung des Heimatpflegeverbandes findet am Samstag, 4. April 2020, mit voraussichtlichem Beginn

um 14 Uhr im Theatersaal des Raiffeisenhauses in Terlan statt.

Wichtiger Tagesordnungspunkt: Neuwahl der Verbandsorgane.

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KulturFenster


Heimatpflege

„Die Kapitalisierung

der Bergwelt“

„Andermatt - Global Village“ Dokumentarfilm von

Leonidas Bieri und Robin Burgaue

noch nicht solche Ausmaße

an, wie in Andermatt,

aber das Muster ist

dasselbe.

KF: Welches „Muster“

meinen Sie?

Franz Fliri: "Fremdinvestition

heisst Fremdbestimmung",

das ist eine

der Aussagen des Filmes.

Wer einem Fremdinvestor

die Tür öffnet, ist nicht

mehr Herr im eigenen

Haus. Abgesehen davon,

dass bei uns Grund und

Boden nicht beliebig zur

Verfügung stehen, müssen

wir auch aufpassen,

was gesellschaftlich passiert.

Das gewachsene

soziale Dorfgefüge darf

nicht geopfert werden.

KF: Sehen Sie im Vinschgau aktuell eine

solche Gefahr…?

Franz Fliri: Die Langtauferer müssten sich

diesen Film anschauen…

Zum Film:

Der ägyptische Geschäftsmann Samih

Sawiris kauft sich massiv in das Dorf Andermatt

im Herzen der Schweizer Alpen

ein und will fast das ganze Dorf in ein Luxusresort

verwandeln. Die von Abwanderung

geplagte Dorfbevölkerung hofft auf

Investitionen und bessere Zeiten. Widerspenstige

Bauern werden charmant ausgebootet,

dann kommen die Bagger und

stampfen ein Luxusresort für den internationalen

Jetset aus dem Boden. Über

mehrere Jahre begleitete der Regisseur

die Umwandlung von Andermatt in ein

„Ferienparadies“.

Die Kapitalisierung der Bergwelt

Andermatt - Global Village

Dauer: 85 Min. – Land: D/CH 2015

Regie: Leonidas Bieri

Co-Regie: Robin Burgauer

Das Schönherr Kino Schlanders zeigte im

Oktober „Andermatt - Global Village“ von

Leonidas Bieri. Der Film dokumentiert die

Umwandlung des Bergdorfes Andermatt in

ein „Ferienparadies“. Mitorganisiert hat

den Filmabend der Heimatpflegverband

Südtirol, Bezirk Vinschgau. Für Obmann

Franz Fliri ist der Film eine anschauliche

Warnung vor Fremdbestimmung durch Investoren.

KF: Der Film stellt auch

die Frage nach dem Risiko

im Falle eines Misserfolges…

Franz Fliri: Ja genau. Das ist der nächste

Grund, warum mit Fremdinvestoren sehr

vorsichtig umzugehen ist: Wenn`s nicht

klappt, dann sind diese weg und hinterlassen

einen Scherbenhaufen.

Franz Fliri

Kulturfenster: Warum zeigen Sie im Vinschgau

den Film über ein Investitonsobjekt

in der Schweiz?

Franz Fliri: Wir sind auch in Südtirol und im

Vinschgau vor den Gelüsten von Fremdinvestoren

nicht sicher. Das nimmt zwar

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=o0NjZjWpXyw

Nr. 06 | Dezember 2019 17


Aus Verband und Bezirken

Traditionelles Kulturgut braucht Förderung

Bei der Herbsttagung der Sachbearbeiter

standen heuer Fragen

rund um die grundsätzliche

Sinnhaftigkeit von Förderungen

im Mittelpunkt

460 bearbeitete Beitragsansuchen

für die Sanierung und

Wiedererrichtung von bäuerlichen

Kleindenkmälern (Holzzäune,

Schindeldächer, Trockensteinmauern

etc.) im Jahr 2019

und rund 1,2 Millionen Euro an

Beiträgen: Dies ist die erfreuliche

Bilanz, die Verbandsgeschäftsführer

Josef Oberhofer

unlängst bei der alljährlichen Herbsttagung

der Sachbearbeiter präsentieren konnte.

Das Treffen fand heuer im Bersntol (Fersental),

in Garait (Gereut), statt. Zuvor besuchten

die 15 Sachbearbeiter im Heimatpflegeverband

das Bersntoler Kulturinstitut

und besichtigten den als Schaumuseum

sanierten Filzerhof.

Die deutsche Sprachinsel Bersntol hatte

auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg einen

schweren Stand. Wie von vielen anderen

Minderheiten bekannt, wurde auch

das Bersentolerische nicht als Bereicherung

gesehen, sondern vielfach als Makel,

der in einer modernen Welt nur den Fortschritt

behinderte. In den Familien wurde

die traditionsreiche Sprache immer weniger

gesprochen, um dem Nachwuchs durch

die bessere Erlernung der Mehrheitssprache

– scheinbar – mehr Chancen im Leben

zu eröffnen. Das Bersntolerische drohte –

zusammen mit dem ganzen zugehörigen

Kulturerbe – zu verschwinden. Erst mit

der Änderung der öffentlichen Kulturpolitik

im Trentino ab Mitte der 1980er Jahre

ging es wieder aufwärts. Das Bersntoler

Kulturinstitut wurde gegründet und wird

seither angemessen gefördert. Dazu gehört

auch, dass im Fernsehen Nachrichten

auf Bersntolerisch ausgestrahlt werden

und eine eigene Zeitschrift herausgegeben

wird. Seit einigen Jahren wird Bersntolerisch

sogar in den Schulen unterrichtet.

Heute sprechen die meisten Bersntoler

wieder selbstbewusst ihre Sprache, die in

allen Bereichen des öffentlichen und privaten

Lebens fix etabliert ist.

Die Geschichte der Bersntoler in den letzten

Jahrzehnten macht deutlich, wie wichtig

die öffentliche Förderung und Wertschätzung

für das immaterielle, aber vor allem

auch das materielle Kulturerbe ist. Aus

den Erfahrungen der Bersntoler

ließen sich viele Parallelen zu der

Förderung der bäuerlichen Kleindenkmäler

in Südtirol ziehen, so

der Konsens bei der Diskussion

in Garait. Auch bei der Sanierung

und Wiedererrichtung von Holzzäunen,

Schindeldächern, Trockensteinmauern

etc. geht es nicht um

kosmetische Eingriffe für eine touristische

Scheinwelt, sondern um

eine selbstbewusst gelebte Kultur.

Eine moderne Gesellschaft profitiert

mehr von der Förderung traditioneller

Kulturtechniken, als durch

kurzfristig gedachte Rationalisierung. Die

kapillare Förderung von bäuerlichen Kleindenkmälern

in ganz Südtirol ist deshalb ein

erfolgreicher Gegenentwurf zur Musealisierung

von längst nicht mehr gelebter Kultur

in wenigen Beispielgebieten.

Landesobfrau Claudia Plaikner, die am

diesjährigen Treffen teilgenommen hat,

dankte den Sachbearbeitern für ihre wertvolle

Tätigkeit zur Erhaltung und Aufwertung

des traditionellen Landschaftsbildes und der

Landesverwaltung, insbesondere der Abteilung

Natur, Landschaft und Raumentwicklung,

für die gute Zusammenarbeit. Sie betonte

abschließend, dass es ihr ein großes

Anliegen ist, mit dieser Aktion keine Landschaftskosmetik

betreiben zu wollen, sondern

eine Tradition zu pflegen und weiterzuführen.

Dies soll selbstverständlich im

Einvernehmen mit den Menschen geschehen,

die die Objekte pflegen und erhalten.

In der Gemeinde Stilfs gibt es keine funktionierende

Mühle mehr. In der Nähe der

Höfegruppe Vallatsches befindet sich aber

noch eine Mühle in einem relativ guten

Zustand, die sich eignen würde, dass sie

saniert wird und damit der Allgemeinheit,

z.B. durch Führungen mit Schaumahlen für

Schulen, Interessierte, Touristen usw. zugänglich

gemacht wird.

Diese „Alte Mühle“ ist eine Interessentschaftsmühle

mit fünf Besitzern, zu welchen

auch die Eigenverwaltung B.N.R.

Mühle retten! Geld ist da!

der Gemeinde Stilfs gehört. Dem Einsatz

des Ortsbeauftragten des Heimatpflegeverbandes,

Roland Angerer, ist es zu verdanken,

dass alle fünf Besitzer sich bereit

erklärt haben, an „ihrer Mühle“ Sanierungsarbeiten

durchführen zu lassen.

Die Projektunterlagen sind seit einiger

Zeit erstellt. Mit den Sanierungsarbeiten

müsste unmittelbar begonnen werden, da

ansonsten die bereitstehenden Geldbeträge

vom Nationalpark Stilfserjoch und von

der Eigenverwaltung B.N.R der Gemeinde

Stilfs verfallen würden. Der Heimatpflegeverband

Südtirol ruft daher die Eigenverwaltung

B.N.R der Gemeinde Stilfs als

Projektträgerin dringend auf, mit den Sanierungsarbeiten

unmittelbar zu beginnen.

Mühle Vallatsches

18

KulturFenster


Heimatpflege

•Büchertisch•

Reinhold Stecher – Herausgegeben von Paul Ladurner

Der blaue Himmel trügt

Erinnerungen an Diktatur und Krieg – Mit Aquarellen und Zeichnungen des Autors

Erinnern – gedenken – mahnen

Wie Bischof Reinhold Stecher die NS-

Diktatur und den Krieg erlebt hat

Achtzig Jahre nach dem Beginn des

Zweiten Weltkriegs ist und bleibt es geboten,

die Erinnerung an die Gräuel und

die Folgen des nationalsozialistischen

Terrorregimes wach zu halten. Bischof

Reinhold Stecher hat das als Zeitzeuge

dieser „unseligen Zeit, die kein Altgold

heroischer Verklärung verdient“, immer

wieder mahnend getan.

Dieses Buch spannt den Bogen von der

Programnacht des 9./10. November

1938 in Innsbruck bis zur Rückkehr Stechers

nach Österreich im Herbst 1945.

1941 wurde er von der Gestapo verhaftet,

1942 als Funker eines Gebirgsjäger-

Regiments bei Ramuschewo (Russland)

verletzt und 1943 an der fi nnisch-russischen

Grenze eingesetzt, ehe er nach

tausenden Kilometern Rückzug im Fjord

von Trondheim (Norwegen) das Kriegsende

erleben durfte. In Stechers Erinnerungen

reicht, wie er schreibt, „die Skala

der wechselnden Gefühle von Entsetzen

und Zorn über kritisches Bedenken

und ehrfurchtsvoller Verneigung bis zur

hoffnungsvollen Veränderung mit dem

Blick auf die Verwirklichung einer Zivilisation

der Liebe“. So sind seine kurzen

Geschichten und Gedanken – typisch für

ihn – oft herzergreifend und demaskierend,

aber auch voller Hoffnung und immer wieder

gemildert von einer Portion unverwüstlichen

Humors, getragen von seiner Liebe

zu Mensch und Natur und seiner Zuversicht

auf eine göttliche Vorsehung.

Illustriert ist das Buch mit dem eindrucksvollen

Aquarell-Zyklus „14 Stationen 1938-

1945“ des Malers Reinhold Stecher

160 Seiten, 16 farb. Abb. und 3 sw.

Zeichnungen, 15 x 22,5 cm, gebunden

mit Schutzumschlag, Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien

2018, 19,95 Euro (Auch

als E-Book erhältlich)

Der Autor:

REINHOLD STECHER (1921–2013) war

von 1981 bis 1997 Bischof seiner Heimatstadt

Innsbruck. Er hat das kirchliche

und gesellschaftliche Leben in Tirol über

Jahrzehnte mitgestaltet und sich stets

für ein Klima der Toleranz und des Dialogs

eingesetzt. Auch mit seinen Büchern

und Bildern hat Bischof Stecher

vielen Menschen Hoffnung geschenkt

und sozial-karitative Projekte unterstützt.

Die CD zum Buch

Dieses Hörbuch ergänzt die Lesungen

von Bischof Stecher aus seinem Buch

„Der blaue Himmel trügt“ durch ein

Interview mit ihm über sein Erleben.

Reinhold Stecher liest, eingeleitet von

Peter Jungmann mit Musik von Peter

Ratzenbeck. Herausgegeben von Paul

Ladurner und dem Bischof-Stecher-Gedächtnisverein

67:20 Minuten, Tyrolia-

Verlag, Innsbruck-Wien 2019, 14,95 Euro

Reinhold Stecher

Bildkalender 2020

Ausblicke und Einblicke

Bischof Stecher aquarelliert in leuchtenden Farben stimmungsvolle Landschaften;

Berge, Sonne und Wasser sind dabei seine bevorzugten Motive. Auf den Kalenderblättern

deuten hintergründige Gedanken aus Literatur und Spiritualität die Bilder

und führen den Betrachter weiter. So ist dieser Kalender ein ansprechend-besinnlicher

Wegbegleiter durch das Jahr.

Reinhold Stecher, 2019 Tyrolia, 15 Seiten,

13 farb. Abb. (Aquarelle), 2 cm x 34 cm, 22.95 EUR

Nr. 06 | Dezember 2019 19


Arge Lebendige Tracht

Die Pfoat

Uralter Bestandteil der Männertracht

Zwei Formen von Pfoaten

Heute noch unterscheiden wir grundsätzlich

zwei Formen von Pfoaten: die nach altem

Schnitt ohne Kragen und die neuere

Form mit Umlegekragen. Die ältere Form

ist kragenlos, mit einem kleinen Bündchen

am Hals, das mit einem Haftl geschlossen

wird. Vorne ist ein Schlitz, damit man sich

die Pfoat über den Kopf ziehen kann. Erst

um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam

die neuere Form mit dem Umlegekragen

und dem Verschluss mit Knöpfen auf. Um

1900 wird damit begonnen, den Hemdkragen

mit Hexenstich, Beinchenstich, Blümchenmuster

in den Ecken oder Hohlsaum

zu verzieren.

Pustertal: Pfoat mit Umlegekragen

Der Pfoat, also dem Hemd, wird bei der Männertracht

oft zu wenig Beachtung geschenkt.

Wer weiß schon, dass gerade dieses Trachtenteil

eine uralte Geschichte aufzuweisen

hat. Aus einem ursprünglich strapazierfähigen,

groben Arbeitskittel wurde im Laufe

der Geschichte ein feiner, schneidertechnisch

interessanter Bestandteil unserer

Männertrachten.

Woher kommt das Wort „Pfóat“

Hans Fink (1912-2003), der unvergessene

Volkskundler aus Brixen, ist dem Ausdruck

Pfoat nachgegangen und hat dabei herausgefunden,

dass das Wort in Kleinasien als

baitá seinen Ursprung hat. Aus dem Griechischen

baité (=Hirtenrock) wurde dann

im Gotischen paida, und schließlich pfeid.

Wer Hemden schneiderte, war ein Pfeidler.

Das einfache Volk trug ursprünglich keine

Unterwäsche. Als Pfoat bezeichnete man

das Oberkleid. Erst als Leibwäsche üblich

wurde, meinte man mit Pfoat unser heutiges

Trachtenhemd.

Unterschiede in Material

und Schnitt

Ursprünglich hingen Material und Schnitt

einer Pfoat vom jeweiligen gesellschaftlichen

Stand des Trägers ab. Rupfene, werchene

oder harbene Leinenpfoaten trug der arme

Mann, solche aus feinem Leinen oder Seide

trugen hingegen die wohlhabenden Leute.

Der Arbeitskittel war weit geschnitten, um

möglichst viel Bewegungsfreiheit zu haben.

Auch reichte er fast bis zum Knie.

Ritten: rote Hohlsaumverzieung

Prachtstück Pfoat

Heute werden Pfoaten am besten aus

Halbleinen oder fester Baumwolle genäht.

Reines Leinen ist zwar edel, wetzt sich aber

leicht ab. Typisch ist nach wie vor der weite

Schnitt mit Sattel, die bauschigen Ärmel

mit der reichen Fältelung an Achseln und

Ärmelbündchen. Empfohlen werden Perlmuttknöpfe.

Ein schönes Trachtenhemd hat

seinen Preis. Sauber und ordentlich gebügelt,

ist es aber auf jeden Fall ein Hingucker,

wenn Mann zur warmen Jahreszeit

hemdsärmelig geht.

Kutscher- und Hirtenhemden gehören nicht

zu unseren Trachten.

Agnes Andergassen

Gries: zarte Hexenstichstickerei

20

KulturFenster


Vorweg

Chorwesen

Großer Erfolg für die

Chöre Gesamttirols

Die 25 Chöre, die am 7. Gesamttiroler Wertungssingen teilgenommen haben,

haben folgende Prädikate erhalten

Wie viele andere Chöre erhielt auch der Landesjugendchor

Südtirol das Prädikat „ausgezeichnet“.

Kategorie Pop-Jazz-Gospel – Klasse II

Prädikat sehr gut

Freizeitchor Radein (Chorleiter Günther Gurndin, Obmann Matthias Gurndin)

Kategorie A (leichte Chorliteratur)

Prädikat „mit Erfolg teilgenommen“

Oswald Milser Chor (Chorleiter Christian Wagner, Obmann Paul Ried)

Kammerchor der Tiroler Steuerberater (Chorleiterin Nina Redlich, Obmann Klaus Hilber)

Prädikat „mit gutem Erfolg teilgenommen“

Kirchenchor „St. Wolfgang“ Radein (Chorleiter Matthias Gurndin, Obmann Günther Gurndin)

Männerchor Terfens (Chorleiter Gottfried Köchler, Obmann Ludwig Klingler)

Kirchenchor Tulfes (Chorleiter Wilhelm Ghetta, Obmann Ludwig Kössler)

Nr. 06 | Dezember 2019 21


Vorweg

Prädikat „mit sehr gutem Erfolg teilgenommen“

Mandochor Ehrenburg (Chorleiterin Maria Elisabeth Brunner, Obmann Stefan Brunner)

Gemischer Chor Schmirn (Chorleiterin Bernadette Eller, Obfrau Claudia Wessiack)

Prädikat „mit ausgezeichnetem Erfolg teilgenommen“

Kirchenchor St. Margareth/Schabs (Chorleiterin Angela Palfrader, Obfrau Petra Jobstreibizer)

Kategorie B (mittelschwere Chorliteratur)

Prädikat „mit gutem Erfolg teilgenommen“

Männerchor Stegen (Chorleiter Paul Denicoló, Obmann Albin Pramstaller)

Prädikat „mit sehr gutem Erfolg teilgenommen“

Ensemble „vox jubilans“ Riffian (Chorleiter Hans Schmidhammer, Obmann Anton Gögele)

Kirchenchor Auer (Chorleiter Matthias Mayr, Obmann Lorenz Amplatz)

Männergesangsverein Liederkranz Telfs (Chorleiter Michael Gerhold, Obmann Walter Maierhofer)

Chor „daChor“ Niederau (Chorleiterin Annemarie Eder, Obmann Thomas Naschberger)

Chorwerkstatt Telfs (Chorleiter Viktor Schellhorn, Obmann Roland Pfeifer)

Prädikat „mit ausgezeichnetem Erfolg teilgenommen“

Frauensinggruppe „vox jubilans“ Riffian (Chorleiter Hans Schmidhammer, Obfrau Katalin Schmidhammer)

Kirchenchor „St. Oswald“ Mauls (Chorleiter Wolfgang Girtler, Obfrau Priska Forer)

4teenFrauen Toblach (Chorleiterin Annelies Oberschmied, Obmann Josef Feichter)

Chor CHORrekt Hintertux/Achensee (Chorleiter und Obmann Thomas Walder)

Chor St. Marien, Lienz (Chorleiter und Obmann Alois Lorenz Wendlinger)

Kategorie C (anspruchsvolle Chorliteratur)

Prädikat „mit ausgezeichnetem Erfolg teilgenommen“

Cor Sasslong Gröden (Chorleiter Samuel Runggaldier, Obmann Lukas Perathoner)

Frauenchor Gaudium Gröden (Chorleiter Sebald Goller, Obfrau Margot Demetz)

brummnet – der Männerchor Bruneck (Chorleiter/in Clara Sattler/Johannes van der Sandt, Obmann Sieghard Amhof)

Landesjugendchor Südtirol (Chorleiter Johannes van der Sandt)

Tiroler Landesjugendchor (Chorleiter und Obmann Oliver Felipe Armas)

Landesjugendchor Tirol

22

KulturFenster


Das Thema

Chorwesen

Tiroler Chorkultur auf

höchstem Niveau

7. Gesamttiroler Wertungssingen in Auer war wieder ein Erfolg

Frauenchor Gaudium

Gemischter Chor Schmirn aus Tirol

Im Interview Landesrat Philipp Achammer

mit Moderatorin Sigrun Falkensteiner.

„Gesamttirol kann unglaublich stolz sein auf

das Niveau seiner Chöre!“ Mit diesem Satz

brachte Juryvorsitzender Jürgen Faßbender

den Erfolg des Wertungssingens und der Tiroler

Chorkultur auf den Punkt.

Mit einem Festakt und der Verleihung

der Diplome in der Aula Magna von Auer

endete am 10. November das 7. Gesamttiroler

Wertungssingen, das der Tiroler Sängerbund

und der Südtiroler Chorverband

organisiert hatten. 25 Chöre aus Nord-,

Ost- und Südtirol hatten sich am Samstag

und am Sonntag dem Urteil einer hochkarätigen

Jury gestellt. Dabei kamen 14

Chöre aus Südtirol und elf aus dem Bundesland

Tirol zusammen. Sie sangen dabei

ein Pflichtlied und selbst gewählte Lieder.

Die Jury bewertete die technische und die

künstlerische Ausführung sowie die Bühnenpräsenz.

Verbandsobmann Erich Deltedesco

betonte die Ziele des Wertungssingens:

„Chöre bereiten sich auf ein

Wertungssingen besonders sorgfältig vor

und in dieser Vorbereitung liegt der große

Wert einer solchen Initiative, denn es hat

schon einen Reiz sich mit anderen Chören

zu messen.“ Schlussendlich sei aber nicht

die Bewertung das Wichtigste, sondern das

was sich vorher und nachher im Chor tut.

Die Chöre sollten neue Literatur kennenlernen,

zu intensiver Chorarbeit motiviert

werden, voneinander lernen und nicht zuletzt

andere Chöre kennenlernen und die

Gemeinschaft im Singen zu erleben. „Besonders

wertvoll ist die schriftliche Rückmeldung

der Jury, die jedem Chor zugesendet

wird“, sagte der Obmann. Zur Jury

gehörten die Chorexperten Jürgen Faßbender

(Deutschland), Winnie Brückner

(Deutschland), Richter Grimbeek (Österreich)

und Hansruedi Kämpfen (Schweiz).

Lieder sind auch sprachliche

Kunstwerke!

Beim Festakt betonte der Juryvorsitzende

Jürgen Faßbender, dass die Chöre den Juroren

„große Freude“ bereitet hatten. „Die

Chöre der Kategorie anspruchsvolle Chorliteratur

würden etwa bei Wettbewerben weltweit

hervorragend abschneiden!“ Besonders

bewundert hätten die Juroren die Kirchenchöre,

die neben ihrer Aufgabe beim Gottesdienst

sich die Zeit genommen hätten,

sich auf das Wertungssingen vorzubereiten

und so gute Ergebnisse erzielt hätten.

Faßbender lobte aber auch die hervorragende

Organisation der Veranstaltung, die

auf jeden Fall „das Prädikat ausgezeichnet“

verdient. Die Juroren hätten sich sehr

wohl gefühlt. Bei der Bewertung habe es

nie Unstimmigkeiten oder größere Debatten

gegeben: „Die Bewertungen sind also

ein repräsentatives Ergebnis.“ Faßbender

betonte, dass die Jury die ganze Skala an

Prädikaten genutzt habe: „Alle mit sehr gut

zu bewerten wäre sinnlos.“ Die Jury habe

sich große Mühe bei der Punktevergabe

gegeben. Innerhalb der Prädikate gebe es

durchaus unterschiedliche Punktezahlen.

Die Punkte wurden bei der Diplomverleihung

nicht bekannt gegeben, doch natürlich

erfährt sie jeder Chor. Faßbender gab

den Chören als Ergebnis des Wertungssingens

mit, dass sie mehr die Möglichkeiten

nutzen sollten, neue Literatur zu suchen

und kennenzulernen. „Es ist noch nie so

einfach gewesen, neue Literatur zu finden“,

sagte der Juror und erinnerte an die Möglichkeiten

im Internet. Der Chorleiter dürfe

mit der Literatur den Chor nicht überfordern,

sehr wohl aber fordern. Es sollten

nicht die immer gleichen Lieder aus der

Mottenkiste geholt werden: „Machen Sie

Nr. 06 | Dezember 2019 23


Das Thema

uns neugierig mit neuen Stücken, die niemand

kennt. Überraschen Sie uns!“ Besonders

hob er hervor, dass jedes Lied auch

ein sprachliches Kunstwerk ist: „Der Chor

muss nicht nur die Musik, sondern auch

die sprachlichen Regeln umsetzen, Aussprache,

Phrasierung und Deklamation

gehören wesentlich zu einem gelungenen

Vortrag dazu.“ So sei es wichtig, dass die

Sängerinnen und Sänger nicht Buchstaben

oder Wörter, sondern ganze Sätze singen.

Verbandsobmann Erich Deltedesco

dankte allen Chören für ihren Einsatz und

die Teilnahme am Wertungssingen. Insgesamt

erhielten von den 25 Chören elf das

Prädikat ausgezeichnet und acht das Prädikat

sehr gut. Unter den Zuhörerinnen und

Zuhörern gesellten sich auch auch Landesrat

Philipp Achammer und Tirols Landesrat

für Traditionswesen, Johannes Tratter,

die von Moderatorin Sigrun Falkensteiner

interviewt wurden. Beide erzählten von ihren

Erfahrungen mit dem Chorgesang und

der Musik. So bezeichnete sich etwa Landesrat

Philipp Achammer als „Sänger im

Wartestand“. Achammer dankte den Chören

und bezog sich auf ein altes Sprichwort,

dass Musik es schaffen würde, „der

Bevölkerung den Staub von der Seele zu

wischen“. Er wies auf die verbindenden

Elemente zwischen den drei Tiroler Landesteilen

hin. Der Bürgermeister von Auer,

Roland Pichler, zeigte sich in seinen Grußworten

geehrt, dass der Chorverband Auer

als Austragungsort für diese wichtige Veranstaltung

ausgewählt hat. Musikalisch

umrahmt wurde der Festakt vom Posaunenquartett

SonOro aus Kaltern, dem Vokalensemble

Viva Voce aus Innsbruck und

dem Vokalensemble AllaBreve aus Brixen.

Der Festakt schloss mit dem gemeinsamen

Schlusslied „I sing mei Liadl“ unter der

Leitung von Verbandschorleiterin Renater

Unterthiner.

„vox jubilans“ aus Riffian

Das Vokalensemble AllaBreve aus Brixen umrahmte unter der Leitung von Nataliya

Lukina den Festakt des 7. Gesamttiroler Wertungssingens.

brummnet – der Männerchor

Ein Schmuckstück der Tiroler

Chorkultur“ nannte Sigrun Falkensteiner

den Chor Viva Voce aus Innsbruck, der

ebenfalls den Festakt umrahmte.

Cor Sasslong aus Gröden

Verbandsobmann Erich Deltedesco

betonte, dass das Wertungssingen vor

allem eine nachhaltige Wirkung für den

Chor hat.

24

KulturFenster


Aus Verband & Bezirken

Chorwesen

Ein Haus voll Glorie schauet

Konzert in Memoriam Willi Tschenett

„Ein Haus voll Glorie schauet“ - Unter diesem

Titel stand das geistliche Konzert in Memoriam

Willi Tschenett, das vom Pfarrchor

und -orchester Kaltern am Sonntag, den 20.

Oktober 2019 in der Pfarrkirche Kaltern dargeboten

wurde.

Mit diesem Konzert wollte man vor allem

des langjährigen Chorleiters des Pfarrchores

Kaltern gedenken, der heuer im Sommer

unerwartet verstorben ist. Willi Tschenett

kam 1983 als Organist nach Kaltern und

übernahm auch bald den Pfarrchor, den er

bis 2001 leitete. Daraufhin wurde er zum

Ehrenchorleiter ernannt. Zu diesem Gedenkkonzert

hatten sich seine Frau Luise

Gallmetzer, viele Verwandte, Bekannte und

Freunde des ehemaligen Chorleiters eingefunden.

Die Kalterer Pfarrkirche war bis

auf den letzten Platz gefüllt. Robert Mur,

der den Pfarrchor seit dem Jahr 2005 leitet,

hatte ein anspruchsvolles Konzertprogramm

zusammengestellt, das von

profunder Kenntnis der kirchenmusikalischen

Literatur zeugt. Zu Beginn ist es

Robert Mur durch das bekannte Kirchenlied

„Ein Haus voll Glorie schauet“ gelungen,

das gesamte Publikum aktiv in das

Kirchenkonzert einzubeziehen. Abwechselnd

zwischen Gemeinde und Chor, und

am Ende gemeinsam mit Gemeinde, Überund

Zusatzstimmen des Chores, des Orchesters

und der Orgel entwickelte sich

ein beeindruckendes Crescendo von der

ersten bis zur fünften Strophe mit einem

überaus klangkräftigen Abschluss.

Anschließend wurde den Zuhörern ein

seltenes, aber sehr ansprechendes Werk

des Tiroler Komponisten Matthäus Nagiller

(1815 - 1874) dargeboten. Dieser Komponist,

der sogar einige Jahre am Pariser

Konservatorium als Kompositionslehrer

tätig war, war auch in Südtirol tätig, bevor

er sich 1866 definitiv als Kapellmeister in

Innsbruck niederließ. Manfred Schneider

schreibt zu diesem Werk, nämlich zur Festmesse

in B-Dur, die übrigens dem Brixner

Fürstbischof Bernhard Galura gewidmet

ist, dass es „ein groß angelegtes, repräsentatives

Werk ist, das an der Tradition

der symphonischen Messe festhält“. Dies

Die Pfarrkirche von Kaltern war beim Gedenkkonzert bis auf den letzten Platz gefüllt.

merkt man gleich zu Beginn des Kyries, wo

das Orchester, mit Streichern und Bläsern

besetzt, mit zunehmender Intensität den

Einsatz des Chores vorbereitet. Die Besetzung

dieser Messe mit Soli, Chor und Orchester

lässt keine Wünsche übrig. Majestätisch

und schwungvoll präsentiert sich

das Gloria, farbig und durchsichtig in den

Solostimmen der Sängerinnen und Sänger

und der Instrumente; das Benediktus ruhig,

friedlich und erlösend das Agnus Dei.

Robert Mur gelang es hervorragend, dieses

romantische Werk mit den vielen schönen

Melodien sowohl in den Sängerstimmen

als auch in den Instrumentalpartien stilgerecht

wiederzugeben. Die dynamische

Bandbreite reichte vom engelhaften Piano

der Streicher am Beginn des Sanktus bis

zum grandiosen Fortissimo des Amens am

Schluss des Glorias.

Im Anschluss an diese Festmesse wurden

drei weitere Kompositionen aufgeführt,

die hierzulande noch kaum oder noch überhaupt

nicht zu hören waren, aber die es

auf alle Fälle verdienen, in unseren Kirchen

öfters aufgeführt zu werden.

Das Laudate Dominum ist ein Werk des

brasilianischen Komponisten José Maurício

Nunes Garcia. Nunes Garcia war ein

Zeitgenosse Mozarts und schrieb dieses

Werk 1813 in Rio de Janeiro. Es ist eines

jener Werke, die ob ihrer Offenheit, Freudigkeit

und Strahlungskraft auf Anhieb die

Herzen der Zuhörer erobern. Nach diesem

schwungvollen Werk folgte ein inniges Ave

Maria, das der Komponist August Duck

1843, zwei Jahre vor seinem Tode schrieb.

Man merkt an diesem Werke, dass sich

der Komponist Zeit seines Lebens für eine

echte, verinnerlichte Kirchenmusik zuerst

in Graz und dann in Wien als Nachfolger

von Ferdinand Schubert eingesetzt hat.

Als krönenden Abschluss hat Robert Mur

das Cantate Domino für Chor, Orchester

und Orgel des französischen Komponisten

Théodore Dubois ausgewählt. Es war ein

Wagnis, soweit auseinanderstehende Instrumente

wie die große Orgel auf der Empore

und das Orchester vorne im Kirchenschiff

zusammenspielen zu lassen. Aber

das Wagnis hat sich gelohnt. Die ganze Kirche

wurde von der glanzvollen Musik des

Lobgesanges erfüllt und die Zuhörerinnen

und Zuhörer konnten spüren, was die Bibel

meint, wenn im 150. Psalm steht: „

… lobt ihn mit dem Schall der Hörner, …

lobt ihn mit Pauken … lobt ihn mit Flöten

und Saitenspiel! Lobt ihn mit hellen Zimbeln

… Alles, was atmet, lobe den Herrn!“

Es war ein schöner Konzertabend und

ein würdiges Konzert in Memoriam des verstorbenen

Ehrenchorleiters Willi Tschenett.

Nr. 06 | Dezember 2019 25


Aus Verband und Bezirken

Abschieds- und Jubiläumskonzert

Chorleiter Rudi Chizzali verabschiedet sich nach 30 Jahren vom

Männerchor Neustift

Rudi Chizzali verabschiedet sich nach

30 Jahren vom Männerchor Neustift.

Zahlreiche Musik- und Chorbegeisterte aus

nah und fern waren am 5. Oktober 2019 in

die Stiftskirche von Neustift gekommen, um

einem geistlichen Konzert beizuwohnen. Es

war nicht nur das Jubiläumskonzert anlässlich

des 60-Jahr-Jubiläums des Männerchores

Neustift, sondern gleichzeitig die Abschiedsfeier

für den Chorleiter Rudi Chizzali.

Es war das Jahr 1988, als Rudi Chizzali

den Männerchor übernahm und ihn

dann, mit kurzer Unterbrechung, bis zum

Herbst 2019 leitete. In all den Jahren erlebte

der Chor viele Erfolge und unzählige

schöne Momente bei geistlichen und

weltlichen Konzerten, bei der Mitgestaltung

Heiliger Messen und beim Neustifter

Sternsingen, bei Singspielen und bei

Wettbewerben. Als einer von vielen Höhepunkten

gilt die Teilnahme am Internationalen

Schubert-Wettbewerb in Wien. Dabei

erreichte der Männerchor Neustift den

ersten Preis in der Kategorie „Männerchor“

und den Preis für die beste Schubertinterpretation.

Chizzalis Geduld

und pädagogische

Fähigkeiten kamen

dem Männerchor

stets zugute.

Es lag ihm

sehr am Herzen,

in den Chormitgliedern

Begeisterung

für das Singen

zu wecken und ihnen

eine Welt der

Musik zu eröffnen,

die von Freude und

Harmonie gekennzeichnet

ist. Zudem

war es ihm

immer wichtig, den

Sängerinnen und

Sängern mit Respekt

zu begegnen.

Rudi Chizzali

wurde 1944 in Welschellen

geboren.

Nach der Matura am Vinzentinum studierte

er Theologie, dann absolvierte er

ein Gesangsstudium am Bozner Konservatorium,

das er mit Auszeichnung abschloss.

Anschließend sang er als Opernsänger

an der Bayerischen Staatsoper und

an den Städtischen Bühnen in Freiburg

im Breisgau. Im Jahre 1988 kehrte er

nach Südtirol zurück, wo er u.a. die musikalische

Leitung des Vinzentiner Knabenchores

und des Männerchores Neustift

übernahm. Gemeinsam mit Konrad

Bergmeister gründete er im Jahre 2007

die Neustifter Singschule. Rudi Chizzali

leitet auch erfolgreich den Stiftschor Neustift

und ist landesweit für seine Kantorenund

Lektorenschulungen sowie für seine

Stimmbildungskurse bekannt.

Das Abschiedskonzert wurde zu einer

bewegenden und gleichzeitig gelungenen

Feier, bei der im anschließenden gemütlichen

Beisammensein Rudi Chizzalis Arbeit

gewürdigt wurde. Als Dank für sein

langjähriges Wirken als Chorleiter über-

Der neue Chorleiter Benedikt Baldauf

reichte Chorobmann Luis Habicher Chizzali

einen Blumenstrauß und einen Gutschein

für eine mehrtägige Fahrt nach

Hamburg mit Eintrittskarten für ein Konzert

in der Elbphilharmonie. Die Chormitglieder

Walter Niederstätter und Sepp

Mulser trugen für den scheidenden Chorleiter

unterhaltsame Anekdoten über die

gemeinsam verbrachten 30 Jahre vor.

Auch Rudi Chizzali ließ noch einmal

das Revue passieren, was ihn in dieser

Zeit besonders gefreut hat, und dankte

allen Menschen, die ihn dabei unterstützt

und begleitet haben. Er hob besonders

die gute Zusammenarbeit mit den jeweiligen

Chorausschüssen und deren Obleuten

hervor. Ein letztes Mal sang der Männerchor

Neustift unter seiner Führung in

geselliger Runde u.a. die Lieder „Harmonie“,

„I hon di gern“ und „In Mondes

Schimmer“.

Der Männerchor Neustift spricht Rudi

Chizzali einen aufrichtigen Dank für sein

menschliches und professionelles Wirken

im Dienste des Vereines aus.

Nachfolger von Rudi Chizzali als Chorleiter

ist der 29-jährige studierte Kirchenmusiker

Benedikt Baldauf.

26

KulturFenster


Chorwesen

35 Jahre Ultner Bänkelsänger

Die Sänger aus Ulten halten Rückblick

Die Ultner Bänkelsänger können auf ein reiches Wirken zurückblicken und sind ein fixer Bestandteil des kulturellen Lebens in Ulten.

Zu unserem 35-jährigen Jubiläum möchten

wir eine kleine Rückschau unserer Tätigkeit

halten. In all den Jahren, von den Anfängen

1984 bis herauf in unseren Tagen, sind so

viele Tätigkeiten bzw. Veranstaltungen zusammengekommen,

von denen es einige

vielleicht verdienen, noch einmal aus der

Vergangenheit in Erinnerung gerufen bzw.

erwähnt zu werden.

Die Freude am Singen hat uns zusammengeführt.

Unser Ziel war und ist es, unseren

Mitmenschen durch unsere Konzerte

und musikalischen Darbietungen einige

heitere, fröhliche aber auch besinnliche

Stunden zu bieten. Höhepunkte unserer

Tätigkeit im Jahreslauf waren zweifelsohne

unsere Konzerte, meistens im Herbst. Ein

Tätigkeitsjahr ohne Höhepunkt (Konzert)

wäre wohl eine Wanderung ohne Ziel, „wia

a Bam ohne Blüa“ oder „wia a Brunn' ohne

Wosser“, wie es so treffend in einem bekannten

Lied heißt. Unser Chorleiter Franz

Marsoner versteht es immer wieder, gute

bekannte Musikantinnen und Musikanten

und Gruppen mit einzuladen; damit ist einerseits

für Abwechslung gesorgt und andererseits

wird es auch für uns nicht zu

viel. Singen, Musik, Theater und Showeinlagen

sind wesentliche Elemente unserer

Konzerte, wobei uns stets ein eingespieltes

Instrumentalistenteam und unsere Theatergruppe

St. Walburg gerne unterstützen.

So führten wir unser Publikum auf unseren

musikalischen Ausflügen einmal in

den Wilden Westen, in den Orient oder

nach Russland, Spanien und Brasilien.

Ein anderes Mal waren es Lieder aus bekannten

Operetten und Opern, deutsche

Volkslieder, Matrosenlieder... .

Mit unseren Weihnachtskonzerten am

Christtag (Heilitog) wollten wir, nachdem

der Hl. Abend im engen Familienkreise gefeiert

wird, das Fest der Liebe, der Freude

und des Friedens auch in einem größeren

Rahmen mit unserer Dorfgemeinschaft feiern:

Unter der Leitung von Peter Marsoner

haben wir uns zusammen mit Chören

unseres Tales an drei Gemeinschaftskonzerten

mit Orchesterbegleitung beteiligt.

So führten wir das Oratorium „Abschied

Jesu zu Bethanien“ im Jahre 2000 auf, gestalteten

ein Geistliches Konzert im Jahre

2005 und „Musik zu Allerseelen“ im Jahre

2009. Zu Allerheiligen 2018 haben wir ein

weiteres Gemeinschaftskonzert zusammen

mit der Niklaser Musi und mit Unterstützung

von Frauenstimmen des Gemischten

Chores St. Walburg, des Kirchenchores St.

Nikolaus und der Singgruppe Melos in St.

Walburg und in Marling aufgeführt. Unter

der Leitung von Prof. Richard J.Sigmund

haben wir Bänkelsänger uns auch an größere

Werke heran gewagt. Den Anfang dieser

Serie machte das Musical „Anatevka“,

in welchem wir Bänkelsänger eine Gasthausszene

zu bestreiten hatten, was uns

gar nicht so schwer fiel. Mit dem wohl anspruchvollsten

Werk, der Oper „Vinzenz und

Louise“ von Prof. Sigmund zum 350sten

Todestag dieser beiden Heiligen und Ordensgründer

der Barmherzigen Schwestern,

tourten wir 2010 durch Europa. Aufführungsorte

waren Paris, München, Zams,

Innsbruck, Linz, Graz und die Kapuzinerkirche

in Meran vor heimischem Publikum.

Nr. 06 | Dezember 2019 27


Aus Verband und Bezirken

Die Leidensgeschichte Jesu, das Oratorium

Passio, als Benefizkonzert „Lights of

Africa“ wurde 2015 bei uns in der Pfarrkirche

St.Walburg und in der Kapuzinerkirche

Meran aufgeführt.

Das letzte Werk aus der Feder von Prof.

Sigmund, an welchem wir Bänkelsänger

mitwirkten, trug den Titel „Im Zeichen des

Tau“ und ist eine musikalisch szenische

Reise durch 400 Jahre Kapuziner in Meran.

Es wird an das Leben und Wirken der Ordensbrüder

im Dienste der Kranken und in

der Seelsorge im Geiste des Hl. Franziskus

herauf durch die wechselvollen Ereignisse

(Kriege, Hungersnot, Pest...) der vergangenen

Jahrhunderte erinnert. Für uns Bänkelsänger

war dies eine besondere Erfahrung

und Herausforderung. In „Paterkuttn“ gehüllt

mussten wir uns der Buße und dem

Gebet widmen. Beim Überfall, Sturm auf

das Kloster 1806 durch die Bayern (das

Kloster sollte aufgehoben werden), wurde

Pater Albuin (Ivan Lösch) von einem Soldaten

als „Schtinketer Kuttnprunzer“ beschimpft.

Die rauhen Umgangstöne haben

sich leider bis in unsere Zeit herauf kaum

verändert. Eine Aufführung erfolgte im Raiffeisensaal

in St.Walburg, die andere natürlich

in der Kapuzinerkirche Meran, beide

im Oktober 2017.

Zu einem wahrlich bunten musikalischen

Blumenstrauß gestalteten sich die zwei

großen „Sängertreffen & Volkstanz“ in Kuppelwies

und Walburg, zu denen wir Nachbarchöre,

Chöre unseres Bezirkes und die

Volkstanzgruppe Ulten eingeladen haben.

Nachhaltige Zeugen unserer musikalischen

Tätigkeiten sind folgende drei Tonträger:

Ich kenn ein Tal (1994), Weihnachten bin

ich zu Haus (2004) und WWW Wild Wein

Weib (2014). Unsere Weihnachts-CD wurde

zum beliebtesten Tonträger, der in der eher

hektischen und lauten Advents- und Weihnachtszeit

wohl in sehr vielen Familien zu

Besinnlichkeit, Frieden und wahrer Freude

einlädt. Im Rundfunk RAI Sender Bozen

sind „Lieder in der Weihnachtszeit“ fast

täglich zu hören.

In bestimmten Zeitabständen zog es

uns Bänkelsänger auch hinaus in die

weite Welt. Die erste große Reise führte

uns 1998 nach Südafrika zur Missionsstation

Sizanani von P. Karl Kuppelwieser.

Weitere folgten nach Spanien (Barcelona),

nach Irland (2003) und auch nach Russland.

Mit unseren russischen Freunden

aus Petersburg haben wir 2014 zusammen

in St. Nikolaus ein Adventskonzert

und am Tag darauf in St. Walburg einen

Gemeinschaftsgottesdienst gestaltet. Seit

es uns gibt, ist die Mitgestaltung des Gottesdienstes

in St. Nikolaus am Stephanstag

(26. Dezember) ein fi xer Programmpunkt

unserer Tätigkeit. Der 8. Dezember,

Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias,

ist seit 20 Jahren der Tag, an dem wir den

Gemeinschaftsgottesdienst in St. Walburg

mit adventlichen Weisen umrahmen und

anschließend in mehreren Gruppen von

Haus zu Haus ziehen, um Hoffnung und

Freude über die baldige Ankunft unseres

Erlösers zu verkünden. “Mei liabste Ultner

Weis“ ist unser jüngstes Projekt, mittlerweile

auch schon mit vier Auflagen. Diese

Veranstaltung ist der Sendung „Mei liabste

Weis“ von Franz Posch im ORF abgeschaut.

Die Idee dazu stammt von Dietmar

Staffler. Weil die mitwirkenden Gruppen

fast ausschließlich aus Ulten stammen, ist

der Titel in „Mei liabste Ultner Weis“ abgeändert

worden.

Unsere Gruppe ist in all den Jahren

recht kompakt geblieben. Einige haben

uns im Laufe der Zeit verlassen, andere

Jüngere sind wieder nachgerückt. Leider

sind zwei liebe Sängerkollegen für immer

von uns gegangen: Hubert Wallnöfer (gestorben

am 11.02.2017) und Rudolf Ties

(Förster Rudl, gestorben am 29.04.2018).

Ihre Stimmen sind für immer verstummt.

Sie, so hoffen wir, verstärken nun mit ihren

Stimmen den Himmelschor, bis auch

wir ihnen einst nachfolgen.

An dieser Stelle möchten wir allen unseren

Freunden und Gönnern für ihr Wohlwollen,

ihre Unterstützung und ihre Treue

von ganzem Herzen danken. Wir wollen

aber auch jenen danken, die die Einladungen

zu unseren Veranstaltungen stets

gerne angenommen haben. Ein aufrichtiger

Dank geht auch an unsere Gemeinde und

Raiffeisenkasse, die stets ein offenes Ohr

und eine offene Hand für unsere Anliegen

haben. Ein ganz besonderer Dank und ein

großes Lob gilt natürlich unserem Chorleiter

Franz Marsoner, dem die Ideen nie ausgehen

und der es immer wieder schafft, Jung

und Alt gleichermaßen zu begeistern. Für

seine Mühe, Plage, Geduld und Nachsicht

sagen wir ihm ein ganz großes Vergelt's Gott.

Wir hoffen und bitten, dass er uns weiterhin

als Chorleiter erhalten bleibt. Unsere

Obmänner Peter Preims, Hans Marsoner,

Ivan Lösch (jetziger Obmann), allen voran

Daniel Breitenberger und Martin Pircher,

verdienen ebenso einen ganz großen Dank

für ihren unermüdlichen Einsatz bei der

Organisation unserer Tätigkeiten. In allen

technischen Belangen ist unser Maurus unschlagbar.

Nicht zuletzt möchten wir auch

unseren Sponsoren für ihre Unterstützung

danken: Bierlieferant Engl, Kellerei Martini

& Sohn, DESPAR Kofler, ebenso auch Ultner

Brot für die großzügig gewährten Rabatte.

Zum Abschluss möchten wir noch auf

die zwei nächsten Veranstaltungen hinweisen.

Das ist einmal das Weihnachtskonzert

am Christtag, 25. Dezember 2019 (Heilitog)

und „Mei liabste Ultner Weis“ am 01.

Februar 2020. Alle sind wieder ganz herzlich

dazu eingeladen.

Für die Bänkelsänger: Karl Kainz

Chorleiter/in gesucht!

Der Kirchenchor St. Nikolaus/Afing sucht eine/n Chorleiter/in. Interessierte melden

sich bitte unter: helga.oberkofler@outlook.com oder Handy: 347 5793835

28

KulturFenster


Vorweg

Chorwesen Blasmusik

Auf ins neue Musikjahr 2020

Verbandsobmann

Pepi Fauster

So schnell ist

ein Jahr wieder

um, bald schreiben

wir 2020 in

unseren Daten.

Wenn wir an die

wichtigsten Ereignisse

des vergangenen Jahres zurückschauen,

fallen uns sofort die Neuwahlen

in den sechs Bezirksausschüssen

und im Verbandsvorstand ein, die die

immer größer werdenden Schwierigkeiten,

Menschen für die einzelnen -

meist ehrenamtlichen - Funktionen, zu

finden, zeigten.

Die neuen Datenschutzbestimmungen

mussten umgesetzt werden. Die Vorgaben

und Auflagen des neuen Gesetzes

im Dritten Sektor brachten einen zusätzlichen

großen bürokratischen Aufwand

und leider viel Unsicherheit. Diese ist

vom italienischen Gesetzgeber immer

noch nicht ausgeräumt, auch wenn die

Eintragung vorläufig bis Ende Juni 2020

verlängert wurde.

Zum Glück können wir auch auf Positives

und Schönes zurückblicken. Auf

die Online-Umfrage zum KulturFenster

haben erfreulicherweise ca. 2500 Mitglieder

geantwortet; die Ergebnisse werden

bald veröffentlicht. Die lang ersehnten Blasmusiksätze

zum neuen Gotteslob wurden

nun ausgeliefert und erfreuen sich großer

Beliebtheit. Im heurigen Jahr konnte an

zwei Musikanten das neue Ehrenzeichen

für 70-jährige Mitgliedschaft in der Musikkapelle

verliehen werden.

Nicht zuletzt möchte ich erwähnen, dass

unsere Musikkapellen und Ensembles wieder

bei ihren vielen mannigfaltigen Auftritten

– im In- und Ausland - gezeigt

haben, dass sie sich um ein niveauvolles

Musizieren und Auftreten sowie

um eine zukunftsorientierte Vereinsarbeit

bemühen.

Ich sage allen dafür meinen aufrichtigen

Dank und schätze das besondere Engagement

sehr. Für 2020 wünsche ich allen

viel Musizierfreude und Lust in der

musizierenden Gemeinschaft und freue

mich auf viel Neues und Interessantes.

Die schönsten Momente in der Musik

sind oft die ganz leisen

Verbandskapellmeister

Meinhard Windisch

„Die größten Ereignisse,

das sind

nicht unsere lautesten,

sondern unsere

stillsten Stunden.“

– Dieses Zitat von Friedrich Nietzsche

kann man wohl auch auf die Musik übertragen.

Die schönsten Momente in der

Musik sind oft die ganz leisen. Auch wir

befinden uns in der vorweihnachtlichen

Zeit. Wie heißt es da in einem Lied? „Das

ist die stillste Zeit im Jahr…..“ Die Realität:

Rummel auf den Weihnachtsmärkten,

überfüllte Straßen, gestresste Menschen

in den Einkaufszentren. Achten

wir mal ganz bewusst auf die leisen Stellen

in der Musik und vielleicht spüren wir

dann auch einen Hauch von Weihnachten,

wie es im Lied weiter heißt, „da treten

wir gerne in die Stube ein und rücken zusammen

bei Kerzen Schein … da macht

uns nicht Nacht und Winter mehr bang, im

Herzen hallt wieder der heimliche Klang“.

In diesem Sinne frohe Weihnachten und

ein gesegnetes neues Jahr.

Nr. 06 | Dezember 2019 29


Vorweg

Entscheidend ist die Passion zur Blasmusik

Verbandsjugendleiter

Hans Finatzer

Das Jahr neigt sich

dem Ende zu, die

stille Zeit hält in unseren

Gemütern,

Familien und im

öffentlichen Leben

Einzug. In dieser

Zeit sind Kinder und Jugendliche besonders

motiviert Musik zu machen, wenn es

darum geht, ein bekanntes Advent- oder

Weihnachtslied auf dem eigenen Instrument

nachzuspielen. Diese Zeit bietet auch

Jugendkapellen, Bläsergruppen und Registern

von Musikkapellen die Möglichkeit,

bei den verschiedenen Anlässen aufzutreten.

Gerade in der Weihnachtszeit steht die

Bläsermusik hoch im Kurs, die Gunst der

Stunde kann man als Jugendleiter*in geschickt

nutzen, mit den eigenen Jugendlichen

an verschiedenen Locations aufzutreten.

Der Notenmarkt bietet breitgestreute

Literatur von alpenländischen Weisen bis

hin zum fetzigen Jazzarrangement. Junge

Menschen suchen die Herausforderungund

sie suchen vor allem Anerkennung

und Genugtuung in der Musik.

Alle dies vereint das Musizieren, vor allem

das Gruppenmusizieren motiviert die jungen

Musikerinnen und Musiker oft am meisten.

Am 15. Februar 2020 organisiert der VSM

wieder in Auer den Wettbewerb „Spiel in

kleinen Gruppen“. Dieser Wettbewerb soll

kein Gradmesser der absoluten Qualität sein,

sondern in erster Linie der Förderung von

gepflegtem Ensemblespiel dienen. Wettbewerbe

sind punktuelle Momentaufnahmen,

wobei nur die kurze Zeit auf der Bühne bewertet

werden kann.

An einem Wettbewerbstag spielen neben der

guten Vorbereitung die Tagesverfassung eine

wichtige Rolle, welche dann und wann einen

Streich spielen kann. Aus gutem Grund kann

ein Prädikat niemals das widerspiegeln, was

ein Musiker wirklich imstande ist zu leisten.

Viele dieser Kompetenzen, ein Konzert oder

einen Wettbewerb optimal durchzustehen,

lassen sich bei einem der Module der neuen

Funktionärsausbildung aneignen. Die Palette

an Fortbildungsmöglichkeit des VSM ist breit

gefächert und kann gerne bei einem der zahlreich

angebotenen Module der neuen Funktionärsausbildung

erlernt und vertieft werden.

Entscheidend ist aber die Passion

zur Blasmusik, sie lässt Ideen sprießen

und tolle Projekte entstehen. In diesem

Sinne wünsche ich frohe Weihnachten

und ein erfülltes Jahr 2020 mit vielen guten

musikalischen Momenten.

Das Jugendblasorchester im

Haus Unterland, Neumarkt

Zum Jahresende

Verbandsstabführer

Klaus Fischnaller

Wieder neigt sich

ein Jahr dem Ende

zu. Mit diesem Vorweg

bedanke ich

mich bei euch Kapellen

für eure tollen

Auftritte, für das

Mitgestalten von weltlichen und kirchlichen

Festen, Jubiläen, Abschieden usw. – ja

überall wo Musik in Bewegung einfach

nicht fehlen darf und kann.

Besonders erfreut war ich über eure zahlreiche

Teilnahme bei unseren Fortbildungsangeboten.

Wir konnten in allen Bezirken

Stabführerfortbildungen abhalten; in toller

Erinnerung geblieben ist der lehrreiche

Vortrag mit Nora Mackh.

Hervorzuheben sind auch jene Kapellen,

welche sich einer Marschmusikbewertung

gestellt haben. Dies ist nicht selbstverständlich,

bedeutet es ja vermehrten

Marschierproben-Besuch. Ich bin mir jedoch

sicher, dass jede Beteiligung für die

Kapelle auch wiederum viel Motivation und

neuen Schwung bringt. Ein großes Lob an

alle Stabführer, welche mit viel Idealismus

vor einer Kapelle stehen. Werte Vereinsvorstände,

stellt euch hinter eure Stabführer

und unterstützt sie, wo ihr könnt. Für das

neue Jahr freue ich mich wieder auf eine

rege Beteiligung und eure Rückmeldungen.

Ich wünsche euch alles Liebe und habt

eine gute Zeit.

Die MK Prad am Stilfser Joch bei der Marschmusikbewertung 2019 in Latsch

30

KulturFenster


Das Thema

Blasmusik

Wie kann man der Musik in

Bewegung mehr Klang verleihen?

Grundsätzliche Anregungen von Kapellmeister Hermann Seiwald

Auch für die Marschmusik gilt: Jede Musikkapelle ist gut beraten, den eigenen Klang

„als Marke“ zu entwickeln (im Bild die Stadtmusikkapelle Glurns).

In meiner fast 20-jährigen Tätigkeit als Kapellmeister der Bürgerkorpskapelle Hallein (Bundesland

Salzburg/Österreich) konnte ich zahlreiche Ideen zur Verbesserung des Gesamtklangs

beim Marschieren meiner Musikkapelle im Freien mehrmals erfolgreich umsetzen.

Mittlerweile sind im Bewusstsein der Musikantinnen

und Musikanten einzelne Probeninhalte

und Details auf dem Weg zum

besten gemeinsamen Klangergebnis fest

verankert: Marschproben im Freien gehören

zum fixen Probenplan im Jahreskreis

und werden konsequent weiterentwickelt

und ausgebaut.

Hermann Seiwald empfiehlt, dass Marschproben im Freien zum fixen Probenplan

im Jahreskreis gehören und konsequent weiterentwickelt sowie ausgebaut werden

sollten (im Bild die Bürgerkapelle Brixen bei einer Marschierprobe).

Jede Musikkapelle hat ihren individuellen

Klang, der sich aus Besetzung, der

Marschblockaufstellung, dem spieltechnischen

Niveau und anderen Faktoren ergibt.

Deshalb kann nicht nur von einem

Idealklang für eine Musikkapelle ausgegangen

werden. Es sollte immer spannend

und herausfordernd sein, den eigenen

Klang „als Marke“ zu entwickeln.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass sich

bei Musik in Bewegung für die Ausführenden

spezielle Situationen und Probleme

ergeben, die sich nicht vermeiden lassen.

Beim Spielen und Marschieren im

Freien müssen sich die Musikantinnen

und Musikanten auf die physikalischen

Gegebenheiten der Akustik anders einstellen

als im Proberaum oder auf der Konzertbühne.

Nachdem für die Ausbreitung

von Schallwellen die Beschaffenheit und

die Temperatur des Mediums wichtig sind,

breiten sich Schallwellen z.B. bei kälteren

Temperaturen im Freien viel langsamer

aus. Hinzu kommen beim Marschieren

ständig sich verändernde, reflektierende

Objekte: die freie Wiese wirkt als Schallschlucker,

beim Marschieren zwischen

Häuserfronten werden die Schallwellen

durch Reflexion, Absorption, Beugung

und Brechung beeinflusst.

Aufgrund dieser akustischen Bedingungen

im Freien wird von den Musikantinnen

und Musikanten beim Marschieren

und Spielen insgesamt körperlich und

spieltechnisch mehr Einsatz und Energie

gefordert als beim Spielen im Raum.

Durch das Gehen mit dem Instrument

ändern sich die Körperhaltung und das

Zusammenspiel der Muskulatur in Bezug

auf ihre Lockerheit und Flexibilität.

Dadurch ergeben sich Auswirkungen auf

die Bläser-Spieltechnik, vor allem bei den

Instrumenten in der Marschbegleitung:

durch angespannte Muskeln im Mund-,

Zungen- und Kehlkopfbereich erklingen

die mit gestauter Ausatemluft erzeugten

Töne oft zu kurz und bedingen einen

Nr. 06 | Dezember 2019 31


Das Thema

Funktionen zu berücksichtigen: Melodie,

Begleitung und Schlagwerk.

Im Vordergrund sollte dabei stehen,

dass möglichst viele Musikantinnen und

Musikanten beim Spielen die Melodie hören

und mitverfolgen können.

Ebenfalls sind die Positionen des Begleitapparats

mit Tuba-, Horn- und Posaunenregister

so festzulegen, dass ihre

Aufstellung in geringer Entfernung bestmögliche

Bedingungen für das Zusammen-Hören

schafft.

Für das Schlagwerk gilt: Je besser das

Register als Schlagwerkgruppe trainiert ist

und als Einheit selbständig auftritt, desto

verlässlicher kann es das ganze Blasorchester

in Hinblick auf gleichbleibendes

Tempo und Rhythmik beim Marschieren

unterstützen.

Hinsichtlich der Klangverbesserung ist die Marschblockaufstellung ein wichtiges

Thema (im Bild die Musikkapelle Vahrn beim Landesmusikfest 2015).

spröden Gesamtklang in der Marschbegleitung.

Dabei stimmt das Verhältnis zwischen

Luftdruck und Luftmenge nicht:

mit zu viel Druck gelangt zu wenig Luft

in das Instrument.

Das Ziel sollte aber sein, viel Luftmenge

in das Instrument zu bringen, denn nur

so kann ein Ton zum Klingen gebracht

werden. Die Auseinandersetzung mit

von mir entwickelten Übungstechniken,

z.B. für das Zusammenspiel zwischen

Zunge und Luftführung, kann ein schöneres

Klangergebnis speziell für die Begleitstimmen

ergeben.

Zur Klangverbesserung ist das Thema

Marschblockaufstellung ein sehr wichtiger

Teil. Vergleicht man die Orchesteraufstellung

auf der Konzertbühne und die

Marschblockaufstellung im Freien, gibt

es eigentlich wenige Gemeinsamkeiten.

Meiner Meinung nach sind bei einer

optimalen Marschblockaufstellung drei

Weiters gilt es folgende Punkte zu berücksichtigen:

• Ansatz und Atmung

• Spielen in Koordination mit der Bewegung

• Marschliteratur: Arrangement und Instrumentation

von Märschen in Hinblick

auf den Klang im Freien, unterschiedliche

Schwierigkeitsstufen

• Qualität und Ausstattung der Marschbücher,

Marschbuchhalterung auf

dem Instrument

• Probenkonzept zum Thema „Marschliteratur

und Straßenmarsch“ in der

Jahresplanung und Qualität der Probenarbeit

Neue Ideen machen die Musik in Bewegung auch für die Jugend interessant –

im Bild die „Afinger Jungdudler“.

Dem Schlagzeugregister kommt

bei der Musik in Bewegung eine

bedeutende Rolle zu; deshalb fordert

Hermann Seiwald eine gut trainierte

Schlagwerkgruppe, die als Einheit auftritt

(im Bild oben das Schlagzeugregister bei

einer Stabführertagung)

32

KulturFenster


Blasmusik

Musik in Bewegung kann auf verschiedene Weise durchaus auch „kreativ“ gestaltet werden, wie die Musikkapelle Rodeneck zeigt.

„Ich freue mich darauf, als Referent auf Einladung des Verbandes Südtiroler

Musikkapellen beim Workshop im Mai 2020 mein Grundkonzept und meine

Ideen zum Thema „Musik in Bewegung Klang verleihen“ an viele interessierte

Kapellmeisterinnen und Kapellmeister, Stabführerinnen und Stabführer und

Musikantinnen und Musikanten weitergeben zu dürfen!“

Zum Autor:

Hermann Seiwald

Hallein/Österreich, Jahrgang 1971

• Studium Konzertfach Trompete an der Hochschule Mozarteum/Salzburg

sowie an der Bruckner-Universität/Linz

• Seit 1993 Unterrichtstätigkeit am Musikum Salzburg als Lehrer im Fach

Trompete und Flügelhorn

• Studium der Blasorchesterleitung am Landeskonservatorium/Innsbruck

• Seit 2001 Kapellmeister der Bürgerkorpskapelle Hallein/Salzburg

• Tätigkeit als Bezirkskapellmeister für den Salzburger Blasmusikverband

im Tennengau sowie als Referent bei Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen

KulturFenster

Redaktion KulturFenster

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist Freitag, 17. Januar 2020.

Nr. 06 | Dezember 2019 33


Aus Verband und Bezirken

Die Freude am Musizieren wecken

6. Südtiroler Dirigenten-Werkstatt mit Walter Ratzek

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der 6. Südtiroler Dirigenten-Werkstatt in

Bruneck – in der 1. Reihe die sechs aktiven Teilnehmer mit dem Gastreferenten

Walter Ratzek (Bildmitte)

Mit sechs der Kursteilnehmerinnen und

Kursteilnehmer hat er am Dirigentenpult

gearbeitet und in Lehrproben mit den Musikkapellen

von St. Georgen und Stegen

das zuvor in der Theorie Gesagte in der

Praxis aufgezeigt. VSM-Verbandskapellmeister

Meinhard Windisch freute sich

über die rege Teilnahme an diesem Kursangebot

des Verbandes. Es sei wichtig,

dass sich die Kapellmeisterinnen und Kapellmeister

untereinander vernetzen und

regelmäßig treffen, denn „wir alle gemeinsam

sind das Kapellmeister-Team

Südtirols“. Er dankte auch den beiden

Übungskapellen, dass sie sich für diese

aufwändigen und intensiven Lehrproben

zur Verfügung gestellt haben. Jeder Musiker

habe jederzeit sein Instrument zur

Hand, um zu üben: „Der Kapellmeister

hingegen sei auf ein Orchester angewiesen,

mit dem er üben kann!“

Bereits zum 6. Mal hat der Verband Südtiroler

Musikkapellen (VSM) zur Dirigentenwerkstatt

mit einem renommierten Fachmann

geladen. 21 Kapellmeisterinnen und

Kapellmeister haben daran teilgenommen

und mit dem heurigen Gastreferenten Walter

Ratzek die verschiedenen musikalischen,

psychologischen, physikalischen und organisatorischen

Aspekte der Arbeit eines Dirigenten

analysiert.

Die Freude am gemeinsamen Musizieren

stehe an oberster Stelle, unterstreicht

Walter Ratzek seine Philosophie. Er ist Pianist,

war jahrelang Leiter des Musikkorps

der Deutschen Bundeswehr und ist derzeit

Professor am Konservatorium in Bozen für

den Studienlehrgang der Blasorchesterleitung.

Gemeinsam mit den Kursteilnehmern

hat er zwei Tage lang die Arbeit des

Dirigenten analysiert. Mit seiner großen Erfahrung,

seinem Praxiswissen und seinem

schwäbischen Humor hat er viele Facetten

aufgezeigt und Fenster geöffnet, die das

weitreichende Spektrum der Arbeit am Dirigentenpult

und die musikalische und pädagogische

Arbeit mit den Musikantinnen und

Musikanten umfassen: „Wenn erst einmal

die Spielfreude geweckt ist, dann kann die

Arbeit an Rhythmus, Intonation, Klang, Balance

und Interpretation beginnen“. Dazu

hat der Referent auch zahlreiche Beispiele

aus seinem reichen Schatz an Erfahrungen

mitgebracht und aus seiner jahrzehntelangen

Praxis erzählt: „Auch ich hatte – und

habe immer noch meine Marotten und

musste aus den Fehlern lernen.“

Drei Fragen an …

Walter Ratzek

KulturFenster: Wie erleben Sie die Südtiroler

Blasmusikszene?

Walter Ratzek: Der Südtiroler Musiker hat

die zum Musizieren notwendige Emotion

durch die geografische Nähe zur südländischen

Kultur viel mehr im Blut wie

seine nördlichen Kollegen. Dieses „Espressivo“

muss nur geweckt und gefördert

werden. Und hier kommt der Dirigent

ins Spiel.

KulturFenster: Wie kann dies gelingen?

Walter Ratzek: In erster Linie ist es die

Spielfreude, die bei den Musikantinnen

und Musikanten geweckt werden muss.

Dann springt der berühmte Funke auch

auf das Publikum über, denn der Zuhörer

braucht Musik mit Emotionen, ansonsten

bleibt er unberührt.

Die Südt. Dirigenten-Werkstätten:

1. 2014 mit Miguel Etchecongelay

2. 2015 mit Isabelle Ruf-Weber

3. 2016 mit Alex Schillings

4. 2017 mit Jan Cober

5. 2018 mit Franco Cesarini

6. 2019 mit Walter Ratzek

7. geplant: 2020 mit Björn Bus

KulturFenster: Was hat sie überrascht?

Walter Ratzek: Ich bin etwas überrascht,

dass die Musikkapellen sehr großen

Wert auf die Tradition legen, wenn es

um die Tracht geht. Im Instrumentarium

vermisse ich das ein wenig, denn man

lässt und sieht zu, wie das Flügelhorn

und das Tenorhorn zusehends von den

angloamerikanischen Instrumentenbauweisen

verdrängt werden. Somit verlieren

wir in der Blasmusik allmählich diese

ureigenste musikalische Klangfarbe des

Alpenraums.

Stephan Niederegger

34

KulturFenster


Dank für

unbezahlbaren Einsatz

15.02.2020

Blasmusik

12. VSM - Landeswettbewerb

„Musik in kleinen

Gruppen“ 2020

www.vsm.bz.it/fachbereiche/jugend

VSM-Bezirk Meran ehrt sechs langgediente

Bezirksfunktionäre mit Dankesfeier

Die Verdienste der ehemaligen Funktionäre des VSM-Bezirkes Meran wurden in einer Dankesfeier gewürdigt.

Sechs langjährigen Funktionären „Danke“

sagen für viele Jahre ehrenamtlichen Einsatzes

für die Musikantinnen und Musikanten

im Bezirk Meran - das wollte der

Vorstand des VSM-Bezirks Meran mit einer

Dankesfeier in Partschins.

Im Jänner dieses Jahres gingen bei

den Wahlen zum Bezirksvorstand des Verbandes

Südtiroler Musikkapellen (VSM)

gleich mehrere Ären zu Ende. Der Großteil

des „alten“ Vorstandes stellte sich

nicht mehr der Wahl – darunter Bezirksobmann

Albert Klotzner, Bezirkskapellmeister

Stefan Aichner, Bezirksstabführer

Andreas Lanthaler, Bezirkskapellmeister-

Stellvertreter Patrick Gruber sowie die

Vorstandsmitglieder Christof Reiterer und

Bernhard Mairhofer. Der neu gewählte

Vorstand unter der Leitung von Obmann

Andreas Augscheller wollte vor allem diesen

langgedienten Funktionären für ihren

langjährigen selbstlosen Einsatz im Sinne

der Blasmusik danken und lud sie daher

gemeinsam mit ihren Ehefrauen und

Partnerinnen zu einer Feier im Hotel „Botango“

auf der Töll ein. Alle erhielten von

Bezirksobmann Augscheller ein kleines

Geschenk als Zeichen des Dankes. Für

die Ehefrauen und Partnerinnen gab es

Blumen von Bezirksobmann-Stellvertreter

Albert Zerzer.

Albert Klotzner aus Meran/Obermais war

28 Jahre lang Bezirksfunktionär – davon

von 2004 bis 2019 15 Jahre lang Bezirksobmann.

In dieser Zeit scheute er keine

Mühen, wenn es darum ging, den Kapellen

im Bezirk in verschiedenen Belangen weiterzuhelfen.

Verbandsobmann Pepi Fauster

hob in seiner Laudatio vor allem die Loyalität

und die stets lösungsorientierte und

ausgleichende Art Klotzners hervor: „Vor

allem bei der Organisation der diversen

Landesmusikfeste in Meran konnten wir

uns stets auf Albert verlassen.“

Andreas Lanthaler aus Walten im Passeiertal

war von 2006 bis 2019 13 Jahre

lang Bezirks-Stabführer und hatte maßgeblichen

Anteil daran, dass die Musik

in Bewegung im Bezirk und im ganzen

Land einen großen Aufschwung erlebt

hat. Verbandsstabführer Klaus Fischnaller

lobte seinen langjährigen Weggefährten

für seinen Weitblick und seinen unermüdlichen

Einsatz: „Du warst für uns immer

ein großes Vorbild – in fachlicher und in

menschlicher Hinsicht gleichermaßen.“

Stefan Aichner aus Vöran war neun Jahre

lang Bezirks-Kapellmeister des VSM-Bezirks

Meran. Er hat in dieser Zeit vor allem

in der Aus- und Weiterbildung der Kapellmeisterinnen

und Kapellmeister und

der Organisation von Großprojekten bleibende

Akzente gesetzt. Verbandskapellmeister

Meinhard Windisch ging vor allem

auf Aichners Fachkompetenz und seine

große Geduld ein: „Du hast es mit deinem

unermüdlichen Einsatz und deinem Weitblick

immer geschafft, andere zu begeistern.

Dafür gebührt dir unser aller Dank!“

Für die drei übrigen ehemaligen Funktionäre

sprach Bezirksobmann Andreas

Augscheller Worte des Dankes: Christof

Reiterer aus Vöran war ganze 18 Jahre

lang Mitglied des Bezirksvorstandes, davon

15 Jahre lang Schriftführer; Patrick Gruber

aus Hafl ing war neun Jahre lang im Bezirksvorstand,

davon drei Jahre lang Bezirks-Kapellmeisterstellvertreter;

Bernhard

Mairhofer aus Proveis vertrat sechs Jahre

lang als Gebietsvertreter die Kapellen aus

Ulten und vom Deutschnonsberg.

Bezirksobmann Augscheller dankte besonders

auch den Ehefrauen und Partnerinnen

der Geehrten: „Ohne euer Verständnis

und euren Rückhalt hätten diese

sechs Männer niemals so viel für die Blasmusik

in unserem Bezirk leisten können

– und sie würden heute nicht hier stehen.“

Verbandsobmann Pepi Fauster lobte

den Bezirksvorstand für die Initiative, die

Dankesfeier zu organisieren: „Eine solche

Dankesfeier hat es in meiner ganzen Zeit

als Verbandsfunktionär auf Bezirks- und

Landesebene noch in keinem Bezirk gegeben.

Das ist ein Zeichen hoher Wertschätzung

für jene, die vor euch Verantwortung

übernommen haben und hat auf

jeden Fall Vorbildcharakter.“

Bernhard Christanell

Nr. 06 | Dezember 2019 35


Blasmusik International

Südtirols Blasmusik punktet in

Niederösterreich

Bürgerkapelle Gries und die Jugendkapelle Villnöß „auf dem Stockerl“

Die Jugendkapelle Villnöß mit

ihrer Leiterin Brigit Profanter

(vorne links) freute sich über den

2. Platz beim Österreichischen

Jugendblasorchester-Wettbewerb

Rund um das heurige Wochenende zum

österreichischen Nationalfeiertag am vergangenen

26. Oktober fand im Auditorium

Grafenegg in Niederösterreich ein blasmusikalischer

Marathon statt. Die Bürgerkapelle

Gries und die Jugendkapelle Villnöß

nahmen daran teil und punkteten mit innovativen

Ideen und überzeugendem Auftritt.

Mehr als 1500 Musikerinnen und Musiker

nahmen am „1. Österreichischen Blasorchesterwettbewerb

der Höchststufe“

am „9. Österreichischen Jugendblasorchester-Wettbewerbes“

sowie an der Verleihung

des JUVENTUS-Preises der Österreichischen

Blasmusikjugend (ÖBJ) teil.

Beim Jugendblasorchester-Wettbewerb

traten 20 Orchester aus den neun österreichischen

Bundesländern sowie den Partnerverbänden

Liechtenstein und Südtirol

in vier Altersstufen an. Sie mussten neben

einem Pflichtstück auch ein Selbstwahlstück

desselben Schwierigkeitsgrades

vortragen. In der Jury saßen der Juryvorsitzende

Gerhard Forman, Isabelle Ruf-

Weber, Günther Reisegger und Martin A.

Fuchsberger. Sie bewerteten die Orchester

nach zehn unterschiedlichen Kriterien.

Den Gesamtsieg erreichte „Landeck

Wind“, das Jugendblasorchester der Landesmusikschule

Landeck unter der Leitung

von Stefan Köhle mit 93,60 Punkten.

Im vergangenen April qualifizierte

sich die Jugendkapelle Villnöß unter der

Leitung von Birgit Profanter beim Südtiroler

Jugendkapellen-Wettbewerb in Auer für

diesen Bundeswettbewerb. Sie holte sich

mit 90,10 Punkten den 2. Platz in ihrer Alterskategorie

BJ.

Voller Stolz zeigen die beiden Jüngsten

der Jugendkapelle Villnöß mit ihrer

Dirigentin Birgit Profanter (Bildmitte)

den gewonnenen Gutschein – v.l.

Jeremia Aichner (9 Jahre) und Alina

Psaier (10 Jahre)

36

KulturFenster


Bereits zum 4. Mal hat die Österreichische

Blasmusikjugend den Würdigungspreis

„Juventus Music Award“ für besonders

nachhaltige und musikalisch-gemeinschaftlich

fördernde Projekte ausgeschrieben.

Insgesamt 23 Projekte wurden eingereicht.

Die Bürgerkapelle Gries erreichte

mit ihrem generationsübergreifenden Musik-

und Zirkusprojekt für Teilnehmer und

Zuschauer „Manage frei – Bürgerkapelle

Gries“ den 1. Platz.

Unter der Leitung von Karl Geroldinger

konnte sich das Sinfonische Blasorchester

Ried vor dem Sinfonischen Blasorchester

Tirol (Bernhard Schlögl) und dem Voestalpinen

Blasorchester (Alois Papst) durchsetzen

und gewann den Wettbewerb mit

einer herausragenden Punktezahl von 96,8

Punkten. Südtirol hat zu diesem Wettbewerb

keine Teilnehmerinnen und Teilnehmer

entsandt.

Pepi Fauster, der Obmann des Verbandes

Südtiroler Musikkapellen (VSM),

Verbandskapellmeister Meinhard Windisch

und Verbandsjugendleiter Hans Fi-

natzer begleiteten die Südtiroler Teilnehmerinnen

und Teilnehmer und gratulierten

zu den hervorragenden Erfolgen.

Stephan Niederegger

Blasmusik

20.01. - 28.12.2020

VSM-Motiviert und fit?

Funktionärsausbildung

2020 (NFA)

ÖBV-Präsident Erich Riegler (rechts) und ÖBV-Bundesjugendreferent Helmut Schmid

(links) gratulieren der Bürgerkapelle Gries zum „Juventus Music Award 2019“

www.vsm.bz.it

Neues

„Concert Rondo“ für Klavier und Orchester

von W. A. Mozart

Arrangiert für kleines Blasorchester von Gottfried Veit

In gekonnter und fachlich passender Manier

hat Gottfried Veit das Concert Rondo

KV 382 in D-Dur von Wolfgang Amadeus

Mozart aufgegriffen und für kleines Blasorchester

eingerichtet. Der Part des Solo-

Klaviers wurde natürlich in der Originalfassung

belassen. Dieses Werk für Klavier

und Orchester wurde bei Breitkopf & Härtel

als „Achtundzwanzigstes Concert“ mit

der KV Nummer 382 gedruckt.

Gottfried Veit verwendet sämtliche in der

Originalpartitur vorgeschriebenen Bläserstimmen

plus Pauken, fügt lediglich eine

Tuba hinzu und überträgt den Streichersatz

auf das Klarinetten- und Saxophonregister.

Um dem Originalklang möglichst nahe zu

kommen, sieht das Arrangement auch einen

Kontrabass und ein Violoncello vor.

Erschienen ist diese interessante Bearbeitung

beim Baton Verlag in den Niederlanden.

„Concert Rondo“ KV 382

Für Klavier und Orchester von

Wolfgang Amadeus Mozart

Arrangiert für kleines Blasorchester

von Gottfried Veit

Verlag: Baton Music, Eindhoven,

The Netherlands, BM924

Schwierigkeitsgrad für Pianist und

Blasorchester: mittelschwer

Dauer: zirka 10 Minuten

Walter Cazzanelli

Nr. 06 | Dezember 2019 37


Blasmusik International

29.02.2020

CON.BRIO

Kapellmeisterwettbewerb

Stadttheater Sterzing

http://www.vsm.bz.it/

2019/09/04/con-brio-west/

Kritisch hingehört

MK Prissian spielt an

geschichtsträchtigem Ort

Abendkonzert beim Ansitz „Unterbäck“

Beim Abendkonzert der Musikkapelle Prissian an geschichtsträchtigem Ort schilderte Rudi Gamper seine Erfahrungen aus der

Zeit der Option.

Eine Premiere stellte das Abendkonzert der

Musikkapelle Prissian Ende August dar. Es

fand nicht wie gewohnt am Musikpavillon

im Dorfzentrum statt, sondern zum ersten

Male beim Ansitz „Unterbäck“, auch „Esserhof“

genannt, „zu unterst“ von Prissian,

wie es in den alten Büchern heißt.

Die neue Besitzerfamilie Raimund Holzner

vom Mohrenwirt, die den altehrwürdigen

Ansitz erworben hat, lud dazu herzlich

ein. Der Ansitz, bereits im 13. Jahrhundert

urkundlich erwähnt, hat als Mühle,

Säge und zeitweise sogar als Gerichtssitz

schon immer eine bedeutende Rolle im

Dorf gespielt. In diesem Sinne will Holzner

das Anwesen, das besonders in letzter

Zeit zu verfallen drohte, sanieren und

wieder einer sinnvollen Nutzung zuführen.

Zu dieser Premiere, vor beeindruckender

Kulisse, waren viele Zuhörerinnen und Zuhörer

gekommen. Auch zahlreiche Ehrengäste,

unter anderem Bürgermeister Christoph

Matscher, der ehemalige Koordinator

von RAI-Südtirol, Rudi Gamper, und der

Ehrenobmann des Verbandes Südtiroler

Musikkapellen, Gottfried Furgler, waren

anwesend.

Kapellmeister Elmar Windegger hat ein

passendes, abwechslungsreiches Programm

mit Werken von hauptsächlich Tiroler

Komponisten wie Florian Pedarnig, Andreas

Kofler, Albert Brunner, Sepp Tanzer

bis Sepp Thaler zusammengestellt. Einlagen

gaben das Gesangsduo Renate und

Sonja Wallnöfer mit sehr schönen Volksliedern,

sowie die Fanfaren- und Weisenbläser

der Musikkapelle.

Josef Mair führte durch das Programm,

wobei er auch den geschichtlichen Werdegang

des Ansitzes „Unterbäck“ nachzeichnete.

Historisch bedeutsam ist, dass sich

nur einen Steinwurf vom Ansitz entfernt

der „Stegschmied“ befindet, wo 1885 der

große Südtiroler Kanonikus Michael Gamper

geboren wurde. Gamper hat sich in

schwerer Zeit unerschrocken für die Be-

lange der Südtiroler eingesetzt und dafür

gekämpft, die deutsche Sprache, Kultur

und Tradition aufrecht zu erhalten.

Er machte sich zudem für das Dableiben

bei der Option stark, die vor genau 80

Jahren beschlossen wurde und das wohl

dunkelste Kapitel der Geschichte Südtirols

einleitete. Die Option entzweite das

Land. Dörfer, Vereine und Familien - die

gesamte Gesellschaft wurde in Optanten

und Dableiber gespalten. Rudi Gamper,

dessen Familie ausgewandert war, erzählte

als Zeitzeuge nicht nur über seine Erfahrungen

als „Optantenkind“ in der Ferne,

sondern auch über seine Erlebnisse, als

er nach der Option wieder nach Südtirol

zurückkehrte.

Die Premiere beim „Unterbäck“ gestaltete

sich zu einem interessanten, gut gelungenen

Konzertabend, bei dem an historischer

Stätte Musik und Zeitgeschichte

verbunden werden konnte.

Josef Mair

38

KulturFenster


Zur Person

Blasmusik

„Auf ein Glasl mit dem Hans“

Zum 80er von Prof. Hans Obkircher - der „Versuch einer Würdigung“

von Sigisbert Mutschlechner

Hans Obkircher, den man zu Recht als

„Allroundmusiker“ bezeichnen kann, ist

auch noch mit 80 neugierig und voller

Tatendrang.

Hans Obkircher (links im Bild) als

Student am Konservatorium in Bozen

mit Karl Pramstaller, der später Direktor

der Musikschule Bruneck wurde.

Hans Obkircher ist ein Urgestein der Südtiroler

(Blas)Musikszene. Zum 80-sten hier

der Versuch einer Würdigung. Oder lieber ein

kleiner, feiner Bericht. „Würdigung“ würde

dem Hans nicht gefallen.

Geboren 1939 in Völser Aicha, war sein

Weg schon vorbestimmt. Der Ortspfarrer

erkannte seine herausragende Begabung

und erteilte ihm Klavierunterricht. So gut er

halt konnte. Da war der Hans sieben. Mit

elf Jahren war er bereits Dorforganist. Sein

musikalischer Weg ging weiter am Bozner

Konservatorium, wo er Klarinette studierte

und 1961 den Abschluss machte. Für die

damalige Zeit absolut visionär, bildete er

sich am Mozarteum in Salzburg in Musikerziehung

weiter. Alles Pädagogische war

und ist ihm wichtig in seiner Arbeit. Weiter

ging es dann mit der Dirigentenausbildung,

die er von Hans Swarowsky erhielt. Durch

dessen Schule gingen unter anderem auch

Claudio Abbado und Giuseppe Sinopoli.

1963 gründete Hans Obkircher das Orchester

der Musikfreunde Meran, das er 36

Jahre lang leitete. Seine Intention war es,

Amateurmusikerinnen und Amateurmusiker

das Mitwirken in einem

Orchester zu ermöglichen. Seine

Zusammenarbeit mit jungen Instrumental-

und Vokalsolisten aus dem

Land und Südtiroler Chören gilt als

vorbildlich. Bis heute unvergessliche

Konzertabende für Orchester

und Publikum waren das Ergebnis

dieser Arbeit.

Ebenso geprägt hat er die Kapellmeisterausbildung

des Verbandes

Südtiroler Musikkapellen und – man

höre und staune – die Kapellmeisterausbildung

in der Emilia Romagna.

In Südtirol war Hans Obkircher

als Kapellmeister der Musikkapellen

Völser-Aicha, Obermais, Untermais

und Lana tätig. Er war Juror bei zahlreichen

Wettbewerben und ist bis

heute als Komponist und Arrangeur

für die verschiedensten Besetzungen und

Stilrichtungen, hauptsächlich aber für Holzbläser

ein gefragter Mann. Sein bislang letzter

großer „Wurf“ ist die Instrumentierung

des Diözesanteiles des „neuen Gotteslobs“.

Hans Obkircher war nicht nur ehrenamtlich

in verschiedenen Bereichen tätig, er

hatte auch einen – natürlich musikalischen

– Beruf. Als einer der Gründer der Musikschulen

des Landes wirkte er zuerst als

Lehrer, dann als Direktor der Musikschule

Meran und bis zu seiner Pensionierung als

Inspektor am Institut für Musikerziehung.

Sie wundern sich jetzt wahrscheinlich,

warum mein Bericht „Auf ein Glasl

mit dem Hans“ heißt. Der heißt so, weil

ich manchmal auf ein Glasl mit dem Hans

gehe. Wenn er seinen Sommerurlaub in

Olang verbringt, treffen wir uns auf der

Terrasse des Hotel Markushof und trinken

nicht nur ein Glasl miteinander. Oder

gerne auch einen Cappuccino. Mit dabei

seine bezaubernde Frau Linde. Gemeinsam

erzählen sie aus ihrem schier unerschöpflichen

Fundus an Anekdoten. Wie

bei der Kapellmeisterausbildung in der

Emilia Romagna das Essen zelebriert und

die Pausen gnadenlos überzogen wurden

oder wie relativ Pünktlichkeit ist.

Ich bin selber Musiker und weiß jede

Menge. Wenn ich etwas nicht weiß – vor

allem im literarischen Bereich – ist der Hans

mein erster Ansprechpartner. Er weiß, nun

ja, alles. Und wenn er etwas nicht weiß, oder

wenn es etwas nicht so gibt, wie

ich es möchte, dann gibt er nicht

auf, bis er es herausgefunden hat,

oder er setzt sich an den Computer

und macht das, was es nicht

so gibt, wie ich es möchte. Seine

80 Jahre sieht man ihm nicht an.

Er erscheint jünger als so mancher

40-Jähriger. Das mag an seiner

Frau und seiner Familie liegen,

das liegt aber ganz sicher auch

daran, dass er lebenslang gelernt

hat und noch immer neugierig ist.

Der Verband Südtirol Musikkapellen

und ich möchten uns

auf diesem Weg für deine Arbeit

und deinen Einsatz im Dienste der

Blasmusik recht herzlich bedanken.

80 Jahre sind kein Grund die

Hände in den Schoß zu legen. Wir

brauchen dich auch weiterhin.

Alles Gute Hans!

Das nächste Glasl ist uns gewiss!

Nr. 06 | Dezember 2019 39


Zur Person

Josef Hochkofler (1895-1969)

Der Kapellmeister und Komponist aus Niederdorf ist vor 50 Jahren verstorben.

Der Name „Hochkofler“ ist eng mit der musikalischen

Geschichte in Niederdorf und

darüber hinaus verbunden. Am vergangenen

2. Juni jährte sich zum 75. Mal der

Todestag von Florian Hochkofler, am 9.

Dezember zum 50. Mal der Todestag seines

Sohnes Josef Hochkofler.

Josef Hochkofler wurde am 30. Juni

1895 in Niederdorf geboren und war Lehrer,

Kaufmann, Hotelier, Organist, Chorleiter,

Kapellmeister und Komponist. Sein

bekanntestes Werk ist der Konzertmarsch

„Gruß aus den Dolomiten“, der ihn über

Südtirol hinaus unsterblich gemacht hat.

Er wurde von seinem Vater Florian,

dem damaligen Kapellmeister bereits im

Alter von 9 Jahren zur Musikkapelle geholt.

Zunächst spielte er die kleine Trommel

und die Becken - später die Klarinette,

bis er 1933 selbst den Taktstock

übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg

leistete er große musikalische Aufbauarbeit.

Im September 1951 legte er das Kapellmeisteramt

allerdings aufgrund ständiger

Unstimmigkeiten nieder. 6 Jahre

später kehrte er an das Dirigentenpult

zurück und leitete die Kapelle bis zu seinem

plötzlichen Tod.

Zudem wirkte Hochkofler auch im Verband

Südtiroler Musikkapellen als Referent

bei Bezirksveranstaltungen und

als Verbandsarchivar. 1969 wurde er für

seine Verdienste um das Südtiroler Blasmusikwesen

mit dem VSM-Verdienstabzeichen

in Gold geehrt.

Die Tageszeitung „Dolomiten“ widmete

dem Verstorbenen in ihrer Ausgabe

vom 27./28. Dezember 1969 folgenden

Nachruf:

„Josef Hochkofler studierte an der Lehrerbildungsanstalt

und wirkte kurze Zeit

als Lehrer in Meran, Außermühlwald und

in seinem Heimatdorf. Der Erste Weltkrieg

rief ihn mit den Kaiserschützen an

die Südfront wo er zum Leutnant aufrückte

… Er scheute keine Mühen, keinen

Zeit- und Kostenaufwand, um festliche

Gottesdienste mit Werken großer

Meister würdig zu umrahmen und weltliche

Feste mit Musik festlich zu gestalten.

Die Leistungen seiner Musikkapelle

standen auf beachtlichem Niveau; sie

konnte sich mit ihren Darbietungen in

der Heimat und im Ausland hören lassen

… Überall schätzte man seinen Charakter,

seine Gewissenhaftigkeit, seinen

realen Sinn und seine Treue zu Heimat

und Volk. Niederdorf wird die Persönlichkeit

Josef Hochkofler sehr vermissen,

wird ihm aber in Dankbarkeit ein treues

Andenken bewahren.“

Diese Verpflichtung hat sich die Musikkapelle

Niederdorf seither auf ihre

Fahne geschrieben. Im Archiv der Kapelle

liegen zahlreiche handschriftliche

Noten aus seiner Schaffenszeit. Großteils

handelt es sich dabei um Bläsersätze für

kleine Besetzungen. Das unvollständige

Manuskript des Marsches „Mit leichtem

Schritt“ hat der Kärntner Musiker und

Komponist Karl Safaric vor 2 Jahren im

Auftrag der Kapelle neu bearbeitet. Diese

Neubearbeitung wurde beim Frühjahrskonzert

2017 erstmals aufgeführt und

zählt mit dem „Gruß aus den Dolomiten“

zum musikalischen Markenzeichen der

Musikkapelle Niederdorf.

Josef Hochkofler 1895-1969 Florian Hochkofler 1853-1944

Neben dem 50. Todestag von Josef Hochkofler

gedenkt die Musikkapelle heuer

auch des 75. Todestages seines Vaters

Florian (1853-1944), der die Kapelle 50

Jahre lang, von 1883 bis 1933 dirigierte.

Stephan Niederegger

Kpm. MK Niederdorf

Grabstätte von Josef Hochkofler am

Friedhof in Niederdorf

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KulturFenster


Blasmusik

14.03.2020

72. Jahreshauptversammlung

2020

www.vsm.bz.it

Bereits zum 2. Mal war die

Musikkapelle Welschnofen zu Gast

beim Europäischen Blasmusikfestival in

Bad Schlema.

•Musikpanorama

MK Welschnofen beim Europäischen

Blasmusikfestival in Bad Schlema (D)

Festumzug und vier Konzerte vor begeistertem Publikum

Zum 22. Mal stand Aue-Bad Schlema in

Sachsen ganz im Zeichen des Europäischen

Blasmusikfestivals. Orchester und

Kapellen aus elf verschiedenen europäischen

Nationen trafen sich vom 20. bis 22.

September 2019 zu diesem alljährlichen

Highlight für Freunde der Blasmusik.

Wie bereits im Jahre 2015 hatte das Bergmannsblasorchester

Kurbad Schlema

auch die Musikkapelle aus Welschnofen

unter der Leitung von Kapellmeister Karl

Stuppner und Obmann Jörg Seehauser

eingeladen, um den Staat Italien und das

Land Südtirol bei diesem Festival zu vertreten.

Zur Eröffnung konzertierte die Musikkapelle

Welschnofen beim Bürgermeisterempfang.

Anschließend marschierten

alle am Festival teilnehmenden Musikerinnen

und Musiker bei einem Festumzug

durch den Kurort. Im Festzelt mit über

4.000 Sitzplätzen erklang in der Folge ein

Gemeinschaftskonzert, bei dem verschiedene

regionale und internationale Musikklassiker

dargeboten wurden.

In einem Nonstop-Programm auf zwei

Bühnen wechselten sich die verschiedenen

Orchester und Kapellen ab. Die

Musikkapelle Welschnofen gab insgesamt

vier Konzerte zum Besten und sorgte somit

für heitere Stimmung und für Gänsehautfeeling

bei den Zuhörerinnen und

Zuhörern.

Am Sonntagmorgen fand ein weiterer

großer Festumzug statt. Nach dem Abschlusskonzert

verabschiedete sich die

Musikkapelle Welschnofen gemeinsam

mit der Stadtmusikkapelle Amras aus Tirol

beim Publikum.

Den Musikantinnen und Musikanten der

Musikkapelle Welschnofen werden diese

sehr intensiven, aber fröhlichen Tage sicher

noch lange in Erinnerung bleiben.

Einen bleibenden Eindruck bei den Zuhörern

haben sie auf alle Fälle hinterlassen.

MK Welschnofen

Nr. 06 | Dezember 2019 41


Musikpanorama

Musikkapelle Steinegg zu Gast

beim Musikverein Dalkingen (D)

Musikalischer Freundschaftsbesuch in Baden Württemberg

Die Musikkapelle Steinegg war im Oktober zu Gast in Dalkingen.

Am 12. Oktober startete der mit den Steinegger

Musikantinnen und Musikanten fast

vollbesetzte Bus Richtung Baden Württemberg.

Nach der Mittagspause in Ulm wurden

die Südtirolerinnen und Südtiroler im rund

80 Kilometer entfernten Dalkingen bereits

von Dirigent Kurt Sturm vom Musikverein

Dalkingen mit einigen seiner Musikkollegen

beim Musikantenstadl erwartet.Dort gab die

MK Steinegg unter der bewährten Leitung

von Kapellmeister Christoph Rieder um

19.30 Uhr ein zweistündiges Konzert. Der

Saal war vollbesetzt und die Stimmung ausgesprochen

gut. Der Obmann der MK Steinegg,

Ulfried Falser, begrüßte die Gastgeber

und das Publikum herzlich und Sprecher

Albert Rieder führte anschließend durchs

Konzertprogramm. Dieses bot eine ganze

Reihe musikalischer Höhepunkte, und die

Musikantinnen überraschten sogar mit einer

Schuhplattlereinlage. Nach dem Konzert

hatte man noch die Gelegenheit, mit

alten Freunden zu plaudern und gemeinsam

zu feiern. Neben zwei kleineren Musikgruppen

nahmen auch einige der Steinegger

Musikantinnen und Musikanten

nochmals die Instrumente zur Hand und

sorgten bis zu später Stunde für gute Stimmung.

Am nächsten Tag trafen sich Gäste

und Gastgeber zum gemeinsamen Frühstück

und gegen Mittag war es wieder Zeit,

sich zu verabschieden und die Heimfahrt

anzutreten

MK Steinegg

Musikkapelle Zwölfmalgreien eröffnet den

Leipziger Opernball

Vereine von Bozen bei glanzvollem Wochenende in Sachsen vertreten

Zu einer ganz besonderen Ehre kam am

letzten Oktoberwochenende die Musikkapelle

Zwölfmalgreien. Da stand nämlich die

25. Ausgabe des Leipziger Opernballs an.

Zu dieser Jubiläumsausgabe wählten die

Organisatoren das Motto „La Dolce Vita

in Südtirol“ und holten in Zusammenarbeit

mit dem Verkehrsamt der Stadt Bozen

mehrere Südtiroler Vereine und Gruppen

nach Leipzig. Der MK Zwölfmalgreien

kam die Ehre zu, den Ball musikalisch zu

eröffnen. Spannend für die Zwölfmalgreiner

war es auch, sich unter die Stargäste

wie Tennislegende Boris Becker, Ex-Boxer

Axel Schulz, Schauspieler Dieter Hallervorden,

Tatort-Kommissar Richy Müller und

die Moderatorin des Abends, Birgit Schrowange,

mischen zu können.Als kulturellen

Höhepunkt für die Musikantinnen und Musikanten

gab es am Samstagvormitttag eine

Die Zwölfmalgreiner Musikantinnen und Musikanten konnten in Leipzig das „Rote-

Teppich-Feeling“ erleben. (Foto © MK Zwölfmalgreien)

private Führung durch das weltberühmte

Leipziger Gewandhaus mit seinem imposanten

Konzertsaal, welcher bis zu 1.900

Zuhörerinnen und Zuhörern Platz bietet.

Alles in allem war es für die Zwölfmalgreiner

ein ereignisreiches Wochenende mit

viel Spaß und einzigartigen Erlebnissen.

MK Zwölfmalgreien, Wolfgang Kranzer

42

KulturFenster


Blasmusik

„Goldener Nachwuchs“ bei der

Musikkapelle St. Leonhard in Passeier

Vier junge Musikantinnen und Musikanten mit Leistungsabzeichen in Gold – 2 Neuzugänge

Obmann Thomas Pichler (li.) und Kapellmeister Erich Abler (re.) freuen sich über

ihre talentierten Mitglieder: Josef Zipperle, Theresa Holzknecht, Daniela Pichler und

Verena Hofer (v. l.).

Schwungvoll und abwechslungsreich ließ

die Musikkapelle Andreas Hofer aus St. Leonhard

ihre Konzertsaison ausklingen. Der

Auftakt im Frühjahr erfolgte traditionsgemäß

mit dem Osterkonzert. Dem folgten mehrere

Konzerte auf dem Raiffeisenplatz, kirchliche

Feiern wurden mitgestaltet und einige Gastkonzerte

außerhalb gespielt.

Die MK – Andreas Hofer ist eine Kapelle mit

großteils jungen Mitgliedern. Viele davon haben

bereits das Leistungsabzeichen in Bronze

und Silber erlangt. Zur Freude von Kapellmeister

Erich Abler und Obmann Thomas

Pichler haben Josef Zipperle (Trompete), Verena

Hofer (Klarinette) sowie Theresa Holzknecht

und Daniela Pichler (Querflöte) das

Leistungsabzeichen in Gold erhalten. Soloeinlagen

von Theresa Holzknecht und Josef

Zipperle sind schon seit Längerem fester Bestandteil

eines jeden Konzertes und sie beweisen

damit ihr außergewöhnliches Talent.

Josef Zipperle hat bereits bei mehreren Wettbewerben

von „prima la musica“ teilgenommen

und diese mit Bravour gewonnen. Als

kleine Anerkennung für den ausgezeichneten

Erfolg der jungen Musikerinnen und Musiker

wurde allen ein Gutschein überreicht.

Seit dem Frühjahr bereichern mit der Oboistin

Emma Hofer und der Klarinettistin Felicitas

Righi zwei Neuzugänge die Musikkapelle.

Die Ausbildung der Musikantinnen und Musikanten

erfolgt über die Musikschule Meran/

Passeier und durch die Teilnahme an den

Jungbläserwochen des VSM. Instrumente er-

halten sie kostenlos von der Musikkapelle.

Es finden sich auch immer wieder Sponsoren,

die durch ihre finanzielle Unterstützung

einen Ankauf von Instrumenten möglich

machen. So durfte sich beispielsweise

heuer im Frühjahr Emma Hofer über eine

neue Oboe freuen.

Text / Foto: Bernadette Pfeifer

Frohe Weihnachten und

ein gutes neues Jahr

Der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM),

der Heimatpflegeverband Südtirol (HPV),

der Südtiroler Chorverband (SCV)

sowie die Schriftleitung mit den Redaktionen

der Zeitschrift KULTURFENSTER

wünschen allen frohe, gesegnete Weihnachten

und viel Glück und Segen im neuen Jahr 2020.

Nr. 06 | Dezember 2019 43


Impressum

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler

Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes

und des Heimapflegeverbandes Südtirol

Eigentümer und Herausgeber:

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen

Ermächtigung Landesgericht Bozen

Nr. 27/1948

Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes

verantwortlich:

Dr. Alfons Gruber

Als Pressereferenten für die Darstellung der

entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:

VSM: Stephan Niederegger,

E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it

SCV: Paul Bertagnolli,

E-Mail: info@scv.bz.it

HPV: Josef Oberhofer (interimsmäßig),

E-Mail: josef@hpv.bz.it

Unverlangt eingesandte Bilder und Texte

werden nicht zurückerstattet.

Redaktion und Verwaltung:

Verband Südtiroler Musikkapellen,

I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus

Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347

E-Mail: info@vsm.bz.it

Einzahlungen sind zu richten an:

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,

Waltherhaus

Raiffeisen-Landesbank, BZ

IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771

SWIFT-BIC: RZSBIT2B

Jahresbezugspreis: Euro 20

Gefördert von der Kulturabteilung

der Südtiroler Landesregierung.

Druck: Ferrari-Auer, Bozen

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,

und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,

August, Oktober und Dezember.

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen

Vormonats.

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KulturFenster

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