unternehmen Ausgabe71 März 2020
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 71 - März 2020
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 71 - März 2020
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<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 1<br />
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 71 | <strong>März</strong> <strong>2020</strong> | 3,00 €<br />
Meisterliche<br />
Perspektive<br />
Das Handwerk ist erfolgreich wie nie. Ohne<br />
Weiterbildung fürs Digitale bleibt das nicht so, sagt<br />
der Ulmer Kammerpräsident Joachim Krimmer.<br />
ZUKUNFT IN PULVERFORM<br />
Die Digitalisierung krempelt die<br />
Logistik um. Statt Gütern werden<br />
Daten transportiert.<br />
Seite 6<br />
GUTE TÜTEN<br />
So will die Verpackungsindustrie<br />
mit umweltschonenden<br />
Produkten nachhaltiger werden.<br />
Seite 30<br />
UMFRAGE<br />
Führungskräfte erzählen über ihre<br />
Kochkünste und Missgeschicke in<br />
der Küche.<br />
Seite 46
2<br />
L ATIT U D E .<br />
LO N G IT U D E . AT TIT U D E .<br />
RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
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<strong>unternehmen</strong> [!] INHALT 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
die Wirtschaft im Südwesten gibt sich nach einer<br />
konjunkturellen Achterbahnfahrt 2019 wieder<br />
zuversichtlicher. Wie lange diese Einschätzung<br />
Bestand hat, ist offen. Zu sehr überlagern<br />
sich strukturelle Umbrüche in der Autoindustrie,<br />
die sich auf die Zulieferkette und damit aufs gesamte<br />
Land auswirken, mit konjunkturellen Herausforderungen:<br />
Handelsstreit, Brexit-Folgen und<br />
Corona-Virus lassen grüßen. Während in der Industrie<br />
Unternehmen die Stundenkonten ihrer<br />
Mitarbeiter herunterfahren und Kurzarbeit beantragen,<br />
boomt das Handwerk. Wie sich die Betriebe<br />
auf die Digitalisierung einstellen, schildert Joachim<br />
Krimmer, Präsident der Handwerkskammer<br />
Ulm, im Titelinterview (Seite 10). Auch die Logistik<br />
bekommt die Kraft der digitalen Möglichkeiten<br />
zu spüren (Seite 6). Diese Ausgabe steckt<br />
zudem voller Beispiele, wie Firmen den Wandel<br />
gestalten: Von Unternehmen, die die Energiewende<br />
verwirklichen (Seite 20), bis hin zu Firmenporträts<br />
der Fastenklinik Buchinger Wilhelmi<br />
(Seite 24), des Joghurtherstellers Ehrmann (Seite<br />
34) und des Lkw-Bauers Iveco (Seite 42).<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
spezial<br />
6 Die Zukunft in Pulverform<br />
Ein Blick ins Logistiklabor der Hochschule<br />
Neu-Ulm<br />
20 So helfen kluge Puffer<br />
Unternehmen aus dem Südwesten<br />
zeigen: Die Energiewende ist technisch<br />
machbar und wirtschaftlich sinnvoll.<br />
30 Gute Tüten<br />
Wie die Verpackungsindustrie<br />
nachhaltige Lösungen liefern will<br />
titelthema<br />
10 Starke Basis, goldene Aussicht<br />
Joachim Krimmer, Präsident der<br />
Handwerkskammer Ulm, im Gespräch<br />
machen<br />
24 Fasten mit Aussicht<br />
Seit 100 Jahren kommt die Methode<br />
von Otto Buchinger zum Einsatz<br />
34 Aus dem Allgäu ins Kühlregal<br />
Die Familienmolkerei Ehrmann stellt<br />
seit 100 Jahren Fruchtjoghurt her<br />
36 Ein Schritt nach vorn<br />
Team viewer startet an der Börse durch<br />
42 Unter Strom<br />
Am Iveco-Standort Ulm laufen bald<br />
E-Lkw vom Band<br />
finanzieren<br />
26 Kontrolliertes Risiko<br />
Experten empfehlen Aktienfonds<br />
anstelle klassischer Anlageformen.<br />
verantworten<br />
38 Blick über den Kirchturm<br />
Karl Heinz Raguse, Organisator des<br />
Unternehmertags, über Erfolg<br />
leben<br />
46 Was Manager in die<br />
Pfanne hauen<br />
Umfrage unter Führungskräften<br />
namen & nachrichten<br />
4 Pleitenschreck im Bau-Boom<br />
18 Bienenstrom aus Nürtingen<br />
44 Hymer expandiert in den USA<br />
50 Impressum<br />
06<br />
20<br />
38<br />
24<br />
24
4<br />
NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Pleiten-Schreck im Bau-Boom<br />
Immobilien Der insolvente Bauträger Realgrund wird abgewickelt. Die Investoren bringen<br />
das 150-Millionen Projekt in eigener Regie zu Ende. Kritik an Nachforderungs-Praxis.<br />
Wohnungsbau Der Immobilienmarkt<br />
boomt. In der Finanzmetropole<br />
Frankfurt werden<br />
utopisch anmutende Preise von<br />
mehr als 20 000 Euro pro Quadratmeter<br />
umbautem Raum bezahlt.<br />
Möglich ist dies, weil immer<br />
mehr ausländische Investoren<br />
auf den deutschen Markt<br />
drängen. Der Grund: hohe<br />
Nachfrage, wenig Leerstand und<br />
sichere Wirtschaftssituation.<br />
Hinzu kommt, dass die Preise<br />
im internationalen Vergleich<br />
moderat sind – mit Ausnahme<br />
von Frankfurt und München.<br />
Dort sehen nicht nur Experten<br />
der Schweizer Bank UBS eine<br />
hohe Blasengefahr. Kleine, wirtschaftsstarke<br />
Großstädte wie<br />
Ulm rückten für professionelle<br />
Investoren daher vermehrt in<br />
den Fokus, sagen Branchenbeobachter.<br />
Umso mehr überraschte die<br />
Insolvenz und Abwicklung der<br />
Ulmer Realgrund AG. Für den<br />
Bauträger mit 43 Mitarbeitern<br />
hatte es als Ganzes keinen Käufer<br />
gegeben. Das Interesse an<br />
den unfertigen Projekten ist riesig.<br />
So wird das größte Projekt,<br />
der 150 Millionen teure Neu-Ulmer<br />
Südstadtbogen, der die Ursache<br />
für die Schieflage ist, von<br />
den bisherigen Investoren in Eigenregie<br />
fertiggestellt. Die Baupreise<br />
für das Projekt, das von<br />
einem großen Stuttgarter Generalunternehmer<br />
realisiert wird,<br />
waren um 25 Prozent gestiegen:<br />
Der von Investoren vorab bezahlte<br />
Kaufpreis reichte nicht<br />
aus, um die Kosten zu decken.<br />
Seitens der Hausbank, der<br />
Volksbank Ulm-Biberach, die<br />
beim Südstadtbogen nicht beteiligt<br />
ist, sagt Vorstandssprecher<br />
Ralph Blankenberg: „Die Insolvenz<br />
von Realgrund wäre vermeidbar<br />
gewesen, wenn mehr<br />
Pragmatik geherrscht hätte.“ Er<br />
hält vor allem die Praxis bei<br />
Nachforderungen von Baukonzernen<br />
für „hochgradig fragwürdig“.<br />
Bei Realgrund handle es<br />
sich um ein lokales „Vorzeige-Unternehmen“.<br />
[!] kö/amb<br />
Blick auf das Areal des Südstadtbogens: Hier entstehen ein 50<br />
Meter hoher Büroturm und 450 Wohnungen. Foto: Volkmar Könneke<br />
Alles neu – von Göppingen bis Augsburg<br />
Industrie- und Handelskammern<br />
Von Göppingen über Ulm<br />
bis Augsburg: Binnen sechs Monaten<br />
hat sich ein Generationswechsel<br />
in den Selbstverwaltungen<br />
der Wirtschaft vollzogen.<br />
Den Anfang machte Gernot Imgart.<br />
Der promovierte Jurist (53)<br />
löste im August 2019 den langjährigen<br />
Geschäftsführer Peter<br />
Saile an der Spitze der Bezirkskammer<br />
Göppingen (rund<br />
13 700 Mitglieder) ab, die zur<br />
IHK-Region Stuttgart gehört.<br />
Seit Jahresbeginn ist Marc<br />
Lucassen Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK Schwaben (147 000 Mitglieder).<br />
Der 47-Jährige, der<br />
Chemie und Wirtschaft studiert<br />
und an der TU München pro-<br />
Gernot<br />
Imgart leitet<br />
die Bezirkskammer<br />
Göppingen.<br />
Leitet seit<br />
Januar die<br />
IHK Schwaben:<br />
Marc<br />
Lucassen.<br />
Max-Martin<br />
Deinhard ist<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK Ulm.<br />
23 Jahre<br />
Stratege und<br />
politischer<br />
Kopf der IHK:<br />
Otto Sälzle.<br />
moviert hat, löste Peter<br />
Saalfrank ab, der 19 Jahre im<br />
Amt war.<br />
In Ulm (46 000 Mitgliedsfirmen)<br />
wurde Otto Sälzle Mitte<br />
Januar vor 300 geladenen Gästen<br />
verabschiedet. Der 63-Jährige<br />
hat nach mehr als 23 Jahren<br />
– ebenfalls zu Jahresbeginn –<br />
sein Amt als Hauptgeschäftsführer<br />
an seinen Nachfolger<br />
Max-Martin Deinhard übergeben.<br />
Der 38-jährige Politik- und<br />
Verwaltungswissenschaftler<br />
war zuvor für die IHK Würzburg-Schweinfurt<br />
als stellvertretender<br />
Hauptgeschäftsführer tätig.<br />
Seine Berufslaufbahn startete<br />
er als Flugzeugmechaniker in<br />
Bremen. [!]<br />
swp
<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />
Nuvisan übernimmt Bayer-Forschungsteam<br />
Pharma Der Neu-Ulmer Pharma-Dienstleister<br />
Nuvisan hat<br />
vom Bayer-Konzern eine komplette<br />
Forschungsabteilung<br />
übernommen. Die dazugehörigen<br />
Mitarbeiter, die Spezialisten<br />
auf dem Gebiet kleinmolekularer<br />
Wirkstoffe sind, wechseln zu<br />
dem Neu-Ulmer Unternehmen,<br />
das damit seine Mitarbeiterzahl<br />
verdoppelt. Details zum Kaufpreis<br />
wurden nicht genannt.<br />
Das Unternehmen mit einem<br />
Jahresumsatz von rund 55 Millionen<br />
Euro bietet Dienstleistungen<br />
für Pharma<strong>unternehmen</strong> an.<br />
Diese reichen von klinischen<br />
Studien von Medikamenten im<br />
Rahmen der Zulassung, über Labordienstleistungen<br />
bis hin zur<br />
Auftragsfertigung. Die Forschungsklinik<br />
hatte früher unter<br />
dem Namen LAB firmiert.<br />
Nuvisan betreibt über die Forschungsklinik<br />
in der Wegener<br />
Straße hinaus mehrere Standorte<br />
in Deutschland und Frankreich.<br />
Die strategische Partnerschaft<br />
zwischen Nuvisan und<br />
Bayer bilde die Basis für die<br />
neue Niederlassung in Berlin<br />
und untermauere die langjährige<br />
Kooperation der beiden Unternehmen.<br />
Aus Sicht von Nuvisan-Geschäftsführer<br />
Dietrich<br />
Bruchmann erhalte die Firma<br />
„Zugang zu erstklassigem Fachwissen<br />
und Technologien“ und<br />
bekomme mit dem Campus ein<br />
„operatives Zentrum im Wissenschaftscluster<br />
Berlin.“ Mit<br />
der Übernahme komplettiere<br />
Nuvisan zudem sein Leistungsspektrum<br />
auf dem Gebiet präklinischer<br />
Forschung. Bei der<br />
Forschungseinheit von Bayer in<br />
Berlin handle es sich um ein voll<br />
funktionsfähiges Team. [!] kö<br />
400 Forscher des Pharmakonzerns Bayer in Berlin haben nun einen<br />
Arbeitgeber aus Neu-Ulm. <br />
Foto: Bayer AG<br />
Führung verkleinert<br />
Ebner Media Group Die Familienholding<br />
Verlagsgruppe Ebner<br />
Ulm GmbH & Co. KG verkleinert<br />
im Zuge ihrer Neuordnung<br />
und des Generationswechsels<br />
die Führungsspitze. Marco Parrillo,<br />
der seit zwölf Jahren für<br />
den Verlag tätig ist, übernimmt<br />
die alleinige Geschäftsführung.<br />
Gerrit Klein, der seit 2008 das<br />
Unternehmen geführt hat,<br />
scheidet ebenso aus wie Günter<br />
Götz, der 40 Jahre für den Verlag<br />
tätig war. Die Ebner Media<br />
Group ist eine 100-prozentige<br />
Beteiligung der Verlagsgruppe<br />
Ebner. Sie gibt zahlreiche Fachzeitschriften<br />
heraus, organisiert<br />
Messen sowie Kongresse und<br />
gilt in der Branche als Vorreiter<br />
für digitale Geschäftsmodelle.<br />
300 Mitarbeiter erwirtschafteten<br />
2019 einen Umsatz von mehr<br />
als 50 Millionen Euro. [!] amb<br />
Kritik der Kakteen<br />
IHK Region Stuttgart. Die Erhöhung<br />
der Mitgliedsbeiträge<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
Region Stuttgart hat die<br />
Kakteengruppe auf den Plan gerufen.<br />
Die kammerkritische<br />
Gruppe bemängelt die Erhöhung<br />
und verlangt, den Weinberg<br />
hinter dem IHK-Gebäude<br />
in der Landeshauptstadt zu verkaufen.<br />
Das lehnt die Kammer<br />
ab. Die Umlage für das laufende<br />
Jahr steigt um 0,05 Prozentpunkte<br />
auf 0,21 Prozent des Gewerbeertrags.<br />
In den vergangenen<br />
beiden Jahren hatte der Hebesatz<br />
der Stuttgarter Kammer<br />
bei jeweils 0,16 Prozent gelegen,<br />
zudem gab es für die Mitglieder<br />
Rückerstattungen in Millionenhöhe.<br />
Mit der Erhöhung liegt die<br />
Umlage wieder auf dem Niveau<br />
von 2005 bis 2013. Die Kammer<br />
in Stuttgart erhöht als einzige in<br />
Baden-Württemberg im laufenden<br />
Jahr den Hebesatz. [!] jkl<br />
Nicht ganz wie<br />
geschmiert<br />
Liqui Moly Der Ulmer Schmierstoffhersteller<br />
Liqui Moly hat<br />
2019 den Umsatz um 4 Prozent<br />
auf den Rekordwert von 569<br />
Millionen Euro gesteigert. Allerdings<br />
hatte es vor einem Jahr<br />
massive Probleme bei der Einführung<br />
einer neuen Software<br />
zur Steuerung<br />
von Einkauf,<br />
Produktion<br />
und Verkauf<br />
gegeben,<br />
räumte Geschäftsführer<br />
Ernst Prost,<br />
Geschäftsführer<br />
von Liqui<br />
Moly.<br />
Ernst Prost<br />
ein. In der Folge<br />
gab es lange<br />
Wartezeiten<br />
für Kunden.<br />
„Wären<br />
wir börsennotiert, müsste ich<br />
eine Gewinnminderungswarnung<br />
herausgeben“, sagt er.<br />
Doch das Unternehmen ist seit<br />
dem Jahr 2018 eine 100-prozentige<br />
Tochtergesellschaft der<br />
Würth-Gruppe (Künzelsau).<br />
Die Zahl der Mitarbeiter stieg<br />
von 849 auf 933. [!] kö<br />
Jobabbau in<br />
Immenstaad?<br />
Rüstungssparte Der geplante<br />
Stellenabbau beim Flugzeugbauer<br />
Airbus löst beim Betriebsrat<br />
Proteste aus. „Das Unternehmen<br />
darf nicht auf Kosten der<br />
Mitarbeiter saniert werden“,<br />
sagt Thomas Pretzl, Gesamtbetriebsratschef<br />
der Airbus Defence<br />
and Space GmbH. Den zu<br />
geringen Auftragseingang habe<br />
das Management zu verantworten.<br />
Von den 2400 Stellen, die in<br />
der Sparte Defence & Space gestrichen<br />
werden, entfallen 830<br />
auf Deutschland. Damit sind<br />
nicht nur Arbeitsplätze in Ottobrunn<br />
und Manching, sondern<br />
auch in Ulm (330) und Immenstaad<br />
(2300 Mitarbeiter) bedroht.<br />
Welcher Standort in welchem<br />
Ausmaß betroffen sei, lasse<br />
sich noch nicht sagen, heißt<br />
es bei Airbus. Ende vergangenen<br />
Jahres war bekannt geworden,<br />
dass Airbus ein Sparpaket<br />
für die Sparte plant. Hintergrund<br />
ist ein deutlicher Ertragseinbruch.<br />
Daher seien jetzt robuste<br />
Maßnahmen nötig, sagte<br />
Spartenchef Dirk Hoke.[!]amb
6<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Was kommt denn<br />
da angerollt?<br />
Bodendrohnen wie<br />
diese werden im<br />
öffentlichen Raum<br />
eingesetzt und<br />
werden künftig zum<br />
Beispiel Waren<br />
zustellen.<br />
Zukunft kommt<br />
in Pulverform<br />
Logistik Die Digitalisierung krempelt die Branche<br />
um. Touren werden in Echtzeit optimiert. Statt<br />
Gütern werden vermehrt Daten transportiert. Ein<br />
Blick ins Logistiklabor der Hochschule Neu-Ulm.<br />
Aus dem Augenwinkel betrachtet<br />
sieht der kleine<br />
Kasten aus wie ein Kühlschrank.<br />
Bei genauerer Betrachtung<br />
entdeckt man hinter der<br />
Glastüre jedoch keine Getränke,<br />
sondern einen Druckkopf, der<br />
gleichmäßig seine Bahnen zieht. Hin<br />
und zurück. Hin und zurück. Das<br />
gute Stück ist ein 3D-Drucker und<br />
befindet sich im Logistiklabor der<br />
Hochschule Neu-Ulm und damit an<br />
einem Ort, an dem man sich dem<br />
Begriff Logistik 4.0 prima annähern<br />
kann.<br />
Mit dem Begriff kann sich der<br />
Leiter des Labors, Prof. Dr.-Ing. Oliver<br />
Kunze, jedoch nicht anfreunden.<br />
„Für mich ist das vor allem ein Marketingbegriff,<br />
der relativ schlecht<br />
definiert und daher schwer zu fassen<br />
ist“, erklärt der Professor für das<br />
Forschungs- und Lehrgebiet Betriebswirtschaftslehre<br />
mit Schwerpunkt<br />
Logistik & Ressourcenrisikomanagement<br />
seine Abneigung. Aber<br />
dass sich die Logistikbranche durch<br />
neue Technologien wie beispielsweise<br />
auch den 3D-Druck grundlegend<br />
verändern wird, davon ist er<br />
überzeugt.<br />
Smarte<br />
Bodendrohnen<br />
und 3-Drucker werden<br />
die Logistik von<br />
morgen prägen.<br />
Oliver Kunze<br />
Professor, Hochschule Neu-Ulm<br />
3D-Druck, auch additive Fertigung<br />
genannt, spielt eine immense Rolle<br />
beim digitalen Wandel in der Industrie<br />
– insbesondere bei logistischen<br />
Prozessen. „3D-Drucker gehören<br />
ebenso wie intelligent gesteuerte<br />
Bodendrohnen oder<br />
Augmented-Reality-Brillen zu den<br />
Innovationen der vergangenen Jahre,<br />
die die Logistik von morgen prägen<br />
werden“, betont Kunze. Seiner<br />
Einschätzung nach haben 3D-Drucker<br />
das disruptive Potential, den<br />
physischen Transport von Gütern<br />
durch den Transport von Daten zu<br />
ersetzen. Damit ändern sich nicht<br />
nur jahrzehntelang eingeübte Abläufe,<br />
sondern auch die Spielregeln der<br />
Branche.<br />
Denn Unternehmen, die Ersatzteile<br />
benötigen, müssen diese zukünftig<br />
nicht mehr in anderen Ländern<br />
produzieren lassen, sondern<br />
können dies selbst vor Ort tun. „Der<br />
Verwendungsort fällt mit dem Produktionsort<br />
zusammen.“ Die<br />
3D-Druck-Technologie macht am<br />
meisten Sinn, wenn beide Orte weit<br />
voneinander entfernt liegen. Ganz<br />
weit sogar. So surren zum Beispiel<br />
3D-Drucker bereits auf der Internationalen<br />
Raumstation ISS. Auch auf<br />
Öl-Plattformen werden Ersatzteile<br />
für Bohrgeräte oftmals schon in Eigenregie<br />
hergestellt – auf hoher See.<br />
Doch der Neu-Ulmer Professor<br />
schränkt ein: „Auch wenn man damit<br />
in Zukunft vermeiden kann, dass<br />
große Gütermengen über weite Entfernungen<br />
transportiert werden<br />
müssen, wird dies in den kommenden<br />
Jahren noch nicht überall im<br />
großen Stil der Fall sein. Doch bei<br />
kleinen Losgrößen ist die additive<br />
Herstellung von Teilen mit 3D-Druck<br />
oft preislich schon günstiger als zum<br />
Beispiel der Spritzguss.“<br />
Daten- statt Gütertransport<br />
Klar ist: der Anfang ist gemacht.<br />
Doch wie groß fällt der ökologische<br />
Fußabdruck dieser Technologie aus?<br />
Auch dies erforscht Kunze mit seinem<br />
Team im Logistiklabor, in dem<br />
sich eine Vielzahl von 3D-Druckern<br />
unterschiedlicher Technologien aneinanderreihen,<br />
die unterschiedliche<br />
Materialien entstehen lassen<br />
können. Scheibchen für Scheibchen.<br />
„Am Anfang steht immer ein digitales<br />
Modell, welches durch CAD-Konstruktion<br />
und immer öfter unterstützt<br />
durch 3D-Scans erstellt werden<br />
kann.“ Erforscht wird an der Wileystraße<br />
auch, wie man durch<br />
3D-Druck Lagerkapazitäten oder<br />
aber auch Material, darunter plastische<br />
und elastische Kunststoffe, Keramik<br />
oder auch Metalle, und damit<br />
Ressourcen einsparen kann.<br />
Auch für Andrea Marongiu spielt<br />
der 3D-Druck eine große Rolle bei<br />
der fortschreitenden Digitalisierung<br />
der Logistikbranche bis hin zu Logistik<br />
4.0: „Es gibt Firmen, die experimentieren<br />
bereits damit. Der Vorteil:<br />
Teile, die nicht so oft gebraucht<br />
werden, müssen auch nicht auf Lager<br />
gehalten werden, sondern werden<br />
dann gedruckt, wenn sie benötigt<br />
werden“, sagt der Geschäftsführer<br />
des Verbandes Spedition und Logistik<br />
(VSL), Baden-Württemberg
<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 7<br />
e.V.. Auch für ihnist der Terminus<br />
Logistik 4.0 nicht klar einzugrenzen:<br />
„Unter diesem Begriff<br />
werden sehr viele Dinge<br />
subsumiert. Fragen Sie zehn<br />
Wissenschaftler danach, erhalten<br />
sie zehn verschiedene Nuancen<br />
in der Definition. Aber ich<br />
bin optimistisch, dass in den<br />
kommenden Jahren viele Prozesse<br />
viel schneller umgesetzt<br />
werden, wie es sich so mancher<br />
Big-Data-Skeptiker wünscht.“<br />
Menschen ohne Musterdenken<br />
Behälter, die ihren Füllstand<br />
selbst erfassen und Stapler, die<br />
Transportaufträge eigenständig<br />
entgegennehmen und autonom<br />
erledigen. Ist das schon Logistik<br />
4.0?<br />
In naher<br />
Zukunft<br />
werden Paletten<br />
miteinander<br />
kommunizieren.<br />
Andrea Marongiu<br />
Verband Spedition und Logistik<br />
„Viele denken, wenn man<br />
nicht mehr mit einem Klemmbrett,<br />
sondern mit einem Tablet<br />
durchs Lager läuft, dann ist das<br />
bereits Logistik 4.0. Das ist es<br />
jedoch nicht“, sagt Marongiu:<br />
„Bereits in naher Zukunft werden<br />
einzelne Gegenstände wie<br />
Paletten oder Lagersysteme miteinander<br />
kommunizieren, ohne<br />
dass der Mensch eingreift. Doch<br />
wenn Bestellvorgänge an Logis-<br />
Fabian Frommer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Logistiklabor, zeigt einen 3D-Drucker im Einsatz,<br />
was er aus Pulver formen kann, und wie man ihn reinigt. <br />
Fotos: Lars Schwerdtfeger
8<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Neue Lösungen für die „letzte Meile“<br />
ILLUSTRATION: MAX MESCHKOWSKI<br />
Wenn nicht fliegend, dann könnte<br />
das Paket die „letzte Meile“<br />
künftig per S-Bahn zurücklegen.<br />
Die Hochschule<br />
Neu-Ulm hat gemeinsam<br />
mit der TU<br />
München im Rahmen<br />
des Projekts City<br />
Crowd Logistics<br />
(CCL) eine Idee untersucht,<br />
wie Transportdienstleistungen<br />
für die „letzte Meile“<br />
im städtischen Umfeld<br />
umgesetzt werden<br />
können. Dabei<br />
arbeiten viele Individuen<br />
wie Pendler<br />
und auch Unternehmen<br />
übergreifend<br />
zusammen, um urbane<br />
Transporte kooperativ<br />
durchzuführen.<br />
Zum Beispiel mit<br />
S-Bahn, Zug, auf dem<br />
E-Scooter oder Fahrrad:<br />
„Bei der Co-Nutzung<br />
der bestehenden<br />
Pendlerströme<br />
im öffentlichen Verkehr<br />
können Transporte<br />
von Kleinsendungen<br />
auf Teilstrecken<br />
sogar CO 2<br />
-neutral<br />
erfolgen“, sagt<br />
Prof. Dr. Oliver Kunze.<br />
Ähnlich wie im Internet<br />
die Router stellen<br />
Mitnahme- und Abgabestationen<br />
in diesem<br />
„physischen Internet“<br />
einen flexiblen<br />
Transport auf<br />
immer neuen Wegen<br />
sicher.<br />
tikbetriebe zukünftig von Produktionsmaschinen<br />
selbst ausgelöst werden,<br />
ist auch das noch nicht Logistik<br />
4.0. Davon kann man erst sprechen,<br />
wenn die Bestellung wiederum<br />
einen weiteren automatisierten Prozess<br />
auslöst“, erläutert Marongiu.<br />
Die Branche<br />
wird mit<br />
riesigen Strömen<br />
an Echtzeitdaten<br />
arbeiten müssen.<br />
Andrea Marongiu<br />
Verband Spedition und Logistik<br />
Stetige Touren-Optimierung<br />
Das Thema ist für den Geschäftsführer<br />
des baden-württembergischen<br />
Logistikverbandes eng mit künstlicher<br />
Intelligenz (KI) verbunden:<br />
„Wir werden in der Logistik in Zukunft<br />
riesige Datenmengen haben, in<br />
denen der Mensch – im Gegensatz<br />
zu einem Quantencomputer – keine<br />
Muster mehr erkennen kann.“ Die<br />
Transportbranche wird nach seinen<br />
Worten mit riesigen Strömen von<br />
Echtzeitdaten arbeiten müssen. Mit<br />
ihnen kann man quasi an jeder Kreuzung<br />
neue Informationen über die<br />
Speditionsfahrt erhalten und so die<br />
Touren stetig optimieren, auch für<br />
die Zukunft.<br />
Auch im Lager kann KI nach seinen<br />
Worten in Sekundenbruchteilen<br />
auf Fehlteile reagieren und Prozesse<br />
unverzüglich umsteuern. „All diese<br />
Daten sind nötig, um immer exaktere<br />
Prognosen treffen zu können,<br />
die die Logistikprozesse zukünftig<br />
noch effizienter machen werden.“<br />
Und welche Rolle wird der<br />
Mensch spielen? Für Marongiu besteht<br />
die Angst der Menschen, durch<br />
Roboter und Maschinen ersetzt zu<br />
werden, seit der industriellen Revolution:<br />
„Die Furcht ist jedoch unbegründet.<br />
Wir kennen heute viele<br />
Jobs noch gar nicht, die es in Zukunft<br />
geben wird. Die Gefahr ist, dass wir<br />
falsch ausbilden und Wissen vermitteln,<br />
mit dem wir später gar nichts<br />
mehr anfangen können.“<br />
Auch Hochschulprofessor Oliver<br />
Kunze ist überzeugt: Die Position<br />
des Menschen in der Logistik wird<br />
sich wandeln, doch die Automatisierung<br />
ist mit hohen Kosten verbunden.<br />
„Der Mensch wird immer der<br />
Entscheider, der Problemlöser sein<br />
und auch als Konzeptentwickler eine<br />
Rolle spielen“, sagt der Neu-Ulmer<br />
Wissenschaftler, der sich vorstellen<br />
kann, dass die Logistik der Zukunft<br />
auch neue Geschäftsfelder entwickeln<br />
wird: zum Beispiel spezielle<br />
3D-Services für Firmen.[!] Stefan<br />
Loeffler<br />
Zur Person<br />
Andrea Marongiu<br />
ist seit 2007 Geschäftsführer<br />
des<br />
Verbandes Spedition<br />
und Logistik Baden-<br />
Württemberg, dem<br />
sich 460 Speditions-,<br />
Transport- und<br />
Logistik<strong>unternehmen</strong><br />
angeschlossen<br />
haben. Der Betriebswirt<br />
(FH) hat an der<br />
Fachhochschule<br />
Heilbronn Verkehrsbetriebswirtschaft<br />
studiert.
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
„WEIL ES<br />
RESSORT 9<br />
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Joachim Krimmer,<br />
Präsident der Handwerkskammer<br />
Ulm,<br />
führt einen Sanitärbetrieb<br />
in Leutkirch.
<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 11<br />
Starke Basis,<br />
goldene Aussichten<br />
Handwerkskammer Ulm Den Betrieben geht es so gut wie lange nicht. Doch der Boom<br />
birgt auch Schattenseiten. Ein Gespräch mit Präsident Joachim Krimmer über Wartezeiten,<br />
akademische Titel und was die Digitalisierung für die Firmen bedeutet.<br />
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem „Bachelor Professional“.<br />
Wie fühlt man sich, wenn man mit Ü60 einen akademischen<br />
Abschluss in der Tasche hat – ganz ohne<br />
Examen?<br />
(lacht): Da können Sie mal sehen! Ich freue mich natürlich<br />
darüber, vor allem weil das unseren Meistern<br />
hilft, ihre Qualifikation auch im Ausland deutlich zu<br />
machen.<br />
Der Meisterabschluss ist doch bereits lange dem Bachelorabschluss<br />
gleichgestellt.<br />
Weil aber nur in Deutschland, Österreich und Luxemburg<br />
duale Ausbildungen bekannt sind, kann<br />
etwa ein Amerikaner herzlich wenig mit dem Titel<br />
Handwerksmeister anfangen. Durch<br />
die zusätzliche Bezeichnung „Bachelor<br />
Professional“ wird der Bildungsgrad<br />
international vergleichbar.<br />
Warum ist das so wichtig?<br />
Denken Sie einmal 15 Jahre zurück.<br />
Da schnitt Deutschland in den Bildungsrankings<br />
der Organisation für wirtschaftliche<br />
Entwicklung (OECD) nicht besonders gut ab. Die<br />
gebetsmühlenartig vorgetragene Kritik lautete: Hierzulande<br />
gäbe es zu wenig Akademiker.<br />
Was waren die Folgen fürs Handwerk?<br />
Das hat dazu geführt, dass die Politik das Studieren<br />
stark beworben hat. Die Folge ist, dass aktuell jeder<br />
zweite Schulabgänger einen Studienabschluss anstrebt.<br />
Geichzeitig blieben im Handwerk viele Ausbildungsplätze<br />
unbesetzt. Das hat den Fachkräftebedarf<br />
in unseren Gewerken erhöht.<br />
Die neuen<br />
Bezeichnungen<br />
erleichtern das<br />
Arbeiten im<br />
Ausland.<br />
Man hört Ihre Verärgerung heraus.<br />
Das war auch höchst ärgerlich, dass die OECD jahrelang<br />
ignoriert hat, dass hierzulande der Weg in den<br />
Beruf nicht nur über ein Studium, sondern auch die<br />
dualen Berufsausbildung führt. Diese ist das Rückgrat<br />
der Fachkräftesicherung und damit einer der<br />
großen Erfolgsfaktoren unserer Wirtschaft. Obendrein<br />
eröffnet sie auch jungen Menschen die Chance,<br />
sich beruflich zu entwickeln. Dass wir in Deutschland<br />
eine im Vergleich mit anderen Ländern so geringe<br />
Jugendarbeitslosigkeit haben, hat auch viel mit<br />
dem dualen Ausbildungssystem zu tun. Das wird häufig<br />
vergessen.<br />
Die OECD hat ihren Fehler jetzt aber korrigiert.<br />
So schön der Schritt ist, so überfällig war er.<br />
Wie bedeutsam ist es da noch, dass der Bundesrat berufliche<br />
Bildungsabschlüsse international verständlich<br />
gemacht hat?<br />
Ich verspreche mir viel davon. Zum einen, weil es<br />
die Berufsabschlüsse im Handwerk aufwertet. Gesellen,<br />
Facharbeiter, Meister zählen zu den kompetentesten<br />
der Welt und sind mindestens<br />
so gut qualifiziert wie Akademiker<br />
in vielen anderen Ländern.<br />
Zum anderen bin ich überzeugt,<br />
dass die Gleichwertigkeit der Abschlüsse<br />
langfristig auf das Bild des<br />
Handwerks in der Gesellschaft ausstrahlt<br />
und die Ausbildung wieder<br />
attraktiver macht.<br />
Was bringt es den jungen Handwerkern konkret im Alltag?<br />
Viele junge Menschen haben den Wunsch, nach ihrer<br />
Meisterprüfung für einige Zeit im Ausland zu arbeiten.<br />
Die zusätzlichen Bezeichnungen erleichtern<br />
das, weil Arbeitgeber überall auf der Welt, den Bildungsstand<br />
der Ausgelernten so einschätzen können.<br />
Wobei Europa ein spezielles System hat.<br />
Hier wird die berufliche Qualifikation in acht Stufen<br />
gemessen. Eine dreijährige duale Berufsausbildung<br />
wird dem Niveau 4 zugeordnet. Ein Abschluss als<br />
Meister oder Bachelor entspricht dem Niveau 6. Danach<br />
folgen noch der akademische Masterabschluss<br />
(Niveau 7) und die Promotion (Niveau 8).<br />
Über mangelnde Attraktivität der Handwerksberufe<br />
können Sie sich doch aber nicht beschweren…<br />
Das stimmt! Im Handwerkskammerbezirk Ulm sind<br />
die Ausbildungszahlen im 6. Jahr in Folge gestiegen.<br />
Darauf sind wir stolz, aber wir tun auch viel dafür.<br />
Zur Person<br />
Morgens um 5 Uhr<br />
startet Joachim Krimmer<br />
in den Tag, von 6<br />
Uhr an sitzt der gebürtige<br />
Allgäuer am<br />
Schreibtisch seines<br />
Sanitär-, Heizungsund<br />
Lüftungsbetriebs<br />
in Leutkirch. Diesen<br />
leitet der gelernte<br />
Zentralheizungs- und<br />
Lüftungsbauer seit<br />
1984. Damals hatte er<br />
das heute 107 Jahre<br />
alte Unternehmen von<br />
seinem Vater übernommen.<br />
Nachmittags<br />
ist der 63-Jährige (verheiratet,<br />
drei Kinder)<br />
oft für die Handwerkskammer<br />
Ulm unterwegs,<br />
an deren Spitze<br />
er seit September<br />
2014 steht. Zuvor war<br />
er unter anderem<br />
Kreishandwerksmeister<br />
in Ravensburg<br />
(2011 bis 2014) und<br />
Obermeister der<br />
SHK-Innung (2002 bis<br />
2014). Für Hobbys<br />
bleibt ihm wenig Zeit:<br />
Dazu gehören Skifahren<br />
und im Sommer<br />
baden gehen.
12<br />
TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ein Beispiel für<br />
Digitalisierung<br />
im Handwerk ist<br />
die App „Hilti on<br />
Track“.<br />
Und was?<br />
Zunächst einmal schaffen wir mit vielen meisterpflichtigen<br />
Betrieben gute Strukturen. Denn diese<br />
Betriebe bilden vermehrt aus. Gleichzeitig kümmern<br />
wir uns als Kammer sehr um den Nachwuchs. Aktuell<br />
bestehen 600 Bildungspartnerschaften zwischen<br />
lokalen Unternehmen und Schulen. Es gibt<br />
zudem 100 Ausbildungsbotschafter – Lehrlinge, die<br />
Gleichaltrigen in der Schule ihren Beruf vorstellen<br />
und ihnen die Berührungsängste nehmen. Wir bieten<br />
Berufsberatungen an und wenden uns verstärkt<br />
an Realschulen und Gymnasien, mit großem Erfolg:<br />
15 Prozent der Auszubildenden haben Abitur. Weitere<br />
15 Prozent bildet die Gruppe der Geflüchteten,<br />
die durch Deutschkurse und das Arbeiten einen Weg<br />
zur Integration finden.<br />
Welche Rolle spielt ihr Konzept für berufliche Bildung,<br />
mit dem sie am Innovationswettbewerb „des Bildungsministeriums<br />
teilnehmen?<br />
Wir müssen uns auch im Handwerk auf den technologischen<br />
Fortschritt und die Digitalisierung einstellen.<br />
Daher brauchen wir entsprechende Qualifikationsmaßnahmen<br />
für Gesellen und über den<br />
Meisterbrief hinaus. Bereits jetzt bieten wir an unserem<br />
Berufsbildungszentrum in Ulm entsprechende<br />
Weiterbildungen an. Mit höheren Qualifikationen<br />
steigt die Qualität der Arbeit. Davon profitieren<br />
letztlich die Kunden. Zudem sehen junge Menschen,<br />
dass sie im Handwerksberuf wirklich etwas<br />
erreichen können und aufsteigen können. Deshalb<br />
setzen wir uns als Kammer so stark für solche Weiterbildungen<br />
ein.<br />
Können Sie das im Detail an einem Beispiel erklären?<br />
Ein Beispiel aus dem Elektrotechnikerhandwerk:<br />
Diese nutzen gerade auch<br />
Produkte aus der Energieund<br />
Informationstechnik.<br />
Über eine Solarthermie-Anlage<br />
wird die<br />
Energie der Sonne genutzt<br />
und in Wärme umgewandelt.<br />
Über eine Photovoltaikanlage<br />
wird Strom gewonnen,<br />
mit dem dann beispielsweise<br />
energieautark in einem Haus<br />
ein ganzes Smart-Home-System bedient<br />
wird. Es sind also alle digitalen<br />
Geräte in den Wohnräumen vernetzt<br />
und aufeinander abgestimmt, ob Sonnenrollo,<br />
Eingangstür, Kaffeemaschine,<br />
Soundsystem oder Lampen. Das kann<br />
für den Einzelnen nicht nur mehr Lebensqualität<br />
sein – das ist ein Mehr an Sicherheit,<br />
an Effizienz und spart Kosten. Mit unserem<br />
Konzept der „Innovativen Exzellenzqualifikation“<br />
soll also erreicht werden, dass aktuelle und<br />
zukünftige Technologien direkt in die Ausbildung<br />
einfließen. So rüsten wir unsere Fachkräfte für morgen.<br />
Wie sehr verändert die Digitalisierung den Alltag der<br />
Betriebe intern?
Digitale Lösungen wie<br />
Building Information<br />
Modeling machen das<br />
Handwerk besser, sagt<br />
Joachim Krimmer.<br />
Das ist sehr vielseitig, je nach Beruf: Das fängt bei<br />
der Zimmerei an, die mit einer Drohne das Dach<br />
ausmisst, so dass kein Mitarbeiter mehr auf Dächer<br />
steigen muss. Und es geht bis hin zu Apps auf mobilen<br />
Endgeräten. Ein gutes Beispiel ist „Hilti on<br />
Track“.<br />
Was bringt die Anwendung den Betrieben?<br />
Das ist eine App, mit der diese alle Geräte verwalten<br />
und sofort sehen können, wo diese sich aktuell<br />
befinden, wann sie wieder gewartet werden müssen<br />
und vieles mehr. Zusätzlich kann ich als Betrieb auch<br />
die Sicherheits- und Baustelleneinweisung meiner<br />
Monteure über die Anwendung steuern und habe<br />
direkt die Bestätigung, dass diese durchgeführt worden<br />
sind, weil es die Mitarbeiter am Smartphone<br />
oder Tablet bestätigen.<br />
Wie gut sind die Betriebe auf BIM vorbereitet?<br />
Building Information Modeling (BIM) ist ein riesengroßer<br />
Schritt, um die Abläufe und die Zusammenarbeit<br />
am Bau zu verbessern. Projekte werden<br />
in einem virtuellen Modell bis ins Detail vorausgeplant:<br />
Architekten, Statiker und Handwerker arbeiten<br />
zeitgleich am gleichen Projekt in einer Cloud,<br />
an einem digitalen Zwilling. So ist sofort ersichtlich,<br />
wo die einzelnen Gewerke kollidieren. Bauherren<br />
können mit einer VR/AR-Brille durchs Gebäude laufen<br />
und sehen, wie es fertig aussehen wird. Aktuell<br />
befindet sich alles noch im Aufbau, doch es gibt bereits<br />
Unternehmen, die mit BIM arbeiten. Insgesamt<br />
werden Digitalisierung und BIM Bauprojekte schneller<br />
und fehlerfreier und dadurch das Handwerk auch<br />
besser machen. Da gibt es eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten.<br />
Kraftort<br />
USM steht für zeitloses Design, zurückhaltend aber ausdrucksstark. Die Einfachheit<br />
lässt gestalterische Freiheit, die Reduktion schafft Raum für echte Klasse.<br />
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14<br />
TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Jochim Krimmer ist<br />
zuversichtlich, dass sich<br />
beim Thema 5G auf dem<br />
Land in den nächsten vier<br />
Jahren viel tut.<br />
Wie zum Beispiel?<br />
Als Schreiner können Sie mit Kunden direkt am<br />
iPad ein Möbelstück kreieren. Sie wissen sofort wie<br />
das Endprodukt aussieht, wie viel es kosten wird<br />
und wie hoch der Materialeinsatz ist. Die Daten<br />
werden an eine vollautomatische CNC-Maschine<br />
übertragen, die das Möbelstück direkt herstellt. So<br />
verkürzen sich Wartezeiten für Kunden.<br />
Sind Sie mit dem eigenen Sanitär-Betrieb schon auf<br />
BIM-Baustellen aktiv?<br />
Wir sind noch nicht ganz so weit. Letztlich sind die<br />
Architekten die Taktgeber dieser Entwicklung, sie<br />
sind und müssen die Vorreiter sein. Unsere Aufgabe<br />
als Handwerkskammer ist es, unsere Mitglieder<br />
so weiterzubilden, dass diese sofort miteinsteigen<br />
können, sobald sich BIM bei den Architekten<br />
durchsetzt. Denn wer als Handwerker dann<br />
nicht bereit ist, ist im wahrsten Sinne weg vom<br />
Fenster.<br />
Wie stark ist der Druck, weil Kunden aus Industrie<br />
und der Öffentlichen Hand auf digitale Schnittstellen<br />
setzen?<br />
Aus meiner Sicht ist das kein Druck,<br />
sondern viel mehr eine Hilfe.<br />
Wir müssen keine Papierberge<br />
mehr ausfüllen wie früher.<br />
Die digitale Ausschreibung<br />
ist sowohl für den<br />
Handwerker als auch für<br />
diejenigen, die auswerten<br />
müssen einfacher und<br />
schneller. Die Digitalisierung<br />
ist keine Revolution,<br />
sondern eine<br />
Evolution und nötig.<br />
Handwerker sind es gewöhnt,<br />
dass sich ihre Berufsbilder<br />
verändern –<br />
mal schneller, mal langsamer.<br />
Gibt es ein Beispiel aus<br />
Ihrem Betrieb?<br />
Das Leistungsverzeichnis,<br />
kurz LV, wird uns digital<br />
per Email zugeschickt.<br />
Dann können wir<br />
es in unser Computerprogramm<br />
übernehmen, ausfüllen<br />
und unterschrieben<br />
zurückschicken. Bestenfalls<br />
erfolgt selbst die Unterschrift<br />
digital. Bei uns wird aktuell<br />
noch ausgedruckt, händisch<br />
unterschrieben und wieder eingescannt.<br />
Dann geht’s per E-Mail<br />
zurück an die ausschreibende Stelle.<br />
Das digitale Format erleichtert<br />
auch die Absprache mit den Lieferanten<br />
und Dienstleistern, die uns auf<br />
dieser Basis blitzschnell Preise und<br />
Umfänge zuschicken können.<br />
Ist eine rasche Digitalisierung der Handwerksbetriebe<br />
möglich? Mitunter mutet das Gebiet zwischen Ostalb<br />
und Bodensee wie ein einzig großes Funkloch an.<br />
Das stimmt und hier muss sich einiges ändern. Eine<br />
flächendeckende 5G-Internetversorgung ist die<br />
Grundvoraussetzung dafür, dass die Digitalisierung<br />
gelingen kann. Unsere Kunden wohnen schließlich<br />
nicht nur in Ballungsräumen, sondern auch auf dem<br />
Land. Ich sehe hier die Politik in der Pflicht und bin<br />
immer wieder mit verschiedenen Akteuren im Gespräch.<br />
Daher bin ich auch zuversichtlich. Ich schätze<br />
in drei bis vier Jahren sind wir bei diesem Thema<br />
sehr viel weiter – das müssen wir auch.<br />
Wie sehr trifft die Handwerksbetriebe die schwache<br />
Industriekonjunktur?<br />
Nach unserer aktuellen Umfrage sind rund 80 Prozent<br />
der Betriebe sehr gut ausgelastet. 2019 war also<br />
ein sehr gutes Jahr für das Handwerk. Durch die<br />
gute Auftragslage und die begrenzte Anzahl an<br />
Fachkräften haben wir auch Wartezeiten. Das ist<br />
weder für den Kunden schön noch für den Betrieb.<br />
Natürlich könnte es weniger Aufträge geben, wenn<br />
die Industrie schwächelt. Das heißt aber nicht, dass<br />
die Handwerker nichts mehr zu tun haben. Der<br />
Fachkräftebedarf spitzt sich im Gegenteil in den<br />
kommenden Jahren weiter zu. Nach und nach gehen<br />
starke Jahrgänge in Rente und es kommen nur<br />
ein Drittel so viele Nachwuchskräfte nach.<br />
Wo erwarten Sie im Handwerk aufgrund des Megatrends<br />
Klimaschutz die größten Umbrüche?
<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 15<br />
Das Klimapaket ist eine gute Sache, bringt uns Handwerksbetrieben<br />
sehr viel Arbeit und ist eine Konjunkturspritze,<br />
wie wir sie seit Jahren fordern. Plötzlich<br />
geht alles sehr schnell. Wenn Sie die vielen Häuser<br />
anschauen, die sanierungsbedürftig sind, kann<br />
man schon sagen: Das Handwerk hat einen goldenen<br />
Boden und eine vielversprechende Zukunft.<br />
Was halten Sie von der CO 2<br />
-Steuer?<br />
Das ist das gute Recht des Staates, sie zu erheben.<br />
Allerdings muss mit der CO2-Besteuerung unbedingt<br />
eine Reduzierung der EEG-Umlagen einhergehen.<br />
Viele Industriebetriebe sind hier befreit –<br />
das sind mitunter unsere direkten Konkurrenten.<br />
Handwerker sind in aller Regel nicht befreit, weil<br />
die Personalkosten nicht im entsprechenden Verhältnis<br />
zum Energieverbrauch stehen. So entsteht<br />
ein Ungleichgewicht. Ebenso wichtig ist es, für weniger<br />
Bürokratie zu sorgen. Denn die ist das große<br />
Hemmnis in unserer Entwicklung.<br />
Handwerker<br />
sind es<br />
gewöhnt, dass sich<br />
ihre Berufsbilder<br />
verändern.<br />
Wie bürokratisch stellt sich der Staat beim Klimaschutz<br />
an?<br />
Nehmen Sie den Heizungsbau: Bauherren bekommen<br />
bis zu 45 Prozent Zuschuss, wenn sie eine Öl-Heizung<br />
durch eine moderne Wärmepumpe oder ähnliches<br />
austauschen. Allerdings ist die Beantragung so kompliziert,<br />
dass man dafür einen 200 Euro teuren Dienst<br />
in Anspruch nehmen muss. Die Bürokratie ist immens.<br />
Deshalb schrecken viele Leute davor zurück. Anderes<br />
Beispiel, selbe Botschaft: Wenn ich als Betrieb bei<br />
20 Stunden Arbeitszeit für eine PV-Anlage, zehn Stunden<br />
brauche um Anträge auszufüllen, dann läuft etwas<br />
falsch. Es gibt bereits gute Vorschläge, um das<br />
Verfahren zu vereinfachen. Jetzt muss die Politik diese<br />
aber auch umsetzen.<br />
Wie schaffen es die Betriebe ihre Mitarbeiter für die Zukunftsaufgaben<br />
zu qualifizieren?<br />
In der Hochkonjunktur ist es natürlich schwierig, weil<br />
alle Mitarbeiter gebraucht werden, um das Auftragsvolumen<br />
abzuarbeiten. Wir versuchen, unsere Mitglieder<br />
dennoch zu sensibilisieren: Ohne Weiterbildung<br />
keine Zukunft. Die Entwicklung schreitet voran<br />
und wartet nicht, bis alle Aufträge erfüllt sind.<br />
Die Bürokratie<br />
rund um den<br />
Austausch einer<br />
Ölheizung ist<br />
immens.
16<br />
TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Dienstleister für fast 20 000 Betriebe in sieben Land- und Stadtkreisen<br />
Zwei der 28 Mitarbeiter von Joachim Krimmer bei der Arbeit. Die Wurzeln des Leutkircher Betriebs reichen ins Jahr 1913 zurück.<br />
Einen großen Teil seiner Arbeitszeit verbringt Krimmer für die Handwerkskammer Ulm.<br />
Die Handwerkskammer Ulm ist eine von<br />
der acht regionalen Kammern in Baden-<br />
Württemberg. Sie ist Dienstleister und Ansprechpartner<br />
für 19 500 Handwerksbetriebe<br />
mit mehr als 120 000 Beschäftigten und<br />
rund 8000 Auszubildenden. Ihr Zuständigkeitsgebiet<br />
reich von der Ostalb über Ulm<br />
bis hin zum Bodensee. Ihre Mitgliedsbetriebe<br />
erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz<br />
von mehr als 15 Milliarden Euro. Zu den<br />
Aufgabenschwerpunkten gehören neben<br />
Ausbildung, Prüfungswesen und Führen der<br />
Handwerksrolle auch berufliche Bildungsangebote,<br />
Nachwuchswerbung, vielfältige Beratungsleistungen<br />
für Betriebsinhaber wie<br />
u.a. Personalberatung und Angebote für<br />
Existenzgründer oder rund um die Unternehmensnachfolge.<br />
Joachim Krimmer steht seit 2014 an der<br />
Spitze der Handwerkskammer. Er führt mit<br />
seinem Sohn Christoph in Leutkirch einen<br />
Heizungs,-Sanitär- und Lüftungsbetrieb mit<br />
28 Mitarbeitern, der 1913 gegründet wurde.<br />
Erkennen die Betriebe diese Gefahr?<br />
Sie werden förmlich zur Weiterbildung gezwungen.<br />
Fortlaufend entstehen neue Produkte und Regelungen.<br />
Wenn der Kunde Innovationen möchte, muss sich<br />
der Betrieb so oder so damit auseinandersetzen. Bestenfalls<br />
natürlich, indem er rechtzeitig Weiterbildungsangebote<br />
in Anspruch genommen hat. Die<br />
„Blaue-Flecken“-Taktik, bei der man einfach mal drauf<br />
los schafft, funktioniert in den meisten Fällen nicht.<br />
Die Angebote der Innungen, Kreishandwerkerschaften<br />
und auch an unseren Bildungsakademien werden<br />
aber nachgefragt.<br />
Alle sprechen von E-Mobilität,<br />
aber Handwerkstransporter<br />
mit E-Antrieb haben Exotenstatus.<br />
Woran liegt das?<br />
Ein Handwerkstransporter<br />
muss in allererster Linie<br />
alltagstauglich sein. Der<br />
Umkreis, in dem sich die<br />
meisten Kollegen bewegen ist etwa 60 Kilometer<br />
groß. In diesem muss ich mich –<br />
auch im Winter bei Minusgraden – uneingeschränkt<br />
bewegen können und meine<br />
Baustellen erreichen. Das ist mit einem reinen<br />
Elektrofahrzeug aktuell nicht gewährleistet.<br />
Anders sieht es bei Hybriden aus. Allerdings<br />
müssen auch diese für unsere Betriebe<br />
bezahlbarer werden.<br />
Ein kompletter,<br />
sofortiger<br />
Austausch der<br />
Transporter wäre<br />
nicht finanzierbar.<br />
Haben die Betriebe keine Angst mehr vor Fahrverboten<br />
in Innenstädten?<br />
Fahrverbote in den Städten wären für Handwerker,<br />
Kunden und Betriebe eine Katastrophe. Das haben<br />
wir auch dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten<br />
Winfried Kretschmann wiedergespiegelt.<br />
Er hat uns geantwortet, dass es für Handwerker<br />
auch wenn Fahrverbote kommen sollten Ausnahmen<br />
geben würde. Das Thema hat an Brisanz<br />
abgenommen, auch weil es sich so in die Länge zieht.<br />
Nach und nach werden die alten Fahrzeuge sowieso<br />
ausgetauscht. Handwerksbetriebe<br />
fahren ihre Transporter etwa<br />
acht bis zehn Jahre. Müssten sie tatsächlich<br />
ihren Fuhrpark auf einmal<br />
zu einem Tag X austauschen , wäre<br />
das für viele nicht finanzierbar.<br />
Als Nachzügler unter den Bundesländern<br />
bezahlt nun auch die Landesregierung<br />
eine Meisterprämie. Wie bewerten<br />
Sie das?<br />
Tatsächlich war das letzte Jahr fürs Handwerk sehr<br />
erfolgreich – nicht nur wirtschaftlich, auch politisch.<br />
Die Meisterpflicht wurde für zwölf Berufe wieder<br />
eingeführt. Dafür haben wir seit Jahren gekämpft,<br />
eigentlich seit der Abschaffung selbiger. Und endlich<br />
zahlt auch das Land Baden-Württemberg die<br />
Meisterprämie. Das war ein hartes Stück Arbeit.<br />
Aber es hat sich gelohnt. Es hat sich gezeigt, was
wir erreichen können, wenn wir zusammenstehen<br />
und mit einer Stimme sprechen. Die Prämie ist ein<br />
weiterer Schritt in Richtung Gleichwertigkeit der<br />
Bildungsabschlüsse. Wir brauchen Fachkräfte, also<br />
müssen wir ihnen endlich einen finanziellen Anreiz<br />
bieten. Dieser längst überfällige Schritt hilft unseren<br />
Meisterschülern, deren Kosten für die Prüfungen<br />
zu decken.<br />
Aber von der Gleichbehandlung von der Ausbildung im<br />
Handwerk und Studiengängen sind wir noch meilenweit<br />
entfernt…<br />
Das stimmt, da fehlt noch einiges. Studenten zahlen<br />
keine Studiengebühren, das Meisterstudium wird<br />
bislang nicht vom Staat unterstützt. Bei Hochschulstudierenden<br />
wird während der Erstausbildung das<br />
Kindergeld fortgezahlt, bei Meisterstudenten nicht.<br />
Für Studierende gelten ermäßigte Beitragssätze für<br />
Sozialversicherungen und sie bekommen Zuschüsse<br />
für Wohnungen und Ermäßigungen in Alltagseinrichtungen<br />
wie Schwimmbädern, Kinos und Museen.<br />
All das muss auch für Meisterstudierende gelten.<br />
Es gibt sicher noch mehr Punkte, wir arbeiten<br />
Schritt für Schritt daran, dass Gleichberechtigung<br />
nicht nur eine Worthülse bleibt.<br />
Welche Frage würden Sie sich wünschen, dass man Sie<br />
Ihnen stellt?<br />
Was am Handwerk so schön ist.<br />
Und was ist so schön daran?<br />
Jeder Mitarbeiter kann frei bestimmt und kreativ arbeiten.<br />
Natürlich gibt es Aufträge, die erfüllt werden<br />
müssen. Aber die Herangehensweise liegt in<br />
der Hand eines jeden Handwerkers selbst. Für mich<br />
ist das das Allerschönste am Handwerk. Sie sehen<br />
nach ihrer Arbeit ihr Werk und auch die Freude des<br />
Kunden. Das ist sehr erfüllend und sinnstiftend.<br />
Das Interview führte<br />
Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter<br />
Unternehmen [!]<br />
Dokumentation:<br />
Ronja Gysin<br />
Fotos:<br />
Marc Hörger<br />
Ohne Farbe<br />
kein Glanz.<br />
Peter Wolf (*1953), Schwabe<br />
Druckerei · Agentur · Digital<br />
89155 Erbach · F 07305.9302.0 · leroux.de
18<br />
NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Leitlinien für<br />
gute Führung<br />
Unternehmen Eine Expertenkommission<br />
der Zeppelin Universität<br />
Friedrichshafen hat einen<br />
Musterkodex entwickelt,<br />
der Kommunen, Bundesländer<br />
und Bund unterstützen soll. Der<br />
Public Corporate Governance<br />
Kodex stellt Grundsätze zur<br />
Steuerung, Leitung und Aufsicht<br />
von und in öffentlichen Unternehmen<br />
zusammen. So bietet<br />
die 38-seitige Leitlinie unter anderem<br />
Handlungsempfehlungen<br />
mit Blick auf die Transparenz<br />
von Vergütungen für Geschäftsführer<br />
und Aufsichtsräte, zur<br />
Repräsentation von Frauen in<br />
Gremien oder zur Vermeidung<br />
von Interessenskonflikten. Mehr<br />
Informationen unter www.<br />
pcg-musterkodex.de.<br />
Data-Science im<br />
Mittelpunkt<br />
Wissenschaft Data Science,<br />
das Extrahieren von Wissen aus<br />
vorhandenen Daten, wird vor<br />
dem Hintergrund von Big Data<br />
und Machine Learning immer<br />
wichtiger. Deshalb fand an der<br />
THU in Ulm der erste Data-Science-Tag<br />
statt. Rund 80 Teilnehmer<br />
aus Hochschule und Industrie<br />
teilten ihre Erfahrungen –<br />
darunter Vertreter von Daimler<br />
TSS, Boehringer Ingelheim und<br />
Bosch. In zwei Workshops wurden<br />
gängige Data-Science-Werkzeuge<br />
vorgestellt, um Fragestellungen<br />
zu Bilderkennung, Klassifikation<br />
oder Zeitreihenanalyse<br />
zu lösen.<br />
Vorbereitet auf<br />
den Ernstfall<br />
Fortbildung Kritische Ereignisse<br />
können angehende Hebammen<br />
und Pflegekräfte im neuen<br />
Simulationslabor der DHBW<br />
Heidenheim im Kloster Wiblingen<br />
erleben. Das Labor wurde<br />
zusammen mit dem Universitätsklinikum<br />
Ulm entwickelt<br />
und finanziert. Neben medizintechnischem<br />
Equipment stehen<br />
Simulationspuppen bereit, an<br />
denen Hebammen und Pflegekräfte<br />
den Geburtsvorgang oder<br />
Ökostrom soll den Lebensraum von Bienen und anderen Insekten sichern.<br />
Bienenstrom aus Nürtingen<br />
Die Nürtinger Stadtwerke bieten seit dem Jahr 2018<br />
das Produkt Bienenstrom. Mit jeder verkauften Kilowattstunde<br />
der aus Wasserkraft gewonnenen Energie<br />
fließt ein Cent in den Aufbau und die Pflege von<br />
Blühflächen. Bienenstrom ist also der Ökostrom, der<br />
Lebensräume für Pflanzen und Insekten schafft: Auf<br />
diese Weise soll das Insektensterben abgemildert<br />
werden. Studierende der HfWU haben nun eine<br />
das Behandeln von Schmerzpatienten<br />
trainiert können. Um die<br />
Übungen möglichst realistisch<br />
zu gestalten, setzt die DHBW<br />
auch Schauspieler ein. Per Videoanalyse<br />
kann dann das eigene<br />
Verhalten reflektiert werden.<br />
Plastik aus dem<br />
Wasser filtern<br />
Gesundheit Mikroplastik – also<br />
Kunststoffteilchen mit einer<br />
Größe von weniger als fünf Millimetern<br />
– ist mittlerweile häufig<br />
im Leitungswasser zu finden.<br />
Da sich die Mini-Plastikteilchen<br />
potenziell negativ auf Gesundheit<br />
und Umwelt auswirken,<br />
wollen Studierende der DHBW<br />
Heidenheim etwas dagegen <strong>unternehmen</strong>.<br />
Zusammen mit dem<br />
Filterhersteller BWF Envirotec<br />
entwickelt die Projektgruppe<br />
„Aquapoly“ der Hochschule<br />
eine Technik, bei welcher die<br />
Mikroplastik-Partikel bereits bei<br />
der Trinkwasser-Entnahme entfernt<br />
werden sollen. Funktionieren<br />
soll das durch Nassfiltration.<br />
Fairer Handel<br />
im Fokus<br />
Foto: irin-k/Shutterstock.com<br />
Marktforschungsstudie für die Stadtwerke durchgeführt.<br />
Das Ergebnis: Es besteht großes Potenzial für<br />
mehr Nachhaltigkeit in Nürtingen. Knapp die Hälfte<br />
der Befragten kennt den Bienenstrom, obwohl bislang<br />
nur zehn Prozent Konsumenten der nachhaltigen<br />
Energie sind. Die Mehrheit der Teilnehmer würde<br />
den Bezug des nachhaltigen Angebots in Erwägung<br />
ziehen.<br />
Nachhaltigkeit Kekse, Kaffee<br />
oder Leckereien vom Süßigkeiten-Automaten:<br />
Die Technische<br />
Hochschule Ulm setzt auf fair gehandelte<br />
Produkte, wo immer es<br />
geht. Das wurde jetzt vom Verein<br />
TransFair ausgezeichnet. „Nachhaltigkeit<br />
und soziale Verantwortung<br />
gehen allerdings weit über<br />
Produkte wie Kaffee oder Tee<br />
hinaus“, erklärt Ursula Klaschka<br />
von der THU, „Nachhaltigkeit ist<br />
auf vielen Ebenen der Hochschule<br />
verankert.“ So gibt es dort etwa<br />
Lötworkshops, in denen sich Studierende<br />
eine faire Computermaus<br />
zusammenbauen können.<br />
Mit Big Data aufs<br />
Treppchen<br />
Auszeichnung Beim Messe-Impuls-Preis<br />
an der DHBW Ravensburg<br />
hat Absolventin Sofia<br />
Zindler mit ihrer Bachelorarbeit<br />
den ersten Platz geholt. Die Arbeit<br />
der 24-Jährigen befasst sich<br />
mit dem Thema Big Data. Würden<br />
viele Daten gesammelt,<br />
könnten Kunden besser verstanden<br />
und Produkte gezielter platziert<br />
werden. In Kooperation<br />
mit ihrem Partner<strong>unternehmen</strong>,<br />
der Hamburg Messe und Congress<br />
GmbH, hat Zindler das Potenzial<br />
von Personentracking,<br />
Frequenzmessung und Objektverfolgung<br />
untersucht. [!] gys
<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 19<br />
Entdecken Sie<br />
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20<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
So helfen<br />
kluge Puffer<br />
Strom Die Energiewende ist wirtschaftlich<br />
und technisch machbar. Praxisbeispiele aus<br />
dem Südwesten zeigen, welche Vorteile<br />
Unternehmen aus Speicherlösungen ziehen.<br />
Es ist ein furchtbar technokratischer<br />
Begriff,<br />
doch für das Gelingen<br />
der Energiewende ein<br />
wichtiger Baustein: die Sektorenkopplung.<br />
Sie verzahnt<br />
Strom- und Wärmeerzeugung<br />
miteinander und liefert einen<br />
ganzheitlichen Versorgungsansatz<br />
für Wohnen, Arbeiten und<br />
Mobilität. Durch Anlagen, die<br />
sowohl Strom als auch Wärme<br />
erzeugen können, einerseits,<br />
und Speicher andrerseits, wird<br />
die Energieversorgung flexibel.<br />
Vor allem hilft die Sektorenkopplung,<br />
dass erneuerbare<br />
Energie rund um die Uhr an 365<br />
Tagen verfügbar<br />
ist.<br />
So investiert<br />
die PTS-Prüftechnik<br />
GmbH<br />
im Rahmen ihrer<br />
Ökostrategie<br />
rund<br />
300 000 Euro<br />
in einen 500<br />
Kilowatt-Speicher<br />
für ihren<br />
Wenn die<br />
Produktion<br />
ruht, halten wir<br />
den Strombezug<br />
aufrecht.<br />
Neubau in Remshalden. Ihren<br />
Strombedarf deckt der Dienstleister<br />
für die Fahrzeugindustrie<br />
zu 100 Prozent aus regenerativen<br />
Quellen. Eine Photovoltaik-Anlage<br />
samt Speicher gehört<br />
ebenso zu dem Konzept<br />
wie das Recyceln von Prozesswärme<br />
und vieles mehr. Zudem<br />
erfüllt der Neubau den für Industriebauten<br />
ambitionierten<br />
KfW 55-Effizienz-Standard. Die<br />
Anlage, die von ADS-Tec aus<br />
Nürtingen geplant worden ist,<br />
einem Spezialisten für Batterietechnologie,<br />
reduziert die<br />
CO 2<br />
-Emission jährlich um 1400<br />
Tonnen. Mit Speicherlösungen<br />
Ralf Tesch<br />
Firmenchef Nutreon Engineering<br />
kappen die Unternehmen ihre<br />
Bedarfsspitzen, heißt es bei<br />
ADS-Tec. Das entlastet die<br />
Stromnetze.<br />
Doch es gibt auch Speichersysteme<br />
ganz anderer Art:<br />
250 000 Euro spart eine Käserei<br />
allein dadurch pro Jahr, dass sie<br />
ihren Kältespeicher mit 100 000<br />
Litern Fassungsvermögen permanent<br />
dazu nutzt, ihren Strombezug<br />
stabil zu halten. „Wenn<br />
die Produktion ruht, halten wir<br />
den Strombezug aufrecht und<br />
kühlen damit den Eisspeicher,“<br />
sagt Ralf Tesch. Läuft die Produktion<br />
unter Volllast, wird<br />
Energie aus dem Speicher zugeführt,<br />
um den<br />
Netzbezug stabil<br />
zu halten.“<br />
Der Lebensmittelingenieur<br />
hat sich<br />
2010 mit der<br />
Nutreon Engineering<br />
GmbH<br />
in Mainz<br />
selbstständig<br />
gemacht. Deren<br />
Geschäftsmodell: Die Produktionskosten<br />
bei der Herstellung<br />
von Lebensmitteln senken.<br />
Zu den Kunden gehören vor allem<br />
stromintensive Brauereien,<br />
Molkereien, Bäckereien und besagte<br />
Käserei.<br />
Für die Unternehmen rechnet<br />
sich ein möglichst gleichmäßiger<br />
Strombezug. Denn die<br />
Stromkosten der Käserei setzen<br />
sich aus dem Leistungspreis,<br />
also den Lastspitzen, und dem<br />
Arbeitspreis, also der Menge der<br />
benötigten Kilowattstunden<br />
(kWh), zusammen. „Der Netzbetreiber<br />
bonifiziert unser Verfahren,<br />
die Lastkurve zu glätten<br />
Kluge Speicherlösungen sind ein wichtiger Faktor für<br />
das Gelingen der Energiewende.
<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 21<br />
und damit die Netzinfrastruktur<br />
nicht zu stressen, mit einem um<br />
ein Drittel günstigeren Netzentgelt“,<br />
erläutert Tesch.<br />
Die Energie-Zukunft in Firmen: Mit solchen Leitständen lassen sich Strombezug und Speicher steuern.<br />
Nach dem<br />
Unglück in<br />
Fukushima hat<br />
der Bund Anreize<br />
gegeben.<br />
Friedrich Riempp<br />
Unternehmer<br />
Entlastung der Netze<br />
Eine andere Möglichkeit, die<br />
Stromrechnungen zu senken, ist<br />
die atypische Netznutzung. Das<br />
heißt: In Zeiten, in denen das<br />
Netz normalerweise unter Volllast<br />
steht, gehen Teschs Kunden<br />
vom Netz. Ist der Versorger<br />
kaum gefragt, bevorraten sich<br />
die Lebensmittelerzeuger mit<br />
Strom. Im Beispiel der Käserei,<br />
deren Namen er aus Wettbewerbsgründen<br />
nicht nennt, berechnen<br />
die Algorithmen aus einem<br />
Dutzend Parametern wie<br />
akuter Strombedarf, Bedarfsprognose<br />
und Wetterlage, ob die<br />
Kälteanlage Energie aufnimmt,<br />
abgibt oder sich aus dem Herstellungsprozess<br />
ausklinkt.<br />
Diese Form Künstlicher Intelligenz<br />
setzt Nutreon in immer<br />
neuen Variationen in Produktionsbetrieben<br />
ein oder erweitert<br />
bestehende Systeme. Um etwa<br />
Strom nicht mehr zum Festpreis<br />
zu kaufen, sondern dann, wenn<br />
ein bestimmtes Limit unterschritten<br />
ist. „Meist müssen wir<br />
nur die Software installieren.<br />
Alle relevanten Daten, um die<br />
Algorithmen zu füttern, sind in<br />
der Regel bei den auditierten<br />
Herstellern bereits vorhanden“,<br />
sagt Tesch. Mehr als ein Dutzend<br />
Produzenten arbeiteten<br />
bereits mit seiner Software.<br />
Dabei erzielt jede Fabrik ihre<br />
Energie flexibilität anders. Liegt<br />
im Fall der Käserei allein im Kältespeicher<br />
die Lösung, sind es<br />
bei einer der größten Molkereien<br />
Europas mehr als 60 Aggregate<br />
vom Rührwerk über die<br />
Kühlung, das BHKW bis zum<br />
Notstromaggregat, die digital<br />
vernetzt ineinandergreifen und<br />
wechselseitig die Energiekosten<br />
senken. Bei Nutreon entwickeln<br />
knapp 20 Lebensmittelingenieure<br />
und Softwareentwickler solche<br />
Lösungen.<br />
Einen ähnlich Ansatz hat<br />
auch die Firma Riempp (Oberboihingen/Landkreis<br />
Esslingen)<br />
gewählt, die 250 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Riempp übernimmt<br />
für rund 100 Mittelständer in<br />
der Region Stuttgart Wartung<br />
und Instandsetzung von Maschinen.<br />
Vor fünf Jahren entwickelte<br />
das Unternehmen unter<br />
dem Namen Emsyst 4.0 ein<br />
Energiemanagementsystem.<br />
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22<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die Säulen des Projektes Kopernikus<br />
Sonntags prüft<br />
die Software das<br />
Druckluftsystem<br />
im Ruhemodus auf<br />
Leckagen.<br />
ADS-Tec bietet Batteriespeicherlösungen samt Ladesäulen fürs Niederspannungsnetz an.<br />
Um die Energiesysteme fit<br />
für die Energiewende zu machen,<br />
hat das Bundesforschungsministerium<br />
im Jahr<br />
2016 das „Projekt Kopernikus“<br />
gestartet. Das beruht auf vier<br />
Säulen: Netzstruktur (ENSU-<br />
RE); die flexible Nutzung erneuerbarer<br />
Energien (P2X),<br />
um die es in diesem Beitrag<br />
„Im Zusammenhang mit dem<br />
Atomausstieg nach dem Reaktorunglück<br />
in Fukushima hat der Bund<br />
Anreize gesetzt, Energieverschwendung<br />
zu vermeiden,“ sagt Inhaber<br />
Friedrich Riempp. Heute ist seine<br />
Software in Shopping Malls, Autohäusern,<br />
Bürocentern und Fabriken<br />
installiert und spart oft ohne Komfortverlust<br />
bis zu 40 Prozent an<br />
Energie ein.<br />
Ein typisches Beispiel ist die Firma<br />
Krämer in Metzingen. Der Spezialist<br />
für Laufstege an Maschinen,<br />
Leitern und Handläufen, hat 2014 begonnen,<br />
seinen 40-Mann-Betrieb<br />
energieautark zu machen. Einstieg<br />
für Inhaber Stefan Krämer war<br />
geht; Industrieprozesse (Syn-<br />
Ergie) und ein übergreifendes<br />
Energiewende-Navigationssystem<br />
(ENavi). 250 Institute<br />
aus Forschung und Wirtschaft<br />
sowie gesellschaftlich relevante<br />
Akteure wie Germanwatch<br />
oder BUND sind in das Projekt<br />
eingebunden, um alle wirtschaftlichen,<br />
technologischen,<br />
Zur Person<br />
Friedrich Riempp<br />
hat sich mit seinen<br />
250 Mitarbeitern auf<br />
elektrotechnischen<br />
Industrieservice spezialisiert.<br />
Er betreut<br />
von seinen Standorten<br />
Oberboihingen,<br />
Tübingen und Denkendorf<br />
100 Firmen.<br />
sozialen und politischen Aspekte<br />
zu verbinden. Kopernikus<br />
ist auf neun Jahre angelegt,<br />
mit 400 Millionen Euro<br />
Budget ausgestattet und umfasst<br />
die je dreijährigen Phasen<br />
Konzepte (abgeschlossen),<br />
Prototypen (läuft aktuell)<br />
und Lösungen. www.kopernikus-projekte.de<br />
Stefan Krämer<br />
Unternehmer<br />
Riempps Softwarelösung. „Emsyst<br />
öffnet seither im Sommer automatisch<br />
nachts die Dachfenster, um die<br />
Halle zu kühlen,“ beschreibt Krämer<br />
eine simple Funktion. Bei Regen<br />
schließt das Sensor-gestützte Softwaresystem<br />
die Luken.<br />
In der digitalen Lösung ist auch<br />
hinterlegt, welche Beleuchtungsstärke<br />
in der Halle nötig ist. „Das<br />
Programm schaltet abhängig vom<br />
Tageslicht entsprechend LED-Lichter<br />
ein. Dasselbe gilt für die Abschaltung<br />
des Druckluftkompressors.<br />
„Sonntags prüft die Software das<br />
Druckluftsystem im Ruhemodus 15<br />
Minuten lang auf Leckagen“, sagt<br />
Krämer. Seit 2015 deckt eine PV-Anlage<br />
mit einer installierten Leistung<br />
von 74 kWp auf dem Hallendach die<br />
Hälfte des verbliebenen Strombedarfs.<br />
Dank eines 2017 hinzu gekommenen<br />
47 kW-Speichers, auch von<br />
ADS-Tec, der die Energie der Abendstunden<br />
und vom Wochenende aufnimmt,<br />
stieg der Autarkiegrad weiter.<br />
„Emsyst“, so Keämer, „koordiniert<br />
diese Prozesse und hat die<br />
Lastspitze von 64 auf 54 kW gesenkt“.<br />
In Summe sank der Gesamtstromverbrauch<br />
binnen fünf Jahren<br />
um 30 Prozent, der Zukauf von<br />
Strom um 60 Prozent. Und dank Batteriespeicher<br />
reduzieren die Metzinger<br />
ihre Einspeisung ins Netz um<br />
ein Viertel.<br />
„Die Energiewende käme schneller,<br />
wenn Netze und Energie dynamisch<br />
bepreist wären,“ sagt Riempp.<br />
Mit intelligenten Stromnetzen könnten<br />
Verbraucher ihren Bedarf anpassen:<br />
Scheint die Sonne und weht der<br />
Wind, so dass viel Strom produziert<br />
wird und die Preise günstig sind,<br />
würden Geräte bevorzugt laufen<br />
und Energie in Speichern bevorratet<br />
werden. Lastkurven, so Riempp,<br />
glichen dann stabilen Linien.<br />
Noch decken Kohle- und Gaskraftwerke<br />
die Strom-Spitzenlasten<br />
ab, doch künftig werden das verstärkt<br />
Speichersysteme tun, sagen<br />
Experten. Das sind etwa thermische<br />
Speicher, die auf unterschiedlichen<br />
Temperaturniveaus basieren. Oder<br />
Pumpspeicher, die mit unterschiedlichen<br />
Höhenniveaus arbeiten, bei<br />
denen überschüssige Energie Wasser<br />
nach oben pumpt oder Gewichte<br />
nach oben hievt.<br />
Verfahrenstechnisch komplexer<br />
ist Power-to-Gas. Hier wird Strom<br />
in Wasserstoff oder Methan umgewandelt.<br />
Beides kann lange in großen<br />
Mengen gespeichert und direkt<br />
genutzt oder wieder in Strom verwandelt<br />
werden. Jeder Betrieb, so<br />
Riempp, müsse für sich entscheiden,<br />
welche Variante den größen Nutzen<br />
bringe [!]<br />
Leonhard Fromm
<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 23
24<br />
MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Von fast jedem Platz in der Klinik hat<br />
man einen Blick über den Bodensee.<br />
Sanftes Training und verschiedene Kurse gehören zum Fasten.<br />
Fasten<br />
mit Aussicht<br />
Buchinger Wilhelmi Vor 100 Jahren<br />
entwickelte Otto Buchinger seine<br />
Fastenmethode. Inzwischen hat sein<br />
Urenkel die Klinik übernommen – ihn<br />
beschäftigt auch der Verzicht auf Digitales.<br />
Durch die großen Fenster<br />
der Lobby kann man<br />
den Bodensee schimmern<br />
sehen. Wäre das<br />
Wetter klarer, würde der Blick<br />
bis weit in die Alpen reichen.<br />
Hier, in der Fastenklinik Buchinger<br />
Wilhelmi in Überlingen, bezahlen<br />
die Besucher viel Geld<br />
dafür, dass sie sehr wenig zu essen<br />
bekommen. Im Frühjahr des<br />
vergangenen Jahres hat Raimund<br />
Wilhelmi, der<br />
die Klinik in dritter Generation<br />
geführt hat, die<br />
Geschäfte an seinen Sohn<br />
Leonard übergeben.<br />
Entwickelt wurde die Methode<br />
des Fastens nach Buchinger<br />
vor etwa 100 Jahren von<br />
Otto Buchinger. Um sein<br />
Rheuma zu behandeln unterzog<br />
sich der Arzt einer dreiwöchigen<br />
Fastenkur – erfolgreich.<br />
Wenig später behandelte er seinen<br />
ersten Patienten mit der<br />
neuen Methode und gründete in<br />
Witzenhausen an der Werra ein<br />
erstes Kurheim.<br />
Die Fastenkur nach Buchinger<br />
beginnt mit einem Entlastungstag,<br />
an dem man nur wenige<br />
Kalorien zu sich nimmt.<br />
Auch wenn es<br />
gerade Trend<br />
ist, will ich das<br />
Fasten, wie wir es<br />
machen, erhalten.<br />
Leonard Wilhelmi<br />
Urenkel von Otto Buchinger<br />
Mit Glaubersalz wird das Verdauungssystem<br />
entleert, danach<br />
gibt es für den Rest der Kur nur<br />
noch Saft, Brühe und Tee – ein<br />
Teelöffel Honig am Tag ist erlaubt.<br />
Am Ende stehen die Aufbautage,<br />
an denen die Kalorienmenge<br />
wieder erhöht wird.<br />
Die Wirkung des Fastens ist<br />
unter Medizinern durchaus umstritten<br />
– vor allem, wenn es um<br />
das langfristige Abnehmen geht.<br />
Das ist laut Wilhelmi aber gar<br />
nicht unbedingt das Ziel: „Viele<br />
unserer Patienten kommen lediglich<br />
mit dem Ziel um abzunehmen,<br />
stellen dann aber fest,<br />
dass es ganz andere Effekte mit<br />
sich bringt.“ 3000 Gäste besuchen<br />
die Klinik jedes Jahr. Viele<br />
von ihnen würden merken,<br />
dass sie danach das ganze Jahr<br />
über mehr Energie hätten.<br />
Damit die Effekte des Fasten-Aufenthaltes<br />
nicht sofort<br />
wieder verpuffen, gibt es viele<br />
Kurse und Tipps, wie man seinen<br />
Lebensstil grundsätzlich<br />
verändern kann – rund 350<br />
Mitarbeiter, darunter Ärzte,<br />
Therapeuten und<br />
Köche, begleiten die<br />
Patienten.<br />
1953 gründete Buchinger mit<br />
seiner Tochter Maria und ihrem<br />
Ehemann Helmut Wilhelmi die<br />
Klinik in Überlingen am Bodensee.<br />
„Meine Großeltern nutzten<br />
die Dynamik der Nachkriegsjahre“,<br />
zollt der heutige Chef Leonard<br />
Wilhelmi seinen Vorfahren<br />
Respekt. Die dritte Generation,<br />
also seine Eltern Raimund Wilhelmi<br />
und Françoise Wilhelmi<br />
de Toledo, habe dann vor allem<br />
die Qualität des Hauses vorangetrieben:<br />
spezialisierte Ärzte<br />
eingestellt, das Kursangebot erweitert<br />
und die Methode wissenschaftlich<br />
begleitet und untermauert.<br />
Studie mit 1422 Probanden<br />
Leonard Wilhelmi, der jetzt ein<br />
knappes Jahr die Geschäftsführung<br />
der Überlinger Klinik innehat,<br />
will vor allem das Erbe<br />
seiner Vorfahren bewahren.<br />
„Auch wenn Fasten gerade im<br />
Trend liegt, will ich das Fasten,<br />
wie wir es machen, erhalten“,<br />
erklärt der 32-Jährige. Natürlich<br />
wolle er das Erbe auch sinnvoll<br />
weiterentwickeln. In welche<br />
Richtung das gehen könnte, da<br />
will er sich noch nicht festlegen.
<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 25<br />
Nach den Umsätzen seines Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
gefragt,<br />
hüllt sich Leonard Wilhelmi zunächst<br />
in Schweigen, bestätigt<br />
dann aber eine Zahl, die in der<br />
Presse kursiert. Demnach liegt<br />
der Gruppenumsatz bei 45 Millionen<br />
Euro. Das Stammhaus am<br />
Bodensee und die Niederlassung<br />
auf Marbella, die von Wilhelmis<br />
Bruder geführt wird, tragen dazu<br />
etwa gleich viel bei.<br />
Um die Wirksamkeit ihres Angebots<br />
zu belegen, hat Françoise<br />
Wilhelmi de Toledo gemeinsam<br />
mit Ärzten aus den USA, Frankreich<br />
und von der Charité in Berlin,<br />
zu Beginn des Jahres eine Studie<br />
mit 1422 Probanden veröffentlicht,<br />
die zeigt, dass sich Blutdruck,<br />
Zuckerwerte und das<br />
Gewicht der Patienten positiv entwickeln.<br />
Auch die Stimmung der<br />
Probanden habe sich verbessert.<br />
Auf das Handy verzichten<br />
Ein Thema, das Leonard Wilhelmi<br />
umtreibt, ist die Handy-Nutzung.<br />
Im Moment ist das Telefonieren<br />
in der Fastenklinik nur im<br />
eigenen Zimmer erlaubt. Er denke<br />
aber auch über weitergehende<br />
Regelungen nach – zum Beispiel,<br />
das Wlan nachts abzuschalten.<br />
Andererseits sieht er die Verbannung<br />
des Smartphones auch kritisch:<br />
„Wenn einer beim Essen ein<br />
Buch liest, stört das keinen. Wenn<br />
er ein Buch auf dem Smartphone<br />
liest, sagt bestimmt einer, er soll<br />
es weglegen“, so Wilhelmi.<br />
Was die Zukunftspläne angeht,<br />
bleibt Wilhelmi vage: Es gebe viel<br />
Interesse an dem Konzept aus den<br />
USA. Pläne, dort oder an einem<br />
anderen Standort, eine weitere<br />
Klinik zu eröffnen, gebe es aber<br />
nicht. „Wir müssen eine gute Strategie<br />
finden, uns auf diesem herausfordernden<br />
Markt zu positionieren.<br />
Aber es ist noch zu früh,<br />
um konkrete Pläne zu kommunizieren.<br />
Es warten allerdings bereits<br />
mehrere Pläne auf ihre Verwirklichung.“<br />
[!] Simone Dürmuth<br />
FOTO: DIEGO MATTEO MUZZINI /SHUTTERSTOCK.COM<br />
„Das Glück des Fastens“<br />
1953 bauten Maria Buchinger und ihr Mann<br />
Helmut Wilhelmi die Klinik in Überlingen.<br />
Vor 100 Jahren<br />
empfing der Arzt<br />
Otto Buchinger seinen<br />
ersten Fastenpatienten<br />
und beschritt<br />
damit einen<br />
ganz neuen Weg.<br />
Heilfasten war damals<br />
so gut wie unbekannt.<br />
Otto<br />
Buchingers Enkel<br />
Raimund Wilhelmi<br />
Otto Buchinger<br />
hat ebenfalls sein<br />
Leben dem Heilfasten<br />
gewidmet.<br />
Jetzt hat er ein<br />
Buch über seinen<br />
Großvater geschrieben.<br />
Es ist unter<br />
dem Titel „Das<br />
Glück des Fastens“<br />
erschienen und für<br />
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erhältlich.<br />
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26<br />
FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI<br />
Kontrolliertes<br />
Risiko<br />
Geldanlage Klassische Anlageformen<br />
reichen meist nicht mehr zum Werterhalt.<br />
Experten empfehlen Aktienfonds, wenn<br />
Unternehmer einige Regeln beachten.<br />
Die Aussichten für<br />
Unternehmer sind<br />
aufgrund der<br />
anhaltenden<br />
Niedrigzinsphase<br />
eher trübe.<br />
Die Finanzverantwortlichen<br />
in vielen Unternehmen<br />
stecken derzeit<br />
in einem Dilemma.<br />
Auf der einen Seite bitten immer<br />
mehr Hausbanken für höhere<br />
Guthaben auf dem Firmenkonto<br />
mit einem Verwahrentgelt<br />
zur Kasse, andererseits mangelt<br />
es an Anlagealternativen, um<br />
diese überschüssigen Gelder sicher<br />
und gleichzeitig rentabel<br />
anzulegen. Wenn die Konjunktur<br />
in der Eurozone endlich einen<br />
Gang hochschalten würde,<br />
hätte sich das Problem gelöst,<br />
hoffen viele. Denn dann kämen<br />
Inflation<br />
und Zinsen<br />
reagieren nicht<br />
mehr so schnell<br />
wie früher.<br />
Ulrich Kater<br />
Deka-Chefvolkswirt<br />
auch die Preise wieder ins Laufen<br />
und die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) erhöht ihre Leitsätze.<br />
Doch dieser lehrbuchmäßige<br />
Zusammenhang löst sich zunehmend<br />
auf. „Inflation und Zinsen<br />
reagieren nicht mehr so schnell<br />
wie früher auf Veränderungen<br />
des Auslastungsgrades der<br />
Volkswirtschaft“, beobachtet<br />
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der<br />
Fondsgesellschaft Deka. Derzeit<br />
liegen sowohl Inflation als auch<br />
Inflationserwartungen deutlich<br />
unter der Zielmarke der EZB<br />
von zwei Prozent. „Der schwächere<br />
Zusammenhang zwischen<br />
Auslastung und Inflation in<br />
Kombination mit Zinsen nahe<br />
Null macht die Aufgabe der Zentralbank<br />
deutlich schwerer, mittels<br />
niedriger Zinsen die wirtschaftliche<br />
Aktivität zu stimulieren“,<br />
so Kater.<br />
Mächtige Trends<br />
Die Gründe hierfür haben Ökonomen<br />
noch nicht abschließend<br />
erforscht. Aber schon jetzt ist<br />
klar: Es sind mächtige Trends,<br />
die die Zinsen dauerhaft unten<br />
halten dürften. „Zu nennen sind<br />
demografische Entwicklungen,
<strong>unternehmen</strong> [!] FINANZIEREN 27<br />
eine verringerte Verhandlungsmacht<br />
von Arbeitnehmern, die<br />
Globalisierung und der dadurch<br />
verschärfte internationale Wettbewerb,<br />
der Konjunkturschock<br />
in Folge der Finanz- und Staatsschuldenkrise“,<br />
zählt Kater die<br />
wichtigsten Faktoren auf. Hinzu<br />
kommen laut dem Deka-Experten<br />
zudem noch veränderte<br />
Produktionsprozesse und<br />
Die Inflationsrate schwankte in<br />
Deutschland im vergangenen Jahr<br />
zwischen 1,1 und 2 Prozent.<br />
Marktbedingungen durch die<br />
Digitalisierung.<br />
Dauerhafte Null- oder sogar<br />
Negativzinsen bei demgegenüber<br />
höherer Inflationsrate sind<br />
nicht nur für Privatanleger, sondern<br />
auch für Unternehmer fatal.<br />
„Fast jeder dritte Mittelständler<br />
hat in den vergangenen<br />
Monaten bereits Negativzinsen<br />
gezahlt“, beschreibt Teoman Yanikoglu,<br />
Projektleiter Invest bei<br />
der Landesmesse Stuttgart, die<br />
Folgen. „Wer heute nicht an den<br />
Kapitalmärkten agiert oder als<br />
Unternehmer sein Anlageverhalten<br />
laufend überprüft, kann<br />
kaum nennenswertes Vermögen<br />
aufbauen oder sichern.“<br />
Mit Kontenanlagen bei Banken<br />
jedenfalls lässt sich im andauernden<br />
Niedrigzinsumfeld –<br />
liquides – Firmenvermögen<br />
nicht mehren, ja, noch<br />
nicht einmal sichern.<br />
„Unter Berücksichtigung<br />
der laufenden<br />
Inflation ergibt sich<br />
auf Dauer ein Verlust<br />
an Kaufkraft“, so Yanikoglu.<br />
Aktien als Alternative<br />
Erstaunlich vor diesem<br />
Hintergrund ist: Wertpapiere<br />
kommen im Denken vieler<br />
Finanzverantwortlicher bislang<br />
kaum vor. Das jedenfalls ist<br />
das Ergebnis der Studie „Wie<br />
der Mittelstand anlegt“, die die<br />
Commerzbank im vergangenen<br />
Herbst veröffentlicht hat. Demzufolge<br />
nutzen nur jeweils 13<br />
Prozent der 500 dafür befragten<br />
Unternehmen Aktien und/oder<br />
Fonds, nur jedes zehnte greift zu<br />
Anleihen. „Dabei bieten Wertpapiere<br />
interessante Alternati-<br />
Und wenn wir fertig sind,<br />
lassen wir andere richtig<br />
schön arbeiten.<br />
BLANK HOLDING GmbH<br />
www.fritschle-baut.de
28<br />
FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Leitmesse für Finanzen und Geldanlage<br />
Auf die Plätze, fertig, los: Welche Anlage eine gute Rendite bringt, ist nicht leicht abzusehen.<br />
In der derzeit vertrackten<br />
Zinssituation wird Finanzwissen<br />
auch für Unternehmer<br />
immer wichtiger – sowohl für<br />
ihren eigenen Vermögensaufbau<br />
als auch für das Firmenvermögen.<br />
Die Invest – Leitmesse<br />
und Kongress für Finanzen<br />
und Geldanlage – vom<br />
24. bis 25. April <strong>2020</strong> auf dem<br />
Zur Person<br />
Michael Völter ist<br />
seit 2015 „Vorsitzender<br />
des Vorstands<br />
der Vereinigung Baden-Württembergische<br />
Wertpapierbörse<br />
e.V.“, also Chef der<br />
Börse Stuttgart und<br />
ihren 300 Mitarbeitern.<br />
Der 55-Jährige<br />
ist gelernter Bankkaufmann<br />
und promovierter<br />
Jurist (Uni<br />
Tübingen).<br />
Messegelände am Stuttgarter<br />
Flughafen ist eine gute Möglichkeit,<br />
sich direkt mit Experten<br />
aus der Finanzbranche<br />
auszutauschen und Fragen zu<br />
stellen. Rund 70 Aussteller haben<br />
sich angekündigt. Auch<br />
Diskussionsrunden und Vorträge<br />
liefern Einblicke aus erster<br />
Hand. Die Anleger erfahren<br />
ven, sowohl mit Blick auf Rendite<br />
als auch zur Vermeidung von Strafzinsen“,<br />
erklärt Michael Völter, Vorsitzender<br />
des Vorstands der Vereinigung<br />
Baden-Württembergische<br />
Wertpapierbörse e.V.. Er stellt fest,<br />
dass das Spektrum möglicher Anlagen<br />
in Wertpapiere sehr breit sei,<br />
„auch mit einem defensiveren Risikoprofil“.<br />
Ein Grund dafür ist, dass zentrale<br />
Ansprechpartner für Finanzierund<br />
Anlagefragen hierzulande traditionell<br />
die Hausbanken sind. „Das<br />
hat aber auch damit zu tun, dass die<br />
Wertpapierkultur in Deutschland<br />
generell nicht sehr ausgeprägt ist“,<br />
ergänzt Völter. „Berührungsängste<br />
und grundsätzliche Vorbehalte gegenüber<br />
dem Kapitalmarkt sind aber<br />
für Unternehmer nicht sinnvoll.“<br />
Natürlich komme etwa ein Börsengang<br />
nicht für jedes Unternehmen<br />
dort, mit welchen Strategien<br />
man trotz Niedrigzinsen nachhaltige<br />
Anlageentscheidungen<br />
treffen kann. „Wer bei seinen<br />
Anlageentscheidungen Orientierung<br />
sucht, findet sie auf<br />
der Invest in komprimierter<br />
Form“, wirbt Teoman Yanikoglu<br />
von der Landesmesse<br />
Stuttgart für sein Projekt.<br />
Die<br />
Wertpapierkultur<br />
ist in Deutschland<br />
generell nicht sehr<br />
ausgeprägt.<br />
Michael Völter<br />
Vereinigung bw. Wertpapierbörse<br />
in Frage. „Aber beim privaten Vermögensaufbau<br />
und bei der Altersvorsorge<br />
führt im Niedrigzinsumfeld<br />
für den Unternehmer selbst<br />
kaum ein Weg an Wertpapieren vorbei“,<br />
ist Völter überzeugt.<br />
Ein paar elementare Punkte gibt<br />
es dabei zu beachten. „Anlagen sollten<br />
breit gestreut werden auf Emittenten<br />
aus unterschiedlichen Branchen<br />
und Regionen“, nennt Völter<br />
die wichtigste Anlageregel. „Das<br />
geht zum Beispiel zum Beispiel über<br />
Investmentfonds und börsengehandelte<br />
Indexfonds, so genannte<br />
ETFs.“ Je länger der Anlagehorizont,<br />
desto geringer sei die Gefahr, vor allem<br />
bei Aktien Verluste zu erleiden.<br />
Unternehmen, die einen Teil ihres<br />
langfristig liquiden Vermögens in<br />
Wertpapieren investieren, sollten<br />
stets auch genügend Barmittel auf<br />
Konten zur Verfügung haben. So<br />
sind sie nicht gezwungen, zur Unzeit<br />
Wertpapiere zu verkaufen.<br />
Börsengang als Option<br />
Der Schritt Richtung Börse ist aber<br />
zumindest für mittelgroße Unternehmen<br />
auch aus einer Finanzierungsperspektive<br />
eine Option –<br />
selbst dann, wenn sie nicht als Aktiengesellschaft<br />
firmieren. Durch die<br />
Finanzierung über Anleihen oder<br />
Schuldscheindarlehen schaffen sie<br />
sich ein zweites Standbein und<br />
gleichzeitig können sie die niedrigen<br />
Zinsen für sich nutzen. „In den<br />
skandinavischen Ländern zum Beispiel<br />
finanzieren sich die Unternehmen<br />
zu rund 50 Prozent über den<br />
Kapitalmarkt“, beobachtet Lutz Weiler,<br />
CEO Germany beim Corporate-Finance-Haus<br />
Pareto Securities.<br />
In Deutschland gebe es in dieser<br />
Hinsicht noch Nachholbedarf. Einen<br />
Grund dafür sieht Weiler in den immer<br />
strengeren Regulierungsvorschriften<br />
hierzulande. „Viele Mittelständler<br />
schreckt das ab, den Kapitalmarkt<br />
als Geldquelle zu nutzen“,<br />
ist der Pareto-Deutschlandchef<br />
überzeugt.<br />
So genannten Nordic Bonds sind<br />
eine Möglichkeit, die den Weg dahin<br />
ebnen. „Sie haben vergleichsweise<br />
geringe Dokumentationspflichten<br />
und die schnelle Umsetzung macht<br />
dieses Wertpapierkonzept für Mittelständler<br />
besonders attraktiv“, so<br />
Weiler, dessen Haus sich als Spezialist<br />
für die Konzeption und Emission<br />
dieser Anleiheform sieht. „Im<br />
vergangenen Jahr haben wir 44 Pri-
<strong>unternehmen</strong> [!] FINANZIEREN 29<br />
Die schnelle<br />
Umsetzung<br />
macht Nordic<br />
Bonds so<br />
attraktiv.<br />
Lutz Weiler<br />
Pareto Securities<br />
Um ihr Geldvermögen<br />
zu mehren, kommen<br />
Unternehmer nicht<br />
umhin, sich mit neuen<br />
Anlagemodellen zu<br />
beschäftigen.<br />
ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI<br />
märemissionen im Nordic-Bond-Market<br />
um mit einem<br />
Gesamtvolumen von etwa 1,8<br />
Milliarden Euro umgesetzt.“<br />
Das Nordic-Bond-Format hat<br />
Weiler zufolge in dieser Zeit<br />
auch auf dem deutschen Markt<br />
für KMU-Anleihen stark an Zugkraft<br />
gewonnen.<br />
Große Investorenbasis<br />
Mit der Emission eines Nordic<br />
Bonds gehen deutsche Unternehmen<br />
an die Börse Oslo. „So<br />
bekommen sie Zugang zu einer<br />
potenziell großen Investorenbasis.<br />
Das macht sie unabhängig<br />
von einzelnen Finanzierungspartnern“,<br />
zählt Weiler die Vorteile<br />
auf. „Zudem sind bei diesem<br />
Konzept sehr flexible Strukturen<br />
möglich.“ Es umfasse sowohl<br />
vorrangig unbesicherte<br />
Anleihen als auch besicherte<br />
Anleihen. „Auch die schnelle<br />
Umsetzung – sieben bis zehn<br />
Wochen sind die Regel – machen<br />
die Begebung eines Nordic<br />
Bonds, für den kein Rating<br />
erforderlich ist, für Mittelständler<br />
attraktiv.“<br />
Zusätzliche Besonderheit ist,<br />
dass eine nachträgliche Erhöhung<br />
des Volumens auf Basis<br />
der bestehenden Emissionsdokumente<br />
möglich ist. „Das verschafft<br />
den Unternehmen einen<br />
größeren Handlungsspielraum“,<br />
erklärt Weiler, der als sinnvolle<br />
Mindestgröße für eine Emission<br />
20 bis 25 Millionen Euro<br />
nennt. [!] Thomas Luther
30<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ein leises Knistern<br />
ist zu hören.<br />
„Ich habe<br />
hier gerade eine<br />
Packung Weingummi.<br />
Die schmecken sehr lecker“,<br />
sagt Bernd Sadlowsky.<br />
„Die Verpackung<br />
aber ist Augenwischerei.<br />
Außen ist es eine<br />
Papierfolie, innen ist<br />
Kunststoff.“ Ein Schwarzes<br />
Schaf für den Geschäftsführer<br />
des Hamburger Verpackungsinstituts.<br />
Denn<br />
ein Trend bestimmt die<br />
Branche: Nachhaltigkeit.<br />
Dieser Trend erzeugt<br />
laut Sadlowsky einen enormen<br />
Druck auf die Industrie.<br />
Denn die Verbraucher<br />
wollen ein gutes Gefühl und<br />
die Industrie muss dafür<br />
sorgen. „Die Hersteller wollen<br />
reagieren, stellen dann<br />
aber fest, dass sie aufwendige<br />
Prozesse umsetzen müssen“,<br />
berichtet er. Dieser<br />
neue, wichtige Kollege im<br />
Team, die Nachhaltigkeit,<br />
habe es deshalb schwer. Es<br />
stehe ihm ein alter Kollege<br />
gegenüber, der vor allem ein<br />
Freund der Verbraucher sei,<br />
die Bequemlichkeit. Wenn<br />
an den Joghurt gleich ein<br />
Plastiklöffel gepackt werde,<br />
könne man den bequem im<br />
Zug essen, nachhaltig sei<br />
das aber nicht.<br />
„Nachhaltigkeit kostet<br />
Geld und Zeit, ist unbequem<br />
und reduziert unter<br />
Umständen die Lebensdauer<br />
der verpackten Produkte.“<br />
Der neue Trend treibe<br />
derzeit sinnvolle und weniger<br />
sinnvolle Blüten.<br />
Diese folgen im Wesentlichen<br />
drei Richtlinien,<br />
den drei „R“ – Reduce,<br />
Reuse und Recycling.<br />
Auf Deutsch also<br />
Reduzieren, Wiederverwenden<br />
und Wiederverwerten.<br />
Beim<br />
ersten Ansatz geht es<br />
darum, Verpackungsmaterial<br />
so weit wie<br />
möglich zu reduzieren.<br />
So kann man laut Sadlowsky Getränkeflaschen<br />
aus PET um 50<br />
Prozent leichter machen. „Das<br />
kann auf Kosten der Stabilität<br />
Gute<br />
Tüten<br />
Verpackung Die Industrie steht unter<br />
Druck und soll Verbrauchern ein gutes<br />
Gewissen verschaffen – mit mehr<br />
Nachhaltigkeit. Die Wege führen über<br />
Biokunststoff, PET, Papier und so<br />
manchen Irrweg.<br />
Plastik wird von vielen verteufelt. Experten betonen aber seine<br />
Bedeutung. Es komme auf die Art des Kunststoffes an.<br />
gehen, aber das fällt<br />
nur auf, wenn die Flasche<br />
schon halb leer<br />
ist.“<br />
Edeka probiert bei<br />
Avocados, Orangen<br />
und Mandarinen eine<br />
Beschichtung aus<br />
pflanzlichen Fetten aus,<br />
die mitgegessen werden<br />
kann, Apeel genannt. „Die<br />
Hülle sorgt dafür, dass die<br />
Früchte länger haltbar<br />
sind. Für mehr Freude am<br />
Genuss und weniger Lebensmittelverschwendung“,<br />
wirbt die Supermarktkette.<br />
„Das ist mit<br />
Vorsicht zu genießen, die<br />
Natur hat das Produkt<br />
schon auf natürlichem<br />
Wege geschützt“, wendet<br />
Sadlowsky ein. Ob das Obst<br />
durch so ein hauchdünnes<br />
„Negligé an Fetten“ wirklich<br />
besser geschützt sei,<br />
hänge stark von Transportund<br />
Lagerbedingungen ab.<br />
Polymere Schutzschicht<br />
Vera Fritsche, Expertin<br />
beim VDMA, Fachverband<br />
Nahrungsmittelmaschinen<br />
und Verpackungsmaschinen,<br />
erzählt von „Skinverpackungen“<br />
mit Karton als<br />
Produktträger. Der aus dünnem<br />
Karton bestehende<br />
Produktträger ist dabei mit<br />
einer polymeren Schutzschicht<br />
als Barriere gegen<br />
Fett, Feuchtigkeit und Sauerstoff<br />
versehen.<br />
Der zweite Ansatz ist<br />
„Reuse“, also Wiederverwenden.<br />
Sadlowsky erzählt<br />
von einem positiven Trend:<br />
„Neulich gab es Kekse in<br />
der Bäckerei in einem<br />
Mehrwegglas, das man<br />
für vier Euro wieder zurückgeben<br />
konnte. Da<br />
hat jemand seine Hausaufgaben<br />
gemacht.“<br />
Für Michael Braungart<br />
ist gerade der dritte<br />
Punkt extrem wichtig:<br />
Recycling. Braungart<br />
ist Gründer der<br />
EPEA Internationale<br />
Umweltforschung in Hamburg,<br />
der Wiege von Cradle to Cradle,<br />
einem Konzept zur Entwicklung<br />
öko-effektiver Produkte.<br />
FOTOS: VECTOR THINGS/SHUTTERSTOCK.COM
<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 31<br />
Zur Person<br />
Bernd Sadlowsky<br />
ist Chemietechniker.<br />
Der Professor bietet<br />
Lehrveranstaltungen<br />
an und leitet unter<br />
anderem das Hamburger<br />
Verpackungsinstitut.<br />
Zuvor war er<br />
auch Schadensanalytiker<br />
bei TÜV<br />
Rheinland.<br />
Nachhaltigkeit<br />
kostet<br />
Geld, Zeit<br />
und ist<br />
unbequem.<br />
Bernd Sadlowsky<br />
Hamburger Verpackungsinstitut<br />
Es brauche gewisse Voraussetzungen,<br />
um sinnvoll recyceln zu können,<br />
sagt er. „Als erstes müsste das<br />
PVC aus den Packungen verschwinden.<br />
PVC macht nur zwei Prozent<br />
der Verpackungen aus, hat aber die<br />
identische Dichte wie PET und es<br />
ist sehr schlecht abzutrennen.“<br />
Am besten, da sind sich die Experten<br />
einig, lassen sich Monokunststoffe<br />
recyceln. „Es werden im Moment<br />
4800 Materialen und Chemikalien<br />
in unseren Verpackungen<br />
verwendet. Damit ist Recycling quasi<br />
ausgeschlossen“, sagt Braungart.<br />
Eine Ketchupflasche besteht aus<br />
sechs Schichten oder mehr. „Das<br />
kann man nicht sauber recyceln, nur<br />
mit sehr starkem Qualitätsverlust“,<br />
sagt auch Sadlowsky. „Also verbrennt<br />
man es einfach.“<br />
Braungart schlägt sogar ein<br />
Pfandsystem für alle Verpackungen<br />
vor: „Im Supermarkt könnten die<br />
Leute eine Pfandmarke erwerben,<br />
dann könnte man damit 120 verpackte<br />
Produkte kaufen. Wenn man<br />
die Verpackungen zurückbringt, bekommt<br />
man das Geld wieder“,<br />
schlägt er vor. Man würde so nur die<br />
Nutzung der Verpackungsmaterialien<br />
verkaufen. Und die Verpackungen,<br />
am besten alle aus einem einheitlichen<br />
Monomaterial gefertigt,<br />
könnten recycelt werden.<br />
Braungart sieht gute Gründe, weiter<br />
Plastik zu verwenden. Nur müsse<br />
es das richtige Plastik sein. „Wenn<br />
man Kunststoffe insgesamt dämonisiert,<br />
bleibt man auf der primitiven<br />
Stufe der jetzigen Kunststoffe<br />
stehen“, kritisiert er. PET könne<br />
mindestens acht bis zwölfmal verwendet<br />
werden. „Man kann das PET<br />
auch biologisch abbaubar machen“,<br />
sagt Braungart. „Denn eigentlich<br />
brauchen wir Verpackungen, die wir<br />
auch verlieren könnten und die in<br />
biologische Systeme übergehen.“<br />
Das Thema Biokunststoffe interessiert<br />
auch Bernd Sadlowsky. „Man<br />
könnte sagen, im Wesentlichen ist<br />
ein Biopolymer ein Kunststoff, der<br />
aus nachhaltigen Stoffen wie Maisstärke<br />
besteht und der meistens biologisch<br />
abbaubar ist.“ Ein Problem<br />
sei aber, dass man diese Biokunststoffe<br />
nicht einfach in das Verwertungssystem<br />
einschleusen könne.<br />
„Ein Biokunststoff soll innerhalb von<br />
zwölf Wochen kompostierbar sein,<br />
die durchschnittliche Dauer in großindustriellen<br />
Kompostieranlagen ist<br />
aber nur sechs Wochen.“ Ist Biokunststoff<br />
ökologisch nachhaltiger?<br />
„Nö“, sagt Sadlowsky.
32<br />
SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
FOTO: BIG FOOT PRODUCTIONS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Branche mit 28 Milliarden Euro Umsatz<br />
Viele Obstsorten sind eigentlich schon ganz natürlich mit einer Schale geschützt.<br />
„ Die Biopolymere schneiden hinsichtlich<br />
der Ökobilanz nicht besser<br />
ab als viele andere Verpackungsmaterialien.“<br />
Aber sie vermittelten<br />
Kunden ein gutes Gefühl.<br />
„Im Bereich der Papierverpackung<br />
gibt es Neuentwicklungen,<br />
die als Substitution von Kunststoffverpackungen<br />
eingesetzt werden<br />
können.“ Darauf weist Vera Fritsche<br />
hin. Ein Beispiel seien Verpackungspapiere<br />
mit einer Mineralöl- und<br />
Fettbarriere, die eine hohe Produktsicherheit<br />
gewährleisteten und sich<br />
vollständig recyceln ließen.<br />
Aber auch bei Papierverpackungen<br />
gibt es Nachteile. Die Papierfasern<br />
verkürzen sich, man kann es<br />
nicht unendlich oft recyceln, sagt<br />
Kunststoff ist ein Schwerpunkt<br />
der Verpackungsindustrie<br />
in Deutschland, ein zweiter<br />
ist die Papier- und Pappeherstellung.<br />
Dies zeigt auch<br />
die Anzahl der Betriebe: 2018<br />
gab es insgesamt 303 Betriebe,<br />
die Verpackungen aus Papier<br />
und Pappe herstellten<br />
und 259 Unternehmen, die<br />
sich auf Kunststoffverpackungen<br />
spezialisiert haben. Fast<br />
28 Milliarden Euro betrug der<br />
gesamte Umsatz der deutschen<br />
Verpackungsindustrie<br />
im Jahr 2018. Gut 19 Milliarden<br />
Euro sind dabei Inlandsumsatz,<br />
8,7 Milliarden Euro sind<br />
Auslandsumsatz. Rund<br />
121 000 Menschen arbeiteten<br />
in diesem Jahr in der Verpackungsindustrie.<br />
Zur Person<br />
Michael Braungart<br />
ist Professor an der<br />
Leuphana Universität<br />
Lüneburg und<br />
Gründer mehrerer<br />
Organisationen. Seit<br />
Jahren vertritt er das<br />
Cradle-to-Cra dle-<br />
Designkonzept, das<br />
öko-effektive Produkte<br />
entwickelt.<br />
Die Verwertungsquoten<br />
sind vor allem bei Papier und<br />
Pappe sehr hoch, sie liegen bei<br />
99,8 Prozent. Der Verbrauch<br />
von Pappe- und Papierverpackungen<br />
stieg bis 2015 stetig<br />
an, bevor er im Jahr 2016 auf<br />
7,9 Milliarden Tonnen leicht zurück<br />
ging.<br />
Die Menge der eingesammelten<br />
Verpackungen bei gewerblichen<br />
und industriellen Endverbrauchern<br />
betrug im Jahr<br />
2016 rund 4,8 Millionen Tonnen.<br />
Bei privaten Endverbrauchern<br />
wurden insgesamt 5,6<br />
Millionen Tonnen eingesammelt.<br />
Sadlowsky. Braungart gibt zu bedenken,<br />
dass viele Papierverpackungen<br />
eigentlich auch aus Kunststoff seien<br />
– wegen Zusatzstoffen wie Nassfestigkeitsstabilisatoren.<br />
Eine Serviette,<br />
von einem Kreuzfahrtschiff verloren,<br />
bleibe im Meer ein halbes Jahr<br />
erhalten, sagt der Experte. „Ich habe<br />
mit meinen Studenten auch gezeigt,<br />
dass Papiertaschentücher, die beim<br />
Wandern im Gebirge weggeworfen<br />
werden, sechs Jahre lang dort bleiben.“<br />
Selbst Glas ist umstritten. So gerät<br />
Sadlowski fast ins Schwärmen,<br />
wenn er von Glasverpackungen<br />
spricht, die ja aus Stoffen wie Sand<br />
und Siliziumoxid bestehen. Stoffe,<br />
die sich fast beliebig oft in neue<br />
Strukturen packen lassen, wie er<br />
sagt. Braungart hingegen weist auf<br />
die Verletzungsgefahr, das Gewicht,<br />
Bleibelastungen und Keramikeinschlüsse<br />
hin, die das Glas brüchiger<br />
machen.<br />
Sadlowsky stellt angesichts der<br />
Diskussion um Nachhaltigkeit und<br />
Müll die grundsätzliche Frage:<br />
Brauchen wir überhaupt Verpackungsmaterialien?<br />
Die Antwort aller<br />
drei Experten ist klar: Ja. „Viele<br />
Produkte unseres täglichen Lebens,<br />
das gilt besonders für Lebensmittel<br />
und Getränke, Medikamente<br />
und andere schützenswerte Konsumgüter,<br />
sind ohne Verpackung<br />
nicht denkbar“, erklärt Vera Fritsche.<br />
Braungart erzählt von Erfahrungen<br />
aus Russland, wo 90 Prozent<br />
der Ernte verloren gegangen<br />
wären, weil sie nicht richtig verpackt<br />
waren.<br />
Eigentlich ist<br />
alles, was uns<br />
umgibt, entweder<br />
Verpackung oder<br />
Inhalt.<br />
Michael Braungart<br />
Chemiker<br />
Der Cradle-to-Cradle-Experte<br />
geht sogar noch weiter. „Eigentlich<br />
ist alles, was uns umgibt, entweder<br />
Verpackung oder Inhalt.“ Ein Auto<br />
sei eine Menschentransportumverpackung.<br />
Ein Kleidungsstück eine<br />
Menschenprimärverpackung, ein<br />
Auto dessen Sekundärverpackung.<br />
„Was wir in der Verpackungsherstellung<br />
lernen, ist also elementar<br />
wichtig und kann auf andere Lebensfelder<br />
übertragen werden.“<br />
Die Produktverpackungen seien<br />
aufgrund des Kostendrucks und der<br />
öffentlichen Debatte die am weitesten<br />
entwickelten Industrieprodukte.<br />
Deshalb gelte: „Wir müssen Verpackungen<br />
nochmal neu denken.“<br />
Für einen großen Eishersteller<br />
haben er und seine Kollegen eine<br />
Verpackung entwickelt, die sich in<br />
Flüssigkeit auflöst, wenn sie eine<br />
gewisse Zeit nicht mehr gekühlt<br />
wird. Integriert sind Samen seltener<br />
Blumen, die wachsen und erblühen,<br />
wenn man das Eis gegessen<br />
und die Verpackung in die Wiese<br />
geworfen hat. Braungart wartet<br />
noch auf ihren Einsatz. [!]
<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 33<br />
Die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG<br />
ist ein weltweit führender Systemanbieter<br />
für das Verpacken von Pharmazeutika in<br />
Blister, Flaschen und Kartons.<br />
Mit seinem innovativen Portfolio von<br />
Blistermaschinen und Flaschenlinien über<br />
Kartonierer bis hin zu Endverpackern setzt<br />
Uhlmann seit Jahrzehnten Maßstäbe in<br />
Sachen Qualität, Effizienz und Verfügbarkeit.<br />
Als Total Solution Provider bietet das<br />
Unternehmen Beratung, Projektmanagement,<br />
Umsetzung, umfangreiche Services und<br />
digitale Lösungen aus einer Hand.<br />
Die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG gehört<br />
zur Uhlmann Group. Mit den weiteren Unternehmen<br />
Koch Pac-Systeme aus dem Schwarzwald, Cremer<br />
Speciaalmachines aus den Niederlanden und Wonder<br />
Packing Machinery aus China erweitert Uhlmann sein<br />
Angebot für den Pharma-, Gesundheits-, Konsumgüter-,<br />
Lebensmittel- und Agrarmarkt.<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.uhlmann.de<br />
www.uhlmann-group.com
34<br />
MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Die zweite Generation: Anton<br />
und Alois Ehrmann führten das<br />
Erbe weiter.<br />
Mit Kühltransportern in die<br />
weite Welt: Heute gibt es<br />
Ehrmann-Produkte in mehr als<br />
70 Ländern.<br />
Familienfoto aus den Anfängen: Alois Ehrmann senior gründete die<br />
Molkerei 1920. <br />
Fotos: Ehrmann<br />
Aus dem Allgäu ins Kühlregal<br />
Ehrmann In Sachen Fruchtjoghurt macht der Familienmolkerei aus dem Allgäu keiner was<br />
vor. Jetzt feiert der Marktführer sein 100-jähriges Bestehen.<br />
Der Gründer<br />
Alois Ehrmann<br />
verkaufte Käse<br />
und Butter aus der<br />
Garage heraus.<br />
Gunther Wanner<br />
Marketingdirektor Ehrmann<br />
Oberschönegg im Unterallgäu<br />
hat gut 900 Einwohner.<br />
Doch tagsüber<br />
halten sich in<br />
dem kleinen Ort deutlich mehr<br />
Menschen auf: Am Ortsrand, auf<br />
einer Anhöhe, liegt das Stammwerk<br />
der Molkerei Ehrmann.<br />
730 Menschen arbeiten hier an<br />
Produkten wie „Almighurt“,<br />
„Grand Dessert“ und „High Protein<br />
Pudding“. 500 000 Liter<br />
Milch werden hier von 355 Lieferanten<br />
jeden Tag angeliefert<br />
und dann verarbeitet.<br />
In diesem Jahr feiert Ehrmann<br />
sein 100-jähriges Bestehen:<br />
1920 gründete Alois Ehrmann<br />
senior in Oberschönegg<br />
die „Alois Ehrmann Käserei“.<br />
„Er verkaufte im Prinzip Käse<br />
und Butter aus der Garage heraus“,<br />
beschreibt Marketingdirektor<br />
Gunther Wanner die Anfänge<br />
der Firma.<br />
Heute ist Ehrmann ein international<br />
aufgestelltes Unternehmen<br />
und beliefert Handelskunden<br />
in rund 70 Ländern. Die<br />
Molkerei macht rund die Hälfte<br />
ihres Umsatzes außerhalb<br />
Deutschlands, dabei werden Exporte<br />
und die Produktion im<br />
Ausland zusammengerechnet.<br />
In der sogenannten weißen<br />
Linie (Milchprodukte außer<br />
Käse) ist Ehrmann in Deutschland<br />
mit einem Marktanteil von<br />
6,2 Prozent die Nummer Zwei<br />
hinter der Molkerei Müller.<br />
Beim Fruchtjoghurt ist Ehrmann<br />
mit einem Marktanteil von<br />
13,2 Prozent sogar Marktführer<br />
in Deutschland.<br />
„Die Firma Ehrmann ist konstant<br />
gewachsen“, berichtet<br />
Christian Ehrmann, der das Unternehmen<br />
leitet. Das betrifft<br />
nicht nur das Produktportfolio.<br />
Heute ist Ehrmann weit über die<br />
Landesgrenzen hinaus bekannt.
<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 35<br />
Aspekte wie<br />
Tierwohl und<br />
Klimaschutz sind für<br />
unser Unternehmen<br />
wichtig.<br />
Christian Ehrmann<br />
Geschäftsführer Ehrmann<br />
Produziert wird in Deutschland,<br />
Brasilien und Russland, beliefert<br />
werden mehr als 70 Märkte.<br />
Das Haus, in dem Alois Ehrmann<br />
lebte und arbeitete, ist heute von<br />
modernen Firmengebäuden umgeben.<br />
Bis vor wenigen Jahren wurde<br />
es auch noch vom jeweiligen Geschäftsführer<br />
bewohnt, inzwischen<br />
wird auch dort gearbeitet.<br />
Seit den 60er Jahren ist der Käse<br />
kein Thema mehr für das Familien<strong>unternehmen</strong>,<br />
dafür trat der Fruchtjoghurt<br />
in den Fokus. Man habe es<br />
geschafft, das Produkt im Vergleich<br />
zur Konkurrenz cremiger und weniger<br />
rau im Geschmack zu machen,<br />
erklärt Wanner. In dieser Zeit entstand<br />
die Produktlinie Almighurt,<br />
den es heute in 70 verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen gibt. Darunter<br />
die Klassiker Erdbeer,<br />
Himbeer und Kirsch. Aber auch<br />
ausgefalleneres wie Mohn-Marzipan.<br />
Auch der bekannte Slogan<br />
„Ehrmann – keiner macht mich<br />
mehr an“ wurde in den 60ern<br />
entwickelt.<br />
In dieser Zeit, in der mit<br />
Alois junior und Anton Ehrmann<br />
bereits die zweite Generation<br />
am Ruder war,<br />
wuchs Ehrmann auch in der<br />
Fläche. Eine besondere Herausforderung,<br />
da wegen der<br />
erforderlichen Kühlung die<br />
Produkte nicht sehr lange<br />
transportiert werden konnten.<br />
Im Jahr 2006 hat Christian<br />
Ehrmann, Sohn von Alois Ehrmann<br />
junior, die Geschäfte<br />
übernommen. Heute ist die<br />
Molkerei international tätig<br />
und beschäftigt weltweit 2400<br />
Mitarbeiter. Zur Gruppe gehören<br />
auch die Fleischwerke Zimmermann<br />
und das Unternehmen<br />
Saliter, das unter anderem Kondensmilch<br />
herstellt.<br />
Bis zum Sommer war man auch<br />
in den USA aktiv, zog sich nach<br />
zehnjährigem Engagement aber wieder<br />
zurück, da immer mehr Konkurrenten<br />
auf den Markt drückten. Es<br />
galt, eine Entscheidung zu treffen:<br />
massive Investitionen oder Rückzug.<br />
Verkauft wurden die Werke in<br />
Vermont und Arizona an die französische<br />
Molkerei Lactalis, die zu<br />
Nestlé gehört. In Folge des Verkaufs<br />
sank der Umsatz der Gesamtgruppe<br />
von 850 Millionen Euro im Jahr<br />
2018 auf voraussichtlich 800 Millionen<br />
Euro im vergangenen Jahr. Bereinige<br />
man die Zahlen um das verkaufte<br />
US Geschäft, sei der Umsatz<br />
unterm Strich gewachsen, so Marketingdirektor<br />
Gunther Wanner.<br />
Zum Gewinn macht das Unternehmen<br />
keine Angaben.<br />
Damit die Umsätze auch in Zukunft<br />
steigen, beschäftigt Ehrmann<br />
ein 21-köpfiges Forschungsteam.<br />
Das entwickelte jüngst zum Beispiel<br />
die neue Produktlinie<br />
„High Protein“. „Wir haben das<br />
Produkt zunächst in Finnland<br />
getestet“, erklärt Wanner, „dort<br />
ist der Trend früher aufgeschlagen.“<br />
In der Zukunft soll auch<br />
das Thema Nachhaltigkeit<br />
eine größere Rolle spielen,<br />
teilt Christian Ehrmann mit.<br />
„Aspekte wie Tierwohl, Klimaschutz<br />
und Verpackungsentwicklung<br />
stehen in unmittelbarem<br />
Zusammenhang mit<br />
unserem Unternehmen.“ Es<br />
gebe verschiedene Projekte,<br />
um das Unternehmen entsprechend<br />
auf die Zukunft<br />
vorzubereiten.<br />
Aber auch die Kühlregale<br />
der Supermärkte will Ehrmann<br />
weiterhin maßgeblich<br />
mitgestalten. Darum steht die<br />
nächste Innovation schon bereit:<br />
Die Molkerei bringt einen<br />
Joghurt der Geschmacksrichtung<br />
Hanf auf den Markt. „Aber keine<br />
Sorge, der macht nicht high“, erklärt<br />
Wanner und lacht. [!]<br />
<br />
Simone Dürmuth<br />
Zur Person<br />
Christian Ehrmann<br />
ist der Enkel<br />
des Firmengründers<br />
Alois Ehrmann und<br />
führt das Unternehmen<br />
seit 2006. Der<br />
Geschäftsführer hat<br />
zunächst Molkereifachmann<br />
gelernt<br />
und dann Betriebswirtschaft<br />
studiert.<br />
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36<br />
MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Ein Schritt nach vorn<br />
Teamviewer Das Göppinger Software<strong>unternehmen</strong> profitiert vom<br />
anhaltenden Nachhaltigkeitstrend und fährt in seinem ersten Jahr<br />
an der Börse deutliche Gewinne ein.<br />
Großer Auftritt für das Göppinger Software-Unternehmen: Beim Börsengang im vergangenen Jahr in<br />
Frankfurt waren viele Teamviewer-Mitarbeiter mit dabei.<br />
Wir haben<br />
signifikant<br />
höhere Anfragen<br />
für Homeoffice-<br />
Lösungen.<br />
Oliver Steil<br />
Geschäftsführer<br />
Börsengang, Aufnahme in<br />
den M-Dax und nun ein<br />
sattes Plus bei den Umsatzzahlen:<br />
Für Teamviewer<br />
ging es im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr nach vorn. Die<br />
Aufnahme in den M-Dax war<br />
eine „Veredelung unseres Unternehmens“,<br />
resümiert Geschäftsführer<br />
Oliver Steil. Die Göppinger<br />
Softwarefirma hatte Ende<br />
September vergangenen Jahres<br />
den Börsengang gewagt, im Dezember<br />
rückte das Unternehmen<br />
dann in den Börsenindex auf.<br />
„Das hat uns zum einen intern<br />
einen Ruck gegeben. Zudem bekommen<br />
wir seither mehr Aufmerksamkeit<br />
gerade bei Investoren.“<br />
Alles in allem habe der Börsengang<br />
dem Technologie<strong>unternehmen</strong><br />
einen „echten Fortschritt<br />
gebracht“, betont der Geschäftsführer.<br />
Das zeigt sich auch in den Geschäftszahlen.<br />
2019 stieg der Umsatz<br />
um 51 Prozent auf 390 Millionen<br />
Euro. Im gleichen Zeitraum<br />
erzielte das Unternehmen, das<br />
rund 840 Mitarbeiter weltweit<br />
beschäftigt, einen Überschuss<br />
von 111 Millionen Euro. Noch ein<br />
Jahr zuvor hatte die auf Fernwartungssoftware<br />
spezialisierte Firma<br />
ein Minus von mehr als<br />
12 Millionen Euro verzeichnet.<br />
„Diese Entwicklung ist für uns<br />
noch wichtiger als der Börsengang“,<br />
sagt Steil. „Wir haben abgeliefert,<br />
was wir versprochen<br />
haben.“ Für das laufende Jahr erwartet<br />
Steil ein Umsatzwachstum<br />
auf bis zu 430 Millionen<br />
Euro. „Wir werden unsere<br />
Wachstumsstrategie weiterhin in<br />
vollem Tempo umsetzen.“<br />
Grundlage für die selbstbewusste<br />
Prognose sind dem Geschäftsführer<br />
zufolge die Abgrenzung<br />
zu Konkurrenzprodukten<br />
gepaart mit der „starken Profitabilität“<br />
des Unternehmens.<br />
Zudem seien neue Produkte etwa<br />
für Groß<strong>unternehmen</strong> gut angenommen<br />
worden.<br />
Voraussichtlich Ende des<br />
zweiten Quartals steht zudem<br />
der Umzug in die neue mehr als<br />
8500 Quadratmeter große Firmenzentrale<br />
an. In den Neubau<br />
in der Göppinger Innenstadt<br />
sollte eigentlich die Stadtverwaltung<br />
einziehen. Nach Fürsprache<br />
der örtlichen Kreissparkasse<br />
stimmte der Gemeinderat für<br />
eine Umwidmung und ermöglichte<br />
so den zeitnahen Umzug<br />
des IT-Spezialisten. „Das ist auch<br />
dringend notwendig“, erklärt<br />
Kommunikationschefin Martina<br />
Dier. Da der Platz am bisherigen<br />
Hauptsitz bereits knapp ist, habe<br />
das Unternehmen bereits zusätzliche<br />
Flächen angemietet. „Das<br />
ist auf Dauer aber unpraktisch.“<br />
Computer verbinden<br />
Rund 464 000 Kunden haben bislang<br />
eine Teamviewer- Software<br />
abonniert, mit der Computer<br />
etwa für Konferenzen oder Fernwartungen<br />
miteinander verbunden<br />
werden können. „Wir profitieren<br />
von Megatrends“, erklärt<br />
Steil. Einerseits infolge der fortschreitenden<br />
Digitalisierung, andererseits<br />
aufgrund des wachsenden<br />
Nachhaltigkeitsbewusstseins.<br />
„Homeoffice-Angebote<br />
kann man unter dem Aspekt des<br />
Umweltschutzes betrachten, die<br />
Betriebe sparen dadurch aber vor<br />
allem auch Geld.“ In welchem<br />
Umfang sich diese Trends im<br />
Umsatzplus widerspiegeln, lasse<br />
sich derzeit jedoch nicht quantifizieren.<br />
Aktuell spürbar seien jedoch<br />
die Auswirkungen des<br />
Corona-Virus in China auf<br />
das Geschäft des Göppinger<br />
Unternehmens. „Wir haben<br />
signifikant höhere Anfragen<br />
für Homeoffice-Lösungen“,<br />
erläutert Oliver Steil. [!] <br />
<br />
Julia Kling
37<br />
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38<br />
VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Blick über den<br />
Kirchturm<br />
Unternehmertag Um erfolgreich zu bleiben, müssen<br />
Firmenchefs ihre Strategie überprüfen, sagt Organisator<br />
Karl Heinz Raguse. Er empfiehlt zudem: Kooperiert mehr!<br />
FOTO: MARC HÖRGER ILLUSTRATIONEN & MONTAGE: MAX MESCHKOWSKI<br />
Sich vom Tagesgeschäft<br />
lösen und über den Tellerrand<br />
blicken: Dafür gibt Karl<br />
Heinz Raguse Impulse an<br />
seinem 21. Unternehmertag.
<strong>unternehmen</strong> [!] VERANTWORTEN 39<br />
Es gehört zum 1x1 jedes<br />
Zeitmanagementseminars:<br />
Das Eilige darf das<br />
Wichtige nicht verdrängen.<br />
Doch der Alltag von Führungskräften<br />
und Unternehmern<br />
sieht oft anders aus, weiß<br />
Karl Heinz Raguse, der Leiter<br />
der regionalen Geschäftsstelle<br />
des Bundesverbands mittelständische<br />
Wirtschaft. Das Motto<br />
des Unternehmertages, den Raguse<br />
zum 21. Mal organisiert, lautet<br />
daher folgerichtig: „Weiter<br />
denken“.<br />
Unternehmer und Manager<br />
stecken häufig viel zu tief im Tagesgeschäft<br />
und nehmen sich zu<br />
wenig Zeit, eine Unternehmensstrategie<br />
zu entwerfen und auch<br />
Wir benötigen<br />
Möglichkeiten,<br />
damit sich Bürger<br />
mehr beteiligen<br />
können.<br />
Karl Heinz Raguse<br />
Organisator Unternehmertag<br />
FOTO: MATTHIAS KESSLER<br />
Netzwerken von Angesicht zu Angesicht: Beim Unternehmertag in<br />
der Ulmer Donauhalle lassen sich leicht neue Kontakte knüpfen.<br />
regelmäßig zu überprüfen. Mit<br />
ein Grund dafür sei auch, dass<br />
Zeit und Energie in Unternehmen<br />
durch bürokratische Regeln gebunden<br />
werden. Da bleibe wenig<br />
Raum fürs „Weiter denken“.<br />
Mit Sorge sieht Raguse auch,<br />
dass die Wirtschaft in ideologisch<br />
und wenig differenziert geführten<br />
Debatten wieder zum Feindbild<br />
erkoren werde. In der laufenden<br />
Klima-Diskussion müsse<br />
man aufpassen, dass die Schwingungen<br />
nicht zu sehr gegen die<br />
Wirtschaft ausschlagen. Diesel<br />
als Treibstoff zum Beispiel sei<br />
„nicht per se“ schlecht. Und auch<br />
das zuständige Bundesamt habe<br />
beim VW-Diesel skandal einen<br />
schlechten Job gemacht und die<br />
Mogel-Software jahrelang nicht<br />
entdeckt. Die derzeit hochgelobte<br />
Elektro-Mobilität werde noch<br />
lange nicht Kraftstoffe komplett<br />
ersetzen können.<br />
Wasserstoff aus Windstrom<br />
Weil das Erdölzeitalter aber zu<br />
Ende gehe, werden laut Raguse<br />
synthetische Kraftstoffe ein Mega-Thema.<br />
In der Zementindustrie<br />
sind erste Pilotanlagen in Vorbereitung.<br />
Er kann sich ebenso<br />
Modelle auf genossenschaftlicher<br />
Basis vorstellen. „Könnten sich<br />
die Bürger unmittelbar beteiligen,<br />
wüchse die Akzeptanz selbst für<br />
solche Anlagen, aber auch für<br />
Windräder. Wasserstoff aus<br />
Windstrom wäre dann eine weitere<br />
Gelegenheit zur Stärkung der<br />
regionalen Wertschöpfung.“<br />
Wirtschaft, wenn möglich, regional<br />
denken und weite Transportwege<br />
vermeiden, ist für Raguse<br />
ein wichtiger Ansatz von<br />
„Weiter denken“– und er nennt<br />
gelungene Beispiele. Dazu gehört<br />
die neue Verzinkerei des<br />
Weißenhorner Verschalungsund<br />
Gerüstspezialisten Peri, die<br />
im Januar im Werk Günzburg in<br />
Betrieb genommen wurde. Das<br />
Verzinken der Gerüstteile erfolgte<br />
bislang außer Haus durch<br />
Lieferanten. Nach den Angaben<br />
von Peri-Sprecher Markus Woehl<br />
waren dafür pro Jahr 300 000<br />
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40<br />
VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Netzwerken von Angesicht zu Angesicht: Impressionen des<br />
Unternehmertages im vergangenen Jahr.<br />
FOTOS: MATTHIAS KESSLER<br />
Lkw-Transportkilometer nötig,<br />
die nun wegfallen. „Umweltgesichtspunkte“<br />
allein seien bei der<br />
Planung des Werkes aber nicht<br />
ausschlaggebend gewesen, sagt<br />
Woehl. Das Familien<strong>unternehmen</strong>,<br />
das zuletzt mit 9500 Mitarbeitern<br />
in 70 Ländern einen Jahresumsatz<br />
von 1,56 Milliarden<br />
Euro erwirtschaftete, wollte die<br />
Wertschöpfung komplett unters<br />
eigene Dach holen. „Wir wollten<br />
damit auch die komplette Kontrolle<br />
über die Produktion, einhergehend<br />
mit einer wesentlich<br />
höheren Flexibilität“.<br />
Regionalität und Wachstumsstrategie<br />
seien<br />
eng miteinander<br />
verklammert.<br />
Selbst die<br />
in Deutschland<br />
relativ hohen<br />
Energiepreise<br />
machten bei<br />
Gesamtinvestitionen<br />
von 170<br />
Millionen Euro<br />
Wir wollten<br />
damit die<br />
komplette<br />
Kontrolle über<br />
die Produktion.<br />
Markus Woehl<br />
Pressesprecher von Peri<br />
keinen Strich<br />
durch die Rechnung. Wie der Peri-Sprecher<br />
betonte, hat Deutschland<br />
dafür ganz andere und nicht<br />
weniger wesentliche Vorzüge, die<br />
nach Jahren der Verlagerung von<br />
Produktion ins Ausland bei Unternehmen<br />
zunehmend wieder<br />
mehr Gewicht bekämen: die politische<br />
und rechtliche Verlässlichkeit.<br />
Eine Viertel Fahrstunde von<br />
Günzburg, in Jettingen-Scheppach,<br />
produziert die Firma Ludo<br />
Fact klassische Spiele, 17 Millionen<br />
Stück pro Jahr. Mir der Fertigung<br />
von Schachteln fing es an,<br />
doch damit gab sich Horst Walz<br />
nicht zufrieden. Bald schon nach<br />
seinem Einstieg wollte er sich um<br />
das komplette Produkt kümmern,<br />
um die Bausteine ebenso wie die<br />
Würfel, die Anleitung, die Lederbecher,<br />
aber auch um die Konfektionierung,<br />
die komplette Logistik<br />
bis hin zum Versand an die<br />
Endkunden. Natürlich international,<br />
mitsamt Erledigung der<br />
Zollformalitäten.<br />
Transportweg einsparen<br />
Noch nicht im eigenen Haus erfolgt<br />
lediglich die Produktion der<br />
Kunststoffteile, die derzeit aus<br />
China bezogen<br />
werden. Noch,<br />
denn auch dies<br />
möchte Walz in<br />
absehbarer Zeit<br />
unter dem eigenen<br />
Dach erledigen:<br />
der höheren<br />
Flexibilität<br />
wegen, um<br />
den „unökologisch-langen“<br />
Transportweg einzusparen und<br />
um die Wertschöpfungskette<br />
noch mehr zu verlängern. Der<br />
Lohnanteil an einer solchen Produktion<br />
sei niedriger als vielfach<br />
gedacht.<br />
Raguse setzt derweil an anderer<br />
Stelle den Hebel an. Im Rahmen<br />
der von ihm und dem Ratiopharm-Geschäftsführer<br />
Andreas<br />
Burkhardt lancierten Initiative<br />
„Donautal Connect“ bringt er<br />
dort ansässige Firmen an einen<br />
Tisch. Auch, weil viele dort nicht<br />
wüssten, was der Nachbar mache,<br />
produziere und wo sich mögliche<br />
Gegenseitiges Kennenlernen,<br />
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<strong>unternehmen</strong> [!] VERANTWORTEN 41<br />
Anknüpfungen ergeben könnten.<br />
Hauptsächlich aber, um die Interessen<br />
zu bündeln und gemeinsam<br />
Lösungen für ähnliche Fragestellungen<br />
zu finden.<br />
Ausweg aus Parkpoblematik<br />
„Weiter denken“ heißt in diesem<br />
Fall, nach Auswegen für die Stauund<br />
Parkproblematik zu suchen.<br />
Nachgedacht werde bereits über<br />
ein umfassendes Verkehrskonzept<br />
und die Installierung einer<br />
gemeinsam nutzbaren App, über<br />
welche die Beschäftigten in <strong>unternehmen</strong>sübergreifenden<br />
Fahrgemeinschaften<br />
zusammenfinden<br />
können. Nachgedacht werde<br />
ebenso über den Bau von zwei gemeinsamen<br />
Parkhäusern und einen<br />
fahrerlosen Shuttle-Dienst.<br />
Auch Carsharing spiele eine Rolle<br />
in den Überlegungen – ebenso<br />
wie E-Bike-Stationen.<br />
„Das Industriegebiet kann<br />
nicht mehr erweitert werden,<br />
expandierenden Firmen bleibt<br />
kaum mehr als die Aufstockung<br />
nach oben“, sagt Raguse. Freiwerdende<br />
Parkflächen könnten sinnvoller<br />
genutzt werden, so lautet<br />
das Kalkül.[!]<br />
<br />
Thomas Vogel<br />
Donauhalle als Treffpunkt für Netzwerker<br />
Von Workshops bis hin zur Podiumsdiskussion reichen die Formate auf dem Unternehmertag.<br />
„Weiter denken“, unter diesem<br />
Motto steht der diesjährige<br />
„Unternehmertag“, der am<br />
26. <strong>März</strong> zum 21. Mal die<br />
Ulm-Messe in einen Treffpunkt<br />
der Macher und Innovatoren<br />
aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />
und Politik verwandelt. Die eintägige<br />
Veranstaltung in der Ulmer<br />
Friedrichsau definiert sich<br />
als Innovations- und Kommunikationsplattform<br />
des Mittelstands<br />
und bietet neben den<br />
Messeständen Workshops, Podiumsdiskussionen<br />
mit Fachexperten<br />
sowie Firmen- und<br />
Produktpräsentationen.<br />
Organisiert wird der „Unternehmertag“<br />
von der Raguse &<br />
Partner GmbH. Deren Hauptgesellschafter<br />
Karl-Heinz Raguse<br />
ist zugleich in Persona die<br />
Verbindung zum Bundesverband<br />
mittelständische Wirtschaft<br />
(BVMW). Seit Mitte der<br />
1990er Jahre leitet der gelernte<br />
Maschinenbauer freiberuflich<br />
von Neu-Ulm aus die von ihm<br />
ins Leben gerufene regionale<br />
Geschäftsstelle des Verbands,<br />
eine von 300 in Deutschland.<br />
Derzeit betreut Raguse mehr<br />
als 200 Mitgliedsfirmen. Insgesamt<br />
gehören dem Verband<br />
rund 50 000 Mitgliedsfirmen<br />
an. Damit ist der BVMW die<br />
größte, freiwillig organisierte<br />
Mittelstandsvereinigung.<br />
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42<br />
MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Es ist eine Herausforderung<br />
für den<br />
Iveco-Standort im Ulmer<br />
Donautal, aber eine,<br />
die Belegschaft und Führungsriege<br />
gern annehmen. Das Werk<br />
hat den Zuschlag für den Bau<br />
des High-Tech-Lastwagens Nikola<br />
Tre bekommen. Batterieelektrisch-<br />
und brennstoffzellenbetriebene<br />
Lkw sollen künftig in<br />
Ulm vom Band rollen. Bereits<br />
im vergangenen September hatte<br />
sich der niederländisch-britische<br />
Mutterkonzern CNH Industrial<br />
mit 250 Millionen Dollar<br />
als Hauptinvestor am<br />
US-amerikanischen Unternehmen<br />
Nikola Motors beteiligt.<br />
Jetzt erfolgte die Standort-Vergabe<br />
für den Lkw der Zukunft.<br />
„Wir können jetzt nicht nur<br />
an technologischen Veränderungen<br />
teilnehmen“, ist Magirus-Chef<br />
Marc Diening überzeugt,<br />
„sondern Impulse geben,<br />
einen Generationswechsel prägen<br />
und ganz vorn mit dabei<br />
sein.“ In der Belegschaft habe<br />
die Entscheidung des Mutterkonzerns<br />
große Begeisterung<br />
ausgelöst, „zumal die Kollegen<br />
damit nicht gerechnet haben“.<br />
Auf die Produktion der<br />
wasserstoffbetriebenen<br />
Lkw mit einem Gesamtgewicht<br />
von bis zu 40 Tonnen<br />
hatten sich mehrere<br />
Standorte des Konzerns<br />
Hoffnung gemacht. Ulm<br />
bekam aufgrund der bestehenden<br />
Infrastruktur<br />
und Kompetenz<br />
den Zuschlag, sagt<br />
Diening. Die Ulmer<br />
Region habe sich<br />
„durch ihre gut ausgebildeten<br />
Arbeitskräfte<br />
und zahlreiche<br />
Forschungsinstitute<br />
Standort mit Tradition<br />
Der Konzern CNH<br />
Industrial hat seinen<br />
Sitz in Amsterdam<br />
und London.<br />
Der Jahresumsatz<br />
lag zuletzt bei rund<br />
27,3 Milliarden Euro.<br />
Die CNH- Tochter<br />
Wir können<br />
jetzt ganz<br />
vorn mit dabei<br />
sein und<br />
Impulse geben.<br />
Marc Diening<br />
Iveco Magirus<br />
Iveco beschäftigt<br />
mehr als 21 000<br />
Mitarbeiter in sieben<br />
Ländern, rund<br />
1800 davon in Ulm.<br />
2012 schloss Iveco<br />
zunächst die<br />
Lkw-Produktion<br />
und legte den Fokus<br />
auf die Feuerwehrfahrzeugsparte.<br />
2017 folgte jedoch<br />
die Eröffnung<br />
eines Auslieferungszentrum<br />
für<br />
Lkw und Busse.<br />
zu einer führenden Drehscheibe<br />
für die Brennstoffzellenmobilität<br />
entwickelt“, teilte CNH<br />
Industrial mit. Der Konzern, der<br />
neben Iveco zwölf weitere Marken<br />
unter seinem Dach vereint,<br />
investiert am Standort nun insgesamt<br />
40 Millionen Euro in die<br />
Modernisierung der Produktionsanlagen.<br />
Dann steht die Endmontage<br />
des Lkw im Mittelpunkt.<br />
„Wir haben zwölf Monate,<br />
um das Werk entsprechend<br />
umzubauen“, sagt Diening. In<br />
dieser Zeit müsse die Gebäude-Infrastruktur<br />
umgestellt und<br />
auf andere Montageschritte vorbereitet<br />
werden.<br />
Eine Reihe von Prototypen<br />
haben die Iveco-Mitarbeiter bereits<br />
montiert. Sie werden von<br />
den spanischen Iveco-Fertigungsstandorten<br />
Valladolid<br />
und Madrid mit Modulen beliefert.<br />
Das ermögliche eine<br />
schnelle Ausweitung der Produktion.<br />
Gerrit Marx, Chef der<br />
Nutzfahrzeugsparte von CNH<br />
Industrial ist überzeugt, die<br />
Endmontage, die Antriebsintegration<br />
und die High-End-Ausführungen<br />
des Nikola Tre so zu<br />
beschleunigen, dass eine zeitige<br />
Markteinführung 2021 möglich<br />
ist. Bereits im Herbst diesen<br />
Jahres soll der Prototyp<br />
des batteriebetriebenen Nikola<br />
Tre vorgestellt werden.<br />
„Das ist ein sehr ehrgeiziges<br />
Ziel“, weiß<br />
Diening, „aber wir sind in<br />
der Lage das umzusetzen“.<br />
Der Zeitplan erzeuge einen<br />
„positiven Druck“.<br />
Langstrecke möglich<br />
Die zügige Entwicklung<br />
des Nikola Tre basiert<br />
darauf, dass sowohl<br />
Elektro- als auch Brennstoffzellen-Lkw<br />
auf den erst<br />
vergangenes Jahr auf den<br />
Markt gekommenen S-Way<br />
von Iveco aufgesetzt werden<br />
kann: Chassis, Kabine, Fahrwerk<br />
und Elektronik dieser Sattelzugmaschine<br />
müssen nicht<br />
oder nur geringfügig modifiziert<br />
werden. Antriebstechnik<br />
und auch Bremsen werden neu<br />
entwickelt. Die Entwicklung,<br />
aber auch Erprobung und Fertigung<br />
findet nun künftig in<br />
Ulm statt.<br />
Unter Str<br />
Lastwagen Der Iveco-Stand<br />
Produktion batterie- und wa<br />
euphorisch. Für die Umstellu
<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 43<br />
om<br />
ort im Ulmer Donautal erhält den Zuschlag für die<br />
sserstoffbetriebener Lkw. Die Belegschaft ist<br />
ng der Produktion bleibt aber wenig Zeit.<br />
Nicht nur auf eine Antriebsart fokusiert: Der Nikola Tre soll<br />
mit Batterie- und Wasserstoffantrieb in Serie gehen.<br />
Der batteriebetriebene Lkw<br />
wird mit einer Reichweite von<br />
rund 400 Kilometern eine Option<br />
für kurze bis mittlere Strecken,<br />
erklärt Diening. Gehe es<br />
um die Langstrecke, also um<br />
Reichweiten von mehr als 1000<br />
Kilometern, ist laut Magirus-Geschäftsführer<br />
der Brennstoffzellenantrieb<br />
die Zukunft. Dessen<br />
Markteinführung ist für 2023 geplant.<br />
In der ersten Ausbaustufe<br />
sollen im Donautal bis zu<br />
1000 Fahrzeuge pro Jahr gefertigt<br />
werden. Bei einem Drei-<br />
Schicht-Betrieb wären bis zu<br />
3000 Fahrzeuge denkbar, erklärt<br />
Diening. Das sei bislang aber<br />
Zukunftsmusik und hänge von<br />
der Nachfrage ab.<br />
Um die neuen Aufgaben bewältigen<br />
zu können wird die<br />
Entwicklungsabteilung – rund<br />
300 Leute für Fahrgestellauslegung<br />
und Konstruktion – zunächst<br />
um 40<br />
Ingenieure verstärkt,<br />
erklärt<br />
Christian Sulser,<br />
Vorstand<br />
für Marketing<br />
und<br />
Vetrieb der<br />
Iveco Magirus<br />
GmbH.<br />
Wie viele<br />
Dem Beispiel<br />
von Iveco und<br />
Nikola Motors<br />
müssen weitere<br />
folgen.<br />
Roman Zitzelsberger<br />
IG Metall<br />
Stellen insgesamt am<br />
Standort geschaffen werden,<br />
lasse sich jedoch<br />
noch nicht sagen. E-Fahrzeuge<br />
seien nicht so komplex<br />
wie Fahrzeuge mit<br />
Verbrennungsmotoren.<br />
Zudem sei aufgrund der<br />
Preise für batteriegetriebene<br />
Lkw der Markt<br />
noch in der Findungsphase.<br />
„Langfristig wird das<br />
sicher eine Erfolgsgeschichte“,<br />
ist Sulser jedoch<br />
überzeugt. Denn<br />
die EU-Gesetzgebung<br />
zwinge die Hersteller<br />
mittlerweile zu Fahrzeugen<br />
mit null Emissionen. „Ulm<br />
hat den Zuschlag für eine absolute<br />
Zukunftstechnologie erhalten,<br />
die erst am Anfang steht.“<br />
An der traditionsreichen Feuerwehrfahrzeugsparte<br />
am Standort<br />
Donautal werde sich nichts<br />
ändern, vielleicht bis auf einige<br />
räumliche Veränderungen, erklärt<br />
Sulser.<br />
Elektro-Lkw beziehen ihre<br />
Energie entweder aus einer Batterie<br />
– die bei Lastwagen allerdings<br />
sehr groß sein muss und<br />
damit entsprechend schwer ist<br />
– oder aus einer Brennstoffzelle.<br />
In letzterem Fall erfolgt die<br />
Stromerzeugung an Bord des<br />
Fahrzeugs. Die Brennstoffzelle<br />
wird in aller Regel aus einem<br />
Tank mit Wasserstoff versorgt.<br />
Politisches Signal<br />
Für die Transformation in der<br />
Fahrzeugindustrie mit ihrer<br />
Vielzahl an Beschäftigten seien<br />
solche Zukunftsinvestitionen<br />
entscheidend, sagte Roman Zitzelsberger,<br />
Bezirksleiter IG Metall<br />
im Südwesten. „Den entsprechenden<br />
Willen vorausgesetzt,<br />
ist es gut möglich, nachhaltige<br />
Technologien an den<br />
bestehenden<br />
Standorten anzusiedeln.“<br />
Dem Beispiel<br />
von Iveco und<br />
Nikola Motors<br />
müssten aber<br />
weitere folgen,<br />
forderte der<br />
Gewerkschaftsvertreter.<br />
Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />
Winfried Kretschmann<br />
(Grüne) zeigte sich erfreut<br />
über die Entscheidung.<br />
„Dies ist ein wichtiges standortpolitisches<br />
Signal für den Innovationsstandort<br />
Baden-Württemberg.<br />
Wir freuen uns, dass<br />
das Ökosystem für alternative<br />
Antriebstechnologien in unserem<br />
Land weiter an Schlagkraft<br />
und Dynamik gewinnt.“ Damit<br />
werde ein „wichtiges Fundament<br />
für neue Wertschöpfung<br />
und Arbeitsplätze“ im Land gelegt.<br />
Auch der Ulmer Oberbürgermeister<br />
Gunter Czisch sieht<br />
in der Standortwahl eine „großartige<br />
Zukunftsperspektive“. Es<br />
sei ein Zuschlag, der von vielen<br />
Akteuren befördert wurde. Die<br />
Werksleitung, der Betriebsrat<br />
sowie die Stadt Ulm hätten am<br />
selben Strang gezogen. Zudem<br />
habe es Rückenwind von Bund<br />
und Land gegeben.[!] Julia Kling
44<br />
NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Hymer expandiert in USA<br />
Wohnmobil Der Hersteller aus Bad Waldsee baut künftig Fahrzeuge für den amerikanischen<br />
Markt. Auch im Kreis Ravensburg wird die Produktion ausgebaut.<br />
Thor-Konzern Fahrzeuge der<br />
Erwin Hymer Gruppe werden<br />
bald auch in den USA produziert<br />
und vermarktet. Der Mutterkonzern<br />
der Gruppe,<br />
der US-Branchenriese Thor Industries,<br />
kündigte die Gründung<br />
einer neuen Tochtergesellschaft<br />
unter dem Namen Hymer USA<br />
an. Das Unternehmen solle seinen<br />
Sitz in Bristol, im Bundesstaat<br />
Indiana, haben. Die Produktion<br />
der ersten Fahrzeuge ist<br />
für das vierte Quartal <strong>2020</strong> vorgesehen.<br />
Hymer USA nutzt eine<br />
bereits bestehende, neu renovierte<br />
Werksanlage und plant,<br />
im Laufe des Jahres etwa 7,5 bis<br />
9 Millionen Euro zusätzliche Investitionen.<br />
„Wir sehen auf dem nordamerikanischen<br />
Markt großes Potenzial<br />
für unsere europäischen<br />
Produkte“, sagt der Vorstandschef<br />
der Hymer Group, Martin<br />
Brandt. Der bisherige Technische<br />
Geschäftsführer bei Hymer,<br />
Jochen Hein, wird von September<br />
an für den US-Produktionsstandort<br />
nach europäischen<br />
Standards verantwortlich<br />
sein. Auf seinen Posten am<br />
Blick in die Produktion von Hymer in Bad Waldsee: In den Reisemobilen steckt viel Handarbeit.<br />
Hauptsitz in Bad Waldsee (Kreis<br />
Ravensburg) folgt Hans-Georg<br />
Rauh, der rund 20 Jahre Erfahrung<br />
in der Automobilzulieferindustrie<br />
mitbringt.<br />
Der europäische Marktführer<br />
will künftig auch die Fahrzeug-Gestelle<br />
selbst herstellen.<br />
Am Stammsitz in Bad Waldsee<br />
wird momentan eine eigene<br />
Chassis-Fertigung gebaut. Bislang<br />
stellt das Unternehmen vor<br />
allem den Aufbau der Wohnmobile<br />
her. Angaben zur Investitionssumme<br />
machte Hymer nicht.<br />
Durch die Fertigung könne man<br />
die Basiskonstruktion direkter<br />
auf den Aufbau abstimmen und<br />
weiterentwickeln, sagte Geschäftsführer<br />
Christian Bauer.<br />
Zudem schaffe Hymer neue Arbeitsplätze<br />
in der Region – wie<br />
viele ist derzeit nicht bekannt.<br />
Der Bau der Fertigung ist nach<br />
seinen Worten im Sommer abgeschlossen.<br />
Die Serienproduktion<br />
soll 2021 starten. [!]<br />
Wachstum dank<br />
Puzzle-Trend<br />
Ravensburger Der Trend zum<br />
Puzzeln hat beim Spielehersteller<br />
Ravensburger im vergangenen<br />
Jahr das Wachstum angekurbelt.<br />
Weltweit seien fast 20<br />
Prozent mehr Erwachsenenund<br />
Kinderpuzzles umgesetzt<br />
worden als im Jahr zuvor, sagte<br />
Vorstandschef Clemens Maier.<br />
Der Absatz lag bei 21 Millionen<br />
Stück. Die Umsätze stiegen im<br />
Vergleich zum Vorjahr um 6,7<br />
Prozent auf rund 524 Millionen<br />
Euro. Beim Ausblick auf <strong>2020</strong><br />
bleibt der Unternehmenschef<br />
vorsichtig: „Grundsätzlich erstmal<br />
positiv“, sagt Maier. „Es<br />
wird halt jetzt spannend, wie<br />
sich die Konjunktur verhält. In<br />
manchen Branchen merkt man<br />
ja schon deutlich, dass es zurückgeht.<br />
Wir sehen noch keine<br />
größeren Anzeichen, dass die<br />
Menschen momentan anfangen,<br />
weniger Geld auszugeben.“ Das<br />
könne sich jedoch schnell ändern.<br />
Alno-Chef zieht<br />
sich zurück<br />
Führungswechsel Veränderung<br />
beim Küchenbauer Alno: Der<br />
bisherige Chef der Neuen Alno<br />
GmbH, Thomas Kresser, zieht<br />
sich zurück. Die Geschäftsführung<br />
bestehe künftig aus Jochen<br />
Braun (Finanzen und Produktion)<br />
und Michael Spadinger<br />
(Vertrieb und Einkauf). Details<br />
nannte das Unternehmen nicht.<br />
Kressers Rückzug sei nach dem<br />
Neuaufbau der vergangenen<br />
zwei Jahre planmäßig erfolgt.<br />
Die Alno AG war 2017 in die Insolvenz<br />
geraten. Die britische<br />
Investmentgesellschaft Riverrock<br />
kaufte das Stammwerk in<br />
Pfullendorf (Kreis Sigmaringen)<br />
samt Maschinen ohne Schulden<br />
für rund 20 Millionen Euro. Der<br />
Küchenbauer musste deutlich<br />
schrumpfen: 2016 hatte die Alno<br />
AG noch 1600 Mitarbeiter, heute<br />
sind es nur noch 320 am<br />
Standort Pfullendorf. Tochtergesellschaften<br />
im Ausland gibt<br />
es nicht mehr.<br />
ZF darf<br />
übernehmen<br />
Wabco Der Autozulieferer ZF<br />
darf den US-amerikanischen<br />
Bremsenhersteller Wabco übernehmen.<br />
Die US-Wettbewerbsprüfer<br />
haben den 6,2 Milliarden<br />
schweren Deal genehmigt, jedoch<br />
mit einer Auflage: Wabco<br />
muss sich zuvor von der 2017<br />
erst übernommenen Tochter R.<br />
H. Sheppard trennen.<br />
Knoth löst<br />
Thomas ab<br />
BW-Bank Ilka Knoth übernimmt<br />
zum 1. April bei der BW-Bank<br />
die Leitung des Privatkundengeschäfts<br />
und des privaten Vermögensmanagements<br />
in Baden-<br />
Württemberg außerhalb Stuttgarts.<br />
Sie folgt auf Klaus Thomas,<br />
der in Ruhestand geht.<br />
Vom 1. April<br />
an mit neuer<br />
Aufgabe:<br />
Ilka Knoth.
<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 45<br />
VORTEILS-<br />
PREISE<br />
für Abonnenten der<br />
SÜDWEST PRESSE<br />
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SÜDWEST IMPULS <strong>2020</strong><br />
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Veranstaltungsort:<br />
Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50, 89073 Ulm<br />
Jeweils von 19.30 bis 21.00 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr).<br />
Preise: Einzelkarte 49,– €* | 59,– €<br />
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Infos und Buchung bei der Veranstaltungsagentur:<br />
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1 Do., 06.02.<strong>2020</strong> | MENTALKRAFT<br />
Thomas Baschab<br />
Thomas Baschab, der bekannteste Mentaltrainer,<br />
eröffnete Mentale die Kraft Vortragsreihe und zeigte, was Mentalkraft<br />
ist, Die was ungeahnten sie bewirken Möglichkeiten kann und wie einfach es<br />
funktioniert, sein inneres Potenziale zu zu nutzen entfalten und zu nutzen.<br />
2 Do., 05.03.<strong>2020</strong> | PERSPEKTIVENWECHSEL<br />
Leander Govinda Greitemann<br />
Perspektivenwechsel<br />
Vom reaktiven zum kreativen Mindset<br />
5 Do., 10.09.<strong>2020</strong> | LEICHTIGKEIT<br />
Laura Kellermann<br />
Wie Lebensqualität gelingt<br />
Psychologietipps mit Soforteffekt<br />
6 Do., 08.10.<strong>2020</strong> | BEGEISTERUNGSFÄHIGKEIT<br />
Paul Johannes Baumgartner<br />
Das Geheimnis der Begeisterung<br />
Das Feuer in anderen entzünden<br />
3 Do., 02.04.<strong>2020</strong> | GESICHTSSPRACHE<br />
Eric Standop<br />
Ich sehe Dich<br />
Lesen, was ins Gesicht geschrieben steht<br />
7 Do., 12.11.<strong>2020</strong> | SELBSTMOTIVATION<br />
Dr. Marco Freiherr von Münchhausen<br />
Prinzipien effektiver Selbstmotivation<br />
So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund<br />
4 Do., 28.05.<strong>2020</strong> | HUMORFAKTOR<br />
Eva Ullmann<br />
Humor ist mehr als nur lustig!<br />
Lernen Sie Techniken und Wirkung<br />
für sich zu nutzen<br />
8 Do., 17.12.<strong>2020</strong> | GEISTESKRAFT<br />
Dr. Henning Beck<br />
Lernst du noch oder verstehst du schon?<br />
Der Weg des Wissens ins Gehirn.
46<br />
LEBEN<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Was Manager<br />
in die<br />
Pfanne hauen<br />
Umfrage Dampfnudeln von Oma oder Sauerbraten von<br />
Muttern. Fünf Männer haben unserem Mitarbeiter<br />
Stefan Loeffler von ihrem Lieblingsspeisen und<br />
Missgeschicken zwischen Herd und<br />
Spüle berichtet.<br />
FOTO: ALEXANDER RATHS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
Walter Bauer, Prokurist bei der<br />
Neu-Ulmer Settele GmbH & Co.<br />
KG, ist beim Essen jederzeit<br />
offen für Neues.<br />
Für Jürgen Barz, Geschäftsführer<br />
der Barz GmbH, geht nichts<br />
über den Sauerbraten seiner<br />
Mutter.<br />
1Zum Kochen fehlt mir leider<br />
die Zeit. Ich bin eher<br />
der „Speisenerwärmer“,<br />
ein Virtuose auf der<br />
Mikrowelle<br />
sozusagen.<br />
2Pasta<br />
mit leckeren<br />
Soßen<br />
oder<br />
im Sommer<br />
gegrillte<br />
Klassiker<br />
bekomme ich<br />
recht gut hin. Sonst<br />
finde ich auch viel<br />
Unterstützung aus unserem<br />
breit gefächerten<br />
Sortiment im Unternehmen.<br />
3Die Situation ergab sich –<br />
Gott sei Dank – bislang<br />
noch nicht.<br />
4Ein tolles Steak mit Pfefferkruste<br />
und Salat oder Gemüse<br />
dazu, das hat schon was.<br />
5Da fällt mir spontan nichts<br />
ein. Zudem sollte man bei<br />
meiner beruflichen Tätigkeit<br />
immer offen für alles sein.<br />
6Normalerweise habe ich<br />
mich da recht gut im Griff.<br />
Schwierig wird es nur, wenn es<br />
ein Überangebot an Leckereien<br />
gibt. Am liebsten würde ich<br />
dann alles testen, um dann<br />
letztendlich das Beste nochmals<br />
zu kosten.<br />
1Ich koche sehr gerne und<br />
habe mir das meiste selbst<br />
beigebracht, indem ich Rezepte<br />
aus diversen Kochbücher ausprobiert<br />
habe.<br />
2Bowl-Gerichte. Da kommt<br />
alles in einen Topf. Sehr lecker.<br />
3Selber<br />
gemachte<br />
Ravioli,<br />
die allesamt<br />
ineinander<br />
verklebt<br />
waren.<br />
4Der Sauerbraten meiner<br />
Mutter.<br />
5Schnecken!<br />
6Eigentlich bei keinem Gericht.<br />
FOTO: ANEST/SHUTTERSTOCK.COM
<strong>unternehmen</strong> [!] LEBEN 47<br />
Verbranntes Fleisch, flüssiger<br />
Kuchen, verklebte Ravioli – auch<br />
bei Führungskräften geht mal<br />
etwas schief. Kochen gelernt<br />
haben einige nicht freiwillig,<br />
sondern mangels Alternativen<br />
während des Studiums.<br />
FOTO: DAVID TADEVOSIAN/SHUTTERSTOCK.COM<br />
FOTO. BIG FOOT PRODUCTIONS/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1) Kochen Sie gerne – und wo haben<br />
Sie es gelernt?<br />
2) Was tischen Sie der Familie und<br />
Freunden am liebsten auf?<br />
3) Was ist in der Küche schon einmal<br />
richtig schief gegangen?<br />
4) Was ist Ihr Lieblingsgericht?<br />
5) Welches Essen lässt Sie vom Tisch<br />
flüchten?<br />
6) Bei welchen Snacks oder Leckereien<br />
vergessen Sie Ihre Disziplin?
48<br />
LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
1) Kochen Sie gerne – und wo haben<br />
Sie es gelernt?<br />
2) Was tischen Sie der Familie und<br />
Freunden am liebsten auf?<br />
3) Was ist in der Küche schon einmal<br />
richtig schief gegangen?<br />
4) Was ist Ihr Lieblingsgericht?<br />
5) Welches Essen lässt Sie vom Tisch<br />
flüchten?<br />
6) Bei welchen Snacks oder Leckereien<br />
vergessen Sie Ihre Disziplin?<br />
1Ja, sehr gerne. Im Studium<br />
habe ich es mir aus der Not<br />
als Autodidakt selbst beigebracht.<br />
2Italienische und französische<br />
Gerichte, wie zum Beispiel<br />
Spaghetti alla puttanesca,<br />
Ossobuco alla milanese oder<br />
bretonisches Huhn.<br />
3Kutteln auf normannische<br />
Art, die waren leider<br />
ungenießbar.<br />
4Andalusisches Huhn<br />
mit Avocado und Trockenfrüchten.<br />
Hat sich das Kochen im<br />
Studium selbst beigebracht<br />
– Dr. Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK<br />
Schwaben.<br />
5Ganz klar: Fertiggerichte.<br />
6Hausgemachte<br />
Apfeltarte.<br />
FOTO: PHOVOIR/SHUTTERSTOCK.COM<br />
1Ich koche sehr gerne und<br />
habe mir alles bei meiner<br />
Mutter abgeschaut. Gelernt<br />
habe ich es während des Studiums,<br />
als ich um das Kochen<br />
nicht mehr herumgekommen<br />
bin.<br />
Markus Hitzler, Geschäftsführer<br />
der Werbeagentur Halma<br />
GmbH & Co. KG, probiert sich<br />
gerne durch die verschiedenen<br />
Küchen dieser Welt.<br />
2Ich probiere immer etwas<br />
aus und mache saisonale und<br />
regionale Gerichte, die ich mit<br />
Leckereien aus aller Welt kombiniere.<br />
3Alle Küchen-Pannen-Klassiker:<br />
Hauptzutat liegt noch<br />
im Laden, verbranntes Fleisch,<br />
flüssiger Kuchen, zu viel Salz in<br />
der Suppe, …<br />
4Heute Italienisch. Morgen<br />
etwas anderes. Und übermorgen<br />
wieder was Neues – ich<br />
probiere mich sehr gerne durch<br />
die Weltküche, so dass es „das<br />
eine“ Lieblingsessen gar nicht<br />
gibt. Außer Omas Dampfnudeln<br />
mit Vanille-Sauce vielleicht.<br />
5Alles was sich noch bewegt<br />
oder mich mit großen Augen<br />
anschaut – und Dinge, bei denen<br />
ich keine Rückschlüsse mehr<br />
darauf ziehen kann, was es einmal<br />
war oder woher es kommt.<br />
6Bei viel zu vielen – besonders<br />
die Kombination von<br />
Salzigem mit Schokolade und<br />
Cola lassen mich alle Vernunft<br />
vergessen.<br />
1Kochen überlasse ich lieber<br />
Menschen, die das besser<br />
können. Ab und an koche ich<br />
nach Rezept, denn wirklich gelernt<br />
habe ich es nicht.<br />
2Vegane Burger, dazu Salat.<br />
Das ist einfach und schmeckt<br />
lecker.<br />
3So ziemlich alles...<br />
von Pizza im Ofen<br />
vergessen bis Überschwemmung<br />
beim<br />
Abspülen.<br />
4Klarer Fall:<br />
Pizza!<br />
Innereien kommen bei Roxy-Geschäftsführer<br />
Christian Grupp<br />
nicht auf den Tisch, Pizza<br />
dagegen sehr oft.<br />
5Auch klarer Fall: Alles, was<br />
mit Innereien zu tun hat.<br />
6Cashewnüsse und Softgummies.<br />
FOTO; NEW AFRICA/SHUTTERSTOCK.COM<br />
FOTO: MIRAPHOTO/SHUTTERSTOCK.COM
<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORTAnzeige<br />
49<br />
Dänische Designmöbel und Accessoires<br />
für zuhause, Büro und Gastgewerbe<br />
BoConcept wurde 1952 in Dänemark von Jens<br />
Ærthøj und Tage Mølholm gegründet.<br />
Alles was sie hatten, waren ihre Handwerkskünste<br />
und die Entschlossenheit, hochwertige<br />
dänische Möbel vielen Menschen zugänglich<br />
zu machen. Dabei folgten Jens und Tage<br />
konsequent den Prinzipien, die das dänische<br />
Möbeldesign auf der ganzen Welt bekannt gemacht<br />
haben:<br />
Schlichte Handwerkskunst, reduziertes<br />
Design, hohe Funktionalität<br />
und wertige Materialien.<br />
Prinzipien, die bei BoConcept bis heute gelebt<br />
werden. Bestes Beispiel: Unsere Designikone,<br />
der „Imola-Sessel“. Der moderne Klassiker<br />
wird ausschließlich von den talentiertesten<br />
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von Hand hergestellt.<br />
Im Laufe der Jahre hat sich die kleine Schreinerei<br />
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50<br />
NAMEN & NACHRICHTEN<br />
<strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Simmet löst<br />
Brackvogel ab<br />
Medienhaus Die Neue Pressegesellschaft<br />
(NPG/Ulm) hat seit<br />
Jahresbeginn mit Andreas Simmet<br />
(53) einen neuen Vorsitzenden<br />
der Geschäftsführung. Unter<br />
dem Dach des Medienhauses<br />
erscheint die Südwest Presse,<br />
die Märkische Oderzeitung<br />
(Frankfurt/Oder) und die Lausitzer<br />
Rundschau (Cottbus). Das<br />
Medienhaus beschäftigt 2100<br />
Mitarbeiter, 2018 lag der Umsatz<br />
bei 238 Millionen Euro. Simmet<br />
ist seit sieben Jahren im Unternehmen,<br />
hat bisher hauptsächlich<br />
das Geschäft in Brandenburg<br />
geführt. Seit 2018 war er<br />
Mitgeschäftsführer der NPG. Er<br />
leitet das Unternehmen mit dem<br />
kaufmännischen Geschäftsführer,<br />
Matthias Bikowski.<br />
Thomas Brackvogel (65) ist<br />
nach zwölf erfolgreichen Jahren<br />
aus der Geschäftsführung ausgeschieden<br />
und zur Verlagsgruppe<br />
Ebner Ulm gewechselt<br />
(Familie Ebner, hälftiger Gesellschafter<br />
der NPG). Dort hat er<br />
den Vorsitz des Verwaltungsrates<br />
übernommen.<br />
Unternehmenslenker unter sich:<br />
Thomas Brackvogel (li.) und<br />
Andreas Simmet.<br />
Derzeit steht das ehemalige Abt-Gebäude am Münsterplatz leer. Geht es nach den Plänen des Inhabers<br />
Erwin Müller, soll bald die Hotelkette Motel One dort einen Standort eröffnen. Foto: Lars Schwerdtfeger<br />
Aus Kaufhaus Abt wird Motel One<br />
Erst überraschte Erwin Müller mit der Übernahme<br />
des Kaufhauses Abt am Münsterplatz. Jetzt<br />
verkündete der Ulmer Drogerie-Unternehmer,<br />
dass in das mittlerweile leerstehende Haus die<br />
Münchner Hotelkette Motel One einziehen soll.<br />
Das Unternehmen will das Gebäude in ein 150<br />
Kongress der<br />
Controller<br />
Digitalisierung Standardisierung,<br />
Automatisierung und<br />
Künstliche Intelligenz werden<br />
auch für Controller immer<br />
wichtiger. Unter dem Motto<br />
„For a better performance“ stellt<br />
der 45. Kongress der Controller<br />
in München, 27. und 28. April,<br />
bereits gesammelte Erfahrungen<br />
und Möglichkeiten der Digitalisierung<br />
in den Fokus. Weitere<br />
Infos im Internet unter<br />
www.icv-controlling.com.<br />
Nachfolger<br />
stehen bereit<br />
Betten-Haus umbauen. Zu den 5500 Hotelbetten<br />
in der Doppelstadt kommen laut Wolfgang Dieterich,<br />
Geschäftsführer der Ulm/Neu-Ulm Touristik,<br />
1000 Betten bis 2022 hinzu. Dadurch enstehe<br />
ein Preis- und Konkurrenzdruck, der mittlere<br />
und kleine Betriebe gefährden könne.<br />
Betriebsübernahme Die Bereitschaft<br />
von Unternehmerkindern<br />
zur Übernahme des Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />
ist gewachsen.<br />
Die Zeppelin-Universität<br />
Friedrichshafen hat im Auftrag<br />
der Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong><br />
516 potenzielle Nachfolger<br />
befragt. 61 Prozent sehen es<br />
demnach als wahrscheinlich an,<br />
dass ein Team aus Familienmitgliedern<br />
und Nicht-Familienmitgliedern<br />
die Geschäftsführung<br />
übernimmt. Enorme Chancen<br />
sieht die nächste Unternehmergeneration<br />
in der<br />
Digitalisierung und in der Kooperation<br />
mit Start-ups. [!]<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Anzeigen<br />
Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Max Meschkowski<br />
(Layout & Illustration)<br />
Antje Meyer & Katrin Fülle (Bild)<br />
Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />
Lars Schwerdtfeger,<br />
Volkmar Könneke, Werkfotos, PR,<br />
Archiv<br />
Druck<br />
Druckerei R. le Roux GmbH<br />
Daimlerstraße 4<br />
89155 Erbach<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-500<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />
Den Datenschutzbeauftragten<br />
erreichen Sie unter:<br />
datenschutz@swp.de<br />
Nächste Ausgabe: 9. Mai <strong>2020</strong><br />
Die Themen<br />
- Wirtschaft im Donauraum – das<br />
Forum zum Donaufest <strong>2020</strong><br />
- Urlaub für Unternehmer – Tipps<br />
für die Freizeit<br />
- Wie die digitale Transformation<br />
das Management verändert<br />
- Innovationen im Vending-Markt<br />
Anzeigenschluss: 9. April<br />
Auflage: 15.000 Exemplare<br />
www.swp-<strong>unternehmen</strong>.de
<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 51<br />
Überblick<br />
ist einfach.<br />
Weil die Sparkasse individuelle<br />
Lösungen für einen<br />
effizienten Zahlungsverkehr<br />
im In- und Ausland bietet.<br />
spkulm.de<br />
ksk-gp.de<br />
S Sparkasse<br />
Ulm<br />
S Kreissparkasse<br />
Göppingen
52<br />
RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
Der Touareg<br />
In jeder Hinsicht groß<br />
Attraktives Sonderleasing<br />
für Gewerbekunden<br />
Der Touareg setzt mit seiner kraftvollen Silhouette, seiner dynamisch abfallenden Dachlinie und seinen<br />
innovativen IQ.LIGHT – LED-Matrix-Scheinwerfern 1 neue Maßstäbe in Sachen Design. Eine neue Dimension<br />
des Komforts erwartet Sie auch im Innenraum. Zum Beispiel durch sein neuartiges geschwungenes Innovision<br />
Cockpit 1 , das ganz einfach per Touch-, Gesten- oder Sprachsteuerung bedienbar ist. Genießen können Sie auch<br />
das farbige Ambientepaket 1 mit direkter und indirekter Beleuchtung. Informieren Sie sich bei uns über den<br />
Touareg und vereinbaren Sie eine Probefahrt.<br />
Touareg 3.0 V6 TDI SCR 4MOTION, 210 kW (286 PS), 8-Gang-Automatik (Tiptronic)<br />
Kraftstoffverbrauch, l/100 km: innerorts 7,7/außerorts 5,9/kombiniert 6,6/CO 2<br />
-Emissionen, g/km: kombiniert 173.<br />
Ausstattung: Siliziumgrau Metallic, R-Line, Licht-und-Sicht-Paket, Panorama-Ausstell-/Schiebedach, Lederpaket<br />
„Savona“ mit ergoComfort-Sitzen vorn, Komfortpaket „Keyless Access“, Innovision Cockpit, Fahrerassistenzpaket<br />
„Plus“, Digitaler Radioempfang DAB+, Anhängevorrichtung elektrisch anklappbar inkl. Anhängerrangierassistent<br />
„Trailer Assist“ u. v. m.<br />
GeschäftsfahrzeugLeasingrate monatlich 584,00 €<br />
Sonderzahlung: 0,00 €<br />
Laufzeit:<br />
48 Monate<br />
Jährliche Fahrleistung:<br />
15.000 km<br />
Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig, für gewerbliche Einzelabnehmer<br />
mit Ausnahme von Sonderkunden. 2<br />
Abbildung zeigt Sonderausstattungen gegen Mehrpreis. Stand 01/<strong>2020</strong>. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />
1<br />
Optionale Sonderausstattung. 2 Zzgl. Überführungskosten und MwSt. Bonität vorausgesetzt. Gültig bis 31.03.<strong>2020</strong>.<br />
Ihr Volkswagen Partner<br />
Autohaus Burger GmbH & Co. KG<br />
Ehinger Str. 21-25, 89143 Blaubeuren<br />
Tel. 07344 / 96000<br />
André Moreira<br />
Tel. 07344 / 9600-62<br />
Andre.Moreira@<br />
autohaus-burger.de<br />
Philipp Staudenmayer<br />
Tel. 07344 / 9600-63<br />
Philipp.Staudenmayer@<br />
autohaus-burger.de