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unternehmen Ausgabe71 März 2020

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 71 - März 2020

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<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 1<br />

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 71 | <strong>März</strong> <strong>2020</strong> | 3,00 €<br />

Meisterliche<br />

Perspektive<br />

Das Handwerk ist erfolgreich wie nie. Ohne<br />

Weiterbildung fürs Digitale bleibt das nicht so, sagt<br />

der Ulmer Kammerpräsident Joachim Krimmer.<br />

ZUKUNFT IN PULVERFORM<br />

Die Digitalisierung krempelt die<br />

Logistik um. Statt Gütern werden<br />

Daten transportiert.<br />

Seite 6<br />

GUTE TÜTEN<br />

So will die Verpackungsindustrie<br />

mit umweltschonenden<br />

Produkten nachhaltiger werden.<br />

Seite 30<br />

UMFRAGE<br />

Führungskräfte erzählen über ihre<br />

Kochkünste und Missgeschicke in<br />

der Küche.<br />

Seite 46


2<br />

L ATIT U D E .<br />

LO N G IT U D E . AT TIT U D E .<br />

RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

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<strong>unternehmen</strong> [!] INHALT 3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

die Wirtschaft im Südwesten gibt sich nach einer<br />

konjunkturellen Achterbahnfahrt 2019 wieder<br />

zuversichtlicher. Wie lange diese Einschätzung<br />

Bestand hat, ist offen. Zu sehr überlagern<br />

sich strukturelle Umbrüche in der Autoindustrie,<br />

die sich auf die Zulieferkette und damit aufs gesamte<br />

Land auswirken, mit konjunkturellen Herausforderungen:<br />

Handelsstreit, Brexit-Folgen und<br />

Corona-Virus lassen grüßen. Während in der Industrie<br />

Unternehmen die Stundenkonten ihrer<br />

Mitarbeiter herunterfahren und Kurzarbeit beantragen,<br />

boomt das Handwerk. Wie sich die Betriebe<br />

auf die Digitalisierung einstellen, schildert Joachim<br />

Krimmer, Präsident der Handwerkskammer<br />

Ulm, im Titelinterview (Seite 10). Auch die Logistik<br />

bekommt die Kraft der digitalen Möglichkeiten<br />

zu spüren (Seite 6). Diese Ausgabe steckt<br />

zudem voller Beispiele, wie Firmen den Wandel<br />

gestalten: Von Unternehmen, die die Energiewende<br />

verwirklichen (Seite 20), bis hin zu Firmenporträts<br />

der Fastenklinik Buchinger Wilhelmi<br />

(Seite 24), des Joghurtherstellers Ehrmann (Seite<br />

34) und des Lkw-Bauers Iveco (Seite 42).<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!<br />

Ihr Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

spezial<br />

6 Die Zukunft in Pulverform<br />

Ein Blick ins Logistiklabor der Hochschule<br />

Neu-Ulm<br />

20 So helfen kluge Puffer<br />

Unternehmen aus dem Südwesten<br />

zeigen: Die Energiewende ist technisch<br />

machbar und wirtschaftlich sinnvoll.<br />

30 Gute Tüten<br />

Wie die Verpackungsindustrie<br />

nachhaltige Lösungen liefern will<br />

titelthema<br />

10 Starke Basis, goldene Aussicht<br />

Joachim Krimmer, Präsident der<br />

Handwerkskammer Ulm, im Gespräch<br />

machen<br />

24 Fasten mit Aussicht<br />

Seit 100 Jahren kommt die Methode<br />

von Otto Buchinger zum Einsatz<br />

34 Aus dem Allgäu ins Kühlregal<br />

Die Familienmolkerei Ehrmann stellt<br />

seit 100 Jahren Fruchtjoghurt her<br />

36 Ein Schritt nach vorn<br />

Team viewer startet an der Börse durch<br />

42 Unter Strom<br />

Am Iveco-Standort Ulm laufen bald<br />

E-Lkw vom Band<br />

finanzieren<br />

26 Kontrolliertes Risiko<br />

Experten empfehlen Aktienfonds<br />

anstelle klassischer Anlageformen.<br />

verantworten<br />

38 Blick über den Kirchturm<br />

Karl Heinz Raguse, Organisator des<br />

Unternehmertags, über Erfolg<br />

leben<br />

46 Was Manager in die<br />

Pfanne hauen<br />

Umfrage unter Führungskräften<br />

namen & nachrichten<br />

4 Pleitenschreck im Bau-Boom<br />

18 Bienenstrom aus Nürtingen<br />

44 Hymer expandiert in den USA<br />

50 Impressum<br />

06<br />

20<br />

38<br />

24<br />

24


4<br />

NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Pleiten-Schreck im Bau-Boom<br />

Immobilien Der insolvente Bauträger Realgrund wird abgewickelt. Die Investoren bringen<br />

das 150-Millionen Projekt in eigener Regie zu Ende. Kritik an Nachforderungs-Praxis.<br />

Wohnungsbau Der Immobilienmarkt<br />

boomt. In der Finanzmetropole<br />

Frankfurt werden<br />

utopisch anmutende Preise von<br />

mehr als 20 000 Euro pro Quadratmeter<br />

umbautem Raum bezahlt.<br />

Möglich ist dies, weil immer<br />

mehr ausländische Investoren<br />

auf den deutschen Markt<br />

drängen. Der Grund: hohe<br />

Nachfrage, wenig Leerstand und<br />

sichere Wirtschaftssituation.<br />

Hinzu kommt, dass die Preise<br />

im internationalen Vergleich<br />

moderat sind – mit Ausnahme<br />

von Frankfurt und München.<br />

Dort sehen nicht nur Experten<br />

der Schweizer Bank UBS eine<br />

hohe Blasengefahr. Kleine, wirtschaftsstarke<br />

Großstädte wie<br />

Ulm rückten für professionelle<br />

Investoren daher vermehrt in<br />

den Fokus, sagen Branchenbeobachter.<br />

Umso mehr überraschte die<br />

Insolvenz und Abwicklung der<br />

Ulmer Realgrund AG. Für den<br />

Bauträger mit 43 Mitarbeitern<br />

hatte es als Ganzes keinen Käufer<br />

gegeben. Das Interesse an<br />

den unfertigen Projekten ist riesig.<br />

So wird das größte Projekt,<br />

der 150 Millionen teure Neu-Ulmer<br />

Südstadtbogen, der die Ursache<br />

für die Schieflage ist, von<br />

den bisherigen Investoren in Eigenregie<br />

fertiggestellt. Die Baupreise<br />

für das Projekt, das von<br />

einem großen Stuttgarter Generalunternehmer<br />

realisiert wird,<br />

waren um 25 Prozent gestiegen:<br />

Der von Investoren vorab bezahlte<br />

Kaufpreis reichte nicht<br />

aus, um die Kosten zu decken.<br />

Seitens der Hausbank, der<br />

Volksbank Ulm-Biberach, die<br />

beim Südstadtbogen nicht beteiligt<br />

ist, sagt Vorstandssprecher<br />

Ralph Blankenberg: „Die Insolvenz<br />

von Realgrund wäre vermeidbar<br />

gewesen, wenn mehr<br />

Pragmatik geherrscht hätte.“ Er<br />

hält vor allem die Praxis bei<br />

Nachforderungen von Baukonzernen<br />

für „hochgradig fragwürdig“.<br />

Bei Realgrund handle es<br />

sich um ein lokales „Vorzeige-Unternehmen“.<br />

[!] kö/amb<br />

Blick auf das Areal des Südstadtbogens: Hier entstehen ein 50<br />

Meter hoher Büroturm und 450 Wohnungen. Foto: Volkmar Könneke<br />

Alles neu – von Göppingen bis Augsburg<br />

Industrie- und Handelskammern<br />

Von Göppingen über Ulm<br />

bis Augsburg: Binnen sechs Monaten<br />

hat sich ein Generationswechsel<br />

in den Selbstverwaltungen<br />

der Wirtschaft vollzogen.<br />

Den Anfang machte Gernot Imgart.<br />

Der promovierte Jurist (53)<br />

löste im August 2019 den langjährigen<br />

Geschäftsführer Peter<br />

Saile an der Spitze der Bezirkskammer<br />

Göppingen (rund<br />

13 700 Mitglieder) ab, die zur<br />

IHK-Region Stuttgart gehört.<br />

Seit Jahresbeginn ist Marc<br />

Lucassen Hauptgeschäftsführer<br />

der IHK Schwaben (147 000 Mitglieder).<br />

Der 47-Jährige, der<br />

Chemie und Wirtschaft studiert<br />

und an der TU München pro-<br />

Gernot<br />

Imgart leitet<br />

die Bezirkskammer<br />

Göppingen.<br />

Leitet seit<br />

Januar die<br />

IHK Schwaben:<br />

Marc<br />

Lucassen.<br />

Max-Martin<br />

Deinhard ist<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

der IHK Ulm.<br />

23 Jahre<br />

Stratege und<br />

politischer<br />

Kopf der IHK:<br />

Otto Sälzle.<br />

moviert hat, löste Peter<br />

Saalfrank ab, der 19 Jahre im<br />

Amt war.<br />

In Ulm (46 000 Mitgliedsfirmen)<br />

wurde Otto Sälzle Mitte<br />

Januar vor 300 geladenen Gästen<br />

verabschiedet. Der 63-Jährige<br />

hat nach mehr als 23 Jahren<br />

– ebenfalls zu Jahresbeginn –<br />

sein Amt als Hauptgeschäftsführer<br />

an seinen Nachfolger<br />

Max-Martin Deinhard übergeben.<br />

Der 38-jährige Politik- und<br />

Verwaltungswissenschaftler<br />

war zuvor für die IHK Würzburg-Schweinfurt<br />

als stellvertretender<br />

Hauptgeschäftsführer tätig.<br />

Seine Berufslaufbahn startete<br />

er als Flugzeugmechaniker in<br />

Bremen. [!]<br />

swp


<strong>unternehmen</strong> [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />

Nuvisan übernimmt Bayer-Forschungsteam<br />

Pharma Der Neu-Ulmer Pharma-Dienstleister<br />

Nuvisan hat<br />

vom Bayer-Konzern eine komplette<br />

Forschungsabteilung<br />

übernommen. Die dazugehörigen<br />

Mitarbeiter, die Spezialisten<br />

auf dem Gebiet kleinmolekularer<br />

Wirkstoffe sind, wechseln zu<br />

dem Neu-Ulmer Unternehmen,<br />

das damit seine Mitarbeiterzahl<br />

verdoppelt. Details zum Kaufpreis<br />

wurden nicht genannt.<br />

Das Unternehmen mit einem<br />

Jahresumsatz von rund 55 Millionen<br />

Euro bietet Dienstleistungen<br />

für Pharma<strong>unternehmen</strong> an.<br />

Diese reichen von klinischen<br />

Studien von Medikamenten im<br />

Rahmen der Zulassung, über Labordienstleistungen<br />

bis hin zur<br />

Auftragsfertigung. Die Forschungsklinik<br />

hatte früher unter<br />

dem Namen LAB firmiert.<br />

Nuvisan betreibt über die Forschungsklinik<br />

in der Wegener<br />

Straße hinaus mehrere Standorte<br />

in Deutschland und Frankreich.<br />

Die strategische Partnerschaft<br />

zwischen Nuvisan und<br />

Bayer bilde die Basis für die<br />

neue Niederlassung in Berlin<br />

und untermauere die langjährige<br />

Kooperation der beiden Unternehmen.<br />

Aus Sicht von Nuvisan-Geschäftsführer<br />

Dietrich<br />

Bruchmann erhalte die Firma<br />

„Zugang zu erstklassigem Fachwissen<br />

und Technologien“ und<br />

bekomme mit dem Campus ein<br />

„operatives Zentrum im Wissenschaftscluster<br />

Berlin.“ Mit<br />

der Übernahme komplettiere<br />

Nuvisan zudem sein Leistungsspektrum<br />

auf dem Gebiet präklinischer<br />

Forschung. Bei der<br />

Forschungseinheit von Bayer in<br />

Berlin handle es sich um ein voll<br />

funktionsfähiges Team. [!] kö<br />

400 Forscher des Pharmakonzerns Bayer in Berlin haben nun einen<br />

Arbeitgeber aus Neu-Ulm. <br />

Foto: Bayer AG<br />

Führung verkleinert<br />

Ebner Media Group Die Familienholding<br />

Verlagsgruppe Ebner<br />

Ulm GmbH & Co. KG verkleinert<br />

im Zuge ihrer Neuordnung<br />

und des Generationswechsels<br />

die Führungsspitze. Marco Parrillo,<br />

der seit zwölf Jahren für<br />

den Verlag tätig ist, übernimmt<br />

die alleinige Geschäftsführung.<br />

Gerrit Klein, der seit 2008 das<br />

Unternehmen geführt hat,<br />

scheidet ebenso aus wie Günter<br />

Götz, der 40 Jahre für den Verlag<br />

tätig war. Die Ebner Media<br />

Group ist eine 100-prozentige<br />

Beteiligung der Verlagsgruppe<br />

Ebner. Sie gibt zahlreiche Fachzeitschriften<br />

heraus, organisiert<br />

Messen sowie Kongresse und<br />

gilt in der Branche als Vorreiter<br />

für digitale Geschäftsmodelle.<br />

300 Mitarbeiter erwirtschafteten<br />

2019 einen Umsatz von mehr<br />

als 50 Millionen Euro. [!] amb<br />

Kritik der Kakteen<br />

IHK Region Stuttgart. Die Erhöhung<br />

der Mitgliedsbeiträge<br />

der Industrie- und Handelskammer<br />

Region Stuttgart hat die<br />

Kakteengruppe auf den Plan gerufen.<br />

Die kammerkritische<br />

Gruppe bemängelt die Erhöhung<br />

und verlangt, den Weinberg<br />

hinter dem IHK-Gebäude<br />

in der Landeshauptstadt zu verkaufen.<br />

Das lehnt die Kammer<br />

ab. Die Umlage für das laufende<br />

Jahr steigt um 0,05 Prozentpunkte<br />

auf 0,21 Prozent des Gewerbeertrags.<br />

In den vergangenen<br />

beiden Jahren hatte der Hebesatz<br />

der Stuttgarter Kammer<br />

bei jeweils 0,16 Prozent gelegen,<br />

zudem gab es für die Mitglieder<br />

Rückerstattungen in Millionenhöhe.<br />

Mit der Erhöhung liegt die<br />

Umlage wieder auf dem Niveau<br />

von 2005 bis 2013. Die Kammer<br />

in Stuttgart erhöht als einzige in<br />

Baden-Württemberg im laufenden<br />

Jahr den Hebesatz. [!] jkl<br />

Nicht ganz wie<br />

geschmiert<br />

Liqui Moly Der Ulmer Schmierstoffhersteller<br />

Liqui Moly hat<br />

2019 den Umsatz um 4 Prozent<br />

auf den Rekordwert von 569<br />

Millionen Euro gesteigert. Allerdings<br />

hatte es vor einem Jahr<br />

massive Probleme bei der Einführung<br />

einer neuen Software<br />

zur Steuerung<br />

von Einkauf,<br />

Produktion<br />

und Verkauf<br />

gegeben,<br />

räumte Geschäftsführer<br />

Ernst Prost,<br />

Geschäftsführer<br />

von Liqui<br />

Moly.<br />

Ernst Prost<br />

ein. In der Folge<br />

gab es lange<br />

Wartezeiten<br />

für Kunden.<br />

„Wären<br />

wir börsennotiert, müsste ich<br />

eine Gewinnminderungswarnung<br />

herausgeben“, sagt er.<br />

Doch das Unternehmen ist seit<br />

dem Jahr 2018 eine 100-prozentige<br />

Tochtergesellschaft der<br />

Würth-Gruppe (Künzelsau).<br />

Die Zahl der Mitarbeiter stieg<br />

von 849 auf 933. [!] kö<br />

Jobabbau in<br />

Immenstaad?<br />

Rüstungssparte Der geplante<br />

Stellenabbau beim Flugzeugbauer<br />

Airbus löst beim Betriebsrat<br />

Proteste aus. „Das Unternehmen<br />

darf nicht auf Kosten der<br />

Mitarbeiter saniert werden“,<br />

sagt Thomas Pretzl, Gesamtbetriebsratschef<br />

der Airbus Defence<br />

and Space GmbH. Den zu<br />

geringen Auftragseingang habe<br />

das Management zu verantworten.<br />

Von den 2400 Stellen, die in<br />

der Sparte Defence & Space gestrichen<br />

werden, entfallen 830<br />

auf Deutschland. Damit sind<br />

nicht nur Arbeitsplätze in Ottobrunn<br />

und Manching, sondern<br />

auch in Ulm (330) und Immenstaad<br />

(2300 Mitarbeiter) bedroht.<br />

Welcher Standort in welchem<br />

Ausmaß betroffen sei, lasse<br />

sich noch nicht sagen, heißt<br />

es bei Airbus. Ende vergangenen<br />

Jahres war bekannt geworden,<br />

dass Airbus ein Sparpaket<br />

für die Sparte plant. Hintergrund<br />

ist ein deutlicher Ertragseinbruch.<br />

Daher seien jetzt robuste<br />

Maßnahmen nötig, sagte<br />

Spartenchef Dirk Hoke.[!]amb


6<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Was kommt denn<br />

da angerollt?<br />

Bodendrohnen wie<br />

diese werden im<br />

öffentlichen Raum<br />

eingesetzt und<br />

werden künftig zum<br />

Beispiel Waren<br />

zustellen.<br />

Zukunft kommt<br />

in Pulverform<br />

Logistik Die Digitalisierung krempelt die Branche<br />

um. Touren werden in Echtzeit optimiert. Statt<br />

Gütern werden vermehrt Daten transportiert. Ein<br />

Blick ins Logistiklabor der Hochschule Neu-Ulm.<br />

Aus dem Augenwinkel betrachtet<br />

sieht der kleine<br />

Kasten aus wie ein Kühlschrank.<br />

Bei genauerer Betrachtung<br />

entdeckt man hinter der<br />

Glastüre jedoch keine Getränke,<br />

sondern einen Druckkopf, der<br />

gleichmäßig seine Bahnen zieht. Hin<br />

und zurück. Hin und zurück. Das<br />

gute Stück ist ein 3D-Drucker und<br />

befindet sich im Logistiklabor der<br />

Hochschule Neu-Ulm und damit an<br />

einem Ort, an dem man sich dem<br />

Begriff Logistik 4.0 prima annähern<br />

kann.<br />

Mit dem Begriff kann sich der<br />

Leiter des Labors, Prof. Dr.-Ing. Oliver<br />

Kunze, jedoch nicht anfreunden.<br />

„Für mich ist das vor allem ein Marketingbegriff,<br />

der relativ schlecht<br />

definiert und daher schwer zu fassen<br />

ist“, erklärt der Professor für das<br />

Forschungs- und Lehrgebiet Betriebswirtschaftslehre<br />

mit Schwerpunkt<br />

Logistik & Ressourcenrisikomanagement<br />

seine Abneigung. Aber<br />

dass sich die Logistikbranche durch<br />

neue Technologien wie beispielsweise<br />

auch den 3D-Druck grundlegend<br />

verändern wird, davon ist er<br />

überzeugt.<br />

Smarte<br />

Bodendrohnen<br />

und 3-Drucker werden<br />

die Logistik von<br />

morgen prägen.<br />

Oliver Kunze<br />

Professor, Hochschule Neu-Ulm<br />

3D-Druck, auch additive Fertigung<br />

genannt, spielt eine immense Rolle<br />

beim digitalen Wandel in der Industrie<br />

– insbesondere bei logistischen<br />

Prozessen. „3D-Drucker gehören<br />

ebenso wie intelligent gesteuerte<br />

Bodendrohnen oder<br />

Augmented-Reality-Brillen zu den<br />

Innovationen der vergangenen Jahre,<br />

die die Logistik von morgen prägen<br />

werden“, betont Kunze. Seiner<br />

Einschätzung nach haben 3D-Drucker<br />

das disruptive Potential, den<br />

physischen Transport von Gütern<br />

durch den Transport von Daten zu<br />

ersetzen. Damit ändern sich nicht<br />

nur jahrzehntelang eingeübte Abläufe,<br />

sondern auch die Spielregeln der<br />

Branche.<br />

Denn Unternehmen, die Ersatzteile<br />

benötigen, müssen diese zukünftig<br />

nicht mehr in anderen Ländern<br />

produzieren lassen, sondern<br />

können dies selbst vor Ort tun. „Der<br />

Verwendungsort fällt mit dem Produktionsort<br />

zusammen.“ Die<br />

3D-Druck-Technologie macht am<br />

meisten Sinn, wenn beide Orte weit<br />

voneinander entfernt liegen. Ganz<br />

weit sogar. So surren zum Beispiel<br />

3D-Drucker bereits auf der Internationalen<br />

Raumstation ISS. Auch auf<br />

Öl-Plattformen werden Ersatzteile<br />

für Bohrgeräte oftmals schon in Eigenregie<br />

hergestellt – auf hoher See.<br />

Doch der Neu-Ulmer Professor<br />

schränkt ein: „Auch wenn man damit<br />

in Zukunft vermeiden kann, dass<br />

große Gütermengen über weite Entfernungen<br />

transportiert werden<br />

müssen, wird dies in den kommenden<br />

Jahren noch nicht überall im<br />

großen Stil der Fall sein. Doch bei<br />

kleinen Losgrößen ist die additive<br />

Herstellung von Teilen mit 3D-Druck<br />

oft preislich schon günstiger als zum<br />

Beispiel der Spritzguss.“<br />

Daten- statt Gütertransport<br />

Klar ist: der Anfang ist gemacht.<br />

Doch wie groß fällt der ökologische<br />

Fußabdruck dieser Technologie aus?<br />

Auch dies erforscht Kunze mit seinem<br />

Team im Logistiklabor, in dem<br />

sich eine Vielzahl von 3D-Druckern<br />

unterschiedlicher Technologien aneinanderreihen,<br />

die unterschiedliche<br />

Materialien entstehen lassen<br />

können. Scheibchen für Scheibchen.<br />

„Am Anfang steht immer ein digitales<br />

Modell, welches durch CAD-Konstruktion<br />

und immer öfter unterstützt<br />

durch 3D-Scans erstellt werden<br />

kann.“ Erforscht wird an der Wileystraße<br />

auch, wie man durch<br />

3D-Druck Lagerkapazitäten oder<br />

aber auch Material, darunter plastische<br />

und elastische Kunststoffe, Keramik<br />

oder auch Metalle, und damit<br />

Ressourcen einsparen kann.<br />

Auch für Andrea Marongiu spielt<br />

der 3D-Druck eine große Rolle bei<br />

der fortschreitenden Digitalisierung<br />

der Logistikbranche bis hin zu Logistik<br />

4.0: „Es gibt Firmen, die experimentieren<br />

bereits damit. Der Vorteil:<br />

Teile, die nicht so oft gebraucht<br />

werden, müssen auch nicht auf Lager<br />

gehalten werden, sondern werden<br />

dann gedruckt, wenn sie benötigt<br />

werden“, sagt der Geschäftsführer<br />

des Verbandes Spedition und Logistik<br />

(VSL), Baden-Württemberg


<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 7<br />

e.V.. Auch für ihnist der Terminus<br />

Logistik 4.0 nicht klar einzugrenzen:<br />

„Unter diesem Begriff<br />

werden sehr viele Dinge<br />

subsumiert. Fragen Sie zehn<br />

Wissenschaftler danach, erhalten<br />

sie zehn verschiedene Nuancen<br />

in der Definition. Aber ich<br />

bin optimistisch, dass in den<br />

kommenden Jahren viele Prozesse<br />

viel schneller umgesetzt<br />

werden, wie es sich so mancher<br />

Big-Data-Skeptiker wünscht.“<br />

Menschen ohne Musterdenken<br />

Behälter, die ihren Füllstand<br />

selbst erfassen und Stapler, die<br />

Transportaufträge eigenständig<br />

entgegennehmen und autonom<br />

erledigen. Ist das schon Logistik<br />

4.0?<br />

In naher<br />

Zukunft<br />

werden Paletten<br />

miteinander<br />

kommunizieren.<br />

Andrea Marongiu<br />

Verband Spedition und Logistik<br />

„Viele denken, wenn man<br />

nicht mehr mit einem Klemmbrett,<br />

sondern mit einem Tablet<br />

durchs Lager läuft, dann ist das<br />

bereits Logistik 4.0. Das ist es<br />

jedoch nicht“, sagt Marongiu:<br />

„Bereits in naher Zukunft werden<br />

einzelne Gegenstände wie<br />

Paletten oder Lagersysteme miteinander<br />

kommunizieren, ohne<br />

dass der Mensch eingreift. Doch<br />

wenn Bestellvorgänge an Logis-<br />

Fabian Frommer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Logistiklabor, zeigt einen 3D-Drucker im Einsatz,<br />

was er aus Pulver formen kann, und wie man ihn reinigt. <br />

Fotos: Lars Schwerdtfeger


8<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Neue Lösungen für die „letzte Meile“<br />

ILLUSTRATION: MAX MESCHKOWSKI<br />

Wenn nicht fliegend, dann könnte<br />

das Paket die „letzte Meile“<br />

künftig per S-Bahn zurücklegen.<br />

Die Hochschule<br />

Neu-Ulm hat gemeinsam<br />

mit der TU<br />

München im Rahmen<br />

des Projekts City<br />

Crowd Logistics<br />

(CCL) eine Idee untersucht,<br />

wie Transportdienstleistungen<br />

für die „letzte Meile“<br />

im städtischen Umfeld<br />

umgesetzt werden<br />

können. Dabei<br />

arbeiten viele Individuen<br />

wie Pendler<br />

und auch Unternehmen<br />

übergreifend<br />

zusammen, um urbane<br />

Transporte kooperativ<br />

durchzuführen.<br />

Zum Beispiel mit<br />

S-Bahn, Zug, auf dem<br />

E-Scooter oder Fahrrad:<br />

„Bei der Co-Nutzung<br />

der bestehenden<br />

Pendlerströme<br />

im öffentlichen Verkehr<br />

können Transporte<br />

von Kleinsendungen<br />

auf Teilstrecken<br />

sogar CO 2<br />

-neutral<br />

erfolgen“, sagt<br />

Prof. Dr. Oliver Kunze.<br />

Ähnlich wie im Internet<br />

die Router stellen<br />

Mitnahme- und Abgabestationen<br />

in diesem<br />

„physischen Internet“<br />

einen flexiblen<br />

Transport auf<br />

immer neuen Wegen<br />

sicher.<br />

tikbetriebe zukünftig von Produktionsmaschinen<br />

selbst ausgelöst werden,<br />

ist auch das noch nicht Logistik<br />

4.0. Davon kann man erst sprechen,<br />

wenn die Bestellung wiederum<br />

einen weiteren automatisierten Prozess<br />

auslöst“, erläutert Marongiu.<br />

Die Branche<br />

wird mit<br />

riesigen Strömen<br />

an Echtzeitdaten<br />

arbeiten müssen.<br />

Andrea Marongiu<br />

Verband Spedition und Logistik<br />

Stetige Touren-Optimierung<br />

Das Thema ist für den Geschäftsführer<br />

des baden-württembergischen<br />

Logistikverbandes eng mit künstlicher<br />

Intelligenz (KI) verbunden:<br />

„Wir werden in der Logistik in Zukunft<br />

riesige Datenmengen haben, in<br />

denen der Mensch – im Gegensatz<br />

zu einem Quantencomputer – keine<br />

Muster mehr erkennen kann.“ Die<br />

Transportbranche wird nach seinen<br />

Worten mit riesigen Strömen von<br />

Echtzeitdaten arbeiten müssen. Mit<br />

ihnen kann man quasi an jeder Kreuzung<br />

neue Informationen über die<br />

Speditionsfahrt erhalten und so die<br />

Touren stetig optimieren, auch für<br />

die Zukunft.<br />

Auch im Lager kann KI nach seinen<br />

Worten in Sekundenbruchteilen<br />

auf Fehlteile reagieren und Prozesse<br />

unverzüglich umsteuern. „All diese<br />

Daten sind nötig, um immer exaktere<br />

Prognosen treffen zu können,<br />

die die Logistikprozesse zukünftig<br />

noch effizienter machen werden.“<br />

Und welche Rolle wird der<br />

Mensch spielen? Für Marongiu besteht<br />

die Angst der Menschen, durch<br />

Roboter und Maschinen ersetzt zu<br />

werden, seit der industriellen Revolution:<br />

„Die Furcht ist jedoch unbegründet.<br />

Wir kennen heute viele<br />

Jobs noch gar nicht, die es in Zukunft<br />

geben wird. Die Gefahr ist, dass wir<br />

falsch ausbilden und Wissen vermitteln,<br />

mit dem wir später gar nichts<br />

mehr anfangen können.“<br />

Auch Hochschulprofessor Oliver<br />

Kunze ist überzeugt: Die Position<br />

des Menschen in der Logistik wird<br />

sich wandeln, doch die Automatisierung<br />

ist mit hohen Kosten verbunden.<br />

„Der Mensch wird immer der<br />

Entscheider, der Problemlöser sein<br />

und auch als Konzeptentwickler eine<br />

Rolle spielen“, sagt der Neu-Ulmer<br />

Wissenschaftler, der sich vorstellen<br />

kann, dass die Logistik der Zukunft<br />

auch neue Geschäftsfelder entwickeln<br />

wird: zum Beispiel spezielle<br />

3D-Services für Firmen.[!] Stefan<br />

Loeffler<br />

Zur Person<br />

Andrea Marongiu<br />

ist seit 2007 Geschäftsführer<br />

des<br />

Verbandes Spedition<br />

und Logistik Baden-<br />

Württemberg, dem<br />

sich 460 Speditions-,<br />

Transport- und<br />

Logistik<strong>unternehmen</strong><br />

angeschlossen<br />

haben. Der Betriebswirt<br />

(FH) hat an der<br />

Fachhochschule<br />

Heilbronn Verkehrsbetriebswirtschaft<br />

studiert.


<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

„WEIL ES<br />

RESSORT 9<br />

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Joachim Krimmer,<br />

Präsident der Handwerkskammer<br />

Ulm,<br />

führt einen Sanitärbetrieb<br />

in Leutkirch.


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 11<br />

Starke Basis,<br />

goldene Aussichten<br />

Handwerkskammer Ulm Den Betrieben geht es so gut wie lange nicht. Doch der Boom<br />

birgt auch Schattenseiten. Ein Gespräch mit Präsident Joachim Krimmer über Wartezeiten,<br />

akademische Titel und was die Digitalisierung für die Firmen bedeutet.<br />

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem „Bachelor Professional“.<br />

Wie fühlt man sich, wenn man mit Ü60 einen akademischen<br />

Abschluss in der Tasche hat – ganz ohne<br />

Examen?<br />

(lacht): Da können Sie mal sehen! Ich freue mich natürlich<br />

darüber, vor allem weil das unseren Meistern<br />

hilft, ihre Qualifikation auch im Ausland deutlich zu<br />

machen.<br />

Der Meisterabschluss ist doch bereits lange dem Bachelorabschluss<br />

gleichgestellt.<br />

Weil aber nur in Deutschland, Österreich und Luxemburg<br />

duale Ausbildungen bekannt sind, kann<br />

etwa ein Amerikaner herzlich wenig mit dem Titel<br />

Handwerksmeister anfangen. Durch<br />

die zusätzliche Bezeichnung „Bachelor<br />

Professional“ wird der Bildungsgrad<br />

international vergleichbar.<br />

Warum ist das so wichtig?<br />

Denken Sie einmal 15 Jahre zurück.<br />

Da schnitt Deutschland in den Bildungsrankings<br />

der Organisation für wirtschaftliche<br />

Entwicklung (OECD) nicht besonders gut ab. Die<br />

gebetsmühlenartig vorgetragene Kritik lautete: Hierzulande<br />

gäbe es zu wenig Akademiker.<br />

Was waren die Folgen fürs Handwerk?<br />

Das hat dazu geführt, dass die Politik das Studieren<br />

stark beworben hat. Die Folge ist, dass aktuell jeder<br />

zweite Schulabgänger einen Studienabschluss anstrebt.<br />

Geichzeitig blieben im Handwerk viele Ausbildungsplätze<br />

unbesetzt. Das hat den Fachkräftebedarf<br />

in unseren Gewerken erhöht.<br />

Die neuen<br />

Bezeichnungen<br />

erleichtern das<br />

Arbeiten im<br />

Ausland.<br />

Man hört Ihre Verärgerung heraus.<br />

Das war auch höchst ärgerlich, dass die OECD jahrelang<br />

ignoriert hat, dass hierzulande der Weg in den<br />

Beruf nicht nur über ein Studium, sondern auch die<br />

dualen Berufsausbildung führt. Diese ist das Rückgrat<br />

der Fachkräftesicherung und damit einer der<br />

großen Erfolgsfaktoren unserer Wirtschaft. Obendrein<br />

eröffnet sie auch jungen Menschen die Chance,<br />

sich beruflich zu entwickeln. Dass wir in Deutschland<br />

eine im Vergleich mit anderen Ländern so geringe<br />

Jugendarbeitslosigkeit haben, hat auch viel mit<br />

dem dualen Ausbildungssystem zu tun. Das wird häufig<br />

vergessen.<br />

Die OECD hat ihren Fehler jetzt aber korrigiert.<br />

So schön der Schritt ist, so überfällig war er.<br />

Wie bedeutsam ist es da noch, dass der Bundesrat berufliche<br />

Bildungsabschlüsse international verständlich<br />

gemacht hat?<br />

Ich verspreche mir viel davon. Zum einen, weil es<br />

die Berufsabschlüsse im Handwerk aufwertet. Gesellen,<br />

Facharbeiter, Meister zählen zu den kompetentesten<br />

der Welt und sind mindestens<br />

so gut qualifiziert wie Akademiker<br />

in vielen anderen Ländern.<br />

Zum anderen bin ich überzeugt,<br />

dass die Gleichwertigkeit der Abschlüsse<br />

langfristig auf das Bild des<br />

Handwerks in der Gesellschaft ausstrahlt<br />

und die Ausbildung wieder<br />

attraktiver macht.<br />

Was bringt es den jungen Handwerkern konkret im Alltag?<br />

Viele junge Menschen haben den Wunsch, nach ihrer<br />

Meisterprüfung für einige Zeit im Ausland zu arbeiten.<br />

Die zusätzlichen Bezeichnungen erleichtern<br />

das, weil Arbeitgeber überall auf der Welt, den Bildungsstand<br />

der Ausgelernten so einschätzen können.<br />

Wobei Europa ein spezielles System hat.<br />

Hier wird die berufliche Qualifikation in acht Stufen<br />

gemessen. Eine dreijährige duale Berufsausbildung<br />

wird dem Niveau 4 zugeordnet. Ein Abschluss als<br />

Meister oder Bachelor entspricht dem Niveau 6. Danach<br />

folgen noch der akademische Masterabschluss<br />

(Niveau 7) und die Promotion (Niveau 8).<br />

Über mangelnde Attraktivität der Handwerksberufe<br />

können Sie sich doch aber nicht beschweren…<br />

Das stimmt! Im Handwerkskammerbezirk Ulm sind<br />

die Ausbildungszahlen im 6. Jahr in Folge gestiegen.<br />

Darauf sind wir stolz, aber wir tun auch viel dafür.<br />

Zur Person<br />

Morgens um 5 Uhr<br />

startet Joachim Krimmer<br />

in den Tag, von 6<br />

Uhr an sitzt der gebürtige<br />

Allgäuer am<br />

Schreibtisch seines<br />

Sanitär-, Heizungsund<br />

Lüftungsbetriebs<br />

in Leutkirch. Diesen<br />

leitet der gelernte<br />

Zentralheizungs- und<br />

Lüftungsbauer seit<br />

1984. Damals hatte er<br />

das heute 107 Jahre<br />

alte Unternehmen von<br />

seinem Vater übernommen.<br />

Nachmittags<br />

ist der 63-Jährige (verheiratet,<br />

drei Kinder)<br />

oft für die Handwerkskammer<br />

Ulm unterwegs,<br />

an deren Spitze<br />

er seit September<br />

2014 steht. Zuvor war<br />

er unter anderem<br />

Kreishandwerksmeister<br />

in Ravensburg<br />

(2011 bis 2014) und<br />

Obermeister der<br />

SHK-Innung (2002 bis<br />

2014). Für Hobbys<br />

bleibt ihm wenig Zeit:<br />

Dazu gehören Skifahren<br />

und im Sommer<br />

baden gehen.


12<br />

TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ein Beispiel für<br />

Digitalisierung<br />

im Handwerk ist<br />

die App „Hilti on<br />

Track“.<br />

Und was?<br />

Zunächst einmal schaffen wir mit vielen meisterpflichtigen<br />

Betrieben gute Strukturen. Denn diese<br />

Betriebe bilden vermehrt aus. Gleichzeitig kümmern<br />

wir uns als Kammer sehr um den Nachwuchs. Aktuell<br />

bestehen 600 Bildungspartnerschaften zwischen<br />

lokalen Unternehmen und Schulen. Es gibt<br />

zudem 100 Ausbildungsbotschafter – Lehrlinge, die<br />

Gleichaltrigen in der Schule ihren Beruf vorstellen<br />

und ihnen die Berührungsängste nehmen. Wir bieten<br />

Berufsberatungen an und wenden uns verstärkt<br />

an Realschulen und Gymnasien, mit großem Erfolg:<br />

15 Prozent der Auszubildenden haben Abitur. Weitere<br />

15 Prozent bildet die Gruppe der Geflüchteten,<br />

die durch Deutschkurse und das Arbeiten einen Weg<br />

zur Integration finden.<br />

Welche Rolle spielt ihr Konzept für berufliche Bildung,<br />

mit dem sie am Innovationswettbewerb „des Bildungsministeriums<br />

teilnehmen?<br />

Wir müssen uns auch im Handwerk auf den technologischen<br />

Fortschritt und die Digitalisierung einstellen.<br />

Daher brauchen wir entsprechende Qualifikationsmaßnahmen<br />

für Gesellen und über den<br />

Meisterbrief hinaus. Bereits jetzt bieten wir an unserem<br />

Berufsbildungszentrum in Ulm entsprechende<br />

Weiterbildungen an. Mit höheren Qualifikationen<br />

steigt die Qualität der Arbeit. Davon profitieren<br />

letztlich die Kunden. Zudem sehen junge Menschen,<br />

dass sie im Handwerksberuf wirklich etwas<br />

erreichen können und aufsteigen können. Deshalb<br />

setzen wir uns als Kammer so stark für solche Weiterbildungen<br />

ein.<br />

Können Sie das im Detail an einem Beispiel erklären?<br />

Ein Beispiel aus dem Elektrotechnikerhandwerk:<br />

Diese nutzen gerade auch<br />

Produkte aus der Energieund<br />

Informationstechnik.<br />

Über eine Solarthermie-Anlage<br />

wird die<br />

Energie der Sonne genutzt<br />

und in Wärme umgewandelt.<br />

Über eine Photovoltaikanlage<br />

wird Strom gewonnen,<br />

mit dem dann beispielsweise<br />

energieautark in einem Haus<br />

ein ganzes Smart-Home-System bedient<br />

wird. Es sind also alle digitalen<br />

Geräte in den Wohnräumen vernetzt<br />

und aufeinander abgestimmt, ob Sonnenrollo,<br />

Eingangstür, Kaffeemaschine,<br />

Soundsystem oder Lampen. Das kann<br />

für den Einzelnen nicht nur mehr Lebensqualität<br />

sein – das ist ein Mehr an Sicherheit,<br />

an Effizienz und spart Kosten. Mit unserem<br />

Konzept der „Innovativen Exzellenzqualifikation“<br />

soll also erreicht werden, dass aktuelle und<br />

zukünftige Technologien direkt in die Ausbildung<br />

einfließen. So rüsten wir unsere Fachkräfte für morgen.<br />

Wie sehr verändert die Digitalisierung den Alltag der<br />

Betriebe intern?


Digitale Lösungen wie<br />

Building Information<br />

Modeling machen das<br />

Handwerk besser, sagt<br />

Joachim Krimmer.<br />

Das ist sehr vielseitig, je nach Beruf: Das fängt bei<br />

der Zimmerei an, die mit einer Drohne das Dach<br />

ausmisst, so dass kein Mitarbeiter mehr auf Dächer<br />

steigen muss. Und es geht bis hin zu Apps auf mobilen<br />

Endgeräten. Ein gutes Beispiel ist „Hilti on<br />

Track“.<br />

Was bringt die Anwendung den Betrieben?<br />

Das ist eine App, mit der diese alle Geräte verwalten<br />

und sofort sehen können, wo diese sich aktuell<br />

befinden, wann sie wieder gewartet werden müssen<br />

und vieles mehr. Zusätzlich kann ich als Betrieb auch<br />

die Sicherheits- und Baustelleneinweisung meiner<br />

Monteure über die Anwendung steuern und habe<br />

direkt die Bestätigung, dass diese durchgeführt worden<br />

sind, weil es die Mitarbeiter am Smartphone<br />

oder Tablet bestätigen.<br />

Wie gut sind die Betriebe auf BIM vorbereitet?<br />

Building Information Modeling (BIM) ist ein riesengroßer<br />

Schritt, um die Abläufe und die Zusammenarbeit<br />

am Bau zu verbessern. Projekte werden<br />

in einem virtuellen Modell bis ins Detail vorausgeplant:<br />

Architekten, Statiker und Handwerker arbeiten<br />

zeitgleich am gleichen Projekt in einer Cloud,<br />

an einem digitalen Zwilling. So ist sofort ersichtlich,<br />

wo die einzelnen Gewerke kollidieren. Bauherren<br />

können mit einer VR/AR-Brille durchs Gebäude laufen<br />

und sehen, wie es fertig aussehen wird. Aktuell<br />

befindet sich alles noch im Aufbau, doch es gibt bereits<br />

Unternehmen, die mit BIM arbeiten. Insgesamt<br />

werden Digitalisierung und BIM Bauprojekte schneller<br />

und fehlerfreier und dadurch das Handwerk auch<br />

besser machen. Da gibt es eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Kraftort<br />

USM steht für zeitloses Design, zurückhaltend aber ausdrucksstark. Die Einfachheit<br />

lässt gestalterische Freiheit, die Reduktion schafft Raum für echte Klasse.<br />

www.fey-ulm.de


14<br />

TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Jochim Krimmer ist<br />

zuversichtlich, dass sich<br />

beim Thema 5G auf dem<br />

Land in den nächsten vier<br />

Jahren viel tut.<br />

Wie zum Beispiel?<br />

Als Schreiner können Sie mit Kunden direkt am<br />

iPad ein Möbelstück kreieren. Sie wissen sofort wie<br />

das Endprodukt aussieht, wie viel es kosten wird<br />

und wie hoch der Materialeinsatz ist. Die Daten<br />

werden an eine vollautomatische CNC-Maschine<br />

übertragen, die das Möbelstück direkt herstellt. So<br />

verkürzen sich Wartezeiten für Kunden.<br />

Sind Sie mit dem eigenen Sanitär-Betrieb schon auf<br />

BIM-Baustellen aktiv?<br />

Wir sind noch nicht ganz so weit. Letztlich sind die<br />

Architekten die Taktgeber dieser Entwicklung, sie<br />

sind und müssen die Vorreiter sein. Unsere Aufgabe<br />

als Handwerkskammer ist es, unsere Mitglieder<br />

so weiterzubilden, dass diese sofort miteinsteigen<br />

können, sobald sich BIM bei den Architekten<br />

durchsetzt. Denn wer als Handwerker dann<br />

nicht bereit ist, ist im wahrsten Sinne weg vom<br />

Fenster.<br />

Wie stark ist der Druck, weil Kunden aus Industrie<br />

und der Öffentlichen Hand auf digitale Schnittstellen<br />

setzen?<br />

Aus meiner Sicht ist das kein Druck,<br />

sondern viel mehr eine Hilfe.<br />

Wir müssen keine Papierberge<br />

mehr ausfüllen wie früher.<br />

Die digitale Ausschreibung<br />

ist sowohl für den<br />

Handwerker als auch für<br />

diejenigen, die auswerten<br />

müssen einfacher und<br />

schneller. Die Digitalisierung<br />

ist keine Revolution,<br />

sondern eine<br />

Evolution und nötig.<br />

Handwerker sind es gewöhnt,<br />

dass sich ihre Berufsbilder<br />

verändern –<br />

mal schneller, mal langsamer.<br />

Gibt es ein Beispiel aus<br />

Ihrem Betrieb?<br />

Das Leistungsverzeichnis,<br />

kurz LV, wird uns digital<br />

per Email zugeschickt.<br />

Dann können wir<br />

es in unser Computerprogramm<br />

übernehmen, ausfüllen<br />

und unterschrieben<br />

zurückschicken. Bestenfalls<br />

erfolgt selbst die Unterschrift<br />

digital. Bei uns wird aktuell<br />

noch ausgedruckt, händisch<br />

unterschrieben und wieder eingescannt.<br />

Dann geht’s per E-Mail<br />

zurück an die ausschreibende Stelle.<br />

Das digitale Format erleichtert<br />

auch die Absprache mit den Lieferanten<br />

und Dienstleistern, die uns auf<br />

dieser Basis blitzschnell Preise und<br />

Umfänge zuschicken können.<br />

Ist eine rasche Digitalisierung der Handwerksbetriebe<br />

möglich? Mitunter mutet das Gebiet zwischen Ostalb<br />

und Bodensee wie ein einzig großes Funkloch an.<br />

Das stimmt und hier muss sich einiges ändern. Eine<br />

flächendeckende 5G-Internetversorgung ist die<br />

Grundvoraussetzung dafür, dass die Digitalisierung<br />

gelingen kann. Unsere Kunden wohnen schließlich<br />

nicht nur in Ballungsräumen, sondern auch auf dem<br />

Land. Ich sehe hier die Politik in der Pflicht und bin<br />

immer wieder mit verschiedenen Akteuren im Gespräch.<br />

Daher bin ich auch zuversichtlich. Ich schätze<br />

in drei bis vier Jahren sind wir bei diesem Thema<br />

sehr viel weiter – das müssen wir auch.<br />

Wie sehr trifft die Handwerksbetriebe die schwache<br />

Industriekonjunktur?<br />

Nach unserer aktuellen Umfrage sind rund 80 Prozent<br />

der Betriebe sehr gut ausgelastet. 2019 war also<br />

ein sehr gutes Jahr für das Handwerk. Durch die<br />

gute Auftragslage und die begrenzte Anzahl an<br />

Fachkräften haben wir auch Wartezeiten. Das ist<br />

weder für den Kunden schön noch für den Betrieb.<br />

Natürlich könnte es weniger Aufträge geben, wenn<br />

die Industrie schwächelt. Das heißt aber nicht, dass<br />

die Handwerker nichts mehr zu tun haben. Der<br />

Fachkräftebedarf spitzt sich im Gegenteil in den<br />

kommenden Jahren weiter zu. Nach und nach gehen<br />

starke Jahrgänge in Rente und es kommen nur<br />

ein Drittel so viele Nachwuchskräfte nach.<br />

Wo erwarten Sie im Handwerk aufgrund des Megatrends<br />

Klimaschutz die größten Umbrüche?


<strong>unternehmen</strong> [!] TITELTHEMA 15<br />

Das Klimapaket ist eine gute Sache, bringt uns Handwerksbetrieben<br />

sehr viel Arbeit und ist eine Konjunkturspritze,<br />

wie wir sie seit Jahren fordern. Plötzlich<br />

geht alles sehr schnell. Wenn Sie die vielen Häuser<br />

anschauen, die sanierungsbedürftig sind, kann<br />

man schon sagen: Das Handwerk hat einen goldenen<br />

Boden und eine vielversprechende Zukunft.<br />

Was halten Sie von der CO 2<br />

-Steuer?<br />

Das ist das gute Recht des Staates, sie zu erheben.<br />

Allerdings muss mit der CO2-Besteuerung unbedingt<br />

eine Reduzierung der EEG-Umlagen einhergehen.<br />

Viele Industriebetriebe sind hier befreit –<br />

das sind mitunter unsere direkten Konkurrenten.<br />

Handwerker sind in aller Regel nicht befreit, weil<br />

die Personalkosten nicht im entsprechenden Verhältnis<br />

zum Energieverbrauch stehen. So entsteht<br />

ein Ungleichgewicht. Ebenso wichtig ist es, für weniger<br />

Bürokratie zu sorgen. Denn die ist das große<br />

Hemmnis in unserer Entwicklung.<br />

Handwerker<br />

sind es<br />

gewöhnt, dass sich<br />

ihre Berufsbilder<br />

verändern.<br />

Wie bürokratisch stellt sich der Staat beim Klimaschutz<br />

an?<br />

Nehmen Sie den Heizungsbau: Bauherren bekommen<br />

bis zu 45 Prozent Zuschuss, wenn sie eine Öl-Heizung<br />

durch eine moderne Wärmepumpe oder ähnliches<br />

austauschen. Allerdings ist die Beantragung so kompliziert,<br />

dass man dafür einen 200 Euro teuren Dienst<br />

in Anspruch nehmen muss. Die Bürokratie ist immens.<br />

Deshalb schrecken viele Leute davor zurück. Anderes<br />

Beispiel, selbe Botschaft: Wenn ich als Betrieb bei<br />

20 Stunden Arbeitszeit für eine PV-Anlage, zehn Stunden<br />

brauche um Anträge auszufüllen, dann läuft etwas<br />

falsch. Es gibt bereits gute Vorschläge, um das<br />

Verfahren zu vereinfachen. Jetzt muss die Politik diese<br />

aber auch umsetzen.<br />

Wie schaffen es die Betriebe ihre Mitarbeiter für die Zukunftsaufgaben<br />

zu qualifizieren?<br />

In der Hochkonjunktur ist es natürlich schwierig, weil<br />

alle Mitarbeiter gebraucht werden, um das Auftragsvolumen<br />

abzuarbeiten. Wir versuchen, unsere Mitglieder<br />

dennoch zu sensibilisieren: Ohne Weiterbildung<br />

keine Zukunft. Die Entwicklung schreitet voran<br />

und wartet nicht, bis alle Aufträge erfüllt sind.<br />

Die Bürokratie<br />

rund um den<br />

Austausch einer<br />

Ölheizung ist<br />

immens.


16<br />

TITELTHEMA <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Dienstleister für fast 20 000 Betriebe in sieben Land- und Stadtkreisen<br />

Zwei der 28 Mitarbeiter von Joachim Krimmer bei der Arbeit. Die Wurzeln des Leutkircher Betriebs reichen ins Jahr 1913 zurück.<br />

Einen großen Teil seiner Arbeitszeit verbringt Krimmer für die Handwerkskammer Ulm.<br />

Die Handwerkskammer Ulm ist eine von<br />

der acht regionalen Kammern in Baden-<br />

Württemberg. Sie ist Dienstleister und Ansprechpartner<br />

für 19 500 Handwerksbetriebe<br />

mit mehr als 120 000 Beschäftigten und<br />

rund 8000 Auszubildenden. Ihr Zuständigkeitsgebiet<br />

reich von der Ostalb über Ulm<br />

bis hin zum Bodensee. Ihre Mitgliedsbetriebe<br />

erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz<br />

von mehr als 15 Milliarden Euro. Zu den<br />

Aufgabenschwerpunkten gehören neben<br />

Ausbildung, Prüfungswesen und Führen der<br />

Handwerksrolle auch berufliche Bildungsangebote,<br />

Nachwuchswerbung, vielfältige Beratungsleistungen<br />

für Betriebsinhaber wie<br />

u.a. Personalberatung und Angebote für<br />

Existenzgründer oder rund um die Unternehmensnachfolge.<br />

Joachim Krimmer steht seit 2014 an der<br />

Spitze der Handwerkskammer. Er führt mit<br />

seinem Sohn Christoph in Leutkirch einen<br />

Heizungs,-Sanitär- und Lüftungsbetrieb mit<br />

28 Mitarbeitern, der 1913 gegründet wurde.<br />

Erkennen die Betriebe diese Gefahr?<br />

Sie werden förmlich zur Weiterbildung gezwungen.<br />

Fortlaufend entstehen neue Produkte und Regelungen.<br />

Wenn der Kunde Innovationen möchte, muss sich<br />

der Betrieb so oder so damit auseinandersetzen. Bestenfalls<br />

natürlich, indem er rechtzeitig Weiterbildungsangebote<br />

in Anspruch genommen hat. Die<br />

„Blaue-Flecken“-Taktik, bei der man einfach mal drauf<br />

los schafft, funktioniert in den meisten Fällen nicht.<br />

Die Angebote der Innungen, Kreishandwerkerschaften<br />

und auch an unseren Bildungsakademien werden<br />

aber nachgefragt.<br />

Alle sprechen von E-Mobilität,<br />

aber Handwerkstransporter<br />

mit E-Antrieb haben Exotenstatus.<br />

Woran liegt das?<br />

Ein Handwerkstransporter<br />

muss in allererster Linie<br />

alltagstauglich sein. Der<br />

Umkreis, in dem sich die<br />

meisten Kollegen bewegen ist etwa 60 Kilometer<br />

groß. In diesem muss ich mich –<br />

auch im Winter bei Minusgraden – uneingeschränkt<br />

bewegen können und meine<br />

Baustellen erreichen. Das ist mit einem reinen<br />

Elektrofahrzeug aktuell nicht gewährleistet.<br />

Anders sieht es bei Hybriden aus. Allerdings<br />

müssen auch diese für unsere Betriebe<br />

bezahlbarer werden.<br />

Ein kompletter,<br />

sofortiger<br />

Austausch der<br />

Transporter wäre<br />

nicht finanzierbar.<br />

Haben die Betriebe keine Angst mehr vor Fahrverboten<br />

in Innenstädten?<br />

Fahrverbote in den Städten wären für Handwerker,<br />

Kunden und Betriebe eine Katastrophe. Das haben<br />

wir auch dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten<br />

Winfried Kretschmann wiedergespiegelt.<br />

Er hat uns geantwortet, dass es für Handwerker<br />

auch wenn Fahrverbote kommen sollten Ausnahmen<br />

geben würde. Das Thema hat an Brisanz<br />

abgenommen, auch weil es sich so in die Länge zieht.<br />

Nach und nach werden die alten Fahrzeuge sowieso<br />

ausgetauscht. Handwerksbetriebe<br />

fahren ihre Transporter etwa<br />

acht bis zehn Jahre. Müssten sie tatsächlich<br />

ihren Fuhrpark auf einmal<br />

zu einem Tag X austauschen , wäre<br />

das für viele nicht finanzierbar.<br />

Als Nachzügler unter den Bundesländern<br />

bezahlt nun auch die Landesregierung<br />

eine Meisterprämie. Wie bewerten<br />

Sie das?<br />

Tatsächlich war das letzte Jahr fürs Handwerk sehr<br />

erfolgreich – nicht nur wirtschaftlich, auch politisch.<br />

Die Meisterpflicht wurde für zwölf Berufe wieder<br />

eingeführt. Dafür haben wir seit Jahren gekämpft,<br />

eigentlich seit der Abschaffung selbiger. Und endlich<br />

zahlt auch das Land Baden-Württemberg die<br />

Meisterprämie. Das war ein hartes Stück Arbeit.<br />

Aber es hat sich gelohnt. Es hat sich gezeigt, was


wir erreichen können, wenn wir zusammenstehen<br />

und mit einer Stimme sprechen. Die Prämie ist ein<br />

weiterer Schritt in Richtung Gleichwertigkeit der<br />

Bildungsabschlüsse. Wir brauchen Fachkräfte, also<br />

müssen wir ihnen endlich einen finanziellen Anreiz<br />

bieten. Dieser längst überfällige Schritt hilft unseren<br />

Meisterschülern, deren Kosten für die Prüfungen<br />

zu decken.<br />

Aber von der Gleichbehandlung von der Ausbildung im<br />

Handwerk und Studiengängen sind wir noch meilenweit<br />

entfernt…<br />

Das stimmt, da fehlt noch einiges. Studenten zahlen<br />

keine Studiengebühren, das Meisterstudium wird<br />

bislang nicht vom Staat unterstützt. Bei Hochschulstudierenden<br />

wird während der Erstausbildung das<br />

Kindergeld fortgezahlt, bei Meisterstudenten nicht.<br />

Für Studierende gelten ermäßigte Beitragssätze für<br />

Sozialversicherungen und sie bekommen Zuschüsse<br />

für Wohnungen und Ermäßigungen in Alltagseinrichtungen<br />

wie Schwimmbädern, Kinos und Museen.<br />

All das muss auch für Meisterstudierende gelten.<br />

Es gibt sicher noch mehr Punkte, wir arbeiten<br />

Schritt für Schritt daran, dass Gleichberechtigung<br />

nicht nur eine Worthülse bleibt.<br />

Welche Frage würden Sie sich wünschen, dass man Sie<br />

Ihnen stellt?<br />

Was am Handwerk so schön ist.<br />

Und was ist so schön daran?<br />

Jeder Mitarbeiter kann frei bestimmt und kreativ arbeiten.<br />

Natürlich gibt es Aufträge, die erfüllt werden<br />

müssen. Aber die Herangehensweise liegt in<br />

der Hand eines jeden Handwerkers selbst. Für mich<br />

ist das das Allerschönste am Handwerk. Sie sehen<br />

nach ihrer Arbeit ihr Werk und auch die Freude des<br />

Kunden. Das ist sehr erfüllend und sinnstiftend.<br />

Das Interview führte<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

Unternehmen [!]<br />

Dokumentation:<br />

Ronja Gysin<br />

Fotos:<br />

Marc Hörger<br />

Ohne Farbe<br />

kein Glanz.<br />

Peter Wolf (*1953), Schwabe<br />

Druckerei · Agentur · Digital<br />

89155 Erbach · F 07305.9302.0 · leroux.de


18<br />

NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Leitlinien für<br />

gute Führung<br />

Unternehmen Eine Expertenkommission<br />

der Zeppelin Universität<br />

Friedrichshafen hat einen<br />

Musterkodex entwickelt,<br />

der Kommunen, Bundesländer<br />

und Bund unterstützen soll. Der<br />

Public Corporate Governance<br />

Kodex stellt Grundsätze zur<br />

Steuerung, Leitung und Aufsicht<br />

von und in öffentlichen Unternehmen<br />

zusammen. So bietet<br />

die 38-seitige Leitlinie unter anderem<br />

Handlungsempfehlungen<br />

mit Blick auf die Transparenz<br />

von Vergütungen für Geschäftsführer<br />

und Aufsichtsräte, zur<br />

Repräsentation von Frauen in<br />

Gremien oder zur Vermeidung<br />

von Interessenskonflikten. Mehr<br />

Informationen unter www.<br />

pcg-musterkodex.de.<br />

Data-Science im<br />

Mittelpunkt<br />

Wissenschaft Data Science,<br />

das Extrahieren von Wissen aus<br />

vorhandenen Daten, wird vor<br />

dem Hintergrund von Big Data<br />

und Machine Learning immer<br />

wichtiger. Deshalb fand an der<br />

THU in Ulm der erste Data-Science-Tag<br />

statt. Rund 80 Teilnehmer<br />

aus Hochschule und Industrie<br />

teilten ihre Erfahrungen –<br />

darunter Vertreter von Daimler<br />

TSS, Boehringer Ingelheim und<br />

Bosch. In zwei Workshops wurden<br />

gängige Data-Science-Werkzeuge<br />

vorgestellt, um Fragestellungen<br />

zu Bilderkennung, Klassifikation<br />

oder Zeitreihenanalyse<br />

zu lösen.<br />

Vorbereitet auf<br />

den Ernstfall<br />

Fortbildung Kritische Ereignisse<br />

können angehende Hebammen<br />

und Pflegekräfte im neuen<br />

Simulationslabor der DHBW<br />

Heidenheim im Kloster Wiblingen<br />

erleben. Das Labor wurde<br />

zusammen mit dem Universitätsklinikum<br />

Ulm entwickelt<br />

und finanziert. Neben medizintechnischem<br />

Equipment stehen<br />

Simulationspuppen bereit, an<br />

denen Hebammen und Pflegekräfte<br />

den Geburtsvorgang oder<br />

Ökostrom soll den Lebensraum von Bienen und anderen Insekten sichern.<br />

Bienenstrom aus Nürtingen<br />

Die Nürtinger Stadtwerke bieten seit dem Jahr 2018<br />

das Produkt Bienenstrom. Mit jeder verkauften Kilowattstunde<br />

der aus Wasserkraft gewonnenen Energie<br />

fließt ein Cent in den Aufbau und die Pflege von<br />

Blühflächen. Bienenstrom ist also der Ökostrom, der<br />

Lebensräume für Pflanzen und Insekten schafft: Auf<br />

diese Weise soll das Insektensterben abgemildert<br />

werden. Studierende der HfWU haben nun eine<br />

das Behandeln von Schmerzpatienten<br />

trainiert können. Um die<br />

Übungen möglichst realistisch<br />

zu gestalten, setzt die DHBW<br />

auch Schauspieler ein. Per Videoanalyse<br />

kann dann das eigene<br />

Verhalten reflektiert werden.<br />

Plastik aus dem<br />

Wasser filtern<br />

Gesundheit Mikroplastik – also<br />

Kunststoffteilchen mit einer<br />

Größe von weniger als fünf Millimetern<br />

– ist mittlerweile häufig<br />

im Leitungswasser zu finden.<br />

Da sich die Mini-Plastikteilchen<br />

potenziell negativ auf Gesundheit<br />

und Umwelt auswirken,<br />

wollen Studierende der DHBW<br />

Heidenheim etwas dagegen <strong>unternehmen</strong>.<br />

Zusammen mit dem<br />

Filterhersteller BWF Envirotec<br />

entwickelt die Projektgruppe<br />

„Aquapoly“ der Hochschule<br />

eine Technik, bei welcher die<br />

Mikroplastik-Partikel bereits bei<br />

der Trinkwasser-Entnahme entfernt<br />

werden sollen. Funktionieren<br />

soll das durch Nassfiltration.<br />

Fairer Handel<br />

im Fokus<br />

Foto: irin-k/Shutterstock.com<br />

Marktforschungsstudie für die Stadtwerke durchgeführt.<br />

Das Ergebnis: Es besteht großes Potenzial für<br />

mehr Nachhaltigkeit in Nürtingen. Knapp die Hälfte<br />

der Befragten kennt den Bienenstrom, obwohl bislang<br />

nur zehn Prozent Konsumenten der nachhaltigen<br />

Energie sind. Die Mehrheit der Teilnehmer würde<br />

den Bezug des nachhaltigen Angebots in Erwägung<br />

ziehen.<br />

Nachhaltigkeit Kekse, Kaffee<br />

oder Leckereien vom Süßigkeiten-Automaten:<br />

Die Technische<br />

Hochschule Ulm setzt auf fair gehandelte<br />

Produkte, wo immer es<br />

geht. Das wurde jetzt vom Verein<br />

TransFair ausgezeichnet. „Nachhaltigkeit<br />

und soziale Verantwortung<br />

gehen allerdings weit über<br />

Produkte wie Kaffee oder Tee<br />

hinaus“, erklärt Ursula Klaschka<br />

von der THU, „Nachhaltigkeit ist<br />

auf vielen Ebenen der Hochschule<br />

verankert.“ So gibt es dort etwa<br />

Lötworkshops, in denen sich Studierende<br />

eine faire Computermaus<br />

zusammenbauen können.<br />

Mit Big Data aufs<br />

Treppchen<br />

Auszeichnung Beim Messe-Impuls-Preis<br />

an der DHBW Ravensburg<br />

hat Absolventin Sofia<br />

Zindler mit ihrer Bachelorarbeit<br />

den ersten Platz geholt. Die Arbeit<br />

der 24-Jährigen befasst sich<br />

mit dem Thema Big Data. Würden<br />

viele Daten gesammelt,<br />

könnten Kunden besser verstanden<br />

und Produkte gezielter platziert<br />

werden. In Kooperation<br />

mit ihrem Partner<strong>unternehmen</strong>,<br />

der Hamburg Messe und Congress<br />

GmbH, hat Zindler das Potenzial<br />

von Personentracking,<br />

Frequenzmessung und Objektverfolgung<br />

untersucht. [!] gys


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 19<br />

Entdecken Sie<br />

Raum für neue<br />

Perspektiven.<br />

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20<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

So helfen<br />

kluge Puffer<br />

Strom Die Energiewende ist wirtschaftlich<br />

und technisch machbar. Praxisbeispiele aus<br />

dem Südwesten zeigen, welche Vorteile<br />

Unternehmen aus Speicherlösungen ziehen.<br />

Es ist ein furchtbar technokratischer<br />

Begriff,<br />

doch für das Gelingen<br />

der Energiewende ein<br />

wichtiger Baustein: die Sektorenkopplung.<br />

Sie verzahnt<br />

Strom- und Wärmeerzeugung<br />

miteinander und liefert einen<br />

ganzheitlichen Versorgungsansatz<br />

für Wohnen, Arbeiten und<br />

Mobilität. Durch Anlagen, die<br />

sowohl Strom als auch Wärme<br />

erzeugen können, einerseits,<br />

und Speicher andrerseits, wird<br />

die Energieversorgung flexibel.<br />

Vor allem hilft die Sektorenkopplung,<br />

dass erneuerbare<br />

Energie rund um die Uhr an 365<br />

Tagen verfügbar<br />

ist.<br />

So investiert<br />

die PTS-Prüftechnik<br />

GmbH<br />

im Rahmen ihrer<br />

Ökostrategie<br />

rund<br />

300 000 Euro<br />

in einen 500<br />

Kilowatt-Speicher<br />

für ihren<br />

Wenn die<br />

Produktion<br />

ruht, halten wir<br />

den Strombezug<br />

aufrecht.<br />

Neubau in Remshalden. Ihren<br />

Strombedarf deckt der Dienstleister<br />

für die Fahrzeugindustrie<br />

zu 100 Prozent aus regenerativen<br />

Quellen. Eine Photovoltaik-Anlage<br />

samt Speicher gehört<br />

ebenso zu dem Konzept<br />

wie das Recyceln von Prozesswärme<br />

und vieles mehr. Zudem<br />

erfüllt der Neubau den für Industriebauten<br />

ambitionierten<br />

KfW 55-Effizienz-Standard. Die<br />

Anlage, die von ADS-Tec aus<br />

Nürtingen geplant worden ist,<br />

einem Spezialisten für Batterietechnologie,<br />

reduziert die<br />

CO 2<br />

-Emission jährlich um 1400<br />

Tonnen. Mit Speicherlösungen<br />

Ralf Tesch<br />

Firmenchef Nutreon Engineering<br />

kappen die Unternehmen ihre<br />

Bedarfsspitzen, heißt es bei<br />

ADS-Tec. Das entlastet die<br />

Stromnetze.<br />

Doch es gibt auch Speichersysteme<br />

ganz anderer Art:<br />

250 000 Euro spart eine Käserei<br />

allein dadurch pro Jahr, dass sie<br />

ihren Kältespeicher mit 100 000<br />

Litern Fassungsvermögen permanent<br />

dazu nutzt, ihren Strombezug<br />

stabil zu halten. „Wenn<br />

die Produktion ruht, halten wir<br />

den Strombezug aufrecht und<br />

kühlen damit den Eisspeicher,“<br />

sagt Ralf Tesch. Läuft die Produktion<br />

unter Volllast, wird<br />

Energie aus dem Speicher zugeführt,<br />

um den<br />

Netzbezug stabil<br />

zu halten.“<br />

Der Lebensmittelingenieur<br />

hat sich<br />

2010 mit der<br />

Nutreon Engineering<br />

GmbH<br />

in Mainz<br />

selbstständig<br />

gemacht. Deren<br />

Geschäftsmodell: Die Produktionskosten<br />

bei der Herstellung<br />

von Lebensmitteln senken.<br />

Zu den Kunden gehören vor allem<br />

stromintensive Brauereien,<br />

Molkereien, Bäckereien und besagte<br />

Käserei.<br />

Für die Unternehmen rechnet<br />

sich ein möglichst gleichmäßiger<br />

Strombezug. Denn die<br />

Stromkosten der Käserei setzen<br />

sich aus dem Leistungspreis,<br />

also den Lastspitzen, und dem<br />

Arbeitspreis, also der Menge der<br />

benötigten Kilowattstunden<br />

(kWh), zusammen. „Der Netzbetreiber<br />

bonifiziert unser Verfahren,<br />

die Lastkurve zu glätten<br />

Kluge Speicherlösungen sind ein wichtiger Faktor für<br />

das Gelingen der Energiewende.


<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 21<br />

und damit die Netzinfrastruktur<br />

nicht zu stressen, mit einem um<br />

ein Drittel günstigeren Netzentgelt“,<br />

erläutert Tesch.<br />

Die Energie-Zukunft in Firmen: Mit solchen Leitständen lassen sich Strombezug und Speicher steuern.<br />

Nach dem<br />

Unglück in<br />

Fukushima hat<br />

der Bund Anreize<br />

gegeben.<br />

Friedrich Riempp<br />

Unternehmer<br />

Entlastung der Netze<br />

Eine andere Möglichkeit, die<br />

Stromrechnungen zu senken, ist<br />

die atypische Netznutzung. Das<br />

heißt: In Zeiten, in denen das<br />

Netz normalerweise unter Volllast<br />

steht, gehen Teschs Kunden<br />

vom Netz. Ist der Versorger<br />

kaum gefragt, bevorraten sich<br />

die Lebensmittelerzeuger mit<br />

Strom. Im Beispiel der Käserei,<br />

deren Namen er aus Wettbewerbsgründen<br />

nicht nennt, berechnen<br />

die Algorithmen aus einem<br />

Dutzend Parametern wie<br />

akuter Strombedarf, Bedarfsprognose<br />

und Wetterlage, ob die<br />

Kälteanlage Energie aufnimmt,<br />

abgibt oder sich aus dem Herstellungsprozess<br />

ausklinkt.<br />

Diese Form Künstlicher Intelligenz<br />

setzt Nutreon in immer<br />

neuen Variationen in Produktionsbetrieben<br />

ein oder erweitert<br />

bestehende Systeme. Um etwa<br />

Strom nicht mehr zum Festpreis<br />

zu kaufen, sondern dann, wenn<br />

ein bestimmtes Limit unterschritten<br />

ist. „Meist müssen wir<br />

nur die Software installieren.<br />

Alle relevanten Daten, um die<br />

Algorithmen zu füttern, sind in<br />

der Regel bei den auditierten<br />

Herstellern bereits vorhanden“,<br />

sagt Tesch. Mehr als ein Dutzend<br />

Produzenten arbeiteten<br />

bereits mit seiner Software.<br />

Dabei erzielt jede Fabrik ihre<br />

Energie flexibilität anders. Liegt<br />

im Fall der Käserei allein im Kältespeicher<br />

die Lösung, sind es<br />

bei einer der größten Molkereien<br />

Europas mehr als 60 Aggregate<br />

vom Rührwerk über die<br />

Kühlung, das BHKW bis zum<br />

Notstromaggregat, die digital<br />

vernetzt ineinandergreifen und<br />

wechselseitig die Energiekosten<br />

senken. Bei Nutreon entwickeln<br />

knapp 20 Lebensmittelingenieure<br />

und Softwareentwickler solche<br />

Lösungen.<br />

Einen ähnlich Ansatz hat<br />

auch die Firma Riempp (Oberboihingen/Landkreis<br />

Esslingen)<br />

gewählt, die 250 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Riempp übernimmt<br />

für rund 100 Mittelständer in<br />

der Region Stuttgart Wartung<br />

und Instandsetzung von Maschinen.<br />

Vor fünf Jahren entwickelte<br />

das Unternehmen unter<br />

dem Namen Emsyst 4.0 ein<br />

Energiemanagementsystem.<br />

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22<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Säulen des Projektes Kopernikus<br />

Sonntags prüft<br />

die Software das<br />

Druckluftsystem<br />

im Ruhemodus auf<br />

Leckagen.<br />

ADS-Tec bietet Batteriespeicherlösungen samt Ladesäulen fürs Niederspannungsnetz an.<br />

Um die Energiesysteme fit<br />

für die Energiewende zu machen,<br />

hat das Bundesforschungsministerium<br />

im Jahr<br />

2016 das „Projekt Kopernikus“<br />

gestartet. Das beruht auf vier<br />

Säulen: Netzstruktur (ENSU-<br />

RE); die flexible Nutzung erneuerbarer<br />

Energien (P2X),<br />

um die es in diesem Beitrag<br />

„Im Zusammenhang mit dem<br />

Atomausstieg nach dem Reaktorunglück<br />

in Fukushima hat der Bund<br />

Anreize gesetzt, Energieverschwendung<br />

zu vermeiden,“ sagt Inhaber<br />

Friedrich Riempp. Heute ist seine<br />

Software in Shopping Malls, Autohäusern,<br />

Bürocentern und Fabriken<br />

installiert und spart oft ohne Komfortverlust<br />

bis zu 40 Prozent an<br />

Energie ein.<br />

Ein typisches Beispiel ist die Firma<br />

Krämer in Metzingen. Der Spezialist<br />

für Laufstege an Maschinen,<br />

Leitern und Handläufen, hat 2014 begonnen,<br />

seinen 40-Mann-Betrieb<br />

energieautark zu machen. Einstieg<br />

für Inhaber Stefan Krämer war<br />

geht; Industrieprozesse (Syn-<br />

Ergie) und ein übergreifendes<br />

Energiewende-Navigationssystem<br />

(ENavi). 250 Institute<br />

aus Forschung und Wirtschaft<br />

sowie gesellschaftlich relevante<br />

Akteure wie Germanwatch<br />

oder BUND sind in das Projekt<br />

eingebunden, um alle wirtschaftlichen,<br />

technologischen,<br />

Zur Person<br />

Friedrich Riempp<br />

hat sich mit seinen<br />

250 Mitarbeitern auf<br />

elektrotechnischen<br />

Industrieservice spezialisiert.<br />

Er betreut<br />

von seinen Standorten<br />

Oberboihingen,<br />

Tübingen und Denkendorf<br />

100 Firmen.<br />

sozialen und politischen Aspekte<br />

zu verbinden. Kopernikus<br />

ist auf neun Jahre angelegt,<br />

mit 400 Millionen Euro<br />

Budget ausgestattet und umfasst<br />

die je dreijährigen Phasen<br />

Konzepte (abgeschlossen),<br />

Prototypen (läuft aktuell)<br />

und Lösungen. www.kopernikus-projekte.de<br />

Stefan Krämer<br />

Unternehmer<br />

Riempps Softwarelösung. „Emsyst<br />

öffnet seither im Sommer automatisch<br />

nachts die Dachfenster, um die<br />

Halle zu kühlen,“ beschreibt Krämer<br />

eine simple Funktion. Bei Regen<br />

schließt das Sensor-gestützte Softwaresystem<br />

die Luken.<br />

In der digitalen Lösung ist auch<br />

hinterlegt, welche Beleuchtungsstärke<br />

in der Halle nötig ist. „Das<br />

Programm schaltet abhängig vom<br />

Tageslicht entsprechend LED-Lichter<br />

ein. Dasselbe gilt für die Abschaltung<br />

des Druckluftkompressors.<br />

„Sonntags prüft die Software das<br />

Druckluftsystem im Ruhemodus 15<br />

Minuten lang auf Leckagen“, sagt<br />

Krämer. Seit 2015 deckt eine PV-Anlage<br />

mit einer installierten Leistung<br />

von 74 kWp auf dem Hallendach die<br />

Hälfte des verbliebenen Strombedarfs.<br />

Dank eines 2017 hinzu gekommenen<br />

47 kW-Speichers, auch von<br />

ADS-Tec, der die Energie der Abendstunden<br />

und vom Wochenende aufnimmt,<br />

stieg der Autarkiegrad weiter.<br />

„Emsyst“, so Keämer, „koordiniert<br />

diese Prozesse und hat die<br />

Lastspitze von 64 auf 54 kW gesenkt“.<br />

In Summe sank der Gesamtstromverbrauch<br />

binnen fünf Jahren<br />

um 30 Prozent, der Zukauf von<br />

Strom um 60 Prozent. Und dank Batteriespeicher<br />

reduzieren die Metzinger<br />

ihre Einspeisung ins Netz um<br />

ein Viertel.<br />

„Die Energiewende käme schneller,<br />

wenn Netze und Energie dynamisch<br />

bepreist wären,“ sagt Riempp.<br />

Mit intelligenten Stromnetzen könnten<br />

Verbraucher ihren Bedarf anpassen:<br />

Scheint die Sonne und weht der<br />

Wind, so dass viel Strom produziert<br />

wird und die Preise günstig sind,<br />

würden Geräte bevorzugt laufen<br />

und Energie in Speichern bevorratet<br />

werden. Lastkurven, so Riempp,<br />

glichen dann stabilen Linien.<br />

Noch decken Kohle- und Gaskraftwerke<br />

die Strom-Spitzenlasten<br />

ab, doch künftig werden das verstärkt<br />

Speichersysteme tun, sagen<br />

Experten. Das sind etwa thermische<br />

Speicher, die auf unterschiedlichen<br />

Temperaturniveaus basieren. Oder<br />

Pumpspeicher, die mit unterschiedlichen<br />

Höhenniveaus arbeiten, bei<br />

denen überschüssige Energie Wasser<br />

nach oben pumpt oder Gewichte<br />

nach oben hievt.<br />

Verfahrenstechnisch komplexer<br />

ist Power-to-Gas. Hier wird Strom<br />

in Wasserstoff oder Methan umgewandelt.<br />

Beides kann lange in großen<br />

Mengen gespeichert und direkt<br />

genutzt oder wieder in Strom verwandelt<br />

werden. Jeder Betrieb, so<br />

Riempp, müsse für sich entscheiden,<br />

welche Variante den größen Nutzen<br />

bringe [!]<br />

Leonhard Fromm


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 23


24<br />

MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Von fast jedem Platz in der Klinik hat<br />

man einen Blick über den Bodensee.<br />

Sanftes Training und verschiedene Kurse gehören zum Fasten.<br />

Fasten<br />

mit Aussicht<br />

Buchinger Wilhelmi Vor 100 Jahren<br />

entwickelte Otto Buchinger seine<br />

Fastenmethode. Inzwischen hat sein<br />

Urenkel die Klinik übernommen – ihn<br />

beschäftigt auch der Verzicht auf Digitales.<br />

Durch die großen Fenster<br />

der Lobby kann man<br />

den Bodensee schimmern<br />

sehen. Wäre das<br />

Wetter klarer, würde der Blick<br />

bis weit in die Alpen reichen.<br />

Hier, in der Fastenklinik Buchinger<br />

Wilhelmi in Überlingen, bezahlen<br />

die Besucher viel Geld<br />

dafür, dass sie sehr wenig zu essen<br />

bekommen. Im Frühjahr des<br />

vergangenen Jahres hat Raimund<br />

Wilhelmi, der<br />

die Klinik in dritter Generation<br />

geführt hat, die<br />

Geschäfte an seinen Sohn<br />

Leonard übergeben.<br />

Entwickelt wurde die Methode<br />

des Fastens nach Buchinger<br />

vor etwa 100 Jahren von<br />

Otto Buchinger. Um sein<br />

Rheuma zu behandeln unterzog<br />

sich der Arzt einer dreiwöchigen<br />

Fastenkur – erfolgreich.<br />

Wenig später behandelte er seinen<br />

ersten Patienten mit der<br />

neuen Methode und gründete in<br />

Witzenhausen an der Werra ein<br />

erstes Kurheim.<br />

Die Fastenkur nach Buchinger<br />

beginnt mit einem Entlastungstag,<br />

an dem man nur wenige<br />

Kalorien zu sich nimmt.<br />

Auch wenn es<br />

gerade Trend<br />

ist, will ich das<br />

Fasten, wie wir es<br />

machen, erhalten.<br />

Leonard Wilhelmi<br />

Urenkel von Otto Buchinger<br />

Mit Glaubersalz wird das Verdauungssystem<br />

entleert, danach<br />

gibt es für den Rest der Kur nur<br />

noch Saft, Brühe und Tee – ein<br />

Teelöffel Honig am Tag ist erlaubt.<br />

Am Ende stehen die Aufbautage,<br />

an denen die Kalorienmenge<br />

wieder erhöht wird.<br />

Die Wirkung des Fastens ist<br />

unter Medizinern durchaus umstritten<br />

– vor allem, wenn es um<br />

das langfristige Abnehmen geht.<br />

Das ist laut Wilhelmi aber gar<br />

nicht unbedingt das Ziel: „Viele<br />

unserer Patienten kommen lediglich<br />

mit dem Ziel um abzunehmen,<br />

stellen dann aber fest,<br />

dass es ganz andere Effekte mit<br />

sich bringt.“ 3000 Gäste besuchen<br />

die Klinik jedes Jahr. Viele<br />

von ihnen würden merken,<br />

dass sie danach das ganze Jahr<br />

über mehr Energie hätten.<br />

Damit die Effekte des Fasten-Aufenthaltes<br />

nicht sofort<br />

wieder verpuffen, gibt es viele<br />

Kurse und Tipps, wie man seinen<br />

Lebensstil grundsätzlich<br />

verändern kann – rund 350<br />

Mitarbeiter, darunter Ärzte,<br />

Therapeuten und<br />

Köche, begleiten die<br />

Patienten.<br />

1953 gründete Buchinger mit<br />

seiner Tochter Maria und ihrem<br />

Ehemann Helmut Wilhelmi die<br />

Klinik in Überlingen am Bodensee.<br />

„Meine Großeltern nutzten<br />

die Dynamik der Nachkriegsjahre“,<br />

zollt der heutige Chef Leonard<br />

Wilhelmi seinen Vorfahren<br />

Respekt. Die dritte Generation,<br />

also seine Eltern Raimund Wilhelmi<br />

und Françoise Wilhelmi<br />

de Toledo, habe dann vor allem<br />

die Qualität des Hauses vorangetrieben:<br />

spezialisierte Ärzte<br />

eingestellt, das Kursangebot erweitert<br />

und die Methode wissenschaftlich<br />

begleitet und untermauert.<br />

Studie mit 1422 Probanden<br />

Leonard Wilhelmi, der jetzt ein<br />

knappes Jahr die Geschäftsführung<br />

der Überlinger Klinik innehat,<br />

will vor allem das Erbe<br />

seiner Vorfahren bewahren.<br />

„Auch wenn Fasten gerade im<br />

Trend liegt, will ich das Fasten,<br />

wie wir es machen, erhalten“,<br />

erklärt der 32-Jährige. Natürlich<br />

wolle er das Erbe auch sinnvoll<br />

weiterentwickeln. In welche<br />

Richtung das gehen könnte, da<br />

will er sich noch nicht festlegen.


<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 25<br />

Nach den Umsätzen seines Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />

gefragt,<br />

hüllt sich Leonard Wilhelmi zunächst<br />

in Schweigen, bestätigt<br />

dann aber eine Zahl, die in der<br />

Presse kursiert. Demnach liegt<br />

der Gruppenumsatz bei 45 Millionen<br />

Euro. Das Stammhaus am<br />

Bodensee und die Niederlassung<br />

auf Marbella, die von Wilhelmis<br />

Bruder geführt wird, tragen dazu<br />

etwa gleich viel bei.<br />

Um die Wirksamkeit ihres Angebots<br />

zu belegen, hat Françoise<br />

Wilhelmi de Toledo gemeinsam<br />

mit Ärzten aus den USA, Frankreich<br />

und von der Charité in Berlin,<br />

zu Beginn des Jahres eine Studie<br />

mit 1422 Probanden veröffentlicht,<br />

die zeigt, dass sich Blutdruck,<br />

Zuckerwerte und das<br />

Gewicht der Patienten positiv entwickeln.<br />

Auch die Stimmung der<br />

Probanden habe sich verbessert.<br />

Auf das Handy verzichten<br />

Ein Thema, das Leonard Wilhelmi<br />

umtreibt, ist die Handy-Nutzung.<br />

Im Moment ist das Telefonieren<br />

in der Fastenklinik nur im<br />

eigenen Zimmer erlaubt. Er denke<br />

aber auch über weitergehende<br />

Regelungen nach – zum Beispiel,<br />

das Wlan nachts abzuschalten.<br />

Andererseits sieht er die Verbannung<br />

des Smartphones auch kritisch:<br />

„Wenn einer beim Essen ein<br />

Buch liest, stört das keinen. Wenn<br />

er ein Buch auf dem Smartphone<br />

liest, sagt bestimmt einer, er soll<br />

es weglegen“, so Wilhelmi.<br />

Was die Zukunftspläne angeht,<br />

bleibt Wilhelmi vage: Es gebe viel<br />

Interesse an dem Konzept aus den<br />

USA. Pläne, dort oder an einem<br />

anderen Standort, eine weitere<br />

Klinik zu eröffnen, gebe es aber<br />

nicht. „Wir müssen eine gute Strategie<br />

finden, uns auf diesem herausfordernden<br />

Markt zu positionieren.<br />

Aber es ist noch zu früh,<br />

um konkrete Pläne zu kommunizieren.<br />

Es warten allerdings bereits<br />

mehrere Pläne auf ihre Verwirklichung.“<br />

[!] Simone Dürmuth<br />

FOTO: DIEGO MATTEO MUZZINI /SHUTTERSTOCK.COM<br />

„Das Glück des Fastens“<br />

1953 bauten Maria Buchinger und ihr Mann<br />

Helmut Wilhelmi die Klinik in Überlingen.<br />

Vor 100 Jahren<br />

empfing der Arzt<br />

Otto Buchinger seinen<br />

ersten Fastenpatienten<br />

und beschritt<br />

damit einen<br />

ganz neuen Weg.<br />

Heilfasten war damals<br />

so gut wie unbekannt.<br />

Otto<br />

Buchingers Enkel<br />

Raimund Wilhelmi<br />

Otto Buchinger<br />

hat ebenfalls sein<br />

Leben dem Heilfasten<br />

gewidmet.<br />

Jetzt hat er ein<br />

Buch über seinen<br />

Großvater geschrieben.<br />

Es ist unter<br />

dem Titel „Das<br />

Glück des Fastens“<br />

erschienen und für<br />

20,60€ im Buchhandel<br />

erhältlich.<br />

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26<br />

FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI<br />

Kontrolliertes<br />

Risiko<br />

Geldanlage Klassische Anlageformen<br />

reichen meist nicht mehr zum Werterhalt.<br />

Experten empfehlen Aktienfonds, wenn<br />

Unternehmer einige Regeln beachten.<br />

Die Aussichten für<br />

Unternehmer sind<br />

aufgrund der<br />

anhaltenden<br />

Niedrigzinsphase<br />

eher trübe.<br />

Die Finanzverantwortlichen<br />

in vielen Unternehmen<br />

stecken derzeit<br />

in einem Dilemma.<br />

Auf der einen Seite bitten immer<br />

mehr Hausbanken für höhere<br />

Guthaben auf dem Firmenkonto<br />

mit einem Verwahrentgelt<br />

zur Kasse, andererseits mangelt<br />

es an Anlagealternativen, um<br />

diese überschüssigen Gelder sicher<br />

und gleichzeitig rentabel<br />

anzulegen. Wenn die Konjunktur<br />

in der Eurozone endlich einen<br />

Gang hochschalten würde,<br />

hätte sich das Problem gelöst,<br />

hoffen viele. Denn dann kämen<br />

Inflation<br />

und Zinsen<br />

reagieren nicht<br />

mehr so schnell<br />

wie früher.<br />

Ulrich Kater<br />

Deka-Chefvolkswirt<br />

auch die Preise wieder ins Laufen<br />

und die Europäische Zentralbank<br />

(EZB) erhöht ihre Leitsätze.<br />

Doch dieser lehrbuchmäßige<br />

Zusammenhang löst sich zunehmend<br />

auf. „Inflation und Zinsen<br />

reagieren nicht mehr so schnell<br />

wie früher auf Veränderungen<br />

des Auslastungsgrades der<br />

Volkswirtschaft“, beobachtet<br />

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der<br />

Fondsgesellschaft Deka. Derzeit<br />

liegen sowohl Inflation als auch<br />

Inflationserwartungen deutlich<br />

unter der Zielmarke der EZB<br />

von zwei Prozent. „Der schwächere<br />

Zusammenhang zwischen<br />

Auslastung und Inflation in<br />

Kombination mit Zinsen nahe<br />

Null macht die Aufgabe der Zentralbank<br />

deutlich schwerer, mittels<br />

niedriger Zinsen die wirtschaftliche<br />

Aktivität zu stimulieren“,<br />

so Kater.<br />

Mächtige Trends<br />

Die Gründe hierfür haben Ökonomen<br />

noch nicht abschließend<br />

erforscht. Aber schon jetzt ist<br />

klar: Es sind mächtige Trends,<br />

die die Zinsen dauerhaft unten<br />

halten dürften. „Zu nennen sind<br />

demografische Entwicklungen,


<strong>unternehmen</strong> [!] FINANZIEREN 27<br />

eine verringerte Verhandlungsmacht<br />

von Arbeitnehmern, die<br />

Globalisierung und der dadurch<br />

verschärfte internationale Wettbewerb,<br />

der Konjunkturschock<br />

in Folge der Finanz- und Staatsschuldenkrise“,<br />

zählt Kater die<br />

wichtigsten Faktoren auf. Hinzu<br />

kommen laut dem Deka-Experten<br />

zudem noch veränderte<br />

Produktionsprozesse und<br />

Die Inflationsrate schwankte in<br />

Deutschland im vergangenen Jahr<br />

zwischen 1,1 und 2 Prozent.<br />

Marktbedingungen durch die<br />

Digitalisierung.<br />

Dauerhafte Null- oder sogar<br />

Negativzinsen bei demgegenüber<br />

höherer Inflationsrate sind<br />

nicht nur für Privatanleger, sondern<br />

auch für Unternehmer fatal.<br />

„Fast jeder dritte Mittelständler<br />

hat in den vergangenen<br />

Monaten bereits Negativzinsen<br />

gezahlt“, beschreibt Teoman Yanikoglu,<br />

Projektleiter Invest bei<br />

der Landesmesse Stuttgart, die<br />

Folgen. „Wer heute nicht an den<br />

Kapitalmärkten agiert oder als<br />

Unternehmer sein Anlageverhalten<br />

laufend überprüft, kann<br />

kaum nennenswertes Vermögen<br />

aufbauen oder sichern.“<br />

Mit Kontenanlagen bei Banken<br />

jedenfalls lässt sich im andauernden<br />

Niedrigzinsumfeld –<br />

liquides – Firmenvermögen<br />

nicht mehren, ja, noch<br />

nicht einmal sichern.<br />

„Unter Berücksichtigung<br />

der laufenden<br />

Inflation ergibt sich<br />

auf Dauer ein Verlust<br />

an Kaufkraft“, so Yanikoglu.<br />

Aktien als Alternative<br />

Erstaunlich vor diesem<br />

Hintergrund ist: Wertpapiere<br />

kommen im Denken vieler<br />

Finanzverantwortlicher bislang<br />

kaum vor. Das jedenfalls ist<br />

das Ergebnis der Studie „Wie<br />

der Mittelstand anlegt“, die die<br />

Commerzbank im vergangenen<br />

Herbst veröffentlicht hat. Demzufolge<br />

nutzen nur jeweils 13<br />

Prozent der 500 dafür befragten<br />

Unternehmen Aktien und/oder<br />

Fonds, nur jedes zehnte greift zu<br />

Anleihen. „Dabei bieten Wertpapiere<br />

interessante Alternati-<br />

Und wenn wir fertig sind,<br />

lassen wir andere richtig<br />

schön arbeiten.<br />

BLANK HOLDING GmbH<br />

www.fritschle-baut.de


28<br />

FINANZIEREN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Leitmesse für Finanzen und Geldanlage<br />

Auf die Plätze, fertig, los: Welche Anlage eine gute Rendite bringt, ist nicht leicht abzusehen.<br />

In der derzeit vertrackten<br />

Zinssituation wird Finanzwissen<br />

auch für Unternehmer<br />

immer wichtiger – sowohl für<br />

ihren eigenen Vermögensaufbau<br />

als auch für das Firmenvermögen.<br />

Die Invest – Leitmesse<br />

und Kongress für Finanzen<br />

und Geldanlage – vom<br />

24. bis 25. April <strong>2020</strong> auf dem<br />

Zur Person<br />

Michael Völter ist<br />

seit 2015 „Vorsitzender<br />

des Vorstands<br />

der Vereinigung Baden-Württembergische<br />

Wertpapierbörse<br />

e.V.“, also Chef der<br />

Börse Stuttgart und<br />

ihren 300 Mitarbeitern.<br />

Der 55-Jährige<br />

ist gelernter Bankkaufmann<br />

und promovierter<br />

Jurist (Uni<br />

Tübingen).<br />

Messegelände am Stuttgarter<br />

Flughafen ist eine gute Möglichkeit,<br />

sich direkt mit Experten<br />

aus der Finanzbranche<br />

auszutauschen und Fragen zu<br />

stellen. Rund 70 Aussteller haben<br />

sich angekündigt. Auch<br />

Diskussionsrunden und Vorträge<br />

liefern Einblicke aus erster<br />

Hand. Die Anleger erfahren<br />

ven, sowohl mit Blick auf Rendite<br />

als auch zur Vermeidung von Strafzinsen“,<br />

erklärt Michael Völter, Vorsitzender<br />

des Vorstands der Vereinigung<br />

Baden-Württembergische<br />

Wertpapierbörse e.V.. Er stellt fest,<br />

dass das Spektrum möglicher Anlagen<br />

in Wertpapiere sehr breit sei,<br />

„auch mit einem defensiveren Risikoprofil“.<br />

Ein Grund dafür ist, dass zentrale<br />

Ansprechpartner für Finanzierund<br />

Anlagefragen hierzulande traditionell<br />

die Hausbanken sind. „Das<br />

hat aber auch damit zu tun, dass die<br />

Wertpapierkultur in Deutschland<br />

generell nicht sehr ausgeprägt ist“,<br />

ergänzt Völter. „Berührungsängste<br />

und grundsätzliche Vorbehalte gegenüber<br />

dem Kapitalmarkt sind aber<br />

für Unternehmer nicht sinnvoll.“<br />

Natürlich komme etwa ein Börsengang<br />

nicht für jedes Unternehmen<br />

dort, mit welchen Strategien<br />

man trotz Niedrigzinsen nachhaltige<br />

Anlageentscheidungen<br />

treffen kann. „Wer bei seinen<br />

Anlageentscheidungen Orientierung<br />

sucht, findet sie auf<br />

der Invest in komprimierter<br />

Form“, wirbt Teoman Yanikoglu<br />

von der Landesmesse<br />

Stuttgart für sein Projekt.<br />

Die<br />

Wertpapierkultur<br />

ist in Deutschland<br />

generell nicht sehr<br />

ausgeprägt.<br />

Michael Völter<br />

Vereinigung bw. Wertpapierbörse<br />

in Frage. „Aber beim privaten Vermögensaufbau<br />

und bei der Altersvorsorge<br />

führt im Niedrigzinsumfeld<br />

für den Unternehmer selbst<br />

kaum ein Weg an Wertpapieren vorbei“,<br />

ist Völter überzeugt.<br />

Ein paar elementare Punkte gibt<br />

es dabei zu beachten. „Anlagen sollten<br />

breit gestreut werden auf Emittenten<br />

aus unterschiedlichen Branchen<br />

und Regionen“, nennt Völter<br />

die wichtigste Anlageregel. „Das<br />

geht zum Beispiel zum Beispiel über<br />

Investmentfonds und börsengehandelte<br />

Indexfonds, so genannte<br />

ETFs.“ Je länger der Anlagehorizont,<br />

desto geringer sei die Gefahr, vor allem<br />

bei Aktien Verluste zu erleiden.<br />

Unternehmen, die einen Teil ihres<br />

langfristig liquiden Vermögens in<br />

Wertpapieren investieren, sollten<br />

stets auch genügend Barmittel auf<br />

Konten zur Verfügung haben. So<br />

sind sie nicht gezwungen, zur Unzeit<br />

Wertpapiere zu verkaufen.<br />

Börsengang als Option<br />

Der Schritt Richtung Börse ist aber<br />

zumindest für mittelgroße Unternehmen<br />

auch aus einer Finanzierungsperspektive<br />

eine Option –<br />

selbst dann, wenn sie nicht als Aktiengesellschaft<br />

firmieren. Durch die<br />

Finanzierung über Anleihen oder<br />

Schuldscheindarlehen schaffen sie<br />

sich ein zweites Standbein und<br />

gleichzeitig können sie die niedrigen<br />

Zinsen für sich nutzen. „In den<br />

skandinavischen Ländern zum Beispiel<br />

finanzieren sich die Unternehmen<br />

zu rund 50 Prozent über den<br />

Kapitalmarkt“, beobachtet Lutz Weiler,<br />

CEO Germany beim Corporate-Finance-Haus<br />

Pareto Securities.<br />

In Deutschland gebe es in dieser<br />

Hinsicht noch Nachholbedarf. Einen<br />

Grund dafür sieht Weiler in den immer<br />

strengeren Regulierungsvorschriften<br />

hierzulande. „Viele Mittelständler<br />

schreckt das ab, den Kapitalmarkt<br />

als Geldquelle zu nutzen“,<br />

ist der Pareto-Deutschlandchef<br />

überzeugt.<br />

So genannten Nordic Bonds sind<br />

eine Möglichkeit, die den Weg dahin<br />

ebnen. „Sie haben vergleichsweise<br />

geringe Dokumentationspflichten<br />

und die schnelle Umsetzung macht<br />

dieses Wertpapierkonzept für Mittelständler<br />

besonders attraktiv“, so<br />

Weiler, dessen Haus sich als Spezialist<br />

für die Konzeption und Emission<br />

dieser Anleiheform sieht. „Im<br />

vergangenen Jahr haben wir 44 Pri-


<strong>unternehmen</strong> [!] FINANZIEREN 29<br />

Die schnelle<br />

Umsetzung<br />

macht Nordic<br />

Bonds so<br />

attraktiv.<br />

Lutz Weiler<br />

Pareto Securities<br />

Um ihr Geldvermögen<br />

zu mehren, kommen<br />

Unternehmer nicht<br />

umhin, sich mit neuen<br />

Anlagemodellen zu<br />

beschäftigen.<br />

ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI<br />

märemissionen im Nordic-Bond-Market<br />

um mit einem<br />

Gesamtvolumen von etwa 1,8<br />

Milliarden Euro umgesetzt.“<br />

Das Nordic-Bond-Format hat<br />

Weiler zufolge in dieser Zeit<br />

auch auf dem deutschen Markt<br />

für KMU-Anleihen stark an Zugkraft<br />

gewonnen.<br />

Große Investorenbasis<br />

Mit der Emission eines Nordic<br />

Bonds gehen deutsche Unternehmen<br />

an die Börse Oslo. „So<br />

bekommen sie Zugang zu einer<br />

potenziell großen Investorenbasis.<br />

Das macht sie unabhängig<br />

von einzelnen Finanzierungspartnern“,<br />

zählt Weiler die Vorteile<br />

auf. „Zudem sind bei diesem<br />

Konzept sehr flexible Strukturen<br />

möglich.“ Es umfasse sowohl<br />

vorrangig unbesicherte<br />

Anleihen als auch besicherte<br />

Anleihen. „Auch die schnelle<br />

Umsetzung – sieben bis zehn<br />

Wochen sind die Regel – machen<br />

die Begebung eines Nordic<br />

Bonds, für den kein Rating<br />

erforderlich ist, für Mittelständler<br />

attraktiv.“<br />

Zusätzliche Besonderheit ist,<br />

dass eine nachträgliche Erhöhung<br />

des Volumens auf Basis<br />

der bestehenden Emissionsdokumente<br />

möglich ist. „Das verschafft<br />

den Unternehmen einen<br />

größeren Handlungsspielraum“,<br />

erklärt Weiler, der als sinnvolle<br />

Mindestgröße für eine Emission<br />

20 bis 25 Millionen Euro<br />

nennt. [!] Thomas Luther


30<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ein leises Knistern<br />

ist zu hören.<br />

„Ich habe<br />

hier gerade eine<br />

Packung Weingummi.<br />

Die schmecken sehr lecker“,<br />

sagt Bernd Sadlowsky.<br />

„Die Verpackung<br />

aber ist Augenwischerei.<br />

Außen ist es eine<br />

Papierfolie, innen ist<br />

Kunststoff.“ Ein Schwarzes<br />

Schaf für den Geschäftsführer<br />

des Hamburger Verpackungsinstituts.<br />

Denn<br />

ein Trend bestimmt die<br />

Branche: Nachhaltigkeit.<br />

Dieser Trend erzeugt<br />

laut Sadlowsky einen enormen<br />

Druck auf die Industrie.<br />

Denn die Verbraucher<br />

wollen ein gutes Gefühl und<br />

die Industrie muss dafür<br />

sorgen. „Die Hersteller wollen<br />

reagieren, stellen dann<br />

aber fest, dass sie aufwendige<br />

Prozesse umsetzen müssen“,<br />

berichtet er. Dieser<br />

neue, wichtige Kollege im<br />

Team, die Nachhaltigkeit,<br />

habe es deshalb schwer. Es<br />

stehe ihm ein alter Kollege<br />

gegenüber, der vor allem ein<br />

Freund der Verbraucher sei,<br />

die Bequemlichkeit. Wenn<br />

an den Joghurt gleich ein<br />

Plastiklöffel gepackt werde,<br />

könne man den bequem im<br />

Zug essen, nachhaltig sei<br />

das aber nicht.<br />

„Nachhaltigkeit kostet<br />

Geld und Zeit, ist unbequem<br />

und reduziert unter<br />

Umständen die Lebensdauer<br />

der verpackten Produkte.“<br />

Der neue Trend treibe<br />

derzeit sinnvolle und weniger<br />

sinnvolle Blüten.<br />

Diese folgen im Wesentlichen<br />

drei Richtlinien,<br />

den drei „R“ – Reduce,<br />

Reuse und Recycling.<br />

Auf Deutsch also<br />

Reduzieren, Wiederverwenden<br />

und Wiederverwerten.<br />

Beim<br />

ersten Ansatz geht es<br />

darum, Verpackungsmaterial<br />

so weit wie<br />

möglich zu reduzieren.<br />

So kann man laut Sadlowsky Getränkeflaschen<br />

aus PET um 50<br />

Prozent leichter machen. „Das<br />

kann auf Kosten der Stabilität<br />

Gute<br />

Tüten<br />

Verpackung Die Industrie steht unter<br />

Druck und soll Verbrauchern ein gutes<br />

Gewissen verschaffen – mit mehr<br />

Nachhaltigkeit. Die Wege führen über<br />

Biokunststoff, PET, Papier und so<br />

manchen Irrweg.<br />

Plastik wird von vielen verteufelt. Experten betonen aber seine<br />

Bedeutung. Es komme auf die Art des Kunststoffes an.<br />

gehen, aber das fällt<br />

nur auf, wenn die Flasche<br />

schon halb leer<br />

ist.“<br />

Edeka probiert bei<br />

Avocados, Orangen<br />

und Mandarinen eine<br />

Beschichtung aus<br />

pflanzlichen Fetten aus,<br />

die mitgegessen werden<br />

kann, Apeel genannt. „Die<br />

Hülle sorgt dafür, dass die<br />

Früchte länger haltbar<br />

sind. Für mehr Freude am<br />

Genuss und weniger Lebensmittelverschwendung“,<br />

wirbt die Supermarktkette.<br />

„Das ist mit<br />

Vorsicht zu genießen, die<br />

Natur hat das Produkt<br />

schon auf natürlichem<br />

Wege geschützt“, wendet<br />

Sadlowsky ein. Ob das Obst<br />

durch so ein hauchdünnes<br />

„Negligé an Fetten“ wirklich<br />

besser geschützt sei,<br />

hänge stark von Transportund<br />

Lagerbedingungen ab.<br />

Polymere Schutzschicht<br />

Vera Fritsche, Expertin<br />

beim VDMA, Fachverband<br />

Nahrungsmittelmaschinen<br />

und Verpackungsmaschinen,<br />

erzählt von „Skinverpackungen“<br />

mit Karton als<br />

Produktträger. Der aus dünnem<br />

Karton bestehende<br />

Produktträger ist dabei mit<br />

einer polymeren Schutzschicht<br />

als Barriere gegen<br />

Fett, Feuchtigkeit und Sauerstoff<br />

versehen.<br />

Der zweite Ansatz ist<br />

„Reuse“, also Wiederverwenden.<br />

Sadlowsky erzählt<br />

von einem positiven Trend:<br />

„Neulich gab es Kekse in<br />

der Bäckerei in einem<br />

Mehrwegglas, das man<br />

für vier Euro wieder zurückgeben<br />

konnte. Da<br />

hat jemand seine Hausaufgaben<br />

gemacht.“<br />

Für Michael Braungart<br />

ist gerade der dritte<br />

Punkt extrem wichtig:<br />

Recycling. Braungart<br />

ist Gründer der<br />

EPEA Internationale<br />

Umweltforschung in Hamburg,<br />

der Wiege von Cradle to Cradle,<br />

einem Konzept zur Entwicklung<br />

öko-effektiver Produkte.<br />

FOTOS: VECTOR THINGS/SHUTTERSTOCK.COM


<strong>unternehmen</strong> [!] SPEZIAL 31<br />

Zur Person<br />

Bernd Sadlowsky<br />

ist Chemietechniker.<br />

Der Professor bietet<br />

Lehrveranstaltungen<br />

an und leitet unter<br />

anderem das Hamburger<br />

Verpackungsinstitut.<br />

Zuvor war er<br />

auch Schadensanalytiker<br />

bei TÜV<br />

Rheinland.<br />

Nachhaltigkeit<br />

kostet<br />

Geld, Zeit<br />

und ist<br />

unbequem.<br />

Bernd Sadlowsky<br />

Hamburger Verpackungsinstitut<br />

Es brauche gewisse Voraussetzungen,<br />

um sinnvoll recyceln zu können,<br />

sagt er. „Als erstes müsste das<br />

PVC aus den Packungen verschwinden.<br />

PVC macht nur zwei Prozent<br />

der Verpackungen aus, hat aber die<br />

identische Dichte wie PET und es<br />

ist sehr schlecht abzutrennen.“<br />

Am besten, da sind sich die Experten<br />

einig, lassen sich Monokunststoffe<br />

recyceln. „Es werden im Moment<br />

4800 Materialen und Chemikalien<br />

in unseren Verpackungen<br />

verwendet. Damit ist Recycling quasi<br />

ausgeschlossen“, sagt Braungart.<br />

Eine Ketchupflasche besteht aus<br />

sechs Schichten oder mehr. „Das<br />

kann man nicht sauber recyceln, nur<br />

mit sehr starkem Qualitätsverlust“,<br />

sagt auch Sadlowsky. „Also verbrennt<br />

man es einfach.“<br />

Braungart schlägt sogar ein<br />

Pfandsystem für alle Verpackungen<br />

vor: „Im Supermarkt könnten die<br />

Leute eine Pfandmarke erwerben,<br />

dann könnte man damit 120 verpackte<br />

Produkte kaufen. Wenn man<br />

die Verpackungen zurückbringt, bekommt<br />

man das Geld wieder“,<br />

schlägt er vor. Man würde so nur die<br />

Nutzung der Verpackungsmaterialien<br />

verkaufen. Und die Verpackungen,<br />

am besten alle aus einem einheitlichen<br />

Monomaterial gefertigt,<br />

könnten recycelt werden.<br />

Braungart sieht gute Gründe, weiter<br />

Plastik zu verwenden. Nur müsse<br />

es das richtige Plastik sein. „Wenn<br />

man Kunststoffe insgesamt dämonisiert,<br />

bleibt man auf der primitiven<br />

Stufe der jetzigen Kunststoffe<br />

stehen“, kritisiert er. PET könne<br />

mindestens acht bis zwölfmal verwendet<br />

werden. „Man kann das PET<br />

auch biologisch abbaubar machen“,<br />

sagt Braungart. „Denn eigentlich<br />

brauchen wir Verpackungen, die wir<br />

auch verlieren könnten und die in<br />

biologische Systeme übergehen.“<br />

Das Thema Biokunststoffe interessiert<br />

auch Bernd Sadlowsky. „Man<br />

könnte sagen, im Wesentlichen ist<br />

ein Biopolymer ein Kunststoff, der<br />

aus nachhaltigen Stoffen wie Maisstärke<br />

besteht und der meistens biologisch<br />

abbaubar ist.“ Ein Problem<br />

sei aber, dass man diese Biokunststoffe<br />

nicht einfach in das Verwertungssystem<br />

einschleusen könne.<br />

„Ein Biokunststoff soll innerhalb von<br />

zwölf Wochen kompostierbar sein,<br />

die durchschnittliche Dauer in großindustriellen<br />

Kompostieranlagen ist<br />

aber nur sechs Wochen.“ Ist Biokunststoff<br />

ökologisch nachhaltiger?<br />

„Nö“, sagt Sadlowsky.


32<br />

SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

FOTO: BIG FOOT PRODUCTIONS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Branche mit 28 Milliarden Euro Umsatz<br />

Viele Obstsorten sind eigentlich schon ganz natürlich mit einer Schale geschützt.<br />

„ Die Biopolymere schneiden hinsichtlich<br />

der Ökobilanz nicht besser<br />

ab als viele andere Verpackungsmaterialien.“<br />

Aber sie vermittelten<br />

Kunden ein gutes Gefühl.<br />

„Im Bereich der Papierverpackung<br />

gibt es Neuentwicklungen,<br />

die als Substitution von Kunststoffverpackungen<br />

eingesetzt werden<br />

können.“ Darauf weist Vera Fritsche<br />

hin. Ein Beispiel seien Verpackungspapiere<br />

mit einer Mineralöl- und<br />

Fettbarriere, die eine hohe Produktsicherheit<br />

gewährleisteten und sich<br />

vollständig recyceln ließen.<br />

Aber auch bei Papierverpackungen<br />

gibt es Nachteile. Die Papierfasern<br />

verkürzen sich, man kann es<br />

nicht unendlich oft recyceln, sagt<br />

Kunststoff ist ein Schwerpunkt<br />

der Verpackungsindustrie<br />

in Deutschland, ein zweiter<br />

ist die Papier- und Pappeherstellung.<br />

Dies zeigt auch<br />

die Anzahl der Betriebe: 2018<br />

gab es insgesamt 303 Betriebe,<br />

die Verpackungen aus Papier<br />

und Pappe herstellten<br />

und 259 Unternehmen, die<br />

sich auf Kunststoffverpackungen<br />

spezialisiert haben. Fast<br />

28 Milliarden Euro betrug der<br />

gesamte Umsatz der deutschen<br />

Verpackungsindustrie<br />

im Jahr 2018. Gut 19 Milliarden<br />

Euro sind dabei Inlandsumsatz,<br />

8,7 Milliarden Euro sind<br />

Auslandsumsatz. Rund<br />

121 000 Menschen arbeiteten<br />

in diesem Jahr in der Verpackungsindustrie.<br />

Zur Person<br />

Michael Braungart<br />

ist Professor an der<br />

Leuphana Universität<br />

Lüneburg und<br />

Gründer mehrerer<br />

Organisationen. Seit<br />

Jahren vertritt er das<br />

Cradle-to-Cra dle-<br />

Designkonzept, das<br />

öko-effektive Produkte<br />

entwickelt.<br />

Die Verwertungsquoten<br />

sind vor allem bei Papier und<br />

Pappe sehr hoch, sie liegen bei<br />

99,8 Prozent. Der Verbrauch<br />

von Pappe- und Papierverpackungen<br />

stieg bis 2015 stetig<br />

an, bevor er im Jahr 2016 auf<br />

7,9 Milliarden Tonnen leicht zurück<br />

ging.<br />

Die Menge der eingesammelten<br />

Verpackungen bei gewerblichen<br />

und industriellen Endverbrauchern<br />

betrug im Jahr<br />

2016 rund 4,8 Millionen Tonnen.<br />

Bei privaten Endverbrauchern<br />

wurden insgesamt 5,6<br />

Millionen Tonnen eingesammelt.<br />

Sadlowsky. Braungart gibt zu bedenken,<br />

dass viele Papierverpackungen<br />

eigentlich auch aus Kunststoff seien<br />

– wegen Zusatzstoffen wie Nassfestigkeitsstabilisatoren.<br />

Eine Serviette,<br />

von einem Kreuzfahrtschiff verloren,<br />

bleibe im Meer ein halbes Jahr<br />

erhalten, sagt der Experte. „Ich habe<br />

mit meinen Studenten auch gezeigt,<br />

dass Papiertaschentücher, die beim<br />

Wandern im Gebirge weggeworfen<br />

werden, sechs Jahre lang dort bleiben.“<br />

Selbst Glas ist umstritten. So gerät<br />

Sadlowski fast ins Schwärmen,<br />

wenn er von Glasverpackungen<br />

spricht, die ja aus Stoffen wie Sand<br />

und Siliziumoxid bestehen. Stoffe,<br />

die sich fast beliebig oft in neue<br />

Strukturen packen lassen, wie er<br />

sagt. Braungart hingegen weist auf<br />

die Verletzungsgefahr, das Gewicht,<br />

Bleibelastungen und Keramikeinschlüsse<br />

hin, die das Glas brüchiger<br />

machen.<br />

Sadlowsky stellt angesichts der<br />

Diskussion um Nachhaltigkeit und<br />

Müll die grundsätzliche Frage:<br />

Brauchen wir überhaupt Verpackungsmaterialien?<br />

Die Antwort aller<br />

drei Experten ist klar: Ja. „Viele<br />

Produkte unseres täglichen Lebens,<br />

das gilt besonders für Lebensmittel<br />

und Getränke, Medikamente<br />

und andere schützenswerte Konsumgüter,<br />

sind ohne Verpackung<br />

nicht denkbar“, erklärt Vera Fritsche.<br />

Braungart erzählt von Erfahrungen<br />

aus Russland, wo 90 Prozent<br />

der Ernte verloren gegangen<br />

wären, weil sie nicht richtig verpackt<br />

waren.<br />

Eigentlich ist<br />

alles, was uns<br />

umgibt, entweder<br />

Verpackung oder<br />

Inhalt.<br />

Michael Braungart<br />

Chemiker<br />

Der Cradle-to-Cradle-Experte<br />

geht sogar noch weiter. „Eigentlich<br />

ist alles, was uns umgibt, entweder<br />

Verpackung oder Inhalt.“ Ein Auto<br />

sei eine Menschentransportumverpackung.<br />

Ein Kleidungsstück eine<br />

Menschenprimärverpackung, ein<br />

Auto dessen Sekundärverpackung.<br />

„Was wir in der Verpackungsherstellung<br />

lernen, ist also elementar<br />

wichtig und kann auf andere Lebensfelder<br />

übertragen werden.“<br />

Die Produktverpackungen seien<br />

aufgrund des Kostendrucks und der<br />

öffentlichen Debatte die am weitesten<br />

entwickelten Industrieprodukte.<br />

Deshalb gelte: „Wir müssen Verpackungen<br />

nochmal neu denken.“<br />

Für einen großen Eishersteller<br />

haben er und seine Kollegen eine<br />

Verpackung entwickelt, die sich in<br />

Flüssigkeit auflöst, wenn sie eine<br />

gewisse Zeit nicht mehr gekühlt<br />

wird. Integriert sind Samen seltener<br />

Blumen, die wachsen und erblühen,<br />

wenn man das Eis gegessen<br />

und die Verpackung in die Wiese<br />

geworfen hat. Braungart wartet<br />

noch auf ihren Einsatz. [!]


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 33<br />

Die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG<br />

ist ein weltweit führender Systemanbieter<br />

für das Verpacken von Pharmazeutika in<br />

Blister, Flaschen und Kartons.<br />

Mit seinem innovativen Portfolio von<br />

Blistermaschinen und Flaschenlinien über<br />

Kartonierer bis hin zu Endverpackern setzt<br />

Uhlmann seit Jahrzehnten Maßstäbe in<br />

Sachen Qualität, Effizienz und Verfügbarkeit.<br />

Als Total Solution Provider bietet das<br />

Unternehmen Beratung, Projektmanagement,<br />

Umsetzung, umfangreiche Services und<br />

digitale Lösungen aus einer Hand.<br />

Die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG gehört<br />

zur Uhlmann Group. Mit den weiteren Unternehmen<br />

Koch Pac-Systeme aus dem Schwarzwald, Cremer<br />

Speciaalmachines aus den Niederlanden und Wonder<br />

Packing Machinery aus China erweitert Uhlmann sein<br />

Angebot für den Pharma-, Gesundheits-, Konsumgüter-,<br />

Lebensmittel- und Agrarmarkt.<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.uhlmann.de<br />

www.uhlmann-group.com


34<br />

MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die zweite Generation: Anton<br />

und Alois Ehrmann führten das<br />

Erbe weiter.<br />

Mit Kühltransportern in die<br />

weite Welt: Heute gibt es<br />

Ehrmann-Produkte in mehr als<br />

70 Ländern.<br />

Familienfoto aus den Anfängen: Alois Ehrmann senior gründete die<br />

Molkerei 1920. <br />

Fotos: Ehrmann<br />

Aus dem Allgäu ins Kühlregal<br />

Ehrmann In Sachen Fruchtjoghurt macht der Familienmolkerei aus dem Allgäu keiner was<br />

vor. Jetzt feiert der Marktführer sein 100-jähriges Bestehen.<br />

Der Gründer<br />

Alois Ehrmann<br />

verkaufte Käse<br />

und Butter aus der<br />

Garage heraus.<br />

Gunther Wanner<br />

Marketingdirektor Ehrmann<br />

Oberschönegg im Unterallgäu<br />

hat gut 900 Einwohner.<br />

Doch tagsüber<br />

halten sich in<br />

dem kleinen Ort deutlich mehr<br />

Menschen auf: Am Ortsrand, auf<br />

einer Anhöhe, liegt das Stammwerk<br />

der Molkerei Ehrmann.<br />

730 Menschen arbeiten hier an<br />

Produkten wie „Almighurt“,<br />

„Grand Dessert“ und „High Protein<br />

Pudding“. 500 000 Liter<br />

Milch werden hier von 355 Lieferanten<br />

jeden Tag angeliefert<br />

und dann verarbeitet.<br />

In diesem Jahr feiert Ehrmann<br />

sein 100-jähriges Bestehen:<br />

1920 gründete Alois Ehrmann<br />

senior in Oberschönegg<br />

die „Alois Ehrmann Käserei“.<br />

„Er verkaufte im Prinzip Käse<br />

und Butter aus der Garage heraus“,<br />

beschreibt Marketingdirektor<br />

Gunther Wanner die Anfänge<br />

der Firma.<br />

Heute ist Ehrmann ein international<br />

aufgestelltes Unternehmen<br />

und beliefert Handelskunden<br />

in rund 70 Ländern. Die<br />

Molkerei macht rund die Hälfte<br />

ihres Umsatzes außerhalb<br />

Deutschlands, dabei werden Exporte<br />

und die Produktion im<br />

Ausland zusammengerechnet.<br />

In der sogenannten weißen<br />

Linie (Milchprodukte außer<br />

Käse) ist Ehrmann in Deutschland<br />

mit einem Marktanteil von<br />

6,2 Prozent die Nummer Zwei<br />

hinter der Molkerei Müller.<br />

Beim Fruchtjoghurt ist Ehrmann<br />

mit einem Marktanteil von<br />

13,2 Prozent sogar Marktführer<br />

in Deutschland.<br />

„Die Firma Ehrmann ist konstant<br />

gewachsen“, berichtet<br />

Christian Ehrmann, der das Unternehmen<br />

leitet. Das betrifft<br />

nicht nur das Produktportfolio.<br />

Heute ist Ehrmann weit über die<br />

Landesgrenzen hinaus bekannt.


<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 35<br />

Aspekte wie<br />

Tierwohl und<br />

Klimaschutz sind für<br />

unser Unternehmen<br />

wichtig.<br />

Christian Ehrmann<br />

Geschäftsführer Ehrmann<br />

Produziert wird in Deutschland,<br />

Brasilien und Russland, beliefert<br />

werden mehr als 70 Märkte.<br />

Das Haus, in dem Alois Ehrmann<br />

lebte und arbeitete, ist heute von<br />

modernen Firmengebäuden umgeben.<br />

Bis vor wenigen Jahren wurde<br />

es auch noch vom jeweiligen Geschäftsführer<br />

bewohnt, inzwischen<br />

wird auch dort gearbeitet.<br />

Seit den 60er Jahren ist der Käse<br />

kein Thema mehr für das Familien<strong>unternehmen</strong>,<br />

dafür trat der Fruchtjoghurt<br />

in den Fokus. Man habe es<br />

geschafft, das Produkt im Vergleich<br />

zur Konkurrenz cremiger und weniger<br />

rau im Geschmack zu machen,<br />

erklärt Wanner. In dieser Zeit entstand<br />

die Produktlinie Almighurt,<br />

den es heute in 70 verschiedenen<br />

Geschmacksrichtungen gibt. Darunter<br />

die Klassiker Erdbeer,<br />

Himbeer und Kirsch. Aber auch<br />

ausgefalleneres wie Mohn-Marzipan.<br />

Auch der bekannte Slogan<br />

„Ehrmann – keiner macht mich<br />

mehr an“ wurde in den 60ern<br />

entwickelt.<br />

In dieser Zeit, in der mit<br />

Alois junior und Anton Ehrmann<br />

bereits die zweite Generation<br />

am Ruder war,<br />

wuchs Ehrmann auch in der<br />

Fläche. Eine besondere Herausforderung,<br />

da wegen der<br />

erforderlichen Kühlung die<br />

Produkte nicht sehr lange<br />

transportiert werden konnten.<br />

Im Jahr 2006 hat Christian<br />

Ehrmann, Sohn von Alois Ehrmann<br />

junior, die Geschäfte<br />

übernommen. Heute ist die<br />

Molkerei international tätig<br />

und beschäftigt weltweit 2400<br />

Mitarbeiter. Zur Gruppe gehören<br />

auch die Fleischwerke Zimmermann<br />

und das Unternehmen<br />

Saliter, das unter anderem Kondensmilch<br />

herstellt.<br />

Bis zum Sommer war man auch<br />

in den USA aktiv, zog sich nach<br />

zehnjährigem Engagement aber wieder<br />

zurück, da immer mehr Konkurrenten<br />

auf den Markt drückten. Es<br />

galt, eine Entscheidung zu treffen:<br />

massive Investitionen oder Rückzug.<br />

Verkauft wurden die Werke in<br />

Vermont und Arizona an die französische<br />

Molkerei Lactalis, die zu<br />

Nestlé gehört. In Folge des Verkaufs<br />

sank der Umsatz der Gesamtgruppe<br />

von 850 Millionen Euro im Jahr<br />

2018 auf voraussichtlich 800 Millionen<br />

Euro im vergangenen Jahr. Bereinige<br />

man die Zahlen um das verkaufte<br />

US ­Geschäft, sei der Umsatz<br />

unterm Strich gewachsen, so Marketingdirektor<br />

Gunther Wanner.<br />

Zum Gewinn macht das Unternehmen<br />

keine Angaben.<br />

Damit die Umsätze auch in Zukunft<br />

steigen, beschäftigt Ehrmann<br />

ein 21-köpfiges Forschungsteam.<br />

Das entwickelte jüngst zum Beispiel<br />

die neue Produktlinie<br />

„High Protein“. „Wir haben das<br />

Produkt zunächst in Finnland<br />

getestet“, erklärt Wanner, „dort<br />

ist der Trend früher aufgeschlagen.“<br />

In der Zukunft soll auch<br />

das Thema Nachhaltigkeit<br />

eine größere Rolle spielen,<br />

teilt Christian Ehrmann mit.<br />

„Aspekte wie Tierwohl, Klimaschutz<br />

und Verpackungsentwicklung<br />

stehen in unmittelbarem<br />

Zusammenhang mit<br />

unserem Unternehmen.“ Es<br />

gebe verschiedene Projekte,<br />

um das Unternehmen entsprechend<br />

auf die Zukunft<br />

vorzubereiten.<br />

Aber auch die Kühlregale<br />

der Supermärkte will Ehrmann<br />

weiterhin maßgeblich<br />

mitgestalten. Darum steht die<br />

nächste Innovation schon bereit:<br />

Die Molkerei bringt einen<br />

Joghurt der Geschmacksrichtung<br />

Hanf auf den Markt. „Aber keine<br />

Sorge, der macht nicht high“, erklärt<br />

Wanner und lacht. [!]<br />

<br />

Simone Dürmuth<br />

Zur Person<br />

Christian Ehrmann<br />

ist der Enkel<br />

des Firmengründers<br />

Alois Ehrmann und<br />

führt das Unternehmen<br />

seit 2006. Der<br />

Geschäftsführer hat<br />

zunächst Molkereifachmann<br />

gelernt<br />

und dann Betriebswirtschaft<br />

studiert.<br />

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36<br />

MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Ein Schritt nach vorn<br />

Teamviewer Das Göppinger Software<strong>unternehmen</strong> profitiert vom<br />

anhaltenden Nachhaltigkeitstrend und fährt in seinem ersten Jahr<br />

an der Börse deutliche Gewinne ein.<br />

Großer Auftritt für das Göppinger Software-Unternehmen: Beim Börsengang im vergangenen Jahr in<br />

Frankfurt waren viele Teamviewer-Mitarbeiter mit dabei.<br />

Wir haben<br />

signifikant<br />

höhere Anfragen<br />

für Homeoffice-<br />

Lösungen.<br />

Oliver Steil<br />

Geschäftsführer<br />

Börsengang, Aufnahme in<br />

den M-Dax und nun ein<br />

sattes Plus bei den Umsatzzahlen:<br />

Für Teamviewer<br />

ging es im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr nach vorn. Die<br />

Aufnahme in den M-Dax war<br />

eine „Veredelung unseres Unternehmens“,<br />

resümiert Geschäftsführer<br />

Oliver Steil. Die Göppinger<br />

Softwarefirma hatte Ende<br />

September vergangenen Jahres<br />

den Börsengang gewagt, im Dezember<br />

rückte das Unternehmen<br />

dann in den Börsenindex auf.<br />

„Das hat uns zum einen intern<br />

einen Ruck gegeben. Zudem bekommen<br />

wir seither mehr Aufmerksamkeit<br />

gerade bei Investoren.“<br />

Alles in allem habe der Börsengang<br />

dem Technologie<strong>unternehmen</strong><br />

einen „echten Fortschritt<br />

gebracht“, betont der Geschäftsführer.<br />

Das zeigt sich auch in den Geschäftszahlen.<br />

2019 stieg der Umsatz<br />

um 51 Prozent auf 390 Millionen<br />

Euro. Im gleichen Zeitraum<br />

erzielte das Unternehmen, das<br />

rund 840 Mitarbeiter weltweit<br />

beschäftigt, einen Überschuss<br />

von 111 Millionen Euro. Noch ein<br />

Jahr zuvor hatte die auf Fernwartungssoftware<br />

spezialisierte Firma<br />

ein Minus von mehr als<br />

12 Millionen Euro verzeichnet.<br />

„Diese Entwicklung ist für uns<br />

noch wichtiger als der Börsengang“,<br />

sagt Steil. „Wir haben abgeliefert,<br />

was wir versprochen<br />

haben.“ Für das laufende Jahr erwartet<br />

Steil ein Umsatzwachstum<br />

auf bis zu 430 Millionen<br />

Euro. „Wir werden unsere<br />

Wachstumsstrategie weiterhin in<br />

vollem Tempo umsetzen.“<br />

Grundlage für die selbstbewusste<br />

Prognose sind dem Geschäftsführer<br />

zufolge die Abgrenzung<br />

zu Konkurrenzprodukten<br />

gepaart mit der „starken Profitabilität“<br />

des Unternehmens.<br />

Zudem seien neue Produkte etwa<br />

für Groß<strong>unternehmen</strong> gut angenommen<br />

worden.<br />

Voraussichtlich Ende des<br />

zweiten Quartals steht zudem<br />

der Umzug in die neue mehr als<br />

8500 Quadratmeter große Firmenzentrale<br />

an. In den Neubau<br />

in der Göppinger Innenstadt<br />

sollte eigentlich die Stadtverwaltung<br />

einziehen. Nach Fürsprache<br />

der örtlichen Kreissparkasse<br />

stimmte der Gemeinderat für<br />

eine Umwidmung und ermöglichte<br />

so den zeitnahen Umzug<br />

des IT-Spezialisten. „Das ist auch<br />

dringend notwendig“, erklärt<br />

Kommunikationschefin Martina<br />

Dier. Da der Platz am bisherigen<br />

Hauptsitz bereits knapp ist, habe<br />

das Unternehmen bereits zusätzliche<br />

Flächen angemietet. „Das<br />

ist auf Dauer aber unpraktisch.“<br />

Computer verbinden<br />

Rund 464 000 Kunden haben bislang<br />

eine Teamviewer- Software<br />

abonniert, mit der Computer<br />

etwa für Konferenzen oder Fernwartungen<br />

miteinander verbunden<br />

werden können. „Wir profitieren<br />

von Megatrends“, erklärt<br />

Steil. Einerseits infolge der fortschreitenden<br />

Digitalisierung, andererseits<br />

aufgrund des wachsenden<br />

Nachhaltigkeitsbewusstseins.<br />

„Homeoffice-Angebote<br />

kann man unter dem Aspekt des<br />

Umweltschutzes betrachten, die<br />

Betriebe sparen dadurch aber vor<br />

allem auch Geld.“ In welchem<br />

Umfang sich diese Trends im<br />

Umsatzplus widerspiegeln, lasse<br />

sich derzeit jedoch nicht quantifizieren.<br />

Aktuell spürbar seien jedoch<br />

die Auswirkungen des<br />

Corona-Virus in China auf<br />

das Geschäft des Göppinger<br />

Unternehmens. „Wir haben<br />

signifikant höhere Anfragen<br />

für Homeoffice-Lösungen“,<br />

erläutert Oliver Steil. [!] <br />

<br />

Julia Kling


37<br />

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38<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Blick über den<br />

Kirchturm<br />

Unternehmertag Um erfolgreich zu bleiben, müssen<br />

Firmenchefs ihre Strategie überprüfen, sagt Organisator<br />

Karl Heinz Raguse. Er empfiehlt zudem: Kooperiert mehr!<br />

FOTO: MARC HÖRGER ILLUSTRATIONEN & MONTAGE: MAX MESCHKOWSKI<br />

Sich vom Tagesgeschäft<br />

lösen und über den Tellerrand<br />

blicken: Dafür gibt Karl<br />

Heinz Raguse Impulse an<br />

seinem 21. Unternehmertag.


<strong>unternehmen</strong> [!] VERANTWORTEN 39<br />

Es gehört zum 1x1 jedes<br />

Zeitmanagementseminars:<br />

Das Eilige darf das<br />

Wichtige nicht verdrängen.<br />

Doch der Alltag von Führungskräften<br />

und Unternehmern<br />

sieht oft anders aus, weiß<br />

Karl Heinz Raguse, der Leiter<br />

der regionalen Geschäftsstelle<br />

des Bundesverbands mittelständische<br />

Wirtschaft. Das Motto<br />

des Unternehmertages, den Raguse<br />

zum 21. Mal organisiert, lautet<br />

daher folgerichtig: „Weiter<br />

denken“.<br />

Unternehmer und Manager<br />

stecken häufig viel zu tief im Tagesgeschäft<br />

und nehmen sich zu<br />

wenig Zeit, eine Unternehmensstrategie<br />

zu entwerfen und auch<br />

Wir benötigen<br />

Möglichkeiten,<br />

damit sich Bürger<br />

mehr beteiligen<br />

können.<br />

Karl Heinz Raguse<br />

Organisator Unternehmertag<br />

FOTO: MATTHIAS KESSLER<br />

Netzwerken von Angesicht zu Angesicht: Beim Unternehmertag in<br />

der Ulmer Donauhalle lassen sich leicht neue Kontakte knüpfen.<br />

regelmäßig zu überprüfen. Mit<br />

ein Grund dafür sei auch, dass<br />

Zeit und Energie in Unternehmen<br />

durch bürokratische Regeln gebunden<br />

werden. Da bleibe wenig<br />

Raum fürs „Weiter denken“.<br />

Mit Sorge sieht Raguse auch,<br />

dass die Wirtschaft in ideologisch<br />

und wenig differenziert geführten<br />

Debatten wieder zum Feindbild<br />

erkoren werde. In der laufenden<br />

Klima-Diskussion müsse<br />

man aufpassen, dass die Schwingungen<br />

nicht zu sehr gegen die<br />

Wirtschaft ausschlagen. Diesel<br />

als Treibstoff zum Beispiel sei<br />

„nicht per se“ schlecht. Und auch<br />

das zuständige Bundesamt habe<br />

beim VW-Diesel skandal einen<br />

schlechten Job gemacht und die<br />

Mogel-Software jahrelang nicht<br />

entdeckt. Die derzeit hochgelobte<br />

Elektro-Mobilität werde noch<br />

lange nicht Kraftstoffe komplett<br />

ersetzen können.<br />

Wasserstoff aus Windstrom<br />

Weil das Erdölzeitalter aber zu<br />

Ende gehe, werden laut Raguse<br />

synthetische Kraftstoffe ein Mega-Thema.<br />

In der Zementindustrie<br />

sind erste Pilotanlagen in Vorbereitung.<br />

Er kann sich ebenso<br />

Modelle auf genossenschaftlicher<br />

Basis vorstellen. „Könnten sich<br />

die Bürger unmittelbar beteiligen,<br />

wüchse die Akzeptanz selbst für<br />

solche Anlagen, aber auch für<br />

Windräder. Wasserstoff aus<br />

Windstrom wäre dann eine weitere<br />

Gelegenheit zur Stärkung der<br />

regionalen Wertschöpfung.“<br />

Wirtschaft, wenn möglich, regional<br />

denken und weite Transportwege<br />

vermeiden, ist für Raguse<br />

ein wichtiger Ansatz von<br />

„Weiter denken“– und er nennt<br />

gelungene Beispiele. Dazu gehört<br />

die neue Verzinkerei des<br />

Weißenhorner Verschalungsund<br />

Gerüstspezialisten Peri, die<br />

im Januar im Werk Günzburg in<br />

Betrieb genommen wurde. Das<br />

Verzinken der Gerüstteile erfolgte<br />

bislang außer Haus durch<br />

Lieferanten. Nach den Angaben<br />

von Peri-Sprecher Markus Woehl<br />

waren dafür pro Jahr 300 000<br />

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40<br />

VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Netzwerken von Angesicht zu Angesicht: Impressionen des<br />

Unternehmertages im vergangenen Jahr.<br />

FOTOS: MATTHIAS KESSLER<br />

Lkw-Transportkilometer nötig,<br />

die nun wegfallen. „Umweltgesichtspunkte“<br />

allein seien bei der<br />

Planung des Werkes aber nicht<br />

ausschlaggebend gewesen, sagt<br />

Woehl. Das Familien<strong>unternehmen</strong>,<br />

das zuletzt mit 9500 Mitarbeitern<br />

in 70 Ländern einen Jahresumsatz<br />

von 1,56 Milliarden<br />

Euro erwirtschaftete, wollte die<br />

Wertschöpfung komplett unters<br />

eigene Dach holen. „Wir wollten<br />

damit auch die komplette Kontrolle<br />

über die Produktion, einhergehend<br />

mit einer wesentlich<br />

höheren Flexibilität“.<br />

Regionalität und Wachstumsstrategie<br />

seien<br />

eng miteinander<br />

verklammert.<br />

Selbst die<br />

in Deutschland<br />

relativ hohen<br />

Energiepreise<br />

machten bei<br />

Gesamtinvestitionen<br />

von 170<br />

Millionen Euro<br />

Wir wollten<br />

damit die<br />

komplette<br />

Kontrolle über<br />

die Produktion.<br />

Markus Woehl<br />

Pressesprecher von Peri<br />

keinen Strich<br />

durch die Rechnung. Wie der Peri-Sprecher<br />

betonte, hat Deutschland<br />

dafür ganz andere und nicht<br />

weniger wesentliche Vorzüge, die<br />

nach Jahren der Verlagerung von<br />

Produktion ins Ausland bei Unternehmen<br />

zunehmend wieder<br />

mehr Gewicht bekämen: die politische<br />

und rechtliche Verlässlichkeit.<br />

Eine Viertel Fahrstunde von<br />

Günzburg, in Jettingen-Scheppach,<br />

produziert die Firma Ludo<br />

Fact klassische Spiele, 17 Millionen<br />

Stück pro Jahr. Mir der Fertigung<br />

von Schachteln fing es an,<br />

doch damit gab sich Horst Walz<br />

nicht zufrieden. Bald schon nach<br />

seinem Einstieg wollte er sich um<br />

das komplette Produkt kümmern,<br />

um die Bausteine ebenso wie die<br />

Würfel, die Anleitung, die Lederbecher,<br />

aber auch um die Konfektionierung,<br />

die komplette Logistik<br />

bis hin zum Versand an die<br />

Endkunden. Natürlich international,<br />

mitsamt Erledigung der<br />

Zollformalitäten.<br />

Transportweg einsparen<br />

Noch nicht im eigenen Haus erfolgt<br />

lediglich die Produktion der<br />

Kunststoffteile, die derzeit aus<br />

China bezogen<br />

werden. Noch,<br />

denn auch dies<br />

möchte Walz in<br />

absehbarer Zeit<br />

unter dem eigenen<br />

Dach erledigen:<br />

der höheren<br />

Flexibilität<br />

wegen, um<br />

den „unökologisch-langen“<br />

Transportweg einzusparen und<br />

um die Wertschöpfungskette<br />

noch mehr zu verlängern. Der<br />

Lohnanteil an einer solchen Produktion<br />

sei niedriger als vielfach<br />

gedacht.<br />

Raguse setzt derweil an anderer<br />

Stelle den Hebel an. Im Rahmen<br />

der von ihm und dem Ratiopharm-Geschäftsführer<br />

Andreas<br />

Burkhardt lancierten Initiative<br />

„Donautal Connect“ bringt er<br />

dort ansässige Firmen an einen<br />

Tisch. Auch, weil viele dort nicht<br />

wüssten, was der Nachbar mache,<br />

produziere und wo sich mögliche<br />

Gegenseitiges Kennenlernen,<br />

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<strong>unternehmen</strong> [!] VERANTWORTEN 41<br />

Anknüpfungen ergeben könnten.<br />

Hauptsächlich aber, um die Interessen<br />

zu bündeln und gemeinsam<br />

Lösungen für ähnliche Fragestellungen<br />

zu finden.<br />

Ausweg aus Parkpoblematik<br />

„Weiter denken“ heißt in diesem<br />

Fall, nach Auswegen für die Stauund<br />

Parkproblematik zu suchen.<br />

Nachgedacht werde bereits über<br />

ein umfassendes Verkehrskonzept<br />

und die Installierung einer<br />

gemeinsam nutzbaren App, über<br />

welche die Beschäftigten in <strong>unternehmen</strong>sübergreifenden<br />

Fahrgemeinschaften<br />

zusammenfinden<br />

können. Nachgedacht werde<br />

ebenso über den Bau von zwei gemeinsamen<br />

Parkhäusern und einen<br />

fahrerlosen Shuttle-Dienst.<br />

Auch Carsharing spiele eine Rolle<br />

in den Überlegungen – ebenso<br />

wie E-Bike-Stationen.<br />

„Das Industriegebiet kann<br />

nicht mehr erweitert werden,<br />

expandierenden Firmen bleibt<br />

kaum mehr als die Aufstockung<br />

nach oben“, sagt Raguse. Freiwerdende<br />

Parkflächen könnten sinnvoller<br />

genutzt werden, so lautet<br />

das Kalkül.[!]<br />

<br />

Thomas Vogel<br />

Donauhalle als Treffpunkt für Netzwerker<br />

Von Workshops bis hin zur Podiumsdiskussion reichen die Formate auf dem Unternehmertag.<br />

„Weiter denken“, unter diesem<br />

Motto steht der diesjährige<br />

„Unternehmertag“, der am<br />

26. <strong>März</strong> zum 21. Mal die<br />

Ulm-Messe in einen Treffpunkt<br />

der Macher und Innovatoren<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Politik verwandelt. Die eintägige<br />

Veranstaltung in der Ulmer<br />

Friedrichsau definiert sich<br />

als Innovations- und Kommunikationsplattform<br />

des Mittelstands<br />

und bietet neben den<br />

Messeständen Workshops, Podiumsdiskussionen<br />

mit Fachexperten<br />

sowie Firmen- und<br />

Produktpräsentationen.<br />

Organisiert wird der „Unternehmertag“<br />

von der Raguse &<br />

Partner GmbH. Deren Hauptgesellschafter<br />

Karl-Heinz Raguse<br />

ist zugleich in Persona die<br />

Verbindung zum Bundesverband<br />

mittelständische Wirtschaft<br />

(BVMW). Seit Mitte der<br />

1990er Jahre leitet der gelernte<br />

Maschinenbauer freiberuflich<br />

von Neu-Ulm aus die von ihm<br />

ins Leben gerufene regionale<br />

Geschäftsstelle des Verbands,<br />

eine von 300 in Deutschland.<br />

Derzeit betreut Raguse mehr<br />

als 200 Mitgliedsfirmen. Insgesamt<br />

gehören dem Verband<br />

rund 50 000 Mitgliedsfirmen<br />

an. Damit ist der BVMW die<br />

größte, freiwillig organisierte<br />

Mittelstandsvereinigung.<br />

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42<br />

MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Es ist eine Herausforderung<br />

für den<br />

Iveco-Standort im Ulmer<br />

Donautal, aber eine,<br />

die Belegschaft und Führungsriege<br />

gern annehmen. Das Werk<br />

hat den Zuschlag für den Bau<br />

des High-Tech-Lastwagens Nikola<br />

Tre bekommen. Batterieelektrisch-<br />

und brennstoffzellenbetriebene<br />

Lkw sollen künftig in<br />

Ulm vom Band rollen. Bereits<br />

im vergangenen September hatte<br />

sich der niederländisch-britische<br />

Mutterkonzern CNH Industrial<br />

mit 250 Millionen Dollar<br />

als Hauptinvestor am<br />

US-amerikanischen Unternehmen<br />

Nikola Motors beteiligt.<br />

Jetzt erfolgte die Standort-Vergabe<br />

für den Lkw der Zukunft.<br />

„Wir können jetzt nicht nur<br />

an technologischen Veränderungen<br />

teilnehmen“, ist Magirus-Chef<br />

Marc Diening überzeugt,<br />

„sondern Impulse geben,<br />

einen Generationswechsel prägen<br />

und ganz vorn mit dabei<br />

sein.“ In der Belegschaft habe<br />

die Entscheidung des Mutterkonzerns<br />

große Begeisterung<br />

ausgelöst, „zumal die Kollegen<br />

damit nicht gerechnet haben“.<br />

Auf die Produktion der<br />

wasserstoffbetriebenen<br />

Lkw mit einem Gesamtgewicht<br />

von bis zu 40 Tonnen<br />

hatten sich mehrere<br />

Standorte des Konzerns<br />

Hoffnung gemacht. Ulm<br />

bekam aufgrund der bestehenden<br />

Infrastruktur<br />

und Kompetenz<br />

den Zuschlag, sagt<br />

Diening. Die Ulmer<br />

Region habe sich<br />

„durch ihre gut ausgebildeten<br />

Arbeitskräfte<br />

und zahlreiche<br />

Forschungsinstitute<br />

Standort mit Tradition<br />

Der Konzern CNH<br />

Industrial hat seinen<br />

Sitz in Amsterdam<br />

und London.<br />

Der Jahresumsatz<br />

lag zuletzt bei rund<br />

27,3 Milliarden Euro.<br />

Die CNH- Tochter<br />

Wir können<br />

jetzt ganz<br />

vorn mit dabei<br />

sein und<br />

Impulse geben.<br />

Marc Diening<br />

Iveco Magirus<br />

Iveco beschäftigt<br />

mehr als 21 000<br />

Mitarbeiter in sieben<br />

Ländern, rund<br />

1800 davon in Ulm.<br />

2012 schloss Iveco<br />

zunächst die<br />

Lkw-Produktion<br />

und legte den Fokus<br />

auf die Feuerwehrfahrzeugsparte.<br />

2017 folgte jedoch<br />

die Eröffnung<br />

eines Auslieferungszentrum<br />

für<br />

Lkw und Busse.<br />

zu einer führenden Drehscheibe<br />

für die Brennstoffzellenmobilität<br />

entwickelt“, teilte CNH<br />

Industrial mit. Der Konzern, der<br />

neben Iveco zwölf weitere Marken<br />

unter seinem Dach vereint,<br />

investiert am Standort nun insgesamt<br />

40 Millionen Euro in die<br />

Modernisierung der Produktionsanlagen.<br />

Dann steht die Endmontage<br />

des Lkw im Mittelpunkt.<br />

„Wir haben zwölf Monate,<br />

um das Werk entsprechend<br />

umzubauen“, sagt Diening. In<br />

dieser Zeit müsse die Gebäude-Infrastruktur<br />

umgestellt und<br />

auf andere Montageschritte vorbereitet<br />

werden.<br />

Eine Reihe von Prototypen<br />

haben die Iveco-Mitarbeiter bereits<br />

montiert. Sie werden von<br />

den spanischen Iveco-Fertigungsstandorten<br />

Valladolid<br />

und Madrid mit Modulen beliefert.<br />

Das ermögliche eine<br />

schnelle Ausweitung der Produktion.<br />

Gerrit Marx, Chef der<br />

Nutzfahrzeugsparte von CNH<br />

Industrial ist überzeugt, die<br />

Endmontage, die Antriebsintegration<br />

und die High-End-Ausführungen<br />

des Nikola Tre so zu<br />

beschleunigen, dass eine zeitige<br />

Markteinführung 2021 möglich<br />

ist. Bereits im Herbst diesen<br />

Jahres soll der Prototyp<br />

des batteriebetriebenen Nikola<br />

Tre vorgestellt werden.<br />

„Das ist ein sehr ehrgeiziges<br />

Ziel“, weiß<br />

Diening, „aber wir sind in<br />

der Lage das umzusetzen“.<br />

Der Zeitplan erzeuge einen<br />

„positiven Druck“.<br />

Langstrecke möglich<br />

Die zügige Entwicklung<br />

des Nikola Tre basiert<br />

darauf, dass sowohl<br />

Elektro- als auch Brennstoffzellen-Lkw<br />

auf den erst<br />

vergangenes Jahr auf den<br />

Markt gekommenen S-Way<br />

von Iveco aufgesetzt werden<br />

kann: Chassis, Kabine, Fahrwerk<br />

und Elektronik dieser Sattelzugmaschine<br />

müssen nicht<br />

oder nur geringfügig modifiziert<br />

werden. Antriebstechnik<br />

und auch Bremsen werden neu<br />

entwickelt. Die Entwicklung,<br />

aber auch Erprobung und Fertigung<br />

findet nun künftig in<br />

Ulm statt.<br />

Unter Str<br />

Lastwagen Der Iveco-Stand<br />

Produktion batterie- und wa<br />

euphorisch. Für die Umstellu


<strong>unternehmen</strong> [!] MACHEN 43<br />

om<br />

ort im Ulmer Donautal erhält den Zuschlag für die<br />

sserstoffbetriebener Lkw. Die Belegschaft ist<br />

ng der Produktion bleibt aber wenig Zeit.<br />

Nicht nur auf eine Antriebsart fokusiert: Der Nikola Tre soll<br />

mit Batterie- und Wasserstoffantrieb in Serie gehen.<br />

Der batteriebetriebene Lkw<br />

wird mit einer Reichweite von<br />

rund 400 Kilometern eine Option<br />

für kurze bis mittlere Strecken,<br />

erklärt Diening. Gehe es<br />

um die Langstrecke, also um<br />

Reichweiten von mehr als 1000<br />

Kilometern, ist laut Magirus-Geschäftsführer<br />

der Brennstoffzellenantrieb<br />

die Zukunft. Dessen<br />

Markteinführung ist für 2023 geplant.<br />

In der ersten Ausbaustufe<br />

sollen im Donautal bis zu<br />

1000 Fahrzeuge pro Jahr gefertigt<br />

werden. Bei einem Drei-<br />

Schicht-Betrieb wären bis zu<br />

3000 Fahrzeuge denkbar, erklärt<br />

Diening. Das sei bislang aber<br />

Zukunftsmusik und hänge von<br />

der Nachfrage ab.<br />

Um die neuen Aufgaben bewältigen<br />

zu können wird die<br />

Entwicklungsabteilung – rund<br />

300 Leute für Fahrgestellauslegung<br />

und Konstruktion – zunächst<br />

um 40<br />

Ingenieure verstärkt,<br />

erklärt<br />

Christian Sulser,<br />

Vorstand<br />

für Marketing<br />

und<br />

Vetrieb der<br />

Iveco Magirus<br />

GmbH.<br />

Wie viele<br />

Dem Beispiel<br />

von Iveco und<br />

Nikola Motors<br />

müssen weitere<br />

folgen.<br />

Roman Zitzelsberger<br />

IG Metall<br />

Stellen insgesamt am<br />

Standort geschaffen werden,<br />

lasse sich jedoch<br />

noch nicht sagen. E-Fahrzeuge<br />

seien nicht so komplex<br />

wie Fahrzeuge mit<br />

Verbrennungsmotoren.<br />

Zudem sei aufgrund der<br />

Preise für batteriegetriebene<br />

Lkw der Markt<br />

noch in der Findungsphase.<br />

„Langfristig wird das<br />

sicher eine Erfolgsgeschichte“,<br />

ist Sulser jedoch<br />

überzeugt. Denn<br />

die EU-Gesetzgebung<br />

zwinge die Hersteller<br />

mittlerweile zu Fahrzeugen<br />

mit null Emissionen. „Ulm<br />

hat den Zuschlag für eine absolute<br />

Zukunftstechnologie erhalten,<br />

die erst am Anfang steht.“<br />

An der traditionsreichen Feuerwehrfahrzeugsparte<br />

am Standort<br />

Donautal werde sich nichts<br />

ändern, vielleicht bis auf einige<br />

räumliche Veränderungen, erklärt<br />

Sulser.<br />

Elektro-Lkw beziehen ihre<br />

Energie entweder aus einer Batterie<br />

– die bei Lastwagen allerdings<br />

sehr groß sein muss und<br />

damit entsprechend schwer ist<br />

– oder aus einer Brennstoffzelle.<br />

In letzterem Fall erfolgt die<br />

Stromerzeugung an Bord des<br />

Fahrzeugs. Die Brennstoffzelle<br />

wird in aller Regel aus einem<br />

Tank mit Wasserstoff versorgt.<br />

Politisches Signal<br />

Für die Transformation in der<br />

Fahrzeugindustrie mit ihrer<br />

Vielzahl an Beschäftigten seien<br />

solche Zukunftsinvestitionen<br />

entscheidend, sagte Roman Zitzelsberger,<br />

Bezirksleiter IG Metall<br />

im Südwesten. „Den entsprechenden<br />

Willen vorausgesetzt,<br />

ist es gut möglich, nachhaltige<br />

Technologien an den<br />

bestehenden<br />

Standorten anzusiedeln.“<br />

Dem Beispiel<br />

von Iveco und<br />

Nikola Motors<br />

müssten aber<br />

weitere folgen,<br />

forderte der<br />

Gewerkschaftsvertreter.<br />

Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann<br />

(Grüne) zeigte sich erfreut<br />

über die Entscheidung.<br />

„Dies ist ein wichtiges standortpolitisches<br />

Signal für den Innovationsstandort<br />

Baden-Württemberg.<br />

Wir freuen uns, dass<br />

das Ökosystem für alternative<br />

Antriebstechnologien in unserem<br />

Land weiter an Schlagkraft<br />

und Dynamik gewinnt.“ Damit<br />

werde ein „wichtiges Fundament<br />

für neue Wertschöpfung<br />

und Arbeitsplätze“ im Land gelegt.<br />

Auch der Ulmer Oberbürgermeister<br />

Gunter Czisch sieht<br />

in der Standortwahl eine „großartige<br />

Zukunftsperspektive“. Es<br />

sei ein Zuschlag, der von vielen<br />

Akteuren befördert wurde. Die<br />

Werksleitung, der Betriebsrat<br />

sowie die Stadt Ulm hätten am<br />

selben Strang gezogen. Zudem<br />

habe es Rückenwind von Bund<br />

und Land gegeben.[!] Julia Kling


44<br />

NAMEN & NACHRICHTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Hymer expandiert in USA<br />

Wohnmobil Der Hersteller aus Bad Waldsee baut künftig Fahrzeuge für den amerikanischen<br />

Markt. Auch im Kreis Ravensburg wird die Produktion ausgebaut.<br />

Thor-Konzern Fahrzeuge der<br />

Erwin Hymer Gruppe werden<br />

bald auch in den USA produziert<br />

und vermarktet. Der Mutterkonzern<br />

der Gruppe,<br />

der US-Branchenriese Thor Industries,<br />

kündigte die Gründung<br />

einer neuen Tochtergesellschaft<br />

unter dem Namen Hymer USA<br />

an. Das Unternehmen solle seinen<br />

Sitz in Bristol, im Bundesstaat<br />

Indiana, haben. Die Produktion<br />

der ersten Fahrzeuge ist<br />

für das vierte Quartal <strong>2020</strong> vorgesehen.<br />

Hymer USA nutzt eine<br />

bereits bestehende, neu renovierte<br />

Werksanlage und plant,<br />

im Laufe des Jahres etwa 7,5 bis<br />

9 Millionen Euro zusätzliche Investitionen.<br />

„Wir sehen auf dem nordamerikanischen<br />

Markt großes Potenzial<br />

für unsere europäischen<br />

Produkte“, sagt der Vorstandschef<br />

der Hymer Group, Martin<br />

Brandt. Der bisherige Technische<br />

Geschäftsführer bei Hymer,<br />

Jochen Hein, wird von September<br />

an für den US-Produktionsstandort<br />

nach europäischen<br />

Standards verantwortlich<br />

sein. Auf seinen Posten am<br />

Blick in die Produktion von Hymer in Bad Waldsee: In den Reisemobilen steckt viel Handarbeit.<br />

Hauptsitz in Bad Waldsee (Kreis<br />

Ravensburg) folgt Hans-Georg<br />

Rauh, der rund 20 Jahre Erfahrung<br />

in der Automobilzulieferindustrie<br />

mitbringt.<br />

Der europäische Marktführer<br />

will künftig auch die Fahrzeug-Gestelle<br />

selbst herstellen.<br />

Am Stammsitz in Bad Waldsee<br />

wird momentan eine eigene<br />

Chassis-Fertigung gebaut. Bislang<br />

stellt das Unternehmen vor<br />

allem den Aufbau der Wohnmobile<br />

her. Angaben zur Investitionssumme<br />

machte Hymer nicht.<br />

Durch die Fertigung könne man<br />

die Basiskonstruktion direkter<br />

auf den Aufbau abstimmen und<br />

weiterentwickeln, sagte Geschäftsführer<br />

Christian Bauer.<br />

Zudem schaffe Hymer neue Arbeitsplätze<br />

in der Region – wie<br />

viele ist derzeit nicht bekannt.<br />

Der Bau der Fertigung ist nach<br />

seinen Worten im Sommer abgeschlossen.<br />

Die Serienproduktion<br />

soll 2021 starten. [!]<br />

Wachstum dank<br />

Puzzle-Trend<br />

Ravensburger Der Trend zum<br />

Puzzeln hat beim Spielehersteller<br />

Ravensburger im vergangenen<br />

Jahr das Wachstum angekurbelt.<br />

Weltweit seien fast 20<br />

Prozent mehr Erwachsenenund<br />

Kinderpuzzles umgesetzt<br />

worden als im Jahr zuvor, sagte<br />

Vorstandschef Clemens Maier.<br />

Der Absatz lag bei 21 Millionen<br />

Stück. Die Umsätze stiegen im<br />

Vergleich zum Vorjahr um 6,7<br />

Prozent auf rund 524 Millionen<br />

Euro. Beim Ausblick auf <strong>2020</strong><br />

bleibt der Unternehmenschef<br />

vorsichtig: „Grundsätzlich erstmal<br />

positiv“, sagt Maier. „Es<br />

wird halt jetzt spannend, wie<br />

sich die Konjunktur verhält. In<br />

manchen Branchen merkt man<br />

ja schon deutlich, dass es zurückgeht.<br />

Wir sehen noch keine<br />

größeren Anzeichen, dass die<br />

Menschen momentan anfangen,<br />

weniger Geld auszugeben.“ Das<br />

könne sich jedoch schnell ändern.<br />

Alno-Chef zieht<br />

sich zurück<br />

Führungswechsel Veränderung<br />

beim Küchenbauer Alno: Der<br />

bisherige Chef der Neuen Alno<br />

GmbH, Thomas Kresser, zieht<br />

sich zurück. Die Geschäftsführung<br />

bestehe künftig aus Jochen<br />

Braun (Finanzen und Produktion)<br />

und Michael Spadinger<br />

(Vertrieb und Einkauf). Details<br />

nannte das Unternehmen nicht.<br />

Kressers Rückzug sei nach dem<br />

Neuaufbau der vergangenen<br />

zwei Jahre planmäßig erfolgt.<br />

Die Alno AG war 2017 in die Insolvenz<br />

geraten. Die britische<br />

Investmentgesellschaft Riverrock<br />

kaufte das Stammwerk in<br />

Pfullendorf (Kreis Sigmaringen)<br />

samt Maschinen ohne Schulden<br />

für rund 20 Millionen Euro. Der<br />

Küchenbauer musste deutlich<br />

schrumpfen: 2016 hatte die Alno<br />

AG noch 1600 Mitarbeiter, heute<br />

sind es nur noch 320 am<br />

Standort Pfullendorf. Tochtergesellschaften<br />

im Ausland gibt<br />

es nicht mehr.<br />

ZF darf<br />

übernehmen<br />

Wabco Der Autozulieferer ZF<br />

darf den US-amerikanischen<br />

Bremsenhersteller Wabco übernehmen.<br />

Die US-Wettbewerbsprüfer<br />

haben den 6,2 Milliarden<br />

schweren Deal genehmigt, jedoch<br />

mit einer Auflage: Wabco<br />

muss sich zuvor von der 2017<br />

erst übernommenen Tochter R.<br />

H. Sheppard trennen.<br />

Knoth löst<br />

Thomas ab<br />

BW-Bank Ilka Knoth übernimmt<br />

zum 1. April bei der BW-Bank<br />

die Leitung des Privatkundengeschäfts<br />

und des privaten Vermögensmanagements<br />

in Baden-<br />

Württemberg außerhalb Stuttgarts.<br />

Sie folgt auf Klaus Thomas,<br />

der in Ruhestand geht.<br />

Vom 1. April<br />

an mit neuer<br />

Aufgabe:<br />

Ilka Knoth.


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 45<br />

VORTEILS-<br />

PREISE<br />

für Abonnenten der<br />

SÜDWEST PRESSE<br />

„abomax“<br />

SÜDWEST IMPULS <strong>2020</strong><br />

VORSPRUNG DURCH WISSEN<br />

EIN WEITERBILDUNGSFORMAT DER SÜDWEST PRESSE<br />

Veranstaltungsort:<br />

Stadthaus Ulm, Münsterplatz 50, 89073 Ulm<br />

Jeweils von 19.30 bis 21.00 Uhr (Einlass ab 19.00 Uhr).<br />

Preise: Einzelkarte 49,– €* | 59,– €<br />

Doppelkarte (2 Pers./Vortrag) 79,– €*<br />

*Vorteilspreis für Abonnenten der SÜDWEST PRESSE „abomax“<br />

Sponsorpartner:<br />

Infos und Buchung bei der Veranstaltungsagentur:<br />

SPRECHERHAUS® | +49 2561 9792888 | www.sprecherhaus-shop.de oder unter www.südwestimpuls.de<br />

1 Do., 06.02.<strong>2020</strong> | MENTALKRAFT<br />

Thomas Baschab<br />

Thomas Baschab, der bekannteste Mentaltrainer,<br />

eröffnete Mentale die Kraft Vortragsreihe und zeigte, was Mentalkraft<br />

ist, Die was ungeahnten sie bewirken Möglichkeiten kann und wie einfach es<br />

funktioniert, sein inneres Potenziale zu zu nutzen entfalten und zu nutzen.<br />

2 Do., 05.03.<strong>2020</strong> | PERSPEKTIVENWECHSEL<br />

Leander Govinda Greitemann<br />

Perspektivenwechsel<br />

Vom reaktiven zum kreativen Mindset<br />

5 Do., 10.09.<strong>2020</strong> | LEICHTIGKEIT<br />

Laura Kellermann<br />

Wie Lebensqualität gelingt<br />

Psychologietipps mit Soforteffekt<br />

6 Do., 08.10.<strong>2020</strong> | BEGEISTERUNGSFÄHIGKEIT<br />

Paul Johannes Baumgartner<br />

Das Geheimnis der Begeisterung<br />

Das Feuer in anderen entzünden<br />

3 Do., 02.04.<strong>2020</strong> | GESICHTSSPRACHE<br />

Eric Standop<br />

Ich sehe Dich<br />

Lesen, was ins Gesicht geschrieben steht<br />

7 Do., 12.11.<strong>2020</strong> | SELBSTMOTIVATION<br />

Dr. Marco Freiherr von Münchhausen<br />

Prinzipien effektiver Selbstmotivation<br />

So zähmen Sie Ihren inneren Schweinehund<br />

4 Do., 28.05.<strong>2020</strong> | HUMORFAKTOR<br />

Eva Ullmann<br />

Humor ist mehr als nur lustig!<br />

Lernen Sie Techniken und Wirkung<br />

für sich zu nutzen<br />

8 Do., 17.12.<strong>2020</strong> | GEISTESKRAFT<br />

Dr. Henning Beck<br />

Lernst du noch oder verstehst du schon?<br />

Der Weg des Wissens ins Gehirn.


46<br />

LEBEN<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Was Manager<br />

in die<br />

Pfanne hauen<br />

Umfrage Dampfnudeln von Oma oder Sauerbraten von<br />

Muttern. Fünf Männer haben unserem Mitarbeiter<br />

Stefan Loeffler von ihrem Lieblingsspeisen und<br />

Missgeschicken zwischen Herd und<br />

Spüle berichtet.<br />

FOTO: ALEXANDER RATHS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

Walter Bauer, Prokurist bei der<br />

Neu-Ulmer Settele GmbH & Co.<br />

KG, ist beim Essen jederzeit<br />

offen für Neues.<br />

Für Jürgen Barz, Geschäftsführer<br />

der Barz GmbH, geht nichts<br />

über den Sauerbraten seiner<br />

Mutter.<br />

1Zum Kochen fehlt mir leider<br />

die Zeit. Ich bin eher<br />

der „Speisenerwärmer“,<br />

ein Virtuose auf der<br />

Mikrowelle<br />

sozusagen.<br />

2Pasta<br />

mit leckeren<br />

Soßen<br />

oder<br />

im Sommer<br />

gegrillte<br />

Klassiker<br />

bekomme ich<br />

recht gut hin. Sonst<br />

finde ich auch viel<br />

Unterstützung aus unserem<br />

breit gefächerten<br />

Sortiment im Unternehmen.<br />

3Die Situation ergab sich –<br />

Gott sei Dank – bislang<br />

noch nicht.<br />

4Ein tolles Steak mit Pfefferkruste<br />

und Salat oder Gemüse<br />

dazu, das hat schon was.<br />

5Da fällt mir spontan nichts<br />

ein. Zudem sollte man bei<br />

meiner beruflichen Tätigkeit<br />

immer offen für alles sein.<br />

6Normalerweise habe ich<br />

mich da recht gut im Griff.<br />

Schwierig wird es nur, wenn es<br />

ein Überangebot an Leckereien<br />

gibt. Am liebsten würde ich<br />

dann alles testen, um dann<br />

letztendlich das Beste nochmals<br />

zu kosten.<br />

1Ich koche sehr gerne und<br />

habe mir das meiste selbst<br />

beigebracht, indem ich Rezepte<br />

aus diversen Kochbücher ausprobiert<br />

habe.<br />

2Bowl-Gerichte. Da kommt<br />

alles in einen Topf. Sehr lecker.<br />

3Selber<br />

gemachte<br />

Ravioli,<br />

die allesamt<br />

ineinander<br />

verklebt<br />

waren.<br />

4Der Sauerbraten meiner<br />

Mutter.<br />

5Schnecken!<br />

6Eigentlich bei keinem Gericht.<br />

FOTO: ANEST/SHUTTERSTOCK.COM


<strong>unternehmen</strong> [!] LEBEN 47<br />

Verbranntes Fleisch, flüssiger<br />

Kuchen, verklebte Ravioli – auch<br />

bei Führungskräften geht mal<br />

etwas schief. Kochen gelernt<br />

haben einige nicht freiwillig,<br />

sondern mangels Alternativen<br />

während des Studiums.<br />

FOTO: DAVID TADEVOSIAN/SHUTTERSTOCK.COM<br />

FOTO. BIG FOOT PRODUCTIONS/SHUTTERSTOCK.COM<br />

1) Kochen Sie gerne – und wo haben<br />

Sie es gelernt?<br />

2) Was tischen Sie der Familie und<br />

Freunden am liebsten auf?<br />

3) Was ist in der Küche schon einmal<br />

richtig schief gegangen?<br />

4) Was ist Ihr Lieblingsgericht?<br />

5) Welches Essen lässt Sie vom Tisch<br />

flüchten?<br />

6) Bei welchen Snacks oder Leckereien<br />

vergessen Sie Ihre Disziplin?


48<br />

LEBEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

1) Kochen Sie gerne – und wo haben<br />

Sie es gelernt?<br />

2) Was tischen Sie der Familie und<br />

Freunden am liebsten auf?<br />

3) Was ist in der Küche schon einmal<br />

richtig schief gegangen?<br />

4) Was ist Ihr Lieblingsgericht?<br />

5) Welches Essen lässt Sie vom Tisch<br />

flüchten?<br />

6) Bei welchen Snacks oder Leckereien<br />

vergessen Sie Ihre Disziplin?<br />

1Ja, sehr gerne. Im Studium<br />

habe ich es mir aus der Not<br />

als Autodidakt selbst beigebracht.<br />

2Italienische und französische<br />

Gerichte, wie zum Beispiel<br />

Spaghetti alla puttanesca,<br />

Ossobuco alla milanese oder<br />

bretonisches Huhn.<br />

3Kutteln auf normannische<br />

Art, die waren leider<br />

ungenießbar.<br />

4Andalusisches Huhn<br />

mit Avocado und Trockenfrüchten.<br />

Hat sich das Kochen im<br />

Studium selbst beigebracht<br />

– Dr. Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer<br />

der IHK<br />

Schwaben.<br />

5Ganz klar: Fertiggerichte.<br />

6Hausgemachte<br />

Apfeltarte.<br />

FOTO: PHOVOIR/SHUTTERSTOCK.COM<br />

1Ich koche sehr gerne und<br />

habe mir alles bei meiner<br />

Mutter abgeschaut. Gelernt<br />

habe ich es während des Studiums,<br />

als ich um das Kochen<br />

nicht mehr herumgekommen<br />

bin.<br />

Markus Hitzler, Geschäftsführer<br />

der Werbeagentur Halma<br />

GmbH & Co. KG, probiert sich<br />

gerne durch die verschiedenen<br />

Küchen dieser Welt.<br />

2Ich probiere immer etwas<br />

aus und mache saisonale und<br />

regionale Gerichte, die ich mit<br />

Leckereien aus aller Welt kombiniere.<br />

3Alle Küchen-Pannen-Klassiker:<br />

Hauptzutat liegt noch<br />

im Laden, verbranntes Fleisch,<br />

flüssiger Kuchen, zu viel Salz in<br />

der Suppe, …<br />

4Heute Italienisch. Morgen<br />

etwas anderes. Und übermorgen<br />

wieder was Neues – ich<br />

probiere mich sehr gerne durch<br />

die Weltküche, so dass es „das<br />

eine“ Lieblingsessen gar nicht<br />

gibt. Außer Omas Dampfnudeln<br />

mit Vanille-Sauce vielleicht.<br />

5Alles was sich noch bewegt<br />

oder mich mit großen Augen<br />

anschaut – und Dinge, bei denen<br />

ich keine Rückschlüsse mehr<br />

darauf ziehen kann, was es einmal<br />

war oder woher es kommt.<br />

6Bei viel zu vielen – besonders<br />

die Kombination von<br />

Salzigem mit Schokolade und<br />

Cola lassen mich alle Vernunft<br />

vergessen.<br />

1Kochen überlasse ich lieber<br />

Menschen, die das besser<br />

können. Ab und an koche ich<br />

nach Rezept, denn wirklich gelernt<br />

habe ich es nicht.<br />

2Vegane Burger, dazu Salat.<br />

Das ist einfach und schmeckt<br />

lecker.<br />

3So ziemlich alles...<br />

von Pizza im Ofen<br />

vergessen bis Überschwemmung<br />

beim<br />

Abspülen.<br />

4Klarer Fall:<br />

Pizza!<br />

Innereien kommen bei Roxy-Geschäftsführer<br />

Christian Grupp<br />

nicht auf den Tisch, Pizza<br />

dagegen sehr oft.<br />

5Auch klarer Fall: Alles, was<br />

mit Innereien zu tun hat.<br />

6Cashewnüsse und Softgummies.<br />

FOTO; NEW AFRICA/SHUTTERSTOCK.COM<br />

FOTO: MIRAPHOTO/SHUTTERSTOCK.COM


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORTAnzeige<br />

49<br />

Dänische Designmöbel und Accessoires<br />

für zuhause, Büro und Gastgewerbe<br />

BoConcept wurde 1952 in Dänemark von Jens<br />

Ærthøj und Tage Mølholm gegründet.<br />

Alles was sie hatten, waren ihre Handwerkskünste<br />

und die Entschlossenheit, hochwertige<br />

dänische Möbel vielen Menschen zugänglich<br />

zu machen. Dabei folgten Jens und Tage<br />

konsequent den Prinzipien, die das dänische<br />

Möbeldesign auf der ganzen Welt bekannt gemacht<br />

haben:<br />

Schlichte Handwerkskunst, reduziertes<br />

Design, hohe Funktionalität<br />

und wertige Materialien.<br />

Prinzipien, die bei BoConcept bis heute gelebt<br />

werden. Bestes Beispiel: Unsere Designikone,<br />

der „Imola-Sessel“. Der moderne Klassiker<br />

wird ausschließlich von den talentiertesten<br />

Polsterern aus hochwertigen Materialien liebevoll<br />

von Hand hergestellt.<br />

Im Laufe der Jahre hat sich die kleine Schreinerei<br />

zur größten Möbelmarke Dänemarks entwickelt.<br />

Aktuell gibt es über 300 Stores in mehr<br />

als 60 Ländern mit den trendigen Möbeln,<br />

Accessoires und Leuchten für Wohn-, Schlaf-,<br />

Arbeits-, Esszimmer und Außenbereiche.<br />

Lieblingsmöbel –<br />

so individuell wie Sie!<br />

Nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten, Ihre<br />

neuen Lieblingsmöbel in Größe, Material und<br />

Farbe individuell nach Ihren Wünschen zu<br />

konfigurieren. So stehen Ihnen z.B. mehr als<br />

einhundert Leder- und Stoffvarianten zur<br />

Auswahl.<br />

Für Business-Kunden schaffen wir<br />

Wohlfühl-Umgebungen,<br />

in denen sich Mitarbeiter, Kunden und Gäste<br />

wie zu Hause fühlen. Mit Komfort und Ausstrahlung,<br />

individuell geplant und von unseren<br />

Montageprofis geliefert – von Crailsheim bis<br />

zum Bodensee. Für Büro, Gastronomie und<br />

Hotellerie.<br />

Realisieren Sie jetzt Ihren Wohn- und Arbeitstraum<br />

und besuchen Sie unseren Store<br />

in Ulm. Lassen Sie sich auf über 600 qm Ausstellungsfläche<br />

von unzähligen Einrichtungsideen<br />

inspirieren.<br />

Ganz gleich, ob kleine Veränderung oder große<br />

Verwandlung, wir beraten Sie bei uns im<br />

Store und auch bei Ihnen zuhause/im Unternehmen.<br />

Neue Straße 73 I 89073 Ulm I 0731 37990055<br />

store@boconcept-ulm.de I www.boconcept.de


50<br />

NAMEN & NACHRICHTEN<br />

<strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Simmet löst<br />

Brackvogel ab<br />

Medienhaus Die Neue Pressegesellschaft<br />

(NPG/Ulm) hat seit<br />

Jahresbeginn mit Andreas Simmet<br />

(53) einen neuen Vorsitzenden<br />

der Geschäftsführung. Unter<br />

dem Dach des Medienhauses<br />

erscheint die Südwest Presse,<br />

die Märkische Oderzeitung<br />

(Frankfurt/Oder) und die Lausitzer<br />

Rundschau (Cottbus). Das<br />

Medienhaus beschäftigt 2100<br />

Mitarbeiter, 2018 lag der Umsatz<br />

bei 238 Millionen Euro. Simmet<br />

ist seit sieben Jahren im Unternehmen,<br />

hat bisher hauptsächlich<br />

das Geschäft in Brandenburg<br />

geführt. Seit 2018 war er<br />

Mitgeschäftsführer der NPG. Er<br />

leitet das Unternehmen mit dem<br />

kaufmännischen Geschäftsführer,<br />

Matthias Bikowski.<br />

Thomas Brackvogel (65) ist<br />

nach zwölf erfolgreichen Jahren<br />

aus der Geschäftsführung ausgeschieden<br />

und zur Verlagsgruppe<br />

Ebner Ulm gewechselt<br />

(Familie Ebner, hälftiger Gesellschafter<br />

der NPG). Dort hat er<br />

den Vorsitz des Verwaltungsrates<br />

übernommen.<br />

Unternehmenslenker unter sich:<br />

Thomas Brackvogel (li.) und<br />

Andreas Simmet.<br />

Derzeit steht das ehemalige Abt-Gebäude am Münsterplatz leer. Geht es nach den Plänen des Inhabers<br />

Erwin Müller, soll bald die Hotelkette Motel One dort einen Standort eröffnen. Foto: Lars Schwerdtfeger<br />

Aus Kaufhaus Abt wird Motel One<br />

Erst überraschte Erwin Müller mit der Übernahme<br />

des Kaufhauses Abt am Münsterplatz. Jetzt<br />

verkündete der Ulmer Drogerie-Unternehmer,<br />

dass in das mittlerweile leerstehende Haus die<br />

Münchner Hotelkette Motel One einziehen soll.<br />

Das Unternehmen will das Gebäude in ein 150<br />

Kongress der<br />

Controller<br />

Digitalisierung Standardisierung,<br />

Automatisierung und<br />

Künstliche Intelligenz werden<br />

auch für Controller immer<br />

wichtiger. Unter dem Motto<br />

„For a better performance“ stellt<br />

der 45. Kongress der Controller<br />

in München, 27. und 28. April,<br />

bereits gesammelte Erfahrungen<br />

und Möglichkeiten der Digitalisierung<br />

in den Fokus. Weitere<br />

Infos im Internet unter<br />

www.icv-controlling.com.<br />

Nachfolger<br />

stehen bereit<br />

Betten-Haus umbauen. Zu den 5500 Hotelbetten<br />

in der Doppelstadt kommen laut Wolfgang Dieterich,<br />

Geschäftsführer der Ulm/Neu-Ulm Touristik,<br />

1000 Betten bis 2022 hinzu. Dadurch enstehe<br />

ein Preis- und Konkurrenzdruck, der mittlere<br />

und kleine Betriebe gefährden könne.<br />

Betriebsübernahme Die Bereitschaft<br />

von Unternehmerkindern<br />

zur Übernahme des Familien<strong>unternehmen</strong>s<br />

ist gewachsen.<br />

Die Zeppelin-Universität<br />

Friedrichshafen hat im Auftrag<br />

der Stiftung Familien<strong>unternehmen</strong><br />

516 potenzielle Nachfolger<br />

befragt. 61 Prozent sehen es<br />

demnach als wahrscheinlich an,<br />

dass ein Team aus Familienmitgliedern<br />

und Nicht-Familienmitgliedern<br />

die Geschäftsführung<br />

übernimmt. Enorme Chancen<br />

sieht die nächste Unternehmergeneration<br />

in der<br />

Digitalisierung und in der Kooperation<br />

mit Start-ups. [!]<br />

Impressum<br />

Verlag & Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77<br />

89073 Ulm<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Max Meschkowski<br />

(Layout & Illustration)<br />

Antje Meyer & Katrin Fülle (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Lars Schwerdtfeger,<br />

Volkmar Könneke, Werkfotos, PR,<br />

Archiv<br />

Druck<br />

Druckerei R. le Roux GmbH<br />

Daimlerstraße 4<br />

89155 Erbach<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-500<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Den Datenschutzbeauftragten<br />

erreichen Sie unter:<br />

datenschutz@swp.de<br />

Nächste Ausgabe: 9. Mai <strong>2020</strong><br />

Die Themen<br />

- Wirtschaft im Donauraum – das<br />

Forum zum Donaufest <strong>2020</strong><br />

- Urlaub für Unternehmer – Tipps<br />

für die Freizeit<br />

- Wie die digitale Transformation<br />

das Management verändert<br />

- Innovationen im Vending-Markt<br />

Anzeigenschluss: 9. April<br />

Auflage: 15.000 Exemplare<br />

www.swp-<strong>unternehmen</strong>.de


<strong>unternehmen</strong> [!] RESSORT 51<br />

Überblick<br />

ist einfach.<br />

Weil die Sparkasse individuelle<br />

Lösungen für einen<br />

effizienten Zahlungsverkehr<br />

im In- und Ausland bietet.<br />

spkulm.de<br />

ksk-gp.de<br />

S Sparkasse<br />

Ulm<br />

S Kreissparkasse<br />

Göppingen


52<br />

RESSORT <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Der Touareg<br />

In jeder Hinsicht groß<br />

Attraktives Sonderleasing<br />

für Gewerbekunden<br />

Der Touareg setzt mit seiner kraftvollen Silhouette, seiner dynamisch abfallenden Dachlinie und seinen<br />

innovativen IQ.LIGHT – LED-Matrix-Scheinwerfern 1 neue Maßstäbe in Sachen Design. Eine neue Dimension<br />

des Komforts erwartet Sie auch im Innenraum. Zum Beispiel durch sein neuartiges geschwungenes Innovision<br />

Cockpit 1 , das ganz einfach per Touch-, Gesten- oder Sprachsteuerung bedienbar ist. Genießen können Sie auch<br />

das farbige Ambientepaket 1 mit direkter und indirekter Beleuchtung. Informieren Sie sich bei uns über den<br />

Touareg und vereinbaren Sie eine Probefahrt.<br />

Touareg 3.0 V6 TDI SCR 4MOTION, 210 kW (286 PS), 8-Gang-Automatik (Tiptronic)<br />

Kraftstoffverbrauch, l/100 km: innerorts 7,7/außerorts 5,9/kombiniert 6,6/CO 2<br />

-Emissionen, g/km: kombiniert 173.<br />

Ausstattung: Siliziumgrau Metallic, R-Line, Licht-und-Sicht-Paket, Panorama-Ausstell-/Schiebedach, Lederpaket<br />

„Savona“ mit ergoComfort-Sitzen vorn, Komfortpaket „Keyless Access“, Innovision Cockpit, Fahrerassistenzpaket<br />

„Plus“, Digitaler Radioempfang DAB+, Anhängevorrichtung elektrisch anklappbar inkl. Anhängerrangierassistent<br />

„Trailer Assist“ u. v. m.<br />

GeschäftsfahrzeugLeasingrate monatlich 584,00 €<br />

Sonderzahlung: 0,00 €<br />

Laufzeit:<br />

48 Monate<br />

Jährliche Fahrleistung:<br />

15.000 km<br />

Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig, für gewerbliche Einzelabnehmer<br />

mit Ausnahme von Sonderkunden. 2<br />

Abbildung zeigt Sonderausstattungen gegen Mehrpreis. Stand 01/<strong>2020</strong>. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

1<br />

Optionale Sonderausstattung. 2 Zzgl. Überführungskosten und MwSt. Bonität vorausgesetzt. Gültig bis 31.03.<strong>2020</strong>.<br />

Ihr Volkswagen Partner<br />

Autohaus Burger GmbH & Co. KG<br />

Ehinger Str. 21-25, 89143 Blaubeuren<br />

Tel. 07344 / 96000<br />

André Moreira<br />

Tel. 07344 / 9600-62<br />

Andre.Moreira@<br />

autohaus-burger.de<br />

Philipp Staudenmayer<br />

Tel. 07344 / 9600-63<br />

Philipp.Staudenmayer@<br />

autohaus-burger.de

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