06.03.2020 Aufrufe

Industrieanzeiger 07.2020

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

technik & wissen<br />

sulting (AMC) mit sieben weiteren Partnern<br />

entwickelte „Ultraleichtbausitz“ (ULBS). Er<br />

kombiniert gleich mehrere Leichtbautechnologien.<br />

Dazu gehören eine Wabenplattenrückwand<br />

und im lasttragenden Bereich<br />

eine Endlos-Wicklung aus GF- und/oder<br />

CF-Strängen, die exakt die Lastpfade materialisieren.<br />

Ein Ansatz mit hohem Leichtbaupotenzial,<br />

der unter anderem mit dem<br />

Altair Enlighten Award ausgezeichnet<br />

wurde – der <strong>Industrieanzeiger</strong> berichtete darüber,<br />

https://bit.ly/2I6FcTW.<br />

(Preform) und dann in einem Varioform-<br />

Werkzeug zum Hohlprofil geblasen. Entscheidend<br />

ist hier die konturnahe, hoch<br />

dynamische Temperierung.<br />

Die fertige Sitzlehne entsteht im nächsten<br />

Schritt auf der Spritzgießmaschine. Das<br />

Hohlprofil wird dazu einer Plasma-Aktivierung<br />

unterzogen, mit einem Organoblech<br />

aus- und aufgebaut und durch spritzgegossene<br />

Rippen und Halterungen aus langfaserverstärktem<br />

Thermoplast (LFT) funktionalisiert.<br />

GK Concept konstruierte das Werk-<br />

Die im Projekt<br />

FuPro gefertigte<br />

Sitzlehne besteht<br />

im Kern aus einem<br />

blasgeformten Composite-Hohl -<br />

profil, das mit Organoblechen weiter<br />

aus gebaut und durch Spritzgießen<br />

funktiona lisiert wird. Bild: ILK<br />

Der hybride Mitteltunnel<br />

des Porsche Boxster: Oben ist die<br />

aktuelle, mehrteilige Metallkonstruktion<br />

zu sehen, unten die leichte Hybrid-Alternative<br />

aus einem einzigen Teil.<br />

Bild: Volkswagen<br />

Auch der im Projekt FuPro gefertigte<br />

Sitzlehnen-Demonstrator wurde mehrfach<br />

ausgezeichnet – unter anderem mit dem<br />

Innovationspreis 2019 der Arbeitsgemeinschaft<br />

Verstärkte Kunststoffe (AVK). Gegenüber<br />

einer Stahlbauweise spart er rund<br />

33 % Gewicht ein. In dem Projekt arbeitete<br />

das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

(ILK) der TU Dresden mit Partnern<br />

wie Sitzsystemproduzent Brose, Autoteilehersteller<br />

ElringKlinger und Spritzgieß -<br />

maschinenbauer Arburg zusammen.<br />

FuPro steht für „Funktionalisierte Mehrkomponentenstrukturen<br />

mit komplex<br />

geformten Hohlprofilen“ und umschreibt<br />

die neuartige Methodik, leichte Composites<br />

durch Blasformen zu erzeugen. Im Falle der<br />

Sitzlehne kommt ein hybrides „Enka Tec -<br />

tape“ der PHP Fibers GmbH zum Einsatz.<br />

Das Hybridgarn-Roving besteht aus Glas -<br />

fasern und PA6-Filamenten (für die spätere<br />

Matrix). Es wird zu einem mehrschichtigen,<br />

schlauchförmigen Halbzeug geflochten<br />

zeug und Bond Laminates lieferte das Organoblech-Halbzeug<br />

aus Polyamid 6 mit<br />

Roving-Glasfasergewebe.<br />

„Die Kombination von Organoblechen,<br />

FVK-Hohlprofilen und LFT-Spritzgießen in<br />

einer integralen Struktur war bisher nicht<br />

möglich“, erklärt dazu Brose-Ingenieur<br />

Georg Mai. „Ein Kernaspekt für die wirtschaftliche<br />

Umsetzung ist der variotherme<br />

Konsolidierungsprozess für das Hohlprofil.“<br />

Gegenüber den heute üblichen Konsolidierungszeiten<br />

von rund 30 min sei den<br />

FuPro-Partnern eine Effizienzsteigerung um<br />

den Faktor 10 gelungen.<br />

Auf der K 2019 präsentierte das Fraunhofer<br />

ICT eine „Bio4Self“-Sitzlehne, die<br />

sich im Sinne der Kreislaufwirtschaft gut<br />

recyceln lässt. Sie besteht aus niedrigschmelzender<br />

Polylactidsäure (PLA) und wird mit<br />

Fasern aus höherschmelzendem PLA<br />

„selbstverstärkt“. Die Lehne fertigten die<br />

Wissenschaftler durch Umformen einer<br />

Platte aus Bio4Self-Mate rial mit anschlie-<br />

Das Fraunhofer ICT präsentierte auf der K 2019 eine<br />

Sitzlehne aus einem Organoblech mit recycelten<br />

Carbonfasern (rCF). Bild: D. Vink<br />

ßendem Anspritzen von Rippen. An Merkmalen<br />

wie erhöhter Kratzfestigkeit und<br />

Selbstheilung wird weiter gearbeitet. Auf<br />

der Messe stellte das ICT außerdem eine hybride<br />

Sitzlehne mit recycelten Carbonfasern<br />

als Verstärkungsmaterial vor (Bild).<br />

Eines der leichtesten Materialien überhaupt<br />

sind Kunststoff-Schäume. Auch sie<br />

finden sich immer öfter in hybriden Bauweisen.<br />

Schon 2017 entwickelte das ILK eine<br />

hybride A-Säule aus kalt- und warmumgeformtem<br />

Stahlblech, kombiniert mit Haft-<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> 07.20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!