19.03.2020 Aufrufe

ruhrtriennale_2020_programmbuch

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Im letzten Jahr wurde ihre poetische und formstrenge Choreografie

B acchae – Prelude to a Purge bei der Ruhrtriennale gefeiert: Marlene

Monteiro Freitas ist von mythologischen Motiven inspiriert und spielt geschickt

mit Referenzen der Hoch- und der Popkultur, sie bewegt sich in

einem Spannungsfeld zwischen dem Schönen und Schrecklichen.

Für Mal – Embriaguez Divina arbeitet sie erstmalig mit einem gemischten

Ensemble aus Tänzer*innen und Schauspieler*innen. Die Gruppe formiert

sich auf einer Tribüne zum Chor, um gemeinsam den Spielarten des Bösen

auf den Grund zu gehen. Mehrfach verweist der Titel auf die Ambivalenz

des Bösen. Das portugiesische „mal“ lässt sich nicht eindeutig übersetzen:

Es meint Unbehagen, Leid, Qual, Mangel, Horror oder schlicht das

Schlechte; „embriaguez divina” markiert das Böse als göttlichen Wahn und

setzt ihm zugleich die entgrenzende Ekstase als Ausflucht entgegen.

Für Georges Bataille muss Kunst immer böse sein, als Gegenkraft zur

kontrollierenden Vernunft, während der Abgrund des Bösen eine Bedingung

für Kunst sei. Kulturhistorisch zeigt sich das Böse als handlungsbestimmende

Kraft – und das Theater wird immer wieder zu ihrem Schauplatz.

Last year her poetic and strictly formal choreography Bacchae – Prelude to

a Purge was enthusiastically received at the Ruhrtriennale. Marlene Monteiro

Freitas is inspired by mythological tropes, skillfully referencing both high

and pop culture, and is polarized between beauty and the horrendous.

For Mal – Embriaguez Divina she will work with a mixed ensemble of

dancers and actors for the first time. The group turns on a tribune into a

chorus in order to explore varieties of evil. The title makes multiple references

to the ambiguity of evil. The Portuguese word “mal” has no single, direct

translation: it can mean unease, sorrow, torment, a lack of something, horror

or simply bad; “embriaguez divina” characterises evil as a state of divine

delusion, and contrasts it equally with the escapism of boundless ecstasy.

For Georges Bataille art is always evil – the opposite force to a reason

that keeps everything under control: The abysm of evil as a prerequisite of

art. Evil turns out to be a decisive force in cultural history – with the theatre

repeatedly being the site where it is revealed.

42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!