April 2020 - coolibri Düsseldorf, Wuppertal
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SZENE<br />
D Ü S S E L D O R F<br />
Gekonnte Taschenantwort<br />
Im Januarsorgteder Schauspieler Lars Eidinger fürFurore: Er entwarfeine<br />
550Euroteure LuxustascheimAldi-Look. Mitdieserließ er sich vorObdachlosenunterkünften<br />
ablichten. In densozialenNetzwerken ernteteEidinger<br />
soforteinen Shitstorm, derseine Taschen-Kampagne alsrespektloskritisierte.Das<br />
<strong>Düsseldorf</strong>erStraßenmagazinfiftyfiftyentwarf alsAntwort<br />
darauf eine Tasche im Lidl-Look.<br />
Nach all derKritik, dieauf Eidinger herabhagelte,„konntenwir nichtden<br />
100stennormalenKommentar abgeben“,sagtfiftyfifty-Gründerund GeschäftsführerHubertOstendorf.<br />
Das <strong>Düsseldorf</strong>er Straßenmagazin unterstütztObdachloseunter<br />
anderemdabei,Wohnungen zu finden.Die Aktion<br />
desSchauspielerssei zwar geschmacklos,soOstendorf, aber moralisch<br />
empörenmüsse mansichdarüber nicht. Da gäbe es schlimmere Skandale<br />
aufder Welt.Einewitzige Antwort sollte es stattdessensein, diedie KircheimDorflässt,fandenOstendorfund<br />
sein Team.Herauskam die„Mehr-<br />
RespektTrageTasche“aus Baumwolle. Zu 100Prozent veganund fürnur<br />
fünfEuro. Obdachlose erhalten dieTascheumsonst.Dafür gibt es laut fiftyfiftyeinen<br />
„Sonderpreis für berühmteSchauspielerund DJs: 551,55 Euro“.<br />
Das Magazin nutztdie Gelegenheit, um zu zeigen: „Hilfelohnt sich“.<br />
DieseAufschrift, im Design derSupermarktketteLidl, ziertdie eine Seite<br />
derTasche. Aufder anderensteht „Lars wohntnicht aufder Straße“,ebenfalls<br />
in Lidl-Logo-Optik. So sendet dasMagazin zwei Botschaften, angelehntanden<br />
Slogan desSupermarkts: „Lidl lohnt sich“. Da derVerkauf von<br />
Obdachlosenzeitungen wiefiftyfifty vorAldi-Filialen verboten ist, mussdie<br />
Konkurrenz herhalten–undzuEidingers Luxus-Tasche im Aldi-Lookpasst<br />
Vielfach ein- undaufsetzbar: die„MehrRespektTrageTasche Lars“von fiftyfifty<br />
es auch noch. Im GegensatzzuEidinger, dervor Obdachlosenheimen posiertund<br />
sieindirekt als Marketingfür denVerkauf seiner Luxustasche<br />
nutzt, will fiftyfiftyzeigen, dass manmit einfachenMitteln helfen kann.<br />
DerErlös aus demVerkauf derLars-das-war‘s-TaschengehtanHousing<br />
first,ein Projekt, dasObdachloseinWohnungen vermittelt. „Die Aktion<br />
geht durch dieDecke“, sagt Ostendorf. An einemNachmittag konnte fiftyfifty150<br />
Bestellungen verbuchen.Zukaufengibt’sdie Tasche im Onlineshop<br />
vonfiftyfifty. Werdie Aktionen desStraßenmagazinsunterstützen<br />
möchte, kann so einStatement setzen undhat gleichzeitig einen„tragbarenDesignerbeutelzum<br />
flockigenPreis“, wieesdie Websitevon fiftyfifty<br />
beschreibt. Chiara Plum<br />
MehrRespektTrageTasche „Lars“, fiftyfifty-galerie.de/shop<br />
Foto: Nicole Gehring<br />
O B E R H A U S E N<br />
K Ö L N<br />
Das TheaterOberhausen zeigtElfriede<br />
Jelineks„Prinzessinnendramen“.<br />
Macht und Mentalität<br />
DiePrinzessinnen,die sich Elfriede Jelinekfür dieses Stückausgesucht<br />
hat, erzählen vonunterschiedlichen Dramen: „Schneewittchen“sucht im<br />
Wald nach Wahrheiten,„Dornröschen“erstarrtnachdem Wachküssenerneut<br />
undEx-FirstLady„Jackie“beschäftigtsichmit derGeliebten ihres<br />
Mannes,Marilyn.Schonungslosbetrachtet Jelinek Machtund Mentalität<br />
derGeschlechter, zeigtBilderzwischenmenschlicher Brutalitätauf und<br />
rückt dieweibliche Emanzipationvon dermännlichen Gewaltherrschaftin<br />
denFokus.Regisseurin PaulinaNeukampf verdeutlicht: „Ganzsimpelund<br />
wieimmer:Frau, Mann,Unterdrückung.“ WieElfriedeJelinek fragtauch sie<br />
in derInszenierungnachden Entfaltungsmöglichkeiten derFrau. RT<br />
Prinzessinnendramen:24.4.+6.5.,Theater Oberhausen;<br />
theater-oberhausen.de<br />
14<br />
Foto: Ashton Mullins onUnsplash<br />
Slagwerk DenHaag<br />
Spektrum der Musik<br />
Ob Neue Musik, Jazz, elektronischeMusik oder Pop. Ab Ende <strong>April</strong>ist beim<br />
Festival „AchtBrücken“ einganzesSpektrumanKünstlern undEnsemblesvertreten.Die<br />
niederländische Band „SlagwerkDen Haag“(Foto)zum<br />
Beispiel macht Musikmit allem, wassie in dieFingerbekommen: Seies<br />
einKürbis, Lichtschalter, einPferdegebiss oder Instrumenteaus einem<br />
3D-Drucker.Am1.5.steht beiihnen im TheateramTanzbrunnen dasWerk<br />
„Lenoirdel’étoile“ desKomponisten GérardGrisey aufdem Programm.<br />
Das Quartett Schmid’s Huhn spieltam6.5.inder Jazz KlubBar KingGeorg<br />
ausihremneuenAlbum „GoldenSpheres“.Neben KonzertenkönnenBesucher<br />
auch Performances,Ausstellungenund Workshopsbesuchen. CP<br />
Festival „AchtBrücken.Musik fürKöln.“: 30.4.-10.5.,verschiedeneOrte,<br />
Köln;achtbruecken.de<br />
Foto: Gerrit Schreurs