April 2020 - coolibri Dortmund
AUGENBLICK 4
AUGENBLICK Gespenstische Zeiten Foto: Stella Rossié und Nicola Gördes Zuallererst:Der Corona-Virus istfür vieleMenscheneineGefahr für Leib undLeben.Dagibtes nichts dran zu rütteln undwir tungut daran, dasnicht zu vergessen.Die weiteren Folgen der Ausnahmesituation,inder wir unsallesamt befinden, betreffen darüber hinaus aber nichtnur dieWirtschaft, sondern auch denKulturbetrieb. Und damitein Feld,indem auch dercoolibri zuhauseist. So siehtesaktuell aus:Kulturveranstaltungen jeglicher Art, seienesKonzerte, Theaterpremieren, Partys oder VHS-Kurse, werden abgesagt. Bis19.4. soll (soder Standam16.3.)das öffentlicheLeben stillstehen. Das Risiko,als Kulturbetrieb einBrandbeschleuniger derInfektionsratezuwerden, istzugroßund es werden dankenswerterweise Konsequenzen gezogen. Das istgut undrichtig. Das führtallerdingsauch dazu,dasszahlreichen Künstlern,Konzerthäusern,Clubs,Schriftstellern,Tänzern undvor allem Freischaffenden aufeinen nichtabsehbarenZeitraumhinweg maßgebliche Einnahmen wegbrechen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters sicherte dem deutschenKulturbetrieb in einemSchreiben Unterstützungzu. „Maßnahmen in Milliardenhöhe“ werden versprochen, gemahntwird: „Wasim Kultur-und Medienbereichangewachsenen Struktureneinmal wegbricht, lässt sich so schnellnicht wiederaufbauen.“ Und dieProblemesindschon da.WennKulturhäuser ihr Programm bisEnde Aprilaussetzen, bleibenmassigEinnahmenaus.Viele kleine, aber auch mittlere Betriebe arbeitenohnehin ständigamfinanziellenLimit,auch,wennes gerade gut läuft.Selbigesgiltfür Künstler. WirallekönnendiesenEffektein wenigabschwächen. ZumBeispiel,indem wir gekaufte Konzertkartennicht zurückgeben. Klar istesärgerlich,dassKonzerteausfallen oder verschobenwerden, undsicherkönnte manmit dem Geld etwasanderes anstellen–Klopapier hamstern zumBeispiel.ScherzamRande.Aber wäre es nichteinfach schön,wennauch nach derfrüher oder später überstandenenKrise noch einnennenswerter Kulturbetriebübrig wäre? Also beißteinmalinden saurenApfel und seht euer Ticket als solidarischen Beitragzum Kulturerhalt. Gleiches gilt natürlichfür alleanderenKulturveranstaltungen. Und es istjanicht so,als ob garnichtspassierenwürde.Sowurde dasTelekom-Steet-Gigs- Konzertvon JamesBlunt in derElbphilharmonieeinfachper Stream in dieWeltgesandt.Und derPianistIgorLevit streamtevia Periscope Konzerte aus demeigenen Wohnzimmer. DJsbeschallen leereClubs undsendenihre Setsdurch dasInternetinPrivaträume–in denenjaauch getanztwerdenkann.Schriftstellerin Jasmin Schreiber lasihren Debütroman „Marianengraben“ stattvor Publikum vorder Kamera. Nureinige vonvielenBeispielen. Und auch hier beiuns im Pott tutsichwas.So hatder Dortmunder Rekorder kurzerhand eine Soli-Geisterparty(diealsonicht wirklichstattfindet, sondernnur in Gedanken)ins Lebengerufen. WersichTickets dafür gönnt, trägt miteinemPreis nach Wahl zumErhaltdes Rekorders bei. DieKulturszene isteinfachkreativ,dakann manihr nichts vorwerfen. Wasbleibtnochzusagen?Ja, derCorona-Virus stellt unsallevor Herausforderungen. Manche davonsindüberwältigend.Vielleichthelfen sie unsaberdabei,alleein wenignäher zusammenzurücken–wenn auch erst malnatürlich nurimGeiste. In dieser Ausgabehaben wir auf denletztenDrücker versucht,alleDaten so aktuellwie möglich zu halten,Nachholtermine sichtbar zu machen undAlternativen zusammenzustellen. Euer coolibri-Team 5
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Gespenstische<br />
Zeiten<br />
Foto: Stella Rossié und Nicola Gördes<br />
Zuallererst:Der Corona-Virus istfür vieleMenscheneineGefahr<br />
für Leib undLeben.Dagibtes<br />
nichts dran zu rütteln undwir tungut daran,<br />
dasnicht zu vergessen.Die weiteren Folgen der<br />
Ausnahmesituation,inder wir unsallesamt befinden,<br />
betreffen darüber hinaus aber nichtnur<br />
dieWirtschaft, sondern auch denKulturbetrieb.<br />
Und damitein Feld,indem auch der<strong>coolibri</strong> zuhauseist.<br />
So siehtesaktuell aus:Kulturveranstaltungen<br />
jeglicher Art, seienesKonzerte, Theaterpremieren,<br />
Partys oder VHS-Kurse, werden abgesagt.<br />
Bis19.4. soll (soder Standam16.3.)das öffentlicheLeben<br />
stillstehen. Das Risiko,als Kulturbetrieb<br />
einBrandbeschleuniger derInfektionsratezuwerden,<br />
istzugroßund es werden<br />
dankenswerterweise Konsequenzen gezogen.<br />
Das istgut undrichtig.<br />
Das führtallerdingsauch dazu,dasszahlreichen<br />
Künstlern,Konzerthäusern,Clubs,Schriftstellern,Tänzern<br />
undvor allem Freischaffenden<br />
aufeinen nichtabsehbarenZeitraumhinweg<br />
maßgebliche Einnahmen wegbrechen. Kulturstaatsministerin<br />
Monika Grütters sicherte dem<br />
deutschenKulturbetrieb in einemSchreiben Unterstützungzu.<br />
„Maßnahmen in Milliardenhöhe“<br />
werden versprochen, gemahntwird: „Wasim<br />
Kultur-und Medienbereichangewachsenen<br />
Struktureneinmal wegbricht, lässt sich so<br />
schnellnicht wiederaufbauen.“<br />
Und dieProblemesindschon da.WennKulturhäuser<br />
ihr Programm bisEnde <strong>April</strong>aussetzen,<br />
bleibenmassigEinnahmenaus.Viele kleine,<br />
aber auch mittlere Betriebe arbeitenohnehin<br />
ständigamfinanziellenLimit,auch,wennes<br />
gerade gut läuft.Selbigesgiltfür Künstler.<br />
WirallekönnendiesenEffektein wenigabschwächen.<br />
ZumBeispiel,indem wir gekaufte<br />
Konzertkartennicht zurückgeben. Klar istesärgerlich,dassKonzerteausfallen<br />
oder verschobenwerden,<br />
undsicherkönnte manmit dem<br />
Geld etwasanderes anstellen–Klopapier<br />
hamstern zumBeispiel.ScherzamRande.Aber<br />
wäre es nichteinfach schön,wennauch nach<br />
derfrüher oder später überstandenenKrise<br />
noch einnennenswerter Kulturbetriebübrig wäre?<br />
Also beißteinmalinden saurenApfel und<br />
seht euer Ticket als solidarischen Beitragzum<br />
Kulturerhalt. Gleiches gilt natürlichfür alleanderenKulturveranstaltungen.<br />
Und es istjanicht so,als ob garnichtspassierenwürde.Sowurde<br />
dasTelekom-Steet-Gigs-<br />
Konzertvon JamesBlunt in derElbphilharmonieeinfachper<br />
Stream in dieWeltgesandt.Und<br />
derPianistIgorLevit streamtevia Periscope<br />
Konzerte aus demeigenen Wohnzimmer.<br />
DJsbeschallen leereClubs undsendenihre<br />
Setsdurch dasInternetinPrivaträume–in denenjaauch<br />
getanztwerdenkann.Schriftstellerin<br />
Jasmin Schreiber lasihren Debütroman „Marianengraben“<br />
stattvor Publikum vorder Kamera.<br />
Nureinige vonvielenBeispielen.<br />
Und auch hier beiuns im Pott tutsichwas.So<br />
hatder <strong>Dortmund</strong>er Rekorder kurzerhand eine<br />
Soli-Geisterparty(diealsonicht wirklichstattfindet,<br />
sondernnur in Gedanken)ins Lebengerufen.<br />
WersichTickets dafür gönnt, trägt miteinemPreis<br />
nach Wahl zumErhaltdes Rekorders<br />
bei. DieKulturszene isteinfachkreativ,dakann<br />
manihr nichts vorwerfen.<br />
Wasbleibtnochzusagen?Ja, derCorona-Virus<br />
stellt unsallevor Herausforderungen. Manche<br />
davonsindüberwältigend.Vielleichthelfen sie<br />
unsaberdabei,alleein wenignäher zusammenzurücken–wenn<br />
auch erst malnatürlich<br />
nurimGeiste. In dieser Ausgabehaben wir auf<br />
denletztenDrücker versucht,alleDaten so aktuellwie<br />
möglich zu halten,Nachholtermine<br />
sichtbar zu machen undAlternativen zusammenzustellen.<br />
Euer <strong>coolibri</strong>-Team<br />
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