MQ Frühjahr 2020 In
MQ das Artland Magazin
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Das Artland-Magazin.
Schon zu diesem Zeitpunkt nannte man
den angemieteten Raum hin und wieder
„Jugendzentrum“. Die formelle Eröffnung
fand allerdings erst rund ein Jahr
später, am 20. April 1974, statt.
Soweit derzeit bekannt, gehörten zur Initiativgruppe
ferner Ulrike Litwin, Ulrich
Hoppe und Manfred Skotzek (Skotti); wie
viele Mitgliederinnen und Mitglieder
die Initiativgruppe insgesamt hatte, ist
derzeit nicht bekannt.
Im Juni 1973 entstand aus der Initiative
heraus der Verein Jugendzentrum Quakenbrück.
Zum „vorläufigen Vorstand“
zählten:
1. Vorsitzende: Irmhild Schinnenburg
2. Vorsitzender: Jürgen Gadeberg
Schriftführer: Uwe Mönnich
Kassierer: Manfred Weinert
Ein Besuch bei Jürgen Gadeberg
„Die Jugendlichen sollten die Gelegenheit
bekommen, etwas Eigenes auf
die Beine zu stellen“, bestätigt Jürgen
Gadeberg. Er ist bei meinem Besuch
sichtlich erfreut, ja fast begeistert, dass
sich jemand nach fast 50 Jahren für
die Geschichte des Jugendzentrums
interessiert.
Ich lege ihm die vielen alten Akten und
Fotos von damals vor. Diese gefallen ihm
ganz besonders. „Mein Gott, wie lang
ist es her“, ist sein erster Kommentar.
Natürlich sind die alten Fotos interessant.
Sein Blick bleibt allerdings auch an
einem bestimmten Schreiben heften. In
diesem hatte er im Frühjahr 1974 in seiner
Rolle als 1. Vorsitzender des Vereins
einen jährlichen Zuschuss in Höhe von
8000,- DM bei der Stadt beantragt. Dieser
sollte später auch bewilligt werden.
Jürgen Gadeberg, Jahrgang 1934, war
viele Jahre Ratsherr und einige Jahre
Bürgermeister von Quakenbrück. Am
Artland Gymnasium (AGQ) lehrte er
nach seinem Studium in München und
Münster Deutsch und Geschichte,
später auch Sport und „Werte und
Normen“. Zur Zeit, als die Jugendzentrumsinitiative
in Quakenbrück aktiv die
ersten Ideen an das Rathaus herantrug,
war er selber Ratsherr und Vater von
mehreren Kindern im jugendlichen Alter.
Diese waren vom Aufbau eines Jugendzentrums
begeistert und fieberten mit.
Vater Gadeberg stellte manche politische
Weiche. „Es ging uns um Emanzipation
und Selbstbestimmung aller
Jugendlichen. Früher war alles viel
eingeschränkter für die Jugendlichen als
heute“, erklärt Herr Gadeberg und betrachtet
die alten Zeitungsausschnitte.
Die Idee vom gleichberechtigten Miteinander
kam nicht von ungefähr:
Antiautoritäre Pädagogik war Anfang
der Siebzigerjahre ein viel diskutiertes
Thema. Und Lehrer des Artland Gymnasiums
als auch die Vertreter der
Kommune zeigten sich offen für moder-
Irmhild Schinnenburg
Foto: Archiv Detlef Stefan Bülow.
Fotograf: Vermutlich Michael Nolte
Ein Kerngedanke der Jugendzentrumsbewegung
war folgender: Man wollte
den Jugendlichen Räume bieten. Dort
sollten sie selbst bestimmen, wie sie
ihre Freizeit individuell gestalten wollen.
Und dies sollte abseits von schulischem
Leistungszwang, elterlicher oder kirchlicher
Kontrolle und sozialer Entfremdung
stattfinden.
Foto: Archiv Detlef Stefan Bülow. Mit freundlicher Genehmigung des Bersenbrücker Kreisblatts.
12 | mq + Ausgabe Frühjahr 2020