SPORTaktiv April 2020
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APRIL/MAI <strong>2020</strong><br />
ÖSTERREICHS GRÖSSTES AKTIVSPORT-MAGAZIN<br />
NEUE<br />
WE GE<br />
GEHEN<br />
PETER FILZMAIER<br />
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MARATHON<br />
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D O L O M I T E S<br />
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EDITORIAL<br />
KLAUS MOLIDOR<br />
<strong>SPORTaktiv</strong>-Chefredakteur<br />
klaus.molidor@styria.com<br />
NEUE WEGE<br />
GEHEN<br />
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Eigentlich hätte diese<br />
Kolumne ganz anders werden sollen. Genau genommen war sie es schon,<br />
bevor uns das Virus und seine Auswirkungen mit voller Wucht getroffen<br />
haben. Daher: in die digitale Rundablage damit. Den Medien kommt in<br />
der Krise eine besonders wichtige Rolle zu. Sie halten uns alle auf dem<br />
Laufenden, geben die Informationen der wichtigsten Entscheidungen weiter<br />
an die Bevölkerung, beenden Spekulationen und enttarnen Fake News.<br />
Eingeschrieben in ihre Grundfunktion des Geschichtenerzählens haben<br />
Medien aber auch seit jeher eine zweite Aufgabe: Sie lenken ab. Vom Alltag<br />
mit seinen Unwegsamkeiten und Problemen. Sie bieten einen kleinen<br />
mentalen Unterschlupf, wenn draußen der Sturm tobt.<br />
Genau hier kommen wir ins Spiel. Natürlich haben auch wir das Thema<br />
im Blatt, ansonsten wollen wir aber vorausblicken in eine Zeit, in der wir<br />
alle wieder rausgehen können, uns bewegen, Sport machen, durchatmen.<br />
Darum stellen wir euch Leute vor, die ihre Träume verwirklicht haben,<br />
geben Tipps, wie man effizienter läuft und worauf es beim Schuhkauf ankommt.<br />
Zeigen euch, wie man sich auf seinen ersten 3000er vorbereitet,<br />
bringen euch im Interview mit Peter Filzmaier sicher das eine oder andere<br />
Mal zum Schmunzeln. Auf dem Cover rufen wir laut „Neue Wege gehen“.<br />
Das sollten wir in Zukunft alle tun. Neue Wege gehen. Uns darauf besinnen,<br />
dass es nicht notwendig ist, alles immer und rund um die Uhr<br />
verfügbar zu haben. Regional und saisonal sollten nicht mehr nur Schlagworte<br />
bleiben, sondern es in unser tägliches Handeln in allen Bereichen<br />
schaffen. Zu erleben, zu kaufen, zu tun gibt es auch daheim genug. Die<br />
Gier muss ein Ende haben, an ihre Stelle muss die Gemeinschaft treten,<br />
die jetzt so gut funktioniert, wo alle zusammengreifen und einander über<br />
alle Grenzen hinweg helfen. Weiter so. Tun, was getan werden kann, mit<br />
Augenmaß. Oder wie es John F. Kennedy so treffend formuliert hat: „Frag<br />
nicht, was dein Land für dich tun kann. Frag, was du für dein Land tun<br />
kannst.“<br />
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Foto: Thomas Polzer<br />
Bleibt fit,<br />
Euer Klaus<br />
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INHALT<br />
TOP-STORY<br />
12 „POLITIKER LIEBEN DEN SPORT“<br />
Auch Politikwissenschafter Peter Filzmaier ist ein Sportfreak<br />
FIT<br />
18 DAS PURE LEBEN<br />
Regenerieren bei Nulldiät: <strong>SPORTaktiv</strong> beim Heilfasten<br />
22 STARK IM KOPF<br />
Ex-Skitrainer Mathias Berthold über mentale Stärke<br />
28 AUSPROBIERT<br />
Unterhemd, Sportbrille und ein postfossiler Schuh<br />
RUN<br />
34 DEM MYTHOS 180 AUF DER SPUR<br />
Gibt es die optimale Schrittfrequenz beim Laufen?<br />
40 PODOSKOP, PRONATION, PROBELAUF<br />
Wie man im Laufschuh-Dschungel den Richtigen findet<br />
44 KLAGEN ABSEITS DER KLAGEMAUER<br />
<strong>SPORTaktiv</strong> live dabei beim Jerusalem Marathon<br />
48 AUSPROBIERT<br />
Regenjacke, Merino-Shirt und ein auffälliger Schuh<br />
52<br />
BIKE<br />
52 KULTIGE KURVEN<br />
Zwei Steirer und ihre Fahrt über 45 legendäre Passstraßen<br />
58 VIER RÄDER FÜR EIN SAYONARA<br />
Fabio und Elias und ihre Erkenntnisse nach 13.000 Kilometern<br />
68 AUSPROBIERT<br />
Ein Reifen, der sticht, Biker-Dessous und eine Lenkertasche<br />
OUTDOOR<br />
72 VON NULL AUF ROT<br />
Leseraktion: Sophia Vasik hat Ski fahren gelernt<br />
18<br />
76 EIN STÜCK NÄHER AM HIMMEL<br />
Einmal auf einen 3000er gehen: Worauf es dabei ankommt<br />
88 „WIE EINE DROGE“<br />
Kühles Nass extrem – die Reportage vom Eisschwimmen<br />
94 AUSPROBIERT<br />
Ein Algenshirt, Steigeisen und die Brille einer neuen Marke<br />
PRO<br />
98 WIR GEGEN DIE STARS<br />
Diesmal: In der Kletterhalle mit Jessica Pilz<br />
102 HIER SCHREIBEN DIE ATHLETEN<br />
Siebenkämpferin Verena Preiner gewährt Einblicke<br />
106 „JAMMERN WÄRE EXTREM UNFAIR“<br />
Stürmer Stefan Maierhofer über Sport in Zeiten von Corona<br />
110 AUS DIESEM HOLZ SIND CHAMPIONS<br />
Timbersports oder: Sport mit Axt und Motorsäge<br />
Fotos: Axel Rabenstein, Stefan Filzmoser<br />
4 <strong>SPORTaktiv</strong>
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E-MTB-WOMEN-CAMPS<br />
25.–28. MAI <strong>2020</strong><br />
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Mehr Info: auf S. 80/81 im Bike Guide<br />
18.–21. JUNI <strong>2020</strong><br />
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Mehr Info: www.sportaktiv.com<br />
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Mehr Info: www.sportaktiv.com<br />
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<strong>SPORTaktiv</strong>-Juni/Juli-Ausgabe.<br />
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Diplomlehrgang Yogatrainer<br />
16. 9. <strong>2020</strong>, Mi., 18.00, WIFI Süd<br />
Diplomlehrgang Functional<br />
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LEHRGÄNGE:<br />
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T. 0316/602-12 34<br />
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genießt vielerorts herrliche Ausblicke<br />
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Magdalensberg aus.<br />
Die mediterrane Klagenfurter<br />
Innenstadt steht außerdem im<br />
Kontrast zur südalpinen Landschaft.<br />
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Gegensätze zeichnen Klagenfurt<br />
am Wörthersee für genussvolle<br />
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Urlaubtipps zu Klagenfurt:<br />
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Foto: Tourismus Region Klagenfurt/Franz Gerdl<br />
8 <strong>SPORTaktiv</strong>
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
9
10 <strong>SPORTaktiv</strong>
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Nationen Rennen bestreiten. Am<br />
Programm stehen: Prolog, Einzelzeitfahren,<br />
Bergsprint, Rundstrecken-<br />
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täglich spannende Side-Events.<br />
Dieses Jahr gibt es eine neue Strecke<br />
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zu sparen: Die Radsportregion<br />
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Foto: Region Hartbergerland<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
11
POLITIKER<br />
LIEBEN DEN<br />
SPORT<br />
elche Zutaten muss eine<br />
Sportgeschichte haben, damit<br />
sie Sie fasziniert? Was<br />
eint die Geschichten, die es in Ihr Sportbuch<br />
geschafft haben?<br />
Die Betonung im Untertitel ist, dass es<br />
wirklich „meine“ sehr persönlichen Sportgeschichten<br />
sind. Das heißt, ich muss damit<br />
eine emotionale Erinnerung verbinden,<br />
wie ich etwas miterlebt habe. Sei es<br />
vor Ort oder vor dem Fernseher mit Familie<br />
und Freunden. Die Leser werden daher<br />
im Buch sowohl ein paar erzählte Sportereignisse<br />
finden, zu denen sie genauso ihre<br />
eigene Erinnerung haben, als auch weniger<br />
bekannte Geschichten, die vielleicht genau<br />
deshalb besonders spannend sind.<br />
Der Beruf Sportreporter war für Sie ein<br />
Bubentraum. Waren Sie selbst als Kind<br />
schon so sportlich? Hätten Sie sich damals<br />
die tägliche Turnstunde gewünscht?<br />
ÖSTERREICHS BEKANNTESTER<br />
POLITIKWISSENSCHAFTER HAT NOCH<br />
KEIN BUCH ÜBER POLITIK, ABER EIN<br />
SPORTBUCH GESCHRIEBEN. PETER<br />
FILZMAIER WEISS AUCH AUS EIGENER<br />
ERFAHRUNG SEHR GENAU, WOVON<br />
ER SCHREIBT: MIT EINER 10-KILOME-<br />
TER-BESTZEIT UNTER 33 MINUTEN.<br />
INTERVIEW: CHRISTOF DOMENIG<br />
Ich war guter Durchschnitt beim Sport,<br />
denke ich, vielleicht ein bisschen besser.<br />
Doch bildungs- und sportpolitisch habe<br />
ich als Bub sicher nicht gedacht. Mein<br />
Wunsch war da höchstens, jeden Tag Fußball<br />
zu spielen. In der damaligen Zeit ohne<br />
Kabel- und Satellitenfernsehen und fast<br />
ein halbes Jahrhundert vor dem Streaming<br />
habe ich aber möglichst jede Sportübertragung<br />
im ORF verfolgt. Weil es nicht so<br />
viel Angebot gab, hatte das das Flair von<br />
etwas ganz Besonderem. Und es war mehr<br />
Zeit, die Vor- und Nachberichterstattung<br />
genauso anzuschauen. Das hat vielleicht<br />
den Bubentraum Sportreporter begründet.<br />
Fotos: Markersdorfer Marktlauf/Henry Kellner, Brandstätter Verlag<br />
12 <strong>SPORTaktiv</strong>
PETER<br />
FILZMAIER<br />
ist Professor für Politikwissenschaften<br />
an den<br />
Universitäten Krems<br />
und Graz und leitet das<br />
Institut für Strategieanalysen<br />
in Wien. Seine<br />
politischen Analysen<br />
sind vom ORF wie aus<br />
zahlreichen anderen<br />
Medien bekannt.<br />
Mit „Atemlos“ hat der<br />
Sportfan und hervorragende<br />
Hobbyläufer sein<br />
erstes Buch vorgestellt.<br />
Peter Filzmaier: „Atemlos.<br />
Meine schönsten<br />
Sportgeschichten und<br />
was sie mit Politik zu tun<br />
haben.“ Brandstätter<br />
<strong>2020</strong>, € 22,– (Hardcover),<br />
€ 17,99 (E-Book)<br />
www.brandstaetterverlag.com<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
13
In der österreichischen Politik hat<br />
man den Eindruck, dass der Sport<br />
ein Wanderpokal ist: In den letzten<br />
15 Jahren waren fünf Parteien für<br />
die Sportagenden zuständig. Sagt<br />
das auch etwas über den Wert aus,<br />
den die Gesellschaft dem Sport zugesteht?<br />
Ganz so einfach ist das nicht, denn<br />
Politiker lieben ja den Sport. Nämlich<br />
als Plattform, um sich zu inszenieren.<br />
Indem sie als Fans bei Sportveranstaltungen<br />
auftreten oder<br />
manchmal auch etwas peinliche Bilder<br />
liefern, wie sie in nicht mehr<br />
ganz jungen Jahren Fußball spielend<br />
ihren Bauch vor sich herschieben.<br />
Warum tun Politiker das? Weil sie<br />
wissen, da haben sie viele Tausende<br />
Zuschauer. Also hat der Sport hohen<br />
gesellschaftlichen Stellenwert. Nur<br />
machtpolitisch ist der Sport für einen<br />
Minister und seine Partei uninteressant,<br />
weil er relativ wenig gestalten<br />
kann. Vielleicht auch, weil<br />
mächtigen Sportverbänden sozusagen<br />
egal ist, wer unter ihnen den<br />
Minister spielt.<br />
Sie sind in Ihren besten Zeiten 10<br />
Kilometer unter 33 Minuten gelaufen<br />
und den Halbmarathon in 1:12<br />
Stunden. Warum der Laufsport?<br />
Ich hatte einen Skiunfall mit schweren<br />
Verletzungen beider Ellbogen,<br />
weil ich beim Sturz in einen Abgrund<br />
instinktiv die Arme über den<br />
Kopf gab. Danach habe ich dann<br />
eine Sportart gesucht, bei der ich<br />
nicht beeinträchtigt war. Das war<br />
Laufen. Für einen Wissenschafter,<br />
der beruflich Strategieanalysen<br />
macht, ist beim Langstreckenlauf<br />
auch faszinierend, wie systematisch<br />
man über einen langen Zeitraum<br />
hinweg trainiert und wie fast mathematisch<br />
die Renneinteilung geplant<br />
wird.<br />
Auch von Politikern weiß man,<br />
dass sie oft Langstreckenlauf betreiben.<br />
Warum ist diese Sportart<br />
in der Berufssparte Politiker verbreitet?<br />
14 <strong>SPORTaktiv</strong>
Naja, als in den Neunzigerjahren der<br />
Laufsportboom kam, ist es rechnerisch<br />
klar, dass wie in allen Berufsgruppen<br />
auch die Zahl laufender Politiker<br />
stark angestiegen ist. Das Besondere<br />
ist da nur, dass sich manche<br />
Politiker damit besonders fernsehgerecht<br />
inszenierten und Journalisten<br />
das oft allzu leichtfertig als Thema<br />
aufgriffen.<br />
Haben Sie Ihre eigenen Laufzeiten<br />
und Trainingsdaten mit solcher Akribie<br />
analysiert wie eine Wahl?<br />
Oder wie die Sportereignisse, die<br />
Sie für Ihr Buch gesammelt haben?<br />
Da muss ich zunächst eine Sache<br />
korrigieren: Ich analysiere im Buch<br />
gar nichts, sondern schildere höchst<br />
subjektiv meine Sicht der Dinge.<br />
Wenn mein Barca spielt, hat der<br />
Gegner den Sieg nie verdient und<br />
steht im Zweifelsfall dauernd im Abseits<br />
(lacht). Für mein Lauftraining<br />
habe ich einerseits wirklich viele Bücher<br />
gelesen und Trainingspläne gemacht.<br />
Nur war es oft schwierig, das<br />
mit beruflichen Zwängen unter einen<br />
Hut zu bringen. Worauf ich<br />
aber stolz bin: Ich habe Freunden einen<br />
Trainingsplan geschrieben, wenn<br />
jemand zum Beispiel als schon ein<br />
bisschen älteres Semester die Dreistundengrenze<br />
im Marathon knacken<br />
wollte.<br />
Als Sportfan sind Sie gewissermaßen<br />
politisch unkorrekt, sagen Sie:<br />
Sie halten zu Sportlern, die als<br />
Menschen nicht sympathisch sind,<br />
freuen sich über Doppelfehler im<br />
Tennis, sofern es Ihrem Favoriten<br />
hilft … Haben Sie eine Erklärung,<br />
warum für Sportfans offenbar etwas<br />
andere Maßstäbe jenseits der<br />
Political Correctness gelten?<br />
Sport lebt ja davon, dass wir mitfiebern.<br />
Acht Leute auf parallelen Bahnen<br />
schwimmen zu sehen, das wäre<br />
wenig aufregend, wenn wir uns nicht<br />
mit einem davon identifizieren. Die<br />
sind ja kaum voneinander zu unterscheiden,<br />
zur Zeit der Ganzkörperanzüge<br />
waren sie es fast gar nicht.<br />
Oder wollen Sie da immer nur<br />
streng sachlich den Kraulstil diskutieren?<br />
Also brauchen wir Gefühle<br />
wie das Wir-Gefühl. „Das ist einer<br />
von uns!“ oder: „So wie der oder die<br />
will ich sein!“ Und so weiter und so<br />
fort. Spannend ist dabei aber nicht<br />
unbedingt der perfekte Gentlemansportler,<br />
denn auf einer Party ist<br />
ja auch nicht der Typ mit dem allerbesten<br />
Benehmen besonders sexy.<br />
Einer Ihrer großen Helden ist Marco<br />
Pantani. Abgesehen von der<br />
Tragik seiner Persönlichkeit: Wie<br />
sehen Sie generell den Zwiespalt<br />
zwischen Heldenverehrung und<br />
späterer Verdammung, sobald ein<br />
Sportler des Dopings überführt ist?<br />
Da bin ich am Rande einer gespaltenen<br />
Persönlichkeit. Pantanis unbändige<br />
Angriffslust wider jede taktische<br />
Vernunft, sobald die Straße bergauf<br />
ging, das hat mich fasziniert. Auch<br />
wenn ich im Hinterkopf wusste, dass<br />
seine Duelle mit dem Deutschen Jan<br />
Ullrich oder natürlich Lance Armstrong<br />
ein Wettbewerb von lauter<br />
wandelnden Apotheken waren. Doping<br />
ist Betrug und ich wünsche mir<br />
unendlich mehr Ressourcen an Personal<br />
und Geld für viel mehr Kontrollen.<br />
Was mir aber umgekehrt<br />
wichtig ist: Strafen und Sperren sind<br />
dann nach ordentlichen Verfahren<br />
und einem Urteil auszusprechen,<br />
nicht als Pauschalurteil im Volksmund:<br />
„Die gifteln alle!“ Ich sage ja<br />
auch nach erschütternden Missbrauchsfällen<br />
in der Kirche nicht,<br />
dass alle Priester Kinderschänder wären<br />
oder ähnlich schlimmen Unsinn.<br />
Sie schreiben auch, dass in<br />
Deutschland in jüngster Zeit in der<br />
Doping-Berichterstattung ein Paradigmenwechsel<br />
stattgefunden hat,<br />
hin zu einer kritischeren und differenzierteren<br />
Sichtweise. Haben<br />
Sie eine Erklärung, wodurch dieser<br />
Wechsel im Nachbarland ausgelöst<br />
wurde?<br />
Durch sehr späte Erkenntnis. Offenbar<br />
ist irgendwann doch Schuldbewusstsein<br />
eingekehrt, dass man Jan<br />
Ullrich geglaubt hat, es hätte ihm<br />
nur in der Disco jemand was ins Getränk<br />
getan. Und bei einem Langsteckenläufer<br />
war es irgendwas in der<br />
Zahnpasta, wenn ich mich richtig erinnere<br />
... Doch die späte Gegenreaktion<br />
ist bewunderswert, die ARD hat<br />
zum Beispiel eine eigene Antidopingredaktion.<br />
Sie würden selbst gern Sportereignisse<br />
kommentieren. Wenn Sie<br />
sich eines aussuchen könnten,<br />
welches wäre das?<br />
Marathonlauf. Ich hätte ja sogar im<br />
ORF den Wiener Marathon live<br />
kommentieren dürfen. Infolge des<br />
Coronavirus wurde daraus nichts.<br />
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben<br />
...<br />
SPORT LEBT VOM MITFIEBERN, VON<br />
GEFÜHLEN WIE DEM WIR-GEFÜHL. ODER<br />
WOLLEN SIE IMMER STRENG SACHLICH<br />
DEN KRAULSTIL DISKUTIEREN?<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
15
Peter Filzmaier in seiner besten Zeit als Läufer,<br />
hier beim Markersdorfer Marktlauf 2013. Er gewann<br />
Volksläufe und schaffte es als Dritter des<br />
Wiener Halbmarathons auf eine Teletextseite mit<br />
Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe.<br />
Denken Sie, könnte man mit Sportanalysen<br />
jenseits des Mainstreams mehr<br />
Menschen für Leichtathletik und andere<br />
bei uns „am Rand“ stehende<br />
Sportarten begeistern? Nur ein Beispiel<br />
aus Ihrem Buch: Edwin Moses<br />
blieb 12 Jahre lang über 400 m Hürden<br />
ungeschlagen – war aber auch studierter<br />
Physiker, wagte als Erster einen<br />
13er-Schrittrhythmus zwischen<br />
den Hürden und ließ sich politisch nie<br />
von irgendeiner Seite vereinnahmen ...<br />
Ich glaube, Ja, das könnte man. Denn<br />
sogar Seriensieger – und Ed Moses war<br />
ein Jahrzehnt lang der Beste der Besten<br />
– können langweilig sein. Was uns fasziniert,<br />
das ist immer die gesamte Persönlichkeit<br />
und der Lebenslauf. Wobei zugegeben,<br />
auch negative Eigenschaften<br />
Faszination ausüben können. Ich muss<br />
gestehen, auch zum Langläufer Petter<br />
Northug gehalten zu haben, der schon<br />
vor einem Verkehrsunfall in alkoholisiertem<br />
Zustand ein Beispiel für unglaubliche<br />
Arroganz war.<br />
Sie haben schon erwähnt, einem<br />
Freund einen Trainingsplan für einen<br />
Marathon unter drei Stunden geschrieben<br />
zu haben. Sie haben sich<br />
also sozusagen auch als Trainer bewährt.<br />
Trainer-Persönlichkeiten kommen<br />
in Ihrem Buch relativ wenige vor.<br />
Müssten die sportlichen Taktiker und<br />
„Fädenzieher im Hintergrund“ nicht<br />
gerade Sie als Politikwissenschafter<br />
auch besonders interessieren?<br />
Im Laufsport habe ich da vielleicht ein<br />
bisschen Einblick. Doch meine Sportgeschichten<br />
habe ich ja als Fan im Stadion<br />
und vor dem Fernseher erlebt. Nicht als<br />
Politikwissenschafter und nicht in Trainerseminaren.<br />
Und Hand auf’s Herz:<br />
Schauen Sie bei einem Fußballspiel<br />
wirklich dauernd auf den Trainer und<br />
interessiert es Sie ehrlich, was er da an<br />
der Seitenlinie herumfuchtelt? Also ich<br />
sehe lieber Lionel Messi zu.<br />
BEIM LANGSTRECKENLAUF<br />
FASZINIERT AUCH, WIE FAST<br />
MATHEMATISCH DIE RENNEINTEILUNG<br />
GEPLANT WIRD.<br />
16 <strong>SPORTaktiv</strong>
FIT<br />
Training – Gesundheit – Ernährung<br />
Fotos: Getty images, Kieser Training, Cyberobics, Klosterhof-Alpine-Hideaway<br />
#TRAINATHOME<br />
Cooler Zug der Online-Fitnessplattform<br />
Cyberobics: Mit Start der<br />
Coronakrise schaltete das Unternehmen<br />
all seine Angebote zum<br />
angeleiteten Heim-Fitnesstraining<br />
frei. Reinschauen:<br />
www.cyberobics.com<br />
20 JAHRE KIESER TRAINING<br />
Die Franchisekette, die für gesundheitsorientiertes<br />
Krafttraining steht,<br />
feiert ihr 20-jähriges Österreich-<br />
Jubiläum und will nun auch in kleineren<br />
Städten ab 40.000 Einwohner<br />
Studios eröffnen.<br />
www.kieser-training.at<br />
ALLERGIEFREI AUF URLAUB<br />
Ein neues Hotelportal listet Betriebe,<br />
die speziell auf Gäste mit Allergien und<br />
Unverträglichkeiten eingerichtet sind.<br />
Der Schwerpunkt liegt in Österreich<br />
und Deutschland. So ist die Suche nach<br />
einem allergiefreien Urlaubsort leichter.<br />
www.allergiehotel.info<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
17
DAS PURE<br />
LEBEN<br />
WENN WENIGER MEHR IST, WIE VIEL IST DANN EIGENTLICH GAR NICHTS?<br />
BEIM HEILFASTEN WIRD DER KÖRPER AUF NULLDIÄT GESETZT. DAMIT ER IN RUHE<br />
REGENERIEREN KANN. SPORTAKTIV-MITARBEITER AXEL RABENSTEIN HAT’S<br />
GETAN. UND DABEI DEN TIEFEREN SINN DER ASKESE ERLEBT.<br />
VON AXEL RABENSTEIN<br />
Was haben Kate Moss und<br />
Hannes Reichelt gemeinsam?<br />
Beide waren sie<br />
schon zu Gast im VIVA-<br />
MAYR-Kurhotel in Altaussee. Ich selbst<br />
bin weder Model noch Streif-Sieger.<br />
Aber ich bin jetzt 45 Jahre alt. Und das,<br />
so war die Idee, ist ein guter Anlass, um<br />
im steirischen Salzkammergut den Versuch<br />
zu starten, zwischen mir und meinem<br />
Körper reinen Tisch zu machen.<br />
Der Plan lautet wie folgt: Von Montag<br />
bis Freitag nehme ich ausschließlich<br />
Brühe zu mir. Dazu gibt’s Nahrungsergänzungsmittel<br />
in Form von Basenpulver<br />
und Magnesium-Zink-Citrat sowie<br />
literweise Tee und stilles Wasser. So<br />
kann ich mal runterkommen. Und von<br />
Grund auf entgiften.<br />
Am Sonntag reise ich an. Abends erhalte<br />
ich das letzte feste Essen, einen<br />
Kautrainer aus Buchweizen. Dieser wird<br />
gekaut und gekaut, so um die 30 bis 50<br />
Mal. Erst dann wird geschluckt. Warum<br />
das so sein sollte? Weil im Mund das<br />
menschliche Verdauungssystem beginnt.<br />
Ich esse zu hastig, verschlucke mich und<br />
spüle mit Basenbrühe nach. Das ist mir<br />
peinlich, die anderen Gäste im Speisesaal<br />
gehen routinierter mit ihrem Essen<br />
um. Nicht alle sind allerdings auf<br />
der gleichen Diät, manche reduzieren<br />
nur die Mengen, verzichten auf gesättigte<br />
Fettsäuren und jene Lebensmittel, die<br />
uns übersäuern. Und das sind leider die<br />
meisten: von Fleisch und Fisch über<br />
Brot und Nudeln bis hin zu Milchprodukten.<br />
Der Dresscode ist erfrischend leger,<br />
von Jeans bis Schlafanzug ist alles dabei.<br />
Eines verbindet jedoch alle, die hier essen:<br />
das bewusste Aufnehmen der Nahrung.<br />
Denn das sei von hoher Bedeutung<br />
für unsere Verdauungstätigkeit, wie<br />
mir Dr. Sepp Fegerl erklärt – der Arzt,<br />
der mich in dieser Woche betreuen<br />
wird: „Unser vegetatives Nervensystem<br />
verfügt über zwei funktionelle Gegen-<br />
Fotos: Axel Rabenstein<br />
18 <strong>SPORTaktiv</strong>
Fasten, frieren, viel<br />
Zeit für Körper und<br />
Seele. Autor Axel<br />
Rabenstein bei<br />
seiner Fasten-<br />
Premiere<br />
in Altaussee.<br />
spieler. Der Sympathikus erhöht unsere<br />
nach außen gerichtete Aktionsfähigkeit,<br />
während der Parasympathikus die inneren<br />
Organe steuert, der Erholung, Reparatur<br />
und Weiterentwicklung dient.“<br />
Hängen wir über der Zeitung oder dem<br />
Smartphone, sind wir nicht bei uns. Das<br />
Konzentrieren aufs Essen und unser<br />
Selbst hingegen hilft uns zu verdauen<br />
und die Nahrung schonend mit dem<br />
Körper aufzunehmen. Ich sitze da, kaue<br />
meine Semmel, spüre, wie ich mir Bissen<br />
um Bissen einverleibe und frage<br />
mich, wie etwas so Grundsätzliches in<br />
unserem Leben so nebensächlich werden<br />
kann.<br />
Der nächste Morgen. Ich habe keinen<br />
Hunger. Und nicht einmal schlechte<br />
Laune. Es mag daran liegen, dass es keinen<br />
Zweifel daran gibt, dass ich fasten<br />
möchte. Aus meinem Zimmer überblicke<br />
ich den See. Halb grau, halb spiegelnd<br />
liegt er zwischen den Bergen. Die<br />
Szenerie erinnert an ein Schwarz-Weiß-<br />
Foto. Alles wirkt still und reduziert.<br />
Dr. Sepp Fegerl sehe ich jeden Tag zur<br />
„ärztlich manuellen Bauchbehandlung“<br />
und allgemeinen Konsultation. „Ich verschaffe<br />
mir mit den Händen einen<br />
Überblick über die Aktivitäten von<br />
Dünn- und Dickdarm“, sagt er, „zudem<br />
wirkt die Massage als Lymphdrainage<br />
für die im Bauch liegenden Organe und<br />
tonisiert den Darm.“ Ich lerne, dass unser<br />
Darm ein acht Meter langer Muskelschlauch<br />
ist, der es mit seinen Zotten<br />
und Ausstülpungen auf die Fläche eines<br />
Tennisplatzes bringt. Ich lerne, dass hier<br />
gut 70 Prozent unseres Immunsystems<br />
sowie mehr als 100 Millionen Nervenzellen<br />
angesiedelt sind, die sich über den<br />
Vagus-Nerv auf intensive Weise mit unserem<br />
Gehirn austauschen. Und ich<br />
lerne, dass mein Körper sich in den<br />
kommenden Stunden auf volle Effizienz<br />
einstellen wird. Zunächst verbrauche ich<br />
gespeicherte Kohlenhydrate. Das Glykogen<br />
taugt noch rund eineinhalb Tage als<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
19
Brennstoff. Dann stellt der Körper seinen<br />
Stoffwechsel vom Anabolismus auf<br />
den Katabolismus um: Nun gewinnen<br />
wir unsere Energie ausschließlich aus<br />
Proteinen und Fett – und davon haben<br />
wir mehr als genug. Mein Fettanteil liegt<br />
laut Impedanzanalyse bei 21,1 Prozent.<br />
Und das, obwohl ich 2019 mit jeweils<br />
einem Triathlon über die Kurz-, Mittelund<br />
Langdistanz nicht unbedingt untätig<br />
war.<br />
Die Zufuhr an Kohlenhydraten wird<br />
beim Fasten unterbrochen, mein Fettstoffwechsel<br />
intensiviert. Das kann ich<br />
als Ausdauersportler natürlich nur begrüßen.<br />
Der Grund, warum ich hier<br />
bin, ist aber ein anderer: Ich möchte<br />
entgiften. Was also geschieht nun in<br />
meinem Körper? Man stelle sich eine<br />
Stadt vor, in der so viel konsumiert wird,<br />
dass die Müllabfuhr gerade so hinterherkommt.<br />
Die Mitarbeiter schieben Extraschichten,<br />
sie sind gestresst und konzentrieren<br />
sich auf den größten Müll. Für<br />
eine grundlegende Reinigung fehlen jedoch<br />
die Kapazitäten. Deshalb sind alle<br />
froh, wenn mal für ein paar Tage keine<br />
neuen Müllsäcke in den Straßen landen.<br />
Endlich wird die Stadt mal wieder rich-<br />
tig sauber. So weit die Kurzbeschreibung.<br />
Es lohnt sich aber, in die Tiefe zu<br />
gehen: Denn während wir hier draußen<br />
ein Riesengeschrei um das Thema Recycling<br />
machen, erneuern wir uns dort<br />
drinnen schon seit jeher auf faszinierende<br />
Weise wie von selbst.<br />
Es geht um das kleine Wunder der<br />
„Autophagie“. Diese startet der Körper<br />
nach einer Nahrungspause ab 14 bis 18<br />
Stunden. Gealterte, funktionslose oder<br />
falsch zusammengebaute Zellbestandteile<br />
werden mit einer passgenauen Membran<br />
umgeben. Innerhalb dieser temporär angelegten<br />
Hüllen zersetzen Enzyme den<br />
Zellmüll und stellen die Grundbestandteile<br />
zur Wiederverwertung bereit. „So<br />
werden unsere Zellen effizienter“, erklärt<br />
mir Doc Fegerl: „Alte und defekte<br />
Mitochondrien werden entsorgt, und die<br />
gut funktionierenden Minikraftwerke<br />
vermehren sich.“ Das alles ist kein Hokuspokus.<br />
Sondern ein biochemischer<br />
Prozess, für dessen exakte Beschreibung<br />
der japanische Forscher Yoshinori Osumi<br />
2016 den Nobelpreis erhielt.<br />
Wow! Ich erneuere mich, indem ich<br />
nicht esse. Das fühlt sich gut an. Ich<br />
mache es mir in einem Sessel bequem<br />
HEILFASTEN<br />
Die nicht religiös motivierte<br />
Form des Fastens lässt sich bis<br />
Hippokrates zurückverfolgen, sie<br />
kann neben einer Steigerung des<br />
Wohlbefindens bei zahlreichen<br />
Beschwerden und Krankheitsbildern<br />
sinnvoll sein. Viele Hotels<br />
bieten Fastenkuren an. Im VIVA-<br />
MAYR bietet sich die Möglichkeit<br />
einer umfassenden Betreuung<br />
durch Ärzte und Therapeuten, 110<br />
Mitarbeiter kümmern sich um<br />
maximal 70 Gäste. Eine Kur ist<br />
für wenigstens sieben Tage vorgesehen<br />
und wird individuell zusammengestellt.<br />
Pro Tag ist mit<br />
Kosten von 500 Euro zu rechnen.<br />
Mehr Infos: www.vivamayr.at<br />
und gönne mir einen Lavendel-Rote-Bete-Tee.<br />
In den kommenden Tagen<br />
geschieht viel. Eigentlich wollte ich lediglich<br />
nichts essen. Aber hier im VI-<br />
VAMAYR habe ich die Möglichkeit,<br />
eine Vielzahl an Behandlungen und<br />
Therapien zu testen. Vom täglichen<br />
Elektrolyse-Fußbad zur Unterstützung<br />
20 <strong>SPORTaktiv</strong>
meiner Entgiftung über Massagen und<br />
Leberwickel bis hin zur Kryotherapie in<br />
einer auf –110 °C gekühlten Kammer,<br />
die Entzündungen entgegenwirkt.<br />
„Unsere Gäste verbessern ihre Gesundheit<br />
und erhöhen ihr Wohlbefinden“,<br />
sagt Geschäftsführer Dr. Dieter<br />
Resch: „Für viele ist die Fastenkur der<br />
Start in ein bewussteres Leben.“ Durch<br />
die Anpassung von Stoffwechsel und Ernährung<br />
könnten Sportler zudem „ihre<br />
Leistungsfähigkeit erhöhen und im Falle<br />
einer Verletzung auch schneller regenerieren“.<br />
Der latent übersäuerte Sportlerkörper<br />
wird die basische Aufmerksamkeit<br />
in jedem Fall genießen. Darüber hinaus<br />
bietet sich im Haus die Möglichkeit<br />
für Faszientraining, Leistungs -<br />
diagnostik und Höhentraining (IHHT)<br />
zur Steigerung der Zellenergie.<br />
Aber das ist eine andere Geschichte.<br />
Zurück auf null: Inzwischen ist es Donnerstag<br />
– und ich habe seit 100 Stunden<br />
nichts gegessen. Natürlich ist Fasten<br />
kein Zuckerschlecken. Zum Aufwachen<br />
gibt’s keinen Kaffee, sondern eine Tasse<br />
mit abführendem Magnesiumzitrat.<br />
Auch daran gewöhne ich mich. Und<br />
meine Laune ist beinahe euphorisch. Ich<br />
fühle mich frei und energetisch, es ist,<br />
als würde die Welt, durch die ich hier in<br />
Bademantel und Schlapfen wandle, an<br />
allen Ecken und Enden glänzen.<br />
Hungergefühl? Fehlanzeige. Dafür<br />
steigt mir beim Genuss der Brühe, die ich<br />
vor ein paar Tagen noch als geschmackloses<br />
Wässerchen wahrgenommen habe, der<br />
feine Geruch von Sellerie in die Nase.<br />
Beim Fasten erholen sich aber nicht nur<br />
unsere Sinne. Auch die Seele nutzt die<br />
Chance, mal wieder den Staub aus den<br />
Schubladen zu wischen, zu entgiften und<br />
Ballast loszuwerden. Doc Fegerl fragt<br />
mich: „Träumen Sie schon intensiv?“ –<br />
Das wäre durchaus üblich. Der dominante<br />
Sympathikus lässt dem Parasympathikus<br />
den Vortritt. Die Abteilung Attacke<br />
macht Pause. Die Regeneration übernimmt.<br />
Im Fettgewebe und Zellgedächtnis<br />
gespeicherte Erinnerungen kommen<br />
zum Vorschein. Alte Pfade werden gelöscht.<br />
Träume entstehen.<br />
Am Freitagmorgen achte ich darauf.<br />
Und sieh an, da war ein Traum: Ich sitze<br />
auf einem Eisbären und versuche, ihm<br />
mit einem Farbpinsel Formeln und Kreise<br />
auf die Flanke zu malen. Der Eisbär<br />
zeigt sich nicht sonderlich kooperativ,<br />
immer wieder muss ich zusehen, dass<br />
ich nicht abgeworfen werde. Was das bedeutet?<br />
Keine Ahnung. Ich kann aber<br />
versichern, dass ich nie zuvor von einem<br />
Eisbären geträumt habe.<br />
Kommen wir zum Ende dieser Geschichte.<br />
Ich habe 3,8 Kilogramm abgenommen.<br />
Aber darum geht es nicht. Viel<br />
wichtiger ist, dass ich verstanden habe,<br />
meine Gesundheit mehr denn je als ganzheitliches<br />
Phänomen zu betrachten. Ein<br />
kleines Beispiel: Doc Fegerl zeigt mir,<br />
dass er meinen Rippenbogen auf der<br />
rechten Seite leichter eindrücken kann,<br />
als auf der linken. Hier sammeln sich<br />
Gase, die durch schwer verdauliche Rohkost<br />
entstehen. Mein Brustkorb schützt<br />
den aufgepumpten Dickdarm. Diese Inflexibilität<br />
im Thorax wirkt wiederum einer<br />
aufrechten Haltung entgegen. Soll<br />
heißen: Esse ich abends einen Salat, ist<br />
das schlecht für meinen Rücken. Bleiben<br />
wir beim Essen: Am Freitag erhalte ich<br />
wieder feste Nahrung. Einen Kautrainer,<br />
dazu Avocado-Mousse und ein Löffelchen<br />
gelben Saiblingskaviar. Ich nehme<br />
ein einzelnes Kaviar-Ei in den Mund und<br />
lasse es platzen. Der Geschmack ist extrem<br />
intensiv. Ich verstreiche ihn mit der<br />
Zunge im ganzen Mund. Später liege ich<br />
in meinem Zimmer auf dem Bett. Der<br />
Nebel hängt über dem Tal, hoch oben<br />
spitzt die Sonne durch die Wolken. Später<br />
glitzert der See.<br />
Ich freue mich darauf, in Zukunft bewusster<br />
zu essen. Den Wert der Enthaltsamkeit<br />
zu schätzen. Und spätestens im<br />
kommenden Jahr das nächste Mal zu<br />
fasten.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
21
er Name Mathias Berthold steht für<br />
Erfolg. 2006 bis 2010 war der Vorarlberger<br />
Damen-Cheftrainer im Deutschen<br />
Skiverband, 2010 bis 2014 Herren<br />
Cheftrainer bei den österreichischen<br />
Alpinskistars, 2014 bis 2019<br />
dann bei den deutschen Herren. Fünf<br />
Goldmedaillen bei Olympischen Spielen und ebenso viele<br />
bei Weltmeisterschaften erreichten seine Athletinnen<br />
und Athleten. Große Beachtung fand aber auch der Aufstieg<br />
der deutschen Speed-Skifahrer in seiner Ära: mit<br />
den deutschen Kitzbühel-Siegen von Thomas Dreßen<br />
(Abfahrt 2018) und Josef Ferstl (Super-G 2019).<br />
Als aktiver Athlet wurde Berthold 1993 Profi- Slalom-<br />
Weltmeister in Aspen. Im Ski-Weltcup schlug er sich davor<br />
trotz Teilerfolgen jedoch unter Wert. Auch, weil er an<br />
mentalen Schwächen scheiterte. Entsprechend hoch be-<br />
MATHIAS BERTHOLD HAT IM SKISPORT<br />
OLYMPIASIEGER UND WELTMEISTER<br />
GEFORMT. GEMEINSAM MIT DEM PSY-<br />
CHOLOGEN BARDIA MONSHI GIBT DER<br />
VORARLBERGER JETZT JEDERMANN<br />
EINBLICK IN MENTALE STRATEGIEN<br />
DER SIEGER. WARUM DER ECHTE ER-<br />
FOLG NICHT IM ERGEBNIS, SONDERN<br />
IN DER ENTWICKLUNG LIEGT.<br />
INTERVIEW: CHRISTOF DOMENIG<br />
STARK<br />
IM KOPF<br />
Fotos: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
22 <strong>SPORTaktiv</strong>
wertete er in seiner Trainerkarriere stets<br />
die Kraft der Gedanken.<br />
Seit 2019 ist Berthold Mentalcoach, unter<br />
anderem beim deutschen Fußballbundesligaclub<br />
1. FC Nürnberg. Mit dem<br />
Wiener Psychologen Bardia Monshi<br />
schrieb er jetzt ein Buch über mentale<br />
Stärke: Warum ein stabiler Geist für Profiund<br />
Hobbysportler im Berufs- wie im Privatleben<br />
und überhaupt „im Alltagsdschungel“<br />
das Um und Auf ist: Das haben<br />
wir von dem Autorenduo erfragt.<br />
Vom Einzel- zum Teamsport und vom<br />
Skisport zum Fußball: War das zuletzt<br />
für Sie nicht eine radikale Veränderung?<br />
MATHIAS BERTHOLD: Dazu muss ich zuerst<br />
festhalten, dass die Position beim 1. FC<br />
Nürnberg nur ein Teil meines Betätigungsfeldes<br />
ist. Ich betreue auch Einzelsportler<br />
als Individualcoach in Sachen<br />
mentale Strategien und Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Was den 1. FC Nürnberg<br />
angeht, ist es natürlich in verschiedenen<br />
Bereichen eine neue Erfahrung, die ich<br />
machen darf. Am Ende des Tages geht es<br />
jedoch darum, dass jeder Sportler in jedem<br />
Moment auf seinem möglichst besten<br />
Niveau agiert – ob im Mannschafts- oder<br />
in einem Einzelsport, ist nicht entscheidend.<br />
Je besser jeder Spieler sein Leistungsvermögen<br />
abruft, desto mehr hilft er<br />
sich selbst und eben auch dem Team.<br />
Sie haben den Schritt weg vom Skisport<br />
sinngemäß auch damit begründet, dass<br />
er Sie aus Ihrer Komfortzone führt.<br />
BERTHOLD: Aus meiner Sicht ist die Arbeit<br />
wie das Leben an sich ein ständiger Prozess.<br />
Wenn man sich dauernd in seiner<br />
Komfortzone aufhält, wird man sich ganz<br />
schwer weiterentwickeln. Dinge werden<br />
zur Routine und es besteht die Gefahr,<br />
sich mit dem Erreichten zu begnügen.<br />
Damit tritt Stillstand in der persönlichen<br />
Entwicklung ein. Ich sehe jede Herausforderung<br />
als neue Motivation und als Impuls,<br />
um mich weiter zu verbessern.<br />
„Raus aus der Komfortzone“ passt zu Ihrem<br />
gemeinsamen Buch: Dass der<br />
Mensch nach Wachstum und Entwicklung<br />
strebt, unter gewissen Voraussetzungen<br />
über sich hinauswachen kann,<br />
ist darin eine Grundthese.<br />
BARDIA MONSHI: Ich wollte schon lange ein<br />
Buch schreiben. Dieses Vorhaben war aber<br />
tatsächlich außerhalb meiner Komfortzone.<br />
Mit Mathias wollte ich es schreiben,<br />
weil ich erkannt habe, dass er sehr ähnliche<br />
Herangehensweisen in der Arbeit mit<br />
seinen Athletinnen und Athleten hat wie<br />
ich mit den Menschen aus der Arbeitswelt.<br />
Die Verbindung zu zeigen fanden<br />
wir spannend.<br />
DR. BARDIA<br />
MONSHI<br />
ist Psychologe und Gründer des<br />
Instituts für Vitalpsychologie in Wien.<br />
www.vitalpsychologie.at<br />
www.elemental-app.com<br />
Sie sind beide in jungen Jahren mental<br />
gescheitert, ist zu lesen. Worin bestand<br />
für Sie jeweils dieses Scheitern?<br />
BERTHOLD: Ich kann in meiner Karriere als<br />
aktiver Sportler sicher auf ganz ordentliche<br />
Erfolge zurückblicken, aber eben nur<br />
„ganz ordentliche“. Ich denke, ich hätte<br />
wesentlich mehr erreichen können, wenn<br />
ich mich in verschiedenen Phasen professioneller<br />
verhalten hätte, wenn ich besser<br />
geführt worden wäre. Und wenn ich damals<br />
schon das Wissen und die Erfahrung<br />
von heute gehabt hätte. Deshalb war es<br />
mir als Trainer und ist es auch jetzt ein<br />
großes Anliegen, diese Erfahrungen und<br />
dieses Wissen weiterzuvermitteln.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
23
AM HALDENSEE<br />
MATHIAS<br />
BERTHOLD<br />
ist einer der erfolgreichsten Ski-Nationaltrainer<br />
in Österreich und Deutschland. Seit<br />
2019 als Mentalcoach selbstständig.<br />
Bergfrühling<br />
[ 14. Juni - 19. Juli <strong>2020</strong> ]<br />
5 oder mehr Tage mit der ¾-Verwöhn pension<br />
und allen „Tyrol-Inklusive-Leistungen“ sowie:<br />
■ 1 Wanderkarte als Geschenk<br />
■ 1 Fahrradausflug<br />
■ 3 geführte Almwanderungen<br />
■ 2 geführte Nordic-Walking-Touren<br />
■ kostenlose Benutzung aller<br />
Bergbahnen im Tannheimer Tal<br />
Hotel Tyrol am Haldensee • Familie Schädle & Barbist<br />
A-6673 Haldensee • Seestraße 24 • Tel. +43 5675 6245<br />
info@tyrol-haldensee.com<br />
www.tyrol-haldensee.com<br />
5 Tage ab<br />
€ 525<br />
pro Person<br />
@tyrolhaldensee<br />
#tyrolhaldensee<br />
MONSHI: In meinem Fall bestand das Scheitern einfach<br />
darin, dass ich mein Potenzial in bestimmten Situationen<br />
nicht abrufen konnte. Das fing im Tennis an, wo<br />
ich an meiner Nervosität scheiterte, in meiner Familie,<br />
in der es nicht immer gelang, Schwierigkeiten gut zu<br />
meistern, in der Schule, wo ich manchmal nicht umsetzen<br />
konnte, was ich mir vornahm.<br />
Hätten Sie sich jemanden gewünscht, der Sie mental<br />
führt? Und wird im Sport heute stärker auf das<br />
Mentale geachtet als damals?<br />
BERTHOLD: Ich weiß nicht ob ich mir das gewünscht<br />
hätte, aber mit Sicherheit, dass ich es gebraucht hätte.<br />
Es hätte jemanden gebraucht, der sich erst einmal<br />
mein Vertrauen erarbeiten hätte können. Mit diesem<br />
ersten Schritt hätte ich mit dieser Person einen Prozess<br />
einleiten können, der mir Unterstützung hätte geben<br />
können, mich zu verbessern.<br />
Das Angebot heute ist durchaus vorhanden, hängt<br />
allerdings von den handelnden Personen ab. Ich habe<br />
als Cheftrainer versucht, Sportpsychologen in das<br />
Team zu integrieren und dabei sehr positive Erfahrungen<br />
gemacht. Dies funktioniert aber nur, wenn das gesamte<br />
Team hinter solchen Maßnahmen steht.<br />
MONSHI: Ich hätte mir systematisches Training gewünscht.<br />
Ich muss aber sagen, dass ich einen Trainer<br />
hatte, der mental sehr stärkend für mich war. In den<br />
letzten 20 Jahren hat sich extrem viel getan, insbesondere<br />
deshalb, weil immer mehr Topstars zugeben, dass<br />
sie sich mental unterstützen lassen.<br />
Man könnte mutmaßen: Ohne das Scheitern in jungen<br />
Jahren wären Sie später vielleicht nicht so erfolgreich<br />
geworden?<br />
Fotos: GEPA Pictures (2), Laurent Ziegler
MONSHI: Das ist leider in jedem Fall so. Ein Sprichwort<br />
sagt: Der Meister ist wesentlich öfter gescheitert, als es<br />
der Lehrling versucht hat. Das ist vielleicht eines der<br />
wichtigsten Erfolgsrezepte: Sei bereit zu scheitern und<br />
daraus zu lernen. Beruflich ist das für mich ein wichtiges<br />
Motto: Wenn ich aufhöre zu scheitern, entwickle<br />
ich mich nicht mehr weiter. Und Weiterentwicklung<br />
ist der echte Erfolg. Nicht das Endergebnis.<br />
BERTHOLD: Natürlich können aber auch positive Erfahrungen<br />
aus der Vergangenheit die notwendigen Impulse<br />
geben, um im nächsten Schritt die erfolgreichen Erfahrungen<br />
in positive Energie und zielführende Maßnahmen<br />
umzusetzen.<br />
Den Hochleistungssport bezeichnen Sie als „Vergrößerungsglas“<br />
für die mentalen Wirkkräfte, die in<br />
allen Lebensbereichen eine große Rolle spielen.<br />
Können Sie das kurz erklären?<br />
MONSHI: Im Sport ist es ganz offensichtlich, dass man<br />
mental stark oder schwach sein kann. Nehmen wir ein<br />
Fußballspiel her: Man muss sich zur richtigen Zeit beruhigen<br />
können und die Nerven behalten. Man muss<br />
sich motivieren können, auch wenn es mal nicht gut<br />
läuft. Man braucht Mitmenschen, die einen unterstützen.<br />
Man muss positiv denken und selbstkritisch bleiben.<br />
Man darf sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen<br />
und überheblich werden ... Jetzt setzen Sie einfach<br />
statt des Fussballspiels das Berufsleben oder das Familienleben<br />
ein.<br />
Unsere Leser sind Hobby- und Freizeitsportler in der<br />
gesamten Bandbreite: von Gesundheitssportlern bis<br />
hin zu sehr ehrgeizigen Hobby-Leistungssportlern.<br />
Kann man mentale Strategien aus dem Spitzensport<br />
auch im Hobbysport anwenden?<br />
MONSHI: Unbedingt. Das Interessante ist, dass die<br />
mentalen Kräfte in jeder Könnerstufe gleichermaßen<br />
gefordert werden. Wir sind da alle gleich.<br />
BERTHOLD: Es geht darum, die wertvollen Erfahrungen,<br />
die wir im Sport machen, auf gewisse Lebenssituatio-<br />
STARK DURCH<br />
DIE KRISE<br />
In seiner „EleMental“-App bietet der Psychologe<br />
Bardia Monshi eine Vielzahl von wissenschaftlich<br />
fundierten Übungen für mentale Stärke. Die<br />
Übungen stärken auch das Immunsystem: Ein<br />
Grund, warum seit Ausbruch der Coronakrise alle<br />
Zugänge zur App für drei Monate kostenlos sind.<br />
www.elemental-app.at<br />
Vitamine<br />
Bleib‘<br />
gesund!<br />
www.burgerstein.at<br />
Time 4 POWER<br />
MagnesiumVital<br />
Das Magnesium für alle Fälle.<br />
• Unterstützt in der Allergiezeit<br />
bei intensivem Power-Sport<br />
(erhöhter Magnesiumbedarf)<br />
• Trägt zum<br />
Elektrolytgleichgewicht bei<br />
• Unterstützt eine normale<br />
Muskelfunktion<br />
Probase Pulver oder Tablette<br />
Kein Grund mehr, sauer zu sein.<br />
• Ausgewogene Kombination<br />
an Mineralstoffen &<br />
Spurelelementen<br />
• Trägt zu einem normalen Säure-<br />
Basestoffwechsel bei – als<br />
Pulver oder Tablette<br />
• Ideales Mineralstoff-<br />
Präparat für Breiten- und<br />
Leistungssportler<br />
In Ihrer Apotheke.<br />
IN_Sporta_MagProb_105x270_v1
nen umzumünzen. Hochleistungssport besteht aus<br />
höchstem Leistungsdruck und enorm hohen Anforderungen.<br />
Wie aktive Sportler und Betreuer mit solchen<br />
Momenten und Situationen umgehen, welche Strategien<br />
dabei angewendet werden und wie man in jedem<br />
Moment versucht, dabei sein optimales Leistungsvermögen<br />
abzurufen, kann jedem Einzelnen dabei helfen,<br />
lösungsorientiert zu agieren.<br />
Das Bedürfnis nach „Selbstoptimierung“ wird heute<br />
auch überstrapaziert: Wir sollen für unsere Familie<br />
immer da sein und beruflich nach Höherem streben,<br />
uns perfekt ernähren und einen Modellkörper antrainieren:<br />
Diese – auch durch Selbstdarstellung in<br />
sozialen Medien – verbreitete Haltung sehen Sie im<br />
Buch kritisch ...<br />
MONSHI: Wir leben in einer Welt, die einem ständig<br />
zuflüstert: Die könntest besser, schöner, schlauer, reicher<br />
sein. Diese Botschaft macht Angst. Die einen<br />
kämpfen nun verzweifelt darum, aus sich Exzellenz,<br />
Schönheit, Intelligenz, Reichtum herauszuholen.<br />
Dann übertreiben es manche und höhlen sich aus.<br />
Aber das Leben kann nur gut, schön und bereichernd<br />
sein, wenn wir finden, was uns ganz persönlich trägt.<br />
Dafür müssen wir die Entscheidungen mutig treffen,<br />
wofür wir einstehen möchten, wohin wir uns persönlich<br />
entwickeln wollen. Wer auf zu vielen Bällen tanzen<br />
möchte, der muss Walzer, Boogie und Rumba<br />
gleichzeitig tanzen. Das kann nur komisch werden,<br />
insbesondere dann, wenn man eigentlich gar nicht auf<br />
Bällen tanzen möchte.<br />
Im Spitzensport wie im Leben gilt auch: Wer verkrampft,<br />
wird nicht gewinnen. Eine gewisse Lockerheit<br />
braucht es wohl auch für starke Leistungen.<br />
Welche Rolle spielt für Sie Humor im Leistungssport<br />
und welche im Alltagsdschungel?<br />
BERTHOLD: Humor, gute Laune und Lockerheit sind auf<br />
alle Fälle von hoher Bedeutung. Wir alle brauchen<br />
Pausen, um geistig und körperlich nicht zu ermüden.<br />
Diese Pausen dienen dazu, sich zu erholen, Energie zu<br />
tanken und um ein wenig abschalten zu können.<br />
JEDE HERAUSFORDE-<br />
RUNG IST EIN IMPULS,<br />
MICH WEITER ZU<br />
VERBESSERN.<br />
Bardia Monshi, Mathias Berthold:<br />
Positiv denken allein hilft auch nicht.<br />
Mentale Kraft für den Dschungel des Alltags.<br />
Echomedia Verlag 2019, € 24,90.<br />
In diesen Phasen Spaß zu haben und locker zu sein ist<br />
ein wesentlicher Faktor, um die „Energietankstelle“<br />
optimal zu nutzen. Bei der Ausführung von wichtigen<br />
Tätigkeiten sollte dann der Fokus wieder ganz klar im<br />
Prozess liegen.<br />
MONSHI: Einer meiner wichtigsten Lehrer, Viktor<br />
Frankl, sagte einmal: Das Vernünftigste ist, nicht allzu<br />
vernünftig zu sein. Es ist besser, wir lachen über die<br />
Dinge und uns selbst, bevor wir unter den Dingen<br />
und uns selbst leiden. Humor, olé!<br />
Sie sind Fan der Hard-Rock-Band Nazareth: Hilft auch<br />
eine gewisse „Rock Attitude“ am Weg zum Erfolg?<br />
BERTHOLD: Die Musik von Nazareth hat mich mein<br />
ganzes Leben begleitet. Ich kann mich an keinen Moment<br />
erinnern, bei der die Musik dieser Band keine<br />
Rolle gespielt hat. Der „Rocker“ spielte in gewissen<br />
Momenten sicherlich eine sehr wichtige Rolle, in anderen<br />
Situationen war aber auch schon mal was Beruhigendes<br />
und sogar Melancholisches angesagt. Gott sei<br />
Dank kann Nazareth mit ihrer Vielseitigkeit alle Stimmungen<br />
bedienen. Deshalb würde ich sagen, dass die<br />
„Rock Attitude“ für mich nicht zwingend notwendig<br />
war, die Musik an sich aber immer sehr wichtig war<br />
und immer sein wird.<br />
Foto: Echomedia Verlag<br />
26 <strong>SPORTaktiv</strong>
KOPFSACHE<br />
ZITRONEN<br />
LIMONADE<br />
PETER<br />
GURMANN<br />
Sport- und Gesundheitspsychologe<br />
sowie<br />
Beratungs lehrer in<br />
Klagenfurt. Kontakt:<br />
peter.gurmann@aon.at<br />
Der Pulverschnee spritzt bis über den Helm<br />
hinauf, ein perfekter Skitag in Heiligenblut.<br />
Ein paar Tage später wird der Ort<br />
aufgrund von Erkrankungen am Coronavirus<br />
unter Quarantäne gestellt. Personen, die sich in<br />
Heiligenblut aufgehalten hatten, wurden aufgefordert,<br />
sich zwei Wochen in häusliche Isolation<br />
zu begeben. Meldepflicht bestand für mich nur<br />
beim Auftreten von Symptomen. Wie kann ich<br />
mit einer noch nie erlebten Ausnahmesituation<br />
umgehen? (Tages-)Struktur hilft gegen Chaos,<br />
gibt persönliche Sicherheit und stärkt in Stresssituationen.<br />
Raum, Zeit und Rituale bieten den<br />
äußeren Rahmen, um handlungsfähig zu bleiben<br />
und nicht zu verzweifeln. Die üblichen Schlaf-,<br />
Essens-, Arbeits-, und Bewegungszeiten habe ich<br />
eingehalten. Home-Office fand ausschließlich in<br />
meinem Arbeitszimmer statt. „Projekte“, die ich<br />
aus Zeitgründen aufgeschoben hatte, habe ich in<br />
Angriff genommen. Langeweile kam nicht auf.<br />
Der eingeheizte Kaminofen erhellte unser aller<br />
Gemüter. Bewegungseinheiten am Fahrradergometer<br />
mit anschließender Entspannung in der<br />
Dampfdusche leisteten unschätzbare Dienste für<br />
meine Psyche. Bewusster und limitierter Medienkonsum<br />
halfen, faktenbasiert und schonend informiert<br />
zu werden. Der Familien-Mini-Krisenstab<br />
tagte täglich: Wie geht es jedem Einzelnen?<br />
Wer braucht was? Dabei haben wir den Fokus<br />
auch auf Positives gelenkt. Wenn das Leben<br />
dir eine Zitrone gibt, frag nach Tequila und Salz.<br />
Dazu ein Filmtipp: In „Ein Mann kämpft allein“<br />
läuft der zu lebenslanger Haft verurteilte Murphy<br />
im Hof des Folsom-State-Gefängnisses seine<br />
Runden. Viele Nebenrollen waren mit wirklich<br />
Verurteilten besetzt. Am Ende kommt es zum alles<br />
entscheidenden Lauf über eine Meile. Nach<br />
der Ziellinie blickt Murphy auf seine Handstoppuhr<br />
und schmettert sie gegen die Mauer …<br />
Das<br />
Etappenrennen<br />
auf dem<br />
Weg zum<br />
Gardasee!<br />
10.-13. Juni<br />
JAHR 2<br />
Imst<br />
Wenns<br />
Ried/Oberinntal<br />
Pfunds<br />
Nauders<br />
pro Etappe<br />
26-27 Km<br />
1.400-1.900 Hm
AUS<br />
PRO<br />
BIERT<br />
FIT<br />
EIN SHIRT FÜR ALLE<br />
JAHRESZEITEN, EINE BRILLE<br />
FÜR SCHWIERIGE NASEN<br />
UND LAUFSCHUHE AUS<br />
RESTEN VON REIS,<br />
BANANE UND ZUCKER.<br />
VON CHRISTOPH HEIGL<br />
UND CHRISTOF DOMENIG<br />
MEINE ZWEITE HAUT<br />
Eigentlich war ich beim Sport nie der Freund von<br />
Funktionsunterwäsche. Das hatte so was Mundl-<br />
Sackbauer-mäßiges, wöööah. „Heast, bist wo<br />
au’grennt???“, hätte mir der Mundl wohl zugerufen.<br />
Aber meine Einstellung hat sich geändert, seit von<br />
DOWE das Kurzarmshirt der „Ultra Series Underwear“<br />
im Schrank liegt (UVP € 79,–). „Kühlt im Sommer, wärmt<br />
im Winter“, lautet das multifunktionelle Versprechen der<br />
Hightech-Fasern. Und so komisch es klingt, es funktioniert.<br />
Das Shirt wird im Winter getragen, beim Skifahren,<br />
Skitourengehen, Laufen, Biken. Im Sommer beim Rennradfahren<br />
selbst unter engen Trikots. Ob kalt oder warm,<br />
es fühlt sich auf der Haut einfach immer perfekt an.<br />
Wie das geht? 3D-Seamless-Stricktechnologie für perfekte<br />
Passform und Bewegungsfreiheit, sagt DOWE. Eingestrickte<br />
Klimazonen unterstützen die Luftzirkulation<br />
und sorgen bei intensiven Tätigkeiten für ein ausgewogenes<br />
Körperklima, sagt DOWE. FastUltra-S-Faser beschleunigt<br />
den Feuchtigkeitstransport und die Trocknung,<br />
sagt DOWE. Die Faser verhindert die Ausbreitung<br />
von Bakterien und Gerüchen, sagt DOWE. Und ich sage:<br />
Stimmt. Dem ist nach zwei Jahren Dauertest nichts hinzuzufügen.<br />
Der Mundl hat’s immer schon gewusst...<br />
Fotos: Thomas Polzer, DoWe, Christoph Heigl, Christof Domenig<br />
28 <strong>SPORTaktiv</strong>
EIN ZARTES GRÜNEN<br />
VERLEIHT NASENFLÜGEL<br />
Eine neue Brille für Ausdauersportler hat RED BULL SPECT<br />
EYEWEAR am Markt, eigentlich sogar zwei. Die Modelle<br />
FLOW und PACE haben einen baugleichen Rahmen, aber<br />
unterschiedliche Scheibenformen: „Flow“ mit tiefer gezogener<br />
Stirnpartie, „Pace“ mit höherer Front. Was beide Varianten<br />
gemeinsam haben, ist das völlig neuartige Flow-System.<br />
Durch die Loslösung der Brillenscheibe (Linse) vom<br />
Rahmen wird der Effekt eines freischwebenden Brillenglases<br />
erzeugt. Die flexiblen Rahmenteile lassen die Scheibe<br />
bei Erschütterungen frei auf- und abfedern. Beim Laufen am<br />
Anfang etwas ungewohnt, der Laufstil profitiert aber davon.<br />
Das Pace-Modell ist perfekt fürs Rennrad und Biken. Beide<br />
kosten je UVP € 149,–<br />
Die Brille ist extrem leicht (Flow 28 Gramm, Pace 30 Gramm)<br />
und in bislang ungeahntem Maße anpassbar. Die Nasenauflagen<br />
können um gut 15 mm verschoben und mit den flexiblen<br />
Nasenpads in die gewünschte Position gedrückt werden.<br />
Auch die gummierten Bügelspitzen sind dank<br />
Drahtkern formbar. Mit dem S°Lock-Schnellwechsel-System<br />
kann easy zwischen getönter Scheibe und mitgelieferter<br />
Klarsichtscheibe gewechselt werden.<br />
Die französische Marke VEJA fertigt Freizeitschuhe – bisher<br />
zumindest. Denn jetzt gibt es auch den ersten richtigen<br />
Veja-Sportschuh, den Laufschuh Condor. Was Freizeitschuhe<br />
und der neue gemeinsam haben, ist der besonders ökologische,<br />
nachhaltige Ansatz. Der Condor wird als weltweit<br />
erster „Post Petroleum“-Laufschuh vermarktet und bekam<br />
als solcher auf der weltgrößten Sportmesse ISPO auch<br />
gleich einen Award im Laufschuhbereich.<br />
Das Testexemplar sticht also aus der Masse heraus. Es<br />
kommen jede Menge Recyclingmaterialien, ökologisch<br />
angebaute Baumwolle (Innenschuhe), aber auch exotisch<br />
klingende Rohstoffe wie Reisabfälle, Bananenöl und<br />
Zuckerrohr (in der Zwischensohle) zum Einsatz. Nachteil<br />
merkt man keinen: weder, wenn man den Schuh aus der<br />
Schachtel nimmt und begutachtet noch beim Reinschlüpfen<br />
noch beim Tragen im Alltag und auch nicht beim<br />
Laufen. Der Condor fühlt sich etwas härter an als mancher<br />
aktuelle Laufschuhkonkurrent, aber da gibt es ja unterschiedliche<br />
Philosophien und Vorlieben.<br />
Veja hat jedenfalls nicht einfach seinen Freizeitschuhen eine<br />
Laufschuhoptik verpasst, sondern viel Entwicklungsarbeit in<br />
den Schuh gesteckt und auf das Know-how von erfahrenen<br />
Laufschuhentwicklern zurückgegriffen – wurde beim Veja-<br />
Stand auf der ISPO versichert. Optisch ist der Schuh fesch,<br />
gerade in Blau-Türkis, dabei eigenständig und sogar alltagstauglich.<br />
Und mit € 140,– ist er auch nicht teurer als<br />
gängige Laufschuhe. Wäre schön, wenn der Übergang ins<br />
postfossile Zeitalter überall so klaglos funktioniert.<br />
Fazit: Der Schreiber dieser Zeilen hat eine etwas – sagen<br />
wir höflich – „komplexe“ Nasenform. Noch nie ist auf seinem<br />
Riechorgan eine Brille besser gesessen. Die flexiblen<br />
Nasenflügel sind ein Hit, optisch und funktionell sind die<br />
Brillen von Red Bull sowieso in der Königsliga daheim.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
29
SHAKE DICH SLIM<br />
Abnehmen mit Geschmack:<br />
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Römerquelle 63,00 132,00<br />
Vöslauer 40,70 112,00<br />
Peterquelle 39,00 159,00<br />
Preblauer 18,50 109,00<br />
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menschlichen Körper verhält es sich<br />
ähnlich: Wird regelmäßig Sport<br />
betrieben, dann soll nur hochwertiger<br />
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<strong>SPORTaktiv</strong><br />
31
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Foto: ©Jorge Antonio / iStockphoto<br />
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hätten sollen, wurden vorsorglich<br />
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<strong>SPORTaktiv</strong><br />
33
180 SCHRITTE PRO MINUTE<br />
GELTEN ALS IDEALE SCHRITT-<br />
FREQUENZ BEIM LAUFEN – HÖRT<br />
MAN ZUMINDEST OFT. WAS<br />
IST DRAN AN DIESER THEORIE?<br />
WELCHE SCHLÜSSE KÖNNEN<br />
HOBBYLÄUFER DARAUS ZIEHEN?<br />
VON CHRISTOF DOMENIG<br />
DEM<br />
MYTHOS<br />
AUF DER SPUR<br />
180<br />
Das ist schon zackig. In der<br />
Musik sind 180 Beats pro<br />
Minute, drei pro Sekunde,<br />
eindeutig auf der schnellen<br />
Seite. Manche Läufer-Playlists<br />
im Internet werden nach dem<br />
180er-Beat zusammengestellt, Katy<br />
Perrys „Roar“, Papa Roachs „Last Resort“<br />
oder Michael Jacksons „They<br />
don’t care about us“ wirft Google als<br />
dafür passende Laufsongs aus. Also<br />
einfach mal die Laufschuhe anziehen,<br />
Kopfhörer aufsetzen und mit den<br />
Schritten mittrommeln.<br />
Ob man so die Laufstrecke ideal<br />
rockt? In Triathlonkreisen zum Beispiel<br />
wird Schrittfrequenz 180 manchmal<br />
als geradezu mythische Zahl angesehen.<br />
Die Schrittfrequenz (auch „Kadenz“<br />
genannt) ist aber auch deswegen<br />
stärker ins Blickfeld gerückt, weil heute<br />
fast alle Sportuhren mit Bewegungssensoren<br />
ausgestattet sind und den<br />
Durchschnittswert nach Laufrunden<br />
anzeigen. Eine 180er-Frequenz erreichen<br />
nur wenige Hobbyläufer, üblich<br />
sind eher 160. Oder noch weniger.<br />
Der Schluss, der auch in Trainings-<br />
Apps öfters einprogrammiert ist: Die<br />
Schritte seien „zu lang“, es wird zu<br />
stark „über die Ferse“ gelaufen, Energie<br />
gehe beim Auftritt verloren. Der<br />
Laufstil sei insgesamt unökonomisch<br />
und der Fersenauftritt ungesund, weil<br />
gelenksbelastend. Höchste Zeit, an seiner<br />
Schrittfrequenz zu arbeiten. Und<br />
sich dem Ziel 180 anzunähern.<br />
Zwei unserer Lauf experten, Kurt<br />
Steinbauer und Stefan Spirk, sehen solche<br />
Pauschalempfehlungen durchaus<br />
kritisch. Weil sie unzulässig vereinfachen.<br />
Die wissenschaftliche Studienlage<br />
zur Schrittfrequenz ist jedenfalls widersprüchlich:<br />
180 galt lange als<br />
durchschnittliche Anzahl von Bodenberührungen<br />
unter Topathleten. Ob<br />
das auf Freizeitläufer einfach umzulegen<br />
ist, darf hinterfragt werden. Eine<br />
noch recht junge finnische Studie hat<br />
außerdem festgehalten, dass es auch<br />
unter Weltklasseathleten sehr unter-<br />
Fotos: iStock, Kurt Steinbauer, Stefan Spirk<br />
34 <strong>SPORTaktiv</strong>
schiedliche Schrittfrequenz-Typen gibt. In der<br />
Marathon-Weltklasse (Läufer mit Laufzeit unter<br />
2:08 Stunden) reiche das Spektrum von<br />
156 bis zu 187 Schritten pro Minute, zitierte<br />
das Magazin „Runner’s World“ aus der finnischen<br />
Studie von Eeli Paunonen.<br />
Kurt Steinbauer kennt eine weitere interessante<br />
Untersuchung: In einem<br />
10.000-m-Rennen mit Weltrekordhalter<br />
Kenenisa Bekele wurde festgestellt, dass drei<br />
Topleute mit drei deutlich unterschiedlichen<br />
Schrittfrequenzen das Rennen bestritten:<br />
Einer hochfrequent, einer mit niedriger<br />
Kadenz und einer mit mittlerer. Im Finish<br />
setzte sich jener Läufer durch, der in der<br />
Lage war, sein Tempo über die Schrittfrequenz<br />
noch zu beschleunigen – und nicht<br />
jener, der schon das gesamte Rennen mit<br />
hoher Frequenz bestritten hatte.<br />
Kurze versus lange Schritte<br />
Grundsätzlich gesprochen gibt es mit<br />
Schrittlänge und Schrittfrequenz also zwei<br />
„Stellschrauben“, um die Laufgeschwindigkeit<br />
zu regulieren. Was besser ist – hohe Frequenz<br />
und eher kurze Schritte, oder niedrigere<br />
Frequenz und eher längere Schritte –<br />
das lässt sich pauschal nicht beantworten.<br />
MAG. KURT<br />
STEINBAUER<br />
ist Sportwissenschafter,<br />
Leistungsdiagnostiker und<br />
Lauftrainer in Graz und<br />
Deutschlandsberg (St).<br />
www.spiritofsports.at<br />
MAG. STEFAN<br />
SPIRK<br />
ist Sportwissenschafter<br />
und Leistungsdiagnostiker<br />
sowie Athletik- und<br />
Volleyballtrainer in Graz.<br />
www.sportchirurgieplus.at<br />
Dass Schrittfrequenz 180 jedoch auch bei<br />
langsamem Tempo grundsätzlich möglich<br />
ist, zeigt sich im Extremen an der japanischen<br />
„Slow Jogging“-Bewegung (siehe:<br />
www.slowjogging.de). Selbst Laufeinsteiger<br />
sollen dabei mit 180 bis 190 Schritten pro<br />
Minute laufen – im Geh tempo und mit<br />
Mini-Trippelschritten. „Slow Jogging“ soll<br />
einen erhöhten Muskeleinsatz und damit<br />
Kalorienverbrauch im Vergleich zum<br />
(gleich schnellen) Gehen bringen, bei zugleich<br />
extrem geringer Stoßbelastung. „Das<br />
stimmt alles schon“, meint Stefan Spirk,<br />
„dafür schränkt man sich mit so einem<br />
Laufstil in seinem Bewegungsumfang extrem<br />
ein. Und eingeschränkte Beweglichkeit<br />
erhöht wiederum erst recht die Verletzungsanfälligkeit.“<br />
Den generellen Schluss, kurze Schritte<br />
seien besser als lange, weil damit der Fersenauftritt<br />
vermieden wird, können Steinbauer<br />
und Spirk auch nicht unterschreiben:<br />
„Nachdem beim Fersenauftritt in einer dynamischen<br />
Laufbewegung das Bein schon<br />
in der Rückwärtsbewegung ist, ist die Stoßbelastung<br />
bei Weitem nicht so groß, wie es<br />
oft dargestellt wird. Auch das gern gebrachte<br />
Argument des Energieverlusts durch den<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
35
STATT DIE SCHRITTFREQUENZ<br />
EINFACH ZU ERHÖHEN, SOLLTE<br />
ES DAS ZIEL VON LÄUFERN SEIN,<br />
DIE SCHRITTLÄNGE WIE AUCH DIE<br />
FREQUENZ ÖFTER ZU VARIIEREN.<br />
‚bremsenden‘ Fersenaufsatz ist damit<br />
nicht haltbar. Bewiesen ist vielmehr,<br />
dass die Verletzungsgefahr höher ist,<br />
wenn man sehr hochfrequent über den<br />
Vorfuß läuft“, sagt Steinbauer. Nicht<br />
umsonst habe Haile Gebrselassie beim<br />
Wechsel vom 10.000-m-Bahnlauf zum<br />
Marathon vom Vorfußlaufen auf einen<br />
„abrollenden“ Stil umgelernt.<br />
Andererseits gebe es natürlich auch<br />
Läufer, die mit zu langen Schritten<br />
(und daher zu geringer Frequenz) laufen<br />
und damit ihrem Körper hohe<br />
Stoßbelastungen zumuten. Eine<br />
Schrittfrequenz von 160 sei wohl als<br />
unterer Bereich, der noch empfohlen<br />
werden kann, anzusehen, sagt Steinbauer.<br />
So wie 195 wohl eine Obergren-<br />
TRAININGS- TIPPS<br />
Mit Sportuhren lässt sich die Schrittfrequenz heute einfach messen, sonst kann man auch so vorgehen: Dreimal<br />
eine Minute auf einer ebenen Strecke laufen und die Zahl der Auftritte mitzählen. Mit dem ermittelten Durchschnittswert<br />
hat man einen passablen Anhaltspunkt.<br />
Um seinen Laufstil auf eine höhere Schrittfrequenz umzustellen, empfiehlt Kurt Steinbauer, zunächst auf die<br />
Laufbahn zu gehen und zu versuchen, 1000-m-Läufe mit einer höheren Frequenz zu bestreiten. Selbst wenn das<br />
Lauftempo dabei nicht über dem Gewohnten liegt, wird die körperliche<br />
Belastung zunächst erhöht sein: „Man verlässt seine Komfortzone“, sagt<br />
Stefan Spirk – doch auf Sicht bringt jeder Ausbruch aus den „eingefahrenen“<br />
Mustern Vorteile.<br />
Durchs Laufen im Gelände statt auf der Straße erhöht sich auch meist bereits<br />
die Schrittfrequenz. Und auch mit Musik mit 180 bpm zu laufen, kann<br />
hilfreich sein.<br />
Um eine bessere Laufleistung zu erreichen, sollte aber auch eine<br />
Schrittlängen entwicklung in Betracht gezogen werden. Das funktioniert<br />
über muskuläre Entwicklung, aber auch Technikübungen wie den Sprunglauf.<br />
Nur zur Veranschaulichung, welches Potenzial in der Schrittlänge<br />
steckt: Weltklassemarathonläufer unterscheiden sich von Hobbyathleten<br />
in erster Linie durch ihre 1,80 bis 2 Meter langen „fliegenden“ Schritte ...<br />
36 <strong>SPORTaktiv</strong>
ze sei, über der ein Laufstil im Dauerlauf<br />
zu energieraubend werde. Aber<br />
eben nicht pauschal. Die Lauftechnik<br />
müsste beachtet werden, der muskuläre<br />
Zustand sowie jener des Bindegewebes<br />
und etliche weitere Faktoren.<br />
Wenn die Uhr einem Hobbyläufer<br />
nach dem Long Jog eine Schrittfrequenz<br />
von 155 bescheinige und dieser<br />
seit vielen Jahren beschwerdefrei laufe,<br />
dann müsse sich dieser keine akuten<br />
Sorgen wegen zu hoher Stoßkräfte<br />
machen. Was sich stattdessen empfehlen<br />
lasse: In einem Laufseminar mit<br />
einem qualifizierten Trainer den Laufstil<br />
im Gesamten anschauen und danach<br />
bei Bedarf an einer Verbesserung<br />
arbeiten. Wenn nötig, auch der<br />
Schrittfrequenz.<br />
Variation gefragt<br />
Bei all dem lässt sich dennoch eines<br />
auch ganz allgemeingültig festhalten:<br />
Mit seiner Schrittfrequenz ebenso wie<br />
mit seiner Schrittlänge zu experimentieren<br />
und beides im Training öfters<br />
zu variieren, zahlt sich für jeden Läufer<br />
aus. Unabhängig von der Leistungsklasse.<br />
Das Schlüsselwort heißt<br />
eben: Variation. „Statt die Schrittfrequenz<br />
einfach zu erhöhen, sollte es<br />
Ziel von Läufern sein, sowohl die<br />
Schrittlänge als auch die Frequenz zu<br />
variieren – und das dann auch jederzeit<br />
abrufen zu können“, bilanziert<br />
Steinbauer. Wie man dorthin kommen<br />
kann, lest ihr im Kasten.<br />
Die Praxis vieler Hobbysportler<br />
zeigt übrigens, dass bei schnellerem<br />
Lauftempo automatisch auch die<br />
Schrittfrequenz mit ansteigt. Weil für<br />
eine Tempoerhöhung über längere<br />
Schritte zuerst die muskulären Voraussetzungen<br />
gegeben sein müssen<br />
und eine Tempobeschleunigung über<br />
die Frequenz grundsätzlich leichterfällt.<br />
Letztlich gilt wie stets im Sport:<br />
Abwechslung hilft, weil man so unterschiedliche<br />
Strukuren und Muskelgruppen<br />
erreicht und ganz generell<br />
den Körper auf unterschiedliche Art<br />
und Weise belastet. Weil sie ständig<br />
neue Trainingsreize bietet, Läufer vielseitiger<br />
macht und die individuellen<br />
Möglichkeiten erweitert. Jede Form<br />
von Gleichförmigkeit stumpft ab und<br />
verhindert ab einem gewissen Punkt<br />
den Trainingsfortschritt. Und das gilt<br />
auch so bei der Schrittfrequenz: Abwechslung<br />
ist gefragt – statt immer<br />
nur 160 oder auch „nur“ 180.<br />
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<strong>SPORTaktiv</strong> 37<br />
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Schüler- &<br />
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16. JUNI <strong>2020</strong><br />
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ACHT BRÜCKEN UND EIN HEXENKESSEL<br />
Seinen runden 20. Geburtstag wird der Leobersdorfer<br />
Fortuna Brückenlauf angesichts Corona erst 2021 feiern.<br />
NIEDERÖSTERREICH. Mehr als 2000 Läufer werden am<br />
1. Mai 2021 in Leobersdorf erwartet und noch mal so viele<br />
Fans werden die Läufer über die 10 km und alle acht Ortsbrücken<br />
pushen. Alle Finisher bekommen einen Laufgürtel<br />
geschenkt. Viel Spaß versprechen die McDonald’s Family<br />
Fun Days und die 3er-Staffel. Ein 5-km-Nordic-Walking<br />
sowie Jugendläufe stehen ebenfalls auf dem Programm.<br />
Gratis-Kaiserschmarrn, günstige Laufschuhe und buntes<br />
Bühnenprogramm gibt es beim Brückenläufer-Empfang<br />
mit Laufmesse am Vortag. www.brueckenlauf.at<br />
GGUT: GIB DIR DAS TRAILLAUF-ABENTEUER<br />
Der „Großglockner Ultra-Trail“ von 24. bis 26. Juli ist ein<br />
episches Abenteuer rund um Österreichs höchsten Berg.<br />
SALZBURG/OSTTIROL. Es ist Freitag, 24. Juli, kurz vor 22<br />
Uhr, Kaprun. Zart schimmern die Gletscher des Kitzsteinhorns<br />
im Mondlicht. Dorthin startet gleich das einzigartige<br />
Abenteuer im Herzen der Alpen. Voraus liegen 110<br />
km und 6500 hm auf der „Glocknerrunde“ rund um den<br />
Großglockner und durch die wunderschöne Hochgebirgslandschaft<br />
des Nationalparks Hohe Tauern. Auf Teilstrecken<br />
(zwischen 35 und 80 km) oder im Zweierteam kannst du<br />
auch Teile des großen Abenteuers einmal erleben.<br />
www.ultratrail.at<br />
Fotos: Großglockner Ultratrail/Wisthaler, Brückenlauf<br />
HAPPY BIRTHDAY, MOMENTUM!<br />
10 years of success: Der hochfunktionale ANITA ACTIVE Sport-<br />
BH momentum feiert heuer seinen zehnten Geburtstag.<br />
Er feiert in einer stylishen neuen Farbe: Iconic Grey.<br />
Schaut toll aus: Das Obermaterial aus metallisch glänzender<br />
Funktionsware schimmert edel und sorgt gemeinsam<br />
mit dem Innenfutter aus feuchtigkeitsabsorbierendem und<br />
-transportierendem Frottee für ein ausgeglichenes Körperklima.<br />
Der momentum besticht darüber hinaus durch weitere funktionale<br />
Details: atmungsaktive Netzqualitäten auf der Rückenpartie für einen<br />
ultraleichten Tragekomfort sowie nahtlos<br />
geformte, extraweiche Cups, die Bewegungen<br />
der Brust auf ein Minimum reduzieren.<br />
Erhältlich in Cup A-H.<br />
Foto: Anita Acitve<br />
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5 Leserinnen können einen Anita<br />
Active Sport-BH testen. QR-Code<br />
scannen und anmelden, die<br />
Schnellsten kommen zum Zug!<br />
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38 <strong>SPORTaktiv</strong>
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Sommergenuss und einzigartige Urlaubsstimmung im Süden<br />
Österreichs erwartet tausende Laufbegeisterte bei der<br />
19. Auflage von Kärnten Läuft vom 21. bis 23. August <strong>2020</strong>.<br />
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Freitag,<br />
21. August <strong>2020</strong><br />
Gernot Kulis<br />
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WO DER SPORT DIE NR. 1 IST<br />
Wörthersee
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PROBELAUFPODOSKOP,<br />
RONATION,<br />
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Fotos: Gernot Eder, Klaus Molidor, wemove Runningstore<br />
40 <strong>SPORTaktiv</strong>
SCHUHE, SCHUHE, SCHUHE. 18 LAUFSCHUH-<br />
MARKEN ZÄHLT DER MARKT. WIE FINDET MAN<br />
BEI DER SCHIER UNBEGRENZTEN AUSWAHL<br />
DEN RICHTIGEN? DIE BERATUNG MACHT’S.<br />
WORAUF ES DABEI ANKOMMT.<br />
VON KLAUS MOLIDOR<br />
Aller Anfang ist nackt.<br />
Idealerweise. Denn<br />
vor dem Anziehen eines<br />
Laufschuhs steht<br />
einmal das Ausziehen<br />
der Alltagsschuhe und Socken.<br />
Und dann geht es auf das Podoskop.<br />
„Das ist eine Glasplatte, unter<br />
der Spiegel angebracht sind“,<br />
erklärt Werner Lichtenwörther<br />
vom „Wemove Runningstore“ in<br />
Wien. Seit 20 Jahren ist der Niederösterreicher<br />
schon in der Branche<br />
tätig. „Mit dem Podoskop<br />
sieht man auf die Unterseite der<br />
Füße und kann über den Abdruck<br />
schon einmal sehen, wie Längsund<br />
Quergewölbe des Fußes beschaffen<br />
sind und wie es um die<br />
Beinachse bestellt ist.“<br />
So beginnt eine Beratung, wenn<br />
Leute im Geschäft den Wunsch<br />
nach einem Laufschuh äußern.<br />
„Das machen wir eigentlich immer.<br />
Auch bei Stammkunden, die<br />
schon viele Jahre laufen, denn diese<br />
Parameter können sich über die<br />
Jahre durchaus ändern“, sagt Lichtenwörther.<br />
Neben dem statischen<br />
Befund der Füße kommt, wie<br />
beim Arzt, eine Art Anamnesegespräch<br />
dazu. Also: Wie viel jemand<br />
läuft, auf welchem Untergrund,<br />
in welchem Tempo und<br />
welche Ziele er oder sie verfolgt.<br />
„Danach habe ich schon ein Spektrum<br />
an Schuhen im Kopf, die ich<br />
dem Kunden vorschlagen kann.“<br />
Auf den statischen folgt der dynamische<br />
Befund. Sprich: Man<br />
läuft vor einer Kamera, die auf die<br />
Beine fokussiert ist, ein paar Meter.<br />
„Dabei schauen wir nicht nur,<br />
wie der Fuß aufsetzt und was das<br />
Sprunggelenk macht, sondern vor<br />
allem auch, was das Knie macht.“<br />
Der Abdruck auf dem Podoskop sagt<br />
schon einiges über den Läuferfuß aus.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
41
Durch den dynamischen Befund<br />
sieht man dann genau, ob der Läufer<br />
eher einen Stabil- oder Neutralschuh<br />
benötigt. „Dafür geb ich immer<br />
Schuhe zum Probieren, die wenig<br />
Stütze haben. Dadurch sieht<br />
man besser, ob sie auch benötigt<br />
wird“, erklärt Lichtenwörther. Sonst<br />
würden viele Läufer bei einem Stabilschuh<br />
landen, ohne ihn wirklich<br />
zu benötigen. Zu viel Stütze kann<br />
auch falsch sein. „Das ist heute ganz<br />
anders als vor 10, 15 Jahren. Damals<br />
war es ein Verkaufsargument zu sagen,<br />
dass der Schuh eine starke Stütze<br />
hat.“<br />
In dieser Zeit wurde bei der Beratung<br />
auch hauptsächlich auf das<br />
Sprunggelenk geschaut. „Ist es nach<br />
innen gekippt, hieß es gleich: Stabilschuh“,<br />
erinnert sich der 42-Jährige.<br />
Erst vor ein paar Jahren hat sich die<br />
Doktrin geändert und es wird geschaut,<br />
ob das Knie gerade über<br />
dem Fuß bleibt. „Hat jemand<br />
O-Beine und geht das Knie tendenziell<br />
nach außen, gleicht die nach innen<br />
gerichtete Bewegung des<br />
Sprunggelenks das Ganze aus und<br />
du bist mit einem Neutralschuh bestens<br />
bedient.“<br />
Was den Stabilschuh-Boom ziemlich<br />
beendet hat. „Der hatte sicher<br />
auch damit zu tun, dass man auf<br />
Laufbändern mehr zur Pronation,<br />
also zum Nach-innen-Knicken neigt<br />
als auf der Straße“, sagt Lichtenwörther.<br />
Darum lässt er seine Kunden<br />
auch auf einer kleinen Laufbahn<br />
im Geschäft laufen. Das ist dann so,<br />
wie man selbst im Freien laufen<br />
würde, und keine Laborsituation.<br />
Die dynamische Analyse schränkt<br />
das Spektrum an möglichen Schuhen<br />
dann weiter ein. Schließlich<br />
bleiben vier, fünf Modelle übrig.<br />
„Am Ende entscheidet dann das Gefühl“,<br />
sagt Lichtenwörther. „Zu dem<br />
Zeitpunkt probierst du Modelle, die<br />
man von der Beratungsseite alle für<br />
WERNER<br />
LICHTENWÖRTHER<br />
ist Geschäftsführer vom<br />
Wemove Runningstore in<br />
Wien und seit 20 Jahren<br />
in der Branche tätig<br />
AUF DEM<br />
LAUFBAND<br />
NEIGT MAN<br />
MEHR ZUM<br />
NACH-INNEN-<br />
KNICKEN<br />
ALS AUF DER<br />
STRASSE.<br />
deinen Fuß, deinen Laufstil und<br />
deine Ambitionen empfehlen kann.<br />
Jeder empfindet aber etwas anderes<br />
als gut, bequem, richtig.“ Das lasse<br />
sich nicht über einen Kamm scheren.<br />
Einen Unterschied macht da<br />
auch die Schuhgröße. Es ist ein Unterschied,<br />
ob sich, sagen wir, 80 Kilogramm<br />
auf einen Schuh in Größe<br />
42 oder 46 verteilen. Da fühlt sich<br />
dasselbe Modell mal härter, mal<br />
weicher an.“<br />
Die richtige Schuhwahl braucht<br />
auch vor allem eines: Zeit. 30 Minuten<br />
sollte man dafür schon einplanen.<br />
„Es gibt aber auch Stammkunden,<br />
mit denen man sich über Trainings<br />
und Pläne unterhält, da<br />
kommt es schon vor, dass jemand<br />
auch eineinhalb Stunden hier ist.<br />
Einen Mythos entzaubert Lichtenwörther<br />
übrigens auch. Nämlich<br />
den, dass es sinnvoll ist, seinen alten<br />
Laufschuh zur Beratung mitzubringen.<br />
„Natürlich kann das interessant<br />
sein. Aber alle nutzen sich von der<br />
Außenseite der Ferse zuerst ab. Von<br />
der Abnützung auf einen Stil zu<br />
schließen, ist nicht wirklich möglich.<br />
Oder besser: Mit dem Podoskop<br />
und der dynamischen Analyse<br />
sieht man es viel besser.“<br />
42 <strong>SPORTaktiv</strong>
JEDER EMPFINDET<br />
ETWAS ANDERES<br />
ALS GUT, RICHTIG<br />
UND BEQUEM.<br />
Die große Konkurrenz zur ausführlichen<br />
persönlichen Beratung ist freilich<br />
das Internet. „Natürlich findest du jeden<br />
Schuh irgendwo im Netz mit Sicherheit<br />
billiger als im Fachhandel“, sagt Lichtenwörther.<br />
Dass sich Leute bei ihm im<br />
Geschäft beraten lassen und mit dem<br />
Wissen dann online bestellen, „kommt<br />
schon vor“, sagt er. „Aber zu einem sehr,<br />
sehr geringen Prozentsatz.“<br />
Manche Kunden kommen auch mit<br />
detaillierten Vorstellungen von einem<br />
Modell, weil sie sich im Internet schon<br />
ausführlich vorinformiert haben. „Das<br />
ist ein bisschen wie beim Autokauf“,<br />
schmunzelt Werner Lichtenwörther. In<br />
jedem Fall bittet er auch solche Kunden<br />
einmal über den Tellerrand zu blicken<br />
und zumindest ein zweites oder drittes<br />
Modell zu probieren. „Viele schwenken<br />
dann um.“<br />
Und nehmen einen Schuh mit nach<br />
Hause, den sie ausführlich ausprobiert<br />
haben und der ihnen nicht nur Spaß am<br />
Laufen bringt, sondern womöglich auch<br />
Verletzungen erspart. Weil er eben nicht<br />
nur für den Fuß passt, sondern auch<br />
zum Läufer.<br />
Bei der dynamischen Analyse zeigen sich Fußaufsatz, sowie<br />
Bewegung von Sprunggelenk und – ganz wichtig – Knie.<br />
BUFF ® is a registered trademark property of Original Buff, S.A. (Spain)<br />
www.buff.com<br />
www.epmsports.at
Hätte man es wissen müssen?<br />
Hätte ein Blick in den Streckenplan<br />
genügt? Hätte man<br />
über die rund 700 Höhenmeter informiert<br />
sein können, die auf der Strecke<br />
lauerten, wenn man sich nur früh genug<br />
darum gekümmert hätte? Aber wozu<br />
sich mit winzigen Details aufhalten,<br />
wenn es an einen der großen geopolitischen<br />
Brennpunkte geht? Jerusalem:<br />
Die 900.000-Einwohner-Stadt ist Wiege<br />
von Weltreligionen – und ihr Brandherd.<br />
Sie ist machtbewusste Metropole<br />
des Nahen Ostens – und eines seiner instabilsten<br />
Zentren. Sie ist Sehnsuchtsort<br />
von Gläubigen aus allen Teilen der Erde<br />
– und Schauplatz von wilden Verwünschungen.<br />
Zumindest an diesem<br />
März-Vormittag. Der Grund? Es geht<br />
bergauf. Schon wieder. Hätte man sich<br />
diese topografische Überraschung nun<br />
ersparen können? Ein deutliches: Naja.<br />
Zum einen war ein klares Streckenprofil<br />
vorab nicht zu bekommen. Zum anderen<br />
hätte man nur entweder die Bibel lesen<br />
(schon dort ist von sieben Hügeln<br />
die Rede, die zu Zeiten Jesu außerhalb<br />
der Stadtmauern lagen), von Kreuzworträtseln<br />
lernen (die Frage nach zumindest<br />
einem der Hügel ist Standard, meist Gareb,<br />
der Ölberg oder Golgota) oder einfach<br />
bei der Stadtführung am Tag vor<br />
dem Rennen aufpassen müssen.<br />
Fotos: Ingo Kutsche<br />
44 <strong>SPORTaktiv</strong>
42 Kilometer durch<br />
die Metropole<br />
dreier Weltreligionen.<br />
Der Jerusalem-Marathon<br />
ist<br />
alles andere als<br />
gewöhnlich.<br />
DIE KULISSE GEHÖRT ZU DEN HISTORISCH WUCHTIGSTEN<br />
DER WELT. DAS MACHT DEN JERUSALEM-MARATHON<br />
ZWAR NOCH NICHT ZU EINEM DER SCHÖNSTEN, ABER<br />
MIT SICHERHEIT ZU EINEM DER SELEKTIVSTEN STADT-<br />
MARATHONS. DAFÜR SORGEN KNAPP 700 HÖHENMETER.<br />
VON KLAUS HÖFLER<br />
KLAGEN<br />
ABSEITS DER<br />
KLAGEMAUER<br />
So aber ist es für einige der 4600 Läufer,<br />
die an diesem März-Freitag im Jahr<br />
1 v. C. (vor Corona) an den Start gehen,<br />
ein Blindflug. Ein Marathon an einem<br />
Freitag? Noch so eine Besonderheit.<br />
Aber es gelten die jüdischen Alltagsregeln:<br />
Freitagabend beginnt der Sabbat,<br />
vergleichbar mit „unserem“ Sonntag. Da<br />
wird für 24 Stunden das öffentliche Leben<br />
heruntergefahren, nicht gearbeitet,<br />
darf kein Feuer oder Licht oder Wärme<br />
gemacht, dürfen also auch keine elektrischen<br />
Geräte bedient werden. Marathonstart<br />
daher Freitagfrüh. Um sieben<br />
Uhr in der Früh. Der Tag schläft noch.<br />
Aber im Sacher-Garden, einer großzügigen<br />
Parkanlage mitten im Regierungsviertel<br />
herrscht schon Betriebsamkeit.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
45
Viel Geschichte, viel bergauf,<br />
aber auch viele grandiose<br />
Ausblicke machen den Marathon<br />
in Jerusalem besonders.<br />
Die Knesset, das israelische Parlament,<br />
und das stattliche Gebäude des Gerichtshofs<br />
liegen in unmittelbarer Nähe.<br />
Gleich zu Beginn bekommt man einen<br />
Vorgeschmack auf das, was noch<br />
kommt: Hügel. Jener auf der Schleife<br />
rund um den Giv’at Ram-Campus der<br />
Hebräischen Universität und der Nationalbibliothek<br />
ist noch milde. Als Belohnung<br />
wartet eine schöne Aussicht auf<br />
die vom renommierten Architekten Santiago<br />
Calatrava gebaute Hängebrücke<br />
der Straßenbahn, wegen ihres Designs<br />
„Weiße Harfe“ genannt, und eine rasante<br />
Bergab- Passage Richtung New Gate.<br />
Bis vor 50 Jahren verlief hier die Grenze<br />
zwischen Jordanien und Israel. Die hier<br />
gutgemachte Zeit „frisst“ aber schon der<br />
nächste Anstieg.<br />
Linkerhand zunächst das Rathaus und<br />
dann ein Wohnviertel orthodoxer und<br />
ultraorthodoxer Juden. Sie schlendern<br />
desinteressiert am Sportgehechel draußen<br />
auf der breiten Allee auf den Gehsteigen<br />
dahin. Leicht zu erkennen an ihren<br />
dunklen, knielangen Mänteln samt<br />
weißen Hemden, mit großen, schwarzen<br />
Hüten und sich unter der breiten Krempe<br />
herausdrechselnden Locken.<br />
Es geht Richtung Norden, hinaus zum<br />
nächsten Uni-Campus: jenem der Hebrew<br />
University am Mount Scopus.<br />
Mount? Berg? Heißt nicht nur so, fühlt<br />
sich auch so an. Man will nicht klagen,<br />
aber einen echten Laufrhythmus zu finden,<br />
ist fast unmöglich. Motivation von<br />
Zuschauern zu tanken, ist in diesem Abschnitt<br />
der Strecke unmöglich. Es gibt<br />
nämlich so gut wie keine. Das liegt auch<br />
daran, dass die hier lebenden Palästinenser<br />
kaum Interesse am Lauf haben, bei<br />
der Premiere aus politischen Gründen<br />
sogar zu einem Boykott der Veranstaltung<br />
aufgerufen hatten. Zudem ist der<br />
Lauftag ein Freitag, der arbeitsfreie Tag<br />
der arabischen Bevölkerung. Da haben<br />
sie Besseres zu tun.<br />
DIE AUSBLICKE<br />
AUF DIE ALT-<br />
STADT UND<br />
DIE GOLDENE<br />
KUPPEL DES<br />
ISLAMISCHEN<br />
FELSENDOMS<br />
SIND EINZIG-<br />
ARTIG.<br />
Nur jede Menge Läufer begegnen einem<br />
entlang des breiten, als Pendelstrecke<br />
geführten Boulevards rauf zur Universität.<br />
Hinauf schnaufen sie, hinunter<br />
lächeln sie. Verständlich: Die Ausblicke<br />
auf die Altstadt und die in der Morgensonne<br />
funkelnde, stadtbildprägende goldene<br />
Kuppel des islamischen Felsendoms<br />
sind einzigartig.<br />
Und noch etwas sieht man hier deutlich:<br />
die enormen Sicherheitsvorkehrungen.<br />
Wie viel Personal Polizei, Militär<br />
und Sicherheitsdienste für die Veranstaltung<br />
abgestellt haben, verraten die Organisatoren<br />
nicht. Es dürften mehr sein,<br />
als man mit freiem Auge erkennen kann.<br />
Die, die man sieht, tragen dunkle Uniformen,<br />
martialische Sturmgewehre,<br />
schusssichere Westen – und ein Lächeln<br />
im Gesicht. Ein Foto? „Sure! Where are<br />
you from?“ Die Antwort erstaunt ihn.<br />
Als Österreicher scheint man unter den<br />
40.000 Teilnehmern aus 80 Nationen,<br />
die an diesem Laufwochenende (Kinderlauf,<br />
5k, 10k, Halbmarathon, Marathon)<br />
mitmachen, noch immer als Exot.<br />
Kein Wunder, sind ja auch nur 17<br />
Landsleute am Start.<br />
Nach dem Ausblick folgt der Einblick.<br />
Es geht – runter – Richtung Altstadt.<br />
Und das einzige Mal hinter die geschichtsträchtige<br />
Stadtmauer. Vorbei am<br />
muslimischen und christlichen Viertel,<br />
dem Davidsturm und der modernen<br />
Shoppingmall samt Hotel biegt man<br />
durch das Jaffa-Gate – hinauf – in eine<br />
46 <strong>SPORTaktiv</strong>
verwinkelte Gassen-Schikane im armenischen<br />
Viertel. Danach durchs Zion Gate wieder raus<br />
und wieder runter. Vorbei an König Davids<br />
Grabmal und dem Saal, wo das letzte Abendmahl<br />
stattgefunden haben soll. Dahinter, auf<br />
dem römisch-katholischen Franziskanerfriedhof<br />
am Berg Zion, liegt das Grab von Oskar Schindler<br />
– filmbekannter Menschenretter im Zweiten<br />
Weltkrieg. 3000 Jahre Geschichte auf engstem<br />
Raum. Nur dass sich dieser Raum halt nie eben<br />
zeigt. Man läuft hinunter, nur um unten mit einem<br />
Clown auf Stelzen und eifrig trillerpfeifenden<br />
und singenden Mädchen abzuklatschen und<br />
am Gegenhang wieder raufzulaufen. Keine Bestzeit<br />
jagen, sondern die Strecke mit den Augen<br />
genießen, hatte der Bürgermeister am Vortag geraten.<br />
Er kennt seine Stadt. Der Jerusalem-Marathon<br />
genießt nicht umsonst den Ruf eines der<br />
weltweit schwierigsten Citymarathons. Nach 30<br />
Kilometer wissen die Beine, warum. Dabei wartet<br />
die wahre Prüfung noch.<br />
Wieder zeigt der Höhenmesser nach oben.<br />
Entlang einer aufgelassenen Eisenbahnstrecke –<br />
heute ein lauschiger Spazierweg – schnauft man<br />
Richtung „First Station“, des alten Bahnhofsgebäudes,<br />
das heute ein Museum beheimatet. Irgendwo<br />
zwischen Kilometer 35 und 38, nach<br />
mühsamen Raus-und-wieder-rein-Passagen mit<br />
engen Wendepunkten und kleineren Kuppen,<br />
zeigt Jerusalems Hügellandschaft dann noch einmal,<br />
was sie kann. Und sie kann viel! An ein<br />
Laufen ist jetzt nicht mehr zu denken. Auch die<br />
folgende Downhill-Sektion bringt allerdings<br />
noch keine Erlösung. Bevor es zurück in den Sacher-Park<br />
und Richtung Zielgerade geht, fällt<br />
die Strecke immer wieder kurz ab, um nach der<br />
nächsten Kurve wieder knackig nach oben zu<br />
führen. Bestes Terrain für Intervalltraining, aber<br />
nicht am Ende eines Marathons.<br />
Aber dann! Nach knapp unter dreieinhalb<br />
Stunden eine letzte Unterführung. Der blaue<br />
Teppich der Zielgerade. Eine geballte Faust.<br />
Ein erleichtertes Lachen.<br />
3000 JAHRE GESCHICHTE<br />
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DASS SICH DIESER RAUM<br />
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Knapp 10.000 Teilnehmer und tausende Zuschauer<br />
Streckenführung durch die Innenstadt,<br />
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Infos und Anmeldung: www.grazmarathon.at<br />
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LAUFEN IN WEISS-GOLD<br />
Love it or hate it. ASICS hat seinem neuen EvoRide-Schuh die<br />
Farbkombination Weiß-Gold spendiert – ja, auch für Herren.<br />
Doch der Reihe nach: Der EvoRide ist der Dritte im Bunde der<br />
„Ride“-Familie, die allesamt durch ihre gebogene Außensohlenlinie<br />
auffallen. So ähnlich wie die Rocker-Konstruktion bei<br />
den Skiern. Das soll besonders energieeffizientes Laufen ermöglichen.<br />
Die Biegung merkt man auch im Vergleich mit anderen<br />
Laufschuhen, das Abrollen fühlt sich besonders<br />
„rund“an.<br />
Der erste war der MetaRide, mit 250 Euro preislich im obersten<br />
Segment platziert. Im Vorjahr kam dann der GlideRide um 160<br />
Euro dazu – sozusagen der eher auf Hobbyläufer zugeschnittene<br />
Ableger des MetaRide, der besonders auf langen Strecken<br />
seine Stärken ausspielt. Und nun gibt es den EvoRide um 130<br />
Euro. Der jüngste hat eine etwas weniger stark gebogene Sohlenlinie<br />
als die beiden älteren „Brüder“ und wird vor allem für<br />
schnelle Trainingsläufe angepriesen. Er ist recht leicht und die<br />
Sprengung mit 5 mm gering.<br />
Auf meinen bevorzugt gemütlichen, langen Läufe war mir der<br />
GlideRide in Rot ein treuer Begleiter im Jahr 2019. Der aktuelle<br />
EvoRide fühlt sich ganz ähnlich an – um sein „schnelleres“ Potenzial<br />
zu erspüren, gibt es jedoch wohl geeignetere Tester.<br />
Angenehm ist das Tragegefühl, das vom Obermaterial ausgeht.<br />
Und damit noch einmal zur Farbe: I love it. Wer anders denkt,<br />
kann aus zwei weiteren Farbvarianten auswählen.<br />
EIN STRAHLEND WEISSER<br />
SCHUH, EIN SYMPATHISCHES<br />
SCHAF UND EINE SCHWARZE<br />
JACKE IN DER DUSCHE: DREI<br />
NEUE PRODUKTE FÜR LÄUFER<br />
IM PROBEGALOPP.<br />
VON CHRISTOF DOMENIG<br />
UND KLAUS MOLIDOR<br />
Fotos: Klaus Molidor, Christof Domenig<br />
48 <strong>SPORTaktiv</strong>
EIN HAUCH VON VOLLEM SCHUTZ<br />
DAS SCHAF ALS EHE-RETTER<br />
Es klingt wie der Beziehungsretter schlechthin: ein Shirt, das<br />
man trotz intensiver Beschwitzung durch körperliche Betätigung<br />
mehrmals hintereinander verwenden kann, ohne es zu<br />
waschen und vor allem ohne Geruchsbelästigung. Über Nacht<br />
auslüften, fertig. Merino heißt das Zauberding und ist ja längst<br />
nichts Neues mehr. Neu ist aber, dass es einen Hersteller aus<br />
Österreich gibt, der nichts in Plastik verpackt, alles in Europa<br />
herstellen lässt und die Wolle nur von Merino-Bauern bezieht,<br />
die auf Mulesing verzichten, also auf das narkoselose Entfernen<br />
der Haut rund um den Schwanz der Schafe. SCROC heißt<br />
die Firma, die auch die gesamte Produktionskette nachvollziehbar<br />
herzeigt. Also, rein in das blaue Shirt „Eterea“ um 59,90<br />
Euro. Auf der Haut ist es merinotypisch superweich, beim Laufen<br />
fühlt es sich großartig an. Nicht zu eng, nicht zu weit, nicht<br />
staubtrocken, nicht waschelnass. Nach einer Nacht im Freien<br />
folgt der Härtetest: die Nase der Chefin. „Geht noch“, sagt sie.<br />
Der Ritterschlag für die Wiederverwendung, Ehe gerettet. Wie<br />
viele Laufrunden das so geht, weiß ich noch nicht. Aber wenn<br />
eine Wäsche einspart wird mit einem nachhaltigen Produkt<br />
aus Österreich ist schon viel getan.<br />
Viele Gelegenheiten gab es nicht, die „ODLO Zeroweight Dual<br />
Dry“-Jacke auszuprobieren. Weil der Späterwinter und der<br />
Frühfrühling fast permanent den Regen verweigert haben. Also<br />
hab ich bei einem kurzen samstägigen Regenschauer die<br />
Chance beim Schopf gepackt: Ja, hält dicht.<br />
Der Clou der Jacke um € 249,95 (UVP) ist freilich nicht die<br />
Dichtheit allein, das können andere genauso. Bloß schmort<br />
man bei vielen wasserdichten Laufjacken im eigenen Schweiß,<br />
weil der nur mangelhaft nach außen verdampft. Nicht so hier:<br />
Die Kombination aus Wasserdichtheit und höchster Atmungsaktivität<br />
ist branchenführend, erklären die Schweizer stolz. In<br />
Zahlen: 20.000 mm Wassersäule bei 50.000 g/qm/24 h Dampfdurchlass.<br />
Odlo nennt die Kombination „Dual Dry Waterproof“:<br />
also doppelt trocken – von innen und außen. Für diese technologische<br />
Meisterleistung gab es heuer einen Gold Award auf<br />
der weltgrößten Sportmesse ISPO.<br />
Und dann ist da noch das „Zeroweight“ im Namen: Die<br />
schwarze Jacke ist unglaublich dünn und leicht. Ein Hauch von<br />
schwarzem Nichts, durch das sogar das <strong>SPORTaktiv</strong>-Logo des<br />
Shirts durchscheint. Weil der Schauer über Graz bald wieder<br />
vorbei war, hab ich mich übrigens danach noch probehalber in<br />
die Dusche gestellt, mit Jacke und frischem Shirt darunter,<br />
sanft aufgedreht und so den Regen simuliert. Das Shirt blieb<br />
trocken. Ja, hält dicht.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
49
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Trägerin bei allen sportlichen Aktivitäten kühl und<br />
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Die „DYNAFIT Glockner Ultra Gore-Tex Shakedry“<br />
Jacke ist eine technische Trailrunning-Jacke, die<br />
ultraleichte 150 Gramm wiegt. Sie ist wasserdicht<br />
und extrem atmungsaktiv und verfügt zudem<br />
über ein innovatives ZipOver-Rucksack-System mit<br />
Reißverschluss am Rücken.<br />
www.dynafit.com<br />
PASST ZU DIR!<br />
Der TECNICA Origin ist der erste anpassbare<br />
Trailrunning-Schuh. Die Anpassung erfolgt in<br />
nur 20 Minuten direkt beim Fachhändler. Der<br />
Schuh garantiert jedem Trailrunner das gleiche<br />
Leistungsniveau und die ideale Passform,<br />
unabhängig von Geschlecht oder Anatomie.<br />
www.tecnicasports.com<br />
Fotos: Hersteller
BIKE<br />
Technik – Menschen – Material<br />
Fotos: Manuel Hausdorfer/www.lime-art.at, Atticfilm, Armin Küstenbrück<br />
JAGD AUF 3. WELTREKORD<br />
Christoph Strasser jagt nach dem<br />
Weltrekord über 24 Stunden „Outdoor<br />
Track“. 1000 Kilometer will er<br />
mit 41,7 km/h Schnitt schaffen. Der<br />
Rekord von Marko Baloh steht bei<br />
890 km. Zwei andere 24-h-Rekorde<br />
(896, 941 km) hält Strasser bereits.<br />
www.christophstrasser.at<br />
STEILER ZAHN<br />
Echt steil! Mit einem speziell<br />
präparierten KTM-E-Bike mit<br />
Bosch-Antrieb und Spikereifen fuhr<br />
Ex-ÖSV-Coach Alexander Pointner<br />
den Aufsprung der Olympiaschanze<br />
in Seefeld hinauf – der ist bis zu<br />
33,5 Grad (= 66 %) steil.<br />
www.ktm-bikes.at<br />
DER STAR IN BAD GOISERN<br />
Das große Comeback: Sie holte EM-<br />
Gold, WM-Gold (auch im Marathon<br />
2004 in Bad Goisern), ist Olympiasiegerin.<br />
Nach ihrem Karrierende 2019<br />
lässt es sich Gunn-Rita Dahle-Flesja<br />
(NOR, 47) nicht nehmen, am 18. Juli<br />
wieder bei der Salzkammergut-Trophy<br />
zu starten. www.trophy.at
EIN DOWNHILL-BIKER UND<br />
EIN SKI-FREERIDER SETZEN<br />
SICH AUF IHRE RENNRÄDER<br />
UND FAHREN ALLES AB,<br />
WAS STEIL UND<br />
LEGENDENTRÄCHTIG IST.<br />
MANUEL GRUBER UND<br />
TOM KALCHER HABEN<br />
POSTKUTSCHEN, FERRARIS<br />
UND TEUFELSBRÜCKEN<br />
GESEHEN UND EINE<br />
MEDAILLE BEI EINEM<br />
RENNEN GEWONNEN,<br />
BEI DEM SIE GAR NICHT<br />
GESTARTET WAREN.<br />
VON CHRISTOPH HEIGL<br />
Manuel Gruber ist eigentlich<br />
Downhill-Mountainbiker,<br />
mit einer Silbermedaille<br />
von der Europameisterschaft<br />
2013 im Trophäenschrank.<br />
Tom Kalcher ist Gesellschafter einer<br />
Skischule am Niederalpl (St) und Freerider.<br />
Über ihre gemeinsame Ski-und<br />
Tourenleidenschaft haben sich die beiden<br />
Mürztaler kennengelernt und<br />
spontan ein Rennradprojekt auf die<br />
Beine gestellt: die schönsten Alpenpässe<br />
finden und befahren. „Ich bin als<br />
Downhiller immer schon Rennrad gefahren“,<br />
erzählt Gruber, „aber halt rein<br />
zu Trainingszwecken oder zum Sightseeing<br />
in den Wettkampforten.“ Kalcher<br />
ist ebenfalls Mountainbiker, Rennrad<br />
fährt er aber erst seit Herbst 2018, Pässe<br />
Fotos: Stefan Filzmoser<br />
waren Neuland für ihn. „Nach dem ersten<br />
Mal aufs Niederalpl hatte ich drei<br />
Wochen Fieber“, scherzt er.<br />
Rund 30 Alpenpässe in Österreich,<br />
Italien, Slowenien und der Schweiz<br />
sind die beiden im letzten Sommer abgefahren,<br />
manche von langer Hand geplant,<br />
andere ganz kurzfristig als Wochenendtrip.<br />
Elf Pässe innerhalb von<br />
fünf Tagen waren der Rekordwert des<br />
52 <strong>SPORTaktiv</strong>
KULTIGE KURVEN<br />
Abenteuers, das sich über zwei Monate<br />
erstreckte. Speziell trainiert haben die<br />
beiden Sportler nicht dafür, man muss<br />
aber erwähnen, dass vier-, fünfmal pro<br />
Woche Rad zu fahren für sie „normal“<br />
ist. Den Großglockner haben sie als<br />
ersten Gradmesser gewählt, mit<br />
Nockalmstraße, Predil und Nassfeld<br />
hat sich Gruber Richtung Westen vorgetastet.<br />
DIE TIPPS<br />
„Grundlagentraining ist natürlich wichtig“,<br />
sind sich die beiden bei den Tipps<br />
für Alpenpass-Neulinge einig. Speziell<br />
steile Steigungen zu trainieren, halten sie<br />
hingegen nicht für notwendig. „Es sind<br />
auch nicht alle bekannten Pässe automatisch<br />
steil, manche sind sehr angenehm<br />
zu fahren.“ Beim Radfahren hatten sie<br />
das Tagesgepäck „am Mann“ und am<br />
Rücken in den Trikottaschen, vor allem<br />
genug zu essen und – extrem wichtig –<br />
eine Radjacke für die Abfahrten. „Auch<br />
wenn es unten im Tal sommerlich heiß<br />
ist, bei den Abfahrten von 2000 Metern<br />
runter – vom Timmelsjoch etwa geht es<br />
30 Kilometer nur bergab – brauchst du<br />
immer eine Jacke“, weiß Gruber und berichtet<br />
von unerwartet großer Kälte und<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
53
MANUEL GRUBER<br />
aus Bruck (St) ist Downhill-<br />
Biker, Bikeguide, Trailbauer<br />
und Skilehrer.<br />
gefrorenen Fingern im Hochsommer.<br />
„Dir ist heiß, kalt, du hast Hunger, man<br />
muss damit rechnen, dass es ungemütlich<br />
wird.“ Ende der Saison muss man<br />
auch schon mit Straßensperren wegen<br />
Schneefall und Wintereinbruch rechnen.<br />
TOM KALCHER<br />
aus Mürzsteg (St) ist Gesellschafter<br />
der Skischule „Snowsports121“<br />
am Niederalpl (St) und Freerider.<br />
Als Tipp für Einsteiger empfehlen die<br />
zwei Steirer übrigens die Sella Ronda in<br />
Südtirol und Trentino. „Das sind nur 53<br />
Kilometer mit 1650 Höhenmetern um<br />
das ganze Sella-Massiv. Wunderschön<br />
und relativ flache Steigungen.“<br />
WAS IST DER REIZ?<br />
„Drei Stunden nur bergauf zu fahren, hat<br />
einen besonderen Reiz“, erklären sie. „Es<br />
ist ein Supergefühl, solche Bergetappen<br />
mit eigener Muskelkraft zu schaffen.“<br />
Zehn Kilometer auf Pflastersteinen<br />
durch geschichtsträchtige Landschaften<br />
zu kurbeln, zählt genauso zu den unvergesslichen<br />
Erlebnissen wie der Sprung in<br />
einen Dorfbrunnen oder das Abkühlen<br />
in der Etsch mitten in Meran. Weniger<br />
gut ist das Gefühl der Müdigkeit und die<br />
beginnt bei der Anreise in fern von Autobahnen<br />
gelegene Alpentäler. „Wenn du<br />
neun Stunden im Auto nach Andermatt<br />
sitzt und am nächsten Tag frische Beine<br />
brauchst, ist das nicht zu unterschätzen“,<br />
warnt Gruber. Bei der Wahl des Rennrades<br />
gingen sie mit leichten Modellen des<br />
Trek Emonda SL 7 auf Nummer sicher.<br />
„Essenziell in den Bergen sind für mich<br />
Scheibenbremsen“, sagt Gruber, „bei den<br />
langen Abfahrten sparen sie Kraft und<br />
WER SCHNICKSCHNACK WILL,<br />
SOLL AUTO FAHREN.<br />
bergamont.com
du kannst mit einem Finger bremsen.“<br />
Bergübersetzungen hatten sie nicht montiert,<br />
dafür je zwei 750-ml-Trinkflaschen<br />
mit. „Es gibt sehr viele Brunnen, wo<br />
man sich mit frischem Wasser versorgen<br />
kann.“ In den Trikots steckten Riegel,<br />
Gels und Bananen. Defekte hatten sie<br />
kaum, ein Patschen und ein leerer<br />
Di2-Schaltungsakku („Anfängerfehler,<br />
selber schuld“) waren schon alles. Die<br />
Strecken fuhren sie mit möglichst wenigen<br />
Stopps durch, für Foto- und Drohnenaufnahmen<br />
kamen sie später mit<br />
dem Auto zurück.<br />
Im Sommer ist viel los in den Bergen.<br />
„Motorräder, Oldtimer, Ferraris,<br />
911er-Karawanen, mich hat das aber nie<br />
gestört“, sagt Gruber. Und natürlich<br />
fahren sehr, sehr viele Radfahrer die Pässe<br />
ab. „Alte, Junge, Hobbyfahrer, Vollprofis,<br />
sogar das Elite-Team von<br />
Jumbo-Visma haben wir beim Training<br />
gesehen. Und interessanterweise kaum<br />
E-Biker.“ Grubers Highlight: Er kam an<br />
einem Pass unerwartet in den Zieleinlauf<br />
eines Schweizer Alpenbrevets, eine sehr<br />
beliebte Jedermann-Radrennserie. „Ich<br />
hab gleich gesagt, dass ich kein Teilnehmer<br />
bin, habe aber eine Finisher-Urkunde<br />
und eine Goldmedaille um den Hals<br />
bekommen, irre!“<br />
Besonders eingebrannt haben sich bei<br />
Gruber und Kalcher die Erinnerungen<br />
an drei „Legenden“ unter den Pässen,<br />
Gotthard, Stelvio und Zoncolan:<br />
GOTTHARDPASS<br />
SUI, 2107 Meter hoch, zwischen<br />
Andermatt und Airolo<br />
„Ich habe kurz davor zufällig im TV eine<br />
Doku über den Gotthardpass und seine<br />
Geschichte gesehen“, erzählt Gruber.<br />
Alles dann mit eigenen Augen zu erleben<br />
und zu begreifen, hat ihn nachhaltig<br />
begeistert. „Du siehst im TV diese<br />
wunderschöne alte Pferdepostkutsche,<br />
die mit Touristen fährt, und Tage später<br />
hörst du vor dir ihre Glocken läuten<br />
und die Pferdehufe auf den Pflastersteinen.<br />
Ich kannte den Hinweis: ‚Die<br />
Pferde immer bergseitig!‘ – also sind wir<br />
brav auf die andere Straßenseite<br />
ausgewichen.“ Auch die der Legende<br />
nach vom Teufel errichtete „Teufelsbrücke“<br />
und den genialen Trick der Urner<br />
Bevölkerung mit der Ziege kannte<br />
Gruber. Der Teufel hatte nämlich der<br />
Sage nach als „Belohnung“ für seinen<br />
Brückenbau eingefordert, dass der Erste,<br />
der die Brücke überquert, ihm gehöre.<br />
Ein schlauer Bauer hatte die Idee: Man<br />
schickte eine Ziege. Da hat der Teufel<br />
ziemlich gewütet, seine Brücke wieder<br />
zerstört und er ist zornig wieder in die<br />
Hölle abgedampft. „Wenn man den<br />
Background kennt, sind die Pflastersteine,<br />
die Postkutsche und die Teufelsbrücke<br />
noch viel geilere Erlebnisse.“<br />
3-Tages-Radtour vom Lungau bis Bad Radkersburg<br />
30.<br />
RADUMZUG<br />
Mehr Infos und Anmeldungen auf<br />
www.tour-de-mur.at<br />
11. bis 13. Juni <strong>2020</strong>
STELVIO<br />
Stilfserjoch, ITA, 2757 Meter hoch,<br />
zwischen Bormio und Prad<br />
„Der Stelvio ist einfach ein Klassiker“,<br />
schwärmt Kalcher über die ikonische<br />
Serpentinen-Orgie, die bis auf 2757<br />
Meter hinaufführt, der höchste Punkt<br />
ihrer Reise. „Ich habe beim Stelvio das<br />
große Leiden erwartet. Aber an diesem<br />
Tag hat meine Form gepasst, ich konnte<br />
es genießen.“<br />
ZONCOLAN<br />
ITA, 1750 Meter hoch, zwischen Ovaro<br />
und Sutrio, Option: die alte Ostauffahrt<br />
von Priola<br />
„Das war mit Abstand der steilste Pass<br />
und eine irre Quälerei“, schnauft<br />
Kalcher beim Gedanken an den Berg,<br />
der selbst den Profis des Giro d’Italia<br />
schon mehrfach alles abverlangt hat. „Zu<br />
Beginn der Steigung stehen ein paar<br />
DER NEUE TERMIN<br />
STEHT SCHON!<br />
Am Neusiedler See wäre Ende <strong>April</strong><br />
wieder die Freiluftsportsaison in<br />
Österreich eingeläutet worden. Neusiedler<br />
See Radmarathon, Lauftag<br />
und Zeitfahren finden nun stattdessen<br />
am 24./25 Oktober statt!<br />
Die aktuelle gesundheitliche Situation<br />
in Österreich und den Nachbarländern<br />
machte dem Event Ende <strong>April</strong> einen<br />
Strich durch die Rechnung. Aber aufgeschoben<br />
ist nicht aufgehoben: Am 24.<br />
und 25. Oktober geht nun das multisportliche<br />
Wochenende am Neusiedler<br />
See mit dem Radmarathon, dem Mörbischer<br />
Lauftag und dem Mörbischer<br />
Zeitfahren über die Bühne.<br />
Alle bisherigen Anmeldungen behalten<br />
ihre Gültigkeit. „Mit dem neuen<br />
Termin vermeiden wir Kollisionen mit<br />
ähnlichen Veranstaltungen. Außerdem<br />
herrscht Ende Oktober im Burgenland<br />
meist noch traumhaftes Wetter“, macht<br />
Organisator Johannes Heissenberger<br />
Lust, dem Event auch am Herbsttermin<br />
die Treue zu halten.<br />
Das Programm bleibt bestehen:<br />
Neben den Radfahrern sind also auch<br />
wieder die Läufer in der Weinmetropole<br />
Mörbisch im Einsatz. Alle dürfen sich<br />
auf ein wunderbares verlängertes Herbstwochenende<br />
im Burgenland freuen.<br />
MEHR INFOS<br />
www.neusiedlersee-radmarathon.com<br />
Foto: Neusiiedler See Radmarathon/Sportshot<br />
56 <strong>SPORTaktiv</strong>
Grabsteine, du fühlst dich wie an<br />
der Pforte zur Hölle“, sagt Gruber.<br />
„Und dort steht der Schriftzug:<br />
Leave all your hopes behind. Da<br />
weißt du, was es geschlagen hat.“<br />
Gleich der erste Kilometer hat es in<br />
sich und ist extrem steil. Kalcher:<br />
„Da glaubst, der Herrgott holt dich<br />
mit dem Lasso.“ Man müsse „sehr<br />
demütig“ hinfahren, sagt Gruber<br />
und seine Stimme klingt plötzlich<br />
wie die eines Priesters. „Wer den<br />
Zoncolan schafft, hat vor nichts<br />
mehr Angst.“ Mit einem Schnitt<br />
von 15,8 Prozent (max 23 Prozent)<br />
geht es über weite Strecken gen<br />
Gipfel. Kalcher erinnert sich genau,<br />
wie er oben schweißgebadet ankam.<br />
„Meine Radhose war wie aus der<br />
Waschmaschine. Ich habe getropft<br />
wie ein nasser Hund und war ganz<br />
grau im Gesicht.“ Der Zoncolan ist<br />
für ihn seitdem der Gradmesser.<br />
„Das Timmelsjoch und der<br />
Glockner sind Geschenke dagegen.“<br />
Mit Gotthard, Stelvio und Zoncolan haben Gruber und<br />
Kalcher ihre Top-3 eindrucksvoll beschrieben.<br />
In ihren persönlichen Top-10 der schönsten Pässe bzw.<br />
Runden stehen auch noch:<br />
4. Passo del Mortirolo (von Mazzo)<br />
1852 m hoch, Auffahrt 1258 hm, 11,4 km, 11 %<br />
5. Davos–Albulapass–Flüelapass-Davos<br />
2450 hm, 114 km<br />
6. Großglockner/Fuscher Törl<br />
1595 hm, 27 km<br />
7. Timmelsjoch (von St. Leonhard)<br />
1800 hm, 28,8 km, 6,5 %<br />
8. Kitzbüheler Horn<br />
1239 hm, 10,2 km, 12,3 %<br />
9. Mendelpass<br />
950 hm, 15,5 km<br />
10. Sella Ronda<br />
1620 hm, 53 km (Einsteigertipp)<br />
Als beendet sehen sie ihr Projekt noch keineswegs.<br />
„Noch lange nicht“, sind sie sich einig, „es gibt noch so<br />
viele Pässe zu fahren. Und den Zoncolan fahren wir ganz<br />
sicher auch noch von der anderen Seite.“<br />
ÜBER<br />
LEIDENSCHAFTEN<br />
1. Alfred, auch du startest heuer mit dem Rennrad<br />
in die Alpen. Wie schaut dein Projekt im Sommer<br />
im Detail aus?<br />
Anfang Juli geht es über die 10 großen Tour-de-<br />
France-Alpenpässe, von Nord nach Süd. Bergklassiker<br />
wie Col du Galibier, Alpe d’Huez, Col d’Izoard, der<br />
Col de la Bonette und der höchste Alpenpass, der Col<br />
d’Iseran (2764 m), werden mit vier Freunden erklommen.<br />
Die heurige Tour ist die Fortsetzung unserer<br />
Fernfahrt Kärnten–Rom aus dem Jahr 2018. Da mein<br />
Bruder mit dem Begleitauto dabei ist, können wir<br />
uns aufs Radfahren konzentrieren.<br />
2. Was reizt dich als Radfahrer<br />
besonders daran?<br />
Mehrtägige Radtouren verlangen<br />
sportlich und ernährungsseitig<br />
alles ab. Abends ist der Hunger<br />
unendlich, da wird geschlemmt<br />
wie bei den alten<br />
Römern. Die bleibenden<br />
Eindrücke mit gleichgesinnten<br />
Sportfreunden sind unbezahlbar<br />
und legendär.<br />
3. Gibt es eine spezielle<br />
Vorbereitung?<br />
Die 12.000 Höhenmeter der Tour verlangen<br />
eine Vorbereitung mit vielen Bergen,<br />
um einen leichten Rhythmus bei meiner 34/32-Übersetzung<br />
zu verinnerlichen. Ansonsten steht bei allen<br />
der Spaß im Vordergrund. Am Berg fährt dann sowieso<br />
jeder sein eigenes Tempo, um jegliche Über- oder<br />
Unterforderung zu vermeiden.<br />
4. Was war bislang das Schönste, was du am<br />
Rennrad erlebt hast?<br />
Dafür braucht es mehr als diese Spalte. Ganz oben<br />
steht das Fitbleiben in der Natur. Konkret eröffnete<br />
mir das Radfahren das Ausleben meiner Leidenschaft,<br />
die mich 2005 über Umwege sogar zu <strong>SPORTaktiv</strong><br />
brachte. Gemeinsame Ausfahrten mit Radhelden wie<br />
Mario Cipollini, Jan Ullrich, Peter Sagan oder das gemeinsame<br />
Entwickeln der mittlerweile schon legendären<br />
„Fuga300“ mit Paco Wrolich zählen klar zu<br />
meinen bisherigen Radhighlights.<br />
ALFRED BRUNNER IST GESCHÄFTSFÜHRER<br />
VON SPORTAKTIV UND LEIDENSCHAFT<br />
LICHER RAD- UND RENNRADFAHRER.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
57
WOHIN<br />
LÄUFT‘S?<br />
VIER REIFEN<br />
FUR EIN<br />
SAYONARA<br />
FABIO UND ELIAS SIND VON GRAZ<br />
13.643 KILOMETER NACH TOKIO GE-<br />
RADELT. 284 TAGE LANG HABEN SIE<br />
FÜRS LEBEN GELERNT, SIND VON<br />
BERGEN ÜBERRASCHT WORDEN,<br />
HABEN BANKOMATEN GESUCHT<br />
UND EINEN MILLIONÄR GEFUNDEN.<br />
VOR ALLEM ABER SIND SIE<br />
ERWACHSEN GEWORDEN.<br />
REIFEN AUF REIFEN SOZUSAGEN.<br />
VON KLAUS MOLIDOR<br />
FOTOS: ELIAS LANG, FABIO TRENN<br />
Der schönste Zeltplatz der<br />
Welt – so bezeichnen die<br />
beiden Tokio-Radler diese<br />
Stelle in Tadschikistan.<br />
Fotos: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx<br />
58 <strong>SPORTaktiv</strong>
Die Veränderung ist mit freiem<br />
Auge sichtbar. Fabio trägt Vollbart,<br />
Elias fast schulterlanges<br />
Haar. Beim Start zu ihrem<br />
Graz-Tokio-Fahrradprojekt haben sie<br />
Bart und Kopfhaar komplett wegrasiert<br />
und die ganze Reise nicht nachgeschnitten.<br />
„Ich hab halt nahezu gar keinen<br />
Bartwuchs“, lacht Elias auf die Frage, ob<br />
er sich zwischendurch rasiert hat.<br />
Verändert hat sich aber natürlich nicht<br />
nur die Optik. Die beiden Burschen (Fabio<br />
ist 23, Elias 20 Jahre alt) sind nach<br />
wie vor jung, aber deutlich gereift unter<br />
13.643 Fahrradkilometern und einer 284<br />
Tage langen Reise durch 12 Länder. Aus<br />
den beiden Burschen sind Männer geworden,<br />
die ihren Lebensplan überdacht<br />
haben. „Ich wollte eigentlich Jus studieren“,<br />
sagt Fabio. „Unterwegs ist mir aber<br />
klar geworden, dass das nicht das Richtige<br />
ist und ich stattdessen Journalismus<br />
und PR machen werde.“ Elias wiederum<br />
hat die Reise in seiner Vorstellung bestärkt.<br />
„Ich will Schauspieler werden und<br />
bin mir jetzt noch sicherer, dass ich das<br />
machen werde.“<br />
Nicht verändert hat sich die Beziehung<br />
zueinander. „Wir sind immer<br />
noch Freunde“, sagen die beiden mit<br />
einem lauten Lachen. „Natürlich haben<br />
wir uns im Vorfeld überlegt, was passieren<br />
könnte und was wir machen, wenn<br />
es zu einem Streit kommt“, erzählt Elias.<br />
„Wir sind zu dem Schluss gekommen,<br />
dass es nichts bringt, wenn wir uns<br />
in die Haare kriegen“, ergänzt Fabio. Bei<br />
Meinungsverschiedenheiten sind sie<br />
dann einfach in einem Abstand von ein,<br />
zwei Kilometern gefahren – zum Ausdampfen.<br />
Körperlich sind die beiden völlig unvorbereitet<br />
losgefahren und sich im<br />
Rückblick sicher, dass es darauf auch gar<br />
nicht ankommt bei einem solchen Projekt.<br />
„Der Kopf muss stark sein“, sind<br />
sich beide einig. Sonst steht man nicht<br />
acht Tage im Dauerregen durch. Baut<br />
Abend für Abend im Regen das Zelt auf,<br />
legt sich in feuchten Dingen nieder. Immer<br />
und immer wieder.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
59
Dafür ist mit jedem Tritt aufs Pedal<br />
das Gefühl der Freiheit größer geworden.<br />
„In Ungarn dann, nach dem Plattensee,<br />
war so eine Grenze, wo wir gespürt<br />
haben: Wow, jetzt sind wir weit<br />
gekommen. So weit, dass mich mein<br />
Vater nicht mehr einfach mit dem Auto<br />
abholen gekommen wäre“, sagt Elias.<br />
Erfrischend ist die völlige Naivität,<br />
mit der die beiden das Projekt angegangen<br />
sind. In den rumänischen Karpaten<br />
wurden sie von Bergen richtiggehend<br />
überrascht. „Wir haben ja nur auf<br />
Google Maps Start und Ziel eingegeben<br />
und sind diese Route dann nachgefahren“,<br />
sagt Elias. Auch in China geht<br />
es plötzlich tagelang auf einer Seehöhe<br />
von 3500 Metern dahin. „Wer weiß,<br />
ob wir das alles gemacht hätten, wenn<br />
wir gewusst hätten, was uns erwartet.“<br />
Immer wieder steht neben Radfahren,<br />
Zeltaufbauen, Kochen auch die Suche<br />
nach einem Bankomaten im Mittelpunkt.<br />
Sehr lange Zeit haben die beiden<br />
auch ohne Navi ihren Weg gesucht,<br />
wussten daher nicht, wie weit es<br />
noch bis zum nächsten Ort ist.<br />
Diese Phasen haben den Abenteurern<br />
aber durchaus positive Erfahrungen beschert.<br />
„Zum einen, dass man eben<br />
Leute ansprechen musste und sie um<br />
Hilfe bitten“, sagt Elias. Und eben<br />
nicht nach der ersten negativen Antwort<br />
oder Verständigungsschwierigkeiten<br />
die Flinte ins Korn werfen konnte.<br />
Zum anderen haben sie dadurch Unmengen<br />
an positiven Erfahrungen mit<br />
Menschen gemacht. „Fast auf der ganzen<br />
Reise haben wir extrem nette Menschen<br />
getroffen.“ Gastfreundschaft, so<br />
weit das Auge reicht. Die beiden erzählen<br />
von Attila in Ungarn, der sie auf<br />
der Suche nach einem Gasthaus kurzerhand<br />
bei sich aufgenommen und bewirtet<br />
hat. Selbstgebrannten Schnaps<br />
inklusive. In Charkow hatten sie ebenfalls<br />
einen Gastgeber, der dann wiederum<br />
in Wolgograd jemanden kannte,<br />
der die beiden auch bei sich wohnen<br />
ließ. „Das war die wohl surrealste Anekdote<br />
der Reise“ sagt Fabio. Der Gastgeber<br />
stellte sich als Millionär heraus,<br />
der sie in seiner Villa übernachten ließ<br />
und ihnen zum Abschied noch 2000<br />
Euro in die Hand gedrückt hat. „Der<br />
hat uns dann via Instragram verfolgt<br />
und als wir in Südkorea waren, angerufen,<br />
ob wir noch Geld brauchen.“<br />
Landschaftliches Highlight war dann<br />
der Pamir Highway, eine bei Radreisenden<br />
und Motorradfahrern sehr beliebte,<br />
wenn auch schlecht ausgebaute Strecke.<br />
Davon wurden die beiden – no na<br />
– überrascht. „Wir wussten weder, dass<br />
die Strecke so berühmt ist, noch, dass<br />
wir dort fahren werden.“ Tagelang radelten<br />
sie in Tadschikistan auf der Straße<br />
am Fluss dahin, am anderen Ufer<br />
beginnt Afghanistan. „Von dort haben<br />
„NICE TO HAVE“<br />
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immer wieder Leute auf Eseln herübergewunken.<br />
Unvergesslich“, erinnern<br />
sich die Burschen.<br />
In China wurden sowohl Abenteuergeist<br />
als auch Durchhaltevermögen auf<br />
eine harte Probe gestellt. Kulinarisch<br />
gab es die eine oder andere Abwechslung<br />
zum Dauermenü Nudeln mit Gemüse<br />
bzw. Reis mit Gemüse in Form<br />
von Schlangen und gegrillten Skorpionen.<br />
Es gab aber vor allem die Erkenntnis,<br />
dass China wirklich anders ist als<br />
alles andere. „Und zwar komplett“, sagt<br />
Elias. In der Provinz Xinjiang – deren<br />
schlechter Ruf Fabio und Elias bereits<br />
erreicht hatte – gab es alle paar Kilometer<br />
Checkpoints an den Straßen. Jedes<br />
Mal mussten die beiden erklären, wer<br />
Endlose Weiten<br />
in Kasachstan.<br />
Oft mussten<br />
Fabio und Elias<br />
auch schieben.<br />
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Fabio (links) und<br />
Elias vor ihrem<br />
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Tower.<br />
sie sind, was sie hier zu suchen haben,<br />
wohin sie wollen. Immer und immer<br />
und immer wieder. Die Checks haben<br />
sich oft viele Stunden hingezogen.<br />
„Wildes Campen sehen die dort auch<br />
gar nicht gerne“, erinnert sich Fabio an<br />
die Schwierigkeiten mit der Polizei<br />
nach einem Lagerplatz. „Dazu haben<br />
sich in Restaurants oft wildfremde Leute<br />
in Zivil einfach so zu uns gesetzt – es<br />
stellte sich heraus, dass es Polizisten waren,<br />
und das Fragespiel ging von vorne<br />
los. Oft wurden wir dabei gefilmt“, sagt<br />
Elias. „Da sind wir schon paranoid geworden.“<br />
Und das Abenteuer stand das<br />
erste und einzige Mal wirklich vor dem<br />
Abbruch. Nach ein paar Tagen dann<br />
die Entscheidung: rein in den Zug,<br />
raus aus der Provinz und eine Ausweichroute<br />
gewählt. Klingt easy, war es<br />
nicht. „Wir sind 25 Stunden im Zug<br />
gesessen, es waren nämlich 2000 Kilometer<br />
raus aus Xinjiang.“<br />
Dann endlich Shanghai und ein<br />
Ende des China-Wahnsinns in Sicht.<br />
Südkorea im Herbst war dann purer<br />
Genuss. „Das Land ist fahrradverrückt,<br />
wir sind 400 Kilometer auf einem breiten<br />
Radweg durchs Land gefahren“,<br />
sagt Fabio. Nach der Fährüberfahrt<br />
nach Fukuoka zelten die beiden mit<br />
freiem Blick auf den gewaltigen,<br />
schneebedeckten Mount Fuji. „Plötzlich<br />
beginnen wir zu realisieren, dass<br />
wir tatsächlich bald in Tokio ankommen<br />
werden.“ Nach fast neun Monaten<br />
wird ihnen beinahe die Zeit knapp. Die<br />
Gegend ist jetzt dicht besiedelt. 200<br />
Kilometer lang reiht sich Hochhaus an<br />
Hochhaus. Am 19. Dezember ist es<br />
dann so weit, der Tokio Tower, das<br />
selbstgewählte Ziel, ist erreicht. Zehn<br />
Tage später landen Fabio und Elias wieder<br />
in Graz. Habt ihr dann Silvester gemeinsam<br />
gefeiert? „Nein“, kommt es<br />
auch beiden wie aus der Pistole geschossen<br />
und mit einem herzhaften Lacher.<br />
„Es war schon komisch nach so<br />
langer Zeit, den anderen nicht mehr 24<br />
Stunden zu sehen.“<br />
Fabio und Elias, zwei Burschen aus<br />
Graz, haben gezeigt, dass man ohne<br />
großartige Vorbereitung von Graz nach<br />
Tokio radeln kann. Dass man Träume<br />
nicht immer nur träumen kann, sondern<br />
sie auch Wirklichkeit werden lassen<br />
kann. Wenn man sich die Zeit<br />
nimmt und wenn man es wirklich will.<br />
Jetzt zehren sie von einmaligen Erfahrungen,<br />
sie schätzen die Heimat mehr<br />
denn je, was es für ein Privileg ist, in<br />
einem Land wie Österreich leben zu<br />
dürfen. Ohne totale Überwachung, in<br />
Frieden. Was sich nicht verändert hat:<br />
Radsportfreaks hat die Reise keine gemacht<br />
aus ihnen. „Obwohl mir das<br />
Fahren schon sehr gefallen hat“, sagt<br />
Elias. „Aber am Wochenende eine Tour<br />
machen“, sinniert Fabio. „Niemals.“<br />
62 <strong>SPORTaktiv</strong>
PERFEKTE BALANCE<br />
Mit dem BioWrap-<br />
Tragesystem von THULE<br />
genießt du exklusiven<br />
Komfort. Es passt<br />
sich dem Körper an,<br />
sorgt für gleichmäßige<br />
Gewichtsverteilung und<br />
die perfekte Balance aus<br />
Polsterung und Belüftung.<br />
www.thule.com<br />
MEHR REICHWEITE<br />
Das SDURO Trekking 8.0 von HAIBIKE ist ein Trekking-Profi<br />
mit stabilem Gepäckträger, starkem Skybeamer-Licht und<br />
der Range-Extender-Option für mehr Gesamt-Akkukapazität<br />
und damit auch für mehr Reichweite.<br />
www.haibike.com<br />
BIKE<br />
NEWS<br />
WASSERDICHT UND<br />
MINIMALISTISCH<br />
Ideal für den Wochenendtrip ist<br />
der ATRACK 25 CR von ORTLIEB:<br />
Wasserdicht, minimalistisch,<br />
großer Reißverschluss am Rücken,<br />
Schulterträger mit stufenloser<br />
Verstellung der Rückenlänge. Perfekt.<br />
www.ortlieb.com<br />
TOURENFREUND<br />
Fotos: Hersteller<br />
Das LHASA E von<br />
CENTURION steht mit voll<br />
integriertem 625-Wh-Akku<br />
für leichte Offroad-Abenteuer,<br />
Trekking-Touren und Bike-<br />
Reisen. Die Geometrie ist<br />
sportlich und komfortabel<br />
zugleich.<br />
www.centurion.de<br />
TALENTIERTER<br />
ALLROUNDER<br />
Der MEZCAL III von VITTORIA bietet dank neuer Mischung<br />
mit Graphene 2.0 höchste Griffigkeit auf Wurzeln und Felsen<br />
und das bei geringem Gewicht. Das niedrige Profil sorgt für<br />
wenig Rollwiderstand und lange Lebensdauer<br />
www.vittoria.com<br />
63
EIGENTLICH IST EIN ACHTER BEI EINEM FAHRRAD ETWAS<br />
NEGATIVES. BEI DER NEUEN ERLEBNISRUNDE IN DER „ZUGSPITZ ARENA<br />
BAYERN-TIROL“ UM DEUTSCHLANDS HÖCHSTEN BERG IST DAS GANZ<br />
ANDERS. WILLKOMMEN AUF DER ZUGSPITZ 8.<br />
Es gibt ja auch unter Bikern eine<br />
gewisse Liebe zu Zahlen. 29 zum<br />
Beispiel, als Zollgröße der Laufräder.<br />
Oder 150 als Millimeterangabe<br />
für den Federweg. Aber 8? Ist<br />
mehr die „Number of the Biker-Beast“<br />
weil es ein nicht mehr rund laufendes,<br />
ein eierndes Rad beschreibt. Im Grenzgebiet<br />
zwischen Bayern und Tirol wird<br />
die 8 jetzt aber äußerst positiv besetzt,<br />
mit der „Zugspitz 8“. Dahinter verbirgt<br />
sich ein Radweg, der auf 120 Kilometern<br />
Deutschlands höchsten Berg, eben<br />
die 2962 m hohe Zugspitze und den<br />
Berg Daniel in Form einer 8 umrundet.<br />
Und der Weg eiert nicht, er ist vielmehr<br />
die eierlegende Wollmilchsau, weil er alles<br />
kann und bietet. Gemütliche Mehrtagestouren,<br />
bei denen Genuss und nicht<br />
Höhenmeter im Vordergrund stehen,<br />
oder sportliche Herausforderungen mit<br />
knackigen Anstiegen und Single-Trails.<br />
Familien können in der Talebene an<br />
mehreren Tagen das eindrucksvolle Pano-<br />
ACHTER MIT<br />
AUSSICHT<br />
ANZEIGE / Fotos: Thomas Marzusch, Christian Gaderer, Joe Hoelzl<br />
64 <strong>SPORTaktiv</strong>
ama genießen. Wer schon einmal in<br />
der Früh auf die Zugspitze zugeradelt<br />
ist, bei aufgehender Sonne, wird das<br />
bestätigen. Weil es an der Strecke viel<br />
zu entdecken gibt, lohnen sich Abstecher.<br />
Vom Zugspitzdorf Grainau<br />
schlängelt sich etwa ein Wegerl hinauf<br />
zum Eibsee. Nicht flach, aber nicht<br />
steil und dank E-Bike für jedermann<br />
schaffbar. Wer es noch sportlicher und<br />
härter liebt, kann von dort auch weiter<br />
bergauf fahren und sich an herrlichen<br />
Single-Trails versuchen.<br />
Von Grainau geht es weiter entlang<br />
der Loisach bis zur Landesgrenze in<br />
Griesen und über einen Schotterweg<br />
durch das Naidachtal zum Plansee<br />
und Heiterwanger See. Hier kann<br />
man sich perfekt bei einer Badepause<br />
erholen oder gleich den ersten Radltag<br />
gemütlich ausklingen lassen und<br />
die Freizeitmöglichkeiten am See genießen.<br />
Von Heiterwang führt die Strecke<br />
über den Panoramaweg nach Bichlbach<br />
und weiter nach Lermoos. Wer<br />
Single-Trails liebt, ist an der Grubigsteinbahn<br />
in Lermoos genau richtig.<br />
Hier lohnt es sich einen Tag mehr einzuplanen.<br />
Die Bahn bietet spezielle<br />
Bike-Tickets an, auf der Grubighütte<br />
gibt es Übernachtungsmöglichkeiten.<br />
Durch das Moos Richtung Ehrwald<br />
kann man die Aussicht auf die Berggipfel<br />
rundherum genießen und sich<br />
auf den nächsten Anstieg auf die Ehrwalder<br />
Alm vorbereiten. Wem der<br />
Weg zwischen Wettersteingebirge und<br />
Mieminger Kette zu anstrengend ist,<br />
kann sich von der Ehrwalder Almbahn<br />
mit dem Bike nach oben fahren<br />
lassen. Von der Bergstation gelangt<br />
man ohne große Anstrengungen weiter<br />
in Richtung Hochfeldern-Alm.<br />
Die Alm bietet ebenfalls Übernach-<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
65
DIE HIGHLIGHTS<br />
Die Strecke der Zugspitz 8 führt durch<br />
die Orte: Heiterwang, Bichlbach, Biberwier,<br />
Lermoos (alle in Österreich) sowie<br />
Mittenwald, Garmisch-Partenkirchen,<br />
das Zugspitzdorf Grainau und Griesen in<br />
Deutschland.<br />
Entlang der Strecke laden 9 Bade- und<br />
Naturseen zu einem Sprung ins kühle<br />
Nass bzw. zu einer Pause ein.<br />
6 Bergbahnen entlang der Zugspitz 8<br />
bieten Bike-Mitnahme an, auch<br />
Waschstationen gibt es ausreichend. In<br />
allen Orten gibt es auch zahlreiche Möglichkeiten<br />
Mountainbikes und E-Mountainbikes<br />
auszuleihen.<br />
Weitere Infos zu Tourenvorschlägen,<br />
Ausflugsmöglichkeiten, Bike-Verleihstationen<br />
unter www.zugspitze.com<br />
tungen an, falls man die Nacht<br />
weiter oben verbringen möchte.<br />
Hier sollte man unbedingt die<br />
herrlichen Ausblicke auf die steil<br />
abfallenden Nordwände der Mieminger<br />
Kette genießen. Durch<br />
das Gaistal geht es dann bergab<br />
in das Leutaschtal und schließlich<br />
gemächlich bis nach Mittenwald.<br />
Mit Blick auf die Wettersteinspitze<br />
im Süden und den<br />
Hohen Kranzberg im Norden<br />
gelangt man zu Lautersee und<br />
Ferchensee, die zu einer Badepause<br />
einladen. Weiter geht es<br />
zum idyllisch gelegenen<br />
Schlosshotel Elmau. Über Wamberg,<br />
eines der höchstgelegenen<br />
Kirchdörfer Deutschlands, führt<br />
die Tour schließlich wieder zurück<br />
zum Ausgangspunkt in<br />
Garmisch-Partenkirchen.<br />
DIESES BIKE VERÄNDERT ALLES<br />
DAS TURBO LEVO SL<br />
Mit einem Gewicht von gerade einmal 17,3 Kilogramm ist das S-Works Turbo Levo SL<br />
nicht nur eines der leichtesten E-MTBs seiner Klasse – es ist eine Klasse für sich.<br />
Warum das so wichtig ist? Weil es am Ende ein Bike ist, das alles kann.<br />
66 <strong>SPORTaktiv</strong><br />
SPECIALIZED.COM
FIT MIT SUMI<br />
KELLER<br />
STATT OLYMPIA<br />
GRENZENLOSER<br />
GRAVELSPASS<br />
Mit der URS-Serie bietet der<br />
Schweizer Hersteller BMC<br />
gleich doppelten Spaß: im<br />
Gelände wie auch auf der Straße.<br />
Foto: Thomas Polzer<br />
CHRISTOPH<br />
SUMANN<br />
war als Biathlet<br />
viele Jahre<br />
Weltklasse<br />
und ist jetzt<br />
leidenschaftlicher<br />
Freizeitsportler.<br />
Keiner weiß, wie es weitergeht. Das höre ich<br />
jetzt oft von Sportlern, wenn es um die<br />
Coronakrise geht. Wobei es bei den Profis<br />
einen Riesenunterschied macht, ob man Wintersportler<br />
oder Sommersportler ist. Wintersportler<br />
haben gerade Pause, die können sich entspannen<br />
und fangen das Sommertraining halt ein paar<br />
Wochen später an. Da gibt’s Schlimmeres. Aber<br />
Sommersportler haben ihren ganzen Wettkampfkalender<br />
verloren. Ohne Bewerbe ist es schwer,<br />
die Spannung im Kopf zu erhalten. Statt bei<br />
Olympia bist du jetzt in deinen eigenen vier<br />
Wänden. Aber was tun etwa Schwimmer und<br />
Triathleten? Die wenigsten haben ein Hallenbad<br />
im Keller oder ein 50-Meter-Becken im Garten,<br />
vermute ich.<br />
Apropos Garten. In den ersten Wochen der<br />
Zwangspause habe ich so viel Sport wie schon<br />
Jahre nimmer gemacht. Im Garten Tischtennis,<br />
Fußball, Hoverboard, Spazierengehen und Waldlauf<br />
im Familienverband. Wobei ich da als<br />
„Land-Ei“ eindeutig im Vorteil bin. In der Stadt<br />
ist das ein Problem. Am Ergometer mit Netflix –<br />
und das viele Wochen lang? Aber um die Sportler<br />
mache ich mir grundsätzlich keine großen Sorgen,<br />
weil Not erfinderisch macht. Und was ich<br />
da an Online-Videos und Ideen sehe, finde ich<br />
großartig. Crossfit über Whatsapp-Videos? Super.<br />
Vielleicht kommt auch die Renaissance der<br />
Waldläufe und die neue Liebe zu den ungeliebten<br />
Rumpfstabi-Übungen.<br />
Eines wird allerdings ein hartes Stück Brot:<br />
Wann auch immer die Krise vorbei ist, wird sich<br />
jede Firma gut überlegen, ob sie Sportler sponsern<br />
und fördern will oder Arbeitsplätze retten<br />
und erhalten muss. Der Sparstift wird regieren.<br />
Das wird Sportler genauso treffen wie Veranstalter<br />
im Hobbybereich. Aber da müssen wir gemeinsam<br />
durch. #staysafe<br />
Fotos: schønauer, BMC<br />
Der Name ist Programm. URS nennt<br />
BMC seine neueste Gravelbike-Serie.<br />
Das erinnert zum einen an einen<br />
typisch schweizerischen Vornamen,<br />
zum anderen stehen die drei Buchstaben<br />
für „unrestricted“ – zu Deutsch:<br />
uneingeschränkt, unbeschränkt, frei.<br />
Die Geometrie ist dabei progressiv<br />
und punktet mit geringem Lenkwinkel,<br />
einem langen Reach und einem<br />
sehr kurzen, integrierten Vorbau.<br />
Kontrolle und Reaktionsfähigkeit auf<br />
anspruchsvollstem Gelände sind garantiert<br />
– und bieten das beste Erlebnis<br />
auf Gravel und darüber hinaus.<br />
1-fach-Antriebsstrang, 45 mm Reifenfreiheit<br />
und Tubeless-Reifen machen<br />
aus dem URS ein abenteuerlustiges<br />
Gravelbike.<br />
MEHR INFOS:<br />
www.bmc-switzerland.com<br />
Das URS One ist das Topmodell der neuen<br />
BMC Gravelbikes und um 8.999 Euro zu haben.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
67
AUS<br />
PRO<br />
BIERT<br />
BIKE<br />
SCORPIONS FÜR SOFTIES<br />
Pirelli Scorpion ist ein klingender Name. Da schnalzen Freunde<br />
der Motocross-Historie mit der Zunge und auch Liebhaber<br />
starker Autos bekommen einen höheren Puls. Denn unter diesem<br />
Namen bringen die Italiener seit Jahrzehnten legendäre<br />
Performance-Reifen auf den Markt. Nichts lag also näher, als<br />
Expertise und Standing auch wieder vermehrt im Radsport<br />
einzubringen. Forza, Pirelli!<br />
Wir haben uns fürs gatschige Frühjahr den PIRELLI SCORPION<br />
in der Version „S“ und „S LITE“ aufgezogen, S für Soft, natürlich<br />
tubeless. Mit 855 bzw 810 Gramm schaffen die Italiener<br />
einen mehr als respektablen Wert für griffige 2,4er-Reifen (UVP<br />
je € 47,90), dementsprechend leichtfüßig rollen die Skorpione.<br />
Mit 120 TPI haben sie einen sehr guten Pannenschutz, das<br />
hauseigene Smartgrip-Compound verspricht die ideale Gummimischung<br />
beim Kompromiss zwischen Grip (trocken, nass) und<br />
guten Rolleigenschaften. Willkommen zurück! Expertise seit<br />
1872 zahlt sich eben aus.<br />
Fazit: Die italienischen Skorpione haben mächtig Biss und bekommen<br />
eine römische Eins. Und dass an einem Mountainbike<br />
nicht zwangsläufig Reifen der großen drei (Schwalbe, Maxxis,<br />
Continental) verbaut sein müssen, beweist Pirelli damit auch.<br />
WIR RADELN INS FRÜHJAHR:<br />
MIT SKORPIONEN AUS ITALIEN,<br />
RADREIZWÄSCHE AUS<br />
DEUTSCHLAND UND EINER<br />
LEUCHTENDEN LENKERTASCHE.<br />
VON CHRISTOPH HEIGL UND CHRISTOF DOMENIG<br />
Fotos: Thomas Polzer, Christof Domenig<br />
68<br />
<strong>SPORTaktiv</strong>
7 SCHLAUE LITER FÜR ALLE FÄLLE<br />
Von ORTLIEB kommt die Lenkertasche E-Glow. Eine E-Bike-<br />
Tasche – die man aber natürlich auch aufs Stadt- oder Tourenrad<br />
montieren kann. Und die dort gute Dienste tut. Was ist eigentlich<br />
„E-spezifisch“ an der E-Glow? Zum Einen lassen sich<br />
an beiden Seiten der Tasche Flaschenhalterungen montieren<br />
– im Rahmendreieck von E-Bikes fehlt ja oft der Platz für die<br />
Trinkflasche. Zum anderen verfügt die Tasche über leuchtende<br />
LED-Streifen für bessere Sichtbarkeit im Dunkeln. Die Stromversorgung<br />
dafür geschieht wahlweise übers E-Bike-Display<br />
oder über eine Powerbank.<br />
Die Tasche ist wasserdicht und es passen 7 Liter rein. Genug<br />
für den schnellen Einkauf beim Bäcker – oder auf der Urlaubstour<br />
für alles, was schnell bei der Hand sein soll: Regengewand,<br />
Kamera, Geld oder ein paar Riegel. Das Handy kann ins<br />
Deckelfach geschoben werden, der Touchscreen lässt sich<br />
durch die wasserdichte Plastikschicht hindurch problemlos<br />
bedienen. Sehr praktisch zum Navigieren.<br />
Ortlieb-typisch ist überhaupt die ganze Tasche absolut wasserdicht.<br />
Der Deckel lässt sich dennoch mit einer Hand öffnen und<br />
er schnappt mit zwei Magneten wieder zu. Bei Pausen unterwegs<br />
kann man die Tasche per Schlüsseldreh schnell abnehmen.<br />
€ 99,– kosten die nützlichen 7 Liter Stauraum, für Touren<br />
kann man Satteltaschen im gleichen Design dazukaufen.<br />
DESSOUS FÜR BIKER<br />
Wenn es warm wird und wir wieder nach draußen dürfen,<br />
stellt sich für Radfahrer die alte Modefrage: Enge Radhose<br />
oder weite Baggyshorts? Die <strong>SPORTaktiv</strong>-Styleberater sagen<br />
natürlich: lässige, weite Shorts. Außer, du sitzt am Rennrad<br />
und willst so aerodynamisch wie möglich sein. Aber auch unter<br />
einer weiten Radhose brauchst du eine enge Innen- oder<br />
Unterziehhose mit einem Sitzpolster.<br />
Ja, das ist mitunter wärmer. Aber da hat SQLAB mehrere Lösungsansätze<br />
bei seiner ONE10 (UVP € 99,95): Das „Luxury Italian<br />
Extra Life“-Material sorgt für Thermoregulierung und Bewegungsfreiheit.<br />
Das Sitzpolster SQ-Pad 10 ist nur 8 mm dünn<br />
und straff. So behält es bei mittleren und langen Distanzen<br />
besser die Form. Die SQ-Pads sind für jeden Sitzknochenabstand<br />
universal geeignet. Im Test verhält sich die eher lang geschnittene<br />
Innenhose wunderbar komfortabel, man vergisst<br />
sie fast, ein gutes Zeichen.<br />
Fazit: Der Sommer kann kommen, die Dessous haben wir<br />
schon.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
69
LADIES-BIKECAMP<br />
www.sportaktiv.com<br />
DAS 4. SPORTAKTIV-<br />
LADIES-BIKECAMP<br />
Termin: 29. Mai–1. Juni <strong>2020</strong><br />
im Naturpark Weissensee<br />
TEILNEHMER<br />
max. 24, die in 3 Gruppen aufgeteilt werden<br />
und mit wechselnden Guides fahren<br />
ZIELGRUPPE<br />
Bike-Einsteigerinnen und<br />
fortgeschrittene Bikerinnen<br />
CAMPINHALT<br />
• Technik und Trailtechnik<br />
• Abfahren auf unseren<br />
3 Weissensee-Trails<br />
• Schrauber-Workshop<br />
• Bike- und SEEnerlebnis<br />
LEISTUNGEN<br />
• 3 Übernachtungen im<br />
Hotel Arlbergerhof Vital im<br />
Naturpark Weissensee<br />
• Verpflegung: Halbpension mit kulinarischen<br />
Genüssen aus Christines Küche<br />
• Teilnahme am dreitägigen Bikecamp-<br />
Programm, an zwei Tagen mit Mirijam<br />
Buhr als Guide<br />
• Gratis-Bergschutz der Nürnberger<br />
Versicherung für die Dauer des Camps<br />
• Exklusives Maloja-Ladies-Shirt<br />
• Gratis-Bergbahnbenutzung<br />
• Top-Preis für <strong>SPORTaktiv</strong>-Leserinnen:<br />
€ 375,– p. P.<br />
• Aufpreis für Einzelzimmer: € 30,–<br />
BUCHUNGEN<br />
Direkt beim Hotel Arlbergerhof<br />
am Weissensee: T.: +43 (0) 47 13/22 80<br />
info@arlbergerhof.at<br />
Infos zum Hotel: www.arlbergerhof.at<br />
Es gelten die allg. Bedingungen des<br />
österreichischen Hotelgesetzes<br />
DEIN GESCHENK<br />
Ein Ultrasun-LSF-50-Sports-Gel; ein<br />
Top-Sportnahrungspaket von Peeroton;<br />
und ein <strong>SPORTaktiv</strong>-Headband<br />
von BUFF<br />
DAS ANGEBOT: 3 NÄCHTE IM<br />
ARLBERGERHOF VITAL UND 2 TAGE<br />
BIKEN UM € 375,–<br />
M<br />
üsste man die bisherigen Ladies-Camps<br />
in wenigen Sätzen<br />
zusammenfassen, würde sich<br />
das laut Arlbergerhof-Hausherr Peter<br />
Schwarzenbacher so anhören: „Mädels<br />
aus allen Himmelsrichtungen kommen<br />
zusammen, setzen sich aufs Bike und<br />
fahren gemeinsam auf die Alm. Dort<br />
geht’s mit vollem Ehrgeiz und noch<br />
mehr Spaß ans Techniktraining. Es gibt<br />
lauter strahlende Gesichter, Freundschaften<br />
entstehen und die eine oder andere<br />
Träne gibt es auch, wenn es darangeht,<br />
Abschied zu nehmen.“<br />
Der Weissensee ist als Location<br />
perfekt. Die Vormittage werden aktiv<br />
gestaltet, die Techniktrainings werden<br />
von Freeriderin Mirijam Buhr aus Aachen<br />
geleitet. Mit den neu gewonnenen<br />
fahrtechnischen Kenntnissen geht es<br />
geschmeidig die Trails bergab. Noch<br />
MIRIJAM BUHR ist Freeriderin und<br />
bringt mit ihrer Bikeschule seit Jahren<br />
nicht nur Ladies das Biken bei.<br />
einmal hinauf und die Trails werden<br />
gerockt. Nach einem Heidelbeerkaiserschmarrn<br />
folgt nachmittags die verdiente<br />
Abkühlung im Weissensee. Zum<br />
Entspannen und um in der Sonne zu<br />
liegen ist auch genug Zeit eingeplant.<br />
Und zum Abschluss jedes Tages gibt’s<br />
kulinarische Hochgenüsse aus Christine<br />
Schwarzenbachers Küche.<br />
WEISSENSEE<br />
Spielplatz der Natur<br />
Fotos: Heiko Mandl/Alrbergerhof<br />
70 <strong>SPORTaktiv</strong>
OUT<br />
DOOR<br />
Touren – Menschen – Sicherheit<br />
Fotos: Berwelten Verlag, Blue Tomato, SALEWA/oberalp_sinigaglia<br />
PRODUKTION UMGESTELLT<br />
Bergsportausrüster Salewa hat Teile<br />
seiner Produktion umgestellt und<br />
produziert jetzt auch Schutzmasken<br />
und Schutzanzüge. „Wir verdienen<br />
dabei nichts“, sagt Salewa-Chef<br />
Heiner Oberrauch.<br />
www.salewa.com<br />
DEIN FREUND DIE ANGST<br />
Extremkletterer Alexander Huber<br />
hat ein neues Buch geschrieben.<br />
„Die Angst. Dein bester Freund“.<br />
Darin erklärt er, dass ihn die Angst<br />
„schützt, antreibt, warnt, bremst<br />
und leitet.<br />
www.huberbuam.de<br />
50. SHOP ERÖFFNET<br />
Vom Garagen-Store zum Online-Shop,<br />
der jetzt auch ein Netzwerk<br />
an realen Geschäften hat:<br />
Blue Tomato hat seinen bereits<br />
50. Shop eröffnet und zwar im<br />
süddeutschen Ulm.<br />
www.blue-tomato.com
N<br />
och nie auf Ski und das mit<br />
20 Jahren. Das sind die Voraussetzungen,<br />
mit denen<br />
sich Sophia Vasik für unsere<br />
Leseraktion angemeldet hat, um endlich<br />
das Gefühl auf den berühmten<br />
„zwei Brettln“ zu erleben. „Die Eltern<br />
waren absolute Alpin-Verweigerer“, berichtet<br />
die junge Wienerin. Winterurlaub,<br />
ja, aber eben auf Langlaufskiern.<br />
Im Jänner nahm sie dann Wolfgang<br />
Heinzl von der Snowsports Academy<br />
unter seine Fittiche, um Sophia den<br />
Spaß am Skifahren zu vermitteln. Los<br />
geht so ein Unterricht einmal mit Bewegen<br />
auf den Skiern in der Ebene.<br />
„Schon da hab ich bemerkt, dass sie<br />
erstens schnell lernt und ihr zweitens<br />
die Erfahrung vom Langlauf zugutekommt“,<br />
sagt Heinzl. „Leute, die diese<br />
Erfahrung nicht haben, tun sich<br />
schon schwerer. Ich habe auch schon<br />
Gäste aus dem arabischen Raum und<br />
Indien gehabt, die gar keine Erfahrung<br />
mit Schnee haben, auch noch<br />
nie darauf gegangen sind. Da ist es<br />
schon etwas ganz anderes.“<br />
WOLFGANG<br />
HEINZL<br />
ist Ausbildner & Skilehrer bei<br />
Snowsports Academy sowie<br />
Skischulleiter der Schneesportschule<br />
Zauberberg.<br />
www.snowsports.at<br />
Das ideale Alter um motorische Fähigkeiten<br />
zu entwickeln, liegt zwar<br />
ungefähr zwischen dem 10. und 12.<br />
Lebensjahr. „Dafür hat Sophia das<br />
kognitiv wieder wettgemacht“, sagt<br />
Heinzl. Heißt: Sie konnte die Anweisungen<br />
schneller umsetzen. „Wolfgang<br />
ist ein cooler Typ“, streut die<br />
Anfängerin ihrem Lehrer Rosen. „Ich<br />
habe mich von Anfang an wohlgefühlt<br />
und er hat alles verständlich erklärt<br />
und die Übungen vorgezeigt.“<br />
Der Anfang sei dank der Loipenerfahrung<br />
tatsächlich leichter als erwar-<br />
VON NULL<br />
AUF ROT<br />
LESERAKTION, TEIL 1. SOPHIA VASIK WOLLTE HERAUSFINDEN, OB<br />
SKIFAHREN WIRKLICH „DES LEIWANDSTE“ IST. MIT SKILEHRER<br />
WOLFGANG HEINZL HAT SIE BEI NULL BEGONNEN UND IN DREI<br />
TAGEN DAS PFLUG-STADIUM SCHON HINTER SICH GELASSEN.<br />
VON KLAUS MOLIDOR<br />
Fotos: Wolfgang Heinzl<br />
72 <strong>SPORTaktiv</strong>
DU BIST RAUS!<br />
DIE SPORTAKTIV LESERAKTION<br />
Sophia<br />
Vasik beim<br />
Skischuhprobieren,<br />
am Minilift<br />
und ganz<br />
stolz über<br />
ihre ersten<br />
Abfahrten auf<br />
blauen und<br />
roten Pisten.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
73
Foto: Sportograf<br />
Nach drei<br />
Tagen hat Sophia<br />
Vasik die<br />
Leidenschaft<br />
fürs Skifahren<br />
entdeckt.<br />
Rechtes Bild:<br />
Videoanalyse<br />
in der Mittagspause.<br />
BIKE- & RUN-FESTIVAL IN ANGERBERG<br />
Am 03./04. Oktober wird Angerberg bei der Ritchey<br />
Challenge zum eldoRADo für Biker und Läufer.<br />
TIROL. Anfang Oktober warten der MTB-Marathon mit<br />
drei Distanzen (65, 33, 26 km), der Trailrun mit den<br />
Strecken Hundsalm (26 km, 1600 hm) und Nachberg (17<br />
km, 980 hm) und der legendäre Kids Cup für Youngsters.<br />
Mit der Erstauflage des eldoRADo Nachberg-Marschs bietet<br />
das Festival eine neue Option – auf 17 Kilometern und 980<br />
Höhenmetern kann die Landschaft rund um Angerberg<br />
noch intensiver genossen werden. Bike- und Trail-Run-Expo<br />
laden zum Schnuppern & Testen ein. Aktuelle Infos unter:<br />
www.eldorado-festival.at<br />
tet gewesen. „Es ist“, räumt Sophia dann aber<br />
sofort ein, „schon etwas ganz anderes eine Piste<br />
hinunterzufahren, als auf einer Loipe seine Runden<br />
zu ziehen.“<br />
Trotzdem hatte sie den Bogen bald raus. Nach<br />
den ersten Rutschversuchen am Stuhleck ging es<br />
schon bald zum ersten Mal an den Lift. Zwar<br />
war das noch ein kleiner Seilzuglift auf einem<br />
„Hang“ mit sehr wenig Gefälle – aber immerhin.<br />
Pflugfahren und damit bremsen, erste Kurven,<br />
stehenbleiben. All das ist schon am ersten Tag erledigt.<br />
„Daher sind wir schon nach einer Stunde<br />
mit dem Schlepplift gefahren“, erzählt Wolfgang<br />
Heinzl. Den Hang hat sie dann bereits in Kurven<br />
bewältigt. „An dem Punkt beginnt bei den<br />
meisten die Freude am Skifahren“, sagt Heinzl.<br />
„Die flüssige Bewegungsform, das Kurvenfahren<br />
– das ist es, was das Skifahren ausmacht.<br />
Sophia wollte die Langlauferfahrung nicht<br />
überbewerten, Wolfgang Heinzl sieht darin aber<br />
einen deutlichen Vorteil anderen Anfängern gegenüber.<br />
„Das Bremsen im Pflug geht mit Alpinski<br />
leichter, weil sie eine Kante haben, die bei der<br />
Verzögerung hilft. Wenn man das vom Langlaufen<br />
her kann, wo die Ski keine Kante haben,<br />
bringt das schon viel.“<br />
Die Fortschritte waren so gut, dass es die beiden<br />
am dritten Tag schon durch das ganze Skigebiet<br />
am Stuhleck geschafft haben. „Auch rote<br />
Pisten waren da schon dabei“, erklärt Heinzl.<br />
Am zweiten Tag ist Sophia schon nicht mehr<br />
ausschließlich Pflug gefahren, am dritten Tag<br />
konnte sie die parallele Skiführung bei unterschiedlichen<br />
Abfahrten anwenden.<br />
Der Wienerin selbst ist die Freude über ihre<br />
Fortschritte anzusehen. „Am Ende jedes Trainingstags<br />
bin ich<br />
mit sehr guter Laune<br />
heimgekommen,<br />
weil es mir so<br />
viel Spaß gemacht<br />
hat“, strahlt Sophia<br />
Vasik. Man muss<br />
kein Prophet sein,<br />
um zu sagen: Da<br />
hat jemand die<br />
Leidenschaft zum<br />
Skifahren entdeckt. „Natürlich braucht es noch<br />
Zeit, bis ich mich sicherer fühlen werde. Ich<br />
muss nur lernen, meine Komfortzone mehr zu<br />
verlassen, dann sollten schwarze Pisten auch<br />
kein Problem mehr sein.“ Leseraktion Teil 1 –<br />
Mission erfüllt.<br />
74 <strong>SPORTaktiv</strong>
DU BIST RAUS!<br />
WIE ES DEN ANDEREN BEIDEN GEWINNERN UNSERER LESERAKTION, MARKO WEBER<br />
UND ALEXANDRA SUCHANEK, IN DER ZWISCHENZEIT ERGANGEN IST.<br />
MARKO<br />
WEBER<br />
Der 45-jährige Burgenländer hat das Mentalcoaching<br />
bei Wolfang Seidl gewonnen und schon die<br />
ersten Einheiten absolviert. Nach einer Bestandsaufnahme<br />
stand eine Bio-Feedback-Messung auf<br />
dem Programm und Marko hat erste Atemtechniken<br />
erlernt, die sein Stresslevel vor dem Wettkampf senken<br />
sollen. Markos Ziel ist der 24-Stunden-Lauf am<br />
4. Juli in Bad Blumau – als Einzelstarter.<br />
ALEXANDRA SUCHANEK<br />
Eigentlich wollten Alexandra und ihr Mann<br />
Christian weitere Steigeisenerfahrung<br />
sammeln und auf hartem Schnee trainieren.<br />
Die Corona-Krise hat den beiden aber<br />
einen Strich durch die Rechnung gemacht.<br />
„Schauen wir uns die Schneeberge<br />
halt von unten an“, sagt Alexandra. Mit<br />
Schneeschuhwandern und Skitouren haben<br />
sie sich in Form gehalten. „Jetzt laufen<br />
wir oder radeln am Ergometer.“<br />
STEINBOCK WT GTX
784<br />
Dreitausender-Gipfel<br />
gibt es in Österreich.<br />
Bergsport-Ausrüster Salewa hat seine<br />
Community auf den sozialen Medien<br />
dazu aufgerufen, diese zu besteigen. Am<br />
Ende der Aktion sollte von jedem der 784<br />
ein Gipfelfoto hochgeladen sein.<br />
Wie alle Outdoor-Unternehmungen<br />
war auch diese Aktion bei Redaktionsschluss<br />
in Warteposition. Aber natürlich<br />
gibt es ein Leben nach dem Coronavirus.<br />
Und ein heimischer 3000er noch in diesem<br />
Sommer ist bestimmt für viele, die<br />
noch nie so hoch gestiegen sind, ein lohnendes<br />
höheres Ziel.<br />
Doch zunächst die Frage an Bergführer<br />
Martin Edlinger von den Naturfreunden<br />
Österreich: Macht es vom Gefühl her einen<br />
Unterschied, ob man in den Alpen einen<br />
Gipfel mit 2500, 2800 – oder doch<br />
einen über 3000 schafft? „Der erste<br />
3000er wird nicht unbedingt eine ‚magische‘<br />
Grenze sein. Aber einen Abschnitt<br />
im Leben jedes passionierten Bergsportlers,<br />
ein erreichtes Ziel stellt er auf alle<br />
Fälle dar. Nicht umsonst heißt es bei gemeinsamen<br />
Bergtouren: Wenn’s dein erster<br />
3000er war, zahlst du die Runde auf<br />
der Hütte“, schmunzelt Edlinger.<br />
Wie geht man es also an? „Grundsätzlich<br />
sind 3000er-Gipfel in Österreich hochalpine<br />
Berg- oder Wandertouren“, sagt Edlinger.<br />
„Wobei man natürlich nicht pauschal<br />
sagen kann, welchen Schwierigkeitsgrad sie<br />
haben: Es gibt viele, die technisch wie auch<br />
konditionell fordernd sind – und es gibt<br />
sehr wohl auch einige, die leichter und einfacher<br />
bestiegen werden können“, sagt der<br />
erfahrene Bergführer. „Einstiegs-3000er“<br />
sind in der Regel durch Wanderwege gut<br />
erschlossen und zeichnen sich durch eine<br />
gute Hütten-Infrastruktur aus. Ausgangspunkte<br />
liegen höher, sodass der Gipfelanstieg<br />
leichter wird. Und Aufstiege lassen<br />
sich manchmal auch mit Seilbahnen abkürzen.<br />
MARTIN<br />
EDLINGER<br />
ist staatlich geprüfter<br />
Bergführer und Leiter der<br />
Abteilung Bergsport bei den<br />
Naturfreunden Österreich.<br />
www.naturfreunde.at<br />
Um für sich und seine Fähigkeiten ein<br />
passendes Gipfelziel über 3000 m Seehöhe<br />
zu finden, empfiehlt der Experte einen<br />
Blick in Online-Tourenportale (das der<br />
Naturfreunde heißt www.tourenportal.at).<br />
„Dort findet man eine Vielzahl von Touren,<br />
die auch gut selektierbar sind: Die<br />
Suche kann nach Höhenmetern, Schwierigkeit<br />
und etlichen weiteren Kriterien gefiltert<br />
werden, um die genau passende<br />
Tour zu finden.“<br />
Wichtig: die empfohlenen Touren und<br />
die gefundenen Daten einer „Qualitätsprüfung“<br />
zu unterziehen. Nicht jede online<br />
vorgeschlagene Tour ist genau genug<br />
beschrieben. Und manchmal sind in den<br />
Weiten des World Wide Web auch Daten<br />
zu finden, die veraltet oder schlicht falsch<br />
sind, weiß der Bergführer. Vor allem<br />
dann, wenn keine namhafte Institution<br />
hinter der Quelle steckt (wie z. B. ein alpiner<br />
Verein oder auch Tourismusverbände),<br />
sollte man die gefundenen Daten immer<br />
auf Plausibilität kontrollieren.<br />
Was muss man können, um einen<br />
3000er ins Auge zu fassen? Auch das unterscheidet<br />
sich natürlich je nach Schwierigkeit<br />
der gewählten Tour. „Grundsätzlich<br />
wird auch auf leichteren 3000ern das<br />
Gelände alpiner. Trittsicherheit auch im<br />
verblockten oder weglosen Gelände sowie<br />
Schwindelfreiheit sind Fähigkeiten, die<br />
Fotos: Martin Edlinger<br />
76 <strong>SPORTaktiv</strong>
EIN STÜCK NÄHER<br />
AM HIMMEL<br />
WAS MAN IMMER HAT, IST FAD. DIE UNFREIWILLIGE OUTDOOR-ABSTINENZ<br />
ZUM FRÜHLINGSSTART <strong>2020</strong> SCHÜRTE SO GESEHEN DIE VORFREUDE AUF<br />
HÖHERES: WARUM SICH ALS WANDERER NICHT EINMAL EINEN 3000ER-<br />
GIPFEL ZUM ZIEL SETZEN? WIR SAGEN EUCH, WORAUF ES DABEI ANKOMMT.<br />
VON CHRISTOF DOMENIG<br />
77
TRITTSICHERHEIT<br />
UND SCHWINDEL-<br />
FREIHEIT WERDEN<br />
WICHTIGER, JE<br />
HÖHER MAN<br />
HINAUFKOMMT.<br />
umso wichtiger werden, je höher man<br />
hinaufkommt.“ Andererseits braucht<br />
man Trittsicherheit, Gehtechnik oder<br />
Schwindelfreiheit oft schon in tieferen<br />
Lagen. Es gilt auch, über die Wegbeschaffenheit<br />
und technische Schwierigkeiten<br />
Bescheid zu wissen. Etwa: „Ob<br />
technische Schwierigkeiten vorkommen<br />
wie etwa kurze Kletterpassagen oder sehr<br />
ausgesetzte Passagen, die eine überdurchschnittliche<br />
Trittsicherheit erfordern.“<br />
Das ist im Vorfeld abzuklären,<br />
um dann unterwegs nicht überrascht zu<br />
werden. Bei als „leicht“ beschriebenen<br />
3000ern kämen solche Problemstellen<br />
allerdings nicht vor.<br />
Es gilt auch, dem Wetter in größerer<br />
Höhe mehr Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Das beginnt mit dem sorgfältigen<br />
Einholen der Wetterprognose. Unterwegs<br />
sollte man in der Lage sein, Alarmzeichen,<br />
die auf einen Wetterumschwung<br />
hindeuten, zu erkennen. „Auf<br />
1000 m Seehöhe wird ein Regen unangenehm<br />
sein. Wenn man dagegen auf<br />
3000 m in eine Kaltfront kommt, bedeutet<br />
das oft Schnee, eisige Wege, keine<br />
Sicht“, führt Martin Edlinger aus. Unterschlüpfe,<br />
sichere Hütten oder letztlich<br />
auch Rettung sind in höheren Lagen<br />
nicht mehr so einfach und schnell erreichbar<br />
wie in tiefen.<br />
Wenn die Luft dünner wird<br />
Eine gewisse Rolle spielt auch schon der<br />
abnehmende Sauerstoffgehalt der Luft.<br />
Ab rund 2500 m kann man theoretisch<br />
sogar höhenkrank werden, heißt es. „Die<br />
Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar gering<br />
und die Symptome sind meist nicht sehr<br />
ausgeprägt. Aber auf 3000 Metern kann<br />
es schon vorkommen, dass leichtes<br />
Kopfweh auftritt. Dass die Schritte etwas<br />
mühsamer werden, ist ebenfalls<br />
nicht außergewöhnlich und für die<br />
meisten auf 3000 m schon spürbar. Vor<br />
allem wenn man vom flachen Land weg<br />
recht schnell in größere Höhen kommt,<br />
mit dem Auto oder der Seilbahn.“<br />
Dieser in Summe also doch etwas höhere<br />
Leistungsanspruch sollte in die<br />
Tourenplanung einfließen. Heißt: einfach<br />
etwas mehr Zeitreserven einplanen,<br />
als wenn es auf einen 2000er geht.<br />
Um sich seriös auf das Unternehmen<br />
3000er vorzubereiten gilt natürlich<br />
auch: nicht gleich mit dem Schwersten<br />
beginnen, sondern langsam steigern. Ein<br />
Premieren-3000er soll ein Saisonhighlight<br />
werden und nicht der Auftakt. Das<br />
ergibt sich schon aufgrund der Schneeschmelze:<br />
Auf einen 3000er zu wandern,<br />
ist ein Sommerziel, selbst nach einer<br />
schneearmen Saison.<br />
„Am besten und einfachsten bereitet<br />
man sich mit kontinuierlichen Wanderungen<br />
vor. Regelmäßigkeit ist das<br />
Wichtigste, um seine Ausdauer zu verbessern<br />
– und auf der anderen Seite trainiert<br />
man bei jeder Bergtour immer<br />
auch seine Trittsicherheit mit. Zusätzlicher<br />
Konditionsaufbau durch Laufen<br />
oder Radfahren ist in der Vorbereitung<br />
auch nicht verkehrt“, empfiehlt Bergführer<br />
Edlinger.<br />
Auf Nummer sicher geht man, wenn<br />
man sich für die 3000er-Premiere einem<br />
Bergführer anschließt. Auch wenn es bei<br />
Einstiegs-3000ern nicht unbedingt notwendig<br />
ist: „Alpine Vereine, Bergführer<br />
und Bergsteigerschulen bieten eine<br />
Menge toller Touren auf 3000er an.“<br />
Aber natürlich kann man sich einen<br />
Bergführer auch privat für sein persönliches<br />
Ziel buchen, das kostet aber auch<br />
etwas mehr. Ein Vorteil bei allen geführten<br />
Touren im Vergleich zur autodidaktischen<br />
Fortbildung: „Man lernt schneller<br />
und sicherer, auf was es in den Bergen<br />
ankommt.“ Wer nach der geglückten<br />
3000er-Premiere die Runde auf der<br />
Hütte zahlt, wissen wir ja bereits.<br />
Fotos: KK
EINSTIEGS-<br />
DREITAUSENDER<br />
Diese Gipfel über 3000 m Höhe eignen<br />
sich fürs erste Mal sehr gut. Empfehlung<br />
von Bergführer Martin Edlinger.<br />
KREUZSPITZE 3455 m<br />
In den Ötztaler Alpen von der Martin- Busch-Hütte<br />
aus. Über Schotter und Geröll hinauf zum eisfreien<br />
Gipfel, tolle Rundsicht auf die umliegenden Ötztaler<br />
Berge wie Hintere Schwärze und Similaun, Weißkugel<br />
oder Wildspitze. Gut markierter Weg, relativ einfach<br />
und ohne Gletscherberührung.<br />
AUFSTIEG: 930 hm von Martin-Busch-Hütte (2501<br />
m), Vent (T), Schwierigkeitsgrad: leicht/mittel<br />
SCHARECK 3122 m<br />
Leichte, durch die Mölltaler Gletscherbahn<br />
kurze 3000er-Tour auf den aussichtsreichen,<br />
zweithöchsten Gipfel der<br />
Goldberg-Gruppe. Ausgangspunkt ist<br />
die Duisburger Hütte.<br />
AUFSTIEG: 550 hm von der Duisburger<br />
Hütte (2572 m), Flattach (K),<br />
Schwierigkeitsgrad: leicht<br />
BÖSES WEIBL 3119 m<br />
Eine schöne Möglichkeit zur<br />
3000er-Premiere ist das Böse Weibl<br />
vom Lucknerhaus (1920 m) aus. Bis<br />
auf die letzten 30 Höhenmeter über<br />
grobes Blockwerk ist die Tour einfach<br />
und gletscherfrei.<br />
AUFSTIEG: 1200 hm vom Lucknerhaus,<br />
Kals (Osttirol), leicht<br />
KLEINER ANKOGEL 3096 m<br />
In der Ankogelgruppe in den Hohen Tauern ist der<br />
Ankogel vom Hannoverhaus (2565 m) ausgehend<br />
einer der am schnellsten zu besteigenden<br />
Dreitausender.<br />
Dank Seilbahnunterstützung<br />
sind nur 630 Höhenmeter bis<br />
zum Gipfel zurückzulegen.<br />
AUFSTIEG: 630 hm vom<br />
Hannoverhaus, Mallnitz (K),<br />
Schwierigkeit: leicht/mittel<br />
Für jede<br />
Aktivität in jeder<br />
Umgebung<br />
Thule AllTrail X – Die Allround-Lösung<br />
für aktive Menschen, die gerne Wandern,<br />
Reisen oder ihre Zeit in der Stadt<br />
genießen. Die Thule AllTrail X-Kollektion<br />
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DAS 2. EDELRID-KLETTER-<br />
STEIG-SCHNUPPERCAMP<br />
21.–23. August <strong>2020</strong> (Fr.–So.)<br />
• 2 Übernachtungen im JUFA-Hotel Hochkar-<br />
Sport-Resort*** (NÖ)<br />
• inkl. Frühstück, Abendbuffet am Freitag sowie<br />
Mittags-und Abendbuffet am Samstag<br />
• Klettersteigtouren „Bergmandl“ und „Heli-Kraft“<br />
• Begehung der Hochkarhöhle mit Guide<br />
• Coaching in der JUFA-Turnhalle mit unterschiedlichen<br />
Boulder-Elementen (bei Schönwetter outdoor)<br />
• Testmaterial für alle Teilnehmer<br />
• Gratis-Bergschutz der Nürnberger- Versicherung für<br />
die Dauer des Camps<br />
• Preis fürs Tagescamp-Teilnahme ohne<br />
Übernachtung: € 76,- (Teilnahme ab 9 Jahre)<br />
• Spezialpreise für Camp und Übernachtung:<br />
ab € 196,– pro Person im Doppelzimmer<br />
ab € 176,– pro Kind im Doppelzimmer<br />
PROGRAMM<br />
Freitag: Anreise, Ausgabe von Goodies und<br />
Material<br />
Samstag: Materialausgabe nur für Tagesgäste,<br />
Klettersteigtouren, Hochkarhöhle<br />
Sonntag: individuelle Ausflüge zu den Angeboten<br />
der Region, Abreise<br />
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80 <strong>SPORTaktiv</strong>
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Für intensive gemeinsame Bergerlebnisse sind<br />
Klettersteige wie geschaffen. Mit dem Klettersteig-Schnuppercamp<br />
können gerade Familien<br />
in dieses herrliche Erlebnis eintauchen. Das Gebiet<br />
am Hochkar ist optimal dafür geeignet, den richtigen<br />
und sicheren Umgang mit Klettersteiggurt und -Set<br />
zu erlernen und sich am Stahlseil das allererste Mal zu<br />
versuchen. Der „Bergmandl“ -Klettersteig ist perfekt<br />
für die Premiere, wer es danach noch ein wenig herausfordernder<br />
mag, der kann sich zusätzlich am „Heli-Kraft“-Klettersteig<br />
versuchen. Und weil man stets<br />
von den Besten lernen sollte, übernimmt der erfahrene<br />
Bergsteiger und Kletterer Heli Putz von Outdoor<br />
Leadership mit seinem Team die Einschulung und<br />
Betreuung der Teilnehmer.<br />
Stützpunkt dieses <strong>SPORTaktiv</strong>- Lesercamps, das<br />
heuer zum zweiten Mal stattfindet, ist das JUFA-Hotel<br />
Hochkar- Sport-Resort*** in Göstling an der Ybbs, wo<br />
ihr nach der Tour im Wellnessbereich relaxen könnt.<br />
Wer ganz in der Nähe wohnt, ist natürlich auch herzlich<br />
willkommen und kann das Camp auch ohne<br />
Übernachtung buchen. Wer noch nicht genug hat, was<br />
das Programm am Samstag betrifft, der kann schon<br />
ganz früh aufstehen und beim Sonnenaufgangsyoga<br />
„Namasté am Berg“ mitmachen oder aber einfach<br />
nur mit der Hochkarbahn zum Frühstück aufs JoSchi<br />
Berghaus auf 1770m Seehöhe fahren und den wundervollen<br />
Sonnenaufgang in den Bergen genießen – oder<br />
beides (nicht im Package inbegriffen, vor Ort kurzfristig<br />
buchbar). Interesse? Alle Infos zum Camp und<br />
den Übernachtungs angeboten in der Region gibt’s bei<br />
Mostviertel Tourismus!<br />
ANMELDUNG UND WEITERE INFOS ZUM GEBIET<br />
Fotos: Martin Fueloep, Christian Hofer, Hersteller<br />
DAS HOTEL<br />
Das JUFA-Hotel Hochkar-Sport-Resort***<br />
in Göstling an der Ybbs<br />
Mostviertel Tourismus<br />
Töpperschhloss Neubruck 2/10<br />
3270 Scheibbs<br />
T. 0 74 82/204 44<br />
E-Mail: info@mostviertel.at<br />
www.mostviertel.at<br />
www.hochkar.com<br />
ZIELGRUPPE<br />
Klettersteig-Einsteiger, Familien<br />
TEILNEHMER<br />
max. 25 Personen<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
81
Es ist nicht ewig her, da war<br />
GPS-Navigation im Outdoorsport<br />
ein Fachgebiet für<br />
technikaffine Bergführer, also<br />
für Spezialisten. Das hat sich völlig<br />
geändert. „Schuld“ daran ist einerseits<br />
die Verbreitung des Smartphones.<br />
Andererseits sind Routenplanungsportale<br />
und Apps immer einfacher<br />
zu bedienen. GPS-Navigation<br />
funktioniert heute in den Bergen<br />
beinahe so einfach wie im Auto.<br />
Man gibt einen Start- und einen<br />
Endpunkt ein, lässt die Route berechnen,<br />
drückt auf Start und muss<br />
dann nur noch darauf achten, dass<br />
der blaue Punkt am Display, der die<br />
eigene Position markiert, auf der eingezeichneten<br />
Route bleibt.<br />
Unser langjähriger Kooperationspartner,<br />
die Naturfreunde Österreich,<br />
haben ihr Tourenportal (www.<br />
tourenportal.at) und die dazugehörige<br />
App neu aufgesetzt und mit den<br />
aktuell sten Features versehen. Deshalb<br />
wollen wir uns mit Matthias<br />
Pilz, Outdoor-GPS-Experte der Naturfreunde,<br />
die aktuellen Möglichkeiten<br />
der Outdoor-Navigation näher<br />
ansehen. Aber auch auf Grenzen<br />
und Gefahren hinweisen. Denn auch<br />
das kennt man vom Straßenverkehr:<br />
Dass man nur dem Navi folgt und<br />
aufs Mitdenken vergisst.<br />
Verschweigen wollen wir keineswegs,<br />
dass es andere bekannte Portale<br />
und Apps gibt, die sich sehr gut<br />
zum Navigieren in der Natur nutzen<br />
lassen. Wie etwa Komoot. Oder speziell<br />
für Skitourenanwendung Snowmaps,<br />
das Pilz empfiehlt. Das Naturfreunde-Tourenportal<br />
basiert wiederum<br />
auf dem Angebot des deutschen<br />
Portals „Outdooractive“ und umfasst<br />
eine Datenbank von rund 200.000<br />
fertigen Touren weltweit – alle mit<br />
GPS-Track.<br />
WENN MÖGLICH,<br />
BITTE<br />
WENDEN<br />
OUTDOOR-NAVIGATION MIT SMARTPHONE-APPS<br />
FUNKTIONIERT MITTLERWEILE FAST GENAUSO SIMPEL WIE<br />
EIN AUTO-NAVI. WAS MAN TROTZDEM – ODER BESSER GESAGT:<br />
GERADE AUFGRUND DIESER EINFACHHEIT BEACHTEN SOLLTE.<br />
1Fertige Tour aussuchen und<br />
GPS-Track herunter laden<br />
Wenn einem also eine online gefundene<br />
Tour genau so passt, wie sie ist,<br />
dann spricht grundsätzlich nichts<br />
dagegen, auf sie zurückzugreifen.<br />
Matthias Pilz empfiehlt dennoch immer,<br />
jede gefundene Tour zu überprüfen.<br />
„Der Vorteil des Naturfreunde-Tourenportals<br />
ist, dass es vorab<br />
schon eine Qualitätsprüfung gibt:<br />
Nur Touren, deren Datenlage von<br />
guter Qualität und vollständig ist,<br />
werden angezeigt.“<br />
Zur Tourenplanung gehört auch,<br />
aktuelle Verhältnisse wie das Wetter<br />
in die Planung mit einzubeziehen.<br />
Ziel ist es, Gefahrenstellen unterwegs<br />
VON CHRISTOF DOMENIG<br />
vorab schon zu erkennen. Also noch<br />
einmal: Daten nicht blind übernehmen,<br />
sondern kurz nachprüfen. Viele<br />
stehen auch schon draußen in der<br />
Natur und beginnen dort erst nach<br />
Touren zu suchen. Besser ist es, am<br />
Desktop zu planen, nicht am Smartphone,<br />
denn dort ist der erkennbare<br />
Kartenausschnitt sehr klein.<br />
2Start- und Zielpunkt<br />
eingeben, den Weg<br />
planen lassen<br />
Alles gilt sinngemäß auch für die<br />
zweite Möglichkeit: Statt auf einen<br />
fertigen GPS-Track zurückzugreifen,<br />
gibt man den gewünschten Startund<br />
Endpunkt ein. Portal bzw. App<br />
berechnen den besten Weg anhand<br />
Fotos: Naturfreunde/Martin Edlinger, Matthias Pilz<br />
82 <strong>SPORTaktiv</strong>
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
83
MATTHIAS PILZ<br />
ist 30, Bergsportler, Ausbildner<br />
der Naturfreunde für Klettern,<br />
Hochtouren und Skitouren, hält<br />
Kurse zur GPS-Anwendung im<br />
Outdoorsport<br />
www.naturfreunde.at<br />
www.tourenportal.at<br />
des zugrunde liegenden digitalen Kartenmaterials.<br />
Weglänge, Höhenprofil<br />
usw. werden automatisch erstellt. Und<br />
wieder muss man eigentlich nur noch:<br />
Start drücken und dem Weg folgen.<br />
In der Praxis stehen viele auch bei dieser<br />
Variante bereits draußen am Startpunkt<br />
und geben den anvisierten Gipfel<br />
ein. So wie im Auto. Weg berechnen,<br />
nachgehen, fertig. Ist so einfach, wie es<br />
klingt. „Analog zur Navigation im Auto<br />
können sich jedoch Probleme ergeben,<br />
wenn man die berechnete Route gar<br />
nicht hinterfragt. Der Unterschied zum<br />
Straßenverkehr: Wo sich dort das Problem<br />
beim LKW zeigt, der auf der<br />
schmalen Bergstraße steckengeblieben<br />
ist, ist im Bergsport das Gefahrenpotenzial<br />
größer“, mahnt Pilz. Es wäre schon<br />
vorgekommen, dass Wanderer über<br />
schwierige Klettersteige geschickt wurden,<br />
weil eben der Klettersteig nicht als<br />
solcher für die Software erkennbar war.<br />
Dazu muss man wissen: Kostenlose<br />
Angebote arbeiten in der Regel mit<br />
„Open Street Map“. „Diese Karte wird<br />
ja von der Community – zahllosen freiwilligen<br />
Kartographen gezeichnet. Dementsprechend<br />
unterschiedlich ist die<br />
Qualität“, weiß der erfahrene Bergsportler.<br />
Im Vorteil ist, wer ein wenig investiert<br />
und die Bezahlversion nutzt: Beim<br />
„Tourenportal Pro“ der Naturfreunde<br />
(um 2,50 Euro pro Monat) ist die<br />
ÖK-Karte im Hintergrund. Das amtliche<br />
österreichische Standard-Kartenwerk<br />
ist im Bergsport das Maß der Dinge.<br />
Die „Pro“-Version ist aber auch deshalb<br />
für alle Unternehmungen in den<br />
Bergen zu empfehlen, weil sie die Möglichkeit<br />
bietet, die Daten offline zu speichern.<br />
Navigation funktioniert dann unabhängig<br />
vom Netzempfang. „Ich kann<br />
ohne Mobilfunk- und Datenempfang<br />
arbeiten. Am besten ist es, das Gerät zur<br />
Akkuschonung in den Flugmodus zu<br />
schalten“, sagt Pilz. Auf die Möglichkeit<br />
des Offline-Speicherns solle man unbedingt<br />
achten, sobald man in den Bergen<br />
mit dem Smartphone navigieren möchte:<br />
Alles andere sei eigentlich nur „zum<br />
Testen oder in Tallagen“ ausreichend.<br />
3<br />
GPS-Track querfeldein –<br />
als direkte Linie zwischen<br />
zwei Punkten.<br />
Geht es höher hinauf, wo es keine Wege<br />
mehr gibt, oder im Winter auf Skitouren,<br />
dann kommt die dritte Möglichkeit<br />
der GPS-Anwendung ins Spiel. Eigentlich<br />
ist es die älteste, klassische Form:<br />
Einzelne Punkt werden per Luftlinie verbunden.<br />
Im „Minimalfall“ besteht zwischen<br />
Start- und Endpunkt eine direkte<br />
Linie – oder man definiert vorab Zwischenziele<br />
auf seinem „GPS-Track“.<br />
Man kennt dann unterwegs den Abstand<br />
und die Richtung zum Ziel und<br />
sucht sich im Freien mit Kartenhilfe den<br />
besten Weg.<br />
„Auch während der Tourenplanung ist<br />
es möglich, zwischen automatischer<br />
Routenberechnung und direkter Linie<br />
umzuschalten. Das ist zum Beispiel auf<br />
Hochtouren von Vorteil, wenn man zuerst<br />
auf Wegen navigiert – und dann im<br />
vergletscherten Bereich ohne Wegenetz.“<br />
Auf der anderen Seite kann es auch einfach<br />
beim Schwammerlsuchen sinnvoll<br />
sein, einen Weg querfeldein vorausplanen<br />
zu können.<br />
Mit Pfeil und Sprachführung<br />
Bleiben noch zwei Fragen an den Experten.<br />
Erstens: Nach dem Sinn von Navigieren<br />
nach Gehör, wie man es im Auto<br />
kennt. Bringt es outdoor etwas, wenn<br />
das Gerät sagt: „Jetzt links abbiegen“<br />
oder: „Wenn möglich, bitte wenden“?<br />
Angeboten wird es teilweise schon.<br />
„Sprachführung und Abbiegehinweise in<br />
Pfeilform sind eine logische Ergänzung<br />
der automatischen Routenberechnung“,<br />
meint Matthias Pilz. „Da es bisher noch<br />
wenige solcher Anwendungen gibt, ist<br />
das Potenzial schwer abschätzbar. Ich<br />
denke, die Funktion wird ein nettes<br />
Gadget bleiben, das beim Radfahren einen<br />
Mehrwert bringt. Im alpinen Bereich,<br />
auf Bergtouren, Skitouren oder<br />
Hochtouren wird der Blick auf das Display<br />
und die Karte weiterhin mehr als<br />
nur sinnvoll bleiben.“<br />
Zweitens: Soll man die gedruckte Karte<br />
weiterhin dabeihaben? Antwort: unbedingt.<br />
„Die Basis jeder Tourenplanung<br />
oder Outdoor-Navigation ist nach wie<br />
vor das Verständnis der Karte – das wird<br />
leider oft vergessen. Man sollte die moderne<br />
Form der Tourenplanung als Ergänzung<br />
zum Basiswissen über Karten<br />
verstehen“, sagt Matthias Pilz.<br />
So fein die Technik auch ist, empfiehlt<br />
Pilz auch immer, einen Ausfall des elektronischen<br />
Geräts in der Planung von<br />
Outdoor-Unternehmungen in Betracht<br />
zu ziehen. Wozu es gehört, die in der<br />
Planung ermittelten Daten auch auszudrucken<br />
und in den Rucksack zu stecken.<br />
Und sollte der Akkustand kritisch<br />
werden, lieber rechtzeitig analog weiternavigieren:<br />
Es sollte immer eine Stromreserve<br />
vorhanden sein, um bei Bedarf<br />
einen Notruf absetzen zu können.<br />
Fotos: Naturfreunde/Martin Edlinger, Matthias Pilz<br />
84 <strong>SPORTaktiv</strong>
FEST IN<br />
DER WAND<br />
FÜNF AKTUELLE KLETTERSTEIGSETS<br />
FÜR SICHEREN HALT.<br />
AUSTRIA ALPIN HYDRA.EVO<br />
• Klettersteigset mit drittem<br />
Arm: Ferrata.Bloc-Klettersteigzusatzbremse<br />
für senkrechte<br />
Passagen<br />
• Ferrata.Bloc an Ort und<br />
Stelle verhindert so<br />
schwere Stürze<br />
• Fallhöhe wird auf ein Minimum<br />
reduziert und Verletzungen<br />
können vermieden<br />
werden<br />
PREIS (UVP): € 154,90<br />
www.austrialpin.at<br />
PETZL SCORPIO EASHOOK<br />
• Klettersteigset mit Eashook-<br />
Karabinern und Verdrehschutzsystem<br />
für Anwender, die zwischen<br />
40 und 120 kg wiegen<br />
• zwei elastische Arme mit<br />
hohem Dehnungsvermögen<br />
PREIS (UVP): € 130,–<br />
www.petzl.com<br />
STUBAI BERGSPORT SUMMIT<br />
LIGHT X1<br />
• ergonomischer Summit-Light-<br />
Karabiner<br />
• textile Schlaufe für Rastkarabiner<br />
• die beiden Arme und Karabiner<br />
haben unterschiedliche Farben<br />
zur schnellen Unterscheidung<br />
• entwickelt für Benutzer mit einem<br />
Gewicht von 40 bis 120 kg<br />
PREIS (UVP): € 99,90<br />
www.stubai-sports.com<br />
Fotos: Hersteller<br />
SKYLOTEC SKYRISER<br />
• der Nachfolger des meistverkauften<br />
Klettersteigsets Skysafe<br />
von Skylotec punktet mit noch<br />
mehr Performance<br />
• innovativer Karabiner-Resistor<br />
mit Handballensicherung und<br />
Stahl-Inlet als Schutz vor Abrieb<br />
durch das Stahlseil sowie mit<br />
großer Gate-Öffnung für komfortables<br />
Ein- sowie Aushängen<br />
• Key-Lock-Nase des Resistor<br />
verhindert ein Hängenbleiben<br />
am Stahlseil oder den Armen<br />
des Klettersteigsets<br />
PREIS (UVP): € 115,–<br />
www.skylotec.com<br />
BLACK DIAMOND IRON CRUISER<br />
• ist einfach, aber effizient zu bedienen<br />
für Sicherheit am Klettersteig<br />
• das neue Dyneema-Energieabsorptionssystem<br />
begrenzt die<br />
Belastung im Falle eines Sturzes<br />
• ausziehbare Verbindungsmittel im<br />
Bungee-Stil<br />
• entwickelt für Benutzer mit einem<br />
Gewicht von 40 bis 120 kg<br />
PREIS (UVP): € 110,–<br />
www.blackdiamondequipment.com<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
85
KLAMM-<br />
FERRATA<br />
KURZER ZU- UND<br />
ABSTIEG UND<br />
MAXIMALES KLETTER-<br />
STEIGVERGNÜGEN IN<br />
DIVERSEN SCHWIERIG-<br />
KEITEN MITTEN IM<br />
EINDRUCKSVOLLEN<br />
NATURDENKMAL.<br />
VON AXEL JENTZSCH-RABL<br />
Der „Hohe Steg“ – eine durch<br />
Schmelzwassermassen vor<br />
12.000 Jahren geschaffene<br />
kleine, aber eindrucksvolle Klamm –<br />
an deren Felswänden ein moderner<br />
Sportklettersteig entstanden ist. Das<br />
Naturdenkmal wurde optisch durch<br />
das kreuz und quer verlaufende Stahlseil<br />
doch relativ massiv verändert.<br />
Entstanden ist ein interessanter Klettersteig,<br />
der die Felsen bestmöglich<br />
ausnützt. Zwei Seilbrücken und eine<br />
Leiter bilden die Hauptattraktion für<br />
Ferratisten und der darunterliegende<br />
Turrachbach lädt im Sommer zum<br />
Abkühlen ein.<br />
Anreise<br />
Durch das Murtal nach Predlitz<br />
und dort nach Süden zur Turracher<br />
Höhe abzweigen. Nach 500 Metern<br />
kommt ein Straßentunnel, an dessen<br />
Südende sich ein großer Parkplatz<br />
befindet. Mit Öffis: mit der Bahn<br />
über Unzmarkt nach Predlitz-<br />
Turrach.<br />
Fotos: Andreas Jentzsch-Rabl<br />
86 <strong>SPORTaktiv</strong>
Route<br />
Siehe Topo. Hauptroute ist C, eine<br />
Power-Variante mit D/E gibt es auch.<br />
Zustieg<br />
Vom Parkplatz über die Straße zum<br />
bereits sichtbaren Südeinstieg. Für<br />
den Nordwesteinstieg folgt man der<br />
alten, tiefer gelegenen Straße noch<br />
zwei Minuten durch die Klamm nach<br />
Norden.<br />
Abstieg<br />
Vom Ausstieg in wenigen Schritten<br />
zum Wanderweg, der über Stufen<br />
hinunter zur Holzbrücke führt. Nach<br />
der Brücke rechts zum Parkplatz.<br />
AXEL<br />
JENTZSCH-RABL<br />
aus Bad Häring (T) kennt als<br />
Verfasser der umfangreichsten<br />
heimischen Klettersteigführer<br />
die meisten Klettersteige in<br />
Österreich und im umliegenden<br />
Ausland. Bei uns stellt er<br />
regel mäßig einen seiner<br />
Favoriten vor.<br />
Ausrüstung<br />
Klettersteigausrüstung und Helm<br />
Bemerkung<br />
Bei extremem Hochwasser ist der<br />
Klettersteig nicht begehbar!<br />
TOP-KLETTERSTEIG<br />
Hoher-Steg-Klettersteig<br />
Schwierigkeitsgrad C; Var. D/E<br />
Zeitaufwand: 60 hm/ 1 Std.<br />
Talort: Predlitz, 971 m<br />
Ausgangpunkt: Parkplatz südlich<br />
des Tunnels, 990 m<br />
BUCHTIPP<br />
Klettersteigführer<br />
Österreich neu<br />
7. Auflage mit<br />
Touren-App<br />
www.alpinverlag.at<br />
Notausstieg<br />
gehen<br />
A/B<br />
B<br />
Turm<br />
B<br />
Hoher Steg<br />
B<br />
A<br />
zum Parkplatz<br />
absteigen<br />
A<br />
C/D<br />
25 m 2-Seil-Brücke<br />
C<br />
A/B<br />
B<br />
B/C<br />
A<br />
B<br />
A/B<br />
A<br />
D/E<br />
D<br />
A<br />
C<br />
B<br />
B<br />
B<br />
B<br />
Leiter<br />
C<br />
Süd-Einstieg<br />
C<br />
B<br />
B<br />
B/C<br />
A<br />
C<br />
2-Seil-<br />
Brücke<br />
A/B<br />
A/B<br />
Leiter<br />
Expos.<br />
NW<br />
Nordwest-Einstieg<br />
Turrach<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
87
An den malerischen Gestaden<br />
der Donau in Altenwörth<br />
trafen sich Eisschwimmer aus<br />
dem In- und Ausland, um sich<br />
gemeinsam eine Abkühlung zu<br />
verschaffen.<br />
Auch so sehen Sieger aus.<br />
Die Haut krebsrot und<br />
am ganzen Körper zitternd,<br />
zieht sich Lukas<br />
aus Trencin mit letzter<br />
Kraft aus dem Wasser der Donau.<br />
Beim Versuch, in den dampfenden<br />
Hot Tub am Ufer zu steigen, fällt er<br />
fast von der Stiege und muss gestützt<br />
werden. Und trotzdem lächelt der<br />
Slowake selig übers ganze Gesicht.<br />
Schließlich ist er gerade 1000 Meter<br />
geschwommen, was für sich genommen<br />
noch kein Fall für die Heldengalerie<br />
ist. Allerdings hatte das kühle,<br />
nein, eiskalte Nass gerade einmal vier<br />
Grad, was selbst hartgesottenen Wasserratten<br />
den Badespaß in der Regel<br />
verleidet. „Jetzt bin ich einfach nur<br />
glücklich“, seufzt Lukas, als er sich in<br />
das wohlig temperierte Badefass gleiten<br />
lässt.<br />
Willkommen bei den offenen österreichischen<br />
Meisterschaften im<br />
Eisschwimmen. Ein Event, bei dem<br />
Rettungstaucher zum Standardpersonal<br />
gehören, Saunazelte am Uferrand<br />
vor sich hindampfen und in Winterjacken<br />
eingemummelte Zuschauer<br />
mit barfüßigen Teilnehmern in Bademänteln<br />
parlieren. Eine von ihnen ist<br />
Eva Wohlfarter aus Wien, die vor gut<br />
eineinhalb Jahren dieser Leidenschaft<br />
verfallen ist und zum ersten Mal an<br />
einem offiziellen Bewerb teilnimmt.<br />
„Eisschwimmen ist wie eine Droge,<br />
du erlebst dabei eine Grenzerfahrung“,<br />
sagt die 32-jährige Radiomoderatorin.<br />
„Wenn du ins Wasser<br />
gehst, tut es wirklich weh, es sticht<br />
und prickelt, deine Finger werden<br />
taub. Du bekommst nichts mehr von<br />
dem mit, was um dich herum passierst,<br />
konzentrierst dich nur noch<br />
auf deinen Körper und deine Atemtechnik.<br />
Ein wunderbares Gefühl.“<br />
Sie hat sich heute für das 50-Meter-Rennen<br />
der Damen angemeldet<br />
und absolviert damit ziemlich genau<br />
ein Siebtel von dem Programm, das<br />
Josef Köberl an diesem Tag abspult.<br />
Zwischen 25 und 1000 Meter lässt<br />
der 43-Jährige keine Strecke aus, am<br />
Ende des Tages wird er mehr als 24<br />
Minuten in der klirrend kalten Donau<br />
verbracht haben. Freunden gepflegter<br />
Verrücktheiten könnte der<br />
Name ein Begriff sein, schließlich<br />
schreckt der Wahlwiener vor nichts<br />
zurück, was mit Kälte zu tun hat. Er<br />
Fotos: Markus Geisler (3), Facebook<br />
88 <strong>SPORTaktiv</strong>
COOL? DEUTLICH UNTERTRIEBEN.<br />
EISSCHWIMMER WERFEN SICH<br />
BEI TEMPERATUREN INS<br />
WASSER, BEI DENEN ANDERE<br />
ZUR WOLLHAUBE GREIFEN.<br />
BEI DEN ÖSTERREICHISCHEN<br />
MEISTERSCHAFTEN TRAFEN<br />
SICH DIE AM HÄRTESTEN<br />
GESOTTENEN IN ALTENWÖRTH,<br />
UM IHRE BESTEN ZU KÜREN UND<br />
SICH SELBST ZU SPÜREN.<br />
VON MARKUS GEISLER<br />
„WIE EINE<br />
DROGE “<br />
durchschwamm in 14 Stunden den<br />
Ärmelkanal und ließ sich am Wiener<br />
Hauptbahnhof in einer Glaskabine<br />
komplett mit Eis bedecken – für zwei<br />
Stunden, acht Minuten und 47 Sekunden.<br />
Weltrekord im „Longest<br />
Duration Full Body Contact With<br />
Ice“, wie es offiziell heißt. Demnächst<br />
will er sich am Hintertuxer<br />
Gletscher ein Vollbad genehmigen –<br />
bei –0,4 Grad Wassertemperatur.<br />
Für ihn müssen sich die Meisterschaften<br />
an einem Seitenarm der Donau<br />
in Altenwörth, wo sich das<br />
Wasser thermometer im Laufe der Bewerbe<br />
langsam Richtung fünf Grad<br />
bewegt, anfühlen wie ein Warmbadetag<br />
im städtischen Hallenbad. Wobei<br />
man sich damit wirklich an einer kritischen<br />
Grenze bewegt. Denn wärmer<br />
als fünf Grad darf es gar nicht<br />
werden, sonst zählt es nicht mehr<br />
zum Eisschwimmen. Und eventuell<br />
aufgestellte Rekorde hätten keine<br />
Gültigkeit. Genau vor einem Jahr<br />
schwamm der Niederländer Sven Elfferich<br />
an dieser Stelle die 1000 Meter<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
89
ICH WILL DAMIT DOKUMENTIEREN,<br />
DASS MAN ALLES SCHAFFEN KANN.<br />
WENN MAN ES NUR WIRKLICH WILL<br />
UND HART DAFÜR TRAINIERT.<br />
in 11:55,40 Minuten – und sorgte<br />
mit dieser Bestleistung für Begeisterung,<br />
aber auch für Aufregung. „Einen<br />
Weltrekord so zu dokumentieren,<br />
dass er auch anerkannt wird, ist<br />
eine echte Herausforderung“, erzählt<br />
Köberl, der zusammen mit den Freizeitverein<br />
Altenwörth zum Organisationskomitee<br />
der Veranstaltung gehört.<br />
„Wir mussten nachher noch<br />
mal das Becken genau vermessen, die<br />
genauen Temperaturen nachweisen<br />
und alles haarklein übermitteln. Aber<br />
es hat gepasst.“<br />
Einen Rekord aufzustellen war<br />
auch der Aufhänger für Chun Kung<br />
Mak, an diesem Wochenende nach<br />
Niederösterreich zu kommen. Der<br />
im tschechischen Brünn lebende<br />
Schwimmer aus Hongkong absolviert<br />
als erster Mann überhaupt die<br />
„Eismeile“ (entspricht 1609,3 Meter)<br />
ausschließlich im kraftraubenden<br />
Delfinstil (was mit Pauline Barker<br />
übrigens eine Frau schon vor ihm<br />
schaffte). Knapp 40 Minuten dauert<br />
der Spaß, wobei Mak mit einem<br />
Dauerlächeln keine Sekunde daran<br />
zweifeln lässt, diese Tortur auch als<br />
solche zu empfinden. „Dabei geht es<br />
mir überhaupt nicht um sportliche<br />
Höchstleistungen oder darum, irgendetwas<br />
zu gewinnen“, erzählt der<br />
33-Jährige und präsentiert stolz seinen<br />
Bademantel aus eigener Kollektion.<br />
Sein Ansatz ist ein philosophischer.<br />
Und hat auch damit zu tun,<br />
dass ihm sein Vater diese Spompanadeln<br />
(„Lass das, die Europäer sind<br />
solche Wassertemperaturen gewohnt,<br />
du nicht!“ Anm.: Na ja, wenn er<br />
meint ...) ausreden wollte. „Ich will<br />
damit dokumentieren, dass man alles<br />
schaffen kann. Wenn man es nur<br />
wirklich will und hart dafür trainiert.“<br />
Die dem Eisbad folgende Endorphinausschüttung<br />
zur Belohnung<br />
nimmt er natürlich auch gerne mit.<br />
Bis heute haben die „Eismeile“, die<br />
neben Mak diesmal auch noch von<br />
sieben weiteren Wagemutigen bezwungen<br />
wird, gerade einmal 338<br />
Menschen absolviert.<br />
Einer davon ist, natürlich, Josef<br />
Köberl, der jetzt in der Hot Tub sitzt,<br />
das heiße Wasser genießt und sein<br />
1000-Meter-Rennen, bei dem er es<br />
mal wieder zu schnell anging, Revue<br />
passieren lässt. „Es ist falsch zu glauben,<br />
dass sich der Körper an die Kälte<br />
gewöhnt, im Gegenteil. Je länger<br />
das Rennen dauert, desto kälter wird<br />
einem. Es ist dann auch ein riesiger<br />
Unterschied, ob das Wasser zwei oder<br />
90 <strong>SPORTaktiv</strong>
Aufwärmen im Hot Tub nach 1000 Meter Kraul in weniger<br />
als fünf Grad kaltem Wasser: Josef Köberl (Mitte).<br />
Links: Chun Kung Mak aus Hongkong nach seinem<br />
erfolgreichen Versuch, als erster Mann der Welt die<br />
Eismeile ausschließlich im Delfinstil zu absolvieren.<br />
vier Grad kalt ist, da merkst du jede Nuance.“<br />
Er hat als bester Österreicher für seinen Lauf gut<br />
18 Minuten gebraucht und war damit um etwa<br />
sechs Minuten langsamer als Colin Bushweller,<br />
der eigens aus den USA angereist ist, um mit<br />
persönlicher Bestzeit den amerikanischen Rekord<br />
zu brechen. Was ihm in 12:43 Minuten<br />
eindrucksvoll gelingt. 50 Starter aus acht Nationen<br />
sind in Altenwörth insgesamt am Start, was<br />
nicht nur (aber auch) an der pittoresken Landschaft<br />
liegt, sondern auch daran, dass das Wasser<br />
unter Insidern als ziemlich schnell gilt.<br />
Ein Umstand, der Eva Wohlfarter wiederum<br />
egal war. Ihre Motivation lag darin, ihr Hobby,<br />
dem sie im Winter einmal pro Woche nachgeht,<br />
auch einmal bei einem echten Wettkampf auszuprobieren<br />
und zu schauen, wie es ihr im direkten<br />
Duell Frau gegen Frau geht. Ohne dabei<br />
auf Zeiten oder Platzierungen zu schauen. Was<br />
nicht heißt, dass sie sich über ihren Vize-Titel<br />
nicht gefreut hätte. „Andere werfen Pillen ein,<br />
verschreiben sich der Esoterik oder reisen um<br />
die Welt, um einen Kick zu bekommen“, sagt<br />
sie. „Wenn ich in eiskaltem Wasser schwimme,<br />
genieße ich die Magie des Augenblicks und bin<br />
so nah bei mir wie sonst nie.“ Das gelegentliche<br />
Bibbern danach nimmt sie dabei gerne in Kauf.
G-1000® AIR STRETCH<br />
Leicht, luftig, flexibel<br />
Fjällrävens eigens entwickeltes Material.<br />
Ungewachst für die bestmögliche<br />
Atmungsaktivität und mit mechanischem<br />
Stretch für mehr Bewegungsfreiheit.<br />
Gefertigt aus Bio-Baumwolle und teilweise<br />
recyceltem Polyester mit fluorcarbonfreier<br />
Imprägnierung. Kann mit Greenland Wax<br />
behandelt werden.<br />
abisko midsummer<br />
trousers<br />
Leicht und luftig unterwegs.<br />
ob du im südlichen Voralpenland unterwegs<br />
bist oder den hohen Norden erkundest, um deine<br />
Bekleidung und Ausrüstung solltest du dir keine<br />
Gedanken machen müssen. Sie sollten dich<br />
bei deinen Abenteuern unterstützen, aber diese<br />
nicht bestimmen – dafür ist schließlich die Natur<br />
zuständig. Das gilt insbesondere für Hosen und für<br />
warmes Klima. Eine Naht an der falschen Stelle oder<br />
unnachgiebiges Material, das deine Bewegungsfreiheit<br />
einschränkt, kann dir deine Abenteuerlust im<br />
Handumdrehen nehmen. Unsere neuen, aus G-1000<br />
Air Stretch (recyceltes Polyester und Bio-Baumwolle)<br />
gefertigten Abisko Midsummer Trousers sind leicht<br />
und funktionell und bieten viel Bewegungsfreiheit.<br />
Mit den Belüftungsreißverschlüssen an den Seiten<br />
kann die Luftzufuhr individuell angepasst werden<br />
und die anschmiegsame Passform sorgt für hohen<br />
Tragekomfort - selbst auf langen Wanderungen.<br />
Eine Hose, die perfekt funktioniert und in keinster<br />
Weise dein Trekking-Erlebnis beeinträchtigt. Die<br />
Natur wartet auf dich. Wir sehen uns draußen.<br />
www.fjallraven.de
OUTSIDE<br />
LOGBUCH EINES<br />
KLETTERERS<br />
ULTRASUN SCHÜTZT<br />
HAUT UND UMWELT<br />
Die Schweizer Sonnenschutzmarke<br />
wird mit dem „EcoSun Pass“ als<br />
besonders umweltschonender<br />
Sonnenschutz ausgezeichnet.<br />
Foto: Ranggetiner<br />
HERBERT<br />
RANGGETINER<br />
... ist Profikletterer<br />
und einer der<br />
besten Extremkletterer<br />
Europas –<br />
und ein „Querdenker“<br />
der Outdoorsportszene.<br />
In seiner<br />
„Outside“ Kolumne<br />
lässt er die <strong>SPORTaktiv</strong>-Leser<br />
an seinen<br />
Gedanken teilhaben.<br />
Die Bergwelt, unendliche Weiten, wir schreiben<br />
das Jahr 2000. Dies sind die Abenteuer des<br />
VW-Busses T2, der mit seiner 2 bis 7 Mann<br />
starken Besatzung mehrere Jahre unterwegs ist, um<br />
fremde Felsen zu erforschen. Viele Autostunden von<br />
der Heimat entfernt dringt der VW T2 in Felsgalaxien<br />
vor, die noch nie zuvor ein Mensch beklettert<br />
hat! Sternzeit 909,7 abends, irgendwo in Slowenien.<br />
Kaptain Franz steht bei 30 Grad am Feuer und kocht,<br />
nicht in schicker Uniform mit Streifen, sondern nur<br />
mit Unterhose (ohne Streifen). Hey Boss, wos gibt’s<br />
denn heit? Um die Geschichte abzukürzen, wir hatten<br />
das eine Jahr in Slowenien täglich Nudeln auf der<br />
Speisekarte, mit wohl jeder Art von Sauce, die es gibt,<br />
aber halt Nudeln. Keine Kohle, dafür viele Kohlenhydrate<br />
und bis heute keine Mangelerscheinungen, wir<br />
lebten die minimalistische Zufriedenheit! Manchmal<br />
halfen wir den Bauern, Körperpflege im Bach mit<br />
kompletter Montur war Standard und der Schlaf, ja,<br />
der Schlaf war ein kindlich entspannter. Keine Gedanken<br />
über Zukunft – Existenzängste oder krieg ich<br />
mal eine Rente! Den gestrickten Pullover von meinem<br />
Vater trug ich immer, auch als er nach einer Gaskocherexplosion<br />
(keine Laserpistole) ein 10 cm großes<br />
Loch im Brustbereich hatte! Abends saßen wir öfters<br />
bei den Weinbauern und je später die Stunde, desto<br />
wilder wurden die Geschichten. Unsere Kletterstorys<br />
matchten sich mit ihren über die erlegte Monsterwildsau!<br />
Wir schreiben die Sternzeit irgendwann, als wir in<br />
der Nähe einer Hafenstadt parkten, Bus geknackt,<br />
gestohlen hat man nur das Autoradio, danke! Am<br />
nächsten Tag parkten wir am selben Ort und siehe da,<br />
wieder geknackt und die dazugehörigen Boxen fachgerecht<br />
ausgebaut! Nur weil wir langhaarige, barfüßige<br />
Reisende waren (oder auch wegen meines handgroßen<br />
Lochs in der Brust) hielten uns Zöllner stundenlang<br />
in einem Container fest. Irgendwann waren sich die<br />
scharfen Drogenwuffis und ihre Herrl einig, das weiße<br />
Pulver im Auto ist Magnesium und die Besatzung des<br />
VW-Busses T2 erforscht nur die unendlichen Weiten<br />
und Felsgalaxien! To be continued ...!<br />
Die Nachricht ging um die Welt: Auf<br />
Hawaii und Palau werden fünf chemische<br />
Sonnenschutzfilter verboten.<br />
Gleichzeitig gibt es eine Vielzahl an<br />
Gütesiegeln – welchen also Glauben<br />
schenken? Der EcoSun Pass bewertet<br />
Produkte transparent nach den Kriterien<br />
biologische Abbaubarkeit, aquatische<br />
Toxizität (also wie giftig ist ein<br />
Filter, wenn er ins Wasser gelangt),<br />
sowie Bio-Akkumulierung mit Potenzial<br />
für endokrine Wirkung. Auf<br />
Deutsch: Sammelt sich ein Filter in<br />
Organismen an und besteht Verdacht<br />
auf eine hormonelle Wirkung? Als<br />
erste Marke weltweit wurde Ultrasun<br />
jetzt mit dem EcoSun-Pass-Label ausgezeichnet.<br />
Weitere Infos dazu:<br />
www.ultrasun.com<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
93
AUS<br />
PRO<br />
BIERT<br />
OUTDOOR<br />
ALGEN ZUM ANZIEHEN<br />
Isländische Algen sind die Grundlage der Naturfaser „Sea-<br />
Cell“, aus der Sportbekleidung gefertigt wird: Shirts mit kurzen<br />
und langen Ärmeln, solche mit Zip-Kragen und Unterhosen. Ab<br />
Mai gibt es zusätzlich Polo-Shirts. Algen-Pionier ist der Deutsche<br />
Peter Mattis mit seiner Firma Palgero. Drei Varianten stehen<br />
zur Wahl: Alge pur (97 % Alge und 3 % Elastan). Alge und<br />
Trevira in Kombination. Und Algen-Merino-Modelle. „Unsere<br />
Produkte haben einen sehr hohen Algenanteil, das unterscheidet<br />
uns von anderen Anbietern“, erläutert der Palgero-Chef. Im<br />
Test haben wir uns reine Algen-Shirts und die Alge-Trevira-Mischung<br />
(siehe Bild) angesehen. Fazit: Beide Kurzarm-Modelle<br />
von Palgero (je € 60,–) fühlen sich auf der Haut überaus angenehm<br />
an. Weich, sanft, wärmend, wenn es kalt ist, aber nicht<br />
zu warm, wenn es heiß ist, sind beide. Die Alge-Trevira-Mischung<br />
wirkt etwas luftiger. Wir würden sie an heißen Sommertagen,<br />
als einzige Schicht getragen, bevorzugen. Direkt auf<br />
der Haut, wenn man einen Midlayer darüber trägt, sind beide<br />
Modelle top. „Algen sind reich an Mineralstoffen, Vitaminen<br />
und Spurenelementen. Sie sollen die Haut vor freien Radikalen<br />
schützen und sich positiv auf ihren Feuchtigkeitshaushalt auswirken“,<br />
weiß Mattis. Na bitte!<br />
ALGEN ZUM ANZIEHEN, „BÖSE<br />
AUGEN“ FÜR BESTE SICHT UND<br />
STEIGEISEN FÜR JEDEN<br />
SCHUH: UNSERE DREI<br />
AKTUELLEN TESTS.<br />
VON OLIVER PICHLER<br />
Fotos: Oliver Pichler, Kenny Hamilton<br />
94<br />
<strong>SPORTaktiv</strong>
SICHT-WUNDER MAL ZWEI<br />
STEIGEISEN FÜR JEDEN SCHUH<br />
Im Frühjahr und im Frühsommer gibt es Jahr für Jahr zahllose<br />
Unfälle, ausgelöst durch Altschneefelder. Um beim<br />
Queren der Schneefelder nicht Überlebenslotto spielen zu<br />
müssen, sind Spikes, die man über jeden Schuh ziehen<br />
kann, oft das Mittel der Wahl. Sind Schneefelder hartgefroren,<br />
vereist und/oder extrem steil, braucht es – um das<br />
Absturzrisiko zu minimieren – Steigeisen und Pickel. Das<br />
Problem: Leichtere Wanderschuhe sind in der Regel mit<br />
üblichen Steigeisen nicht kompatibel. In diese Lücke stößt<br />
der US-Outdoor-Spezialist Kahtoola mit seinen KTS Crampons<br />
(€ 119,–). Sie können auch mit nicht für klassische<br />
Steigeisen geeigneten Schuhen verwendet werden. Die<br />
KTS Crampons sind – einmal auf den entsprechenden<br />
Schuh eingestellt – leicht und schnell anzulegen. Im<br />
Schnee und auf Eis geben sie deutlich mehr Halt als<br />
Spikes. Zu bedenken ist bei ihrer Verwendung zweierlei:<br />
Die je Fuß zehn Stahlzacken (2 bis 2,5 Zentimeter hoch) erhöhen,<br />
wenn man es nicht gewohnt ist, mit ihnen zu gehen,<br />
das Risiko zu stolpern deutlich. Und zusätzlich zu den<br />
KTS Crampons braucht es trotzdem einen Pickel, um im<br />
Fall des Falles ein Abrutschen verhindern zu können.<br />
„Evil Eye“ heißt eine neue Sportbrillenmarke made in Austria.<br />
Dahinter steht der Brillen-Weltkonzern Silhouette aus Linz.<br />
Seit Spätherbst 2019 am Markt, haben wir Evil Eye einem<br />
Langzeittest unterzogen. Konkret, zwei Modelle, die jeweils mit<br />
einem Spezialglas ausgestattet sind: Das Modell Trace/Trace<br />
Pro (ab € 209,–) mit dem „LST bright Vario purple mirror“-Glas<br />
(Schutzstufen 1 bis 3). Und das Modell Fusor/Fusor Pro (ab €<br />
229,–) mit „LST blue light Vario blue mirror“-Glas (Schutzstufen<br />
2 bis 4). Beide Gläser kombinieren Kontrastverstärkung (LST)<br />
mit variabler Anpassung an die Lichtverhältnisse (Vario). Die<br />
Kontrastverstärkung sorgt dafür, dass man mit Brille mehr und<br />
besser sieht als ohne. Die variable Anpassung stellt sicher,<br />
dass man auch im Schatten oder im Wald perfekte Sicht genießt.<br />
Wer es im Schatten nahezu ungetönt haben will und sich<br />
nicht oft hochalpin bewegt, ist mit Schutzstufen 1 bis 3 bestens<br />
versorgt. Wer viel im Hochgebirge oder am Wasser unterwegs<br />
ist, ist mit den Schutzstufen 2 bis 4 besser bedient. Beide Testmodelle<br />
sind extrem leicht und individuell an den Seitenbügeln<br />
sowie am Nasensteg anpassbar. Bei allen Evil-Eye-Modellen<br />
können Gläser bei Bedarf ganz einfach selbst gewechselt werden.<br />
Und es gibt jedes Modell und jedes Glas auch als optische<br />
Brille mit individueller Fehlsichtigkeitskorrektur.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
95
FULL SPEED<br />
... so heißt diese leichte<br />
Sommerjacke für<br />
Herren von MARTINI<br />
SPORTSWEAR, die<br />
auch bei widrigen<br />
Bedingungen Schutz<br />
bietet. Das dünne,<br />
atmungsaktive Stretch-<br />
Material sorgt für volle<br />
Bewegungsfreiheit.<br />
www.martinisportswear.com<br />
RUNDUM GLÜCKLICH<br />
Paragon (für Herren) und<br />
Maven (für Damen) sind das<br />
Rundum-glücklich-Paket unter<br />
den Trekking-Rucksäcken von<br />
GREGORY. Herausragend: das<br />
FreeFloat-Hybrid-Tragesystem.<br />
eu.gregorypacks.com<br />
OUT<br />
DOOR<br />
NEWS<br />
FÜR SPORTLICHE<br />
NATURLIEBHABER<br />
Die „CEP Outdoor Merino Mid Cut<br />
Socks“ bieten an kühlen Tagen idealen<br />
Tragekomfort und warme Füße. Die<br />
gezielt eingesetzte „medi compression“<br />
sorgt für bessere Koordination und<br />
sicheren Tritt in jedem Gelände.<br />
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WELTNEUHEIT<br />
Das Fernglas smart gedacht<br />
hat SWAROVSKI OPTIK: Der<br />
„dG“ (digital guide) identifiziert<br />
beobachtete Tiere automatisch<br />
und ermöglicht es, das Erlebte zu<br />
dokumentieren und zu teilen.<br />
swarovskioptik.com<br />
Fotos: Hersteller<br />
96 <strong>SPORTaktiv</strong>
PRO<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Normalerweise finden Sie hier Hinweise<br />
auf kommende Sportevents. Doch in Zeiten<br />
wie diesen holen wir Sporthelden vor den<br />
Vorhang, die sich in der Krise auszeichnen.<br />
So wie die Bayern-Stars Leon Goretzka und<br />
Joshua Kimmich (großes Bild), die die Initiative<br />
„We kick Corona“ ins Leben gerufen<br />
und dafür eine Million Euro zur Verfügung<br />
gestellt haben. Das Geld soll für karitative<br />
Zwecke verwendet werden. Top!<br />
Fotos: Getty Images (4)<br />
ALISA BUCHINGER<br />
Wie viele Heeressportler (unter<br />
anderem auch Janine Flock, Marko<br />
Raguz oder Wolfgang Kindl)<br />
leistet auch die Salzburger Karateka<br />
ihren Beitrag und hilft beim<br />
Einschlichten in einem Warenlager<br />
in Laakirchen mit.<br />
RUSSELL WILSON<br />
Der NFL-Star (Quarterback der<br />
Seattle Seahawks) und seine Frau<br />
(Popsängerin Ciara) bezahlen eine<br />
Million Mahlzeiten für Menschen,<br />
die an der US-Westküste wegen der<br />
Corona-Krise in Schwierigkeiten<br />
geraten sind.<br />
SADIO MANÉ<br />
Der Ex-Salzburger und heutige<br />
Liverpool-Star spendet nicht nur<br />
45.000 Euro für den Kampf gegen<br />
das Virus in seiner Heimat Senegal,<br />
er ruft auch per Videobotschaft<br />
zur Einhaltung der notwendigen<br />
Maßnahmen auf.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
97
Die Kletterszene ist in Aufruhr. Hurra,<br />
endlich olympisch, schreien einige<br />
wenige. Aber zu welchem Preis, fragt<br />
die Mehrheit und lässt keinen Zweifel,<br />
den gefundenen Kompromiss als maximal<br />
faul zu empfinden. „Also in meinem<br />
Umfeld kenne ich niemanden, der die Regelung<br />
positiv sieht“, sagt auch Jessica Pilz, Österreichs<br />
mit Abstand beste Kletterin. Genauer<br />
gesagt Österreichs beste Athletin in<br />
den Disziplinen Vorstieg und Bouldern, für<br />
das Speed-Klettern konnte sich die 23-Jährige<br />
bis vor Kurzem nicht wirklich erwärmen.<br />
„Seit zwei Jahren absolviere ich mit Blick auf<br />
die Spiele zehn Prozent meines Trainings an<br />
der Speed-Wand, um dort zumindest halbwegs<br />
konkurrenzfähig zu sein.“<br />
Denn: Bei Olympia, das um ein Jahr auf<br />
2021 verschoben wurde, wird es nur einen<br />
Medaillensatz für diejenigen geben, die in<br />
der Kombination aller drei Disziplinen am<br />
besten abschneiden. Das sei so, sagen Kritiker,<br />
als gäbe es im alpinen Skisport nur eine<br />
Medaille für denjenigen, der bei der Kombination<br />
aus Abfahrt, Super-G und Slalom am<br />
besten abschneidet. Undenkbar. <strong>SPORTaktiv</strong><br />
wollte es genau wissen und hat sich mit Jessica<br />
Pilz in der Innsbrucker Kletterhalle getroffen<br />
und sich von ihr in die Geheimnisse der<br />
drei Stile einweihen lassen.<br />
„Am besten wir legen mit dem Vorstieg<br />
los, dann sehen wir gleich, was du drauf<br />
hast“, baut Jessica gleich mal ordentlich<br />
Druck auf. Schließlich werden beim sogenannten<br />
Lead alle Faktoren, die das Klettern<br />
ausmachen, vereint. Man benötigt Technik,<br />
Ausdauer, Kraft und die Fähigkeit, eine Route<br />
lesen zu können. „Beim Wettkampf hat<br />
man sechs Minuten Zeit, die Route zu besichtigen,<br />
viele haben sogar ein Fernglas mit<br />
dabei.“ Hat Sinn, geht so eine Wand doch<br />
bis zu 15 Meter in die Höhe, was von unten<br />
betrachtet wesentlich unspektakulärer wirkt<br />
als von oben, wie sich bald herausstellt.<br />
Deswegen ist man beim Vorstieg – im Gegensatz<br />
zum Bouldern – auch immer mit<br />
Gurt und Seil gesichert, was bei latent vorhandener<br />
Höhenangst allerdings nur ein<br />
kleiner Trost ist. Am Anfang mache ich zudem<br />
den typischen Anfängerfehler, mich in<br />
erster Linie auf die Kraft meiner Arme zu<br />
verlassen, von der ich wiederum relativ<br />
schnell verlassen werde. „Lass die Arme zwischendurch<br />
gestreckt und schau, dass du<br />
mehr mit den Beinen machst. Und versuch<br />
so nah wie möglich an der Wand zu bleiben“,<br />
sagt Jessica, die plötzlich in gefühlt zehn<br />
Metern Höhe neben mir auftaucht. War sie<br />
vor ein paar Sekunden nicht noch unten?<br />
Egal. Aus dieser Position heraus manövriert<br />
sie mich durch die Route mit teils riesigen,<br />
teils winzig kleinen Griffen wie ein erfahrener<br />
Kapitän seinen Dampfer. „Linker<br />
Fuß hoch, rechts übergreifen, beim nächsten<br />
Griff kannst du schön hineingreifen und<br />
kurz durchschnaufen.“ Was meine Finger<br />
WER HOCH<br />
HINAUS WILL ...<br />
… KANN TIEF FALLEN, WIE EINE KLETTER-CHALLENGE GEGEN OLYMPIA-<br />
STARTERIN JESSICA PILZ ZEIGT. WIR TESTEN MIT ÖSTERREICHS VORZEIGE-<br />
KRAXLERIN, WIE SINNVOLL ES IST, BOULDERN, VORSTIEG UND SPEED<br />
ZU EINEM BEWERB ZU VERMENGEN. UND KOMMEN<br />
ZU EINEM EINDEUTIGEN ERGEBNIS.<br />
TEXT: MARKUS GEISLER FOTOS: THOMAS POLZER<br />
98 <strong>SPORTaktiv</strong>
HINWEIS Diese Geschichte ist vor dem umfassenden Ausbruch der Corona-<br />
Krise und somit vor der Einführung der Kontakt- und Abstandregeln entstanden.<br />
Auch die Olympia-Absage wurde nachher erst entschieden.!<br />
und vor allem die Unterarme auch bitter nötig<br />
haben. Und auch meine Zehen, denn<br />
Kletterschuhe sind auf diesem Niveau in<br />
etwa so komfortabel wie Skischuhe beim<br />
Tanzen. Man müsse sie mindestens zwei<br />
Nummern kleiner nehmen als bei Straßenschuhen,<br />
um den optimalen Halt zu haben,<br />
erklärt Jessica. Was auch erklärt, warum sie<br />
flugs ihre Schuhe abstreift, als wir die Vorstieg-Wand<br />
hinter uns lassen und Richtung<br />
Speed-Wand schlendern.<br />
Dass es sich beim Speed um eine gänzlich<br />
andere Sportart handelt, wird auch dem Laien<br />
auf den ersten Blick klar. Wie eine Ei-<br />
Da geht’s lang:<br />
Jessica Pilz weist dem<br />
überforderten Redakteur<br />
den Weg.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
99
Starthilfe: Beim Bouldern sorgt Jessica dafür,<br />
dass der Kletterer bei nachlassenden Kräften<br />
überhaupt in die Wand kommt.<br />
JESSICA PILZ<br />
dechse sprintet Jessica die Wand hoch<br />
und bei einigen Griffen sieht es so aus, als<br />
würde sie diese nur hauchzart streifen.<br />
9,4 Sekunden ist hier ihre persönliche<br />
Bestzeit. Auf der einen Seite unfassbar<br />
schnell, andererseits doch mehr als zwei<br />
Sekunden über dem Weltrekord der Indonesierin<br />
Aries Susanti Rahayu. „Hier<br />
sind Athleten im Vorteil, die man normalerweise<br />
auf Leichtathletikbahnen findet,<br />
es geht um Explosivität und Schnellkraft“,<br />
sagt Pilz und kann ihre Abneigung<br />
dabei nicht ganz verhehlen. Ich dagegen<br />
freue mich, dass es direkt neben der Route<br />
eine Art Holzleiter gibt, auf der man<br />
relativ kommod in die Höhe kraxeln<br />
kann. Und von wo aus man erste Reihe<br />
fußfrei die flinken Bewegungen in der<br />
immer gleichen, weil weltweit genormten<br />
Route studieren kann.<br />
„Wenn ich nächste Woche bei einem<br />
reinen Speed-Bewerb im Weltcup starten<br />
müsste, würde ich irgendwo zwischen<br />
Platz 30 und 40 landen“, schätzt die Vorstieg-Weltmeisterin<br />
von 2018. Und rechnet<br />
vor, wie bei Olympia die Medaillen<br />
vergeben werden. Jede der 20 qualifizierten<br />
Damen klettert alle drei Disziplinen,<br />
die jeweiligen Platzierungen werden miteinander<br />
multipliziert. Zweite im Vorstieg,<br />
Fünfte im Bouldern und 18. beim<br />
Speed wären am Ende 180 Punkte<br />
(2x5x18). Die acht Sportlerinnen mit den<br />
wenigsten Zählern kommen ins Finale<br />
Die Niederösterreicherin aus<br />
Haag wurde im Alter von neun<br />
Jahren im Rahmen eines städtischen<br />
Ferienprogramms entdeckt,<br />
als ein Trainer dort ihr Klettertalent<br />
erkannte. Dreimal wurde<br />
sie im Jugendbereich Weltmeisterin<br />
im Vorstieg, ehe ihr 2018 bei<br />
der Heim-WM in Innsbruck der<br />
große Wurf gelang und sie den Titel<br />
im Erwachsenenbereich holte.<br />
„Ich hab im gleichen Jahr kurz<br />
vorher meinen ersten Weltcup<br />
gewonnen – das war nach zwei<br />
Verletzungen sogar noch emotionaler<br />
als die WM“, sagt die Heeressportlerin,<br />
die das Thema Olympia,<br />
wo Klettern erstmals vertreten<br />
ist, gar nicht zu hoch hängen<br />
wollte. „Sonst mache ich mich<br />
nur verrückt. Ich gehe in die Saison<br />
wie in jede andere.“ War<br />
wohl richtig, schließlich wurden<br />
die Spiele auf 2021 verschoben.<br />
und ermitteln in einem weiteren Wettkampf<br />
noch am gleichen Tag die Siegerin.<br />
„Da wird es auch darauf ankommen, wer<br />
am Ende noch genügend Power und<br />
Konzentration zur Verfügung hat“, glaubt<br />
die Niederösterreicherin, die seit vier Jahren<br />
in Innsbruck lebt. Als Ziel hätte sie<br />
sich die Finalteilnahme gesetzt, mehr<br />
Druck wollte sie sich im Vorfeld nicht<br />
auferlegen. Und gut zu wissen: Wer bei<br />
einer der drei Disziplinen Rang eins belegt,<br />
kann das Finale rein rechnerisch gar<br />
nicht verpassen.<br />
Langsam wird es Zeit, die Halle zu<br />
wechseln und sich der letzten Competition,<br />
dem Bouldern, zu widmen. Hier<br />
braucht es weder Gurt noch Seil, da man<br />
schlimmstenfalls aus einer Höhe von<br />
4,50 Metern auf die (gar nicht so weiche)<br />
Matte fällt, was einen glimpflichen Aufprall<br />
verspricht. Zumindest in der Theorie.<br />
Denn bei innewohnender Überschätzung<br />
rechnet der ungeübte Kletterer<br />
nicht damit, plötzlich aus der Wand zu<br />
fallen und landet doch unsanft auf dem<br />
Hosenboden. „Deswegen übt man als<br />
Anfänger immer als Erstes das Fallen“,<br />
sagt Jessica. Und sucht sich eine schwarze<br />
Route aus (damit wird in der Innsbrucker<br />
Halle wie beim Skifahren die höchste<br />
Schwierigkeitsstufe angezeigt), um sich<br />
mit atemberaubenden Moves, bei denen<br />
sie zum Teil kopfüber hängt, die Wand<br />
hochzuhangeln. Mir dagegen reicht die<br />
Fotos: Thomas Polzer (5x), GEPA Pictures<br />
100 <strong>SPORTaktiv</strong>
grüne Route mit dem Schwierigkeitsgrad 5b<br />
(geht theoretisch hoch bis 9a), um langsam, aber<br />
sicher meine Grenzen auszuloten.<br />
Wie beim Vorstieg geht es auch bei dieser Variante<br />
darum, in einer vorgegebenen Zeit so weit<br />
wie möglich nach oben zu kommen. Allerdings<br />
hat man hier vier Versuche statt nur einen und<br />
kann sich somit auch einen Ausrutscher erlauben.<br />
„Beim Bouldern steht die Maximalkraft im<br />
Vordergrund“, sagt Jessica. Und genau die ist bei<br />
mir mittlerweile auf eine Minimalvariante zusammengeschrumpft.<br />
Da hilft es auch nur bedingt,<br />
dass sie mir als Einstiegshilfe einen ordentlichen<br />
Schubser mitgibt, um zumindest mal<br />
in der Wand zu hängen und starten zu können.<br />
Erkenntnisse des Tages: Endlich kann ich<br />
nachvollziehen, warum Klettern derzeit eine der<br />
am meisten boomenden Sportarten ist. Tolles<br />
Ganzkörpertraining, spannende Pfadfinder-Sportart,<br />
angenehmes Ambiente. Und ich<br />
weiß, dass Klettern nicht gleich Klettern ist. Der<br />
Speed-Bewerb passt in diese Trilogie in etwa so<br />
gut wie ein Kletterschuh an einen Elefantenfuß.<br />
Aber bis zu den nächsten Olympischen Spielen<br />
nach Tokio sind ja noch vier Jahre Zeit, den<br />
Modus zu überdenken.<br />
Gut, dass es<br />
neben der Speed-<br />
Wand eine Leiter<br />
gibt, von der aus<br />
man dem Profi<br />
zuschauen kann.<br />
ÖSTERREICHS FIXE<br />
OLYMPIASTARTER<br />
Bis zur Verschiebung der Spiele auf 2021 haben diese 37<br />
AthletInnen Quotenplätze für Österreich geholt:<br />
OLYMPIA<br />
COUNTDOWN<br />
Kanu-Slalom (Wildwasser – 3 Fixtickets):<br />
Kajak-Einer, Frauen: Viktoria Wolffhardt, Canadier-<br />
Einer: Nadine Weratschnig, Kajak-Einer, Männer:<br />
Felix Oschmautz<br />
Leichtathletik (5 Fixtickets): Ivona Dadic, Verena<br />
Preiner (beide Siebenkampf), Lemawork Ketema,<br />
Peter Herzog (beide Marathon), Lukas Weiß haidinger<br />
(Diskus)<br />
Rad (6 Quotenplätze für Österreich): 3 Startplätze im<br />
Herren-Straßenrennen, dazu ein Platz im Zeitfahren<br />
(muss aber einer aus dem Straßentrio sein), 1 Platz<br />
im Frauen-Straßenrennen; 2 Plätze im Bahnradfahren,<br />
Madison (Andreas Graf/Andreas Müller)<br />
Reiten (4 Quotenplätze): Dressur-Team (3), Vielseitigkeit<br />
Einzel (1, Lea Siegl – interne Qualifikation steht<br />
noch aus)<br />
Rudern (1 Fixplatz): Frauen-Einer: Magdalena Lobnig<br />
Schießen (2 – interne Qualifikation läuft): Sylvia<br />
Steiner (10 m, Luftpistole), Martin Strempfl (10 m,<br />
Luftgewehr)<br />
Schwimmen (4 Fixtickets): Lena Grabowski (200 m,<br />
Rücken), Marlene Kahler (1500 m, 800 m, Freistil),<br />
Felix Auböck (800 m, Freistil), Christopher Rothbauer<br />
(200 m, Brust)<br />
Segeln (3 Boote/6 AthletInnen): Tanja Frank/Lorena<br />
Abicht (49er-FX), Thomas Zajac/Barbara Matz (Nacra<br />
17 Foiling), Benjamin Bildstein/David Hussl (49er)<br />
Sportklettern (2 Fixplätze): Jessica Pilz,<br />
Jakob Schubert<br />
Tischtennis (3 Quotenplätze): Frauen – Team<br />
Turnen (1 Fixplatz): Elisa Hämmerle (Frauen-<br />
Mehrkampf)<br />
Die Liste wird in der nächsten Ausgabe aktualisiert.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
101
ATHLETE’S CORNER<br />
VERENA PREINER<br />
„ZICKENKRIEG?<br />
NICHT BEI UNS!“<br />
HIER SCHREIBEN DIE ATHLETEN: SIEBENKÄMPFERIN VERENA PREINER ÜBER IHR<br />
GRANDIOSES JAHR 2019, IHRE GEDANKEN ZUR VORBEREITUNG AUF DIE ABGESAGTEN<br />
OLYMPISCHEN SPIELE UND IHR VERHÄLTNIS ZU IHRER KONKURRENTIN IVONA DADIC.<br />
102 <strong>SPORTaktiv</strong>
HINWEIS Dieser Text ist vor dem umfassenden<br />
Ausbruch der Corona-Krise und somit vor der<br />
Entscheidung um die Olympia-Absage entstanden.!<br />
Fotos: imago images/ZUMA Press, GEPA pictures, privat<br />
Ich habe in meinem Leben ja schon<br />
viele Siebenkämpfe absolviert, aber<br />
so gut geschlafen wie zwischen dem<br />
ersten und zweiten Tag bei der WM<br />
in Doha habe ich noch nie. Oft hat<br />
man noch eine Menge Adrenalin im<br />
Körper, ist unruhig und macht sich Gedanken<br />
darüber, wo man in den ersten<br />
vier Disziplinen noch mehr hätte rausholen<br />
können. In dieser Nacht vom 2.<br />
auf den 3. Oktober 2019 war ich innerlich<br />
aber total ruhig. Ich hatte einen guten<br />
Wettkampftag hinter mir, lag auf<br />
Rang sechs – und hatte trotzdem nicht<br />
das Gefühl, noch ein ernstes Wörtchen<br />
um die Medaillen mitreden zu können.<br />
Also habe ich geschlafen wie ein Stein.<br />
Im Nachhinein auch für mich ein kurioser<br />
Gedanke.<br />
Am Ende wurde ich tatsächlich Dritte,<br />
was wohl daran lag, dass ich den<br />
Amerikanerinnen Erica Bougard und<br />
Kandell Williams gleich beim Weitsprung<br />
– ziemlich überraschend – ein<br />
paar entscheidende Punkte abnehmen<br />
konnte. Beim Speerwurf hatte ich dann<br />
zwar einen weichen Arm und auch<br />
ziemlich weiche Knie, beim abschließenden<br />
800-Meter-Lauf wusste ich aber,<br />
dass ich mir Bronze nicht mehr nehmen<br />
lassen würde. Auch wenn einem kurz<br />
der Gedanke kommt, dass man jetzt<br />
bloß keinen Blödsinn machen darf, auf<br />
die Linie treten und disqualifiziert werden<br />
zum Beispiel. Es ist für den Kopf<br />
schon ein Vorteil, wenn die eigene Lieblingsdisziplin<br />
beim Mehrkampf ganz<br />
zum Schluss kommt. Auch wenn die<br />
800 Meter immer wehtun – zu wissen,<br />
dass man dort zu den Besten gehört,<br />
gibt einem eine gewisse Sicherheit, ein<br />
gutes Gefühl.<br />
Die Medaille in Doha war der Höhepunkt<br />
eines Jahres, das wahrlich keines<br />
war wie jedes andere. Im Schnelldurchlauf:<br />
Vor der Hallen-EM ein Band im<br />
Knöchel gerissen, vor dem Meeting in<br />
Götzis umgeknickt und absagen müssen.<br />
Und trotzdem wusste ich, dass ich gut<br />
drauf bin, die Form passt. In Teneriffa,<br />
wo wir ganz spontan und kurzfristig<br />
anstelle von Götzis gemeldet haben,<br />
habe ich auf Anhieb das Olympialimit<br />
geschafft, was eine Menge Druck rausgenommen<br />
hat. Das war wichtig für das<br />
Meeting Ende Juni in Ratingen, als mir<br />
ES GEHÖRT SCHON VIEL<br />
DAZU, EINEN PERFEKTEN<br />
WETTKAMPF ABZULIE-<br />
FERN, NICHT ZULETZT<br />
DER FAKTOR GLÜCK.<br />
viele Dinge aufgingen und ich mit 6591<br />
Punkten einen österreichischen Rekord<br />
aufgestellt habe. Ungeplant, diese Marke<br />
hatte ich vorher nicht auf der Rechnung.<br />
Doch seit diesem Tag wusste ich: Ich<br />
bin eine von denen, die bei der WM um<br />
eine Medaille kämpfen können. Eine der<br />
sechs, sieben Kandidatinnen für Bronze,<br />
da die ersten beiden Plätze an Katarina<br />
Johnson-Thompson und Nafissatou<br />
Thiam ja mehr oder weniger schon vergeben<br />
waren.<br />
Ich bin der festen Überzeugung, dass<br />
wir in Österreich auch deswegen so gute<br />
Mehrkämpferinnen haben, weil wir gegenseitig<br />
von der internen Konkurrenz<br />
profitieren. Mit Ivona Dadic verbindet<br />
mich eine rein sportliche Rivalität,<br />
privat verstehen wir uns sehr gut. Wer<br />
hofft, bei uns einen Zickenkrieg auszumachen,<br />
liegt definitiv falsch. Wir<br />
haben uns auf Trainingslagern oder<br />
Wettkämpfen schon öfter ein Zimmer<br />
geteilt, und als mein Trainer Wolfgang<br />
Adler Ivi noch im Weitsprung trainiert<br />
hat, haben wir einander öfter Tipps gegeben,<br />
wie wir uns verbessern können.<br />
Und ganz ehrlich: Wenn Ivi so etwas<br />
passiert wie in Doha, wo sie sich beim<br />
ersten Wettkampf verletzt und aufgeben<br />
muss, leidet man auch als Gegnerin mit.<br />
Auch wenn während eines Siebenkampfes<br />
kaum Zeit bleibt, sich über andere<br />
Dinge Gedanken zu machen als über<br />
die nächste Disziplin, die es zu absolvieren<br />
gilt.<br />
Ich habe Ivona für Olympia in Tokio<br />
jedenfalls auf dem Zettel als eine<br />
der Athletinnen, die um die Medaillen<br />
kämpfen werden. Ich selbst will mir gar<br />
nicht zu viel Druck machen, es sind<br />
Konkurrentinnen,<br />
aber nur im<br />
Stadion: Verena<br />
Preiner<br />
und Ivona<br />
Dadic.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
103
meine ersten Spiele, die Karten werden<br />
wieder neu gemischt. Aber natürlich<br />
macht es auch etwas mit einem, wenn<br />
man so ein Jahr erlebt wie ich 2019. Das<br />
Selbstbewusstsein steigt, ich weiß aus<br />
Erfahrung, dass ich auch bei Großereignissen<br />
ein Ausrufezeichen setzen kann.<br />
Verstecken werde ich mich jedenfalls<br />
nicht. Aber es gehört schon viel dazu,<br />
einen perfekten Wettkampf abzuliefern,<br />
nicht zuletzt der Faktor Glück. Wenn du<br />
beim Weitsprung Gegenwind hast und<br />
dir dann die entscheidenden Zentimeter<br />
fehlen, ist das einfach Pech und nicht zu<br />
ändern.<br />
Mein Plan für <strong>2020</strong> wäre gewesen,<br />
schon zehn Tage vor meinem Wettkampf<br />
nach Japan zu reisen, um mich<br />
zu akklimatisieren, mir das Stadion<br />
genau anzuschauen und mich an alles<br />
zu gewöhnen. Andere Sportler wollten<br />
viel kurzfristiger anreisen, um sich nicht<br />
groß umstellen zu müssen. Wie mir das<br />
bekommen würde, wollte ich eigentlich<br />
bei der Hallen-WM in China im März<br />
ausprobieren, doch die wurde bereits<br />
wegen des Coronavirus abgesagt. Die<br />
Vorfreude auf die Stadt und die Spiele<br />
war jedenfalls riesig. Auf dieses spezielle<br />
Flair im olympischen Dorf bin ich<br />
schon richtig gespannt, das wird sicher<br />
eine großartige Erfahrung – wenn auch<br />
erst ein Jahr später als geplant.<br />
Trotz weichem<br />
Arm beim<br />
Speerwerfen<br />
fixierte Preiner<br />
bei dieser Disziplin<br />
Bronze<br />
bei der WM in<br />
Doha.<br />
Nun habe ich mehr als ein Jahr Zeit,<br />
mich voll auf den Formaufbau Richtung<br />
Olympia zu konzentrieren. Bis jetzt ist<br />
es mir dank des ausgeklügelten Trainings<br />
von Wolfi Adler, mit dem ich seit mittlerweile<br />
neun Jahren zusammenarbeite,<br />
jedes Jahr gelungen, meine persönliche<br />
DU KANNST NICHT<br />
PERMANENT AUF 100<br />
PROZENT SEIN, OHNE<br />
ZU ERMÜDEN, MUSST<br />
ABER SIEBEN MAL<br />
VOLL DA SEIN.<br />
Bestleistung nach oben zu schrauben.<br />
Natürlich ist das auch für <strong>2020</strong><br />
beziehungsweise 2021 das Ziel. Das<br />
Geheimnis dahinter ist simpel: viel und<br />
harte kontinuierliche Arbeit gepaart mit<br />
ständigem Feilen an der Technik. Weil<br />
das aber jede Athletin auf Weltklasseniveau<br />
macht, versuchen wir auch, so<br />
gut es geht an Schrauben wie Ernährung<br />
und Psychologie zu drehen. Es gibt ja<br />
kaum eine Sportart, bei der das Zusammenspiel<br />
aus An- und Entspannung so<br />
komplex ist wie bei einem Mehrkampf.<br />
Du kannst nicht permanent auf 100<br />
Prozent sein, ohne zu ermüden, musst<br />
aber sieben Mal voll da sein, wenn es<br />
darauf ankommt.<br />
Gut, wenn man dann wenigstens in<br />
der Nacht dazwischen einen gesegneten<br />
Schlaf hat.<br />
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<strong>SPORTaktiv</strong> 105
JAMMERN<br />
WÄRE EXTREM<br />
UNFAIR<br />
KULT-STÜRMER STEFAN MAIERHOFER ÜBER TRAINING<br />
IN ZEITEN DER CORONAKRISE, SEINE PRIORITÄTENLISTE,<br />
DEN REIZ DER MISSION BEI DER WSG TIROL UND WARUM<br />
DER 37-JÄHRIGE NOCH ZWEI JAHRE AUF HÖCHSTEM<br />
NIVEAU MITMISCHEN WILL.<br />
VON MARKUS GEISLER<br />
Als wir Stefan Maierhofer zum<br />
Interview erreichen, hat er gerade<br />
seine morgendliche Laufrunde<br />
beendet. Mit dem coronabedingten<br />
Ende des Trainingsbetriebs<br />
bei der WSG Tirol fuhr der Stürmer<br />
in sein Elternhaus nach<br />
Niederösterreich, wo er derzeit eine<br />
Wohnung im Dachgeschoss bewohnt<br />
und sich streng an die vorgeschriebene<br />
Isolation hält. „Wissenschafter, Ärzte<br />
und Experten wissen jetzt genau, was<br />
am besten für uns alle ist. Ich kann nur<br />
an jeden dringend appellieren, sich deren<br />
Vorgaben zu fügen“, sagt er zum Beginn<br />
des Gespräches. Und lässt in den<br />
kommenden 30 Minuten keinen Zweifel<br />
daran, dass es in Zeiten wie diesen viel<br />
Wichtigeres als das reine sportliche Resultat<br />
gibt.<br />
Ganz Österreich ist im Ausnahmezustand,<br />
für Profisportler wie dich ist die<br />
Situation aber noch mal speziell, weil<br />
ihr auf körperliche Fitness angewiesen<br />
seid und nicht wisst, ob und wann<br />
die Saison weitergeht.<br />
Direkt vor meinem Haus sind Felder,<br />
dort bin ich gerade acht Kilometer locker<br />
laufen gegangen. Das gehört zu<br />
meinem persönlichen Heimprogramm.<br />
Vom Verein haben wir einen Plan bekommen,<br />
den wir absolvieren sollen. Ich<br />
fürchte, auf diese Art und Weise wird es<br />
noch einige Zeit gehen müssen.<br />
Wie groß ist die Gefahr, bei den fußballspezifischen<br />
Sachen abzubauen?<br />
Das ist ja mit Einzeltraining nicht kompensierbar.<br />
Ich hab in dem Punkt etwas Erfahrung<br />
aus der Zeit, als ich vereinslos war. Du<br />
kannst einen gewissen Grad an Fitness<br />
halten, das tägliche Training, wie wir es<br />
gewohnt sind, lässt sich natürlich nicht<br />
vollständig ersetzen. Das Arbeiten in der<br />
Gruppe, das Mobilisieren, die eineinhalb<br />
gemeinsamen Stunden auf dem<br />
Platz. Vor allem geht es jetzt darum,<br />
nicht allzu viel abzubauen.<br />
Du hast ergänzend zum Training immer<br />
wieder CrossFit gemacht.<br />
Das geht momentan natürlich auch<br />
nicht wirklich. Ich hab ein Tabata-Programm<br />
(Anm.: basiert auf kurzen, hefti-<br />
106 <strong>SPORTaktiv</strong>
In der<br />
Winterpause<br />
wechselte<br />
Maierhofer zur<br />
WSG Tirol (hier<br />
gegen Ex-Klub<br />
Rapid).<br />
Fotos: GEPA pictures<br />
gen Intervallen mit noch kürzeren Erholungspausen)<br />
für daheim zusammengestellt,<br />
das ziehe ich durch. 10, 15 Runden,<br />
dann habe ich einen ähnlichen<br />
Effekt. Leider habe ich hier keine<br />
Klimmzugstange, die geht mir ab, das<br />
ersetze ich durch Liegestütze am Boden<br />
oder andere Übungen. Das ist, ich weiß,<br />
Jammern auf hohem Niveau. Ich versuche<br />
die Situation, so gut es geht, zu<br />
meistern.<br />
Die Meisterschaft ist unterbrochen,<br />
keiner weiß, wie lange und ob es überhaupt<br />
weitergeht. Schwer für den Kopf?<br />
MIT EINZEL-<br />
TRAINING HABE ICH<br />
ERFAHRUNG AUS<br />
DER ZEIT, ALS ICH<br />
VEREINSLOS WAR.<br />
DU KANNST EINEN<br />
GEWISSEN GRAD<br />
HALTEN.<br />
Ganz ehrlich: Aufgrund meines Alters,<br />
meiner Karriere und in Relation zu dem,<br />
was ich schon erlebt habe, ist das meine<br />
geringste Sorge. Das Wichtigste jetzt ist<br />
die Gesundheit aller Menschen, aller<br />
Mitbürger. Das hat oberste Priorität.<br />
Andere, die gerade um ihre Existenz<br />
bangen, erleben in diesen Wochen eine<br />
richtig schwere Zeit. Wenn ich jetzt anfangen<br />
würde, in irgendeiner Form zu<br />
jammern, wäre das diesen Leuten gegenüber<br />
extrem unfair. Man darf nur eins<br />
nicht vergessen.<br />
Und zwar?<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
107
An den Profivereinen, ob in Österreich<br />
oder woanders, hängen auch richtig viele<br />
Arbeitsplätze. Da geht es längst nicht<br />
nur um den Fußballer selbst. Da geht es<br />
teils um Existenzen, in einer kleineren<br />
Liga wie Österreich vielleicht sogar mehr<br />
als in den großen Ländern. Dagegen<br />
sollte man das rein Sportliche derzeit relativieren.<br />
Finde ich gut, dass du das so sagst, zumal<br />
die WSG ja zuletzt einen Lauf hatte.<br />
Sieben Punkte aus den letzten drei<br />
Spielen, beim letzten Match gegen<br />
Hartberg hast du mit einem Tor und einem<br />
Assist deine Scorer-Maschine<br />
angeworfen.<br />
Rein aus sportlicher Sicht ist die Unterbrechung<br />
für uns natürlich bitter. Andererseits<br />
haben wir es geschafft, dass wir<br />
jetzt nicht mehr Letzter sind, das könnte<br />
ja auch entscheidend sein. Trotzdem ist<br />
meine große Hoffnung die, dass wir in<br />
ein paar Wochen den Betrieb fortsetzen<br />
und alles auf regulärem sportlichen Weg<br />
entscheiden können. Auch wenn dies<br />
aus heutiger Sicht schwer vorstellbar ist.<br />
Das liegt aber nicht in unserer Hand.<br />
Aber noch mal: Das ist alles nichts im<br />
Vergleich zu der Frage, wie jeder einzelne<br />
Mitbürger jetzt aus der Krise herauskommt.<br />
Was hat dich im Jänner an der Herausforderung<br />
gereizt, Wattens vor dem<br />
Abstieg zu retten?<br />
Kurz nachdem ich meinen Vertrag in<br />
Aarau aufgelöst habe, hat mich meine<br />
Berateragentur „Sportscon“ sofort mit<br />
Trainer Thomas Silberberger zusammengebracht.<br />
Dieser hat mir sofort aufgezeigt,<br />
dass ich als Typ, als Spieler, als Persönlichkeit<br />
und Motivator ein wichtiges<br />
Puzzlestück sein könnte, um den<br />
Klassen erhalt zu schaffen. Ich hatte das<br />
Gefühl, dass er und Sportdirektor Stefan<br />
Köck davon wirklich überzeugt waren.<br />
Das und die Aussicht, mit 37 Jahren<br />
noch einmal Bundesliga zu spielen, hat<br />
mich bewogen, diese spannende Herausforderung<br />
anzunehmen. Das haben mir<br />
ja viele Leute nicht mehr zugetraut.<br />
DIE ABSAGE DER<br />
EURO IST BITTER!<br />
AUCH FÜR MICH,<br />
ICH HABE MIR<br />
NOCH HOFFNUN-<br />
GEN AUF EINE<br />
EINBERUFUNG<br />
GEMACHT.<br />
Mal angenommen, die Saison wird zu<br />
Ende gespielt. Was spricht sportlich<br />
dafür, dass ihr den Klassenerhalt<br />
packt?<br />
Wir haben in den vier Spielen seit der<br />
Winterpause gezeigt, was in uns steckt.<br />
Im Gegensatz zum Herbst stehen jetzt<br />
Spieler am Platz, die die Lehren aus den<br />
ersten 18 Runden gezogen haben<br />
(lacht). Und die eine Menge Erfahrung<br />
haben, mit Zlatko Dedic bilde ich ja einen<br />
72-jährigen Sturm. Was mir auffällt:<br />
Durch die Erfolgserlebnisse steigt bei<br />
Spielern wie Michael Svoboda oder Lukas<br />
Grgic das Selbstvertrauen, das ihnen<br />
hilft, jetzt besser ihre Qualitäten abzurufen.<br />
Oder ein Florian Rieder, der im<br />
Herbst nicht sein ganzes Potenzial ausschöpfen<br />
konnte, jetzt aber in drei Spielen<br />
vier Assists abgeliefert hat. Gerade<br />
diese Spieler versuche ich zu pushen, sie<br />
dazu zu bringen, ihr volles Leistungsvermögen<br />
abzurufen.<br />
Dein Vertrag läuft bis Sommer. Und<br />
dann?<br />
Derzeit schwer zu sagen. Im Fall des<br />
Klassenerhalts verlängert sich der Vertrag<br />
automatisch. Ich kann mir gut vorstellen,<br />
noch ein oder vielleicht sogar zwei<br />
Saisonen im obersten Haus dranzuhängen.<br />
Außerdem hat mir der Klub die<br />
Möglichkeit gegeben, als Individualund<br />
Co-Trainer in Bereiche hineinzuschnuppern,<br />
die für die Zeit nach meiner<br />
Karriere extrem interessant sind.<br />
Spätestens 2022 möchte ich die UEFA-<br />
Pro-Lizenz erwerben, den A-Schein habe<br />
ich ja schon.<br />
Die Saison hätte in die EURO münden<br />
sollen, die wurde Mitte März um ein<br />
Jahr verschoben. Du bist selbst<br />
19- facher Nationalspieler: Wie sehr<br />
leidet ein Spieler, für den das Turnier<br />
womöglich eine Once-in-a-Lifetime-<br />
Geschichte gewesen wäre?<br />
Das ist schon extrem bitter! Auch für<br />
mich, ich hab mir natürlich auch noch<br />
Chancen ausgerechnet (lacht laut). So<br />
ein Turnier ist ein Highlight für alle,<br />
Spieler und Fans, das möchte jeder erleben.<br />
Jetzt müssen wir uns halt noch ein<br />
Jahr gedulden.<br />
108 <strong>SPORTaktiv</strong>
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HOLZ<br />
DIESEM<br />
AUS<br />
SIND CHAMPIONS<br />
GESCHNITZT<br />
ARMIN KUGLER IST ÖSTERREICHS TOP-MANN IN<br />
SACHEN HOLZSPORT. OB MIT FUCHSSCHWANZ,<br />
AXT ODER MOTORSÄGE, DER NIEDERÖSTERREI-<br />
CHER GEHÖRT ZU DEN BESTEN EUROPÄERN, WENN<br />
ES DARUM GEHT, AUS MASSIVEN STÄMMEN KLEIN-<br />
HOLZ ZU MACHEN. WAS SPORTLICH EINE<br />
HÖCHSTLEISTUNG IST. TEXT: MARKUS GEISLER<br />
Hands on the Wood – go!“ Die Säge<br />
dröhnt wie ein Formel-1-Motor, es<br />
riecht nach Benzin und frisch geschnittenem<br />
Holz, Rauchschwaden<br />
hängen in der Luft. Präzise wie ein<br />
Chirurg trennt Armin Kugler mit seiner<br />
knapp 30 Kilogramm schweren „Hot Saw“<br />
drei Scheiben von einem waagerechten<br />
Stamm ab, dicker als 15 Zentimeter dürfen<br />
diese insgesamt nicht sein – sonst gibt es<br />
null Punkte. „Das ist das Faszinierende am<br />
Holzsport“, sagt Österreichs anerkannt bester<br />
Forstarbeiter, nachdem er das ratternde<br />
Ungetüm abgelegt hat. „Es kommt dabei<br />
auf Kraft, Ausdauer, Technik, Balance, Nervenstärke<br />
und Präzision an. Wenn du bei<br />
einem davon scheiterst, hast du keine<br />
Chance.“<br />
Wobei: Scheitern kennt der 28-Jährige,<br />
sechsmaliger österreichischer Meister und<br />
fünffacher Europameister, nur vom Hören-<br />
Um so erfolgreich zu sein wie Armin Kugler, muss man beim Holzsport sowohl mit der<br />
Axt als auch mit der zwei Meter langen Zugsäge eine gute Figur machen.<br />
110 <strong>SPORTaktiv</strong>
Fotos: STIHL TIMBERSPORTS ®<br />
sagen. Kein Wunder also, dass er sich<br />
für die „Stihl Timbersports World Trophy“,<br />
die am 21. und 22. Mai auf dem<br />
Wiener Rathausplatz Station gemacht<br />
hätte (und coronabedingt abgesagt<br />
wurde), so einiges vorgenommen hat.<br />
„Ich hätte der beste Europäer sein wollen.“<br />
Na bumm! Dazu muss man wissen,<br />
dass die weltweit zwölf erfolgreichsten<br />
Holzsport-Nationen ihren jeweils<br />
besten Athleten zu diesem Wettkampf<br />
nach Österreich schicken. Vier<br />
kommen dabei aus Übersee (USA, Kanada,<br />
Australien, Neuseeland), acht<br />
vom alten Kontinent, wobei die letzten<br />
14 Sieger der seit 2005 ausgetragenen<br />
Serie allesamt aus Down Under<br />
stammten. Also von dort, wo das wettkampfmäßige<br />
Hantieren an Bäumen<br />
über eine mehr als 130 Jahre alte Tradition<br />
verfügt.<br />
Sechs Disziplinen gehören zum<br />
Holzsport, Anzahl und Modus variieren<br />
je nach Serie. Bei der größten ihrer<br />
Art, der Stihl Timbersports World Trophy,<br />
gibt es nur vier Wettkämpfe, dafür<br />
werden diese unmittelbar nacheinander<br />
und im K.o.-Duell ausgetragen. „Das<br />
bevorzugt ausdauerstarke Sportler, zu<br />
denen ich mich zählen würde“, sagt<br />
Kugler, der in der Szene als kaum mit<br />
Schwächen behafteter Allrounder gilt.<br />
Diese vier Disziplinen sind:<br />
Underhand Chop: Man steht auf einem<br />
Holzblock mit 32 Zentimeter<br />
Durchmesser und muss diesen von beiden<br />
Seiten mit der Axt durchschlagen.<br />
Stock Saw: Mit einer handelsüblichen<br />
Motorsäge müssen zwei Scheiben von<br />
einem Stamm mit 40 Zentimetern<br />
Durchmesser abgetrennt werden, der<br />
Athlet darf den Stamm aber insgesamt<br />
maximal um zehn Zentimeter kürzen.<br />
Single Buck: Mit einer zwei Meter<br />
langen Einmann-Handzugsäge muss<br />
von einem Stamm (46 Zentimeter<br />
Durchmesser) eine Scheibe abgesägt<br />
werden.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
111
Standing Block Chop: Ein 30 Zentimeter<br />
dicker Block muss mit einer Axt<br />
von beiden Seiten durchschlagen werden.<br />
Wer für diesen Parcours insgesamt<br />
länger als eineinhalb Minuten braucht,<br />
kann sich den Sieg schon im Vorhinein<br />
abschminken. „Ich habe es einmal unter<br />
70 Sekunden geschafft, liege normalerweise<br />
zwischen 72 und 74 Sekunden“,<br />
erzählt Kugler, dem vor allem die Disziplinen<br />
mit Axt liegen. Unglaublich, mit<br />
welcher Genauigkeit er trotz ausladender<br />
Ausholbewegung die richtigen Stellen<br />
im Holz trifft. Und wer glaubt, dass<br />
Holz immer gleich Holz ist, irrt in diesem<br />
Falle gewaltig. Kugler: „Bei einem<br />
Wettkampf kommen die Stämme zwar<br />
alle aus derselben Lieferung, können von<br />
der Härte aber trotzdem unterschiedlich<br />
sein. Und von der Härte hängt zum Beispiel<br />
ab, in welchem Winkel du die Kerben<br />
am besten schlägst. Um ganz vorne<br />
zu sein, brauchst du auch Holzglück.“<br />
Es kann jedenfalls nicht schaden, vor<br />
dem Wettkampf dreimal aufs Holz zu<br />
klopfen.<br />
Bei den österreichischen Meisterschaften,<br />
die ebenfalls im Rahmen der Stihl<br />
Timbersports World Trophy ausgetragen<br />
hätten werden sollen, kommen noch<br />
zwei spektakuläre Disziplinen dazu.<br />
Zum einen das im Einstieg beschriebene<br />
Sägen mit der „Hot Saw“, die jeder Athlet<br />
nach seinen eigenen Vorstellungen<br />
zusammenbauen kann. Und Kuglers<br />
Lieblingsdisziplin, das sogenannte<br />
„Springboard“: Dabei werden Kerben in<br />
einen 2,80 Meter hohen Stamm gehauen,<br />
in die jeweils ein Brett eingeklemmt<br />
wird. Auf dieses stellt man sich, um den<br />
Stamm auf zwei Etappen zu erklimmen<br />
und am Ende einen Block herunterzuschlagen.<br />
„Für Ungeübte eine irrsinnig<br />
wackelige Angelegenheit“, sagt Kugler<br />
und man hat keinen Grund, an seinen<br />
Worten zu zweifeln.<br />
Das Talent, schneller als andere Holz<br />
zu zersägen und Bäume zu fällen, wurde<br />
dem Niederösterreicher dabei in die<br />
Wiege gelegt. Großvater und Vater hatten<br />
bereits einen Landwirtschafts- und<br />
Forstbetrieb, bereits im Kindergartenalter<br />
fing Armin damit an, mit Begeisterung<br />
und einer Bogensäge Scheite für<br />
das Brennholz abzusägen. „Das hat mich<br />
fasziniert, seit ich denken kann“, sagt<br />
der 1,96 Meter große und 115 Kilogramm<br />
schwere Athlet, der sich nicht<br />
selten 60 Stunden in der Woche mit<br />
Holzarbeiten beschäftigt. Sei es beruflich<br />
oder aus Trainingszwecken. „Oft arbeite<br />
ich mit Pulsuhr, um immer einen Trainingseffekt<br />
mitzunehmen“, sagt er. „Bei<br />
der Auswertung sieht man dann immer<br />
ganz genau, wann mir das Benzin ausgegangen<br />
ist.“<br />
Das soll ihm im Wettkampf natürlich<br />
nicht passieren. Ende März hat er sich<br />
für zwei Wochen nach Australien begeben,<br />
um sich in Wettkämpfen und<br />
Showturnieren mit den besten Sportlern<br />
aus Down Under zu messen. Ein zeitintensives<br />
und kostspieliges, vor allem aber<br />
auch gefährliches Hobby. Oder etwa<br />
nicht? Bei Letzterem winkt Kugler ab.<br />
„Ich kann mich nicht erinnern, dass es<br />
bei einem Wettkampf mal einen ernsthaft<br />
Verletzten gab“, sagt er. Und erzählt<br />
lachend die Geschichte, als er sich mit<br />
der Zugsäge im Alter von 16 Jahren mal<br />
ins Knie geschnitten hat. „Das lag aber<br />
nur daran, dass Mädchen dabei waren,<br />
die ich beeindrucken wollte.“<br />
Außerdem gehören Beinschutz, bis<br />
über die Zehen reichende Kettensocken<br />
und Schutzbrillen zur vorgeschriebenen<br />
Standardausrüstung. Und natürlich ein<br />
Gehörschutz, da die bis zu 80 PS starken<br />
Kettensägen Lautstärken von weit jenseits<br />
der 100 Dezibel erreichen. Nichts<br />
für zart besaitete Gemüter also. Auf<br />
Handschuhe verzichten die meisten<br />
Sportler übrigens, um die nötige Sensibilität<br />
für ihr Werkzeug nicht zu verlieren.<br />
Ja, auch auf Fingerspitzengefühl kommt<br />
es beim vielseitigen Holzsport an.<br />
112 <strong>SPORTaktiv</strong>
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Heute eine Bemerkung zu den Mehrkampfsportarten, die<br />
ich aus eigener Anschauung kenne: Meine Laufstrecke ist<br />
nämlich nicht nur zum Laufen da. Neben den Läufern,<br />
Spaziergängern, Hundeäußerern und Kinderwagenschiebern<br />
trifft man auch Nordic Walker, Skater und Radfahrer, wobei<br />
man einerseits auch Spezialdisziplinen findet, zum Beispiel das<br />
seit jeher beliebte freihändige Radfahren, Superspezialdisziplinen<br />
(freihändig Rad fahren und gleichzeitig telefonieren), Hypersuperspezialdisziplinen<br />
(freihändig Radfahren und gleichzeitig<br />
mit der einen Hand telefonieren, mit der anderen rauchen)<br />
sowie Megahypersuperspezialdisziplinen (parallel freihändig telefonierend<br />
rauchend Rad fahren).<br />
Andererseits sieht man Kombinierer, zum Beispiel die Kinderwagenschiebskater<br />
(mein Putzi ist mein Sportgerät) oder die<br />
Nordic Skater, die mit kräftigen Schlittschuhschritten und gewaltigen<br />
Langlaufstockeinsätzen wie die Höllenhunde am Asphalt<br />
daherkommen und beinahe die ganze Straße vereinnahmen.<br />
Nordic Kinderwagenskater gibt es zum Glück noch nicht. Dagegen<br />
werden die Hunde äußerlnden Radfahrer immer häufiger,<br />
die ihren Vierbeiner an die Leine genommen haben, neben sich<br />
herhecheln lassen und so ein wenig auf Trab, manchmal auch auf<br />
Galopp halten. Akrobat scheeeen – aber duuummm!<br />
Bei Frank Wedekind gibt es eine Ballade, in der eine junge<br />
Frau ihre Hündin Gassi führt. Plötzlich sieht die junge Frau<br />
einen Jüngling, die Hündin auf der anderen Straßenseite den<br />
jungen Hund Nero: „So wird von beiden Enden die Leine kräftig<br />
gespannt.“ Praktisch dasselbe passierte auf meiner Hausstrecke –<br />
und aus der Gegenrichtung kam im selben Moment ein Nordic<br />
Skater in Riesenschritten mit wildem Stockeinsatz daher. Zwar<br />
zog der Hund kräftig an der Leine und spannte sie: Der Radfahrer<br />
hatte aber insofern vorgebaut und stürzte nicht aus dem<br />
Sattel, weil die Leine sich in Sekundenbruchteilen ausrollen und<br />
um etliche Meter – die ganze Straßenbreite – verlängern ließ: Der<br />
Skater hatte aber nicht viel davon. In Höllentempo dahergebraust<br />
sah er sich aus dem Nichts heraus plötzlich einem Eröffnungsband<br />
gegenüber – und hatte keine Schere zum Eröffnen dabei.<br />
Wie der Nordic Skater, der Radfahrer und der Hund zwei<br />
Sekunden später ausgesehen haben, möchte ich hier nicht plastisch<br />
schildern. Nur so viel: Triathlons zählen zu den härtesten<br />
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