antriebstechnik 4/2020
antriebstechnik 4/2020
antriebstechnik 4/2020
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19174<br />
04 APRIL <strong>2020</strong><br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
TITELSTORY<br />
LINEARMODULE<br />
Ohne Schmiermittel für<br />
End-of-Line-Testsystem<br />
<strong>antriebstechnik</strong>.de
PDMD-A10164-00-7600<br />
ORIGINAL.<br />
flender.com/original
EDITORIAL<br />
ALLES AUF STAND-BY<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
es gibt derzeit nur ein Thema: Die Corona-Krise. Neue<br />
Meldungen kommen im Stundentakt und auch die<br />
Maßnahmen zur Eindämmung der rasanten Verbreitung des<br />
fiesen SARS-CoV-2-Erregers schreiten massiv voran. Jegliche<br />
Menschenansammlungen sind zu unterlassen. Zu Recht, denn<br />
nach aktuellem Wissensstand ist dies wohl der einzige Weg,<br />
um die nicht mehr aufzuhaltende Verbreitung des Virus<br />
zumindest auf einen möglichst langen Zeitraum zu verteilen.<br />
Ziel ist es, Zeit zu gewinnen, damit unser Gesundheitssystem<br />
nicht unter der Last unzähliger Covid-19-Patienten kollabiert.<br />
Deshalb hat unser Redaktionsteam die vorliegende Ausgabe<br />
auch größtenteils im Homeoffice fertig gestellt.<br />
Zahlreiche Messen fallen für dieses Jahr ersatzlos aus. Ganz<br />
knapp vor Drucklegung dieser Ausgabe erreichte uns noch die<br />
Meldung, dass die zuerst auf einen späteren Zeitpunkt<br />
verschobene Hannover Messe nun ebenfalls nicht stattfinden<br />
wird. Unabhängig davon warten die Unternehmen trotzdem<br />
mit interessanten Neuigkeiten auf. Wenn schon die Messe als<br />
Präsentationsplattform in diesem Jahr fehlen wird, so wollen<br />
wir Ihnen die Innovationen der Branche natürlich nicht vorenthalten.<br />
Aus diesem Grund informieren wir Sie gleich mehrfach:<br />
In der vorliegenden <strong>antriebstechnik</strong> finden Sie im Special ab<br />
Seite 54 eine Auswahl der Messe-Highlights. Und auch in den<br />
kommenden Ausgaben Ihrer <strong>antriebstechnik</strong> stellen wir Ihnen<br />
weitere Neuigkeiten der Branche vor. Bleiben Sie mit uns<br />
immer bestens informiert!<br />
Mehr Präzision.<br />
Performante<br />
Wegmessung<br />
in rauer Umgebung<br />
• Induktive Wegsensoren auf<br />
Wirbelstrombasis zur berührungslosen<br />
Messung von Weg, Abstand & Position<br />
auf allen Metallen<br />
• Hohe Grenzfrequenz für dynamische<br />
Messaufgaben<br />
• Höchste Genauigkeit & Stabilität<br />
• Robuste Bauformen für schwierige<br />
Umweltbedingungen (Öl, Schmutz,<br />
Hoch-Temperatur, Druck bis 2000 bar)<br />
Schlag / Rundlauf<br />
Holger Seybold<br />
h.seybold@vfmz.de<br />
Ölspalt<br />
Ausdehnung<br />
Foto: Robert Koch Institut<br />
Kontaktieren Sie unsere<br />
Applikationsingenieure:<br />
Tel. +49 8542 1680<br />
micro-epsilon.de/eddy
EDITORIAL<br />
03 Alles auf Stand-by<br />
SOFTSTARTER<br />
06 Menschen, Unternehmen, Märkte<br />
10 Keine Hannover Messe in <strong>2020</strong><br />
10<br />
MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
SPECIAL<br />
R+W Antriebselemente<br />
GmbH, Wörth<br />
4 MILLIONEN<br />
SCHRITTE WEITER<br />
DIE INTELLIGENTE KUPPLUNG.<br />
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LINEARTECHNIK<br />
12 TITEL Schmiermittelfreie Prüftechnik<br />
16 Elektromechanische Komponenten fordern<br />
Fluidtechnik heraus<br />
20 Mit XTS zum Vorreiter in der Kosmetikverpackung<br />
24 Besser als hydraulische Antriebe?<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
28 Warum die Passung für das Lager so wichtig ist<br />
32 Insourcing statt Outsourcing<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
44 Lenkungskomponenten realitätsnah erproben<br />
48 Ideenschmiede: „Wir werden manchmal für<br />
verrückt erklärt“<br />
64<br />
ANZEIGE<br />
TITELBILD<br />
Igus GmbH, Köln<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Vollständig<br />
überarbeitet!<br />
SPECIAL: HANNOVER MESSE <strong>2020</strong><br />
54 Bereit für die Industrie 4.0<br />
58 Intelligente Sicherheit durch vernetzte<br />
Maschinenelemente<br />
61 Raum für vernetzte Maschinenkonzepte<br />
62 Antriebe für kleine und große Aufgaben<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
64 Präzise Schädigungsprognose für Kegelräder<br />
über der Gebrauchsdauer<br />
SERVICE<br />
06 Impressum<br />
Die Berechnung und<br />
Gestaltung von Wälzlagern<br />
erreicht eine neue Ära<br />
Wälzlagerpraxis<br />
MEIN TIPP<br />
Nun wurde die Hannover Messe also doch abgesagt.<br />
In dieser Ausgabe der <strong>antriebstechnik</strong> finden Sie<br />
dennoch ab Seite 54 ausgewählte Innovationen, die<br />
eigentlich in Hannover zu sehen gewesen wären. Und<br />
auch in den kommenden Ausgaben werden wir Ihnen,<br />
liebe Leserinnen und Leser, die Innovations-Highlights<br />
des Jahres präsentieren, unabhängig vom Messekalender.<br />
Bleiben Sie uns treu und verpassen Sie nichts.<br />
Peter Becker, Chefredakteur, p.becker@vfmz.de<br />
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BEILAGE<br />
Die aktuelle Ausgabe enthält<br />
eine Beilage des Unternehmens<br />
Technische Antriebselemente GmbH,<br />
Hamburg<br />
Das Standardwerk für<br />
Konstrukteure<br />
und Studenten in der 5. Auflage.<br />
Wälzlagerpraxis jetzt bestellen unter<br />
shop.engineering-news.net
VORTRAGSANGEBOTE FÜR DAS SMK <strong>2020</strong><br />
GESUCHT<br />
SCHNELLER ZUM ANTRIEB DURCH<br />
PARTNERSCHAFT<br />
Currax ist zum offiziellen<br />
Solution-Partner von<br />
Flender ernannt worden.<br />
Damit erhält der Antriebsspezialist<br />
Zugang zum<br />
kompletten Portfolio des<br />
Kupplungs- und Getriebeherstellers<br />
ab Werk, und die Effizienz der Zusammenarbeit wird<br />
durch kurze Kommunikationswege gesteigert. Von der Kundengewinnung<br />
bis zum Verkauf, von der Implementierung bis zum<br />
Support, ist Currax nun Ansprechpartner in allen Belangen rund<br />
um das Angebot des Siemens-Unternehmens Flender. Die<br />
Partnerschaft soll es damit ermöglichen, Kunden die Produkte,<br />
das Engineering und den individuellen Antrieb schneller zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
www.currax.net<br />
Das Schweizer Maschinenelemente Kolloquium findet zum<br />
sechsten Mal am 24. und 25. November <strong>2020</strong> in Rapperswil am<br />
Zürichsee statt. Ingenieure aus Industrie und Forschung betrachten<br />
die neuesten Entwicklungen im Bereich Berechnung während<br />
des Entwurfsprozesses in Maschinenbau, Feinwerktechnik sowie<br />
Kunststofftechnik.<br />
Falls auch Sie ein spannendes Thema haben, dann reichen Sie Ihr<br />
Vortragsangebot noch bis zum 11. Mai <strong>2020</strong> ein und beteiligen<br />
Sie sich aktiv an dieser Veranstaltung!<br />
Gesucht sind Beiträge in folgenden Kategorien:<br />
n Aktuelle Forschungsergebnisse zu offenen Berechnungsfragen<br />
n Vorstellung neuer Berechnungsmethoden<br />
n Neue Ansätze in der Simulation<br />
n Präsentation von neuen Berechnungsmöglichkeiten in Berechnungsprogrammen<br />
n Vorstellung von Anwendungen aus der Praxis, wobei das zu<br />
lösende Problem und/oder die Lösung außerhalb des bisher<br />
Üblichen liegen sollten<br />
n Aktuelle Forschungsergebnisse zu Problemen aus der Praxis, die<br />
für die Allgemeinheit interessant sind.<br />
Besucher können sich noch bis zum 27. April <strong>2020</strong> den Frühbucherrabatt<br />
sichern. Vortragsbedingungen als auch Anmeldung finden<br />
Sie auf der Webseite.<br />
www.smk-plattform.ch<br />
IMPRESSUM<br />
Ackermann.indd 1 24.03.2009 1<br />
erscheint <strong>2020</strong> im 59. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Peter Becker B. A.,<br />
Tel.: 06131/992-210, E-Mail: p.becker@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
Redakteure: Holger Seybold, Tel.: 06131/992-254,<br />
E-Mail: h.seybold@vfmz.de<br />
Ivo Greuloch (Vol.), Tel.: 06131/992-353,<br />
E-Mail: i.greuloch@vfmz.de<br />
Vanessa Weingärtner (Vol.), Tel.: 06131/992-352,<br />
E-Mail: v.weingaertner@vfmz.de<br />
Redaktionsassistenz: Angelina Haas,<br />
Tel.: 06131/992-361, E-Mail: a.haas@vfmz.de,<br />
Doris Buchenau, Melanie Lerch, Petra Weidt, Ulla Winter<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
Gestaltung<br />
Anette Fröder, Sonja Daniel, Anna Schätzlein,<br />
Mario Wüst<br />
Chef vom Dienst<br />
Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />
Sales<br />
Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />
E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />
Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />
E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />
Annemarie Benthin, Auftragsdisposition<br />
Tel.: 06131/992-250, E-Mail: a.benthin@vfmz.de<br />
Anzeigenpreisliste Nr. 56: gültig ab 1. Oktober 2019<br />
Leserservice<br />
vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />
Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266<br />
Bitte teilen Sie uns Anschriften- und sonstige Änderungen<br />
Ihrer Bezugsdaten schriftlich mit<br />
(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />
Preise und Lieferbedingungen:<br />
Einzelheftpreis: € 15,50 (zzgl. Versandkosten)<br />
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Abonnements verlängern sich automatisch um ein<br />
weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />
Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />
Verlag<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH<br />
Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />
Postfach 100465, 55135 Mainz<br />
Tel.: 06131/992-0, Fax: 06131/992-100<br />
E-Mail: info@vfmz.de,<br />
www.vereinigte-fachverlage.de<br />
Handelsregister-Nr.: HRB 2270, Amtsgericht Mainz<br />
Umsatzsteuer-ID: DE149063659<br />
Ein Unternehmen der Cahensly Medien<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen<br />
Verlagsleiter: Dr. Michael Werner, Tel.: 06131/992-401<br />
Head of Sales: Beatrice Thomas-Meyer<br />
Tel.: 06131/992-265, E-Mail: b.thomas-meyer@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />
Vertrieb: Sarina Granzin, Tel.: 06131/992-148,<br />
E-Mail: s.granzin@vfmz.de<br />
Druck und Verarbeitung<br />
Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH<br />
Kurhessenstraße 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />
Datenspeicherung<br />
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um Ihnen berufsbezogene, hochwertige Informationen<br />
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Produkte und Dienstleistungen zu informieren. Dieser<br />
Speicherung und Nutzung kann jederzeit schriftlich beim<br />
Verlag widersprochen werden (vertrieb@vfmz.de).<br />
Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge und<br />
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit der Annahme<br />
des redaktionellen Contents (Texte, Fotos, Grafiken<br />
etc.) und seiner Veröffentlichung in dieser Zeitschrift geht<br />
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in Printmedien aller Art sowie entsprechender Vervielfältigung<br />
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und Übersetzung, das Recht zur Nutzung für eigene<br />
Werbezwecke, das Recht zur elektronischen/digitalen<br />
Verwertung, z. B. Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen<br />
Systemen, zur Veröffentlichung in Datennetzen<br />
sowie Datenträger jedweder Art, wie z. B. die Darstellung<br />
im Rahmen von Internet- und Online-Dienstleistungen,<br />
CD-ROM, CD und DVD und der Datenbanknutzung und das<br />
Recht, die vorgenannten Nutzungsrechte auf Dritte zu<br />
übertragen, d. h. Nachdruckrechte einzuräumen. Eine Haftung<br />
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trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion nicht übernommen<br />
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6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
DIE TOP<br />
ONLINE-ARTIKEL<br />
UNSERER WEBSITE<br />
An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen die fünf<br />
meistgelesenen Artikel des Monats unserer<br />
Internetpräsenz<br />
WWW.ANTRIEBSTECHNIK.DE<br />
Das Ranking umfasst alle Seitenaufrufe im 2-Monats-Zeitraum bis<br />
zwei Wochen vor Erscheinungstermin dieser Ausgabe. Die Berechnungsbasis<br />
von 100 % entspricht der Summer der fünf Plätze.<br />
SNJ –<br />
STEHLAGERGEHÄUSE<br />
DIE PERFEKTE ERGÄNZUNG<br />
ZU NACHI-PENDELROLLENLAGERN<br />
26,1 %<br />
KBT meldet Lieferfähigkeit trotz Coronavirus<br />
24,9 %<br />
Neues Führungsteam bei Stöber Österreich<br />
WORLD'S<br />
FASTEST<br />
Pendelrollenlager mit<br />
den höchsten Tragzahlen weltweit<br />
17,0 %<br />
Antriebe in rauer Umgebung – Das Digitorial<br />
16,3 %<br />
Buch über KI und Machine Learning in<br />
Unternehmen<br />
15,7 %<br />
Wie Urmel schmiermittelfrei zurück ins Eis<br />
kommt<br />
NEU<br />
NORELEM: NIEDERLASSUNG FÜR ÖSTERREICH<br />
Im Rahmen seiner Internationalisierungsstrategie hat der<br />
Norm- und Bedienteileanbieter Norelem eine Dependance im<br />
österreichischen Tumeltsham gegründet. „Tumeltsham liegt<br />
mitten im Industrieland Oberösterreich“, sagt Niederlassungsleiter<br />
Boris Fischer-RibiČ. „Die gute Verkehrsanbindung ermöglicht<br />
es uns, schnell bei unseren Kunden vor Ort zu sein.“ Vom<br />
neuen Standort aus werden vornehmlich Kunden aus Österreich,<br />
aber auch Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien, Montenegro,<br />
Nordmazedonien und Ungarn betreut. „Viele österreichische<br />
Unternehmen fertigen in Ungarn“, so Fischer-RibiČ weiter. „Für sie<br />
ergibt sich der Vorteil, länderübergreifend einen kompetenten<br />
Ansprechpartner zu haben.“ In Österreich ist Norelem u. a.<br />
Partner für die Automobil- und Verpackungsindustrie.<br />
www.norelem.de<br />
BEARINGS<br />
www.nachi.de<br />
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Punktlandung in<br />
Präzision und<br />
Qualität<br />
NEUER LEITER FÜR REGION<br />
APAC BEI LMT TOOLS<br />
KOMPETENZZUWACHS BEI<br />
RK ROSE+KRIEGER<br />
Sondergetriebe<br />
GSC Schwörer GmbH<br />
Antriebstechnik<br />
Oberbränder Straße 70<br />
79871 Eisenbach<br />
www.gsc-schwoerer.de<br />
Mit Daniel Lim gewinnt LMT Tools einen<br />
erfahrenen Manager, der erfolgreich die<br />
Geschäftsentwicklung großer internationaler<br />
Unternehmen vorangetrieben hat.<br />
Er hat in wichtigen Industrien verschiedene<br />
Führungspositionen bekleidet und war<br />
dabei für den asiatischen Raum verantwortlich.<br />
Er löst Erwin Geissler ab, der das<br />
Unternehmen verlässt. Daniel Lim<br />
übernimmt damit ab sofort die Verantwortung<br />
für die Region APAC und wird<br />
dort die weitere Geschäftsentwicklung<br />
vorantreiben.<br />
Die Wachstumsmärkte in Asien sind für<br />
das Unternehmen von hoher strategischer<br />
Priorität. „Ich freue mich sehr, dass Daniel<br />
Lim nun seine Erfahrung in unser Team<br />
einbringt“, erläutert Daniel Ehmans, CEO<br />
LMT Tools. „Mit seiner Unterstützung und<br />
seinen besonderen Führungsqualitäten<br />
werden wir unsere Wettbewerbsposition<br />
in Asien weiter verbessern.“<br />
„Das Produktsortiment von LMT Tools<br />
bietet zudem beste Anwendungsmöglichkeiten<br />
in lukrativen Technologienischen“<br />
ergänzt Daniel Lim. „Ich sehe daher<br />
vielfältige Wachstumschancen für unser<br />
Unternehmen.“<br />
www.lmt-tools.com<br />
Mit Wirkung zum 1. Januar <strong>2020</strong> hat<br />
RK Rose+Krieger die APT GmbH Automation &<br />
Produktionstechnik (APT) und die Linear- und<br />
Handhabungstechnik GmbH (LHT) übernommen<br />
und in die RK Antriebs- und Handhabungstechnik<br />
GmbH (RK-AHT) überführt. Sitz der<br />
neuen 100-prozentigen Tochtergesellschaft ist<br />
Bienenbüttel nahe Lüneburg. RK-AHT wird als<br />
norddeutsche Handelsvertretung für RK-Produkte<br />
aktiv sein und Systemlösungen im<br />
Bereich der Automatisierung und Produktionstechnik<br />
weltweit anbieten. „Durch die Übernahme<br />
von APT mit seinen erfahrenen Spezialisten<br />
aus Robotik, Verfahrenstechnik und Hardware-<br />
sowie Softwareentwicklung gewinnen wir<br />
neue Kompetenzen in den Bereichen Steuerungstechnik,<br />
Elektrik und Software hinzu“, sagt<br />
Hartmut Hoffmann, der als Geschäftsführer von<br />
RK Rose+Krieger und RK-AHT fungiert. Ihm stehen<br />
u. a. Malte Stahnke, bisheriger APT-Geschäftsführer,<br />
als Technischer Leiter und Erhard Peters,<br />
ehemaliger LHT-Geschäftsführer, als Vertriebsleiter<br />
zur Seite.<br />
www.rk-rose-krieger.com<br />
Encoder für Motorfeedback – linear und lagerlos rotativ<br />
SIKO MagLine – Messung magnetisch absolut und inkrementell<br />
• Berührungslos und völlig verschleiß- und wartungsfrei<br />
• Extrem präzise, auch bei Verschmutzung des Maßstabs<br />
• Flexible Dimensionierung von Messlängen und Durchmessern<br />
• Einfaches Handling, hohe Positionsgenauigkeit bei hochdynamischen Prozessen<br />
• Kundenspezifische, individuelle PCB-Lösungen<br />
SIKO GmbH, Tel. +49 7661 394-0, www.siko-global.com
SOFTSTARTER<br />
FLENDER BEKOMMT NEUEN CEO<br />
Die Flender-Gruppe als Teil der Portfolio Companies der Siemens AG erhält einen<br />
neuen CEO. Andreas Evertz (Bild links) tritt zum 1. April <strong>2020</strong> in das Unternehmen<br />
ein und erweitert die Geschäftsführung der Flender GmbH um ein weiteres<br />
Mitglied. Zum 1. Juni <strong>2020</strong> wird er den Vorsitz der Geschäftsführung übernehmen.<br />
Er wird gemeinsam mit Dr. Ulrich Stock als CFO das Unternehmen führen.<br />
CEO Stefan Tenbrock (Bild rechts) wird dann in den Ruhestand gehen.<br />
Evertz war bis Ende 2007 für den damaligen Flender Konzern u.a. in Bocholt und<br />
Tübingen tätig. Anschließend arbeitete er als CTO und später als CEO der<br />
Walter AG, als Vorstandsmitglied bei Sandvik sowie zuletzt als CEO der Schenck<br />
Process Gruppe.<br />
Stefan Tenbrock war 36 Jahre für Flender tätig. Seit 2015 stand er als CEO an der Spitze der Flender Gruppe. In dieser Zeit baute er<br />
zunächst einen eigenständigen Vertrieb auf und führte das Unternehmen dann konsequent folgend zum 1. Oktober 2017 in die<br />
rechtliche und unternehmerische Eigenständigkeit. Die Flender GmbH mit ihren weltweiten Niederlassungen agiert seitdem als<br />
Tochtergesellschaft der Siemens AG.<br />
www.flender.com<br />
NEUES MITGLIED IM<br />
VORSTAND DER<br />
EBM-PAPST-GRUPPE<br />
Japanese quality – trusted worldwide since 1921<br />
Mit Wirkung zum 1. April <strong>2020</strong><br />
ist Johannes Pfeffer in die<br />
Geschäftsführung der Ebm-Papst<br />
Gruppe, Mulfingen, aufgestiegen.<br />
In dieser Funktion wird der<br />
52-Jährige, bis dato Sprecher der<br />
Geschäftsführung der Tochtergesellschaft<br />
Ebm-Papst<br />
St. Georgen, ausgewählte<br />
Sparten des Ventilatoren- und<br />
Motoren-Herstellers leiten und<br />
strategisch weiterentwickeln.<br />
Parallel zu seiner Berufung<br />
übernimmt Raymond Engelbrecht<br />
den alleinigen Vorsitz bei<br />
Ebm-Papst St. Georgen. „Mit<br />
Johannes Pfeffer gewinnen wir<br />
eine starke Führungspersönlichkeit<br />
für die Gruppengeschäftsführung.<br />
Er wird eine wichtige<br />
Funktion bei der Erreichung<br />
unserer Wachstumsziele und der<br />
zukünftigen Unternehmensausrichtung<br />
einnehmen“, sagt<br />
Stefan Brandl, Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung. „Herr Pfeffer<br />
hat für den Standort St. Georgen<br />
gemeinsam mit Herrn Engelbrecht<br />
hervorragende Arbeit geleistet<br />
und die Tochtergesellschaft u. a.<br />
mit Werken in Lauf und Herbolzheim<br />
zukunftsweisend auf die<br />
Erfolgspur zurückgeführt.”<br />
www.ebmpapst.com<br />
Bearings<br />
for silence<br />
Get to know our bearings at www.koyo.eu<br />
Automotive components Bearings Machine Tools / Mechatronics
SOFTSTARTER<br />
KEINE HANNOVER MESSE<br />
IN <strong>2020</strong><br />
Die HANNOVER MESSE kann dieses Jahr nicht stattfinden. Grund ist die zunehmend kritische Lage<br />
aufgrund der Covid-19-Pandemie und eine Untersagungsverfügung der Region Hannover. Demnach<br />
darf die weltweit wichtigste Industriemesse im geplanten Zeitraum nicht ausgerichtet werden.<br />
In diesem Jahr wird sich die Welt der Industrie nicht in Hannover<br />
treffen können. Umfassende Einreisebeschränkungen, Kontaktverbote<br />
und eine Untersagungsverfügung der Region Hannover<br />
machen die Ausrichtung der HANNOVER MESSE unmöglich.<br />
Gleichzeitig ist auch die Wirtschaft von der Coronakrise erfasst. Die<br />
produzierende Industrie – Kernklientel der HANNOVER MESSE –<br />
hat schon jetzt mit gravierenden Folgen der Pandemie zu kämpfen.<br />
Die deutsche Industrie erlebt Nachfrage- und Umsatzrückgänge. In<br />
der Folge kommt es zu Lieferengpässen, Produktionsstopps und<br />
Kurzarbeit.<br />
ERSTE VERSCHIEBUNG IN DER HISTORIE<br />
„Angesichts der dynamischen Entwicklung rund um Covid-19 und<br />
der umfassenden Einschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen<br />
Lebens kann die HANNOVER MESSE in diesem Jahr nicht<br />
stattfinden“, sagt Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstands der<br />
Deutschen Messe AG. „Unsere Aussteller und Partner sowie das gesamte<br />
Team haben mit allen Kräften für die Durchführung gekämpft.<br />
Heute müssen wir aber einsehen, dass die Ausrichtung der weltweit<br />
wichtigsten Industriemesse in diesem Jahr nicht möglich sein wird.“<br />
Es ist das erste Mal in der 73-jährigen Geschichte der HANNOVER<br />
MESSE, dass die Veranstaltung nicht ausgerichtet wird. Die<br />
Veranstalter lassen die Messe jedoch nicht gänzlich ausfallen. „Der<br />
Bedarf an Orientierung und Austausch ist besonders in Krisenzeiten<br />
wichtig“, so Köckler. „Deshalb arbeiten wir gerade mit Hochdruck an<br />
einer digitalen Informations- und Netzwerkplattform der HANNOVER<br />
MESSE, die wir schon in Kürze für unsere Kunden öffnen werden.“<br />
ONLINE-ERSATZ-PROGRAMM<br />
Webbasiert wird es verschiedene Formate geben, mit denen sich<br />
Aussteller und Besucher der HANNOVER MESSE über die jetzt<br />
anstehenden wirtschaftspolitischen Herausforderungen und technologische<br />
Lösungen austauschen können. Live-Streams transportieren<br />
interaktive Experten-Interviews, Podiumsdiskussionen und<br />
Best-Case-Präsentationen in alle Welt. Außerdem bekommt die<br />
digitale Aussteller- und Produktsuche neue Funktionen hinzu. Unter<br />
anderem können Besucher und Aussteller direkt in Kontakt treten.<br />
„Wir sind fest überzeugt, dass den direkten Kontakt von Mensch<br />
zu Mensch nichts ersetzen kann, und freuen uns schon jetzt auf die<br />
Zeit nach Corona“, sagt Köckler. „Besonders in Krisenzeiten aber<br />
10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
sind Flexibilität und pragmatisches Handeln gefragt. Als weltweit wichtigste<br />
Industriemesse wollen wir gerade in der Krise Orientierung bieten und das<br />
wirtschaftliche Leben am Laufen halten – das lösen wir mit unserem neuen<br />
digitalen Angebot ein.“<br />
FOLGEN DER PANDEMIE ABFEDERN<br />
Thilo Brodtmann, VDMA-Hauptgeschäftsführer: „Die Absage der HANNO-<br />
VER MESSE <strong>2020</strong> ist eine bedauerliche Entscheidung, aber es ist die einzig<br />
richtige. Die Maschinenbauindustrie muss sich jetzt darauf konzentrieren,<br />
die Folgen der Pandemie in den eigenen Betrieben abzufedern, um anschließend<br />
wieder durchstarten zu können. Im April 2021 werden die Maschinenbauer<br />
wieder mit voller Kraft in Hannover am Start sein.“<br />
Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung: „Dass die<br />
Hannover Messe <strong>2020</strong> nicht ausgerichtet werden kann, ist ein herber Verlust,<br />
aber richtig. Die Messe ist für die Elektroindustrie das Schaufenster zur Welt,<br />
das dieses Jahr leider verschlossen bleibt. So werden unsere Unternehmen die<br />
Zeit bis 2021 nutzen, um die erheblichen Folgen von Corona abzuarbeiten. Im<br />
nächsten Jahr werden sie sich dann um so mehr mit neuesten Produkten und Lösungen<br />
rund um Industrie 4.0 und das Energiesystem der Zukunft präsentieren.“<br />
Die HANNOVER MESSE 2021 wird vom 12. bis 16. April 2021 ausgerichtet.<br />
Foto: Deutsche Messe AG<br />
www.hannovermesse.de<br />
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1967 haben wir unsere Liebe zu Zahnriemen entdeckt<br />
und sind heute weltweit der innovativste Produzent auf<br />
dem Gebiet der Polyurethan-Zahnriementechnik.<br />
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TITEL<br />
12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
LINEARTECHNIK<br />
LINEARMODULE<br />
SCHMIERMITTELFREIE<br />
PRÜFTECHNIK<br />
Die automatisierte End-of-Line-Prüfung<br />
von Komponenten der Elektromobilität<br />
ist ein Markt mit vielversprechendem<br />
Wachstumspotenzial. Für die damit<br />
einhergehenden Testverfahren hat ein<br />
Start-up aus Bayern einen ‚Multiplexer‘<br />
entwickelt, der mithilfe von schmiermittelfreien<br />
Linearmodulen anspruchsvolle<br />
horizontale und vertikale Kontaktierungsund<br />
Dekontaktierungsbewegungen<br />
ausführt.<br />
Stefan Niermann ist Leiter des Geschäftsbereichs Drylin Linear- und<br />
Antriebstechnik bei der Igus GmbH in Köln<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 13
LINEARTECHNIK<br />
TITEL<br />
Das Thema der Elektromobilität ist momentan aktueller<br />
denn je und rückt zunehmend in den Fokus der Automobilindustrie<br />
und der Aufmerksamkeit der Autokäufer. Entwicklungs-<br />
und Lieferketten stehen angesichts der neuen<br />
Auswirkungen unter Anpassungsdruck. Elektromotoren und Batterien<br />
sowie weitere E-Komponenten müssen zu 100 % getestet werden<br />
– genau wie Verbrennungsmotoren. Allerdings werden hier die<br />
elektrischen Eigenschaften wie Überspannung, Stromstärken und<br />
die Kontaktierung geprüft.<br />
Um solche Tests in Produktionslinien zu integrieren und die hohen<br />
Anforderungen der Automobilindustrie zu erfüllen, benötigt man<br />
eigens dafür entwickeltes Equipment und neue Ideen für die optimale<br />
Integration ebendieser Prüfungen in die Produktionsumgebung.<br />
SCHNELLES WACHSTUM NACH DER GRÜNDUNG<br />
Ein Spezialist, der diese Nische erkannt hat, ist die MCW Systemtechnik<br />
in Wiesenfelden bei Straubing. Sie wurde 2017 von Matthias<br />
und Christoph Wolf ins Leben gerufen und startete direkt mit einem<br />
soliden „Auftragspolster“, denn die ersten Projekte waren bei der<br />
Firmengründung schon vorhanden: „Ein Anlagenbauer für Prüftechnik<br />
suchte ein Partnerunternehmen, das in seinem Auftrag<br />
kleinere Anlagen und Sonderanlagen entwickelt und fertigt. Dieser<br />
Partner sollte sehr flexibel sein und Entwicklungs- und Produktionsaufgaben<br />
übernehmen, die ein Marktführer schlecht in seine<br />
Prozesse integrieren kann.“<br />
INNOVATIONEN FÜR DIE PRÜFTECHNIK<br />
Das war die Initialzündung für MCW Systemtechnik, zunächst in<br />
einer Garage, aber schon 2018, also nur ein Jahr nach der Gründung,<br />
bezog das Start-up eine große und lichtdurchflutete Halle mit<br />
Büros auf der zweiten Ebene.<br />
Zu den Kernkompetenzen von MCW gehören die Elektroplanung,<br />
die mechanische Konstruktion von Maschinen und (Test-)<br />
Anlagen sowie der Schaltschrankbau. Fast noch wichtiger ist allerdings<br />
die Fähigkeit, neue Ideen zu entwickeln und in die Praxis<br />
umzusetzen. Ein Beispiel dafür ist der von MCW entwickelte Multiplexer:<br />
Ein Gerät, das den elektrischen Anschluss von Prüflingen<br />
z. B. Traktionsbatterien an verschiedene Messgeräte automatisiert.<br />
Bei den ersten Projektgesprächen kamen die Beteiligten zunächst<br />
zu dem Schluss, dass ein solches Gerät nicht realisierbar ist. Mittlerweile<br />
sind bereits diverse Varianten konstruiert und gebaut worden.<br />
Matthias Wolf: „Aktuell bauen wir einen Multiplexer, der Elektromotoren<br />
an drei Messgeräte anschließt und unter anderem Niederohm-<br />
und Widerstandsmessungen, eine Hochvoltprüfung und eine<br />
Kurzschlussprüfung vornimmt. Insgesamt werden zwölf Prüfungen<br />
in weniger als 60 s absolviert – und das ohne Relais und auch bei<br />
Hochvoltsystemen.“<br />
TESTSYSTEM MIT „SCHNELLEN“ LINEARMODULEN<br />
Die automatisierte Prüfung kann auch bei Hochvoltsystemen mit<br />
bis zu 3 000 V zum Einsatz kommen. Sie beschleunigt das End-of-<br />
Line-Testing und verringert zugleich den Verschleiß der teuren<br />
Testgeräte. Das Tempo, in dem jeder Prüfling das Verfahren durchläuft,<br />
ist abhängig von den Linearbewegungen, mit denen die<br />
Stecker kontaktiert und dekontaktiert werden. Bei der Suche nach<br />
dem geeigneten Linearsystem stießen die MCW-Konstrukteure auf<br />
den Antriebstechnikbaukasten von Igus, der sich auch im direkten<br />
Vergleich mit einer Kugelumlaufführung als optimale Lösung für<br />
diese Anwendung erwies.<br />
HORIZONTAL MIT STEILGEWINDESPINDEL –<br />
VERTIKAL MIT GEGENLÄUFIGER SPINDEL<br />
Für die (relativ lange) Horizontalbewegung wird ein Drylin SHT-Linearmodul<br />
genutzt, bei dem eine Gewindespindel aus Edelstahl mit Rundwellen<br />
aus Aluminium und Gewindemuttern sowie Lager elementen<br />
aus einem Iglidur-Hochleistungspolymer kombiniert ist. Diese Werk-<br />
01 02<br />
03 04<br />
14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
stoffpaarungen gewährleisten ein ebenso präzises, reibungsarmes wie verschleißfestes lineares<br />
Verfahren, das insbesondere noch schmierstofffrei ist. Um die gewünschte Schnelligkeit<br />
zu erreichen, kommt eine Spindel mit einem Steilgewinde zum Einsatz.<br />
Die sehr kurze vertikale Hubbewegung des Einfahrens in den Stecker erfolgt ebenfalls<br />
mit einem Drylin SHT-Linearmodul, das hier aber mit zwei Schlitten sowie einer gegenläufigen<br />
Spindel ausgestattet ist.<br />
Entwickelt für höchste<br />
Ansprüche in der<br />
Servotechnik<br />
ZAE SERVO-DRIVE<br />
ZWEI PARALLELE TESTZYKLEN IM 19"-EINSCHUB<br />
Die Drylin-Einheiten erweisen sich auch aufgrund ihrer kompakten Bauweise als vorteilhaft.<br />
Denn ein Multiplexer, so wünschen es die Anwender, soll möglichst in einen<br />
19"-Einschub passen. Das begrenzt vor allem die Baubreite. Um dennoch eine kurze<br />
Zykluszeit zu erreichen und – noch wichtiger – die teuren angeschlossenen Messgeräte<br />
bestmöglich auszulasten, befinden sich in jedem Multiplexer zwei Umschalteinheiten,<br />
von denen die untere „über Kopf“ angebracht ist. Matthias Wolf: „So kann das eine<br />
System messen, während das andere jeweils dekontaktiert, und es entstehen keine Totzeiten.“<br />
Auch die Steuerung ist in dem kompakten Einschubgehäuse untergebracht.<br />
UNTERSTÜTZUNG BEI DER AUSLEGUNG<br />
Eine besondere Herausforderung für die Drylin SHT-Linearmodule ist die sehr hohe<br />
Zykluszahl, die sich aus den kurzen Testzyklen der End-of-Line-Prüfung ergibt. Wolf:<br />
„In einem Jahr nimmt ein Multiplexer rund 500 000 Kontaktierungen und Dekontaktierungen<br />
vor. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Lebensdauer der Linearmodule,<br />
die auch den nicht ganz geringen Kraftaufwand beim Kuppeln und Entkuppeln<br />
der Stecker aufnehmen müssen.“<br />
Die Auslegung gemeinsam mit Igus zeigte aber, dass die Drylin SHT-Module für<br />
dieses Anwendungsprofil bestens geeignet sind, und das bewahrheitet sich nun in der<br />
Praxis. Nach der geschätzten Zusammenarbeit möchten die MCW-Konstrukteure auch<br />
in Folgeprojekten mit Igus kooperieren.<br />
Hannover Messe: Halle 6, Stand D25<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Fotos: Igus GmbH<br />
www.igus.de<br />
DIE IDEE<br />
01 Für die vertikalen und<br />
horizontalen Bewegungen kommen<br />
Drylin Spindelhubtische zum Einsatz<br />
02 Am schmiermittelfreien<br />
Linearmodul verfährt horizontal die<br />
vertikale Einheit, die den Stecker des<br />
Prüflings kontaktiert und<br />
dekontaktiert<br />
„In einem Jahr nimmt ein Multiplexer<br />
rund 500 000 Kontaktierungen und<br />
Dekontaktierungen vor. Entsprechend<br />
hoch sind die Anforderungen<br />
an die Lebensdauer der Linearmodule,<br />
die auch den nicht ganz geringen<br />
Kraftaufwand beim Kuppeln und<br />
Entkuppeln der Stecker aufnehmen<br />
müssen.“<br />
03 Blick auf die komplette<br />
Verfahr einheit mit Prüfsteckern;<br />
die vertikale Lineareinheit mit<br />
gegenläufiger Spindel ist nicht<br />
sichtbar<br />
04 Matthias Wolf, Gründer und<br />
Geschäftsführer der MCW Systemtechnik<br />
(Bild links), mit Igus<br />
Verkaufsberater Thomas Weber<br />
Matthias Wolf, Gründer und<br />
Geschäftsführer, MCW Systemtechnik
LINEARTECHNIK<br />
AKTUATOREN<br />
ELEKTROMECHANISCHE<br />
KOMPONENTEN<br />
FORDERN FLUIDTECHNIK HERAUS<br />
Mit einer neuen Generation<br />
elektromechanischer Aktuatoren will<br />
Ewellix Anwender überzeugen,<br />
Hydraulik- und Pneumatikzylinder in<br />
einer Vielzahl anspruchsvoller<br />
Anwendungen zu ersetzen – sowohl in<br />
der Fabrikautomation als auch bei<br />
mobilen Maschinen. Der Lineartechnik-<br />
Anbieter hebt nicht nur die Leistung,<br />
sondern auch die Wirtschaftlichkeit<br />
eines solchen Umstieges hervor.<br />
Marcus Hertlein-Gaedicke ist Product Manager<br />
High Performance Actuator bei der Ewellix GmbH in Schweinfurt<br />
Elektromechanische Systeme sind kleiner und leichter als ihre<br />
fluidtechnischen Pendants. Große Pumpen, Akkumulatoren, Öltanks<br />
und Rohrleitungen entfallen, da der Motor direkt mit dem<br />
Aktuator verbunden ist. Die Systeme kommen ohne druckbeaufschlagtes<br />
Öl aus – das verringert das Risiko von Bränden, Umweltverschmutzung<br />
und Arbeitsunfällen. Zudem arbeiten sie leiser als<br />
fluidtechnische Anlagen.<br />
Elektromechanische Systeme bringen darüber hinaus erhebliche Leistungsvorteile.<br />
Sie können mit einem breiteren Drehzahl- und Leistungsbereich<br />
arbeiten als hydraulische Anlagen und bieten eine höhere Positioniergenauigkeit<br />
bei gleichbleibender Leistung. Die Viskosität von<br />
Hydraulikölen kann sich abhängig von Laufzeit und Temperatur ändern,<br />
was sich negativ auf die Maschinenleistung auswirkt. Elektromechanische<br />
Systeme dagegen arbeiten durchgehend mit präzisen Toleranzen.<br />
Die beweglichen Teile basieren auf einer bewährten Wälzlagertechnologie.<br />
Dadurch ist es möglich, ihre Lebensdauer unter bestimmten Betriebsbedingungen<br />
vorherzusagen.<br />
Da keine zusätzlichen Steuerventile und weiteres Zubehör benötigt<br />
werden, lassen sich elektromechanische Aktuatoren ganz einfach in die<br />
elektronische Steuerung einer Maschine integrieren. Nimmt man darüber<br />
hinaus ihr schnelles Ansprechverhalten sowie ihre Positionierund<br />
Wiederholgenauigkeit dazu, erleichtern elektromechanische Systeme<br />
ihren Anwendern das Programmieren komplexer Bewegungen und den<br />
Bau von Maschinen, die sich schnell an unterschiedliche Prozessanforderungen<br />
anpassen lassen.<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
| AT12-14G |<br />
HÖHERER ANSCHAFFUNGSPREIS MIT<br />
EINSPARPOTENZIAL<br />
Der Anschaffungspreis einer elektromechanischen Anlage liegt<br />
zwar höher als bei hydraulischen Maschinen, betrachtet man<br />
jedoch die Gesamtkosten über den kompletten Lebenszyklus,<br />
zeigt sich ein anderes Bild: Elektromechanische Aktuatoren bieten<br />
Einsparpotenziale, die die höheren Anschaffungskosten<br />
mehr als ausgleichen. Dafür sind Faktoren verantwortlich, wie<br />
Energie effizienz, reduzierte Wärmeentwicklung, kürzere Zykluszeiten,<br />
verbesserte Materialausnutzung, eine erhöhte Betriebszeit<br />
sowie die einfachere Wartung.<br />
Elektromechanische Anlagen überzeugen durch Energieeffizienz.<br />
Hydraulische Systeme verlieren an mehreren Stellen<br />
Energie, zuerst bei der Umwandlung von elektrischer Energie in<br />
Bewegung zum Antrieb der Hydraulikpumpe. Dazu kommen<br />
Verluste in der Pumpe selbst, durch Flüssigkeitsreibung in den<br />
Übertragungsleitungen und im Aktuator. Insgesamt gibt ein<br />
Hy drauliksystem nur etwa 44 % seiner Antriebsleistung ab.<br />
Elektro mechanische Anlagen hingegen verlieren nur aufgrund<br />
der Grenzen des Motorwirkungsgrads und durch Reibung in den<br />
Getriebe- und Antriebskomponenten Energie. Ein elektromechanischer<br />
Aktuator überträgt i. d. R. 80 % seiner Eingangsleistung.<br />
Darüber hinaus müssen Hydraulikpumpen in den meisten<br />
Anwendungen kontinuierlich laufen, um eine angemessene<br />
Reaktionszeit der Maschine zu gewährleisten. Die Leistungsaufnahme<br />
elektromechanischer Aktuatoren bei Nichtgebrauch ist<br />
Null, und auch im Betrieb ruft er seinen maximalen Energiebedarf<br />
immer nur für einen kurzen Moment ab. Damit können<br />
sich die höheren Anschaffungskosten elektrischer Systeme allein<br />
durch Energieeinsparungen in wenigen Monaten amortisieren.<br />
Die in hydraulischen Maschinen verlorene Energie wird in<br />
Wärme umgewandelt. In Präzisionsanwendungen, etwa bei der<br />
Herstellung von Kunststoffprodukten, muss diese Wärme mithilfe<br />
von Kältemaschinen abgeführt werden. Das erhöht den Gesamtenergiebedarf.<br />
Elektrisch betriebene Maschinen verfügen hingegen<br />
über eine reduzierte Wärmeentwicklung. Aufgrund ihres<br />
höheren Wirkungsgrades werden nur etwa 35 % der Kühlenergie<br />
einer hy draulischen Lösung benötigt.<br />
GERINGE ZYKLUSZEITEN, GENAUES ARBEITEN<br />
AM MATERIAL<br />
Elektromechanische Aktuatoren haben kürzere Zykluszeiten.<br />
Durch die höhere Geschwindigkeit und verbesserte Steuerbarkeit<br />
können die Maschinen schneller arbeiten und mehr Leistung<br />
bringen, z. B. beim Roboter-Punktschweißen in der Automobilindustrie.<br />
Zwischen den einzelnen Schweißpunkten muss<br />
die am Roboterarm angebrachte Zange geöffnet werden, damit<br />
der Arm an die nächste Schweißstelle rücken kann. Fluidtechnische<br />
Systeme öffnen die Zange nach jedem Schweißvorgang<br />
vollständig. Elektro mechanische Anlagen hingegen können so<br />
programmiert werden, dass sie sich gerade so weit öffnen, damit<br />
die Zange neu positioniert werden kann. Als ein japanischer<br />
Automobilhersteller bei der Karosseriefertigung auf eine elektromechanische<br />
Schweißzange umstieg, steigerte dies zusammen<br />
mit der höheren Geschwindigkeit der neuen Aktuatoren seinen<br />
Durchsatz um 10 % – das entspricht 100 zusätzlichen Karosserien<br />
pro Tag.<br />
Die schnelle Arbeitsverrichtung geht mit einer effizienten<br />
Mate rialnutzung einher. Elektrisch angetriebene Maschinen<br />
verfügen i. d. R. über eine doppelt so hohe Wiederholgenauigkeit<br />
wie hydraulische Alternativen. Das steigert die Qualität und<br />
reduziert den Ausschuss. Auch wenn Produkte mit niedrigerer<br />
Präzision hergestellt werden, können so erzielte Einsparungen<br />
die höheren Kosten für elektromechanische Anlagen in zwei<br />
Jahren oder weniger übertreffen.<br />
Schneller und einfacher<br />
zur besseren Maschine:<br />
mit XTS<br />
Der XTS-Vorsprung<br />
umlaufende Bewegung<br />
flexibles Baukastensystem<br />
individuell bewegliche<br />
Mover<br />
www.beckhoff.de/xts<br />
Der Anwendervorteil<br />
minimierter Footprint<br />
softwarebasierte Formatwechsel<br />
verbesserte Verfügbarkeit<br />
erhöhter Ausstoß<br />
verkürzte Time-to-Market<br />
Weltweit müssen Produkthersteller zunehmend individualisierte<br />
Produkte anbieten – mit Maschinen, die zugleich den Footprint<br />
reduzieren und die Produktivität verbessern. Dies ermöglicht das<br />
eXtended Transport System XTS in Kombination mit der PC- und<br />
EtherCAT-basierten Steuerungstechnik. Seine hohe Konstruktionsfreiheit<br />
erlaubt neue Maschinenkonzepte für Transport, Handling<br />
und Montage. In der Hygienic-Version aus Edelstahl ist das XTS<br />
ideal für den Einsatz in der Pharma- und Lebensmittelbranche.<br />
freie Einbaulage<br />
kompakte Bauform<br />
frei wählbare Geometrie<br />
wenige mechanische Teile und Systemkomponenten
LINEARTECHNIK<br />
Positionierungsgenauigkeit<br />
Stellfläche<br />
Gewicht der<br />
Gesamtanlage<br />
Kontrollierbare<br />
Geschwindigkeit<br />
Stillstandszeit zu<br />
Wartungszwecken<br />
Inbetriebnahme<br />
der Anlage<br />
Zylindergewicht<br />
Aufheizzeit<br />
Systemkomplexität<br />
Fachkräfte<br />
Installationsraum<br />
Konstruktionszeit<br />
Zylindermaße<br />
im Verhältnis<br />
zur Kraft<br />
Vorausschauende<br />
Wartung<br />
Austauschzeit<br />
Projektbeschränkungen<br />
Kraft<br />
Energieverbrauch<br />
Hohe Geschwindigkeit<br />
Verschmutzungsempfindlichkeit<br />
Fernüberwachung<br />
Wartungskosten<br />
Wartung<br />
01 Positiv<br />
Pneumatisch 02<br />
Pneumatisch<br />
Mittel<br />
Hydraulisch<br />
Positiv<br />
Negativ<br />
Mittel<br />
Hydraulisch<br />
Elektromechanisch<br />
Negativ<br />
Elektromechanisch<br />
WARTUNGSFREUNDLICH AUFGRUND<br />
WENIGER BAUTEILE<br />
Elektromechanische Anlagen besitzen nur wenige Verschleißteile,<br />
die sich alle im Kugelgewindetrieb und im Getriebe befinden. Dadurch<br />
erhöhen sich die Betriebszeiten. Hydraulische Geräte dagegen<br />
sind auf ein ganzes Netzwerk aus Ventilen, Schläuchen, Filtern<br />
und Dichtungen angewiesen. Ein Ausfall in einem Teil des Systems<br />
kann die gesamte Anlage zum Stillstand bringen, bis das Problem<br />
erkannt und behoben wird. Ein Problem mit einem Aktuator kann<br />
der Anwender dagegen oftmals durch einen schnellen Austausch<br />
des betroffenen Gerätes beheben. Betriebszeit und Maschinenverfügbarkeit<br />
sind deshalb bei elektromechanischen Systemen<br />
i. d. R. 2 % höher als bei hydraulischen Anlagen.<br />
Für elektromechanische Maschinen fallen nur geringe laufende<br />
Betriebskosten an. Die Anwender müssen kein Öl, keine Filter und<br />
keine Dichtungen kaufen. Sie müssen keine Maschinen anhalten,<br />
um diese Teile zu ersetzen; sie müssen keine Reparaturen aufgrund<br />
von Lecks und auslaufenden Flüssigkeiten durchführen.<br />
Elektromechanische Systeme können zudem mit vollständig<br />
integrierten Sensoren zur Zustandsüberwachung ausgestattet<br />
werden. Diese machen das Betriebs- und Wartungspersonal auf<br />
mögliche Probleme aufmerksam, bevor sie zu einem ungeplanten<br />
Stillstand führen.<br />
Ewellix ist sich sicher, dass diese Faktoren zusammengenommen<br />
Einsparungen von mehreren 10 000 EUR pro Jahr für eine typische<br />
Produktionsmaschine ermöglichen. Die Einsparungen seien je zur<br />
Hälfte auf den geringen Energieverbrauch sowie den vorher aufgezählten<br />
Bereichen zurückzuführen.<br />
VORTEILE WEITER AUSBAUEN<br />
Bei der nächsten Generation elektromechanischer Aktuatoren hat<br />
Ewellix die Leistungsdaten weiter ausgebaut. Die CASM-Reihe hat<br />
Ewellix z. B. für anspruchsvolle Einsätze in der automatisierten Hochgeschwindigkeits-<br />
und Großserienproduktion entwickelt. CASM-<br />
Aktuatoren können Pneumatikzylinder in bestehenden Produktionsanlagen<br />
ersetzen. Sie sind modular aufgebaut und in allen Standardgrößen<br />
erhältlich. Sie können mit verschiedenen Motortypen betrieben<br />
werden. Damit kann der Anwender alle Aktuatoren mit Motoren<br />
von einem Hersteller ausstatten und damit sein Ersatzteilmanagement<br />
vereinfachen. Eine große Auswahl an Optionen und Zubehör<br />
ermöglicht die einfache Integration in zahlreiche Anwendungen.<br />
Die CASM-Aktuatoren erzielen hohe Leistungen und haben eine<br />
lange Lebensdauer. Lager und Kugel- und Gewindespindeln sorgen<br />
mit ihrer geringen Reibung und Axialspiel für Energieeffizienz und<br />
Präzision. Die Geräte sind lebensdauergeschmiert und damit wartungsarm.<br />
Sie besitzen integrierte Filter und einen Abstreifring, um<br />
Motor 10 %<br />
Kompression 45 %<br />
Druckluftaufbereitung<br />
6 %<br />
Leckagen 25 %<br />
Mechanik 8 %<br />
Ausgangsleistung 6 %<br />
Motor 10 %<br />
Kompression 13 %<br />
Getriebe 15 %<br />
Mechanik 18 %<br />
Ausgangsleistung 44 %<br />
Motor 10 %<br />
Mechanik 10 %<br />
Ausgangsleistung 80 %<br />
04<br />
01 – 03 Der Umstieg auf<br />
elektromechanische Lösungen bietet<br />
dem Anwender im Vergleich zu<br />
pneumatischen und hydraulischen<br />
Systemen Vorteile bei Leistung (01),<br />
Bedienbarkeit (02) und Umweltverträglichkeit<br />
(03)<br />
04 Fluidtechnische Systeme<br />
verlieren an mehreren Stellen<br />
Energie; ein elektromechanischer<br />
Aktuator dagegen überträgt ca. 80 %<br />
seiner Eingangsleistung<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Gefahrenpotenzial<br />
Lärmpegel: Anlage<br />
Betriebssicherheit<br />
Lärmpegel:<br />
Zylinder<br />
Effizienz<br />
Wärmeentwicklung<br />
Verbrauch im<br />
Ruhezustand<br />
03<br />
Positiv<br />
Mittel<br />
Negativ<br />
Risiko der Umweltverschmutzung<br />
Pneumatisch<br />
Hydraulisch<br />
Elektromechanisch<br />
Schäden durch eindringenden Staub und Schmutz zu verhindern.<br />
Ein Magnetring und ein geschlitztes Aluminiumprofilgehäuse<br />
erleichtern den Einbau externer Sensoren.<br />
Um die Maschinensteuerung und die Systemintegration zu<br />
vereinfachen, ist die CASM-Reihe mit einem bürstenlosen<br />
Gleichstrommotor mit Motion Controller, Bremse und optionaler<br />
Feldbusschnittstelle ausgestattet. Damit benötigen Anwender<br />
keine externe Motorsteuerung mehr. Das reduziert die<br />
Installations kosten und vereinfacht die Verkabelung, da die<br />
Motoren über ein einziges Kabel gespeist und gesteuert werden<br />
können. Über die grafische Benutzeroberfläche des Ewellix-Programmiersets<br />
können Anwender die Maschinen einfach konfigurieren<br />
und alle Motor parameter einstellen. Bis zu 14 verschiedene<br />
Aktuatorstellungen mit zugehörigen Geschwindigkeiten,<br />
Beschleunigungen und Verzögerungen können in den Motor geladen<br />
werden. Die Steuerung der Maschinen erfolgt anschließend<br />
über eine SPS oder einfache Schalter. So entsteht ein eigenständiges<br />
Motion Control System für kleinere Maschinen.<br />
ROBUSTE AKTUATOREN<br />
Die neuen Aktuatoren der LEMC-Serie von Ewellix, die für Anwendungen<br />
mit höherer Belastung ausgelegt sind, verwenden<br />
eine Planetenrollenspindel statt einer Kugelrollspindel. Damit<br />
verfügt der Aktuator über eine hohe Leistungsdichte und ist<br />
unempfindlicher gegen starke Vibrationen aus der Einsatz<br />
umgebung. Wie die CASM-Reihe ist auch die LEMC-Serie modular<br />
aufgebaut und kann für viele verschiedene Anwendungen<br />
und eine Reihe von Motor typen konfiguriert werden. Neben<br />
konventionellen Servomotoren lassen sie sich auch mit einem<br />
integrierten Getriebe und einem intelligenten Asynchronmotor<br />
betreiben. So erhält der Anwender zusätzliche Sicherheits- und<br />
Maschinenschutzfeatures mit inte griertem Softstart. Die Steuerung<br />
ist für NFC (Near Field Communication) eingerichtet. So<br />
kann das Wartungspersonal Anpassungen mit dem Smartphone<br />
vornehmen.<br />
Fotos: Ewellix GmbH<br />
www.ewellix.com
LINEARTECHNIK<br />
TRANSPORTSYSTEM<br />
MIT XTS ZUM VORREITER IN DER<br />
KOSMETIKVERPACKUNG<br />
Die Endkunden in der Kosmetikindustrie verlangen von den<br />
Maschinenherstellern heute die Entwicklung maximal anpassungsfähiger<br />
und flexibler Systeme, da der Markt eine immer schnellere Veränderung<br />
der Präsentation und Verpackung der Waren erfordert. Maschinenbauer<br />
Unista entwickelte eine innovative Lösung auf Basis des eXtended<br />
Transport System (XTS) sowie der Automatisierungskomponenten und<br />
-software von Beckhoff, um die Wünsche des Kosmetikanbieters Shiseido<br />
optimal und mit einer kurzen Time-to-Market umzusetzen.<br />
Frank Würthner ist Branchenmanager Verpackungstechnik<br />
bei Beckhoff Automation, Niederlassung Balingen<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
LINEARTECHNIK<br />
Shiseido ist ein japanisches Luxus- und Kosmetikunternehmen mit internationaler<br />
Präsenz. Gegründet 1872 in Tokio, ist es eines der ältesten Kosmetikunternehmen<br />
der Welt. Die europäische Zentrale sowie zwei Produktionswerke<br />
haben ihren Sitz seit dreißig Jahren in Frankreich. Maschinenbauer<br />
Unista, in der Region um Nantes ansässig, erhielt von Shiseido den Auftrag<br />
für die Entwicklung und den Bau zweier Verpackungsmaschinen. Ziel dabei war<br />
ein Höchstmaß an Flexibilität. Denn für das vielfältige Angebot an Kosmetik im<br />
Luxussegment verwendet Shiseido Behälter und Verpackungen in den verschiedensten<br />
Formen und Größen.<br />
Unista stellt seit zehn Jahren Verpackungslinien her und ist auf die Entwicklung<br />
und den Bau von robotergestützten Fertigungsanlagen spezialisiert. Der neuentwickelte<br />
Maschinentyp ermöglicht nicht nur eine große Variationsbreite der<br />
Behälter, sondern je nach Bedarf auch unterschiedlichste Losgrößen – und das<br />
bei minimalen Umrüstzeiten.<br />
SCHLÜSSELWORT: FLEXIBILITÄT<br />
Für Unista galt es, die zentrale Forderung nach Flexibilität ohne Nachteile für<br />
das Engineering, die Kinematiksteuerung oder den Produktionsprozess zu erfüllen.<br />
Anthony Forget, Geschäftsführer bei Unista Frankreich, erklärt: „Um der<br />
breitgefächerten Produktpalette von Shiseido gerecht zu werden, benötigten wir<br />
eine extrem flexible Maschine.“<br />
David Ranchy, Vertriebsingenieur aus der Beckhoff-Niederlassung Nantes<br />
ergänzt: „Die Anforderungen von Unista entsprachen sehr genau den Eigenschaften<br />
unseres Transportsystems XTS, das nun als zentrales Element der<br />
Maschine fungiert und die Flexibilität der Produktion deutlich steigert.“<br />
Unista setzt ein XTS-System von insgesamt 4 m Streckenlänge ein und erreicht<br />
damit ein kompaktes Maschinendesign, das die vorhandene Stellfläche optimal<br />
nutzt. Ergänzt wird die Transportlösung durch zwei 6-Achs-Roboter für das Produkthandling.<br />
Der erste Roboter übernimmt die Be- und Entladevorgänge. Er<br />
übergibt die gefüllten Kosmetikbehälter an das XTS-System, das sie mit insgesamt<br />
01 Ein Roboter mit Sauggreifern (links) legt<br />
die Deckel auf die Kosmetikbehälter auf;<br />
verschraubt werden sie anschließend durch eine<br />
mit Servomotoren AM8100 ausgestattete<br />
Handlingeinrichtung (rechts)<br />
02 Das XTS-System transportiert die Kosmetikbehälter<br />
mit elf Movern über insgesamt 4 m<br />
Streckenlänge an verschiedenen Bearbeitungsstationen<br />
vorbei<br />
03 Die hochwertigen Behälter für Luxuskosmetik<br />
dürfen bei der Handhabung nicht<br />
beschädigt werden. Dies stellt der individuelle<br />
und präzise gesteuerte Produkttransport durch<br />
die XTS-Mover sicher<br />
04 Ein tragarminstalliertes Control Panel mit<br />
Tastererweiterung ermöglicht die komfortable<br />
Bedienung und Überwachung vor der verglasten<br />
Anlage<br />
01<br />
02<br />
03 04<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 21
LINEARTECHNIK<br />
05 Anthony Forget (Bild links), Geschäftsführer<br />
des Maschinenbauers Unista, und<br />
David Ranchy, Beckhoff-Niederlassung Nantes,<br />
vor der neuen Verpackungsanlage<br />
elf Movern zu den jeweiligen Bearbeitungsstationen transportiert. Der zweite Roboter<br />
legt Verschlussdeckel auf die Behälter auf und dreht diese leicht ein. In der nachfolgenden<br />
Handlingeinrichtung werden die Deckel mit einem definierten Drehmoment und<br />
Drehwinkel vollständig verschraubt. Bei der abschließenden Qualitätskontrolle werden<br />
die Behälter in Gut- und Schlechtteile sortiert. Wichtige Anforderung für die Implementierung<br />
war es, die hochwertigen Kosmetikbehälter vor Beschädigungen zu schützen, damit<br />
die makellose Verpackung dem hohen Anspruch der Marke Shiseido gerecht wird.<br />
AGILITÄT IM BETRIEB<br />
Ein Schlüsselvorteil von XTS ist der individuelle Produkttransport, der keiner starren<br />
Taktung zwischen den Bearbeitungsstationen unterliegt. Durch diese individuelle und<br />
präzise Positionierung der Mover konnte eine optimale Balance zwischen schonendem<br />
Produkthandling und maximalem Produktionsausstoß erreicht werden.<br />
Die softwarebasierten Steuerungsfunktionen ermöglichen zudem die einfache Anpassung<br />
an wechselnde Formate wie verschiedene Behälterdurchmesser. Dafür bedarf<br />
es lediglich einer Änderung der Softwareparameter statt einer komplexen, zeit- und<br />
kostenaufwändigen Neukonfiguration der Maschine.<br />
EINHEITLICHE HARD- UND SOFTWAREPLATTFORM<br />
Unista setzt neben XTS auch Servoverstärker und Servomotoren von Beckhoff ein, und<br />
zwar für die Handlingeinheit zum Verschrauben der Deckel. Hinzu kommen zahlreiche<br />
weitere Komponenten aus dem Portfolio von Beckhoff, z. B. EtherCAT-Klemmen für die<br />
Kommunikation der Steuerungskomponenten sowie TwinSAFE-Produkte für die<br />
Realisierung der Maschinensicherheit. Die Vorteile liegen auf der Hand: Alle Komponenten<br />
aus einer einheitlichen Hard- und Softwareplattform bedeutet ein einziger<br />
Ansprechpartner und eine einfachere, schnellere Integration.<br />
Gesteuert wird die gesamte Maschine von einem platzsparend im Schaltschrank<br />
installierten Embedded-PC CX 5140 in Kombination mit der Automatisierungssoftware<br />
TwinCAT 3. Besonders kompakt ist die Antriebstechnik der Handlingeinheit gelöst:<br />
Servoverstärker EL 7211 im Klemmenformat steuern die dynamischen Servomotoren<br />
AM 8100, die mit One Cable Technology (OCT) angeschlossen sind. Dies ermöglicht um<br />
bis zu 50 % reduzierte Verkabelungskosten sowie ein besonders aufgeräumtes Erscheinungsbild<br />
der Maschine. Ein Control Panel CP 3918 dient als HMI für die Unistaeigene<br />
Visualisierung.<br />
VEREINFACHTES ENGINEERING UND REDUZIERTE<br />
TIME-TO-MARKET<br />
Das einfache Engineering und die unkomplizierte Inbetriebnahme mit XTS und<br />
PC-based Control haben es den Experten von Unista nach eigener Aussage ermöglicht,<br />
eine betriebsbereite Maschine in weniger als zehn Wochen bereitzustellen. Mit dieser<br />
kurzen Time-to-Market und ihrer hohen Flexibilität im Betrieb ist die XTS-Applikation<br />
für Shiseido ein Musterbeispiel für Maschinenbau im Sinne von Industrie 4.0 und ein<br />
Vorreiter im Bereich Kosmetikverpackung.<br />
Fotos: Beckhoff Automation GmbH & Co. KG<br />
www.beckhoff.de<br />
DIE IDEE<br />
„Die Kosmetikindustrie muss heute<br />
zunehmend schneller die Präsentation<br />
und Verpackung ihrer Produkte<br />
verändern und so den Marktanforderungen<br />
anpassen. Voraussetzung sind<br />
hierfür möglichst flexible Verpackungsmaschinen,<br />
wie sie sich mit<br />
XTS realisieren lassen. So konnte zum<br />
Beispiel der Maschinenbauer Unista<br />
einen neuen Maschinentyp für eine<br />
große Variationsbreite an Kosmetikbehältern<br />
und unterschiedlichste<br />
Losgrößen sowie mit minimalen<br />
Umrüstzeiten entwickeln.“<br />
Frank Würthner, Branchenmanagement<br />
Verpackungstechnik,<br />
Beckhoff Automation<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
MEHR DURCHSATZ BEI VERRINGERTEM<br />
PLATZBEDARF<br />
Um höhere Durchsatzleistungen<br />
flächensparend<br />
umsetzen zu können, hat<br />
B&R eine vertikale<br />
Montagevariante des<br />
Transportsystems<br />
SuperTrak entwickelt. Die<br />
Elektronik wurde neu<br />
positioniert und ist<br />
frontseitig zugänglich, ein<br />
Prinzip, dass die Installation<br />
des Systems vereinfacht. Für Stabilität sorgen verstärkte<br />
mechanische Verbindungselemente zwischen den einzelnen<br />
Segmenten. Gleichzeitig lässt sich die Traglast der Shuttles steigern,<br />
indem Produkte nur auf der Oberseite des SuperTrak befördert<br />
werden. Dann stützt nicht die Magnethalterung das Gewicht, es wird<br />
vielmehr direkt auf die Rollen übertragen. Darüber hinaus können<br />
Waren in variierenden Abmessungen gruppiert werden. Mit dem<br />
SuperTrak in vertikaler Ausrichtung soll sich dieser Vorgang auf etwa<br />
der Hälfte der Fläche umsetzen lassen. Folglich kann der Durchsatz<br />
pro Quadratmeter gesteigert werden. Bei Bedarf arbeitet das<br />
Track-System im 24/7-Takt. Sämtliche Elemente lassen sich austauschen,<br />
ohne das ganze System zerlegen zu müssen.<br />
www.br-automation.com<br />
TAUSENDE VON KOMBINATIONEN MÖGLICH<br />
NTN-SNR hat eine Serie<br />
von Linearmodulen<br />
eingeführt, die durch<br />
standardisierte Elemente<br />
besonders viele Kombinationen<br />
ermöglicht. Die<br />
Reihe AXE soll damit zum<br />
einen die Lieferzeiten<br />
verkürzen, und zum<br />
anderen möglichst viele<br />
Anforderungen passgenau<br />
erfüllen. Über ein Online-Konfigurationstool sind<br />
innerhalb der Reihe tausende Kombinationen möglich, die mit<br />
den spezifischen mechanischen Beanspruchungen jeder<br />
Maschine kompatibel sind. Hublänge, Antriebsadaptionen<br />
und Endschalterkombinationen – jedes Standardteil bietet<br />
Flexibilität in der Konfiguration. Nach Auswahl von Baugröße<br />
und Verfahrbereich im Online-Konfigurator kann die Linearachse<br />
mit Zubehörteilen vervollständigt werden. Eine<br />
3D-Visualisierung stellt das Produkt dar, bevor die Konfiguration<br />
abgeschlossen wird. Die Software liefert dann eine Liste<br />
der Linearachse mit den Zubehörteilen. Der Hersteller<br />
verspricht zudem eine um 75 % verkürzte Lieferzeit gegenüber<br />
den aktuellen Marktvorlaufzeiten.<br />
www.ntn-snr.com/de<br />
KOMBINIERTES LINEARANTRIEBSSYSTEM<br />
Hepcomotion zeigt als Messe-Highlight die Zusammenführung des Linearanführungsantriebs<br />
Extended Transport System (XTS) von Beckhoff mit dem darauf abgestimmten GFX<br />
Linearführungssystem. Die neue Kombination im Bereich der Linearführungstechnik ist in<br />
der Lage auch größere Lasten effizient zu transportieren. Es bewegt sich auf speziell<br />
angefertigten Stahlschienen des Herstellers. Durch die patentierten Drei-Lager-Mover<br />
können die Schienensegmente klothoidische Kurvenverläufe ausführen. Sie gewährleisten<br />
auch nach 180°-Drehungen einen präzisen Fahrverlauf. Die XTS/GFX Systemkombination<br />
erreicht maximale Geschwindigkeiten von 4 m/s. Auf der Hannover Messe wird die Antriebstechnologie<br />
in einer Messezelle des Robotik-Spezialisten Stäubli zum Einsatz kommen.<br />
www.hepcomotion.de<br />
<br />
<br />
<br />
In Kooperation mit
LINEARTECHNIK<br />
ELEKTROZYLINDER<br />
BESSER ALS HYDRAULISCHE<br />
ANTRIEBE?<br />
Bis zu 80 Prozent weniger Energiekosten im Vergleich mit<br />
anderen linearen Antriebssystemen lohnt sich. Dass gleichzeitig<br />
die Produktivität und Umweltfreundlichkeit gesteigert werden<br />
kann, das wollen die Serac Elektrozylinder zeigen.<br />
Die Serac-Lineartriebe der Ortlieb Präzisionssysteme GmbH<br />
aus Zell unter Aichelberg in der Region Stuttgart basieren<br />
auf der ASCA Servospindel. Sie kombinieren die Vorteile<br />
eines Planetengetriebes mit denen einer Linearspindel.<br />
Das führt zu weniger Platzbedarf und Gewicht und – beim Einsatz<br />
im Serac Elektrozylinder – auch zu mehr Dynamik. Im Vergleich zu<br />
hydraulischen Antrieben benötigen sie kein Fluid, sind leiser,<br />
schneller in den Taktzeiten und überzeugen außerdem durch genaueste<br />
Positionierung unter Last sowie lange Lebensdauer.<br />
PATENTIERTE SPINDEL<br />
Die ASCA Servospindel basiert auf dem Funktionsprinzip einer<br />
Planeten-Wälz-Gewindespindel (PWG), bei der die Drehbewegung<br />
eines Motors in eine lineare Bewegung umgewandelt wird. Anstoß<br />
Dirk Laubengeiger ist Geschäftsführer der Ortlieb<br />
Präzisionssysteme GmbH & Co. KG in Zell unter Aichelberg<br />
für die Entwicklung dieser PWG gab das Deutsche Luft- und Raumfahrt-Zentrum<br />
DLR mit der Entwicklung eines ferngesteuerten<br />
Roboters für die D2-Mission. Dieser Roboter stellte zwei konträre<br />
Aufgaben: Die Einhaltung des Massenlimits für die Luft- und Raumfahrt<br />
bei gleichzeitiger sicherer Verfügbarkeit von hohen Kräften.<br />
Übliche Spindeln konnten diesen Anforderungen nicht entsprechen.<br />
So entwickelte die DLR die PWG und ließ sie weltweit patentieren.<br />
Ortlieb erkannte die Vorteile der Technologie, erwarb das<br />
Patent, entwickelte die Spindel weiter zur ASCA Servospindel und<br />
brachte die PWG zur industriellen Reife.<br />
ELEKTROZYLINDER STATT HYDRAULIK<br />
Die Kombination aus Gewindespindel und Planetengetriebe ermöglicht<br />
eine hohe Flexibilität und die Optimierung der Auslegung<br />
von Elektromotoren. Steigungen ab 1 mm – je nach Kundenwunsch<br />
etwa an die Anforderungen von Pressen anpassbar – erlauben z. B.<br />
hohe Geschwindigkeiten bei gleichzeitig hoher Kraftdichte. Da die<br />
Spindelsteigung sehr variabel ist, sind auch geringe Geschwindigkeiten<br />
bei geringer Steigung und besonders hohen Kräften möglich.<br />
Hier ist eine feine Regulierung bei Wiederholgenauigkeiten von<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
LINEARTECHNIK<br />
± 5 µm realisierbar, wie sie etwa in Dosieranwendungen<br />
oder bei Stanzapplikationen notwendig sind. Das Übersetzungsverhältnis<br />
von Dreh- und Hubbewegungen kann also<br />
durch die flexible Spindelsteigung konfiguriert werden. Damit<br />
sind Bewegungen sowohl mit hoher als auch mit geringer<br />
Dynamik präzise regelbar.<br />
Die Technologievorteile der ASCA Servospindel werden<br />
insbesondere im Serac Elektrozylinder von Ortlieb deutlich.<br />
Durch den Direktantrieb der Spindel benötigen Elektroantriebe<br />
kein zusätzliches Getriebe. Eine Kombination aus<br />
Servomotor und Regelungstechnik in einem Bauteil bietet<br />
einen verbesserten Wirkungsgrad und damit Energieeinsparungen<br />
gegenüber hydraulisch oder pneumatisch<br />
angetriebenen Systemen. Im Gegensatz zur Hydraulik wird<br />
zudem keine Hydraulikflüssigkeit – also Öl oder ein anderes<br />
Fluid – benötigt. So entfallen Umwelt- und Sicherheitsprobleme.<br />
Durch die hohe Steifigkeit des Komplettsystems<br />
sind Position und Geschwindigkeit einfacher regelbar als in<br />
hy draulischen Antriebssystemen. Darüber hinaus sorgt ein<br />
integriertes Wegmesssystem für höchste Positioniergenauigkeit<br />
unter Last. Serac Elektrozylinder sind also<br />
eine platzsparende, effiziente und umweltfreundliche<br />
Alternative zu Hydraulikzylindern.<br />
KOMPAKT – LEISE – LANGLEBIG<br />
Kompakt sind die Serac Motoren durch die kleinen Spindelsteigungen<br />
ab 1 mm. Zugleich bieten sie sehr hohe Kräfte<br />
und hohe Hubgeschwindigkeiten bei geringem Bauraum.<br />
Durch die flexible Regelbarkeit der Spindel lassen sich sehr<br />
kurze Taktzeiten erreichen. Die schlanke Bauform lässt sich<br />
in bestehende Konstruktionen problemlos einfügen. Ein<br />
Wechsel vom Hydraulik- zum Elektroantrieb ist also mit geringem<br />
konstruktivem Aufwand möglich. Dazu trägt auch<br />
bei, dass Ortlieb sehr platzsparende lineare Wegmesssysteme<br />
verwendet, die sich durch eine äußerst kompakte Sensorik<br />
auszeichnen. Dadurch wird die Linearachse zur Plug-&-<br />
Play-Einheit – auf Anfrage auch mit komplett voreingestelltem<br />
Regler.<br />
Die Technologie der Planeten-Wälz-Gewindespindel ist<br />
wesentlich leiser als z. B. Kugelrollspindeln, da hier keine<br />
Rückführung von Rollen oder Kugeln notwendig ist. Zudem<br />
arbeitet das Ortlieb-System mit einer elliptischen Auflagefläche<br />
anstatt einer punktuellen, sodass auch hier Geräusche<br />
deutlich reduziert werden.<br />
Zur Langlebigkeit trägt vor allem der systembedingte<br />
Schlupf der Gewindespindel bei. Der Vorteil am Schlupf ist,<br />
dass sich die Berührungsflächen von Spindel und Planetenrollen<br />
ständig ändern und somit typische Verschleißstellen,<br />
wie sie z. B. in Zahngetrieben vorkommen, vermieden<br />
werden. Das erhöht die Standzeiten und trägt wesentlich<br />
zur Robustheit der Antriebe bei. Dabei beträgt der<br />
Schlupf bei maximaler Kraft nur etwa 1 % und ist durch<br />
direkte oder indirekte Wegmessung einfach kompensierbar.<br />
Dazu misst ein Drehgeber die Winkelposition. Die<br />
Steuerung kann so unter Berücksichtigung der konstanten<br />
Steigung rotative in translatorische Bewegungen umrechnen.<br />
Diese werden mit den Messergebnissen eines linearen<br />
Wegmesssystems verglichen. Damit ist beides möglich:<br />
Eine Positioniergenauigkeit besser 5 µm bei gleichzeitiger<br />
Verschleißminimierung.<br />
Ein wesentlicher Vorteil der Elektromotoren mit Servospindel<br />
ist die hohe Regelbarkeit beim schnellen Positionieren.<br />
So lassen sich sehr kurze Taktzeiten erreichen. Gerade<br />
beim Stanzen, Falzen, Biegen, Formen und in zahlreichen<br />
anderen Anwendungen bieten sie eine saubere Alternative<br />
zu anderen Antriebslösungen. Ein weiterer Vorteil der Elektromotoren<br />
ist die Möglichkeit zur Prozessdaten erfassung<br />
und damit frühzeitigen Fehlervermeidung. Daten können<br />
schon während des Prozesses ausgelesen und durch Regeln<br />
der Parameter eingestellt werden. So sind Kraft und Geschwindigkeit<br />
über den gesamten Hubweg jederzeit über<br />
Effektiv? So geht’s.<br />
Drehgeber steigern Effizienz und Prozessqualität<br />
Magnetische Präzisionswunder<br />
Ungeschlagen in Sachen Präzision sind die magnetischen<br />
Absolut-Drehgeber der Serie MAGRES<br />
EAM580. Herausragende Messgenauigkeit und<br />
Lebensdauer gewährleisten höchste Effi zienzsteigerung<br />
und Prozessqualität in der Fabrikautomation.<br />
Erfahren Sie mehr:<br />
www.baumer.com/EAM580
LINEARTECHNIK<br />
01 02<br />
die Regelung der Parameter kontrollierbar. Gerade im Automobilbereich,<br />
bspw. beim Prüfen von Steckern, sind Regelung und Über wachung durch<br />
Datenrückspeisung und damit eine 100-prozentige Qualitätskontrolle<br />
sehr gefragt. Erfasst der Regler jetzt noch etwa die Stromaufnahme des<br />
Motors, lassen sich so die Ist-Kräfte ableiten und mit den Soll-Kräften vergleichen.<br />
Damit ist eine detaillierte Überwachung und Dokumentation<br />
möglich, die Prozesse im Rahmen von Industrie 4.0 ermöglicht.<br />
AN KUNDENWÜNSCHE ANPASSBAR<br />
Die Serac Baureihe – mit ihren jeweils an die Kundenwünsche anpassbaren<br />
Lösungen – deckt ein komplettes Standardportfolio von 5 bis<br />
400 kN ab. Durch die Kombination mehrerer Antriebe sind sogar bis zu<br />
600 kN erreichbar. Ortlieb bietet hier eine große Vielfalt an Komplettpaketen.<br />
Dabei sind Elektroservozylinder, PWG und Zubehör wie Sensoren,<br />
Regler und Bus-Systeme jeweils anwendungsspezifisch wählbar. Sie sind<br />
in verschiedenen Baureihen als Komplettlösungen erhältlich:<br />
n Der Serac XH mit einer Hublänge von 250 mm kann einfach und schnell<br />
einen klassischen Hydraulikzylinder ersetzen. Die abtriebsseitig als Gewindespindel<br />
ausgeführte Motorwelle des Torque-Motors treibt die<br />
Spindelmutter direkt an. So entsteht eine optimale Dynamik. Es sind Beschleunigungen<br />
bis zu 29,4 m/s 2 möglich. Die Modelle Serac XH5/XH12<br />
sind auch mit direkt angetriebener Spindelstange erhältlich.<br />
n Die Serac XHM mit integrierter Führung und Wegmessung ist für den<br />
Anbau an industrieübliche Servomotoren geeignet. Mit einer Steigung<br />
von 1 mm erzielen diese relativ kleinen Motoren sehr hohe Kräfte. Auch<br />
sie gibt es in einer verdrehsicheren Variante mit Wegmesssystem.<br />
n Serac KH ist ein sehr kompakter Zylinder mit leistungsstarkem Torque-<br />
Motor für kurze Hübe. Seine hochsteife Konstruktion mit stabiler<br />
Verdrehsicherung sowie alle Komponenten sind hier in einem glattflächigen<br />
Gehäuse mit frontalen und seitlichen Befestigungen für den<br />
individuellen Einbau untergebracht. Er eignet sich ideal für die Blechbearbeitung,<br />
da hier auch ein Kühlkörper für die Flüssigkeitskühlung<br />
optional erhältlich ist.<br />
n Serac LH, ein sehr kompakter und flexibler Zylinder mit Hohlwellenmotor<br />
und direkt angetriebener Spindelmutter, kann lange Hübe realisieren.<br />
Die Spindelmutter wird direkt durch einen Hohlwellen-Torque-<br />
Motor angetrieben. Hier sind zahlreiche Optionen wie Verdrehsicherung,<br />
Motor-Haltebremse, Schwenklageranbau, Linear-Messsystem<br />
und vieles mehr wählbar – ergänzend zur Grundausführung für unterschiedlichste<br />
Lösungen.<br />
Alle Serac Elektrozylinder können mit Servoreglern verschiedener Hersteller<br />
betrieben werden. In Zusammenarbeit mit LTi Drives bietet Ortlieb<br />
aber auch Komplettlösungen aus einer Hand.<br />
Fotos: Ortlieb Präzisionssysteme GmbH & Co KG<br />
www.ortlieb.net<br />
01 Mit den Baugrößen PWG 10 bis 100 decken die<br />
ASCA-Servospindeln den Bereich von 4,5 bis 400 kN ab<br />
02 Planeten-Wälz-Gewindespindeln (PWG) arbeiten<br />
ohne Rollenrücksetzung und deshalb sehr leise<br />
DIE IDEE<br />
„Das Deutsche Luft- und Raumfahrt-<br />
Zentrum DLR entwickelte die erste<br />
Planeten-Wälz-Gewindespindel<br />
(PWG) für einen ferngesteuerten<br />
Roboter der D2-Mission und ließ sie<br />
weltweit patentieren. Ein Schwesterunternehmen<br />
von Ortlieb erwarb das<br />
Patent und entwickelte sie hinsichtlich<br />
Fertigungstechnik und Tribologie<br />
weiter bis hin zur industriellen Reife.<br />
Nach der Fusion der Unternehmen ist<br />
die ASCA Servospindel fester Bestandteil<br />
im Portfolio der Ortlieb<br />
Präzisionssysteme GmbH & Co KG.“<br />
Dirk Laubengeiger,<br />
Geschäftsführer, Ortlieb Präzisionssysteme<br />
GmbH & Co. KG<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
RISIKOBEWERTUNG VEREINFACHT<br />
Maschinenhersteller, die sicherheitsbezogene<br />
Funktionen z. B. der<br />
Produktfamilie SD2x von Sieb+Meyer<br />
nutzen, können jetzt die entsprechenden<br />
Sistema-Bibliotheken direkt von<br />
der Website des Herstellers herunterladen.<br />
Dieser Service vereinfacht den<br />
Prozess der Risikobewertung von<br />
Maschinensteuerungen mit der<br />
Assistenz-Software Sistema. Mit ihr<br />
können sicherheitsbezogene Steuerungsteile<br />
aus Subsystemen, Blöcken<br />
und Elementen modelliert und risikoseitig bewertet werden. Sie wird vom Institut<br />
für Arbeitsschutz der DGUV zur Verfügung gestellt. Die Sicherheit der Bedienperson<br />
hängt insbesondere bei komplexen Maschinen von der Zuverlässigkeit der Steuerung<br />
ab. Grundlage für die Bewertung der Sicherheit komplexer Maschinensteuerungen<br />
ist die Norm DIN EN ISO 13849-1. Diese Festlegung kann während der<br />
Risikoanalyse erfolgen. Hierbei ist unter Berücksichtigung der Handlungen des<br />
Bedienpersonals und der Maße der gefährdeten Körperteile der Gefährdungsbereich<br />
festzulegen.<br />
www.sieb-meyer.de<br />
CHARAKTERSTARKER WINZLING MIT KONTROLLFUNKTION<br />
Um den Druck in Maschinen unkompliziert<br />
und zuverlässig überwachen zu können,<br />
hat Wika PSD-4-Eco entwickelt. Der neue<br />
programmierbare und kompakt konzipierte<br />
Druckschalter lässt sich nach dem Plug-&-<br />
Play-Prinzip in Betrieb nehmen, wahlweise<br />
per werkseitiger, individueller Vorkonfiguration<br />
oder IO-Link. Über das zweifarbige<br />
Display werden dem Bediener eindeutige<br />
Informationen über den aktuellen Druckstatus oder den Zustand der Maschine<br />
angezeigt. Der jeweils geeignete Blickwinkel lässt sich durch Drehung des Gehäusekopfs<br />
sowie elektronisches Kippen des Displays um 180° einstellen. Aufgrund des<br />
geringen Durchmessers von 29 mm und der vertikalen Ausrichtung des elektrischen<br />
Ausgangs kann der Druckschalter auch bei beengter Umgebung eingepasst werden.<br />
Typ PSD-4-Eco ist für Medientemperaturen zwischen – 40 und + 125 °C und schockfest<br />
bis 50 g ausgelegt.<br />
www.wika.de<br />
HOHLE WELLE, VOLLE LEISTUNG<br />
Hohlwellengetriebe in vielen Ausführungen<br />
bietet Nabtesco an. Für Einsätze in der Robotik<br />
eignen sich die hochintegrierbaren Einbausätze<br />
der RV-C-Serie. Trotz ihrer kompakten Bauweise<br />
und ihres reduzierten Gewichts bieten sie eine<br />
hohe Leistungsfähigkeit sowie Verdreh- und<br />
Kippsteifigkeit. Auch Positionier-, Rast- und<br />
Schaltanwendungen in anderen Branchen<br />
profitieren von ihren Eigenschaften. Die Servogetriebe<br />
der RD-C-Serie können z. B. in Werkzeugmaschinen,<br />
in der Robotik oder in Holzbearbeitungsmaschinen eingesetzt werden.<br />
Sie verfügen über eine eingebaute Adapterplatte für den Motor sowie eine Motorwellenkupplung<br />
für Servomotoren. Für die Positionierung schwerer Lasten wurde<br />
die RS-Serie entwickelt. Diese Präzisionsgetriebe sind für Axiallasten bis zu 9 t<br />
ausgelegt für den Einsatz in Drehtischen und Positionierern, aber auch in Werkzeugmaschinen,<br />
bei der Schweißpositionierung sowie in großen Robotern. Neu im<br />
Programm ist das RS-50A für Lasten bis 1 500 kg.<br />
www.nabtesco.de<br />
Kabel & Leitungen<br />
• Über 33.000 Produkte ab Lager<br />
• Kundenindividuelle Lösungen<br />
• Alle Branchen und Anwendungen<br />
• Eigene Produktion in Spitzenqualität<br />
QUALITÄT<br />
Made in Germany<br />
helukabel.com
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
LAGERVERSCHLEISS<br />
WARUM DIE PASSUNG FÜR DAS<br />
LAGER SO WICHTIG IST<br />
Bei der Auswahl des Lagers spielen die technischen Spezifikationen eine<br />
große Rolle. Dazu gehört auch die Wahl der richtigen Passung, denn sie<br />
gewährleistet die sachgemäße Funktion des Lagers und erhöht dessen<br />
Lebensdauer. Eine optimale Passung zu bestimmen ist allerdings eine<br />
komplexe Aufgabe. Erfahren Sie hier, worauf es ankommt.<br />
Klaus Findling ist Geschäftsführer<br />
der Findling Wälzlager GmbH in Karlsruhe<br />
28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Dass sich eine falsche Passungswahl negativ auswirken<br />
kann, zeigt sich an einem Praxisbeispiel: Ein auf Antriebstechnik<br />
spezialisiertes Unternehmen hatte<br />
Rillenkugellager eines Premium-Markenherstellers<br />
bezogen, die allerdings frühzeitig einen Wälzlagerschaden erlitten.<br />
„Im vorliegenden Anwendungsfall war die Passung vom<br />
Wälzlager ungünstig gewählt worden“, so Klaus Findling, Geschäftsführer<br />
der Findling Wälzlager GmbH. „Im Gehäuse des<br />
Getriebes waren an den Passflächen Passungsrost und Schleifspuren<br />
zu erkennen.“ Die Verschleißpartikel hatten sich sogar<br />
schon im Lagerinneren angereichert und zu weiterem Verschleiß<br />
bzw. Materialabtrag auf den Laufbahnen geführt, wobei<br />
es im Endstadium zu Laufgeräuschen und schließlich zu<br />
Ausbrüchen an Kugeln sowie Laufbahnen gekommen war.<br />
Der sogenannte Reib- und Passungsrost entsteht, wenn<br />
durch die falsche Passung eine Relativbewegung zwischen<br />
dem Lagerring und Gegenstück auftritt. Bereits winzige Mikrobewegungen<br />
zwischen Welle und Innenring bzw. zwischen<br />
Außenring und Gehäuse stellen ein Problem dar. Durch den<br />
Passungsrost kann wie im Praxisbeispiel Abrieb in das Wälzlager<br />
gelangen, was die Funktionsfähigkeit des Schmierfettes<br />
reduziert und die Laufbahnen angreift – die Lebensdauererwartung<br />
ist folglich stark verkürzt. Zum anderen kann Passungsrost<br />
die Demontage des Wälzlagers erheblich erschweren<br />
oder gar verhindern und Folgeschädigungen verursachen.<br />
Nicht zuletzt leidet die Genauigkeit der Lagersitze.<br />
REGELN ZUR PASSUNGSWAHL<br />
Doch was gilt es bei der Wahl der richtigen Passung zu beachten?<br />
„Die einfachste Regel ist, dass sich die Lager mit minimal<br />
möglichem Aufwand ein- und ausbauen lassen müssen“, erklärt<br />
Klaus Findling. „Ansonsten sollte sich die Passungswahl<br />
immer nach der Drehrichtung und der Belastungssituation der<br />
Ringe richten.“ Die Lagerringe mit Umfangslast benötigen also<br />
einen Festsitz, um beim Abwälzen des Lagers Schlupf und somit<br />
Abrieb an der Passung zu verhindern. Wenn die Belastungsrichtung<br />
unbestimmt bzw. wechselnd ist, wird ein Festsitz<br />
für beide Lagerringe empfohlen. Die Lagerringe müssen<br />
ganzumfänglich abgestützt werden, um die volle Tragfähigkeit<br />
zu erreichen. Zudem dürfen sie auf ihren Gegenstücken in<br />
Umfangsrichtung nicht wandern – sonst läuft man Gefahr, die<br />
Sitzflächen zu beschädigen.<br />
Je größer die Belastung ist, desto größer sollte das Passungsübermaß<br />
gewählt werden, wobei dabei zu beachten ist, dass<br />
eine Übermaßpassung die Lagerluft verringert. „Der Hintergrund<br />
ist, dass Übermaßpassungen beim Innenring eine Aufweitung,<br />
beim Außenring eine Einschnürung der Laufbahn<br />
zur Folge haben“, erläutert Klaus Findling. „Dabei entstehen in<br />
den Ringen Spannungen und die radiale Lagerluft und damit<br />
auch das Betriebsspiel werden reduziert.“ Anwender sollten<br />
nicht zuletzt eine axiale Verschiebbarkeit des Loslagers<br />
sicherstellen, um eine mögliche Längenänderung der Welle<br />
und des Gehäuses auszugleichen. Temperaturveränderungen<br />
und -unterschiede in den Bauteilen müssen zwingend berücksichtigt<br />
werden.<br />
HILFSMITTEL ZUR ERSTEN ORIENTIERUNG<br />
Auch bei der Passungswahl gilt jedoch: Konstrukteure müssen<br />
das Rad nicht neu erfinden, sondern können sich an den Praxiserfahrungen<br />
anderer Anwender orientieren. Im ersten Schritt<br />
ist es wichtig, sich über die Umlaufverhältnisse der Lagerung<br />
klar zu werden: Dreht sich der Innenring oder Außenring?<br />
Liegt eine Umfanglast oder eine Punktlast vor? Ist die Lastrichtung<br />
veränderlich oder nicht? Welcher Wellendurchmesser<br />
wird gehandhabt? Ist die Belastung gering, normal oder hoch?<br />
Treten gar Stöße auf? Kritische Merkmale sind exzentrisch wirkende<br />
Kräfte, starke Drehzahländerungen bzw. Beschleunigungen,<br />
Temperaturwechsel sowie Stoßbeanspruchungen.<br />
Anhand der Antworten auf diese Fragen lässt sich eine Passungswahl<br />
treffen. Viele Hersteller stellen auf Basis dieser<br />
Belastungsverhältnisse Schema Belastungsfall Passung<br />
n Innenring dreht<br />
n Außenring steht still<br />
n Lastrichtung unverändert<br />
n Innenring steht still<br />
n Außenring dreht<br />
n Lastrichtung rotiert mit Außenring<br />
n Innenring steht still<br />
n Außenring dreht<br />
n Lastrichtung unverändert<br />
n Innenring dreht<br />
n Außenring steht still<br />
n Lastrichtung rotiert mit Innenring<br />
Das Belastungsverhältnis der Lagerringe entscheidet über die Passungswahl<br />
n Umfangslast: Innenring<br />
n Punktlast: Außenring<br />
n Umfangslast: Außenring<br />
n Punktlast: Innenring<br />
n Innenring: Festsitz notwendig<br />
n Außenring: Lose Passung zulässig<br />
n Innenring: Lose Passung zulässig<br />
n Außenring: Festsitz notwendig<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 29
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Mithilfe des Online-<br />
Tools ABEG-Quickfinder<br />
können Anwender über<br />
alle Bauformen und<br />
ABEG-Produktlinien<br />
hinweg ihr gewünschtes<br />
Wälzlager finden<br />
Faktoren auch Tabellen zur Verfügung, die sich zur Orientierung nutzen<br />
lassen. In manchen Fällen kann es jedoch vorkommen, dass durch Einbauverhältnisse<br />
oder wirtschaftliche Überlegungen eine Abweichung davon notwendig<br />
wird.<br />
Wer sich bezüglich der Auswahl von Passungen unsicher ist, sollte sich an<br />
einen Experten wenden. Bei einer professionellen Anwendungsberatung von<br />
Findling Wälzlager werden die Anforderungen der jeweiligen Applikation genau<br />
analysiert. Dafür nutzt das Unternehmen auch diverse Softwareschnittstellen.<br />
Das Online-Tool ABEG-Quickfinder von Findling funktioniert wie eine<br />
Datenbankabfrage über alle Bauformen und ABEG-Produktlinien hinweg.<br />
Wälzlager, die den konstruktionsseitig definierten technischen Anforderungen<br />
entsprechen, lassen sich damit schnell und herstellerunabhängig<br />
finden. Der ABEG-Quickfinder basic ist auf der Firmenhomepage von<br />
Findling frei zugänglich. Einen Schritt weiter geht der ABEG-Quickfinder professional:<br />
Die CAE-Software (Computer-Aided Engineering) dient neben der<br />
Berechnung und Auslegung von Wälzlagern nach ISO 281 auch von vielen<br />
anderen gängigen Maschinenelementen – z. B. von Wellen, Stirnrädern,<br />
Planeten stufen, Federn und Passungen. Sie ist komplett webbasiert, sodass<br />
Anwender jederzeit automatisch mit den aktuellen Berechnungsmethoden<br />
und Parametern arbeiten. Auf Knopfdruck lassen sich Dokumentationen für<br />
die Qualitätssicherung und die Nachweispflicht nach DIN EN ISO 9001:2008<br />
erstellen, durch Simulationen in 2D und 3D ist zudem eine Identifizierung<br />
und Anpassung von kritischen Punkten möglich. Eine intuitive Oberfläche<br />
und die sofortige Berechnung aller Werte bei Änderungen erlaubt schnelle Ergebnisse<br />
im Arbeitsalltag.<br />
Für Anwender, die lieber selbst Expertenwissen aufbauen wollen, bietet<br />
Findling Wälzlager ein modular aufgebautes Weiterbildungsprogramm an.<br />
Die Teilnehmer lernen z. B. technische Ursachen für die Preisunterschiede<br />
von Anbietern zu verstehen, Angebote vergleichbar zu machen und eine<br />
Spezifikation nach technischen wie kaufmännischen Merkmalen zu erstellen.<br />
In den Einstiegs-Modulen 1 und 2 werden Grundlagen der Wälzlagertechnik<br />
vermittelt. Ein Experten-Modul richtet sich an Kenner der Materie, die ihr<br />
Wissen vertiefen wollen. Alle Schulungen sind herstellerunabhängig und bieten<br />
den Teilnehmern einen echten Mehrwert: Mit den wertvollen Tipps aus<br />
Theorie und Praxis lässt sich ein echter Wettbewerbsvorteil realisieren – und<br />
die Passungswahl stellt ganz sicher auch kein Problem mehr dar.<br />
Fotos: Findling Wälzlager GmbH<br />
www.findling.com<br />
DIE IDEE<br />
„Der Kunde erhält von uns auf<br />
Wunsch eine genaue Spezifikation<br />
der benötigten Lagertechnik<br />
inklusive Bemusterungen. Für diese<br />
Aufgabe arbeiten wir mit professionellen<br />
Computersimulationen und<br />
natürlich mit unseren ABEG-basierten<br />
Berechnungsprogrammen.“<br />
Klaus Findling, Geschäftsführer,<br />
Findling Wälzlager GmbH<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
LAGERLAST MIT LICHT MESSEN<br />
Mit den Load Sensing<br />
Bearings von SKF können<br />
Entwickler von Pumpen<br />
und Kompressoren ihren<br />
Konstruktionsprozess<br />
beschleunigen. Die Lager<br />
mit eingebauten Glasfaser-Sensoren<br />
liefern<br />
schnell und präzise viele<br />
Daten über die auftretenden<br />
Lasten. Die Einführung<br />
dieses Konzepts ist ein erster Schritt einer langfristig<br />
angelegten, strategischen Produktentwicklung zur Echtzeitmessung<br />
von Lagerlasten per Lichtwellenanalyse. Den Auftakt<br />
machen Schrägkugellager, wie sie z. B. in Pumpen oder Kompressoren<br />
zum Einsatz kommen. Zu den Lagerdaten, die sie liefern,<br />
gehören z. B. Informationen über auftretende axiale und radiale<br />
Lasten, Lastrichtungen, die Dehnbeanspruchungsverteilung über<br />
den Umfang des Lagers sowie Drehzahlen und Temperaturen.<br />
Hinzu kommt die Möglichkeit, den Entwurfs- und Validierungsprozess<br />
zu digitalisieren. Die Sensorlager eignen sich für (explosions-)gefährdete<br />
Umgebungen. Außerdem sind die schnellen<br />
Lichtimpulse immun gegen störende elektromagnetische Felder.<br />
www.skf.com<br />
ERHÖHTE TRAGKRAFT UND STEIFIGKEIT<br />
Die bidirektionalen<br />
Axial-Radial-Zylinderrollenlager<br />
der RTB-Serie<br />
von Rodriguez für<br />
Werkzeugmaschinen sind<br />
nun auch in einer HSA-<br />
Version erhältlich. Diese<br />
zeichnet sich durch eine<br />
verbesserte Steifigkeit, ein<br />
um 20 % reduziertes<br />
Start- und Laufmoment<br />
und eine Drehzahlerhöhung von 20 % aus. Dazu kommen bis zu<br />
70 % mehr Momentensteifigkeit und Tragkraft axial und radial.<br />
Mit Bohrungsdurchmessern von 200 bis 580 mm gibt es Varianten<br />
des Lagers für nahezu jede Anwendung. Die hochpräzisen<br />
Lager eignen sich für die Positionierung von Dreh- oder Rundtischen<br />
in Bearbeitungszentren, denn durch ihr kippsteifes<br />
Verhalten erfüllen sie hohe Anforderungen an Genauigkeit,<br />
Tragfähigkeit und Steifigkeit in der spanenden Bearbeitung.<br />
Speziell für den Einsatz in Torque-getriebenen Rundtischen sind<br />
die RTB-Lager auch mit einem integrierten Winkelmesssystem<br />
verfügbar. Mit ihrer absoluten Messmethode sind die Lager<br />
robust, temperaturstabil und einfach zu installieren.<br />
www.rodriguez.de<br />
REPARATURKOSTEN IM 5-STELLIGEN BEREICH EINGESPART<br />
Bei nachlassender Steifigkeit einer Frässpindel droht Stillstand. Inakzeptabel ist, wenn dies im 3-Monats-<br />
Turnus passiert, weil verbaute Wälzlager gegen neue ausgewechselt werden müssen und parallel der<br />
Spindelmotor zu ersetzen ist. Abhilfe schafften die Ingenieure von NSK. Im Rahmen des AIP-Programms<br />
(Added Value Programme) identifizierten sie im Walzwerk vor Ort die Ursachen und empfahlen den<br />
Austausch des defizitären dreireihigen Schrägkugellagers durch einen vierreihigen Satz. Dieser steigert<br />
die radiale Belastbarkeit der Lagerung und die radiale Steifigkeit des Spindelantriebs. Zudem kommen<br />
heute Lager mit einem Druckwinkel von 25° statt 15° zum Einsatz. Folge ist eine erhöhte Biegesteifigkeit<br />
der Welle. Wie NSK mitteilt, arbeiten die Wälzlager seit mehr als einem Jahr einwandfrei und es kam zu<br />
keinerlei Ausfällen. Im Rahmen einer Amortisationsrechnung wurden jährlich zu verzeichnende Kosteneinsparungen<br />
in einer Größenordnung von 35 600 EUR ermittelt.<br />
www.nskeurope.de<br />
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WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
INSOURCING STATT<br />
OUTSOURCING<br />
Zur Rodriguez GmbH gehört mittlerweile ein umfassender<br />
Maschinenpark für die Bereiche Lineartechnik und Präzisionslager. Der<br />
Eigenfertigungsanteil liegt bei circa 45 Prozent. Dank der eigenen<br />
Produktion und kurzer Entscheidungswege kann der Hersteller sehr<br />
flexibel agieren. Das liegt unter anderem daran, dass alle Prozesschritte<br />
im Unternehmen abgedeckt werden können.<br />
Nicole Dahlen ist Geschäftsführerin Vertrieb, Marketing und<br />
Organisation der Rodriguez GmbH in Eschweiler<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Seit der Gründung im Jahr 1984 ist Rodriguez ein Handelsunternehmen,<br />
das mit dem Ein- und Verkauf amerikanischer<br />
und europäischer Wälzlager sein Geld verdient –<br />
darunter Kaydon-Dünnringlager, Edelstahlpolymergehäuseeinheiten,<br />
RTB-Lager, Kugeldrehverbindungen und viele<br />
weitere Produkte.<br />
STARTSCHUSS FÜR DIE EIGENFERTIGUNG<br />
Mit Beginn der 90er-Jahre hat Rodriguez Lineartechnikprodukte in<br />
das Produktportfolio aufgenommen. Der Startschuss für die Eigenfertigung<br />
in diesem Bereich erfolgte etwa zeitgleich und war nötig,<br />
um im Hinblick auf anwenderspezifische Lösungen flexibler und<br />
handlungsfähiger zu sein. Zunächst beschränkte man sich auf die<br />
Konfektionierung von gehärteten und geschliffenen Wellen. Bald<br />
wurden jedoch auch Lineargehäuse, Wellenböcke, Wellenunterstützungen<br />
sowie Rundführungen selbst gefertigt. Heute kann der<br />
Hersteller dank moderner CNC-Dreh- und Fräsmaschinen z. B.<br />
Wellen mit einem Außendurchmesser bis 100 mm bearbeiten. Der<br />
Maschinenpark inklusive Messzentrum und Qualitätssicherung<br />
sowie das Know-how der Mitarbeiter sind ganz auf das Hartdrehen<br />
von Werkstücken ausgerichtet.<br />
Vor circa zehn Jahren investierte das Unternehmen in eigene<br />
Bearbeitungszentren und erweiterte darüber hinaus den Maschinenpark,<br />
sodass die Bearbeitung und Fertigung von Lagern möglich<br />
wurde. Heute ist es realisierbar, Kugeldrehverbindungen mit<br />
Außendurchmessern bis 1 400 mm oder auch die immer stärker<br />
nachgefragten Dreheinheiten mit kleinerem Durchmesser zu fertigen.<br />
Innovative Vorrichtungen und fortschrittliche Werkzeuge sorgen<br />
dafür, dass die Fertigungsanlagen stets auf dem neuesten Stand<br />
der Technik sind. So steht sogar ein Reinraumsystem der Reinraumklasse<br />
4 nach DIN EN ISO 14644-1 zur Verfügung – eine<br />
wichtige Voraussetzung für die Montage und Fertigung von Komponenten<br />
in der Halbleitertechnik.<br />
01<br />
FERTIGUNG ANWENDERSPEZIFISCHER<br />
SYSTEMLÖSUNGEN<br />
Die eigenen Produktionskapazitäten im Bereich der Präzisionswälzlager<br />
und der Lineartechnik werden u. a. für die Fertigung von anwenderspezifischen<br />
Systemlösungen genutzt, auf die sich Rodriguez<br />
über die Jahre spezialisiert hat: Basierend auf dem langjährigen<br />
Engineering-Know-how sowie den speziellen Kenntnissen und<br />
Erfahrungen in der Mechanik entwickelt und realisiert das Unternehmen<br />
die sogenannten Value Added Products (VAP). Sie basieren<br />
auf hochwertigen Wälzlagern und Lineartechnik-Komponenten,<br />
kombiniert mit einem umfassenden Rundumservice.<br />
Im Rahmen der anwenderspezifischen Anpassung von Standardteilen<br />
übernimmt der Hersteller auch die Endenbearbeitung von<br />
lineartechnischen Produkten: Dabei können Wellen, Kugelgewindetriebe<br />
und Trapezgewindespindeln mithilfe der 5-Achs-CNC<br />
Maschinen, die speziell für die Hartbearbeitung ausgelegt sind, entsprechend<br />
der Kundenwünsche modifiziert werden.<br />
01 Für die Fertigung von Präzisionslagern werden<br />
moderne CNC-Drehmaschinen eingesetzt<br />
02 Der Reinraum ist eine wichtige Voraussetzung<br />
für die Montage und Fertigung von Komponenten<br />
in der Halbleitertechnik<br />
02<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 33
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
03 04<br />
03 Das Unternehmen verfügt über 5-Achs-CNC-Maschinen, die speziell für die<br />
Hartbearbeitung ausgelegt sind<br />
04 Im Messraum können die geforderten Toleranzen von Präzisionslagern und<br />
Lineartechnik im μm-Bereich geprüft werden<br />
DIE IDEE<br />
05 Im Bereich der Präzisionslager ist es möglich, Kugeldrehverbindungen mit<br />
Außendurchmessern bis 1 400 mm zu fertigen<br />
06 Im Rahmen der anwenderspezifischen Anpassung von Standardteilen wird<br />
auch die Endenbearbeitung von lineartechnischen Produkten übernommen<br />
„Rodriguez verfolgt das Ziel, den<br />
Anteil der Eigenfertigung am Umsatz<br />
zu steigern. Dabei steht derzeit v. a.<br />
die Erhöhung der Produktivität und<br />
Flexibilität im Vordergrund. Zuverlässigkeit<br />
und kurze Lieferzeiten sind<br />
gerade im Bereich der anwenderspezifischen<br />
Lösungen eine Voraussetzung<br />
für den Erfolg. Rodriguez kann<br />
alle Prozessschritte im eigenen Haus<br />
abdecken – von der Entwicklung über<br />
die Fertigung bis hin zur Montage.<br />
Dazu kommt, dass Rodriguez als<br />
mittelständisches Unternehmen mit<br />
kurzen Wegen ungleich schneller<br />
reagieren kann als große Konzerne.“<br />
Gunther Schulz, geschäftsführender<br />
Gesellschafter, Rodriguez GmbH<br />
RÄUMLICHE VERÄNDERUNG INNERHALB<br />
DER LETZTEN JAHRE<br />
Der Ausbau der Eigenfertigung brachte über die Jahre auch räumliche Veränderung<br />
mit sich. So hat Rodriguez 2008 ein zweites Werk auf der gegenüberliegenden Straßenseite<br />
angemietet, das zunächst nur den Automotive-Bereich beherbergte. Auf ca.<br />
1 200 m 2 befanden sich zunächst die Büros und Lager sowie die Qualitätssicherung<br />
und Montage von Automotive-Komponenten. Mit der Zeit wurde der Platz im Lager in<br />
Werk 1 jedoch zu knapp. Deshalb wurde die Scanner-Montage für den Bereich Präzisionslager<br />
und Value Added Products in Werk 2 verlegt – inklusive einem eigenen Bereich<br />
für Langzeittests. Außerdem wurden zusätzliche Lagerflächen geschaffen.<br />
Die räumliche Aufteilung in Werk 1 stellt sich derzeit wie folgt dar: In Halle 1 befindet<br />
sich neben dem Kleinteileregallager und dem Warenein- bzw. -ausgang der 2017<br />
neu geschaffene Messraum mit ca. 65 m 2 . In Halle 2.1 werden lineartechnische Komponenten<br />
und Spindeln montiert, zudem ist hier die Montage der Präzisionslager<br />
inklusive Reinraum angesiedelt. In Halle 2.2 erfolgt die CNC-Fertigung von Kugeldrehverbindungen<br />
und Präzisionslagern. Halle 3 ist ganz auf die lineare Fertigung<br />
ausgerichtet: Hier finden CNC-Dreh- und Fräs maschinen, Poliermaschinen sowie<br />
Trennmaschinen für Roh- und Wellenmaterial ihren Platz. Halle 4 war ursprünglich<br />
eine Logistikhalle, die aber seit Mitte 2018 immer mehr zur Pro duktionshalle umgebaut<br />
wird. Ende 2019 soll eine weitere neue Maschine für die Lineartechnik in Betrieb<br />
genommen werden – eine Biglia B446T2Y2 mit Be- und Entladesystem – die<br />
zudem mannlos laufen kann und somit die Automation bei Rodriguez vorantreibt.<br />
KONTINUIERLICHE OPTIMIERUNG DER AUSSTATTUNG<br />
Um die geforderten Toleranzen von Präzisionslagern und Lineartechnik im µm-<br />
Bereich prüfen zu können, hat das Unternehmen im Jahr 2017 Lagerregale aus Halle 1<br />
in Werk 2 ver lagert, damit auf dieser Fläche ein separater Messraum ent stehen konnte.<br />
Dafür hat Rodriguez u. a. in eine neue 3D-Messmaschine investiert, die Wälzlager mit<br />
Außendurchmessern bis 1 500 mm prüfen kann. Mit einem taktilen System lassen sich<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
05 06<br />
die Kontur und Rauheit von Kugellaufbahnen vermessen.<br />
Nicht zuletzt sind ein Prüfstand und mobile Geräte zur<br />
Prüfung der Härte im Einsatz sowie eine hochauflösende<br />
Längenmessbank und Rundheitsprüfgeräte im μm-Bereich.<br />
Diese Mittel ermöglichen es dem Eschweiler Spezialisten,<br />
die Maßhaltigkeit wie von bearbeiteten Wellen und Kugelrollspindeln,<br />
aber auch von Frästeilen wie Lagergehäusen<br />
und Wellenunterstützungen zu prüfen. Abgesehen von einzelnen<br />
Komponenten lassen sich aber auch komplexe Bauteile<br />
kontrollieren: Wichtig ist dies z. B. bei den anwenderspezifischen<br />
Systemlösungen.<br />
VORANGEGANGENE INVESTITIONEN<br />
UND AUSBLICK<br />
Im Laufe der Jahre hat Rodriguez in eine Vielzahl fortschrittlicher<br />
Maschinen investiert. Ein Beispiel dafür ist ein 3-Achs-<br />
Bearbeitungszentrum des Typs Hedelius C80 Magnum, das<br />
seit 2018 die Eigenfertigung des Herstellers im Bereich Lineartechnik<br />
ergänzt. Die Maschine wird bei Rodriguez zur Fertigung<br />
von gehärteten Wellen eingesetzt – bspw. lassen sich<br />
Radialbohrungen und Fräsflächen realisieren. Das Bearbeitungszentrum<br />
verfügt über eine Teilautomation im Pendelbetrieb,<br />
sprich sie kann beidseitig bearbeiten.<br />
Im rotativen Bereich ergänzt seit dem Juni 2019 eine neue<br />
Drehmaschine des Typs Citizen Miyano ABX-64SYY2 den<br />
Maschinenpark. Damit werden nicht nur die Produktionskapazitäten<br />
für vorhandene Produkte erweitert, sondern<br />
auch das Sortiment weiter ausgebaut: Die Maschine ermöglicht<br />
es dem Hersteller, sehr kleine rotative Hochpräzisionslager<br />
mit großer Genauigkeit selbst zu fertigen.<br />
Die Fertigungstiefe der Eigenfertigung weiter ausweiten<br />
und somit noch besser und flexibler auf Kundenwünsche<br />
eingehen zu können, ist die Vision von Rodriguez. Um das<br />
erreichen zu können, soll bis 2021 ein neues Gebäude entstehen,<br />
das die Produktionsflächen und Büros mit dem<br />
Schwerpunkt Fertigung auf ca. 2 900 m 2 erweitert. Zeitgleich<br />
will das Unternehmen mit Hilfe externer Partner die Produktionsprozesse<br />
und den Materialfluss optimieren.<br />
Fotos: Rodriguez GmbH<br />
www.rodriguez.de<br />
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IP69K aufgerüstet.<br />
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für die Hochdruckstrahlreinigung<br />
bei hohen<br />
Temperaturen ausgelegt<br />
ist, mit einer noch<br />
größeren Auswahl von mechanischen Optionen und Kommunikationsschnittstellen<br />
bestückt. Konkret geht es dabei um noch<br />
mehr Wellendurchmesser und Flanschtypen bei den Ixarc-<br />
Gebern. Das Schnittstellenangebot für Drehgeber und Neigungssensoren<br />
reicht von Analog, CANopen und J1939 über SSI und<br />
Modbus bis zu IO-Link. Inkremental-Geber in IP69K-Ausführung<br />
sind auch mit seriellen HTL/TTL-Schnittstellen erhältlich. Das<br />
Angebot zielt auf Maschinen ab, die regelmäßig mit Heißwasser<br />
gereinigt werden müssen, von Heavy-Duty-Geräten und<br />
mobilen Maschinen in der Bau- und Landwirtschaft bis hin zu<br />
hygienesensiblen Anlagen in der Pharma- und Lebensmittelindustrie.<br />
Die Komponenten lassen sich sowohl im OEM-Bereich<br />
als auch im Retrofit integrieren.<br />
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KBGK und KBGK-T an.<br />
Sie verbinden Wellen<br />
und Bauteile extrem spielarm miteinander und gleichen<br />
selbst hohen Radial- und Winkelversatz aus. Die Kupplungen<br />
aus Aluminium und Stahl sind in Umfangsrichtung verdrehsteif<br />
und geben bei radial wirkenden Kräften und Winkelabweichungen<br />
nach. Beide Modelle lassen sich einfach an<br />
den Antriebsstrang anbinden: Die KBGK durch die Kombination<br />
Innengewinde/Außengewinde, die KBGK-T durch seitliche<br />
Klemmschrauben. Für Anwendungen mit Linearmotoren ist<br />
die KBGK konzipiert. Sie kann axiale Kräfte zwischen 200 und<br />
13 000 N aufnehmen. Mit ihr lassen sich auch Wellen sehr<br />
spielarm miteinander verbinden. Servomotoren werden mit<br />
der KBGK-T an den Antriebsstrang angebunden. Die Gelenkkupplung<br />
eignet sich für Verpackungs-, Druck- und Montagemaschinen<br />
oder Handling- und Positioniersysteme.<br />
www.kbk-<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
KOMPAKTE KRAFTPAKETE IN 20 VARIANTEN<br />
Getriebebau Nord<br />
präsentiert eine neue<br />
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sind ab sofort in<br />
IEC-Baugrößen von<br />
63 bis 225 als<br />
Fußmotor (B3) und<br />
Flanschmotor (B5 oder B14) erhältlich. Für den US-amerikanischen<br />
Markt werden ergänzend Nema-C-Flansch- und Nema-<br />
Fußmotoren angeboten. Die Antriebslösung lässt sich mit vier<br />
Betriebsspannungen nutzen: 380 V 50 Hz, 400 V 50 Hz, 415 V<br />
50 Hz und 460 V 60 Hz. Über den Standard hinaus ist ein Betrieb<br />
mit 440 V 60 Hz sowie 480 V 60 Hz möglich. Die enthaltenen<br />
Temperaturfühler erfüllen die Schutzart IP55 und entsprechen<br />
der Wärmeklasse 155 (F). Der Universal Motor ist nach CE, UL,<br />
CSA, CCC, ISI und EAC sowie durch das Bureau Veritas für<br />
Schifffahrts- und Offshore-Anwendungen zertifiziert. Optional<br />
können Motor-Steckverbinder, einfache oder doppelte Schutzdächer,<br />
eine Stillstandheizung, mechanische Bremsen und<br />
Fremdlüfter bezogen werden. Darüber hinaus ist eine Auslegung<br />
in Schutzart IP66 möglich.<br />
www.nord.com<br />
MOTORSTARTER VERBESSERN<br />
ANLAGENMONITORING<br />
Siemens Smart Infrastructure hat die Motorstarter-Reihe<br />
Simatic ET 200SP um vier Modelle erweitert. Mit ihnen lassen<br />
sich elektrische Antriebe mit 0,1 bis 0,4 A starten. Solche<br />
Antriebe finden sich z. B. in Lüftern und Kühlmittelpumpen.<br />
Die kompakten Motorstarter werden in Schaltschränken<br />
verbaut und sind darauf ausgelegt, ein- und dreiphasige<br />
Motoren von Maschinen und Anlagen zu starten und vor<br />
Überlast und Kurzschluss zu schützen. Sie sind jeweils in<br />
Standard- und Sicherheitsausführung verfügbar. Die<br />
aktualisierte Firmware V1.2.0 ermöglicht es, die Motorschalter<br />
direkt über das TIA-Portal des Herstellers anzusteuern<br />
und Testläufe auszuführen. Anlagen- und Stromwerte, die<br />
von den Motorstartern erfasst werden, können im TIA-Portal<br />
visualisiert und für das betriebliche Energiemanagement<br />
genutzt werden. Damit lassen sich z. B. Rückschlüsse auf den<br />
Verschleiß oder Betriebsstörungen ziehen. Ebenfalls optimiert<br />
wurde die fehlersichere Gruppenabschaltung.<br />
www.siemens.com<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
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Schutzabdeckungen und Bohrbilder oder spezielle Profil-<br />
formen der Beläge können auf Anfrage sehr flexibel rea<br />
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LinClamp S<br />
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ten Abmessungen von ca. 1200 mm<br />
x 450 mm x 350 mm (HxBxT) erlau<br />
ben eine platzsparende Integration<br />
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baren Lösungen. Eines haben aber<br />
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im Drehgeber für Bewegung sorgt, <br />
bestimmt maßgeblich dessen Ge<br />
nauigkeit.<br />
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des Schmierstoffs im Lager besonders<br />
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Drehgeber<br />
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überträgt. Die Wahl fiel auf gedeckelte<br />
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MN 7
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
SERVOREGLER<br />
LENKUNGSKOMPONENTEN<br />
REALITÄTSNAH ERPROBEN<br />
Lenkungssysteme werden bereits früh im<br />
Entwicklungsprozess auf mechanischen<br />
Lenkungsprüfständen von dSpace erprobt<br />
und abgestimmt. Latenzfrei und<br />
hochdynamisch angesteuert werden sie<br />
dabei durch modulare Einzel- und<br />
Mehrachsantriebssysteme.<br />
Michael Deseniss ist Vertriebsingenieur bei der Keba<br />
Industrial Automation Germany GmbH in Lahnau<br />
Mit dem Antriebssystem ServoOne bietet Keba Industrial Automation<br />
Germany GmbH aus Lahnau, vormals LTI Motion GmbH,<br />
leistungsfähige Servoregler für eine Vielzahl von Anwendungen<br />
an. Das modulare Konzept der Produktfamilie und die flexible<br />
Hardware ermöglichen eine optimale Integration in unterschiedlichsten<br />
Prüfaufgaben. Die dSpace GmbH, die seit über 30 Jahren integrierte Hardware-<br />
und Software-Werkzeuge für die Entwicklung und den Test von Steuergeräten<br />
entwickelt und vertreibt, nutzt das Antriebssystem in verschiedenen<br />
Hardware-in-the-Loop- Prüfständen (HiL). Mit diesen werden im Rahmen<br />
realitätsnaher Funktions- und Belastungstests physikalische Anregungen auf<br />
Elektromotoren, Getrieben, Radarsystemen oder Lenkungssystemen detailgetreu<br />
nachgebildet. Mehr Tempo in der Entwicklung, mehr Sicherheit beim<br />
Testen, schnelle Reaktionszeiten, globale Verfügbarkeit – das ist das Credo<br />
44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
des Unternehmens. Als Komplettanbieter u. a. für schlüsselfertige, hochdynamische<br />
und präzise Brems-, Lenkungs- und Radarprüfstände oder als<br />
Entwicklungspartner von externen Prüfstandsbauern.<br />
PRÄZISE ABSTIMMUNG DER<br />
LENKUNGS KOMPONENTEN<br />
Lenkungsprüfstände stellen ein wichtiges Werkzeug zur Forschung und<br />
Entwicklung von elektromotorisch unterstützten Lenksystemen und zur<br />
Qualitätssicherung in deren Fertigung dar. Im Entstehungsprozess von<br />
Komponenten und Teillösungen dienen sie allgemein dazu, diese frühzeitig<br />
zu testen, um sie zeitnah und gezielt optimieren zu können. Für alle<br />
Funktions- und Belastungstests muss die Einsatzumgebung der jeweiligen<br />
Komponente, bspw. einer Servolenkung, realitätsnah nachgestellt<br />
werden – denn ein Testen erst im fertigen Fahrzeug wäre viel zu spät und<br />
viel zu teuer.<br />
„Eine latenzarme Einprägung der physikalischen Stellgrößen im Closed-<br />
Loop-Betrieb ist erforderlich, wenn man das Ver halten von Lenkungskomponenten<br />
auch in fahrdynamischen Grenzbereichen realitätsnah<br />
erproben und abstimmen will. Gerade bei Lenkungsprüfständen, die<br />
nicht nur für funktionale Tests, sondern auch zur Absicherung sicherheitskritischer<br />
Anforderungen genutzt werden“, sagt Matthias Deter, Group<br />
Manager Engineering bei dSpace. „Hinzu kommt die hohe Präzision durch<br />
die synchrone Antriebstechnik. Diese basiert auf dem für uns offenen,<br />
125 µs schnellen TWINsync-Protokoll von Keba, das in Verbindung mit<br />
unserer Echtzeit-Hardware Regelungskonzepte ermöglicht, die diese hohe<br />
Stellgenauigkeit auch bei hochdynamischen Anregungen, z. B. der Simulation<br />
von Kopfsteinpflaster, gewährleisten.“<br />
Wenn es um größere Leistungen geht, wie sie etwa für Getriebeprüfstände<br />
benötigt werden, steht dSpace als Partner und Lösungsanbieter in vielen<br />
aktuellen Entwicklungsbereichen der Automobilindustrie zur Verfügung.<br />
Diese reichen von der Elektromobilität über die automobile Vernetzung bis<br />
hin zum autonomen Fahren. Zum Kundenstamm gehören daher auch<br />
nahezu alle namhaften Automobilhersteller und -zulieferer. Darüber<br />
hinaus werden Systeme von dSpace auch in der Luft- und Raumfahrt sowie<br />
in anderen Industriebereichen eingesetzt. Mit rund 1 800 Mitarbeitern<br />
weltweit ist das Unternehmen am Sitz in Paderborn, mit drei Projektzentren<br />
in Deutschland sowie durch lokale dSpace Gesellschaften in den USA,<br />
Großbritannien, Frankreich, Japan, China und Kroatien vertreten.<br />
EINSATZUMGEBUNGEN REALITÄTSNAH SIMULIEREN<br />
Die Entwicklung und der Bau von mechanischen Prüfständen für Fahrzeugkomponenten<br />
und Verkehrssituationen erfolgt auf der Basis der<br />
echtzeitfähigen Simulationsmodelle (Automotive Simulation Models) des<br />
Unternehmens. „Mit den verschiedenen Simulationsmodellen für den<br />
HiL-Betrieb virtualisieren wir bei der Simulation von Komponenten deren<br />
echte Welt, d. h. deren statische und dynamische Einsatzumgebung“,<br />
erklärt Matthias Deter. Für die Lenkungsprüfstände, die das Unter nehmen<br />
in Kundenprojekten entsprechend der jeweiligen spezifischen Anforderungen<br />
konzipiert, spielen elektrische Antriebe eine zentrale Rolle. So<br />
bieten sie eine gute Kombina tion aus Dynamik und Energieeffizienz und<br />
ermöglichen eine überschaubare, einfache Infrastruktur des Prüfstandes.<br />
Sie sind leicht zu regeln und eröffnen vielfältige Möglichkeiten der<br />
Anwendungsorientierung.<br />
„Auf den mechanischen Prüfständen wird ein Teil des Prüflings logisch<br />
und elektrisch über die HiL-Simulation bedient, während die mechanischen<br />
Abgänge über die Antriebstechnik und Mechatronik angebunden<br />
werden“, erklärt Matthias Deter das Zusammenspiel. Um die äußeren<br />
Einflüsse bspw. bei der Lenkungsprüfung als möglichst realiätsnahe Drehmomente<br />
bzw. Kräfte einprägen und das Verhalten der Komponente<br />
hochdynamisch testen zu können, bedarf es einer entsprechend leistungsstarken<br />
und dynamischen Antriebsregelung, wie sie die ServoOne-Servoregler<br />
von Keba bieten.<br />
DIE IDEE<br />
„Immer schnellere Entwicklungszyklen<br />
erfordern das Testen von<br />
Teillösungen der Fahrzeugkomponenten<br />
bereits in der Entwicklungsphase.<br />
Hardware-in-the-Loop-Prüfstände<br />
erfordern ein latenzarmes, präzises<br />
und dynamisches Antriebssystem,<br />
um realitätsnahe Funktions- und<br />
Belastungstest durchführen zu<br />
können. Der Artikel beschreibt<br />
anhand eines Kundenprojekts, wie<br />
die Keba Industrial Automation mit<br />
dem flexibel einsetzbaren Antriebssystem<br />
der ServoOne-Reihe als<br />
energieeffizientes Mehrachssystem<br />
mit Rückspeisung diese Anforderungen<br />
erfüllen kann.“<br />
Michael Deseniss,<br />
Vertriebsingenieur, Keba Industrial<br />
Automation Germany GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 45
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
01 02<br />
01 Lenkungssysteme werden bereits früh im Entwicklungsprozess<br />
auf mechanischen Lenkungs prüfständen ausführlich<br />
erprobt und abgestimmt<br />
02 Latenzfrei und hochdynamisch angesteuert werden die<br />
Lenkungsprüfstände dabei durch modulare Einzel- und<br />
Mehrachsantriebssysteme<br />
HOHE DYNAMIK UND PRÄZISION<br />
Die Verlagerung der Fahrversuche von der Teststrecke in das Labor<br />
spart nicht nur Zeit, Aufwand, Ressourcen und Kosten, sondern ermöglicht<br />
auch Lenkmanöver im fahrdynamischen Grenzbereich,<br />
ohne dabei Testfahrer zu gefährden. Damit stellt die Lenkungsprüfung<br />
hohe Anforderungen an die Dynamik und Präzision der<br />
Antriebs- und Regelungstechnik. In den HiL-Lenkungsprüfständen<br />
regeln sie zum einen den rotativen Synchronmotor, der die Lenkradposition<br />
über den Rotationswinkel und das Fahrerhandmoment<br />
vorgibt. Gleichzeitig steuern ServoOne-Regler zwei applikationsspezifisch<br />
angepasste Synchronlinearmotoren an, die mit den beiden<br />
Außengelenken der Lenkungsspurstangen verbunden sind.<br />
Diese direkten Elektroantriebe sind für die beidseitige Simulation<br />
der auf die Spurstangen wirkenden Lenkkräfte verantwortlich.<br />
„Die enge Kopplung zwischen der Echtzeit-Hardware des Prüfstandes<br />
und den ServoOne-Antriebsreglern über das TWINsync-<br />
Protokoll garantiert auch bei einer hochfrequenten Einprägung<br />
fahrdynamischer Querkräfte, bspw. zur Simulation holpriger Straßenbeläge,<br />
die hochpräzise und dynamische Übertragung der Stellgrößen<br />
an die zu untersuchende Lenkungshardware“, erklärt Matthias<br />
Deter. Messwerte aus mehreren Kraft-, Moment-, Positions- und<br />
Beschleunigungssensoren melden die Zustände der Lenkung latenzarm<br />
und synchron zur Regelung zurück ins Echtzeit-Fahrdynamikmodell<br />
und schließen so den Regelkreis. Dies ermöglicht es, die<br />
komplexen Interaktionen zwischen Fahrer, Fahrzeug und Straße im<br />
virtuellen Umfeld des Lenkungsprüfstands abzubilden.<br />
HOHE REGELUNGSQUALITÄT DURCH<br />
KOPPLUNG<br />
Die ServoOne-Servoregler in den dSpace-Lenkungsprüf ständen<br />
kommunizieren über die von Keba entwickelte, hochperformante<br />
TWINsync-Kopplung direkt mit der Matlab/Simulink-Schnittstelle<br />
der Prüfstandssteuerung. In der Anwendung Lenkungsprüfstand<br />
ermöglicht dies u. a. eine realitätsnahe Krafteinprägung auf die<br />
Lenkstangen bei hochdynamischer Positionsanregung größer<br />
30 Hz. Die Kopplung ist auf die Abtasttakte der Regelung synchronisiert,<br />
vermeidet so schwankende Totzeiten im Regelkreis und bietet<br />
dadurch eine sehr hohe Regelungsqualität.<br />
„Die Servoregler können mit einem Taktzyklus von 125 µs direkt<br />
aus der Echtzeitanwendung des Prüfstandes latenzarm angesprochen<br />
werden“, erklärt Matthias Deter. „Darüber hinaus ermöglicht<br />
die Virtualisierung in Prüfständen grundsätzlich ein besseres Variantenhandling,<br />
da komplexe Echtzeitmodelle integriert und lenkungsmodellbasierte<br />
Antriebsregelungen testspezifisch ausgelegt<br />
und angepasst werden können.“<br />
ENERGIEEFFIZIENTER BETRIEB DES<br />
MEHRACHSSYSTEMS<br />
Die Servoregler der Baureihe ServoOne sind aufgrund ihrer<br />
energie effizienten Konzeption dynamisch, präzise und anwendungsorientiert.<br />
So sind sie mit einer aktiven sinusförmigen Netzrückspeisung<br />
zur Rekuperation ausgestattet. Dadurch besteht die<br />
Möglichkeit einer Blind leistungskompensation, welche sich positiv<br />
auf die Netzstabilität auswirkt. Diese Technologie ermöglicht es<br />
auch, teure Lastspitzen aus dem Netz zu reduzieren. Die benötigte<br />
Energie wird dann nicht aus dem Netz, sondern aus dem gemeinsamen<br />
Gleichspannungszwischenkreis entnommen. Dies soll einen<br />
energieeffizienten Betrieb des Mehrachs systems gewährleisten.<br />
Weitere Vorteile sind, dass die Rückspeisung mit sinusförmigen<br />
Netzströmen erfolgt und dass der Zwischenkreis auf eine konstante<br />
Spannung geregelt wird, die unabhängig ist von der in vielen Ländern<br />
und Regionen unterschiedlichen Netzversorgungsspannung.<br />
Damit steht für die Antriebe in den dSpace-Lenkungsprüfständen<br />
immer die gleiche Versorgungsspannung zur Verfügung – die maximale<br />
Leistung, die die Prüfstands antriebe erreichen können, ist<br />
weltweit identisch.<br />
Die hohe Dynamik und Präzision bei der echtzeitnahen Simulation<br />
und Prüfung von Lenksystemen machen die mechatronischen Lenkungsprüfstände<br />
von dSpace zu einem wichtigen Entwicklungswerkzeug.<br />
Das Mehrachssystem ServoOne von Keba sorgt als „Spurhalteassistent“<br />
dafür, dass regelungstechnisch die Richtung stimmt.<br />
Fotos: Keba Industrial Automation Germany GmbH<br />
www.keba-lti.com<br />
46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
ABRIEBFESTE ANTRIEBSRIEMEN AUF TPU-BASIS<br />
Mit dem Super Flex Polar Riemen<br />
hat Gates seine aus thermoplastischem<br />
Polyurethan (TPU)<br />
gefertigte Produktlinie ausgebaut.<br />
Der Antriebsriemen verfügt<br />
über spiralförmig gewickelte<br />
Stahlzugträger, ist bis – 30 °C<br />
einsetzbar und in Längen<br />
zwischen 1,5 und 22,5 m sowie<br />
Breiten von 10 bis 170 mm erhältlich. „Dieser Riemen eignet sich<br />
für neue Anlagen oder als Ersatz in jeder extrem kalten Arbeitsumgebung,<br />
um den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht<br />
zu werden. Zudem erfordert unser Produkt keine besondere<br />
Bestellung, was auf dem Markt völlig neu ist“, sagt Gates-TPU-<br />
Produktmanager Heinz Watzinger. Die Ausführung erfolgt<br />
wahlweise in Standardstahl, hochfestem Stahl, hochelastischem<br />
Stahl oder Edelstahl. Um Reibung zu verringern und die Geräuschkulisse<br />
zu senken, kann optional auch ein Nylongewebe auf der<br />
Zahnseite aufgebracht werden. Für weitere Anpassungen stehen<br />
mehr als 30 Beschichtungsmaterialien und rund 3 000 Schweißprofile<br />
zur Wahl.<br />
www.gates.com<br />
SYSTEMKONFIGURATOR SPART ZEIT<br />
UND KOSTEN<br />
Mit ihren A-Tec Motorstartern bedient die LQ Mechatronik-Systeme<br />
GmbH den Dezentralisierungstrend im Maschinen- und<br />
Anlagenbau und verfolgt das Ziel, die Anzahl von Einzelbauteilen<br />
zu reduzieren. Diese sollen in Funktionseinheiten zusammengefasst<br />
werden, sodass Stücklisten verkürzt und Schaltpläne<br />
übersichtlicher gestaltet werden können. Diesen Ansatz unterstützt<br />
ein neuer Systemkonfigurator, der bereits in der Konstruktionsphase<br />
zum Einsatz kommt, den Aufwand reduziert und die<br />
Projektierung erleichtert. Bei der Berechnung geeigneter Funktionen<br />
greift die Software auf standardisierte Produkte aus dem<br />
EnergyLink Systembaukasten zu. Dieser beinhaltet u. a. X-Tec<br />
Steckverbinder und W-Tec Energiekabel, die sich als kompakte<br />
Alternative zu großdimensionierten Rechtecksteckern anbieten.<br />
www.lq-group.com<br />
SCHMIERSTOFFGEBER FÜR ELEKTROMOTOREN<br />
DREHGEBER<br />
Vielfältige Drehgeber<br />
Zahlreiche Elektronik-,<br />
Mechanik- und<br />
Softwareoptionen<br />
Drehgeber-Serie ETx25<br />
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möglichkeiten und<br />
Ausgangssignale<br />
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Produktlebensdauer<br />
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PERFORMANCE FÜR HÖHERE DREHZAHLEN<br />
Eines der Spezialgebiete von Sieb & Meyer sind Frequenzumrichter<br />
für Hochgeschwindigkeits-Anwendungen. Auf Basis der neuen<br />
Entwicklungsplattform SD4x will das Lüneburger Unternehmen<br />
eine Geräteserie entstehen lassen, die in jeder Hinsicht zukunftsfähig<br />
ist. Die Geräte unterstützen neue Schnittstellen und bieten<br />
eine Reihe von zusätzlichen Funktionen. Anwender sollen von<br />
höheren Drehzahlen und einer deutlich verbesserten Performance<br />
profitieren. Der SD4S ist der erste Frequenzumrichter der<br />
Produktfamilie. Er ist für kleine Hochgeschwindigkeitsspindeln<br />
bzw. -motoren mit wenigen hundert Watt Leistung konzipiert.<br />
www.sieb-meyer.de<br />
0001421380_000001.pdf - 07.01.2015<br />
Gewalzte<br />
Ringe<br />
Zu einem effizienten und wirtschaftlichen<br />
Schmierungskonzept gehört neben der Wahl des<br />
passenden Schmierstoffs auch die Gestaltung der<br />
Nachschmierung. Passend zu seinem automatischen<br />
Schmierstoffgeber Concept2, der bis zu<br />
zwei Schmierstellen autark mit Schmierstoff<br />
versorgen kann, hat Schaeffler ein E-Kit speziell<br />
für Elektromotoren entwickelt. Damit können<br />
Betreiber ihre E-Motoren kostengünstig mit dem<br />
Concept2 nachrüsten. Das E-Kit beinhaltet<br />
sowohl den Schmierstoffgeber Concept2 als auch<br />
das komplette Zubehör für Montage und<br />
Installation. Mit automatischen Nachschmiergeräten<br />
wird frischer Schmierstoff in abgestimmter Menge zum<br />
richtigen Zeitpunkt an die Kontaktstellen des Wälzlagers gefördert.<br />
Unter- sowie Überschmierung und dadurch hervorgerufene<br />
Ausfallzeiten lassen sich ebenso zuverlässig vermeiden wie die<br />
Verschmutzung der Anlage durch überschüssigen Schmierstoff.<br />
www.schaeffler.com<br />
Zylindrisch oder profiliert.<br />
Außendurchmesser von 150 - 2000 mm,<br />
Gewicht von 3 kg - 1500 kg.<br />
Werkstoffe: Bau-, Edelbau- und Wälzlagerstähle,<br />
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Titanlegierungen.<br />
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Platestahl Umformtechnik GmbH<br />
Platehofstraße 1 - 58513 Lüdenscheid - Germany<br />
Tel.: 02351 439-0 - info@platestahl.com<br />
Fax: 02351 439-355 - www.platestahl.com<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 47<br />
Platestahl.indd 1 06.12.2018 17:58:29
IDEENSCHMIEDE ABB<br />
WIR WERDEN<br />
MANCHMAL FÜR<br />
VERRÜCKT ERKLÄRT
IDEENSCHMIEDE ABB<br />
Im ABB Forschungszentrum in Ladenburg<br />
arbeiten die Automatisierungsexperten<br />
daran, das ABB-Produkt- und<br />
Dienstleistungsportfolio bereit für die<br />
Anforderungen von Industrie 4.0 und alles,<br />
was danach kommen mag, zu machen.<br />
Wir sprachen mit Dr. Jan-Henning Fabian,<br />
Leiter des Forschungszentrums,<br />
und Dr. Martin W. Hoffmann, Team Manager<br />
Industrial Data Analytics, wie man erfolgreich<br />
„Digitalisierung entwickelt“.<br />
100 Innovatoren arbeiten bei ABB im baden-württembergischen<br />
Ladenburg daran, „Vorreiter in Sachen Digitalisierung“<br />
zu sein, wie Jan-Henning Fabian, Leiter der Ideenschmiede, es<br />
ausdrückt. Besonders im Fokus stehen hierbei momentan<br />
KI- bzw. generelle datengestützte Lösungen. Vom Sensor bis<br />
zur Cloud lautet die Devise. Die Forschungsteams kümmern<br />
sich somit nicht nur um die digitale Welt, sondern haben auch<br />
immer den Blick auf die Hardware gerichtet.<br />
Welche Entwicklungen sind in der Sensorik nötig? Wie werden<br />
Schaltanlagen Predictive-Maintenance-ready? Was fordert<br />
die Robotik von morgen? Diese Fragen versucht das ABB<br />
Forschungszentrum – immer im Kontext der Digitalisierung –<br />
zu beantworten. Darüber hinaus gibt es Expertenteams, die<br />
sich ausschließlich mit KI, Cloud und Co. befassen.<br />
Typischerweise setzt sich das Rezept rund um KI aus drei<br />
Zutaten zusammen: Rechenleistung, Daten und Algorithmen.<br />
Für den industriellen Einsatz KI-basierter Systeme, sei jedoch<br />
die Kommunikation zusätzlich von größter Wichtigkeit, so ist<br />
man sich bei ABB sicher. Denn anders als im Consumer<br />
Bereich, in welchem der Mensch selbst alle Daten generiert,<br />
braucht man in der Industrie Sensoren, um die nötigen Messwerte<br />
zu erfassen. ABB verfügt über tiefes Wissen in Hardware<br />
und Software und versucht mit demselben, die Speerspitze der<br />
industriellen Digitalisierung zu bilden. Welche Methoden hierbei<br />
angewandt werden, verrieten uns Jan-Henning Fabian und<br />
Martin W. Hoffmann.<br />
V. l. n. r.: Martin Hoffmann,<br />
kollaborativer Roboter YuMi,<br />
Jan-Henning Fabian<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 49
IDEENSCHMIEDE ABB<br />
In agilen Teams entwickelt man neue Ideen im<br />
ABB Forschungszentrum Ladenburg<br />
Herr Fabian, Herr Hoffmann, Digitalisierung kann man nicht<br />
studieren. Es braucht verschiedenste Kompetenzen, um ganzheitliche<br />
Lösungen zu entwickeln. Wie setzt sich das Team hier in<br />
Ladenburg zusammen?<br />
Fabian: Da haben Sie völlig recht und dementsprechend heterogen<br />
ist unsere Zusammenstellung. Hier arbeiten unter anderem Physiker,<br />
Mathematiker, Informatiker, Elektrotechniker und Data Scientists<br />
zusammen. Das Entscheidende ist aber weniger der akademische<br />
Hintergrund, sondern das Domänenwissen. Um passgenaue<br />
Lösungen entwickeln zu können, muss man die Anwendung verstehen.<br />
Deswegen gibt es für jede Anwendung, die wir mit unseren<br />
digitalen Angeboten erschließen möchten, Experten, die genau<br />
KOOPERATION MIT START-UPS<br />
ABB hatte 2018/2019 einen sogenannten Start-Up-Accelerator<br />
zum Thema industrielle Künstliche Intelligenz lanciert und<br />
zum Erfolg geführt. Mit diesem Programm kooperiert ABB<br />
mit jungen Unternehmen auf der Suche nach neuen<br />
Geschäftsideen und -modellen. ABB profitiert von den<br />
frischen Ideen der Partner, die Start-Ups erhalten im<br />
Gegenzug einen ganz anderen Zugang zu Neukunden.<br />
Dieses Programm soll in den kommenden Monaten neu<br />
gestartet werden. Momentan wird das künftige Thema des<br />
zweiten Start-Up-Accelerators diskutiert.<br />
wissen, was dieser Markt braucht. Dieser Mix der verschiedenen<br />
Disziplinen macht für die Mitarbeiter einen besonderen Reiz aus.<br />
Da prallen mitunter doch auch Welten aufeinander, könnte ich<br />
mir vorstellen.<br />
Hoffmann: Das ist total spannend. In meinem Team arbeiten<br />
Wirtschaftsinformatiker, Elektrotechniker und Neurobiologen<br />
zusammen. Es ist also bunt gemischt. Projektbezogen arbeiten wir<br />
auch mit den Hardwarespezialisten zusammen. Und dann wird<br />
die Kommunikation speziell (lacht). Ingenieure und Informatiker<br />
haben beispielsweise eine grundlegend unterschiedliche Vorstellung,<br />
was Echtzeit bedeutet. Das Entscheidende ist, dass man<br />
miteinander spricht und versucht, einen gemeinsamen Nenner zu<br />
finden. Und das funktioniert hier bei ABB sehr gut.<br />
Fabian: Eine besonders erfolgreiche Maßnahme ist es, Teams in<br />
einen Raum einzuschließen (lacht).<br />
Der Duden definiert eine Ideenschmiede als ein besonders<br />
kreatives oder innovatives Institut bzw. eine besonders kreative<br />
oder innovative Institution. In welcher Hinsicht ist das ABB<br />
Forschungszentrum Ladenburg besonders kreativ oder innovativ?<br />
Fabian: Wir haben die Freiheit und die Aufgabe vorauszudenken.<br />
Wir waren zum Beispiel beim Thema Cloud ganz früh mit dabei.<br />
Damals wusste noch keiner, wie man damit irgendwann Geld<br />
verdienen könnte, aber wir waren uns sicher, dass das Wissen und<br />
die Expertise rund um diesen Bereich in einigen Jahren vonnöten<br />
sein würden. Und dieses Know-how haben wir konsequent hier<br />
am Standort aufgebaut. Als die Clouddienste später kommerziell<br />
50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
interessant wurden, und geklärt werden musste, mit welchem<br />
Cloudanbieter wir kooperieren, konnten wir auf Augenhöhe<br />
agieren. Dieses frühzeitige Trendscouting und der folgende<br />
Aufbau von Wissen rund um relevante Zukunftstechnologien,<br />
ist das, was wir als unsere Kernaufgabe verstehen.<br />
Dass wir in den vergangenen fünf Jahren zwei Mal im Finale<br />
des Hermes-Awards (Innovationspreis der Hannover Messe,<br />
Anm. der Red.) standen, zeigt, dass wir mit unseren Aktivitäten<br />
den Puls der Zeit ganz gut treffen. Mit dem kollaborativen<br />
Roboter YuMi und dem nicht-invasiven Temperaturfühler<br />
konnten wir den Preis zwar nicht gewinnen, aber auf diese<br />
Leistung sind wir trotzdem sehr stolz.<br />
Wie definiert ABB denn eigentlich Innovation?<br />
Hoffmann: Zu einer Innovation gehören immer drei Dinge,<br />
finde ich. Technologie, Kunden- bzw. Marktbedürfnis und<br />
Eigenkompetenz. Wir suchen also eine neue technologische<br />
Idee oder Möglichkeit, die der Markt braucht und die auch<br />
zum eigenen Kerngeschäft passt.<br />
Durch unser sehr junges Team haben wir ständig Input hinsichtlich<br />
der „neuen Technologien“. Dies gewährleisten wir auch<br />
durch eine hohe Zahl von Masterstudenten und Praktikanten,<br />
die wir jedes Jahr beschäftigen, sowie Forschungskollaborationen<br />
mit den führenden technischen Universitäten. Wir holen<br />
uns die neuesten akademischen Erkenntnisse direkt ins Haus.<br />
Als Forschungseinheit die Marktbedürfnisse zu kennen, bedarf<br />
einer starken internen und externen Kommunikation. Wir<br />
tauschen uns daher konstant mit unseren eigenen Geschäftseinheiten<br />
aus – aber seit einigen Jahren sprechen wir auch<br />
sehr intensiv mit Endanwendern. Und wenn man diesen<br />
Input – Technologie und Markt – mit der eigenen Expertise<br />
zusammenbringt, dann können Innovationen entstehen.<br />
Auf welche Weise konfrontieren Sie Kunden und Endanwender<br />
mit den Produkten aus der Ideenschmiede Ladenburg?<br />
Hoffmann: Hier am Standort Ladenburg haben wir vor einiger<br />
Zeit das ABB Ability Customer Experience Center (ACE) eröffnet.<br />
ZU DEN PERSONEN<br />
Dr. Jan-Henning Fabian ist studierter Physiker. Bereits<br />
während seiner Promotion arbeitete er mit dem ABB<br />
Forschungszentrum in der Schweiz zusammen. Nach<br />
erfolgreichem Abschluss im Jahr 2001 blieb er ABB treu<br />
und wechselte nach dreizehn Jahren in der Schweiz nach<br />
Ladenburg, um die Leitung des deutschen Forschungszentrums<br />
zu übernehmen. Darüber hinaus sitzt Fabian<br />
im Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0.<br />
Dr. Martin W. Hoffmann hat in Karlsruhe und Neuseeland<br />
Elektrotechnik studiert. Seine Promotion schloss er<br />
im Bereich Medizintechnik ebenfalls in Karlsruhe ab.<br />
Über sein privates Netzwerk kam er 2013 zum ABB<br />
Forschungszentrum. Nachdem er sich vier Jahren mit der<br />
Geschäftsmodellentwicklung rund um I4.0 befasst<br />
hatte, wurde er Teamleiter Industrial Data Analytics.<br />
Auch er unterstützt die Plattform Industrie 4.0 als<br />
Mitglied eines Arbeitskreises, welcher sich mit<br />
Geschäftsmodellen befasst.<br />
KUNDENSPEZIFISCHE<br />
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IDEENSCHMIEDE ABB<br />
NEUESTES KIND MIT URSPRUNG IN DER<br />
IDEENSCHMIEDE<br />
ABB wird auf der Hannover Messe<br />
<strong>2020</strong> einen neuen Smart Sensor<br />
für Niederspannungs motoren zum<br />
Einsatz in explo sionsgefährdeten<br />
Bereichen vorstellen. Damit wird<br />
der Anwendungsbereich des<br />
Sensors erweitert: Kunden aus der<br />
Chemie-, Öl- und Gasindustrie<br />
können jetzt in zahlreichen<br />
Applikationsbereichen von einer<br />
kostengünstigen Zustandsüberwachung profitieren.<br />
Der drahtlose Smart Sensor überwacht wichtige Parameter,<br />
um wertvolle Informationen über die Leistung und den<br />
Zustand von Komponenten wie Motoren und Pumpen zu<br />
liefern. Anlagen in schwer zugänglichen oder gefährlichen<br />
Bereichen können so sicher aus der Ferne überwacht werden.<br />
Dank der Kombination von Konnektivität und Datenanalysen<br />
können Betreiber ihre Wartungsaktivitäten im Vorfeld<br />
planen, Ausfallzeiten reduzieren und die Lebensdauer von<br />
Anlagen erhöhen.<br />
Wir laden Kunden ein, sich mit uns auszutauschen und sich von<br />
unseren Lösungen inspirieren zu lassen. Zu diesen ACE-Workshops<br />
stoßen in der Regel auch einige Kollegen aus der Forschung<br />
hinzu und präsentieren die neuesten Ideen aus dem Forschungszentrum.<br />
Mit dieser Inspiration beginnen die meisten Kunden<br />
dann schon selbst, visionärer zu denken. Ohne diesen Innovationspush<br />
würden sich solche Workshops oftmals nur um Probleme<br />
im Tagesgeschäft drehen.<br />
Dies ist aber nicht Ansatz und Ziel. Wir wollen mit unseren<br />
Kunden gemeinsam die Zukunft gestalten und mit ihnen auch<br />
gemeinsam Lösungen entwickeln. Die kooperative Problemlösung<br />
steht ganz klar im Fokus, gerade bei digitalen Services.<br />
Fabian: Die Kunden müssen bei der Frage „Was bringt mir Digitalisierung?“<br />
das große Ganze betrachten. Dafür bieten sich unsere<br />
ACE Workshops an. Wir können in diesen Treffen erst einmal<br />
über aktuelle Trends und Themen informieren, denn nicht jeder<br />
Kunde hat die Möglichkeit, bei allen Neuheiten immer up to date<br />
zu sein. Hier unterstützen wir und stellen im Nachgang unsere<br />
Lösungswege vor, um den Kunden zu inspirieren, und mit ihm<br />
gemeinsam ein Pilotprojekt zu starten, das ihm Chancen und<br />
Nutzen demonstriert.<br />
Das war früher ganz anders. Diesen Ansatz – direkte Kommunikation<br />
zwischen Forschung bzw. Entwicklung und Endkunden – gab<br />
es vor einigen Jahren noch gar nicht. Dies hat sich glücklicherweise<br />
stark gewandelt, was sowohl von Kundenseite als auch aus<br />
Sicht der Forschung sehr gewinnbringend wahrgenommen wird.<br />
Gibt es Beispiele für Geistesblitz-Entwicklungen in Ihrem Haus?<br />
Fabian: Da fällt mir beispielsweise „Sensorik überall“ ein. Als wir<br />
diese Idee vorgestellt haben, wurden wir erst einmal für verrückt<br />
erklärt. Inzwischen ist dies in unserem Smart Sensor Portfolio<br />
aufgegangen. Damals hatte ein Kollege eine seiner Balkonpflanzen<br />
sensorisch überwacht und datenoptimiert gehegt und gepflegt,<br />
im Prinzip mit einem Digital Twin der Pflanze. Dieses private<br />
Kleinstprojekt hat uns damals inspiriert, dasselbe Prinzip auch in<br />
einer indus triellen Anlage zu verfolgen.<br />
Der nicht-invasive Temperaturfühler ist ein Beispiel für ein hochinnovatives<br />
konkretes Produkt. Der Sensor wird lediglich an die<br />
Hülle eines Rohres montiert, es wird kein Loch gebohrt. Unser<br />
physikalisches Modell der Temperaturvorhersage innerhalb des<br />
Rohres ist so gut, dass keine Bohrung nötig ist. Selbst mit der Jury<br />
des Hermes-Awards mussten wir damals intensiv diskutieren, weil<br />
sich die Experten nicht vorstellen konnten, wie so etwas funktionieren<br />
konnte. Das ist für mich ein Beweis für eine ECHTE Innovation,<br />
bei der wir unserer Zeit scheinbar wirklich voraus waren<br />
bzw. nach wie vor sind.<br />
Wie entstehen neue Ideen im ABB Forschungszentrum<br />
Ladenburg?<br />
Hoffmann: Einerseits besuchen wir Konferenzen, gerade auch<br />
fachfremde, um uns inspirieren zu lassen. Andererseits hören wir<br />
viel Neues von der jüngeren Generation. Aber Hauptquell der<br />
Inspiration – und das ist heute wahrscheinlich genauso wie vor<br />
20 Jahren – ist die Kaffeemaschine – unabhängig davon, ob sie<br />
hier im Forschungszentrum oder auf einer Fachkonferenz steht.<br />
Die Kaffeemaschine ist einfach DER Treffpunkt, an dem alle<br />
Disziplinen zusammenkommen und an dem der intensivste<br />
informelle Austausch stattfindet. Dort entstehen im persönlichen<br />
und privaten Gespräch viele erste Ansätze für neue Ideen.<br />
Gibt es eine bestimmte Methodik nach welcher ABB Innovationen<br />
entwickelt?<br />
Fabian: Natürlich nutzen wir die üblichen modernen Entwicklungsmethoden,<br />
wie SCRUM oder AGIL. Darüber hinaus setzten<br />
wir auch Virtual und Rapid Prototyping ein. Das ist heutzutage ja<br />
selbstverständlich. Entscheidender als die Methodik ist aber meines<br />
Erachtens die Zusammenstellung der Projektteams und die<br />
Art der Arbeitsweise. Wir versuchen unsere Geschäftseinheiten<br />
frühzeitig mit einzubinden und auch möglichst früh den Kontakt<br />
zum Kunden herzustellen, um erste Pilot vorhaben zu realisieren.<br />
Mit diesem Vorgehen können wir zügig feststellen, wie gewinnbringend<br />
und sinnvoll eine mögliche Innovation für ABB und ihre<br />
Kunden ist.<br />
Hoffmann: Die Entwicklungsmethoden und -instrumente entwickeln<br />
sich zudem ständig weiter. Vor einigen Jahren war 3D-Druck<br />
noch ein Luxus, den man nur in seltenen Fällen genießen konnte.<br />
Heute haben wir alleine in diesem Forschungszentrum mehrere<br />
3D-Drucker. Gerade das virtuelle Engineering wird künftig eine<br />
größere Rolle spielen. Ich spreche hier von massiver Simulation.<br />
Momentan simuliert man Einzelinstanzen auf einzelnen Rechnern.<br />
Wir setzen immer stärker darauf, Simulationssoftware in die<br />
Cloud zu transferieren. Wir parametrieren diese einmal und lassen<br />
gleichzeitig mehrere zig Instanzen simulieren. Darüber lassen wir<br />
einen Machine-Learning-Algorithmus laufen, der ein Optimum<br />
findet. Diese Methode kann beispielsweise für Produktdesigns<br />
oder das Anlagen-Engineering verwendet werden. Solche neuen<br />
Prozesse und Entwicklungsmethodiken in die ABB einzubringen<br />
ist ebenfalls Aufgabe eines Innovationszentrums.<br />
Fabian: Das ist richtig. Es geht nicht nur um neue Produkte<br />
und Dienstleistungen. Wir sind oft auch die „Versuchskaninchen“<br />
für neue Arbeitsweisen oder auch Arbeitszeitmodelle.<br />
Die Innovationskraft bezieht sich also nicht ausschließlich auf<br />
die Technologie.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Fotos: Redaktion <strong>antriebstechnik</strong><br />
www.abb.de<br />
52 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
KONFIGURATIONSTOOL MIT ERWEITERTEM<br />
FUNKTIONSUMFANG<br />
UR+-ZERTIFIZIERTE LINEARACHSEN FÜR<br />
COBOTS<br />
Für das Neugart Calculation Program (NCP) steht ab sofort die<br />
Software-Version NCP 4.2 zum Download bereit. Im NCP<br />
können Konstrukteure Lastverläufe im Antriebsstrang berechnen<br />
und anwendungsspezifische Motor-Getriebe-Kombination<br />
ableiten. Mit dem Update ist das jetzt auch für Fahrantriebe in<br />
fahrerlosen Transportfahrzeugen (FTF/AGV) und die darauf<br />
zugeschnittene Getriebebaureihe NGV möglich. Zudem lassen<br />
sich zu neu ausgelegten Regelstrecken Projekte aus bestehenden<br />
NCP-Versionen hinzuladen und vergleichen. Über diese<br />
Funktionserweiterung hinaus wurde die Nutzerfreundlichkeit<br />
verbessert: So sind beim Import von ausgelesenen Motordaten<br />
keine Umrechnungen mehr erforderlich. Anwender gängiger<br />
CAD-Programme können neben dem Komma auch den Punkt<br />
als Trennzeichen nutzen. Ferner ist es möglich, in den Eingabefeldern<br />
Berechnungen durchzuführen und anhand von<br />
Auslastungsbalken zu prüfen, ob das ausgewählte Getriebe<br />
tatsächlich das Anforderungsprofil abdeckt.<br />
www.neugart.com<br />
Mit dem Konzept der 7. Achse hat Rollon für Bewegung in<br />
der Automation gesorgt. Jetzt bringen Dahl Automation und<br />
der Lineartechnikspezialist Rollon die Leichtbauroboter von<br />
Universal Robots mit einer Plug-&-Play-Lösung in Fahrt. Die<br />
UR+-zertifizierten Linearachsen der Serien Robot (geschlossen)<br />
und R-Smart (offen) zeigen eine hohe Systemsteifigkeit,<br />
Traglast, Momentensteuerung, Verfahrgeschwindigkeit und<br />
Positioniergenauigkeit. In puncto Größe und Leistungsfähigkeit<br />
sind sie auf die unterschiedlichen Modelle von Universal<br />
Robots abgestimmt. Die Achsen sind Teil des All-in-One-<br />
Pakets „Dahl Linear Move“, bestehend aus einer konfigurierbaren<br />
Linearachse, einem elektronischen Schaltschrank und<br />
der Software-Komponente URCap. Das intuitive UR-Interface<br />
URCap führt den Anwender Schritt für Schritt durch die<br />
Installation, besondere Programmierkenntnisse sind dafür<br />
nicht erforderlich. Auch Änderungen am Produktionslayout<br />
kann der Anwender selbst vornehmen.<br />
www.rollon.de<br />
MOTOREN UND VENTILE KOSTENGÜNSTIG<br />
ANSTEUERN<br />
Das digitale Ausgangsmodul<br />
X20DO4332-1 von<br />
B&R verfügt über<br />
eine integrierte<br />
Pulsweitenmodulation.<br />
Es bietet sich<br />
als kostengünstige<br />
Alternative zu<br />
Motormodulen an.<br />
Die Pulsweitenmodulation<br />
(PWM) kommt<br />
vor allem dann zum<br />
Einsatz, wenn größere Lasten wie Motoren angesteuert<br />
werden. So muss nicht permanent eine Eingangsspannung<br />
vorliegen, die von der Elektronik auf die gewünschte Motorspannung<br />
heruntergeregelt wird, sondern der Motor wird<br />
durch die Breite der Schaltimpulse gesteuert. Dieses Verfahren<br />
spart Energie ein. Mit der Dither-Funktion unterbindet das<br />
Modul zudem das Ankleben von Ventilen. Dies kann besonders<br />
bei längerer, konstanter Sollposition von Ventilen, vor allem in<br />
Flüssigkeiten, vorkommen. Durch die Dither-Funktion oszilliert<br />
das Ventil leicht um die Sollposition und kann so nicht haften<br />
bleiben. Das X20-Modul verfügt über vier Ausgänge in Dreileiter-Technik<br />
und bietet einen Ausgangsnennstrom von 2 A.<br />
www.br-automation.com<br />
REALISTISCHERE LEBENSDAUER-<br />
BERECHNUNG FÜR LAGER<br />
Der schwedische<br />
Wälzlagerhersteller SKF<br />
und der Schweizer<br />
Entwickler von Berechnungssoftware<br />
für den<br />
Getriebebau, Kisssoft,<br />
haben die Prognose für<br />
die Lebensdauer von<br />
Lagern optimiert: Der<br />
Kisssoft-Release 2019<br />
bietet die Möglichkeit,<br />
die Lagerlebensdauer mithilfe einer cloudbasierten<br />
Berechnungsfunktion von SKF zu ermitteln (Module<br />
WPK und WB1). Die Lagerlebensdauer und andere<br />
Berechnungsparameter werden mit direktem Zugriff<br />
auf SKF-Lagergeometriedaten und SKF Formeln<br />
berechnet, die intern bei SKF im Rahmen von umfangreichen<br />
Tests validiert wurden. Kisssoft zeigt die<br />
Ergebnisse getrennt an, sodass diese sich rasch mit<br />
ISO-Ergebnissen vergleichen lassen. Das SKF-Lagermodul<br />
in Kisssoft ermöglicht dem Maschinenkonstrukteur<br />
einen nahtlosen Arbeitsprozess beim Entwickeln eines<br />
neuen Getriebedesigns. Als Ergebnis wird die Prognose der<br />
Lagerlebensdauer realitätsnäher, insbesondere bei Lagern<br />
vom Typ SKF Explorer sowie bei Hybridlagern.<br />
www.kisssoft.ag<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 53
SPECIAL<br />
HANNOVER MESSE <strong>2020</strong><br />
4 MILLIONEN<br />
SCHRITTE WEITER<br />
DIE INTELLIGENTE KUPPLUNG.<br />
54 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
LIVE@<br />
INTELLIGENTE KUPPLUNG<br />
BEREIT FÜR DIE<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
R+W Antriebselemente bringt mit der<br />
Intelligenten Kupplung eine revolutionäre<br />
Messeinheit auf den Markt, dank welcher<br />
Anwender die relevanten Daten ihrer<br />
Applikation jederzeit im Blick haben.<br />
Messdaten werden völlig kabellos mit hoher<br />
Genauigkeit direkt im Antriebsstrang<br />
aufgenommen und stehen nahezu in<br />
Echtzeit und bedienerfreundlich aufbereitet<br />
zur Verfügung. Dies kann Durchlaufzeiten<br />
verkürzen, Produktionskosten senken und<br />
die Produktqualität erhöhen.<br />
Nadine Distl-Paulus ist im Marketing bei der<br />
R+W Antriebselemente GmbH in Wörth am Main tätig<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 55
SPECIAL: HANNOVER MESSE <strong>2020</strong><br />
Im Bereich der Antriebstechnik stellen genaue Messungen von<br />
Drehmoment, Drehzahl, Vibration und Axialkräften unter<br />
Umständen eine große Herausforderung dar. Das Problem: Ein<br />
rotierender Antriebsstrang erschwert die Aufnahme von Messdaten,<br />
weil keine direkte Vernetzung durch ein Kabel möglich ist<br />
oder der benötigte Bauraum fehlt. Genau hier setzt die Intelligente<br />
Kupplung von R+W an: Die integrierte Sensorik funktioniert<br />
kabellos. Sie erhebt die Messdaten direkt im Antriebsstrang und<br />
überträgt sie nahezu in Echtzeit auf Smartphone, Tablet, Computer<br />
oder direkt in die Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS)<br />
beim Kunden.<br />
„Die Intelligente Kupplung ist eine smarte Alternative zum Drehmomentaufnehmer“,<br />
erklärt Sascha Markert, Entwicklungsleiter bei<br />
der R+W Antriebselemente GmbH. „Mit einem Blick auf sein Handy<br />
oder Tablet hat der Bediener sämtliche dynamische Parameter und<br />
die für eine ununterbrochene Anlagenverfügbarkeit relevanten<br />
Daten jederzeit im Blick“, so Markert weiter. Dahinter verbirgt sich<br />
eine aufgewertete Serienkupplung, welche durch eine integrierte<br />
Sensorik zusätzliche Messfunktionen bietet.<br />
KUPPLUNG MIT INTEGRIERTER<br />
MESSELEKTRONIK<br />
Die Intelligente Kupplung lässt sich, wie die rein mechanische<br />
Baureihe, einfach und flexibel in den Antriebsstrang integrieren.<br />
Ein weiterer Vorteil ist der geringe Bauraum, den die Kupplung<br />
benötigt, da keine aufwändige Hilfskonstruktion für den Einbau<br />
nötig ist. Der Einsatz auf engstem Raum oder in mobilen Anwendungen<br />
wird durch eine Stromversorgung über einen integrierten<br />
Akku mit einer Ladung von 2 000 mAh ermöglicht. Falls eine konstante<br />
Datenmessung erforderlich ist, kann die Intelligente Kupplung<br />
demnächst alternativ mit einer induktiven Stromversorgung<br />
eingebaut werden. Diese stationäre Variante verwendet eine kleine,<br />
an das Stromnetz angeschlossene Box, welche berührungslos<br />
mehrere Millimeter fest unter die Kupplung montiert wird. Die<br />
erforderliche Energie wird über integrierte Spulen nach dem Prinzip<br />
der Nahfeld-Telemetrie übertragen.<br />
Dabei ermöglicht die intelligente Sensorik Datenmessungen,<br />
ohne dass ein externer Messverstärker installiert werden muss. Die<br />
Sensoren messen Drehmoment, Drehzahl, Vibration sowie Zugund<br />
Druckkräfte mit einer Abtastrate von 500 Hertz. Diese Daten<br />
werden direkt in der internen Elektronik verarbeitet und zeitgleich<br />
auf ein drahtlos verbundenes System übertragen.<br />
ANWENDUNGSSPEZIFISCHE<br />
DATENÜBERTRAGUNG<br />
Die Messdaten können nahezu in Echtzeit über eine Bluetooth-<br />
Low-Energy-Verbindung an ein verbundenes Gerät gesendet werden.<br />
Dabei kann der Bediener zwischen einer hohen Übertragungsrate<br />
oder einer Übertragung mit besonders geringem Stromverbrauch<br />
wählen. Die Intelligente Kupplung führt viele Rechenoperationen<br />
bereits auf der internen Messelektronik durch. Selbst bei einer<br />
geringen Übertragungsrate wird so eine hohe Abtastfrequenz<br />
gewährleistet. Indem nur die errechneten Mittelwerte, sowie Minund<br />
Max-Werte gesendet werden, lässt sich Energie und Bandbreite<br />
einsparen, ohne dass die Messgenauigkeit reduziert wird.<br />
Bei der Streaming-Variante beträgt die Übertragungsrate<br />
500 Hertz mit einer Akkulaufzeit von zwei bis drei Tagen. Im<br />
Broadcasting-Modus werden die Daten mit 20 Hertz übertragen,<br />
dafür hält der Akku bei konstanter Nutzung bis zu sieben Tage.<br />
Die unterschiedlichen Verbindungstypen bieten so für jeden Anwendungsfall<br />
die optimale Darstellung der Sensordaten. Zusätzlich<br />
ist es möglich sogenannte Events festzulegen: Hierbei vermerkt die<br />
Kupplung beim Erreichen eines Schwellenwertes den Event im<br />
Speicher. Das kann zum Beispiel der eingetragene Drehmomentwert<br />
sein. Wird anschließend einer dieser Events ausgewählt,<br />
werden die Drehmomente vor und nach dem Event ebenfalls aufgeführt.<br />
Möglich ist dies, da die Werte kontinuierlich in einen<br />
Speicher geschrieben werden. So werden auch die Werte vor dem<br />
eigentlichen Event festgehalten.<br />
BENUTZERFREUNDLICHE DARSTELLUNG MIT<br />
EIGENER APP<br />
Alle Messgrößen werden auf dem Mobilgerät über die R+Weigene<br />
App angezeigt, übersichtlich aufbereitet und in unterschiedlichen<br />
Ansichten dargestellt. Sascha Markert erläutert die<br />
01 Die Dashboard-Ansicht zeigt<br />
tabellarisch Mittel-, Minimal- und<br />
Maximalwert an<br />
02 Unter anderem lässt sich das<br />
Drehmoment beobachten<br />
01 02<br />
56 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: HANNOVER MESSE <strong>2020</strong><br />
bedienerfreundliche Benutzeroberfläche: „Die komplexe Messtechnik<br />
und deren Algorithmen hinter der Oberfläche sind für den<br />
Benutzer nicht sichtbar. Die intuitive Gestensteuerung macht die<br />
Bedienung einfach und komfortabel.“ In der App zeigt die Dashboard-Ansicht<br />
die Daten tabellarisch mit Mittel-, Minimal- und<br />
Maximalwert an. Verschiedene skalierbare Diagrammtypen verfolgen<br />
den detaillierten Verlauf der Messgrößen. Im Multi-Graph<br />
lassen sich zum Beispiel zwei Messgrößen einer Kupplung übereinander<br />
in einem Diagramm darstellen, um mögliche Korrelationen<br />
einfach zu erkennen.<br />
Ebenso wurde zur Frequenzanalyse ein FFT-Algorithmus implementiert,<br />
der es möglich macht, die von der Kupplung gemessenen<br />
Drehmomente, Kräfte und Schwingungen von einem zeitdiskreten<br />
Signal in seine Frequenzanteile zu zerlegen. Auf diese Weise lassen<br />
MIT DER INTELLIGENTEN KUPPLUNG<br />
ENTSTEHT EIN GESAMTBILD,<br />
AUF DESSEN GRUNDLAGE<br />
QUALITÄTS- UND EFFIZIENZ-<br />
GEWINNE MÖGLICH SIND<br />
sich Amplituden und Frequenzen in einer übersichtlichen Form<br />
aufführen und analysieren. Das Darstellen von Lastkollektiven aus<br />
dem Bereich der Betriebsfestigkeit ist bereits in Planung. Hierbei<br />
wird in der App ein Zeitraum von Messdaten ausgewählt und die<br />
Häufigkeit von applikationsschädigenden Drehmomentamplituden<br />
ausgewertet und gezeigt.<br />
Das Ziel von R+W ist es, dem Kunden in der App schon historisch<br />
bewährte Auswertetools an die Hand zu geben, mit deren Hilfe er<br />
seine Applikationen gezielt optimieren kann. Die App visualisiert<br />
zudem Messdaten von mehreren intelligenten Kupplungen gleichzeitig<br />
und stellt sie übersichtlich in einem Diagramm dar. Für weitere<br />
Analysezwecke lassen sich die Messdaten als CSV-Datei speichern<br />
und auf einem Computer in Excel importieren.<br />
CONDITION-MONITORING ÜBER UNIVERSELLE<br />
SCHNITTSTELLEN<br />
Nachrüstbarkeit und Abwärtskompatibilität mit bestehenden Systemen<br />
waren für R+W bei der Entwicklung der Intelligenten Kupplung<br />
zentrale Kriterien. Neben der App kann die Intelligente<br />
Kupplung auch mit dem R+W Gateway verbunden werden. Das<br />
Gateway hat eine USB-UART-Schnittstelle, vier digitale und acht<br />
analoge Ausgänge. Per USB-Kabel lässt sich eine direkte<br />
Computerverbindung herstellen. Mit Softwareprogrammen von<br />
Drittanbietern, wie z. B. mit Serial Port Plotter, Matlab oder<br />
LabView, können die Messwerte auf dem PC dargestellt werden.<br />
Eine SPS-Anbindung lässt sich über die analogen und digitalen<br />
Schnittstellen realisieren, wobei letztere als Ausgang für Events, wie<br />
Überlastdetektion, dienen.<br />
Durch diese universelle Anbindung sind alle gängigen Industriestandards<br />
im Bereich der Speicherprogrammierbaren Steuerungen<br />
kompatibel. Neben den etablierten Systemen sind auch neue<br />
Marktlösungen wie IO-Link, Umati oder Cloudlösungen umsetzbar.<br />
Auch Datensicherheit spielte eine wichtige Rolle bei der Software-<br />
Entwicklung: „Manche Kunden möchten keine externen Bausteine<br />
in ihrem Unternehmensnetzwerk“, erklärt Sascha Markert. „Mit der<br />
R+W-App, sowie dem R+W Gateway in Verbindung mit einem<br />
externen Rechner oder anderen Cloudlösungen, kann der Abgleich<br />
mit vorhandenen Daten auch außerhalb des Firmennetzwerks<br />
stattfinden.“<br />
PREDICTIVE MAINTENANCE UND ENERGY<br />
HARVESTING<br />
Die vorausschauende Instandhaltung kann die Verfügbarkeit und<br />
Zuverlässigkeit von Anlagen erhöhen, denn die Erhebung von<br />
Zustandsdaten der Maschinen hilft, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten<br />
proaktiv zu planen und die dafür benötigten<br />
Ressourcen wie Ersatzteile oder Personal bereitzuhalten. So<br />
können unerwartete Ausfälle von Anlagen vermieden werden. Für<br />
die Intelligente Kupplung bedeutet das konkret: Die Analyse der<br />
kombinierbaren, zeitabhängigen Messgrößen kann u. a. dazu verwendet<br />
werden, um das dynamische Verhalten im rotierenden<br />
Antriebsstrang transparenter und somit besser beurteilen zu können.<br />
Dadurch lassen sich Ausfall- und Stillstandzeiten reduzieren<br />
oder verhindern.<br />
R+W plant schon den nächsten Schritt: die Intelligente Kupplung<br />
mit miniaturisierten Energiewandlern auszurüsten. Das sogenannte<br />
„Energy Harvesting“ sorgt für eine autonome Energieversorgung<br />
der Intelligenten Kupplung durch Umwandlung vorhandener und<br />
ungenutzter mechanischen Energie in elektrische Energie.<br />
Sascha Markert ist sich sicher: „Das gesamte Potenzial ist noch<br />
lange nicht ausgeschöpft. Neue Funktionen und verschiedene<br />
Algorithmen zum Auswerten der Messdaten sorgen dafür, dass<br />
die Kupplung noch smarter wird und neue Maßstäbe auf dem<br />
Markt gesetzt werden.“<br />
Halle 5, Stand E13<br />
Fotos: R+W Antriebselemente GmbH<br />
www.rw-kupplungen.de<br />
DIE IDEE<br />
„Die Intelligente Kupplung ist eine<br />
smarte Alternative zum Drehmomentaufnehmer.<br />
Mit einem Blick auf sein<br />
Handy oder Tablet hat der Bediener<br />
sämtliche dynamische Parameter und<br />
die für eine ununterbrochene<br />
Anlagenverfügbarkeit relevanten<br />
Daten jederzeit im Blick.“<br />
Sascha Markert, Entwicklungsleiter,<br />
R+W Antriebselemente GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 57
SPECIAL: HANNOVER MESSE <strong>2020</strong><br />
BREMSEN UND KUPPLUNGEN<br />
INTELLIGENTE SICHERHEIT DURCH<br />
VERNETZTE MASCHINENELEMENTE<br />
LIVE@<br />
Smarte Maschinenelemente,<br />
die wichtige Messdaten liefern,<br />
sorgen für Transparenz im<br />
Antriebsstrang. Gleichzeitig<br />
unterstützen sie eine effiziente<br />
und vorausschauende Maschinenwartung.<br />
Neben intelligenten Lösungen für das<br />
Bremsen-Monitoring präsentiert<br />
Mayr Antriebstechnik auch neue Ansätze<br />
für die vernetzte Kupplung.<br />
Andreas Merz ist Produktmanager<br />
bei der Chr. Mayr GmbH + Co. KG in Mauerstetten<br />
Permanente Inspektion, eine bedarfsbezogene Wartung, planbar und<br />
passend zur Auslastung, automatisierte Fernwartung oder maschinen-<br />
und werksübergreifende Fehleranalysen – das sind die Kernpunkte<br />
der Maschinen-Instandhaltung von morgen. Basierend auf<br />
permanenter Inspektion bietet Mayr Antriebstechnik Lösungskonzepte für<br />
die vorausschauende Wartung elektromagnetischer Sicherheitsbremsen.<br />
Denn diese Bremsen sind prädestinierte Komponenten für die Wartung,<br />
Sicherheit und Anlagenverfügbarkeit und lassen Rückschlüsse auf den Anlagenbetrieb<br />
zu. Das Monitoring der Sicherheitsbremsen erfolgt sensorlos<br />
mit dem nachrüstbaren Modul ‚Roba-brake-checker‘.<br />
SICHERHEIT WIRD SICHTBAR<br />
Durch eine erweiterte Analyse von Strom und Spannung erkennt das Modul<br />
die Bewegung der Ankerscheibe und weiß, in welchem Zustand sich die Bremse<br />
befindet. Der Brake-Checker überwacht neben Schaltzustand, Temperatur<br />
und Verschleiß auch auf Zugweg- oder Zugkraftreserve, also ob der Magnet<br />
noch in der Lage ist, die Bremse zu lüften. Mit dem Modul werden somit bei<br />
der Überwachung deutlich mehr Parameter abgebildet als mit einer herkömmlichen<br />
Schaltzustandskontrolle. In einer erweiterten Ausführung ist das Modul<br />
mit einer zusätzlichen Platine mit kundenspezifischer Schnittstelle (z. B. optisch,<br />
Wlan, IO-Link, OPC UA, etc.) ausgestattet. Über diese Schnittstelle kann<br />
58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
es Daten zu Schaltzeit, Strom, Spannung, Widerstand, Leistung und relativem Anzugsstrom<br />
liefern. Damit sind auch Verläufe auswertbar, Auffälligkeiten im Bearbeitungsprozess<br />
lassen sich schnell erkennen und somit Schlüsse aus komplexen Zusammenhängen<br />
ziehen. Sicherheit und Zuverlässigkeit werden sozusagen sichtbar. Wartung<br />
wird planbar und durch die permanente Inspektion kosteneffektiv. Der Anlagenbetreiber<br />
bzw. -hersteller kann die Wartung gezielt und abgestimmt auf seinen Arbeitsprozess<br />
vornehmen. Darüber hinaus ist auch die Integration in Fernwartungssysteme möglich.<br />
SMARTE, VERNETZTE KUPPLUNGEN<br />
Im Bereich der Kupplungen beschäftigt sich Mayr Antriebstechnik bereits seit über<br />
15 Jahren mit dem Thema Prozessüberwachung und arbeitet hier mit unterschiedlichen<br />
Systemen. So hat das Unternehmen z. B. die drehmomentmessende Wellenkupplung<br />
Roba-DSM immer weiterentwickelt, die sehr genaue Messdaten liefert.<br />
„Wir werden uns auch weiterhin nicht auf ein Messsystem bzw. einen Sensortyp<br />
fixieren“, erklärt Ralf Epple aus dem Produktmanagement bei Mayr Antriebstechnik.<br />
„Dazu sind unsere Anwendungen zu unterschiedlich. Und nicht jede Anwendung<br />
benötigt die gleichen Daten und die gleiche Sensorik. Zudem müssen wir auch<br />
immer die Kosten im Blick behalten. Denn im Bereich der Prozessüber wachung<br />
bzw. Analyse ist der Mehrpreis häufig ein Entscheidungskriterium, ob bestimmte<br />
Prozesse überwacht werden oder nicht. Auf der Hannover Messe stellen wir deshalb<br />
neue, sehr kostengünstige Ansätze für die vernetzte Kupplung vor. Unsere Besucher<br />
sind eingeladen, die neuen Wege mitzudenken.“<br />
Halle 5, Stand E04<br />
440 000 Nm<br />
Fotos: Chr. Mayr GmbH + Co. KG<br />
www.mayr.de<br />
DIE IDEE<br />
„Basierend auf permanenter Inspektion<br />
bietet Mayr Antriebstechnik Lösungskonzepte<br />
für die vorausschauende<br />
Wartung. Das Modul Roba-brakechecker<br />
kann Bremsen nicht nur überwachen<br />
und versorgen. In einer<br />
erweiterten Ausführung liefert es<br />
auch Daten und sorgt so für intelligente<br />
Sicherheit. Damit sind Verläufe<br />
auswertbar. Auffälligkeiten im<br />
Bearbeitungsprozess lassen sich<br />
schnell erkennen. Für Anwender<br />
bedeutet das eine planbare und<br />
kosteneffektive Wartung und<br />
maximale Anlagenverfügbarkeit“<br />
Andreas Merz, Produktmanager,<br />
Mayr Antriebstechnik
KRAFTSTROTZENDES LEICHTGEWICHT<br />
KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18<br />
Speziell für Anwendungen in<br />
Elektrowerkzeugen, wie etwa<br />
Schraubern, Bohrern oder<br />
Gartentools, hat Koco Motion<br />
den bürstenlosen DC-Außenläufermotor<br />
BO6452N3B entwickelt.<br />
Der Neuzugang<br />
unter den Antrieben des<br />
Herstellers besteht aus<br />
hochfestem Aluminium, verfügt über Magnete und weist in<br />
verschiedenen Varianten einen Durchmesser von 10 bis 90 mm<br />
auf. Bei reduziertem Gewicht sowie verkleinerter Baugröße lassen<br />
sich erhöhte Performancewerte erzielen. So generiert z. B. der<br />
DC-Motor mit 65 mm Durchmesser und 52 mm Höhe eine<br />
Leistung von mehr als 2 kW. Integrierte Temperatursensoren<br />
überwachen das thermische Verhalten und schützen die Antriebe<br />
vor Überhitzung. Sie können fallweise mit Hall-Sensoren sowie<br />
Steuerungen und Treibern ausgestattet werden.<br />
www.kocomotion.de<br />
KOMPAKTE KRAFTSENSOREN FÜR<br />
HOHE LASTEN<br />
Die Kraftmessdosen<br />
der KMC-Serie von<br />
Megatron können<br />
Kräfte bis 500 kN<br />
messen. Sie eignen<br />
sich für Pressen,<br />
Prüfmaschinen,<br />
Lkw-Waagen oder<br />
in großen Behälterund<br />
Trichterwaagen.<br />
Die Kraftsensoren, auch „Pancakes“ genannt, haben eine<br />
Nichtlinearität < 0,02 %. Im beigelegten Messprotokoll finden<br />
sich die exakten Kennwerte für die Installation. Alle Sensoren<br />
verfügen über eine DMS-Vollbrücke und bieten eine hohe<br />
Messempfindlichkeit. Je nach Sensor-Typ erfolgt die Krafteinleitung<br />
über ein metrisches Gewinde oder eine Durchgangsbohrung<br />
mit/ohne Nut. Die Ausführung mit Nut eignet sich<br />
besonders für Applikationen, bei denen eine formschlüssige<br />
Installation des Sensors erforderlich ist. Trotz ihres hohen<br />
Messbereichs sind die Verformungskörper kompakt dimensioniert<br />
und weisen eine geringe Bauhöhe auf. Sie erfüllen<br />
Schutzart IP66, besitzen einen Messkörper aus rostfreiem<br />
Stahl und können in einem Nenntemperaturbereich von – 20<br />
bis + 70 °C eingesetzt werden.<br />
www.megatron.de<br />
SYSTEMOFFENE INTEGRATION VON<br />
IO-LINK-GERÄTEN<br />
NEU<br />
Beta<br />
Release<br />
<strong>2020</strong><br />
KISSsoft AG<br />
A Gleason Company<br />
T. +41 55 254 20 50<br />
info@KISSsoft.com<br />
KISSsoft Highlights<br />
▪ Rainflow-Verfahren zur Lastdatenanalyse<br />
▪<br />
▪<br />
▪<br />
Zuverlässigkeitsbewertung mit AGMA 6006,<br />
VDMA 23904 und Bertsche<br />
Überarbeitete Zahnfuss- und Flankenberechnung<br />
nach ISO 6336:2019<br />
Skriptsprache zur Automatisierung und Erweiterung<br />
von Berechnungen<br />
▪ Getriebedatenaustausch mit REXS<br />
Werden Sie Beta-Tester unter www.KISSsoft.com<br />
Eine Lösung für die Steuerungsintegration von IO-Link-Geräten<br />
ist FieldEcho von Sick. Das Softwaretool kann alle IO-Link-<br />
Komponenten in einer Maschine automatisch erkennen und<br />
ihre Gerätebeschreibungen selbstständig herunterladen. Über<br />
die webbasierte Bedienoberflächen kann der Anwender dann<br />
die angeschlossenen IO-Link-Geräte unabhängig von Automatisierungssystemen,<br />
Feldbussen und IO-Link-Master-Modulen<br />
integrieren, parametrieren und überwachen. Das Tool schließt<br />
Integrationslücken und schafft einen direkten Zugang zu den<br />
Prozess- und Servicedaten aller IO-Link-Geräte. Dabei gewährleistet<br />
es die volle Transparenz von Gerätedaten und unterstützt<br />
so Inbetriebnahmen, Überwachung im laufenden<br />
Anlagenbetrieb und eine gezielte Wartung. Gleichzeitig<br />
ermöglicht die Steuerungskommunikation per OPC UA oder<br />
TCP/IP sowie der Datenaustausch mit IT- oder cloudbasierten<br />
Anwendungen über REST eine IO-Link-Datenintegration in<br />
jegliche Industrie-4.0-Anwendungen.<br />
www.sick.com<br />
60 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Antriebstechnik_KISSsoft_BetaRel<strong>2020</strong>_90x130mm.indd 1 05.03.<strong>2020</strong> 13:33:59
PORTFOLIO MIT OPC UA OVER TSN<br />
RAUM FÜR VERNETZTE<br />
MASCHINENKONZEPTE<br />
LIVE@<br />
B&R präsentiert auf der Hannover Messe<br />
ein Produktportfolio das OPC UA over<br />
TSN spricht. Die Vision einer<br />
schnittstellenfreien Kommunikation<br />
vom Sensor bis zur Cloud wird damit Realität. Mit<br />
dem offenen Standard sind Maschinenbauer freier<br />
in der Konzeption ihrer Maschinen.<br />
Durch den gemeinsamen Kommunikationsstandard<br />
OPC UA over TSN lassen sich Komponenten von verschiedenen<br />
Herstellern problemlos miteinander kombinieren.<br />
Die Entwicklung von Maschinen soll dadurch<br />
einfacher und flexibler werden. Mit dem neuen Portfolio von<br />
B&R können OEMs ab sofort den offenen Standard einsetzen und<br />
von den Vorteilen profitieren. Besucher des B&R-Messestandes<br />
sollen „in die Welt von OPC UA over TSN eintauchen und die<br />
nahtlose Vernetzung selbst erleben“, heißt es.<br />
ZUM NEUEN STANDARD SWITCHEN<br />
Neben X20-Steuerungen, einem Buscontroller, Industrie- und<br />
Panel-PCs findet sich auch ein TSN-Switch unter den neuen<br />
B&R-Geräten für OPC UA over TSN. Der Switch lässt sich automatisch<br />
mit Automation Studio konfigurieren – das spart Zeit. So<br />
erfolgt der Entwicklungsprozess von Maschinen nicht nur flexibler,<br />
sondern auch schneller.<br />
Roboter in die Maschine zu integrieren und die beiden Systeme<br />
exakt miteinander zu synchronisieren, war bisher meist aufwändig.<br />
B&R zeigt in Hannover, dass sich Roboter genauso einfach<br />
wie andere Automatisierungskomponenten implementieren<br />
lassen. Das Ziel: Maschinenbauer sparen sich zukünftig eine dedizierte<br />
Robotersteuerung, einen separaten Schaltschrank und<br />
eine eigene Roboterapplikation.<br />
Halle 9, Stand D26<br />
Foto: B&R Industrial Automation<br />
www.br-automation.com<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 61
SPECIAL: HANNOVER MESSE <strong>2020</strong><br />
ELEKTROMOTOREN, GETRIEBE UND FREQUENZUMRICHTER<br />
ANTRIEBE FÜR KLEINE UND<br />
GROSSE AUFGABEN<br />
LIVE@<br />
Nord Drivesystems zeigt auf der Hannover<br />
Messe Antriebssysteme und Lösungen für alle<br />
Industriebranchen. Die wichtigsten Themen<br />
werden die neuen IE5+ Synchronmotoren<br />
für Teillasten und die Industriegetriebe<br />
für Schwerlasten sein. Außerdem stellt<br />
das Unternehmen einen neuen<br />
Schaltschrankumrichter und<br />
Condition-Monitoring-Konzepte vor.<br />
Jörg Niermann ist Bereichsleiter Marketing der<br />
Getriebebau Nord GmbH & Co. KG in Bargteheide<br />
Die standardisierten Getriebemotorvarianten der Logi-Drive-<br />
Systeme von Nord sind speziell auf Branchen wie die Intralogistik<br />
zugeschnitten und eignen sich besonders zur Variantenreduzierung.<br />
Das kompakte Design ist platzsparend und<br />
das leichte Aluminiumgehäuse sorgt für eine Gewichtsersparnis von<br />
25 %. Die Logi-Drive-Antriebe bestehen aus einem IE4-Synchronmotor<br />
mit Nennleistungen bis zu 5,5 kW, einem zweistufigen Kegelstirnradgetriebe<br />
sowie einem Nordac Link Frequenzumrichter, der in<br />
Motornähe installiert wird. Die Antriebseinheiten mit Motoreffizienzklasse<br />
IE4 und Systemeffizienzklasse IES2 erreichen speziell im Teillast-<br />
und Teildrehzahlbereich exzellente Wirkungsgrade. Auf der<br />
Hannover Messe demonstriert Nord das Logi-Drive-Konzept auch in<br />
Kombination mit einem energieeffizienten IE5+ der neuesten Generation.<br />
Der Permanentmagnet-Synchronmotor erzielt noch einmal<br />
deutlich geringere Verluste als die aktuelle IE4-Baureihe. Seinen hohen<br />
Wirkungsgrad erreicht der kompakte Glattmotor ohne Belüftung über<br />
einen breiten Drehmomentbereich. Dieser liegt teilweise deutlich<br />
62 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: HANNOVER MESSE <strong>2020</strong><br />
01 02<br />
01 Der neue IE5+ Synchronmotor bietet eine hohe Leistungsdichte und hebt das<br />
Logi-Drive-Konzept für die Intralogistik auf eine neue Stufe<br />
02 Die 2-stufigen Kegelstirnradgetriebe Maxxdrive XT wurden speziell für<br />
Anwendungen optimiert, in denen geringe Übersetzungen in Kombination mit hohen<br />
Leistungen gefragt sind<br />
oberhalb der Effizienzklasse IE5. Nord hat das Modell damit vornehmlich für<br />
Intralogistikanwendungen und den wirtschaftlichen Betrieb im Teillastbereich<br />
konstruiert.<br />
CONDITION MONITORING FÜR PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
Mit den Frequenzumrichtern von Nord Drivesystems können – regelmäßig oder<br />
permanent – Antriebs- und Zustandsdaten erfasst werden, um die Betriebssicherheit<br />
und Effizienz von Maschinen und Anlagen zu optimieren. Auf Basis dieser Informationen<br />
lassen sich auch Konzepte für Predictive Maintenance aufbauen. Grundlage<br />
hierfür bildet die schnelle, effiziente und umfassende Auswertung analoger sowie<br />
digitaler Daten (Messwerte, Signale und Betriebsparameter) durch die intelligente<br />
PLC in der Antriebselektronik. Das Ziel von Predictive Maintenance ist, Auffälligkeiten<br />
an den Maschinen und Anlagen zu erkennen und proaktiv zu warten. Dadurch<br />
sollen die Ausfallzeiten reduziert werden, was die Gesamtanlageneffektivität erhöht.<br />
Nord Drivesystems verfolgt einen antriebsbasierten Ansatz, bei dem Informationen<br />
aus dem Condition Monitoring mittels intelligenter Algorithmen und virtueller Sensorik<br />
in Predictive Maintenance überführt werden. Dazu gehört z. B. die sensorlose<br />
Ermittlung des optimalen Ölwechselzeitpunkts auf Basis der Öltemperatur.<br />
INDUSTRIEGETRIEBE FÜR DEN SCHWERLAST-EINSATZ<br />
Maxxdrive Industriegetriebe von Nord Drivesystems zeichnen sich durch eine<br />
hohe Leistungsdichte, einen geräuscharmen Lauf und höchste Zuverlässigkeit aus.<br />
Große Wälzlager sorgen für eine besonders hohe Radial- und Axial-Belastbarkeit<br />
sowie Langlebigkeit. Außerdem bieten die Schwergewichte der Antriebstechnik<br />
ein modulares, flexibles Design mit vielfältigen Montagemöglichkeiten. Dadurch<br />
lassen sich die Stirnradgetriebe und Kegelstirnradgetriebe im einteiligen Block-<br />
Gehäuse für zahlreiche Heavy-Duty-Anwendungen anpassen. So projektiert Nord<br />
auf Basis der Industriegetriebe komplette Antriebssysteme für den Schwerlastbetrieb<br />
mit Motoren und Antriebselektronik, u. a. für Fördertechnik, Pumpen und<br />
Rührwerke. Die stärksten Nord-Industriegetriebe sind die 2-stufigen Kegelstirnradgetriebe<br />
Maxxdrive XT. Sie wurden speziell für Anwendungen optimiert, in<br />
denen geringe Übersetzungen in Kombination mit hohen Leistungen gefragt sind. In<br />
Hannover wird das komplette Spektrum der Nord-Industriegetriebe zu sehen sein.<br />
Halle 5, Stand D17 / Halle 9, Stand D06 / Freigelände, Stand F159<br />
Fotos: Getriebebau Nord GmbH & Co. KG<br />
www.nord.com<br />
DIE IDEE<br />
„Intelligente und energiesparende<br />
Antriebssysteme sind der Schlüssel zu<br />
mehr Effizienz. Um den steigenden<br />
Ansprüchen der Industrie optimal<br />
gerecht zu werden, entwickeln wir<br />
unser Portfolio kontinuierlich weiter.<br />
Unsere neuesten Produktinnovationen<br />
haben wir konsequent an den<br />
Anforderungen unserer Kunden<br />
ausgerichtet. Das Ergebnis sind<br />
smarte, effiziente und leistungsstarke<br />
Antriebslösungen, die die<br />
Performance von Anlagen und<br />
Maschinen steigern und gleichzeitig<br />
die Kosten senken.“<br />
Jörg Niermann, Bereichsleiter<br />
Marketing, Getriebebau Nord<br />
GmbH & Co. KG<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 63
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
SOFTWARE FÜR GETRIEBEENTWICKLUNG<br />
PRÄZISE SCHÄDIGUNGSPROGNOSE<br />
FÜR KEGELRÄDER ÜBER DER<br />
GEBRAUCHSDAUER<br />
Die FVA-Workbench ist ein herstellerneutrales Werkzeug zur Simulation<br />
und Berechnung von Getriebesystemen. Bei kürzer werdenden<br />
Produktentwicklungszyklen ist es besonders wichtig, auf performante<br />
Modellierungsansätze und Berechnungsalgorithmen zu setzen.<br />
Die vorwiegend analytischen Ansätze sollen eine schnelle und verlässliche<br />
Lösung für alle wichtigen Fragen aus der Antriebstechnik garantieren.<br />
Dipl.-Math. Birgit Hutschenreiter ist Softwareentwicklerin<br />
der FVA GmbH in Frankfurt a. M.<br />
64 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Bei der Simulation und Berechnung von Getriebesys<br />
temen mit der FVA-Workbench werden die Ergebnisse<br />
bei analytisch nicht beschreibbaren Körpern, um<br />
ge eignete numerische Verfahren ergänzt. Die intuitive<br />
Modellierungstechnik der FVA-Workbench soll stets ein vollständiges,<br />
valides und herstellbares Getriebe garantieren.<br />
Entwickelt, diskutiert und validiert werden die Berechnungen<br />
in Forschungsvorhaben der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
e.V. (FVA). Durch Mitgliedsbeiträge und öffentliche<br />
Förderungen werden in der FVA jährlich 17 Mio. EUR in Forschungsvorhaben,<br />
an den besten deutschen Universitäten,<br />
Lehrstühlen und Forschungseinrichtungen, umgesetzt. Die<br />
FVA-Workbench versteht sich hier als Wissensplattform, um das<br />
Wissen der FVA für jeden Ingenieur anwendbar und zugänglich<br />
zu machen, ohne dass hunderte Seiten an wissenschaftlicher<br />
Dokumentation gelesen und studiert werden müssen.<br />
BERECHNUNGSMETHODEN FÜR KEGELRAD-<br />
UND HYPOIDVERZAHNUNGEN<br />
Kegelrad- und Hypoidverzahnungen werden in verschiedensten<br />
Industrieanwendungen, z. B. für Schiffsgetriebe, Bahntechnik,<br />
Automobilindustrie, Luftfahrt eingesetzt. Gemeinsam ist<br />
diesen Einsatzgebieten die Richtungsänderung des Leistungsflusses.<br />
So breit wie die Anwendungsfälle gefächert sind, so<br />
unterschiedlich sind die Anforderungen an die Auslegung und<br />
damit an die Berechnungsmethoden. Letztere reichen von der<br />
Normberechnung mit nur wenigen Eingabegrößen bis hin zur<br />
lokalen Tragfähigkeitsberechnung unter Beachtung des Verzahnungsumfeldes<br />
und des zu erwartenden Lastkollektives.<br />
Für die Berechnungsverfahren nach Norm und denen von<br />
Klassifizierungsgesellschaften sind als Eingabegrößen lediglich<br />
die Makrogeometrie der Kegelradverzahnung, die Betriebsbedingungen,<br />
bestehend aus Drehzahl, Drehmoment<br />
und Betriebsart sowie Werkstoff- und Schmierstoffangaben<br />
erforderlich. Grundlage dieser Tragfähigkeitsnachweise bildet<br />
eine geeignete Umrechnung der Kegelradgeometrie auf eine<br />
Ersatz-Stirnradverzahnung, die die Eingriffsverhältnisse der zu<br />
berechnenden Kegelradverzahnung näherungsweise nachbilden.<br />
Als Ergebnis werden Sicherheitsfaktoren geliefert, die Aussagen<br />
über die Tragfähigkeit der Verzahnung bei der vorgegebenen<br />
Belastung ermöglichen.<br />
NORMBERECHNUNGSVERFAHREN<br />
Innerhalb der FVA-Workbench stehen alle maßgeblichen<br />
Normtragfähigkeiten in der aktuellen und in historischen Fassungen<br />
zur Verfügung. Zusätzlich lassen sich Verfahren anwenden,<br />
die in der FVA entwickelt wurden und normativen<br />
Charakter tragen (z. B. FVA 411, Forschungsvorhaben „Hypoidtragfähigkeit“,<br />
FZG der TU München, Prof. Dr. Karsten Stahl).<br />
Darüber hinaus sind Rules der Marineklassifikationsgesellschaften<br />
zur einfachen Anwendung hinterlegt.<br />
Diese Normberechnungsverfahren können die komplexen<br />
Eingriffsverhältnisse der Kegelradverzahnungen nur näherungsweise<br />
beschreiben. So wird die Mikrogeometrie, die u. a. die<br />
Flankenmodifikationen an der Nutzflanke umfasst, nur ungenügend<br />
oder gar nicht in die Berechnung einbezogen. Ebenso<br />
können die Relativlagenabweichungen bei diesen Verfahren<br />
nicht direkt berücksichtigt werden. Aufgrund der Verlagerungsempfindlichkeit<br />
von Kegelradverzahnungen spielt aber<br />
die Tragbildgestalt, die unmittelbar aus der Mikrogeometrie<br />
resultiert, eine entscheidende Rolle. Dafür bieten die lokalen<br />
Verfahren zur Kegelradberechnung in der FVA-Workbench<br />
entscheidende Unterstützung.
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
01 Darstellung des Tragbildes: Die zugehörigen Abmaße können<br />
in der FVA-Workbench tabellarisch angezeigt werden<br />
02 Darstellung der lokalen Grübchensicherheit auf der Flanke:<br />
Auszug aus dem Report der FVA-Workbench<br />
Kegelrad [8]<br />
Breitenmaße<br />
g<br />
c<br />
f<br />
Kegelrad [8] – S H min : 1.05<br />
3<br />
B<br />
H D<br />
E<br />
C G<br />
A<br />
2.5<br />
Ferse<br />
a<br />
b<br />
Zehe<br />
Ferse<br />
Kegelrad [9] – S H min : 1.07<br />
Zehe<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
Grübchensicherheit SH<br />
k<br />
e<br />
l<br />
B<br />
Profilmaße<br />
H D<br />
E<br />
C G<br />
A<br />
d o m<br />
Ferse<br />
Zehe<br />
0.5<br />
0<br />
Ferse<br />
Zehe<br />
Die dafür notwendige Sollgeometrie der Verzahnung wird über<br />
eine Fertigungssimulation ermittelt. Alle dazu notwendigen Daten<br />
wie Grundgeometrie, Maschineneinstelldaten, Werkzeugdaten und<br />
Kinematik einschließlich Zusatzbewegungen werden aus herstellerspezifischen<br />
Schnittstellen (z. B. KIMoS-Neutraldaten) übernommen<br />
und auf die universelle Kegelradverzahnmaschine umgerechnet.<br />
Die Zahnflanken einschließlich des Zahnfußbereiches<br />
werden punktweise simuliert und über Ausgleichsflächen mathematisch<br />
geschlossen abgebildet. Dadurch, dass alle Fertigungsinformationen<br />
in die simulierten Verzahnungspunkte einfließen,<br />
wird die Soll-Mikrogeometrie einschließlich der Krümmungsverhältnisse<br />
von den über Ausgleichsflächen modellierten Zahnflanken<br />
abgebildet. In der Zahnkontaktsimulation werden die so<br />
berechneten Zahnflanken in Eingriff gebracht und abgewälzt.<br />
Bei der Betrachtung der Kegelradstufe im Gesamtsystem fließen<br />
neben der bestimmten Sollgeometrie, Betriebsbedingungen, Einbaumaße<br />
und belastungsabhängigen Verlagerungen sowie ergänzende<br />
Geometriebeschreibungen der Radkörper in die komplexe<br />
Zahnkontaktsimulation und damit auch in alle darauf aufbauende<br />
Berechnungsschritte ein.<br />
LASTFREIE ZAHNKONTAKTSIMULATION<br />
Die Ergebnisse der lastfreien Zahnkontaktsimulation – aus der<br />
Ease-Off- und Tragbildberechnung sowie der optionalen Berechnung<br />
von Verdrehflankenspiel und Ziehbarkeit des Kegelritzels –<br />
bilden die Grundlage für alle nachfolgenden weitergehenden Berechnungen<br />
und beinhalten wichtige Aussagen zur Wirksamkeit<br />
der Mikrogeometrieauslegung (Ease-Off) auf Verlagerungsverhalten<br />
und Eingriffsstörungen (Größe und Lage des Tragbildes).<br />
ÖRTLICHE BEANSPRUCHUNGSRECHNUNG<br />
Aufbauend auf diesen Ergebnissen erfolgt die Beanspruchungsberechnung<br />
auf Grundlage der Einflusszahlenmethode, einem<br />
numerischen Berechnungsverfahren, mit dem Last- und Span-<br />
nungsverteilungen an diskreten Stellen effizient berechnet werden<br />
kann. Standardmäßig wird die Steifigkeit des Radkörpers durch<br />
einen elastischen Halbraum angenähert. Mit der FVA-Workbench<br />
ist es optional möglich, explizit einen Radkörper und dessen Einspannung<br />
als komplexe Radkörpergeometrie vorzugeben. Radkörper<br />
können einfach als CAD-Geometrie geladen, positioniert und<br />
in der FVA-Workbench vernetzt werden. Die Berechnung der Einflusszahlen<br />
erfolgt dann unter Berücksichtigung des vorgegebenen<br />
Radkörpers nach FVA 223 XVI (Forschungsvorhaben „BECAL-<br />
Radkörper“, IMM der TU Dresden, Prof. Dr. Berthold Schlecht). Als<br />
Ergebnis erhält der Anwender örtlich aufgelöst die Last- und Pressungsverteilung<br />
sowie die lokalen Gleitgeschwindigkeiten. Daraus<br />
wird ein resultierender Wirkungsgrad für die betrachtete Stufe und<br />
aus der berechneten Geometrie und der Kontaktbeschreibung der<br />
Verzahnungssteifigkeitsverlauf über den Eingriffsstellungen und<br />
die Wälzabweichung bestimmt. Die Wälzabweichungen sind ein<br />
Maß für das Laufverhalten der Verzahnung in einem Betriebspunkt.<br />
Das Leerlauftragbild ist in der Montage die maßgebliche Größe, mit<br />
welcher die Kegelradstufe eingestellt und die Kegelräder zueinander<br />
ausgerichtet werden. Um das Tragbild mit der Berechnung vergleichen<br />
zu können, wurde nach FVA 223 XV (Forschungsvorhaben<br />
„Tragbildvermessung“, IMM der TU Dresden, Prof. Dr. Schlecht) eine<br />
Richtlinie entwickelt, wie Tragbilder charakterisiert und vermessen<br />
werden können. Gleichzeitig wurde die Kegelradberechnung dahingehend<br />
erweitert, dass die relative Lage der Tragbilder ausgegeben<br />
wird. In den durchgeführten Versuchen wurde im Forschungsvorhaben<br />
gezeigt, dass die Leerlauf- und Lasttragbilder in der FVA-Workbench<br />
sehr gut mit den tatsächlichen Tragbildern zusammenpassen.<br />
Damit hat der Nutzer ein mächtiges Werkzeug an der Hand, um die<br />
Tragbilder der Kegelräder einzustellen. Die Ausgabe im Report der<br />
FVA-Workbench ist beispielhaft in Bild 01 enthalten.<br />
ÖRTLICHE TRAGFÄHIGKEITSRECHNUNG<br />
Über die Pressungen im Kontakt lässt sich die Materialanstrengung<br />
ableiten und auf eine Grübchensicherheit umrechnen. Die Sicher-<br />
66 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
03 Verschiedene Ergebnisse aus der Kegelradberechnung<br />
FVA-Workbench Modell<br />
Kegelradgetriebe mit frei gestaltetem Radkörper<br />
heiten werden analog zu den standardisierten Berechnungsverfahren<br />
durchgeführt, dementsprechend werden die gleichen Festigkeitskennwerte<br />
verwendet. Entwickelt und validiert wurden die<br />
örtlichen Tragfähigkeiten gegen Materialermüdung im Forschungsvorhaben<br />
FVA 411. Die örtliche Graufleckensicherheit wurde im<br />
Forschungsvorhaben FVA 516 (Forschungsvorhaben „Hypoidgraufleckigkeit“,<br />
FZG der TU München, Prof. Dr. Stahl) untersucht. Im<br />
Gegensatz zu Schäden infolge Werkstoffermüdung werden die<br />
Sicherheiten gegen Grübchen nach FVA 411 (Bild 02) und Grauflecken<br />
nach FVA 516 auf der Zahnflanke sowie die Sicherheit gegen<br />
Zahnfußbruch nach ISO 10300 berechnet sowie infolge überhöhter<br />
Kontakttemperatur die Sicherheit gegen Fressen nach FVA 519<br />
(Forschungsvorhaben „Hypoidfressen“, FZG der TU München,<br />
Prof. Dr. Stahl).<br />
Von besonderem Interesse ist die örtliche Tragfähigkeit in Verbindung<br />
mit der Gesamtsystemberechnung. Die Gesamtsystemberechnung<br />
betrachtet in der FVA-Workbench die Steifigkeit aller Komponenten<br />
im Getriebe und berechnet daraus die auftretenden Deformationen.<br />
Aus der Wellenbiegelinie werden die relativen Verlagerungen<br />
der Kegelradstufe berechnet und automatisch berücksichtigt. So<br />
können Kegelradstufen sehr einfach und unter Berücksichtigung<br />
aller maßgeblichen Einflüsse berechnet und bewertet werden.<br />
ÖRTLICHE SCHADENSAKKUMULATION IM<br />
LASTKOLLEKTIV<br />
Mit einer lokalen Schadensakkumulationsrechnung können die<br />
realen sich während der Betriebsdauer ändernden Belastungsverhältnisse<br />
bei der Zahnkontaktsimulation und anschließenden<br />
örtlichen Tragfähigkeitsberechnung berücksichtigt werden. Auf diese<br />
Weise erhält der Nutzer einen ersten Anhaltspunkt über den Ort der<br />
größten Schädigung und damit des Bereiches, an dem Grübchenschäden<br />
bzw. Zahnfußschäden mit großer Wahrscheinlichkeit auftreten,<br />
sowie eine Einschätzung der Höhe der Ermüdung.<br />
Zusätzlich zu den eben beschriebenen lokalen Verfahren, die im<br />
Gesamtsystem eingebettet sind, besteht die Möglichkeit, eine Kegelradverzahnung<br />
als Einzelstufe zu betrachten. Hier stehen neben<br />
den oben beschriebenen noch weitere Berechnungsoptionen, wie<br />
die Variationsrechnung und die Schadenssimulation als Analysewerkzeug,<br />
zur Verfügung. Bei der Einzelstufenberechnung ist zu<br />
beachten, dass die Relativlagen sowie Betriebsbedingungen hier<br />
unabhängig vom Gesamtsystem vom Nutzer selbst vorzugeben sind.<br />
VARIATIONSRECHNUNG<br />
Eine spezifische Eigenschaft von Kegelradverzahnungen ist die Verlagerungsempfindlichkeit,<br />
d. h. die Veränderung der Tragbildlage<br />
und -größe bei Relativlageänderungen. Die automatische Variation<br />
von Drehmoment und Drehzahl verbunden mit belastungsabhängigen<br />
Relativlageabweichungen gibt einen schnellen Überblick über<br />
die sich ändernden lokalen Beanspruchungen und Sicherheitsfaktoren.<br />
Die Einzelergebnisse werden dazu in grafischen Darstellungen zusammengestellt<br />
und erleichtern so deren Bewertung.<br />
ÖRTLICHE SCHÄDIGUNGSSIMULATION<br />
In Erweiterung zur üblichen örtlichen Tragfähigkeitsrechnung steht<br />
die Umsetzung des Forschungsvorhabens FVA 223 XII zur örtlichen<br />
Schädigungssimulation (FVA 223 XII, Forschungsvorhaben „Schädigungsfortschritt“,<br />
IMM der TU Dresden, Prof. Dr. Schlecht) auf der<br />
Zahnflanke zur Verfügung. Die Simulation von Grauflecken- und<br />
Grübchenwachstum basiert auf der Ermittlung der Tragfähigkeit, der<br />
daraus berechneten Schädigungssumme und der Bestimmung der<br />
resultierenden Flankenformänderung. Da während der Simulation<br />
die Schädigung durch eine sich stetig verändernde Flankenform einbezogen<br />
wird, können sowohl die Wechselwirkungen zwischen den<br />
Schädigungsarten Grauflecken und Grübchen wie auch der Einfluss<br />
der Schädigung auf die Flankentragfähigkeit abgebildet werden.<br />
Fotos: FVA GmbH<br />
www.fva-service.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/04 67
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