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Alla Breve Nr. 41 - Sommersemester 2020

Magazin der Hochschule für Musik Saar

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www.hfm.saarland.de

Nr. 41

AllaBreve

Konzerte | Veranstaltungen | Informationen

der Hochschule für Musik Saar

Sommersemester 2020


Über Geld sprechen

ist einfach.

Weil die Sparkasse

nah ist und auf

Geldfragen die

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hat.

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Inhalt

Editorial 05

Programm

Sommersemester 2020............... 08

Panorama

Rektoratsübergabe an der HfM Saar

• „Das Amt ist zum allergrößten Teil

ein Managerjob geworden“........................ 28

• „Aktiva dieser Hochschule sind

die Menschen“............................................ 34

• Identifikation – Professionalisierung –

Störung ...................................................... 36

Junge Talente in Klavier und Kammermusik ........ 39

Bund und private Sponsoren fördern

gemeinsam Nachwuchstalente .......................... 40

HfM Saar Summer School erstmals mit

internationalem Video-Unterricht ....................... 40

Forschung und Lehre

Weiterentwicklung des Lehrangebotes

an der HfM Saar 56

Career Service der HfM Saar............................... 58

Innovativer Studiengang für fortgeschrittene

Studierende ....................................................... 59

Saarbrücken aus der Perspektive

von Jugendlichen erleben ................................... 60

HfM-Studierende bei den Donaueschinger

Musiktagen ......................................................... 61

Essay

„Beethoven und kein Ende“ – Seine Musik im

Lichte der Philosophie Theodor W. Adornos 64

Lageplan 70

Impressum 70

Die HfM Saar sagt „Danke“ vor

überwältigender Kulisse ..................................... 41

passage2020 – Installation

und Ensemblekonzerte....................................... 42

Neues vom Campus

Aus den Klassen 46

Namen & Nachrichten 48

Personalien......................................................... 49

Publikationen ..................................................... 51

Inhalt

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

3


allaBreve


Liebe Leserinnen

und Leser,

gerne eröffne ich diese Ausgabe der ­allaBreve

mit einem Dank an meinen Vorgänger im

Rektoramt, Herrn Prof. Wolfgang Mayer. Es

kann nur ein kleiner Teil dessen, was er an

Engagement und Arbeit der Hoch schule

gewidmet hat, wahrgenommen werden.

Basierend auf dem, was in den letzten Jahren

geleistet wurde, können wir kontinuierlich

und optimistisch an der Entwicklung unserer

Hochschule weiterarbeiten.

Das Sommersemester 2020 startet am 2. April

mit der Premiere des Oratoriums in drei

Akten „Semele“ von Georg Friedrich Händel

in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen

Staatstheater und dem Weltkulturerbe Völklinger

Hütte. Hinweisen möchte ich Sie,

verehrte Leserinnen und Leser, Freundinnen

und Freunde der Hochschule, auch auf die

Kammermusikwoche, die zahlreichen Konzerte

und öffentlichen Prüfungen in unserem

Hause und auf all das, was durch Lehre und

Forschung als Mehrwert für uns alle sichtbar

wird.

Ich möchte dieses Medium nutzen, die Studierenden

zu grüßen, insbesondere auch

diejenigen, die ihr Studium zu diesem Sommersemester

aufnehmen. Ebenso grüße ich

alle Lehrenden und die Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter in der Verwaltung und im

technischen Dienst. Wir begreifen unsere

Hoch schule als work in progress, in dessen

Zentrum die Lehre steht und an deren Weiterentwicklung

und Qualitätssicherung wir alle

an unserem Platz arbeiten. Ich lade Sie alle

ein, die Entwicklung von Lehre, Kunst und Forschung

aktiv zu begleiten.

Auch diese Ausgabe der ­allaBreve ist ein Spiegel

dieses Prozesses. Ich wünsche Ihnen eine

anregende und informative Lektüre und grüße

Sie herzlich

Prof. Jörg Nonnweiler

Rektor der Hochschule für Musik Saar

Editorial

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

5




April/Mai 2020

Donnerstag / 2. April (Premiere)

19.30 Uhr / Erzhalle Weltkulturerbe

Völklinger Hütte

Weitere Vorstellungen: 3., 6., 7. und

9. April 2020, jeweils 19.30 Uhr

Junge Oper

Semele – Oratorium in drei Akten

von Georg Friedrich Händel

In Zusammenarbeit mit dem Saarländischen

Staatstheater und dem Weltkulturerbe

Völklinger Hütte

Vorverkauf: Saarländisches Staatstheater |

Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Das nächste große Musiktheater-Projekt

der HfM Saar in Zusammenarbeit mit dem

Saarländischen Staatstheater und erst malig

mit dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte beschäftigt

sich mit Georg Friedrich Händels

Opern-Oratorium „Semele“. Unter der Regie

von Thomas Max Meyer musizieren und singen

das Orchester und Sänger*innen der HfM

Saar. Die musikalische Leitung liegt in den

Händen von Christian Schüller. Die insgesamt

fünf Aufführungen finden innerhalb der stimmungsvollen

Kulisse der Erzhalle im Weltkulturerbe

Völklinger Hütte statt.

Es ist eine alte Geschichte, die Liebes-Leidenschaft

und Liebes-Leid von der Erde in den

Himmel hebt. Als Georg Friedrich Händel für

seine Operninszenierungen kein Geld mehr

auftreiben konnte, verlegte er sich auf fromme

Oratorien. Der Maestro mochte aber die

Plakat zur Gemeinschaftsproduktion

„Semele“

Oper nicht lassen und erfand eine ganz eigene

Mischform, das szenische Opern-Oratorium,

wo Lust und Ewigkeit, Menschen und Götter

durch Liebe mythisch miteinander verflochten

sind. Seine 1744 in London uraufgeführte

„Semele“ ist ein Musterbeispiel des Genres,

8

Programm


in dem den chorischen Elementen eine wichtige

Aufgabe zukommt, in Arien und Duetten

aber das Opern-Theatralische die Oberhand

gewinnt.

www.staatstheater.saarlandwww.voelklinger-huette.org

Montag / 27. April

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Violinklasse Prof. David Grimal

Eintritt frei

Mittwoch / 29. April

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Dozierendenkonzert

Jone Kaliunaite (Viola) und andere

Eintritt frei

Donnerstag / 30. April

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Podium

mit Studierenden aus unterschiedlichen

Klassen

Eintritt frei

Montag / 4. Mai

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Podium

mit Studierenden aus unterschiedlichen

Klassen

Eintritt frei

Mittwoch / 6. Mai

16 Uhr / Studio eSpace (TBH3)

Komponieren der Gegenwart

Martin Schüttler

(Musikhochschule Stuttgart)

Eintritt frei

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Flötenklasse Grigory Mordashov

Eintritt frei

Samstag / 9. Mai

19.30 Uhr / Garten der Sinne, Merzig

Musikfestspiele Saar 2020

PRÉLUDE I – Dans le jardin de lumière

Wandelkonzerte mit Studierenden der Hochschule

für Musik Saar

In Kooperation mit der HfM Saar und den

„Maileuchten – Garten im Licht“

www.musikfestspiele-saar.de

Programm

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

9


Sonntag / 10. Mai

17 Uhr / HfM-Konzertsaal

Liedklasse Prof. Matthias Wierig

Eintritt frei

Montag / 11. Mai

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Gitarrenklasse Prof. Stefan Jenzer

Eintritt frei

Mittwoch / 13. Mai

16 Uhr / Studio eSpace (TBH3)

Komponieren der Gegenwart

Annesley Black

Eintritt frei

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Konzert der Stipendiat*innen des

Claudia-Meyer-Stipendiums

Eintritt frei

Freitag / 15. Mai

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Klavier-Kammermusikklasse

Prof. Tatevik Mokatsian

Eintritt frei

Samstag / 16. Mai

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Gesangsklasse

Prof. Frank Wörner

Eintritt frei

Sonntag / 17. Mai

11 Uhr / HfM-Konzertsaal

Violinklasse Prof. David Grimal

Eintritt frei

17 Uhr / HfM-Konzertsaal

Workshop-Konzert

der Jazz-Studiengänge

Eintritt frei

17 Uhr / der Caritasklinik Rastpfuhl

Orgelklasse Rainer Oster

Studierende der Klasse Rainer Oster gestalten

in der Caritasklinik Rastpfuhl ein Konzert an

der historischen englischen Orgel.

Montag / 18. Mai

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Fagottklasse

Prof. Guilhaume Santana

Eintritt frei

10

Programm


Dienstag / 19. Mai

19 Uhr / Alte Ev. Kirche St. Johann

Tage Alter Musik im Saarland 2020 in

­Zusammenarbeit mit der HfM Saar

„Bach in Köthen – seine glücklichste Zeit“

PROLOG

Einführungsvortrag: Bach in Köthen –

Dokumente, Bilder, Filme, Musik

Es spricht HfM-Emeritus

Prof. Dr. Thomas Krämer

www.alte-musik-saarland.de

Sonntag / 24. Mai

11 Uhr / HfM-Konzertsaal

Violoncelloklasse

Prof. Gustav Rivinius

Eintritt ist frei

Mittwoch / 20. Mai

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Violaklasse Prof. Jone Kaliunaite

Eintritt frei

Samstag / 23. Mai

19 Uhr / Alte Ev. Kirche St. Johann

Tage Alter Musik im Saarland 2020

Förderpreis Alte Musik des

Saarländischen Rundfunks

Meisterkurs und Konzertfinale

Kursleiter: Thomaskantor Gotthold Schwarz,

Leipzig

www.alte-musik-saarland.de

Programm

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

11


Stefan Litwin

© HJ Zyll

Sonntag / 24. Mai

20 Uhr / Großer Sendesaal des

Saarländischen Rundfunks

Musikfestspiele Saar 2020

URAUFFÜHRUNG von Stefan Litwins

Flegeljahre – Monodrama

für einen Schauspieler und

zwei Pianisten nach Jean Paul

Mit Ulrich Noethen und dem

GrauSchumacher Piano Duo

19 Uhr: Einführungsgespräch

mit dem Komponisten

Der Komponist, Pianist und HfM-Professor

Stefan Litwin möchte bei den Musikfestspielen

2020 dem langgehegten

Wunsch nachkommen, eine eigens für das

GrauSchumacher Piano Duo und Ulrich

Noethen konzipierte Komposition zu realisieren

und die von Holger Schröder verfasste

abendfüllende Textfassung des Romans

zu vertonen. Dabei schlüpfen die beiden

Pianisten Andreas Grau und Götz Schumacher,

die mittlerweile als eines international

renommiertesten Klavierduos gelten, in allerlei

Rollen, der Schauspieler Ulrich Noethen

greift als Vult selbst zur Flöte.

Den Zuschauer erwartet ein poetischmusikalischer

Abend mit ausschweifenden

Naturbeschreibungen, humorvollen Dialogen,

träumerischen Passagen, der dazu

einlädt, sich auf einen Reise zwischen Traum

und Wirklichkeit zu begeben.

www.musikfestspiele-saar.de

Montag / 25. Mai

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Gesprächskonzert

Stefan Litwin

Eintritt frei

Samstag / 30. Mai

17 Uhr / HfM-Konzertsaal

Oboenklasse Prof. Philippe Tondre

Eintritt frei

12

Programm


Juni 2020

Montag / 1. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Orgelabend mit Werken von

Olivier Messiaen

Jörg Abbing, Orgel

Eintritt frei

Dienstag / 2. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Podium

mit Studierenden aus

unterschiedlichen Klassen

Eintritt frei

Mittwoch / 3. Juni

16 Uhr / Studio eSpace (TBH3)

Komponieren der Gegenwart

Johannes Boris Borowski

Eintritt frei

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Klavierklasse Prof. Thomas Duis

Eintritt frei

Donnerstag / 4. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Gesangsklasse

Prof. Yaron Windmüller

Eintritt frei

Freitag / 5. Juni

ab 19.30 Uhr / Dom zu Speyer

Speyerer Kult(o)urnacht

Orgelkonzerte mit Studierenden der HfM Saar

Im Rahmen der „Speyerer Kult(o)urnacht“

werden drei Studierende aus den HfM-

Orgelklassen mit je 40-minütigen Konzerten

erstmalig an den Orgeln im Speyerer Dom zu

hören sein. Sie werden im größten romanischen

Kirchbau der Welt an der 121 Register

umfassenden Orgelanlage ihre musikalischen

und technischen Fähigkeiten mit einer Auswahl

an außergewöhnlichen Orgelwerken

unter Beweis stellen.

19.30 Uhr – Romantische Impressionen

Adrian Brech (Orgelklasse Domorganist

Markus Eichenlaub)

Werke von Reger, Dupré, Vierne

Programm

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

13


HfM-Professor Jörg Abbing

© IPSAR

20.30 Uhr – Schätze aus der Slowakei ­

und aus Tschechien

Štefan Ilaš (Orgelklasse Rainer Oster)

Werke u.a. von Petr Eben

21.30 Uhr – Hommage

Pavol Valášek (Orgelklasse

Prof. Andreas Rothkopf)

Werke von Liszt, Demessieux, Duruflé

www.dom-zu-speyer.de/dommusik/­

konzerte/speyerer-kultournacht

Samstag / 6. Juni

17 Uhr / HfM-Konzertsaal

Klavier-Kammermusikklasse

Prof. Tatevik Mokatsian

Eintritt frei

Sonntag / 7. Juni

11 Uhr / HfM-Konzertsaal

Blechbläser-Klassen

Leitung: Ralf Rudolph

Eintritt frei

Montag / 8. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Flötenklasse

Prof. Gaby Pas-Van Riet

Eintritt frei

Mittwoch / 10. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Konzert der Stipendiat*innen

des Bruno und Elisabeth

Meindl-Stipendiums

Eintritt frei

Freitag / 12. Juni

19 Uhr / Stiftskirche St. Arnual

Tage Alter Musik im Saarland 2020

Sehnsucht Orgel: Mentor und Idol

Werke von Reincken, Vivaldi und Bach

Konzertmoderation: Thomas Krämer

An der Kuhn-Orgel: Jörg Abbing

Das Konzert mit dem Stiftskirchenorganist

und HfM-Prorektor Jörg Abbing will aufzeigen,

wie sehr sich Bach von Mentoren und

Idolen für seine Orgelwerke hat inspirieren

lassen. Zwischen den Orgelstücken wird HfM-

Emeritus Thomas Krämer Kurzinformationen

14

Programm


˚


Mittwoch, 17. Juni bis Sonntag, 21. Juni

11. HfM-Woche der Kammermusik

„… schwingt sich empor der Widerhall …“

Kammermusik von Franz Schubert und der Moderne

In der Kammermusikwoche 2020 werden

Werke aus Romantik und Moderne programmatisch

gegenübergestellt. Kompositorisches

Zentrum ist hierbei die Musik von Franz

Schubert. Mit der Programmauswahl des

Festivals wird gezeigt, dass sich Komponisten

des 20. und 21. Jahrhunderts zielgerichtet

mit der Musik Schuberts auseinanders etzen.

Neben Kompositionen der „klassischen

Moderne“ werden auch neueste Werke von

Studierenden der Kompositionsklasse von

Arnulf Herrmann (ur-)aufgeführt, daneben

auch Herrmanns „Hausmusik für Klavier zu

vier Händen“. Das Ensemble der musikalisch

Ausführenden ergibt sich – wie immer bei den

Kammermusikwochen – aus renommierten

Professor*innen und Dozent*innen sowie

hochtalentierten Studierenden der HfM Saar.

Mittwoch, 17. Juni, 19.00 Uhr

Werke von Franz Schubert und

Alfred Schnittke

Cristian Braica, Hans-Peter Hofmann,

Jone ­Kaliunaite, Tatevik Mokatsian, Adnana

­Rivinius,

Gustav Rivinius, Benedikt Schneider,

Ruth Ziesak und Studierende der HfM Saar

Donnerstag, 18. Juni, 19.00 Uhr

Werke von Franz Schubert,

Hans Werner Henze und Jacob Raab

Thomas Duis, Gordan Nikoli, Hwanhee Yoo

und Studierende der HfM Saar

Freitag, 19. Juni, 19.00 Uhr

Werke von Franz Schubert und

Jörg Widmann

Shirley Brill, Tatevik Mokatsian, Manuel ­Nawri,

Gordan Nikolic, Gaby Pas-Van Riet, ­Guilhaume

Santana, Alexis Scharff und ­Studierende der

HfM Saar

Samstag, 20. Juni, 17.00 Uhr

Lecture-Recital mit Stefan Litwin

„Klangbild und Pedalgebrauch bei Schubert

und Schönberg“

16

Programm


Franz Schubert: Seine Musik

ist das kompositorische Zentrum

der Kammermusikwoche.

Samstag, 20. Juni, 19.00 Uhr

Werke von Franz Schubert, Heinz Holliger,

Wolfgang Rihm, Jieun Jeong und

Aribert Reimann

Jone Kaliunaite, Orsolya Nagy, ­

Ruth ­Ziesak, Frank Wörner, Matthias Wierig

und ­Studierende der HfM Saar

Sonntag, 21. Juni, 19.00 Uhr

Werke von Franz Schubert,

Arnulf Herrmann und Wolfgang Rihm

Mario Blaumer, Michael Christensen,

Chi-Hsien Kuan, Tatevik Mokatsian,

Andreas Rothkopf und Studierende der

HfM Saar

Änderungen vorbehalten.

Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei.

Veranstalter:

Hochschule für Musik Saar in Zusammenarbeit

mit SR2 KulturRadio

Mit freundlicher Unterstützung der Freunde

und Förderer der Hochschule für Musik Saar

(FuF)

Mehr Informationen im eigenen Festival-Flyer

und unter www.hfm.saarland.de.

Programm

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

17


Sonntag / 21. Juni

N.N. / Stiftskirche St. Arnual

ChorWerk Saar-TUTTI

Solist*innen, Großer Chor der HfM Saar und

BachChor Saarbrücken

Maurice Duruflé: Requiem op. 9

(Fassung für Orgel und Chor) und

Motetten

Leitung: Georg Grün

Orgel: Jörg Abbing

Eintritt frei

Montag / 22. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Klarinettenklasse

Prof. Shirley Brill

Eintritt frei

Mittwoch / 24. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Gesangsklasse

Prof. Frank Wörner

Eintritt frei

Donnerstag / 25. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Klavierklasse

Prof. Kristin Merscher

Eintritt frei

19 Uhr / Stiftskirche St. Arnual

STUDIO VOCALE 19

Konzert des Studio Vocale Saar

Leitung: Studierende der Dirigierklassen

Prof Grün

Eintritt frei

Freitag / 26. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Gesangsklasse

Prof. Ruth Ziesak

Eintritt frei

Samstag / 27. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

1.Semesterabschluss-Konzert

der Jazz-Studiengänge

Eintritt frei

18

Programm


Sonntag / 28. Juni

17 Uhr / Alte Ev. Kirche St. Johann

Violaklasse

Prof. Jone Kaliunaite

Eintritt frei

Montag / 29. Juni

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Flötenklasse

Grigory Mordashov

Eintritt frei

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

2.Semesterabschluss-Konzert

der Jazz-Studiengänge

Eintritt frei

Programm

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

19


Juli 2020

Mittwoch / 1. Juli

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Klavierklasse

Prof. Thomas Duis

Eintritt frei

Freitag / 3. Juli

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Fagottklasse

Prof. Guilhaume Santana

Eintritt frei

Freitag / 3. Juli

19 Uhr / Stiftskirche St. Arnual

Podium der HfM-Orgelklassen

Eintritt frei

Freitag / 3. Juli

Samstag / 4. Juli

20 Uhr / kino achteinhalb Saarbrücken

Cinéconcert

Henrik Galeen:

„Der Student von Prag“ (D, 1926)

Mit Livemusik der Improvisationsklasse von

Prof. Jörg Abbing

An zwei Terminen improvisieren Studierende

aus der Klasse von Prof. Jörg Abbing live

im Saarbrücker Kino achteinhalb zu Henrik

Galeens Stummfilm „Der Student von Prag“.

Historisches Filmplakat

Das erste Remake des Klassikers von 1913

folgt weitgehend dem Originaldrehbuch von

Hanns Heinz Ewers.

Prag 1820: Der Student Balduin verkauft sein

Spiegelbild an den geheimnisvollen Wucherer

Scapinelli. Fortan führt er ein Leben in

Saus und Braus und erobert das Herz der

Komtesse Margit. Als deren Verlobter, Freiherr

Waldis-Schwarzenberg, davon erfährt, fordert

er Balduin zum Duell.

Info und Karten: www.kinoachteinhalb.de

Sonntag / 5. Juli

11.30 Uhr / HfM-Konzertsaal

Trompetenklasse

Prof. Robert Hofmann

Eintritt frei

20

Programm


Igor Strawinsky (1882 – 1971)

Sonntag / 5. Juli

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Oboenklasse

Prof. Philippe Tondre

Eintritt frei

Mittwoch / 8. Juli

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Klasse für Neue Musik

Prof. Stefan Litwin

Eintritt frei

Freitag / 10. Juli

19 Uhr / HfM-Konzertsaal

Promenadenkonzert

Igor Strawinsky: Le sacre du printemps

Dmitri Schostakowitsch: Cellokonzert Nr. 1

Das Orchester der HfM Saar

Leitung: Toshiyuki Kamioka

Bea Sallaberger, Violoncello

Eintritt frei

Kakophonie. Das Werk eines Wahnsinnigen.

Ein von Idioten gemachtes Ding. Solche

Schmähungen musste Igor Strawinsky für

„Le sacre du printemps“ über sich ergehen

lassen. Aber wie so oft machen Skandale

berühmt. Nach dem Fiasko der Uraufführung

des für Serge Diaghilevs Ballets russes komponierten

Stücks kennt jeder den Namen

Programm

Strawinsky, und aus dem einstigen Publikumsschocker

wurde bald ein Klassiker der

Moderne.

„Mein nächstes größeres Werk wird ein

Cello konzert sein!“, erklärte Dmitrij Schostakowitsch

im Sommer 1959. Bereits im Oktober

fand die Uraufführung dieses ersten Cellokonzerts

von Schostakowitsch statt: mit dem

Widmungsträger Mstislaw Rostropowitsch

als Solist und den Leningrader Philharmonikern

unter Jewgenij Mrawinsky. Das Konzert

entstand in einer Zeit, in der das Erbe

von Josef Stalins Kulturbürokratie während

der Tau wetter-Periode langsam überwunden

wurde. Unter Stalin hatten bedeutende

Teile von Schostakowitschs Kompositionen

als „volksfremd und formalistisch“ gegolten.

Das Konzert gilt als Teil der musikalischen Abrechnung

Schostakowitschs mit Stalin.

Samstag / 11. Juli

11 Uhr / HfM-Konzertsaal

Violoncelloklasse

Prof. Gustav Rivinius

Eintritt frei

Samstag / 11. Juli

17 Uhr / HfM-Konzertsaal

Streicher-Kammermusikklasse

Mario Blaumer

Eintritt frei

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

21


Vorschau

Kulturmeilenfest 2020

in Saarbrücken

Nach zehn Jahren Pause feiert im Spätsommer

das „Kulturmeilenfest“ ein imposantes Comeback.

Am Samstag, den 29. August, lädt das

große Festival saarländischer Kultureinrichtungen

in der Saarbrücker Innenstadt drinnen

wie draußen zu zahlreichen Veranstaltungen.

Auf dem vielfältigen Programm stehen Konzerte,

Ausstellungen, Führungen, Workshops,

Lesungen und vieles mehr. Mit einer Vielzahl

zusätzlicher Veranstalter wurde das Festivalgelände

bis auf die andere Saarseite zum

Saarbrücker Schlossplatz ausgedehnt. Auch

die Hochschule für Musik Saar beteiligt sich

wieder an dem Fest, unter anderem mit einer

Reihe von musikalischen Beiträgen.

Beteiligt am Kulturmeilenfest 2020 sind unter

anderem das Ministerium für Bildung

und Kultur, der Saarländische Rundfunk, das

Saarländische Staatstheater, die Stiftung

Saarländischer Kulturbesitz, die HfM Saar,

Regionalverband und Stadt Saarbrücken, die

Volkshoch schule der Landeshauptstadt, das

Saarländische Künstlerhaus, das Historische

Museum Saar, die Stadtgalerie und die Musikschule

Saarbrücken. Alle Veranstaltungen

werden kostenlos angeboten.

Nähere Informationen zu dem Programm finden

Sie auf unserer Homepage.

Festival-Plakat

Samstag / 27. September

N.N. / Abteikirche Tholey

Abschlusskonzert der Feierwoche

zur Einweihung der Gerhard

Richter-Fenster in der Abtei Tholey

in Kooperation mit den Musikfestspielen Saar

ChorWerk Saar- TUTTI

Solist*innen, Großer Chor der HfM Saar und

BachChor Saarbrücken

Südwestdeutsche Philharmonie

Leitung: Georg Grün

Maurice Duruflé – Requiem op. 9 (Fassung für

Orchester und Chor) und Motetten

22

Programm



Sonstige Konzertveranstaltungen

Gastspiele in saarländischen

Kommunen in Kooperation

mit der VSE AG

Die freundliche Unterstützung der VSE AG ermöglicht

der HfM Saar, verstärkt Gastspiele

in saarländischen Städten und Gemeinden

durchzuführen.

Informationen zu diesen Konzerten können

Sie auch der HfM-Homepage oder der lokalen

Presse entnehmen.

Spielstätten

HfM-Konzertsaal

Hochschule für Musik Saar

Bismarckstraße 1

66111 Saarbrücken

Kapazität: 214 Sitzplätze

Kammermusiksaal Alte Ev. Kirche St. Johann

Evangelisch-Kirch-Straße 27

66111 Saarbrücken

Kapazität: 140 Sitzplätze

Öffentliche Prüfungskonzerte

der HfM Saar

Eine aktuelle Übersicht unserer öffentlichen

Prüfungskonzerte finden Sie auf der

HfM-Homepage unter „Konzerte“.

Der Eintritt zu diesen Konzerten ist frei.

24 Editorial



Internationales Posaunen-Symposion

an der HfM Saar


Panorama


Rektoratsübergabe

an der HfM Saar

Zum 1. April dieses Jahres übergab

Prof. Wolfgang Mayer das

Amt des Rektors an den früheren

Pro rektor Prof. Jörg Nonnweiler.

Gleich zeitig rückte Prof. Dr. Jörg

Abbing auf die Position des Prorektors

nach. AllaBreve unterhielt

sich mit dem früheren und dem

neuen Rektor über die Aspekte ihrer

Amts führung. Im Anschluss an die

Interviews skizziert Prof. Dr. Abbing

seine Zukunftsvision für unsere

Hochschule. Zunächst äußert sich

Prof. Mayer zu den Schwer punkten

seiner zurückliegenden acht jäh rigen

Tätigkeit.

„Das Amt ist zum allergrößten

Teil ein Managerjob geworden“

Prof. Wolfgang Mayer zieht ein Fazit seiner Amtszeit

Prof. Wolfgang Mayer: Der Pianist wird in

Zukunft wieder als Grenzgänger zwischen

Klassik und Jazz unterwegs sein.

allaBreve: Lieber Herr Prof. Mayer, welche

Ziele konnten Sie in Ihrer Amtszeit realisieren?

Mayer: Ihre Frage möchte ich in Bezug auf

drei Bereiche beantworten:

1. Lehre und Forschung

2. Verwaltung (Struktur und Haushalt)

3. Verankerung in der Gesellschaft

(Angebote und Drittmittel)

Dabei standen und stehen für mich stets die

Menschen im Vordergrund. Zum einen die

Studierenden, die von uns die bestmögliche

Ausbildung erwarten und den Studienstandort

Saarland für sich ausgesucht haben. Der

Hauptgrund für ihre Wahl ist unser national

und international hoch angesehener Lehr-

28

Panorama


körper, der für die hohe Qualität in den

künstlerischen, künstlerisch-pädagogischen

und wissenschaftlichen Ausbildungsinhalten

steht und somit den wichtigsten Garanten

für die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit

der HfM Saar bildet. Damit

Studium und Lehre reibungslos funktionieren,

garantieren unsere Mitarbeiterinnen und

Mitarbeiter der Verwaltung, die trotz stetig

wachsender Aufgaben (ohne zusätzlichen

Stellenzuwachs) mit Freude und Empathie

ihre Arbeit leisten. Dies alles ist verzahnt mit

dem Engagement der Lehrenden, der Studierenden

und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

der Verwaltung in der akademischen

Selbstverwaltung – angefangen von den Fachgruppen,

über die beiden Fachbereiche, über

den akademischen Senat bis hin zur Hochschulleitung.

Dass diese „Zahnräder“ gut zusammenlaufen,

habe ich in den vergangenen acht Jahren

in meiner Verantwortung im Amt des Rektors

versucht meinen Beitrag zu leisten. Dabei gilt

es, sich die HfM Saar nicht als starre oder

statische Einrichtung vorzustellen, die es zu

verwalten gilt, sondern – ich zitiere unseren

derzeitigen Hochschulentwicklungsplan –

sich die Hochschule vorzustellen als einen

Ort des Experimentes und des Reflektierens,

des Forschens und innovativen Denkens, als

Ort des Bewahrens und Aufbrechens, der freien

Kunst entwicklung und des ästhetischen

Gewissens, als Ort von Ausbildung und Befähigung

und gleichzeitig Ort von Visionen, ein

Ort der Deutung künstlerischer Vergangenheit

und deren Bedeutung für die Gegenwart

sowie der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft.

Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass

wir im Bereich Forschung und Lehre in den

letzten acht Jahren 14 neue Studiengänge

eingerichtet haben, so dass wir aktuell insgesamt

38 Studiengänge an der HfM Saar

anbieten. Begleitet wurde dieser Prozess

durch die Revision der bestehenden, seit der

Bologna-Reform eingeführten Studiengänge.

Zusammen ergibt dies heute ein zeitgemäßes

Panorama

und zukunftsorientiertes Studienangebot.

In diesem Zusammenhang gilt mein besonderer

Dank Prof. Jörg Nonnweiler, der federführend

gemeinsam mit den Fachbereichen

die Studien gangsentwicklung geleitet hat.

Aus den in meinen beiden Amtszeiten neu berufenen

15 Professorinnen und Professoren –

die ich allesamt sehr, sehr schätze – möchte

ich beispielhaft die Berufung von Prof. Arnulf

Herrmann (Nachfolge Prof. Theo Brandmüller)

im Fach Komposition und Prof. Manuel Nawri

(Einrichtung einer neuen Professur Ensembleleitung

Neue Musik) nennen. Zusammen

mit der Umsetzung der Neueinrichtung eines

Studios für experimentelle und elektronische

Musik (eSpace) wurde ein innovatives, studiengangübergreifendes

Konzept der Interaktion

zwischen „Komposition – Interpretation –

und Leitung von Ensembles Neuer Musik“

umgesetzt. Ebenfalls zu einem gelungenen

Dreieck fügt sich in Kürze der zukunftsweisende

Ausbildungsbereich im Fach Kammermusik

zusammen. Nach der überaus erfolgreichen

Arbeit im Fach Klavierkammermusik (Prof.

Tatevik Mokatsian), der Neueinrichtung und

Neubesetzung der Professur Bläserkammermusik

(Prof. Guilhaume Santana) läuft zur Zeit

das Berufungsverfahren für eine Professur

Streicherkammermusik. Eine wichtige Maßnahme,

um den Ausbildungsstandard zu sichern

und zu steigern, war für die Hochschule

die Neueinrichtung einer Professur für Musikwissenschaft

mit Schwerpunkt Musiktheorie,

mit der erstmals für das Saarland Forschungsprojekte

generiert werden, die künstlerische

Praxis mit musiktheoretischer und musikwissenschaftlicher

Reflexion verknüpfen.

Diese und andere Ziele im Bereich Lehre

und Forschung hat die Hochschule in einem

lebendigen und erfolgreichen Kommunikationsprozess

in einem Hochschulentwicklungsplan

fixiert, der nach dem letztmalig gültigen

Hochschulentwicklungsplan aus dem Jahr

2002 im Jahr 2017 vom Senat der Hoch schule

verabschiedet und mit Genehmigung des

Ministers für Bildung und Kultur 2018 rechtliche

Gültigkeit erlangt hat.

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

29


Im Bereich der Verwaltung konnte nach anfänglich

unruhigen Zeiten mit der Einrichtung

klarer Strukturen deutliche Effizienzgewinne

erzielt werden. So wurde mit der Einführung

von drei Dezernaten eine verantwortungsvolle

Zwischenebene zwischen unterschiedlichen

Aufgabenbereichen und der Hochschulleitung

geschaffen. Dazu wurden Aufgabenbereiche,

die sich zuvor in unterschiedlichen Zuständigkeiten

befanden, auf einzelne Personen gebündelt

und so insgesamt die Prozessabläufe

effizienter und effektiver gestaltet. Nennen

möchte ich beispielhaft die Einrichtung

einer zusätzlichen Verwaltungsstelle für den

Bereich Hochschulentwicklung, Qualitätsmanagement,

Controlling, die Einrichtung

eines Projektbüros, die befristete Beschäftigung

einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin

(50 Prozent) zur Strukturverbesserung aller

Veranstaltungen und die Einrichtung eines

Chor- und Orchesterbüros und befristete Beschäftigung

eines wissenschaftlichen Mitarbeiters

zur Entlastung der Verwaltung. Weiterhin

ist es gelungen, mit der in zwei Schritten

erfolgten Erstellung einer neuen Corporate

Identity (CI) der Hochschule, ein zeitgemäßes

und ansprechendes „neues Gesicht“

nach außen zu geben. Mit der Neufassung

der Homepage und der Ablösung des bisherigen

Flyers durch ein sehr ansprechendes

Programmheft ergab sich schließlich die Möglichkeit,

die Hochschulzeitschrift „Alla Breve“

inhaltlich neu auszurichten.

Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle

Kanzler Alfred Jost für seine hoch kompetente

Arbeit, seine kommunikative Art und die

stets vertrauliche Zusammenarbeit. Ich möchte

besonders betonen, dass die Hochschule

nur dank der hohen Expertise des Kanzlers

durch die in der Geschichte der Hochschule

einmalige fünfjährige Phase von dauerhaften

Einsparmaßnahmen ohne schweren Schaden

zu nehmen gekommen ist. So bewirkte die

Ausrichtung jeglichen Verwaltungshandelns

nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit

die bestmögliche Nutzung der Ressourcen.

Für die Jahre 2015 bis einschließlich 2019

leistete die Hochschule den ihr von der saarländischen

Landesregierung auferlegten

Sparbeitrag zur Einhaltung der sogenannten

Schuldenbremse. Insbesondere konnte der

drohende Wegfall von Professuren und damit

einhergehend die Minderung der Qualität der

Lehre bis hin zum drohenden Wegfall von Studiengängen

abgewendet werden. Selbstverständlich

gilt mein Dank auch an dieser Stelle

der saarländischen Landesregierung und den

Mitgliedern des saarländischen Landtages,

dass die saarländischen Hochschulen ab dem

Haushaltsjahr 2020 von den Sparmaßnahmen

wieder befreit wurden. Am Ende der jahrelangen

„Fahrt durch die Klippen“ blieb „nur“ der

Wegfall von zwei Stellen in der Verwaltung.

Sehr stolz bin ich darauf, dass es der Hochschulleitung

unter Vorlage eines gegenfinanzierten

Konzeptes gelungen ist, zwei Stellen

des akademischen Mittelbaus im Haushalt

der Hochschule zu verankern (zuvor null Stellen).

So konnten vier zuvor als Lehrbeauftragte

tätige Kolleginnen und Kollegen eine inzwischen

unbefristete 50 Prozent-Stelle antreten.

Zwei weitere befristete 50 Prozent-Stellen

wurden in der Zwischenzeit besetzt. Ich freue

mich auch sehr darüber, dass ich die vor Beginn

meiner Amtszeiten gegebene Zusage

einhalten konnte, mit der Neufassung des Erlasses

über die Vergütung von Lehraufträgen

an der HfM Saar die Vergütung von Lehrauftragsstunden

auf einen bundesweit sehenswerten

Wert anzuheben und so zu einer Ver-

30

Panorama


besserung der Situation der Lehrbeauftragten

beitragen konnte.

Überaus wichtig war es der Hochschule unter

meiner Leitung, die tiefe Verankerung der

HfM Saar in die Gesellschaft zu pflegen und

zu stärken. Neben ihrem vielfältigen Angebot

von rund 150 Konzerten pro Jahr, ihren

gemeinsamen Projekten mit ihren Kooperationspartnern

wie zum Beispiel dem Saarländischen

Staatstheater und dem Saarländischen

Rundfunk, bietet die HfM Saar Angebote musikalischer

Früherziehung unter anderem mit

Eltern/Kind-Gruppen an. Regelmäßig finden

Projektgruppen in Kindertagesstätten und

Schulen unter anderem in Kooperation mit der

Musikschule der Landeshauptstadt Saarbrücken

statt. Die HfM Saar engagiert sich in der

Jugendarbeit und in der Erwachsenenarbeit

mit Projektgruppen, unter anderem mit einem

Panorama

Projekt „Arbeit mit Demenz-Erkrankten“. Die

Studierenden und ehemaligen Studierenden

sind engagiert in den saarländischen Schulen,

Musikschulen und kirchlichen Einrichtungen.

Sie leiten Chöre oder Pop-Bands, Bergkapellen

oder Bläserklassen.

Mit großer Freude und tiefem Dank erfüllt

uns das großartige Echo, das die Hochschule

durch die Bevölkerung erfahren darf.

Seien es die über 800 Mitglieder in der Vereinigung

der Freunde und Förderer der HfM

Saar, die mit ihrem Mitgliedsbeitrag und mit

Spenden direkt die Studierenden der Musikhochschule

fördern. Dies ermöglicht zum

Beispiel, Meister kurse zu besuchen oder den

in unverschuldet in finanzielle Not geratenen

Studierenden Hoffnung und Wertschätzung

zu geben. Es sind einzelne Privatpersonen,

Ehepaare und Familien, die unsere Studie-

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

31


renden unterstützen. So ist es beispiels weise

durch die nachhaltig garantierte jährliche

Spende einer saarländischen Unternehmerfamilie

– die auf Wunsch anonym bleiben

möchte – möglich, aktuell eine befristete wissenschaftliche

Mitarbeiterstelle im Bereich

eines neu konzipierten „Career Service“ zu

besetzen. Der Career Service soll sowohl den

Übergang für Studierende in den Berufsmarkt

professionalisieren und begleiten als auch

Weiterbildungs angebote im Bereich Selbstmanagement

und Gesundheitsprävention

strukturiert und am student life circle

orientiert anbieten. Ihren großen

Respekt und Dank hat die Hochschule

auch hinsichtlich der

testamentarisch verfügten

Erbschaft eines Hauses an die

Vereinigung der Freunde und

Förderer zum Ausdruck gebracht.

Aus dem Kreis der institutionellen

Unterstützer möchte

ich beispielhaft die SaarLB nennen,

die über Jahrzehnte die Durchführung unseres

renommierten Walter-Gieseking-Wettbewerbs

ermöglicht. Ebenso die VSE AG, die

über Jahre mit der finanziellen Unterstützung

der Reihe „HfM Saar unterwegs“ Konzerte

unserer Studierenden in allen Landkreisen

ermöglicht. Weiterhin nennen möchte ich

die Peter-und-Luise-Hager-Stiftung und die

Stiftung ME Saar, die uns die Umsetzung

unserer Vision zur Durchführung einer jährlich

stattfindenden internationalen HfM Saar

Summer School ermöglichen. Allen Unterstützern,

Freunden und Förderern haben wir

am 29 Januar 2020 in der vollbesetzten Saarbrücker

Congresshalle mit dem Orchester der

Hochschule für Musik Saar unter der Leitung

von Toshiyuki Kamioka und Mahlers 7. Sinfonie

aus tiefem Herzen Danke sagen dürfen

Welche Projekte hätten Sie gerne noch verwirklicht?

„Als

begeisterter

Pädagoge freue

ich mich darauf, mein

lange geplantes

Lehrbuch zu

schreiben“

Ganz unabhängig von meiner Person ist es

für die Hochschule von absolut lebenswichtiger

Bedeutung, dass noch in diesem Jahr

die Saarländische Landesregierung und die

Mitglieder des Saarländischen Landtages die

notwenigen Mittel für die Realisierung eines

Teilneubaus der Hochschule für Musik Saar

in die Finanzplanung des Doppelhaushaltes

2021/2022 aufnehmen. Es ist bekannt, dass

ein für 2012 (!) geplanter Neubau am Standort

Bismarckstraße nicht realisiert wurde.

Die Situation hat sich in den letzten Jahren

äußerst verschärft, so dass sowohl der dem

Hauptgebäude zugehörige „Hanus-Bau“ dringendst

saniert werden muss und das erstellte

Brandschutzkonzept im Hauptgebäude

dringendst auch im Sinne der

Sicherheit der Menschen umgesetzt

werden muss. Ich danke

den zuständigen Ministerien,

dem Ministerium für Bildung

und Kultur, dem Ministerium

für Inneres, Bauen und Sport,

dem Ministerium für Finanzen und

Europa und der Staatskanzlei für die

konstruktive Suche nach einer Lösung.

Mögliche Lösungen für eine zwischenzeit liche

Auslagerung des Lehrbetriebes (Interimslösung)

haben sich hinsichtlich der räumlich/

akustischen Anforderungen des Lehrbetriebes

einer Musikhochschule als zu teuer, nicht

nachhaltig genug und insgesamt nicht umsetzbar

erwiesen. Ausschließlich die Errichtung

eines Teilneubaus, der zeitweise Umzug

in diesen, die dann folgende Sanierung des

Haupt gebäudes und der teilweise Rückzug in

die Bismarckstraße und damit der Verbleib im

Herzen der Kulturmeile haben sich als nachhaltig

und zeitgemäß herausgestellt. Eine

zeitliche Verzögerung der Aufnahme in die

Finanz planung des Saarlandes birgt die reale

Gefahr – und ich sage das ehrlich und ohne

Übertreibung – dass noch vor Fertigstellung

eines Teilneubaus das marode Hauptgebäude

geschlossen werden muss und die Erfüllung

des rechtlichen Anspruchs der Studierenden

auf das Erreichen ihres Studienzieles zu äußerst

schwierigen und sicherlich sehr teuren

Effekten führen würde. Der Studienstand-

32

Panorama


ort Saarland braucht auch hinsichtlich der

Qualität und Quantität zeitgemäßer und

musikhochschulspezifischer Raumangebote

den wettbewerbsfähigen Anschluss an die anderen

23 deutschen Musikhochschulen. Mit

unserem wichtigsten Gut, einem national und

international hochangesehenen Lehrkörper,

können wir ohne professionelle Infrastruktur

nicht auf Dauer „am Markt“ bestehen.

Ich schließe nicht aus, dass mit Drucklegung

dieser AllaBreve bereits entscheidend positive

Gespräche zu diesem für die Musikhochschule

existenziellen Thema innerhalb der

saarländischen Landesregierung und den

Fraktionen der beiden Regierungsparteien geführt

wurden.

An was erinnern Sie sich besonders gerne

­zurück?

Das Aufgabenfeld einer Rektorin oder eines

Rektors hat sich in den letzten Jahrzehnten

sehr verändert. Das Amt ist zum allergrößten

Teil ein Managerjob geworden. Und dann gab

es für mich die Momente, warum wir Musikhochschule

sind. So durfte ich als schönste

Momente meiner Aufgabe erleben, wenn die

Studierenden bei Konzerten oder in ihren Prüfungen

mit Freude, Können, Leidenschaft und

Herz musizierten. Es ist ja nicht nur ein Beruf,

den Musikerinnen und Musiker anstreben,

sondern sie folgen einer Berufung, der sie ja

bereits im Kindesalter und über die Jugendzeit

hinweg mit Fleiß und Leidenschaft nachstreben.

Musik ist ein Geschenk, an dem ich

mich selbst mein Leben lang erfreuen durfte

und für Musikerinnen und Musiker ist es ein

Geschenk, wenn sie dies anderen Menschen –

ob jung oder alt – weiterschenken dürfen. Das

Schöne daran ist auch, dass ich kein Rektor

sein muss, um weiterhin die tollen Konzerte

unserer Studierenden hören zu können.

Haben Sie es jemals bedauert, Ihr Amt angetreten

zu haben?

Nein. Ich habe viel dazu lernen dürfen, was

mich auch als Mensch weitergebracht hat.

Auf viele stressige Situationen hätte ich gerne

Panorama

verzichtet, aber das hat mit Bedauern nichts

zu tun und gehört zur Arbeit in einer Führungsposition.

Sie haben sich mit Ihrer spontanen, unkomplizierten

und improvisationsfreudigen Art viele

Sympathien erworben. Wieviel Jazz steckte in

der Amtszeit von Prof. Wolfgang Mayer?

(lacht) Das ist nett, dass Sie mir diese

Eigenschaften zuschreiben. Ich kann sie

sogar bestätigen (lacht). Ich glaube, dass

ich als Pfälzer dieses mit den Saarländerinnen

und Saarländern gemein habe. Mit Jazz

hat das nichts zu tun. Sie glauben gar nicht,

wie spontan und improvisationsfreudig die

sogenannten klassischen Musikerinnen

und Musiker sind. Ich wollte früher mal eine

Dissertation über das Thema „Der Humor

in der Ernsten Musik“ schreiben, aber dazu

komme ich nicht mehr. Zurück zu Ihrer Frage:

Es schadet meines Erachtens nicht, wenn

man sich Problemstellungen improvisatorisch

nähert und sich so möglicherweise unvorhergesehene

Lösungswege ergeben. Das habe

ich wahrscheinlich vom Jazz gelernt.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?

Ich wünsche meinem Kollegen Prof. Jörg

Nonnweiler viel Erfolg, eine glückliche Hand

und das Vertrauen und die Unterstützung

durch die Mitglieder der HfM Saar und durch

die Menschen im Saarland.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Als begeisterter Pädagoge freue ich mich darauf,

wieder mehr zu unterrichten, als Pianist

werde ich wohl wieder als Grenzgänger zwischen

Klassik und Jazz unterwegs sein, und

beides zusammengefügt plane ich endlich,

mein seit zehn Jahren im Kopf befindliches

Lehrbuch zum schulpraktischen Klavierspiel

und natürlich zur Improvisation zu schreiben.

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

33


„Aktiva dieser Hochschule sind

die Menschen“

Prof. Jörg Nonnweiler zu den Zielen seines Rektorats

Amt gedrängt. So war es auch jetzt. Nachdem

feststand, dass Prof. Wolfgang Mayer nicht

mehr kandidieren wird, wurde ich von vielen

Menschen innerhalb und außerhalb der Hochschule

angesprochen und gebeten, über eine

Kandidatur nachzudenken. Wir leben in einer

spannenden Zeit der Entwicklung, in der die

Hochschule sich positionieren und legitimieren

muss. Da der Hochschul- und der Lehrentwicklung

immer mein besonderes Interesse

galt, freut es mich, in dieser Zeit mitgestalten

zu dürfen.

Prof. Jörg Nonnweiler: „Neben den Sorgen

des Alltags beschäftigen mich insbesondere

inhaltliche Fragen“.

allaBreve: Lieber Herr Prof. Nonnweiler, was

hat Sie dazu bewogen, die Verantwortung für

das Amt des Rektors zu übernehmen?

Nonnweiler: In all den zurückliegenden Jahren

kam die Verantwortung immer auf mich zu,

nie umgekehrt. Ich habe mich nie nach einem

Was schätzen Sie an der Arbeit Ihres Amtsvorgängers?

Alle Rektoren, die ich kennenlernen und mit

denen ich zusammenarbeiten durfte, haben

viel für die Hochschule und ihre Mitglieder

geleistet. Jeder tat dies mit seinen speziellen

Gaben und unter enormem Engagement.

Daher ist die Hochschule ihnen Dank schuldig,

auch wenn ein Großteil dessen, was geleistet

wird und wurde, nicht immer wahrgenommen

werden kann. Wenn wir betrachten, welche

Probleme bereits gelöst und welche Weichen

34

Panorama


gestellt wurden, so kann die Hochschule mit

Optimismus in die Zukunft gehen.

Als besonders schätzenswert empfand ich

die Geduld, mit der mein Amtsvorgänger mit

schwierigen Fragen umgeht. Er hat die besondere

Fähigkeit, einen Gesprächsfaden immer

wieder aufzunehmen, auch wenn wir an unsere

Grenzen oder auch darüber hinaus geführt

wurden.

Was sind Ihre wesentlichen Ziele für die

nächsten vier Jahre?

Neben den Sorgen des Alltags beschäftigen

mich insbesondere inhaltliche Fragen. So gelten

als wesentliche Ziele beispielsweise die

Lehrentwicklung mit dem Schwerpunkt künstlerische

Lehre und künstlerische Forschung,

die Weiterentwicklung des Studienangebotes

und das Qualitätsmanagement sowie Weiterbildung

und Intensivierung von Kooperationen.

Besonders am Herzen liegen mir die Verankerung

unserer Hochschule als Kulturträger und

unverzichtbares Kulturgut in der Gesellschaft,

die Förderung des Dialogs zwischen den Disziplinen

und die Betrachtung von Lehr- und

Lernprozessen unserer Studierenden in ihrer

besonderen Lebenssituation.

Die Aktiva jedoch sind die Menschen, ihre

inhaltliche Energie bezüglich Weiterentwicklung

von Kunst und Lehre, Projekten und Forschung.

Ich vertraue ebenso auf das Engagement

von Studierenden, Lehrenden und aller

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das darauf

zielt, die Hochschule zu pflegen und weiter zu

entwickeln. Diesen Zusammenhalt empfinde

ich nach wie vor als eine der Stärken unserer

Hochschule.

Wie werden Sie in Zukunft Ihre Lehrtätigkeit

mit dem Amt des Rektors vereinbaren ­können?

Die Lehre ist für mich das Schönste und das

Spannendste unseres Berufes. Ich werde allerdings

die Quantität der Lehre reduzieren

müssen. An der Qualität und an der Intensität

werde ich nichts ändern. Ich werde weiter

unterrichten, schreiben, komponieren

und hoffentlich auch dirigieren. Eingebettet

in ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,

kollegial mit dem Prorektor und den

Dekan*innen werden sich Amt und Lehre vereinbaren

lassen.

Als Rektor kann ich sicher nicht für alles verantwortlich

sein oder alles selbst regeln und

ich werde es auch gar nicht erst versuchen. Es

ist sicherlich klug, die Grenzen des Möglichen

zu kennen und zu beachten. Wenn wir zusammenstehen

können wir mit Zuversicht in die

Zukunft schauen.

Die Gespräche führte Thomas Wolter

Wo sehen Sie Potenzial und Schwächen

­unserer Hochschule?

Der Bereich der Infrastruktur wird uns sicher

beschäftigen. Es ist kein Geheimnis, dass wir

uns Sorgen um die Gebäude und deren Sanierung

machen müssen und dass hier Entscheidungen

gefällt und Maßnahmen eingeleitet

werden müssen. Ebenso verhält es sich mit

dem Thema Digitalisierung. In der Summe

müssen wir zusehen, dass die HfM Saar in

keinen Standortnachteil gerät oder darin verbleibt.

Panorama

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

35


Prof. Dr. Jörg Abbing

Identifikation –

Professionalisierung – Störung

Ideen zur Stellung der Hochschule für Musik Saar

in der Zukunft

Prof. Dr. Jörg Abbing: „Die Hochschule

verstehe ich als einen Organismus mit

trennender Membran zur Außenwelt“.

Ich bin die Musik, die mit süßen Tönen

jedes gequälte Herz zu beruhigen weiß,

und mal von edlem Zorn und mal von Liebe

die eisigsten Gemüter entflammen kann.

Claudio Monteverdi/Alessandro Striggio:

Prolog aus L‘Orfeo

Präambel: Die gelebte Dialektik

zwischen Konsum und Autonomie

in der Kunst – und einige

Gedanken über die Metaebene der

Partitur

Indem wir die Begriffe Kunstautonomie und

Konsum als Dichotomie niederschreiben, begeben

wir uns ins Zentrum der Thesen von

Theodor W. Adornos „Ästhetischer Theorie“ 1

und müssen anerkennen, dass sich der Philosoph

hinsichtlich einiger, in den späten

1960er-Jahren noch prognostisch formulierter

Ideen doch sehr stark der heutigen Kunstrealität

näherte. Wir befinden uns leider in einer

Zeit, in welcher wir für viele der Kunstwerke,

die uns zum Studium überlassen wurden, verteidigendes

Zeugnis ablegen müssen. Hinter

diesen Fakten steht das Diktat der Majorität,

der Quote. Viele Radiosender beugen sich mit

ihrem Kulturprogramm der ambitionslosen

Mehrheit, erzielen eine wahllose Globalisierung

der Klangkunst und gelangen letztlich

zu einer musikdramaturgischen Beliebigkeit,

die diametral zu jedem seriösen Kulturbegriff

steht. In der Konsequenz müssen wir auf und

hinter der Bühne nicht mehr nur Interpreten 2 ,

sondern Anwälte der Kunst sein. Das ist be-

1 Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften. Band 7: Ästhetische Theorie. Frankfurt am Main: 1996.

2 In der Folge wähle ich aus rhetorischen Gründen die maskuline Form, impliziere jedoch alle Geschlechter.

36

Panorama


dauerlich, es ist zudem musikhistorisch neu

und stellt uns in der Konsequenz vor neue

Herausforderungen.

Die Idee der Kunst als Darstellungsform gesellschaftlicher

Phänomene löste sich zu Beginn

des 20. Jahrhunderts in den verschiedenen

Kunstformen in verschiedene Strömungen

auf, die sich der Abbildungsidee einer erlebten

und gelebten Wirklichkeit bewusst verweigerten.

Damit wurde auch die Musik einer

berichtenden Funktion enthoben – gleich falls

setzte sie sich aber auch aus dem alltäglichen

Blickfeld der Rezipienten ab. Dieser Prozess

verlangt vom Kunstliebhaber die Ergänzung

ästhetischer Erfahrungsmodelle zum Kunstwerk

hin; er fordert ihn auf, sich dem Kunstwerk

zu nähern, indem er ihm Fragen stellt.

Hier tritt die Kunstvermittlung auf den Plan

und bietet im Dialog mit den Malern, Schriftstellern,

Bildhauern, Komponisten etc. eine

Verständnishilfe als informatives Pendant

zum künstlerischen Artefakt.

Die Synopse aus Kunst- und Ideenpräsentation

bietet den Korpus unserer Musikhochschule

– und ich meine damit nicht allein die

Idee einer notwendig gewordenen Kunstvermittlung,

sondern vielmehr diejenige der

Notwendigkeit einer didaktischen und autodidaktischen

Auseinandersetzung mit dem

Kunstwerk über die rein spieltechnische Ebene

hinaus. Die Metaebene der Partitur liefert

uns wichtige Verständnishilfen zur Ontologie

des studierten Kunstwerks, sie lehrt uns quasi

– wenn wir uns mit den entsprechenden Informationsquellen

beschäftigen – die Werkschau

in 3D. Hierfür stellt das Vorlesungsverzeichnis

der HfM Saar wichtige Unterrichtsangebote

zur Verfügung, die zumeist aus den musiktheoretischen

bzw. musikwissenschaftlichen Disziplinen

stammen und sich generell nicht der

höchsten Priorität seitens der Studierenden

erfreuen. Die Notwendigkeit der Beschäftigung

in das Werk hinein muss eigentlich nicht

gesondert betont werden, sondern ergibt sich

aus der unbedingten Duplizität aus Werk und

Werkbegriff. Die Angebote hierzu sind seitens

Panorama

der Hochschule vorhanden – und: Dies ist

keine Bringschuld.

Identifikation

Die Hochschule verstehe ich als einen Organismus

mit trennender Membran zur Außenwelt.

Alles Innere ist durch die Liebe zur

Musik geeint. Innerhalb der Hochschule sollte

dieses Bewusstsein täglich in Form von

Aufmerksamkeit für Begegnungen zwischen

Lehrenden, Mitgliedern der Hochschulverwaltung

und Studierenden vorhanden sein. Im

Vergleich mit der deutschen Hochschullandschaft

ist es in unserer verhältnismäßig kleinen

Hochschule durchaus möglich, einander

im Hochschulalltag wiederzuerkennen, auch

wenn kein Schüler-Lehrer-Verhältnis besteht.

Ich sehe dies als notwendige Höflichkeit an,

die für uns alle Nachhaltigkeit besitzt – im

Gegensatz zur oft ersatzweise praktizierten

Beschäftigung mit mobilen elektronischen

Geräten aller Art. Denn: Die Hochschule ist

kein Bahnhof, sondern eine Lehrgemeinschaft

von Menschen, die am Fortbestand derselben

Idee arbeiten wollen. Der persönliche Gruß

des Gegenübers unterliegt keiner Abnutzung

und ist auch nicht viral suspekt.

Identifikation zeigt sich ebenfalls im respektvollen

Umgang mit dem uns allen zur Verfügung

gestellten, wertvollen Mobiliar der

Hochschule. Nur wenige Ausbildungsinstitutionen

sind finanziell so opulent ausgestattet

wie Musikhochschulen: Die Konzertflügel in

den Unterrichtsräumen sind für die meisten

Menschen finanziell nahezu unerschwinglich

und sollten daher mit der gleichen Vorsicht

behandelt werden, als wären sie unser

Eigentum oder als müssten wir sie – wie einen

Mietwagen – im gleichen Zustand wie zum

Zeitpunkt der Überlassung wieder zurückgeben.

Gleiches gilt für die sonstige Ausstattung

sämtlicher Räumlichkeiten der HfM Saar.

In ganz praktischer Weise wünsche ich mir

eine Identifikation seitens der Studierenden

und Absolventen mit ihrer Hochschule über

Veranstaltungen, die das stolze Gefühl der

universitären Alma Mater evozieren: Ich möch-

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

37


te für die Zukunft Akademische Feierstunden

zur Zeugnisübergabe und Alumni-Treffen initiieren

und eine Fortführung der vom AStA der

Hochschule organisierten und durchgeführten

Events unterstützend begleiten.

Für uns hauptamtlich Lehrende bedeutet dies

– auch in Spiegelung der Arbeitsverhältnisse

unserer vielen Lehrbeauftragten – die stete

Bewusstmachung unserer ersten Freude über

die Berufung an die HfM Saar: Ein Gefühl von

Zugehörigkeit zur Hochschule über das reine

Unterrichten hinaus muss stets in aller Demut

vor unserem Beruf neu befüllt werden.

Professionalisierung

Als Hochschule mit universitärem Status

stehen wir in der Reihe der Ausbildungsinstitutionen

an vorderster Stelle. Damit sollten

wir uns auch der Vorbildfunktion seitens der

Professionalisierung in den unterschiedlichen

Berufssparten, für die wir ausbildend tätig

sind, verpflichtet fühlen und in diesem Sinne

selbst überprüfen.

Es gelten demnach für uns alle höchste Standards

in der künstlerischen Performance, der

Öffentlichkeitsarbeit, der Konzertbegleitung

wie auch der Betreuung einzelner Projekte.

Dabei sollten möglichst flache organisatorische

Hierarchien herrschen, damit wir nicht

zum exklusiven Konzertbetrieb werden, dem

sich die restliche Hochschulöffentlichkeit

beugen muss. Kulturmanagement, Musikwissenschaft,

Musikpädagogik, EMP – all das

trifft in unserer Hochschule begleitend auf

höchste künstlerische Fertigkeiten, die in den

einzelnen Klassen herausgearbeitet werden.

Der Begriff der Synergie-Effekte ergibt dann

Sinn, wenn sich – bildlich gesprochen – genau

diese einzelnen Stecker sinnvoll verbinden.

Störung

Es ist der musikalische Moment eines Werks,

der aus der Kompositions-Reihe fällt – der

aber für die Musikgeschichte die entscheidende

Wendung markiert. Es ist die interpretatorische

Feinheit, die den wenigen, hierfür

empfänglichen Menschen für eine kurze Zeit

ihren Atem raubt und sich in das Gedächtnis

graviert. Es sind die musikalischen Strukturen,

die wir auch nach dem intermittierenden

Schlaf innerlich weiterhören; es sind ferner

die Gedichte, die man auswendig lernt, weil

sie in ihrer Sprachästhetik uns so sehr berühren

und es sind die Gemälde, die uns in

ihren Rahmen ziehen. Immer handelt es sich

um Störungen bestimmter ästhetischer Gewohnheiten.

Oft sind genau diese uns allen

bekannte Störungen für unser Kunstverständnis

wegbildend gewesen. Die Kunstrichtung

des mainstream mag ihre Funktionalität bestenfalls

in der Mittelachse gefunden haben;

allein: In allen musikalischen Richtungen

hat es stets diejenige Musik zu Ausschlägen

nach oben gebracht, die uns in unseren Gewohnheiten

gestört hat, die uns geängstigt,

begeistert, befremdet hat. Der Toleranz der

Mediokrität sollten wir also erfahrungsgemäß

immer mit Vorsicht begegnen. Die künstlerische

Opposition hierzu wurde nicht selten zur

Wegmarke in der Musikgeschichte.

In zweiter Bedeutung möchte ich den eigentlich

negativ konnotierten Begriff Störung

durchaus politisch verstanden wissen: Für die

Zukunft wünsche ich mir die nötige Anerkennung

seitens der politisch Verantwortlichen;

ich wünsche mir z.B. ein wenig von der Störkraft

des 5. Madrigalbandes aus der Feder des

anfangs zitierten Claudio Monteverdi – oder

der epochalen Uraufführung von Strawinskys

Sacre du Printemps am 29. Mai 1913. Wir müssen

diese Energie in die Politik kolportieren,

damit wir auch in Zukunft unseren Standort

wahren und erweitern können.

Stören wir also, damit wir im kulturellen Gedächtnis

bleiben!

38

Panorama


Das Odeon Trio:

Gewinner des 1. Preises in der

Disziplin Kammermusik.

Junge Talente in Klavier und

Kammermusik

Der 20. Walter-Gieseking-Wettbewerb der HfM Saar

In der Hochschule für Musik Saar fand mit

freundlicher Unterstützung der SaarLB vom

23. bis 27. September 2019 der 20. Walter-Gieseking-Wettbewerb

statt. Er wurde in

diesem Jahr in den Disziplinen Klavier und

Kammermusik (Duo bis Sextett) ausgetragen.

Eine hochkarätig besetzte Jury mit Hochschullehrer*innen

aus ganz Deutschland hat über

die Preisträger*innen entschieden.

In der Disziplin Klavier wurde Martina

Rommel mit einem Förderpreis ausgezeichnet.

Jeweils einen 2. Preis erhielten Jiwon Kim

und Francesco Torsello. Ein 1. Preis wurde

nicht vergeben.

In der Disziplin Kammermusik erhielt das

Trio Amphiprion (Samuel Waffler, Klavier;

Arthur Kurghinyan, Violine; Pierre Schaaf,

Violoncello) einen Förderpreis. Der 2. Preis

ging an das Trio Lisa Saterdag (Violine),

Jongyun Jeung (Viola) und Masanori Tsuboi

(Violoncello) sowie an das Duo Seuwei Lee

(Violine) und Yookyung Hong (Klavier).

Mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde

Panorama

das Odeon Trio (Alexander Baier, Klavier;

Johanna Hempen, Violine; Oliver Léonard,

Violon cello).

Der Walter Gieseking Wettbewerb ist der

bedeutendste Wettbewerb der Hoch schule

für Musik Saar. Zu Ehren des international

renommierten Pianisten und ehemaligen

Professors unserer Hochschule ruft der

Walter-Gieseking-Wettbewerb die jungen Talente

der Hochschule für Musik Saar dazu auf,

sich einer ausgewählten Jury zu präsentieren.

Der traditionsreiche Wettbewerb bietet den

Studierenden eine besondere Gelegenheit,

sich auf die Anforderungen der beruflichen

Wirklichkeit vorzubereiten und sich künstlerisch

und persönlich weiter zu entwickeln.

Unabhängig der Ergebnisse werden somit am

Ende alle Gewinner sein.

Seit 38 Jahren unterstützt die SaarLB mit

ihrem großzügigen Sponsoring diesen Wettbewerb

und damit unseren Studierenden auf

einzigartige Weise. (red)

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

39


Deutschlandstipendium 2019

Bund und private Sponsoren fördern

gemeinsam Nachwuchstalente

Die Deutschlandstipendiat*innen im Kreise

ihrer Sponsor*innen mit Kultusministerin

Christine Streichert-Clivot.

Die Deutschlandstipendiat*innen 2019 der

Hochschule für Musik Saar wurden im Kreise

ihrer Sponsor*innen von der Ministerin für

Bildung und Kultur, Christine Streichert- Clivot,

und dem früheren HfM-Rektor, Prof. Wolfgang

Mayer, ausgezeichnet. Dank der erfolg reichen

Kooperation zwischen der HfM Saar und

der StudienStiftungSaar konnten seit 2012

bereits 72 Deutschlandstipendien mit der

Unterstützung zahlreicher Förderinnen und

Förderer und aus Mitteln des Bundes an Studierende

der Musikhochschule vergeben werden.

Die HfM Saar und die Stipendiat*innen

der aktuellen Förderperiode bedankten sich

mit einem Benefiz konzert bei allen Förderern

und machten auf diese besondere öffentlich-private

Partnerschaft zur Förderung von

Nachwuchstalenten aufmerksam. Der Erlös

des Konzertes floss in den Fördertopf für die

kommende Förderperiode von Oktober 2020

bis September 2021. (red)

HfM Saar Summer School erstmals mit

internationalem Video-Unterricht

Vom 30. August bis 4. September 2020 veranstaltet

die Hochschule für Musik Saar die

nächste HfM Saar Summer School mit einer

Chor- und einer Dirigierakademie. Für aktive

und die passive Teilnehmer*innen fallen,

dank der Unterstützung der Peter und Luise

Hager-Stiftung, lediglich Verpflegungs- und

Verwaltungskosten in Höhe von 100 Euro an.

Bewerbungsschluss ist am 30. Juni 2020.

Ein Teil des Unterrichts und der Proben innerhalb

der diesjährigen Summer School werden

erstmals via Internet-Videoübertragung für

Studierende anderer deutscher und europäischer

Musikhochschulen angeboten. Ebenso

werden Seminare, Vorlesungen und Proben

externer Dozenten*innen aus dem Ausland

für die Teilnehmer*innen der Summer School

zur Verfügung gestellt. Das Abschlusskonzert

der beiden Akademien findet am Freitag, den

4. September 2020, um 19:00 Uhr im HfM-Konzertsaal

statt. Der ist Eintritt frei. (red)

www.hfmsaar-summerschool.de

40

Panorama


Volles Haus beim Danke-Konzert

in der Congresshalle.

Die HfM Saar sagt „Danke“ vor

überwältigender Kulisse

„Danke“ sagte unsere Hochschule all ihren

Förderern, Partnern und Freunden mit einem

großen Gratis-Konzert in der ausverkauften

Saarbrücker Congresshalle, das von der Vereinigung

der Freunde und Förderer der HfM

Saar (FuF) freundlich unterstützt wurde. Unter

der Leitung von Toshiyuki Kamioka interpretierte

das Hochschul-Orchester vor über 1000

begeisterten Zuhörer*innen Gustav Mahlers

anspruchsvolle 7. Sinfonie. „Die hohen spieltechnischen

und rhythmischen Anforderungen

wurden von der beeindruckenden Fülle

junger Musiker gut gemeistert, mit durchweg

professioneller Intonations-Sauberkeit, das

Stehvermögen vor allem der Bläser war beeindruckend.

Der Dirigier-Lehrer und einstige

Generalmusikdirektor des Saarländischen

Staatstheaters, Toshiyuki Kamioka, markierte

mit gewohnt virtuoser Stabführung jeden

Einsatz, animierte raumgreifend zu dynamischer

Weite. Ein Dirigier-Hexenmeister mit

Sinn für die extrovertierte Show.“, befand

der Rezensent der „Saarbrücker Zeitung“.

Die Konzertbesucher*innen, die vom früheren

HfM-Rektor Wolfgang Mayer und dem

FuF-Vorsitzenden Dr. Gabriël Clemens charmant

um eine Spende für die Unterstützung

der Studierenden gebeten wurden, ließen sich

nicht lange bitten: Am Ende befanden sich

rund 2.500 Euro in der Spendenbox und die

FuF-Geschäftsstelle konnte auf ihrem Konto

weitere Zuwendungen sowie den Eingang

neuer Mitglieds anträge verzeichnen. (red)

Panorama

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

41


passage2020 – Installation

und Ensemblekonzerte

Auf Initiative der Hochschulleitung beteiligt

sich die Hochschule für Musik Saar an dem

von der europäischen Union geförderten Projekts

Noé/Noah (Programm INTERREG V A

Großregion), in dem sich 27 Projektpartner zu

einem grenzüberschreitenden Netzwerk zur

Wiederherstellung innovativer und bürgerorientierter

ökologischer Beziehungen in der

Großregion zusammengeschlossen haben.

In diesem Rahmen realisiert die Hoch schule

mit passage2020 ein außergewöhnliches

Projekt. Im Sommersemester 2020 gestalten

Studierende und Lehrende der Musikhochschule

eine künstlerische Installation sowie

Solo- und Duo-Konzerte auf dem Theaterschiff

Maria-Helena. Dieses wird vom 19. Juni bis

5. Juli 2020 zu einem begehbaren Klang körper

umgewandelt. Mit einer Fahrt über Saar und

Mosel unterstreicht passage2020 die grenzüberschreitende

Verbindung der Bevölkerung

in der Großregion. Die Maria-Helena wird dabei

in Saarbrücken, Trier, Schengen und Metz

vor Anker gehen.

Hier im Überblick die Teilprojekte von

passage2020:

ALLEIN & ZU ZWEIT

Speziell für die Konzerte im Theaterschiff

Maria Helena schreiben Studierende aus der

Kompositionsklasse Prof. Arnulf Herrmann der

HfM Saar neue Werke.

Es werden Solo- und Duo-Stücke entstehen –

zum Teil zusätzlich durch Elektronik erweitert.

ISO 668

Das ehemalige Frachtschiff Maria-Helena wird

zur orts- und situationsspezifischen Klanginstallation

umgestaltet. Der Innenraum des

Schiffs wird zur Membran, welche nach innen

und außen selbst schwingt, abstrahlt und

zum Klingen gebracht wird.

Das heutige universelle Containerformat

ISO 668 hat frühere Transportsysteme durch

seine einheitliche Norm längst abgelöst und

somit eine weltweite Vernetzung von Gütern

ermöglicht.

Ein scheinbar automatisiertes Netzwerk von

Anregung, Bewegung und Visualisierung wird

im Inneren des alten Containerschiffes erfahrbar

gemacht.

42

Panorama


Termine passage2020

Saarbrücken: ­

Willi-Graf-Ufer/ Alte Brücke

– Freitag, 19.6., 11 – 17 Uhr,

Installation „ISO 668“

– Samstag, 20.6.,

11 – 17 Uhr,

Installation „ISO 668“

– Sonntag, 21.6., 11

Uhr: Ensemblekonzert

„ALLEIN & zu ZWEIT“

und 12 – 21 Uhr Installation

„ISO 668“

Trier: Zurlaubener Ufer

– Mittwoch, 24.6.,

12 – 21 Uhr,

Installation „ISO 668“

– Donnerstag, 25.6.,

11 – 19 Uhr,

Installation „ISO 668“

und 20 Uhr

Ensemble konzert

„ALLEIN & ZU ZWEIT“

Schengen, Anlegekai

– Samstag, 27.6.,

11 – 21 Uhr,

Installation „ISO 668“

– Sonntag, 28.6., 11 Uhr: Ensemblekonzert

„ALLEIN & zu ZWEIT“

und 12 – 21 Uhr Installation „ISO 668“

Metz: Quia des Régates, Port de plaisance

– Dienstag, 30.6. bis Samstag, 4.7.,

täglich 11 – 21 Uhr, Installation „ISO 668“

– Sonntag, 05.7., 11 Uhr: Ensemblekonzert

„ALLEIN & zu ZWEIT“

und 12 – 21 Uhr Installation „ISO 668“

Weitere Informationen zu diesem Projekt

finden Sie unter www.passage2020.eu

Panorama

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Magazin der Hochschule für Musik Saar

43



Neues

vom Campus


Aus den Klassen

Violinklasse

Prof. David Grimal

Glazunova Elizaveta hat als 1. Violine im

Glazunov-Quartett beim Russian State

Competition for Chamber Music in Moskau

den 2. Preis gewonnen. Ein erster Preis wurde

nicht vergeben.

Kontrabassklasse

Prof. Wolfgang Harrer (em.)

Die Absolventin I-Jan Huang hat eine feste

Stelle im EVA-Orchester in ihrem Heimatland

Taiwan bekommen und der Absolvent

Gabriele Basilico hat einen sechsmonatigen

Zeitvertrag beim Mozarteum-Orchester Salzburg

erhalten.

Trompetenklasse

Prof. Robert Hofmann

Florian Chamot hat seine Probezeit als

Solo-Trompeter im Philharmonischen Orchester

Trier mit Bravour bestanden.

Linus Fehn hat im März seinen anderthalbjährigen

Zeitvertrag als stellv. Solo-Trompeter im

WDR-Funkhausorchester angetreten. Er hat

zudem das Probespiel zur „Jungen Deutschen

Philharmonie“ gewonnen.

Der Zeitvertrag von Valentin von Kempen am

Saarländischen Staatsorchester wurde bis

Ende der Spielzeit verlängert.

Luisa Kretschmer ist noch bis Ende der Spielzeit

als stellv. Solo-Trompeterin im Philharmonischen

Orchester Trier im Zeitvertrag.

HfM-Studierende brillieren in

„Amadeus“

In der erfolgreichen Inszenierung von

Peter Shaffers Theaterstück „Amadeus“

am Saarländischen Staatstheater wirken

auch aktive und ehemalige Studierende

der HfM Saar mit: Als organisches Kammertrio

interpretieren Rick-Henry Ginkel

(Flügel, Celesta), HfM-Alumnus Lorenz

Blaumer (Geige, Elektronik) und Jasmin

Hubert (Cello) mozärtliche Themen in

einer Bearbeitung von Thomas Leboeg

und Jan Dvořák. Und Sopranistin Lisa

Bebelaar koloriert als Salieris Meisterschülerin

Katharina Cavalieri eine blitzsaubere

Königin der Nacht.

Violaklasse

Prof. Jone Kaliunaite

Yeojin Hwang hat im Busan-Sinfonieorchester

(Südkorea) eine Stelle als 1. Solo-Bratschistin

erhalten.

Ebenfalls eine Stelle als 1. Solo-Bratschistin

erspielte sich Mariia Mozhaeva im Uljanovsk-

Sinfonieorchester (Russland).

Claudia Zimmermann hat einen Jahresvertrag

im Sinfonieorchester Frankfurt/Oder erhalten.

46 Neues vom Campus


Szenenfoto aus „Amadeus“.

Im Hintergrund: Lorenz Blaumer.

© SST/Martin Kaufhold

Jongyun Jeung bekam eine Praktikantenstelle

in der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken

Kaiserslautern.

Mattia Mennona hat eine auf zwei Jahre befristete

Akademiestelle an der Oper Frankfurt

am Main erhalten.

Flötenklasse

Prof. Gaby Pas-Van Riet

Elisabeth Hartschuh ist ab Mai 2020 fest

als stellvertretende Soloflötistin im Loh-

Orchester Sondershausen / Theater Nordhausen

engagiert.

Klasse Ensembleleitung

Neue Musik

Prof. Manuel Nawri

Die Absolventin Ni Fan bekleidet seit September

2019 eine Professur für Schlagzeug am

Central Conservatory of Music in Peking.

Neues vom Campus

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Magazin der Hochschule für Musik Saar

47


Namen und

Nachrichten

Prof. Georg Grün und der KammerChor Saarbrücken

begeben sich auf Amerika-Reise.

Chor und Dirigent halten eine Masterclass an

der Partnerhochschule George Mason University

(Washington D.C.) und sind zu Gast bei

der American Choral Directors Association

(ACDC) in Oklahoma.

Mauro Barbierato, Alumnus der Klasse für

Chordirigieren von Prof. Georg Grün, übernahm

im vergangenen Jahr die Leitung des

LandesJugendChores Saar.

Prof. Dr. Michael Dartsch fungiert seit Herbst

2019 als Chair der international besetzten

Arbeitsgruppe „Task Force on Early Childhood

Music Education“ des Projektes „Strengthening

Music in Society“ der Association

Européenne des Conservatoires, Académies

de Musique et Musikhochschulen (AEC) und

der European Music School Union (EMU),

das von der Education Audiovisual & Culture

Executive Agency (EACEA) der Europäischen

Kommission im Rahmen von „Creative Europe,

Support to European Networks“ gefördert

wird. Die Arbeitsgruppe hat bisher in Nicosia,

Helsinki, Riga und zuletzt Saarbrücken getagt

und arbeitet an einem englischsprachigen

Handbuch sowie europaweiten Fortbildungen

zur musikpädagogischen Arbeit mit jungen

Kindern. Mit dem gemeinsamen Ziel einer

Stärkung der Musik in der Gesellschaft ist sie

außerdem mit den anderen Arbeitsgruppen

des Projekts vernetzt.

Prof. Thomas Duis

Prof. Thomas Duis wurde in die Jury der

Arthur Rubinstein International Piano Master

Competition 2020 berufen. Der weltweit

bedeutende Wettbewerb findet alle drei

Jahre in Tel Aviv statt und hat unter anderen

Pianisten wie Igor Levit und Daniil Trifonov

hervorgebracht. Thomas Duis selbst gewann

diesen Wettbewerb im Jahr 1986. Prof. Duis

wurde des Weiteren in die Jury des Deutschen

Musikwettbewerbs berufen, der in diesem

Jahr in Köln und Bonn stattfindet.

48 Neues vom Campus


Personalien

Prof. Thomas Max Meyer verlässt

die HfM-Opernbühne

Prof. Thomas Max Meyer

Nach fast 30-jähriger Tätigkeit für die Hochschule

für Musik Saar ist der Leiter der

Opernklasse Prof. Thomas Max Meyer zum

Sommersemester 2020 in den Ruhestand verabschiedet

worden. Thomas Max Meyer hat

in seiner Dienstzeit unzählige Inszenierungen

auf die Bühne gebracht und vielen Studierenden

den Weg in eine erfolgreiche Musiktheater-Karriere

geebnet.

Neues vom Campus

Meyer studierte Schauspiel und Regie in

Bern. Nach ersten Engagements als Schauspieler

und Regieassistent in Solothurn und

Zürich setzte er sein Studium in Italien fort

und kam 1980 als Assistent und Spielleiter an

das Staatstheater Karlsruhe.

Weitere Stationen waren die Opéra du Rhin

Strasbourg und die Oper Frankfurt. 1985 debütierte

er als Regisseur mit der Uraufführung

von Jannis Vlachopoulos‘ „Sappho“ bei den

Wittener Tagen für Neue Kammermusik und

inszenierte seitdem unter anderem an den

Bühnen in Münster, Hildesheim, Koblenz und

Karlsruhe sowie bei den Frankfurter Festen.

Ab 1991 lehrte Thomas Max Meyer an der

Hochschule für Musik Saar. (red)

Trauer um Ehrenbürgerin

Gudula Meyer

Die Hochschule für Musik Saar trauert um

ihre Ehrenbürgerin und langjährige Förderin

Gudula Meyer, die Anfang dieses Jahres

überraschend verstorben ist. Gemeinsam mit

ihrem Ehemann Edgar hat Gudula Meyer im

Jahr 2005 das nach ihrer Tochter benannte

Claudia-Meyer-Stipendium ins Leben gerufen,

durch das mit einer jährlichen Finanzhilfe in

Höhe von 2.500 Euro bereits eine Vielzahl von

Studierenden der HfM Saar gefördert werden

konnten. Die Hochschule für Musik Saar verliert

mit Gudula Meyer eine großzügige Unterstützerin

und liebe Freundin und wird ihr ein

ehrendes Andenken bewahren. (red)

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Magazin der Hochschule für Musik Saar

49


Personalien

Abschied von Prof. Ulrike Dierick

Prof. Ulrike Dierick

Die Hochschule für Musik Saar nimmt

Abschied von Prof. Ulrike Dierick, die Anfang

dieses Jahres einer schweren Krankheit erlegen

ist. Ulrike Dierick unterrichtete von 1970

bis 2016 Violine an der HfM Saar und gehört

zu den erfolgreichsten Professor*innen der

Hochschule. Viele ihrer ehemaligen Studierenden

gewannen erste Preise bei nationalen

und internationalen Wettbewerben, sind in

bedeuteten Orchestern tätig und bekleiden

Professuren an deutschen Musikhoch schulen.

Durch ihre Ausbildung bei den Professoren

Heinz Stanske, Henryk Szeryng und Wolfgang

Schneiderhan vertrat Ulrike Dierick die

Schule von Carl Flesch und die Wiener Tradition.

Regelmäßig musizierte die Violinistin

mit namhaften Künstlerkollegen, unter anderem

mit Detlef Kraus (Klavier), Julius Berger

(Violoncello), Ulrich Koch (Viola) und konzertierte

als Solistin mit bekannten Orchestern.

Außerhalb von Deutschland gab Prof. Dierick

Kurse in Luxemburg, Russland, Korea, Frankreich

und der Schweiz. Sie war ein gefragtes

Jurymitglied bei nationalen und internationalen

Konzerten. Eine besondere Auszeichnung

wurde ihr zuteil, als sie als Einzelmitglied in

den Deutschen Musikrat gewählt wurde. Mit

Prof. Ulrike Dierick verliert die Hochschule für

Musik Saar eine großartige Künstlerpersönlichkeit

und herausragende Hochschullehrerin.

(red)

50 Neues vom Campus


Publikationen

Théodore Gouvy:

Sämtliche Serenaden für Klavier

bislang unveröffentlichte Klavier-Serenaden

Gouvys beim Saarländischen Rundfunk eingespielt.

„Auf dieser vorzüglich erarbeiteten CD,

die erstaunliche neue Facetten von Gouvy aufzeigt,

kann man eine wunderbare pianistische

Klangwelt entdecken in höchst unterschiedlichen

Interpretationen, was den Reiz der Aufnahmen

noch erhöht.“, so Maria Gutierrez auf

SR2 KulturRadio. Die CD, die nicht im Handel

erhältlich ist, wurde mit freundlicher Unterstützung

der Vereinigung der Freunde und

Förderer der HfM Saar (FuF) produziert. (red)

„Redemption“: Orgelwerke von

Franz Lizst und Julius Reubke

2019 wäre der Komponist Théodore Gouvy 200

Jahre alt geworden. Er war ein Grenz gänger

zwischen zwei Nationen, geboren im Saarbrücker

Stadtteil Schafbrücke, ausgebildet in

Paris, geprägt aber auch von der deutschen

Musikkultur. Gouvy hat zahlreiche Werke

hinterlassen, Kantaten und Opern, sechs Sinfonien

und andere Orchesterwerke, Kammermusik

und Klavierstücke. Die Erschließung

seines umfangreichen Nachlasses ist immer

noch nicht abgeschlossen. Die Hochschule für

Musik Saar hat nun eine kleine Lücke schließen

können. HfM-Klavierprofessor Thomas

Duis und alle seine Studierenden haben 20

Unter dem Titel „Redemption“ hat HfM-Student

Pavol Valášek eine CD mit Orgelwerken

Neues vom Campus

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Magazin der Hochschule für Musik Saar

51


Publikationen

von Franz Lizst und Julius Reubke eingespielt.

Die CD ist beim Produzenten „Music Fund

Slovakia“ in Zusammenarbeit mit der „Stiftung

Historische Musik Saarbrücken“ erschienen,

wo sie auch käuflich erhältlich ist. Die

Aufnahmen bezeugen nicht nur Valášeks

Liebe zur Musik von Liszt und Reubke, sondern

zeigen auch seine technischen Prädispositionen,

die reife Wahrnehmung dieser Musik

sowie erfindungsreiche Registrierungen und

vielfältige Phrasenführungen. Pavol Valášek

studiert zurzeit im Master-Studium Orgel in

der Klasse von HfM-Professor Andreas Rothkopf.

(red)

Didaktik künstlerischen

Musizierens

für Instrumentalunterricht und

Elementare Musikpraxis

HfM-Professor Michael Dartsch legt hier

eine Didaktik vor, die für künstlerisches

Musizieren allgemein und damit sowohl für

den Instrumental unterricht als auch für die

Elementare Musik pädagogik Geltung beansprucht.

Dabei wird auch der aktuell diskutierten

Frage nachgegangen, ob Unterricht

künstlerische Prozesse fördern kann oder sie

im Gegenteil behindert. Es wird die These entfaltet,

dass er künstlerische Entwicklungen

begünstigen kann, wenn er sich an bestimmten

Grundsätzen orientiert. Damit wird ein

Konzept vorgestellt, das als Grundlage für den

Unterricht dienen

kann.

Nach einer Auseinandersetzung

mit Fragen zur

Allgemeinen Didaktik

sowie zur

sozialen und ethischen

Dimension

des Unterrichts

folgt zunächst

eine inhalt liche

© Breitkopf & Härtel

Bestimmung der

Fächer Instrumentalunterricht und Elementare

Musikpraxis.

Es schließen sich Überlegungen zu Zielen,

Inhalten von künstlerischem Musikunterricht

und schließlich zu Methoden an. Die Ergebnisse

werden im Fachdiskurs verortet.

Eine Reihe von Praxisbeispielen illustriert die

Umsetzung der Ergebnisse in der Praxis des

Unterrichts. Somit richtet sich das Buch an

Studierende und Lehrende gleichermaßen.

(red)

Wiesbaden: Breitkopf & Härtel 2019

www.breitkopf.com/work/20190

52 Neues vom Campus




Forschung und Lehre


Weiterentwicklung des Lehrangebotes

an der HfM Saar

Die Erweiterung und Profilierung des

Studienangebotes wird in den nächsten

Semestern fortgesetzt.

Die Evaluation der Lehre ist auch in dem zurückliegenden

Zeitraum fortgeschritten und

führte zur Revision der Bachelor- und Masterstudiengänge.

Als übergeordneter Leitgedanke

wurde definiert „quantitativ weniger und

qualitativ mehr“. Ziele waren beispielsweise

• Kernkompetenzen zu stärken

• Prüfungen zu reduzieren

• Studienleistungen klarer zu definieren

• Inhalte und Kompetenzen ausführlicher zu

definieren

• fachspezifische Schwerpunkte zu setzen

• Verpflichtungen zu reduzieren und

individuelle Schwerpunktsetzung zu

ermöglichen

• fachübergreifende Projekte und inhaltliche

Vernetzungen zu fördern

• die Studierbarkeit durch realistische

workloads zu erhöhen

Die künstlerischen Studiengänge erhielten

einen erweiterten Wahlbereich mit Profilierungs-

und Anerkennungsmöglichkeiten, es

wurden Anzahl und Inhalte von künstlerischen

Projekten definiert und ein Studium generale

eingeführt. Zudem erhalten die Studierenden

die Möglichkeit bei entsprechender Eignung

Creditpunkte durch die Übernahme von Tutorien

zu erwerben. Die Hochschule bietet nun

jeweils einen Bachelor- und einen Masterstudiengang

künstlerisches Profil Instrumente

an, dazu einen berufspraktisch profilierten

Bachelor Orchester- und Ensemblemusik. Als

weiteren Meilenstein kann die Reform der

Jazzstudiengänge betrachtet werden. Bachelor

und Master Jazz und Aktuelle Musik haben

nun ein eindeutig künstlerisches Profil mit

zeitgemäßen und zukunftsorientierten Profilierungs-

und Professionalisierungsoptionen.

Nach dem Vorbild der künstlerischen Studiengänge

wurde auch der Bachelor künstlerisch-pädagogisches

Profil weiterentwickelt

und profiliert. Die pädagogische Kompetenz

wurde bei Wahrung der künstlerischen Qualität

für Instrumente, Gesang, Jazzinstrumente

und Jazzgesang erhöht.

In den künstlerischen Masterstudiengängen

wurde nach dem Vorbild vieler anderer Hochschulen

die künstlerische Abschlussprüfung

um einen wissenschaftlicher Begleittext oder

Vortrag (lecture) mit einem interpretationsästhetischen,

analytischen oder historischen

Schwerpunkt ergänzt.

Mit der Einführung des Studiengangs Master

of Music, Künstlerisches Profil Ausrichtung

Dirigieren Neuer Musik wurden das bisherige

Studienangebot Dirigieren Orchesterleitung

und Chorleitung erweitert. Neben Komposition,

dem elektronischen Studio und Interpretation

Neuer Musik haben wir mit diesem

neuen Studienprofil ein bemerkenswertes

Alleinstellungsmerkmal an unserer Hochschule.

56 Forschung und Lehre


Für die Lehramtsstudiengänge konnte die Verantwortung

für das Fach Musik ganz an unsere

Hochschule verlagert werden. So konnten

reformierte berufsorientierte Studiengänge

nach den Bedürfnissen der Studierenden

erarbeitet werden, in denen nicht nur das

künstlerische Profil wieder gestärkt, sondern

auch um neue Schwerpunkte wie Dirigieren,

Chorleitung, Schulpraktisches Klavierspiel,

Musiktheorie und Komposition erweitert werden.

Die innovativen Studiengänge sollen

vorbehaltlich der endgültigen Zustimmung

durch die Ministerien zum Wintersemester

2020/2021 eingeführt werden.

Im Sommersemester 2020 verfügt die Hochschule

über folgende Studiengänge

1. Phase 2. Phase 3. Phase

Bachelor of Music, Künstlerisches Profil Ausrichtung

Gesang

Bachelor of Music, Künstlerisches Profil Orchesterund

Ensemblemusik

Bachelor of Music, Künstlerisches Profil Instrumente

Bachelor of Music, Künsterisches Profil Jazz und

Aktuelle Musik

Bachelor of Music, künstlerisch-pädagogisches Profil

Kirchenmusik ev./kath

Bachelor of Music, künstlerisch-pädagogisches Profil

Ausrichtung Musiktheorie

Bachelor of Music, künstlerisch-pädagogisches Profil

(Instrumente/Gesang/Jazzinstrumente/Jazzgesang)

Bachelor of Music, Hauptfach Elementare

Musikpädagogik mit Zweithauptfach (Instrumente/

Gesang/Jazzinstrumente/-gesang)

Bachelor of Music, Künstlerisches Profil Ausrichtung

Komposition

Bachelor of Music, Künstlerisches Profil Dirigieren

Bachelor of Music, Künstlerisches Profil Dirigieren

mit Schwerpunkt Chorleitung

Lehramt Musik an Sekundarstufe 1 und 2

(Gymnasien /Gemeinschaftsschulen)

Lehramt Musik an Sekundarstufe 1

Lehramt Musik an Primarstufe

Lehramt Musik an berufsbildenden Schulen

Diplomergänzungsstudiengang Künstlerischer Tonsatz

Diplomergänzungsstudiengang Jazz und Populäre Musik

Master of Music, Künstlerisches Profil Ausrichtung

Gesang

Master of Music, Künstlerisches Profil Ausrichtung

Kammermusik

Master of Music, Künstlerisches Profil Ausrichtung

Instrumente

Master of Music Künstlerisches Profil Jazz

Master of Music, Kirchenmusik kath./ev. A

Master of Music, Künstlerisch-pädagogisches Profil

Ausrichtung Musiktheorie

Master of Music, Künstlerisch-pädagogisches Profil

Ausrichtung Gehörbildung

Master of Music, Künstlerisches Profil Ausrichtung

Neue Musik

Master of Music, Künstlerisches Profil Ausrichtung

Komposition

Master of Music, Künstlerisches Profil Dirigieren

(Orchesterleitung)

Master of Music, Künstlerisches Profil Dirigieren

mit Schwerpunkt Chorleitung

Master of Music, Künstlerisches Profil Dirigieren

Neue Musik

Master of Education, Advanced Education in Music

Pedagogy / Musikpädagogische Fort- und Weiterbildung

Master of Arts, Kulturmanagement

Kooperation mit HTW und HBK

Konzertexamen

Violine, Viola,

Violoncello,

Kontrabass, Flöte,

Oboe, Klarinette,

Fagott, Trompete,

Horn, Posaune,

Schlagzeug,

Klavier, Orgel,

Gitarre, Gesang,

Kammermusik,

Chorleitung

Promotion

zum Dr. phil

Die Erweiterung und Profilierung unseres

Studienangebotes wird in den nächsten Semestern

weitergehen. Der Prozess, die künstlerische

Lehre neu zu denken und weiter zu

entwickeln ist angestoßen. Es wird uns beschäftigen,

welche Lehrformen, Methoden

und Verfahren die künstlerische Lehre weiterentwickeln

können und wie die künstlerische

Persönlichkeit gestaltet sein muss, um der

Berufswirklichkeit und den Anforderungen

der Zukunft gerecht zu werden. In Arbeitsgruppen

wollen wir die Themen „Entwicklung

von konkreten Projekten“, „Lehrformate“ und

„Prüfen/Prüfungskriterien“ vertiefen und

fokussieren. Wir dürfen auf die Ergebnisse

gespannt sein.

Prof. Jörg Nonnweiler

Forschung und Lehre

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

57


Career Service der HfM Saar

Neues Angebot zur Professionalisierung der Studierenden

nimmt seine Arbeit auf

Es ist der Hochschulleitung durch Ein werben

von Drittmitteln gelungen, einen Career Service

an der HfM Saar auf den Weg zu bringen.

Dieser neu aufzubauende Service soll

die bereits bestehenden Angebote bündeln,

ausbauen und institutionalisieren.

Die Aufgabe

Die Absolventinnen und Absolventen unserer

Musikhochschule haben unterschiedlichste

Möglichkeiten, die Musik zu Ihrem Beruf zu

machen. So strebt der Flötist beispielsweise

eine Stelle im Orchester an, die Jazzmusikerin

will mit ihrer Band eine CD aufnehmen und

auf Promotiontour gehen, wieder ein anderer

möchte eine private Musikschule gründen.

So unterschiedlich wie die Vorstellungen der

Studierenden über ihre Zukunftsperspektiven

sind, so individuell muss auch die Unterstützung

von Seiten der Hochschule sein.

Die Ziele

Die Hochschule möchte die Studierenden

während ihres Studiums für das Thema „Was

kommt nach meinem Studienabschluss?“

sensibilisieren, ihnen eine Analyse ihrer Stärken

und Schwächen ermöglichen und sie bei

der Entwicklung ihrer Zukunftsperspektive

unterstützen und ihnen dadurch einen erfolgreichen

Berufseinstieg ermöglichen.

Die Angebote

Als fächerübergreifende Servicestelle hilft

der Career Service als Schnittstelle zwischen

Hochschule und Beschäftigungssystem bei

der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt und

vermittelt den Studierenden notwendige

Kompetenzen für ihre berufliche Zukunft.

Mit Workshops, Vorlesungen und individueller

Beratung zur Berufsvorbereitung

unterstützt die HfM Saar ihre Studierenden

und Alumni bei der Positionierung auf dem

Musikmarkt und bei Fragen rund um die Existenzgründung.

Die Veranstaltungen sind für

alle Studierenden im Rahmen des Moduls

Professionalisierung/Studium Generale für

künstlerische und künstlerisch-pädagogische

Studiengänge im Bachelor und Master anrechenbar.

Alumni können ausgewählte Angebote

bis zu zwei Jahre nach Abschluss ihres

Studiums in Anspruch nehmen.

Die Finanzierung

Möglich wird die Umsetzung dieses neuen

Services durch eine finanzielle Förderung

der Vereinigung der Freunde und Förderer

der HfM Saar. Sie finanzieren für drei Jahre

die Stelle einer wiss. Mitarbeiterin, die für

den Aufbau und die Etablierung des Career

Service zuständige ist.

Die zuständige Mitarbeiterin

Wir schätzen uns glücklich, hierfür Frau Svenja

Burmann gefunden zu haben. Sie finden Sie

in den Räumlichkeiten der Bleichstraße. Ihre

Kontaktdaten finden Sie unten.

Über Veranstaltungen und Inhalte werden Sie

rechtzeitig informiert.

Kontakt

Svenja Burmann

Raum R3

Bismarckstr. 2 a | 66111 Saarbrücken

Tel.: 0681/959048-12

s.burmann@hfm.saarland.de

58 Forschung und Lehre


Innovativer Studiengang für

fortgeschrittene Studierende

Der neue Master-Studiengang Ensembleleitung Neue Musik

Der Master-Studiengang Ensembleleitung

Neue Musik richtet sich an fortgeschrittene,

erfahrene Dirigierstudierende mit Bachelor-

oder Masterabschluss oder Instrumentalist*innen

mit Dirigiererfahrung, die sich

konzentriert mit den besonderen Herausforderungen

der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts

beschäftigen wollen. Schwerpunkte

sind die Erarbeitung einer erweiterten, anpassungsfähigen

Dirigiertechnik, stilistische Flexibilität

und die Ausbildung eines Überblicks

über das sehr vielgestaltige Repertoire. Einblicke

in die Instrumentation werden vertieft

und im eigenen Kompositionsunterricht die

Sensibilität für neue Partituren verfeinert.

Außerdem stehen das elektronische Studio

der Hochschule sowie die Dirigierklassen von

Prof. Georg Grün und Prof. Toshiyuki Kamioka

zur Erweiterung des Blickwinkels offen. In engem

Kontakt mit der Kompositionsklasse und

den Instrumentalist*innen werden praktische

Erfahrungen gesammelt. Der Studiengang

kooperiert regelmäßig mit der Sächsischen

Bläserphilharmonie, der Dirigierklasse von

Sian Edwards an der Royal Academy of Music

London, der Europäischen Akademie für

Musik und Darstellende Kunst Montepulciano

und wechselnden eingeladenen Gast-Ensembles.

Prof. Manuel Nawri

Forschung und Lehre

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

59


Saarbrücken aus der Perspektive

von Jugendlichen erleben

Buchprojekt in der offenen Jugendarbeit

Das Plakat zum Buchprojekt

Bei dem Projekt „Gemeinsam ein Buch gestalten

über Saarbrücken“ sind Jugendliche gefragt,

die ihre persönliche Sicht auf ihre Heimatstadt

und die Menschen, die dort leben,

zeigen möchten. Sie sollen sich die Stadt aus

verschiedenen Blickwinkeln anschauen, an

unterschiedliche Orte gehen, sich darüber

austauschen und ihre Gedanken und Gefühle

in Fotos, Selbstportraits und Screenshots

festhalten, dazu kurze Texte und Gedichte

schreiben und mit verschiedenen künstlerischen

Medien frei experimentieren.

Das Projekt, das im März gestartet wurde,

wird gemeinsam von Mitarbeiter*innen des

Jugendzentrums Försterstraße in Saar brücken

sowie Carolina Klein, Magdalena Lambert

und Prof. Matthias Handschick von der Hochschule

für Musik Saar betreut. Unterstützt

wird „Gemeinsam ein Buch gestalten über

Saarbrücken“ vom Ministerium für Bildung

und Kultur. Das Buch, das in dem Projekt entstehen

wird, soll im freien Handel erhältlich

sein, der Erlös wird wieder in die kulturelle

Jugendarbeit fließen. (red)

60 Forschung und Lehre


Donaueschinger Musikantenbrunnen

von Bonifatius Stirnberg

HfM-Studierende bei den

Donaueschinger Musiktagen

Zum vierten Mal in Folge unternahmen Studierende

im Oktober 2019 mit Unterstützung

durch unsere Hochschule und dem Bundesministerium

für Bildung und Forschung eine

Exkursion zu den Donaueschinger Musiktagen.

Auf dem Programm stand neben dem

Besuch des renommierten Festivals für Neue

Musik die Teilnahme an der begleitenden Lehrerfortbildungsveranstaltung

„Musik aktuell“

an der Akademie für musikalische Jugendbildung

Trossingen, bei der die Saarbrücker

Studierenden nicht nur als Teilnehmende

in Erscheinung traten, sondern selbst zu

Akteurinnen und Akteuren des Geschehens

wurden, indem sie einen vierstündigen Vormittagsblock

der Fortbildungsveranstaltung

gestalteten. Untersucht und hinsichtlich ihrer

didaktischen Potenziale befragt wurden dabei

Wechselwirkungen zwischen selbsterstellten

Text- und Klangelementen. Mit dabei waren

Lena Diedrich, Tamara Köhnen, Magdalena

Lambert, Abigail Merker, Judith Piroth, Lea

Schmitt, Annabelle Vinçon, Dorothea Baumgarten,

Philipp Herget, Florian Hott, Manuel

Olmscheid und Michael Czulak; die Leitung

lag bei Prof. Dr. Matthias Handschick. (red)

Forschung und Lehre

AllaBreve

Magazin der Hochschule für Musik Saar

61



Essay


Prof. Dr. Klaus Velten

Beethoven und kein Ende

Seine Musik im Lichte der Philosophie Theodor W. Adornos

Theodor W. Adorno: Die Frage nach dem

Verhältnis von Gehalt und Gestalt in

Beethovens Musik

Das von mir gewählte Motto „Beethoven und

kein Ende“ soll zum Nachdenken darüber anregen,

unter welchen Bedingungen in einer

Musikhochschule von heute weiterhin die

klassische Musik im Mittelpunkt der Ausbildung

stehen kann. Ein Anspruch wie dieser

bedarf angesichts einer von Diversität geprägten

musikkulturellen Szene der Rechtfertigung.

Er kann nicht erhoben werden, indem

man die zeitlose Gültigkeit klassischer Werke

beschwört und das musikalische Erbe als Inhalt

eines imaginären Museums behandelt.

Die ästhetische Substanz traditioneller Musik

wird erst evident durch kritische Interpretation

auf der Basis fundierender Analyse. Sie

erschließt sich nicht allein durch spontane

Aktion; die Spielpraxis muss vertieft werden

durch Reflexion. Ganz in diesem Sinn versteht

sich das Konzept der von dem Dirigenten

Daniel Barenboim in Berlin gegründeten Akademie,

in dem das Studium der Musik begleitet

werden soll vom Studium der Philosophie.

An deutschen Musikhochschulen ist das Konzept

des Wechselbezugs von Musikpraxis

und Musikreflexion nicht fremd. Es leitete die

Disposition der Studienpläne seit den 1970er

Jahren und spiegelte sich konkret in der zunehmenden

Bedeutung des Faches Musikanalyse

als obligatorisches Studienfach. Zuvor

begnügte man sich damit, dem musiktheoretischen

Propädeutikum (also Harmonielehre

und Kontrapunkt) durch die Formenlehre eine

Art Überbau zu verschaffen (zu meiner Studienzeit

verstand sich das Fach „Formenlehre“

als Beschreibung tradierter Formungsmodelle).

Erst in den 1970er Jahren wandelte sich

der normative Charakter des Faches; eine

historisch kritische Sichtweise prägte nunmehr

das Fach und führte zu einer formengeschichtlichen

Darstellungsweise.

Dieser Konzeptionswandel vollzog sich unter

wesentlicher Einflussnahme Theodor W.

Adornos. Adorno, um den es heute leider

still geworden ist, verstand sich als Musikphilosoph.

In seinem 1949 in Tübingen erschienenen

Buch „Philosophie der Neuen

Musik“ ist das bereits im Titel des Werks ausgedrückt.

In dieser Arbeit entwickelt Adorno

einen historisch fundierten Begriff des musikalischen

Materials, der es verbietet, dieses

als etwas Naturgegebenes aufzufassen.

Vorbereitet worden war die Arbeit in den Jahren

der Emigration in den USA (1938 –1950),

in denen Reflexionen zur Geschichte der Kompositionstechnik

entstanden (zum Beispiel

„Über Beethovens Spätstil“).

64 Essay


Adorno: Großen Kunstwerken

begegnet man nicht in naiver

Verehrung

Schon seit 1937 projektierte Adorno nach eigenen

Angaben ein philosophisches Buch über

Beethoven. Erste Aufzeichnungen dazu datieren

vom Frühjahr 1938, unmittelbar nach der

Übersiedlung nach New York. Im Lauf der Jahre

sammelt sich eine Vielzahl von Notizen zu

einzelnen Werken Beethovens an. Unter dem

Druck des Emigrantentums sowie durch die

vielfältigen Verpflichtungen als Direktor des

Instituts für Sozialforschung in Frankfurt seit

1956 kam es allerdings nicht zu einer endgültigen

Textfassung des geplanten Buches. Das

Projekt blieb Fragment. Als solches wurde es

1993 vom Adorno-Archiv unter dem Titel „Beethoven“,

untertitelt „Philosophie der Musik“,

herausgegeben von Rolf Tiedemann. Die in

diesem Fragment versammelten Notizen sind

nicht für einen Leser geschrieben worden; der

Autor hat sie nur für sich selbst gemacht als

Gedächtnisstützen für eine geplante Niederschrift.

Die Aufzeichnungen verstehen sich als

eine Art Tagebuch über Erfahrungen mit der

Musik Beethovens. Als solche stellen sie ein

Dokument eines reflektierenden Umgangs mit

dem Erbe dar, das für uns Heutige beispielgebend

ist. Großen Kunstwerken begegnet man

nicht in naiver Verehrung; vielmehr sucht man

ihre ästhetische Substanz in der analytischen

Auseinandersetzung zu ergründen.

Ein Traditionsbezug dieser Art setzt den fragenden

Betrachter voraus; Adorno kann uns

dazu anleiten, Fragen zu stellen, die darauf

gerichtet sind, ein reflektiertes Traditionsverständnis

herbeizuführen.

Thomas Mann würdigt Adornos

radikales Fortschrittsdenken

und seinen starken Sinn für

Tradition

Die Stimme Adornos ist verwandt mit der

Stimme Wendell Kretzschmars in Thomas

Manns Roman „Doktor Faustus“. Kretzschmar

vertritt den Grundsatz, „dass es nicht auf

das Interesse der anderen, sondern auf das

eigene ankomme, also darauf Interesse zu erregen,

was nur geschehen könne, wenn man

sich selbst für eine Sache von Grund auf interessiere

und also, indem man davon spreche,

schwerlich umhinkomme, andere in dies

Interesse hineinzuziehen und so ein gar nicht

vorhanden gewesenes Interesse zu creieren,

was viel besser lohne, als einem schon bestehenden

gefällig zu sein“.

In seinem Roman eines Romans „Die Entstehung

des Doktor Faustus“ würdigt Thomas

Mann Adorno als seinen Helfer und Ratgeber.

Er charakterisiert ihn so: „Dieser merkwürdige

Kopf hat die berufliche Entscheidung zwischen

Philosophie und Musik sein Leben lang

abgelehnt. Zu gewiss war es ihm, dass er in

beiden divergenten Bereichen eigentlich das

Gleiche verfolgte. Seine dialektische Gedankenrichtung

und gesellschaftlich-geschichtsphilosophische

Tendenz verschränkt sich auf

eine heute wohl nicht ganz einmalige, in der

Problematik der Zeit begründete Weise mit

der musikalischen Passion“.

Thomas Mann hebt sodann das Zugleich eines

radikalen Fortschrittsdenkens und eines

stärksten Sinns für Tradition, seine enorme

Kenntnis des Überlieferten, seine Beherrschung

des musikalischen Gesamtbestandes

hervor.

Inwiefern kann Adorno auch uns Heutigen

ein Ratgeber sein, wenn es darum geht, eine

zentrale Persönlichkeit der musikalischen

Tradi tion in ihrer historischen und aktuellen

Bedeutsamkeit zu erfassen?

1.) In den Beethoven-Notizen findet sich zunächst

eine grundsätzliche methodische

Reflexion. Adorno stellt die Frage nach

dem Verhältnis von Gehalt und Gestalt in

Beethovens Musik. Aussagen über den Gehalt

bleiben „reines Geschwätz“, „sobald

sie nicht den technischen Befunden abgezwungen

werden“. Er bezeichnet diese

Aussage als „methodische Regel“ seiner

geplanten Arbeit. Er setzt sich mit dieser

Essay

AllaBreve

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65


Regel ab von der dazumal verbreiteten

Beethoven- Interpretationspraxis, wie sie

uns beispielsweise in Paul Bekkers Arbeit

(Beethoven, Berlin 1912) begegnet. Er wirft

Bekker den entscheidenden Fehler vor,

dass er den Gehalt von Beethovens Musik

und ihre objektive Gestalt als weitgehend

unabhängig voneinander betrachte. Bekker

ordne die Gestalt dem Gehalt unter.

Dieser Sichtweise setzt er seine methodische

Regel entgegen. Adornos Position ist

unter musikästhetischem Aspekt gewichtig:

Er distanziert sich damit von den einfühlungsästhetischen

Deutungsversuchen

der Beethoven‘schen Musik im Sinne der

Hermeneutik Hermann Kretzschmars und

Arnold Scherings. Im Konflikt zwischen Inhalts-

und Formalästhetik bezieht Adorno

eindeutig Stellung. Der Gehalt der Beethoven‘schen

Musik erschließt sich für ihn

nicht durch von außen herangetragene

poetische Vorstellungen, sondern durch

die Analyse der Formungstendenzen, in

denen sich der kreative Charakter Beethovens

spiegelt. Adornos Interpretationskonzept

wird geleitet von der Vorstellung, dass

Gestalt und Gehalt der Musik Beethovens

eine Einheit bilden. Unter dem Aspekt der

vollkommenen Einheit von Gehalt und

Gestalt begegnet uns Beethoven als klassischer

Komponist. Die Bestimmung der

klassischen Kunstform als Einheit von Gehalt

und Gestalt steht im Mittelpunkt der

Ästhetik des Philosophen Hegel, auf den

sich Adorno in seinen fragmentarischen

Notizen wiederholt bezieht.

2.) Worin erblickt Adorno die kompositionsgeschichtliche

Bedeutung Beethovens?

Adorno erklärt die spezifische „Formidee“

Beethovens als „Ergebnis eines Aufpralls

des Komponierns aufs Schema“. Die traditionellen

Formen werden bei Beethoven

aus Freiheit rekonstruiert. Er veranschaulicht

diese These an Beethovens Umgang

mit der Sonatenhauptsatzform im ersten

Satz der „Appassionata“:

Beethovens

„Kopernikanische Wendung“

2.) Beethoven strukturiert die Durchführung

im Sinne der zwei Themengruppen der

Exposi tion; er erweitert die Coda und fügt

eine zweite Coda hinzu. Es entsteht aus

der zweithemigen Sonate, bei genauer

Beibehaltung des Schemas, eine völlig

neue Form, die dabei aus dem Dualismus

des Schemas selber entwickelt ist, aber

nun dramatisch umfunktioniert. Adorno

sieht Beethovens spezifische Leistung in

der inneren Geschichte der Form darin,

dass er das Schema so behandelt, dass es

das Moment des Äußerlichen, des Konventionellen

verliert, ohne seine Objektivität

zu verlieren, „so dass diese eigentlich aus

dem Subjekt nochmals erzeugt wird“.

2.) Adorno bedient sich zur Kennzeichnung

dieses kreativen Vorgangs eines Bildes

aus der Philosophie Immanuel Kants; er

bezeichnet den Vorgang als Beethovens

„Kopernikanische Wendung“. Der Autor

resümiert: „Dieser Sachverhalt dürfte endlich

erklären, warum der Subjektivist Beethoven

das Sonatenschema als solches

intakt gelassen hat.“

3.) Auf welche Weise versucht Adorno der

Vielfalt des Beethoven‘schen Komponierens

durch eine personalstilistische Differenzierung

gerecht zu werden? Adorno

stellt sich die Aufgabe, eine Theorie der

Beethoven‘schen Typen und Charaktere zu

entwickeln. Er meint mit „Typen“ nicht die

Formtypen, sondern spezifische Arten der

musikalischen Zeitgestaltung. Unterschieden

wird zwischen einem „intensiven“ und

einem „extensiven“ Typ. Der intensive Typ

„zielt auf die Kontraktion der Zeit“. Adorno

bezeichnet ihn als den klassischen Typ, wie

er uns in der „Apassionata“, in der „Pathétigue“

oder in der „Eroica“ begegnet. Das

Komponieren wird hier geleitet von einer

Logik, in der eines aus dem anderen folgt.

3.) Das musikalische Geschehen ist prozessartig,

zielgerichtet. Im Stil der späteren

66 Essay


Werke der mittleren Schaffensperiode,

repräsentiert durch die letzte Violinsonate

(op. 96) und das große B-dur Trio (op. 97),

erkennt Adorno eine Wende. „Die Geste

dieser Stücke, besonders der ersten Sätze,

ist es ausatmend die Zeit gewissermaßen

frei zu geben... Die Zeit fordert ihr Recht.“

(S. 137) Hier bahnt sich an, was der Autor

als den extensiven Typ der späteren Zeit

bezeichnet. Während sich mit der intensiven

Zeitgestaltung ein dramatischer, vorwärtsdrängender

Charakter verbindet, bewirkt

der extensive Typ den Eindruck eines

epischen Charakters der Musik.

Das Miteinander des

„humanen“ Kraftgenies und des

„unterirdischen Kobolds oder

Gnomen“

Adorno wird später den Begriff des Epischen

benutzen, um die Eigenart der Symphonie

Gustav Mahlers zu kennzeichnen. Er spricht

dort von einer „romanhaften Musikgesinnung“,

die dem epischen Symphonietyp

Mahlers zugrunde liegt. Er sieht die epische

Symphonik Mahlers vorbereitet im extensiven

Zeitgestaltungstyp Beethovens, wie er sich

schon in der Pastoralsymphonie bemerkbar

macht. Die personalstilistische Typisierung

der späteren Werke Beethovens erlaubt

es ihm, einen Bogen der sinfonischen Entwicklungsgeschichte

von Beethoven über

Schubert bis zu Mahler zu schlagen. Die

ästhetische Kategorie der extensiven Zeitgestaltung

fungiert zugleich als Möglichkeit

eines historio graphischen Ansatzes.

Adorno plante in seinem Buch eine musikalische

„Physiognomie“ Beethovens zu entwerfen,

wie er es später für Gustav Mahler getan

hat.

Als einen wesentlichen Zug einer solchen

Physiognomik betrachtet er das Miteinander

des „humanen“ Kraftgenies und des – wie

er sich ausdrückt – „unterirdischen Kobolds

oder Gnomen“. Um diese Verschränkung verständlich

zu machen, zieht er – für viele überraschend,

gleichwohl sehr originell – eine

Essay

Figur aus der Märchenwelt heran. Aus den

„Volksmärchen der Deutschen“, zusammengestellt

von Johann August Musäus, wählt er

die Charakterisierung des Rübezahl, die ihm

wie auf Beethoven gemünzt zu sein scheint.

Er zitiert aus der Quelle folgendes:

„Denn Freund Rübezahl, sollt ihr wissen,

ist geartet wie ein Kraftgenie, launisch, ungestüm,

sonderbar; bengelhaft, roh, unbescheiden;

stolz, eitel, wankelmütig, heute der

wärmste Freund, morgen fremd und kalt; zu

Zeiten gutmütig, edel und empfindsam; aber

mit sich selbst in stetem Widerspruch; albern

und weise, oft weich und hart in zwei Augenblicken,

wie ein Ei, das in siedend Wasser

fällt; schalkhaft und bieder, störrisch und

beugsam nach der Stimmung, wie ihn Humor

und innerer Drang beim ernsten Anblick jedes

Ding ergreifen läßt.“ (a.a.O.S. 174) Von der

Deutung dieser Widersprüchlichkeit hängt

nach Adorno die Erkenntnis Beethovens ab.

Gerade durch den Rückgriff auf eine archetypische

Märchenfigur als Erklärungshilfe

präsentiert sich Adorno als „Ratgeber“, von

dem wir lernen können, wie man Neues aus

Altem verständlich macht. Es empfiehlt sich,

in neueren Entwicklungen die Wirksamkeit

der Spuren des Alten aufzudecken. Auf

diese Weise stellt sich das Neue nicht als

Niederschlag eines vordergründigen Zeitgeistes

dar, sondern als neuartige Interpretation

alter und gleichbleibender Urphänomene.

Adornos Beethovenrezeption ist beispielhaft

für ein Kulturverständnis, das geleitet

ist nicht nur von der Vorstellung einer unbefragten

waltenden Tradition, sondern darüber

hinaus von der Vorstellung einer begriffenen

Tradi tion.

Ein solches Verständnis möge auch unsere

Arbeit leiten.

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von Prof. Thomas Duis.

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