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April März / Mai 2020

31. Jahrgang

Die Kunst als Hoffnung

Im Gespräch: Herbert Blomstedt renommierter, international tätiger Dirigent

INHALT

THEATER_____________________ 3

„3 Generationen“ – Ballettabend in Hannover

VISION 2025_________________ 5

Kunstvereine im Gespräch

KUNST_____________________ 8

Kunsthalle Messmer: Venedig – Faszination...

LITERATUR___________________ 12

Peter-Huchel-Preis 2020: Henning Ziebritzki

10 Jahre Literaturagentur Beate Riess

NACHHALTIG________________ 14

Flüchtlinge Sinti und Roma,

solidarische Initiativen, Corona

KULINARSICH________________ 20

Spargelernte 2020

AKTUELL____________________ 21

Wir sind weiterhin für Sie da

GESUNDHEIT________________ 22

RKK Klinikum auf Corona-Welle vorbereitet

Bitte bleiben Sie gesund

Herbert Blomstedt hat mit

seinen 92 Jahren schon viel

erlebt. Der vitale Schwede ist

der Dienstälteste unter den

renommierten, international

tätigen Dirigenten. Im Augenblick

leert sich sein Terminkalender,

weil viele seiner

vereinbarten Konzerte wegen

des Corona-Virus nicht stattfinden.

Georg Rudiger hat

mit ihm gesprochen über die

Bedeutung des Publikums,

die Ehrlichkeit der Musik

und über Kunst als Hoffnung.

Kultur Joker: Ich erreiche Sie

zu Hause in Luzern. Wie verbringen

Sie dort Ihren Tag?

Blomstedt: Es sind ja momentan

sehr besondere Zeiten.

Eben habe ich gehört, dass

meine kommenden Konzerte

in Oslo wegen des Corona-Virus

abgesagt wurden. So habe

Kultur Joker: Sie reagieren

also in einem Konzert auch auf

das Publikum.

Blomstedt: Ein interessierter

Zuhörer beeinflusst mich immer.

Auch die Gedanken, die

ich in unserem Gespräch äußere,

entstehen in dieser Zuhörsituation.

Darauf reagiere ich.

Und das Publikum im Saal reagiert

mit Stille. Das ist enorm

wichtig für uns.

Kultur Joker: Die meiste Musik

wurde für ein konkretes Publikum

komponiert. Hat Musik

auch einen Selbstzweck?

Blomstedt: Die Musiker sind

die ersten Zuhörer. Ich als Dirigent

habe einen besonderen

Platz, weil ich höher stehe und

alles gut hören kann. Wenn

ich auf das Podium steige und

müde bin oder Kopfschmerzen

habe, dann verwandelt mich

der erste Klang des Orchesters.

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ich jetzt mehr Ruhe, Partituren

zu studieren. Das tut mir auch

ganz gut.

Kultur Joker: Sie gehören mit

Ihren 92 Jahren zur Risikogruppe,

die vom Corona-Virus

am Stärksten bedroht ist. Wie

eingeschränkt sind Sie in Ihrem

Leben?

Blomstedt: Überhaupt nicht.

Ich lebe ein völlig normales

Leben, fühle mich fit und habe

einen ungehemmten Tatendrang.

Kultur Joker: Der ursprüngliche

Grund des Interviews

war das anstehende Konzert

mit den Berliner Philharmonikern

bei den Osterfestspielen

Baden-Baden mit der

vierten Symphonie von Anton

Bruckner und Mozarts Es-Dur

Klavierkonzert, das abgesagt

wurde. Am letzten Donnerstag

haben die Berliner Philharmoniker

unter Simon Rattle in der

leeren Berliner Philharmonie

gespielt – das Konzert wurde

kostenlos als Live Stream in

der Digital Concert Hall übertragen.

Was halten Sie davon?

Blomstedt: Ich finde das sehr

schön. Viele Orchester streamen

inzwischen ihre Konzerte,

so dass sie noch mehr

Publikum weltweit erreichen

können. In zwei Wochen werde

ich voraussichtlich ein Konzert

mit dem Schwedischen

Rundfunksinfonieorchester

in Stockholm mit Mozarts c-

Moll-Messe dirigieren – da

wird es wahrscheinlich auch

kein Konzertpublikum geben.

Das ist zwar ein wenig merkwürdig,

aber wir sind das gewohnt.

Die Proben finden auch

ohne Publikum statt. Trotzdem

sind wir höchst konzentriert

und freuen uns, miteinander zu

spielen.

Kultur Joker: Wie beeinflusst

das Publikum im Saal die Interpretation?

Blomstedt: Die Grundkonzeption

wird nicht geändert. Das

Publikum hat aber einen sehr

großen Einfluss auf die Konzentration

des Orchesters. Die

Atmosphäre im Saal kann sehr

variieren. Totale Stille ist eine

ungeheure Inspiration für uns.

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Geschichten aus der

Schwarzwaldwildnis

111 Schätze der Kultur

im Schwarzwald

Fortsetzung des

Interviews auf

Seite 6

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Liebe Leser*innen,

wir vom Kultur Joker möchten zuerst Ihnen und Ihren Familien

viel Gesundheit wünschen. Außerdem möchten wir unseren

Leser*innen Achtsamkeit, Umsicht und Solidarität für die kommende

Zeit ans Herz legen. Ein großes Dankeschön an alle Kranken-

und Altenpfleger, im Verkauf und Logistik Tätigen und allen

die jetzt für die Gemeinschaft da sind.

Die Kulturlandschaft hat sich binnen weniger Wochen gewandelt

und ist weitestgehend zum Stillstand gekommen. Museen, Theater

und andere Begegnungsstätten sind vorerst bis einschließlich 20.

April geschlossen, eine Verlängerung ist möglich und wahrscheinlich.

Nun sind auch wir gezwungen, unser Tempo vorerst herunterzufahren.

Die wirtschaftliche Lage auf Grund der Coronapandemie

lässt uns daher leider keine andere Wahl: Im Mai 2020

werden wir das erste Mal seit über 30 Jahren die Printausgabe

ausfallen lassen. Noch immer sind wir ein frei arbeitender Familienbetrieb

und möchten uns dieses Privileg der unabhängigen

Berichterstattung wahren.

Die Hände in den Schoß legen werden wir aber bestimmt nicht!

Ab sofort geben wir täglich Projekten und virtuellen Angeboten

aus Kultur, Theater, Kunst, Literatur und Nächstenliebe

auf www.kulturjoker.de eine Stimme. Ideen und Wünsche gerne

an: redaktion@kulturjoker.de (Übrigens: bald gibt‘s uns

Online in neuem Look, nicht verpassen!).

Eine Gesellschaft in der „Survival Of The Fittest“ eine stille

Gebärde ist, kann im wahrsten Sinne des Wortes nicht gesund

aus einer solchen Krisensituation hervorgehen. In diesem Sinne

möchten wir uns bei unseren Kunden*innen bedanken, die uns

trotz der schweren Zeit und teils geschlossenen Läden in dieser

Ausgabe unterstützt haben. Es ist eine wahrlich ernste Situation

für Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft und so sind wir

dankbar für jedes Zeichen der Solidarität, das auch uns erreicht.

Wir geben unser Bestes und hoffen auf ein Wiederlesen, bleiben

Sie gesund!

Ihr Kultur-Joker-Team

In diesen schweren

Zeiten sind wir dankbar

für jedes Zeichen der

Solidarität; egal ob liebe

Worte oder eine finanzielle

Unterstützung, damit wir unsere Arbeit

fortsetzen können.

Empfänger: Art Media Verlag

IBAN: DE 26 680 5010 1000 2022 512


THEATER KULTUR JOKER 3

Krähenkuss

Der Ballettabend „3 Generationen“ am Staatstheater Hannover

Foto: Bettina Stöß

Tänzer sind Nomaden, sie

wechseln von Spielzeit zu Spielzeit,

von Projekt zu Projekt ihren

Standort und sind nirgendwo

zu Hause, außer im Theater,

im Ballettsaal. Wieviel mehr

gilt dies für Choreographen,

die wiederum von Compagnie

zu Compagnie wechseln, um

ihre Stücke zu kreieren. Marco

Goecke hat dieses Leben 17

Jahre lang gelebt, vom Standort

Stuttgart aus seine Werke

deutschlandweit und auch international

kreiert und einstudiert.

Nun hat Marco Goecke seit

dieser Spielzeit mit der Leitung

des Balletts an der Staatsoper in

Hannover einen festen Standort

gefunden und präsentiert in der

dritten Tanzpremiere dieser

Spielzeit mit „3 Generationen“

einen Abend, der neben seiner

eigenen Kreation „Kiss a Crow“

auch „Concertante“, ein Werk

seines großen Vorbilds Hans

van Manen, Meister der Klassischen

Moderne im Tanz zeigt.

Dieser revolutionierte mit seinem

puristischen und trotzdem

emotionalen Stil die Ballettwelt

– welche Ehre für Goeckes neu

gegründete Truppe, sein Ballett

„Concertante“ zu Musik von

Frank Martin zu tanzen!

Eine Choreographie, die sich

über ihre Musikalität dem Publikum

mitteilt. Zurückhaltend

im Stil, prägnant in der

Aussage, präsentiert er Soli,

Gruppenformationen und einen

modernen Grand Pas de Deux,

der durch seine verhaltene Aggression

und gleichzeitige Anziehung

zwischen Mann und

Frau besticht. Herausragend

hier: Ana-Paula Camargo und

Maurus Gauthier. Raffinierte

Wendungen, überraschende

Momente, vom Fokus gesteuerte

Schrittfolgen und schlüssige

Gruppenbilder bieten sich

dem Zuschauer in abwechslungsreicher

Folge. Dann ein

kaum merkliches, aber gut

strukturiertes Crescendo bis

zum überraschenden Schluss.

Davon hätte man gerne noch

mehr genossen. Dankbar überreicht

dann auch Marco Goecke

selbst seinem Mentor den

Premieren-Blumenstrauß, den

dieser wiederum an die Compagnie

weiter gibt. Eine schöne

Geste.

Begonnen hatte der Abend

mit „Rise“, einer Choreographie

von Emrecan Tanis, die Macht

und Ohnmacht thematisiert.

Ein sehr starkes Bild gleich

zu Anfang: der Tänzer (auch

hier: Maurus Gauthier) rennt

und rennt durch ein flirrendes

Hologramm von Türen und

Gängen seiner Bestimmung

entgegen. Zunächst Anführer

einer Gruppe, später dann der

Herrscher, der seine Menschen

wie Marionetten funktionieren

lässt und auf ihnen regelrecht

spazieren geht. Dies alles

hochenergetisch getanzt und

zu einer interessanten Soundcollage,

die allerdings mitunter

zu theatralisch wirkt, z.B. beim

dramatischen Niedergang des

Machthabers, der mit Dampf

– durch seine Mantelöffnungen

entweichend – den Orchestergraben

hinunterfährt. Vielleicht

ein wenig zu viel Emphase für

eine halbstündige Choreographie?

- Berührend allerdings

war dann das Schlussduett der

zwei „Überlebenden“, Giada

Zanotti und Giovanni Visone,

die das Stück in aller Zartheit

und in Stille ausklingen lassen.

– Viel Applaus gab es für den

Newcomer.

Als Letztes die Uraufführung

„Kiss a Crow“ von Marco Goecke

zu Musik der Popikone Kate

Bush. „Krähe, wunderliches

Tier …“ schrieb schon Wilhelm

Müller in Schuberts „Winterreise“.

Wunderlich kann dem Zuschauer

auch werden, wenn er

diese neueste Kreation von Marco

Goecke erlebt: ein düsterer,

emphatisch vorgetragener Tanz

zu laut dröhnender Musik. Begleitet

manchmal von eigenen

Schreien werden da Abgründe

gezeigt, die den Zuschauer nicht

kalt lassen können. Ein sehr

physischer, tabuloser Tanzstil

mit spitzen Händen, pickenden

Köpfen und Händen, zu Krallen

geformt ... Persönliche Verausgabung,

nervöse Emotionalität

stehen im Vordergrund und die

Tänzer/Innen zerreißen sich regelrecht

für Marco Goecke, um

seinen Visionen körperlichen

Ausdruck zu verleihen. Die

Choreographie übt eine düstere

Faszination aus, sie lässt uns

am Ende des Abends nicht los,

gibt uns nicht wieder frei. Die

Krallen der Krähen haben sich

in den Bauch gegraben …

Schade nur, dass an diesem

Abend nicht ein Mal die gesamte

27-köpfige Compagnie

zusammen auf der Bühne zu

Alle Konten

im Griff.

sparkasse-freiburg.de

erleben war. Ein vielversprechender

und mit jubelndem

Applaus bedachter Tanz-abend,

der noch Vieles für die Zukunft

erahnen lässt und der aufzeigt,

wie die Generationen im Tanz

sich gegenseitig befruchten

können.

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VISION 2025 KULTUR JOKER 5

Kunstvereine im Gespräch (18):

Schopfheim im Wiesental

Es gab in Lörrach die Städtische

Galerie Villa Aichele, bis

2003. Manche dieser Einrichtungen

fielen, auch in anderen

Kommunen, leider dem Rotstift

zum Opfer – obgleich sie

doch so wichtig sind. Eine etwa

20-köpfige Initiative mobilisierte

damals gegen den Kahlschlag

der Stadt – vergebens.

Jedenfalls entstand vor diesem

Hintergrund Anfang 2004 der

„Verein Bildende Kunst Lörrach“.

Er zählt heute stolze

130 Mitglieder, auch aus der

Region Basel und Baselland;

zu Beginn waren es vorrangig

Kunstfreunde, im Lauf der

Zeit traten viele KünstlerInnen

bei – professionelle und solche,

die eher dem kreativen Hobby

frönen. Von Anfang an dabei ist

die Vorsitzende des Vereins, die

Malerin Marga Golz.

Kunstvereine spielen eine

wichtige Rolle im Kulturleben

von Städten und Gemeinden

– gerade auch in unserer

Region. Aber wie sieht

das im Einzelnen aus? Die

Serie über die Kunstvereine

Südbadens wird in diesem

Monat fortgesetzt mit Beiträgen

über die Einrichtungen

in Schopfheim und Lörrach,

die neben der geographischen

Nachbarschaft einige weitere

Gemeinsamkeiten, historisch

und konzeptionell aber auch

Unterschiede aufweisen.

Hans Theo Baumann (1924–

2016) dürfte nicht allen im

Großraum Freiburg ein Begriff

sein. Der gebürtige Basler,

aufgewachsen in Weil, siedelte

1947 nach Schopfheim

im Wiesental um, nachdem er

zuvor eine Ausbildung zum

Textiltechniker sowie Studien

an der Akademie der Bildenden

Künste in Dresden und der

Kunstgewerbeschule in Basel

jeweils mit Abschluss absolviert

hatte. Hernach erlangte

er Weltruhm als Designer. Der

allererste Stuhl (aus Plexiglas),

den Vitra baute, entsprang seinem

Entwurf. Vor allem für

Porzellanmanufakturen war er

fortan tätig: Rosenthal, KPM

Berlin. Die Kontakte bestanden,

das Renommée ohnedies

– 1982 gründete Baumann den

lokalen Kunstverein und blieb

bis 2006 dessen Vorsitzender.

Seit 2010 ist Johannes Kehm

(im Rahmen des siebenköpfigen

ehrenamtlichen Vorstands) am

Ruder, Journalist und langjähriger

Leiter des SWR-Regionalbüros

in Lörrach, die „Stimme

der Region“, wie er wertschätzend

genannt wurde.

Kehm erhebt nun das Wort

für die Kunst: „Wir vermissen

einen eigenen, festen Raum

nicht, wir müssten ihn ja auch

bewirtschaften.“ Tatsächlich

ist der etwa 70 Mitglieder zählende

Verein insofern komfortabel

aufgestellt, als ein kleinerer

Sonderausstellungsraum

des städtischen Museums in der

Altstadt zur Verfügung steht;

bald nach der Jahrtausendwende

kam dann als zweite, großzügigere

Location die „Kulturfabrik“

hinzu, eine ehemalige

Textilproduktionshalle. Beide

Objekte gibt die Stadt dem

Blick in die ungeöffnete Ausstellung „Von allen Seiten“

Foto: Günter Ruf

Der Verein verfügt über kein

eigenes Haus, aber gleichsam

als Kompensation des anfänglichen

Zwists kam heraus, dass

ein bis zwei Mal pro Jahr die

gut 400 qm große Ausstellungsfläche

im ersten Obergeschoss

des Dreiländermuseums genutzt

werden kann. „Ein eigenes

Haus anzustreben, ist für

uns kein Thema“, sagt deshalb

Marga Golz. Denn das Dreiländermuseum

hat einen Namen,

ein Profil, und bietet auch die

Infrastruktur zur Durchführung

von Kunstausstellungen.

Die Zusammenarbeit klappt,

die Logistik ist vorhanden. Der

Verein trägt die Versicherungskosten

und organisiert auch die

Gestaltung und Durchführung

von Ausstellungsprogrammen.

Bei Aufbau und Öffentlichkeitsarbeit

unterstützt das Museum,

Kunstverein mietkostenfrei für

je eine Ausstellung pro Jahr,

Aufsichten inklusive. Sollte

Bedarf für ein drittes Vorhaben

bestehen, lässt sich das nach

Terminabsprache meist auch

arrangieren. „Der eher intime

Raum des Museums eignet

sich hervorragend für Ausstellungen

mit kleineren Formaten,

in der Kulturfabrik lassen sich

wunderbar raumfüllende Bilder

und Skulpturen präsentieren“,

so Kehm. Und es gibt einen

festen Sponsoringvertrag mit

der Sparkasse Wiesental.

Der Kunstverein konzentriert

sich auf das Kerngeschäft der

Bildenden Kunst, andere Sparten

bleiben außer Acht. Seit

der Gründung kamen so mehr

als 70 Ausstellungen zustande.

Meist will man dabei „namhafte

KünstlerInnen“ in die

südbadische Provinz tragen,

einige prominente Beispiele aus

langer Liste des Geleisteten:

Otmar Alt, Werner Berges,

Arturo Santana Ganem, Erich

Hauser, Angelika Huber, Hans-

Günther van Look, Natascha

Mann, Charles Morgan, Luc

Simon, Hans Silvester, Erich

Kulturfabrik für Ausstellungen

Smodics, Peter Staechelin. Daneben

gibt es aber durchaus den

zweiten Strang mit starker regionaler

Komponente: ein Projekt

zum Thema Urban-Art (2012),

die Künstler des Weiler Kesselhauses

(2013) oder die Studierendenklasse

von Ben Hübsch

an der damaligen Freiburger

Hochschule für Kunst, Design

und Populäre Musik (2017). Der

‚Mix‘ bestimmt also das Konzept

– zwischenzeitlich sogar

(2008/9) mit außereuropäischen

Künstlern. Insgesamt jedoch

soll es nicht allzu experimentell

werden, das würde das Publikum

im Wiesental womöglich

die Aufsichten sind garantiert.

Doch bleibt die Aktivität nicht

auf diesen Ort beschränkt. Es

gibt Kunstprojekte und -kontakte

in den Partnerstädten

Lörrachs: Chester (GB), Sens

(F), Meerane (in Sachsen). Darüber

hinaus schauen sich die

Verantwortlichen regelmäßig

nach weiteren Veranstaltungsorten

in der Region um: die

Kulturfabrik in Schopfheim,

die Sparkasse in Rheinfelden,

das Alte Rathaus in Inzlingen

wurden bereits bespielt. In die

vielseitigen Kooperationen sind

auch die Partner-Kunstvereine

in Schopfheim und Weil eingebunden.

Insgesamt 42 Ausstellungen

und Projekte konnten

seit der Vereinsgründung realisiert

werden. Die durchschnittliche

jährliche Besucherzahl

liegt bei 1.000 bis 1.500 Gästen.

Eine ordentliche Bilanz.

Zum Konzept: „Wir verstehen

uns nicht als Galeristen

und haben uns auch nicht auf

eine bestimmte Kunstrichtung

eingeschworen“, sagt die Vorsitzende.

Meist sind es Gruppenausstellungen

(die auswärtige

und regionale KünstlerInnen

zusammenschließen) und interessante

thematische Ideen;

der Blick nur auf das Archiv

der letzten Jahre liefert Beispiele:

„so nah so fern – Innenräume,

Außenräume“ (2019),

„SCHRIFTlich – Bild, Kalligrafie

und Zeichen“ (2019),

„paper art“ (2018), „Natur im

Blick“ (2015), „Gesichter“

(2013). „Alt und Jung“ oder

auch „einheimisch und auswärtig“

– dieser Mix garantiert

Abwechslung und Durchmischung.

Die Hauptarbeit dabei

leisten der erweiterte Vorstand

und die (ebenfalls ehrenamtlichen)

Kuratorinnen, derzeit

sind das Gabriele Menzer und

Hanna Benndorf, beide selbst

künstlerisch tätig und ausstellungserfahren.

Der Lörracher Kunstverein

hat sich, obschon im Vergleich

eher ‚jung‘, längst etabliert. Die

Stadt fördert mit jährlichem

Zuschussbetrag, die Sparkasse

Rheinfelden und die Medienagentur

Mediaville in Weil treten

als Sponsoren ein. Der Standort

im Zentrum des Dreiländerecks

erweist sich als vorteilhaft und

zieht Besucher aus der Schweiz

und Frankreich an. Komplett

aufgebaut ist derzeit die Ausstellung

„Von allen Seiten –

Skulpturen und Objekte“, die

am 20. März eröffnen sollte,

nun aber vor Ort nicht zu sehen

ist. Einen Eindruck kann man

durch die Bilderfolge auf der

Foto: Luis Lenz

weniger schätzen, so die Vermutung

des Vorsitzenden.

Zum Portfolio zählen außerdem:

künstlerische Jahresgaben,

Kunstreisen – und seit

zwei Jahren die unter dem Label

dreiartig.com gefasste Kooperation

mit den benachbarten

Kunstvereinen in Lörrach und

Weil. Der Wunsch am Ende ist

typisch: die Hoffnung auf Verjüngung

der Mitgliederschaft

und des Publikums. Good luck!

Martin Flashar

Info: Kunstverein Schopfheim

e. V., https://kunstvereinschopfheim.de

Kunstvereine im Gespräch (19):

Lörrach am Dreiländereck

Homepage gewinnen. Für das

Frühjahr 2021 befindet sich,

ebenfalls im Dreiländermuseum,

das Projekt „Linie in der

Malerei“ in Vorbereitung.

Martin Flashar

Info: Verein Bildende Kunst

Lörrach e. V., http://www.vbkloerrach.de.


6 KULTUR JOKER INTERVIEW

Blomstedt: Wenn ich die Noten

lese und die Musik nur in

meinem Kopf höre, dann ist

das ein Vorstadium. Wenn diese

Musik dann real erklingt und

ich die Schallwellen auch physisch

erlebe, dann entsteht ein

viel intensiveres Gefühl.

In Kriegszeiten sind die Menschen

unter Gefahr zusammengekommen,

um gemeinsam

Musik zu hören und davon seelisch

gestärkt zu werden – zum

Beispiel bei der Aufführung

von Schostakowitschs 7. Symphonie

am 9. August 1942 im

von den Deutschen ausgehungerten

Leningrad. Durch die

Absage aller Konzerte in der

gegenwärtigen Corona-Krise

fällt die Musik als stärkendes

Gemeinschaftserlebnis aus.

Kultur Joker: Was macht das

mit den Menschen?

Blomstedt: Ich glaube, die

Wirkung spürt man erst danach.

Die Krise stärkt das Bedürfnis

nach seelischen Inhalten. Wir

sind in unserer modernen Welt

so fasziniert, aber auch gefangen

genommen durch die vielfältigen

Eindrücke, die auf uns

einprasseln. Es schwirrt auch

so viel unbedeutende Musik in

der Luft herum wie in der Werbung

oder im Alltag. Der Verzicht

auf diese Eindrücke und

auch auf soziale Kontakte wird

das Bedürfnis nach Kommunikation

verstärken.

Kultur Joker: Ähnlich wie im

Krieg ist mit der Corona-Krise

und den jetzt eingeführten

drastischen Maßnahmen eine

besondere Lage entstanden,

die den Alltag jedes einzelnen

Menschen in der Gesellschaft

verändert. Diese Ausnahmesituation

kann zu Solidarität

führen, aber auch zu Egoismus,

wenn beispielsweise Hamsterkäufe

getätigt werden und jeder

nur an sich denkt. Was sind

Ihre Beobachtungen zur gegenwärtigen

Situation?

Blomstedt: Für mich persönlich

bedeutet die Situation nur,

dass ich mich stärker auf meine

Aufgaben konzentrieren kann.

Im normalen Leben habe ich

nicht immer genügend Zeit.

Die Berge sind so hoch – man

kann sie nie richtig besteigen.

Jetzt hat man ein paar Wochen

oder auch Monate geschenkt

bekommen, in denen man sich

das leisten kann, was man sonst

vernachlässigt. Dafür bin ich

dankbar. Natürlich wünsche ich

mir, dass diese Krise so schnell

wie möglich vorbei ist. Das ist

ja auch der Sinn dieser Maßnahmen,

dass es nachher besser

wird und wir eine Katastrophe

vermeiden können.

Kultur Joker: Sie sind 1927 geboren

und waren bei Ausbruch

des Zweiten Weltkriegs 12 Jahre

alt. Haben Sie im Krieg eher

Solidarität oder Egoismus erlebt?

Blomstedt: Ich wohnte während

des Zweiten Weltkriegs

in Schweden. Wir mussten nur

abends die Rollläden herunterlassen,

damit ein potentieller

Bomber kein Ziel finden konnte.

Unsere Lebensmittelkarten

für Kaffee, Tabak oder Spirituosen

haben wir gegen Butter

und Brot eingetauscht. Wir

haben keine Not gelitten. Die

Schulen funktionierten ganz

normal, die Propaganda haben

wir nur wenig gespürt. In dieser

Zeit habe ich für mich die Musik

entdeckt. Jeden Donnerstag

und jeden Sonntag konnte ich

in ein Sinfoniekonzert gehen.

Und täglich habe ich viele

Stunden Violine gespielt und

erst danach meine Schulaufgaben

gemacht.

Kultur Joker: Die meisten Krisen

tragen auch eine Chance in

sich. Sehen Sie eine Chance in

der Corona-Krise?

Blomstedt: Wir haben jetzt

viel Zeit zum Nachdenken.

Man muss aus solchen Krisen

immer das Beste machen. Zu

meckern oder zu trauern hilft

nicht. Jede Krise ist eine Möglichkeit

zur Verbesserung.

Kultur Joker: Sie sind ein

Mensch, dem soziale Kontakte

sehr wichtig sind. Sie kennen

die meisten Namen der Orchestermusiker,

die Sie dirigieren.

Was macht das mit Ihnen, wenn

Sie diesen Menschen nicht

mehr begegnen können?

Blomstedt: Die Erinnerungen

sind da. Das ist das einzige

Paradies, aus dem man nicht

vertrieben werden kann. Dieses

Paradies haben wir ständig

bei uns, bis unser Gehirn

stirbt. Als junger Bursche hat

mich die Musik gefesselt durch

zwei Dinge: die Schönheit des

Klangs und die Intelligenz der

Konstruktion. Später habe ich

dann gelernt, dass die Musik

vor allem ein Mittel ist, mit

den Menschen zu kommunizieren.

Jedes Orchestermitglied

ist für mich ein wichtiger

musikalischer Partner, dem

ich intellektuell und emotional

möglichst nahe kommen

möchte. Aber nur in der Musik.

Ich besuche sie nicht zuhause

bei Kaffee und Kuchen. In der

Musik begegnet man den Menschen

total, weil man sich nicht

verstellen kann. Man spielt ein

Instrument so, wie man ist. Da

entblößt man sich: im Positiven

wie im Negativen. Diese Ehrlichkeit

ist eine wunderbare

Sache. Mit Worten kann man

alles vertuschen. In der Musik

geht das nicht!

Kultur Joker: In einem Interview

haben Sie den Maler Gerhard

Richter zitiert mit dessen

Aussage: „Kunst ist die größte

Form der Hoffnung.“ Was

macht Ihnen im Augenblick

Hoffnung?

Blomstedt: Über diesen Satz

denke ich gerne nach. Der

Künstler wie auch der Komponist

lebt in einer idealen Welt.

Er schafft etwas aus seiner

Fantasie. Menschen ohne Fantasie

haben keine Hoffnung.

Nur durch die Fantasie können

wir uns vorwärts bewegen und

vielleicht auch die Welt ein

wenig verbessern. Vielleicht

nicht global, aber zumindest in

meinem eigenen Umfeld.

Kultur Joker: Herr Blomstedt

herzlichen Dank für das Gespräch

und bleiben Sie gesund.


KUNST KULTUR JOKER 7

Sinnliches Erleben

„Amuse-Bouche. Der Geschmack der Kunst“ – Ausstellung im Museum Tinguely Basel

Ganz im Geiste seines Namensgebers,

für den sinnliches

Erleben immer multisensorisch

war, hat das Museum

Tinguely bereits den haptischen

und den olfaktorischen

Sinn als Grundlage unserer

Welterfahrung und ästhetischen

Kompetenz thematisiert.

Nun zeigt es mit der Ausstellung

„Amuse-bouche. Der

Geschmack der Kunst“ Arbeiten

von Künstler*innen,

die den gustatorischen Sinn

anzusprechen suchen, der sich

von Riechen, Sehen, Tasten

und Hören letztlich nicht trennen

lässt. Die Schau orientiert

sich an den Grundnoten der

Geschmacksrezeptoren: süß,

sauer, bitter, salzig und „umami“;

diese entstehen im Zusammenspiel

von Zunge und

Geschmacksknospen im Mund

sowie im Gehirn gespeicherten

Informationen.

Doch kann die Geschmackswahrnehmung

auch ohne physischen

Kontakt mobilisiert

werden? In der Ausstellung

machen dies 120 Kunstwerke,

Videos, Skulpturen, Experimente

und Performances, aus

verschiedenen Perspektiven

erfahrbar; teils sind sie partizipativ

und interaktiv angelegt.

Etwa ragen in der Installation

„Goosebump“ (Gänsehaut)

von Elizabeth Willings überzuckerte

Pfeffernüsse aus einer

schneeweißen Wand, die

angeknabbert werden dürfen.

Das könnte mit der Zeit

ebenso eklig aussehen wie

Dieter Roths „Großes Schimmelbild“

(1969). Appetitlich

wirkt hingegen das installativperformative

Projekt „Hortus

Deliciarum“ von Marisa Benjamim,

das Sehen und Schmecken

verbindet und Pflanzen

verkosten lässt, z.B. die Blume

„Electric Daisy“. Den Sinn für

Aromatisches spricht gleich zu

Beginn des Parcours die partizipativ

veränderbare „Orangenpyramide“

von Roelof

Louw an sowie – unter der

Überschrift „Der Geschmack

der Begierde“ – die deliziöse

Performance „Eating a Banana“

(Sarah Lucas). Mit lecker

assoziiert man des Weiteren

eine „Noisette“ betitelte Zunge

(Urs Fischer, 2009), die

aus einem Wandloch hervorschnellt.

Allein der Anblick reifer,

roter Weintrauben kann Süße

und Saftigkeit evozieren, wie

sich anhand von Stillleben

aus dem 16. und 17. Jahrhundert

erweist, die in der Schau

präsent sind und sich allegorisch

den fünf Sinne widmen.

Im Auge sitzen Tastempfindungen,

die selbst ohne Hautkontakt

„berühren“ und Bilder

synästhetisch erfassen. Seit

jeher werden Geschmacksnuancen

sprachlich-metaphorisch

verwendet, so wird das

Leben süß, die Pille bitter

oder der Apfel sauer. Mit der

vielschichtigen Wortbedeutung

von „sauer werden“ setzt

sich die Rauminstallation des

Künstlerkollektivs Slavs and

Tatars (2019) auseinander. In

diesem Kontext darf Daniel

Spoerri nicht fehlen, dessen

„Eat Art“ seit den 1960er Jahren

Assemblagen mit Mahlzeitresten

komponiert und,

u.a. mittels Täuschung und

Irritation, das Schmecken als

sozialen Akt beleuchtet, etwa

Suppe in Mokkatassen serviert

und Kaffee in Suppentellern.

Daneben platziert sich

ironisch Meret Oppenheims

Werk „Bon appétit, Marcel“.

Für umami, die als „herzhaftwürzig“

umschriebene Sinnesqualität,

steht Andy Warhols

Serie „Campbell’s Soup

II“. Und in puncto Süße lässt

Sonja Alhäuser Frauenfiguren

aus einem wohlriechenden

Bad weißer flüssiger Schokolade

auftauchen.

Ein weiterer Bereich ist mit

„Geschmack des Fremden“

überschrieben, er weist auf

Kolonisierung und Migration,

die seit dem 16. Jahrhundert

stetig neue Nahrungsmittel

in europäische Speisepläne

brachten, von Cola bis Sushi.

Vieles bliebe vorzustellen, Erwin

Wurms „Selbstporträt als

Gurke“, Emeka Ogboh Aktion

„Wer hat Angst vor Schwarz“,

Janine Antonis „Mortar und

Pestle“, Werke von Otobong

Nkanga, Tom Wesselmann und

insbesondere „Tastescape“,

eine laborartige Installation

von Claudia Vogel, die feinste

Pflanzenessenzen destilliert.

Zur Ausstellung, der ein Symposium

vorausging, ist zudem

ein Katalog erschienen, in dem

u.a. der Schweizer Koch Stefan

Wiesner interviewt wird – eine

phantastische Lektion in Sachen

Geschmack.

Museum Tinguely. Paul Sacher-Anlage

1, Basel. Di bis So

11–18 h. www.tinguely.ch. Bis

17.5.2020

Cornelia Frenkel

Installationsansicht

von

Erwin Wurm:

„A portrait of

the artist as a

young man“,

2011 © 2020

Museum

Tinguely,

Basel

Foto: Gina Folly

Installationsansicht

mit

Werken von

Bea de Visser,

„Blowup“

(Bubble),

2002

(Hintergrund)

und

Sonja Alhäuser,

„Schokoladenmaschine

II“,

1999

(Vordergrund)

© 2020

Museum

Tinguely, Basel

Foto: Gina Folly

Janine Antoni:

„Mortar and

Pestle“, 1999

C-print,

121,9 x 121,9 cm

Janine Antoni;

Courtesy of the

artist and

Luhring

Augustine,

New York

© Janine Antoni;

Courtesy of the artist

and Luhring Augustine,

New York


8 KULTUR JOKER KUNST

Venedig durch die Brille

zeitgenössischer Kunst

Derzeit geschlossen, aber bis 21. Juni im Programm der

Kunsthalle Messmer: „Venedig – Faszination und Mythos“

Jürgen A. Messmer: „Seitenkanal Venedig“, 2020

© Jürgen A. Messmer

Eigentlich wäre jetzt der

beste Moment, Venedig zu

besuchen: Menschenleere

Gassen, ein freier Blick auf

die Monumente, weder von

davorstehenden Menschenmassen

noch von dahinter

aufragenden Kreuzfahrtschiffen

beeinträchtigt. Wo

sich jährlich normalerweise

30 Millionen Besucher durch

Venedig wälzen, könnte man

die Stadt endlich ohne das

Gefühl einer Massendemo

durchstreifen. Da man das

derzeit aber bekanntlich nicht

kann, mochte man sich noch

bis vor Kurzem in der Kunsthalle

Messmer in Riegel mit

einer Ausstellung trösten, die

mittlerweile zwar wegen des

Corona Virus geschlossen, jedoch

bis 21. Juni anberaumt

ist: „Venedig – Faszination

und Mythos“.

Wie keine andere Stadt hat

Venedig über Jahrhunderte

die Künstler herausgefordert.

Seine wie Kulissen wirkende

Prachtbauten und von glucksenden

Kanälen umspülten

Mauern beschwören geradezu

deren Reaktion herauf. Aus

ihrem Blickwinkel, mithin

abstrahiert durch die Brille

der Kunst, kann man in Riegel

diese Stadt nun „besuchen“.

Doch nicht wie sonst

sind hier die Großen der alten

venezianischen Schule vertreten,

„die man sowieso immer

sieht“ (Jürgen Messmer bei der

Pressekonferenz) – Tintoretto,

Canaletto, Guardi oder Tizian.

Vielmehr machte der Kurator

und Heidelberger Galerist

Winfried Heid die Not zur Tugend,

indem er die Schau weitgehend

aus eigenen Venedig-

Beständen bestückte.

Was sich aber keinesfalls als

Nachteil erweist, gestaltet sich

doch der Gang durch die Ausstellung

als ein Streifzug durch

laufend sich erneuernde zeitgenössische

Anschauung, die

auch kritische und unschöne

Aspekte dieser Stadt zulässt.

Ob das nun Baustellen sind,

wie in den fotorealistischen

Zeichnungen Malte Sartorius’,

die die Fragilität der auf Stelzen

errichteten Serenissima

ins Bewusstsein rücken. Oder

die malerisch bearbeiteten Fotografien

Manfred Hönigs mit

den wie auf alten Postkarten

farblich überspitzten, jedoch

eher trostlosen (imaginären)

Ansichten. Ob nun Friedensreich

Hundertwasser, der in

seiner Farbserigrafie „Homo

Humus“ der Morbidität dieser

Stadt farbharmonischen

Glanz verleiht; oder Horst

Janssen, dessen Verehrung für

den venezianischen Künstler

Francesco Guardi ihn gleich

mehrfach nach Venedig zog

und sich in einer Grafikserie

niederschlug. Ob William

Turner, jener Impressionist,

der wie Claude Monet weniger

die Vedute als deren

schematischen Abglanz im

sich verflüchtigenden Licht

in den Blick nahm; oder aus

dem letzten Jahr stammend

die verwischt-verwaschenen

fotografischen Eindrücke von

Tilmann Krieg (er nennt sie

Malereien auf Lightbrush), in

denen er, wie auch in seiner

installativen Soundcollage

„Venedig“, die Stadt in ihrer

Eigenheit gerade durch das den

Bildern anhaftende Flüchtige

zu verewigen trachtet; oder

die poetischen, mit der Camera

Obscura eingefangenen

Eindrücke des Canale die Sin

Marco I: All die hier gezeigten

Werke vermitteln eine Art ‚innere’

Einblicke in eine Stadt,

welche sich in früherer Kunst

eher in Form von Veduten

präsentierte. Und genau das

macht diese Ausstellung, die

zudem mit Texten – auch Lyrik

– aufbereitet ist, überaus

sehenswert.

Vorübergehend geschlossen,

noch bis 21.Juni in der Kunsthalle

Messmer, Riegel, Tel.

07642-920 1620.

Friederike Zimmermann

Liebe Leser*innen, durch die aktuelle Lage sind

Museen und Kulturstätten vorerst bis zum 19. April geschlossen,

eine Verlängerung dieser Schließungen ist

möglich und wahrscheinlich. Deshalb haben wir uns dafür

entschieden, in unserem Ausstellungskalender ausschließlich

Termine zu berücksichtigen, die ab Mitte Mai noch zu

besuchen sind. Wer bis dahin seinen Alltag mit Kunst und

Kultur füllen möchte, findet auf den Webseiten zahlreicher

Museen virtuelle Möglichkeiten. Tipps aus der Redaktion

gibt es unter: www.kulturjoker.de

Bleiben Sie gesund – auf ein baldiges Wiederlesen!

Ihr KulturJoker-Team

MUSEEN / AUSSTELLUNGEN

FREIBURG 0761/

Archäologisches Museum

Colombischlössle

- „Der römische Legionär - Weit

mehr als ein Krieger“-29.11.

Augustinermuseum

- “freiburg.archäologie - 900 Jahre

Leben in der Stadt”-04.10.

Faulerbad & FaulerStraSSe

- „Kunst auf der Liegewiese“-16.05.

HAUS DER GRAFISCHEN SAMM-

LUNG (AUGUSTINERMUSEUM)

- „Gottlieb Theodor Hase - Freiburgs

erster Fotograf“-27.09.

MORAT-INSTITUT

- „Mehr als eine Welt...“-23.05.

MUSEUM FÜR STADTGESCHICHTE

- „freiburg.archäologie - 200 Jahre

Forschen in der Stadt“-04.10.

BASEL 0041 61/

Fondation Beyeler

- „Sammlung der Klassischen

Moderne”

(ständig)

- „Edward Hopper“-17.05.

ANDERE ORTE

ABU DHABI

Louvre Abu Dhabi

- „Furusiyya: The Art of Chivalry

between East and West“

-30.05.

Amsterdam (NL)

Van Gogh Museum

- „In The Picture“-24.05.

BADENWEILER

Cassiopeia Therme

- „Engel träumen bunt“ - Gilia Auth,

Sanvja Bühler-06.06.

Baden-Baden

Museum LA8

- „Baden in Schönheit. Die Optimierung

des Körpers im 19. Jahrhundert“-06.09.

Museum Frieder Burda

- „Die Bilder der Brüder - Eine

Sammlungsgeschichte der Familie

Burda“-30.08.

Staatliche Kusthalle

- „Körper. Blicke. Macht. - Eine

Kulturgeschicht des Bades“

-21.06.

BAHLINGEN

Kunst im Alten Spritzenhaus

- „Jan Douma - Skulptur und Relief“

-17.05.

BARCELONA (E)

Fundación Mapfre Casa Garriga

Nogués

- „Pérez Siquier“-17.05.

Museum für Kommunikation

- “Like you!”-05.07.

Schwules Museum

- „Love at First Fight” -30.09.

- „The Souls Around Us“ - Amos

Badertscher-29.06.

BERN (CH)

Alpines Museum der Schweiz

- „Werkstatt Alpen. Von Macherinnen

und Machern“-27.09.

- „Fundbüro für Erinnerungen: N°1

Skifahren“-28.02.21

Kunstmuseum Bern

- „Alles zerfällt. Schweizer Kunst

von Böcklin bis Vallotton“-20.09.

- „Triumphant Scale“ - El Anatsui

-21.06.

- „Teruko Yokoi Tokyo-New York-

Paris-Bern“-10.05.

Zentrum Paul Klee

- „Jenseits von Lachen und Weinen.

Klee, Chaplin, Sonderegger“

-24.05.

BILBAO (E)

Guggenheim Museum

- „Olafur Eliasson. In Real Life“

-21.06.

Bonn

Bundeskunsthalle

- „Wir Kapitalisten von Anfang bis

Turbo“-12.07.

- „Fragments From Now For Unfinished

Future“-03.05.

- „Julius von Bismarck - Feuer mit

Feuer“-30.08.

Frauenmuseum

- „Eleonore, Emilie, Elise - Beethoven

und die Frage nach den

Frauen“-08.11.

BREGENZ (A)

Kunsthaus Bregenz

- „Peter Fischli“-04.07.

breisach

Museum für Stadtgeschichte

- „Ausstellung zur Geschichte der

Stadt Breisach am Rhein” (ständig)

COLMAR (F)

Musée Unterlinden

- „De mains et d‘yeaux“ - Michel

Paysant-22.06.

DÜSSELDORF

Kunstpalast

- „Sichtweisen. Die neue Sammlung

Fotografie“-17.05.

- „Untold Stories“ - Peter Lindbergh

-01.06.

- „Die Macht, was ihr gefällt -

Angelka Kaufmann, Künstlerin,

Powerfrau, Influencerin“-24.05.

FRANKFURT am main

Caricatura Museum

- „Beste Beste Bilder - Die Cartoons

des Jahrzehnts“-14.06.

DZ Bank Kunstsammlung

- „Katharina Sieverding- Unwiderstehliche

Historische Strömung“

-06.06.

Senckenberg Naturmuseum

- „Making Crisis Visible“

-02.06.

GRAZ (A)

Neue Galerie Graz

- „Ladies First! Women Artists In

And From Syria 1850-1950“

-30.08.

Hamburg

Altonaer Museum

- „Fisch. Gemüse. Wertpapiere.“

-23.11.

Deichtorhallen

- „Installationen aus 25 Jahren

Sammlung Falckenberg“-24.05.

- „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“-17.05.

HEIDELBERG

Sammlung Prinzhorn

- „Ein mehrfacher Millionenwert“

-16.08.

HEILBRONN

Kunsthalle Vogelmann

- „Vom blauen Reiter zu den jungen

Wilden - Expressive Malerei aus einer

unbekannten Privatsammlung“

-28.06.


KUNST KULTUR JOKER 9

Karlsruhe

Badisches Landesmuseum/ Schloss

-„Archäologie in Baden - Expothek1”

b.a.w.

-„Audienz im Schloss - Eine virtuelle

Zeitreise ins Barock” Dauer

-„Ich, Karl Wilhelm!” Dauer

-„museum x - Ein offener Raum im

Zentrum der Stadt” b.a.w.

Naturkundemuseum Karlsruhe

- „Wasser - wie es unsere Erde

formt“- Bernhard Edmaier -14.06.

Schloss Karslruhe

- „Humanimal - Das Tier und Wir“

-14.02.21

ZKM

- „Writing the History of the

Future - Die Sammlung des ZKM”

-28.03.21

- „ZKM-Gameplay - The next

Level” -31.12.21

KIEL

Kunsthalle zu Kiel

„Rachel Maclean“-24.05.

Leipzig

Museum für Druckkunst

- „Das Auge des Fotografen.

Industriekultur in der Fotografie

seit 1900“-28.06.

LondOn (GB)

Tate Britain

- „Aubrey Beardsley“-25.05.

Tate Gallery of Modern Art

- „Andy Warhol“-06.09.

- „Steve McQueen“-11.05.

MAILAND (IT)

Pirelli Hangar Bicocca

- „The Eye, The Eye and The Ear“ -

Trisha Baga-19.07.

Mannheim

Reiss-Engelhorn-Museen

- „Yesterday - Tomorrow, Die Wiedergeburt

der ägyptischen Kunst

nach 2000 Jahren“ - Marc Erwin

Babej-28.06.

MARBACH

Literaturmuseum der Moderne

- Hölderlin und die Sprachen der

Poesie“-29.11.

MERZHAUSEN

Forum Merzhausen

- „Strukturbegegnung - Hartmut W.

Schmidt“-24.05.

MÜNCHEN

Lenbachhaus

- „Sheela Gowda“-26.07.

Pinakothek der Moderne

- „Gegenüber“-05.07.

- „A Brief Collection Dosplay Of

John Baldessari“-05.07.

- „Arnulf Rainer zum 90. Geburtstag“-31.12.

- „Hanne Darboven, Günther Förg,

Sol Lewitt“-31.07.21

Villa Stuck

- „She wants to go to her bathroom

but she can‘t be bothered“ -07.06.

NEUENBÜRG

Schloss Neuenbürg

- „Aus der Zeit gefallen? Trachtenfrauen

in Portraits“-21.06.

OFFENBURG

Galerie im Artforum

- „Pflanzenwelten“-24.05.

PARIS (F).

Jeu De Paume

- „The Supermarket Of Images“

-07.06.

Musée de la Libération de Paris

- „1940: Parisian Exodus“-30.08.

Kunsthalle Messmer

- „Venedig - Faszination und

Mythos“-21.06.

REMAGEN

Arp Museum Bahnhof Rolandseck

- „Salvador Dalí and Hans Arp -

The Birth Of Memory“-16.08.

SAINT-PAUL (F)

Fondation marguerite et aimé maeght

- „Jacques Monory“-14.06.

SALZBURG (A)

Museum Salzburg in der Neuen Residenz

der Landesausstellung

- „Großes Welttheater - 100 Jahre

Salzburger Festspiele“-31.10.

SPEyer

Historisches Museum der Pfalz

- „Medicus. Die Macht des Wissens“-21.06.

Junges Museum Speyer

- „Der Grüffelo - Eine Familienausstellung“-14.06.

ST. Gallen (CH)

Museum im Lagerhaus

- „Übermütter“-05.07.

- „Linda Naeff, Matricule II“

-05.07.

Kunstmuseum

- „Metamorphosis Overdrive“

-06.09.

- „Siobhán Hapaska“-21.06.

- „Metaphern der Entwurzelung“

-21.06.

STAUFEN

Keramikmuseum

- „Picasso & Co - Berühmte

Künstler*innen und ihre Keramiken“-29.11.

- „Erdkrusten und Glasurflüsse“ -

Jochen Rüth-24.05.

STUTTGART

Kunstmuseum

- „Der Traum vom Museum „Schwäbischer“

Kunst - Das Kunstmuseum

Stuttgart im Nationalsozialismus“-01.06.

Staatsgalerie

- „Drucksache Bauhaus“-19.07.

- „Ida Kerkovius“-19.07.

VADUZ (FL)

Kunstmuseum Lichtenstein.

- „Epidermis - Conditio humana

- Kosmo, Werke aus der Hilti Art

Foundation“-11.10.

WALDENBUCH

Museum der Alltagskultur

- „Adieu Plastiktüte!“ -03.07.

WEIL AM RHEIN

Museum Weiler Textilgeschichte

- „Knopf dran! Eine Kulturgeschichte

der Knöpfe“-05.07.

Vitra Design Museum

- „Home Stories. 100 Jahre 20

visionäre Interieurs“-23.08.

- „Gae Aulenti. Ein kreatives Universum“-28.06.

Vitra Schaudepot

- „Gae Aulenti. Ein kreatives Universum“-11.10.

Wien (A)

Bank Austria Kunstforum

- „The Cindy Sherman Effect.

Identität und Transformation in der

zeitgenössischen Kunst“-21.06.

- „Herbert Brandl. Exposed To

Painting/Belvedere“-24.05.

Kunsthistorisches Museum

- „Beethoven bewegt“-05.07.

Leopold Museum

- „Hundertwasser - Schiele. Imagine

Tomorrow“-31.08.

WOLFSBURG

Kunstmuseum Wolfsburg

- „Barbara Kasten. Works“

21.03.-02.08.

- „Ulrich Hensel. Zwischenwelten“

21.03.-02.08.

zell am harmersbach

Museum Villa Haiss

- „4+1 - Wechselausstellung“b.a.w.

ZÜRICH (CH)

Migros Museum für Gegenwartskunst

- „Potential Worlds 1: Planetary

Memories“ -31.05.

Studien zu Alltagsdingen

Designerkollektiv „Collections Typologie“ stellt in der Vitra Design Museum Gallery aus

Unsere Wahrnehmung vertrauter

Dinge zu schärfen,

dafür engagiert sich das französische

Designerkollektiv

„Collections Typologie“ und

macht mit seiner Arbeit darauf

aufmerksam, wie sich Alltagsobjekte

in Form, Funktion und

Materialität über Jahrhunderte

entwickelt haben; manche

wurden dabei nur im Detail

verändert, andere wiederum

erfuhren –aufgrund gesellschaftlicher

und technischer

Umbrüche – einen rasanten

Wandel. Anhand von vier

Objekttypen, nämlich Weinflasche,

Korken, Kugel des

Pétanque- oder Boulespiels

sowie Gemüsekiste, hat das

Designerkollektiv diesbezügliche

Vorgänge erforscht und

mit der Ausstellung „Typologie.

Eine Studie zu Alltagsdingen“

in der Gallery des Vitra

Design Museums anschaulich

präsentiert. Dabei wird

die aktuellste Recherche, die

Entwicklungen der Obst- und

Gemüsekiste betrifft, am ausführlichsten

vorgestellt, im

Zuge derzeitiger Diskussionen

um Ressourcenverbrauch und

Konsumverhalten gerät dieser

Gegenstand verstärkt in den

Blick. Einfache Alltagsgegenstände

finden üblicherweise

im Museumskontext kaum

Beachtung, während von Designern

gestaltete Objekte oft

sehr bekannt sind, befindet

das Designerkollektiv. Ein gewöhnlicher

Gegenstand wie

die Weinflasche verdient aber

durchaus unsere Aufmerksamkeit,

etwa deshalb, weil sich

dessen Form über Jahrhunderte

kaum verändert hat. Weshalb?

Aus anderem Grund ist die

Geschichte der Pétanque- oder

Boulekugel interessant, Generationen

von Spielern haben

sie immer neu optimiert; heute

ist sie ein industrielles Massenprodukt

aus unterschiedlich

geriefeltem Stahl, begann

ihre Laufbahn jedoch ab dem

5. Jahrhundert zunächst als

Holzkugel, die sodann mit

Nägeln beschlagen wurde, um

schwerer zu werden. Obst- und

Gemüsekisten gab es ebenfalls

schon vor Jahrhunderten, es

waren handwerklich mühsam

hergestellte Korbgeflechte mit

je individueller Note, während

sie mittlerweile ein normiertes,

millionenfach produziertes

Wegwerfobjekt ist, das langen

Transportwegen standhalten

muss; weiterhin werden sie

vorwiegend aus Pappelsperrholz

hergestellt, weniger aus

Plastik und Karton. „Typologie“

sensibilisiert unsere Aufmerksamkeit

für Zusammenhänge,

die Material, lokale

Ressourcenverfügbarkeit und

Industrialisierungs-Prozesse

betreffen.

„Typologie. Eine Studie zu

Alltagsdingen“. Vitra Design

Museum Gallery. Weil am

Rhein. Bis 3. Mai 2020

Cornelia Frenkel

Korkensammlung des portugiesischen Wirtschaftsministeriums zur Förderung

der Korkindustrie, ca. 1930. Archiv Amorim & Irmãos

Foto: promo

VDM-Typology-Tableau

Übersicht möglicher

Riefelungen auf

Boule-Kugeln, 1965,

La Boule Obut Archiv

Foto: promo


10 KULTUR JOKER KULTOUR

Müssen sich erst noch ans Rampenlicht gewöhnen: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian © Alexander Janetzko, Berlinale 2019

Alles neu!?

Auf der diesjährigen Berlinale kamen Neuanfang, Altbewährtes und

runde Geburtstage zusammen. Dabei war nicht immer alles stimmig.

Eine Bilanz.

Schon der Auftakt der 70.

Berlinale am 20. Februar stand

unter keinem guten Stern. Nur

einen Tag nach den Anschlägen

in Hanau konnte das Festival

nicht einfach zur Tagesordnung

übergehen, die Eröffnungszeremonie

fiel demnach

ernster aus als üblich. Während

in den Jahren zuvor Anke

Engelke mit Temperament und

Schlagfertigkeit durch den

Abend führte, musste Samuel

Finzi, der Engelke nach 13

Jahren als Zeremonienmeister

ablöste, nun gleich bei seinem

allerersten Berlinale-Auftritt

vor ausverkauftem Haus die

Herkulesaufgabe bewältigen,

die Erwartung an eine pointierte

Moderation mit der Trauer

um die Opfer von Hanau zu

verbinden. Es gelang nur mäßig,

Finzis Monologe gerieten

zu lang, seine Scherze verpufften

und die Gedenkminute

wirkte nicht organisch sondern

seltsam hineingepresst

in eine ganz und gar unrunde

Auftaktveranstaltung. Rückblickend

warf mit dem Eröffnungsabend

ein Festival seine

Schatten voraus, bei dem es in

diesem Jahr an einigen Stellen

hakte und knirschte. Der

Grund dafür waren tiefgreifende

Neuerungen, die mehr

für Verwirrung sorgten, als für

Aufbruchstimmung, und ein

seltsam sperriger Wettbewerb.

Doch der Reihe nach.

Die Berlinale wurde in diesem

Jahr mit besonderer Spannung

erwartet, denn es war das

erste Festival unter der Leitung


KULTOUR KULTUR JOKER 11

von Carlo Chatrian und Mariette

Rissenbeek, Jahr eins nach

der Ära Dieter Kosslick. Der

hatte die Berlinale zweifelsohne

geprägt, sie politisiert

und zum Publikumsfestival

entwickelt, musste dann aber

nach 19 Jahren seinen Stuhl

zugunsten der neuen Doppelspitze

räumen, um den Weg

für eine dringend notwendige

Renovierung des Festivals

möglich zu machen. Wer jetzt

allerdings auf die große Revolution

hoffte (von diesen Stimmen

gab es nicht wenig und sie

waren nicht immer leise), der

sah sich getäuscht. Schon früh

gab Chatrian, der zuvor dem

Filmfest in Locarno vorstand,

zu Protokoll, nicht den „Umstürzler“

geben, sondern erst

einmal nur punktuell Veränderungen

vornehmen zu wollen.

Er strich mit dem „Kulinarischen

Kino“ und dem „Native

Cinema“ zunächst zwei

unsägliche Nebensektionen,

die in den hinteren Reihen

des Festivals nurmehr unübersichtliche

Füllmasse waren.

Viel entscheidender allerdings

war die Schaffung einer neuen

Sektion namens „Encounters“,

zu deutsch „Begegnungen“,

mit der ein zweiter, offizieller

Wettbewerb im Festival implementiert

wurde – ganz im Stile

der Festivals in Cannes und Venedig,

wo dies schon lange der

Fall ist. Und da ging es auch

schon los mit den Irritationen.

Während in Cannes und Venedig

in diesen ‚Wettbewerben

2.0‘ vor allem handwerklich

solide Spielfilme eine Plattform

haben, die in Form und

Inhalt dem Kino der Narration

zuzurechnen, für den großen

Wettbewerb allerdings zu klein

sind, widmet sich die Berlinale

in den Encounters nach eigener

Aussage den „ästhetisch

und strukturell wagemutigen

Arbeiten von unabhängigen,

innovativen Filmschaffenden“.

Also liefen in der neuen Sektion

beispielsweise: dreistündige

philosophische Traktate

(Malmkrog), kolumbianische

Außenseiterbiografien auf 16

mm (Los conductos) oder deutscher

Mumblecore (Nackte

Tiere). So weit, so interessant,

nur: das gibt es schon seit

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50 Jahren auf der Berlinale,

nämlich in der vielbeachteten

Nebensektion „Forum“. Das

ist seit jeher der Ort, an dem

junge Filmemacher*innen im

geschützten Rahmen provokante,

avantgardistische, auch

mal sprengende Filme einem

entsprechend interessierten

Publikum präsentieren und in

anschließenden Filmgesprächen

darüber diskutieren oder

streiten können. Wozu also

eine neue, viel zu ähnliche

Sektion? Warum dem traditionsreichen

Forum Aufmerksamkeit

entziehen und warum

Redundanzen fördern anstatt

auf Fokussierung zu setzen?

Nach dem Festival und dem

ersten Encounters-Jahrgang

sind diese Fragen nicht geklärt,

sondern eher größer geworden.

So spannend die Encountersfilme

waren, übersichtlicher

und profilierter wurde die

Berlinale nicht, im Gegenteil.

Gleichzeitig sendete man dem

Forum pünktlich zu dessen 50.

Geburtstag eine deutliche Botschaft

im Hinblick auf dessen

Relevanz, was vor und hinter

den Kulissen für Kritik und

schlechte Stimmung sorgte.

Gewonnen hat den ersten

Encounters-Jahrgang übrigens

The Works and Days (of

Tayoko Shiojiri in the Shiotani

Basin), ein achtstündiger Film,

der das bäuerliche Leben in

einem Dorf im Südwesten

Japans dokumentarisch erforscht.

Neben dem neuen kleinen

Wettbewerb gibt es aber natürlich

auch den eigentlichen

großen, die Wettbewerbs-

Hauptsektion. Besonders hier

entzündete sich meist die Kritik

an Dieter Kosslick, denn

das, was er als künstlerischer

Leiter kuratierte, war nur selten

innovativ. Weder entdeckte

er neue deutschsprachige Talente,

noch schaffte er es, den

zeitlichen Standortnachteil

der Berlinale direkt nach der

Award Season zu kompensieren

– die wirklich großen

Filme, z.B. von Tarantino,

Haneke oder Sorrentino, liefen

in Cannes und Venedig.

Umso gespannter war man

im Vorfeld, wie sich der Jubiläumswettbewerb

der 70.

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Berlinale und der erste von

Carlo Chatrian gestaltet. 18

Filme konkurrierten um die

begehrten Bärentrophäen, etwas

weniger als in den letzten

Jahren. Viele alte Bekannte

legten neue Filme vor: der koreanische

Filmemacher Hong

Sang Soo (The Woman who

ran), der Franzose Gustave

Kervern (L‘effacer historique)

oder der taiwanesiche Vertreter

des „Slow Cinema“ Tsai

Ming-Liang (Rizi) waren allesamt

nicht zum ersten Mal im

Wettbewerb der Berlinale vertreten

und blieben ihrer Handschrift

weitestgehend treu. Da

sind durchaus interessante

Handschriften dabei, auffallend

frisch oder progressiv

war dies allerdings nicht. Dazu

mit Undine der neue Film von

Christian Petzold, auch ein

Berlinale-Stammgast, der eine

Liebesgeschichte erzählt, bei

der, für Petzold eher untypisch,

Mythos mit Realismus und

Berliner Stadtgeschichte verschnitten

werden. Die nicht unkomplizierte

Beziehung zweier

junger Menschen, gespielt von

Paula Beer und Franz Rogowski,

wird dadurch auf der narrativen

Ebene gespiegelt. Mal

wieder reflektiert Petzold über

Film als Form und Medium, allerdings

nicht mehr so spröde

wie in seinen frühen, formalistischeren

Werken. Fazit: Einer

der interessanteren Beiträge

im Wettbewerb.

Ein besonderer Hingucker

war die Verfilmung von Alfred

Döblins Klassiker Berlin

Alexanderplatz. Nachdem

Rainer Werner Fassbinder den

Roman 1980 in eine Fernsehserie

übersetzte, wagte sich

nun der Nachwuchsregisseur

Burhan Qurbani an eine Adaption

des komplexen Buches.

Franz Biberkopf ist hier kein

Berliner Transportarbeiter

sondern ein Geflüchteter aus

Guinea-Bisseau, der in Berlin

ein neues Leben beginnen

möchte. Schnell gerät er in die

Fänge der organisierten Kriminalität,

die ihm Aufgabe und

Anerkennung bietet, und sieht

sich eingespannt zwischen seinem

Wunsch, anzukommen

und seinem Ziel, ein moralisch

gutes Leben zu führen. Vor

allem in den Nebenrollen ist

dieser Film von Jella Haase

und Albecht Schuch atemberaubend

gut gespielt, formal

ist Berlin Alexanderplatz eine

hochintensive audiovisuelle

Tour de force. Mit einer Laufzeit

von drei Stunden und viel

Energie war dieser Film der

eindrücklichste des diesjährigen

Wettbewerbs. Dass er

am Ende komplett leer ausging

war nicht nur bedauerlich,

sondern bestätigte, was sich

bereits während des Festivals

anzudeuten schien, nämlich,

dass der Film vor allem im

deutschsprachigen Raum, wo

ein Bezug zu Döblins Romanvorlage

und zum Berlin der

Weimarer Republik besteht,

positiv rezipiert wurde. In der

ausländischen Presse fiel der

Film weitestgehend durch, offensichtlich

auch bei der Jury

um Präsident Jeremy Irons.

Alles in allem war der Wettbewerb

weniger politisch als

in den Kosslick-Jahren, dafür

deutlich problembeladener. Im

Zentrum standen weniger gesellschaftliche

Fragen, sondern

mehr die individuellen Schicksale.

Hier lässt sich schon ein

gewisses Narrativ herauslesen

und doch wirkte die Zusammenstellung

bisweilen zäh,

manchmal pathetisch und selten

wirklich mit Nachdruck.

Dafür in der Gesamtschau anstrengend

und erdrückend. Die

Berlinale – hier trifft Tradition

auf Neuanfang – bleibt sich als

Festival der Problemfilme offensichtlich

auch unter der neuen

Doppelspitze erst einmal

treu. Und der Gewinner? Der

war in hohem Maße politisch

und drehte somit doch wieder

alles auf links: Der iranische

Film There is no Evil diskutiert

in vier mal mehr, mal weniger

beeindruckenden Episoden die

persönliche Verantwortung

innerhalb des rigiden Systems

des Iran – drastisch eingebettet

in den Diskurs über die

Todesstrafe. Ein Familienvater,

der im Morgengrauen den

entscheidenden Knopf für die

Exekution betätigt, ein Wehrpflichtiger,

der sich weigert,

ein Todesurteil zu vollstrecken

oder ein ehemaliger Rebell,

der sich mit einem schlimmen

Geheimnis in die Berge zurückgezogen

hat, um sich dort

versteckt zu halten. Es handelt

sich bei There is no Evil keineswegs

um den besten Film

Der Mensch

Die Grenzen von

einfacher, vorübergehender

und

ernster psychischer

Beeinträchtigung

sind oft fließend.

Die Seele

Psychische

Gesundheit ist

das Fundament für

ein glückliches

und erfolgreiches

Leben.

Das Original

höchstindividualisierter

Therapie

Die Kompetenz

Ambulanz und Früh -

erkennungszentrum

bieten einen diskreten

Zugang zu einer ziel -

führenden Prävention

und nachhaltigen

Therapie für privat -

versicherte Ratsuchende

und Patienten.

im Wettbewerb, wohl aber um

denjenigen, von dem die größte

Signalwirkung ausgeht. Denn

kritische Filme zu drehen ist

im Iran nach wie vor unmöglich

und mit hohem Risiko

verbunden (die vier Episoden

wurden der Zensurbehörde als

Kurzfilme vorgelegt und erst

im Ausland zu der regimekritischen

Kollage zusammengefügt).

Regisseur Mohammad

Rasulof erhielt für die Berlinale

Ausreiseverbot und konnte

so weder Premiere noch

Bärenvergabe beiwohnen, was

zu einer berührenden Dankesrede

seiner Tochter und des

Produzenten führte, die den

Preis entgegennahmen. Während

Chatrian in der Zusammenstellung

des Wettbewerbs

also durchaus einen neuen Einschlag

und eine eigene Handschrift

erkennen lies, setzte die

Jury Dieter Kosslicks Dogma

fort, die Berlinale müsse

auch in ihren Entscheidungen

ein politisches Festival sein.

Letztlich nachvollziehbar, der

Charakter eines insgesamt unrunden

Übergangsjahrgangs

wurde dadurch allerdings nur

verstärkt.

Was bleibt also von der diesjährigen

Berlinale? Ein bisschen

Neustart, ein bisschen

Tradition und zwei runde

Geburtstage, die angenehm

dezent gefeiert wurden. Dass

kurz vor Festivalstart auch

noch die Nazi-Vergangenheit

des Berlinale-Gründers Alfred

Bauer an die Öffentlichkeit

gelangte, passt ironischer

Weise trefflich in den insgesamt

holprigen Auftritt der 70.

Festivalausgabe. Die wirklich

spannenden Umbauprozesse

hat die Berlinale also noch vor

sich. Aber Rom wurde ja auch

nicht an einem Tag erbaut.

Johannes Litschel

www.sigma-institut.de

SIGMA-Institut

Privatambulanz und

Früherkennungszentrum

für Psychosomatik,

Psychiatrie und

Psycho therapie

Wirthstraße 9

D-79110 Freiburg i. Br.

Fon: +49 (0) 761 1518713-0

info@sigma-institut.de


12 KULTUR JOKER LITERATUR

Vom Wirken der gefiederten Wesen

Henning Ziebritzki erhält den Peter-Huchel-Preis 2020 für sein „Vogelwerk“

Henning Ziebritzki

Diesmal geht der Peter-Huchel-Preis

für deutschsprachige

Lyrik an den 1961 geborenen,

in Tübingen lebenden Dichter

Henning Ziebritzki. Einer, der

sich noch nicht groß hervorgetan

hat, kaum bekannt ist und

seit 1994 nur wenige Gedichtbände

in großen Abständen

veröffentlichte; allerdings jedes

Mal von der Kritik lobend

wahrgenommen. Ziebritzki

hat evangelische Theologie

studiert, war als Pfarrer tätig

und leitet seit einiger Zeit

den geisteswissenschaftlichen

Verlag Mohr Siebeck. Dieser

Hintergrund scheint bisweilen

durch, wie etwa im Gedicht

„Waldkauz“: „Das von hohlen

Rufen in die Nacht / gelöffelte

Angesicht des Heilands“. Doch

solche direkten religiösen

Vergleiche kommen selten

vor und sind nie aufdringlich.

Angenehm fällt auf, dass gerade

beim Vogelsujet mit den

sich anbietenden Verweisen

auf Literaturgeschichte oder

Naturwissenschaft Zurückhaltung

geübt wird, also keine Bildungshuberei

aufkommt.

Wie die früheren Bücher,

so ist auch Ziebritzkis 2019

erschienenes, jetzt preisgekröntes

„Vogelwerk“ über einen

längeren Zeitraum, nämlich

zwischen 2013 und 2018 entstanden:

das nennt man „einen

langen Atem haben“. Und das

macht auch das sprachgesättigte

Gefüge der gerade einmal

zweiundfünfzig Gedichte zu je

elf Versen mit jeweils unterschiedlichen

Längeneinheiten

aus. Man könnte sich nur fragen,

warum die Gedichte, die

durchwegs mit dem Namen

einer Vogelart betitelt sind, in

diese strenge Form gezwängt

wurden. Vielleicht, um ihren

zyklischen Charakter, ihre thematische

Einheit auch typografisch

zu betonen? Sei’s drum.

Unter den bedichteten Vögeln

kommen zwar einige häufig bei

uns anzutreffende wie Amsel,

Hausperling und Straßentaube

vor, doch die meisten im Buch

werden inzwischen zu den bedrohten

Arten gezählt. Jährlich

wird unter diesen durch den

Naturschutzbund Deutschland

(NABU) und dem Landesbund

für Vogelschutz in Bayern

(LBV) ein „Vogel des Jahres“

ausgewählt, um auf dessen Gefährdung

durch das Schwinden

seiner Lebensräume hinzuweisen.

2019 war es die Feldlerche

(sie kommt hier vor), dieses

Jahr ist die Turteltaube an der

Reihe.

Auch Graureiher, Kleiber,

Mehl- und Rauchschwalbe,

Zaunkönig und Kormoran, die

ins „Vogelwerk“ aufgenommen

wurden, sind auf der Roten Liste

des Vogelschutzes. Das ist

wohl nicht zufällig, geht aber

sicher über allein moralische

Beweggründe hinaus. Nach der

Lektüre von Henning Ziebritzkis

Poemen muss man jedenfalls

das Aussterben eines jeden

dieser Vögel nur noch mehr als

einen großen Verlust betrachten.

Seine Momentaufnahmen

und Erkundungen in der bunten

Vogelwelt haben an vielen

verschiedenen, manchmal weit

entfernten Orten stattgefunden.

Bisweilen wurde die Beschäftigung

mit einer bestimmten

Vogelart erst im Nachhinein,

durch Erinnerungsreflexe,

Gefühls- und Seelenzustände

ausgelöst. Zumeist aber ist es

Foto: Bjoern Klein

das plötzliche Aufmerken gewesen,

die Zufallsbegegnung,

der besondere Augenblick des

Innehaltens bei akribischer

Wahrnehmung der Farben und

Muster eines Gefieders, die

Besonderheit eines Vogels, seiner

Bewegungsabläufe, seines

Flug- und Brutverhaltens. Dies

alles und noch mehr verbindet

der Vogelkenner und Lyriker

mit seiner Innenschau und

Weltbetrachtung. Da kann der

Klagelaut eines Vogels genügen,

das „Leiden der Kreatur“

in unserem Zeitalter spürbar zu

machen. „Soviel Erschrecken,

soviel Möglichkeit in jedem

Ton“ (Wanderfalke).

Interessant sind immer wieder

die Anlässe, durch die

Ziebritzki zu seinen kleinen

Sprachkunstwerken fand, auf

verschiedenen Wegen, an verschiedenen

Orten. Auch durch

Abbildungen, etwa auf einer

Tapete (Ringeltaube) oder

„dies Flattern / aus Panik und

Agonie, gebannt / auf der Fläche

einer Zigarettenschachtel“

(Kohlmeise). Beschrieben wird

in einem der Gedichte, wie ein

Kleiber nachgebildet, aus Pappmaché

modelliert und koloriert

wird. Dagegen die leibhaftige

Rabenkrähe, „Mischklang von

Drohung und Klage“, die sich

am Inhalt eines Abfalleimers

zu schaffen macht. Und dann

der Graureiher: „Etwas Gesammeltes,

Kraft, zarte Strahlen,

die meinen Gang / zur Arbeit,

an der Ammer kreuzen...“

Weiter weg, an der Nordsee,

läuft ein Sanderling „rastlos die

Wasserkante entlang“, während

der Offshore-Windpark vor der

Glut der untergehenden Sonne

steht. Am Rand des vereisten

Tempelhofer Felds erscheint

ein „Gestrüpp, aus dem sich

grauschwarz / eine Nebelkrähe

spreizt“. Um den Kirchturm

von Stari Grad sind es die Mauersegler,

„aus dem Himmel,

wie durch Luken, / geworfen,

winzige Rümpfe, Segel, im

hohen Wind...“. Und irgendwo

sind es nur gewöhnliche Straßentauben:

„Einbeinig hält eine

die Balance, einer anderen fehlt

ein Auge, / in der Sonne leuchtet

orange das Kleinod, das ihr

geblieben ist.“

Seit der Antike sind Vögel

als Symbolträger in mythologischen

und religiösen Zusammenhängen

vorgekommen,

man denke zum Beispiel an die

weiße Taube als Teil der Trinität

Gottes. Gerade die Poeten

haben sich seit jeher mit den

Luftgeschöpfen beschäftigt und

identifiziert, doch weit entfernt

sind heute die ernst zu nehmenden

unter ihnen von Naturmagie

oder Romantisierung.

Jenseits der Sehnsucht, mit der

Natur verschmelzen zu wollen,

sich kontemplativ zu versenken

und entrückt dem Vogelsang

zu lauschen, kommt bei

Ziebritzki das Trennende zum

Ausdruck, das Gefährdete, allseits

Rastlose, Beunruhigende

und Verstörende der Entwicklungen

in unserer Zeit. Und

bei aller Kenntnis in der Sache

ist hier nicht ein Ornithologe,

sondern ein seismographisch

orientierter Dichter am Werk,

der sich schonungslos selbst

einbringt, das Subjekt mit dem

Objekt verbindet. Denn neben

der Charakterisierung unterschiedlichster

Exemplare aus

der Vogelwelt sind die Gedichte

zugleich Selbstporträts ihres

Schöpfers. In ihrer sehr dichten,

eigenartig verwobenen Textur

verfangen sich auch viele Dinge

heutiger Wirklichkeit wie in

einem Sprachspeicher.

Durch die Anregung der

gefiederten Wesen ist es Henning

Ziebritzki gelungen, ein

„Vogelwerk“ von besonderer

Schönheit und Ausdruckskraft

zu schaffen. Die Schönheit liegt

zum einen im luftigen, gleichsam

schwebenden Rhythmus

der bildhaften Sprache selbst,

zum andern in der inhaltlichen

Spannung der Gedichte. Durch

sein Augenmerk auf die ausgewählten

Vogelarten findet

Ziebritzki zur Eigenart seiner

Lyrik und zu sich selbst. „Vogelwerk“

ist ein Büchlein, das

allen Freunden der Vogelwelt

und der Dichtkunst zu empfehlen

ist.

Henning Ziebritzki: „Vogelwerk“,

Wallstein Verlag, 64

Seiten, 18,00 Euro. ISBN: 978-

3-8353-3554-7.

Peter Frömmig


LITERATUR KULTUR JOKER 13

Vermittlerin zwischen Autor und Verlag

Vor zehn Jahren gründete Beate Riess die erste Literaturagentur im Südwesten

Mit gerade einmal zwei bekannten

Autorinnen erfüllte

sich Beate Riess 2010 einen

Traum. Sie gründete in Freiburg

ihre eigene Literaturagentur.

Der Sprung ins kalte

Wasser hat sich gelohnt. Die

ehemalige Lektorin und Programmleiterin

eines Kinderbuchverlags

beschäftigt heute

zwei Mitarbeiter und hat 44

Autorinnen und Autoren unter

Vertrag. Den Wandel auf dem

Buchmarkt hat sie hautnah

miterlebt und erfahren, dass

Agenten als Vermittler zwischen

Verlagen und Autoren

immer wichtiger werden.

„Der Buchmarkt ist in den

letzten zehn Jahren noch

schnelllebiger geworden. Als

Agentin ist man da für die Autoren

eine Art Wegweiser im

Dschungel der Verlage“, sagt

Beate Riess. Wichtige Dienstleistung

ist, den passenden

Verlag für ein Manuskript zu

finden. Zugleich sind die Anforderungen

an die Autoren

gestiegen: „Es werden heute

nahezu perfekte Stoffe und Romanplots

erwartet. Ein Roman

muss so gut ausgearbeitet sein,

dass er zum jeweiligen Genre

passt, sonst hat man mit dem

Angebot keinen Erfolg“, weiß

die Agentin. Das erhöhe nicht

zuletzt die Erwartungen an die

Agentur. Konzepte und Leseproben

müssen optimal vorbereitet

werden, um die Chancen

für den Autor zu erhöhen. War

eine Vermittlung erfolgreich,

geht es um die Verhandlung der

Vertragskonditionen, bei denen

auch das E-Book berücksichtigt

wird, welches parallel zur

gedruckten Ausgabe erscheint.

Beate Riess

Die Basisarbeit der Fullservice-Agentur

spielt sich im

Büro im Freiburger Stadtteil

Stühlinger ab. Hier werden

Manuskripte und Konzepte

gesichtet, Verträge zwischen

Autoren und Verlagen ausgearbeitet,

Abrechnungen kontrolliert.

„Wenn man in dieser

Branche einen Standort wie

Freiburg wählt, muss man allerdings

flexibel sein und viel

reisen. Wichtig für die Arbeit

ist ein tragfähiges Netzwerk.

Dazu gehören gute Kontakte

zu Verlagen und natürlich zu

Autoren, wie auch zu anderen

Agenturen“, sagt Beate Riess.

Die großen Buchmessen sind

als Kontaktbörse ein Muss.

Frankfurt, Leipzig und Bologna

stehen als feste Termine

in ihrem Reiseplaner.

Die Kinder- und Jugendliteratur

ist ein Bereich von Beate

Riess. Zu den Autorinnen der

ersten Stunde gehört unter anderem

Antonia Michaelis, deren

Bücher weltweit gelesen werden.

Eine der Sternstunden der

Foto: promo

Agentur war 2016 die Verleihung

des Jugendliteraturpreises

an Peer Martin für seinen Roman

„Sommer unter schwarzen

Flügeln“. Nicht minder freut

sich Beate Riess, wenn ihre Autorin

Margit Auer mit den Bänden

aus der Reihe „Die Schule

der magischen Tiere“ regelmäßig

die Bestsellerliste erobert

und es bis auf die Leinwand

schafft (Kinostart ist Ende

2020.) Die Belletristik ist ein

weiterer Schwerpunkt, mit dem

sich die Freiburger Literaturagentur

einen Namen machte.

Zugute kommt ihr dabei, dass

der Markt für literarische Unterhaltung

und Krimis ständig

nach guten Autoren sucht, und

Vermittler gefragt sind, die diese

mit den passenden Verlagen

zusammenbringen. Einen Sonderstatus

nimmt hier die Regionalliteratur

ein. So versteht

es sich von selbst, dass ihre

Agentur auch Autorinnen und

Autoren aus dem Schwarzwald

betreut. Weitere Infos: www.

litag-riess.de


14 KULTUR JOKER NACHHALTIG

Commons –

die solidarische

Alternative zum

destruktiven

Profitstreben

Silke Helfrich und David Bollier entwerfen

ein umfassendes Programm zur aktiven

Transformation des kapitalistischen Systems

Gute Stimmung herrscht in der von Bewohnern, Angehörigen und der Bürgergemeinschaft Oberried

selbstverwalteten Senioren-Wohngruppe

Foto: Erich Krieger

Die Betreuung der Alltagspflege-Gäste im Oberrieder Ursulinenhof wird über das professionelle

Pflegepersonal hinaus von der Bürgergemeinschaft Oberried organisiert

Foto: Erich Krieger

„Frei, fair und lebendig – die

Macht der Commons“– so lautet

der Titel des im transcript-

Verlag erschienenen Buchs

der deutschen Sozial- und

Sprachwissenschaftlerin Silke

Helfrich und des amerikanischen

Commons-Aktivisten

und Publizisten David Bollier.

Das Autorenduo formuliert

auf knapp 400 Seiten nichts

weniger als die wesentlichen

Grundlagen eines gesellschaftspolitischen

und ökonomischen

Entwicklungsprozesses

hin zur Ablösung des

auf individuellem Gewinnstreben,

Profitmaximierung und

Privateigentum an Produktionsmitteln

basierenden kapitalistischen

Wirtschafts- und

Gesellschaftssystems.

Sie beziehen sich dabei auf

die „Common Pool Resources

(= Allmende)“-Theorie

der mittlerweile verstorbenen

amerikanischen Politikwissenschaftlerin

Elinor Ostrom, die

dafür 2009 den Nobelpreis für

Wirtschaftswissenschaften erhalten

hat. Gleichzeitig führen

die beiden den fast ausschließlich

ökonomisch beschriebenen

Ansatz Elinor Ostroms weiter

in eine Gesamtsicht eines zukunftsfähigen,

auf Solidarität

basierenden gesellschaftlichen

Zusammenlebens. Und dies

kommt keineswegs als realitätsferne

Schwärmerei oder

gar Ideologie daher. Vielmehr

wird messerscharf analysiert,

dass schon überall auf der Welt

Commons realisiert sind oder

permanent, mal mehr mal weniger

ausgeprägt, entstehen.

Zunächst wird im Buch an

konkreten Beispielen aus verschiedenen

Lebensbereichen

der Commons-Begriff in

seinen vielfältigen Erscheinungsformen

erläutert. Ob im

bedarfsorientierten genossenschaftlichen

Wohnungsbau, in

Projekten der internationalen

Solidarischen Landwirtschaftsbewegung,

der freien Softwareund

Kommunikationsentwicklung,

in lokalen Produktions-,

Versorgungs- oder selbstorganisierten

Mobilitätsinitiativen

und vielem mehr – überall wird

bei aller Verschiedenheit ein

Gemeinsames entdeckt: „Wenn

Menschen sich zusammentun,

um ein Stück Natur oder einen

Raum zu nutzen beziehungsweise

ein Problem zu lösen, das

sie gemeinsam betrifft, wenn

sie an einem Strang ziehen, ihr

diesbezügliches Wissen teilen

und die auftretenden Konflikte

miteinander lösen, dann

handeln sie als Commoner

und schaffen ein Commons.“

Bei aller Verschiedenheit lässt

sich folgern: „Jeder Commons

beruht auf natürlichen Ressourcen.

Jeder Commons ist

ein Wissens-Commons. Jeder

Commons ist ein sozialer Prozess.“

Unmißverständlich wird

begründet, dass Commoning

sich nicht auf bloßes Teilen

oder gemeinsames Nutzen, wie

wir es alle aus dem Alltag kennen,

beschränkt, sondern sich

in diesen Akten gleichzeitig

dauerhafte soziale Strukturen

herausbilden. Daraus ergibt

sich ein allgemeiner Bezugsrahmen,

den die Autoren die

„Triade des Commoning“ nennen.

Diese Dreiheit bilden: 1.

„Sorgendes und selbstbestimmtes

Wirtschaften“, zu dem unter

anderem ein umfassendes Sharing-Bewusstsein

in allen dafür

geeigneten Lebensbereichen,

gemeinsames Erzeugen und

Nutzen und Verwendung von

konvivialer d.h. lebensfreundlicher

Technologien gehören.

2. „Soziales Miteinander“, das

in einem Klima der Abwesenheit

von verordneten Zwängen

gemeinsame Absichten und

Werte kultiviert und Konflikte

beziehungswahrend bearbeitet.

3. „Selbstorganisation durch

Gleichrangige“, die sich in ihrer

ganzen Vielfalt und auf allen

Ebenen gemeinsam ausrichtet

und auf Heterarchien aufbaut.

In ausführlichen Kapiteln zu

allen drei Bestandteilen des

Bezugsrahmens behandeln die

Autoren mit wiederum vielen

Beispielen die ethisch-moralischen,

sozialen sowie rechtlichen

und institutionellen Voraussetzungen,

die hergestellt

werden müssen, um Commoning

zu realisieren. Auch hierbei

bleiben sie erfrischend konkret

an der Realität orientiert

und vollkommen ideologiefrei.

Sie liefern bewusst weder

Blaupausen noch Parteiprogramme,

die sich bei der unendlichen

Vielfalt und kulturellen

Differenzierung, in der sich

Commoning zeigen kann, nur

kontraproduktiv erweisen würden.

Ihr Buch ist daher auch

kein Curriculum, das einem

sagt, wie man Commoner wird

und schon gar nicht, wie man

einer zu werden hat. Vielmehr

wird darin betont, dass sich in

der Teilhabe und Teilnahme an

selbstorganisierten und -verwalteten

Commoning-Prozessen

neue Bewusstseinsinhalte

herausbilden, die ein „do it

yourself“ durch ein „do it together“

ersetzen und erkennen

lassen, dass nicht jeder seine

eigene Werkstatt braucht,

um sein Glück schmieden zu

können. Sicherheit und Geborgenheit

findet das Individuum

beim Commoning nicht im

eigenen, oft mit großer Selbstverleugnung,

entfremdeter

Arbeitsleistung und gegen

Konkurrenz auszufechtenden

Karrierekampf noch durch

größtmöglichste Anhäufung

von Konsumgütern oder Eigentum.

Ein aktiver Commoner

realisiert sein gelingendes

Leben als gleichrangiger Partner

und gleichzeitiger Nutznießer

aufgehoben in der jeweiligen

Gemeinschaft. Darin

liegt die subversive Macht der

Commons gegenüber der herrschenden

Weltsicht, die auf

dem Prinzip des individuellen

Vorteilsstrebens auch unter Inkaufnahme

von Nachteilen des

Gegenübers gründet.

Im letzten Teil des Buches

thematisieren die Autoren in

einem profunden Ausblick die

Bedingungen und Chancen

für eine lokale und globale

Ausbreitung des Commonings

bis hin zu einem „Commons-


NACHHALTIG KULTUR JOKER 15

versum“. Ausgehend von der

genannten Triade, der Kerndimension

des Commoning, stellt

sich dabei die politische Aufgabe,

neue institutionelle Formen

zu entwickeln, die die Praxis

des Commoning entfalten helfen

und die damit die heutige

interessens- und parteipolitisch

geprägte repräsentative Demokratie

überkommen.

Beispiele in der Region

Wem dies alles zu utopisch

klingt oder eine solche Entwicklung

aufgrund eines angeblich

angeborenen Egoismus

„des Menschen“ für unrealistisch

hält, braucht sich nur in

der nächsten Umgebung umzuschauen.

Im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald

gibt es

bereits eine ansehnliche Anzahl

von gut funktionierenden

Commons. Einige Beispiele:

Das in Freiburg angesiedelte

Mietshäusersyndikat hat schon

vor Jahrzehnten ein Konzept

des genossenschaftlichen Mietwohnungsbaus

entwickelt und

in der ganzen Bundesrepublik

über 100 gemeinschaftlich finanzierte

und verwaltete Mietgroßprojekte

realisiert. So auch

in Freiburg im Gutleutviertel,

auf dem Vauban-Gelände und

derzeit in Kirchzarten am Kurhaus.

Die Wohnungen sind

durch die Verwaltungsstruktur

dem Markt und somit jeglicher

Spekulation entzogen und die

Mieter haben ein lebenslanges

Wohnrecht. In Oberried hat

die selbstverwaltete Wohnbaugenossenschaft

Ursulinenhof

mit Bürgergeld ebenfalls 24

Mietwohnungen gebaut und

somit ohne jeden profitorientierten

Investor bezahlbaren

Wohnraum geschaffen. Ebenfalls

im Ursulinenhof realisierte

die Gemeinde für die

lokale Altersversorgung eine

Tagespflege-Einrichtung und

eine selbstverwaltete Wohngruppe

für demente Senioren.

Betrieben werden beide Einrichtungen

von der ehrenamtlich

arbeitenden und mehr als

300 Mitglieder umfassenden

Bürgergemeinschaft Oberried.

Der Gemeinderat hat sich in

beiden Fällen einstimmig und

bewusst gegen ein Investorenmodell

entschieden. In Kirchzarten

sorgt der Bürgerbus mit

ehrenamtlichen Fahrern für

zusätzliche Mobilität und dehnt

derzeit seinen Wirkungskreis

auf die übrigen Dreisamtalgemeinden

aus. Der Lebensgarten

Dreisamtal bildet eine

landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaft,

Gemeinschaft

, die ihre Erzeugnisse in

einem selbst organisierten und

finanzierten Produktions- und

Wirtschaftskreislauf in Demeter

Bio-Qualität herstellt und

auch innerhalb der Gemeinschaft

verteilt und somit völlig

marktunabhängig arbeitet.

Solche und ähnliche Projekte

entwickeln sich immer mehr

und überall.

Das Buch von Helfrich/

Bollier hat erstmals auf wissenschaftlichem

Niveau diese

international wachsende Bewegung

für eine solidarische

Verfasstheit unseres Zusammenlebens

systematisch in

den Blick genommen und

dies ohne ideologische Scheuklappen

oder weltanschuliche

Ausrichtung. Sie zeigen, dass

Commoning sofort und für jeden

Menschen möglich ist und

welche Voraussetzungen dafür

notwendig sind. Eigentlich nur

eine: Der eigennützige, derzeit

dominierende Homo oeconomicus

muss einem künftigen

Homo solidaricus weichen.

Höchst lesenswert.

Ganz im Geiste des Buches

kann der gesamte Text als Creative

Common auf den Homepages

des transcript Verlags

oder der Heinrich-Böll-Stiftung

kostenlos heruntergeladen

werden, aber man kann es aus

Solidarität auch für 19,99 Euro

im Buchhandel erwerben.

Erich Krieger

Ein ökologisches und soziales Miteinander

Eine Broschüre hilft beim Aufbau solidaritätsbasierter Ernährungskonzepte

Foto: promo

Zur Solidarwirtschaft im

weitesten Sinne zählen unter

anderem Vertragslandwirtschaften,

gemeinschaftlich

getragene Landwirtschaften,

Community Supported Agriculture

(CSA), aber auch

FoodCoops oder Einkaufsgemeinschaften.

Im Mittelpunkt

solcher Initiativen,

steht die Fairness gegenüber

Bäuerinnen und Bauern, der

Umwelt, Pflanzen und Tieren

sowie der sozialen Situation

der MitgliederInnen.

Dass solche ungewohnten

neuen Systeme erst einmal

gründlich erlernt werden

müssen, liegt für Peter Volz,

Koordinator des Projekts

Solid Base auf der Hand:

„Eine so wichtige Alternative

des Ernährungssystems

fällt schließlich nicht einfach

vom Himmel.“ Gerade die

finanzielle Lage für europäische

Bäuerinnen und Bauern

innerhalb der solidarischen

Landwirtschaft ist oft nicht

zufriedenstellend. Kleinere

und mittlere Betriebe haben

in der Landwirtschaft generell

einen schweren Stand,

die neu umzusetzenden Planungs-

und Kommunikationsstrukturen

der solidarischen

Landwirtschaft können dabei

als Zusatzbelastung wahrgenommen

werden.

Dem gegenüber steht jedoch

ein großer Nutzen. Neben

der ökologischen wie ökonomischen

Bedeutung stärken

die Konzepte auch soziale

Formen des Miteinanders.

Das Engagement aller Stakeholder

ist also gefragt. Die

Broschüre gibt Hilfestellung

bei der Wahl der passenden

Struktur, beim nachhaltigen

Management, bei der finanziellen

Planung, dem Einsatz

digitaler Tools oder bei der

Kommunikation unter den

Mitgliedern. Praxisbeispiele

erhellen einige der Einsatzbereiche.

Das Dokument basiert

auf europaweit durchgeführten,

zweijährigen Forschungen

und Workshops.

Die Broschüre

ASF-Logo | 2 Varianten | Hausfarben

und

und Hausschrift

weitere

Informationen sind unter

C: 0, M: 0, Y: 0, K: 80

Pantone 425 C

RAL 7012

www.agronauten.net/solidbase

abrufbar.

RAL

HEX 666666

C: 100, M: 0, Y: 100, K: 0

Pantone 342 C

6016

HEX 009933

C: 0, M: 100, Y: 95, K: 0

Pantone 1795 C

RAL 3020

HEX cc0000

Einen direkten Draht zwischen

VerbraucherInnen und

LandwirtInnen verspricht das

Konzept der Solidarischen

Landwirtschaft. Indem VerbraucherInnen

eine Abnahmegarantie

für eine ausgewählte

landwirtschaftliche

Produktion vergeben, erhalten

sie Einfluss auf eben diese. Im

Japan der 60er-Jahre entwickelt,

ist das Konzept in Europa

erst seit 10 Jahren etabliert

und bedarf daher noch einiger

Unterstützung. Diese liefert

nun eine Broschüre „für Trainings

zur finanziellen Nachhaltigkeit

von solidaritätsbasierten

Ernährungssystemen“.

Die Broschüre liegt dank der

Forschungsgesellschaft Die

Agronauten und dem Netzwerk

Solidarische Landwirtschaft

nun in deutscher Übersetzung

vor und gibt Tipps

für Initiativen der Solidarwirtschaft.

Entwickelt wurde

die Übersetzung im Rahmen

des europäischen Erasmus+

Projekts Solid Base.

MÜLL , WO ER NICHT HINGEHÖRT?

AKTION

SAUBERES

FREIBURG

ASF-Hausschrift „Myriad Pro Condensed“ in den Schnitten:

– Myriad Pro Condensed – Myriad Pro Condensed Italic

– Myriad Pro Semibold Condensed – Myriad Pro Semibold Condensed Italic

– Myriad Pro Bold Condensed – Myriad Pro Bold Condensed Italic

RUFEN SIE UNS AN,

– Myriad Pro Black Condensed – Myriad Pro Black Condensed Italic

WIR MACHEN

SAUBER!

0761 /

76 707 710


16 KULTUR JOKER NACHHALTIG

Gerade jetzt geht es um Zusammenhalt

Die Tagung „Die Zukunft der Migrationsgesellschaft“ im Mai entfällt wie viele Veranstaltungen. Die Mitwirkenden

plädieren jedoch für eine Fortsetzung des Diskurses – gerade zu Zeiten der Corona-Krise

Am 8. Mai hätte die Katholische

Akademie eine Tagung

zum Thema „Die Zukunft der

Migrationsgesellschaft“ veranstaltet.

Ein Thema, wie es

aktueller nicht sein könnte,

mit ExpertInnen wie Prof. Dr.

Wilhelm Heitmeyer („Was hält

die Gesellschaft zusammen“),

Prof. Dr. Naika Foroutan

(„Die Postmigrantische Gesellschaft“),

Prof. Dr. Regina

Polak („Migration, Flucht und

Religion“), Dr. Abdel-Hakim

Ourghi („Ihr müsst kein Kopftuch

tragen“), Björn Bicker

(„Was glaubt Ihr denn“) Tunay

Önder („Migrantenstadl“) und

Ministerpräsident Winfried

Kretschmann. Aufgrund der

Corona-Krise entfällt die Tagung

jedoch. An Gültigkeit

verlieren ihre Fragestellungen

aber mitnichten. Statt einer

bloßen Veranstaltungsabsage

also einige Überlegungen zur

nötigen Fortdauer eines wichtigen

Diskurses.

Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer

Foto: Nele Heitmeyer

Wilhelm Heitmeyer,

Soziologieprofessor an der

Universität Bielefeld, hätte den

Eröffnungsvortrag zur Tagung

gehalten: „Was hält die moderne

Gesellschaft zusammen?“

Gerade angesichts der aktuellen

Krise bleibt seine Fragestellung

im Raum. Besonders

in Krisenzeiten zeigt sich unsere

moderne Gesellschaft mit

all ihren Konflikten, aber auch

Integrationsmöglichkeiten.

Heitmeyer betont, wie wichtig

es ist, dabei einige neue Zusammenhänge

zu erkennen,

etwa „zwischen ökonomischen

Faktoren mit veränderten Formen

der Arbeitslosigkeit, die

ohnehin mit der aufziehenden

Digitalisierung anstehen. Damit

geraten auch soziale Desintegrationsprozesse

über Statusverluste

und Abstiegsängste

verstärkt in den Blick. Die kulturellen

Faktoren drängen zur

Aufmerksamkeit im Zuge der

aufkommenden neuen Flüchtlingsbewegung

im Kontext der

bisherigen Migrationsgesellschaft.

Schließlich sind es die

politischen Konsequenzen, die

sich im Zuge der Rechtsentwicklung

in Deutschland und

Europa mit großer Vehemenz

stellen. Auch ist jede moderne

Gesellschaft eine Konfliktgesellschaft.

Ohne geregelte

Konflikte ist kein friedlicher

sozialer Wandel möglich.“

Gerade auch in Krisenzeiten

ist es wichtig, Konflikte auszutragen,

aber auch Anerkennung

für alle Mitglieder der

modernen, auch durch Migration

geprägten Gesellschaft zu

liefern. Denn soziale Desintegrationsprozesse

drohen jederzeit,

sind etwa mit Abstiegsängsten

verbunden. „Diese

Prozesse befördern Aggression

und Gewalt, um Anerkennung

zu erreichen. Zudem

forcieren sie einen autoritären

Nationalradikalismus, der in

Parlamenten vertreten ist und

auf eine homogene deutsche

Gesellschaft hinarbeitet, also

Integration der ursprünglichen

Deutschen durch Ausgrenzung

der ‚Anderen‘. Dies ist keine

günstige Perspektive für die

Migrationsgesellschaft.“ Auch

die Corona-Krise wird deutlich

auf die Integrationsfähigkeit

der Gesellschaft wirken.

Umso wichtiger ist es, gerade

in dieser Zeit weiter über ihre

Grundlagen zu reflektieren.

Josef Mackert, Studienleiter

für „Zukunftsfragen der

Josef Mackert

Foto: Michael Bamberger

Gesellschaft“ in der Katholischen

Akademie und Leiter

der ausgesetzten Tagung, sieht

die Gefahr, dass ein kritisches

Thema das andere verdrängt.

„Spätestens nach den Anschlägen

von Halle und Hanau muss

auch dem Letzten klar sein,

dass die Gestaltung unserer

Migrationsgesellschaft eine

der wichtigsten Zukunftsfragen

für uns alle ist – für viele

tatsächlich eine Frage, bei der

es um Leben und Tod geht.

Jetzt aber stehen wir vor der

Situation, dass die Folgen der

Corona-Pandemie alle gesellschaftlich

nötigen Diskurse

zum Verschwinden zu bringen

drohen.“ Ein gesellschaftlicher

Modus des Vergessens wäre

jedoch fatal. Schließlich könne

es neue Anschläge geben.

Mackert versucht das Thema

also im öffentlichen Diskurs

zu halten. „Ich möchte dem

Publikum in Freiburg die

Statements der eingeladenen

Gäste zum Thema zugänglich

machen und vor Ort darüber

im Gespräch bleiben.“ Noch ist

offen, wie dies geschehen wird,

Mackert ist jedoch bereits im

Kontakt mit den ExpertInnen.

„Versprechen kann ich, dass

wir die Arbeit an einer guten

Zukunft der Migrationsgesellschaft

eher intensivieren werden.“

An anderer Stelle wirkt

Josef Mackert bereits auf eine

kritische Auseinandersetzung

mit den aktuellen gesellschaftlichen

Verhältnissen hin. Im

Rahmen eines Appels der

Initiative „Kultur macht reich“

plädiert er für einen „fürsorglichen

Dialog“ mit den durch

die Corona-Krise existenzgefährdeten

freien KünstlerInnen

Freiburgs. Die Corona-Krise

macht deutlich, wie wichtig

es bleibt, über die eigene Gesellschaft

und die Wertschätzung

aller ihrer Mitglieder

zu reflektieren. Es ist wichtig,

gerade jetzt zusammenzuhalten.

Ein bloßes Aussitzen und

Abwarten richtet Schäden an,

die wir vielleicht nicht abschätzen

können, die uns dafür aber

umso plötzlicher treffen werden.

Weitere Infos zur Initiative

„Kultur macht reich“: www.

kulturmachtreich.net

Fabian Lutz

Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer,

74, war Gründer und Direktor

des Instituts für interdisziplinäre

Konflikt- und Gewaltforschung

der Universität

Bielefeld von 1996 bis

2013. Er arbeitet dort jetzt

als Forschungsprofessor.

Das letzte Buch: „Autoritäre

Versuchungen“ bei Suhrkamp

2018.


NACHHALTIG KULTUR JOKER 17

Flüchtlinge vor den Toren Europas

Im Gespräch Jean Ziegler – Stimme des Gewissens

Der Soziologe Jean Ziegler,

ehemals Abgeordneter im

Schweizer Parlament und

Mitarbeiter der UNO, ist

als scharfer Kritiker des Finanzkapitals

bekannt sowie

als Stimme der Armen. Auch

in seinem neuesten Buch

„Die Schande Europas. Von

Flüchtlingen und Menschenrechten“

prangert er Unerträgliches

an, Hunger, Elend

und die Vertreibung von Bevölkerungen

durch Profitgier

und Kriege.

Er glaubt an die aktive Kraft

des Gewissens und an die Zivilgesellschaft,

in der sich

zahlreiche Organisationen für

humanitäre Ziele engagieren. In

seinem neuesten Buch nimmt er

vor allem die Lage im Flüchtlingslager

Moria auf der Insel

Lesbos in den Blick, die von

Tag zu Tag dramatischer wird

und die griechische Regierung

überfordert. Die Zahl der in den

fünf Hotspots der Ägäis festsitzenden

Flüchtlinge schätzt das

UN-Hochkommissariat Ende

letzten Jahres auf 39.000 Menschen;

vorgesehen ist die Einrichtung

jedoch nur für 6.400

Personen. Auch für die alteingesessenen

Inselbewohner ist

die Situation unerträglich, sie

protestieren regelmäßig. Unsere

Mitarbeiterin Cornelia Frenkel

hat Jean Ziegler zu dieser

Tragödie befragt.

Kultur Joker: Sie Herr Ziegler

haben als Vizepräsident des

Beratenden Ausschusses des

UN-Menschrechtsrats im Mai

2019 das EU-Flüchtlingslager

Moria auf Lesbos besucht und

bezeichnen die Situation auf

verschiedenen griechischen

Inseln als beschämend für die

europäischen Staaten.

Jean Ziegler: In der Tat. Die

Situation dort ist für die europäischen

Staaten eine Schande.

Sie untergräbt ihr moralisches

Fundament.

Kultur Joker: Anhand von Einzelfällen

schildern Sie Ihre Begegnung

mit Flüchtlingen und

deren Leidensweg. Ihr Buch ist

ein eindringlicher Appell an die

zuständigen Politiker in Brüssel

und an die Zivilgesellschaft, die

unmenschlichen Hotspots zu

schließen. Wie könnte den Problemen

begegnet werden?

Jean Ziegler: Die Hotspots

auf den griechischen Inseln gehören

umgehend geschlossen.

Den Flüchtlingen dort muss

man die Möglichkeit geben,

von ihrem Menschenrecht auf

Asyl Gebrauch zu machen.

Das heißt, sie müssen auf das

Festland gebracht und auf die

europäischen Staaten verteilt

werden.

Kultur Joker: Sie haben auch

mit Vertretern von Hilfsorganisationen

gesprochen (medico

international, Pro Asyl u.a.)

sowie mit Menschenrechtsaktivisten,

engagierten Anwälten

und offiziellen Vertretern. Was

fordern diese?

Jean Ziegler: Die Kritik dieser

Organisationen an der

gegenwärtigen Politik ist einhellig

und damit auch ihre Forderungen.

Die EU muss ihre

Politik der Abschreckung von

Flüchtlingen grundsätzlich ändern,

wenn sie sich nicht weiterer

Menschenrechtsverletzungen

schuldig machen will.

Kultur Joker: Insbesondere

sind die Push-Back-Aktionen

gegen Flüchtlingsboote auf offener

See ein Skandal?

Jean Ziegler: Ja, hier spielen

sich unbeschreibliche Szenen

ab. Dank Refugee Rescue gibt

es eine ganze Serie von Videos

– eines empörender als das andere

–, die Praktiken der Küstenwachen,

vor allem der türkischen,

und der FRONTEX-

Schiffe zeigen. Dort kann

man sehen, wie uniformierte

türkische Soldaten mit Eisenstangen

auf Flüchtlingsfamilien,

darunter auch Kinder,

einschlagen, um sie zur Umkehr

zu zwingen. Eine andere

Technik erweist sich als noch

wirkungsvoller: Das Schiff

der Küstenwache umfährt das

Schlauchboot der Flüchtlinge

mit hoher Geschwindigkeit in

immer engeren Kreisen, wobei

es ständig wachsende Wellen

erzeugt. Das kleine Flüchtlingsboot

beginnt so heftig zu

schaukeln, dass es jeden Augenblick

zu kentern droht.

Kultur Joker: Ankommende

Flüchtlinge sollten auf das

Festland gebracht werden, registriert

und auf alle europäischen

Staaten verteilt werden,

schreiben Sie. Den EU-Staaten,

die das universelle Menschenrecht

auf Asyl nicht einhalten,

sind die EU-Mittel zu kürzen?

Jean Ziegler: Die osteuropäischen

Staaten haben immer

wieder gesagt, dass sie keine

Flüchtlinge aufnehmen wollen.

Gleichzeitig erhalten Sie Millionen-Subventionen

von der

EU. Die Präsidentin der EU-

Kommission sollte den Mut

aufbringen, diesen Staaten klar

zu machen, dass sie nur dann

Teil der EU sein können, wenn

sie bereit sind zu respektieren,

dass diese EU die Menschenrechte

nicht verletzen darf.

Kultur Joker: Die griechische

Regierung hat bereits auf die

stark steigenden Flüchtlingszahlen

auf Lesbos und anderen

Inseln reagiert und über tausend

Migranten von überfüllten

Jean Ziegler

Flüchtlingscamps auf das griechische

Festland gebracht,

aber das ist nicht ausreichend.

Wie ist momentan der Stand

der Dinge?

Jean Ziegler: Täglich kommen

neue Flüchtlinge auf den

Inseln an. Die absoluten Zahlen

steigen trotz der gelegentlichen

Transfers massiv. Heute (Stand

Mitte März) sind über 24.000

Flüchtlinge hinter Stacheldraht

unter schrecklichsten humanitären

Bedingungen eingepfercht.

Kultur Joker: In diesem Zusammenhang

rückt nun die

Türkei verstärkt in den Blickpunkt,

da sie ihre Grenzen

geöffnet hat und weitere Migranten

nach Griechenland

strömen, die höchste Zahl seit

Inkrafttreten des EU-Türkei-

Flüchtlingspakts im März

2016, der die „illegale“ Einwanderung

nach Europa einschränken

sollte. Wie ungewiss

Foto: Hermance Triay

ist die Zukunft des Pakts und

wie ließen sich die weltpolitischen

Machtkämpfe befrieden,

die dabei mitspielen?

Jean Ziegler: Es gibt keine

illegale Einwanderung. Wer

in seinem Heimatland gefoltert,

bombardiert oder verfolgt

wird, hat das unveräußerliche

Menschenrecht eine Grenze

zu überschreiten, um in einem

anderen Staat um Asyl nachzusuchen.

Die hermetische

Schließung der Südgrenze Europas

durch die EU ist eine Liquidierung

des Asylrechts und

damit ein Verbrechen gegen die

Menschlichkeit.

Kultur Joker: Herr Ziegler, wir

bedanken uns für Ihre Ausführungen

und klaren Stellungnahmen.

Jean Ziegler. Die Schande Europas.

Von Flüchtlingen und

Menschenrechten. Aus dem

Frz. von Hainer Kober. C. Bertelsmann

2020


18 KULTUR JOKER NACHHALTIG

Mehr als

Django Reinhardt

Ein neues Freiburger Radioprojekt

berichtet von damaligen und heutigen

Lebenswirklichkeiten von Sinti und Roma

Wenn über Sinti und Roma

gesprochen wird, fällt oft das

romantisierende wie abwertende

Prädikat „Zigeuner“.

Menschen, die geigenspielend

und im Planwagen von Lagerfeuer

zu Lagerfeuer ziehen.

Für die Betroffenen ist es nicht

einfach, gegen solche groteske

Stereotype anzukommen. Ein

Anfang ist aber getan, wenn

sie selbst die Stimme erheben.

Das Radioprojekt „No

Country and No Land“ auf

Radio Dreyeckland setzt seit

Januar hier an. Hinter dem

Projekt stehen Frauen aus dem

Quartier Auggener Weg / Am

Lindenwäldle. Ihre Stimme

steht im Mittelpunkt, berichtet

von Rassismus, Antiziganismus,

Sexismus, aber auch von

Selbstermächtigung. Jeden

Umzugsservice

nah, fern &

nachhaltig

Freiburg

0761 500 94 75

info@zenith-umzuege.de

vierten Montag im Monat um

19 Uhr werden historische wie

aktuelle Themen behandelt.

Denn Unterrepräsentation und

Diskriminierung von Sinti und

Roma halten bis heute an.

„Aufgrund von Vorurteilen

ist es für Sinti und Roma bis

heute schwierig, einen Ausbildungs-

oder Arbeitsplatz

zu finden.“ Eine der Teilnehmerinnen

ist Bildungsberaterin.

Für sie ist wichtig, offen

gegen solche Vorurteile zu

arbeiten. Aus Perspektive der

Mehrheitsgesellschaft gelten

Sintizzi oft als dumm, weil

„ungebildet“. Dabei war es

die Gesellschaft selbst, die

Sinti und Roma während des

Krieges den Schulbesuch verwehrte,

nach dem Krieg für

sie keine Schulpflicht garantierte.

(Nach-)Kriegskinder

der Sinti und Roma sind zum

Großteil AnalphabetInnen.

Für die jüngere Generation

bleiben alltägliche Diskriminierungserfahrungen.

Noch

immer bestehen in der Mehrheitsgesellschaft

viele Berührungsängste.

Davon können

alle Projektteilnehmerinnen

berichten. Ihr Appell ist klar:

Offene Bildungsangebote für

Sinti und Roma, eine Beurteilung

nach den Fertigkeiten und

nicht nach der Ethnie. Werte,

hinter denen das freie Radio

Dreyeckland steht, ebenso

wie die Kooperationspartner

des Projekts, unter ihnen das

Feministische Zentrum, das

Bundesministerium für Familie,

Senioren, Frauen und

Jugend oder die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit

Baden-Württemberg.

Erster Kooperationspartner

ist aber das Nachbarschaftswerk

im Quartier Auggener

Weg / Am Lindenwäldle. In

Weingarten gelegen, leben die

BewohnerInnen hier jenseits

des Blicks der Öffentlichkeit.

Das Quartier ist historisch gewachsen,

Familien leben generationenübergreifend

dort.

Dennoch haben die hier Lebenden

nur wenig Mitspracherecht.

Empowerment steht also

an erster Stelle. „Es ist selten,

dass Sinti oder Roma Radio

Foto: No Country and No Land

machen. Wahrscheinlich ist

diese Radiosendung die erste

ihrer Art. Deshalb bin ich dabei.“

Ein Bekenntnis, das viele

der Projektteilnehmerinnen

miteinander teilen. Langfristig

soll das zunächst auf ein Jahr

begrenzte Projekt neue zivilgesellschaftliche

Strukturen

im eigenen Stadtteil und eine

Kommunikationsbasis gegenüber

der Mehrheitsgesellschaft

bilden. Die Teilnehmerinnen

sollen das nötige journalistische

Handwerkszeug erlernen,

um so ihre Stimme dauerhaft

im Raum Freiburg hörbar

zu machen.

Dass bei dieser Kulturarbeit

auch ein schweres Erbe angetreten

wird, beweist die erste

Sendung, die am 75. Gedenktag

der Befreiung von Auschwitz

gesendet wurde. Über Interviews

und Reportagen wird

Erinnerungsarbeit geleistet,

ebenso auch der Anstoß für

weitere Bildungsarbeit. Noch

immer wird wenig über jene

Sinti und Roma berichtet, die

in den Vernichtungslagern der

Nationalsozialisten ums Leben

kamen.

Die März-Sendung setzte

sich mit dem kulturellen Erbe

der Sinti und Roma auseinander.

Sinti-Musik stand im Mittelpunkt,

Klassiker wie Django

Reinhardt, Live-MusikerInnen

und moderner Hip-Hop. Dabei

kam auch Freude, Lebensgefühl

auf. Man merkt den Sendungsmachenden

an, dass sie

Spaß an ihrem Projekt haben.

Das verbindet und macht deutlich:

Nur gemeinsame gesellschaftliche

Perspektiven sind

nachhaltig.

Die nächste Sendung von

„No Country and No Land“

beschäftigt sich mit dem

Quartier Weingarten und ist

am 27. April, 19 Uhr auf Radio

Dreyeckland zu hören (102,3

Mhz und im Livestream unter

www.rdl.de).

Fabian Lutz


NACHHALTIG KULTUR JOKER 19

In der Krise zeigt sich der

Charakter. Man möchte beim

Zusehen abwechselnd lächelnd

Tränen der Rührung

vergießen und dann wieder

verzweifelt in die Tischkante

beißen. Da gibt es Menschen,

die einfach für die Nachbarn

einen Kuchen backen und andere,

die Hefe hamstern und

zu astronomischen Preisen auf

Ebay verhökern. In Dorfgemeinschaften

hilft man sich,

systemrelevante Eltern wissen

ihre Kinder bei Nachbarn

gut aufgehoben und man hilft

sich gegenseitig beim Kochen.

Doch selbst in dieser Situation

hocken garstige Neider

hinter den Gardinen, die der

hilfreichen Freizeitköchin das

Gesundheitsamt auf den Hals

hetzen, weil sie mutmaßen, da

könnte sich jemand ein paar

Euros dazu verdienen. Neid

muss furchtbar weh tun.

Wir müssen nicht in Amazonien

bestellen

Da gibt es allerlei Hilfsfonds

an die Menschen spenden können,

um die Corona-Krise zu

überbrücken. Den absoluten

Spitzenplatz unter den Stilblüten

belegt der Fond des reichsten

Mannes der Welt, Jeff Bezos,

dem Chef von Amazon. Ja

richtig, das Unternehmen, das

seinen Beitrag zum Allgemeinwohl

durch Steuervermeidung

auf ein Minimum herunter

drückebergert. Das Unternehmen

das mehr als eine Trillion

Dollar wert ist, möchte sich

jetzt für die hundsmiserable

Bezahlung von Paketboten und

Lagerarbeitern offenbar etwas

entlasten, indem man die

Öffentlichkeit mit Spendenaufrufen

für einen Amazon-

Notfallfonds belästigt. Man

spricht von „Unterstützung

von Amazon-Mitarbeitern und

– Partnern“. Erst vor wenigen

Wochen hatte sich der Boss,

Jeff Besoz, die teuerste Immobilie

der Welt für 165 Million

US-Dollar gekauft. Ein

Schnäppchen für rund 0,125

Prozent seines Reinvermögens

von rund 132 Milliarden US-

Dollar, was etwa der Summe

der Bruttoinlandsprodukte der

drei Länder Island, Costa Rica

und Afghanistan entspricht.

Wem an dieser Stelle das

Adrenalin bis unter die Schädeldecke

steigt, der möge aufmerksam

die folgende frohe

Botschaft lesen: Wir müssen

unser Zeug nicht in Amazonien

bestellen. Wir alle dürfen

das gute Gefühl genießen,

nicht ohnmächtiges, kleines

Zahnrad in diesem brutalen

Getriebe sein zu müssen. Machen

wir‘s am Beispiel Bücher

fest. Viele kleine Buchläden

haben entweder einen onlineshop

oder gar eine Telefonnummer,

unter der man das

gewünschte Buch oder Hörbuch

bestellen kann. Auch in

Freiburg liefern Fahrradkuriere

Kulturgut direkt ins Haus.

Jetzt ist die Zeit, diesen Wert

zu erkennen, damit der Laden

auch noch da ist, wenn wir ihn

mal ganz dringend brauchen.

Vielleicht in dem Moment, da

uns die Geburtstagseinladung

plötzlich wieder einfällt.

Was heißt hier Freundschaftspreis?

Jetzt ist die Zeit, über den

so genannten „Freundschaftspreis“

nachzudenken. Der

Freundschaftspreis sollte doch

der volle Preis sein, den wir

unseren Freunden gerne zahlen,

weil wir ja möchten, dass

sie mit ihrem Geschäftsmodell

(über-)leben. Wir wollen unsere

befreundeten Kleinstunternehmer

doch nicht in die Pleite

und am Schluss gar in die

Klauen der Amazonier in ihren

Steuerparadiesen treiben, für

die sie sonst knechten müssten.

Wer sich umhört bekommt

gerade viele praktische Beispiele

und Anregungen, wie

wir alle von zu Hause aus zur

Umleitung von Geldströmen

beitragen können. Endlich

wird der Bankwechsel in trockene

Tücher gebracht, das

Konto, das schon seit der eigenen

Schulzeit unbeobachtet

Geld in Kohleminen und Waffenschmieden

versickern lässt,

wird gekündigt. Zum Glück

gibt es ja Banken mit ökologisch

und ethischem Vorbildcharakter.

Da werden Graustrom-Leichen

aus dem Keller

geholt und mit wenigen Klicks

den stillen Unterstützern fossil-nuklearer

Stromvergoldung

zum Abschied gewunken. Hoflieferanten

von regionalen Lebensmittel-Produzenten

erfahren

gerade erfreulichen Zulauf.

Kaffee- und Mahlzeiten-to-go

bekommt man nicht nur bei der

unfreundlichen Steuerflüchtlings-Kette,

sondern auch in

einem der vielen kleinen Restaurant-Familienbetriebe,

von

denen übrigens nur einer „La

Corona“ heißt.

Autokorrektur

Es werden Fahrräder gekauft,

das Verkehrsmittel der

Wahl zum Abstandhalten und

zur Stärkung des eigenen Immunsystems.

Im besten Fall

kauft man beim Fahrradladen

im eigenen Kiez, der natürlich

noch da ist, wenn man ihn wegen

einer Reparatur braucht –

schließlich sichern wir ja mit

unserem nachbarschaftlichen

Fahrradkauf seine Existenz.

Und tatsächlich, es werden

binnen Kürze Fahrspuren für

Autos gesperrt, weil der Bedarf

für die Radelnden wächst.

In Bogota und New York

ging’s los, Berlin zieht nach,

mal sehen, wer noch. Auf dass

die guten Ideen viral gehen!

Unterdessen stehen die Bänder

großer Autokonzerne still,

Lieferketten zwischen den

Kontinenten brechen zusammen

und die Verletzlichkeit

unserer bis ins Groteske durchglobalisierten

Wirtschaft wird

durch die Macht der winzigen

Viren ans Licht gezerrt. Eine

Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet

VW, der Konzern,

dessen Dieselmotoren mit Betrugs-Software

über Jahre illegal

die Luft verschmutzt und

Lungen strapaziert haben, nun

200.000 Atemschutzmasken

für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen

spendet. Schade,

dass die Zeitung mit den großen

Buchstaben nicht nachlegt,

und für die Verbreitung ihrer

„Inhalte“ konsequenter Weise

auf Druckerschwärze verzichtet.

Ein weiterer Mangel

könnte so behoben werden,

unbedrucktes Toilettenpapier.

Während die Anhänger des

ewigen „der-Markt-regeltdas“-Mantras

mit unfassbarer

Corona Krise

Stilblüten und Erinnerungen für die Zukunft

Kreativität immer neue Formulierungen

für Konzern-

Subventionen und Staatshilfe

in die Welt husten, sprechen

amerikanische Apologeten

des entfesselten Liberalismus

offen aus, was hierzulande empört

als infame Unterstellung

zurückgewiesen würde: „Wir

legen doch unsere Wirtschaft

auch nicht lahm wegen der

Zehntausenden von Leuten,

die auf Autobahnen sterben“

erklärt der republikanische Senator

Ron Johnson unverhohlen.

Donald Trump behauptet,

es gäbe mehr Autounfälle als

die Zahlen, über die man in der

Corona-Krise rede und sekundiert:

„Deswegen verbieten wir

auch nicht das Autofahren.“

Es könne nicht sein, dass die

Wirtschaft der Corona-Krise

geopfert werde, sinnierte Gouverneur

Dan Patrick in einem

Fox News-Interview. Man

müsse wenigstens diskutieren,

ob nicht die älteren Bürger geopfert

werden sollten. Wem

beim Lesen dieser Zitate das

Blut in den Adern gefriert,

der möge sich kurz überlegen,

warum Tausende Verkehrstote

hierzulande nicht durch ein

Tempolimit vermieden werden

und warum wahrscheinlich

noch nicht einmal ein temporäres

Tempolimit durchsetzbar

ist, sei es zur Entlastung der

Krankenhäuser oder zur Überprüfung

seiner Wirksamkeit.

Auf ein paar Tote kommt‘s

doch nicht an, Hauptsache die

Die Seiten „NACHHALTIG“ werden unterstützt von:

Foto:

https://www.toonpool.com/

cartoons/DAX-Corona-

Talfahrt 354079

Wirtschaft brummt und der

Schornstein raucht. Manchmal

sagen auch notorische Lügner

die Wahrheit, wenn auch nur

aus Versehen.

Kipppunkte – auf einmal

wird die Bedeutung klar

Bleibt die Frage, weshalb

hierzulande die Regierung in

der Corona-Krise anders als in

der Klima-Krise auf die Wissenschaft

hört und so verblüffend

rational und zügig handelt.

Einer der Scientists for

Future, Prof. Volker Quaschning

liefert einen hochplausiblen

Erklärungsansatz: „Es

geht nicht um die Rettung einzelner

Menschenleben. Es ist

die Angst vor dem Systemversagen“.

Kein Politiker darf mit

einem Gummistiefel-Bonus

rechnen, wenn er als „Krisenmanager“

nackt im Chaos

steht. Wenn das Gesundheitssystem

kollabiert, den Zusammenbruch

der Lebensmittel-

Versorgung nach sich zieht,

die Strom-, Gas- und Wasser-

Versorgung zusammenbricht,

weil tausende systemrelevante

Fachkräfte im Bett oder unter

der Erde liegen, wird er wahrscheinlich

aus dem Amt gejagt.

Die Kipppunkte des Systems

sind so nah, dass die Wirtschaftskrise

in Kauf genommen

wird, um den Systemkollaps

zu verhindern. Legen wir

uns diese Erkenntnis auf Wiedervorlage.

Als Erinnerung für

die Zukunft. Eva Stegen

AboOnline:

Per Klick zur

RegioKarte

Jederzeit bequem Zugriff aufs Abo unter

vag-freiburg.de/aboonline


20 KULTUR JOKER KULINARISCH

Hilfe für

Spargelanbauer

und Winzer

Mit ausreichend Helfern die Ernte sichern

In den heftigen Zeiten der

Corona Krise müssen beinahe

alle von uns umdenken und

sich kreativ neu ausrichten. Das

Positive hieran ist, das viele

Menschen zusammenrücken

und auch öffentliche Organisatoren

sich so Manches einfallen

lassen. Für einige Wochen war

auch die komplette Spargelernte

in Gefahr und Winzer

und deren Verbände befürchten

bereits jetzt größere Leseausfälle,

weil sich keine Arbeiter

für die dringend notwendige

Frühjahrs-Schädlingsbekämpfung,

zum Beispiel für die Anbringung

von Pheromonfallen,

finden lassen.

Das Bundesministerium für

Ernährung und Landwirtschaft

hat gemeinsam mit dem Bundesverband

der Maschinenringe

eV. deshalb ab dem 23.

März eine Online-Plattform

erstellt, die Abhilfe bringen

soll. Über diese regionalen

Stellen sollen unter www.

daslandhilft.de Landwirte und

Helfer zusammenfinden. Viele

Menschen aus Gastronomie

und Einzelhandel sind derzeit

von den Schließungen ihrer

Betriebe betroffen, gleichzeitig

fehlen in der Landwirtschaft

Tausende von Arbeitskräften,

weil wichtige EU-Saisonarbeiter

wegen Einreisverbots

fehlen. Die einen suchen eine

zumindest zeitweise Ersatztätigkeit

und die anderen brauchen

dringend diese Arbeitskräfte.

Eine der Kontaktstellen für

Baden ist der Maschinenring

und Betriebshilfdienst Orte-

Bohrerhof, Premiumspargel frisch vom Feld. Das Restaurant ist wegen der Corona-Krise momentan

geschlossen, dennoch können Sie das edle Gemüse im Landmarkt direkt auf dem Hof in

Hartheim-Feldkirch von 8 bis 20 Uhr täglich bekommen

Foto:promo

nau e.V. in Willstätt-Legelshurst,

www.mr-ortenau.de,

Tel.: 07852-1578 oder unter

der Mail: info@mr-ortenau.de

erreichbar.

Die Landwirtschaftsministerin:

„Wenn in der Landwirtschaft

helfende Hände fehlen, geht

uns das alle an. Denn verpasste

Ernten kann man nicht nachholen,

und was nicht in und aus

der Erde kommt, kann auch

nicht geerntet werden. Wer

in der Landwirtschaft helfen

kann, sollte das deshalb tun

und damit auch Geld verdienen

können. Das ist eine win-win-

Situation.“

Für die Vermittlung werden weder

Registrierungs- noch sonstige

Gebühren erhoben. Ziel

ist eine schnelle, kostenlose und

vor allem zuverlässige Hilfe für

Menschen, die Hilfe brauchen

oder eine solche anbieten.

SfK.

Spargelweine aus Opfingen

Opfingen, inmitten des Tunibergs,

ist in normalen Zeiten,

nicht nur ein hübsches

Weindorf, sondern auch eine

Hochburg für feines Spargelgemüse.

Die traditionellen

Spargelfeste hier sind berühmt

und auch die dortige Gastronomie

kann einige ganz lukullisch

regionale Köstlichkeiten

frischen Spargels aufbieten.

In Zeiten des Corona-Virus

werden wir 2020 wohl weitgehend

auf letztere Genüsse

verzichten müssen. Nicht

entbehren sollten und müssen

wir die guten Opfinger Weine

und so wollen wir berichten,

was das Weinhaus Opfingen,

die Winzergenossenschaft am

Ort, Österliches und in puncto

Spargelwein zu offerieren

hat. Kaufen können Sie diese

im Online Shop unter www.

weinhaus-opfingen.de. Hier

finden Sie auch die österlichen

Sonderangebote, die über die

Festtage hinaus bis zum 30.

April Gültigkeit besitzen.

Drei Weine wollen wir hier,

bestens passend zum Edelgemüse,

kurz vorstellen:

In der Literflasche finden wir

den 2018er Opfinger Sonnenberg

QbA Weißburgunder feinherb,

der sich farblich in zartem

Gelb zeigt und der in der Nase

eine duftig volle Blume nach

Apfel und Birne anbietet. Süffig

frisch mit einer leichten gut

eingebundenen Süße besitzt er

auch bereits einen vegetativen

Hauch von Spargel. Kühl servieren

bei 8-12°C.

Trockener ist mit 5,4 gr Restsüße

der 2018er Opfinger Attilafelsen

Rivaner. Auch er ist

mit 11,5 % Vol. Alkoholgehalt

ein leichter Frühlimgs- und

Sommerwein, der perfekt zum

Spargel passt. Seine Aromen:

Frisch geerntete Äpfel, Zitrus,

reife Beeren. Außer zum zartaromatischen

Spargel passt

er auch ausgezeichnet zum

Süßwasserfisch, zu Salat, Gemüse

und Meeresfrüchten. Ein

leichter Alltagswein auch „nur

zum Trinken.

Als Drittes und letztes empfehlen

wir den 2017er Eco

Vin Müller-Thurgau trocken.

Auch er ist im österlichen Angebot

stark preisreduziert und

auch er passt hervorragend zu

unserem Edelgemüse. Seine

geschmeidig-elegante Art mit

milder Säure, einer Restsüße

von nur 4,5 gr/l zeigt sich

geschmacklich ausgeglichen

mit harmonischem Abgang.

Besonderheit: Er duftet auch

nach reifen Stachelbeeren.

Sollte irgendwann die „Ausgangsbeschränkung“

wieder

aufgehoben werden, empfiehlt

sich der Spargel-Wein-Genuss

direkt in der lieblichen Tuniberg

Landschaft.

SfK.


AKTUELL KULTUR JOKER 21

Wir sind weiterhin für Sie da

Das ZO: Ihr Einkaufszentrum im Freiburger Osten

Die aktuelle Situation stellt

uns alle vor ungeahnte Herausforderungen,

sowohl im

privaten als auch im beruflichen

Bezug. Das ZO – Zentrum

Oberwiehre ist dennoch

für Sie da.

Einige Geschäfte mussten

gemäß den Verordnungen

von Bund und Land aktuell

schließen, die Versorgung des

täglichen Bedarfs bleibt dennoch

erhalten. So können Sie

in acht noch immer geöffneten

Geschäften Ihre Einkäufe erledigen

- und nicht nur das: auch

auf Verköstigungen müssen

Sie nicht verzichten! Die Bäckerei

und Metzgerei haben

ebenfalls geöffnet und der

Gastronom Babylon versorgt

Sie weiterhin mit feinen Speisen,

als Mitnehm- und sogar

Lieferservice.

Alle aktuellen Informationen

zu den geöffneten Geschäften,

den teilweise geänderten

Öffnungszeiten und sogar die

Speisekarte von Babylon finden

Sie auch unter www.zentrum-oberwiehre.de.

Geöffnet

Telefonisch

To-Go Service

To-Go- und

Lieferservice

Die genauen Öffnungszeiten und

alle weiteren Infos finden Sie tagesaktuell

auf unserer Webseite unter:

www.zentrum-oberwiehre.de

Bitte halten Sie während Ihres Einkaufs

in den Shops, aber auch auf

den Allgemeinflächen den Mindestabstand

ein. Bleiben Sie gesund!

Bitte beachten Sie, dass es

zur Gewährleistung der Warenversorgung

und der Sicherheit

der Mitarbeiter kurzfristig

zu späteren Öffnungen oder

früheren Schließungen kommen

kann und vereinzelt die

Auslastung auf den Flächen

reguliert werden muss.

Stand 27.03.2020. Alle Angaben

ohne Gewähr, Änderungen

vorbehalten.

Wir hoffen, dass alle Kunden,

Nachbarn und Mitarbeiter

des ZO diese schwierigen

Zeiten möglichst wohlbehalten

überstehen. An dieser Stelle

ein großes Dankschön an alle

Kolleginnen und Kollegen in

den Shops, die an vorderster

Front mit vollem Einsatz den

Betrieb aufrechterhalten!

ZO – Zentrum Oberwiehre,

Schwarzwaldstr. 78,

79117 Freiburg,

www.zentrum-oberwiehre.de

Freiburg, den 27. März 2020

Werbegemeinschaft ZO

– Zentrum Alte Messe Oberwiehre

e.V.

Südbadische Gelbe Engel

helfen Engeln

ADAC Südbaden unterstützt alle systemrelevanten Berufsgruppen

unabhängig von einer Mitgliedschaft, damit diese mobil bleiben

Der ADAC Südbaden leistet

ab sofort kostenlose Pannenhilfe

für alle Menschen, die

aufgrund der Corona-Krise im

Dienst unserer Gesundheit und

Versorgung unterwegs sind

und bis an ihre Belastungsgrenze

arbeiten.

Alfred Haas, Vorstandsmitglied

für Verkehr und Technik

beim ADAC Südbaden: „Der

ADAC respektiert die Leistung

dieser Menschen außerordentlich.

Ihre Mobilität ist entscheidend

für den jeweiligen Einsatz

sowie für die Gesellschaft

insgesamt. Deshalb haben wir

uns dazu entschlossen, unsere

Pannenhilfe für die Dauer der

Corona-Krise unabhängig von

einer Mitgliedschaft kostenlos

für alle Menschen anzubieten,

die in systemrelevanten Berufen

arbeiten.“

In Südbaden sind derzeit 25

Straßenwacht-Fahrer unterwegs,

um bei einem Unfall

oder einer Panne zu helfen. Alfred

Haas: „Damit können wir

einen wichtigen und nützlichen

Beitrag leisten, die Mobilität

in der Krise für Einsatzkräfte,

medizinisches Personal, Logistikunternehmen

und Lebensmittelhandel

zu erhalten.“

Die Gelben Engel helfen

dabei unabhängig davon, mit

welchem Fahrzeug der Betreffende

unterwegs ist: Einsatzfahrzeug,

Auto, Mofa oder

Fahrrad – die ADAC Pannenhelfer

kommen und leisten tatkräftige

Hilfe, damit der Weg

fortgesetzt werden kann.

Alle Straßenwachtfahrer

sind ausgebildete Kfz-Mechatroniker,

-Mechaniker, oder

-Elektriker mit einem enormen

Erfahrungsschatz. Im Zweifel

organisieren sie unbürokratisch

und schnell eine passende

Hilfeleistung oder Mobilitätsalternative.

Die Pannenhilfe ist telefonisch

unter 089/20 20 4000,

online unter www.adac.de/hilfe

oder per ADAC Pannenhilfe

App erreichbar.

Bild ADAC Württemberg e.V. Foto: Frank Eppler


22 KULTUR JOKER GESUNDHEIT

RKK Klinikum auf „Corona-Welle“ vorbereitet

Intensivkapazitäten werden mehr als verdoppelt

Professor Dr. Stephan Sorichter

© RKK Klinikum

Professor Dr. Thorsten Vowinkel

© RKK Klinikum

St. Josefskrankenhaus

© RKK Klinikum

Auf Basis aktueller Berechnungen

und den Erfahrungen

aus dem benachbarten Elsass

wird die Region Freiburg besonders

stark von einer steigenden

Zahl von Covid-19-Patienten

betroffen sein. Hierauf

hat sich das RKK Klinikum,

zusammen und in Absprache

mit den Kliniken im Stadt- und

Landkreis bereits seit Wochen

entsprechend vorbereitet. Ein

besonderes Merkmal des RKK

Klinikums ist die große Versorgungseinheit

im St. Josefskrankenhaus.

Diese besteht

aus einer Intensiv- und einer

räumlich direkt angeschlossenen,

jederzeit als zusätzliche

Intensivstation nutzbare IMC-

(Intermediate Care) Station

und einem Kompetenzzentrum

für Lungen- und Atemwegserkrankungen

sowie interdisziplinärer

Intensivmedizin. Das

RKK Klinikum ist gerade in

der aktuellen Situation prädestiniert,

allen Erwartungen an

ein Notfallkrankenhaus gerecht

zu werden.

Als größter Notarztstandort

in Baden-Württemberg mit

Bestwerten in Schnelligkeit

und Versorgungsqualität hält

das RKK Klinikum aktuell

ca. 8 Prozent seiner 489 Betten

als Intensivbetten für eine

aufwändige medizinische und

pflegerische Versorgung betroffener

Covid-19-Patienten

vor. Darüber hinaus wurden

die Kapazitäten der isolierten

Bereiche ausgeweitet. „Dabei

erweist sich die überschaubare

Größe als Vorteil: Intensivund

Spitzenmedizin ist Teamarbeit

in Reinform und kann

nur dort geleistet werden, wo

alle Bereiche des Krankenhauses

Hand in Hand arbeiten“,

erläutert der Ärztliche

Direktor Professor Dr. Thorsten

Vowinkel. „Der hohe Anteil

an Beatmungsplätzen lässt

Erfolgsfaktor gesunde Führung

Freiburger Unternehmer-Symposium gibt wertvolle Impulse

Das 4. Freiburger Unternehmer-Symposium

„Gesunde

Führung | Der Erfolgsfaktor

für Betriebliches Gesundheitsmanagement“

am 4./ 5. März

2020 im Gesundheitsresort

Freiburg und im Restaurant

Raben in Horben mit Key Note-Speaker

Markus Reithwiesner,

CEO Haufe Group, gab

Einblicke in die Herausforderungen

der VUCA-Welt von

heute: Das Kunstwort steht für

die Begriffe Volatility (Volatilität

bzw. Unbeständigkeit),

Uncertainty (Unsicherheit),

Complexity (Komplexität) und

Ambiguity (Mehrdeutigkeit).

Das auch überregional auf viel

Interesse stoßende Symposium

war ein Plädoyer für den transformationalen

Führungsstil.

Dabei wurde deutlich, dass diese

Weiterentwicklung des „Management

by Objectives“ den

weiblichen Chefs in die Karten

spielt: Überdurchschnittlich

viele Frauen in Führungspositionen

legen besonderen Wert

darauf, als Vorbild wahrgenommen

zu werden, kümmern

sich mehr um die individuellen

Stärken und Schwächen ihrer

Mitarbeiter und haben ein besonderes

Gespür für Fairness

im Umgang miteinander. Das

5. Freiburger Unternehmer-

Symposium am 3./4. März 2021

nimmt diesen Faden auf: Hochkarätige

Referenten zum Thema

„Female Leadership“ werden

aufzeigen, warum Frauen

oft besser in der Lage sind, bei

Mitarbeitern Vertrauen, Loyalität

und Inspiration aufzubauen.

Weiterführende Informationen

unter www.freiburger-unternehmer-symposium.de

Die Initiatoren Thilo Jakob, Rüdiger Wörnle,

Christa Porten-Wollersheim und Rudolf Kast

sich bei Bedarf noch weiter

ausbauen“, ergänzt Professor

Dr. Stephan Sorichter, Chefarzt

der auf die differenzierte

Diagnostik und Therapie aller

Erkrankungen der Atemwege

und der Lunge spezialisierten

Klinik für Pneumologie und

Beatmungsmedizin. Wichtig

ist jedoch nicht nur der Ausbau

von Beatmungsplätzen, sondern

auch eine differenzierte

und stets an den aktuellen Entwicklungen

und Erkenntnissen

angepasste Therapie, immer

primär unter dem Aspekt eine

invasive Beatmung vermeiden

zu können. Hier ist insbesondere

das lungenfachärztliche und

intensiv-medizinische Knowhow

notwendig, wie es am St.

Josefskrankenhaus gegeben ist.

Darüber hinaus werden im

gesamten RKK Klinikum

planbare Operationen ausgesetzt

und das Loretto-Krankenhaus,

trotz massiver finanzieller

Konsequenzen infolge

ausgefallener Operationen,

vom planbaren Elektivmodus

in den Akutmodus mit entsprechender

Intensivstation

versetzt. So konnte in beiden

Häusern das Personal frühzeitig

geschult und interdisziplinäre,

fachübergreifende

Teams für Covid-19-Patienten

gebildet werden. In diesem

Zusammenhang betont der

Aufsichtsratsvorsitzende Professor

Dr.-Ing. Heinzpeter

Schmieg: „Wir fühlen uns gut

gerüstet für die zu erwartende

„Corona-Welle“: Berufsgruppenübergreifend

setzen sich

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

im RKK Klinikum

sehr engagiert ein. Deren Bereitschaft

zu Mehrarbeit in diesem

Ausmaß verdient höchste

Anerkennung und Wertschätzung.“

In weiterer Vorausschau

des zu erwartenden Anstiegs

Covid-19 positiver Patienten

hat das Landratsamt mit Erfolg

Hilfeleistung durch die Bundeswehr

für die Stadt Freiburg

und den Landkreis beantragt.

Ausgebildete Notfallsanitäter

und Rettungsassistenten der

Bundeswehr sind bereits vor

Ort und werden eingewiesen

sowie in die Abläufe auf der

Intensivstation eingearbeitet.

Sie unterstützen die Behandlungsteams

in der Versorgung

von zu beatmenden Patienten

und stellen Material wie zum

Beispiel Beatmungsgeräte zur

Verfügung.

© Klaus Polkowski


GESUNDHEIT KULTUR JOKER 23

Anlaufstelle für

psychische

Erkrankungen

Sigma-Institut im Ärztehaus beim

Diakoniekrankenhaus eröffnet

Herausgeber:

Art Media Verlagsgesellschaft mbH

Auerstr. 2 • 79108 Freiburg

Redaktionsleitung (V.i.S.d.P.):

Christel Jockers

Redaktion:

Cornelia Frenkel

Peter Frömmig

Annette Hoffmann

Marion Klötzer

Erich Krieger

Nike Luber

Fabian Lutz

Georg Rudiger

Claus Weissbarth

Friederike Zimmermann

Terminredaktion:

Elisabeth Jockers

Mit dem Sigma-Zentrum in

Bad Säckingen hat eine der

großen Privatkliniken für interdisziplinäre

Psychiatrie,

Psychotherapie und Psychosomatische

Medizin eine Freiburger

Anlaufstelle für Patienten

mit psychischen Erkrankungen

geschaffen. Das Sigma-Institut

im neuen Ärztehaus (Wirthstraße

9) beim Diakoniekrankenhaus

in Freiburg bietet mit

Ambulanz, Früherkennungszentrum

und Spezialsprechstunden

für privatversicherte

Ratsuchende und Patienten

einen persönlichen und diskreten

Zugang zu Beratung im

Bereich psychischen und psychosomatischen

Unwohlseins.

Auch spezielle Behandlungskonzepte

für Indikationen wie

chronische Schmerzstörungen,

Traumafolgestörungen und Internet-

bzw. Mediensucht sind

Bestandteile des neuen Angebots,

mit dem das Sigma-Zentrum

auf die immer größere

Nachfrage aus dem Raum Freiburg

reagiert. Weiterführende

Informationen und Kontakt:

www.sigma-institut.de (Telefon:

0761 / 15 18 713 – 0).

Im 20. Jubiläumsjahr des in

Bad Säckingen entwickelten

– bundesweit nachgefragten

und ursprünglich als Kybernetische

Therapie bezeichneten

– Konzeptes bleibt das

Sigma-Zentrum der höchstindividualisierten

Therapie

mit dem Patienten als Partner

im Behandlungsprozess treu.

„Ein persönlicher Ansprechpartner

nimmt sich die erforderliche

Zeit, um auch über

die Aktivierung vorhandener

Ressourcen des Patienten

und die Integration aller patientenwirksamen

Modelle/

Methoden den nachhaltigen

Therapieerfolg zu sichern“,

betont der Geschäftsführende

Ärztliche Direktor Professor

Dr. Christoph Bielitz. Das Sigma-Institut

soll auch dazu beitragen,

Skepsis bei Betroffenen

zu überwinden und Vertrauen

in die Kompetenz der Psychiatrie

und Psychotherapie zu

entwickeln. Im Vordergrund

steht der Patientennutzen, also

die Frage: „Was hilft dem Patienten

wirklich?“. Dazu gehört

auch ganz wesentlich, die

stationäre, teilstationäre und

ambulante Versorgung aufeinander

abzustimmen, Sektorengrenzen

zu überwinden

und Vernetzung im Sinne des

Patienten anzupassen.

Layout/Satz :

Stephanie Pfefferle-Kienzle

Telefon: 0761 / 72072

E-mail: grafik@kulturjoker.de

redaktion@kulturjoker.de

Anzeigen/Telefon:

0761 / 72072

Druck:

Rheinpfalz Verlag und Druckerei

GmbH & Co. KG, Ludwigshafen

Das Copyright für vom Verlag gestaltete

Anzeigen und Artikel liegt beim Verlag.

Nachdruck, auch nur auszugsweise, nur mit

schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Für unverlangt eingesandte Manuskripte,

Fotos, Vorlagen und für Programmhinweise

kann keine Garantie übernommen werden,

sie sind aber herzlich willkommen.

Ärztehaus beim Diakoniekrankenhaus Freiburg

Empfang im Sigma-Institut Freiburg

Ambulanz und Früherkennungszentrum

im Freiburger

Sigma-Institut bieten einen

diskreten Zugang und tragen

der Tatsache Rechnung, dass

die Grenzen von einfacher,

vorübergehender und ernster

psychischer Beeinträchtigung

oft fließend sind. Zu den Indikationen

gehören beispielsweise

somatoforme Schmerzstörungen,

Schlafstörungen, Essstörungen,

Depressionen und

Belastungsstörungen, Psychosen

und Suchterkrankungen,

Traumafolgestörungen, lange

anhaltende Schmerzen mit und

ohne klar ersichtliche körperliche

Ursache, ADHS im Erwachsenenalter

und weitere.

Das Früherkennungszentrum

in Freiburg ist – wie die Ambulanz

auch – angeschlossen

an das Sigma-Zentrum in Bad

Säckingen, welches in mehreren

Abteilungen und der

© Sigma-Zentrum

© Nicolai Schmidt

Prof. Dr. Christoph Bielitz

© Sigma-Zentrum

angeschlossenen Tagesklinik

die wichtigsten Bereiche integriert:

Interdisziplinäre Psychiatrie

und Psychotherapie,

Psychosomatik, Innere Medizin,

Allgemeinmedizin mit

Naturheilverfahren, Neurologie

und Schlafmedizin, Sozialmedizin

und Suchtmedizin,

Gerontopsychiatrie, Psychotherapeutische

Medizin, Systemische

Therapie, Paar- und

Familientherapie sowie Intensivbetreuung

in geschützter

Station.

Die integrierte Sigma-Akademie

fördert den interdisziplinären

Dialog und leistet mit

Veranstaltungen für Patienten

einen Beitrag zur gesundheitlichen

Aufklärung; schließlich

ist eine umfassende Aufklärung

und Information von Betroffenen

mit deutlich besseren

Therapieergebnissen verbunden.

Zudem sind Weiterbildungsangebote

für Ärzte und

Psychologen geplant.

Eine Gutachtenstelle, geleitet

von Prof. Dr. Christoph

Bielitz, bündelt die gutachterliche

Expertise in etlichen Bereichen:

Unterbringungsrecht,

Betreuungsrecht, Strafrecht,

Testierfähigkeit, Geschäftsfähigkeit,

Familienpsychologie,

Gutachten für die Sozialgerichtsbarkeit

bei Rentenfragen

und Einstufung nach Schwerbehindertenrecht,

Gutachten

nach Fahrerlaubnisverordnung,

für die PKV auch Klärung

der Arbeitsunfähigkeit /

Berufsunfähigkeit. Die Auftraggeber

sind beispielsweise

Amts- und Landgerichte in

Südbaden, Sozialgerichte in

Baden-Württemberg, Privatpersonen,

Krankenversicherungen

und der Medizinische

Dienst der privaten Krankenversicherungen.


badenova unterstützt mit

SCHWARZWALD-CROWD in der Corona-Krise:

Gemeinsam für unsere Region

#WirFürEuch

Als regionaler Energie- und Umweltdienstleister

fühlt sich badenova der Region

und den Menschen, die hier leben, ganz

besonders verbunden. Deshalb möchte

badenova in diesen schwierigen Zeiten

solidarisch und nachhaltig helfen. Die

Crowdfunding-Plattform SCHWARZWALD-

CROWD ist ab sofort für alle Bereiche

geöffnet, die durch die aktuellen Entwicklungen

aufgrund der Corona-Krise mit

Einnahmeverlusten zu kämpfen haben.

Projektstarter können die eigene Situation

auf der SCHWARZWALD-CROWD darstellen

und über die Plattform Gutscheine für

verschiedene Leistungen, virtuelle Tickets,

Workshops, Trainings und vieles mehr

anbieten. Die Menschen in der Region

können als Projektunterstützer durch den

Kauf dieser Angebote zum Beispiel den

örtlichen Verein, den regionalen Einzelhandel,

das Lieblingsrestaurant oder -café

sowie kulturelle Einrichtungen in der Umgebung

direkt und unkompliziert unter-

stützen. Natürlich ist es auch möglich, ohne

Gegenleistung zu spenden.

Die SCHWARZWALD-CROWD bietet somit

allen Menschen in der Region die Chance,

sich für diejenigen stark zu machen, die

jetzt schnelle Hilfe benötigen.

„Wir nehmen unser Versprechen ernst,

wenn wir sagen, wir sind Partner der

Region und wir sorgen hier für eine

lebenswerte Zukunft. Wir haben erkannt,

dass die SCHWARZWALD-CROWD schnelle

und unkomplizierte Hilfe möglich macht.

Deshalb wollen wir sie Betroffenen zur

Verfügung stellen“, so Dr. Thorsten Radensleben,

Vorstandsvorsitzender von badenova.

„Unverschuldet in Schwierigkeiten geratene

Menschen, zum Beispiel Künstler,

Gastronomen, Einzelhändler oder Kleinbetriebe

aus dem Dienstleistungsbereich,

können auf der Crowd ihren Fall schildern,

ihre Notlage erklären und Spendengelder

oder Überbrückungshilfen einwerben.

“ Als eng in der Region verwurzeltes Unternehmen

sehen wir uns in der Verantwortung,

all unsere Möglichkeiten einzusetzen,

um neben unseren Kernaufgaben rund

um die Energieversorgung und Daseinsvorsorge,

auch einen Beitrag zur Bewältigung

der aktuellen Krise zu leisten.

badenova hilft außerdem direkt durch

die Erhöhung des Fördertopfbetrags auf

3.000 Euro im Monat. Erhält ein Projekt

eine Unterstützung von mindestens 10

Euro, gibt badenova einmalig 10 Euro aus

diesem Fördertopf dazu. Wichtig: Den

Zuschuss gibt es nur einmal pro Unterstützer.

Weiterhin werden die Gebühren

für Projektstarter bis zu einer Projektsumme

von 3.000* Euro übernommen.

Beide Maßnahmen gelten vorerst bis zum

15. Juni 2020.

*Für die ersten zehn Projekte pro Monat - auf die darüber hinaus

eingesammelte Summe fallen weiterhin 7+4% Gebühren an

> schwarzwald-crowd.de/aktion

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