Arabische Pferde IN THE FOCUS Nr. 1/2020 (Vol. 21) - Preview
Die Zeitschrift für Freunde und Züchter arabischer Pferde
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Sumeyr (Bango / Jamnia) *1948 , geboren in Tunesien, wurde nach Frankreich exportiert und<br />
stand im Nationalgestüt Pau.<br />
den Abstammungslinien und Bräuchen der<br />
Ursprungsländer. Dann gründete Jacques<br />
Chalom des Cordes 1966 in der Provence ein<br />
Zuchtprogramm mit polnischen Arabern, die<br />
viel "schöner" als die französischen waren<br />
und dennoch über Rennen selektiert wurden.<br />
Letzterem wird bald nachgeeifert, neue<br />
Gestüte gedeihen und importieren <strong>Pferde</strong><br />
aus Polen, Tunesien, Holland, Marokko. Neu<br />
ist, dass die Eichung (der Rassestandard) jetzt<br />
Privatsache geworden ist! Es war die Zeit, als<br />
diese neuen Züchter gegen die nationalen<br />
Gestüte rebellierten, die sie beschuldigten,<br />
das arabische Pferd zu einem bloßen Handlanger<br />
für die Anglos gemacht zu haben.<br />
Der Direktor von Pompadour, Pierre Pechdo,<br />
der persönlich der Wiederbelebung des<br />
<strong>Vol</strong>lblutarabers sehr positiv gegenüberstand,<br />
wurde 1970 auf Mission nach Polen geschickt,<br />
um drei Hengste zu erwerben. Da die<br />
meisten guten Hengste für die Auktionen reserviert<br />
waren, bei denen die Amerikaner sie<br />
zu Goldpreisen kauften, waren die Verhandlungen<br />
schwierig. Aber es gelang ihm, Baj<br />
(von Negatiw, Stutenlinie Gazella II), Elaborat<br />
und Badr-Bedur zu erwerben, beide von Comet,<br />
dessen Vorfahr Bad direkt von Chérifa<br />
abstammt, so dass dies eine Rückkehr der<br />
besten Linie darstellt, im Typ verbessert, wie<br />
es die Polen so gut können.<br />
Die französische Regierung versuchte daher,<br />
die Kontrolle über diese sehr unabhängigen<br />
Züchter zurückzugewinnen, während Züchter<br />
aus vielen Ländern gerade zusammengekommen<br />
waren, um eine Weltorganisation<br />
des arabischen <strong>Pferde</strong>s (WAHO) zu schaffen.<br />
1975 gab es wieder Rennen für <strong>Vol</strong>lblutaraber,<br />
und zum ersten Mal fand der berühmte<br />
Distanzritt in Florac statt, der von Persik gewonnen<br />
wurde. Das arabische Pferd wurde in<br />
Frankreich gerettet, zumindest zahlenmäßig!<br />
Die Organisation von Shows, Reglemente, die<br />
Ausbildung von Offiziellen und der Kampf<br />
gegen gewisse (tierquälerische) Praktiken,<br />
die sich abzeichneten, veranlassten die wichtigsten<br />
Länder 1983 die ECAHO zu gründen.<br />
Ihre Missionen für Fairplay und den Schutz<br />
von <strong>Pferde</strong>n sind bis heute aktuell!<br />
Die westliche Zuchtselektion, die sich an<br />
Sport- oder Schönheitswettbewerben orientiert,<br />
hat eine Entwicklung in Gang gebracht,<br />
die die beiden grundlegenden Eigenschaften<br />
des arabischen <strong>Pferde</strong>s voneinander trennt:<br />
Schönheit und Funktionalität. Während<br />
gleichzeitig die Bedeutung der Genetik und<br />
das Studium der Abstammungslinien vergessen<br />
wurde, die den heutigen <strong>Vol</strong>lblutaraber<br />
von seinen Selektionskriterien im ursprünglichen<br />
Sinne entfernt.<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass das<br />
<strong>Arabische</strong> Pferd ein facettenreiches Juwel ist:<br />
Zeuge und Akteur der Völkergeschichte,<br />
hoch entwickelte Kriegswaffe, Kunstwerk,<br />
religiöses Symbol, treuer Begleiter, versierter<br />
Sportler. Wir haben es als Vermächtnis von<br />
den Beduinenvölkern erhalten, die es von<br />
Anfang an verwöhnt haben. Dann kamen angesehene<br />
Leute, die es auf der ganzen Welt<br />
verbreitet und bis heute weiterentwickelt haben.<br />
Paradoxerweise wird das arabische Pferd<br />
derzeit in den Ursprungsländern genauso<br />
angegriffen, da sich diese in unaufhörlichen<br />
Kriegen befinden, wie in der restlichen Welt,<br />
hier jedoch im Wohlstand und Frieden. In unseren<br />
materialistischen Gesellschaften ist das<br />
arabische Pferd vielfach zu einem "Objekt"<br />
geworden, das der Mode ausgeliefert ist.<br />
Es scheint mir wichtig, durch die Verbreitung<br />
von Wissen, Literatur und Kunst das arabische<br />
Pferd wieder zu etwas Besonderem zu<br />
machen. Wir müssen wieder lernen, es zu<br />
bestaunen, um sicherzustellen, dass zukünftige<br />
Generationen von Züchtern jedes Detail<br />
seines wunderbaren Erbes studieren möchten,<br />
damit diese sie bei ihrer täglichen Arbeit<br />
inspirieren. Wenn wir uns des Schatzes in<br />
unseren Händen bewusst sind und stolz darauf<br />
sind, werden wir motivierter sein, diesen<br />
Schatz zu bewahren und für seine positive<br />
Entwicklung zu arbeiten, ohne ihn zu verfälschen!<br />
Ich gebe Jean Deleau das letzte Wort: "Wenn<br />
das <strong>Arabische</strong> Pferd das schönste ist, dann<br />
deshalb, weil es das beste ist und seine<br />
Schönheit nur die Materialisierung all seiner<br />
Eigenschaften ist."<br />
Christele Derosch<br />
Auszug aus einem Vortrag, gehalten anläßlich<br />
der Jahreshauptversammlung der ECAHO <strong>2020</strong>.<br />
Ourour (Duc II / Imama) *1947, ebenfalls in Tunesien geboren und nach Frankreich exportiert.<br />
Erführt 25 % ägyptisches Blut.<br />
Geschichte<br />
Zurück zu den Werten<br />
1972 wurde der französische Araberzuchtverband<br />
(ACA) gegründet und die Gründungsmitglieder<br />
beschlossen, einen internationalen<br />
Wettbewerb in Paris zu organisieren,<br />
dessen erste Ausgabe anlässlich der 2. <strong>Pferde</strong>schau<br />
1973 im Parc de Vincennes stattfand.<br />
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