Kulturfenster Nr. 02|2020 - April 2020
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.
-70% – NE BOLZANO – 72. Jahrgang
Nr. 2 | APRIL | 2020
Zweimonatszeitschrift
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Wunsch nach Normalität
Regionale Vielfalt auf dem Teller
Corona wie ein Tsunami
• Geleitwort •
• Inhalt •
• Chorwesen
Auf dass bald wieder etwas
Normalität eintritt 3
SCV Programm 2020 4
Siebter Tiroler
Volksliedwettbewerb in Innsbruck 6
Vollversammlung Bezirk
Eisacktal- Wipptal: Danke sagen 7
Vollversammlung Bezirk
Burggrafenamt-Vinschgau:
Jugendliche für Chöre gewinnen 8
Aktive Chöre im Pustertal 9
Schloss Trauttmansdorff:
Tag der Chöre im September 9
Kirchenchor „Maria Königin“
in Prad am Stilfserjoch: Ehrungen 10
Kirchenchor und Orchester
in St. Christina (Gröden):
18 Jubilare geehrt 11
Titelbild: Tag der Chöre 2019 in Schloss Trauttmansdorff
Corona Virus wie ein Tsunami
Es mutet gespenstisch an, fast apokalyptisch.
Die Corona-Krise hat das öffentliche Leben in
weiten Teilen der Welt und auch in Südtirol
fast lahmgelegt. Davon betroffen sind auch
unsere großen Kulturverbände. Der Südtiroler
Chorverband, der Verband der Musikkapellen
und der Heimatpflegeverband haben
ihre für März angekündigten Jahresversammlungen
absagen müssen. Das hat es noch
nie in den letzten 70 Jahren gegeben. Neue
Termine sind noch nicht fixiert, weil niemand
weiß, wie lange die Krise anhält.
Gleichwohl wird Zuversicht signalisiert.
Der Bundesobmann des SCV Erich Deltedesco
wünscht sich, dass bald wieder etwas
Normalität eintritt und lädt die Chorleute
ein, die Fortbildungsveranstaltungen
in den Sommermonaten eifrig zu besuchen.
Sehr erfreut zeigte sich der Obmann
über die ausgezeichneten bis sehr guten
Erfolge der fünf Südtiroler Singgruppen, die
am 1. Februar in Innsbruck am 7. Tiroler
Volksliedwettbewerb teilgenommen hatten.
•Heimatpflege
Dankbar sein für die einfachen Dinge 12
Vielfältig und alternativ –
Nischenprodukte erfolgreich 13
„Ohne Landwirtschaft
keine Kulturlandschaft“ 16
Essen mit Respekt – Schafe geben
einem Tal neue Perspektiven 18
Bräuche zur Osterzeit – das Osterbrot 20
Heimatpflegeverband trifft
sich mit Landesrat Schuler 21
Coronavirus trifft
„Krone der Schöpfung“ 22
„Aktion Verzicht 2020“– HPV dabei 24
Im Gedenken an
Architekt Christoph Mayr Fingerle 25
Bezirksversammlung der
Vinschger Heimatpfleger 26
Arge Lebendige Tracht: der Kittelsack 27
60. Jahresversammlung der
Arge Volkstanz 28
Die Bezirksversammlungen des Chorverbandes,
des VSM und die Versammlung der
Vinschger Heimatpfleger konnten noch vor
dem Ausbruch der Krise abgewickelt werden.
Die Landesobfrau des Heimatpflegeverbandes
Claudia Plaikner plädiert in ihrem
Geleitwort angesichts der Krise für Vielfalt
gegen Einfalt. Sie fordert einen beherzten
Einsatz gegen den um sich greifenden Egoismus,
gegen die Ausbeutung der Natur und
gegen die kulturlose Beliebigkeit. Was wir konsequent
und energisch anstreben müssten,
seien ein respektvoller Umgang mit der Natur,
„eine identitätsstiftende Kulturarbeit“.
Der Obmann des VSM Pepi Fauster sieht
im Corona Virus einen Tsunami mit ungeheurer
Sprengkraft. Viele Veranstaltungen,
die mit viel Zeit, Leidenschaft und Aufwand
vorbereitet worden seien, hätten abgesagt
oder verschoben werden müssen. Aber die
Krise hätte auch ihr Gutes. ,,Sie eröffnet die
Chance zu neuer Kreativität im Umgang mit
Musik und in den zwischenmenschlichen
Beziehungen.“
Alfons Gruber
• Blasmusik
Zwölfter VSM-Landeswettbewerb
„Musik in kleinen Gruppen“ 30
Corona-Virus: wie ein völlig
unerwarteter Tsunami 34
JHV des VSM-Bezirkes Meran:
Motivation braucht gutes Umfeld 36
JHV des VSM-Bezirkes Bozen:
Wenn Musikanten zu Artisten werden 37
JHV des VSM-Bezirkes Bruneck:
umfangreich, bunt, qualitätsorientiert 38
JHV des VSM-Bezirkes Sterzing: Mangel
an Kapellmeistern und Stabführern 39
Jung(le)schlern musiziert 40
Mit Christian Laimer an
Dirigentenpult „herangeschnuppert“ 41
Die Jugendseite:
Die Algunder Jugendkapelle 42
Gratulation:
Hans Hilber und Pepi Ploner 60 43
„Proludium“: Jakob Augschöll und
die Faszination des Blasorchesters 44
Musikpanorama 46
2
KulturFenster
Vorweg
Chorwesen
Auf dass bald wieder etwas
Normalität eintritt
Sehr geehrte Obleute, Chorleiterinnen und
Chorleiter, liebe Sängeriinnen! und Sänger
Ich hoffe, dass Sie die schwierige Situation
in den letzten Wochen gut überstanden
haben und dass in unseren Chören
und Singgemeinschaften bald wieder etwas
Normalität eintritt.
Viele Konzerte und Veranstaltungen, u.a.
auch die 71. ordentliche Vollversammlung
des Südtiroler Chorverbandes mussten abgesagt
bzw. auf einen späteren Zeitpunkt
verschoben werden. Nicht stattfinden
konnte auch der Workshop für Chorleiter/innen
mit Jan Scheerer und Martha
Basten Mitte März, er wird im September
nachgeholt. Die Aus- und Weiterbildung
ist dem Chorverband weiterhin ein zentrales
Anliegen.
Auch in diesem Jahr bieten wir wiederum
vielfältige und hochqualifizierte Schulung-
sangebote an, auf die ich Sie aufmerksam
machen möchte. Das Fortbildungsprogramm
2020 beinhaltet Angebote für alle
Altersbereiche und für unterschiedlichste
Zielgruppen. Besonders hinweisen möchte
ich auf den Beginn des Ausbildungslehrganges
für Chorleiterinnen und Chorleiter
an neun verschiedenen Musikschulen
Südtirols und an das Casting für den
Landeskinderchor und Landesjuniorchor.
Informationen dazu, sowie zu allen weiteren
Fortbildungsangeboten und die dazugehörigen
Anmeldeformulare sind unter
scv.bz.it abrufbar.
Ich bitte Sie, das wiederum reichhaltige
Schulungsprogramm in den eigenen Chören
und darüber hinaus bekanntzugeben
und zu bewerben und viele für eine Teilnahme
zu motivieren.
Erich Deltedesco
Obmann des Südtiroler Chorverbandes
Alle Informationen zu den Veranstaltungen und Schulungen des Südtiroler Chorverbands
auf www.scv.bz.it und auf Facebook!
Dominikanerplatz 7, I-39100 Bozen
Tel.: 0471 971833
E-Mail: info@scv.bz.it
www.scv.bz.it
facebook.com/SuedtirolerChorverband
Nr. 02 | April 2020 3
Programm
SCV-Programm 2020
Weiterbildung für Erwachsene
Sa. 23. Mai
Anmeldeschluss: 10. Mai
Singtag für Chorsänger/innen 50+ im Kolpinghaus Bozen
Teilnehmerkreis: Chorsängerinnen und Chorsänger 50+, die gerne singen
Kursleitung: Edgar Wolf
28. Juni – 5. Juli
Anmeldeschluss: 30. April
Alpenländische Sing- und Wanderwoche in Ulten
Teilnehmerkreis: Alle interessierten Sängerinnen und Sänger ab 18 Jahren
Kursleitung: Ernst Thoma
27. Juli – 2. August
Anmeldeschluss: 30. Juni
Chor- und Stimmbildungswoche in der Fürstenburg Burgeis
Teilnehmerkreis: Alle interessierten Sängerinnen und Sänger ab 18 Jahren
Kursleitung: Rainer Held
2. – 7. August
Anmeldeschluss: 31. Mai
ChorleiterInnenseminar in der Fachschule für Landwirtschaft Dietenheim
in Zusammenarbeit mit dem Verband der Kirchenchöre Südtirols
Teilnehmerkreis: Chorleiter/innen und Chorleiteranwärter/innen
Kursleitung: Nataliya Lukina
12. – 13. Sept.
Anmeldeschluss: 15. April
Chamber Choir of Europe in Zusammenarbeit mit dem südtirol festival meran
in der Musikschule und Pfarrkirche Meran
Teilnehmerkreis: alle Chorleiter/innen und Sänger/innen
Kursleitung: Morten Lauridsen, Nicol Matt
Fr. 2. Oktober
Anmeldeschluss: 27. Sept.
Seminar „Wie man Stimmen zum Klingen bringt!“
im Kolpinghaus Bozen
Teilnehmerkreis: Lehrer/innen, Chorleiter/innen
Kursleitung: Veronica Bertsch
Sa. 3. Oktober
Anmeldeschluss: 28. Sept.
Let‘s sing – let‘s swing – let‘s groove”
Populäre Chormusik für Frauen und Männer im Kolpinghaus Bozen
Teilnehmerkreis: ChorsängerInnen und ChorleiterInnen
Kursleitung: Veronica Bertsch
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KulturFenster
20030_Kinder-Juniorchor_A3.indd 1
20030_Kinder-Juniorchor_A3.indd 1
Chorwesen
Programm für Kinder und Jugendliche
28. Juni – 4. Juli
Anmeldeschluss: 30. April
5. – 11. Juli
Anmeldeschluss: 30. April
16. – 22. August
Anmeldeschluss: 31. Mai
„Sommer! Sonne! Sonnenschein!“ - Kindersingwoche
in der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung „Frankenberg“ in Tisens
Teilnehmerkreis: 50 Kinder im Alter zwischen 9 und 14 Jahren
Kursleitung: Michael Feichter
„CATS“ - Musikalischer Workshop
im Haus der Familie in Lichtenstern/Ritten in Zusammenarbeit mit dem Haus der Familie
Teilnehmerkreis: 65 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren
Kursleitung: Christian Stefan Horvat
MUSICOOL – Buben machen Musical
im Vinzentinum Brixen
Teilnehmerkreis: 50 Buben im Alter zwischen 8 und 13 Jahren
Kursleitung: Andreas Wiedmer
22. – 29. August
Anmeldeschluss: 30. Juni
NEU NEU NEU
Chorleiterausbildung
an den Musikschulen
Lehrschulen:
MS Bozen (Gries, Altstadt, Jenesien)
MS Brixen (Vintl Mühlbach)
MS Bruneck
MS Klausen
MS Lana/Ulten/Nonsberg
MS Leiters (Leiters, Regglberg)
MS Meran/Passeier
MS Sterzing
MS Überetsch (Mittleres Etschtal)
Anmeldung bis innerhalb April 2020!
Genauere Informationen erhalten Sie bei
den jeweiligen Musikschulen
Musical Fever Plus im Priesterseminar Brixen
Teilnehmerkreis: Jugendliche von 16 bis 25 Jahren
Kursleitung: Stephen Lloyd
Komm,
sing mit!
Vormittag
9bis 12 Uhr
Nachmittag
14 bis 18 Uhr
Vormittag
9bis 12 Uhr
Nachmittag
14 bis 17 Uhr
Casting für
Landeskinderchor
und
Landesjuniorchor
Vorsingtermine
23. Mai 2020
Musikschule Bruneck
Paul-von-Sternbach-Straße, 3
39031 Bruneck
Musikschule Klausen
Seebegg, 38
39043 Klausen
6. Juni 2020
Musikschule Meran
XXX-April-Straße, 23
39012 Meran
Musikschule Bozen
Grieser Platz, 16/B
39100 Bozen
Anmeldeschluss
30. April 2020
Südtiroler Chorverband
Dominikanerplatz 7
39100 Bozen
Tel: 0471 971 833
info@scv.bz.it
www.scv.bz.it
Südtiroler
Chorverband
www.frigraf.it
Nr. 02 | April 2020 5
Das Thema
Das Volkslied lebt!
7. Tiroler Volksliedwettbewerb in Innsbruck
Puschtra Herbischtsinger
Sait bei Seit
Inso drei
Die Teldra Soatngsonggitschn
Singmäuse
„A Liadl lasst’s hearn“ war das Motto beim
7. Tiroler Volksliedwettbewerb in Innsbruck.
Am 1. Februar lud der Tiroler Volksmusikverein,
der Südtiroler Volksmusikkreis und
der Südtiroler Chorverband in den ORF Tirol
ein, um bei diesem Wertungssingen ihre
„liabschten“ Lieder zum Besten zu geben.
Singen begeistert jung und alt – das wurde
bei dieser Veranstaltung wieder einmal klar
unter Beweis gestellt.
Der jüngste Teilnehmer war 5 und der älteste
Sänger 86 Jahre alt. Die Gruppen kamen
aus allen Teilen Tirols, was sich sowohl
im Liedgut als auch im Dialekt der
vorgetragenen Lieder widerspiegelte. Beim
Wertungssingen tagsüber herrschte eine
freudig angespannte Stimmung und sowohl
die Juroren als auch das Publikum
fieberten mit, wenn sich die Gruppen auf
der Bühne bereitmachten, um zu zeigen,
was sie sich in vielen Probenstunden erarbeiten
konnten. Beim abschließenden
Festabend durften regional ausgewählte
Ensembles noch einmal vor großem Publikum
im ausverkauften Studio 3 ihre
Lieder präsentieren. Als Anerkennung für
die großartige Leistung erhielten alle teilnehmenden
Gruppen eine Urkunde. Das
Volkslied lebt – das zeigt diese außergewöhnlich
gut besuchte Veranstaltung einmal
mehr!
Zahlreiche Ehrengäste, wie z.B. Kulturlandesrätin
Beate Palfrader, der Innsbrucker
Bürgermeister Georg Willi, Landesmusikdirektor
Helmut Schmid, der Obmann
des Südtiroler Volksmusikkreises Gernot
Niederfriniger, Fachinspektor für Musikerziehung
Martin Waldauf und der Sprecher
des Tiroler Traditionsforums Franz Hitzl
waren von den Darbietungen begeistert!
Der Obmann des Tiroler Volksmusikvereins
und Wettbewerbsleiter Peter Magreiter
betonten gegenüber dem Südtiroler Chorverband:
„Für uns war es wieder eine große
Ehre, dieses Volksmusikfest in Innsbruck
mit eurer Hilfe ausrichten zu dürfen. Wir
bedanken uns recht herzlich für die wertvolle
Unterstützung!“
Aus Südtirol nahmen fünf Singgruppen
teil: die Gruppe InsoDrei aus Reischach
(Prädikat ausgezeichnet), die Puschtra
Herbischtsinger aus Sand in Taufers (Prädikat
ausgezeichnet), die Teldra Soatngsonggitschn
aus Luttach (Prädikat ausgezeichnet),
die Gesangsgruppe „Sait BEI
Seit“ aus Algund (Prädikat sehr gut) und
die „Singmäuse“ aus Bruneck (Prädikat
sehr gut).
6
KulturFenster
Aus Verband & Bezirken
Chorwesen
Ein Moment Danke zu sagen
Vollversammlung des Bezirks Eisacktal-Wipptal
In den insgesamt 79 Mitgliedschören des
Bezirkes Eisacktal-Wipptal singen rund 2146
Sängerinnen und Sänger.
Zu den Mitgliedschören gehören 40 Kirchenchöre,
13 Jugendchöre, 10 gemischte
Chöre, 10 Männerchöre und 6 Frauenchöre.
Die Vollversammlung des Bezirks fand am
8. Februar im Vereinshaus von Telfes statt.
Nach einem gemeinsamen Abendessen
begrüßte die Telfer Singgemeinschaft unter
der Leitung von Ester Falkensteiner die
Anwesenden musikalisch. Obmann Gottfried
Gläserer bedankte sich beim „fleißigen
Chor“ mit Obfrau Klara Mair für die
kulinarische und musikalische Gestaltung
des Abends und überreichte ihnen ein Geschenk.
Als Ehrengäste konnte der Bezirksobmann
Dekan Christoph Schweigl, den
Bürgermeister der Gemeinde Ratschings
und Hausherr Sebastian Helfer, den Bezirksobmann
des VKS Benedikt Baldauf,
Verbandsobmann Erich Deltedesco, Ehrenobmann
Otto Schenk, Verbandschorleiterin
Renate Unterthiner und den neuen
Geschäftsführer des SCV Dietmar Thanei
begrüßen, ebenso die Kollegen im Bezirksvorstand.
Nach einer kurzen Stille im Gedenken
an die verstorbenen Sängerinnen
und Sänger erinnerte sich der Vorstand
an das abgelaufene Jahr: Höhepunkt war
das Chörefestival im September in Brixen
mit 400 Sängerinnen und Sängern, aber
auch das Gesamttiroler Wertungssingen im
November. „Neben den vielen kirchlichen
Einsätzen gab es in diesem Jahr auch wieder
unglaublich viele sehr schöne Konzerte
und Veranstaltungen im Bezirk“, betonte
Gläserer. Vorläufig seien für 2020 ein Schulungswochenende
für Chorleiterinnen und
Chorleiter, eine Bezirksfahrt nach Regensburg
am 26.-27. September und „Herbstgespräche“
für Chorfunktionäre geplant. „Auf
dem Weg nach Regensburg besuchen wir
Abendsberg, wir besichtigen den Hundertwasserturm
und machen eine Brauereibesichtigung
in der Brauerei Kuchlbauer.
Dann fahren wir weiter nach Regensburg
machen am Abend eine Führung
im beeindruckenden Dom von Regens-
Die Telfer Singgemeinschaft umrahmte die Versammlung musikalisch.
burg mit der größten hängenden Kirchen
Orgel der Welt. Stadtführung am Sonntag
und zurück“, sagte der Bezirksobmann.
Er dankte dem Chorverband mit Obmann
Erich Deltedesco und dem Bezirksvorstand
für die Zusammenarbeit: „Für das Chörefestival
war relativ viel Einsatz erforderlich!
Besonders danken möchte ich allen Vorstandsmitgliedern,
aber auch Ehrenobmann
und Chronist Otto Schenk. Nicht zuletzt gilt
mein Dank für die gute Zusammenarbeit
dem Bezirksvorstand im Verband der Kirchenchöre
und Obmann Benedikt Baldauf,
der sich sehr um die Eröffnungsfeier
des Chöre-Festivals im Dom bemüht hat.“
Bezirkschorleiter Armin Mitterer ging dann
auf die geplanten musikalischen Veranstaltungen
ein. Thomas Pardatscher, stellvertretender
Direktor im Amt für Kultur, informierte
anschließend über die aktuellen
Finanzierungsmöglichkeiten des Landes.
Die Versammlung schloss mit der Überreichung
der Erinnerungstafeln an das
Chörefestival 2019 und den Grußworten
der Ehrengäste, wobei sich auch der neue
SCV-Geschäftsführer Dietmar Thanei vorstellte.
Zum Schluss sangen alle gemeinsam
das Lied „Singen“ von Ernst Thoma.
Die Teilnehmer des Chöre-Festivals erhielten eine Erinnerungsurkunde.
Nr. 02 | April 2020 7
Aus Verband und Bezirken
Jugendliche für das Singen
im Chor gewinnen
Vollversammlung des Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau
2289 Sängerinnen und Sänger singen in
98 Chören im Bezirk Burggrafenamt-Vinschgau:
Am 25. Jänner trafen sich die Obleute
und Chorliterinnen und Chorleiter bei
der Jahreshauptversammlung in der Turnhalle
von Staben. Obmann Karl Werner und
der Bezirksausschuss blickten gemeinsam
mit den Vertretern der Chöre auf das Jahr
zurück. „Mein Dank gilt vor allem den Chören
für ihre rege Tätigkeit und den Ehrenamtlichen
im Bezirk für ihren Einsatz!“,
betonte der Bezirksobmann. Sein besonderer
Dank galt dem Kirchenchor von Tabland-Staben
unter der Leitung von Urban
Rinner, der die Vollversammlung musikalisch
umrahmte und den Anwesenden im
Anschluss an die Versammlung
eine vorzügliche Gulaschsuppe
servierte.
Obmann Karl Werner erinnerte
an verschiedene Veranstaltungen
für die Chöre
im Bezirk: Höhepunkt war
das Kirchenkonzert in Meran
und Schlanders gewesen,
bei dem ein Bezirkschor
Werke von Haydn und Mendelssohn-Bartholdy
aufgeführt
hatte. Bezirkschorleiter
Josef Sagmeister spielte
einen Auszug aus der Aufführung
vor und betonte,
dass es ein besonderes Erlebnis
gewesen war. Rund
100 Sängerinnen und Sänger
aus dem Bezirk hatten
daran teilgenommen. Außerdem
gab es ein Chorleiterseminar
mit Manuel
Schuen auf Schloss Goldrain
sowie einen Informationsabend
für Obleute in Sinich
und Schlanders, der
sehr gut besucht war. Die Sängerwanderung
in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff
musste wegen Schlechtwetter
abgesagt werden. Im Herbst soll diese
Wanderung am Tag der Chöre nachgeholt
werden. Außerdem ist eine Kulturfahrt
nach Innsbruck zu „Don Giovanni“ geplant.
Das nächste Bezirkskonzert wird es
in zwei Jahren wieder geben.
Besonderes Augenmerk will der Bezirk
auf die Förderung der Jugendlichen
legen. So betonte der Bezirkschorleiter,
dass es neben den acht Jugendchören,
die dem Chorverbandsbezirk angehören,
noch viele andere Jugendchöre gibt. Mit
ihnen wolle man den Kontakt aufnehmen
und ein gemeinsames Konzertprojekt planen
in der „langen Nacht der Kirchen“. So
sollen Jugendliche zusammengeführt und
neue Energien freigesetzt werden. In einer
Klausurtagung und in verschiedenen Kleinbezirktreffen
wird der Bezirksausschuss
Lösungen mit den Vertretern der Chöre
suchen. Die traditionelle Chorleiterschu-
lung des Bezirks hat bereits im Jänner auf
Schloss Goldrain stattgefunden. Auf die
Förderung des Gesangs bei Kindern und
Jugendlichen ging auch Verbandschorleiterin
Renate Unterthiner in einem Referat
ein, indem sie die vom Chorverband geplanten
Projekte vorstellte, die im Rahmen
der Jahreshauptversammlung am 7. März
der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Peter
Berger vom Südtiroler Chorverband und
Bürgermeister Andreas Heidegger dankten
den Chören und dem Bezirksausschuss
für ihren Einsatz und betonten den unersetzlichen
kulturellen Auftrag der Chöre
und den Wert des Singens für das eigene
Wohlbefinden.
Der Kirchenchor Tabland-Staben
unter der Leitung von Urban Rinner
umrahmte die Vollversammlung
musikalisch.
8
KulturFenster
Chorwesen
Aktive Chöre im Pustertal
Bezirk hielt seine Vollversammlung ab
Bezirksobmann Rudi Duregger
Der Bezirk Pustertal lud alle Mitgliedschöre
zur Jahreshauptversammlung am
25. Jänner 2020 nach Sand in Taufers
ein. Dabei wurde Rückblick gehalten und
für das laufende Jahr das Tätigkeitsprogramm
vorgestellt. Bezirksobmann Rudi
Duregger ist mit dem Chorleben im Pustertal
zufrieden.
Kulturfenster: Wie läuft es im Bezirk?
R. Duregger: Im Bezirk läuft es im Allgemeinen
sehr gut, da jeder Chor seinen
eigenen Ausschuss hat und autonom
vom Bezirk arbeitet und seine Veranstaltungen
hat. Manche Chöre haben Probleme,
Chorleiterinnen oder Chorleiter zu
finden. Manchmal können wir da ein bisschen
behilflich sein.
Zur Zeit sind 81 Chöre im Bezirk Pustertal
eingeschrieben mit ca 1.932 Mitgliedern.
KF: Worin bestand die Tätigkeit des Bezirks
im letzten Jahr?
R. Duregger: Da wir vor zwei Jahren ein
sehr großes Projekt aufgeführt haben mit
ca. 110 Sängerrinnen und Sängern, hatten
wir im letzten Jahr keine herausragende
Veranstaltung. Wir haben allerdings eine
zweitägige Chorreise nach Füssen und
Reute unternommen und dort ein Musical
besucht. Außerdem gab es ein Stimmbildungswochenende
mit Julia Aichner.
KF: Was ist für dieses Jahr geplant?
R. Duregger: Für heuer hätten wir wiederum
ein sehr großes Gemeinschaftsprojekt
geplant und zwar ein Requiem. Wir
hätten deshalb bereits im März mit den
ersten Proben angefangen, was aufgrund
der derzeitigen Situation nicht möglich war.
Zwei Aufführungstermine wären für Oktober
2020 geplant gewesen.
„Tag der Chöre“ im September
In den Gärten von Schloss Trauttmansdorff
Am Sonntag, 27. September 2020, findet in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran der traditionelle Tag der Chöre statt.
Seit 2004 lädt der Südtiroler Chorverband zusammen mit den Gärten zum „Tag der Chöre“ ein. Verbandsobmann Erich Deltedesco
sagt: „Wir sind davon überzeugt, dass dieser Tag wieder ein einmaliges Klang- und Kulturerlebnis in einem passenden
Ambiente sein wird und eine besondere Plattform des Treffens und des Austauschs bietet.“ Zehn Chöre aller Gattungen aus allen
Bezirken des Südtiroler Chorverbandes können daran teilnehmen. Da die Veranstaltung 2019 witterungsbedingt abgesagt
werden musste, haben die im letzten Jahr gemeldeten Chöre Vorrang! Die Programmauswahl ist frei. Es werden verschiedene
Standorte innerhalb der Gärten bestimmt, an denen die Chöre singen (ca. 15 Minuten pro Standort), um dann zum nächsten
Standort weiter zu wandern. Der Tag der Chöre beginnt um 10.30 Uhr. Um 15.00 Uhr findet der gemeinsame Abschluss mit 1-2
gemeinsamen Abschlussliedern statt. Anmelden kann man sich bis spätestens Freitag, 26. Juni 2020 beim Südtiroler Chorverband.
Nr. 02 | April 2020 9
Stimmgabel
Seit 60 Jahren Chormitglied - Ehrungen
Kirchenchor „Maria Königin“ Prad am Stilfserjoch
Auf das Fest der hl. Drei Könige am 6. Jänner
hat der Kirchenchor „Maria Königin"
Prad seine Cäcilienfeier verlegt.
Beim feierlichen Festgottesdienst in der
Pfarrkirche, wurde die „Bauernmesse“
von Annette Thoma unter der Leitung von
Trudi Theiner Grass, begleitet von Oliver
Stilin an der Orgel und Gernot Niederfriniger
an der Harfe aufgeführt. Pfarrer
Florian Öttl sprach seinen Dank und Anerkennung
den Chormitgliedern für ihre
wertvolle Tätigkeit zur musikalischen Umrahmung
der Gottesdienste und anderer
kirchlichen Feiern aus.
Der Vereinsausschuss lud anschließend
zur Jahresversammlung mit nachfolgendem
traditionellem Cäcilienessen ein.
Obfrau Rita Brunner berichtete über die
Tätigkeit des vergangenen Jahres und in
der Vorschau wurde der Chorkalender
2020 besprochen.
Die Offenlegung der fi nanziellen Seite
fiel bescheiden aus. Sie dankte den Sängerinnen
und Sängern für ihren Einsatz
und Fleiß, besonders auch der Chorleiterin
Trudi Theiner Grass und dem Organisten
Oliver Stilin. Ein besonderer Höhepunkt
war während des Festessens die
Ehrung von sieben Chormitgliedern. Für
60 Jahre unermüdlichen Einsatz für die
Musik und beim Chor erhielt Erna Dellasega
eine Ehrenkunde und die Marienplakette.
Im Jahre 1959 kam sie zum Chor und
hat ihr Können als fleißige Alt-Sängerin bewiesen.
Für 40 Jahre Chormitgliedschaft
wurden Irma Wallnöfer, für 15 Jahre Erna
Dietrich, Hilde Karner, Marlene Veith, Erich
Saurer und Obfrau Rita Brunner ausgezeichnet.
Mögen sie noch lange viel Begeisterung
beim Singen mitbringen und
im Chor die Pfarrgemeinde erfreuen.
Bei der heurigen Jahresversammlung des
Pfarrchores Lana wurde der neue Ausschuss
gewählt. Dabei wurde Obmann Reinhard Ladurner
in seinem Amt bestätigt.
Das Jahr 2019 war für den Pfarrchor
Lana rege und arbeitsreich. Das wurde
jüngst auf der Jahreshauptversammlung
bestätigt, zu der auch Dekan P. P. Unterhofer
gekommen war. Chorleiterin Ingrid
Rieder und Obmann Reinhard Ladurner
können auf eine gut bestückte Sängerschar
zählen. 46 Sängerinnen und Sänger
gehören derzeit zur Chorgemeinschaft,
dazu das Pfarrorchester unter der Leitung
von Angelika Holzner. Als Organisten stehen
Heidi Nock und Josef Höhn zur Seite.
Im abgelaufenen Jahr gestaltete der Chor
Rückblick und Ausblick
Pfarrchor Lana wählt neuen Ausschuss
23 Messfeiern, einige mit Begleitung von
Bläsern der Bürgerkapelle Lana, einige mit
dem Pfarrorchester. Zudem sang der Chor
bei einer Beerdigung. Hinzu kam die Mitgestaltung
der Patrozinien von St. Peter
und Paul, St. Margarethen und St. Martin
am Lorenzerhof. Gemeinsam mit dem Kapuzinerchor
wurden die Feste Fronleichnam,
Maria Geburt und Allerheiligen musikalisch
umrahmt.
Ein Höhepunkt war die Uraufführung
der „Cäcilienmesse“ von Gottfried Veit, gemeinsam
mit der Bürgerkapelle und den
Chören von Lana. Auch Geselliges hatte im
Chorkalender Platz: das Törggelen, die Cäcilienfeier
im Deutschordenskonvent, das
Rorate-Frühstück sowie die monatlichen
Geburtstagsfeiern von Chormitgliedern.
Der neue Ausschuss mit Chorleiterin Ingrid Rieder (2.v. l.) und Obmann Reinhard
Ladurner (3. v. r.)
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge für das Chorwesen senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist Freitag 15. Mai 2020.
10
KulturFenster
Chorwesen
Ein Leben für den Chor –
18 Jubilare
Kirchenchor und Orchester in St. Christina in Gröden
Wie bei den meisten Vereinen, findet auch
in St. Chrstina die jährliche Generalversammlung
im Jänner statt.
Höhepunkt des Treffens sind wie immer
die Ehrungen langjähriger Sängerinnen
und Sänger. Heuer konnten besonders
viele Mitglieder aufgerufen werden. 18
Ehrungen wurden von der Obfrau Luzia
Senoner und von Herrn Pfarrer Hw. Raimund
Perathoner übergeben.
Für ihren 10-jährigen Einsatz beim Kirchenchor-
und Orchester wurden Renate
Senoner, Karl Runggaldier, Diego Perathoner,
Christian Hofer, und Andreas Tomasini
geehrt. Elisabeth Demetz wurde für
ihre 25-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet,
Christine Lobis, Susanne Comploj und
Eveline Senoner für ihre 40-Jährige.
Die „goldene“ Auszeichnung für 50
Jahre Chormitglieder erhielten Marlene
Senoner, Uliva Hofer, Günther Runggaldier,
Robert Insam und Pasquale Ploner.
Auch im Orchester konnten zwei Musiker
die Auszeichnung für ihre 65-jährige
Treue beim Verein entgegennehmen. Es
handelt sich um die Zwillinge Greti und
Hansi Malsiner.
Zuletzt gab es noch zwei besondere Ehrungen.
Emil Perathoner ist nunmehr seit
70 Jahren aktives Mitglied des Chores.
Der Kirchenchor St. Christina feierte seine Jubilare.
Als ehemaliger Solist und Ausschussmitglied
hat er viel für den Chor beigetragen
und durch seine Leidenschaft zur Musik
bereichert er immer noch den Chor. Emil
wurde zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
Ebenfalls die Ehrenmitgliedschaft
erhielt Willy Runggaldier. Er war 55 Jahre
beim Chor, darunter viele Jahre Solist, Ausschussmitglied
und ist Gründer des Jugendchores
St. Christina.
Allen Geehrten wurde eine Urkunde überreicht.
Die zwei Ehrenmitglieder konnten
sich zudem über eine gute Flasche Wein
freuen. Die Obfrau dankte den Jubilaren für
deren vorbildliches Wirken und allen anderen
Sängerinnen und Sänger und Musikerinnen
und Musiker sowie dem Ausschuss
für den Einsatz und den Fleiß beim Kirchenchor-
und Orchester. Der Abend wurde mit
einem guten Abendessen abgeschlossen.
Nr. 02 | April 2020 11
Vorweg
Dankbar sein für einfache und
selbstverständliche Dinge
Landesobfrau Claudia Plaikner
Wir werden im Moment von einem einzigen
Thema beherrscht: dem Coronavirus, das sich
zu einer richtigen Pandemie ausgewachsen
und unseren bisherigen Lebensstil, unser soziales,
kulturelles und wirtschaftliches Leben
über den Haufen geworfen hat.
Gelöschte Termine im Kalender, abgesagte
Konzerte, Theater- und Kinoveranstaltungen,
keine Vollversammlungen der Vereine
und Verbände, keine Besprechungen,
keine Messen und Andachten mehr, aber
auch geschlossene Aufstiegsanlagen und
Pisten, Sporthallen, Schwimmbäder, geschlossene
Hotels, Bars und Restaurants,
geschlossene Geschäfte; Umsatzeinbußen,
massive Abstürze an der Börse, Corona-„Flüchtlinge“
aus Norditalien in den
Zweitwohnungen; weiters Probleme mit
der Kinderbetreuung, Schule mit Fernunterricht,
überlastetes Gesundheitssystem
mit Sanitätspersonal im Dauereinsatz, eingeschränkte
Bewegungsfreiheit usw..
In den Medien folgt eine Hiobsbotschaft
nach der anderen: weitere Fälle von Coronaverdacht
und Erkrankungen, Tote. Die
öffentlichen Entscheidungsträger versuchen
auf der einen Seite, keine Panik aufkommen
zu lassen, und auf der anderen
rufen sie mit nie da gewesener Intensität
„Wie ein Gras“ im Lebensstrom bewegen
zum verantwortungsvollen Verhalten auf,
zu Hause zu bleiben, den eigenen Wohnort
nur für absolut dringende Erledigungen
zu verlassen, zu allen Menschen den Sicherheitsabstand
einzuhalten, sich häufig
die Hände zu waschen, Solidarität gegenüber
den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen
wie den alten Menschen
zu zeigen usw..
Südtirol, Italien und viele Teile der Welt
im Ausnahmezustand! Plötzlich ist (fast)
nichts mehr, wie es bis vor kurzem war. Im
plötzlich sehr klein gewordenen Aktionsradius
sind wir plötzlich auf uns selbst geworfen,
haben plötzlich Zeit, müssen/brauchen/dürfen
nirgends mehr hin.
Was sagt uns das? Wie „überstehen“ wir
diese Zeit? Der österreichische Neurologe
und Psychiater Viktor Frankl sagt: „Äußere
Krisen bedeuten die große Chance, sich zu
besinnen.“ Trotz all der menschlichen Tragödien,
die durch einen Virusbefall ausgelöst
werden können, kann diese Zeit für uns
auch hilfreich sein: Vielleicht erkennen wir
endlich an, dass wir uns „wie ein Gras“ in
diesem Lebensstrom bewegen, dass wir
nicht alles selbst in der Hand haben. Diese
Zeit kann auch dazu dienen, darüber nachzudenken,
wie wir wirtschaften, ob Globalisierung
und freie Marktwirtschaft mit dem
einzigen Prinzip der Gewinnmaximierung
uns nicht an die Wand fahren lassen. Wir
können darüber nachdenken, warum wir
die Warnungen vor der Klimakatastrophe
nur zum Teil ernst nehmen, und wir sollten
überlegen, was wir wirklich brauchen. Ein
positiver Nebeneffekt der Coronazeit: Umweltbelastungen
nehmen ab, die Luft wird
besser; aber muss es die Coronakeule sein,
dass wir unser Verhalten überdenken? Oder
warten viele nur darauf, dass wieder „Normalzeit“
wird und man gleich fortfährt wie
vor der Epidemie?
Diese Krise birgt auch die Chance einer
Kehrtwende. Ich habe Hoffnung, dass sie
uns einiges lehrt, was wir nicht so schnell
vergessen werden: Dass wir dankbar sein
werden für so einfache und angeblich
selbstverständliche Dinge wie zur Arbeit
gehen zu dürfen, Begegnungen mit Freunden
und Verwandten zu haben, sich Freizeitaktivitäten
widmen zu können, funktionierende
Infrastrukturen zur Verfügung zu
haben, frei zu sein. Die wiedergewonnene
physische Freiheit möge sich aber mit der
geistigen Freiheit verbinden, auf dass wir
gestärkt und engagiert gegen das auftreten,
was unserer Gesellschaft, unserer Kultur
und Natur nicht gut tut: gegen Egoismus
und für eine Wir-Zukunft, gegen die Ausbeutung
der Natur und für einen nachhaltigen
und respektvollen Umgang mit den
Ressourcen, gegen die kulturlose Beliebigkeit
und für eine identitätsstiftende, echte
und bereichernde Kulturarbeit.
Auf den Seiten der Heimatpflege lesen
Sie diesmal einiges von Vielfalt, speziell im
Anbau von lokalen Nischenprodukten, von
findigen, engagierten Menschen, die alternative
Wege des Anbaus und der Vermarktung
gehen, die im Einklang mit der Natur
und in kleinen wirtschaftlichen Kreisläufen
lokale Produkte mit Respekt vor Mensch,
Tier und Heimatort herstellen und damit
auch die regionale Wertschöpfung und eine
gesunde Ernährung unterstützen. Vielfalt
gegen Einfalt – auch das ist ein Weg, um
Krisen besser zu bewältigen.
Claudia Plaikner
12
KulturFenster
Das Thema
Heimatpflege
Vielfältig und alternativ
Wie Nischenprodukte erfolgreich werden – Zwei Beispiele aus Südtirol
Werden Gäste gefragt, warum sie nach Südtirol
kommen, nennen sie gern die Vielfalt
der Sprachen, der Kulturen, der Landschaft.
Doch Vielfalt geht schnell verloren, wenn
man nicht auf sie aufpasst und sie unter
dem Vorwand der Wirtschaftlichkeit untergräbt.
Da braucht es dann hellhörige Menschen
mit Einsatz und Visionen, die sich
mit bunten Alternativen gegen die Monokultur
stellen.
Das gilt auch für Südtirols Landwirtschaft.
Seit Jahrzehnten wird sie von den
drei großen Hauptdarstellern – Obst, Wein
und Milch – beherrscht. Dabei gibt es auch
viele kleine Nebendarsteller wie Gemüse,
Beeren oder Fleisch, ohne die das „Stück
Südtirol“, um in der Theatersprache zu bleiben,
wahrscheinlich gar keinen Sinn ergeben
würde; es wäre nicht glaubwürdig und
hätte keinen so großen Erfolg.
Die Nischenproduzenten haben es oft
nicht leicht, aber gar einige schaffen es,
die Konsumenten vom Wert ihrer Produkte
zu überzeugen und somit das Land vielfältiger
zu machen.
Der Siegeszug des Spargels
Da wäre jetzt im Frühling das Beispiel des
Terlaner Spargels. Jeder kennt ihn oder hat
davon gehört. Dies, obwohl sich Terlan ursprünglich
als Weindorf einen Namen gemacht
hat. Doch da kam einem rührigen
Gastwirt vor 37 Jahren die Idee, eine alte
Tradition wieder aufleben zu lassen. Nach
dem Ersten Weltkrieg war es nämlich bei
den betuchten Bozner Bürgern Brauch
gewesen, in Terlan und seiner Umgebung,
Neben Obst und Wein bauen einige Bauern in Terlan auch Spargel an. Das Nischenprodukt
ist sehr gefragt, aber nur, weil es eben ein Nischenprodukt ist. (Foto: IDM/Blickle)
Nr. 02 | April 2020 13
Das Thema
Vielfalt macht stark: 600 bis 700 naturbelassene Obst- und Gemüsesorten sowie
Gewürzpflanzen wachsen auf dem Hof von Harald Gasser. (Foto: Privat)
marktung des Spargels übernommen hat.
Alexander Höller, Spargel- und Obstbauer,
hat vor einigen Jahren die Leitung
des Bereiches Spargel in der Kellerei Terlan
übernommen. Er sagt: „Es steckt auch
Passion dahinter.“ Denn Spargel anzubauen
bedarf Sorgfalt und Disziplin, und
die zweimonatige Erntezeit im Frühling ist
sehr arbeitsintensiv. „Aber wenn ich dann
sehe, wie sehr der Spargel in dieser Zeit
das Dorfbild prägt, wie sehr sich alle darauf
freuen und unsere Arbeit bestaunen,
dann ist das in meinen Augen ein unbezahlbarer
Wert“, sagt Höller aus persönlicher
Erfahrung. Es gibt auch Bauern, die
den Spargelanbau nach einigen Jahren
aufgeben, weil der Arbeitsaufwand sehr
hoch ist und das Spargelfeld nach spätestens
zehn Jahren ausgelaugt und daher
ein Fruchtwechsel notwendig ist. Andere
hingegen kommen neu dazu, widmen einen
kleinen Teil ihrer Obstanlage für einige
Jahre um. Und so bleibt die Anbaufläche
insgesamt recht konstant.
Der Spargel ist ein Nischenprodukt. „Genau
das ist aber der Grund, warum wir ihn
direkt vermarkten können“, sagt Alexander
Höller. Würde die Anbaufläche wesentlich vergrößert,
wäre man auf eine zusätzliche Mechanisierung,
einen Ausbau von Strukturen,
vor allem aber auf Export angewiesen. „Das
würde gegen unsere strengen Richtlinien
sprechen, in denen wir uns neben Qualität
vor allem die Frische auferlegen“, so Höller.
Das Nischenprodukt Spargel hat in den
vergangenen Jahren allerdings zahlreiche
Mitbewerber bekommen. Das Problem da-
wo damals kleine Mengen Spargel angebaut
wurden, zum Spargelessen zu gehen.
1983 initiierte der Gastwirt dann die erste
„Terlaner Spargelzeit“.
Allerdings war die Spargelernte schnell
zu klein, um die Nachfrage zu decken, was
den Gastwirt und einige Bauern dazu animierte,
neue Spargelfelder anzulegen, und
so wurde 1997 die Arbeitsgemeinschaft
Spargelbau gegründet. Heute wird auf etwa
neun bis zehn Hektar Fläche Spargel unter
der Schutzmarke „Margarete“ angebaut,
etwa 50.000 bis 60.000 Kilogramm werden
pro Saison geerntet und verkauft. Interessant:
Alle Terlaner „Margarete“-Spargelbauern
sind auch Obst- und Weinbauern.
Alle sind mittlerweile Mitglieder der örtlichen
Genossenschaftskellerei, die auch die Ver-
„Es steckt
auch Passion
dahinter.“
bei: Spargel kann längst von überall und
noch dazu viel günstiger importiert werden,
weil er beispielsweise in der Poebene
großflächig angebaut wird. „Wir können da
ausschließlich mit Qualität punkten“, ist
Alexander Höller überzeugt. Aber auch,
in dem sie einen Bezug zu ihrem Produkt
herstellen. Die Führungen durch die Spar-
Foto: IDM/Alex Filz
14
KulturFenster
Heimatpflege
gelfelder und Vermarktungsanlagen sind
auch nach vielen Jahren noch ein Renner.
Foto: SBO ©arminhuber
Das Paradies der Sorten
Das zweite Beispiel führt nach Barbian. Aus
gutem Gund: Wer in Südtirol von Vielfalt und
Nischenprodukten spricht, der kommt am
Aspinger-Hof nicht vorbei. Dort baut Harald
Gasser auf etwa 5000 Quadratmetern Fläche
600 bis 700 (!) verschiedene Obst- und
Gemüsesorten sowie Gewürzpflanzen an.
Erdbeerspinat, Tasoi, Johannislauch, Ananaskirsche
oder Rattenschwanz-Radieschen
– was bisweilen etwas eigenartig klingt,
schmeckt hervorragend und ist vor allem gesund.
Denn in Harald Gassers Gartenparadies
haben weder chemische noch natürliche
Wirkstoffe einen Zutritt, selbst die Hilfe
So manches Gemüse will von den Gaumen der Konsumenten erst entdeckt werden.
„Die Kleinstrukturiertheit
in Südtirol ist
prädestiniert für vielfältige
Landwirtschaft.“
nokultur. Die Pflanzen und Lebewesen wissen,
was sie zu tun haben, und sie kommunizieren
untereinander.“ Schädlinge greifen
laut dem Bauern lediglich die Schwächsten
unter den Pflanzen an – und weil es in seinem
Garten keine großen Mengen von jeder
Sorte und somit auch kein Fressparadies
für Käfer, Raupe & Co. gibt, sind die
Schäden marginal.
Harald Gasser ist ein Autodidakt, ein
Mensch mit Visionen und vor allem mit Erfahrung.
Denn all das, was er heute weiß,
hat der gelernte Sozialbetreuer Schritt für
Schritt mit eigenem Tun herausgefunden.
Seine Ernte liefert er ausschließlich an die
Gastronomie. Dennoch ist es ihm ein Anliegen,
dass auch private Kunden Zugang zu
diesen Köstlichkeiten haben und ein Gefühl
von Maschinen lehnt der Gemüsebauer ab.
Das Einzige, was in den Boden kommt, sind
seine Hände. Sie pflanzen, jäten und ernten.
Dicht aneinandergedrängt gedeihen die
unterschiedlichen Sorten – wohlgemerkt
ohne Pflanzenschutzmittel. Wie ist das möglich?
Harald Gasser hat dafür eine logische
Erklärung: „In der Natur gibt es keine Mofür
das Natürliche und Ursprüngliche bekommen.
Deshalb hat er mehrere Bauern
dazu motiviert, einen ähnlichen Weg einzuschlagen,
und gründete mit ihnen und einigen
Partnern den Verein „MANNAorganic“.
Im ehemaligen Dorfcafé in Waidbruck
können Vereinsmitglieder (sie zahlen einen
Beitrag von 5 Euro) seit 2019 über Herzblattsalat,
kugelrunde Karotten und Picknick-Gurken
staunen – und sie auch kaufen.
Demnächst soll ein zweiter Stützpunkt
in Bozen eröffnet werden. „Die Kleinstrukturiertheit
in Südtirol ist prädestiniert für vielfältige
Landwirtschaft“, ist Harald Gasser
überzeugt. Und er wünscht sich, dass diese
Überzeugung auf möglichst viele Südtiroler
überschwappt – Bauern und Konsumenten.
Edith Runer
Foto: SBO ©arminhuber
Nr. 02 | April 2020 15
„Ohne Landwirtschaft keine
Kulturlandschaft“
Landesbäuerin Antonia Egger Mair über lokale Produkte und ihren Wert
Unzählige Sorten Gemüse bieten die Supermärkte an. Dennoch ziehen es viele Konsumenten
vor, „direkt beim Bauern“ einzukaufen. Die Preise sind höher, die Auswahl
ist kleiner. Aber es zählen andere Argumente. „Das ist wichtig“, sagt Antonia
Egger Mair. Die Landesbäuerin baut auf dem Obermaurerhof in Jenesien
mit ihrem Ehemann Sepp Gemüse an und verkauft es auf Bauern- und Wochenmärkten.
Denn: „Ohne Landwirtschaft gibt es keine Kulturlandschaft.“
Kulturfenster: Sie sind Gemüsebäuerin
– eigentlich ungewöhnlich
in Südtirols Landwirtschaft,
die von Äpfeln, Wein und Milch
geprägt ist. Warum Gemüse?
Antonia Egger Mair: Auf dem Hof
meines Mannes hat der Gemüseanbau
Tradition. Der Hof ist eher
klein. Durch den Anbau von
Gemüse und den direkten
Verkauf an Händler in Bozen
und dann ab 1970
auf einem Standplatz am
Wochenmarkt konnte
die Familie ihr Einkommen
erwirtschaften. Die
Flächen mit Gemüseanbau
wurden in den
letzten Jahren stets
erweitert, und wir betreiben
jetzt mehrere
Standplätze. Wir haben
Freude
am Gemüseanbau
und probieren auch gerne Neues
aus. Bei Gemüse gibt es da viele Möglichkeiten.
Für Obst liegt unser Hof zu hoch.
KF: Was schätzen Ihre Kunden am heimischen
Gemüse? Warum kaufen sie bei
Ihnen und anderen lokalen Produzenten
ein und nicht – vielleicht günstiger – im
Supermarkt?
A. E. Mair: Die Kunden, welche heimisches
Gemüse einkaufen, machen dies bewusst.
Einmal, weil das Gemüse besser schmeckt,
aber auch, weil sie die heimische Landwirtschaft
schätzen und unterstützen wollen.
Ein weiterer Grund ist sicherlich das Gespräch
mit dem Produzenten. Diese Menschen
interessieren sich für die Geschichte
hinter dem Produkt, hinter dem Menschen,
der es verkauft. Viele haben einen bäuerlichen
Hintergrund und möchten in Kontakt
mit der bäuerlichen Welt bleiben. Andere
wiederum schätzen die Arbeit der Bäuerinnen
und Bauern und wollen diese mit
ihrem Einkauf unterstützen und sie haben
Vertrauen in unsere Produktion.
KF: Warum ist es wichtig, dass die Südtiroler
auch Südtiroler Produkte essen?
A. E. Mair: Südtiroler Produkte sind Qualitätsprodukte.
Sie sind nah und frisch …
warum sollten Südtiroler also nicht genau
diese Produkte essen? Es wird viel von Nachhaltigkeit
gesprochen, doch nur davon zu
sprechen ist zu wenig. Da ist es wichtig,
dass wir zuerst auf unsere landwirtschaftlichen
Produkte zurückgreifen, bevor wir ein
Produkt mit langen Transportwegen kaufen.
Zudem wird durch den Kauf Südtiroler
Produkte die gesamte heimische Wirtschaft
gestärkt.
16
KulturFenster
Heimatpflege
KF: Wie sehr beeinflussen die lokale Produktion
und der lokale Konsum Südtirols
Land(wirt)schaft?
A. E. Mair: Ohne Landwirtschaft gibt es
keine Kulturlandschaft, da brauchen wir
nur einen Blick in die Nachbargebiete werfen.
Dort sehen wir die Folgen. Wenn die
lokalen Produkte aus der Landwirtschaft
eine geringe Wertschöpfung erhalten, können
sich die Betriebe vor allem in den
Berggebieten nicht mehr halten. Und das
hat sehr große Auswirkungen, nicht nur
auf die Landwirtschaft und Landschaft,
sondern im zweiten Moment ganz klar auf
den Tourismus. Südtirol ist ein beliebtes
Urlaubsgebiet, gerade wegen seiner gepflegten
Kulturlandschaft, die durch die
tagtägliche Arbeit der Bäuerinnen und
Bauern so ist wie sie ist!
KF: Welche Rolle spielt das verstärkte Interesse
der Konsumenten an lokalen und
biologischen Produkten beim Bauernbund?
Unterstützt der Verband Bauern,
wenn sie neue Wege gehen?
A. E. Mair: Ich kann diese Frage nur als
Landesbäuerin – also in Vertretung der
Südtiroler Bäuerinnenorganisation - beantworten:
Für mich braucht es alle landwirtschaftlichen
Betriebe mit ihren verschiedenen
Produktionsweisen. Das macht
unsere Landwirtschaft vielfältig und für
den Konsumenten interessant. Es ist wichtig,
dass die Betriebe sich weiterentwickeln,
jeder so wie er kann und möchte.
Als Landesbäuerin stehe ich hinter allen
Betrieben und bin immer wieder überrascht,
wie mutig und innovativ manche
sind und welche neuen Wege sie gehen.
KF: Es gibt eine Reihe von Initiativen, die
den Konsum heimischer Produkte fördern,
etwa den Südtiroler Ernährungsrat oder
den Verein MANNAorganic. Gesundheit
und Umweltbewusstsein spielen hierbei
eine Rolle – aber inwieweit geht es auch
um den Begriff „heimisch“, sprich Heimat?
A. E. Mair: Ich freue mich über jede Initiative,
die heimische Produkte unterstützt.
Es ist wichtig, dass viele involviert
sind und auch das Thema Gesundheit
und Umweltbewusstsein vertieft wird. Je
mehr Personen darüber reden, desto wichtiger
wird das Ganze. Nur so kann langfristig
eine Bewusstseinsänderung im Konsumverhalten
erzielt werden. Für unsere
Bäuerinnen und Bauern spielt die Heimatverbundenheit
eine ganz große Rolle,
wenn es darum geht, ihren Hof weiter zu
bewirtschaften. Alle, besonderes jene in
benachteiligten Gebieten, sind sehr heimatverbunden.
Sonst hätten sie ihren Hof
längst schon aufgegeben und wären in urbanere
Gebiete gezogen. Das Heimatgefühl
spielt einfach eine große Rolle, denn
es verbindet die Bäuerinnen und Bauern
mit ihrem Grund und Boden. Dadurch sind
sie bereit, sich für ihre Höfe stark zu machen
und sie für ihre Nachkommen weiter
zu bewirtschaften – unabhängig wieviel
Einsatz damit verbunden ist.
KF: Bei der Südtiroler Bäuerinnenorganisation
spielen traditionsreiche Speisen
eine wichtige Rolle. Es gibt Back- oder
Kochkurse, auch Auftritte auf Veranstaltungen.
Wie groß ist das Interesse an diesen
Initiativen, und warum?
A. E. Mair: Unsere Bäuerinnen-Dienstleisterinnen
sind authentisch – das macht
sie so beliebt. Unter der Marke „Südtiroler
Bäuerinnen. Aus unserer Hand“ geben
sie nicht nur Wissen und Fertigkeiten
weiter, sondern auch Werte und Traditionen.
Dadurch lassen sie Kursteilnehmer,
Touristen wie Einheimische, an der bäuerlichen
Welt teilhaben. In der schnelllebigen
Zeit sind die Menschen auf der Suche
nach etwas Bodenständigem, nach
etwas Einfachem, nach dem Ursprünglichen.
Und das vermitteln die Bäuerinnen.
Eine große Rolle spielt hier auch
das Vertrauen. Auf die Bäuerinnen ist
Verlass, sie stehen zu dem, was sie tun,
und all das zusammen macht das Angebot
der Bäuerinnen so interessant. Sie geben
eben etwas aus ihrer Hand weiter –
das verbindet.
KF: Was müssten Südtirols Bäuerinnen
und Bauern, was die Südtiroler Politik
tun, um die heimische Produktion noch
stärker zu unterstützen?
A. E. Mair: Natürlich müssten sie stärker
in Kommunikation mit dem Verbraucher
gehen, doch neben der ganzen Arbeit
am Hof ist das schwierig. Deshalb ist
die Bäuerinnenorganisation bemüht, mit
ihren Dienstleisterinnen und Botschafterinnen
den Dialog zwischen Landwirtschaft
und Gesellschaft zu vertiefen. Auch
unsere Schulprojekte sind hier ein guter
Weg. Besonders Schüler lassen sich für
unsere Themen sensibilisieren und beeinflussen
zudem ihre Eltern, bewusst
und regional einzukaufen.
Aber natürlich ist die Südtiroler Politik
auch stark gefordert. Die Verwendung
regionaler Produkte muss in öffentlichen
Einrichtungen selbstverständlich sein, und
der Mehrwert hat seinen Preis. Ebenso
soll es für jedes Gasthaus, Restaurant
und Hotel eine besondere Auszeichnung
sein, wenn es heimische Produkte in der
Küche verwendet.
KF: Ihre Südtiroler Lieblingsspeise …?
Sauerkraut mit Erdäpflblattlen – natürlich
mit dem selbst eingeschnittenem Sauerkraut
und den Kartoffeln aus dem eigenen
Acker, außerdem Zwetschgenknödel
mit den originalen Bergzwetschgen.
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge für die Heimatpflege im KulturFenster senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)
Nr. 02 | April 2020 17
Das Thema
Essen mit Respekt
Ein Schaf gibt einem Tal und seinen
Bewohnern neue Perspektiven
Beim Projekt „Regionalentwicklung rund ums Villnößer Brillenschaf“ geht es nicht nur
um Fleisch. Es geht vor allem um Respekt – gegenüber der Natur, gegenüber Menschen
und Tieren und gegenüber dem Heimattal. Oskar Messner ist der Kopf des Projektes, das
er mit einigen Mitstreitern und Partnern, vor allem aber mit Enthusiasmus und Ehrlichkeit
umsetzt. Der Koch und Restaurantinhaber erklärt im Interview, wie das Villnößer Brillenschaf
ein Tal in ein neues Licht gerückt hat.
Kulturfenster: Herr Messner, was ist das
Besondere am Villnößer Brillenschaf?
Oskar Messner: Rein äußerlich ist es die
schwarze Zeichnung rund um die Augen,
woher das Schaf auch den Namen hat.
Es ist eher kleinwüchsig, liefert hochwertiges,
feinfasriges und fettarmes Fleisch,
zudem Wolle von sehr guter Qualität. Das
Villnößer Brillenschaf gilt als älteste Südtiroler
Schafrasse.
Es ist im 18. Jahrhundert aus der Kreuzung
dreier Rassen entstanden. Vor einigen
Jahrzehnten drohte die Rasse auszusterben,
dann haben sich einige Villnößer
Bauern zusammengeschlossen, um Zucht
zu betreiben. Allerdings nur hobbymäßig,
weil sich weder Fleisch noch Wolle verkaufen
ließen.
KF: Und dann kamen Sie ins Spiel …
O. Messner: Vor 15 Jahren habe ich als
gelernter Koch den Gastbetrieb meiner
Eltern übernommen und von Anfang an
die Zusammenarbeit mit den Bauern vor
Ort gesucht. Ich empfand es als Luxus,
das Fleisch ihrer Tiere zu verwerten. Denn
denken wir einmal nach: 80 bis 90 Prozent
des in Südtirol angebotenen Lammfleisches
stammen aus Neuseeland. Dabei
grasen die hochwertigsten Lämmer
vor unserer Haustür.
KF: Sie haben den Bauern die Schafe abgekauft
und Ihren Gästen Lammfleischspezialitäten
angeboten?
O. Messner: Ja. Allerdings hatte ich zunächst
noch kein wirkliches Konzept, und
daher fehlte es an Kontinuität. Erst drei
Jahre später haben zwei Partner und ich
die Gesellschaft „Furchetta“ gegründet
(heute sind es vier Gesellschafter, Anm.
d. Red.), um dem Villnößer Brillenschaf
und seinen Züchtern neue Perspektiven
zu geben.
KF: Wie sollte das gelingen?
O. Messner: Indem es nicht nur in Gastbetrieben
angeboten, sondern beispielsweise
auch zu Salami, Schinken oder Ragout
verarbeitet und in den Dorfläden verkauft
wurde. Damit konnten wir den Bauern die
Abnahme der Tiere und einen gewissen
Preis garantieren. Diese ihrerseits mussten
natürlich „Hausaufgaben“ machen, das
heißt Qualitätskriterien erfüllen. Das alles
ins Rollen zu bringen war alles andere als
einfach. Und es ist bis heute nicht leicht,
denn wir wollen auf allen Ebenen ehrlich
unterwegs sein.
KF: Das heißt …?
O. Messner: … dass wir vom Prinzip der
kleinen Kreisläufe nicht abweichen wollen.
Bei manchen Produkten wie den Lammkaminwurzen
wird beispielsweise Rind beigegeben.
Das entsprechende Fleisch beziehen
wir vom Grauen Geisler Rind, das
in Villnöß gezüchtet wird.
KF: Wie steht es heute um das Brillenschaf
und seine Züchter?
O. Messner: Die Anzahl der Zuchtbauern,
die uns ihre Lämmer liefern, ist in Villnöß
von zehn auf 25 gestiegen, wobei wir mitt-
18
KulturFenster
Heimatpflege
lerweile auch Züchter außerhalb von Villnöß
haben. Die Zahl der Mutterschafe ist im
Tal von etwa 250 auf rund 700 gestiegen.
Für die Bauern, die einem Beruf nachgehen
müssen, ist die Brillenschafzucht ein
guter Nebenerwerb und vor allem eine
Alternative zur aufwendigeren Milchwirtschaft
geworden. Nicht zuletzt wird den
Bauern die Wolle bezahlt. Früher waren
sie es, die für die Entsorgung der Wolle
Geld bezahlen mussten.
KF: Was passiert mit der Wolle?
O. Messner: Sie wird zum Teil im Villnößer
Unternehmen Naturwoll weiterverarbeitet.
Daraus entstehen in Handarbeit u. a. Mützen,
Patschen und Jacken. Einige Frauen
aus dem Dorf sichern sich dadurch wiederum
einen kleinen Nebenerwerb. Und wir
arbeiten mit einem großen Südtiroler Unternehmen
zusammen, das uns das Vertrauen
schenkt und die Wolle in seine Produkte
einarbeitet.
KF: Haben Sie Ihr Ziel erreicht?
O. Messner: Wenn das Projekt zu mehr
Respekt vor Mensch, Tier und Landschaft
beitragen sollte, dann auf jeden Fall. Ich
denke, dass den Einheimischen und Besuchern
der Wert unserer Kulturlandschaft
und der Tradition bewusster geworden
ist. Außerdem hat sich das Brillenschaf
zu einem Werbeträger für unser Tal entwickelt.
Viele Menschen kommen eigens
ins Tal, um hier zu essen, um unsere Produkte
zu kaufen und um bei Führungen
zu erfahren, wie sie entstehen. Diese Wertschöpfung
darf man nicht unterschätzen.
KF: Solche Projekte stehen und fallen oft
mit ihren Gründern. Welche Zukunft haben
das Brillenschaf und seine Unterstützer?
O. Messner: Natürlich steckt eine Vision dahinter,
es braucht viel Einsatz, und der Erfolg
darf nicht nur in Geld gemessen werden.
Aber die Leute im Tal haben meiner
Meinung nach erkannt, wie wichtig das
Projekt ist. Und es gibt auch schon einen
nächsten Schritt, den wir demnächst gehen
wollen. Seit 2011 zählt das Brillenschaf
zu den sogenannten „Presidi Slow Food“.
Nun soll Villnöß auch zur Slow-Food-Travel-Region
werden. Die Voraussetzungen
für das Prädikat sind gegeben.
Nr. 02 | April 2020 19
Das Thema
Bräuche zur Osterzeit
Das Osterbrot – Freude nach der Zeit der Entbehrung
Das Osterbrot gehört zu den traditionellen
Speisen, die am Ostersonntag gemeinsam
mit Osterschinken und Geselchtem,
gekochten und gefärbten Eiern, einer
Krenwurzel, dem Butter-Osterlamm und
Krapfen zur Weihe in die Kirche getragen
werden.
Das aus Germteig bestehende Osterbrot
weist eine knackige Kruste und ein
weiches Inneres mit hervortretendem
Anisgeschmack auf. Das Osterbrot wird
in verschiedene Formen gebracht: Die gebräuchlichsten
sind der Kranz, der Zopf,
ein runder oder ovaler Laib, der mit verschiedenen,
teils auch christlichen Symbolen
wie dem Christogramm verziert wird.
Die geweihten Speisen (das „Geweichte“)
verzehrt man traditionell am
Ostersonntag zu Mittag.
Der Brauch der Speisenweihe wird
schon im 9. Jh. erwähnt. Während der
dem Osterfest vorausgehenden 40-tägigen
Fastenzeit durften früher keine
Eier und kein Fleisch von Warmblütlern
verzehrt werden. So war das „Geweihte“
auch Ausdruck der Oster- und
Lebensfreude nach der langen Zeit der
Entbehrung.
Das Osterbrotbacken hat einen
religiösen Hintergrund und eine lange
Tradition.
Der Kren soll an die Bitternis des Leidens
Jesu Christi oder auch an die bittere Zeit
der Sklaverei der Israeliten in Ägypten
erinnern und das Osterbrot an das un-
Osterbrote haben unterschiedliche
Formen und sind oft mit christlichen
Symbolen verziert.
gesäuerte Brot, das die Juden an ihrem
Pessach-Fest in Erinnerung an den Auszug
der Israeliten aus Ägypten essen.
Claudia Plaikner
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Redaktion KulturFenster
Redaktionsschluss für die nächste
Ausgabe des KulturFensters
ist Freitag, 15. Mai 2020.
Bitte Termin genau beachten!
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KulturFenster
Informiert und Reflektiert
Heimatpflege
„Wie regelt man moderate
Entwicklung?“
Treffen des Heimatpflegeverbandes mit Landesrat Arnold Schuler
„Wie regelt man moderate Entwicklung?“:
Das war die zentrale Frage, die sich Landesrat
Arnold Schuler und Vertreter des
Heimatpflegeverbandes bei einem Treffen
stellten. Dabei war man sich einig, dass
es politische Leitplanken für eine nachhaltige
Entwicklung der Tourismuswirtschaft
braucht, um die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft
Südtirols auch für die künftigen
Generationen zu erhalten.
Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes,
Claudia Plaikner, appellierte
an den Landesrat,
die politische
Strategie des touristischen
Ausbaus zu
überdenken. Bereits
in der Gesetzgebungsphase
zum
neuen Raumordnungsgesetz
hatte
der Heimatpflegeverband
davor gewarnt,
dass die lange Übergangszeit
bis zum
Inkrafttreten des
neuen Gesetzes im
Juli 2020 Tür und Tor für Bodenspekulationen
öffnen würde. Die Entwicklung der
letzten Monate und Jahre zeige nun, dass
genau das eintritt: In ganz Südtirol sprießen
die Zonen für touristische Einrichtungen
aus dem Boden.
Wachstum im Tourismus hat
Grenzen
„Der wirtschaftliche Erfolg Südtirols birgt
leider auch in einigen Bereichen seine
Schattenseiten“, so Landesrat Arnold Schuler.
Das mache es – gerade auch im Tourismusbereich
– notwendig, „politische
Leitplanken“ zu schaffen, die eine moderate
Entwicklung zulassen, ohne die wirtschaftliche
Grundlage des Erfolges – die
einzigartige Natur- und Kulturlandschaft
– zu zerstören.
Genau diese „Leitplanken“ arbeitet das
Ressort für Landwirtschaft, Forstwirtschaft,
Tourismus und Bevölkerungsschutz unter
der Leitung von Landesrat Arnold Schuler
im Augenblick aus. Ziel ist es, ein Tourismusentwicklungskonzept
zu schaffen,
das allen Anforderungen gerecht wird und
das auch die gesetzlichen Schlupflöcher
schließt, die es in der alten Raumordnung
gibt und die zum Teil auch in das neue Gesetz
übertragen wurden.
Wachstum ja, aber nicht grenzenlos – das ist die Linie des Heimatpflegeverbandes:
Geschäftsführer Josef Oberhofer, Obfrau Claudia Plaikner, Landesrat Arnold
Schuler und Florian Trojer, Assistent des Geschäftsführers (v. l.).
Klare Absage an den Urlaub
auf der Alm
Eine Befürchtung konnte Landesrat Arnold
Schuler den Heimatpflegern nehmen.
Für die Landesregierung kommt die
Ausweisung von Gästezimmern auf Almen
nicht in Frage.
Vorschläge für neues
Tourismusentwicklungskonzept
Um die Ausarbeitung der neuen Kriterien
für den Tourismus zu unterstützen, übergab
Claudia Plaikner dem Landesrat einen
Katalog von Vorschlägen des Heimatpflegeverbandes,
der grob zusammengefasst
drei zentrale Maßnahmen enthält:
Die erste Maßnahme ist die Überarbeitung
der Einstufung der Gemeinden nach ihrem
touristischen Entwicklungsstand; angesichts
des Tourismusbooms der letzten
Jahre sind die bisherigen Kriterien nicht
mehr zeitgemäß.
Die zweite betrifft die Einhaltung der bestehenden
Regeln; zurzeit werden leider immer
wieder bestehende Richtlinien ausgehebelt;
Beispiele dafür gibt es viele: so in Feldthurns
oder Wengen (Gutachten der Landeskommissionen
werden ignoriert), Latsch,
St. Lorenzen usw. (Bannzonen, Ensemble-,
Denkmal und/oder
Landschaftsschutz werden
ignoriert), um nur einige
zu nennen. Daneben
werden auch immer
wieder neue Schlupflöcher
eingebaut, wie die
Zehn-Häuser-Regel (Beispiel
Wengen) im neuen
Raumordnungsgesetz
überdeutlich zeigt. Damit
wird das Prinzip der
Siedlungsgrenzen ausgehebelt
und der Zersiedelung
Tür und Tor
geöffnet.
Veredeln des Bestehenden statt
grenzenloses Wachstum
Der dritte und wichtigste Punkt ist aber,
das Kriterium der Aufnahmefähigkeit und
der Verträglichkeit zum zentralen Faktor in
der Tourismusentwicklung zu machen. Die
einzigartige Natur- und Kulturlandschaft
Südtirols ist nicht nur die Grundlage der
guten Lebensqualität in Südtirol, sondern
auch die Basis der Tourismuswirtschaft.
Sparsamer Bodenge- und Ressourcenverbrauch
sind die Voraussetzung dafür, dass
unser Land auch für die kommenden Generationen
lebenswert bleibt.
Das Ziel, darin war man sich am Ende
des Gespräches einig, „ist das Veredeln
des Bestehenden, nicht das grenzenlose
Wachstum.“
Nr. 02 | April 2020 21
Informiert und Reflektiert
Coronavirus trifft die
„Krone der Schöpfung“
von Claudia Plaikner
Erzwungen durch den Fast-Stillstand des öffentlichen
Lebens, losgelöst von Terminen
und Verpflichtungen, zurückgeführt in die
eigenen vier Wände, erfährt der Mensch
dieser Tage eindrücklich, was es bedeutet,
von einem aggressiven und bisher unbekannten
Virus allgegenwärtig bedroht
zu werden. Die Medien und sozialen Netzwerke
schwanken zwischen dem aufrichtigen
Versuch, allein die Faktenlage wiederzugeben
und Menschen eindringlich
zum richtigen Verhalten in dieser Krisenlage
zu bewegen, und der Panikmache mit
der Verbreitung von Hiobsbotschaften oder
Verschwörungstheorien.
Die Krise betrifft inzwischen mehr oder
weniger stark die ganze Welt, und es wird
an Pandemie-Szenarien wie die Spanische
Grippe am Ende des 1. Weltkrieges, die
SARS-Pandemie 2002/03 oder die Schweinegrippe
2009/10 erinnert.
Warum entstand diese Pandemie? Darüber
geben uns Virologen und Immunologen
wissenschaftlich gesicherte Auskunft.
Aber Krisen kündigen sich manchmal durch
verschiedene Vorzeichen an und werden
durch einen oft nicht genau definierbaren
Auslöser entfacht.
Auch Südtirol steht im Banne des Coronavirus,
und die plötzlich reich vorhandene
Zeit gibt wohl so manchem Menschen
auch hier die Möglichkeit, sein Leben bewusster
unter die Lupe zu nehmen, zu erkennen,
was ihm abgeht oder eben auch
nicht, was ihm wirklich wichtig ist oder jetzt
bei genauer Betrachtung nichtig und überflüssig
erscheint.
Wie oft hört man dieser Tage aus unterschiedlichstem
Munde: Es musste einmal
eine Bremse für unsere Hast, unser
überhitztes Wirtschaften, unsere Gier nach
Mehr kommen.
Wir Heimatpflegerinnen und Heimatpfleger
sprechen diese Entwicklungen und die
Grenze der Belastbarkeit schon seit Jahren
an und warnen vor der teilweise aggressiven
Wirtschaftsweise, auch in unserem
Land, vor dem grenzenlosen Wachstum in
verschiedenen Wirtschaftsbereichen mit
all den negativen Begleiterscheinungen
wie überbordendem Verkehr, überdurchschnittlichem
Verbrauch von Ressourcen,
überstrapazierter Landschaft. Aber auch
über die Maßlosigkeit im Beanspruchen
von Grund und Boden, über die Respektlosigkeit
im Umgang mit unseren tradierten
Kulturgütern, über das zunehmende Fehlen
von Solidarität gegenüber Menschen,
die nicht „mithalten“ können oder von außen
zu uns kommen, um vor Verfolgung,
wirtschaftlicher Not und Umweltkatastrophen
zu fliehen.
Die Coronakrise trifft, um es biblisch
auszudrücken, die „Krone der Schöpfung“,
also den Menschen, nicht die Natur,
nicht die Pflanzen und Tiere. Im Gegenteil:
Man erkennt, wie sehr die Natur
dieser Tage wieder aufatmet, nicht nur
weil sie – wie ein Wunder – jedes Frühjahr
neu erwacht; nein, weil plötzlich die
Luft wegen des stark reduzierten Verkehrs
wieder reiner ist, weil der Straßenlärm verschwunden
ist und man plötzlich die Vögel
ganz laut singen hört, weil am Himmel
die Kondensstreifen der Flugzeuge fehlen,
weil der Konsum bis auf das Notwendige
reduziert wird und nicht die Shoppingtour
mit der Familie auf dem Programm steht.
Plötzlich finden Familien zu Hause
wieder Zeit füreinander, sie reden, diskutieren,
spielen, musizieren miteinander.
Plötzlich finden Menschen wieder die Zeit,
ihren Hobbys zu frönen. Plötzlich erinnern
sich Menschen an andere, mit denen sie
Familien finden zu Hause wieder Zeit füreinander, sie reden, diskutieren, spielen, musizieren, basteln miteinander ...
22
KulturFenster
Heimatpflege
Die Natur, die Pflanzen und die Tiere bleiben von der Krise unbeeindruckt, wie das Wiedererwachen des Frühlings eindrucksvoll zeigt
schon so lange nicht mehr gesprochen haben
und setzen sich mit ihnen in Kontakt.
Plötzlich entsteht eine Solidargemeinschaft
im Kampf gegen das Virus. Plötzlich erkennen
viele, dass das Leben endlich ist
und man nicht für die nächsten fünf Generationen
schaffen und schuften muss.
Plötzlich merken wir, welche Menschen
uns wirklich abgehen, weil wir sie jetzt
physisch nicht treffen können. Und plötzlich
merken wir genau, wer und was uns
sprichwörtlich „gestohlen bleiben“ kann.
Jede Krise birgt auch eine Chance in
sich – diese Binsenweisheit bewahrheitet
sich auch jetzt. Einen aus der Not erforderlich
gewordenen Digitalisierungsschub
hat man innerhalb weniger Tage beispielsweise
im Bildungssystem erreicht. Eine
neue Wertschätzung zeigt sich gegenüber
Menschen, die im Gesundheitswesen
arbeiten und sich in dieser Zeit weit
über das normale Maß hinaus einsetzen
und für uns alle ein hohes Risiko eingehen.
Betriebe stellen spontan auf rar ge-
wordene Güter wie Desinfektionsmittel
und Mundschutzmasken um. Und nicht
zuletzt: Alle europäischen Länder werden
heuer aufgrund der Coronakrise ihre Klimaziele
erreichen.
Was wird sich nach Corona ändern? Wird
die Überwindung einer absehbaren schweren
Wirtschaftskrise auch politische Priorität
haben, nach dem Motto: so schnell
wie möglich wieder zurück auf das Niveau
vor der Coronakrise, und dabei sind alle
Mittel recht? Oder wird man ein Maßhalten
nicht als Mangel, sondern als Chance
für eine andauernde Systemänderung betrachten,
eine Art „Deglobalisierung“ mit
neuer Wertschätzung gegenüber der überschaubaren
Kleinstrukturiertheit von Betrieben
und einheimischen, regional und
gesund erzeugten Produkten? Wird die
menschliche Gemeinschaft sich Werten
wie Solidarität, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit
verpflichten?
Man erinnert sich dieser Tage gerne
eines einheimischen großen Vordenkers:
Alexander Langer, der einen Gegenentwurf
zum „citius-altius-fortius“ (schneller,
höher, stärker) durch ein „lentius-profundius-suavius“
(langsamer, tiefer, lieblicher)
für unsere Gesellschaft propagiert hat. Unsere
Sehnsucht nach der Zeit nach Corona
bietet die Gelegenheit, diesen Paradigmenwechsel
zu vollziehen. Die Zukunft
der Menschen und der Natur in unserem
Lande hängt vor allem vom verantwortlichen
Handeln von uns selbst ab. Nutzen
wir diese einmalige Chance!
Claudia Plaikner, Obfrau des
Heimatpflegeverbandes Südtirol
Olang, am Frühlingsanfang 2020
Bis Redaktionsschluss war noch nicht klar,
ob die Einschränkungen zur Eindämmung
des Coronavirus Mitte April aufgehoben
würden oder nicht. Wenn Sie diese Zeilen
lesen und sich bereits wieder frei bewegen
können, dann lohnt sich ein Rückblick
allemal.
... plötzlich finden Menschen wieder die Zeit, ihren Hobbys zu frönen.
Nr. 02 | April 2020 23
Aus Verband & Bezirken
„Aktion Verzicht 2020
for future“
Der Heimatpflegeverband war wieder dabei
Die „Aktion Verzicht“ hatte für die Fastenzeit
2020 ganz bewusst das Thema „for future“
gewählt. Die Akteure – 65 Vereine sowie
öffentliche und private Einrichtungen
– wollten damit unterstreichen, dass jeder
seinen Beitrag dafür leisten kann, dass die
Welt besser wird und zwar in jeder Hinsicht:
beim Klima- und Umweltschutz, aber auch
im sozialen Miteinander.
Um die Bevölkerung zum Mitmachen
zu animieren, wurde das Plakat wieder in
Kalenderform gestaltet: für jeden Tag ein
Türchen zum Öffnen mit einem Tipp zum
bewussten Verzicht auf etwas. Darüber hinaus
gab es verschiedene andere Initiativen
von Trägern und Mitträgern, die diese
in die „Aktion Verzicht for future“ mit einbrachten.
Die „Aktion Verzicht“ hat sich von Anfang
an das Ziel gesetzt, während der Fastenzeit
nicht nur auf Genussmittel zu verzichten,
sondern auch Haltungen und Einstellungen
zu hinterfragen. „Klima- und Umweltschutz,
aber auch ein gutes soziales Miteinander
haben viel mit uns, mit unserem Verhalten
zu tun. Mit dem Thema ,for future‘ wollen
wir bewusst dazu beitragen, während der
Fastenzeit und darüber hinaus manche Gewohnheit
kritisch zu beleuchten, sie uns
bewusster zu machen und nötigenfalls zu
ändern. Schließlich geht es um unser aller
Zukunft“, sagte Peter Koler, Direktor des
Forums Prävention. Dieses hatte die „Aktion
Verzicht“ im Jahr 2014 gemeinsam mit
der Caritas, dem Katholischen Familienverband,
dem deutschen und ladinischen Bildungsressort
und der Arbeitsgemeinschaft
der Jugenddienste gegründet. Ihnen haben
sich von Jahr zu Jahr mehr Institutionen,
Einrichtungen und Vereine angeschlossen,
darunter auch der Heimatpflegeverband.
Zudem wurde die Aktion heuer von der
jungen Initiative „Friday’s for future Southtyrol“
unterstützt.
Die Mitarbeiterin des
Heimatpflegeverbandes, Daniela
Donolato Wiedenhofer, mit dem „Aktion
Verzicht“-Kalender
24
KulturFenster
im Gedenken
Heimatpflege
„Kenner des regionalen
architektonisch-historischen Kulturerbes“
Architekt Christoph Mayr Fingerle verstorben – Ein persönlicher Nachruf
Ich habe Christoph vor etwa 35 Jahren
kennengelernt, als wir beide im Vorstand
des Heimatpflegeverbandes waren.
Damals schon fiel mir seine besondere
Haltung auf. Er entwickelte sich
dann zu einem sehr bedeutenden und
einflussreichen Architekturtheoretiker
und -vermittler, der die Kunst- und Architekturdiskussion
im Lande mit in
Gang setzte. Christoph hat neben verschiedenen
Ausstellungen und Vorträgen
auch den viel beachteten überregionalen
Architekturpreis „Neues
Bauen in den Alpen“ in Sexten initiiert
und organisiert, wo große Namen vertreten
waren. Wohl wegen seiner klaren,
kompromisslosen Standpunkte
zur Architektur hat er anfangs selbst
wenig gebaut, obwohl er einer der besten
und sensibelsten Architekten in
Südtirol war. Später dann hat er viele
bedeutende Bauten realisiert.
Christoph
Mayr Fingerle
(1951 – 2020)
Nachdem ich die von Christoph kuratierte
sehenswerte Ausstellung über das Architekturbüro
Amonn & Fingerle im Stadtmuseum
Bozen besichtigt hatte, schrieb ich
ihm meine Anerkennung. In dieser Ausstellung
werden nämlich sehr schöne gediegene
Bauten und Einrichtungen gezeigt,
die eine große Wertschätzung verdienen.
Man kann darin die Liebe zu den Details
und das richtige Zusammenspiel von Materialien
entdecken. Darum ist es wichtig,
solche Werte den Menschen, aber besonders
den Planern näherzubringen. Gerade
diese müssten sich wieder ihrer großen Verantwortung
bewusst werden, denn ein beträchtlicher
Teil des heute Gebauten ist völlig
unpassend: Durch ein Sammelsurium an
ortsfremden Baustilen, Formen und Materialien
werden ganze Orte verschandelt. Zudem
sind solche Gebäude nicht nachhaltig,
sondern meist von kurzer Dauer, weil man
sich den wechselnden modischen Trends
immer wieder anpassen muss, besonders
in der Tourismusarchitektur.
Kurz vor seinem plötzlichen Tod rief mich
Christoph an, um sich für die lobenden
Worte zu bedanken. Zugleich sprachen
wir dann über die überall grassierende
globalisierte Architektur im Lande und
über die anhaltende Zerstörung von historischer
Bausubstanz. Wir waren uns
einig, dass die Erhaltung und Neu- oder
Umnutzung von landschaftsprägenden,
historisch wertvollen Gebäuden überall
in Südtirol uns als Gesellschaft endlich
ein großes Anliegen werden muss, bevor
das meiste unwiederbringlich verschwindet.
Wir vereinbarten, etwas dagegen
zu unternehmen. Ich schlug auch
vor, Christoph neuerlich als Berater im
Heimatpflegeverband beizuziehen. Daraus
wird nun leider nichts mehr…
Christoph war ein hervorragender Kenner
des regionalen architektonisch-historischen
Kulturerbes, er war Ausstellungskurator
und Herausgeber von
Büchern. Zudem war er immer auch
ein politischer Mensch und mischte
sich in die Gestaltung seiner Stadt Bozen
ein. Für seine Projekte und Leistungen
erhielt er zahlreiche Preise und Anerkennungen.
Christoph war ein sehr angenehmer
und feinsinniger Mensch. Er ist nun
nicht mehr, und das schmerzt. Ich bin
sehr betroffen.
Albert Willeit
Nr. 02 | April 2020 25
Aus Verband und Bezirken
Im „Tun“ liegt der Erfolg
Bezirksversammlung der Vinschger Heimatpfleger
Die Vinschger Heimatpfleger blicken auf arbeitsreiche
Jahre zurück. Durch ihren ehrenamtlichen
und freiwilligen Einsatz konnte gar
einiges in die Tat umgesetzt werden. Nichtsdestotrotz
gibt es noch viel zu tun
Darüber war man sich am 29. Februar
bei der Bezirksversammlung der Vinschger
Heimatpfleger im Dachgeschoss des
Flurinsturms in Glurns einig. Der Veranstaltungsort
war nicht zufällig gewählt. Das
Gebäude gehört zu den ältesten noch erhaltenen
Gebäuden der Stadt Glurns. Zunächst
diente es als Gerichtssitz und wurde
später als Gefängnis umfunktioniert. 2018
wurde der Turm von der Familie Ortler erworben,
saniert und zu einem Gasthaus
umfunktioniert. Damit ist das Gebäude ein
Idealbeispiel der Bemühungen des Heimatpflegeverbandes,
historische Baukultur zu
erhalten und an aktuelle Erfordernisse behutsam
anzupassen.
Unendliche Geschichte
Skiverbindung
Langtaufers-Kaunertal
Ein Thema, das die Heimatpfleger im Vinschgau
im letzten Jahr besonders beschäftigt
hatte, war die unendliche Geschichte der
geplanten Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal.
Höhepunkt der Aktionen des HPV
gegen dieses sinnlose Projekt und gleichzeitig
eine neue Dimension in der Lobbyarbeit
für ein unberührtes Lantauferer Tal war
eine Pressekonferenz im Dezember, bei der
erstmals Heimatpfleger, Umweltverbände,
Touristiker und Talbewohner gemeinsam
auftraten. Bei der Bezirksversammlung präzisierte
Obmann Franz Fliri nochmal den
Standpunkt der Vinschger Heimatpfleger:
„Wir stehen hinter einer sanften touristischen
Entwicklung des Langtauferer Tals
und wollen die dortige Natur- und Kulturlandschaft
erhalten.“
Biotop Obere Au in Glurns
Durch den aktiven Einsatz der Heimatpfleger
konnte in der Oberen Au ein Golfplatz
abgewendet werden. Heute ist auf dem
Areal der Gemeinde eine Naherholungszone
ausgewiesen, die von der Bevölkerung
intensiv genutzt wird. Weitere zentrale
Tätigkeitsfelder der Heimatpflege im letzten
Jahr waren die Bemühungen für eine
Unterschutzstellung des „Doktor-Hauses“
in Laas, die attraktive Gestaltung der Einfahrt
Schnalstal, das Ensemble Stockerhof
– Heiligenhof, der Schutz des Turnauna-
Schuttkegels und vieles mehr.
Ein Erfolg war die Sanierung der Psurengasse
in Tanas: Der Erhalt der kulturlandschaftlichen
und bäuerlichen Kleindenkmäler
ist der Heimatpflege ein zentrales
Anliegen. Nicht aus den Augen verlieren will
man außerdem die geplante Sanierung der
alten Mühle in Vallatsches in Stilfs.
„Auf der Grundlage der natürlichen, geschichtlichen
und kulturellen Schätze versuchen
wir Brücken zwischen der Vergangenheit
und der Zukunft zu bauen.“ Mit diesem
Satz fasste Obmann Franz Fliri die Bemühungen
des Heimatpflegebezirkes Vinschgau
abschließend zusammen.
Einsatz für nachhaltigen
Tourismus und eine sinnvolle
Raumordnung
Für den Heimatpflegeverband auf Landesebene
war der Einsatz für einen nachhaltigen
Tourismus und gegen die Ausweisung
neuer Toruismuszonen im Grünen im letzten
Jahr ein zentrales Thema. „Wir müssen
unser Land vor Fehlentwicklungen schützen,
auch im Sinne und Interesse des Tourismus
selbst“, so Obfrau Claudia Plaikner
in ihren Ausführungen. Für dieses Anliegen
setzten sich auch die Vinschger Heimatpfleger
ein, mit der Vorführung des Films „Andermatt“
zeigten sie im letzten Herbst wohin
der unbegrenzte Ausbau der touristischen
Infrastruktur unterstützt durch auswärtige
Großinvestoren führen kann.
Begeisterung rief der Diavortrag „70 Jahre Untergang einer Kulturlandschaft in
Graun und Reschen“ von Ludwig Schöpf bei den Anwesenden im Dachgeschoss des
Flurinsturms in Glurns hervor.
Zu diesem Themenfeld gehört auch die
Auseinandersetzung mit dem neuen Raumordnungsgesetz,
das ab Juli 2020 in Kraft
treten wird und den Heimatpflegeverband
in den letzten Jahren sehr beschäftigt hat
und wohl auch in nächster Zeit noch beschäftigen
wird.
70 Jahre Untergang einer
Kulturlandschaft in Graun
und Reschen
Begeisterung rief der Diavortrag von Ludwig
Schöpf aus Reschen bei den Anwesenden
hervor. Unter dem Titel „70 Jahre Untergang
einer Kulturlandschaft in Graun und
Reschen“ zeigt der pensionierte Lehrer nun
schon seit 35 Jahren im Auftrag des ehemaligen
Pfarrers Alfred Rieper einen beeindruckenden
Vortrag über den Stausee am
Reschen. Mit den beeindruckenden Bildern
und Erzählungen wird deutlich, wie
viel Leid und Ungerechtigkeit die Seestauung
über die Bevölkerung gebracht hat.
26
KulturFenster
Arge Lebendige Tracht
Heimatpflege
Mein Kittelsack
Was täte ich bloß ohne ihn!
Heute verlässt kaum eine Frau
ihr Zuhause ohne ihre geliebte
Handtasche. Ein Leben ohne
sie ist nicht mehr vorstellbar.
Sie bietet Stauraum für alles,
was man glaubt, unbedingt dabei
haben zu müssen. Doch wie
sieht es aus, wenn die Frau eine
Tracht trägt und eine Handtasche
gar nicht dazu passt, oder nicht
dazu getragen werden kann, wie
beispielsweise beim Ausrücken
mit Vereinen? Frau wäre nicht
Frau, wenn sie sich nicht zu helfen
gewusst hätte!
Die Zeiten ändern sich
Der Kittelsack gehört zu den so
genannten Gewandtaschen, die
sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts
bei der Frauenkleidung
durchgesetzt haben. In
die weiten Röcke der Frauen
konnte man diese abgerundeten
Taschen in Beutelform wunderbar
integrieren. So auch bei
der Tracht. Alles, was die Frau in
Tracht zum Kirchgang brauchte,
verstaute sie in ihrem Kittelsack:
Rosenkranz, Schneuztüchl
und vielleicht noch ein
paar Kreuzer. Heute ist das freilich
anders! Vom Handy über
den Haus- und Autoschlüssel,
Dokumente und Geldtasche,
Papiertaschentücher und oft
auch noch Zigarettenschachtel
– alles muss im Kittelsack
Platz haben.
Raffiniertes Versteck
Ein Trachtenrock, ob gezogen
oder plissiert, hat ein interessantes
Innenleben. Nur wir Frauen wissen,
dass es einen Kittelsack gibt… und
zwar einen ordentlichen! Rechts vom
Rockschlitz vorne in der Mitte wird er in
die zweite Faltentiefe eingearbeitet, so
In den Rock eingenähter Kittelsack
ungefähr 8 cm von der Taille
entfernt. Er sollte aus schwarzem,
festem Baumwollstoff sein,
muss er doch manchmal ganz
schön viel tragen. Egal ob leer
oder prall gefüllt – von außen
sieht man ihn nicht. Der „Beutel“
verliert sich in der Weite des
Rockes und wird zudem von
der Schürze gnädig zugedeckt.
Eigenartige Form
Es stellt sich immer wieder die
Frage, wie groß ein Kittelsack
sein soll. Nie groß genug! Auf jeden
Fall tief genug, damit nichts
herausfällt. Seine eigenartige
Form ist schwer zu beschreiben,
und nicht alle sehen gleich
aus, aber grundsätzlich sollte
er 25 bis 30 cm lang sein und
ungefähr 16 cm breit. Wichtig
ist ein genügend tiefer Eingriffsschlitz:
16 cm Länge haben sich
bewährt. Die zugeschnittenen
Teile werden an der Rundung
mit Französischer Naht zusammengenäht.
Die gerade Öffnung
in den aufgeschnittenen Rockschlitz
nähen und die Kanten
endeln. Nicht vergessen, dass
am oberen und unteren Ende
ein Riegel gehört, um ein Einreißen
zu vermeiden.
Pflege des Kittelsacks
Jede Trachtenträgerin sollte immer
wieder überlegen, ob sie
wirklich alles im Kittelsack mittragen
muss. Ganz wichtig ist
es auf jeden Fall, den Kittelsack
von Zeit zu Zeit umzudrehen
und den Staub auszubürsten.
Dies gilt vor allem vor dem Sommer, um
Mottenbefall zu vermeiden. Auch sollte
man kontrollieren, ob es keine Schadstellen
gibt.
Agnes Andergassen
Nr. 02 | April 2020 27
Arge Volkstanz
60 Jahre im Dienst
des Volkstanzes
60. Jahresvollversammlung der ARGE Volkstanz in
Südtirol am 1. Februar 2020 im Vinzentinum/Brixen
Die Teilnehmer der Vollversammlung mit den Ehrengästen in der ersten Reihe.
„Es ist heuer unser 60. Tätigkeitsjahr, auf
das wir zurückblicken. 60 Jahre im Dienst
des Volkstanzes. Dies gibt uns Anlass, diese
Feierstunde heute in Brixen zu begehen.“
Mit diesen Worten eröffnete die Erste Vorsitzende
der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz
in Südtirol, Monika Rottensteiner, die Jubiläumsvollversammlung
im Vinzentinum in
Brixen. Nach einer Messe, die von Pfarrer
Josef Knapp zelebriert und mit Musik und
einem Lichtertanz der Kinder- und Jugendvolkstanzgruppe
Pfalzen umrahmt wurde,
Die geehrten Brigitte von Verocai VTG Neumarkt und Norbert Kofler von der VTG
Schlanders mit den Gruppenleitern, der Ersten Vorsitzenden Monika Rottensteiner
und dem Zweiten Vorsitzenden Klaus Tappeiner.
begaben sich die Teilnehmer der Vollversammlung
in den Parzivalsaal.
Dort begrüßte Monika Rottensteiner alle
Tänzerinnen und Tänzer, welche zur Vollversammlung
gekommen waren, sowie die
zahlreichen Ehrengäste. Monika Rottensteiner
bedankte sich in erster Linie bei der
Gastgeberin, Paula Bacher, Stadträtin der
Gemeinde Brixen – für die herzliche Aufnahme
der Vollversammlung im Vinzentinum.
Namentlich begrüßte sie auch den
Landesrat Philipp Achammer, welcher in einer
kurzen Rede seine Glückwünsche zum
Jubiläum zum Ausdruck brachte und erklärte,
dass der Volkstanz einen wichtigen
Stellenwert in Südtirols Kultur hat. Besonders
umrahmt hat er seine Rede mit dem
Zitat „Gott achtet uns, wenn wir arbeiten,
aber Gott liebt uns, wenn wir tanzen“, mit
welchem er auch den Bezug zur feierlichen
Messe vor der Vollversammlung herstellte.
Auch die folgenden Ehrengäste wurden namentlich
von Monika Rottensteiner zur Vollversammlung
willkommen geheißen: Volker
Klotz – Abteilungsdirektor, Walther Egger
und Klaus Reichegger – ehemalige Erste
Vorsitzende, Hubert Kuppelwieser – ehemaliger
Zweiter Vorsitzender, Helga Hetzenauer
– Obfrau der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz
Tirol, Franz Hermeter – Obmann-Stellvertreter
Südtiroler Volksmusikkreis, Meinhard
Oberhauser – Verbandsobmann-Stellvertreter
vom Verband Südtiroler Musikkapellen,
Agnes Andergassen mit Ehemann – Vorsitzende
der Arbeitsgemeinschaft Lebendige
Tracht, Claudia Plaikner – Obfrau des Heimatpflegeverbandes
Südtirol, Landesbäuerin
Antonia Egger Mair sowie Heike Tschenett
von RAI Südtirol.
In ihrem Rückblick auf die vergangenen
60 Jahre stellte Monika Rottensteiner fest,
dass sich die Rahmenbedingungen in den
letzten Jahrzehnten stark verändert haben.
So besteht nun die Herausforderung darin,
die Volkstanzaktivitäten so zu gestalten,
dass sie der Zeit angepasst, aktuell
und interessant sind. Die Mundartdichterin
Anna Steinacher trug ein eigens geschriebenes
Gedicht vor, in welchem sie die letzten
60 Jahre Volkstanz in Südtirol Revue
passieren ließ. Auch die Kinder- und Jugendvolkstanzgruppe
brachten dies in einer
Tanzeinlage dar.
Im Rückblick auf das Tätigkeitsjahr 2019
berichtete Monika Rottensteiner, dass die
54 Mitgliedsgruppen mit ca. 1300 Volkstänzerinnen
und -tänzern insgesamt 1290
Proben besucht, 309 Auftritte getanzt und
126 „Offene Tanzen" organisiert haben.
Des weiteren organisierten die Gruppen 16
Tanzfeste und 26 andere Feste und haben
bei 147 Festen mitgewirkt.
Das Jahr 2019 wurde mit der Jahresvollversammlung
am 2. Februar 2019 in
Leifers eingeleitet, im April wurde die Sendung
über den Volkstanz in Südtirol „Vereine
vereinen“ ausgestrahlt, wofür Günther
Haller für RAI Südtirol bei der Jahresvollversammlung
einige Filmaufnahmen gemacht
hatte.
28
KulturFenster
Heimatpflege
Der Gesamttiroler Maitanz fand im Jahr
2019 in Hall in Tirol statt. Die Volkstanzgruppe
Burgstall hatte die Pausengestaltung
übernommen. Ein musikalisches Stelldichein
gab es beim Sänger- und Musikantenhoangart
auf Schloss Tirol in Zusammenarbeit
mit dem Südtiroler Volksmusikkreis
Bezirk Burggrafenamt
Auch im Jahr 2019 wurde der Waltherplatz
in Bozen für einen Sommerabend in
„Walzerplatz“ umbenannt. Volkstänzer aus
dem Bezirk Bozen gestalteten diese Veranstaltung
mit. Auch beim Landesalmtanz im
Juli auf dem Rittnerhorn kamen viele Tänzerinnen
und Tänzer aus ganz Südtirol. Die
Volkstanzgruppe Oberbozen übernahm anlässlich
ihres 30-Jahr-Jubiläums die Organisation.
Regen Gedankenaustausch und viel
Spaß gab es beim Treffen der Bezirksausschüsse
im Oktober in Brixen, welches mit
einem Törggeleabend einen gemütlichen
Ausklang fand.
Das Tanzjahr sollte wie jedes Jahr mit
dem Landeskathreintanz im Kursaal von
Meran ausklingen. Leider musste dieser
aufgrund des von Wetterchaos Mitte November
abgesagt werden. Der Winterlehrgang
im Haus der Familie in Lichtenstern
war mit 101 Teilnehmern auch in diesem
Jahr sehr gut besucht.
Monika Rottensteiner nahm auch Stellung
zur Netzarbeit. Sie ist Stellvertreterin
für den Volkstanz in Südtirol bei der „Allianz
der Kultur“, welche aus 24 Vereinen
und Verbänden aus dem Bereich Kultur
besteht. Ziel der „Allianz der Kultur“ ist es,
mit vereinter Kraft auf die wichtige Rolle von
Kultur aufmerksam zu machen und ihr in
der Gesellschaft den Stellenwert zu geben,
der ihr zusteht.
Einige Volkstanzgruppen feierten im vergangenen
Tanzjahr ein Jubiläum. Auf 50
Jahre konnten die Volkstanzgruppen Terlan
und Schenna zurückblicken. Das 40-Jahr-
Jubiläum des Referats Volksmusik wurde
mit einer Feierstunde im Haus der Familie in
Lichtenstern begangen. Zum 70-Jahr-Jubiläum
der ARGE Volkstanz Tirol kamen mehrere
Gratulanten zum Tanzfest nach Mils.
Im Rahmen der Jahresvollversammlung
wurden auch zwei besondere Ehrungen vorgenommen.
Norbert Kofler von der Volkstanzgruppe
Schlanders sowie Brigitte von
Verocai von der Volkstanzgruppe Neumarkt
wurden jeweils für 40 Jahre Mitgliedschaft
in der jeweiligen Volkstanzgruppe geehrt.
Anschnitt der
Jubiläumstorte
durch die
ehemaligen
und aktuellen
Vorsitzenden
der ARGE
Volkstanz in
Südtirol.
In der anschließenden Vorschau auf das
Jahr 2020 wies Klaus Tappeiner, Zweiter
Vorsitzender, auf die Termine 2020 (siehe
Hereinspaziert unten) hin.
Zum Schluss bedankte sich Monika bei
allen, die zur vielseitigen Volkstanztätigkeit
im Laufe des Jahres und zum Gelingen der
Vollversammlung beigetragen haben. Im
Hinblick die anstehenden Wahlen in den
Bezirken sowie im Landesvorstand bat Monika,
dass sich die Tänzerinnen und Tänzer
für Funktionen im Bezirk und auf Landesebene
zur Verfügung stellen.
Die Vollversammlung fand ihren gemütlichen
Ausklang bei Speis und Trank
im Speisesaal des Vinzentinums, wo bei
einem Gläschen Sekt und einem Stück Jubiläumstorte
auf das 60-Jahr-Jubiläum angestoßen
wurde.
Anna Julia Spitaler
Hereinspaziert
• Gesamttiroler Maitanz und 60-Jahr-Jubiläum der Volkstanzgruppe Kaltern Eppan am 23. Mai 2020 in Eppan.
• Hoangart auf Schloss Tirol am 24. Mai 2020 in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Volksmusikkreis Bezirk Burggrafenamt.
• Almtanz der ARGE Volkstanz in Südtirol auf dem Würzjoch am 19. Juli 2020.
• Tanzleiterausbildung Modul 1 am 5. September 2020 in der Lichtenburg/Nals.
• „Gsung, gspielt, gitonzt und drzehlt“ im Volkskundemuseum Dietenheim am 13. September 2020 in Zusammenarbeit mit dem
Südtiroler Volksmusikkreis Bezirk Pustertal.
• Modul 3 - Ausbildung Kinder- und Jugendtanzleiter in Pfalzen am 24. und 25. Oktober 2020.
• Landeskathreintanz am 14. November 2020 im Kursaal von Meran mit der Musikgruppe „Tanzig“. Die Pausengestaltung
übernimmt der Bezirk Überetsch/ Unterland.
• Winterlehrgang vom 26.Dezember 2020 bis 1.Jänner 2021 im Haus der Familie in Lichtenstern
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org
Nr. 02 | April 2020 29
Das thema
12. VSM-Landeswettbewerb
„Musik in kleinen Gruppen“
Was im Kleinen funktioniert, kann dem Großen nur dienen
Die Teilnehmer mit ihren Urkunden nach der Siegerehrung
Am 15. Februar 2020 um 7:30 Uhr ist es
noch ruhig in der Musikschule Auer. Die
letzten Vorbereitungen werden getroffen,
um einen reibungslosen Ablauf des Landeswettbewerbs
„Musik in kleinen Gruppen“
zu gewährleisten.
Dann steht auch schon die erste Gruppe
aus dem Eisacktal im Anmelderaum und
holt sich Infos, Snackgutscheine und beste
Wünsche für den Auftritt ab. Im Laufe
des Tages werden es 33 Ensembles aus
ganz Südtirol sein, die zum Wettbewerb
antreten. Es sind alle Altersgruppen (9 bis
22½ Jahre) und 5 vereinseigene Ensembles
vertreten, verteilt auf 6 Schlagzeug-,
7 Blechbläser-, 17 Holzbläser- und 3 gemischte
Ensembles.
Die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer
haben ihren Auftritt schon hinter
sich, die nächsten warten schon gespannt
auf den ihrigen. Es geht fröhlich
zu in der Musikschule Auer und der gegenüberliegenden
Aula Magna der Oberschule
für Landwirtschaft - ein Kommen
und Gehen, elegant in schwarz gekleideter
Gruppen. Eigens für diesen Tag gedruckte
T-Shirts mit den Namen der Musikanten
werden stolz von den jüngeren
Teilnehmerinnen und Teilnehmerngetragen
und die vereinseigene Tracht von den
Größeren. Aus den Einspielräumen dringen
eifrige Töne und die Geräusche des
auf Hochtouren laufenden Kaffee- und
Getränkeautomaten mischen sich unter
die Motivationsrufe, die durch die
Gänge schallen: ,,Auf geht’s! - Vollgas! -
Iaz gebn mir alles!“ Viele der jungen Musikerinnen
und Musiker sind zum ersten
Mal dabei, für manche ist es schon fast
Routine. Aber allen merkt man die Freude
und den Spaß am gemeinsamen Musizieren
und Auftreten an.
Dass Musik für die Entwicklung von
Kindern sehr positiv ist und glücklich und
schlau macht, ist bekannt und in vielen wissenschaftlichen
Studien belegt worden. Musik
fördert kognitive Leistungen, das Einfühlungsvermögen,
die rationale Planung und
die emotionale und ganzheitliche Wahrnehmung.
Das ist, wie Neurologen sagen, ein
Mehrwert und nicht abwertend zu verstehen
gegenüber Sport- und Schachtraining.
Und so ganz nebenbei hat das Musikmachen
auch noch eine persönlichkeitsbildende
Wirkung: räumliche Fähigkeiten,
Gedächtnisleistungen, auditives Wahrnehmen,
gewissenhaftes Arbeiten, Ausdauer
und Disziplin, Sozialintegration und selbstsicheres
Verhalten werden trainiert.
Ein junges Klarinettentrio aus dem Pustertal
wird liebevoll und umsichtig von ihrem
Lehrer betreut. Sie treten in der Stufe
„J“ an (Altersdurchschnitt 11 Jahre) und
gehören somit zu den jüngeren Teilnehmern.
Die Aufregung steigt und ein Glas
Wasser hilft noch schnell, bevor es losgeht.
sechs Minuten später, nach dem Auftritt:
rote Wangen, strahlende Augen und man
hört im Vorbeigehen schon die ensembleinterne
Nachbesprechung: „I hon mi im
vierten Takt vozählt. Moansch, der von da
Jury hat des gheart?“ „In da zwoatn Zeile
wor i glab i viel zu laut!“ „I hon mi bei oando
Stelle vospielt, da hon i no nia folisch
gspielt…“ „Abo sischt wors ganz guit, oder?“
30
KulturFenster
Blasmusik
Die Jury bei der Arbeit
Den größeren, in den Stufen C und D (Altersdurchschnitt
16-22 Jahre) merkt man
die Aufregung fast nicht mehr an. Da werden
noch schnell das Outfit und die Frisur
gecheckt, das Instrument überprüft, Noten
sortiert … und los geht’s. Auch bei den
älteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer
nach dem Auftritt: freudige, gelöste Gesichter,
aber auch enttäuschte, ärgerliche,
den Tränen nahe, kann man entdecken. Und
bei dem einen oder anderen stellt sich die
Frage: „Haben wir schon genug geprobt?“
„Hab ich meine Stimme oft genug trainiert?“
„War die Zusatzprobe am Wochenende und
in den Ferien ausreichend?“ „Hätte noch
ein weiteres Vorspiel gut getan?“
Um 15:30 Uhr wird es für mein Ensemble
ernst. Im Einspielraum konzentriertes
Aufwärmen, Intonation prüfen,
kurzes Anspielen, die anderen mental
spüren, positive Anweisungen. Jetzt alles
richtig machen, den drei jungen Musikern
den Eindruck vermitteln, alles im
Griff zu haben und selber keinen Anflug
von Nervosität zeigen – Ja! Lehrer sind
auch Menschen. Die Gruppe startet motiviert
und selbstbewusst den Auftritt.
Evelyn gelingt ein Lächeln zwischen den
Stücken und die drei ,,Vereinseigenen“
sind in der Salurner Musig-Tracht nicht
nur ein optischer, sondern auch ein musikalischer
Genuss. Beim Zuhören füllt
sich mein Lehrerherz mit Freude, Stolz
und Hochachtung für diese drei großartigen
jungen Musikanten, die mit 14, 15
Jahren schon imstande sind, eine so fabelhafte
musikalische Leistung zu erbringen.
Man spürt das gemeinsame und
unmittelbare Musikerleben - das ist oft
schwierig in Worte zu fassen.
Ein großer Dankt geht an:
Wettbewerb heißt sich vergleichen lassen,
bewerten lassen, sich darauf einlassen. Der
wirklich wichtige Teil passiert schon in den
Monaten vorher. Den Lernprozess und das
gemeinsame Musizieren kann einem keine
Wertung mehr nehmen. Die Jury kann nur
einen kurzen Ausschnitt des Weges beurteilen
und im Jurygespräch dann wertvolle
Tipps und Anregungen für die weitere musikalische
Zukunft mitgeben.
Wie wichtig das Spielen in der kleinen
Gruppe auch für die Musikkapellen ist, liegt
auf der Hand. Was im Kleinen funktioniert,
kann dem Großen nur dienen. Das Musizieren
in der Gruppe entspannt, ein Gefühl
sozialer Verbundenheit und Kommunikation
stellt sich ein und Merkmale wie Geschlecht,
Alter, sozialer Status, aber auch individuelle
Unterschiede wie Persönlichkeit und Intelligenz
sind für das gemeinsame Musizieren
kaum relevant. Wenn Menschen aufeinander
treffen, läuft es nicht immer glatt. Es gibt
Höhen und Tiefen, es gibt Schwierigkeiten,
aber auch Erfolgserlebnisse. Anstrengenden
Phasen folgen beschwingte Zeiten. Werte
wie Zuverlässigkeit, Fairness und die Fähigkeit
zur Integration werden verankert.
Am Abend dann der lang ersehnte Augenblick
der Urkundenverteilung und Bekanntgabe
der Bewertung. Die Tagessieger und
top bewerteten Ensembles und deren Leiter
strahlen, sind hochmotiviert und glücklich.
5 Gruppen dürfen Südtirol im Oktober
beim Bundeswettbewerb in Wels (Oberösterreich)
vertreten. Aber auch im Gespräch mit
einer ,,enttäuschten“ Gruppe spürt man,
dass sich langsam und still doch wieder ein
kleiner Keim zu regen beginnt und Freude,
Mut und Entschlossenheit wieder wachsen,
um es in zwei Jahren beim 13. VSM Landeswettbewerb
„Musik in kleinen Gruppen“
wieder zu wagen.
In Zeiten von übermäßigem Handy- und
Medienkonsum bekommt das gemeinsame
Musizieren in der kleinen wie in der großen
Gruppe einen ganz neuen, wichtigen Stellenwert.
Musik verbindet; Emotionen und Empathie,
Begegnungen und gemeinsame Erlebnisse
kann man nicht im App-Store kaufen.
Deswegen wird es auch, solange es Menschen
gibt, immer selbst gemachte, selber
erlebte Musik geben. Wir können viel von
den jungen Menschen lernen und die Jungen
auch von uns Älteren. Wir können uns
gegenseitig Vorbild sein, füreinander da sein
und gemeinsam weiter machen.
Wir können stolz sein auf den musikalischen
Nachwuchs, die Musikkapellen - an
diesem Tag besonders auf jene Musikkapellen,
die sich um das vereinseigene Musizieren
bemühen - und die Musikschulen
in unserem Land. AlleTeilnehmerinnen und
Teilnehmer und Teilnehmer haben mit ihren
Beiträgen bewiesen, wie wunderbar, engagiert
und auf hohem Niveau sie Musik machen
können. „Musik ist die Sprache unserer
Seele, unseres Herzens und ist unsere
geistige Nahrung. Musik ist einer der höchsten
Werte unserer Gesellschaft“ (Mariss
Jansons 1943-2019)
Auf meine Frage, warum das Spielen in
der Musikkapelle so toll ist, antworten mir
Melanie und Michael, 14 und 15 Jahre,
beide aus Salurn: „Motivation und Herausforderung
hat man mehr in der Gruppe
als alleine. Und wegen der tollen Gemeinschaft
in der Musikkapelle. Die Musikkapelle
isch der Ort, wo i mein schönes Hobby
ausüben mecht.“ Von Michael kommt ein
Daumen hoch und ein verschmitztes, wissendes
Lächeln.
Ein intensiver Tag voller Musik, jugendlicher
Begeisterung und emotionaler Momente
geht zu Ende und alle Teilnehmerinnen
und Teilnehmerkönnen mit einer
Urkunde und einer Erfahrung reicher nach
Hause fahren - das junge Klarinettentrio vom
Vormittag z.B. mit hervorragenden 89,00
Punkten. Um 21:30 Uhr ist es wieder ruhig
in der Musikschule Auer…
Uta Praxmarer,
VSM-Jugendleiterstellvertreterin,
➤ alle Teilnehmer*innen, die Lehrer*innen und Leiter*innen und an die Eltern
➤ die Gemeinde Auer und die Direktorin der Musikschule Auer Alexandra
Pedrotti für die Bereitstellung der Räumlichkeiten
➤ den Hausmeister der Musikschule und Oberschule für Landwirtschaft
Sigmund Bonell
➤ die Mitarbeiter des VSM-Büros für die großartig erstklassige Arbeit vor,
während und nach dem Wettbewerb
➤ alle freiwilligen Helfer: Saalsprecher, Verköstigungsteam, Fotografen u.v.m.
Nr. 02 | April 2020 31
50:50 (93,50 Punkte) Amos Quartett (95,33 Punkte)
Brixia Sax (87,00 Punkte)
Clarinet juniors (89,00 Punkte)
Die Saxladies (93,33 Punkte)
Drumfire (81,67 Punkte)
Drumkids (77,67 Punkte)
Die Wolfis (80,83 Punkte)
EuphMer Quartett (84,50 Punkte)
GiGa Percussion (97,67 Punkte)
Jeremy (91,67 Punkte)
Flötenensemble der Musikschule Lana (85,00Punkte)
Vipialma (94,33 Punkte)
KlaFlax (84,00 Punkte)
Klari-die-netten (94,93 Punkte)
32
Klariole (90,93 Punkte)
KulturFenster
Mitans da la Val (83,33 Punkte)
Blasmusik
Melahorns (85,00 Punkte)
Le Jusoni (94,67 Punkte)
Vilanma (81,33 Punkte)
Pentakis mit Schlag (92,50 Punkte)
MischMasch 1.7 (81,67 Punkte)
Viera Holz (87,67 Punkte)
SiusiSax (86,00 Punkte)
TschaLaNa (80,00 Punkte)
Schlag 3 (89,33 Punkte)
Vahrner Youngbrasser (84,67 Punkte)
Sabiona Horns (94,50 Punkte)
Trio Scherzoso (92,00 Punkte)
Trumpet Tigers (92,17 Punkte)
The Drumming 4 (93,33 Punkte)
Trom4bones (96,17 Punkte)
4 flutes (83,00 Punkte)
Nr. 02 | April 2020 33
Aus Verband und Bezirken
Wert der Musik und der
Gemeinschaft noch besser spüren
Ein Essay von Pepi Fauster
Ende Februar überschlugen sich die Nachrichten!
Was zuerst nur ganz weit weg in
China passiert war, übertrug sich plötzlich
und ganz unerwartet auf Europa, speziell
auf Italien und auch auf unser Land Südtirol.
Experten, so auch unser Sanitätsbetrieb,
warnten bereits früh vor der großen
Ansteckungsgefahr dieser für einige Risikogruppen
gefährlichen Lungenerkrankung,
wenn sich Menschen auf engem Raum begegnen
würden, und gaben klare konkrete
Anweisungen.
Wir waren als VSM plötzlich mitten drinnen
vor Entscheidungen gestellt. Sollten
wir klaren Richtlinien vertrauen
oder einfach weitermachen?
Wir haben uns,
nach grundlegenden Absprachen
im Vorstand, dafür
entschieden, unseren
Verantwortlichen Glauben
zu schenken. Es geht um
unsere Gesundheit. Wir haben
uns die Entscheidung
nicht leicht gemacht. Nur
wenige Tage vor der Austragung
unseres mit Spannung
erwarteten Dirigenten-
Wettbewerbs „Con Brio“
beschlossen wir, diesen vorläufig
abzusagen und auf
den Herbst zu verschieben. Unsere Mitbewerber
und Freunde aus Tirol und Vorarlberg,
aber auch unsere Teilnehmerinnen
und Teilnehmer, ihre Angehörigen und wir
selbst sollten geschützt sein. Sicher bitter
für alle, die sich mit viel Einsatz darauf vorbereitet
hatten, aber die Gesundheit muss
Vorrang haben! Gar einige haben unsere
Entscheidung nicht mitgetragen und ihren
Unmut ausgedrückt.
Anfang März betrafen uns die staatlichen
Regelungen plötzlich alle. Am 4. März wurden
zum Schutz der Bevölkerung staatsweite
Maßnahmen getroffen, die niemand
von uns bisher so erlebt hatte und die wir
uns so ja auch niemals hätten vorstellen
können. Die gesundheitliche Gefährdung,
vor der gewarnt wurde, war plötzlich
im vollen Maße bei uns angekommen.
Die Jahreshauptversammlung des VSM,
Konzerte und Proben, bei denen wir mit
unseren Mitgliedern, Musikantinnen und
Musikanten, mit unserem Publikum, zusammentrafen
und zusammentreffen hätten
können und sollen, wurden plötzlich als
große Gefahrenquellen für die Ansteckung
gesehen. Zwei Tage vor dem geplanten
Auftritt musste auch der Obmann meiner
MK Reischach unser Frühjahrskonzert abblasen.
Wir hatten uns drei Monate lang
fleißig darauf vorbereitet, Programme gedruckt
und versandt, waren „fit“ und über
die Absage natürlich auch traurig. Ähnlich
wie uns erging es noch vielen anderen Musikkapellen.
Die Tätigkeit in unseren Musikkapellen
musste von einem Tag auf den
anderen total ausgesetzt werden.
Wie ist diese Situation unseren Verband
und unsere Musikkapellen betreffend einzustufen?
Ja, sie ist ungewohnt, alles andere
als erfreulich. Sie ist wie eine gewaltige
Sturmflut über uns hereingebrochen,
um mit einem Vergleich zu sprechen. Wir
haben viel investiert: Zeit, Einsatz, Freizeit,
Geld … Ist das nun alles fortgeschwemmt,
verloren, alles umsonst? Ja, das eine und
andere – z.B. ein Konzerttermin, ein vergebens
erstelltes Plakat, eine finanzielle Ausgabe
… ist weg. Aber Achtung! Niemand
ist wegen der Absagen erkrankt oder hat
deswegen sogar sein Leben verloren! Auch
nicht den Arbeitsplatz! Umsonst geprobt
haben wir wohl hoffentlich auch nicht! Verschiedenes
lässt sich nachholen.
Es ist zwar ein unfreiwilliges
Innehalten
Für mich ist dies, was unsere Tätigkeiten
betrifft, beim genaueren Betrachten doch
nicht so deprimierend wie anfangs
angenommen. Es ist zwar
ein unfreiwilliges Innehalten,
eine Pause, ein Ausgebremstsein
von jenen Tätigkeiten, die
wir sonst gemeinsam durchgeführt
hätten, wie Proben, Konzerte,
Auftritte, Ständchen, …
Aber eben – und glücklicherweise
– nur momentan, nicht
dauerhaft, nicht unumkehrbar
– also verkraftbar. Die geballte
Kraft der Musik und unserer
Blasmusik „wartet nur hinter
den Fenstern und Türen, bis
sie wieder freigelassen werden
darf. Sie ist wie ein junges, vitales
Pferd, das sehnsüchtig auf den Moment
lauert, wieder hinauszustürmen“.
Anders als ein junges Pferd können wir
34
KulturFenster
Blasmusik
Menschen durch unseren Verstand und
unser Einfühlungsvermögen das Warten
und das Daheimbleiben dafür nutzen, um
uns auf das Wesentliche zu besinnen, den
Wert der Musik und des gemeinsamen
Musizierens, aber auch zwischenmenschliche
Werte wieder neu zu entdecken, …
Es würde uns sicherlich sehr gut tun, wenn
wir oft etwas mehr Geduld hätten, noch
mehr das Schöne und Wertvolle am Musizieren
erkennen würden, dankbarer wären
für die Talente, die uns gut musizieren lassen,
mit schnell hinausgeschossener und
oft unüberlegter Kritik vorsichtiger umgehen
würden, bestimmte Aktivitäten genauer
hinterfragen und besser einschätzen
lernten, toleranter und solidarischer
mit den anderen umgingen, uns fragen
würden, ob Bestimmtes wirklich unbedingt
notwendig wäre, usw.
Als Musikantinnen und Musikanten haben
wir auch daheim viele schöne Möglichkeiten,
uns intensiv mit unserer Lieblingskunst
zu beschäftigen: Musik hören,
auch einmal solche, die wir sonst nicht so
gut kennen – fleißig üben und probieren
– selber musizieren, notieren, komponieren
- neue Zusammenspielmöglichkeiten
in unserer Familie ausloten – ein gutes
Buch über Musik lesen - …
Die großen kreativen Kräfte im Menschen
ermöglichen es, im derzeitigen Zustand
trotz allem Negativen nicht den Kopf
in den Sand zu stecken, sondern aktiv zu
sein, damit sich Positives herauskristallisiert!
Ich lade euch ein, die ganze Krise als
neue Chance für unsere gemeinsame Arbeit
zu sehen und freue mich über jede aufmunternde
und begeisternde neue Aktion.
Aus einem sehr schönen Text, der in den letzten Tagen auf WhatsApp zirkulierte und
dessen Autor mir unbekannt ist, bringe ich einige Auszüge, teils selbst umgestaltet.
Ich bin mir gewiss, dass alles wieder gut wird. Danke allen, die zur Überwindung der
Krise aktiv beitragen! Bleibt gesund und musiziert mit Begeisterung!
Frühling 2020
Es war der 16.März 2020,
die Straßen waren leer,
die Geschäfte, Büros und Bars geschlossen,
die Leute kamen nicht mehr raus …
Auch Angst machte sich breit.
Gibt es genügend Platz in unseren Krankenhäusern?
Schaffen Ärzte und Pfleger die schwierige Situation?
Können erkrankte Menschen geheilt werden?
Aber der Frühling wusste nichts.
Und die Blumen blühten wieder.
Und die Sonne schien.
Und die Schwalben kamen zurück.
Und der Himmel färbte sich rosa und blau …
Es wurde wieder das Vergnügen entdeckt,
zusammen zu essen, zu schreiben, zu lesen.
Man ließ der Fantasie freien Lauf.
Und aus Langeweile wurde Kreativität …
Manche lernten eine neue Sprache.
Manche entdeckten die Kunst.
Studenten büffelten für die nächste Prüfung.
Aus vielen Fenstern und auf den Balkonen
hörte man Musizieren …
…und dann kam der Tag der Befreiung.
Wir gingen auf die Straße.
Wir umarmten uns wieder, mit Tränen in den Augen.
Weil der Frühling es nicht wusste,
lehrte er uns allen die Kraft des Lebens...
Nr. 02 | April 2020 35
Aus Verband und Bezirken
Motivation braucht gutes Umfeld
Jahreshauptversammlung des VSM-Bezirks Meran in St. Leonhard
Alle Mitgliedskapellen des VSM-Bezirkes Meran waren zur Jahreshauptversammlung nach St. Leonhard in Passeier gekommen.
Zum ersten Mal hatte am 18. Jänner der neu
gewählte VSM-Bezirksvorstand unter der Leitung
von Bezirksobmann Andreas Augscheller
zur Jahreshauptversammlung geladen – und
die Kapellen des Bezirks waren der Einladung
vollzählig gefolgt. Die Versammlung
fand im Vereinshaus von St. Leonhard in
Passeier statt. Eingeladen hatte die Musikkapelle
Andreas Hofer St. Leonhard anlässlich
ihres 165-jährigen Bestehens.
Als Gastreferent hatte der Bezirksvorstand
den Mentaltrainer Raimund Frick eingeladen.
Er vermittelte den anwesenden Funktionären
in einem Kurzvortrag Tipps, wie sie
die Motivation der Musikantinnen und Musikanten
zum Probenbesuch und zum eigenständigen
Üben steigern könnten: „Motivation
kommt nicht von alleine, sondern
braucht ein gutes Umfeld. Ihr könnt dieses
schaffen, indem ihr eure Mitglieder beobachtet
und ihnen Tipps gebt, wo sie ansetzen
können.“ Es gehe darum, sich kleine
Gewohnheiten und Rituale anzueignen, die
sich mit dem Alltagsleben gut vereinbaren
lassen. Dabei sollten Funktionäre natürlich
mit gutem Beispiel vorangehen und selbst
vorleben, dass solche Rituale und Gewohnheiten
sinnvoll sind und etwas bringen.
Bezirksobmann Augscheller zog eine
sehr positive Bilanz seines ersten Jahres im
neuen Amt: „Ich bin stolz auf unsere Musikkapellen
und habe großen Respekt vor
der großen Vielfalt und Kreativität, mit der
sie Blasmusik leben.“ Außerdem hob Augscheller
die „stets angenehme Zusammenarbeit
mit den Vorstandskollegen“ hervor. Ein
Wermutstropfen bleibt auch ein Jahr nach
dem großen Wechsel im Bezirksvorstand
nach wie vor bestehen: Die Ämter des Bezirkskapellmeisters
und des Bezirksstabführers
sind nach wie vor nicht besetzt. Immerhin
konnten mit Markus Gufler (Fachgruppe
Kapellmeister) und Bernhard Christanell
(Medienreferent) zwei Musikanten aus dem
Bezirk zur Mitarbeit im Bezirksvorstand bewogen
werden. Beide wurden bei der Versammlung
in St. Leonhard offiziell als Vorstandsmitglieder
bestätigt.
Bezirksobmann Andreas Augscheller
konnte schon im ersten Amtsjahr auf viel
Positives in „seinem Bezirk“ verweisen.
Aktuelle Zahlen zu den Kapellen im Bezirk
legte Schriftführer Stefan Erb vor: In den
36 Kapellen sind derzeit 1.614 Musikantinnen
und Musikanten aktiv, die Mitglieder
sind im Durchschnitt 30,8 Jahre alt. Insgesamt
liegt der Frauenanteil bei 35,6 Prozent
– je jünger die Mitglieder sind, desto höher
wird dieser Anteil. Bei den Mitgliedern, die
jünger als 20 Jahre sind, liegt der Frauenanteil
bei 62,8 Prozent.
Die Jugendarbeit bildet auch auf Bezirksebene
einen großen Schwerpunkt. So gab es
eine Marschprobe für Jungmusikanten im
Mai, die traditionellen Bezirks-Jungbläsertage
in der Lichtenburg in Nals im August und
einen Jugendleiter-Stammtisch im Oktober.
Die Stabführer trafen sich einmal im März
mit Verbandsstabführer Klaus Fischnaller,
einmal im Mai zu einer Fortbildung und zu
einem Stammtisch im November.
Ein fester Bestandteil jeder Bezirksversammlung
sind auch die Berichte des Verbandsvorstandes:
Verbandsobmann Pepi
Fauster berichtete über den Stillstand bei
der Neuregelung des „Dritten Sektors“, Verbandskapellmeister
Meinhard Windisch von
der positiven Entwicklung bei der Ausbildung
von neuen Kapellmeisterinnen und Kapellmeistern.
Verbandsjugendleiter Hans Finatzer
berichtete von der umfangreichen Jugendarbeit
auf Landesebene und wünschte
sich mehr Zuhörer bei den Konzerten des
Südtiroler Jugendblasorchesters. Verbandsstabführer
Klaus Fischnaller kündigte ein
neues Probenkonzept für Marschierproben
an und verwies auf ein Jugendfestival
im April 2021, bei dem die Musik in Bewegung
eine zentrale Rolle spielen soll.
Abschließend bedankte sich der Gemeindereferent
Robert Tschöll für den Einsatz
der Musikkapellen in seiner Gemeinde und
im ganzen Bezirk. Bezirksobmann Andreas
Augscheller bedankte sich seinerseits bei der
Gemeindeverwaltung von St. Leonhard und
beim Holzbläserensemble der Musikkapelle
Andreas Hofer St. Leonhard für die musikalische
Gestaltung der Bezirksversammlung.
Bernhard Christanell
VSM- Bezirks-Medienreferent
36
KulturFenster
Blasmusik
Wenn Musikanten zu
Artisten werden
Jahreshauptversammlung des VSM-Bezirkes Bozen
„Wir hatten das ganze Jahr hindurch viel
Programm; dazu kam für die Musikantinnen
und Musikanten noch die rege Tätigkeit in
den Kapellen“, sagte Stefan Sinn, der Obmann
des Musikbezirks Bozen im Verband
Südtiroler Musikkapellen (VSM), bei der
68. Vollversammlung des VSM-Bezirkes
Bozen in Branzoll. Großer Höhepunkt war
die Verleihung des Förderpreises.
Mit einem musikalischen Gruß hieß die
Bläsergruppe der Musikkapelle Branzoll
die Vertreter der Kapellen im Kulturhaus
willkommen. Es war ein buntes Bild, das
in Branzoll
Gut besucht war die Jahreshauptversammlung des VSM-Bezirkes Bozen in Branzoll.
Die Bürgerkapelle Gries bekam für ihr Projekt
„Manege frei!“ den Förderpreis des Weingutes
„Ritterhof“ verliehen.
die vielen Musikantinnen und Musikanten
in ihren bunten Trachten abgaben.
Sehr umfangreich war die Tätigkeit, auf
die der Musikbezirk Bozen zurückblickte.
Auf großes Echo stießen die Konzerte des
Jugendblasorchesters Bozen (JuBoB) in
Auer und in Sarnthein. In Völs gab es den
Schnupperkurs Dirigieren, der auch heuer
wieder angeboten wird. „Schickt – in eurem
Interesse – fähige Leute, die sich eine Kapellmeisterausbildung
vorstellen können“,
sagte Bezirkskapellmeister Michael Vikoler.
In Auer wurde im vergangenen Jahr
ein Wertungsspiel ausgetragen.
Eine Neuauflage
des Frauenblasorchesters
gelang aufgrund
der zu geringen Anmeldungen
nicht mehr.
Die Jungmusiker-Leistungsabzeichen
wurden
in Eppan vergeben. Bezirksjugendleiter
Werner
Mair betonte, dass von
den 107 Teilnehmern 21
mit „ausgezeichnet“ abschlossen.
Für die nächste
Auflage sind einige
Änderungen geplant.
Wichtig sind der Bezirksleitung stets auch
die Stabführerkurse. „Das Niveau im Bezirk
ist gut; dies ist nur möglich, wenn fähige
Stabführer vorausgehen“, sagte Bezirksstabführer
Matthias Targa. Er verwies
auf das Bezirksmusikfest 2021 in Aldein,
wo auch ein Marschierwettbewerb geplant
ist. Marschiert werde auch beim Jugendfestival,
das ebenfalls 2021 stattfinden soll.
Spannender Höhepunkt der diesjährigen
Vollversammlung war die Vergabe des Förderpreises
„Weingut Ritterhof“. Zwei Kapellen
hatten sich mit besonderen Projekten
beworben: die Musikkapelle Oberbozen mit
„Rock im Bruch“ und die Bürgerkapelle
Gries. Unter dem Motto „Manage frei“ verband
sie Musik mit Artistik, und das Publikum
war begeistert. „Es ist gelungen,
junge Talente über das Musikalische hinaus
zu fördern“, sagte Obmann Roland
Furgler. Damit überzeugte die Kapelle die
Jury und gewann den mit 2000 Euro dotierten
Förderpreis.
„Viele Kapellen führen Projekte durch,
aber nur wenige beteiligen sich am Wettbewerb“,
bedauerte Ludwig Kaneppele,
der Geschäftsführer des Weinguts. Künftig
wird der Förderpreis nur noch alle 2
Jahre vergeben – dafür aber mit höherem
Preisgeld und mehr prämierten Plätzen.
Branzolls Vizebürgermeisterin Margot
Pizzini dankte den Musikantinnen und Musikanten
für ihren Beitrag, den sie für die
Allgemeinheit in den Dörfern und Städten
leisten. Dem Dank schloss sich Pfattens Vizebürgermeister
Elmar Oberhofer an. Pfatten
hat keine Musikkapelle, kann aber immer
wieder auf die Branzoller Musikanten zählen.
Der Bezirk Bozen ist der mitgliederstärkste
Bezirk im Verband Südtiroler Musikkapellen.
Er reicht von Gröden und dem
Schlerngebiet über den Ritten, dem Sarntal
und dem Tschögglberg, bis nach Andrian
im Westen und Salurn im Süden.
Die 56 Kapellen zählen insgesamt 2935
Mitglieder: 1762 davon sind Männer und
1173 Frauen. Dies entspricht einem Frauenanteil
von 40 Prozent. „Der Anteil der
Frauen steigt zusehends; das ist erfreulich.
Es braucht aber auch junge Männer, die
zu den Kapellen kommen“, sagte Bezirksobmann
Stefan Sinn. Der Verband freue
sich über jedes neue Mitglied. Das Durchschnittsalter
der Musikanten liegt aktuell
bei 39 Jahren, jenes der Musikantinnen
hingegen bei 25 Jahren.
Marion Künig, Medienreferentin
des VSM-Bezirkes Bozen
Nr. 02 | April 2020 37
Aus Verband und Bezirken
Umfangreich, bunt,
qualitätsorientiert
72. Jahreshauptversammlung des VSM-Bezirks Bruneck
In einer Gedenkminute wurde zur Beginn der Bezirksversammlung im Vereinshaus
von St. Georgen der im vergangenen Jahr verstorbenen Musikkameraden gedacht.
Am vergangenen 1. Februar hat der Vorstand
des VSM-Bezirks Bruneck zusammen mit den
Vertretern aller (!) 54 Kapellen des Pustertales
im Vereinshaus von St. Georgen Rückschau
auf ein arbeitsintensives und erfolgreiches
Jahr gehalten.
Dazu konnte Bezirksobmann Hans Hilber
als Ehrengäste den Landtagsabgeordneten
Manfred Vallazza, seines Zeichens selbst
Tubist der Musikkapelle Wengen, Bezirksehrenobmann
Helmuth Pescolderung, Bezirksehrenmitglied
Sepp Oberschmied sowie
die Vertreter des Verbandsvorstandes
begrüßen. Gemeinsam mit Bezirksschriftführer
Hannes Zingerle ließ Hilber das Tätigkeitsjahr
in Wort und Bild Revue passieren.
Die Aus- und Weiterbildungskurse als
Ergänzung zum Angebot auf Verbandsebene
waren dabei ebenso ein Schwerpunkt wie
Bezirksstabführer Franz Plangger,
Bezirkskapellmeister Georg Kirchler und
Bezirksjugendleiter Matthias Kirchler (v.l.)
die bereits 14. Bezirksjungbläsertage. Der
finanzielle Aufwand für dieses wohl wichtige
Standbein der Jugendarbeit im Bezirk sei
als besonders attraktives und viel beachtetes
Angebot allemal gerechtfertigt, betonte
Hilber. Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit
konnte mit den 3 Osttiroler
Musikbezirken durch die regelmäßigen
Freundschaftstreffen seit 1981 und das im
Jahr 2014 initiierte Projekt des gemeinsamen
Blasorchesters 40+ weitergeführt und auch
unter den Musikkapellen gefestigt werden.
VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster gratulierte
zu dieser „umfangreichen, bunten
und stets qualitätsorientierten“ Tätigkeit.
Einen besonderen Dank richtete Hilber
an die Bezirksgemeinschaft Pustertal, die
Gemeindeverwaltungen des Tales und die
örtlichen Bankinstitute für die notwendige
Unterstützung. Er dankte auch allen
Verantwortlichen im Bezirk und
im Verband für die vorbildliche Zusammenarbeit
und wertvolle Unterstützung:
„Zusammenkunft ist
ein Anfang, Zusammenhalt ist ein
Fortschritt, Zusammenarbeit ist
der Erfolg!“
In ihren Kurzreferaten gaben
der Bezirkskapellmeister, der Bezirksjugendleiter
und der Bezirksstabführer
Franz Plangger wichtige
Impulse für die zukünftige Arbeit.
Bezirkskapellmeister Georg Kirchler lud die
Kapellen ein, sich vermehrt für die Lehrproben
der Dirigierschüler zur Verfügung
zu stellen. Es sei ein Geben und Nehmen,
ein fruchtbares Miteinander, von dem beide
profitieren: „Vielleicht ist gerade einer dieser
Jugendlichen euer Kapellmeister oder
eure Kapellmeisterin von morgen.“
Bezirksjugendleiter Matthias Kirchler
hob hervor, dass sich die Jugendarbeit in
der Kapelle nicht nur auf die Jugendleiter
beschränke, sondern den gesamten Vereinsvorstand
und die Kapelle in die Pflicht
rufe. Gerade die geänderten gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen erforderten
von allen Beteiligten Kompromissbereitschaft
und auch ein Umdenken, denn die
Idealvorstellung einer vollzähligen Musikprobe
sei überholt. Dabei mahne er zur
Vorsicht, Einzelfälle nicht zu pauschalisieren,
sondern jeden Fall einzeln im Vorstand
zu besprechen, zu analysieren und
auch Verständnis dafür zu zeigen: „Wir
müssen diese Situationen thematisieren,
im Ausschuss, mit den Jugendlichen und
mit der Kapelle.“
Bezirksstabführer Franz Plangger sieht
die Musik in Bewegung manchmal als
Stiefkind. Daher ermutigte er die Kapellen
zu mehr Leidenschaft für die Marschauftritte
und auch mehr Vorbereitungszeit dafür
zu investieren. Das Um und Auf dafür
sei ein gut ausgebildeter Stabführer, unterstrich
er und rührte dementsprechend die
Werbetrommel für die anstehenden Ausbildungskurse
und das neue Leistungsabzeichen
für Stabführer.
Seit Jahrzehnten wird das bekannte
„Kameradenlied“ zum Abschied von verstorbenen
Musikanten gespielt. Der Liedtext
bezieht sich allerdings auf einen im
Kampf gefallenen Soldaten und hat nichts
mit einem Musikantenleben zu tun. Daher
wurde in letzter Zeit unter den Musikkapellen
der Wunsch nach einer musikalischen
Alternative laut. Diesem Wunsch komme
der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM)
nun nach, bestätigte Verbandskapellmeister
Meinhard Windisch bei der Bezirksversammlung
in St. Georgen. Der Komponist
Hannes Kerschbaumer wurde beauftragt,
ein neues Abschiedslied zu komponieren:
„Wir werden niemanden vorschreiben, was
er wann zu spielen hat, aber mit diesem
neuen Lied bieten wir jenen, die danach
suchen, eine Alternative.“
Stephan Niederegger, Medienreferent
des VSM-Bezirks Bruneck
38
KulturFenster
Blasmusik
Jahreshauptversammlung des
VSM-Bezirkes Sterzing
Mangel an Kapellmeistern und Stabführern ist großes Problem
Am 25. Jänner 2020 konnte der im Juni
2019 neugewählte Ausschuss unter Obmann
Daniel Ungerank die 13 Kapellen des
VSM Bezirk Sterzing, die Vertreter des Verbandsvorstandes
und einige Ehrengäste,
unter anderem Bürgermeister Sebastian
Helfer und den Präsidenten der Bezirksgemeinschaft
Wipptal, Karl Polig, zur alljährlichen
Hauptversammlung im Vereinshaus
von Ridnaun begrüßen. Eine Bläsergruppe
der Knappenkapelle Ridnaun gestaltete die
musikalische Umrahmung der Versammlung.
Haupthemen der Versammlung waren
der Kapellmeister- und Stabführermangel.
Bezirkskapellmeister Klaus Sailer hatte
deshalb bereits einen Stabführerkurs organisiert,
und er stellte zudem verschiedene
Möglichkeiten der Kapellmeisterausbildung
vor.
Die Bezirksjugendleiterinnen berichteten
von ihren durchgeführten Projekten, wobei
der Schwerpunkt auf den Jungbläsertagen
lag. Auch mit der Musikschule wird inten-
Ein Blechbläserquartett der Knappenkapelle Ridnaun sorgte bei der Versammlung für
„den guten Ton“.
siv zusammengearbeitet, um die Wartelisten
für die Jungmusikanten abzubauen.
Bürgermeister Sebastian Helfer unterstrich
in seiner Grußbotschaft die Wichtigkeit
des Ehrenamtes, und Karl Polig sicherte
seinerseits die weitere Unterstützung
der Bezirksgemeinschaft zu. Die Vertreter
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen
VSM informierten über die Tätigkeiten
im Verband.
Markus Teissl, Schriftführer
des VSM-Bezirkes Sterzing
Bei der Jahreshauptversammlung des VSM-Bezirkes Sterzing – (v.l.) Verbandsobmann Pepi Fauster, Bezirksobmann Daniel
Ungerank, Bezirkskapellmeister Klaus Sailer, Bezirkskassier Markus Leitner, Bezirksschriftführer Markus Teissl, Bezirksjugendleiterinnen
Magdalena Keim und Annelies Gschließer
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist Freitag 15. Mai 2020.
Nr. 02 | April 2020 39
Aus Verband und Bezirken
Jung(le)schlern – die ultimative
Faschings-Musikparty
Das Jugendblasorchester des Schlerngebietes musiziert mit DJ Franco Vallone
Als musikalisches „Dschungelcamp“ der besonderen Art präsentierte sich das Jugendblasorchester „Jungschlern“ am heurigen
Faschingssamstag. (Fotos: Life-Style-Agency)
Am 22. Februar 2020 war es soweit: Gemeinsam
mit dem Dirigenten Samuel Vieider
und DJ Franco Vallone (alias DJ NG) luden
die rund 65 begeisterten Jungmusikantinnen
und Jungmusikanten des Jugendblasorchesters
„Jungschlern“ in das Kulturhaus von
Völs zu einem Konzert ganz besonderer wie
auch innovativer Art ein.
Jungschlern ist ein erfolgreiches Gemeinschaftsprojekt,
das eine ganze Generation
musikbegeisterter Jugendlicher
aus dem Schlerngebiet zusammenführt.
Bereits von Beginn an liegt das Ziel des
Jugenblaschorchesters darin, jungen Musikerinnen
und Musikern aus den fünf
Musikkapellen Kastelruth, Seis, Völs am
Fühlte sich beim Jung(le)schlern
augenscheinlich wohl: DJ NG Franco
Vallone (Foto: Life-Style-Agency)
Schlern, Völser Aicha und Tiers die Möglichkeit
zu geben, symphonische Blasorchesterliteratur
zusammen mit Gleichgesinnten
auf musikalisch hohem Niveau
zu erleben.
Nach den positiven Erfahrungen mit
den Projekten der vergangenen Jahre und
dem regen Zuschauerinteresse hat „Jungschlern“
dem Publikum auch dieses Mal ein
ganzheitliches Musikerlebnis geboten. Am
Faschingssamstag standen „Jungschlern“
und DJNG mit „Jung(le)schlern“ gemeinsam
mit DJ NG auf der Bühne und ließen
den Konzertsaal erbeben. Stimmungsvolle
Hits der 1970er Jahre bis heute lösten bei
den rund 500 Zuhörern heftige Tanzlaune
aus. Beim gemeinsamen Auftritt von Orchester
und DJ erhielten mehrere junge
Solisten die Möglichkeit, auf großer Bühne
ihr musikalisches Können anhand
bekannter Melodien unter
Beweis zu stellen.
Der bunte und stimmungsvolle
Abend stand unter dem Motto
„Dschungel“. Eifrig wurden bereits Tage
vor dem großen Auftritt das gesamte Kulturhaus
in Völs dem Thema entsprechend
dekoriert sowie passende Kostüme gebastelt.
Letztlich standen nicht nur die Musikantinnen
und Musikanten verkleidet auf
der Bühne, sondern auch die Zuschauer
fieberten in den schönsten Verkleidungen
mit. Die besten Einzel- und Gruppenkostüme
wurden mit tollen Preisen prämiert.
Das Organisationsteam des Jugendorchesters
Jungschlern bedankt sich herzlich bei
Georg Thaler für das musikalische Coaching,
den zahlreichen Sponsoren
für die finanzielle Unterstützung,
sowie den vielen
stillen Helfern, ohne deren
Unterstützung und
Einsatz ein solches Projekt
nicht stattfinden
könnte. Das gesamte Orchester
freut sich auf
eine gelungene Veranstaltung
zurückblicken
zu können: Jung(le)
schlern - ein Projekt voller
geselliger und musikalischer
Höhepunkte.
Sabrina Vieider
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KulturFenster
Ans Dirigentenpult
„herangeschnuppert“
02.06.2020; 06.06.2020; Blasmusik
11.-18.07.2020
Leistungsabzeichen 2020
Prüfungstermine
www.vsm.bz.it/2020/03/15/
leistungsabzeichen-pruefungstermine-2020
Christian Laimer vermittelt 17 jungen Musikantinnen
und Musikanten erste Versuche mit dem Taktstock
Auf großes Interesse stieß ein vom Verband
Südtiroler Musikkapellen (VSM)
organisierter Nachmittag in Algund, bei
dem junge Musikantinnen und Musikanten
erste Erfahrungen am Dirigentenpult sammeln
konnten.
Dem VSM ist die Aus- und Weiterbildung
von Kapellmeisterinnen und Kapellmeistern
ein großes Anliegen. Im Probelokal
der Algunder Musikkapelle fand
daher am 1. Februar ein „Schnupperdirigieren“
statt, bei dem Christian Laimer,
Kapellmeister der Algunder Musikkapelle
und Direktor der Musikschule Lana/Ulten/
Deutschnonsberg, 17 jungen Musikantinnen
und Musikanten erste Einblicke in
die Arbeit eines Kapellmeisters gewährte.
Der Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
kam aus dem Burggrafenamt, aber
auch aus den VSM-Bezirken Vinschgau,
Bozen und Brixen hatten junge motivierte
Musikantinnen und Musikanten den Weg
nach Algund auf sich genommen.
Nach einem theoretischen Teil, bei
dem es um das Lesen einer Partitur und
die Vorbereitung einer Probe ging, hatten
einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
auch die Gelegenheit, direkt ans Dirigentenpult
zu treten. Als Übungskapelle
stellte sich die Algunder Jugendkapelle zur
Verfügung; die Kursteilnehmer mischten
sich mit ihren Instrumenten darunter und
spielten mit. Der Referent Christian Laimer
gab ihnen ein direktes Feedback und
wertvolle Hinweise für die Probenarbeit.
Sehr zufrieden mit dem Verlauf war
auch der Kursleiter Daniel Götsch, Bezirksjugendleiter
im VSM-Bezirk Meran:
„Wir hoffen jetzt natürlich, dass sich von
diesen Teilnehmern möglichst viele für die
Kapellmeister-Ausbildung an unseren Musikschulen
anmelden. Kapellmeister sind
nach wie vor sehr gefragt.“
Text und Fotos:
Bernhard Christanell
Von den „Trockenübungen“, bei denen vor allem die theoretischen Grundlagen im
Mittelpunkt standen …
… ging es im praktischen Teil des „Schnupperdirigierens“ mit der Algunder
Jugendkapelle darum, wie sich die Theorie in die Praxis umsetzen lässt.
Nr. 02 | April 2020 41
Die Jugendseite
Der Anfang war „märchenhaft“
Die Algunder Jugendkapelle
Beim Sommercamp in Pfelders gibt es immer jede Menge Musik und Spaß.
Die Algunder Jugendkapelle wurde 2004
aus der Taufe gehoben und befand sich
zunächst knapp zehn Jahre lang unter
der musikalischen Leitung von Wolfgang
Schrötter. Mit der Aufführung des Märchenmusicals
„Freude" im Sommer 2005
und des Musicals „Franziskus" im Sommer
2007 haben die Algunder Nachwuchsmusikanten
Jung und Alt begeistert.
In den nächsten Jahren folgten zahlreiche
Erfolge bei Wettbewerben. Besonders
erfolgreich verlief das Jahr 2009:
In diesem Jahr holte die Jugendkapelle
beim Landesjugendkapellen-Wettbewerb
in Mühlbach sowie beim Internationalen
Jugendkapellen-Wettbewerb in Schladming
den Tagessieg, beim Österreichischen
Bundeswettbewerb siegte sie in
ihrer Altersklasse. Zeitweise gab es mit
der „Schlumpfnmusig“, der Jugendkapelle
und der „Algunder U21“ sogar drei
Jugendformationen im Dorf.
2013 übernahm Alexandra Brunner die
Leitung, nach zwei Jahren gab sie diese
an Hannes Schrötter weiter. Seit September
2018 steht Bernhard Christanell am
Dirigentenpult.
Für die 20 Mitglieder und Dirigent
Bernhard Christanell stehen mehrere
Fixpunkte, wie die Teilnahme am
Kinderfasching, die Umrahmung der Kinderchristmette
oder Auftritte vor Konzerten
der Algunder Musikkapelle auf dem Jahresprogramm.
Weiters tritt die Jugendkapelle
bei anderen Festen oder Feiertagen
in Algund oder den umliegenden
Dörfern auf, sodass mehrere Auftritte gut
auf das ganze Jahr verteilt sind und meistens
einmal in der Woche zusammen
geprobt wird. Ein Höhepunkt ist das alljährliche
Sommercamp, bei dem die Mitglieder
einige Tage gemeinsam auf dem
Berg verbringen.
Neben dem Musizieren stehen natürlich
auch der Spaß und das Miteinander
im Mittelpunkt. Natürlich wäre solch ein
Projekt ohne die freiwillige Mithilfe von
mehreren Mitgliedern der Musikkapelle
nicht denkbar.
Darüber hinaus versucht der Vorstand
der Musikkapelle um Jugendleiter Hannes
Schrötter jährlich ein Projekt zu organisieren,
um neue Jungmusikanten zu gewinnen.
Erst im Februar führten zwei Ensembles
und ein Sprecher aus den Reihen
der Musikkapelle in der Algunder Grundschule
eine Bearbeitung von C. Saint-Säens'
„Karneval der Tiere" auf.
Die Algunder Jugendkapelle in Zahlen:
Anzahl der Mitglieder: 20
davon 11 weiblich, 9 männlich
Jüngste(r): 10 Jahre
Älteste(r): 16 Jahre
Durchschnittsalter: 12,85 Jahre
Besetzung: 3 Flöten, 6 Klarinetten, 1
Saxophon, 4 Trompeten, 2 Euphonien,
1 Posaune, 3 Schlagzeuger
Der Kapellmeister
Bernhard Christanell
Beruf: Journalist
Ich komme aus: Algund
Ich spiele selbst: Querflöte
Erste Blasmusikerinnerung: Im ersten
Jahr bei der Musikkapelle kam nach der
Sommerpause mein Stimmkollege zu mir
und hat gesagt: „Bernhard, das ist eine
Piccolo-Flöte, die spielst du jetzt!" Dabei
ist es bei der Musikkapelle vorwiegend
geblieben, und es macht mir immer
noch viel Spaß .
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KulturFenster
Blasmusik
Beim Herbstfest
in Marling spielte
die Algunder
Jugendkapelle unter
der Leitung von
Bernhard Christanell
bereits ebenso auf …
… wie beim Algunder Christkindlmarkt
„Die Zwei“ von der Jugendkapelle stellen sich vor
Miriam
Mein Name: Miriam Wellenzohn
Alter: 10
Ich spiele: Saxophon
Ich lerne dieses Instrument, weil: ich einmal mein Instrument gehört habe. Da
wusste ich gleich, das war mein Instrument, das ich spielen wollte. Mir gefiel alles
an ihm: die Töne, der Sound … einfach alles, und dann fing ich an, dieses Instrument
zu lernen.
In meiner Freizeit höre ich gerne: viele verschiedene Musikarten.
Was gefällt dir besonders an der JuKa? Dass mal verschiedene Instrumente zusammenspielen.
3 Dinge, die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest: Mein Instrument, meine
Familie + Freunde (und unbedingt ein Buch)
Wenn ich einen Wunsch frei hätte … würde ich mir das wünschen: Mit meiner Familie
eine Reise nach Afrika zu machen und einmal ganz allein mit meinen Freunden
ohne Eltern wegzufahren und dort auch zu übernachten.
Sarah
Mein Name: Sarah Wellenzohn
Alter: 10
Ich spiele: Klarinette
Ich lerne dieses Instrument, weil: es mir Spaß macht und mir gefällt es auch sehr,
immer wieder neue Stücke zu spielen.
In meiner Freizeit höre ich gerne: Radiolieder
Was gefällt dir besonders an der JuKa? Dass man seinen Spaß hat und man lernt auch
was dazu. Wir spielen auch immer verschiedene Lieder und das finde ich super!
3 Dinge, die du auf eine einsame Insel mitnehmen würdest: Mein Instrument, meine
Freunde und meine Familie (Blatt und Stift habe ich immer bei der Hand)
Wenn ich einen Wunsch frei hätte … würde ich mir das wünschen: Eine Reise nach
Afrika.
Nr. 02 | April 2020 43
11.-25.07.2020
Jungbläserwochen
2020
www.vsm.bz.it/2020/03/15/
jugendkurswochen-2020
Zur Person
Herzliche Gratulation
zu zweimal 60!
Bezirksobmänner Hans Hilber und Pepi Ploner
feiern runden Geburtstag
„Die Feste soll man feiern, wie sie fallen“,
weiß man. Heuer ist die Veranstaltung von
großen Feiern vorerst einmal nicht so gut
möglich, im kleineren Rahmen der Familie
aber sicher. Diesen guten Wünschen wollen
auch wir vom VSM uns anschließen und
den beiden Jubilaren zu ihrem runden Geburtstag
herzlich gratulieren.
Pepi Ploner feierte seinen 60er am 15.März.
Neben seinem Beruf bei der Eisenbahn war
er in den letzten mehr als vier Jahrzehnten in
verschiedenen
Bereichen ehrenamtlich
tätig.
Besondere
Verdienste hat
er sich im Blasmusikwesen
erworben.
46 Jahre lang
ist er aktives Mitglied
der Musikkapelle
Lüsen und
leitet als Obmann
schon 27 Jahre lang
ihre Geschicke. Weitere
drei Jahre war
er im Ausschuss vertreten.
Er ist Mitglied
der Böhmischen, in
verschiedenen Bläsergruppen
und im
Posaunenquartett.
Zusätzlich zu diesen
Aufträgen ist er nun 22
Jahre lang Mitglied des
VSM-Bezirksauschusses
Brixen und steht ihm
schon 19 Jahre lang ehrenamtlich
als dessen
Obmann vor. Zugleich
sitzt er als Bezirksobmann
auch im Vorstand der Landesleitung
des VSM.
Hans Hilber beging seinen runden Geburtstag
am 19. März, dem Josefi-Tag.
Mit viel Fleiß und Einsatz stellte auch er
sich jahrzehntelang neben seinem Beruf
als Grundschullehrer und Schulleiter für
viele ehrenamtliche Tätigkeiten im Dorf und
darüber hinaus zur Verfügung. Nun kann
er als frisch gebackener Pensionist seine
Zeit noch besser einteilen und sich auch
zwischendurch mehr freie Zeit nehmen.
Sehr viel an persönlichem Ein-
Hans
Hilber
Pepi
Ploner
satz schenkte er seit vielen Jahren dem
Blasmusikwesen. Seit der Gründung der
Musikkapelle Stegen im Jahre 1983 spielt
er Tenorhorn und war, mit einer kleinen
Unterbrechung, bis 2017 insgesamt 28
Jahre lang deren Obmann. Seit 1987 ist
er Mitglied des Bezirksvorstandes der Musikkapellen
des Pustertales, zuerst als Bezirkskassier
und als Bezirksschriftführer.
Seit 2007 hat er das Amt des Obmannes
des Bezirkes Bruneck im
Verband Südtiroler Musikkapellen
inne und ist somit
Vorstandsmitglied im VSM.
Der Vorstand des VSM gratuliert
den beiden junggebliebenen
Bezirksobmännern
sehr herzlich zum
60.Geburtstag und bedankt
sich ganz aufrichtig
für die verdienstvollen
Tätigkeiten als Obmänner
im eigenen Bezirk
wie auch als rührige
Vorstandsmitglieder
im VSM und lobt den
enormen Einsatz für
die Mitgliedskapellen.
Möge daneben noch
etwas Zeit für die Familie
und die persönlichen
Hobbys bleiben!
Viel Glück und
Segen für die weiteren
Jahrzehnte
und ganz besonders
Gesundheit
und Freude an der
Musik wünscht im
Namen aller Musikkameraden
Pepi Fauster,
Verbandsobmann
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KulturFenster
Ars Nova
Blasmusik
„Proludium“ –
füreinander spielen
Jakob Augschöll und die Faszination der
unendlichen Klangbilder des Blasorchesters
im Rahmen der Komponistenwerkstatt mit
Thomas Doss im Meraner Kursaal uraufgeführt.
Seine musikalischen Ideen fi ndet er
bei Gesprächen mit Freunden, aber auch
beim Lesen oder Autofahren. Dabei suche
er oft die klangliche Herausforderung, die
melodische und rhythmische Struktur stehe
immer an zweiter Stelle: „Ich selbst definiere
mich über akkordische Wendungen
und die Klangstruktur, weshalb mich das
Blasorchester in seinen scheinbar unendlichen
Klangbildern unglaublich fasziniert.“
Bisher waren es meist Auftragskompositionen,
denn – wie er sagt – komponiere
er nur dann gut und schnell, wenn es ein
Stichdatum gibt. Dabei sei er vor allem gefordert,
ein Werk als Ganzes zu schreiben.
Er arbeitet sehr oft in Fragmenten, wobei
der Schluss auch manchmal schon lange
vor dem Anfang auf dem Notenpapier steht.
Er ist am 7. September
1998 geboren, hat 2017
die Leitung der Musikkapelle
Antholz/Niedertal
übernommen, dirigiert
seit 2019 die Musikkapelle
St. Lorenzen und ist somit
derzeit einer der jüngsten
Kapellmeister Südtirols.
Die Rede ist von Jakob
Augschöll aus Luttach.
Er studiert am Konservatorium
Bozen Horn und macht
seit einigen Jahren auch als Komponist auf
sich aufmerksam.
„Musik gibt einem viel mehr als nur
den Moment, in welchem man sie hört.“
Oft merke man dies aber erst, wenn man
sich intensiver damit beschäftigt, erklärt er.
Daher wolle er sich nicht mit dem instrumentalen
Musizieren begnügen, sondern
als Kapellmeister aktiv Musik gestalten und
als Komponist neue Musik schaffen: „Musik
kommt von Menschen für Menschen,
in ihr steckt (fast) immer der Charakter
oder eine Lebenserfahrung
des Komponisten.
Das ist es,
was gute Musik ausmacht“,
ist er überzeugt.
Für ihn verbinde
Musik immer
Menschen miteinander.
Ihn begeistert
das Miteinander in
einer Musikkapelle
oder in einem Blasorchester
- die konzentrierte Energie,
wenn alle im selben Moment das Gleiche
erleben, Musik machen.
Er ist überzeugter „Alleshörer“, von
Bruckner bis Queen, über Schönberg bis Lukas
Graham. Je vielfältiger die Musik ist, die
man hört, desto besser verstehe man ihre
Hintergründe und die Richtungen: „Auch
wenn einem ein Werk auf Anhieb gut oder
nicht gefällt, spätestens nach dem zwölften
Mal ist jedes Stück entweder interessant
oder eben uninteressant.“ Sein erstes
Werk für großes Blasorchester wurde 2017
PROLUDIUM
Jakob Augschöll
Proludium
Pro (für-einander) ludere (spielen)
Eine seiner jüngsten Kompositionen ist die
Ouvertüre „Proludium“. Diese ist ebenso als
Auftragskomposition im Herbst 2019 entstanden,
und zwar für das heurige 70-Jahr-
Jubiläum der Musikkapelle Hafling. In diesem
Werk geht es darum, miteinander ein
Stück zu proben und zu präsentieren. Dies
spiegelt sich in der abwechslungsreichen
Orchestrierung wider. Am Beginn steht eine
Fanfare in verschiedenen Dreiachteltakten
- angelehnt an die Reitermotivik, da Hafling
vor allem für die Haflingerpferde bekannt
ist. Es ist dies auch das einzig programmatische
Motiv des Stückes, das in
ein aufregendes Thema überleitet. Im darauf
folgenden zweiten, langsamen Teil
und im schwungvollen Schluss wird dieses
Thema immer wieder verarbeitet. Verschiedene
solistische Einwürfe und Soli der
einzelnen Register geben jedem Musiker
eine wichtige und unersetzbare Rolle. Einige
wenige Stellen geben dem ansonsten
heiteren Stück einen ernsteren Charakter,
vor allem durch die Tonartwechsel und das
drängende Motiv in den Pauken. Das „Proludium“
sollte ursprünglich im April 2020
uraufgeführt werden. Wegen der mittlerweile
bekannten Corona-Vorsorgemaßnahmen
muss die Erstaufführung auf den
Herbst oder sogar auf das Frühjahr 2021
verschoben werden.
Stephan Niederegger
Nr. 02 | April 2020 45
Musikpanorama
Vizebürgermeister Josef Pichler, Adolf Augscheller, Andreas Augscheller,
VSM-Obmannstellvertreter Christian Schwarz, Anton Augscheller (v.l.)
•Musikpanorama
Jahreshauptversammlung der Musikkapelle Walten
Rückblick auf ein aktives Jahr 2029 – Ehrung für Obmann Andreas Augscheller
Bei der Jahreshauptversammlung am
31. Jänner 2020 konnte die Musikkapelle
Walten auf ein sehr erfolgreiches
Jahr zurückblicken. Im Jahr 2019 hatte
die Musikkapelle Walten insgesamt 50
Ausrückungen. Neben den 10 Konzerten
umrahmte die Musikkapelle unter anderem
14-mal kirchliche Feiern und trat zu
6 Ausrückungen in Marschformation an.
Den Glanzpunkt des Jahres bildet jährlich
das gut besuchte Pfingstkonzert. Einen
wichtigen Bestandteil der Jahrestätigkeit
bilden die zahlreichen Voll-, Teil- und
Marschproben.
Bis zum Pfingstkonzert 2020 leitet Christian
Gamper die Musikkapelle als Kapellmeister;
danach wird Adolf Augscheller
wieder das Dirigentenamt übernehmen.
Die Musikkapelle Walten zählt zurzeit 48
aktive Mitglieder. Bemerkenswert sind
die insgesamt 9 Jungmusikanten, welche
gerade dabei sind, ein Instrument
zu erlernen.
Für die 40-jährige Treue zur Musikkapelle
Walten wurde beim diesjährigen
Kameradschaftsabend Obmann Andreas
Augscheller durch VSM-Obmannstellvertreter
Christian Schwarz mit dem Ehrenzeichen
in Gold des VSM geehrt. Er kam
mit 12 Jahren als Flügelhornist zur Musikkapelle
und ist zudem seit 29 Jahren
als Obmann im Amt.
In den Grußworten von Bürgermeister Konrad
Pfitscher, Vizebürgermeister Josef Pichler
und Kulturreferentin Elisabeth Ploner
Wohlfarter wurden die Leistungen der
Kapelle gelobt und dem Kapellmeister viel
Freude und gutes Gelingen gewünscht.
MK Walten
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KulturFenster
Die Musikkapelle Auer wählt
neuen Ausschuss
Blasmusik
20.01. - 28.12.2020
VSM-Motiviert und fit?
Funktionärsausbildung
2020 (NFA)
www.vsm.bz.it
Thomas Rech ist Nachfolger von Obmann Manfred Abram
Der neue Ausschuss der MK Auer: (v. l.) Franz Kaufmann, Siegmund Bonell, Jasmine Oberrauch, Thomas Amplatz, Cindy
Oberrauch, Manfred Micheletti, Thomas Rech, Andreas Falser, Arnold Laimgruber (Kapellmeister), Florian Pircher, Werner Kröss,
Simon Kaufmann, Filipp Zwerger
Am 7. Februar hielt die Musikkapelle Auer
ihre alljährliche Jahreshauptversammlung
ab. Dabei wurde auf das vergangene Musikjahr
2019 zurückgeblickt und ein neuer
Vorstand gewählt.
Mit insgesamt 17 Auftritten der gesamten
Musikkapelle, 4 Auftritten der Jugendkapelle
und 9 Auftritten in kleinen Gruppen
sowie der Mitwirkung beim Altmauerfest und
der Ausrichtung des traditionellen Musikfestes,
war das Jahr 2019 ein sehr intensives
Musikjahr. Ein besonderes Highlight
in diesem Jahr war die Teilnahme beim
Konzertwertungsspiel des VSM im Mai, bei
dem die Musikkapelle Auer unter der Leitung
von Kapellmeister Arnold Leimgruber
mit 92,33 Punkten ein großartiges Ergebnis
erzielen konnte.
Im Anschluss an die Berichte der Ausschussmitglieder
standen die Neuwahlen
des Vorstands auf der Tagesordnung.
Nachdem Manfred Abram nach 12 Jahren
das Amt des Obmannes niederlegte,
wurde Thomas Rech als Nachfolger gewählt.
Als sein Stellvertreter wurde Werner
Kröss namhaft gemacht.
Während das Mandat für Jugendleiter Thomas
Amplatz, Zeugwart Siegmund Bonell
und Archivar Manfred Micheletti verlängert
wurde, kamen Cindy Oberrauch als Schriftführerin,
Filipp Zwerger als Kassier und Jasmine
Oberrauch als Medienreferentin neu in
ihr Amt. Andreas Falser, Franz Kaufmann,
Simon Kaufmann und Florian Pircher arbeiten
als Beiräte im neuen Ausschuss mit.
Im Rahmen der Vollversammlung wurde
den beiden Marketenderinnen Astrid Anhof
und Barbara Raich für ihre langjährige
Tätigkeit gedankt.
MK Auer – Jasmine Oberrauch
Ein Dankeschön für die langjährige Tätigkeit: (v. l.) Thomas Rech (der neue Obmann
der MK Auer), Barbara Raich, Astrid Anhof, Manfred Abram (ehemaliger Obmann).
Nr. 02 | April 2020 47
Danke
Danke an alle Rettungskräfte
Danke an alle Pflegekräfte
Danke an alle, die im Supermarkt arbeiten.
Danke an alle Polizisten
Danke an alle Ärzte
Danke an alle Menschen,
die durch ihre Arbeit dem Coronavirus ausgesetzt sind,
aber trotzdem weitermachen!
Ohne euch ginge es nicht!
Impressum
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes
und des Heimapflegeverbandes Südtirol
Eigentümer und Herausgeber:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen
Ermächtigung Landesgericht Bozen
Nr. 27/1948
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes
verantwortlich:
Dr. Alfons Gruber
Als Pressereferenten für die Darstellung der
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:
VSM: Stephan Niederegger,
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it
SCV: Paul Bertagnolli,
E-Mail: info@scv.bz.it
HPV: Florian Trojer,
E-Mail: florian@hpv.bz.it
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte
werden nicht zurückerstattet.
Redaktion und Verwaltung:
Verband Südtiroler Musikkapellen,
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347
E-Mail: info@vsm.bz.it
Einzahlungen sind zu richten an:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,
Waltherhaus
Raiffeisen-Landesbank, BZ
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771
SWIFT-BIC: RZSBIT2B
Jahresbezugspreis: Euro 20
Gefördert von der Kulturabteilung
der Südtiroler Landesregierung.
Druck: Ferrari-Auer, Bozen
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,
August, Oktober und Dezember.
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen
Vormonats.
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