der kleine Hase
aus dem Corona Tagebuch von Hans Jürgen Groß - Eine Ostergechichte in besonderen Zeiten. Der Oberosterhase hat den kleinen Hasen in die Welt geschickt um zu beschreiben wie die Menschen Ostern feiern. Diese Erzählung werden in dem Osterarchiv gesammelt. Vorsichtig nähert sich #derkleineHase den Menschen an. Er versteckt sich in einem Blumenbeet wo er von dem alten Bär gefunden wird. - #deraltebär und sein menschlicher Mitbewohner, Hans Jürgen beratschlagen, wie dem kleinen Hasen in Zeiten von Corona und Lockdown geholfen werden kann um seine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
aus dem Corona Tagebuch von Hans Jürgen Groß - Eine Ostergechichte in besonderen Zeiten.
Der Oberosterhase hat den kleinen Hasen in die Welt geschickt um zu beschreiben wie die Menschen Ostern feiern. Diese Erzählung werden in dem Osterarchiv gesammelt. Vorsichtig nähert sich #derkleineHase den Menschen an. Er versteckt sich in einem Blumenbeet wo er von dem alten Bär gefunden wird. - #deraltebär und sein menschlicher Mitbewohner, Hans Jürgen beratschlagen, wie dem kleinen Hasen in Zeiten von Corona und Lockdown geholfen werden kann um seine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
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Der kleine Hase
aus dem Corona Tagebuch von Hans Jürgen Groß
Beratung – Coaching - Mediation
Der kleine Hase
aus dem Corona Tagebuch
von Hans Jürgen Groß
Vorwort
Der kleine Hase ist eine Fortsetzungsgeschichte, die zuerst in der Facebook Gruppe „Gern geschehen!
Melsungen hilft“ veröffentlicht wurde.
In der Zeit vom 04. April, bis zu Ostersonntag 12. April 2020 erschien täglich eine kleine Erzählung,
in der Rubrik „Mut machen“.
In den Geschichten habe ich versucht, tagesaktuelle Stimmungen der Corona Krise mit einzubeziehen.
Ihnen als Leser wird der Weg, der gegenwärtig noch vor uns liegt, vielleicht schon bekannt
sein. Um so interessanter wird es für sie sein, in unsere Welt zurückzuschauen.
Melsungen, im April 2020
Hans Jürgen Groß
Samstag, 04.04.2020 – wie alles begann
Von einem lauten Geräusch wurde ich heute Morgen geweckt. Es klang, als ob die Terrassentür
zugeschlagen worden wäre. Schnelle Schritte näherten sich meinem Schlafzimmer. „Hans
Jürgen, Hans Jürgen“ hörte ich den alten Bären nach mir rufen. - Niemand ruft mich Hans Jürgen.
Jeder sagt Jürgen zu mir. Aber dies nur so am Rand. – „Hans Jürgen, stell dir vor“ sagte
der alte Bär aufgeregt, „was ich heute Morgen im Garten entdeckt habe.“ „Da, in dem hinteren
Blumenbeet, unter den Sträuchern, habe ich einen kleinen Hasen gesehen.“
„Der kleine Hase erzählte mir, dass nun bald Ostern sei und er von dem Oberosterhasen ausgesandt
wurde, um zu berichten wie die Menschen in diesem Jahr Ostern feiern.“
Zweifelnd schaute ich den alten Bären an. Welche Bärengeschichte wollte er mir da verkaufen?
Schnell zog ich mich an und folgte dem Bären hinaus in den Garten. Es war kalt an diesem
heutigen Morgen. Die Scheiben der Autos, die an der Straße standen, waren mit Eis bedeckt.
Doch die Sonne streckte ihre ersten Strahlen nach mir aus. Ihr könnt euch nicht vorstellen,
wie ich erschrak, als ich tatsächlich einen kleinen Hasen in unserem Blumenbeet vorfand.
Palmsonntag
Nach unserem gestrigen Zusammentreffen war der kleine Hase schnell im Gebüsch
verschwunden, ohne das wir mehr über ihn erfahren vermochten. Der alte Bär und ich hatten
den ganzen Tag damit verbracht uns gegenseitig zu versichern, dass diese Begegnung kein
Traum war.
Heute Morgen war ich früh erwacht. Allein hatte ich mich nach draußen begeben, in der
Hoffnung, auf den kleinen Hasen zu treffen. Ich suchte in dem Beet unter den Sträuchern, da wo
er gestern gesessen hatte. Vergeblich. Ich lief um das Haus. Der kleine Hase war nicht zu
entdecken. Gerade, als ich meine Suche beenden wollte, sah ich ihn unter einer Palme vor
dem Haus sitzen. Vorsichtig näherte ich mich ihm. Zu meiner Freude war er überhaupt nicht
furchtsam, sondern begann sofort ein Gespräch mit mir. Er fragte, wie unser letzter Osterurlaub
war. Dann erkundigte er sich, ob meine Kinder und Eltern Ostern regelmäßig zu Besuch kämen.
Ich fragte, ihn warum er dies alles wissen wolle. Da erzählte er mir, dass er die
Osterhasenakademie besuche. In jedem Jahr werde ein kleiner Hase ausgewählt, der in der
Woche vor Ostern zu den Menschen ginge. Hier beobachte er deren Ostervorbereitungen. Am
Ostersonntag, wenn der Osterhase seine Eier verteilt habe, würde er diesen zurück ins
Hasenland begleiten. Dort angekommen würde er seine Erfahrungen niederschreiben, die
dann in das große Osterarchiv gelangen. Diese Erlebnisse welche die Hasen sammelten,
übertrafen sich Jahr um Jahr.
In früheren Zeiten saßen die Menschen zusammen, versteckten Ostereier oder bereiteten sich
auf einen Osterspaziergang vor. Sogar in den sogenannten „schlimmen Jahren“, in denen
unter den Menschen Krieg herrschte, hatte das Archiv positives zu berichten. Den Menschen
ging es nicht gut, jedoch genossen sie die Nähe zueinander und verbrachten die Vorostertage
in großer Vorfreude auf das Fest. In den letzten Jahren hatten die ausgesandten Botschafter
von Osterurlauben, Ferienspielen für Kinder und Geschenken berichtet, die man gemeinsam
für das Osterfest vorbereitete. Nur einmal, so der kleine Hase hatte der Gesandte keine
Geschichten aus der Vorosterzeit mitgebracht. Dies lag viele, viele Jahre zurück. Der Hase war
in Schimpf und Schande als Faulpelz entlarvt und aus der Akademie geworfen worden.
Mit jedem Satz, den der kleine Hase mir berichtete, wurde mein Herz schwerer. Ich dachte an
die abertausend Kranken, an das Kontaktverbot und den Appell allein zu Hause zu bleiben.
Dachte an ein Ostern, das anders werden würde als alle anderen Ostern zuvor. Ein Ostern, an
dem die Enkel nicht ihre Großeltern besuchen konnten, ein Ostern, an dem keine Osterfeuer
brannten, ein Ostern, an dem kein gemeinsamer Gottesdienst möglich war.
Mit schwerem Herzen kehrte ich in das Haus zurück. Wie all dies dem kleinen Hasen erklären,
der voller Zuversicht in unsere Welt gekommen war?
Montag - Die Strategie
Den gestrigen Nachmittag hatte ich gemeinsam mit dem alten Bär auf der Terrasse verbracht. Die Sonne schien,
die Blumen blühten, ein Summen der Bienen und Hummeln drang an unser Ohr. „Ach es ist so schön hier im
Garten“, sagte der alte Bär, „und gleichzeitig ist da die Gefahr, die man weder sehen, schmecken, riechen noch
spüren kann.“ Hierüber kamen wir in ein Gespräch. Ich erzählte von dem Treffen mit dem Hasen, meiner
Befürchtung, dass er nichts über unsere Vorosterzeit bei sich zu Hause berichten könne, der Sorge, dass er sogar
der Schule verwiesen werde. „Lass uns überlegen was es zu tun gilt“, sagte der Bär. Wir spielten eine
Möglichkeit nach der anderen durch, kamen zu keinem Ergebnis. „Ich habe eine Idee“, brach es plötzlich aus
dem Bären heraus. „Wir stellen ihm Fragen. Um die Antworten zu finden, muss er diese in sich selbst suchen.
Hierdurch ist er so von dem Außen abgelenkt, das er gar nicht mit bekommt, was uns gegenwärtig berührt.“ –
„Prima, so soll es sein“, stimmte ich dem Bär zu.
Wir saßen lange auf der Terrasse zusammen, redeten erstmals über die Ängste und das was uns belastet. Erst als
der Abend hereinbrach, suchten wir die Zimmer auf und schliefen bald darauf ein. Die Nacht schenkte mir tiefen
Schlaf, zum ersten Mal seit drei Wochen.
Bei meiner Begegnung mit dem kleinen Hasen, am kommenden Morgen, probierte ich unsere Strategie gleich
aus. „Erzähle mir doch bitte, was ihr Hasen eigentlich mit Ostern zu tun habt“, bat ich ihn um Antwort.
„Ostern ist ein Fest des Lebens und des Neubeginns. Im Februar feiern wir Hasen die erste Hochzeit des Jahres.
42 Tage nach der Paarung bringt die Häsin die Jungen zur Welt. Meist sind es zwei bis drei, selten fünf
Hasenkinder. Da die Geburt der Kleinen in die Zeit um Ostern fällt, haben uns die Menschen zum Symboltier
des Festes erwählt. Ähnlich verhält es sich mit dem Osterei. Dies steht symbolisch ebenfalls für das Leben. Von
außen wirkt es kalt und tot, doch in seinem Inneren wächst neues Leben heran.“ Voller Freude sprach der kleine
Hase weiter: „ Schon im alten Ägypten wurde das Ei als Ursprung der Welt verehrt, während man im antiken
Griechenland und Rom im Frühjahr bunte Eier aufgehängt und verschenkt hat. Die Tradition der bunten
Ostereier ist also schon sehr alt und geht weit über das Christentum hinaus.“
Ich dankte für die ausführliche Antwort und freute mich innerlich, dass unsere Strategie so gut aufgegangen war.
Schnell lief ich ins Haus zurück, um den alten Bär hiervon zu berichten.
Dienstag – Vollmondnacht
Schon früh am Morgen, lief ich hinaus in den Garten, um Ausschau nach dem kleinen Hasen
zu halten. Leider blieb meine Suche ohne Erfolg. Ich kehrte in das Haus zurück um dem alten
Bär davon zu berichten, dass der Hase verschwunden sei. „Wo mag er nur sein?“, sprach der
Bär gedankenverloren vor sich hin. Der kleine Hase, war uns in den letzten Tagen ans Herz gewachsen,
mussten wir erkennen. Mehr noch; seine Anwesenheit hatte unser Leben verändert.
Das gemeinsame Gespräch drehte sich ausschließlich um den neuen Mitbewohner. Hatten wir
zuvor, die Sondersendungen im Fernsehen verfolgt, den Wissenschaftlern und vermeintlichen
Experten Ohr und Gedanken geschenkt, so war in den beiden letzten Tagen die Glotze aus
geblieben. Der kleine Hase hatte unser Leben bereichert, so erkannten wir. Doch warum war er
heute nicht zu finden? Ich hatte mir bisher nie überlegt, was der Kleine so den ganzen Tag im
Garten trieb. Würde sich die Gelegenheit hierzu ergeben, so wäre dies eine Frage wert.
Die nachmittägliche Suche blieb ebenfalls vergebens. Ich nahm die aufsteigende Trauer in mir
wahr. Das Abendessen schmeckte mir nicht. Um mich abzulenken, stellte ich den Fernseher an.
Wie in der letzten Woche hielten die Experten Hof und überspielten mit großen Worten die eigene
Unwissenheit. Indessen lief der alte Bär durch den Garten. „Hans Jürgen, Hans Jürgen“,
klang es von draußen herein. „Er ist wieder da, komm schnell“. Ich folgte den Rufen und fand
den kleinen Hasen im Blumenbeet sitzend, den Blick starr zum vollen Mond ausgerichtet.
„Ist euch schon einmal aufgefallen, dass Ostern nie an einem festen Datum stattfindet, so wie
Weihnachten zum Beispiel?, fragte der Hase. „Erst wenn der volle Mond im Frühjahr erstmals,
der Sonne gleich, vom Himmel scheint, dann kann Ostern sein. So hat es bereits meine Mutter
erklärt, als ich ein kleines Häschen war. Und heute Nacht haben wir Vollmond. Ostermond“,
erzählte der Hase begeistert weiter, und sein Blick schweifte wieder zum Mond hinauf.
„Aber wieso ist das so?“, wollte ich von dem Hasen wissen. „Ach Jürgen“, antworte dieser, „ich
habe dir doch gestern erklärt, dass Ostern ein Fest des Lebens ist. Zu keiner anderen Jahreszeit
ist das Leben so kraftvoll wahrzunehmen, wie im Frühjahr? Und wann ist die Welt so bunt und
farbenfroh, wie jetzt? – Und schau dir diesen Mond an. Voll, rund, satt schaut er auf uns herab.
Es ist der Moment im Jahreskreis, der alle Sinne berührt. Im Besonderen, da nun die kalte Zeit
hinter uns liegt.“ Der kleine Hase schien berauscht zu sein, von dem Spektakel der Nacht, und
so verabschiedeten wir uns von ihm bis zum nächsten Tag.
Mittwoch, 08. April 2020
Am Vorabend lag ich im Bett lange wach. War der Vollmond hieran schuld? Oder das Erleben
mit dem kleinen Hasen, das mich beschäftigte? Es war vermutlich schon ein Uhr nachts, als
endlich der gesuchte Schlaf zu mir kam.
Mein Weg an diesem Morgen führte mich zu dem Blumenbeet, an dem wir gestern Abend
Abschied genommen hatten. Und tatsächlich, der kleine Hase saß noch dort. Ohne eine
Begrüßung begann er zu erzählen. „Weißt du Jürgen, dass die Engländer zum Osterfest
Weidenkätzchenzweige vom Baum brechen, um ihr Gegenüber damit zu streicheln. Sie
erhoffen sich hiervon Glück. Im benachbarten Schottland hingegen, wird mit großer
Begeisterung das Eierrollen praktiziert. Hart gekochte Eier werden auf einer abschüssigen
Straße so lange gerollt, bis die Schale völlig kaputt ist. Der Mitspieler, dessen Ei am weitesten
gekommen ist, ohne zu zerbrechen, hat gewonnen. Und in Schweden findest du vor jedem
Haus Birkenzweige mit bunten Federpuscheln. Die Kinder dort verkleiden sich als Osterweiber
und verteilen Osterbriefe. Zum Dank bekommen sie Süßigkeiten oder sogar ein klein wenig
Geld von den Nachbarn geschenkt.
Ist es nicht schön, wie gleich und doch so verschieden die Menschen das Osterfest feiern? Ein
Fest und doch so unterschiedliche Rituale. Das ist Leben! - Und welche Bräuche habt ihr hier so?
Komm, erzähle doch einmal.“
Oh, da war etwas vollkommen schief gelaufen. Plötzlich fand ich mich in der Rolle des
Antwortgebenden wieder. Das widersprach unserer Strategie. Die Auskunft schuldig bleibend
verabschiedete ich mich schnell von dem Hasen und kehrte in das Haus zurück.
„Oh alter Bär, das hat heute gar nicht geklappt! Er wollte wissen, welche Osterbräuche bei uns
gepflegt werden. Sollte ich ihm von den Osterrädern in Günsterode 1 berichten? Von den
Osterfeuern, die normalerweise in den Stadtteilen brennen. In diesem Jahr wird doch nichts
hiervon stattfinden können.“
„Hans Jürgen, morgen früh werde ich versuchen den kleinen Hasen zu treffen. Dann probiere
ich aus, wieder zu unserer Strategie zurück zu kehren“, versuchte mich der Bär zu beruhigen.
1 Günsterode ist ein Stadtteil von Melsungen. Hier findet am Ostersonntag traditionell ein
Osterräderlauf statt.
Gründonnerstag
„Hans Jürgen, Hans Jürgen. Es hat funktioniert. Die Strategie ist aufgegangen“, rief der alte Bär,
als er am Morgen aus dem Garten zurückkam. „Und schau einmal hier“, sagte er und hielt mir
ein Blatt Papier hin. „Was ist das“, fragte ich etwas verwirrt. „Das Rezept für die grüne Soße“,
antworte der Bär.
„Man braucht, ein Becher Schmand drei Becher Saure Sahne; dazu die Kräuter: Borretsch,
Petersilie, Pimpernelle, Sauerampfer, Schnittlauch, Dill, Zitronenmelisse, zehn Eier und zwei
Esslöffel Öl. Die Eier werden hart kochen, mit kalten Wasser abschreckt. Dann werden diese
geschält und zum Abkühlen zur Seite gelegt. In der Zwischenzeit, werden die Kräuter gehackt
und mit der sauren Sahne, sowie dem Schmand und dem Öl verrührt. Die Eier werden nun
klein geschnitten und unter der Soße gehoben. Fertig ist die Nordhessische Grüne Soße, so wie
von Oma. Pellkartoffeln, dazu. Lecker.“
„Ach Bär, du weißt doch, dass ich keine grüne Soße mag“, antwortete ich. „Macht doch nichts,
ich kann mir diese ja jetzt selbst zubereiten“, lachte der Bär. „Unser Hase ist wirklich ein ganz
patenter kleiner Kerl“.
„Wie kam es denn, das er dir das Rezept gegeben hat?“, fragte ich zurück. „Ach, das war so. Ich
wollte ja unsere Strategie erneut anwenden. Also fragte ich ihn, warum der Gründonnerstag,
der ja heute ist, so heißt. Ob das vielleicht was mit der grünen Soße zu tun hat.“
„Und was antwortete dir der Hase“, fragte ich voller Neugier. „Er erzählte mir die Geschichte von
Jesus, der nach Jerusalem gekommen war, um hier das jüdische Pessachfest zu begehen.
Diese Feierlichkeit wird heute zeitgleich mit unserem Ostern begangen. Das Pessachfest ist ein
Fest des Aufbruchs und des Lebens und erinnert daran, dass Gott das jüdische Volk aus der
ägyptischen Sklaverei geführt hat. Jesus war zu dieser Zeit bereits sehr bekannt. Er war durch
seine Reden und Predigten, sowie seine Wundertaten aufgefallen. Und wie es ist; was dem
einen gefällt, das mag der Andere überhaupt nicht. Jesus wurde verehrt, hatte aber auch viele
Feinde. Am Gründonnerstag traf sich Jesus mit seinen nahen Anhängern und feierte das
Abendmahl mit ihnen, indem er Brot und Wein mit allen teilte. Nach dem Essen ging er in den
Garten Gethsemane, außerhalb von Jerusalem. Dort wurde er beim Gebet mit seinen
Jüngern verhaftet und am Karfreitag gekreuzigt. Sein Aufenthaltsort war von Judas, einem
seiner treusten Anhänger verraten worden“.
„Ja, so kenne ich die Erzählung auch“, antwortete ich. „Aber was hat dies nun mit Grün zu tun?“
– „Das fragte ich den kleinen Hasen auch“, sagte der Bär. - „Der Name des Tages leitet sich
nicht von der Farbe her ab, sondern geht auf das alte Wort >greinen<, für weinen zurück. Und
mit dem Verrat und der Verhaftung begann ein sehr trauriges Kapitel in der Geschichte Jesus. -
So, nun will ich aber in die Küche, mir grüne Soße zubereiten“ sagte der Bär und ließ mich im
Flur stehen.
Karfreitag
Früh am Morgen ließen mich Gedanken erwachen, die in meinem Kopf kreisten. Lange lag ich
in einem Zustand, der zwischen der Welt des Traums und der Realität angesiedelt ist. Heute
war Karfreitag. Der dunkle Tag vor Ostern. Schon als Kind, schreckte mich die Leidensgeschichte
ab, die fest mit diesem Tag verbunden ist. Der Mann am Kreuz, gewaltsam zu Tode gebracht.
Warum nur all das Leid und Schmerz, den er ertragen musste. Dies war dem Jungen, der ich
einmal war, zu viel. Hinzu die gegenwärtigen Ängste und Unsicherheiten, die unter den
Menschen herrschen. Die Bedrohung durch ein Virus, das viele Kranke und über 95.000 Toten
bisher gefordert haben soll.
„Guten Morgen kleiner Hase“, begrüßte ich diesen, bei unserer morgendlichen Begegnung im
Garten. „Warum gibt es diesen Tag voll Leid und Schmerz, wenn wir doch ein Fest des Lebens
feiern wollen?“, fragte ich ihn.
„Jürgen, das ist eine gute Frage. Schau, auf dieser Welt ist alles im Gleichgewicht der
Gegensätze. Es gibt den Tag und die Nacht, ein alt und ein jung. Das eine wäre ohne das
andere nicht denkbar. Wir können den Frühling erst feiern, wenn wir den Winter durchlebt
haben. Und ebenso ist ein Leben ohne den Tod nicht vorstellbar. Wir können Freude erst
empfinden wenn wir auch das Leid kennen. Und je größer, stärker die Erfahrung des einen
Extrem ist, so stärker wird das Erleben der anderen Seite sein. Stell dir einmal vor, du beißt in
eine Zitrone. Ohne das Erkennen des sauren Geschmacks wirst du auch kein süß schmecken
können. Und je saurer die Zitrone, umso süßer schmeckt bereits eine süßsaure Frucht. Die
Leiden des Jesus, wie sie in der Bibel geschildert werden, sind so unbegreifbar groß.
Verständlich, dass du als Kind damit überfordert warst. Er wurde verraten, verurteilt, gedemütigt,
ausgegrenzt, gefoltert, gequält. Er starb den seelischen Tod, der ihn gottverlassen in den
inneren Abgrund stürzen ließ, er starb den leiblich qualvollen Tod am Kreuz. Umso größer
jedoch die Freude seiner Wiederauferstehung zu Ostern. - Und schau dir den Löwenzahn an,
der hier wächst. Obwohl der Weg gepflastert ist, gelingt es ihm, dies zu durchdringen, neu zu
erblühen. Die Kraft, welche Leben schenkt, ist stärker wie Beton, stärker wie der Tod. - Dies zu
erkennen, lässt uns Ostern voller Freude, als Fest des Lebens feiern.“
Nachdenklich kehrte ich in das Haus zurück. Für heute hatte mir der kleine Hase genug
Themen zum Überlegen gegeben. Und bestimmt, würde sich das Gespräch mit dem alten
Bär, beim Mittagessen, auch hierauf beziehen.
Ostersamstag
„Heute ist der Tag gekommen, an dem wir den kleinen Hasen darüber unterrichten sollten, wie
es um dieses Osterfest bestellt ist.“, erinnerte mich der der alte Bär beim Frühstück. „Denn
Morgen früh kommt der Osterhase und nimmt unseren Freund mit zurück ins Osterland.“
Gemeinsam gingen wir in den Garten, um diese schwierige Aufgabe zu erledigen.
An seinem Lieblingsort, dem Blumenbeet unter den Sträuchern, wartet der Hase bereits. - „Nun
Jürgen, hast du über unser gestriges Gespräch nachgedacht?“, bittet der Kleine mich um
Antwort. „Mit dem Leid des Karfreitag, ist es ähnlich wie mit der Krise, in der ihr gerade steckt.“
Der alte Bär und ich sahen uns überrascht an. „Weißt du etwa, was hier gerade passiert?“,
fragte der Bär den Hasen. „Aber natürlich, bin ich hierüber informiert. Wir werden doch gut auf
unsere Mission vorbereitet.“, erwiderte der Hase. „Meine Fragen nach eurem Osterurlaub, oder
nach den Osterbräuchen waren doch darauf ausgerichtet, euch an schöne frühere Ostertage
zu erinnern.“ – „Soviel zu unserer Strategie“, urteilte ich in Gedanken. - „Und wenn auch ihr nicht
auf diese Krise zu sprechen kamt, so erfuhr ich doch viel hierüber in der Zeit als ich nicht in
eurem Garten saß, sondern mich in der Welt umsah.“
„Das Leben ist wie ein Kaleidoskop“, philosophierte der Hase weiter. „Es ist bunt, farbenfroh und
ständig im Wandel. Dies ist das einzig Beständige. - Auf gute, folgen schlechte Tage und
umgekehrt. Alles folgt dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Aber ihr könnt gewiss sein, das
das Leben immer obsiegen wird. Durch jede Krise werdet ihr geschult und wachst an deren
Aufgaben. Du Jürgen, vertraust heute mehr der eigenen inneren Stimme, wie noch vor
Wochen. Es fällt euch leichter über Ängste und Gefühle zu sprechen, wie vor dem Virus. Ihr
beide seid achtsamer mit euch selbst und den Anderen geworden. Ihr habt neue Fähigkeiten
entdeckt, die künftig einen festen Platz im Leben haben werden. Vieles was diese Krise an
Wandlung hervor bringen wird, verschließt sich jetzt noch euren Augen. Aber seid gewiss, auch
auf diese Veränderungen werden weitere folgen. - Doch über eines solltet ihr euch bewusst
sein; jeder Augenblick im Leben ist einzigartig. Aber unter den einmaligen Augenblicken, ist
dieses kommende Osterfest noch einmal einmaliger. Ihr habt die Möglichkeit diesem Ostern
ganz neue Facetten hinzuzufügen. Dies liegt allein in eurer Entscheidung, aber auch in eurer
Stärke und eurer Macht.“
Mit diesen Worten verschwand der kleine Hase im Gebüsch. Schlagartig wurde mir klar, dass
ich ihn vielleicht zum letzten Mal gesehen hatte; denn ob wir ihn Morgen noch einmal treffen
könnten, darüber hatte er nicht gesprochen.
Ostern
In der Nacht zu Ostern schlief ich schlecht. Ich wurde mehrmals wach. Meine Gedanken waren
bei dem kleinen Hasen. Würde ich ihn noch einmal sehen? Und wie würde ich diesen
Abschied empfinden? Dem alten Bär schien es ähnlich ergangen zu sein, denn um kurz nach
sechs Uhr trafen wir uns beide im Garten. Ein jeder von uns hatte den Plan verfolgt, noch
einmal nach dem kleinen Hasen zu schauen. Hinter dem Haus trafen wir ihn nicht an. Und in
dem Blumenbeet, das an dem Weg liegt, der zu unserer Haustür führt, fanden wir stattdessen
einige Ostereier vor.
„Wir sind zu spät“, brach es aus mir heraus. Auch der alte Bär schluckte mutig seine Tränen fort.
„Warum weinst du denn, alter Bär?“, tönte es neben uns. „Kleiner Hase“, da bist zu ja, rief ich
glücklich aus. „Jürgen, glaubst du etwa, ich würde gehen ohne euch Lebewohl zu sagen“,
antworte der Hase. „Ihr solltet wissen, und dies ist mir wichtig. Ich vermag nicht zu versprechen,
dass wir uns noch einmal sehen werden. Und doch ist diese gemeinsame Zeit unwiderruflich
geschehen. Ich werde hierüber in den Hasen-Archiven berichten. Und auch Du Jürgen, hast
unsere Geschichte niedergeschrieben, wie ich weiß. - Nehmt noch einmal mein Beispiel vom
Kaleidoskop. Die ideale Mosaikfigur geht verloren, wenn ihr das Rohr etwas weiterdreht. Aber
das es das perfekte Bild war, wisst ihr erst, wenn ihr das Rohr weitergedreht habt und eine neue
Figur entstanden ist. Aber diese einmalige, perfekt zu nennende Struktur lebt in der Vorstellung
des Betrachters weiter, bleibt in ihm für immer bestehen. Und so ist es auch mit unserem
Zusammentreffen. In unseren Erzählungen, in unseren Gedanken bleiben die Erinnerungen an
diese Osterzeit immer präsent. Dies Geschehen hat sich in der Weltenseele fest eingebrannt.
Und falls ihr diese Worte nicht verstehen könnt, so versucht nicht sie zu klären, denn der Weg
erschließt sich beim gehen. – Habt nun ein schönes Fest und feiert euer Leben.“
Mit diesen Worten verneigte er sich vor uns --- und war verschwunden. Vollkommen
verwundert, von diesem Abschied, blieben wir einige Zeit still stehen. Dann brach gleichzeitig
ein Lachen aus uns hervor.
„Frohe Ostern, alter Bär“, sagte ich. „Frohe Ostern, Hans Jürgen“, antwortete dieser. „Was stellen
wir heute mit diesem Tag an?“, wollte der Bär wissen. „Also, ich rufe jetzt erst mal meine Familie
und Freunde an, wünsche ihnen ein schönes Osterfest und bedanke mich dafür, das sie in
meinem Leben sind. Dann werde ich meine Lieblingsmusik abspielen und dazu tanzen.“,
antworte ich.
„Und wie sieht dein Tag aus?“
E N D E
Text und Fotos:
Hans Jürgen Groß
Der kleine Hase
aus dem Corona Tagebuch
von Hans Jürgen Groß
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Beratung – Coaching - Mediation