additive 02.2020
Eine Sonderausgabe von 02-2020 www.additive.industrie.de | € 18,50 Anlagen Siemens druckt Automatisierungslösungen Seite 22 Automotive Porsche zeigt 3D-Druck- Technologie für Schalensitze Seite 24 Post-Processing Kühlkanäle automatisiert bearbeiten Seite 54 Fokus Qualitäts - sicherung Seite 16 additive April 2020 1
- Seite 2 und 3: 2 additive April 2020
- Seite 4 und 5: Inhalt 02-2020 Bei Audi soll jeder
- Seite 6 und 7: Praxis-Highlights Mithilfe einer Fo
- Seite 8 und 9: Titelgeschichte Continental Enginee
- Seite 10 und 11: Titelgeschichte ■■■■■■
- Seite 12 und 13: Aus der Branche Thyssenkrupp starte
- Seite 14 und 15: Aus der Branche Ab sofort auch Meta
- Seite 16 und 17: FOKUS Qualitätssicherung Fünf ent
- Seite 18 und 19: FOKUS Qualitätssicherung schichtun
- Seite 20 und 21: Promotion ▶ 3D-DRUCKER UND CAD/CA
- Seite 22 und 23: Projekt des Monats Siemens nutzt St
- Seite 24 und 25: 01Anlagen 3D-Druck revolutioniert d
- Seite 26 und 27: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 28 und 29: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 30 und 31: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 32 und 33: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 34 und 35: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 36 und 37: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 38 und 39: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 40 und 41: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 42 und 43: Promotion 23. Anwenderforum Additiv
- Seite 44 und 45: 01Anlagen Trockene Prozessluft - ei
- Seite 46 und 47: 01Anlagen Die Prozessluft-Trocknung
- Seite 48 und 49: Promotion ▶ ADDITIVE MANUFACTURIN
- Seite 50 und 51: 02 Digitalisierung 3D-Druck: Montag
Eine Sonderausgabe von<br />
02-2020<br />
www.<strong>additive</strong>.industrie.de | € 18,50<br />
Anlagen Siemens druckt Automatisierungslösungen Seite 22<br />
Automotive Porsche zeigt 3D-Druck- Technologie für Schalensitze Seite 24<br />
Post-Processing Kühlkanäle automatisiert bearbeiten Seite 54<br />
Fokus<br />
Qualitäts -<br />
sicherung<br />
Seite 16<br />
<strong>additive</strong> April 2020 1
2 <strong>additive</strong> April 2020
Editorial<br />
Industrie<br />
3D-Druck und Medizintechnik –<br />
eine Liebe aus der Not geboren<br />
■■■■■■<br />
Viele 3D-Druckerhersteller und Dienstleister sind<br />
bei der Produktion von den in der Coronakrise dringend benötigten<br />
Schutzmasken in die Bresche gesprungen. Druckkapazitäten<br />
wurden schnell und unkompliziert zur Verfügung<br />
gestellt. Zudem konnten so auch die Lieferengpässe bei Ersatzteilen<br />
für medizinische Geräte deutlich abgemildert werden.<br />
Gerade in Zeiten einer weltweiten Krise ist das ein wunderschöner,<br />
solidarischer Akt, mit dem vielen Menschen geholfen<br />
werden konnte.<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung hat<br />
damit einer breiten Öffentlichkeit<br />
gezeigt, wie flexibel<br />
und schnell sie eingesetzt<br />
werden kann. Die Technologie<br />
kann aber natürlich noch<br />
viel mehr leisten und ich denke,<br />
die Entscheidungen, wie<br />
zum Beispiel von Siemens, ihre<br />
gesamte 3D-Druck-<br />
Plattform kostenlos<br />
für Ärzte, Krankenhäuser<br />
und alle Organisationen, die<br />
medizintechnische Teile benötigen,<br />
zu öffnen, könnte eine kleine Revolution auslösen.<br />
Viele Krankenhäuser sind Hightech-Einrichtungen, die sich<br />
auf bestimmte Gebiete der medizinischen Versorgung spezialisiert<br />
haben. Für sie wäre es sicherlich ein unschätzbarer Vorteil,<br />
wenn Anpassungen an ihren Gerätschaften oder Ersatzteile<br />
schnell und unkompliziert gedruckt werden könnten. Sei<br />
es im Krankenhaus selbst oder über die Plattformen bei einem<br />
der zahlreichen Dienstleister. Ein Anfang ist auf jeden Fall gemacht.<br />
Die Qualität der 3D-gedruckten Bauteile muss in der Medizintechnik,<br />
wie in vielen anderen Branchen auch, natürlich<br />
stimmen. In unserem Fokusthema ab Seite 16 zeigen wir, wie<br />
man anhand von fünf Fragen zu einer optimalen Messstrategie<br />
kommen kann.<br />
Zudem haben wir für Sie in dieser Ausgabe noch ein ganz<br />
besonderes Highlight: Ab Seite 25 finden Sie die Beiträge vom<br />
23. Anwenderforum – Additive Produktionstechnologie beim<br />
Fraunhofer IPA.<br />
■<br />
Frederick Rindle<br />
Stellv. Chefredakteur<br />
frederick.rindle@konradin.de<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
17 Medienmarken für alle<br />
wichtigen Branchen der Industrie<br />
Information, Inspiration und<br />
Vernetzung für Fach- und<br />
Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle:<br />
Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />
Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />
Die passenden Medien für<br />
Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
<strong>additive</strong> April 2020 media.industrie.de<br />
3
Inhalt 02-2020<br />
Bei Audi soll jeder Mitarbeiter,<br />
der eine Arbeitshilfe<br />
aus dem 3D-Drucker<br />
braucht, diese ohne große<br />
Vorkenntnisse selbst<br />
konstruieren können. Bild: Audi<br />
50<br />
FOKUS Qualitätssicherung<br />
16 Fünf entscheidende Fragen auf dem Weg zur<br />
optimalen Messstrategie<br />
19 Hochpräzises Qualitätssicherungs-Equipment<br />
PROJEKT DES MONATS<br />
22 Siemens druckt auf Stratasys FDM- und Poly-Jet-<br />
3D-Drucksystemen Automatisierungslösungen für<br />
die Produktion<br />
02 Digitalisierung<br />
50 Audi setzt auf eigene 3D-Konstruktionssoftware, um<br />
Montagevorrichtungen automatisiert zu erstellen<br />
03 Werkstoffe<br />
51 Formlabs führt mit zwei neuen Werkstoffen auch<br />
neue Materialfamilien ein<br />
51 EDAG Group: Crashsichere Aluminiumlegierung<br />
für den Einsatz im Fahrzeug<br />
01 Anlagen<br />
24 Porsche zeigt 3D-Druck- Technologie für Schalensitze<br />
43 Auspuffblenden für den neuen Bugatti Chiron<br />
Pur Sport<br />
44 Trockene Prozessluft – ein entscheidender Faktor für<br />
Pulverqualität und Fertigungsprozess<br />
47 3D-Druck bei Supersport-Elektromotorrädern:<br />
Prototyp eines Batteriepacks aus Verbundmaterial<br />
04 Post-Processing<br />
54 Rösler: Konturnahe Kühlkanäle automatisiert<br />
bearbeiten<br />
05 Forschung<br />
57 Zehn Millionen Voxel pro Sekunde – KIT zeigt<br />
schnellsten hochpräzisen 3D-Drucker<br />
4 <strong>additive</strong> April 2020
Eine Sonderausgabe von<br />
<strong>additive</strong> April 2020 1<br />
Fünf entscheidende<br />
Fragen auf dem Weg<br />
zur optimalen<br />
Messstrategie.<br />
Bild: Ophir<br />
16<br />
Die Sicherstellung der<br />
„richtigen Luftkondi -<br />
tionen“ ist ein entscheidender<br />
Faktor, um<br />
qualitativ hochwertige<br />
Bauteile gewährleisten<br />
zu können. Bild: Solukon<br />
44<br />
Rubriken<br />
8 Titelgeschichte<br />
12 Aus der Branche<br />
25 23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
beim Fraunhofer IPA in Stuttgart<br />
66 Impressum<br />
THE<br />
PLACE<br />
TO<br />
BEAM<br />
16. bis 18. Juni 2020<br />
Messe Stuttgart<br />
21. bis 23. Juni 2022<br />
Messe Stuttgart<br />
Zum Titelbild<br />
Das ADaM-Team der<br />
Continental Engineering<br />
Services GmbH setzt<br />
3D-Druck von Trumpf<br />
mittlerweile für verschiedenste<br />
Bauteile ein, etwa<br />
Spiegel, Bremssättel oder<br />
Gehäuse für Steuerungen<br />
und Displays.<br />
Bild: Trumpf / Uwe Nölke<br />
<strong>additive</strong> April 2020<br />
02-2020<br />
Anlagen Siemens druckt Automatisierungslösungen Seite 22<br />
Automotive Porsche zeigt 3D-Druck- Technologie für Schalensitze Seite 24<br />
Post-Processing Kühlkanäle automatisiert bearbeiten Seite 54<br />
Fokus<br />
Qualitäts -<br />
sicherung<br />
Seite 16<br />
www.<strong>additive</strong>.industrie.de | € 18,50<br />
Fragen zur Laser-Materialbearbeitung? Hier<br />
finden Sie die Antworten in der Praxis – und<br />
Lösungen, die Sie sicher in die Zukunft bringen.<br />
Jetzt informieren:<br />
lasys-messe.de/2020<br />
#LASYS
Praxis-Highlights<br />
Mithilfe einer Fortus 450mc und dem<br />
Material ABS-ESD7 von Stratasys werden<br />
bei Siemens Digital Industries innovative<br />
Automatisierungslösungen entwickelt.<br />
Bild: Stratasys<br />
Porsche revolutioniert das sportliche<br />
Sitzen: Mit der Konzeptstudie „3D-Druck<br />
Bodyform Vollschalensitz“ präsentiert das<br />
Unternehmen eine innovative Alternative<br />
zur konventionellen Polsterung von<br />
Schalensitzen. Bild: Porsche<br />
22<br />
Das neue Heckdesign des Bugatti Chiron Pur Sport ist mit einer<br />
3D-gedruckten Titan-Auspuffblende ausgestattet. Bild: Bugatti<br />
43<br />
24<br />
3D-Druck bei<br />
Supersport-Elektromotorrädern<br />
–<br />
Prototyp eines<br />
Batteriepacks aus<br />
Verbundmaterial.<br />
Bild: CRP<br />
23. Anwenderforum<br />
„Additive Produktionstechnologie“<br />
Die Highlights vom 23. Anwenderforum – Additive Produktionstechnologie beim<br />
Fraunhofer IPA. Seite 25.<br />
47<br />
Schubert Additive Solutions zeigte<br />
seine „on demand“-Lösung für<br />
3D-gedruckte Bauteile.<br />
Bild: Ultimaker/Schubert Additive Solutions<br />
6 <strong>additive</strong> April 2020
FKM<br />
LASER SINTERING<br />
Prototypes · Series · Outsourcing<br />
www.fkm.net<br />
100 % Additive Manufacturing<br />
25 Jahre Kompetenz in Kunststoff und Metall<br />
Losgröße 1 – ∞<br />
Funktionsprototypen, Einzelstücke, Serien, Ersatzteile, Werkzeugeinsätze<br />
Einbaufertig: spanende Nachbearbeitung, Oberflächenveredelung (färben, glätten)<br />
17 Werkstoffe ständig verfügbar<br />
- Metall: Werkzeugstahl, Edelstahl, Aluminium, Kupfer, Titan, Kobalt-Chrom und Inconel 718<br />
- Kunststoff: PA 12 weiß, PA 12 natur, PA 12 grau, PA 12 FR (flammgeschützt),<br />
PA 12 GF (glaskugelgefüllt), Alumide, PA 11, PA 6 MF (mineralgefüllt), TPU, PEEK HP3<br />
25 Jahre Erfahrung<br />
40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
40 Produktionsanlagen für Laser Sintern<br />
<strong>additive</strong> April 2020 7
Titelgeschichte<br />
Continental Engineering Services fertigt mit 3D-Druckern von Trumpf<br />
3D-Druck für<br />
Sport- und Luxuswagen<br />
Der Automobilzulieferer Continental Engineering Services fertigt<br />
serienmäßig Bremsen, Gaspedale und Co. – zukünftig auch additiv.<br />
Die auf 3D-Druckern von Trumpf produzierten Komponenten punkten<br />
mit einer attraktiven Oberfläche und Top-Ergebnissen bei<br />
Belastungstests.<br />
8 <strong>additive</strong> April 2020
Stefan Kammann leitet bei<br />
Continental Engineering Services<br />
das Kompetenz zentrum ADaM<br />
(Additive Design and Manufacturing).<br />
Bild: Trumpf / Uwe Nölke<br />
<strong>additive</strong> April 2020 9
Titelgeschichte<br />
■■■■■■ Das 2006 gegründete Unternehmen Continental<br />
Engineering Services GmbH (CES) mit Sitz in<br />
Frankfurt entwickelt und produziert Lösungen für die<br />
Automobilindustrie. Die weltweit etwa 1800 Mitarbeiter<br />
entwickeln und fertigen schwerpunktmäßig Elektronikkomponenten,<br />
Bremsen, Antriebe und Fahrerassistenzsysteme.<br />
Viele ihrer Kunden stellen Sport- und Luxuswagen<br />
her. Ihre Anforderungen sind für gewöhnlich<br />
besonders hoch. Die Bauteile sollen optisch herausstechen<br />
und besonders belastbar sein.<br />
Dafür ist die <strong>additive</strong> Fertigung, auch bekannt als<br />
3D-Druck, sehr gut geeignet. Komplexe Formen meistern<br />
<strong>additive</strong> Verfahren problemlos. Da sie nur dort Material<br />
auftragen, wo es benötigt wird, lässt sich Gewicht<br />
einsparen. Außerdem erlaubt es der 3D-Druck, kleine<br />
Stückzahlen wirtschaftlich zu fertigen. Schließlich müssen<br />
Hersteller keine Werkzeuge erstellen oder Fräsmaschinen<br />
einrichten.<br />
Stückzahlen schneller als fräsen oder druckgießen. Das<br />
verkürzt die Entwicklungszeiten“, sagt Kammann. Außerdem<br />
verwenden Mitarbeiter die <strong>additive</strong> Fertigung,<br />
um ihre automatisierten Produktionslinien einzurichten.<br />
Soll zum Beispiel ein Roboter nach einer Platine<br />
greifen, müssen sie ihm das erst einmal beibringen. Additive<br />
Fertigung erlaubt es, eine vereinfachte Version der<br />
Platine herzustellen. Anschlüsse oder Halterungen, die<br />
der Roboter ohnehin nicht berührt, sparen die Mitarbeiter<br />
aus. Das ist günstiger, als eine Originalplatine zu<br />
benutzen, die nach den Tests unbrauchbar ist.<br />
Seit Januar 2018 druckt CES auch Bauteile aus Metall.<br />
Dafür verwenden sie zwei Modelle der 3D-Drucker-Anlage<br />
Truprint 3000 von Trumpf. Auf das Technologieunternehmen<br />
aus Ditzingen vertraut CES schon<br />
lange. Mittlerweile umfasst der Maschinenpark über<br />
zehn Trumpf-Anlagen, mit denen die Mitarbeiter Bleche<br />
schneiden, schweißen oder biegen. Da die Erfahrungen<br />
mit den Maschinen sehr positiv sind, setzt der Automobilzulieferer<br />
auch beim metallischen 3D-Druck auf<br />
Trumpf.<br />
3D-Druck verbessert Oberflächen bei<br />
Automobilbauteilen<br />
Mit seinem Team fertigt Stefan Kammann 3D-gedruckte Bremssättel.<br />
Bild: Trumpf / Uwe Nölke<br />
Nur wenige Automobilhersteller fertigen bislang additiv<br />
Trotz dieser Vorteile ist die <strong>additive</strong> Fertigung in der Automobilindustrie<br />
eher eine Randerscheinung. Manche<br />
Hersteller drucken bereits funktionale Prototypen, Ersatz-<br />
oder Einzelteile. Serienfertigungen sind hingegen<br />
selten. Hier leistet CES Pionierarbeit. Als einer der wenigen<br />
Hersteller überhaupt hat das Unternehmen im Jahr<br />
2017 einen eigenen Bereich für Additive Manufacturing<br />
gegründet: das Kompetenzzentrum Additive Design and<br />
Manufacturing, kurz ADaM. Mittlerweile arbeiten dort<br />
20 Mitarbeiter, Stefan Kammann leitet den Bereich.<br />
Die meisten 3D-Drucker bei ADaM drucken Bauteile<br />
aus Kunststoff. Die Mitarbeiter stellen damit Prototypen<br />
und Testbauteile her. „3D-Druck ist bei kleinen<br />
Kammann greift auf die beiden Truprint-Anlagen zurück,<br />
wenn er Teile mit hochwertiger Oberfläche benötigt.<br />
„So eine schöne, glatte Fläche bekommen wir nur<br />
mit 3D-Druck hin“, sagt Kammann und streicht über<br />
ein glänzendes Gaspedal. „Bei einem Kunden, der Luxusautos<br />
herstellt, macht das einen ganz anderen Eindruck“,<br />
so der Bereichsleiter.<br />
Auch Gehäuse für Spiegel, Displays oder Steuerungen<br />
stellt er additiv mit der Truprint 3000 her. Außerdem<br />
druckt das Unternehmen mit den Anlagen Teile für<br />
die eigene Fertigung. Die Mitarbeiter seien mit der<br />
Schutzgasdüse für die Roboterschweißzelle unzufrieden<br />
gewesen. Kühlkanäle, Bohrleitungen und Fluidströme<br />
haben nicht den Anforderungen entsprochen. Deshalb<br />
haben die Ingenieure kurzerhand ein neues Bauteil konstruiert<br />
und gedruckt, das sich konventionell gar nicht<br />
fertigen lässt. Jetzt verteilt sich das Schutzgas in der Zelle<br />
gleichmäßiger.<br />
Gedruckte Bremssättel bremsen besser<br />
Besonders stolz ist Kammann auf einen Bremssattel, den<br />
er gleich für mehre Hersteller mit der Truprint 3000<br />
produziert. Solche Serienbauteile sind in der Branche<br />
bislang eher selten. Zulieferer müssen sich dafür eine<br />
Straßenzulassung einholen. Das ist kompliziert und aufwendig.<br />
Mit zahlreichen Tests müssen sie nachweisen,<br />
dass sich das gedruckte Bauteil auf der Straße genauso<br />
verhält wie das konventionell gefertigte.<br />
10 <strong>additive</strong> April 2020
Seit Januar 2018 druckt die Firma Continental Engineering<br />
Services mit zwei Anlagen der Serie Truprint 3000 von Trumpf<br />
Bauteile für die Automobilindustrie. Bild: Trumpf / Uwe Nölke<br />
„Das schafft nicht jeder, denn man muss die Prozesse<br />
und die Qualitätsanforderungen genau kennen“, sagt<br />
Kammann. Beim Bremssattel haben die ADaM-Mitarbeiter<br />
neben Scans mittels Computertomographie und<br />
Zugproben auch Lastwechseltests durchgeführt. Dafür<br />
haben sie zirka 30 000 Mal hohen Druck auf die Bremse<br />
ausgeübt. Das Ergebnis: Die Belastbarkeit war beim<br />
gedruckten Bremssattel am Ende höher als bei dem konventionell<br />
gefertigten.<br />
„Damit konnten wir unseren Kunden überzeugen,<br />
den Bremssattel künftig additiv herzustellen“, sagt<br />
Kammann. Außerdem punktet der additiv gefertigte<br />
Bremssattel mit einer kürzeren Produktionszeit. Mit<br />
dem klassischen Sandgussverfahren beträgt die Lieferzeit<br />
etwa 12 bis 14 Wochen, mit 3D-Druck dauert es<br />
nur eine Woche. Beim Bremssattel lohnt sich 3D-Druck<br />
bei Kleinserien. Bei größeren Bestellungen ist die konventionelle<br />
Fertigung günstiger.<br />
„Wir haben alle gängigen Verfahren im Haus und verwenden<br />
die <strong>additive</strong> Fertigung nur, wenn wir uns davon<br />
Mehrwerte versprechen. Vor allem bei komplexen<br />
Kleinserien sind die Chancen immens. Davon wollen die<br />
Hersteller von Sport- und Luxuswagen überzeugen“,<br />
sagt Kammann.<br />
■<br />
Trumpf GmbH + Co. KG<br />
www.trumpf.com<br />
Automobilindustrie muss offener für<br />
<strong>additive</strong> Fertigung werden<br />
Für die Zukunft wünscht sich Kammann bei seinen<br />
Kunden aus der Automobilindustrie mehr Offenheit gegenüber<br />
dem 3D-Druck. Denn am Ende entscheidet immer<br />
der Erstausrüster über das Herstellungsverfahren.<br />
Hier gebe es laut Kammann oft noch Vorbehalte, dass<br />
die Technologien nicht ausgereift und die Validierung zu<br />
aufwendig seien. Bei CES ist diese Sorge unbegründet.<br />
Das ADaM-Team setzt 3D-Druck von Trumpf mittlerweile für verschiedenste<br />
Bauteile ein, etwa Spiegel, Bremssättel oder Gehäuse für Steuerungen und Displays.<br />
Bild: Trumpf / Uwe Nölke<br />
<strong>additive</strong> April 2020 11
Aus der Branche<br />
Thyssenkrupp startet in die <strong>additive</strong> Serienfertigung<br />
U-Boot-Bauteile aus<br />
dem 3D-Drucker<br />
■■■■■■ Mit der Übernahme des Thyssenkrupp Tech-Center Additive<br />
Manufacturing in Mülheim an der Ruhr durch Thyssenkrupp<br />
Marine Systems kommt die benötigte 3D-Druck-Technik und Expertise<br />
an die Kieler Förde. Vermehrt sollen nun U-Bootbauteile im<br />
3D-Drucker gefertigt werden.<br />
Dr. Luis Alejandro Orellano, COO von Thyssenkrupp Marine<br />
Systems: „Der 3D-Druck eröffnet uns ganz neue Potenziale. In der<br />
Konstruktion müssen wir nicht mehr überall die Grenzen herkömmlicher<br />
Fertigungsverfahren berücksichtigen. So ermöglichen<br />
wir unseren Kunden Freiräume in der Gestaltung der Boote. Gleichzeitig<br />
können wir Komponentenschneller und kostengünstiger herstellen.<br />
Das wir die dafür notwendigen Expertise und Maschinen<br />
nun zu uns nach Kiel holen, ist die Voraussetzung, dass wir künftig<br />
kleinere Chargen schnell und unkompliziert in Serie drucken können.“<br />
Mit den Druckern können komplexere Strukturen hergestellt<br />
werden, die gleichzeitig stabiler, belastbarer und leichter sind als<br />
durch übliche Produktionsverfahren hergestellte Komponenten, bei<br />
denen häufig viele kleine Elemente gefertigt und dann zusammenge-<br />
Thyssenkrupp Marine Systems konnte bei einem im 3D-Druck hergestellten<br />
Hydraulikblock für ein U-Boot 83 Prozent des Gewichts einsparen. Das Bauteil<br />
wiegt so nur noch 2,1 statt 14 Kilogramm. Bild: Thyssenkrupp Marine Systems<br />
setzt werden müssen. Bei einem im 3D-Drucker hergestellten Hydraulikblock<br />
für ein U-Boot konnte beispielsweise 83 Prozent des<br />
Gewichts eingespart werden – von 14 auf 2,1 Kilogramm.<br />
Im Sommer 2019 hat das Thyssenkrupp Tech-Center Additive<br />
Manufacturing von der Klassifikationsgesellschaft DNV GL als<br />
weltweit erster Produzent von 3D-Druck-Bauteilen für den maritimen<br />
Bereich eine Herstellerzulassung erhalten. Thyssenkrupp Marine<br />
Systems plant, zukünftig vor allem Teile im 3D-Drucker herzustellen,<br />
die in geringen Chargen für ein U-Boot benötigt werden.<br />
Das Unternehmen fokussiert sich dabei nicht nur auf Teile für Neubauten,<br />
sondern ebenso auf die Ersatzteilproduktion.<br />
■<br />
Familien Hehl und Keinath übernehmen German RepRap<br />
Arburg kauft<br />
German RepRap<br />
■■■■■■ Mit der notariellen Unterzeichnung<br />
des Kaufvertrags am 12. Februar 2020<br />
übernahmen die Unternehmerfamilien Hehl<br />
und Keinath die in Feldkirchen ansässige<br />
German RepRap GmbH.<br />
Die neuen Gesellschafter sind die Eigentümer<br />
von Arburg, des weltweit tätigen<br />
deutschen Herstellers von Kunststoffspritzgießmaschinen,<br />
der in seinem Produktprogramm<br />
ebenfalls Anlagen zur <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
entwickelt, produziert und vertreibt.<br />
Das 2010 in der Nähe Münchens gegründete<br />
Unternehmen German RepRap ist ein<br />
deutscher Hersteller von industriellen<br />
3D-Systemen und wird als eigenständiges<br />
Unternehmen am Standort Feldkirchen weitergeführt.<br />
Die Gesellschafter sehen in der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung für die Zukunft ein wichtiges und<br />
Mit den Freeformern 200-3X und 300-3X deckt<br />
Arburg ein breites Spektrum für die industrielle<br />
<strong>additive</strong> Fertigung von Funktionsbauteilen aus<br />
Originalmaterial ab. Bild: Arburg<br />
ergänzendes Fertigungsverfahren in der<br />
Kunststoffverarbeitung. Durch den erfolgreichen<br />
Markteintritt mit dem Arburg Freeformer<br />
ab dem Jahr 2013 fühlen sich die Arburg-Verantwortlichen<br />
in dieser Einschätzung<br />
bestätigt. Der Schwerpunkt der Anwendungen<br />
mit diesem offenen System zur<br />
Verarbeitung von handelsüblichen Kunststoffgranulaten<br />
zeigt sich derzeit in hochwertigen<br />
Anwendungen wie z. B. in der Medizintechnik<br />
und bei festgelegten Materialanforderungen.<br />
German RepRap entwickelt und fertigt<br />
3D-Systeme auf Basis der FFF-Technologie<br />
(Fused Filament Fabrication). Hinzu kommt<br />
seit 2016 die neu entwickelte und weltweit<br />
einzigarte Liquid Additive Manufacturing<br />
Technologie (LAM), mit welcher Materialien<br />
wie Liquid Silicon Rubber (LSR) verarbeitet<br />
werden können. Der neue x500pro,<br />
der technische Kunststoffe – wie zum Beispiel<br />
Polycarbonat (PC) – verarbeitet, ergänzt<br />
das innovative Produktsortiment von<br />
German RepRap.<br />
German RepRap wird nach dem Willen<br />
der neuen Gesellschafter als eigenständiges<br />
Start-up-Unternehmen am Standort Feldkirchen<br />
weitergeführt.<br />
■<br />
12 <strong>additive</strong> April 2020
Chemiekonzern Merck und EOS-Schwester kooperieren<br />
Additive Herstellung<br />
von Tabletten<br />
■■■■■■ Die Merck KGaA, ein führendes<br />
Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie,<br />
hat eine Kooperationsvereinbarung<br />
zu 3D-gedruckten Tabletten mit der AMCM<br />
GmbH bekannt gegeben. Das Schwester -<br />
unternehmen der EOS GmbH, bietet kundenspezifische<br />
Lösungen für die <strong>additive</strong><br />
Fertigung an.<br />
In einem ersten Schritt streben die Partner<br />
die Entwicklung einer GMP-konformen<br />
(Good Manufacturing Practice) Tablettenformulierung<br />
sowie die Herstellung von<br />
Prüfpräparaten für klinische Studien an.<br />
Später sollen Dienstleistungen für die Produktion<br />
im industriellen Maßstab folgen.<br />
„Unsere Partnerschaft mit AMCM / EOS<br />
hat das Potenzial, den Produktionsprozess<br />
von Tabletten zu revolutionieren. Für die<br />
Branche wird dies einen Riesenschritt in<br />
Richtung Digitalisierung bedeuten“, sagte<br />
Isabel de Paoli, Chief Strategy Officer bei<br />
Merck. „Unser Ziel ist es, für diese Technologie<br />
eine industrielle Anwendung zu entwickeln,<br />
die wir zunächst für die Herstellung<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung von Tabletten soll<br />
den Produktionsprozess vereinfachen und<br />
erheblich beschleunigen, eine kostspielige und<br />
zeitaufwändige Neuformulierung von Wirkstoffen<br />
(APIs) wird nicht mehr notwendig sein.<br />
Bild: Merck<br />
von Studienmedikation einsetzen. In einem<br />
späteren Schritt werden wir uns vollständig<br />
digitalen Lösungen im industriellen Maßstab<br />
widmen.“<br />
Marie Langer, Vorsitzende der Geschäftsführung<br />
von EOS, fügte hinzu: „Wir freuen<br />
uns darauf, Merck bei seinem Innovationsvorhaben<br />
zu unterstützen. In diese Kooperation<br />
fließen die kombinierte Formulierungsexpertise<br />
von Merck im Unternehmensbereich<br />
Healthcare und im Bereich der Hilfsstoffe<br />
seines Life-Science-Unternehmensbereiches<br />
sowie unser umfassendes Know-how<br />
auf dem Gebiet der <strong>additive</strong>n Fertigung ein.<br />
Gemeinsam werden wir dazu beitragen, die<br />
Arzneimittelentwicklung flexibler zu gestalten<br />
und zu beschleunigen.“<br />
Der im Rahmen der Partnerschaft entwickelte<br />
neuartige und vereinfachte Prozess<br />
für den Einsatz in der klinischen Entwicklung<br />
basiert auf Pulverbettschmelzverfahren.<br />
Dabei bringt ein Laser pulverförmige<br />
Materialien zum Schmelzen und verschweißt<br />
sie Schicht für Schicht miteinander.<br />
Darüber hinaus ermöglicht der<br />
3D-Druck eine Skalierung der Wirkstoff-<br />
Formulierung, während gleichzeitig kostspielige<br />
Neuformulierungen während des<br />
gesamten pharmazeutischen Entwicklungsund<br />
kommerziellen Produktionsprozesses<br />
entfallen. Die Herstellung von Tabletten<br />
kann dadurch beschleunigt und kostengünstiger<br />
werden.<br />
Neben den zuvor genannten Zielen besteht<br />
die Vision darin, eine flexible und<br />
nachhaltige lokale Produktion von Tabletten<br />
zu ermöglichen, die spezifischen Markt -<br />
anforderungen Rechnung trägt und auf die<br />
Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten<br />
werden kann.<br />
■<br />
Roadmap für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
Optima: Startschuss<br />
für den 3D-Druck<br />
■■■■■■ Bei Optima in Schwäbisch Hall gehören ab sofort<br />
3D-Drucker zum Maschinenpark. Hierfür hat das Unternehmen eigens<br />
ein 3D-Druck-Zentrum – das Additive Innovation Center –<br />
gegründet und einen Fahrplan vorgestellt.<br />
„Maschinenteile, deren Fertigung bisher eine Woche in Anspruch<br />
nahm, können nun in erheblich kürzerer Zeit gedruckt werden“,<br />
sagt Optima-Fertigungsleiter Volker Freisinger. Optima hat rund eine<br />
halbe Million Euro in das neue 3D-Druck-Zentrum am Standort<br />
Schwäbisch Hall mit dem Namen Additive Innovation Center investiert.<br />
Das Additive Innovation Center umfasst ein 3D-Druck-Labor<br />
und einen Schulungs- und Konstruktionsbereich, der Innovation<br />
Space getauft wurde.<br />
Im Additive Innovation Center kommen alle gängigen 3D-Druckverfahren<br />
zum Einsatz. Für das schnelle Herstellen von Prototypen<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung unterstützt Optima-Kunden dabei, noch flexibler<br />
auf neue Marktanforderungen reagieren zu können. Bei Optima wird unter<br />
anderem das Multi-Jet-Fusion-Druckverfahren eingesetzt. Bild: Optima<br />
nutzt Optima das Fused-Deposition-Modeling (FDM)-Verfahren<br />
und das Selektives Lasersintern (SLS)-Verfahren. Außerdem hat<br />
Optima in die Multi-Jet-Fusion-Technologie investiert, mit der Teile<br />
schneller hergestellt werden können als mit dem SLS-Verfahren. ■<br />
<strong>additive</strong> April 2020 13
Aus der Branche<br />
Ab sofort auch Metall-3D-Druck auf mipart.com<br />
Schnelle Prototypen<br />
aus Metall<br />
■■■■■■ Nach den 3D-Druckverfahren<br />
Polyjet und Multi Jet Fusion hat die On Demand<br />
Manufacturing Platform mipart jetzt<br />
auch den Metall-3D-Druck im Online-Konfigurator<br />
gelauncht. Zur Produktion der<br />
Bauteile kommen Markforged Metal X und<br />
Desktop Metal Studio System+ zum Einsatz.<br />
Damit kann mipart Prototypen aus<br />
Metall in Industriequalität schnell im<br />
3D-Druck fertigen.<br />
Mit dem Markforged Metal X und dem<br />
Desktop Metal Studio System+ verfügt der<br />
Maschinenpark von mipart über 3D-Drucker<br />
für viele Anwendungsfälle. Die beiden<br />
3D-Metalldrucker setzen auf eine Technologie,<br />
bei der das Metall in einem Polymer eingebunden<br />
ist. Somit agieren beide Drucksysteme<br />
nach dem bewährten FDM-Verfahren,<br />
bei dem die Bauteile Schicht für Schicht oh-<br />
ne Freisetzung von gesundheitsschädlichem<br />
Metallstaub erzeugt werden können. Durch<br />
einen Sinterprozess verflüchtigt sich anschließend<br />
der Polymeranteil und es erfolgt<br />
eine atomare Diffusion der Metallpartikel.<br />
Markforged nennt dieses Verfahren, bei<br />
dem das Rohmaterial in Form eines Filaments<br />
verarbeitet wird, Atomic Diffusion<br />
Additive Manufacturing (ADAM). Desktop<br />
Metal hingegen taufte seine Technologie<br />
Bound Metal Deposition (BMD). In diesem<br />
Verfahren wird das Rohmaterial nicht von<br />
einer Rolle, sondern in Stäbchenform<br />
(Rods) verarbeitet.<br />
Es entstehen Bauteile, deren Material -<br />
eigenschaften gegenüber klassisch zerspanten<br />
Erzeugnissen nahezu identisch sind. Zudem<br />
können auch spezielle und anspruchsvolle<br />
Geometrien wie beispielsweise Waben-<br />
Mit modernen Metall-3D-Druck-Verfahren können<br />
Bauteile gefertigt werden, deren Materialeigensch -<br />
aften gegenüber klassisch zerspanten Erzeugnissen<br />
nahezu identisch sind. Als Beispiele dienen das<br />
Verdichterrad für einen Abgasturbolader (links), die<br />
Venturi-Düse (Mitte) sowie ein topologieoptimiertes<br />
Bauteil aus dem Leichtbau (rechts). Bild: BAM<br />
strukturen im Inneren eines Bauteils oder<br />
topologisch optimierte Modelle hergestellt<br />
werden.<br />
Mithilfe der beiden Metall-3D-Druckverfahren<br />
können im Online-Konfigurator auf<br />
mipart.com aktuell Werkzeugstahl (H13,<br />
A2 und D2), Edelstahl (316 L sowie 17-4<br />
PH) und Inconel 625 ausgewählt werden.<br />
Titan und Kupfer folgen noch. ■<br />
Start-up Autobahn<br />
40+ erfolgreiche Pilotprojekte<br />
27 Start-ups präsentierten ihre Ergebnisse auf<br />
dem EXPO Day am 13. Februar in Stuttgart.<br />
Neben den Start-ups war eine Vielzahl von Rednern<br />
auf der Bühne zu sehen, darunter Saeed Amidi, der<br />
CEO und Founder von Plug and Play Tech Center;<br />
Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands<br />
der Daimler AG und Mercedes-Benz AG;<br />
Winfried Hermann, der Verkehrsminister des<br />
Landes Baden-Württemberg, und Jeremy Jauncey,<br />
CEO und Gründer von Beautiful Destinations.<br />
Bild: Startup Autobahn<br />
■■■■■■ Das siebte Programm von Start-up Autobahn powered by Plug and Play hat einen<br />
erfolgreichen Abschluss gefunden: 27 Start-ups arbeiteten zusammen mit 29 internationalen<br />
Partnern aus der Industrie an über 40 gemeinsamen Pilotprojekten und präsentierten<br />
ihre Ergebnisse auf dem EXPO Day in Stuttgart.<br />
Seit 2016 hat Start-up Autobahn powered by Plug and Play mit 220 Start-ups an über<br />
320 Pilotprojekten in den Bereichen Mobility, Production und Enterprise zusammengearbeitet.<br />
Bis jetzt wurden über 60 Projekte bei den Unternehmenspartnern implementiert, womit<br />
Start-up Autobahn als erfolgreichste Innovationsplattform in Europa gilt. Themen des<br />
siebten Programms waren beispielsweise zukünftige Fahrzeugtechnologien, nachhaltige<br />
Materialien und Prozesslösungen. Die 29 Partner der Plattform sind unter anderem Daimler<br />
und Porsche aus Deutschland, DXC Technology aus den USA, Motherson aus Indien<br />
und Yanfeng Automotive Interiors aus China.<br />
Als gemeinsames Pilotprojekt arbeiten die Mercedes-Benz Konzernforschung und das<br />
bulgarische Start-up Biomyc an der Entwicklung eines maßgeschneiderten und nachhaltigen<br />
Schutzmaterials, das künftig bei der Montage verwendet werden soll. Ziel des Projekts<br />
ist es, konventionelle Schutzmaterialien durch eine nachhaltige Lösung zu ersetzen und eine<br />
verbesserte Lebensdauer der Produkte zu realisieren. Als Resultat präsentieren die beiden<br />
Partien „MoSchu 03“. Dieses Mutilation Cover kann nicht nur für ein einzelnes Fahrzeug,<br />
sondern gleich für sechs Modelle eingesetzt werden. Hergestellt wird dies aus einem 3Dbedruckbaren,<br />
industriell kompostierbaren und pflanzlichen Kunststoff.<br />
Mehr Informationen über die weiteren Start-ups unter: <strong>additive</strong>.industrie.de<br />
■<br />
14 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
▶<br />
3D SYSTEMS – INNOVATIONSFÜHRER IM 3D-DRUCK<br />
3DXpert: Die Software macht<br />
den Unterschied<br />
Von Beginn an – seit der Erfindung der Stereolithographie – gehört<br />
3D Systems zu den Innovationsführern im 3D-Druck. Das gilt auch<br />
für die Software: Mit 3DXpert steht dem Anwender eine ganzheitliche<br />
Software für die <strong>additive</strong> Fertigung von Metallbauteilen zur<br />
Verfügung.<br />
Welche Vorteile diese IT-Lösung<br />
bietet, beschreiben marktführende<br />
Dienstleister von 3D-gedruckten<br />
Bauteilen: „Mit 3DXpert sind wir<br />
nicht nur von der Verwendung<br />
mehrerer Software-Lösungen zu<br />
einer einzigen übergegangen, sondern<br />
haben unseren Workflow<br />
komplett optimiert.“ Und: „Die<br />
volle Kontrolle über die Druckparameter<br />
mit der Möglichkeit, eigene<br />
Druckstrategien zu entwickeln,<br />
wird unsere Produktivität auf ein<br />
ganz neues Niveau bringen.“<br />
Produktivität um bis zu<br />
40% gesteigert<br />
Die Vorteile lassen sich sogar<br />
quantifizieren: „Wir haben die Bearbeitungszeiten<br />
von Dateien um<br />
bis zu 75% reduziert und die Produktivität<br />
um bis zu 40% gesteigert.<br />
3DXpert ermöglicht uns außerdem<br />
eine bessere Analyse und<br />
Planung des Bauteils, so dass wir<br />
weniger Halterungen und Material<br />
benötigen. Auch das reduziert<br />
Kosten und Zeitaufwand.“<br />
Software vereinfacht den<br />
3D-Druckprozess<br />
Aktuell ist das neueste Release dieser<br />
Software-Lösung verfügbar.<br />
3DXpert 14 vereinfacht den Gesamtprozess<br />
der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
nochmals – durch praxisgerechte<br />
Features wie z.B. ein verbessertes<br />
Einpflegen von „Last minute“-Änderungen<br />
oder zusätzliche<br />
Simulations-Tools für Druck und<br />
Nachbearbeitung.<br />
So wird die 3D-gerechte Konstruktion<br />
beschleunigt. Bei Bedarf kann<br />
der Anwender sogar die maschinelle<br />
Bearbeitung des Endprodukts<br />
über 3DXpert programmieren.<br />
Damit wird diese Software zur<br />
durchgängigen Plattform für die<br />
■<br />
<strong>additive</strong> Fertigung.<br />
3D Systems GmbH<br />
de.3dsystems.com<br />
Bild: 3D Systems<br />
Mit 3DXpert steht dem Anwender<br />
eine ganzheitliche Software<br />
für die <strong>additive</strong> Fertigung von<br />
Metallbauteilen zur Verfügung.<br />
<strong>additive</strong> April 2020 15
FOKUS Qualitätssicherung<br />
Fünf entscheidende Fragen auf dem Weg zur optimalen Messstrategie<br />
Laserleistung als Indikator<br />
für die Prozessqualität<br />
Das Thema Reproduzierbarkeit beherrscht nach wie vor die Diskussion,<br />
wenn es um die Serienreife additiv gefertigter Teile geht. In<br />
Bezug auf das Selektive Laserschmelzen haben sowohl die Hersteller<br />
der Laseranlagen, aber auch deren Anwender erkannt, dass der<br />
Konstanz der Laserparameter eine große Bedeutung im Fertigungsprozess<br />
zukommt. Wie gelingt es, diese schnell und kostengünstig<br />
im Betrieb zu prüfen?<br />
Der Autor: Christian Dini, Director Global Business Development, Ophir<br />
Laserstrahls zunächst ermittelt und überprüft. Hier<br />
kommen in der Regel komplexere Strahlprofilmessgeräte<br />
zum Einsatz, einige Messaufgaben können aber<br />
durchaus mit Leistungsmessgeräten hervorragend gelöst<br />
werden.<br />
Doch auch beim Betrieb einer Anlage für die <strong>additive</strong><br />
Fertigung muss der Laserstrahl kontinuierlich überprüft<br />
werden. Kostengünstig und schnell liefern Leistungsmessgeräte<br />
wichtige Anhaltspunkte zu Veränderungen.<br />
Allerdings gilt es, zunächst ein Anforderungsprofil an<br />
die Messungen zu definieren und mögliche Fehlerquellen<br />
bewusst auszuschließen.<br />
Ziel der Messung?<br />
Messungen mit PPS-Sensoren geben erste Hinweise auf den Status einer laserbasierten Anlage.<br />
Bild: Ophir<br />
■■■■■■ Um die einzelnen Schichten eines additiv gefertigten<br />
Bauteils zuverlässig und stabil aufzubauen, erfordert<br />
es, neben dem geeigneten Basismaterial, einen<br />
optimal auf den Prozess eingestellten Laserstrahl bzw.<br />
bei größeren Anlagen häufig mehrere davon. Gerade im<br />
Hinblick auf die Reproduzierbarkeit ist es entscheidend<br />
zu überprüfen, ob der Laserstrahl beim Auftreffen auf<br />
die Arbeitsebene jederzeit den vorgegebenen Parametern<br />
entspricht. Im Entwicklungs- und im Fertigungsprozess<br />
der Anlagen werden die exakten Parameter des<br />
Diese Frage stellt den Ausgangspunkt aller weiteren<br />
Überlegungen dar. Grundsätzlich gilt es, bei einer Leistungsmessung<br />
festzulegen, ob Absolutwerte ermittelt<br />
oder Vergleichsmessungen durchgeführt werden sollen.<br />
Bei vergleichenden Messungen geht es darum, Auffälligkeiten<br />
und Leistungsverluste aufzuspüren, die beispielsweise<br />
bei einer dejustierten Anlage auftreten können.<br />
Generell ist es bei vergleichenden Messungen empfehlenswert,<br />
immer dasselbe Messgerät zu verwenden bzw.<br />
beim Einsatz von mehreren Geräten jeweils den gleichen<br />
Sensortyp einzusetzen, um die Wiederholbarkeit der<br />
Messungen zu erhöhen. Sofern die Absolutwerte gefordert<br />
sind, sollte auf eine hohe Absolutgenauigkeit des<br />
gewählten Messgeräts geachtet werden.<br />
Ort der Messung?<br />
Die direkteste Messmethode ist wohl die Laserleistung<br />
auf der Bauebene. Um den Sensor nicht zu beschädigen,<br />
muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Leistungsdichte<br />
der Zerstörschwelle der Sensorbeschichtung<br />
angepasst ist. Erreicht werden kann dies, indem<br />
der Laserstrahl nicht im Fokus gemessen wird, sondern<br />
die Arbeitsfläche abgesenkt wird. Misst man die Leistung<br />
an unterschiedlichen Stellen im Bauraum, lässt sich<br />
ermitteln, ob der Strahl vignettiert wird. Sollte dies der<br />
Fall sein, muss die Justage der Laseranlage geprüft werden.<br />
Die Leistungsmessung im Bauraum ist sowohl für<br />
16 <strong>additive</strong> April 2020
Anwender, Hersteller als auch Servicetechniker eine geeignete<br />
Messmethode.<br />
Einen Schritt weiter wie klassische Leistungsmessgeräte<br />
gehen die Quadrantensensoren (PPS), die neben der<br />
Leistung (Power) auch die Position und die Größe (Size)<br />
des Strahls messen. Sie werden in der Baukammer eingesetzt.<br />
Positioniert man den Sensor zentrisch und verfährt<br />
diesen nach oben und unten, sollte sich die Strahlposition<br />
nicht ändern. Jede Änderung der gemessenen<br />
Strahlposition deutet auf einen Offset im Ablenkkopf<br />
oder eine Dejustage im Strahlengang hin. In gewissem<br />
Rahmen kann mit dieser Sensortechnologie auch die<br />
Genauigkeit der Strahljustage in den Randbereichen der<br />
Bauebene – sowohl in Bezug auf die Leistung als auch<br />
der Strahlposition – ermittelt werden.<br />
Ein Leistungsmessgerät kann aber auch genutzt werden,<br />
um die Komponenten im Strahlengang des Lasers<br />
zu vermessen. Man unterscheidet zwei unterschiedliche<br />
Systeme: 2-Achs-Galvonometer Spiegelsysteme mit<br />
F-Theta-Linse oder 3-Achs-Galvo-Spiegelsysteme. Um<br />
eventuelle Verluste der einzelnen Elemente zu ermitteln,<br />
lassen sich Leistungsmessungen jeweils zwischen den<br />
einzelnen Komponenten durchführen. Die Messungen<br />
im Strahlengang des Lasers sind vor allem für den Hersteller<br />
der Laseranlage während des Konstruktions- und<br />
Herstellungsprozesses, aber auch zum Troubleshooting<br />
oder bei der Wartung einer Anlage von Interessen.<br />
Wahl der Sensoren?<br />
Grundsätzlich sollte die Leistung des zu messenden Laserstrahls<br />
im oberen dynamischen Bereich des Messgeräts<br />
liegen, ohne den Sensor zu überdimensionieren.<br />
Wird der Leistungssensor zur Messung in nur einer Laseranlage<br />
eingesetzt, empfiehlt es sich, bei thermischen<br />
Sensoren den kleinstmöglichen Durchmesser zu wählen.<br />
Die Wärme wird dabei schneller nach außen bzw. hinten<br />
geleitet, wo sie dann in elektrische Signale gewandelt<br />
wird. Die Messung erfolgt deutlich schneller beziehungsweise<br />
mit einer höheren zeitlichen Auflösung als<br />
bei einer größeren Fläche. Hier dauert die Wärmeleitung<br />
aufgrund der höheren Sensormasse und damit die Messung<br />
länger. Weiterhin muss bei der Wahl des geeigneten<br />
Sensors die Zerstörschwelle der Sensorbeschichtung berücksichtigt<br />
werden.<br />
Bei der Berechnung der Leistungsdichten ist es wichtig,<br />
das jeweilige Strahlprofil zu kennen. Ein Gauß’scher<br />
Quadrantensensoren<br />
(PPS) messen neben der<br />
Leistung (Power) auch<br />
die Position (Position)<br />
und die Größe (Size) des<br />
Strahls. Bild: Ophir<br />
Beispiel für einen<br />
4-Quadrantensensor,<br />
der Ophir<br />
F150A-BB-26-PPS.<br />
Bild: Ophir<br />
Strahl hat in der Mitte deutliche höhere Leistungsdichten<br />
als das bei einem perfekten Tophat-Profil der Fall<br />
wäre. Zudem ist bei einigen Laserquellen mit Spikes zu<br />
rechnen, die den Sensor ebenfalls beschädigen können.<br />
Die Messtechnik-Experten von Ophir empfehlen hier<br />
die Nutzung der verschiedenen Kalkulatoren, die auf<br />
der Webseite des Unternehmens zur Verfügung stehen.<br />
Auch die Leistungsdichten eines Gauß’schen Strahls<br />
lässt sich hier berechnen.<br />
Zusätzliche Fehlerquellen?<br />
Bei Messungen auf der Bauebene gibt es eine große Herausforderung<br />
hinsichtlich der Messanordnung: Platziert<br />
man den Sensor am Rand der Bauebene, muss die<br />
Winkelabhängigkeit der Absorption der Sensorbe-<br />
<strong>additive</strong> April 2020 17
FOKUS Qualitätssicherung<br />
schichtung berücksichtigt werden. Die Information liefert<br />
der Hersteller des Messgeräts. Wird der Winkel zu<br />
groß, entsteht ein Messfehler, der entsprechend bereinigt<br />
werden muss.<br />
Eine weitere Besonderheit, die zu Messfehlern führen<br />
kann, stellen zu kleine Strahldurchmesser dar. Da die<br />
Beschichtung der Sensordisk eine gewisse Rauigkeit hat,<br />
sollte der Strahldurchmesse idealerweise eine Mindestgröße<br />
von 3 bis 4 mm aufweisen, um die Genauigkeit<br />
der Messung zu gewährleisten. Zudem sollte der Strahl<br />
nicht auf die Ränder treffen, sondern möglichst die Mitte<br />
des Sensors gemessen werden. Andererseits darf der<br />
2-Achs- und 3-Achs-Galvosystem<br />
Aufbau eines 2-Achs-Galvosystems, Messungen zwischen den Komponenten ermöglichen Aussagen über deren<br />
Funktion. Bild: Ophir<br />
Strahldurchmesser die Apertur nicht vollständig ausfüllen,<br />
ansonsten kann es zu Messungenauigkeiten kommen.<br />
60 bis 70 % sind hier ein Richtwert, der genug<br />
Spielraum für die Justage des Sensors lässt und eine<br />
Überstrahlung oder ein Clipping vermeidet.<br />
Optimierung der Messungen?<br />
Während die Wiederholgenauigkeit technisch hochwertiger<br />
Sensoren meist im Bereich einiger Zehntel Prozent<br />
liegt, ist die Absolutgenauigkeit, abhängig von der Sensortechnologie<br />
üblicherweise im Bereich von +/- 3 bis 5<br />
% angesiedelt und deckt damit alle Leistungsbereiche<br />
sowie Wellenlängen des Sensors ab. Erfolgt eine Messung<br />
jedoch vorrangig nur an einem bestimmten Messpunkt<br />
im Sinne von Leistung und Wellenlänge, kann<br />
dieser Betriebspunkt in einer speziellen Kalibration berücksichtigt<br />
werden. Dadurch kann die Absolutgenauigkeit<br />
dieser Messung um cirka 1 % von beispielsweise<br />
3 % auf 2 % verbessert werden.<br />
Insgesamt sollte bei den Leistungsmessgeräten berücksichtigt<br />
werden, dass diese durch den dauerhaften<br />
Betrieb beansprucht werden. Um funktionale Schäden<br />
auszuschließen, empfiehlt es sich zum einen regelmäßige<br />
Sichtprüfungen durchzuführen. Stärkere Verfärbungen<br />
oder glänzende Stellen auf der Absorberoberfläche sind<br />
beispielsweise erste Hinweise auf eine lokale Überlastung<br />
der Beschichtung. Zum anderen sollte der Sensor<br />
regelmäßig kalibriert werden, um dauerhaft eine hohe<br />
Wiederholbarkeit und absolute Genauigkeit zu sichern.<br />
Sollen Veränderungen bei einem Hochleistungslaser<br />
beobachtet werden, lassen sich vergleichende Messungen<br />
auch bei geringen Leistungen durchführen. Entscheidend<br />
ist dabei, immer die gleichen Einstellungen zu<br />
wählen, um als Vergleich dienen zu können.<br />
Fazit: Nicht zu messen ist keine Alternative<br />
Eines ist sicher: Nicht zu messen, ist bei Laseranlagen in<br />
der <strong>additive</strong>n Fertigung keine Alternative. Ebenfalls unstrittig<br />
ist der Fakt, dass Strahlprofilmessgeräte mit integrierter<br />
Leistungsmessung die umfänglichsten Messergebnisse<br />
liefern. Allerdings scheidet diese Messtechnologie<br />
in einigen Fällen aus wirtschaftlichen Gründen aus.<br />
Mit der geschickten Wahl einer Leistungsmessgeräts –<br />
beispielsweise auch von PPS-Sensoren – in Kombination<br />
mit der geeigneten Messstrategie erhalten die Anwender<br />
aber durchaus eine umfassende Zustandsdiagnose ihrer<br />
Anlagen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie sichern<br />
die getätigten Investitionen, vermeiden Qualitätsprobleme<br />
und produzieren nachhaltig, da Maschinenstunden,<br />
Material und Energie optimal genutzt werden. ■<br />
Aufbau eines 3-Achs-Galvosystems, auch hier kann zwischen den Komponenten gemessen werden. Bild: Ophir<br />
Ophir Spiricon Europe (MKS Instruments)<br />
www.ophiropt.de<br />
18 <strong>additive</strong> April 2020
Mess- und Prüftechnik von Aerotech<br />
Hochpräzises<br />
QS-Equipment<br />
Aerotech, Hersteller leistungsstarker Motion-Control- und<br />
Positioniersysteme hat einen neuen Hexapod mit<br />
150 mm Durchmesser entwickelt. Der HEX150 RC besticht<br />
mit seiner Präzisionsmechanik. Ebenso neu ist die<br />
Steuerungsplattform Automation 1.<br />
Kleiner Bruder: Der neue Hexapod HEX150 RC (links) von<br />
Motion-Control-Spezialist Aerotech, Durchmesser Grundplatte<br />
150 mm / Durchmesser Oberteil 35 mm, mit AS3200-Steurung im<br />
4U Rack-Gehäuse und integrierter Steuerelektronik. Bild: Aerotech<br />
■■■■■■ Der HEX150 RC mit 150 mm Durchmesser<br />
ergänzt als kleiner Bruder die bestehende Produktfamilie<br />
mit 500 und 300 mm Durchmesser. Neben dem Einsatz<br />
für die Qualitätssicherung in der Mess- und Prüftechnik<br />
sieht Aerotech vor allem auch Anwendungsmöglichkeiten<br />
in den Bereichen Automotive, Elektronik, Maschinenbau<br />
und Medizintechnik. Der unverkennbare Vorteil<br />
des mehrachsigen, parallelkinematischen Hexapoden ist<br />
dessen präzise Positionierung frei in alle Richtungen. Bei<br />
einem mittigen Verfahrweg von 135 mm kann der kleine<br />
Bewegungskünstler mit seinen sechs Füßen bis zu 10 kg<br />
Nutzlast quasi vollkommen frei im Raum bewegen. Die<br />
sechs Freiheitsgrade machen das Mehrachssystem flexibel<br />
einsetzbar für die unterschiedlichsten Anwendungen<br />
bspw. in der Mess- und Prüftechnik.<br />
Das präzise Positioniersystem besticht dabei durch<br />
seine hervorragende Mechanik: Extrem steife Antriebsbeine,<br />
mit bürstenlosen, schlitzlosen AC-Servomotoren<br />
sorgen nicht nur für eine ultimative Leistung und lange<br />
Lebensdauer, sondern für höchste Präzision im Submikrometerbereich.<br />
Dabei sind die AC-Servomotoren direkt<br />
mit der Kugelrollspindel verbunden, was eine hohe<br />
Antriebssteifigkeit garantiert. Laut Aerotech ist der<br />
HEX150 RC der derzeit präziseste Hexapod am Markt.<br />
Mit Automation 1 hat nun nach der AS3200 die<br />
nächste Steuerungsgeneration Einzug gehalten. Wer eine<br />
optimierte Steuerungsplattform einsetzt, der reduziert<br />
den nicht wertschöpfenden Entwicklungsaufwand und<br />
kann seine Kunden mitunter schneller beliefern.<br />
Die Automation 1 fungiert als komplette Maschinensteuerung<br />
mit sämtlichen Komponenten und bietet somit<br />
deutlich mehr als eine reine „Bewegungssteuerung“.<br />
Mit einem neuen Software-basierten Bewegungscontroller<br />
ausgestattet, lassen sich damit Servo- und Schrittmotoren,<br />
Galvo-Scanköpfe, piezoelektrische Aktoren<br />
und diverse andere Geräte direkt ansteuern. Die individuellen<br />
Achsen werden über den Hyper-Wire-Bus angeschlossen.<br />
■<br />
Aerotech GmbH<br />
www.aerotechgmbh.de<br />
Steuerungsplattform:<br />
Die Hardware von<br />
Automation 1 verfügt<br />
über integrierte digitale<br />
und analoge E / A,<br />
sodass eine einfache<br />
Integration komplexer<br />
Bewegungen und die<br />
damit verbundene<br />
Steuerung der Prozesswerkzeuge<br />
möglich sind.<br />
Bild: Aerotech<br />
Steuerungsplattform bringt neuen Schwung in<br />
Motion-Control- und Positioniersysteme<br />
Aerotech entwickelt Motion-Control- und Positioniersysteme<br />
sowie die dazugehörigen Softwarelösungen.<br />
Diese kommen überall dort zum Einsatz, wo ein hoher<br />
Durchsatz mit absoluter Präzision gefordert ist, beispielsweise<br />
bei der Lasermaterialbearbeitung. Das hochpräzise<br />
Ansteuern von Bewegungskomponenten gehört<br />
seit Jahrzehnten zu den Kernkompetenzen. Ob in Industrie,<br />
in Forschungseinrichtungen oder in der Messtechnik,<br />
überall dort, wo etwas im Mikro- und Nanometer-<br />
Bereich wiederholgenau positioniert werden soll, kommen<br />
Aerotech-Lösungen und -Systeme zum Einsatz.<br />
<strong>additive</strong> April 2020 19
Promotion<br />
▶<br />
3D-DRUCKER UND CAD/CAM-KNOWHOW AUS EINER HAND<br />
Metall Binder Jetting System<br />
für die Serienproduktion<br />
Die Encee CAD/CAM-Systeme & 3D Drucker GmbH in Kümmersbruck<br />
versteht sich seit 1995 als Systemhaus mit Lösungen und<br />
Dienstleistungen entlang der gesamten Prozesskette der Produktentstehung.<br />
Das Portfolio reicht über Visualisierung, Prototyping<br />
und Konstruktion bis hin zur Fertigung. Zu dem umfangreichen<br />
Angebot zählen auch die 3D-Drucker von Desktop Metal.<br />
Das Shop<br />
System von<br />
Desktop<br />
Metalhat eine<br />
Druckgeschwindigkeit<br />
von<br />
700 cm3 in der<br />
Stunde und<br />
produziert so<br />
bis zu 70 kg<br />
Bauteile pro Tag.<br />
Bild: Encee<br />
Desktop Metal hat je nach Einsatzfall<br />
drei ganz unterschiedliche<br />
Systeme für den metallischen<br />
3D-Druck im Angebot:<br />
Das Shop System von Desktop<br />
Metal eröffnet mit seinem qualitativ<br />
hochwertigen Binder-Jetting-<br />
System einen völlig neuen Markt<br />
für die Produktion. Damit können<br />
Unternehmen Metallteile kostengünstig<br />
und mit einer sehr hohen<br />
Geschwindigkeit und Produktivität<br />
erstellen. Das Shop System hat<br />
eine Druckgeschwindigkeit von<br />
700 cm 3 in der Stunde und produziert<br />
so bis zu 70 kg Bauteile pro<br />
Tag.<br />
Das Shop-System fügt sich nahtlos<br />
in die bestehenden Arbeitsabläufe<br />
ein und produziert Teile mit einer<br />
hohen Oberflächengüte und Auflösung.<br />
Für das Shop System gibt es von<br />
Desktop Metal speziell entwickeltes<br />
Pulver und Parameter. So soll<br />
die außergewöhnliche Teilequalität<br />
und die hohe Wiederholbarkeit<br />
gewährleistet. Das Shop System ist<br />
zudem zehnmal schneller als vergleichbare<br />
laserbasierte Systeme<br />
wie z.B SLS und zu einem Bruchteil<br />
der Kosten.<br />
Das Shop-System ist kompatibel<br />
mit einer breiten Palette von Materialien,<br />
einschließlich rostfreier<br />
und hochlegierter Stähle. Zur Einführung<br />
des Shop Systems steht<br />
Edelstahl 17-4PH zur Verfügung.<br />
Metall 3D Drucken für<br />
die Massenproduktion<br />
Das Production System wurde von<br />
Desktop Metal für die Serienfertigung<br />
entwickelt und basiert auf<br />
der neuesten Technologie für den<br />
Metall 3D-Druck – die Single Pass<br />
Jetting Technologie: Das Production<br />
System kann so aufgrund der<br />
hohen Druckgeschwindigkeit, der<br />
Qualität der Bauteile und den<br />
20 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
Kein Pulver, kein Laser<br />
Bild: Encee<br />
Das gedruckte Bauteilsortiment<br />
reicht bei Encee von Lagerringen ...<br />
niedrigen Kosten pro Bauteil mit<br />
traditionellen Fertigungsverfahren<br />
konkurrieren. Laut Desktop Metal<br />
ist das ist der schnellste Weg um<br />
Metallteile zu drucken.<br />
Die Single Pass Jetting Technologie<br />
ermöglicht Geschwindigkeiten von<br />
bis zu 12 000 cm 3 /h – sprich diese<br />
ist mehr als 100x schneller als<br />
Quad-Laser-Metalldrucker und<br />
über 4x schneller als die nächstliegende<br />
Alternativen am Markt. Da<br />
keine Werkzeuge benötigt werden,<br />
ist dies laut Hersteller der schnellste<br />
Weg um komplexe Metallteile<br />
herzustellen.<br />
Kostengünstiges MIM-Pulver, hoher<br />
Durchsatz und einfache Nachbearbeitung<br />
sorgen für Kosten pro<br />
Teil, die mit herkömmlichen Fertigungsprozessen<br />
konkurrenzfähig<br />
sind – sie sind bis zu 20-mal niedriger<br />
als die heutiger Metall<br />
3D-Drucksysteme.<br />
Das mit Single Pass Jetting (SPJ)<br />
ausgestattete Produktionssystem<br />
bietet einen bidirektionalen<br />
Druck, bei dem alle Schritte des<br />
Druckprozesses bei jedem Durchlauf<br />
über den gesamten Druckbereich<br />
angewendet werden – Pulververteilung,<br />
Verdichten, ballistische<br />
Unterdrückung und der Binder-<br />
Jet-Druck. Dies ist der schnellste<br />
Weg, komplexe Metallteile zu drucken.<br />
Bauteile des Produktionssystems<br />
werden nicht auf einer Bauplatte<br />
gedruckt. Stattdessen werden sie<br />
vom losen Pulver selbstständig gestützt,<br />
wodurch die volle Auslastung<br />
des Bauvolumens und eine<br />
höhere Produktivität pro Druckvorgang<br />
ermöglicht werden. Die<br />
Software ordnet jedes Teil automatisch<br />
an und verschachtelt es, um<br />
den Durchsatz zu maximieren.<br />
Desktop Metals Studio System+<br />
kommt ohne loses Pulver und ohne<br />
Laser aus, die sonst oft mit dem<br />
Metall-3D-Druck in Verbindung<br />
gebracht werden. Stattdessen werden<br />
Metallstäbe, ähnlich wie beim<br />
FDM-Verfahren, verwendet. Das<br />
Studio System+ benötigt benötigt<br />
nur Strom und einen Internetanschluss.<br />
Daher ist dies eine einzigartige<br />
Lösung, die es möglich<br />
macht, Metallteile automatisiert<br />
im eigenen Haus zu drucken.<br />
Bild: Encee<br />
... über Düsensysteme ...<br />
Das bürofreundliche Studio System+<br />
von Desktop Metal stößt vor<br />
allem für funktionales Prototyping<br />
und Kleinserienproduktion auf große<br />
Akzeptanz – einige führende Unternehmen<br />
wie Ford, Stanley Black<br />
und Decker, Googles ATAP und<br />
Goodyear haben sich schon für das<br />
Studio System+ entschieden.<br />
Das Studio-System+ ist wesentlich<br />
zugänglicher als andere Lösungen.<br />
Es handelt sich um eine dreiteilige<br />
Lösung mit 3D-Drucker, Debinder<br />
und Ofen, die alle in die Cloud-basierte<br />
Software integriert sind, um<br />
den automatisierten 3D-Druck<br />
von Metall zu ermöglichen.<br />
Im Vergleich zu anderen Herstellungsverfahren<br />
reduziert diese Lösung<br />
die Kosten schätzungsweise<br />
um bis zu 90%. Das System+ soll<br />
auch die Geschwindigkeit in der<br />
Fertigung erhöhen und Teile in Tagen<br />
statt in Wochen oder Monaten<br />
produzieren. Zudem wird das Sintervolumen<br />
und das „Safe for Office“<br />
Feature des Herstellers von<br />
den Kunden geschätzt, da beim<br />
Umgang mit der Maschine kein<br />
Kontakt mit Lösungsmitteln erforderlich<br />
ist.<br />
... bis hin zu Halterungen.<br />
Umfangreiches<br />
CAD/CAM-Knowhow<br />
Für die CAD/CAM-Lösungen<br />
ZW3D und ZWCAD von<br />
ZWSOFT ist Encee exklusiver<br />
Händler in Deutschland. Als regionaler<br />
Ansprechpartner werden Beratung<br />
und technischer Support<br />
gewährleistet. In Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz werden<br />
mehr als 1000 Kunden in den Bereichen<br />
Industrie-Design, Werkzeug-<br />
und Formenbau, Kunststofftechnik,<br />
Maschinenbau sowie der<br />
Luft- und Raumfahrttechnik betreut.<br />
Zudem vertreibt Encee als<br />
autorisierter Partner die 3D-Drucker<br />
von Stratasys. Das Service-<br />
Angebot von Encee, das neben den<br />
Bereichen Consulting, Schulung<br />
und Wartung auch eine Hotline<br />
umfasst, gewährleistet den Kunden<br />
ein umfassendes Dienstleistungs-Paket.<br />
■<br />
Encee CAD/CAM Systeme GmbH<br />
www.encee.de<br />
Bild: Encee<br />
Bild: Encee<br />
Das Portfolio der<br />
Encee CAD/<br />
CAM-Systeme<br />
& 3D Drucker<br />
GmbH reicht<br />
über Visualisierung,<br />
Prototyping<br />
und<br />
Konstruktion<br />
bis hin zur<br />
Fertigung.<br />
<strong>additive</strong> April 2020 21
Projekt des Monats<br />
Siemens nutzt Stratasys FDM- und Poly-Jet-3D-Drucksysteme<br />
Gedruckte Automatisierungs -<br />
lösungen für die Produktion<br />
Mithilfe einer Fortus 450mc und dem Material ABS-ESD7 von<br />
Stratasys werden bei Siemens Digital Industries innovative Automatisierungslösungen<br />
entwickelt, die den europäischen ESD-Normen<br />
vollständig entsprechen.<br />
■■■■■■ Siemens ist ein weltweit tätiges Unternehmen<br />
mit dem Fokus auf Elektrifizierung, Automatisierung<br />
und Digitalisierung und damit einer der größten<br />
Anbieter energieeffizienter, ressourcenschonender Technologien.<br />
Siemens Karlsruhe gilt als Standort der Prozessautomatisierung<br />
und ist größtenteils dem Geschäftsbereich<br />
Digital Industries zuzuordnen.<br />
Siemens Digital Industries ist führender Anbieter von<br />
durchgehenden Software-, Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen<br />
für die Industrialisierung von Additive<br />
Manufacturing (AM). Zusätzlich dazu setzt Siemens<br />
AM auch in eigenen Werken ein und kann dadurch<br />
die Time to Market reduzieren und eine höhere<br />
Produktivität und Flexibilität erreichen.<br />
Im Manufacturing Karlsruhe (MF-K) werden Produkte<br />
für die Prozessautomatisierung, für die industrielle<br />
Kommunikation und Identifikation sowie robuste,<br />
kundenspezifische Industrie PCs gefertigt.<br />
Disruptive Technologien im Einsatz<br />
Im Oktober 2018 wurde dort das Innovationslabor gegründet.<br />
Die Aufgabe des Innovationslabors ist die Erprobung<br />
und Entwicklung von Lösungen mittels disruptiver<br />
Technologien, um einerseits Prozesse zu verbessern<br />
und zu beschleunigen, aber auch, die Mitarbeiter in ihrer<br />
Arbeit zu unterstützen.<br />
„Die Fortus 450mc und<br />
das Material ABS-ESD7<br />
bieten eine ideale<br />
Kombination, um unsere<br />
Anforderungen optimal<br />
zu erfüllen,“ erklärt<br />
Benjamin Heller,<br />
Projektleiter Disruptive<br />
Technologien, Siemens<br />
Digital Industries.<br />
Bild: Stratasys<br />
22 <strong>additive</strong> April 2020
Das Tagesgeschäft des MF-K ist gekennzeichnet<br />
durch eine hohe Produktvarianz und kleine Stückzahlen.<br />
Um die Kostenposition einer Massenproduktion zu<br />
erreichen, ist es notwendig, diese Komplexität des Produktionssystems<br />
zu reduzieren. Dies erfolgt durch die<br />
kontinuierliche Verbesserung der eigenen Prozesse sowie<br />
eine höhere Flexibilität der Produktionsabläufe, die<br />
Reduzierung von Durchlaufzeiten und beispielsweise<br />
die kostengünstige und schnelle Realisierung innovativer<br />
Automatisierungslösungen.<br />
Im Hinblick auf diese Ziele werden im Innovationslabor<br />
des MF-K Stratasys FDM- und Poly-Jet-<br />
3D-Drucksysteme eingesetzt.<br />
Als Elektronikwerk arbeitet das MF-K tagtäglich mit<br />
elektrostatisch empfindlichen Bauteilen, welche durch<br />
elektrostatische Entladungen in ihrer Funktion beeinträchtigt<br />
oder gar zerstört werden könnten. Daher ist eine<br />
Einhaltung der ESD-Normen unerlässlich.<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
ermöglicht, dass die Robotergreifer<br />
kompakt designed<br />
und Funktionen wie beispielsweise<br />
kom plexe Vakuumkanäle<br />
im Grundkörper<br />
eines Greifers realisiert werden<br />
können. Bild: Stratasys<br />
ESD-Norm-konforme Materialien<br />
„Stratasys bietet Materialien für die <strong>additive</strong> Fertigung<br />
an, die u. a. den europäischen ESD-Normen entsprechen<br />
und einen zuverlässigen und reproduzierbaren<br />
3D-Druck ermöglichen. Die Fortus 450mc und das Material<br />
ABS-ESD7 bieten dabei eine ideale Kombination,<br />
um unsere Anforderungen optimal zu erfüllen,“ erklärt<br />
Benjamin Heller, Projektleiter Disruptive Technologien,<br />
Siemens Digital Industries.<br />
Die Fortus 450mc ist bekannt für die Herstellung<br />
von langlebigen und formstabilen, additiv gefertigten<br />
Komponenten aus leistungsstarken Thermoplasten, die<br />
sich ideal für den Einsatz in einem Produktionsumfeld<br />
eignen.<br />
Das MF-K nutzt die Systeme von Stratasys für den<br />
Druck von Montagevorrichtungen, produktabhängigen<br />
Trays und Robotergreifern. „Besonders bei Robotergreifern<br />
hat die <strong>additive</strong> Fertigung Vorteile gegenüber<br />
konventionellen Methoden. Die Greifer können kompakt<br />
designed und Funktionen wie beispielsweise komplexe<br />
Vakuumkanäle im Grundkörper eines Greifers<br />
realisiert werden. Zudem gibt es die Möglichkeit, flexible<br />
Strukturen zu drucken,“ sagt Heller.<br />
■<br />
Siemens AG<br />
https://new.siemens.com<br />
Stratasys Ltd.<br />
www.stratasys.com<br />
Das Innovationslabors<br />
erprobt und entwickelt<br />
Lösungen mittels<br />
disruptiver Techno -<br />
logien, um einerseits<br />
Prozesse zu verbessern<br />
und zu beschleunigen,<br />
aber auch, die Mitar -<br />
beiter in ihrer Arbeit zu<br />
unterstützen.<br />
Bild: Stratasys<br />
STRATASYS BIETET<br />
MATERIALIEN FÜR DIE ADDITIVE FERTIGUNG AN, DIE U.A. DEN EUROPÄISCHEN ESD-NORMEN<br />
ENTSPRECHEN UND EINEN ZUVERLÄSSIGEN UND REPRODUZIERBAREN 3D-DRUCK<br />
ERMÖGLICHEN. FÜR EINE ELEKTRONIKPRODUKTION WIE IM MF-K SIND DIE ABLEITBAREN<br />
EIGENSCHAFTEN DES MATERIALS UNERLÄSSLICH.“<br />
Benjamin Heller, Projektleiter Disruptive Technologien, Siemens Digital Industries<br />
<strong>additive</strong> April 2020 23
01Anlagen<br />
3D-Druck revolutioniert das sportliche Sitzen<br />
Porsche zeigt 3D-Druck-<br />
Technologie für Schalensitze<br />
Porsche revolutioniert das sportliche Sitzen: Mit der Konzeptstudie<br />
„3D-Druck Bodyform Vollschalensitz“ präsentiert<br />
das Unternehmen eine innovative Alternative zur<br />
konventionellen Polsterung von Schalensitzen.<br />
Einfärbung der 3D-gedruckten Sichtbauteile der<br />
Komfortschicht. Bild: Porsche<br />
3D-Druck auf Polyurethanbasis<br />
Konzeptstudie<br />
„3D-Druck Bodyform<br />
Vollschalensitz“: Modularer<br />
Aufbau mit den<br />
Einzelschichten (Vollschalensitz,<br />
Grundträger,<br />
3D-gedruckte Komfortschicht,<br />
perforierter<br />
Racetex-Bezug).<br />
Bild: Porsche<br />
■■■■■■ Bei der Konzeptstudie „3D-Druck Bodyform<br />
Vollschalensitz“ von Porsche stammt die Mittelbahn<br />
des Sitzes, also Kissen- und Lehnenspiegel, zum<br />
Teil aus einem 3D-Drucker. Kunden können zukünftig<br />
bei der Komfortschicht zwischen drei Härten (hart, mittel,<br />
weich) wählen. Der individualisierte Sportsitz folgt<br />
den Prinzipien der individuellen Sitzanpassung im professionellen<br />
Motorsport.<br />
„Der Sitz ist die Schnittstelle zwischen Mensch und<br />
Fahrzeug und entsprechend wichtig für ein präzises,<br />
sportliches Handling. Schon lange sind in Rennfahrzeugen<br />
daher individuelle, auf den jeweiligen Fahrer ausgelegte<br />
Sitzschalen üblich“, so Michael Steiner, Vorstand<br />
für Forschung und Entwicklung bei Porsche. „Mit dem<br />
‚3D-Druck Bodyform Vollschalensitz‘ machen wir einmal<br />
mehr Technologie aus dem Motorsport für Serienkunden<br />
erlebbar.“ Neben der motorsportähnlichen Ergonomie<br />
zeichnet sich dieser Sitz durch ein einzigartiges<br />
Design, weniger Gewicht, verbesserten Komfort und eine<br />
passive Klimatisierung aus.<br />
Der „3D-Druck Bodyform Vollschalensitz“ basiert auf<br />
dem Leichtbauvollschalensitz von Porsche und entsteht<br />
in Sandwich-Bauweise: Ein Grundträger aus expandiertem<br />
Polypropylen (EPP) wird mit einer atmungsaktiven<br />
Komfortschicht aus einem Materialmix auf Polyurethanbasis<br />
verklebt, welche im <strong>additive</strong>n Verfahren hergestellt<br />
wird – also im 3D-Drucker. Die Außenhaut der<br />
Sitzstudie besteht aus „Racetex“ und ist besonders perforiert.<br />
Das dient der Klimatisierung. Sichtfenster erlauben<br />
einen Blick auf freiliegende farbige Bauteile in<br />
3D-gedruckter Gitterstruktur und geben dem Vollschalensitz<br />
ein unverkennbares Design.<br />
Bereits ab Mai 2020 ist der „3D-Druck Bodyform<br />
Vollschalensitz“ als Fahrersitz über Porsche Tequipment<br />
für die Modellreihen 911 und 718 erhältlich. Dabei ist<br />
das Angebot vorerst auf 40 Sitzprototypen für den europäischen<br />
Rennstreckeneinsatz in Verbindung mit einem<br />
6-Punkt-Gurt beschränkt. Das Feedback der Kunden<br />
fließt in den Entwicklungsprozess mit ein. In einem<br />
nächsten Schritt sind ab Mitte 2021 straßenzugelassene<br />
„3D-Druck Bodyform Vollschalensitze“ in drei unterschiedlichen<br />
Stauchhärten und Farben ab Werk über die<br />
Porsche Exclusive Manufaktur erhältlich. Langfristig ermöglicht<br />
die Technologie bei entsprechender Resonanz<br />
auch völlig personalisierte Lösungen. Neben einem erweiterten<br />
Farbangebot sollen dann sogar auf die individuelle<br />
Körperkontur des einzelnen Kunden angepasste<br />
Sitze entwickelt und angeboten werden.<br />
■<br />
Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG<br />
www.porsche.com<br />
24 <strong>additive</strong> April 2020
Industrie<br />
| Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
.event<br />
www.<strong>additive</strong>.industrie.de<br />
Bild: Fraunhofer IPA/Bez<br />
Bild: Fraunhofer IPA/Bez<br />
23. Anwenderforum<br />
Additive<br />
Produktionstechnologie<br />
In Kooperation mit:<br />
<strong>additive</strong> April 2020 25
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
UMSETZUNGSBEISPIELE UND -STRATEGIEN DER INDUSTRIELLEN ADDITIVEN FERTIGUNG<br />
Die industrielle (R)evolution der<br />
<strong>additive</strong>n Fertigung<br />
Die <strong>additive</strong> Fertigung hat das Stadium der Prototypenfertigung verlassen<br />
und in der industriellen Serienfertigung Fuß gefasst. Derzeit<br />
kann sie ihre Vorteile nur an ausgewählten Produkten ausspielen,<br />
denn Qualität und Kosten stehen oftmals in einem Missverhältnis.<br />
Zwei Stellschrauben bieten jedoch Hoffnung auf weiter sinkende<br />
Stückkosten. Autor: Prof. Dr. Florian Finsterwalder, Additive Design & Manufacturing<br />
Airbus und Boeing gezeigt haben.<br />
Der Automobilmarkt mit meist<br />
sehr hohen Stückzahlen und anspruchsvollen<br />
Zielkosten ist hoch<br />
attraktiv, allerdings hat die <strong>additive</strong><br />
Fertigung hier erst in Nischen<br />
Tritt gefasst: Beispielsweise können<br />
im Nutzfahrzeugbereich Kundensonderwünsche<br />
schnell realisiert<br />
werden. Auch Ersatzteile können<br />
mithilfe der <strong>additive</strong>n Fertigung<br />
schnell und bedarfsgerecht<br />
ohne die Notwendigkeit eines Lagers<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
Die durchgängige Digitalisierung<br />
der Bauteildatensätze wird<br />
diese Option der Fertigung weiter<br />
befördern.<br />
Antworten auf aktuelle<br />
Herausforderungen<br />
Additiv gefertigtes<br />
Geldschein-<br />
Ablagefach: Ein<br />
komplexes,<br />
bislang aus mehreren<br />
Komponenten<br />
bestehendes<br />
Bauteil.<br />
Schon seit geraumer Zeit wird die<br />
<strong>additive</strong> Fertigung nicht nur als<br />
Technologie zur Herstellung von<br />
Anschauungsmodellen und Prototypen,<br />
sondern auch als alterna -<br />
tives industrielles Herstellungsverfahren<br />
für funktionale Bauteile gehandelt.<br />
Die in Aussicht stehenden<br />
Kostenvorteile, insbesondere bei<br />
kleinen Stückzahlen, schnellere<br />
Produkteinführungen, eine erheblich<br />
höhere Flexibilität und die<br />
weitgehende Gestaltungsfreiheit<br />
zugunsten von Leichtbau, Mon -<br />
tage- und Funktionsintegrationen<br />
beflügeln diese Bestrebungen.<br />
Neben technischen Herausforderungen<br />
in Bezug auf Qualität hemmen<br />
jedoch vor allem hohe Material-<br />
und die Fertigungskosten als<br />
Folge der geringen Produktivität<br />
Bild: Daimler AG<br />
bislang den breiten industriellen<br />
Einsatz der <strong>additive</strong>n Fertigung.<br />
Erfolgreiche industrielle<br />
Umsetzungen<br />
Dementsprechend sind kleine Bauteile<br />
mit komplexer Geometrie<br />
und großer Variantenvielfalt<br />
grundsätzlich wirtschaftlich erfolgversprechende<br />
Kandidaten. So<br />
haben beispielsweise im zahnmedizinischen<br />
Bereich additiv und individuell<br />
gefertigte Kronen, Brücken<br />
und Prothesen Einzug gehalten<br />
und konventionelle Herstellverfahren<br />
weitgehend verdrängt.<br />
Aber auch die Luftfahrtindustrie<br />
bietet aufgrund der immensen Bedeutung<br />
des Leichtbaus interessante<br />
Perspektiven, wie beispielsweise<br />
Die notwendigen Qualifizierungen<br />
und Zertifizierungen entlang der<br />
gesamten Prozesskette sind wichtige<br />
Meilensteine auf dem Weg der<br />
Industrialisierung, indem sie eine<br />
gleichbleibend hohe Qualität garantieren.<br />
Großer Handlungsbedarf<br />
besteht jedoch bei den Produktionskosten.<br />
Automatisierung<br />
und die Steigerung der Produk -<br />
tivität sind wirksame Stellhebel,<br />
jedoch sind bei letzterer vorerst<br />
keine Quantensprünge zu erwarten,<br />
was insbesondere den metallischen<br />
3D-Druck angeht. Hingegen<br />
lässt sich die Produktivität kosten -<br />
neutral durch Parallelisierung<br />
steigern, denn in den letzten Jahren<br />
sind die Investitionskosten für<br />
die Anlagen zum Teil deutlich<br />
■<br />
gesunken.<br />
Hochschule Karlsruhe Technik<br />
und Wirtschaft<br />
www.hs-karlsruhe.de<br />
26 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
MIT SCHUBERT ADDITIVE SOLUTIONS WIRD DAS LAGER VIRTUELL<br />
Replikator statt Regale<br />
In den TLM-Anlagen von Schubert kommen heute digital konstruierte<br />
Bauteile aus dem 3D-Drucker zum Einsatz. Doch jetzt revolutioniert<br />
3D nicht nur die Maschinen, sondern sogar die Lagerhaltung.<br />
Denn elektronische Konstruktionsdaten lassen sich in Sekundenschnelle<br />
„on demand“ auf der ganzen Welt abrufen. Mit der neuen<br />
digitalen Part-Streaming-Plattform hat der Postweg für die Lieferung<br />
von Ersatzteilen (fast) ausgedient.<br />
Digital Warehouse:<br />
Anwender<br />
können die<br />
benötigten<br />
Funktionsteile<br />
auswählen und<br />
den Druckvorgang<br />
starten.<br />
Der 3D-Druck „on demand“ ist<br />
für Hersteller ein konsequenter<br />
Schritt in Richtung sichere und flexible<br />
Produktion. Ersatzteile sind<br />
in einem Bruchteil der bisherigen<br />
Zeit verfügbar und passen exakt<br />
zur Maschine. Neue Produkt- und<br />
Verpackungsformate lassen sich<br />
mit gedruckten Werkzeugen direkt<br />
vor Ort testen und realisieren.<br />
Voraussetzung dafür ist allerdings<br />
der Kundenzugriff auf geprüfte<br />
und zertifizierte Druckdaten. Diesen<br />
Zugriff macht die Schubert-<br />
Gruppe mit der neuen Part-Streaming-Plattform<br />
der Schubert Additive<br />
Solutions GmbH möglich.<br />
3D-Drucker und Internet<br />
– mehr ist nicht nötig<br />
Ein handelsüblicher 3D-Drucker,<br />
und ein Internetzugang reichen bereits,<br />
um die webbasierte, leicht zu<br />
bedienende Software der neuen<br />
Plattform nutzen zu können. Wer<br />
das volle Potenzial des 3D-Drucks<br />
ausschöpfen möchte, kann zusätzlich<br />
die Experten von Schubert<br />
Additive Solutions konsultieren.<br />
Sie identifizieren die Teile in der<br />
Produktion, die sich für eine<br />
3D-Fertigung eignen und konstruieren<br />
sie bis zu einem zertifizierten<br />
Druckjob. Auf der Part-Streaming-<br />
Plattform liegen die digital gelagerten<br />
Ersatzteile, Werkzeuge und Betriebsmittel<br />
dann bereit für den<br />
Druckbefehl.<br />
Kostentransparenz und<br />
Datensicherheit<br />
Bild: Ultimaker/Schubert Additive Solutions<br />
Das virtuelle Lager ist schnell, zuverlässig<br />
und wirtschaftlich. Denn<br />
jedes Teil ist sofort und ohne Einschränkungen<br />
verfügbar, lange<br />
Warte- und Lieferzeiten erübrigen<br />
sich. Lagerkosten und das Risiko<br />
eines Transports inklusive möglicher<br />
Schäden entfallen. Die Lagerhaltung<br />
beim Kunden beschränkt<br />
sich nur noch auf das Druckmaterial,<br />
sodass bisher gebundenes Kapital<br />
für andere Investitionen freigesetzt<br />
wird. Nicht zuletzt ist die<br />
Schubert-Plattform absolut kostentransparent<br />
und bietet reproduzierbare<br />
Qualität in Verbindung<br />
mit einer hohen Datensicherheit.<br />
Potenzielle Bauteile<br />
ermitteln<br />
Neben einfachen Ersatz- und Verschleißteilen<br />
lassen sich verschiedenste<br />
Roboterwerkzeuge über die<br />
Part-Streaming-Plattform drucken.<br />
Viele Möglichkeiten bieten<br />
auch ständig genutzte Betriebsmittel<br />
und Vorrichtungen. Ein schneller<br />
Check der Schubert-Experten,<br />
direkt in den Produktionshallen<br />
der Anwender, bringt potenzielle<br />
3D-Bauteile inklusive der Kosteneinsparungen<br />
ans Licht.<br />
Wie schnell und einfach sich die<br />
Teile auf der Plattform realisieren<br />
lassen, wird in zehn Stufen kategorisiert.<br />
Mit einem Schuss Kreativität<br />
und Pioniergeist können Hersteller<br />
auch selbst auf die Suche<br />
gehen und mithilfe von Schubert<br />
Additive Solutions konstruktive<br />
■<br />
Lösungen ausarbeiten.<br />
Gerhard Schubert GmbH<br />
www.schubert.group<br />
<strong>additive</strong> April 2020 27
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
WIE SIMULATION DAS POTENZIAL DER ADDITIVEN FERTIGUNG ERSCHLIEßT<br />
Von der Möglichkeit<br />
zur Machbarkeit<br />
Durch stärkere Auslagerung von Fertigungsaufgaben in vielen Industrien,<br />
ist das Know-how nicht nur über verschiedene Abteilungen,<br />
sondern über die Grenzen eines Unternehmens hinweg entlang<br />
der Wertschöpfungskette verteilt. So fehlt gerade in der Konzeptphase<br />
dem Industriedesigner oft der Konstrukteur oder dem Konstrukteur<br />
der Fertigungsspezialist als Sparringspartner, um Machbarkeiten<br />
abzusichern. Autor: Michael Wawrzinek, Additive Manufacturing Specialist<br />
Simulation-<br />
Driven Design.<br />
Um die Marktchancen moderner<br />
Fertigungsverfahren, wie der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung ausnutzen zu können,<br />
sind innovative Entwicklungsprozesse<br />
und neue Konzepte<br />
gefragt. Zielführend ist hier ein<br />
simulationsgetriebener Ansatz, mit<br />
dem Entwicklungsteams das enorme<br />
Zeitpotenzial in diesem Prozess<br />
effizient ausschöpfen können.<br />
Unterstützt durch Entwicklungssoftware<br />
wie Altair Inspire können<br />
Ingenieure die Entwicklungszeit<br />
für Bauteile um bis zu 40 % verkürzen.<br />
So können sie mithilfe der<br />
Topologieoptimierung Designstudien<br />
durchführen sowie die optimierten<br />
Strukturen anschließend<br />
vergleichen und validieren. Altair<br />
Engineering Inc. bietet ein breites,<br />
multiphysikalisches Portfolio an<br />
CAE-Software, um Designs für<br />
sämtliche Fertigungsverfahren gerecht<br />
auszulegen.<br />
Effizient konstruieren<br />
Bild: Altair Engineering<br />
Für <strong>additive</strong> Fertigungsverfahren<br />
gelten andere Konstruktionsrichtlinien<br />
als für die subtraktive Verfahren.<br />
Ein effizientes Hilfsmittel<br />
für die Konstruktion bionischer<br />
Strukturen sind PolyNURBS, die<br />
eine fertigungsgerechte Umsetzung<br />
in kürzester Zeit ermöglichen und<br />
Ingenieure in die Lage versetzen,<br />
per One Klick Solution optimierte<br />
Designs als PolyNURBS umzusetzen<br />
und Details gegebenenfalls<br />
manuell zu korrigieren.<br />
Simulation als<br />
Validierungstool<br />
Einer der größten Kostentreiber<br />
bei der <strong>additive</strong>n Fertigung ist die<br />
Fehlerrate im Bauprozess. Oft<br />
kommt es durch zu hohe Eigenspannungen<br />
zum Abriss des Bauteils<br />
von der Plattform. Um einen<br />
weiteren Fehlversuch zu vermeiden,<br />
muss das Bauteil anschließend<br />
neu orientiert und das Design<br />
oder die Supportstrukturen<br />
angepasst werden.<br />
Um im Idealfall gleich beim ersten<br />
Versuch den Baujob erfolgreich<br />
auszuführen, kann im Vorfeld mittels<br />
Strukturoptimierung ein ideales<br />
Design entwickelt und durch<br />
eine Bauprozesssimulation zur<br />
Validierung der optimalen Bauteil -<br />
orientierung mit entsprechenden<br />
Supportstrukturen durchgeführt<br />
werden. Mit den Ergebnissen der<br />
Bauprozesssimulation kann das<br />
Bauteil angepasst und Fehlversuche<br />
minimiert werden.<br />
Kostenpotenziale in der<br />
Prozesskette freisetzen<br />
Mit dem geeigneten Einsatz von<br />
Dimensionierungsrestriktionen<br />
können lokale Materialanhäufungen<br />
und somit unnötig große<br />
Eigenspannungen im Bauprozess<br />
vermieden werden. Durch die<br />
zusätzliche Vorgabe eines maximalen<br />
Überhangwinkels entstehen<br />
Designs, die bestenfalls ohne Supportstrukturen<br />
■<br />
auskommen.<br />
Altair Engineering GmbH<br />
www.altair.de<br />
28 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
Wir entwickeln die digitalen Bau steine für Ihren Erfolg in der <strong>additive</strong>n Fertigung –<br />
von der Datenvorbereitung bis hin zur Qualitätskontrolle.<br />
CADS Additive GmbH Technologiepark 17, 4320 Perg, Austria<br />
<br />
<strong>additive</strong> April 2020 29
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
SIMULATIONSGESTÜTZTE ENTWICKLUNG VON PARAMETERN FÜR DEN ADDITIVEN PROZESS<br />
Entwicklungskosten für<br />
<strong>additive</strong> Bauparameter reduzieren<br />
Um mit einer Anlage für den 3D-Metalldruck produktiv arbeiten zu<br />
können, werden optimale Prozessparameter benötigt. Diese erhält<br />
man typischerweise durch aufwendige und zeitintensive Probekörper.<br />
Die Programmfamilie der Simulationssoftware ANSYS bietet in<br />
ihrer Additive Suite ein Zusatzprogramm namens Additive Science,<br />
welches die Parameterentwicklung deutlich verkürzt und zunächst<br />
virtuell testet, bevor erste Probekörper gedruckt werden.<br />
Autor: Keno Kruse, Business Development Manager<br />
ANSYS Coaxial<br />
Average Sensor:<br />
Ergebnisse mit<br />
einem Sensor-<br />
Radius von<br />
1 mm.<br />
Bild: Cadfem<br />
Der 3D-Metalldruck ist ein anspruchsvolles<br />
<strong>additive</strong>s Fertigungsverfahren.<br />
Aus diesem Grunde<br />
wird viel Zeit und Geld darauf verwendet,<br />
den Druckprozess optimal<br />
zu gestalten, da nur ein wieder -<br />
holbarer Prozess mit verlässlicher<br />
Qualität zählt. Je nach Material<br />
und Bauteilart bedarf es einer speziellen<br />
Baustrategie. Irgendwo im<br />
weiten Feld zwischen unterschiedlicher<br />
Laserleistung, -geschwindigkeit<br />
und Hatchabstand befinden<br />
sich die gewünschten optimalen<br />
Prozessparameter.<br />
Maschinenhersteller liefern ihre<br />
Anlagen mit Standardmaschinenparametern<br />
aus, die zwar prinzipiell<br />
eine Produktion ermöglichen,<br />
jedoch nicht für die speziellen Anwendungsfälle<br />
hin optimiert worden<br />
sind.<br />
Die Wahl der Parameter<br />
Um die 3D-Metalldrucker in der<br />
Produktion effizient zu nutzen,<br />
müssen vorab die idealen Prozessparameter<br />
aus einer Vielzahl an<br />
Testkörpern in langwierigen Untersuchungen<br />
ermittelt werden.<br />
Falsche Parametereinstellungen<br />
führen zu Effekten wie Keyholing,<br />
Balling-Up oder Lack-of-fusion.<br />
Hier setzt die Software von AN-<br />
SYS an. Die simulationsgestützte<br />
Parameterentwicklung mit ANSYS<br />
Additive Science spielt alle Power/<br />
Speed/Hatch-Space-Varianten aus<br />
der Verbindung von Maschine und<br />
Material virtuell durch. Der Prozessingenieur<br />
erhält anschließend<br />
in vier Schritten Auskunft zu den<br />
Auswirkungen der Einstellungen:<br />
Schmelzpoolgeometrie (Single Bead),<br />
Porosität, thermische Historie<br />
und die Vorhersage der Mikrostruktur.<br />
Die Geometrie des<br />
Schmelzpools<br />
Bei der Single-Bead-Simulation<br />
geht es um die Geometrie des<br />
Schmelzpools. Aus unterschiedlichen<br />
Power/Speed-Kombinationen<br />
des Lasers werden die jeweilige<br />
Breite, Länge und Tiefe des<br />
Schmelzpools ermittelt. Die Porosität<br />
des erstarrten Materials wird<br />
im zweiten Schritt ermittelt, in<br />
dem die idealen Power/Speed-<br />
Kombinationen aus der Single-<br />
Bead-Simulation mit unterschiedlichen<br />
Laserlinienabständen (Hatch<br />
Spaces) variiert werden.<br />
Anschließend überträgt man die<br />
idealen Laserparameter auf das<br />
tatsächliche 3D-Modell. In der<br />
thermischen Historie werden die<br />
einzelnen Scanvektoren des Modells<br />
über mehrere Schichten hinweg<br />
thermisch simuliert, um mögliche<br />
Schwachstellen, z. B. Hot<br />
Spots aufzudecken.<br />
Ausblick auf das<br />
Metallgefüge<br />
Relativ neu ist die Funktion der<br />
Mikrostruktur in Additive Science.<br />
Hier lassen sich Rückschlüsse auf<br />
das entstehende Metallgefüge ziehen,<br />
indem die Korngröße und die<br />
Orientierung ermittelt werden.<br />
Mit der ANSYS Additive Suite erhalten<br />
Anwender ein leistungsfähiges<br />
Softwarepakete für die <strong>additive</strong><br />
Fertigung von Metallteilen, die<br />
den gesamten Prozess vom Produktdesign<br />
bis zur Produktentstehung<br />
in der Maschine abdeckt.<br />
■<br />
Cadfem GmbH<br />
www.cadfem.de<br />
30 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
LASER POWDER BED FUSION<br />
Qualitätssteigerung durch<br />
Online-Prozess-Monitoring<br />
Laser Powder Bed Fusion ermöglicht die Herstellung hochkomplexer<br />
metallischer Bauteile hoher Dichte mit gezielt eingestellten mechanischen<br />
Eigenschaften. Dabei belaufen sich die direkten Produktionskosten<br />
quasi unabhängig der Bauteilkomplexität. Herausforderungen<br />
stellen heute prozessorale Einschränkungen wie etwa vergleichsweise<br />
kleine Prozessfenster und eine Vielzahl an unbekannten<br />
Parametereinflüssen dar. Das Online-Prozess-Monitoring bietet<br />
eine Möglichkeit, diesen Herausforderungen zu begegnen und den<br />
gesamten Fertigungsprozess qualitativ zu optimieren.<br />
Autoren: Artur Leis und Dr. Max Hoßfeld<br />
Mithilfe unterschiedlicher Anordnung<br />
von Diagnostikgeräten, wie<br />
beispielsweise Pyrometer, Hoch -<br />
geschwindigkeitskameras und Dioden,<br />
können für bekannten Ursache-Wirkungsprinzipien<br />
geschlossene<br />
Regelkreise den Prozess regeln<br />
und die Qualität gewährleisten.<br />
Merkmale sammeln und<br />
abgleichen<br />
Qualität ist nach der DIN EN ISO<br />
9000 definiert als „Vermögen<br />
einer Gesamtheit inhärenter Merkmale<br />
eines Produkts, eines Systems<br />
oder eines Prozesses zur Erfüllung<br />
von Forderungen von Kunden und<br />
anderen interessierten Parteien.“<br />
Das Laser Powder Bed Fusion<br />
(LPBF)-Verfahren stellt ein<br />
schichtweises <strong>additive</strong>s Fertigungsverfahren<br />
dar, bei welchem durch<br />
selektives Umschmelzen einer applizierten<br />
Pulverschicht hochkomplexe<br />
Bauteile erzeugt werden<br />
können. Die hohe Prozessgeschwindigkeit<br />
(bis zu 2 m/s) und<br />
der geringe Strahldurchmesser,<br />
meist etwa 100 μm, führen dabei<br />
Bild: Artur Leis/IFSW<br />
Oben: Bei geringer<br />
Leistung<br />
befindet sich der<br />
Prozess im Wärmeleitungsschweißen.<br />
Unten: Bei hoher<br />
Leistung wird<br />
eine Dampfkapillare<br />
ausgebildet,<br />
sodass im<br />
Tiefschweißen<br />
prozessiert wird.<br />
zu einer hohen zu beherrschenden<br />
Prozesskomplexität, die in unterschiedlichen<br />
Schweißregimen und<br />
der parameterabhängigen Fehlerausbildung<br />
resultieren.<br />
Ermittlung von<br />
Prozessparametern<br />
Stand der Technik für den LPBF-<br />
Prozess ist dabei die experimentelle,<br />
auf Erfahrungswissen basierende<br />
Ermittlung von Prozessfenstern.<br />
Durch die Integration von High-<br />
Speed-Online-Monitoring-Tools<br />
kann dieser aufwändige Findungsvorgang<br />
für Prozessparamater auf<br />
ein Minimum reduziert werden.<br />
Hierfür ist es erforderlich, unterschiedliche<br />
Qualitätsmerkmale<br />
mittels Diagnostik aufzunehmen<br />
und mit einer Referenz abzugleichen.<br />
So können etwa Einzelbilder<br />
und Videoaufnahmen aus der Baukammer<br />
zur Untersuchung einer<br />
Ablösung des Bauteils von der<br />
Bauplatte herangezogen werden.<br />
Weiter kann mithilfe einer Diode,<br />
die im Wellenlängenbereich des<br />
Laserstrahls empfindlich ist, der<br />
Anteil der reflektierten Laserstrahlung<br />
ermittelt werden, woraus ungewünschte<br />
Prozessregime erkannt<br />
und durch Regelung der entsprechenden<br />
Parameter verhindert<br />
werden können. Hochgeschwindigkeitsaufnahmen<br />
führen des<br />
Weiteren zu einem besseren Verständnis<br />
der auftretenden Phänomene<br />
und tragen einen wesentlichen<br />
Teil zum Prozessverständnis<br />
bei.<br />
Derzeit sind folgende Fehlerbilder<br />
mittels Online-Prozess-Monitoring<br />
erkennbar: Poren und Lunker,<br />
fehlende Geometrien, Bauteilverzug,<br />
Substratplattenabriss, Bauteilrisse<br />
sowie<br />
■<br />
Spritzer.<br />
Institut für Strahlwerkzeuge<br />
(IFSW) der Universität Stuttgart<br />
www.ifsw.uni-stuttgart.de<br />
<strong>additive</strong> April 2020 31
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
INDIREKTE, ADDITIVE FERTIGUNGSVERFAHREN IM TREND<br />
Lithografie-basierte<br />
<strong>additive</strong> Fertigung von Metallen<br />
Eine ständig steigende Zahl <strong>additive</strong>r Fertigungsverfahren führt aus<br />
Anwendersicht zu einer zunehmenden Verwirrung. Während anfangs<br />
vor allem direkte <strong>additive</strong> Verfahren, bei welchen Bauteile<br />
direkt aus dem Ausgangsmaterial hergestellt werden, weit verbreitet<br />
waren, rücken in den letzten Jahren vermehrt indirekte Verfahren,<br />
bei welchen Bauteile über einen Grünteilzustand zweistufig<br />
hergestellt werden, in den Fokus. Autor: Dr. Andreas Baum, Geschäftsführer<br />
Abbildung 1: Arbeitsraum mit Materialvorrat (A), beheizter Klinge (B) sowie Bauplattform (C);<br />
Belichtungsprozess (D) und simultane Belichtung einer Schicht mit unterschiedlichen Bauteilen.<br />
Abbildung 2: Feedstock-Block mit innenliegenden Grünteilen (A); thermische Verflüssigung des<br />
Feedstock-Blocks zur Extraktion der Grünteile (B) sowie Grünling und Sinterteil im Vergleich.<br />
Bild: Metshape<br />
Bild: Metshape<br />
flüssig und kann mithilfe einer beheizten<br />
Klinge (B in Abb. 1) gleichmäßig<br />
und dünnschichtig (typischerweise<br />
zwischen 35 und<br />
50 μm) auf die Bauplattform (C in<br />
Abb. 1) aufgetragen werden. Diese<br />
wird dann mit UV-Licht belichtet.<br />
In den belichteten Bereichen vernetzt<br />
das Photopolymer und hält<br />
so das Metallpulver in Form (D in<br />
Abb. 1). Auf diese Weise werden<br />
schichtweise Grünteile hergestellt,<br />
die sich am Ende des Druckauftrags<br />
innerhalb eines Feedstock-<br />
Blocks befinden (A in Abb. 2).<br />
Um die Grünteile aus dem Mate -<br />
rialblock zu extrahieren, wird der<br />
nicht belichtete Feedstock in einem<br />
Ofen bei ca. 50 °C verflüssigt. Das<br />
abgeschmolzene Material wird<br />
aufgesammelt und kann wiederverwendet<br />
werden. Die verbleibenden<br />
Grünteile (Abb. 2c) werden im<br />
Ultraschallbad oder mithilfe eines<br />
Air-Brush-Systems gereinigt, um<br />
Rückstände des nicht belichteten<br />
Materials zu entfernen.<br />
Sintern der Bauteile<br />
Unter den indirekten feststoffbasierten<br />
Verfahren ist die Materialextrusion<br />
durch Fused Filament<br />
Fabrication, das auch als Fused<br />
Deposition Modeling bekannt ist,<br />
am weitesten verbreitet. Deutliche<br />
bessere Bauteilqualitäten lassen<br />
sich aber mittels Binder Jetting erreichen.<br />
Dabei wird in ein Pulverbett<br />
ein flüssiger Binder gespritzt,<br />
der die Pulverpartikel lokal bindet.<br />
Lithografiebasierte<br />
Technologie<br />
Noch bessere Oberflächenqualitäten<br />
und sehr hohe Auflösungen ermöglicht<br />
eine neue indirekte <strong>additive</strong><br />
Fertigungstechnologie, basierend<br />
auf dem Grundprinzip der<br />
Stereolithografie: das sogenannte<br />
Lithography-based Metal Manufacturing<br />
(LMM). Diese Technologie<br />
zur Herstellung von metallischen<br />
Bauteilen ist eine Kombi -<br />
nation und Weiterentwicklung der<br />
Prozesse der Vat-Polymerisation<br />
und des Metallspritzgießens<br />
(MIM). Dabei wird das Ausgangsmaterialgemisch<br />
aus Metallpulver<br />
und einem Photopolymer (Feedstock)<br />
in einem Materialreservoir<br />
(A in Abb. 1) gespeichert.<br />
Der Feedstock hat bei Raumtemperatur<br />
eine „butterartige“ Konsistenz.<br />
Bei Erwärmung wird er<br />
Die thermische Entbinderung des<br />
Photopolymers und das Sintern<br />
der Bauteile auf eine Enddichte<br />
zwischen 96 und 99 % erfolgen in<br />
einem zweistufigen Verfahren in<br />
einem MIM-Sinterofen unter<br />
Schutzatmosphäre. Die gesinterten<br />
Teile sind ca. 20 % kleiner als die<br />
gedruckten Grünlinge, wobei der<br />
genaue Sinterschwindungsfaktor<br />
von der verwendeten Materialzusammensetzung<br />
abhängt. Der Faktor<br />
selbst ist sehr gut reproduzierbar,<br />
wobei die Schwindung in allen<br />
■<br />
drei Dimensionen ähnlich ist.<br />
Metshape GmbH<br />
www.metshape.de<br />
32 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
ANSÄTZE ZUR STEIGERUNG DER BAUTEILLEISTUNG MITTELS ADVANCED COMPACTION TECHNOLOGY<br />
Verbesserung der Genauigkeit,<br />
Dichte und Reproduzierbarkeit<br />
Binder-Jetting hat sich als ein etabliertes 3D-Druck-Verfahren zur<br />
Herstellung hochwertiger Bauteile erwiesen. Dank seiner Gestaltungsfreiheit<br />
können bahnbrechende Ideen verwirklicht werden.<br />
Aufgrund der hohen Druckgeschwindigkeit und wenigen Prozessschritten<br />
ist Binder-Jetting die einzige 3D-Druck-Technik, welche<br />
für die Serienfertigung geeignet ist. Autor: Yunus Baltali, Regional Sales Manager<br />
gleichmäßig verteilt werden kann.<br />
Dieser Ansatz trägt zu einer homogenen<br />
Pulverschicht über das gesamte<br />
Pulverbett bei.<br />
Auftragen<br />
Eine frisch aufgetragene Pulverschicht<br />
mit einer mittleren Teilchengröße<br />
von ungefähr 9 μm<br />
wird mit einer wasserlöslichen Lösung,<br />
dem Binder, behandelt und<br />
mit einer Infrarot-Heizquelle gehärtet.<br />
Das wird sukzessiv wiederholt,<br />
bis das Objekt seine Form annimmt.<br />
Diese Form, die als Grünling<br />
bezeichnet wird, muss anschließend<br />
in einem Ofen ausgehärtet,<br />
entpulvert und in einem<br />
Sinterofen gesintert werden. Metallpartikel<br />
werden dabei zu einem<br />
hochdichten Objekt verschmolzen.<br />
Die Dichte des Sinterteils hängt<br />
von der Qualität des Grünlings ab.<br />
Je feiner das Pulver ist, desto dichter<br />
ist das endgültige Metallbauteil.<br />
Diese feinen Pulver sind jedoch<br />
am schwierigsten zu verarbeiten.<br />
Wenn das Pulver auf eine<br />
Oberfläche aufgetragen wird,<br />
Bild: Exone<br />
Ein mittels<br />
Binder-Jetting<br />
hergestellter<br />
Motorblock.<br />
Jobbox X1<br />
25PRO: 400<br />
Laufräder aus<br />
316L.<br />
kann es zu Staubbildung und Verklumpungen<br />
kommen. Je größer<br />
die Oberfläche des Druckobjekts<br />
ist, desto schwieriger ist es, eine<br />
einheitliche Druckumgebung zu<br />
schaffen. Um dieses Problem zu lösen,<br />
wurde von ExOne die Advanced<br />
Compaction Technology<br />
(ACT) entwickelt, die aus drei Prozessschritten<br />
besteht: Dosieren,<br />
Auftragen und Verdichten.<br />
Dosieren<br />
Um feinste Pulver ohne Verklumpungen<br />
oder Pulverwolken großflächig<br />
zu verteilen, wurde eine<br />
Dosiereinheit mit Ultraschall-Anreger<br />
eingesetzt. Dieses Ultraschallelement<br />
vibriert, während es<br />
sich schnell über die Spannweite<br />
eines Pulverbetts bewegt. So kann<br />
sichergestellt werden, dass eine<br />
vorab definierte Menge Pulver<br />
Bild: Exone<br />
Die Rändelwalze ist mit einem<br />
speziellen Muster ausgestattet, um<br />
die Reibung mit der Pulveroberfläche<br />
zu erhöhen. Diese spezielle<br />
Kontaktfläche hilft, Pulver in einer<br />
bestimmten Höhe gleichmäßig<br />
aufzunehmen und zu verteilen.<br />
Verdichten<br />
Der letzte Schritt ist die Verdichtung<br />
des gleichmäßig verteilten<br />
Pulvers. Das Ziel ist es, die Partikel<br />
zu kompaktieren, sodass eine<br />
möglichst hohe und gleichmäßige<br />
Packungsdichte herrscht.<br />
Branchenführende<br />
Teiledichte<br />
Das System von ExOne zum präzisen<br />
Verteilen und Kompaktieren<br />
von feinem Pulver bietet eine branchenführende<br />
Teiledichte und Wiederholbarkeit<br />
an, die für den<br />
3D-Produktionsdruck erforderlich<br />
ist. Das Triple ACT-System von<br />
ExOne erreicht Dichten von 97 %<br />
oder mehr, abhängig vom Material<br />
und der vom Kunden gewünschten<br />
Dichte, die jetzt mit dem Triple<br />
ACT-System von ExOne und anderen<br />
Prozesssteuerungen präzise<br />
eingewählt werden können. Darüber<br />
hinaus beträgt die Variabilität<br />
der Teiledichte über die gesamte<br />
Baufläche jetzt 0,3 % und ist somit<br />
eine<br />
■<br />
Verbesserung.<br />
ExOne GmbH<br />
www.exone.com<br />
<strong>additive</strong> April 2020 33
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
EFFIZIENTES UND INNOVATIVES PULVERMANAGEMENT IM LASER-SINTER-PROZESS<br />
MMPS – automatische<br />
Beschickung von SLS-Anlagen<br />
Im Rahmen von Industrial Additive Manufacturing sind die Anforderungen<br />
an SLS-Anlagen stetig größer geworden, wodurch die Anlagen<br />
immer größer werden. Dadurch gibt es unter anderem eine große<br />
Herausforderung: die effiziente und weitestgehend automatisierte<br />
Beschickung von SLS-Systemen wird notwendig. Die LSS GmbH<br />
hat als Lösung hierzu die Modular Material Processing Solution<br />
(MMPS) entwickelt.<br />
Autor: Christian Held, Konstruktionsleiter R&D<br />
der SLS-Maschine kein Platz mehr<br />
zur Verfügung steht.<br />
Staubarmes Arbeiten<br />
dank Filtersystem<br />
Dieser beispielhafte Aufbau zeigt die Beschickung einer<br />
Maschine mit zwei Materialarten („virgin“ und „used“).<br />
Die MMPS ist ein Pulvermanagementsystem<br />
für Laser-Sinter-Anlagen.<br />
Sie automatisiert den Beschickungprozess<br />
von SLS-Maschinen.<br />
Sobald das Materialmodul manuell<br />
mit Pulver gefüllt wurde, erfolgt<br />
in den weiteren Modulen das automatische<br />
Wiegen, Mischen und<br />
Beschicken der Anlage. Dies ermöglicht<br />
eine Zeitersparnis für<br />
den Maschinenbediener von bis zu<br />
90 % und für den gesamten Befüllprozess<br />
von bis zu 25 %.<br />
Individuell durch<br />
modularen Aufbau<br />
Dank des modularen Aufbaus,<br />
kann die MMPS individuell an die<br />
Kundenanforderungen angepasst<br />
werden. Mit einem vollständigen<br />
MMPS-System können maximal<br />
vier Materialarten (z. B. used, virgin,<br />
overflow, recycled) verarbeitet<br />
und mehrere Maschinen beschickt<br />
werden.<br />
Die von der LSS eigens entwickelte<br />
Software ermöglicht die intuitive<br />
Steuerung des gesamten Systems.<br />
Die MMPS ist materialoffen und<br />
nutzbar mit nahezu allen gängigen<br />
SLS-Maschinen auf dem Markt.<br />
Verschiedenste Module<br />
Bild: LSS<br />
Aktuell stehen Material-, Misch-,<br />
Buffer- und Befüllungsmodule zur<br />
Verfügung. Zusammen mit den<br />
Top- und Bottom-Feed-Adaptern<br />
ermöglicht dies eine individuelle<br />
Anpassung an den bestehenden<br />
Druckprozess. Darüber hinaus<br />
bietet die MMPS eine Förderlänge<br />
von bis zu 20 m. Damit ist eine effiziente<br />
Beschickung auch dann<br />
möglich, wenn im direkten Umfeld<br />
Durch das eingebaute Filterungssystem<br />
ist ein staubarmes Arbeiten<br />
möglich. Weiterhin wird der direkte<br />
Kontakt des Pulvers zu den Mitarbeitern<br />
und der Umwelt minimiert,<br />
was das Kontaminations -<br />
risiko für das Pulver verringert.<br />
Die Material-Batches und relevanten<br />
Umwelteinflüsse werden von<br />
der MMPS gemessen und geloggt,<br />
was eine gute Historie und Nachverfolgbarkeit<br />
des Misch- und Förderprozesses<br />
ermöglicht.<br />
Seit 2002 ist die LSS Laser-Sinter-<br />
Service GmbH ein etablierter Partner<br />
im Bereich der <strong>additive</strong>n Fertigung.<br />
Die Experten von LSS mit<br />
Hauptsitz in Kapfenberg, Österreich,<br />
bieten weltweit Komplett -<br />
lösungen an – von der Bedarfsanalyse<br />
neuer Maschinen über deren<br />
Anpassung, Installation und Wartung<br />
bis hin zur Bedienerschulung.<br />
Ergänzt wird das Portfolio durch<br />
eine breite Materialpalette, offene<br />
Plattformmaschinen und ein automatisiertes<br />
Pulvermanagement -<br />
■<br />
system.<br />
LSS Laser-Sinter-Service GmbH<br />
www.lss-europe.com<br />
34 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
MÖGLICHKEITEN, GESCHÄFTSERFOLG UND ORGANISATION POSITIV ZU BEEINFLUSSEN<br />
Geschäftsmodellinnovation –<br />
Rollen, Muster, Organisation<br />
Die Nutzung des Additive Manufacturing (AM) ist eine Möglichkeit<br />
der Geschäftsentwicklung. Um neue Kundengruppen sowie Märkte<br />
erschließen zu können, ist es nicht nur entscheidend neue Geschäftsmodelle<br />
zu definieren und auszuwählen, sondern auch deren<br />
erfolgreiche technologische und organisationale Transformation im<br />
Unternehmen. Strukturierte Vorgehensweisen und Modelle können<br />
hier helfen, entstehende Herausforderungen zu meistern.<br />
Autor: Oliver Schöllhammer, Abteilungsleiter Unternehmensstrategie und -entwicklung<br />
Unternehmen erhalten somit einen<br />
ersten differenzierten Hinweis auf<br />
mögliche Geschäftsmodellinnovationen.<br />
Für die Bewertung und Umsetzung<br />
neuer Geschäftsmodelle stehen<br />
viele erfolgreich erprobte Methoden,<br />
Werkzeuge und Modelle zur<br />
Verfügung. Die Geschäftsmodellentwicklung<br />
über den Minimum<br />
Viable Product (MVP)-Ansatz, mit<br />
seinen risikominimierenden kur -<br />
zyklischen Iterationen inklusive<br />
enger Einbindung des Kunden, hat<br />
sich in diesem Zusammenhang als<br />
besonders geeignet erwiesen.<br />
Veränderungen<br />
erkennen und umsetzen<br />
Anpassungen in<br />
der Wertschöpfungskette<br />
befähigen<br />
Akteure,<br />
neue Rollen einzunehmen<br />
und<br />
Geschäftsmodelle<br />
zu definieren.<br />
Aktuell stehen im Zusammenhang<br />
mit der <strong>additive</strong>n Fertigung bei<br />
vielen Unternehmen noch die technischen<br />
Möglichkeiten, um Produkt-<br />
und Prozessinnovation voran<br />
treiben zu können, im Mittelpunkt.<br />
Neben der Veränderung in<br />
der Produktentstehung und der<br />
Supply Chain bietet das AM durch<br />
geschickte Kombination dieser<br />
Möglichkeiten aber auch die<br />
Option neue Geschäftsmodelle zu<br />
gestalten.<br />
Leider wird dieses Thema bisher<br />
noch stark vernachlässigt, obwohl<br />
das Angebot eines erweiterten<br />
Kundennutzen in Zukunft mit<br />
wettbewerbsentscheidend sein<br />
wird. Die Gründe hierfür sind vielfältig<br />
und die Schwierigkeit bei der<br />
Umsetzung liegt oft darin, folgende<br />
Fragen zu beantworten: Wie beeinflusst<br />
das AM das bestehende<br />
Geschäftsmodell und welche Wettbewerbsvorteile<br />
lassen sich hieraus<br />
ableiten? Wie entwickelt man ein<br />
neues Geschäftsmodell und wie<br />
lässt es sich in die Organisation<br />
transformieren?<br />
Definition neuer<br />
Geschäftsmodelle<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Zu berücksichtigen ist, dass die<br />
Definition und Ausgestaltung neuer<br />
Geschäftsmodelle abhängig von<br />
der Position des eigenen Unternehmens<br />
innerhalb der AM Supply<br />
Chain bzw. eines AM-Ökosystems<br />
ist. Hilfestellung und Orientierung<br />
für die Potenzialeinordnung der<br />
Geschäftsmodelle können Rollenund<br />
Geschäftsmodellmuster geben.<br />
Rollen wie Anlagenhersteller,<br />
Anlagennutzer, Intermediäre oder<br />
Wertschöpfungsstufenbeteiligten<br />
können spezifische Geschäftsmodellmuster<br />
zugeordnet werden.<br />
Geschäftsmodell- und Technologieveränderungen<br />
beeinflussen zukünftige<br />
Organisationsstrukturen<br />
wesentlich. Ein Erfolgsfaktor ist<br />
daher, die relevanten und notwendigen<br />
organisationalen Veränderungen<br />
zu erkennen und wirksam<br />
mittelfristig umzusetzen. Die Beherrschung<br />
der technischen und<br />
organisationalen Veränderungs -<br />
aktivitäten, die strukturierte sowie<br />
systematische Begleitung der<br />
Unternehmenstransformation und<br />
die Abbildung notwendiger Kompetenzen,<br />
Rollen und Prozesse in<br />
den betroffenen Organisationseinheiten<br />
stehen hierbei im Zentrum<br />
der Betrachtung. Ein mehrstufiges<br />
strukturiertes Vorgehen hilft dabei,<br />
diese Veränderungen bewältigen<br />
zu<br />
■<br />
können.<br />
Fraunhofer-Institut für Produk -<br />
tionstechnik und Automatisierung<br />
IPA<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
<strong>additive</strong> April 2020 35
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
VERÄNDERUNGSGARANTIE 4 HOCH 1<br />
Sicher verändern<br />
Fast jeder kennt das Eisbergmodell. Das Kommunikationskonzept<br />
besagt, dass lediglich 20 % einer Botschaft auf der Sachebene<br />
wahrgenommen wird und 80 % auf der Beziehungsebene. Wieso<br />
ignorieren die Chefs dann ständig diese Tatsache, wenn es um Veränderung<br />
geht? Und wann geht es nicht um Veränderung?<br />
Autor: Marco Stingelin, Senior Partner<br />
Letting Go hat<br />
ein Continuous<br />
Improvement<br />
Modell ent -<br />
wickelt, das die<br />
Geschäftsleitung<br />
im Change-Prozess<br />
unterstützen<br />
soll.<br />
Wir erleben es tagtäglich: Die Geschäftsleitung<br />
(GL) will etwas verändern.<br />
Sie denkt sich alles selbst<br />
oder in einer kleinen Gruppe aus<br />
und nimmt sich dafür viel Zeit.<br />
Die Maßnahmen für die neue Ausrichtung<br />
werden bis ins Mikro-<br />
Detail beschrieben. Es folgt die<br />
Befehlsausgabe. Und was passiert<br />
dann? Mehr als 70 % aller Veränderung<br />
funktionieren nicht, weil<br />
die Umsetzung nicht dort landet,<br />
wo man sie wollte. Warum?<br />
Betroffene und<br />
Beteiligte<br />
Bild: Worawut/Adobe Stock<br />
Das liegt am Verständnis der Mitarbeiter<br />
für das Warum der Veränderung.<br />
Sie müssen es spüren. Nur:<br />
Der Haken ist schon innerhalb der<br />
GL. Denn die Mitglieder der Geschäftsführung<br />
haben nicht dasselbe<br />
Verständnis zu heute, morgen<br />
und den Weg dorthin. Sie denken<br />
in ihren Silos (Abteilungen) und<br />
nicht als übergreifende, strategische,<br />
taktische GL.<br />
Die Geschäftsführung wundert<br />
sich dann, warum die Betroffenen<br />
nichts verstehen wollen. Mitarbeiter<br />
müssen wollen, was sie sollen<br />
und nicht hören, was sie müssen.<br />
Außerdem werden Mitarbeiter am<br />
und im Veränderungsprozess nicht<br />
beteiligt und können keinen Einfluss<br />
nehmen.<br />
Die Rahmenbedingungen und ein<br />
einheitliches Führungsverständnis<br />
in der GL und der weiteren Führungskräfte<br />
für die „Königsdiszi -<br />
plin“ fehlen: Führen im Change.<br />
Deshalb haben die Beratungs- und<br />
Coachingspezialisten von Letting<br />
Go eine eigene Interpretation eines<br />
Continuous Improvement Modells<br />
entwickelt.<br />
1. Wohin geht die Reise?<br />
Eine gemeinsame Sichtweise zur<br />
aktuellen Ausgangssituation und<br />
eine klare, aufeinander abgestimmte<br />
Richtung bilden den<br />
Grundstein für jeden erfolgreichen<br />
Veränderungsprozess. Vom Fischkopf<br />
bis zur Heckflosse.<br />
2. Zur gemeinsamen<br />
Reise einladen<br />
Jeder Mensch hat eigene Strategien<br />
im Umgang mit Veränderungen<br />
und eine eigene innere Prozessgeschwindigkeit.<br />
Ein transparenter<br />
Kommunikations- und Integrationsplan<br />
schafft Sicherheit, bezieht<br />
Betroffene mit ein, beschleunigt<br />
den Veränderungsprozess und ermöglicht<br />
Nachhaltigkeit.<br />
3. Was wird benötigt und<br />
wann geht es los?<br />
Klare Aussagen und Abgrenzungen<br />
zu notwendigen Aufgaben sowie<br />
eine umfangreiche, realistische<br />
Planung geben Sicherheit im Prozess<br />
und Klarheit zur notwendigen<br />
Umsetzungsgeschwindigkeit.<br />
4. Die Reise bewusst<br />
erleben<br />
Aufeinander abgestimmte Maßnahmen,<br />
klare Verantwortungen,<br />
laufende Implementierung der definierten<br />
Aktionen, Kontrolle, Auswertung<br />
und bei Bedarf Nachjustierung<br />
führen zum erfolgreichen<br />
Abschluss eines Veränderungsprozesses.<br />
Hoch 1<br />
Und zu guter Letzt: Hat man sich<br />
bei den Mitarbeitenden wegen der<br />
erfolgreichen Veränderung bedankt?<br />
Mit ihnen gefeiert? Wann<br />
wurde das letzte Mal beim Nichteinhalten<br />
von Committments ein<br />
ernsthaftes, qualifiziertes Feedbackgespräch<br />
geführt?<br />
Die Köngisdisziplin im Change ist<br />
die Führung. Damit meinen wir<br />
Management und Leadership. Im<br />
„Hoch 1“ entscheidet sich, ob die<br />
vier Schritte vorher für die Katz<br />
■<br />
waren oder nicht!<br />
Urs Meier Unthinkable GmbH<br />
www.lettinggo.eu<br />
36 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
FUSED FILAMENT FABRICATION (FFF)<br />
Materialvielfalt als Schlüssel für<br />
die <strong>additive</strong> (Serien-)Fertigung<br />
3D-Druck, insbesondere das FFF-Verfahren, ist aus dem Proto -<br />
typenbau schon jahrelang nicht mehr wegzudenken. Zusätzlich hat<br />
sich diese Technologie im Vorrichtungsbau als kostensparendes und<br />
oftmals schnelleres Fertigungsverfahren im Vergleich zur spanabhebenden<br />
Fertigung etabliert. Auch wird dem Verfahren eine große<br />
Zukunft im Bereich der <strong>additive</strong>n Serienfertigung nachgesagt, wobei<br />
die wirklich umgesetzten und in Serie befindlichen Anwendungen<br />
noch sehr rar sind. Autor: Markus Kaltenbrunner, geschäftsführender Gesellschafter<br />
Um die Hürden in der <strong>additive</strong>n<br />
Serienfertigung zu überwinden,<br />
wurden bereits einige Projekte umgesetzt.<br />
Diese zeigen anschaulich,<br />
dass das Fused Filament Fabrica -<br />
tion (FFF)-Verfahren oftmals wirtschaftlicher<br />
als andere <strong>additive</strong><br />
Fertigungsmethoden ist und eine<br />
Ergebnisqualität bietet, die sowohl<br />
den Anforderungen im Vor -<br />
richtungsbau und in der Betriebsmittelfertigung<br />
bestens gerecht<br />
wird, aber auch in der Serienfertigung<br />
die Vorgaben zu erfüllen vermag<br />
– sofern die Prozessparameter<br />
auf die Anwendung abgestimmt<br />
sind.<br />
Geometrische Grenzen<br />
Worauf ist zu achten, damit eine<br />
gute und reproduzierbare Bauteilqualität<br />
erzielt werden kann? Welchen<br />
Einfluss hat die Materialhandhabung<br />
(Lagerung, Trocknung<br />
etc.) auf die Ergebnisqualität?<br />
Antworten hierauf liefert die<br />
EVO-tech GmbH und gibt einen<br />
Überblick über die geometrischen<br />
Grenzen des Verfahrens.<br />
Eigenschaften von<br />
Kunststoff übertragen<br />
Ein besonderes Augenmerk von<br />
EVO-tech liegt darauf, alle<br />
„Haupteigenschaften“ von Kunststoffen,<br />
wie UV- und Witterungsbeständigkeit,<br />
Faserverstärkungen,<br />
tribo logische Optimierungen,<br />
ESD-normgerechte Kunststoffe,<br />
brandhemmende Kunststoffe und<br />
weiche Kunststoffe in die <strong>additive</strong><br />
Bild: Evo-tech<br />
Prototypen lassen sich mit den<br />
Druckern und Filamenten von<br />
EVO-tech schnell, kostengünstig und<br />
äußerst präzise erstellen.<br />
Fertigung zu übertragen. Das Unternehmen<br />
informiert Anwender<br />
über die notwendige Prozesskette,<br />
neueste Entwicklungen und gibt<br />
■<br />
einen Ausblick in die Zukunft.<br />
Bild: Evo-tech<br />
EL-102: Durch die integrierte Materialtrocknung<br />
sowie den auf 100 °C<br />
aufheizbaren Innenraum ist eine<br />
Produktion unter stets gleichen<br />
Bedingungen gewährleistet.<br />
EVO-tech GmbH<br />
www.evo-tech.eu<br />
<strong>additive</strong> April 2020 37
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
POST-PROCESSING-TECHNOLOGIEN IN DER ADDITIVEN FERTIGUNG<br />
Der Weg zur Serienfertigung mit<br />
<strong>additive</strong>n Fertigungstechnologien<br />
Ob Funktionsbauteil oder (Klein-)Serienfertigung, die Eigenschaften<br />
des Materials sind ausschlaggebend für den Erfolg oder<br />
Misserfolg des Fertigungsvorhabens.<br />
Autor: Maurice Scheer, CEO Technik<br />
Unterwasser-VR-Brille<br />
(Funktionsteil).<br />
Metallisierte<br />
Werkzeugform<br />
(20 μm Nickel).<br />
Bild: 3D-Labs<br />
technologie, mit allen Vor- und<br />
Nachteilen, sollte gut durchdacht<br />
und geplant sein. Technologiebasierende<br />
Konstruktionsrichtlinien<br />
sollten möglichst mit dem Konstrukteur<br />
besprochen werden, um<br />
die Freiheitsgrade der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung bestmöglich auszuschöpfen.<br />
Serientauglichkeit<br />
prüfen<br />
Als Dienstleister für <strong>additive</strong> Fertigung<br />
ist eine gemeinsame Evaluierung<br />
der Möglichkeiten, zusammen<br />
mit dem Auftraggeber, im<br />
Vorfeld unabdingbar. Die Auswahl<br />
des für die Applikation infrage<br />
kommenden Werkstoffs sowie die<br />
daraus resultierende Fertigungskeit<br />
vom Auftraggeber mit Feldversuchen,<br />
Alterungstests etc. geprüft<br />
wird. Schlussendlich wird die<br />
Reproduzierbarkeit evaluiert und<br />
prozessbedingte Abweichungen/<br />
Ungenauigkeiten, für spätere QS-<br />
Protokolle, vermerkt.<br />
Bauteile optimieren im<br />
Post-Processing<br />
Bild: 3D-Labs<br />
Falls jedoch aktuell verfügbare<br />
Materialien für den Anwendungsfall<br />
nicht ausreichend sind, werden<br />
zunehmend Post-Processing-Technologien,<br />
wie das Metallisieren<br />
In Folgeschritten werden anhand<br />
von Prototypen die Ergebnisse beurteilt,<br />
bevor die Serientauglichvon<br />
Kunststoffbauteilen, etabliert.<br />
Durch das <strong>additive</strong> Hybrid-Manufacturing<br />
wird eine im Mikrometer-Bereich<br />
definierbare Metallschicht<br />
aufgebracht, um Schwächen<br />
wie UV-Resistenz, Wärmeformbeständigkeit,<br />
Abschirmung<br />
u. v. m. entgegenzuwirken.<br />
Das geringe Gewicht der Kunststoffteile<br />
sowie deren Oberflächenbeschaffenheiten<br />
werden im<br />
Zusammenhang mit der Metallisierung<br />
neue <strong>additive</strong> Serienprodukte<br />
hervorrufen. Eine breite<br />
Testphase, mit ausgewählten Anwendern<br />
ist bereits im<br />
■<br />
Gange.<br />
3D-LABS GmbH<br />
www.3d-labs.de<br />
38 <strong>additive</strong> April 2020
NEW<br />
ExOne’s<br />
10TH METAL<br />
3D PRINTER<br />
X1 160Pro<br />
Big Metal Production<br />
Advanced 3D printing of ultra-fine MIM metal powders<br />
Largest metal binder jetting system available today<br />
3D prints more than six metals, plus ceramics<br />
Exclusive technology for industry-leading density, repeatability<br />
Quality 3D printing with fast speeds topping 10,000 cm 3 /hour<br />
Let’s Solve the Toughest Problems.<br />
And Change the World.<br />
LEARN MORE<br />
exone.com/metal3D
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
HERAUSFORDERUNGEN DER INDUSTRIALISIERUNG AUS SICHT EINES KUNSTSTOFFVERARBEITERS<br />
Additive Manufacturing<br />
in der Großserie<br />
Die Additive Manufacturing (AM)-Branche hat sich in den letzten<br />
Jahren rasant weiterentwickelt und in diesem Zuge viele neue Technologien<br />
hervorgebracht. Auf Produktebene bietet AM hohe Designfreiheiten<br />
bei gleichzeitig kurzen Entwicklungszyklen. Die Kombination<br />
aus Technologie- und Variantenvielfalt sowie kurzer Timeto-market<br />
führt zu neuen Herausforderungen für Industrialisierung<br />
und Produktion. Autor: Lennart Kreckel und David Heidenfelder, beide Prozessingenieur<br />
erfordern dadurch enorme Flexi -<br />
bilität.<br />
Innovationskraft in der<br />
Prozessentwicklung<br />
Der Fokus technologischer Entwicklungen<br />
lag die letzten Jahre<br />
vermehrt bei den 3D-Druckern.<br />
Für das Pre- und Post-Processing<br />
bedeutet dies oft, dass keine fertigen<br />
Lösungen verfügbar sind, sondern<br />
erst entwickelt bzw. aus an -<br />
deren Branchen adaptiert werden<br />
müssen.<br />
Umdenken aller<br />
Beteiligten<br />
Ausschnitt aus<br />
der <strong>additive</strong>n<br />
Fertigung von<br />
pulverbasierten<br />
Kunststoffbauteilen.<br />
Durch die positive Entwicklung<br />
der AM-Branche hat sich eine<br />
enorme Vielfalt an neuen Technologien<br />
und Materialien ergeben.<br />
Gleichzeitig ist die Erwartungshaltung<br />
an additiv gefertigte Produkte<br />
stark gestiegen: Unterschiedlichste,<br />
komplexe Produkte sollen in<br />
kürzeren Zyklen bei Erfüllung bestehender<br />
Standards (z. B. IATF)<br />
industrialisiert werden.<br />
Die Fülle an Technologien und<br />
Materialien sowie die kurzen Industrialisierungsphasen<br />
erfordern<br />
ein erhöhtes Maß an Flexibilität<br />
für Fertigungsunternehmen, auch<br />
da sich die Stabilität des Gesamtprozesses<br />
erst während der Hochskalierung<br />
erweist.<br />
Für eine erfolgreiche Industri -<br />
alisierung müssen die folgenden<br />
drei Grundvoraussetzungen erfüllt<br />
sein.<br />
Der Prozess muss zum<br />
Produkt passen<br />
Bild: Oechsler<br />
Die unter dem Begriff AM zu -<br />
sammengefassten Verfahren unterscheiden<br />
sich so stark, dass für<br />
jedes Produkt eine gezielte Auswahl<br />
des <strong>additive</strong>n Verfahrens<br />
erfolgen muss. Entscheidend ist<br />
in diesem Zusammenhang auch,<br />
dass der 3D-Druck max. 50 % des<br />
gesamten erforderlichen Prozesses<br />
ausmacht und auch Pre- und Post-<br />
Processing mitbetrachtet werden<br />
müssen. Notwendige Änderungen<br />
des Produktes im Scale-Up be -<br />
dingen oft maßgebliche Änder -<br />
ungen des Gesamtprozesses und<br />
Die vorangegangenen beiden<br />
Punkte machen deutlich, dass Serienprodukte<br />
mit reproduzierbaren<br />
Eigenschaften bei <strong>additive</strong>n Verfahren<br />
im Gegensatz zum Rapid<br />
Prototyping nicht von heute auf<br />
morgen herstellbar sind. Hier<br />
muss sich die Erwartungshaltung<br />
in der Branche ändern. Gleichzeitig<br />
muss gerade bei Unternehmen,<br />
die bisher konventionelle Verfahren<br />
(z. B. Spritzgießen) anwenden,<br />
das Mindset und die internen<br />
Prozesse angepasst werden, um<br />
das bestmögliche Ergebnisse zu<br />
erzielen.<br />
Zusammengefasst lässt sich sagen,<br />
dass für die Industrialisierung der<br />
Großserie eine enge Zusammenarbeit<br />
aller beteiligten Unternehmen,<br />
d. h. Materialhersteller, Hardwarehersteller<br />
(3D-Drucker) und<br />
Fertigungsunternehmen mit der<br />
nötigen Erfahrung hinsichtlich<br />
Industrialisierung erfolgversprechend<br />
■<br />
ist.<br />
Oechsler AG<br />
www.oechsler.com<br />
40 <strong>additive</strong> April 2020
NEW<br />
AM-LOCK<br />
Nullpunktspannsystem für 3D-Druck SLM<br />
°C<br />
Segmenting<br />
Positioning<br />
Printing<br />
Pooling & Adapting<br />
Post-Processing<br />
pL SOLUTIONS Deutschland<br />
operated by IVO Oesterle GmbH<br />
Technik Vertriebs GmbH, An der Alten Ziegelei 14, 89269 Vöhringen-Iller<br />
Telefon +49 (0) 7306 963 710, sales@de-pl-lehmann.net<br />
www.de-pl-lehmann.net<br />
<strong>additive</strong> April 2020 41
Promotion<br />
23. Anwenderforum Additive Produktionstechnologie<br />
▶<br />
ERFAHRUNGEN UND ANWENDUNG AUS DER LANDTECHNIK<br />
Additive Fertigung –<br />
und was jetzt?<br />
Additive Fertigung verspricht: unbegrenzte Designfreiheit, Performancesteigerungen,<br />
dezentrale Fertigung, Ersatzteile auf Bedarf.<br />
Doch häufig werden die anfänglich sehr hohen Erwartungen schnell<br />
von der Realität der noch jungen Fertigungstechnologien eingeholt.<br />
Und doch lohnt es sich. Autor: Philipp Surrey, Advanced Manufacturing Engineer<br />
Bild: John Deere<br />
Beim amerikanischen Landtechnikhersteller<br />
John Deere wird seit<br />
2014 intensiv mit und an <strong>additive</strong>n<br />
Fertigungstechnoligen gearbeitet.<br />
Die Abteilung Advanced<br />
Manufacturing screent neue Technologien,<br />
führt Pilotprojekte<br />
durch und evaluiert Potenziale für<br />
andere Geschäftsbereiche.<br />
Additive Fertigung verspricht unbegrenzte<br />
Designfreiheit, dezentrale<br />
Fertigung, Performancesteigerungen<br />
und kürzere Designzyklen.<br />
Die Realität sieht in vielen Bereichen<br />
allerdings anders aus: Supportstrukturen<br />
und Überhänge<br />
grenzen ein, wegen der Fertigungstoleranzen<br />
werden weitere Bearbeitungsschritte<br />
notwendig und<br />
die Produktivität und Wirtschaftlichkeit<br />
kann mit herkömmlichen<br />
Verfahren nicht mithalten.<br />
Trotzdem wächst der Markt seit<br />
Jahren und Experten sehen vorerst<br />
kein Ende. Messen, Konferenzen<br />
und andere Veranstaltungen wachsen<br />
konstant, immer mehr Anwender<br />
kommen dazu.<br />
Potenziale in der<br />
Landtechnik<br />
Das Ziel vieler ist die Produktion<br />
von Serienteilen. Allen voran stehen<br />
Medizintechnik und die Luftfahrt.<br />
Doch für andere Industrien,<br />
z. B. die Landtechnik, ist der Weg<br />
steiniger und potenzielle Anwendungen<br />
weniger offensichtlich.<br />
Wie sehen Anwendungen aus,<br />
abseits extremen Leichtbaus und<br />
absoluter Einzelindividualisierung<br />
bei gleichzeitig hohen Ansprüchen<br />
an Qualität und Kosten?<br />
Additive Fertigungsverfahren sind<br />
zunächst: additiv, digital, generisch<br />
und direkt. Die Aufgabe des Unternehmens<br />
ist aus diesen Eigenschaften<br />
einen Mehrwert für den Kunden<br />
zu erzielen – erhöhte Produktperformance,<br />
Kostenreduktion,<br />
Nachhaltigkeitssteigerung und/<br />
oder verkürzte Time-to-Product-<br />
Zeiten. Dieser lässt sich durch verschiedene<br />
Hebel und Ansätze erzielen,<br />
z. B. Nutzen von Funktionsintegration.<br />
Weiterentwicklung in<br />
allen Bereichen<br />
Dies ist nur durch intensive Entwicklungsarbeit<br />
erreichbar. Zum<br />
einen gilt das im eigentlichen Sinne<br />
des Wortes: Entwicklungsprojekte<br />
und Untersuchungen durchführen,<br />
aber andererseits auch im Sinne<br />
der persönlichen Weiterentwicklung:<br />
neue Software und Methoden,<br />
Erfahrungen sammeln und<br />
bestehende Prozesse hinterfragen.<br />
Nur mit Beharrlichkeit und langfristigem<br />
Engagement werden die<br />
Anstrengungen Früchte tragen.<br />
Bis zum möglichen Serienprodukt<br />
lohnt es sich, sich den naheliegenderen<br />
Mehrwerten <strong>additive</strong>r Fertigung<br />
zu widmen. Die Hürden für<br />
Betriebsmittel und Rapid Proto -<br />
typing sind geringer und positive<br />
■<br />
Ergebnisse schneller erzielt.<br />
John Deere GmbH & Co. KG<br />
www.deere.de<br />
Traktorenreihe<br />
von John Deere.<br />
42 <strong>additive</strong> April 2020
Das neue Heckdesign des Bugatti Chiron Pur Sport ist mit einer<br />
3D-gedruckten Titan-Auspuffblende ausgestattet. Bild: Bugatti<br />
Erstes 3D-gedrucktes metallisches Sichtbauteil mit Straßenzulassung<br />
Auspuffblenden für den neuen<br />
Bugatti Chiron Pur Sport<br />
An der richtigen Stelle Gewicht sparen: Der Bugatti Chiron<br />
Pur Sport, das neueste Auto des exklusiven französischen<br />
Automobilherstellers, ist mit 3D-gedruckten Titan-<br />
Auspuffblenden von Apworks ausgestattet.<br />
■■■■■■ Apworks, ein Industrieanbieter<br />
von 3D-Druckdienstleistungen, hat bekanntgegeben,<br />
dass der neue Bugatti Chiron<br />
Pur Sport mit einer extrem leichten und<br />
hochtemperaturbeständigen Auspuffblende<br />
ausgestattet ist. Die Auspuffblende besteht<br />
aus Titan und wird mittels <strong>additive</strong>r Fertigung<br />
von Apworks hergestellt. Der Chiron<br />
wird vom exklusiven französischen Automobilhersteller<br />
Bugatti hergestellt.<br />
Kompromisslosester Bugatti der Neuzeit<br />
Die Auspuffblende ist Teil des außergewöhnlichen<br />
Heckdesigns des Chiron Pur<br />
Sport. Eine neu abgestimmte Aerodynamik<br />
sorgt für mehr Abtrieb, weniger Gewicht<br />
und mehr Agilität. „Bei einer Reduzierung<br />
des Gewichtes um 50 Kilogramm, gleichzeitiger<br />
Erhöhung des Abtriebs und einem<br />
kompromisslos-sportlich abgestimmten<br />
Fahrwerk bietet der Chiron Pur Sport eine<br />
unglaubliche Bodenhaftung, sensationelle<br />
Beschleunigungswerte und ein äußerst präzises<br />
Handling. Es ist der bisher kompromissloseste<br />
und zugleich agilste Bugatti der<br />
Neuzeit“, sagt Stephan Winkelmann, Präsi-<br />
dent von Bugatti. Das geringe Gewicht der<br />
Blende trägt zur neu abgestimmten Aerodynamik<br />
des Hypersportwagens bei.<br />
„Beim Chiron Pur Sport war uns die Agilität<br />
besonders wichtig. Wir erzielen mehr<br />
Abtrieb an der Hinterachse, der große<br />
Frontsplitter, die Lufteinlässe, die Radhausentlüftung<br />
mit optimierten Luftauslässen<br />
sowie eine reduzierte Standhöhe balancieren<br />
dies sauber aus“, sagt Frank Heyl, Head of<br />
Exterior Design und stellvertretender Chefdesigner<br />
bei Bugatti.<br />
Optimiertes Hochleistungsbauteil dank<br />
3D-Druck<br />
Die Auspuffblende ist aufgrund der Herstellung<br />
aus Titan zusätzlich hochtemperaturbeständig,<br />
da dieses Material hohe Festigkeit<br />
und gute Hitzebeständigkeit kombiniert.<br />
Dies ist ein Paradebeispiel für ein optimiertes<br />
Hochleistungsbauteil, das durch <strong>additive</strong><br />
Fertigung ermöglicht wird und zugleich<br />
höchste Qualitätsstandards und die Anforderungen<br />
der Straßenzulassung erfüllt.<br />
„Wir sind stolz darauf, Teil dieses beeindruckenden<br />
neuen Sportwagens von Bugatti zu<br />
sein. Es ist das erste 3D-gedruckte, metallische<br />
Sichtbauteil, das die Straßenzulassung<br />
erhält. Diese innovative Auspuffblende<br />
konnten wir nur realisieren, indem wir die<br />
<strong>additive</strong> Fertigungstechnologie an ihre<br />
Grenzen gebracht haben. Minimalste Wandstärken<br />
von unter 0,5 mm ermöglichen das<br />
extrem leichte Design“, sagt Joachim<br />
Zettler, Geschäftsführer von Apworks. ■<br />
Apworks GmbH<br />
www.apworks.de<br />
Die extrem leichte und<br />
hochtemperaturfeste<br />
Titan-Auspuffblende,<br />
additiv gefertigt von<br />
Apworks. Bild: Bugatti<br />
<strong>additive</strong> April 2020 43
01Anlagen<br />
Trockene Prozessluft – ein entscheidender Faktor für Pulverqualität und Fertigungsprozess<br />
Klimatisierung und Trocknung<br />
in der Produktion<br />
Um die hohen Qualitätsanforderungen zu gewährleisten, müssen<br />
verschiedene Herausforderungen in den Bereichen Pulverhandling<br />
und Prozessluftumgebung im Fertigungsbereich vom Betreiber der<br />
AM-Anlagen bewältigt werden. Die Sicherstellung der „richtigen<br />
Luftkonditionen“ ist ein entscheidender Faktor für den Gesamt -<br />
prozess.<br />
Autor: Florian Matthieu, ULT AG<br />
Ein typisches<br />
3D-gedrucktes<br />
Bauteil. Bild: Solukon<br />
Modulares Konzept<br />
ULT Dry-Tec mit<br />
Vor- und Nach -<br />
kühlermodulen.<br />
Bild: ULT<br />
■■■■■■ Additive Fertigung mittels Metall ist ein Fertigungsprozess<br />
auf Pulverbasis, bei dem sehr feines Metallpulver<br />
per selektivem Laserschmelzen (Selective Laser<br />
Melting – SLM) schichtweise aufgetragen wird, um<br />
teils hochkomplexe 3D-Formen und Bauteile zu fertigen.<br />
Durch den schichtweisen Aufbau lassen sich funktionsoptimierte<br />
Geometrien umsetzen, die aus CAD-Daten<br />
gewonnen werden. Dieser Prozess ermöglicht die<br />
Herstellung teils komplexer Objektstrukturen.<br />
Um die hohen Qualitätsanforderungen zu gewährleisten,<br />
müssen verschiedene Herausforderungen in den<br />
Bereichen Pulverhandling und Prozessluftumgebung im<br />
Fertigungsbereich vom Betreiber der AM-Anlagen bewältigt<br />
werden.<br />
Dazu gehört die Beherrschung der Luftsituation und<br />
die ständige Überwachung und Sicherstellung der genauen<br />
Feuchtekonzentration in der Umgebung. Denn<br />
die ungewollte Oxidation des Metallpulvers durch eine<br />
zu hohe Luftfeuchtigkeit stellt ein potenzielles Risiko<br />
für die Qualität des Endprodukts und die Prozessstabilität<br />
dar, da die physikalischen Eigenschaften gelagerter<br />
Werkstoffpulver beeinträchtigt werden. Traditionelle<br />
metallurgische Prozesse – besonders Sinterprozesse,<br />
aber auch die <strong>additive</strong> Fertigung im Metallbereich – erfordern<br />
eine trockene Atmosphäre, um Festigkeit und<br />
Integrität zu sichern. Daher ist die Sicherstellung der<br />
„richtigen Luftkonditionen“ ein entscheidender Faktor<br />
für den Gesamtprozess.<br />
Prozess ganzheitlich betrachten<br />
Um beispielsweise den SLM-Prozess effizient und nachhaltig<br />
zu gestalten, ist eine ganzheitliche Betrachtung<br />
des Prozesses vom sicheren Entpulvern additiv gefertigter<br />
Bauteile zu einer qualifizierten Aufbereitung überschüssiger<br />
Pulver bis zur Rückführung in den Prozess<br />
notwendig.<br />
Ein wichtiger Baustein dieser Aufbereitung ist die<br />
Trocknung des Pulvers. Außerdem muss eine möglichst<br />
trockene Prozessatmosphäre im Prozessraum zuverlässig<br />
gewährleistet werden.<br />
Einer hocheffizienten Prozesslufttrocknung kommt eine<br />
Schlüsselfunktion für den stabilen AM-Prozess zu.<br />
Denn wenn die feinen metallischen Pulvermaterialien mit<br />
Partikelgrößenverteilung im Bereich von 20 bis 40 μm<br />
Luftfeuchte aufnehmen, werden sie für die sensiblen<br />
SLM-Prozesse unbrauchbar, da sie dann zum Verklumpen<br />
und Oxidieren neigen. Erst eine zuverlässig hohe Pulverqualität<br />
ermöglicht eine reproduzierbare Bauteilqualität<br />
unter gleichbleibenden Produktionsbedingungen.<br />
Lufttrocknung als Teil des Lüftungskonzepts<br />
Die Anforderungen an die Prozesslufttrocknung für<br />
Produktionsraumumgebungen liegen dabei im Bereich<br />
von 19 bis 22°C bei 10 bis 40% regelbarer relativer<br />
Luftfeuchte, die je nach Auswahl der pulverförmigen<br />
Metallmaterialien konstant gehalten werden sollte. Das<br />
entspricht einem Taupunkt von bis zu -10 °Ctd.<br />
44 <strong>additive</strong> April 2020
Um trockene Prozessluft mit diesen Bedingungen zu<br />
erzeugen, reichen konventionelle Methoden wie die<br />
Kondensation des Wasserdampfes an Kühlregistern<br />
nicht mehr aus. Um den Restfeuchtegehalt der Luft so<br />
weit zu reduzieren, sind somit sorptive Prozesse notwendig.<br />
Metallpulver, die nicht von der Umgebungsatmosphäre<br />
abgeschirmt sind, neigen sehr stark zur Feuchtigkeitsaufnahme.<br />
Dies führt insgesamt zu einer Materialverschlechterung,<br />
die innerhalb der 3D-Druckverfahren<br />
kaum zu korrigieren ist und somit eine langwierige und<br />
kostspielige Nachbearbeitung bzw. -produktion erfordert.<br />
Daher ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft in der<br />
Umgebung des Metallpulvers an jeder Stelle des Prozesses<br />
sicherzustellen.<br />
Blick ins<br />
Metallpulverbett.<br />
Bild: Solukon<br />
Ein Hauptaspekt bei erfolgreich installierten Konzepten<br />
in der AM-Industrie war und ist auch die Klimatisierung<br />
und Trocknung des Aufstellungsraumes der<br />
3D-Druckanlage. So kann sichergestellt werden, dass<br />
das Metallpulver auch beim Umfüllen, Abfüllen, Absaugen<br />
und sonstigen Handlingarbeiten an der Maschine<br />
nicht mit zu hoher Luftfeuchtigkeit in Kontakt kommt<br />
und jederzeit wiederverwendet werden kann. Zudem<br />
kann der Druckjob auch nach Öffnung des Prozessraums<br />
in Bezug auf die Luftfeuchtigkeit und die Pulverqualität<br />
fortgesetzt werden.<br />
Sorptionstechnik bietet viele Vorteile<br />
Als besonders wirkungsvoll erweist sich hier die Verwendung<br />
von Rotationsentfeuchtern. Dabei wird der<br />
feuchte Luftstrom durch ein rotierendes, mit Adsorptionsmittel<br />
beschichtetes Sorptionsrad geleitet und getrocknet.<br />
Auf der Gegenseite wird das Rad regeneriert,<br />
um das kontinuierliche Aufbereiten der zu trocknenden<br />
Luft effektiv zu gewährleisten. Die Wassermoleküle in<br />
der angesaugten Luft werden gleichzeitig mittels Desorption<br />
kontinuierlich durch Wärme aus dem Adsorptionsmittel<br />
herausgetrieben und als Adsorbat in einem<br />
separaten Luftstrom aus der Anlage in die Außen-Atmosphäre<br />
geführt.<br />
Durch Erweiterung des Sorptionsmoduls ULT Dry-<br />
Tec beispielsweise mit Vor- und Nachkühlern ULT Cool-<br />
Tec V und ULT Cool-Tec N bzw. einem Nachheizer ULT<br />
Warm-Tec können Taupunkte von bis zu -65 °Ctd und<br />
eine beliebige Temperatur erreicht werden. Die Vor- und<br />
Nachkühlermodule können optional mit unterschiedlichen<br />
Filterelementen entsprechender Filterklassen ausgerüstet<br />
werden. Derart niedrige Taupunkte sind für die<br />
Lagerung des Metallpulvers allerdings kaum notwendig.<br />
Einsatz eines<br />
Sorptionstrockners bei<br />
der Pulverlagerung.<br />
Bild: ULT<br />
Oberflächentechnik Entgratung Beschichtung<br />
Besuchen Sie uns auf der Messe in Stuttgart!<br />
SurfaceTechnology GERMANY: 27. – 29. Oktober 2020<br />
www.benseler.de<br />
BENSELER-Firmengruppe, Zeppelinstraße 28, 71706 Markgröningen<br />
<strong>additive</strong> April 2020 45
01Anlagen<br />
Die Prozessluft-Trocknungsanlage ULT Dry-Tec ist<br />
ein anschlussfertiges, kompaktes modulares Gerät mit<br />
einer sehr hohen Entfeuchtungsleistung bei gleichzeitigem<br />
niedrigem Energiebedarf. Dazu gehören regelbare<br />
Ventilatoren für den Prozessluftstrom und den Regenerationsluftstrom<br />
sowie eine integrierte Wärmerückgewinnung.<br />
Wärmerückgewinnung spart 35 % Heizleistung<br />
Durch das effektive Wärmerückgewinnungssystem können<br />
bis zu 35 % der Leistung zur Erhitzung des Luftstromes<br />
im Desorptionskreislauf eingespart werden. Die<br />
Wärme wird dabei aus dem Abluftstrom und einem Teil<br />
der darin enthaltenen Kondensationswärme gewonnen.<br />
Diese ansonsten ungenutzte Energie erwärmt direkt den<br />
angesaugten Regenerationsluftstrom und trägt so zur<br />
Energieeinsparung bei der Regeneration des Sorptionsrades<br />
bei.<br />
Die von ULT eingesetzten Sorptions-Rotoren sind<br />
nicht entflammbar (Flammindex und Rauchindex = 0),<br />
beständig gegen Korrosion und abwaschbar. Hierzu<br />
wurde bei der Konstruktion auf eine besonders einfache<br />
Wechselbarkeit und Wartungsfreundlichkeit geachtet.<br />
Das ULT-Dry-Tec-Modulkonzept bietet Betreibern<br />
die Möglichkeit, sich aus standardisierten Anlagenteilen<br />
eine auf die Prozessanforderungen passende Anlage zur<br />
Luftkonditionierung zusammenzustellen. Das Modulkonzept<br />
ermöglicht außerdem auch bei limitierten<br />
Platzverhältnissen eine flexible Einbringung und Aufstellung<br />
kleinerer Einzelanlagenkomponenten in bestehenden<br />
Technikräumen. Zusätzlich haben Anwender<br />
die Möglichkeit, die zahlreichen Optionen des Konzeptes<br />
zu nutzen, um die Anlage individuell auf ihre Bedürfnisse<br />
anzupassen. So ist beispielsweise die Einbindung<br />
und Steuerung der Anlage über die Gebäudeleittechnik<br />
vor Ort für viele verschiedene Systeme verfügbar. ■<br />
ULT AG<br />
www.ult.de<br />
Lufttrocknungsprozess<br />
Lufttrocknungsprozess basierend auf dem Sorptionsverfahren. Bild: ULT<br />
46 <strong>additive</strong> April 2020
3D-Druck für Supersport-Elektromotorräder<br />
Prototyp eines Batteriepacks<br />
aus Verbundmaterial<br />
Die Energica Motor Company Spa ist der erste Hersteller<br />
von Supersport-Elektromotorrädern made in Italy. Seit<br />
ihrer Gründung stützt sich Energica auf die Zusammen -<br />
arbeit mit CRP Technology, einem Unternehmen, das seit<br />
über 25 Jahren im Bereich des professionellen<br />
3D-Drucks mit Windform-Materialien tätig ist.<br />
■■■■■■ Die Motorräder von Energica verfügen über<br />
eine besonders leistungsstarke Lithium-Polymer-Batterie<br />
(Li-NMC). Die Batterie sitzt in einer hermetischen<br />
Hülle, die die Zellen, das Batterie-Management-System<br />
BMS (Battery Management System) und alle zur Gewährleistung<br />
der Fahrzeugsicherheit erforderlichen Vorrichtungen<br />
beinhaltet.<br />
Darüber hinaus hat Energica ein Kühlsystem der hermetischen<br />
Hülle zur Vermeidung einer Überhitzung der<br />
Batterien entwickelt und an seinen Motorrädern installiert.<br />
Dank spezifischer Belüftungskanäle kann durch<br />
diese Technologie die Belastung der Batterien reduziert<br />
werden, mit erheblichen Vorteilen sowohl hinsichtlich<br />
der Fahrzeugleistung als auch der Batterielebensdauer.<br />
Um den Prototyp des Batteriepacks auch auf der<br />
Straße zu testen, mussten die Zellenhalter jeder einzelnen<br />
Pouch-Zelle aus einem Hochleistungsmaterial mit<br />
sehr guten mechanischen Eigenschaften und mit einer<br />
Technologie hergestellt werden, die den Anforderungen<br />
von Energica entsprach. Aus diesen Gründen hat sich<br />
Energica auf CRP Technology gestützt.<br />
Detail des<br />
Batteriekastens<br />
in Vorbereitung.<br />
Bild: CRP<br />
Behälter für Pouch-Zellen, hergestellt von CRP Technolog<br />
im 3D-Druck und Windform FR2 für den Prototyp eines<br />
Batteriepacks. Kunde: Energica Motor Company. Bild: CRP<br />
Flammhemmender und glasfaserverstärkter<br />
Verbundwerkstoff<br />
Nach einer eingehenden Analyse der Anforderungen<br />
von Energica und der 3D-Dateien der Anwendung entschied<br />
sich CRP Technology für den Einsatz der Technologie<br />
des selektiven Lasersinterns in Kombination mit<br />
dem Material Windform FR2, dem neuen Verbundwerkstoff<br />
aus der Familie Windform TOP-Line, der<br />
flammhemmend und glasfaserverstärkt ist.<br />
Nach der eingehenden Untersuchung der Technologie<br />
und des Materials, mit dem die Teile hergestellt werden<br />
sollten, und der Beurteilung durch die Energica Motor<br />
Company hat die 3D-Druckabteilung von CRP<br />
Technology die Herstellung und Lieferung der Zellenhalter<br />
in kurzer Zeit in Angriff genommen. Dank des<br />
Materials Windform FR2 war es möglich, in sehr kurzer<br />
Zeit und mit sehr guten Ergebnissen hinsichtlich der<br />
mechanischen, elektrischen und thermischen Eigenschaften<br />
alle von Energica geforderten Tests und Analysen<br />
am Prototyp-Batteriepack durchzuführen. ■<br />
www.crptechnology.com<br />
www.windform.de<br />
<strong>additive</strong> April 2020 47
Promotion<br />
▶<br />
ADDITIVE MANUFACTURING FÜR FUNKTIONSPROTOTYPEN, ERSATZTEILE UND SERIEN<br />
3D-Druck-Dienstleister seit 1994<br />
FKM ist 3D-Druck-Dienstleister-Pionier für Selektives Lasersintern<br />
(SLS) und Selektives Laserschmelzen (SLM) in Europa. Seit 25 Jahren<br />
sind die 3D-Druckexperten aus Biedenkopf Teil eines revolutionären<br />
Umdenkprozesses. Wo früher der Werkzeug- und Formenbau<br />
die Konstruktionsregeln bestimmte, verändert heute die Additive<br />
Fertigung mit SLS und SLM ganze Fertigungsverfahren.<br />
Im Metall-Bereich<br />
setzt FKM<br />
auf das selektive<br />
Laserschmelzen.<br />
Die dreizehn Anlagen<br />
werden<br />
über ein innovatives<br />
Pulvermanagementsystem<br />
versorgt.<br />
Bild: FKM<br />
Der Autor<br />
Jürgen Blöcher,<br />
Geschäftsführer,<br />
FKM Sinter -<br />
technik GmbH.<br />
Mit 25 Jahren Praxiserfahrung als<br />
spezialisierter 3D-Druck-Dienstleister<br />
profitieren heute die Kunden<br />
der FKM Sintertechnik von einem<br />
auf 40 Anlagen angewachsenen<br />
Maschinenpark, zahlreichen<br />
vor- und nachgelagerten Dienstleistungen<br />
sowie einem deutlichen<br />
Wissensvorsprung für funktionsfähige,<br />
additiv gefertigte Bauteile in<br />
Kunststoff und Metall.<br />
Komplexe Geometrien lassen sich<br />
heute unmittelbar in Bauteile integrieren.<br />
Auch für dynamische Baugruppen,<br />
wie z.B. funktionsfähige<br />
Greifer, benötigt man durch SLS<br />
und SLM deutlich weniger Arbeitsschritte.<br />
Additive Manufacturing<br />
vereinfacht die Konstruktion,<br />
spart Montagekosten und sichert<br />
die Lebensdauer.<br />
Die FKM Sintertechnik bietet von<br />
der 3D-Druck gerechten Konstruktion<br />
bzw. Bauteiloptimierung<br />
bis hin zum voll funktionsfähigen<br />
Produkt ein vollumfängliches Leistungsspektrum.<br />
Auch eine hauseigene<br />
Qualitätssicherung inkl. umfassendem<br />
Prüflabor ist Teil des<br />
FKM-Angebots.<br />
So gewährleisten die Experten der<br />
FKM Sintertechnik höchste und<br />
reproduzierbare Qualität, und das<br />
den gesamten Entstehungsprozess<br />
entlang.<br />
Lasersintern und<br />
-schmelzen<br />
FKM steht für funktionsfähige additiv<br />
gefertigte Bauteile, die die selben<br />
mechanischen Anforderungen<br />
wie ein zu ersetzendes oder am Ende<br />
der Produktentwicklung stehendes<br />
Serienbauteil erfüllen müssen.<br />
Aus diesem Grund setzt FKM<br />
auf die pulverbettbasierten <strong>additive</strong><br />
Fertigungs-Verfahren Selektives<br />
Lasersintern für den Kunststoff-<br />
Bereich, sowie Selektives Laserschmelzen<br />
für den Metall-Bereich.<br />
Am Ende entstehen so Bauteile<br />
oder belastbare Funktionsprototypen,<br />
die in reproduzierbarer und<br />
abgesicherter Qualität hergestellt<br />
werden.<br />
Additive Serienfertigung<br />
Ab welcher Stückzahl rechtfertigt<br />
sich die Investition in ein Werkzeug?<br />
Welchen Einrichtungsaufwand<br />
gesteht man einer Kleinserie<br />
zu, selbst wenn die Formen und<br />
Werkzeuge noch im Lager liegen?<br />
Wie viel Kapital und Lagerkapazität<br />
bindet eine Serienproduktion?<br />
Welche Alternative bietet Additive<br />
Manufacturing, wenn die Lieferung<br />
schon gestern hätte erfolgen<br />
sollen?<br />
FKM bietet hierfür eine bedarfsorientierte<br />
Ersatzteil- oder Serienproduktion.<br />
Dabei produzieren die<br />
Experten das erste wie das letzte<br />
48 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
Als zuverlässiger Outsourcing<br />
Partner steht FKM auch anderen<br />
Herstellern zur Seite, die eigene<br />
Lasersinter- und Laserschmelz-<br />
Produktionsanlagen betreiben. Besonders<br />
gefragt sind die Bieden-<br />
Mit seinen 30<br />
Kunststoff-Sinteranlagen<br />
kann<br />
FKM flexibel auf<br />
unterschiedliche<br />
Produktionszahlen<br />
reagieren.<br />
Bild: FKM<br />
Fertigungsanlagen<br />
Kunststoff-Fertigungsanlagen<br />
EOS<br />
P 3xx (5 Anlagen)<br />
P 7xx (18 Anlagen)<br />
P 800 (1 Anlage)<br />
3D-Systems<br />
HiQ HS (1 Anlage)<br />
Farsoon<br />
HT251P (1 Anlage)<br />
HT403P (1 Anlage)<br />
Metall-Fertigungsanlagen<br />
EOS<br />
M 270 (1 Anlage)<br />
M 280 (2 Anlagen)<br />
M 290 (4 Anlagen)<br />
M 400-4 (1 Anlage)<br />
Concept Laser<br />
X line 2000 R (1 Anlage)<br />
M2 Multilaser (2 Anlagen)<br />
M2 cusing (1 Anlage)<br />
Mlab (1 Anlage)<br />
Teil identisch, stabil und fehlerlos.<br />
Denn selbstverständlich unterliegen<br />
alle Prozesse sowie insbesondere<br />
die Fertigung einer regelmäßigen<br />
internen und externen Kontrolle<br />
und Auditierung. Das Einhalten<br />
der vereinbarten Eigenschaften<br />
überwachen die Experten<br />
im hauseigenen Prüflabor.<br />
Die wirtschaftliche<br />
Make-or-Buy-Option<br />
Bauvolumen<br />
300 x 300 x 550 mm<br />
660 x 365 x 550 mm<br />
600 x 300 x 500 mm<br />
Bauvolumen<br />
320 x 260 x 400 mm<br />
Bauvolumen<br />
200 x 200 x 300 mm<br />
375 x 375 x 539 mm<br />
Bauvolumen<br />
250 x 250 x 210 mm<br />
250 x 250 x 310 mm<br />
250 x 250 x 310 mm<br />
400 x 400 x 400 mm<br />
Bauvolumen<br />
400 x 800 x 500 mm<br />
250 x 250 x 280 mm<br />
250 x 250 x 280 mm<br />
90 x 90 x 80 mm<br />
kopfer wenn es zum Beispiel um<br />
besonders knifflige Bauteile geht,<br />
die Spezialwissen und viel Erfahrung<br />
fordern.<br />
Outsourcing per SLS und SLM<br />
rechnet sich natürlich, auch wenn<br />
es um das Abfedern von Auftragsspitzen<br />
geht. Dabei erlauben die<br />
Flexibilität und die Kapazitäten<br />
auch eine spontane Annahme großer<br />
Produktionsaufträge.<br />
Insgesamt werden bei FKM auf<br />
den 40 Maschinen über 8000 Aufträge<br />
pro Jahr realisiert. Die intelligent<br />
gesteuerte Projektplanung<br />
erlaubt selbst in komplizierten<br />
Sonderfällen schnelle Reaktionszeiten,<br />
Transparenz und 100%ige<br />
Liefer- und Termintreue.<br />
Manche Produkte erfordern ein<br />
besonderes Finish. Angefangen<br />
beim Polieren, Färben, Lackieren<br />
und Beschichten der Oberfläche<br />
bis hin zur Montage von Baugruppen.<br />
FKM erfüllt optional jede<br />
technisch machbare Veredelungsaufgabe.<br />
Indivduelle Farbwünsche werden<br />
z. B. durch abriebfestes Färben des<br />
vorgegebenen Farbtons erreicht –<br />
nach Geschmack, nach Endkundenwunsch<br />
oder nach Corporate<br />
Design.<br />
Messen – Prüfen –<br />
Scannen<br />
Für die <strong>additive</strong> Fertigung etablieren<br />
sich immer mehr einheitliche<br />
Standards und fixe Qualitätsanforderungen.<br />
FKM trägt dem mit dem<br />
im Jahr 2014 eingerichteten Prüflabor<br />
Rechnung. Durch die Überprüfung<br />
der Pulverqualität und<br />
der Anlagenstabilität sowie mit<br />
der Durchführung von Zugversuchen,<br />
Dichteprüfungen, Porositätsmessungen<br />
sowie Bauteilprüfungen<br />
mit Scanner und mittels CT<br />
kann eine gleichbleibende Qualität<br />
der Rohstoffe, der Fertigungsanlagen<br />
und der Bauteile sichergestellt<br />
werden.<br />
Durch das so geschaffene<br />
Knowhow in der Mess- und Prüftechnik<br />
können auch defekte Kunden-Bauteile<br />
digitalisiert werden<br />
um diese dann in einem der<br />
17 Kunststoff- oder Metall-Werkstoffe<br />
als Neuanfertigung zu<br />
■<br />
drucken.<br />
FKM Sintertechnik GmbH<br />
www.fkm.net<br />
Kunststoff- und Metall-Lasersintern im Fokus<br />
Die FKM Sintertechnik GmbH hat ihren Firmensitz in Biedenkopf<br />
in Hessen. Das Unternehmen wurde 1994 als Entwicklungsdienstleister<br />
gegründet und entwickelte sich rasch zum Spezialisten<br />
auf dem Gebiet des Kunststoff- und Metall-Lasersinterns.<br />
Firmengründer und Geschäftsführer sind Jürgen Blöcher und<br />
Harald Henkel.<br />
Das mittelständische Unternehmen beschäftigt derzeit 45 Mitarbeiter<br />
und zählt zu den führenden Herstellern der 3D-Printing-<br />
Branche. Es ist Entwicklungspartner und Zulieferer zahlreicher<br />
namhafter Kunden aus Automobilbau und Konsumgüter-Industrie.<br />
2015 nahm FKM Sintertechnik ein neues Werk mit<br />
inzwischen über 3500 qm Produktionsfläche in<br />
Betrieb. Bild: FKM<br />
<strong>additive</strong> April 2020 49
02 Digitalisierung<br />
3D-Druck: Montagevorrichtungen automatisiert erstellen<br />
Audi setzt auf eigene<br />
3D-Konstruktionssoftware<br />
Das hauseigene Audi-3D-Druck-Team hat gemeinsam<br />
mit dem Berliner Unternehmen Trinckle eine Konstruktionssoftware<br />
entwickelt. Das Ziel: Jeder Mitarbeiter, der<br />
eine Arbeitshilfe aus dem 3D-Drucker braucht, soll diese<br />
künftig ohne große Vorkenntnisse selbst konstruieren<br />
können.<br />
Das hauseigene Team<br />
aus 3D-Druck-Spezialisten<br />
in den Böllinger Höfen<br />
hat gemeinsam mit<br />
dem Berliner Unternehmen<br />
Trinckle eine innovative<br />
Konstruktionssoftware<br />
entwickelt. Im<br />
Bild: Waldemar Hirsch<br />
(rechts) und Hasan-Cem<br />
Gülaylar aus dem<br />
3D-Druck-Team bei<br />
Audi. Bild: Audi<br />
Bei der Montage müssen alle Bauteile exakt<br />
zueinander ausgerichtet sein. Ohne eine<br />
dritte Hand, also einen helfenden Kollegen,<br />
ging das bislang nicht. Die selbst konstruierte<br />
Vormontagevorrichtung mit integriertem<br />
Spanner hält alle Bauteile in der exakten Position.<br />
Die eingesetzten Materialien sind auf unterschiedliche<br />
Anforderungen ausgerichtet<br />
und genügen höchsten Ansprüchen. Zusätzlich<br />
zu den besonders stabilen Arbeitshilfen<br />
mit Glasfaseranteil kommen auch sogenannte<br />
ESD-Materialien (electrostatic<br />
discharge) aus dem 3D-Drucker. Sie sind besonders<br />
leitfähig und werden daher für elektrisch<br />
sensible Bauteile eingesetzt.<br />
Konstruktionssoftware als Teil der Smart<br />
Factory<br />
■■■■■■ Die neu konzipierte Software ersetzt<br />
den aufwendigen Prozess, Modelle<br />
händisch in CAD-Programmen zu modellieren,<br />
und sorgt dadurch für schnellere Abläufe.<br />
Mit ihrem Einsatz verringert sich die Zeit<br />
für die Konstruktion von Hilfsmitteln um<br />
80 Prozent. „Mit unserer Software ist es<br />
möglich, Vormontagevorrichtungen nahezu<br />
automatisiert zu erstellen. Dadurch können<br />
wir benötigte Arbeitshilfen schnell und flexibel<br />
umsetzen und auch auf individuelle<br />
Anforderungen der Planer oder Kollegen an<br />
der Linie reagieren“, erklärt Projektleiter<br />
Waldemar Hirsch, Kopf des Expertenteams<br />
für 3D-Druck im Anlauf- und Analysezentrum<br />
in den Audi Böllinger Höfen. Die Software<br />
ist dabei exakt auf die Bedürfnisse von<br />
Audi abgestimmt und gleichzeitig ein Baustein<br />
für die Digitalisierung der Produktion<br />
am Standort.<br />
3D-Druck für den Audi e-tron<br />
Im Falle des Audi e-tron GT, der ab Ende<br />
2020 gemeinsam mit dem Audi R8 in den<br />
Böllinger Höfen vom Band fahren wird, arbeiten<br />
die 3D-Druck-Experten eng mit den<br />
Kollegen der Prozess- und Montageplanung<br />
sowie der Vorserienfertigung zusammen.<br />
Schon jetzt optimieren sie die Montagehilfen<br />
für die neuen Arbeitsabläufe. „Durch<br />
die gemeinsame Konzeption in einer frühen<br />
Phase verschieben sich auch die Optimierungsschleifen<br />
nach vorne. Zum Start der<br />
Produktion des e-tron GT werden so bereits<br />
alle Hilfswerkzeuge vorhanden und auf die<br />
genauen Anforderungen abgestimmt sein“,<br />
so Hirsch.<br />
Eine der 3D-gedruckten Arbeitshilfen<br />
kommt in der Vormontage von Klimakompressoren<br />
sowie Kühlleitungen zum Einsatz.<br />
Neben den positiven Auswirkungen im operativen<br />
Bereich sind die Entwicklung sowie<br />
der Einsatz der Software weitere große<br />
Schritte innerhalb der digitalen Transformation<br />
des Unternehmens und zeigen die aktive<br />
Wandlung unterschiedlichster Produktionsbereiche<br />
hin zur Smart Factory. Noch<br />
wird die browserbasierte und lokal gespeicherte<br />
Software vor allem innerhalb der Audi<br />
Sport GmbH in den Böllinger Höfen eingesetzt,<br />
doch ein konzernweiter Einsatz ist<br />
angedacht. Über einen markenübergreifenden,<br />
regelmäßigen Austausch profitiert der<br />
gesamte Volkswagen-Konzern schon jetzt<br />
von der Expertise am Standort Neckarsulm.<br />
Die Konstruktionssoftware ist nicht die erste<br />
Entwicklung aus dem Kompetenzcenter<br />
3D-Druck: Eine Software zur intelligenten<br />
Verwaltung von 3D-Druckaufträgen, ebenfalls<br />
„made in Neckarsulm“ ist bereits heute<br />
bei Audi im Einsatz.<br />
■<br />
Audi AG<br />
www.audi.de<br />
50 <strong>additive</strong> April 2020
Werkstoffe 03<br />
Formlabs stellt Neukategorisierung der Materialien vor<br />
E-Modul gleich mit im Namen<br />
■■■■■■ Formlabs führt eine neue Kategorisierung<br />
seiner Materialbibliothek ein:<br />
die Materialfamilien. Die erste Materialfamilie<br />
ist die der Kunstharze Tough und Durable.<br />
Es handelt sich dabei um die robustesten,<br />
funktionalsten und dynamischsten Materialien<br />
von Formlabs. Sie halten wiederholter<br />
Kompression, Dehnung, Biegung und<br />
Stoßbelastung stand und lassen sich leicht<br />
dehnen, ohne zu brechen.<br />
Gleichzeitig stellt Formlabs zwei neue<br />
Materialien vor: Tough 1500 Resin und<br />
Tough 2000 Resin.<br />
Tough 1500 Resin ist das widerstandsfähigste<br />
Material in der Materialfamilie Tough<br />
und Durable. Tough 1500 Resin kann zur<br />
Herstellung von steifen und biegsamen Teilen<br />
verwendet werden, die sich unter zyklischer<br />
Belastung schnell biegen und zurückfedern.<br />
Dieses Material eignet sich ideal für<br />
funktionsfähige Prototypen, Vorrichtungen<br />
und Verbindungen, die kurzzeitig durchgebogen<br />
werden. Es simuliert die Steifigkeit<br />
und Festigkeit von Polypropylenteilen. Die<br />
Zahl „1500“ in Tough 1500 Resin steht für<br />
den Zugmodul in MPa des Materials.<br />
Außerdem stellt Formlabs das Tough<br />
2000 Resin vor. Es ist eine Neuformulierung<br />
des beliebten Tough Resins. Tough 2000 Resin<br />
ist das stärkste und steifste Material in<br />
der Materialfamilie der Kunstharze Tough<br />
und Durable. Es eignet sich besonders für<br />
die Herstellung von Prototypen starker und<br />
robuster Teile, die schwer zu biegen sind.<br />
Auch bei Tough 2000 Resin steht die Zahl<br />
„2000“ für den Zugmodul in MPa des Materials,<br />
damit ähnelt es ABS am meisten in<br />
Sachen Steifigkeit und Festigkeit.<br />
Tough 2000 Resin ist das stärkste und steifste<br />
Material in der Materialfamilie der Kunstharze<br />
Tough und Durable. Bild: Formlabs<br />
Im Rahmen der Neuformulierung und<br />
Entwicklung neuer technischer Materialien<br />
wird Formlabs zu der Namenskonvention<br />
„Adjektiv + Nummer“ übergehen. ■<br />
Formlabs GmbH<br />
www.formlabs.com<br />
Forschungsprojekt „CustoMat_3D“<br />
Crashsichere<br />
Aluminiumlegierung<br />
■■■■■■ Die EDAG Group hat im Rahmen<br />
des vom BMBF geförderten Forschungsprojekts<br />
„CustoMat_3D“ gemeinsam mit<br />
acht Projektpartnern eine Aluminiumlegierung<br />
für den Einsatz im Fahrzeug entwickelt,<br />
die in der Lage ist, sowohl höhere Festigkeiten<br />
als auch höhere Bruchdehnungen bereitzustellen.<br />
Letzteres ist insbesondere für den<br />
Fall eines Crashs von großer Bedeutung.<br />
Die neu erforschte Legierung kann verwendet<br />
werden, um stark gewichtsreduzierte<br />
Komponenten im Fahrzeug zu etablieren.<br />
Das Besondere an der Legierung ist ihre Vielseitigkeit:<br />
Aus einer einzigen Legierung kann<br />
ein sehr breites Eigenschaftsspektrum erzeugt<br />
werden. Diese Eigenschaften können dabei<br />
anhand einer nachgelagerten Wärmebehandlung<br />
flexibel eingestellt werden. Aus den ermittelten<br />
Werkstoffkennwerten wurden Materialkarten<br />
erzeugt, die in einer Strukturop-<br />
timierung mit der Software Altair Opti-<br />
Struct verwendet wurden, um das Gewicht<br />
von Bauteilen bei gleicher Leistungsfähigkeit<br />
zu senken. Besonders ist hierbei, dass auch<br />
die Anforderungen aus dem <strong>additive</strong>n Fertigungsprozess<br />
wie die Bauteilausrichtung berücksichtigt<br />
werden können.<br />
Ausgewählt wurden Bauteile aus verschiedenen<br />
Bereichen des Fahrzeugs. Sowohl bei<br />
dem dynamisch hochbelasteten Radträger als<br />
auch bei einem komplexen Bauteil mit hohen<br />
Steifigkeitsanforderungen aus dem Bereich<br />
des Radkastens konnte eine effektive Gewichtseinsparung<br />
realisiert werden. Diese lag<br />
mit teils über 30 % oberhalb des erwarteten<br />
Potenzials. Aufgrund des <strong>additive</strong>n Fertigungsprozesses<br />
kann hier das Bauteil über<br />
ein Laststufenmodell gezielt an die Anforderungen<br />
des jeweiligen Fahrzeugs angepasst<br />
werden.<br />
Die EDAG Group hat im Rahmen des vom BMBF<br />
geförderten Forschungs projekts „CustoMat_3D“<br />
gemeinsam mit acht Projektpartnern eine<br />
crashsichere Aluminiumlegierung für den Einsatz im<br />
Fahrzeug entwickelt. Bild: EDAG<br />
Weiterhin wurden auch Hybridprozesse<br />
wie Laserauftragsschweißen sowie Fügeverfahren<br />
mit dem neu entwickelten Werkstoff<br />
untersucht.<br />
Die Legierung wird unter dem Markennamen<br />
Custalloy in wenigen Monaten konventionell<br />
verfügbar sein.<br />
■<br />
EDAG Engineering GmbH<br />
www.edag-engineering.de<br />
<strong>additive</strong> April 2020 51
Promotion<br />
▶<br />
DIGITALISIERUNG UND 3D-DRUCK<br />
Produktionsabläufe mit<br />
3D-Druckern transformieren<br />
Leistungsstarke Desktop-3D-Drucker, wie die von Formlabs, ermöglichen<br />
es Herstellern schon heute hochpräzise, spezifische Teile<br />
in kürzester Zeit vor Ort zu drucken, Arbeitsabläufe zu beschleunigen<br />
und zu vereinfachen. Um 3D-Druck effektiv in Produktionsketten<br />
einzubinden ist dabei nicht nur die Druckqualität, sondern auch<br />
die Digitalisierung der Prozesse entscheidend.<br />
Das Advanced<br />
Manufacturing<br />
Research Centers<br />
(AMRC) der<br />
Universität Sheffield<br />
fertigte<br />
durch den Einsatz<br />
einer vernetzten<br />
3D-Fertigungsstation<br />
500 spezifische<br />
Bohrkappen für<br />
ein Airbus-Projekt<br />
innerhalb<br />
von nur zwei Tagen.<br />
Bild: Formlabs<br />
Der Autor<br />
Stefan Holländer,<br />
Managing<br />
Director EMEA,<br />
Formlabs GmbH.<br />
Fertigungsprozesse im Maschinenbau<br />
sind häufig komplex sowie<br />
äußerst arbeits- und zeitaufwändig.<br />
Teilprozesse müssen ausgelagert<br />
werden. Mehrfache, häufig<br />
langwierige Iterationen gehören<br />
meist zum Alltag.<br />
Innovative 3D-Desktop-Technologien<br />
und -Materialien bieten hier<br />
eine Reihe neuer Möglichkeiten.<br />
Ideen können sofort umgesetzt,<br />
Prototypen je nach Größe innerhalb<br />
weniger Stunden oder sogar<br />
Minuten vor Ort gedruckt sowie<br />
getestet und bei Bedarf sofort angepasst<br />
werden. Aber auch über<br />
den Prototypenbau hinaus bietet<br />
der 3D-Druck eine Vielzahl von<br />
Möglichkeiten für den Maschinenbau,<br />
bis hin zum Druck fertiger,<br />
präziser, finaler Teile von höchster<br />
Qualität direkt vor Ort.<br />
Digitalisierung effizient<br />
nutzen<br />
Dabei ist nicht nur die Technologie<br />
an sich, sondern auch die Digita -<br />
lisierung und intelligente Ver -<br />
netzung der Prozesse entscheidend,<br />
um eine reibungslose Integration<br />
in die eigenen unternehmensinternen<br />
Arbeitsabläufe zu<br />
garantieren. So ermöglicht die<br />
Kombination mehrerer individueller<br />
Druckereinheiten zu einer Fertigungsstation<br />
eine effiziente, skalierbare<br />
und modulare Produktion<br />
vor Ort.<br />
Durch den modularen Aufbau<br />
kann die Kapazität der Fertigungsstation<br />
jederzeit individuell an den<br />
Bedarf der eigenen Produktion,<br />
Veränderungen in der Nachfrage,<br />
des Marktes oder das Wachstum<br />
des eigenen Betriebs angepasst<br />
werden, indem zusätzliche Druckereinheiten<br />
ergänzt werden, sodass<br />
die einzelnen Druckereinheiten<br />
möglichst optimal ausgelastet<br />
sind. Einzelne Drucker können da-<br />
52 <strong>additive</strong> April 2020
Promotion<br />
rüber hinaus bei Defekt sofort und<br />
auch im laufenden Betrieb aus -<br />
getauscht werden. Wartezeiten für<br />
Reparaturen können so verkürzt<br />
und längere Ausfälle innerhalb<br />
der Produktionskette vermieden<br />
werden.<br />
Die komplette Skalierbarkeit ermöglicht<br />
es, durch vergleichsweise<br />
geringe Einstiegskosten, auch kleineren<br />
Betrieben von den Vorteilen<br />
des 3D-Drucks zu profitieren.<br />
Hinzu kommen ein deutlich geringerer<br />
Platzbedarf sowie eine einfachere<br />
Handhabung und Installation<br />
im Vergleich zu teuren, großen<br />
Industriedruckern. Weitere Aspekte<br />
einer solchen Vernetzung mehrerer<br />
einzelner Drucker: die Möglichkeit<br />
Teile parallel in unterschiedlichen<br />
Materialien zu drucken,<br />
auch kleinere Stückzahlen<br />
ohne zusätzlichen Mehraufwand<br />
oder exorbitant hohe Kosten zu<br />
fertigen und schnellere Produktionszyklen.<br />
Es ist nicht länger zwingend nötig,<br />
zwischen Beschränkungen durch<br />
bestimmte Mindeststückzahlen externer<br />
Dienstleister oder aufwendigen<br />
Fertigungsprozessen per Hand<br />
zu wählen. Spezifische Anforderungen<br />
oder Kundenwünsche können<br />
problemlos umgesetzt und individuelle<br />
Teile, ohne auf die Vorteile<br />
der Massenproduktion verzichten<br />
zu müssen, innerhalb kürzester<br />
Zeit präzise vor Ort gefertigt<br />
werden.<br />
Mit digitalen Workflows<br />
zur Massenproduktion<br />
Auch große Stückzahlen können<br />
innerhalb kürzester Zeit vor Ort<br />
3D-gedruckt, bei Bedarf sofort angepasst<br />
oder individualisiert und<br />
so zeitliche Engpässe gelöst werden.<br />
Wochenlange Wartezeiten auf<br />
Teile von externen Dienstleistern<br />
sowie damit einhergehende Verzögerungen<br />
im Produktionsablauf<br />
und Kosten, gehören der Vergangenheit<br />
an.<br />
So waren die Ingenieure des Advanced<br />
Manufacturing Research<br />
Bild: Formlabs<br />
Eine vernetzte<br />
3D-Fertigungsstation<br />
ermöglicht<br />
dem Möbelhersteller<br />
Ashley<br />
Furniture die<br />
Fertigung seiner<br />
Komponenten<br />
nach Bedarf –<br />
innerhalb weniger<br />
Stunden vor<br />
Ort.<br />
Centers (AMRC) der Universität<br />
Sheffield durch den Einsatz einer<br />
vernetzten 3D-Fertigungsstation<br />
aus mehreren hochleistungsfähigen<br />
Desktop-3D-Druckern in der<br />
Lage 500 spezifische Bohrkappen<br />
für ein Projekt von Airbus innerhalb<br />
von nur zwei Tagen anzufertigen.<br />
Während beim Spritzgießverfahren<br />
für jedes Teil eine neue<br />
Form erstellt werden muss, lassen<br />
sich die Abmessungen im virtuellen<br />
Design schnell anpassen und<br />
sofort vor Ort additiv fertigen.<br />
Einen ähnlichen Anwendungsfall<br />
zeigt der Möbelhersteller Ashley<br />
Furniture. Noch bis vor wenigen<br />
Jahren bezog Ashley Furniture seine<br />
Führungsstifte extern und unterwarf<br />
sich dabei einer Mindestbestellung<br />
von 1200 Stück. Dabei<br />
benötigte das Unternehmen meist<br />
deutlich kleinere Stückzahlen. Der<br />
Einsatz einer vernetzten 3D-Fertigungsstation<br />
erlaubte ihnen ihre<br />
benötigten Komponenten nach Bedarf<br />
und in enger Abstimmung mit<br />
der Designabteilung innerhalb weniger<br />
Stunden vor Ort zu drucken.<br />
Dies ermöglichte ihnen nicht nur<br />
eine flexiblere und günstigere Produktion,<br />
sondern auch ein schnelleres<br />
und unabhängiges Arbeiten.<br />
Oftmals wochenlange Vorlaufund<br />
Lieferzeiten externer Dienstleister<br />
entfielen. Durch die Möglichkeit,<br />
Teile innerhalb kürzester<br />
Zeit nach Bedarf zu drucken, wird<br />
zudem weniger Lagerfläche benötigt,<br />
da eventuell benötigte Teile<br />
nicht mehr in großer Stückzahl auf<br />
Vorrat gehalten werden müssen.<br />
Spezielle Anforderungen<br />
individuell lösen<br />
Ein weiterer Einsatzbereich ist die<br />
Fertigung individueller Lösungen,<br />
wie sie beispielsweise in der Zahnmedizin<br />
benötigt werden. Neue<br />
3D-Druck-Technologien und -Materialien<br />
ermöglichen die Herstellung<br />
neuer Formen und individueller<br />
Lösungen, die mit konventionellen<br />
Verfahren gar nicht oder<br />
nur äußerst aufwendig möglich<br />
wären. Statt in aufwendiger Handarbeit<br />
oder mit teuren externen<br />
3D-Industriedruckern können spezifische,<br />
individuelle Lösungen wie<br />
Prothesen und transparente Aligner<br />
so in kürzester Zeit und zu einem<br />
Bruchteil der Kosten gedruckt<br />
werden.<br />
Auch Gillette konnte mithilfe des<br />
digitalen Workflows den individuellen<br />
Wünschen seiner Kunden gerecht<br />
werden. Kunden konnten<br />
online ihren individuellen Rasiergriff<br />
nach eigenen Wünschen gestalten<br />
und bestellen. Durch die<br />
Zusammenarbeit mit Formlabs<br />
konnten die individualisierten Rasiergriffe<br />
schnell und kostengünstig<br />
gefertigt werden. Ohne den digitalen<br />
Workflow wäre dieser<br />
Kundenservice gar nicht möglich<br />
■<br />
gewesen.<br />
Formlabs GmbH<br />
www.formlabs.com/de<br />
<strong>additive</strong> April 2020 53
04 Post-Processing<br />
Post-Processing additiv gefertigter Bauteile<br />
Konturnahe Kühlkanäle<br />
automatisiert bearbeiten<br />
Additive Manufacturing ermöglicht die Integration konturnaher<br />
Kühlkanäle in Bauteile. Für die automatisierte Nachbearbeitung der<br />
Innenflächen dieser Kanäle führte das Politecnico Milano zusammen<br />
mit Rösler Italiana eine Untersuchung mit den Verfahren Gleitschleifen,<br />
Sandstrahlen sowie chemisch unterstütztes Gleitschleifen<br />
durch. Die Ergebnisse zeigen, dass mit allen drei Verfahren eine<br />
deutliche Verbesserung der Oberflächenqualität erzielt wird.<br />
■■■■■■ Mit Additive Manufacturing (AM) lassen<br />
sich Bauteile mit komplexer Formgebung, integrierten<br />
Funktionen und konturnahen Kühlkanälen fertigen.<br />
Diese Eigenschaften sind unter anderem für den Werkzeugbau,<br />
die Hydraulik sowie die Luft- und Raumfahrt<br />
von großem Interesse. Gerade im Werkzeugbau bietet<br />
die Integration von Kühlkanälen Vorteile, denn Temperaturschwankungen,<br />
beispielsweise während des Kühlzyklus,<br />
erhöhen die Gefahr, dass sich Teile verziehen.<br />
Darüber hinaus lassen sich die Kühlzykluszeiten durch<br />
eine konturnahe Kühlung deutlich reduzieren.<br />
Für die Herstellung von Teilen im Werkzeugbau eignet<br />
sich insbesondere das Selektive Laser Melting<br />
(SLM). Durch das selektive Aufschmelzen der Pulverschichten<br />
mit einem Laserstrahl entsteht ein verfestigtes<br />
und nahezu dichtes Werkstück. Herausforderungen liegen<br />
jedoch einerseits in der Entfernung von Pulveranhaftungen<br />
aus den Kühlkanälen, andererseits in der verfahrensbedingten<br />
rauen Oberfläche der Teile, die R a<br />
-<br />
Werte zwischen 10 und 20 μm aufweist. Sowohl die hohe<br />
Oberflächenrauheit als auch die Ablagerungen in den<br />
Chemisch unterstütztes Gleitschleifen<br />
Die Oberflächen-Morphologie der Innenkanal-Oberflächen und das korrespondierende Rauheitsprofil zeigen, dass mit dem chemisch unterstützten Gleitschleifen die besten Ergebnisse<br />
erzielt werden. Bild: Rösler Italiana<br />
54 <strong>additive</strong> April 2020
Besonders im<br />
Werkzeugbau reduziert<br />
eine konturnahe<br />
Kühlung die Kühl -<br />
zykluszeiten und<br />
verhindert Teileverzug<br />
durch Temperatur-<br />
schwankungen.<br />
Bild: Rösler Oberflächentechnik<br />
Kanälen beeinträchtigen die Funktionalität der Bauteile<br />
– Reibungsverluste und Turbulenzen, Druckabfälle im<br />
System, gelöste Partikel, die andere Geräte beschädigen<br />
können. Da die Innenflächen komplexer Bauteile mit integrierten<br />
Kavitäten durch eine konventionelle Bearbeitung<br />
nicht erreicht werden können, sind hier neue<br />
Nachbehandlungsverfahren erforderlich. Die Wahl des<br />
richtigen Verfahrens für die Oberflächenbehandlung hat<br />
damit entscheidenden Einfluss auf die Lebensdauer der<br />
Komponente und die Effizienz des Systems.<br />
Eine Alternative zur Bearbeitung der Außen- und Innenflächen<br />
additiv gefertigter Bauteile stellt die Gleitschlifftechnik<br />
dar. In diesem Prozess werden die Werkstücke<br />
in einer Gleitschliffanlage in speziell abgestimmten<br />
Medien und Compounds eingetaucht. Die Vibration<br />
des Arbeitsbehälters führt zu einer kreisförmigen Bewegung<br />
der Werkstücke, gleichzeitig werden die Oberflächen<br />
der Teile durch die Medien geschliffen und so die<br />
gewünschte Oberflächenqualität hergestellt.<br />
Die Ergebnisse zeigen eine große Ähnlichkeit zwischen<br />
Gleitschleifen und Sandstrahlen. Mit beiden Ansätzen<br />
wurden die Rauheitsspitzen zuverlässig beseitigt<br />
und ein vergleichbares Rauheitsprofil erreicht. Die besten<br />
Ergebnisse wurden mit dem chemisch unterstützten<br />
Gleitschleifen erzielt. Die Teile wiesen die glatteste<br />
Oberfläche sowie das beste Rauheitsprofil auf. Mit diesem<br />
Verfahren wurden mit R a<br />
-Werten von 0,7 μm die<br />
niedrigsten Rauheitswerte in kürzester Zeit erreicht.<br />
Festgestellt wurde auch, dass die endgültigen Rauheitswerte<br />
im vertikalen und horizontalen Kanal sehr ähnlich<br />
sind.<br />
Die Weiterentwicklung<br />
der M3 ermöglicht<br />
eine automatisierte<br />
Nachbearbeitung<br />
additiv gefertigter<br />
Bauteile, auch in schwer<br />
zugänglichen Werkstückbereichen,<br />
die<br />
bisher nicht oder nur<br />
mit einem sehr hohen<br />
manuellen Aufwand<br />
bearbeitet werden<br />
konnten.<br />
Bild: Rösler Oberflächentechnik<br />
Effiziente Bearbeitung der Innenkanaloberflächen<br />
Um verschiedene Verfahren, unter anderem die Gleitschlifftechnik,<br />
zur Bearbeitung der Außen- und Innenflächen<br />
additiv hergestellter Werkstücke bewerten zu<br />
können, führten die Fachbereiche Maschinenbau und<br />
Chemische Verfahrenstechnik des Politecnico Milano<br />
zusammen mit Rösler Italiana S.r.l. eine Studie durch.<br />
Dafür erfolgten Untersuchungen von Teilen mit verschiedenen<br />
Geometrien und Innenkanälen mit unterschiedlichen<br />
Durchmessern (3; 5; 7,5 und 10 mm) mit<br />
den Bearbeitungsansätzen Gleitschleifen, Sandstrahlen<br />
sowie chemisch unterstütztes Gleitschleifen.<br />
<strong>additive</strong> April 2020 55
04 Post-Processing<br />
Insgesamt wurde die Wirksamkeit der Gleitschlifftechnik<br />
auf den inneren Kanaloberflächen ohne Änderung<br />
der Kanalform bestätigt. Die Analysen zeigten,<br />
dass die behandelten Oberflächen frei von Spritzern und<br />
losen Pulvern waren. Mit allen drei Verfahren wurde eine<br />
Verbesserung der Rauheitswerte in den innenliegenden<br />
Kanälen erzielt, wobei das chemisch unterstützte<br />
Gleitschleifen sowohl vom Ergebnis als auch dem Zeitaufwand<br />
am effektivsten war.<br />
Vollautomatische Bearbeitung in einer Maschine<br />
Durchgeführt wurden die Untersuchungen auf einer<br />
Weiterentwicklung des Anlagentyps M3 von AM Solutions.<br />
Dabei handelt es sich um eine Marke der Rösler-<br />
Gruppe, die sich unter anderem auf das Post Processing<br />
3D-gedruckter Teile spezialisiert hat und entsprechende<br />
Maschinenlösungen anbietet. Diese decken vom Auspacken,<br />
Entpulvern, Entfernen von Stützstrukturen, Homogenisieren<br />
bzw. Glätten der Oberfläche, (Hochglanz-)Polieren<br />
und der Oberflächenvorbereitung, z. B.<br />
für eine nachfolgende Beschichtung, das gesamte Spektrum<br />
der Nachbearbeitung additiv gefertigter Teile ab.<br />
Die Weiterentwicklung der bestehenden M3-Anlage<br />
ermöglicht es, zukünftig nicht nur Innenkanäle effektiv<br />
und gezielt zu bearbeiten, sondern sie ist gleichzeitig das<br />
erste vollautomatisierte System für die prozesssichere<br />
Bearbeitung additiv gefertigter Bauteile ohne manuellen<br />
Aufwand. Das Teilehandling für die Ein- und Ausgabe<br />
der Bauteile kann mit einem Roboterarm ebenfalls automatisiert<br />
werden. Die genau angepasste Dosierung<br />
von Schleifmedium und Compound in die Anlage erfolgt<br />
automatisch über ein Befüllsystem ebenso wie der<br />
Start des Prozesses. Angepasst an die Oberflächenanforderungen<br />
können mehrere Schleif- und Polierprozesse<br />
nacheinander geschaltet durchgeführt werden. Nach der<br />
automatischen Entleerung der Verfahrensmittel aus dem<br />
Arbeitsbehälter wird das Bauteil ausgespannt. Falls erforderlich,<br />
kann optional ein Reinigungs- und Trockenprozess<br />
ebenfalls automatisiert erfolgen. Das Teilehandling<br />
dafür lässt sich ebenso wie für die Übergabe an den<br />
nachfolgenden Prozess automatisieren. Die Anlagensteuerung<br />
ermöglicht, mehrere teilespezifische Bearbeitungsprogramme<br />
zu hinterlegen. Die an unterschiedliche<br />
Teile angepassten Prozessparameter werden einfach<br />
mit einem Tastendruck oder einer Werkstückerkennung<br />
ausgewählt.<br />
Die automatisierte Nachbearbeitung additiv gefertigter<br />
Bauteile – auch in schwer zugänglichen Werkstückbereichen,<br />
die bisher nicht oder nur mit einem sehr hohen<br />
manuellen Aufwand bearbeitet werden konnten –<br />
ermöglicht erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen<br />
und führt somit zu einer deutlich erhöhten Wirtschaftlichkeit.<br />
■<br />
Rösler Oberflächentechnik GmbH<br />
www.rosler.com<br />
Endgültige Rauheitswerte<br />
Bei allen drei Bearbeitungsansätzen sind die endgültigen Rauheitswerte in vertikaler und horizontaler Richtung des Innenkanals sehr ähnlich. Bild: Rösler Italiana<br />
56 <strong>additive</strong> April 2020
Forschung05<br />
Zehn Millionen Voxel pro Sekunde<br />
KIT: Schnellster hochpräziser<br />
3D-Drucker<br />
3D-Drucker, die im Millimeterbereich und größer drucken,<br />
finden derzeit Eingang in die unterschiedlichsten<br />
industriellen Produktionsprozesse. Forscher des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT) haben ein System entwickelt,<br />
mit dem sich in bisher noch nicht erreichter Geschwindigkeit<br />
hochpräzise, zentimetergroße Objekte mit<br />
submikrometergroßen Details drucken lassen.<br />
■■■■■■ Um nicht nur die Geschwindigkeit,<br />
sondern auch die Zuverlässigkeit ihres<br />
Aufbaus zu demonstrieren, haben die Forscherinnen<br />
und Forscher eine 60 Kubikmillimeter<br />
große Gitterstruktur mit Details bis<br />
in den Mikrometermaßstab gedruckt, die<br />
mehr als 300 Milliarden Voxel enthält. (Ein<br />
Voxel ist das dreidimensionale Analogon<br />
des Pixels im 2D-Druck). „Mit dem Druck<br />
dieses Metamaterials schlagen wir den<br />
Rekord, der bei 3D-gedruckten Flugzeug -<br />
flügeln erreicht wurde, um Längen – ein<br />
neuer Weltrekord“, erklärt Professor Martin<br />
Wegener, Sprecher des Exzellenzclusters<br />
„3D Matter Made to Order“ (3DMM2O),<br />
in dessen Rahmen das System entwickelt<br />
wurde.<br />
Hochpräzise filigrane Strukturen<br />
Bei dieser Art von 3D-Druck durchfährt der<br />
Lichtfleck eines Lasers computergesteuert<br />
einen flüssigen Fotolack. Nur das Material<br />
im Brennpunkt des Lasers wird dabei belichtet<br />
und ausgehärtet. „Die Brennpunkte<br />
entsprechen den Düsen beim Tintenstrahldrucker,<br />
mit dem Unterschied, dass sie dreidimensional<br />
arbeiten“, sagt Vincent Hahn,<br />
Erstautor der Publikation. So entstehen<br />
hochpräzise filigrane Strukturen für verschiedene<br />
Einsatzbereiche wie Optik und<br />
Photonik, Materialwissenschaften, Biotechnologie<br />
oder Sicherheitstechnik.<br />
Das Metamaterial, das<br />
mit dem neuen System<br />
gedruckt wurde, besteht<br />
aus einer komplexen<br />
dreidimensionalen<br />
Gitterstruktur im<br />
Mikrometermaßstab.<br />
Bild: Vincent Hahn, KIT<br />
Typischerweise konnte man bisher mit einem<br />
einzigen Laserlichtfleck einige Hundert<br />
Tausend Voxel pro Sekunde erzeugen. Er<br />
war damit fast hundertmal langsamer als<br />
grafische Tintenstrahldrucker. Dieser Umstand<br />
hat bislang viele Anwendungen behindert.<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
des KIT und der Queensland University<br />
of Technology (QUT) in Brisbane/<br />
Australien haben nun innerhalb des Exzellenzclusters<br />
3DMM2O ein neues System<br />
entwickelt.<br />
Laserstrahl wird in neun Teilstrahlen<br />
aufgeteilt<br />
Mit einer speziellen Optik wird der Laserstrahl<br />
in neun Teilstrahlen aufgeteilt, die jeweils<br />
in einen Brennpunkt gebündelt werden.<br />
Alle neun Teilstrahlen können parallel<br />
verwendet und inzwischen, dank verbesserter<br />
elektronischer Ansteuerung, auch deutlich<br />
schneller als zuvor präzise verfahren<br />
werden. Mit einigen weiteren technischen<br />
Verbesserungen kommen die Forscher im<br />
3D-Druck so auf Druckgeschwindigkeiten<br />
von etwa zehn Millionen Voxel pro Sekunde<br />
und sind damit nun gleichauf mit grafischen<br />
2D-Tintenstrahldruckern. Dennoch geht die<br />
Forschung und Entwicklung am KIT mit<br />
Hochdruck weiter. „Schließlich will man<br />
mit 3D-Druckern nicht nur das Pendant eines<br />
Blattes, sondern dicke Bücher ausdrucken“,<br />
so Hahn. Hierzu seien insbesondere<br />
auch Fortschritte in der Chemie erforderlich,<br />
beispielsweise müssten empfindlichere<br />
Fotolacke entwickelt werden, um mit der<br />
gleichen Laserleistung noch mehr Brennpunkte<br />
erzeugen zu können.<br />
■<br />
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />
www.materials.kit.edu/index.php<br />
<strong>additive</strong> April 2020 57
Inserentenverzeichnis<br />
3D Systems GmbH Deutschland-Zentrale,<br />
Mörfelden-Walldorf ..................................15<br />
FKM Sintertechnik GmbH, Biedenkopf .......7,48–49<br />
Formlabs GmbH, Berlin ......................59,52–53<br />
Benseler Holding GmbH + Co. KG,<br />
Markgröningen .......................................45<br />
CADS Additive GmbH, A-Perg .......................29<br />
encee CAD/CAM-Systeme GmbH Büro<br />
Oberpfalz, Kümmersbruck ....................2,20–21<br />
ExOne GmbH, Gersthofen ............................39<br />
Ihr Kontakt in die<br />
Anzeigenabteilung<br />
Verena Benz<br />
0711–7594332<br />
Landesmesse Stuttgart GmbH, Stuttgart .............5<br />
Peter Lehmann AG Werkzeug- u. Apparatebau,<br />
CH-BÄRAU I.E. .......................................41<br />
Messe Erfurt GmbH, Erfurt ...........................60<br />
ISSN 0343–043X<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />
Stellv. Chefredakteur: Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539<br />
Redaktion:<br />
Dr. Frank-Michael Kieß (fm), Phone +49 711 7594–241<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Carmelina Weber, Phone +49 711 7594–257, Fax –1257,<br />
E-Mail: mav.redaktion@konradin.de<br />
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />
Anzeigenleitung:<br />
Dipl.-Oec. Peter Hamberger, Phone +49 711 7594–360<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Verena Benz, Phone + 49 711 7594–332<br />
Auftragsmanagement:<br />
Christel Mayer, Phone +49 711 7594–481<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 60 vom 1.10.2019<br />
Leserservice <strong>additive</strong>: Phone: +49 711 7252–209<br />
E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />
Erscheinungsweise: viermal jährlich als Sonderausgabe der mav<br />
Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />
Bezugspreis Inland jährlich 160,00 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />
(Ausland 160,00 € inkl. Versandkosten);<br />
Einzelheft 18,00 € inkl. MwSt., zzgl.Versandkosten.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />
ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt<br />
eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht<br />
kein Anspruch auf Ersatz.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long Sutton,<br />
Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />
Phone 01256 862589, Fax 01256 862182,<br />
E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />
Israel: Marcus Sheff, P.O. Box 42 48 15, Yakinton Street, Netanya 42141,<br />
Phone 09 8853687, Fax 09 8853689,<br />
E-Mail: tws@netvision.net.il<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc.Detlef Fox<br />
5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001<br />
Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988;<br />
detleffox@comcast.net<br />
Vorschau auf die nächste <strong>additive</strong><br />
Vom 15. bis 19.09.2020 findet die AMB – Internationale<br />
Ausstellung für Metallbearbeitung in Stuttgart<br />
statt. In unserer Ausgabe 03/2020 stellen wir Ihnen<br />
vorab die 3D-Druck-Highlights der AMB vor. Zudem<br />
zeigen wir Ihnen, worin die Vorteile von Hybridmaschinen<br />
liegen und wie man additiv gefertigte Bauteile<br />
am besten bearbeitet.<br />
Die Ausgabe 03/2020 der <strong>additive</strong> erscheint am<br />
21. August.<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht unbedingt<br />
die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine<br />
Gewähr. Alle in <strong>additive</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen,<br />
gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Die AMB findet vom 15. bis zum 19.09.2020 in Stuttgart statt.<br />
Bild: Messe Stuttgart<br />
58 <strong>additive</strong> April 2020
<strong>additive</strong> April 2020 59
#wirbleibenzuhause<br />
rapidtech-3D.com<br />
Bleiben Sie gesund.<br />
Wir freuen uns in<br />
2021 auf Sie!<br />
04-06 May<br />
2021<br />
60 <strong>additive</strong> April 2020