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Nr. 26 - März / April 2010

Auvergne: die ewigen Reize erloschener Vulkane Normandie: Seebad Etretat Paris: der Canal Saint-Martin und das Geheimnis rosafarbener Schuhe Belfort: eine charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte Saint-Emilion: ein Besuch mit Freunden Mont Ventoux: ein Berg und sein Mythos Wein: Savennières Rezept: Epaule d'agneau rôtie au four

Auvergne: die ewigen Reize erloschener Vulkane
Normandie: Seebad Etretat
Paris: der Canal Saint-Martin und das Geheimnis rosafarbener Schuhe
Belfort: eine charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte
Saint-Emilion: ein Besuch mit Freunden
Mont Ventoux: ein Berg und sein Mythos
Wein: Savennières
Rezept: Epaule d'agneau rôtie au four

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>26</strong> · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />

Auvergne<br />

Land der erloschenen Vulkane<br />

Normandie<br />

Die bizarren Felsen von Etretat<br />

Mont Ventoux<br />

Mythos der Provence<br />

Saint-Emilion<br />

Charmantes Winzerdorf im Bordelais<br />

Olympia Annecy will die Winterspiele 2018<br />

Gastronomie Die Restaurants der Stars in Paris<br />

Satire Worüber die Franzosen lachen<br />

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Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

in diesem Winter konnte man fast vergessen, dass es ein<br />

Problem namens Klimaerwärmung gibt. In weiten Teilen<br />

Europas, Frankreich eingeschlossen, war es schon lange<br />

nicht mehr so kalt. Alle Wintersportbegeisterten<br />

freute dies natürlich sehr. Einen solchen Winter<br />

wünscht man sich in Annecy auch für<br />

das Jahr 2018. Denn dann möchte man<br />

dort gerne die Olympischen Winterspiele<br />

organisieren. Doch vor dem Hoffen auf perfektes<br />

Winterwetter steht das Hoffen auf die<br />

Austragung der Spiele. Denn auch<br />

in München und in Pyeongchang<br />

(Südkorea) tut man alles, um den<br />

Zuschlag dafür zu bekommen.<br />

Wir haben den Bürgermeister<br />

von Annecy gefragt, wie er das<br />

Internationale Olympische<br />

Komitee von der eigenen<br />

Bewerbung überzeugen<br />

will, und die Kritiker, worauf<br />

sie ihre Ablehnung gründen.<br />

Ein Berg, der zwar ebenfalls über ein<br />

paar Skipisten verfügt, für Olympische<br />

Winterspiele aber wohl ungeeignet wäre,<br />

ist der Mont Ventoux in der Provence.<br />

Dafür ist er für ein anderes Sportevent<br />

von Weltrang bekannt: die Tour de France.<br />

Doch der Mont Ventoux ist noch viel mehr<br />

als eine der härtesten Etappen des<br />

Radrennens, er ist Symbol<br />

einer ganzen Region und für die Einheimischen<br />

von fast mythischer Bedeutung.<br />

Die Provence ohne den Mont Ventoux wäre wie Köln<br />

ohne seinen Dom. Einfach undenkbar. Einer unserer<br />

Redakteure, der an seinem Fuße aufgewachsen ist,<br />

kehrt zu seinem Berg zurück und berichtet davon.<br />

Berge gibt es auch in der Auvergne. Sie sind zwar<br />

weniger hoch als in den Alpen, dafür aber zum Teil<br />

vulkanischen Ursprungs, was die Landschaft besonders<br />

reizvoll macht. Die schönsten Bilder aus dieser<br />

Gegend finden Sie gleich auf den ersten Seiten<br />

unserer Reisereportagen. Außerdem geht<br />

es in dieser Ausgabe nach Belfort, der<br />

idealen Stadt für einen Zwischenstopp<br />

auf dem Weg in den Süden, nach<br />

Saint-Emilion im Bordelais, an die<br />

Steilküste von Etretat und an den<br />

Canal Saint-Martin in Paris.<br />

Der <strong>März</strong> <strong>2010</strong> ist in Frankreich der Monat der<br />

Regionalwahlen, ein wichtiger Stimmungstest<br />

vor den Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren.<br />

Doch welche Funktion haben die Regionen<br />

überhaupt? In unserer Rubrik Frankreich<br />

praktisch finden Sie die Antwort. Außerdem<br />

starten wir mit dieser Ausgabe eine Serie über<br />

außergewöhnliche Bistros und Restaurants in<br />

Paris. Den Anfang machen Lokalitäten, die<br />

besonders gerne von berühmten Persönlichkeiten<br />

frequentiert werden. Dieses und noch viel mehr finden Sie<br />

auf den kommenden Seiten. Viel Spaß beim Lesen.<br />

Titelbild: Blick vom Puy de Dôme<br />

auf eine Kette erloschener Vulkane (Auvergne)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 3


Inhalt<br />

Paris · 34<br />

Saint-Emilion · 52<br />

Auvergne · 14<br />

Mont Ventoux · 60<br />

Die Restaurants<br />

der Stars · 88<br />

Etretat · <strong>26</strong><br />

Humor · 72<br />

Wein · 80<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Frankreich heute<br />

80 · Wein<br />

<strong>26</strong> · Etretat<br />

14 · Puy de Dôme<br />

58 · Saint-Emilion<br />

34, 44, 88 · Paris<br />

68 · Annecy<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

14 Auvergne<br />

Die ewigen Reize erloschener Vulkane<br />

Die zahlreichen Krater erloschener Vulkane in der Auvergne<br />

sind eines der schönsten Naturschauspiele Frankreichs.<br />

Ein Gipfelspaziergang mit spektakulären Ausblicken.<br />

<strong>26</strong> Normandie<br />

Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque,<br />

das Seebad Etretat<br />

Die bizarren, von Möwen umschwärmten Felsen sind<br />

das Markenzeichen von Etretat. Sie wurden von Malern<br />

und Dichtern gerühmt, dank derer Etretat das<br />

bekannteste Seebad an der Côte d’Albatre wurde.<br />

34 Paris<br />

Der Canal Saint-Martin<br />

und das Geheimnis rosafarbener Schuhe<br />

Er steht im Schatten der Seine, doch ein Spaziergang entlang<br />

dieses Kanals im Nordosten der Metropole ist nicht weniger<br />

romantisch als einer entlang des bekannten Flusses.<br />

4 4 H o te l<br />

The Five, Paris<br />

46 Belfort<br />

Eine charaktervolle Kleinstadt<br />

mit bewegter Geschichte<br />

Das wehrhafte Belfort erlebte in 800 Jahren eine wechselhafte<br />

Geschichte. Heute ist es eine sympathische, ruhige<br />

Kleinstadt, in der aber einmal im Jahr die Hölle los ist.<br />

52 Saint-Emilion<br />

Ein Besuch mit Freunden<br />

Das Winzerdorf östlich von Bordeaux ist nicht nur<br />

ein Ort erlesener Weine, sondern auch ein Schmuckstück<br />

ob seiner Lage und Bausubstanz.<br />

60 Mont Ventoux<br />

Ein Berg und sein Mythos<br />

Die Provence ohne den Mont Ventoux ist unvorstellbar.<br />

Der Berg ist das Wahrzeichen der<br />

Region und ein Ausflugsziel ersten Ranges.<br />

46 · Belfort<br />

60 · Mont Ventoux<br />

68 Olympische Winterspiele<br />

Annecy träumt von Olympia<br />

Zum letzten Mal fanden die Olympischen Winterspiele<br />

1992 in Frankreich statt, damals in Albertville. Nun<br />

schickt sich die sympathische Kleinstadt Annecy in<br />

den Alpen an, das Großereignis wieder nach<br />

Frankreich zu holen. Doch die Konkurrenz ist stark:<br />

Auch München und ein Wintersportzentrum in<br />

Südkorea möchten die Spiele 2018 ausrichten.<br />

72 Humor<br />

Frankreichs Komiker mit dem großen G<br />

Worüber schmunzeln die Franzosen? Gerne über<br />

politische Satire, aber auch über sich selbst. Einige<br />

Fernseh- bzw. Radiosendungen wie Groland oder<br />

die Guignols haben jenseits des Rheins längst Kultstatus.<br />

Alles, was man über Frankreichs Humoristen wissen muss.<br />

74 Fotografie<br />

Studio Harcourt<br />

Die Porträtaufnahmen des Studios Harcourt sind<br />

in Frankreich ein Mythos, der bis heute lebt. Ihre<br />

Schwarz-Weiß-Fotografien bebilderten nicht nur<br />

eine glänzende Epoche, sie prägten sie auch.<br />

Art de vivre<br />

80 Wein<br />

Savennières oder das intime Wissen über Wein<br />

Von den konventionellen Winzern scheel bis abfällig<br />

betrachtet, praktiziert Nicolas Joly unbeirrt<br />

seine eigene Weise des Weinanbaus. Porträt eines<br />

Mannes, der die Seele der Weine kennt.<br />

86 Chantals Rezept<br />

Epaule d’agneau rôtie au four<br />

88 Gastronomie<br />

Die Restaurants und Brasserien der Stars<br />

Eine neue Serie über die Gaststätten der französischen<br />

Hauptstadt. In dieser Ausgabe dreht sich alles um die<br />

Restaurants der Stars. Wo muss man in Paris essen<br />

gehen, um mit ein bisschen Glück Catharine Deneuve<br />

oder Luc Besson über den Weg zu laufen?<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

51 Abonnement<br />

66 Kulturschock<br />

78 Kulturszene<br />

92 Frankreich praktisch<br />

93 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

94 Impressum<br />

95 Nachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 5


On En Parle<br />

Neue Philharmonie für Paris<br />

Es war ein Besuch mit Symbolwirkung,<br />

als Nicolas Sarkozy kürzlich die Baustelle<br />

der neuen Pariser Philharmonie<br />

besichtigte. Das neue Konzerthaus mit<br />

2.400 Sitzplätzen im Villette-Viertel<br />

im 19. Arrondissement soll 2012 zum<br />

ersten Mal seine Tore öffnen. Ein von<br />

vielen Liebhabern klassischer Musik<br />

ersehnter Moment. Finanziert wird<br />

der von Jean Nouvel entworfene Bau<br />

von der Stadt Paris (45 Prozent), dem<br />

französischen Staat (45 Prozent) und<br />

der Region Ile-de-France (10 Prozent),<br />

wobei etwas mehr als 200 Millionen<br />

Euro ausgegeben werden dürfen. Nach<br />

der Fertigstellung werden die Konzertbesucher<br />

eine Akustik erleben, die<br />

es von dieser Qualität bisher nicht in<br />

Paris gibt. Der weiteste Abstand eines<br />

Zuschauersessels zum Orchester wird<br />

nur 32 Meter betragen. Bisher sind es<br />

im für klassische Konzerte genutzten<br />

Salle Playel 47 Meter. Jean Nouvel hat<br />

den Bau außerdem so gestaltet, dass<br />

Besucher auf dem Dach des Hauses auf<br />

einer Höhe von 37 Metern spazieren<br />

und den Ausblick genießen können.<br />

Elektronische Fahrscheine<br />

bei der Bahn<br />

Die französische Eisenbahn SNCF kündigte<br />

für das Frühjahr die Einführung<br />

elektronischer Fahrscheine auf dem<br />

Mobiltelefon an – zunächst nur für das<br />

iPhone, in Kürze dann auch für andere<br />

Handymodelle mit Touchscreens. In<br />

Zukunft muss man also nicht mehr an einem Ticketschalter<br />

vorbeischauen oder sein Ticket zu Hause ausdrucken.<br />

Man muss den elektronischen Fahrschein auch nicht mehr<br />

vor dem Einsteigen – eine französische Besonderheit – an<br />

einem Automaten entwerten (composter).<br />

79.764<br />

Autofahrer ohne Führerschein<br />

Franzosen haben manchmal ein<br />

recht ungewöhnliches Verhältnis<br />

zu gesetzlichen Vorschriften.<br />

In den ersten neun Monaten<br />

des letzten Jahres hielten<br />

Frankreichs Polizisten 79.764<br />

Autofahrer an, die keinen Führerschein<br />

vorzeigen konnten. Und dies aus<br />

erschreckendem Grund, denn 51.820 unter ihnen hatten<br />

niemals eine Führerscheinprüfung abgelegt, 27.944 fuhren,<br />

obwohl ihre Fahrerlaubnis von den Behörden bereits<br />

eingezogen worden war.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Run auf fünften Hotelstern<br />

Seitdem in der französischen Hotelklassifizierung<br />

im letzten Juni der fünfte Stern eingeführt wurde<br />

(zuvor konnte ein Hotel in Frankreich maximal vier<br />

Hotelsterne bekommen), wurde von Seiten der Hoteliers<br />

ein regelrechter Ansturm von Bewerbungen<br />

um diese Einstufung verzeichnet. Laut des Tourismusministeriums<br />

ist zu erwarten, dass in Frankreich<br />

langfristig rund 200 Häuser mit fünf Sternen ausgezeichnet<br />

sein werden, darunter 30 bis 40 sogar mit<br />

« Fünf Sterne Superior ». Unter den dafür erforderlichen<br />

Kriterien stellen vor allem drei eine besondere<br />

Herausforderung für die Hotels dar: die geforderte<br />

Zimmergröße (mindestens 20 Quadratmeter für eine<br />

Person bzw. 24 Quadratmeter für zwei Personen),<br />

das Angebot eines 24-stündigen Room-Services<br />

sowie die Anforderung an die Sprachkenntnisse der<br />

Mitarbeiter (mindestens zwei Fremdsprachen, darunter<br />

Englisch). Bisher haben weniger als 100 Hotels<br />

offiziell fünf Sterne erhalten. Es sind vor allem Häuser<br />

in Paris, an der Côte d’Azur und im vornehmen<br />

Wintersportort Courchevel in den Alpen.<br />

Sensationelle<br />

archäologische Funde<br />

im Departement Hérault<br />

Knochenfossilien und Zahnreste diverser Wirbellebewesen,<br />

Vögel und Reptilien sowie Überbleibsel<br />

von Menschenhand gefertigter Gegenstände<br />

wurden in einem Steinbruch bei Lézignan-la-<br />

Cèbe im Departement Hérault im Süden Frankreichs<br />

gefunden. Nach ersten Analysen könnte es<br />

sich um die ältesten Spuren menschlicher Aktivitäten<br />

im westlichen Europa handeln, die fast 1,6<br />

Millionen Jahre zurückreichen. Bisher ist nur eine<br />

Fläche von wenigen Quadratmetern untersucht<br />

worden. Die archäologischen Grabungen werden<br />

aber fortgesetzt und sollen mehrere Jahre in Anspruch<br />

nehmen.<br />

Frankreichs Post zeigt sich umweltbewusst<br />

++ Die französischen Postboten werden bei der Reduzierung der<br />

klimaschädlichen Treibhausgase zum Vorbild: Die französische<br />

Post bestellte für ihre Mitarbeiter gerade 250 Elektrofahrzeuge beim<br />

Autokonzern PSA (Peugeot und Citroën).<br />

Guten Appetit, Deutschland ++ Die Information hat sich<br />

bisher wenig herumgesprochen und wird viele Franzosen erstaunen,<br />

dennoch ist sie unstrittig: Wenn man in der Ausgabe für <strong>2010</strong> des Guide<br />

Michelin alle Sterne eines Landes zusammenzählt, kommt Deutschland<br />

auf den zweiten Platz in Europa. Nur Frankreich hat noch mehr<br />

Sternerestaurants. Alles andere würden die Franzosen aber auch gar<br />

nicht mehr verstehen…<br />

Sieg gegen genmanipulierte Pflanzen ++ Der Conseil<br />

d’Etat, Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht, hat entschieden, dass<br />

das Departement Gers das Recht hat, sich gegen jegliche Versuche mit<br />

genmanipulierten Pflanzen auf seinem Territorium auszusprechen. Damit<br />

wurde eindeutig festgelegt, dass sich ein Departement gegen diese Art<br />

der Landwirtschaft wehren darf.<br />

Neuer ältester Franzose ++ Nachdem Felix-Maximilien<br />

Rostaing im stolzen Alter von 109 Jahren verstarb, ist nun der am 6.<br />

Mai 1901 auf Guadeloupe geborene Philibert Parnasse mit 108 Jahren<br />

ältester männlicher Franzose. Die älteste Französin ist unverändert die<br />

Nonne Eugénie Blanchard mit 113 Jahren.<br />

Franzosen fahren weniger Auto ++ Die Franzosen fahren<br />

immer weniger Auto. Die durchschnittlich zurückgelegte Strecke eines<br />

französischen Privatwagens im Jahr reduzierte sich von 2000 bis 2008 um<br />

1.000 Kilometer von 13.800 auf 12.800 Kilometer.<br />

Franzosen organisieren Expo-Eröffnungs veranstaltung<br />

in Shanghai ++ Es ist ein französisches Unternehmen,<br />

Aquatique Show, das den Zuschlag für die Organisation der Eröffnungs-<br />

und Abschiedsveranstaltung der Weltausstellung in Shanghai, die vom<br />

1. Mai bis 31. Oktober <strong>2010</strong> stattfindet, erhielt.<br />

Deutsche Bahn darf Eurotunnel befahren ++ Aufgrund<br />

einer Änderung der Feuerschutzbestimmungen dürfen zukünftig<br />

auch die ICE-Züge der Deutschen Bahn den Eurotunnel zwischen<br />

Großbritannien und Frankreich befahren.<br />

Im Fluge bestohlen ++ Einem Taschendieb ist es gelungen,<br />

fast 4.000 Euro aus den Taschen schlafender Passagiere in der Business<br />

Class auf einem Flug von Tokio nach Paris der Gesellschaft Air France zu<br />

stehlen. Zwar wurden die Diebstähle vor der Landung bemerkt, wodurch<br />

festgestellt werden konnte, dass insgesamt fünf Passagiere betroffen<br />

waren, doch obwohl die Polizei nach der Ankunft im Flugzeug Kontrollen<br />

durchführte, musste man die Fluggäste nach über einer halben Stunde<br />

ohne Ermittlungserfolg aussteigen lassen.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 7


On En Parle<br />

Innovatives Kulturzentrum floppt<br />

Es sollte ein<br />

Symbol des<br />

Auf bruchs sein,<br />

ein angesagter<br />

Ort einer dy namischen<br />

Weltstadt,<br />

der nach<br />

den Worten des<br />

Pariser Bürgermeisters<br />

« alle<br />

Künste, alle<br />

Kulturen und<br />

alle Welten » anziehen würde. Die Rede ist vom 104,<br />

einem Kulturzentrum, das im November 2008 im Osten<br />

der französischen Hauptstadt eingeweiht wurde, seitdem<br />

aber recht dürftig besucht wird. Lediglich 300.000<br />

Menschen kamen bisher ins 104, um dort Ausstellungen<br />

zu besuchen oder an Konzerten bzw. anderen Veranstaltungen<br />

teilzunehmen. Das Jahresbudget der Einrichtung<br />

von elf Millionen Euro ist wohl für ein attraktives Programm<br />

nicht ausreichend, der Ort scheint die Massen<br />

jedenfalls nicht in seinen Bann zu ziehen. Viele Besucher<br />

fragen sich sogar, wozu das 104 überhaupt genau dient.<br />

Leidenschaft<br />

für Glücksspiele<br />

Musée du Quai Branly<br />

ist ein voller Erfolg<br />

Seit seiner Eröffnung im Juni 2006 ist das Pariser Musée<br />

du Quai Branly mit seinen Ausstellungen über nichteuropäische<br />

Kunst eine Erfolgsgeschichte, eine der größten<br />

der französischen Kulturpolitik der letzten Jahre. 35 Expositionen<br />

wurden seit der Eröffnung organisiert, zudem<br />

diverse Konferenzen und andere Veranstaltungen. Vor<br />

allem kamen aber bereits über 5,3 Millionen Besucher<br />

in das von Jean Nouvel entworfene Museum. Eine Zahl,<br />

die es zu einer der Hauptattraktionen von Paris macht.<br />

Versailles als<br />

Karrieresprung<br />

für Künstler<br />

Die in letzter Zeit im Schloss von<br />

Versailles durchgeführten zeitgenössischen<br />

Kunstausstellungen waren<br />

nicht nur selbst ein Riesenerfolg,<br />

sondern halfen auch den ausstellenden<br />

Künstlern, ihre eigene Bekanntheit<br />

signifikant zu steigern. Dies hat sowohl der international<br />

gefeierte US-amerikanische Künstler Jeff Koons eingeräumt als<br />

auch der bisher eher in Künstlerkreisen bekannte Xavier Veilhan.<br />

Letzterer gibt sogar ganz freimütig zu, dass seine Versailles-<br />

Exposition 2009 ein enormer internationaler Karrieresprung<br />

gewesen ist. Der Wert seiner Werke ist danach auf dem Kunstmarkt<br />

geradezu explodiert. Es ist zu erwarten, dass die Künstler<br />

demnächst für die Möglichkeit einer Ausstellung in Versailles<br />

Schlange stehen werden.<br />

Die Franzosen lieben Glücksspiele wie<br />

nie zuvor. 2009 war ein absolutes Rekordjahr<br />

für die Branche: Jeden Tag gaben<br />

Frankreichs Bürger 59,1 Million Euro für<br />

Glücksspiele aus, ein wahrer Geldregen für<br />

die diversen Anbieter wie La Française des<br />

jeux (u.a. Lotto), PMU (Pferderennen) und<br />

die Kasinos des Landes, allerdings auch für<br />

den Staat.<br />

Ryanair erpresst Handelskammer<br />

Der irische Billigflieger Ryanair scheut anscheinend vor nichts zurück:<br />

Im Departement Charente-Maritime droht die Airline damit,<br />

die Flüge von Angoulême nach London einzustellen, wenn die<br />

örtliche Handelskammer der Fluggesellschaft nicht 175.000 Euro<br />

überweist, zusätzlich zu den 925.000 Euro, die bereits als Subventionen<br />

über einen Zeitraum von drei Jahren fließen. Ein fragwürdiges<br />

Geschäftsmodell für günstige Flüge.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


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Belle210<br />

Frank<strong>26</strong>10


On En Parle<br />

Palais-Royal:<br />

Buren-Säulen<br />

sind saniert<br />

Die ein Jahr lang dauernden Sanierungsarbeiten<br />

an den <strong>26</strong>0 Säulen im Ehrenhof des<br />

Palais-Royal in der französischen Hauptstadt<br />

sind abgeschlossen. 5,8 Millionen<br />

Euro, davon 500.000 von einem privaten<br />

Spender, wurden dafür ausgegeben. Die<br />

Säulen, die vom Künstler Buren 1986 erschaffen<br />

wurden, damals aber für eine große<br />

Kontroverse sorgten und in der Folgezeit<br />

wenig gepflegt wurden, sind heute längst zu<br />

einer nicht mehr wegzudenkenden Sehenswürdigkeit<br />

von Paris geworden.<br />

Mätresse im tödlichen<br />

Goldrausch<br />

Die Rechtsmedizin lässt<br />

manchmal erstaunliche Erkenntnisse<br />

zu: Französische<br />

Forscher analysierten<br />

Haarreste sowie Überbleibsel<br />

der Kleidung<br />

von Diana von Poitiers<br />

(1500-1566) und fanden<br />

dabei stark überhöhte<br />

Goldwerte. Ihre Haare<br />

wiesen Goldspuren auf,<br />

die 500-fach über dem<br />

Normalwert lagen. Der<br />

historische Kontext gibt<br />

dafür eine Erklärung:<br />

Nach Auskunft der<br />

Historiker soll Diana,<br />

offizielle Mätresse vom französischen<br />

König Heinrich II., ihr Leben lang<br />

versucht haben, möglichst jung zu bleiben,<br />

wahrscheinlich auch, um sich die<br />

Aufmerksamkeit des Königs zu sichern.<br />

Damals dachte man, dass das regelmäßige<br />

Trinken einer Goldbrühe ewige<br />

Jugend versprechen würde. Diana ist<br />

also wahrscheinlich an einer Vergiftung<br />

gestorben, weil sie nicht altern wollte.<br />

Mega-Discounter in Mulhouse<br />

Die Einwohner der elsässischen Stadt Mulhouse werden<br />

ab <strong>März</strong> im ersten Mega-Discounter des Landes einkaufen<br />

können. Unter dem Namen « Priba » (ein Wortspiel<br />

mit prix bas, dt. niedrige Preise) werden Waren auf einer<br />

Fläche von 9.000 Quadratmetern angeboten. Zum Vergleich:<br />

Die größten Aldi-Filialen in Frankreich haben<br />

eine maximale Verkaufsfläche von 700 Quadratmetern.<br />

Bei Priba werden um die 28.000 bis 30.000 Produkte im<br />

Sortiment sein, gegenüber rund 700 bei Aldi und 1.100<br />

bei Lidl. Der Discounter gehört zur Auchan-Gruppe.<br />

Fast dreieinhalb Stunden Fernsehen täglich<br />

Eine Zahl, die Kopfschmerzen bereiten kann: Laut dem Nationalen<br />

Verband für Fernsehwerbung (Syndicat national de la publicité<br />

télévisée) verbringen die Franzosen im Durchschnitt jeden Tag drei<br />

Stunden und 24 Minuten vor ihrem Fernseher. Den Weltrekord hält<br />

allerdings Serbien mit vier Stunden<br />

und 53 Minuten, gefolgt<br />

von den USA mit vier Stunden<br />

und 37 Minuten und<br />

Japan mit vier Stunden<br />

und 32 Minuten.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Immer noch vier Milliarden<br />

Francs im Umlauf<br />

Obwohl seit der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung<br />

Geldscheine und Münzen im Wert von 200<br />

Milliarden Francs in Euro umgetauscht wurden, sind immer<br />

noch Banknoten der alten Währung im Wert von 4 Milliarden<br />

Francs im Umlauf. Dies entspricht 27 Millionen Geldscheinen,<br />

die nur noch bis Februar 2012 eingetauscht werden<br />

können. Davon entfallen die meisten Scheine (7,24<br />

Millionen) auf den 200-Francs-Schein<br />

mit Gustave Eiffel als<br />

Konterfei. Vielleicht<br />

hätte es Frankreich<br />

wie Deutschland machen<br />

und den Umtausch<br />

nicht zeitlich beschränken<br />

sollen…<br />

ANZEIGE<br />

Das Leben ist<br />

zu kurz, um sich<br />

zu langweilen<br />

Valéry Giscard d’Estaing engagiert<br />

sich für die Place de la Concorde<br />

Der ehemalige Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing<br />

setzt sich dafür ein, dass das herrschaftliche Gebäude an<br />

der Place de la Concorde in Paris, das zurzeit noch den<br />

Generalstab der französischen Marine beherbergt, auch<br />

nach dessen für 2014 geplanten Auszug in Staatseigentum<br />

bleibt. Der Generalstab selbst wird ins 15. Arrondissement<br />

ziehen, wo in einem neuen Gebäudeensemble<br />

alle Einheiten der nationalen Verteidigungen räumlich<br />

zusammengeführt werden.<br />

Die meisten jungen Raucher<br />

in Languedoc-Roussillon<br />

Nach einer Untersuchung der französischen Aufsichtsbehörde<br />

für Drogensucht und Drogenabhängigkeit (Observatoire<br />

Français des Drogues et des Toxicomanies) unter fast<br />

40.000 Franzosen im Alter von 17 Jahren ist der Anteil der<br />

Jugendlichen, die rauchen, in der<br />

Region Languedoc-Roussillon<br />

am größten, gefolgt von der<br />

Basse-Normandie und Poitou-Charentes.<br />

Cannabis<br />

wird von jungen Leuten<br />

am meisten in Aquitanien,<br />

Poitou-Charentes und<br />

Languedoc-Roussillon<br />

konsumiert.<br />

Montpellier erwartet<br />

Sie bereits!<br />

Das Leben ist wirklich zu kurz, um sich auf nicht<br />

enden wollenden Reisen an freudlosen Winterabenden<br />

zu langweilen oder wenn der Zapfenstreich um 19 Uhr<br />

bereits so viele Städte in die nächtliche Starre versinken<br />

lässt! Ja wirklich, das Leben ist zu kurz, um zu vergessen,<br />

dass Montpellier nur knapp 3 Std. und 20 Minuten mit<br />

dem TGV von Paris und kaum 1 ½ Std. per Flugzeug<br />

von Frankfurt-Hahn (mit Ryanair) entfernt liegt.<br />

Um auf Sonnenbäder auf der Terrasse zu jeder<br />

Jahreszeit zu verzichten. Um sich keine Kurzferien<br />

nach Büroschluss zu gönnen.<br />

Um nicht in das unermüdliche Gewimmel einer fröhlichen<br />

Stadt einzutauchen. Also geben Sie sich einfach dem<br />

Genuss hin. Montpellier wartet auf Sie.<br />

Buchen Sie in nur einem<br />

Mausklick Ihr nächstes<br />

Wochenende auf:<br />

www.resamontpellier.com<br />

Office de Tourisme de Montpellier - ANATOME - © GRAPHICOBSESSION, C. Mathieu, J-L. Girod, E. Carrau, V. Cunillere - Janvier <strong>2010</strong><br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 11


Frankreichkalender<br />

Jan Voss<br />

Toulon, bis 21.03.<strong>2010</strong><br />

Paris inondé 1910<br />

Paris, bis 28.03.<strong>2010</strong><br />

Il était une fois<br />

Playmobil<br />

Paris, bis 09.05.<strong>2010</strong><br />

Eloge der Farben, Hommage an den<br />

Künstler – der zeitgenössischen Kunst<br />

wird in Toulon wieder einmal die Ehre<br />

erwiesen und Jan Voss und seinem<br />

chaotisch-farbenfrohen Universum im<br />

Hôtel des Arts eine umfassende Ausstellung<br />

gewidmet. 1936 in Hamburg<br />

geboren, hat sich der Künstler 1960<br />

in Paris niedergelassen und lebt nun<br />

seit 50 Jahren in Frankreich. Um dem<br />

Geheimnis seiner Gemälde näher zu<br />

kommen, muss man sich auf die Linie<br />

als gedanklichen Leitfaden durch die<br />

fantastische Reise in seine Bilder einlassen.<br />

Im gewaltigen Verschwimmen<br />

der Farben enthüllen sich die Formen<br />

Stück für Stück und erscheinen als<br />

das, was jeder bereit ist, sich vorzustellen.<br />

Die Ausstellung ist der Favorit der<br />

Redaktion.<br />

Hôtel des Arts<br />

236, boulevard Général Leclerc<br />

83000 Toulon<br />

Telefon: +33 (0)4 94 91 69 18<br />

www.hdatoulon.fr<br />

Di – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintritt kostenlos<br />

Im Januar 1910 erlebte Paris eine<br />

Woche lang ein außergewöhnliches<br />

Hochwasser, das schlimmste in seiner<br />

Geschichte seit 1658. Der Verkehr kam<br />

zum Erliegen, die Beleuchtung fiel<br />

aus, die Kommunikationswege waren<br />

unterbrochen. Die Hauptstadt, in der<br />

zwölf Arrondissements überschwemmt<br />

waren, nannten manche schon das<br />

« Paris-Venedig ». Dass die Erinnerung<br />

an diese Zeit nie verblasste, liegt daran,<br />

dass die Überschwemmung eigentlich<br />

bis heute immer wieder in den Medien<br />

eine Rolle spielt. Diese Ausstellung nun<br />

erlaubt einen Blick auf über 200 bisher<br />

ungezeigte Dokumente, die belegen,<br />

wie die Hauptstädter mit der Katastrophe<br />

fertig wurden. Viele der Ausstellungsstücke<br />

sind auch auf der sehr gut<br />

gestalteten Internetseite zu sehen.<br />

Galerie des bibliothèques<br />

22, rue Malher<br />

75004 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 59 29 60<br />

www.inondation1910.paris.fr<br />

Di, Mi, Fr – So 13.00 – 19.00 Uhr<br />

Do 13.00 – 22.00 Uhr<br />

4,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro<br />

7,50 Zentimeter und nicht mehr. Das<br />

ist die Größe der berühmten Figuren,<br />

denen das Musée des arts décoratifs in<br />

Paris eine Ausstellung widmet, die erste<br />

ihrer Art in Frankreich überhaupt. Die<br />

Rede ist von den Playmobil-Figuren,<br />

die auch in 35 Jahren noch keine Falten<br />

bekommen haben. Die Figuren, in<br />

den 1970er-Jahren von dem Deutschen<br />

Hans Beck entworfen, haben die Generationen<br />

überdauert und sind noch<br />

heute eines der beliebtesten Weihnachtsgeschenke.<br />

Die Ausstellung mit<br />

ihren mehr als 4.500 Figuren ist eine<br />

Gelegenheit für Eltern und ihre Kinder,<br />

die Welt der kleinen Plastikfiguren<br />

zu entdecken bzw. wiederzuentdecken,<br />

und einige Geschichten aus dem Playmobilland<br />

zu erfahren.<br />

Musée des arts décoratifs<br />

107, rue de Rivoli<br />

75001 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 55 57 50<br />

www.lesartsdecoratifs.fr<br />

Di, Mi, Fr – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />

Do 11.00 – 21.00 Uhr<br />

8,00 Euro, ermäßigt 6,50 Euro,<br />

bis <strong>26</strong> Jahre kostenlos<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Le vin,<br />

Nectar des Dieux<br />

Lattes, bis 27.06.<strong>2010</strong><br />

César, le Rhône<br />

pour mémoire<br />

Arles, bis 19.09.<strong>2010</strong><br />

Ben-Retrospektive<br />

Lyon, 03.03 – 11.07.<strong>2010</strong><br />

Seit der ersten Fermentation vor 8.000<br />

Jahren befindet sich der Weinanbau<br />

auf seinem Siegeszug durch Europa<br />

und rund um die ganze Welt. Der<br />

Wein in der Antike ist das Thema<br />

dieser einzigartigen Ausstellung in<br />

der kleinen Stadt Lattes, nur wenige<br />

Kilometer von Montpellier entfernt.<br />

Der Besucher wird auf eine Reise<br />

geschickt, die vom Orient bis nach<br />

Lattes führt, und dabei das alte Griechenland,<br />

Rom und natürlich Gallien<br />

streift. Anhand zahlreicher Relikte der<br />

Weinkultur lässt sich nachvollziehen,<br />

wie der Wein anbau sich in den Epochen<br />

verändert hat. Konferenzen und<br />

Weinproben begleiten die Ausstellung.<br />

Musée archéologique Lattara<br />

390, route de Pérols<br />

34970 Lattes<br />

Telefon: +33 (0)4 67 99 77 20<br />

www.montpellier-agglo.com/<br />

museearcheo<br />

Mo, Mi, Do, Fr 10.00 – 12.00 &<br />

13.30 – 17.30 Uhr<br />

Sa, So 14.00 – 19.00 Uhr<br />

3,50 Euro, ermäßigt 2,00 Euro, jeder<br />

erste Sonntag im Monat kostenlos<br />

Zu den Zeiten der Römer war der<br />

Hafen von Arles mit seiner idealen<br />

Lage nahe der Rhône-Mündung ein<br />

wichtiger Handelsplatz, den täglich<br />

die großen Schiffe anliefen. Heute erinnert<br />

er an diese Zeiten. Das Musée<br />

départemental Arles antique lässt die<br />

Antike neu entdecken und präsentiert<br />

außerordentliche Fundstücke der Ausgrabungen<br />

aus den vergangenen 20<br />

Jahren. 700 mehr oder weniger große<br />

Exponate sind zu sehen, darunter das<br />

berühmte Marmorporträt von Julius<br />

Cäsar. Der Besucher wird aber auch an<br />

die langwierige Arbeit der Archäologen<br />

herangeführt, die all diese Schätze<br />

an die Erdoberfläche zurückholten.<br />

Ohne Frage eine der bedeutendsten<br />

Ausstellungen im Jahr <strong>2010</strong>.<br />

Musée départemental Arles antique<br />

Presqu’île du Cirque-Romain<br />

13200 Arles<br />

Telefon: +33 (0)4 90 18 88 88<br />

www.cesar-rhone.fr<br />

Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />

7,50 Euro, ermäßigt 5,50 Euro,<br />

bis 18 Jahre, Studenten sowie jeder<br />

erste Sonntag im Monat kostenlos<br />

Ben, dessen eigentlicher Name Benjamin<br />

Vautier lautet, ist aus der zeitgenössischen<br />

französischen Kunstszene nicht<br />

wegzudenken. So wenig, dass wohl<br />

jeder auf Anhieb eines seiner Bilder am<br />

Stil erkennen würde. Die Arbeiten sind<br />

in den Medien sehr präsent und finden<br />

sich selbst als Aufdruck eines T-Shirts<br />

bei den Jugendlichen oder in der neuesten<br />

Werbekampagne für den Beaujolais<br />

nouveau. Wenige aber wissen, dass Ben<br />

nicht mehr ganz so jung ist, wie es seine<br />

Arbeiten vermuten lassen. Mehr als 50<br />

Jahre Schaffen liegen schon hinter ihm.<br />

Die erste umfassende Retrospektive<br />

präsentiert viele Werke, die den Weg<br />

seines künstlerischen Schaffens nachvollziehen<br />

lassen.<br />

Musée d’art contemporain<br />

Cité Internationale<br />

81, quai Charles de Gaulle<br />

69006 Lyon<br />

Telefon: +33 (0)4 72 69 17 17<br />

www.mac-lyon.com<br />

Do, Fr 12.00 – 19.00 Uhr<br />

Mi, Sa, So 10.00 – 19.00 Uhr<br />

8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro,<br />

Jugendliche unter 18 Jahren kostenlos<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 13


Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />

Die ewigen Reize<br />

erloschener Vulkane<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Im Herzen Frankreichs erstreckt sich mit den Vulkanen der Auvergne auf einer<br />

Fläche von mehr als 120 Kilometern der größte Naturpark des Landes. Vom<br />

Cantal im Süden bis zum Puy de Dôme im Norden lässt sich eine einzigartige<br />

Landschaft entdecken, die im Laufe von Millionen von Jahren durch Vulkantätigkeit<br />

geschaffen wurde. Am spektakulärsten ist dabei der sich im Westen<br />

von Clermont-Ferrand erhebende Puy de Dôme mit seinen 1.465 Metern Höhe.<br />

Nicht von ungefähr spricht man auch vom « Eiffelturm der Auvergne ».<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 15


Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />

Schöne Revanche für die Auvergne. Lange Zeit wurde<br />

die Region von den Franzosen abschätzig wie ein ärmlicher<br />

Verwandter betrachtet. In der dünnbesiedelten<br />

Mitte des Landes gab es kaum Infrastruktur und keine Attraktionen.<br />

Es war allemal angesagter, sich in den schicken<br />

Skistationen der Hochalpen auf die Bretter zu schwingen oder<br />

sich im Sommer an den Stränden des Mittelmeeres zu vergnügen.<br />

Doch mit der Zeit hat sich das alles geändert. Wenn<br />

die entlegene Gegend früher als Manko begriffen wurde,<br />

schwärmen die Leute inzwischen für das authentische Leben<br />

auf dem Lande. Die Natur wird nicht mehr wegen ihrer<br />

Wildheit und Abgeschiedenheit gemieden, sondern löst Begeisterung<br />

aus. In einer einsamen Berghütte zu nächtigen, ist<br />

eine Touristenattraktion geworden, die von Stille und Naturerleben<br />

suchenden Städtern nachgefragt wird. Und von ursprünglichem<br />

Landleben und unberührter Natur hat die Auvergne<br />

im Überfluss. Sie sind ihre wahren Schätze, die die<br />

Region beim großen Wettbewerb um die meistbesuchten<br />

Touristenziele heute als ihre Trümpfe ausspielen kann.<br />

Doch die Leute in der Auvergne haben ein gutes Gedächtnis.<br />

Die Moden der Zeit werden als durchwandernde<br />

Erscheinung wahrgenommen, die sich von den eigenen<br />

Wurzeln unterscheiden. Man lässt sich von dem neuen Touristeninteresse<br />

nicht mitreißen und bleibt lieber erst einmal<br />

bei seinen alten Bräuchen. Schon gar nicht kommt es in Frage,<br />

die Region in ein riesiges Ferienressort zu verwandeln.<br />

Die einzige größere Umwälzung im Tourismus war im Jahr<br />

2002 die Eröffnung des Themenparks « Vulcania », der 15 Ki-<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


lometer nordwestlich von Clermont-Ferrand auf Anregung<br />

des ehemaligen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing,<br />

einst Abgeordneter dieser Gegend, errichtet wurde.<br />

Gegen den Bau der als « Europäisches Zentrum für<br />

Vulkanismus » bezeichneten Anlage regten sich anfangs<br />

heftige Widerstände. Um die Gegner zu besänftigen, musste<br />

schließlich auf eine Art Trick zurückgegriffen werden.<br />

Der österreichische Architekt Hans Hollein entwarf einen<br />

Komplex, der sich vollkommen in die Landschaft einfügt,<br />

indem drei Viertel des Gebäudes unterirdisch angelegt sind<br />

und oberhalb des Bodens nur ein goldener, an die nahen<br />

Vulkanhügel erinnernder Kegel zu sehen ist.<br />

So wundert es nicht, dass sich in der Auvergne der<br />

größte Naturpark Frankreichs befindet. Der Parc Régional<br />

des Volcans d’Auvergne breitet sich auf einer Fläche von<br />

3.950 Quadratkilometern aus, kein anderer Park schützt die<br />

Natur auf so großem Raum. Trotz seiner Größe gibt es ein<br />

Band, dass die Territorien miteinander verbindet: die alten<br />

Vulkan-Massive. Vier Stück sind es an der Zahl: die Cantal-Berge<br />

(überragt vom Plomb du Cantal mit einer Höhe<br />

von 1.855 Metern, der etwa 20 Kilometer nordöstlich von<br />

Aurillac liegt), der Cézallier (mit dem Signal du Luguet mit<br />

einer Höhe von 1.551 Metern als höchste Erhebung, der<br />

sich ca. 20 Kilometer nördlich von Saint-Flour befindet),<br />

die Dômes-Berge, die vom Puy de Dôme mit seinen 1.465<br />

Metern Höhe dominiert werden (etwa 15 Kilometer westlich<br />

von Clermont-Ferrand), und den Dore-Bergen, deren<br />

höchster Gipfel der Puy de Sancy mit 1.886 Metern ist, ca.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 17


Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />

35 Kilometer südwestlich von Clermont-Ferrand.<br />

Um die Gegend am besten erkunden zu können, genügen<br />

festes Schuhwerk, ein Wanderstock und ein reichlich<br />

gefüllter Rucksack, denn der Parc Régional des Volcans<br />

d’Auvergne ist ein Paradies für Wanderer. Jedes Bergmassiv<br />

hat seine eigenen vulkanischen Besonderheiten. Wenn<br />

man sie auf Schusters Rappen durchquert, wechseln sich<br />

große Seen, vielfarbige Canyons, riesige Krater und langgestreckte<br />

Täler miteinander ab. Man wird den Park aber<br />

kaum beim ersten Besuch komplett bewältigen können, es<br />

sei denn, man nimmt sich wirklich zwei Wochen Zeit für<br />

einen Wanderurlaub.<br />

Für diejenigen, die nicht ganz so viel Zeit haben oder<br />

vielleicht nicht so sportlich sind oder sein wollen, gibt es<br />

eine andere gute Möglichkeit, den Reiz dieser majestätischen<br />

Landschaft zu erfahren. Die Puy-Bergkette, die sich<br />

auf einer Nord-Süd-Achse 40 Kilometer westlich von Clermont-Ferrand<br />

erstreckt, verfügt über eine außergewöhnliche<br />

Reichhaltigkeit an vulkanischen Formen. Außerdem<br />

hat sie einen entscheidenden Vorteil: Sie ist in unmittelbarer<br />

Nähe der Hauptstadt der Region gelegen, die wiederum<br />

hervorragend an das Autobahnnetz angeschlossen ist. Dazu<br />

gibt es einen Bahnhof und einen Flughafen.<br />

Vor allem aber bietet sich diese Bergkette für einen Besuch<br />

an, weil sich in ihrer Mitte ein erloschener Vulkan erhebt,<br />

von dessen Gipfel man einen fantastischen Rundblick<br />

über die Gegend hat: der Puy de Dôme. Mit seinen 1.465<br />

Metern Höhe überragt er alle anderen benachbarten Berge<br />

um 200 Meter. Von ihm aus öffnet sich der Blick auf eine<br />

grandiose Landschaft, in der über 60 Vulkantäler oder -kegel<br />

mehr oder weniger nah verstreut sind. Der Puy de Dôme<br />

ist ohne Frage der beste und interessanteste Aussichtspunkt<br />

in der Region, der dazu noch bequem zu Fuß, mit dem Rad,<br />

per Auto oder Motorrad erreicht werden kann.<br />

Ganz unmöglich ist es, bei der Fahrt nach Clermont-<br />

Ferrand den Puy de Dôme zu verpassen. Er ist einfach<br />

von überall zu sehen. Außerdem wurde auf seinem Gipfel<br />

ein Fernsehsendemast gebaut, anhand dessen schon der<br />

Berg nicht zu verfehlen ist. Von Weitem sieht der Vulkan<br />

recht klein aus, doch je mehr man sich ihm nähert, desto<br />

deutlicher wird seine Höhe. Sein Grundstock ist gewaltig.<br />

Wege auf den Puy de Dôme<br />

Mit dem Auto:<br />

Normalerweise und an sturmfreien Tagen kann der Gipfel<br />

des Puy de Dôme mit dem Auto befahren werden. Dafür ist<br />

eine Mautgebühr von 6,15 Euro für ein Auto und 4,10 Euro für<br />

ein Motorrad zu entrichten. Allerdings ist es wahrscheinlich,<br />

dass ab <strong>März</strong> <strong>2010</strong> der Autoverkehr durch den Bau der<br />

Zahnradbahn zumindest eingeschränkt wird. Man sollte sich<br />

also vorher über die Zugangsmöglichkeiten informieren.<br />

Maut-Station des Puy de Dôme<br />

Telefon: +33 (0)4 73 62 12 18<br />

Mit dem Fahrrad:<br />

Die Gipfelstraße ist für bestimmte Stunden ganz allein für die<br />

Fahrradfahrer reserviert. Die Steigung mit ihren zwölf bis 14<br />

Prozent unter häufig sengender Sonne ist allerdings etwas für<br />

wirklich geübte Radfahrer. Auch die Radfahrer sollten aber<br />

beachten, dass durch den Bau der Zahnradbahn die Straße<br />

zuweilen gesperrt sein kann.<br />

Zu Fuß:<br />

Da die Straße einzig den Autos und Fahrrädern vorbehalten<br />

ist, müssen die Fußgänger auf die zahlreichen Wanderwege<br />

ausweichen. Der bequemste von ihnen, der auch das ganze Jahr<br />

über begehbar ist, ist der ehemalige Maultierpfad. Er beginnt<br />

beim Col de Ceyssat und ist bei einem Höhenunterschied von<br />

350 Metern in etwa einer Stunde zu bewältigen.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 19


Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />

Fürchten muss man sich vor dem Vulkan aber nicht. Der<br />

Riese ist ausgesprochen friedfertig, da er schon seit über<br />

11.000 Jahren erloschen ist. Und die Spezialisten sind sich<br />

darin einig, dass nichts darauf hinweise, dass er jemals wieder<br />

erwacht.<br />

Um auf seinen Gipfel zu gelangen, bieten sich dem<br />

Besucher zwei Möglichkeiten. Die Mutigeren können den<br />

Aufstieg zu Fuß wagen und dafür den alten Maultierpfad<br />

nutzen, der beim Col de Ceyssat beginnt und über den<br />

Wanderweg GR441, der sehr gut ausgeschildert ist, in etwa<br />

einer Stunde Fußmarsch zum Puy de Dôme führt. Ansonsten<br />

kann man den Berg auch mit einem Zubringerbus<br />

erreichen, der ab der Zahlstation am Fuße des Puy de Dôme<br />

fährt. Doch auch mit dem eigenen Auto, Motorrad oder<br />

Fahrrad kann der Gipfel erreicht werden. Eine Straße mit<br />

wunderschöner Aussicht führt entlang des Puy de Dôme<br />

bis zu einem Parkplatz unterhalb des Gipfels.<br />

Seit 2005 unternimmt der Rat des Departements Puyde-Dôme<br />

einige Anstrengungen, um den Publikumsempfang<br />

am Berg zu verbessern. Über 500.000 Besucher sind es<br />

jedes Jahr, die den Gipfel erklimmen. So musste ein Mittel<br />

gefunden werden, die Menschen hinaufzubringen, aber die<br />

Umweltverschmutzung zu begrenzen. Man hat deshalb<br />

den Bau einer Zahnradbahn beschlossen. Vier Züge sollen<br />

ab 2012 zum Gipfel verkehren, je zwei hoch und zwei<br />

wieder hinunter. Die in einem intelligenten Pendelsystem<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 21


Gent<br />

Calais Dunkerque<br />

Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Bruxel<br />

Liege<br />

Charlroi<br />

Arras<br />

Amiens<br />

A29/E44<br />

re<br />

Jumièges<br />

Rouen<br />

Beauvais<br />

A13/E5<br />

A16<br />

PARIS<br />

A1/E15-E19<br />

A4/E50<br />

A<strong>26</strong>/E17<br />

Epernay<br />

Reims<br />

A34/E46<br />

Charleville-Mézières<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A4/E50<br />

A4/E25<br />

Luxembourg<br />

A31/E21-E23<br />

A4<br />

Metz<br />

A31/E21-E23<br />

Nancy<br />

Saarbrücken<br />

A35<br />

A4/E25<br />

A5/E35<br />

Strasbourg<br />

A5/E54<br />

Chartres<br />

<br />

Der Puy de Dôme liegt A6/E15 westlich von<br />

A11/E50 Clermont-Ferrand, A10/E5 wohin sich aus den<br />

meisten Gegenden Deutschlands eine<br />

Anreise via Mulhouse, Beaune und Lyon<br />

bzw. aus Österreich, Orleansder Schweiz sowie<br />

dem äußersten Südosten Deutschlands<br />

via Genf und Lyon anbietet. Von<br />

Clermont-Ferrand gelangt man über<br />

28/E502 A10/E5-E60 Chambord<br />

die D942 zu der Zufahrtsstraße auf den<br />

Cheverny<br />

Tours<br />

erloschenen Vulkan.<br />

A71/E9<br />

A85<br />

Chenonceau<br />

s<br />

Puy de Dôme …<br />

rs<br />

me<br />

0<br />

… Berlin 1.371 km … Hamburg 1.334 km<br />

Bourges<br />

Bouges-le-Château … Köln 919 km … München 757 km<br />

… Wien 1.427 km<br />

… Zürich 645 km<br />

A71/E11<br />

Der nächste Flughafen ist in Clermont-<br />

Ferrand. Aus dem deutschsprachigen<br />

Raum existieren keine Direktflüge<br />

in die Hauptstadt der Auvergne. Air<br />

France bietet Flüge aus Deutschland,<br />

Montluçon<br />

Österreich und der Schweiz über die<br />

A71/E11<br />

A20/E9<br />

Limoges<br />

Puy de Dôme<br />

A89/E70<br />

Le Mont-Dore<br />

A<strong>26</strong>/E17<br />

Drehkreuze in Paris und Lyon nach<br />

Troyes<br />

Clermont-Ferrand an.<br />

Sens<br />

A5/E17-E54<br />

Der Puy de Dôme ist nicht ans Zugnetz ange<br />

schlossen. Der nächste Bahnhof ist in<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

Clermont-Ferrand. Es existieren keine di rekten<br />

Zugverbindungen aus dem Auxerre<br />

deutschsprachigen<br />

Raum dorthin, es bestehen<br />

aber gute A6/E15<br />

A31/E17-E21<br />

Verbindungen ab Paris mit dem<br />

Vézelay<br />

Corail (vergleichbar Avallon dem Flavigny IC).<br />

Dijon<br />

A38<br />

www.auvergne-tourisme.info<br />

Comité Régional de Développement<br />

Beaune<br />

Touristique d’Auvergne<br />

7, allée Pierre de Fermat<br />

63170 Aubière<br />

Telefon: +33 (0)4 73 29 49 49<br />

Cluny<br />

Informationszentrum auf dem Gipfel<br />

des Puy de Dôme<br />

Telefon: +33 (0)4 73 62 21 46<br />

A72/E70<br />

Le-Puy-en-Velay<br />

A6/E15<br />

Lyon<br />

Saint-Etienne<br />

Valence<br />

Chalon-sur-Saône<br />

A7/E15<br />

A31/E21-E23 LESETIPP FÜR Einen<br />

Ausflug in die Umgebung France<br />

Besançon<br />

Schweiz<br />

Colmar<br />

A35<br />

A35/E25<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

A36/E60<br />

Mulhouse<br />

Ein Belfort Ort erinnert<br />

Basel<br />

sich an<br />

Lausanne<br />

Monsieur Jean<br />

Bern<br />

Volvic ist nicht nur die Bezeichnung<br />

einer weltbekannten Wassermarke, es ist<br />

auch der Name einer Genève kleinen Kommune<br />

inmitten der Vulkane der Auvergne,<br />

einige Kilometer von Clermont-Ferrand<br />

entfernt. Annecy Ihre Bewohner wissen, dass<br />

sie dem berühmten Wasser aus ihrem<br />

Ort viel zu verdanken haben. Dabei<br />

vergessen sie nicht die Verdienste eines<br />

Chamébry<br />

gewissen Monsieur Jean. Ohne ihn wäre<br />

Volvics Entwicklung sicherlich ganz<br />

anders verlaufen.<br />

Grenoble<br />

Informationen zur Bestellung dieser Italien und Torino<br />

anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Briançon<br />

Deutsch<br />

Freiburg<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />

Gagnières


fahrenden Bahnen werden dabei die Energie der jeweils<br />

hinab fahrenden Bahn nutzen. Der für <strong>März</strong> <strong>2010</strong> erwartete<br />

Baubeginn wird eventuell die Möglichkeit, den Gipfel<br />

per Auto zu erreichen, einschränken, weil die Straßen für<br />

die Bauarbeiten reserviert werden. Zu Fuß aber wird der<br />

Puy de Dôme weiterhin zu ersteigen sein.<br />

Oben auf dem Vulkangipfel eröffnet sich dem Besucher<br />

ein grandioses Panorama. So weit das Auge reicht, erstreckt<br />

sich die rundliche Gipfelkette der Vulkane in lieblichen<br />

Formen. Einige Gipfel fallen besonders auf. Ihre Krater sind<br />

so, wie man sich Vulkane immer vorstellt. Im Norden der<br />

Petit Puy de Dôme, dessen Krater « Nid de la Poule » genannt<br />

wird (dt. Hühnernest), außerdem der Pariou mit seinem<br />

ebenmäßigen Krater, genauso wie der Puy de Côme, bei dem<br />

sich zwei ineinander gefügte Krater erkennen lassen. Nach<br />

Osten schaut man auf Clermont-Ferrand mit der Kathedrale,<br />

die aus Vulkansteinen von Volvic errichtet wurde. Im Süden<br />

wiederum erstrecken sich unzählige Gipfelkegel.<br />

Rund um den Gipfel des Puy de Dôme ist ein Spazierweg<br />

angelegt. Bevor dieser wieder auf den Parkplatz führt,<br />

leitet er Fußgänger zu einem der größten Heiligtümer des<br />

Weströmischen Reiches, dem Merkurtempel. Es wurde<br />

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt, als man bei den Bauarbeiten<br />

für das erste dauerhafte französische Berg-Observatorium,<br />

das auf dem Puy de Dôme errichtet wurde, auf die<br />

Relikte eines riesigen gallo-römischen Tempels stieß. Es<br />

stellte sich heraus, dass er nicht der einzige war. Er gehörte<br />

zu einer umfangreichen antiken, aus mehreren Tempeln<br />

und Kultstätten bestehenden Anlage, die sich vom Col de<br />

Ceyssat über die Ebene von Laschamps bis zum Gipfel des<br />

Puy de Dôme erstreckte, und so einen aus mehren Stationen<br />

bestehenden Pilgerweg für die damaligen Priester und<br />

Pilger bildete. Durch die Ausgrabungen fand man heraus,<br />

dass der Tempel dem Gott Merkur gewidmet war. An der<br />

Ausgrabungsstelle lässt ein großes aus Aquarellfarben gefertigtes<br />

Bild erahnen, wie der Alltag in den Kultanlagen<br />

früher ausgesehen haben muss.<br />

Vom Parkplatz aus wird den Besucher besonders in den<br />

sommerlichen Abendstunden ein seltsames Himmelsballett<br />

in seinen Bann ziehen. Es ist das der zahlreichen Paragleiter,<br />

die über den erloschenen Vulkanen ihre Kreise ziehen.<br />

Die entzückten Schreie der « fliegenden » Menschen lässt<br />

ein grandioses Spektakel vermuten. Es ist auf jeden Fall ein<br />

ganz besonders poetischer Anblick in einer sowieso schon<br />

einzigartigen Landschaft.<br />

Linke Seite: Ruinen des Merkurtempels. S. 14/15: Blick vom<br />

Puy de Dôme auf die umliegenden Vulkane kurz nach<br />

Sonnenaufgang. S. 16/17: Der Puy de Dôme lässt sich dank<br />

des Sendemastes auf seinem Gipfel leicht von den anderen<br />

Vulkanen unterscheiden. S. 18/19: Blick vom Puy de Dôme auf<br />

Clermont-Ferrand, das kurz vor Sonnenuntergang fast im Schatten<br />

des herrschaftlichen Vulkans verschwindet. S. 20/21: Paragleiter<br />

starten gerne ihren Flug von den Hängen des Puy de Dôme.


Erleben Sie Frankreich mit einer Exklusiven<br />

Besuchen Sie mit uns die schönsten<br />

Plätze Frankreichs, die wir Ihnen in den<br />

vergangenen Ausgaben vorgestellt<br />

haben. Treffen Sie mit uns Menschen,<br />

die Ihnen einen neuen Blick auf das<br />

Land ermöglichen. Lassen Sie sich<br />

von unseren Reiseführern in Gegenden<br />

führen, die abseits der bekannten<br />

Touristenpfade liegen.<br />

Garantiert kleine<br />

Reisegruppen<br />

(maximal 25 Personen)<br />

Reise 1 Normandie Impressionniste<br />

Die Gärten der Normandie und die Impressionisten · 9. – 18. Juni <strong>2010</strong><br />

1. Tag: Anreise im Flugzeug nach Paris,<br />

Weiterfahrt nach Rouen · Cocktailempfang<br />

mit einem Redakteur von Frankreich<br />

erleben und Einstimmung auf die Reise<br />

(4 Übernachtungen in Rouen)<br />

2. Tag: Stadtrundgang Rouen und Musée des<br />

Beaux Arts · Empfang im privaten Herrenhaus<br />

Manoirs de Villers zu Tee und Gebäck<br />

3. Tag: Ausflug zu Park und Museum von Giverny<br />

· Besuch des Schlosses Vascoeuil mit Führung<br />

durch Privatsammlung und Skulpturengarten<br />

4. Tag: Ausflug an die Alabasterküste zum<br />

Landschaftspark Le Bois de Moutiers · Besuch<br />

des Burgmuseums von Dieppe mit Besuch<br />

der Impressionisten-Sonderausstellung<br />

5. Tag: Ausflug zur Steilküste von Etretat · Besuch<br />

der Degas-Ausstellung im Musée André<br />

Malraux in Le Havre · Spaziergang durch<br />

Honfleur (2 Übernachtungen in Trouville)<br />

6. Tag: Ausflug ins Pays d’Auge · Besuch der<br />

Gärten von Cambremer · Besichtigung<br />

einer Calvados-Brennerei · Spaziergang<br />

im idyllischen Beuvron-en-Auge an<br />

der Route de Cidre · Besichtigung des<br />

Schlosses von St. Germain le Livet<br />

7. Tag: Weiterfahrt auf die Halbinsel Cotentin ·<br />

Besuch des Parks von Vauville · Besichtigung<br />

von Villa und Park « Les Rhumbs » in Granville<br />

(2 Übernachtungen Barenville-Carteret)<br />

8. Tag: Ausflug zum Klosterberg Mont-Saint-Michel<br />

· Wattwanderung am Mont-Saint-Michel<br />

9. Tag: Rückfahrt nach Paris · Besuch<br />

des Impressionisten-Museums Musée<br />

Marmottan · Abendessen in Geheimtipp-<br />

Restaurant (1 Übernachtung in Paris)<br />

10. Tag: zur freien Verfügung in Paris ·<br />

Rückflug nach Deutschland<br />

UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />

• Air-France-Flugreise ab/bis Frankfurt nach Paris<br />

• Weitere Abflugorte auf Anfrage möglich<br />

• alle Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />

• Rundreise im Reisebus<br />

• 9 Übernachtungen mit<br />

Frühstücksbüffet in ***-Hotels<br />

• Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC<br />

• 9 x Abendessen<br />

• alle Eintritte lt. Reiseverlauf<br />

• Besichtigung einer Calvados-Brennerei<br />

• Durchgehende deutschsprachige<br />

Studienreiseleitung ab/bis Paris<br />

Preis pro Person im DZ: 1.980,– E<br />

(EZ-Zuschlag: 280,– E)<br />

Veranstalter im Sinne des Reiserechts für diese Reisen ist die Kopp & Spangler oHG, Seeleitn 65, 82541 Münsing/Ambach, Tel.: 08177-99 81 04.


Ausführliche Informationen<br />

zu Reisen und Buchung:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

E-Mail: leserreisen@frankreicherleben.de<br />

Telefon: 08177-99 81 04<br />

Fax: 08177-99 81 06<br />

Reise 2 Périgord kulinarisch<br />

Genuss à la française · 18. – 25. September <strong>2010</strong><br />

1. Tag: Flug nach Bordeaux · Abendessen<br />

mit dem Chefredakteur von Frankreich<br />

erleben in einem Geheim-Tipp-Restaurant<br />

(2 Übernachtungen in Bordeaux)<br />

2. Tag: Stadtführung Bordeaux · Ausflug<br />

zum pittoresken Weindorf St.-Emilion mit<br />

Besuch eines Weinguts und Weinprobe<br />

· Besuch des Weindorfs Monbazillac mit<br />

Verkostung des berühmten Süßweins<br />

3. Tag: Weiterfahrt und Halt im kleinen Venedig<br />

des Périgord: Brantôme · Besuch des Schlosses<br />

von Hautfort · Gourmet-Abendessen rund um<br />

Foie Gras & Co (2 Übernachtungen in Sarlat)<br />

4. Tag: Stadtrundgang im mittelalterlichen Sarlat<br />

· Ausflug nach St. Amand de Coly, gewählt<br />

als eines der schönsten Dörfer Frankreichs<br />

· Führung durch die Höhlenmalereien von<br />

Rouffignac · Besuch des Museums für<br />

Frühgeschichte in Les Eyzies-de-Tayac<br />

5. Tag: Weiterfahrt und Halt in Domme,<br />

der „Akropolis des Périgord“ · Besuch<br />

des pittoresken Dörfchens La Roque<br />

Gageac · Bootsfahrt in historischem<br />

Flussschiff auf der Dordogne<br />

(2 Übernachtungen im<br />

Wallfahrtsort Rocamadour)<br />

6. Tag: Stadtrundgang durch Rocamadour ·<br />

Ausflug zu den Höhlen von Gouffre de<br />

Padirac · Programmpunkt<br />

„Kulinarische Überraschung“<br />

7. Tag: Weiterfahrt und Halt im malerischen<br />

Bergdorf Cordes-sur-Ciel · Stadtrundgang<br />

durch Albi, der roten Stadt am<br />

Tarn (1 Übernachtung in Albi)<br />

8. Tag: Weiterfahrt und Stadtrundfahrt<br />

in Toulouse · Abflug ab Toulouse<br />

UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />

• Air-France-Flugreise Frankfurt –Bordeaux/<br />

Toulouse-Frankfurt via Paris<br />

• Weitere Abflugorte auf Anfrage möglich<br />

• alle Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />

• Rundreise im Reisebus<br />

• 7 Übernachtungen mit<br />

Frühstücksbüffet in ***-Hotels<br />

• Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC<br />

• 6 Abendessen<br />

• Alle Eintritte lt. Reiseverlauf<br />

• Schifffahrt auf der Dordogne<br />

• 2 Weinverkostungen incl. Kellerbesichtigung<br />

• 1 gastronomisches Abendessen<br />

• Kulinarische Überraschung<br />

• Durchgehende deutschsprachige<br />

Studienreiseleitung ab Bordeaux bis Toulouse<br />

Preis pro Person im DZ: 1.790,– E<br />

(EZ-Zuschlag: 225,– E)<br />

Es gelten ausschließlich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters.


Unterwegs in Frankreich Etretat<br />

Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque –<br />

das<br />

Seebad Etretat<br />

Der malerische Badeort Etretat, an dem sich die steilen Felsen der<br />

Alabasterküste zu einem sanften Tal öffnen, war lange ein kleines<br />

unbedeutendes Fischerdorf. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts die<br />

ersten Badegäste kamen. Von da an erlebte Etretat den Aufstieg<br />

zu einem der schönsten Seebäder am Ärmelkanal, dessen Ruhm<br />

von Dichtern und Malern in die Welt getragen wurde.<br />

Fischerboote schaukeln längst nicht mehr am Strand von Etretat. Dafür<br />

liegen dort hübsch aufgereiht ein paar Freizeitboote. Sie sind beliebtes Fotomotiv<br />

der Badegäste, die sich nicht satt sehen können an der bizarren Felsenküste<br />

und den bunten Booten davor. Wie könnte man von den spektakulären Felsen auch nicht<br />

begeistert sein! So malerisch thronen sie über dem schäumenden Meer, umringt von einer<br />

unentwegt kreischenden Möwenschar, dass man fast ehrfürchtig zu seufzen beginnt, wenn<br />

man das erste Mal vor dieser Kulisse steht. Ja, es gibt Schönheiten, von denen hat man<br />

schon oft gehört und viele Bilder gesehen, aber sie verschlagen einem dann doch den<br />

Atem, wenn man sie wirklich einmal vor Augen hat. Die Felsen von Etretat<br />

gehören ganz sicher dazu.<br />

<strong>26</strong> · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 27


Unterwegs in Frankreich Etretat<br />

Es war übrigens nicht das Meer,<br />

das den Kreidefelsen der Küste von<br />

Etretat zu ihren außergewöhnlichen<br />

Formen verhalf. Vor Urzeiten floss<br />

ein Fluss parallel zum Meer und<br />

wusch in seinem Bett die Felsen<br />

aus. An einer Stelle war der Boden<br />

besonders hart. Dort hatte das emsige<br />

Wasser keine Chance und übrig<br />

blieb ein Gebilde, das wie ein Turm<br />

aus dem Wasser ragt, die heutige<br />

Felsenspitze « Aiguille ». Erst als der<br />

Fluss versiegte und das Meer bis auf<br />

die heutige Höhe heranrückte, setzte<br />

das Meerwasser die begonnene<br />

Arbeit fort und wusch die Höhlen<br />

und Gänge an der Kreideküste zu<br />

den Formationen weiter aus, die man<br />

heute kennt.<br />

Die obskuren Formen haben schon<br />

immer die Fantasie der Menschen<br />

beflügelt. So ranken sich manche Sagen<br />

um die markanten Kreidefelsen<br />

und nicht wenige Dichter haben sich<br />

durch sie inspirieren lassen. Von Guy<br />

de Maupassant stammt beispielsweise<br />

der Vergleich der Porte d’Aval mit<br />

einem Elefanten, der seinen Rüssel in<br />

das Meer taucht. Der Name « Porte<br />

d’Aval » bezieht sich übrigens auf jenen<br />

Fluss, der hier früher entlangfloss, und<br />

bedeutet « Tor flussabwärts ». Gleich<br />

dahinter, in westlicher Richtung,<br />

befindet sich ein zweiter Bogen aus<br />

Kreidefelsen, die Manneporte. Diesen<br />

Bögen vorgelagert ragen die beiden<br />

schon erwähnten Felsspitzen in die<br />

salzige Luft, die « Nadelspitze » genannt<br />

werden.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Links: Auf dem Golfplatz oberhalb der Porte d’Aval spielt man vor grandioser Kulisse. Rechts oben: Möwen sind ständige<br />

Begleiter der Besucher von Etretat. Rechts unten: Auf dem Felsen an der Porte d’Aval laden Bänke zum Verweilen ein.<br />

Linke Seite: Der Bogen der Porte d’Aval erinnerte den Dichter Maupassant an einen ins Wasser reichenden Elefantenrüssel.<br />

Seite <strong>26</strong>/27: Blick auf die Strandpromenade von Etretat, im Hintergrund die Porte d’Amont.<br />

Auf der östlichen Seite der Bucht<br />

von Etretat erhebt sich ebenfalls ein<br />

markanter Kreidefelsen, die Porte<br />

d’Amont (« Tor flussaufwärts »). Auf<br />

diesem Felsen leuchtet weithin die<br />

kleine Kapelle Notre Dame de La<br />

Garde. Sie wurde Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts zu Ehren zweier Flugpioniere<br />

errichtet, die von hier aus den<br />

Atlantik überqueren wollten und dabei<br />

den Tod fanden. Sie ist mittlerweile<br />

zum Pilgerziel vieler Besucher geworden,<br />

die von dort oben den Blick über<br />

die Bucht und den Ärmelkanal genießen<br />

wollen.<br />

Etretat mit seiner schönen Felsenküste<br />

wäre wohl nicht zu einem<br />

international berühmten Seebad geworden,<br />

wären da nicht Anfang des<br />

19. Jahrhunderts die ersten mondänen<br />

Badegäste gewesen, die, von Paris<br />

herüberkommend, das alte Fischerdorf<br />

entdeckten und zu ihrem Sommerdomizil<br />

machten. Nach diesen ersten Badegästen<br />

hat Etretat seinen Ruhm aber<br />

vor allem den Malern und Dichtern<br />

zu verdanken. Besonders die Gemälde<br />

von Monet und Courbet machten<br />

Etretat in der ganzen Welt berühmt.<br />

Seitdem lebt das Dorf einträglich vom<br />

Tourismus und ist die Fischerei nur<br />

noch eine Liebhaberei. Die 1.600 Einwohner<br />

haben sich gut an die vielen<br />

Besucher, die in den Sommermonaten<br />

das Seebad bevölkern, angepasst. Im<br />

Sommer wird das große Geschäft gemacht,<br />

im Winter werden die meisten<br />

Läden und Restaurants geschlossen.<br />

Dabei fehlt Etretat das Wichtigste,<br />

das man normalerweise in einem berühmten<br />

Seebad erwarten würde: ein<br />

Sandstrand. Die Küste um Etretat ist<br />

über und über von Kieselsteinen bedeckt.<br />

Was aber manche Gäste nicht<br />

davon abhält, sich am Ufer zu fläzen<br />

und ab und an über die spitzen Steine<br />

ins Wasser zu springen. Die meisten<br />

Besucher erfreuen sich aber eher an<br />

anderen Sommervergnügungen. Die<br />

Steilklippen etwa laden zu ausgedehnten<br />

Wanderungen ein. Auf dem gut<br />

ausgebauten Wanderweg GR21 lässt<br />

sich ein Großteil der Côte d’Albatre,<br />

die auf einer Länge von 120 Kilometern<br />

von Le Tréport bis nach Le Havre<br />

reicht, erwandern. Immer wieder kann<br />

man dabei spektakuläre Ausblicke auf<br />

das Meer und die Küste genießen.<br />

Ferienhäuser in der Normandie<br />

Ferien, Wochenenden:<br />

www.frankreich-normandie-ferienhaeuser.com<br />

Verweilen Sie mal ganz anders in unseren<br />

Ferienhäusern und Gästezimmern<br />

Ermässigte Bearbeitungskosten<br />

mit dem Passwort „Frankreich“<br />

Seine Maritime Tourisme Réservation<br />

Imm. Chambre d’Agriculture<br />

Chemin de la Bretèque<br />

BP 59<br />

76232 BOIS GUILLAUME cedex<br />

für weitere Informationen wenden Sie sich<br />

bitte an Frau Nadège Paillard<br />

Tel: +33 (0)2 35 60 73 34<br />

Fax: +33 (0)2 35 61 69 20<br />

Email: npaillard@gitesdefrance76.com<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 29


Unterwegs in Frankreich Etretat<br />

Oben: Beliebtes Fotomotiv: die Segelboote an der Strandpromenade. Rechte Seite: Von oben nach unten:<br />

Das Château des Aygues, Le Clos Arsène Lupin, die alte Markthalle und die winzige Bibliothek des Seebades.<br />

Ganz rechts: Überall in Etretat findet man die typischen Fachwerkbauten der Normandie.<br />

Andere Besucher kommen zum<br />

Segeln nach Etretat, denn die wendigen<br />

kleinen Boote, die am Ufer liegen,<br />

können bei den Besitzern ausgeliehen<br />

werden. Einer etwas meditativeren<br />

Art der Bewegung frönen wiederum<br />

manche Besucher auf dem berühmten<br />

Golfplatz von Etretat, der oberhalb<br />

der Porte d’Aval liegt. Mit dem Blick<br />

auf die Kreidefelsen und das Meer ist<br />

das Schlagen der Bälle ein Vergnügen<br />

der ganz besonderen Art. Eine Bouleanlage<br />

gleich neben der Promenade<br />

von Etretat lädt zum konzentrierten<br />

Kugelwerfen ein. Der Blick hoch zur<br />

Porte d’Amont entschädigt, falls man<br />

das Spiel einmal verloren haben sollte.<br />

Wenn sich vielleicht auch nicht alle<br />

Besucher die Wanderschuhe anziehen<br />

und weite Strecken zu Fuß zurücklegen<br />

mögen, so wird doch fast jeder<br />

einmal die Porte d’Aval oder die Porte<br />

d’Amont erklimmen wollen. In den Fels<br />

gehauene Stufen und Treppen lassen<br />

den Höhenunterschied von 70 Metern<br />

bequem überwinden. Der Ausblick von<br />

ganz oben entschädigt dann für alle<br />

Mühen. Wer aber doch nicht so gut zu<br />

Fuß ist, der wird auf der Promenade,<br />

die liebevoll Perrey genannt wird (vom<br />

normanischen Dialekt abgeleitet: Damm),<br />

ein bisschen Schlendern. Es ist wohl die<br />

Gewohnheit der Badegäste, von denen<br />

viele regelmäßig nach Etretat kommen,<br />

sich einmal während des Tages auf der<br />

Perrey die Beine zu vertreten. Morgens<br />

beim Gang zum Zeitungskiosk wird<br />

noch eben ein Schwätzchen gehalten<br />

(« Das Meer ist wieder recht kühl heute,<br />

oder? » – « Aber nein, gehen Sie nur hinein,<br />

es ist herrlich! »), am Abend schlendert<br />

man noch einmal zwischen den<br />

Kiosken umher und genießt den Blick<br />

auf die im Meer untergehende Sonne.<br />

Deren besonderes Licht hat schon immer<br />

die Maler beeindruckt und die ins<br />

Abendrot getauchten und des nachts<br />

mit Scheinwerfern angestrahlten Felsen<br />

wieder und wieder malen lassen.<br />

Das Dorf Etretat selbst besticht<br />

durch eine Vielzahl von hübschen<br />

Fachwerkvillen. Man sollte nicht versäumen,<br />

einen Spaziergang durch die<br />

engen Gassen des Ortes zu machen.<br />

Dabei lassen sich viele Villen und<br />

gepflegte Vorgärten bestaunen. In<br />

einigen der Anwesen aus der Belle-<br />

Epoque sind mittlerweile Pensionen<br />

oder Ferienapartments eingerichtet.<br />

Wenn man ein glückliches Händchen<br />

bei der Unterkunftssuche hat, kann<br />

man in manch ehrwürdiger Villa mit<br />

Meerblick nächtigen.<br />

Eine von ihnen lässt sich auch<br />

besichtigen. Es ist das Château des<br />

Aygues, das auf einen der Hügel unweit<br />

der Port d’Aval gebaut wurde.<br />

Dieses Schlösschen im Empire-Stil<br />

war im 19. Jahrhundert den spanischen<br />

Königinnen, die regelmäßig in Etretat<br />

ihre Sommer verbrachten, ein innig<br />

geliebtes Badedomizil. Das heute in<br />

Privatbesitz befindliche Haus öffnet<br />

in den Sommermonaten kunstinteressierten<br />

Besuchern seine Türen – es<br />

beherbergt unter anderem eine große<br />

Sammlung chinesischen Porzellans.<br />

In der Ortsmitte von Etretat lohnt<br />

sich der Besuch der schönen alten<br />

Markthalle, auch sie im Fachwerkstil<br />

errichtet. Da Etretat heute eben ein<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Touristenort ist, finden sich in der<br />

Halle nur noch allerlei Souvenirstände.<br />

Ein bisschen mag man bedauern,<br />

dass die Halle keinem echten Markttreiben<br />

mehr Platz bietet. Mit ein<br />

bisschen Phantasie lässt sich aber gut<br />

vorstellen, wie früher die Fischer hier<br />

ihre Ware ausbreiteten, die sie von<br />

ihrem Fang auf dem Meer an Land<br />

gebracht hatten.<br />

Unweit der Markthalle, neben dem<br />

Fremdenverkehrsbüro, befindet sich<br />

ein klitzekleines Häuschen. Es ist die<br />

Bibliothek des Ortes, die so klein ist,<br />

dass kaum drei Personen in ihr Platz<br />

finden. Ohne Zweifel wird man in<br />

den Regalen auch Bücher von Guy<br />

de Maupassant, Georges Simenon<br />

und Maurice Leblanc finden. Diese<br />

Schriftsteller haben, genauso wie die<br />

Maler des Impressionismus, dabei geholfen,<br />

Etretat in der Welt berühmt zu<br />

machen. Maupassant, sicher einer der<br />

bedeutendsten Dichter im Frankreich<br />

des 19. Jahrhunderts, lebte als Kind<br />

einige Jahre in Etretat. Aus dieser<br />

Zeit muss wohl seine Liebe für den<br />

Ort stammen, denn als erwachsener<br />

und zu Geld und Ruhm gekommener<br />

Mann erwarb er sich im Heimatort<br />

ein eigenes Haus, in dem er viele<br />

Sommer verbrachte. Vielleicht war es<br />

hier, angesichts der sagenumwobenen<br />

Felsformationen, wo er einige seiner<br />

berühmten Novellen schrieb. Gerade<br />

in seinen späteren Jahren verfasste er<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 31


Unterwegs in Frankreich Etretat<br />

Aus<br />

<br />

Norddeutschland erreicht man<br />

Etretat via Belgien, Valenciennes und<br />

Amiens, von Süddeutschland, Österreich<br />

und der Schweiz über den Osten<br />

Frankreichs und Reims, Saint-Quentin<br />

und Amiens. Von der Autobahn A29<br />

(Amiens-Le Havre) führen nach der<br />

Abfahrt <strong>Nr</strong>. 7) die D910, D139 und D39<br />

direkt nach Etretat. Da der Ort im<br />

Sommer und an Wochenenden viel<br />

besucht ist, empfiehlt es sich, das<br />

Auto auf den großen Parkplätzen am<br />

Ortseingang abzustellen und zu Fuß in<br />

den Ort zu laufen. Es gibt einen großen<br />

neuen Parkplatz in der Rue Guy de<br />

Maupassant und einen in der Route du<br />

verbindungen mit Air France via Lyon.<br />

Der nächste aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz nonstop erreichbare<br />

Airport ist in Paris.<br />

Etretat ist nichts ans französische Bahnnetz<br />

angeschlossen. Der nächste Bahnhof<br />

ist in Le Havre, wohin regelmäßig Züge<br />

aus Paris verkehren. Von Le Havre aus gibt<br />

es Busverbindungen nach Etretat.<br />

www.etretat.net<br />

Office de Tourisme<br />

Place Maurice Guillard<br />

76790 Etretat<br />

<br />

Le Chateau des Aygues<br />

Route de Fécamp<br />

76790 Etretat<br />

Telefon: +33 (0)2 35 28 92 77<br />

www.chateaulesaygues.com<br />

Juli – September Di – So 14.00 – 18.00 Uhr<br />

6,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro<br />

Calais<br />

Boulogne<br />

Cherbourg-<br />

Havre.<br />

Telefon: + 33 (0)2 35 Octeville 27 05 21<br />

Étretat<br />

A29/E44<br />

Etretat …<br />

<br />

Le Clos Arsène Lupin<br />

Le Havre<br />

A131<br />

… Berlin 1.149 km … Hamburg 999 km Maison Maurice Leblanc<br />

Honfleur<br />

Rouen<br />

Beauvais<br />

… Köln 584 km … München 1.048 km 15, rue Guy de Maupassant<br />

… Wien 1.447 km … Zürich 874 km 76790 Etretat<br />

Caen A13/E46<br />

Saint-Lô<br />

Telefon : +33 (0)2 35 10 59 53<br />

A13/E5<br />

A1<br />

Die nächsten Flughäfen sind in Le Havre, www.arsene-lupin.com<br />

A84/E401<br />

Rouen und Deauville, die jedoch nicht Bis 31.03.<strong>2010</strong> an den Wochenenden<br />

aus dem deutschsprachigen Lannion Raum 11.00 – Dinard 16.45 Uhr, Saint-Malo ab 01.04. bis 30.09.<strong>2010</strong><br />

A28/E402<br />

Avranches<br />

angeflogen werden. Nach Le Havre täglich von 10.00 – 17.45 Uhr<br />

N12/E50<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

und Rouen Brest gibt es aber Um steige- Saint-Brieuc6,75 Euro, ermäßigt N176/E401 ab 5,00 Euro<br />

A84<br />

Dinan<br />

N12/E50<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

LESETIPPs N164 FÜR Ausflüge in die Umgebung<br />

A11/E50 A10/E5<br />

Quimper<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />

D768<br />

Ausgabe Rennes <strong>Nr</strong>. 20<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Les Bains des Docks – Le<br />

Honfleur – Hafenromantik<br />

Magische Ruinenreste -<br />

Havres weißer N165/E60 Badetempel<br />

N24<br />

und Künstlerflair<br />

Die Le Abtei Mans von Jumièges<br />

Orleans<br />

Stopp den Klischees! Lorient Nicht<br />

Honfleur ist nicht nur<br />

Die Normandie ist<br />

Vannes<br />

nur in den sonnenverwöhnten<br />

malerische<br />

Überraschungen<br />

eine äußerst<br />

für kleine<br />

A11/E501<br />

Landesteilen Quiberon<br />

N165/E60<br />

Hafenstadt an<br />

A28/E502<br />

immer gut. A10/E5-E60 Wie<br />

Chambord<br />

La Baule<br />

A11/E60<br />

Angers<br />

Cheverny<br />

Frankreichs lässt<br />

der Mündung<br />

oft Tours verbergen<br />

A86/E60<br />

A71/E9<br />

es sich wunderbar<br />

St. Nazaire der Seine,<br />

sich im Labyrinth A85<br />

Nantes<br />

Chenonceau<br />

planschen, auch<br />

sondern auch ein A87<br />

Monts der schmalen<br />

im klimatisch weniger<br />

Ort mit ganz A83besonderer<br />

Cholet<br />

Landstraßen<br />

begünstigten Le Havre rückt von nun an Atmosphäre. Viele Künstler suchten hier Sehenswürdigkeiten, die dem Reisenden Bouges-le-Château<br />

das Badevergnügen in den Mittelpunkt. ihre Inspiration. Claude Monet, Raoul unverhoffte Erlebnisse bescheren. Ein<br />

A20/E9<br />

Die Hafenstadt hat als neuesten Clou Dufy und Eugène Boudin gehörten dazu. solches hatten wir 30 Kilometer von<br />

das Thema « Wellness » entdeckt und<br />

A10/E5<br />

Auch der Impressionismus Les Sablesd’Olonne<br />

fand hier Rouen entfernt, als sich uns in der Ferne<br />

Der Name des<br />

versucht mit einem vom Stararchitekten seinen Ausgangspunkt.<br />

A83<br />

die eindrucksvollen Ruinen der Abtei<br />

Poitiers<br />

Jean Nouvel entworfenen Badehaus Komponisten Eric Satie ist ebenfalls fest von Jumièges darboten. Wir ließen uns<br />

ihrem grauen Image ein puristisches<br />

Weiß entgegenzusetzen.<br />

mit der Stadt verbunden. Honfleur ist ein<br />

N11/E601 Niort anlocken und fanden einen Ort, der<br />

Kleinod an der Côte Fleurie, das man zu den eindrucksvollsten an der Seine-<br />

La Rochelle<br />

nicht missen sollte.<br />

Mündung gehört.<br />

E5/A10<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben E602/A837 finden Sie auf Seite 97.<br />

Limoges<br />

Angoulême<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />

Montalivet


Am Fuß der Felsenspitze « Aiguille » birgt eine Höhle die gewaltigen Schätze<br />

des Meisterdiebes Lupin – berichtet jedenfalls die Sage.<br />

unheimliche Geschichten, die häufig vor<br />

normannischer Kulisse spielen. Wer weiß,<br />

vielleicht ist die berühmte Erzählung « Der<br />

Horla » ja auch von den Felsen von Etretat<br />

inspiriert.<br />

Ganz sicher hat der Schöpfer des Meister<br />

diebes Arsène Lupin seine Bücher in<br />

Etretat geschrieben. Heute lässt sich in der<br />

Rue Guy de Maupassant das ehemalige<br />

Wohnhaus von Maurice Leblanc besichtigen,<br />

das in einem alten, parkähnlichen<br />

Garten liegt. Für die Fans von Lupin ist<br />

der Besuch ein Muss. Die Führung lässt die<br />

Fälle wieder aufleben, in die der berühmte<br />

Sohn der Stadt verwickelt war. Dabei wird<br />

man zum Beispiel auch erfahren, dass in der<br />

Erzählung « L’aiguille creuse » Lupin seine<br />

Beute in den Felsen von Etretat versteckt<br />

– und zwar in einer Höhle des Aiguille-<br />

Felsens. Es sollen immer wieder Fans des<br />

Gentleman-Diebes nach Etretat kommen,<br />

die in der dortigen Höhle nach Überresten<br />

der angehäuften Schätze suchen wollen.<br />

Vor der Kulisse Etretats ließ ein paar<br />

Jahre später Georges Simenon seinen Kommissar<br />

Maigret ermitteln. In « Der Besuch<br />

der alten Dame » lässt der Autor den Kommissar<br />

die merkwürdigen Geschehnisse in<br />

einer alteingesessenen Familie aus Etretat<br />

aufklären. Dabei werden die Bewohner des<br />

Seebades mit allerlei Schrullen und Macken<br />

beschrieben, dass der Leser seine Freude hat.<br />

Vor allem übrigens wird den Ortsansässigen<br />

ein ausgiebiges Calvados-Trinken angedichtet.<br />

Wer wissen will, ob das heute noch so ist,<br />

sollte sich in den Kneipen vor Ort genauer<br />

umsehen. Dass Cidre und Calvados dort auf<br />

der Karte stehen, ist dabei aber ganz gewiss.<br />

Egal, ob man in Etretat auf Klippenwanderung<br />

geht, sich die Zeit auf der Uferpromenade<br />

mit Minigolf vertreibt oder vor<br />

der Bucht in einem Segelboot kreuzt, einen<br />

Rat sollte man auf jeden Fall beherzigen:<br />

Niemals die Möwen füttern! Die nämlich<br />

wird man nicht mehr los, haben sie erst<br />

einmal Futter bekommen, und so mancher<br />

berichtet, dass dieses Federvieh dermaßen<br />

penetrant werden kann, dass einem der<br />

Spaß vergeht. Wenn man das beachtet, wird<br />

man in Etretat gewiss einen wunderschönen<br />

Aufenthalt haben. Und wer das erste Mal<br />

dort gewesen ist, reiht sich sicher ein in die<br />

lange Reihe der Bewunderer des schönsten<br />

Seebades an der Alabasterküste.<br />

Le Sentier au bord de l’eau à Sahurs, le soir 1894<br />

© Alfred Sisley, Musée des Beaux-Arts de Rouen<br />

Sehen, Erleben, Genießen<br />

Bienvenue<br />

en Normandie!<br />

<strong>2010</strong> wird ganz im Zeichen des<br />

Impressionismus stehen. Erstmalig<br />

wird in der gesamten Normandie<br />

von Juni bis September<br />

<strong>2010</strong> das Festival „Normandie<br />

Impressionniste“ gefeiert.<br />

Ausstellungen, Konzerte und<br />

Feuerwerke stehen auf dem Programm!<br />

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auf Deutsch ist da!<br />

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Unterwegs in Frankreich Paris<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Der Canal Saint-Martin ist der zweite große<br />

Wasserlauf der französischen Hauptstadt.<br />

Schon immer stand er im Schatten der allseits<br />

geliebten Seine. An seinen Ufern stehen keine<br />

herrschaftlichen Paläste und weltberühmten<br />

Sehenswürdigkeiten, sondern überwiegend<br />

schmucklose Apartmenthäuser, schließlich<br />

zieht sich der Kanal durch die eher armen<br />

Arrondissements der Millionenmetropole.<br />

Dennoch geht vom Canal Saint-Martin ein<br />

ganz besonderer Reiz aus. Ein Spaziergang<br />

entlang des Kanals ist zwar kein Geheimtipp<br />

mehr, lohnen tut er sich aber unverändert.<br />

Amélie Poulain ist etwas sonderbar. Mit viel Fantasie<br />

schafft sich die junge Frau ihre eigene fabelhafte<br />

Welt, in der sie sich vor allem an den ganz einfachen<br />

Dingen des Lebens erfreuen kann. Zu ihren Vorlieben gehört<br />

– neben dem Aufschlagen der Kruste einer Crème<br />

Brûlée mit einem Teelöffel oder dem Hineintauchen der<br />

Hand in einen Sack voller Körner – das Werfen kleiner Kieselsteine<br />

am Canal Saint-Martin. Sie liebt es, sich dafür auf<br />

die eigentlich für die Öffentlichkeit unzugänglichen Tore<br />

der Schleusen zu stellen und die Steinchen so zu werfen,<br />

dass sie über die Wasseroberfläche hüpfen.<br />

Spätestens seitdem die wunderschönen Aufnahmen des<br />

Canal Saint-Martin dank des Films « Die fabelhafte Welt<br />

der Amélie » (Originaltitel: Le fabuleux destin d’Amélie<br />

Poulain) mit der perfekt besetzten Audrey Tautou in der<br />

Hauptrolle um den Globus gingen, gilt der Kanal im Nordosten<br />

von Paris als ein Ort für Romantiker. Hier, etwas<br />

abseits der alltäglichen Touristenströme, lässt sich ein Paris<br />

jenseits der üblichen Postkartenmotive entdecken. Es ist<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 35


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

eine Gegend, die die Vergangenheit als Viertel der kleinen<br />

Leute nicht leugnet und sich eine gewisse Bodenständigkeit<br />

bis in die Gegenwart bewahrt hat, auch wenn die Mieten<br />

in den umliegenden Häusern für arme Pariser längst unbezahlbar<br />

geworden sind.<br />

Mit den Bildern von Amélie Poulain im Kopf mache<br />

auch ich mich auf den Weg an den Canal Saint-Martin. Es<br />

ist ein sommerlicher Wochentag. Auf den Straßen herrscht<br />

reges Treiben, aber keine Hektik. Abgesehen von der belebten<br />

Place de la Bastille im Süden, wo der von Menschenhand<br />

geschaffene Wasserweg in die Seine mündet, fließt der<br />

Kanal durch eher ruhige Wohngebiete. Erst am nördlichen<br />

Ausgangspunkt, an der Place de Stalingrad, geht es wieder<br />

hektischer zu.<br />

Die ersten beiden Kilometer nördlich der Place de la<br />

Bastille kann man dabei getrost auslassen. Zwischen diesem<br />

Platz und der Rue du Faubourg du Temple sucht man nämlich<br />

vergeblich nach Wasser. In diesem Abschnitt verläuft<br />

der Kanal durch einen Tunnel, den man zwar mit einem<br />

Schiff befahren kann, von dessen Existenz man oberirdisch<br />

aber nichts ahnt. Nach der Rue du Faubourg du Temple zeigt<br />

sich der Canal Saint-Martin dann aber gleich so, wie man<br />

ihn aus dem Film kennt. Direkt am Tunnelausgang befindet<br />

sich eine von großen Bäumen gesäumte Schleuse. Dahinter<br />

erstreckt sich der frei zugängliche Abschnitt des Kanals.<br />

Sein Wasser ist ganz glatt und schimmert braun-grünlich.<br />

Besonders auffallend ist der geringe Höhenunterschied zwischen<br />

der Wasseroberfläche und der Straße. Die nur wenige<br />

Zentimeter hohe Ufermauer ist ungewohnt. Sie wirkt mehr<br />

wie ein Bordstein. Keine Absperrung trennt das Wasser vom<br />

angrenzenden Bürgersteig. Autos und Schiffe fahren quasi<br />

auf gleichem Niveau – ganz anders als bei der Seine.<br />

Sehr markant sind zudem die grüngestrichenen schmalen<br />

Fußgängerbrücken, die den Canal Saint-Martin an<br />

mehreren Stellen überspannen. Steil steigen sie an, damit<br />

der Bootsverkehr auf dem Kanal nicht behindert wird. Ihre<br />

steinernen Treppenstufen und Holzbohlen in der Brückenmitte<br />

verbreiten eine nostalgische Atmosphäre. Anwohner<br />

eilen über die Brücken, um von einem Ufer zum anderen<br />

zu kommen – manchmal sogar mit dem Fahrrad unter dem<br />

Arm. Touristen verweilen dagegen in der Brückenmitte,<br />

um den Blick auf den Kanal zu genießen oder das Ein- und<br />

Ausschleusen von Hausbooten oder Ausflugsschiffen zu<br />

beobachten. Ich entdecke, wie ein Brautpaar mit einem Fotograf<br />

die Stufen einer Brücke hochsteigt. Hochzeitsfotos<br />

an einer der Schleusen des Canal Saint-Martin. Ob Amélie<br />

Poulain wohl als Inspirationsquelle diente? Romantisch<br />

werden die Bilder auf jeden Fall, da bin ich mir sicher, auch<br />

wenn die Braut noch nach dem besten Motiv sucht.<br />

Romantik ist ohnehin das allgegenwärtige Schlagwort<br />

am Canal Saint-Martin. Dabei lässt sich gar nicht<br />

so einfach erklären, warum. Die an den Ufern stehenden<br />

Gebäude sind – von wenigen Ausnahmen abgesehen – eher<br />

schlicht, jedenfalls viel weniger prunkvoll als die typischen<br />

Bauten an den großen Boulevards von Paris, die im Rahmen<br />

der Stadtumgestaltung durch Haussmann entstanden.<br />

Einige Häuser stammen sogar aus den heute eher verpönten<br />

1960er- und 1970er-Jahren. Es wird also kaum die Bausubstanz<br />

entlang des Kanals sein, die den romantischen Ruf<br />

begründet.<br />

Ganz anders dagegen natürlich die vielen Schleusen und<br />

Brücken. Sie geben – zusammen mit den großen Schatten<br />

spendenden Bäumen – dem Kanal in der Tat eine idyllische<br />

Atmosphäre. Aber dies allein erklärt immer noch nicht<br />

umfassend den besonderen Ruf des Canal Saint-Martin. Es<br />

sind vor allem auch die Menschen, die hier leben, ausgehen<br />

oder ihren Lebensunterhalt verdienen, die zu diesem Image<br />

beitragen.<br />

So liegen einige nette Bistros und Restaurants am Ufer.<br />

Beispielsweise das Sesame am Quai de Valmy am Anfang<br />

meines Spaziergangs. Das Sesame ist ein kleines Restaurant,<br />

das durchaus typisch für den alternativeren Osten der französischen<br />

Hauptstadt ist. Große Fensterfronten geben dem<br />

Bistro einen loftartigen Charakter. Die Einrichtung ist modern,<br />

weniger bistrotypisch als sonst in Paris, aber auch nicht<br />

wirklich designt. Es ist ein Restaurant, wie man es sonst oft<br />

in Szenevierteln Mittel- und Nordeuropas vorfindet.<br />

Vor dem Bistro stehen ein paar Zweiertische auf dem<br />

schmalen Bürgersteig. Dort komme ich mit Gabriel und<br />

Simon ins Gespräch, ein schwules Pärchen in den Dreißigern,<br />

das gerade frühstückt. Einer ist freischaffender<br />

Kommunikationsberater, der andere Künstler. Sie erzählen<br />

mir, dass sie regelmäßig herkommen, obwohl sie ein paar<br />

Metrostationen entfernt wohnen. Sie lieben die ungezwungene<br />

Atmosphäre am Canal Saint-Martin. Hier würden<br />

sich die Kulturen, die Einkommensschichten, die persönlichen<br />

Überzeugungen der Menschen vermischen. Es gehe<br />

weniger trendig und cool zu als im Marais und ruhiger als<br />

im Bastille-Viertel oder der nahen Ausgehmeile Rue Oberkampf.<br />

Doch genau dies sei die Stärke des Viertels, meinen<br />

die beiden. Das Sesame sei übrigens nicht das einzige<br />

Restaurant am Canal Saint-Martin, wo man gut einkehren<br />

könne. Auch das Bistro La Marine ein paar Häuser weiter<br />

mögen die beiden wegen seiner Atmosphäre.<br />

Ich verabschiede mich von Simon und Gabriel und<br />

wechsle über eine der kleinen Brücken auf die andere<br />

Uferseite. Unterwegs fällt mir ein pinkfarbener Schuh auf,<br />

der auf einem Straßenpoller abgelegt zu sein scheint. Ich<br />

denke mir noch nichts Besonderes dabei. Auf der anderen<br />

Seite des Kanals, am Quai de Jemmapes, treffe ich auf<br />

Rechte Seite links oben: Eine der vier Doppelschleusen entlang des Canal Saint-Martin. Rechts oben:<br />

Auch mit dem Hausboot darf man die Wasserstraße befahren. Kleines Bild Mitte links und großes Bild<br />

unten: Eine alte Drehbrücke verbindet die beiden Uferseiten in Höhe des Hôtel du Nord.<br />

S. 34/35: Blick auf den Quai de Valmy. Typisch für den Canal Saint-Martin sind die grün<br />

gestrichenen, im hohen Bogen über das Wasser führenden Fußgängerbrücken.<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 37


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Oben: In Höhe des Square Villemin macht der Kanal eine scharfe Biegung. Unten links: Ein frisch vermähltes Paar sucht<br />

nach dem perfekten Motiv fürs Hochzeitsfoto. Unten Mitte: Einige Stufen muss man erklimmen, wenn man den Canal Saint-<br />

Martin auf einer der Fußgängerbrücken überqueren will. Unten rechts: Die bunten Fassaden von Antoine & Lili.<br />

eine Gruppe von vier jungen Frauen. Sie sitzen auf einer<br />

bunten Decke auf dem Fußweg neben dem Wasser und<br />

machen ein Picknick. Keine schlechte Idee an diesem<br />

schönen Tag, denke ich mir. Die Uferstraße ist nur wenig<br />

befahren, so dass man den Picknickplatz durchaus als idyllisch<br />

bezeichnen kann.<br />

Ich stelle mich kurz als Journalist vor und frage höflich,<br />

ob ich sie vielleicht für meine Reportage fotografieren dürfe.<br />

Sie bejahen und kichern dabei. Wir fangen ein kurzes<br />

Gespräch an. Ich erfahre, dass eine der vier, Jasmine, in<br />

einer Seitenstraße unweit von hier wohnt und – genauso<br />

wie die drei anderen – in Paris studiert. Die Idee zu diesem<br />

Picknick hatten die vier Freundinnen spontan. Jede hat eine<br />

Kleinigkeit vorbereitet. Jasmine erzählt mir, dass sie vor<br />

allem den authentischen Charme der Gegend möge. Hier<br />

gehe es nicht so mondän zu wie in vielen anderen Vierteln<br />

der Kapitale. Allerdings auch weniger behütet. « Viele Männer<br />

aus Nordafrika leben hier ebenfalls », berichtet Jasmine.<br />

« Da kann es schon passieren, dass sie ihre Männlichkeit<br />

unter Beweis stellen wollen und uns ein wenig anmachen.<br />

Alles bleibt aber harmlos. Ich mag das eigentlich ganz gerne.<br />

Die Menschen sind nicht so steif hier. »<br />

Am Canal Saint-Martin kann es also etwas rauer zugehen.<br />

Die Schattenseiten einer Metropole werden hier<br />

ebenfalls sichtbar. So vor ein paar Jahren, als die Initiative<br />

« Les Enfants de Don Quichotte » (dt. Die Kinder von<br />

Don Quichotte) rote Zelte am Ufer aufstellte, um auf das<br />

Problem von Obdachlosigkeit aufmerksam zu machen. Die<br />

mediale Resonanz dieser während des Präsidentschaftswahlkampfs<br />

organisierten Aktion war riesig. Zeichen des<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


städtebaulichen Verfalls sind ebenso entlang des Kanals zu<br />

finden. Einige Bereiche des Kanals und seiner Umgebung<br />

wirken etwas vernachlässigt, manch eine Fassade renovierungsbedürftig.<br />

Der Canal Saint-Martin bietet eben keine<br />

pure Postkartenidylle wie die Seine.<br />

Ich setze meinen Spaziergang fort. Erneut fällt mir<br />

ein rosafarbener Schuh auf. Dieses Mal am Fuße einer<br />

Sitzbank. Doch damit nicht genug, ein paar Meter weiter<br />

entdecke ich einen weiteren. Er ist an einem Geländer befestigt.<br />

Dies kann kein Zufall mehr sein. Doch was soll es<br />

bedeuten? Ich sehe noch keine Möglichkeit, das Rätsel der<br />

pinken Schuhe zu lösen. Ob Amélie Poulain ihre Hände im<br />

Spiel hat? Das könnte ganz zu ihr passen.<br />

Auf der anderen Uferseite lohnt ein Abstecher in den<br />

Buchladen Artazart. In mehreren kleinen Räumen gibt es<br />

eine Auswahl an Büchern und Bildbänden zu den Themen<br />

Design und Lifestyle. Der Laden selbst ist im Industrielook<br />

gehalten, was gut zum Stil des Viertels passt. Ein paar Häuser<br />

vor dem Artazart können sich Hungrige einen Snack im<br />

Design-Imbiss Quai Gourmand gönnen, der Crêpes und<br />

Galettes anbietet – ein Stück Bretagne im modernen Gewand<br />

am Canal Saint-Martin.<br />

Ich gelange schließlich zu einer alten Drehbrücke, die<br />

mich an Holland erinnert. Dahinter die nächste Schleuse.<br />

Insgesamt gleichen neun Schleusen, wovon acht aber als<br />

Doppelschleusen zusammengefasst sind, einen Höhenunterschied<br />

von rund 25 Metern zwischen der Seine im Süden<br />

und dem Bassin de la Villette im Norden aus. Begonnen<br />

hat der Bau des Kanals und der Schleusen auf Initiative<br />

von Napoleon im Jahre 1805, und zwar jeweils an den äußeren<br />

Enden. Die Fertigstellung der 4,5 Kilometer langen<br />

Wasser straße brauchte allerdings 20 Jahre, so dass der Canal<br />

Saint-Martin erst 1825 eröffnet wurde. Er ist Teil eines<br />

Kanalsystems, mit dem die Seine mit der Seine verbunden<br />

ist. Dadurch wurden der Schifffahrt einige Seine-Schleifen<br />

erspart und die Zugänglichkeit des Pariser Ostens auf dem<br />

Wasserwege verbessert.<br />

Als besonders trickreich stellte sich beim Bau des Canal<br />

Saint-Martin allerdings dar, dass der Kanal in einem<br />

bereits stark urbanisierten Gebiet gegraben werden musste.<br />

Kein einfaches Unterfangen damals. Später erfolgten<br />

Umbauarbeiten, insbesondere die Verlegung von Schleusen<br />

und das Absenken des Kanals auf dem südlicheren<br />

Abschnitt, wodurch die Überbauung zwischen der Place<br />

de la Bastille und der Rue du Faubourg du Temple möglich<br />

wurde. Pläne zur Konstruktion einer Autobahn auf dem<br />

Canal Saint-Martin, die nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

entstanden, wurden zum Glück niemals verwirklicht und<br />

1971 endgültig ad acta gelegt.<br />

Kurz nach der Drehbrücke und der anschließenden<br />

Doppelschleuse macht der Kanal eine scharfe Rechtsbiegung.<br />

An dieser Stelle befindet sich auf der östlichen Uferseite<br />

das Hôtel du Nord. Denn schon lange vor « Der fabelhaften<br />

Welt der Amélie » gab es einen legendären Film,<br />

der dem Quartier seinen cineastischen Stempel aufdrückte:<br />

« Hôtel du Nord » von Marcel Carné aus den 1930er-Jahren.<br />

Augen zu und da:<br />

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über Nacht nach Paris.<br />

Im Liegewagen ab<br />

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nicht verpassen, reisen Sie doch einfach nachts:<br />

Der City Night Line bringt Sie ans Ziel! Sie schlafen<br />

während der Fahrt, kommen ausgeruht an und<br />

genießen Ihren Urlaub ab dem ersten Tag.<br />

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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 39


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Oben: An diversen Stellen des Canal Saint-Martin trifft man auf pinke Schuhe, einer schwimmt sogar auf dem<br />

Wasser. Linke Seite im Uhrzeigersinn: Außenansicht des Hôtel du Nord, das gar kein Hotel ist. Jasmine und ihre<br />

drei Freundinnen beim Picknicken. Der Buchladen Artazart. Café im Hôtel du Nord. Gabriel und Simon vor<br />

dem Sesame. Entspannte Atmosphäre im Inneren des Sesame. Design-Imbiss Quai Gourmand.<br />

Ein Film, der auf dem gleichlautenden Roman von Eugène<br />

Dabit basiert. Die Handlung ist schnell umrissen: Es geht<br />

um ein Ehepaar, das ein kleines Hotel am Kanal pachtet, in<br />

dem einfache Arbeiter genauso ein- und ausgehen wie Prostituierte<br />

und zwielichtige Gestalten. In dem Werk dreht<br />

sich alles um die Arbeit der Menschen, um Kartenspiele,<br />

Trinkgelage und Klatsch. Das Pächterehepaar nimmt dabei<br />

zunehmend Anteil an den Lebenswegen, die sich in ihrem<br />

Hotel kreuzen. « Hôtel du Nord » wird somit zu einem Sittengemälde<br />

der Gegend zur damaligen Zeit.<br />

Bis heute gibt es ein Hôtel du Nord. Allerdings hat es<br />

nicht mehr viel gemeinsam mit dem Hotel aus dem Film<br />

bzw. Roman. In dem heutigen Hôtel du Nord kann man<br />

nicht übernachten, lediglich ein Café mit einer kleinen Bibliothek<br />

versteckt sich hinter der Eingangstür. Ich kehre dort<br />

ein und gönne mir einen Kaffee. Die Kellnerin erzählt mir,<br />

dass immer wieder Filmfans aus der ganzen Welt in das<br />

Bistro kommen. Das Hôtel du Nord ist also noch immer<br />

ein Refugium der besonderen Art – heute aber eher für Kinoliebhaber<br />

und Intellektuelle; Prostituierte verkehren hier<br />

jedenfalls nicht mehr. Die Zeiten am Canal Saint-Martin<br />

haben sich verändert.<br />

Nach dieser kleinen Pause wechsele ich wieder auf die<br />

andere Uferseite. Das Überqueren des Kanals über die steilen<br />

Brücken ist immer wieder ein schönes Erlebnis. Unter<br />

mir fährt gerade ein Hausboot in die Schleuse. Während<br />

der Mann ruhig das Steuerrad festhält, hilft die Ehefrau<br />

beim Navigieren. Es muss schon etwas ganz Besonderes<br />

sein, mit einem Schiff in Paris anzukommen, male ich mir<br />

in Gedanken aus. Ob die beiden wohl im Jachthafen südlich<br />

der Place de la Bastille ankern werden? Auf seinen letzten<br />

Metern vor der Seine verbreitert sich der Kanal nämlich<br />

und bildet den Port de l’Arsenal.<br />

Am anderen Ufer fallen mir dann bunt gestrichene<br />

Fassaden im Erdgeschoss auf: erst rosa, dann apfelgrün<br />

und schließlich gelb. Von den grellen Farben angezogen,<br />

schaue ich mir die Schaufenster etwas genauer an. Hinter<br />

den bunten Fassaden erstreckt sich ein großer Laden:<br />

Antoine & Lili. Hier gibt es alles Mögliche: Geschirr,<br />

Koffer, Accessoires, Kindersachen, Mode. Ich bin neugierig<br />

geworden und frage eine der Verkäuferinnen nach dem<br />

Konzept des Geschäfts. Sie erzählt mir, dass hinter Antoine<br />

& Lili seit 1994 der Wunsch steht, handgefertigte<br />

Produkte zu kreieren und zu verkaufen. Das Geschäft ist<br />

mitnichten das erste noch das einzige des Unternehmens.<br />

Auch in Marseille, Straßburg, Lyon, Toulouse und Aixen-Provence<br />

existieren bereits Filialen. Für mich hat der<br />

Laden etwas von einer Puppenstube. Alles ist bunt und<br />

verspielt. Irgendwie aber auch genau passend für einen<br />

Ort wie den Canal Saint-Martin.<br />

Ich trete wieder vor die Tür und laufe weiter. Prompt<br />

tauchen erneut rosafarbene Schuhe auf. Einer hängt an einem<br />

Geländer, ein anderer schwimmt auf dem Wasser des<br />

Kanals. Ganz klar: Dieses Geheimnis muss ich unbedingt<br />

lüften, bevor mein Spaziergang zu Ende geht. Links von<br />

mir liegt aber erst einmal der Square Villemin, der einzige<br />

Park entlang des Kanals. Die vordere Wiese ist von Sonnenanbetern<br />

bevölkert, unter einem Pavillon hat es sich eine<br />

Familie gemütlich gemacht. Wenn man die Parkbesucher<br />

betrachtet, bemerkt man eine große ethnische Vielfalt, die<br />

für den Stadtteil durchaus typisch ist. Singles in Designer-<br />

Jeans sonnen sich neben arabischen Großfamilien. Es ist ein<br />

bunter Haufen, jedenfalls ein anderes Publikum als etwa im<br />

Jardin du Luxembourg.<br />

Danach geht es immer schnurgerade weiter. Bis zu seiner<br />

Mündung in das Bassin de la Villette nimmt der Canal<br />

Saint-Martin keine Kurve mehr. Allerdings kommen noch<br />

zwei weitere Doppelschleusen sowie diverse Brücken. Hier<br />

im oberen Abschnitt des Kanals wird es sogar noch ruhiger.<br />

Es gibt kaum noch Geschäfte oder Bistros, die die Ufer<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 41


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Großes Bild rechts: Mündung des Canal Saint-Martin in das Bassin de la Villette. Kleine Bilder links von<br />

oben nach unten: Blick auf die Rotunde an der Place de Stalingrad. Der Kinokomplex « mk2 Quai de<br />

Seine » am westlichen Ufer und « mk2 Quai de Loire » am östlichen Ufer des Wasserbeckens.<br />

säumen. Auch wirkt das Straßenbild weniger gepflegt.<br />

Dafür bekomme ich endlich einen wertvollen Hinweis für<br />

mein Rätsel mit den pinken Schuhen. An einer Straßenkreuzung<br />

ist ein rosafarbener Motorroller abgestellt. Auf<br />

dem Trittbrett liegt eine pinke Sandalette mit einem Anhänger.<br />

Darauf steht: « Shoes Your Love ». Ich notiere diese<br />

drei Worte sorgfältig für meine spätere Recherche und gehe<br />

weiter.<br />

Kurz vor der Place de Stalingrad steigen die beiden<br />

Uferstraßen an. Der Kanal liegt nun einige Meter unter<br />

Straßenniveau. Direkt am Wasser stehen noch ein paar alte<br />

Lagerhäuser, in denen sich auch ein Bistro befindet. Insgesamt<br />

wirkt die Anlage aber wenig gepflegt. Ich kreuze zwei<br />

weibliche Obdachlose, die mich um ein paar Münzen anbetteln.<br />

In ihrer Hand zwei Flaschen mit hochprozentigem<br />

Alkohol, die sie vor nicht allzu langer Zeit geleert haben<br />

müssen. Aus der Ferne rauscht bereits der Verkehr von der<br />

stark befahrenen Place de Stalingrad. Das Rattern der an<br />

dieser Stelle oberirdischen Metro ist ebenfalls deutlich zu<br />

vernehmen. Keine Frage, die Hektik der Weltstadt holt<br />

mich langsam wieder ein.<br />

Ich will noch die letzten Meter des Kanals bis zu seiner<br />

Mündung in das Bassin de la Villette abschreiten und<br />

überquere dafür die Place de Stalingrad. Dahinter eröffnet<br />

sich ein ungeahnt idyllischer Platz. Dominiert wird er von<br />

der mächtigen Rotunde, früher ein Zollhaus an der einst<br />

hier verlaufenden Stadtgrenze. Davor ein Wasserbecken<br />

mit Springbrunnen. Unter den daran angrenzenden Kolonnaden<br />

gibt es ein weiteres Restaurant, das « 25’ Est », auf<br />

dessen Dach eine Art Biergarten existiert. Von hier sieht<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


ule<br />

Londres<br />

zare<br />

man auch, wo der Canal Saint-Martin<br />

endet bzw. seinen Anfang nimmt. Ich<br />

bin an meinem Ziel.<br />

Vor mir eine breite Wasserfläche,<br />

das Bassin de la Villette, das einen<br />

rechteckigen See bildet. An beiden<br />

Uferseiten sind in architektonisch<br />

interessanten Gebäuden Kinosäle der<br />

Kette mk2 untergebracht. Am östlichen<br />

Ufer das Haus « mk2 Quai de<br />

Loire », am westlichen Ufer das « mk2<br />

Quai de Seine ». Zwischen den beiden<br />

Spielstätten, die zusammen einen<br />

Kinokomplex bilden, verkehrt ein für<br />

Kinobesucher kostenloses Shuttleboot.<br />

Aber auch alle anderen dürfen gegen<br />

ein kleines Entgelt damit das Bassin de<br />

la Villette überqueren. In beiden Häusern<br />

gibt es zudem ein Café mit einer<br />

großen Terrasse davor. Ein perfekter<br />

Ort, um einen Spaziergang entlang<br />

Place<br />

des Blanche Canal Saint-Martin würdig abzuschließen.<br />

Auch ich gönne mir noch<br />

ein Erfrischungsgetränk in der Sonne.<br />

Doch was hat es nun mit den vielen<br />

pinkfarbenen Schuhen auf sich? Um<br />

dieses Geheimnis zu lüften, muss ich<br />

erst ein paar Recherchen im Internet<br />

machen, um einige Tage später Camille<br />

Marquestaut, ihre Schwester Amélie<br />

und ihre Freundin Ludivine kennenzulernen.<br />

Diese drei jungen Frauen stehen<br />

hinter der Aktion. « Die Idee mit den<br />

Schuhen kam uns nach einem Discobesuch<br />

», erklärt mir Camille. « Wir waren<br />

zu dritt ausgegangen. Amélie lernte einen<br />

Mann kennen, doch leider schloss<br />

der Club genau in diesem Moment.<br />

Amélie hatte nichts zum Notieren der<br />

Rue la Fayette<br />

BD des Capucines Bd des Italiens<br />

R d Capucin es Rue de Casan ova<br />

Honoré<br />

Rue de Clichy<br />

R. Joubert<br />

Rue du R. Mar St Honoré<br />

Place<br />

Max<br />

Rue Ballu<br />

Rue Moncey<br />

Rue St Roch<br />

Rue de Douai<br />

Rue Blanche<br />

Boulevard Haussmann<br />

R le Grand<br />

Telefonnummer des Verehrers bei sich<br />

und ihr Handy war in der Garderobe.<br />

So notierte sie seine Telefonnummer<br />

kurzerhand auf ihrem Schuh. Daraus<br />

entstand dann die Idee, rosafarbene<br />

Schuhe mit Telefonnummern von Singles<br />

in der Stadt zu verteilen, damit diese<br />

potentielle Partner finden können ».<br />

Die Telefonnummern auf den Schuhen<br />

hatte ich bei meinem Spaziergang<br />

gar nicht bemerkt. Vielleicht hätte ich<br />

aufmerksamer sein müssen. Camille<br />

erzählt mir weiterhin, dass sie Schuhe<br />

in der ganzen Stadt verteilt haben, die<br />

Aktion irgendwann aber zu teuer und<br />

aufwendig wurde. Da drängt sich natürlich<br />

die Frage auf, ob die Schuhe am<br />

Quai du Louvre<br />

Quai Voltaire Quai Malaquais<br />

Rue Jacob<br />

Avenue de l’Opéra<br />

Rue Fontaine<br />

Rue Chaptal<br />

R de La Rochefoucauld<br />

Rue St Lazare<br />

Rue de Chateaudun<br />

Rua de la Victoire<br />

Rue de Provence<br />

Boulevard de Clichy<br />

Rue de Richelieu<br />

Rue Saint Honoré<br />

Rue de Rivoli<br />

Quai de Conti<br />

Rue Croix de petits Cham<br />

ps<br />

Quai de l’Horloge<br />

Sesame<br />

51, quai de Valmy<br />

75010 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 49 03 21<br />

La Marine<br />

55bis, quai de Valmy<br />

75010 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 39 69 81<br />

Artazart<br />

83, quai de Valmy<br />

75010 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 40 24 00<br />

www.artazart.com<br />

Quai Gourmand<br />

79, quai de Valmy<br />

75010 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 40 72 84<br />

Hôtel du Nord<br />

102, quai de Jemmapes<br />

75010 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 40 78 78<br />

www.hoteldunord.org<br />

Antoine & Lili<br />

95, quai de Valmy<br />

75010 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 40 37 41 55<br />

www.antoineetlili.com<br />

Le 25’ Est<br />

10, place de la Bataille de Stalingrad<br />

75019 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 09 66 74<br />

mk2 Quai de Seine<br />

14, quai de la Seine<br />

mk2 Quai de Loire<br />

7, quai de la Loire<br />

75019 Paris<br />

Telefon: +33 (0)8 92 69 84 84<br />

www.mk2.com<br />

Canal Saint-Martin überhaupt noch<br />

lange zu sehen sein werden? « Schwer<br />

zu sagen », meint Camille, « momentan<br />

haben wir jedenfalls kein Geld für<br />

weitere Schuhe. Aber es geht ja auch<br />

vor allem darum, dass Viertel einmal<br />

ein wenig bunter gemacht zu haben. »<br />

Pt au<br />

Avenue<br />

Quai de Gesvres Quai de l’hôtel de vi<br />

Île de la Cité<br />

la Cité Pt<br />

Rue de Rivoli<br />

Quai de l<br />

Victoria<br />

Pt d’Arcole<br />

Rue des francs bourgeois<br />

Rue du<br />

Temple<br />

Rue Ste croix de la<br />

Rue des Archives<br />

Rue de Rivoli<br />

R du Pt Louis<br />

Ph ilippe<br />

R ue François Miron<br />

Rue des Archives<br />

R de Nazaret<br />

R des Gravilliers<br />

9 Canauxrama<br />

R Pastourelle<br />

13, quai de la Loire<br />

75019 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 39 15 00<br />

www.canauxrama.com<br />

2½-stündige Schifffahrt auf dem Canal<br />

Saint-Martin<br />

<br />

An Sonn- und Feiertagen sind die Uferstraßen<br />

des Canal Saint-Martin von<br />

10.00 bis 18.00 Uhr (im Sommer bis 20.00<br />

Uhr) für den Autoverkehr gesperrt.<br />

6<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

1<br />

Amélie Poulain hätte diese Aktion<br />

bestimmt gefallen. Sie ist genauso verrückt<br />

und exzentrisch wie die kleinen<br />

Dinge, die Amélie Poulain so gerne als<br />

Hobby pflegt, etwa das Hüpfenlassen<br />

von Kieselsteinen auf dem Wasser des<br />

Canal Saint-Martin.<br />

Rue des Archives<br />

Rue des 4 Files<br />

Rue Vieille du<br />

16 .<br />

15.<br />

Rue de Turbigo<br />

Rue de Bretagne<br />

Rue Dupetit Thouars<br />

Rue Charlot<br />

17.<br />

Rue la Fayette<br />

Temple<br />

Rue Riquet<br />

Boulevard de la Chapelle<br />

Rue du Faubourg Saint Martin<br />

8. 9. 10 .<br />

1. 2. 3.<br />

20.<br />

4. 11.<br />

7. 6.<br />

14.<br />

18 .<br />

5.<br />

Quai de Valmy<br />

Place de<br />

la République<br />

Quai de Jemmapes<br />

Boulevard du Temple<br />

R de Poitou Rue du<br />

Rue Turenne<br />

13 .<br />

Rue Louis Blanc<br />

Quai de Valmy<br />

19.<br />

12 .<br />

Place de la<br />

Bataille de<br />

Stalingrad<br />

CANAL SAINT MARTIN<br />

Rue Bichat<br />

Quai de Jemmapes<br />

7<br />

8<br />

Boulevard Voltaire<br />

8<br />

9<br />

Rue du Faubourg du Temple<br />

Avenue de la République<br />

Rue Amelot<br />

R Alibert<br />

Rue de Malte<br />

Rue Commines<br />

Boulevard de la Villette<br />

Rue de Lancry Rue de la grange aux belles<br />

Rue de Flandre<br />

Quai de la Seine<br />

Place du<br />

Colonel Fabien<br />

Avenue CL. Vellefaux<br />

Bassin de<br />

la Villette<br />

Quai de la Loire<br />

Boulevard de la Villette<br />

Rue Saint Sébastian<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 43


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


The Five Hotel<br />

Boutique-Design-Hotel im 5. Pariser Arrondissement<br />

The Five Hotel<br />

3, rue Flatters<br />

75005 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 43 31 74 21<br />

www.thefivehotel.com<br />

EZ ab 91 Euro, DZ ab 109 Euro, DZ<br />

« Luxurious » ab 225 Euro,<br />

Suite ab 253 Euro, Suite<br />

« One by the Five » ab 990 Euro<br />

24 Zimmer, Luxussuite im<br />

Nachbargebäude<br />

Wenn man den Preis für eine Übernachtung durch<br />

die Quadratmeterzahl seines Zimmers teilt, erreicht<br />

man in Paris Spitzenwerte. An nur wenigen<br />

anderen Orten auf der Welt muss man so viel Geld für<br />

so wenig Platz bezahlen. The Five Hotel im 5. Arrondissement,<br />

in Laufweite zur beliebten Rue Mouffetard gelegen,<br />

ist diesbezüglich leider keine Ausnahme. Die Standardzimmer<br />

des Hotels, die sich in drei Kategorien aufteilen (Standard,<br />

Scintillating und Canopy), sind nicht gerade für klaustrophobisch<br />

veranlagte Menschen geeignet. Kaum hat man<br />

die Zimmertür geöffnet, steht man schon vor dem Doppelbett.<br />

Platz für große Gepäckstücke ist kaum vorhanden, ganz<br />

zu schweigen von einem Sessel oder anderen gemütlichen<br />

Sitzgelegenheiten. Möchte man in<br />

seinem Zimmer ein wenig entspannen,<br />

bleibt nur das Bett zum Hinsetzen.<br />

Das Bad verfügt über eine Dusche,<br />

erinnert von den Ausmaßen<br />

her aber an die Nasszellen großer<br />

Wohnwagen. Zu zweit passt man<br />

auf jeden Fall nicht ins Bad.<br />

Warum sollte man dann aber<br />

überhaupt im The Five Hotel<br />

übernachten? Ganz einfach, weil<br />

die Zimmergröße in den meisten<br />

anderen Hotels der französischen<br />

Hauptstadt nicht wirklich üppiger<br />

ausfällt, die Gestaltung der Zimmer<br />

in diesem Hotel aber als sehr gelungen<br />

gelten darf. Der Pariser Hotelmarkt<br />

hat neben den hohen Preisen<br />

für kleine Hotelzimmer nämlich<br />

eine weitere Besonderheit: Er zeichnet<br />

sich vor allem durch eine unendlich scheinende Anzahl<br />

kleiner Boutique-Hotels aus. An fast jeder Straßenecke steht<br />

eines. Moderne Großhotels internationaler Hotelketten sind<br />

dagegen relativ wenige vorhanden, jedenfalls im Vergleich<br />

zu anderen Weltstädten. Da viele mittelständische Hoteliers<br />

aber nicht über Gästemangel klagen, verzichten viele auch<br />

auf signifikante Investitionen in ihre Häuser. So sind nicht<br />

wenige Hotelzimmer der Seine-Metropole nicht nur klein,<br />

sondern auch recht miefig.<br />

Ganz anders dagegen im The Five Hotel. Hier scheute<br />

man keine Kosten, die Zimmer mit viel Liebe zum Detail<br />

zu gestalten. Die Designsprache ist dabei durch und durch<br />

modern, ohne jedoch kühl zu wirken. Warme Farben und<br />

kleine Leuchtdioden am Kopfende des Bettes und an der<br />

Duschwand sorgen für eine heimelige Atmosphäre. Als Besonderheit<br />

ist zudem zu vermerken, dass sich der Gast einen<br />

Duft für sein Zimmer aussuchen kann. Fünf verschiedene<br />

Düfte stehen zur Auswahl. Auch der Eingangsbereich mit<br />

der Rezeption und einer kleinen Lobby wirken attraktiv.<br />

Nur für das Frühstück wird man in den Keller verbannt –<br />

ein Zugeständnis an das begrenzte Platzangebot im Haus.<br />

Das Personal ist sehr freundlich und stets bemüht, die<br />

Wünsche der Gäste zu befriedigen. Die Atmosphäre ist dabei<br />

sehr persönlich, fast so, als ob man bei Freunden wohnen<br />

würde. Dies ist sicherlich einer<br />

der größten Vorteile eines kleinen<br />

Boutique-Hotels gegenüber der Anonymität<br />

großer Kettenhotels.<br />

Wem die Standardzimmer<br />

dennoch zu klein sein sollten<br />

und wer vielleicht nicht auf jeden<br />

Euro schauen muss, der hat im<br />

The Five Hotel auch die Möglichkeit,<br />

etwas luxuriöser und<br />

großzügiger zu wohnen. Sowohl<br />

die Luxurious-Zimmer als auch<br />

die normale Suite im Hotel bieten<br />

deutlich mehr Platz und Komfort.<br />

Der ganze Stolz des Hotels bleibt<br />

aber die 50 Quadratmeter große<br />

Suite « One by the Five », die sich<br />

im Erdgeschoss in einem Gebäude<br />

schräg gegenüber vom Hotel<br />

befindet. Diese Luxussuite ist in<br />

verschiedene Zonen unterteilt, einschließlich privater Bar,<br />

wo die Zutaten für einen Cocktail vorhanden sind, und<br />

einer kleinen Tanzfläche. Platzmangel herrscht auf jeden<br />

Fall nicht. Im Gegensatz zu den Zimmern im Haupthaus<br />

liegt eine gewisse Erotik in der Luft der sehr plüschig<br />

gestalteten Luxussuite. Da verwundert es nicht, dass sie<br />

nicht nur von auswärtigen Gästen, sondern gerne auch<br />

von einheimischen Liebespaaren für eine Nacht gemietet<br />

wird. Aus welchem Grund auch immer man ins The Five<br />

Hotel kommt, in diesem Boutique-Hotel gibt es eigentlich<br />

für jeden Anlass das passende Angebot.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 45


Unterwegs in Frankreich Belfort<br />

In vielen Ländern hätte eine Stadt mit der geografischen<br />

Lage wie Belfort einen Trumpf im Ärmel. Schließlich liegt<br />

sie strategisch günstig im Dreiländereck mit der Schweiz<br />

und Deutschland an einer wichtigen europäischen<br />

Transitroute und zudem unweit eines der wichtigsten<br />

Flüsse des Kontinents, dem Rhein. Doch im zentralisierten<br />

Frankreich kann es ein Handicap sein, rund 400 Kilometer<br />

Luftlinie von der Hauptstadt, aber auch weit vom Atlantik<br />

und vom Mittelmeer entfernt zu sein. Für viele Franzosen<br />

liegt Belfort eher « am Ende der Welt ». Entmutigen lässt<br />

sich die charaktervolle Stadt dadurch nicht. Denn Belfort<br />

hat in seiner Geschichte schon oft bewiesen, dass es eins<br />

auf gar keinen Fall tut: den Kopf hängen lassen.<br />

Es gibt zwei Meinungen zu Belfort.<br />

Die eine ist die der Franzosen allgemein.<br />

Unter denen sind die Pariser<br />

sicher die kritischsten, sind sie doch treue<br />

Anhänger des Zentralismus à la française,<br />

durch den Paris unbestritten « die » Stadt des<br />

Landes ist. Er hat die sprichwörtliche Arroganz<br />

der Hauptstädter gegenüber der so genannten<br />

« Provinz » hervorgebracht. Wenn<br />

man die Pariser fragt, ist Belfort wahrscheinlich<br />

die unbedeutendste Stadt im Land. Eine<br />

Kleinstadt mit 51.000 Einwohnern, im hintersten<br />

Zipfel Frankreichs gelegen, in der es<br />

durchschnittlich 33 Tage im Jahr schneit<br />

und die im kleinsten Departement des<br />

Landes liegt, dem Territoire de Belfort. Eine<br />

Stadt, über die so gut wie nie geredet wird<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


und die man kaum auf den Straßenkarten zu verorten weiß.<br />

Keine Stadt jedenfalls, die einen zum Träumen bringt.<br />

Die andere Meinung ist die der Einwohner von Belfort,<br />

die einzigen selbstverständlich, die ihre Stadt ganz genau<br />

kennen. Ihre Sichtweise ist selbstverständlich eine ganz<br />

andere. Sie ist geprägt von Heimatliebe und kleinen Geheimnissen,<br />

von denen all die Menschen, die Vorbehalte<br />

gegen Belfort pflegen, überhaupt keine Ahnung haben. Den<br />

Einwohnern von Belfort merkt man ihr enges Verhältnis zu<br />

ihrer Stadt an. Das Klima der Franche-Comté – sehr kalt<br />

im Winter, sehr heiß im Sommer – scheint authentische<br />

und charaktervolle Persönlichkeiten hervorzubringen.<br />

Was auffällt, wenn man mit den Leuten aus Belfort<br />

spricht, ist ihre Bescheidenheit – trotz aller Heimatliebe.<br />

Zwar erzählen die meisten mit Begeisterung von der schönen<br />

Umgebung, den Freuden eines Familienausflugs auf<br />

den nur ein paar Kilometer entfernten Ballon des Vosges<br />

oder von den Badevergnügen im Malsaucy-See, der im<br />

Sommer zum Naherholungsgebiet für Groß und Klein<br />

wird. Sie berichten vom unglaublichen Erfolg, den das<br />

Rockfestival « Eurockéennes » jedes Jahr wieder hat, und<br />

schwärmen natürlich von den 1.001 Vergnügen, die die<br />

lokale, an den Qualitätsprodukten aus der Comté orientierten<br />

Küche aufweist – mit ihren Mortau-Würsten zum<br />

Beispiel oder den typischen Morcheln. Doch werden die<br />

meisten Belforter noch bescheiden hinzufügen: « Natürlich,<br />

das ist alles nichts im Vergleich zu Paris ».<br />

Kein Zweifel, Belfort ist nicht Paris. Und auch nicht<br />

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vue sur jardin pereiracreation 06 47 86 64 94 1210<br />

Sommer<br />

In Belfort<br />

Franche-Comté - Frankreich<br />

www.belfort-tv.com<br />

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Entdeckungsrundgang in der Zitadelle<br />

Wassersportstation und freie Natur am Forges-See<br />

Führungen im Schloss . Jazzkonzerte...<br />

Spektakel, Animationen und Überraschungen für die ganze Familie


Unterwegs in Frankreich Belfort<br />

Oben: Charmante Gassen und alte Häuserzeilen dominieren das<br />

Stadtbild von Belfort. Der Straßenname « L’option française » erinnert<br />

an die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Deutschen.<br />

Unten: Der Malsaucy-See ist Naherholungsgebiet für die Einwohner<br />

von Belfort. Das jährliche Musikfestival an seinen Ufern lockt jedes Jahr<br />

Hunderttausende von Musikfans in die ostfranzösische Kleinstadt.<br />

Seite 46/47: Prägend für die Stadt sind die Zitadelle und die Befestigungsanlagen.<br />

Zu ihren Füßen wacht der von Frédéric Bartholdi gestaltete Löwe.<br />

Besançon, die benachbarte Konkurrenzstadt,<br />

die als dynamischer gilt. Na und?<br />

Nicht die größte, schönste oder zentralste<br />

Stadt zu sein, was macht das schon? Der<br />

Charme einer Stadt leitet sich nicht unbedingt<br />

von ihren Superlativen ab. Auch wenn<br />

ihre Kritiker das nicht für möglich halten,<br />

Belfort verfügt über Charme und eine echte<br />

Lebensqualität. Es ist eine Stadt, die sich<br />

nach einer wechselhaften Geschichte heute<br />

an ihrer Ruhe erfreut. Die Bevölkerung ist<br />

sehr gemischt, viele Bewohner stammen aus<br />

der Schweiz oder aus Deutschland. Hier hat<br />

oder hatte eigentlich fast jeder einen « ausländischen<br />

» Elternteil. Die Geschichte und<br />

die Geografie wollten es so.<br />

Belfort zu verstehen, heißt, seine Geschichte<br />

zu kennen. Die Stadt, deren Name<br />

das erste Mal 12<strong>26</strong> urkundlich erwähnt<br />

wird, hat so viele Besitzer und Herren<br />

gekannt wie kaum eine andere. Erst war<br />

sie unter dem Einfluss Habsburgs, dann<br />

gehörte sie zu Österreich, wurde im Jahr<br />

1632 durch die Schweden besetzt und war<br />

zwischendurch immer mal wieder französisch.<br />

Durch den Westfälischen Frieden<br />

von 1648 wurde sie schließlich ganz dem<br />

französischen Gebiet zugeschlagen. Doch<br />

damit hörte es nicht auf. Schon 1659<br />

schenkte Ludwig XIV. Belfort dem Kardinal<br />

Mazarin. Nach dessen Tod und durch<br />

ein wechselvolles Spiel von Hochzeiten und<br />

Erbschaften gelangte die Stadt schließlich<br />

in den Besitz der Familie Grimaldi, der sie<br />

bis zur Französischen Revolution gehörte.<br />

Wenige wissen, dass noch heute der Fürst<br />

von Monaco neben all seinen Titeln auch<br />

den des Grafen von Belfort trägt.<br />

Wenn man durch die Stadt spaziert, fällt<br />

auf, wie wehrhaft sie angelegt und wie sehr<br />

sie auf Verteidigung ausgerichtet ist: eine Zitadelle,<br />

dicke Mauern, gepflasterte Straßen,<br />

Zugbrücken, Stadttore aus massivem Holz<br />

und vor allem die gewaltigen und gut erhaltenen<br />

Festungsmauern rund um die Stadt.<br />

Wie fast überall in Frankreich sind diese<br />

Befestigungsanlagen das Werk des Ingenieurs,<br />

Militärarchitekten und Stadtplaners<br />

Sébastien Le Prestre de Vauban. Dieser war<br />

es, der im <strong>März</strong> 1687 den Stadtherren seine<br />

Pläne zur Verteidigung der Stadt gegen die<br />

Eindringlinge aus dem Osten vorlegte. Die<br />

Arbeiten dauerten 20 Jahre und formten<br />

den klassischen Verteidigungswall Vaubans<br />

in Form eines Pentagons. Heute lohnt sich<br />

ein Spaziergang auf und an diesen Wällen.<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Vauban könnte stolz auf seine Feste<br />

sein. Dank ihrer hat es die Stadt immerhin<br />

vermocht, drei großen Belagerungen Stand<br />

zu halten. Als erstes die mehr als hunderttägige<br />

Belagerung von 1813/14, dann die<br />

Belagerung von 1815 und schließlich die<br />

Belagerung von 1870/71, als die Preußen<br />

Belfort an 73 Tagen unter erbittertes Kanonenfeuer<br />

nahmen. Die Stadt hat sich jedes<br />

Mal behaupten können. Vor allem die letzte<br />

Belagerung erlangte Berühmtheit. Die<br />

Verteidigung stand unter dem Befehl von<br />

Pierre-Philippe Denfert-Rochereau, der zäh<br />

bis zum Letzten ausharrte und mit seinen<br />

Truppen erbitterten Widerstand leistete.<br />

Wegen dieser als heroisch gerühmten Verteidigung<br />

konnte die Stadt trotz der späteren<br />

Kapitulation der Regierung französisch<br />

bleiben, wohingegen das Elsass annektiert<br />

wurde. Belfort wurde mit rund 100 Kommunen<br />

im Umland zum « Territorium von<br />

Belfort » zusammengelegt.<br />

Nach dem deutsch-französischen Krieg<br />

entschieden sich viele Elsässer für die französische<br />

Staatsbürgerschaft. Man nannte<br />

das die « französische Option ». Viele von<br />

ihnen ließen sich in der Region um Belfort<br />

nieder. Eine Gasse in der Nähe der Zitadelle<br />

trägt heute zur Erinnerung daran diesen<br />

Namen. Die Elsässer brachten ihre Lebensgewohnheiten<br />

und ihre Gastronomie mit<br />

und so werden noch heute in den Lokalen<br />

von Belfort viele elsässische Gerichte angeboten.<br />

Ein Spaziergang in den Straßen von<br />

Belfort zeugt von den kriegerischen Zeiten.<br />

Anderswo würde man das vielleicht<br />

langweilig finden, hier aber ist man stolz<br />

auf die diskret in das Stadtbild integrierten<br />

Monumente. So ist im Zentrum auf der<br />

Place de la République den drei Belagerungen<br />

ein Denkmal errichtet worden. Es<br />

erinnert an die drei Offiziere, unter deren<br />

Leitung die Stadt im 19. Jahrhundert dreimal<br />

so heroisch dem Feinde widerstand:<br />

Legrand, Lecourbe und Denfert-Rocherau.<br />

Das Denkmal ist nicht überdimensioniert<br />

und hat seinen Platz in den Herzen der<br />

Belforter Bürger.<br />

Das größte Zeugnis der Bindung der<br />

Stadt an ihre Geschichte ist gewiss die<br />

Skulptur von Frédéric Bartholdi, der auch<br />

die Freiheitsstatue von New York mit entworfen<br />

hat. Sein Werk in Belfort ist ein<br />

Löwe von 22 Metern Länge und elf Metern<br />

Höhe, der aus dem roten Stein der Vogesen<br />

gehauen ist. Diese Statue, die für Belfort<br />

in etwa das ist, was der Eiffelturm für die<br />

Pariser darstellt, befindet sich am Fuß der<br />

Zitadelle. Als Symbol des Widerstands<br />

gegen die Preußen wacht hier der Löwe<br />

herrschaftlich über die Stadt. Ursprünglich<br />

sollte das gefährliche Raubtier nach Osten<br />

blicken, um die ehemaligen Feinde abzuschrecken.<br />

Man hat das aber geändert, was<br />

zeigt, wie humorvoll die Belforter Bürger<br />

sein können. Der Löwe schaut nun nach<br />

Westen zur Stadt hin, und man möchte<br />

fast meinen, dass er seitdem eher etwas von<br />

einer friedlichen Katze, als von einem kriegerischen<br />

Raubtier hat.<br />

Die Leute aus Belfort erzählen gerne<br />

und oft die zahlreichen Legenden über den<br />

Löwen, die seit Generationen weitergegeben<br />

werden. Eine besagt, dass in manchen<br />

Nächten ein Raubtierbrüllen in den Gassen<br />

von Belfort zu hören sei. Aber das ist wohl<br />

doch nur ein natürliches Phänomen. Wenn<br />

man sich an einem Winterabend, wenn der<br />

Sturm um die Felsen pfeift, neben den Löwen<br />

stellt, dann ist bei genauerem Hinhören<br />

das Brüllen doch nur ein von vom Sturm<br />

hervorgebrachtes « Löwengebrüll ». Eine<br />

andere Geschichte erzählt, dass Bartholdi<br />

sich umgebracht haben soll, nachdem er<br />

festgestellt hatte, dass er vergessen hat, die<br />

Zunge in der Schnauze des Tieres anzubringen.<br />

Der Künstler ist aber wohl doch an<br />

einem natürlichen Tod gestorben. Außerdem<br />

haben die Restaurierungsarbeiten der<br />

vergangenen Jahre gezeigt, dass der Löwe<br />

in seinem Maul sehr wohl eine schöne und<br />

wohlausgearbeitete Zunge besitzt.<br />

Übrigens ist der Löwe von Belfort nicht<br />

mehr alleine. Auf Vorschlag von Bartholdi<br />

wurde eine kleinere Kopie des Löwens auf<br />

der Pariser Place Denfert-Rochereau im<br />

14. Arrondissement aufgestellt. Sie ist eine<br />

Hommage an Denfert-Rochereau. Was<br />

aber kaum noch einer weiß: Der Platz hieß<br />

früher Place d’Enfer (dt. Platz der Hölle).<br />

Die Entscheidung, den Platz in den Namen<br />

des Gouverneurs von Belfort umzubenennen,<br />

entbehrt nicht einer gewissen Komik,<br />

verdeutlicht man sich einmal die lautmalerische<br />

Ähnlichkeit von Place d’Enfer und<br />

Place Denfert-…<br />

Belfort entdeckt man am besten zu Fuß<br />

bei einem Spaziergang durch die Gassen<br />

der Altstadt innerhalb der Festungsmauern.<br />

Hier ist die besondere, geschichtsträchtige<br />

Atmosphäre der Stadt zu verspüren. Belfort<br />

Das<br />

Kongresszentrum<br />

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Belfort<br />

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Ihre Teilnehmer<br />

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Fax (33) 03 84 58 85 01<br />

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ièges<br />

Rouen<br />

Unterwegs in Frankreich Belfort<br />

größten Festivals Frankreichs.<br />

Amiens<br />

Beauvais<br />

Calais Dunkerque<br />

ist aber keine museale Stadt. Es gibt<br />

eine lebendige Innenstadt mit einer<br />

Boulogne<br />

kleinen, geschäftigen Fußgängerzone.<br />

Die Stadt erscheint ein Lille<br />

Roubaix<br />

wenig<br />

beschaulich, das ist wahr. Wenn man<br />

aber Ende Juli zu Besuch kommt, wird<br />

man erleben, dass die Beschaulichkeit<br />

Arras<br />

auch einen Teil Verrücktheit enthält.<br />

Es startet dann nämlich eines der<br />

Die Wiesen am etwa zehn Kilometer<br />

vom Stadtzentrum entfernten<br />

A1/E15-E19<br />

Aus<br />

<br />

Deutschland und Österreich lässt<br />

sich Belfort bequem über die Autobahn<br />

A16<br />

A36, die von der deutsch-französischen A4/E50<br />

A13/E5 Grenze in Richtung Beaune/Dijon führt,<br />

erreichen. Die PARIS Stadt verfügt über zwei<br />

Autobahnabfahrten. Aus den meisten<br />

Gent<br />

eine Art Woodstock. Bruxel An drei Tagen<br />

Charleville-Mézières<br />

Lieblingsmusik. Viele campen<br />

A4/E25<br />

gratis<br />

A<strong>26</strong>/E17<br />

Antwerpen<br />

Malsaucy-See verwandeln sich in<br />

versammeln sich mehr als 100.000<br />

Liege<br />

Menschen auf der Halbinsel, um die<br />

« Eurockéennes » zu feiern. Über 75<br />

Charlroi<br />

Rock-, Elektro-, Pop- und Hardrockkonzerte<br />

werden gegeben, darunter<br />

einige der angesagtesten Bands<br />

aus ganz Europa. Egal ob bei Regen<br />

oder bei größter Hitze, die Leute<br />

machen Party und genießen ihre<br />

A34/E46<br />

Lufthansa bietet Direktflüge ab Düsseldorf,<br />

Frankfurt a.M. und München<br />

Reims<br />

nach<br />

Basel/Mulhouse an; EasyJet A4/E50 ab Berlin,<br />

Epernay Düssel dorf und Hamburg; Austrian ab<br />

Châlons-en-<br />

Wien. Champagne<br />

direkt neben den Bühnen. Ein paar<br />

Tage später hat das Grün am Malsaucy-See<br />

ordentlich gelitten, doch<br />

es dauert nicht lange und die Natur<br />

erholt sich unter tätiger Mithilfe der<br />

Gärtner wieder. Ein paar Wochen<br />

später ist von all dem nichts mehr zu<br />

sehen, und die Stadt hat längst ihre<br />

Ruhe wieder. Auch das ist Belfort,<br />

ein bisschen Verrücktheit für eine<br />

offensichtlich beschauliche, alte Persönlichkeit.<br />

Luxembourg<br />

Saarbrücken<br />

A31/E21-E23 geöffnet, 01.10. – 31.03. 10.00 – 17.00 Uhr,<br />

01.04. – A430.09. 10.00 – 17.30 Uhr)<br />

Metz<br />

Kunst- und Geschichtsmuseum<br />

A31/E21-E23 (geöffnet Mi – Mo) A4/E25<br />

Schweizer Kantonen erreicht man Belfort Es mag erstaunen, doch trotz der<br />

Nancy<br />

Strasbourg<br />

über Basel und Mulhouse und dann grenznahen Lage existieren keine<br />

Chartres ebenfalls weiter über die A5/E54 A36. Alternativ<br />

A<strong>26</strong>/E17<br />

direkten Zugverbindungen aus<br />

A35<br />

A11/E50<br />

Troyes<br />

A31/E21-E23<br />

A10/E5<br />

Kantonen die Anreise über eine gerade und der Schweiz erreicht man Belfort<br />

Sens<br />

zur Autobahn ausgebauten direkten mit Umsteigen in A5/E17-E54 Mulhouse.<br />

Colmar<br />

Verbindung von Biel nach Belfort an.<br />

A6/E15<br />

bietet sich aus einigen westlichen Deutschland nach Belfort. Aus Basel<br />

A5/E35<br />

Freiburg<br />

Orleans<br />

www.ot-belfort.fr<br />

A35/E25<br />

Belfort…<br />

… Berlin 892 km<br />

Auxerre<br />

… Hamburg 814 km Maison du Tourisme de Belfort<br />

Belfort Mulhouse<br />

… Köln 520 km … München 508 km 2, rue Clémenceau<br />

A10/E5-E60 Chambord<br />

A6/E15<br />

A31/E17-E21<br />

Basel<br />

France<br />

Cheverny … Wien 948 km … Zürich 160 km Vézelay 90000 Belfort<br />

A36/E60<br />

Avallon Flavigny<br />

Telefon: + 33 (0)3 84 90<br />

A71/E9<br />

55 Dijon 90<br />

Chenonceau<br />

A85<br />

Der nächste Flughafen ist der Euro-<br />

A38<br />

Besançon<br />

Airport Basel/Mulhouse, der über Zitadelle:<br />

Schweiz<br />

zahlreiche Direktverbindungen aus Bartholdis Löwe (täglich geöffnet)<br />

Bern<br />

Bourges<br />

Bouges-le-Château<br />

Beaune<br />

dem deutsch sprachigen Raum verfügt. Burg und Aussichtsterrasse (täglich<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Chalon-sur-Saône<br />

LESETIPPs FÜR Ausflüge A6/E15 in die Umgebung<br />

Lausanne<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

Plombières-les-Bains, thermale Freuden in den Cluny<br />

Epinal, Stadt der Parks und Museen<br />

Vogesen<br />

Das lothringische Epinal ist keine Stadt, die<br />

Montluçon<br />

Genève<br />

Im Herzen des regionalen Naturparks Ballons des<br />

viel von sich reden macht. Wer in die Region<br />

Vosges entspringt A71/E11 in einem reizvollen Tal<br />

fährt, besucht meist die großen Städte<br />

die angeblich heißeste Thermalquelle des<br />

Metz und Nancy oder sucht Erholung<br />

Annecy<br />

euro päischen Kontinents. Die Alten Römer<br />

in den grünen Weiten der Vogesen.<br />

Clermont-<br />

A72/E70<br />

Limoges<br />

und Ferrand illustren Gäste der letzten Jahrhunderte<br />

Dabei hat das tausendjährige Epinal,<br />

A89/E70 können sich nicht geirrt haben: Plombièresles-Bains<br />

Lyon<br />

die Hauptstadt des Departements<br />

ist A75/E11 ein besonders charmanter<br />

Vogesen, Chamébrydurchaus einige<br />

le Mont-Dore<br />

Kurort, der noch heute zahlreiche Gäste anlockt.<br />

Sehenswürdigkeiten zu bieten.<br />

St. Etienne<br />

A35<br />

Karlsruh<br />

Deutschla<br />

Z<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

A7/E15<br />

Grenoble<br />

Valence<br />

Italien<br />

Briançon<br />

Torino<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.<br />

Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Peter Drawert, Uwe Henning, Jürgen Rosenboom.


Unterwegs in Frankreich Saint-Emilion<br />

Saint-Emilion<br />

Ein Besuch mit Freunden<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Saint-Emilion, ein Name, der<br />

Weinliebhaber ins Schwärmen<br />

bringt. Das kleine Dorf in der<br />

Nähe von Bordeaux steht synonym<br />

für eine der prestigeträchtigsten<br />

Appellationen der Weinwelt.<br />

Doch auch der Ort selbst, einst<br />

ein kleiner mittelalterlicher<br />

Marktflecken, romantisch inmitten<br />

von Weinbergen gelegen, zählt zu<br />

den wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />

in Aquitanien. Dabei konnte<br />

Saint-Emilion bis heute seine<br />

Seele bewahren und bietet Raum<br />

für authentische Entdeckungen<br />

jenseits des Massentourismus. Auf<br />

der Suche nach den verborgenen<br />

Reizen der von der UNESCO zum<br />

Weltkulturerbe ernannten<br />

Gemeinde.<br />

Ich bin gerade erst in Saint-<br />

Emilion angekommen. Natürlich<br />

habe ich mich im Vorfeld<br />

gut auf meinen Besuch vorbereitet,<br />

habe im Internet recherchiert und<br />

mehrere Reiseführer gelesen. Ich<br />

meine fast, den Ort und seine Geschichte<br />

bereits vollkommen zu<br />

kennen. So weiß ich um den großen<br />

Heiligen aus Vannes in der Bretagne,<br />

der hier im 8. Jahrhundert<br />

zunächst Schutz in einer Höhle<br />

fand, dann eine Wasserquelle entdeckte<br />

und schließlich eine kleine<br />

religiöse Siedlung gründete. Ich<br />

habe in der französischen Nationalbibliothek<br />

sogar alte Bücher<br />

über den Ort studiert, unter anderem<br />

einen Führer aus dem Jahre<br />

1820, in dem es hieß, dass « die<br />

kleine Stadt in ihrer Gänze ein<br />

Kunstobjekt von besonderem Interesse<br />

» sei. Und: « Alles hat eine<br />

Fremdheit und einen Charakter,<br />

was man so nicht woanders findet ».<br />

Ich habe auch gelesen, dass manche<br />

Saint-Emilion mit « einem<br />

Schmuckstück in einem rubinroten<br />

Schmuckkästchen » vergleichen.<br />

Natürlich beflügelten derartige<br />

Schwärmereien meine Neugierde,<br />

das Winzerdorf einmal selbst zu<br />

entdecken. Und so bin ich nun<br />

hier.<br />

Es ist kein Geheimnis: Der<br />

beste Ort, um in Frankreich das<br />

Leben der Franzosen zu beobachten,<br />

ist die Terrasse eines Cafés.<br />

Ich nehme also auf einer solchen<br />

Platz – mitten im Zentrum von<br />

Saint-Emilion gegenüber der Kirche.<br />

Es ist der perfekte Ort, um<br />

dieses ungewöhnliche Gotteshaus<br />

in Ruhe zu bewundern. Im 11.<br />

und 12. Jahrhundert wurde es von<br />

Mönchen in den Fels gehauen.<br />

15.000 Kubikmeter Stein entfernte<br />

man dafür. In Anbetracht dieses<br />

einzigartigen Bauwerkes mit seiner<br />

67 Meter hohen Turmspitze fühle<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 53


Unterwegs in Frankreich Saint-Emilion<br />

Impression aus den Gassen und von den Plätzen rund um die Kirche von Saint-Emilion, die einst in<br />

den Fels gehauen wurde. S. 52/53: Blick über die Dächer des kleinen Winzerdorfes.<br />

ich mich klein. Außerdem sehe ich<br />

von hier die gut erhaltene Stadtmauer,<br />

auf der man das Dorf umrunden und<br />

gleichzeitig entlang der angrenzenden<br />

Weinberge wandeln kann. Auch den<br />

Tour du Roi erkenne ich. Von dem<br />

rechteckigen Bergfried soll man einen<br />

schönen Blick auf das Umland haben.<br />

Ich will aber eigentlich gar nicht<br />

das Saint-Emilion der Postkarten und<br />

Reiseführer erkunden. Ich möchte vielmehr<br />

das echte Herz des Winzerdorfes<br />

kennenlernen. Aber wie? Vielleicht<br />

sollte ich es den Einheimischen nachmachen<br />

und erst einmal einen petit<br />

noir, wie die Franzosen einen Espresso<br />

nennen, beim Kellner bestellen – für<br />

einen edlen Saint-Emilion-Tropfen ist<br />

es noch zu früh und ohnehin schon<br />

zu heiß – und dazu die Lokalzeitung<br />

Sud-Ouest lesen. Bisher kannte ich das<br />

Blatt nicht besonders gut, aber hier<br />

scheint jeder damit herumzulaufen.<br />

Eine typisch<br />

französische Begegnung<br />

Neben mir sitzt ein Ehepaar, das<br />

sich lebhaft miteinander unterhält.<br />

Die beiden scheinen aus dem Ort zu<br />

stammen. Die Frau erinnert ihren<br />

Mann daran, während dieser einen<br />

Lottoschein ausfüllt, dass man noch<br />

zum Bäcker gehen müsse. Scheinbar<br />

fehlt es dem Gatten an diesem Tag ein<br />

bisschen an Kreativität, denn er fragt<br />

seine bessere Hälfte unaufhörlich nach<br />

allen möglichen Geburtstagen von<br />

Fami lien angehörigen und Freunden.<br />

Während ich die Situation diskret<br />

hinter meiner Zeitung beobachte,<br />

fragt mich die Frau unerwartet nach<br />

der Uhrzeit. Ich schaue auf meine Uhr<br />

und antworte: « 10.10 Uhr ». Mein Gegenüber<br />

quittiert meine Antwort mit<br />

einem Lächeln und einem « Merci ».<br />

Ich bin stolz auf mich. Mein Verhalten<br />

scheint angemessen gewesen zu sein.<br />

Irgendwie fühle ich mich gleich wie<br />

jemand von hier.<br />

Ein paar Sekunden später dreht sich<br />

die Frau wieder zu mir um und fragt, ob<br />

ich aus der Schweiz käme. Ein bisschen<br />

verärgert und enttäuscht zugleich, dass<br />

ich wohl doch als Fremder auffalle und<br />

darüber hinaus einen Akzent haben<br />

muss, antworte ich ihr: « Ganz und gar<br />

nicht, ich komme aus Hannover, aus<br />

Deutschland ». Sie scheint ein bisschen<br />

erstaunt und meint, was mich wieder<br />

versöhnlich stimmt: « Oh, Verzeihung!<br />

Ihr Französisch klang so perfekt, da<br />

dachte ich, dass Sie aus der Schweiz<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


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kämen. Glückwunsch, ich würde gerne<br />

so gut Deutsch sprechen wie Sie Französisch<br />

». Erstaunlich, was sich aus so<br />

wenigen von mir gesprochen Worten<br />

alles ableiten lässt…<br />

Aber es hätte nicht besser laufen<br />

können. Ich habe eine Möglichkeit<br />

gefunden, mit den Menschen aus<br />

Saint-Emilion in Kontakt zu kommen.<br />

Wunderbar! Und wie so oft in<br />

französischen Cafés befinde ich mich<br />

plötzlich in einem Gespräch mit meinen<br />

Tischnachbarn. Ich erfahre, dass<br />

die beiden Jean und Nicole heißen und<br />

Frührentner sind, die in Saint-Emilion<br />

inzwischen ihr Zuhause haben.<br />

Eine Liebe für Saint-Emilion<br />

Ihr Berufsleben verbrachten sie dagegen<br />

im Pariser Großraum, bevor sie<br />

sich vor ein paar Jahren hier in einem<br />

alten Bauernhaus, das sie von Nicoles<br />

Mutter erbten, niederließen. « Als meine<br />

Mutter 1995 starb », erzählt Nicole<br />

freimütig, « haben wir beschlossen,<br />

das Haus erhalten zu wollen. Das war<br />

sicherlich ein bisschen verrückt. Ein<br />

Haus außerhalb des Dorfes, ein wenig<br />

verloren in den Weinbergen, ohne<br />

Zentralheizung und mit schlechter<br />

Isolierung und viel Renovierungsbedarf.<br />

Außerdem wohnten wir mit<br />

unseren Kindern noch in Paris. Es<br />

war nicht einfach, regelmäßig hierher<br />

zu kommen, um uns um das Haus zu<br />

kümmern. Dennoch haben wir mindestens<br />

einmal im Monat die Fahrt auf<br />

uns genommen. »<br />

Nun lässt sich auch Jean von den<br />

Erinnerungen an eine andere Zeit<br />

mitreißen: « Wir sind am Freitagabend<br />

um 20.00 Uhr losgefahren und kamen<br />

erst gegen 2.00 Uhr morgens hier an,<br />

in einem gerade im Winter kalten und<br />

feuchten Haus. Doch unsere Kinder<br />

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Unterwegs in Frankreich Saint-Emilion<br />

Oben: Weinkisten und Weinläden gehören zum Straßenbild von Saint-Emilion. Nadia verkauft in ihrem kleinen Geschäft<br />

Makronen, die nach dem Originalrezept der Ursulinen von 1620 hergestellt werden. Unten: Blick auf die Umgebung des Dorfes.<br />

Nicole im Garten des Cloître des Cordeliers. Die leeren Flaschen werden von den Gästen in die Holzständer gesteckt.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


konnten das Leben auf dem Lande entdecken.<br />

Wenn man zum Beispiel mit<br />

einer Wärmflasche sein Bett anwärmen<br />

musste. Wir genossen diese Wochenenden,<br />

an denen wir meist am Sonntag<br />

wieder 600 Kilometer zurück nach Paris<br />

fahren mussten, bevor eine neue Arbeitswoche<br />

begann. Das war schon verrückt,<br />

wenn man heute daran denkt. »<br />

In der Tat, es hat etwas Verrücktes,<br />

an einem Wochenende 1.200 Kilometer<br />

zu fahren, um zwei Tage in einem<br />

Haus zu verbringen, das sonst die<br />

ganze Zeit leer steht. Doch als ich die<br />

beiden frage, woher diese Motivation<br />

dazu kam, ist ihre Antwort spontan<br />

und einmütig: « Vom Herzen ». Saint-<br />

Emilion muss also eine ganz besondere<br />

Anziehungskraft haben. Das Herz<br />

kann sich nicht täuschen. Ich werde<br />

noch neugieriger auf diesen Ort.<br />

« Haben Sie ein wenig Zeit? », fragt<br />

mich Nicole. Diese Frage hätte nicht<br />

passender sein können. « Ja, selbstverständlich<br />

», antworte ich freudig.<br />

« Dann kommen sie mit uns mit. Wir<br />

möchten Ihnen etwas zeigen. »<br />

Nicht nur Händler,<br />

sondern auch Freunde<br />

Wir verlassen gemeinsam den zentralen<br />

Platz und gehen die Gassen des<br />

Dorfes hinauf. Die Geschäfte sind alle<br />

geöffnet. Doch obwohl viele von ihnen<br />

mit großen Schildern zum Verkauf von<br />

Weinen werben und ich deshalb dachte,<br />

sie würden sich eher auf die Touristen<br />

als Zielgruppe konzentrieren,<br />

scheint man in Saint-Emilion noch<br />

einen sehr vertrauten Umgang miteinander<br />

zu pflegen. Fast alle Händler<br />

grüßen Jean und Nicole. So wie es in<br />

Dörfern typisch ist. Manchmal halten<br />

wir vor einer Boutique an. Jean unterhält<br />

sich dann ein wenig mit dem<br />

Inhaber, während Nicole mir die eine<br />

oder andere Weinflasche empfiehlt.<br />

Einmal sagt sie: « Diese Flasche<br />

kommt vom Château Robin, das ist<br />

eines unserer Lieblingsweingüter.<br />

Wir kennen Madame Buzet sehr gut,<br />

eine bemerkenswerte und mutige<br />

Frau, die einen Wein von hoher Qualität<br />

herstellt. Die Arme hat zwar vor<br />

kurzem ihren Mann verloren, doch<br />

sie führt ihre Arbeit mit ihrem Sohn<br />

weiter. Wenn wir Zeit haben, helfen<br />

wir ihr bei der Weinlese. Das ist ein<br />

ganz wunderbares Erlebnis. Das<br />

sollten Sie unbedingt einmal mitmachen.<br />

» Nicole und Jean schaffen<br />

es jedenfalls, meinen Blick auf diese<br />

Geschäfte mit ihrem Weinangebot<br />

zu verändern. Was ich vorher beinahe<br />

als Touristen nepp eingestuft hätte,<br />

bekommt plötzlich eine ganze andere,<br />

viel menschlichere Aura.<br />

Nachdem wir eine gute Strecke<br />

durchs Dorf gelaufen sind, gelangen<br />

wir an eine der wenigen Straßen, auf<br />

denen Autos fahren dürfen. Die Rue<br />

Guadet. Sie ist so etwas wie die Hauptstraße<br />

des Ortes, an der sich wichtige<br />

Gebäude wie die Post befinden. « Sehen<br />

Sie diese kleine Boutique? », fragt<br />

mich Nicole, während sie auf ein etwas<br />

altmodisches Schaufenster zeigt, auf<br />

dem « Fabrique de Macarons » steht.<br />

« Hier arbeitet Nadia, sie ist einer der<br />

Gründe, warum wir Saint-Emilion<br />

lieben. »<br />

Nadia, Hüterin der Makronen<br />

Wir betreten den Laden mit dem<br />

Namen « Macarons Ferlion ». Sogleich<br />

umhüllt mich ein süßlicher Duft. Ich<br />

schaue mich um. Das Geschäft erinnert<br />

an eine Konditorei. Hinter dem<br />

Tresen steht eine brünette Frau, die auf<br />

uns zukommt und meine persönlichen<br />

Stadtführer herzlich mit Küsschen<br />

begrüßt. Ich werde als « ein deutscher<br />

Freund, der wissen will, warum wir<br />

Saint-Emilion so lieben » vorgestellt.<br />

Das bringt alle drei zum Schmunzeln.<br />

Nadia fordert mich danach auf, ihr<br />

zu folgen. Wir gehen in die Hinterräume<br />

des Ladens. Dort reicht sie mir<br />

ein weißes Blatt Papier, auf dem Kekse<br />

angeordnet sind. Sie sind der Grund für<br />

den angenehmen Duft in der Boutique.<br />

« Es ist nicht nur der Wein, der Jean<br />

und Nicole in Saint-Emilion hält. Die<br />

beiden Gourmets lieben auch unsere<br />

macarons. Nehmen und probieren Sie »,<br />

bittet mich Nadia sogleich. Ich beiße in<br />

den Keks. Ganz anders als sein Aussehen<br />

vermuten lässt, ist er nicht trocken,<br />

sondern saftig-weich im Inneren. Nadia<br />

erklärt mir, dass das Gebäck nur aus<br />

simplen natürlichen Zutaten besteht:<br />

Mandeln (halbbittere und bittere), Eiweiß<br />

und Zucker. Das ist alles.<br />

Ich erfahre außerdem, dass die<br />

Makronen eine lange Geschichte haben.<br />

« Man kann Saint-Emilion nicht<br />

ohne dieses Gebäck verstehen », meint<br />

Jean zu mir. Die Ursprünge liegen dabei<br />

weit zurück. Um 1620 waren es die<br />

Ursulinen, die wohl zum ersten Mal<br />

die süße Köstlichkeit von Saint-Emilion<br />

herstellten. Das Originalrezept<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 57


Unterwegs in Frankreich Saint-Emilion<br />

Linke Bilder: Cloître de la Collègiale, ein Klosterbau aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, der zu den<br />

Sehenswürdigkeiten von Saint-Emilion zählt. Rechtes Bild: Blick über die Dächer des Dorfes.<br />

wurde danach von Generation zu<br />

Generation weitergereicht, überlebte<br />

sogar die Französische Revolution, bis<br />

es in den Besitz von Nadia kam.<br />

Nicole erklärt mir, dass Nadia sehr<br />

stolz sei, das Rezept 2008 von einer gewissen<br />

Madame Blanchez übertragen<br />

bekommen zu haben, einer alten Dame,<br />

die es vor ihr sorgfältig aufbewahrt<br />

hatte. Als sich Madame Blanchez zur<br />

Ruhe setzte, wollten viele im Ort das<br />

Rezept erben. Doch die alte Dame<br />

wählte Nadia aus, eine Frau, die nicht<br />

davor zurückschreckt, morgens früh<br />

aufzustehen und abends lange zu arbeiten,<br />

um ihrer Leidenschaft fürs Backen<br />

nachzugehen. Bei Nadia wähnte Madame<br />

Blanchez das Originalrezept der<br />

Ursulinen in sicheren Händen.<br />

Eine gute Wahl, denn Nadia achtet<br />

nicht nur penibel auf die Einhaltung<br />

der Rezeptur von 1620, sondern auch<br />

auf die Qualität der verwendeten Zutaten.<br />

Sie scheut zudem keine Mühe<br />

bei der Zubereitung. Alles wird selbst<br />

hergestellt. Nadia käme nie auf die<br />

Idee, wie es viele Konditoreien heute<br />

machen, geschlagenes Eiweiß oder<br />

Mandelteig vorproduziert einzukaufen.<br />

Das wird auch in Zukunft so bleiben.<br />

Als wir den Laden wieder verlassen,<br />

natürlich nicht ohne ein paar<br />

Makronen als Mitbringsel eingekauft<br />

zu haben, erklärt mir Nicole, dass die<br />

Konkurrenz in Saint-Emilion sehr<br />

stark ist. Diverse Geschäfte nennen<br />

sich selbst « Rois du macaron » (dt. Könige<br />

der Makronen) und werben damit<br />

auch groß in ihren Schaufenstern.<br />

Doch das echte Originalrezept hat nur<br />

Nadia. Man müsste alle Touristen darüber<br />

aufklären können…<br />

Ein Champagner, der keiner ist<br />

« 12.00 Uhr, Zeit für einen Aperitif<br />

», sagt Jean bestimmt. « Folgen Sie<br />

uns, wir zeigen Ihnen einen weiteren<br />

Ort, den wir in Saint-Emilion schätzen.<br />

Aber ich warne Sie, dort werden<br />

auch Sie sich in dieses Dorf verlieben. »<br />

Während die Sonne die Gassen des Ortes<br />

bereits kräftig aufgeheizt hat, gehen<br />

wir die Rue Guadet hoch und biegen<br />

nach links in die Rue des Cordeliers ab.<br />

Die Straße befindet sich oberhalb der<br />

meisten Häuser des Ortes und bietet<br />

einen wunderbaren Panoramablick.<br />

Jean und Nicole schreiten schließlich<br />

durch ein Eingangstor auf ein<br />

Privatgrundstück. Ein Schild weist<br />

auf « Les Cordeliers, Crémant de Bordeaux,<br />

Kloster aus dem 14. Jahrhundert,<br />

Park und Terrasse, Weinverkostung<br />

» hin. Nicole und Jean scheinen<br />

den Ort bestens zu kennen. Auf der<br />

rechten Seite hinter dem Eingangstor<br />

befindet sich ein Tresen unter einem<br />

Dach. Die beiden werden dort herzlich<br />

begrüßt und kommen mit drei Gläsern<br />

und einer Flasche, die wie eine Champagnerflasche<br />

aussieht, zurück. Die<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Flasche scheint sehr kühl zu sein, da<br />

Wasser an ihr kondensiert.<br />

« Kommen Sie mit », fordert mich<br />

Jean auf. Wir durchqueren einen<br />

Hof, gehen an Arkaden vorbei, die<br />

wahrscheinlich Reste eines verfallenen<br />

Kreuzgangs sind, und kommen<br />

zu einem verwunschenen Garten, wo<br />

die Natur Oberhand über die Gebäudereste<br />

dieses ehemaligen Klosters<br />

Brest<br />

gewonnen hat. Ein paar Gartentische<br />

mit Stühlen stehen verstreut herum.<br />

Dazwischen Holzgestelle mit Löchern<br />

in umgekehrter V-Form, in die man<br />

die leeren Flaschen hineinsteckt.<br />

« Ist dies nicht ein magischer<br />

Ort? », fragt mich Nicole, als wir uns<br />

an einen Tisch im Schatten unter einen<br />

Baum setzen. « Wir haben hier,<br />

wie viele Bewohner des Dorfes, unsere<br />

kleinen Rituale. Gerne diskutieren wir<br />

Aus<br />

<br />

Norddeutschland erreicht man<br />

Saint-Emilion über die Auto bahnverbindung<br />

Paris, Tours und Bordeaux.<br />

Von Bordeaux geht es über Libourne<br />

nach Saint-Emilion (N89, D1089 und<br />

D243). Aus Süddeutschland, Österreich<br />

und der Schweiz fährt man am besten<br />

über Lyon und Clermont-Ferrand bis<br />

nach Libourne und von dort weiter<br />

nach Saint-Emilion.<br />

Saint-Emilion …<br />

… Berlin 1.657 km<br />

… Köln 1.092 km<br />

… Wien 1.728 km<br />

… Hamburg 1.507 km<br />

… München 1.288 km<br />

… Zürich 939 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Bordeaux,<br />

der aus dem deutschsprachigen<br />

Raum, nachdem Lufthansa ihre Flüge<br />

eingestellt hat, nicht mehr direkt<br />

angeflogen wird. Air France verbindet<br />

Bordeaux aber via Paris und Lyon mit<br />

zahlreichen Städten in Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz<br />

Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

nach Saint-Emilion. Der nächste TGV-<br />

Bahnhof ist in Bordeaux. Von dort<br />

verkehren Vorortzüge (TER) nach Saint-<br />

Emilion. Fahrzeit ca. 40 Minuten.<br />

mit Leuten bei einem Glas Crémant.<br />

Er ist weniger bekannt als der Wein<br />

aus Saint-Emilion. Er ist so etwas wie<br />

unser Champagner. » Das kann ich bestätigen,<br />

der Crémant hat viel von einem<br />

Champagner. Es gibt ihn in weiß<br />

und rosé, letztere Variante bevorzuge<br />

Lannion<br />

Dinard Saint-Malo<br />

A28/E402<br />

ich, nachdem ich beide gekostet habe. schlechtes Avranches Gewissen und entschuldige<br />

N12/E50<br />

Vor allem ist der Crémant angenehm le Mont-Saint-Michel<br />

Saint-Brieuc<br />

N176/E401 mich, die beiden so lange aufgehalten zu<br />

erfrischend. Ich muss an diesem Ort haben. A84« Aber nein », sagen beide unisono,<br />

« das war ein echtes<br />

Dinan<br />

an einen deutschen Biergarten den-<br />

N12/E50<br />

Alençon Vergnügen. »<br />

N164<br />

ken. Es geht vielleicht etwas ruhiger<br />

zu und anstatt Bier trinkt man einen<br />

Quimper<br />

Rennes<br />

edlen Tropfen,<br />

D768<br />

aber ansonsten fühlt<br />

es sich ähnlich an. Ich N24 muss innerlich<br />

N165/E60<br />

über diesen Lorient Vergleich schmunzeln,<br />

Vannes<br />

ein Biergarten mit « Champagner »,<br />

das perfekte Frankreichklischee, oder?<br />

Aber am N165/E60<br />

Quiberon<br />

Ende zählt doch vor allem<br />

die angenehm lockere und<br />

La Baule<br />

gesellige<br />

Atmosphäre.<br />

www.saint-emilion-tourisme.com<br />

Office de Tourisme<br />

Place des Créneaux<br />

33330 Saint-Emilion<br />

Telefon: +33 (0)5 57 55 28 28<br />

Macarons Ferlion<br />

9, rue Guadet<br />

33330 Saint-Emilion<br />

Telefon: + 33 (0)5 57 24 72 33<br />

www.macarons-saint-emilion.com<br />

Gourmets genießen die Makronen frisch<br />

gebacken. Gut passt dazu ein Kaffee<br />

oder ein Dessert mit Eis oder frischen<br />

Montalivet<br />

Früchten. In einem Frischhaltebeutel<br />

halten sich die Makronen problemlos<br />

zwei Wochen im Kühlschrank.<br />

Cloître des Cordeliers<br />

2bis, rue de la Porte Brunet<br />

33300 Saint-Emilion<br />

Telefon: + 33 (0)5 57 24 58 32<br />

www.lescordeliers.com<br />

St. Nazaire<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Der Eintritt in den Garten ist kostenlos.<br />

Es ist auch möglich, die Kellergewölbe, Mimizan<br />

die bis zu 20 Meter in die Tiefe reichen,<br />

zu besichtigen. Dabei erfährt man auch,<br />

wie der Crémant hergestellt wird. Im<br />

Sommer zudem eine gute Möglichkeit,<br />

sich von der Hitze draußen zu erholen. Hossegor<br />

Biarritz<br />

Hendaye<br />

Donostia-<br />

S. Sebastian<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Caen A13/E46<br />

beim Bäcker. Saint-Lô Nun ist es zu spät. » Wenn<br />

einer Bedingung: Dass A11/E501 ich zusammen<br />

A83<br />

A83<br />

E5-E70/A63<br />

N11/E601<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

France<br />

A64/E80<br />

E5/A10<br />

Libourne<br />

A52/E72<br />

A29/E44<br />

Le Havre<br />

A131 Jumiège<br />

Honfleur<br />

Le Mans<br />

A10/E5<br />

A89/E70<br />

A28/E502<br />

mit ihnen zu Mittag esse. Keine Frage,<br />

Saint-Emilion und seine Bewohner hö-<br />

A11/E60<br />

Angers<br />

ren nicht auf, mich zu überraschen! A86/E60<br />

Tours<br />

Nantes<br />

A87<br />

Monts<br />

Bayonne<br />

Sare<br />

Nach einiger Zeit schaut Nicole<br />

plötzlich auf ihre Uhr: « Mein Gott, es<br />

ist schon 13.00 Uhr, wir waren nicht<br />

man weiß, dass eine Mahlzeit ohne<br />

A84/E401<br />

frisches Brot für Franzosen wie ein<br />

Tag ohne Sonne ist, bekomme ich ein<br />

Zum Glück hatte ich am Morgen auf<br />

dem Weg nach Saint-Emilion frische<br />

Croissants und ein Baguette gekauft,<br />

die noch in meinem Auto liegen. Ich<br />

biete sie Nicole und Jean an. Beide nehmen<br />

das Angebot an, allerdings unter<br />

Cholet<br />

Bordeaux<br />

Niort<br />

Angoulême<br />

Poitiers<br />

Saint-Emilion<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> ·<br />

Pau<br />

59<br />

A10/<br />

C<br />

B


Unterwegs in Frankreich Mont Ventoux<br />

Mont Ventoux<br />

Ein Berg und sein Mythos<br />

Als Wahrzeichen der Provence und gefürchtete<br />

Etappe auf der Tour de France ist der Mont<br />

Ventoux ein Berg, zu dem die Einheimischen<br />

ein ganz besonderes Verhältnis haben. Er dominiert<br />

die Ebene des Comtat Venaissin und bildet<br />

einen Übergang zwischen der Provence und<br />

den Alpen. Zugleich verehrt und gefürchtet, lässt<br />

der Mont Ventoux niemanden kalt. Eine Reportage<br />

über die Hänge und den Gipfel einer regionalen<br />

Berühmtheit.<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Diverse Redensarten existieren über den Mont Ventoux.<br />

Eine von ihnen besagt: « Verrückt ist nicht, wer auf<br />

den Ventoux geht, sondern wer dorthin zurückkehrt »<br />

(im Original: N’est pas fou celui qui va au Ventoux, est fou celui<br />

qui y retourne). Ich sitze auf der Terrasse eines Restaurants in<br />

Suzette, einem kleinen Dorf im Herzen der Dentelles de Montmirail,<br />

einem Höhenzug westlich des Mont Ventoux, und genieße<br />

– nachdem ich einige Jahre im Ausland verbracht habe –<br />

das Wiedersehen mit alten Freunden aus meiner Heimat.<br />

Während wir uns lebhaft unterhalten, wird mein Blick unaufhaltsam<br />

von der Ferne angezogen. Wie schön, unser guter alter<br />

Mont Ventoux ist immer noch da. So merkwürdig es klingen<br />

mag, seine Existenz beruhigt mich. Es tut gut zu spüren, dass<br />

sich manche Dinge im Leben niemals ändern werden. Der<br />

Blick von Suzette aus ist einfach sensationell.<br />

Der Mont Ventoux spielt eine ganz besondere Rolle<br />

im kollektiven Bewusstsein der Menschen dieser Gegend.<br />

Davon zeugen auch die vielen Spitznamen, die diesem Berg<br />

bereits gegeben wurden: glatzköpfiger Berg, Riese der Provence,<br />

Olymp des Midi, heidnischer Gott, heiliger Pass,<br />

kleiner Kilimandscharo oder provenzalischer Fudschijama.<br />

Die Vergleiche sind gewagt, zeigen aber alle das Gleiche:<br />

Der Mont Ventoux zieht die Menschen in seinen Bann.<br />

Der Berg ist weit genug entfernt von den anderen Gipfeln<br />

der Region, um größer zu wirken als er in Wirklichkeit ist.<br />

Diese geografische Isoliertheit macht ihn auch von Weitem<br />

sichtbarer als andere Berge. Mit seinen 1.912 Metern wacht<br />

er über die Provence und ist ein Orientierungspunkt für<br />

die Bevölkerung. Berlin hat seinen Fernsehturm, Paris den<br />

Eiffelturm und die Provence eben ihren Mont Ventoux. Die<br />

Verehrung dieses Wahrzeichens geht sogar so weit, dass<br />

dem Berg eine eigene Zeitschrift (Ventoux magazine) und<br />

ein Internet-Videoportal (Ventoux-tv.com) gewidmet sind.<br />

Am nächsten Tag, während die Sonne von einem wolkenlosen<br />

Himmel scheint, will ich « meinem » Berg einen<br />

persönlichen Besuch abstatten. Mein Zimmer hat leider<br />

keinen Blick auf den Mont Ventoux, womit viele Einheimische<br />

gerne ihre Gästezimmer anpreisen. Ohnehin ist aber<br />

nichts besser als eine echte Erkundungstour auf den Berg.<br />

Ich nehme meine Jacke sowie meinen Regenschirm und<br />

mache mich zusammen mit meinen Kameraden auf den<br />

Weg. Jacke? Regenschirm? Obwohl draußen keine einzige<br />

Wolke zu sehen ist? Ja, richtig! Das Wetter auf dem Mont<br />

Ventoux kann in kürzester Zeit umschlagen. Es ist möglich,<br />

bei strahlend blauem Himmel aufzubrechen und bei<br />

starkem Wind und Regen auf dem Gipfel anzukommen.<br />

Der Mythos des Mont Ventoux beruht auch auf den<br />

klimatischen Kapriolen des provenzalischen Riesen und<br />

die damit verbundene Ehrfürchtigkeit der Menschen. Auf<br />

dem Gipfel ist es nicht selten ungemütlich kalt. Wegen<br />

seiner Höhe herrschen große Temperaturunterschiede zur<br />

Ebene an seinem Fuße und je nachdem, ob man sich auf<br />

der Nord- oder Südseite des Gipfels befindet, ist man starken<br />

Winden ausgesetzt. Selbst im Hochsommer sollte man<br />

deshalb immer einen Pullover bei sich tragen, wenn man<br />

den Mont Ventoux erklimmen will. Wie besagt ein anderes<br />

Lavendelfeld mit dem Mont Ventoux in der Ferne, das perfekte<br />

provenzalische Postkartenmotiv. Linke Seite: Die letzten Kilometer<br />

der Straße auf den Mont Ventoux führen durch karges Ödland.<br />

Sprichwort: « Wenn der Mont Ventoux seinen Hut aufhat<br />

(gemeint ist ein in Wolken eingehüllter Gipfel), wird es bald<br />

regnen, wenn es nicht schon regnet » (im Original: Quand<br />

le Ventoux a son chapeau, s’il ne pleut pas maintenant, il<br />

pleuvra bientôt). So dient der Berg den Einheimischen bis<br />

heute als wichtige Wettervorhersage.<br />

Auf dem Weg von Beaumes-de-Venise zum glatzköpfigen<br />

Berg stellt sich die Frage nach der zu wählenden Strecke.<br />

Es gibt mit dem Auto insgesamt drei Zufahrtsmöglichkeiten,<br />

die in verschiedenen Dörfern ihren Ausgang haben.<br />

Der für uns kürzeste Weg geht über Malaucène und führt<br />

uns auf die Nordseite des Berges. Auf dieser Seite gibt es<br />

auch am meisten zu unternehmen, im Sommer wie im Winter,<br />

selbst wenn die Sonne am späten Nachmittag schneller<br />

verschwindet. Die anderen Zufahrtsstraßen beginnen bei<br />

Bédoin südlich bzw. bei Sault östlich des Mont Ventoux.<br />

Diese beiden Strecken vereinen sich bei Le Chalet-Reynard<br />

auf einer Höhe von 1.440 Metern und führen von dort auf<br />

der Südseite des Berges dem Gipfel entgegen.<br />

Nachdem wir Malaucène hinter uns gelassen haben,<br />

wird die Straße zunehmend steiler. Ich erinnere mich hier<br />

am Anfang der Auffahrt an meine Kindheit, wenn wir<br />

mit dem Schulbus oder im Auto der Eltern auf den Mont<br />

Ventoux fuhren. Ich war jedes Mal ungeduldig, endlich<br />

oben anzukommen. Während wir zum wiederholten Male<br />

einen Radfahrer überholen, erzähle ich meinen Freunden<br />

von meiner Idee, über den Mont Ventoux einen Artikel zu<br />

schreiben. « Was, Du willst über diesen Brocken berichten?<br />

», zeigt sich einer von ihnen erstaunt. Doch diese mit<br />

Ironie gespickte Frage ist wohl als rhetorisch einzustufen.<br />

Die Vauclusiens, wie die Bewohner des Departements heißen,<br />

sind in Wahrheit sehr stolz auf ihren Berg.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 61


Unterwegs in Frankreich Mont Ventoux<br />

Vom Gipfel des Mont Ventoux bietet sich ein wunderschöner Panoramablick, ein perfekter Ort für Sonnenaufgänge<br />

und -untergänge. Rechte Seite: Das Observatorium, das unter anderem als Fernsehsendemast fungiert.<br />

Die erste literarisch festgehaltene Besteigung des Mont<br />

Ventoux ist das Werk des italienischen Dichters Francesco<br />

Petrarca aus dem Jahre 1336. Der Berg, den man gemäß<br />

Petrarca « schon von Weitem entdeckt und fast immer im<br />

Blickfeld hat », hat seitdem niemals aufgehört, das Interesse<br />

von Wissenschaftlern, Künstlern und Sportlern zu wecken.<br />

Man muss sich nur die Namen der Schulen der Umgebung<br />

anschauen, um einen Einblick in die Fülle der Abenteurer<br />

zu bekommen, die dem Ruf des Berges nicht widerstehen<br />

konnten: Frédéric Mistral, Jean-Henri Fabre, Théodore Aubanel,<br />

Agricol Perdiguier, René Char, Joseph Roumanille.<br />

Alle waren zu Lebzeiten vom Mont Ventoux fasziniert.<br />

Der Mont Ventoux verdankt einen Teil seines Rufes<br />

zudem der Tour de France, die den Berg in der Sportwelt<br />

international bekannt gemacht hat. In den Jahren, in denen<br />

das bekannteste Radrennen der Welt über den Mont Ventoux<br />

führt, wird das Ereignis zu einem riesigen Volksfest,<br />

das meist mehr als eine halbe Million Besucher entlang der<br />

Strecke anzieht. Man kann sogar behaupten, dass auf den<br />

Hängen des Mont Ventoux einige der schönsten Legenden<br />

des Wettbewerbs geschrieben wurden. Dieser zieht natürlich<br />

auch zahlreiche Hobbyradler an. In den Sommermonaten<br />

versuchen jeden Tag rund 600 Amateure den Gipfel auf<br />

dem Drahtesel zu erklimmen. Während wir mit dem Auto<br />

einen Höhenmeter nach dem anderen gewinnen, kann ich<br />

mir nur schlecht vorstellen, selbst einmal mit dem Fahrrad<br />

diesen Weg zurückzulegen. Wenn man dann noch bedenkt,<br />

dass sich manche Hobbysportler diese Strecke bis zu elf<br />

Mal an einem Tag zumuten …<br />

Wir kommen schließlich zu der Station Mont Serein<br />

auf der Nordseite des Mont Ventoux. Als ich aus dem Auto<br />

steige, beglückwünsche ich mich innerlich selbst, eine Jacke<br />

mitgenommen zu haben. Im Winter verwandelt sich die<br />

Station in ein kleines Wintersportzentrum, das vor allem<br />

von den Bewohnern der Umgebung frequentiert wird, die<br />

für einen Tagesausflug herkommen. Zwar braucht man<br />

kaum einen halben Tag, um alle Pisten einmal abgefahren<br />

zu sein, dennoch schätzen die Menschen die Station wegen<br />

ihrer geografischen Nähe.<br />

Doch auch im Frühling, wenn der Schnee zu schmelzen<br />

beginnt, kehrt keine Ruhe ein. Familien und Sportler<br />

kommen dann zum Wandern, Reiten oder Paragliding<br />

hierher. Im Sommer ist es sogar möglich, die Skipisten mit<br />

unmotorisierten, an Kettcars erinnernden Fahrzeugen mit<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


luftgefüllten Reifen herunterzujagen. Zurück geht es dann<br />

– wie im Winter – mit dem Schlepplift, der die Fahrzeuge<br />

wieder auf den Berg hochzieht. Dévalkart heißt dieser Spaß<br />

für die ganze Familie. Mountainbikern empfiehlt sich ebenfalls<br />

eine Abfahrt hier auf der Nordseite des Mont Ventoux.<br />

Das nicht ganz ungefährliche<br />

Unterfangen entschädigt mit<br />

einzigartigen Panoramablicken.<br />

Als Belohnung für die<br />

Anstrengungen lockt ein Bad<br />

im Toulourenc im Tal. Dieser<br />

Fluss ist bei den Einheimischen,<br />

sobald die Temperaturen<br />

ansteigen, für seine kühlende<br />

Erfrischung sehr beliebt.<br />

Auch eine Wanderung im Flussbett ist populär, besonders<br />

zwischen Saint-Léger-du-Ventoux und Entrechaux.<br />

Während meine Freunde das Picknick vorbereiten, kommen<br />

mir erneut Bilder aus meiner Kindheit in den Sinn. Ich<br />

sehe mich, wie ich damals auf einer dieser Wiesen meinem<br />

Biologielehrer lauschte. Eine weitere Besonderheit des Mont<br />

Ventoux ist nämlich seine Flora und Fauna, die mit einer<br />

ungewöhnlichen Vielfalt aufwartet. Es heißt, der Berg habe<br />

seine Füße im Mittelmeer und den Kopf in der Arktis. Es<br />

braucht nur einige Kilometer, um von einem Olivenbaum,<br />

« dem » Symbol mediterraner Vegetation, zu einer Mohnart,<br />

die man auch auf Grönland vorfindet, zu gelangen. Die<br />

UNESCO hat den Berg deshalb 1994 zum Biosphärenreservat<br />

erklärt.<br />

Die Natur am Mont Ventoux sah allerdings nicht<br />

immer so aus wie heute. Im 19. Jahrhundert waren<br />

die Wälder unterhalb von 1.100 Metern komplett<br />

abgeholzt. Doch ab 1861 wurden diverse Wiederaufforstungsmaßnahmen<br />

eingeleitet, wobei vor allem<br />

die majestätische Atlas-Zeder angepflanzt wurde.<br />

Heute existiert am Mont Ventoux der größte Zedernwald<br />

Europas. Ein Paradies für verschiedene<br />

Tierarten, so auch für Hirsche, die hier wieder<br />

seit 1954 heimisch sind. Als Kind bin ich mit<br />

meinen Eltern oft im Herbst hierher gekommen,<br />

um in der Dämmerung dem Röhren<br />

der Hirsche zu lauschen. Es war ein beeindruckendes<br />

Spektakel, ihre heiseren Schreie<br />

in den Wäldern zu hören. Manchmal sahen<br />

wir sogar einen Hirsch im Lichtstrahl unserer<br />

Taschenlampen.<br />

Als die Sonne am Horizont fast verschwindet,<br />

beschließen wir, wieder aufzubrechen.<br />

Die Rückfahrt soll über die Südseite<br />

des Berges erfolgen. Möglich macht es die<br />

D974, die fast über<br />

die höchste Stelle des Mont Ventoux führt und – je nach<br />

Witterung – von <strong>März</strong> bis November beide Bergseiten miteinander<br />

verbindet. Wenn man sich dem Gipfel nähert, fällt<br />

der starke Wechsel der Landschaft auf. Die Pflanzen und<br />

Bäume machen einer Wüste aus Steinen und Kalkgeröll<br />

Platz. Letzteres sorgt dafür,<br />

dass der Gipfel besonders<br />

weiß wirkt. Aus der Ebene<br />

heraus sieht es deshalb so<br />

aus, als ob das ganze Jahr<br />

über Schnee auf dem Mont<br />

Ventoux liegen würde. Daher<br />

auch sein Spitzname als<br />

kleiner Kilimandscharo.<br />

Wir halten beim Observatorium<br />

an, das sich dicht unterhalb des Gipfels befindet<br />

und unter anderem als Sende mast zur Übertragung<br />

von Fernsehprogrammen dient. Der Ausblick ist einfach<br />

atemberaubend. Ganz oben vom Gipfel bietet sich ein<br />

360-Grad-Panorama. Bei guter Sicht kann man die Alpen,<br />

das Mittelmeer, die Camargue und das Rhône-Tal mit dem<br />

nach Avignon mäandernden Fluss entdecken. Ich denke an<br />

den Neujahrstag im Januar 2000 zurück, als ich hier oben<br />

war, um den ersten Sonnenaufgang des neuen Jahrtausends<br />

zu bewundern. Ein unvergessliches Erlebnis. Es ist schon<br />

verrückt, wie unwichtig vieles wird, wenn man hier oben<br />

steht.<br />

Für unsere Fahrt zurück in die Ebene wählen wir die<br />

Strecke nach Bédoin. In Le Chalet-Reynard, von wo aus<br />

eine andere Straße weiter nach Sault führt, machen<br />

wir zuvor aber noch einen kurzen Stopp. In der<br />

Berghütte aus dem Jahre 1927 bestellen wir Kaffee<br />

und Kakao. Wer will, kann hier auch richtig<br />

speisen. Zu den Spezialitäten der Küche zählt ein<br />

Omelett mit Trüffeln vom Mont Ventoux. Es<br />

fällt mir schwer, nicht schwach zu werden. Als<br />

wir dann zum Auto zurückkehren, ist es bereits<br />

dunkel. Nur der Mond erhellt die Nacht. Ich<br />

werfe einen letzten Blick zurück zum Gipfel<br />

des Mont Ventoux. In einigen Minuten<br />

werden wir wieder unten in der Zivilisation<br />

sein. Wie gut, dass sich die Hektik in der<br />

Ebene noch nicht auf den Berg ausgedehnt<br />

hat, und wie schön, dass es diesen Riesen<br />

gibt, der über die Provence wacht.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 63


t<br />

A10/E5<br />

Poitiers<br />

Unterwegs in Frankreich Mont Ventoux<br />

Montluçon<br />

Cluny<br />

A6/E15<br />

Schweiz<br />

Lausanne<br />

Genève<br />

/A10<br />

5/A10<br />

2/E72<br />

Aus<br />

<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz erreicht man den Mont Ventoux<br />

über die Rhône-Tal-Autobahn, Limoges die man<br />

am besten kurz hinter Orange verlässt<br />

Angoulême<br />

(Abfahrt <strong>Nr</strong>. 22), um über die D950 nach<br />

Carpentras zu fahren. Von dort hat man<br />

zwei Strecken zur Auswahl: entweder<br />

über die D938 nach Malaucène und<br />

weiter auf die Nordseite des Berges (wie<br />

in A89/E70 der Reportage beschrieben) oder<br />

über die D974 nach Bédoin und weiter<br />

auf die Südseite des Mont Ventoux. Am<br />

empfehlenswertesten ist natürlich eine<br />

Rundtour.<br />

Mont Ventoux …<br />

… Berlin 1.457 km<br />

… Köln 948 km<br />

… Wien 1.452 km<br />

… Hamburg 1.402 km<br />

… München 959 km<br />

… Zürich 647 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Avig non,<br />

der von Air France via Paris (Flug hafenwechsel<br />

not wendig) an den deutschsprachigen<br />

Raum angeschlossen<br />

Toulouse<br />

ist.<br />

Alternativ bietet sich der Flughafen von<br />

Marseille an, wohin es aus Deutschland<br />

(ab Frankfurt a. M. und München www.chalet-reynard.fr<br />

Narbonne<br />

mit Lufthansa sowie im Sommer ab Carcassonne Die A81/E80 Berghütte gehört verwaltungs mäßig<br />

Köln/Bonn mit Germanwings) und Limoux zu Bé doin, liegt aber am Süd hang des<br />

der Schweiz (ab Basel/Mulhouse mit<br />

Twin Jet) Direktverbindungen gibt.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />

Côtes du Ventoux:<br />

France<br />

Spanien<br />

A71/E11<br />

Außerdem bestehen nach Marseille<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A8/E80<br />

A52<br />

Marseille<br />

A50<br />

Toulon<br />

Umsteigeverbindungen mit Air France,<br />

A72/E70<br />

bei denen kein Flughafenwechsel in<br />

Clermont-<br />

Paris A89/E70 notwendig ist. Ferrand<br />

A75/E11<br />

Der Mont le Mont-Dore Ventoux ist nicht ans Zugnetz<br />

angeschlossen. Der nächste Bahnhof,<br />

der auch über gute TGV-Verbindungen<br />

aus Paris verfügt, ist in Avignon. Der<br />

DB Autozug fährt ebenfalls bis nach<br />

Avignon.<br />

www.stationdumontserein.com<br />

www.ventoux-en-provence.com<br />

Association de Développement et de<br />

Promotion du Mont Ventoux<br />

Chalet d‘accueil<br />

Station du Mont Serein<br />

84340 Beaumont-du-Ventoux<br />

Telefon: +33 (0)4 90 63 42 02<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

Le Chalet-Reynard<br />

Montpellier<br />

Route du Mont-Ventoux<br />

A9/E15<br />

84410 Bédoin<br />

Telefon: +33 (0)4 90 Bézier 61 84 55<br />

Mont Ventoux, an der Kreuzung der<br />

D974 und der D164.<br />

A9/E15<br />

Andorra<br />

Port-Vendres<br />

Lesetipps für Ausflüge in Banyuls-sur-Mer die Umgebung<br />

Ein Wein und sein Berg<br />

Der Mont Ventoux ist<br />

nicht nur bei<br />

Radsportfreunden<br />

berühmt, sondern<br />

auch bei<br />

Weinkennern. Die<br />

Weine der Côtes<br />

du Ventoux werden wegen ihres<br />

fruchtig-leichten Charakters geschätzt<br />

und sind aus diesem Teil der Provence<br />

nicht wegzudenken. Eine kleine<br />

Weinkunde.<br />

Perpignan<br />

AP7/E15<br />

Collioure<br />

Cerbère<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />

Und ewig lockt<br />

der Lavendel<br />

Die ganze Welt assoziiert<br />

schon<br />

bei bloßer<br />

Nennung des<br />

Gagnières<br />

Namens mit der<br />

Provence Bilder<br />

von violett<br />

blühenden Lavendel feldern. Die<br />

herrlich duftende Pflanze ist nicht nur<br />

Symbol des perfekten Urlauberglücks,<br />

sondern Kulturgut einer ganzen Region.<br />

Eine Reise rund ums Thema Lavendel.<br />

Mountainbiking am Mont Ventoux:<br />

Der Mont Ventoux hat dank Annecy der Tour<br />

de France eine ganz besondere<br />

Anziehungskraft Lyon auf Radfahrer aus der<br />

ganzen Welt. In einer Broschüre, die in<br />

Chamébry<br />

den örtlichen Fremdenverkehrsämtern<br />

St. Etienne<br />

erhältlich ist, werden ein Dutzend<br />

lohnender Themenstrecken in der<br />

Umgebung vorgestellt. Die Touren Grenoble von<br />

zwei bis vier Stunden erlauben einen<br />

besonders authentischen Eindruck der<br />

Valence<br />

Gegend. Weitere empfehlenswerte<br />

Fahrrad- und Mountainbiketouren<br />

werden auf der Website www.provencea-velo.fr<br />

vorgestellt.<br />

Orange<br />

A9/E15<br />

Avignon<br />

Nîmes A7/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Mont Ventoux<br />

A55<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

Eine Spritztour<br />

Apt<br />

durch den Luberon<br />

Die Hänge des<br />

Luberon-<br />

Gebirges in<br />

der Provence<br />

entsprechen<br />

geradezu<br />

klischeehaft<br />

dem Bild der Provence als<br />

Traumurlaubsziel. Auch wir haben<br />

Sehnsucht nach der provenzalischen<br />

A51/E712<br />

Landschaft und begeben uns auf eine<br />

Spritztour durch den Luberon.<br />

Ita<br />

Briançon<br />

Franc<br />

Ca<br />

A8/E<br />

A57<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Marktplatz<br />

Unterkünfte<br />

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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 65


Kulturschock<br />

Wie, der Wagen kommt aus<br />

Frankreich?<br />

Einst zog ich nach Frankreich um. Mit dabei: mein<br />

Kleinwagen. Die Jahre vergingen und irgendwann<br />

kam der Moment, in dem sich die Frage nach einem<br />

Ersatzfahrzeug nicht mehr verdrängen ließ. Ich fuhr also zu<br />

einem Autohaus mit Modellen aus Wolfsburg und bestellte<br />

mein neues Auto. Das Altfahrzeug, das seine Erstzulassung<br />

nicht im Inland, sondern in Deutschland erlebt hatte und<br />

bei meinem Umzug offiziell ins Land eingeführt wurde,<br />

nahm man ohne jegliche Einschränkung in Zahlung. Wo<br />

sollte auch ein Problem liegen? Ein Auto ist ein Auto, egal<br />

ob es zum ersten Mal in Deutschland oder in Frankreich<br />

angemeldet wurde. Damals wäre ich jedenfalls niemals auf<br />

die Idee gekommen, dass dies nicht so sein könnte.<br />

Nun sind weitere Jahre vergangen. Meinen Wohnsitz<br />

habe ich inzwischen zurück nach Deutschland verlegt. Mit<br />

im Gepäck mein Auto aus deutscher Produktion, allerdings<br />

in Frankreich gekauft. Was war das bereits für ein Aufwand,<br />

den Wagen in Deutschland anzumelden. Ich musste<br />

beim TÜV extra eine umfassende Fahrzeugbetrachtung und<br />

-bewertung vornehmen lassen. Das Auto hatte keine zwei<br />

Jahre auf dem Buckel, hätte entsprechend der deutschen<br />

Gesetzeslage also noch nicht einmal zur normalen technischen<br />

Hauptuntersuchung gemusst. Aber egal, die Einfuhr<br />

eines aus dem Ausland mitgebrachten Autos, und sei es aus<br />

einem befreundeten EU-Land, geht wohl nicht ohne einen<br />

gewissen bürokratischen Aufwand über die Bühne. Wie<br />

einfach war es im Vergleich, als ich damals meinen Kleinwagen<br />

aus Deutschland nach Frankreich importierte. Ein<br />

paar Unterlagen genügten, und ich hatte seinerzeit meine<br />

französischen Nummernschilder.<br />

Wie auch immer, die Erfahrung mit dem Autoimport<br />

war noch nichts im Vergleich zum nun anstehenden Wiederverkauf<br />

des Autos. Denn nach rund sechs Jahren möchte<br />

ich den Wagen gerne verkaufen und gehe deshalb zu einem<br />

Autohändler. Am Anfang ist alles wie immer. Der Ankäufer<br />

schaut sich das Fahrzeug kritisch an, lobt aber recht<br />

schnell den guten Zustand. Auch der Kilometerstand ist<br />

für das Alter noch sehr erfreulich. Die Farbe beliebt, die<br />

Sonderausstattungen gefragt. Alles spricht also dafür, einen<br />

guten Preis zu erzielen.<br />

Doch dann kommt der kritische Moment. Die Frage<br />

nach dem Kraftfahrzeugschein. Ohne mir irgendeiner<br />

Schuld bewusst zu sein, gebe ich diesen dem Händler. Er<br />

prüft ihn mit der üblichen Professionalität, bis sich sein<br />

Gesicht plötzlich verzieht. « Das Auto kommt ja gar nicht<br />

aus Deutschland, Ihre Typschlüsselnummer ist ja ausgenullt!<br />

Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? »,<br />

belehrt er mich. « Also dann… ». Bevor er zu Ende sprechen<br />

kann, entgegne ich schnell, dass ich in der Tat in Frankreich<br />

gelebt und nun mal dort das Auto gekauft hätte. « Ja,<br />

aber bei Re-Importen können wir nicht so viel zahlen, da<br />

muss ich 1.500, nein gar 2.000 Euro vom Preis abziehen ».<br />

Re-Importe werden in Deutschland übrigens die Fahrzeuge<br />

genannt, die von Deutschen aus Kostengründen im europäischen<br />

Ausland erworben und gleich wieder zur Erstanmeldung<br />

nach Deutschland eingeführt werden.<br />

« Aber nein », erwidere ich geradezu empört, « dieser<br />

Wagen ist mitnichten ein Re-Import. Ganz im Gegenteil.<br />

Wäre es ein Re-Import-Fahrzeug, dann hätte ich es damals<br />

von Frankreich aus in Deutschland erwerben müssen. Ich<br />

habe das Auto aber eben dort gekauft, wo ich gelebt habe<br />

und beim späteren Umzug mitgenommen. » Den Händler<br />

lässt mein Einspruch aber vollkommen kalt. « Also bei einem<br />

Re-Import », wiederholt er sich, als hätte ich gerade ins<br />

Nichts gesprochen, « da kann ich Ihnen wirklich nur 2.000<br />

Euro weniger bieten. Und dann ist das Bordbuch auch noch<br />

auf Französisch, also eigentlich würde ich den Wagen gar<br />

nicht gerne nehmen. » 2.000 Euro weniger? Ich würde<br />

vielleicht einen Abzug von 50 Euro verstehen, um damit<br />

ein neues Bordbuch in deutscher Sprache zu kaufen. Aber<br />

2.000 Euro?<br />

Ich versuche mich mit überzeugenden Argumenten zu<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


wehren, weise zum Beispiel darauf hin, dass es ein deutsches<br />

Fabrikat sei, der Wagen genauso in Wolfsburg gebaut<br />

wurde wie jeder andere der gleichen Marke auch. Ja, ich<br />

philosophiere sogar über das Zeitalter der Globalisierung<br />

und dass nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere Autos<br />

mobil sein müssten. Nichts hilft jedoch, der Preis bleibt<br />

niedrig. Doch nicht nur das, der Ankauf bekäme gar den<br />

Beigeschmack, eine eigentlich widerwillige Mitleidstat zu<br />

sein.<br />

Nein, hier will ich mein geliebtes Auto nicht verkaufen.<br />

Ich mache mich auf den Weg zu weiteren Händlern, sowohl<br />

markengebunden als auch freien Gebrauchtwagenhändlern.<br />

Doch immer wieder das gleiche Szenario. So wie in dem<br />

Film « Und täglich grüßt das Murmeltier ». Zunächst erfreut<br />

man sich an dem guten Zustand meines Wagens, bis<br />

der Blick in den Kraftfahrzeugschein folgt. Die Reaktionen<br />

sind geradezu identisch, mein Widerspruch verhallt jedes<br />

Mal genauso ungehört.<br />

Was hat mein armes Auto bloß verbrochen, dass es so<br />

geschmäht wird? Mir kommen grundsätzliche Zweifel.<br />

Können Autos diskriminiert werden? Vom Antidiskriminierungsgesetz<br />

ist dieser Vorfall bestimmt nicht gedeckt.<br />

Ich verliere langsam die Hoffnung auf eine andere Reaktion.<br />

Wie unbekümmert war ich doch damals, als ich in Frankreich<br />

meinen Kleinwagen in Zahlung gab. Vielleicht sollte<br />

ich einfach dorthin zurückfahren und jenseits des Rheins<br />

mein Glück versuchen. Wahrscheinlich würde dort noch<br />

nicht einmal ein deutsches Nummernschild den Händler<br />

stören. Auto ist schließlich Auto, oder nicht? In Deutschland<br />

bleibt mir wohl nur die Wahl, die Zweitklassigkeit<br />

meines gepflegten Gebrauchtwagens zu akzeptieren oder<br />

ihn einfach noch ein paar Jahre weiterzufahren…<br />

Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine Reminiszenz an Jean-Michel Folon,<br />

ein belgischer Künstler, der von 1934 bis 2005 lebte. Und dieses Mal?<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 67


Frankreich heute Annecy 2018<br />

Annecy<br />

träumt von<br />

Olympia<br />

Die französische Alpenstadt Annecy<br />

bewirbt sich um die Olympischen<br />

Winterspiele im Jahre 2018. Mit diesem<br />

Vorhaben will Frankreich wieder an<br />

die Spitze der olympischen Bewegung<br />

anschließen.<br />

In diesem Winter trugen fast 17.000 französische Skilehrer<br />

das Logo der Olympiabewerbung von Annecy auf<br />

ihren Skianzügen. In den französischen Alpen, insbesondere<br />

im Departement Haute-Savoie, bekennt man sich<br />

vielerorts zu dem Wunsch, die Winterspiele mal wieder auf<br />

den eigenen Pisten austragen zu wollen. Die kleine Stadt<br />

Annecy (etwas mehr als 50.000 Einwohner) am gleichnamigen<br />

See, einem der größten des Landes, die sich selbst<br />

gerne als das « Venedig der Alpen » bezeichnet, ist seit dem<br />

15. Oktober 2009 offizielle Bewerberstadt für die Winterspiele<br />

im Jahr 2018.<br />

Die Idee zu diesem Projekt ist schon rund zehn Jahre alt.<br />

« Damals bildete sich eine Vereinigung mit ehemaligen Organisatoren<br />

und Sportlern der Olympischen Spiele von 1992 in<br />

Albertville », erzählt Jean-Luc Rigaut, Bürgermeister von Annecy<br />

und mehrfacher Kanu-Weltmeister in den 1980er-Jahren,<br />

der stark in der Welt des Sports verwurzelt ist. Allerdings<br />

begann man seitdem nicht nur in Annecy damit, von den<br />

Olympischen Spielen zu träumen. Auch Grenoble, Nizza und<br />

Pelvoux kandidierten auf nationaler Ebene als potentielle Austragungsorte.<br />

Es folgte, nach den Worten des Bürgermeisters,<br />

« ein erbitterter Wettstreit zwischen den vier Kommunen », bis<br />

sich das französische Nationale Olympische Komitee am 18.<br />

<strong>März</strong> 2009 auf Annecy als Bewerberstadt festlegte.<br />

Seitdem heißen die neuen Konkurrenten der Stadt<br />

München in Deutschland und Pyeongchang in Südkorea,<br />

zwei starke Gegner. Es ist durchaus erstaunlich, dass es<br />

für das drittgrößte Sportevent der Welt für das Jahr 2018<br />

nur drei Bewerberstädte gibt. So klein war der Kandidatenkreis<br />

seit fast 30 Jahren nicht mehr. Dennoch nimmt<br />

man die Herausforderung in Annecy sehr ernst. Immerhin<br />

versucht Pyeongchang schon zum dritten Mal, die Spiele<br />

nach Südkorea zu holen, wurde für die Austragung in <strong>2010</strong><br />

jedoch von Vancouver und in 2014 von Sotchi geschlagen.<br />

München macht sich ebenfalls berechtigte Hoffnungen,<br />

da Deutschland zum letzten Mal 1936 die Winterspiele<br />

austragen durfte. Die letzte deutsche Bewerbung fand mit<br />

Berchtesgaden für das Jahr 1992 statt, das sich damals aber<br />

nicht gegen die französische Stadt Albertville durchsetzen<br />

konnte. Einige Experten geben der Bewerbung von Annecy<br />

gegenüber München deshalb wenig Chancen.<br />

Wenn man sich die eingesetzten finanziellen Ressourcen<br />

auf beiden Seiten der Alpen anschaut, könnte man Annecy<br />

durchaus eine zögerliche Haltung unterstellen. Das Budget<br />

für die Kandidatur der Stadt beläuft sich gerade einmal auf<br />

15 Millionen Euro. München gibt mit 29,7 Millionen das<br />

Doppelte dafür aus. Dennoch bleibt der Bürgermeister von<br />

Annecy, der die Bewerbung für 2018 leitet, optimistisch: « Es<br />

ist nicht die absolute Geldsumme, die über die Effizienz einer<br />

Bewerbung entscheidet. » In Annecy will man vor allem die<br />

Vorzüge der ganzen Region in den Vordergrund stellen.<br />

Die französische Stadt muss sich grundsätzlich nicht<br />

hinter ihren Mitbewerbern verstecken, denn 70 Prozent<br />

der notwendigen Einrichtungen für die Veranstaltung der<br />

Olympischen Winterspiele existieren bereits – ein nicht zu<br />

unterschätzender ökonomischer und ökologischer Vorteil.<br />

Eine weitere Stärke: Die Region besitzt bereits exzellente<br />

Erfahrungen in der Organisation internationaler Wettkämpfe,<br />

denn im Umkreis von Annecy liegt ein dichtes<br />

Netz renommierter Wintersportzentren, in denen regelmäßig<br />

Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Einige<br />

gehören sogar zu den bekanntesten der Welt. Allerdings<br />

ist heute noch nicht ganz klar, welche Wettkämpfe genau<br />

wo stattfinden sollen. Relativ wahrscheinlich ist, dass die<br />

Stationen Morzine und Avoriaz dazugehören werden und<br />

dass Annecy die Schlittschuhsportler empfangen wird. Die<br />

Verantwortlichen versprechen auf jeden Fall eine optimale<br />

Nutzung der Kapazitäten der Region.<br />

Doch egal ob Annecy oder München, beide Städte versuchen<br />

mit den Wettkampfstätten zu punkten. Annecy betont,<br />

dass die Sportarten auf diverse Orte, die aber alle eng<br />

beieinander liegen, verteilt sind. München setzt dagegen auf<br />

die Vorteile von insgesamt nur drei Wettkampforten, zwischen<br />

denen allerdings einige Entfernungen zu überbrücken<br />

sind, wie Kritiker bemängeln. Es ist nicht unstrittig,<br />

welcher Ansatz vorteilhafter ist.<br />

Annecy hat sich außerdem das ambitionierte Ziel gesetzt,<br />

die Spiele dank sauberer Transporttechnologien und<br />

anderer Ausgleichsmaßnahmen CO 2<br />

-neutral zu organisieren.<br />

Doch so nobel dieser Ansatz klingt, neu ist er nicht, da<br />

bereits Vancouver diese Strategie verfolgte.<br />

Gerade bei den ökologischen Aspekten setzen jedoch die<br />

Gegner mit ihrer Kritik an. In einem im Januar veröffentlichten<br />

Bericht der Internationalen Alpenschutzkommission,<br />

eine Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich seit<br />

einem halben Jahrhundert für eine nachhaltige Entwicklung<br />

des Alpenraumes einsetzt, zeigt man sich bereits skeptisch<br />

gegenüber den Plänen von Annecy. « Es gibt interessante<br />

ökologische Elemente im Konzept, insbesondere die Idee<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Die nächsten Etappen bis zur Entscheidung<br />

15. <strong>März</strong> <strong>2010</strong> Abgabe der offiziellen Be wer bungs unter lagen in Kurzform beim IOC<br />

Juli <strong>2010</strong> Vorauswahl und offizielle Nominierung der Finalisten durchs IOC<br />

Januar 2011 Abgabe der detaillierten Bewerbungsunterlagen<br />

<strong>März</strong> 2011 Inspektion der Kandidaten städte durch die IOC- Evaluierungs kommission<br />

Juni 2011 Abschlussbericht der Kommission<br />

6. Juli 2011 Wahl der Olympiastadt 2018 in Durban (Südafrika)<br />

einer Bahnverbindung zu den Austragungsorten, aber vieles<br />

klingt sehr banal und deutet auf keinen wirklichen Wechsel<br />

hinsichtlich der bisherigen Praxis bei Olympischen Spielen<br />

hin », kann man darin lesen. Die Organisation hofft allerdings,<br />

dass sie die Verantwortlichen noch von der Notwendigkeit<br />

überzeugen kann, umweltpolitische Aspekte stärker<br />

zu berücksichtigen.<br />

Andere gehen in ihrem Protest noch weiter. Verärgert darüber,<br />

dass es in der Region keine wirkliche öffentliche Debatte<br />

um die Bewerbung gab, haben sich einige Bürger mit der Unterstützung<br />

diverser Vereine zu einem Anti-Olympia-Komitee<br />

zusammengeschlossen. Eine Website wurde eiligst gestaltet<br />

und eine Petition online gestellt. Die Diskussion ist also eröffnet,<br />

wobei ebenfalls vor allem die mögliche Beeinträchtigung<br />

der Umwelt angeprangert wird: ein zu hoher Wasserverbrauch,<br />

Probleme bei der Abfallentsorgung, eine falsche Berechnung<br />

der Klimabilanz usw. In finanzieller Hinsicht sorgt man sich<br />

um eventuelle Kostenexplosionen und stellt dabei gerne einen<br />

Zusammenhang mit den Olympischen Spielen von 1992<br />

in Albertville her, nach der die Stadt einige Millionen Euro<br />

Schulden zu verkraften hatte.<br />

Je näher der Abgabetermin der offiziellen Bewerbungsunterlagen<br />

an das Internationale Olympische Komitee<br />

(IOC) rückt, desto stärker wird der Druck der Gegner.<br />

Die aktiven Mitglieder des Anti-Olympia-Komitees geizen<br />

dabei nicht an Kreativität, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.<br />

Sie schrecken noch nicht einmal davor zurück, das<br />

offizielle Logo der Bewerbung für ihre Zwecke umzugestalten,<br />

um damit in der Stadt auf großen Transparenten auf<br />

die – aus ihrer Sicht – negativen Auswirkungen hinzuweisen.<br />

Allerdings ist Protest nicht nur in Annecy ein Thema.<br />

Auch in München hat sich unter dem Namen « NOlympia<br />

2018 » ein Aktionsbündnis aus Politikern, Initiativen und<br />

Bürgern gegen die Spiele in der bayerischen Landeshauptstadt<br />

gebildet. Die Argumente ähneln sich dabei. Und auch<br />

für die Bewerbung von München spart die Internationale<br />

Alpenkommission nicht mit ihrer Kritik.<br />

Dabei kann man die Schuld für befürchtete negative<br />

Folgen nicht nur den Verantwortlichen der Bewerberstädte<br />

in die Schuhe schieben. Einige Kritikpunkte haben sehr viel<br />

grundsätzlichere Ursachen und stehen im Zusammenhang<br />

mit den Anforderungen des IOC. So wirft die Internationale<br />

Alpenkommission den Damen und Herren aus Lausanne<br />

vor, dass die Kriterien bei der Bewertung der Kandidatenstädte<br />

für die Spiele von 2014 eine nachhaltige Planung nicht<br />

bevorzugten. Die Organisation verlangt deshalb vom IOC,<br />

die Auswahlkriterien zu ändern und Umweltschutzgesichtspunkten<br />

den notwendigen Stellenwert einzuräumen.<br />

Doch die Vernachlässigung ökologischer Aspekte ist<br />

nicht die einzige Kritik am IOC. Viele bemängeln auch,<br />

dass das Komitee nur die Hälfte der Einnahmen aus den<br />

Fernsehübertragungsrechten an die Austragungsorte überweist.<br />

Während das IOC immer reicher werde, müssten die<br />

Gastgeberländer mögliche Budgetüberschreitungen alleine<br />

schultern. Außerdem tauchen immer wieder Korruptionsvorwürfe<br />

bezüglich der Vergabe der Spiele auf.<br />

SCHWEIZ<br />

GENF<br />

CHAMONIX<br />

MONT-BLANC<br />

ITALIEN<br />

ANNECY<br />

FRANKREICH<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 69


Frankreich heute Annecy 2018<br />

Die Befürworter der Spiele in Annecy wissen auf jeden<br />

Fall sehr gut, dass man zuallererst die Mitglieder des IOC<br />

von der eigenen Kandidatur überzeugen muss. Jean-Luc<br />

Rigaut sagt selbst, dass die Nominierung als Austragungsort<br />

auch eine Frage der politischen Diplomatie sei. So ist<br />

die Bewerbung von Annecy natürlich längst ein nationales<br />

Anliegen geworden. Die Region würde vom Ausbau der<br />

Infrastruktur profitieren, doch ganz Frankreich könnte sich<br />

im Licht Olympischer Spiele sonnen. Im Dezember hat<br />

Nicolas Sarkozy beim Besuch einer Delegation aus Annecy<br />

deshalb auch verkündet, dass die Nation hinter der Bewerbung<br />

der Alpenstadt stehe und dass die Organisatoren die<br />

Unterstützung des Staates haben. Bei dieser Gelegenheit<br />

gab er den Veranstaltern auch noch ein paar Ratschläge mit<br />

auf den Weg, unter anderem, dass eine Persönlichkeit aus<br />

dem Sport an der Spitze des Organisationskomitees stehen<br />

sollte – anstelle der aktuellen Viererspitze.<br />

Seitdem man die Olympischen Spiele auf Anregung<br />

des Franzosen Pierre de Coubertin 1896 wiederbelebte,<br />

ist Französisch bis heute eine der beiden offiziellen Sprachen<br />

des IOC. Auch darin sehen viele Franzosen einen<br />

Ansporn, die Spiele wieder einmal ins eigene Land zu<br />

holen. 94 Jahre nach den ersten Winterspielen der Neuzeit<br />

in Chamonix kommen die Spitzensportler der Welt 2018<br />

vielleicht wieder nach Savoyen. Dies ist zumindest der<br />

Wunsch von Annecy, der kleinen Stadt, die davon träumt,<br />

ganz groß herauszukommen – wenigstens für die Zeit<br />

Olympischer Spiele.<br />

Monsieur Dehgane, warum sind Sie<br />

gegen die Bewerbung von Annecy,<br />

obwohl das Vorhaben in der Region<br />

viel Zuspruch erfährt?<br />

Ob im finanziellen Bereich oder bei<br />

den Infrastrukturmaßnahmen, vieles ist<br />

beunruhigend. Man verkauft uns das<br />

Ganze als « die » umweltfreundlichen<br />

Spiele der Zukunft, aber in den Bewerbungsunterlagen<br />

ist nichts wirk lich<br />

Ökologisches enthalten. Die Wettkampfstätten<br />

sind weit verstreut, und<br />

bei der CO 2<br />

-neutralen Klimabilanz<br />

haben die Planer vergessen, die Abgase<br />

der internationalen Flüge nach<br />

und von Annecy zu berücksichtigen.<br />

Es gab keine öffentliche Debatte über<br />

die Spiele, selbst während der Kommunalwahlen<br />

2008 nicht. Es gibt den<br />

Spleen von einigen und alle müssen<br />

folgen. Man muss sich nur den Slogan<br />

« Alle für Annecy 2018 » anschauen. Der Aufruf, dass alle folgen müssen,<br />

ist nicht sehr demokratisch. Selbst die lokalen Sportclubs waren von<br />

Budgetkürzungen bedroht, wenn sie nicht ihre Unterstützung klar zum<br />

Ausdruck brachten. Wir haben darauf keine Lust und sagen das deutlich.<br />

Es gab keinen Platz für Diskussionen, also schaffen wir diesen Platz,<br />

selbst wenn wir dafür eigentlich nicht die notwendigen Mittel haben.<br />

Langsam nehmen die Verantwortlichen unsere Argumente aber ernst.<br />

Sie haben vor allem die Entfernungen zwischen den Wettkampfstätten<br />

reduziert. Es scheint mir auch nicht so, dass das Projekt einen ehrlichen<br />

Zuspruch in der Bevölkerung erfährt.<br />

Khaled Dehgane, Mitglied des Anti-Olympia-Komitees<br />

und Präsident der Vereinigung « Les Amis de la Terre »<br />

in Haute-Savoie<br />

Es sind die Spiele<br />

der Maßlosigkeit.<br />

keine echte Nachfrage. Es sind die<br />

Spiele der Maßlosigkeit.<br />

Die Organisatoren rechnen mit<br />

Investitionskosten von 242 Millionen<br />

Euro. Muss man bereits jetzt mit<br />

Budgetüberschreitungen rechnen?<br />

Dies ist ein weiterer Bereich der Manipulation.<br />

Wir wissen alle, dass die<br />

Spiele nicht nur 242 Millionen Euro<br />

kosten werden. Das ist keine seriöse<br />

Zahl. Allein für die Wahl der fran zösischen<br />

Bewerberstadt wurde das prognostizierte<br />

Budget um 40 Prozent überschritten.<br />

Die Spiele sind eine verlustbringende<br />

Investition. Sie streicheln das<br />

Ego einiger, aber hier sprechen wir von<br />

öffentlichen Geldern.<br />

Auf welche Unterstützung können Sie<br />

bauen?<br />

Zunächst auf die Unterstützung aller, die unsere Petition unterschrieben<br />

haben. Wir sind gerade dabei, einige bekannte Persönlichkeiten zu<br />

kontaktieren, um einen Unterstützerkreis mit Gewicht aufzubauen.<br />

Aber in diesen Tagen bedarf es einigen Mutes, um negativ über Sport<br />

zu sprechen. Außerdem: Sobald man in den Bereich internationaler<br />

Wettkämpfe vorstößt, entfernt man sich von der eigentlichen<br />

Bedeutung des Sports. Wir müssen aus dieser Logik aussteigen.<br />

Sie fordern also neue olympische Werte?<br />

Befürchten Sie eine ökologische Katastrophe?<br />

So weit würde ich nicht gehen. Annecy ist nicht Albertville. Ich<br />

erkenne an, dass es positive Punkte gibt, aber sie rechtfertigen keine<br />

Bewerbung für die Olympischen Spiele. Man spricht davon, die<br />

olympischen Dörfer nach den Spielen als Sozialwohnungen nutzen<br />

zu wollen, aber sie sind zu weit weg von den Orten und befriedigen<br />

Richtig. Man muss aufhören mit der Idee, dass man, um zu gewinnen,<br />

andere plattmachen muss. Sport bedeutet nicht nur, als Erster ins<br />

Ziel zu kommen. Es kann auch einen Geist der Solidarität und des<br />

gemeinsamen Teilens geben. Heute gibt es keine Gerechtigkeit<br />

mehr. Was sagt das eigentlich aus?<br />

Monsieur Dehgane, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Monsieur Rigaut, seit fast 30 Jahren<br />

haben sich nicht mehr so wenige<br />

Städte für die Austragung Olympischer<br />

Spiele beworben. Ist das für Sie von<br />

Vorteil?<br />

Ich habe selbst lange darüber<br />

nach gedacht. Ich war eigentlich<br />

sicher, dass wir insgesamt sechs Bewerber<br />

städte sein würden, bevor<br />

die USA, China und Bulgarien ihre<br />

Kandidaturen vorzeitig zurück gezogen<br />

haben. Ich denke, dass der<br />

begrenzte Bewerberkreis die erste<br />

Run de des Auswahlverfahrens sichtbarer<br />

machen wird. Wir haben jedenfalls<br />

zwei starke Konkurrenten, die wir<br />

sehr ernst nehmen.<br />

Was sind die wichtigsten Pluspunkte<br />

der Bewerbung von Annecy?<br />

Wir stellen mehr die Authentizität<br />

unserer Region und weniger die<br />

nachhaltige Entwicklung in den<br />

Vordergrund, da wir Umweltschutz<br />

schon seit Jahrzehnten betreiben.<br />

Außerdem setzen wir auf unser<br />

Know-how, auf unsere Erfahrung. 70<br />

Prozent der Infrastruktur für die Spiele<br />

existieren bereits. Es sind also nicht<br />

viele große Investitionen mehr nötig.<br />

Wir wollen ebenfalls betonen, dass die Bewerbung für die Sportler<br />

und getragen von den Sportlern ist. Ehemalige Olympiagewinner<br />

besetzen Schlüsselpositionen in unserem Team, so für die nachhaltige<br />

Entwicklung, die Mobilisierung der Sportwelt und die Lobbyarbeit.<br />

Letztendlich sind die Olympischen Spiele auch ein großes Fest und<br />

unsere Gastfreundschaft wird von der ganzen Welt beurteilt werden.<br />

Wir wollen die Postkartenidylle der Haute-Savoie lebendig werden<br />

lassen.<br />

Sie haben sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: CO 2<br />

-neutrale Spiele.<br />

Woher nehmen Sie die Sicherheit, dass dieses Engagement<br />

eingehalten werden kann?<br />

Ich möchte darauf hinweisen, dass dieses Engagement für alle<br />

Aktivitäten von Annecy aus gilt. Aber wir denken auch darüber<br />

nach, welche Mechanismen wir mit dem IOC vereinbaren können,<br />

um auch die An- und Abreise der Teilnehmer zu berücksichtigen.<br />

Aktuell setzen wir auf Elektrofahrzeuge für den Transport sowie<br />

energiesparende und umweltschonende Maßnahmen beim Bau.<br />

Für die Sprungschanze in La Clusaz nutzen wir beispielsweise einen<br />

natürlichen Vorsprung an einem Hang. Um unser Engagement<br />

einzuhalten, haben wir zudem einen Umweltrat ins Leben gerufen,<br />

der mit Umweltverbänden und NGOs wie der Internationalen<br />

Alpenkommission zusammenarbeitet. Wenn man diese Akteure<br />

Jean-Luc Rigaut, Bürgermeister von Annecy<br />

Wir wollen die<br />

Postkartenidylle<br />

der Haute-Savoie<br />

lebendig werden<br />

lassen.<br />

zu Zeugen beruft, kann man nicht<br />

mogeln. Außerdem steht Yann<br />

Arthus-Bertrand (Anm. der Red.:<br />

französischer Fotograf, bekannt durch<br />

atemberaubende<br />

Luftaufnahmen,<br />

Umweltschützer und Regisseur des<br />

Films « Home ») an unserer Seite. Ein<br />

fordernder Unterstützer.<br />

Wenn Annecy den Zuschlag für die<br />

Spiele erhält, planen Sie Investitionen<br />

in Höhe von 242 Millionen Euro,<br />

während München eine Milliarde<br />

Euro angekündigt hat. Das ist eine<br />

große Differenz...<br />

Alles hängt davon ab, was man<br />

genau mitrechnet. Einrichtungen<br />

wie der Bau des Eisstadions oder der<br />

Eisschnelllaufanlage werden vom<br />

Olympischen Komitee bezahlt werden<br />

und sind in dieser Summe enthalten.<br />

Das angekündigte Budget beinhaltet<br />

dagegen zum Beispiel aber nicht<br />

den Bau der olympischen Dörfer.<br />

Diese werden in Zusammenarbeit mit<br />

privaten Investoren errichtet, die uns<br />

die Wohnungen für die Zeit der Spiele<br />

zur Verfügung stellen, sie danach<br />

aber anderweitig weiternutzen.<br />

Auch andere Projekte, die bis zu 2,4<br />

Milliarden Euro schwer sind, wie etwa<br />

der Bau diverser TGV-Linien in der Region, sind bei dieser Summe<br />

nicht mitgezählt. Wir wollten nur die echten Kosten definieren, die<br />

von den örtlichen Gebietskörperschaften wirklich bezahlt werden<br />

müssen.<br />

Haben Sie schon eine Strategie, wie Sie die Mitglieder des IOC<br />

überzeugen wollen?<br />

Wir werden eine gute Bewerbung ausarbeiten, sie ein bisschen sexy<br />

machen. Wir sind mit einer Delegation nach Vancouver gefahren,<br />

um zu zeigen, dass es uns gibt und dass wir bereitstehen. Wir müssen<br />

zeigen, dass Frankreich ein Akteur der olympischen Bewegung ist,<br />

mit Menschen, die etwas bewegen wollen.<br />

Sollte es für 2018 nicht klappen, ziehen Sie eine erneute Kandidatur<br />

für 2022 in Betracht?<br />

Dies ist nicht unsere Sichtweise der Dinge. Sollte Annecy den<br />

Zuschlag nicht bekommen, werden wir in der internationalen<br />

Sportwelt trotzdem viel für Frankreich erreicht haben. Und auf lokaler<br />

Ebene werden wir ein Transportkonzept entwickelt haben, von dem<br />

die ganze Region profitieren wird.<br />

Monsieur Rigaut, wir danken für das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 71


Frankreich heute Humor<br />

Frankreichs Komiker<br />

mit dem<br />

großen G<br />

Guillon, Gaillard, Groland oder die Guignols,<br />

alle vier Namen stehen für Humor, wie ihn<br />

die Franzosen mögen. Wer diese Vertreter des<br />

politisch Unkorrekten noch nicht kennt, sollte<br />

dies schleunigst ändern. Denn diese vier<br />

Sendungen bzw. Komiker haben jenseits des<br />

Rheins längst Kultstatus und feierten zum Teil<br />

bereits runde Jubiläen.<br />

Montagmorgen, 7.55 Uhr: Fast zwei Millionen<br />

Franzosen haben den Radiosender France Inter<br />

eingestellt, um die Radiokolumne von Stéphane<br />

Guillon zu hören. Der Moment, in dem die Journalisten des<br />

Senders dem Humoristen das Mikrofon überlassen, ist die<br />

Zeit, in der die großen französischen Nachrichtenradioprogramme<br />

wie France Inter, RTL und Europe 1 ihre größte<br />

Reichweite erzielen. Jeder Sender hat seinen eigenen Kolumnisten,<br />

der mit Satire und Imitation das Tagesgeschehen<br />

kommentiert – und außerhalb des Radios meist auch auf<br />

Bühnen auftritt. Guillon gilt aber als der meist gehörte unter<br />

den morgendlichen Radiosatirikern.<br />

In seinen Beiträgen schreckt er vor nichts zurück. Dafür<br />

wird er von den Zuhörern geliebt und von den Politikern<br />

gefürchtet. Oft ist es der tägliche Gast der Nachrichtensendung,<br />

der von ihm auf die Schippe genommen wird, ohne<br />

dass er direkt mit ihm spricht. Gegen die häufig geäußerte<br />

Kritik, sich über Persönlichkeiten lustig zu machen und<br />

dann schnell aus dem Studio abzuhauen, anstatt eine echte<br />

Auseinandersetzung mit seinem « Opfer » zu suchen, verwehrt<br />

sich Guillon. Seiner Meinung nach ist diese Distanz<br />

wichtig, um jegliche Verbrüderung mit dem Gast, über den<br />

er spricht, zu vermeiden.<br />

Sein größter Erfolg, der ihn endgültig landesweit bekannt<br />

gemacht hat, war eine Sendung vor etwas mehr als<br />

einem Jahr im Februar 2009. Damals zog er vier Minuten<br />

lang über Dominique Strauss-Kahn, Schwergewicht der<br />

französischen Sozialisten und Chef des Internationalen<br />

Währungsfonds, und dessen Affäre mit einer Mitarbeiterin<br />

der Organisation her. Der wenige Minuten danach im Studio<br />

eingeladene Politiker konnte seine Wut darüber nicht<br />

verbergen, was Guillons Beitrag nur noch beliebter machte<br />

und seine Verbreitung im Internet, wo man ihn bereits kurz<br />

nach Ausstrahlung sehen konnte, beschleunigte.<br />

Stéphane Guillon ist zweifelsohne lustig. Er lässt niemanden<br />

gleichgültig. Selbst Nicolas Sarkozy nicht, der öffentlich<br />

verkünden ließ, dass er ihn nicht möge. Guillon nimmt es<br />

mit Humor. Er weiß, dass er nicht der Einzige ist, dessen<br />

satirische Kommentare den Präsidenten stören.<br />

Marionetten im Dienste der Information<br />

Dies gilt auch für die Sendung « Les Guignols de l’Info »,<br />

die an jedem Werktag auf dem privaten Bezahlsender Canal+<br />

ausgestrahlt wird. Acht Minuten lang wird dabei mit<br />

Hilfe von Latexpuppen, die Politiker, Sportler, Journalisten<br />

und Stars aus dem Showgeschäft darstellen, das aktuelle<br />

Zeitgeschehen humorvoll kommentiert. Von der Aufmachung<br />

her wirkt die Puppenshow wie eine Nachrichtensendung.<br />

Präsentiert wird sie von einer Marionette, die Patrick<br />

Poivre d’Arvor, umgangssprachlich gerne mit PPDA abgekürzt,<br />

imitiert, der bis vor kurzem Anchorman der meist<br />

gesehenen Nachrichtensendung des Landes, dem Journal<br />

um 20.00 Uhr auf dem Sender TF1, war. Die Gui gnols<br />

sind derart beliebt und in den Alltag der Menschen integriert,<br />

dass manche Franzosen bei einigen Persönlichkeiten<br />

inzwischen stärker an die Marionetten als an die echten<br />

Menschen denken.<br />

Einst von der britischen Sendung « Spitting Image » inspiriert,<br />

feierten die französischen Puppen im letzten Jahr<br />

bereits ihren 20. Geburtstag – eine für die Fernsehlandschaft<br />

eher ungewöhnliche Langlebigkeit. Das Konzept<br />

wurde mit der Sendung « Hurra Deutschland », die 1989<br />

erstmals in der ARD lief, auch nach Deutschland expor-<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


tiert, konnte sich aber nur bis 1991 halten. Dafür gibt es<br />

seit Kurzem einen Ableger in der französischsprachigen<br />

Schweiz, « Les bouffons de la conféderation », der von den<br />

Privatsendern La Télé und Léman Bleu ausgestrahlt wird.<br />

Bei den Mächtigen im Land sind die Guignols allerdings<br />

nicht besonders beliebt. Als im letzten Oktober zahlreiche<br />

Sketsche über Jean Sarkozy, den Sohn des Staatspräsidenten,<br />

der mit seinem berühmten Namen selbst fleißig<br />

an seiner politischen Karriere arbeitet, über den Bildschirm<br />

flimmerten, forderte Nicolas Sarkozy gar, dass der Direktor<br />

von Canal+, Rodolphe Belmer, seinen Hut nehmen müsse.<br />

Letztendlich allerdings ohne Erfolg.<br />

Die Guignols gehen in der Tat nicht gerade zimperlich<br />

mit Politikern um, machen dabei aber keinen Unterschied,<br />

welcher politischen Richtung jemand angehört. Das Image<br />

des Widerstands gegenüber der Macht gibt man sich bei<br />

Canal+ gerne freiwillig, unterstreicht es doch die allgemeine<br />

Reputation des Senders als Bastion der Kreativität und der<br />

Andersartigkeit. In den Anfangsjahren seines inzwischen<br />

25-jährigen Bestehens machte Canal+ aus einer gewissen<br />

Frechheit und Unkonventionalität sogar ein Markenzeichen.<br />

Die Puppen aus Latex passen bis heute gut zu diesem Image.<br />

Willkommen in einem fremden Land,<br />

willkommen in Groland<br />

Dies trifft auch auf weitere Sendungen von Canal+ zu,<br />

etwa « Action discrète » oder « Le Petit Journal » mit Yann<br />

Barthès. Zur Avantgarde der Satire zählt aber vor allem<br />

« Groland », eine Sendung, die jeden Sonntagabend im Programm<br />

läuft. Groland ist ein fiktives Land, das 1992 von<br />

einem Team um Christian Borde, alias Moustic, erfunden<br />

wurde, der noch heute allwöchentlich die Nachrichtensendung<br />

dieses Landes moderiert, in der er die nationale und<br />

internationale Aktualität parodiert.<br />

Groland, zu dessen Besonderheiten gehört, dass es zu<br />

jedem anderen Staat der Welt eine gemeinsame Grenze hat,<br />

besitzt eine eigene Fahne, eigene Autokennzeichen und Pässe<br />

und hat natürlich auch einen eigenen Staatspräsidenten,<br />

der wie ein übertriebenes Spiegelbild seines französischen<br />

Kollegen wirkt. Das Présipauté von Groland, ein Wortspiel<br />

mit der Bezeichnung Principauté (dt. Fürstentum) und eine<br />

Anspielung auf Länder wie Monaco, funktioniert nach<br />

einem simplen Prinzip: Jeder Einwohner dieses Staates ist<br />

wählbar für den Posten des Präsidenten, aber nur der Präsident<br />

(Christophe Salengro) besitzt das Recht zu wählen.<br />

Wie auch bei den Guignols verheimlichen die Erfinder<br />

dieser Sendung nicht, vom angelsächsischen Humor, insbesondere<br />

den Monthy Pythons, beeinflusst gewesen zu sein.<br />

Groland ist ein großer Klamauk, doch die Reportagen, die in<br />

der wöchentlichen Nachrichtensendung ausgestrahlt werden,<br />

sind nicht nur urkomisch, sondern auch Satire vom Feinsten.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg der Sendung liegt ebenso darin,<br />

dass man sich nicht nur über Politiker, sondern auch über die<br />

Franzosen, einem Nachbarvolk von Groland, lustig macht.<br />

Der Erfolg ist übrigens so groß, dass inzwischen bereits mehr<br />

als eine Million Fernsehzuschauer die groländische Staatsbürgerschaft<br />

beantragt und bekommen haben. Dies erklärt,<br />

warum einige Franzosen einen Aufkleber mit der Länderkennung<br />

« GRD » auf ihrem Autoheck haben.<br />

Ein irgendjemand macht irgendetwas<br />

Zum Glück haben in Frankreich aber nicht nur die großen<br />

Medienkonzerne das Copyright auf Humor und Satire.<br />

Dies beweist Rémi Gaillard, 35-jähriger Videokünstler aus<br />

Montpellier, der sich außerhalb der großen Fernseh- und<br />

Radioanstalten bewegt. Aus dem einstigen Amateur ist<br />

aber längst ein Profi geworden. Als er 1999 seinen Job verloren<br />

hatte, begann er, mit einem Freund Videos zu drehen,<br />

deren Humor sich durch sein atypisches Verhalten und die<br />

Reaktion der Menschen, die durch ein eher dreistes Auftreten<br />

überrascht werden, nährt. Rémi Gaillard scheut dabei<br />

vor nichts zurück. Provokation, Parodie und Kostümierung<br />

sind sein Handwerkszeug.<br />

Zu seinen Klassikern gehört, sich in Fahrstühlen in<br />

Szene zu setzen, die er für die Länge eines Videos etwa in<br />

ein Restaurant oder eine Disko verwandelt. Seine wirkliche<br />

Berühmtheit erkämpfte er sich, der sich selbst n’importe qui<br />

(dt. irgendjemand) nennt, jedoch durch andere Aktionen,<br />

bei denen er sich in bestimmte Situationen und Umgebungen<br />

mogelt. Beispielsweise 2002 während des Finales des<br />

französischen Fußballpokals, als er sich nach Spielende in<br />

einem Trikot der Gewinnermannschaft unter die Spieler<br />

schummelte. Niemand bemerkte den Irrtum, auch nicht der<br />

damalige Präsident Jacques Chirac, der auch ihm herzlich<br />

zum Sieg gratulierte.<br />

Jemand, dessen Videos mehr als 500 Millionen Mal im<br />

Internet angeschaut worden sind, ist mitnichten ein Unbekannter.<br />

Doch der Komiker ist unverändert bescheiden geblieben.<br />

Sein Motto « irgendjemand wird man, wenn man<br />

irgendetwas macht » klingt wie eine Kritik an der Welt des<br />

Showbusiness, zu der er bewusst Distanz hält. Dies gehört<br />

sicherlich zu seinen Stärken und ist ein weiterer Grund, warum<br />

er die Franzosen mit seinem Humor verführen konnte.<br />

Er ist eine Art verkleideter « Rächer » des kleinen Mannes,<br />

der keine Angst hat, die Polizei, die großen Handelskonzerne<br />

oder beispielsweise die Golfer, eine seiner Lieblingszielgruppen,<br />

hinters Licht zu führen. Mit ein bisschen Glück<br />

läuft man Gaillard auf den Straßen von Montpellier über den<br />

Weg. Denn dort dreht er immer noch seine meisten Videos.<br />

Egal, ob sie sich im Radio, im Fernsehen oder im Internet<br />

austoben, Frankreichs Vertreter des politisch Unkorrekten<br />

und der schrillen Komik sollte man kennen. Den<br />

Künstlern hilft zurzeit natürlich die allgemeine Unzufriedenheit<br />

der Franzosen mit der aktuellen Regierung. Satire<br />

über Politiker oder auch Vertreter des Showgeschäfts sind<br />

momentan Erfolgsgaranten. Frankreich schmunzelt und<br />

lacht mehr denn je. Doch die Tatsache, dass sie sich zum<br />

Teil schon lange im Geschäft behaupten, zeugt von ihrem<br />

Kultstatus und von ihrem Können jenseits aktueller Stimmungstiefs<br />

der Regierung.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 73


Frankreich heute Fotografie<br />

Studio Harcourt<br />

Un certain regard<br />

Es ist eine wahre Institution in Frankreich, das Studio<br />

Harcourt. In den letzten 75 Jahren stieg jeder, der<br />

Rang und Namen hatte, die Berühmtheiten des<br />

Landes und so mancher (anonym bleibender)<br />

Vermögender die Stufen zu jenem legendären<br />

Haus im 16. Arrondissement hinauf, um sich die<br />

Dienste des Fotostudios zu sichern, das in Frankreich<br />

einen schon fast mythischen Ruf hat. Das Studio<br />

Harcourt ist zugleich Zeuge der Geschichte Frankreichs<br />

wie auch der Entwicklung der Gesellschaft und steht<br />

heute für nichts weniger als für « un certain regard »<br />

(dt. einen besonderen Blick) und eine ganz eigene<br />

französische Tradition der Fotografie.<br />

Zorro, der maskierte, schwarz gekleidete<br />

Kämpfer gegen das Unrecht, brannte sich<br />

durch das « Z », das er bei seinen Aktionen<br />

hinterließ, in das Gedächtnis seiner Mitmenschen<br />

ein. Es ist zwar nur eine Fiktion von<br />

Johnston McCulley, die seit 1919 die Welt begeistert,<br />

aber das markante Signum ist seitdem<br />

ein Markenzeichen geworden. Ähnlich ist es mit<br />

dem großen « H ». Tragen Fotografien diesen<br />

Buchstaben, der durch das kleingeschriebene<br />

« arcourt » fortgesetzt wird, handelt es sich um<br />

begehrte Objekte und Kenner werden begeistert<br />

mit der Zunge schnalzen. Doch worin genau besteht<br />

das Besondere? Es hat wohl damit zu tun,<br />

dass diese Fotografien einem ganz eigenen Stil<br />

folgen und eine besondere Atmosphäre verströmen.<br />

Manche sprechen gar von einer eigenen<br />

Seele. Fotos mit dem Schriftzug « Harcourt » sind<br />

in der Welt der Fotografie heute genauso berühmt,<br />

wie die Unterschrift des Zorro in der<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Welt der Fantasie. Dieser Name auf der<br />

Fotografie adelt sie, wie sonst die Namen<br />

berühmter Maler ihre Gemälde.<br />

Begonnen hat alles im Jahre 1934.<br />

Die Verleger Jacques und Jean Lacroix<br />

mussten eine einfache Feststellung machen.<br />

Den zahlreichen Druckerzeugnissen,<br />

die die Brüder herausgaben,<br />

fehlte es schlicht an geeigneten Bildern<br />

und Illustrationen. Um dem abzuhelfen,<br />

und weil es manchmal sowieso<br />

besser ist, die Dinge selbst in die Hand<br />

zu nehmen, kauften sie kurzerhand ein<br />

Fotostudio, das auf Werbe- und Industriefotografie<br />

spezialisiert war. Dieses<br />

sollte fortan liefern, was an Bildmaterial<br />

benötigt wurde. Das Unternehmen<br />

barg durchaus Risiken. Zwar verlangte<br />

das Publikum nach Bebilderung der<br />

Zeitschriften, aber die großen darauf<br />

spezialisierten Studios litten nicht<br />

selten unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten.<br />

Hinzu kam, dass die Lacroix-<br />

Brüder absolut unerfahren waren in der<br />

Welt der Fotografie. Nicht gerade ein<br />

Erfolgsgarant für ein Unternehmen<br />

dieser Art.<br />

Das Studio lief in den ersten Jahren<br />

mehr schlecht als recht, erfüllte aber<br />

seinen Zweck und lieferte die nötigen<br />

Bilder für die Verleger. So weit so gut<br />

– mehr Ambitionen hatte man ja auch<br />

nicht. Eine Frau war es schließlich, die<br />

ein paar Jahre später das kleine Unternehmen<br />

komplett umkrempelte, Cosette<br />

Harcourt, die Ehefrau von Jacques<br />

Lacroix. Sie hatte früh verstanden, dass<br />

die Zukunft der Studiofotografie nicht<br />

in Industrie- und Werbefotos bestand,<br />

sondern in Porträtaufnahmen. Sie<br />

übernahm die Leitung und konnte die<br />

Brüder überzeugen, künftig ihren eigenen<br />

Namen und Schriftzug als Markenzeichen<br />

für das Studio zu nutzen.<br />

Das neue « Studio Harcourt » bezog ein<br />

herrschaftliches Haus im schönen 16.<br />

Arrondissement von Paris und residierte<br />

fortan in der Avenue d’Iéna.<br />

Doch ein Studio in Paris zum<br />

Erfolg zu führen, auch wenn es sich<br />

auf Porträtaufnahmen spezialisierte,<br />

war kein leichtes Unterfangen. Die<br />

Aufmerksamkeit eines größeren Publikums<br />

wollte bei den reduzierten Werbemöglichkeiten<br />

der damaligen Zeit<br />

erst einmal gewonnen werden. Cosette<br />

Harcourt, eine wahre Vorreiterin in Sachen<br />

Werbung und PR, hatte aber eine<br />

geniale Idee. Das neue Studio müsse, so<br />

war sie überzeugt, das Referenzstudio<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 75


Frankreich heute Fotografie<br />

für die Szene von Paris werden. Die<br />

Stars, die Musiker, die Intellektuellen,<br />

die Schriftsteller sollten ihre Kunden<br />

werden, jene also, « von denen man<br />

sprach ». Der Name Harcourt sollte das<br />

Signum für eine einzigartige Form des<br />

Porträts werden, für eine mythische<br />

Aura, die alle umströmen sollte, die in<br />

Paris etwas zählten. Sie unternahm also<br />

alles, um die damaligen Pariser Stars<br />

vor die Kamera zu bekommen, was<br />

anfangs nicht gerade einfach war. Aber<br />

Cosette Harcourt bot ihren zahlreichen<br />

Freunden aus der Pariser Gesellschaft<br />

kostenlose Porträtaufnahmen an, von<br />

denen sie als Gegenleistung bitte recht<br />

viel in der Stadt erzählen und deren<br />

Abzüge sie zeigen sollten. Dann kamen<br />

die ersten Stars. Auch die bekamen ihre<br />

Aufnahmen gratis und Cosette vertraute<br />

darauf, dass das Studio dadurch bald<br />

von sich reden machen würde.<br />

Die Methode hatte Erfolg. Schon<br />

bald begann eine regelrechte Mund-zu-<br />

Mund-Propaganda in Paris zu wirken<br />

und die Leute wollten sich unbedingt<br />

im Studio Harcourt porträtieren lassen.<br />

Harcourt wurde der Ort, wohin alles<br />

drängte. Die unbekannten Leute wurden<br />

immer weniger, dafür gaben sich<br />

nun die Berühmtheiten und Stars die<br />

Klinke in die Hand. Cosette Harcourt<br />

tat aber auch alles, um sie anzulocken.<br />

Die Sitzungen wurden zu luxuriösen<br />

Momenten inszeniert, in denen das Fotografiertwerden<br />

eine Ernsthaftigkeit<br />

bekam, die mit den klassischen Porträts<br />

nichts mehr zu tun hatte.<br />

Das eigentliche Geheimnis des Studios<br />

war es aber wohl, dass der Kunde<br />

verherrlicht und umschmeichelt wurde.<br />

Die Ausleuchtung wurde sorgfältigst<br />

dem jeweiligen Klienten angepasst, der<br />

Hintergrund war mit Licht und Schatten<br />

so gestaltet, dass der davor Porträtierte<br />

umso vorteilhafter wirkte. Das<br />

Foto suchte immer den besonderen Augenblick,<br />

die besondere Geste oder den<br />

besonderen Blick einzufangen, wobei<br />

der Gesichtsaudruck niemals zu lebhaft<br />

sein sollte, im Gegenteil. Er sollte eher<br />

ein wenig zwischen Traum und Wirklichkeit<br />

schweben. Accessoires wurden<br />

nie benutzt, aber man zögerte auch<br />

nicht zu retouchieren und erfand gar<br />

neue technische Hilfsmittel.<br />

Die Historikerin Françoise Denoyelle<br />

enthüllt in ihrem Buch « Studio<br />

Harcourt 1934 – 2009 », dass die<br />

Wirkung des Verschwommenen, dank<br />

dessen Augen, Nase und Mund der<br />

Porträtierten stärker betont waren als<br />

der Rest des Gesichts, in Wahrheit<br />

durch einen Kniff des Fotografen bewirkt<br />

wurde. Dieser brannte mit einer<br />

Zigarette an geeigneten Stellen Löcher<br />

in einen Seidenstrumpf, den er dann<br />

über das Objektiv zog. Dadurch traten<br />

Augen und Mund klar hervor und wurde<br />

das Haar unscharf. Kolportiert wird<br />

in dieser Anekdote auch, dass nur die<br />

extrafeinen Seidenstrümpfe des schicken<br />

Modehauses Dior für diese kleine<br />

« Mogelei » verwendet werden konnten.<br />

Manchen Fotografien des Hauses<br />

Harcourt mag man vorwerfen, dass<br />

sie nahe an die Grenze einer religiösen<br />

Verherrlichung der Porträtierten<br />

gelangten, so sehr wurden diese durch<br />

das Licht glorifiziert und schien ihr<br />

Gesichtsausdruck von der hiesigen<br />

Welt enthoben zu sein. « Ein originales<br />

Harcourt-Porträt muss zeitlos<br />

sein und das Gesicht der Porträtierten<br />

darf keine Emotion zum Ausdruck<br />

bringen », erklärt Francis Dagnan, der<br />

derzeitige Direktor des Studios. Mehr<br />

noch, das Porträt sollte immer ein beinahe<br />

ideales Abbild der Person sein,<br />

die porträtiert wird. Manche Kritiker<br />

bespötteln dieses Prinzip allerdings als<br />

einen überholten und sehr französischen<br />

Klassizismus.<br />

Aber es gefiel. Wie auch Paris als<br />

die Stadt der Mode, der Haute Couture<br />

und des sprichwörtlichen Chic à la parisienne<br />

gefiel. Der Erfolg des Studios<br />

war enorm. Noch nie hatten Porträts<br />

eine solche Aufmerksamkeit erregt.<br />

Der Mythos « Harcourt » war geboren.<br />

Roland Barthes, anerkannter Philosoph<br />

und Schriftsteller, prägte einmal das<br />

Bonmot, dass ein Schauspieler es in<br />

Frankreich zu nichts bringen könne,<br />

wenn er nicht vom Studio Harcourt<br />

porträtiert worden sei.<br />

Die Fotografien des Studios Harcourt<br />

wurden Zeugen einer Epoche<br />

und sind bis heute konstituierender Teil<br />

der Erinnerung der ganzen Nation.<br />

Man verbindet mit Harcourt stets das<br />

luxuriöse, zeitlose und idealisierte Paris,<br />

das Paris der Filmschauspieler und<br />

Musiker. Das Studio mit seinen sich der<br />

wirklichen Welt immer etwas entziehenden<br />

Arbeiten wurde beim Ausbruch<br />

des Zweiten Weltkrieges mit der harten<br />

Realität konfrontiert. Cosette Harcourt<br />

ganz besonders. Ihr eigentlicher Name<br />

war Germaine Hirschefeld, sie war<br />

Jüdin und nach dem Einmarsch der<br />

Deutschen in Paris in Lebensgefahr. Sie<br />

musste nach England ins Exil flüchten<br />

und konnte erst nach der Befreiung in<br />

ihr Studio zurückkehren.<br />

Das Renommee des Studios Harcourt<br />

drang während der Besatzung<br />

schnell auch zu den Deutschen vor. Von<br />

nun an versammelten sich im Harcourt<br />

Soldaten und Offiziere, um sich porträtieren<br />

zu lassen. Ein Harcourt-Porträt<br />

war ein begehrtes Mitbringsel aus der<br />

ehemaligen Hauptstadt der Mode und<br />

des Luxus. Selbst Feste wurden in den<br />

Räumen des Studios für die deutsche<br />

Armee gegeben. Und von Raymond<br />

Voinquel, einem der damaligen Fotografen<br />

des Studios, ist sogar überliefert,<br />

wie man den Besatzern schmeicheln<br />

wollte: « Die Deutschen sind so ungeheuer<br />

fotogen mit ihrem martialischem<br />

Ausdruck, ihrer strengen Haltung und<br />

den hellen Augen. » Es werden wohl<br />

noch so einige Harcourt-Fotografien<br />

aus dieser Zeit fast vergessenen in deutschen<br />

Fotoalben schlummern.<br />

In Frankreich waren die Aufnahmen<br />

aus der Besatzungszeit lange vergessen,<br />

sie sind wohl zu weit entfernt vom glamourösen<br />

Mythos des Studios. Oder<br />

man wollte einfach nicht mehr an die<br />

dunklen Zeiten des Krieges erinnert<br />

werden. Doch es gibt sie alle noch. 1991<br />

wurden sie, die bis dahin in den Archiven<br />

des Studios konserviert und aufbewahrt<br />

worden waren, auf Bestreben des damaligen<br />

Kulturministers Jack Lang vom<br />

französischen Staat erworben. Heute ist<br />

das staatliche Archiv Médiathèque de<br />

l’Architecture et du Patri moine für das<br />

Material zuständig, wobei die Kulturverwaltung<br />

Réunion des Musées Nationaux<br />

die Sichtung und Archivierung der<br />

mehr als fünf Millionen Negative besorgt,<br />

damit die Aufnahmen bald wieder<br />

gezeigt werden können.<br />

Nach dem Krieg ging es im Studio<br />

Harcourt lebhaft weiter. Den Deutschen<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Im Uhrzeigersinn: Die französische Schauspielerin Elsa Zylberstein. Natürlich hat sich auch Marlene Dietrich im<br />

Harcourt-Stil verewigen lassen, genauso wie die junge Birgit Bardot und Jean Reno. Inzwischen wird mit der<br />

Werbefotografie – etwa von einem Glas Milch – wieder an die Anfänge des Studios angeknüpft.<br />

S. 74: Diverse Porträtaufnahmen des Studios. Das erste Bild ist ein Porträt einer Wachsfigur des senegalesischen<br />

Präsidenten Abdoulaye Wade. S. 75: Mit rotem Teppich beschlagene Stufen führen ins Studio Harcourt. Ein Porträt<br />

der Schauspielerin Carole Bouquet begrüßt die Gäste. Die Warteräume sind von ausgesuchter Eleganz.<br />

folgten die amerikanischen Soldaten, die<br />

nun ein Bild für die Lieben zu Hause<br />

machen lassen wollten, und den Soldaten<br />

folgten dann wieder die Franzosen.<br />

Selbstverständlich die Berühmten unter<br />

ihnen. Das ganze Staraufgebot der<br />

Nachkriegszeit passierte die Räume des<br />

Studios und Harcourt wurde wieder<br />

das, war es einmal war: eine veritable<br />

Berühmtheiten-Schmiede. Cosette<br />

Harcourt blieb an der Spitze des Studios<br />

bis zu ihrem Tode 1975. Seitdem erlebte<br />

das Studio ein Auf und Ab wirtschaftlicher<br />

Schwierigkeiten und sah so einige<br />

Direktoren. Inzwischen ist man in das<br />

geschäftigere 8. Arrondissement unweit<br />

der Champs-Elysées umgezogen, hat<br />

sich dem Geschmack der heutigen Zeit<br />

etwas angepasst und neuen Methoden<br />

geöffnet. Die Analogtechnik wurde von<br />

der digitalen Technik verdrängt, es werden<br />

nicht mehr nur Schwarz-Weiß-Fotografien<br />

gemacht und das Retouchieren<br />

wird anstatt von Hand und Pinsel von<br />

Computerprogrammen erledigt. Selbst<br />

die Werbefotografie wurde wieder in<br />

das Repertoire aufgenommen. So sind<br />

es längst nicht mehr nur schicke Damen<br />

und Herren, sondern auch Alltagsgegenstände<br />

oder Haustiere, die von den<br />

Fotografen abgelichtet werden.<br />

Heute kann sich jeder, der den Preis<br />

von 1.900 Euro berappen möchte, eine<br />

Porträtaufnahme im Harcourt-Stil<br />

anfertigen lassen. Schmilzt er dadurch<br />

ANZEIGE<br />

dahin, der Mythos Harcourt? Wohl<br />

kaum. Auch ein Fotostudio muss sich<br />

den Zeiten anpassen. Die Signatur mit<br />

dem großen « H » bleibt dennoch in<br />

Frankreich ein unbestrittener Mythos.<br />

Für die einen eine typisch französische<br />

Nostalgie, für die anderen die Liebe<br />

zu einer ganz besonderen Kunst der<br />

Fotografie.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 77


Kulturszene<br />

Charlotte Gainsbourg: IRM<br />

CD von Warner Music<br />

CDs<br />

Mit einem sehr persönlichen Album kehrt Charlotte<br />

Gainsbourg auf die musikalische Bühne zurück. Die<br />

Songs mit der klugen Mischung aus Pop, Folk und Elektro<br />

singt Gainsbourg auf Englisch und vermeidet damit<br />

jeden Vergleich mit ihrem berühmten Vater. Der Titel<br />

IRM spielt auf die IRM (dt. MRT = Magnetresonanztomographie) an,<br />

die Gainsbourg wegen eines Unfalls über sich ergehen lassen musste.<br />

Quatuor Diotima:<br />

George Onslow, Quatuors opus 54, 55, 56<br />

CD von Naïve France<br />

George Onslow (1784-1853) wird von manchen als der (unbekannte) französische<br />

Beethoven bezeichnet. Seine Musik zeigt, dass es in den 1830er-Jahren<br />

eine französische Kammermusik neben den unbestrittenen Größen wie Haydn<br />

oder Beethoven gab. Die Interpretation von Quatuor Diotima ist eine der musikalischen<br />

Sensationen in Frankreich zu Beginn dieses Jahres.<br />

La Connexion<br />

CD von Bodensee Records<br />

Für dieses ambitionierte Projekt haben sich 17 deutsche<br />

und 17 französische Rapper zusammengefunden.<br />

Auf der französischen Seite sind die großen Namen<br />

des Hiphops vertreten, zum Beispiel Akhenaton und<br />

Freeman; unter den deutschen Musikern befinden sich<br />

Kool Savas und Curse. Die Box enthält auch eine CD<br />

mit Instrumentalversionen, eine DVD mit Bonus-Material und<br />

ein Booklet mit den Texten in beiden Sprachen.<br />

Henri 4<br />

Originaltitel: Henri 4 • Deutschland/Frankreich/Tschechien 2009, 154 min • Ein<br />

Film von Jo Baier mit Julien Boisselier, Joachim Król, Hannelore Hoger, Ulrich Noethen,<br />

Devid Striesow u.a. • Kinostart: 18. <strong>März</strong> <strong>2010</strong>, im Verleih von Central Film<br />

Die Verfilmung des Lebens des legendären Bourbonenkönigs Heinrich<br />

IV., der schon zu Lebzeiten den Beinamen « der gute König » trug, ist<br />

ein farbenprächtiger Kostümfilm und spannendes Epochengemälde.<br />

In den Hauptrollen neben dem hierzulande noch unbekannten Julien<br />

Boisselier eine ganze Riege deutscher Großschauspieler.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Bücher<br />

Pierre Lemaitre:<br />

Der kalte Hauch der Angst<br />

Kriminalroman, 333 Seite, Ullstein<br />

Etwas Schreckliches ist passiert. Der sechsjährige Léo, auf den Sophie<br />

aufpassen sollte, ist tot. Erdrosselt. Mit einem ihrer Schnürsenkel!<br />

Für die von Blackouts geplagte Sophie beginnt eine Hetzjagd, die<br />

sie an ihre Grenzen treiben wird. War sie die Mörderin? Oder treibt<br />

da jemand ein bitterböses Spiel, in dem sie nur eine Schachfigur ist?<br />

Fesselnder Grusel garantiert.<br />

Gabriele Poweleit: Allez, on y va!<br />

Mein langer Weg nach Südfrankreich<br />

Erfahrungsbericht, 254 Seiten, bod<br />

Die Rente in Südfrankreich verleben – ein Traum, den viele haben. Die<br />

Autorin machte ihn wahr und schrieb auf, was sie dabei erlebte. Ein detailreicher<br />

Ratgeber, der abwechselnd Lachen und Weinen lässt. Wer nicht<br />

schon Frankreichliebhaber ist, durch dieses authentische Buch wird er es.<br />

Filme<br />

Vorsicht Sehnsucht<br />

Originaltitel: Les Herbes folles • Frankreich 2009, 104<br />

min • Ein Film von Alain Resnais mit André Dussolier,<br />

Sabine Azéma, Emmanuelle Devos u.a. • Kinostart:<br />

8. <strong>April</strong> <strong>2010</strong>, im Verleih von Schwarz-Weiß<br />

Was wäre, wenn? Alain Resnais geht in seinem neuen<br />

Film einmal mehr der Frage nach, was das « wenn »<br />

in unserem Leben für eine charmante Rolle spielen<br />

kann. Das banale Ereignis eines Brieftaschenfundes<br />

hat hier ungeahnte Folgen und lebenskluge Menschen<br />

stehen plötzlich Kopf. Der intelligente Streifen<br />

des Kultregisseurs wurde von der französischen<br />

Kritik einhellig gelobt.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 79


Art de Vivre Wein<br />

aennière<br />

oder as intime issen über ein<br />

Nicolas Joly, ein Name, der die Weinwelt spaltet. Einige lieben den Papst<br />

des biologisch-dynamischen Weinanbaus, andere schieben ihn in die<br />

Schublade esoterischer Träumer. Wir baten einen Journalisten, der den<br />

strittigen Winzer persönlich kennt, mehr über die Methoden und die Philosophie<br />

von Nicolas Joly zu erfahren. Eine Annäherung an ein die Regeln<br />

des Marktes ignorierendes Verfahren des Weinanbaus.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Oben: Blick über die Weinberge von Nicolas Joly, im Tal fließt die Loire. Linke Seite: Château<br />

de la Roche aux Moines. Die Ruinenreste verbergen sich unter den Bäumen.<br />

Neulich widerfuhr mir in den Markthallen von Tours<br />

etwas Erstaunliches. Ich war auf der Suche nach<br />

einem Savennières, einem Weißwein aus der Nähe<br />

von Angers. Er war für das Silvestermahl gedacht, bei dem<br />

wir Meeresfrüchte auftischen wollten. Bei einem von der<br />

Kundschaft hochgeschätzten Weinhändler erkundigte ich<br />

mich nach einem Savennières des Weinguts Coulée de Serrant,<br />

das von dem Winzer Nicolas Joly geführt wird. « Tut<br />

mir leid », war die überraschende Antwort, « die Weine<br />

dieses Monsieurs verkaufe ich nicht. Nie und nimmer! »<br />

Diese direkte Auskunft verblüffte mich doch einigermaßen.<br />

Zwar weiß ich, dass die Methoden von Nicolas Joly umstritten<br />

sind, aber letztlich sind seine Weine doch anerkannt<br />

und renommiert. Außerdem kenne ich Nicolas Joly persönlich<br />

und schätze ihn als sensiblen und nachdenklichen<br />

Menschen. Letztens erst war ich bei ihm und seiner Familie<br />

zum Abendessen eingeladen und verbrachte mit ihnen<br />

einen geselligen Abend. Bei dieser Gelegenheit durfte ich<br />

wieder einige hervorragende Tropfen der vergangenen<br />

Weinlesen genießen.<br />

Um die empörte Aussage des Weinhändlers aus Tours<br />

zu verstehen, sollte ich ein bisschen mehr über Nicolas<br />

Joly erzählen. Sein Weingut liegt an den schönen, von der<br />

Sonne milde beschienenen Hängen der Loire. Ein wunderschönes<br />

Fleckchen Erde. Doch was Joly dort treibt,<br />

ärgert seine Winzerkollegen maßlos. Nicht umsonst gilt<br />

er wegen seiner Bücher und Vorträge als der Papst des<br />

biologisch-dynamischen Weinanbaus, der den konventionellen<br />

Weinanbau hinterfragt und die althergebrachten<br />

Methoden ablehnt. Vielen macht Nicolas Joly Angst.<br />

In Frankreich braucht es ja schon eine gehörige Portion<br />

Mut und einiger Plackerei, um sich als Biowinzer<br />

durchzusetzen. Wie viel mehr Anstrengung bedarf es da,<br />

um für Wein aus biologisch-dynamischem Anbau Akzeptanz<br />

zu finden? In einer der vorangegangen Ausgaben von<br />

Frankreich erleben wurde schon einmal der lange Weg beschrieben,<br />

den ein Pariser Architekt gegangen ist, um sich<br />

als Neuling überhaupt nur in der Welt des traditionellen<br />

Weinbaus durchzusetzen und ein anerkannter Chinon-<br />

Produzent zu werden.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 81


Art de Vivre Wein<br />

Das Weingut von Nicolas Joly.<br />

Aber siehe da, in der letzten Ausgabe des Gault-Millau<br />

prangt auf dem Buchdeckel der Hinweis: « Über 1.500<br />

Weine aus biologischem und biologisch-dynamischem<br />

Anbau ». Das gleicht einer Revolution. Vor 20 Jahren noch<br />

war biologisch-dynamischer Weinanbau schlechter angesehen<br />

als Scientology.<br />

Nicolas Joly bezieht seine Inspiration unter anderem<br />

von Goethe. Schon der große deutsche Dichter warnte<br />

davor, die Pflanzen auf ihre Funktion zu reduzieren, die<br />

man nur in all ihren Einzelheiten zu verstehen brauche.<br />

Man solle stattdessen die Pflanze als eine Gesamtheit sehen<br />

und sich auch ganz unrational mit der Schönheit ihrer<br />

Formen, Farben und Gerüche beschäftigen. Die berühmte<br />

pflanzenkundige Benediktinerin Hildegard von Bingen<br />

äußerte sich lange vor Goethe in ähnlicher Weise.<br />

Wenn man Nicolas Joly auf seinem Weingut besucht,<br />

trifft man Jolys ziemlich betagte Mutter häufig in den<br />

Weinkellern an. Sie wirkt wie eine alte weise Frau, die in<br />

den unterirdischen Gewölben über dem Geist der Domaine<br />

wacht. Denn die Atmosphäre hier unten, wo der zukünftige<br />

Wein lagert, hat etwas von einem Heiligtum. Denn Nicolas<br />

Joly ist Purist. Einmal abgefüllt, wird der Wein nicht mehr<br />

angerührt. Joly ist überzeugt, dass die Fehler, die am Ende<br />

einen Wein verdorben haben, bereits ganz am Anfang gemacht<br />

wurden – und das heißt, im Weinkeller.<br />

Der ist von konventionellen Winzern viel zu oft wie<br />

eine Fabrik organisiert, in der die Unebenheiten, die bei<br />

einer Fermentation entstehen und die den Charakter eines<br />

Weines ausmachen, zu einem einheitlichen Jahrgangsgeschmack<br />

weg geschliffen werden. Nicht umsonst zählt man<br />

im Handel mehr als 300 Weinhefen, die im konventionellen<br />

Weinanbau zur Geschmacksverbesserung eingesetzt<br />

werden. Für Nicolas aber entsteht der eigene Geschmack<br />

eines Weines durch die Fleißarbeit des Winzers und die<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


tägliche intensive Beobachtung und Pflege der Weinstöcke.<br />

Der Rebensaft hat seiner Meinung nach im Fass nichts<br />

anderes zu tun, als in Frieden zu ruhen und vor sich hin zu<br />

reifen. Dabei ist Joly bereit, die Qualitätsschwankungen<br />

in Kauf zu nehmen, die durch unbeständiges<br />

Wetter in manchem Jahr<br />

Mehr über Nicolas Joly<br />

Wer mehr über Nicolas Joly erfahren<br />

möchte, dem seien seine Bücher<br />

empfohlen, von denen einige auch<br />

auf Deutsch erschienen sind:<br />

« Der Wein, die Rebe und die<br />

bio logisch-dynamische Wirtschaftsweise<br />

», Kornmayer Verlag<br />

« Beseelter Wein. Biologisch-dynamischer<br />

Weinbau », Hallwag-Verlag<br />

Außerdem kann man das Weingut<br />

besuchen (von Montag bis Samstag<br />

von 9.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00<br />

bis 18.00 Uhr):<br />

Nicolas Joly<br />

Clos de la Coulée de Serrant<br />

Château de la Roche aux Moines<br />

49170 Savennières<br />

Telefon: +33 (0)2 41 72 22 32<br />

www.coulee-de-serrant.com<br />

verursacht werden.<br />

Die Weinkeller von Nicolas Joly<br />

sind nur einige hundert Meter von<br />

den Ruinen der alten Burg « La Roche<br />

aux Moines » entfernt. Um die<br />

Burg lieferten sich am 12. Juli 1214<br />

englische und französische Truppen<br />

eine große Schlacht, aus der die Franzosen<br />

als Sieger hervorgingen. Kurz<br />

darauf triumphierten die Kapetinger<br />

endgültig über die Plantagenets aus<br />

England. Der Weinberg neben der<br />

Burg wurde bereits 1130 von den Zisterziensern<br />

angelegt, die Weinlese<br />

von 2009 war damit schon die 879.<br />

in Folge. Die Familie von Nicolas<br />

Joly besitzt und bewirtschaftet das<br />

Gut seit 1962. Aber ungeachtet der<br />

langen Tradition des Weinanbaus auf<br />

dem Gelände stellt Joly seine eigenen<br />

Überlegungen zum Weinbau an. Bei<br />

meinem letzten Besuch hat er mir das<br />

ausführlich erklärt:<br />

Das, was die Zypresse Zeit ihres<br />

Lebens tut, nämlich all ihre Kraft<br />

einzusetzen, um in die Höhe und<br />

gegen die Erdanziehungskraft anzuwachsen,<br />

das tut in umgekehrter Weise auch der Wein.<br />

Er dringt mit seinen Wurzeln so tief es irgend geht in<br />

den Boden, wie undurchdringlich und felsig er auch sein<br />

mag. Dabei kommt der Weinrebe zugute, dass sie ziemlich<br />

anspruchslos ist, was den Nährstoffgehalt des Bodens<br />

betrifft. Man findet ihre Wurzeln bis zu einer Tiefe von<br />

30 oder 40 Metern, manchmal sogar noch tiefer. Selbst<br />

in Felsen genügt eine winzige Ritze, dass der Wein darin<br />

wurzelt und gedeiht. Aber trotz dieser<br />

erstaunlichen Kräfte im Boden ist<br />

die Weinrebe doch nicht imstande,<br />

von sich aus von der Erdoberfläche<br />

der Sonne entgegen zu wachsen, sie<br />

benötigt immer ein Hilfsmittel, an<br />

dem sie sich aufrichten kann.<br />

Sieht man aber, wie die Weinrebe<br />

im Frühjahr beinahe maßlos neue<br />

Triebe bildet und sich der Sonne entgegenstreckt,<br />

wird klar, wie groß trotz<br />

aller Erdverbundenheit ihre Vorliebe<br />

auch für die Sonne ist. Man könnte<br />

sagen, die Weinrebe ist irgendwie der<br />

Prototyp der Pflanzen auf der Erde,<br />

meint Nicolas. Sie ist diejenige, die<br />

sich am besten mit der Erdanziehung<br />

arrangiert und trotzdem den Kontakt<br />

zur Sonne nicht verliert.<br />

Die Blüten der Weinrebe sind ganz<br />

tief im Blätterwerk versteckt und oft<br />

zur Erde gewandt, während die Blüten<br />

anderer Pflanzen meistens weit<br />

nach außen zeigen und mit Abstand<br />

zu den Blättern blühen. Die Weinrebe<br />

ihrerseits scheint zu sehr von der Erde<br />

angezogen zu sein, um in dieser Weise<br />

blühen zu können. Joly glaubt, dass<br />

man das nicht falsch verstehen sollte.<br />

Obwohl sie so klein und versteckt sind, verströmen die<br />

Blüten der Weinrebe doch einen intensiven Geruch, den<br />

man im Umkreis von einigen Metern riecht. Gefangener<br />

des Bodens zu sein, heißt noch lange nicht, den Bezug zur<br />

AUF DEM WEG IN DEN SÜDEN<br />

Restaurants und Hotel von Michel Chabran<br />

Chabran Hôtel et Restaurant<br />

29, avenue du 45ème Parallèle<br />

R.N. 7<br />

<strong>26</strong>600 Pont-de-l‘Isère<br />

Telefon: +33 (0)4 75 84 60 09<br />

Bistrot des Clercs Restaurant<br />

48, Grande Rue<br />

<strong>26</strong>000 Valence<br />

Telefon: +33 (0)4 75 55 55 15<br />

www.chabran.com<br />

Brasserie Le Quai Restaurant<br />

17, rue Joseph Péala<br />

<strong>26</strong>600 Tain L‘Hermitage<br />

Telefon: +33 (0)4 75 07 05 90


Art de Vivre Wein<br />

Bilder von der Weinlese 2009. Der Mann<br />

mit rotem Hemd ist Nicolas Joly.<br />

licht- und sonnenvollen Oberfläche verloren zu haben. Im<br />

Gegenteil, es scheint fast so, als produziere diese extreme<br />

Anhaftung im Boden einen umso größeren Drang, zum<br />

Licht zu gelangen.<br />

Es ist nach Nicolas Meinung diese untypische Eigenart,<br />

die es dem Wein erlaubt, ein solch nobles und komplexes<br />

Produkt zu liefern, wie der Wein eines ist. Wagen<br />

wir es also, uns einmal eine Frage zu stellen, die an den<br />

herkömmlichen Winzerschulen bisher noch nie aufgeworfen<br />

wurde: Sollte man als Winzer der Weinrebe wirklich<br />

helfen, ihr Gefängnis des Bodens zu verlassen und sie<br />

darin unterstützen, in die Höhe zu wachsen? Sind die<br />

Praxis des Hochbindens der Weinrebe an Kletterstöcken<br />

und das regelmäßige Beschneiden wirklich sinnvoll? Oder<br />

sollte man im Gegenteil die ursprüngliche Kraft der Natur<br />

unterstützen oder sogar verstärken, indem man die Pflanze<br />

zwar an den Weinstock bindet, aber nicht beschneidet<br />

und die Triebe sich der Erde zuneigen lässt, sodass sie am<br />

Ende bis auf den Boden hängen? Würde das der Weinrebe<br />

nicht noch mehr Kraft und Stärke geben, um zu gedeihen?<br />

Wie weit wollen wir denn noch in die Natur der Weinrebe<br />

eingreifen? Ein guter Winzer muss verschiedene Faktoren<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


erücksichtigen: das Alter der Weinreben, den Gehalt des<br />

Bodens, die Ausrichtung der Hänge des Weinberges zur<br />

Sonne, die Winde und die Feuchtigkeit, die geografische<br />

Lage. Aber diese Fragen werden nach Nicolas Jolys Meinung<br />

völlig ignoriert, weil sie möglicherweise die Quantität<br />

der Ernte begrenzen.<br />

Jeder Pflanze wurden von der Natur die ihr eigenen<br />

Kräfte mitgegeben, um ihr Lebensglück zu finden. Wie<br />

sehr hat der Mensch in den vergangenen Jahrhunderten<br />

jene ursprünglichen Kräfte der Natur, diese ihre wertvollen<br />

Schätze, geschwächt – wenn auch aus Unwissenheit?<br />

Das ist eine Schlüsselfrage. Sollte das nicht der Inhalt<br />

wirklicher landwirtschaftlicher Bildung sein? Würde<br />

man den Schülern durch solch ein breiteres Wissen nicht<br />

Kreativität und Freiheit geben? Wäre das nicht viel besser,<br />

als das Herunterbeten von Rezepten oder das Einimpfen<br />

eines mechanischen Wissens, das ein Unverständnis für<br />

die Pflanzen erzeugt, und das schnurstracks in die Abhängigkeit<br />

von staatlichen Subventionen führt?<br />

Von diesem Gespräch im letzten Herbst, als die Tage<br />

neblig und gleichzeitig sonnendurchstrahlt waren, habe<br />

ich mir ein großartiges Gefühl von einem natürlichen<br />

Gleichgewicht bewahrt, von Schönheit, Licht und Stille.<br />

Die Ufer der Loire im Anjou glitzerten in Anmut. Zwar<br />

sah ich die bretonischen Ouessant-Schafe nicht, die sonst<br />

zwischen den Weinstöcken frei herumlaufen und das Unkraut<br />

fressen, und auch keine Schottlandrinder, die den<br />

Boden mit ihrem Dung aufwerten. Nicht einmal die Hühner,<br />

die sich von den Schnecken und Raupen ernähren,<br />

waren zu sehen. Diese Tiere, die sonst im Einklang mit<br />

der Natur zwischen den Weinstöcken leben, hatten wegen<br />

der Weinlese Urlaub am Tage meines Besuches. Was ich<br />

aber sah, war anstatt des Pferdes, das normalerweise bei<br />

der Weinlese die Erntemaschine durch die Rebenreihen<br />

zieht, eine motorgetriebene Maschine. Das wunderte dann<br />

doch. Aber ich wurde beruhigt. Das Pferd war nicht etwa<br />

in Rente geschickt worden, es hatte nur einen zusätzlichen<br />

« freien Tag » bekommen.<br />

Den Abend beschlossen Nicolas und ich mit stundenlangen<br />

Gesprächen, in denen wir uns aus unserem<br />

Leben erzählten. Der Winzer und Vorreiter in Sachen<br />

biologisch-dynamischer Landbau, diplomiert von mehreren<br />

Universitäten (Handelsschule Paris, MBA von der<br />

Columbia University New York), der sechs Jahre lang als<br />

Banker gearbeitet hatte, und ich, der Journalist, neugierig<br />

auf alles, was in der weiten Welt vor sich geht, saßen einander<br />

gegenüber und lernten sich kennen und verstehen.<br />

Der Savennières, den wir dazu tranken, war natürlich<br />

erstklassig. Schade für den Händler aus Tours, dass er sich<br />

solche Tropfen entgehen lässt.<br />

Château de<br />

Chenonceau<br />

iPod-Video<br />

Feinschmecker-<br />

Restaurant<br />

Gartenanlagen Heckenlabyrinth Blumenarrangements<br />

Wachsfigurenkabinett<br />

Nachtspaziergänge<br />

Neue Museumsboutique<br />

Das Château de Chenonceau ist für Sie an jedem Tag im Jahr geöffnet<br />

www.chenonceau.com


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

Zu Ostern wird in vielen französischen Familien<br />

traditionell Lamm gegessen. Hier mein<br />

einfaches Rezept für einen im Ofen geschmorten<br />

Lammbraten. Zu diesem köstlichen Gericht<br />

servieren wir in unserer Familie immer<br />

Flageolet-Bohnen, aber natürlich eignen sich<br />

auch andere Gemüsesorten. Bon Appétit!»<br />

Epaule d’agneau<br />

rôtie au four<br />

Für 4-6 Personen • Vorbereitungszeit: 10 min<br />

Zubereitungszeit: 40 min<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Zutaten<br />

1 - 1,2 kg Lammschulter (mit Knochen)<br />

2 Dosen Flageolet-Bohnen (Abtropfgewicht je ca. 250g)<br />

200 ml Olivenöl<br />

50 g Butter<br />

1 Knoblauchknolle<br />

frische Thymianzweige<br />

frische Petersilie, gehackt<br />

Salz und Pfeffer aus der Mühle<br />

Zubereitung<br />

• Den Ofen auf 240 Grad aufheizen.<br />

• Zwei Knoblauchzehen enthäuten und zerdrücken. Mit 30 g<br />

der Butter den Knoblauch kräftig mit der Hand vermischen,<br />

dann die Masse gründlich in die Ober- und Unterseite der<br />

Lammschulter einreiben.<br />

• Die Lammschulter in eine Kasserole legen und mit dem Olivenöl<br />

begießen. Die übrigen Knoblauchzehen ungeschält halbieren<br />

und dazugeben. Vom Thymianzweig die Nadeln lösen und das<br />

Lamm damit bestreuen.<br />

• Den Braten in den Ofen stellen und 30 bis 40 Minuten garen<br />

lassen, um ein rosiges Fleisch zu erhalten. Die restliche Butter<br />

salzen und pfeffern und nach 10 Minuten auf dem Braten<br />

verteilen, danach den Braten von Zeit zu Zeit mit seinem Sud<br />

begießen. Bei Bedarf mit etwas Wasser ablöschen.<br />

• Die Bohnen aus der Dose in ein Sieb schütten und unter<br />

fließendem Wasser abspülen. Dann pfeffern und salzen. Eine<br />

Zehe Knoblauch enthäuten, in feine Streifen schneiden und<br />

dazugeben. Mit etwas Wasser vorsichtig erhitzen.<br />

• Am Ende der Garzeit die Lammschulter aus dem Ofen nehmen,<br />

mit etwas kaltem Wasser ablöschen, auf eine Servierplatte<br />

legen und ruhen lassen. Den Bratensud auf hoher Flamme<br />

kräftig aufkochen, durchsieben und in eine Sauciere füllen. Die<br />

weißen Bohnen mit der gehackten Petersilie bestreuen und mit<br />

der Lammschulter servieren.<br />

Tipp<br />

• Die Bohnen aus der Dose sind bereits gegart und müssen nicht<br />

gekocht werden. Wunderbar schmecken sie, wenn man beim<br />

Erhitzen einen Esslöffel vom Bratensud dazugibt. Flageolet-<br />

Bohnen sind in Deutschland schwer zu bekommen, genauso<br />

gut eignen sich auch weiße Bohnen.<br />

• Das Lammfleisch niemals mit Knoblauchzehen spicken. Das<br />

Fleisch nimmt das Aroma des Knoblauchs auch so auf und es<br />

verliert dann keinen Saft.<br />

Weinempfehlung<br />

• Zur Lammschulter trinkt man am besten einen kräftigen<br />

Rotwein, einen Cornas, Cahors oder alten Burgunder, zum<br />

Beispiel einen Pommard.<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 87


Art de Vivre Gastronomie<br />

Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (1)<br />

Die Brasserien und<br />

Restaurants der Stars<br />

Gewöhnlich sucht man ein Restaurant<br />

nach seinem Speiseangebot, Einrichtungsstil,<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis oder seiner Lage<br />

aus. Doch in Paris gibt es ein weiteres Auswahlkriterium,<br />

so man will: Die Frage, welche<br />

Stars man gerne treffen möchte. Eine kleine<br />

repräsentative Auswahl, die keinen Anspruch<br />

auf Vollständigkeit erhebt.<br />

Zu den Klassikern der Pariser Intellektuellen- und<br />

Schriftstellerszene, das zudem in jedem Reiseführer<br />

aufgeführt wird, zählt das Ca f é d e Fl o r e am Boulevard<br />

Saint-Germain im 6. Arrondissement. Einen ähnlichen<br />

Status besitzen auch die Brasserie Lipp und Les Deux<br />

Magots in der Nachbarschaft. In allen drei Etablissements<br />

treffen berühmte Autoren und Medienschaffende mit neugierigen<br />

Besuchern zusammen und dies bis heute – trotz<br />

allem Touristenrummel.<br />

Das Café de Flore, das die Kenner einfach nur Le Flore<br />

nennen, kann dabei auf eine lange Tradition zurückblicken.<br />

Denn seit seiner Gründung 1887 ist es ein Treffpunkt für<br />

Künstler und Literaten. Guillaume Apollinaire frequentierte<br />

das Café ab circa 1913. Albert Camus gehörte ebenfalls<br />

zu den illustren Gästen. Er gab einem Kellner, der mit<br />

ihm immer über die Philosophie redete, den Spitznamen<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


« Descartes ». Auch Pablo Picasso kam<br />

ins Flore, schließlich liegt es nicht weit<br />

von Montparnasse entfernt, wo er malte.<br />

Serge Gainsbourg trank hier gerne<br />

einen doppelten Pastis, den er « 102 »<br />

nannte (ein einfacher Pastis wird in<br />

Frankreich gerne als un 51 bestellt, da<br />

eine bekannte Pastis-Marke so heißt).<br />

Während des Zweiten Weltkrieges<br />

machte ein berühmtes Paar aus dem<br />

Café de Flore sogar sein « Wohnzimmer<br />

»: Simone de Beauvoir und<br />

Jean-Paul Sartre. « Wir haben uns im<br />

Flore gut eingerichtet », schrieb Sartre<br />

später dazu. « Von morgens 9.00<br />

Uhr bis mittags arbeiteten wir dort.<br />

Dann gingen wir mittagessen. Gegen<br />

14.00 Uhr kamen wir zurück und<br />

trafen uns dann bis abends 20.00 Uhr<br />

mit Freunden. Nach dem Abendessen<br />

empfingen wir Gäste, mit denen wir<br />

uns verabredet hatten. Es mag merkwürdig<br />

klingen, aber im Flore fühlten<br />

wir uns zu Hause. » Während der<br />

deutschen Besatzung war das Café ein<br />

kleiner Hafen der Freiheit. Jacques<br />

Prévert und seine Anhänger, die Sartres,<br />

Kommunisten mit Marguerite<br />

Duras an der Spitze, sie alle sorgten<br />

für diese besondere Atmosphäre, die<br />

für die damalige Zeit äußerst ungewöhnlich<br />

war. Deutsche Soldaten traf<br />

man während dieser schwierigen Zeit<br />

dort jedenfalls nicht an.<br />

Bis in die Gegenwart kommen<br />

Künstler, Intellektuelle und Schriftsteller<br />

gerne ins Café de Flore, aber<br />

auch Politiker und Journalisten, und<br />

natürlich viele Touristen. Es ist ein<br />

Ort des Sehens und Gesehenwerdens.<br />

Catherine Deneuve schaut bis<br />

heute regelmäßig mit ihrer Tochter<br />

Chiara Mastroianni vorbei, da sie in<br />

der Nähe des Cafés wohnt. Genauso<br />

die Sängerin Juliette Gréco oder die<br />

Schauspielerin Isabelle Huppert. Das<br />

Café de Flore ist auch ein typischer<br />

Ort, an dem Autoren Journalisten<br />

Interviewtermine geben. Schließlich<br />

haben noch diverse Verlage ihren Sitz<br />

in Saint-Germain-des-Prés. Zu den<br />

Stammgästen zählen auch die Modeschöpferin<br />

Sonia Rykiel sowie ihre<br />

Café de Flore<br />

Tochter Nathalie. Jeden Mittag hält<br />

man bis 13.30 Uhr einen Tisch für sie<br />

frei. An vielen Tagen macht sie davon<br />

Gebrauch. Auch die Drehbuchautorin<br />

und Regisseurin Danièle Thompson<br />

und ihr Mann besitzen dieses Privileg.<br />

Albert Koski kommt dagegen immer<br />

am Wochenende zum Brunch hierher.<br />

Natürlich ist der Name des Cafés<br />

nicht nur in Paris ein Begriff. Auch<br />

ausländische Stars finden den Weg<br />

an den Boulevard Saint-Germain,<br />

wenn sie an der Seine zu Besuch sind.<br />

Sharon Stone genießt regelmäßig ein<br />

Glas Champagner im Flore, Robert<br />

de Niro beobachtet aus dem Café<br />

heraus gerne die flanierenden Passanten<br />

auf dem Bürgersteig und Francis<br />

Ford Coppola hat in einem Interview<br />

erklärt, sein Traum wäre es, in Saint-<br />

Germain-des-Prés zu leben, um jeden<br />

Morgen im Café de Flore frühstücken<br />

zu können.<br />

Doch trotz des ganzen Rummels<br />

und der Bekanntheit des Cafés geht<br />

es in seinen Räumen sehr gesittet<br />

zu. Berühmte Persönlichkeiten<br />

werden meist in Ruhe gelassen, nur<br />

manchmal fragen Fans nach einem<br />

Autogramm. Die Bedienung verhält<br />

sich ohnehin sehr diskret. Manche<br />

Stars bevorzugen allerdings die erste<br />

Etage des Cafés, die etwas mehr Privatsphäre<br />

erlaubt als die Tische im<br />

Erdgeschoss mit den großen Fenstern<br />

zur Straße oder die Plätze draußen<br />

vor dem Café.<br />

Vom Dekor her fühlt man sich<br />

im Café de Flore der Tradition verpflichtet.<br />

Das Ambiente ist typisch<br />

pariserisch. Und natürlich hat der<br />

Besuch des Flore auch seinen Preis.<br />

Ein Espresso für 4,10 Euro oder eine<br />

Cola für 5,60 Euro sind nicht gerade<br />

billig. Aber auch das gehört zum Ruf<br />

des Cafés.<br />

Ein von seiner Art her ganz anderes<br />

VIP-Restaurant befindet sich<br />

auf der anderen Seite der Seine, dem<br />

rive droite: Le Fo u q u e t ’s. Auf den<br />

Champs-Elysées gelegen, ist es ebenfalls<br />

ein Lieblingsort der Stars und<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 89


Art de Vivre Gastronomie<br />

Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (1)<br />

Le Fouquet's<br />

Die Pariser und ihre Bistros<br />

nicht weniger berühmt als das Café<br />

de Flore. Die Ursprünge des Fouquet’s<br />

reichen auch weit zurück, und zwar bis<br />

zum Jahre 1899. Vor allem Schauspieler<br />

kamen und kommen gerne hierher,<br />

da viele Filmproduktionsfirmen ihren<br />

Sitz in der Umgebung haben. Allerdings<br />

zieht dieses Restaurant ein ganz<br />

anderes Klientel an. Der Unterschied<br />

zum Café de Flore liegt im Selbstverständnis<br />

der Gäste. Wer ins Fouquet’s<br />

kommt, hat den gesellschaftlichen<br />

Aufstieg geschafft und möchte dies<br />

auch nach außen demonstrieren. Man<br />

muss nur ein paar Minuten vor dem<br />

Eingang des Restaurants warten und<br />

beobachten, welche Autos von den<br />

Mitarbeitern des Valet Parking entgegengenommen<br />

werden: Mercedes,<br />

Porsche und Ferrari gehören hier zum<br />

guten Ton.<br />

Dies spiegelt sich natürlich auch<br />

in den Preisen wider. Nicht jeder<br />

kann sich ein Essen im Fouquet’s<br />

erlauben. Es gibt aber auch einen<br />

Brasseriebereich, der für Normalsterbliche<br />

erschwinglicher ist. Nicht<br />

wenige Touristen und Einheimische<br />

kommen hierher, um bei einem Kaffee<br />

Sage mir, wo Du ausgehst, und ich sage Dir, wer Du bist. So könnte man kurz das<br />

Verhältnis der Pariser zu ihrem Lieblingsbistro oder -restaurant zusammenfassen. In<br />

der Seine-Metropole misst man der Wahl des Etablissements eine ganz besondere<br />

Bedeutung bei. So haben viele Berufs gruppen ihre eigenen Lokale, die sie gerne<br />

frequentieren. Es gibt Brasserien, in denen man vor allem Rechtsanwälte antrifft, andere,<br />

wo sich die Journalisten wohlfühlen, und wiederum andere, die gerne von Politikern<br />

besucht werden. Die Liste ließe sich fortführen. Wer beim Ausgehen seinesgleichen<br />

sucht, muss also die unsicht baren Codes eines Etablissements kennen.<br />

Außerdem gibt es in Paris natürlich Rest au rants, die gerade besonders angesagt sind,<br />

bevor die Szene ins nächste Etablissement weiterzieht. Darin besteht kein Unterschied<br />

zu anderen Weltstädten. Eine wichtige Rolle, vielleicht sogar eine wichtigere als in<br />

anderen Städten, spielen in der französischen Hauptstadt aber auch die Bistros « um<br />

die Ecke ». Denn es sind nicht nur Orte, an denen man speist, sondern wo auch soziale<br />

Kontakte geknüpft und gepflegt werden. Die Pariser gehen gerne in « ihr » Lokal, um<br />

am Tresen schnell einen Kaffee zu trinken und mit dem Inhaber zu diskutieren oder an<br />

einem der Tische vor dem Bistro ihre Zeitung zu lesen. Die Brasserien und Bistros sind<br />

aus dem gesellschaftlichen Leben der Weltstadt nicht wegzudenken. Dies ist vielleicht<br />

auch ein Grund dafür, warum die Franzosen so sehr an ihren gastronomischen<br />

Einrichtungen hängen.<br />

oder Glas Wein für einen Moment in<br />

die Welt des internationalen Jetsets<br />

einzutauchen.<br />

Zum Image des Fouquet’s passt<br />

auch eine Geschichte, die sich 2007<br />

ereignete, genauer gesagt am 6. Mai<br />

2007, am Abend der zweiten Runde<br />

der Präsidentschaftswahl. Denn<br />

kurz nachdem das Ergebnis bekannt<br />

geworden war, machte sich Nicolas<br />

Sarkozy mit seiner Familie und<br />

Freunden auf den Weg in Richtung<br />

Champs-Elysées, um – zum Erstaunen<br />

der Franzosen – als erste Handlung<br />

als neuer Präsident im Fouquet’s<br />

zu speisen. Dies war für viele Bürger<br />

der Anfang einer Präsidentschaft, in<br />

der Geld kein Tabu mehr ist und die<br />

gerne mit dem Adjektiv bling-bling<br />

beschrieben wird. Mit bling-bling<br />

meint man im Französischen einen<br />

protzigen Hang zur Selbstdarstellung,<br />

wie er vielen Neureichen<br />

unterstellt wird. Sogar ein Buch<br />

ist im Anschluss an diesen Abend<br />

erschienen. Sein Titel lautet: « La<br />

nuit du Fouquet’s » (dt. Die Nacht im<br />

Fouquet’s). Darin findet man unter<br />

anderem eine Liste aller Freunde,<br />

die an jenem Abend anwesend waren,<br />

darunter große Namen der Finanzwelt,<br />

Stars wie Johnny Hallyday<br />

und Christian Clavier sowie andere<br />

superreiche Landsleute.<br />

Die Pariser Restaurants der Stars<br />

sind aber nicht zwingend große Etablissements.<br />

Manchmal kann ein<br />

Bistro unerwartet zu einer Institution<br />

werden. So im Juni 2009, als sich<br />

Präsident Barack Obama bei seinem<br />

Staatsbesuch aus Anlass des 65. Jubiläums<br />

der Landung der Alliierten in<br />

der Normandie nach einem Besuch<br />

der Kathedrale Notre-Dame spontan<br />

– was den Sicherheitsleuten durchaus<br />

Bauchschmerzen bereitete – mit seiner<br />

Frau und seinen beiden Töchtern<br />

auf den Weg in Richtung Eiffelturm<br />

machte, um dort in dem Lokal La<br />

Fo n t a i n e d e Ma r s einzukehren, eine<br />

kleine Brasserie unweit des Pariser<br />

Wahrzeichens mit typischen Speisen<br />

aus Frankreichs Südwesten, die schon<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


La Fontaine de Mars<br />

Le Café de Flore<br />

172, boulevard Saint-Germain<br />

75006 Paris<br />

Abendessen ca. 25 – 45 Euro,<br />

Cocktail ca. 13 Euro<br />

Les Deux Magots<br />

6, place Saint-Germain-des-Prés<br />

75006 Paris<br />

Abendessen ca. 35 – 50 Euro,<br />

Frühstück ca. 18 Euro<br />

Brasserie Lipp<br />

151, boulevard Saint-Germain<br />

75006 Paris<br />

Abendessen ca. 38 – 60 Euro<br />

Le Fouquet’s<br />

99, avenue des Champs-Elysées<br />

75008 Paris<br />

Abendessen ca. 66 – 128 Euro<br />

La Fontaine de Mars<br />

129, rue Saint-Dominique<br />

75007 Paris<br />

Abendessen ca. 50 – 65 Euro<br />

Ante Prima<br />

137, rue du Faubourg Saint-Honoré<br />

75008 Paris<br />

Abendessen ca. 40 Euro, Menü 72 Euro<br />

18 .<br />

17.<br />

19.<br />

8. 9. 10 .<br />

4 6<br />

16 . 1. 2. 3.<br />

20.<br />

5 4. 11.<br />

7. 1 3<br />

2<br />

6. 5.<br />

15.<br />

12 .<br />

14. 13 .<br />

über 100 Jahre lang existiert und gerne<br />

vom Personal der US-amerikanischen<br />

Botschaft frequentiert wird.<br />

Ein Vorkoster des amerikanischen<br />

Geheimdienstes probierte Obamas<br />

Essen, bevor die Präsidentenfamilie<br />

die französischen Spezialitäten<br />

genießen durfte. Der Präsident soll<br />

übrigens keinen Wein, sondern lediglich<br />

Wasser getrunken haben. Die<br />

Rechnung in Höhe von rund 300<br />

Euro beglich das Staatsoberhaupt am<br />

Ende höchstpersönlich. Viel wichtiger<br />

als diese Einnahme war für die<br />

kleine Brasserie aber die Reputation,<br />

die es durch diese präsidiale Stippvisite<br />

gewonnen hat. Seit dem Besuch<br />

der Präsidentenfamilie kommen viele<br />

neue Kunden, in der Hoffnung, dass<br />

demnächst mal wieder ein Star vorbeischaut.<br />

Im Fontaine de Mars will<br />

man aber trotz der neuen Berühmtheit<br />

seinen alten Werten treu bleiben<br />

und sich auch zukünftig in Bescheidenheit<br />

üben.<br />

In Paris gibt es aber nicht nur Restaurants,<br />

die von Stars frequentiert,<br />

sondern auch solche, die von ihnen<br />

betrieben werden. So zum Beispiel das<br />

An t e Pr i m a mit italienischer Küche,<br />

das dem Filmproduzenten und -regisseur<br />

Luc Besson gehört. Als Eigentümer<br />

eines herrschaftlichen Stadtpalais<br />

unweit der Champs-Elysées, in<br />

dem sich auch seine Büros befinden,<br />

hat er eine « Kantine » eröffnet, in<br />

der seine Mitarbeiter und Freunde,<br />

aber auch Fremde speisen können.<br />

Alles soll möglichst einfach sein. Das<br />

Speisenangebot besteht vor allem aus<br />

Pastagerichten. Es geht nicht um<br />

Haute Cuisine oder edle Weine im<br />

Ante Prima, dafür findet man dort<br />

die familiäre Atmosphäre einer typischen<br />

italienischen Trattoria vor. Nur<br />

die Rechnung am Ende einer Mahlzeit<br />

erinnert – gerade in Hinblick auf<br />

das Konzept und das Speisenangebot<br />

– schmerzlich daran, dass man auch<br />

im Ante Prima in einem Restaurant<br />

der Stars ist. Es hat eben seinen Preis,<br />

dem berühmten Eigentümer mit ein<br />

bisschen Glück vielleicht über den<br />

Weg zu laufen.<br />

In der Nächsten Ausgabe: Restaurants mit Ausblick<br />

Design und Wellness<br />

in perfekter Allianz<br />

machen aus Ihrem Aufenthalt<br />

in dem berühmten burgunder Winzerort<br />

Vosne-Romanée<br />

ein unvergessliches Erlebnis.<br />

Unser Angebot<br />

für “Frankreich erleben”- Leser :<br />

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(Spezialangebote ausgeschlossen).<br />

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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 91


Frankreich praktisch<br />

Was ist eine Region?<br />

Die Regionen sind in<br />

Frankreich – natürlich<br />

unterhalb des Gesamtstaates<br />

– die oberste Ebene der<br />

Gebietskörperschaften.<br />

Sie sind damit vom Status<br />

oberhalb der Departements<br />

angesiedelt. Frankreich<br />

ist insgesamt in 22<br />

Regionen unterteilt. Hinzu<br />

kommen vier Regionen<br />

für die Überseegebiete<br />

(La Réunion, Martinique,<br />

Guadeloupe, Französisch-<br />

Guayana). Die größte<br />

Region ist Aquitanien mit<br />

41.309, die kleinste Martinique<br />

mit 1.128 Quadratkilometern.<br />

Wie wird eine<br />

Region regiert?<br />

Frankreichs Regionen<br />

Am 14. und 21. <strong>März</strong> <strong>2010</strong> finden die beiden Runden der französischen Regionalwahlen<br />

statt. Ein guter Anlass, sich ein wenig genauer für das Konstrukt der<br />

französischen Regionen zu interessieren.<br />

Bretagne<br />

Guadeloupe<br />

Martinique<br />

Guyane<br />

La Réunion<br />

Basse-<br />

Normandie<br />

Poitou-<br />

Charentes<br />

Aquitaine<br />

Nord-Pasde-Calais<br />

Haute-<br />

Normandie<br />

Jede Region hat einen<br />

Conseil Régional (Regionalrat). Seine Mitglieder, die<br />

Conseillers Régionaux (Regionalräte), werden vom Volk für<br />

sechs Jahre gewählt. An der Spitze des Conseil Régional<br />

steht ein Präsident, der wiederum von den Conseillers Régionaux<br />

aus den eigenen Reihen gewählt wird.<br />

Centre<br />

Picardie<br />

Pays-dela-Loire<br />

Ile-de-France<br />

Lorraine<br />

Champagne-<br />

Ardenne<br />

Alsace<br />

Limousin Auvergne<br />

Midi-Pyrénées<br />

Languedoc-<br />

Roussillon<br />

Bourgogne<br />

Franche-<br />

Comté<br />

Rhône-Alpes<br />

Provence-Alpes-<br />

Côte d’Azur<br />

Corse<br />

In einem Zentralstaat wie Frankreich haben die Regionen<br />

keine eigene Gesetzgebungskompetenz. Obwohl sie mit<br />

dem Conseil Régional eine Art Parlament besitzen, können<br />

die Region keine eigenen Gesetze verabschieden, sondern<br />

sind der nationalen Legislative unterworfen. Dagegen verfügen<br />

die Regionen über eine gewisse finanzielle Autonomie.<br />

Dafür erhalten sie einen Teil der landesweiten Steuern<br />

und besitzen ein Budget aus regionalen Steuern. 2008 (neuere<br />

Zahlen sind noch nicht offiziell kommuniziert) haben<br />

Frankreichs Regionen (außer den Überseegebieten) insgesamt<br />

22,1 Milliarden Euro ausgegeben.<br />

Außerdem besitzen die Regionen weitreichende Kompetenzen<br />

in den folgenden<br />

Bereichen:<br />

1. Wirtschaftliche Entwicklung:<br />

Die Regionen<br />

koordinieren auf ihrem<br />

Territorium alle Aktionen,<br />

die der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung<br />

dienen.<br />

2. Infrastruktur: Den Regi<br />

onen obliegt die Verant<br />

wortung für viele<br />

wichtige Infrastruk turmaß<br />

nahmen auf ihrem<br />

Terri torium, unter anderem<br />

für den Schienen<br />

verkehr (außer Ilede-France),<br />

aber auch<br />

für den Unter halt von<br />

Straßen etc.<br />

3. Aus-/Weiterbildung und<br />

Kultur: Die Regionen<br />

bauen und unterhalten<br />

beispielsweise die Gymnasien<br />

oder tragen einen<br />

signifikanten Teil der<br />

Kos ten für die Universitäten.<br />

4. Gesundheit: Die Regionen sind zum Beispiel zuständig<br />

für Impfaktionen oder die Prävention bestimmter<br />

Krankheiten.<br />

Wozu dient eine Region?<br />

Welche Zukunft für die Regionen?<br />

Hinsichtlich ihrer Rolle und Autonomie lässt sich in den<br />

letzten Jahren die Tendenz feststellen, dass der Staat den<br />

Regionen immer mehr Kompetenzen übertragen hat. Dies<br />

stärkt die politische Bedeutung der Regionen, bedeutet aber<br />

auch immer neue finanzielle Verpflichtungen. Außerdem<br />

könnten große Änderungen 2014 ins Haus stehen. Für das<br />

Jahr plant Nicolas Sarkozy zurzeit, dass die Conseillers<br />

Régionaux (Regionalräte) durch Conseillers Territoriaux<br />

(Territorialräte) ersetzt werden. Dahinter steht aber nicht<br />

nur eine Umbenennung, sondern eine umfassende Neuordnung<br />

der Kompetenzen zwischen den Regionen und den<br />

Departements.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Arte-Programm<br />

Montag, 01.03.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />

Musica: Die Kunst des Frédéric Chopin<br />

Dokumentation<br />

Der französische Regisseur Gérard Caillat lädt ein zu einer Reise<br />

durch das Leben und das Werk des Mannes, der die Musikgeschichte<br />

und insbesondere die des Klaviers nachhaltig geprägt hat: Frédéric<br />

Chopin. Legendäre Chopin-Interpreten erzählen aus dem Leben des<br />

Komponisten und interpretieren seine Werke. ARTE feiert den 200.<br />

Geburtstag des romantischen Musikgenies Frédéric Chopin außerdem<br />

mit Konzerten der Extraklasse.<br />

Sonntag, 07.03.<strong>2010</strong>, 19.15 Uhr<br />

Maestro: Rafal Blechacz spielt Chopin<br />

Konzert<br />

Der junge polnische Pianist Rafal Blechacz ist seit seinem<br />

Triumph beim Chopin-Wettbewerb 2005, wo er alle fünf Preise<br />

auf einmal errang, ein international gefragter Solist. ARTE zeigt<br />

ein umjubeltes Konzert, das Blechacz im vergangenen Herbst in<br />

der Hamburger Laeiszhalle gab. Höhepunkt des Konzertes: Die<br />

Polonaise-Fantasie As-Dur op. 61, eine Herausforderung für jeden<br />

Pianisten.<br />

Montag, 15.03.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />

Die Wahrheit<br />

Spielfilm, Frankreich/Italien 1960<br />

Die 21-jährige Dominique steht unter Mordanklage vor Gericht. In<br />

einer demütigenden Verhandlung urteilen ausschließlich Männer über<br />

Dominique, von denen die meisten sie schon aufgrund ihres unbekümmerten<br />

Umgangs mit bürgerlichen Moralvorstellungen für schuldig<br />

halten. Ein Film mit u.a. Brigitte Bardot, Marie-Jose Nat, Sami Frey<br />

innerhalb einer Schwerpunktreihe zu Georges-Henry Clouzot.<br />

Sonntag, 11.04.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />

Catherine Deneuve<br />

Themenabend<br />

Seit über 40 Jahren ist Catherine Deneuve der Star des französischen<br />

Kinos. Ihre Filme wählte sie nicht nach den Rollenangeboten,<br />

sondern nach den Regisseuren aus. Von Jacques Demy bis André Téchiné,<br />

von Philippe Garrel bis Lars von Triers, von François Truffaut<br />

bis Arnaud Desplechin, mit Präsenz und unbestechlichem Engagement<br />

hat sie Kinogeschichte geschrieben. Ein Film von Anne Andreu<br />

zeigt die Rolle der Schauspielerin heute und macht deutlich, bis zu<br />

welchem Maße sie das Filmschaffen immer wieder vorangetrieben<br />

und geprägt hat.<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE: www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 93


Leserbriefe · Impressum<br />

Ihre Favoriten 2009<br />

Im letzten Heft hatten wir Sie<br />

gebeten, uns Ihre Fa vo riten<br />

aus 2009 zu ver raten. Wir<br />

bedanken uns für die zahlreichen<br />

Ein sen dun gen und<br />

gratulieren den Ge winnern<br />

der Verlosung:<br />

Anja Hergarten, Bochum<br />

Ute Herrmann, Velden<br />

Bestes Titelblatt 2009<br />

1. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

2. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />

3. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />

Bestes Heft 2009<br />

1. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />

Leserbriefe<br />

Bei jeder Neuerscheinung Ihres trefflichen<br />

Heftes, « stürze » ich mich jedes<br />

Mal zuerst auf den Kulturschock. Ich<br />

mag sehr die sympathische Offenheit,<br />

in der nationale Unterschiede immer<br />

mit humorvollem Augenzwinkern beschrieben<br />

werden. Der Artikel aus Heft<br />

<strong>Nr</strong>. 24 (Weihnachtsplätzchen) hat mich<br />

nun ganz und gar in Rührung versetzt<br />

und vollends mein Herz erwärmt. Man<br />

kann den Verfasser des Textes geradezu<br />

leibhaftig vor sich sehen, wie er wie mit<br />

leuchtenden Kinderaugen, passend zur<br />

Vorweihnachtszeit, und mit staunender<br />

Unkompliziertheit, die ihm fremde<br />

Umwelt gutmütig betrachtet. Er stellt<br />

Vorurteile infrage und lässt sich überraschen<br />

von dem, was so anders ist als das<br />

ihm Bekannte. Danke, für den gelungenen<br />

Beitrag zur Völkerverständigung!<br />

Wann kann das deutlicher werden, als an<br />

Weihnachten?<br />

Helga Lehniger, Langenhagen<br />

Seit zwei Jahren bin ich nun eifriger<br />

Leser Ihrer Zeitschrift und muss zugeben,<br />

dass ich mich jedes Mal auf die neue<br />

Ausgabe freue. Leider vermisse ich in Ihrer<br />

Zeitschrift Artikel zu geschichtlichen Ereignissen<br />

dieses an Geschichte sicher nicht<br />

armen Landes. Ansonsten kann ich Ihre<br />

Zeitschrift wärmstens weiterempfehlen.<br />

Oskar Mayrl, Meran<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />

findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 50178145 · Fax: +49 (0)30 920372065<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

Frankreich erleben-Aboservice · Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)30 61105366 · Fax: +49 (0)30 61105367<br />

frankreicherleben@interabo.de · www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Mélissa Audubey, Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Chantal Cobac, Dominique<br />

Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff, Lilian Grenier,<br />

Olivier Huonnic, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz, Wilfried Ressler, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Margot Sibilaud, Gabriel Siméon, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

Gabriele Jaster<br />

Telefon: +49 (0)211 29<strong>26</strong>166 · g.jaster@frankreicherleben.de<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441 · ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 5/2009<br />

Druck: Neef + Stumme premium printing GmbH & Co. KG<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

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Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäftsbedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Darstellungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

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Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 4,90 € (D), 5,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 5,90 € (F/L/B/NL), 6,20 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 € (D), 29,70 €<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

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2. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 21<br />

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Per Fax: +49 (0)30 920372065<br />

Zuerst einmal vielen Dank für den<br />

wunderbaren Kalender <strong>2010</strong>. Danke<br />

auch für die Themen in Heft <strong>Nr</strong>. 24. Wir<br />

freuen uns auch schon auf das nächste<br />

Heft, in der das malerische Luberon<br />

vorkommt. Danke für vier wundervolle<br />

Jahre mit ihrem Heft, das ich als Abonnement<br />

ab Heft <strong>Nr</strong>. 1 schätzen und lieben<br />

gelernt habe.<br />

Florian Kluge, Wolfenbüttel<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />

nach unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Ajc Presse • S.4: Serge<br />

Robin, Ajc Presse; Jan Grasshoff, Globus Medien; D. Basse, Michel Coll,<br />

Cdt84; Maxime Bruno, Canal Plus; SB, Globus Medien; Maurice A., Ajc<br />

Presse; La Fontaine de Mars • S.6: Ateliers Jean Nouvel • S.7: Asprogéo<br />

• S.8: Marc Verhille, Mairie de Paris; Nicolas Borel, Paris Tourist Office;<br />

Kalligra, Fotolia • S.10: Didier Plowy, Ministère français de la Culture<br />

et de la Communication; Luxxtek, Istock; Drubig-photo, Fotolia • S.11:<br />

Guy, Fotolia; 2070348, Fotolia • 12-13: DR • S.14-22: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.<strong>26</strong>-30: SB, Globus Medien • S.31-33: Office de Tourisme<br />

d’Etretat; SB, Globus Medien • S.34-42: Jan Grasshoff, Globus Medien<br />

• S.44: Hotel The Five, DR • S.46-47: Serge Robin, Ajc Presse • S.48:<br />

Maison du Tourisme de Belfort et du Territoire de Belfort; DR; Territoire de<br />

Musiques; Serge Robin, Ajc Presse • S.52-58: Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.60: Macumazahn, Fotolia • S.61: D. Basse, Michel Coll, Cdt84 • S.62:<br />

Philippe Bernard, Fotolia • S.63: Margot Sibilaud • S.67: Chantal Cobac<br />

fur Ajc Presse • S.69: Marc Muller, CG74 • S.70: Comité Anti-Olympique<br />

Annecy • S.71: Marc Muller, CG74 • S.72: Christophe Abramowitz, Radio<br />

France; Maxime Bruno, Canal Plus • S.74-77: Studio Harcourt • S. 78-79:<br />

DR • S.80-84: Maurice A., Ajc Presse • S.86-87: MA, Ajc Presse • S.88-<br />

91: La Fontaine de Mars; Le Fouquet’s; Le Café de Flore; Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.93: Arte, DR; Cinétévé • S.98: Maurice A., Ajc Presse; Jan<br />

Grasshoff, Globus Medien; LPRP, Pic Du Midi; Serge Robin, Ajc Presse.<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Übersicht der Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

7<br />

9<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

Eine Riesin im Bistro – Das Bistro Germain in Paris 25<br />

Stadtentwicklung – Reicht Paris bald bis ans Meer? 25<br />

Hauptstadt der Liebe – Ist Paris noch sexy? 25<br />

Paris bei Nacht – Eine romantische Reise<br />

24<br />

durch die Metropole<br />

Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />

französischen Hauptstadt<br />

Le Marais – 11 ultimative Tipps fürs Pariser<br />

22<br />

Szeneviertel<br />

Louvre – Sensationelle Austellung: Der Louvre im 22<br />

Zweiten Weltkrieg<br />

Ile de la Cité & Ile Saint-Louis – Idyllische Inseln 21<br />

inmitten einer Weltstadt<br />

Das Grand Palais erwacht aus dem<br />

20<br />

Dornröschenschlaf<br />

An den Ufern der Seine – Für drei Euro mit dem 19<br />

Mietfahrrad entlang der Seine<br />

Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />

18<br />

Luxusherbergen<br />

Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />

Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />

alten Stadtschlosses<br />

Musée du Montparnasse 16<br />

Alle 20 Arrondissements 15<br />

Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />

12<br />

Verhägnis wird<br />

Barbizon - Nabel der französischen<br />

12<br />

Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />

Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären 12<br />

Lebensgefühls<br />

Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

1<br />

10<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

11<br />

13<br />

14<br />

Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />

12<br />

Fahrradrevolution<br />

Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />

12<br />

polarisierenden Architekten<br />

Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14.<br />

9<br />

Arrondissement<br />

Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser<br />

8<br />

Flughafens Charles-de-Gaulle<br />

Opéra National de Paris - Eine Bühne für das<br />

7<br />

Publikum<br />

Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />

Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />

einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />

Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die 6<br />

Pariser Luxusmeile<br />

Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />

6<br />

«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />

5<br />

Fondation Cartier<br />

Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />

Vorort von Paris<br />

Gastronomie - Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview - Anne Hidalgo 1<br />

Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />

Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />

1<br />

Metropole<br />

Hotel<br />

Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier - Die Geschichte des<br />

14<br />

Bergbaus erleben<br />

Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />

urigem Humor<br />

La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />

die Welt der Kunst<br />

Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung 6<br />

geht weiter<br />

Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel<br />

L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Epinal – Stadt der Parks und Museen 25<br />

Champagne – Die Champs-Elysée des<br />

23<br />

Schaumweins<br />

Nancy – Geschichtsbewusst und modern 22<br />

Charleville-Mézières – Dichterleben und<br />

21<br />

Marionettenkunst<br />

Rosheim – Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />

Ardennen - Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />

Sesenheim - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />

Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />

Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />

Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />

Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den 12<br />

Vogesen<br />

Straßburg - Stadterneuerung als politisches<br />

11<br />

Leitmotiv<br />

Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />

und charaktervollen Weinen<br />

Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt 8<br />

sich volksnah<br />

Mulhouse - Europäische Hauptstadt der<br />

8<br />

Technikmuseen<br />

Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen 8<br />

überwindet<br />

Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten<br />

8<br />

Dörfern des Elsass<br />

Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine 8<br />

aus dem 16. Jahrhundert<br />

Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer 8<br />

automobilen Legende<br />

Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />

treffen<br />

Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der 7<br />

Grenze<br />

Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Cluny und Flavigny – Eine Reise ins<br />

24<br />

mittelalterliche Burgund<br />

Genuss – Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />

Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />

Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />

Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />

Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />

Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />

Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />

Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7


Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche 7<br />

Saline von Arc-et-Senans<br />

Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du 2<br />

Nivernais<br />

Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />

Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... 1<br />

des Jura<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />

Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />

Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein - Vouvray 9<br />

Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein - Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />

Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />

6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Eine Reise zur Küste der Landung der Alliierten 25<br />

Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />

Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel 18<br />

Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />

La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />

Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />

Spuren der Geschichte - Die Normandie unter<br />

16<br />

Wilhelm dem Eroberer<br />

Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des 10<br />

Klosterbergs<br />

Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Dinan – Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />

Saint-Malo – Auferstanden aus Ruinen 22<br />

Halbinsel Quiberon – Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />

Carnac – Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />

Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />

Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />

Fjorden wie im hohen Norden<br />

Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt 9<br />

ein Kanal<br />

Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />

Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />

Bretagne<br />

Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte 2<br />

des Meeres<br />

Hotel<br />

Oceania Saint-Malo 22<br />

Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

La Rochelle – Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />

Vergangenheit<br />

Ile de Ré – Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />

Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />

Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />

4<br />

Metamorphose<br />

Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben 4<br />

vor der Küste<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Hotel<br />

Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />

9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Rhune-Bergbahn – Südamerikanisches Flair<br />

in den Pyrenäen<br />

24<br />

Périgord – Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />

Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

Lillet, ein Aperitif für Kenner 21<br />

Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />

Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />

Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />

Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an<br />

13<br />

Bordeaux<br />

Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum<br />

13<br />

Markenzeichen werden<br />

Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21.<br />

13<br />

Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />

Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />

4<br />

Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />

Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />

Seebades begründet<br />

La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />

lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />

Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden<br />

1<br />

Schönheit<br />

Hotel<br />

The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />

Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Volvic – Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />

Rhune-Bergbahn – Südamerikanisches Flair<br />

24<br />

in den Pyrenäen<br />

Zentralmassiv – Die Natur als Kunstraum 21<br />

Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />

Dordogne-Tal - Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />

Rouffignac - Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />

Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat - Unterwegs 18<br />

in den Städten des Périgord<br />

Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />

Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />

Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von 15<br />

Zerstörung bedroht<br />

Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen<br />

13<br />

Kunstgeschichte<br />

Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />

11<br />

am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />

Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen 7<br />

Vulkane<br />

Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen 7<br />

zwei Meeren<br />

Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel<br />

Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Ardèche – Ein Departement voller Überraschungen 23<br />

Lyon - Fête des Lumières 2008 18<br />

Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />

Briançon - Stadt auf mehreren Etagen 15<br />

Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und<br />

11<br />

Fernsicht<br />

Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf<br />

11<br />

Schönheitskur<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder 11<br />

der Belle Epoque<br />

Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />

Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />

Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel<br />

Helvie, Val-les-Bains (Ardèche) 23<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane 23<br />

Lebensfreude<br />

Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />

Aigues-Mortes – Später Ruhm für die Stadt der 19<br />

«Toten Wasser»<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen 6<br />

Namens<br />

Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim<br />

4<br />

Aalfang...<br />

Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />

Bambusgartens<br />

Hotel<br />

La Mîne d'Or – Gagnières 24<br />

Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />

Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Luberon – Eine Spritztour durch die einsamen Hügel 25<br />

der Provence<br />

Cannes hors Saison 24<br />

Provence – Und ewig lockt der Lavandel 22<br />

Cassis – Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />

Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />

Aix-en-Provence - Auf den Spuren von Cézanne 18<br />

Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />

Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von 10<br />

«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der 10<br />

Provence<br />

Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />

Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />

werden<br />

Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel<br />

La Coquillade, Gargas 25<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

HI, Nizza 8<br />

Le Delos, Bandol 4<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel<br />

Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />

La Réunion – Imposante Vulkaninsel<br />

24<br />

im Indischen Ozean<br />

Guadeloupe – Ein Stück Frankreich in der Karibik 19


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Versailles<br />

Die Welt der Marie-Antoinette<br />

... und viele<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>26</strong> - Mai / Juni <strong>2010</strong> erscheint am 23. <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>


Vive la langue française!<br />

Französisch erLesen.<br />

• No 1 | 57º Année •<br />

Janvier <strong>2010</strong> Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen<br />

¤ 2,00 [d]<br />

ACt UALité<br />

• Islam: le débat sur les<br />

minarets<br />

• L’Algérie s’est qualifiée<br />

pour le Mondial <strong>2010</strong><br />

Pages 2– 3<br />

éCOLOGie<br />

• Enquête sur Greenpeace<br />

Page 4<br />

SOCiété<br />

• L’alcoolisme des jeunes<br />

Page 6<br />

ff FRAnÇAi S FACi L e ff<br />

• Née pour le ciné:<br />

Mélanie Laurent<br />

• De plus en plus de femmes<br />

sont pauvres<br />

• Paris, rue des Rosiers –<br />

au cœur du Pletzl<br />

Pages 8–9<br />

CULt URe<br />

• Hommage à<br />

Claude Lévi-Strauss<br />

• Art urbain: gloire et grief<br />

du graffiti<br />

Pages 10–11<br />

L’AIR D u tE m P s<br />

• La revanche des épaulettes<br />

Page 13<br />

SeRVi C e PROFS<br />

Pages 4 et 6<br />

L e JOURn AL PARLé<br />

Pages 4, 6 et 7<br />

ç<br />

Französisch lernen.<br />

• Sprachzeitungen •<br />

World and Press • Read On • Revue de la Presse • Revista de la Prensa<br />

Leggere l’Italia • Presse und Sprache<br />

Le Journal Parlé<br />

Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen<br />

Revue de la Presse<br />

À la veille du sommet sur le climat,<br />

des initiatives sont apparues<br />

ici et là en France, mais les<br />

ONG ont eu du mal à initier un<br />

vrai mouvement citoyen. Une<br />

initiative commune baptisée<br />

«Ultimatum climatique» a obtenu<br />

à peine 500 000 signatures,<br />

au lieu du million espéré.<br />

1 TOUTES LES études d’opinion<br />

montrent que les Français<br />

ont saisi l’importance du problème<br />

climatique. Moins nombreux<br />

sont ceux qui se mobilisent<br />

concrètement à l’approche du<br />

sommet de Copenhague. Leur<br />

engagement s’apparente en effet<br />

davantage à un «frémissement»<br />

qu’à un «raz-de-marée», selon<br />

Sylvain Tardy, chargé de la mobilisation<br />

à Greenpeace France.<br />

Malgré tout, de nombreux comités<br />

se sont montés dans l’ensemble<br />

des régions. Le collectif<br />

«Urgence climatique, Justice sociale»,<br />

qui a organisé depuis septembre<br />

plus de 150 conférences<br />

sur les enjeux de la conférence<br />

de l’ONU, a ainsi vu le nombre de<br />

ses groupes locaux sensiblement<br />

augmenter. Des cars ont également<br />

été affrétés au départ de<br />

plusieurs villes de France pour<br />

emmener les citoyens mobilisés<br />

jusqu’à la capitale danoise. Et<br />

encore plus écologique, un Toulousain<br />

est parti le 9 novembre en<br />

direction du Danemark… à vélo !<br />

2 Action la plus notable à ce<br />

jour: l’«Ultimatum climatique».<br />

Une initiative lancée par onze<br />

ONG (WWF, Greenpeace, Action<br />

contre la faim, Médecins du monde,<br />

Les Amis de la terre…). Cette<br />

coalition vise à mobiliser Nicolas<br />

Sarkozy et les autres chefs d’État<br />

par le biais d’une pétition et de<br />

différentes actions. Après le succès<br />

du concert organisé au Zénith<br />

de Paris le 22 novembre dernier,<br />

Sprachtraining • Landeskunde • Vokabelhilfen<br />

Sommet de Copenhague: la difficile<br />

mobilisation des citoyens<br />

Légende Le Zénith de Paris (Pariser Konzertsaal,<br />

Parc de la Villette, 19 e arrondissement) – réchauffement<br />

(m.) Erwärmung – le barrage-réservoir<br />

die Talsperre, der Stausee – être sévèrement<br />

etroffen sein – sécheresse<br />

Entre 6000 et 7 000 personnes ont assisté le 22 novembre dernier au concert organisé au Zénith de Paris<br />

par le collectif «Ultimatum climatique», en faveur de la lutte contre le réchauffement de la planète.<br />

Petite photo: un barrage-réservoir au niveau zéro, dans le Midi de la France (près de Toulouse), pendant<br />

l’été 2005. Depuis quelques années, la France est de plus en plus sévèrement touchée par la sécheresse, l’une<br />

des conséquences du changement climatique. | Photos: Getty Images<br />

à Bordeaux, Strasbourg, Lyon,<br />

Montpellier ou bien encore Angers.<br />

3 «Je ne sais pas si une coalition<br />

aussi large s’est constituée à<br />

l’étranger», se félicite Pascal Husting,<br />

le directeur de Greenpeace<br />

France. Plus de 450000 Français<br />

ont déjà signé notre pétition.<br />

J’espère que ce sont eux qui deviendront<br />

les multiplicateurs de<br />

nos actions dans les prochaines<br />

années.» À elle seule, l’ONG peut<br />

déjà compter sur 150 000 «cybermilitants»,<br />

qui agissent localement<br />

et relaient ses initiatives<br />

sur la Toile. «Mais ce ne sont pas<br />

150000 personnes qui vont changer<br />

la donne», relativise Pascal<br />

Husting. «Il nous faudra plusieurs<br />

dizaines de milliers de gens dans<br />

le monde pour constituer une<br />

force de frappe».<br />

une nouvelle manifestation a été<br />

prévue pour le 5 décembre dans<br />

la capitale. Un projet qui a fait<br />

des émules puisque des rassemblements<br />

se tiendront également de l’ «Ultimatum climatique»<br />

4 Au départ, les organisateurs<br />

espéraient<br />

ainsi recueillir un million<br />

de signatures. Ils ont finalement<br />

dû revoir leurs ambitions<br />

à la baisse et visent aujourd’hui<br />

500 000 paraphes. Un résultat<br />

qui montre un investissement citoyen<br />

timide. «Je suis déjà très satisfait<br />

d’en avoir obtenu autant»,<br />

frémissement (m.) leichtes Beben – le raz-demarée<br />

die Flutwelle, (fig.) die Woge (der Beteiligung)<br />

– urgence (f.) Dringlichkeit – enjeu (m.)<br />

Anliegen – OnU (f.) UNO – sensiblement spürbar,<br />

merklich – car (m.) Reisebus – affréter chartern<br />

rétorque Serge Orru, le président<br />

de WWF-France, qui refuse les<br />

discours défaitistes. Et d’ajouter:<br />

«Les observateurs oublient qu’il<br />

y a trois ans nous n’étions même<br />

pas écoutés. Les ONG écologiques<br />

ont réussi à faire entrer le<br />

péril climatique dans la conscience<br />

mondiale.» Serge Orru ne<br />

compte d’ailleurs pas s’arrêter<br />

après la conférence de l’ONU sur<br />

le climat. Il prépare déjà la troisième<br />

édition de l’«Earth hour»,<br />

qui consistera à faire éteindre le<br />

27 mars <strong>2010</strong> les monuments du<br />

monde entier. «Le succès international<br />

de cette initiative lancée<br />

par WWF montre qu’on peut mobiliser<br />

les chefs d’État», explique<br />

l’écologiste. «L’an passé, même la<br />

Chine et les États-Unis ont éteint<br />

leurs monuments !».<br />

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Suite page 16<br />

3 r anpeilen – par le biais de auf dem Umver<br />

ändern – la force de frappe (Bezeichnung für<br />

die französische Atomstreitmacht), h.: die schlagkräftige<br />

Armee von Aktivisten<br />

4 Au départ anfangs – revoir qc à la baisse etw.<br />

nach unten korrigieren – paraphe (= parafe) (m.)<br />

Namenszug, h.: Unterschrift – investissement (m.)<br />

h.: Beteiligung – timide schüchtern – les discours<br />

i, die Verlie-


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