Nr. 26 - März / April 2010
Auvergne: die ewigen Reize erloschener Vulkane Normandie: Seebad Etretat Paris: der Canal Saint-Martin und das Geheimnis rosafarbener Schuhe Belfort: eine charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte Saint-Emilion: ein Besuch mit Freunden Mont Ventoux: ein Berg und sein Mythos Wein: Savennières Rezept: Epaule d'agneau rôtie au four
Auvergne: die ewigen Reize erloschener Vulkane
Normandie: Seebad Etretat
Paris: der Canal Saint-Martin und das Geheimnis rosafarbener Schuhe
Belfort: eine charaktervolle Kleinstadt mit bewegter Geschichte
Saint-Emilion: ein Besuch mit Freunden
Mont Ventoux: ein Berg und sein Mythos
Wein: Savennières
Rezept: Epaule d'agneau rôtie au four
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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>26</strong> · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />
Auvergne<br />
Land der erloschenen Vulkane<br />
Normandie<br />
Die bizarren Felsen von Etretat<br />
Mont Ventoux<br />
Mythos der Provence<br />
Saint-Emilion<br />
Charmantes Winzerdorf im Bordelais<br />
Olympia Annecy will die Winterspiele 2018<br />
Gastronomie Die Restaurants der Stars in Paris<br />
Satire Worüber die Franzosen lachen<br />
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Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
in diesem Winter konnte man fast vergessen, dass es ein<br />
Problem namens Klimaerwärmung gibt. In weiten Teilen<br />
Europas, Frankreich eingeschlossen, war es schon lange<br />
nicht mehr so kalt. Alle Wintersportbegeisterten<br />
freute dies natürlich sehr. Einen solchen Winter<br />
wünscht man sich in Annecy auch für<br />
das Jahr 2018. Denn dann möchte man<br />
dort gerne die Olympischen Winterspiele<br />
organisieren. Doch vor dem Hoffen auf perfektes<br />
Winterwetter steht das Hoffen auf die<br />
Austragung der Spiele. Denn auch<br />
in München und in Pyeongchang<br />
(Südkorea) tut man alles, um den<br />
Zuschlag dafür zu bekommen.<br />
Wir haben den Bürgermeister<br />
von Annecy gefragt, wie er das<br />
Internationale Olympische<br />
Komitee von der eigenen<br />
Bewerbung überzeugen<br />
will, und die Kritiker, worauf<br />
sie ihre Ablehnung gründen.<br />
Ein Berg, der zwar ebenfalls über ein<br />
paar Skipisten verfügt, für Olympische<br />
Winterspiele aber wohl ungeeignet wäre,<br />
ist der Mont Ventoux in der Provence.<br />
Dafür ist er für ein anderes Sportevent<br />
von Weltrang bekannt: die Tour de France.<br />
Doch der Mont Ventoux ist noch viel mehr<br />
als eine der härtesten Etappen des<br />
Radrennens, er ist Symbol<br />
einer ganzen Region und für die Einheimischen<br />
von fast mythischer Bedeutung.<br />
Die Provence ohne den Mont Ventoux wäre wie Köln<br />
ohne seinen Dom. Einfach undenkbar. Einer unserer<br />
Redakteure, der an seinem Fuße aufgewachsen ist,<br />
kehrt zu seinem Berg zurück und berichtet davon.<br />
Berge gibt es auch in der Auvergne. Sie sind zwar<br />
weniger hoch als in den Alpen, dafür aber zum Teil<br />
vulkanischen Ursprungs, was die Landschaft besonders<br />
reizvoll macht. Die schönsten Bilder aus dieser<br />
Gegend finden Sie gleich auf den ersten Seiten<br />
unserer Reisereportagen. Außerdem geht<br />
es in dieser Ausgabe nach Belfort, der<br />
idealen Stadt für einen Zwischenstopp<br />
auf dem Weg in den Süden, nach<br />
Saint-Emilion im Bordelais, an die<br />
Steilküste von Etretat und an den<br />
Canal Saint-Martin in Paris.<br />
Der <strong>März</strong> <strong>2010</strong> ist in Frankreich der Monat der<br />
Regionalwahlen, ein wichtiger Stimmungstest<br />
vor den Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren.<br />
Doch welche Funktion haben die Regionen<br />
überhaupt? In unserer Rubrik Frankreich<br />
praktisch finden Sie die Antwort. Außerdem<br />
starten wir mit dieser Ausgabe eine Serie über<br />
außergewöhnliche Bistros und Restaurants in<br />
Paris. Den Anfang machen Lokalitäten, die<br />
besonders gerne von berühmten Persönlichkeiten<br />
frequentiert werden. Dieses und noch viel mehr finden Sie<br />
auf den kommenden Seiten. Viel Spaß beim Lesen.<br />
Titelbild: Blick vom Puy de Dôme<br />
auf eine Kette erloschener Vulkane (Auvergne)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 3
Inhalt<br />
Paris · 34<br />
Saint-Emilion · 52<br />
Auvergne · 14<br />
Mont Ventoux · 60<br />
Die Restaurants<br />
der Stars · 88<br />
Etretat · <strong>26</strong><br />
Humor · 72<br />
Wein · 80<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Frankreich heute<br />
80 · Wein<br />
<strong>26</strong> · Etretat<br />
14 · Puy de Dôme<br />
58 · Saint-Emilion<br />
34, 44, 88 · Paris<br />
68 · Annecy<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
14 Auvergne<br />
Die ewigen Reize erloschener Vulkane<br />
Die zahlreichen Krater erloschener Vulkane in der Auvergne<br />
sind eines der schönsten Naturschauspiele Frankreichs.<br />
Ein Gipfelspaziergang mit spektakulären Ausblicken.<br />
<strong>26</strong> Normandie<br />
Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque,<br />
das Seebad Etretat<br />
Die bizarren, von Möwen umschwärmten Felsen sind<br />
das Markenzeichen von Etretat. Sie wurden von Malern<br />
und Dichtern gerühmt, dank derer Etretat das<br />
bekannteste Seebad an der Côte d’Albatre wurde.<br />
34 Paris<br />
Der Canal Saint-Martin<br />
und das Geheimnis rosafarbener Schuhe<br />
Er steht im Schatten der Seine, doch ein Spaziergang entlang<br />
dieses Kanals im Nordosten der Metropole ist nicht weniger<br />
romantisch als einer entlang des bekannten Flusses.<br />
4 4 H o te l<br />
The Five, Paris<br />
46 Belfort<br />
Eine charaktervolle Kleinstadt<br />
mit bewegter Geschichte<br />
Das wehrhafte Belfort erlebte in 800 Jahren eine wechselhafte<br />
Geschichte. Heute ist es eine sympathische, ruhige<br />
Kleinstadt, in der aber einmal im Jahr die Hölle los ist.<br />
52 Saint-Emilion<br />
Ein Besuch mit Freunden<br />
Das Winzerdorf östlich von Bordeaux ist nicht nur<br />
ein Ort erlesener Weine, sondern auch ein Schmuckstück<br />
ob seiner Lage und Bausubstanz.<br />
60 Mont Ventoux<br />
Ein Berg und sein Mythos<br />
Die Provence ohne den Mont Ventoux ist unvorstellbar.<br />
Der Berg ist das Wahrzeichen der<br />
Region und ein Ausflugsziel ersten Ranges.<br />
46 · Belfort<br />
60 · Mont Ventoux<br />
68 Olympische Winterspiele<br />
Annecy träumt von Olympia<br />
Zum letzten Mal fanden die Olympischen Winterspiele<br />
1992 in Frankreich statt, damals in Albertville. Nun<br />
schickt sich die sympathische Kleinstadt Annecy in<br />
den Alpen an, das Großereignis wieder nach<br />
Frankreich zu holen. Doch die Konkurrenz ist stark:<br />
Auch München und ein Wintersportzentrum in<br />
Südkorea möchten die Spiele 2018 ausrichten.<br />
72 Humor<br />
Frankreichs Komiker mit dem großen G<br />
Worüber schmunzeln die Franzosen? Gerne über<br />
politische Satire, aber auch über sich selbst. Einige<br />
Fernseh- bzw. Radiosendungen wie Groland oder<br />
die Guignols haben jenseits des Rheins längst Kultstatus.<br />
Alles, was man über Frankreichs Humoristen wissen muss.<br />
74 Fotografie<br />
Studio Harcourt<br />
Die Porträtaufnahmen des Studios Harcourt sind<br />
in Frankreich ein Mythos, der bis heute lebt. Ihre<br />
Schwarz-Weiß-Fotografien bebilderten nicht nur<br />
eine glänzende Epoche, sie prägten sie auch.<br />
Art de vivre<br />
80 Wein<br />
Savennières oder das intime Wissen über Wein<br />
Von den konventionellen Winzern scheel bis abfällig<br />
betrachtet, praktiziert Nicolas Joly unbeirrt<br />
seine eigene Weise des Weinanbaus. Porträt eines<br />
Mannes, der die Seele der Weine kennt.<br />
86 Chantals Rezept<br />
Epaule d’agneau rôtie au four<br />
88 Gastronomie<br />
Die Restaurants und Brasserien der Stars<br />
Eine neue Serie über die Gaststätten der französischen<br />
Hauptstadt. In dieser Ausgabe dreht sich alles um die<br />
Restaurants der Stars. Wo muss man in Paris essen<br />
gehen, um mit ein bisschen Glück Catharine Deneuve<br />
oder Luc Besson über den Weg zu laufen?<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 Frankreichkalender<br />
51 Abonnement<br />
66 Kulturschock<br />
78 Kulturszene<br />
92 Frankreich praktisch<br />
93 Arte-Programm<br />
94 Leserbriefe<br />
94 Impressum<br />
95 Nachbestellungen<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet:<br />
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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 5
On En Parle<br />
Neue Philharmonie für Paris<br />
Es war ein Besuch mit Symbolwirkung,<br />
als Nicolas Sarkozy kürzlich die Baustelle<br />
der neuen Pariser Philharmonie<br />
besichtigte. Das neue Konzerthaus mit<br />
2.400 Sitzplätzen im Villette-Viertel<br />
im 19. Arrondissement soll 2012 zum<br />
ersten Mal seine Tore öffnen. Ein von<br />
vielen Liebhabern klassischer Musik<br />
ersehnter Moment. Finanziert wird<br />
der von Jean Nouvel entworfene Bau<br />
von der Stadt Paris (45 Prozent), dem<br />
französischen Staat (45 Prozent) und<br />
der Region Ile-de-France (10 Prozent),<br />
wobei etwas mehr als 200 Millionen<br />
Euro ausgegeben werden dürfen. Nach<br />
der Fertigstellung werden die Konzertbesucher<br />
eine Akustik erleben, die<br />
es von dieser Qualität bisher nicht in<br />
Paris gibt. Der weiteste Abstand eines<br />
Zuschauersessels zum Orchester wird<br />
nur 32 Meter betragen. Bisher sind es<br />
im für klassische Konzerte genutzten<br />
Salle Playel 47 Meter. Jean Nouvel hat<br />
den Bau außerdem so gestaltet, dass<br />
Besucher auf dem Dach des Hauses auf<br />
einer Höhe von 37 Metern spazieren<br />
und den Ausblick genießen können.<br />
Elektronische Fahrscheine<br />
bei der Bahn<br />
Die französische Eisenbahn SNCF kündigte<br />
für das Frühjahr die Einführung<br />
elektronischer Fahrscheine auf dem<br />
Mobiltelefon an – zunächst nur für das<br />
iPhone, in Kürze dann auch für andere<br />
Handymodelle mit Touchscreens. In<br />
Zukunft muss man also nicht mehr an einem Ticketschalter<br />
vorbeischauen oder sein Ticket zu Hause ausdrucken.<br />
Man muss den elektronischen Fahrschein auch nicht mehr<br />
vor dem Einsteigen – eine französische Besonderheit – an<br />
einem Automaten entwerten (composter).<br />
79.764<br />
Autofahrer ohne Führerschein<br />
Franzosen haben manchmal ein<br />
recht ungewöhnliches Verhältnis<br />
zu gesetzlichen Vorschriften.<br />
In den ersten neun Monaten<br />
des letzten Jahres hielten<br />
Frankreichs Polizisten 79.764<br />
Autofahrer an, die keinen Führerschein<br />
vorzeigen konnten. Und dies aus<br />
erschreckendem Grund, denn 51.820 unter ihnen hatten<br />
niemals eine Führerscheinprüfung abgelegt, 27.944 fuhren,<br />
obwohl ihre Fahrerlaubnis von den Behörden bereits<br />
eingezogen worden war.<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Run auf fünften Hotelstern<br />
Seitdem in der französischen Hotelklassifizierung<br />
im letzten Juni der fünfte Stern eingeführt wurde<br />
(zuvor konnte ein Hotel in Frankreich maximal vier<br />
Hotelsterne bekommen), wurde von Seiten der Hoteliers<br />
ein regelrechter Ansturm von Bewerbungen<br />
um diese Einstufung verzeichnet. Laut des Tourismusministeriums<br />
ist zu erwarten, dass in Frankreich<br />
langfristig rund 200 Häuser mit fünf Sternen ausgezeichnet<br />
sein werden, darunter 30 bis 40 sogar mit<br />
« Fünf Sterne Superior ». Unter den dafür erforderlichen<br />
Kriterien stellen vor allem drei eine besondere<br />
Herausforderung für die Hotels dar: die geforderte<br />
Zimmergröße (mindestens 20 Quadratmeter für eine<br />
Person bzw. 24 Quadratmeter für zwei Personen),<br />
das Angebot eines 24-stündigen Room-Services<br />
sowie die Anforderung an die Sprachkenntnisse der<br />
Mitarbeiter (mindestens zwei Fremdsprachen, darunter<br />
Englisch). Bisher haben weniger als 100 Hotels<br />
offiziell fünf Sterne erhalten. Es sind vor allem Häuser<br />
in Paris, an der Côte d’Azur und im vornehmen<br />
Wintersportort Courchevel in den Alpen.<br />
Sensationelle<br />
archäologische Funde<br />
im Departement Hérault<br />
Knochenfossilien und Zahnreste diverser Wirbellebewesen,<br />
Vögel und Reptilien sowie Überbleibsel<br />
von Menschenhand gefertigter Gegenstände<br />
wurden in einem Steinbruch bei Lézignan-la-<br />
Cèbe im Departement Hérault im Süden Frankreichs<br />
gefunden. Nach ersten Analysen könnte es<br />
sich um die ältesten Spuren menschlicher Aktivitäten<br />
im westlichen Europa handeln, die fast 1,6<br />
Millionen Jahre zurückreichen. Bisher ist nur eine<br />
Fläche von wenigen Quadratmetern untersucht<br />
worden. Die archäologischen Grabungen werden<br />
aber fortgesetzt und sollen mehrere Jahre in Anspruch<br />
nehmen.<br />
Frankreichs Post zeigt sich umweltbewusst<br />
++ Die französischen Postboten werden bei der Reduzierung der<br />
klimaschädlichen Treibhausgase zum Vorbild: Die französische<br />
Post bestellte für ihre Mitarbeiter gerade 250 Elektrofahrzeuge beim<br />
Autokonzern PSA (Peugeot und Citroën).<br />
Guten Appetit, Deutschland ++ Die Information hat sich<br />
bisher wenig herumgesprochen und wird viele Franzosen erstaunen,<br />
dennoch ist sie unstrittig: Wenn man in der Ausgabe für <strong>2010</strong> des Guide<br />
Michelin alle Sterne eines Landes zusammenzählt, kommt Deutschland<br />
auf den zweiten Platz in Europa. Nur Frankreich hat noch mehr<br />
Sternerestaurants. Alles andere würden die Franzosen aber auch gar<br />
nicht mehr verstehen…<br />
Sieg gegen genmanipulierte Pflanzen ++ Der Conseil<br />
d’Etat, Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht, hat entschieden, dass<br />
das Departement Gers das Recht hat, sich gegen jegliche Versuche mit<br />
genmanipulierten Pflanzen auf seinem Territorium auszusprechen. Damit<br />
wurde eindeutig festgelegt, dass sich ein Departement gegen diese Art<br />
der Landwirtschaft wehren darf.<br />
Neuer ältester Franzose ++ Nachdem Felix-Maximilien<br />
Rostaing im stolzen Alter von 109 Jahren verstarb, ist nun der am 6.<br />
Mai 1901 auf Guadeloupe geborene Philibert Parnasse mit 108 Jahren<br />
ältester männlicher Franzose. Die älteste Französin ist unverändert die<br />
Nonne Eugénie Blanchard mit 113 Jahren.<br />
Franzosen fahren weniger Auto ++ Die Franzosen fahren<br />
immer weniger Auto. Die durchschnittlich zurückgelegte Strecke eines<br />
französischen Privatwagens im Jahr reduzierte sich von 2000 bis 2008 um<br />
1.000 Kilometer von 13.800 auf 12.800 Kilometer.<br />
Franzosen organisieren Expo-Eröffnungs veranstaltung<br />
in Shanghai ++ Es ist ein französisches Unternehmen,<br />
Aquatique Show, das den Zuschlag für die Organisation der Eröffnungs-<br />
und Abschiedsveranstaltung der Weltausstellung in Shanghai, die vom<br />
1. Mai bis 31. Oktober <strong>2010</strong> stattfindet, erhielt.<br />
Deutsche Bahn darf Eurotunnel befahren ++ Aufgrund<br />
einer Änderung der Feuerschutzbestimmungen dürfen zukünftig<br />
auch die ICE-Züge der Deutschen Bahn den Eurotunnel zwischen<br />
Großbritannien und Frankreich befahren.<br />
Im Fluge bestohlen ++ Einem Taschendieb ist es gelungen,<br />
fast 4.000 Euro aus den Taschen schlafender Passagiere in der Business<br />
Class auf einem Flug von Tokio nach Paris der Gesellschaft Air France zu<br />
stehlen. Zwar wurden die Diebstähle vor der Landung bemerkt, wodurch<br />
festgestellt werden konnte, dass insgesamt fünf Passagiere betroffen<br />
waren, doch obwohl die Polizei nach der Ankunft im Flugzeug Kontrollen<br />
durchführte, musste man die Fluggäste nach über einer halben Stunde<br />
ohne Ermittlungserfolg aussteigen lassen.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 7
On En Parle<br />
Innovatives Kulturzentrum floppt<br />
Es sollte ein<br />
Symbol des<br />
Auf bruchs sein,<br />
ein angesagter<br />
Ort einer dy namischen<br />
Weltstadt,<br />
der nach<br />
den Worten des<br />
Pariser Bürgermeisters<br />
« alle<br />
Künste, alle<br />
Kulturen und<br />
alle Welten » anziehen würde. Die Rede ist vom 104,<br />
einem Kulturzentrum, das im November 2008 im Osten<br />
der französischen Hauptstadt eingeweiht wurde, seitdem<br />
aber recht dürftig besucht wird. Lediglich 300.000<br />
Menschen kamen bisher ins 104, um dort Ausstellungen<br />
zu besuchen oder an Konzerten bzw. anderen Veranstaltungen<br />
teilzunehmen. Das Jahresbudget der Einrichtung<br />
von elf Millionen Euro ist wohl für ein attraktives Programm<br />
nicht ausreichend, der Ort scheint die Massen<br />
jedenfalls nicht in seinen Bann zu ziehen. Viele Besucher<br />
fragen sich sogar, wozu das 104 überhaupt genau dient.<br />
Leidenschaft<br />
für Glücksspiele<br />
Musée du Quai Branly<br />
ist ein voller Erfolg<br />
Seit seiner Eröffnung im Juni 2006 ist das Pariser Musée<br />
du Quai Branly mit seinen Ausstellungen über nichteuropäische<br />
Kunst eine Erfolgsgeschichte, eine der größten<br />
der französischen Kulturpolitik der letzten Jahre. 35 Expositionen<br />
wurden seit der Eröffnung organisiert, zudem<br />
diverse Konferenzen und andere Veranstaltungen. Vor<br />
allem kamen aber bereits über 5,3 Millionen Besucher<br />
in das von Jean Nouvel entworfene Museum. Eine Zahl,<br />
die es zu einer der Hauptattraktionen von Paris macht.<br />
Versailles als<br />
Karrieresprung<br />
für Künstler<br />
Die in letzter Zeit im Schloss von<br />
Versailles durchgeführten zeitgenössischen<br />
Kunstausstellungen waren<br />
nicht nur selbst ein Riesenerfolg,<br />
sondern halfen auch den ausstellenden<br />
Künstlern, ihre eigene Bekanntheit<br />
signifikant zu steigern. Dies hat sowohl der international<br />
gefeierte US-amerikanische Künstler Jeff Koons eingeräumt als<br />
auch der bisher eher in Künstlerkreisen bekannte Xavier Veilhan.<br />
Letzterer gibt sogar ganz freimütig zu, dass seine Versailles-<br />
Exposition 2009 ein enormer internationaler Karrieresprung<br />
gewesen ist. Der Wert seiner Werke ist danach auf dem Kunstmarkt<br />
geradezu explodiert. Es ist zu erwarten, dass die Künstler<br />
demnächst für die Möglichkeit einer Ausstellung in Versailles<br />
Schlange stehen werden.<br />
Die Franzosen lieben Glücksspiele wie<br />
nie zuvor. 2009 war ein absolutes Rekordjahr<br />
für die Branche: Jeden Tag gaben<br />
Frankreichs Bürger 59,1 Million Euro für<br />
Glücksspiele aus, ein wahrer Geldregen für<br />
die diversen Anbieter wie La Française des<br />
jeux (u.a. Lotto), PMU (Pferderennen) und<br />
die Kasinos des Landes, allerdings auch für<br />
den Staat.<br />
Ryanair erpresst Handelskammer<br />
Der irische Billigflieger Ryanair scheut anscheinend vor nichts zurück:<br />
Im Departement Charente-Maritime droht die Airline damit,<br />
die Flüge von Angoulême nach London einzustellen, wenn die<br />
örtliche Handelskammer der Fluggesellschaft nicht 175.000 Euro<br />
überweist, zusätzlich zu den 925.000 Euro, die bereits als Subventionen<br />
über einen Zeitraum von drei Jahren fließen. Ein fragwürdiges<br />
Geschäftsmodell für günstige Flüge.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
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Frank<strong>26</strong>10
On En Parle<br />
Palais-Royal:<br />
Buren-Säulen<br />
sind saniert<br />
Die ein Jahr lang dauernden Sanierungsarbeiten<br />
an den <strong>26</strong>0 Säulen im Ehrenhof des<br />
Palais-Royal in der französischen Hauptstadt<br />
sind abgeschlossen. 5,8 Millionen<br />
Euro, davon 500.000 von einem privaten<br />
Spender, wurden dafür ausgegeben. Die<br />
Säulen, die vom Künstler Buren 1986 erschaffen<br />
wurden, damals aber für eine große<br />
Kontroverse sorgten und in der Folgezeit<br />
wenig gepflegt wurden, sind heute längst zu<br />
einer nicht mehr wegzudenkenden Sehenswürdigkeit<br />
von Paris geworden.<br />
Mätresse im tödlichen<br />
Goldrausch<br />
Die Rechtsmedizin lässt<br />
manchmal erstaunliche Erkenntnisse<br />
zu: Französische<br />
Forscher analysierten<br />
Haarreste sowie Überbleibsel<br />
der Kleidung<br />
von Diana von Poitiers<br />
(1500-1566) und fanden<br />
dabei stark überhöhte<br />
Goldwerte. Ihre Haare<br />
wiesen Goldspuren auf,<br />
die 500-fach über dem<br />
Normalwert lagen. Der<br />
historische Kontext gibt<br />
dafür eine Erklärung:<br />
Nach Auskunft der<br />
Historiker soll Diana,<br />
offizielle Mätresse vom französischen<br />
König Heinrich II., ihr Leben lang<br />
versucht haben, möglichst jung zu bleiben,<br />
wahrscheinlich auch, um sich die<br />
Aufmerksamkeit des Königs zu sichern.<br />
Damals dachte man, dass das regelmäßige<br />
Trinken einer Goldbrühe ewige<br />
Jugend versprechen würde. Diana ist<br />
also wahrscheinlich an einer Vergiftung<br />
gestorben, weil sie nicht altern wollte.<br />
Mega-Discounter in Mulhouse<br />
Die Einwohner der elsässischen Stadt Mulhouse werden<br />
ab <strong>März</strong> im ersten Mega-Discounter des Landes einkaufen<br />
können. Unter dem Namen « Priba » (ein Wortspiel<br />
mit prix bas, dt. niedrige Preise) werden Waren auf einer<br />
Fläche von 9.000 Quadratmetern angeboten. Zum Vergleich:<br />
Die größten Aldi-Filialen in Frankreich haben<br />
eine maximale Verkaufsfläche von 700 Quadratmetern.<br />
Bei Priba werden um die 28.000 bis 30.000 Produkte im<br />
Sortiment sein, gegenüber rund 700 bei Aldi und 1.100<br />
bei Lidl. Der Discounter gehört zur Auchan-Gruppe.<br />
Fast dreieinhalb Stunden Fernsehen täglich<br />
Eine Zahl, die Kopfschmerzen bereiten kann: Laut dem Nationalen<br />
Verband für Fernsehwerbung (Syndicat national de la publicité<br />
télévisée) verbringen die Franzosen im Durchschnitt jeden Tag drei<br />
Stunden und 24 Minuten vor ihrem Fernseher. Den Weltrekord hält<br />
allerdings Serbien mit vier Stunden<br />
und 53 Minuten, gefolgt<br />
von den USA mit vier Stunden<br />
und 37 Minuten und<br />
Japan mit vier Stunden<br />
und 32 Minuten.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Immer noch vier Milliarden<br />
Francs im Umlauf<br />
Obwohl seit der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung<br />
Geldscheine und Münzen im Wert von 200<br />
Milliarden Francs in Euro umgetauscht wurden, sind immer<br />
noch Banknoten der alten Währung im Wert von 4 Milliarden<br />
Francs im Umlauf. Dies entspricht 27 Millionen Geldscheinen,<br />
die nur noch bis Februar 2012 eingetauscht werden<br />
können. Davon entfallen die meisten Scheine (7,24<br />
Millionen) auf den 200-Francs-Schein<br />
mit Gustave Eiffel als<br />
Konterfei. Vielleicht<br />
hätte es Frankreich<br />
wie Deutschland machen<br />
und den Umtausch<br />
nicht zeitlich beschränken<br />
sollen…<br />
ANZEIGE<br />
Das Leben ist<br />
zu kurz, um sich<br />
zu langweilen<br />
Valéry Giscard d’Estaing engagiert<br />
sich für die Place de la Concorde<br />
Der ehemalige Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing<br />
setzt sich dafür ein, dass das herrschaftliche Gebäude an<br />
der Place de la Concorde in Paris, das zurzeit noch den<br />
Generalstab der französischen Marine beherbergt, auch<br />
nach dessen für 2014 geplanten Auszug in Staatseigentum<br />
bleibt. Der Generalstab selbst wird ins 15. Arrondissement<br />
ziehen, wo in einem neuen Gebäudeensemble<br />
alle Einheiten der nationalen Verteidigungen räumlich<br />
zusammengeführt werden.<br />
Die meisten jungen Raucher<br />
in Languedoc-Roussillon<br />
Nach einer Untersuchung der französischen Aufsichtsbehörde<br />
für Drogensucht und Drogenabhängigkeit (Observatoire<br />
Français des Drogues et des Toxicomanies) unter fast<br />
40.000 Franzosen im Alter von 17 Jahren ist der Anteil der<br />
Jugendlichen, die rauchen, in der<br />
Region Languedoc-Roussillon<br />
am größten, gefolgt von der<br />
Basse-Normandie und Poitou-Charentes.<br />
Cannabis<br />
wird von jungen Leuten<br />
am meisten in Aquitanien,<br />
Poitou-Charentes und<br />
Languedoc-Roussillon<br />
konsumiert.<br />
Montpellier erwartet<br />
Sie bereits!<br />
Das Leben ist wirklich zu kurz, um sich auf nicht<br />
enden wollenden Reisen an freudlosen Winterabenden<br />
zu langweilen oder wenn der Zapfenstreich um 19 Uhr<br />
bereits so viele Städte in die nächtliche Starre versinken<br />
lässt! Ja wirklich, das Leben ist zu kurz, um zu vergessen,<br />
dass Montpellier nur knapp 3 Std. und 20 Minuten mit<br />
dem TGV von Paris und kaum 1 ½ Std. per Flugzeug<br />
von Frankfurt-Hahn (mit Ryanair) entfernt liegt.<br />
Um auf Sonnenbäder auf der Terrasse zu jeder<br />
Jahreszeit zu verzichten. Um sich keine Kurzferien<br />
nach Büroschluss zu gönnen.<br />
Um nicht in das unermüdliche Gewimmel einer fröhlichen<br />
Stadt einzutauchen. Also geben Sie sich einfach dem<br />
Genuss hin. Montpellier wartet auf Sie.<br />
Buchen Sie in nur einem<br />
Mausklick Ihr nächstes<br />
Wochenende auf:<br />
www.resamontpellier.com<br />
Office de Tourisme de Montpellier - ANATOME - © GRAPHICOBSESSION, C. Mathieu, J-L. Girod, E. Carrau, V. Cunillere - Janvier <strong>2010</strong><br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 11
Frankreichkalender<br />
Jan Voss<br />
Toulon, bis 21.03.<strong>2010</strong><br />
Paris inondé 1910<br />
Paris, bis 28.03.<strong>2010</strong><br />
Il était une fois<br />
Playmobil<br />
Paris, bis 09.05.<strong>2010</strong><br />
Eloge der Farben, Hommage an den<br />
Künstler – der zeitgenössischen Kunst<br />
wird in Toulon wieder einmal die Ehre<br />
erwiesen und Jan Voss und seinem<br />
chaotisch-farbenfrohen Universum im<br />
Hôtel des Arts eine umfassende Ausstellung<br />
gewidmet. 1936 in Hamburg<br />
geboren, hat sich der Künstler 1960<br />
in Paris niedergelassen und lebt nun<br />
seit 50 Jahren in Frankreich. Um dem<br />
Geheimnis seiner Gemälde näher zu<br />
kommen, muss man sich auf die Linie<br />
als gedanklichen Leitfaden durch die<br />
fantastische Reise in seine Bilder einlassen.<br />
Im gewaltigen Verschwimmen<br />
der Farben enthüllen sich die Formen<br />
Stück für Stück und erscheinen als<br />
das, was jeder bereit ist, sich vorzustellen.<br />
Die Ausstellung ist der Favorit der<br />
Redaktion.<br />
Hôtel des Arts<br />
236, boulevard Général Leclerc<br />
83000 Toulon<br />
Telefon: +33 (0)4 94 91 69 18<br />
www.hdatoulon.fr<br />
Di – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Eintritt kostenlos<br />
Im Januar 1910 erlebte Paris eine<br />
Woche lang ein außergewöhnliches<br />
Hochwasser, das schlimmste in seiner<br />
Geschichte seit 1658. Der Verkehr kam<br />
zum Erliegen, die Beleuchtung fiel<br />
aus, die Kommunikationswege waren<br />
unterbrochen. Die Hauptstadt, in der<br />
zwölf Arrondissements überschwemmt<br />
waren, nannten manche schon das<br />
« Paris-Venedig ». Dass die Erinnerung<br />
an diese Zeit nie verblasste, liegt daran,<br />
dass die Überschwemmung eigentlich<br />
bis heute immer wieder in den Medien<br />
eine Rolle spielt. Diese Ausstellung nun<br />
erlaubt einen Blick auf über 200 bisher<br />
ungezeigte Dokumente, die belegen,<br />
wie die Hauptstädter mit der Katastrophe<br />
fertig wurden. Viele der Ausstellungsstücke<br />
sind auch auf der sehr gut<br />
gestalteten Internetseite zu sehen.<br />
Galerie des bibliothèques<br />
22, rue Malher<br />
75004 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 44 59 29 60<br />
www.inondation1910.paris.fr<br />
Di, Mi, Fr – So 13.00 – 19.00 Uhr<br />
Do 13.00 – 22.00 Uhr<br />
4,00 Euro, ermäßigt 2,00 Euro<br />
7,50 Zentimeter und nicht mehr. Das<br />
ist die Größe der berühmten Figuren,<br />
denen das Musée des arts décoratifs in<br />
Paris eine Ausstellung widmet, die erste<br />
ihrer Art in Frankreich überhaupt. Die<br />
Rede ist von den Playmobil-Figuren,<br />
die auch in 35 Jahren noch keine Falten<br />
bekommen haben. Die Figuren, in<br />
den 1970er-Jahren von dem Deutschen<br />
Hans Beck entworfen, haben die Generationen<br />
überdauert und sind noch<br />
heute eines der beliebtesten Weihnachtsgeschenke.<br />
Die Ausstellung mit<br />
ihren mehr als 4.500 Figuren ist eine<br />
Gelegenheit für Eltern und ihre Kinder,<br />
die Welt der kleinen Plastikfiguren<br />
zu entdecken bzw. wiederzuentdecken,<br />
und einige Geschichten aus dem Playmobilland<br />
zu erfahren.<br />
Musée des arts décoratifs<br />
107, rue de Rivoli<br />
75001 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 44 55 57 50<br />
www.lesartsdecoratifs.fr<br />
Di, Mi, Fr – So 11.00 – 18.00 Uhr<br />
Do 11.00 – 21.00 Uhr<br />
8,00 Euro, ermäßigt 6,50 Euro,<br />
bis <strong>26</strong> Jahre kostenlos<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Le vin,<br />
Nectar des Dieux<br />
Lattes, bis 27.06.<strong>2010</strong><br />
César, le Rhône<br />
pour mémoire<br />
Arles, bis 19.09.<strong>2010</strong><br />
Ben-Retrospektive<br />
Lyon, 03.03 – 11.07.<strong>2010</strong><br />
Seit der ersten Fermentation vor 8.000<br />
Jahren befindet sich der Weinanbau<br />
auf seinem Siegeszug durch Europa<br />
und rund um die ganze Welt. Der<br />
Wein in der Antike ist das Thema<br />
dieser einzigartigen Ausstellung in<br />
der kleinen Stadt Lattes, nur wenige<br />
Kilometer von Montpellier entfernt.<br />
Der Besucher wird auf eine Reise<br />
geschickt, die vom Orient bis nach<br />
Lattes führt, und dabei das alte Griechenland,<br />
Rom und natürlich Gallien<br />
streift. Anhand zahlreicher Relikte der<br />
Weinkultur lässt sich nachvollziehen,<br />
wie der Wein anbau sich in den Epochen<br />
verändert hat. Konferenzen und<br />
Weinproben begleiten die Ausstellung.<br />
Musée archéologique Lattara<br />
390, route de Pérols<br />
34970 Lattes<br />
Telefon: +33 (0)4 67 99 77 20<br />
www.montpellier-agglo.com/<br />
museearcheo<br />
Mo, Mi, Do, Fr 10.00 – 12.00 &<br />
13.30 – 17.30 Uhr<br />
Sa, So 14.00 – 19.00 Uhr<br />
3,50 Euro, ermäßigt 2,00 Euro, jeder<br />
erste Sonntag im Monat kostenlos<br />
Zu den Zeiten der Römer war der<br />
Hafen von Arles mit seiner idealen<br />
Lage nahe der Rhône-Mündung ein<br />
wichtiger Handelsplatz, den täglich<br />
die großen Schiffe anliefen. Heute erinnert<br />
er an diese Zeiten. Das Musée<br />
départemental Arles antique lässt die<br />
Antike neu entdecken und präsentiert<br />
außerordentliche Fundstücke der Ausgrabungen<br />
aus den vergangenen 20<br />
Jahren. 700 mehr oder weniger große<br />
Exponate sind zu sehen, darunter das<br />
berühmte Marmorporträt von Julius<br />
Cäsar. Der Besucher wird aber auch an<br />
die langwierige Arbeit der Archäologen<br />
herangeführt, die all diese Schätze<br />
an die Erdoberfläche zurückholten.<br />
Ohne Frage eine der bedeutendsten<br />
Ausstellungen im Jahr <strong>2010</strong>.<br />
Musée départemental Arles antique<br />
Presqu’île du Cirque-Romain<br />
13200 Arles<br />
Telefon: +33 (0)4 90 18 88 88<br />
www.cesar-rhone.fr<br />
Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr<br />
7,50 Euro, ermäßigt 5,50 Euro,<br />
bis 18 Jahre, Studenten sowie jeder<br />
erste Sonntag im Monat kostenlos<br />
Ben, dessen eigentlicher Name Benjamin<br />
Vautier lautet, ist aus der zeitgenössischen<br />
französischen Kunstszene nicht<br />
wegzudenken. So wenig, dass wohl<br />
jeder auf Anhieb eines seiner Bilder am<br />
Stil erkennen würde. Die Arbeiten sind<br />
in den Medien sehr präsent und finden<br />
sich selbst als Aufdruck eines T-Shirts<br />
bei den Jugendlichen oder in der neuesten<br />
Werbekampagne für den Beaujolais<br />
nouveau. Wenige aber wissen, dass Ben<br />
nicht mehr ganz so jung ist, wie es seine<br />
Arbeiten vermuten lassen. Mehr als 50<br />
Jahre Schaffen liegen schon hinter ihm.<br />
Die erste umfassende Retrospektive<br />
präsentiert viele Werke, die den Weg<br />
seines künstlerischen Schaffens nachvollziehen<br />
lassen.<br />
Musée d’art contemporain<br />
Cité Internationale<br />
81, quai Charles de Gaulle<br />
69006 Lyon<br />
Telefon: +33 (0)4 72 69 17 17<br />
www.mac-lyon.com<br />
Do, Fr 12.00 – 19.00 Uhr<br />
Mi, Sa, So 10.00 – 19.00 Uhr<br />
8,00 Euro, ermäßigt 6,00 Euro,<br />
Jugendliche unter 18 Jahren kostenlos<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 13
Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />
Die ewigen Reize<br />
erloschener Vulkane<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Im Herzen Frankreichs erstreckt sich mit den Vulkanen der Auvergne auf einer<br />
Fläche von mehr als 120 Kilometern der größte Naturpark des Landes. Vom<br />
Cantal im Süden bis zum Puy de Dôme im Norden lässt sich eine einzigartige<br />
Landschaft entdecken, die im Laufe von Millionen von Jahren durch Vulkantätigkeit<br />
geschaffen wurde. Am spektakulärsten ist dabei der sich im Westen<br />
von Clermont-Ferrand erhebende Puy de Dôme mit seinen 1.465 Metern Höhe.<br />
Nicht von ungefähr spricht man auch vom « Eiffelturm der Auvergne ».<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 15
Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />
Schöne Revanche für die Auvergne. Lange Zeit wurde<br />
die Region von den Franzosen abschätzig wie ein ärmlicher<br />
Verwandter betrachtet. In der dünnbesiedelten<br />
Mitte des Landes gab es kaum Infrastruktur und keine Attraktionen.<br />
Es war allemal angesagter, sich in den schicken<br />
Skistationen der Hochalpen auf die Bretter zu schwingen oder<br />
sich im Sommer an den Stränden des Mittelmeeres zu vergnügen.<br />
Doch mit der Zeit hat sich das alles geändert. Wenn<br />
die entlegene Gegend früher als Manko begriffen wurde,<br />
schwärmen die Leute inzwischen für das authentische Leben<br />
auf dem Lande. Die Natur wird nicht mehr wegen ihrer<br />
Wildheit und Abgeschiedenheit gemieden, sondern löst Begeisterung<br />
aus. In einer einsamen Berghütte zu nächtigen, ist<br />
eine Touristenattraktion geworden, die von Stille und Naturerleben<br />
suchenden Städtern nachgefragt wird. Und von ursprünglichem<br />
Landleben und unberührter Natur hat die Auvergne<br />
im Überfluss. Sie sind ihre wahren Schätze, die die<br />
Region beim großen Wettbewerb um die meistbesuchten<br />
Touristenziele heute als ihre Trümpfe ausspielen kann.<br />
Doch die Leute in der Auvergne haben ein gutes Gedächtnis.<br />
Die Moden der Zeit werden als durchwandernde<br />
Erscheinung wahrgenommen, die sich von den eigenen<br />
Wurzeln unterscheiden. Man lässt sich von dem neuen Touristeninteresse<br />
nicht mitreißen und bleibt lieber erst einmal<br />
bei seinen alten Bräuchen. Schon gar nicht kommt es in Frage,<br />
die Region in ein riesiges Ferienressort zu verwandeln.<br />
Die einzige größere Umwälzung im Tourismus war im Jahr<br />
2002 die Eröffnung des Themenparks « Vulcania », der 15 Ki-<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
lometer nordwestlich von Clermont-Ferrand auf Anregung<br />
des ehemaligen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing,<br />
einst Abgeordneter dieser Gegend, errichtet wurde.<br />
Gegen den Bau der als « Europäisches Zentrum für<br />
Vulkanismus » bezeichneten Anlage regten sich anfangs<br />
heftige Widerstände. Um die Gegner zu besänftigen, musste<br />
schließlich auf eine Art Trick zurückgegriffen werden.<br />
Der österreichische Architekt Hans Hollein entwarf einen<br />
Komplex, der sich vollkommen in die Landschaft einfügt,<br />
indem drei Viertel des Gebäudes unterirdisch angelegt sind<br />
und oberhalb des Bodens nur ein goldener, an die nahen<br />
Vulkanhügel erinnernder Kegel zu sehen ist.<br />
So wundert es nicht, dass sich in der Auvergne der<br />
größte Naturpark Frankreichs befindet. Der Parc Régional<br />
des Volcans d’Auvergne breitet sich auf einer Fläche von<br />
3.950 Quadratkilometern aus, kein anderer Park schützt die<br />
Natur auf so großem Raum. Trotz seiner Größe gibt es ein<br />
Band, dass die Territorien miteinander verbindet: die alten<br />
Vulkan-Massive. Vier Stück sind es an der Zahl: die Cantal-Berge<br />
(überragt vom Plomb du Cantal mit einer Höhe<br />
von 1.855 Metern, der etwa 20 Kilometer nordöstlich von<br />
Aurillac liegt), der Cézallier (mit dem Signal du Luguet mit<br />
einer Höhe von 1.551 Metern als höchste Erhebung, der<br />
sich ca. 20 Kilometer nördlich von Saint-Flour befindet),<br />
die Dômes-Berge, die vom Puy de Dôme mit seinen 1.465<br />
Metern Höhe dominiert werden (etwa 15 Kilometer westlich<br />
von Clermont-Ferrand), und den Dore-Bergen, deren<br />
höchster Gipfel der Puy de Sancy mit 1.886 Metern ist, ca.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 17
Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />
35 Kilometer südwestlich von Clermont-Ferrand.<br />
Um die Gegend am besten erkunden zu können, genügen<br />
festes Schuhwerk, ein Wanderstock und ein reichlich<br />
gefüllter Rucksack, denn der Parc Régional des Volcans<br />
d’Auvergne ist ein Paradies für Wanderer. Jedes Bergmassiv<br />
hat seine eigenen vulkanischen Besonderheiten. Wenn<br />
man sie auf Schusters Rappen durchquert, wechseln sich<br />
große Seen, vielfarbige Canyons, riesige Krater und langgestreckte<br />
Täler miteinander ab. Man wird den Park aber<br />
kaum beim ersten Besuch komplett bewältigen können, es<br />
sei denn, man nimmt sich wirklich zwei Wochen Zeit für<br />
einen Wanderurlaub.<br />
Für diejenigen, die nicht ganz so viel Zeit haben oder<br />
vielleicht nicht so sportlich sind oder sein wollen, gibt es<br />
eine andere gute Möglichkeit, den Reiz dieser majestätischen<br />
Landschaft zu erfahren. Die Puy-Bergkette, die sich<br />
auf einer Nord-Süd-Achse 40 Kilometer westlich von Clermont-Ferrand<br />
erstreckt, verfügt über eine außergewöhnliche<br />
Reichhaltigkeit an vulkanischen Formen. Außerdem<br />
hat sie einen entscheidenden Vorteil: Sie ist in unmittelbarer<br />
Nähe der Hauptstadt der Region gelegen, die wiederum<br />
hervorragend an das Autobahnnetz angeschlossen ist. Dazu<br />
gibt es einen Bahnhof und einen Flughafen.<br />
Vor allem aber bietet sich diese Bergkette für einen Besuch<br />
an, weil sich in ihrer Mitte ein erloschener Vulkan erhebt,<br />
von dessen Gipfel man einen fantastischen Rundblick<br />
über die Gegend hat: der Puy de Dôme. Mit seinen 1.465<br />
Metern Höhe überragt er alle anderen benachbarten Berge<br />
um 200 Meter. Von ihm aus öffnet sich der Blick auf eine<br />
grandiose Landschaft, in der über 60 Vulkantäler oder -kegel<br />
mehr oder weniger nah verstreut sind. Der Puy de Dôme<br />
ist ohne Frage der beste und interessanteste Aussichtspunkt<br />
in der Region, der dazu noch bequem zu Fuß, mit dem Rad,<br />
per Auto oder Motorrad erreicht werden kann.<br />
Ganz unmöglich ist es, bei der Fahrt nach Clermont-<br />
Ferrand den Puy de Dôme zu verpassen. Er ist einfach<br />
von überall zu sehen. Außerdem wurde auf seinem Gipfel<br />
ein Fernsehsendemast gebaut, anhand dessen schon der<br />
Berg nicht zu verfehlen ist. Von Weitem sieht der Vulkan<br />
recht klein aus, doch je mehr man sich ihm nähert, desto<br />
deutlicher wird seine Höhe. Sein Grundstock ist gewaltig.<br />
Wege auf den Puy de Dôme<br />
Mit dem Auto:<br />
Normalerweise und an sturmfreien Tagen kann der Gipfel<br />
des Puy de Dôme mit dem Auto befahren werden. Dafür ist<br />
eine Mautgebühr von 6,15 Euro für ein Auto und 4,10 Euro für<br />
ein Motorrad zu entrichten. Allerdings ist es wahrscheinlich,<br />
dass ab <strong>März</strong> <strong>2010</strong> der Autoverkehr durch den Bau der<br />
Zahnradbahn zumindest eingeschränkt wird. Man sollte sich<br />
also vorher über die Zugangsmöglichkeiten informieren.<br />
Maut-Station des Puy de Dôme<br />
Telefon: +33 (0)4 73 62 12 18<br />
Mit dem Fahrrad:<br />
Die Gipfelstraße ist für bestimmte Stunden ganz allein für die<br />
Fahrradfahrer reserviert. Die Steigung mit ihren zwölf bis 14<br />
Prozent unter häufig sengender Sonne ist allerdings etwas für<br />
wirklich geübte Radfahrer. Auch die Radfahrer sollten aber<br />
beachten, dass durch den Bau der Zahnradbahn die Straße<br />
zuweilen gesperrt sein kann.<br />
Zu Fuß:<br />
Da die Straße einzig den Autos und Fahrrädern vorbehalten<br />
ist, müssen die Fußgänger auf die zahlreichen Wanderwege<br />
ausweichen. Der bequemste von ihnen, der auch das ganze Jahr<br />
über begehbar ist, ist der ehemalige Maultierpfad. Er beginnt<br />
beim Col de Ceyssat und ist bei einem Höhenunterschied von<br />
350 Metern in etwa einer Stunde zu bewältigen.<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 19
Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />
Fürchten muss man sich vor dem Vulkan aber nicht. Der<br />
Riese ist ausgesprochen friedfertig, da er schon seit über<br />
11.000 Jahren erloschen ist. Und die Spezialisten sind sich<br />
darin einig, dass nichts darauf hinweise, dass er jemals wieder<br />
erwacht.<br />
Um auf seinen Gipfel zu gelangen, bieten sich dem<br />
Besucher zwei Möglichkeiten. Die Mutigeren können den<br />
Aufstieg zu Fuß wagen und dafür den alten Maultierpfad<br />
nutzen, der beim Col de Ceyssat beginnt und über den<br />
Wanderweg GR441, der sehr gut ausgeschildert ist, in etwa<br />
einer Stunde Fußmarsch zum Puy de Dôme führt. Ansonsten<br />
kann man den Berg auch mit einem Zubringerbus<br />
erreichen, der ab der Zahlstation am Fuße des Puy de Dôme<br />
fährt. Doch auch mit dem eigenen Auto, Motorrad oder<br />
Fahrrad kann der Gipfel erreicht werden. Eine Straße mit<br />
wunderschöner Aussicht führt entlang des Puy de Dôme<br />
bis zu einem Parkplatz unterhalb des Gipfels.<br />
Seit 2005 unternimmt der Rat des Departements Puyde-Dôme<br />
einige Anstrengungen, um den Publikumsempfang<br />
am Berg zu verbessern. Über 500.000 Besucher sind es<br />
jedes Jahr, die den Gipfel erklimmen. So musste ein Mittel<br />
gefunden werden, die Menschen hinaufzubringen, aber die<br />
Umweltverschmutzung zu begrenzen. Man hat deshalb<br />
den Bau einer Zahnradbahn beschlossen. Vier Züge sollen<br />
ab 2012 zum Gipfel verkehren, je zwei hoch und zwei<br />
wieder hinunter. Die in einem intelligenten Pendelsystem<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 21
Gent<br />
Calais Dunkerque<br />
Unterwegs in Frankreich Auvergne<br />
Boulogne<br />
Roubaix<br />
Lille<br />
Bruxel<br />
Liege<br />
Charlroi<br />
Arras<br />
Amiens<br />
A29/E44<br />
re<br />
Jumièges<br />
Rouen<br />
Beauvais<br />
A13/E5<br />
A16<br />
PARIS<br />
A1/E15-E19<br />
A4/E50<br />
A<strong>26</strong>/E17<br />
Epernay<br />
Reims<br />
A34/E46<br />
Charleville-Mézières<br />
Châlons-en-<br />
Champagne<br />
A4/E50<br />
A4/E25<br />
Luxembourg<br />
A31/E21-E23<br />
A4<br />
Metz<br />
A31/E21-E23<br />
Nancy<br />
Saarbrücken<br />
A35<br />
A4/E25<br />
A5/E35<br />
Strasbourg<br />
A5/E54<br />
Chartres<br />
<br />
Der Puy de Dôme liegt A6/E15 westlich von<br />
A11/E50 Clermont-Ferrand, A10/E5 wohin sich aus den<br />
meisten Gegenden Deutschlands eine<br />
Anreise via Mulhouse, Beaune und Lyon<br />
bzw. aus Österreich, Orleansder Schweiz sowie<br />
dem äußersten Südosten Deutschlands<br />
via Genf und Lyon anbietet. Von<br />
Clermont-Ferrand gelangt man über<br />
28/E502 A10/E5-E60 Chambord<br />
die D942 zu der Zufahrtsstraße auf den<br />
Cheverny<br />
Tours<br />
erloschenen Vulkan.<br />
A71/E9<br />
A85<br />
Chenonceau<br />
s<br />
Puy de Dôme …<br />
rs<br />
me<br />
0<br />
… Berlin 1.371 km … Hamburg 1.334 km<br />
Bourges<br />
Bouges-le-Château … Köln 919 km … München 757 km<br />
… Wien 1.427 km<br />
… Zürich 645 km<br />
A71/E11<br />
Der nächste Flughafen ist in Clermont-<br />
Ferrand. Aus dem deutschsprachigen<br />
Raum existieren keine Direktflüge<br />
in die Hauptstadt der Auvergne. Air<br />
France bietet Flüge aus Deutschland,<br />
Montluçon<br />
Österreich und der Schweiz über die<br />
A71/E11<br />
A20/E9<br />
Limoges<br />
Puy de Dôme<br />
A89/E70<br />
Le Mont-Dore<br />
A<strong>26</strong>/E17<br />
Drehkreuze in Paris und Lyon nach<br />
Troyes<br />
Clermont-Ferrand an.<br />
Sens<br />
A5/E17-E54<br />
Der Puy de Dôme ist nicht ans Zugnetz ange<br />
schlossen. Der nächste Bahnhof ist in<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A75/E11<br />
Clermont-Ferrand. Es existieren keine di rekten<br />
Zugverbindungen aus dem Auxerre<br />
deutschsprachigen<br />
Raum dorthin, es bestehen<br />
aber gute A6/E15<br />
A31/E17-E21<br />
Verbindungen ab Paris mit dem<br />
Vézelay<br />
Corail (vergleichbar Avallon dem Flavigny IC).<br />
Dijon<br />
A38<br />
www.auvergne-tourisme.info<br />
Comité Régional de Développement<br />
Beaune<br />
Touristique d’Auvergne<br />
7, allée Pierre de Fermat<br />
63170 Aubière<br />
Telefon: +33 (0)4 73 29 49 49<br />
Cluny<br />
Informationszentrum auf dem Gipfel<br />
des Puy de Dôme<br />
Telefon: +33 (0)4 73 62 21 46<br />
A72/E70<br />
Le-Puy-en-Velay<br />
A6/E15<br />
Lyon<br />
Saint-Etienne<br />
Valence<br />
Chalon-sur-Saône<br />
A7/E15<br />
A31/E21-E23 LESETIPP FÜR Einen<br />
Ausflug in die Umgebung France<br />
Besançon<br />
Schweiz<br />
Colmar<br />
A35<br />
A35/E25<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />
A36/E60<br />
Mulhouse<br />
Ein Belfort Ort erinnert<br />
Basel<br />
sich an<br />
Lausanne<br />
Monsieur Jean<br />
Bern<br />
Volvic ist nicht nur die Bezeichnung<br />
einer weltbekannten Wassermarke, es ist<br />
auch der Name einer Genève kleinen Kommune<br />
inmitten der Vulkane der Auvergne,<br />
einige Kilometer von Clermont-Ferrand<br />
entfernt. Annecy Ihre Bewohner wissen, dass<br />
sie dem berühmten Wasser aus ihrem<br />
Ort viel zu verdanken haben. Dabei<br />
vergessen sie nicht die Verdienste eines<br />
Chamébry<br />
gewissen Monsieur Jean. Ohne ihn wäre<br />
Volvics Entwicklung sicherlich ganz<br />
anders verlaufen.<br />
Grenoble<br />
Informationen zur Bestellung dieser Italien und Torino<br />
anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />
Briançon<br />
Deutsch<br />
Freiburg<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />
Gagnières
fahrenden Bahnen werden dabei die Energie der jeweils<br />
hinab fahrenden Bahn nutzen. Der für <strong>März</strong> <strong>2010</strong> erwartete<br />
Baubeginn wird eventuell die Möglichkeit, den Gipfel<br />
per Auto zu erreichen, einschränken, weil die Straßen für<br />
die Bauarbeiten reserviert werden. Zu Fuß aber wird der<br />
Puy de Dôme weiterhin zu ersteigen sein.<br />
Oben auf dem Vulkangipfel eröffnet sich dem Besucher<br />
ein grandioses Panorama. So weit das Auge reicht, erstreckt<br />
sich die rundliche Gipfelkette der Vulkane in lieblichen<br />
Formen. Einige Gipfel fallen besonders auf. Ihre Krater sind<br />
so, wie man sich Vulkane immer vorstellt. Im Norden der<br />
Petit Puy de Dôme, dessen Krater « Nid de la Poule » genannt<br />
wird (dt. Hühnernest), außerdem der Pariou mit seinem<br />
ebenmäßigen Krater, genauso wie der Puy de Côme, bei dem<br />
sich zwei ineinander gefügte Krater erkennen lassen. Nach<br />
Osten schaut man auf Clermont-Ferrand mit der Kathedrale,<br />
die aus Vulkansteinen von Volvic errichtet wurde. Im Süden<br />
wiederum erstrecken sich unzählige Gipfelkegel.<br />
Rund um den Gipfel des Puy de Dôme ist ein Spazierweg<br />
angelegt. Bevor dieser wieder auf den Parkplatz führt,<br />
leitet er Fußgänger zu einem der größten Heiligtümer des<br />
Weströmischen Reiches, dem Merkurtempel. Es wurde<br />
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt, als man bei den Bauarbeiten<br />
für das erste dauerhafte französische Berg-Observatorium,<br />
das auf dem Puy de Dôme errichtet wurde, auf die<br />
Relikte eines riesigen gallo-römischen Tempels stieß. Es<br />
stellte sich heraus, dass er nicht der einzige war. Er gehörte<br />
zu einer umfangreichen antiken, aus mehreren Tempeln<br />
und Kultstätten bestehenden Anlage, die sich vom Col de<br />
Ceyssat über die Ebene von Laschamps bis zum Gipfel des<br />
Puy de Dôme erstreckte, und so einen aus mehren Stationen<br />
bestehenden Pilgerweg für die damaligen Priester und<br />
Pilger bildete. Durch die Ausgrabungen fand man heraus,<br />
dass der Tempel dem Gott Merkur gewidmet war. An der<br />
Ausgrabungsstelle lässt ein großes aus Aquarellfarben gefertigtes<br />
Bild erahnen, wie der Alltag in den Kultanlagen<br />
früher ausgesehen haben muss.<br />
Vom Parkplatz aus wird den Besucher besonders in den<br />
sommerlichen Abendstunden ein seltsames Himmelsballett<br />
in seinen Bann ziehen. Es ist das der zahlreichen Paragleiter,<br />
die über den erloschenen Vulkanen ihre Kreise ziehen.<br />
Die entzückten Schreie der « fliegenden » Menschen lässt<br />
ein grandioses Spektakel vermuten. Es ist auf jeden Fall ein<br />
ganz besonders poetischer Anblick in einer sowieso schon<br />
einzigartigen Landschaft.<br />
Linke Seite: Ruinen des Merkurtempels. S. 14/15: Blick vom<br />
Puy de Dôme auf die umliegenden Vulkane kurz nach<br />
Sonnenaufgang. S. 16/17: Der Puy de Dôme lässt sich dank<br />
des Sendemastes auf seinem Gipfel leicht von den anderen<br />
Vulkanen unterscheiden. S. 18/19: Blick vom Puy de Dôme auf<br />
Clermont-Ferrand, das kurz vor Sonnenuntergang fast im Schatten<br />
des herrschaftlichen Vulkans verschwindet. S. 20/21: Paragleiter<br />
starten gerne ihren Flug von den Hängen des Puy de Dôme.
Erleben Sie Frankreich mit einer Exklusiven<br />
Besuchen Sie mit uns die schönsten<br />
Plätze Frankreichs, die wir Ihnen in den<br />
vergangenen Ausgaben vorgestellt<br />
haben. Treffen Sie mit uns Menschen,<br />
die Ihnen einen neuen Blick auf das<br />
Land ermöglichen. Lassen Sie sich<br />
von unseren Reiseführern in Gegenden<br />
führen, die abseits der bekannten<br />
Touristenpfade liegen.<br />
Garantiert kleine<br />
Reisegruppen<br />
(maximal 25 Personen)<br />
Reise 1 Normandie Impressionniste<br />
Die Gärten der Normandie und die Impressionisten · 9. – 18. Juni <strong>2010</strong><br />
1. Tag: Anreise im Flugzeug nach Paris,<br />
Weiterfahrt nach Rouen · Cocktailempfang<br />
mit einem Redakteur von Frankreich<br />
erleben und Einstimmung auf die Reise<br />
(4 Übernachtungen in Rouen)<br />
2. Tag: Stadtrundgang Rouen und Musée des<br />
Beaux Arts · Empfang im privaten Herrenhaus<br />
Manoirs de Villers zu Tee und Gebäck<br />
3. Tag: Ausflug zu Park und Museum von Giverny<br />
· Besuch des Schlosses Vascoeuil mit Führung<br />
durch Privatsammlung und Skulpturengarten<br />
4. Tag: Ausflug an die Alabasterküste zum<br />
Landschaftspark Le Bois de Moutiers · Besuch<br />
des Burgmuseums von Dieppe mit Besuch<br />
der Impressionisten-Sonderausstellung<br />
5. Tag: Ausflug zur Steilküste von Etretat · Besuch<br />
der Degas-Ausstellung im Musée André<br />
Malraux in Le Havre · Spaziergang durch<br />
Honfleur (2 Übernachtungen in Trouville)<br />
6. Tag: Ausflug ins Pays d’Auge · Besuch der<br />
Gärten von Cambremer · Besichtigung<br />
einer Calvados-Brennerei · Spaziergang<br />
im idyllischen Beuvron-en-Auge an<br />
der Route de Cidre · Besichtigung des<br />
Schlosses von St. Germain le Livet<br />
7. Tag: Weiterfahrt auf die Halbinsel Cotentin ·<br />
Besuch des Parks von Vauville · Besichtigung<br />
von Villa und Park « Les Rhumbs » in Granville<br />
(2 Übernachtungen Barenville-Carteret)<br />
8. Tag: Ausflug zum Klosterberg Mont-Saint-Michel<br />
· Wattwanderung am Mont-Saint-Michel<br />
9. Tag: Rückfahrt nach Paris · Besuch<br />
des Impressionisten-Museums Musée<br />
Marmottan · Abendessen in Geheimtipp-<br />
Restaurant (1 Übernachtung in Paris)<br />
10. Tag: zur freien Verfügung in Paris ·<br />
Rückflug nach Deutschland<br />
UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />
• Air-France-Flugreise ab/bis Frankfurt nach Paris<br />
• Weitere Abflugorte auf Anfrage möglich<br />
• alle Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />
• Rundreise im Reisebus<br />
• 9 Übernachtungen mit<br />
Frühstücksbüffet in ***-Hotels<br />
• Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC<br />
• 9 x Abendessen<br />
• alle Eintritte lt. Reiseverlauf<br />
• Besichtigung einer Calvados-Brennerei<br />
• Durchgehende deutschsprachige<br />
Studienreiseleitung ab/bis Paris<br />
Preis pro Person im DZ: 1.980,– E<br />
(EZ-Zuschlag: 280,– E)<br />
Veranstalter im Sinne des Reiserechts für diese Reisen ist die Kopp & Spangler oHG, Seeleitn 65, 82541 Münsing/Ambach, Tel.: 08177-99 81 04.
Ausführliche Informationen<br />
zu Reisen und Buchung:<br />
www.frankreicherleben.de<br />
E-Mail: leserreisen@frankreicherleben.de<br />
Telefon: 08177-99 81 04<br />
Fax: 08177-99 81 06<br />
Reise 2 Périgord kulinarisch<br />
Genuss à la française · 18. – 25. September <strong>2010</strong><br />
1. Tag: Flug nach Bordeaux · Abendessen<br />
mit dem Chefredakteur von Frankreich<br />
erleben in einem Geheim-Tipp-Restaurant<br />
(2 Übernachtungen in Bordeaux)<br />
2. Tag: Stadtführung Bordeaux · Ausflug<br />
zum pittoresken Weindorf St.-Emilion mit<br />
Besuch eines Weinguts und Weinprobe<br />
· Besuch des Weindorfs Monbazillac mit<br />
Verkostung des berühmten Süßweins<br />
3. Tag: Weiterfahrt und Halt im kleinen Venedig<br />
des Périgord: Brantôme · Besuch des Schlosses<br />
von Hautfort · Gourmet-Abendessen rund um<br />
Foie Gras & Co (2 Übernachtungen in Sarlat)<br />
4. Tag: Stadtrundgang im mittelalterlichen Sarlat<br />
· Ausflug nach St. Amand de Coly, gewählt<br />
als eines der schönsten Dörfer Frankreichs<br />
· Führung durch die Höhlenmalereien von<br />
Rouffignac · Besuch des Museums für<br />
Frühgeschichte in Les Eyzies-de-Tayac<br />
5. Tag: Weiterfahrt und Halt in Domme,<br />
der „Akropolis des Périgord“ · Besuch<br />
des pittoresken Dörfchens La Roque<br />
Gageac · Bootsfahrt in historischem<br />
Flussschiff auf der Dordogne<br />
(2 Übernachtungen im<br />
Wallfahrtsort Rocamadour)<br />
6. Tag: Stadtrundgang durch Rocamadour ·<br />
Ausflug zu den Höhlen von Gouffre de<br />
Padirac · Programmpunkt<br />
„Kulinarische Überraschung“<br />
7. Tag: Weiterfahrt und Halt im malerischen<br />
Bergdorf Cordes-sur-Ciel · Stadtrundgang<br />
durch Albi, der roten Stadt am<br />
Tarn (1 Übernachtung in Albi)<br />
8. Tag: Weiterfahrt und Stadtrundfahrt<br />
in Toulouse · Abflug ab Toulouse<br />
UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />
• Air-France-Flugreise Frankfurt –Bordeaux/<br />
Toulouse-Frankfurt via Paris<br />
• Weitere Abflugorte auf Anfrage möglich<br />
• alle Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />
• Rundreise im Reisebus<br />
• 7 Übernachtungen mit<br />
Frühstücksbüffet in ***-Hotels<br />
• Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC<br />
• 6 Abendessen<br />
• Alle Eintritte lt. Reiseverlauf<br />
• Schifffahrt auf der Dordogne<br />
• 2 Weinverkostungen incl. Kellerbesichtigung<br />
• 1 gastronomisches Abendessen<br />
• Kulinarische Überraschung<br />
• Durchgehende deutschsprachige<br />
Studienreiseleitung ab Bordeaux bis Toulouse<br />
Preis pro Person im DZ: 1.790,– E<br />
(EZ-Zuschlag: 225,– E)<br />
Es gelten ausschließlich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters.
Unterwegs in Frankreich Etretat<br />
Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque –<br />
das<br />
Seebad Etretat<br />
Der malerische Badeort Etretat, an dem sich die steilen Felsen der<br />
Alabasterküste zu einem sanften Tal öffnen, war lange ein kleines<br />
unbedeutendes Fischerdorf. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts die<br />
ersten Badegäste kamen. Von da an erlebte Etretat den Aufstieg<br />
zu einem der schönsten Seebäder am Ärmelkanal, dessen Ruhm<br />
von Dichtern und Malern in die Welt getragen wurde.<br />
Fischerboote schaukeln längst nicht mehr am Strand von Etretat. Dafür<br />
liegen dort hübsch aufgereiht ein paar Freizeitboote. Sie sind beliebtes Fotomotiv<br />
der Badegäste, die sich nicht satt sehen können an der bizarren Felsenküste<br />
und den bunten Booten davor. Wie könnte man von den spektakulären Felsen auch nicht<br />
begeistert sein! So malerisch thronen sie über dem schäumenden Meer, umringt von einer<br />
unentwegt kreischenden Möwenschar, dass man fast ehrfürchtig zu seufzen beginnt, wenn<br />
man das erste Mal vor dieser Kulisse steht. Ja, es gibt Schönheiten, von denen hat man<br />
schon oft gehört und viele Bilder gesehen, aber sie verschlagen einem dann doch den<br />
Atem, wenn man sie wirklich einmal vor Augen hat. Die Felsen von Etretat<br />
gehören ganz sicher dazu.<br />
<strong>26</strong> · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 27
Unterwegs in Frankreich Etretat<br />
Es war übrigens nicht das Meer,<br />
das den Kreidefelsen der Küste von<br />
Etretat zu ihren außergewöhnlichen<br />
Formen verhalf. Vor Urzeiten floss<br />
ein Fluss parallel zum Meer und<br />
wusch in seinem Bett die Felsen<br />
aus. An einer Stelle war der Boden<br />
besonders hart. Dort hatte das emsige<br />
Wasser keine Chance und übrig<br />
blieb ein Gebilde, das wie ein Turm<br />
aus dem Wasser ragt, die heutige<br />
Felsenspitze « Aiguille ». Erst als der<br />
Fluss versiegte und das Meer bis auf<br />
die heutige Höhe heranrückte, setzte<br />
das Meerwasser die begonnene<br />
Arbeit fort und wusch die Höhlen<br />
und Gänge an der Kreideküste zu<br />
den Formationen weiter aus, die man<br />
heute kennt.<br />
Die obskuren Formen haben schon<br />
immer die Fantasie der Menschen<br />
beflügelt. So ranken sich manche Sagen<br />
um die markanten Kreidefelsen<br />
und nicht wenige Dichter haben sich<br />
durch sie inspirieren lassen. Von Guy<br />
de Maupassant stammt beispielsweise<br />
der Vergleich der Porte d’Aval mit<br />
einem Elefanten, der seinen Rüssel in<br />
das Meer taucht. Der Name « Porte<br />
d’Aval » bezieht sich übrigens auf jenen<br />
Fluss, der hier früher entlangfloss, und<br />
bedeutet « Tor flussabwärts ». Gleich<br />
dahinter, in westlicher Richtung,<br />
befindet sich ein zweiter Bogen aus<br />
Kreidefelsen, die Manneporte. Diesen<br />
Bögen vorgelagert ragen die beiden<br />
schon erwähnten Felsspitzen in die<br />
salzige Luft, die « Nadelspitze » genannt<br />
werden.<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Links: Auf dem Golfplatz oberhalb der Porte d’Aval spielt man vor grandioser Kulisse. Rechts oben: Möwen sind ständige<br />
Begleiter der Besucher von Etretat. Rechts unten: Auf dem Felsen an der Porte d’Aval laden Bänke zum Verweilen ein.<br />
Linke Seite: Der Bogen der Porte d’Aval erinnerte den Dichter Maupassant an einen ins Wasser reichenden Elefantenrüssel.<br />
Seite <strong>26</strong>/27: Blick auf die Strandpromenade von Etretat, im Hintergrund die Porte d’Amont.<br />
Auf der östlichen Seite der Bucht<br />
von Etretat erhebt sich ebenfalls ein<br />
markanter Kreidefelsen, die Porte<br />
d’Amont (« Tor flussaufwärts »). Auf<br />
diesem Felsen leuchtet weithin die<br />
kleine Kapelle Notre Dame de La<br />
Garde. Sie wurde Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts zu Ehren zweier Flugpioniere<br />
errichtet, die von hier aus den<br />
Atlantik überqueren wollten und dabei<br />
den Tod fanden. Sie ist mittlerweile<br />
zum Pilgerziel vieler Besucher geworden,<br />
die von dort oben den Blick über<br />
die Bucht und den Ärmelkanal genießen<br />
wollen.<br />
Etretat mit seiner schönen Felsenküste<br />
wäre wohl nicht zu einem<br />
international berühmten Seebad geworden,<br />
wären da nicht Anfang des<br />
19. Jahrhunderts die ersten mondänen<br />
Badegäste gewesen, die, von Paris<br />
herüberkommend, das alte Fischerdorf<br />
entdeckten und zu ihrem Sommerdomizil<br />
machten. Nach diesen ersten Badegästen<br />
hat Etretat seinen Ruhm aber<br />
vor allem den Malern und Dichtern<br />
zu verdanken. Besonders die Gemälde<br />
von Monet und Courbet machten<br />
Etretat in der ganzen Welt berühmt.<br />
Seitdem lebt das Dorf einträglich vom<br />
Tourismus und ist die Fischerei nur<br />
noch eine Liebhaberei. Die 1.600 Einwohner<br />
haben sich gut an die vielen<br />
Besucher, die in den Sommermonaten<br />
das Seebad bevölkern, angepasst. Im<br />
Sommer wird das große Geschäft gemacht,<br />
im Winter werden die meisten<br />
Läden und Restaurants geschlossen.<br />
Dabei fehlt Etretat das Wichtigste,<br />
das man normalerweise in einem berühmten<br />
Seebad erwarten würde: ein<br />
Sandstrand. Die Küste um Etretat ist<br />
über und über von Kieselsteinen bedeckt.<br />
Was aber manche Gäste nicht<br />
davon abhält, sich am Ufer zu fläzen<br />
und ab und an über die spitzen Steine<br />
ins Wasser zu springen. Die meisten<br />
Besucher erfreuen sich aber eher an<br />
anderen Sommervergnügungen. Die<br />
Steilklippen etwa laden zu ausgedehnten<br />
Wanderungen ein. Auf dem gut<br />
ausgebauten Wanderweg GR21 lässt<br />
sich ein Großteil der Côte d’Albatre,<br />
die auf einer Länge von 120 Kilometern<br />
von Le Tréport bis nach Le Havre<br />
reicht, erwandern. Immer wieder kann<br />
man dabei spektakuläre Ausblicke auf<br />
das Meer und die Küste genießen.<br />
Ferienhäuser in der Normandie<br />
Ferien, Wochenenden:<br />
www.frankreich-normandie-ferienhaeuser.com<br />
Verweilen Sie mal ganz anders in unseren<br />
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mit dem Passwort „Frankreich“<br />
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BP 59<br />
76232 BOIS GUILLAUME cedex<br />
für weitere Informationen wenden Sie sich<br />
bitte an Frau Nadège Paillard<br />
Tel: +33 (0)2 35 60 73 34<br />
Fax: +33 (0)2 35 61 69 20<br />
Email: npaillard@gitesdefrance76.com<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 29
Unterwegs in Frankreich Etretat<br />
Oben: Beliebtes Fotomotiv: die Segelboote an der Strandpromenade. Rechte Seite: Von oben nach unten:<br />
Das Château des Aygues, Le Clos Arsène Lupin, die alte Markthalle und die winzige Bibliothek des Seebades.<br />
Ganz rechts: Überall in Etretat findet man die typischen Fachwerkbauten der Normandie.<br />
Andere Besucher kommen zum<br />
Segeln nach Etretat, denn die wendigen<br />
kleinen Boote, die am Ufer liegen,<br />
können bei den Besitzern ausgeliehen<br />
werden. Einer etwas meditativeren<br />
Art der Bewegung frönen wiederum<br />
manche Besucher auf dem berühmten<br />
Golfplatz von Etretat, der oberhalb<br />
der Porte d’Aval liegt. Mit dem Blick<br />
auf die Kreidefelsen und das Meer ist<br />
das Schlagen der Bälle ein Vergnügen<br />
der ganz besonderen Art. Eine Bouleanlage<br />
gleich neben der Promenade<br />
von Etretat lädt zum konzentrierten<br />
Kugelwerfen ein. Der Blick hoch zur<br />
Porte d’Amont entschädigt, falls man<br />
das Spiel einmal verloren haben sollte.<br />
Wenn sich vielleicht auch nicht alle<br />
Besucher die Wanderschuhe anziehen<br />
und weite Strecken zu Fuß zurücklegen<br />
mögen, so wird doch fast jeder<br />
einmal die Porte d’Aval oder die Porte<br />
d’Amont erklimmen wollen. In den Fels<br />
gehauene Stufen und Treppen lassen<br />
den Höhenunterschied von 70 Metern<br />
bequem überwinden. Der Ausblick von<br />
ganz oben entschädigt dann für alle<br />
Mühen. Wer aber doch nicht so gut zu<br />
Fuß ist, der wird auf der Promenade,<br />
die liebevoll Perrey genannt wird (vom<br />
normanischen Dialekt abgeleitet: Damm),<br />
ein bisschen Schlendern. Es ist wohl die<br />
Gewohnheit der Badegäste, von denen<br />
viele regelmäßig nach Etretat kommen,<br />
sich einmal während des Tages auf der<br />
Perrey die Beine zu vertreten. Morgens<br />
beim Gang zum Zeitungskiosk wird<br />
noch eben ein Schwätzchen gehalten<br />
(« Das Meer ist wieder recht kühl heute,<br />
oder? » – « Aber nein, gehen Sie nur hinein,<br />
es ist herrlich! »), am Abend schlendert<br />
man noch einmal zwischen den<br />
Kiosken umher und genießt den Blick<br />
auf die im Meer untergehende Sonne.<br />
Deren besonderes Licht hat schon immer<br />
die Maler beeindruckt und die ins<br />
Abendrot getauchten und des nachts<br />
mit Scheinwerfern angestrahlten Felsen<br />
wieder und wieder malen lassen.<br />
Das Dorf Etretat selbst besticht<br />
durch eine Vielzahl von hübschen<br />
Fachwerkvillen. Man sollte nicht versäumen,<br />
einen Spaziergang durch die<br />
engen Gassen des Ortes zu machen.<br />
Dabei lassen sich viele Villen und<br />
gepflegte Vorgärten bestaunen. In<br />
einigen der Anwesen aus der Belle-<br />
Epoque sind mittlerweile Pensionen<br />
oder Ferienapartments eingerichtet.<br />
Wenn man ein glückliches Händchen<br />
bei der Unterkunftssuche hat, kann<br />
man in manch ehrwürdiger Villa mit<br />
Meerblick nächtigen.<br />
Eine von ihnen lässt sich auch<br />
besichtigen. Es ist das Château des<br />
Aygues, das auf einen der Hügel unweit<br />
der Port d’Aval gebaut wurde.<br />
Dieses Schlösschen im Empire-Stil<br />
war im 19. Jahrhundert den spanischen<br />
Königinnen, die regelmäßig in Etretat<br />
ihre Sommer verbrachten, ein innig<br />
geliebtes Badedomizil. Das heute in<br />
Privatbesitz befindliche Haus öffnet<br />
in den Sommermonaten kunstinteressierten<br />
Besuchern seine Türen – es<br />
beherbergt unter anderem eine große<br />
Sammlung chinesischen Porzellans.<br />
In der Ortsmitte von Etretat lohnt<br />
sich der Besuch der schönen alten<br />
Markthalle, auch sie im Fachwerkstil<br />
errichtet. Da Etretat heute eben ein<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Touristenort ist, finden sich in der<br />
Halle nur noch allerlei Souvenirstände.<br />
Ein bisschen mag man bedauern,<br />
dass die Halle keinem echten Markttreiben<br />
mehr Platz bietet. Mit ein<br />
bisschen Phantasie lässt sich aber gut<br />
vorstellen, wie früher die Fischer hier<br />
ihre Ware ausbreiteten, die sie von<br />
ihrem Fang auf dem Meer an Land<br />
gebracht hatten.<br />
Unweit der Markthalle, neben dem<br />
Fremdenverkehrsbüro, befindet sich<br />
ein klitzekleines Häuschen. Es ist die<br />
Bibliothek des Ortes, die so klein ist,<br />
dass kaum drei Personen in ihr Platz<br />
finden. Ohne Zweifel wird man in<br />
den Regalen auch Bücher von Guy<br />
de Maupassant, Georges Simenon<br />
und Maurice Leblanc finden. Diese<br />
Schriftsteller haben, genauso wie die<br />
Maler des Impressionismus, dabei geholfen,<br />
Etretat in der Welt berühmt zu<br />
machen. Maupassant, sicher einer der<br />
bedeutendsten Dichter im Frankreich<br />
des 19. Jahrhunderts, lebte als Kind<br />
einige Jahre in Etretat. Aus dieser<br />
Zeit muss wohl seine Liebe für den<br />
Ort stammen, denn als erwachsener<br />
und zu Geld und Ruhm gekommener<br />
Mann erwarb er sich im Heimatort<br />
ein eigenes Haus, in dem er viele<br />
Sommer verbrachte. Vielleicht war es<br />
hier, angesichts der sagenumwobenen<br />
Felsformationen, wo er einige seiner<br />
berühmten Novellen schrieb. Gerade<br />
in seinen späteren Jahren verfasste er<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 31
Unterwegs in Frankreich Etretat<br />
Aus<br />
<br />
Norddeutschland erreicht man<br />
Etretat via Belgien, Valenciennes und<br />
Amiens, von Süddeutschland, Österreich<br />
und der Schweiz über den Osten<br />
Frankreichs und Reims, Saint-Quentin<br />
und Amiens. Von der Autobahn A29<br />
(Amiens-Le Havre) führen nach der<br />
Abfahrt <strong>Nr</strong>. 7) die D910, D139 und D39<br />
direkt nach Etretat. Da der Ort im<br />
Sommer und an Wochenenden viel<br />
besucht ist, empfiehlt es sich, das<br />
Auto auf den großen Parkplätzen am<br />
Ortseingang abzustellen und zu Fuß in<br />
den Ort zu laufen. Es gibt einen großen<br />
neuen Parkplatz in der Rue Guy de<br />
Maupassant und einen in der Route du<br />
verbindungen mit Air France via Lyon.<br />
Der nächste aus Deutschland, Österreich<br />
und der Schweiz nonstop erreichbare<br />
Airport ist in Paris.<br />
Etretat ist nichts ans französische Bahnnetz<br />
angeschlossen. Der nächste Bahnhof<br />
ist in Le Havre, wohin regelmäßig Züge<br />
aus Paris verkehren. Von Le Havre aus gibt<br />
es Busverbindungen nach Etretat.<br />
www.etretat.net<br />
Office de Tourisme<br />
Place Maurice Guillard<br />
76790 Etretat<br />
<br />
Le Chateau des Aygues<br />
Route de Fécamp<br />
76790 Etretat<br />
Telefon: +33 (0)2 35 28 92 77<br />
www.chateaulesaygues.com<br />
Juli – September Di – So 14.00 – 18.00 Uhr<br />
6,00 Euro, ermäßigt 5,00 Euro<br />
Calais<br />
Boulogne<br />
Cherbourg-<br />
Havre.<br />
Telefon: + 33 (0)2 35 Octeville 27 05 21<br />
Étretat<br />
A29/E44<br />
Etretat …<br />
<br />
Le Clos Arsène Lupin<br />
Le Havre<br />
A131<br />
… Berlin 1.149 km … Hamburg 999 km Maison Maurice Leblanc<br />
Honfleur<br />
Rouen<br />
Beauvais<br />
… Köln 584 km … München 1.048 km 15, rue Guy de Maupassant<br />
… Wien 1.447 km … Zürich 874 km 76790 Etretat<br />
Caen A13/E46<br />
Saint-Lô<br />
Telefon : +33 (0)2 35 10 59 53<br />
A13/E5<br />
A1<br />
Die nächsten Flughäfen sind in Le Havre, www.arsene-lupin.com<br />
A84/E401<br />
Rouen und Deauville, die jedoch nicht Bis 31.03.<strong>2010</strong> an den Wochenenden<br />
aus dem deutschsprachigen Lannion Raum 11.00 – Dinard 16.45 Uhr, Saint-Malo ab 01.04. bis 30.09.<strong>2010</strong><br />
A28/E402<br />
Avranches<br />
angeflogen werden. Nach Le Havre täglich von 10.00 – 17.45 Uhr<br />
N12/E50<br />
le Mont-Saint-Michel<br />
und Rouen Brest gibt es aber Um steige- Saint-Brieuc6,75 Euro, ermäßigt N176/E401 ab 5,00 Euro<br />
A84<br />
Dinan<br />
N12/E50<br />
Alençon<br />
Chartres<br />
LESETIPPs N164 FÜR Ausflüge in die Umgebung<br />
A11/E50 A10/E5<br />
Quimper<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 18<br />
D768<br />
Ausgabe Rennes <strong>Nr</strong>. 20<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />
Les Bains des Docks – Le<br />
Honfleur – Hafenromantik<br />
Magische Ruinenreste -<br />
Havres weißer N165/E60 Badetempel<br />
N24<br />
und Künstlerflair<br />
Die Le Abtei Mans von Jumièges<br />
Orleans<br />
Stopp den Klischees! Lorient Nicht<br />
Honfleur ist nicht nur<br />
Die Normandie ist<br />
Vannes<br />
nur in den sonnenverwöhnten<br />
malerische<br />
Überraschungen<br />
eine äußerst<br />
für kleine<br />
A11/E501<br />
Landesteilen Quiberon<br />
N165/E60<br />
Hafenstadt an<br />
A28/E502<br />
immer gut. A10/E5-E60 Wie<br />
Chambord<br />
La Baule<br />
A11/E60<br />
Angers<br />
Cheverny<br />
Frankreichs lässt<br />
der Mündung<br />
oft Tours verbergen<br />
A86/E60<br />
A71/E9<br />
es sich wunderbar<br />
St. Nazaire der Seine,<br />
sich im Labyrinth A85<br />
Nantes<br />
Chenonceau<br />
planschen, auch<br />
sondern auch ein A87<br />
Monts der schmalen<br />
im klimatisch weniger<br />
Ort mit ganz A83besonderer<br />
Cholet<br />
Landstraßen<br />
begünstigten Le Havre rückt von nun an Atmosphäre. Viele Künstler suchten hier Sehenswürdigkeiten, die dem Reisenden Bouges-le-Château<br />
das Badevergnügen in den Mittelpunkt. ihre Inspiration. Claude Monet, Raoul unverhoffte Erlebnisse bescheren. Ein<br />
A20/E9<br />
Die Hafenstadt hat als neuesten Clou Dufy und Eugène Boudin gehörten dazu. solches hatten wir 30 Kilometer von<br />
das Thema « Wellness » entdeckt und<br />
A10/E5<br />
Auch der Impressionismus Les Sablesd’Olonne<br />
fand hier Rouen entfernt, als sich uns in der Ferne<br />
Der Name des<br />
versucht mit einem vom Stararchitekten seinen Ausgangspunkt.<br />
A83<br />
die eindrucksvollen Ruinen der Abtei<br />
Poitiers<br />
Jean Nouvel entworfenen Badehaus Komponisten Eric Satie ist ebenfalls fest von Jumièges darboten. Wir ließen uns<br />
ihrem grauen Image ein puristisches<br />
Weiß entgegenzusetzen.<br />
mit der Stadt verbunden. Honfleur ist ein<br />
N11/E601 Niort anlocken und fanden einen Ort, der<br />
Kleinod an der Côte Fleurie, das man zu den eindrucksvollsten an der Seine-<br />
La Rochelle<br />
nicht missen sollte.<br />
Mündung gehört.<br />
E5/A10<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben E602/A837 finden Sie auf Seite 97.<br />
Limoges<br />
Angoulême<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />
Montalivet
Am Fuß der Felsenspitze « Aiguille » birgt eine Höhle die gewaltigen Schätze<br />
des Meisterdiebes Lupin – berichtet jedenfalls die Sage.<br />
unheimliche Geschichten, die häufig vor<br />
normannischer Kulisse spielen. Wer weiß,<br />
vielleicht ist die berühmte Erzählung « Der<br />
Horla » ja auch von den Felsen von Etretat<br />
inspiriert.<br />
Ganz sicher hat der Schöpfer des Meister<br />
diebes Arsène Lupin seine Bücher in<br />
Etretat geschrieben. Heute lässt sich in der<br />
Rue Guy de Maupassant das ehemalige<br />
Wohnhaus von Maurice Leblanc besichtigen,<br />
das in einem alten, parkähnlichen<br />
Garten liegt. Für die Fans von Lupin ist<br />
der Besuch ein Muss. Die Führung lässt die<br />
Fälle wieder aufleben, in die der berühmte<br />
Sohn der Stadt verwickelt war. Dabei wird<br />
man zum Beispiel auch erfahren, dass in der<br />
Erzählung « L’aiguille creuse » Lupin seine<br />
Beute in den Felsen von Etretat versteckt<br />
– und zwar in einer Höhle des Aiguille-<br />
Felsens. Es sollen immer wieder Fans des<br />
Gentleman-Diebes nach Etretat kommen,<br />
die in der dortigen Höhle nach Überresten<br />
der angehäuften Schätze suchen wollen.<br />
Vor der Kulisse Etretats ließ ein paar<br />
Jahre später Georges Simenon seinen Kommissar<br />
Maigret ermitteln. In « Der Besuch<br />
der alten Dame » lässt der Autor den Kommissar<br />
die merkwürdigen Geschehnisse in<br />
einer alteingesessenen Familie aus Etretat<br />
aufklären. Dabei werden die Bewohner des<br />
Seebades mit allerlei Schrullen und Macken<br />
beschrieben, dass der Leser seine Freude hat.<br />
Vor allem übrigens wird den Ortsansässigen<br />
ein ausgiebiges Calvados-Trinken angedichtet.<br />
Wer wissen will, ob das heute noch so ist,<br />
sollte sich in den Kneipen vor Ort genauer<br />
umsehen. Dass Cidre und Calvados dort auf<br />
der Karte stehen, ist dabei aber ganz gewiss.<br />
Egal, ob man in Etretat auf Klippenwanderung<br />
geht, sich die Zeit auf der Uferpromenade<br />
mit Minigolf vertreibt oder vor<br />
der Bucht in einem Segelboot kreuzt, einen<br />
Rat sollte man auf jeden Fall beherzigen:<br />
Niemals die Möwen füttern! Die nämlich<br />
wird man nicht mehr los, haben sie erst<br />
einmal Futter bekommen, und so mancher<br />
berichtet, dass dieses Federvieh dermaßen<br />
penetrant werden kann, dass einem der<br />
Spaß vergeht. Wenn man das beachtet, wird<br />
man in Etretat gewiss einen wunderschönen<br />
Aufenthalt haben. Und wer das erste Mal<br />
dort gewesen ist, reiht sich sicher ein in die<br />
lange Reihe der Bewunderer des schönsten<br />
Seebades an der Alabasterküste.<br />
Le Sentier au bord de l’eau à Sahurs, le soir 1894<br />
© Alfred Sisley, Musée des Beaux-Arts de Rouen<br />
Sehen, Erleben, Genießen<br />
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<strong>2010</strong> wird ganz im Zeichen des<br />
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Unterwegs in Frankreich Paris<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Der Canal Saint-Martin ist der zweite große<br />
Wasserlauf der französischen Hauptstadt.<br />
Schon immer stand er im Schatten der allseits<br />
geliebten Seine. An seinen Ufern stehen keine<br />
herrschaftlichen Paläste und weltberühmten<br />
Sehenswürdigkeiten, sondern überwiegend<br />
schmucklose Apartmenthäuser, schließlich<br />
zieht sich der Kanal durch die eher armen<br />
Arrondissements der Millionenmetropole.<br />
Dennoch geht vom Canal Saint-Martin ein<br />
ganz besonderer Reiz aus. Ein Spaziergang<br />
entlang des Kanals ist zwar kein Geheimtipp<br />
mehr, lohnen tut er sich aber unverändert.<br />
Amélie Poulain ist etwas sonderbar. Mit viel Fantasie<br />
schafft sich die junge Frau ihre eigene fabelhafte<br />
Welt, in der sie sich vor allem an den ganz einfachen<br />
Dingen des Lebens erfreuen kann. Zu ihren Vorlieben gehört<br />
– neben dem Aufschlagen der Kruste einer Crème<br />
Brûlée mit einem Teelöffel oder dem Hineintauchen der<br />
Hand in einen Sack voller Körner – das Werfen kleiner Kieselsteine<br />
am Canal Saint-Martin. Sie liebt es, sich dafür auf<br />
die eigentlich für die Öffentlichkeit unzugänglichen Tore<br />
der Schleusen zu stellen und die Steinchen so zu werfen,<br />
dass sie über die Wasseroberfläche hüpfen.<br />
Spätestens seitdem die wunderschönen Aufnahmen des<br />
Canal Saint-Martin dank des Films « Die fabelhafte Welt<br />
der Amélie » (Originaltitel: Le fabuleux destin d’Amélie<br />
Poulain) mit der perfekt besetzten Audrey Tautou in der<br />
Hauptrolle um den Globus gingen, gilt der Kanal im Nordosten<br />
von Paris als ein Ort für Romantiker. Hier, etwas<br />
abseits der alltäglichen Touristenströme, lässt sich ein Paris<br />
jenseits der üblichen Postkartenmotive entdecken. Es ist<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 35
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
eine Gegend, die die Vergangenheit als Viertel der kleinen<br />
Leute nicht leugnet und sich eine gewisse Bodenständigkeit<br />
bis in die Gegenwart bewahrt hat, auch wenn die Mieten<br />
in den umliegenden Häusern für arme Pariser längst unbezahlbar<br />
geworden sind.<br />
Mit den Bildern von Amélie Poulain im Kopf mache<br />
auch ich mich auf den Weg an den Canal Saint-Martin. Es<br />
ist ein sommerlicher Wochentag. Auf den Straßen herrscht<br />
reges Treiben, aber keine Hektik. Abgesehen von der belebten<br />
Place de la Bastille im Süden, wo der von Menschenhand<br />
geschaffene Wasserweg in die Seine mündet, fließt der<br />
Kanal durch eher ruhige Wohngebiete. Erst am nördlichen<br />
Ausgangspunkt, an der Place de Stalingrad, geht es wieder<br />
hektischer zu.<br />
Die ersten beiden Kilometer nördlich der Place de la<br />
Bastille kann man dabei getrost auslassen. Zwischen diesem<br />
Platz und der Rue du Faubourg du Temple sucht man nämlich<br />
vergeblich nach Wasser. In diesem Abschnitt verläuft<br />
der Kanal durch einen Tunnel, den man zwar mit einem<br />
Schiff befahren kann, von dessen Existenz man oberirdisch<br />
aber nichts ahnt. Nach der Rue du Faubourg du Temple zeigt<br />
sich der Canal Saint-Martin dann aber gleich so, wie man<br />
ihn aus dem Film kennt. Direkt am Tunnelausgang befindet<br />
sich eine von großen Bäumen gesäumte Schleuse. Dahinter<br />
erstreckt sich der frei zugängliche Abschnitt des Kanals.<br />
Sein Wasser ist ganz glatt und schimmert braun-grünlich.<br />
Besonders auffallend ist der geringe Höhenunterschied zwischen<br />
der Wasseroberfläche und der Straße. Die nur wenige<br />
Zentimeter hohe Ufermauer ist ungewohnt. Sie wirkt mehr<br />
wie ein Bordstein. Keine Absperrung trennt das Wasser vom<br />
angrenzenden Bürgersteig. Autos und Schiffe fahren quasi<br />
auf gleichem Niveau – ganz anders als bei der Seine.<br />
Sehr markant sind zudem die grüngestrichenen schmalen<br />
Fußgängerbrücken, die den Canal Saint-Martin an<br />
mehreren Stellen überspannen. Steil steigen sie an, damit<br />
der Bootsverkehr auf dem Kanal nicht behindert wird. Ihre<br />
steinernen Treppenstufen und Holzbohlen in der Brückenmitte<br />
verbreiten eine nostalgische Atmosphäre. Anwohner<br />
eilen über die Brücken, um von einem Ufer zum anderen<br />
zu kommen – manchmal sogar mit dem Fahrrad unter dem<br />
Arm. Touristen verweilen dagegen in der Brückenmitte,<br />
um den Blick auf den Kanal zu genießen oder das Ein- und<br />
Ausschleusen von Hausbooten oder Ausflugsschiffen zu<br />
beobachten. Ich entdecke, wie ein Brautpaar mit einem Fotograf<br />
die Stufen einer Brücke hochsteigt. Hochzeitsfotos<br />
an einer der Schleusen des Canal Saint-Martin. Ob Amélie<br />
Poulain wohl als Inspirationsquelle diente? Romantisch<br />
werden die Bilder auf jeden Fall, da bin ich mir sicher, auch<br />
wenn die Braut noch nach dem besten Motiv sucht.<br />
Romantik ist ohnehin das allgegenwärtige Schlagwort<br />
am Canal Saint-Martin. Dabei lässt sich gar nicht<br />
so einfach erklären, warum. Die an den Ufern stehenden<br />
Gebäude sind – von wenigen Ausnahmen abgesehen – eher<br />
schlicht, jedenfalls viel weniger prunkvoll als die typischen<br />
Bauten an den großen Boulevards von Paris, die im Rahmen<br />
der Stadtumgestaltung durch Haussmann entstanden.<br />
Einige Häuser stammen sogar aus den heute eher verpönten<br />
1960er- und 1970er-Jahren. Es wird also kaum die Bausubstanz<br />
entlang des Kanals sein, die den romantischen Ruf<br />
begründet.<br />
Ganz anders dagegen natürlich die vielen Schleusen und<br />
Brücken. Sie geben – zusammen mit den großen Schatten<br />
spendenden Bäumen – dem Kanal in der Tat eine idyllische<br />
Atmosphäre. Aber dies allein erklärt immer noch nicht<br />
umfassend den besonderen Ruf des Canal Saint-Martin. Es<br />
sind vor allem auch die Menschen, die hier leben, ausgehen<br />
oder ihren Lebensunterhalt verdienen, die zu diesem Image<br />
beitragen.<br />
So liegen einige nette Bistros und Restaurants am Ufer.<br />
Beispielsweise das Sesame am Quai de Valmy am Anfang<br />
meines Spaziergangs. Das Sesame ist ein kleines Restaurant,<br />
das durchaus typisch für den alternativeren Osten der französischen<br />
Hauptstadt ist. Große Fensterfronten geben dem<br />
Bistro einen loftartigen Charakter. Die Einrichtung ist modern,<br />
weniger bistrotypisch als sonst in Paris, aber auch nicht<br />
wirklich designt. Es ist ein Restaurant, wie man es sonst oft<br />
in Szenevierteln Mittel- und Nordeuropas vorfindet.<br />
Vor dem Bistro stehen ein paar Zweiertische auf dem<br />
schmalen Bürgersteig. Dort komme ich mit Gabriel und<br />
Simon ins Gespräch, ein schwules Pärchen in den Dreißigern,<br />
das gerade frühstückt. Einer ist freischaffender<br />
Kommunikationsberater, der andere Künstler. Sie erzählen<br />
mir, dass sie regelmäßig herkommen, obwohl sie ein paar<br />
Metrostationen entfernt wohnen. Sie lieben die ungezwungene<br />
Atmosphäre am Canal Saint-Martin. Hier würden<br />
sich die Kulturen, die Einkommensschichten, die persönlichen<br />
Überzeugungen der Menschen vermischen. Es gehe<br />
weniger trendig und cool zu als im Marais und ruhiger als<br />
im Bastille-Viertel oder der nahen Ausgehmeile Rue Oberkampf.<br />
Doch genau dies sei die Stärke des Viertels, meinen<br />
die beiden. Das Sesame sei übrigens nicht das einzige<br />
Restaurant am Canal Saint-Martin, wo man gut einkehren<br />
könne. Auch das Bistro La Marine ein paar Häuser weiter<br />
mögen die beiden wegen seiner Atmosphäre.<br />
Ich verabschiede mich von Simon und Gabriel und<br />
wechsle über eine der kleinen Brücken auf die andere<br />
Uferseite. Unterwegs fällt mir ein pinkfarbener Schuh auf,<br />
der auf einem Straßenpoller abgelegt zu sein scheint. Ich<br />
denke mir noch nichts Besonderes dabei. Auf der anderen<br />
Seite des Kanals, am Quai de Jemmapes, treffe ich auf<br />
Rechte Seite links oben: Eine der vier Doppelschleusen entlang des Canal Saint-Martin. Rechts oben:<br />
Auch mit dem Hausboot darf man die Wasserstraße befahren. Kleines Bild Mitte links und großes Bild<br />
unten: Eine alte Drehbrücke verbindet die beiden Uferseiten in Höhe des Hôtel du Nord.<br />
S. 34/35: Blick auf den Quai de Valmy. Typisch für den Canal Saint-Martin sind die grün<br />
gestrichenen, im hohen Bogen über das Wasser führenden Fußgängerbrücken.<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 37
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Oben: In Höhe des Square Villemin macht der Kanal eine scharfe Biegung. Unten links: Ein frisch vermähltes Paar sucht<br />
nach dem perfekten Motiv fürs Hochzeitsfoto. Unten Mitte: Einige Stufen muss man erklimmen, wenn man den Canal Saint-<br />
Martin auf einer der Fußgängerbrücken überqueren will. Unten rechts: Die bunten Fassaden von Antoine & Lili.<br />
eine Gruppe von vier jungen Frauen. Sie sitzen auf einer<br />
bunten Decke auf dem Fußweg neben dem Wasser und<br />
machen ein Picknick. Keine schlechte Idee an diesem<br />
schönen Tag, denke ich mir. Die Uferstraße ist nur wenig<br />
befahren, so dass man den Picknickplatz durchaus als idyllisch<br />
bezeichnen kann.<br />
Ich stelle mich kurz als Journalist vor und frage höflich,<br />
ob ich sie vielleicht für meine Reportage fotografieren dürfe.<br />
Sie bejahen und kichern dabei. Wir fangen ein kurzes<br />
Gespräch an. Ich erfahre, dass eine der vier, Jasmine, in<br />
einer Seitenstraße unweit von hier wohnt und – genauso<br />
wie die drei anderen – in Paris studiert. Die Idee zu diesem<br />
Picknick hatten die vier Freundinnen spontan. Jede hat eine<br />
Kleinigkeit vorbereitet. Jasmine erzählt mir, dass sie vor<br />
allem den authentischen Charme der Gegend möge. Hier<br />
gehe es nicht so mondän zu wie in vielen anderen Vierteln<br />
der Kapitale. Allerdings auch weniger behütet. « Viele Männer<br />
aus Nordafrika leben hier ebenfalls », berichtet Jasmine.<br />
« Da kann es schon passieren, dass sie ihre Männlichkeit<br />
unter Beweis stellen wollen und uns ein wenig anmachen.<br />
Alles bleibt aber harmlos. Ich mag das eigentlich ganz gerne.<br />
Die Menschen sind nicht so steif hier. »<br />
Am Canal Saint-Martin kann es also etwas rauer zugehen.<br />
Die Schattenseiten einer Metropole werden hier<br />
ebenfalls sichtbar. So vor ein paar Jahren, als die Initiative<br />
« Les Enfants de Don Quichotte » (dt. Die Kinder von<br />
Don Quichotte) rote Zelte am Ufer aufstellte, um auf das<br />
Problem von Obdachlosigkeit aufmerksam zu machen. Die<br />
mediale Resonanz dieser während des Präsidentschaftswahlkampfs<br />
organisierten Aktion war riesig. Zeichen des<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
städtebaulichen Verfalls sind ebenso entlang des Kanals zu<br />
finden. Einige Bereiche des Kanals und seiner Umgebung<br />
wirken etwas vernachlässigt, manch eine Fassade renovierungsbedürftig.<br />
Der Canal Saint-Martin bietet eben keine<br />
pure Postkartenidylle wie die Seine.<br />
Ich setze meinen Spaziergang fort. Erneut fällt mir<br />
ein rosafarbener Schuh auf. Dieses Mal am Fuße einer<br />
Sitzbank. Doch damit nicht genug, ein paar Meter weiter<br />
entdecke ich einen weiteren. Er ist an einem Geländer befestigt.<br />
Dies kann kein Zufall mehr sein. Doch was soll es<br />
bedeuten? Ich sehe noch keine Möglichkeit, das Rätsel der<br />
pinken Schuhe zu lösen. Ob Amélie Poulain ihre Hände im<br />
Spiel hat? Das könnte ganz zu ihr passen.<br />
Auf der anderen Uferseite lohnt ein Abstecher in den<br />
Buchladen Artazart. In mehreren kleinen Räumen gibt es<br />
eine Auswahl an Büchern und Bildbänden zu den Themen<br />
Design und Lifestyle. Der Laden selbst ist im Industrielook<br />
gehalten, was gut zum Stil des Viertels passt. Ein paar Häuser<br />
vor dem Artazart können sich Hungrige einen Snack im<br />
Design-Imbiss Quai Gourmand gönnen, der Crêpes und<br />
Galettes anbietet – ein Stück Bretagne im modernen Gewand<br />
am Canal Saint-Martin.<br />
Ich gelange schließlich zu einer alten Drehbrücke, die<br />
mich an Holland erinnert. Dahinter die nächste Schleuse.<br />
Insgesamt gleichen neun Schleusen, wovon acht aber als<br />
Doppelschleusen zusammengefasst sind, einen Höhenunterschied<br />
von rund 25 Metern zwischen der Seine im Süden<br />
und dem Bassin de la Villette im Norden aus. Begonnen<br />
hat der Bau des Kanals und der Schleusen auf Initiative<br />
von Napoleon im Jahre 1805, und zwar jeweils an den äußeren<br />
Enden. Die Fertigstellung der 4,5 Kilometer langen<br />
Wasser straße brauchte allerdings 20 Jahre, so dass der Canal<br />
Saint-Martin erst 1825 eröffnet wurde. Er ist Teil eines<br />
Kanalsystems, mit dem die Seine mit der Seine verbunden<br />
ist. Dadurch wurden der Schifffahrt einige Seine-Schleifen<br />
erspart und die Zugänglichkeit des Pariser Ostens auf dem<br />
Wasserwege verbessert.<br />
Als besonders trickreich stellte sich beim Bau des Canal<br />
Saint-Martin allerdings dar, dass der Kanal in einem<br />
bereits stark urbanisierten Gebiet gegraben werden musste.<br />
Kein einfaches Unterfangen damals. Später erfolgten<br />
Umbauarbeiten, insbesondere die Verlegung von Schleusen<br />
und das Absenken des Kanals auf dem südlicheren<br />
Abschnitt, wodurch die Überbauung zwischen der Place<br />
de la Bastille und der Rue du Faubourg du Temple möglich<br />
wurde. Pläne zur Konstruktion einer Autobahn auf dem<br />
Canal Saint-Martin, die nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
entstanden, wurden zum Glück niemals verwirklicht und<br />
1971 endgültig ad acta gelegt.<br />
Kurz nach der Drehbrücke und der anschließenden<br />
Doppelschleuse macht der Kanal eine scharfe Rechtsbiegung.<br />
An dieser Stelle befindet sich auf der östlichen Uferseite<br />
das Hôtel du Nord. Denn schon lange vor « Der fabelhaften<br />
Welt der Amélie » gab es einen legendären Film,<br />
der dem Quartier seinen cineastischen Stempel aufdrückte:<br />
« Hôtel du Nord » von Marcel Carné aus den 1930er-Jahren.<br />
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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 39
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Oben: An diversen Stellen des Canal Saint-Martin trifft man auf pinke Schuhe, einer schwimmt sogar auf dem<br />
Wasser. Linke Seite im Uhrzeigersinn: Außenansicht des Hôtel du Nord, das gar kein Hotel ist. Jasmine und ihre<br />
drei Freundinnen beim Picknicken. Der Buchladen Artazart. Café im Hôtel du Nord. Gabriel und Simon vor<br />
dem Sesame. Entspannte Atmosphäre im Inneren des Sesame. Design-Imbiss Quai Gourmand.<br />
Ein Film, der auf dem gleichlautenden Roman von Eugène<br />
Dabit basiert. Die Handlung ist schnell umrissen: Es geht<br />
um ein Ehepaar, das ein kleines Hotel am Kanal pachtet, in<br />
dem einfache Arbeiter genauso ein- und ausgehen wie Prostituierte<br />
und zwielichtige Gestalten. In dem Werk dreht<br />
sich alles um die Arbeit der Menschen, um Kartenspiele,<br />
Trinkgelage und Klatsch. Das Pächterehepaar nimmt dabei<br />
zunehmend Anteil an den Lebenswegen, die sich in ihrem<br />
Hotel kreuzen. « Hôtel du Nord » wird somit zu einem Sittengemälde<br />
der Gegend zur damaligen Zeit.<br />
Bis heute gibt es ein Hôtel du Nord. Allerdings hat es<br />
nicht mehr viel gemeinsam mit dem Hotel aus dem Film<br />
bzw. Roman. In dem heutigen Hôtel du Nord kann man<br />
nicht übernachten, lediglich ein Café mit einer kleinen Bibliothek<br />
versteckt sich hinter der Eingangstür. Ich kehre dort<br />
ein und gönne mir einen Kaffee. Die Kellnerin erzählt mir,<br />
dass immer wieder Filmfans aus der ganzen Welt in das<br />
Bistro kommen. Das Hôtel du Nord ist also noch immer<br />
ein Refugium der besonderen Art – heute aber eher für Kinoliebhaber<br />
und Intellektuelle; Prostituierte verkehren hier<br />
jedenfalls nicht mehr. Die Zeiten am Canal Saint-Martin<br />
haben sich verändert.<br />
Nach dieser kleinen Pause wechsele ich wieder auf die<br />
andere Uferseite. Das Überqueren des Kanals über die steilen<br />
Brücken ist immer wieder ein schönes Erlebnis. Unter<br />
mir fährt gerade ein Hausboot in die Schleuse. Während<br />
der Mann ruhig das Steuerrad festhält, hilft die Ehefrau<br />
beim Navigieren. Es muss schon etwas ganz Besonderes<br />
sein, mit einem Schiff in Paris anzukommen, male ich mir<br />
in Gedanken aus. Ob die beiden wohl im Jachthafen südlich<br />
der Place de la Bastille ankern werden? Auf seinen letzten<br />
Metern vor der Seine verbreitert sich der Kanal nämlich<br />
und bildet den Port de l’Arsenal.<br />
Am anderen Ufer fallen mir dann bunt gestrichene<br />
Fassaden im Erdgeschoss auf: erst rosa, dann apfelgrün<br />
und schließlich gelb. Von den grellen Farben angezogen,<br />
schaue ich mir die Schaufenster etwas genauer an. Hinter<br />
den bunten Fassaden erstreckt sich ein großer Laden:<br />
Antoine & Lili. Hier gibt es alles Mögliche: Geschirr,<br />
Koffer, Accessoires, Kindersachen, Mode. Ich bin neugierig<br />
geworden und frage eine der Verkäuferinnen nach dem<br />
Konzept des Geschäfts. Sie erzählt mir, dass hinter Antoine<br />
& Lili seit 1994 der Wunsch steht, handgefertigte<br />
Produkte zu kreieren und zu verkaufen. Das Geschäft ist<br />
mitnichten das erste noch das einzige des Unternehmens.<br />
Auch in Marseille, Straßburg, Lyon, Toulouse und Aixen-Provence<br />
existieren bereits Filialen. Für mich hat der<br />
Laden etwas von einer Puppenstube. Alles ist bunt und<br />
verspielt. Irgendwie aber auch genau passend für einen<br />
Ort wie den Canal Saint-Martin.<br />
Ich trete wieder vor die Tür und laufe weiter. Prompt<br />
tauchen erneut rosafarbene Schuhe auf. Einer hängt an einem<br />
Geländer, ein anderer schwimmt auf dem Wasser des<br />
Kanals. Ganz klar: Dieses Geheimnis muss ich unbedingt<br />
lüften, bevor mein Spaziergang zu Ende geht. Links von<br />
mir liegt aber erst einmal der Square Villemin, der einzige<br />
Park entlang des Kanals. Die vordere Wiese ist von Sonnenanbetern<br />
bevölkert, unter einem Pavillon hat es sich eine<br />
Familie gemütlich gemacht. Wenn man die Parkbesucher<br />
betrachtet, bemerkt man eine große ethnische Vielfalt, die<br />
für den Stadtteil durchaus typisch ist. Singles in Designer-<br />
Jeans sonnen sich neben arabischen Großfamilien. Es ist ein<br />
bunter Haufen, jedenfalls ein anderes Publikum als etwa im<br />
Jardin du Luxembourg.<br />
Danach geht es immer schnurgerade weiter. Bis zu seiner<br />
Mündung in das Bassin de la Villette nimmt der Canal<br />
Saint-Martin keine Kurve mehr. Allerdings kommen noch<br />
zwei weitere Doppelschleusen sowie diverse Brücken. Hier<br />
im oberen Abschnitt des Kanals wird es sogar noch ruhiger.<br />
Es gibt kaum noch Geschäfte oder Bistros, die die Ufer<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 41
Unterwegs in Frankreich Paris<br />
Großes Bild rechts: Mündung des Canal Saint-Martin in das Bassin de la Villette. Kleine Bilder links von<br />
oben nach unten: Blick auf die Rotunde an der Place de Stalingrad. Der Kinokomplex « mk2 Quai de<br />
Seine » am westlichen Ufer und « mk2 Quai de Loire » am östlichen Ufer des Wasserbeckens.<br />
säumen. Auch wirkt das Straßenbild weniger gepflegt.<br />
Dafür bekomme ich endlich einen wertvollen Hinweis für<br />
mein Rätsel mit den pinken Schuhen. An einer Straßenkreuzung<br />
ist ein rosafarbener Motorroller abgestellt. Auf<br />
dem Trittbrett liegt eine pinke Sandalette mit einem Anhänger.<br />
Darauf steht: « Shoes Your Love ». Ich notiere diese<br />
drei Worte sorgfältig für meine spätere Recherche und gehe<br />
weiter.<br />
Kurz vor der Place de Stalingrad steigen die beiden<br />
Uferstraßen an. Der Kanal liegt nun einige Meter unter<br />
Straßenniveau. Direkt am Wasser stehen noch ein paar alte<br />
Lagerhäuser, in denen sich auch ein Bistro befindet. Insgesamt<br />
wirkt die Anlage aber wenig gepflegt. Ich kreuze zwei<br />
weibliche Obdachlose, die mich um ein paar Münzen anbetteln.<br />
In ihrer Hand zwei Flaschen mit hochprozentigem<br />
Alkohol, die sie vor nicht allzu langer Zeit geleert haben<br />
müssen. Aus der Ferne rauscht bereits der Verkehr von der<br />
stark befahrenen Place de Stalingrad. Das Rattern der an<br />
dieser Stelle oberirdischen Metro ist ebenfalls deutlich zu<br />
vernehmen. Keine Frage, die Hektik der Weltstadt holt<br />
mich langsam wieder ein.<br />
Ich will noch die letzten Meter des Kanals bis zu seiner<br />
Mündung in das Bassin de la Villette abschreiten und<br />
überquere dafür die Place de Stalingrad. Dahinter eröffnet<br />
sich ein ungeahnt idyllischer Platz. Dominiert wird er von<br />
der mächtigen Rotunde, früher ein Zollhaus an der einst<br />
hier verlaufenden Stadtgrenze. Davor ein Wasserbecken<br />
mit Springbrunnen. Unter den daran angrenzenden Kolonnaden<br />
gibt es ein weiteres Restaurant, das « 25’ Est », auf<br />
dessen Dach eine Art Biergarten existiert. Von hier sieht<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
ule<br />
Londres<br />
zare<br />
man auch, wo der Canal Saint-Martin<br />
endet bzw. seinen Anfang nimmt. Ich<br />
bin an meinem Ziel.<br />
Vor mir eine breite Wasserfläche,<br />
das Bassin de la Villette, das einen<br />
rechteckigen See bildet. An beiden<br />
Uferseiten sind in architektonisch<br />
interessanten Gebäuden Kinosäle der<br />
Kette mk2 untergebracht. Am östlichen<br />
Ufer das Haus « mk2 Quai de<br />
Loire », am westlichen Ufer das « mk2<br />
Quai de Seine ». Zwischen den beiden<br />
Spielstätten, die zusammen einen<br />
Kinokomplex bilden, verkehrt ein für<br />
Kinobesucher kostenloses Shuttleboot.<br />
Aber auch alle anderen dürfen gegen<br />
ein kleines Entgelt damit das Bassin de<br />
la Villette überqueren. In beiden Häusern<br />
gibt es zudem ein Café mit einer<br />
großen Terrasse davor. Ein perfekter<br />
Ort, um einen Spaziergang entlang<br />
Place<br />
des Blanche Canal Saint-Martin würdig abzuschließen.<br />
Auch ich gönne mir noch<br />
ein Erfrischungsgetränk in der Sonne.<br />
Doch was hat es nun mit den vielen<br />
pinkfarbenen Schuhen auf sich? Um<br />
dieses Geheimnis zu lüften, muss ich<br />
erst ein paar Recherchen im Internet<br />
machen, um einige Tage später Camille<br />
Marquestaut, ihre Schwester Amélie<br />
und ihre Freundin Ludivine kennenzulernen.<br />
Diese drei jungen Frauen stehen<br />
hinter der Aktion. « Die Idee mit den<br />
Schuhen kam uns nach einem Discobesuch<br />
», erklärt mir Camille. « Wir waren<br />
zu dritt ausgegangen. Amélie lernte einen<br />
Mann kennen, doch leider schloss<br />
der Club genau in diesem Moment.<br />
Amélie hatte nichts zum Notieren der<br />
Rue la Fayette<br />
BD des Capucines Bd des Italiens<br />
R d Capucin es Rue de Casan ova<br />
Honoré<br />
Rue de Clichy<br />
R. Joubert<br />
Rue du R. Mar St Honoré<br />
Place<br />
Max<br />
Rue Ballu<br />
Rue Moncey<br />
Rue St Roch<br />
Rue de Douai<br />
Rue Blanche<br />
Boulevard Haussmann<br />
R le Grand<br />
Telefonnummer des Verehrers bei sich<br />
und ihr Handy war in der Garderobe.<br />
So notierte sie seine Telefonnummer<br />
kurzerhand auf ihrem Schuh. Daraus<br />
entstand dann die Idee, rosafarbene<br />
Schuhe mit Telefonnummern von Singles<br />
in der Stadt zu verteilen, damit diese<br />
potentielle Partner finden können ».<br />
Die Telefonnummern auf den Schuhen<br />
hatte ich bei meinem Spaziergang<br />
gar nicht bemerkt. Vielleicht hätte ich<br />
aufmerksamer sein müssen. Camille<br />
erzählt mir weiterhin, dass sie Schuhe<br />
in der ganzen Stadt verteilt haben, die<br />
Aktion irgendwann aber zu teuer und<br />
aufwendig wurde. Da drängt sich natürlich<br />
die Frage auf, ob die Schuhe am<br />
Quai du Louvre<br />
Quai Voltaire Quai Malaquais<br />
Rue Jacob<br />
Avenue de l’Opéra<br />
Rue Fontaine<br />
Rue Chaptal<br />
R de La Rochefoucauld<br />
Rue St Lazare<br />
Rue de Chateaudun<br />
Rua de la Victoire<br />
Rue de Provence<br />
Boulevard de Clichy<br />
Rue de Richelieu<br />
Rue Saint Honoré<br />
Rue de Rivoli<br />
Quai de Conti<br />
Rue Croix de petits Cham<br />
ps<br />
Quai de l’Horloge<br />
Sesame<br />
51, quai de Valmy<br />
75010 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 49 03 21<br />
La Marine<br />
55bis, quai de Valmy<br />
75010 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 39 69 81<br />
Artazart<br />
83, quai de Valmy<br />
75010 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 40 40 24 00<br />
www.artazart.com<br />
Quai Gourmand<br />
79, quai de Valmy<br />
75010 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 40 40 72 84<br />
Hôtel du Nord<br />
102, quai de Jemmapes<br />
75010 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 40 40 78 78<br />
www.hoteldunord.org<br />
Antoine & Lili<br />
95, quai de Valmy<br />
75010 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 40 37 41 55<br />
www.antoineetlili.com<br />
Le 25’ Est<br />
10, place de la Bataille de Stalingrad<br />
75019 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 09 66 74<br />
mk2 Quai de Seine<br />
14, quai de la Seine<br />
mk2 Quai de Loire<br />
7, quai de la Loire<br />
75019 Paris<br />
Telefon: +33 (0)8 92 69 84 84<br />
www.mk2.com<br />
Canal Saint-Martin überhaupt noch<br />
lange zu sehen sein werden? « Schwer<br />
zu sagen », meint Camille, « momentan<br />
haben wir jedenfalls kein Geld für<br />
weitere Schuhe. Aber es geht ja auch<br />
vor allem darum, dass Viertel einmal<br />
ein wenig bunter gemacht zu haben. »<br />
Pt au<br />
Avenue<br />
Quai de Gesvres Quai de l’hôtel de vi<br />
Île de la Cité<br />
la Cité Pt<br />
Rue de Rivoli<br />
Quai de l<br />
Victoria<br />
Pt d’Arcole<br />
Rue des francs bourgeois<br />
Rue du<br />
Temple<br />
Rue Ste croix de la<br />
Rue des Archives<br />
Rue de Rivoli<br />
R du Pt Louis<br />
Ph ilippe<br />
R ue François Miron<br />
Rue des Archives<br />
R de Nazaret<br />
R des Gravilliers<br />
9 Canauxrama<br />
R Pastourelle<br />
13, quai de la Loire<br />
75019 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 42 39 15 00<br />
www.canauxrama.com<br />
2½-stündige Schifffahrt auf dem Canal<br />
Saint-Martin<br />
<br />
An Sonn- und Feiertagen sind die Uferstraßen<br />
des Canal Saint-Martin von<br />
10.00 bis 18.00 Uhr (im Sommer bis 20.00<br />
Uhr) für den Autoverkehr gesperrt.<br />
6<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
1<br />
Amélie Poulain hätte diese Aktion<br />
bestimmt gefallen. Sie ist genauso verrückt<br />
und exzentrisch wie die kleinen<br />
Dinge, die Amélie Poulain so gerne als<br />
Hobby pflegt, etwa das Hüpfenlassen<br />
von Kieselsteinen auf dem Wasser des<br />
Canal Saint-Martin.<br />
Rue des Archives<br />
Rue des 4 Files<br />
Rue Vieille du<br />
16 .<br />
15.<br />
Rue de Turbigo<br />
Rue de Bretagne<br />
Rue Dupetit Thouars<br />
Rue Charlot<br />
17.<br />
Rue la Fayette<br />
Temple<br />
Rue Riquet<br />
Boulevard de la Chapelle<br />
Rue du Faubourg Saint Martin<br />
8. 9. 10 .<br />
1. 2. 3.<br />
20.<br />
4. 11.<br />
7. 6.<br />
14.<br />
18 .<br />
5.<br />
Quai de Valmy<br />
Place de<br />
la République<br />
Quai de Jemmapes<br />
Boulevard du Temple<br />
R de Poitou Rue du<br />
Rue Turenne<br />
13 .<br />
Rue Louis Blanc<br />
Quai de Valmy<br />
19.<br />
12 .<br />
Place de la<br />
Bataille de<br />
Stalingrad<br />
CANAL SAINT MARTIN<br />
Rue Bichat<br />
Quai de Jemmapes<br />
7<br />
8<br />
Boulevard Voltaire<br />
8<br />
9<br />
Rue du Faubourg du Temple<br />
Avenue de la République<br />
Rue Amelot<br />
R Alibert<br />
Rue de Malte<br />
Rue Commines<br />
Boulevard de la Villette<br />
Rue de Lancry Rue de la grange aux belles<br />
Rue de Flandre<br />
Quai de la Seine<br />
Place du<br />
Colonel Fabien<br />
Avenue CL. Vellefaux<br />
Bassin de<br />
la Villette<br />
Quai de la Loire<br />
Boulevard de la Villette<br />
Rue Saint Sébastian<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 43
Unterwegs in Frankreich Hotel<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
The Five Hotel<br />
Boutique-Design-Hotel im 5. Pariser Arrondissement<br />
The Five Hotel<br />
3, rue Flatters<br />
75005 Paris<br />
Telefon: +33 (0)1 43 31 74 21<br />
www.thefivehotel.com<br />
EZ ab 91 Euro, DZ ab 109 Euro, DZ<br />
« Luxurious » ab 225 Euro,<br />
Suite ab 253 Euro, Suite<br />
« One by the Five » ab 990 Euro<br />
24 Zimmer, Luxussuite im<br />
Nachbargebäude<br />
Wenn man den Preis für eine Übernachtung durch<br />
die Quadratmeterzahl seines Zimmers teilt, erreicht<br />
man in Paris Spitzenwerte. An nur wenigen<br />
anderen Orten auf der Welt muss man so viel Geld für<br />
so wenig Platz bezahlen. The Five Hotel im 5. Arrondissement,<br />
in Laufweite zur beliebten Rue Mouffetard gelegen,<br />
ist diesbezüglich leider keine Ausnahme. Die Standardzimmer<br />
des Hotels, die sich in drei Kategorien aufteilen (Standard,<br />
Scintillating und Canopy), sind nicht gerade für klaustrophobisch<br />
veranlagte Menschen geeignet. Kaum hat man<br />
die Zimmertür geöffnet, steht man schon vor dem Doppelbett.<br />
Platz für große Gepäckstücke ist kaum vorhanden, ganz<br />
zu schweigen von einem Sessel oder anderen gemütlichen<br />
Sitzgelegenheiten. Möchte man in<br />
seinem Zimmer ein wenig entspannen,<br />
bleibt nur das Bett zum Hinsetzen.<br />
Das Bad verfügt über eine Dusche,<br />
erinnert von den Ausmaßen<br />
her aber an die Nasszellen großer<br />
Wohnwagen. Zu zweit passt man<br />
auf jeden Fall nicht ins Bad.<br />
Warum sollte man dann aber<br />
überhaupt im The Five Hotel<br />
übernachten? Ganz einfach, weil<br />
die Zimmergröße in den meisten<br />
anderen Hotels der französischen<br />
Hauptstadt nicht wirklich üppiger<br />
ausfällt, die Gestaltung der Zimmer<br />
in diesem Hotel aber als sehr gelungen<br />
gelten darf. Der Pariser Hotelmarkt<br />
hat neben den hohen Preisen<br />
für kleine Hotelzimmer nämlich<br />
eine weitere Besonderheit: Er zeichnet<br />
sich vor allem durch eine unendlich scheinende Anzahl<br />
kleiner Boutique-Hotels aus. An fast jeder Straßenecke steht<br />
eines. Moderne Großhotels internationaler Hotelketten sind<br />
dagegen relativ wenige vorhanden, jedenfalls im Vergleich<br />
zu anderen Weltstädten. Da viele mittelständische Hoteliers<br />
aber nicht über Gästemangel klagen, verzichten viele auch<br />
auf signifikante Investitionen in ihre Häuser. So sind nicht<br />
wenige Hotelzimmer der Seine-Metropole nicht nur klein,<br />
sondern auch recht miefig.<br />
Ganz anders dagegen im The Five Hotel. Hier scheute<br />
man keine Kosten, die Zimmer mit viel Liebe zum Detail<br />
zu gestalten. Die Designsprache ist dabei durch und durch<br />
modern, ohne jedoch kühl zu wirken. Warme Farben und<br />
kleine Leuchtdioden am Kopfende des Bettes und an der<br />
Duschwand sorgen für eine heimelige Atmosphäre. Als Besonderheit<br />
ist zudem zu vermerken, dass sich der Gast einen<br />
Duft für sein Zimmer aussuchen kann. Fünf verschiedene<br />
Düfte stehen zur Auswahl. Auch der Eingangsbereich mit<br />
der Rezeption und einer kleinen Lobby wirken attraktiv.<br />
Nur für das Frühstück wird man in den Keller verbannt –<br />
ein Zugeständnis an das begrenzte Platzangebot im Haus.<br />
Das Personal ist sehr freundlich und stets bemüht, die<br />
Wünsche der Gäste zu befriedigen. Die Atmosphäre ist dabei<br />
sehr persönlich, fast so, als ob man bei Freunden wohnen<br />
würde. Dies ist sicherlich einer<br />
der größten Vorteile eines kleinen<br />
Boutique-Hotels gegenüber der Anonymität<br />
großer Kettenhotels.<br />
Wem die Standardzimmer<br />
dennoch zu klein sein sollten<br />
und wer vielleicht nicht auf jeden<br />
Euro schauen muss, der hat im<br />
The Five Hotel auch die Möglichkeit,<br />
etwas luxuriöser und<br />
großzügiger zu wohnen. Sowohl<br />
die Luxurious-Zimmer als auch<br />
die normale Suite im Hotel bieten<br />
deutlich mehr Platz und Komfort.<br />
Der ganze Stolz des Hotels bleibt<br />
aber die 50 Quadratmeter große<br />
Suite « One by the Five », die sich<br />
im Erdgeschoss in einem Gebäude<br />
schräg gegenüber vom Hotel<br />
befindet. Diese Luxussuite ist in<br />
verschiedene Zonen unterteilt, einschließlich privater Bar,<br />
wo die Zutaten für einen Cocktail vorhanden sind, und<br />
einer kleinen Tanzfläche. Platzmangel herrscht auf jeden<br />
Fall nicht. Im Gegensatz zu den Zimmern im Haupthaus<br />
liegt eine gewisse Erotik in der Luft der sehr plüschig<br />
gestalteten Luxussuite. Da verwundert es nicht, dass sie<br />
nicht nur von auswärtigen Gästen, sondern gerne auch<br />
von einheimischen Liebespaaren für eine Nacht gemietet<br />
wird. Aus welchem Grund auch immer man ins The Five<br />
Hotel kommt, in diesem Boutique-Hotel gibt es eigentlich<br />
für jeden Anlass das passende Angebot.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 45
Unterwegs in Frankreich Belfort<br />
In vielen Ländern hätte eine Stadt mit der geografischen<br />
Lage wie Belfort einen Trumpf im Ärmel. Schließlich liegt<br />
sie strategisch günstig im Dreiländereck mit der Schweiz<br />
und Deutschland an einer wichtigen europäischen<br />
Transitroute und zudem unweit eines der wichtigsten<br />
Flüsse des Kontinents, dem Rhein. Doch im zentralisierten<br />
Frankreich kann es ein Handicap sein, rund 400 Kilometer<br />
Luftlinie von der Hauptstadt, aber auch weit vom Atlantik<br />
und vom Mittelmeer entfernt zu sein. Für viele Franzosen<br />
liegt Belfort eher « am Ende der Welt ». Entmutigen lässt<br />
sich die charaktervolle Stadt dadurch nicht. Denn Belfort<br />
hat in seiner Geschichte schon oft bewiesen, dass es eins<br />
auf gar keinen Fall tut: den Kopf hängen lassen.<br />
Es gibt zwei Meinungen zu Belfort.<br />
Die eine ist die der Franzosen allgemein.<br />
Unter denen sind die Pariser<br />
sicher die kritischsten, sind sie doch treue<br />
Anhänger des Zentralismus à la française,<br />
durch den Paris unbestritten « die » Stadt des<br />
Landes ist. Er hat die sprichwörtliche Arroganz<br />
der Hauptstädter gegenüber der so genannten<br />
« Provinz » hervorgebracht. Wenn<br />
man die Pariser fragt, ist Belfort wahrscheinlich<br />
die unbedeutendste Stadt im Land. Eine<br />
Kleinstadt mit 51.000 Einwohnern, im hintersten<br />
Zipfel Frankreichs gelegen, in der es<br />
durchschnittlich 33 Tage im Jahr schneit<br />
und die im kleinsten Departement des<br />
Landes liegt, dem Territoire de Belfort. Eine<br />
Stadt, über die so gut wie nie geredet wird<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
und die man kaum auf den Straßenkarten zu verorten weiß.<br />
Keine Stadt jedenfalls, die einen zum Träumen bringt.<br />
Die andere Meinung ist die der Einwohner von Belfort,<br />
die einzigen selbstverständlich, die ihre Stadt ganz genau<br />
kennen. Ihre Sichtweise ist selbstverständlich eine ganz<br />
andere. Sie ist geprägt von Heimatliebe und kleinen Geheimnissen,<br />
von denen all die Menschen, die Vorbehalte<br />
gegen Belfort pflegen, überhaupt keine Ahnung haben. Den<br />
Einwohnern von Belfort merkt man ihr enges Verhältnis zu<br />
ihrer Stadt an. Das Klima der Franche-Comté – sehr kalt<br />
im Winter, sehr heiß im Sommer – scheint authentische<br />
und charaktervolle Persönlichkeiten hervorzubringen.<br />
Was auffällt, wenn man mit den Leuten aus Belfort<br />
spricht, ist ihre Bescheidenheit – trotz aller Heimatliebe.<br />
Zwar erzählen die meisten mit Begeisterung von der schönen<br />
Umgebung, den Freuden eines Familienausflugs auf<br />
den nur ein paar Kilometer entfernten Ballon des Vosges<br />
oder von den Badevergnügen im Malsaucy-See, der im<br />
Sommer zum Naherholungsgebiet für Groß und Klein<br />
wird. Sie berichten vom unglaublichen Erfolg, den das<br />
Rockfestival « Eurockéennes » jedes Jahr wieder hat, und<br />
schwärmen natürlich von den 1.001 Vergnügen, die die<br />
lokale, an den Qualitätsprodukten aus der Comté orientierten<br />
Küche aufweist – mit ihren Mortau-Würsten zum<br />
Beispiel oder den typischen Morcheln. Doch werden die<br />
meisten Belforter noch bescheiden hinzufügen: « Natürlich,<br />
das ist alles nichts im Vergleich zu Paris ».<br />
Kein Zweifel, Belfort ist nicht Paris. Und auch nicht<br />
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vue sur jardin pereiracreation 06 47 86 64 94 1210<br />
Sommer<br />
In Belfort<br />
Franche-Comté - Frankreich<br />
www.belfort-tv.com<br />
tion 06 47 86 64 94 0110<br />
tion 06 47 86 64 94 0210<br />
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tion 06 47 86 64 94 1210<br />
Entdeckungsrundgang in der Zitadelle<br />
Wassersportstation und freie Natur am Forges-See<br />
Führungen im Schloss . Jazzkonzerte...<br />
Spektakel, Animationen und Überraschungen für die ganze Familie
Unterwegs in Frankreich Belfort<br />
Oben: Charmante Gassen und alte Häuserzeilen dominieren das<br />
Stadtbild von Belfort. Der Straßenname « L’option française » erinnert<br />
an die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Deutschen.<br />
Unten: Der Malsaucy-See ist Naherholungsgebiet für die Einwohner<br />
von Belfort. Das jährliche Musikfestival an seinen Ufern lockt jedes Jahr<br />
Hunderttausende von Musikfans in die ostfranzösische Kleinstadt.<br />
Seite 46/47: Prägend für die Stadt sind die Zitadelle und die Befestigungsanlagen.<br />
Zu ihren Füßen wacht der von Frédéric Bartholdi gestaltete Löwe.<br />
Besançon, die benachbarte Konkurrenzstadt,<br />
die als dynamischer gilt. Na und?<br />
Nicht die größte, schönste oder zentralste<br />
Stadt zu sein, was macht das schon? Der<br />
Charme einer Stadt leitet sich nicht unbedingt<br />
von ihren Superlativen ab. Auch wenn<br />
ihre Kritiker das nicht für möglich halten,<br />
Belfort verfügt über Charme und eine echte<br />
Lebensqualität. Es ist eine Stadt, die sich<br />
nach einer wechselhaften Geschichte heute<br />
an ihrer Ruhe erfreut. Die Bevölkerung ist<br />
sehr gemischt, viele Bewohner stammen aus<br />
der Schweiz oder aus Deutschland. Hier hat<br />
oder hatte eigentlich fast jeder einen « ausländischen<br />
» Elternteil. Die Geschichte und<br />
die Geografie wollten es so.<br />
Belfort zu verstehen, heißt, seine Geschichte<br />
zu kennen. Die Stadt, deren Name<br />
das erste Mal 12<strong>26</strong> urkundlich erwähnt<br />
wird, hat so viele Besitzer und Herren<br />
gekannt wie kaum eine andere. Erst war<br />
sie unter dem Einfluss Habsburgs, dann<br />
gehörte sie zu Österreich, wurde im Jahr<br />
1632 durch die Schweden besetzt und war<br />
zwischendurch immer mal wieder französisch.<br />
Durch den Westfälischen Frieden<br />
von 1648 wurde sie schließlich ganz dem<br />
französischen Gebiet zugeschlagen. Doch<br />
damit hörte es nicht auf. Schon 1659<br />
schenkte Ludwig XIV. Belfort dem Kardinal<br />
Mazarin. Nach dessen Tod und durch<br />
ein wechselvolles Spiel von Hochzeiten und<br />
Erbschaften gelangte die Stadt schließlich<br />
in den Besitz der Familie Grimaldi, der sie<br />
bis zur Französischen Revolution gehörte.<br />
Wenige wissen, dass noch heute der Fürst<br />
von Monaco neben all seinen Titeln auch<br />
den des Grafen von Belfort trägt.<br />
Wenn man durch die Stadt spaziert, fällt<br />
auf, wie wehrhaft sie angelegt und wie sehr<br />
sie auf Verteidigung ausgerichtet ist: eine Zitadelle,<br />
dicke Mauern, gepflasterte Straßen,<br />
Zugbrücken, Stadttore aus massivem Holz<br />
und vor allem die gewaltigen und gut erhaltenen<br />
Festungsmauern rund um die Stadt.<br />
Wie fast überall in Frankreich sind diese<br />
Befestigungsanlagen das Werk des Ingenieurs,<br />
Militärarchitekten und Stadtplaners<br />
Sébastien Le Prestre de Vauban. Dieser war<br />
es, der im <strong>März</strong> 1687 den Stadtherren seine<br />
Pläne zur Verteidigung der Stadt gegen die<br />
Eindringlinge aus dem Osten vorlegte. Die<br />
Arbeiten dauerten 20 Jahre und formten<br />
den klassischen Verteidigungswall Vaubans<br />
in Form eines Pentagons. Heute lohnt sich<br />
ein Spaziergang auf und an diesen Wällen.<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Vauban könnte stolz auf seine Feste<br />
sein. Dank ihrer hat es die Stadt immerhin<br />
vermocht, drei großen Belagerungen Stand<br />
zu halten. Als erstes die mehr als hunderttägige<br />
Belagerung von 1813/14, dann die<br />
Belagerung von 1815 und schließlich die<br />
Belagerung von 1870/71, als die Preußen<br />
Belfort an 73 Tagen unter erbittertes Kanonenfeuer<br />
nahmen. Die Stadt hat sich jedes<br />
Mal behaupten können. Vor allem die letzte<br />
Belagerung erlangte Berühmtheit. Die<br />
Verteidigung stand unter dem Befehl von<br />
Pierre-Philippe Denfert-Rochereau, der zäh<br />
bis zum Letzten ausharrte und mit seinen<br />
Truppen erbitterten Widerstand leistete.<br />
Wegen dieser als heroisch gerühmten Verteidigung<br />
konnte die Stadt trotz der späteren<br />
Kapitulation der Regierung französisch<br />
bleiben, wohingegen das Elsass annektiert<br />
wurde. Belfort wurde mit rund 100 Kommunen<br />
im Umland zum « Territorium von<br />
Belfort » zusammengelegt.<br />
Nach dem deutsch-französischen Krieg<br />
entschieden sich viele Elsässer für die französische<br />
Staatsbürgerschaft. Man nannte<br />
das die « französische Option ». Viele von<br />
ihnen ließen sich in der Region um Belfort<br />
nieder. Eine Gasse in der Nähe der Zitadelle<br />
trägt heute zur Erinnerung daran diesen<br />
Namen. Die Elsässer brachten ihre Lebensgewohnheiten<br />
und ihre Gastronomie mit<br />
und so werden noch heute in den Lokalen<br />
von Belfort viele elsässische Gerichte angeboten.<br />
Ein Spaziergang in den Straßen von<br />
Belfort zeugt von den kriegerischen Zeiten.<br />
Anderswo würde man das vielleicht<br />
langweilig finden, hier aber ist man stolz<br />
auf die diskret in das Stadtbild integrierten<br />
Monumente. So ist im Zentrum auf der<br />
Place de la République den drei Belagerungen<br />
ein Denkmal errichtet worden. Es<br />
erinnert an die drei Offiziere, unter deren<br />
Leitung die Stadt im 19. Jahrhundert dreimal<br />
so heroisch dem Feinde widerstand:<br />
Legrand, Lecourbe und Denfert-Rocherau.<br />
Das Denkmal ist nicht überdimensioniert<br />
und hat seinen Platz in den Herzen der<br />
Belforter Bürger.<br />
Das größte Zeugnis der Bindung der<br />
Stadt an ihre Geschichte ist gewiss die<br />
Skulptur von Frédéric Bartholdi, der auch<br />
die Freiheitsstatue von New York mit entworfen<br />
hat. Sein Werk in Belfort ist ein<br />
Löwe von 22 Metern Länge und elf Metern<br />
Höhe, der aus dem roten Stein der Vogesen<br />
gehauen ist. Diese Statue, die für Belfort<br />
in etwa das ist, was der Eiffelturm für die<br />
Pariser darstellt, befindet sich am Fuß der<br />
Zitadelle. Als Symbol des Widerstands<br />
gegen die Preußen wacht hier der Löwe<br />
herrschaftlich über die Stadt. Ursprünglich<br />
sollte das gefährliche Raubtier nach Osten<br />
blicken, um die ehemaligen Feinde abzuschrecken.<br />
Man hat das aber geändert, was<br />
zeigt, wie humorvoll die Belforter Bürger<br />
sein können. Der Löwe schaut nun nach<br />
Westen zur Stadt hin, und man möchte<br />
fast meinen, dass er seitdem eher etwas von<br />
einer friedlichen Katze, als von einem kriegerischen<br />
Raubtier hat.<br />
Die Leute aus Belfort erzählen gerne<br />
und oft die zahlreichen Legenden über den<br />
Löwen, die seit Generationen weitergegeben<br />
werden. Eine besagt, dass in manchen<br />
Nächten ein Raubtierbrüllen in den Gassen<br />
von Belfort zu hören sei. Aber das ist wohl<br />
doch nur ein natürliches Phänomen. Wenn<br />
man sich an einem Winterabend, wenn der<br />
Sturm um die Felsen pfeift, neben den Löwen<br />
stellt, dann ist bei genauerem Hinhören<br />
das Brüllen doch nur ein von vom Sturm<br />
hervorgebrachtes « Löwengebrüll ». Eine<br />
andere Geschichte erzählt, dass Bartholdi<br />
sich umgebracht haben soll, nachdem er<br />
festgestellt hatte, dass er vergessen hat, die<br />
Zunge in der Schnauze des Tieres anzubringen.<br />
Der Künstler ist aber wohl doch an<br />
einem natürlichen Tod gestorben. Außerdem<br />
haben die Restaurierungsarbeiten der<br />
vergangenen Jahre gezeigt, dass der Löwe<br />
in seinem Maul sehr wohl eine schöne und<br />
wohlausgearbeitete Zunge besitzt.<br />
Übrigens ist der Löwe von Belfort nicht<br />
mehr alleine. Auf Vorschlag von Bartholdi<br />
wurde eine kleinere Kopie des Löwens auf<br />
der Pariser Place Denfert-Rochereau im<br />
14. Arrondissement aufgestellt. Sie ist eine<br />
Hommage an Denfert-Rochereau. Was<br />
aber kaum noch einer weiß: Der Platz hieß<br />
früher Place d’Enfer (dt. Platz der Hölle).<br />
Die Entscheidung, den Platz in den Namen<br />
des Gouverneurs von Belfort umzubenennen,<br />
entbehrt nicht einer gewissen Komik,<br />
verdeutlicht man sich einmal die lautmalerische<br />
Ähnlichkeit von Place d’Enfer und<br />
Place Denfert-…<br />
Belfort entdeckt man am besten zu Fuß<br />
bei einem Spaziergang durch die Gassen<br />
der Altstadt innerhalb der Festungsmauern.<br />
Hier ist die besondere, geschichtsträchtige<br />
Atmosphäre der Stadt zu verspüren. Belfort<br />
Das<br />
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Rouen<br />
Unterwegs in Frankreich Belfort<br />
größten Festivals Frankreichs.<br />
Amiens<br />
Beauvais<br />
Calais Dunkerque<br />
ist aber keine museale Stadt. Es gibt<br />
eine lebendige Innenstadt mit einer<br />
Boulogne<br />
kleinen, geschäftigen Fußgängerzone.<br />
Die Stadt erscheint ein Lille<br />
Roubaix<br />
wenig<br />
beschaulich, das ist wahr. Wenn man<br />
aber Ende Juli zu Besuch kommt, wird<br />
man erleben, dass die Beschaulichkeit<br />
Arras<br />
auch einen Teil Verrücktheit enthält.<br />
Es startet dann nämlich eines der<br />
Die Wiesen am etwa zehn Kilometer<br />
vom Stadtzentrum entfernten<br />
A1/E15-E19<br />
Aus<br />
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Deutschland und Österreich lässt<br />
sich Belfort bequem über die Autobahn<br />
A16<br />
A36, die von der deutsch-französischen A4/E50<br />
A13/E5 Grenze in Richtung Beaune/Dijon führt,<br />
erreichen. Die PARIS Stadt verfügt über zwei<br />
Autobahnabfahrten. Aus den meisten<br />
Gent<br />
eine Art Woodstock. Bruxel An drei Tagen<br />
Charleville-Mézières<br />
Lieblingsmusik. Viele campen<br />
A4/E25<br />
gratis<br />
A<strong>26</strong>/E17<br />
Antwerpen<br />
Malsaucy-See verwandeln sich in<br />
versammeln sich mehr als 100.000<br />
Liege<br />
Menschen auf der Halbinsel, um die<br />
« Eurockéennes » zu feiern. Über 75<br />
Charlroi<br />
Rock-, Elektro-, Pop- und Hardrockkonzerte<br />
werden gegeben, darunter<br />
einige der angesagtesten Bands<br />
aus ganz Europa. Egal ob bei Regen<br />
oder bei größter Hitze, die Leute<br />
machen Party und genießen ihre<br />
A34/E46<br />
Lufthansa bietet Direktflüge ab Düsseldorf,<br />
Frankfurt a.M. und München<br />
Reims<br />
nach<br />
Basel/Mulhouse an; EasyJet A4/E50 ab Berlin,<br />
Epernay Düssel dorf und Hamburg; Austrian ab<br />
Châlons-en-<br />
Wien. Champagne<br />
direkt neben den Bühnen. Ein paar<br />
Tage später hat das Grün am Malsaucy-See<br />
ordentlich gelitten, doch<br />
es dauert nicht lange und die Natur<br />
erholt sich unter tätiger Mithilfe der<br />
Gärtner wieder. Ein paar Wochen<br />
später ist von all dem nichts mehr zu<br />
sehen, und die Stadt hat längst ihre<br />
Ruhe wieder. Auch das ist Belfort,<br />
ein bisschen Verrücktheit für eine<br />
offensichtlich beschauliche, alte Persönlichkeit.<br />
Luxembourg<br />
Saarbrücken<br />
A31/E21-E23 geöffnet, 01.10. – 31.03. 10.00 – 17.00 Uhr,<br />
01.04. – A430.09. 10.00 – 17.30 Uhr)<br />
Metz<br />
Kunst- und Geschichtsmuseum<br />
A31/E21-E23 (geöffnet Mi – Mo) A4/E25<br />
Schweizer Kantonen erreicht man Belfort Es mag erstaunen, doch trotz der<br />
Nancy<br />
Strasbourg<br />
über Basel und Mulhouse und dann grenznahen Lage existieren keine<br />
Chartres ebenfalls weiter über die A5/E54 A36. Alternativ<br />
A<strong>26</strong>/E17<br />
direkten Zugverbindungen aus<br />
A35<br />
A11/E50<br />
Troyes<br />
A31/E21-E23<br />
A10/E5<br />
Kantonen die Anreise über eine gerade und der Schweiz erreicht man Belfort<br />
Sens<br />
zur Autobahn ausgebauten direkten mit Umsteigen in A5/E17-E54 Mulhouse.<br />
Colmar<br />
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… Hamburg 814 km Maison du Tourisme de Belfort<br />
Belfort Mulhouse<br />
… Köln 520 km … München 508 km 2, rue Clémenceau<br />
A10/E5-E60 Chambord<br />
A6/E15<br />
A31/E17-E21<br />
Basel<br />
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A36/E60<br />
Avallon Flavigny<br />
Telefon: + 33 (0)3 84 90<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 12<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />
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Epinal, Stadt der Parks und Museen<br />
Vogesen<br />
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Im Herzen des regionalen Naturparks Ballons des<br />
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Metz und Nancy oder sucht Erholung<br />
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in den grünen Weiten der Vogesen.<br />
Clermont-<br />
A72/E70<br />
Limoges<br />
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Dabei hat das tausendjährige Epinal,<br />
A89/E70 können sich nicht geirrt haben: Plombièresles-Bains<br />
Lyon<br />
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Vogesen, Chamébrydurchaus einige<br />
le Mont-Dore<br />
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St. Etienne<br />
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Karlsruh<br />
Deutschla<br />
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A7/E15<br />
Grenoble<br />
Valence<br />
Italien<br />
Briançon<br />
Torino<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
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Dies ist ein Angebot der Globus Medien GmbH, AG Charlottenburg HRB 114411B, Geschäftsführer: Markus Harnau.<br />
Abo-Vertrieb: interabo Betreuungs-GmbH, Amtsgericht Hamburg HRB 35763, Geschäftsführer: Peter Drawert, Uwe Henning, Jürgen Rosenboom.
Unterwegs in Frankreich Saint-Emilion<br />
Saint-Emilion<br />
Ein Besuch mit Freunden<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Saint-Emilion, ein Name, der<br />
Weinliebhaber ins Schwärmen<br />
bringt. Das kleine Dorf in der<br />
Nähe von Bordeaux steht synonym<br />
für eine der prestigeträchtigsten<br />
Appellationen der Weinwelt.<br />
Doch auch der Ort selbst, einst<br />
ein kleiner mittelalterlicher<br />
Marktflecken, romantisch inmitten<br />
von Weinbergen gelegen, zählt zu<br />
den wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />
in Aquitanien. Dabei konnte<br />
Saint-Emilion bis heute seine<br />
Seele bewahren und bietet Raum<br />
für authentische Entdeckungen<br />
jenseits des Massentourismus. Auf<br />
der Suche nach den verborgenen<br />
Reizen der von der UNESCO zum<br />
Weltkulturerbe ernannten<br />
Gemeinde.<br />
Ich bin gerade erst in Saint-<br />
Emilion angekommen. Natürlich<br />
habe ich mich im Vorfeld<br />
gut auf meinen Besuch vorbereitet,<br />
habe im Internet recherchiert und<br />
mehrere Reiseführer gelesen. Ich<br />
meine fast, den Ort und seine Geschichte<br />
bereits vollkommen zu<br />
kennen. So weiß ich um den großen<br />
Heiligen aus Vannes in der Bretagne,<br />
der hier im 8. Jahrhundert<br />
zunächst Schutz in einer Höhle<br />
fand, dann eine Wasserquelle entdeckte<br />
und schließlich eine kleine<br />
religiöse Siedlung gründete. Ich<br />
habe in der französischen Nationalbibliothek<br />
sogar alte Bücher<br />
über den Ort studiert, unter anderem<br />
einen Führer aus dem Jahre<br />
1820, in dem es hieß, dass « die<br />
kleine Stadt in ihrer Gänze ein<br />
Kunstobjekt von besonderem Interesse<br />
» sei. Und: « Alles hat eine<br />
Fremdheit und einen Charakter,<br />
was man so nicht woanders findet ».<br />
Ich habe auch gelesen, dass manche<br />
Saint-Emilion mit « einem<br />
Schmuckstück in einem rubinroten<br />
Schmuckkästchen » vergleichen.<br />
Natürlich beflügelten derartige<br />
Schwärmereien meine Neugierde,<br />
das Winzerdorf einmal selbst zu<br />
entdecken. Und so bin ich nun<br />
hier.<br />
Es ist kein Geheimnis: Der<br />
beste Ort, um in Frankreich das<br />
Leben der Franzosen zu beobachten,<br />
ist die Terrasse eines Cafés.<br />
Ich nehme also auf einer solchen<br />
Platz – mitten im Zentrum von<br />
Saint-Emilion gegenüber der Kirche.<br />
Es ist der perfekte Ort, um<br />
dieses ungewöhnliche Gotteshaus<br />
in Ruhe zu bewundern. Im 11.<br />
und 12. Jahrhundert wurde es von<br />
Mönchen in den Fels gehauen.<br />
15.000 Kubikmeter Stein entfernte<br />
man dafür. In Anbetracht dieses<br />
einzigartigen Bauwerkes mit seiner<br />
67 Meter hohen Turmspitze fühle<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 53
Unterwegs in Frankreich Saint-Emilion<br />
Impression aus den Gassen und von den Plätzen rund um die Kirche von Saint-Emilion, die einst in<br />
den Fels gehauen wurde. S. 52/53: Blick über die Dächer des kleinen Winzerdorfes.<br />
ich mich klein. Außerdem sehe ich<br />
von hier die gut erhaltene Stadtmauer,<br />
auf der man das Dorf umrunden und<br />
gleichzeitig entlang der angrenzenden<br />
Weinberge wandeln kann. Auch den<br />
Tour du Roi erkenne ich. Von dem<br />
rechteckigen Bergfried soll man einen<br />
schönen Blick auf das Umland haben.<br />
Ich will aber eigentlich gar nicht<br />
das Saint-Emilion der Postkarten und<br />
Reiseführer erkunden. Ich möchte vielmehr<br />
das echte Herz des Winzerdorfes<br />
kennenlernen. Aber wie? Vielleicht<br />
sollte ich es den Einheimischen nachmachen<br />
und erst einmal einen petit<br />
noir, wie die Franzosen einen Espresso<br />
nennen, beim Kellner bestellen – für<br />
einen edlen Saint-Emilion-Tropfen ist<br />
es noch zu früh und ohnehin schon<br />
zu heiß – und dazu die Lokalzeitung<br />
Sud-Ouest lesen. Bisher kannte ich das<br />
Blatt nicht besonders gut, aber hier<br />
scheint jeder damit herumzulaufen.<br />
Eine typisch<br />
französische Begegnung<br />
Neben mir sitzt ein Ehepaar, das<br />
sich lebhaft miteinander unterhält.<br />
Die beiden scheinen aus dem Ort zu<br />
stammen. Die Frau erinnert ihren<br />
Mann daran, während dieser einen<br />
Lottoschein ausfüllt, dass man noch<br />
zum Bäcker gehen müsse. Scheinbar<br />
fehlt es dem Gatten an diesem Tag ein<br />
bisschen an Kreativität, denn er fragt<br />
seine bessere Hälfte unaufhörlich nach<br />
allen möglichen Geburtstagen von<br />
Fami lien angehörigen und Freunden.<br />
Während ich die Situation diskret<br />
hinter meiner Zeitung beobachte,<br />
fragt mich die Frau unerwartet nach<br />
der Uhrzeit. Ich schaue auf meine Uhr<br />
und antworte: « 10.10 Uhr ». Mein Gegenüber<br />
quittiert meine Antwort mit<br />
einem Lächeln und einem « Merci ».<br />
Ich bin stolz auf mich. Mein Verhalten<br />
scheint angemessen gewesen zu sein.<br />
Irgendwie fühle ich mich gleich wie<br />
jemand von hier.<br />
Ein paar Sekunden später dreht sich<br />
die Frau wieder zu mir um und fragt, ob<br />
ich aus der Schweiz käme. Ein bisschen<br />
verärgert und enttäuscht zugleich, dass<br />
ich wohl doch als Fremder auffalle und<br />
darüber hinaus einen Akzent haben<br />
muss, antworte ich ihr: « Ganz und gar<br />
nicht, ich komme aus Hannover, aus<br />
Deutschland ». Sie scheint ein bisschen<br />
erstaunt und meint, was mich wieder<br />
versöhnlich stimmt: « Oh, Verzeihung!<br />
Ihr Französisch klang so perfekt, da<br />
dachte ich, dass Sie aus der Schweiz<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
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kämen. Glückwunsch, ich würde gerne<br />
so gut Deutsch sprechen wie Sie Französisch<br />
». Erstaunlich, was sich aus so<br />
wenigen von mir gesprochen Worten<br />
alles ableiten lässt…<br />
Aber es hätte nicht besser laufen<br />
können. Ich habe eine Möglichkeit<br />
gefunden, mit den Menschen aus<br />
Saint-Emilion in Kontakt zu kommen.<br />
Wunderbar! Und wie so oft in<br />
französischen Cafés befinde ich mich<br />
plötzlich in einem Gespräch mit meinen<br />
Tischnachbarn. Ich erfahre, dass<br />
die beiden Jean und Nicole heißen und<br />
Frührentner sind, die in Saint-Emilion<br />
inzwischen ihr Zuhause haben.<br />
Eine Liebe für Saint-Emilion<br />
Ihr Berufsleben verbrachten sie dagegen<br />
im Pariser Großraum, bevor sie<br />
sich vor ein paar Jahren hier in einem<br />
alten Bauernhaus, das sie von Nicoles<br />
Mutter erbten, niederließen. « Als meine<br />
Mutter 1995 starb », erzählt Nicole<br />
freimütig, « haben wir beschlossen,<br />
das Haus erhalten zu wollen. Das war<br />
sicherlich ein bisschen verrückt. Ein<br />
Haus außerhalb des Dorfes, ein wenig<br />
verloren in den Weinbergen, ohne<br />
Zentralheizung und mit schlechter<br />
Isolierung und viel Renovierungsbedarf.<br />
Außerdem wohnten wir mit<br />
unseren Kindern noch in Paris. Es<br />
war nicht einfach, regelmäßig hierher<br />
zu kommen, um uns um das Haus zu<br />
kümmern. Dennoch haben wir mindestens<br />
einmal im Monat die Fahrt auf<br />
uns genommen. »<br />
Nun lässt sich auch Jean von den<br />
Erinnerungen an eine andere Zeit<br />
mitreißen: « Wir sind am Freitagabend<br />
um 20.00 Uhr losgefahren und kamen<br />
erst gegen 2.00 Uhr morgens hier an,<br />
in einem gerade im Winter kalten und<br />
feuchten Haus. Doch unsere Kinder<br />
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Unterwegs in Frankreich Saint-Emilion<br />
Oben: Weinkisten und Weinläden gehören zum Straßenbild von Saint-Emilion. Nadia verkauft in ihrem kleinen Geschäft<br />
Makronen, die nach dem Originalrezept der Ursulinen von 1620 hergestellt werden. Unten: Blick auf die Umgebung des Dorfes.<br />
Nicole im Garten des Cloître des Cordeliers. Die leeren Flaschen werden von den Gästen in die Holzständer gesteckt.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
konnten das Leben auf dem Lande entdecken.<br />
Wenn man zum Beispiel mit<br />
einer Wärmflasche sein Bett anwärmen<br />
musste. Wir genossen diese Wochenenden,<br />
an denen wir meist am Sonntag<br />
wieder 600 Kilometer zurück nach Paris<br />
fahren mussten, bevor eine neue Arbeitswoche<br />
begann. Das war schon verrückt,<br />
wenn man heute daran denkt. »<br />
In der Tat, es hat etwas Verrücktes,<br />
an einem Wochenende 1.200 Kilometer<br />
zu fahren, um zwei Tage in einem<br />
Haus zu verbringen, das sonst die<br />
ganze Zeit leer steht. Doch als ich die<br />
beiden frage, woher diese Motivation<br />
dazu kam, ist ihre Antwort spontan<br />
und einmütig: « Vom Herzen ». Saint-<br />
Emilion muss also eine ganz besondere<br />
Anziehungskraft haben. Das Herz<br />
kann sich nicht täuschen. Ich werde<br />
noch neugieriger auf diesen Ort.<br />
« Haben Sie ein wenig Zeit? », fragt<br />
mich Nicole. Diese Frage hätte nicht<br />
passender sein können. « Ja, selbstverständlich<br />
», antworte ich freudig.<br />
« Dann kommen sie mit uns mit. Wir<br />
möchten Ihnen etwas zeigen. »<br />
Nicht nur Händler,<br />
sondern auch Freunde<br />
Wir verlassen gemeinsam den zentralen<br />
Platz und gehen die Gassen des<br />
Dorfes hinauf. Die Geschäfte sind alle<br />
geöffnet. Doch obwohl viele von ihnen<br />
mit großen Schildern zum Verkauf von<br />
Weinen werben und ich deshalb dachte,<br />
sie würden sich eher auf die Touristen<br />
als Zielgruppe konzentrieren,<br />
scheint man in Saint-Emilion noch<br />
einen sehr vertrauten Umgang miteinander<br />
zu pflegen. Fast alle Händler<br />
grüßen Jean und Nicole. So wie es in<br />
Dörfern typisch ist. Manchmal halten<br />
wir vor einer Boutique an. Jean unterhält<br />
sich dann ein wenig mit dem<br />
Inhaber, während Nicole mir die eine<br />
oder andere Weinflasche empfiehlt.<br />
Einmal sagt sie: « Diese Flasche<br />
kommt vom Château Robin, das ist<br />
eines unserer Lieblingsweingüter.<br />
Wir kennen Madame Buzet sehr gut,<br />
eine bemerkenswerte und mutige<br />
Frau, die einen Wein von hoher Qualität<br />
herstellt. Die Arme hat zwar vor<br />
kurzem ihren Mann verloren, doch<br />
sie führt ihre Arbeit mit ihrem Sohn<br />
weiter. Wenn wir Zeit haben, helfen<br />
wir ihr bei der Weinlese. Das ist ein<br />
ganz wunderbares Erlebnis. Das<br />
sollten Sie unbedingt einmal mitmachen.<br />
» Nicole und Jean schaffen<br />
es jedenfalls, meinen Blick auf diese<br />
Geschäfte mit ihrem Weinangebot<br />
zu verändern. Was ich vorher beinahe<br />
als Touristen nepp eingestuft hätte,<br />
bekommt plötzlich eine ganze andere,<br />
viel menschlichere Aura.<br />
Nachdem wir eine gute Strecke<br />
durchs Dorf gelaufen sind, gelangen<br />
wir an eine der wenigen Straßen, auf<br />
denen Autos fahren dürfen. Die Rue<br />
Guadet. Sie ist so etwas wie die Hauptstraße<br />
des Ortes, an der sich wichtige<br />
Gebäude wie die Post befinden. « Sehen<br />
Sie diese kleine Boutique? », fragt<br />
mich Nicole, während sie auf ein etwas<br />
altmodisches Schaufenster zeigt, auf<br />
dem « Fabrique de Macarons » steht.<br />
« Hier arbeitet Nadia, sie ist einer der<br />
Gründe, warum wir Saint-Emilion<br />
lieben. »<br />
Nadia, Hüterin der Makronen<br />
Wir betreten den Laden mit dem<br />
Namen « Macarons Ferlion ». Sogleich<br />
umhüllt mich ein süßlicher Duft. Ich<br />
schaue mich um. Das Geschäft erinnert<br />
an eine Konditorei. Hinter dem<br />
Tresen steht eine brünette Frau, die auf<br />
uns zukommt und meine persönlichen<br />
Stadtführer herzlich mit Küsschen<br />
begrüßt. Ich werde als « ein deutscher<br />
Freund, der wissen will, warum wir<br />
Saint-Emilion so lieben » vorgestellt.<br />
Das bringt alle drei zum Schmunzeln.<br />
Nadia fordert mich danach auf, ihr<br />
zu folgen. Wir gehen in die Hinterräume<br />
des Ladens. Dort reicht sie mir<br />
ein weißes Blatt Papier, auf dem Kekse<br />
angeordnet sind. Sie sind der Grund für<br />
den angenehmen Duft in der Boutique.<br />
« Es ist nicht nur der Wein, der Jean<br />
und Nicole in Saint-Emilion hält. Die<br />
beiden Gourmets lieben auch unsere<br />
macarons. Nehmen und probieren Sie »,<br />
bittet mich Nadia sogleich. Ich beiße in<br />
den Keks. Ganz anders als sein Aussehen<br />
vermuten lässt, ist er nicht trocken,<br />
sondern saftig-weich im Inneren. Nadia<br />
erklärt mir, dass das Gebäck nur aus<br />
simplen natürlichen Zutaten besteht:<br />
Mandeln (halbbittere und bittere), Eiweiß<br />
und Zucker. Das ist alles.<br />
Ich erfahre außerdem, dass die<br />
Makronen eine lange Geschichte haben.<br />
« Man kann Saint-Emilion nicht<br />
ohne dieses Gebäck verstehen », meint<br />
Jean zu mir. Die Ursprünge liegen dabei<br />
weit zurück. Um 1620 waren es die<br />
Ursulinen, die wohl zum ersten Mal<br />
die süße Köstlichkeit von Saint-Emilion<br />
herstellten. Das Originalrezept<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 57
Unterwegs in Frankreich Saint-Emilion<br />
Linke Bilder: Cloître de la Collègiale, ein Klosterbau aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, der zu den<br />
Sehenswürdigkeiten von Saint-Emilion zählt. Rechtes Bild: Blick über die Dächer des Dorfes.<br />
wurde danach von Generation zu<br />
Generation weitergereicht, überlebte<br />
sogar die Französische Revolution, bis<br />
es in den Besitz von Nadia kam.<br />
Nicole erklärt mir, dass Nadia sehr<br />
stolz sei, das Rezept 2008 von einer gewissen<br />
Madame Blanchez übertragen<br />
bekommen zu haben, einer alten Dame,<br />
die es vor ihr sorgfältig aufbewahrt<br />
hatte. Als sich Madame Blanchez zur<br />
Ruhe setzte, wollten viele im Ort das<br />
Rezept erben. Doch die alte Dame<br />
wählte Nadia aus, eine Frau, die nicht<br />
davor zurückschreckt, morgens früh<br />
aufzustehen und abends lange zu arbeiten,<br />
um ihrer Leidenschaft fürs Backen<br />
nachzugehen. Bei Nadia wähnte Madame<br />
Blanchez das Originalrezept der<br />
Ursulinen in sicheren Händen.<br />
Eine gute Wahl, denn Nadia achtet<br />
nicht nur penibel auf die Einhaltung<br />
der Rezeptur von 1620, sondern auch<br />
auf die Qualität der verwendeten Zutaten.<br />
Sie scheut zudem keine Mühe<br />
bei der Zubereitung. Alles wird selbst<br />
hergestellt. Nadia käme nie auf die<br />
Idee, wie es viele Konditoreien heute<br />
machen, geschlagenes Eiweiß oder<br />
Mandelteig vorproduziert einzukaufen.<br />
Das wird auch in Zukunft so bleiben.<br />
Als wir den Laden wieder verlassen,<br />
natürlich nicht ohne ein paar<br />
Makronen als Mitbringsel eingekauft<br />
zu haben, erklärt mir Nicole, dass die<br />
Konkurrenz in Saint-Emilion sehr<br />
stark ist. Diverse Geschäfte nennen<br />
sich selbst « Rois du macaron » (dt. Könige<br />
der Makronen) und werben damit<br />
auch groß in ihren Schaufenstern.<br />
Doch das echte Originalrezept hat nur<br />
Nadia. Man müsste alle Touristen darüber<br />
aufklären können…<br />
Ein Champagner, der keiner ist<br />
« 12.00 Uhr, Zeit für einen Aperitif<br />
», sagt Jean bestimmt. « Folgen Sie<br />
uns, wir zeigen Ihnen einen weiteren<br />
Ort, den wir in Saint-Emilion schätzen.<br />
Aber ich warne Sie, dort werden<br />
auch Sie sich in dieses Dorf verlieben. »<br />
Während die Sonne die Gassen des Ortes<br />
bereits kräftig aufgeheizt hat, gehen<br />
wir die Rue Guadet hoch und biegen<br />
nach links in die Rue des Cordeliers ab.<br />
Die Straße befindet sich oberhalb der<br />
meisten Häuser des Ortes und bietet<br />
einen wunderbaren Panoramablick.<br />
Jean und Nicole schreiten schließlich<br />
durch ein Eingangstor auf ein<br />
Privatgrundstück. Ein Schild weist<br />
auf « Les Cordeliers, Crémant de Bordeaux,<br />
Kloster aus dem 14. Jahrhundert,<br />
Park und Terrasse, Weinverkostung<br />
» hin. Nicole und Jean scheinen<br />
den Ort bestens zu kennen. Auf der<br />
rechten Seite hinter dem Eingangstor<br />
befindet sich ein Tresen unter einem<br />
Dach. Die beiden werden dort herzlich<br />
begrüßt und kommen mit drei Gläsern<br />
und einer Flasche, die wie eine Champagnerflasche<br />
aussieht, zurück. Die<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Flasche scheint sehr kühl zu sein, da<br />
Wasser an ihr kondensiert.<br />
« Kommen Sie mit », fordert mich<br />
Jean auf. Wir durchqueren einen<br />
Hof, gehen an Arkaden vorbei, die<br />
wahrscheinlich Reste eines verfallenen<br />
Kreuzgangs sind, und kommen<br />
zu einem verwunschenen Garten, wo<br />
die Natur Oberhand über die Gebäudereste<br />
dieses ehemaligen Klosters<br />
Brest<br />
gewonnen hat. Ein paar Gartentische<br />
mit Stühlen stehen verstreut herum.<br />
Dazwischen Holzgestelle mit Löchern<br />
in umgekehrter V-Form, in die man<br />
die leeren Flaschen hineinsteckt.<br />
« Ist dies nicht ein magischer<br />
Ort? », fragt mich Nicole, als wir uns<br />
an einen Tisch im Schatten unter einen<br />
Baum setzen. « Wir haben hier,<br />
wie viele Bewohner des Dorfes, unsere<br />
kleinen Rituale. Gerne diskutieren wir<br />
Aus<br />
<br />
Norddeutschland erreicht man<br />
Saint-Emilion über die Auto bahnverbindung<br />
Paris, Tours und Bordeaux.<br />
Von Bordeaux geht es über Libourne<br />
nach Saint-Emilion (N89, D1089 und<br />
D243). Aus Süddeutschland, Österreich<br />
und der Schweiz fährt man am besten<br />
über Lyon und Clermont-Ferrand bis<br />
nach Libourne und von dort weiter<br />
nach Saint-Emilion.<br />
Saint-Emilion …<br />
… Berlin 1.657 km<br />
… Köln 1.092 km<br />
… Wien 1.728 km<br />
… Hamburg 1.507 km<br />
… München 1.288 km<br />
… Zürich 939 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Bordeaux,<br />
der aus dem deutschsprachigen<br />
Raum, nachdem Lufthansa ihre Flüge<br />
eingestellt hat, nicht mehr direkt<br />
angeflogen wird. Air France verbindet<br />
Bordeaux aber via Paris und Lyon mit<br />
zahlreichen Städten in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz<br />
Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
nach Saint-Emilion. Der nächste TGV-<br />
Bahnhof ist in Bordeaux. Von dort<br />
verkehren Vorortzüge (TER) nach Saint-<br />
Emilion. Fahrzeit ca. 40 Minuten.<br />
mit Leuten bei einem Glas Crémant.<br />
Er ist weniger bekannt als der Wein<br />
aus Saint-Emilion. Er ist so etwas wie<br />
unser Champagner. » Das kann ich bestätigen,<br />
der Crémant hat viel von einem<br />
Champagner. Es gibt ihn in weiß<br />
und rosé, letztere Variante bevorzuge<br />
Lannion<br />
Dinard Saint-Malo<br />
A28/E402<br />
ich, nachdem ich beide gekostet habe. schlechtes Avranches Gewissen und entschuldige<br />
N12/E50<br />
Vor allem ist der Crémant angenehm le Mont-Saint-Michel<br />
Saint-Brieuc<br />
N176/E401 mich, die beiden so lange aufgehalten zu<br />
erfrischend. Ich muss an diesem Ort haben. A84« Aber nein », sagen beide unisono,<br />
« das war ein echtes<br />
Dinan<br />
an einen deutschen Biergarten den-<br />
N12/E50<br />
Alençon Vergnügen. »<br />
N164<br />
ken. Es geht vielleicht etwas ruhiger<br />
zu und anstatt Bier trinkt man einen<br />
Quimper<br />
Rennes<br />
edlen Tropfen,<br />
D768<br />
aber ansonsten fühlt<br />
es sich ähnlich an. Ich N24 muss innerlich<br />
N165/E60<br />
über diesen Lorient Vergleich schmunzeln,<br />
Vannes<br />
ein Biergarten mit « Champagner »,<br />
das perfekte Frankreichklischee, oder?<br />
Aber am N165/E60<br />
Quiberon<br />
Ende zählt doch vor allem<br />
die angenehm lockere und<br />
La Baule<br />
gesellige<br />
Atmosphäre.<br />
www.saint-emilion-tourisme.com<br />
Office de Tourisme<br />
Place des Créneaux<br />
33330 Saint-Emilion<br />
Telefon: +33 (0)5 57 55 28 28<br />
Macarons Ferlion<br />
9, rue Guadet<br />
33330 Saint-Emilion<br />
Telefon: + 33 (0)5 57 24 72 33<br />
www.macarons-saint-emilion.com<br />
Gourmets genießen die Makronen frisch<br />
gebacken. Gut passt dazu ein Kaffee<br />
oder ein Dessert mit Eis oder frischen<br />
Montalivet<br />
Früchten. In einem Frischhaltebeutel<br />
halten sich die Makronen problemlos<br />
zwei Wochen im Kühlschrank.<br />
Cloître des Cordeliers<br />
2bis, rue de la Porte Brunet<br />
33300 Saint-Emilion<br />
Telefon: + 33 (0)5 57 24 58 32<br />
www.lescordeliers.com<br />
St. Nazaire<br />
Le Porge<br />
Cap-Ferret<br />
Der Eintritt in den Garten ist kostenlos.<br />
Es ist auch möglich, die Kellergewölbe, Mimizan<br />
die bis zu 20 Meter in die Tiefe reichen,<br />
zu besichtigen. Dabei erfährt man auch,<br />
wie der Crémant hergestellt wird. Im<br />
Sommer zudem eine gute Möglichkeit,<br />
sich von der Hitze draußen zu erholen. Hossegor<br />
Biarritz<br />
Hendaye<br />
Donostia-<br />
S. Sebastian<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
Caen A13/E46<br />
beim Bäcker. Saint-Lô Nun ist es zu spät. » Wenn<br />
einer Bedingung: Dass A11/E501 ich zusammen<br />
A83<br />
A83<br />
E5-E70/A63<br />
N11/E601<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
E602/A837<br />
France<br />
A64/E80<br />
E5/A10<br />
Libourne<br />
A52/E72<br />
A29/E44<br />
Le Havre<br />
A131 Jumiège<br />
Honfleur<br />
Le Mans<br />
A10/E5<br />
A89/E70<br />
A28/E502<br />
mit ihnen zu Mittag esse. Keine Frage,<br />
Saint-Emilion und seine Bewohner hö-<br />
A11/E60<br />
Angers<br />
ren nicht auf, mich zu überraschen! A86/E60<br />
Tours<br />
Nantes<br />
A87<br />
Monts<br />
Bayonne<br />
Sare<br />
Nach einiger Zeit schaut Nicole<br />
plötzlich auf ihre Uhr: « Mein Gott, es<br />
ist schon 13.00 Uhr, wir waren nicht<br />
man weiß, dass eine Mahlzeit ohne<br />
A84/E401<br />
frisches Brot für Franzosen wie ein<br />
Tag ohne Sonne ist, bekomme ich ein<br />
Zum Glück hatte ich am Morgen auf<br />
dem Weg nach Saint-Emilion frische<br />
Croissants und ein Baguette gekauft,<br />
die noch in meinem Auto liegen. Ich<br />
biete sie Nicole und Jean an. Beide nehmen<br />
das Angebot an, allerdings unter<br />
Cholet<br />
Bordeaux<br />
Niort<br />
Angoulême<br />
Poitiers<br />
Saint-Emilion<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> ·<br />
Pau<br />
59<br />
A10/<br />
C<br />
B
Unterwegs in Frankreich Mont Ventoux<br />
Mont Ventoux<br />
Ein Berg und sein Mythos<br />
Als Wahrzeichen der Provence und gefürchtete<br />
Etappe auf der Tour de France ist der Mont<br />
Ventoux ein Berg, zu dem die Einheimischen<br />
ein ganz besonderes Verhältnis haben. Er dominiert<br />
die Ebene des Comtat Venaissin und bildet<br />
einen Übergang zwischen der Provence und<br />
den Alpen. Zugleich verehrt und gefürchtet, lässt<br />
der Mont Ventoux niemanden kalt. Eine Reportage<br />
über die Hänge und den Gipfel einer regionalen<br />
Berühmtheit.<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Diverse Redensarten existieren über den Mont Ventoux.<br />
Eine von ihnen besagt: « Verrückt ist nicht, wer auf<br />
den Ventoux geht, sondern wer dorthin zurückkehrt »<br />
(im Original: N’est pas fou celui qui va au Ventoux, est fou celui<br />
qui y retourne). Ich sitze auf der Terrasse eines Restaurants in<br />
Suzette, einem kleinen Dorf im Herzen der Dentelles de Montmirail,<br />
einem Höhenzug westlich des Mont Ventoux, und genieße<br />
– nachdem ich einige Jahre im Ausland verbracht habe –<br />
das Wiedersehen mit alten Freunden aus meiner Heimat.<br />
Während wir uns lebhaft unterhalten, wird mein Blick unaufhaltsam<br />
von der Ferne angezogen. Wie schön, unser guter alter<br />
Mont Ventoux ist immer noch da. So merkwürdig es klingen<br />
mag, seine Existenz beruhigt mich. Es tut gut zu spüren, dass<br />
sich manche Dinge im Leben niemals ändern werden. Der<br />
Blick von Suzette aus ist einfach sensationell.<br />
Der Mont Ventoux spielt eine ganz besondere Rolle<br />
im kollektiven Bewusstsein der Menschen dieser Gegend.<br />
Davon zeugen auch die vielen Spitznamen, die diesem Berg<br />
bereits gegeben wurden: glatzköpfiger Berg, Riese der Provence,<br />
Olymp des Midi, heidnischer Gott, heiliger Pass,<br />
kleiner Kilimandscharo oder provenzalischer Fudschijama.<br />
Die Vergleiche sind gewagt, zeigen aber alle das Gleiche:<br />
Der Mont Ventoux zieht die Menschen in seinen Bann.<br />
Der Berg ist weit genug entfernt von den anderen Gipfeln<br />
der Region, um größer zu wirken als er in Wirklichkeit ist.<br />
Diese geografische Isoliertheit macht ihn auch von Weitem<br />
sichtbarer als andere Berge. Mit seinen 1.912 Metern wacht<br />
er über die Provence und ist ein Orientierungspunkt für<br />
die Bevölkerung. Berlin hat seinen Fernsehturm, Paris den<br />
Eiffelturm und die Provence eben ihren Mont Ventoux. Die<br />
Verehrung dieses Wahrzeichens geht sogar so weit, dass<br />
dem Berg eine eigene Zeitschrift (Ventoux magazine) und<br />
ein Internet-Videoportal (Ventoux-tv.com) gewidmet sind.<br />
Am nächsten Tag, während die Sonne von einem wolkenlosen<br />
Himmel scheint, will ich « meinem » Berg einen<br />
persönlichen Besuch abstatten. Mein Zimmer hat leider<br />
keinen Blick auf den Mont Ventoux, womit viele Einheimische<br />
gerne ihre Gästezimmer anpreisen. Ohnehin ist aber<br />
nichts besser als eine echte Erkundungstour auf den Berg.<br />
Ich nehme meine Jacke sowie meinen Regenschirm und<br />
mache mich zusammen mit meinen Kameraden auf den<br />
Weg. Jacke? Regenschirm? Obwohl draußen keine einzige<br />
Wolke zu sehen ist? Ja, richtig! Das Wetter auf dem Mont<br />
Ventoux kann in kürzester Zeit umschlagen. Es ist möglich,<br />
bei strahlend blauem Himmel aufzubrechen und bei<br />
starkem Wind und Regen auf dem Gipfel anzukommen.<br />
Der Mythos des Mont Ventoux beruht auch auf den<br />
klimatischen Kapriolen des provenzalischen Riesen und<br />
die damit verbundene Ehrfürchtigkeit der Menschen. Auf<br />
dem Gipfel ist es nicht selten ungemütlich kalt. Wegen<br />
seiner Höhe herrschen große Temperaturunterschiede zur<br />
Ebene an seinem Fuße und je nachdem, ob man sich auf<br />
der Nord- oder Südseite des Gipfels befindet, ist man starken<br />
Winden ausgesetzt. Selbst im Hochsommer sollte man<br />
deshalb immer einen Pullover bei sich tragen, wenn man<br />
den Mont Ventoux erklimmen will. Wie besagt ein anderes<br />
Lavendelfeld mit dem Mont Ventoux in der Ferne, das perfekte<br />
provenzalische Postkartenmotiv. Linke Seite: Die letzten Kilometer<br />
der Straße auf den Mont Ventoux führen durch karges Ödland.<br />
Sprichwort: « Wenn der Mont Ventoux seinen Hut aufhat<br />
(gemeint ist ein in Wolken eingehüllter Gipfel), wird es bald<br />
regnen, wenn es nicht schon regnet » (im Original: Quand<br />
le Ventoux a son chapeau, s’il ne pleut pas maintenant, il<br />
pleuvra bientôt). So dient der Berg den Einheimischen bis<br />
heute als wichtige Wettervorhersage.<br />
Auf dem Weg von Beaumes-de-Venise zum glatzköpfigen<br />
Berg stellt sich die Frage nach der zu wählenden Strecke.<br />
Es gibt mit dem Auto insgesamt drei Zufahrtsmöglichkeiten,<br />
die in verschiedenen Dörfern ihren Ausgang haben.<br />
Der für uns kürzeste Weg geht über Malaucène und führt<br />
uns auf die Nordseite des Berges. Auf dieser Seite gibt es<br />
auch am meisten zu unternehmen, im Sommer wie im Winter,<br />
selbst wenn die Sonne am späten Nachmittag schneller<br />
verschwindet. Die anderen Zufahrtsstraßen beginnen bei<br />
Bédoin südlich bzw. bei Sault östlich des Mont Ventoux.<br />
Diese beiden Strecken vereinen sich bei Le Chalet-Reynard<br />
auf einer Höhe von 1.440 Metern und führen von dort auf<br />
der Südseite des Berges dem Gipfel entgegen.<br />
Nachdem wir Malaucène hinter uns gelassen haben,<br />
wird die Straße zunehmend steiler. Ich erinnere mich hier<br />
am Anfang der Auffahrt an meine Kindheit, wenn wir<br />
mit dem Schulbus oder im Auto der Eltern auf den Mont<br />
Ventoux fuhren. Ich war jedes Mal ungeduldig, endlich<br />
oben anzukommen. Während wir zum wiederholten Male<br />
einen Radfahrer überholen, erzähle ich meinen Freunden<br />
von meiner Idee, über den Mont Ventoux einen Artikel zu<br />
schreiben. « Was, Du willst über diesen Brocken berichten?<br />
», zeigt sich einer von ihnen erstaunt. Doch diese mit<br />
Ironie gespickte Frage ist wohl als rhetorisch einzustufen.<br />
Die Vauclusiens, wie die Bewohner des Departements heißen,<br />
sind in Wahrheit sehr stolz auf ihren Berg.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 61
Unterwegs in Frankreich Mont Ventoux<br />
Vom Gipfel des Mont Ventoux bietet sich ein wunderschöner Panoramablick, ein perfekter Ort für Sonnenaufgänge<br />
und -untergänge. Rechte Seite: Das Observatorium, das unter anderem als Fernsehsendemast fungiert.<br />
Die erste literarisch festgehaltene Besteigung des Mont<br />
Ventoux ist das Werk des italienischen Dichters Francesco<br />
Petrarca aus dem Jahre 1336. Der Berg, den man gemäß<br />
Petrarca « schon von Weitem entdeckt und fast immer im<br />
Blickfeld hat », hat seitdem niemals aufgehört, das Interesse<br />
von Wissenschaftlern, Künstlern und Sportlern zu wecken.<br />
Man muss sich nur die Namen der Schulen der Umgebung<br />
anschauen, um einen Einblick in die Fülle der Abenteurer<br />
zu bekommen, die dem Ruf des Berges nicht widerstehen<br />
konnten: Frédéric Mistral, Jean-Henri Fabre, Théodore Aubanel,<br />
Agricol Perdiguier, René Char, Joseph Roumanille.<br />
Alle waren zu Lebzeiten vom Mont Ventoux fasziniert.<br />
Der Mont Ventoux verdankt einen Teil seines Rufes<br />
zudem der Tour de France, die den Berg in der Sportwelt<br />
international bekannt gemacht hat. In den Jahren, in denen<br />
das bekannteste Radrennen der Welt über den Mont Ventoux<br />
führt, wird das Ereignis zu einem riesigen Volksfest,<br />
das meist mehr als eine halbe Million Besucher entlang der<br />
Strecke anzieht. Man kann sogar behaupten, dass auf den<br />
Hängen des Mont Ventoux einige der schönsten Legenden<br />
des Wettbewerbs geschrieben wurden. Dieser zieht natürlich<br />
auch zahlreiche Hobbyradler an. In den Sommermonaten<br />
versuchen jeden Tag rund 600 Amateure den Gipfel auf<br />
dem Drahtesel zu erklimmen. Während wir mit dem Auto<br />
einen Höhenmeter nach dem anderen gewinnen, kann ich<br />
mir nur schlecht vorstellen, selbst einmal mit dem Fahrrad<br />
diesen Weg zurückzulegen. Wenn man dann noch bedenkt,<br />
dass sich manche Hobbysportler diese Strecke bis zu elf<br />
Mal an einem Tag zumuten …<br />
Wir kommen schließlich zu der Station Mont Serein<br />
auf der Nordseite des Mont Ventoux. Als ich aus dem Auto<br />
steige, beglückwünsche ich mich innerlich selbst, eine Jacke<br />
mitgenommen zu haben. Im Winter verwandelt sich die<br />
Station in ein kleines Wintersportzentrum, das vor allem<br />
von den Bewohnern der Umgebung frequentiert wird, die<br />
für einen Tagesausflug herkommen. Zwar braucht man<br />
kaum einen halben Tag, um alle Pisten einmal abgefahren<br />
zu sein, dennoch schätzen die Menschen die Station wegen<br />
ihrer geografischen Nähe.<br />
Doch auch im Frühling, wenn der Schnee zu schmelzen<br />
beginnt, kehrt keine Ruhe ein. Familien und Sportler<br />
kommen dann zum Wandern, Reiten oder Paragliding<br />
hierher. Im Sommer ist es sogar möglich, die Skipisten mit<br />
unmotorisierten, an Kettcars erinnernden Fahrzeugen mit<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
luftgefüllten Reifen herunterzujagen. Zurück geht es dann<br />
– wie im Winter – mit dem Schlepplift, der die Fahrzeuge<br />
wieder auf den Berg hochzieht. Dévalkart heißt dieser Spaß<br />
für die ganze Familie. Mountainbikern empfiehlt sich ebenfalls<br />
eine Abfahrt hier auf der Nordseite des Mont Ventoux.<br />
Das nicht ganz ungefährliche<br />
Unterfangen entschädigt mit<br />
einzigartigen Panoramablicken.<br />
Als Belohnung für die<br />
Anstrengungen lockt ein Bad<br />
im Toulourenc im Tal. Dieser<br />
Fluss ist bei den Einheimischen,<br />
sobald die Temperaturen<br />
ansteigen, für seine kühlende<br />
Erfrischung sehr beliebt.<br />
Auch eine Wanderung im Flussbett ist populär, besonders<br />
zwischen Saint-Léger-du-Ventoux und Entrechaux.<br />
Während meine Freunde das Picknick vorbereiten, kommen<br />
mir erneut Bilder aus meiner Kindheit in den Sinn. Ich<br />
sehe mich, wie ich damals auf einer dieser Wiesen meinem<br />
Biologielehrer lauschte. Eine weitere Besonderheit des Mont<br />
Ventoux ist nämlich seine Flora und Fauna, die mit einer<br />
ungewöhnlichen Vielfalt aufwartet. Es heißt, der Berg habe<br />
seine Füße im Mittelmeer und den Kopf in der Arktis. Es<br />
braucht nur einige Kilometer, um von einem Olivenbaum,<br />
« dem » Symbol mediterraner Vegetation, zu einer Mohnart,<br />
die man auch auf Grönland vorfindet, zu gelangen. Die<br />
UNESCO hat den Berg deshalb 1994 zum Biosphärenreservat<br />
erklärt.<br />
Die Natur am Mont Ventoux sah allerdings nicht<br />
immer so aus wie heute. Im 19. Jahrhundert waren<br />
die Wälder unterhalb von 1.100 Metern komplett<br />
abgeholzt. Doch ab 1861 wurden diverse Wiederaufforstungsmaßnahmen<br />
eingeleitet, wobei vor allem<br />
die majestätische Atlas-Zeder angepflanzt wurde.<br />
Heute existiert am Mont Ventoux der größte Zedernwald<br />
Europas. Ein Paradies für verschiedene<br />
Tierarten, so auch für Hirsche, die hier wieder<br />
seit 1954 heimisch sind. Als Kind bin ich mit<br />
meinen Eltern oft im Herbst hierher gekommen,<br />
um in der Dämmerung dem Röhren<br />
der Hirsche zu lauschen. Es war ein beeindruckendes<br />
Spektakel, ihre heiseren Schreie<br />
in den Wäldern zu hören. Manchmal sahen<br />
wir sogar einen Hirsch im Lichtstrahl unserer<br />
Taschenlampen.<br />
Als die Sonne am Horizont fast verschwindet,<br />
beschließen wir, wieder aufzubrechen.<br />
Die Rückfahrt soll über die Südseite<br />
des Berges erfolgen. Möglich macht es die<br />
D974, die fast über<br />
die höchste Stelle des Mont Ventoux führt und – je nach<br />
Witterung – von <strong>März</strong> bis November beide Bergseiten miteinander<br />
verbindet. Wenn man sich dem Gipfel nähert, fällt<br />
der starke Wechsel der Landschaft auf. Die Pflanzen und<br />
Bäume machen einer Wüste aus Steinen und Kalkgeröll<br />
Platz. Letzteres sorgt dafür,<br />
dass der Gipfel besonders<br />
weiß wirkt. Aus der Ebene<br />
heraus sieht es deshalb so<br />
aus, als ob das ganze Jahr<br />
über Schnee auf dem Mont<br />
Ventoux liegen würde. Daher<br />
auch sein Spitzname als<br />
kleiner Kilimandscharo.<br />
Wir halten beim Observatorium<br />
an, das sich dicht unterhalb des Gipfels befindet<br />
und unter anderem als Sende mast zur Übertragung<br />
von Fernsehprogrammen dient. Der Ausblick ist einfach<br />
atemberaubend. Ganz oben vom Gipfel bietet sich ein<br />
360-Grad-Panorama. Bei guter Sicht kann man die Alpen,<br />
das Mittelmeer, die Camargue und das Rhône-Tal mit dem<br />
nach Avignon mäandernden Fluss entdecken. Ich denke an<br />
den Neujahrstag im Januar 2000 zurück, als ich hier oben<br />
war, um den ersten Sonnenaufgang des neuen Jahrtausends<br />
zu bewundern. Ein unvergessliches Erlebnis. Es ist schon<br />
verrückt, wie unwichtig vieles wird, wenn man hier oben<br />
steht.<br />
Für unsere Fahrt zurück in die Ebene wählen wir die<br />
Strecke nach Bédoin. In Le Chalet-Reynard, von wo aus<br />
eine andere Straße weiter nach Sault führt, machen<br />
wir zuvor aber noch einen kurzen Stopp. In der<br />
Berghütte aus dem Jahre 1927 bestellen wir Kaffee<br />
und Kakao. Wer will, kann hier auch richtig<br />
speisen. Zu den Spezialitäten der Küche zählt ein<br />
Omelett mit Trüffeln vom Mont Ventoux. Es<br />
fällt mir schwer, nicht schwach zu werden. Als<br />
wir dann zum Auto zurückkehren, ist es bereits<br />
dunkel. Nur der Mond erhellt die Nacht. Ich<br />
werfe einen letzten Blick zurück zum Gipfel<br />
des Mont Ventoux. In einigen Minuten<br />
werden wir wieder unten in der Zivilisation<br />
sein. Wie gut, dass sich die Hektik in der<br />
Ebene noch nicht auf den Berg ausgedehnt<br />
hat, und wie schön, dass es diesen Riesen<br />
gibt, der über die Provence wacht.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 63
t<br />
A10/E5<br />
Poitiers<br />
Unterwegs in Frankreich Mont Ventoux<br />
Montluçon<br />
Cluny<br />
A6/E15<br />
Schweiz<br />
Lausanne<br />
Genève<br />
/A10<br />
5/A10<br />
2/E72<br />
Aus<br />
<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz erreicht man den Mont Ventoux<br />
über die Rhône-Tal-Autobahn, Limoges die man<br />
am besten kurz hinter Orange verlässt<br />
Angoulême<br />
(Abfahrt <strong>Nr</strong>. 22), um über die D950 nach<br />
Carpentras zu fahren. Von dort hat man<br />
zwei Strecken zur Auswahl: entweder<br />
über die D938 nach Malaucène und<br />
weiter auf die Nordseite des Berges (wie<br />
in A89/E70 der Reportage beschrieben) oder<br />
über die D974 nach Bédoin und weiter<br />
auf die Südseite des Mont Ventoux. Am<br />
empfehlenswertesten ist natürlich eine<br />
Rundtour.<br />
Mont Ventoux …<br />
… Berlin 1.457 km<br />
… Köln 948 km<br />
… Wien 1.452 km<br />
… Hamburg 1.402 km<br />
… München 959 km<br />
… Zürich 647 km<br />
Der nächste Flughafen ist in Avig non,<br />
der von Air France via Paris (Flug hafenwechsel<br />
not wendig) an den deutschsprachigen<br />
Raum angeschlossen<br />
Toulouse<br />
ist.<br />
Alternativ bietet sich der Flughafen von<br />
Marseille an, wohin es aus Deutschland<br />
(ab Frankfurt a. M. und München www.chalet-reynard.fr<br />
Narbonne<br />
mit Lufthansa sowie im Sommer ab Carcassonne Die A81/E80 Berghütte gehört verwaltungs mäßig<br />
Köln/Bonn mit Germanwings) und Limoux zu Bé doin, liegt aber am Süd hang des<br />
der Schweiz (ab Basel/Mulhouse mit<br />
Twin Jet) Direktverbindungen gibt.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />
Côtes du Ventoux:<br />
France<br />
Spanien<br />
A71/E11<br />
Außerdem bestehen nach Marseille<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A8/E80<br />
A52<br />
Marseille<br />
A50<br />
Toulon<br />
Umsteigeverbindungen mit Air France,<br />
A72/E70<br />
bei denen kein Flughafenwechsel in<br />
Clermont-<br />
Paris A89/E70 notwendig ist. Ferrand<br />
A75/E11<br />
Der Mont le Mont-Dore Ventoux ist nicht ans Zugnetz<br />
angeschlossen. Der nächste Bahnhof,<br />
der auch über gute TGV-Verbindungen<br />
aus Paris verfügt, ist in Avignon. Der<br />
DB Autozug fährt ebenfalls bis nach<br />
Avignon.<br />
www.stationdumontserein.com<br />
www.ventoux-en-provence.com<br />
Association de Développement et de<br />
Promotion du Mont Ventoux<br />
Chalet d‘accueil<br />
Station du Mont Serein<br />
84340 Beaumont-du-Ventoux<br />
Telefon: +33 (0)4 90 63 42 02<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Le Chalet-Reynard<br />
Montpellier<br />
Route du Mont-Ventoux<br />
A9/E15<br />
84410 Bédoin<br />
Telefon: +33 (0)4 90 Bézier 61 84 55<br />
Mont Ventoux, an der Kreuzung der<br />
D974 und der D164.<br />
A9/E15<br />
Andorra<br />
Port-Vendres<br />
Lesetipps für Ausflüge in Banyuls-sur-Mer die Umgebung<br />
Ein Wein und sein Berg<br />
Der Mont Ventoux ist<br />
nicht nur bei<br />
Radsportfreunden<br />
berühmt, sondern<br />
auch bei<br />
Weinkennern. Die<br />
Weine der Côtes<br />
du Ventoux werden wegen ihres<br />
fruchtig-leichten Charakters geschätzt<br />
und sind aus diesem Teil der Provence<br />
nicht wegzudenken. Eine kleine<br />
Weinkunde.<br />
Perpignan<br />
AP7/E15<br />
Collioure<br />
Cerbère<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />
Und ewig lockt<br />
der Lavendel<br />
Die ganze Welt assoziiert<br />
schon<br />
bei bloßer<br />
Nennung des<br />
Gagnières<br />
Namens mit der<br />
Provence Bilder<br />
von violett<br />
blühenden Lavendel feldern. Die<br />
herrlich duftende Pflanze ist nicht nur<br />
Symbol des perfekten Urlauberglücks,<br />
sondern Kulturgut einer ganzen Region.<br />
Eine Reise rund ums Thema Lavendel.<br />
Mountainbiking am Mont Ventoux:<br />
Der Mont Ventoux hat dank Annecy der Tour<br />
de France eine ganz besondere<br />
Anziehungskraft Lyon auf Radfahrer aus der<br />
ganzen Welt. In einer Broschüre, die in<br />
Chamébry<br />
den örtlichen Fremdenverkehrsämtern<br />
St. Etienne<br />
erhältlich ist, werden ein Dutzend<br />
lohnender Themenstrecken in der<br />
Umgebung vorgestellt. Die Touren Grenoble von<br />
zwei bis vier Stunden erlauben einen<br />
besonders authentischen Eindruck der<br />
Valence<br />
Gegend. Weitere empfehlenswerte<br />
Fahrrad- und Mountainbiketouren<br />
werden auf der Website www.provencea-velo.fr<br />
vorgestellt.<br />
Orange<br />
A9/E15<br />
Avignon<br />
Nîmes A7/E15<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
Mont Ventoux<br />
A55<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />
Eine Spritztour<br />
Apt<br />
durch den Luberon<br />
Die Hänge des<br />
Luberon-<br />
Gebirges in<br />
der Provence<br />
entsprechen<br />
geradezu<br />
klischeehaft<br />
dem Bild der Provence als<br />
Traumurlaubsziel. Auch wir haben<br />
Sehnsucht nach der provenzalischen<br />
A51/E712<br />
Landschaft und begeben uns auf eine<br />
Spritztour durch den Luberon.<br />
Ita<br />
Briançon<br />
Franc<br />
Ca<br />
A8/E<br />
A57<br />
Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 65
Kulturschock<br />
Wie, der Wagen kommt aus<br />
Frankreich?<br />
Einst zog ich nach Frankreich um. Mit dabei: mein<br />
Kleinwagen. Die Jahre vergingen und irgendwann<br />
kam der Moment, in dem sich die Frage nach einem<br />
Ersatzfahrzeug nicht mehr verdrängen ließ. Ich fuhr also zu<br />
einem Autohaus mit Modellen aus Wolfsburg und bestellte<br />
mein neues Auto. Das Altfahrzeug, das seine Erstzulassung<br />
nicht im Inland, sondern in Deutschland erlebt hatte und<br />
bei meinem Umzug offiziell ins Land eingeführt wurde,<br />
nahm man ohne jegliche Einschränkung in Zahlung. Wo<br />
sollte auch ein Problem liegen? Ein Auto ist ein Auto, egal<br />
ob es zum ersten Mal in Deutschland oder in Frankreich<br />
angemeldet wurde. Damals wäre ich jedenfalls niemals auf<br />
die Idee gekommen, dass dies nicht so sein könnte.<br />
Nun sind weitere Jahre vergangen. Meinen Wohnsitz<br />
habe ich inzwischen zurück nach Deutschland verlegt. Mit<br />
im Gepäck mein Auto aus deutscher Produktion, allerdings<br />
in Frankreich gekauft. Was war das bereits für ein Aufwand,<br />
den Wagen in Deutschland anzumelden. Ich musste<br />
beim TÜV extra eine umfassende Fahrzeugbetrachtung und<br />
-bewertung vornehmen lassen. Das Auto hatte keine zwei<br />
Jahre auf dem Buckel, hätte entsprechend der deutschen<br />
Gesetzeslage also noch nicht einmal zur normalen technischen<br />
Hauptuntersuchung gemusst. Aber egal, die Einfuhr<br />
eines aus dem Ausland mitgebrachten Autos, und sei es aus<br />
einem befreundeten EU-Land, geht wohl nicht ohne einen<br />
gewissen bürokratischen Aufwand über die Bühne. Wie<br />
einfach war es im Vergleich, als ich damals meinen Kleinwagen<br />
aus Deutschland nach Frankreich importierte. Ein<br />
paar Unterlagen genügten, und ich hatte seinerzeit meine<br />
französischen Nummernschilder.<br />
Wie auch immer, die Erfahrung mit dem Autoimport<br />
war noch nichts im Vergleich zum nun anstehenden Wiederverkauf<br />
des Autos. Denn nach rund sechs Jahren möchte<br />
ich den Wagen gerne verkaufen und gehe deshalb zu einem<br />
Autohändler. Am Anfang ist alles wie immer. Der Ankäufer<br />
schaut sich das Fahrzeug kritisch an, lobt aber recht<br />
schnell den guten Zustand. Auch der Kilometerstand ist<br />
für das Alter noch sehr erfreulich. Die Farbe beliebt, die<br />
Sonderausstattungen gefragt. Alles spricht also dafür, einen<br />
guten Preis zu erzielen.<br />
Doch dann kommt der kritische Moment. Die Frage<br />
nach dem Kraftfahrzeugschein. Ohne mir irgendeiner<br />
Schuld bewusst zu sein, gebe ich diesen dem Händler. Er<br />
prüft ihn mit der üblichen Professionalität, bis sich sein<br />
Gesicht plötzlich verzieht. « Das Auto kommt ja gar nicht<br />
aus Deutschland, Ihre Typschlüsselnummer ist ja ausgenullt!<br />
Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt? »,<br />
belehrt er mich. « Also dann… ». Bevor er zu Ende sprechen<br />
kann, entgegne ich schnell, dass ich in der Tat in Frankreich<br />
gelebt und nun mal dort das Auto gekauft hätte. « Ja,<br />
aber bei Re-Importen können wir nicht so viel zahlen, da<br />
muss ich 1.500, nein gar 2.000 Euro vom Preis abziehen ».<br />
Re-Importe werden in Deutschland übrigens die Fahrzeuge<br />
genannt, die von Deutschen aus Kostengründen im europäischen<br />
Ausland erworben und gleich wieder zur Erstanmeldung<br />
nach Deutschland eingeführt werden.<br />
« Aber nein », erwidere ich geradezu empört, « dieser<br />
Wagen ist mitnichten ein Re-Import. Ganz im Gegenteil.<br />
Wäre es ein Re-Import-Fahrzeug, dann hätte ich es damals<br />
von Frankreich aus in Deutschland erwerben müssen. Ich<br />
habe das Auto aber eben dort gekauft, wo ich gelebt habe<br />
und beim späteren Umzug mitgenommen. » Den Händler<br />
lässt mein Einspruch aber vollkommen kalt. « Also bei einem<br />
Re-Import », wiederholt er sich, als hätte ich gerade ins<br />
Nichts gesprochen, « da kann ich Ihnen wirklich nur 2.000<br />
Euro weniger bieten. Und dann ist das Bordbuch auch noch<br />
auf Französisch, also eigentlich würde ich den Wagen gar<br />
nicht gerne nehmen. » 2.000 Euro weniger? Ich würde<br />
vielleicht einen Abzug von 50 Euro verstehen, um damit<br />
ein neues Bordbuch in deutscher Sprache zu kaufen. Aber<br />
2.000 Euro?<br />
Ich versuche mich mit überzeugenden Argumenten zu<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
wehren, weise zum Beispiel darauf hin, dass es ein deutsches<br />
Fabrikat sei, der Wagen genauso in Wolfsburg gebaut<br />
wurde wie jeder andere der gleichen Marke auch. Ja, ich<br />
philosophiere sogar über das Zeitalter der Globalisierung<br />
und dass nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere Autos<br />
mobil sein müssten. Nichts hilft jedoch, der Preis bleibt<br />
niedrig. Doch nicht nur das, der Ankauf bekäme gar den<br />
Beigeschmack, eine eigentlich widerwillige Mitleidstat zu<br />
sein.<br />
Nein, hier will ich mein geliebtes Auto nicht verkaufen.<br />
Ich mache mich auf den Weg zu weiteren Händlern, sowohl<br />
markengebunden als auch freien Gebrauchtwagenhändlern.<br />
Doch immer wieder das gleiche Szenario. So wie in dem<br />
Film « Und täglich grüßt das Murmeltier ». Zunächst erfreut<br />
man sich an dem guten Zustand meines Wagens, bis<br />
der Blick in den Kraftfahrzeugschein folgt. Die Reaktionen<br />
sind geradezu identisch, mein Widerspruch verhallt jedes<br />
Mal genauso ungehört.<br />
Was hat mein armes Auto bloß verbrochen, dass es so<br />
geschmäht wird? Mir kommen grundsätzliche Zweifel.<br />
Können Autos diskriminiert werden? Vom Antidiskriminierungsgesetz<br />
ist dieser Vorfall bestimmt nicht gedeckt.<br />
Ich verliere langsam die Hoffnung auf eine andere Reaktion.<br />
Wie unbekümmert war ich doch damals, als ich in Frankreich<br />
meinen Kleinwagen in Zahlung gab. Vielleicht sollte<br />
ich einfach dorthin zurückfahren und jenseits des Rheins<br />
mein Glück versuchen. Wahrscheinlich würde dort noch<br />
nicht einmal ein deutsches Nummernschild den Händler<br />
stören. Auto ist schließlich Auto, oder nicht? In Deutschland<br />
bleibt mir wohl nur die Wahl, die Zweitklassigkeit<br />
meines gepflegten Gebrauchtwagens zu akzeptieren oder<br />
ihn einfach noch ein paar Jahre weiterzufahren…<br />
Die Zeichnung in der letzten Ausgabe war eine Reminiszenz an Jean-Michel Folon,<br />
ein belgischer Künstler, der von 1934 bis 2005 lebte. Und dieses Mal?<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 67
Frankreich heute Annecy 2018<br />
Annecy<br />
träumt von<br />
Olympia<br />
Die französische Alpenstadt Annecy<br />
bewirbt sich um die Olympischen<br />
Winterspiele im Jahre 2018. Mit diesem<br />
Vorhaben will Frankreich wieder an<br />
die Spitze der olympischen Bewegung<br />
anschließen.<br />
In diesem Winter trugen fast 17.000 französische Skilehrer<br />
das Logo der Olympiabewerbung von Annecy auf<br />
ihren Skianzügen. In den französischen Alpen, insbesondere<br />
im Departement Haute-Savoie, bekennt man sich<br />
vielerorts zu dem Wunsch, die Winterspiele mal wieder auf<br />
den eigenen Pisten austragen zu wollen. Die kleine Stadt<br />
Annecy (etwas mehr als 50.000 Einwohner) am gleichnamigen<br />
See, einem der größten des Landes, die sich selbst<br />
gerne als das « Venedig der Alpen » bezeichnet, ist seit dem<br />
15. Oktober 2009 offizielle Bewerberstadt für die Winterspiele<br />
im Jahr 2018.<br />
Die Idee zu diesem Projekt ist schon rund zehn Jahre alt.<br />
« Damals bildete sich eine Vereinigung mit ehemaligen Organisatoren<br />
und Sportlern der Olympischen Spiele von 1992 in<br />
Albertville », erzählt Jean-Luc Rigaut, Bürgermeister von Annecy<br />
und mehrfacher Kanu-Weltmeister in den 1980er-Jahren,<br />
der stark in der Welt des Sports verwurzelt ist. Allerdings<br />
begann man seitdem nicht nur in Annecy damit, von den<br />
Olympischen Spielen zu träumen. Auch Grenoble, Nizza und<br />
Pelvoux kandidierten auf nationaler Ebene als potentielle Austragungsorte.<br />
Es folgte, nach den Worten des Bürgermeisters,<br />
« ein erbitterter Wettstreit zwischen den vier Kommunen », bis<br />
sich das französische Nationale Olympische Komitee am 18.<br />
<strong>März</strong> 2009 auf Annecy als Bewerberstadt festlegte.<br />
Seitdem heißen die neuen Konkurrenten der Stadt<br />
München in Deutschland und Pyeongchang in Südkorea,<br />
zwei starke Gegner. Es ist durchaus erstaunlich, dass es<br />
für das drittgrößte Sportevent der Welt für das Jahr 2018<br />
nur drei Bewerberstädte gibt. So klein war der Kandidatenkreis<br />
seit fast 30 Jahren nicht mehr. Dennoch nimmt<br />
man die Herausforderung in Annecy sehr ernst. Immerhin<br />
versucht Pyeongchang schon zum dritten Mal, die Spiele<br />
nach Südkorea zu holen, wurde für die Austragung in <strong>2010</strong><br />
jedoch von Vancouver und in 2014 von Sotchi geschlagen.<br />
München macht sich ebenfalls berechtigte Hoffnungen,<br />
da Deutschland zum letzten Mal 1936 die Winterspiele<br />
austragen durfte. Die letzte deutsche Bewerbung fand mit<br />
Berchtesgaden für das Jahr 1992 statt, das sich damals aber<br />
nicht gegen die französische Stadt Albertville durchsetzen<br />
konnte. Einige Experten geben der Bewerbung von Annecy<br />
gegenüber München deshalb wenig Chancen.<br />
Wenn man sich die eingesetzten finanziellen Ressourcen<br />
auf beiden Seiten der Alpen anschaut, könnte man Annecy<br />
durchaus eine zögerliche Haltung unterstellen. Das Budget<br />
für die Kandidatur der Stadt beläuft sich gerade einmal auf<br />
15 Millionen Euro. München gibt mit 29,7 Millionen das<br />
Doppelte dafür aus. Dennoch bleibt der Bürgermeister von<br />
Annecy, der die Bewerbung für 2018 leitet, optimistisch: « Es<br />
ist nicht die absolute Geldsumme, die über die Effizienz einer<br />
Bewerbung entscheidet. » In Annecy will man vor allem die<br />
Vorzüge der ganzen Region in den Vordergrund stellen.<br />
Die französische Stadt muss sich grundsätzlich nicht<br />
hinter ihren Mitbewerbern verstecken, denn 70 Prozent<br />
der notwendigen Einrichtungen für die Veranstaltung der<br />
Olympischen Winterspiele existieren bereits – ein nicht zu<br />
unterschätzender ökonomischer und ökologischer Vorteil.<br />
Eine weitere Stärke: Die Region besitzt bereits exzellente<br />
Erfahrungen in der Organisation internationaler Wettkämpfe,<br />
denn im Umkreis von Annecy liegt ein dichtes<br />
Netz renommierter Wintersportzentren, in denen regelmäßig<br />
Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Einige<br />
gehören sogar zu den bekanntesten der Welt. Allerdings<br />
ist heute noch nicht ganz klar, welche Wettkämpfe genau<br />
wo stattfinden sollen. Relativ wahrscheinlich ist, dass die<br />
Stationen Morzine und Avoriaz dazugehören werden und<br />
dass Annecy die Schlittschuhsportler empfangen wird. Die<br />
Verantwortlichen versprechen auf jeden Fall eine optimale<br />
Nutzung der Kapazitäten der Region.<br />
Doch egal ob Annecy oder München, beide Städte versuchen<br />
mit den Wettkampfstätten zu punkten. Annecy betont,<br />
dass die Sportarten auf diverse Orte, die aber alle eng<br />
beieinander liegen, verteilt sind. München setzt dagegen auf<br />
die Vorteile von insgesamt nur drei Wettkampforten, zwischen<br />
denen allerdings einige Entfernungen zu überbrücken<br />
sind, wie Kritiker bemängeln. Es ist nicht unstrittig,<br />
welcher Ansatz vorteilhafter ist.<br />
Annecy hat sich außerdem das ambitionierte Ziel gesetzt,<br />
die Spiele dank sauberer Transporttechnologien und<br />
anderer Ausgleichsmaßnahmen CO 2<br />
-neutral zu organisieren.<br />
Doch so nobel dieser Ansatz klingt, neu ist er nicht, da<br />
bereits Vancouver diese Strategie verfolgte.<br />
Gerade bei den ökologischen Aspekten setzen jedoch die<br />
Gegner mit ihrer Kritik an. In einem im Januar veröffentlichten<br />
Bericht der Internationalen Alpenschutzkommission,<br />
eine Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich seit<br />
einem halben Jahrhundert für eine nachhaltige Entwicklung<br />
des Alpenraumes einsetzt, zeigt man sich bereits skeptisch<br />
gegenüber den Plänen von Annecy. « Es gibt interessante<br />
ökologische Elemente im Konzept, insbesondere die Idee<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Die nächsten Etappen bis zur Entscheidung<br />
15. <strong>März</strong> <strong>2010</strong> Abgabe der offiziellen Be wer bungs unter lagen in Kurzform beim IOC<br />
Juli <strong>2010</strong> Vorauswahl und offizielle Nominierung der Finalisten durchs IOC<br />
Januar 2011 Abgabe der detaillierten Bewerbungsunterlagen<br />
<strong>März</strong> 2011 Inspektion der Kandidaten städte durch die IOC- Evaluierungs kommission<br />
Juni 2011 Abschlussbericht der Kommission<br />
6. Juli 2011 Wahl der Olympiastadt 2018 in Durban (Südafrika)<br />
einer Bahnverbindung zu den Austragungsorten, aber vieles<br />
klingt sehr banal und deutet auf keinen wirklichen Wechsel<br />
hinsichtlich der bisherigen Praxis bei Olympischen Spielen<br />
hin », kann man darin lesen. Die Organisation hofft allerdings,<br />
dass sie die Verantwortlichen noch von der Notwendigkeit<br />
überzeugen kann, umweltpolitische Aspekte stärker<br />
zu berücksichtigen.<br />
Andere gehen in ihrem Protest noch weiter. Verärgert darüber,<br />
dass es in der Region keine wirkliche öffentliche Debatte<br />
um die Bewerbung gab, haben sich einige Bürger mit der Unterstützung<br />
diverser Vereine zu einem Anti-Olympia-Komitee<br />
zusammengeschlossen. Eine Website wurde eiligst gestaltet<br />
und eine Petition online gestellt. Die Diskussion ist also eröffnet,<br />
wobei ebenfalls vor allem die mögliche Beeinträchtigung<br />
der Umwelt angeprangert wird: ein zu hoher Wasserverbrauch,<br />
Probleme bei der Abfallentsorgung, eine falsche Berechnung<br />
der Klimabilanz usw. In finanzieller Hinsicht sorgt man sich<br />
um eventuelle Kostenexplosionen und stellt dabei gerne einen<br />
Zusammenhang mit den Olympischen Spielen von 1992<br />
in Albertville her, nach der die Stadt einige Millionen Euro<br />
Schulden zu verkraften hatte.<br />
Je näher der Abgabetermin der offiziellen Bewerbungsunterlagen<br />
an das Internationale Olympische Komitee<br />
(IOC) rückt, desto stärker wird der Druck der Gegner.<br />
Die aktiven Mitglieder des Anti-Olympia-Komitees geizen<br />
dabei nicht an Kreativität, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.<br />
Sie schrecken noch nicht einmal davor zurück, das<br />
offizielle Logo der Bewerbung für ihre Zwecke umzugestalten,<br />
um damit in der Stadt auf großen Transparenten auf<br />
die – aus ihrer Sicht – negativen Auswirkungen hinzuweisen.<br />
Allerdings ist Protest nicht nur in Annecy ein Thema.<br />
Auch in München hat sich unter dem Namen « NOlympia<br />
2018 » ein Aktionsbündnis aus Politikern, Initiativen und<br />
Bürgern gegen die Spiele in der bayerischen Landeshauptstadt<br />
gebildet. Die Argumente ähneln sich dabei. Und auch<br />
für die Bewerbung von München spart die Internationale<br />
Alpenkommission nicht mit ihrer Kritik.<br />
Dabei kann man die Schuld für befürchtete negative<br />
Folgen nicht nur den Verantwortlichen der Bewerberstädte<br />
in die Schuhe schieben. Einige Kritikpunkte haben sehr viel<br />
grundsätzlichere Ursachen und stehen im Zusammenhang<br />
mit den Anforderungen des IOC. So wirft die Internationale<br />
Alpenkommission den Damen und Herren aus Lausanne<br />
vor, dass die Kriterien bei der Bewertung der Kandidatenstädte<br />
für die Spiele von 2014 eine nachhaltige Planung nicht<br />
bevorzugten. Die Organisation verlangt deshalb vom IOC,<br />
die Auswahlkriterien zu ändern und Umweltschutzgesichtspunkten<br />
den notwendigen Stellenwert einzuräumen.<br />
Doch die Vernachlässigung ökologischer Aspekte ist<br />
nicht die einzige Kritik am IOC. Viele bemängeln auch,<br />
dass das Komitee nur die Hälfte der Einnahmen aus den<br />
Fernsehübertragungsrechten an die Austragungsorte überweist.<br />
Während das IOC immer reicher werde, müssten die<br />
Gastgeberländer mögliche Budgetüberschreitungen alleine<br />
schultern. Außerdem tauchen immer wieder Korruptionsvorwürfe<br />
bezüglich der Vergabe der Spiele auf.<br />
SCHWEIZ<br />
GENF<br />
CHAMONIX<br />
MONT-BLANC<br />
ITALIEN<br />
ANNECY<br />
FRANKREICH<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 69
Frankreich heute Annecy 2018<br />
Die Befürworter der Spiele in Annecy wissen auf jeden<br />
Fall sehr gut, dass man zuallererst die Mitglieder des IOC<br />
von der eigenen Kandidatur überzeugen muss. Jean-Luc<br />
Rigaut sagt selbst, dass die Nominierung als Austragungsort<br />
auch eine Frage der politischen Diplomatie sei. So ist<br />
die Bewerbung von Annecy natürlich längst ein nationales<br />
Anliegen geworden. Die Region würde vom Ausbau der<br />
Infrastruktur profitieren, doch ganz Frankreich könnte sich<br />
im Licht Olympischer Spiele sonnen. Im Dezember hat<br />
Nicolas Sarkozy beim Besuch einer Delegation aus Annecy<br />
deshalb auch verkündet, dass die Nation hinter der Bewerbung<br />
der Alpenstadt stehe und dass die Organisatoren die<br />
Unterstützung des Staates haben. Bei dieser Gelegenheit<br />
gab er den Veranstaltern auch noch ein paar Ratschläge mit<br />
auf den Weg, unter anderem, dass eine Persönlichkeit aus<br />
dem Sport an der Spitze des Organisationskomitees stehen<br />
sollte – anstelle der aktuellen Viererspitze.<br />
Seitdem man die Olympischen Spiele auf Anregung<br />
des Franzosen Pierre de Coubertin 1896 wiederbelebte,<br />
ist Französisch bis heute eine der beiden offiziellen Sprachen<br />
des IOC. Auch darin sehen viele Franzosen einen<br />
Ansporn, die Spiele wieder einmal ins eigene Land zu<br />
holen. 94 Jahre nach den ersten Winterspielen der Neuzeit<br />
in Chamonix kommen die Spitzensportler der Welt 2018<br />
vielleicht wieder nach Savoyen. Dies ist zumindest der<br />
Wunsch von Annecy, der kleinen Stadt, die davon träumt,<br />
ganz groß herauszukommen – wenigstens für die Zeit<br />
Olympischer Spiele.<br />
Monsieur Dehgane, warum sind Sie<br />
gegen die Bewerbung von Annecy,<br />
obwohl das Vorhaben in der Region<br />
viel Zuspruch erfährt?<br />
Ob im finanziellen Bereich oder bei<br />
den Infrastrukturmaßnahmen, vieles ist<br />
beunruhigend. Man verkauft uns das<br />
Ganze als « die » umweltfreundlichen<br />
Spiele der Zukunft, aber in den Bewerbungsunterlagen<br />
ist nichts wirk lich<br />
Ökologisches enthalten. Die Wettkampfstätten<br />
sind weit verstreut, und<br />
bei der CO 2<br />
-neutralen Klimabilanz<br />
haben die Planer vergessen, die Abgase<br />
der internationalen Flüge nach<br />
und von Annecy zu berücksichtigen.<br />
Es gab keine öffentliche Debatte über<br />
die Spiele, selbst während der Kommunalwahlen<br />
2008 nicht. Es gibt den<br />
Spleen von einigen und alle müssen<br />
folgen. Man muss sich nur den Slogan<br />
« Alle für Annecy 2018 » anschauen. Der Aufruf, dass alle folgen müssen,<br />
ist nicht sehr demokratisch. Selbst die lokalen Sportclubs waren von<br />
Budgetkürzungen bedroht, wenn sie nicht ihre Unterstützung klar zum<br />
Ausdruck brachten. Wir haben darauf keine Lust und sagen das deutlich.<br />
Es gab keinen Platz für Diskussionen, also schaffen wir diesen Platz,<br />
selbst wenn wir dafür eigentlich nicht die notwendigen Mittel haben.<br />
Langsam nehmen die Verantwortlichen unsere Argumente aber ernst.<br />
Sie haben vor allem die Entfernungen zwischen den Wettkampfstätten<br />
reduziert. Es scheint mir auch nicht so, dass das Projekt einen ehrlichen<br />
Zuspruch in der Bevölkerung erfährt.<br />
Khaled Dehgane, Mitglied des Anti-Olympia-Komitees<br />
und Präsident der Vereinigung « Les Amis de la Terre »<br />
in Haute-Savoie<br />
Es sind die Spiele<br />
der Maßlosigkeit.<br />
keine echte Nachfrage. Es sind die<br />
Spiele der Maßlosigkeit.<br />
Die Organisatoren rechnen mit<br />
Investitionskosten von 242 Millionen<br />
Euro. Muss man bereits jetzt mit<br />
Budgetüberschreitungen rechnen?<br />
Dies ist ein weiterer Bereich der Manipulation.<br />
Wir wissen alle, dass die<br />
Spiele nicht nur 242 Millionen Euro<br />
kosten werden. Das ist keine seriöse<br />
Zahl. Allein für die Wahl der fran zösischen<br />
Bewerberstadt wurde das prognostizierte<br />
Budget um 40 Prozent überschritten.<br />
Die Spiele sind eine verlustbringende<br />
Investition. Sie streicheln das<br />
Ego einiger, aber hier sprechen wir von<br />
öffentlichen Geldern.<br />
Auf welche Unterstützung können Sie<br />
bauen?<br />
Zunächst auf die Unterstützung aller, die unsere Petition unterschrieben<br />
haben. Wir sind gerade dabei, einige bekannte Persönlichkeiten zu<br />
kontaktieren, um einen Unterstützerkreis mit Gewicht aufzubauen.<br />
Aber in diesen Tagen bedarf es einigen Mutes, um negativ über Sport<br />
zu sprechen. Außerdem: Sobald man in den Bereich internationaler<br />
Wettkämpfe vorstößt, entfernt man sich von der eigentlichen<br />
Bedeutung des Sports. Wir müssen aus dieser Logik aussteigen.<br />
Sie fordern also neue olympische Werte?<br />
Befürchten Sie eine ökologische Katastrophe?<br />
So weit würde ich nicht gehen. Annecy ist nicht Albertville. Ich<br />
erkenne an, dass es positive Punkte gibt, aber sie rechtfertigen keine<br />
Bewerbung für die Olympischen Spiele. Man spricht davon, die<br />
olympischen Dörfer nach den Spielen als Sozialwohnungen nutzen<br />
zu wollen, aber sie sind zu weit weg von den Orten und befriedigen<br />
Richtig. Man muss aufhören mit der Idee, dass man, um zu gewinnen,<br />
andere plattmachen muss. Sport bedeutet nicht nur, als Erster ins<br />
Ziel zu kommen. Es kann auch einen Geist der Solidarität und des<br />
gemeinsamen Teilens geben. Heute gibt es keine Gerechtigkeit<br />
mehr. Was sagt das eigentlich aus?<br />
Monsieur Dehgane, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Monsieur Rigaut, seit fast 30 Jahren<br />
haben sich nicht mehr so wenige<br />
Städte für die Austragung Olympischer<br />
Spiele beworben. Ist das für Sie von<br />
Vorteil?<br />
Ich habe selbst lange darüber<br />
nach gedacht. Ich war eigentlich<br />
sicher, dass wir insgesamt sechs Bewerber<br />
städte sein würden, bevor<br />
die USA, China und Bulgarien ihre<br />
Kandidaturen vorzeitig zurück gezogen<br />
haben. Ich denke, dass der<br />
begrenzte Bewerberkreis die erste<br />
Run de des Auswahlverfahrens sichtbarer<br />
machen wird. Wir haben jedenfalls<br />
zwei starke Konkurrenten, die wir<br />
sehr ernst nehmen.<br />
Was sind die wichtigsten Pluspunkte<br />
der Bewerbung von Annecy?<br />
Wir stellen mehr die Authentizität<br />
unserer Region und weniger die<br />
nachhaltige Entwicklung in den<br />
Vordergrund, da wir Umweltschutz<br />
schon seit Jahrzehnten betreiben.<br />
Außerdem setzen wir auf unser<br />
Know-how, auf unsere Erfahrung. 70<br />
Prozent der Infrastruktur für die Spiele<br />
existieren bereits. Es sind also nicht<br />
viele große Investitionen mehr nötig.<br />
Wir wollen ebenfalls betonen, dass die Bewerbung für die Sportler<br />
und getragen von den Sportlern ist. Ehemalige Olympiagewinner<br />
besetzen Schlüsselpositionen in unserem Team, so für die nachhaltige<br />
Entwicklung, die Mobilisierung der Sportwelt und die Lobbyarbeit.<br />
Letztendlich sind die Olympischen Spiele auch ein großes Fest und<br />
unsere Gastfreundschaft wird von der ganzen Welt beurteilt werden.<br />
Wir wollen die Postkartenidylle der Haute-Savoie lebendig werden<br />
lassen.<br />
Sie haben sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: CO 2<br />
-neutrale Spiele.<br />
Woher nehmen Sie die Sicherheit, dass dieses Engagement<br />
eingehalten werden kann?<br />
Ich möchte darauf hinweisen, dass dieses Engagement für alle<br />
Aktivitäten von Annecy aus gilt. Aber wir denken auch darüber<br />
nach, welche Mechanismen wir mit dem IOC vereinbaren können,<br />
um auch die An- und Abreise der Teilnehmer zu berücksichtigen.<br />
Aktuell setzen wir auf Elektrofahrzeuge für den Transport sowie<br />
energiesparende und umweltschonende Maßnahmen beim Bau.<br />
Für die Sprungschanze in La Clusaz nutzen wir beispielsweise einen<br />
natürlichen Vorsprung an einem Hang. Um unser Engagement<br />
einzuhalten, haben wir zudem einen Umweltrat ins Leben gerufen,<br />
der mit Umweltverbänden und NGOs wie der Internationalen<br />
Alpenkommission zusammenarbeitet. Wenn man diese Akteure<br />
Jean-Luc Rigaut, Bürgermeister von Annecy<br />
Wir wollen die<br />
Postkartenidylle<br />
der Haute-Savoie<br />
lebendig werden<br />
lassen.<br />
zu Zeugen beruft, kann man nicht<br />
mogeln. Außerdem steht Yann<br />
Arthus-Bertrand (Anm. der Red.:<br />
französischer Fotograf, bekannt durch<br />
atemberaubende<br />
Luftaufnahmen,<br />
Umweltschützer und Regisseur des<br />
Films « Home ») an unserer Seite. Ein<br />
fordernder Unterstützer.<br />
Wenn Annecy den Zuschlag für die<br />
Spiele erhält, planen Sie Investitionen<br />
in Höhe von 242 Millionen Euro,<br />
während München eine Milliarde<br />
Euro angekündigt hat. Das ist eine<br />
große Differenz...<br />
Alles hängt davon ab, was man<br />
genau mitrechnet. Einrichtungen<br />
wie der Bau des Eisstadions oder der<br />
Eisschnelllaufanlage werden vom<br />
Olympischen Komitee bezahlt werden<br />
und sind in dieser Summe enthalten.<br />
Das angekündigte Budget beinhaltet<br />
dagegen zum Beispiel aber nicht<br />
den Bau der olympischen Dörfer.<br />
Diese werden in Zusammenarbeit mit<br />
privaten Investoren errichtet, die uns<br />
die Wohnungen für die Zeit der Spiele<br />
zur Verfügung stellen, sie danach<br />
aber anderweitig weiternutzen.<br />
Auch andere Projekte, die bis zu 2,4<br />
Milliarden Euro schwer sind, wie etwa<br />
der Bau diverser TGV-Linien in der Region, sind bei dieser Summe<br />
nicht mitgezählt. Wir wollten nur die echten Kosten definieren, die<br />
von den örtlichen Gebietskörperschaften wirklich bezahlt werden<br />
müssen.<br />
Haben Sie schon eine Strategie, wie Sie die Mitglieder des IOC<br />
überzeugen wollen?<br />
Wir werden eine gute Bewerbung ausarbeiten, sie ein bisschen sexy<br />
machen. Wir sind mit einer Delegation nach Vancouver gefahren,<br />
um zu zeigen, dass es uns gibt und dass wir bereitstehen. Wir müssen<br />
zeigen, dass Frankreich ein Akteur der olympischen Bewegung ist,<br />
mit Menschen, die etwas bewegen wollen.<br />
Sollte es für 2018 nicht klappen, ziehen Sie eine erneute Kandidatur<br />
für 2022 in Betracht?<br />
Dies ist nicht unsere Sichtweise der Dinge. Sollte Annecy den<br />
Zuschlag nicht bekommen, werden wir in der internationalen<br />
Sportwelt trotzdem viel für Frankreich erreicht haben. Und auf lokaler<br />
Ebene werden wir ein Transportkonzept entwickelt haben, von dem<br />
die ganze Region profitieren wird.<br />
Monsieur Rigaut, wir danken für das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 71
Frankreich heute Humor<br />
Frankreichs Komiker<br />
mit dem<br />
großen G<br />
Guillon, Gaillard, Groland oder die Guignols,<br />
alle vier Namen stehen für Humor, wie ihn<br />
die Franzosen mögen. Wer diese Vertreter des<br />
politisch Unkorrekten noch nicht kennt, sollte<br />
dies schleunigst ändern. Denn diese vier<br />
Sendungen bzw. Komiker haben jenseits des<br />
Rheins längst Kultstatus und feierten zum Teil<br />
bereits runde Jubiläen.<br />
Montagmorgen, 7.55 Uhr: Fast zwei Millionen<br />
Franzosen haben den Radiosender France Inter<br />
eingestellt, um die Radiokolumne von Stéphane<br />
Guillon zu hören. Der Moment, in dem die Journalisten des<br />
Senders dem Humoristen das Mikrofon überlassen, ist die<br />
Zeit, in der die großen französischen Nachrichtenradioprogramme<br />
wie France Inter, RTL und Europe 1 ihre größte<br />
Reichweite erzielen. Jeder Sender hat seinen eigenen Kolumnisten,<br />
der mit Satire und Imitation das Tagesgeschehen<br />
kommentiert – und außerhalb des Radios meist auch auf<br />
Bühnen auftritt. Guillon gilt aber als der meist gehörte unter<br />
den morgendlichen Radiosatirikern.<br />
In seinen Beiträgen schreckt er vor nichts zurück. Dafür<br />
wird er von den Zuhörern geliebt und von den Politikern<br />
gefürchtet. Oft ist es der tägliche Gast der Nachrichtensendung,<br />
der von ihm auf die Schippe genommen wird, ohne<br />
dass er direkt mit ihm spricht. Gegen die häufig geäußerte<br />
Kritik, sich über Persönlichkeiten lustig zu machen und<br />
dann schnell aus dem Studio abzuhauen, anstatt eine echte<br />
Auseinandersetzung mit seinem « Opfer » zu suchen, verwehrt<br />
sich Guillon. Seiner Meinung nach ist diese Distanz<br />
wichtig, um jegliche Verbrüderung mit dem Gast, über den<br />
er spricht, zu vermeiden.<br />
Sein größter Erfolg, der ihn endgültig landesweit bekannt<br />
gemacht hat, war eine Sendung vor etwas mehr als<br />
einem Jahr im Februar 2009. Damals zog er vier Minuten<br />
lang über Dominique Strauss-Kahn, Schwergewicht der<br />
französischen Sozialisten und Chef des Internationalen<br />
Währungsfonds, und dessen Affäre mit einer Mitarbeiterin<br />
der Organisation her. Der wenige Minuten danach im Studio<br />
eingeladene Politiker konnte seine Wut darüber nicht<br />
verbergen, was Guillons Beitrag nur noch beliebter machte<br />
und seine Verbreitung im Internet, wo man ihn bereits kurz<br />
nach Ausstrahlung sehen konnte, beschleunigte.<br />
Stéphane Guillon ist zweifelsohne lustig. Er lässt niemanden<br />
gleichgültig. Selbst Nicolas Sarkozy nicht, der öffentlich<br />
verkünden ließ, dass er ihn nicht möge. Guillon nimmt es<br />
mit Humor. Er weiß, dass er nicht der Einzige ist, dessen<br />
satirische Kommentare den Präsidenten stören.<br />
Marionetten im Dienste der Information<br />
Dies gilt auch für die Sendung « Les Guignols de l’Info »,<br />
die an jedem Werktag auf dem privaten Bezahlsender Canal+<br />
ausgestrahlt wird. Acht Minuten lang wird dabei mit<br />
Hilfe von Latexpuppen, die Politiker, Sportler, Journalisten<br />
und Stars aus dem Showgeschäft darstellen, das aktuelle<br />
Zeitgeschehen humorvoll kommentiert. Von der Aufmachung<br />
her wirkt die Puppenshow wie eine Nachrichtensendung.<br />
Präsentiert wird sie von einer Marionette, die Patrick<br />
Poivre d’Arvor, umgangssprachlich gerne mit PPDA abgekürzt,<br />
imitiert, der bis vor kurzem Anchorman der meist<br />
gesehenen Nachrichtensendung des Landes, dem Journal<br />
um 20.00 Uhr auf dem Sender TF1, war. Die Gui gnols<br />
sind derart beliebt und in den Alltag der Menschen integriert,<br />
dass manche Franzosen bei einigen Persönlichkeiten<br />
inzwischen stärker an die Marionetten als an die echten<br />
Menschen denken.<br />
Einst von der britischen Sendung « Spitting Image » inspiriert,<br />
feierten die französischen Puppen im letzten Jahr<br />
bereits ihren 20. Geburtstag – eine für die Fernsehlandschaft<br />
eher ungewöhnliche Langlebigkeit. Das Konzept<br />
wurde mit der Sendung « Hurra Deutschland », die 1989<br />
erstmals in der ARD lief, auch nach Deutschland expor-<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
tiert, konnte sich aber nur bis 1991 halten. Dafür gibt es<br />
seit Kurzem einen Ableger in der französischsprachigen<br />
Schweiz, « Les bouffons de la conféderation », der von den<br />
Privatsendern La Télé und Léman Bleu ausgestrahlt wird.<br />
Bei den Mächtigen im Land sind die Guignols allerdings<br />
nicht besonders beliebt. Als im letzten Oktober zahlreiche<br />
Sketsche über Jean Sarkozy, den Sohn des Staatspräsidenten,<br />
der mit seinem berühmten Namen selbst fleißig<br />
an seiner politischen Karriere arbeitet, über den Bildschirm<br />
flimmerten, forderte Nicolas Sarkozy gar, dass der Direktor<br />
von Canal+, Rodolphe Belmer, seinen Hut nehmen müsse.<br />
Letztendlich allerdings ohne Erfolg.<br />
Die Guignols gehen in der Tat nicht gerade zimperlich<br />
mit Politikern um, machen dabei aber keinen Unterschied,<br />
welcher politischen Richtung jemand angehört. Das Image<br />
des Widerstands gegenüber der Macht gibt man sich bei<br />
Canal+ gerne freiwillig, unterstreicht es doch die allgemeine<br />
Reputation des Senders als Bastion der Kreativität und der<br />
Andersartigkeit. In den Anfangsjahren seines inzwischen<br />
25-jährigen Bestehens machte Canal+ aus einer gewissen<br />
Frechheit und Unkonventionalität sogar ein Markenzeichen.<br />
Die Puppen aus Latex passen bis heute gut zu diesem Image.<br />
Willkommen in einem fremden Land,<br />
willkommen in Groland<br />
Dies trifft auch auf weitere Sendungen von Canal+ zu,<br />
etwa « Action discrète » oder « Le Petit Journal » mit Yann<br />
Barthès. Zur Avantgarde der Satire zählt aber vor allem<br />
« Groland », eine Sendung, die jeden Sonntagabend im Programm<br />
läuft. Groland ist ein fiktives Land, das 1992 von<br />
einem Team um Christian Borde, alias Moustic, erfunden<br />
wurde, der noch heute allwöchentlich die Nachrichtensendung<br />
dieses Landes moderiert, in der er die nationale und<br />
internationale Aktualität parodiert.<br />
Groland, zu dessen Besonderheiten gehört, dass es zu<br />
jedem anderen Staat der Welt eine gemeinsame Grenze hat,<br />
besitzt eine eigene Fahne, eigene Autokennzeichen und Pässe<br />
und hat natürlich auch einen eigenen Staatspräsidenten,<br />
der wie ein übertriebenes Spiegelbild seines französischen<br />
Kollegen wirkt. Das Présipauté von Groland, ein Wortspiel<br />
mit der Bezeichnung Principauté (dt. Fürstentum) und eine<br />
Anspielung auf Länder wie Monaco, funktioniert nach<br />
einem simplen Prinzip: Jeder Einwohner dieses Staates ist<br />
wählbar für den Posten des Präsidenten, aber nur der Präsident<br />
(Christophe Salengro) besitzt das Recht zu wählen.<br />
Wie auch bei den Guignols verheimlichen die Erfinder<br />
dieser Sendung nicht, vom angelsächsischen Humor, insbesondere<br />
den Monthy Pythons, beeinflusst gewesen zu sein.<br />
Groland ist ein großer Klamauk, doch die Reportagen, die in<br />
der wöchentlichen Nachrichtensendung ausgestrahlt werden,<br />
sind nicht nur urkomisch, sondern auch Satire vom Feinsten.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg der Sendung liegt ebenso darin,<br />
dass man sich nicht nur über Politiker, sondern auch über die<br />
Franzosen, einem Nachbarvolk von Groland, lustig macht.<br />
Der Erfolg ist übrigens so groß, dass inzwischen bereits mehr<br />
als eine Million Fernsehzuschauer die groländische Staatsbürgerschaft<br />
beantragt und bekommen haben. Dies erklärt,<br />
warum einige Franzosen einen Aufkleber mit der Länderkennung<br />
« GRD » auf ihrem Autoheck haben.<br />
Ein irgendjemand macht irgendetwas<br />
Zum Glück haben in Frankreich aber nicht nur die großen<br />
Medienkonzerne das Copyright auf Humor und Satire.<br />
Dies beweist Rémi Gaillard, 35-jähriger Videokünstler aus<br />
Montpellier, der sich außerhalb der großen Fernseh- und<br />
Radioanstalten bewegt. Aus dem einstigen Amateur ist<br />
aber längst ein Profi geworden. Als er 1999 seinen Job verloren<br />
hatte, begann er, mit einem Freund Videos zu drehen,<br />
deren Humor sich durch sein atypisches Verhalten und die<br />
Reaktion der Menschen, die durch ein eher dreistes Auftreten<br />
überrascht werden, nährt. Rémi Gaillard scheut dabei<br />
vor nichts zurück. Provokation, Parodie und Kostümierung<br />
sind sein Handwerkszeug.<br />
Zu seinen Klassikern gehört, sich in Fahrstühlen in<br />
Szene zu setzen, die er für die Länge eines Videos etwa in<br />
ein Restaurant oder eine Disko verwandelt. Seine wirkliche<br />
Berühmtheit erkämpfte er sich, der sich selbst n’importe qui<br />
(dt. irgendjemand) nennt, jedoch durch andere Aktionen,<br />
bei denen er sich in bestimmte Situationen und Umgebungen<br />
mogelt. Beispielsweise 2002 während des Finales des<br />
französischen Fußballpokals, als er sich nach Spielende in<br />
einem Trikot der Gewinnermannschaft unter die Spieler<br />
schummelte. Niemand bemerkte den Irrtum, auch nicht der<br />
damalige Präsident Jacques Chirac, der auch ihm herzlich<br />
zum Sieg gratulierte.<br />
Jemand, dessen Videos mehr als 500 Millionen Mal im<br />
Internet angeschaut worden sind, ist mitnichten ein Unbekannter.<br />
Doch der Komiker ist unverändert bescheiden geblieben.<br />
Sein Motto « irgendjemand wird man, wenn man<br />
irgendetwas macht » klingt wie eine Kritik an der Welt des<br />
Showbusiness, zu der er bewusst Distanz hält. Dies gehört<br />
sicherlich zu seinen Stärken und ist ein weiterer Grund, warum<br />
er die Franzosen mit seinem Humor verführen konnte.<br />
Er ist eine Art verkleideter « Rächer » des kleinen Mannes,<br />
der keine Angst hat, die Polizei, die großen Handelskonzerne<br />
oder beispielsweise die Golfer, eine seiner Lieblingszielgruppen,<br />
hinters Licht zu führen. Mit ein bisschen Glück<br />
läuft man Gaillard auf den Straßen von Montpellier über den<br />
Weg. Denn dort dreht er immer noch seine meisten Videos.<br />
Egal, ob sie sich im Radio, im Fernsehen oder im Internet<br />
austoben, Frankreichs Vertreter des politisch Unkorrekten<br />
und der schrillen Komik sollte man kennen. Den<br />
Künstlern hilft zurzeit natürlich die allgemeine Unzufriedenheit<br />
der Franzosen mit der aktuellen Regierung. Satire<br />
über Politiker oder auch Vertreter des Showgeschäfts sind<br />
momentan Erfolgsgaranten. Frankreich schmunzelt und<br />
lacht mehr denn je. Doch die Tatsache, dass sie sich zum<br />
Teil schon lange im Geschäft behaupten, zeugt von ihrem<br />
Kultstatus und von ihrem Können jenseits aktueller Stimmungstiefs<br />
der Regierung.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 73
Frankreich heute Fotografie<br />
Studio Harcourt<br />
Un certain regard<br />
Es ist eine wahre Institution in Frankreich, das Studio<br />
Harcourt. In den letzten 75 Jahren stieg jeder, der<br />
Rang und Namen hatte, die Berühmtheiten des<br />
Landes und so mancher (anonym bleibender)<br />
Vermögender die Stufen zu jenem legendären<br />
Haus im 16. Arrondissement hinauf, um sich die<br />
Dienste des Fotostudios zu sichern, das in Frankreich<br />
einen schon fast mythischen Ruf hat. Das Studio<br />
Harcourt ist zugleich Zeuge der Geschichte Frankreichs<br />
wie auch der Entwicklung der Gesellschaft und steht<br />
heute für nichts weniger als für « un certain regard »<br />
(dt. einen besonderen Blick) und eine ganz eigene<br />
französische Tradition der Fotografie.<br />
Zorro, der maskierte, schwarz gekleidete<br />
Kämpfer gegen das Unrecht, brannte sich<br />
durch das « Z », das er bei seinen Aktionen<br />
hinterließ, in das Gedächtnis seiner Mitmenschen<br />
ein. Es ist zwar nur eine Fiktion von<br />
Johnston McCulley, die seit 1919 die Welt begeistert,<br />
aber das markante Signum ist seitdem<br />
ein Markenzeichen geworden. Ähnlich ist es mit<br />
dem großen « H ». Tragen Fotografien diesen<br />
Buchstaben, der durch das kleingeschriebene<br />
« arcourt » fortgesetzt wird, handelt es sich um<br />
begehrte Objekte und Kenner werden begeistert<br />
mit der Zunge schnalzen. Doch worin genau besteht<br />
das Besondere? Es hat wohl damit zu tun,<br />
dass diese Fotografien einem ganz eigenen Stil<br />
folgen und eine besondere Atmosphäre verströmen.<br />
Manche sprechen gar von einer eigenen<br />
Seele. Fotos mit dem Schriftzug « Harcourt » sind<br />
in der Welt der Fotografie heute genauso berühmt,<br />
wie die Unterschrift des Zorro in der<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Welt der Fantasie. Dieser Name auf der<br />
Fotografie adelt sie, wie sonst die Namen<br />
berühmter Maler ihre Gemälde.<br />
Begonnen hat alles im Jahre 1934.<br />
Die Verleger Jacques und Jean Lacroix<br />
mussten eine einfache Feststellung machen.<br />
Den zahlreichen Druckerzeugnissen,<br />
die die Brüder herausgaben,<br />
fehlte es schlicht an geeigneten Bildern<br />
und Illustrationen. Um dem abzuhelfen,<br />
und weil es manchmal sowieso<br />
besser ist, die Dinge selbst in die Hand<br />
zu nehmen, kauften sie kurzerhand ein<br />
Fotostudio, das auf Werbe- und Industriefotografie<br />
spezialisiert war. Dieses<br />
sollte fortan liefern, was an Bildmaterial<br />
benötigt wurde. Das Unternehmen<br />
barg durchaus Risiken. Zwar verlangte<br />
das Publikum nach Bebilderung der<br />
Zeitschriften, aber die großen darauf<br />
spezialisierten Studios litten nicht<br />
selten unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten.<br />
Hinzu kam, dass die Lacroix-<br />
Brüder absolut unerfahren waren in der<br />
Welt der Fotografie. Nicht gerade ein<br />
Erfolgsgarant für ein Unternehmen<br />
dieser Art.<br />
Das Studio lief in den ersten Jahren<br />
mehr schlecht als recht, erfüllte aber<br />
seinen Zweck und lieferte die nötigen<br />
Bilder für die Verleger. So weit so gut<br />
– mehr Ambitionen hatte man ja auch<br />
nicht. Eine Frau war es schließlich, die<br />
ein paar Jahre später das kleine Unternehmen<br />
komplett umkrempelte, Cosette<br />
Harcourt, die Ehefrau von Jacques<br />
Lacroix. Sie hatte früh verstanden, dass<br />
die Zukunft der Studiofotografie nicht<br />
in Industrie- und Werbefotos bestand,<br />
sondern in Porträtaufnahmen. Sie<br />
übernahm die Leitung und konnte die<br />
Brüder überzeugen, künftig ihren eigenen<br />
Namen und Schriftzug als Markenzeichen<br />
für das Studio zu nutzen.<br />
Das neue « Studio Harcourt » bezog ein<br />
herrschaftliches Haus im schönen 16.<br />
Arrondissement von Paris und residierte<br />
fortan in der Avenue d’Iéna.<br />
Doch ein Studio in Paris zum<br />
Erfolg zu führen, auch wenn es sich<br />
auf Porträtaufnahmen spezialisierte,<br />
war kein leichtes Unterfangen. Die<br />
Aufmerksamkeit eines größeren Publikums<br />
wollte bei den reduzierten Werbemöglichkeiten<br />
der damaligen Zeit<br />
erst einmal gewonnen werden. Cosette<br />
Harcourt, eine wahre Vorreiterin in Sachen<br />
Werbung und PR, hatte aber eine<br />
geniale Idee. Das neue Studio müsse, so<br />
war sie überzeugt, das Referenzstudio<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 75
Frankreich heute Fotografie<br />
für die Szene von Paris werden. Die<br />
Stars, die Musiker, die Intellektuellen,<br />
die Schriftsteller sollten ihre Kunden<br />
werden, jene also, « von denen man<br />
sprach ». Der Name Harcourt sollte das<br />
Signum für eine einzigartige Form des<br />
Porträts werden, für eine mythische<br />
Aura, die alle umströmen sollte, die in<br />
Paris etwas zählten. Sie unternahm also<br />
alles, um die damaligen Pariser Stars<br />
vor die Kamera zu bekommen, was<br />
anfangs nicht gerade einfach war. Aber<br />
Cosette Harcourt bot ihren zahlreichen<br />
Freunden aus der Pariser Gesellschaft<br />
kostenlose Porträtaufnahmen an, von<br />
denen sie als Gegenleistung bitte recht<br />
viel in der Stadt erzählen und deren<br />
Abzüge sie zeigen sollten. Dann kamen<br />
die ersten Stars. Auch die bekamen ihre<br />
Aufnahmen gratis und Cosette vertraute<br />
darauf, dass das Studio dadurch bald<br />
von sich reden machen würde.<br />
Die Methode hatte Erfolg. Schon<br />
bald begann eine regelrechte Mund-zu-<br />
Mund-Propaganda in Paris zu wirken<br />
und die Leute wollten sich unbedingt<br />
im Studio Harcourt porträtieren lassen.<br />
Harcourt wurde der Ort, wohin alles<br />
drängte. Die unbekannten Leute wurden<br />
immer weniger, dafür gaben sich<br />
nun die Berühmtheiten und Stars die<br />
Klinke in die Hand. Cosette Harcourt<br />
tat aber auch alles, um sie anzulocken.<br />
Die Sitzungen wurden zu luxuriösen<br />
Momenten inszeniert, in denen das Fotografiertwerden<br />
eine Ernsthaftigkeit<br />
bekam, die mit den klassischen Porträts<br />
nichts mehr zu tun hatte.<br />
Das eigentliche Geheimnis des Studios<br />
war es aber wohl, dass der Kunde<br />
verherrlicht und umschmeichelt wurde.<br />
Die Ausleuchtung wurde sorgfältigst<br />
dem jeweiligen Klienten angepasst, der<br />
Hintergrund war mit Licht und Schatten<br />
so gestaltet, dass der davor Porträtierte<br />
umso vorteilhafter wirkte. Das<br />
Foto suchte immer den besonderen Augenblick,<br />
die besondere Geste oder den<br />
besonderen Blick einzufangen, wobei<br />
der Gesichtsaudruck niemals zu lebhaft<br />
sein sollte, im Gegenteil. Er sollte eher<br />
ein wenig zwischen Traum und Wirklichkeit<br />
schweben. Accessoires wurden<br />
nie benutzt, aber man zögerte auch<br />
nicht zu retouchieren und erfand gar<br />
neue technische Hilfsmittel.<br />
Die Historikerin Françoise Denoyelle<br />
enthüllt in ihrem Buch « Studio<br />
Harcourt 1934 – 2009 », dass die<br />
Wirkung des Verschwommenen, dank<br />
dessen Augen, Nase und Mund der<br />
Porträtierten stärker betont waren als<br />
der Rest des Gesichts, in Wahrheit<br />
durch einen Kniff des Fotografen bewirkt<br />
wurde. Dieser brannte mit einer<br />
Zigarette an geeigneten Stellen Löcher<br />
in einen Seidenstrumpf, den er dann<br />
über das Objektiv zog. Dadurch traten<br />
Augen und Mund klar hervor und wurde<br />
das Haar unscharf. Kolportiert wird<br />
in dieser Anekdote auch, dass nur die<br />
extrafeinen Seidenstrümpfe des schicken<br />
Modehauses Dior für diese kleine<br />
« Mogelei » verwendet werden konnten.<br />
Manchen Fotografien des Hauses<br />
Harcourt mag man vorwerfen, dass<br />
sie nahe an die Grenze einer religiösen<br />
Verherrlichung der Porträtierten<br />
gelangten, so sehr wurden diese durch<br />
das Licht glorifiziert und schien ihr<br />
Gesichtsausdruck von der hiesigen<br />
Welt enthoben zu sein. « Ein originales<br />
Harcourt-Porträt muss zeitlos<br />
sein und das Gesicht der Porträtierten<br />
darf keine Emotion zum Ausdruck<br />
bringen », erklärt Francis Dagnan, der<br />
derzeitige Direktor des Studios. Mehr<br />
noch, das Porträt sollte immer ein beinahe<br />
ideales Abbild der Person sein,<br />
die porträtiert wird. Manche Kritiker<br />
bespötteln dieses Prinzip allerdings als<br />
einen überholten und sehr französischen<br />
Klassizismus.<br />
Aber es gefiel. Wie auch Paris als<br />
die Stadt der Mode, der Haute Couture<br />
und des sprichwörtlichen Chic à la parisienne<br />
gefiel. Der Erfolg des Studios<br />
war enorm. Noch nie hatten Porträts<br />
eine solche Aufmerksamkeit erregt.<br />
Der Mythos « Harcourt » war geboren.<br />
Roland Barthes, anerkannter Philosoph<br />
und Schriftsteller, prägte einmal das<br />
Bonmot, dass ein Schauspieler es in<br />
Frankreich zu nichts bringen könne,<br />
wenn er nicht vom Studio Harcourt<br />
porträtiert worden sei.<br />
Die Fotografien des Studios Harcourt<br />
wurden Zeugen einer Epoche<br />
und sind bis heute konstituierender Teil<br />
der Erinnerung der ganzen Nation.<br />
Man verbindet mit Harcourt stets das<br />
luxuriöse, zeitlose und idealisierte Paris,<br />
das Paris der Filmschauspieler und<br />
Musiker. Das Studio mit seinen sich der<br />
wirklichen Welt immer etwas entziehenden<br />
Arbeiten wurde beim Ausbruch<br />
des Zweiten Weltkrieges mit der harten<br />
Realität konfrontiert. Cosette Harcourt<br />
ganz besonders. Ihr eigentlicher Name<br />
war Germaine Hirschefeld, sie war<br />
Jüdin und nach dem Einmarsch der<br />
Deutschen in Paris in Lebensgefahr. Sie<br />
musste nach England ins Exil flüchten<br />
und konnte erst nach der Befreiung in<br />
ihr Studio zurückkehren.<br />
Das Renommee des Studios Harcourt<br />
drang während der Besatzung<br />
schnell auch zu den Deutschen vor. Von<br />
nun an versammelten sich im Harcourt<br />
Soldaten und Offiziere, um sich porträtieren<br />
zu lassen. Ein Harcourt-Porträt<br />
war ein begehrtes Mitbringsel aus der<br />
ehemaligen Hauptstadt der Mode und<br />
des Luxus. Selbst Feste wurden in den<br />
Räumen des Studios für die deutsche<br />
Armee gegeben. Und von Raymond<br />
Voinquel, einem der damaligen Fotografen<br />
des Studios, ist sogar überliefert,<br />
wie man den Besatzern schmeicheln<br />
wollte: « Die Deutschen sind so ungeheuer<br />
fotogen mit ihrem martialischem<br />
Ausdruck, ihrer strengen Haltung und<br />
den hellen Augen. » Es werden wohl<br />
noch so einige Harcourt-Fotografien<br />
aus dieser Zeit fast vergessenen in deutschen<br />
Fotoalben schlummern.<br />
In Frankreich waren die Aufnahmen<br />
aus der Besatzungszeit lange vergessen,<br />
sie sind wohl zu weit entfernt vom glamourösen<br />
Mythos des Studios. Oder<br />
man wollte einfach nicht mehr an die<br />
dunklen Zeiten des Krieges erinnert<br />
werden. Doch es gibt sie alle noch. 1991<br />
wurden sie, die bis dahin in den Archiven<br />
des Studios konserviert und aufbewahrt<br />
worden waren, auf Bestreben des damaligen<br />
Kulturministers Jack Lang vom<br />
französischen Staat erworben. Heute ist<br />
das staatliche Archiv Médiathèque de<br />
l’Architecture et du Patri moine für das<br />
Material zuständig, wobei die Kulturverwaltung<br />
Réunion des Musées Nationaux<br />
die Sichtung und Archivierung der<br />
mehr als fünf Millionen Negative besorgt,<br />
damit die Aufnahmen bald wieder<br />
gezeigt werden können.<br />
Nach dem Krieg ging es im Studio<br />
Harcourt lebhaft weiter. Den Deutschen<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Im Uhrzeigersinn: Die französische Schauspielerin Elsa Zylberstein. Natürlich hat sich auch Marlene Dietrich im<br />
Harcourt-Stil verewigen lassen, genauso wie die junge Birgit Bardot und Jean Reno. Inzwischen wird mit der<br />
Werbefotografie – etwa von einem Glas Milch – wieder an die Anfänge des Studios angeknüpft.<br />
S. 74: Diverse Porträtaufnahmen des Studios. Das erste Bild ist ein Porträt einer Wachsfigur des senegalesischen<br />
Präsidenten Abdoulaye Wade. S. 75: Mit rotem Teppich beschlagene Stufen führen ins Studio Harcourt. Ein Porträt<br />
der Schauspielerin Carole Bouquet begrüßt die Gäste. Die Warteräume sind von ausgesuchter Eleganz.<br />
folgten die amerikanischen Soldaten, die<br />
nun ein Bild für die Lieben zu Hause<br />
machen lassen wollten, und den Soldaten<br />
folgten dann wieder die Franzosen.<br />
Selbstverständlich die Berühmten unter<br />
ihnen. Das ganze Staraufgebot der<br />
Nachkriegszeit passierte die Räume des<br />
Studios und Harcourt wurde wieder<br />
das, war es einmal war: eine veritable<br />
Berühmtheiten-Schmiede. Cosette<br />
Harcourt blieb an der Spitze des Studios<br />
bis zu ihrem Tode 1975. Seitdem erlebte<br />
das Studio ein Auf und Ab wirtschaftlicher<br />
Schwierigkeiten und sah so einige<br />
Direktoren. Inzwischen ist man in das<br />
geschäftigere 8. Arrondissement unweit<br />
der Champs-Elysées umgezogen, hat<br />
sich dem Geschmack der heutigen Zeit<br />
etwas angepasst und neuen Methoden<br />
geöffnet. Die Analogtechnik wurde von<br />
der digitalen Technik verdrängt, es werden<br />
nicht mehr nur Schwarz-Weiß-Fotografien<br />
gemacht und das Retouchieren<br />
wird anstatt von Hand und Pinsel von<br />
Computerprogrammen erledigt. Selbst<br />
die Werbefotografie wurde wieder in<br />
das Repertoire aufgenommen. So sind<br />
es längst nicht mehr nur schicke Damen<br />
und Herren, sondern auch Alltagsgegenstände<br />
oder Haustiere, die von den<br />
Fotografen abgelichtet werden.<br />
Heute kann sich jeder, der den Preis<br />
von 1.900 Euro berappen möchte, eine<br />
Porträtaufnahme im Harcourt-Stil<br />
anfertigen lassen. Schmilzt er dadurch<br />
ANZEIGE<br />
dahin, der Mythos Harcourt? Wohl<br />
kaum. Auch ein Fotostudio muss sich<br />
den Zeiten anpassen. Die Signatur mit<br />
dem großen « H » bleibt dennoch in<br />
Frankreich ein unbestrittener Mythos.<br />
Für die einen eine typisch französische<br />
Nostalgie, für die anderen die Liebe<br />
zu einer ganz besonderen Kunst der<br />
Fotografie.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 77
Kulturszene<br />
Charlotte Gainsbourg: IRM<br />
CD von Warner Music<br />
CDs<br />
Mit einem sehr persönlichen Album kehrt Charlotte<br />
Gainsbourg auf die musikalische Bühne zurück. Die<br />
Songs mit der klugen Mischung aus Pop, Folk und Elektro<br />
singt Gainsbourg auf Englisch und vermeidet damit<br />
jeden Vergleich mit ihrem berühmten Vater. Der Titel<br />
IRM spielt auf die IRM (dt. MRT = Magnetresonanztomographie) an,<br />
die Gainsbourg wegen eines Unfalls über sich ergehen lassen musste.<br />
Quatuor Diotima:<br />
George Onslow, Quatuors opus 54, 55, 56<br />
CD von Naïve France<br />
George Onslow (1784-1853) wird von manchen als der (unbekannte) französische<br />
Beethoven bezeichnet. Seine Musik zeigt, dass es in den 1830er-Jahren<br />
eine französische Kammermusik neben den unbestrittenen Größen wie Haydn<br />
oder Beethoven gab. Die Interpretation von Quatuor Diotima ist eine der musikalischen<br />
Sensationen in Frankreich zu Beginn dieses Jahres.<br />
La Connexion<br />
CD von Bodensee Records<br />
Für dieses ambitionierte Projekt haben sich 17 deutsche<br />
und 17 französische Rapper zusammengefunden.<br />
Auf der französischen Seite sind die großen Namen<br />
des Hiphops vertreten, zum Beispiel Akhenaton und<br />
Freeman; unter den deutschen Musikern befinden sich<br />
Kool Savas und Curse. Die Box enthält auch eine CD<br />
mit Instrumentalversionen, eine DVD mit Bonus-Material und<br />
ein Booklet mit den Texten in beiden Sprachen.<br />
Henri 4<br />
Originaltitel: Henri 4 • Deutschland/Frankreich/Tschechien 2009, 154 min • Ein<br />
Film von Jo Baier mit Julien Boisselier, Joachim Król, Hannelore Hoger, Ulrich Noethen,<br />
Devid Striesow u.a. • Kinostart: 18. <strong>März</strong> <strong>2010</strong>, im Verleih von Central Film<br />
Die Verfilmung des Lebens des legendären Bourbonenkönigs Heinrich<br />
IV., der schon zu Lebzeiten den Beinamen « der gute König » trug, ist<br />
ein farbenprächtiger Kostümfilm und spannendes Epochengemälde.<br />
In den Hauptrollen neben dem hierzulande noch unbekannten Julien<br />
Boisselier eine ganze Riege deutscher Großschauspieler.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Bücher<br />
Pierre Lemaitre:<br />
Der kalte Hauch der Angst<br />
Kriminalroman, 333 Seite, Ullstein<br />
Etwas Schreckliches ist passiert. Der sechsjährige Léo, auf den Sophie<br />
aufpassen sollte, ist tot. Erdrosselt. Mit einem ihrer Schnürsenkel!<br />
Für die von Blackouts geplagte Sophie beginnt eine Hetzjagd, die<br />
sie an ihre Grenzen treiben wird. War sie die Mörderin? Oder treibt<br />
da jemand ein bitterböses Spiel, in dem sie nur eine Schachfigur ist?<br />
Fesselnder Grusel garantiert.<br />
Gabriele Poweleit: Allez, on y va!<br />
Mein langer Weg nach Südfrankreich<br />
Erfahrungsbericht, 254 Seiten, bod<br />
Die Rente in Südfrankreich verleben – ein Traum, den viele haben. Die<br />
Autorin machte ihn wahr und schrieb auf, was sie dabei erlebte. Ein detailreicher<br />
Ratgeber, der abwechselnd Lachen und Weinen lässt. Wer nicht<br />
schon Frankreichliebhaber ist, durch dieses authentische Buch wird er es.<br />
Filme<br />
Vorsicht Sehnsucht<br />
Originaltitel: Les Herbes folles • Frankreich 2009, 104<br />
min • Ein Film von Alain Resnais mit André Dussolier,<br />
Sabine Azéma, Emmanuelle Devos u.a. • Kinostart:<br />
8. <strong>April</strong> <strong>2010</strong>, im Verleih von Schwarz-Weiß<br />
Was wäre, wenn? Alain Resnais geht in seinem neuen<br />
Film einmal mehr der Frage nach, was das « wenn »<br />
in unserem Leben für eine charmante Rolle spielen<br />
kann. Das banale Ereignis eines Brieftaschenfundes<br />
hat hier ungeahnte Folgen und lebenskluge Menschen<br />
stehen plötzlich Kopf. Der intelligente Streifen<br />
des Kultregisseurs wurde von der französischen<br />
Kritik einhellig gelobt.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 79
Art de Vivre Wein<br />
aennière<br />
oder as intime issen über ein<br />
Nicolas Joly, ein Name, der die Weinwelt spaltet. Einige lieben den Papst<br />
des biologisch-dynamischen Weinanbaus, andere schieben ihn in die<br />
Schublade esoterischer Träumer. Wir baten einen Journalisten, der den<br />
strittigen Winzer persönlich kennt, mehr über die Methoden und die Philosophie<br />
von Nicolas Joly zu erfahren. Eine Annäherung an ein die Regeln<br />
des Marktes ignorierendes Verfahren des Weinanbaus.<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Oben: Blick über die Weinberge von Nicolas Joly, im Tal fließt die Loire. Linke Seite: Château<br />
de la Roche aux Moines. Die Ruinenreste verbergen sich unter den Bäumen.<br />
Neulich widerfuhr mir in den Markthallen von Tours<br />
etwas Erstaunliches. Ich war auf der Suche nach<br />
einem Savennières, einem Weißwein aus der Nähe<br />
von Angers. Er war für das Silvestermahl gedacht, bei dem<br />
wir Meeresfrüchte auftischen wollten. Bei einem von der<br />
Kundschaft hochgeschätzten Weinhändler erkundigte ich<br />
mich nach einem Savennières des Weinguts Coulée de Serrant,<br />
das von dem Winzer Nicolas Joly geführt wird. « Tut<br />
mir leid », war die überraschende Antwort, « die Weine<br />
dieses Monsieurs verkaufe ich nicht. Nie und nimmer! »<br />
Diese direkte Auskunft verblüffte mich doch einigermaßen.<br />
Zwar weiß ich, dass die Methoden von Nicolas Joly umstritten<br />
sind, aber letztlich sind seine Weine doch anerkannt<br />
und renommiert. Außerdem kenne ich Nicolas Joly persönlich<br />
und schätze ihn als sensiblen und nachdenklichen<br />
Menschen. Letztens erst war ich bei ihm und seiner Familie<br />
zum Abendessen eingeladen und verbrachte mit ihnen<br />
einen geselligen Abend. Bei dieser Gelegenheit durfte ich<br />
wieder einige hervorragende Tropfen der vergangenen<br />
Weinlesen genießen.<br />
Um die empörte Aussage des Weinhändlers aus Tours<br />
zu verstehen, sollte ich ein bisschen mehr über Nicolas<br />
Joly erzählen. Sein Weingut liegt an den schönen, von der<br />
Sonne milde beschienenen Hängen der Loire. Ein wunderschönes<br />
Fleckchen Erde. Doch was Joly dort treibt,<br />
ärgert seine Winzerkollegen maßlos. Nicht umsonst gilt<br />
er wegen seiner Bücher und Vorträge als der Papst des<br />
biologisch-dynamischen Weinanbaus, der den konventionellen<br />
Weinanbau hinterfragt und die althergebrachten<br />
Methoden ablehnt. Vielen macht Nicolas Joly Angst.<br />
In Frankreich braucht es ja schon eine gehörige Portion<br />
Mut und einiger Plackerei, um sich als Biowinzer<br />
durchzusetzen. Wie viel mehr Anstrengung bedarf es da,<br />
um für Wein aus biologisch-dynamischem Anbau Akzeptanz<br />
zu finden? In einer der vorangegangen Ausgaben von<br />
Frankreich erleben wurde schon einmal der lange Weg beschrieben,<br />
den ein Pariser Architekt gegangen ist, um sich<br />
als Neuling überhaupt nur in der Welt des traditionellen<br />
Weinbaus durchzusetzen und ein anerkannter Chinon-<br />
Produzent zu werden.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 81
Art de Vivre Wein<br />
Das Weingut von Nicolas Joly.<br />
Aber siehe da, in der letzten Ausgabe des Gault-Millau<br />
prangt auf dem Buchdeckel der Hinweis: « Über 1.500<br />
Weine aus biologischem und biologisch-dynamischem<br />
Anbau ». Das gleicht einer Revolution. Vor 20 Jahren noch<br />
war biologisch-dynamischer Weinanbau schlechter angesehen<br />
als Scientology.<br />
Nicolas Joly bezieht seine Inspiration unter anderem<br />
von Goethe. Schon der große deutsche Dichter warnte<br />
davor, die Pflanzen auf ihre Funktion zu reduzieren, die<br />
man nur in all ihren Einzelheiten zu verstehen brauche.<br />
Man solle stattdessen die Pflanze als eine Gesamtheit sehen<br />
und sich auch ganz unrational mit der Schönheit ihrer<br />
Formen, Farben und Gerüche beschäftigen. Die berühmte<br />
pflanzenkundige Benediktinerin Hildegard von Bingen<br />
äußerte sich lange vor Goethe in ähnlicher Weise.<br />
Wenn man Nicolas Joly auf seinem Weingut besucht,<br />
trifft man Jolys ziemlich betagte Mutter häufig in den<br />
Weinkellern an. Sie wirkt wie eine alte weise Frau, die in<br />
den unterirdischen Gewölben über dem Geist der Domaine<br />
wacht. Denn die Atmosphäre hier unten, wo der zukünftige<br />
Wein lagert, hat etwas von einem Heiligtum. Denn Nicolas<br />
Joly ist Purist. Einmal abgefüllt, wird der Wein nicht mehr<br />
angerührt. Joly ist überzeugt, dass die Fehler, die am Ende<br />
einen Wein verdorben haben, bereits ganz am Anfang gemacht<br />
wurden – und das heißt, im Weinkeller.<br />
Der ist von konventionellen Winzern viel zu oft wie<br />
eine Fabrik organisiert, in der die Unebenheiten, die bei<br />
einer Fermentation entstehen und die den Charakter eines<br />
Weines ausmachen, zu einem einheitlichen Jahrgangsgeschmack<br />
weg geschliffen werden. Nicht umsonst zählt man<br />
im Handel mehr als 300 Weinhefen, die im konventionellen<br />
Weinanbau zur Geschmacksverbesserung eingesetzt<br />
werden. Für Nicolas aber entsteht der eigene Geschmack<br />
eines Weines durch die Fleißarbeit des Winzers und die<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
tägliche intensive Beobachtung und Pflege der Weinstöcke.<br />
Der Rebensaft hat seiner Meinung nach im Fass nichts<br />
anderes zu tun, als in Frieden zu ruhen und vor sich hin zu<br />
reifen. Dabei ist Joly bereit, die Qualitätsschwankungen<br />
in Kauf zu nehmen, die durch unbeständiges<br />
Wetter in manchem Jahr<br />
Mehr über Nicolas Joly<br />
Wer mehr über Nicolas Joly erfahren<br />
möchte, dem seien seine Bücher<br />
empfohlen, von denen einige auch<br />
auf Deutsch erschienen sind:<br />
« Der Wein, die Rebe und die<br />
bio logisch-dynamische Wirtschaftsweise<br />
», Kornmayer Verlag<br />
« Beseelter Wein. Biologisch-dynamischer<br />
Weinbau », Hallwag-Verlag<br />
Außerdem kann man das Weingut<br />
besuchen (von Montag bis Samstag<br />
von 9.00 bis 12.00 Uhr und von 14.00<br />
bis 18.00 Uhr):<br />
Nicolas Joly<br />
Clos de la Coulée de Serrant<br />
Château de la Roche aux Moines<br />
49170 Savennières<br />
Telefon: +33 (0)2 41 72 22 32<br />
www.coulee-de-serrant.com<br />
verursacht werden.<br />
Die Weinkeller von Nicolas Joly<br />
sind nur einige hundert Meter von<br />
den Ruinen der alten Burg « La Roche<br />
aux Moines » entfernt. Um die<br />
Burg lieferten sich am 12. Juli 1214<br />
englische und französische Truppen<br />
eine große Schlacht, aus der die Franzosen<br />
als Sieger hervorgingen. Kurz<br />
darauf triumphierten die Kapetinger<br />
endgültig über die Plantagenets aus<br />
England. Der Weinberg neben der<br />
Burg wurde bereits 1130 von den Zisterziensern<br />
angelegt, die Weinlese<br />
von 2009 war damit schon die 879.<br />
in Folge. Die Familie von Nicolas<br />
Joly besitzt und bewirtschaftet das<br />
Gut seit 1962. Aber ungeachtet der<br />
langen Tradition des Weinanbaus auf<br />
dem Gelände stellt Joly seine eigenen<br />
Überlegungen zum Weinbau an. Bei<br />
meinem letzten Besuch hat er mir das<br />
ausführlich erklärt:<br />
Das, was die Zypresse Zeit ihres<br />
Lebens tut, nämlich all ihre Kraft<br />
einzusetzen, um in die Höhe und<br />
gegen die Erdanziehungskraft anzuwachsen,<br />
das tut in umgekehrter Weise auch der Wein.<br />
Er dringt mit seinen Wurzeln so tief es irgend geht in<br />
den Boden, wie undurchdringlich und felsig er auch sein<br />
mag. Dabei kommt der Weinrebe zugute, dass sie ziemlich<br />
anspruchslos ist, was den Nährstoffgehalt des Bodens<br />
betrifft. Man findet ihre Wurzeln bis zu einer Tiefe von<br />
30 oder 40 Metern, manchmal sogar noch tiefer. Selbst<br />
in Felsen genügt eine winzige Ritze, dass der Wein darin<br />
wurzelt und gedeiht. Aber trotz dieser<br />
erstaunlichen Kräfte im Boden ist<br />
die Weinrebe doch nicht imstande,<br />
von sich aus von der Erdoberfläche<br />
der Sonne entgegen zu wachsen, sie<br />
benötigt immer ein Hilfsmittel, an<br />
dem sie sich aufrichten kann.<br />
Sieht man aber, wie die Weinrebe<br />
im Frühjahr beinahe maßlos neue<br />
Triebe bildet und sich der Sonne entgegenstreckt,<br />
wird klar, wie groß trotz<br />
aller Erdverbundenheit ihre Vorliebe<br />
auch für die Sonne ist. Man könnte<br />
sagen, die Weinrebe ist irgendwie der<br />
Prototyp der Pflanzen auf der Erde,<br />
meint Nicolas. Sie ist diejenige, die<br />
sich am besten mit der Erdanziehung<br />
arrangiert und trotzdem den Kontakt<br />
zur Sonne nicht verliert.<br />
Die Blüten der Weinrebe sind ganz<br />
tief im Blätterwerk versteckt und oft<br />
zur Erde gewandt, während die Blüten<br />
anderer Pflanzen meistens weit<br />
nach außen zeigen und mit Abstand<br />
zu den Blättern blühen. Die Weinrebe<br />
ihrerseits scheint zu sehr von der Erde<br />
angezogen zu sein, um in dieser Weise<br />
blühen zu können. Joly glaubt, dass<br />
man das nicht falsch verstehen sollte.<br />
Obwohl sie so klein und versteckt sind, verströmen die<br />
Blüten der Weinrebe doch einen intensiven Geruch, den<br />
man im Umkreis von einigen Metern riecht. Gefangener<br />
des Bodens zu sein, heißt noch lange nicht, den Bezug zur<br />
AUF DEM WEG IN DEN SÜDEN<br />
Restaurants und Hotel von Michel Chabran<br />
Chabran Hôtel et Restaurant<br />
29, avenue du 45ème Parallèle<br />
R.N. 7<br />
<strong>26</strong>600 Pont-de-l‘Isère<br />
Telefon: +33 (0)4 75 84 60 09<br />
Bistrot des Clercs Restaurant<br />
48, Grande Rue<br />
<strong>26</strong>000 Valence<br />
Telefon: +33 (0)4 75 55 55 15<br />
www.chabran.com<br />
Brasserie Le Quai Restaurant<br />
17, rue Joseph Péala<br />
<strong>26</strong>600 Tain L‘Hermitage<br />
Telefon: +33 (0)4 75 07 05 90
Art de Vivre Wein<br />
Bilder von der Weinlese 2009. Der Mann<br />
mit rotem Hemd ist Nicolas Joly.<br />
licht- und sonnenvollen Oberfläche verloren zu haben. Im<br />
Gegenteil, es scheint fast so, als produziere diese extreme<br />
Anhaftung im Boden einen umso größeren Drang, zum<br />
Licht zu gelangen.<br />
Es ist nach Nicolas Meinung diese untypische Eigenart,<br />
die es dem Wein erlaubt, ein solch nobles und komplexes<br />
Produkt zu liefern, wie der Wein eines ist. Wagen<br />
wir es also, uns einmal eine Frage zu stellen, die an den<br />
herkömmlichen Winzerschulen bisher noch nie aufgeworfen<br />
wurde: Sollte man als Winzer der Weinrebe wirklich<br />
helfen, ihr Gefängnis des Bodens zu verlassen und sie<br />
darin unterstützen, in die Höhe zu wachsen? Sind die<br />
Praxis des Hochbindens der Weinrebe an Kletterstöcken<br />
und das regelmäßige Beschneiden wirklich sinnvoll? Oder<br />
sollte man im Gegenteil die ursprüngliche Kraft der Natur<br />
unterstützen oder sogar verstärken, indem man die Pflanze<br />
zwar an den Weinstock bindet, aber nicht beschneidet<br />
und die Triebe sich der Erde zuneigen lässt, sodass sie am<br />
Ende bis auf den Boden hängen? Würde das der Weinrebe<br />
nicht noch mehr Kraft und Stärke geben, um zu gedeihen?<br />
Wie weit wollen wir denn noch in die Natur der Weinrebe<br />
eingreifen? Ein guter Winzer muss verschiedene Faktoren<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
erücksichtigen: das Alter der Weinreben, den Gehalt des<br />
Bodens, die Ausrichtung der Hänge des Weinberges zur<br />
Sonne, die Winde und die Feuchtigkeit, die geografische<br />
Lage. Aber diese Fragen werden nach Nicolas Jolys Meinung<br />
völlig ignoriert, weil sie möglicherweise die Quantität<br />
der Ernte begrenzen.<br />
Jeder Pflanze wurden von der Natur die ihr eigenen<br />
Kräfte mitgegeben, um ihr Lebensglück zu finden. Wie<br />
sehr hat der Mensch in den vergangenen Jahrhunderten<br />
jene ursprünglichen Kräfte der Natur, diese ihre wertvollen<br />
Schätze, geschwächt – wenn auch aus Unwissenheit?<br />
Das ist eine Schlüsselfrage. Sollte das nicht der Inhalt<br />
wirklicher landwirtschaftlicher Bildung sein? Würde<br />
man den Schülern durch solch ein breiteres Wissen nicht<br />
Kreativität und Freiheit geben? Wäre das nicht viel besser,<br />
als das Herunterbeten von Rezepten oder das Einimpfen<br />
eines mechanischen Wissens, das ein Unverständnis für<br />
die Pflanzen erzeugt, und das schnurstracks in die Abhängigkeit<br />
von staatlichen Subventionen führt?<br />
Von diesem Gespräch im letzten Herbst, als die Tage<br />
neblig und gleichzeitig sonnendurchstrahlt waren, habe<br />
ich mir ein großartiges Gefühl von einem natürlichen<br />
Gleichgewicht bewahrt, von Schönheit, Licht und Stille.<br />
Die Ufer der Loire im Anjou glitzerten in Anmut. Zwar<br />
sah ich die bretonischen Ouessant-Schafe nicht, die sonst<br />
zwischen den Weinstöcken frei herumlaufen und das Unkraut<br />
fressen, und auch keine Schottlandrinder, die den<br />
Boden mit ihrem Dung aufwerten. Nicht einmal die Hühner,<br />
die sich von den Schnecken und Raupen ernähren,<br />
waren zu sehen. Diese Tiere, die sonst im Einklang mit<br />
der Natur zwischen den Weinstöcken leben, hatten wegen<br />
der Weinlese Urlaub am Tage meines Besuches. Was ich<br />
aber sah, war anstatt des Pferdes, das normalerweise bei<br />
der Weinlese die Erntemaschine durch die Rebenreihen<br />
zieht, eine motorgetriebene Maschine. Das wunderte dann<br />
doch. Aber ich wurde beruhigt. Das Pferd war nicht etwa<br />
in Rente geschickt worden, es hatte nur einen zusätzlichen<br />
« freien Tag » bekommen.<br />
Den Abend beschlossen Nicolas und ich mit stundenlangen<br />
Gesprächen, in denen wir uns aus unserem<br />
Leben erzählten. Der Winzer und Vorreiter in Sachen<br />
biologisch-dynamischer Landbau, diplomiert von mehreren<br />
Universitäten (Handelsschule Paris, MBA von der<br />
Columbia University New York), der sechs Jahre lang als<br />
Banker gearbeitet hatte, und ich, der Journalist, neugierig<br />
auf alles, was in der weiten Welt vor sich geht, saßen einander<br />
gegenüber und lernten sich kennen und verstehen.<br />
Der Savennières, den wir dazu tranken, war natürlich<br />
erstklassig. Schade für den Händler aus Tours, dass er sich<br />
solche Tropfen entgehen lässt.<br />
Château de<br />
Chenonceau<br />
iPod-Video<br />
Feinschmecker-<br />
Restaurant<br />
Gartenanlagen Heckenlabyrinth Blumenarrangements<br />
Wachsfigurenkabinett<br />
Nachtspaziergänge<br />
Neue Museumsboutique<br />
Das Château de Chenonceau ist für Sie an jedem Tag im Jahr geöffnet<br />
www.chenonceau.com
Art de vivre Chantals Rezept<br />
«<br />
Zu Ostern wird in vielen französischen Familien<br />
traditionell Lamm gegessen. Hier mein<br />
einfaches Rezept für einen im Ofen geschmorten<br />
Lammbraten. Zu diesem köstlichen Gericht<br />
servieren wir in unserer Familie immer<br />
Flageolet-Bohnen, aber natürlich eignen sich<br />
auch andere Gemüsesorten. Bon Appétit!»<br />
Epaule d’agneau<br />
rôtie au four<br />
Für 4-6 Personen • Vorbereitungszeit: 10 min<br />
Zubereitungszeit: 40 min<br />
86 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Zutaten<br />
1 - 1,2 kg Lammschulter (mit Knochen)<br />
2 Dosen Flageolet-Bohnen (Abtropfgewicht je ca. 250g)<br />
200 ml Olivenöl<br />
50 g Butter<br />
1 Knoblauchknolle<br />
frische Thymianzweige<br />
frische Petersilie, gehackt<br />
Salz und Pfeffer aus der Mühle<br />
Zubereitung<br />
• Den Ofen auf 240 Grad aufheizen.<br />
• Zwei Knoblauchzehen enthäuten und zerdrücken. Mit 30 g<br />
der Butter den Knoblauch kräftig mit der Hand vermischen,<br />
dann die Masse gründlich in die Ober- und Unterseite der<br />
Lammschulter einreiben.<br />
• Die Lammschulter in eine Kasserole legen und mit dem Olivenöl<br />
begießen. Die übrigen Knoblauchzehen ungeschält halbieren<br />
und dazugeben. Vom Thymianzweig die Nadeln lösen und das<br />
Lamm damit bestreuen.<br />
• Den Braten in den Ofen stellen und 30 bis 40 Minuten garen<br />
lassen, um ein rosiges Fleisch zu erhalten. Die restliche Butter<br />
salzen und pfeffern und nach 10 Minuten auf dem Braten<br />
verteilen, danach den Braten von Zeit zu Zeit mit seinem Sud<br />
begießen. Bei Bedarf mit etwas Wasser ablöschen.<br />
• Die Bohnen aus der Dose in ein Sieb schütten und unter<br />
fließendem Wasser abspülen. Dann pfeffern und salzen. Eine<br />
Zehe Knoblauch enthäuten, in feine Streifen schneiden und<br />
dazugeben. Mit etwas Wasser vorsichtig erhitzen.<br />
• Am Ende der Garzeit die Lammschulter aus dem Ofen nehmen,<br />
mit etwas kaltem Wasser ablöschen, auf eine Servierplatte<br />
legen und ruhen lassen. Den Bratensud auf hoher Flamme<br />
kräftig aufkochen, durchsieben und in eine Sauciere füllen. Die<br />
weißen Bohnen mit der gehackten Petersilie bestreuen und mit<br />
der Lammschulter servieren.<br />
Tipp<br />
• Die Bohnen aus der Dose sind bereits gegart und müssen nicht<br />
gekocht werden. Wunderbar schmecken sie, wenn man beim<br />
Erhitzen einen Esslöffel vom Bratensud dazugibt. Flageolet-<br />
Bohnen sind in Deutschland schwer zu bekommen, genauso<br />
gut eignen sich auch weiße Bohnen.<br />
• Das Lammfleisch niemals mit Knoblauchzehen spicken. Das<br />
Fleisch nimmt das Aroma des Knoblauchs auch so auf und es<br />
verliert dann keinen Saft.<br />
Weinempfehlung<br />
• Zur Lammschulter trinkt man am besten einen kräftigen<br />
Rotwein, einen Cornas, Cahors oder alten Burgunder, zum<br />
Beispiel einen Pommard.<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 87
Art de Vivre Gastronomie<br />
Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (1)<br />
Die Brasserien und<br />
Restaurants der Stars<br />
Gewöhnlich sucht man ein Restaurant<br />
nach seinem Speiseangebot, Einrichtungsstil,<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis oder seiner Lage<br />
aus. Doch in Paris gibt es ein weiteres Auswahlkriterium,<br />
so man will: Die Frage, welche<br />
Stars man gerne treffen möchte. Eine kleine<br />
repräsentative Auswahl, die keinen Anspruch<br />
auf Vollständigkeit erhebt.<br />
Zu den Klassikern der Pariser Intellektuellen- und<br />
Schriftstellerszene, das zudem in jedem Reiseführer<br />
aufgeführt wird, zählt das Ca f é d e Fl o r e am Boulevard<br />
Saint-Germain im 6. Arrondissement. Einen ähnlichen<br />
Status besitzen auch die Brasserie Lipp und Les Deux<br />
Magots in der Nachbarschaft. In allen drei Etablissements<br />
treffen berühmte Autoren und Medienschaffende mit neugierigen<br />
Besuchern zusammen und dies bis heute – trotz<br />
allem Touristenrummel.<br />
Das Café de Flore, das die Kenner einfach nur Le Flore<br />
nennen, kann dabei auf eine lange Tradition zurückblicken.<br />
Denn seit seiner Gründung 1887 ist es ein Treffpunkt für<br />
Künstler und Literaten. Guillaume Apollinaire frequentierte<br />
das Café ab circa 1913. Albert Camus gehörte ebenfalls<br />
zu den illustren Gästen. Er gab einem Kellner, der mit<br />
ihm immer über die Philosophie redete, den Spitznamen<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
« Descartes ». Auch Pablo Picasso kam<br />
ins Flore, schließlich liegt es nicht weit<br />
von Montparnasse entfernt, wo er malte.<br />
Serge Gainsbourg trank hier gerne<br />
einen doppelten Pastis, den er « 102 »<br />
nannte (ein einfacher Pastis wird in<br />
Frankreich gerne als un 51 bestellt, da<br />
eine bekannte Pastis-Marke so heißt).<br />
Während des Zweiten Weltkrieges<br />
machte ein berühmtes Paar aus dem<br />
Café de Flore sogar sein « Wohnzimmer<br />
»: Simone de Beauvoir und<br />
Jean-Paul Sartre. « Wir haben uns im<br />
Flore gut eingerichtet », schrieb Sartre<br />
später dazu. « Von morgens 9.00<br />
Uhr bis mittags arbeiteten wir dort.<br />
Dann gingen wir mittagessen. Gegen<br />
14.00 Uhr kamen wir zurück und<br />
trafen uns dann bis abends 20.00 Uhr<br />
mit Freunden. Nach dem Abendessen<br />
empfingen wir Gäste, mit denen wir<br />
uns verabredet hatten. Es mag merkwürdig<br />
klingen, aber im Flore fühlten<br />
wir uns zu Hause. » Während der<br />
deutschen Besatzung war das Café ein<br />
kleiner Hafen der Freiheit. Jacques<br />
Prévert und seine Anhänger, die Sartres,<br />
Kommunisten mit Marguerite<br />
Duras an der Spitze, sie alle sorgten<br />
für diese besondere Atmosphäre, die<br />
für die damalige Zeit äußerst ungewöhnlich<br />
war. Deutsche Soldaten traf<br />
man während dieser schwierigen Zeit<br />
dort jedenfalls nicht an.<br />
Bis in die Gegenwart kommen<br />
Künstler, Intellektuelle und Schriftsteller<br />
gerne ins Café de Flore, aber<br />
auch Politiker und Journalisten, und<br />
natürlich viele Touristen. Es ist ein<br />
Ort des Sehens und Gesehenwerdens.<br />
Catherine Deneuve schaut bis<br />
heute regelmäßig mit ihrer Tochter<br />
Chiara Mastroianni vorbei, da sie in<br />
der Nähe des Cafés wohnt. Genauso<br />
die Sängerin Juliette Gréco oder die<br />
Schauspielerin Isabelle Huppert. Das<br />
Café de Flore ist auch ein typischer<br />
Ort, an dem Autoren Journalisten<br />
Interviewtermine geben. Schließlich<br />
haben noch diverse Verlage ihren Sitz<br />
in Saint-Germain-des-Prés. Zu den<br />
Stammgästen zählen auch die Modeschöpferin<br />
Sonia Rykiel sowie ihre<br />
Café de Flore<br />
Tochter Nathalie. Jeden Mittag hält<br />
man bis 13.30 Uhr einen Tisch für sie<br />
frei. An vielen Tagen macht sie davon<br />
Gebrauch. Auch die Drehbuchautorin<br />
und Regisseurin Danièle Thompson<br />
und ihr Mann besitzen dieses Privileg.<br />
Albert Koski kommt dagegen immer<br />
am Wochenende zum Brunch hierher.<br />
Natürlich ist der Name des Cafés<br />
nicht nur in Paris ein Begriff. Auch<br />
ausländische Stars finden den Weg<br />
an den Boulevard Saint-Germain,<br />
wenn sie an der Seine zu Besuch sind.<br />
Sharon Stone genießt regelmäßig ein<br />
Glas Champagner im Flore, Robert<br />
de Niro beobachtet aus dem Café<br />
heraus gerne die flanierenden Passanten<br />
auf dem Bürgersteig und Francis<br />
Ford Coppola hat in einem Interview<br />
erklärt, sein Traum wäre es, in Saint-<br />
Germain-des-Prés zu leben, um jeden<br />
Morgen im Café de Flore frühstücken<br />
zu können.<br />
Doch trotz des ganzen Rummels<br />
und der Bekanntheit des Cafés geht<br />
es in seinen Räumen sehr gesittet<br />
zu. Berühmte Persönlichkeiten<br />
werden meist in Ruhe gelassen, nur<br />
manchmal fragen Fans nach einem<br />
Autogramm. Die Bedienung verhält<br />
sich ohnehin sehr diskret. Manche<br />
Stars bevorzugen allerdings die erste<br />
Etage des Cafés, die etwas mehr Privatsphäre<br />
erlaubt als die Tische im<br />
Erdgeschoss mit den großen Fenstern<br />
zur Straße oder die Plätze draußen<br />
vor dem Café.<br />
Vom Dekor her fühlt man sich<br />
im Café de Flore der Tradition verpflichtet.<br />
Das Ambiente ist typisch<br />
pariserisch. Und natürlich hat der<br />
Besuch des Flore auch seinen Preis.<br />
Ein Espresso für 4,10 Euro oder eine<br />
Cola für 5,60 Euro sind nicht gerade<br />
billig. Aber auch das gehört zum Ruf<br />
des Cafés.<br />
Ein von seiner Art her ganz anderes<br />
VIP-Restaurant befindet sich<br />
auf der anderen Seite der Seine, dem<br />
rive droite: Le Fo u q u e t ’s. Auf den<br />
Champs-Elysées gelegen, ist es ebenfalls<br />
ein Lieblingsort der Stars und<br />
Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 89
Art de Vivre Gastronomie<br />
Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (1)<br />
Le Fouquet's<br />
Die Pariser und ihre Bistros<br />
nicht weniger berühmt als das Café<br />
de Flore. Die Ursprünge des Fouquet’s<br />
reichen auch weit zurück, und zwar bis<br />
zum Jahre 1899. Vor allem Schauspieler<br />
kamen und kommen gerne hierher,<br />
da viele Filmproduktionsfirmen ihren<br />
Sitz in der Umgebung haben. Allerdings<br />
zieht dieses Restaurant ein ganz<br />
anderes Klientel an. Der Unterschied<br />
zum Café de Flore liegt im Selbstverständnis<br />
der Gäste. Wer ins Fouquet’s<br />
kommt, hat den gesellschaftlichen<br />
Aufstieg geschafft und möchte dies<br />
auch nach außen demonstrieren. Man<br />
muss nur ein paar Minuten vor dem<br />
Eingang des Restaurants warten und<br />
beobachten, welche Autos von den<br />
Mitarbeitern des Valet Parking entgegengenommen<br />
werden: Mercedes,<br />
Porsche und Ferrari gehören hier zum<br />
guten Ton.<br />
Dies spiegelt sich natürlich auch<br />
in den Preisen wider. Nicht jeder<br />
kann sich ein Essen im Fouquet’s<br />
erlauben. Es gibt aber auch einen<br />
Brasseriebereich, der für Normalsterbliche<br />
erschwinglicher ist. Nicht<br />
wenige Touristen und Einheimische<br />
kommen hierher, um bei einem Kaffee<br />
Sage mir, wo Du ausgehst, und ich sage Dir, wer Du bist. So könnte man kurz das<br />
Verhältnis der Pariser zu ihrem Lieblingsbistro oder -restaurant zusammenfassen. In<br />
der Seine-Metropole misst man der Wahl des Etablissements eine ganz besondere<br />
Bedeutung bei. So haben viele Berufs gruppen ihre eigenen Lokale, die sie gerne<br />
frequentieren. Es gibt Brasserien, in denen man vor allem Rechtsanwälte antrifft, andere,<br />
wo sich die Journalisten wohlfühlen, und wiederum andere, die gerne von Politikern<br />
besucht werden. Die Liste ließe sich fortführen. Wer beim Ausgehen seinesgleichen<br />
sucht, muss also die unsicht baren Codes eines Etablissements kennen.<br />
Außerdem gibt es in Paris natürlich Rest au rants, die gerade besonders angesagt sind,<br />
bevor die Szene ins nächste Etablissement weiterzieht. Darin besteht kein Unterschied<br />
zu anderen Weltstädten. Eine wichtige Rolle, vielleicht sogar eine wichtigere als in<br />
anderen Städten, spielen in der französischen Hauptstadt aber auch die Bistros « um<br />
die Ecke ». Denn es sind nicht nur Orte, an denen man speist, sondern wo auch soziale<br />
Kontakte geknüpft und gepflegt werden. Die Pariser gehen gerne in « ihr » Lokal, um<br />
am Tresen schnell einen Kaffee zu trinken und mit dem Inhaber zu diskutieren oder an<br />
einem der Tische vor dem Bistro ihre Zeitung zu lesen. Die Brasserien und Bistros sind<br />
aus dem gesellschaftlichen Leben der Weltstadt nicht wegzudenken. Dies ist vielleicht<br />
auch ein Grund dafür, warum die Franzosen so sehr an ihren gastronomischen<br />
Einrichtungen hängen.<br />
oder Glas Wein für einen Moment in<br />
die Welt des internationalen Jetsets<br />
einzutauchen.<br />
Zum Image des Fouquet’s passt<br />
auch eine Geschichte, die sich 2007<br />
ereignete, genauer gesagt am 6. Mai<br />
2007, am Abend der zweiten Runde<br />
der Präsidentschaftswahl. Denn<br />
kurz nachdem das Ergebnis bekannt<br />
geworden war, machte sich Nicolas<br />
Sarkozy mit seiner Familie und<br />
Freunden auf den Weg in Richtung<br />
Champs-Elysées, um – zum Erstaunen<br />
der Franzosen – als erste Handlung<br />
als neuer Präsident im Fouquet’s<br />
zu speisen. Dies war für viele Bürger<br />
der Anfang einer Präsidentschaft, in<br />
der Geld kein Tabu mehr ist und die<br />
gerne mit dem Adjektiv bling-bling<br />
beschrieben wird. Mit bling-bling<br />
meint man im Französischen einen<br />
protzigen Hang zur Selbstdarstellung,<br />
wie er vielen Neureichen<br />
unterstellt wird. Sogar ein Buch<br />
ist im Anschluss an diesen Abend<br />
erschienen. Sein Titel lautet: « La<br />
nuit du Fouquet’s » (dt. Die Nacht im<br />
Fouquet’s). Darin findet man unter<br />
anderem eine Liste aller Freunde,<br />
die an jenem Abend anwesend waren,<br />
darunter große Namen der Finanzwelt,<br />
Stars wie Johnny Hallyday<br />
und Christian Clavier sowie andere<br />
superreiche Landsleute.<br />
Die Pariser Restaurants der Stars<br />
sind aber nicht zwingend große Etablissements.<br />
Manchmal kann ein<br />
Bistro unerwartet zu einer Institution<br />
werden. So im Juni 2009, als sich<br />
Präsident Barack Obama bei seinem<br />
Staatsbesuch aus Anlass des 65. Jubiläums<br />
der Landung der Alliierten in<br />
der Normandie nach einem Besuch<br />
der Kathedrale Notre-Dame spontan<br />
– was den Sicherheitsleuten durchaus<br />
Bauchschmerzen bereitete – mit seiner<br />
Frau und seinen beiden Töchtern<br />
auf den Weg in Richtung Eiffelturm<br />
machte, um dort in dem Lokal La<br />
Fo n t a i n e d e Ma r s einzukehren, eine<br />
kleine Brasserie unweit des Pariser<br />
Wahrzeichens mit typischen Speisen<br />
aus Frankreichs Südwesten, die schon<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
La Fontaine de Mars<br />
Le Café de Flore<br />
172, boulevard Saint-Germain<br />
75006 Paris<br />
Abendessen ca. 25 – 45 Euro,<br />
Cocktail ca. 13 Euro<br />
Les Deux Magots<br />
6, place Saint-Germain-des-Prés<br />
75006 Paris<br />
Abendessen ca. 35 – 50 Euro,<br />
Frühstück ca. 18 Euro<br />
Brasserie Lipp<br />
151, boulevard Saint-Germain<br />
75006 Paris<br />
Abendessen ca. 38 – 60 Euro<br />
Le Fouquet’s<br />
99, avenue des Champs-Elysées<br />
75008 Paris<br />
Abendessen ca. 66 – 128 Euro<br />
La Fontaine de Mars<br />
129, rue Saint-Dominique<br />
75007 Paris<br />
Abendessen ca. 50 – 65 Euro<br />
Ante Prima<br />
137, rue du Faubourg Saint-Honoré<br />
75008 Paris<br />
Abendessen ca. 40 Euro, Menü 72 Euro<br />
18 .<br />
17.<br />
19.<br />
8. 9. 10 .<br />
4 6<br />
16 . 1. 2. 3.<br />
20.<br />
5 4. 11.<br />
7. 1 3<br />
2<br />
6. 5.<br />
15.<br />
12 .<br />
14. 13 .<br />
über 100 Jahre lang existiert und gerne<br />
vom Personal der US-amerikanischen<br />
Botschaft frequentiert wird.<br />
Ein Vorkoster des amerikanischen<br />
Geheimdienstes probierte Obamas<br />
Essen, bevor die Präsidentenfamilie<br />
die französischen Spezialitäten<br />
genießen durfte. Der Präsident soll<br />
übrigens keinen Wein, sondern lediglich<br />
Wasser getrunken haben. Die<br />
Rechnung in Höhe von rund 300<br />
Euro beglich das Staatsoberhaupt am<br />
Ende höchstpersönlich. Viel wichtiger<br />
als diese Einnahme war für die<br />
kleine Brasserie aber die Reputation,<br />
die es durch diese präsidiale Stippvisite<br />
gewonnen hat. Seit dem Besuch<br />
der Präsidentenfamilie kommen viele<br />
neue Kunden, in der Hoffnung, dass<br />
demnächst mal wieder ein Star vorbeischaut.<br />
Im Fontaine de Mars will<br />
man aber trotz der neuen Berühmtheit<br />
seinen alten Werten treu bleiben<br />
und sich auch zukünftig in Bescheidenheit<br />
üben.<br />
In Paris gibt es aber nicht nur Restaurants,<br />
die von Stars frequentiert,<br />
sondern auch solche, die von ihnen<br />
betrieben werden. So zum Beispiel das<br />
An t e Pr i m a mit italienischer Küche,<br />
das dem Filmproduzenten und -regisseur<br />
Luc Besson gehört. Als Eigentümer<br />
eines herrschaftlichen Stadtpalais<br />
unweit der Champs-Elysées, in<br />
dem sich auch seine Büros befinden,<br />
hat er eine « Kantine » eröffnet, in<br />
der seine Mitarbeiter und Freunde,<br />
aber auch Fremde speisen können.<br />
Alles soll möglichst einfach sein. Das<br />
Speisenangebot besteht vor allem aus<br />
Pastagerichten. Es geht nicht um<br />
Haute Cuisine oder edle Weine im<br />
Ante Prima, dafür findet man dort<br />
die familiäre Atmosphäre einer typischen<br />
italienischen Trattoria vor. Nur<br />
die Rechnung am Ende einer Mahlzeit<br />
erinnert – gerade in Hinblick auf<br />
das Konzept und das Speisenangebot<br />
– schmerzlich daran, dass man auch<br />
im Ante Prima in einem Restaurant<br />
der Stars ist. Es hat eben seinen Preis,<br />
dem berühmten Eigentümer mit ein<br />
bisschen Glück vielleicht über den<br />
Weg zu laufen.<br />
In der Nächsten Ausgabe: Restaurants mit Ausblick<br />
Design und Wellness<br />
in perfekter Allianz<br />
machen aus Ihrem Aufenthalt<br />
in dem berühmten burgunder Winzerort<br />
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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 91
Frankreich praktisch<br />
Was ist eine Region?<br />
Die Regionen sind in<br />
Frankreich – natürlich<br />
unterhalb des Gesamtstaates<br />
– die oberste Ebene der<br />
Gebietskörperschaften.<br />
Sie sind damit vom Status<br />
oberhalb der Departements<br />
angesiedelt. Frankreich<br />
ist insgesamt in 22<br />
Regionen unterteilt. Hinzu<br />
kommen vier Regionen<br />
für die Überseegebiete<br />
(La Réunion, Martinique,<br />
Guadeloupe, Französisch-<br />
Guayana). Die größte<br />
Region ist Aquitanien mit<br />
41.309, die kleinste Martinique<br />
mit 1.128 Quadratkilometern.<br />
Wie wird eine<br />
Region regiert?<br />
Frankreichs Regionen<br />
Am 14. und 21. <strong>März</strong> <strong>2010</strong> finden die beiden Runden der französischen Regionalwahlen<br />
statt. Ein guter Anlass, sich ein wenig genauer für das Konstrukt der<br />
französischen Regionen zu interessieren.<br />
Bretagne<br />
Guadeloupe<br />
Martinique<br />
Guyane<br />
La Réunion<br />
Basse-<br />
Normandie<br />
Poitou-<br />
Charentes<br />
Aquitaine<br />
Nord-Pasde-Calais<br />
Haute-<br />
Normandie<br />
Jede Region hat einen<br />
Conseil Régional (Regionalrat). Seine Mitglieder, die<br />
Conseillers Régionaux (Regionalräte), werden vom Volk für<br />
sechs Jahre gewählt. An der Spitze des Conseil Régional<br />
steht ein Präsident, der wiederum von den Conseillers Régionaux<br />
aus den eigenen Reihen gewählt wird.<br />
Centre<br />
Picardie<br />
Pays-dela-Loire<br />
Ile-de-France<br />
Lorraine<br />
Champagne-<br />
Ardenne<br />
Alsace<br />
Limousin Auvergne<br />
Midi-Pyrénées<br />
Languedoc-<br />
Roussillon<br />
Bourgogne<br />
Franche-<br />
Comté<br />
Rhône-Alpes<br />
Provence-Alpes-<br />
Côte d’Azur<br />
Corse<br />
In einem Zentralstaat wie Frankreich haben die Regionen<br />
keine eigene Gesetzgebungskompetenz. Obwohl sie mit<br />
dem Conseil Régional eine Art Parlament besitzen, können<br />
die Region keine eigenen Gesetze verabschieden, sondern<br />
sind der nationalen Legislative unterworfen. Dagegen verfügen<br />
die Regionen über eine gewisse finanzielle Autonomie.<br />
Dafür erhalten sie einen Teil der landesweiten Steuern<br />
und besitzen ein Budget aus regionalen Steuern. 2008 (neuere<br />
Zahlen sind noch nicht offiziell kommuniziert) haben<br />
Frankreichs Regionen (außer den Überseegebieten) insgesamt<br />
22,1 Milliarden Euro ausgegeben.<br />
Außerdem besitzen die Regionen weitreichende Kompetenzen<br />
in den folgenden<br />
Bereichen:<br />
1. Wirtschaftliche Entwicklung:<br />
Die Regionen<br />
koordinieren auf ihrem<br />
Territorium alle Aktionen,<br />
die der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung<br />
dienen.<br />
2. Infrastruktur: Den Regi<br />
onen obliegt die Verant<br />
wortung für viele<br />
wichtige Infrastruk turmaß<br />
nahmen auf ihrem<br />
Terri torium, unter anderem<br />
für den Schienen<br />
verkehr (außer Ilede-France),<br />
aber auch<br />
für den Unter halt von<br />
Straßen etc.<br />
3. Aus-/Weiterbildung und<br />
Kultur: Die Regionen<br />
bauen und unterhalten<br />
beispielsweise die Gymnasien<br />
oder tragen einen<br />
signifikanten Teil der<br />
Kos ten für die Universitäten.<br />
4. Gesundheit: Die Regionen sind zum Beispiel zuständig<br />
für Impfaktionen oder die Prävention bestimmter<br />
Krankheiten.<br />
Wozu dient eine Region?<br />
Welche Zukunft für die Regionen?<br />
Hinsichtlich ihrer Rolle und Autonomie lässt sich in den<br />
letzten Jahren die Tendenz feststellen, dass der Staat den<br />
Regionen immer mehr Kompetenzen übertragen hat. Dies<br />
stärkt die politische Bedeutung der Regionen, bedeutet aber<br />
auch immer neue finanzielle Verpflichtungen. Außerdem<br />
könnten große Änderungen 2014 ins Haus stehen. Für das<br />
Jahr plant Nicolas Sarkozy zurzeit, dass die Conseillers<br />
Régionaux (Regionalräte) durch Conseillers Territoriaux<br />
(Territorialräte) ersetzt werden. Dahinter steht aber nicht<br />
nur eine Umbenennung, sondern eine umfassende Neuordnung<br />
der Kompetenzen zwischen den Regionen und den<br />
Departements.<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Arte-Programm<br />
Montag, 01.03.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />
Musica: Die Kunst des Frédéric Chopin<br />
Dokumentation<br />
Der französische Regisseur Gérard Caillat lädt ein zu einer Reise<br />
durch das Leben und das Werk des Mannes, der die Musikgeschichte<br />
und insbesondere die des Klaviers nachhaltig geprägt hat: Frédéric<br />
Chopin. Legendäre Chopin-Interpreten erzählen aus dem Leben des<br />
Komponisten und interpretieren seine Werke. ARTE feiert den 200.<br />
Geburtstag des romantischen Musikgenies Frédéric Chopin außerdem<br />
mit Konzerten der Extraklasse.<br />
Sonntag, 07.03.<strong>2010</strong>, 19.15 Uhr<br />
Maestro: Rafal Blechacz spielt Chopin<br />
Konzert<br />
Der junge polnische Pianist Rafal Blechacz ist seit seinem<br />
Triumph beim Chopin-Wettbewerb 2005, wo er alle fünf Preise<br />
auf einmal errang, ein international gefragter Solist. ARTE zeigt<br />
ein umjubeltes Konzert, das Blechacz im vergangenen Herbst in<br />
der Hamburger Laeiszhalle gab. Höhepunkt des Konzertes: Die<br />
Polonaise-Fantasie As-Dur op. 61, eine Herausforderung für jeden<br />
Pianisten.<br />
Montag, 15.03.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />
Die Wahrheit<br />
Spielfilm, Frankreich/Italien 1960<br />
Die 21-jährige Dominique steht unter Mordanklage vor Gericht. In<br />
einer demütigenden Verhandlung urteilen ausschließlich Männer über<br />
Dominique, von denen die meisten sie schon aufgrund ihres unbekümmerten<br />
Umgangs mit bürgerlichen Moralvorstellungen für schuldig<br />
halten. Ein Film mit u.a. Brigitte Bardot, Marie-Jose Nat, Sami Frey<br />
innerhalb einer Schwerpunktreihe zu Georges-Henry Clouzot.<br />
Sonntag, 11.04.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />
Catherine Deneuve<br />
Themenabend<br />
Seit über 40 Jahren ist Catherine Deneuve der Star des französischen<br />
Kinos. Ihre Filme wählte sie nicht nach den Rollenangeboten,<br />
sondern nach den Regisseuren aus. Von Jacques Demy bis André Téchiné,<br />
von Philippe Garrel bis Lars von Triers, von François Truffaut<br />
bis Arnaud Desplechin, mit Präsenz und unbestechlichem Engagement<br />
hat sie Kinogeschichte geschrieben. Ein Film von Anne Andreu<br />
zeigt die Rolle der Schauspielerin heute und macht deutlich, bis zu<br />
welchem Maße sie das Filmschaffen immer wieder vorangetrieben<br />
und geprägt hat.<br />
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Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong> · 93
Leserbriefe · Impressum<br />
Ihre Favoriten 2009<br />
Im letzten Heft hatten wir Sie<br />
gebeten, uns Ihre Fa vo riten<br />
aus 2009 zu ver raten. Wir<br />
bedanken uns für die zahlreichen<br />
Ein sen dun gen und<br />
gratulieren den Ge winnern<br />
der Verlosung:<br />
Anja Hergarten, Bochum<br />
Ute Herrmann, Velden<br />
Bestes Titelblatt 2009<br />
1. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />
2. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />
3. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />
Bestes Heft 2009<br />
1. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />
Leserbriefe<br />
Bei jeder Neuerscheinung Ihres trefflichen<br />
Heftes, « stürze » ich mich jedes<br />
Mal zuerst auf den Kulturschock. Ich<br />
mag sehr die sympathische Offenheit,<br />
in der nationale Unterschiede immer<br />
mit humorvollem Augenzwinkern beschrieben<br />
werden. Der Artikel aus Heft<br />
<strong>Nr</strong>. 24 (Weihnachtsplätzchen) hat mich<br />
nun ganz und gar in Rührung versetzt<br />
und vollends mein Herz erwärmt. Man<br />
kann den Verfasser des Textes geradezu<br />
leibhaftig vor sich sehen, wie er wie mit<br />
leuchtenden Kinderaugen, passend zur<br />
Vorweihnachtszeit, und mit staunender<br />
Unkompliziertheit, die ihm fremde<br />
Umwelt gutmütig betrachtet. Er stellt<br />
Vorurteile infrage und lässt sich überraschen<br />
von dem, was so anders ist als das<br />
ihm Bekannte. Danke, für den gelungenen<br />
Beitrag zur Völkerverständigung!<br />
Wann kann das deutlicher werden, als an<br />
Weihnachten?<br />
Helga Lehniger, Langenhagen<br />
Seit zwei Jahren bin ich nun eifriger<br />
Leser Ihrer Zeitschrift und muss zugeben,<br />
dass ich mich jedes Mal auf die neue<br />
Ausgabe freue. Leider vermisse ich in Ihrer<br />
Zeitschrift Artikel zu geschichtlichen Ereignissen<br />
dieses an Geschichte sicher nicht<br />
armen Landes. Ansonsten kann ich Ihre<br />
Zeitschrift wärmstens weiterempfehlen.<br />
Oskar Mayrl, Meran<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />
und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />
Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />
einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />
findet die Nennung im Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Globus Medien GmbH · Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />
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Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Mélissa Audubey, Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Chantal Cobac, Dominique<br />
Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff, Lilian Grenier,<br />
Olivier Huonnic, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz, Wilfried Ressler, Gérard Rival,<br />
Serge Robin, Margot Sibilaud, Gabriel Siméon, Susanne Ziegler<br />
Layout: Werner Hasselbach Design<br />
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9,60 CHF (CH), 5,90 € (F/L/B/NL), 6,20 € (I)<br />
Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 € (D), 29,70 €<br />
(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 €<br />
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3. Platz: Ausgabe <strong>Nr</strong>. 19<br />
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Zuerst einmal vielen Dank für den<br />
wunderbaren Kalender <strong>2010</strong>. Danke<br />
auch für die Themen in Heft <strong>Nr</strong>. 24. Wir<br />
freuen uns auch schon auf das nächste<br />
Heft, in der das malerische Luberon<br />
vorkommt. Danke für vier wundervolle<br />
Jahre mit ihrem Heft, das ich als Abonnement<br />
ab Heft <strong>Nr</strong>. 1 schätzen und lieben<br />
gelernt habe.<br />
Florian Kluge, Wolfenbüttel<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben<br />
nach unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Ajc Presse • S.4: Serge<br />
Robin, Ajc Presse; Jan Grasshoff, Globus Medien; D. Basse, Michel Coll,<br />
Cdt84; Maxime Bruno, Canal Plus; SB, Globus Medien; Maurice A., Ajc<br />
Presse; La Fontaine de Mars • S.6: Ateliers Jean Nouvel • S.7: Asprogéo<br />
• S.8: Marc Verhille, Mairie de Paris; Nicolas Borel, Paris Tourist Office;<br />
Kalligra, Fotolia • S.10: Didier Plowy, Ministère français de la Culture<br />
et de la Communication; Luxxtek, Istock; Drubig-photo, Fotolia • S.11:<br />
Guy, Fotolia; 2070348, Fotolia • 12-13: DR • S.14-22: Serge Robin, Ajc<br />
Presse • S.<strong>26</strong>-30: SB, Globus Medien • S.31-33: Office de Tourisme<br />
d’Etretat; SB, Globus Medien • S.34-42: Jan Grasshoff, Globus Medien<br />
• S.44: Hotel The Five, DR • S.46-47: Serge Robin, Ajc Presse • S.48:<br />
Maison du Tourisme de Belfort et du Territoire de Belfort; DR; Territoire de<br />
Musiques; Serge Robin, Ajc Presse • S.52-58: Serge Robin, Ajc Presse •<br />
S.60: Macumazahn, Fotolia • S.61: D. Basse, Michel Coll, Cdt84 • S.62:<br />
Philippe Bernard, Fotolia • S.63: Margot Sibilaud • S.67: Chantal Cobac<br />
fur Ajc Presse • S.69: Marc Muller, CG74 • S.70: Comité Anti-Olympique<br />
Annecy • S.71: Marc Muller, CG74 • S.72: Christophe Abramowitz, Radio<br />
France; Maxime Bruno, Canal Plus • S.74-77: Studio Harcourt • S. 78-79:<br />
DR • S.80-84: Maurice A., Ajc Presse • S.86-87: MA, Ajc Presse • S.88-<br />
91: La Fontaine de Mars; Le Fouquet’s; Le Café de Flore; Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.93: Arte, DR; Cinétévé • S.98: Maurice A., Ajc Presse; Jan<br />
Grasshoff, Globus Medien; LPRP, Pic Du Midi; Serge Robin, Ajc Presse.<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Übersicht der Reisethemen,<br />
nach Regionen geordnet:<br />
7<br />
9<br />
8<br />
6<br />
5<br />
1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />
Eine Riesin im Bistro – Das Bistro Germain in Paris 25<br />
Stadtentwicklung – Reicht Paris bald bis ans Meer? 25<br />
Hauptstadt der Liebe – Ist Paris noch sexy? 25<br />
Paris bei Nacht – Eine romantische Reise<br />
24<br />
durch die Metropole<br />
Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />
französischen Hauptstadt<br />
Le Marais – 11 ultimative Tipps fürs Pariser<br />
22<br />
Szeneviertel<br />
Louvre – Sensationelle Austellung: Der Louvre im 22<br />
Zweiten Weltkrieg<br />
Ile de la Cité & Ile Saint-Louis – Idyllische Inseln 21<br />
inmitten einer Weltstadt<br />
Das Grand Palais erwacht aus dem<br />
20<br />
Dornröschenschlaf<br />
An den Ufern der Seine – Für drei Euro mit dem 19<br />
Mietfahrrad entlang der Seine<br />
Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />
18<br />
Luxusherbergen<br />
Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />
Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />
alten Stadtschlosses<br />
Musée du Montparnasse 16<br />
Alle 20 Arrondissements 15<br />
Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />
Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />
Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />
12<br />
Verhägnis wird<br />
Barbizon - Nabel der französischen<br />
12<br />
Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />
Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />
Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />
Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />
Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären 12<br />
Lebensgefühls<br />
Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />
Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />
Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />
Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />
1<br />
10<br />
2<br />
12<br />
4<br />
3<br />
11<br />
13<br />
14<br />
Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />
12<br />
Fahrradrevolution<br />
Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />
12<br />
polarisierenden Architekten<br />
Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />
Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />
Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14.<br />
9<br />
Arrondissement<br />
Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser<br />
8<br />
Flughafens Charles-de-Gaulle<br />
Opéra National de Paris - Eine Bühne für das<br />
7<br />
Publikum<br />
Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />
Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />
Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />
einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />
Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />
Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die 6<br />
Pariser Luxusmeile<br />
Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />
6<br />
«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />
Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />
5<br />
Fondation Cartier<br />
Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />
Vorort von Paris<br />
Gastronomie - Chez Antoine 1<br />
Pariser Bistros 1<br />
Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />
Interview - Anne Hidalgo 1<br />
Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />
Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />
1<br />
Metropole<br />
Hotel<br />
Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />
Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />
2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />
Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />
Centre Historique Minier - Die Geschichte des<br />
14<br />
Bergbaus erleben<br />
Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />
Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />
Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />
urigem Humor<br />
La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />
die Welt der Kunst<br />
Auf Lille 2004 folgt lille3000, die Verwandlung 6<br />
geht weiter<br />
Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />
Hotel<br />
L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />
3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Epinal – Stadt der Parks und Museen 25<br />
Champagne – Die Champs-Elysée des<br />
23<br />
Schaumweins<br />
Nancy – Geschichtsbewusst und modern 22<br />
Charleville-Mézières – Dichterleben und<br />
21<br />
Marionettenkunst<br />
Rosheim – Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />
Ardennen - Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />
Sesenheim - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />
Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />
Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />
Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />
Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den 12<br />
Vogesen<br />
Straßburg - Stadterneuerung als politisches<br />
11<br />
Leitmotiv<br />
Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />
und charaktervollen Weinen<br />
Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />
Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />
Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />
Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt 8<br />
sich volksnah<br />
Mulhouse - Europäische Hauptstadt der<br />
8<br />
Technikmuseen<br />
Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen 8<br />
überwindet<br />
Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />
Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten<br />
8<br />
Dörfern des Elsass<br />
Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />
Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine 8<br />
aus dem 16. Jahrhundert<br />
Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer 8<br />
automobilen Legende<br />
Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />
treffen<br />
Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der 7<br />
Grenze<br />
Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />
Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />
Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />
Hotel<br />
Le Château-Fort, Sedan 16<br />
Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />
Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />
4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Cluny und Flavigny – Eine Reise ins<br />
24<br />
mittelalterliche Burgund<br />
Genuss – Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />
Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />
Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />
Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />
Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />
Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />
Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />
Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7
Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche 7<br />
Saline von Arc-et-Senans<br />
Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du 2<br />
Nivernais<br />
Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />
Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... 1<br />
des Jura<br />
5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />
Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />
Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />
Wein - Vouvray 9<br />
Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />
Wein - Jasnières du Loir 3<br />
Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />
Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3<br />
Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />
Die etwas anderen Schlösser 3<br />
Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />
6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Eine Reise zur Küste der Landung der Alliierten 25<br />
Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />
Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />
Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel 18<br />
Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />
La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />
Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />
Spuren der Geschichte - Die Normandie unter<br />
16<br />
Wilhelm dem Eroberer<br />
Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des 10<br />
Klosterbergs<br />
Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />
Camembert-Herstellung 3<br />
Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />
7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Dinan – Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />
Saint-Malo – Auferstanden aus Ruinen 22<br />
Halbinsel Quiberon – Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />
Carnac – Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />
Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />
Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />
Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />
Fjorden wie im hohen Norden<br />
Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />
Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt 9<br />
ein Kanal<br />
Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />
Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />
Bretagne<br />
Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte 2<br />
des Meeres<br />
Hotel<br />
Oceania Saint-Malo 22<br />
Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />
8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
La Rochelle – Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />
Vergangenheit<br />
Ile de Ré – Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />
Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />
Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />
4<br />
Metamorphose<br />
Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben 4<br />
vor der Küste<br />
Aquarium von La Rochelle 2<br />
Hotel<br />
Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />
9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Rhune-Bergbahn – Südamerikanisches Flair<br />
in den Pyrenäen<br />
24<br />
Périgord – Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />
Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />
Lillet, ein Aperitif für Kenner 21<br />
Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />
Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />
Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />
Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />
Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an<br />
13<br />
Bordeaux<br />
Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum<br />
13<br />
Markenzeichen werden<br />
Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />
Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21.<br />
13<br />
Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />
Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />
Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />
Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />
Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />
4<br />
Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />
Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />
Seebades begründet<br />
La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />
lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />
Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />
Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden<br />
1<br />
Schönheit<br />
Hotel<br />
The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />
Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />
Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />
10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Volvic – Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />
Rhune-Bergbahn – Südamerikanisches Flair<br />
24<br />
in den Pyrenäen<br />
Zentralmassiv – Die Natur als Kunstraum 21<br />
Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />
Dordogne-Tal - Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />
Rouffignac - Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />
Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat - Unterwegs 18<br />
in den Städten des Périgord<br />
Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />
Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />
Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von 15<br />
Zerstörung bedroht<br />
Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen<br />
13<br />
Kunstgeschichte<br />
Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />
Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />
11<br />
am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />
Roquefort, le roi des fromages 11<br />
Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen 7<br />
Vulkane<br />
Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen 7<br />
zwei Meeren<br />
Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />
Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />
Hotel<br />
Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />
11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Ardèche – Ein Departement voller Überraschungen 23<br />
Lyon - Fête des Lumières 2008 18<br />
Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />
Briançon - Stadt auf mehreren Etagen 15<br />
Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />
Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />
Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />
Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und<br />
11<br />
Fernsicht<br />
Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf<br />
11<br />
Schönheitskur<br />
Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder 11<br />
der Belle Epoque<br />
Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />
Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />
Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />
Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />
Hotel<br />
Helvie, Val-les-Bains (Ardèche) 23<br />
l’ermitage, Lyon 18<br />
Collège Hôtel, Lyon 14<br />
Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />
12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane 23<br />
Lebensfreude<br />
Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />
Aigues-Mortes – Später Ruhm für die Stadt der 19<br />
«Toten Wasser»<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />
Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen 6<br />
Namens<br />
Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim<br />
4<br />
Aalfang...<br />
Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />
Bambusgartens<br />
Hotel<br />
La Mîne d'Or – Gagnières 24<br />
Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />
Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />
13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Luberon – Eine Spritztour durch die einsamen Hügel 25<br />
der Provence<br />
Cannes hors Saison 24<br />
Provence – Und ewig lockt der Lavandel 22<br />
Cassis – Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />
Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />
Aix-en-Provence - Auf den Spuren von Cézanne 18<br />
Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />
Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />
Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />
Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von 10<br />
«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />
Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />
Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />
Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der 10<br />
Provence<br />
Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />
Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />
Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />
Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />
Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />
werden<br />
Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />
Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />
Hotel<br />
La Coquillade, Gargas 25<br />
Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />
HI, Nizza 8<br />
Le Delos, Bandol 4<br />
14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />
Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />
Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />
Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />
Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />
Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />
Hotel<br />
Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />
15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />
La Réunion – Imposante Vulkaninsel<br />
24<br />
im Indischen Ozean<br />
Guadeloupe – Ein Stück Frankreich in der Karibik 19
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... und viele<br />
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Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>26</strong> - Mai / Juni <strong>2010</strong> erscheint am 23. <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>März</strong> / <strong>April</strong> <strong>2010</strong>
Vive la langue française!<br />
Französisch erLesen.<br />
• No 1 | 57º Année •<br />
Janvier <strong>2010</strong> Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen<br />
¤ 2,00 [d]<br />
ACt UALité<br />
• Islam: le débat sur les<br />
minarets<br />
• L’Algérie s’est qualifiée<br />
pour le Mondial <strong>2010</strong><br />
Pages 2– 3<br />
éCOLOGie<br />
• Enquête sur Greenpeace<br />
Page 4<br />
SOCiété<br />
• L’alcoolisme des jeunes<br />
Page 6<br />
ff FRAnÇAi S FACi L e ff<br />
• Née pour le ciné:<br />
Mélanie Laurent<br />
• De plus en plus de femmes<br />
sont pauvres<br />
• Paris, rue des Rosiers –<br />
au cœur du Pletzl<br />
Pages 8–9<br />
CULt URe<br />
• Hommage à<br />
Claude Lévi-Strauss<br />
• Art urbain: gloire et grief<br />
du graffiti<br />
Pages 10–11<br />
L’AIR D u tE m P s<br />
• La revanche des épaulettes<br />
Page 13<br />
SeRVi C e PROFS<br />
Pages 4 et 6<br />
L e JOURn AL PARLé<br />
Pages 4, 6 et 7<br />
ç<br />
Französisch lernen.<br />
• Sprachzeitungen •<br />
World and Press • Read On • Revue de la Presse • Revista de la Prensa<br />
Leggere l’Italia • Presse und Sprache<br />
Le Journal Parlé<br />
Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen<br />
Revue de la Presse<br />
À la veille du sommet sur le climat,<br />
des initiatives sont apparues<br />
ici et là en France, mais les<br />
ONG ont eu du mal à initier un<br />
vrai mouvement citoyen. Une<br />
initiative commune baptisée<br />
«Ultimatum climatique» a obtenu<br />
à peine 500 000 signatures,<br />
au lieu du million espéré.<br />
1 TOUTES LES études d’opinion<br />
montrent que les Français<br />
ont saisi l’importance du problème<br />
climatique. Moins nombreux<br />
sont ceux qui se mobilisent<br />
concrètement à l’approche du<br />
sommet de Copenhague. Leur<br />
engagement s’apparente en effet<br />
davantage à un «frémissement»<br />
qu’à un «raz-de-marée», selon<br />
Sylvain Tardy, chargé de la mobilisation<br />
à Greenpeace France.<br />
Malgré tout, de nombreux comités<br />
se sont montés dans l’ensemble<br />
des régions. Le collectif<br />
«Urgence climatique, Justice sociale»,<br />
qui a organisé depuis septembre<br />
plus de 150 conférences<br />
sur les enjeux de la conférence<br />
de l’ONU, a ainsi vu le nombre de<br />
ses groupes locaux sensiblement<br />
augmenter. Des cars ont également<br />
été affrétés au départ de<br />
plusieurs villes de France pour<br />
emmener les citoyens mobilisés<br />
jusqu’à la capitale danoise. Et<br />
encore plus écologique, un Toulousain<br />
est parti le 9 novembre en<br />
direction du Danemark… à vélo !<br />
2 Action la plus notable à ce<br />
jour: l’«Ultimatum climatique».<br />
Une initiative lancée par onze<br />
ONG (WWF, Greenpeace, Action<br />
contre la faim, Médecins du monde,<br />
Les Amis de la terre…). Cette<br />
coalition vise à mobiliser Nicolas<br />
Sarkozy et les autres chefs d’État<br />
par le biais d’une pétition et de<br />
différentes actions. Après le succès<br />
du concert organisé au Zénith<br />
de Paris le 22 novembre dernier,<br />
Sprachtraining • Landeskunde • Vokabelhilfen<br />
Sommet de Copenhague: la difficile<br />
mobilisation des citoyens<br />
Légende Le Zénith de Paris (Pariser Konzertsaal,<br />
Parc de la Villette, 19 e arrondissement) – réchauffement<br />
(m.) Erwärmung – le barrage-réservoir<br />
die Talsperre, der Stausee – être sévèrement<br />
etroffen sein – sécheresse<br />
Entre 6000 et 7 000 personnes ont assisté le 22 novembre dernier au concert organisé au Zénith de Paris<br />
par le collectif «Ultimatum climatique», en faveur de la lutte contre le réchauffement de la planète.<br />
Petite photo: un barrage-réservoir au niveau zéro, dans le Midi de la France (près de Toulouse), pendant<br />
l’été 2005. Depuis quelques années, la France est de plus en plus sévèrement touchée par la sécheresse, l’une<br />
des conséquences du changement climatique. | Photos: Getty Images<br />
à Bordeaux, Strasbourg, Lyon,<br />
Montpellier ou bien encore Angers.<br />
3 «Je ne sais pas si une coalition<br />
aussi large s’est constituée à<br />
l’étranger», se félicite Pascal Husting,<br />
le directeur de Greenpeace<br />
France. Plus de 450000 Français<br />
ont déjà signé notre pétition.<br />
J’espère que ce sont eux qui deviendront<br />
les multiplicateurs de<br />
nos actions dans les prochaines<br />
années.» À elle seule, l’ONG peut<br />
déjà compter sur 150 000 «cybermilitants»,<br />
qui agissent localement<br />
et relaient ses initiatives<br />
sur la Toile. «Mais ce ne sont pas<br />
150000 personnes qui vont changer<br />
la donne», relativise Pascal<br />
Husting. «Il nous faudra plusieurs<br />
dizaines de milliers de gens dans<br />
le monde pour constituer une<br />
force de frappe».<br />
une nouvelle manifestation a été<br />
prévue pour le 5 décembre dans<br />
la capitale. Un projet qui a fait<br />
des émules puisque des rassemblements<br />
se tiendront également de l’ «Ultimatum climatique»<br />
4 Au départ, les organisateurs<br />
espéraient<br />
ainsi recueillir un million<br />
de signatures. Ils ont finalement<br />
dû revoir leurs ambitions<br />
à la baisse et visent aujourd’hui<br />
500 000 paraphes. Un résultat<br />
qui montre un investissement citoyen<br />
timide. «Je suis déjà très satisfait<br />
d’en avoir obtenu autant»,<br />
frémissement (m.) leichtes Beben – le raz-demarée<br />
die Flutwelle, (fig.) die Woge (der Beteiligung)<br />
– urgence (f.) Dringlichkeit – enjeu (m.)<br />
Anliegen – OnU (f.) UNO – sensiblement spürbar,<br />
merklich – car (m.) Reisebus – affréter chartern<br />
rétorque Serge Orru, le président<br />
de WWF-France, qui refuse les<br />
discours défaitistes. Et d’ajouter:<br />
«Les observateurs oublient qu’il<br />
y a trois ans nous n’étions même<br />
pas écoutés. Les ONG écologiques<br />
ont réussi à faire entrer le<br />
péril climatique dans la conscience<br />
mondiale.» Serge Orru ne<br />
compte d’ailleurs pas s’arrêter<br />
après la conférence de l’ONU sur<br />
le climat. Il prépare déjà la troisième<br />
édition de l’«Earth hour»,<br />
qui consistera à faire éteindre le<br />
27 mars <strong>2010</strong> les monuments du<br />
monde entier. «Le succès international<br />
de cette initiative lancée<br />
par WWF montre qu’on peut mobiliser<br />
les chefs d’État», explique<br />
l’écologiste. «L’an passé, même la<br />
Chine et les États-Unis ont éteint<br />
leurs monuments !».<br />
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Suite page 16<br />
3 r anpeilen – par le biais de auf dem Umver<br />
ändern – la force de frappe (Bezeichnung für<br />
die französische Atomstreitmacht), h.: die schlagkräftige<br />
Armee von Aktivisten<br />
4 Au départ anfangs – revoir qc à la baisse etw.<br />
nach unten korrigieren – paraphe (= parafe) (m.)<br />
Namenszug, h.: Unterschrift – investissement (m.)<br />
h.: Beteiligung – timide schüchtern – les discours<br />
i, die Verlie-
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