Sicherheitsingenieur Special PSA 2020
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Fachbeitrag<br />
Foto: © Rido – stock.adobe.com<br />
Im Fokus<br />
Hand- und Hautschutz<br />
Die Hände des Menschen sind wichtige Werkzeuge und Sinnesorgane. Da besonders<br />
exponiert, sind sie gleichzeitig auch besonders Gefährdungen ausgesetzt.<br />
Foto: F. v. Heyden,<br />
Universität Wuppertal<br />
Autor:<br />
Dr. Andreas Wittmann<br />
Leitende Sicherheits -<br />
fachkraft,<br />
Gedore Werkzeugfabrik<br />
GmbH & Co. KG<br />
andreas.wittmann@<br />
gedore.com<br />
Die Unfallstatistiken der meisten Berufsgenossenschaften<br />
belegen, dass die Hände die am häufigsten<br />
betroffenen Körperteile bei Arbeitsunfällen sind.<br />
Für das Jahr 2017 weist beispielsweise die Statistik<br />
der DGUV aus, dass 34,5 Prozent der 877.198 meldepflichtigen<br />
Arbeitsunfälle die Hände betrafen. 1 Im Jahr<br />
2017 wurden wiederum 18422 beruflich bedingte<br />
Hauterkrankungen bestätigt, wovon 515 als Berufskrankheit<br />
anerkannt wurden. 2<br />
Neben den technischen und organisatorischen<br />
Maßnahmen kommen zum Schutz der Hände häufig<br />
Schutzhandschuhe als persönlich wirksame Schutzmaßnahme<br />
zum Einsatz. Diese decken das Spektrum<br />
vom Schutz gegen chemische Gefährdungen<br />
(EN 374) und Hitze (EN 407) über den Schutz<br />
vor elektrischen Körperströmen (unter anderem<br />
EN 60903) bis hin zum Schutz vor mechanischen<br />
Gefährdungen (EN 388) und vielem mehr ab. Auch<br />
Handschuhe mit besonderen Aufgaben wie dem<br />
Schutz Dritter vor Kontaminationen (Medizinpro-<br />
dukte nach EN 344, oder Handschuhe mit der Eignung<br />
zur Zubereitung von Lebensmitteln), aber auch Handschuhe,<br />
die Schutz vor mehreren Gefährdungen bieten<br />
(zum Beispiel Schweißerschutzhandschuhe nach<br />
1<br />
https://www.dguv.de/de/zahlen-fakten/vorlaeufige_zahlen/allge<br />
meine-uv/index.jsp<br />
2<br />
https://www.dguv.de/de/mediencenter/hintergrund/berufskrank<br />
heiten/statistik/index.jsp<br />
EN 12477 oder Feuerwehrschutzhandschuhe nach<br />
EN 649), sind verfügbar.<br />
Für manche Gefährdungen existiert hingegen kein<br />
wirksamer Schutz durch Handschuhe. So ist beispielsweise<br />
ein Schutz vor Quetschverletzungen konstruktionsbedingt<br />
mit herkömmlichen Handschuhen<br />
nicht darstellbar.<br />
Entscheidend bei der Auswahl des richtigen<br />
Schutzhandschuhs ist – wie bei allen Maßnahmen<br />
des Arbeitsschutzes – die Gefährdungsbeurteilung.<br />
Als Persönliche Schutzausrüstung (<strong>PSA</strong>) in Verkehr<br />
gebracht werden dürfen nur Handschuhe, die die<br />
grundsätzlich in der europäischen <strong>PSA</strong> Richtlinie<br />
festgelegten Anforderungen erfüllen.<br />
Handschuhe im gewerblichen Bereich<br />
Einer der häufigsten Einsatzzwecke von Schutzhandschuhen<br />
ist der Schutz vor mechanischer<br />
Gefährdung, wofür regulär Schutzhandschuhe<br />
nach EN 388 eingesetzt werden können. Diese<br />
Handschuhe erfüllen die Grundnorm EN 420. Darüber<br />
hinaus ist vorgesehen, dass der zuzulassende<br />
Handschuh in den Kriterien „Stichfestigkeit“,<br />
„Schnittfestigkeit“, „Weiterreißbeständigkeit“ und<br />
„Abriebfestigkeit“ weiteren Prüfungen unterzogen<br />
wird. Die Güte der Erfüllung dieser Kriterien wird<br />
mittels eines Zahlencodes unter dem Piktogramm<br />
angegeben (siehe Abbildung 1).<br />
Interessant hierbei ist einerseits, welche Informationen<br />
dem Anwender zur richtigen Auswahl<br />
20 <strong>Special</strong> <strong>PSA</strong> <strong>2020</strong>