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Nordadria

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20 REISE • NORDADRIA

YACHT 20 — 2018

ZEITREISE

DURCH DIE ADRIA

Mit einer KLASSISCHEN YACHT auf

Chartertörn zu gehen, das ist schon etwas

ganz Besonderes. Erst recht, wenn der Kurs

zu den ALTEN STÄDTEN in den Lagunen

der Nordadria führt. Die Reportage

Der Pilot Cutter „Black Bird“ vor

Piran in Slownien. Die Altstadt

zählt zu den schönsten der Region

FOTO: YACHT/A. FRITSCH


22 REISE • NORDADRIA YACHT 20 — 2018

YACHT 20 — 2018 23

Blick auf die mit winzigen Inseln

gespickte Lagune von Grado, das

ganz in der Ferne zu erkennen ist

FOTO: YACHT/A. FRITSCH

NUR WENIGE

CREWS TRAUEN

SICH IN DIE

LAGUNEN – EIN

FEHLER!

D

ie Engländer haben einen

Begriff dafür geprägt: AWB

– Average White Boat. Damit

bezeichnen sie abschätzig

die heutigen Massenmarkt-GFK-Schiffe,

die es

schon lange nicht mehr schaffen, dass der

Puls höherschlägt, wenn man einen Chartersteg

entlanggeht.

Irgendwann setzte dann bei mir immer

häufiger ein wehmütiges Gefühl ein, wenn

ein hübscher Holz-Klassiker im Hafen lag,

während wir auf unserem Kunststoff-Trumm

hoch oben saßen. So ein Boot müsste man

mal segeln. Holzmast, Gaffelrigg, Bugspriet,

Bulleyes und warme edle Hölzer, statt blendend

weißem GFK und blitzendem Edelstahl.

Schiffe für die Seele.

Durch Zufall traf ich vor einem Jahr jemanden,

dem es ähnlich ergangen war: den

Regisseur Klemens Brysch. Der Schweizer

stand vor seinem bildhübschen 30er-Pilot-

Cutter und lud nach begehrlichen Blicken

meinerseits an Bord. „Es fiel mir schwer, ein

Boot zu finden, dass einem wirklich etwas

bedeutet, das Stil hat“, erzählte er. „Am ehesten

gefielen mir die britischen Arbeitsboote.

Die konnte ich mir aber nicht leisten.“ Dann

aber erfuhr er von einem halb ausgebauten

Cornish-Crabber-Kasko aus den 80ern, der

jahrelang in einer Scheune stand. Er kaufte

ihn und ließ ihn in einer tschechischen

Werft mit viel Eigenleistung ausbauen.

Heraus kam nach drei Jahren Bauzeit die

„Black Bird“, ein 30-Fuß-Boot mit GFK-

Rumpf in Schwarz und komplettem Holzdeck,

-rigg und -aufbau. Labsal fürs Auge.

Und nun meins. Zumindest für eine Charterwoche.

„Ich brauche die Einnahmen, um

das Boot unterhalten zu können“, gibt Brysch

ganz offen zu. Für das ungewöhnliche

Konzept fand er einen Partner: die Firma

Klassikcharter in Pula, spezialisiert auf die

Vermietung älterer Yachten.

Zum Törnstart in Umag gibt es einen

Crashkurs: Wie man die Gaffel setzt und

trimmt – erst waagerecht hissen, dann anstellen!

Wie man Hafenmanöver mit dem

Langkieler fährt – vorwärts easy, rückwärts

Lotto! Und wie man refft – immer erst das

Groß! Viel mehr ist nicht nötig.

Zurück bleibt ein selig grinsender Skipper

mit zweiköpfiger Crew, Martin und Boris.

Ausgewählt nach den Kriterien Kompaktheit

(Kojenmaße), etwas Begeisterungsfähigkeit

(„Geiler Kahn!“) und der Lust auf ein art-


24 REISE • NORDADRIA YACHT 20 — 2018

YACHT 20 — 2018

REISE • NORDADRIA

25

Auf jeden Fall einen Besuch wert:

das altehrwürdige königliche

Castello Miramare bei Grignano

gerechtes Revier für unser Kleinod: die

nordadriatische Küste von Slowenien und

Italien, inklusive Abstecher in die Flachwasser-

Lagunen von Grado und Marano.

Mit 1,6 Metern Tiefgang und aufholbarem

Schwert ist die „Black Bird“ dafür ideal, und

die kurzen Entfernungen sind dem wohl gemächlichen

Tempo angepasst.

D

as diktiert auch der Wind. Die

Nordadria ist Anfang Juni eher

von Thermik geprägt. Entsprechend

bleibt Ruhe zum Setzen

der Gaffel nach dem Auslaufen. Boris, Naturbursche

aus Bayern, Canyoningführer

und prinzipiell stahlhart, zieht den Holzprügel

hoch. Wie gelernt, erst waagerecht,

dann stellt unser Schweizer IT-Experte Martin

präzise die Gaffel an, bis das Segel steht

und eine akzeptable Form hat.

„Gar nicht so leicht! Bei wenig Wind

zieht man schnell zu viele Falten hinein. Es

ist ein Zusammenspiel aus Fall- , Gaffel- und

Unterlieksspannung“, lautet sein Resümee.

Dann noch die Genua ausgerollt – das Boot

steht trotzdem. Über sieben Tonnen Ge-

G

erade einmal sieben Seemeilen

sind es entlang der kurzen Küste

Sloweniens von Piran zur italienischen

Grenze. Unterwegs

zwei gute Ziele für Yachten: Izola und Koper.

Dazwischen einen Ankerstopp zu finden ist

nicht einfach. Die besten Badestellen hinter

der Halbinsel von Piran und kurz vor Izola

sind mit gelben Bojen als Schutzgebiet gewicht

brauchen mehr als einen Windhauch.

Erst als die Brise auf über fünf Knoten zulegt,

kommt Bewegung in die Sache. Boris wirkt

derweil mit Strohhut, Pfeife, Vollbart und dicker

Holzpinne in der Hand wie gemalt fürs

Boot.

Wir lassen das kurze Stück kroatische

Küste achteraus und segeln bis Piran. Die

kleine Stadt mit den bunten Häusern und

dem Wehrturm auf der Landzunge wirkt

schon vom Wasser her einladend. Ist man

erst einmal im kleinen, gut geschützten Hafen

mit den Bäumen und der Stadtmauer im

DIE ALTE DAME

IST KEIN

RACER. DOCH

SIE IST GUT

FÜR DIE SEELE

Hintergrund und entdeckt man erst einmal

die schöne Altstadt rund um den Tartini-

Platz, verliebt man sich sofort in den Ort. Der

Hafenmeister weist zuvor den Platz zu, dann

noch schnell zum Einklarieren – Kroatien ist

kein Schengen-Mitglied –, dann sind wir in

Slowenien angekommen.

Das 4000-Seelen-Städtchen bietet für

seine Größe viel. Ein Spaziergang entlang

des Hauptplatzes hinter dem Hafen, Bummeln

durch die Gassen, ein Stopp im Café,

den Badenden an der Hafenprome nade zusehen,

schon ist der Tag rum. Bevor man

sich einen Platz zum Abendessen sucht, unbedingt

auf die alte Stadtmauer steigen! Der

Ausblick auf die in der Abendsonne funkelnde

Adria ist ein Traum.

Eines überrascht dennoch: Obwohl der

Ort so sehenswert ist, verbringen wir mehr

Zeit als sonst mit einem Hafenbier in der

Hand im Cockpit der „Black Bird“. Das Boot

gefällt, der Blick bleibt immer wieder an Details

hängen, wie den schönen Messing-Bulleyes

oder dem honigfarben schimmernden

Lack. Der klassische Kutter passt perfekt in

die historische Kulisse der Altstadt, er wird

quasi Teil des Ensembles. Fühlt sich gut an!

FOTOS: YACHT/A. FRITSCH

Schließlich zieht uns dann doch der

Hunger in die Stadt. Die Hafenpromenade

westlich hinter dem Becken ist rammelvoll

mit Touristen. Wir schlendern lieber durch

die dahinterliegenden verwinkelten Gassen

und stoßen auf den malerischen Platz des

1. Mai. Zwischen Statuen und unter einer

Weinpergola liegt ein uriges Restaurant: Der

Familienbetrieb „Fritolin Cantini“ hat hier

seine Tische aufgestellt und bietet Fischgerichte

an, die man selbst bestellen und abholen

muss an einer Ausgabe direkt neben

der Küche. Nur Getränke werden serviert.

Ein bodenständiges und günstiges Lokal,

dazu wunderschön mit den beleuchteten

Weinstöcken. Wir kommen nur schwer wieder

von hier los.

RARE FREUDEN

Badestopps, wie im Bild oben vor

Izola, sind selten. Die Nordadria hat

wenige geschützte Buchten zu bieten.

Abendstimmung auf dem Vorschiff in

der Lagune von Marano. Die dortigen

Fahrwasser sind gut beschildert. Nur

die Tiefenangaben, besonders in Plottern,

sind mit Vorsicht zu genießen

kennzeichnet. Es hält sich zwar keiner dran,

überall liegen Yachten auch hinter den Tonnen.

Wir aber trauen uns, typisch deutsch,

nur verschämt ein bisschen dahinter und

verkürzen die Morgenflaute mit einem Bad.

Izola wirkt danach fad. Der kleine Ort ist

hübsch, seine Marina professionell. Sie bietet

guten Schutz und Versorgung. Doch es ist

noch zu viel Piran im Stammhirn. Also bleiben

wir nur auf ein Eis nahe des Stadthafens

und wenden den Bug dann gen Triest.

Mittlerweile weht es stabil mit 10 bis 15

Knoten. Zeit, den Pilot Cutter richtig in Fahrt

zu bringen. Mit einem Schrick in den Schoten

geht es mit sechs Knoten zur berühmten Hafenstadt.

„Ordentlich Druck auf dem Ruder!“,

meldet Martin von achtern, der kräftig an der

Pinne ziehen muss. Trimmände run gen bringen

nur wenig Besserung. Einer der Gründe

dafür ist, dass das Boot für den Chartereinsatz

modifiziert werden musste: Der Bugspriet ist

für ein besseres Handling im Hafen eingezogen.

Ferner gibt es nur ein größeres Vorsegel

statt der Kuttertakelung mit zwei kleineren

Tüchern. Das hat den Druckpunkt wohl etwas

verschoben. Ein Kompromiss. Aber mit drei

Kerlen an Bord kein Problem.


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YACHT 20 — 2018 YACHT 20 — 2018

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Altes Schiff vor alter Stadt: Blick

von der Festungsmauer hinab auf

Piran, davor die „Black Bird“

W

er sich Triest nähert, ist erst

mal sprachlos. Von Weitem

wirkt die Stadt unsagbar hässlich!

Industrieschlote, Werftkräne,

ankernde Containerriesen. Triest ist die

größte Hafenstadt Italiens, hier werden mehr

Waren umgeschlagen als etwa in Genua.

Je näher man aber dem Stadthafen

kommt, umso mehr wandelt sich das Bild.

Erste wunderschöne alte Bauten aus der

K.-u.-k.-Zeit fallen ins Auge. Die fast

600 Jahre unter österreichischer Herrschaft

waren es, die der Stadt den Ruf als Kaffeehaus-Hochburg

Europas einbrachten,

durchaus ebenbürtig mit Wien. Sobald man

dann in die Marina San Giusto einläuft, erahnt

man die ganze Grandezza Triests. Der

zentrale Hafen mit seinem schicken Restaurant

in den alten Hallen und der Dachterrasse

ist eine von vielen guten Adressen. Von

dort sind es zehn Minuten zu Fuß in die Altstadt,

die man am besten ausgehend von der

zentralen Piazza „Unita d’Italia“ erkundet.

Die prachtvollen Bauten der Oper und

des Rathauses sowie die endlosen Tischreihen

der edlen Kaffeehäuser wie des „degli

Specchi“ drum herum bilden ein beeindru-

AUGENSCHMAUS

Selbst beim Segeln erwischt man sich

dabei, wie der Blick wohlwollend übers

Deck schweift – für Chartersegler eine

ganz neue Erfahrung. Der Hafen von

Piran liegt idyllisch. Und der Platz des

1. Mai in der Innenstadt mit seinen

Statuen, der Weinpergola und einem

nettem Restaurant ist sehenswert

ckendes Gesamtkunstwerk. Wer sich niederlässt,

muss sich durch eine Karte mit 68 Kaffeespezialitäten

arbeiten sowie einer ähnlich

üppigen Kuchenauswahl.

Schlendert man weiter zum Kanal bei

Ponte Rosso, tun sich immer wieder Blicke

die prachtvollen Alleen hinunter auf, die

schlicht atemberaubend sind. Zudem quillt

die Stadt nicht über vor Touristen. Man

merkt, Triest ist eine geschäftige Hafenstadt,

die noch in der Hand der Bewohner ist und

nicht wie Venedig längst im Würgegriff des

Tourismus. Alles in allem ein perfekter Kontrast

zum fast familiären Piran.

Vor dem Wechsel in die Lagunen bei

Grado steht ein kurzer Abstecher an: Vier

Meilen nördlich von Triest steht vor Grignano

das Castello Miramare. Ein Schloss, das

1856 bis 1860 für den Habsburger Erzherzog

Ferdinand Maximilian von Österreich gebaut

wurde. Es liegt spektakulär auf einem

steilen Karstfelsen und wird von uns umsegelt.

Fünf Minuten entfernt befindet sich

ein Hafen, in dem die Yacht für den Schlossbesuch

ideal festgemacht werden kann.

Das Gemäuer mit seinen prunkvollen

Bankettsälen, Gemächern und zwei riesigen

FOTOS: YACHT/A. FRITSCH

Gärten im italienischen und englischen Stil

ist ein Muss auf jedem Nordadria-Törn. Wer

zuvor Triest gesehen hat, versteht sofort, warum

sich der Monarch hier eine so prächtige

Residenz errichten ließ.

D

umm nur, dass man im von steilen

Hängen und Wald eingerahmten

Schloss das Wetter hinter

den Bergen nicht sieht. Als

wir später auslaufen, steht dort eine pechschwarze

Gewitterfront. Wir fliehen mit unserem

kleinen Pilot Cutter in letzter Minute

gen Westen, Kurs auf Grado. Keine Dreiviertelstunde

später zucken die Blitze überm

Schloss, und erste Böen treffen das Boot.

Martin steht derweil seelenruhig mit

passendem „Don’t panic!“-Shirt am Ruder

und dirigiert „Black Bird“ im ersten Reff sicher

zur Laguneneinfahrt. Das schwere Boot

schlägt sich prima, es lässt sich von der aufkommenden

See kaum beirren. Sieben Tonnen

haben eben auch Vorteile.

Einige Meilen vor der Zufahrt nach Grado

zeigt das Echo, dass wir am Ende der Adria

angekommen sind. Der Meeresboden

steigt auf weniger als zehn Meter Tiefe an.

DAS REVIER

IST REICH AN

ZIELEN, EIN

ZWEI-WOCHEN-

TÖRN LOHNT

Über einen langen Kanal landen wir schließlich

mitten im Altstadthafen Grados. Wie bestellt

reißt der Himmel auf, und die Sonne

kommt hervor. Noch während wir im Cockpit

das Anlegerbier trinken, steht plötzlich der

Hafenkapitän in voller Uniform vor uns: „Was

für ein wunderschönes Schiff!“, schwärmt er

beim Anblick unserer „Black Bird“. Er ist so

begeistert, dass er uns kurzerhand das Hafengeld

erlässt. Später kommt ein Paar zum Boot

und bittet uns, ein Foto von ihnen mit dem

Pilot Cutter im Hintergrund zu machen. Man

entwickelt geradezu Eignerstolz.

Grado entpuppt sich als urgemütliche

Fischersiedlung. Allerorten sortieren Männer

ihre Netze am Kanal, in der Altstadt reiht

sich ein Restaurant und Café an das nächste.

Die Stadt hat außer einem Strand wenig

Sehenswertes zu bieten, sie versprüht aber

schönste italienische Lebensart. Und die

Fischgerichte sind sensationell gut.

Von Grado aus lassen sich auch prima

die flachen Abschnitte der Lagunen erkunden,

erklärt uns später Martina Bigot, Tochter

des Besitzers der exzellenten Marina San

Vito. „Auf den kleinen Inseln dort haben die

Familien ihre Casoni, einst die Stützpunkte

der Fischer. Mein Großvater ist dort noch

sehr oft, er hat dort 15 Jahre gelebt. Heute ist

es unser Wochenendhaus. Draußen leben

nur noch zwei alte Fischer dauerhaft.“

Die Kanäle dazwischen sind flach, doch

mit unseren 1,6 Metern Tiefgang sollte das

gehen, oder? Ein Anruf beim Opa ergibt, dass

es um Hochwasser klappen könnte.

Und so segeln wir bei strahlendem Sonnenschein

am nächsten Tag in das flussar tige

Gebiet mit seinen mit Dalben gespickten

Kanälen. An denen sind Schilder angebracht,

die den Weg zur nächsten Stadt weisen.

Dazwischen liegen auf winzigen Insel chen

die reetgedeckten Casoni der Fischer, umgeben

von wunderschönen Gärten. Lange


28 REISE • NORDADRIA

YACHT 20 — 2018 YACHT 20 — 2018

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umkreisen wir die Inseln, machen Fotos, genießen

das Segeln im Delta der Nordadria.

Und vergessen die Zeit: Das Wasser läuft

schon wieder ab. So entschließen wir uns für

den Schlag außen über die Adria nach Portobuso.

Dort müssten wir hin, empfahl uns ein

Freund, der mit seinem Boot in Slowenien

liegt. Dort gebe es eine Fischer-Trattoria, die

sei so urig wie keine Zweite in der Lagune.

A

lso tasten wir uns bei der Einfahrt

zur Lagune von Marano in

Portobuso langsam zum Haus

der Fischer auf Anfora vor. Die

„Black Bird“ verankern wir neben dem Fahrwasser,

wo es bei Niedrigwasser gerade noch

tief genug ist. An Land begrüßen uns Vater

Mauro und Sohn Christiano Tognon. Die

ganze Familie schmeißt hier den Laden, eine

legendäre Restaurantadresse in der Lagune.

„Mein Vater arbeitete in der Werft in

Monfalcone, bevor wir hierherzogen. Damals

hatte die Insel noch 70 Einwohner“, erzählt

Mauro. Vor Ort verlief damals die gut

bewachte Grenze zwischen Italien und Österreich.

„Unsere Seite gehörte zu Österreich,

und so fühlen wir heute noch immer

ein wenig“, erzählt sein Sohn Christiano.

Von der alten Zeit zeugen viele Bilder des

Kaisers, die im Gebäude als Erinnerungen

an den Wänden hängen. „1974 eröffneten

wir dann die Trattoria und bieten seither

den Tagesfang aus der Lagune an.“ Noch immer

fährt er täglich raus, um nach den Netzen

zu sehen. Doch nur er wohnt hier auch

noch. Der Rest der Familie kommt jeden

Morgen mit dem Boot aus Grado.

Und Mauro kocht sensationell gut. Es

gibt einen köstlichen kapitalen Fisch, ohne

Schnickschnack. Davor Tintenfisch und

Weißwein aus dem nahen Friaul. Das Ganze

mit Blick auf die stille Welt der Lagune, dazu

das Schreien der Vögel, die warten, dass die

Ebbe den Meeresboden freilegt.

Im Hintergrund schimmert golden das

Licht aus den hölzernen Skylights unseres

Pilot Cutters. So könnte das Leben hier auch

schon vor 300 Jahren ausgesehen haben.

Wieder passen archaische Landschaft und

das Boot perfekt zusammen. Und so ziehen

wir vor der Rückkehr nach Kroatien ein ungewohntes

Fazit: Nie fühlten wir uns den

historischen Wurzeln eines Reviers näher als

mit diesem gemächlichen Klassiker, einer

Art segelnden Zeitmaschine.

ANDREAS FRITSCH

Marano

ITALIEN

Lagune von Marano

Portobuso 5

Lignano

Bibione

KULTUR-RUNDE

7 sm

4

Grado

8 sm

3

19 sm

N

7,5 sm

9 sm

Monfalcone

16 sm

4 sm

GOLF VON TRIEST

5 sm

Piran

Umag

Sistiana

9 sm

Portoroz

Izola

Grignano

Koper

KROATIEN

Triest

Muggia

SLOWENIEN

Die Etappen des Törns mit der „Black Bird“. Orte wie Muggia,

Lignano oder Marano wären weitere geschichtsträchtige Ziele

CHARTER

Die Firma Klassikcharter betreibt

einen Stützpunkt im

kroatischen Pula. Von dort

sind es 40 Seemeilen bis

Piran. Die „Black Bird“ kostet

je nach Saison 670 bis

1370 Euro. Im Programm

der kleinen Flotte sind ferner

acht „GFK-Youngtimer“,

darunter eine Comet 860,

Contest 27, Swan 43 und

Sun Odyssey 52. Infos:

www.klassikcharter.com,

Telefon +385 52 218 148.

HÄFEN & ANKERPLÄTZE

Gutes Netz von Marinas und

Stadthäfen, immer Muringleinen

oder Schwimmstege.

Ab Piran nur wenige gute,

geschützte Ankerplätze entlang

der Küste. Piran ist in

der Hochsaison und an den

Wochenenden oft voll belegt

mit italienischen Yachten aus

Triest oder Monfalcone,

dann möglichst früh am

Nachmittag ankommen!

WIND & WETTER

Die Nordadria gilt gemeinhin

als Leichtwind-Revier.

Im Sommer dominiert der

Maestrale aus Nordwest.

Der Wind baut sich regelmäßig

am späten Vormittag

auf und schläft gegen

17 Uhr wieder ein. Viel Wind

kommt bei Bora aus Nordwest

und Scirocco aus Süd.

°C 10 15 20 25 30

Mai 9

Juni

Juli

Aug.

Sept.

9

7

7

7

Tagestemp. Wassertemp. Regentage

2

1

NAVIGATION

Das Revier wird gen Norden

flach, dort etwa ein Meter

Tidenhub und in den Lagunen

1 bis 3 Knoten Strom.

Die Tiefen in den Kanälen

sind infolge von Sandeintrag

mit Vorsicht zu genießen,

aktuelle Karten ein Muss.

Kleinere Kanäle vor Hochwasser

befahren. Kommt

man dann im meist weichen

Grund fest, kann man sich

noch befreien. Die großen

Kanäle nach Grado, Marano,

Lignano, Stella oder Portobuso

sind immer befahrbar.

LITERATUR

H. Breidenbach: „Lagunen

von Venedig bis Grado“, Edition

Maritim, 29,90 Euro.

G. Lengnink: „Lagunenträume“

(Band 5), 39 Euro.

Lagunenkarten (6 Stück à

10,95 Euro) von Belletti.

FOTOS: YACHT/A. FRITSCH; KARTEN: YACHT

Gastlieger

1 4

3 7

5 5

400 m

15

Schloss

17

Sperrzone

Sperrzone

3 5

1 2

5 4

N

400 m

3 1

N

1 TRIEST

Top-Liegeplätze mit allem Service

in der Marina San Giusto

(www.marinasangiusto.it). Bei

den Vereinshäfen nebenan teils

gediegenes Ambiente, Plätze

vor Ort anfragen. Einkaufstipp:

Der „Eataly“-Markt neben der

Marina hat italienische Lebensmittel

auf hohem Niveau

2 GRIGNANO

Eine Besichtigung des Schlosses

ist ein Muss. In der inneren

Sperrzone der gelben Tonnen

Befahrensverbot, in der äußeren

Ankerverbot. In der Marina

wenige Plätze (Einheimische

ansprechen!). Yachten können

außen am Pier dicht unter Land

liegen, vorn legt eine Fähre an

3 GRADO

Ein langer Kanal führt in den

kleinen Fischer- und Stadthafen,

anlegen längsseits. Zentrumsnahe

Plätze ohne Service. Wer

den sucht, geht in die sehr schöne

Marina Porto san Vito (www.

portosanvito.it). Restaurant-Tipp:

die Tavernetta all’ Androna und

die Taverna al Canevon

4 LAGUNE VON GRADO

Den Abstecher in die Lagune

am besten zwei Stunden vor

Hochwasser machen. Wie ein

Flusslauf führen die Kanäle an

den wunderschönen Fischerhäusern

(Casoni) vorbei. Innen

durch nach Portobuso sollten

nur Schiffe mit reduzierbarem

Tiefgang fahren

5 PORTOBUSO/INSEL ANFORA

Ein Kultziel in der Lagune ist die

Trattoria Ai Ciodi (www.portobusoaiciodi.it).

Sie schließt aber

schon um 17 Uhr! Kielyachten

können bei Hochwasser am

Fahrwasser ankern. Bei Niedrigwasser

ca. 1,6 m Tiefe, weicher

Schlick. Zum Restaurantsteg

können nur Motorboote

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