Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
20 REISE • NORDADRIA
YACHT 20 — 2018
ZEITREISE
DURCH DIE ADRIA
Mit einer KLASSISCHEN YACHT auf
Chartertörn zu gehen, das ist schon etwas
ganz Besonderes. Erst recht, wenn der Kurs
zu den ALTEN STÄDTEN in den Lagunen
der Nordadria führt. Die Reportage
Der Pilot Cutter „Black Bird“ vor
Piran in Slownien. Die Altstadt
zählt zu den schönsten der Region
FOTO: YACHT/A. FRITSCH
22 REISE • NORDADRIA YACHT 20 — 2018
YACHT 20 — 2018 23
Blick auf die mit winzigen Inseln
gespickte Lagune von Grado, das
ganz in der Ferne zu erkennen ist
FOTO: YACHT/A. FRITSCH
NUR WENIGE
CREWS TRAUEN
SICH IN DIE
LAGUNEN – EIN
FEHLER!
D
ie Engländer haben einen
Begriff dafür geprägt: AWB
– Average White Boat. Damit
bezeichnen sie abschätzig
die heutigen Massenmarkt-GFK-Schiffe,
die es
schon lange nicht mehr schaffen, dass der
Puls höherschlägt, wenn man einen Chartersteg
entlanggeht.
Irgendwann setzte dann bei mir immer
häufiger ein wehmütiges Gefühl ein, wenn
ein hübscher Holz-Klassiker im Hafen lag,
während wir auf unserem Kunststoff-Trumm
hoch oben saßen. So ein Boot müsste man
mal segeln. Holzmast, Gaffelrigg, Bugspriet,
Bulleyes und warme edle Hölzer, statt blendend
weißem GFK und blitzendem Edelstahl.
Schiffe für die Seele.
Durch Zufall traf ich vor einem Jahr jemanden,
dem es ähnlich ergangen war: den
Regisseur Klemens Brysch. Der Schweizer
stand vor seinem bildhübschen 30er-Pilot-
Cutter und lud nach begehrlichen Blicken
meinerseits an Bord. „Es fiel mir schwer, ein
Boot zu finden, dass einem wirklich etwas
bedeutet, das Stil hat“, erzählte er. „Am ehesten
gefielen mir die britischen Arbeitsboote.
Die konnte ich mir aber nicht leisten.“ Dann
aber erfuhr er von einem halb ausgebauten
Cornish-Crabber-Kasko aus den 80ern, der
jahrelang in einer Scheune stand. Er kaufte
ihn und ließ ihn in einer tschechischen
Werft mit viel Eigenleistung ausbauen.
Heraus kam nach drei Jahren Bauzeit die
„Black Bird“, ein 30-Fuß-Boot mit GFK-
Rumpf in Schwarz und komplettem Holzdeck,
-rigg und -aufbau. Labsal fürs Auge.
Und nun meins. Zumindest für eine Charterwoche.
„Ich brauche die Einnahmen, um
das Boot unterhalten zu können“, gibt Brysch
ganz offen zu. Für das ungewöhnliche
Konzept fand er einen Partner: die Firma
Klassikcharter in Pula, spezialisiert auf die
Vermietung älterer Yachten.
Zum Törnstart in Umag gibt es einen
Crashkurs: Wie man die Gaffel setzt und
trimmt – erst waagerecht hissen, dann anstellen!
Wie man Hafenmanöver mit dem
Langkieler fährt – vorwärts easy, rückwärts
Lotto! Und wie man refft – immer erst das
Groß! Viel mehr ist nicht nötig.
Zurück bleibt ein selig grinsender Skipper
mit zweiköpfiger Crew, Martin und Boris.
Ausgewählt nach den Kriterien Kompaktheit
(Kojenmaße), etwas Begeisterungsfähigkeit
(„Geiler Kahn!“) und der Lust auf ein art-
24 REISE • NORDADRIA YACHT 20 — 2018
YACHT 20 — 2018
REISE • NORDADRIA
25
Auf jeden Fall einen Besuch wert:
das altehrwürdige königliche
Castello Miramare bei Grignano
gerechtes Revier für unser Kleinod: die
nordadriatische Küste von Slowenien und
Italien, inklusive Abstecher in die Flachwasser-
Lagunen von Grado und Marano.
Mit 1,6 Metern Tiefgang und aufholbarem
Schwert ist die „Black Bird“ dafür ideal, und
die kurzen Entfernungen sind dem wohl gemächlichen
Tempo angepasst.
D
as diktiert auch der Wind. Die
Nordadria ist Anfang Juni eher
von Thermik geprägt. Entsprechend
bleibt Ruhe zum Setzen
der Gaffel nach dem Auslaufen. Boris, Naturbursche
aus Bayern, Canyoningführer
und prinzipiell stahlhart, zieht den Holzprügel
hoch. Wie gelernt, erst waagerecht,
dann stellt unser Schweizer IT-Experte Martin
präzise die Gaffel an, bis das Segel steht
und eine akzeptable Form hat.
„Gar nicht so leicht! Bei wenig Wind
zieht man schnell zu viele Falten hinein. Es
ist ein Zusammenspiel aus Fall- , Gaffel- und
Unterlieksspannung“, lautet sein Resümee.
Dann noch die Genua ausgerollt – das Boot
steht trotzdem. Über sieben Tonnen Ge-
G
erade einmal sieben Seemeilen
sind es entlang der kurzen Küste
Sloweniens von Piran zur italienischen
Grenze. Unterwegs
zwei gute Ziele für Yachten: Izola und Koper.
Dazwischen einen Ankerstopp zu finden ist
nicht einfach. Die besten Badestellen hinter
der Halbinsel von Piran und kurz vor Izola
sind mit gelben Bojen als Schutzgebiet gewicht
brauchen mehr als einen Windhauch.
Erst als die Brise auf über fünf Knoten zulegt,
kommt Bewegung in die Sache. Boris wirkt
derweil mit Strohhut, Pfeife, Vollbart und dicker
Holzpinne in der Hand wie gemalt fürs
Boot.
Wir lassen das kurze Stück kroatische
Küste achteraus und segeln bis Piran. Die
kleine Stadt mit den bunten Häusern und
dem Wehrturm auf der Landzunge wirkt
schon vom Wasser her einladend. Ist man
erst einmal im kleinen, gut geschützten Hafen
mit den Bäumen und der Stadtmauer im
DIE ALTE DAME
IST KEIN
RACER. DOCH
SIE IST GUT
FÜR DIE SEELE
Hintergrund und entdeckt man erst einmal
die schöne Altstadt rund um den Tartini-
Platz, verliebt man sich sofort in den Ort. Der
Hafenmeister weist zuvor den Platz zu, dann
noch schnell zum Einklarieren – Kroatien ist
kein Schengen-Mitglied –, dann sind wir in
Slowenien angekommen.
Das 4000-Seelen-Städtchen bietet für
seine Größe viel. Ein Spaziergang entlang
des Hauptplatzes hinter dem Hafen, Bummeln
durch die Gassen, ein Stopp im Café,
den Badenden an der Hafenprome nade zusehen,
schon ist der Tag rum. Bevor man
sich einen Platz zum Abendessen sucht, unbedingt
auf die alte Stadtmauer steigen! Der
Ausblick auf die in der Abendsonne funkelnde
Adria ist ein Traum.
Eines überrascht dennoch: Obwohl der
Ort so sehenswert ist, verbringen wir mehr
Zeit als sonst mit einem Hafenbier in der
Hand im Cockpit der „Black Bird“. Das Boot
gefällt, der Blick bleibt immer wieder an Details
hängen, wie den schönen Messing-Bulleyes
oder dem honigfarben schimmernden
Lack. Der klassische Kutter passt perfekt in
die historische Kulisse der Altstadt, er wird
quasi Teil des Ensembles. Fühlt sich gut an!
FOTOS: YACHT/A. FRITSCH
Schließlich zieht uns dann doch der
Hunger in die Stadt. Die Hafenpromenade
westlich hinter dem Becken ist rammelvoll
mit Touristen. Wir schlendern lieber durch
die dahinterliegenden verwinkelten Gassen
und stoßen auf den malerischen Platz des
1. Mai. Zwischen Statuen und unter einer
Weinpergola liegt ein uriges Restaurant: Der
Familienbetrieb „Fritolin Cantini“ hat hier
seine Tische aufgestellt und bietet Fischgerichte
an, die man selbst bestellen und abholen
muss an einer Ausgabe direkt neben
der Küche. Nur Getränke werden serviert.
Ein bodenständiges und günstiges Lokal,
dazu wunderschön mit den beleuchteten
Weinstöcken. Wir kommen nur schwer wieder
von hier los.
RARE FREUDEN
Badestopps, wie im Bild oben vor
Izola, sind selten. Die Nordadria hat
wenige geschützte Buchten zu bieten.
Abendstimmung auf dem Vorschiff in
der Lagune von Marano. Die dortigen
Fahrwasser sind gut beschildert. Nur
die Tiefenangaben, besonders in Plottern,
sind mit Vorsicht zu genießen
kennzeichnet. Es hält sich zwar keiner dran,
überall liegen Yachten auch hinter den Tonnen.
Wir aber trauen uns, typisch deutsch,
nur verschämt ein bisschen dahinter und
verkürzen die Morgenflaute mit einem Bad.
Izola wirkt danach fad. Der kleine Ort ist
hübsch, seine Marina professionell. Sie bietet
guten Schutz und Versorgung. Doch es ist
noch zu viel Piran im Stammhirn. Also bleiben
wir nur auf ein Eis nahe des Stadthafens
und wenden den Bug dann gen Triest.
Mittlerweile weht es stabil mit 10 bis 15
Knoten. Zeit, den Pilot Cutter richtig in Fahrt
zu bringen. Mit einem Schrick in den Schoten
geht es mit sechs Knoten zur berühmten Hafenstadt.
„Ordentlich Druck auf dem Ruder!“,
meldet Martin von achtern, der kräftig an der
Pinne ziehen muss. Trimmände run gen bringen
nur wenig Besserung. Einer der Gründe
dafür ist, dass das Boot für den Chartereinsatz
modifiziert werden musste: Der Bugspriet ist
für ein besseres Handling im Hafen eingezogen.
Ferner gibt es nur ein größeres Vorsegel
statt der Kuttertakelung mit zwei kleineren
Tüchern. Das hat den Druckpunkt wohl etwas
verschoben. Ein Kompromiss. Aber mit drei
Kerlen an Bord kein Problem.
26 REISE • NORDADRIA
YACHT 20 — 2018 YACHT 20 — 2018
REISE • NORDADRIA 27
Altes Schiff vor alter Stadt: Blick
von der Festungsmauer hinab auf
Piran, davor die „Black Bird“
W
er sich Triest nähert, ist erst
mal sprachlos. Von Weitem
wirkt die Stadt unsagbar hässlich!
Industrieschlote, Werftkräne,
ankernde Containerriesen. Triest ist die
größte Hafenstadt Italiens, hier werden mehr
Waren umgeschlagen als etwa in Genua.
Je näher man aber dem Stadthafen
kommt, umso mehr wandelt sich das Bild.
Erste wunderschöne alte Bauten aus der
K.-u.-k.-Zeit fallen ins Auge. Die fast
600 Jahre unter österreichischer Herrschaft
waren es, die der Stadt den Ruf als Kaffeehaus-Hochburg
Europas einbrachten,
durchaus ebenbürtig mit Wien. Sobald man
dann in die Marina San Giusto einläuft, erahnt
man die ganze Grandezza Triests. Der
zentrale Hafen mit seinem schicken Restaurant
in den alten Hallen und der Dachterrasse
ist eine von vielen guten Adressen. Von
dort sind es zehn Minuten zu Fuß in die Altstadt,
die man am besten ausgehend von der
zentralen Piazza „Unita d’Italia“ erkundet.
Die prachtvollen Bauten der Oper und
des Rathauses sowie die endlosen Tischreihen
der edlen Kaffeehäuser wie des „degli
Specchi“ drum herum bilden ein beeindru-
AUGENSCHMAUS
Selbst beim Segeln erwischt man sich
dabei, wie der Blick wohlwollend übers
Deck schweift – für Chartersegler eine
ganz neue Erfahrung. Der Hafen von
Piran liegt idyllisch. Und der Platz des
1. Mai in der Innenstadt mit seinen
Statuen, der Weinpergola und einem
nettem Restaurant ist sehenswert
ckendes Gesamtkunstwerk. Wer sich niederlässt,
muss sich durch eine Karte mit 68 Kaffeespezialitäten
arbeiten sowie einer ähnlich
üppigen Kuchenauswahl.
Schlendert man weiter zum Kanal bei
Ponte Rosso, tun sich immer wieder Blicke
die prachtvollen Alleen hinunter auf, die
schlicht atemberaubend sind. Zudem quillt
die Stadt nicht über vor Touristen. Man
merkt, Triest ist eine geschäftige Hafenstadt,
die noch in der Hand der Bewohner ist und
nicht wie Venedig längst im Würgegriff des
Tourismus. Alles in allem ein perfekter Kontrast
zum fast familiären Piran.
Vor dem Wechsel in die Lagunen bei
Grado steht ein kurzer Abstecher an: Vier
Meilen nördlich von Triest steht vor Grignano
das Castello Miramare. Ein Schloss, das
1856 bis 1860 für den Habsburger Erzherzog
Ferdinand Maximilian von Österreich gebaut
wurde. Es liegt spektakulär auf einem
steilen Karstfelsen und wird von uns umsegelt.
Fünf Minuten entfernt befindet sich
ein Hafen, in dem die Yacht für den Schlossbesuch
ideal festgemacht werden kann.
Das Gemäuer mit seinen prunkvollen
Bankettsälen, Gemächern und zwei riesigen
FOTOS: YACHT/A. FRITSCH
Gärten im italienischen und englischen Stil
ist ein Muss auf jedem Nordadria-Törn. Wer
zuvor Triest gesehen hat, versteht sofort, warum
sich der Monarch hier eine so prächtige
Residenz errichten ließ.
D
umm nur, dass man im von steilen
Hängen und Wald eingerahmten
Schloss das Wetter hinter
den Bergen nicht sieht. Als
wir später auslaufen, steht dort eine pechschwarze
Gewitterfront. Wir fliehen mit unserem
kleinen Pilot Cutter in letzter Minute
gen Westen, Kurs auf Grado. Keine Dreiviertelstunde
später zucken die Blitze überm
Schloss, und erste Böen treffen das Boot.
Martin steht derweil seelenruhig mit
passendem „Don’t panic!“-Shirt am Ruder
und dirigiert „Black Bird“ im ersten Reff sicher
zur Laguneneinfahrt. Das schwere Boot
schlägt sich prima, es lässt sich von der aufkommenden
See kaum beirren. Sieben Tonnen
haben eben auch Vorteile.
Einige Meilen vor der Zufahrt nach Grado
zeigt das Echo, dass wir am Ende der Adria
angekommen sind. Der Meeresboden
steigt auf weniger als zehn Meter Tiefe an.
DAS REVIER
IST REICH AN
ZIELEN, EIN
ZWEI-WOCHEN-
TÖRN LOHNT
Über einen langen Kanal landen wir schließlich
mitten im Altstadthafen Grados. Wie bestellt
reißt der Himmel auf, und die Sonne
kommt hervor. Noch während wir im Cockpit
das Anlegerbier trinken, steht plötzlich der
Hafenkapitän in voller Uniform vor uns: „Was
für ein wunderschönes Schiff!“, schwärmt er
beim Anblick unserer „Black Bird“. Er ist so
begeistert, dass er uns kurzerhand das Hafengeld
erlässt. Später kommt ein Paar zum Boot
und bittet uns, ein Foto von ihnen mit dem
Pilot Cutter im Hintergrund zu machen. Man
entwickelt geradezu Eignerstolz.
Grado entpuppt sich als urgemütliche
Fischersiedlung. Allerorten sortieren Männer
ihre Netze am Kanal, in der Altstadt reiht
sich ein Restaurant und Café an das nächste.
Die Stadt hat außer einem Strand wenig
Sehenswertes zu bieten, sie versprüht aber
schönste italienische Lebensart. Und die
Fischgerichte sind sensationell gut.
Von Grado aus lassen sich auch prima
die flachen Abschnitte der Lagunen erkunden,
erklärt uns später Martina Bigot, Tochter
des Besitzers der exzellenten Marina San
Vito. „Auf den kleinen Inseln dort haben die
Familien ihre Casoni, einst die Stützpunkte
der Fischer. Mein Großvater ist dort noch
sehr oft, er hat dort 15 Jahre gelebt. Heute ist
es unser Wochenendhaus. Draußen leben
nur noch zwei alte Fischer dauerhaft.“
Die Kanäle dazwischen sind flach, doch
mit unseren 1,6 Metern Tiefgang sollte das
gehen, oder? Ein Anruf beim Opa ergibt, dass
es um Hochwasser klappen könnte.
Und so segeln wir bei strahlendem Sonnenschein
am nächsten Tag in das flussar tige
Gebiet mit seinen mit Dalben gespickten
Kanälen. An denen sind Schilder angebracht,
die den Weg zur nächsten Stadt weisen.
Dazwischen liegen auf winzigen Insel chen
die reetgedeckten Casoni der Fischer, umgeben
von wunderschönen Gärten. Lange
28 REISE • NORDADRIA
YACHT 20 — 2018 YACHT 20 — 2018
29
umkreisen wir die Inseln, machen Fotos, genießen
das Segeln im Delta der Nordadria.
Und vergessen die Zeit: Das Wasser läuft
schon wieder ab. So entschließen wir uns für
den Schlag außen über die Adria nach Portobuso.
Dort müssten wir hin, empfahl uns ein
Freund, der mit seinem Boot in Slowenien
liegt. Dort gebe es eine Fischer-Trattoria, die
sei so urig wie keine Zweite in der Lagune.
A
lso tasten wir uns bei der Einfahrt
zur Lagune von Marano in
Portobuso langsam zum Haus
der Fischer auf Anfora vor. Die
„Black Bird“ verankern wir neben dem Fahrwasser,
wo es bei Niedrigwasser gerade noch
tief genug ist. An Land begrüßen uns Vater
Mauro und Sohn Christiano Tognon. Die
ganze Familie schmeißt hier den Laden, eine
legendäre Restaurantadresse in der Lagune.
„Mein Vater arbeitete in der Werft in
Monfalcone, bevor wir hierherzogen. Damals
hatte die Insel noch 70 Einwohner“, erzählt
Mauro. Vor Ort verlief damals die gut
bewachte Grenze zwischen Italien und Österreich.
„Unsere Seite gehörte zu Österreich,
und so fühlen wir heute noch immer
ein wenig“, erzählt sein Sohn Christiano.
Von der alten Zeit zeugen viele Bilder des
Kaisers, die im Gebäude als Erinnerungen
an den Wänden hängen. „1974 eröffneten
wir dann die Trattoria und bieten seither
den Tagesfang aus der Lagune an.“ Noch immer
fährt er täglich raus, um nach den Netzen
zu sehen. Doch nur er wohnt hier auch
noch. Der Rest der Familie kommt jeden
Morgen mit dem Boot aus Grado.
Und Mauro kocht sensationell gut. Es
gibt einen köstlichen kapitalen Fisch, ohne
Schnickschnack. Davor Tintenfisch und
Weißwein aus dem nahen Friaul. Das Ganze
mit Blick auf die stille Welt der Lagune, dazu
das Schreien der Vögel, die warten, dass die
Ebbe den Meeresboden freilegt.
Im Hintergrund schimmert golden das
Licht aus den hölzernen Skylights unseres
Pilot Cutters. So könnte das Leben hier auch
schon vor 300 Jahren ausgesehen haben.
Wieder passen archaische Landschaft und
das Boot perfekt zusammen. Und so ziehen
wir vor der Rückkehr nach Kroatien ein ungewohntes
Fazit: Nie fühlten wir uns den
historischen Wurzeln eines Reviers näher als
mit diesem gemächlichen Klassiker, einer
Art segelnden Zeitmaschine.
ANDREAS FRITSCH
Marano
ITALIEN
Lagune von Marano
Portobuso 5
Lignano
Bibione
KULTUR-RUNDE
7 sm
4
Grado
8 sm
3
19 sm
N
7,5 sm
9 sm
Monfalcone
16 sm
4 sm
GOLF VON TRIEST
5 sm
Piran
Umag
Sistiana
9 sm
Portoroz
Izola
Grignano
Koper
KROATIEN
Triest
Muggia
SLOWENIEN
Die Etappen des Törns mit der „Black Bird“. Orte wie Muggia,
Lignano oder Marano wären weitere geschichtsträchtige Ziele
CHARTER
Die Firma Klassikcharter betreibt
einen Stützpunkt im
kroatischen Pula. Von dort
sind es 40 Seemeilen bis
Piran. Die „Black Bird“ kostet
je nach Saison 670 bis
1370 Euro. Im Programm
der kleinen Flotte sind ferner
acht „GFK-Youngtimer“,
darunter eine Comet 860,
Contest 27, Swan 43 und
Sun Odyssey 52. Infos:
www.klassikcharter.com,
Telefon +385 52 218 148.
HÄFEN & ANKERPLÄTZE
Gutes Netz von Marinas und
Stadthäfen, immer Muringleinen
oder Schwimmstege.
Ab Piran nur wenige gute,
geschützte Ankerplätze entlang
der Küste. Piran ist in
der Hochsaison und an den
Wochenenden oft voll belegt
mit italienischen Yachten aus
Triest oder Monfalcone,
dann möglichst früh am
Nachmittag ankommen!
WIND & WETTER
Die Nordadria gilt gemeinhin
als Leichtwind-Revier.
Im Sommer dominiert der
Maestrale aus Nordwest.
Der Wind baut sich regelmäßig
am späten Vormittag
auf und schläft gegen
17 Uhr wieder ein. Viel Wind
kommt bei Bora aus Nordwest
und Scirocco aus Süd.
°C 10 15 20 25 30
Mai 9
Juni
Juli
Aug.
Sept.
9
7
7
7
Tagestemp. Wassertemp. Regentage
2
1
NAVIGATION
Das Revier wird gen Norden
flach, dort etwa ein Meter
Tidenhub und in den Lagunen
1 bis 3 Knoten Strom.
Die Tiefen in den Kanälen
sind infolge von Sandeintrag
mit Vorsicht zu genießen,
aktuelle Karten ein Muss.
Kleinere Kanäle vor Hochwasser
befahren. Kommt
man dann im meist weichen
Grund fest, kann man sich
noch befreien. Die großen
Kanäle nach Grado, Marano,
Lignano, Stella oder Portobuso
sind immer befahrbar.
LITERATUR
H. Breidenbach: „Lagunen
von Venedig bis Grado“, Edition
Maritim, 29,90 Euro.
G. Lengnink: „Lagunenträume“
(Band 5), 39 Euro.
Lagunenkarten (6 Stück à
10,95 Euro) von Belletti.
FOTOS: YACHT/A. FRITSCH; KARTEN: YACHT
Gastlieger
1 4
3 7
5 5
400 m
15
Schloss
17
Sperrzone
Sperrzone
3 5
1 2
5 4
N
400 m
3 1
N
1 TRIEST
Top-Liegeplätze mit allem Service
in der Marina San Giusto
(www.marinasangiusto.it). Bei
den Vereinshäfen nebenan teils
gediegenes Ambiente, Plätze
vor Ort anfragen. Einkaufstipp:
Der „Eataly“-Markt neben der
Marina hat italienische Lebensmittel
auf hohem Niveau
2 GRIGNANO
Eine Besichtigung des Schlosses
ist ein Muss. In der inneren
Sperrzone der gelben Tonnen
Befahrensverbot, in der äußeren
Ankerverbot. In der Marina
wenige Plätze (Einheimische
ansprechen!). Yachten können
außen am Pier dicht unter Land
liegen, vorn legt eine Fähre an
3 GRADO
Ein langer Kanal führt in den
kleinen Fischer- und Stadthafen,
anlegen längsseits. Zentrumsnahe
Plätze ohne Service. Wer
den sucht, geht in die sehr schöne
Marina Porto san Vito (www.
portosanvito.it). Restaurant-Tipp:
die Tavernetta all’ Androna und
die Taverna al Canevon
4 LAGUNE VON GRADO
Den Abstecher in die Lagune
am besten zwei Stunden vor
Hochwasser machen. Wie ein
Flusslauf führen die Kanäle an
den wunderschönen Fischerhäusern
(Casoni) vorbei. Innen
durch nach Portobuso sollten
nur Schiffe mit reduzierbarem
Tiefgang fahren
5 PORTOBUSO/INSEL ANFORA
Ein Kultziel in der Lagune ist die
Trattoria Ai Ciodi (www.portobusoaiciodi.it).
Sie schließt aber
schon um 17 Uhr! Kielyachten
können bei Hochwasser am
Fahrwasser ankern. Bei Niedrigwasser
ca. 1,6 m Tiefe, weicher
Schlick. Zum Restaurantsteg
können nur Motorboote