wirklich\\wahr – extrem
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Das Heft &
seine Entstehung
Was ist Extrem?
Extrem sein, das hat mindestens zwei Seiten.
Da ist das Fanatische, das keine Zwischentöne zulässt,
keine Empathie und keinen Widerspruch. Da gibt es
kein „aber“, kein „einerseits – andererseits“, nur ein „so
ist es und nicht anders“. Schwarz oder weiß. Wer nicht
für mich ist, ist gegen mich. Und Gegner muss man
ausschalten, notfalls auch mit Gewalt.
Das Extreme fasziniert uns aber auch. Weil Menschen
für ihre Überzeugungen einstehen. Vielleicht von einer
besseren Welt träumen. Oder den Nervenkitzel
suchen. Ohne Kompromisse, von denen es im Alltag
schon zu viele gibt.
Extrem sein, das heißt radikal von der Norm abweichen.
Der Duden schreibt: „An die äußerste Grenze
gehen“. Das kann beängstigend sein und gefährlich.
Oder beeindruckend und spannend. Als Journalist ist
das Extreme in jedem Fall interessant, weil wir uns als
Gesellschaft dazu verhalten müssen. Was können wir
dulden? Was geht zu weit? Was können wir vielleicht
sogar lernen?
Journalisten brauchen dafür aber das „einerseits-andererseits“,
das „aber“. Uns geht es ja gerade um die Widersprüche.
Und um die Zwischentöne.
Was bedeutet es eigentlich, extrem zu sein?
Extrem zu denken? Sich Extremen auszusetzen? Und
wo beginnt das Extreme eigentlich? Jeden Tag bemühen
sich Journalisten in ganz Deutschland darum, das
Extreme zu fassen und von der Norm abzugrenzen,
hinterfragen ihre Einordnung im Sinne einer demokratischen
Debatte und verwerfen sie teils wieder.
Extrem – das kann auch bedeuten, sich mit dem Wort
auseinanderzusetzen, das in unserer heutigen Zeit derart
negativ besetzt ist und oft reduziert wird auf die
Spaltung in rechts und links, liberal und konservativ,
moralisch und verwerflich, richtig und falsch. Für dieses
Heft sind junge Autoren ausgezogen und haben
sich Extremen gestellt.
So hat eine Autorin Liebe in einem extremen Spannungsfeld
gefunden: Er ist AfD-Wähler und will ein
weißes Deutschland. Sie ist schwarz.
Ein Autor ging ins Netz und erlebte, wie Hass und
Verführung zusammenspielen, wenn Extremisten versuchen
in den Sozialen Medien für ihre Ideologien zu
werben.
Wie können gute Ideale zu extremem Schrecken führen,
fragte eine andere Reporterin – und machte sich
auf die Spuren von Ulrike Meinhof und der RAF.
Extrem – das Abweichen von der Norm. Das Wort
scheint einfach, und ist doch so reich an Facetten wie
ein Kaleidoskop. Das beweisen die jungen Journalisten
der wirklich\\wahr-Redaktion 2018 mit diesem Heft.
Jonas Seufert
Manuel Stark
wirklich\\wahr 03
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