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Nottwiler Auslese 2020

Nottwiler Geschichten.

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<strong>2020</strong>


<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2020</strong>


Inhalt<br />

<strong>Nottwiler</strong> Geschichten lebendig erzählt<br />

Editorial .................................... 5<br />

Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />

<strong>Auslese</strong> – auslesen – aus(er)lesen<br />

Chronikteam ................................. 6<br />

Aquaregio<br />

Sicherer Trinkwasserhaushalt für die Zukunft ........ 7<br />

Jacqueline Willimann<br />

Dynamo Sempachersee vernetzt die Region<br />

Ein Volksfest für die Seegemeinden ................ 15<br />

Christian Lanzendörfer<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

Renovation eines Baudenkmals ................... 23<br />

Jacqueline Willimann, Gerold Kunz,<br />

Walter Steffen, Erwin Peter<br />

Titelbild: Das renovierte<br />

Schulhaus 1914 bei<br />

abendlicher Stimmung<br />

Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil<br />

Verantwortung für Feld, Wald und Wildbestand . ..... 43<br />

Christian Lanzendörfer und Monika Nöbauer<br />

Blick über den Tellerrand<br />

Ein bemerkenswertes Lernspiel von Lucia Weingartner . 51<br />

Monika Nöbauer und Christian Lanzendörfer<br />

Schloss Tannenfels<br />

und die Familie Schnyder von Wartensee<br />

Eine Zeitreise durch 600 Jahre Regionalgeschichte ... 54<br />

Christian Lanzendörfer und Stephan Troxler<br />

<strong>2020</strong><br />

2<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />

Eine Familie, zwei Unternehmen ................. 65<br />

Christian Lanzendörfer<br />

Friedhofsanierung 2018<br />

Bestattungswesen im Wandel der Zeit ............. 75<br />

Jacqueline Willimann<br />

Georges Stalder –<br />

das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />

Der Gemeindeschreiber geht in Pension . ............ 82<br />

Jacqueline Willimann<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

10 Jahr-Jubiläum . ............................. 88<br />

Jacqueline Willimann<br />

Pastoralraum Region Sursee<br />

Katholiken organisieren sich neu . ................. 95<br />

Claudia Steiner<br />

Jahrbuch<br />

Rückblick Gemeinderat ......................... 99<br />

Rückblick Bildungskommission ................... 102<br />

Rückblick Kirchenrat ........................... 107<br />

Nottwil in Zahlen ............................ 111<br />

Autorenangaben und Bildnachweis ................ 118<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

3 <strong>2020</strong>


Impressum <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2020</strong><br />

Herausgeberin Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />

Chronikteam Jacqueline Willimann (Leitung), Beatrice Huser Winkler,<br />

Christian Lanzendörfer, Monika Nöbauer, Stephan Troxler<br />

Grafik und Layout sgrafik.ch, Stäuble GmbH, Nottwil<br />

Druck Abächerli Media AG, Sarnen<br />

Auflage 2 000 Exemplare<br />

ISBN 978-3-033-07762-1<br />

© <strong>2020</strong> Gemeinde Nottwil, <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>: Bei Verwendung von Texten,<br />

auch auszugsweise, ist die Quelle anzugeben.


<strong>Nottwiler</strong> Geschichte<br />

lebendig erzählt<br />

Editorial<br />

Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong><br />

Gewonnene Zeit, gelebte Zeit, gefüllte Zeit, verlorene Zeit,<br />

investierte Zeit, vergangene Zeit – bereits sind wieder zwei<br />

Jahre vorbei seit der letzten Ausgabe der «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

2018», und heute erhalten Sie das dritte Exemplar zugestellt.<br />

Zeitzeugen erzählen, Ereignisse werden festgehalten, fast Vergessenes<br />

in Erinnerung gerufen – Themen von der Vergangenheit<br />

bis heute werden verständlich, spannend und gut illustriert<br />

präsentiert. Auch für unsere Nachwelt wird die Chronik mal von<br />

unschätzbarem Wert sein, denn lesen Sie mal nach, wie die<br />

Schule in Nottwil entstanden ist oder was die Schlossmauern<br />

des Tannenfels alles zu erzählen haben.<br />

Kurz nachdem die aktuelle «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» abgeschlossen<br />

ist, beginnt das Chronikteam schon wieder mit der Recherche<br />

für die nächste Nummer. Das ehrenamtlich arbeitende<br />

Chronik team setzt sich aus der neuen Leiterin Jacqueline Willimann,<br />

Christian Lanzendörfer, Stephan Troxler sowie den<br />

beiden neuen Teammitgliedern Beatrice Huser Winkler und<br />

Monika Nöbauer zusammen. Ihnen gebührt ein herzliches<br />

Danke schön für das immense und kreative Schaffen.<br />

Dem Gemeinderat ist es wichtig, dass die «<strong>Nottwiler</strong><br />

<strong>Auslese</strong>» allen Haushalten von Nottwil kostenlos zugestellt wird.<br />

So soll Nummer um Nummer ein mehrbändiges Geschichtsbuch<br />

entstehen.<br />

Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong>, mit Ihrer Aufmerksamkeit<br />

an den Geschichten unterstützen Sie den Gemeinderat in<br />

der Absicht, Sie noch viele Jahre mit dieser Schrift zu erfreuen.<br />

Das Chronikteam und der Gemeinderat danken Ihnen für allfällige<br />

Rückmeldungen und Anregungen.<br />

Viel Spass beim Lesen wünscht Ihnen<br />

Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />

Gemeinderat Nottwil<br />

Im März <strong>2020</strong><br />

Walter Steffen<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

5 <strong>2020</strong>


<strong>Auslese</strong> – auslesen –<br />

aus(er)lesen<br />

Chronikteam<br />

Das Chronikteam:<br />

Beatrice Huser Winkler,<br />

Stephan Troxler,<br />

Jacqueline Willimann,<br />

Monika Nöbauer,<br />

Christian Lanzendörfer<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Wie auch immer diese Wortspielerei interpretiert wird, Sie<br />

haben die auserlesene Chronikschrift «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2020</strong>»<br />

in der Hand. Berichte, Geschichten, Porträts und Informationen<br />

in diesem Büchlein widerspiegeln teils die letzten zwei Jahre,<br />

teils ganze Generationen oder Epochen aus mehreren Jahrhunderten.<br />

Sie werden staunen, was Nottwil Historisches und zum<br />

Festhalten Würdiges zu bieten hat.<br />

Wir als Chronikteam haben den bescheidenen Wunsch, dass<br />

Sie im vorliegenden Schriftwerk stöbern, sich aufhalten lassen,<br />

Interesse finden an den Geschichten der Gemeinde Nottwil und<br />

Sie mit den gewonnenen Eindrücken das Besondere erkennen.<br />

Vielen Dank allen Personen, die zu dieser Chronik beigetragen<br />

haben. Das Zusammenspiel von Wissen erforschen,<br />

Wissen aneignen und Wissen weitergeben bereichert.<br />

Danke für Ihr Interesse!<br />

<strong>2020</strong><br />

6<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


Aquaregio<br />

Sicherer Trinkwasserhaushalt für die Zukunft<br />

Die Region Sempachersee könnte sich im heutigen Zeitalter<br />

punkto Wasserversorgung zurücklehnen und sich voll auf<br />

die Reserven des Sempachersees verlassen. Damit wären die<br />

nächsten 128 Jahre rein theoretisch gesichert. Von wegen!<br />

Der See mit dem mittleren Pegel von 504 m über Meer, einer<br />

Maximaltiefe von 87 m und einer Fläche von 14.5 km 2<br />

übernimmt aber in erster Linie und glücklicherweise die Funktion<br />

der Lebensgrundlage reichhaltiger Ökosysteme, ist die<br />

Idylle der Region und dient nur teilweise der Wasserversorgung.<br />

Geografische und hydrologische Gegebenheiten<br />

Grundsätzlich steht im Kanton Luzern genügend Wasser zur<br />

Verfügung. Die Verteilung in den einzelnen Regionen verhält<br />

sich aber nicht linear. Währenddem sich das Einzugsgebiet des<br />

Vierwaldstättersees über 2 124 km 2 erstreckt, trifft es für die<br />

Region Sempachersee lediglich 62 km 2 . Und weil der Sempachersee<br />

70 Meter über dem Pegel des Vierwaldstättersees liegt,<br />

fliesst das Wasser der Zentralschweizer Alpen und Voralpen in<br />

Emmen an unserer Region vorbei. Die Nutzung der natürlichen<br />

Wasservorkommen aus dem See, den Quellen und dem Grundwasser<br />

reicht gemäss Messungen und Berechnungen an Spitzentagen<br />

in den meisten Gemeinden unserer Gegend nicht mehr<br />

aus. 75 % des eigenen Maximalbedarfs können jedoch durch<br />

eine bessere interne Vernetzung gewährleistet werden.<br />

Gesetzliche Grundlagen<br />

Nach dem kantonalen Wassernutzungs- und Wasserversorgungsgesetz<br />

(WNVG) obliegt die Wasserversorgung den Einwohnergemeinden,<br />

wobei die Gemeinden ihre Planungen auf-<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

7 <strong>2020</strong>


einander abzustimmen haben (§ 36 WNVG). Gemäss dem<br />

Planungs- und Baugesetz (§ 3 Abs. 3PBG) gehören die Gemeinden<br />

im Kanton Luzern für die Koordination der raumwirksamen<br />

Tätigkeiten einem regionalen Entwicklungsträger (RET)<br />

oder einer entsprechenden regionalen Organisation an, die als<br />

Kompetenzzentrum kommunale Aufgaben übernimmt.<br />

1) RET = Regionaler<br />

Entwicklungsträger<br />

Übersichtsplan<br />

Aquaregio-Gebiet<br />

Versorgungsgebiet<br />

Aquaregio AG<br />

Sursee<br />

Oberkirch<br />

Reservoir<br />

Wasserwerk<br />

Primärleitung<br />

neue Leitung<br />

Ausbau<br />

Schenkon<br />

Nottwil<br />

Gründung der aquaregio ag<br />

Der RET 1) Sursee-Mittelland hat zusammen mit seinen 17<br />

Verbandsgemeinden eine Analyse zur Trinkwassersituation<br />

gemacht. Die Ergebnisse zeigen an Spitzentagen eine Fehlmenge<br />

von 6 600 m 3 oder einen Viertel<br />

des Wasserbedarfs pro Tag. Das nachfolgend<br />

erarbeitete Wasserversorgungskonzept<br />

hatte folgende Ziele:<br />

- Bessere Vernetzung untereinander<br />

- Deckung des Wasserdefizits von ausserhalb der Region<br />

- Künftiger Bau, Betrieb und Unterhalt des Primärnetzes aller<br />

beteiligten Gemeinden durch eine gemeinsame, übergeordnete<br />

Organisation<br />

Im Zuge weiterer Bedarfsanalysen zeigten sich schliesslich<br />

alle Wasserversorgungen der Städte Sursee und Sempach sowie<br />

die Gemeinden Beromünster, Eich, Hildisrieden, Nottwil, Oberkirch<br />

und Schenkon gewillt, miteinander unter dem Titel «aquaregio»<br />

ein kompaktes und geschlossenes Versorgungsgebiet zu<br />

bilden. Nachdem alle interessierten Gemeinden für den Entscheid<br />

zur Gründung der «aquaregio ag Wasser Sursee-Mittelland» von<br />

der Bevölkerung den Zuspruch erhalten<br />

hatten, unterzeichneten sie an der Gründungsversammlung<br />

vom 20. Dezember<br />

Blosenberg 2018 im Beisein von Regierungspräsident<br />

Robert Küng die Urkunde und wählten<br />

einen siebenköpfigen Ausschuss.<br />

Die aquaregio ag Wasser Sursee-Mittelland<br />

übernahm per 1. Januar 2019 die<br />

Hildisrieden<br />

Primäranlagen von elf Wasserversorgungen,<br />

denen 40 000 Wasserbezüger und<br />

Sempach<br />

Seewasserwerk<br />

Abonnenten angehören. Sie wird die<br />

Sempach<br />

Anlagen künftig betreiben und unterhalten<br />

sowie den Ausbau von insgesamt 80<br />

Kilometern Leitungen planen und reali-<br />

Rippertschwand<br />

sieren.<br />

Beromünster<br />

Eich<br />

<strong>2020</strong><br />

8<br />

Aquaregio


Das Wasserschloss in Emmen – unsere Reserve<br />

In Emmen fliesst das Wasser der kleinen Emme (Einzugsgebiet<br />

Entlebuch) und der Reuss (Einzugsgebiet Rigi, Gotthard-<br />

Massiv, Titlis und Pilatus) zusammen. Alles Wasser aus diesen<br />

Gebieten muss auf natürlichem Weg zur Nordsee über Emmen<br />

fliessen. Es bildet sich dort das Wasserschloss der Zentralschweiz.<br />

An diesem idealen Punkt betreibt die Gemeinde<br />

Emmen zwei Grosspumpwerke und fördert Trinkwasser ins viereinhalb<br />

Kilometer südöstlich des Seewasserwerks Sempach<br />

gelegene Reservoir Rippertschwand. Geplant ist eine Transportleitung,<br />

die das Wasser an den Sempachersee führt und dann<br />

mit einer Seeleitung bis nach Sursee weiterleitet.<br />

Das Emmer Wasser wird bis zum<br />

Seewasserwerk Sempach geführt, von wo<br />

aus die Weiterleitung sowie Verteilung<br />

stattfinden wird. Von Sempach aus wird<br />

auch die neue Seeleitung nach Sursee<br />

erstellt.<br />

Das Grundwasser von Emmen muss<br />

nicht behandelt werden, es hat beste Qualität<br />

und lässt sich sehr gut mit den Partnerwasserversorgungen<br />

von aquaregio<br />

mischen. Mit dem am 13. September 2018<br />

in Sempach unterzeichneten Wasserlieferungsvertrag<br />

mit der Gemeinde Emmen<br />

sichert sich die aquaregio ag den Bezug<br />

Wasserreservoir<br />

Rippertschwand,<br />

Emmen<br />

Ausschuss aquaregio AG Wasser Sursee-<br />

Mittelland<br />

- Sacha Heller, Präsident, Oberkirch<br />

- Michael Widmer, Vizepräsident,<br />

Organisation, Sursee<br />

- Hanspeter Lang, Finanzen, Beromünster<br />

- Marcel Morf, Technik, Nottwil<br />

- Bruno Künzle, Projekte, Schenkon<br />

- Josef Hunkeler, Betrieb, Oberkirch<br />

- René Schmid, Recht, Sempach<br />

Geschäftsstelle: Stadtverwaltung, Sursee<br />

Aquaregio<br />

9 <strong>2020</strong>


Wassergebühren<br />

Gebührenhoheit bleibt bei der Gemeinde bzw. Wasserversorgung<br />

Verrechnungspreis = Total erfasste Kosten<br />

pro Wasserversorgung: Menge des verkauften Wassers<br />

Median (Durchschnitt)<br />

- Variante «ohne aquaregio ag»: CHF 2.00 bis 3.00 pro m 3<br />

- Variante «mit aquaregio ag»: CHF 1.80 bis 2.30 pro m 3<br />

Verrechnungsschlüssel<br />

- Fixe Kosten ca. 85 % nach Spitzenbedarf<br />

- Variable Kosten ca. 15 % nach Jahresbedarf<br />

Investitionen der aquaregio<br />

21.1 Mio. Franken in den nächsten zehn Jahren, davon<br />

5.37 Mio. Franken<br />

für die Seeleitung zwischen Sempach und den Grundwasserwerken<br />

im Zellmoos in Sursee und Schenkon<br />

3.3 Mio. Franken<br />

für die Verbindungsleitung zwischen dem Wasserreservoir Hauacher<br />

(Schenkon / Sursee) zum Reservoir auf dem rund 800 Meter<br />

hoch gelegenen Blosenberg<br />

6 Mio. Franken<br />

für die neue Leitung zwischen dem Reservoir der Wasserversorgung<br />

Emmen in Rippertschwand (Neuenkirch) und dem Sempacher<br />

Seewasserwerk<br />

3.1 Mio. Franken<br />

für die Erneuerung und Erweiterung des Reservoirs Blosenberg,<br />

das nach dem Ausbau das höchstgelegene Reservoir für das<br />

ganze Versorgungsgebiet von aquaregio sein wird.<br />

2.5 Mio. Franken<br />

für das Schliessen offener Lücken im Verbindungsnetz zwischen<br />

den Partnerwasserversorgungen und Einbau von Messschächten<br />

an den Übergabestellen<br />

<strong>2020</strong><br />

10<br />

Aquaregio


von jährlich 900 000 m 3 und einen Spitzenbezug von 5 000 m 3<br />

pro Tag. Auch bei störungsbedingten Ausfällen der Wasserwerke<br />

der Region ist die Versorgungssicherheit gewährleistet.<br />

Gemäss Planung könnte die Transportleitung in den nächsten<br />

zwei bis fünf Jahren in Betrieb genommen werden.<br />

Fragen an Marcel Morf,<br />

Gemeinderat Ressort Bau, Nottwil<br />

Wie haben Sie den Prozess<br />

der aquaregio erlebt?<br />

Dank der speditiven und professionell<br />

geführten Sitzungen sowie dem Beizug von<br />

erfahrenen Spezialisten konnte der sehr straffe<br />

Zeitplan eingehalten werden. Der Nutzen der<br />

in Aussicht gestellten Organisation konnte mit<br />

gut hinterlegtem Zahlen- und Grafikmaterial<br />

zweifellos aufgezeigt werden.<br />

Hat Nottwil eine Wasserknappheit?<br />

Das Wasserdargebot auf dem Gemeindegebiet von Nottwil<br />

deckt den Eigenbedarf nicht ab. Aus diesem Grund wurde<br />

bereits vor Jahren die Wasserversorgung mit dem Bau der Seeleitung<br />

zum Seewasserwerk in Sempach sichergestellt. So<br />

konnten die Bezüger auch in den Trockenperioden der vergangenen<br />

Jahre mit genügend Wasser bedient werden. Auch den<br />

Liegenschaften mit einer eigenen Wasserversorgung wurde in<br />

der niederschlagsarmen Zeit ausgeholfen. Der Beitritt zur neu<br />

gegründeten Organisation aquaregio garantiert langfristig<br />

genügend Wasservorräte.<br />

Wie beurteilen Sie die heutige Wasserqualität?<br />

Das Wasser wird regelmässig geprüft und muss den Anforderungen<br />

der Kantonalen Vorgaben entsprechen.<br />

Wird sich die Qualität des Wassers verändern,<br />

wenn es mit Wasser des Reservoirs Rippertschwand<br />

vermischt wird?<br />

Noch sind die Planungen im Gang, und es wäre verfrüht,<br />

bereits verbindliche Aussagen zu machen. Aus der heutigen<br />

Sicht kann davon ausgegangen werden, dass Nottwil im «Normalbetrieb»<br />

künftig nicht mit gemischtem Wasser versorgt<br />

wird.<br />

Marcel Morf<br />

Aquaregio<br />

11 <strong>2020</strong>


Unsere Region boomt, es gibt immer mehr Einwohnerinnen<br />

und Ein wohner. Auch die heissen Sommerzeiten<br />

steigern den Wasserverbrauch. Hat man bei den Berechnungen<br />

darauf Rücksicht genommen?<br />

Genau diese Überlegungen wurden während der Planungsphase<br />

aufgezeigt. Mit dem ausgebauten Verteilnetz unter den<br />

Wasserversorgungen sowie dem Dargebot von Rippertschwand<br />

sollte dies nach menschlichem Ermessen keine Probleme bieten.<br />

Daniel Keller, Brunnenmeister, Nottwil<br />

Für das Wasser, das Elixier des Lebens, legt der Brunnenmeister<br />

Daniel Keller die Hand ins Feuer. In seiner Funktion<br />

trägt er grosse Verantwortung für die Qualitätssicherung, für<br />

die Instandhaltung und Pflege der Reservoire und ist zusammen<br />

mit seinen Stellvertretern Christoph Stutz und Mike Winkelmann<br />

rund um die Uhr in Alarmbereitschaft. Das Wasser<br />

fliesst nicht ohne Sorgen an ihm vorbei, geht es einer Quelle<br />

nicht der Norm entsprechend gut, fühlt sich das für Daniel<br />

Keller an wie ein Stich ins Herz. Seine Visionen, eine in Zukunft<br />

unaufhaltsame Achtsamkeit und die Verwendung aller Wasserreserven<br />

auf der Gemeindeebene, lassen aufhorchen.<br />

Herr Keller, Sie haben als Brunnenmeister eine ausserordentlich<br />

verantwortungsvolle Aufgabe. Wie sieht Ihre<br />

Arbeit aus?<br />

Wir wollen unseren Bürgerinnen und Bürgern gutes Wasser<br />

zuliefern. Wir bringen die quartalsweise festgelegten Wasserproben<br />

an die UFAG, wo diese bakteriologisch und chemisch unter-<br />

Wasserverbrauch in Nottwil<br />

Jahr 2018 200 000 m 3<br />

Normaler Tagesverbrauch 700 bis 800 m 3<br />

Spitzenverbrauch 1 400 m 3<br />

Davon bis Ende Oktober 2019<br />

Seewasser aus der Wasserversorgung Sempach 58 %<br />

Quellwasser aus dem Grundwasserpumpwerk Zimmerrüti 28 %<br />

Quellwasser Bachtalen 10 %<br />

aus dem Grundwasserpumpwerk Maienbach (nur Ergänzung im Sommer) 4 %<br />

Ab November 2019<br />

100 % Seewasser<br />

<strong>2020</strong><br />

12<br />

Aquaregio


Daniel Keller,<br />

Brunnenmeister Nottwil<br />

sucht und wir über deren Qualität informiert werden. Wöchentlich<br />

erfasse ich im System statistisch die Verbrauchsmenge,<br />

monatlich wird jedes Werk vor Ort zur Qualitätssicherung geprüft<br />

und einmal pro Jahr werden die Reservoirs gereinigt.<br />

Eine wesentliche Aufgabe ist der Pikettdienst, den wir zu<br />

dritt teilen. Tag und Nacht sind wir einsatzbereit. Der Alarm<br />

wird ausgelöst, wenn eine Pumpe aussetzt, bei einem Brand<br />

oder wenn im Reservoir der Wasserstand durch einen Leitungsbruch<br />

zu tief fällt. Per Handy können Störungen teilweise<br />

behoben werden.<br />

Wie wird man Brunnenmeister?<br />

Die blockweise zu absolvierende Ausbildung an der Brunnenmeisterschule<br />

in Lostorf dauert ein Jahr und endet mit<br />

einer Abschlussprüfung. 2003 erhielt ich den Eidgenössischen<br />

Fachausweis.<br />

Wie gestaltet sich Ihre Arbeit mit der aquaregio?<br />

Die Arbeit und die Verantwortung bleiben für mich un -<br />

verändert.<br />

Aquaregio<br />

13 <strong>2020</strong>


Ist die kantonale Dienststelle «Umwelt und Energie» ihre<br />

Anlaufstelle bei Problemen?<br />

Mein Auftraggeber ist die Gemeinde Nottwil. Der Kanton<br />

überträgt die Organisation an die Gemeinden. Daher bin ich<br />

selten direkt mit der Dienststelle in Kontakt.<br />

Seit Ende Oktober 2019 werden die eigenen Quellen<br />

Bachtalen und Zimmerrüti nicht mehr in die Reservoire<br />

geleitet. Was war der Auslöser dazu?<br />

Aquaregio wollte Gewissheit über die Wasserqualität in den<br />

zugehörenden Gemeinden und liess das Wasser jeder Quelle bei<br />

der UFAG kontrollieren. Als Novum wurde das Wasser auch auf<br />

Abbau-Pestizidrückstände geprüft. Der auf Bundesebene festgelegte<br />

Wert von 0.1 Mikrogramm pro Liter wurde in Nottwil<br />

leicht überschritten. Diese Hiobsbotschaft führte leider zu einer<br />

Unterbrechung der Wasserzufuhr. Das Quellwasser, das auf<br />

seinem zum Teil weiten Weg vom Napfgebiet bis nach Nottwil<br />

auf ganzer Strecke Pestizidrückstände aufnehmen kann, versiegt<br />

seither in Grund und Boden. Hier braucht es allgemein ein<br />

Umdenken in der Landwirtschaft.<br />

Wo gibt es Lösungsansätze?<br />

Das kostbare Wasser aus diesen Quellen könnte als Brauchwasser<br />

für Spülung, Reinigung, Waschen, Giessen usw. problemlos<br />

eingesetzt werden. Unser Trinkwasser ist zurzeit 100 % Seewasser.<br />

Ein Zweileitungssystem könnte die Lösung sein – deren<br />

Realisierung ist aber noch in unfassbar weiter Ferne.<br />

<strong>2020</strong><br />

14<br />

Aquaregio


Dynamo Sempachersee<br />

vernetzt die Region<br />

Ein Volksfest für die Seegemeinden<br />

«Ein See, zwölf Standorte, unzählige Attraktionen», so wurde<br />

Dynamo Sempachersee, die grösste Gewerbeausstellung und das<br />

Volksfest der Region, in der Luzerner Zeitung apostrophiert.<br />

Ein gewaltiger organisatorischer Aufwand mobilisierte am<br />

Wochenende vom 5. bis 8. September 2019 die Bevölkerung<br />

rund um den Sempachersee.<br />

«Perlen» wurden die Standorte in den See gemeinden<br />

genannt, und sie waren das wirklich. In der Perle Nottwil haben<br />

die Bäuerinnen und Bauern der Region, das Schweizer Paraplegiker-Zentrum,<br />

der Gewerbeverein und die Caribbean Village<br />

auf sich aufmerksam gemacht.<br />

Wer sich am ersten Septemberwochenende 2019 um den<br />

Sempachersee bewegte und immer wieder auf phantasiereich<br />

gestaltete Paletten-Liegestühle und Paletten-Bauwerke stiess,<br />

der war an den Standorten von Dynamo Sempachersee angekommen.<br />

Über 10 000 kunstvoll verbaute Paletten waren das<br />

zentrale Erkennungsmerkmal des Anlasses. Vier Jahre dauerte<br />

es von der Idee bis zur Realisierung der Grossveranstaltung. Mit<br />

einem mutigen Konzept hat der 2017 gegründete Verein Dynamo<br />

Sempachersee, dem die Gewerbevereine um den See und Sempachersee<br />

Tourismus angehören, mit seinem OK und der Unterstützung<br />

einer professionellen Projektleitung die grösste Gewerbeausstellung<br />

der Region auf die Beine gestellt und die<br />

Gemeinden miteinander vernetzt. Und mit einem vielfältigen<br />

Rahmenprogramm wurde eine Volksfeststimmung geschaffen,<br />

bei der auch die Besucher zum aktiven Mitmachen eingeladen<br />

waren.<br />

Zwei Erlebnisschauen und zehn Perlen rund um den Sempachersee<br />

bildeten die Zentren der vielfältigen Aktivitäten. An<br />

sieben Standorten (in Sursee vier, je einem in Sempach, Neuenkirch<br />

und Nottwil) wurden Berufsinseln betrieben, wo Fachleute<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

15 <strong>2020</strong>


Dampfboot St. Urs<br />

und Lernende Einblicke in Pflegeberufe, Berufe des Bau- und<br />

Transportwesens und der Polizei, der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

sowie der Lebensmittelproduktion<br />

(Bäcker, Metzger, Käser) und der Gastronomie (Koch, Hotelfach)<br />

ermöglichten. Die Berufsinseln wurden an den beiden ersten<br />

Ausstellungstagen (Donnerstag und Freitag) von<br />

mehr als 1 500 Schülerinnen und Schülern besucht,<br />

die sich Gedanken zu ihrer nahen Berufswahl<br />

machen konnten.<br />

Alle Dynamo-Standorte konnten bequem mit<br />

dem ÖV sowie Shuttle-Bussen erreicht werden, die<br />

im Halbstundentakt im Uhr- und Gegenuhrzeigersinn<br />

um den Sempachersee verkehrten. Wer genügend<br />

Zeit hatte, konnte an den Standorten Sempach<br />

und Sursee mit nostalgischen Dampfbooten eine<br />

Fahrt auf dem Wasser geniessen. Acht solcher Boote<br />

wurden für die Dauer von Dynamo Sempachersee von anderen<br />

Schweizerseen importiert. Und auf dem Seeweg konnte man<br />

vier Flössen begegnen, die mit langen Paddeln und Muskelkraft<br />

ufernah in den Ortsbereichen der Seegemeinden bewegt wurden.<br />

Der Festivalpass zum fairen Preis von nur 28 Franken erlaubte<br />

Dynamo Sempachersee<br />

Standorte<br />

Perle Nottwil<br />

Erlebnisschau SURWA<br />

Erlebnisschau Sempach<br />

Perle Schenkon<br />

Perle Campus Sursee<br />

Perle ASTAG / Luzerner Polizei<br />

Perle Luzerner Kantonsspital Sursee<br />

Perle Eich<br />

Perle Jardin Suisse Zentralschweiz<br />

Perle Vogelwarte Sempach<br />

Perle Büron Open<br />

Perle Oberkirch<br />

Angebote / Themen (Auswahl)<br />

Siehe Bericht<br />

Gewerbeausstellung, Eventbühne<br />

Gewerbeausstellung, Street-Food-Festival,<br />

Eventbühne<br />

Unterhaltung, Weine vom Sempachersee,<br />

Schwingen, Ponys<br />

Wasser-Erlebnisparcours, längste Mauer der<br />

Schweiz<br />

Lastwagen-Simulator, Verkehrssicherheit<br />

Rettungskette, Diagnostik, OP, Pflegeheim<br />

Generationen, Festzelt, Labyrinth, Workshops<br />

Berufsbildungszentrum, Woodvetia-Figuren,<br />

Baumhaus, Picknick-Garten<br />

Erlebnisschau, Multimedia<br />

Analoges und digitales Porträt<br />

Quizpfad, Videobox, Kilbi<br />

<strong>2020</strong><br />

16<br />

Dynamo Sempachersee vernetzt die Region


den Zugang zu allen Ausstellungen und Attraktionen sowie die<br />

Nutzung des ÖV und der Shuttlebusse während der ganzen Veranstaltungsdauer.<br />

Perle Nottwil<br />

Richtig lanciert wurde die Perle Nottwil am frühen Donnerstagabend<br />

in der Sportarena des SPZ mit dem Abheben von zwei<br />

Heissluftballonen mit ausgewählten Gästen, die über den See in<br />

Richtung Sempach schwebten. Das schlechte Wetter liess den<br />

geplanten Start aller acht bereitstehenden Ballone an anderen<br />

Perlen leider nicht zu. Die täglich wiederkehrenden Angebote in<br />

der Perle Nottwil konzentrierten sich auf sechs Mini-Perlen.<br />

Auf dem weitläufigen Gelände des Schweizer Paraplegiker-<br />

Zentrums (SPZ) wurde zum Auftakt das Besucherzentrum Para-<br />

Forum eröffnet, welches ein besonders grosses Interesse auslöste.<br />

Die 400 m 2 grosse Ausstellung bietet über die Dauer von<br />

Dynamo Sempachersee hinaus einen tief beeindruckenden Einblick<br />

in die Welt von Querschnittgelähmten. Interaktiv und<br />

multimedial erfahren Besucherinnen und Besucher von den persönlichen<br />

Schicksalen von zwei Paraplegikern und zwei Tetraplegikern,<br />

die in einer fiktiven Wohngemeinschaft leben. Matteo<br />

(17), Sarah (32), Stefan (41) und Christine (68) erzählen aus<br />

ihrem Leben im Rollstuhl, von ihrem Unfall beziehungsweise<br />

ihrer Erkrankung, aber auch von Freundschaft und Liebe. Der<br />

Zweck des Besucherzentrums ParaForum ist, die Gesellschaft<br />

über das Thema Querschnittlähmung aufzuklären und zu sensibilisieren.<br />

Eine sportlich-spielerische Sensibilisierung<br />

wurde gleich beim Verlassen des<br />

Besucherzentrums möglich: Auf einem<br />

anspruchsvollen, verwinkelten Rollstuhlparcours<br />

Plus mit Aufstiegen und<br />

Abfahrten wurden mutige Erwachsene<br />

und Kinder herausgefordert, die, mit<br />

Helmen bewehrt, sitzend und rollend<br />

erfuhren, wie es sich anfühlt, Rollstuhl<br />

zu fahren. Der sportliche Parcours wurde<br />

vom TV Spono und dem Seilziehclub<br />

Nottwil realisiert.<br />

Und auf der Berufsinsel der Schweizer<br />

Paraplegiker-Gruppe (SPG) in der<br />

Aula des SPZ stellten sich zehn von über<br />

80 Berufen der SPG aus den Bereichen<br />

Die Macher der Perle Nottwil<br />

Manuela Brunner, OK-Präsidentin;<br />

Markus Koch, Finanzen; René Künzli<br />

SPZ, Sicherheitsverantwortlicher<br />

Gewerbetunnel: Toni Büchler, Sepp<br />

Sidler und Norbert Büchel<br />

Berufsinsel SPG und Gastro SPZ:<br />

Brigit Galliker SPZ und Vincent Studer SPZ<br />

Besucherzentrum ParaForum: Manuela<br />

Marra SPS<br />

Rollstuhlparcours Plus: Gregor Stäuble<br />

TV Spono mit Seilziehclub Nottwil<br />

Erlebnis Bauernhof: Simon Wandeler<br />

Caribbean Village: Andy Hänggi<br />

Dynamo Sempachersee vernetzt die Region<br />

17 <strong>2020</strong>


Urs Limacher ersteigerte<br />

das Schwingerhemd des<br />

‹ganz Bösen›<br />

Sven Schurtenberger<br />

Rettung, Pflege, Hotel und Technik vor. Nur als Beispiele unter<br />

vielen seien die Rettungsübungen der SIRMED auf dem offenen<br />

Platz erwähnt, welche die Dramatik im Unglücksfall erahnen,<br />

aber auch die notwendige Ruhe der Rettungskräfte erkennen<br />

liessen. Oder Demonstrationen von Pflegefachpersonen und<br />

Rehatherapeuten, die die Komplexität der Pflege und Behandlung<br />

Querschnittgelähmter vermittelten. Oder die Arbeit von<br />

Orthopädisten, die für jeden Patienten individuell optimale<br />

technische Lösungen suchen und Geräte wie Rollstühle und<br />

andere Hilfsmittel bauen oder anpassen.<br />

Eine weitere Berufsshow des lokalen Gewerbes wurde auf<br />

halbem Weg entlang der Bahnlinie zwischen SPZ und Bahnhof<br />

angesiedelt. Als gut sichtbaren, attraktiven Rahmen schufen die<br />

Gewerbler mit 1200 Paletten den vielleicht grössten Palettentunnel<br />

der Welt. Überprüft hat das allerdings niemand. Im<br />

Innern des Tunnels fanden angehende Lehrlinge während der<br />

Ausstellungsdauer die Möglichkeit, mit praktischen Arbeiten in<br />

handwerklichen Berufen zu schnuppern.<br />

Schliesslich wurde die über die Dorfgrenzen hinaus<br />

bekannte «Partymeile» des Caribbean Village beim Bahnhof als<br />

Mini-Perle ausgestaltet. Wer nach dem Rundgang durch die<br />

anderen Mini-Perlen eine unterhaltsame Abwechslung suchte,<br />

konnte hier einkehren und sich bei coolen Drinks und heissen<br />

Rhythmen von top Live-Bands hängen lassen. Auch Flösserinnen<br />

und Flösser werden hier wohl eingekehrt sein, nachdem sie<br />

den Seeweg mit ihren langen Paddeln von der Badi in harter,<br />

synchronisierter Teamarbeit bis zum Bahnhof bewältigt hatten.<br />

Ländlich und gemütlich ging es bei der Mini-Perle Gutsbetrieb<br />

Eyhof zu. Bäuerinnen und Bauern boten an Ständen<br />

ihre Produkte feil, während sich andere<br />

im Buurebeizli in der Scheune eine Bratwurst<br />

oder ein Kafi Luz genehmigten und<br />

sich angeregt unterhielten. An einem<br />

Aussenposten führten Fachleute des SPZ<br />

die pferdegestützte Hippotherapie für<br />

Patienten mit Erkrankungen des zentralen<br />

Nervensystems oder des Stütz- und<br />

Bewegungsapparates vor, für die speziell<br />

ausgebildete Pferde eingesetzt werden.<br />

Und wer aufmerksam neu angeschlagene<br />

Informationen las, bekam während<br />

der Veranstaltung zu wissen, dass am<br />

Sonntagnachmittag, kurz vor Ende von<br />

Dynamo Sempachersee, im Buurebeizli<br />

<strong>2020</strong><br />

18<br />

Dynamo Sempachersee vernetzt die Region


1<br />

1 Berufsinsel im SPZ,<br />

Pflegeberufe<br />

2 Rettungsübung der<br />

SIRMED<br />

3 ParaForum: Einblicke<br />

in das Leben von<br />

Querschnittgelähmten<br />

4 Rollstuhlparcours<br />

Plus vor dem Guido A.<br />

Zäch Institut (GZI)<br />

5 Palettentunnel des<br />

lokalen Gewerbes<br />

6 Märtstimmung auf<br />

dem Gutsbetrieb Eyhof<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Dynamo Sempachersee vernetzt die Region<br />

19 <strong>2020</strong>


noch ein ‹ganz Böser› seinen Auftritt hatte: Sven Schurtenberger,<br />

der am ESAF 2019 in Zug sehr erfolgreiche Sennenschwinger<br />

und Eidgenoss mit <strong>Nottwiler</strong> Wurzeln, wurde für einen<br />

guten Zweck zur Versteigerung seines Schwingerhemdes eingeladen.<br />

Gantrufer Nestor Wyss aus Rain hatte die fröhliche Szene<br />

in der randvollen Scheune mit Können, Witz und Charme souverän<br />

im Griff. Und nachdem Urs Limacher in einem spannenden<br />

Bietergefecht für einen zweiten Stumpen nochmals zehn<br />

Franken drauflegte, erhielt er den Zuschlag für insgesamt 90<br />

Franken.<br />

1) Die Expo.02 dauerte<br />

von Mai bis Oktober<br />

2002 und bestand aus<br />

fünf Ausstellungszentren<br />

an den Ufern des<br />

Neuenburger-, des Bieler-<br />

und des Murten sees.<br />

Nachlese<br />

In der Woche nach Dynamo Sempachersee liess das Organisationskomitee<br />

verlauten, dass die Erwartungen weitgehend<br />

erfüllt und, trotz des teilweise unfreundlichen Wetters, rund<br />

38 000 Besucher erfasst worden sind. Besucher von Dynamo<br />

Sempachersee mit 1980er und früheren Jahrgängen fühlten sich<br />

im Rückblick vielleicht auch ein Stück an die Schweizer Landesausstellung<br />

2002 (Expo.02) im Drei-Seen-Land erinnert. Es<br />

könnte sein, dass sich die Organisatoren auch ein bisschen von<br />

der Expo.02 1) haben inspirieren lassen, denn konzeptionell gab<br />

es durchaus Ähnlichkeiten. Wenn ja, und das wäre legitim,<br />

dann ist das den Verantwortlichen vortrefflich gelungen. –<br />

Trotzdem, ob es eine Wiederholung von Dynamo Sempachersee<br />

gibt, ist noch nicht entschieden, wie OK-Präsident Albert<br />

Vitali bekanntgab.<br />

Verein gegründet 2017,<br />

Sitz in Oberkirch<br />

Mitglieder: Gewerbevereine Oberer Sempachersee, Region<br />

Sursee, Büron OPEN, Neuenkirch, Nottwil, Oberkirch, Schenkon,<br />

ASTAG Zentralschweiz, CAMPUS SURSEE, Jardin Suisse Zentralschweiz,<br />

Luzerner Kantonsspital, Schweizer Paraplegiker­<br />

Stiftung, Sempachersee Tourismus, SURWA, Schweizerische<br />

Vogelwarte Sempach, Verein Erlebnisschau Sempach<br />

Präsident: Albert Vitali, Nationalrat, Oberkirch<br />

Vertreterin Nottwil: Manuela Brunner<br />

<strong>2020</strong><br />

20<br />

Dynamo Sempachersee vernetzt die Region


Die OK-Präsidentin der Perle Nottwil blickt zurück<br />

Die seit 20 Jahren in Nottwil wohnhafte Manuela Brunner<br />

(54) war als OK-Präsidentin der Perle Nottwil Bindeglied zur<br />

Projektleitung von Dynamo Sempachersee und koordinierte<br />

die Belange der Teams der sechs Mini-Perlen. Sie ist verheiratet,<br />

Mutter von zwei erwachsenen Kindern, und sie hatte<br />

ihre beruflichen Erfahrungen als Werbeassistentin bereits im<br />

OK der Gewerbeausstellung 2017 eingebracht. Die <strong>Nottwiler</strong><br />

<strong>Auslese</strong> wollte von ihr wissen, wie sie Dynamo Sempachersee<br />

erlebt hat.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>: Frau Brunner, Sie sind<br />

Vorstandsmitglied des Vereins Dynamo<br />

Sempachersee und waren OK-Präsidentin der<br />

Perle Nottwil. Welches waren Ihre Beweggründe,<br />

im Vorstand Dynamo Sempachersee und im OK<br />

mitzumachen?<br />

Manuela Brunner: Das Projekt Dynamo Sempacher<br />

see hat mich von Anfang an begeistert. Die<br />

Idee, rund um den Sem pacher see eine Grossveranstaltung<br />

zu organisieren, an der Sursee, Sempach und<br />

alle Seegemeinden gemeinsam am gleichen Strang<br />

ziehen und gemeinsam etwas Grosses auf die Beine<br />

stellen, hat mich fasziniert.<br />

Wie gross war der Aufwand, den Sie persönlich und Ihr<br />

Team der Perle Nottwil betrieben haben?<br />

Sehr gross, die Stunden haben wir aber nicht gezählt. Mit<br />

Kreativität, grossem Einsatz und vielen Arbeitsstunden konnten<br />

sich die sechs Mini-Perlen von ihrer besten Seite zeigen. Dank<br />

der engagierten Macher (siehe separater Kasten) war die Perle<br />

Nottwil eine der grössten, vielseitigsten und spannendsten<br />

Perlen um den Sempachersee.<br />

Manuela Brunner<br />

Das Wetter hätte besser sein können. 40 000 Besucherinnen<br />

und Besucher wurden insgesamt erwartet, 38 000<br />

sind es geworden. Gibt es auch Zahlen für den Besuch<br />

der Perle Nottwil? Haben sich Ihre Erwartungen und die<br />

Erwartungen der Aussteller erfüllt?<br />

Ja, das Wetter spielte nicht wie gewünscht mit. Trotzdem<br />

hatte die Perle Nottwil an den Ausstellungstagen rund 3 600<br />

Besucher, davon 260 Schüler, die die Berufsinsel SPG besucht<br />

haben. Leider verteilten sich die Besuchenden nicht auf alle<br />

Aussteller gleichermassen. Wegen des schlechten Wetters und<br />

Dynamo Sempachersee vernetzt die Region<br />

21 <strong>2020</strong>


Mit Muskelkraft auf<br />

dem Sempachersee,<br />

Floss bei der Badi<br />

Nottwil<br />

den weit auseinander liegenden Mini-Perlen – 1,4 km vom<br />

Guts betrieb Eyhof bis zum Caribbean Village – fand der Austausch<br />

nur zögerlich statt. Die exponierteren Mini-Perlen hätten<br />

gerne mehr Leute empfangen.<br />

In den Medien war zu lesen, dass noch offen ist, ob<br />

Dynamo Sempachersee wiederholt wird. Welche Kriterien<br />

spielen bei diesem Entscheid eine Rolle, und wann erfährt<br />

die Bevölkerung davon?<br />

Dynamo Sempachersee fand das erste Mal statt, die Bevölkerung<br />

wusste noch nicht, was sie erwartet. Persönlich hörte<br />

ich von Besucherinnen und Besuchern nur Positives, darum<br />

zitiere ich Albert Vitali, den Vereinspräsidenten von Dynamo<br />

Sempachersee: «Die Chance ist da, Dynamo Sempachersee ein<br />

weiteres Mal durchzuführen.» Wie es weitergeht, wird sich in<br />

den nächsten Wochen zeigen; die Öffentlichkeit wird zu gegebener<br />

Zeit informiert. – Mich persönlich würde es freuen, wenn<br />

es, vielleicht in vier oder sechs Jahren, ein nächstes Dynamo<br />

Sempachersee gäbe.<br />

Was hat Ihnen im Rückblick besonders gut gefallen, was<br />

würden Sie allenfalls ändern?<br />

Die Perle Nottwil war ausserordentlich vielseitig, und es<br />

hatte für alle etwas dabei. Das machte die Perle Nottwil spannend<br />

und interessant. Bei einer nächsten Auflage würde ich auf<br />

kürzere Wege zwischen den Mini-Perlen<br />

achten. – Punkto Dynamo Sempachersee<br />

insgesamt hat mich vieles beeindruckt,<br />

zum Beispiel, dass der ÖV im Ticket inbegriffen<br />

war.<br />

Besonders toll habe ich den Shuttle-<br />

Bus empfunden, den es so noch nie<br />

gegeben hat und der im Gesamtkonzept<br />

um den See verbindend wirkte. Überzeugt<br />

haben mich weiter die Vielseitigkeit und<br />

der Ideenreichtum an jedem Ausstellungsort<br />

und schliesslich – ganz wichtig<br />

für die Region – die sieben Berufsinseln,<br />

die von regionalen Arbeitgebern für Jugendliche geschaffen<br />

wurden, die vor ihrer Berufswahl stehen. Die Berufsinseln<br />

kamen bei Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern sehr<br />

gut an.<br />

Eine Wiederholung dieses Formats in zwei oder drei Jahren<br />

würde ich persönlich sehr begrüssen.<br />

<strong>2020</strong><br />

22<br />

Dynamo Sempachersee vernetzt die Region


Das Schulhaus 1914<br />

erstrahlt in neuem Glanz<br />

Renovation eines Baudenkmals<br />

Tausende von Schülerinnen und Schülern stiessen während<br />

104 Jahren die Eingangstüre zum Schulhaus 1914 auf, um<br />

den Unterricht zu besuchen, bevor 2018 das stattliche, wohl<br />

in die Landschaft integrierte und mit der Kirche harmonisch<br />

gegliederte Gebäudedouble einer Totalrenovation unterzogen<br />

wurde. Das alte Schulhaus war aber nicht die erste Ausbildungsstätte<br />

in Nottwil. Bereits im 17. Jahrhundert lernten<br />

privilegierte Kinder schreiben und rechnen.<br />

Geschichte der Schule Nottwil – wie alles begann<br />

Dank eines gemeinschaftlichen Werkes aus dem Jahre 1970<br />

mit dem Titel «Heimatkunde der Gemeinde Nottwil» konnte die<br />

zusammengefasste Geschichte der Schule Nottwil eruiert<br />

werden. Der damalige Lehrer Leopold Stutz hat zusammen mit<br />

anderen Lehrpersonen auf Anregung des Kantonalen Lehrervereins<br />

dieses Büchlein geschrieben. Jede Gemeinde sollte über ein<br />

heimatkundliches Werk verfügen, damit sich insbesondere ortsfremde<br />

Lehrpersonen in die Geschichte der Gemeinde Nottwil<br />

einlesen und beim Erteilen des Faches «Heimatkunde» kompetent<br />

unterrichten konnten. Diese Aufzeichnungen dienen uns<br />

heute als Recherche in die Vergangenheit.<br />

Die Einführung der Schule ist ein grosses Verdienst der<br />

Kirche. Dass diese auch dem gewöhnlichen Volke Bildung vermitteln<br />

wollte, dokumentieren die Synodalstatuten der Diözese<br />

Konstanz vom Jahre 1567. Darin wurden die Pfarrer verpflichtet,<br />

Schulen zu errichten. Nottwil gehörte bis 1804 zur Pfarrei<br />

Sursee, weshalb in Nottwil sehr wenig für das Schulwesen<br />

getan wurde. Anhand von Aufzeichnungen dürften ab 1678<br />

Kapläne 1) in Nottwil tätig gewesen sein, die sich für das<br />

Schrei ben, Lesen und Rechnen eingesetzt haben, aber es gab<br />

noch keine offi zielle Schule.<br />

1) Kapläne sind<br />

Priester, die auch<br />

Vikare genannt wurden,<br />

sie waren dem Pfarrer<br />

unterstellt.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

23 <strong>2020</strong>


Über die Schulen von Nottwil ist folgende Notiz im Helvetischen<br />

Archiv Bd. 1454 f 7 und 8 aufgeführt:<br />

«Nottwil hat keine öffentlichen Schulen. Die Kinder verfügen<br />

sich in die benachbarten Örter. Es gab einige Privatschulen,<br />

in welchen bisweilen gegen 30 Kinder kamen».<br />

Über die Standorte dieser Privatschulen gibt es nur mündliche<br />

Überlieferungen. So wird das Haus Unter Huprächtigen<br />

von den einen, die alte Mühle von den anderen als erster Schulort<br />

genannt. Ebenfalls wurde auch in Ifflikon Unterricht erteilt.<br />

2) Pfarrpfrund ist<br />

ein Gebäude, das der<br />

Pfarrer bewirtschaften<br />

konnte.<br />

3) teilweise leicht<br />

gekürzt und / oder<br />

zusammengefasst<br />

4) Kurat =<br />

Hilfspriester oder Vikar,<br />

Kuratskaplanei = Haus<br />

des Vikars<br />

Erstes Schulhaus<br />

Am Standort des heutigen Vikariatshauses (Bau 1996)<br />

wurde 1678 eine Pfarrpfründe 2) erstellt. Dieses Gebäude, dem<br />

Pfarrhaus gegenüber gelegen, wurde 1702 in ein Sigristenhaus<br />

umgewandelt und diente dem Sigristen als Wohnhaus.<br />

In den Kirchenbüchern, erforscht von Anton Fischer, Lehrer<br />

in Nottwil, gibt es diverse Einträge zum Werdegang der Schule<br />

Nottwil. Eine chronologische Zusammenfassung von Auszügen<br />

daraus 3) belegt, dass eine Schule existierte und wie sich diese<br />

entwickelt hat:<br />

1686<br />

wird erwähnt, dass der Schulmeister einen Beitrag für seine<br />

Mühen am Kirchweihfest erhält.<br />

1694<br />

entstand eine Kuratskaplanei 4) . Es wurden ein Kaplan und ein<br />

Sigrist angestellt. Letzterer war jeweils auch Schulmeister.<br />

1700<br />

wurden dem Schulmeister aus der Jahrzeitstiftung des Augustin<br />

Muff 15 Schilling (rund 60 Rappen) zugesprochen mit der Bemerkung:<br />

«Dem Sigrist, der so mit selbst das Schulmeisteramt versieht<br />

und die 15 Sch. mit verdienen kann, so solle ihm von dem<br />

Brot, so usgeteilt wird, ein ehrlich Stück gegeben werden».<br />

1727<br />

Leontzi Wyss war in Nottwil Schulmeister und Sigrist. «Er sei<br />

ein ganz ehrlicher Mann, der sich auch des Gesanges, Schreibens<br />

und Lesens ganz wohl verstehe», sagte man über ihn.<br />

1800<br />

Es wird berichtet, dass ein deutscher Handwerksbursche in<br />

Nottwil unterrichtet habe. Ein Schulhaus, eine Organisation,<br />

eine staatliche Anstellung und eine Besoldung gab es nicht. Der<br />

Schulbesuch war freiwillig. Als Lohn erhielt der Lehrer von<br />

jedem Schüler ein Scheit Holz täglich und wöchentlich einen<br />

Batzen.<br />

<strong>2020</strong><br />

24<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


1801<br />

29. März: Im Schulbericht von Kaplan Moser zu Römerschwyl,<br />

Inspektor des Distriktes Sempach, ist zu lesen:<br />

«In Notwyl unterrichtet Josef Zimmermann, Sigrist, im Namen<br />

des Bruders Crescens. Das Unterrichtslokal befindet sich im Sigristen<br />

Pfrundhaus. Hier liesse sich ohne grosse Umbauten eine<br />

grosse Schulstube, oben im Hause einrichten. Anfang der Schule<br />

15. Oktober. Knaben 59, Mädchen 25. Der Lehrer wird als gut<br />

bezeichnet. Er erhält wiederholt Anerkennung durch den Inspektor.<br />

Angestellt vom Municipalrat (Gemeinderat)».<br />

1804<br />

Am 28. des Wintermonates erliess die Regierung des Standes<br />

Luzern ein Schreiben an den Gesamtgemeinderat und den<br />

Pfarrer von Nottwil mit folgendem Inhalt:<br />

«In der Gemeinde Nottwil waren bis heute keine Grenzen für den<br />

Schulkreis Nottwil bestimmt. Ohne solche ist auch keine Zuteilung<br />

der Schulkinder, keine Besoldung und kein Einrichten des<br />

Schulholzes möglich. Grundsätzlich sollten der Kirchgang und<br />

der Besuch der Schule in Nottwil die gleichen Marchen (Grenzen)<br />

aufweisen. Die umliegenden Pfarrämter seien der gleichen<br />

Meinung. In Nottwil gebe es eine grosse Anzahl schulbedürftiger<br />

Kinder. Es seien aber bis heute weder eine geeignete Schulstube<br />

noch Schulgerätschaften vorhanden. Bis zum Heiligen<br />

Martin (11. November) 1805 soll eine Schulstube gebaut und<br />

von den Angehörigen bezahlt werden.» 5)<br />

1806<br />

Nun laufen verschiedene Verhandlungen zwischen Pfarrgemeinde<br />

und politischer Gemeinde Nottwil und dem Staatsdepartement.<br />

Am 7. Hornung (Februar) erklärt man sich<br />

bereit, das Holz für den Bau aus der Kirchenwaldung zu<br />

fällen. (…)<br />

Der Schulplatz soll dort sein, wo die «Scheune» des Pfarrers<br />

steht. Vorgeschlagen wird auch ein Anbau an das bestehende<br />

Sigristenhaus. Wahrscheinlich war mit dem Ausdruck<br />

«neue Scheune des Pfarrers» das Pfrundhaus aus dem Jahre<br />

1678 gemeint.<br />

1807 – 1809<br />

Umbau des Sigristenhauses, im ersten Stockwerk entsteht das<br />

erste Schulzimmer.<br />

1830<br />

Nottwil erhält nebst der Winterschule (ca. vom 5. November bis<br />

1. April) die Bewilligung zur Eröffnung einer Sommerschule<br />

(1. Mai bis Ende September). Diese wird von weniger Kindern<br />

besucht.<br />

Rechts Pfarrpfrund oder<br />

Kuratskaplanei um<br />

1986. Im ersten Stock<br />

dieses Gebäudes wurde<br />

das erste Schulzimmer<br />

eingerichtet.<br />

Links Pfarrhaus<br />

5) Aus Akten des<br />

Staatsarchivs Luzern<br />

24 / 160C<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

25 <strong>2020</strong>


Schulhaus um 1920<br />

1843<br />

Da sich in Nottwil 98 Winter- und 91 Sommerschüler einfinden,<br />

wird das Gesuch zur Eröffnung einer zweiten Winterschule<br />

gestellt. Die Bewilligung trifft am 2. August ein.<br />

1846<br />

Die Höfe Kesselrüti, Kohlholz, Schwendi werden nach Nottwil<br />

für schulpflichtig erklärt. Es sei der gleiche Kirchgang und soll<br />

auch der gleiche Schulgang sein.<br />

1849<br />

Am 12. März wird die Errichtung einer zweiten Sommerschule<br />

bestätigt.<br />

1854<br />

Die Regierung erkundigt sich über den Stand einer Töchterarbeitsschule.<br />

Die Gemeinde Nottwil antwortet, dass die Errichtung<br />

einer solchen noch nicht stattfinden kann. Sobald eine<br />

geeignete Lehrerin gefunden sei, soll diese Schule eröffnet<br />

werden.<br />

1894<br />

Tannenfels, Hohliebe und Schafweid, welche nach Sigerswil<br />

schulpflichtig waren, werden nun Nottwil zugeteilt.<br />

1908<br />

Errichtung einer dritten Primarlehrstelle. Die Schulen werden<br />

als untere, mittlere und obere Schule bezeichnet.<br />

1913<br />

Bau des Schulhauses nach den Plänen der Architekten Heinrich<br />

Meili-Wapf und Fritz Amberg.<br />

1914<br />

Einweihung des neuen Schulhauses.<br />

1945<br />

Einführung der Hauswirtschaftsschule.<br />

Inoffiziell wurden schon um die Jahrhundertwende auf dem<br />

Hofe Bühl Haushaltungskurse für angehende Hausfrauen<br />

erteilt.<br />

1952<br />

Bewilligung zur Eröffnung einer gemeindeeigenen Sekundarschule,<br />

da der Besuch der Sekundarschule in Sursee, Sempach<br />

und Ruswil durch <strong>Nottwiler</strong> Schüler sehr zahlreich wurde.<br />

1957<br />

In einzelnen Abteilungen befinden sich 60 und mehr Kinder.<br />

Eine vierte Lehrstelle an der Primarschule wird bewilligt.<br />

1958<br />

Das 8. Schuljahr wird obligatorisch. Die Werkschule wird<br />

Sempach und die Oberschule Buttisholz zugeteilt. Somit ist nur<br />

noch die Primarschule in Nottwil.<br />

<strong>2020</strong><br />

26<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


Aus dem Jahresbuch<br />

der Schule 1914<br />

Sonntag,<br />

den 26. April<br />

Mit dem Frührot dieses<br />

Tages erwachte das Herz<br />

Nottwils zu hoher Festfreude.<br />

Das ganze Dörflein,<br />

das sich fast zärtlich<br />

an das herrliche<br />

Hügelgelände anschmiegt,<br />

ist beflaggt und geschmückt.<br />

Steht doch die Schulhausweihe<br />

bevor. Tagelang regten sich fleißige<br />

Hände, um dieses Meisterwerk der Architektur<br />

heraus zuschmücken. Aus tausend<br />

glück lichen Augen leuchtet uns heute das<br />

Wort entgegen: «Das ist der Tag, den der<br />

Herr gemacht hat, freuen wir uns an ihm».<br />

Auch die Natur freut sich mit uns. Sonnenglanz<br />

drinnen und draußen. Verheissungsvolles<br />

Blühen überall. Der Ehrenprediger<br />

H.H.L. Rogger, Seminardirektor, wusste<br />

die Begeisterung der <strong>Nottwiler</strong> noch zu<br />

heben durch die Flammenworte seines Vortrags.<br />

Er fasste die Bestimmung unseres<br />

Schulhauses in die drei Worte: lerne gehorchen,<br />

entsagen, beten. Nachdem so<br />

das Erdreich durch die überzeugungs­ und<br />

stilvollen Gedanken des Redners bereitet<br />

war, schritt man nachmittags halb 2 Uhr<br />

zur Einweihung des neuen Schulhauses.<br />

Die Schuljugend versammelte sich beim<br />

alten Schulhaus, um ihm auf immer Lebewohl<br />

zu sagen. Unter Glockenklang zog<br />

man zur Kirche, die ihren Vätern an diesem<br />

Freudentage die Brust schwellten. Osterglocken<br />

für die neue Schulepoche Nottwils.<br />

Nach einer kurzen Andacht gings zum<br />

neuen Schulhaus. Als die Pforten sich öffneten<br />

erhielten die Kinder in der geräumigen<br />

Turnhalle jedes Wurst und Weggli. Die<br />

Teilnehmer der Feier schritten zur Besichtigung<br />

des Schulhauses und mehr als ein<br />

Gratulierer fiel der Lehrerschaft zu beim<br />

Anblick der sonnigen Räume und geschmackvollen<br />

Einrichtung.<br />

Der Bau sucht wirklich seinesgleichen. Er<br />

rechtfertigt zugleich unser ästhetisches<br />

Empfinden und den praktischen Sinn ...<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

27 <strong>2020</strong>


Ein Schüler erinnert sich<br />

Anton Huber, Jg. 1932, von Huprächtigen,<br />

besuchte in den 1930 / 40er Jahren die<br />

Schule im Schulhaus 1914. Natürlich war<br />

auch er an manchen Streichen beteiligt,<br />

auch er hat Lehrer geärgert. Aber auch Ungerechtes,<br />

Unverständliches von Seiten der<br />

Erzieher beschäftigten ihn und seine<br />

Gspänli während ihrer ABC-Karriere. Heute,<br />

beispielsweise, ist es undenkbar, dass nur<br />

Lehrpersonen ein Schulhaus durch den<br />

Haupteingang betreten dürfen, Schülerinnen<br />

und Schüler aber den Hintereingang<br />

benützen müssen. «So war das aber<br />

damals», berichtet Anton Huber, «und wer<br />

diese Regel missachtete, der wurde bestraft.»<br />

Unvergessen ist ihm auch die Schulsuppe<br />

geblieben, die die Abwartsfrau kochte:<br />

«Sie trug immer lange Kleider und ihre<br />

Hände waren kohlrabenschwarz», erinnert<br />

er sich. «Für uns Kinder waren die Suppen<br />

fast ungeniessbar, weshalb wir sie<br />

‹Fröschen laichsuppe› nannten. Und<br />

jeweils am Mittwoch gab es Milch und<br />

Brot zum Mittagessen. Eine Lehrperson<br />

hatte Aufsicht und begleitete uns nach<br />

dem Essen in einer Zweierreihe aufgestellt<br />

zur Kirche, wo ‹s’Füfi› (fünf Vaterunser)<br />

gebetet wurde.»<br />

Ein spezieller Ort im 1. Zwischenboden des<br />

Schulhauses war auch der Karzer (Arrestzelle<br />

in Schulen), wo Schülerinnen und<br />

Schüler Strafen absitzen mussten. «Eine<br />

Mitschülerin unserer 1. Klasse, ein zähes,<br />

widerspenstiges Mädchen, war bei ihrer<br />

Lehrerin unbeliebt und wurde einmal mit<br />

dem Karzer bestraft. Ich habe noch heute<br />

vor Augen, wie sich dieses kleine Mädchen<br />

nach dem Arrest an der Seele verletzt und<br />

mit verweinten Augen auf den Heimweg<br />

macht.»<br />

Aber auch eine dauerhafte Beziehung verbindet<br />

ihn mit seiner Schulzeit: «In der<br />

Turnhalle waren während des Zweiten<br />

Weltkrieges für längere Zeit Franzosen<br />

untergebracht. Sie durften Arbeitseinsätze<br />

leisten, und zwei von diesen Franzosen<br />

wurden von meinen Eltern in der Landwirtschaft<br />

beschäftigt. Die Kontakte mit den<br />

Familien dieser Beiden sind bis heute nicht<br />

abgebrochen», freut sich Anton Huber.<br />

1962<br />

Die Schüler von Nottwil, die die 3. Sekundarschule in Sursee<br />

besuchten, werden neu zugeteilt. Die östliche Gemeinde und die<br />

Liegenschaften der Grundacherstrasse gehören dem 3. Sekundar<br />

kreis Sempach an, die anderen dem Kreis Ruswil.<br />

1964<br />

Die 1. / 5. / 6. Klasse wird einklassig geführt die 2. / 3. / 4. Klasse<br />

aufgeteilt auf zwei Lehrpersonen.<br />

Es wird eine Schulhausbaukommission gewählt mit Präsident<br />

Jost Hürlimann.<br />

1968<br />

Urnenabstimmung über den Bau des neuen Schulhauses.<br />

Stimmbeteiligung 73 %, 155 Ja-, 90 Nein-Stimmen. Die Schüler-<br />

<strong>2020</strong><br />

28<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


Eine Schülerin erinnert sich<br />

Madeleine Kost Bühlmann, Jg. 1946,<br />

Nottwil<br />

«Beim Schulhaus 1914 gab es früher nach<br />

Geschlechtern getrennte Pausenplätze. Der<br />

Platz Richtung Kirche, er war flächenmässig<br />

der grössere, war für die Knaben<br />

bestimmt und war sogar mit einer Reckstange<br />

ausgerüstet. Die Mädchen begnügten<br />

sich auf der Gegenseite mit dem kleineren,<br />

an den Schulgarten angrenzenden<br />

Pausenplatz. Nach der Pause mussten alle<br />

Schülerinnen und Schüler vor dem Eingang<br />

klassenweise in einer Zweierkolonne<br />

bereitstehen. Die Hauswartin war für den<br />

geregelten Ablauf verantwortlich. Sie<br />

prüfte beim Betreten mit strengem Blick<br />

die Schuhe, weil wir damals während dem<br />

Unterricht noch keine Finken getragen<br />

haben.»<br />

zahl ist angewachsen, und die Klassenbestände liegen weit über<br />

der gesetzlichen Höchstgrenze. 1968 gab es 240 Schüler, Anzahl<br />

zunehmend.<br />

1969<br />

Neues Schulhaus wird in Betrieb genommen.<br />

1970<br />

Bewilligung zusätzlicher Lehrstellen für die Primar- und die<br />

Sekundarschule.<br />

Hier enden die Ausführungen in dem Büchlein «Heimatkunde<br />

der Gemeinde Nottwil».<br />

Weitere Informationen zur <strong>Nottwiler</strong> Schulgeschichte wurden<br />

durch das Chronikteam im Gemeindearchiv recherchiert:<br />

1970<br />

Zum ersten Mal wird der Wunsch nach Einführung der Oberschule<br />

in Nottwil laut. Die Schülerzahl war zu diesem Zeitpunkt<br />

aber noch zu gering.<br />

Im Juni 1970 gelangten Heinrich Meyer und Siegfried Lustenberger<br />

mit dem Projekt für die Errichtung eines Kindergartens<br />

an den Gemeinderat. Dieser bietet dafür ein möbliertes Schulzimmer<br />

im Schulhaus 1914 an.<br />

1973<br />

Ab dem Schuljahr 1973 / 74 findet der Hauswirtschaftsunterricht<br />

der 2. Sekundarklasse in Buttisholz statt. Der Erziehungsrat<br />

beurteilt die Schulküche im Schulhaus 1914 als nicht mehr den<br />

Anforderung entsprechend.<br />

Die Gemeinde Buttisholz bewirbt sich beim Erziehungsdepartement<br />

als Oberstufenzentrum mit Schulhausneubau und möchte<br />

ab Schuljahr 1974 / 75 die Oberschule 6) und die 3. Sekundarklasse<br />

von Nottwil integrieren.<br />

6) Oberschule = Realschule,<br />

heute Sekun darstufe<br />

I, Niveau C<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

29 <strong>2020</strong>


7) Hilfsschüler<br />

= Sonder schüler;<br />

Hilfsschule = heute<br />

Heilpädago gische<br />

Sonderschule oder Integrative<br />

Sonderschule<br />

Der Gemeinderat setzt sich dafür ein, dass die Hilfsschüler 7) alle<br />

am selben Schulort in Sempach Station unterrichtet werden und<br />

nicht wie vom Inspektorat vorgeschlagen in Buttisholz und<br />

Grosswangen.<br />

Die Musikschule Nottwil wird gegründet und unterrichtet im<br />

ersten Jahr zirka vierzig Schülerinnen und Schüler.<br />

1974<br />

Einführung des Kindergartens.<br />

1977<br />

Der Gemeinderat stellt beim Erziehungsdepartement ein Gesuch<br />

um Rückführung der Realklassen und der 3. Sekundarklassen<br />

von Buttisholz nach Nottwil, das abgelehnt wird. Eine nächste<br />

Beurteilung wird 1980 / 81 in Aussicht gestellt.<br />

1980<br />

Die 10. Primarlehrstelle wird bewilligt. Der Singsaal im obersten<br />

Stockwerk des Schulhauses 1914 muss in ein Schulzimmer<br />

umfunktioniert werden. Wegen Platzmangels kommt die Idee<br />

zur Erstellung eines Pavillons auf.<br />

1982<br />

Führung eines 2. Kindergartens, damit die Kinder den Kindergarten<br />

ganz- und nicht nur wie bis anhin halbtags besuchen können.<br />

Der Erziehungsrat lehnt den Antrag des Gemeinderats ab, die 1.<br />

und 2. Realschule nach Nottwil zurückzuführen, obwohl die<br />

Schule Buttisholz unter Raumknappheit leidet.<br />

1988<br />

Bau eines Pavillons (Provisorium) mit zwei Schulzimmern<br />

direkt an der Oberdorfstrasse, östlich des Schulhauses 1914 auf<br />

dem Pausenplatz.<br />

1990<br />

Gründung einer Schulraumplanungskommission.<br />

1992<br />

Projektwettbewerb für die Schulhauserweiterung.<br />

1993<br />

Eine Arbeitsgruppe prüft infolge der Schulhauserweiterung die<br />

Rücknahme der Oberstufe von Buttisholz nach Nottwil 1996 / 97.<br />

1996<br />

Bau von drei Pavillons mit 12 Schulzimmern, Einweihungsfeier<br />

am 26.10.1996.<br />

Der Erziehungsrat bewilligt, 26 Jahre nach dem ersten Gesuch,<br />

die Rückführung der 1. und 2. Realschule von Buttisholz nach<br />

Nottwil.<br />

Anschaffung des ersten Schulbusses.<br />

Sanierung des Schulhauses 1969, erste Informatik-Anschaffungen.<br />

<strong>2020</strong><br />

30<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


1<br />

2<br />

3<br />

1 Das vor dem Bau<br />

angefertigte Modell des<br />

Schulhauses 1914<br />

2 Auch die Gemeinderatskanzlei<br />

war von<br />

1914 – 1982 im Schulhaus<br />

domiziliert<br />

3 Schulhaus 1914 nach<br />

dem Bau, Ansicht von<br />

Süden, im Hintergrund<br />

Kirche mit alter Kirchturmspitze<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

31 <strong>2020</strong>


1998<br />

Errichtung einer 12. Primarlehrstelle.<br />

Das Gesuch an das kantonale Erziehungsdepartement um Rückführung<br />

der 3. Oberstufe von Buttisholz nach Nottwil im Schuljahr<br />

2000 / 2001 wird abgelehnt.<br />

Der Unterricht für die 3. Sekundarklassen I und der Hauswirtschaftsunterricht<br />

finden nach wie vor in Buttisholz statt.<br />

2000<br />

Der Zahnarztraum im Schulhaus 1914 wird aufgehoben und für<br />

die Musikschule umgebaut, die Schulküche zur Schulbibliothek<br />

umfunktioniert.<br />

2001<br />

Die 13. Primarlehrstelle wird bewilligt. Der Schulraum wird sehr<br />

knapp.<br />

2003<br />

Bewilligung einer 2. Realklasse. Die 1. / 2. Real-Mischklasse wird<br />

daher in zwei Abteilungen geführt.<br />

Die 3. Kindergartenabteilung wird geführt.<br />

Um die Raumknappheit zu entlasten, mietet die Gemeinde<br />

Nottwil eine Wohnung im Häuserblock der Orbano. Dort findet<br />

die Integrative Förderung statt.<br />

2004<br />

Die Hauswartwohnung im Schulhaus 1914 wird umgebaut und<br />

dient mit den neu gewonnenen Räumen der Integrativen Förderung<br />

und der Musikschule.<br />

Die Schulhauserweiterung und der Sporthallenneubau werden<br />

an der Urnenabstimmung vom 30. April 2004 gutgeheissen.<br />

2005<br />

Der Regierungsrat genehmigt den Antrag, dass Nottwil und<br />

Buttisholz ab Schuljahr 2005 / 2006 eigene Schulkreise bilden<br />

können. Die 3. Klassen der Sekundarstufe I werden aber weiterhin<br />

in Buttisholz unterrichtet.<br />

2006<br />

Die Schulsozialarbeit wird mit einem 20 %-Pensum eingeführt.<br />

2007<br />

Bau Sporthalle Kirchmatte und Einweihung am 15. / 16. Juni.<br />

2008<br />

Bau des 4. Schulhauses mit Kindergartenräumen, Zimmer für<br />

Textiles Gestalten, Bibliothek, Lehrerzimmer, Singsaal mit<br />

kleiner Küche, Werkräumen, Büros.<br />

2010<br />

Erster Schülerrat wird eingesetzt.<br />

Im Chalet Hubertus, Obere Kirchmatte, werden schul- und<br />

familien ergänzende Tagesstrukturen angeboten.<br />

<strong>2020</strong> 32<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


1<br />

2012<br />

4. Kindergartenstelle.<br />

2016<br />

Der Regierungsrat bewilligt<br />

die Führung der 3. Sekundarklassen<br />

in Nottwil.<br />

2017<br />

Bezug des 5. Schulhausneubaus<br />

mit acht Schulzimmern<br />

und zehn Gruppenräumen<br />

sowie Lehrerzimmer und Technikräumen.<br />

Erstmals führt die Gemeinde<br />

Nottwil das ganze Schulangebot<br />

vom KG bis 3. Sek I.<br />

2019<br />

Renovation Schulhaus 1914.<br />

Die Schule Nottwil hat im Schuljahr 2019 / <strong>2020</strong> fünf Kindergartenabteilungen,<br />

14 Primarklassen und sechs Klassen der<br />

Sekundarstufe I.<br />

1 Die repräsentative<br />

Halle im 1. Obergeschoss<br />

des Schulhauses<br />

2 Schulzimmergestaltung<br />

im Theater «Nottu<br />

vor 60 Johr» im Saal des<br />

Restaurant Krone 1986<br />

2<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

33 <strong>2020</strong>


1 Der neu verlegte<br />

Klinkerboden zum Hinterausgang<br />

2 Klassenzimmer vor<br />

der Renovation<br />

Renovation Schulhaus 1914<br />

Bericht des Architekten Gerold Kunz<br />

Mit dem Umbau eines Schulhauses, das seit über 100<br />

Jahren im Dienste der <strong>Nottwiler</strong> Jugend steht, wurde ein neues<br />

Kapitel in der wechselvollen Geschichte aufgeschlagen. Das<br />

Schulhaus hat den Ersten und den Zweiten Weltkrieg und den<br />

Kalten Krieg miterlebt. Es hat die Jahre des Aufschwungs und<br />

der Babyboomer überstanden, die erste Mondlandung mitverfolgen<br />

und den Autobahnbau auf der gegenüberliegenden Seeseite<br />

beobachten können. Nun hat es den Einzug der Informatik<br />

nachvollzogen.<br />

Von all diesen Ereignissen erzählt uns das Schulhaus 1914.<br />

Und es zeigt Spuren der Nutzung. Wir haben beim Umbau<br />

grossen Wert darauf gelegt, diese Spuren zu erhalten: Die originalen<br />

Brusttäfer, die reich geschmückten Treppengeländer,<br />

die hölzernen Türen im Treppenhaus, die originalen Treppenstufen<br />

und die Bodenbeläge im 2. Obergeschoss sowie originale<br />

Fenster in der seeseitigen Fassade. Wir haben Farben und Oberflächen,<br />

die wir vorgefunden haben, wieder aufgenommen und<br />

als Grundlage für die Neugestaltung verwendet. Auf den<br />

Ausbau des Dachgeschosses haben wir verzichtet, um die<br />

Erscheinung zu wahren. Und wir haben die neuen Bauteile auf<br />

das Vorhandene angepasst. Wir haben nachgeforscht und überlegt,<br />

wie es früher einmal hätte gewesen sein können.<br />

1 2<br />

<strong>2020</strong><br />

34<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


Die Aufgabe, die uns als Planer übertragen wurde, bestand<br />

im Einbau eines neuen Liftes. Er garantiert den gesetzlich<br />

geforderten hindernisfreien Zugang zu allen Geschossen.<br />

Daraus ergaben sich bauliche Anpassungen im Bereich des<br />

Zugangs beim Haupteingang und in den Toiletten in den Obergeschossen.<br />

Zu räumlichen Veränderungen kam es einzig in der<br />

ehemaligen Turnhalle im Erdgeschoss. Hier haben wir eine<br />

Arena ausgebildet und dem Raum eine Ausrichtung gegeben.<br />

Zudem verlangte der Einbau einer hindernisfrei zugänglichen<br />

Toilette die Absenkung des Bodens im Erdgeschoss.<br />

Auch die heutigen Unterrichtsformen verlangten Veränderungen.<br />

In den Obergeschossen wurden Gruppenräume eingebaut<br />

und die Elektroinstallationen aufgewertet. Die Überprüfung<br />

der Erdbebensicherheit führte zur statischen Ertüchtigung<br />

des Estrichbodens und der Giebelwände. Die heutigen Brandschutzvorschriften<br />

verlangten nach neuen Türen, Brandmeldeanlagen<br />

und Notbeleuchtungen. Die Ansprüche an die Betriebssicherheit<br />

machten Anpassungen am Geländer nötig. Zum<br />

Schutz vor übermässiger Lärmbelastung und besserer Raum-<br />

Schulhausrenovation 2019<br />

Bauherrschaft<br />

Schulhausbaukommission<br />

Architektur<br />

Denkmalpfleger<br />

Kostenplanung<br />

Bauleitung<br />

Zahlen und Fakten<br />

Baukredit<br />

Effektive Kosten<br />

Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />

- Marcel Morf, Gemeinderat (Vorsitz)<br />

- Edith Schwander / Beatrice Huser Winkler, Gemeinderätin<br />

Ressort Bildung und Kultur<br />

- Sibille Kaufmann, Baukommission Nottwil<br />

- Hans Duss, Controllingkommission Nottwil<br />

- Othmar Frey, Bauamt Nottwil<br />

- Erwin Peter, Schulleiter Nottwil<br />

- Peter Vogel, Technischer Dienst*<br />

Gerold Kunz, Dipl. Architekt ETH / SIA, Ebikon*<br />

Marcus Casutt, Denkmalpfleger, Luzern*<br />

Jürg Melchior, Eidg. dipl. Bauleiter, Büro für Bauökonomie,<br />

Luzern*<br />

Tobias Affeltranger, HF Baumanagement Nottwil*<br />

* beratend<br />

4.5 Mio. Franken<br />

Bei Redaktionsschluss noch ausstehend<br />

Bauphase Juli 2018 bis Oktober 2019<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

35 <strong>2020</strong>


1 2<br />

1 Das freigelegte<br />

Dachgestühl gibt<br />

Einblick in die<br />

Mischkonstruktion aus<br />

Stein, Holz und Metall<br />

2 Aus der ehemaligen<br />

Turnhalle wurde ein<br />

Singsaal. Der Boden<br />

wurde isoliert und das<br />

Niveau angehoben<br />

akustik bauten wir in den Schulzimmern Akustikdecken und in<br />

den Musikzimmern Schallschluckdecken ein. Aus energetischen<br />

Überlegungen wurden neue Fenster und Storen angebracht und<br />

ausgewählte Stellen im Dach isoliert.<br />

Am Projekt haben sich zahlreiche Personen beteiligt.<br />

Mehrere Fachplaner nahmen sich der Elektro-, Sanitär- und<br />

Heizungsplanung an. Sowohl ein Holzbau- als auch ein Bauingenieur<br />

wurden für die statischen Abklärungen beigezogen.<br />

Die Denkmalpflege wurde in alle Entscheide miteinbezogen<br />

und finanzierte die erhöhten Aufwendungen mit, nachdem das<br />

Schulhaus im Jahre 2019 auf Antrag des Gemeinderates unter<br />

Schutz gestellt wurde. Als Schwerpunkte der Restaurierung<br />

galten die originalen Oberflächen. Das Treppenhaus und die<br />

Pausenhallen konnten trotz erhöhten Anforderungen an den<br />

Brandschutz wie zum Zeitpunkt der Erstellung erhalten bleiben.<br />

Auch die Fassade entspricht heute wieder dem ursprünglichen<br />

Charakter, denn das Schulhaus war vermutlich früher einzig mit<br />

Kalkfarbe gestrichen. Die grünen Stoffmarkisen weichen zwar<br />

vom Befund ab, verhelfen dem Gebäude aber zusammen mit<br />

den Jalousien zu einem frischen Auftritt im Ortsbild.<br />

Nun ist das Schulhaus umgebaut und entspricht den heutigen<br />

Bedürfnissen. Die Geschichte des Schulhauses erzählt von<br />

der Weitsicht der Verantwortlichen, vor langer Zeit ein solides<br />

<strong>2020</strong><br />

36<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Schul- und Gemeindehaus erstellt zu haben. Heute erzählt es<br />

von einer Bevölkerung, die den Wert des Bauzeugen erkannte<br />

und schätzt. Und morgen, wer weiss, wird es eine weitere<br />

Episode erzählen, ich hoffe jene eines behutsamen und bewussten<br />

Umbaus, für dessen Gelingen ich allen Beteiligten herzlich<br />

danke.<br />

Bericht von Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />

«Das ‹Juwel› strahlt wieder», so titelte die Surseer- und Sempacher<br />

Woche ihren Bericht über die Schulhauswiedereröffnung<br />

in ihren Ausgaben vom 23. Oktober 2019. Das 105-jährige ausdrucksstarke,<br />

auf der Anhöhe Nottwils gelegene Schulhaus ist<br />

in Sichtkontakt mit der neugotischen Kirche St. Marien.<br />

1 Den Beton für den<br />

Liftschacht liess der<br />

Baumeister mit einem<br />

Rollband ins Gebäude<br />

führen<br />

2 Der neue Lift<br />

integriert sich in<br />

die bestehende<br />

Raumstruktur.<br />

3/4 Der Bodenbelag in<br />

der Eingangshalle und<br />

die Trittstufen ins 1.<br />

Obergeschoss wurden<br />

erneuert<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

37 <strong>2020</strong>


Erinnerung daran,<br />

dass das Schulhaus<br />

1914 einst auch als<br />

Gemeinde haus diente.<br />

Beide zusammen stellen ein markantes Element des <strong>Nottwiler</strong><br />

Dorfbildes dar. Die Lage und Ausgestaltung des Hauses<br />

machten zu Beginn des letzten Jahrhunderts weithin sichtbar,<br />

dass die Gemeinde Wert auf Bildung und Fortschritt legte. Das<br />

Schulhaus war über Jahrzehnte der eigentliche <strong>Nottwiler</strong> Mittelpunkt<br />

für Bildung, Kultur, Gesundheitsversorgung, Vereinsleben,<br />

Verwaltung und politische Abläufe.<br />

Gesetzliche Anforderungen an das Schulsystem, das Wachstum<br />

der Gemeinde und die Rückführung der 3. Klassen der<br />

Sekundarstufe I von Buttisholz nach Nottwil erforderten 2017<br />

zusätzlichen Schulraum. Der Gemeinderat entschied, der Bevölkerung<br />

nebst dem Bau des neuen Schulhauses 2018 die Sanierung<br />

des alten Schulhauses 1914 vorzulegen. Dies auch deshalb,<br />

weil das Schulhaus 1914 in der Gemeinde fest verankert ist und<br />

bei manchen Generationen Erinnerungen und Emotionen weckt.<br />

Eine vom Gemeinderat einberufene Planungskommission<br />

mit Mitgliedern aus verschiedenen Interessengruppen hatte die<br />

Aufgabe, die Bevölkerung zu vertreten und eine Lösung auszuarbeiten.<br />

Verschiedene Varianten wie Abriss und Neubau, Aufstockung<br />

bestehender Schulhäuser, der Einbezug der ehemaligen<br />

Posträumlichkeiten sowie eine Renovation standen zur<br />

Debatte.<br />

Das Argument, das Schulhaus 1914 präge das Ortsbild von<br />

Nottwil wesentlich, reichte nicht aus, um die Abstimmungsvorlage<br />

für eine Renovation zu begründen. Eine Kosten- / Nutzen-<br />

Analyse einerseits sowie die gute Bausubstanz andererseits<br />

überzeugten den Gemeinderat, der Bevölkerung die Projekte<br />

«Schulhausneubau 2017 mit Erweiterungsmöglichkeit» für die<br />

Urnenabstimmung vom 28. Februar 2016 sowie «Sanierung<br />

Schulhaus 1914» für die Urnenabstimmung vom 10. Juni 2018<br />

vorzulegen. Beide Projekte wurden deutlich angenommen.<br />

Das heutige Schulsystem mit seinen markanten Veränderungen<br />

stellt andere Anforderungen an Räumlichkeiten als zu<br />

Beginn des letzten Jahrhunderts. Integrative Klassen, der Lehrplan<br />

21, die Digitalisierung und das Arbeiten der Lernenden mit<br />

Notebooks bedingen neue räumliche Voraussetzungen und<br />

technische Einrichtungen. Eine Modernisierung und Optimierung<br />

der Infrastruktur für die Musikschule, die mehrere kleinere<br />

Unterrichtsräume belegt, war dringend notwendig. Mit<br />

gestalterischen und technischen Massnahmen gelang es, ein top<br />

modern eingerichtetes, behindertengerechtes Schulhaus mit<br />

nostalgischem Charakter zu realisieren. Heute, nach getaner<br />

Arbeit, bin ich überzeugt, dass wir uns für die beste aller möglichen<br />

Lösungen entschieden haben.<br />

<strong>2020</strong><br />

38<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


Die Renovation des Schulhauses 1914<br />

aus pädagogischer Sicht<br />

von Erwin Peter, Schulleiter<br />

Der moderne Schulunterricht findet mit ganz unterschiedlichen<br />

Unterrichtsmethoden statt und ist mit dem Unterricht<br />

unserer Grosseltern oder in der Zeit um 1914 kaum vergleichbar.<br />

Die aktuellen Anforderungen bedingen eine grössere Flexibilität<br />

in der Raumaufteilung, Möblierung und (Mehrfach-)<br />

Nutzung als herkömmliche Klassenzimmerstrukturen. Hier ein<br />

paar Gedanken dazu:<br />

- Architektur und Umgebung sollen zum Lernen, Spielen und<br />

zum Bewegen anregen, sämtliche Innenräume sind Lernund<br />

Begegnungsräume.<br />

- Abwechslungsreiche, ästhetisch gestaltete Raumformen und<br />

Farben unterstützen dies.<br />

- Die Räume und das Inventar sollen nach Möglichkeit multifunktional<br />

nutzbar sein, also durch Umgestaltung ohne<br />

bauliche Massnahmen auch neuen pädagogischen Zielsetzungen,<br />

Unterrichtsmethoden und Lernformen dienen<br />

können.<br />

- Der zunehmend multimediale Unterricht sowie der Lehrplan<br />

21 sollen gut umsetzbar sein.<br />

- Der Unterricht findet im Klassenzimmer, im angrenzenden<br />

Gruppenraum, klassenübergreifend, in Korridornischen etc.<br />

statt.<br />

- Da die Kinder während ihrer Schulzeit viele Stunden auf<br />

dem Schulareal verbringen, sind Rückzugsräume und<br />

Zonen für ungestörtes Lernen, Arbeiten und für Ruhepausen<br />

sehr wichtig.<br />

- Eine gute Akustik soll den üblichen Lärmpegel in den<br />

Pausen, aber auch in den Klassenzimmern oder Korridoren<br />

dämmen.<br />

Diese Ansprüche in einem über 100-jährigen, bauhistorisch<br />

bedeutsamen Gebäude zu realisieren, stellte eine grosse Herausforderung<br />

dar und war ohne Kompromisse nicht umsetzbar.<br />

Viele Ziele konnten aber erreicht werden. Das bestätigen mir<br />

die strahlenden Kinderaugen der 5.- und 6.-Klässler, welche in<br />

das sanierte Schulhaus einziehen durften.<br />

Wiedereröffnungsfest Schulhaus 1914<br />

Schritt für Schritt erhielt das Schulhaus 1914 während der<br />

Bauphase im Innern und hinter dem Baugerüst neue Raumeinteilungen,<br />

grösstenteils neue Fenster, für die fünf Schul-<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

39 <strong>2020</strong>


1 Festredner<br />

Walter Steffen,<br />

Gemeindepräsident<br />

2 Festredner<br />

Gerold Kunz, Architekt<br />

3 Festredner<br />

Dr. Charles Vincent,<br />

Leiter Dienststelle<br />

Volksschulbildung LU<br />

4 Neues, modernes<br />

Unterrichtszimmer<br />

5 Erwin Peter, Jürg<br />

Melchior, Tobias<br />

Affeltranger, Gerold<br />

Kunz, Marcel Morf<br />

(v.l.n.r.)<br />

klassen dem neusten Stand entsprechende Schulräume, ausgestattet<br />

mit digitalen Wandtafeln und Tablets für die<br />

Lernenden sowie eine moderne Möblierung. Das renovierte<br />

Gebäude hat mit denkmalpflegerischer Sorgfalt und wohl<br />

überlegten architektonischen Massnahmen viel von seinem<br />

herkömmlichen Charme zurückgewonnen. In seiner Ansprache<br />

am Wiedereröffnungsfest vom 18. Oktober 2019 betonte<br />

Gemeindepräsident Walter Steffen, dass an diesem Freudentag<br />

bei vielen Besucherinnen und Besuchern Schulerinnerungen<br />

und Emotionen geweckt wurden. – Architekt Gerold Kunz<br />

machte bewusst, welch harten Zeiten, Neuentwicklungen und<br />

Umstrukturierungen dieses Schulhaus Stand gehalten hat. Die<br />

105 Jahre haben Spuren hinterlassen. Bauauflagen wie Erd-<br />

1<br />

4<br />

2<br />

3<br />

5<br />

<strong>2020</strong><br />

40<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


ebensicherheit, die Brandschutzmassnahmen und die Akustikdecken<br />

wurden umgesetzt. Beide, Walter Steffen und Gerold<br />

Kunz, fanden treffende Worte der Anerkennung und des<br />

Dankes für ihre Projektpartner und Mitarbeitenden der Unternehmen,<br />

die das Projekt realisieren halfen.<br />

Dr. Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung<br />

des Kantons Luzern, überbrachte Grussworte der Luzerner<br />

Regierung. Er, der bereits das fünfte Schulhaus in Nottwil<br />

miteinweihen konnte, womit Nottwil den kantonalen Rekord<br />

erreichte, lobte das zeitgemässe Raumangebot, das den neuen<br />

Unterrichtsformen und Methoden gerecht werde. Die<br />

Schulentwicklung sei das Spiegelbild der gesellschaftlichen<br />

Veränderungen, meinte er in seiner Ansprache. Als Geschenk<br />

überbrachte Charles Vincent den fünf Schulklassen, die im<br />

neu renovierten Gebäude ein- und ausgehen, den Betrag von<br />

1 000 Franken.<br />

6<br />

7<br />

6 Tanz-Potpourri<br />

der Klassen 6a<br />

und 6b am Fest zur<br />

Wiedereröffnung des<br />

Schulhauses 1914<br />

7 Yanick Bachmann,<br />

Janis Bucheli, Manuel<br />

und Elias Bachmann<br />

(v.l.n.r.)<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />

41 <strong>2020</strong>


Das Lernen in den<br />

neuen Räumen macht<br />

Spass<br />

Den Segen Gottes erteilte Pfarreiseelsorger Thomas Glur für<br />

die ganze Schulgemeinschaft, und das versierte Bläserquartett<br />

gestaltete den offiziellen Teil feierlich und musikalisch.<br />

Modern und pfiffig wurden die Besucherinnen und Besucher<br />

mit einer Tanzeinlage der Schülerinnen und Schüler der 4.<br />

Klasse auf dem Schulhausplatz zur Einweihung des neu renovierten<br />

Schulhauses begrüsst. Als Überraschung sangen die<br />

Kinder ein von Astrid Meyer und der Klasse 6b kreiertes, mit<br />

Humor gespicktes Lied über das alte neue Schulhaus. Das Lied<br />

folgte der Melodie von «Das alte Haus von Rocky Docky», und<br />

die Kinder erhielten einen wohl verdienten Applaus, auch für<br />

die gelungene tänzerische Aufführung unter der Leitung der<br />

Lehrerinnen Lara Schebath und Melanie Willimann.<br />

Anschliessend waren die Türen der neuen Räume geöffnet.<br />

Die Möglichkeiten der digitalen Wandtafel erstaunte manche<br />

der Besuchenden, von denen noch einige sich an die ersten<br />

Schreibversuche auf der Schiefertafel oder mit Tintenfass und<br />

Feder erinnerten. Schülerinnen und Schüler unter der Leitung<br />

von Erwin Bucher luden im Musiksaal zum Konzert – in jenem<br />

Raum, der zu Beginn als Turnhalle diente, später als Singsaal,<br />

als Werkraum, und zu guter Letzt zum Medien- und Proberaum<br />

umfunktioniert wurde.<br />

Bei Wurst und Brot und einem reichhaltigen Tortenbuffet<br />

feierte die ganze Bevölkerung das wunderschöne, ehrwürdige<br />

Schulhaus 1914.<br />

<strong>2020</strong><br />

42<br />

Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz


Auf Treibjagd mit der<br />

Jagdgesellschaft Nottwil<br />

Verantwortung für Feld, Wald und Wildbestand<br />

Jagd schützt und nützt! Der Auftrag, darin sind sich die<br />

Jäger und Behörden einig, gilt dem Schutz der Wälder vor<br />

Wildschäden sowie der Regulierung und Unversehrtheit des<br />

Wildbestandes. Die Jäger und Jagdgesellschaften erfüllen<br />

einen gesetzlichen Auftrag und sind dabei wichtige und<br />

überzeugte Natur- und Tierschützer.<br />

Die Jagdgesellschaft Nottwil und ihre Aufgaben<br />

Im Kanton Luzern wird seit 1931 die Revierjagd betrieben.<br />

Damals gründeten Josef Kaufmann, Landwirt, Niffel; Alois<br />

Künzli, Bäckermeister, Dorf; Johann Fischer, Zimmermann in<br />

Sursee und Ferdinand Amrein, Wirt in<br />

der Krone Nottwil, die Jagdgesellschaft<br />

Nott wil. Heute betreuen zehn einheimische<br />

Pächter, ein Ehrenpächter und ein<br />

Dauergast das 1 473 Hektaren umfassende<br />

Revier, das im Wesentlichen dem<br />

Ge meinde gebiet entspricht.<br />

Im Eierwald, an schönster Lage mit<br />

Ausblick auf See und Berge, wurde 1989<br />

die jetzige Jagdhütte gebaut. Jeweils im<br />

März und April, der Schonzeit der Tiere,<br />

werden Reparaturen an der Jagdhütte<br />

sowie an den Hochsitzen und weiteren<br />

Reviereinrichtungen vorgenommen. Im<br />

Frühling wird im Revier auch das Wild<br />

gezählt, und der Revierförster beurteilt<br />

Jagdjahr 01.04. – 31.03.<br />

Jagdzeiten<br />

Mai – September<br />

den Waldzustand. Auf dieser Grundlage werden die jährlichen<br />

Bejagungs- und Abschusspläne festgelegt und die Abschussquoten<br />

für Rehe freigegeben. Füchse, Dachse und Enten sind<br />

nicht limitiert; Hasen werden hingegen geschont, weil ihr<br />

Bestand rückläufig ist.<br />

Sommerbock<br />

(männliches Reh),<br />

Individualjagd,<br />

frei von Hochsitzen<br />

16.06. – 28.02. Fuchs, Dachs, Ente<br />

01.10. – 15.12. Treibjagd /<br />

Gesellschaftsjagd,<br />

8 Jagdtage<br />

März – April Schonzeit<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

43 <strong>2020</strong>


Abschussplan Revier Nottwil 2019<br />

Bestand Rehe ca. 45 Stück<br />

Abschussquote max. 20 Stück / p.a.<br />

- Sommerbock 4 – 5 Stück<br />

- Treibjagd Differenz zu 20 Stück<br />

Im Mai und Juni werden die Wiesen und Felder nach Rehkitzen<br />

abgesucht, um die Jungtiere vor Schaden durch Mähmaschinen<br />

zu bewahren. Gerettete Tiere werden am Ohr markiert,<br />

um später ihre Wanderung zu erfassen.<br />

Die natürlichen Feinde der heimischen Rehe und Hirsche<br />

sind längst aus unseren Gegenden verschwunden. Ein natürliches<br />

Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu erhalten, ist<br />

heute die Aufgabe von Jagdgesellschaften, die Wald und Wildbestand<br />

in Zusammenarbeit mit Waldbesitzern<br />

und Bauern hegen und pflegen.<br />

Erlegte Tiere gehören der Jagdgesellschaft.<br />

Das Wildbret wird aufmerksam kontrolliert<br />

und nur in einwandfreiem Zustand freigegeben.<br />

Wenn kein Eigenbedarf unter den<br />

Jägern besteht, wird es verkauft. Der Erlös<br />

fliesst in die Kasse der Jagdgesellschaft.<br />

Freitag, 15. November 2019:<br />

Eine Treibjagd im Zeitraffer<br />

09:00 Vor der Jagdhütte im Eierwald treffen sich 17 Personen,<br />

neun Pächter, vier Gäste und vier Treiber. Alle freuen sich<br />

mit «Weidmanns Gruss» auf das Wiedersehen. Es hat noch nicht<br />

zu regnen aufgehört, es ist kalt, unfreundlich. Aber in einer<br />

Stunde soll es besser werden, haben die meisten schon am<br />

Radio gehört. Mit einem heissen Kaffee aus der Thermoskanne<br />

bringt man sich in Stimmung. – Die Bläser formieren sich mit<br />

ihren Jagdhörnern und blasen mit traditionellen Klängen den<br />

Jagdtag an. Obmann Walter Steffen richtet danach ein paar<br />

Grussworte an Jäger, Treiber und Gäste und übergibt das Wort<br />

an Jagdleiter Toni Wespi.<br />

Der Jagdleiter ist verantwortlich für den Jagdverlauf. Er legt<br />

die Anzahl der Triebe sowie die Schützenstandorte der Jäger<br />

im Jagdgebiet fest und weist den Treibern die Waldstücke<br />

zu, aus welchen sie und die Hunde das Wild aufzuscheuchen<br />

und aus den Einständen zu treiben haben. Das Aufstellen<br />

von Warnschildern (Achtung Jagd), das Passantinnen<br />

und Passanten bei Jagdbetrieb zur Vorsicht mahnt,<br />

gehört ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich.<br />

09:45 Toni Wespi ruft zum ersten Trieb im Buechwäldli /<br />

Stöcken und erteilt mit bestimmtem Ton kurze und klare Anweisungen.<br />

Er erinnert an Sicherheitsbestimmungen sowie die<br />

<strong>2020</strong><br />

44<br />

Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil


Weidmanns-Regel, führende Rehgeissen (mit Kitz) zu schonen.<br />

Noch bevor er den Abmarsch zu den Ständen (Positionen)<br />

anordnet, wendet sich Cheftreiber Hans Imfeld mit schalkhaften<br />

Worten an «seine» Treiber, um sie auf allfällige Begegnungen<br />

zwischen nicht immer verständnisvollen Wanderern und<br />

Jagdhunden vorzubereiten.<br />

«Eine Jagd ohne Hund ist Schund», besagt ein altes Sprichwort.<br />

Jagdhunde sind bei einer Treibjagd unverzichtbare,<br />

treue Jagdgefährten. Sie reagieren auf das An- und Abblasen<br />

der Jagdtriebe. Sie spüren Gerüche, Fährten und Spuren<br />

auf, und sie scheuchen mit lautem Gebell das Wild aus<br />

seinen Einständen. Eine anspruchsvolle Ausbildung sowie<br />

ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Tier und Halter<br />

sind Voraussetzungen für den Einsatz von Jagdhunden. Zur<br />

Jägerethik gehört auch eine korrekte Suche nach Wild, das<br />

auf der Jagd oder bei einem Unfall verletzt worden ist. Für<br />

diese spezielle Aufgabe werden sogenannte Schweisshunde<br />

(Schweiss = Blut des Wildes) bzw. Nachsuchehunde ausgebildet<br />

und eingesetzt.<br />

10:00 Der Trieb wurde eben erst angeblasen, durch den<br />

Wald marschierend schlagen die Treiber mit Stöcken an Bäume<br />

und machen sich laut bemerkbar, während die Jagdhunde frei<br />

1 Obmann Walter<br />

Steffen und Jagdaufseher<br />

Alois Furrer mit<br />

Schweisshündin Weika<br />

2 Die Treiber nach<br />

dem Abblasen des<br />

ersten Triebes; v.l.n.r.<br />

Bruno Egli, Alain Bieri,<br />

Roland Brunner, Hans<br />

Imfeld<br />

1 2<br />

Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil<br />

45 <strong>2020</strong>


Die Ausbildung zum Jäger<br />

Zur Jagd zugelassen sind nur Personen<br />

mit Jagdfähigkeitszeugnis und Jagdpass.<br />

Bewerber für die Jägerprüfung lernen<br />

von erfahrenen Jägern während eines<br />

Jagdjahres die praktischen Aufgaben des<br />

Jägereialltags kennen wie den Bau von<br />

Hochsitzen oder das Beobachten des<br />

Wildbestandes.<br />

Das Wissen über Flora und Fauna, das<br />

Jagdrecht, Waffen und mehr wird in<br />

Kursen an der Jagdschule Luzern und<br />

des Verbandes Revierjagd Luzern vermittelt,<br />

an deren Ende die Jägerprüfung<br />

steht.<br />

Den jeweils auf nur ein Jagdjahr befristeten<br />

Jagdpass erhält aber nur, wer auch<br />

mit der Waffe Treffsicherheit beweist.<br />

Die Schiesstauglichkeit wird jährlich von<br />

der Dienststelle Landwirtschaft und<br />

Wald (LAWA) überprüft. Jährlich werden<br />

etwa 2000 Jagdpässe ausgestellt.<br />

Jagdgesellschaft Nottwil<br />

gegründet 1931<br />

Pächter (11): Walter Steffen, Obmann<br />

Alois Furrer, Jagdaufseher<br />

Toni Wespi, Jagdleiter<br />

Rolf Hürlimann, Aktuar<br />

Adrian Egli, Kassier<br />

Ruedi Egli, Ehrenpächter<br />

Franz Imgrüt, Hüttenwart<br />

Josef Egli<br />

Josef Haas<br />

Daniel Kaufmann<br />

Fabian Steiner<br />

Dauergast: Heidy Steffen<br />

Cheftreiber: Hans Imfeld<br />

Die rechtlichen Grundlagen<br />

für die Jagd<br />

Im ‹Bundesgesetz über die Jagd und den<br />

Schutz wildlebender Säugetiere und<br />

Vögel›, kurz Jagdgesetz (JSG) genannt,<br />

sowie im kantonalen Jagdgesetz sind<br />

die Grundsätze definiert, die bei der<br />

Jagd zu beachten sind.<br />

Der Zweck davon ist insbesondere, die<br />

Artenvielfalt und Lebensräume der wildlebenden<br />

Tiere zu erhalten, bedrohte<br />

Tierarten zu schützen, die durch Wild<br />

verursachten Schäden an Wald und landwirtschaftlichen<br />

Kulturen zu begrenzen<br />

sowie eine angemessene Nutzung der<br />

Wildbestände durch die Jagd zu gewährleisten.<br />

Auf Stufe Kanton werden die Jagdreviere<br />

festgelegt und die Voraussetzungen für<br />

die Ausbildung der Jäger geregelt.<br />

Die Verpachtung der Jagdreviere fällt in<br />

die Zuständigkeit der Gemeinden, erfolgt<br />

für die Dauer von acht Jahren und wird<br />

einer Jagdgesellschaft in einer öffentlichen<br />

Versteigerung zugeschlagen (aktuelle<br />

Jagdpachtperiode: 2017 – 2025).<br />

Alle Jagdgesellschaften erfüllen einen<br />

gesetzlichen Auftrag.<br />

Die Jagdreviere im Kanton Luzern<br />

Die Gesamtfläche des Kantons von<br />

149 000 ha ist in 122 Reviere aufgeteilt.<br />

Revier Nottwil<br />

1 483 ha<br />

Grösstes und kleinstes Revier<br />

Revier Flühli-Schratten 3 079 ha<br />

Revier Kulmerau<br />

328 ha<br />

<strong>2020</strong><br />

46<br />

Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil


mit ihrer Nase suchen. Bald ist lautes Hundegeläut (Hundegebell)<br />

zu hören. Ein Reh läuft aus dem Wald, quert den Feldweg<br />

Stöcken, wenige Augenblicke später ein Schuss, und das Reh<br />

fällt. Der Schütze ist Daniel Kaufmann, der mit seinem Horn<br />

das Signal des Abschusses gibt. Es fällt kein Schuss mehr, bald<br />

wird der Trieb abgeblasen, alle Flinten werden entladen und<br />

gebrochen. Jäger und Treiber begeben sich zum vereinbarten<br />

Sammelplatz in der Unteren Bernern.<br />

11:00 Mit «Weidmannsheil» wird dem Schützen gratuliert,<br />

der dies mit «Weidmannsdank» quittiert. Nachdem sich alle auf<br />

dem Sammelplatz eingefunden haben, erzählt der Schütze, wie<br />

er «Anblick» zum Tier aufgenommen und es erlegt hat. Auch<br />

Jäger und Treiber sind eingeladen, ihre Eindrücke zum erfolgreichen<br />

Schuss mit ihren Kameraden zu teilen.<br />

Schliesslich kündigt Jagdleiter Wespi den nächsten Trieb Maienbachtobel<br />

an und weist die neuen Schützenstandorte und Triebbereiche<br />

zu. Das Gebiet ist weit, die Jäger sind Richtung Eggerswil<br />

und hangwärts Richtung Grundacher / Huprächtigen<br />

positioniert, während die Treiber und Hunde das Wild von der<br />

Kantonsstrasse her aufwärts treiben. Ein Reh läuft übers Feld<br />

und sucht Richtung Eggerswil das Weite. Ein Schuss fällt, wo,<br />

ist für die Treiber unklar, bis sich Franz<br />

Imgrüt im Feld bemerkbar macht. Er hat<br />

einen Kitzbock (einjähriges männliches<br />

Reh) erlegt.<br />

12:00 Gefolgt von Schweisshündin<br />

Weika tragen als letzte Alois Furrer und<br />

Hanspeter Salzmann eine hangseits<br />

geschossene Geiss auf den Sammelplatz<br />

Grundacher. Drei geschossene Rehe in<br />

zwei Trieben ist reiche Beute, wissen die<br />

Jäger. Wieder berichten die Schützen, wie<br />

es dazu gekommen ist, und, verbunden<br />

mit den herzlichen Gratulationen in der<br />

Jägersprache, werden sie von Jagdleiter<br />

Wespi mit einem Bruch (Tannenzweig)<br />

ausgezeichnet.<br />

Es ist Aser-Zeit (Verpflegungszeit), aber vorher müssen die<br />

erlegten Rehe aufgebrochen (deren Eingeweide entfernt) werden.<br />

Die Tiere sind mittlerweile zur Jagdhütte gebracht worden. Die<br />

erfolgreichen Schützen erledigen diese «Rot-Arbeit» an ihrer<br />

Beute selber, professionell, mit grosser Sorgfalt und Respekt vor<br />

Franz Imgrüt mit<br />

erlegtem Kitzbock<br />

Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil<br />

47 <strong>2020</strong>


1 2<br />

1 Jagdleiter Toni Wespi<br />

und Daniel Kaufmann<br />

2 Die «Rot-Arbeit», das<br />

Aufbrechen der erlegten<br />

Rehe bei der Jagdhütte<br />

dem erlegten Tier. Während seine Kameraden schon einen<br />

Apéro geniessen, kann sich der eine Schütze und Jagdaufseher<br />

Alois Furrer nicht nur mit dieser einen Aufgabe befassen. Er ist<br />

auch verpflichtet, das obligatorische Abschussprotokoll detailliert<br />

nachzuführen.<br />

Der Jagdaufseher des Reviers wird von Amtes wegen vereidigt.<br />

Er bekleidet ein Ehrenamt und muss Tag und Nacht<br />

einsatzbereit sein. Seinen Auftrag erfüllt er in Zusammenarbeit<br />

mit der Polizei, die ihn bei Wildunfällen ruft. Bei<br />

Unfällen ohne Personenschaden erstellt er das Unfallprotokoll<br />

für die Versicherungen, und, wenn nötig, setzt er seinen<br />

Schweisshund Weika für die Suche nach dem verletzten Tier<br />

ein. Information und Aufklärung der Bevölkerung über das<br />

Verhalten im Wald ist ihm ein grosses Anliegen und – nicht<br />

zuletzt – berät er auch Personen, die ihn wegen Problemen<br />

mit Wildtieren um Hilfe bitten.<br />

13:00 In der Jagdhütte haben die Treiber den feinen Mittags-Aser<br />

für die ganze Gesellschaft bereitgestellt. Es tut gut,<br />

sich aufzuwärmen, und angesichts des erfolgreichen Jagdmorgens<br />

gibt es viel zu erzählen. Jagdleiter Toni Wespi gibt durch,<br />

dass das Weidwerk zur nächsten vollen Stunde fortgesetzt wird.<br />

<strong>2020</strong><br />

48<br />

Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil


14:00 Besammlung bei der Jagdhütte zum Trieb Eierwald<br />

/ Kopf: Die wiederholt klaren Instruktionen und ein entsprechendes<br />

Kroki des Jagdleiters lassen alle Beteiligten schnell<br />

ihre Positionen finden. Aber für einmal bewegt sich nichts ...<br />

herrscht Mittagsruhe!?<br />

15:00 Jäger und Treiber sammeln sich erneut und Toni<br />

Wespi ruft zum Schluss den Hüttentrieb nahe der Jagdhütte aus.<br />

Eine Weile gibt es keinen Anblick, dann aber geben die Hunde<br />

wieder an, zwei Schüsse fallen und der Trieb sowie die Jagd am<br />

heutigen Tag werden kurz darauf abgeblasen. Daniel Kaufmann<br />

schoss am gleichen Tag seine zweite Beute mit einem Fuchs, der<br />

ihn an seinem Schützenstand nicht bemerkte. Und Sepp Haas<br />

traf das Reh einer Dreier-Gruppe, während die beiden versprengten<br />

entfliehen konnten.<br />

16:00 Die leicht durchbrechende Abendsonne senkt sich<br />

langsam und zaubert eine wunderbare Stimmung über den<br />

Sempachersee. Das Ende des Jagdtages naht, aber das vierte<br />

Reh des Tages muss noch aufgebrochen werden, ehe zum Ende<br />

des Jagdtages das traditionelle Totverblasen stattfinden kann.<br />

Zu den Klängen der Jagdhornbläser wird dabei den zur Strecke<br />

gebrachten Tieren würdevoll Respekt gezollt.<br />

Das Totverblasen am<br />

Ende des Jagdtages,<br />

Respektbezeugung gegenüber<br />

den zur Strecke<br />

gebrachten Tiere<br />

Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil<br />

49 <strong>2020</strong>


1 Die Jagdgesellschaft<br />

mit ihren Hunden<br />

2 Ein verdienter<br />

Schluck nach einem<br />

erfolgreichen Jagdtag<br />

3 Bewährte Küchenmannschaft:<br />

Walter und<br />

Heidy Steffen<br />

1<br />

2 3<br />

17:00 Während man sich im Freien einem Apéro zuwendet,<br />

bereiten Obmann Walter Steffen und seine Frau Heidy in der<br />

kleinen Küche der Jagdhütte für die ganze Gesellschaft den<br />

Aser, einen Dreigänger der Superlative, vor.<br />

... Jäger, Treiber und Gäste geniessen die verdiente<br />

Mahlzeit bei einem guten Glas Wein, lassen den Tag Revue passieren,<br />

schwelgen in Erinnerungen und erzählen vielleicht auch<br />

etwas Jägerlatein. Kameradschaft im Dienste einer guten Sache<br />

wird gelebt, bis sich die Runde zu «Weidmanns Ruh» allmählich<br />

auflöst.<br />

<strong>2020</strong> 50<br />

Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil


Blick über den Tellerrand<br />

Ein bemerkenswertes Lernspiel<br />

von Lucia Weingartner<br />

Die 23-jährige <strong>Nottwiler</strong> Bauerntochter und Agronomiestudentin<br />

Lucia Weingartner hat 2017 ein lehrreiches<br />

Familienspiel herausgebracht, welches einerseits die Bedeutung<br />

von Nahrungsmitteln generell und andererseits deren<br />

Verschwendung in unserer Gesellschaft zum Thema hat.<br />

Lucia Weingartner studiert heute an der ETH in Zürich<br />

Agrarwissenschaften. Bei einem Glas Apfelsaft – natürlich biologisch<br />

und regional – sitzen wir uns am Tisch gegenüber. Auf<br />

die Frage nach ihrem Antrieb für die Entwicklung des Spiels<br />

«Blick über den Tellerrand» antwortet sie: «Zu den Mahlzeiten<br />

haben wir täglich einen vollen Teller vor uns. Mit Appetit machen<br />

wir uns über die meist liebevoll zubereiteten und wohlschmeckenden<br />

Speisen her. Stellen wir uns aber auch die Frage, woher<br />

die Nahrungsmittel stammen, wo sie produziert wurden, welchen<br />

Weg sie hinter sich haben, bevor sie auf unserem Teller landen?<br />

Wahrscheinlich eher nicht», ist sie sich ziemlich sicher.<br />

2015 musste Lucia ein Thema für ihre Maturaarbeit suchen.<br />

Dabei half ihr das Buch «Taste the Waste» (auf Deutsch: Koste<br />

den Abfall) von Valentin Thurn 1) und Gundula Oertel 2) , das sie<br />

von ihrer Schwester zu Weihnachten geschenkt erhielt. Das<br />

Thema, das den Überfluss und die Verschwendung von Nahrungsmitteln<br />

und Ressourcen vor allem in der westlichen Welt<br />

verdeutlicht, wurde von Valentin Thurn 2011 auch im gleichnamigen<br />

Dokumentarfilm aufgearbeitet. Vor diesem Hintergrund<br />

kam Lucia auf die Idee, ein Lernspiel für Kinder und Erwachsene<br />

zu entwickeln, welches auf spielerische Weise den «Blick<br />

über den Tellerrand» schärft.<br />

Zusammen mit ihren drei Geschwistern auf dem Bauernhof<br />

in Huprächtigen aufgewachsen, ist sich Lucia der Notwendigkeit<br />

eines schonenden und verantwortungsbewussten Umgangs<br />

1) Valentin Thurn,<br />

Journalist und<br />

Autor, Regisseur und<br />

Produzent des Films<br />

‹Taste the Waste›<br />

2) Gundula Christiane<br />

Oertel, freie Journalistin<br />

mit den Spezialgebieten<br />

Natur- und<br />

Verbraucherschutz<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

51 <strong>2020</strong>


Blick über den Tellerrand – das Spiel<br />

Die Zusammenhänge des Welthandels und Klimaschutzes sind sehr komplex<br />

und werden deshalb oft als trocken empfunden. Das Spiel wirkt dem entgegen,<br />

indem die Spielenden sich entlang verschiedener Aufgaben zum symbolischen<br />

Blick über den Tellerrand hinausarbeiten und dabei wertvolle Informationen<br />

und Alltagstipps erhalten. «Blick über den Tellerrand» motiviert<br />

Kinder- und Jugendliche ab 10 Jahren spielerisch, zur Umwelt Sorge zu tragen<br />

und für einen fairen Welthandel einzustehen.<br />

Das Spielfeld ist ein in vier Ringe skalierter Teller, der die Welt symbolisiert.<br />

Vom Zentrum bewegt man sich nach Massgabe der gewürfelten Augenzahl und<br />

ergänzenden Regeln über insgesamt 56 Felder mit drei verschiedenfarbigen<br />

Punkten vom inneren Ring bis zum Tellerrand. Die Farbe des Feldes zeigt dem<br />

Spieler an, von welchem der drei Kartenstöcke er eine Karte nehmen muss. Die<br />

Karten enthalten zu beantwortende Fragen oder beschreiben kindgerecht Situationen<br />

im globalen Zusammenhang mit Lebensmitteln,<br />

Das Brettspiel wurde<br />

bis her in einer Auf lage<br />

von 500 Exemplaren<br />

produziert, die Fach- und<br />

regionalen-Medien haben<br />

darüber berichtet, und an<br />

verschiedenen Luzerner<br />

Schulen wird das Spiel im<br />

Unterricht eingesetzt.<br />

Handel und Klimaveränderung. Für richtige Antworten<br />

erhält man vom Tellerrand Jetons mit je einem Lebensmittel<br />

zum Füllen von persönlichen Spielausweisen. Und Sieger<br />

wird, wer schliesslich als Erster alle Felder seines Spielausweises<br />

– ähnlich den bekannten Lottokarten – besetzt hat.<br />

Der Weg zum Ziel ist aber nicht einfach, auf dem Weg dahin<br />

erfährt man etwa, dass in Europa für die Produktion von<br />

einem Kilo Brot 1600 Liter Wasser benötigt werden, oder auf<br />

den Philippinen für das gleiche Kilo Brot sieben Mal länger<br />

gearbeitet werden muss als in Zürich. Auch dass der Energieverbrauch<br />

für Obst und Gemüse aus dem Gewächshaus 10<br />

Mal höher ist als in der freien Natur, dürfte nur wenigen bekannt sein. Und zu<br />

wissen kriegt man beispielsweise auch, dass Produkte mit dem Fairtrade-Label<br />

Gewähr für gerechte Entlöhnung von Bauern in Drittweltländern gewährleisten.<br />

– Viele Fragen zum Umweltschutz und der Lebensmittelverschwendung werden<br />

gestellt, vielfältige Tipps und Ratschläge begleiten die Spielenden, die sich<br />

während des Spiels miteinander über die Themen austauschen müssen. Mit Sonderkarten<br />

werden Tauschhändel von Jetons eingeleitet, Spielende zum Aussetzen<br />

bei einer Runde verknurrt oder – karitativer Aspekt – zum Spenden eines<br />

Jetons an den Mitspielenden in der schwächsten Spielposition angehalten usw.<br />

‹Blick über den Tellerrand› bedient keine Klischees, sondern verknüpft auf<br />

pädagogisch und didaktisch geschickte Weise spielerische Lust mit dem Realisieren<br />

wichtiger Fakten, um zum nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln<br />

und zum Schutz der Umwelt anzuregen.<br />

<strong>2020</strong> 52<br />

Blick über den Tellerrand


mit der Natur und ihren Ressourcen<br />

bewusst. Dieses<br />

Bewusstsein mit einem unterhaltsamen,<br />

spannenden Spiel<br />

zu fördern, ist die anspruchsvolle<br />

konzeptionelle Herausforderung,<br />

vor der Lucia zuerst<br />

steht. Sie entscheidet sich für<br />

ein Brettspiel mit Würfel und<br />

Spielfiguren, verbunden mit<br />

Frage-, Rate- und Situationskarten.<br />

Viel geduldiges Ausprobieren<br />

ist nötig, um dem<br />

Spiel Logik und Spannung zu<br />

verleihen und es zur Spielreife<br />

zu entwickeln.<br />

Als ihre Freundin Laura<br />

Bisang aus eigenem Antrieb<br />

das Spiel «Blick über den Tellerrand»<br />

in der nationalen<br />

Jubla 3) (Fachgruppe Philippinen) vorstellt, kommt der Stein ins<br />

Rollen: Lucia, selber Jubla-Leiterin, erhält eine Anfrage von<br />

Jubla Schweiz und dem katholischen Hilfswerk Fastenopfer, das<br />

Lernspiel in Zusammenarbeit mit diesen beiden Institutionen<br />

herauszubringen. Als langjähriges aktives Jubla-Mitglied<br />

nimmt sie die Herausforderung mit Freude an. Aktuelle Erfahrungen<br />

über die Lebensbedingungen in ärmeren Regionen, die<br />

ihre Freundin Laura bei einem Jugendaustauschprojekt auf den<br />

Philippinen gesammelt hatte, fliessen in das Projekt ein, bis es<br />

nach mehreren Anpassungen schliesslich unter allen pädagogischen<br />

und spielrelevanten Aspekten überzeugt.<br />

Mit der Empfehlung von Fastenopfer und Jubla als Vertreiber<br />

und Rechteinhaber im Rücken liess sich bald der Sachbuchverlag<br />

‹Rex Verlag Luzern› finden, der «Blick über den Tellerrand»<br />

2017 schliesslich in einer Auflage von 500 Exemplaren<br />

produzierte. Das Lernspiel, das ausser in Familien auch an<br />

Schulen in der Altersgruppe ab zehn Jahren gespielt wird, ist<br />

zur Zeit vergriffen. Eine Zweitauflage ist noch nicht konkret<br />

geplant, das Spiel kann aber bei den meisten kantonalen Jubla-<br />

Arbeitsstellen ausgeliehen werden.<br />

Lucia Weingartner<br />

3) Jubla, Jungwacht<br />

Blauring, katholischer<br />

Kinder- und Jugendverband<br />

Blick über den Tellerrand<br />

53 <strong>2020</strong>


Schloss Tannenfels<br />

und die Familie Schnyder<br />

von Wartensee<br />

Eine Zeitreise durch 600 Jahre<br />

Regionalgeschichte<br />

Hoch über dem linken Ufer des Sempachersees wachen zwei<br />

Schlösser über das obere Surental. Das Schloss Wartensee<br />

gehört zur Gemeinde Neuenkirch, Schloss Tannenfels zu<br />

Nottwil. Und das alte Luzerner Patriziergeschlecht Schnyder<br />

mit Wurzeln in Sursee trägt den Beinamen «von Wartensee»,<br />

besitzt aber Schloss Tannenfels. Die stolze Familie und die<br />

beiden Schlösser haben ihre Ursprünge im 13. und 14.<br />

Jahrhundert und sind auf interessante Weise mit der<br />

Geschichte der Region und jener von Nottwil verwoben.<br />

Beide Schlösser, die damals Wehrburgen waren, sollen in<br />

den Wirren des Sempacherkrieges von 1385 – 1389 zwischen den<br />

Habsburgern und den Luzernern zerstört worden sein. Ob das<br />

allerdings wirklich stimmt, ist nicht erwiesen. Nach aktuellem<br />

Forschungsstand gehört die Zerstörung vieler Burgen in jener<br />

Zeit (Burgenbruch) ins Reich der Sagen. Auf alle Fälle hätte<br />

man von den beiden Standorten am 9. Juli 1386 die Schlacht<br />

bei Sempach mitverfolgen können, die – ebenfalls ein Mythos<br />

– dank des Heldentodes von Arnold von Winkelried die Eidgenossen<br />

für sich entscheiden konnten.<br />

Viel wahrscheinlicher ist hingegen, dass der Stammvater der<br />

Familie Schnyder von Wartensee, Werner Sartor 1) , diese Epoche<br />

als Zeitzeuge miterlebt hat und davon berichten könnte. Werner<br />

Sartor ist 1350 im Jahrzeitbuch von Sursee erwähnt. Er dürfte<br />

1) Sartor ist Lateinisch, 1386 im reiferen Mannesalter gewesen sein, als sein Sohn,<br />

bedeutet Schneider und<br />

Johannes, um 1380 eine Anna von Saffaton heiratete. 20 weitere,<br />

dürfte als damalige<br />

Berufsbezeichnung der bestens dokumentierte Generationen sind aus dieser Ehe bis<br />

Ursprung des Familiennamens<br />

Schnyder<br />

heute hervorgegangen. Folgen wir zunächst also dieser Spur,<br />

gewesen sein suchen wir die Anschlüsse an Wartensee und Tannenfels …<br />

<strong>2020</strong><br />

54<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


Die Ratsfamilie Schnyder von Wartensee<br />

Die drei dem Sempacherkrieg folgenden Jahrzehnte liegen<br />

etwas im Dunkeln. 1423 wurde Heinrich Schnyder (1388 – 1435,<br />

3. Generation), der Enkel von Werner Sartor, als erstes Familienmitglied<br />

Schultheiss 2) von Sursee und begründete in dieser<br />

Funktion die Tradition der «Ratsfamilie» Schnyder. Gesichert ist,<br />

dass die Familie im 15. und 16. Jahrhundert durch den Betrieb<br />

des Wirtshauses zur Sonne, den Tuchhandel sowie ihre Offiziere<br />

in Söldnerdiensten zu Ansehen und Vermögen gelangte und in<br />

Sursee fortan eine politisch führende Rolle spielte. 24 Stadtoberhäupter<br />

stellte die Familie bis ins späte 19. Jahrhundert,<br />

zuletzt von 1863 – 1871 mit Julius Schnyder (1830 – 1920, 17.<br />

Generation) als Stadtpräsident (siehe Titel, ‹Die Familie Schnyder<br />

von Wartensee im 19. und 20. Jahrhundert›).<br />

Weshalb aber der Beiname «von Wartensee»? – Auch wenn<br />

offen bleiben muss, ob die Burg Wartensee im Sempacherkrieg<br />

zerstört wurde, klar ist, dass Hof und Burgstall 3) ab der Mitte<br />

des 15. Jahrhunderts verschiedene Besitzerwechsel erfuhren.<br />

1514 kaufte der Luzerner Ratsherr Peter Zukäs Wartensee und<br />

Schloss Tannenfels von<br />

Süden mit Blick auf<br />

den Sempachersee und<br />

Sursee<br />

2) Schultheiss = Stadtpräsident<br />

/ Bürger meister<br />

3) Burgstall =<br />

Reste einer Burgruine<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />

55 <strong>2020</strong>


liess 1524 auf den Ruinenresten ein schlösschenartiges Landhaus<br />

bauen. 1647 erwarb das Schloss Ludwig Schnyder<br />

(1604 – 1667, 10. Generation), dessen Familie ab 1649 als Schnyder<br />

von Wartensee erscheint. Seither, ab der Mitte des 17. Jahrhunderts<br />

entwickelte sich die Familie Schnyder von Wartensee<br />

genealogisch in ein paar Seitenästen weiter. Zahlreiche Mitglieder<br />

der im katholischen Glauben verwurzelten Familie wirkten<br />

als Amtmänner der Klöster St. Urban und Muri, und während<br />

300 Jahren waren sie Schaffner 4) des Klosters St. Urban. Auch<br />

eine Äbtissin erscheint im Stammbaum der Schnyder von Wartensee,<br />

Maria Anna (1713 – 1794, 14. Generation), die 1730 in<br />

das Zister zienserinnenkloster Eschenbach eintrat und von 1758<br />

bis zu ihrem Tod das höchste Amt im Kloster bekleidete. – Franz<br />

Xaver Schnyder von Wartensee (1786 – 1868, 16. Generation),<br />

ein bedeutender Schweizer Komponist und letzter Eigentümer<br />

von Wartensee, verkaufte das Schloss 1822 an seine damalige<br />

Pächterfamilie. Das Schloss ist heute in Privatbesitz.<br />

4) Schaffner =<br />

Guts verwalter / Amtmann<br />

5) Twing = Lehenswesen,<br />

Herrschaft mit<br />

niederer Gerichts barkeit<br />

6) Propst = Vorsteher<br />

des Chorherren-Stifts<br />

Schloss Tannenfels bis in die ersten Jahre<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

Das Schloss steht, schon von weit her sichtbar, am Nordhang<br />

des Blumenberges im Nordwesten Nottwils, unweit der<br />

Gemeindegrenze zu Buttisholz. Der Schlossherr Louis Schnyder<br />

von Wartensee (Jg. 1930, 20. Generation) und seine Frau<br />

Monica freuen sich über das Interesse, und empfangen die<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> in der geschichtsträchtigen Schlossbibliothek,<br />

die gleichzeitig das Arbeitszimmer des Schlossherrn ist.<br />

Es ist Anfang September, das Ehepaar Schnyder ist dabei, die<br />

letzten Vorbereitungen für die Rückkehr von ihrem traumhaft<br />

gelegenen Sommersitz nach Luzern zu treffen. Auf der Führung<br />

durch die ursprünglich erhaltenen Räume des Schlosses, erzählen<br />

sie vom Leben ihrer Ahnen, deren Konterfeis als Ölgemälde<br />

die Wände zieren, den kulturellen Anlässen auf dem Schloss<br />

und in der Schlosskapelle und gehen auf die Fragen ihrer Besucher<br />

ein.<br />

Die Burg und der Hof Tannenfels bildeten vom Spätmittelalter<br />

bis Ende des 18. Jahrhunderts den Kern einer kleinen Herrschaft,<br />

des gleichnamigen Twings 5) Tannenfels. Die politische<br />

Gemeinde Nottwil existiert erst seit 1801. Güter und Rechte<br />

besass die Herrschaft Tannenfels in den Weilern Ei, Gattwil, Ifflikon<br />

und St. Margrethen. Der Bau der Burg wird auf einen<br />

Werner II. von Sursee und Tannenfels zurückgeführt, der nach<br />

1250 Propst 6) von Beromünster war. 1348 wurde Tannenfels von<br />

<strong>2020</strong><br />

56<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee


der Witwe des Burkhard von Tannenfels an den Deutschen<br />

Orden 7) verkauft. Die Zerstörung der Burg im Zusammenhang<br />

mit dem Sempacherkrieg ist – wie im Falle Wartensees – nicht<br />

erwiesen. 1668 erwarb Eustach von Sonnenberg die Herrschaft.<br />

Von dessen Sohn Christoph kaufte Hans Caspar Mayr von<br />

Baldegg 1687 die Ruine und liess in der Folge Schloss Tannenfels<br />

neu errichten.<br />

Nach weiteren Besitzerwechseln erwarb 1832 die elsässische<br />

Musiker- und Sängerfamilie Stockhausen den Sitz, worauf<br />

– wie es heisst – bis in die 1850er Jahre hinein ein reges musikalisches<br />

Leben auf Schloss Tannenfels herrschte. Es waren<br />

unruhige Jahrzehnte in Deutschland, die Familie Stockhausen<br />

konnte Tannenfels aus finanziellen Gründen nicht halten. Nur<br />

wenig ist von den folgenden Besitzern bekannt, zwei Brüdern<br />

aus einer Familie Hoffmann<br />

aus Colmar (Elsass). Überliefert<br />

ist, dass im Deutsch-Französischen<br />

Krieg von 1870 / 71,<br />

der mit der Abtretung des<br />

Elsass’ und Teilen von Lothringen<br />

an die Preussen endete,<br />

diese zwei Brüder sich in den<br />

feindlichen Lagern schicksalhaft<br />

gegenüberstanden.<br />

Schloss Tannenfels be -<br />

fand sich in einem verwahrlosten<br />

Zustand, als es 1888<br />

von Josef und Jost Segesser<br />

von Brunegg übernommen<br />

wurde. Die Familie Segesser<br />

von Brunegg gehörte ebenfalls zum Luzerner Patriziat. Josef<br />

zahlte seinen Bruder Jost Jahre später aus und erweiterte das<br />

Schloss 1912 durch den Anbau des Turmes, der das heutige Erscheinungsbild<br />

prägt. Und – die Verbindung zur Gegenwart –<br />

Josef ist der Grossvater mütterlicherseits des heutigen Schlossherrn<br />

Louis Schnyder von Wartensee.<br />

Das Schloss Tannenfels steht seit 2001 unter Denkmalschutz.<br />

Seither darf Tannenfels ohne Bewilligung der Denkmalpflege<br />

weder renoviert, verändert, beseitigt noch sonst in<br />

seiner Wirkung beeinträchtigt werden. Die Denkmalpflege des<br />

Kantons Luzern beschreibt das Objekt in ihrem Inventarblatt<br />

so: «Das (…) Schloss Tannenfels ist ein typischer Vertreter<br />

eines Luzerner Landsitzes. Ein besonderer geschichtlicher Wert<br />

kommt dem Bau auch durch den in Resten erhaltenen Vorgän-<br />

Schloss Tannenfels um<br />

1767, Stich Herrliberger<br />

7) Deutscher Orden:<br />

geistlicher Ritterorden<br />

zur Verteidigung des<br />

Heiligen Landes und zur<br />

Betreuung kranker Pilger<br />

und Kreuzfahrer<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />

57 <strong>2020</strong>


gerbau der Komtur des Deutschen Ordens zu. Neben seiner<br />

ausgezeichneten Innenausstattung besitzt der Bau durch seine<br />

erhöhte Lage am Hang des Blumenbergs einen herausragenden<br />

Situationswert.»<br />

8) Fritschivater =<br />

Zunftmeister der Luzerner<br />

Safranzunft<br />

9) Stubenherr =<br />

Vor sitzender / Präsident<br />

Die Familie Schnyder von Wartensee<br />

im 19. und 20. Jahrhundert<br />

Die «Dynastie» Schnyder von Wartensee gehörte mit ihren<br />

über die Jahrhunderte beständigen Tätigkeiten sowie ihrem<br />

öffentlichen und religiösen Engagement im 19. Jahrhundert zu<br />

den einflussreichen Familien im Kanton Luzern.<br />

Zu höchsten gesellschaftlichen und politischen Ehren<br />

gelangte nach 1850 Ständerat Julius Schnyder von Wartensee<br />

(1830 – 1920, 17. Generation), der Urgrossvater des heutigen<br />

Schlossherrn. Nach dem Besuch der Schulen in Sursee und<br />

Luzern studierte er in München und Paris Rechts- und Staatswissenschaften.<br />

Er heiratete Eugenia Gräfin Crivelli, die Tochter<br />

eines Luzerner Bankiers. Politisch engagierte sich Julius als<br />

Armen- und Waisenrat von Sursee, ehe er 1863 zum Stadtpräsidenten<br />

und damit zum 24. und letzten Stadtoberhaupt aus den<br />

Reihen der Familie Schnyder von Wartensee gewählt wurde.<br />

Seine politische Karriere krönte er 1871 mit der Wahl in den<br />

Regierungsrat des Kantons Luzern, in dem er bis 1891 für die<br />

Staatswirtschaft und die Finanzen zuständig war. Während<br />

seines Regierungsamtes war Julius Schnyder in den Jahren 1885<br />

und 1886 auch Standesvertreter des Kantons Luzern in Bern.<br />

Sein Sohn, Ludwig Karl Joseph (1862 – 1919, 18. Generation),<br />

war Direktor bei der Creditanstalt, Fritschivater 8) der Safranzunft<br />

und Stubenherr 9) der ‹Herren zu Schützen›, einem noch heute<br />

bestehenden Geselligkeitsverein einflussreicher Luzerner Bürger.<br />

Ludwigs Sohn, Hans Werner Julius (1895 – 1987, 19. Generation),<br />

studierte Rechtswissenschaften und promovierte an der<br />

Universität Bern. 1925 heiratete er Hildegard, die Tochter des<br />

damaligen Schlossherrn von Tannenfels, Josef Segesser von<br />

Brunegg. Der Ehe entstammten zwei Kinder, Charlotte Maria,<br />

geb. 1927, und Ludwig Hans Georg (Rufname Louis), geb. 1930.<br />

Im Alter von schon 47 Jahren folgte Hans einem Ruf der Päpstlichen<br />

Schweizergarde und zog für drei Jahre mit seiner Frau<br />

und seinen beiden schulpflichtigen Kindern nach Rom. Er<br />

diente in den Weltkriegsjahren 1942 bis 1945 im Range eines<br />

Majors. Nach seiner Verabschiedung wurde er von Papst Pius<br />

XII. zum päpstlichen Geheim-Kämmerer im Vatikan ernannt. In<br />

dieser Funktion leistete er jeweils bis zur Abschaffung dieses<br />

<strong>2020</strong><br />

58<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee


1 2 3 4<br />

Ehrenamtes durch Papst Paul VI. Diensttage im Vatikan. Einige<br />

persönliche Erinnerungen an die Besetzung Roms durch deutsche<br />

Truppen (1943 / 1944) sowie den Einmarsch der Alliierten<br />

und die Audienzen von Churchill, De Gaulle und Eisenhower<br />

beim Papst hat Hans Schnyder 1983 in einer Broschüre aufgezeichnet.<br />

Wohl vor diesem Hintergrund hat er sich von 1950<br />

bis 1967 als Mitbegründer der Schweizerischen Statthalterei des<br />

‹Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem› als deren erster<br />

Statthalter engagiert. 10)<br />

In der 20. Generation der Schnyder von Wartensee ist<br />

Schloss Tannenfels 1955 durch Erbfolge von den Segesser von<br />

Brunegg an Louis Schnyder von Wartensee übergegangen.<br />

Louis Schnyder und seine Frau Monica, geb. Scherer von Solothurn<br />

(Jg. 1939), sind Eltern von drei Töchtern und einem Sohn,<br />

Karl, der in der 21. Generation die Nachfolge als Schlossherr<br />

von Tannenfels antreten wird.<br />

1/2 Josef Segesser von<br />

Brunegg, der Käufer von<br />

Tannenfels, und seine<br />

Frau Charlotte, geb.<br />

Schnyder, die Grosseltern<br />

mütterlicherseits<br />

von Louis Schnyder<br />

3/4 Hans Schnyder von<br />

Wartensee und Hildegard<br />

Segesser von Brunegg<br />

(19. Generation)<br />

Schloss Tannenfels heute<br />

Der heutige Schlossherr Louis Schnyder von Wartensee<br />

war Direktionsmitglied der Schweizerischen Kreditanstalt in<br />

Luzern. Nach seiner Pensionierung 1993 hat er mit einem<br />

Partner erfolgreich ein Büro für Finanzberatung geführt. Er<br />

und seine Frau Monica sind naturverbunden und geprägt von<br />

ihrer eindrücklichen Familiengeschichte. Sie sind sich der historischen<br />

Bedeutung von Schloss Tannenfels und ihrer Verantwortung<br />

dafür bewusst. In den 1990er Jahren hat Louis<br />

Schnyder aus eigenem Antrieb umfangreiche Sanierungen<br />

10) Der päpstliche<br />

Laienorden unterstützt<br />

im Auftrage des Papstes<br />

die Christen im Heiligen<br />

Land<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />

59 <strong>2020</strong>


Schloss Tannenfels<br />

von Norden<br />

11) Gem. Entscheid<br />

Justiz-, Gemeinde- und<br />

Kulturdepartement des<br />

Kantons Luzern vom 30.<br />

August 2001<br />

12) Der Bau des Turms<br />

sowie der ergänzenden<br />

Anlagen erfolgte unter<br />

Josef Segesser von<br />

Brunegg; die Unterschutzstellung<br />

veranlasste<br />

Louis Schnyder<br />

von Wartensee (Fehler<br />

im Entscheid vom<br />

30. August 2001)<br />

Die Begründung für die Unterschutzstellung 11)<br />

Schloss Tannenfels thront hoch über Nottwil am Hang südwestlich<br />

des Sempachersees. Es wurde 1688ff. an der Stelle der<br />

damals ruinösen Burg, der seit der Mitte des 13. Jahrhunderts<br />

bezeugten Herren von Tannenfels errichtet. Bauherr war Caspar<br />

Mayr von Baldegg. Mayr errichtete einen schlichten rechteckigen<br />

Bau mit Unter-, Haupt- und Obergeschoss unter einem<br />

Walmdach. Breite Lukarnen, je eine pro Seite und ebenfalls<br />

abgewalmt, vollenden das Bild des typischen barocken Luzerner<br />

Landsitzes. Die innere Disposition mit einem breiten Mittelgang,<br />

der alle Räume erschliesst, aber auch die Austäferung der<br />

Zimmer aus der Bauzeit haben sich erhalten. Im Saal prangt<br />

eine prachtvolle Rokokostuckdecke, die auf einen Umbau im<br />

Jahre 1752 durch die Familie Balthasar zurückgehen muss. Die<br />

historisch bedeutende Liegenschaft wird ergänzt durch einen<br />

unter der Familie Schnyder von Wartensee 12) 1912 angebauten<br />

Turm, einen umfriedeten Garten mit Gartenhaus und mit dem<br />

bergwärts gelegenen Schlossgraben, welcher der Halsgraben der<br />

mittelalterlichen Burg sein muss.<br />

<strong>2020</strong><br />

60<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee


1<br />

2<br />

1 Repräsentativer<br />

Schlosssaal mit prächtiger<br />

Rokokostuckdecke<br />

2 Das antike Forst-<br />

Tafelklavier von 1845<br />

umgesetzt und schliesslich der Denkmalpflege die Unterschutzstellung<br />

empfohlen, um Tannenfels auch für die Nachwelt<br />

zu erhalten.<br />

Wir stehen im Saal mit der prächtigen Rokokostuckdecke,<br />

in dem ein antikes, 1845 gebautes Tafelklavier des einstigen<br />

Strassburger Klavierbauers Forst steht, welches alle seitherigen<br />

Besitzer und kriegerischen Wirren überdauert hat. Mit dem<br />

Blick auf dieses wunderschöne Instrument wird die Erinnerung<br />

von Louis Schnyder lebhaft:<br />

Eine Nachfahrin der Musikerfamilie Stockhausen aus Köln<br />

(von 1832 bis 1862 Tannenfels-Besitzer) hatte bei Nachforschungen<br />

über ihre Ahnen von einer Museumsdirektorin erfahren,<br />

dass das alte Tafelklavier noch immer im Schloss steht.<br />

Nach einem ersten Kontakt mit den Schnyders kam es im Jahr<br />

2000 zum Besuch der Dame. «In ihrer Familie wurde überliefert,<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />

61 <strong>2020</strong>


Wartensee – Schnyder – Tannenfels<br />

Das Wesentliche im Zeitraffer<br />

Mitte<br />

12. Jh.<br />

Bau von Tannenfels durch Werner II. von Sursee,<br />

Propst von Beromünster<br />

1348 Verkauf von Tannenfels an den Deutschen Orden<br />

1350 Werner Sartor (Stammvater, 1. Generation) wird im<br />

Jahrzeitbuch Sursee erwähnt<br />

1385 – 89 Sempacherkrieg, Wartensee und Tannenfels sind zerstört<br />

(Sempacherkrieg als Ursache nicht erwiesen)<br />

1388 Heinrich Schnyder (3. Gen.) wird als erstes Familienmitglied<br />

Schultheiss von Sursee<br />

1514 / 24 Ratsherr Peter Zukäs kauft Wartensee / baut schlossähnliches<br />

Landhaus<br />

1647 Ludwig Schnyder (10. Gen.) kauft Wartensee<br />

1649 Familie nennt sich fortan Schnyder von Wartensee<br />

1687 Johann Kaspar Mayr von Baldegg kauft Tannenfels<br />

und baut das Schloss neu<br />

1752 Barockisierung des Schlosses Tannenfels durch<br />

Junkerfamilie Balthasar aus Luzern<br />

1801 Politische Gemeinde Nottwil wird geschaffen<br />

1816 Zerstörung der Schlosskapelle Tannenfels im Hof<br />

durch Blitzschlag<br />

1822 Franz Xaver Schnyder (16. Gen.) verkauft Schloss<br />

Wartensee<br />

1832 Die elsässische Musikerfamilie Stockhausen erwirbt<br />

Tannenfels<br />

1863 Julius Schnyder (17. Gen.) wird 24. und letzter<br />

Stadtpräsident der Familie<br />

1888 Josef und Jost Segesser von Brunegg kaufen<br />

Tannenfels<br />

1912 Umbauten, u.a. Anbau des Turmes durch Josef<br />

Segesser von Brunegg<br />

1924 Kapellenweihe zu Ehren von «Maria zum Schnee»<br />

1955 Tannenfels wird durch Heirat Familienbesitz<br />

Schnyder (19. Gen., Erbgang)<br />

2001 Unterschutzstellung Schloss Tannenfels durch den<br />

Kanton Luzern<br />

<strong>2020</strong><br />

62<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee


dass das Klavier beim Einzug der Stockhausens von einem<br />

Gespann mit sechs Pferden im damals schwierigen Gelände zum<br />

Schloss hochgezogen werden musste. Und beim Verlassen gute<br />

zwei Jahrzehnte später habe die Familie das Klavier der<br />

Umstände wegen zurücklassen müssen», erzählt Louis Schnyder<br />

und weiter: «Diese Begegnung und ein paar Fingerübungen<br />

der Dame auf dem alten, ungestimmten Klavier vermittelten uns<br />

eine gute Vorstellung über einen bedeutungsvollen Zeitraum in<br />

der Tannenfels-Geschichte.»<br />

Nicht zuletzt in dieser Erinnerung liegt ein Beweggrund<br />

von Louis und Monica Schnyder, auf Schloss Tannenfels religiöse<br />

und musikalische Veranstaltungen zu ermöglichen.<br />

So wird jährlich, jeweils am 5. August, in der Schlosskapelle<br />

die Heilige Messe zu Ehren von Maria zum Schnee 13) ,<br />

der Schutzheiligen der Schlosskapelle, gefeiert, zu der die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Höfe und<br />

Weiler eingeladen sind. Dieses Patrozinium (Schutzherrschaft)<br />

geht auf die Deutsch-Ordens-Ritter zurück.<br />

13) Heilige Maria<br />

zum Schnee ist die<br />

Bezeichnung des Festes<br />

der Basilika Santa<br />

Maria Maggiore in Rom,<br />

die 432 eingeweiht<br />

wurde.<br />

1<br />

1 Schlosskapelle<br />

Maria zum Schnee<br />

2 Schlossherrenpaar<br />

Monica und Louis<br />

Schnyder von Wartensee<br />

(20. Generation)<br />

2<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />

63 <strong>2020</strong>


Konzert der Band «Jazz<br />

Tube» zum 40-Jahr-<br />

Jubiläum der KuEB im<br />

Schlosssaal<br />

14) Ebenfalls Kulturdenkmal<br />

ist das<br />

Pächter haus Untertannenfels<br />

(NA2016, S68)<br />

Die Tore von Schloss Tannenfels wurden aber auch für den<br />

Verein Kultur und Erwachsenenbildung (KuEB) anlässlich seiner<br />

runden Jubiläen geöffnet. Bei der 30 Jahr-Feier 2005 trat «Tritonus»<br />

im Schlossgarten auf, eine musikalische Gruppe, die sich<br />

mit der Erforschung der alten Volksmusik beschäftigt. Für die<br />

unverwechselbaren Töne aus mittelalterlichen Instrumenten<br />

wie der Drehleiher, der Sackpfeife und der Schalmei bildeten<br />

die Schlossmauern eine äusserst stimmungsvolle Kulisse. Und<br />

2015, im Rahmen des Jubiläumsprogramms zum 40-jährigen<br />

Bestehen des Vereins, begeisterte unter dem Programmtitel<br />

«traumhaft» die Ruswiler Band «Jazz Tube» die Gastgeber und<br />

Gäste im prallvollen Schlosssaal. 2009 öffnete die Familie<br />

Schnyder die Türen auch Schülerinnen und Schülern sowie<br />

deren Eltern und Musiklehrpersonen. Im Rahmen des Musikschule-Projektes<br />

«Räume und ihre Musik – die Musikschule auf<br />

Tournee durch Nottwil» bildete Schloss Tannenfels den willkommenen<br />

historischen Rahmen für ein Konzert mit Spinett,<br />

Querflöten und Gesang.<br />

In dieser Tradition wollen und werden Louis und Monica<br />

Schnyder von Wartensee sowie ihre Nachkommen Schloss Tannenfels<br />

als ihr historisches Erbe und Kulturdenkmal 14) auf <strong>Nottwiler</strong><br />

Boden pflegen und erhalten.<br />

<strong>2020</strong><br />

64<br />

Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee


50 Jahre Bernet Blumen –<br />

20 Jahre Bernet Gartenbau<br />

Eine Familie, zwei Unternehmen<br />

Wer von Neuenkirch her auf der Kantonsstrasse Nottwil<br />

erreicht, erkennt rechts, kurz vor den ersten Wohnhäusern,<br />

ein architektonisch gelungenes dreigiebliges Gebäude.<br />

In Form geschnittenes Nadelgehölz und Bonsais sowie<br />

Saisonpflanzen und Setzlinge verdecken etwas den Blick<br />

auf das einladende Blumengeschäft der Familie Bernet.<br />

Dahinter, weniger gut einsehbar, aber nicht minder eindrücklich,<br />

verbergen sich die modernen Werkgebäude der Bernet Gartenbau<br />

AG. – Ein Einblick in zwei mustergültige <strong>Nottwiler</strong><br />

Gewerbebetriebe der gleichen Familie.<br />

Bernet Blumen<br />

Wer hat nicht schon mal auf die Schnelle einen Blumenstrauss<br />

gebraucht, weil er beispielsweise den Hochzeitstag vergessen<br />

hatte oder spontan eine Freude bereiten wollte?<br />

Bei Bernet Blumen ist man für alle Fälle an der richtigen<br />

Adresse. Nur, auf die Schnelle geht da nichts: Betritt man das<br />

ausgesprochen schön gestaltete Blumengeschäft, ist man<br />

zunächst beeindruckt von der Vielfalt der Pflanzenwelt, den<br />

prächtigen Farben der Blumen und den betörenden Düften, die<br />

einem in die Nase steigen. Und schliesslich hat man ein Problem,<br />

die schwer lösbare Qual der Wahl. Freundlich lächelnd nähert<br />

sich dann eine Floristin, geht fachkundig auf die Ratlosen ein<br />

und findet bestimmt eine überzeugende Lösung für jeden<br />

Wunsch.<br />

«Die Blumenvielfalt, die sich nach den Jahreszeiten richtet,<br />

die prächtigen Farben sowie die Ereignisse, die mit Blumen verbunden<br />

werden, machen den Reiz und meine Liebe zur Floristik<br />

aus», sagt Marlis Fischer-Kurmann, die als diplomierte<br />

Meister floristin das Blumengeschäft seit elf Jahren führt. Die<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

65 <strong>2020</strong>


Marlis Fischer-Kurmann (Jg. 1983)<br />

Die Mutter eines Sohnes hat nach der<br />

Lehre als Floristin (2000 – 2003) ihre<br />

Weiterbildung zur eidg. diplomierten<br />

Meisterfloristin 2008 abgeschlossen.<br />

Heute ist sie für die Sektion Innerschweiz<br />

auch als Prüfungsexpertin für<br />

die Floristen EFZ (praktisch und schriftlich)<br />

tätig. Seit 2005 ist sie bei Bernet<br />

Blumen, seit 2009 als Geschäftsführerin.<br />

Marlis Fischer führt ein Team von fünf<br />

Floristinnen, zwei Gärtnerinnen und<br />

zwei Lernenden (Floristinnen) und ist<br />

zuständig für die Administration und<br />

das Rechnungswesen. – Ihre Ausbildung<br />

zur Floristin absolvierte sie im gleichen<br />

Lehrbetrieb wie Eveline Bernet, die sie<br />

damals als eine ihrer letzten Tätigkeiten<br />

zur Anstellung vorschlug.<br />

Floristik habe sich in den letzten zwei<br />

Jahrzehnten stark weiterentwickelt.<br />

Setzten einst klassische Biedermeier-<br />

Sträusse die Standards, würden heute<br />

Sträusse zu wahren Kunstwerken gebunden.<br />

Dabei hätten die Trends der letzten<br />

Jahre vor allem die skandinavischen<br />

Länder bestimmt, anerkennt Marlis<br />

Fischer, die die Entwicklungen auf dem<br />

Markt aufmerksam verfolgt und sich<br />

stetig weiterbildet.<br />

Die Wünsche von Kundinnen und<br />

Kunden haben bei Bernet Blumen höchste<br />

Priorität und gestalterisch gibt es kaum<br />

mehr Grenzen. «Aufträge für Grossanlässe<br />

oder Firmenjubiläen und vor allem<br />

Hochzeiten, Taufen oder Erstkommunionen<br />

sind inspirierend, und der Blumenschmuck<br />

zaubert Freude in die Gesichter<br />

der Menschen», fasst Marlis Fischer<br />

zusammen. «Und bei Trauerfällen ist es<br />

eine Genugtuung, wenn Angehörige sich<br />

gut beraten und begleitet fühlen und wir<br />

ihre anerkennende Zufriedenheit spüren<br />

können».<br />

Für Fleurop, den bekannten internationalen<br />

Blumen-Vermittlungsdienst, der<br />

vor allem an Festtagen wie Valentinstag,<br />

Ostern oder Weihnachten intensiv genutzt<br />

wird, deckt Bernet Blumen neben Nottwil<br />

auch die Gemeinden Buttisholz und Ruswil<br />

ab. Die Tätigkeit beschränkt sich aber<br />

nicht auf die Floristik. Bernet ist ein vielschichtiges Blumen-,<br />

Garten- und Servicecenter mit entsprechend ausgebauter Logistik.<br />

Je etwa die Hälfte des Arbeitsumfanges des neun Frauen<br />

starken «Fischer-Teams» fallen im Laden und im Aussendienst<br />

an. Vier bis fünf Mal wöchentlich wird in den Blumenbörsen<br />

Littau, Rothrist oder Zürich eingekauft, und aus Holland und<br />

Italien kommen mit Lastwagen regelmässig Direktimporte an.<br />

Wenn am Morgen alles angeliefert ist, beginnt in den rückwärtigen<br />

Räumen des Ladens das Rüsten, Einstellen und Verarbeiten<br />

der Pflanzen. Jeweils am Montag wird im Dauer auftrag bei Verwaltungen<br />

und anderen Dienstleistern in der Region der Blumenschmuck<br />

ausgewechselt. Der Unterhalt von Balkon- und<br />

<strong>2020</strong><br />

66<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau


Terrassenbepflanzungen von Privathaushalten sowie Grabpflege<br />

gehören ebenso zum Angebotsumfang. Und laufend<br />

werden, je nach Auftragslage, für das Ladengeschäft und für<br />

die Kundschaft Sträusse und Arrangements produziert und ausgestellt<br />

oder ausgeliefert. Im Gartenbereich des Ladens werden<br />

schliesslich Setzlinge für Gemüsepflanzen wie Salate, Randen<br />

usw. herangezogen, aber auch Pflanzensamen, Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

und andere nützliche Dinge für Haus und<br />

Garten verkauft. Und am Ende des Tages müssen – ganz unspektakulär<br />

– nicht verkaufte Schnittblumen in Kühlzellen versorgt<br />

und der Laden aufgeräumt und geputzt werden.<br />

Die ursprüngliche<br />

Gärtner ei mit Wohnhaus<br />

bei der Kirche 1972<br />

Vom Oberdorf an die Kantonsstrasse<br />

Die Familiengeschichte<br />

In der Gärtnerei und im Blumengeschäft liegen die Wurzeln<br />

der heutigen Firmen Bernet Blumen und Bernet Gartenbau.<br />

Walter Bernet, Jg. 44, von Oberkirch, und Therese Bucher, Jg.<br />

46, von Rothenburg, fanden sich in der zweiten Hälfte der 60er-<br />

Jahre. Beide waren in der gleichen Gärtnerei in Kriens beschäftigt<br />

und schmiedeten schon bald gemeinsame Pläne. 1969 heiratete<br />

das Paar. Ende des gleichen Jahres entdeckte es in der<br />

Zeitung die Ausschreibung für die seit 1950 bestehende Gärtnerei<br />

neben der Kirche in Nottwil, die Bruno Sonderegger aus<br />

gesundheitlichen Gründen zum Verkauf anbot. Die beiden<br />

packten ihre Chance, erhielten den Zuschlag und begründeten<br />

am 1. Januar 1970 ihre gemeinsame berufliche und familiäre<br />

Existenz, mit drei zwischen 1971 und 1976 geborenen Kindern.<br />

Bruno Sonderegger begleitete die neuen Eigentümer als Mitarbeiter<br />

und Freund, bis er 1973 an den Folgen seiner schweren<br />

Krankheit starb.<br />

Die Bedingungen beim Verkauf waren sehr fair, betont<br />

Walter Bernet, und für die Finanzierung ihres Lebenswerkes<br />

vertraute ihnen ihre Bank. Aber der Start in die Selbständigkeit<br />

war trotzdem nicht einfach: «Der Januar war sehr schwierig»,<br />

erzählt Walter, «wir mussten uns mit einem Umsatz für gerade<br />

mal fünf Cyklamen (Alpenveilchen) zufriedengeben.» Und,<br />

«Blumen waren damals eher Luxus. Eine Kundin kaufte beispielsweise<br />

einmal blühende Geranien für ihren Balkon und<br />

verlangte von uns, die Blumen herauszubrechen. Nach dem<br />

Grund gefragt, meinte sie, ihre Nachbarin müsse nicht sehen,<br />

dass sie die Blumen in der Gärtnerei gekauft habe!» Sie hätten<br />

immer auf eine breite Auswahl für alle sowie eine faire Preisgestaltung<br />

geachtet. Die 1970er und 80er Jahre waren geprägt<br />

Verkaufsinserat<br />

von 1970<br />

Das Gelände an der<br />

Kantonsstrasse, wo<br />

1986 das Blumengeschäft<br />

eröffnet wurde<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />

67 <strong>2020</strong>


Therese und Walter<br />

Bernet-Bucher<br />

von wirtschaftlichem Wachstum, das Sortiment<br />

konnte ständig erweitert und der<br />

Umsatz gesteigert werden. Diese Entwicklung<br />

führte am 29. November 1986 mit<br />

einem Tag der offenen Tür zur Neueröffnung<br />

des modernen Blumengeschäftes,<br />

das Stephan Troxler als Erster Florist<br />

während der folgenden 15 Jahre mit Erfolg<br />

mitgestaltete. In der entsprechenden<br />

Pressemitteilung ist zu lesen: «Im Laufe<br />

der Jahre wuchs aus dem Familienbetrieb<br />

ein Unternehmen, das mehrere Berufsrichtungen wie Gartenunterhalt,<br />

Friedhof, Blumenbinderei (…) betreut und sechs Festangestellte,<br />

drei Lehrlinge, Aushilfen und Saisonniers beschäftigt».<br />

Die Platzverhältnisse im Oberdorf genügten einfach nicht<br />

mehr. Vor diesem Hintergrund konnten Walter und Therese<br />

Bernet 1984 an der Kantonsstrasse das ideal gelegene und<br />

8 000 m 2 grosse Grundstück erwerben. In der Folge setzten die<br />

minutiöse Planung und Realisierung des Projektes ein.<br />

Während Walter sich fachlich mit dem Gartenunterhalt, dem<br />

Friedhof und der Produktion, unter anderem auch Bodendecker,<br />

Stauden und Kleingehölz für den Grosshandel, befasste, war<br />

Therese für den Verkauf, die Blumenbinderei und die Administration<br />

zuständig. Beide sind heute im Rückblick stolz auf ihre<br />

ausgezeichneten Mitarbeitenden, die wesentlich zum nachhaltigen<br />

Geschäftserfolg von Bernet Blumen beigetragen haben.<br />

Pirmins Weg zum Gartenbauer<br />

Pirmin Bernet wurde 1971 als ältestes der drei Kinder von<br />

Therese und Walter Bernet geboren. Schon als Schüler habe er<br />

immer gerne und freiwillig in der elterlichen Gärtnerei mitgearbeitet,<br />

erinnert sich sein Vater. Bei der Gartenarbeit sei er aufgeblüht,<br />

während seine Lehrer über sein Engagement in der<br />

Schule oft besorgt gewesen seien. Für Pirmin war früh klar, dass<br />

er dereinst den Gärtnereibetrieb von seinen Eltern übernehmen<br />

will, während seine beiden Geschwister sich beruflich anders<br />

orientierten.<br />

In der Gärtnerei Suter in Emmenbrücke absolvierte Pirmin<br />

ab 1987 eine Gärtnerlehre (Topf- und Zierplanzen). Bei Unterhalts-<br />

und Umgestaltungsarbeiten mit Maschinen hat er sein<br />

Interesse und die Freude am Gartenbau entdeckt und gleich eine<br />

Zusatzlehre in der Firma Gygax Gartenbau in Horw angehängt,<br />

die er 1992 erfolgreich abschloss. Während er danach in ein<br />

<strong>2020</strong><br />

68<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau


paar Gartenbaubetrieben Berufserfahrungen sammelte, investierte<br />

er gleichzeitig in seine berufliche Weiterbildung, die er<br />

1997 als eidg. diplomierter Gärtnermeister beendete.<br />

Dass Pirmin schon im gleichen Jahr unfreiwillig, aber gerne<br />

in den elterlichen Betrieb zurückkehrte, war den gesundheitlichen<br />

Problemen seines Vaters geschuldet, der 1997 einen Herzinfarkt<br />

erlitten hatte. Pirmin blieb nach der Genesung seines<br />

Vaters im Betrieb. Vor dem Hintergrund seiner inzwischen<br />

gefestigten Leidenschaft für den Gartenbau, in welchem er ein<br />

vielversprechendes neues Standbein erkannte, setzte er sich mit<br />

der Zukunft auseinander. In diese Zukunftsplanung war auch<br />

Eveline Marbacher (Jg. 71) eingebunden, die Pirmin 1988 als<br />

lernende Floristin in seinem Lehrbetrieb kennengelernt hatte.<br />

Als Floristin mit eidg. Fachausweis und<br />

Absolventin einer Unternehmensschulung<br />

trat sie 1997 mit einem 20 %-Pensum in<br />

die Gärtnerei Bernet ein und übernahm<br />

kaufmännische Aufgaben. Pirmin und<br />

Eveline heirateten 1999 und wurden<br />

Eltern von zwei Töchtern.<br />

Mit nur einem Mitarbeiter und einem<br />

Holzschopf neben dem Elternhaus bei der<br />

Kirche als Infrastruktur wagte Pirmin<br />

dann zum Millennium 2000 den Schritt<br />

zum selbständigen Gartenbauunternehmer.<br />

Gleichzeitig zum 1. Januar zogen<br />

sich die Eltern auf die Gärtnerei und das<br />

Pflanzencenter zurück, während Pirmin<br />

als «Starthilfe» die Kunden aus dem Gartenunterhalt<br />

seines Vaters übernehmen<br />

konnte.<br />

2009 zogen sich Walter und Therese<br />

Bernet aus der Geschäftsführung zurück<br />

und übergaben das Blumengeschäft<br />

Pirmin und Eveline. Für Bernet Blumen<br />

wurde neu die Rechtsform einer GmbH<br />

(Gesellschaft mit beschränkter Haftung)<br />

gewählt, für Bernet Gartenbau die einer<br />

AG (Aktiengesellschaft).<br />

Ob eine oder beide ihrer Töchter –<br />

eine befindet sich schon in der Ausbildung<br />

zur Floristin – dereinst in 3. Generation<br />

ihren Eltern nachfolgen, ist noch<br />

ungewiss.<br />

Pirmin und Eveline Bernet<br />

Das Dorf- und Vereinsleben bedeutet<br />

Pirmin und Eveline Bernet viel: Als Mitglied<br />

des Gewerbevereins engagierten<br />

sich Pirmin in den OKs der Gewerbeausstellungen<br />

Gwärb 99 und 07 und Eveline<br />

an der Gwärb 17. 25 Jahre blies Pirmin<br />

als Hornist in der Brassband Feldmusik<br />

Nottwil bbfn, deren Fähnrich er seit<br />

2013 ist, und den FC Nottwil unterstützt<br />

er im Donatorenclub. Schliesslich sind<br />

beide, Eveline als Vizepräsidentin, im<br />

Relax-Club-Nottwil aktiv, der eine sinnvolle<br />

Freizeitgestaltung und Geselligkeit<br />

in einem familiären Umfeld bezweckt.<br />

Und als begeisterter Fasnächtler vergiesst<br />

Pirmin sein Herzblut seit 20<br />

Jahren in der bekannten Fasnachtsgruppe<br />

‹getomapi.ch›.<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />

69 <strong>2020</strong>


Einblick in den<br />

Maschinenpark<br />

18 Mitarbeiter<br />

(Stand 2019)<br />

4 Gärtnermeister<br />

1 Obergärtner<br />

7 gelernte<br />

Landschaftsgärtner<br />

3 Lernende<br />

3 angelernte Gärtner<br />

2 bis 3 Gartenarbeiter<br />

saisonal / temporär<br />

Fuhrpark<br />

12 Lieferwagen<br />

6 Baustellenwagen und<br />

Anhänger<br />

4 Bagger<br />

(10 t, 2.5 t, 1.5 t)<br />

1 Allraddumper 4.5 t<br />

div. Kleinmaschinen<br />

Bernet Gartenbau AG<br />

Seit der Gründung von ‹Bernet Gartenbau› als Einzelfirma<br />

mit nur einem Mitarbeiter im Jahre 2000 wuchs der Betrieb<br />

ständig. Pirmin Bernet betreute die Projekte von der Planung<br />

bis zur Fertigstellung immer persönlich, was den Erfolg und<br />

den guten Ruf seines Unternehmens begründete.<br />

Ein schwerer Arbeitsunfall zwang Pirmin 2013 für vier<br />

Monate in den Rollstuhl. Seither kann er schwere Gartenbauarbeiten<br />

nicht mehr selbst ausführen. Chefsache sind heute vor<br />

allem die Projekt planung, die Kalkulationen und die Verhandlungen<br />

mit den Kunden. «Die persönliche Bindung zu den<br />

Kunden und eine kompetente, verlässliche Beratung sind die<br />

wichtigsten Voraus setzungen, um Aufträge zu erhalten», sagt<br />

Bernet. Auch wenn er bei grösseren Anlagen mit Landschaftsarchitekten<br />

zusammenarbeitet, fliessen bei allen Projekten<br />

unverkennbar seine Ideen mit ein – ein Markenzeichen von<br />

Bernet Gartenbau AG. Das Unternehmen realisiert und unterhält<br />

sowohl kleine Hausgärten als auch anspruchsvolle Gartenanlagen<br />

von Villen und<br />

anderen grossen Anwesen.<br />

Trotz starker regionaler<br />

Konkurrenz in der Gartenbau-<br />

Branche gelang es Bernet, die<br />

Auftragslage sukzessive zu<br />

ver bessern. Jahr für Jahr<br />

konnte ein Mitarbeiter mehr<br />

beschäftigt werden. Sein Aktions<br />

raum liegt in Nottwil<br />

und Umgebung mit klarem<br />

Trend Richtung Luzern. 2010<br />

erfolgte die Umwandlung der<br />

Einzelfirma in eine Aktiengesellschaft.<br />

Die Folge des Wachstums<br />

war allerdings auch zunehmender<br />

Platzmangel, der sich auf<br />

die Betriebsabläufe und Arbeits<br />

bedingungen der aktuell<br />

18 Mitarbeiter auswirkte. Die<br />

Notwendigkeit für eine bessere<br />

Infrastruktur drängte sich auf<br />

und mündete in einen sorgfältigen<br />

Planungsprozess für ein<br />

neues Betriebsgebäude.<br />

<strong>2020</strong><br />

70<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau


Manfred Dobler<br />

das bekannte Gesicht bei Bernet Gartenbau<br />

«Ich habe als Landschaftsgärtner meinen Traumberuf gefunden»,<br />

erklärt Manfred Dobler zufrieden. Er ist begeistert vom neuen<br />

Werkhof und den ausgezeichneten Arbeitsbedingungen, die<br />

Gärtnerherzen höherschlagen lassen. «Dank der top Infrastruktur<br />

und der ständigen Modernisierung<br />

unseres sehr gut<br />

unterhaltenen Maschinenparkes<br />

sind wir immer auf dem<br />

technisch aktuellen Stand. Das<br />

wirkt sich sehr auf die Effizienz<br />

aus aber auch, zu einem<br />

ganz wesentlichen Teil, auf die<br />

hohe Zufriedenheit unserer<br />

Mitarbeiter.»<br />

Manfred Dobler, Jahrgang<br />

1965, ist seit 2002 als Gartenbau-Vorarbeiter<br />

bei Bernet<br />

Gartenbau. Nach einer Lehre<br />

als Topf- / Schnittblumengärtner und einer Zusatzlehre als Landschaftsgärtner<br />

sammelte er zunächst zwei Jahre Erfahrungen als<br />

Hotelgärtner im Tessin. Danach vertiefte er seine Berufskenntnisse<br />

im Kanton Solothurn in einem Gartenbaubetrieb und<br />

leitete später eine Gartenbauabteilung in einem Behindertenheim.<br />

Nach seiner Hochzeit zog er nach Nottwil, und 2002 fand<br />

er seine «Lebensstelle» bei Pirmin Bernet.<br />

Manfred Dobler führt Gruppen von vier bis sechs Mitarbeitern<br />

und erfüllt Kundenwünsche in Neuanlagen und bei Gartenumänderungen.<br />

«Ich liebe meinen Beruf, solides Gartenbau-<br />

Handwerk mit Natursteinen und Pflanzen sowie die Arbeit mit<br />

Maschinen», sagt Manfred Dobler, «und ich freue mich jedes Mal<br />

aufs Neue, wenn ich einen Kundentraum erfüllen kann.»<br />

Nach einjähriger Bauzeit konnte im Juni 2017 auf dem rund<br />

80 Aren umfassenden Gelände hinter dem Blumengeschäft das<br />

neue Betriebsgebäude im Rahmen eines Festes eingeweiht und<br />

seiner Bestimmung zugeführt werden. Funktionalität war die<br />

Maxime bei der Planung: Das 900 m 2 grosse Betriebsgebäude<br />

besticht denn auch mit seiner beidseits offenen überdachten<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />

71 <strong>2020</strong>


Das neue Betriebsgebäude<br />

im Bau<br />

2016 / 17<br />

Fahrzeugdurchfahrt, wo strikter Einbahnverkehr herrscht. Alle<br />

Fahrzeuge, auch grosse Lastwagen mit Anhänger können den<br />

Betrieb auf diese Weise leicht passieren. Der geschlossene<br />

Gebäudeteil enthält Raum für Kleinmaschinen wie Bodenfräsen<br />

und Vibrations- / Rüttelplatten, Werkzeuge, Dünger und Samen<br />

sowie eine Rampe, wo schwere Geräte mühelos auf Brückenhöhe<br />

verladen werden können. Im Obergeschoss des Betriebsgebäudes<br />

befindet sich der funktionelle Bürotrakt. Dieser ist<br />

behindertengerecht mit einem Lift erschlossen, der gleichzeitig<br />

als Warenlift für die Rampe dient. Ein technisches Highlight ist<br />

schliesslich ein Paternoster (Teppichlift), der höchsten Komfort<br />

beim Be- und Entladen von schweren Vlies- und Geweberollen<br />

bietet. Und für Fahrzeuge und Maschinen ergänzt eine moderne<br />

umweltfreundliche Waschanlage das Betriebsgebäude, für<br />

welche in einer eigenen Retentionsanlage Regenwasser von den<br />

Dächern und Wegen gesammelt und genutzt wird.<br />

Für das Personal stehen helle, modern eingerichtete<br />

Sanitär-, Umkleide- und Aufenthaltsräume zur Verfügung. Und<br />

weil die Mitarbeiter das Mittagessen gerne und oft im Hause<br />

einnehmen, fehlt auch eine komfortable Einbauküche mit allen<br />

üblichen Küchengeräten nicht.<br />

IT als Unterstützung für das Personal<br />

Um den ungeliebten, berüchtigten Papierkrieg für alle Mitarbeiter<br />

zu minimieren, werden Tablets eingesetzt, welche eine<br />

elektronische Übermittlung und Bearbeitung von Arbeitsrapporten<br />

und Bestellungen sowie das Abrufen von technischen<br />

<strong>2020</strong><br />

72<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau


Meilensteine der Firmengeschichte im Zeitraffer<br />

1950 Bruno Sonderegger gründet Gärtnerei<br />

1970 Walter und Therese Bernet übernehmen die Gärtnerei<br />

käuflich von Bruno Sonderegger<br />

1986 - Neueröffnung Blumengeschäft<br />

an der Kantonsstrasse<br />

- Erster Florist: Stephan Troxler bis 2001<br />

- 6 Festangestellte, 3 Lehrlinge<br />

2000 Betriebsteilung:<br />

- Pirmin und Eveline Bernet gründen Bernet<br />

Gartenbau als Einzelfirma mit einem Mitarbeiter<br />

- Walter und Therese Bernet führen die Gärtnerei und<br />

das Pflanzencenter Bernet Blumen weiter<br />

2009 - Pirmin und Eveline Bernet übernehmen auch Bernet<br />

Blumen (GmbH)<br />

- Umwandlung Bernet Gartenbau von der Einzelfirma<br />

in eine Aktiengesellschaft (AG)<br />

2012 Umbau Blumengeschäft an der Kantonsstrasse<br />

2016 / 17 Neubau Betriebsgebäude Bernet Gartenbau<br />

2019 - Bernet Blumen 9 Mitarbeiterinnen<br />

- Bernet Gartenbau 18 Mitarbeiter<br />

<strong>2020</strong> - 50 Jahre Jubiläum Bernet Gärtnerei / Blumen<br />

- 20 Jahre Jubiläum Bernet Gartenbau<br />

Bernet Blumen und Bernet Gartenbau haben von 1970 bis 2019<br />

insgesamt 66 Lernende ausgebildet, davon 22 Floristen / Floristinnen,<br />

26 Gärtner / innen sowie 18 Landschaftsgärtner.<br />

Bernet Blumen 2019<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />

73 <strong>2020</strong>


Daten ermöglichen. Die Administration beschränkt sich auf das<br />

Notwendigste und wird von Pirmin und Eveline Bernet gemeinsam<br />

bewältigt.<br />

Der Schaugarten von<br />

Bernet Gartenbau<br />

Das Juwel bei Bernet, der Schaugarten<br />

Wer sich mit der Gartengestaltung seines eigenen Heims<br />

befasst und sich bei bernet-gartenbau.ch einklinkt, wird virtuell<br />

mit Vivaldis «Die Vier Jahreszeiten» im Schaugarten empfangen.<br />

Noch mehr fasziniert ein realer Blick in die paradiesische<br />

Anlage zwischen dem neuen Betriebsgebäude und dem<br />

Wohnhaus der Familie Bernet. Schwerpunkte in der 1 800 Quadratmeter<br />

umfassenden Gartenlandschaft bilden verschiedenste<br />

Installationen in südländischem Ambiente. Vom Schwimmbad<br />

über Pergolen, Natursteinmauern und Feuerstellen, stets arrangiert<br />

mit passenden Pflanzen wie Gartenbonsais, Korkeichen,<br />

Orangen- oder Zitronenbäumen sowie anderen mediterranen<br />

Pflanzen, machen Lust zum Verweilen und lassen erahnen, dass<br />

nur Grundstückgrenzen Grenzen bei der Gartengestaltung<br />

setzen. An der ‹Giardina Gartenmesse 2019› in Zürich präsentierte<br />

sich die Firma Bernet in dieser Sparte zum ersten Mal eindrucksvoll<br />

und erfolgreich mit einem eigenen Stand einer<br />

breiten Öffentlichkeit.<br />

<strong>2020</strong><br />

74<br />

50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau


Friedhofsanierung 2018<br />

Bestattungswesen im Wandel der Zeit<br />

Herr, gib ihm die ewige Ruhe.<br />

Und das ewige Licht leuchte ihm.<br />

Lass ihn ruhen in Frieden.<br />

Amen.<br />

Mit diesem Abschiedsgebet werden viele der christlichen<br />

Religion angehörende Menschen ihrer letzten Ruhestätte auf<br />

dem Friedhof übergeben. Friedhöfe sind für die Hinterbliebenen<br />

Rückzugsorte mit der Möglichkeit, mit den Verstorbenen in<br />

Verbindung zu bleiben, Trost und Nähe zu spüren, um dadurch<br />

das Schicksal möglichst annehmen und verarbeiten zu können.<br />

Der Friedhof Nottwil und seine Geschichte<br />

Gemäss liber decimationis, dem Amtsbuch aus dem Jahre<br />

1275, wo wegen des damaligen Einziehens des Kreuzzugzehnts<br />

die meisten Pfarreien und Klöster aufgeführt sind, wird erstmals<br />

die Wallfahrtskapelle St. Maria Himmelfahrt von Nottwil<br />

erwähnt. Nach deren Brand wurde der Ersatzbau 1497 eingeweiht.<br />

Zwischen 1686 und 1688 erstand eine neue, grössere<br />

barocke Kirche, die durch ihre Grösse und Stellung den Rang<br />

einer Filialkirche von Sursee erlangte. Entscheidend dafür war<br />

das der Kirche 1694 verliehene Begräbnisrecht. Damit waren<br />

nicht nur kirchliche Rechte und Privilegien verbunden, sondern<br />

auch bauliche Massnahmen wie ein Friedhof mit Mauer und<br />

eine Beinhauskapelle. Bei der Kirchenrenovation 1980 wurde<br />

bei den Ausgrabungen festgestellt, dass zwischen dem Beinhaus<br />

(erbaut 1729 am Standort der heutigen Sakristei) und dem Chor<br />

der 1686 erbauten Vorgängerkirche der Friedhof lag, der von<br />

1694 bis 1868 belegt worden war. 1866 fiel die <strong>Nottwiler</strong> Kirche<br />

Pfarrkirche St. Marien<br />

im Jahr 1967<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

75 <strong>2020</strong>


Pfarrkirche St. Marien<br />

mit Friedhof vor der<br />

Sanierung<br />

wiederum dem Feuer zum Opfer. 1872 konnte das neue, noch<br />

heute bestehende Gotteshaus den Einweihungssegen entgegennehmen<br />

und mit ihm der nördlich angelegte Friedhof als Ersatz<br />

für den früheren, westlich der Kirche gelegenen. Bei der Innenrenovation<br />

der Pfarrkirche in den 1980-er Jahren fanden die<br />

Archäologen unter- und ausserhalb der barocken Befunde<br />

Spuren eines noch älteren, dicht belegten Friedhofs. Auffallend<br />

war, dass die Gräber alle in Richtung Osten angelegt waren.<br />

Mittels C14-Analyse konnten die ältesten Bestattungen zwischen<br />

dem 8. und 11. Jahrhundert datiert werden. Es ist gemäss<br />

dem archäologischen Bericht gut möglich, dass es sich bei den<br />

frühesten Bestattungen sogar um die Gründer der Siedlung<br />

Nottwil handelt.<br />

Erste Friedhofsanierung<br />

Es zeichnete sich dann nach Jahrzehnten ab, dass die Geologie<br />

des Friedhofgeländes unterhalb der Kirche nicht die<br />

besten Voraussetzungen für die Leichenverwesung schuf. Die<br />

gegebene, eher undurchlässige Bodenbeschaffenheit verunmöglichte<br />

eine optimale Entwässerung des Grundstückes, was<br />

einen steten Wasserstau an der Friedhofmauer zur Folge hatte.<br />

<strong>2020</strong><br />

76<br />

Friedhofsanierung 2018


Die eineinhalb Meter unter der Erde liegenden Särge waren von<br />

Wasser um geben und der Verwesungsprozess konnte wegen<br />

Sauerstoffmangels und fehlenden Mikroorganismen nicht einen<br />

natürlichen Vorgang nehmen. 1994 wurde zur Verbesserung<br />

dieser Situation für 73 000 Franken das Erdreich an der Friedhofmauer<br />

um Grabestiefe mit Sickermaterial und zwei Rohrdrainagen<br />

ergänzt.<br />

Bestattungsmöglichkeiten und ihre Zeiterscheinung<br />

Die Erdbestattung einer verstorbenen Person darf frühestens<br />

nach 48 Stunden und muss spätestens 96 Stunden nach<br />

Eintritt des Todes vollzogen sein. Die Toten wurden früher bis<br />

zur Beerdigung zu Hause aufgebahrt und dann mit Ross und<br />

Wagen zur Kirche geführt. War die Aufbahrung bei der Familie<br />

nicht möglich, stand dafür vor der Kirche ein Platz zur Verfügung,<br />

der mit einer schmiedeeisernen Abschrankung<br />

geschützt war.<br />

Diese Situation wurde mit dem Bau der Leichenhalle mit<br />

einer Kühlzelle (inklusive der Möglichkeit für eine zweite<br />

Ersatzkühlzelle) entlastet, deren Kredit an der Gemeindeversammlung<br />

vom 17. November 1978 gutgeheissen wurde. Die<br />

Umsetzung fand in den Jahren 1980 / 81<br />

statt.<br />

1925 stand das Krematorium in<br />

Luzern in Betrieb. Karl Spitteler war heftiger<br />

Verfechter der Kremation und auch<br />

Projektinitiator für den Bau. Er wurde als<br />

erste Person in Luzern kremiert. In ländlichen<br />

Gegenden brauchte es für die<br />

Durchsetzung der Urnenbeisetzung noch<br />

Jahrzehnte. In Nottwil fand 1975 unter<br />

teils grossem Erstaunen der Bevölkerung<br />

das erste Urnenbegräbnis statt.<br />

Die Zunahme der Urnenbestattungen<br />

Ende des 20. Jahrhunderts verlangte in<br />

Nottwil ein Umdenken und ein neues<br />

Friedhofkonzept. Für die Realisierung der<br />

Urneneinzelgräber erwarb die politische<br />

Gemeinde wiederum Land im Baurecht<br />

von der Kirchgemeinde östlich des bestehenden<br />

Friedhofs. Ab 1999 standen dann<br />

144 Urneneinzelgräber und ein beispielhaftes,<br />

für die Gestaltung viel gerühmtes<br />

Gräberbestand 2019<br />

- 84 Einzelgräber Erdbestattung<br />

- 133 Einzelurnengräber<br />

- 82 Urnenfamiliengräber<br />

- 11 Kindergräber<br />

- Gemeinschaftsgrab<br />

- Kindergrabstätte<br />

- Gedenkstätte Gebeinegruft<br />

Bestattung im Wald<br />

Im Notteler Wald im Figlisberg, in der<br />

Nähe der Jagdhütte und mit weitem<br />

Blick über den Sempachersee, besteht<br />

ein FriedWald. Bäume wie Ahorn, Birke,<br />

Kirsche und Linde sowie Weisstanne und<br />

alte Eiche können als Grabstätte erworben<br />

werden. Dieser FriedWald ist<br />

geschützt bis ins Jahr 2090.<br />

Friedhofsanierung 2018<br />

77 <strong>2020</strong>


Gemeinschaftsgrab zur Verfügung. Diese Bestattungsarten haben<br />

sich etabliert, Erdbestattungen gibt es zurzeit innerhalb zweier<br />

Jahre durchschnittlich nur eine.<br />

Zweite Friedhofsanierung in zwei Etappen<br />

Die bauliche Veränderung eines Friedhofes ist mit Blick auf<br />

die einzuhaltende Grabesruhe (Erdbestattung 20 Jahre, Urnengräber<br />

15 Jahre) ein langfristiger Prozess. Im Wissen um die<br />

schlechte Bodenbeschaffenheit des Terrains und die zeitgemässe<br />

Anpassung der Gräbervarianten war es dem Gemeinderat schon<br />

lange ein Anliegen, die Situation zu verbessern. 2016 war es<br />

dann soweit, dass in einem wesentlichen Teil des Friedhofes alle<br />

Fristen der Grabesruhe eingehalten worden waren und eine<br />

Sanierung stattfinden konnte. Eine Arbeitsgruppe mit Marcel<br />

Morf, Gemeinderat Ressort Bau, Georges Stalder, Gemeinde-<br />

Spezialisierte Exhumatoren<br />

gewährleisten<br />

pietätvolle<br />

Grabungen<br />

<strong>2020</strong><br />

78<br />

Friedhofsanierung 2018


schreiber, Stephan Troxler, Sakristan, und Peter Vogel, Friedhofbetreuer,<br />

widmete sich im Auftrage des Gemeinderates der<br />

zukünftigen Ausrichtung. Für die Planung und die Bauleitung<br />

wurde das spezialisierte Büro Tony Linder + Partner AG, Altdorf,<br />

beauftragt. Als Zielsetzungen galten unter anderem:<br />

- Sickerbares Erdreich<br />

- Neue Gräberarten<br />

- Rollstuhlgängigkeit<br />

- Sicht auf den Sempachersee durch Entfernen<br />

der Thuja-Hecke<br />

Die erste Etappe 2016 galt den Einzelerdbestattungsgräbern,<br />

die zweite Etappe vom Juni bis November 2018 den Familienerdbestattungsgräbern<br />

sowie der Neugestaltung des Friedhofes.<br />

Dabei ist das Vorgehen von ganz besonderer Art. Hier kann<br />

nicht wie üblich mit der Baggerschaufel der Grund ausgehoben<br />

Besitztum des Friedhofs und Umgebung<br />

Der Friedhof ist teils im Besitz der röm.-kath. Kirchgemeinde<br />

und der politischen Gemeinde. Es besteht ein Friedhof- und<br />

Bestattungsreglement. Die allgemeine Pflege des Friedhofes<br />

übernimmt der technische Dienst der Gemeinde Nottwil.<br />

17.11.1978 Beschluss über den Bau der Leichen halle an<br />

der Gemeindeversammlung<br />

25.10.1980 Abschluss des Baurechtsvertrags für das<br />

Grundstück der Leichenhalle zwischen der<br />

Kirchgemeinde und der politischen Gemeinde<br />

1980 / 81 Bau Leichenhalle<br />

1999 Baurechtsvertrag für das Grundstück Urnenfriedhof<br />

mit Gemeinschaftsgrab zwischen der<br />

Kirchgemeinde und der politischen Gemeinde<br />

10.04.2006 Landkauf der Grundstücke für die Sporthalle, der<br />

Leichenhalle und des Urnenfriedhofs durch die<br />

politische Gemeinde, insgesamt 6 319 m 2<br />

Die Toilettenanlagen sind im Besitz der Kirchgemeinde und<br />

wurden durch die politische Gemeinde mitfinanziert.<br />

Friedhofsanierung 2018<br />

79 <strong>2020</strong>


1<br />

1 Der sanierte Friedhof<br />

2 Die Bereiche des<br />

Friedhofs: a Kindergräber<br />

Erdbestattung,<br />

b Gräberfeld Totgeburten,<br />

c Familien Urnengräber,<br />

d Einzelgräber<br />

Erdbestattung<br />

c<br />

d<br />

a<br />

a<br />

b<br />

2<br />

werden. Im Erdreich eines Friedhofes befinden sich meistens<br />

noch Gebeine der Leichen, die von den Fachpersonen äusserst<br />

pie tätvoll behandelt werden. Zwei Spezialisten, sogenannte<br />

Exhumatoren, haben diese Aufgabe in Nottwil übernommen.<br />

Bei den Ausgrabungen haben sie alle verbleibenden Gebeine<br />

sorgfältig gesammelt und zwischengelagert. Schichtenweise<br />

wurden die Ausgrabungen vorgenommen. Dabei fanden die<br />

beiden Männer bis zu sieben Leichen übereinander. Dies<br />

geschah, weil nach Ablauf der Grabesruhe das Grab für die<br />

nächste Beerdigung wieder benutzt werden konnte. Die Überreste<br />

blieben jeweils in der Erde.<br />

<strong>2020</strong> 80<br />

Friedhofsanierung 2018


Der sanierte Friedhof<br />

Für alle aufgefundenen Gebeine wurde im neu gestalteten<br />

Friedhof ein spezielles Grab geschaffen, die ‹Gedenkstätte<br />

Gebeingruft›. Mit grosser Würde haben die beiden Männer die<br />

Gebeine wieder schichtenweise beerdigt, wohl geordnet nach<br />

Person und in der Reihenfolge des Körperaufbaus. Ihrer Arbeit<br />

wird eine hohe Achtung entgegengebracht.<br />

Das Friedhofgelände wurde mit einer lockeren, gut durchsickerbaren<br />

Spezialerde gefüllt, die die Verwesung der Toten<br />

und des Sarges in einem halben Jahr zulässt. Anstelle der<br />

Familienerdbestattungsgräber entstanden neu die Familienurnengräber.<br />

Die Kleinkindergrabstätten sind am gleichen Ort<br />

platziert wie vorher, sie wurden ergänzt mit einer zusätzlichen<br />

Kleinkindergrabstätte, wo Totgeburten beigesetzt werden<br />

können. 84 Einzelgräber stehen noch für die Erdbestattung zur<br />

Verfügung.<br />

Die Verbindungswege sind mit dem Bodenbelag Schottertränke<br />

gefüllt, eine Rampe macht den Friedhof auch für Rollstuhlfahrende<br />

zugänglich. Die Sicht auf den Sempachersee und<br />

die Weite und Offenheit wurde durch das Entfernen der Thujasträucher,<br />

die vorher die Grabreihen abgetrennt hatten, erreicht.<br />

Die freien Grabreihen zeigen sich als Grünflächen und zwischen<br />

ihnen laden drei Sitzbänke ein, in Stille zu verweilen.<br />

Am 1. November 2018 nach der Totengedenkfeier wurde<br />

anlässlich der Gräbersegnung der gelungen gestaltete Friedhof<br />

eingeweiht. Der in Stein gemeisselte Schutzengel oben am<br />

Eingang des Friedhofes lädt alle ein, der Toten zu gedenken.<br />

Friedhofsanierung 2018<br />

81 <strong>2020</strong>


Georges Stalder – das bewährte<br />

Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />

Der Gemeindeschreiber geht in Pension<br />

Vierzig Jahre hat Georges Stalder die Gemeinde Nottwil<br />

mitentwickelt, stand bei Freud und Leid kompetent zur<br />

Seite, hat seine Mitarbeitenden mit Respekt geführt, Entwicklungen<br />

umgesetzt und ausdauernd gearbeitet.<br />

Am 1. Oktober 2019 übergab Georges Stalder das Zepter des<br />

Gemeindeschreibers an seinen Nachfolger Silvan Hodel.<br />

Georges Stalder<br />

mit seinem Nachfolger<br />

Silvan Hodel<br />

Am 1. Juli 1979 übernahm Georges Stalder die in Nottwil<br />

neu geschaffene Stelle «Steuern und Buchhaltung» und gestaltete<br />

in der Folge diese Abteilung. Er, der Einheimische, der mit<br />

seinen sechs Geschwistern auf dem stattlichen Hof im Bühl aufgewachsen<br />

war, das politische Verständnis von seinem Vater<br />

mitbekommen hat, der in Nottwil im Gemeinderat als Sozialvorsteher<br />

(1972 – 1984) amtete, brauchte eine Strategie, um den<br />

richtigen Weg in seiner Funktion als Steuerkassier und<br />

Gemeindebuchhalter zu finden. Sein Lehrmeister und späterer<br />

Regierungsstatthalter des Amtes Sursee, Franz Egli, hat ihm als<br />

KV-Lehrling auf der Stadtverwaltung Sempach von 1971 bis<br />

1974 das Handwerk beigebracht. Es folgten fünf Jahre als Kanzleichef<br />

in der Steuerverwaltung des Kantons Luzern, wo er mit<br />

fünf Mitarbeitenden erste Führungserfahrungen sammelte.<br />

Vor seinem Stellenantritt in Nottwil war die<br />

Gemeinde bezüglich der Finanzen in drei Bereiche<br />

aufgeteilt: Die Bürgergemeinde in der Verantwortung<br />

des Armenpflegers (Sozialvorstehers), die Einwohnergemeinde<br />

unter der Führung des Gemeindeammanns<br />

und die Rechnung des Altersheims Oberey in der<br />

Zuständigkeit des damaligen Verwalters und früheren<br />

Gemeindepräsidenten Robert Schürch. Jeder<br />

rechnete sein Ressort selber ab, was einer neuen und<br />

einheitlichen Gestaltung des Rechnungswesens<br />

bedurfte, die Georges Stalder professionell umsetzte.<br />

<strong>2020</strong><br />

82<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


Weil die Gemeindekanzlei im alten Schulhaus 1914 platzmässig<br />

keine Ressourcen mehr hatte, mietete die Gemeinde<br />

Nottwil im nahegelegenen Wohnblock «Sonnmatt» (heute Oberdorfstrasse<br />

16) ein Zimmer – das Büro für Georges Stalder, das<br />

er zuerst einmal möblieren und einrichten musste.<br />

Anschliessend sorgte er für die Übernahme der Steuer akten,<br />

die der frühere Amtsinhaber in Harassen gestapelt bereitgemacht<br />

hatte.<br />

Georges Stalder war und ist ein technisch und systematisch<br />

moderner und interessierter Mensch, und so richtete er<br />

sich ein. Er schuf mit Hängeregistern und Ordnern Übersicht,<br />

führte die doppelte Buchhaltung ein und dies wohl verstanden<br />

noch im Zeitalter der Hermes-Schreibmaschine und der<br />

Matrizenkopien. Die Technisierung brachte auch auf diesem<br />

Gebiet bald einmal Entlastung. Als erster Betrieb hatte in<br />

dieser Zeit die Landwirtschaftliche Genossenschaft Nottwil /<br />

Buttisholz (heute Landi) einen NCR-Computer, der dank der<br />

Beziehungen des Geschäftsführers und Gemeindeammanns<br />

Ruedi Egli von der Gemeinde mitbenutzt werden durfte. Auf<br />

diesem Gerät erwarb Georges Stalder erste PC-Kenntnisse und<br />

führte nach Geschäftsschluss jeweils wöchentlich einmal die<br />

Buchungen der Gemeinde nach.<br />

Hin und wieder musste er aus zeitlichen Gründen auch den<br />

Gemeindeammann vertreten, um beispielsweise die Löhne an<br />

die Lehrpersonen auszuzahlen. Georges Stalder marschierte in<br />

der Pause zum Lehrerzimmer und übergab persönlich jedem<br />

Lehrer, jeder Lehrerin, bei denen er früher teilweise noch den<br />

Unterricht besucht hatte, in einem Briefumschlag das entsprechende<br />

Monatssalär.<br />

1980 begann Georges Stalder die berufsbegleitende Ausbildung<br />

zum Gemeindeschreiber an der HWV Luzern. Die Entwicklung<br />

der Gemeinde Nottwil machte 1982 eine Erweiterung der<br />

Gemeindeverwaltung notwendig, weshalb im Wohn- und<br />

Gewerbeblock an der Unteren Kirchmatte 1 eine 4 ½-Zimmer-<br />

Wohnung bezogen wurde. Georges Stalder, mittlerweile mit dem<br />

Gemeindeschreiberdiplom im Sack, arbeitete dort als Substitut<br />

und war verantwortlich für die Bereiche Gemeindebuchhaltung<br />

und Steuern. Die Anschaffung des ersten Kopierapparates<br />

brachte Entlastung, aber auch der Beginn der medialen Nachrichtenflut<br />

wurde damals mit der Erfindung der Fax-Geräte eingeleitet.<br />

Nach der Pensionierung von Gemeindeschreiber Anton Zimmermann<br />

wurde Georges Stalder 1984 als Nachfolger gewählt.<br />

Ein Jahr später war er von der ersten Stunde an mitten im Mam-<br />

Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />

83 <strong>2020</strong>


mutprojekt der Entstehung des Schweizer Para plegiker-Zentrums<br />

involviert, welches für ihn und den Gemeinderat eine grosse<br />

Herausforderung darstellte. Damals schrieben die Mitarbeitenden<br />

die zahlreichen Protokolle via Diktaphon mit der elektrischen<br />

Schreibmaschine nieder. Mangels geeigneter Infrastruktur<br />

brachte Georges Stalder die umfangreiche Botschaft für die<br />

Gemeindeversammlung über die Umzonung des damals gewaltigen<br />

Projektes jeweils nach Feierabend auf einem PC im Büro<br />

der Brauerei Eichhof zu Papier, der Landverkäuferin an das SPZ.<br />

Dr. Guido A. Zäch, der die technischen Defizite in der Gemeindeverwaltung<br />

wahrnahm, stellte den Mitarbeitenden eines<br />

schönen Tages eigenhändig einen PC ins Büro.<br />

Veränderungen gehören auf der Gemeindeverwaltung zum<br />

Tagesgeschäft. Mit der schweizweiten Regionalisierung der<br />

Zivils tandsämter musste Georges Stalder beispielsweise die lieb<br />

gewonnene Aufgabe als Zivilstandsbeamter an die Stadt Sursee<br />

abgeben.<br />

Georges Stalder hat sich für die Redaktion der <strong>Nottwiler</strong><br />

<strong>Auslese</strong> noch mehr in die Karten schauen lassen und hat zu folgenden<br />

Fragen Stellung genommen:<br />

Du hast mit 22 Gemeinderätinnen und Gemeinderäten<br />

zusammengearbeitet, davon fünf Gemeindepräsidenten.<br />

Da musstest du bestimmt selber über deine eigene hohe<br />

Sozialkompetenz herauswachsen?<br />

Ich hatte grösstenteils mit meinen Vorgesetzten ein gutes<br />

Verhältnis. Die Zusammenarbeit mit ihnen bot mir die Gelegenheit,<br />

interessante Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten<br />

kennenzulernen und voneinander zu profitieren. Bei Differenzen<br />

führte eine Diskussion meistens zu einem Konsens. Meine<br />

engsten Bezugspersonen waren die amtierenden Gemeindepräsidenten,<br />

deren Führungskompetenz von grosser Bedeutung<br />

war. Ich sorgte für ein gutes Klima, und als Bindeglied zwischen<br />

Gemeinderat und Gemeindeverwaltung war mir eine gute<br />

Zusammenarbeit wichtig. Der Gemeinderat hat mir während all<br />

der Jahre grosses Vertrauen entgegengebracht.<br />

Was war in den 40 Jahren dein absolutes Highlight?<br />

Weder ein Sachgeschäft noch ein spezielles Ereignis. Mich<br />

hat mein Team auf der Verwaltung während der ganzen Jahre<br />

am meisten beflügelt. Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung<br />

und Gemeinderat sowie der gegenseitige respektvolle<br />

Umgang waren ausschlaggebend, weshalb ich immer gerne zur<br />

Arbeit ging.<br />

<strong>2020</strong><br />

84<br />

Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil


Was war das Schlimmste, was du<br />

erlebt hast?<br />

Bestimmt gab es hin und wieder<br />

einen Taucher. Wenn man von einer Enttäuschung<br />

sprechen kann, dann war es<br />

jüngst die Ablehnung des Begegnungsplatzes,<br />

die für uns nicht ganz unerwartet,<br />

aber dennoch überraschend eintraf.<br />

Der Einbezug der Bevölkerung war<br />

meines Erachtens vorbildlich. Viele<br />

Abklärungen, Gespräche, Schriftlichkeiten<br />

und Planungen waren vorausgegangen<br />

und trotzdem wurde das Projekt<br />

ohne Vorwarnung deutlich abgelehnt.<br />

Hier hätte ich ein besseres Konfliktmanagement<br />

erwartet.<br />

Wie hast du allgemein den Ärger verarbeitet?<br />

Während der Arbeit habe ich mich mit schwierigen Situationen<br />

auseinandergesetzt. Ich habe aber die besondere Gabe,<br />

dass ich nach Arbeitsschluss abschalten konnte und mir durch<br />

meine sportlichen Tätigkeiten Ablenkung suchte.<br />

Georges Stalder mit<br />

seinem Dreiräder-Piaggo<br />

«Mis Bienli»<br />

Die Gemeindeverwaltung ist oft die erste Anlaufstelle für<br />

Fragen, Anliegen und auch Reklamationen jeglicher Art.<br />

Was gibst du diesbezüglich deinen Angestellten mit?<br />

Es zeugt von Qualität, wenn Mitarbeitende den Leuten<br />

zuhören, ihnen nicht voreilig antworten oder ins Wort fallen,<br />

die Situation sachlich erklären und ihnen Hand bieten, den Weg<br />

zur Lösung aufzuzeigen.<br />

Besserwisser behaupten oft, der Gemeindeschreiber, wo<br />

auch immer, sei der sechste Gemeinderat. Was ist deine<br />

Meinung dazu?<br />

Die Führung des Gemeinderates bestimmt die Position des<br />

Gemeindeschreibers. Es gibt oder gab sie, die sogenannten<br />

«Dorfkönige». Persönlich war ich mir aber stets meiner Stellung<br />

bewusst.<br />

Zu Beginn deiner Berufstätigkeit als Gemeindeschreiber<br />

von Nottwil fuhren die Bauern noch mit Ross und Wagen<br />

in die Chäsi. Es existierte ein einziges Mehrfamilienhaus,<br />

es gab 85 Landwirtschaftsbetriebe und zwei Schulhäuser.<br />

Der ganze Nord-Süd-Verkehr Richtung Gotthard rollte<br />

Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />

85 <strong>2020</strong>


durch Nottwil. Enorm, welche Entwicklung du miterlebt<br />

hast. Musstest du bei Entscheidungen, Modernisierungen<br />

und Veränderungen oft «leer schlucken»?<br />

Ich bin generell ein Zeitmensch und setze mich ein für<br />

Modernisierung und Weiterentwicklung. Ich habe die Fortschritte<br />

der Gemeinde Nottwil überzeugt unterstützt, insbesondere<br />

die Ortsplanungen und das Wachstum der einst bäuerlich<br />

geprägten Gemeinde.<br />

Du bist die Nummer 1 bezüglich des Wissens über die Gemeinde<br />

Nottwil. In Zukunft wird nicht mehr sofort jemand<br />

präsent sein, der Bescheid weiss. Oft hiess es «Frog de<br />

Georges! Dä weiss das bestimmt.» Macht dir das Sorgen?<br />

Nein! Langjährige Mitarbeitende haben viel mitbekommen.<br />

Sehr hilfreich waren die wöchentlichen Teamsitzungen zusammen<br />

mit Gemeindepräsident Walter Steffen und Geschäftsführer<br />

Marius Christ sowie die Sitzungen der Geschäftsleitung. Sie<br />

ermöglichen eine Gesamtsicht über aktuelle Themen und motivieren<br />

Mitarbeitende zum Mitdenken.<br />

Wenn du am 1. Oktober 2019 die Türklinke deinem Nachfolger<br />

in die Hand gibst, was sind deine Wünsche an ihn?<br />

Ich wünsche Silvan Hodel einen guten Start, nach wie vor<br />

ein motiviertes Team an seiner Seite und das Talent, diesen<br />

Teamgeist weiterhin zu pflegen.<br />

Projekte während der Zeit als<br />

Gemeindeschreiber<br />

- Schweizer Paraplegiker-Zentrum und<br />

Guido A. Zäch-Institut<br />

- Seminarhotel Sempachersee<br />

- Militärspital<br />

- Gemeindezentrum Sagi<br />

- Leitbild<br />

- Schulhäuser 1996 / 2008 / 2017<br />

- Renovation Schulhaus 1914 im Jahre<br />

2019<br />

- Alterszentrum Eymatt<br />

- Altersgerechte und hindernisfreie<br />

Wohnungen AWONO<br />

- Ausbau Wasserversorgung<br />

- Zwei Totalrevisionen der Ortsplanung<br />

- u. a. m.<br />

Was sind deine Wünsche an Nottwil?<br />

Die Gemeinde soll sich weiterentwickeln<br />

mit ihrem modernen und attraktiven<br />

Charakter. Ich wünsche mir gegenseitige<br />

Toleranz und Vertrauen von Seiten<br />

der Bevölkerung, ins besondere von den<br />

politischen Parteien gegenüber den<br />

Behörden und dem Gemeinde rat.<br />

Macht es dir Mühe, in Zukunft nicht<br />

mehr über alles informiert zu sein?<br />

Ich habe nach meiner Pensionierung<br />

nicht das Bedürfnis, alles wissen zu wollen,<br />

was abläuft. Daher kann ich ganz gut ohne<br />

die tägliche Informationsflut leben.<br />

Würdest du wieder die Laufbahn des<br />

Gemeindeschreibers wählen?<br />

<strong>2020</strong><br />

86<br />

Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil


Steckbrief Georges Stalder<br />

Geboren 11. Mai 1955<br />

Familie<br />

Ausbildung /<br />

beruflicher<br />

Werdegang<br />

Funktionen<br />

Hobbys<br />

Verheiratet mit Heidi Stalder-Ming, drei Söhne, vier Enkelkinder<br />

- 1971 – 1974 KV-Lehre auf der Stadt verwaltung Sempach<br />

- 1974 – 1979 Kanzleichef der Steuerverwaltung des Kantons Luzern<br />

- 1. Juli 1979 – 1984 Steuerkassier und Gemeindebuchhalter in Nottwil<br />

- 1982 Gemeindeschreiberpatent<br />

- 1982 – 1985 Gemeindeschreiber Substitut in Nottwil<br />

- 1985 – 1. Oktober 2019 Gemeindeschreiber in Nottwil<br />

- Redaktionsteam «Nottwil aktuell», Mitglied seit 1982, Leitung<br />

1984 – 2019<br />

- Mitglied Verbandsleitung des Gemeindeverbandes ARA Surental<br />

Sport allgemein, mit Vorliebe Biken, Lesen<br />

und das Dreiräder-Piaggio Ape «Mis Bienli»<br />

Früher wollte ich Bauer werden. Weil meine älteren Brüder<br />

den elterlichen Hof übernehmen wollten, machte ich die KV-<br />

Lehre. Ich übte meinen Beruf mit Überzeugung und Freude aus.<br />

Dank des grossen Verständnisses meiner Frau Heidi, die immer<br />

für unsere Kinder da war, konnte ich das grosse Arbeitspensum<br />

und die vielen Abendsitzungen (wöchentlich mindestens drei<br />

bis vier) bewältigen. Sie hat im Hintergrund viel zu meiner<br />

Arbeit beigetragen und mich unterstützt. Danke!<br />

Was sind deine Ziele in der Pensionsphase?<br />

Stehen grosse Projekte an?<br />

Ich gehe nicht ziellos, aber ohne gesetzte oder grosse Projekte<br />

in Pension. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf meine<br />

körperliche Fitness und den dazugehörenden Sport, um meine<br />

Gesundheit erhalten zu können. Ich will mir viel Zeit und Musse<br />

mit meiner Frau und der ganzen Familie einräumen und das<br />

Leben geniessen.<br />

Georges Stalder war der Kitt, das Lexikon, der Garant der<br />

Gemeinde Nottwil. Seine Persönlichkeit widerspiegelt Seriosität,<br />

Fachkompetenz, Treue, Weitblick, Sympathie und eine<br />

grosse Portion Humor. Durch sein 40-jähriges Wirken hinterlässt<br />

er bedeutende Spuren. Georges Stalder hat in dieser langen<br />

Zeit für die Gemeinde Nottwil ein grosses Buch geschrieben, auf<br />

das er stolz sein darf.<br />

Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />

87 <strong>2020</strong>


Städtepartnerschaft<br />

Nottwil-Schwaigern<br />

10 Jahr-Jubiläum<br />

Unter dem Motto «10 Jahre gereift» gaben die beiden Gemeinschaften<br />

mit einem Fest am Wochenende vom 13. bis 15. September<br />

2019 in Nottwil ihrer gefestigten Freundschaft und grossen<br />

Hoffnung Ausdruck, dass die Städtepartnerschaft es vermag,<br />

durch die gewonnene Energie weitere Bevölkerungskreise miteinzubeziehen<br />

und die harmonischen Beziehungen zu stärken.<br />

Der Enthusiasmuns aus dem Grün dungsfest<br />

vom 29. August 2009 hat sich zwischenzeitlich<br />

auf viele Gruppierungen,<br />

Vereine, Bürgerinnen und Bürger ausgebreitet.<br />

Programmhöhepunkte des Jubiläumswochenendes<br />

Es sollte ein unvergessliches Fest des Wiedersehens geben,<br />

und dieses Ziel wurde durch das vom Partnerschaftskomitee<br />

äusserst präzis geplante und abwechslungsreiche Jubiläumsprogramm<br />

vollumfänglich erreicht. Die drei Tage vom 13. bis<br />

15. September hinterliessen bei den Gästen, auch dank des sommerlichen<br />

Strahlewetters, unvergessliche Momente.<br />

Nachdem der Start für die rund 70 Gäste aus Schwaigern<br />

wegen eines Defekts am Motor des Reisecars und der daraus<br />

resultierenden vierstündigen Verspätung eher geduldserprobt<br />

und betrübt begann, war die herzliche Begrüssung im Zentrum<br />

Sagi durch den Gemeindepräsidenten Walter Steffen und das<br />

Partnerschaftskomitee umso wohltuender. Typische Schweizerkost<br />

im kulinarischen und musikalischen Sinne stimmte die<br />

Gesellschaft auf ein erlebnisreiches Wochenende ein.<br />

Am Samstagmorgen war für die Gäste ein Notteler Parcours<br />

mit verschiedenen Stationen geplant. Als erstes wurden<br />

<strong>2020</strong><br />

88<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


sie in der Pfarrkirche St. Marien von Sakristan Stephan Troxler<br />

begrüsst, wo er die geschichtsträchtigen Meilensteine der<br />

Kirche aufzeigte und wo der klangvolle Gesang des Kirchenchors<br />

für feierliche, besinnliche Augenblicke sorgte. Gemeinderat<br />

Marcel Morf informierte die Gäste über die Friedhofsanierung<br />

und über die Renovation des Schulhauses 1914. Der<br />

Abstecher zur Rebzeile bei der Kirche ermöglichte es vor allem<br />

den Weingärtnern, die Entwicklung der Reben auf Notteler<br />

Boden – sie waren das Gründungsgeschenk der Stadt Schwaigern<br />

– zu beurteilen.<br />

Die zweite Station bei Eveline und Pirmin Bernet, der<br />

Showgarten der Bernet Gartenbau AG, lud ein, das Kleinod mit<br />

der wunderbar gepflegten und originellen Gestaltung zu besichtigen<br />

und entspannt den grosszügigen, vom Gastgeber gesponserten<br />

Apéro zu geniessen. Wohlfühlmomente waren damit<br />

garantiert, bevor sich die Schwaigerner Gesellschaft in dem neu<br />

eröffneten Besucherzentrum «ParaForum» im SPZ mit hochtechnisierten,<br />

interaktiven Medien in die Lebenssituationen der<br />

Paraplegiker vertiefen konnte. Bei Kaffee und Kuchen im SPZ<br />

wurde das Nachmittagsprogramm gemütlich abgeschlossen.<br />

Offizieller Jubiläumsfestabend<br />

Zum Ablauf eines Jubiläumsfestabends gehören traditionelle<br />

Inhalte wie Bankett, Ehrungen, Unterhaltung und Kontakte.<br />

Durch die besondere Gestaltung erhält das Fest seine<br />

Würze, sein Elixier, seine Würde. Gekonnt führte Robert Arnold,<br />

Leiter des Partnerschaftskomitees, im Zentrum Sagi durch den<br />

Abend und wurde vom Patenpaar der Städtepartnerschaft Lena<br />

Gurrath-Kölle und Adrian Arnold in der Moderation unterstützt.<br />

Hinter den Ansagen versteckte sich ein von Notteler Vereinen<br />

gut einstudiertes Programm mit dem hingebungsvollen Jodelgesang<br />

des Jodlerklubs und den mitreissenden Rhythmen der<br />

Brass Band Feldmusik. Und die Trachtengruppe Nottwil / Buttisholz,<br />

die mit viel Kondition perfekte Trachtentänze vortrug,<br />

liess es sich nicht nehmen, altes Handwerk originell darzustellen<br />

und dem Dreschflegel, Waschbrett und Besen musikalische<br />

Rhythmen als Begleitung zur Musik und zum Tanz zu entlocken.<br />

Als Gastbeitrag präsentierten sich die vier eingespielten<br />

Frauen der Rhönradgruppe Schwaigern mit ihrer harmonischen,<br />

synchronen und gekonnten Aufführung. Ihre fliessenden<br />

Übungen mit dem Rhönrad symbolisierten die geschaffene<br />

«runde Sache» der Städtepartner. Der grosse Beifall für alle Vereinsbeiträge<br />

wurde mit einer Zugabe belohnt.<br />

Gewandte Redner:<br />

Von links Manfred Litz,<br />

Robert Arnold<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

89 <strong>2020</strong>


Unvergessliches<br />

In ihren Ansprachen gaben die Bürgermeisterin Sabine Rotermund<br />

und Gemeindepräsident Walter Steffen ihrer Freude<br />

über die gelungene Städtepartnerschaft Ausdruck, überbrachten<br />

grosse Wertschätzung allen gegenüber, die zum Gelingen<br />

beigetragen haben und waren gegenseitig dankbar für die entstandenen<br />

freundschaftlichen Beziehungen. Die Bürgermeisterin<br />

betrachtete es beinahe als Kuriosität, dass der Beginn der<br />

Geschichte der Städtepartnerschaft einer Teigmaschine zu verdanken<br />

ist, und das ging so: Oswald Bächler, ein Luzerner, der<br />

eine Teigmaschine erfunden hatte, wurde als Geschäftsführer<br />

der Firma HEWA in Schwaigern angestellt. Er war Blasmusikliebhaber<br />

und knüpfte die ersten Kontakte mit Hermann Stutz<br />

sen. Daraus wuchs die Freundschaft unter den Musikern und<br />

später die Städtepartnerschaft auf kommunaler Ebene.<br />

Die Stadt Schwaigern besiegelte das Jubiläum mit einem<br />

dekorativen Geschenk an die Gemeinde Nottwil in Form einer<br />

Stele, so wie sie in Schwaigern beim Stadtrundgang an bedeutenden<br />

Standorten mit entsprechenden Informationen anzutreffen<br />

sind. Die wohlklingenden Worte auf der beschrifteten Tafel<br />

treffen das Herz:<br />

Die Stele, ein Geschenk<br />

der Stadt Schwaigern<br />

Begegnungen bilden, begeistern und bereichern.<br />

Wenn der Austausch kultureller Besonderheiten neue<br />

Erfahrungen möglich macht,<br />

wenn ihre Vielfalt Staunen und Bewunderung hervorruft,<br />

wenn das offene Miteinander gelingt und zum freudigen<br />

Ereignis wird,<br />

wenn durch gegenseitige Achtung und Wertschätzung das<br />

Selbst im Anderen zu erkennen ist,<br />

dann bleibt die Idee der städtepartnerschaftlichen Verbindung<br />

auch weiterhin eine lebendige und bereichernde<br />

Angelegenheit, die es sorgsam zu pflegen gilt.<br />

Mit dem zweiten Präsent, einem noch blanken Fotobuch,<br />

soll nach dem Jubiläumswochenende ein Erinnerungsstück entstehen,<br />

das mit den vielen eindrücklichen Fotos die ganze<br />

Geschichte in Bildern nacherzählen wird.<br />

Kulinarik der Superlative<br />

Ein Blick in die Menükarte versprach ja schon einiges, was<br />

da auf den Tellern daherkommen sollte. Aber alle Vorstellungen<br />

wurden noch übertroffen. Die Küchencrew des Schweizer<br />

<strong>2020</strong> 90<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern


1<br />

2<br />

3<br />

1 Verabschiedete<br />

Mitglieder des Partnerschaftskomitees.<br />

Von<br />

links: Edith Schwander,<br />

Jules Fries, Jacqueline<br />

Willimann, Stephan<br />

Troxler<br />

2 Rhönradgruppe<br />

Schwaigern, von links<br />

hinten: Anja Ost, Julia<br />

Arnold, Sara Braun;<br />

vorne: Lena Gurrath<br />

3 Jodlerklub<br />

4 Trachtengruppe<br />

Nottwil / Buttisholz<br />

4<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

91 <strong>2020</strong>


Mitglieder<br />

Partnerschaftskomitee<br />

Robert Arnold (bis 31.08.<strong>2020</strong>)<br />

Fabienne Fries<br />

Georges Stalder (bis 31.01.<strong>2020</strong>)<br />

Roland Troxler<br />

Barbara Vogel<br />

Marius Christ (ab 01.02.<strong>2020</strong>)<br />

Adrian Arnold (ab 01.09.<strong>2020</strong>)<br />

Paraplegiker-Zentrums unter der Leitung<br />

von Reto Garbely hatte ihr Können unter<br />

Beweis gestellt und ein fürs Auge und den<br />

Gaumen hervorragend gutes Essen zubereitet.<br />

Und weil die Jugendlichen der<br />

Jublano diese kulinarischen Kunstwerke<br />

auch noch profimässig servierten, war<br />

das Essen ein voller Genuss. Gekrönt mit<br />

einem Weltklasse-Dessertbuffet der<br />

Bäckerei Künzli, inklusive kleinem Start-<br />

Feuerwerk und einem Gratulations tableau<br />

mit Schokolade- und Marzipanverzierung,<br />

blieb kein Wunsch mehr offen.<br />

Geburtstagsständchen<br />

der Brass Band Feldmusik<br />

Nottwil an die<br />

Städtepartner<br />

Lob, Ehre und Dank<br />

Im Hintergrund wirkt die vom Gemeinderat gewählte<br />

Arbeitsgruppe, das Partnerschaftskomitee, mit grossem Engagement<br />

für die verschiedenen Aktivitäten des Jahresprogramms.<br />

Die Mitglieder entwickeln zusammen mit dem Beirat Schwaigern<br />

bedürfnisorientiert unterschiedliche Angebote und halten<br />

sie in einer Mehrjahresplanung fest.<br />

In den letzten Jahren sind vier treue und hingebungsvolle<br />

Mitglieder des Komitees zurückgetreten, Jules Fries, Edith<br />

Schwander, Stephan Troxler und Jacqueline Willimann.<br />

Manfred Litz, Vorsitzender des Beirats Schwaigern, würdigte<br />

mit treffenden Worten und mit rhetorischer Eleganz die grosse<br />

Arbeit der Scheidenden. Eine persönlich gestaltete Dankesurkunde<br />

der Gemeinde Nottwil als Würdigung und ein Vergissmeinnicht<br />

als Andenken wird den Ehemaligen in Zukunft die<br />

Aufbauarbeit der Städtepartnerschaft in Erinnerung rufen.<br />

Ein besonderes Dankeschön durften die Mitglieder des<br />

momentanen Partnerschaftskomitees von allen Seiten ent-<br />

<strong>2020</strong><br />

92<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern


gegennehmen. Sie haben punkto Organisation, Aktivitäten, Dekoration,<br />

unermüdlichem Einsatz und Herzblut vielen Menschen<br />

wertvolle Begegnungen ermöglicht und Massarbeit geleistet.<br />

Festgottesdienst<br />

Hans-Joachim Janus, Oberkirchenrat in Stuttgart, früher<br />

evangelischer Pfarrer in Massenbach-Massenbachhausen (D),<br />

hatte schon die Festgottesdienstpredigt vor zehn Jahren gehalten<br />

und nun zusammen mit Anita Troxler und Pfarreileiter<br />

Thomas Glur den Jubiläumsgottesdienst am eidgenössischen<br />

Dank-, Buss- und Bettag geplant, gestaltet und durchgeführt.<br />

Orgelmusik und harmonische Melodien der Zithergruppe<br />

Nottwil gaben der Feier einen festlichen Rahmen.<br />

Die symbolisch rot-weisse Kette am Altar versinnbildlichte<br />

die bindenden Elemente der Städtepartnerschaft wie Freundschaft,<br />

Vertrauen, Verständnis, Wertschätzung ...<br />

Im Gebet dankten die Gottesdienstgestaltenden allen Menschen,<br />

die sich für diese Städteverbindung einsetzen und gaben<br />

der Hoffnung Ausdruck, dass in Zukunft das Miteinander mit<br />

Gottes Segen unterstützt und gestärkt wird.<br />

Im Anschluss an die ökumenische<br />

Feier empfingen vier Notteler Alphornbläser<br />

die Gottesdienstbesuchenden vor<br />

der Kirche mit folkloristischen Tönen und<br />

es schien, als ob sie die Freude über den<br />

Besuch weit hinaus in die Gemeinde verkünden<br />

wollten.<br />

Anschliessend stellten Mitglieder des<br />

Pfarreirates für alle Zwetschgenwähen<br />

und Kaffee bereit, womit nicht nur der<br />

Tradi tion am Bettag gedacht sondern auch<br />

die Begegnungen zwischen der Bevölkerung<br />

und den Gästen gepflegt wurden.<br />

Mit vielen Eindrücken und grosser<br />

Dankbarkeit verabschiedete sich die<br />

Schwaigerner Gesellschaft kurz nach dem<br />

Mittag und trat die rund 330 km lange<br />

Heimreise an im Wissen, dass sie guten<br />

Freunden und Bekannten auf Wiedersehen<br />

sagen müssen. Oder ein treffendes<br />

Zitat des Beirat-Vorsitzenden Manfred<br />

Litz: «Abschied ist der Beginn einer wunderschönen<br />

Erinnerung.»<br />

Ökumenischer<br />

Jubiläums gottes dienst,<br />

am Altar von links<br />

Thomas Glur,<br />

Hans-Joachim Janus,<br />

Anita Troxler<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

93 <strong>2020</strong>


1 2<br />

Rückblick Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

Aktivitäten 2018 07. – 09.<br />

12.<br />

05.01. Neujahrsapéro in Nottwil 08. – 10.<br />

12.<br />

06.01. Workshop Partnerschaftskomitee<br />

und Beirat in Nottwil<br />

23. – 25.<br />

02.<br />

27. – 29.<br />

04.<br />

04. – 06.<br />

05.<br />

28. – 30.<br />

05.<br />

29.06. –<br />

01.07.<br />

03. – 05.<br />

08.<br />

16. – 19.<br />

10.<br />

Après-Ski-Party der Freiwilligen<br />

Feuerwehr in Schwaigern<br />

Jubiläumsfeier Schwaigern-<br />

Pöndorf in Schwaigern<br />

Besuch Kulturinitiative Knackpunkt<br />

Schwaigern in Nottwil<br />

Besuch Schulsanitätsdienst<br />

Schwaigern in Nottwil<br />

Besuch der Ballspielgruppe<br />

Schwaigern in Nottwil<br />

Besuch FC Schwaigern in<br />

Nottwil<br />

Sozialer Einsatz im Zentrum<br />

Eymatt von Gabi Klein<br />

Aktivitäten 2019<br />

Zauberhafte Vorweihnachtszeit<br />

in Schwaigern<br />

Weihnachtsmarkt in Massenbach/Schwaigern<br />

15.02. Abend des Ehrenamtes in<br />

Schwaigern<br />

16.02. Workshop Partnerschaftskomitee<br />

und Beirat in Schwaigern<br />

22. – 24.<br />

02.<br />

13. – 15.<br />

07.<br />

13. – 15.<br />

09.<br />

07. – 09.<br />

12.<br />

Après-Ski-Party der Freiwilligen<br />

Feuerwehr in Schwaigern<br />

Besuch der Bundesgartenschau<br />

Heilbronn<br />

10-jähriges Partnerschaftsjubiläum<br />

in Nottwil<br />

Weihnachtsmarkt Massenbach/<br />

Schwaigern<br />

1 Von links: Jules Fries,<br />

Manfred Litz, Walter<br />

Steffen, Sabine Rotermund<br />

BM, Irène Rèmeni,<br />

Stephan Troxler<br />

2 Alphorngruppe Echo<br />

vom Chelemechu mit<br />

(von links) Gerhard<br />

Büchler, Michael Hirsiger,<br />

Matthias Stalder,<br />

Patrick Büchler<br />

<br />

<strong>2020</strong> 94<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern


Pastoralraum Region Sursee<br />

Katholiken organisieren sich neu<br />

Am 1. Dezember 2019 wurde in der Stadthalle Sursee die<br />

Gründung des Pastoralraums Region Sursee mit den<br />

Pfarreien Nottwil, Oberkirch, Geuensee, Knutwil / St. Erhard<br />

und Sursee gefeiert. Ziel der Bildung von Pastoralräumen<br />

ist die Entlastung vieler kleiner Pfarreien.<br />

Die katholische Kirche richtet sich damit auf die veränderten<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse aus.<br />

Der Kanton Luzern soll in Zukunft aus 25 Pastoralräumen<br />

bestehen. 100 Pfarreien müssen sich zu grösseren Einheiten<br />

zusammenfinden. In Pastoralräumen arbeiten Pfarreien enger<br />

zusammen. Das ermöglicht einen ressourcenorientierten und<br />

zielgerichteten Einsatz des Personals. Pläne dafür schmiedete<br />

der frühere Bischof Kurt Koch schon 2007. Die Umsetzung<br />

fordert die Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort, die Kirchgemeinden<br />

und die Diözese.<br />

Vor allem personelle Fragen sorgen für Probleme. In einigen<br />

Pfarreien ist man sich nicht einig, wer die Projektleitung übernehmen<br />

darf und damit den zukünftigen Pastoralraum leitet, in<br />

anderen Pfarreien fehlt ein Projektleiter<br />

gänzlich. – Anfang 2017 waren 12 von 25<br />

geplanten Pastoralräumen errichtet. Um<br />

die Pastoralraumbildung voranzutreiben,<br />

setzte das Bistum Basel externe Projektleiter<br />

ein, die entsprechend ausgebildet<br />

wurden. Die externen Projektleiter begleiten<br />

die involvierten Kirchgemeinden<br />

während der Entstehung der Pastoralräume.<br />

Gestartet werden mit dem neuen<br />

Pastoralraum kann nur, wenn die Leitung<br />

des Pastoralraums geklärt ist.<br />

Erste Versammlung aller<br />

Mitarbeitenden der 5<br />

Pfarreien im September<br />

2018 in Oberkirch<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

95 <strong>2020</strong>


1 Versammlung der<br />

Zusammenarbeitsgruppe<br />

der 5 Kirchenräte<br />

im Dezember 2018<br />

im Vikariatshaus in<br />

Nottwil<br />

2 Öffentliche Infoveranstaltung<br />

der 5<br />

Pastoralraum-Pfarreien<br />

im Begegnungszentrum<br />

Schenkon März 2019<br />

Das Projekt Pastoralraum Region Sursee<br />

In Nottwil ist die Bildung eines Pastoralraumes schon<br />

längere Zeit ein Thema. Bereits 2013 war der Start der Projektphase<br />

vorgesehen. Doch auch für den Pastoralraum 21, wie er<br />

damals noch bezeichnet wurde, fehlte ein Projektleiter. 2018<br />

war es dann soweit. Claudio Tomassini wurde im Frühjahr vom<br />

Bischof zum Projektleiter ernannt.<br />

In der Vorbereitungsphase wurden alle Rollen und Gremien<br />

bestimmt und das Projektbudget bewilligt. Diese Phase wurde<br />

mit der Starterlaubnis durch das Bistum vor den Sommerferien<br />

2018 abgeschlossen.<br />

Mitte September 2018 trafen sich alle Mitarbeitenden aus<br />

den fünf Pfarreien des Pastoralraumes in Oberkirch zum ersten<br />

Workshop. Projektleiter Claudio Tomassini stellte den Berater<br />

und Supervisor Heinz Wettstein vor, der die Projektphase<br />

begleitete. Der weitere Projektablauf wurde in vier Phasen<br />

unterteilt.<br />

In der ersten Phase erfolgte eine umfangreiche Erhebung<br />

der allgemeinen und der pastoralen Situation im Pastoralraum,<br />

entsprechend den Vorgaben des Bistums. Die Resultate wurden<br />

durch die Projektgruppe ergänzt und auf ihre Wichtigkeit hin<br />

analysiert. Weiter wurde der ganze<br />

Prozess terminlich geplant; die Entscheide<br />

betreffend die Errichtungsfeier<br />

wurden gefällt.<br />

Die Projektgruppe und die Arbeitsgruppe<br />

Zusammenarbeit Kirchgemeinden<br />

legten auch den Namen für den zukünftigen<br />

Pastoralraum fest. Seit dieser ersten<br />

Phase spricht man vom Pastoralraum<br />

Region Sursee. Um dem Pastoralraum<br />

auch ein Gesicht zu geben, wurde Schosi<br />

1 Stadelmann mit der Entwicklung eines<br />

Logos beauftragt.<br />

Die Projektgruppe leistete die Hauptarbeit<br />

und bildete den Mittelpunkt für<br />

alle weiteren Gruppierungen. In ihr waren<br />

alle fünf Pfarreien vertreten. Ihre Mitglieder<br />

waren zudem Ansprechpersonen für<br />

Fragen und Anliegen aus den Pfarreien.<br />

Die Pfarrei Nottwil wurde durch Monika<br />

Burri, Kirchenrat und Pfarreirat, und<br />

Hans Schelbert, Gemeindeleiter Nottwil<br />

2 und Oberkirch, vertreten.<br />

<strong>2020</strong><br />

96<br />

Pastoralraum Region Sursee


An den folgenden Sitzungen legte die Projektgruppe die<br />

Schwerpunkte und die Ziele der pastoralen Arbeit im Pastoralraum<br />

fest. Anliegen, Chancen und Gefahren für die<br />

Pfarreien wurden intensiv diskutiert. Die erarbeiteten Schwerpunkte<br />

und Ziele wurden Ende November den Mitarbeitenden<br />

und anfangs Dezember der Begleitgruppe vorgelegt, die sich<br />

dazu äussern und Änderungs- und Ergänzungswünsche<br />

anbringen konnten.<br />

In der zweiten Phase wurden die grundsätzlichen Ausrichtungen<br />

des Pastoralraums erarbeitet. Es standen Themen wie<br />

Diakonie, Soziale Arbeit und Glaubensbildung der Erwachsenen<br />

im Zentrum. In dieser Phase wurde abgeklärt, welche Verantwortungsbereiche<br />

und Aufgaben vorhanden und zu erhalten<br />

und welche neu aufzubauen sind.<br />

In der dritten Phase erfolgte die Erarbeitung des Grundauftrages<br />

in den Bereichen Liturgie, Verkündigung, Diakonie und<br />

Gemeinschaftsbildung.<br />

Bereits Ende Januar 2019 erfolgte die Stellenausschreibung<br />

für den im Herbst in Pension gehenden Gemeindeleiter Hans<br />

Schelbert. Die eingegangenen Bewerbungen zeigten sehr klar<br />

die Personalknappheit im ganzen Bistum.<br />

Dies hatte zur Folge, dass vom ursprünglichen Plan abgewichen<br />

werden musste. Die Suche nach einem Gemeindeleiter<br />

wurde zur Suche nach einem Pfarreiseelsorger für die Pfarrei<br />

Nottwil. Das heisst, dass dem Leiter des Pastoralraums auch die<br />

Verantwortung der Pfarrei übertragen wird.<br />

Am 26. März 2019 luden alle fünf Pfarreien und Kirchgemeinden<br />

Pfarreiangehörige und Mitarbeitende, alle Interessierten<br />

und Gruppierungen zu einem offenen Informationsabend<br />

ins Begegnungszentrum nach Schenkon ein.<br />

Bis Ende Juni 2019 wurden die Pfarreiprofile, vorhandene<br />

Ressourcen, Stärken der Pfarreien, aber auch die Rolle der Gläubigen,<br />

die Arbeit der Ehrenamtlichen und Öffentlichkeitsarbeit<br />

geklärt.<br />

In der vierten Phase wurde die Zusammenarbeit zwischen<br />

den Kirchgemeinden geregelt. Die Arbeitsgruppe Zusammenarbeit<br />

Kirchgemeinden klärte in gegenseitiger Absprache rechtliche,<br />

finanzielle und personelle Fragen. Sämtliche Kirchenräte<br />

der fünf Kirchgemeinden entschieden sich, nach Beratung in<br />

den eigenen Räten und ausführlichen, intensiven Gesprächen<br />

anlässlich der Vollversammlung, für die Gründung eines Zweckverbandes.<br />

Das heisst, dass die Kirchgemeinden Sursee, Oberkirch,<br />

Knutwil / St. Erhard, Geuensee und Nottwil bestehen<br />

bleiben, sich aber über einen Kirchgemeindeverband zusam-<br />

Pastoralraum Region Sursee<br />

97 <strong>2020</strong>


1 2<br />

1 Entzünden der Pastoralraumkerze<br />

durch<br />

Pascale Dobler, Nottwil<br />

anlässlich der Eröffnungsfeier<br />

2 Eröffnungsfeier mit<br />

Bischof Felix Gmür in<br />

der Stadthalle Sursee<br />

am 1.12.2019<br />

menschliessen. Auch wurde über den Verteilschlüssel intensiv<br />

diskutiert. Das Erarbeiten der Statuten und die Einreichung derselben<br />

beim Bischof war, neben der Klärung vieler weiterer<br />

Details, der nächste Schritt Richtung Pastoralraum Region<br />

Sursee.<br />

Errichtung und Eröffnung des Pastoralraums<br />

Region Sursee<br />

Im November 2019 haben die fünf Kirchgemeindeversammlungen<br />

dem Beitritt in den Kirchgemeindeverband zugestimmt;<br />

Nottwil genehmigte das Statut Kirchgemeindeverband Region<br />

Sursee an der Kirchgemeindeversammlung vom 6. November<br />

2019 einstimmig.<br />

Die Errichtung des Pastoralraums Region Sursee mit Bischof<br />

Felix Gmür feierten alle fünf Pfarreien Sursee, Oberkirch,<br />

Geuen see, Knutwil / St. Erhard und Nottwil gemeinsam am<br />

Sonntag, 1. Dezember 2019, in der Stadthalle Sursee. Mit der<br />

Entzündung der Pastoralraumkerze und der Einsetzung des<br />

Leiters des Pasto ral raums, Claudio Tomassini, des leitenden<br />

Priesters des Pastoralraums, Josef Mahnig, sowie der künftigen<br />

Seelsorgerinnen, Seelsorger und Mitarbeitenden des Pastoralraums<br />

in ihr Amt erklärte Bischof Felix Gmür: «Der Pastoralraum<br />

Region Sursee ist errichtet.» Mit einem herzlichen Applaus<br />

gaben die über 2000 Anwesenden ihrer Freude und Zufriedenheit<br />

Ausdruck.<br />

Nach dem eindrücklichen Gottesdienst, mitgestaltet durch<br />

einen grossen Chor, bestehend aus den Mitgliedern der fünf<br />

Kirchen chöre, der Stadtmusik und der Jugendmusik Sursee, den<br />

vielen Kindern und Jugendlichen, lud Claudio Tomassini zu<br />

einem «Nationenbuffet» ein, das von Flüchtlingsfamilien aus<br />

dem Pastoralraum zubereitet worden war.<br />

Am 1. Januar <strong>2020</strong> erfolgte der offizielle Start des Pastoralraums<br />

Region Sursee.<br />

<strong>2020</strong><br />

98<br />

Pastoralraum Region Sursee


Jahrbuch<br />

Rückblick Gemeinderat<br />

5. Januar 2018<br />

Januar 2018<br />

September 2018<br />

14. Mai 2018<br />

10. Juni 2018<br />

22. November 2018<br />

22. November 2018<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

Neujahrsapéro mit Verleihung des Notteler Sterns 2017<br />

an Dr. Heinrich Meyer<br />

(Beitrag in <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> 2018)<br />

Stille Wahl von Beatrice Huser Winkler<br />

in den Gemeinderat<br />

Beatrice Huser Winkler ist in stiller Wahl für den Rest der<br />

Amtsperiode 2016 – <strong>2020</strong> als Nachfolgerin für Edith Schwander-<br />

Arnold in den Gemeinderat gewählt worden.<br />

Friedhofsanierung 2. Etappe (siehe Beitrag, Seite 75)<br />

Dachsanierung mit Photovoltaikanlage Zentrum Sagi<br />

Die Gemeindeversammlung genehmigt einen Sonderkredit<br />

von Fr. 1 836 000.– für die Dachsanierung mit Photovoltaikanlage<br />

beim Zentrum Sagi.<br />

Umbau und Restaurierung Schulhaus 1914<br />

An der Urnenabstimmung vom 10. Juni 2018 wurde über<br />

den Kredit von 4,5 Mio. abgestimmt. (siehe Beitrag, Seite 23)<br />

Öffentlicher Dorfplatz Kirchmatte<br />

Der Budgetkredit für die Erstellung eines Begegnungsplatzes<br />

im Gebiet Kirchmatte wurde deutlich verworfen. Dieses<br />

Projekt hat im Vorfeld der Versammlung die Gemüter erhitzt.<br />

Der ganze Prozess wurde in einem Mitwirkungsverfahren aufgegleist<br />

und der Standort Kirchmatte in einem Mehrheitsentscheid<br />

getroffen. Es wurde sehr kontrovers über Sinn und<br />

Zweck dieses Projektes diskutiert. Die wesentlichsten Argumente<br />

für die Ablehnung waren, dass die Realisierung eines<br />

solchen Platzes nicht Aufgabe der öffentlichen Hand sei und<br />

die Jugendlichen den Platz nicht in Anspruch nehmen würden.<br />

Gründung aquaregio ag (siehe Beitrag, Seite 7)<br />

99 <strong>2020</strong>


4. Januar 2019<br />

Frühling 2019<br />

Frühling 2019<br />

Frühling 2019<br />

5. September 2019<br />

5. bis 8.<br />

September 2019<br />

14. / 15.<br />

September 2019<br />

Oktober 2019<br />

Neujahrsapéro mit der Verleihung<br />

des Notteler Sterns 2018<br />

Peter Connerth ist ein bekannter Künstler, aber auch ein<br />

sehr engagierter Mensch, der in Nottwil einen überdurchschnittlichen<br />

Beitrag für ein aktives und förderndes Zusammenleben<br />

leistet, wie das Initiieren eines Mittagstisches für Asylsuchende<br />

und vieles mehr. Kirchenrätin Monika Burri würdigte<br />

den mit dem <strong>Nottwiler</strong> Stern 2018 geehrten Peter Connerth mit<br />

anerkennenden Worten.<br />

Dachsanierung Zentrum Sagi<br />

Die Sanierungsarbeiten an der Dachhaut des Zentrums Sagi<br />

mit der Montage einer Photovoltaikanlage konnten abgeschlossen<br />

werden. Die Stromeinspeisung wurde in Betrieb genommen.<br />

Silvan Hodel wird neuer Gemeindeschreiber<br />

Der 29-jährige Silvan Hodel aus Ebikon wird Nachfolger<br />

von Gemeindeschreiber Georges Stalder. Seit über fünf Jahren<br />

ist Silvan Hodel in der Gemeinde Dierikon als Gemeindeschreiber-Substitut<br />

bzw. Leiter Steueramt tätig. Er tritt seine Stelle<br />

am 1. Oktober 2019 an.<br />

Plastikarme Gemeinde<br />

8,8 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die<br />

Weltmeere und richten grossen Schaden an. Es liegt in der Verantwortung<br />

jedes Einzelnen, mit dem Thema sorgfältig umzugehen.<br />

Das alleine reicht aber nicht, auch die Behörden sind in<br />

der Verantwortung. So hat der Gemeinderat entschieden, in<br />

enger Zusammenarbeit mit dem WWF und der Umweltschutzkommission<br />

das Thema aktiv anzugehen. Patrick Enderli, Mitglied<br />

der Umweltschutzkommission wird neu zum Mister Plastik.<br />

Er wird Ansprechperson für alle plastikrelevanten Themen sein.<br />

Eröffnung Besucherzentrum ParaForum<br />

(siehe Beitrag Dynamo Sempachersee, Seite 15)<br />

Ausstellung Dynamo Sempachersee<br />

(siehe Beitrag, Seite 15)<br />

Jubiläumsfeier Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

(siehe Beitrag, Seite 88)<br />

Umbau und Restaurierung Schulhaus 1914<br />

(siehe Beitrag, Seite 23)<br />

<strong>2020</strong><br />

100<br />

Rückblick Gemeinderat


Das Zentrum Sagi mit<br />

neuer Beschriftung<br />

November 2019<br />

31. Dezember<br />

2019<br />

2018 / 2019<br />

Rückblick Gemeinderat<br />

Start der Totalrevision der Ortsplanung<br />

Nachdem das Schweizer Volk im Jahre 2013 deutlich Ja zur<br />

Revision des Raumplanungsgesetzes sagte, müssen die Ortsplanungen<br />

bis ins Jahr 2023 revidiert werden. Im Wesentlichen<br />

müssen sämtliche Planungsinstrumente in Richtung Innenentwicklung<br />

angepasst werden. Eine vom Gemeinderat einberufene<br />

Kommission hat die Arbeit aufgenommen.<br />

Schliessung Bahnhof Nottwil<br />

Seit der Schliessung des bedienten Bahnschalters durch die<br />

SBB im Jahr 1993 hat sich die Interessengemeinschaft, bestehend<br />

aus den Gemeinden Nottwil und Buttisholz (Austritt per<br />

2015) sowie dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum und dem<br />

Hotel Sempachersee, für die Weiterführung eines bedienten<br />

Bahnschalters eingesetzt. Mit grossem Engagement haben sich<br />

die drei Mitarbeiterinnen Marie-Theres Murer, Agnes Ottiger<br />

und Christine Bucher in Teilzeit den Anliegen der Kundinnen<br />

und Kunden angenommen. Zusammen mit den IG-Partnern und<br />

anderen privaten Stationshaltern haben sie über Jahre erfolgreich<br />

gegen die Schliessung des bedienten Bahnschalters<br />

gekämpft. Auf Ende Jahr 2019 wurde der Bahnschalter definitiv<br />

geschlossen.<br />

Der Gemeinderat bi de Lüüt<br />

Aufgrund der Mehrjahresplanung macht sich der Gemeinderat<br />

zum Ziel, alljährlich Quartiere in unserer Gemeinde zu<br />

besuchen. In den Jahren 2018 und 2019 wurden im Siedlungsgebiet<br />

die Quartiere Obereystrasse, Hübeli / Hübelirain und Studenweg<br />

besucht. Ziel dieser Besuche soll die Möglichkeit eines<br />

offenen Gedankenaustauschs mit den Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern sein, sie sollen der Förderung gegenseitiger Anliegen<br />

dienen, die frühzeitige Sensibilisierung für heikle Themen<br />

sowie vertrauensbildende Massnahmen ermöglichen.<br />

101 <strong>2020</strong>


Jahrbuch<br />

Rückblick Bildungskommission<br />

15. März 2018<br />

23. – 27. April<br />

2018<br />

Mai 2018<br />

4. Juni 2018<br />

11. – 15. Juni 2018<br />

Tag der aufgeschlossenen Volksschulen<br />

Im ganzen Kanton Luzern fand in allen Volksschulen der Tag<br />

der offenen Türen statt. Alle Eltern und Erziehungsberechtigten<br />

waren eingeladen, den Unterricht ihrer Kinder zu besuchen und<br />

eventuell noch ein Weilchen im Schulcafé zu verweilen.<br />

Till Eulenspiegel<br />

Die 3. / 4. Klassen befassten sich in der Projektwoche mit den<br />

Streichen und lustigen Geschichten des wohl grössten Narren<br />

aller Zeiten. Die Krönung bildete eine Vorstellung im Zentrum<br />

Sagi für die Eltern, Erziehungsberechtigten und weitere Gäste.<br />

Zeitreise<br />

Passend zum Jahresmotto besuchte die ganze Schule<br />

Nottwil die Burgruine Kastelen in Alberswil. Die älteren legten<br />

den Weg mit dem Fahrrad, die jüngeren mit Postauto und / oder<br />

zu Fuss zurück. Unterwegs wurden die verschiedenen Schlösser<br />

bestaunt oder sogar ein Museum besucht. Alle trafen sich<br />

auf dem Hügel zum gemeinsamen Bräteln und Spielen.<br />

Radfahrertest<br />

Die Lernenden der 5. und 6. Primarklassen übten und absolvierten<br />

den Radfahrertest. Dieser bestand aus einem theoretischen<br />

Teil im Schulzimmer und einer praktischen Prüfungsstrecke<br />

im Dorf.<br />

Seit wenigen Jahren müssen die Kinder vorher auf dem<br />

Schulhausplatz mit dem Fahrrad einen Geschicklichkeitsparcours<br />

absolvieren.<br />

Schulverlegung SEK nach Schüpfheim<br />

Die rund 30 km von Nottwil nach Schüpfheim legten die<br />

Jugendlichen mit dem Fahrrad zurück. Auf dem Programm in<br />

Schüpfheim standen interessante Workshops wie Goldwaschen,<br />

Wilhelm Tell-Plauschturnier, Hochseilpark Sören-<br />

<strong>2020</strong><br />

102<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


erg, Schrattenfluhhöhle, Mooraculum, Kneippen und das<br />

Chessiloch. Natürlich kam das prägende Lagerfeeling auch<br />

zum Tragen.<br />

5. Juli 2018<br />

Erste Schulschlussfeier in Nottwil<br />

Die Freude war gross, als am 5. Juli 2018 die erste Notteler<br />

Abschlussklasse mit einer würdigen, vielseitigen und emotional<br />

bewegenden Feier aus der obligatorischen Schulzeit entlassen<br />

wurde. Vorher hatten die Notteler 9.-Klässler das letzte<br />

Schuljahr in der Nachbargemeinde Buttisholz besucht.<br />

Das Rahmenprogramm des Abschlussabends untermalte die<br />

wertschätzende Stimmung in stilvollem Rahmen und wurde souverän<br />

von Jasmin Tita und Lukas Kramer moderiert. So durften<br />

alle Schulabgänger Rosen an eine für sie besondere Person überreichen,<br />

ein medialer Rückblick aus allen Schuljahren wurde<br />

gezeigt und sogar ein eigener Klassensong präsentiert.<br />

3. September<br />

2018<br />

Sporttag<br />

Die ganze Oberstufe erlebte einen abwechslungsreichen<br />

Sommersporttag. Am Morgen konnten sich die Schülerinnen und<br />

Schüler in ihrer jeweiligen Kategorie bei einem Dreikampf messen:<br />

Laufen (60 m), Springen (Weit), Werfen (Ball) lautete die Devise.<br />

Auch einen Klassenwettkampf gab es dieses Jahr zu bestreiten. In<br />

einer Pendelstafette traten alle Klassen gegeneinander an.<br />

Am Nachmittag durften die Schüler gemäss ihren Präferenzen<br />

eines der folgenden Ateliers besuchen: Schwingen, Rollstuhlbasketball,<br />

Stand up Paddling, Yoga, Golfen oder Biken.<br />

13. September<br />

2018<br />

17. – 21. September<br />

2018<br />

22. – 26. Oktober<br />

2018<br />

Swiss Skills Bern<br />

Die 8. Klassen besuchten die grosse Bildungsmesse in Bern.<br />

Viele Verbände stellten ihre Berufe vor. Der persönliche Austausch<br />

mit Lernenden und Fachleuten und das praktische<br />

Erleben von spannenden Berufen und Weiterbildungsangeboten<br />

standen im Mittelpunkt.<br />

Herbstwanderung<br />

Der Kindergarten sowie die 1. / 2. Klassen begaben sich auf<br />

die traditionelle Herbstwanderung. Ein Höhepunkt ist jeweils<br />

das Bräteln am Mittag und die diversen Spiele im Wald.<br />

Schülerrat 3 – 6 – Güselaktion<br />

Im Herbst beschäftigte sich der Schülerrat der 3. – 6. Primar<br />

mit dem Thema Abfall. Jede Klasse sammelte in der Woche vom<br />

22. – 26.10.2018 den Abfall, welcher auf dem Pausenplatz und<br />

Rückblick Bildungskommission<br />

103 <strong>2020</strong>


1 2<br />

dem Schulweg zu finden war. Sie stellten den Abfall als Bild in<br />

einem Schaukasten beim Schulhauseingang als Sensibilisierung<br />

auf. Es war eindrücklich, wie viel Material da zusammengekommen<br />

war. Dieses Projekt wurde gleich zweimal mit einem Preis<br />

prämiert.<br />

8. November 2018<br />

12. November<br />

2018<br />

11. – 15. Februar<br />

2019<br />

Nationaler Zukunftstag<br />

Die 5. / 6. Klassen nahmen an diesem Anlass teil. Der<br />

Zukunftstag will – wie sein Name sagt – die Zukunft gestalten.<br />

Mädchen und Jungen wechseln die Seiten; dadurch lernen sie<br />

untypische Arbeitsfelder und Lebensbereiche kennen und<br />

machen Erfahrungen fürs Leben.<br />

Auf diese Weise öffnen sich Horizonte. Mädchen und<br />

Jungen bekommen Mut und Selbstvertrauen, ihre Zukunft losgelöst<br />

von starren Geschlechterbildern und ohne Vorurteile an<br />

die Hand zu nehmen.<br />

Elternrat – Check your bike<br />

Seit ein paar Jahren führt der Elternrat Nottwil gemeinsam<br />

mit der Polizei und weiteren Fachpersonen eine grosse Velokontrolle<br />

für die Lernenden der 3. – 9. Klassen durch. Vor allem<br />

in der «dunklen» Jahreszeit sind funktionierende Fahrräder (z. B.<br />

Licht und Rückstrahler) speziell wichtig.<br />

Wintersportlager in der Lenk und Projektwoche<br />

Nach 2017 wurde wieder ein Wintersportlager für die Lernenden<br />

der SEK und der 5. / 6. Primar angeboten. Währenddessen<br />

fand an der Schule eine Projektwoche statt, wobei das<br />

Thema der 3. – 9. Primarklassen stark mit dem Jahresmotto «Es<br />

singt und klingt» verbunden war.<br />

<strong>2020</strong> 104<br />

Rückblick Bildungskommission


3<br />

1 Güsel-Expo,<br />

prämiertes Projekt des<br />

Schülerrates der<br />

3. – 6. Primarklassen<br />

2 Konzentration auf<br />

Instruktionen für den<br />

«Fahrausweis»<br />

3 Stand Up Paddling im<br />

freiwilligen Schulsport<br />

20. Februar 2019<br />

Mai 2019<br />

3. – 7. Juni 2019<br />

Juni 2019<br />

Eislaufen der 3. / 4. Klasse<br />

Die Klassen der Primarmittelstufe verbrachten ihren Wintersporttag<br />

auf dem Eisfeld. Der Hinweg wurde zu Fuss zurückgelegt.<br />

Auf dem Eis in Sursee versuchten die Schülerinnen und<br />

Schüler ihre Fähigkeiten zu verbessern und erste Pirouetten zu<br />

drehen oder aber sie spielten ein normales Eishockey.<br />

Freiwilliger Schulsport<br />

Seit kurzem gibt es diverse Angebote für die Schülerinnen<br />

und Schüler über den Mittag oder am Nachmittag im Anschluss<br />

an den Unterricht. So startete im Mai ein Kurs für Stand up<br />

Paddling auf dem Sempachersee. Weitere Angebote in diesem<br />

Schuljahr waren Tanzen, Judo, Skifahren usw.<br />

Zirkus Glitzerstern<br />

Alle Kindergärtler tauchten in die faszinierende Welt der<br />

Zirkusartisten ein. Seiltänzer, Akrobaten, Jongleure und Seilartisten<br />

zeigten ihre waghalsigen Kunststücke und begeisterten<br />

das Publikum. Die Dompteurinnen traten mit brüllenden Löwen<br />

und galoppierenden Pferden in die Manege. In der Zaubershow<br />

zeigten die Zauberer ihre spannenden Tricks und die Clowns<br />

brachten das Publikum zum Lachen.<br />

Fahrausweis<br />

Unter dem Motto «Bewegter Morgen» gestaltete die Primar-<br />

Unterstufe einen grossen Verkehrsgarten. Die Mädchen und<br />

Knaben der 1. / 2. Klasse übten auf dem Schulhausplatz das<br />

Fahren mit Velo, Kickboard oder anderen Tretfahrzeugen. Wer<br />

den mit vielen Hindernissen gespickten Parcours ohne Probleme<br />

schaffte, erhielt als Belohnung einen «Fahrausweis».<br />

Rückblick Bildungskommission<br />

105 <strong>2020</strong>


14. Oktober 2019<br />

18. Oktober 2019<br />

8. November 2019<br />

1. Dezember 2019<br />

18. Dezember<br />

2019<br />

Jahresmotto Digital fit<br />

Da sich die digitale Welt rasant verändert und entwickelt,<br />

hat die Schule dieses Motto gewählt. Fünf verschiedene Themen<br />

standen während mehrerer Wochen im Fokus. Im Herbst stellten<br />

die Klassen die Themen «Bild» und später «Präsentationen»<br />

in den Mittelpunkt.<br />

Wiedereröffnungsfest Schulhaus 1914<br />

Könnte das Schulhaus 1914 sprechen, so könnte es viel<br />

berichten. Der Festakt wurde vom Bläserensemble umrahmt,<br />

während die Besucher mit Wurst und Brot sowie einem feinen<br />

Dessert verköstigt wurden.<br />

Vor allem die älteren Gäste, welche vor vielen Jahren dieses<br />

Schulhaus als Schülerin oder Schüler bewohnten, hatten sich<br />

manch lustige Anekdote zu erzählen.<br />

Räbeliechtliumzug Kindergarten<br />

Nach einem Unterbruch von mehreren Jahren nahm der<br />

Kindergarten Nottwil wieder am Räbeliechtliumzug teil. Wegen<br />

des schlechten Wetters wurde der Anlass kurzfristig auf das<br />

Schulareal verlegt. Stolz präsentierten die Jüngsten ihre Räbeliechtli<br />

und genossen anschliessend den wärmenden Tee.<br />

Samichlauseinzug<br />

Die Kinder der 1. – 6. Klassen begleiteten den Samichlaus<br />

mit seinem Gefolge auf dem Weg vom Bahnhof zur Pfarrkirche.<br />

Dabei erleuchteten viele bunte Laternen oder Iffeln das Dorf<br />

Nottwil und viele Glocken und Schellen erzeugten einen eindrücklichen<br />

Klang.<br />

Stromfreie Klassenzimmer<br />

Der Kontrapunkt zum Jahresmotto «Digital fit» wollte ganz<br />

bewusst ein völlig anderes Erlebnis erfahren lassen. Der 18.<br />

Dezember wurde zu einem stromfreien Vormittag umgestaltet.<br />

In den Schulzimmern fand der Unterricht zunächst mit Kerzenlicht<br />

oder Laternen statt, auf Computer etc. wurde verzichtet,<br />

und die Maschinen im Werkraum standen für einmal still.<br />

Vermehrt wurde der Unterricht ins Freie oder in den Wald verlagert.<br />

<strong>2020</strong><br />

106<br />

Rückblick Bildungskommission


Jahrbuch<br />

Rückblick Kirchenrat<br />

8. Januar 2018<br />

26. Februar 2018<br />

1. März 2018<br />

April 2018<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

Neue Horizonte<br />

Mit dem Thema «Neue Horizonte» startet die Pfarrei St. Marien<br />

Himmelfahrt ins Jahr 2018. Ein Schwerpunkt aus dem Jahresprogramm<br />

gilt dem Abschreiben der Bibel. Dem Markus Evangelium<br />

folgt die Abschrift des Evangeliums nach Lukas. Alle Angehörigen<br />

der Pfarrei können sich auf der Kirchenempore an diesem Projekt<br />

beteiligen und den Text handschriftlich niederschreiben.<br />

Stille Wahl des Kirchenrates und der Mitglieder der<br />

Rechnungskommission<br />

Mit Genehmigung des Synodalrates wurden in stiller Wahl<br />

für die Amtsperiode 2018 – 2022 folgende Personen in den Kirchenrat<br />

gewählt: Franz Vogel, Kirchgemeindepräsident; Judith<br />

Dobler, Kirchmeierin; Claudia Steiner, Kirchenratsschreiberin;<br />

Monika Burri, Ressort Pfarreirat, Spitex, Kultur und Gesellschaftliches<br />

und Alice Egli, Ressort Schule und Jugend. Die Rechnungskommission<br />

setzt sich für die nächste Amtsperiode wie folgt<br />

zusammen: Roland Zimmermann, Präsident; Judith Zimmermann<br />

und Marco Schmid, Mitglieder der Rechnungskommission.<br />

Ebenfalls in stiller Wahl wurde Stefan Künzli als Mitglied<br />

in die Synode gewählt.<br />

Bischofsvikar Hanspeter Wasmer<br />

Der neue Bischofsvikar Hanspeter Wasmer nimmt die Tätigkeit<br />

als Leiter der Bistumsregion St. Viktor auf. Zur Bistumsregion<br />

St. Viktor gehören die Kantone Luzern, Zug, Schaffhausen<br />

und Thurgau; hier ist der Bischofsvikar zusammen mit den<br />

Regionalverantwortlichen als Stellvertreter von Bischof Felix<br />

Gmür im Einsatz.<br />

Umrüstung der Beleuchtung der Pfarrkirche<br />

Im Zeitalter des Energiesparens werden sämtliche Leuchtmittel<br />

der Kronleuchter und der Lampen beim Aufgang zur<br />

Empore auf LED umgerüstet.<br />

107 <strong>2020</strong>


31. Mai 2018<br />

1. Juni 2018<br />

31. Juli 2018<br />

September 2018<br />

Verabschiedung von Kirchgemeindepräsident<br />

Christian Mittaz<br />

Christian Mittaz beendet seine Tätigkeit als Kirchgemeindepräsident<br />

nach 11 ½ Jahren. Viele interessante Begegnungen,<br />

Diskussionen, unzählige Sitzungen lassen ihn mit einem weinenden<br />

und einem lachenden Auge zurückblicken. Der Umbau<br />

des Pfarrhofes und die ersten Schritte zum zukünftigen Pastoralraum<br />

fielen in seine Amtszeit.<br />

Amtsantritt neu gewählter Kirchenratsmitglieder<br />

Am 1. Juni 2018 erfolgte der Amtsantritt der neu gewählten<br />

Kirchenratsmitglieder für die Amtsperiode 2018 – 2022. Die<br />

bisherige Kirchmeierin Beatrice Bier-Lingg übernimmt per 1.<br />

Juni 2018 das Amt der Liegenschaftsverwaltung für das Vikariatshaus<br />

und den Pfarrhof. Im Weiteren unterstützt sie die neu<br />

gewählte Kirchmeierin Judith Dobler mit der Führung der<br />

Finanz- und Lohnbuchhaltung.<br />

Auflösung des Dekanats Sursee<br />

Mit der Bildung der Pastoralräume werden die Dekanate im<br />

Bistum Basel aufgelöst. Das betrifft auch das Dekanat Sursee. Ab<br />

August 2018 sind die Pfarreien ohne errichteten Pastoralraum<br />

direkt dem Bischofsvikariat unter der Leitung von Bischofsvikar<br />

Hanspeter Wasmer unterstellt. Dazu gehören auch die Pfarreien<br />

Sursee, Oberkirch, Knutwil, Geuensee und Nottwil, welche sich<br />

im zukünftigen Pastoralraum zusammenschliessen wollen.<br />

Jubiläum der Flüsskapelle<br />

Die allererste Flüss-Kapelle wurde im Jahre 1678 erbaut.<br />

Nach ihrem Abriss 1947 erstellte man am selben Ort in unzähligen<br />

Stunden Fronarbeit und mit den geschliffenen Steinen der<br />

alten Kapelle einen Ersatzbau, der durch Spendengelder finanziert<br />

wurde.<br />

Vor 70 Jahren, am 23. September 1948, wurde die Kapelle<br />

von Bischof Franziskus von Streng zu Ehren der Mutter Gottes<br />

eingeweiht. Das Jubiläum wurde am 9. September anlässlich<br />

der Flüsschilbi mit einem Gottesdienst und anschliessendem<br />

Apéro mit Weihbischof Martin Gächter und Pfarrer Heinz Hofstetter<br />

gefeiert.<br />

12. Dezember<br />

2018<br />

Pfarrer Alois Elmiger, sel.<br />

Am 12. Dezember 2018 verstarb Pfarrer Alois Elmiger im<br />

Alter von 84 Jahren. In den Jahren 1971 bis 1996 wirkte er als<br />

Pfarrer in der Pfarrei Nottwil.<br />

<strong>2020</strong><br />

108<br />

Rückblick Kirchenrat


«Eine Million Sterne» –<br />

leuchtendes Kerzenmeer<br />

15. Dezember<br />

2018<br />

«Eine Million Sterne»<br />

Der Pfarreirat und die Pfarrei Nottwil laden zur Spendenaktion<br />

«Eine Million Sterne» ein, um in der Weihnachtszeit<br />

gemeinsam ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Auf dem Kirchenplatz<br />

und der Kirchentreppe leuchtet ein Meer von Kerzenlichtern,<br />

die auf die Not von armutsbetroffenen Kindern und<br />

Familien in der Zentralschweiz aufmerksam machen.<br />

120 Jahre Kirchenchor Nottwil<br />

Zum Jubiläum 120 Jahre Kirchenchor Nottwil, wurde die<br />

Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart unter der<br />

Leitung von Ruth Hodel aufgeführt. Zusammen mit dem Kirchenchor<br />

Oberkirch, dem Kammerorchester Rothenburg, diversen<br />

Gesangssolisten sowie Gastsängern wurde die Krönungsmesse<br />

zu einem grossartigen Erlebnis.<br />

Januar 2019<br />

Januar 2019<br />

Rückblick Kirchenrat<br />

Neue Funkfrequenzen / Mikrofone / Lautsprecheranlage<br />

Ab Anfang 2019 müssen alle Veranstaltungsfunksysteme in<br />

den neuen frei verfügbaren Frequenzbereichen senden. Der<br />

Betrieb in den anderen Bereichen ist nicht mehr erlaubt, und es<br />

besteht auch die Gefahr von starken Störsignalen, was den<br />

Betrieb der Geräte verunmöglichen würde.<br />

In diesem Zusammenhang mussten auch die Mikrofone in<br />

der Kirche erneuert werden. Eine Verbesserung der Lautsprecheranlage<br />

wurde durch den Ersatz der Elektronikanlage erzielt.<br />

Stiftungsrat Kapellenstiftung Nottwil<br />

Kirchenratspräsident Franz Vogel wird als Vertreter der<br />

Kirchgemeinde Nottwil in den Stiftungsrat der Kapellenstiftung<br />

Nottwil gewählt. Franz Vogel übernimmt die Aufgabe für den<br />

verstorbenen Pfarrer Alois Elmiger.<br />

109 <strong>2020</strong>


Februar 2019<br />

März 2019<br />

15. Mai 2019<br />

19. – 23. Juni 2019<br />

Juni 2019<br />

1. September<br />

2019<br />

1. September<br />

2019<br />

Neue Website der Pfarrei<br />

Die Website der Pfarrei Nottwil, www.pfarrei-nottwil.ch, ist<br />

neu gestaltet und bietet Informationen der Pfarrei und der<br />

Kirchgemeinde.<br />

Mehr Platz für die JuBlaNo<br />

Das Vikariatshaus wurde dem Wärmeverbund Nottwil<br />

angeschlossen. Der frei gewordene Öltankraum wurde von den<br />

Jublanern zu einem Materialraum umgestaltet. Somit konnten<br />

die Jugendlichen Raum für ihre Aktivitäten mit den Kindern<br />

gewinnen.<br />

Jubiläum Theres Büchler<br />

Am 15. Mai 2019 feiert Theres Büchler ihr 15-jähriges<br />

Dienstjubiläum als Leiterin des Pfarreisekretariats.<br />

Pfarreireise nach Rom<br />

Vom 19. – 23. Juni findet die Pfarreireise nach Rom statt. 57<br />

Erwachsene und 19 Jugendliche besuchten die ewige Stadt Rom<br />

mit vielen der einzigartigen Sehenswürdigkeiten unter der versierten<br />

Leitung von Christian Mittaz.<br />

Neuer Anschlagkasten<br />

Auf der linken Seite beim Eingang des Vikariatshauses<br />

befindet sich neu ein Anschlagkasten für Informationen von<br />

Vereinen und Gruppierungen. Der Aushang erfolgt über das<br />

Pfarreisekretariat.<br />

Verabschiedung Hans Schelbert<br />

Am 1. September 2019 wurde Hans Schelbert, Diakon und<br />

Gemeindeleiter der Pfarrei Nottwil seit dem 15. August 2014, in<br />

einer feierlichen Eucharistiefeier würdig verabschiedet. Während<br />

den letzten fünf Jahren hat er sich mit viel Engagement und Tatkraft<br />

für die katholische Kirchgemeinde Nottwil eingesetzt.<br />

Hans Schelbert, der seit 2007 auch Gemeindeleiter von<br />

Oberkirch war, tritt nun seine Pension an.<br />

Neuer Pfarreiseelsorger<br />

Thomas Glur trat am 1. September 2019 die Stelle als<br />

Pfarrei seelsorger von Nottwil an. Am 22. September 2019 fand<br />

seine Einsetzung in der Pfarrkirche statt. Mit einer feierlichen<br />

Eucharistiefeier wurde Thomas Glur durch Vierherr Dr. Walter<br />

Bühlmann, Pastoralraumleiter Claudio Tomassini (beide aus<br />

Sursee) und der Pfarrei begrüsst.<br />

<strong>2020</strong><br />

110<br />

Rückblick Kirchenrat


Nottwil in Zahlen<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

250<br />

300<br />

350<br />

Gesamtbevölkerung<br />

182<br />

2 068<br />

Legende 1990 2009<br />

34<br />

11<br />

149<br />

55<br />

3 342<br />

313 300<br />

12<br />

41<br />

3 383<br />

Schweizer<br />

3 864<br />

21<br />

46<br />

3 400<br />

Schweizer<br />

3 873<br />

23<br />

49<br />

3 466<br />

Schweizer<br />

3 983<br />

24<br />

346<br />

481<br />

Ausländer<br />

238 248 473<br />

Ausländer<br />

262<br />

376<br />

517<br />

Ausländer<br />

291<br />

2017<br />

2018<br />

2019<br />

Bevölkerungsveränderung 2017 2018 2019<br />

Geburtenüberschuss 20 23 25<br />

Wanderungsgewinn 108 - 14 85<br />

Bevölkerungswachstum 2009 – 2019 (10 Jahres-Zyklus) + 19,2 %<br />

Bevölkerungsdichte (Einwohner / km 2 ) 260 268<br />

Stimmberechtigte (Personen) 2 646 2 703<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

111 <strong>2020</strong>


Konfessionszugehörigkeit<br />

2018 2019<br />

2591<br />

421<br />

2592 431<br />

reformiert<br />

reformiert<br />

katholisch 10,87%<br />

10,82%<br />

katholisch<br />

66,9%<br />

65,08%<br />

960<br />

861<br />

konfessionslos<br />

konfessionslos<br />

und andere<br />

und andere<br />

22,23%<br />

24,1%<br />

Altersstruktur<br />

bis 9 Jahre<br />

10 bis 19<br />

20 bis 29<br />

30 bis 39<br />

40 bis 49<br />

50 bis 59<br />

60 bis 69<br />

70 bis 79<br />

80 bis 89<br />

90 und älter<br />

461<br />

521<br />

461<br />

457<br />

441<br />

473<br />

542<br />

583<br />

622<br />

635<br />

628<br />

620<br />

372<br />

360<br />

236<br />

233<br />

101<br />

96<br />

9<br />

5<br />

0<br />

100 200 300 400 500 600<br />

2018<br />

2019<br />

1<br />

inkl. Untergymnasium<br />

sowie Sportschulen<br />

Kriens und Schüpfheim<br />

Zahlen Schülerinnen und Schüler<br />

Kindergarten<br />

Primarstufe<br />

Sekundarstufe<br />

I 1<br />

Total<br />

Schüler/innen<br />

70<br />

88<br />

266<br />

258<br />

134<br />

132<br />

470<br />

478<br />

0 100 200 300 400<br />

2018<br />

2019<br />

<strong>2020</strong> 112<br />

Nottwil in Zahlen


Steuern 2018 2018<br />

Steuerpflichtige (natürliche Personen) 2238 2301<br />

Steuerpflichtige (juristische Personen) 163 168<br />

Steuerfuss 2018 2019<br />

Gemeinde Nottwil 1.95 1.95<br />

Kanton Luzern 1.60 1.60<br />

Christ-katholische Kirche 0.31 0.31<br />

Evangelisch-reformierte Kirche 0.25 0.25<br />

Römisch-katholische Kirche 0.275 0.275<br />

Gemeindefinanzen in CHF 2018 2019<br />

Gemeindesteuern Einnahmen 11413457 11231861<br />

Gemeindesteuern Ausgaben 99697 48383<br />

Andere Steuern Einnahmen 470221 520081<br />

Andere Steuern Ausgaben 989 483<br />

Total aller Einnahmen 19060587 25101432<br />

Total aller Ausgaben 18799349 25061350<br />

Ertragsüberschuss 261238 40082<br />

Wohnungsbau 2018<br />

Wohnungsbestand 1647<br />

Wohnungsgrösse<br />

1 – 2 Zimmer 14,3 %<br />

3 – 4 Zimmer 48,8 %<br />

5+ Zimmer 36,9 %<br />

Einfamilienhäuser 24,5 %<br />

Gebäude mit Wohnnutzung 736<br />

Wohnungsbau<br />

1–2 ZWG<br />

14,3%<br />

3–4 ZWG<br />

48,8%<br />

5+ ZWG<br />

36,9%<br />

Wohnungsgrösse<br />

Grundbuchamt 2018 2019<br />

Handänderungssteuern<br />

Veranlagte Handänderungen 79 48<br />

Einnahmen Handänderungssteuer CHF 191772 175702<br />

Grundstückgewinnsteuer<br />

Einnahmen CHF 177754 304395<br />

EFH<br />

24,5%<br />

Gebäude<br />

mit Wohnnutzung<br />

öffentliche Dienste 2018 2019<br />

Wasser in Rechnung gestellt m 3 269732 242582<br />

Nottwil in Zahlen<br />

113 <strong>2020</strong>


Wahlen<br />

4. März 2018 Ersatzwahl von zwei Mitgliedern der Bildungskommission sowie des / der<br />

Präsidenten / Präsidentin für den Rest der Amtsdauer 2016 – <strong>2020</strong><br />

SB: 56.58 %<br />

Mitglieder:<br />

Kanditat / in: Fahrni Verena<br />

Federspiel Stefan<br />

Stimmen: 574 634<br />

Gewählt: ja<br />

ja<br />

Kanditat / in: Schaller Sabrina<br />

Vereinzelte<br />

Stimmen: 371 32<br />

Gewählt: nein<br />

nein<br />

Präsident:<br />

Kanditat / in: Federspiel Stefan<br />

Vereinzelte<br />

Stimmen: 674 106<br />

Gewählt: ja<br />

nein<br />

Legende:<br />

SB = Stimmbeteiligung<br />

Ja<br />

Nein<br />

<strong>2020</strong> 114<br />

Nottwil in Zahlen


Abstimmungen kommunal<br />

10. Juni 2018 Vorlage Gemeinde SB: 36.87 % angenommen 79.11 %<br />

Baukredit für Umbau und Restaurierung Schulhaus 1914<br />

761 201<br />

Abstimmungen kantonal<br />

4. März 2018 Volksinitiative Kanton SB: 52.62 % abgelehnt 71.37 %<br />

«Zahlbares Wohnen für alle»<br />

394 982<br />

10. Juni 2018 Vorlage Kanton SB: 36.57 % angenommen 51.46 %<br />

Kantonales Energiegesetz<br />

493 465<br />

Volksinitiative Kanton SB: 36.57 % abgelehnt 76.49 %<br />

«Für eine sichere Gesundheitsversorgung im Kanton Luzern»<br />

221 719<br />

23. September 2018 Volksinitiative Kanton SB: 38.76 % abgelehnt 75.25 %<br />

«Für eine hohe Bildungsqualität im Kanton Luzern»<br />

249 757<br />

Volksinitiative Kanton SB: 38.65 % abgelehnt 78.45 %<br />

«Vorwärts mit dem öffentlichen Verkehr»<br />

217 790<br />

19. Mai 2019 Vorlage Kanton SB: 41.64 % angenommen 61.37 %<br />

Gesetz über die Aufgaben- und Finanzreform 18<br />

(Mantelerlass AFR 18)<br />

664 418<br />

Legende:<br />

SB = Stimmbeteiligung<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nottwil in Zahlen<br />

115 <strong>2020</strong>


Abstimmungen national<br />

4. März 2018 Bundesbeschluss Bund SB: 54.73 % angenommen 84.93 %<br />

Bundesbeschluss vom 16. Juni 2017 über die neue<br />

Finanzordnung 2021<br />

1206 214<br />

Volksinitiative Bund SB: 56.28 % abgelehnt 73.00 %<br />

Volksinitiative vom 11. Dezember 2015 «Ja zur Abschaffung der Radiound<br />

Fernsehgebühren (Abschaffung der Billag-Gebühren)»<br />

399 1079<br />

10. Juni 2018 Volksinitiative Bund SB: 36.19 % abgelehnt 80.61 %<br />

Volksinitiative vom 1. Dezember 2015 «Für krisensicheres Geld:<br />

Geldschöpfung allein durch die Nationalbank! (Vollgeld-Initiative)»<br />

183 761<br />

Bundesbeschluss Bund SB: 36.19 % angenommen 70.00 %<br />

Bundesgesetz vom 29. September 2017 über Geldspiele<br />

(Geldspielgesetz, BGS)<br />

658 282<br />

23. September 2018 Bundesbeschluss Bund SB: 39.10 % angenommen 69.61 %<br />

Bundesbeschluss vom 13. März 2018 über die Velowege sowie die Fussund<br />

Wanderwege (direkter Gegenentwurf zur Volksinitiative<br />

«Zur Förderung der Velo-, Fuss- und Wanderwege [Velo-Initiative]»)<br />

710 310<br />

Volksinitiative Bund SB: 38.99 % abgelehnt 73.53 %<br />

Volksinitiative vom 26. November 2015 «Für gesunde sowie umweltfreundlich<br />

und fair hergestellte Lebensmittel (Fair-Food-Initiative)»<br />

270 750<br />

Volksinitiative Bund SB: 38.99 % abgelehnt 80.81 %<br />

Volksinitiative vom 30. März 2016 «Für Ernährungssouveränität.<br />

Die Landwirtschaft betrifft uns alle»<br />

195 821<br />

Legende:<br />

SB = Stimmbeteiligung<br />

Ja<br />

Nein<br />

<strong>2020</strong> 116<br />

Nottwil in Zahlen


25. November 2018 Volksinitiative Bund SB: 52.40 % abgelehnt 75.87 %<br />

Volksinitiative vom 23. März 2016 «Für die Würde der landwirtschaftlichen<br />

Nutztiere (Hornkuh-Initiative)»<br />

325 1022<br />

Volksinitiative Bund SB: 52.59 % abgelehnt 64.89 %<br />

Volksinitiative vom 12. August 2016 «Schweizer Recht statt fremde<br />

Richter (Selbstbestimmungsinitiative)»<br />

482 891<br />

Bundesbeschluss Bund SB: 52.40 % angenommen 79.35 %<br />

Änderung vom 16. März 2018 des Bundesgesetzes über den Allgemeinen<br />

Teil des Sozialversicherungsrechts (ATSG) (Gesetzliche Grundlage für die<br />

Überwachung von Versicherten)<br />

1080 281<br />

10. Februar 2019 Volksinitiative Bund SB: 36.67 % abgelehnt 71.95 %<br />

Volksinitiative vom 21. Oktober 2016 «Zersiedelung stoppen – für eine<br />

nachhaltige Siedlungsentwicklung (Zersiedelungsinitiative)»<br />

271 695<br />

19. Mai 2019 Bundesbeschluss Bund SB: 43.82 % angenommen 69.97 %<br />

Bundesgesetz vom 28. September 2018 über die Steuerreform und die<br />

AHV-Finanzierung (STAF)<br />

797 342<br />

Bundesbeschluss Bund SB: 44.46 % angenommen 62.23 %<br />

Bundesbeschluss vom 28. September 2018 über die Genehmigung und die<br />

Umsetzung des Notenaustauschs zwischen der Schweiz und der EU<br />

betreffend die Übernahme der Richtlinie (EU) 2017 / 853 zur Änderung<br />

der EU-Waffenrichtlinie (Weiterentwicklung des Schengen-Besitzstands)<br />

725 440<br />

Legende:<br />

SB = Stimmbeteiligung<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nottwil in Zahlen<br />

117 <strong>2020</strong>


Autorenangaben und<br />

Bildnachweis<br />

Autoren / Autorinnen<br />

Gerold Kunz, Architekt ETH SIA, Luzernerstrasse 71a, 6030 Ebikon<br />

Christian Lanzendörfer, Seeparkstrasse 9, 6207 Nottwil<br />

Monika Nöbauer, Eldorado 2, 6207 Nottwil<br />

Erwin Peter, Schule Nottwil, Oberdorfstrasse 9, 6207 Nottwil<br />

Walter Steffen, Kleinfeld 14, 6207 Nottwil<br />

Claudia Steiner, Pfarrei Nottwil, Oberdorfstrasse 5, 6207 Nottwil<br />

Stephan Troxler, Studenweg 4, 6207 Nottwil<br />

Jacqueline Willimann, Burgacher 4, 6207 Nottwil<br />

Bildnachweis<br />

Tobias Affeltranger: S 80, Bild 1<br />

Aquaregio AG: S 9<br />

Manuel Arnold, Surseer Woche: Titelbild, S 38, 40 Bilder 1-4, 42<br />

Bernet Gartenbau AG / Pirmin Bernet: S 67 – 74, S 78<br />

Benno Blöchliger: S 104 Bild 1<br />

Judith Dobler: S 109<br />

ETH Bibliothek, Zürich: Fotograf Werner Friedli: S 75<br />

Carina Fahrner, Stadt Schwaigern: S 89, 91 – 94<br />

Foto Friebel, Sursee: S 26, 31 Bild 3, 33 Bild 1<br />

Gemeinde Nottwil, Archiv: S 75<br />

Jubla Schweiz (Jungwacht, Blauring): S 53<br />

KuEB (Kultur und Erwachsenenbildung): S 25, 33, Bild 2<br />

Gerold Kunz: S 34, 35, 36 Bilder 1 / 3<br />

Christian Lanzendörfer: S 16, 18, 19, 22, 36 Bilder 2 / 4, 45, 47 – 49,<br />

50 Bilder 2 / 3, 57, 59, 61 Bild 2, 63, 66, 80 Bild 2, 81<br />

Werner Mathis, Surseer Woche: S 95, 96, 98 Bild 1<br />

Monika Nöbauer: S 50 Bild 1<br />

Fam. Schnyder von Wartensee: S 61 Bild 1<br />

Philipp Schmidli: S 98 Bild 2<br />

Schweizer Paraplegiker-Stiftung, Abt. Medien: S 5<br />

Skyworks Luftfotografie Ruswil: S 55, 60, 76<br />

Daniela Stalder: S 85<br />

Cornelia Oppliger: S 104 Bild 3<br />

Gregor Stäuble: S 6, 11, 31 Bild 1, 90, 101<br />

Marcel Trunz: S 104 Bild 2<br />

Jacqueline Willimann: S 13, 31 Bild 2, 40 Bild 5, 41, 64, 82<br />

<strong>2020</strong><br />

118<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


ISBN 978-3-033-07762-1

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