Nottwiler Auslese 2020
Nottwiler Geschichten.
Nottwiler Geschichten.
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<strong>2020</strong>
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2020</strong>
Inhalt<br />
<strong>Nottwiler</strong> Geschichten lebendig erzählt<br />
Editorial .................................... 5<br />
Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />
<strong>Auslese</strong> – auslesen – aus(er)lesen<br />
Chronikteam ................................. 6<br />
Aquaregio<br />
Sicherer Trinkwasserhaushalt für die Zukunft ........ 7<br />
Jacqueline Willimann<br />
Dynamo Sempachersee vernetzt die Region<br />
Ein Volksfest für die Seegemeinden ................ 15<br />
Christian Lanzendörfer<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
Renovation eines Baudenkmals ................... 23<br />
Jacqueline Willimann, Gerold Kunz,<br />
Walter Steffen, Erwin Peter<br />
Titelbild: Das renovierte<br />
Schulhaus 1914 bei<br />
abendlicher Stimmung<br />
Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil<br />
Verantwortung für Feld, Wald und Wildbestand . ..... 43<br />
Christian Lanzendörfer und Monika Nöbauer<br />
Blick über den Tellerrand<br />
Ein bemerkenswertes Lernspiel von Lucia Weingartner . 51<br />
Monika Nöbauer und Christian Lanzendörfer<br />
Schloss Tannenfels<br />
und die Familie Schnyder von Wartensee<br />
Eine Zeitreise durch 600 Jahre Regionalgeschichte ... 54<br />
Christian Lanzendörfer und Stephan Troxler<br />
<strong>2020</strong><br />
2<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />
Eine Familie, zwei Unternehmen ................. 65<br />
Christian Lanzendörfer<br />
Friedhofsanierung 2018<br />
Bestattungswesen im Wandel der Zeit ............. 75<br />
Jacqueline Willimann<br />
Georges Stalder –<br />
das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />
Der Gemeindeschreiber geht in Pension . ............ 82<br />
Jacqueline Willimann<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
10 Jahr-Jubiläum . ............................. 88<br />
Jacqueline Willimann<br />
Pastoralraum Region Sursee<br />
Katholiken organisieren sich neu . ................. 95<br />
Claudia Steiner<br />
Jahrbuch<br />
Rückblick Gemeinderat ......................... 99<br />
Rückblick Bildungskommission ................... 102<br />
Rückblick Kirchenrat ........................... 107<br />
Nottwil in Zahlen ............................ 111<br />
Autorenangaben und Bildnachweis ................ 118<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
3 <strong>2020</strong>
Impressum <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2020</strong><br />
Herausgeberin Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />
Chronikteam Jacqueline Willimann (Leitung), Beatrice Huser Winkler,<br />
Christian Lanzendörfer, Monika Nöbauer, Stephan Troxler<br />
Grafik und Layout sgrafik.ch, Stäuble GmbH, Nottwil<br />
Druck Abächerli Media AG, Sarnen<br />
Auflage 2 000 Exemplare<br />
ISBN 978-3-033-07762-1<br />
© <strong>2020</strong> Gemeinde Nottwil, <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>: Bei Verwendung von Texten,<br />
auch auszugsweise, ist die Quelle anzugeben.
<strong>Nottwiler</strong> Geschichte<br />
lebendig erzählt<br />
Editorial<br />
Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong><br />
Gewonnene Zeit, gelebte Zeit, gefüllte Zeit, verlorene Zeit,<br />
investierte Zeit, vergangene Zeit – bereits sind wieder zwei<br />
Jahre vorbei seit der letzten Ausgabe der «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
2018», und heute erhalten Sie das dritte Exemplar zugestellt.<br />
Zeitzeugen erzählen, Ereignisse werden festgehalten, fast Vergessenes<br />
in Erinnerung gerufen – Themen von der Vergangenheit<br />
bis heute werden verständlich, spannend und gut illustriert<br />
präsentiert. Auch für unsere Nachwelt wird die Chronik mal von<br />
unschätzbarem Wert sein, denn lesen Sie mal nach, wie die<br />
Schule in Nottwil entstanden ist oder was die Schlossmauern<br />
des Tannenfels alles zu erzählen haben.<br />
Kurz nachdem die aktuelle «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» abgeschlossen<br />
ist, beginnt das Chronikteam schon wieder mit der Recherche<br />
für die nächste Nummer. Das ehrenamtlich arbeitende<br />
Chronik team setzt sich aus der neuen Leiterin Jacqueline Willimann,<br />
Christian Lanzendörfer, Stephan Troxler sowie den<br />
beiden neuen Teammitgliedern Beatrice Huser Winkler und<br />
Monika Nöbauer zusammen. Ihnen gebührt ein herzliches<br />
Danke schön für das immense und kreative Schaffen.<br />
Dem Gemeinderat ist es wichtig, dass die «<strong>Nottwiler</strong><br />
<strong>Auslese</strong>» allen Haushalten von Nottwil kostenlos zugestellt wird.<br />
So soll Nummer um Nummer ein mehrbändiges Geschichtsbuch<br />
entstehen.<br />
Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong>, mit Ihrer Aufmerksamkeit<br />
an den Geschichten unterstützen Sie den Gemeinderat in<br />
der Absicht, Sie noch viele Jahre mit dieser Schrift zu erfreuen.<br />
Das Chronikteam und der Gemeinderat danken Ihnen für allfällige<br />
Rückmeldungen und Anregungen.<br />
Viel Spass beim Lesen wünscht Ihnen<br />
Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />
Gemeinderat Nottwil<br />
Im März <strong>2020</strong><br />
Walter Steffen<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
5 <strong>2020</strong>
<strong>Auslese</strong> – auslesen –<br />
aus(er)lesen<br />
Chronikteam<br />
Das Chronikteam:<br />
Beatrice Huser Winkler,<br />
Stephan Troxler,<br />
Jacqueline Willimann,<br />
Monika Nöbauer,<br />
Christian Lanzendörfer<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Wie auch immer diese Wortspielerei interpretiert wird, Sie<br />
haben die auserlesene Chronikschrift «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2020</strong>»<br />
in der Hand. Berichte, Geschichten, Porträts und Informationen<br />
in diesem Büchlein widerspiegeln teils die letzten zwei Jahre,<br />
teils ganze Generationen oder Epochen aus mehreren Jahrhunderten.<br />
Sie werden staunen, was Nottwil Historisches und zum<br />
Festhalten Würdiges zu bieten hat.<br />
Wir als Chronikteam haben den bescheidenen Wunsch, dass<br />
Sie im vorliegenden Schriftwerk stöbern, sich aufhalten lassen,<br />
Interesse finden an den Geschichten der Gemeinde Nottwil und<br />
Sie mit den gewonnenen Eindrücken das Besondere erkennen.<br />
Vielen Dank allen Personen, die zu dieser Chronik beigetragen<br />
haben. Das Zusammenspiel von Wissen erforschen,<br />
Wissen aneignen und Wissen weitergeben bereichert.<br />
Danke für Ihr Interesse!<br />
<strong>2020</strong><br />
6<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
Aquaregio<br />
Sicherer Trinkwasserhaushalt für die Zukunft<br />
Die Region Sempachersee könnte sich im heutigen Zeitalter<br />
punkto Wasserversorgung zurücklehnen und sich voll auf<br />
die Reserven des Sempachersees verlassen. Damit wären die<br />
nächsten 128 Jahre rein theoretisch gesichert. Von wegen!<br />
Der See mit dem mittleren Pegel von 504 m über Meer, einer<br />
Maximaltiefe von 87 m und einer Fläche von 14.5 km 2<br />
übernimmt aber in erster Linie und glücklicherweise die Funktion<br />
der Lebensgrundlage reichhaltiger Ökosysteme, ist die<br />
Idylle der Region und dient nur teilweise der Wasserversorgung.<br />
Geografische und hydrologische Gegebenheiten<br />
Grundsätzlich steht im Kanton Luzern genügend Wasser zur<br />
Verfügung. Die Verteilung in den einzelnen Regionen verhält<br />
sich aber nicht linear. Währenddem sich das Einzugsgebiet des<br />
Vierwaldstättersees über 2 124 km 2 erstreckt, trifft es für die<br />
Region Sempachersee lediglich 62 km 2 . Und weil der Sempachersee<br />
70 Meter über dem Pegel des Vierwaldstättersees liegt,<br />
fliesst das Wasser der Zentralschweizer Alpen und Voralpen in<br />
Emmen an unserer Region vorbei. Die Nutzung der natürlichen<br />
Wasservorkommen aus dem See, den Quellen und dem Grundwasser<br />
reicht gemäss Messungen und Berechnungen an Spitzentagen<br />
in den meisten Gemeinden unserer Gegend nicht mehr<br />
aus. 75 % des eigenen Maximalbedarfs können jedoch durch<br />
eine bessere interne Vernetzung gewährleistet werden.<br />
Gesetzliche Grundlagen<br />
Nach dem kantonalen Wassernutzungs- und Wasserversorgungsgesetz<br />
(WNVG) obliegt die Wasserversorgung den Einwohnergemeinden,<br />
wobei die Gemeinden ihre Planungen auf-<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
7 <strong>2020</strong>
einander abzustimmen haben (§ 36 WNVG). Gemäss dem<br />
Planungs- und Baugesetz (§ 3 Abs. 3PBG) gehören die Gemeinden<br />
im Kanton Luzern für die Koordination der raumwirksamen<br />
Tätigkeiten einem regionalen Entwicklungsträger (RET)<br />
oder einer entsprechenden regionalen Organisation an, die als<br />
Kompetenzzentrum kommunale Aufgaben übernimmt.<br />
1) RET = Regionaler<br />
Entwicklungsträger<br />
Übersichtsplan<br />
Aquaregio-Gebiet<br />
Versorgungsgebiet<br />
Aquaregio AG<br />
Sursee<br />
Oberkirch<br />
Reservoir<br />
Wasserwerk<br />
Primärleitung<br />
neue Leitung<br />
Ausbau<br />
Schenkon<br />
Nottwil<br />
Gründung der aquaregio ag<br />
Der RET 1) Sursee-Mittelland hat zusammen mit seinen 17<br />
Verbandsgemeinden eine Analyse zur Trinkwassersituation<br />
gemacht. Die Ergebnisse zeigen an Spitzentagen eine Fehlmenge<br />
von 6 600 m 3 oder einen Viertel<br />
des Wasserbedarfs pro Tag. Das nachfolgend<br />
erarbeitete Wasserversorgungskonzept<br />
hatte folgende Ziele:<br />
- Bessere Vernetzung untereinander<br />
- Deckung des Wasserdefizits von ausserhalb der Region<br />
- Künftiger Bau, Betrieb und Unterhalt des Primärnetzes aller<br />
beteiligten Gemeinden durch eine gemeinsame, übergeordnete<br />
Organisation<br />
Im Zuge weiterer Bedarfsanalysen zeigten sich schliesslich<br />
alle Wasserversorgungen der Städte Sursee und Sempach sowie<br />
die Gemeinden Beromünster, Eich, Hildisrieden, Nottwil, Oberkirch<br />
und Schenkon gewillt, miteinander unter dem Titel «aquaregio»<br />
ein kompaktes und geschlossenes Versorgungsgebiet zu<br />
bilden. Nachdem alle interessierten Gemeinden für den Entscheid<br />
zur Gründung der «aquaregio ag Wasser Sursee-Mittelland» von<br />
der Bevölkerung den Zuspruch erhalten<br />
hatten, unterzeichneten sie an der Gründungsversammlung<br />
vom 20. Dezember<br />
Blosenberg 2018 im Beisein von Regierungspräsident<br />
Robert Küng die Urkunde und wählten<br />
einen siebenköpfigen Ausschuss.<br />
Die aquaregio ag Wasser Sursee-Mittelland<br />
übernahm per 1. Januar 2019 die<br />
Hildisrieden<br />
Primäranlagen von elf Wasserversorgungen,<br />
denen 40 000 Wasserbezüger und<br />
Sempach<br />
Seewasserwerk<br />
Abonnenten angehören. Sie wird die<br />
Sempach<br />
Anlagen künftig betreiben und unterhalten<br />
sowie den Ausbau von insgesamt 80<br />
Kilometern Leitungen planen und reali-<br />
Rippertschwand<br />
sieren.<br />
Beromünster<br />
Eich<br />
<strong>2020</strong><br />
8<br />
Aquaregio
Das Wasserschloss in Emmen – unsere Reserve<br />
In Emmen fliesst das Wasser der kleinen Emme (Einzugsgebiet<br />
Entlebuch) und der Reuss (Einzugsgebiet Rigi, Gotthard-<br />
Massiv, Titlis und Pilatus) zusammen. Alles Wasser aus diesen<br />
Gebieten muss auf natürlichem Weg zur Nordsee über Emmen<br />
fliessen. Es bildet sich dort das Wasserschloss der Zentralschweiz.<br />
An diesem idealen Punkt betreibt die Gemeinde<br />
Emmen zwei Grosspumpwerke und fördert Trinkwasser ins viereinhalb<br />
Kilometer südöstlich des Seewasserwerks Sempach<br />
gelegene Reservoir Rippertschwand. Geplant ist eine Transportleitung,<br />
die das Wasser an den Sempachersee führt und dann<br />
mit einer Seeleitung bis nach Sursee weiterleitet.<br />
Das Emmer Wasser wird bis zum<br />
Seewasserwerk Sempach geführt, von wo<br />
aus die Weiterleitung sowie Verteilung<br />
stattfinden wird. Von Sempach aus wird<br />
auch die neue Seeleitung nach Sursee<br />
erstellt.<br />
Das Grundwasser von Emmen muss<br />
nicht behandelt werden, es hat beste Qualität<br />
und lässt sich sehr gut mit den Partnerwasserversorgungen<br />
von aquaregio<br />
mischen. Mit dem am 13. September 2018<br />
in Sempach unterzeichneten Wasserlieferungsvertrag<br />
mit der Gemeinde Emmen<br />
sichert sich die aquaregio ag den Bezug<br />
Wasserreservoir<br />
Rippertschwand,<br />
Emmen<br />
Ausschuss aquaregio AG Wasser Sursee-<br />
Mittelland<br />
- Sacha Heller, Präsident, Oberkirch<br />
- Michael Widmer, Vizepräsident,<br />
Organisation, Sursee<br />
- Hanspeter Lang, Finanzen, Beromünster<br />
- Marcel Morf, Technik, Nottwil<br />
- Bruno Künzle, Projekte, Schenkon<br />
- Josef Hunkeler, Betrieb, Oberkirch<br />
- René Schmid, Recht, Sempach<br />
Geschäftsstelle: Stadtverwaltung, Sursee<br />
Aquaregio<br />
9 <strong>2020</strong>
Wassergebühren<br />
Gebührenhoheit bleibt bei der Gemeinde bzw. Wasserversorgung<br />
Verrechnungspreis = Total erfasste Kosten<br />
pro Wasserversorgung: Menge des verkauften Wassers<br />
Median (Durchschnitt)<br />
- Variante «ohne aquaregio ag»: CHF 2.00 bis 3.00 pro m 3<br />
- Variante «mit aquaregio ag»: CHF 1.80 bis 2.30 pro m 3<br />
Verrechnungsschlüssel<br />
- Fixe Kosten ca. 85 % nach Spitzenbedarf<br />
- Variable Kosten ca. 15 % nach Jahresbedarf<br />
Investitionen der aquaregio<br />
21.1 Mio. Franken in den nächsten zehn Jahren, davon<br />
5.37 Mio. Franken<br />
für die Seeleitung zwischen Sempach und den Grundwasserwerken<br />
im Zellmoos in Sursee und Schenkon<br />
3.3 Mio. Franken<br />
für die Verbindungsleitung zwischen dem Wasserreservoir Hauacher<br />
(Schenkon / Sursee) zum Reservoir auf dem rund 800 Meter<br />
hoch gelegenen Blosenberg<br />
6 Mio. Franken<br />
für die neue Leitung zwischen dem Reservoir der Wasserversorgung<br />
Emmen in Rippertschwand (Neuenkirch) und dem Sempacher<br />
Seewasserwerk<br />
3.1 Mio. Franken<br />
für die Erneuerung und Erweiterung des Reservoirs Blosenberg,<br />
das nach dem Ausbau das höchstgelegene Reservoir für das<br />
ganze Versorgungsgebiet von aquaregio sein wird.<br />
2.5 Mio. Franken<br />
für das Schliessen offener Lücken im Verbindungsnetz zwischen<br />
den Partnerwasserversorgungen und Einbau von Messschächten<br />
an den Übergabestellen<br />
<strong>2020</strong><br />
10<br />
Aquaregio
von jährlich 900 000 m 3 und einen Spitzenbezug von 5 000 m 3<br />
pro Tag. Auch bei störungsbedingten Ausfällen der Wasserwerke<br />
der Region ist die Versorgungssicherheit gewährleistet.<br />
Gemäss Planung könnte die Transportleitung in den nächsten<br />
zwei bis fünf Jahren in Betrieb genommen werden.<br />
Fragen an Marcel Morf,<br />
Gemeinderat Ressort Bau, Nottwil<br />
Wie haben Sie den Prozess<br />
der aquaregio erlebt?<br />
Dank der speditiven und professionell<br />
geführten Sitzungen sowie dem Beizug von<br />
erfahrenen Spezialisten konnte der sehr straffe<br />
Zeitplan eingehalten werden. Der Nutzen der<br />
in Aussicht gestellten Organisation konnte mit<br />
gut hinterlegtem Zahlen- und Grafikmaterial<br />
zweifellos aufgezeigt werden.<br />
Hat Nottwil eine Wasserknappheit?<br />
Das Wasserdargebot auf dem Gemeindegebiet von Nottwil<br />
deckt den Eigenbedarf nicht ab. Aus diesem Grund wurde<br />
bereits vor Jahren die Wasserversorgung mit dem Bau der Seeleitung<br />
zum Seewasserwerk in Sempach sichergestellt. So<br />
konnten die Bezüger auch in den Trockenperioden der vergangenen<br />
Jahre mit genügend Wasser bedient werden. Auch den<br />
Liegenschaften mit einer eigenen Wasserversorgung wurde in<br />
der niederschlagsarmen Zeit ausgeholfen. Der Beitritt zur neu<br />
gegründeten Organisation aquaregio garantiert langfristig<br />
genügend Wasservorräte.<br />
Wie beurteilen Sie die heutige Wasserqualität?<br />
Das Wasser wird regelmässig geprüft und muss den Anforderungen<br />
der Kantonalen Vorgaben entsprechen.<br />
Wird sich die Qualität des Wassers verändern,<br />
wenn es mit Wasser des Reservoirs Rippertschwand<br />
vermischt wird?<br />
Noch sind die Planungen im Gang, und es wäre verfrüht,<br />
bereits verbindliche Aussagen zu machen. Aus der heutigen<br />
Sicht kann davon ausgegangen werden, dass Nottwil im «Normalbetrieb»<br />
künftig nicht mit gemischtem Wasser versorgt<br />
wird.<br />
Marcel Morf<br />
Aquaregio<br />
11 <strong>2020</strong>
Unsere Region boomt, es gibt immer mehr Einwohnerinnen<br />
und Ein wohner. Auch die heissen Sommerzeiten<br />
steigern den Wasserverbrauch. Hat man bei den Berechnungen<br />
darauf Rücksicht genommen?<br />
Genau diese Überlegungen wurden während der Planungsphase<br />
aufgezeigt. Mit dem ausgebauten Verteilnetz unter den<br />
Wasserversorgungen sowie dem Dargebot von Rippertschwand<br />
sollte dies nach menschlichem Ermessen keine Probleme bieten.<br />
Daniel Keller, Brunnenmeister, Nottwil<br />
Für das Wasser, das Elixier des Lebens, legt der Brunnenmeister<br />
Daniel Keller die Hand ins Feuer. In seiner Funktion<br />
trägt er grosse Verantwortung für die Qualitätssicherung, für<br />
die Instandhaltung und Pflege der Reservoire und ist zusammen<br />
mit seinen Stellvertretern Christoph Stutz und Mike Winkelmann<br />
rund um die Uhr in Alarmbereitschaft. Das Wasser<br />
fliesst nicht ohne Sorgen an ihm vorbei, geht es einer Quelle<br />
nicht der Norm entsprechend gut, fühlt sich das für Daniel<br />
Keller an wie ein Stich ins Herz. Seine Visionen, eine in Zukunft<br />
unaufhaltsame Achtsamkeit und die Verwendung aller Wasserreserven<br />
auf der Gemeindeebene, lassen aufhorchen.<br />
Herr Keller, Sie haben als Brunnenmeister eine ausserordentlich<br />
verantwortungsvolle Aufgabe. Wie sieht Ihre<br />
Arbeit aus?<br />
Wir wollen unseren Bürgerinnen und Bürgern gutes Wasser<br />
zuliefern. Wir bringen die quartalsweise festgelegten Wasserproben<br />
an die UFAG, wo diese bakteriologisch und chemisch unter-<br />
Wasserverbrauch in Nottwil<br />
Jahr 2018 200 000 m 3<br />
Normaler Tagesverbrauch 700 bis 800 m 3<br />
Spitzenverbrauch 1 400 m 3<br />
Davon bis Ende Oktober 2019<br />
Seewasser aus der Wasserversorgung Sempach 58 %<br />
Quellwasser aus dem Grundwasserpumpwerk Zimmerrüti 28 %<br />
Quellwasser Bachtalen 10 %<br />
aus dem Grundwasserpumpwerk Maienbach (nur Ergänzung im Sommer) 4 %<br />
Ab November 2019<br />
100 % Seewasser<br />
<strong>2020</strong><br />
12<br />
Aquaregio
Daniel Keller,<br />
Brunnenmeister Nottwil<br />
sucht und wir über deren Qualität informiert werden. Wöchentlich<br />
erfasse ich im System statistisch die Verbrauchsmenge,<br />
monatlich wird jedes Werk vor Ort zur Qualitätssicherung geprüft<br />
und einmal pro Jahr werden die Reservoirs gereinigt.<br />
Eine wesentliche Aufgabe ist der Pikettdienst, den wir zu<br />
dritt teilen. Tag und Nacht sind wir einsatzbereit. Der Alarm<br />
wird ausgelöst, wenn eine Pumpe aussetzt, bei einem Brand<br />
oder wenn im Reservoir der Wasserstand durch einen Leitungsbruch<br />
zu tief fällt. Per Handy können Störungen teilweise<br />
behoben werden.<br />
Wie wird man Brunnenmeister?<br />
Die blockweise zu absolvierende Ausbildung an der Brunnenmeisterschule<br />
in Lostorf dauert ein Jahr und endet mit<br />
einer Abschlussprüfung. 2003 erhielt ich den Eidgenössischen<br />
Fachausweis.<br />
Wie gestaltet sich Ihre Arbeit mit der aquaregio?<br />
Die Arbeit und die Verantwortung bleiben für mich un -<br />
verändert.<br />
Aquaregio<br />
13 <strong>2020</strong>
Ist die kantonale Dienststelle «Umwelt und Energie» ihre<br />
Anlaufstelle bei Problemen?<br />
Mein Auftraggeber ist die Gemeinde Nottwil. Der Kanton<br />
überträgt die Organisation an die Gemeinden. Daher bin ich<br />
selten direkt mit der Dienststelle in Kontakt.<br />
Seit Ende Oktober 2019 werden die eigenen Quellen<br />
Bachtalen und Zimmerrüti nicht mehr in die Reservoire<br />
geleitet. Was war der Auslöser dazu?<br />
Aquaregio wollte Gewissheit über die Wasserqualität in den<br />
zugehörenden Gemeinden und liess das Wasser jeder Quelle bei<br />
der UFAG kontrollieren. Als Novum wurde das Wasser auch auf<br />
Abbau-Pestizidrückstände geprüft. Der auf Bundesebene festgelegte<br />
Wert von 0.1 Mikrogramm pro Liter wurde in Nottwil<br />
leicht überschritten. Diese Hiobsbotschaft führte leider zu einer<br />
Unterbrechung der Wasserzufuhr. Das Quellwasser, das auf<br />
seinem zum Teil weiten Weg vom Napfgebiet bis nach Nottwil<br />
auf ganzer Strecke Pestizidrückstände aufnehmen kann, versiegt<br />
seither in Grund und Boden. Hier braucht es allgemein ein<br />
Umdenken in der Landwirtschaft.<br />
Wo gibt es Lösungsansätze?<br />
Das kostbare Wasser aus diesen Quellen könnte als Brauchwasser<br />
für Spülung, Reinigung, Waschen, Giessen usw. problemlos<br />
eingesetzt werden. Unser Trinkwasser ist zurzeit 100 % Seewasser.<br />
Ein Zweileitungssystem könnte die Lösung sein – deren<br />
Realisierung ist aber noch in unfassbar weiter Ferne.<br />
<strong>2020</strong><br />
14<br />
Aquaregio
Dynamo Sempachersee<br />
vernetzt die Region<br />
Ein Volksfest für die Seegemeinden<br />
«Ein See, zwölf Standorte, unzählige Attraktionen», so wurde<br />
Dynamo Sempachersee, die grösste Gewerbeausstellung und das<br />
Volksfest der Region, in der Luzerner Zeitung apostrophiert.<br />
Ein gewaltiger organisatorischer Aufwand mobilisierte am<br />
Wochenende vom 5. bis 8. September 2019 die Bevölkerung<br />
rund um den Sempachersee.<br />
«Perlen» wurden die Standorte in den See gemeinden<br />
genannt, und sie waren das wirklich. In der Perle Nottwil haben<br />
die Bäuerinnen und Bauern der Region, das Schweizer Paraplegiker-Zentrum,<br />
der Gewerbeverein und die Caribbean Village<br />
auf sich aufmerksam gemacht.<br />
Wer sich am ersten Septemberwochenende 2019 um den<br />
Sempachersee bewegte und immer wieder auf phantasiereich<br />
gestaltete Paletten-Liegestühle und Paletten-Bauwerke stiess,<br />
der war an den Standorten von Dynamo Sempachersee angekommen.<br />
Über 10 000 kunstvoll verbaute Paletten waren das<br />
zentrale Erkennungsmerkmal des Anlasses. Vier Jahre dauerte<br />
es von der Idee bis zur Realisierung der Grossveranstaltung. Mit<br />
einem mutigen Konzept hat der 2017 gegründete Verein Dynamo<br />
Sempachersee, dem die Gewerbevereine um den See und Sempachersee<br />
Tourismus angehören, mit seinem OK und der Unterstützung<br />
einer professionellen Projektleitung die grösste Gewerbeausstellung<br />
der Region auf die Beine gestellt und die<br />
Gemeinden miteinander vernetzt. Und mit einem vielfältigen<br />
Rahmenprogramm wurde eine Volksfeststimmung geschaffen,<br />
bei der auch die Besucher zum aktiven Mitmachen eingeladen<br />
waren.<br />
Zwei Erlebnisschauen und zehn Perlen rund um den Sempachersee<br />
bildeten die Zentren der vielfältigen Aktivitäten. An<br />
sieben Standorten (in Sursee vier, je einem in Sempach, Neuenkirch<br />
und Nottwil) wurden Berufsinseln betrieben, wo Fachleute<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
15 <strong>2020</strong>
Dampfboot St. Urs<br />
und Lernende Einblicke in Pflegeberufe, Berufe des Bau- und<br />
Transportwesens und der Polizei, der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
sowie der Lebensmittelproduktion<br />
(Bäcker, Metzger, Käser) und der Gastronomie (Koch, Hotelfach)<br />
ermöglichten. Die Berufsinseln wurden an den beiden ersten<br />
Ausstellungstagen (Donnerstag und Freitag) von<br />
mehr als 1 500 Schülerinnen und Schülern besucht,<br />
die sich Gedanken zu ihrer nahen Berufswahl<br />
machen konnten.<br />
Alle Dynamo-Standorte konnten bequem mit<br />
dem ÖV sowie Shuttle-Bussen erreicht werden, die<br />
im Halbstundentakt im Uhr- und Gegenuhrzeigersinn<br />
um den Sempachersee verkehrten. Wer genügend<br />
Zeit hatte, konnte an den Standorten Sempach<br />
und Sursee mit nostalgischen Dampfbooten eine<br />
Fahrt auf dem Wasser geniessen. Acht solcher Boote<br />
wurden für die Dauer von Dynamo Sempachersee von anderen<br />
Schweizerseen importiert. Und auf dem Seeweg konnte man<br />
vier Flössen begegnen, die mit langen Paddeln und Muskelkraft<br />
ufernah in den Ortsbereichen der Seegemeinden bewegt wurden.<br />
Der Festivalpass zum fairen Preis von nur 28 Franken erlaubte<br />
Dynamo Sempachersee<br />
Standorte<br />
Perle Nottwil<br />
Erlebnisschau SURWA<br />
Erlebnisschau Sempach<br />
Perle Schenkon<br />
Perle Campus Sursee<br />
Perle ASTAG / Luzerner Polizei<br />
Perle Luzerner Kantonsspital Sursee<br />
Perle Eich<br />
Perle Jardin Suisse Zentralschweiz<br />
Perle Vogelwarte Sempach<br />
Perle Büron Open<br />
Perle Oberkirch<br />
Angebote / Themen (Auswahl)<br />
Siehe Bericht<br />
Gewerbeausstellung, Eventbühne<br />
Gewerbeausstellung, Street-Food-Festival,<br />
Eventbühne<br />
Unterhaltung, Weine vom Sempachersee,<br />
Schwingen, Ponys<br />
Wasser-Erlebnisparcours, längste Mauer der<br />
Schweiz<br />
Lastwagen-Simulator, Verkehrssicherheit<br />
Rettungskette, Diagnostik, OP, Pflegeheim<br />
Generationen, Festzelt, Labyrinth, Workshops<br />
Berufsbildungszentrum, Woodvetia-Figuren,<br />
Baumhaus, Picknick-Garten<br />
Erlebnisschau, Multimedia<br />
Analoges und digitales Porträt<br />
Quizpfad, Videobox, Kilbi<br />
<strong>2020</strong><br />
16<br />
Dynamo Sempachersee vernetzt die Region
den Zugang zu allen Ausstellungen und Attraktionen sowie die<br />
Nutzung des ÖV und der Shuttlebusse während der ganzen Veranstaltungsdauer.<br />
Perle Nottwil<br />
Richtig lanciert wurde die Perle Nottwil am frühen Donnerstagabend<br />
in der Sportarena des SPZ mit dem Abheben von zwei<br />
Heissluftballonen mit ausgewählten Gästen, die über den See in<br />
Richtung Sempach schwebten. Das schlechte Wetter liess den<br />
geplanten Start aller acht bereitstehenden Ballone an anderen<br />
Perlen leider nicht zu. Die täglich wiederkehrenden Angebote in<br />
der Perle Nottwil konzentrierten sich auf sechs Mini-Perlen.<br />
Auf dem weitläufigen Gelände des Schweizer Paraplegiker-<br />
Zentrums (SPZ) wurde zum Auftakt das Besucherzentrum Para-<br />
Forum eröffnet, welches ein besonders grosses Interesse auslöste.<br />
Die 400 m 2 grosse Ausstellung bietet über die Dauer von<br />
Dynamo Sempachersee hinaus einen tief beeindruckenden Einblick<br />
in die Welt von Querschnittgelähmten. Interaktiv und<br />
multimedial erfahren Besucherinnen und Besucher von den persönlichen<br />
Schicksalen von zwei Paraplegikern und zwei Tetraplegikern,<br />
die in einer fiktiven Wohngemeinschaft leben. Matteo<br />
(17), Sarah (32), Stefan (41) und Christine (68) erzählen aus<br />
ihrem Leben im Rollstuhl, von ihrem Unfall beziehungsweise<br />
ihrer Erkrankung, aber auch von Freundschaft und Liebe. Der<br />
Zweck des Besucherzentrums ParaForum ist, die Gesellschaft<br />
über das Thema Querschnittlähmung aufzuklären und zu sensibilisieren.<br />
Eine sportlich-spielerische Sensibilisierung<br />
wurde gleich beim Verlassen des<br />
Besucherzentrums möglich: Auf einem<br />
anspruchsvollen, verwinkelten Rollstuhlparcours<br />
Plus mit Aufstiegen und<br />
Abfahrten wurden mutige Erwachsene<br />
und Kinder herausgefordert, die, mit<br />
Helmen bewehrt, sitzend und rollend<br />
erfuhren, wie es sich anfühlt, Rollstuhl<br />
zu fahren. Der sportliche Parcours wurde<br />
vom TV Spono und dem Seilziehclub<br />
Nottwil realisiert.<br />
Und auf der Berufsinsel der Schweizer<br />
Paraplegiker-Gruppe (SPG) in der<br />
Aula des SPZ stellten sich zehn von über<br />
80 Berufen der SPG aus den Bereichen<br />
Die Macher der Perle Nottwil<br />
Manuela Brunner, OK-Präsidentin;<br />
Markus Koch, Finanzen; René Künzli<br />
SPZ, Sicherheitsverantwortlicher<br />
Gewerbetunnel: Toni Büchler, Sepp<br />
Sidler und Norbert Büchel<br />
Berufsinsel SPG und Gastro SPZ:<br />
Brigit Galliker SPZ und Vincent Studer SPZ<br />
Besucherzentrum ParaForum: Manuela<br />
Marra SPS<br />
Rollstuhlparcours Plus: Gregor Stäuble<br />
TV Spono mit Seilziehclub Nottwil<br />
Erlebnis Bauernhof: Simon Wandeler<br />
Caribbean Village: Andy Hänggi<br />
Dynamo Sempachersee vernetzt die Region<br />
17 <strong>2020</strong>
Urs Limacher ersteigerte<br />
das Schwingerhemd des<br />
‹ganz Bösen›<br />
Sven Schurtenberger<br />
Rettung, Pflege, Hotel und Technik vor. Nur als Beispiele unter<br />
vielen seien die Rettungsübungen der SIRMED auf dem offenen<br />
Platz erwähnt, welche die Dramatik im Unglücksfall erahnen,<br />
aber auch die notwendige Ruhe der Rettungskräfte erkennen<br />
liessen. Oder Demonstrationen von Pflegefachpersonen und<br />
Rehatherapeuten, die die Komplexität der Pflege und Behandlung<br />
Querschnittgelähmter vermittelten. Oder die Arbeit von<br />
Orthopädisten, die für jeden Patienten individuell optimale<br />
technische Lösungen suchen und Geräte wie Rollstühle und<br />
andere Hilfsmittel bauen oder anpassen.<br />
Eine weitere Berufsshow des lokalen Gewerbes wurde auf<br />
halbem Weg entlang der Bahnlinie zwischen SPZ und Bahnhof<br />
angesiedelt. Als gut sichtbaren, attraktiven Rahmen schufen die<br />
Gewerbler mit 1200 Paletten den vielleicht grössten Palettentunnel<br />
der Welt. Überprüft hat das allerdings niemand. Im<br />
Innern des Tunnels fanden angehende Lehrlinge während der<br />
Ausstellungsdauer die Möglichkeit, mit praktischen Arbeiten in<br />
handwerklichen Berufen zu schnuppern.<br />
Schliesslich wurde die über die Dorfgrenzen hinaus<br />
bekannte «Partymeile» des Caribbean Village beim Bahnhof als<br />
Mini-Perle ausgestaltet. Wer nach dem Rundgang durch die<br />
anderen Mini-Perlen eine unterhaltsame Abwechslung suchte,<br />
konnte hier einkehren und sich bei coolen Drinks und heissen<br />
Rhythmen von top Live-Bands hängen lassen. Auch Flösserinnen<br />
und Flösser werden hier wohl eingekehrt sein, nachdem sie<br />
den Seeweg mit ihren langen Paddeln von der Badi in harter,<br />
synchronisierter Teamarbeit bis zum Bahnhof bewältigt hatten.<br />
Ländlich und gemütlich ging es bei der Mini-Perle Gutsbetrieb<br />
Eyhof zu. Bäuerinnen und Bauern boten an Ständen<br />
ihre Produkte feil, während sich andere<br />
im Buurebeizli in der Scheune eine Bratwurst<br />
oder ein Kafi Luz genehmigten und<br />
sich angeregt unterhielten. An einem<br />
Aussenposten führten Fachleute des SPZ<br />
die pferdegestützte Hippotherapie für<br />
Patienten mit Erkrankungen des zentralen<br />
Nervensystems oder des Stütz- und<br />
Bewegungsapparates vor, für die speziell<br />
ausgebildete Pferde eingesetzt werden.<br />
Und wer aufmerksam neu angeschlagene<br />
Informationen las, bekam während<br />
der Veranstaltung zu wissen, dass am<br />
Sonntagnachmittag, kurz vor Ende von<br />
Dynamo Sempachersee, im Buurebeizli<br />
<strong>2020</strong><br />
18<br />
Dynamo Sempachersee vernetzt die Region
1<br />
1 Berufsinsel im SPZ,<br />
Pflegeberufe<br />
2 Rettungsübung der<br />
SIRMED<br />
3 ParaForum: Einblicke<br />
in das Leben von<br />
Querschnittgelähmten<br />
4 Rollstuhlparcours<br />
Plus vor dem Guido A.<br />
Zäch Institut (GZI)<br />
5 Palettentunnel des<br />
lokalen Gewerbes<br />
6 Märtstimmung auf<br />
dem Gutsbetrieb Eyhof<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Dynamo Sempachersee vernetzt die Region<br />
19 <strong>2020</strong>
noch ein ‹ganz Böser› seinen Auftritt hatte: Sven Schurtenberger,<br />
der am ESAF 2019 in Zug sehr erfolgreiche Sennenschwinger<br />
und Eidgenoss mit <strong>Nottwiler</strong> Wurzeln, wurde für einen<br />
guten Zweck zur Versteigerung seines Schwingerhemdes eingeladen.<br />
Gantrufer Nestor Wyss aus Rain hatte die fröhliche Szene<br />
in der randvollen Scheune mit Können, Witz und Charme souverän<br />
im Griff. Und nachdem Urs Limacher in einem spannenden<br />
Bietergefecht für einen zweiten Stumpen nochmals zehn<br />
Franken drauflegte, erhielt er den Zuschlag für insgesamt 90<br />
Franken.<br />
1) Die Expo.02 dauerte<br />
von Mai bis Oktober<br />
2002 und bestand aus<br />
fünf Ausstellungszentren<br />
an den Ufern des<br />
Neuenburger-, des Bieler-<br />
und des Murten sees.<br />
Nachlese<br />
In der Woche nach Dynamo Sempachersee liess das Organisationskomitee<br />
verlauten, dass die Erwartungen weitgehend<br />
erfüllt und, trotz des teilweise unfreundlichen Wetters, rund<br />
38 000 Besucher erfasst worden sind. Besucher von Dynamo<br />
Sempachersee mit 1980er und früheren Jahrgängen fühlten sich<br />
im Rückblick vielleicht auch ein Stück an die Schweizer Landesausstellung<br />
2002 (Expo.02) im Drei-Seen-Land erinnert. Es<br />
könnte sein, dass sich die Organisatoren auch ein bisschen von<br />
der Expo.02 1) haben inspirieren lassen, denn konzeptionell gab<br />
es durchaus Ähnlichkeiten. Wenn ja, und das wäre legitim,<br />
dann ist das den Verantwortlichen vortrefflich gelungen. –<br />
Trotzdem, ob es eine Wiederholung von Dynamo Sempachersee<br />
gibt, ist noch nicht entschieden, wie OK-Präsident Albert<br />
Vitali bekanntgab.<br />
Verein gegründet 2017,<br />
Sitz in Oberkirch<br />
Mitglieder: Gewerbevereine Oberer Sempachersee, Region<br />
Sursee, Büron OPEN, Neuenkirch, Nottwil, Oberkirch, Schenkon,<br />
ASTAG Zentralschweiz, CAMPUS SURSEE, Jardin Suisse Zentralschweiz,<br />
Luzerner Kantonsspital, Schweizer Paraplegiker<br />
Stiftung, Sempachersee Tourismus, SURWA, Schweizerische<br />
Vogelwarte Sempach, Verein Erlebnisschau Sempach<br />
Präsident: Albert Vitali, Nationalrat, Oberkirch<br />
Vertreterin Nottwil: Manuela Brunner<br />
<strong>2020</strong><br />
20<br />
Dynamo Sempachersee vernetzt die Region
Die OK-Präsidentin der Perle Nottwil blickt zurück<br />
Die seit 20 Jahren in Nottwil wohnhafte Manuela Brunner<br />
(54) war als OK-Präsidentin der Perle Nottwil Bindeglied zur<br />
Projektleitung von Dynamo Sempachersee und koordinierte<br />
die Belange der Teams der sechs Mini-Perlen. Sie ist verheiratet,<br />
Mutter von zwei erwachsenen Kindern, und sie hatte<br />
ihre beruflichen Erfahrungen als Werbeassistentin bereits im<br />
OK der Gewerbeausstellung 2017 eingebracht. Die <strong>Nottwiler</strong><br />
<strong>Auslese</strong> wollte von ihr wissen, wie sie Dynamo Sempachersee<br />
erlebt hat.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>: Frau Brunner, Sie sind<br />
Vorstandsmitglied des Vereins Dynamo<br />
Sempachersee und waren OK-Präsidentin der<br />
Perle Nottwil. Welches waren Ihre Beweggründe,<br />
im Vorstand Dynamo Sempachersee und im OK<br />
mitzumachen?<br />
Manuela Brunner: Das Projekt Dynamo Sempacher<br />
see hat mich von Anfang an begeistert. Die<br />
Idee, rund um den Sem pacher see eine Grossveranstaltung<br />
zu organisieren, an der Sursee, Sempach und<br />
alle Seegemeinden gemeinsam am gleichen Strang<br />
ziehen und gemeinsam etwas Grosses auf die Beine<br />
stellen, hat mich fasziniert.<br />
Wie gross war der Aufwand, den Sie persönlich und Ihr<br />
Team der Perle Nottwil betrieben haben?<br />
Sehr gross, die Stunden haben wir aber nicht gezählt. Mit<br />
Kreativität, grossem Einsatz und vielen Arbeitsstunden konnten<br />
sich die sechs Mini-Perlen von ihrer besten Seite zeigen. Dank<br />
der engagierten Macher (siehe separater Kasten) war die Perle<br />
Nottwil eine der grössten, vielseitigsten und spannendsten<br />
Perlen um den Sempachersee.<br />
Manuela Brunner<br />
Das Wetter hätte besser sein können. 40 000 Besucherinnen<br />
und Besucher wurden insgesamt erwartet, 38 000<br />
sind es geworden. Gibt es auch Zahlen für den Besuch<br />
der Perle Nottwil? Haben sich Ihre Erwartungen und die<br />
Erwartungen der Aussteller erfüllt?<br />
Ja, das Wetter spielte nicht wie gewünscht mit. Trotzdem<br />
hatte die Perle Nottwil an den Ausstellungstagen rund 3 600<br />
Besucher, davon 260 Schüler, die die Berufsinsel SPG besucht<br />
haben. Leider verteilten sich die Besuchenden nicht auf alle<br />
Aussteller gleichermassen. Wegen des schlechten Wetters und<br />
Dynamo Sempachersee vernetzt die Region<br />
21 <strong>2020</strong>
Mit Muskelkraft auf<br />
dem Sempachersee,<br />
Floss bei der Badi<br />
Nottwil<br />
den weit auseinander liegenden Mini-Perlen – 1,4 km vom<br />
Guts betrieb Eyhof bis zum Caribbean Village – fand der Austausch<br />
nur zögerlich statt. Die exponierteren Mini-Perlen hätten<br />
gerne mehr Leute empfangen.<br />
In den Medien war zu lesen, dass noch offen ist, ob<br />
Dynamo Sempachersee wiederholt wird. Welche Kriterien<br />
spielen bei diesem Entscheid eine Rolle, und wann erfährt<br />
die Bevölkerung davon?<br />
Dynamo Sempachersee fand das erste Mal statt, die Bevölkerung<br />
wusste noch nicht, was sie erwartet. Persönlich hörte<br />
ich von Besucherinnen und Besuchern nur Positives, darum<br />
zitiere ich Albert Vitali, den Vereinspräsidenten von Dynamo<br />
Sempachersee: «Die Chance ist da, Dynamo Sempachersee ein<br />
weiteres Mal durchzuführen.» Wie es weitergeht, wird sich in<br />
den nächsten Wochen zeigen; die Öffentlichkeit wird zu gegebener<br />
Zeit informiert. – Mich persönlich würde es freuen, wenn<br />
es, vielleicht in vier oder sechs Jahren, ein nächstes Dynamo<br />
Sempachersee gäbe.<br />
Was hat Ihnen im Rückblick besonders gut gefallen, was<br />
würden Sie allenfalls ändern?<br />
Die Perle Nottwil war ausserordentlich vielseitig, und es<br />
hatte für alle etwas dabei. Das machte die Perle Nottwil spannend<br />
und interessant. Bei einer nächsten Auflage würde ich auf<br />
kürzere Wege zwischen den Mini-Perlen<br />
achten. – Punkto Dynamo Sempachersee<br />
insgesamt hat mich vieles beeindruckt,<br />
zum Beispiel, dass der ÖV im Ticket inbegriffen<br />
war.<br />
Besonders toll habe ich den Shuttle-<br />
Bus empfunden, den es so noch nie<br />
gegeben hat und der im Gesamtkonzept<br />
um den See verbindend wirkte. Überzeugt<br />
haben mich weiter die Vielseitigkeit und<br />
der Ideenreichtum an jedem Ausstellungsort<br />
und schliesslich – ganz wichtig<br />
für die Region – die sieben Berufsinseln,<br />
die von regionalen Arbeitgebern für Jugendliche geschaffen<br />
wurden, die vor ihrer Berufswahl stehen. Die Berufsinseln<br />
kamen bei Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern sehr<br />
gut an.<br />
Eine Wiederholung dieses Formats in zwei oder drei Jahren<br />
würde ich persönlich sehr begrüssen.<br />
<strong>2020</strong><br />
22<br />
Dynamo Sempachersee vernetzt die Region
Das Schulhaus 1914<br />
erstrahlt in neuem Glanz<br />
Renovation eines Baudenkmals<br />
Tausende von Schülerinnen und Schülern stiessen während<br />
104 Jahren die Eingangstüre zum Schulhaus 1914 auf, um<br />
den Unterricht zu besuchen, bevor 2018 das stattliche, wohl<br />
in die Landschaft integrierte und mit der Kirche harmonisch<br />
gegliederte Gebäudedouble einer Totalrenovation unterzogen<br />
wurde. Das alte Schulhaus war aber nicht die erste Ausbildungsstätte<br />
in Nottwil. Bereits im 17. Jahrhundert lernten<br />
privilegierte Kinder schreiben und rechnen.<br />
Geschichte der Schule Nottwil – wie alles begann<br />
Dank eines gemeinschaftlichen Werkes aus dem Jahre 1970<br />
mit dem Titel «Heimatkunde der Gemeinde Nottwil» konnte die<br />
zusammengefasste Geschichte der Schule Nottwil eruiert<br />
werden. Der damalige Lehrer Leopold Stutz hat zusammen mit<br />
anderen Lehrpersonen auf Anregung des Kantonalen Lehrervereins<br />
dieses Büchlein geschrieben. Jede Gemeinde sollte über ein<br />
heimatkundliches Werk verfügen, damit sich insbesondere ortsfremde<br />
Lehrpersonen in die Geschichte der Gemeinde Nottwil<br />
einlesen und beim Erteilen des Faches «Heimatkunde» kompetent<br />
unterrichten konnten. Diese Aufzeichnungen dienen uns<br />
heute als Recherche in die Vergangenheit.<br />
Die Einführung der Schule ist ein grosses Verdienst der<br />
Kirche. Dass diese auch dem gewöhnlichen Volke Bildung vermitteln<br />
wollte, dokumentieren die Synodalstatuten der Diözese<br />
Konstanz vom Jahre 1567. Darin wurden die Pfarrer verpflichtet,<br />
Schulen zu errichten. Nottwil gehörte bis 1804 zur Pfarrei<br />
Sursee, weshalb in Nottwil sehr wenig für das Schulwesen<br />
getan wurde. Anhand von Aufzeichnungen dürften ab 1678<br />
Kapläne 1) in Nottwil tätig gewesen sein, die sich für das<br />
Schrei ben, Lesen und Rechnen eingesetzt haben, aber es gab<br />
noch keine offi zielle Schule.<br />
1) Kapläne sind<br />
Priester, die auch<br />
Vikare genannt wurden,<br />
sie waren dem Pfarrer<br />
unterstellt.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
23 <strong>2020</strong>
Über die Schulen von Nottwil ist folgende Notiz im Helvetischen<br />
Archiv Bd. 1454 f 7 und 8 aufgeführt:<br />
«Nottwil hat keine öffentlichen Schulen. Die Kinder verfügen<br />
sich in die benachbarten Örter. Es gab einige Privatschulen,<br />
in welchen bisweilen gegen 30 Kinder kamen».<br />
Über die Standorte dieser Privatschulen gibt es nur mündliche<br />
Überlieferungen. So wird das Haus Unter Huprächtigen<br />
von den einen, die alte Mühle von den anderen als erster Schulort<br />
genannt. Ebenfalls wurde auch in Ifflikon Unterricht erteilt.<br />
2) Pfarrpfrund ist<br />
ein Gebäude, das der<br />
Pfarrer bewirtschaften<br />
konnte.<br />
3) teilweise leicht<br />
gekürzt und / oder<br />
zusammengefasst<br />
4) Kurat =<br />
Hilfspriester oder Vikar,<br />
Kuratskaplanei = Haus<br />
des Vikars<br />
Erstes Schulhaus<br />
Am Standort des heutigen Vikariatshauses (Bau 1996)<br />
wurde 1678 eine Pfarrpfründe 2) erstellt. Dieses Gebäude, dem<br />
Pfarrhaus gegenüber gelegen, wurde 1702 in ein Sigristenhaus<br />
umgewandelt und diente dem Sigristen als Wohnhaus.<br />
In den Kirchenbüchern, erforscht von Anton Fischer, Lehrer<br />
in Nottwil, gibt es diverse Einträge zum Werdegang der Schule<br />
Nottwil. Eine chronologische Zusammenfassung von Auszügen<br />
daraus 3) belegt, dass eine Schule existierte und wie sich diese<br />
entwickelt hat:<br />
1686<br />
wird erwähnt, dass der Schulmeister einen Beitrag für seine<br />
Mühen am Kirchweihfest erhält.<br />
1694<br />
entstand eine Kuratskaplanei 4) . Es wurden ein Kaplan und ein<br />
Sigrist angestellt. Letzterer war jeweils auch Schulmeister.<br />
1700<br />
wurden dem Schulmeister aus der Jahrzeitstiftung des Augustin<br />
Muff 15 Schilling (rund 60 Rappen) zugesprochen mit der Bemerkung:<br />
«Dem Sigrist, der so mit selbst das Schulmeisteramt versieht<br />
und die 15 Sch. mit verdienen kann, so solle ihm von dem<br />
Brot, so usgeteilt wird, ein ehrlich Stück gegeben werden».<br />
1727<br />
Leontzi Wyss war in Nottwil Schulmeister und Sigrist. «Er sei<br />
ein ganz ehrlicher Mann, der sich auch des Gesanges, Schreibens<br />
und Lesens ganz wohl verstehe», sagte man über ihn.<br />
1800<br />
Es wird berichtet, dass ein deutscher Handwerksbursche in<br />
Nottwil unterrichtet habe. Ein Schulhaus, eine Organisation,<br />
eine staatliche Anstellung und eine Besoldung gab es nicht. Der<br />
Schulbesuch war freiwillig. Als Lohn erhielt der Lehrer von<br />
jedem Schüler ein Scheit Holz täglich und wöchentlich einen<br />
Batzen.<br />
<strong>2020</strong><br />
24<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
1801<br />
29. März: Im Schulbericht von Kaplan Moser zu Römerschwyl,<br />
Inspektor des Distriktes Sempach, ist zu lesen:<br />
«In Notwyl unterrichtet Josef Zimmermann, Sigrist, im Namen<br />
des Bruders Crescens. Das Unterrichtslokal befindet sich im Sigristen<br />
Pfrundhaus. Hier liesse sich ohne grosse Umbauten eine<br />
grosse Schulstube, oben im Hause einrichten. Anfang der Schule<br />
15. Oktober. Knaben 59, Mädchen 25. Der Lehrer wird als gut<br />
bezeichnet. Er erhält wiederholt Anerkennung durch den Inspektor.<br />
Angestellt vom Municipalrat (Gemeinderat)».<br />
1804<br />
Am 28. des Wintermonates erliess die Regierung des Standes<br />
Luzern ein Schreiben an den Gesamtgemeinderat und den<br />
Pfarrer von Nottwil mit folgendem Inhalt:<br />
«In der Gemeinde Nottwil waren bis heute keine Grenzen für den<br />
Schulkreis Nottwil bestimmt. Ohne solche ist auch keine Zuteilung<br />
der Schulkinder, keine Besoldung und kein Einrichten des<br />
Schulholzes möglich. Grundsätzlich sollten der Kirchgang und<br />
der Besuch der Schule in Nottwil die gleichen Marchen (Grenzen)<br />
aufweisen. Die umliegenden Pfarrämter seien der gleichen<br />
Meinung. In Nottwil gebe es eine grosse Anzahl schulbedürftiger<br />
Kinder. Es seien aber bis heute weder eine geeignete Schulstube<br />
noch Schulgerätschaften vorhanden. Bis zum Heiligen<br />
Martin (11. November) 1805 soll eine Schulstube gebaut und<br />
von den Angehörigen bezahlt werden.» 5)<br />
1806<br />
Nun laufen verschiedene Verhandlungen zwischen Pfarrgemeinde<br />
und politischer Gemeinde Nottwil und dem Staatsdepartement.<br />
Am 7. Hornung (Februar) erklärt man sich<br />
bereit, das Holz für den Bau aus der Kirchenwaldung zu<br />
fällen. (…)<br />
Der Schulplatz soll dort sein, wo die «Scheune» des Pfarrers<br />
steht. Vorgeschlagen wird auch ein Anbau an das bestehende<br />
Sigristenhaus. Wahrscheinlich war mit dem Ausdruck<br />
«neue Scheune des Pfarrers» das Pfrundhaus aus dem Jahre<br />
1678 gemeint.<br />
1807 – 1809<br />
Umbau des Sigristenhauses, im ersten Stockwerk entsteht das<br />
erste Schulzimmer.<br />
1830<br />
Nottwil erhält nebst der Winterschule (ca. vom 5. November bis<br />
1. April) die Bewilligung zur Eröffnung einer Sommerschule<br />
(1. Mai bis Ende September). Diese wird von weniger Kindern<br />
besucht.<br />
Rechts Pfarrpfrund oder<br />
Kuratskaplanei um<br />
1986. Im ersten Stock<br />
dieses Gebäudes wurde<br />
das erste Schulzimmer<br />
eingerichtet.<br />
Links Pfarrhaus<br />
5) Aus Akten des<br />
Staatsarchivs Luzern<br />
24 / 160C<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
25 <strong>2020</strong>
Schulhaus um 1920<br />
1843<br />
Da sich in Nottwil 98 Winter- und 91 Sommerschüler einfinden,<br />
wird das Gesuch zur Eröffnung einer zweiten Winterschule<br />
gestellt. Die Bewilligung trifft am 2. August ein.<br />
1846<br />
Die Höfe Kesselrüti, Kohlholz, Schwendi werden nach Nottwil<br />
für schulpflichtig erklärt. Es sei der gleiche Kirchgang und soll<br />
auch der gleiche Schulgang sein.<br />
1849<br />
Am 12. März wird die Errichtung einer zweiten Sommerschule<br />
bestätigt.<br />
1854<br />
Die Regierung erkundigt sich über den Stand einer Töchterarbeitsschule.<br />
Die Gemeinde Nottwil antwortet, dass die Errichtung<br />
einer solchen noch nicht stattfinden kann. Sobald eine<br />
geeignete Lehrerin gefunden sei, soll diese Schule eröffnet<br />
werden.<br />
1894<br />
Tannenfels, Hohliebe und Schafweid, welche nach Sigerswil<br />
schulpflichtig waren, werden nun Nottwil zugeteilt.<br />
1908<br />
Errichtung einer dritten Primarlehrstelle. Die Schulen werden<br />
als untere, mittlere und obere Schule bezeichnet.<br />
1913<br />
Bau des Schulhauses nach den Plänen der Architekten Heinrich<br />
Meili-Wapf und Fritz Amberg.<br />
1914<br />
Einweihung des neuen Schulhauses.<br />
1945<br />
Einführung der Hauswirtschaftsschule.<br />
Inoffiziell wurden schon um die Jahrhundertwende auf dem<br />
Hofe Bühl Haushaltungskurse für angehende Hausfrauen<br />
erteilt.<br />
1952<br />
Bewilligung zur Eröffnung einer gemeindeeigenen Sekundarschule,<br />
da der Besuch der Sekundarschule in Sursee, Sempach<br />
und Ruswil durch <strong>Nottwiler</strong> Schüler sehr zahlreich wurde.<br />
1957<br />
In einzelnen Abteilungen befinden sich 60 und mehr Kinder.<br />
Eine vierte Lehrstelle an der Primarschule wird bewilligt.<br />
1958<br />
Das 8. Schuljahr wird obligatorisch. Die Werkschule wird<br />
Sempach und die Oberschule Buttisholz zugeteilt. Somit ist nur<br />
noch die Primarschule in Nottwil.<br />
<strong>2020</strong><br />
26<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
Aus dem Jahresbuch<br />
der Schule 1914<br />
Sonntag,<br />
den 26. April<br />
Mit dem Frührot dieses<br />
Tages erwachte das Herz<br />
Nottwils zu hoher Festfreude.<br />
Das ganze Dörflein,<br />
das sich fast zärtlich<br />
an das herrliche<br />
Hügelgelände anschmiegt,<br />
ist beflaggt und geschmückt.<br />
Steht doch die Schulhausweihe<br />
bevor. Tagelang regten sich fleißige<br />
Hände, um dieses Meisterwerk der Architektur<br />
heraus zuschmücken. Aus tausend<br />
glück lichen Augen leuchtet uns heute das<br />
Wort entgegen: «Das ist der Tag, den der<br />
Herr gemacht hat, freuen wir uns an ihm».<br />
Auch die Natur freut sich mit uns. Sonnenglanz<br />
drinnen und draußen. Verheissungsvolles<br />
Blühen überall. Der Ehrenprediger<br />
H.H.L. Rogger, Seminardirektor, wusste<br />
die Begeisterung der <strong>Nottwiler</strong> noch zu<br />
heben durch die Flammenworte seines Vortrags.<br />
Er fasste die Bestimmung unseres<br />
Schulhauses in die drei Worte: lerne gehorchen,<br />
entsagen, beten. Nachdem so<br />
das Erdreich durch die überzeugungs und<br />
stilvollen Gedanken des Redners bereitet<br />
war, schritt man nachmittags halb 2 Uhr<br />
zur Einweihung des neuen Schulhauses.<br />
Die Schuljugend versammelte sich beim<br />
alten Schulhaus, um ihm auf immer Lebewohl<br />
zu sagen. Unter Glockenklang zog<br />
man zur Kirche, die ihren Vätern an diesem<br />
Freudentage die Brust schwellten. Osterglocken<br />
für die neue Schulepoche Nottwils.<br />
Nach einer kurzen Andacht gings zum<br />
neuen Schulhaus. Als die Pforten sich öffneten<br />
erhielten die Kinder in der geräumigen<br />
Turnhalle jedes Wurst und Weggli. Die<br />
Teilnehmer der Feier schritten zur Besichtigung<br />
des Schulhauses und mehr als ein<br />
Gratulierer fiel der Lehrerschaft zu beim<br />
Anblick der sonnigen Räume und geschmackvollen<br />
Einrichtung.<br />
Der Bau sucht wirklich seinesgleichen. Er<br />
rechtfertigt zugleich unser ästhetisches<br />
Empfinden und den praktischen Sinn ...<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
27 <strong>2020</strong>
Ein Schüler erinnert sich<br />
Anton Huber, Jg. 1932, von Huprächtigen,<br />
besuchte in den 1930 / 40er Jahren die<br />
Schule im Schulhaus 1914. Natürlich war<br />
auch er an manchen Streichen beteiligt,<br />
auch er hat Lehrer geärgert. Aber auch Ungerechtes,<br />
Unverständliches von Seiten der<br />
Erzieher beschäftigten ihn und seine<br />
Gspänli während ihrer ABC-Karriere. Heute,<br />
beispielsweise, ist es undenkbar, dass nur<br />
Lehrpersonen ein Schulhaus durch den<br />
Haupteingang betreten dürfen, Schülerinnen<br />
und Schüler aber den Hintereingang<br />
benützen müssen. «So war das aber<br />
damals», berichtet Anton Huber, «und wer<br />
diese Regel missachtete, der wurde bestraft.»<br />
Unvergessen ist ihm auch die Schulsuppe<br />
geblieben, die die Abwartsfrau kochte:<br />
«Sie trug immer lange Kleider und ihre<br />
Hände waren kohlrabenschwarz», erinnert<br />
er sich. «Für uns Kinder waren die Suppen<br />
fast ungeniessbar, weshalb wir sie<br />
‹Fröschen laichsuppe› nannten. Und<br />
jeweils am Mittwoch gab es Milch und<br />
Brot zum Mittagessen. Eine Lehrperson<br />
hatte Aufsicht und begleitete uns nach<br />
dem Essen in einer Zweierreihe aufgestellt<br />
zur Kirche, wo ‹s’Füfi› (fünf Vaterunser)<br />
gebetet wurde.»<br />
Ein spezieller Ort im 1. Zwischenboden des<br />
Schulhauses war auch der Karzer (Arrestzelle<br />
in Schulen), wo Schülerinnen und<br />
Schüler Strafen absitzen mussten. «Eine<br />
Mitschülerin unserer 1. Klasse, ein zähes,<br />
widerspenstiges Mädchen, war bei ihrer<br />
Lehrerin unbeliebt und wurde einmal mit<br />
dem Karzer bestraft. Ich habe noch heute<br />
vor Augen, wie sich dieses kleine Mädchen<br />
nach dem Arrest an der Seele verletzt und<br />
mit verweinten Augen auf den Heimweg<br />
macht.»<br />
Aber auch eine dauerhafte Beziehung verbindet<br />
ihn mit seiner Schulzeit: «In der<br />
Turnhalle waren während des Zweiten<br />
Weltkrieges für längere Zeit Franzosen<br />
untergebracht. Sie durften Arbeitseinsätze<br />
leisten, und zwei von diesen Franzosen<br />
wurden von meinen Eltern in der Landwirtschaft<br />
beschäftigt. Die Kontakte mit den<br />
Familien dieser Beiden sind bis heute nicht<br />
abgebrochen», freut sich Anton Huber.<br />
1962<br />
Die Schüler von Nottwil, die die 3. Sekundarschule in Sursee<br />
besuchten, werden neu zugeteilt. Die östliche Gemeinde und die<br />
Liegenschaften der Grundacherstrasse gehören dem 3. Sekundar<br />
kreis Sempach an, die anderen dem Kreis Ruswil.<br />
1964<br />
Die 1. / 5. / 6. Klasse wird einklassig geführt die 2. / 3. / 4. Klasse<br />
aufgeteilt auf zwei Lehrpersonen.<br />
Es wird eine Schulhausbaukommission gewählt mit Präsident<br />
Jost Hürlimann.<br />
1968<br />
Urnenabstimmung über den Bau des neuen Schulhauses.<br />
Stimmbeteiligung 73 %, 155 Ja-, 90 Nein-Stimmen. Die Schüler-<br />
<strong>2020</strong><br />
28<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
Eine Schülerin erinnert sich<br />
Madeleine Kost Bühlmann, Jg. 1946,<br />
Nottwil<br />
«Beim Schulhaus 1914 gab es früher nach<br />
Geschlechtern getrennte Pausenplätze. Der<br />
Platz Richtung Kirche, er war flächenmässig<br />
der grössere, war für die Knaben<br />
bestimmt und war sogar mit einer Reckstange<br />
ausgerüstet. Die Mädchen begnügten<br />
sich auf der Gegenseite mit dem kleineren,<br />
an den Schulgarten angrenzenden<br />
Pausenplatz. Nach der Pause mussten alle<br />
Schülerinnen und Schüler vor dem Eingang<br />
klassenweise in einer Zweierkolonne<br />
bereitstehen. Die Hauswartin war für den<br />
geregelten Ablauf verantwortlich. Sie<br />
prüfte beim Betreten mit strengem Blick<br />
die Schuhe, weil wir damals während dem<br />
Unterricht noch keine Finken getragen<br />
haben.»<br />
zahl ist angewachsen, und die Klassenbestände liegen weit über<br />
der gesetzlichen Höchstgrenze. 1968 gab es 240 Schüler, Anzahl<br />
zunehmend.<br />
1969<br />
Neues Schulhaus wird in Betrieb genommen.<br />
1970<br />
Bewilligung zusätzlicher Lehrstellen für die Primar- und die<br />
Sekundarschule.<br />
Hier enden die Ausführungen in dem Büchlein «Heimatkunde<br />
der Gemeinde Nottwil».<br />
Weitere Informationen zur <strong>Nottwiler</strong> Schulgeschichte wurden<br />
durch das Chronikteam im Gemeindearchiv recherchiert:<br />
1970<br />
Zum ersten Mal wird der Wunsch nach Einführung der Oberschule<br />
in Nottwil laut. Die Schülerzahl war zu diesem Zeitpunkt<br />
aber noch zu gering.<br />
Im Juni 1970 gelangten Heinrich Meyer und Siegfried Lustenberger<br />
mit dem Projekt für die Errichtung eines Kindergartens<br />
an den Gemeinderat. Dieser bietet dafür ein möbliertes Schulzimmer<br />
im Schulhaus 1914 an.<br />
1973<br />
Ab dem Schuljahr 1973 / 74 findet der Hauswirtschaftsunterricht<br />
der 2. Sekundarklasse in Buttisholz statt. Der Erziehungsrat<br />
beurteilt die Schulküche im Schulhaus 1914 als nicht mehr den<br />
Anforderung entsprechend.<br />
Die Gemeinde Buttisholz bewirbt sich beim Erziehungsdepartement<br />
als Oberstufenzentrum mit Schulhausneubau und möchte<br />
ab Schuljahr 1974 / 75 die Oberschule 6) und die 3. Sekundarklasse<br />
von Nottwil integrieren.<br />
6) Oberschule = Realschule,<br />
heute Sekun darstufe<br />
I, Niveau C<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
29 <strong>2020</strong>
7) Hilfsschüler<br />
= Sonder schüler;<br />
Hilfsschule = heute<br />
Heilpädago gische<br />
Sonderschule oder Integrative<br />
Sonderschule<br />
Der Gemeinderat setzt sich dafür ein, dass die Hilfsschüler 7) alle<br />
am selben Schulort in Sempach Station unterrichtet werden und<br />
nicht wie vom Inspektorat vorgeschlagen in Buttisholz und<br />
Grosswangen.<br />
Die Musikschule Nottwil wird gegründet und unterrichtet im<br />
ersten Jahr zirka vierzig Schülerinnen und Schüler.<br />
1974<br />
Einführung des Kindergartens.<br />
1977<br />
Der Gemeinderat stellt beim Erziehungsdepartement ein Gesuch<br />
um Rückführung der Realklassen und der 3. Sekundarklassen<br />
von Buttisholz nach Nottwil, das abgelehnt wird. Eine nächste<br />
Beurteilung wird 1980 / 81 in Aussicht gestellt.<br />
1980<br />
Die 10. Primarlehrstelle wird bewilligt. Der Singsaal im obersten<br />
Stockwerk des Schulhauses 1914 muss in ein Schulzimmer<br />
umfunktioniert werden. Wegen Platzmangels kommt die Idee<br />
zur Erstellung eines Pavillons auf.<br />
1982<br />
Führung eines 2. Kindergartens, damit die Kinder den Kindergarten<br />
ganz- und nicht nur wie bis anhin halbtags besuchen können.<br />
Der Erziehungsrat lehnt den Antrag des Gemeinderats ab, die 1.<br />
und 2. Realschule nach Nottwil zurückzuführen, obwohl die<br />
Schule Buttisholz unter Raumknappheit leidet.<br />
1988<br />
Bau eines Pavillons (Provisorium) mit zwei Schulzimmern<br />
direkt an der Oberdorfstrasse, östlich des Schulhauses 1914 auf<br />
dem Pausenplatz.<br />
1990<br />
Gründung einer Schulraumplanungskommission.<br />
1992<br />
Projektwettbewerb für die Schulhauserweiterung.<br />
1993<br />
Eine Arbeitsgruppe prüft infolge der Schulhauserweiterung die<br />
Rücknahme der Oberstufe von Buttisholz nach Nottwil 1996 / 97.<br />
1996<br />
Bau von drei Pavillons mit 12 Schulzimmern, Einweihungsfeier<br />
am 26.10.1996.<br />
Der Erziehungsrat bewilligt, 26 Jahre nach dem ersten Gesuch,<br />
die Rückführung der 1. und 2. Realschule von Buttisholz nach<br />
Nottwil.<br />
Anschaffung des ersten Schulbusses.<br />
Sanierung des Schulhauses 1969, erste Informatik-Anschaffungen.<br />
<strong>2020</strong><br />
30<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
1<br />
2<br />
3<br />
1 Das vor dem Bau<br />
angefertigte Modell des<br />
Schulhauses 1914<br />
2 Auch die Gemeinderatskanzlei<br />
war von<br />
1914 – 1982 im Schulhaus<br />
domiziliert<br />
3 Schulhaus 1914 nach<br />
dem Bau, Ansicht von<br />
Süden, im Hintergrund<br />
Kirche mit alter Kirchturmspitze<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
31 <strong>2020</strong>
1998<br />
Errichtung einer 12. Primarlehrstelle.<br />
Das Gesuch an das kantonale Erziehungsdepartement um Rückführung<br />
der 3. Oberstufe von Buttisholz nach Nottwil im Schuljahr<br />
2000 / 2001 wird abgelehnt.<br />
Der Unterricht für die 3. Sekundarklassen I und der Hauswirtschaftsunterricht<br />
finden nach wie vor in Buttisholz statt.<br />
2000<br />
Der Zahnarztraum im Schulhaus 1914 wird aufgehoben und für<br />
die Musikschule umgebaut, die Schulküche zur Schulbibliothek<br />
umfunktioniert.<br />
2001<br />
Die 13. Primarlehrstelle wird bewilligt. Der Schulraum wird sehr<br />
knapp.<br />
2003<br />
Bewilligung einer 2. Realklasse. Die 1. / 2. Real-Mischklasse wird<br />
daher in zwei Abteilungen geführt.<br />
Die 3. Kindergartenabteilung wird geführt.<br />
Um die Raumknappheit zu entlasten, mietet die Gemeinde<br />
Nottwil eine Wohnung im Häuserblock der Orbano. Dort findet<br />
die Integrative Förderung statt.<br />
2004<br />
Die Hauswartwohnung im Schulhaus 1914 wird umgebaut und<br />
dient mit den neu gewonnenen Räumen der Integrativen Förderung<br />
und der Musikschule.<br />
Die Schulhauserweiterung und der Sporthallenneubau werden<br />
an der Urnenabstimmung vom 30. April 2004 gutgeheissen.<br />
2005<br />
Der Regierungsrat genehmigt den Antrag, dass Nottwil und<br />
Buttisholz ab Schuljahr 2005 / 2006 eigene Schulkreise bilden<br />
können. Die 3. Klassen der Sekundarstufe I werden aber weiterhin<br />
in Buttisholz unterrichtet.<br />
2006<br />
Die Schulsozialarbeit wird mit einem 20 %-Pensum eingeführt.<br />
2007<br />
Bau Sporthalle Kirchmatte und Einweihung am 15. / 16. Juni.<br />
2008<br />
Bau des 4. Schulhauses mit Kindergartenräumen, Zimmer für<br />
Textiles Gestalten, Bibliothek, Lehrerzimmer, Singsaal mit<br />
kleiner Küche, Werkräumen, Büros.<br />
2010<br />
Erster Schülerrat wird eingesetzt.<br />
Im Chalet Hubertus, Obere Kirchmatte, werden schul- und<br />
familien ergänzende Tagesstrukturen angeboten.<br />
<strong>2020</strong> 32<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
1<br />
2012<br />
4. Kindergartenstelle.<br />
2016<br />
Der Regierungsrat bewilligt<br />
die Führung der 3. Sekundarklassen<br />
in Nottwil.<br />
2017<br />
Bezug des 5. Schulhausneubaus<br />
mit acht Schulzimmern<br />
und zehn Gruppenräumen<br />
sowie Lehrerzimmer und Technikräumen.<br />
Erstmals führt die Gemeinde<br />
Nottwil das ganze Schulangebot<br />
vom KG bis 3. Sek I.<br />
2019<br />
Renovation Schulhaus 1914.<br />
Die Schule Nottwil hat im Schuljahr 2019 / <strong>2020</strong> fünf Kindergartenabteilungen,<br />
14 Primarklassen und sechs Klassen der<br />
Sekundarstufe I.<br />
1 Die repräsentative<br />
Halle im 1. Obergeschoss<br />
des Schulhauses<br />
2 Schulzimmergestaltung<br />
im Theater «Nottu<br />
vor 60 Johr» im Saal des<br />
Restaurant Krone 1986<br />
2<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
33 <strong>2020</strong>
1 Der neu verlegte<br />
Klinkerboden zum Hinterausgang<br />
2 Klassenzimmer vor<br />
der Renovation<br />
Renovation Schulhaus 1914<br />
Bericht des Architekten Gerold Kunz<br />
Mit dem Umbau eines Schulhauses, das seit über 100<br />
Jahren im Dienste der <strong>Nottwiler</strong> Jugend steht, wurde ein neues<br />
Kapitel in der wechselvollen Geschichte aufgeschlagen. Das<br />
Schulhaus hat den Ersten und den Zweiten Weltkrieg und den<br />
Kalten Krieg miterlebt. Es hat die Jahre des Aufschwungs und<br />
der Babyboomer überstanden, die erste Mondlandung mitverfolgen<br />
und den Autobahnbau auf der gegenüberliegenden Seeseite<br />
beobachten können. Nun hat es den Einzug der Informatik<br />
nachvollzogen.<br />
Von all diesen Ereignissen erzählt uns das Schulhaus 1914.<br />
Und es zeigt Spuren der Nutzung. Wir haben beim Umbau<br />
grossen Wert darauf gelegt, diese Spuren zu erhalten: Die originalen<br />
Brusttäfer, die reich geschmückten Treppengeländer,<br />
die hölzernen Türen im Treppenhaus, die originalen Treppenstufen<br />
und die Bodenbeläge im 2. Obergeschoss sowie originale<br />
Fenster in der seeseitigen Fassade. Wir haben Farben und Oberflächen,<br />
die wir vorgefunden haben, wieder aufgenommen und<br />
als Grundlage für die Neugestaltung verwendet. Auf den<br />
Ausbau des Dachgeschosses haben wir verzichtet, um die<br />
Erscheinung zu wahren. Und wir haben die neuen Bauteile auf<br />
das Vorhandene angepasst. Wir haben nachgeforscht und überlegt,<br />
wie es früher einmal hätte gewesen sein können.<br />
1 2<br />
<strong>2020</strong><br />
34<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
Die Aufgabe, die uns als Planer übertragen wurde, bestand<br />
im Einbau eines neuen Liftes. Er garantiert den gesetzlich<br />
geforderten hindernisfreien Zugang zu allen Geschossen.<br />
Daraus ergaben sich bauliche Anpassungen im Bereich des<br />
Zugangs beim Haupteingang und in den Toiletten in den Obergeschossen.<br />
Zu räumlichen Veränderungen kam es einzig in der<br />
ehemaligen Turnhalle im Erdgeschoss. Hier haben wir eine<br />
Arena ausgebildet und dem Raum eine Ausrichtung gegeben.<br />
Zudem verlangte der Einbau einer hindernisfrei zugänglichen<br />
Toilette die Absenkung des Bodens im Erdgeschoss.<br />
Auch die heutigen Unterrichtsformen verlangten Veränderungen.<br />
In den Obergeschossen wurden Gruppenräume eingebaut<br />
und die Elektroinstallationen aufgewertet. Die Überprüfung<br />
der Erdbebensicherheit führte zur statischen Ertüchtigung<br />
des Estrichbodens und der Giebelwände. Die heutigen Brandschutzvorschriften<br />
verlangten nach neuen Türen, Brandmeldeanlagen<br />
und Notbeleuchtungen. Die Ansprüche an die Betriebssicherheit<br />
machten Anpassungen am Geländer nötig. Zum<br />
Schutz vor übermässiger Lärmbelastung und besserer Raum-<br />
Schulhausrenovation 2019<br />
Bauherrschaft<br />
Schulhausbaukommission<br />
Architektur<br />
Denkmalpfleger<br />
Kostenplanung<br />
Bauleitung<br />
Zahlen und Fakten<br />
Baukredit<br />
Effektive Kosten<br />
Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />
- Marcel Morf, Gemeinderat (Vorsitz)<br />
- Edith Schwander / Beatrice Huser Winkler, Gemeinderätin<br />
Ressort Bildung und Kultur<br />
- Sibille Kaufmann, Baukommission Nottwil<br />
- Hans Duss, Controllingkommission Nottwil<br />
- Othmar Frey, Bauamt Nottwil<br />
- Erwin Peter, Schulleiter Nottwil<br />
- Peter Vogel, Technischer Dienst*<br />
Gerold Kunz, Dipl. Architekt ETH / SIA, Ebikon*<br />
Marcus Casutt, Denkmalpfleger, Luzern*<br />
Jürg Melchior, Eidg. dipl. Bauleiter, Büro für Bauökonomie,<br />
Luzern*<br />
Tobias Affeltranger, HF Baumanagement Nottwil*<br />
* beratend<br />
4.5 Mio. Franken<br />
Bei Redaktionsschluss noch ausstehend<br />
Bauphase Juli 2018 bis Oktober 2019<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
35 <strong>2020</strong>
1 2<br />
1 Das freigelegte<br />
Dachgestühl gibt<br />
Einblick in die<br />
Mischkonstruktion aus<br />
Stein, Holz und Metall<br />
2 Aus der ehemaligen<br />
Turnhalle wurde ein<br />
Singsaal. Der Boden<br />
wurde isoliert und das<br />
Niveau angehoben<br />
akustik bauten wir in den Schulzimmern Akustikdecken und in<br />
den Musikzimmern Schallschluckdecken ein. Aus energetischen<br />
Überlegungen wurden neue Fenster und Storen angebracht und<br />
ausgewählte Stellen im Dach isoliert.<br />
Am Projekt haben sich zahlreiche Personen beteiligt.<br />
Mehrere Fachplaner nahmen sich der Elektro-, Sanitär- und<br />
Heizungsplanung an. Sowohl ein Holzbau- als auch ein Bauingenieur<br />
wurden für die statischen Abklärungen beigezogen.<br />
Die Denkmalpflege wurde in alle Entscheide miteinbezogen<br />
und finanzierte die erhöhten Aufwendungen mit, nachdem das<br />
Schulhaus im Jahre 2019 auf Antrag des Gemeinderates unter<br />
Schutz gestellt wurde. Als Schwerpunkte der Restaurierung<br />
galten die originalen Oberflächen. Das Treppenhaus und die<br />
Pausenhallen konnten trotz erhöhten Anforderungen an den<br />
Brandschutz wie zum Zeitpunkt der Erstellung erhalten bleiben.<br />
Auch die Fassade entspricht heute wieder dem ursprünglichen<br />
Charakter, denn das Schulhaus war vermutlich früher einzig mit<br />
Kalkfarbe gestrichen. Die grünen Stoffmarkisen weichen zwar<br />
vom Befund ab, verhelfen dem Gebäude aber zusammen mit<br />
den Jalousien zu einem frischen Auftritt im Ortsbild.<br />
Nun ist das Schulhaus umgebaut und entspricht den heutigen<br />
Bedürfnissen. Die Geschichte des Schulhauses erzählt von<br />
der Weitsicht der Verantwortlichen, vor langer Zeit ein solides<br />
<strong>2020</strong><br />
36<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Schul- und Gemeindehaus erstellt zu haben. Heute erzählt es<br />
von einer Bevölkerung, die den Wert des Bauzeugen erkannte<br />
und schätzt. Und morgen, wer weiss, wird es eine weitere<br />
Episode erzählen, ich hoffe jene eines behutsamen und bewussten<br />
Umbaus, für dessen Gelingen ich allen Beteiligten herzlich<br />
danke.<br />
Bericht von Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />
«Das ‹Juwel› strahlt wieder», so titelte die Surseer- und Sempacher<br />
Woche ihren Bericht über die Schulhauswiedereröffnung<br />
in ihren Ausgaben vom 23. Oktober 2019. Das 105-jährige ausdrucksstarke,<br />
auf der Anhöhe Nottwils gelegene Schulhaus ist<br />
in Sichtkontakt mit der neugotischen Kirche St. Marien.<br />
1 Den Beton für den<br />
Liftschacht liess der<br />
Baumeister mit einem<br />
Rollband ins Gebäude<br />
führen<br />
2 Der neue Lift<br />
integriert sich in<br />
die bestehende<br />
Raumstruktur.<br />
3/4 Der Bodenbelag in<br />
der Eingangshalle und<br />
die Trittstufen ins 1.<br />
Obergeschoss wurden<br />
erneuert<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
37 <strong>2020</strong>
Erinnerung daran,<br />
dass das Schulhaus<br />
1914 einst auch als<br />
Gemeinde haus diente.<br />
Beide zusammen stellen ein markantes Element des <strong>Nottwiler</strong><br />
Dorfbildes dar. Die Lage und Ausgestaltung des Hauses<br />
machten zu Beginn des letzten Jahrhunderts weithin sichtbar,<br />
dass die Gemeinde Wert auf Bildung und Fortschritt legte. Das<br />
Schulhaus war über Jahrzehnte der eigentliche <strong>Nottwiler</strong> Mittelpunkt<br />
für Bildung, Kultur, Gesundheitsversorgung, Vereinsleben,<br />
Verwaltung und politische Abläufe.<br />
Gesetzliche Anforderungen an das Schulsystem, das Wachstum<br />
der Gemeinde und die Rückführung der 3. Klassen der<br />
Sekundarstufe I von Buttisholz nach Nottwil erforderten 2017<br />
zusätzlichen Schulraum. Der Gemeinderat entschied, der Bevölkerung<br />
nebst dem Bau des neuen Schulhauses 2018 die Sanierung<br />
des alten Schulhauses 1914 vorzulegen. Dies auch deshalb,<br />
weil das Schulhaus 1914 in der Gemeinde fest verankert ist und<br />
bei manchen Generationen Erinnerungen und Emotionen weckt.<br />
Eine vom Gemeinderat einberufene Planungskommission<br />
mit Mitgliedern aus verschiedenen Interessengruppen hatte die<br />
Aufgabe, die Bevölkerung zu vertreten und eine Lösung auszuarbeiten.<br />
Verschiedene Varianten wie Abriss und Neubau, Aufstockung<br />
bestehender Schulhäuser, der Einbezug der ehemaligen<br />
Posträumlichkeiten sowie eine Renovation standen zur<br />
Debatte.<br />
Das Argument, das Schulhaus 1914 präge das Ortsbild von<br />
Nottwil wesentlich, reichte nicht aus, um die Abstimmungsvorlage<br />
für eine Renovation zu begründen. Eine Kosten- / Nutzen-<br />
Analyse einerseits sowie die gute Bausubstanz andererseits<br />
überzeugten den Gemeinderat, der Bevölkerung die Projekte<br />
«Schulhausneubau 2017 mit Erweiterungsmöglichkeit» für die<br />
Urnenabstimmung vom 28. Februar 2016 sowie «Sanierung<br />
Schulhaus 1914» für die Urnenabstimmung vom 10. Juni 2018<br />
vorzulegen. Beide Projekte wurden deutlich angenommen.<br />
Das heutige Schulsystem mit seinen markanten Veränderungen<br />
stellt andere Anforderungen an Räumlichkeiten als zu<br />
Beginn des letzten Jahrhunderts. Integrative Klassen, der Lehrplan<br />
21, die Digitalisierung und das Arbeiten der Lernenden mit<br />
Notebooks bedingen neue räumliche Voraussetzungen und<br />
technische Einrichtungen. Eine Modernisierung und Optimierung<br />
der Infrastruktur für die Musikschule, die mehrere kleinere<br />
Unterrichtsräume belegt, war dringend notwendig. Mit<br />
gestalterischen und technischen Massnahmen gelang es, ein top<br />
modern eingerichtetes, behindertengerechtes Schulhaus mit<br />
nostalgischem Charakter zu realisieren. Heute, nach getaner<br />
Arbeit, bin ich überzeugt, dass wir uns für die beste aller möglichen<br />
Lösungen entschieden haben.<br />
<strong>2020</strong><br />
38<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
Die Renovation des Schulhauses 1914<br />
aus pädagogischer Sicht<br />
von Erwin Peter, Schulleiter<br />
Der moderne Schulunterricht findet mit ganz unterschiedlichen<br />
Unterrichtsmethoden statt und ist mit dem Unterricht<br />
unserer Grosseltern oder in der Zeit um 1914 kaum vergleichbar.<br />
Die aktuellen Anforderungen bedingen eine grössere Flexibilität<br />
in der Raumaufteilung, Möblierung und (Mehrfach-)<br />
Nutzung als herkömmliche Klassenzimmerstrukturen. Hier ein<br />
paar Gedanken dazu:<br />
- Architektur und Umgebung sollen zum Lernen, Spielen und<br />
zum Bewegen anregen, sämtliche Innenräume sind Lernund<br />
Begegnungsräume.<br />
- Abwechslungsreiche, ästhetisch gestaltete Raumformen und<br />
Farben unterstützen dies.<br />
- Die Räume und das Inventar sollen nach Möglichkeit multifunktional<br />
nutzbar sein, also durch Umgestaltung ohne<br />
bauliche Massnahmen auch neuen pädagogischen Zielsetzungen,<br />
Unterrichtsmethoden und Lernformen dienen<br />
können.<br />
- Der zunehmend multimediale Unterricht sowie der Lehrplan<br />
21 sollen gut umsetzbar sein.<br />
- Der Unterricht findet im Klassenzimmer, im angrenzenden<br />
Gruppenraum, klassenübergreifend, in Korridornischen etc.<br />
statt.<br />
- Da die Kinder während ihrer Schulzeit viele Stunden auf<br />
dem Schulareal verbringen, sind Rückzugsräume und<br />
Zonen für ungestörtes Lernen, Arbeiten und für Ruhepausen<br />
sehr wichtig.<br />
- Eine gute Akustik soll den üblichen Lärmpegel in den<br />
Pausen, aber auch in den Klassenzimmern oder Korridoren<br />
dämmen.<br />
Diese Ansprüche in einem über 100-jährigen, bauhistorisch<br />
bedeutsamen Gebäude zu realisieren, stellte eine grosse Herausforderung<br />
dar und war ohne Kompromisse nicht umsetzbar.<br />
Viele Ziele konnten aber erreicht werden. Das bestätigen mir<br />
die strahlenden Kinderaugen der 5.- und 6.-Klässler, welche in<br />
das sanierte Schulhaus einziehen durften.<br />
Wiedereröffnungsfest Schulhaus 1914<br />
Schritt für Schritt erhielt das Schulhaus 1914 während der<br />
Bauphase im Innern und hinter dem Baugerüst neue Raumeinteilungen,<br />
grösstenteils neue Fenster, für die fünf Schul-<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
39 <strong>2020</strong>
1 Festredner<br />
Walter Steffen,<br />
Gemeindepräsident<br />
2 Festredner<br />
Gerold Kunz, Architekt<br />
3 Festredner<br />
Dr. Charles Vincent,<br />
Leiter Dienststelle<br />
Volksschulbildung LU<br />
4 Neues, modernes<br />
Unterrichtszimmer<br />
5 Erwin Peter, Jürg<br />
Melchior, Tobias<br />
Affeltranger, Gerold<br />
Kunz, Marcel Morf<br />
(v.l.n.r.)<br />
klassen dem neusten Stand entsprechende Schulräume, ausgestattet<br />
mit digitalen Wandtafeln und Tablets für die<br />
Lernenden sowie eine moderne Möblierung. Das renovierte<br />
Gebäude hat mit denkmalpflegerischer Sorgfalt und wohl<br />
überlegten architektonischen Massnahmen viel von seinem<br />
herkömmlichen Charme zurückgewonnen. In seiner Ansprache<br />
am Wiedereröffnungsfest vom 18. Oktober 2019 betonte<br />
Gemeindepräsident Walter Steffen, dass an diesem Freudentag<br />
bei vielen Besucherinnen und Besuchern Schulerinnerungen<br />
und Emotionen geweckt wurden. – Architekt Gerold Kunz<br />
machte bewusst, welch harten Zeiten, Neuentwicklungen und<br />
Umstrukturierungen dieses Schulhaus Stand gehalten hat. Die<br />
105 Jahre haben Spuren hinterlassen. Bauauflagen wie Erd-<br />
1<br />
4<br />
2<br />
3<br />
5<br />
<strong>2020</strong><br />
40<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
ebensicherheit, die Brandschutzmassnahmen und die Akustikdecken<br />
wurden umgesetzt. Beide, Walter Steffen und Gerold<br />
Kunz, fanden treffende Worte der Anerkennung und des<br />
Dankes für ihre Projektpartner und Mitarbeitenden der Unternehmen,<br />
die das Projekt realisieren halfen.<br />
Dr. Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung<br />
des Kantons Luzern, überbrachte Grussworte der Luzerner<br />
Regierung. Er, der bereits das fünfte Schulhaus in Nottwil<br />
miteinweihen konnte, womit Nottwil den kantonalen Rekord<br />
erreichte, lobte das zeitgemässe Raumangebot, das den neuen<br />
Unterrichtsformen und Methoden gerecht werde. Die<br />
Schulentwicklung sei das Spiegelbild der gesellschaftlichen<br />
Veränderungen, meinte er in seiner Ansprache. Als Geschenk<br />
überbrachte Charles Vincent den fünf Schulklassen, die im<br />
neu renovierten Gebäude ein- und ausgehen, den Betrag von<br />
1 000 Franken.<br />
6<br />
7<br />
6 Tanz-Potpourri<br />
der Klassen 6a<br />
und 6b am Fest zur<br />
Wiedereröffnung des<br />
Schulhauses 1914<br />
7 Yanick Bachmann,<br />
Janis Bucheli, Manuel<br />
und Elias Bachmann<br />
(v.l.n.r.)<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz<br />
41 <strong>2020</strong>
Das Lernen in den<br />
neuen Räumen macht<br />
Spass<br />
Den Segen Gottes erteilte Pfarreiseelsorger Thomas Glur für<br />
die ganze Schulgemeinschaft, und das versierte Bläserquartett<br />
gestaltete den offiziellen Teil feierlich und musikalisch.<br />
Modern und pfiffig wurden die Besucherinnen und Besucher<br />
mit einer Tanzeinlage der Schülerinnen und Schüler der 4.<br />
Klasse auf dem Schulhausplatz zur Einweihung des neu renovierten<br />
Schulhauses begrüsst. Als Überraschung sangen die<br />
Kinder ein von Astrid Meyer und der Klasse 6b kreiertes, mit<br />
Humor gespicktes Lied über das alte neue Schulhaus. Das Lied<br />
folgte der Melodie von «Das alte Haus von Rocky Docky», und<br />
die Kinder erhielten einen wohl verdienten Applaus, auch für<br />
die gelungene tänzerische Aufführung unter der Leitung der<br />
Lehrerinnen Lara Schebath und Melanie Willimann.<br />
Anschliessend waren die Türen der neuen Räume geöffnet.<br />
Die Möglichkeiten der digitalen Wandtafel erstaunte manche<br />
der Besuchenden, von denen noch einige sich an die ersten<br />
Schreibversuche auf der Schiefertafel oder mit Tintenfass und<br />
Feder erinnerten. Schülerinnen und Schüler unter der Leitung<br />
von Erwin Bucher luden im Musiksaal zum Konzert – in jenem<br />
Raum, der zu Beginn als Turnhalle diente, später als Singsaal,<br />
als Werkraum, und zu guter Letzt zum Medien- und Proberaum<br />
umfunktioniert wurde.<br />
Bei Wurst und Brot und einem reichhaltigen Tortenbuffet<br />
feierte die ganze Bevölkerung das wunderschöne, ehrwürdige<br />
Schulhaus 1914.<br />
<strong>2020</strong><br />
42<br />
Das Schulhaus 1914 erstrahlt in neuem Glanz
Auf Treibjagd mit der<br />
Jagdgesellschaft Nottwil<br />
Verantwortung für Feld, Wald und Wildbestand<br />
Jagd schützt und nützt! Der Auftrag, darin sind sich die<br />
Jäger und Behörden einig, gilt dem Schutz der Wälder vor<br />
Wildschäden sowie der Regulierung und Unversehrtheit des<br />
Wildbestandes. Die Jäger und Jagdgesellschaften erfüllen<br />
einen gesetzlichen Auftrag und sind dabei wichtige und<br />
überzeugte Natur- und Tierschützer.<br />
Die Jagdgesellschaft Nottwil und ihre Aufgaben<br />
Im Kanton Luzern wird seit 1931 die Revierjagd betrieben.<br />
Damals gründeten Josef Kaufmann, Landwirt, Niffel; Alois<br />
Künzli, Bäckermeister, Dorf; Johann Fischer, Zimmermann in<br />
Sursee und Ferdinand Amrein, Wirt in<br />
der Krone Nottwil, die Jagdgesellschaft<br />
Nott wil. Heute betreuen zehn einheimische<br />
Pächter, ein Ehrenpächter und ein<br />
Dauergast das 1 473 Hektaren umfassende<br />
Revier, das im Wesentlichen dem<br />
Ge meinde gebiet entspricht.<br />
Im Eierwald, an schönster Lage mit<br />
Ausblick auf See und Berge, wurde 1989<br />
die jetzige Jagdhütte gebaut. Jeweils im<br />
März und April, der Schonzeit der Tiere,<br />
werden Reparaturen an der Jagdhütte<br />
sowie an den Hochsitzen und weiteren<br />
Reviereinrichtungen vorgenommen. Im<br />
Frühling wird im Revier auch das Wild<br />
gezählt, und der Revierförster beurteilt<br />
Jagdjahr 01.04. – 31.03.<br />
Jagdzeiten<br />
Mai – September<br />
den Waldzustand. Auf dieser Grundlage werden die jährlichen<br />
Bejagungs- und Abschusspläne festgelegt und die Abschussquoten<br />
für Rehe freigegeben. Füchse, Dachse und Enten sind<br />
nicht limitiert; Hasen werden hingegen geschont, weil ihr<br />
Bestand rückläufig ist.<br />
Sommerbock<br />
(männliches Reh),<br />
Individualjagd,<br />
frei von Hochsitzen<br />
16.06. – 28.02. Fuchs, Dachs, Ente<br />
01.10. – 15.12. Treibjagd /<br />
Gesellschaftsjagd,<br />
8 Jagdtage<br />
März – April Schonzeit<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
43 <strong>2020</strong>
Abschussplan Revier Nottwil 2019<br />
Bestand Rehe ca. 45 Stück<br />
Abschussquote max. 20 Stück / p.a.<br />
- Sommerbock 4 – 5 Stück<br />
- Treibjagd Differenz zu 20 Stück<br />
Im Mai und Juni werden die Wiesen und Felder nach Rehkitzen<br />
abgesucht, um die Jungtiere vor Schaden durch Mähmaschinen<br />
zu bewahren. Gerettete Tiere werden am Ohr markiert,<br />
um später ihre Wanderung zu erfassen.<br />
Die natürlichen Feinde der heimischen Rehe und Hirsche<br />
sind längst aus unseren Gegenden verschwunden. Ein natürliches<br />
Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu erhalten, ist<br />
heute die Aufgabe von Jagdgesellschaften, die Wald und Wildbestand<br />
in Zusammenarbeit mit Waldbesitzern<br />
und Bauern hegen und pflegen.<br />
Erlegte Tiere gehören der Jagdgesellschaft.<br />
Das Wildbret wird aufmerksam kontrolliert<br />
und nur in einwandfreiem Zustand freigegeben.<br />
Wenn kein Eigenbedarf unter den<br />
Jägern besteht, wird es verkauft. Der Erlös<br />
fliesst in die Kasse der Jagdgesellschaft.<br />
Freitag, 15. November 2019:<br />
Eine Treibjagd im Zeitraffer<br />
09:00 Vor der Jagdhütte im Eierwald treffen sich 17 Personen,<br />
neun Pächter, vier Gäste und vier Treiber. Alle freuen sich<br />
mit «Weidmanns Gruss» auf das Wiedersehen. Es hat noch nicht<br />
zu regnen aufgehört, es ist kalt, unfreundlich. Aber in einer<br />
Stunde soll es besser werden, haben die meisten schon am<br />
Radio gehört. Mit einem heissen Kaffee aus der Thermoskanne<br />
bringt man sich in Stimmung. – Die Bläser formieren sich mit<br />
ihren Jagdhörnern und blasen mit traditionellen Klängen den<br />
Jagdtag an. Obmann Walter Steffen richtet danach ein paar<br />
Grussworte an Jäger, Treiber und Gäste und übergibt das Wort<br />
an Jagdleiter Toni Wespi.<br />
Der Jagdleiter ist verantwortlich für den Jagdverlauf. Er legt<br />
die Anzahl der Triebe sowie die Schützenstandorte der Jäger<br />
im Jagdgebiet fest und weist den Treibern die Waldstücke<br />
zu, aus welchen sie und die Hunde das Wild aufzuscheuchen<br />
und aus den Einständen zu treiben haben. Das Aufstellen<br />
von Warnschildern (Achtung Jagd), das Passantinnen<br />
und Passanten bei Jagdbetrieb zur Vorsicht mahnt,<br />
gehört ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich.<br />
09:45 Toni Wespi ruft zum ersten Trieb im Buechwäldli /<br />
Stöcken und erteilt mit bestimmtem Ton kurze und klare Anweisungen.<br />
Er erinnert an Sicherheitsbestimmungen sowie die<br />
<strong>2020</strong><br />
44<br />
Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil
Weidmanns-Regel, führende Rehgeissen (mit Kitz) zu schonen.<br />
Noch bevor er den Abmarsch zu den Ständen (Positionen)<br />
anordnet, wendet sich Cheftreiber Hans Imfeld mit schalkhaften<br />
Worten an «seine» Treiber, um sie auf allfällige Begegnungen<br />
zwischen nicht immer verständnisvollen Wanderern und<br />
Jagdhunden vorzubereiten.<br />
«Eine Jagd ohne Hund ist Schund», besagt ein altes Sprichwort.<br />
Jagdhunde sind bei einer Treibjagd unverzichtbare,<br />
treue Jagdgefährten. Sie reagieren auf das An- und Abblasen<br />
der Jagdtriebe. Sie spüren Gerüche, Fährten und Spuren<br />
auf, und sie scheuchen mit lautem Gebell das Wild aus<br />
seinen Einständen. Eine anspruchsvolle Ausbildung sowie<br />
ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Tier und Halter<br />
sind Voraussetzungen für den Einsatz von Jagdhunden. Zur<br />
Jägerethik gehört auch eine korrekte Suche nach Wild, das<br />
auf der Jagd oder bei einem Unfall verletzt worden ist. Für<br />
diese spezielle Aufgabe werden sogenannte Schweisshunde<br />
(Schweiss = Blut des Wildes) bzw. Nachsuchehunde ausgebildet<br />
und eingesetzt.<br />
10:00 Der Trieb wurde eben erst angeblasen, durch den<br />
Wald marschierend schlagen die Treiber mit Stöcken an Bäume<br />
und machen sich laut bemerkbar, während die Jagdhunde frei<br />
1 Obmann Walter<br />
Steffen und Jagdaufseher<br />
Alois Furrer mit<br />
Schweisshündin Weika<br />
2 Die Treiber nach<br />
dem Abblasen des<br />
ersten Triebes; v.l.n.r.<br />
Bruno Egli, Alain Bieri,<br />
Roland Brunner, Hans<br />
Imfeld<br />
1 2<br />
Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil<br />
45 <strong>2020</strong>
Die Ausbildung zum Jäger<br />
Zur Jagd zugelassen sind nur Personen<br />
mit Jagdfähigkeitszeugnis und Jagdpass.<br />
Bewerber für die Jägerprüfung lernen<br />
von erfahrenen Jägern während eines<br />
Jagdjahres die praktischen Aufgaben des<br />
Jägereialltags kennen wie den Bau von<br />
Hochsitzen oder das Beobachten des<br />
Wildbestandes.<br />
Das Wissen über Flora und Fauna, das<br />
Jagdrecht, Waffen und mehr wird in<br />
Kursen an der Jagdschule Luzern und<br />
des Verbandes Revierjagd Luzern vermittelt,<br />
an deren Ende die Jägerprüfung<br />
steht.<br />
Den jeweils auf nur ein Jagdjahr befristeten<br />
Jagdpass erhält aber nur, wer auch<br />
mit der Waffe Treffsicherheit beweist.<br />
Die Schiesstauglichkeit wird jährlich von<br />
der Dienststelle Landwirtschaft und<br />
Wald (LAWA) überprüft. Jährlich werden<br />
etwa 2000 Jagdpässe ausgestellt.<br />
Jagdgesellschaft Nottwil<br />
gegründet 1931<br />
Pächter (11): Walter Steffen, Obmann<br />
Alois Furrer, Jagdaufseher<br />
Toni Wespi, Jagdleiter<br />
Rolf Hürlimann, Aktuar<br />
Adrian Egli, Kassier<br />
Ruedi Egli, Ehrenpächter<br />
Franz Imgrüt, Hüttenwart<br />
Josef Egli<br />
Josef Haas<br />
Daniel Kaufmann<br />
Fabian Steiner<br />
Dauergast: Heidy Steffen<br />
Cheftreiber: Hans Imfeld<br />
Die rechtlichen Grundlagen<br />
für die Jagd<br />
Im ‹Bundesgesetz über die Jagd und den<br />
Schutz wildlebender Säugetiere und<br />
Vögel›, kurz Jagdgesetz (JSG) genannt,<br />
sowie im kantonalen Jagdgesetz sind<br />
die Grundsätze definiert, die bei der<br />
Jagd zu beachten sind.<br />
Der Zweck davon ist insbesondere, die<br />
Artenvielfalt und Lebensräume der wildlebenden<br />
Tiere zu erhalten, bedrohte<br />
Tierarten zu schützen, die durch Wild<br />
verursachten Schäden an Wald und landwirtschaftlichen<br />
Kulturen zu begrenzen<br />
sowie eine angemessene Nutzung der<br />
Wildbestände durch die Jagd zu gewährleisten.<br />
Auf Stufe Kanton werden die Jagdreviere<br />
festgelegt und die Voraussetzungen für<br />
die Ausbildung der Jäger geregelt.<br />
Die Verpachtung der Jagdreviere fällt in<br />
die Zuständigkeit der Gemeinden, erfolgt<br />
für die Dauer von acht Jahren und wird<br />
einer Jagdgesellschaft in einer öffentlichen<br />
Versteigerung zugeschlagen (aktuelle<br />
Jagdpachtperiode: 2017 – 2025).<br />
Alle Jagdgesellschaften erfüllen einen<br />
gesetzlichen Auftrag.<br />
Die Jagdreviere im Kanton Luzern<br />
Die Gesamtfläche des Kantons von<br />
149 000 ha ist in 122 Reviere aufgeteilt.<br />
Revier Nottwil<br />
1 483 ha<br />
Grösstes und kleinstes Revier<br />
Revier Flühli-Schratten 3 079 ha<br />
Revier Kulmerau<br />
328 ha<br />
<strong>2020</strong><br />
46<br />
Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil
mit ihrer Nase suchen. Bald ist lautes Hundegeläut (Hundegebell)<br />
zu hören. Ein Reh läuft aus dem Wald, quert den Feldweg<br />
Stöcken, wenige Augenblicke später ein Schuss, und das Reh<br />
fällt. Der Schütze ist Daniel Kaufmann, der mit seinem Horn<br />
das Signal des Abschusses gibt. Es fällt kein Schuss mehr, bald<br />
wird der Trieb abgeblasen, alle Flinten werden entladen und<br />
gebrochen. Jäger und Treiber begeben sich zum vereinbarten<br />
Sammelplatz in der Unteren Bernern.<br />
11:00 Mit «Weidmannsheil» wird dem Schützen gratuliert,<br />
der dies mit «Weidmannsdank» quittiert. Nachdem sich alle auf<br />
dem Sammelplatz eingefunden haben, erzählt der Schütze, wie<br />
er «Anblick» zum Tier aufgenommen und es erlegt hat. Auch<br />
Jäger und Treiber sind eingeladen, ihre Eindrücke zum erfolgreichen<br />
Schuss mit ihren Kameraden zu teilen.<br />
Schliesslich kündigt Jagdleiter Wespi den nächsten Trieb Maienbachtobel<br />
an und weist die neuen Schützenstandorte und Triebbereiche<br />
zu. Das Gebiet ist weit, die Jäger sind Richtung Eggerswil<br />
und hangwärts Richtung Grundacher / Huprächtigen<br />
positioniert, während die Treiber und Hunde das Wild von der<br />
Kantonsstrasse her aufwärts treiben. Ein Reh läuft übers Feld<br />
und sucht Richtung Eggerswil das Weite. Ein Schuss fällt, wo,<br />
ist für die Treiber unklar, bis sich Franz<br />
Imgrüt im Feld bemerkbar macht. Er hat<br />
einen Kitzbock (einjähriges männliches<br />
Reh) erlegt.<br />
12:00 Gefolgt von Schweisshündin<br />
Weika tragen als letzte Alois Furrer und<br />
Hanspeter Salzmann eine hangseits<br />
geschossene Geiss auf den Sammelplatz<br />
Grundacher. Drei geschossene Rehe in<br />
zwei Trieben ist reiche Beute, wissen die<br />
Jäger. Wieder berichten die Schützen, wie<br />
es dazu gekommen ist, und, verbunden<br />
mit den herzlichen Gratulationen in der<br />
Jägersprache, werden sie von Jagdleiter<br />
Wespi mit einem Bruch (Tannenzweig)<br />
ausgezeichnet.<br />
Es ist Aser-Zeit (Verpflegungszeit), aber vorher müssen die<br />
erlegten Rehe aufgebrochen (deren Eingeweide entfernt) werden.<br />
Die Tiere sind mittlerweile zur Jagdhütte gebracht worden. Die<br />
erfolgreichen Schützen erledigen diese «Rot-Arbeit» an ihrer<br />
Beute selber, professionell, mit grosser Sorgfalt und Respekt vor<br />
Franz Imgrüt mit<br />
erlegtem Kitzbock<br />
Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil<br />
47 <strong>2020</strong>
1 2<br />
1 Jagdleiter Toni Wespi<br />
und Daniel Kaufmann<br />
2 Die «Rot-Arbeit», das<br />
Aufbrechen der erlegten<br />
Rehe bei der Jagdhütte<br />
dem erlegten Tier. Während seine Kameraden schon einen<br />
Apéro geniessen, kann sich der eine Schütze und Jagdaufseher<br />
Alois Furrer nicht nur mit dieser einen Aufgabe befassen. Er ist<br />
auch verpflichtet, das obligatorische Abschussprotokoll detailliert<br />
nachzuführen.<br />
Der Jagdaufseher des Reviers wird von Amtes wegen vereidigt.<br />
Er bekleidet ein Ehrenamt und muss Tag und Nacht<br />
einsatzbereit sein. Seinen Auftrag erfüllt er in Zusammenarbeit<br />
mit der Polizei, die ihn bei Wildunfällen ruft. Bei<br />
Unfällen ohne Personenschaden erstellt er das Unfallprotokoll<br />
für die Versicherungen, und, wenn nötig, setzt er seinen<br />
Schweisshund Weika für die Suche nach dem verletzten Tier<br />
ein. Information und Aufklärung der Bevölkerung über das<br />
Verhalten im Wald ist ihm ein grosses Anliegen und – nicht<br />
zuletzt – berät er auch Personen, die ihn wegen Problemen<br />
mit Wildtieren um Hilfe bitten.<br />
13:00 In der Jagdhütte haben die Treiber den feinen Mittags-Aser<br />
für die ganze Gesellschaft bereitgestellt. Es tut gut,<br />
sich aufzuwärmen, und angesichts des erfolgreichen Jagdmorgens<br />
gibt es viel zu erzählen. Jagdleiter Toni Wespi gibt durch,<br />
dass das Weidwerk zur nächsten vollen Stunde fortgesetzt wird.<br />
<strong>2020</strong><br />
48<br />
Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil
14:00 Besammlung bei der Jagdhütte zum Trieb Eierwald<br />
/ Kopf: Die wiederholt klaren Instruktionen und ein entsprechendes<br />
Kroki des Jagdleiters lassen alle Beteiligten schnell<br />
ihre Positionen finden. Aber für einmal bewegt sich nichts ...<br />
herrscht Mittagsruhe!?<br />
15:00 Jäger und Treiber sammeln sich erneut und Toni<br />
Wespi ruft zum Schluss den Hüttentrieb nahe der Jagdhütte aus.<br />
Eine Weile gibt es keinen Anblick, dann aber geben die Hunde<br />
wieder an, zwei Schüsse fallen und der Trieb sowie die Jagd am<br />
heutigen Tag werden kurz darauf abgeblasen. Daniel Kaufmann<br />
schoss am gleichen Tag seine zweite Beute mit einem Fuchs, der<br />
ihn an seinem Schützenstand nicht bemerkte. Und Sepp Haas<br />
traf das Reh einer Dreier-Gruppe, während die beiden versprengten<br />
entfliehen konnten.<br />
16:00 Die leicht durchbrechende Abendsonne senkt sich<br />
langsam und zaubert eine wunderbare Stimmung über den<br />
Sempachersee. Das Ende des Jagdtages naht, aber das vierte<br />
Reh des Tages muss noch aufgebrochen werden, ehe zum Ende<br />
des Jagdtages das traditionelle Totverblasen stattfinden kann.<br />
Zu den Klängen der Jagdhornbläser wird dabei den zur Strecke<br />
gebrachten Tieren würdevoll Respekt gezollt.<br />
Das Totverblasen am<br />
Ende des Jagdtages,<br />
Respektbezeugung gegenüber<br />
den zur Strecke<br />
gebrachten Tiere<br />
Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil<br />
49 <strong>2020</strong>
1 Die Jagdgesellschaft<br />
mit ihren Hunden<br />
2 Ein verdienter<br />
Schluck nach einem<br />
erfolgreichen Jagdtag<br />
3 Bewährte Küchenmannschaft:<br />
Walter und<br />
Heidy Steffen<br />
1<br />
2 3<br />
17:00 Während man sich im Freien einem Apéro zuwendet,<br />
bereiten Obmann Walter Steffen und seine Frau Heidy in der<br />
kleinen Küche der Jagdhütte für die ganze Gesellschaft den<br />
Aser, einen Dreigänger der Superlative, vor.<br />
... Jäger, Treiber und Gäste geniessen die verdiente<br />
Mahlzeit bei einem guten Glas Wein, lassen den Tag Revue passieren,<br />
schwelgen in Erinnerungen und erzählen vielleicht auch<br />
etwas Jägerlatein. Kameradschaft im Dienste einer guten Sache<br />
wird gelebt, bis sich die Runde zu «Weidmanns Ruh» allmählich<br />
auflöst.<br />
<strong>2020</strong> 50<br />
Auf Treibjagd mit der Jagdgesellschaft Nottwil
Blick über den Tellerrand<br />
Ein bemerkenswertes Lernspiel<br />
von Lucia Weingartner<br />
Die 23-jährige <strong>Nottwiler</strong> Bauerntochter und Agronomiestudentin<br />
Lucia Weingartner hat 2017 ein lehrreiches<br />
Familienspiel herausgebracht, welches einerseits die Bedeutung<br />
von Nahrungsmitteln generell und andererseits deren<br />
Verschwendung in unserer Gesellschaft zum Thema hat.<br />
Lucia Weingartner studiert heute an der ETH in Zürich<br />
Agrarwissenschaften. Bei einem Glas Apfelsaft – natürlich biologisch<br />
und regional – sitzen wir uns am Tisch gegenüber. Auf<br />
die Frage nach ihrem Antrieb für die Entwicklung des Spiels<br />
«Blick über den Tellerrand» antwortet sie: «Zu den Mahlzeiten<br />
haben wir täglich einen vollen Teller vor uns. Mit Appetit machen<br />
wir uns über die meist liebevoll zubereiteten und wohlschmeckenden<br />
Speisen her. Stellen wir uns aber auch die Frage, woher<br />
die Nahrungsmittel stammen, wo sie produziert wurden, welchen<br />
Weg sie hinter sich haben, bevor sie auf unserem Teller landen?<br />
Wahrscheinlich eher nicht», ist sie sich ziemlich sicher.<br />
2015 musste Lucia ein Thema für ihre Maturaarbeit suchen.<br />
Dabei half ihr das Buch «Taste the Waste» (auf Deutsch: Koste<br />
den Abfall) von Valentin Thurn 1) und Gundula Oertel 2) , das sie<br />
von ihrer Schwester zu Weihnachten geschenkt erhielt. Das<br />
Thema, das den Überfluss und die Verschwendung von Nahrungsmitteln<br />
und Ressourcen vor allem in der westlichen Welt<br />
verdeutlicht, wurde von Valentin Thurn 2011 auch im gleichnamigen<br />
Dokumentarfilm aufgearbeitet. Vor diesem Hintergrund<br />
kam Lucia auf die Idee, ein Lernspiel für Kinder und Erwachsene<br />
zu entwickeln, welches auf spielerische Weise den «Blick<br />
über den Tellerrand» schärft.<br />
Zusammen mit ihren drei Geschwistern auf dem Bauernhof<br />
in Huprächtigen aufgewachsen, ist sich Lucia der Notwendigkeit<br />
eines schonenden und verantwortungsbewussten Umgangs<br />
1) Valentin Thurn,<br />
Journalist und<br />
Autor, Regisseur und<br />
Produzent des Films<br />
‹Taste the Waste›<br />
2) Gundula Christiane<br />
Oertel, freie Journalistin<br />
mit den Spezialgebieten<br />
Natur- und<br />
Verbraucherschutz<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
51 <strong>2020</strong>
Blick über den Tellerrand – das Spiel<br />
Die Zusammenhänge des Welthandels und Klimaschutzes sind sehr komplex<br />
und werden deshalb oft als trocken empfunden. Das Spiel wirkt dem entgegen,<br />
indem die Spielenden sich entlang verschiedener Aufgaben zum symbolischen<br />
Blick über den Tellerrand hinausarbeiten und dabei wertvolle Informationen<br />
und Alltagstipps erhalten. «Blick über den Tellerrand» motiviert<br />
Kinder- und Jugendliche ab 10 Jahren spielerisch, zur Umwelt Sorge zu tragen<br />
und für einen fairen Welthandel einzustehen.<br />
Das Spielfeld ist ein in vier Ringe skalierter Teller, der die Welt symbolisiert.<br />
Vom Zentrum bewegt man sich nach Massgabe der gewürfelten Augenzahl und<br />
ergänzenden Regeln über insgesamt 56 Felder mit drei verschiedenfarbigen<br />
Punkten vom inneren Ring bis zum Tellerrand. Die Farbe des Feldes zeigt dem<br />
Spieler an, von welchem der drei Kartenstöcke er eine Karte nehmen muss. Die<br />
Karten enthalten zu beantwortende Fragen oder beschreiben kindgerecht Situationen<br />
im globalen Zusammenhang mit Lebensmitteln,<br />
Das Brettspiel wurde<br />
bis her in einer Auf lage<br />
von 500 Exemplaren<br />
produziert, die Fach- und<br />
regionalen-Medien haben<br />
darüber berichtet, und an<br />
verschiedenen Luzerner<br />
Schulen wird das Spiel im<br />
Unterricht eingesetzt.<br />
Handel und Klimaveränderung. Für richtige Antworten<br />
erhält man vom Tellerrand Jetons mit je einem Lebensmittel<br />
zum Füllen von persönlichen Spielausweisen. Und Sieger<br />
wird, wer schliesslich als Erster alle Felder seines Spielausweises<br />
– ähnlich den bekannten Lottokarten – besetzt hat.<br />
Der Weg zum Ziel ist aber nicht einfach, auf dem Weg dahin<br />
erfährt man etwa, dass in Europa für die Produktion von<br />
einem Kilo Brot 1600 Liter Wasser benötigt werden, oder auf<br />
den Philippinen für das gleiche Kilo Brot sieben Mal länger<br />
gearbeitet werden muss als in Zürich. Auch dass der Energieverbrauch<br />
für Obst und Gemüse aus dem Gewächshaus 10<br />
Mal höher ist als in der freien Natur, dürfte nur wenigen bekannt sein. Und zu<br />
wissen kriegt man beispielsweise auch, dass Produkte mit dem Fairtrade-Label<br />
Gewähr für gerechte Entlöhnung von Bauern in Drittweltländern gewährleisten.<br />
– Viele Fragen zum Umweltschutz und der Lebensmittelverschwendung werden<br />
gestellt, vielfältige Tipps und Ratschläge begleiten die Spielenden, die sich<br />
während des Spiels miteinander über die Themen austauschen müssen. Mit Sonderkarten<br />
werden Tauschhändel von Jetons eingeleitet, Spielende zum Aussetzen<br />
bei einer Runde verknurrt oder – karitativer Aspekt – zum Spenden eines<br />
Jetons an den Mitspielenden in der schwächsten Spielposition angehalten usw.<br />
‹Blick über den Tellerrand› bedient keine Klischees, sondern verknüpft auf<br />
pädagogisch und didaktisch geschickte Weise spielerische Lust mit dem Realisieren<br />
wichtiger Fakten, um zum nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln<br />
und zum Schutz der Umwelt anzuregen.<br />
<strong>2020</strong> 52<br />
Blick über den Tellerrand
mit der Natur und ihren Ressourcen<br />
bewusst. Dieses<br />
Bewusstsein mit einem unterhaltsamen,<br />
spannenden Spiel<br />
zu fördern, ist die anspruchsvolle<br />
konzeptionelle Herausforderung,<br />
vor der Lucia zuerst<br />
steht. Sie entscheidet sich für<br />
ein Brettspiel mit Würfel und<br />
Spielfiguren, verbunden mit<br />
Frage-, Rate- und Situationskarten.<br />
Viel geduldiges Ausprobieren<br />
ist nötig, um dem<br />
Spiel Logik und Spannung zu<br />
verleihen und es zur Spielreife<br />
zu entwickeln.<br />
Als ihre Freundin Laura<br />
Bisang aus eigenem Antrieb<br />
das Spiel «Blick über den Tellerrand»<br />
in der nationalen<br />
Jubla 3) (Fachgruppe Philippinen) vorstellt, kommt der Stein ins<br />
Rollen: Lucia, selber Jubla-Leiterin, erhält eine Anfrage von<br />
Jubla Schweiz und dem katholischen Hilfswerk Fastenopfer, das<br />
Lernspiel in Zusammenarbeit mit diesen beiden Institutionen<br />
herauszubringen. Als langjähriges aktives Jubla-Mitglied<br />
nimmt sie die Herausforderung mit Freude an. Aktuelle Erfahrungen<br />
über die Lebensbedingungen in ärmeren Regionen, die<br />
ihre Freundin Laura bei einem Jugendaustauschprojekt auf den<br />
Philippinen gesammelt hatte, fliessen in das Projekt ein, bis es<br />
nach mehreren Anpassungen schliesslich unter allen pädagogischen<br />
und spielrelevanten Aspekten überzeugt.<br />
Mit der Empfehlung von Fastenopfer und Jubla als Vertreiber<br />
und Rechteinhaber im Rücken liess sich bald der Sachbuchverlag<br />
‹Rex Verlag Luzern› finden, der «Blick über den Tellerrand»<br />
2017 schliesslich in einer Auflage von 500 Exemplaren<br />
produzierte. Das Lernspiel, das ausser in Familien auch an<br />
Schulen in der Altersgruppe ab zehn Jahren gespielt wird, ist<br />
zur Zeit vergriffen. Eine Zweitauflage ist noch nicht konkret<br />
geplant, das Spiel kann aber bei den meisten kantonalen Jubla-<br />
Arbeitsstellen ausgeliehen werden.<br />
Lucia Weingartner<br />
3) Jubla, Jungwacht<br />
Blauring, katholischer<br />
Kinder- und Jugendverband<br />
Blick über den Tellerrand<br />
53 <strong>2020</strong>
Schloss Tannenfels<br />
und die Familie Schnyder<br />
von Wartensee<br />
Eine Zeitreise durch 600 Jahre<br />
Regionalgeschichte<br />
Hoch über dem linken Ufer des Sempachersees wachen zwei<br />
Schlösser über das obere Surental. Das Schloss Wartensee<br />
gehört zur Gemeinde Neuenkirch, Schloss Tannenfels zu<br />
Nottwil. Und das alte Luzerner Patriziergeschlecht Schnyder<br />
mit Wurzeln in Sursee trägt den Beinamen «von Wartensee»,<br />
besitzt aber Schloss Tannenfels. Die stolze Familie und die<br />
beiden Schlösser haben ihre Ursprünge im 13. und 14.<br />
Jahrhundert und sind auf interessante Weise mit der<br />
Geschichte der Region und jener von Nottwil verwoben.<br />
Beide Schlösser, die damals Wehrburgen waren, sollen in<br />
den Wirren des Sempacherkrieges von 1385 – 1389 zwischen den<br />
Habsburgern und den Luzernern zerstört worden sein. Ob das<br />
allerdings wirklich stimmt, ist nicht erwiesen. Nach aktuellem<br />
Forschungsstand gehört die Zerstörung vieler Burgen in jener<br />
Zeit (Burgenbruch) ins Reich der Sagen. Auf alle Fälle hätte<br />
man von den beiden Standorten am 9. Juli 1386 die Schlacht<br />
bei Sempach mitverfolgen können, die – ebenfalls ein Mythos<br />
– dank des Heldentodes von Arnold von Winkelried die Eidgenossen<br />
für sich entscheiden konnten.<br />
Viel wahrscheinlicher ist hingegen, dass der Stammvater der<br />
Familie Schnyder von Wartensee, Werner Sartor 1) , diese Epoche<br />
als Zeitzeuge miterlebt hat und davon berichten könnte. Werner<br />
Sartor ist 1350 im Jahrzeitbuch von Sursee erwähnt. Er dürfte<br />
1) Sartor ist Lateinisch, 1386 im reiferen Mannesalter gewesen sein, als sein Sohn,<br />
bedeutet Schneider und<br />
Johannes, um 1380 eine Anna von Saffaton heiratete. 20 weitere,<br />
dürfte als damalige<br />
Berufsbezeichnung der bestens dokumentierte Generationen sind aus dieser Ehe bis<br />
Ursprung des Familiennamens<br />
Schnyder<br />
heute hervorgegangen. Folgen wir zunächst also dieser Spur,<br />
gewesen sein suchen wir die Anschlüsse an Wartensee und Tannenfels …<br />
<strong>2020</strong><br />
54<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
Die Ratsfamilie Schnyder von Wartensee<br />
Die drei dem Sempacherkrieg folgenden Jahrzehnte liegen<br />
etwas im Dunkeln. 1423 wurde Heinrich Schnyder (1388 – 1435,<br />
3. Generation), der Enkel von Werner Sartor, als erstes Familienmitglied<br />
Schultheiss 2) von Sursee und begründete in dieser<br />
Funktion die Tradition der «Ratsfamilie» Schnyder. Gesichert ist,<br />
dass die Familie im 15. und 16. Jahrhundert durch den Betrieb<br />
des Wirtshauses zur Sonne, den Tuchhandel sowie ihre Offiziere<br />
in Söldnerdiensten zu Ansehen und Vermögen gelangte und in<br />
Sursee fortan eine politisch führende Rolle spielte. 24 Stadtoberhäupter<br />
stellte die Familie bis ins späte 19. Jahrhundert,<br />
zuletzt von 1863 – 1871 mit Julius Schnyder (1830 – 1920, 17.<br />
Generation) als Stadtpräsident (siehe Titel, ‹Die Familie Schnyder<br />
von Wartensee im 19. und 20. Jahrhundert›).<br />
Weshalb aber der Beiname «von Wartensee»? – Auch wenn<br />
offen bleiben muss, ob die Burg Wartensee im Sempacherkrieg<br />
zerstört wurde, klar ist, dass Hof und Burgstall 3) ab der Mitte<br />
des 15. Jahrhunderts verschiedene Besitzerwechsel erfuhren.<br />
1514 kaufte der Luzerner Ratsherr Peter Zukäs Wartensee und<br />
Schloss Tannenfels von<br />
Süden mit Blick auf<br />
den Sempachersee und<br />
Sursee<br />
2) Schultheiss = Stadtpräsident<br />
/ Bürger meister<br />
3) Burgstall =<br />
Reste einer Burgruine<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />
55 <strong>2020</strong>
liess 1524 auf den Ruinenresten ein schlösschenartiges Landhaus<br />
bauen. 1647 erwarb das Schloss Ludwig Schnyder<br />
(1604 – 1667, 10. Generation), dessen Familie ab 1649 als Schnyder<br />
von Wartensee erscheint. Seither, ab der Mitte des 17. Jahrhunderts<br />
entwickelte sich die Familie Schnyder von Wartensee<br />
genealogisch in ein paar Seitenästen weiter. Zahlreiche Mitglieder<br />
der im katholischen Glauben verwurzelten Familie wirkten<br />
als Amtmänner der Klöster St. Urban und Muri, und während<br />
300 Jahren waren sie Schaffner 4) des Klosters St. Urban. Auch<br />
eine Äbtissin erscheint im Stammbaum der Schnyder von Wartensee,<br />
Maria Anna (1713 – 1794, 14. Generation), die 1730 in<br />
das Zister zienserinnenkloster Eschenbach eintrat und von 1758<br />
bis zu ihrem Tod das höchste Amt im Kloster bekleidete. – Franz<br />
Xaver Schnyder von Wartensee (1786 – 1868, 16. Generation),<br />
ein bedeutender Schweizer Komponist und letzter Eigentümer<br />
von Wartensee, verkaufte das Schloss 1822 an seine damalige<br />
Pächterfamilie. Das Schloss ist heute in Privatbesitz.<br />
4) Schaffner =<br />
Guts verwalter / Amtmann<br />
5) Twing = Lehenswesen,<br />
Herrschaft mit<br />
niederer Gerichts barkeit<br />
6) Propst = Vorsteher<br />
des Chorherren-Stifts<br />
Schloss Tannenfels bis in die ersten Jahre<br />
des 19. Jahrhunderts<br />
Das Schloss steht, schon von weit her sichtbar, am Nordhang<br />
des Blumenberges im Nordwesten Nottwils, unweit der<br />
Gemeindegrenze zu Buttisholz. Der Schlossherr Louis Schnyder<br />
von Wartensee (Jg. 1930, 20. Generation) und seine Frau<br />
Monica freuen sich über das Interesse, und empfangen die<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> in der geschichtsträchtigen Schlossbibliothek,<br />
die gleichzeitig das Arbeitszimmer des Schlossherrn ist.<br />
Es ist Anfang September, das Ehepaar Schnyder ist dabei, die<br />
letzten Vorbereitungen für die Rückkehr von ihrem traumhaft<br />
gelegenen Sommersitz nach Luzern zu treffen. Auf der Führung<br />
durch die ursprünglich erhaltenen Räume des Schlosses, erzählen<br />
sie vom Leben ihrer Ahnen, deren Konterfeis als Ölgemälde<br />
die Wände zieren, den kulturellen Anlässen auf dem Schloss<br />
und in der Schlosskapelle und gehen auf die Fragen ihrer Besucher<br />
ein.<br />
Die Burg und der Hof Tannenfels bildeten vom Spätmittelalter<br />
bis Ende des 18. Jahrhunderts den Kern einer kleinen Herrschaft,<br />
des gleichnamigen Twings 5) Tannenfels. Die politische<br />
Gemeinde Nottwil existiert erst seit 1801. Güter und Rechte<br />
besass die Herrschaft Tannenfels in den Weilern Ei, Gattwil, Ifflikon<br />
und St. Margrethen. Der Bau der Burg wird auf einen<br />
Werner II. von Sursee und Tannenfels zurückgeführt, der nach<br />
1250 Propst 6) von Beromünster war. 1348 wurde Tannenfels von<br />
<strong>2020</strong><br />
56<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee
der Witwe des Burkhard von Tannenfels an den Deutschen<br />
Orden 7) verkauft. Die Zerstörung der Burg im Zusammenhang<br />
mit dem Sempacherkrieg ist – wie im Falle Wartensees – nicht<br />
erwiesen. 1668 erwarb Eustach von Sonnenberg die Herrschaft.<br />
Von dessen Sohn Christoph kaufte Hans Caspar Mayr von<br />
Baldegg 1687 die Ruine und liess in der Folge Schloss Tannenfels<br />
neu errichten.<br />
Nach weiteren Besitzerwechseln erwarb 1832 die elsässische<br />
Musiker- und Sängerfamilie Stockhausen den Sitz, worauf<br />
– wie es heisst – bis in die 1850er Jahre hinein ein reges musikalisches<br />
Leben auf Schloss Tannenfels herrschte. Es waren<br />
unruhige Jahrzehnte in Deutschland, die Familie Stockhausen<br />
konnte Tannenfels aus finanziellen Gründen nicht halten. Nur<br />
wenig ist von den folgenden Besitzern bekannt, zwei Brüdern<br />
aus einer Familie Hoffmann<br />
aus Colmar (Elsass). Überliefert<br />
ist, dass im Deutsch-Französischen<br />
Krieg von 1870 / 71,<br />
der mit der Abtretung des<br />
Elsass’ und Teilen von Lothringen<br />
an die Preussen endete,<br />
diese zwei Brüder sich in den<br />
feindlichen Lagern schicksalhaft<br />
gegenüberstanden.<br />
Schloss Tannenfels be -<br />
fand sich in einem verwahrlosten<br />
Zustand, als es 1888<br />
von Josef und Jost Segesser<br />
von Brunegg übernommen<br />
wurde. Die Familie Segesser<br />
von Brunegg gehörte ebenfalls zum Luzerner Patriziat. Josef<br />
zahlte seinen Bruder Jost Jahre später aus und erweiterte das<br />
Schloss 1912 durch den Anbau des Turmes, der das heutige Erscheinungsbild<br />
prägt. Und – die Verbindung zur Gegenwart –<br />
Josef ist der Grossvater mütterlicherseits des heutigen Schlossherrn<br />
Louis Schnyder von Wartensee.<br />
Das Schloss Tannenfels steht seit 2001 unter Denkmalschutz.<br />
Seither darf Tannenfels ohne Bewilligung der Denkmalpflege<br />
weder renoviert, verändert, beseitigt noch sonst in<br />
seiner Wirkung beeinträchtigt werden. Die Denkmalpflege des<br />
Kantons Luzern beschreibt das Objekt in ihrem Inventarblatt<br />
so: «Das (…) Schloss Tannenfels ist ein typischer Vertreter<br />
eines Luzerner Landsitzes. Ein besonderer geschichtlicher Wert<br />
kommt dem Bau auch durch den in Resten erhaltenen Vorgän-<br />
Schloss Tannenfels um<br />
1767, Stich Herrliberger<br />
7) Deutscher Orden:<br />
geistlicher Ritterorden<br />
zur Verteidigung des<br />
Heiligen Landes und zur<br />
Betreuung kranker Pilger<br />
und Kreuzfahrer<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />
57 <strong>2020</strong>
gerbau der Komtur des Deutschen Ordens zu. Neben seiner<br />
ausgezeichneten Innenausstattung besitzt der Bau durch seine<br />
erhöhte Lage am Hang des Blumenbergs einen herausragenden<br />
Situationswert.»<br />
8) Fritschivater =<br />
Zunftmeister der Luzerner<br />
Safranzunft<br />
9) Stubenherr =<br />
Vor sitzender / Präsident<br />
Die Familie Schnyder von Wartensee<br />
im 19. und 20. Jahrhundert<br />
Die «Dynastie» Schnyder von Wartensee gehörte mit ihren<br />
über die Jahrhunderte beständigen Tätigkeiten sowie ihrem<br />
öffentlichen und religiösen Engagement im 19. Jahrhundert zu<br />
den einflussreichen Familien im Kanton Luzern.<br />
Zu höchsten gesellschaftlichen und politischen Ehren<br />
gelangte nach 1850 Ständerat Julius Schnyder von Wartensee<br />
(1830 – 1920, 17. Generation), der Urgrossvater des heutigen<br />
Schlossherrn. Nach dem Besuch der Schulen in Sursee und<br />
Luzern studierte er in München und Paris Rechts- und Staatswissenschaften.<br />
Er heiratete Eugenia Gräfin Crivelli, die Tochter<br />
eines Luzerner Bankiers. Politisch engagierte sich Julius als<br />
Armen- und Waisenrat von Sursee, ehe er 1863 zum Stadtpräsidenten<br />
und damit zum 24. und letzten Stadtoberhaupt aus den<br />
Reihen der Familie Schnyder von Wartensee gewählt wurde.<br />
Seine politische Karriere krönte er 1871 mit der Wahl in den<br />
Regierungsrat des Kantons Luzern, in dem er bis 1891 für die<br />
Staatswirtschaft und die Finanzen zuständig war. Während<br />
seines Regierungsamtes war Julius Schnyder in den Jahren 1885<br />
und 1886 auch Standesvertreter des Kantons Luzern in Bern.<br />
Sein Sohn, Ludwig Karl Joseph (1862 – 1919, 18. Generation),<br />
war Direktor bei der Creditanstalt, Fritschivater 8) der Safranzunft<br />
und Stubenherr 9) der ‹Herren zu Schützen›, einem noch heute<br />
bestehenden Geselligkeitsverein einflussreicher Luzerner Bürger.<br />
Ludwigs Sohn, Hans Werner Julius (1895 – 1987, 19. Generation),<br />
studierte Rechtswissenschaften und promovierte an der<br />
Universität Bern. 1925 heiratete er Hildegard, die Tochter des<br />
damaligen Schlossherrn von Tannenfels, Josef Segesser von<br />
Brunegg. Der Ehe entstammten zwei Kinder, Charlotte Maria,<br />
geb. 1927, und Ludwig Hans Georg (Rufname Louis), geb. 1930.<br />
Im Alter von schon 47 Jahren folgte Hans einem Ruf der Päpstlichen<br />
Schweizergarde und zog für drei Jahre mit seiner Frau<br />
und seinen beiden schulpflichtigen Kindern nach Rom. Er<br />
diente in den Weltkriegsjahren 1942 bis 1945 im Range eines<br />
Majors. Nach seiner Verabschiedung wurde er von Papst Pius<br />
XII. zum päpstlichen Geheim-Kämmerer im Vatikan ernannt. In<br />
dieser Funktion leistete er jeweils bis zur Abschaffung dieses<br />
<strong>2020</strong><br />
58<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee
1 2 3 4<br />
Ehrenamtes durch Papst Paul VI. Diensttage im Vatikan. Einige<br />
persönliche Erinnerungen an die Besetzung Roms durch deutsche<br />
Truppen (1943 / 1944) sowie den Einmarsch der Alliierten<br />
und die Audienzen von Churchill, De Gaulle und Eisenhower<br />
beim Papst hat Hans Schnyder 1983 in einer Broschüre aufgezeichnet.<br />
Wohl vor diesem Hintergrund hat er sich von 1950<br />
bis 1967 als Mitbegründer der Schweizerischen Statthalterei des<br />
‹Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem› als deren erster<br />
Statthalter engagiert. 10)<br />
In der 20. Generation der Schnyder von Wartensee ist<br />
Schloss Tannenfels 1955 durch Erbfolge von den Segesser von<br />
Brunegg an Louis Schnyder von Wartensee übergegangen.<br />
Louis Schnyder und seine Frau Monica, geb. Scherer von Solothurn<br />
(Jg. 1939), sind Eltern von drei Töchtern und einem Sohn,<br />
Karl, der in der 21. Generation die Nachfolge als Schlossherr<br />
von Tannenfels antreten wird.<br />
1/2 Josef Segesser von<br />
Brunegg, der Käufer von<br />
Tannenfels, und seine<br />
Frau Charlotte, geb.<br />
Schnyder, die Grosseltern<br />
mütterlicherseits<br />
von Louis Schnyder<br />
3/4 Hans Schnyder von<br />
Wartensee und Hildegard<br />
Segesser von Brunegg<br />
(19. Generation)<br />
Schloss Tannenfels heute<br />
Der heutige Schlossherr Louis Schnyder von Wartensee<br />
war Direktionsmitglied der Schweizerischen Kreditanstalt in<br />
Luzern. Nach seiner Pensionierung 1993 hat er mit einem<br />
Partner erfolgreich ein Büro für Finanzberatung geführt. Er<br />
und seine Frau Monica sind naturverbunden und geprägt von<br />
ihrer eindrücklichen Familiengeschichte. Sie sind sich der historischen<br />
Bedeutung von Schloss Tannenfels und ihrer Verantwortung<br />
dafür bewusst. In den 1990er Jahren hat Louis<br />
Schnyder aus eigenem Antrieb umfangreiche Sanierungen<br />
10) Der päpstliche<br />
Laienorden unterstützt<br />
im Auftrage des Papstes<br />
die Christen im Heiligen<br />
Land<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />
59 <strong>2020</strong>
Schloss Tannenfels<br />
von Norden<br />
11) Gem. Entscheid<br />
Justiz-, Gemeinde- und<br />
Kulturdepartement des<br />
Kantons Luzern vom 30.<br />
August 2001<br />
12) Der Bau des Turms<br />
sowie der ergänzenden<br />
Anlagen erfolgte unter<br />
Josef Segesser von<br />
Brunegg; die Unterschutzstellung<br />
veranlasste<br />
Louis Schnyder<br />
von Wartensee (Fehler<br />
im Entscheid vom<br />
30. August 2001)<br />
Die Begründung für die Unterschutzstellung 11)<br />
Schloss Tannenfels thront hoch über Nottwil am Hang südwestlich<br />
des Sempachersees. Es wurde 1688ff. an der Stelle der<br />
damals ruinösen Burg, der seit der Mitte des 13. Jahrhunderts<br />
bezeugten Herren von Tannenfels errichtet. Bauherr war Caspar<br />
Mayr von Baldegg. Mayr errichtete einen schlichten rechteckigen<br />
Bau mit Unter-, Haupt- und Obergeschoss unter einem<br />
Walmdach. Breite Lukarnen, je eine pro Seite und ebenfalls<br />
abgewalmt, vollenden das Bild des typischen barocken Luzerner<br />
Landsitzes. Die innere Disposition mit einem breiten Mittelgang,<br />
der alle Räume erschliesst, aber auch die Austäferung der<br />
Zimmer aus der Bauzeit haben sich erhalten. Im Saal prangt<br />
eine prachtvolle Rokokostuckdecke, die auf einen Umbau im<br />
Jahre 1752 durch die Familie Balthasar zurückgehen muss. Die<br />
historisch bedeutende Liegenschaft wird ergänzt durch einen<br />
unter der Familie Schnyder von Wartensee 12) 1912 angebauten<br />
Turm, einen umfriedeten Garten mit Gartenhaus und mit dem<br />
bergwärts gelegenen Schlossgraben, welcher der Halsgraben der<br />
mittelalterlichen Burg sein muss.<br />
<strong>2020</strong><br />
60<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee
1<br />
2<br />
1 Repräsentativer<br />
Schlosssaal mit prächtiger<br />
Rokokostuckdecke<br />
2 Das antike Forst-<br />
Tafelklavier von 1845<br />
umgesetzt und schliesslich der Denkmalpflege die Unterschutzstellung<br />
empfohlen, um Tannenfels auch für die Nachwelt<br />
zu erhalten.<br />
Wir stehen im Saal mit der prächtigen Rokokostuckdecke,<br />
in dem ein antikes, 1845 gebautes Tafelklavier des einstigen<br />
Strassburger Klavierbauers Forst steht, welches alle seitherigen<br />
Besitzer und kriegerischen Wirren überdauert hat. Mit dem<br />
Blick auf dieses wunderschöne Instrument wird die Erinnerung<br />
von Louis Schnyder lebhaft:<br />
Eine Nachfahrin der Musikerfamilie Stockhausen aus Köln<br />
(von 1832 bis 1862 Tannenfels-Besitzer) hatte bei Nachforschungen<br />
über ihre Ahnen von einer Museumsdirektorin erfahren,<br />
dass das alte Tafelklavier noch immer im Schloss steht.<br />
Nach einem ersten Kontakt mit den Schnyders kam es im Jahr<br />
2000 zum Besuch der Dame. «In ihrer Familie wurde überliefert,<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />
61 <strong>2020</strong>
Wartensee – Schnyder – Tannenfels<br />
Das Wesentliche im Zeitraffer<br />
Mitte<br />
12. Jh.<br />
Bau von Tannenfels durch Werner II. von Sursee,<br />
Propst von Beromünster<br />
1348 Verkauf von Tannenfels an den Deutschen Orden<br />
1350 Werner Sartor (Stammvater, 1. Generation) wird im<br />
Jahrzeitbuch Sursee erwähnt<br />
1385 – 89 Sempacherkrieg, Wartensee und Tannenfels sind zerstört<br />
(Sempacherkrieg als Ursache nicht erwiesen)<br />
1388 Heinrich Schnyder (3. Gen.) wird als erstes Familienmitglied<br />
Schultheiss von Sursee<br />
1514 / 24 Ratsherr Peter Zukäs kauft Wartensee / baut schlossähnliches<br />
Landhaus<br />
1647 Ludwig Schnyder (10. Gen.) kauft Wartensee<br />
1649 Familie nennt sich fortan Schnyder von Wartensee<br />
1687 Johann Kaspar Mayr von Baldegg kauft Tannenfels<br />
und baut das Schloss neu<br />
1752 Barockisierung des Schlosses Tannenfels durch<br />
Junkerfamilie Balthasar aus Luzern<br />
1801 Politische Gemeinde Nottwil wird geschaffen<br />
1816 Zerstörung der Schlosskapelle Tannenfels im Hof<br />
durch Blitzschlag<br />
1822 Franz Xaver Schnyder (16. Gen.) verkauft Schloss<br />
Wartensee<br />
1832 Die elsässische Musikerfamilie Stockhausen erwirbt<br />
Tannenfels<br />
1863 Julius Schnyder (17. Gen.) wird 24. und letzter<br />
Stadtpräsident der Familie<br />
1888 Josef und Jost Segesser von Brunegg kaufen<br />
Tannenfels<br />
1912 Umbauten, u.a. Anbau des Turmes durch Josef<br />
Segesser von Brunegg<br />
1924 Kapellenweihe zu Ehren von «Maria zum Schnee»<br />
1955 Tannenfels wird durch Heirat Familienbesitz<br />
Schnyder (19. Gen., Erbgang)<br />
2001 Unterschutzstellung Schloss Tannenfels durch den<br />
Kanton Luzern<br />
<strong>2020</strong><br />
62<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee
dass das Klavier beim Einzug der Stockhausens von einem<br />
Gespann mit sechs Pferden im damals schwierigen Gelände zum<br />
Schloss hochgezogen werden musste. Und beim Verlassen gute<br />
zwei Jahrzehnte später habe die Familie das Klavier der<br />
Umstände wegen zurücklassen müssen», erzählt Louis Schnyder<br />
und weiter: «Diese Begegnung und ein paar Fingerübungen<br />
der Dame auf dem alten, ungestimmten Klavier vermittelten uns<br />
eine gute Vorstellung über einen bedeutungsvollen Zeitraum in<br />
der Tannenfels-Geschichte.»<br />
Nicht zuletzt in dieser Erinnerung liegt ein Beweggrund<br />
von Louis und Monica Schnyder, auf Schloss Tannenfels religiöse<br />
und musikalische Veranstaltungen zu ermöglichen.<br />
So wird jährlich, jeweils am 5. August, in der Schlosskapelle<br />
die Heilige Messe zu Ehren von Maria zum Schnee 13) ,<br />
der Schutzheiligen der Schlosskapelle, gefeiert, zu der die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Höfe und<br />
Weiler eingeladen sind. Dieses Patrozinium (Schutzherrschaft)<br />
geht auf die Deutsch-Ordens-Ritter zurück.<br />
13) Heilige Maria<br />
zum Schnee ist die<br />
Bezeichnung des Festes<br />
der Basilika Santa<br />
Maria Maggiore in Rom,<br />
die 432 eingeweiht<br />
wurde.<br />
1<br />
1 Schlosskapelle<br />
Maria zum Schnee<br />
2 Schlossherrenpaar<br />
Monica und Louis<br />
Schnyder von Wartensee<br />
(20. Generation)<br />
2<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee<br />
63 <strong>2020</strong>
Konzert der Band «Jazz<br />
Tube» zum 40-Jahr-<br />
Jubiläum der KuEB im<br />
Schlosssaal<br />
14) Ebenfalls Kulturdenkmal<br />
ist das<br />
Pächter haus Untertannenfels<br />
(NA2016, S68)<br />
Die Tore von Schloss Tannenfels wurden aber auch für den<br />
Verein Kultur und Erwachsenenbildung (KuEB) anlässlich seiner<br />
runden Jubiläen geöffnet. Bei der 30 Jahr-Feier 2005 trat «Tritonus»<br />
im Schlossgarten auf, eine musikalische Gruppe, die sich<br />
mit der Erforschung der alten Volksmusik beschäftigt. Für die<br />
unverwechselbaren Töne aus mittelalterlichen Instrumenten<br />
wie der Drehleiher, der Sackpfeife und der Schalmei bildeten<br />
die Schlossmauern eine äusserst stimmungsvolle Kulisse. Und<br />
2015, im Rahmen des Jubiläumsprogramms zum 40-jährigen<br />
Bestehen des Vereins, begeisterte unter dem Programmtitel<br />
«traumhaft» die Ruswiler Band «Jazz Tube» die Gastgeber und<br />
Gäste im prallvollen Schlosssaal. 2009 öffnete die Familie<br />
Schnyder die Türen auch Schülerinnen und Schülern sowie<br />
deren Eltern und Musiklehrpersonen. Im Rahmen des Musikschule-Projektes<br />
«Räume und ihre Musik – die Musikschule auf<br />
Tournee durch Nottwil» bildete Schloss Tannenfels den willkommenen<br />
historischen Rahmen für ein Konzert mit Spinett,<br />
Querflöten und Gesang.<br />
In dieser Tradition wollen und werden Louis und Monica<br />
Schnyder von Wartensee sowie ihre Nachkommen Schloss Tannenfels<br />
als ihr historisches Erbe und Kulturdenkmal 14) auf <strong>Nottwiler</strong><br />
Boden pflegen und erhalten.<br />
<strong>2020</strong><br />
64<br />
Schloss Tannenfels und die Familie Schnyder von Wartensee
50 Jahre Bernet Blumen –<br />
20 Jahre Bernet Gartenbau<br />
Eine Familie, zwei Unternehmen<br />
Wer von Neuenkirch her auf der Kantonsstrasse Nottwil<br />
erreicht, erkennt rechts, kurz vor den ersten Wohnhäusern,<br />
ein architektonisch gelungenes dreigiebliges Gebäude.<br />
In Form geschnittenes Nadelgehölz und Bonsais sowie<br />
Saisonpflanzen und Setzlinge verdecken etwas den Blick<br />
auf das einladende Blumengeschäft der Familie Bernet.<br />
Dahinter, weniger gut einsehbar, aber nicht minder eindrücklich,<br />
verbergen sich die modernen Werkgebäude der Bernet Gartenbau<br />
AG. – Ein Einblick in zwei mustergültige <strong>Nottwiler</strong><br />
Gewerbebetriebe der gleichen Familie.<br />
Bernet Blumen<br />
Wer hat nicht schon mal auf die Schnelle einen Blumenstrauss<br />
gebraucht, weil er beispielsweise den Hochzeitstag vergessen<br />
hatte oder spontan eine Freude bereiten wollte?<br />
Bei Bernet Blumen ist man für alle Fälle an der richtigen<br />
Adresse. Nur, auf die Schnelle geht da nichts: Betritt man das<br />
ausgesprochen schön gestaltete Blumengeschäft, ist man<br />
zunächst beeindruckt von der Vielfalt der Pflanzenwelt, den<br />
prächtigen Farben der Blumen und den betörenden Düften, die<br />
einem in die Nase steigen. Und schliesslich hat man ein Problem,<br />
die schwer lösbare Qual der Wahl. Freundlich lächelnd nähert<br />
sich dann eine Floristin, geht fachkundig auf die Ratlosen ein<br />
und findet bestimmt eine überzeugende Lösung für jeden<br />
Wunsch.<br />
«Die Blumenvielfalt, die sich nach den Jahreszeiten richtet,<br />
die prächtigen Farben sowie die Ereignisse, die mit Blumen verbunden<br />
werden, machen den Reiz und meine Liebe zur Floristik<br />
aus», sagt Marlis Fischer-Kurmann, die als diplomierte<br />
Meister floristin das Blumengeschäft seit elf Jahren führt. Die<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
65 <strong>2020</strong>
Marlis Fischer-Kurmann (Jg. 1983)<br />
Die Mutter eines Sohnes hat nach der<br />
Lehre als Floristin (2000 – 2003) ihre<br />
Weiterbildung zur eidg. diplomierten<br />
Meisterfloristin 2008 abgeschlossen.<br />
Heute ist sie für die Sektion Innerschweiz<br />
auch als Prüfungsexpertin für<br />
die Floristen EFZ (praktisch und schriftlich)<br />
tätig. Seit 2005 ist sie bei Bernet<br />
Blumen, seit 2009 als Geschäftsführerin.<br />
Marlis Fischer führt ein Team von fünf<br />
Floristinnen, zwei Gärtnerinnen und<br />
zwei Lernenden (Floristinnen) und ist<br />
zuständig für die Administration und<br />
das Rechnungswesen. – Ihre Ausbildung<br />
zur Floristin absolvierte sie im gleichen<br />
Lehrbetrieb wie Eveline Bernet, die sie<br />
damals als eine ihrer letzten Tätigkeiten<br />
zur Anstellung vorschlug.<br />
Floristik habe sich in den letzten zwei<br />
Jahrzehnten stark weiterentwickelt.<br />
Setzten einst klassische Biedermeier-<br />
Sträusse die Standards, würden heute<br />
Sträusse zu wahren Kunstwerken gebunden.<br />
Dabei hätten die Trends der letzten<br />
Jahre vor allem die skandinavischen<br />
Länder bestimmt, anerkennt Marlis<br />
Fischer, die die Entwicklungen auf dem<br />
Markt aufmerksam verfolgt und sich<br />
stetig weiterbildet.<br />
Die Wünsche von Kundinnen und<br />
Kunden haben bei Bernet Blumen höchste<br />
Priorität und gestalterisch gibt es kaum<br />
mehr Grenzen. «Aufträge für Grossanlässe<br />
oder Firmenjubiläen und vor allem<br />
Hochzeiten, Taufen oder Erstkommunionen<br />
sind inspirierend, und der Blumenschmuck<br />
zaubert Freude in die Gesichter<br />
der Menschen», fasst Marlis Fischer<br />
zusammen. «Und bei Trauerfällen ist es<br />
eine Genugtuung, wenn Angehörige sich<br />
gut beraten und begleitet fühlen und wir<br />
ihre anerkennende Zufriedenheit spüren<br />
können».<br />
Für Fleurop, den bekannten internationalen<br />
Blumen-Vermittlungsdienst, der<br />
vor allem an Festtagen wie Valentinstag,<br />
Ostern oder Weihnachten intensiv genutzt<br />
wird, deckt Bernet Blumen neben Nottwil<br />
auch die Gemeinden Buttisholz und Ruswil<br />
ab. Die Tätigkeit beschränkt sich aber<br />
nicht auf die Floristik. Bernet ist ein vielschichtiges Blumen-,<br />
Garten- und Servicecenter mit entsprechend ausgebauter Logistik.<br />
Je etwa die Hälfte des Arbeitsumfanges des neun Frauen<br />
starken «Fischer-Teams» fallen im Laden und im Aussendienst<br />
an. Vier bis fünf Mal wöchentlich wird in den Blumenbörsen<br />
Littau, Rothrist oder Zürich eingekauft, und aus Holland und<br />
Italien kommen mit Lastwagen regelmässig Direktimporte an.<br />
Wenn am Morgen alles angeliefert ist, beginnt in den rückwärtigen<br />
Räumen des Ladens das Rüsten, Einstellen und Verarbeiten<br />
der Pflanzen. Jeweils am Montag wird im Dauer auftrag bei Verwaltungen<br />
und anderen Dienstleistern in der Region der Blumenschmuck<br />
ausgewechselt. Der Unterhalt von Balkon- und<br />
<strong>2020</strong><br />
66<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau
Terrassenbepflanzungen von Privathaushalten sowie Grabpflege<br />
gehören ebenso zum Angebotsumfang. Und laufend<br />
werden, je nach Auftragslage, für das Ladengeschäft und für<br />
die Kundschaft Sträusse und Arrangements produziert und ausgestellt<br />
oder ausgeliefert. Im Gartenbereich des Ladens werden<br />
schliesslich Setzlinge für Gemüsepflanzen wie Salate, Randen<br />
usw. herangezogen, aber auch Pflanzensamen, Schädlingsbekämpfungsmittel<br />
und andere nützliche Dinge für Haus und<br />
Garten verkauft. Und am Ende des Tages müssen – ganz unspektakulär<br />
– nicht verkaufte Schnittblumen in Kühlzellen versorgt<br />
und der Laden aufgeräumt und geputzt werden.<br />
Die ursprüngliche<br />
Gärtner ei mit Wohnhaus<br />
bei der Kirche 1972<br />
Vom Oberdorf an die Kantonsstrasse<br />
Die Familiengeschichte<br />
In der Gärtnerei und im Blumengeschäft liegen die Wurzeln<br />
der heutigen Firmen Bernet Blumen und Bernet Gartenbau.<br />
Walter Bernet, Jg. 44, von Oberkirch, und Therese Bucher, Jg.<br />
46, von Rothenburg, fanden sich in der zweiten Hälfte der 60er-<br />
Jahre. Beide waren in der gleichen Gärtnerei in Kriens beschäftigt<br />
und schmiedeten schon bald gemeinsame Pläne. 1969 heiratete<br />
das Paar. Ende des gleichen Jahres entdeckte es in der<br />
Zeitung die Ausschreibung für die seit 1950 bestehende Gärtnerei<br />
neben der Kirche in Nottwil, die Bruno Sonderegger aus<br />
gesundheitlichen Gründen zum Verkauf anbot. Die beiden<br />
packten ihre Chance, erhielten den Zuschlag und begründeten<br />
am 1. Januar 1970 ihre gemeinsame berufliche und familiäre<br />
Existenz, mit drei zwischen 1971 und 1976 geborenen Kindern.<br />
Bruno Sonderegger begleitete die neuen Eigentümer als Mitarbeiter<br />
und Freund, bis er 1973 an den Folgen seiner schweren<br />
Krankheit starb.<br />
Die Bedingungen beim Verkauf waren sehr fair, betont<br />
Walter Bernet, und für die Finanzierung ihres Lebenswerkes<br />
vertraute ihnen ihre Bank. Aber der Start in die Selbständigkeit<br />
war trotzdem nicht einfach: «Der Januar war sehr schwierig»,<br />
erzählt Walter, «wir mussten uns mit einem Umsatz für gerade<br />
mal fünf Cyklamen (Alpenveilchen) zufriedengeben.» Und,<br />
«Blumen waren damals eher Luxus. Eine Kundin kaufte beispielsweise<br />
einmal blühende Geranien für ihren Balkon und<br />
verlangte von uns, die Blumen herauszubrechen. Nach dem<br />
Grund gefragt, meinte sie, ihre Nachbarin müsse nicht sehen,<br />
dass sie die Blumen in der Gärtnerei gekauft habe!» Sie hätten<br />
immer auf eine breite Auswahl für alle sowie eine faire Preisgestaltung<br />
geachtet. Die 1970er und 80er Jahre waren geprägt<br />
Verkaufsinserat<br />
von 1970<br />
Das Gelände an der<br />
Kantonsstrasse, wo<br />
1986 das Blumengeschäft<br />
eröffnet wurde<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />
67 <strong>2020</strong>
Therese und Walter<br />
Bernet-Bucher<br />
von wirtschaftlichem Wachstum, das Sortiment<br />
konnte ständig erweitert und der<br />
Umsatz gesteigert werden. Diese Entwicklung<br />
führte am 29. November 1986 mit<br />
einem Tag der offenen Tür zur Neueröffnung<br />
des modernen Blumengeschäftes,<br />
das Stephan Troxler als Erster Florist<br />
während der folgenden 15 Jahre mit Erfolg<br />
mitgestaltete. In der entsprechenden<br />
Pressemitteilung ist zu lesen: «Im Laufe<br />
der Jahre wuchs aus dem Familienbetrieb<br />
ein Unternehmen, das mehrere Berufsrichtungen wie Gartenunterhalt,<br />
Friedhof, Blumenbinderei (…) betreut und sechs Festangestellte,<br />
drei Lehrlinge, Aushilfen und Saisonniers beschäftigt».<br />
Die Platzverhältnisse im Oberdorf genügten einfach nicht<br />
mehr. Vor diesem Hintergrund konnten Walter und Therese<br />
Bernet 1984 an der Kantonsstrasse das ideal gelegene und<br />
8 000 m 2 grosse Grundstück erwerben. In der Folge setzten die<br />
minutiöse Planung und Realisierung des Projektes ein.<br />
Während Walter sich fachlich mit dem Gartenunterhalt, dem<br />
Friedhof und der Produktion, unter anderem auch Bodendecker,<br />
Stauden und Kleingehölz für den Grosshandel, befasste, war<br />
Therese für den Verkauf, die Blumenbinderei und die Administration<br />
zuständig. Beide sind heute im Rückblick stolz auf ihre<br />
ausgezeichneten Mitarbeitenden, die wesentlich zum nachhaltigen<br />
Geschäftserfolg von Bernet Blumen beigetragen haben.<br />
Pirmins Weg zum Gartenbauer<br />
Pirmin Bernet wurde 1971 als ältestes der drei Kinder von<br />
Therese und Walter Bernet geboren. Schon als Schüler habe er<br />
immer gerne und freiwillig in der elterlichen Gärtnerei mitgearbeitet,<br />
erinnert sich sein Vater. Bei der Gartenarbeit sei er aufgeblüht,<br />
während seine Lehrer über sein Engagement in der<br />
Schule oft besorgt gewesen seien. Für Pirmin war früh klar, dass<br />
er dereinst den Gärtnereibetrieb von seinen Eltern übernehmen<br />
will, während seine beiden Geschwister sich beruflich anders<br />
orientierten.<br />
In der Gärtnerei Suter in Emmenbrücke absolvierte Pirmin<br />
ab 1987 eine Gärtnerlehre (Topf- und Zierplanzen). Bei Unterhalts-<br />
und Umgestaltungsarbeiten mit Maschinen hat er sein<br />
Interesse und die Freude am Gartenbau entdeckt und gleich eine<br />
Zusatzlehre in der Firma Gygax Gartenbau in Horw angehängt,<br />
die er 1992 erfolgreich abschloss. Während er danach in ein<br />
<strong>2020</strong><br />
68<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau
paar Gartenbaubetrieben Berufserfahrungen sammelte, investierte<br />
er gleichzeitig in seine berufliche Weiterbildung, die er<br />
1997 als eidg. diplomierter Gärtnermeister beendete.<br />
Dass Pirmin schon im gleichen Jahr unfreiwillig, aber gerne<br />
in den elterlichen Betrieb zurückkehrte, war den gesundheitlichen<br />
Problemen seines Vaters geschuldet, der 1997 einen Herzinfarkt<br />
erlitten hatte. Pirmin blieb nach der Genesung seines<br />
Vaters im Betrieb. Vor dem Hintergrund seiner inzwischen<br />
gefestigten Leidenschaft für den Gartenbau, in welchem er ein<br />
vielversprechendes neues Standbein erkannte, setzte er sich mit<br />
der Zukunft auseinander. In diese Zukunftsplanung war auch<br />
Eveline Marbacher (Jg. 71) eingebunden, die Pirmin 1988 als<br />
lernende Floristin in seinem Lehrbetrieb kennengelernt hatte.<br />
Als Floristin mit eidg. Fachausweis und<br />
Absolventin einer Unternehmensschulung<br />
trat sie 1997 mit einem 20 %-Pensum in<br />
die Gärtnerei Bernet ein und übernahm<br />
kaufmännische Aufgaben. Pirmin und<br />
Eveline heirateten 1999 und wurden<br />
Eltern von zwei Töchtern.<br />
Mit nur einem Mitarbeiter und einem<br />
Holzschopf neben dem Elternhaus bei der<br />
Kirche als Infrastruktur wagte Pirmin<br />
dann zum Millennium 2000 den Schritt<br />
zum selbständigen Gartenbauunternehmer.<br />
Gleichzeitig zum 1. Januar zogen<br />
sich die Eltern auf die Gärtnerei und das<br />
Pflanzencenter zurück, während Pirmin<br />
als «Starthilfe» die Kunden aus dem Gartenunterhalt<br />
seines Vaters übernehmen<br />
konnte.<br />
2009 zogen sich Walter und Therese<br />
Bernet aus der Geschäftsführung zurück<br />
und übergaben das Blumengeschäft<br />
Pirmin und Eveline. Für Bernet Blumen<br />
wurde neu die Rechtsform einer GmbH<br />
(Gesellschaft mit beschränkter Haftung)<br />
gewählt, für Bernet Gartenbau die einer<br />
AG (Aktiengesellschaft).<br />
Ob eine oder beide ihrer Töchter –<br />
eine befindet sich schon in der Ausbildung<br />
zur Floristin – dereinst in 3. Generation<br />
ihren Eltern nachfolgen, ist noch<br />
ungewiss.<br />
Pirmin und Eveline Bernet<br />
Das Dorf- und Vereinsleben bedeutet<br />
Pirmin und Eveline Bernet viel: Als Mitglied<br />
des Gewerbevereins engagierten<br />
sich Pirmin in den OKs der Gewerbeausstellungen<br />
Gwärb 99 und 07 und Eveline<br />
an der Gwärb 17. 25 Jahre blies Pirmin<br />
als Hornist in der Brassband Feldmusik<br />
Nottwil bbfn, deren Fähnrich er seit<br />
2013 ist, und den FC Nottwil unterstützt<br />
er im Donatorenclub. Schliesslich sind<br />
beide, Eveline als Vizepräsidentin, im<br />
Relax-Club-Nottwil aktiv, der eine sinnvolle<br />
Freizeitgestaltung und Geselligkeit<br />
in einem familiären Umfeld bezweckt.<br />
Und als begeisterter Fasnächtler vergiesst<br />
Pirmin sein Herzblut seit 20<br />
Jahren in der bekannten Fasnachtsgruppe<br />
‹getomapi.ch›.<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />
69 <strong>2020</strong>
Einblick in den<br />
Maschinenpark<br />
18 Mitarbeiter<br />
(Stand 2019)<br />
4 Gärtnermeister<br />
1 Obergärtner<br />
7 gelernte<br />
Landschaftsgärtner<br />
3 Lernende<br />
3 angelernte Gärtner<br />
2 bis 3 Gartenarbeiter<br />
saisonal / temporär<br />
Fuhrpark<br />
12 Lieferwagen<br />
6 Baustellenwagen und<br />
Anhänger<br />
4 Bagger<br />
(10 t, 2.5 t, 1.5 t)<br />
1 Allraddumper 4.5 t<br />
div. Kleinmaschinen<br />
Bernet Gartenbau AG<br />
Seit der Gründung von ‹Bernet Gartenbau› als Einzelfirma<br />
mit nur einem Mitarbeiter im Jahre 2000 wuchs der Betrieb<br />
ständig. Pirmin Bernet betreute die Projekte von der Planung<br />
bis zur Fertigstellung immer persönlich, was den Erfolg und<br />
den guten Ruf seines Unternehmens begründete.<br />
Ein schwerer Arbeitsunfall zwang Pirmin 2013 für vier<br />
Monate in den Rollstuhl. Seither kann er schwere Gartenbauarbeiten<br />
nicht mehr selbst ausführen. Chefsache sind heute vor<br />
allem die Projekt planung, die Kalkulationen und die Verhandlungen<br />
mit den Kunden. «Die persönliche Bindung zu den<br />
Kunden und eine kompetente, verlässliche Beratung sind die<br />
wichtigsten Voraus setzungen, um Aufträge zu erhalten», sagt<br />
Bernet. Auch wenn er bei grösseren Anlagen mit Landschaftsarchitekten<br />
zusammenarbeitet, fliessen bei allen Projekten<br />
unverkennbar seine Ideen mit ein – ein Markenzeichen von<br />
Bernet Gartenbau AG. Das Unternehmen realisiert und unterhält<br />
sowohl kleine Hausgärten als auch anspruchsvolle Gartenanlagen<br />
von Villen und<br />
anderen grossen Anwesen.<br />
Trotz starker regionaler<br />
Konkurrenz in der Gartenbau-<br />
Branche gelang es Bernet, die<br />
Auftragslage sukzessive zu<br />
ver bessern. Jahr für Jahr<br />
konnte ein Mitarbeiter mehr<br />
beschäftigt werden. Sein Aktions<br />
raum liegt in Nottwil<br />
und Umgebung mit klarem<br />
Trend Richtung Luzern. 2010<br />
erfolgte die Umwandlung der<br />
Einzelfirma in eine Aktiengesellschaft.<br />
Die Folge des Wachstums<br />
war allerdings auch zunehmender<br />
Platzmangel, der sich auf<br />
die Betriebsabläufe und Arbeits<br />
bedingungen der aktuell<br />
18 Mitarbeiter auswirkte. Die<br />
Notwendigkeit für eine bessere<br />
Infrastruktur drängte sich auf<br />
und mündete in einen sorgfältigen<br />
Planungsprozess für ein<br />
neues Betriebsgebäude.<br />
<strong>2020</strong><br />
70<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau
Manfred Dobler<br />
das bekannte Gesicht bei Bernet Gartenbau<br />
«Ich habe als Landschaftsgärtner meinen Traumberuf gefunden»,<br />
erklärt Manfred Dobler zufrieden. Er ist begeistert vom neuen<br />
Werkhof und den ausgezeichneten Arbeitsbedingungen, die<br />
Gärtnerherzen höherschlagen lassen. «Dank der top Infrastruktur<br />
und der ständigen Modernisierung<br />
unseres sehr gut<br />
unterhaltenen Maschinenparkes<br />
sind wir immer auf dem<br />
technisch aktuellen Stand. Das<br />
wirkt sich sehr auf die Effizienz<br />
aus aber auch, zu einem<br />
ganz wesentlichen Teil, auf die<br />
hohe Zufriedenheit unserer<br />
Mitarbeiter.»<br />
Manfred Dobler, Jahrgang<br />
1965, ist seit 2002 als Gartenbau-Vorarbeiter<br />
bei Bernet<br />
Gartenbau. Nach einer Lehre<br />
als Topf- / Schnittblumengärtner und einer Zusatzlehre als Landschaftsgärtner<br />
sammelte er zunächst zwei Jahre Erfahrungen als<br />
Hotelgärtner im Tessin. Danach vertiefte er seine Berufskenntnisse<br />
im Kanton Solothurn in einem Gartenbaubetrieb und<br />
leitete später eine Gartenbauabteilung in einem Behindertenheim.<br />
Nach seiner Hochzeit zog er nach Nottwil, und 2002 fand<br />
er seine «Lebensstelle» bei Pirmin Bernet.<br />
Manfred Dobler führt Gruppen von vier bis sechs Mitarbeitern<br />
und erfüllt Kundenwünsche in Neuanlagen und bei Gartenumänderungen.<br />
«Ich liebe meinen Beruf, solides Gartenbau-<br />
Handwerk mit Natursteinen und Pflanzen sowie die Arbeit mit<br />
Maschinen», sagt Manfred Dobler, «und ich freue mich jedes Mal<br />
aufs Neue, wenn ich einen Kundentraum erfüllen kann.»<br />
Nach einjähriger Bauzeit konnte im Juni 2017 auf dem rund<br />
80 Aren umfassenden Gelände hinter dem Blumengeschäft das<br />
neue Betriebsgebäude im Rahmen eines Festes eingeweiht und<br />
seiner Bestimmung zugeführt werden. Funktionalität war die<br />
Maxime bei der Planung: Das 900 m 2 grosse Betriebsgebäude<br />
besticht denn auch mit seiner beidseits offenen überdachten<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />
71 <strong>2020</strong>
Das neue Betriebsgebäude<br />
im Bau<br />
2016 / 17<br />
Fahrzeugdurchfahrt, wo strikter Einbahnverkehr herrscht. Alle<br />
Fahrzeuge, auch grosse Lastwagen mit Anhänger können den<br />
Betrieb auf diese Weise leicht passieren. Der geschlossene<br />
Gebäudeteil enthält Raum für Kleinmaschinen wie Bodenfräsen<br />
und Vibrations- / Rüttelplatten, Werkzeuge, Dünger und Samen<br />
sowie eine Rampe, wo schwere Geräte mühelos auf Brückenhöhe<br />
verladen werden können. Im Obergeschoss des Betriebsgebäudes<br />
befindet sich der funktionelle Bürotrakt. Dieser ist<br />
behindertengerecht mit einem Lift erschlossen, der gleichzeitig<br />
als Warenlift für die Rampe dient. Ein technisches Highlight ist<br />
schliesslich ein Paternoster (Teppichlift), der höchsten Komfort<br />
beim Be- und Entladen von schweren Vlies- und Geweberollen<br />
bietet. Und für Fahrzeuge und Maschinen ergänzt eine moderne<br />
umweltfreundliche Waschanlage das Betriebsgebäude, für<br />
welche in einer eigenen Retentionsanlage Regenwasser von den<br />
Dächern und Wegen gesammelt und genutzt wird.<br />
Für das Personal stehen helle, modern eingerichtete<br />
Sanitär-, Umkleide- und Aufenthaltsräume zur Verfügung. Und<br />
weil die Mitarbeiter das Mittagessen gerne und oft im Hause<br />
einnehmen, fehlt auch eine komfortable Einbauküche mit allen<br />
üblichen Küchengeräten nicht.<br />
IT als Unterstützung für das Personal<br />
Um den ungeliebten, berüchtigten Papierkrieg für alle Mitarbeiter<br />
zu minimieren, werden Tablets eingesetzt, welche eine<br />
elektronische Übermittlung und Bearbeitung von Arbeitsrapporten<br />
und Bestellungen sowie das Abrufen von technischen<br />
<strong>2020</strong><br />
72<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau
Meilensteine der Firmengeschichte im Zeitraffer<br />
1950 Bruno Sonderegger gründet Gärtnerei<br />
1970 Walter und Therese Bernet übernehmen die Gärtnerei<br />
käuflich von Bruno Sonderegger<br />
1986 - Neueröffnung Blumengeschäft<br />
an der Kantonsstrasse<br />
- Erster Florist: Stephan Troxler bis 2001<br />
- 6 Festangestellte, 3 Lehrlinge<br />
2000 Betriebsteilung:<br />
- Pirmin und Eveline Bernet gründen Bernet<br />
Gartenbau als Einzelfirma mit einem Mitarbeiter<br />
- Walter und Therese Bernet führen die Gärtnerei und<br />
das Pflanzencenter Bernet Blumen weiter<br />
2009 - Pirmin und Eveline Bernet übernehmen auch Bernet<br />
Blumen (GmbH)<br />
- Umwandlung Bernet Gartenbau von der Einzelfirma<br />
in eine Aktiengesellschaft (AG)<br />
2012 Umbau Blumengeschäft an der Kantonsstrasse<br />
2016 / 17 Neubau Betriebsgebäude Bernet Gartenbau<br />
2019 - Bernet Blumen 9 Mitarbeiterinnen<br />
- Bernet Gartenbau 18 Mitarbeiter<br />
<strong>2020</strong> - 50 Jahre Jubiläum Bernet Gärtnerei / Blumen<br />
- 20 Jahre Jubiläum Bernet Gartenbau<br />
Bernet Blumen und Bernet Gartenbau haben von 1970 bis 2019<br />
insgesamt 66 Lernende ausgebildet, davon 22 Floristen / Floristinnen,<br />
26 Gärtner / innen sowie 18 Landschaftsgärtner.<br />
Bernet Blumen 2019<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau<br />
73 <strong>2020</strong>
Daten ermöglichen. Die Administration beschränkt sich auf das<br />
Notwendigste und wird von Pirmin und Eveline Bernet gemeinsam<br />
bewältigt.<br />
Der Schaugarten von<br />
Bernet Gartenbau<br />
Das Juwel bei Bernet, der Schaugarten<br />
Wer sich mit der Gartengestaltung seines eigenen Heims<br />
befasst und sich bei bernet-gartenbau.ch einklinkt, wird virtuell<br />
mit Vivaldis «Die Vier Jahreszeiten» im Schaugarten empfangen.<br />
Noch mehr fasziniert ein realer Blick in die paradiesische<br />
Anlage zwischen dem neuen Betriebsgebäude und dem<br />
Wohnhaus der Familie Bernet. Schwerpunkte in der 1 800 Quadratmeter<br />
umfassenden Gartenlandschaft bilden verschiedenste<br />
Installationen in südländischem Ambiente. Vom Schwimmbad<br />
über Pergolen, Natursteinmauern und Feuerstellen, stets arrangiert<br />
mit passenden Pflanzen wie Gartenbonsais, Korkeichen,<br />
Orangen- oder Zitronenbäumen sowie anderen mediterranen<br />
Pflanzen, machen Lust zum Verweilen und lassen erahnen, dass<br />
nur Grundstückgrenzen Grenzen bei der Gartengestaltung<br />
setzen. An der ‹Giardina Gartenmesse 2019› in Zürich präsentierte<br />
sich die Firma Bernet in dieser Sparte zum ersten Mal eindrucksvoll<br />
und erfolgreich mit einem eigenen Stand einer<br />
breiten Öffentlichkeit.<br />
<strong>2020</strong><br />
74<br />
50 Jahre Bernet Blumen – 20 Jahre Bernet Gartenbau
Friedhofsanierung 2018<br />
Bestattungswesen im Wandel der Zeit<br />
Herr, gib ihm die ewige Ruhe.<br />
Und das ewige Licht leuchte ihm.<br />
Lass ihn ruhen in Frieden.<br />
Amen.<br />
Mit diesem Abschiedsgebet werden viele der christlichen<br />
Religion angehörende Menschen ihrer letzten Ruhestätte auf<br />
dem Friedhof übergeben. Friedhöfe sind für die Hinterbliebenen<br />
Rückzugsorte mit der Möglichkeit, mit den Verstorbenen in<br />
Verbindung zu bleiben, Trost und Nähe zu spüren, um dadurch<br />
das Schicksal möglichst annehmen und verarbeiten zu können.<br />
Der Friedhof Nottwil und seine Geschichte<br />
Gemäss liber decimationis, dem Amtsbuch aus dem Jahre<br />
1275, wo wegen des damaligen Einziehens des Kreuzzugzehnts<br />
die meisten Pfarreien und Klöster aufgeführt sind, wird erstmals<br />
die Wallfahrtskapelle St. Maria Himmelfahrt von Nottwil<br />
erwähnt. Nach deren Brand wurde der Ersatzbau 1497 eingeweiht.<br />
Zwischen 1686 und 1688 erstand eine neue, grössere<br />
barocke Kirche, die durch ihre Grösse und Stellung den Rang<br />
einer Filialkirche von Sursee erlangte. Entscheidend dafür war<br />
das der Kirche 1694 verliehene Begräbnisrecht. Damit waren<br />
nicht nur kirchliche Rechte und Privilegien verbunden, sondern<br />
auch bauliche Massnahmen wie ein Friedhof mit Mauer und<br />
eine Beinhauskapelle. Bei der Kirchenrenovation 1980 wurde<br />
bei den Ausgrabungen festgestellt, dass zwischen dem Beinhaus<br />
(erbaut 1729 am Standort der heutigen Sakristei) und dem Chor<br />
der 1686 erbauten Vorgängerkirche der Friedhof lag, der von<br />
1694 bis 1868 belegt worden war. 1866 fiel die <strong>Nottwiler</strong> Kirche<br />
Pfarrkirche St. Marien<br />
im Jahr 1967<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
75 <strong>2020</strong>
Pfarrkirche St. Marien<br />
mit Friedhof vor der<br />
Sanierung<br />
wiederum dem Feuer zum Opfer. 1872 konnte das neue, noch<br />
heute bestehende Gotteshaus den Einweihungssegen entgegennehmen<br />
und mit ihm der nördlich angelegte Friedhof als Ersatz<br />
für den früheren, westlich der Kirche gelegenen. Bei der Innenrenovation<br />
der Pfarrkirche in den 1980-er Jahren fanden die<br />
Archäologen unter- und ausserhalb der barocken Befunde<br />
Spuren eines noch älteren, dicht belegten Friedhofs. Auffallend<br />
war, dass die Gräber alle in Richtung Osten angelegt waren.<br />
Mittels C14-Analyse konnten die ältesten Bestattungen zwischen<br />
dem 8. und 11. Jahrhundert datiert werden. Es ist gemäss<br />
dem archäologischen Bericht gut möglich, dass es sich bei den<br />
frühesten Bestattungen sogar um die Gründer der Siedlung<br />
Nottwil handelt.<br />
Erste Friedhofsanierung<br />
Es zeichnete sich dann nach Jahrzehnten ab, dass die Geologie<br />
des Friedhofgeländes unterhalb der Kirche nicht die<br />
besten Voraussetzungen für die Leichenverwesung schuf. Die<br />
gegebene, eher undurchlässige Bodenbeschaffenheit verunmöglichte<br />
eine optimale Entwässerung des Grundstückes, was<br />
einen steten Wasserstau an der Friedhofmauer zur Folge hatte.<br />
<strong>2020</strong><br />
76<br />
Friedhofsanierung 2018
Die eineinhalb Meter unter der Erde liegenden Särge waren von<br />
Wasser um geben und der Verwesungsprozess konnte wegen<br />
Sauerstoffmangels und fehlenden Mikroorganismen nicht einen<br />
natürlichen Vorgang nehmen. 1994 wurde zur Verbesserung<br />
dieser Situation für 73 000 Franken das Erdreich an der Friedhofmauer<br />
um Grabestiefe mit Sickermaterial und zwei Rohrdrainagen<br />
ergänzt.<br />
Bestattungsmöglichkeiten und ihre Zeiterscheinung<br />
Die Erdbestattung einer verstorbenen Person darf frühestens<br />
nach 48 Stunden und muss spätestens 96 Stunden nach<br />
Eintritt des Todes vollzogen sein. Die Toten wurden früher bis<br />
zur Beerdigung zu Hause aufgebahrt und dann mit Ross und<br />
Wagen zur Kirche geführt. War die Aufbahrung bei der Familie<br />
nicht möglich, stand dafür vor der Kirche ein Platz zur Verfügung,<br />
der mit einer schmiedeeisernen Abschrankung<br />
geschützt war.<br />
Diese Situation wurde mit dem Bau der Leichenhalle mit<br />
einer Kühlzelle (inklusive der Möglichkeit für eine zweite<br />
Ersatzkühlzelle) entlastet, deren Kredit an der Gemeindeversammlung<br />
vom 17. November 1978 gutgeheissen wurde. Die<br />
Umsetzung fand in den Jahren 1980 / 81<br />
statt.<br />
1925 stand das Krematorium in<br />
Luzern in Betrieb. Karl Spitteler war heftiger<br />
Verfechter der Kremation und auch<br />
Projektinitiator für den Bau. Er wurde als<br />
erste Person in Luzern kremiert. In ländlichen<br />
Gegenden brauchte es für die<br />
Durchsetzung der Urnenbeisetzung noch<br />
Jahrzehnte. In Nottwil fand 1975 unter<br />
teils grossem Erstaunen der Bevölkerung<br />
das erste Urnenbegräbnis statt.<br />
Die Zunahme der Urnenbestattungen<br />
Ende des 20. Jahrhunderts verlangte in<br />
Nottwil ein Umdenken und ein neues<br />
Friedhofkonzept. Für die Realisierung der<br />
Urneneinzelgräber erwarb die politische<br />
Gemeinde wiederum Land im Baurecht<br />
von der Kirchgemeinde östlich des bestehenden<br />
Friedhofs. Ab 1999 standen dann<br />
144 Urneneinzelgräber und ein beispielhaftes,<br />
für die Gestaltung viel gerühmtes<br />
Gräberbestand 2019<br />
- 84 Einzelgräber Erdbestattung<br />
- 133 Einzelurnengräber<br />
- 82 Urnenfamiliengräber<br />
- 11 Kindergräber<br />
- Gemeinschaftsgrab<br />
- Kindergrabstätte<br />
- Gedenkstätte Gebeinegruft<br />
Bestattung im Wald<br />
Im Notteler Wald im Figlisberg, in der<br />
Nähe der Jagdhütte und mit weitem<br />
Blick über den Sempachersee, besteht<br />
ein FriedWald. Bäume wie Ahorn, Birke,<br />
Kirsche und Linde sowie Weisstanne und<br />
alte Eiche können als Grabstätte erworben<br />
werden. Dieser FriedWald ist<br />
geschützt bis ins Jahr 2090.<br />
Friedhofsanierung 2018<br />
77 <strong>2020</strong>
Gemeinschaftsgrab zur Verfügung. Diese Bestattungsarten haben<br />
sich etabliert, Erdbestattungen gibt es zurzeit innerhalb zweier<br />
Jahre durchschnittlich nur eine.<br />
Zweite Friedhofsanierung in zwei Etappen<br />
Die bauliche Veränderung eines Friedhofes ist mit Blick auf<br />
die einzuhaltende Grabesruhe (Erdbestattung 20 Jahre, Urnengräber<br />
15 Jahre) ein langfristiger Prozess. Im Wissen um die<br />
schlechte Bodenbeschaffenheit des Terrains und die zeitgemässe<br />
Anpassung der Gräbervarianten war es dem Gemeinderat schon<br />
lange ein Anliegen, die Situation zu verbessern. 2016 war es<br />
dann soweit, dass in einem wesentlichen Teil des Friedhofes alle<br />
Fristen der Grabesruhe eingehalten worden waren und eine<br />
Sanierung stattfinden konnte. Eine Arbeitsgruppe mit Marcel<br />
Morf, Gemeinderat Ressort Bau, Georges Stalder, Gemeinde-<br />
Spezialisierte Exhumatoren<br />
gewährleisten<br />
pietätvolle<br />
Grabungen<br />
<strong>2020</strong><br />
78<br />
Friedhofsanierung 2018
schreiber, Stephan Troxler, Sakristan, und Peter Vogel, Friedhofbetreuer,<br />
widmete sich im Auftrage des Gemeinderates der<br />
zukünftigen Ausrichtung. Für die Planung und die Bauleitung<br />
wurde das spezialisierte Büro Tony Linder + Partner AG, Altdorf,<br />
beauftragt. Als Zielsetzungen galten unter anderem:<br />
- Sickerbares Erdreich<br />
- Neue Gräberarten<br />
- Rollstuhlgängigkeit<br />
- Sicht auf den Sempachersee durch Entfernen<br />
der Thuja-Hecke<br />
Die erste Etappe 2016 galt den Einzelerdbestattungsgräbern,<br />
die zweite Etappe vom Juni bis November 2018 den Familienerdbestattungsgräbern<br />
sowie der Neugestaltung des Friedhofes.<br />
Dabei ist das Vorgehen von ganz besonderer Art. Hier kann<br />
nicht wie üblich mit der Baggerschaufel der Grund ausgehoben<br />
Besitztum des Friedhofs und Umgebung<br />
Der Friedhof ist teils im Besitz der röm.-kath. Kirchgemeinde<br />
und der politischen Gemeinde. Es besteht ein Friedhof- und<br />
Bestattungsreglement. Die allgemeine Pflege des Friedhofes<br />
übernimmt der technische Dienst der Gemeinde Nottwil.<br />
17.11.1978 Beschluss über den Bau der Leichen halle an<br />
der Gemeindeversammlung<br />
25.10.1980 Abschluss des Baurechtsvertrags für das<br />
Grundstück der Leichenhalle zwischen der<br />
Kirchgemeinde und der politischen Gemeinde<br />
1980 / 81 Bau Leichenhalle<br />
1999 Baurechtsvertrag für das Grundstück Urnenfriedhof<br />
mit Gemeinschaftsgrab zwischen der<br />
Kirchgemeinde und der politischen Gemeinde<br />
10.04.2006 Landkauf der Grundstücke für die Sporthalle, der<br />
Leichenhalle und des Urnenfriedhofs durch die<br />
politische Gemeinde, insgesamt 6 319 m 2<br />
Die Toilettenanlagen sind im Besitz der Kirchgemeinde und<br />
wurden durch die politische Gemeinde mitfinanziert.<br />
Friedhofsanierung 2018<br />
79 <strong>2020</strong>
1<br />
1 Der sanierte Friedhof<br />
2 Die Bereiche des<br />
Friedhofs: a Kindergräber<br />
Erdbestattung,<br />
b Gräberfeld Totgeburten,<br />
c Familien Urnengräber,<br />
d Einzelgräber<br />
Erdbestattung<br />
c<br />
d<br />
a<br />
a<br />
b<br />
2<br />
werden. Im Erdreich eines Friedhofes befinden sich meistens<br />
noch Gebeine der Leichen, die von den Fachpersonen äusserst<br />
pie tätvoll behandelt werden. Zwei Spezialisten, sogenannte<br />
Exhumatoren, haben diese Aufgabe in Nottwil übernommen.<br />
Bei den Ausgrabungen haben sie alle verbleibenden Gebeine<br />
sorgfältig gesammelt und zwischengelagert. Schichtenweise<br />
wurden die Ausgrabungen vorgenommen. Dabei fanden die<br />
beiden Männer bis zu sieben Leichen übereinander. Dies<br />
geschah, weil nach Ablauf der Grabesruhe das Grab für die<br />
nächste Beerdigung wieder benutzt werden konnte. Die Überreste<br />
blieben jeweils in der Erde.<br />
<strong>2020</strong> 80<br />
Friedhofsanierung 2018
Der sanierte Friedhof<br />
Für alle aufgefundenen Gebeine wurde im neu gestalteten<br />
Friedhof ein spezielles Grab geschaffen, die ‹Gedenkstätte<br />
Gebeingruft›. Mit grosser Würde haben die beiden Männer die<br />
Gebeine wieder schichtenweise beerdigt, wohl geordnet nach<br />
Person und in der Reihenfolge des Körperaufbaus. Ihrer Arbeit<br />
wird eine hohe Achtung entgegengebracht.<br />
Das Friedhofgelände wurde mit einer lockeren, gut durchsickerbaren<br />
Spezialerde gefüllt, die die Verwesung der Toten<br />
und des Sarges in einem halben Jahr zulässt. Anstelle der<br />
Familienerdbestattungsgräber entstanden neu die Familienurnengräber.<br />
Die Kleinkindergrabstätten sind am gleichen Ort<br />
platziert wie vorher, sie wurden ergänzt mit einer zusätzlichen<br />
Kleinkindergrabstätte, wo Totgeburten beigesetzt werden<br />
können. 84 Einzelgräber stehen noch für die Erdbestattung zur<br />
Verfügung.<br />
Die Verbindungswege sind mit dem Bodenbelag Schottertränke<br />
gefüllt, eine Rampe macht den Friedhof auch für Rollstuhlfahrende<br />
zugänglich. Die Sicht auf den Sempachersee und<br />
die Weite und Offenheit wurde durch das Entfernen der Thujasträucher,<br />
die vorher die Grabreihen abgetrennt hatten, erreicht.<br />
Die freien Grabreihen zeigen sich als Grünflächen und zwischen<br />
ihnen laden drei Sitzbänke ein, in Stille zu verweilen.<br />
Am 1. November 2018 nach der Totengedenkfeier wurde<br />
anlässlich der Gräbersegnung der gelungen gestaltete Friedhof<br />
eingeweiht. Der in Stein gemeisselte Schutzengel oben am<br />
Eingang des Friedhofes lädt alle ein, der Toten zu gedenken.<br />
Friedhofsanierung 2018<br />
81 <strong>2020</strong>
Georges Stalder – das bewährte<br />
Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />
Der Gemeindeschreiber geht in Pension<br />
Vierzig Jahre hat Georges Stalder die Gemeinde Nottwil<br />
mitentwickelt, stand bei Freud und Leid kompetent zur<br />
Seite, hat seine Mitarbeitenden mit Respekt geführt, Entwicklungen<br />
umgesetzt und ausdauernd gearbeitet.<br />
Am 1. Oktober 2019 übergab Georges Stalder das Zepter des<br />
Gemeindeschreibers an seinen Nachfolger Silvan Hodel.<br />
Georges Stalder<br />
mit seinem Nachfolger<br />
Silvan Hodel<br />
Am 1. Juli 1979 übernahm Georges Stalder die in Nottwil<br />
neu geschaffene Stelle «Steuern und Buchhaltung» und gestaltete<br />
in der Folge diese Abteilung. Er, der Einheimische, der mit<br />
seinen sechs Geschwistern auf dem stattlichen Hof im Bühl aufgewachsen<br />
war, das politische Verständnis von seinem Vater<br />
mitbekommen hat, der in Nottwil im Gemeinderat als Sozialvorsteher<br />
(1972 – 1984) amtete, brauchte eine Strategie, um den<br />
richtigen Weg in seiner Funktion als Steuerkassier und<br />
Gemeindebuchhalter zu finden. Sein Lehrmeister und späterer<br />
Regierungsstatthalter des Amtes Sursee, Franz Egli, hat ihm als<br />
KV-Lehrling auf der Stadtverwaltung Sempach von 1971 bis<br />
1974 das Handwerk beigebracht. Es folgten fünf Jahre als Kanzleichef<br />
in der Steuerverwaltung des Kantons Luzern, wo er mit<br />
fünf Mitarbeitenden erste Führungserfahrungen sammelte.<br />
Vor seinem Stellenantritt in Nottwil war die<br />
Gemeinde bezüglich der Finanzen in drei Bereiche<br />
aufgeteilt: Die Bürgergemeinde in der Verantwortung<br />
des Armenpflegers (Sozialvorstehers), die Einwohnergemeinde<br />
unter der Führung des Gemeindeammanns<br />
und die Rechnung des Altersheims Oberey in der<br />
Zuständigkeit des damaligen Verwalters und früheren<br />
Gemeindepräsidenten Robert Schürch. Jeder<br />
rechnete sein Ressort selber ab, was einer neuen und<br />
einheitlichen Gestaltung des Rechnungswesens<br />
bedurfte, die Georges Stalder professionell umsetzte.<br />
<strong>2020</strong><br />
82<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
Weil die Gemeindekanzlei im alten Schulhaus 1914 platzmässig<br />
keine Ressourcen mehr hatte, mietete die Gemeinde<br />
Nottwil im nahegelegenen Wohnblock «Sonnmatt» (heute Oberdorfstrasse<br />
16) ein Zimmer – das Büro für Georges Stalder, das<br />
er zuerst einmal möblieren und einrichten musste.<br />
Anschliessend sorgte er für die Übernahme der Steuer akten,<br />
die der frühere Amtsinhaber in Harassen gestapelt bereitgemacht<br />
hatte.<br />
Georges Stalder war und ist ein technisch und systematisch<br />
moderner und interessierter Mensch, und so richtete er<br />
sich ein. Er schuf mit Hängeregistern und Ordnern Übersicht,<br />
führte die doppelte Buchhaltung ein und dies wohl verstanden<br />
noch im Zeitalter der Hermes-Schreibmaschine und der<br />
Matrizenkopien. Die Technisierung brachte auch auf diesem<br />
Gebiet bald einmal Entlastung. Als erster Betrieb hatte in<br />
dieser Zeit die Landwirtschaftliche Genossenschaft Nottwil /<br />
Buttisholz (heute Landi) einen NCR-Computer, der dank der<br />
Beziehungen des Geschäftsführers und Gemeindeammanns<br />
Ruedi Egli von der Gemeinde mitbenutzt werden durfte. Auf<br />
diesem Gerät erwarb Georges Stalder erste PC-Kenntnisse und<br />
führte nach Geschäftsschluss jeweils wöchentlich einmal die<br />
Buchungen der Gemeinde nach.<br />
Hin und wieder musste er aus zeitlichen Gründen auch den<br />
Gemeindeammann vertreten, um beispielsweise die Löhne an<br />
die Lehrpersonen auszuzahlen. Georges Stalder marschierte in<br />
der Pause zum Lehrerzimmer und übergab persönlich jedem<br />
Lehrer, jeder Lehrerin, bei denen er früher teilweise noch den<br />
Unterricht besucht hatte, in einem Briefumschlag das entsprechende<br />
Monatssalär.<br />
1980 begann Georges Stalder die berufsbegleitende Ausbildung<br />
zum Gemeindeschreiber an der HWV Luzern. Die Entwicklung<br />
der Gemeinde Nottwil machte 1982 eine Erweiterung der<br />
Gemeindeverwaltung notwendig, weshalb im Wohn- und<br />
Gewerbeblock an der Unteren Kirchmatte 1 eine 4 ½-Zimmer-<br />
Wohnung bezogen wurde. Georges Stalder, mittlerweile mit dem<br />
Gemeindeschreiberdiplom im Sack, arbeitete dort als Substitut<br />
und war verantwortlich für die Bereiche Gemeindebuchhaltung<br />
und Steuern. Die Anschaffung des ersten Kopierapparates<br />
brachte Entlastung, aber auch der Beginn der medialen Nachrichtenflut<br />
wurde damals mit der Erfindung der Fax-Geräte eingeleitet.<br />
Nach der Pensionierung von Gemeindeschreiber Anton Zimmermann<br />
wurde Georges Stalder 1984 als Nachfolger gewählt.<br />
Ein Jahr später war er von der ersten Stunde an mitten im Mam-<br />
Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />
83 <strong>2020</strong>
mutprojekt der Entstehung des Schweizer Para plegiker-Zentrums<br />
involviert, welches für ihn und den Gemeinderat eine grosse<br />
Herausforderung darstellte. Damals schrieben die Mitarbeitenden<br />
die zahlreichen Protokolle via Diktaphon mit der elektrischen<br />
Schreibmaschine nieder. Mangels geeigneter Infrastruktur<br />
brachte Georges Stalder die umfangreiche Botschaft für die<br />
Gemeindeversammlung über die Umzonung des damals gewaltigen<br />
Projektes jeweils nach Feierabend auf einem PC im Büro<br />
der Brauerei Eichhof zu Papier, der Landverkäuferin an das SPZ.<br />
Dr. Guido A. Zäch, der die technischen Defizite in der Gemeindeverwaltung<br />
wahrnahm, stellte den Mitarbeitenden eines<br />
schönen Tages eigenhändig einen PC ins Büro.<br />
Veränderungen gehören auf der Gemeindeverwaltung zum<br />
Tagesgeschäft. Mit der schweizweiten Regionalisierung der<br />
Zivils tandsämter musste Georges Stalder beispielsweise die lieb<br />
gewonnene Aufgabe als Zivilstandsbeamter an die Stadt Sursee<br />
abgeben.<br />
Georges Stalder hat sich für die Redaktion der <strong>Nottwiler</strong><br />
<strong>Auslese</strong> noch mehr in die Karten schauen lassen und hat zu folgenden<br />
Fragen Stellung genommen:<br />
Du hast mit 22 Gemeinderätinnen und Gemeinderäten<br />
zusammengearbeitet, davon fünf Gemeindepräsidenten.<br />
Da musstest du bestimmt selber über deine eigene hohe<br />
Sozialkompetenz herauswachsen?<br />
Ich hatte grösstenteils mit meinen Vorgesetzten ein gutes<br />
Verhältnis. Die Zusammenarbeit mit ihnen bot mir die Gelegenheit,<br />
interessante Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten<br />
kennenzulernen und voneinander zu profitieren. Bei Differenzen<br />
führte eine Diskussion meistens zu einem Konsens. Meine<br />
engsten Bezugspersonen waren die amtierenden Gemeindepräsidenten,<br />
deren Führungskompetenz von grosser Bedeutung<br />
war. Ich sorgte für ein gutes Klima, und als Bindeglied zwischen<br />
Gemeinderat und Gemeindeverwaltung war mir eine gute<br />
Zusammenarbeit wichtig. Der Gemeinderat hat mir während all<br />
der Jahre grosses Vertrauen entgegengebracht.<br />
Was war in den 40 Jahren dein absolutes Highlight?<br />
Weder ein Sachgeschäft noch ein spezielles Ereignis. Mich<br />
hat mein Team auf der Verwaltung während der ganzen Jahre<br />
am meisten beflügelt. Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung<br />
und Gemeinderat sowie der gegenseitige respektvolle<br />
Umgang waren ausschlaggebend, weshalb ich immer gerne zur<br />
Arbeit ging.<br />
<strong>2020</strong><br />
84<br />
Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil
Was war das Schlimmste, was du<br />
erlebt hast?<br />
Bestimmt gab es hin und wieder<br />
einen Taucher. Wenn man von einer Enttäuschung<br />
sprechen kann, dann war es<br />
jüngst die Ablehnung des Begegnungsplatzes,<br />
die für uns nicht ganz unerwartet,<br />
aber dennoch überraschend eintraf.<br />
Der Einbezug der Bevölkerung war<br />
meines Erachtens vorbildlich. Viele<br />
Abklärungen, Gespräche, Schriftlichkeiten<br />
und Planungen waren vorausgegangen<br />
und trotzdem wurde das Projekt<br />
ohne Vorwarnung deutlich abgelehnt.<br />
Hier hätte ich ein besseres Konfliktmanagement<br />
erwartet.<br />
Wie hast du allgemein den Ärger verarbeitet?<br />
Während der Arbeit habe ich mich mit schwierigen Situationen<br />
auseinandergesetzt. Ich habe aber die besondere Gabe,<br />
dass ich nach Arbeitsschluss abschalten konnte und mir durch<br />
meine sportlichen Tätigkeiten Ablenkung suchte.<br />
Georges Stalder mit<br />
seinem Dreiräder-Piaggo<br />
«Mis Bienli»<br />
Die Gemeindeverwaltung ist oft die erste Anlaufstelle für<br />
Fragen, Anliegen und auch Reklamationen jeglicher Art.<br />
Was gibst du diesbezüglich deinen Angestellten mit?<br />
Es zeugt von Qualität, wenn Mitarbeitende den Leuten<br />
zuhören, ihnen nicht voreilig antworten oder ins Wort fallen,<br />
die Situation sachlich erklären und ihnen Hand bieten, den Weg<br />
zur Lösung aufzuzeigen.<br />
Besserwisser behaupten oft, der Gemeindeschreiber, wo<br />
auch immer, sei der sechste Gemeinderat. Was ist deine<br />
Meinung dazu?<br />
Die Führung des Gemeinderates bestimmt die Position des<br />
Gemeindeschreibers. Es gibt oder gab sie, die sogenannten<br />
«Dorfkönige». Persönlich war ich mir aber stets meiner Stellung<br />
bewusst.<br />
Zu Beginn deiner Berufstätigkeit als Gemeindeschreiber<br />
von Nottwil fuhren die Bauern noch mit Ross und Wagen<br />
in die Chäsi. Es existierte ein einziges Mehrfamilienhaus,<br />
es gab 85 Landwirtschaftsbetriebe und zwei Schulhäuser.<br />
Der ganze Nord-Süd-Verkehr Richtung Gotthard rollte<br />
Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />
85 <strong>2020</strong>
durch Nottwil. Enorm, welche Entwicklung du miterlebt<br />
hast. Musstest du bei Entscheidungen, Modernisierungen<br />
und Veränderungen oft «leer schlucken»?<br />
Ich bin generell ein Zeitmensch und setze mich ein für<br />
Modernisierung und Weiterentwicklung. Ich habe die Fortschritte<br />
der Gemeinde Nottwil überzeugt unterstützt, insbesondere<br />
die Ortsplanungen und das Wachstum der einst bäuerlich<br />
geprägten Gemeinde.<br />
Du bist die Nummer 1 bezüglich des Wissens über die Gemeinde<br />
Nottwil. In Zukunft wird nicht mehr sofort jemand<br />
präsent sein, der Bescheid weiss. Oft hiess es «Frog de<br />
Georges! Dä weiss das bestimmt.» Macht dir das Sorgen?<br />
Nein! Langjährige Mitarbeitende haben viel mitbekommen.<br />
Sehr hilfreich waren die wöchentlichen Teamsitzungen zusammen<br />
mit Gemeindepräsident Walter Steffen und Geschäftsführer<br />
Marius Christ sowie die Sitzungen der Geschäftsleitung. Sie<br />
ermöglichen eine Gesamtsicht über aktuelle Themen und motivieren<br />
Mitarbeitende zum Mitdenken.<br />
Wenn du am 1. Oktober 2019 die Türklinke deinem Nachfolger<br />
in die Hand gibst, was sind deine Wünsche an ihn?<br />
Ich wünsche Silvan Hodel einen guten Start, nach wie vor<br />
ein motiviertes Team an seiner Seite und das Talent, diesen<br />
Teamgeist weiterhin zu pflegen.<br />
Projekte während der Zeit als<br />
Gemeindeschreiber<br />
- Schweizer Paraplegiker-Zentrum und<br />
Guido A. Zäch-Institut<br />
- Seminarhotel Sempachersee<br />
- Militärspital<br />
- Gemeindezentrum Sagi<br />
- Leitbild<br />
- Schulhäuser 1996 / 2008 / 2017<br />
- Renovation Schulhaus 1914 im Jahre<br />
2019<br />
- Alterszentrum Eymatt<br />
- Altersgerechte und hindernisfreie<br />
Wohnungen AWONO<br />
- Ausbau Wasserversorgung<br />
- Zwei Totalrevisionen der Ortsplanung<br />
- u. a. m.<br />
Was sind deine Wünsche an Nottwil?<br />
Die Gemeinde soll sich weiterentwickeln<br />
mit ihrem modernen und attraktiven<br />
Charakter. Ich wünsche mir gegenseitige<br />
Toleranz und Vertrauen von Seiten<br />
der Bevölkerung, ins besondere von den<br />
politischen Parteien gegenüber den<br />
Behörden und dem Gemeinde rat.<br />
Macht es dir Mühe, in Zukunft nicht<br />
mehr über alles informiert zu sein?<br />
Ich habe nach meiner Pensionierung<br />
nicht das Bedürfnis, alles wissen zu wollen,<br />
was abläuft. Daher kann ich ganz gut ohne<br />
die tägliche Informationsflut leben.<br />
Würdest du wieder die Laufbahn des<br />
Gemeindeschreibers wählen?<br />
<strong>2020</strong><br />
86<br />
Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil
Steckbrief Georges Stalder<br />
Geboren 11. Mai 1955<br />
Familie<br />
Ausbildung /<br />
beruflicher<br />
Werdegang<br />
Funktionen<br />
Hobbys<br />
Verheiratet mit Heidi Stalder-Ming, drei Söhne, vier Enkelkinder<br />
- 1971 – 1974 KV-Lehre auf der Stadt verwaltung Sempach<br />
- 1974 – 1979 Kanzleichef der Steuerverwaltung des Kantons Luzern<br />
- 1. Juli 1979 – 1984 Steuerkassier und Gemeindebuchhalter in Nottwil<br />
- 1982 Gemeindeschreiberpatent<br />
- 1982 – 1985 Gemeindeschreiber Substitut in Nottwil<br />
- 1985 – 1. Oktober 2019 Gemeindeschreiber in Nottwil<br />
- Redaktionsteam «Nottwil aktuell», Mitglied seit 1982, Leitung<br />
1984 – 2019<br />
- Mitglied Verbandsleitung des Gemeindeverbandes ARA Surental<br />
Sport allgemein, mit Vorliebe Biken, Lesen<br />
und das Dreiräder-Piaggio Ape «Mis Bienli»<br />
Früher wollte ich Bauer werden. Weil meine älteren Brüder<br />
den elterlichen Hof übernehmen wollten, machte ich die KV-<br />
Lehre. Ich übte meinen Beruf mit Überzeugung und Freude aus.<br />
Dank des grossen Verständnisses meiner Frau Heidi, die immer<br />
für unsere Kinder da war, konnte ich das grosse Arbeitspensum<br />
und die vielen Abendsitzungen (wöchentlich mindestens drei<br />
bis vier) bewältigen. Sie hat im Hintergrund viel zu meiner<br />
Arbeit beigetragen und mich unterstützt. Danke!<br />
Was sind deine Ziele in der Pensionsphase?<br />
Stehen grosse Projekte an?<br />
Ich gehe nicht ziellos, aber ohne gesetzte oder grosse Projekte<br />
in Pension. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf meine<br />
körperliche Fitness und den dazugehörenden Sport, um meine<br />
Gesundheit erhalten zu können. Ich will mir viel Zeit und Musse<br />
mit meiner Frau und der ganzen Familie einräumen und das<br />
Leben geniessen.<br />
Georges Stalder war der Kitt, das Lexikon, der Garant der<br />
Gemeinde Nottwil. Seine Persönlichkeit widerspiegelt Seriosität,<br />
Fachkompetenz, Treue, Weitblick, Sympathie und eine<br />
grosse Portion Humor. Durch sein 40-jähriges Wirken hinterlässt<br />
er bedeutende Spuren. Georges Stalder hat in dieser langen<br />
Zeit für die Gemeinde Nottwil ein grosses Buch geschrieben, auf<br />
das er stolz sein darf.<br />
Georges Stalder – das bewährte Lexikon der Gemeinde Nottwil<br />
87 <strong>2020</strong>
Städtepartnerschaft<br />
Nottwil-Schwaigern<br />
10 Jahr-Jubiläum<br />
Unter dem Motto «10 Jahre gereift» gaben die beiden Gemeinschaften<br />
mit einem Fest am Wochenende vom 13. bis 15. September<br />
2019 in Nottwil ihrer gefestigten Freundschaft und grossen<br />
Hoffnung Ausdruck, dass die Städtepartnerschaft es vermag,<br />
durch die gewonnene Energie weitere Bevölkerungskreise miteinzubeziehen<br />
und die harmonischen Beziehungen zu stärken.<br />
Der Enthusiasmuns aus dem Grün dungsfest<br />
vom 29. August 2009 hat sich zwischenzeitlich<br />
auf viele Gruppierungen,<br />
Vereine, Bürgerinnen und Bürger ausgebreitet.<br />
Programmhöhepunkte des Jubiläumswochenendes<br />
Es sollte ein unvergessliches Fest des Wiedersehens geben,<br />
und dieses Ziel wurde durch das vom Partnerschaftskomitee<br />
äusserst präzis geplante und abwechslungsreiche Jubiläumsprogramm<br />
vollumfänglich erreicht. Die drei Tage vom 13. bis<br />
15. September hinterliessen bei den Gästen, auch dank des sommerlichen<br />
Strahlewetters, unvergessliche Momente.<br />
Nachdem der Start für die rund 70 Gäste aus Schwaigern<br />
wegen eines Defekts am Motor des Reisecars und der daraus<br />
resultierenden vierstündigen Verspätung eher geduldserprobt<br />
und betrübt begann, war die herzliche Begrüssung im Zentrum<br />
Sagi durch den Gemeindepräsidenten Walter Steffen und das<br />
Partnerschaftskomitee umso wohltuender. Typische Schweizerkost<br />
im kulinarischen und musikalischen Sinne stimmte die<br />
Gesellschaft auf ein erlebnisreiches Wochenende ein.<br />
Am Samstagmorgen war für die Gäste ein Notteler Parcours<br />
mit verschiedenen Stationen geplant. Als erstes wurden<br />
<strong>2020</strong><br />
88<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
sie in der Pfarrkirche St. Marien von Sakristan Stephan Troxler<br />
begrüsst, wo er die geschichtsträchtigen Meilensteine der<br />
Kirche aufzeigte und wo der klangvolle Gesang des Kirchenchors<br />
für feierliche, besinnliche Augenblicke sorgte. Gemeinderat<br />
Marcel Morf informierte die Gäste über die Friedhofsanierung<br />
und über die Renovation des Schulhauses 1914. Der<br />
Abstecher zur Rebzeile bei der Kirche ermöglichte es vor allem<br />
den Weingärtnern, die Entwicklung der Reben auf Notteler<br />
Boden – sie waren das Gründungsgeschenk der Stadt Schwaigern<br />
– zu beurteilen.<br />
Die zweite Station bei Eveline und Pirmin Bernet, der<br />
Showgarten der Bernet Gartenbau AG, lud ein, das Kleinod mit<br />
der wunderbar gepflegten und originellen Gestaltung zu besichtigen<br />
und entspannt den grosszügigen, vom Gastgeber gesponserten<br />
Apéro zu geniessen. Wohlfühlmomente waren damit<br />
garantiert, bevor sich die Schwaigerner Gesellschaft in dem neu<br />
eröffneten Besucherzentrum «ParaForum» im SPZ mit hochtechnisierten,<br />
interaktiven Medien in die Lebenssituationen der<br />
Paraplegiker vertiefen konnte. Bei Kaffee und Kuchen im SPZ<br />
wurde das Nachmittagsprogramm gemütlich abgeschlossen.<br />
Offizieller Jubiläumsfestabend<br />
Zum Ablauf eines Jubiläumsfestabends gehören traditionelle<br />
Inhalte wie Bankett, Ehrungen, Unterhaltung und Kontakte.<br />
Durch die besondere Gestaltung erhält das Fest seine<br />
Würze, sein Elixier, seine Würde. Gekonnt führte Robert Arnold,<br />
Leiter des Partnerschaftskomitees, im Zentrum Sagi durch den<br />
Abend und wurde vom Patenpaar der Städtepartnerschaft Lena<br />
Gurrath-Kölle und Adrian Arnold in der Moderation unterstützt.<br />
Hinter den Ansagen versteckte sich ein von Notteler Vereinen<br />
gut einstudiertes Programm mit dem hingebungsvollen Jodelgesang<br />
des Jodlerklubs und den mitreissenden Rhythmen der<br />
Brass Band Feldmusik. Und die Trachtengruppe Nottwil / Buttisholz,<br />
die mit viel Kondition perfekte Trachtentänze vortrug,<br />
liess es sich nicht nehmen, altes Handwerk originell darzustellen<br />
und dem Dreschflegel, Waschbrett und Besen musikalische<br />
Rhythmen als Begleitung zur Musik und zum Tanz zu entlocken.<br />
Als Gastbeitrag präsentierten sich die vier eingespielten<br />
Frauen der Rhönradgruppe Schwaigern mit ihrer harmonischen,<br />
synchronen und gekonnten Aufführung. Ihre fliessenden<br />
Übungen mit dem Rhönrad symbolisierten die geschaffene<br />
«runde Sache» der Städtepartner. Der grosse Beifall für alle Vereinsbeiträge<br />
wurde mit einer Zugabe belohnt.<br />
Gewandte Redner:<br />
Von links Manfred Litz,<br />
Robert Arnold<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
89 <strong>2020</strong>
Unvergessliches<br />
In ihren Ansprachen gaben die Bürgermeisterin Sabine Rotermund<br />
und Gemeindepräsident Walter Steffen ihrer Freude<br />
über die gelungene Städtepartnerschaft Ausdruck, überbrachten<br />
grosse Wertschätzung allen gegenüber, die zum Gelingen<br />
beigetragen haben und waren gegenseitig dankbar für die entstandenen<br />
freundschaftlichen Beziehungen. Die Bürgermeisterin<br />
betrachtete es beinahe als Kuriosität, dass der Beginn der<br />
Geschichte der Städtepartnerschaft einer Teigmaschine zu verdanken<br />
ist, und das ging so: Oswald Bächler, ein Luzerner, der<br />
eine Teigmaschine erfunden hatte, wurde als Geschäftsführer<br />
der Firma HEWA in Schwaigern angestellt. Er war Blasmusikliebhaber<br />
und knüpfte die ersten Kontakte mit Hermann Stutz<br />
sen. Daraus wuchs die Freundschaft unter den Musikern und<br />
später die Städtepartnerschaft auf kommunaler Ebene.<br />
Die Stadt Schwaigern besiegelte das Jubiläum mit einem<br />
dekorativen Geschenk an die Gemeinde Nottwil in Form einer<br />
Stele, so wie sie in Schwaigern beim Stadtrundgang an bedeutenden<br />
Standorten mit entsprechenden Informationen anzutreffen<br />
sind. Die wohlklingenden Worte auf der beschrifteten Tafel<br />
treffen das Herz:<br />
Die Stele, ein Geschenk<br />
der Stadt Schwaigern<br />
Begegnungen bilden, begeistern und bereichern.<br />
Wenn der Austausch kultureller Besonderheiten neue<br />
Erfahrungen möglich macht,<br />
wenn ihre Vielfalt Staunen und Bewunderung hervorruft,<br />
wenn das offene Miteinander gelingt und zum freudigen<br />
Ereignis wird,<br />
wenn durch gegenseitige Achtung und Wertschätzung das<br />
Selbst im Anderen zu erkennen ist,<br />
dann bleibt die Idee der städtepartnerschaftlichen Verbindung<br />
auch weiterhin eine lebendige und bereichernde<br />
Angelegenheit, die es sorgsam zu pflegen gilt.<br />
Mit dem zweiten Präsent, einem noch blanken Fotobuch,<br />
soll nach dem Jubiläumswochenende ein Erinnerungsstück entstehen,<br />
das mit den vielen eindrücklichen Fotos die ganze<br />
Geschichte in Bildern nacherzählen wird.<br />
Kulinarik der Superlative<br />
Ein Blick in die Menükarte versprach ja schon einiges, was<br />
da auf den Tellern daherkommen sollte. Aber alle Vorstellungen<br />
wurden noch übertroffen. Die Küchencrew des Schweizer<br />
<strong>2020</strong> 90<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern
1<br />
2<br />
3<br />
1 Verabschiedete<br />
Mitglieder des Partnerschaftskomitees.<br />
Von<br />
links: Edith Schwander,<br />
Jules Fries, Jacqueline<br />
Willimann, Stephan<br />
Troxler<br />
2 Rhönradgruppe<br />
Schwaigern, von links<br />
hinten: Anja Ost, Julia<br />
Arnold, Sara Braun;<br />
vorne: Lena Gurrath<br />
3 Jodlerklub<br />
4 Trachtengruppe<br />
Nottwil / Buttisholz<br />
4<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
91 <strong>2020</strong>
Mitglieder<br />
Partnerschaftskomitee<br />
Robert Arnold (bis 31.08.<strong>2020</strong>)<br />
Fabienne Fries<br />
Georges Stalder (bis 31.01.<strong>2020</strong>)<br />
Roland Troxler<br />
Barbara Vogel<br />
Marius Christ (ab 01.02.<strong>2020</strong>)<br />
Adrian Arnold (ab 01.09.<strong>2020</strong>)<br />
Paraplegiker-Zentrums unter der Leitung<br />
von Reto Garbely hatte ihr Können unter<br />
Beweis gestellt und ein fürs Auge und den<br />
Gaumen hervorragend gutes Essen zubereitet.<br />
Und weil die Jugendlichen der<br />
Jublano diese kulinarischen Kunstwerke<br />
auch noch profimässig servierten, war<br />
das Essen ein voller Genuss. Gekrönt mit<br />
einem Weltklasse-Dessertbuffet der<br />
Bäckerei Künzli, inklusive kleinem Start-<br />
Feuerwerk und einem Gratulations tableau<br />
mit Schokolade- und Marzipanverzierung,<br />
blieb kein Wunsch mehr offen.<br />
Geburtstagsständchen<br />
der Brass Band Feldmusik<br />
Nottwil an die<br />
Städtepartner<br />
Lob, Ehre und Dank<br />
Im Hintergrund wirkt die vom Gemeinderat gewählte<br />
Arbeitsgruppe, das Partnerschaftskomitee, mit grossem Engagement<br />
für die verschiedenen Aktivitäten des Jahresprogramms.<br />
Die Mitglieder entwickeln zusammen mit dem Beirat Schwaigern<br />
bedürfnisorientiert unterschiedliche Angebote und halten<br />
sie in einer Mehrjahresplanung fest.<br />
In den letzten Jahren sind vier treue und hingebungsvolle<br />
Mitglieder des Komitees zurückgetreten, Jules Fries, Edith<br />
Schwander, Stephan Troxler und Jacqueline Willimann.<br />
Manfred Litz, Vorsitzender des Beirats Schwaigern, würdigte<br />
mit treffenden Worten und mit rhetorischer Eleganz die grosse<br />
Arbeit der Scheidenden. Eine persönlich gestaltete Dankesurkunde<br />
der Gemeinde Nottwil als Würdigung und ein Vergissmeinnicht<br />
als Andenken wird den Ehemaligen in Zukunft die<br />
Aufbauarbeit der Städtepartnerschaft in Erinnerung rufen.<br />
Ein besonderes Dankeschön durften die Mitglieder des<br />
momentanen Partnerschaftskomitees von allen Seiten ent-<br />
<strong>2020</strong><br />
92<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern
gegennehmen. Sie haben punkto Organisation, Aktivitäten, Dekoration,<br />
unermüdlichem Einsatz und Herzblut vielen Menschen<br />
wertvolle Begegnungen ermöglicht und Massarbeit geleistet.<br />
Festgottesdienst<br />
Hans-Joachim Janus, Oberkirchenrat in Stuttgart, früher<br />
evangelischer Pfarrer in Massenbach-Massenbachhausen (D),<br />
hatte schon die Festgottesdienstpredigt vor zehn Jahren gehalten<br />
und nun zusammen mit Anita Troxler und Pfarreileiter<br />
Thomas Glur den Jubiläumsgottesdienst am eidgenössischen<br />
Dank-, Buss- und Bettag geplant, gestaltet und durchgeführt.<br />
Orgelmusik und harmonische Melodien der Zithergruppe<br />
Nottwil gaben der Feier einen festlichen Rahmen.<br />
Die symbolisch rot-weisse Kette am Altar versinnbildlichte<br />
die bindenden Elemente der Städtepartnerschaft wie Freundschaft,<br />
Vertrauen, Verständnis, Wertschätzung ...<br />
Im Gebet dankten die Gottesdienstgestaltenden allen Menschen,<br />
die sich für diese Städteverbindung einsetzen und gaben<br />
der Hoffnung Ausdruck, dass in Zukunft das Miteinander mit<br />
Gottes Segen unterstützt und gestärkt wird.<br />
Im Anschluss an die ökumenische<br />
Feier empfingen vier Notteler Alphornbläser<br />
die Gottesdienstbesuchenden vor<br />
der Kirche mit folkloristischen Tönen und<br />
es schien, als ob sie die Freude über den<br />
Besuch weit hinaus in die Gemeinde verkünden<br />
wollten.<br />
Anschliessend stellten Mitglieder des<br />
Pfarreirates für alle Zwetschgenwähen<br />
und Kaffee bereit, womit nicht nur der<br />
Tradi tion am Bettag gedacht sondern auch<br />
die Begegnungen zwischen der Bevölkerung<br />
und den Gästen gepflegt wurden.<br />
Mit vielen Eindrücken und grosser<br />
Dankbarkeit verabschiedete sich die<br />
Schwaigerner Gesellschaft kurz nach dem<br />
Mittag und trat die rund 330 km lange<br />
Heimreise an im Wissen, dass sie guten<br />
Freunden und Bekannten auf Wiedersehen<br />
sagen müssen. Oder ein treffendes<br />
Zitat des Beirat-Vorsitzenden Manfred<br />
Litz: «Abschied ist der Beginn einer wunderschönen<br />
Erinnerung.»<br />
Ökumenischer<br />
Jubiläums gottes dienst,<br />
am Altar von links<br />
Thomas Glur,<br />
Hans-Joachim Janus,<br />
Anita Troxler<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
93 <strong>2020</strong>
1 2<br />
Rückblick Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
Aktivitäten 2018 07. – 09.<br />
12.<br />
05.01. Neujahrsapéro in Nottwil 08. – 10.<br />
12.<br />
06.01. Workshop Partnerschaftskomitee<br />
und Beirat in Nottwil<br />
23. – 25.<br />
02.<br />
27. – 29.<br />
04.<br />
04. – 06.<br />
05.<br />
28. – 30.<br />
05.<br />
29.06. –<br />
01.07.<br />
03. – 05.<br />
08.<br />
16. – 19.<br />
10.<br />
Après-Ski-Party der Freiwilligen<br />
Feuerwehr in Schwaigern<br />
Jubiläumsfeier Schwaigern-<br />
Pöndorf in Schwaigern<br />
Besuch Kulturinitiative Knackpunkt<br />
Schwaigern in Nottwil<br />
Besuch Schulsanitätsdienst<br />
Schwaigern in Nottwil<br />
Besuch der Ballspielgruppe<br />
Schwaigern in Nottwil<br />
Besuch FC Schwaigern in<br />
Nottwil<br />
Sozialer Einsatz im Zentrum<br />
Eymatt von Gabi Klein<br />
Aktivitäten 2019<br />
Zauberhafte Vorweihnachtszeit<br />
in Schwaigern<br />
Weihnachtsmarkt in Massenbach/Schwaigern<br />
15.02. Abend des Ehrenamtes in<br />
Schwaigern<br />
16.02. Workshop Partnerschaftskomitee<br />
und Beirat in Schwaigern<br />
22. – 24.<br />
02.<br />
13. – 15.<br />
07.<br />
13. – 15.<br />
09.<br />
07. – 09.<br />
12.<br />
Après-Ski-Party der Freiwilligen<br />
Feuerwehr in Schwaigern<br />
Besuch der Bundesgartenschau<br />
Heilbronn<br />
10-jähriges Partnerschaftsjubiläum<br />
in Nottwil<br />
Weihnachtsmarkt Massenbach/<br />
Schwaigern<br />
1 Von links: Jules Fries,<br />
Manfred Litz, Walter<br />
Steffen, Sabine Rotermund<br />
BM, Irène Rèmeni,<br />
Stephan Troxler<br />
2 Alphorngruppe Echo<br />
vom Chelemechu mit<br />
(von links) Gerhard<br />
Büchler, Michael Hirsiger,<br />
Matthias Stalder,<br />
Patrick Büchler<br />
<br />
<strong>2020</strong> 94<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern
Pastoralraum Region Sursee<br />
Katholiken organisieren sich neu<br />
Am 1. Dezember 2019 wurde in der Stadthalle Sursee die<br />
Gründung des Pastoralraums Region Sursee mit den<br />
Pfarreien Nottwil, Oberkirch, Geuensee, Knutwil / St. Erhard<br />
und Sursee gefeiert. Ziel der Bildung von Pastoralräumen<br />
ist die Entlastung vieler kleiner Pfarreien.<br />
Die katholische Kirche richtet sich damit auf die veränderten<br />
gesellschaftlichen Verhältnisse aus.<br />
Der Kanton Luzern soll in Zukunft aus 25 Pastoralräumen<br />
bestehen. 100 Pfarreien müssen sich zu grösseren Einheiten<br />
zusammenfinden. In Pastoralräumen arbeiten Pfarreien enger<br />
zusammen. Das ermöglicht einen ressourcenorientierten und<br />
zielgerichteten Einsatz des Personals. Pläne dafür schmiedete<br />
der frühere Bischof Kurt Koch schon 2007. Die Umsetzung<br />
fordert die Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort, die Kirchgemeinden<br />
und die Diözese.<br />
Vor allem personelle Fragen sorgen für Probleme. In einigen<br />
Pfarreien ist man sich nicht einig, wer die Projektleitung übernehmen<br />
darf und damit den zukünftigen Pastoralraum leitet, in<br />
anderen Pfarreien fehlt ein Projektleiter<br />
gänzlich. – Anfang 2017 waren 12 von 25<br />
geplanten Pastoralräumen errichtet. Um<br />
die Pastoralraumbildung voranzutreiben,<br />
setzte das Bistum Basel externe Projektleiter<br />
ein, die entsprechend ausgebildet<br />
wurden. Die externen Projektleiter begleiten<br />
die involvierten Kirchgemeinden<br />
während der Entstehung der Pastoralräume.<br />
Gestartet werden mit dem neuen<br />
Pastoralraum kann nur, wenn die Leitung<br />
des Pastoralraums geklärt ist.<br />
Erste Versammlung aller<br />
Mitarbeitenden der 5<br />
Pfarreien im September<br />
2018 in Oberkirch<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
95 <strong>2020</strong>
1 Versammlung der<br />
Zusammenarbeitsgruppe<br />
der 5 Kirchenräte<br />
im Dezember 2018<br />
im Vikariatshaus in<br />
Nottwil<br />
2 Öffentliche Infoveranstaltung<br />
der 5<br />
Pastoralraum-Pfarreien<br />
im Begegnungszentrum<br />
Schenkon März 2019<br />
Das Projekt Pastoralraum Region Sursee<br />
In Nottwil ist die Bildung eines Pastoralraumes schon<br />
längere Zeit ein Thema. Bereits 2013 war der Start der Projektphase<br />
vorgesehen. Doch auch für den Pastoralraum 21, wie er<br />
damals noch bezeichnet wurde, fehlte ein Projektleiter. 2018<br />
war es dann soweit. Claudio Tomassini wurde im Frühjahr vom<br />
Bischof zum Projektleiter ernannt.<br />
In der Vorbereitungsphase wurden alle Rollen und Gremien<br />
bestimmt und das Projektbudget bewilligt. Diese Phase wurde<br />
mit der Starterlaubnis durch das Bistum vor den Sommerferien<br />
2018 abgeschlossen.<br />
Mitte September 2018 trafen sich alle Mitarbeitenden aus<br />
den fünf Pfarreien des Pastoralraumes in Oberkirch zum ersten<br />
Workshop. Projektleiter Claudio Tomassini stellte den Berater<br />
und Supervisor Heinz Wettstein vor, der die Projektphase<br />
begleitete. Der weitere Projektablauf wurde in vier Phasen<br />
unterteilt.<br />
In der ersten Phase erfolgte eine umfangreiche Erhebung<br />
der allgemeinen und der pastoralen Situation im Pastoralraum,<br />
entsprechend den Vorgaben des Bistums. Die Resultate wurden<br />
durch die Projektgruppe ergänzt und auf ihre Wichtigkeit hin<br />
analysiert. Weiter wurde der ganze<br />
Prozess terminlich geplant; die Entscheide<br />
betreffend die Errichtungsfeier<br />
wurden gefällt.<br />
Die Projektgruppe und die Arbeitsgruppe<br />
Zusammenarbeit Kirchgemeinden<br />
legten auch den Namen für den zukünftigen<br />
Pastoralraum fest. Seit dieser ersten<br />
Phase spricht man vom Pastoralraum<br />
Region Sursee. Um dem Pastoralraum<br />
auch ein Gesicht zu geben, wurde Schosi<br />
1 Stadelmann mit der Entwicklung eines<br />
Logos beauftragt.<br />
Die Projektgruppe leistete die Hauptarbeit<br />
und bildete den Mittelpunkt für<br />
alle weiteren Gruppierungen. In ihr waren<br />
alle fünf Pfarreien vertreten. Ihre Mitglieder<br />
waren zudem Ansprechpersonen für<br />
Fragen und Anliegen aus den Pfarreien.<br />
Die Pfarrei Nottwil wurde durch Monika<br />
Burri, Kirchenrat und Pfarreirat, und<br />
Hans Schelbert, Gemeindeleiter Nottwil<br />
2 und Oberkirch, vertreten.<br />
<strong>2020</strong><br />
96<br />
Pastoralraum Region Sursee
An den folgenden Sitzungen legte die Projektgruppe die<br />
Schwerpunkte und die Ziele der pastoralen Arbeit im Pastoralraum<br />
fest. Anliegen, Chancen und Gefahren für die<br />
Pfarreien wurden intensiv diskutiert. Die erarbeiteten Schwerpunkte<br />
und Ziele wurden Ende November den Mitarbeitenden<br />
und anfangs Dezember der Begleitgruppe vorgelegt, die sich<br />
dazu äussern und Änderungs- und Ergänzungswünsche<br />
anbringen konnten.<br />
In der zweiten Phase wurden die grundsätzlichen Ausrichtungen<br />
des Pastoralraums erarbeitet. Es standen Themen wie<br />
Diakonie, Soziale Arbeit und Glaubensbildung der Erwachsenen<br />
im Zentrum. In dieser Phase wurde abgeklärt, welche Verantwortungsbereiche<br />
und Aufgaben vorhanden und zu erhalten<br />
und welche neu aufzubauen sind.<br />
In der dritten Phase erfolgte die Erarbeitung des Grundauftrages<br />
in den Bereichen Liturgie, Verkündigung, Diakonie und<br />
Gemeinschaftsbildung.<br />
Bereits Ende Januar 2019 erfolgte die Stellenausschreibung<br />
für den im Herbst in Pension gehenden Gemeindeleiter Hans<br />
Schelbert. Die eingegangenen Bewerbungen zeigten sehr klar<br />
die Personalknappheit im ganzen Bistum.<br />
Dies hatte zur Folge, dass vom ursprünglichen Plan abgewichen<br />
werden musste. Die Suche nach einem Gemeindeleiter<br />
wurde zur Suche nach einem Pfarreiseelsorger für die Pfarrei<br />
Nottwil. Das heisst, dass dem Leiter des Pastoralraums auch die<br />
Verantwortung der Pfarrei übertragen wird.<br />
Am 26. März 2019 luden alle fünf Pfarreien und Kirchgemeinden<br />
Pfarreiangehörige und Mitarbeitende, alle Interessierten<br />
und Gruppierungen zu einem offenen Informationsabend<br />
ins Begegnungszentrum nach Schenkon ein.<br />
Bis Ende Juni 2019 wurden die Pfarreiprofile, vorhandene<br />
Ressourcen, Stärken der Pfarreien, aber auch die Rolle der Gläubigen,<br />
die Arbeit der Ehrenamtlichen und Öffentlichkeitsarbeit<br />
geklärt.<br />
In der vierten Phase wurde die Zusammenarbeit zwischen<br />
den Kirchgemeinden geregelt. Die Arbeitsgruppe Zusammenarbeit<br />
Kirchgemeinden klärte in gegenseitiger Absprache rechtliche,<br />
finanzielle und personelle Fragen. Sämtliche Kirchenräte<br />
der fünf Kirchgemeinden entschieden sich, nach Beratung in<br />
den eigenen Räten und ausführlichen, intensiven Gesprächen<br />
anlässlich der Vollversammlung, für die Gründung eines Zweckverbandes.<br />
Das heisst, dass die Kirchgemeinden Sursee, Oberkirch,<br />
Knutwil / St. Erhard, Geuensee und Nottwil bestehen<br />
bleiben, sich aber über einen Kirchgemeindeverband zusam-<br />
Pastoralraum Region Sursee<br />
97 <strong>2020</strong>
1 2<br />
1 Entzünden der Pastoralraumkerze<br />
durch<br />
Pascale Dobler, Nottwil<br />
anlässlich der Eröffnungsfeier<br />
2 Eröffnungsfeier mit<br />
Bischof Felix Gmür in<br />
der Stadthalle Sursee<br />
am 1.12.2019<br />
menschliessen. Auch wurde über den Verteilschlüssel intensiv<br />
diskutiert. Das Erarbeiten der Statuten und die Einreichung derselben<br />
beim Bischof war, neben der Klärung vieler weiterer<br />
Details, der nächste Schritt Richtung Pastoralraum Region<br />
Sursee.<br />
Errichtung und Eröffnung des Pastoralraums<br />
Region Sursee<br />
Im November 2019 haben die fünf Kirchgemeindeversammlungen<br />
dem Beitritt in den Kirchgemeindeverband zugestimmt;<br />
Nottwil genehmigte das Statut Kirchgemeindeverband Region<br />
Sursee an der Kirchgemeindeversammlung vom 6. November<br />
2019 einstimmig.<br />
Die Errichtung des Pastoralraums Region Sursee mit Bischof<br />
Felix Gmür feierten alle fünf Pfarreien Sursee, Oberkirch,<br />
Geuen see, Knutwil / St. Erhard und Nottwil gemeinsam am<br />
Sonntag, 1. Dezember 2019, in der Stadthalle Sursee. Mit der<br />
Entzündung der Pastoralraumkerze und der Einsetzung des<br />
Leiters des Pasto ral raums, Claudio Tomassini, des leitenden<br />
Priesters des Pastoralraums, Josef Mahnig, sowie der künftigen<br />
Seelsorgerinnen, Seelsorger und Mitarbeitenden des Pastoralraums<br />
in ihr Amt erklärte Bischof Felix Gmür: «Der Pastoralraum<br />
Region Sursee ist errichtet.» Mit einem herzlichen Applaus<br />
gaben die über 2000 Anwesenden ihrer Freude und Zufriedenheit<br />
Ausdruck.<br />
Nach dem eindrücklichen Gottesdienst, mitgestaltet durch<br />
einen grossen Chor, bestehend aus den Mitgliedern der fünf<br />
Kirchen chöre, der Stadtmusik und der Jugendmusik Sursee, den<br />
vielen Kindern und Jugendlichen, lud Claudio Tomassini zu<br />
einem «Nationenbuffet» ein, das von Flüchtlingsfamilien aus<br />
dem Pastoralraum zubereitet worden war.<br />
Am 1. Januar <strong>2020</strong> erfolgte der offizielle Start des Pastoralraums<br />
Region Sursee.<br />
<strong>2020</strong><br />
98<br />
Pastoralraum Region Sursee
Jahrbuch<br />
Rückblick Gemeinderat<br />
5. Januar 2018<br />
Januar 2018<br />
September 2018<br />
14. Mai 2018<br />
10. Juni 2018<br />
22. November 2018<br />
22. November 2018<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
Neujahrsapéro mit Verleihung des Notteler Sterns 2017<br />
an Dr. Heinrich Meyer<br />
(Beitrag in <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> 2018)<br />
Stille Wahl von Beatrice Huser Winkler<br />
in den Gemeinderat<br />
Beatrice Huser Winkler ist in stiller Wahl für den Rest der<br />
Amtsperiode 2016 – <strong>2020</strong> als Nachfolgerin für Edith Schwander-<br />
Arnold in den Gemeinderat gewählt worden.<br />
Friedhofsanierung 2. Etappe (siehe Beitrag, Seite 75)<br />
Dachsanierung mit Photovoltaikanlage Zentrum Sagi<br />
Die Gemeindeversammlung genehmigt einen Sonderkredit<br />
von Fr. 1 836 000.– für die Dachsanierung mit Photovoltaikanlage<br />
beim Zentrum Sagi.<br />
Umbau und Restaurierung Schulhaus 1914<br />
An der Urnenabstimmung vom 10. Juni 2018 wurde über<br />
den Kredit von 4,5 Mio. abgestimmt. (siehe Beitrag, Seite 23)<br />
Öffentlicher Dorfplatz Kirchmatte<br />
Der Budgetkredit für die Erstellung eines Begegnungsplatzes<br />
im Gebiet Kirchmatte wurde deutlich verworfen. Dieses<br />
Projekt hat im Vorfeld der Versammlung die Gemüter erhitzt.<br />
Der ganze Prozess wurde in einem Mitwirkungsverfahren aufgegleist<br />
und der Standort Kirchmatte in einem Mehrheitsentscheid<br />
getroffen. Es wurde sehr kontrovers über Sinn und<br />
Zweck dieses Projektes diskutiert. Die wesentlichsten Argumente<br />
für die Ablehnung waren, dass die Realisierung eines<br />
solchen Platzes nicht Aufgabe der öffentlichen Hand sei und<br />
die Jugendlichen den Platz nicht in Anspruch nehmen würden.<br />
Gründung aquaregio ag (siehe Beitrag, Seite 7)<br />
99 <strong>2020</strong>
4. Januar 2019<br />
Frühling 2019<br />
Frühling 2019<br />
Frühling 2019<br />
5. September 2019<br />
5. bis 8.<br />
September 2019<br />
14. / 15.<br />
September 2019<br />
Oktober 2019<br />
Neujahrsapéro mit der Verleihung<br />
des Notteler Sterns 2018<br />
Peter Connerth ist ein bekannter Künstler, aber auch ein<br />
sehr engagierter Mensch, der in Nottwil einen überdurchschnittlichen<br />
Beitrag für ein aktives und förderndes Zusammenleben<br />
leistet, wie das Initiieren eines Mittagstisches für Asylsuchende<br />
und vieles mehr. Kirchenrätin Monika Burri würdigte<br />
den mit dem <strong>Nottwiler</strong> Stern 2018 geehrten Peter Connerth mit<br />
anerkennenden Worten.<br />
Dachsanierung Zentrum Sagi<br />
Die Sanierungsarbeiten an der Dachhaut des Zentrums Sagi<br />
mit der Montage einer Photovoltaikanlage konnten abgeschlossen<br />
werden. Die Stromeinspeisung wurde in Betrieb genommen.<br />
Silvan Hodel wird neuer Gemeindeschreiber<br />
Der 29-jährige Silvan Hodel aus Ebikon wird Nachfolger<br />
von Gemeindeschreiber Georges Stalder. Seit über fünf Jahren<br />
ist Silvan Hodel in der Gemeinde Dierikon als Gemeindeschreiber-Substitut<br />
bzw. Leiter Steueramt tätig. Er tritt seine Stelle<br />
am 1. Oktober 2019 an.<br />
Plastikarme Gemeinde<br />
8,8 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die<br />
Weltmeere und richten grossen Schaden an. Es liegt in der Verantwortung<br />
jedes Einzelnen, mit dem Thema sorgfältig umzugehen.<br />
Das alleine reicht aber nicht, auch die Behörden sind in<br />
der Verantwortung. So hat der Gemeinderat entschieden, in<br />
enger Zusammenarbeit mit dem WWF und der Umweltschutzkommission<br />
das Thema aktiv anzugehen. Patrick Enderli, Mitglied<br />
der Umweltschutzkommission wird neu zum Mister Plastik.<br />
Er wird Ansprechperson für alle plastikrelevanten Themen sein.<br />
Eröffnung Besucherzentrum ParaForum<br />
(siehe Beitrag Dynamo Sempachersee, Seite 15)<br />
Ausstellung Dynamo Sempachersee<br />
(siehe Beitrag, Seite 15)<br />
Jubiläumsfeier Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
(siehe Beitrag, Seite 88)<br />
Umbau und Restaurierung Schulhaus 1914<br />
(siehe Beitrag, Seite 23)<br />
<strong>2020</strong><br />
100<br />
Rückblick Gemeinderat
Das Zentrum Sagi mit<br />
neuer Beschriftung<br />
November 2019<br />
31. Dezember<br />
2019<br />
2018 / 2019<br />
Rückblick Gemeinderat<br />
Start der Totalrevision der Ortsplanung<br />
Nachdem das Schweizer Volk im Jahre 2013 deutlich Ja zur<br />
Revision des Raumplanungsgesetzes sagte, müssen die Ortsplanungen<br />
bis ins Jahr 2023 revidiert werden. Im Wesentlichen<br />
müssen sämtliche Planungsinstrumente in Richtung Innenentwicklung<br />
angepasst werden. Eine vom Gemeinderat einberufene<br />
Kommission hat die Arbeit aufgenommen.<br />
Schliessung Bahnhof Nottwil<br />
Seit der Schliessung des bedienten Bahnschalters durch die<br />
SBB im Jahr 1993 hat sich die Interessengemeinschaft, bestehend<br />
aus den Gemeinden Nottwil und Buttisholz (Austritt per<br />
2015) sowie dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum und dem<br />
Hotel Sempachersee, für die Weiterführung eines bedienten<br />
Bahnschalters eingesetzt. Mit grossem Engagement haben sich<br />
die drei Mitarbeiterinnen Marie-Theres Murer, Agnes Ottiger<br />
und Christine Bucher in Teilzeit den Anliegen der Kundinnen<br />
und Kunden angenommen. Zusammen mit den IG-Partnern und<br />
anderen privaten Stationshaltern haben sie über Jahre erfolgreich<br />
gegen die Schliessung des bedienten Bahnschalters<br />
gekämpft. Auf Ende Jahr 2019 wurde der Bahnschalter definitiv<br />
geschlossen.<br />
Der Gemeinderat bi de Lüüt<br />
Aufgrund der Mehrjahresplanung macht sich der Gemeinderat<br />
zum Ziel, alljährlich Quartiere in unserer Gemeinde zu<br />
besuchen. In den Jahren 2018 und 2019 wurden im Siedlungsgebiet<br />
die Quartiere Obereystrasse, Hübeli / Hübelirain und Studenweg<br />
besucht. Ziel dieser Besuche soll die Möglichkeit eines<br />
offenen Gedankenaustauschs mit den Bewohnerinnen und<br />
Bewohnern sein, sie sollen der Förderung gegenseitiger Anliegen<br />
dienen, die frühzeitige Sensibilisierung für heikle Themen<br />
sowie vertrauensbildende Massnahmen ermöglichen.<br />
101 <strong>2020</strong>
Jahrbuch<br />
Rückblick Bildungskommission<br />
15. März 2018<br />
23. – 27. April<br />
2018<br />
Mai 2018<br />
4. Juni 2018<br />
11. – 15. Juni 2018<br />
Tag der aufgeschlossenen Volksschulen<br />
Im ganzen Kanton Luzern fand in allen Volksschulen der Tag<br />
der offenen Türen statt. Alle Eltern und Erziehungsberechtigten<br />
waren eingeladen, den Unterricht ihrer Kinder zu besuchen und<br />
eventuell noch ein Weilchen im Schulcafé zu verweilen.<br />
Till Eulenspiegel<br />
Die 3. / 4. Klassen befassten sich in der Projektwoche mit den<br />
Streichen und lustigen Geschichten des wohl grössten Narren<br />
aller Zeiten. Die Krönung bildete eine Vorstellung im Zentrum<br />
Sagi für die Eltern, Erziehungsberechtigten und weitere Gäste.<br />
Zeitreise<br />
Passend zum Jahresmotto besuchte die ganze Schule<br />
Nottwil die Burgruine Kastelen in Alberswil. Die älteren legten<br />
den Weg mit dem Fahrrad, die jüngeren mit Postauto und / oder<br />
zu Fuss zurück. Unterwegs wurden die verschiedenen Schlösser<br />
bestaunt oder sogar ein Museum besucht. Alle trafen sich<br />
auf dem Hügel zum gemeinsamen Bräteln und Spielen.<br />
Radfahrertest<br />
Die Lernenden der 5. und 6. Primarklassen übten und absolvierten<br />
den Radfahrertest. Dieser bestand aus einem theoretischen<br />
Teil im Schulzimmer und einer praktischen Prüfungsstrecke<br />
im Dorf.<br />
Seit wenigen Jahren müssen die Kinder vorher auf dem<br />
Schulhausplatz mit dem Fahrrad einen Geschicklichkeitsparcours<br />
absolvieren.<br />
Schulverlegung SEK nach Schüpfheim<br />
Die rund 30 km von Nottwil nach Schüpfheim legten die<br />
Jugendlichen mit dem Fahrrad zurück. Auf dem Programm in<br />
Schüpfheim standen interessante Workshops wie Goldwaschen,<br />
Wilhelm Tell-Plauschturnier, Hochseilpark Sören-<br />
<strong>2020</strong><br />
102<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
erg, Schrattenfluhhöhle, Mooraculum, Kneippen und das<br />
Chessiloch. Natürlich kam das prägende Lagerfeeling auch<br />
zum Tragen.<br />
5. Juli 2018<br />
Erste Schulschlussfeier in Nottwil<br />
Die Freude war gross, als am 5. Juli 2018 die erste Notteler<br />
Abschlussklasse mit einer würdigen, vielseitigen und emotional<br />
bewegenden Feier aus der obligatorischen Schulzeit entlassen<br />
wurde. Vorher hatten die Notteler 9.-Klässler das letzte<br />
Schuljahr in der Nachbargemeinde Buttisholz besucht.<br />
Das Rahmenprogramm des Abschlussabends untermalte die<br />
wertschätzende Stimmung in stilvollem Rahmen und wurde souverän<br />
von Jasmin Tita und Lukas Kramer moderiert. So durften<br />
alle Schulabgänger Rosen an eine für sie besondere Person überreichen,<br />
ein medialer Rückblick aus allen Schuljahren wurde<br />
gezeigt und sogar ein eigener Klassensong präsentiert.<br />
3. September<br />
2018<br />
Sporttag<br />
Die ganze Oberstufe erlebte einen abwechslungsreichen<br />
Sommersporttag. Am Morgen konnten sich die Schülerinnen und<br />
Schüler in ihrer jeweiligen Kategorie bei einem Dreikampf messen:<br />
Laufen (60 m), Springen (Weit), Werfen (Ball) lautete die Devise.<br />
Auch einen Klassenwettkampf gab es dieses Jahr zu bestreiten. In<br />
einer Pendelstafette traten alle Klassen gegeneinander an.<br />
Am Nachmittag durften die Schüler gemäss ihren Präferenzen<br />
eines der folgenden Ateliers besuchen: Schwingen, Rollstuhlbasketball,<br />
Stand up Paddling, Yoga, Golfen oder Biken.<br />
13. September<br />
2018<br />
17. – 21. September<br />
2018<br />
22. – 26. Oktober<br />
2018<br />
Swiss Skills Bern<br />
Die 8. Klassen besuchten die grosse Bildungsmesse in Bern.<br />
Viele Verbände stellten ihre Berufe vor. Der persönliche Austausch<br />
mit Lernenden und Fachleuten und das praktische<br />
Erleben von spannenden Berufen und Weiterbildungsangeboten<br />
standen im Mittelpunkt.<br />
Herbstwanderung<br />
Der Kindergarten sowie die 1. / 2. Klassen begaben sich auf<br />
die traditionelle Herbstwanderung. Ein Höhepunkt ist jeweils<br />
das Bräteln am Mittag und die diversen Spiele im Wald.<br />
Schülerrat 3 – 6 – Güselaktion<br />
Im Herbst beschäftigte sich der Schülerrat der 3. – 6. Primar<br />
mit dem Thema Abfall. Jede Klasse sammelte in der Woche vom<br />
22. – 26.10.2018 den Abfall, welcher auf dem Pausenplatz und<br />
Rückblick Bildungskommission<br />
103 <strong>2020</strong>
1 2<br />
dem Schulweg zu finden war. Sie stellten den Abfall als Bild in<br />
einem Schaukasten beim Schulhauseingang als Sensibilisierung<br />
auf. Es war eindrücklich, wie viel Material da zusammengekommen<br />
war. Dieses Projekt wurde gleich zweimal mit einem Preis<br />
prämiert.<br />
8. November 2018<br />
12. November<br />
2018<br />
11. – 15. Februar<br />
2019<br />
Nationaler Zukunftstag<br />
Die 5. / 6. Klassen nahmen an diesem Anlass teil. Der<br />
Zukunftstag will – wie sein Name sagt – die Zukunft gestalten.<br />
Mädchen und Jungen wechseln die Seiten; dadurch lernen sie<br />
untypische Arbeitsfelder und Lebensbereiche kennen und<br />
machen Erfahrungen fürs Leben.<br />
Auf diese Weise öffnen sich Horizonte. Mädchen und<br />
Jungen bekommen Mut und Selbstvertrauen, ihre Zukunft losgelöst<br />
von starren Geschlechterbildern und ohne Vorurteile an<br />
die Hand zu nehmen.<br />
Elternrat – Check your bike<br />
Seit ein paar Jahren führt der Elternrat Nottwil gemeinsam<br />
mit der Polizei und weiteren Fachpersonen eine grosse Velokontrolle<br />
für die Lernenden der 3. – 9. Klassen durch. Vor allem<br />
in der «dunklen» Jahreszeit sind funktionierende Fahrräder (z. B.<br />
Licht und Rückstrahler) speziell wichtig.<br />
Wintersportlager in der Lenk und Projektwoche<br />
Nach 2017 wurde wieder ein Wintersportlager für die Lernenden<br />
der SEK und der 5. / 6. Primar angeboten. Währenddessen<br />
fand an der Schule eine Projektwoche statt, wobei das<br />
Thema der 3. – 9. Primarklassen stark mit dem Jahresmotto «Es<br />
singt und klingt» verbunden war.<br />
<strong>2020</strong> 104<br />
Rückblick Bildungskommission
3<br />
1 Güsel-Expo,<br />
prämiertes Projekt des<br />
Schülerrates der<br />
3. – 6. Primarklassen<br />
2 Konzentration auf<br />
Instruktionen für den<br />
«Fahrausweis»<br />
3 Stand Up Paddling im<br />
freiwilligen Schulsport<br />
20. Februar 2019<br />
Mai 2019<br />
3. – 7. Juni 2019<br />
Juni 2019<br />
Eislaufen der 3. / 4. Klasse<br />
Die Klassen der Primarmittelstufe verbrachten ihren Wintersporttag<br />
auf dem Eisfeld. Der Hinweg wurde zu Fuss zurückgelegt.<br />
Auf dem Eis in Sursee versuchten die Schülerinnen und<br />
Schüler ihre Fähigkeiten zu verbessern und erste Pirouetten zu<br />
drehen oder aber sie spielten ein normales Eishockey.<br />
Freiwilliger Schulsport<br />
Seit kurzem gibt es diverse Angebote für die Schülerinnen<br />
und Schüler über den Mittag oder am Nachmittag im Anschluss<br />
an den Unterricht. So startete im Mai ein Kurs für Stand up<br />
Paddling auf dem Sempachersee. Weitere Angebote in diesem<br />
Schuljahr waren Tanzen, Judo, Skifahren usw.<br />
Zirkus Glitzerstern<br />
Alle Kindergärtler tauchten in die faszinierende Welt der<br />
Zirkusartisten ein. Seiltänzer, Akrobaten, Jongleure und Seilartisten<br />
zeigten ihre waghalsigen Kunststücke und begeisterten<br />
das Publikum. Die Dompteurinnen traten mit brüllenden Löwen<br />
und galoppierenden Pferden in die Manege. In der Zaubershow<br />
zeigten die Zauberer ihre spannenden Tricks und die Clowns<br />
brachten das Publikum zum Lachen.<br />
Fahrausweis<br />
Unter dem Motto «Bewegter Morgen» gestaltete die Primar-<br />
Unterstufe einen grossen Verkehrsgarten. Die Mädchen und<br />
Knaben der 1. / 2. Klasse übten auf dem Schulhausplatz das<br />
Fahren mit Velo, Kickboard oder anderen Tretfahrzeugen. Wer<br />
den mit vielen Hindernissen gespickten Parcours ohne Probleme<br />
schaffte, erhielt als Belohnung einen «Fahrausweis».<br />
Rückblick Bildungskommission<br />
105 <strong>2020</strong>
14. Oktober 2019<br />
18. Oktober 2019<br />
8. November 2019<br />
1. Dezember 2019<br />
18. Dezember<br />
2019<br />
Jahresmotto Digital fit<br />
Da sich die digitale Welt rasant verändert und entwickelt,<br />
hat die Schule dieses Motto gewählt. Fünf verschiedene Themen<br />
standen während mehrerer Wochen im Fokus. Im Herbst stellten<br />
die Klassen die Themen «Bild» und später «Präsentationen»<br />
in den Mittelpunkt.<br />
Wiedereröffnungsfest Schulhaus 1914<br />
Könnte das Schulhaus 1914 sprechen, so könnte es viel<br />
berichten. Der Festakt wurde vom Bläserensemble umrahmt,<br />
während die Besucher mit Wurst und Brot sowie einem feinen<br />
Dessert verköstigt wurden.<br />
Vor allem die älteren Gäste, welche vor vielen Jahren dieses<br />
Schulhaus als Schülerin oder Schüler bewohnten, hatten sich<br />
manch lustige Anekdote zu erzählen.<br />
Räbeliechtliumzug Kindergarten<br />
Nach einem Unterbruch von mehreren Jahren nahm der<br />
Kindergarten Nottwil wieder am Räbeliechtliumzug teil. Wegen<br />
des schlechten Wetters wurde der Anlass kurzfristig auf das<br />
Schulareal verlegt. Stolz präsentierten die Jüngsten ihre Räbeliechtli<br />
und genossen anschliessend den wärmenden Tee.<br />
Samichlauseinzug<br />
Die Kinder der 1. – 6. Klassen begleiteten den Samichlaus<br />
mit seinem Gefolge auf dem Weg vom Bahnhof zur Pfarrkirche.<br />
Dabei erleuchteten viele bunte Laternen oder Iffeln das Dorf<br />
Nottwil und viele Glocken und Schellen erzeugten einen eindrücklichen<br />
Klang.<br />
Stromfreie Klassenzimmer<br />
Der Kontrapunkt zum Jahresmotto «Digital fit» wollte ganz<br />
bewusst ein völlig anderes Erlebnis erfahren lassen. Der 18.<br />
Dezember wurde zu einem stromfreien Vormittag umgestaltet.<br />
In den Schulzimmern fand der Unterricht zunächst mit Kerzenlicht<br />
oder Laternen statt, auf Computer etc. wurde verzichtet,<br />
und die Maschinen im Werkraum standen für einmal still.<br />
Vermehrt wurde der Unterricht ins Freie oder in den Wald verlagert.<br />
<strong>2020</strong><br />
106<br />
Rückblick Bildungskommission
Jahrbuch<br />
Rückblick Kirchenrat<br />
8. Januar 2018<br />
26. Februar 2018<br />
1. März 2018<br />
April 2018<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
Neue Horizonte<br />
Mit dem Thema «Neue Horizonte» startet die Pfarrei St. Marien<br />
Himmelfahrt ins Jahr 2018. Ein Schwerpunkt aus dem Jahresprogramm<br />
gilt dem Abschreiben der Bibel. Dem Markus Evangelium<br />
folgt die Abschrift des Evangeliums nach Lukas. Alle Angehörigen<br />
der Pfarrei können sich auf der Kirchenempore an diesem Projekt<br />
beteiligen und den Text handschriftlich niederschreiben.<br />
Stille Wahl des Kirchenrates und der Mitglieder der<br />
Rechnungskommission<br />
Mit Genehmigung des Synodalrates wurden in stiller Wahl<br />
für die Amtsperiode 2018 – 2022 folgende Personen in den Kirchenrat<br />
gewählt: Franz Vogel, Kirchgemeindepräsident; Judith<br />
Dobler, Kirchmeierin; Claudia Steiner, Kirchenratsschreiberin;<br />
Monika Burri, Ressort Pfarreirat, Spitex, Kultur und Gesellschaftliches<br />
und Alice Egli, Ressort Schule und Jugend. Die Rechnungskommission<br />
setzt sich für die nächste Amtsperiode wie folgt<br />
zusammen: Roland Zimmermann, Präsident; Judith Zimmermann<br />
und Marco Schmid, Mitglieder der Rechnungskommission.<br />
Ebenfalls in stiller Wahl wurde Stefan Künzli als Mitglied<br />
in die Synode gewählt.<br />
Bischofsvikar Hanspeter Wasmer<br />
Der neue Bischofsvikar Hanspeter Wasmer nimmt die Tätigkeit<br />
als Leiter der Bistumsregion St. Viktor auf. Zur Bistumsregion<br />
St. Viktor gehören die Kantone Luzern, Zug, Schaffhausen<br />
und Thurgau; hier ist der Bischofsvikar zusammen mit den<br />
Regionalverantwortlichen als Stellvertreter von Bischof Felix<br />
Gmür im Einsatz.<br />
Umrüstung der Beleuchtung der Pfarrkirche<br />
Im Zeitalter des Energiesparens werden sämtliche Leuchtmittel<br />
der Kronleuchter und der Lampen beim Aufgang zur<br />
Empore auf LED umgerüstet.<br />
107 <strong>2020</strong>
31. Mai 2018<br />
1. Juni 2018<br />
31. Juli 2018<br />
September 2018<br />
Verabschiedung von Kirchgemeindepräsident<br />
Christian Mittaz<br />
Christian Mittaz beendet seine Tätigkeit als Kirchgemeindepräsident<br />
nach 11 ½ Jahren. Viele interessante Begegnungen,<br />
Diskussionen, unzählige Sitzungen lassen ihn mit einem weinenden<br />
und einem lachenden Auge zurückblicken. Der Umbau<br />
des Pfarrhofes und die ersten Schritte zum zukünftigen Pastoralraum<br />
fielen in seine Amtszeit.<br />
Amtsantritt neu gewählter Kirchenratsmitglieder<br />
Am 1. Juni 2018 erfolgte der Amtsantritt der neu gewählten<br />
Kirchenratsmitglieder für die Amtsperiode 2018 – 2022. Die<br />
bisherige Kirchmeierin Beatrice Bier-Lingg übernimmt per 1.<br />
Juni 2018 das Amt der Liegenschaftsverwaltung für das Vikariatshaus<br />
und den Pfarrhof. Im Weiteren unterstützt sie die neu<br />
gewählte Kirchmeierin Judith Dobler mit der Führung der<br />
Finanz- und Lohnbuchhaltung.<br />
Auflösung des Dekanats Sursee<br />
Mit der Bildung der Pastoralräume werden die Dekanate im<br />
Bistum Basel aufgelöst. Das betrifft auch das Dekanat Sursee. Ab<br />
August 2018 sind die Pfarreien ohne errichteten Pastoralraum<br />
direkt dem Bischofsvikariat unter der Leitung von Bischofsvikar<br />
Hanspeter Wasmer unterstellt. Dazu gehören auch die Pfarreien<br />
Sursee, Oberkirch, Knutwil, Geuensee und Nottwil, welche sich<br />
im zukünftigen Pastoralraum zusammenschliessen wollen.<br />
Jubiläum der Flüsskapelle<br />
Die allererste Flüss-Kapelle wurde im Jahre 1678 erbaut.<br />
Nach ihrem Abriss 1947 erstellte man am selben Ort in unzähligen<br />
Stunden Fronarbeit und mit den geschliffenen Steinen der<br />
alten Kapelle einen Ersatzbau, der durch Spendengelder finanziert<br />
wurde.<br />
Vor 70 Jahren, am 23. September 1948, wurde die Kapelle<br />
von Bischof Franziskus von Streng zu Ehren der Mutter Gottes<br />
eingeweiht. Das Jubiläum wurde am 9. September anlässlich<br />
der Flüsschilbi mit einem Gottesdienst und anschliessendem<br />
Apéro mit Weihbischof Martin Gächter und Pfarrer Heinz Hofstetter<br />
gefeiert.<br />
12. Dezember<br />
2018<br />
Pfarrer Alois Elmiger, sel.<br />
Am 12. Dezember 2018 verstarb Pfarrer Alois Elmiger im<br />
Alter von 84 Jahren. In den Jahren 1971 bis 1996 wirkte er als<br />
Pfarrer in der Pfarrei Nottwil.<br />
<strong>2020</strong><br />
108<br />
Rückblick Kirchenrat
«Eine Million Sterne» –<br />
leuchtendes Kerzenmeer<br />
15. Dezember<br />
2018<br />
«Eine Million Sterne»<br />
Der Pfarreirat und die Pfarrei Nottwil laden zur Spendenaktion<br />
«Eine Million Sterne» ein, um in der Weihnachtszeit<br />
gemeinsam ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Auf dem Kirchenplatz<br />
und der Kirchentreppe leuchtet ein Meer von Kerzenlichtern,<br />
die auf die Not von armutsbetroffenen Kindern und<br />
Familien in der Zentralschweiz aufmerksam machen.<br />
120 Jahre Kirchenchor Nottwil<br />
Zum Jubiläum 120 Jahre Kirchenchor Nottwil, wurde die<br />
Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart unter der<br />
Leitung von Ruth Hodel aufgeführt. Zusammen mit dem Kirchenchor<br />
Oberkirch, dem Kammerorchester Rothenburg, diversen<br />
Gesangssolisten sowie Gastsängern wurde die Krönungsmesse<br />
zu einem grossartigen Erlebnis.<br />
Januar 2019<br />
Januar 2019<br />
Rückblick Kirchenrat<br />
Neue Funkfrequenzen / Mikrofone / Lautsprecheranlage<br />
Ab Anfang 2019 müssen alle Veranstaltungsfunksysteme in<br />
den neuen frei verfügbaren Frequenzbereichen senden. Der<br />
Betrieb in den anderen Bereichen ist nicht mehr erlaubt, und es<br />
besteht auch die Gefahr von starken Störsignalen, was den<br />
Betrieb der Geräte verunmöglichen würde.<br />
In diesem Zusammenhang mussten auch die Mikrofone in<br />
der Kirche erneuert werden. Eine Verbesserung der Lautsprecheranlage<br />
wurde durch den Ersatz der Elektronikanlage erzielt.<br />
Stiftungsrat Kapellenstiftung Nottwil<br />
Kirchenratspräsident Franz Vogel wird als Vertreter der<br />
Kirchgemeinde Nottwil in den Stiftungsrat der Kapellenstiftung<br />
Nottwil gewählt. Franz Vogel übernimmt die Aufgabe für den<br />
verstorbenen Pfarrer Alois Elmiger.<br />
109 <strong>2020</strong>
Februar 2019<br />
März 2019<br />
15. Mai 2019<br />
19. – 23. Juni 2019<br />
Juni 2019<br />
1. September<br />
2019<br />
1. September<br />
2019<br />
Neue Website der Pfarrei<br />
Die Website der Pfarrei Nottwil, www.pfarrei-nottwil.ch, ist<br />
neu gestaltet und bietet Informationen der Pfarrei und der<br />
Kirchgemeinde.<br />
Mehr Platz für die JuBlaNo<br />
Das Vikariatshaus wurde dem Wärmeverbund Nottwil<br />
angeschlossen. Der frei gewordene Öltankraum wurde von den<br />
Jublanern zu einem Materialraum umgestaltet. Somit konnten<br />
die Jugendlichen Raum für ihre Aktivitäten mit den Kindern<br />
gewinnen.<br />
Jubiläum Theres Büchler<br />
Am 15. Mai 2019 feiert Theres Büchler ihr 15-jähriges<br />
Dienstjubiläum als Leiterin des Pfarreisekretariats.<br />
Pfarreireise nach Rom<br />
Vom 19. – 23. Juni findet die Pfarreireise nach Rom statt. 57<br />
Erwachsene und 19 Jugendliche besuchten die ewige Stadt Rom<br />
mit vielen der einzigartigen Sehenswürdigkeiten unter der versierten<br />
Leitung von Christian Mittaz.<br />
Neuer Anschlagkasten<br />
Auf der linken Seite beim Eingang des Vikariatshauses<br />
befindet sich neu ein Anschlagkasten für Informationen von<br />
Vereinen und Gruppierungen. Der Aushang erfolgt über das<br />
Pfarreisekretariat.<br />
Verabschiedung Hans Schelbert<br />
Am 1. September 2019 wurde Hans Schelbert, Diakon und<br />
Gemeindeleiter der Pfarrei Nottwil seit dem 15. August 2014, in<br />
einer feierlichen Eucharistiefeier würdig verabschiedet. Während<br />
den letzten fünf Jahren hat er sich mit viel Engagement und Tatkraft<br />
für die katholische Kirchgemeinde Nottwil eingesetzt.<br />
Hans Schelbert, der seit 2007 auch Gemeindeleiter von<br />
Oberkirch war, tritt nun seine Pension an.<br />
Neuer Pfarreiseelsorger<br />
Thomas Glur trat am 1. September 2019 die Stelle als<br />
Pfarrei seelsorger von Nottwil an. Am 22. September 2019 fand<br />
seine Einsetzung in der Pfarrkirche statt. Mit einer feierlichen<br />
Eucharistiefeier wurde Thomas Glur durch Vierherr Dr. Walter<br />
Bühlmann, Pastoralraumleiter Claudio Tomassini (beide aus<br />
Sursee) und der Pfarrei begrüsst.<br />
<strong>2020</strong><br />
110<br />
Rückblick Kirchenrat
Nottwil in Zahlen<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
50<br />
100<br />
150<br />
200<br />
250<br />
300<br />
350<br />
Gesamtbevölkerung<br />
182<br />
2 068<br />
Legende 1990 2009<br />
34<br />
11<br />
149<br />
55<br />
3 342<br />
313 300<br />
12<br />
41<br />
3 383<br />
Schweizer<br />
3 864<br />
21<br />
46<br />
3 400<br />
Schweizer<br />
3 873<br />
23<br />
49<br />
3 466<br />
Schweizer<br />
3 983<br />
24<br />
346<br />
481<br />
Ausländer<br />
238 248 473<br />
Ausländer<br />
262<br />
376<br />
517<br />
Ausländer<br />
291<br />
2017<br />
2018<br />
2019<br />
Bevölkerungsveränderung 2017 2018 2019<br />
Geburtenüberschuss 20 23 25<br />
Wanderungsgewinn 108 - 14 85<br />
Bevölkerungswachstum 2009 – 2019 (10 Jahres-Zyklus) + 19,2 %<br />
Bevölkerungsdichte (Einwohner / km 2 ) 260 268<br />
Stimmberechtigte (Personen) 2 646 2 703<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
111 <strong>2020</strong>
Konfessionszugehörigkeit<br />
2018 2019<br />
2591<br />
421<br />
2592 431<br />
reformiert<br />
reformiert<br />
katholisch 10,87%<br />
10,82%<br />
katholisch<br />
66,9%<br />
65,08%<br />
960<br />
861<br />
konfessionslos<br />
konfessionslos<br />
und andere<br />
und andere<br />
22,23%<br />
24,1%<br />
Altersstruktur<br />
bis 9 Jahre<br />
10 bis 19<br />
20 bis 29<br />
30 bis 39<br />
40 bis 49<br />
50 bis 59<br />
60 bis 69<br />
70 bis 79<br />
80 bis 89<br />
90 und älter<br />
461<br />
521<br />
461<br />
457<br />
441<br />
473<br />
542<br />
583<br />
622<br />
635<br />
628<br />
620<br />
372<br />
360<br />
236<br />
233<br />
101<br />
96<br />
9<br />
5<br />
0<br />
100 200 300 400 500 600<br />
2018<br />
2019<br />
1<br />
inkl. Untergymnasium<br />
sowie Sportschulen<br />
Kriens und Schüpfheim<br />
Zahlen Schülerinnen und Schüler<br />
Kindergarten<br />
Primarstufe<br />
Sekundarstufe<br />
I 1<br />
Total<br />
Schüler/innen<br />
70<br />
88<br />
266<br />
258<br />
134<br />
132<br />
470<br />
478<br />
0 100 200 300 400<br />
2018<br />
2019<br />
<strong>2020</strong> 112<br />
Nottwil in Zahlen
Steuern 2018 2018<br />
Steuerpflichtige (natürliche Personen) 2238 2301<br />
Steuerpflichtige (juristische Personen) 163 168<br />
Steuerfuss 2018 2019<br />
Gemeinde Nottwil 1.95 1.95<br />
Kanton Luzern 1.60 1.60<br />
Christ-katholische Kirche 0.31 0.31<br />
Evangelisch-reformierte Kirche 0.25 0.25<br />
Römisch-katholische Kirche 0.275 0.275<br />
Gemeindefinanzen in CHF 2018 2019<br />
Gemeindesteuern Einnahmen 11413457 11231861<br />
Gemeindesteuern Ausgaben 99697 48383<br />
Andere Steuern Einnahmen 470221 520081<br />
Andere Steuern Ausgaben 989 483<br />
Total aller Einnahmen 19060587 25101432<br />
Total aller Ausgaben 18799349 25061350<br />
Ertragsüberschuss 261238 40082<br />
Wohnungsbau 2018<br />
Wohnungsbestand 1647<br />
Wohnungsgrösse<br />
1 – 2 Zimmer 14,3 %<br />
3 – 4 Zimmer 48,8 %<br />
5+ Zimmer 36,9 %<br />
Einfamilienhäuser 24,5 %<br />
Gebäude mit Wohnnutzung 736<br />
Wohnungsbau<br />
1–2 ZWG<br />
14,3%<br />
3–4 ZWG<br />
48,8%<br />
5+ ZWG<br />
36,9%<br />
Wohnungsgrösse<br />
Grundbuchamt 2018 2019<br />
Handänderungssteuern<br />
Veranlagte Handänderungen 79 48<br />
Einnahmen Handänderungssteuer CHF 191772 175702<br />
Grundstückgewinnsteuer<br />
Einnahmen CHF 177754 304395<br />
EFH<br />
24,5%<br />
Gebäude<br />
mit Wohnnutzung<br />
öffentliche Dienste 2018 2019<br />
Wasser in Rechnung gestellt m 3 269732 242582<br />
Nottwil in Zahlen<br />
113 <strong>2020</strong>
Wahlen<br />
4. März 2018 Ersatzwahl von zwei Mitgliedern der Bildungskommission sowie des / der<br />
Präsidenten / Präsidentin für den Rest der Amtsdauer 2016 – <strong>2020</strong><br />
SB: 56.58 %<br />
Mitglieder:<br />
Kanditat / in: Fahrni Verena<br />
Federspiel Stefan<br />
Stimmen: 574 634<br />
Gewählt: ja<br />
ja<br />
Kanditat / in: Schaller Sabrina<br />
Vereinzelte<br />
Stimmen: 371 32<br />
Gewählt: nein<br />
nein<br />
Präsident:<br />
Kanditat / in: Federspiel Stefan<br />
Vereinzelte<br />
Stimmen: 674 106<br />
Gewählt: ja<br />
nein<br />
Legende:<br />
SB = Stimmbeteiligung<br />
Ja<br />
Nein<br />
<strong>2020</strong> 114<br />
Nottwil in Zahlen
Abstimmungen kommunal<br />
10. Juni 2018 Vorlage Gemeinde SB: 36.87 % angenommen 79.11 %<br />
Baukredit für Umbau und Restaurierung Schulhaus 1914<br />
761 201<br />
Abstimmungen kantonal<br />
4. März 2018 Volksinitiative Kanton SB: 52.62 % abgelehnt 71.37 %<br />
«Zahlbares Wohnen für alle»<br />
394 982<br />
10. Juni 2018 Vorlage Kanton SB: 36.57 % angenommen 51.46 %<br />
Kantonales Energiegesetz<br />
493 465<br />
Volksinitiative Kanton SB: 36.57 % abgelehnt 76.49 %<br />
«Für eine sichere Gesundheitsversorgung im Kanton Luzern»<br />
221 719<br />
23. September 2018 Volksinitiative Kanton SB: 38.76 % abgelehnt 75.25 %<br />
«Für eine hohe Bildungsqualität im Kanton Luzern»<br />
249 757<br />
Volksinitiative Kanton SB: 38.65 % abgelehnt 78.45 %<br />
«Vorwärts mit dem öffentlichen Verkehr»<br />
217 790<br />
19. Mai 2019 Vorlage Kanton SB: 41.64 % angenommen 61.37 %<br />
Gesetz über die Aufgaben- und Finanzreform 18<br />
(Mantelerlass AFR 18)<br />
664 418<br />
Legende:<br />
SB = Stimmbeteiligung<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nottwil in Zahlen<br />
115 <strong>2020</strong>
Abstimmungen national<br />
4. März 2018 Bundesbeschluss Bund SB: 54.73 % angenommen 84.93 %<br />
Bundesbeschluss vom 16. Juni 2017 über die neue<br />
Finanzordnung 2021<br />
1206 214<br />
Volksinitiative Bund SB: 56.28 % abgelehnt 73.00 %<br />
Volksinitiative vom 11. Dezember 2015 «Ja zur Abschaffung der Radiound<br />
Fernsehgebühren (Abschaffung der Billag-Gebühren)»<br />
399 1079<br />
10. Juni 2018 Volksinitiative Bund SB: 36.19 % abgelehnt 80.61 %<br />
Volksinitiative vom 1. Dezember 2015 «Für krisensicheres Geld:<br />
Geldschöpfung allein durch die Nationalbank! (Vollgeld-Initiative)»<br />
183 761<br />
Bundesbeschluss Bund SB: 36.19 % angenommen 70.00 %<br />
Bundesgesetz vom 29. September 2017 über Geldspiele<br />
(Geldspielgesetz, BGS)<br />
658 282<br />
23. September 2018 Bundesbeschluss Bund SB: 39.10 % angenommen 69.61 %<br />
Bundesbeschluss vom 13. März 2018 über die Velowege sowie die Fussund<br />
Wanderwege (direkter Gegenentwurf zur Volksinitiative<br />
«Zur Förderung der Velo-, Fuss- und Wanderwege [Velo-Initiative]»)<br />
710 310<br />
Volksinitiative Bund SB: 38.99 % abgelehnt 73.53 %<br />
Volksinitiative vom 26. November 2015 «Für gesunde sowie umweltfreundlich<br />
und fair hergestellte Lebensmittel (Fair-Food-Initiative)»<br />
270 750<br />
Volksinitiative Bund SB: 38.99 % abgelehnt 80.81 %<br />
Volksinitiative vom 30. März 2016 «Für Ernährungssouveränität.<br />
Die Landwirtschaft betrifft uns alle»<br />
195 821<br />
Legende:<br />
SB = Stimmbeteiligung<br />
Ja<br />
Nein<br />
<strong>2020</strong> 116<br />
Nottwil in Zahlen
25. November 2018 Volksinitiative Bund SB: 52.40 % abgelehnt 75.87 %<br />
Volksinitiative vom 23. März 2016 «Für die Würde der landwirtschaftlichen<br />
Nutztiere (Hornkuh-Initiative)»<br />
325 1022<br />
Volksinitiative Bund SB: 52.59 % abgelehnt 64.89 %<br />
Volksinitiative vom 12. August 2016 «Schweizer Recht statt fremde<br />
Richter (Selbstbestimmungsinitiative)»<br />
482 891<br />
Bundesbeschluss Bund SB: 52.40 % angenommen 79.35 %<br />
Änderung vom 16. März 2018 des Bundesgesetzes über den Allgemeinen<br />
Teil des Sozialversicherungsrechts (ATSG) (Gesetzliche Grundlage für die<br />
Überwachung von Versicherten)<br />
1080 281<br />
10. Februar 2019 Volksinitiative Bund SB: 36.67 % abgelehnt 71.95 %<br />
Volksinitiative vom 21. Oktober 2016 «Zersiedelung stoppen – für eine<br />
nachhaltige Siedlungsentwicklung (Zersiedelungsinitiative)»<br />
271 695<br />
19. Mai 2019 Bundesbeschluss Bund SB: 43.82 % angenommen 69.97 %<br />
Bundesgesetz vom 28. September 2018 über die Steuerreform und die<br />
AHV-Finanzierung (STAF)<br />
797 342<br />
Bundesbeschluss Bund SB: 44.46 % angenommen 62.23 %<br />
Bundesbeschluss vom 28. September 2018 über die Genehmigung und die<br />
Umsetzung des Notenaustauschs zwischen der Schweiz und der EU<br />
betreffend die Übernahme der Richtlinie (EU) 2017 / 853 zur Änderung<br />
der EU-Waffenrichtlinie (Weiterentwicklung des Schengen-Besitzstands)<br />
725 440<br />
Legende:<br />
SB = Stimmbeteiligung<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nottwil in Zahlen<br />
117 <strong>2020</strong>
Autorenangaben und<br />
Bildnachweis<br />
Autoren / Autorinnen<br />
Gerold Kunz, Architekt ETH SIA, Luzernerstrasse 71a, 6030 Ebikon<br />
Christian Lanzendörfer, Seeparkstrasse 9, 6207 Nottwil<br />
Monika Nöbauer, Eldorado 2, 6207 Nottwil<br />
Erwin Peter, Schule Nottwil, Oberdorfstrasse 9, 6207 Nottwil<br />
Walter Steffen, Kleinfeld 14, 6207 Nottwil<br />
Claudia Steiner, Pfarrei Nottwil, Oberdorfstrasse 5, 6207 Nottwil<br />
Stephan Troxler, Studenweg 4, 6207 Nottwil<br />
Jacqueline Willimann, Burgacher 4, 6207 Nottwil<br />
Bildnachweis<br />
Tobias Affeltranger: S 80, Bild 1<br />
Aquaregio AG: S 9<br />
Manuel Arnold, Surseer Woche: Titelbild, S 38, 40 Bilder 1-4, 42<br />
Bernet Gartenbau AG / Pirmin Bernet: S 67 – 74, S 78<br />
Benno Blöchliger: S 104 Bild 1<br />
Judith Dobler: S 109<br />
ETH Bibliothek, Zürich: Fotograf Werner Friedli: S 75<br />
Carina Fahrner, Stadt Schwaigern: S 89, 91 – 94<br />
Foto Friebel, Sursee: S 26, 31 Bild 3, 33 Bild 1<br />
Gemeinde Nottwil, Archiv: S 75<br />
Jubla Schweiz (Jungwacht, Blauring): S 53<br />
KuEB (Kultur und Erwachsenenbildung): S 25, 33, Bild 2<br />
Gerold Kunz: S 34, 35, 36 Bilder 1 / 3<br />
Christian Lanzendörfer: S 16, 18, 19, 22, 36 Bilder 2 / 4, 45, 47 – 49,<br />
50 Bilder 2 / 3, 57, 59, 61 Bild 2, 63, 66, 80 Bild 2, 81<br />
Werner Mathis, Surseer Woche: S 95, 96, 98 Bild 1<br />
Monika Nöbauer: S 50 Bild 1<br />
Fam. Schnyder von Wartensee: S 61 Bild 1<br />
Philipp Schmidli: S 98 Bild 2<br />
Schweizer Paraplegiker-Stiftung, Abt. Medien: S 5<br />
Skyworks Luftfotografie Ruswil: S 55, 60, 76<br />
Daniela Stalder: S 85<br />
Cornelia Oppliger: S 104 Bild 3<br />
Gregor Stäuble: S 6, 11, 31 Bild 1, 90, 101<br />
Marcel Trunz: S 104 Bild 2<br />
Jacqueline Willimann: S 13, 31 Bild 2, 40 Bild 5, 41, 64, 82<br />
<strong>2020</strong><br />
118<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
ISBN 978-3-033-07762-1