Stahlreport 2020.04
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75. Jahrgang | April 2020
STAHLREPORT
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution
04|20
WIR
fahr
en mit Ihnen
die Erfolge ein.
„In der Agrarwirtscha
aft wächst der
Wettbewerb stetig.
Wie aber macht man
Landmaschinen trotz
Kostendrucks immer
leistungsfähiger? Die
Antwort: mit speziellen
Werkstoffen und einer hochpräzisen An-
arbeitung von Klöckner.“
www.kloecknerdeut
tschland.dede
WIR machen den Mehrwert
.
Wir sagen Danke.
Allen Fachkräften, die mit
ihrem Einsatz helfen, die
Coronakrise zu bewältigen.
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
„Seit dem 2. Weltkrieg“, „seit mindestens
70 Jahren“, „seit der Spanischen Grippe“
– um die derzeit grassierende Corona-
Pandemie irgendwie einzuordnen, fallen
die Vergleiche in der Regel historisch
aus. Dabei sind nicht nur die Fallzahlen
selbst ohne jüngeres Beispiel, sondern
auch die Auswirkungen der Pandemie auf alle Bereiche des
Lebens und Wirtschaftens – Stichwort Lockdown. Wer hätte
gedacht, dass eine der fundamentalen Grundlagen unserer
Gesellschaft – das Funktionieren wirtschaftlicher Lieferketten
– einmal dadurch ins öffentliche Bewusstsein rückt, dass
sich das Toilettenpapier verknappt?
Der Stillstand ist für viele Selbstständige und viele Unternehmen
ein existenzielles Thema. Daher zeugen die bisherigen
von der Politik getroffenen Maßnahmen davon, dass
der Ernst der Lage klar und früh erkannt und darauf angemessen
reagiert wurde (für einen kurzen Überblick siehe
S. 34). Der Bundesfinanzminister hat die Bazooka hervorgeholt,
wie er selbst während einer Pressekonferenz sagte:
Kreditzusagen, Kurzarbeitergeld, Steuerstundungen – dass
dies richtige Schritte sind, daran besteht eigentlich kein
Zweifel.
Wie erfolgreich die angekündigten Maßnahmen allerdings
am Ende gewesen sein werden und ob man im Rückblick
wird sagen können, dass die Krise gut in wirtschaftlicher
Hinsicht gemeistert wurde, muss sich in der praktischen
Umsetzung all der Maßnahmen aber erst noch zeigen. Kommt
die versprochene Hilfe auch wirklich da an, wo sie benötigt
wird? Denn ein guter Wille ist nicht automatisch ein gutes
Ergebnis. Aber wir wollen in keine Unkenrufe einstimmen,
sondern optimistisch nach vorne sehen.
Denn ein Gutes zeigt sich in der Coronakrise (wie in Krisen
meist): Neben der Hamsterei auch eine große Solidarität
der Menschen untereinander, ein Zusammenrücken und
An-Andere-Denken. Und viele, die sich und ihre Gesundheit
einsetzen, damit wir alle durch eine schwierige Zeit kommen.
Danke!
Markus Huneke
Chefredakteur Stahlreport
INHALT
PERSÖNLICHES
4 Kurznachrichten
STAHLHANDEL
6 ArcelorMittal Stahlhandel –
Neue Strahlanlage voll einsatzfähig
8 E/D/E – Ergebnis verbessert
10 Günther + Schramm wird 90
12 Klöckner & Co – Umsatz zurückgegangen
STAHLPRODUKTION
14 Salzgitter AG –
Strategisch auf dem richtigen Weg
16 Thyssenkrupp – Wieder Fahrt aufnehmen
18 Schmolz+Bickenbach –
Rückläufige Nachfrage prägte 2019
ANARBEITUNG & LOGISTIK
20 Progress – Richtschneide-Biegemaschine für
spanischen Hochgeschwindigkeitsverkehr
23 Dalmec – Schwere Röhren einfach bewegen
24 Schwarze-Robitec – Intelligente Steuerung
reduziert Taktzeiten
25 Kaltenbach – Den Stahlbau technologisch
vorantreiben
26 Oxomi – Marketingmaterial immer aktuell halten
28 Stahlhärterei setzt neues Energiekonzept um
MESSEN UND MÄRKTE
30 Verschobene Messen – ein Überblick
34 Deutschland vor Rezession –
„Wir lassen niemanden alleine“
36 Werkzeugbau vor großen Herausforderungen
38 ELG Haniel – International zahlen per Cloud
BDS-BERUFSBILDUNG
39 Fernstudieren trotz Corona
BDS-RESEARCH
40 Als die Welt in Europa scheinbar
noch in Ordnung war
BDS-RECHT
42 Amtsschimmel reloaded –
Bauproduktenverordnung im Stahlhandel
44 Auswirkungen der Corona-Pandemie im
Arbeitsrecht
LIFESTEEL
48 Stahl für Biathlongewehre –
Geradezugverschluss für schnelles Repetieren
50 Impressum
Stahlreport 4|20
3
Persönliches
Kurznachrichten
Bild: SHS
Jörg Disteldorf
wird mit Wirkung vom 01.07.2020 für die
Dauer von 5 Jahren zum Mitglied des Vorstandes
in der Funktion des Personalvorstandes
und Arbeitsdirektors von Dillinger
und Saarstahl sowie
des Geschäftsführers
der SHS –
Stahl-Holding-Saar
ernannt. Jörg Disteldorf
ist seit 2003
bei Dillinger in der
Personalabteilung
beschäftigt und seit
2015 in Personalunion
Leiter des
Bereiches Personal und Soziales von Saarstahl
und Dillinger. Seit 2019 ist er zudem
Geschäftsführer und Arbeitsdirektor bei der
Saarschmiede GmbH Freiformschmiede.
Bild: SHS
Der bisherige Amtsinhaber Peter Schweda
wird sein Amt als Personalvorstand und
Arbeitsdirektor der
AG der Dillinger Hüttenwerke
(Dillinger)
und der Saarstahl AG
sowie als Geschäftsführer
der SHS –
Stahl-Holding-Saar
mit Wirkung vom
30.06.2020 niederlegen
und in den Ruhestand
treten.
Schweda war seit 2011 Personalvorstand
und Arbeitsdirektor von Dillinger und Saarstahl
und seit 2016 Mitglied der Geschäftsführung
der SHS – Stahl-Holding-Saar.
Kurt Wierscholowski
ergänzt seit 1. April 2020 das Führungsteam
des internationalen Rohstoffhändlers
Oryx Stainless. Er war 28 Jahre für die ELG-
Haniel-Gruppe tätig, zuletzt als Geschäftsführer
der Eisenlegierungen Handelsgesellschaft
mbH in Duisburg sowie der
Jewometaal Stainless Processing B.V. in
Rotterdam. „Kurt Wierscholowski hat sich in
seiner bisherigen Laufbahn einen außerordentlichen
Ruf und ein enormes Netzwerk
im Edelstahl- und Sonderlegierungsbereich
erarbeitet. Wir freuen uns sehr, dass dieser
sehr erfahrene Kollege von nun an seine
Stärken mit unseren Stärken kombinieren
wird“, erklärt Michael Pawlowski, Chairman
und Gesellschafter der Oryx Stainless
Group.
Florian Lendner
führt die Geschäfte der GFH GmbH seit Jahresbeginn
2020 alleine. Herr Anton Pauli,
der langjährige Geschäftsführer der GFH
GmbH, schied zum 31.12.2019 aus der
Geschäftsführung des Unternehmens aus.
Herr Pauli steht dem Unternehmen als
Gesellschafter weiterhin in beratender
Funktion zur Seite.
Hauptgesellschafter Herr Prof. Dr.-Ing. Hans
Joachim Helml dankt Herrn Anton Pauli für
seine „hervorragende Arbeit als Geschäftsführer“
und der
damit verbundenen
positiven Entwicklung
der GFH GmbH
zu einem der globalen
Markführer für
die Lasermikrobearbeitung.
„Wir sind
überzeugt, dass
Herr Florian Lendner
diese Erfolgsgeschichte
fortschreiben und mit seinem
Team das Unternehmen kunden- und marktorientiert
weiterentwickeln wird“, so Prof.
Dr.-Ing. Hans Joachim Helml.
Tuomo Hatakka
Senior Executive Vice President, Leiter des
Geschäftsbereichs Wärme- und Country
Manager von Vattenfall in Deutschland, wird
Ende 2020 in den Ruhestand treten.
„Tuomo Hatakka ist seit vielen Jahren ein
wichtiger Akteur bei der Entwicklung von
Vattenfall und wird
dies auch für den
Rest dieses Jahres
bleiben. Seine
Arbeit, um unser
Wärmegeschäft auf
ein neues Niveau zu
heben, umfasste
unter anderem die
Erstellung eines
Ausstiegsplans für
Kohle in Berlin und das kontinuierliche
Wachstum der Kunden, die unsere Wärmelösungen
kaufen. Ich bin sehr dankbar für
das Engagement von Tuomo, Vattenfall als
einen der führenden Fernwärmebetreiber
Europas zu erhalten „, sagt Magnus Hall,
Präsident und CEO von Vattenfall.
Tuomo Hatakka hat 18 Jahre in verschiedenen
Führungspositionen in Vattenfall gear-
Bild: Florian Lendner
Bild: vattenfall
beitet. Er wird bis Ende des Jahres die Energiewende
innerhalb des Wärmebetriebs von
Vattenfall vorantreiben, um ein fossilfreies
Leben innerhalb einer Generation zu ermöglichen.
Die Suche nach einem Nachfolger
wird vor dem Sommer beginnen.
Martina Merz
ist zum 1. April 2020 für drei Jahre zur Vorstandsvorsitzenden
der thyssenkrupp AG zu
bestellen. Damit endet ihre Entsendung aus
dem Aufsichtsrat. Merz wird ihr Aufsichtsratsmandat
entsprechend niederlegen. Prof.
Dr. Siegfried Russwurm, Vorsitzender des
Aufsichtsrats der
thyssenkrupp AG,
zur dauerhaften
Übernahme der
CEO-Rolle durch
Martina Merz: „Für
das Unternehmen
ist das die beste
denkbare Lösung.
Martina Merz hat
bewiesen, dass ihr
Ansatz richtig ist und ihre Konsequenz Wirkung
hat. Die Veränderungen im Unternehmen
sind deutlich erkennbar. Wir wollen,
dass sie genauso kraftvoll weitermacht.“
„Ich danke für das Vertrauen, dass der Aufsichtsrat
in mich und meine Arbeit setzt. Ich
bin dem Unternehmen sehr verbunden“,
sagte Martina Merz, die Vorstandsvorsitzende
der thyssenkrupp AG. „Den Veränderungsprozess
bei thyssenkrupp haben wir
gemeinsam angefangen. Und gemeinsam
mit den Mitarbeitenden, dem Führungsteam,
meinen Kollegen und dem Aufsichtsrat
möchte ich diesen Weg weitergehen.
Gemeinsam werden wir das Unternehmen
wieder erfolgreich machen.“
Annamaria Magri
Vizepräsidentin von Ori Martin und
Präsidentin von Ferrosider ist am
21. März 2020 verstorben.
Die ehemalige
Gymnasiallehrerin
mit einem
Doktorgrad der Philosophie
gehörte zur
Familie Martin, die
seit der Gründung
1911 durch den belgischen
Einwanderer
Bild: Ori Martin Bild: Martina Merz
4 Stahlreport 4|20
Oger Martin, hinter einem der größten Stahlunternehmens
Brescias, Ori Martin S.P.A.,
sowie Ferrosider S.p.A Socio Unico, steht -
und die Dr. Annamaria Magri als Vizepräsidentin
sowie Präsidentin geführt hat.
Armin Kempkes
wurde kürzlich zum weiteren Geschäftsführer
der AMEPA GmbH bestellt. Mit seiner
mehr als 20-jährigen Erfahrung in Leitungsfunktionen
bei einem Serviceprovider und
Hersteller von Mess- und Diagnosesystemen
– unter anderem für die vorausschauende
Instandhaltung in der Stahl- und Aluminiumindustrie
– ist er ausgewiesener
Fachmann für Messsysteme, die unter
rauen Umgebungsbedingungen zuverlässig
arbeiten müssen. Seine Aufgaben bei
AMEPA umfassen Produktion, Entwicklung
und Finanzen.
Bild: xxxxxxxxxxx
Armin Kempkes (li.) und Martin Fieweger
Martin Fieweger, der ebenfalls über umfangreiche
Erfahrung mit Prozesssteuerung,
Messtechnik und Automatisierung in Stahlund
Walzwerken verfügt, verantwortet weiterhin
die Bereiche Vertrieb, Service und
Engineering, Konstruktion sowie die Auftragsabwicklung.
Er ist auch für die Tochtergesellschaften
in USA und China verantwortlich
und will seinen Kunden einen
optimalen Service bieten. „Der Auftragseingang
aus China entwickelt sich sehr positiv,
deshalb weiten wir die Aktivitäten in China
jetzt mit einem umfassenden lokalen
Dienstleistungsspektrum, zum Beispiel für
die Inbetriebnahmen und den After-Sales-
Service vor Ort, deutlich aus. Entwicklung
und Fertigung bleiben nach wie vor in Würselen“,
so Martin Fieweger.
Bild: Nordwest
Andreas Ridder
und Jörg Simon
die Nordwest-Vorstände freuen sich über
die Auszeichnung „Top Employer 2020“.
Das unabhängige Top Employer Institut mit
Sitz in Amsterdam hatte das Unternehmen
in den vergangenen Monaten auf verschiedene
Kriterien geprüft und jetzt erfolgreich
zertifiziert. In einem sechsstufigen Zertifizierungsprozess
wurde eine Vielzahl von Themenfeldern
untersucht und bewertet. Dazu
gehörten die Bereiche Talentstrategie und
Talentakquise, Personalplanung und Onboarding,
Training und Entwicklung, Performance
Management, Führungskräfteentwicklung,
Karriere- und Nachfolgeplanung,
Compensation & Benefits sowie Unternehmenskultur.
Das Institut legte ein besonderes Augenmerk
auf die Maßnahmen und deren Kommunikation,
die innerhalb des Unternehmens
in den einzelnen Bereichen umgesetzt
werden. Insbesondere wurde auf das Vorleben
derer durch die Führungskräfte geachtet.
„Wir haben uns gezielt dem Zertifizierungsprozess
gestellt, um zu erfahren, wo
wir mit unseren bisherigen Maßnahmen stehen.
In der jüngeren Vergangenheit sind bei
Nordwest viele verschiedene Prozesse
angestoßen worden, um das Zusammenspiel
mit unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
noch weiter zu verbessern. Auch
Unternehmenskultur und Arbeitgebermarke
fließen dabei mit ein.
Es war uns wichtig, diese Prozesse erstmals
unabhängig überprüfen zu lassen.
Dass Top Employer unsere Arbeit wertschätzt
und uns ausgezeichnet hat, macht
uns sehr stolz und zeigt uns, dass wir auf
dem richtigen Weg sind“, freuen sich die
Nordwest-Vorstände Andreas Ridder und
Jörg Simon. Nach bereits sieben Auszeichnungen
als „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“,
verliehen durch die Ertragswerkstatt
GmbH, sowie einer weiteren
Platzierung in den Top 100-Ausbildungsbetrieben
in Deutschland, ausgerufen von
Focus Money, erhält Nordwest nun zum
ersten Mal das Siegel Top Employer, das
jährlich auf internationaler Ebene verliehen
wird.
Stahlreport 4|20
5
Stahlhandel
Bericht
ArcelorMittal Stahlhandel: Millionen-Investition am Standort Neckarsulm
Neue Strahlanlage voll einsatzfähig
Die ArcelorMittal Stahlhandel-Niederlassung in Neckarsulm wird weiter modernisiert: Mit einer
Ersatzinvestition von knapp 1 Mio. € erhielt der Standort eine neue Strahl- und Primeranlage.
Nach der Ausstattung aller Lagerhallen mit LED-Beleuchtungen war dies der nächste Meilenstein.
In Neckarsulm bietet der Stahlhandel von ArcelorMittal Downstream Solutions eine breite
Produktpalette an kalt- und warmgefertigten Hohlprofilen, Rundrohren und Trägern aus Walzstahl
inklusive der erforderlichen Anarbeitungsmöglichkeiten.
[ Kontakt]
ArcelorMittal
Stahlhandel GmbH
Niederlassung
Neckarsulm
74172 Neckarsulm
+49 7132 390
https://stahlhandel.
arcelormittal.com
„Das Projekt konnte durch
eine sehr gute und enge Zusammenarbeit
zwischen ArcelorMittal und
GIETART innerhalb von nur drei
Monaten realisiert werden“, kommentierte
Franz-Günter Kleine, CEO
des ArcelorMittal Stahlhandels für
Deutschland und die Schweiz.
Jetzt im Einsatz: GIETART-
Strahlanlage Marathon A 1506
Eine neue GIETART-Hochleistungsstrahlanlage
vom Typ Marathon A
1506 mit je 22 kW Leistung pro Turbine
und zusätzlicher Frequenzre-
gelung hat ArcelorMittal am Standort
bereits in Betrieb genommen. Die
Durchlassöffnung beträgt 1.600 x
700 mm, die Produkte werden mit
einer Strahlqualität von SA 2,5
gestrahlt.
Die neue Anlage ersetzt ihren
Vorgänger aus dem Jahr 1992.
Höhere Leistung, bessere Arbeitsergebnisse
und vor allem eine
Umwelttechnik, die den Anforderungen
an eine moderne Produktion
entspricht, sind die Vorteile, die die
neue Anlage bietet. Mit der Strahlanlage
wurden gleich auch die
Sicherheitstechnik und die Schaltschränke
erneuert.
Zusätzlich neue Lackieranlage
Gleichzeitig wurde auch eine neue
Lackieranlage GIETART KPC1508
mit zwei separaten Farbsystemen
installiert. Hier können zwei unterschiedliche
wasserlösliche Farben
ohne Unterbrechung und ohne
manuellen Eingriff auf die Farbfässer
verarbeitet werden. Ab sofort verfügt
die ArcelorMittal Stahlhandel Niederlassung
Neckarsulm damit über
zwei Grundfarben (rot und grau).
6 Stahlreport 4|20
Über ArcelorMittal
Auch Sonderfarben sind auf Wunsch
möglich.
Um zu verhindern, dass Farbe
über das Material auf die Rollen der
Transportanlage außerhalb der
Lackieranlage kommt, wurde ein
automatischer Abstreifmechanismus
an der letzten Rolle in der Lackieranlage
eingebaut. Für die Stahlhandel-Kunden
bedeutet das mehr Wahlmöglichkeiten
und schnellere
Prozesse, zudem eine optimierte
Qualität – alles auf der Basis umweltund
sicherheitstechnisch höchster
Standards, so das Unternehmen. 2
ArcelorMittal ist das weltweit größte Stahl- und Bergbauunternehmen mit einer Präsenz in 60
Ländern und Stahlproduktionswerken in 18 Ländern. Im Jahr 2019 erzielte ArcelorMittal einen
Umsatz von 70,6 Mrd. USD und eine Rohstahlproduktion von 89,8 Mio. t, während die Eisenerzproduktion
57,1 Mio. t erreichte.
Der Konzern hat sich auf die Fahnen geschrieben, „mit intelligenteren Stählen zu einer besseren
Welt beizutragen. Stähle, die mit innovativen Verfahren hergestellt werden, die weniger
Energie verbrauchen, deutlich weniger CO 2 ausstoßen und Kosten senken. Stähle, die sauberer,
fester und wiederverwendbar sind. Stähle für Elektrofahrzeuge und Infrastruktur mit erneuerbarer
Energie, die Gesellschaften bei ihrem Wandel in diesem Jahrhundert unterstützen werden.“
Weitere Informationen finden Sie unter:
http://corporate.arcelormittal.com
Deutschland
Mit einem Produktionsvolumen von rund 8 Mio. t Rohstahl ist ArcelorMittal einer der größten
Stahlhersteller Deutschlands. Auto-, Bau- und Verpackungsindustrie gehören ebenso zum Kundenkreis
wie der Bereich Haushaltswaren. Das Unternehmen betreibt vier große Produktionsstandorte
in Deutschland. Dazu gehören zwei integrierte Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt
sowie zwei Langstahlwerke in Hamburg und Duisburg. Außerdem unterhält der
Konzern mit ArcelorMittal Construction in Sandersdorf/Brehna einen Produktionsstandort mit
Vertrieb für Sandwichpaneele sowie Profilier-Anlagen für Kassetten-,Trapez-, Trag-, Design- und
Wellprofile. Darüber hinaus verfügt der Konzern über ein stark ausgeprägtes Vertriebsnetz in
Deutschland mit vier Stahl-Servicezentren sowie 13 Stahlhandelsstandorten. ArcelorMittal
beschäftigt in Deutschland rund 9.000 Angestellte.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://stahlhandel.arcelormittal.com
Höhere Leistung, bessere Arbeitsergebnisse
und vor allem eine moderne
Umwelttechnik: die neue GIETART-
Hochleistungsstrahlanlage Marathon A
1506 am ArcelorMittal Stahlhandel-
Standort Neckarsulm.
Ebenfalls wurde eine neue Lackieranlage mit
zwei separaten Farbsystemen installiert.
Damit verfügt die ArcelorMittal Stahlhandel-
Niederlassung Neckarsulm über zwei Grundfarben
– rot und grau -, auch Sonderfarben
sind auf Wunsch möglich.
Bilder: ArcelorMittal Stahlhandel
Stahlreport 4|20
7
Stahlhandel
Bericht
E/D/E-Gruppe: stabiles Handelsvolumen in 2019
Ergebnis verbessert
Mit über 6,3 Mrd. € hat sich das Handelsvolumen der E/D/E-Gruppe 2019 stabil zum
Vorjahr gezeigt, der Konzernjahresüberschuss konnte leicht gesteigert werden. Mit
14,7 Mio. € bewegt er sich über den Ergebnissen der beiden vorherigen Jahre, so die
Wuppertaler Verbundgruppe. Der Bereich Stahl hat dabei sein hohes Niveau gehalten.
Ein deutliches Wachstum
konnte die E/D/E-Gruppe im europäischen
Ausland verzeichnen. Insgesamt
wurden mit den Mitgliedsunternehmen
im Ausland rund 1,4
Mrd. € Handelsvolumen realisiert.
Neben den europäischen Aktivitäten
sei das PVH-Lagergeschäft ein
Wachstumstreiber. Der Lagerumsatz
stieg im vergangenen Jahr um knapp
20 Mio. € auf insgesamt 325 Mio. €.
Unter Berücksichtigung der prognostizierten
Marktentwicklungen
sowie der geplanten Aktivitäten
erwartet die E/D/E-Gruppe 2020 ein
solides Wachstum auf ein Handelsvolumen
von über 6,5 Mrd. €. Dabei
berücksichtigt sind allerdings noch
nicht die aktuellen Entwicklungen
durch die Covid-19-Pandemi.
Stahl hält hohes Niveau
Der Stahlbereich hat im vergangenen
Jahr sein hohes Niveau gehalten,
sagte Dr. Andreas Trautwein,
Vorsitzender der Geschäftsführung
der E/D/E-Gruppe. Erschwert worden
sei das Geschäft durch die EU-
Antidumping-Maßnahmen sowie
durch den Preisverfall bei Schrott.
Gegen diese exogenen Störfaktoren
konnten die Händler den mit E/D/E
abgerechneten Stahlabsatz aber steigern,
so Trautwein weiter. Durch
den Preisverfall an den Märkten
ging das Handelsvolumen – nach
deutlichen Steigerungen in den Vorjahren
– leicht zurück und lag mit
1,15 Mrd. € weiterhin auf hohem
Niveau.
Digitale Vertriebswege
und Prozesse
Mit dem Multishop stellt das E/D/E
seinen Mitgliedern speziell für die
Branche konfigurierte Webshops zur
Verfügung. Aktuell sind rund 300
Installationen aktiv. Das neueste
Release wurde auf der Basis von
mehr als 180 Anforderungen der
Shop-Betreiber konzipiert und ausgerollt.
Zudem wurden im vergangenen
Jahr zahlreiche Anbindungen
an die Handwerker-Software führender
Anbieter realisiert.
Ein neues Angebot ist das Thema
ERP aus der Cloud. Das System versorgt
die teilnehmenden Mitgliedsunternehmen
mit Stamm- und Produktdaten,
automatisiert die
Bestellabwicklung sowie die Zentralregulierung,
informiert über
Lagerbestände und Preise im eLC,
zeigt die Offenen-Posten-Listen bei
der ETRIS BANK an, synchronisiert
sich mit Multishop, bindet sich an
das Clearing Center an und ermöglicht
datenbasierte Zusatzservices.
Das Geschäft des Online-Marktplatzes
Toolineo hat sich dem Unternehmen
zufolge 2019 stark entwickelt
und konnte ein Umsatzplus
von über 60 % aufweisen. Das Sortiment
wurde auf über 400.000 Artikel
verdoppelt.
Geschäftsführung erweitert
Seit Januar gehören der Geschäftsführung
der E/D/E GmbH Peter
Jüngst und Thomas Henkel sowie
Bettina Jakobi seit November neu
an. Damit konnte die funktionale
Ausdifferenzierung und fachliche
Spezialisierung in der Geschäftsführung
in der Ware (Jüngst), im
Bereich der IT (Henkel) und im
Bereich Personal (Jakobi) ausgebaut
werden. Hiermit ist das Ziel verbunden,
in diesen wichtigen Bereichen
eine noch größere operative Nähe
der Geschäftsführung zu gewährleisten.
2
E/D/E-Gruppe investiert 2020 weiter in Wuppertal
Mit Investitionen in die Logistik will die E/D/E-Gruppe den Standort
Wuppertal stärken. „2020 werden wir unsere Verpackungskapazitäten
ausbauen bei gleichzeitiger Verringerung von Verpackungs- und Füllmaterial.
Mit den Investitionen gehen wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeitsaspekte
Hand in Hand. Mittelfristig verfolgen wir das Umsatzziel
von jährlich 500 Mio. € im Lagergeschäft“, erklärte Dr. Andreas
Trautwein.
8 Stahlreport 4|20
Bewehrungseisen für Versuchsaufbau der RWTH Aachen kostenlos zur Verfügung gestellt
Kerschgens unterstützt Forschungsprojekt
Wie verteilen sich Lastkräfte in einem
Einzelfundament, wenn der Lasteintrag nicht
zentriert, sondern außerhalb der Mitte, also
exzentrisch, erfolgt? Das ist eine Frage, der
zurzeit das Institut für Massivbau (IMB) der
RWTH Aachen in einem aktuellen Forschungsprojekt
nachgeht. Unterstützt wird das IMB
dabei vom Stolberger Werkstoffhändler
Kerschgens.
Kerschgens fertigte in seinem Betonstahlund
Biege-Center in Bitburg die Bewehrungseisen
für das im Versuchsaufbau vorgesehene
Stahlbetonfundament exakt
nach den Vorgaben des IMB – und stellte
sie dem Institut kostenlos zur Verfügung.
Das Material selbst wurde von den Badischen
Stahlwerken gesponsert. Die
Kerschgens Werkstoffe & Mehr GmbH und
die RWTH Aachen arbeiten seit vielen Jahren
in verschiedenen Projekten und
Kooperationen zusammen, etwa im
Bereich der Materialkunde, der Digitalisierung
und in der Bautechnik.
Bereits vor dem aktuellen Projekt des IMB
gab es experimentelle Forschungsprojekte
zu der Fragestellung, wie sich zum Beispiel
Querkräfte auf Einzelfundamente auswirken.
Bei diesen Modellen wurde jedoch ein
zentrischer Lasteintrag zugrunde gelegt,
der in der Praxis aus unterschiedlichen
bautechnischen und -physikalischen Gründen
allerdings eher die Ausnahme als die
Regel darstellt. Die für 2020 erwarteten
Ergebnisse der IMB-Untersuchungen sollen
nun die Ableitung eines konsistenten
Berechnungsmodells für exzentrisch belastete
Einzelfundamente für beliebige Laststellungen
und Fundamentgeometrien
ermöglichen.
Business-Software
für erfolgreiche
Unternehmen
www.nissen-velten.de
Stahlhandel
Bericht
1930 von Erich Günther und Emil Schramm gegründet, schreibt Günther + Schramm bis heute Erfolgsgeschichte.
Bilder: Günther + Schramm
Jubiläum im Stahlhandel
Günther + Schramm wird 90
Vom reinen Stahlhändler zu einem der führenden Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl und
Aluminium: Im Laufe seiner 90-jährigen Geschichte hat sich das Leistungsspektrum von Günther +
Schramm stark weiterentwickelt. Mit seinem Full-Service-Konzept erwirtschaftete das Oberkochener
Unternehmen 2019 einen Umsatz von 100 Mio. € – gute Vorzeichen für das Jubiläumsjahr.
2019 hat das Unternehmen
stark investiert
und unter anderem
einen neuen
Hochleistungsglühofen
angeschafft.
Dass die Günther + Schramm
GmbH ihre Erfolgsgeschichte bis ins
Jahr 2020 fortsetzen kann, ist insbesondere
der strategischen Ausrichtung
als Komplettdienstleister
im Stahl-, Edelstahl- und Aluminiumhandel
zu verdanken. Das Unternehmen
agiert als Werkstoffhändler,
Metallbearbeiter und Lieferant. Auf
Kundenwunsch fungiert Günther +
Schramm als externes Lager und liefert
die benötigten Materialien just
in time an die Produktionslinie.
„Dank unseres Full-Service-Konzepts
sind wir seit Langem der führende
Systemdienstleister für Stahl und
Metalle im süddeutschen Raum. Um
unseren Erfolg in der zehnten
Dekade des Firmenbestehens fortzuführen,
müssen wir uns kontinuierlich
weiterentwickeln. Daher
haben wir 2019 große Investitionen
in unsere Servicekapazitäten getätigt“,
erklärt Bernd Seibold,
Geschäftsführer von Günter +
Schramm.
Neuer Glühofen und größere
Lagerfläche für Aluminium
Um die permanent steigende Nachfrage
nach Serviceleistungen abzudecken,
ist für das Unternehmen eine
stetige Erweiterung des Maschinenparks
erforderlich. Dabei unterstützt
Günther + Schramm seit letztem Jahr
ein neuer Hochleistungsglühofen im
Bearbeitungszentrum in Königsbronn.
Mit ihrem hohen Beladevolumen
und ihrer exakten Prozesssteuerung
ermöglicht die Anlage einen
optimalen Glühvorgang und eine
noch effizientere Prozessabwicklung.
Zusätzlich wurde an weiteren Standorten
in drei neue Sägen und ein
hochmodernes Regalbediengerät
investiert.
Darüber hinaus nahm Günther
+ Schramm eine Erhöhung der Lagerkapazitäten
vor und erweiterte den
Lagerstandort in Kornwestheim auf
rund 4.500 m². Hier bevorratet der
Systemdienstleister gepresste und
gezogene Stangen aus Aluminium.
„Angesichts des starken Wachstums
im Geschäftsfeld Aluminium stellen
wir mit der Lagererweiterung sicher,
dass wir unsere Kunden – sowohl
im Inland wie im Ausland – auch in
Zukunft zuverlässig und pünktlich
beliefern können“, sagt Seibold und
fügt hinzu: „Mit unseren Investitionen
in die Lagerstandorte, unsere
Fertigung und unser Serviceangebot
stellen wir die Weichen für ein weiteres
erfolgreiches Jahrzehnt.“ 2
[ Kontakt]
Günther + Schramm GmbH
73447 Oberkochen
+49 07364 24-0
www.gs-stahl.de
10 Stahlreport 4|20
Europäische Fachhandelspartner gestärkt
Stahlverbund Phoenix auch in Europa erfolgreich
Mit dem Stahlverbund Phoenix stärke
Nordwest auch im europäischen Ausland seine
Fachhandelspartner, so das Dortmuner Verbundunternehmen.
Mit persönlichen Treffen in jüngerer
Vergangenheit hat der Stahlverbund Phoenix die
internationale Zusammenarbeit weiter intensiviert.
Unter der Leitung von Vincent Wicker, seit September
bei Nordwest als Projektmanager Stahl
Westeuropa tätig, und in Begleitung der beiden
Geschäftsbereichsleiter Stahl, Christopher Rüther
und Claudio Kemper, fand Anfang Februar in Paris
ein erstes Strategietreffen mit den französischen
Fachhandelspartnern statt. Rund 20 Personen
folgten der Einladung, um über die Aktivitäten des
Stahlverbunds Phoenix zu diskutieren und diese
weiter erfolgreich voranzutreiben.
„Das Feedback unserer Fachhandelspartner in
Frankreich auf die vorgestellten Ideen und bereits
umgesetzten Maßnahmen ist überaus gut. Das
starke Engagement der Händler trägt sein Übriges
dazu bei, dass wir dort gemeinsam den Markt
erfolgreich bearbeiten“, berichteten die Nordwest-
Geschäftsbereichsleiter Stahl Christopher Rüther
und Claudio Kemper von der Tagung in Frank-
reichs Hauptstadt. Zu Beginn des vergangenen
Jahres konnte die Tonnage durch Gewinnung
neuer Lieferpartner bereits erheblich gesteigert
werden.
Künftige Zusammenarbeit
Auch die strategische Ausrichtung sei weiter definiert
und gemeinsam mit den Partnern erarbeitet
worden – so dass weiterhin Mengen gebündelt
würden, so das Unternehmen weiter. Zudem würden
Bonusvereinbarungen forciert, die auch für die
europäischen Fachhandelspartner im Stahlverbund
Phoenix ihre Gültigkeit haben. Der Ausbau der
Aktivitäten im europäischen Ausland und die
Unterstützung der dortigen Fachhandelspartner
werden mit dem Stahlverbund weiter in den Fokus
rückten. Neben der Tagung in Frankreich gab es
auch ein weiteres Treffen mit dem polnischen
Kooperationspartner ESG, bei dem weitere Maßnahmen
zur gemeinsamen Marktbearbeitung diskutiert
und vorangetrieben werden.
[ Kontakt]
NORDWEST Handel AG
44263 Dortmund
+49 231 2222-3001
www.nordwest.com
Supply Chain-
Lösungen für
Solarindustrie
Seit rund einem Jahr bietet thyssenkrupp
Materials Processing Europe
individuelle Supply Chain-Services für
Hersteller industrieller Solaranlagen,
die für nachhaltige Stromerzeugung
sorgen. Dabei berät das Unternehmen
Kunden bei Materialspezifikationen,
die speziell für Aufstellungsorte
mit besonders schwierigen Witterungsbedingungen
konfiguriert sind –
wie beispielsweise Anlagen in Meeresnähe.
Zum anderen werden der
Zulieferstrom mit den entsprechenden
Unterlieferanten koordiniert und
die Steuerung sowie Überwachung
der Logistik übernommen. In diesem
Jahr plant die Stahl- und Aluminium-
Service-Center-Gruppe ihren Absatz
in diesem Industriezweig um 30 % zu
steigern.
Die Weinmann Aach AG ist ein starker Partner für Stahl, Edelstahl, Aluminium
und Buntmetalle. Mit rund 50.000 Quadratmetern Gesamtlagerfläche, moderner
Lagertechnik und 50 firmeneigenen LKW sorgen wir dafür, dass Material
in allen erdenklichen Formen und Güten schnell und reibungslos an Sie ausgeliefert wird.
Weitere Infos unter www.weinmann-aach.de
Stahlhandel
Bericht
Kunde
Der Kloeckner
Assistant macht fast
jeden Kunden zu
einem digitalen Kunden.
Die Zeit der
Angebots erstellung
wird von 30 Minuten
auf Sekunden reduziert
unstrukturierte
Anfrage
• PDF
• FAX
• Telefon
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in digitales
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logische
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tation des
Inhalts
KI – Kloeckner Assistant
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Grafik: Klöckner & Co SE, Bilanzpressekonferenz 10. März 2020
Klöckner & Co in schwierigem Marktumfeld
Umsatz zurückgegangen
Sinkende Stahlpreise und eine schwache Nachfrage haben im Geschäftsjahr 2019 bei Klöckner & Co SE
zu einem Umsatzrückgang von rund 7 % auf 6,3 Mrd. € geführt. Das sagte CEO Gisbert Rühl anlässlich
der Präsentation der Jahresergebnisse vor der Presse. Das operative Ergebnis (EBITDA) vor
wesentlichen Sondereffekten lag zwar innerhalb der prognostizierten Spanne bei 124 Mio. € (2018:
229 Mio. €), aber ebenso wie das Konzernergebnis (-55 Mio. € nach 69 Mio. €) deutlich unter Vorjahr.
[ Kontakt]
Klöckner & Co SE
47057 Duisburg
+49 203-307-0
www.kloeckner.com
Trotz des schwierigen Marktumfeldes
hat der Konzern die digitale
Transformation des Unternehmens
ungebremst vorangetrieben, sagte
Rühl. Der über digitale Kanäle
erzielte Umsatzanteil sei im vergangenen
Jahr folgerichtig erneut gestiegen
und lag im vierten Quartal 2019
bei 32 % (Q4 2018: 25 %).
Kloeckner Assistant könnte
Game Changer werden
Mit dem „Kloeckner Assistant“ hat
Klöckner zudem eine digitale Applikation
entwickelt, die über klassische
Kanäle wie Fax oder Telefon
eingehende Preisanfragen und
Bestellungen mit der Unterstützung
von Künstlicher Intelligenz automatisiert
und deutlich schneller bearbeitet.
Nahezu jeder Kunde wird auf
diese Weise zu einem digitalen Kunden,
ohne dass er seine Prozesse
anpassen muss.
Die von Klöckner & Co initiierte
offene Industrieplattform XOM Mate-
rials konnte im abgelaufenen
Geschäftsjahr erneut stark wachsen,
so Rühl. Zu Beginn des laufenden
Jahres hatten sich bereits mehr als
60 Lieferanten mit ca. 22.000 Produkten
und rund 700 Kunden auf
der Plattform registriert. Die Integration
weiterer Lösungen wie
eShops und eProcurement-Services
werde die Attraktivität der Plattform
weiter steigern und damit das
Wachstum zusätzlich beschleunigen,
sagte Rühl weiter.
Positiver Ausblick von
Corona getrübt
Für das laufende Geschäftsjahr 2020
erwartete Klöckner & Co ursprünglich
einen deutlichen Anstieg des
operativen Ergebnisses (EBITDA).
Aufgrund der weltweiten COVID-19-
Pandemie hat der Konzern seine positive
Prognose für 2020 wie viele
andere Industrieunternehmen allerdings
kassiert. Die bisherige Erwartung
für das laufende Geschäftsjahr
sei nicht mehr aufrechtzuerhalten,
teilte Klöckner & Co SE März mit.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen
der Pandemie seien momentan weder
hinreichend zu ermitteln, noch verlässlich
zu beziffern. Der Konzern
verfüge aber über „erhebliche Liquiditätsreserven,
um der Krise zu
begegnen“. Das Management habe
umgehend mit umfangreichen Maßnahmen
auf die Krise reagiert,um
einerseits die Gesundheit seiner Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zu
schützen und andererseits das Unternehmen
für die Krise zu wappnen.
Dazu zählt auch eine vorübergehende
Einschränkung des Betriebs. Für
das erste Quartal 2020 rechnete
Klöckner & Co Ende März mit einem
EBITDA vor wesentlichen Sondereffekten
von 20 bis 30 Mio. €.
Der über digitale Kanäle erzielte
Umsatzanteil sollte ursprünglich im
laufenden Jahr auf über 40 % und
bis 2022 auf über 60 % gesteigert
werden. 2
12 Stahlreport 4|20
3D-Bügelbiegeautomaten
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Die EBA S-Serie bietet zahlreiche
Möglichkeiten zur Automatisierung:
Automatische Richtsatzverstellung und
Draht-Durchmesserwechsel
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Stahlproduktion
Bericht
Strategisches Ziel des Salzgitter-Konzerns für die Zukunft: Umsätze aus Stahl- und Nicht-Stahl-Bereichen noch mehr ins Gleichgewicht bringen.
Bilder: Salzgitter AG
Salzgitter AG – Geschäftsjahr 2019 von Sondereinflüssen geprägt
Strategisch auf dem richtigen Weg
Hohe politische Unsicherheit, verbunden mit Handelskonflikten sowie konjunkturellem Gegenwind,
stellte die Salzgitter AG im abgelaufenen Geschäftsjahr vor besondere Herausforderungen. Im Jahresverlauf
sukzessiv nachgebende Walzstahlerlöse bei temporär stark gestiegenen Eisenerzkosten, eine
rückläufige Nachfrage und nach wie vor hohe Stahl-Importmengen in den EU-Markt belasteten vor
allem die stahlerzeugenden und -verarbeitenden Gesellschaften des Konzerns.
[ Kontakt ]
Salzgitter AG
38239 Salzgitter
+49 5341 212300
www.salzgitter-ag.com
Darüber hinaus verhagelten
Sondereffekte das Ergebnis des Konzerns,
das für das vergangene Jahr
vor Steuern bei –253,3 Mio. € liegt.
Um die Sondereffekte bereinigt, hat
der Konzern 142,7 Mio. € erzielt –
und liegt damit im Rahmen der
ursprünglichen Prognose vom Februar
2019.
Der Außenumsatz der Salzgitter
AG reduzierte sich vor allem aufgrund
gesunkener Walzstahlerlöse
sowie niedrigerer Versandmengen
auf rund 8,5 Mrd. € (2018: rund 9.3
Mrd. €). Im Ergebnis vor Steuern
sind
-62,3 Mio. € Restrukturierungsaufwendungen,
–140,8 Mio. € Aufwand
für die einvernehmliche Beendigung
des Ermittlungsverfahrens zu mutmaßlichen
Kartellabsprachen sowie
Wertberichtigungen von – 192,9
Mio. € in den Geschäftsbereichen
Flachstahl, Grobblech/Profilstahl
und Mannesmann sowie bei der
Salzgitter Automotive Engineering
GmbH & Co. KG enthalten.
Gegenläufig wirkten vor allem
99,5 Mio. € (2018: 44,0 Mio. €) Beitrag
aus der nach der Equity-
Methode bilanzierten Beteiligung
an der Aurubis AG sowie der Gewinn
des Geschäftsbereiches Technologie
(32,7 Mio. €, 2018: 43,1 Mio. €).
„Bereinigt um die
negativen Einmaleffekte
haben wir ein noch
vorzeigbares operatives
Resultat erwirtschaftet.“
Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann,
Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG
Die strategische Entscheidung, ein
Gleichgewicht zwischen den stahlnahen
und stahlferneren Aktivitäten
des Konzerns anzustreben, habe
einmal mehr ihre Richtigkeit bewiesen,
so der CEO Heinz Jörg Fuhrmann.
Die Salzgitter AG sei dank
einer nachhaltigen, konservativen
Geschäftspolitik und breiten Diversifizierung
der Kundenbranchen ein
nach wie vor international wettbewerbsfähiger
Konzern, der finanziell
und bilanziell solide sowie technisch
modern aufgestellt sei.
„Damit das so bleibt, werden wir
die unbedingt erforderliche weitere
Verbesserung unserer Strukturen
und Prozesse konsequent fortsetzten“,
so Fuhrmann weiter.
Ausblick 2020: ungewiss
Wegen des Coronavirus und seiner
Auswirkungen hat auch der Salzgitter-Konzern
seine ursprüngliche
Prognose für 2020 revidiert. Der
Geschäftsverlauf des relevanten
Umfeldes sei derzeit nicht seriös zu
prognostizieren, so der Konzern
Mitte März. Das Augenmerk gelte
zunächst der Gesundheit der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter.
Gleichzeitig sei man bestrebt, den
14 Stahlreport 4|20
Geschäftsbetrieb der Konzerngesellschaften
„soweit wie möglich fortzuführen“,
hieß es in einer Mitteilung.
Weiterentwicklung
des Konzerns
Das mittel- bis langfristige Ziel der
Salzgitter AG ist, das Umsatz- und
Wertschöpfungsportfolio des Konzerns
von einem Verhältnis von
rund 60 % Stahl zu 40 % Nicht-Stahl
so zu entwickeln, so dass sich beide
Anteile in Richtung eines Gleichgewichtes
annähern.
Ein wesentlicher Eckpunkt der
Konzernentwicklung ist die Verringerung
der in der integrierten Stahlerzeugung
am Standort Salzgitter
anfallenden CO 2 -Emissionen. „Wir
verfolgen hierzu in Zusammenarbeit
mit der Fraunhofer-Gesellschaft und
weiteren Partnern das Projekt SAL-
COS ® (Salzgitter Low CO 2 Steelmaking)“,
erläuterte Fuhrmann.
Der technische Ansatz des Projekts
ist die direkte Vermeidung von
CO 2 -Emissionen („Carbon Direct
Avoidance“, CDA) im Herstellungsprozess
selbst, indem der bisher in
der Stahlerzeugung auf Basis von
Eisenerz notwendige Kohlenstoff
schrittweise durch Wasserstoff
ersetzt werden soll.
„Wir sind überzeugt, dass
die direkte Vermeidung
von entstehenden CO 2 -
Emissionen bei der Stahlerzeugung
nachhaltiger
und energetisch sinnvoller
als „Carbon Capture and
Usage“ oder „Carbon
Capture and Storage“
ist.“
Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann,
Vorstandsvorsitzender der Salzgitter AG
ten Technologien basiert und daher
– technisch gesehen – zügig umgesetzt
werden kann, sobald die für
einen nachhaltigen Betrieb notwendigen
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
von Politik und
Gesellschaft geschaffen wurden.
In der ersten, bis 2025 umsetzbaren
Ausbaustufe könnte SALCOS
die CO 2 -Emissionen der Stahlerzeugung
am Standort Salzgitter um
rund ein Viertel und im finalen
Umsetzungsstand, perspektivisch
im Jahr 2050, um bis zu 95 % reduzieren.
2
MASCHINE
BOOSTER-
BOX
Salzgitter-Geschäftsjahr 2019:
Aufgrund von Sondereffekten im Minus.
MIT DER BOOSTER-BOX
DIE KRISE MEISTERN:
produktiv
aktiv
inaktiv
Nach aktuellem wissenschaftlichem
Stand biete SALCOS gegenüber
anderen industriellen Ansätzen
außerdem die beste Kombination
aus Energieeffizienz und CO 2 -Vermeidungspotenzial.
Ein Alleinstellungsmerkmal
des Konzepts sei, dass das Konzept
auf der Kombination von heute verfügbaren
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Stahlreport 4|20
15
Stahlproduktion
Bericht/Nachricht
Wertvolle Aufzug -
sparte: thyssenkrupp
Elevator
erwirtschaftete
2018/2019 einen
Umsatz von
8 Mrd. €.
Bilder: thyssenkrupp
thyssenkrupp verkauft Aufzuggeschäft an Bieterkonsortium
Wieder Fahrt aufnehmen
thyssenkrupp verkauft sein Aufzuggeschäft Elevator Technology vollständig an ein Konsortium um
Advent, Cinven und die RAG-Stiftung. Einer entsprechenden Entscheidung des Vorstands hat der Aufsichtsrat
der thyssenkrupp AG im Februar zugestimmt. Der Vollzug der Transaktion wird bis zum Ende
des laufenden Geschäftsjahres im Juni erwartet. Der Kaufpreis beträgt 17,2 Mrd €.
„Wir haben nicht nur einen
sehr guten Preis erzielt, sondern
werden die Transaktion auch zügig
abschließen können. Entscheidend
ist für uns jetzt, die bestmögliche
Balance für die Verwendung der
Mittel zu finden. Wir werden thyssenkrupp
so weit wie nötig entschulden
und gleichzeitig sinnvoll in die
Entwicklung des Unternehmens
investieren. Damit kann thyssenkrupp
wieder Fahrt aufnehmen“,
sagte Martina Merz, Vorstandsvorsitzende
der thyssenkrupp AG.
„Mit dem Verkauf
schaffen wir die
Voraussetzung, thyssenkrupp
erfolgreich zu machen.“
Martina Merz,
Vorstandsvorsitzende der thyssenkrupp AG
Die durch den Verkauf zufließenden
Mittel werden dem Konzern
zufolge im Unternehmen verbleiben
und zur Stärkung der Bilanz
verwendet werden. Darüber hinaus
sollen die Erlöse zur Weiterentwicklung
der verbleibenden
Geschäfte und des Portfolios eingesetzt
werden.
Der Verkauf von Elevator stelle
nicht nur eine vorteilhafte Lösung
für das Unternehmen, seine Aktionäre,
Kunden und Mitarbeiter dar,
sondern auch für das Aufzuggeschäft
selbst. Mit dem Konsortium
habe thyssenkrupp neue Eigentümer
für das Elevator-Geschäft gefunden,
die umfassende industrielle
Expertise mitbringen und den
Beschäftigten ein hohes Maß an
Sicherheit bieten.
Unternehmenssitz soll
Deutschland bleiben
In Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern
und der IG Metall
haben sich die Käufer zu weitreichenden
Standort- und Beschäftigungsgarantien
verpflichtet. Darüber
hinaus wurde vereinbart, dass
die Käufer thyssenkrupp Elevator
als globalen Konzern weiterführen.
Außerdem verbleibt der Unternehmenssitz
in Deutschland und die
Arbeitnehmermitbestimmung soll
fortgeführt werden.
Mit dem Verkauf werde die
Eigenkapitalbasis von thyssenkrupp
deutlich gestärkt. Vorrangiges Ziel
sei es nun, die Leistungsfähigkeit
der Geschäfte schnell und substanziell
zu verbessern. Die dazu im laufenden
Geschäftsjahr notwendigen
Maßnahmen seien überwiegend
bereits in Umsetzung.
16 Stahlreport 4|20
Darüber hinaus hat thyssenkrupp angekündigt, konkrete
Pläne zur Weiterentwicklung der einzelnen
Geschäfte auszuarbeiten. Nach Erhalt des Kaufpreises
sei thyssenkrupp in der Lage, die Umsetzung der Maßnahmen
und damit den Umbau des Unternehmens konsequent
voranzutreiben. 2
Über thyssenkrupp Elevator
thyssenkrupp Elevator ist ein führender internationaler
Anbieter von Aufzugtechnik und an mehr als
1.000 Standorten weltweit tätig. Das Unternehmen
mit Hauptsitz in Essen erwirtschaftete im Geschäftsjahr
2018/2019 einen Umsatz von 8 Mrd. €. Das
Produktportfolio umfasst Personen- und Lastenaufzüge,
Fahrtreppen und Fahrsteige, Fluggastbrücken,
Treppen- und Plattformlifte sowie das Servicegeschäft
einschließlich der Wartung des gesamten
Portfolios.
Warum thyssenkrupp Elevator
für das Konsortium attraktiv ist
Die beiden privaten Beteiligungsgesellschaften
Advent International, ein US-amerikanisches Private
Equity-Unternehmen, sowie Cinven, eine britische
Gesellschaft, bilden zusammen mit der RAG-Stiftung
das Käuferkonsortium, das thyssenkrupp Elevator
übernimmt. Für den Erwerb sprechen dem Konsortium
zufolge vor allem folgende Gründe:
z Das Unternehmen ist stark in den Märkten USA,
Europa und Asien positioniert
z Mega-Trends wie die Urbanisierung sowie Mobilität
in Städten treiben die Nachfrage und führen zu
Wachstumsaussichten
z eine starke Fragmentierung des Marktes bietet
attraktive Akquisitions- und Konsolidierungsmöglichkeiten
z Investitionen in Forschung & Entwicklung, Produktportfolio
und geographische Expansion ermöglichen
weiteres Wachstum, insbesondere in Asien
sowie für die Entwicklung neuer energieeffizienter
Produkte
z Ausbaupotential des Servicegeschäfts für eigene
und Drittanbieter-Aufzüge
FÜR EINE
WELT DES
HANDELS.
Severstal investiert
in neues Drahtwerk
Der russische Stahlerzeuger Severstal hat den Bau eines
neuen Drahtwalzwerks am Standort Tscherepowez angekündigt.
Die Gesamtinvestition soll sich voraussichtlich
auf etwa 11 Mrd. russische Rubel belaufen – das sind
etwa 130 Mio. €. In einem stark umkämpften und volatilen
Markt müsse das Unternehmen in die Zukunft investieren,
kommentierte Alexander Scheweljew, CEO von
Severstal. Das neue Werk soll Draht mit Durchmessern
von 14 bis 32 mm produzieren und eine Jahreskapazität
von 1 Mio. t erzielen. Die Inbetriebnahme ist für die
zweite Hälfte des Jahres 2022 geplant.
Stahlreport 4|20
17
Stahl verbindet – deshalb beliefern
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Stahlproduktion
Bericht/Nachrichten
Schmolz + Bickenbach: Krise der Automobilindustrie zeigt Auswirkungen
Rückläufige Nachfrage
prägte abgelaufenes Geschäftsjahr
Ein ungewöhnlich starker und lang andauernder Nachfragerückgang – so charakterisierte CEO
Clemens Iller die Geschäftsentwicklung des Spezialstahl-Langprodukte-Herstellers Schmolz +
Bickenbach im vergangenen Jahr. Die Folgen auf das Ergebnis konnte der Konzern nicht vollumfänglich
auffangen. Für das laufende Jahr ist der Stahlhersteller mit Hauptsitz in der Schweiz verhalten
optimistisch – wenngleich die Ausmaße der Covid19-Pandemie noch nicht abzusehen seien.
Das Jahr 2019 war für den
Konzern maßgeblich von der schwachen
Nachfragesituation beeinflusst.
Mit rund 1,8 Mio. t wurde um 12,6 %
weniger Stahl verkauft als im Vorjahr
(2018: rund 2,1 Mio. t). Der
Rückgang beim Umsatz auf rund
3 Mrd. € betrug 10,0 % und ist damit
prozentual geringer ausgefallen. Als
Ursache für die negative Entwicklung
gibt der Konzern die allgemeine
Nachfrageschwäche und der damit
einhergehende Rückgang der
Absatzmengen in allen drei Produktgruppen
Qualitäts- & Edelbaustahl,
RSH-Stahl und Werkzeugstahl an.
Höherer Verkaufspreis,
sinkender Umsatz
Der durchschnittliche Verkaufspreis
je Tonne verkauftem Stahl betrug
dem Konzern zufolge 1.629 € und
war damit höher als im Vorjahr mit
1.583 €. Der Anstieg sei vor allem
auf den günstigeren Produktmix mit
einem größeren Anteil der höherpreisigen
Stahlgüten der Produktgruppe
RSH-Stahl zurückzuführen.
Dennoch ging der Umsatz gegenüber
dem Vorjahr um 10,0 % auf
rund 3 Mrd. € zurück, was hauptsächlich
auf die gedämpften Absatzmengen
beim Qualitäts- und Edelbaustahl
um 17,5 % zurückzuführen
war. Der Rückgang beim RSH-Stahl
betrug 2,6 % und beim Werkzeug-
2,093
Mio. t
1,830
Mio. t
51,2
Mio. €
236,7
Mio. €
Wertberichtigungen
schmälern
Konzernergebnis
Konzernergebniss
2019
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BICKENBACH AG
6005 Luzern
Schweiz
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Ausgeprägter Nachfragerückgang:
-13 % abgesetzte
Stahlprodukte
2018 2019
Operatives
Ergebnis
(bereinigtes EBITDA)
-313
Mio. €
-521
Mio. €
18 Stahlreport 4|20
stahl 3,5 %. Geografisch betrachtet
mussten in fast allen Märkten rückläufige
Umsätze hingenommen
werden.
Jahresende 2019: Qualitäts- &
Edelbaustahl rückläufig
Im vierten Quartal 2019 hatte sich
die angespannte Marktlage für den
Stahlkonzern dabei weiter deutlich
auf die Finanzzahlen ausgewirkt.
Die Absatzmengen und damit einhergehend
der Umsatz seien aufgrund
der schwachen Nachfrage
im Vorjahresvergleich markant
gesunken.
So wurde im vierten Quartal
2019 mit 388.000 t um 22,1 % weniger
Stahl verkauft als im Vorjahresquartal
(Q4 2018: 498.000 t).
Dieser Rückgang war vor allem auf
um 26,5 % geringere Absatzmengen
bei Qualitäts- & Edelbaustahl
zurückzuführen, so der Konzern.
In dieser Produktgruppe habe sich
die Krise in der Automobilindustrie
und die abflachende Nachfrage aus
dem Maschinen- und Anlagenbau
deutlich niedergeschlagen.
Auch beim Werkzeugstahl und
beim RSH-Stahl (rost-, säure- und
hitzebeständiger Stahl) wurde mit
Rückgängen um 8,6 % beziehungsweise
7,7 % deutlich weniger verkauft
als im gleichen Quartal des
Vorjahres.
Der Umsatz des Konzerns sank
im letzten Quartal 2019 um 22,2 %
im Vergleich zum Vorjahresquartal
auf 619,0 Mio. €.
Ausblick auf 2020
Nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung
zu Beginn des Jahres will
Schmolz + Bickenbach die Restrukturierung
weiter vorantreiben.
Für 2020 erwartet der Konzern
trotz eines anhaltend herausfordernden
Marktumfelds ein wesentlich
verbessertes bereinigtes
EBITDA im Vergleich zu 2019,
getrieben vom eingeleiteten
Restrukturierungsprogramm und
einer verbesserten Lagersituation
in den Endmärkten. Die Auswirkungen
des Coronavirus auf die
Endmärkte und auf den Konzern
seien Stand März 2020 allerdings
noch nicht abschätzbar. 2
Bild: Wuppermann AG
Produktions-Jubiläum bei Wuppermann Hungary
1.000.000ste Tonne vom Band gelaufen
Die Wuppermann-Gruppe hat am ungarischen Standort Győr-Gönyű im Januar 2020
die Produktion der 1.000.000ste Tonne auf der dortigen kombinierten Beiz- und Feuerverzinkungsanlage
gefeiert. Den Standort hat die Leverkusener Stahlgruppe 2017 eröffnet, er
ist der größte Produktionsstandort für Flachprodukte des Unternehmens.
Die Wuppermann Hungary liefert feuerverzinktes Breit- und Spaltband an Kunden in ganz
Europa – mit dem Schiff, Zug oder dem Lkw. Zu den Abnehmern zählen unter anderem die
Automobil- und Bauindustrie sowie die Beschlagtechnik, die Rohrfertigung und der Komponentenbau.
Die Bandbreiten liegen zwischen 600 und 1.650 mm und die Banddicken zwischen 1,0
und 6,0 mm. Darüber hinaus können aktuell Zinkauflagen bis Z600 produziert werden.
Die Wuppermann-Gruppe ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit Sitz in Leverkusen,
das seit über 145 Jahren erfolgreich in der Stahlverarbeitung tätig ist. Zum Produktportfolio
zählen oberflächenveredelte Flachprodukte, Rohre und Rohrkomponenten aus
Stahl für den Maschinenbau, die Möbel-, Nahrungsmittel-, Verpackungs-, Fahrzeug-, Bauund
Solarindustrie sowie Wasser- und Abwassertechnik. Die Wuppermann-Gruppe verfügt
derzeit über fünf Produktionsstätten und mehr als 800 Mitarbeiter. Im Jahr 2019 erzielte
die Wuppermann-Gruppe einen Umsatz von rund 597 Millionen Euro.
Weitere Informationen unter
www.wuppermann.com
voestalpine Böhler Welding stärkt Marktposition
Hersteller für Schweißmaschinen akquiriert
Die Wuppermann
Hungary Kft.
im ungarischen
Győr-Gönyű.
voestalpine Böhler Welding, ein global tätiges Unternehmen im Bereich Schweißtechnik
und Teil des Technologiekonzerns voestalpine, beteiligt sich mehrheitlich am italienischen
Traditionsproduzenten für Schweißmaschinen Selco s.r.l. Damit baut voestalpine
Böhler Welding seine Marktposition, nach dem erfolgreichen Launch der Schweißmaschinenserien
„Böhler Welding“ im Juni 2019, weiter aus. Das meldete das Unternehmen
Anfang März.
Die nun erfolgte Beteiligung sei ein nächster Schritt für voestalpine Böhler Welding in der
strategischen Entwicklung zum Full Welding Solutions-Provider. „Wir freuen uns sehr, dass
wir damit unsere Kunden noch besser servicieren können und weiteres profitables Wachstum
für den Bereich Schweißtechnik möglich wird“, sagte Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied
der voestalpine AG und Leiter der Metal Engineering Division, zu dem der Geschäftsbereich
Welding zählt. Das 1979 von Lino Frasson gegründete Unternehmen mit Fokus auf
Innovation und Qualität verfügt über 40 Jahre Know-how in der Produktion von Geräten und
Zubehör für Lichtbogen- und Plasmaschweißen. Von seinen Fertigungsstätten in Onara und
Cittadella in Italien aus werden Kunden in Europa, Südamerika und Australien beliefert.
Stahlreport 4|20
19
Anarbeitung
und Logistik
Bericht
Richtschneide-Biegemaschine MSR 25 zur
Verarbeitung von Betonstahl ab Ring mit der
progress Rotor-Richttechnik
Bilder: Tecozam, Progress Group
[ Kontakt]
Progress Maschinen &
Automation AG
Julius-Durst-Straße 100
39042 Brixen, Italien
+ 39 0472 979100
info@progress-m.com
www.progress-m.com
Ferrallas y Armados
Tecozam SLU
Av. de los Llanos, 79
49027 Zamora, Spanien
T + 34 980 514217
info@tecozam.com
www.tecozam.com
Ferrallas y Armados Tecozam vertraut auf Progress-Anlage
Richtschneide-Biegemaschine MSR 25 für
spanischen Hochgeschwindigkeitsverkehr
Seit 2005 verfügt die Tecozam-Group, eines der führenden spanischen Outsourcing-Unternehmen
im Bauingenieurwesen, mit Ferrallas y Armados Tecozam über eine eigene Biegerei. Damit trägt die
stark wachsende Unternehmensgruppe dem steigenden Bedarf an Bewehrung, vor allem im
Hochgeschwindigkeitsverkehr, Rechnung. Seit Ende 2019 arbeitet der Biegebetrieb im spanischen
Zamora mit einer MSR 25-Anlage aus dem Hause Progress Maschinen & Automation AG.
Mit der Zielvorgabe einer
umfangreichen Modernisierung der
bestehenden Bewehrungsproduktion
für gerichtete und gebogene Stäbe
entschied sich die spanische Biegerei
für die Inbetriebnahme einer
maßgefertigten Richtschneide-Biegemaschine
vom Typ MSR 25 von
progress Maschinen & Automation
AG, einem Unternehmen der
PROGRESS GROUP.
Sechs Niederlassungen
in vier Jahren
Die Tecozam-Group befindet sich
derzeit auf Erfolgskurs. In weniger
als vier Jahren gelang es, Niederlassungen
in sechs verschiedenen Ländern
in Europa und Amerika zu
eröffnen. Derzeit beschäftigt die spanische
Unternehmensgruppe weltweit
in etwa 470 Mitarbeiter und
der hauseigene Umsatz stieg auf
über 43 Mio. € an. Mit dem enormen
internationalen Wachstum wuchs
auch die Bedeutung der firmeneigenen
Biegerei für den nationalen
20 Stahlreport 4|20
Die Anlage verarbeitet Betonstahl vom Ring, was Progress zufolge einige wesentliche
Vorteile mit sich bringt: Lagerhaltungskosten werden reduziert, Platz wird eingespart,
Verschnitt fällt weg und unterschiedliche Stablängen können auf Maß produziert werden.
Bausektor. Derzeit verfügt Ferrallas
y Armados Tecozam über eine Produktionskapazität
von 150.000 kg
Betonstahl pro Tag.
Ein breites Portfolio
Ferrallas y Armados Tecozam ist
spezialisiert auf die Lieferung, Herstellung
und Montage von Stahlteilen
unterschiedlichster Art, verfügt über
eine umfangreiche Erfahrung im
Bauwesen auf nationalem sowie
internationalem Gebiet und beliefert
seit Jahren den Bausektor und das
Ingenieurwesen großer Teile
Europas sowie Amerikas mit innovativen
„Know-how“ und speziell
angefertigten Elementen. Das Unternehmen
punktet vor allem durch
seine komplette Ausführung samt
Planung großer Betonstrukturen und
realisiert unter anderem Land-,
q
Progress Maschinen & Automation AG hat den Trend zur Bearbeitung
immer größerer Durchmesser früh wahrgenommen und mit
der Entwicklung der entsprechenden Maschinen begonnen.
Stahlreport 4|20
21
Anarbeitung
und Logistik
Berichte
q Eisenbahn-, Hafen- und Flughafen -
infrastrukturen sowie große Wasserwerke.
Es bietet seine Dienstleistungen
derzeit neben Spanien auch
in Portugal, Großbritannien, der Slo-
Optimierte Produktion
dank neuer Richtschneide-
Biegemaschine MSR 25
Seit Ende 2019 arbeitet der
Biegebetrieb im spanischen
Zamora mit einer MSR 25-Anlage
wakei, Schweden, Finnland, Serbien,
Polen, den USA, Panama, und Katar
an.
Die erworbene Richtschneide-
Biegemaschine entstammt der neuesten
Generation der Modellreihe
MSR 25 der Progress Maschinen &
Automation AG. Die Anlage verarbeitet
den Betonstahl direkt vom Coil
und optimiert somit den kompletten
Produktionsfluss. Geringe Lagerhaltungskosten
sowie ein erleichtertes
Materialhandling fördern eine besonders
kosteneffiziente Produktion.
Die neue Modellreihe ist dem Hersteller
zufolge eine Antwort auf die
in den letzten Jahren ständig steigenden
Anforderungen an effizienten
Biegeanlagen und verfügt über
eine Reihe von technischen Lösungen,
welche für Sicherheit, eine hohe
Produktionsgeschwindigkeit, sowie
eine optimale Qualität des Endprodukts
sorgen sollen.
Hoher Automatisierungsgrad
macht wettbewerbsfähig
Ausgezeichnet durch die lang -
bewährte progress Rotor-Richttechnik,
einer technischen Lösung,
welche zu einer schnellen Produktionsgeschwindigkeit
und einer
hohen Qualität der Endprodukte beiträgt,
zeichnet sich die Anlage zudem
vor allem durch ihren hohen Automatisierungsgrad
aus. Zum Einsatz
kommen ausschließlich Elektroantriebe,
wodurch der Energiebedarf
und der Wartungsaufwand entsprechend
niedrig sind.
Flexibilität überzeugt
Das Unternehmen Ferrallas y Armados
Tecozam entschied sich für die
Anschaffung dieser Anlage nach dem
Besuch auf der Weltleitmesse für
Baumaschinen, der bauma in München.
Besonders die Möglichkeiten,
Betonstahl ab Ring mit einem Durchmesser
von bis zu 25 mm verarbeiten
zu können, haben es dem Unternehmen
angetan, so Nacor Guerra
Fernandez, Werksleiter der spanischen
Firma. Für einen wesentlichen
Mehrwert sorge die Anlage MSR 25
insbesondere durch die hohe Produktivität,
eine auftragsbezogene
Produktion, minimale Lagerhaltungskosten,
niedrige Stromanschlusswerte,
eine einfache Bedienung,
niedrige Wartungskosten,
keinen Verschnitt sowie eine hydraulikfreie
und optimale Richt- und Biegequalität.
2
22 Stahlreport 4|20
Bild: Dalmec GmbH
Der Manipulator
greift das Rohr mit
der eigens dafür ausgelegten
pneumatischen
Aufnahmevorrichtung
am
Außendurchmesser
und hebt es in der
horizontalen Lage von
der Rollenbahn ab.
Zur Ablage in einem
Transportbehälter
muss das Rohr
zusätzlich um 90°
geschwenkt werden,
damit dieses in vertikaler
Position abgestellt
werden kann.
Pneumatischer Manipulator greift bis zu 1.000 kg schwere Rohre
Schwere Röhren einfach bewegen
Bislang sind Kräne oder Industrieroboter die einzigen Möglichkeiten, schwere Rohre aus Stahl, Aluminium
und anderen Werkstoffen zu bewegen. Da die Kranseile jedoch oft ausschwingen und damit präzise
Bewegungen erschweren und Roboter teils sehr schnell arbeiten, wodurch Sicherheitszäune und
ständige Überwachung notwendig sind, hat die Dalmec GmbH einen Handhabungs-Manipulator konzipiert,
um große Metallrohre mit einem maximalen Gewicht von 1.000 kg umzusetzen. Der pneumatische
Handhabungs-Manipulator Megapartner kann in nahezu allen Industriezweigen eingesetzt
werden. Mit geringem Kraftaufwand lassen sich dem Unternehmen zufolge damit große, lange und
schwere Rohre zielgerichtet und vor allem sicher bewegen.
Der Megapartner verfügt über
eine rein pneumatische Steuerung,
die äußerst feine Positionierungen
erlaube. „Die pneumatische Greifereinheit
gibt dem Bediener die erforderliche
Sicherheit, das gewünschte
Lastgewicht heben und bewegen zu
können. Auf Grund der Länge der
Rohre ist zusätzlich ein großer
Arbeitshub erforderlich“, erläutert
Dieter Hager, Vertriebsleiter bei der
Dalmec GmbH.
Der maximale Arbeitsradius
beträgt dabei 5.000 mm, der vertikale
Hub bis zu 3.050 mm. Versorgt
wird der Megapartner mit trockener,
sauberer sowie öl- und schmutzfreier
Druckluft bei einem Arbeitsdruck
von 0,8 – 0,95 MPa.
Rohre zielgerichtet
und sicher bewegen
Der Megapartner erlaubt dem Bediener
eine ergonomische Arbeitsweise,
die vor allem in Sachen Arbeitssicherheit
punkten kann: „Zum einen
erlaubt der geringe Geräuschpegel
von weniger als 73 dB dem Werker
ein angenehmes Arbeiten. Zum
anderen ist die pneumatische Greifereinheit
konstruktiv ausgelegt worden,
um die erforderlichen Haltkräfte
beim Schwenken garantieren zu können
und somit ein Pendeln des Rohres
zu verhindern“, erklärt Hager.
Ein in der pneumatischen Aufnahmevorrichtung
integrierter
Spannzylinder, in Kombination mit
der Größe der korrekt dimensionierten
Greiferbacken, gewährleistet
somit eine sichere Lasthandhabung.
Die Geräte werden bereits in den
unterschiedlichsten Bereichen und
Branchen eingesetzt, so der Hersteller:
in der mechanischen Bearbeitung,
bei der Energiegewinnung für
Bohrstangen oder bei Bohrungen für
die Geothermie sowie für Hohlwellen
im Maschinenbau etwa bei der
Getriebemontage. 2
[ Kontakt]
Dalmec GmbH
85653 Aying bei München
+49 8085 9091-1
www.dalmec.de
Über Dalmec
Die Dalmec GmbH wurde 1986
als Tochtergesellschaft der Dalmec
S.p.A. gegründet, einem
Spezialbetrieb für pneumatische
Handhabungs-Manipulatoren mit
Sitz in Cles im Trentino. Das italienische
Mutterhaus ist mit insgesamt
acht Tochterunternehmen
in den wichtigsten
Industrieländern und mit Generalvertretungen
auf der ganzen
Welt vertreten. In Deutschland
sind 25 Mitarbeiter beschäftigt,
in der italienischen Zentrale
210.
Stahlreport 4|20
23
Anarbeitung
und Logistik
Berichte
Bild: ELB-Form GmbH
Mit der kürzlich von Schwarze-Robitec gelieferten
Rohrbiegemaschine CNC 80 E TB MR mit NxG-
Steuerung profitiert ELB-Form künftig von einer
deutlichen Zeitersparnis im Rohrbiegeprozess.
Schwarze-Robitec liefert effiziente Rohrbiegemaschine an ELB-Form
Intelligente Steuerung reduziert Taktzeiten
Mit einem Auftrag für eine neue Maschine von Schwarze-Robitec will ELB-Form Produktivität Effizienz steigern: Die neue
vollelektrische Multiradius-Rohrbiegemaschine CNC 80 E TB MR sorgt beim österreichischen Experten für Kalt- und
Warmformgebung für extrem kurze Taktzeiten. Ausschlaggebend ist die intelligente NxG-Steuerung der Maschine.
Sie senkt die Produktionszeit je nach Bauteil und gewünschter Rohrgeometrie um 20 bis 40 %.
[ Kontakt]
Schwarze-Robitec
GmbH
51109 Köln
+49 221 89008-0
www.schwarzerobitec.com
Engste Toleranzen auch bei
komplexen Rohrgeometrien für enge
Raumverhältnisse: Bei der Produktion
abgasführender Rohre und Systeme
erfüllt ELB-Form mit Sitz im
österreichischen Vandans (Vorarlberg)
die hohen Ansprüche seiner
Kunden, etwa aus der Automobilund
Luftfahrtbranche. Dafür konzipierte
der Rohrbiegeexperte
Schwarze-Robitec für seinen langjährigen
Partner eine CNC 80 E TB
MR – allerdings mit einem entscheidenden
Unterschied zu den Maschinen,
die dieser bislang kannte. Erstmals
setzt ELB-Form jetzt eine
Rohrbiegemaschine mit intelligenter
NxG-Steuerung ein.
Zeit sparen beim Biegen
Die intelligente Steuerung prüft bei
jeder Biegesequenz vollautomatisch
das Zusammenspiel aller Achsen
und stimmt die Bewegungsabläufe
optimal aufeinander ab. Während
also ein Biegevorgang noch im
Gange ist, werden die Achsen für
die nachfolgenden Arbeitsschritte
schon vorbereitet. Die Produktionszeit
sinkt so je nach Bauteil und
gewünschter Rohrgeometrie um 20
bis 40 % – je komplexer die zu biegende
Geometrie, umso größer die
Ersparnis.
Wie enorm dieser Vorteil für
ELB-Form vereinzelt tatsächlich ausfällt,
zeigte sich bei der Vorabnahme
der Maschine: Für eine spezielle
Anwendung sank die Zeit für einen
Biegeprozess von 35 auf 16 s. Gerade
in der sehr auf Taktzeiten bedachten
Automotive-Branche stellt das einen
relevanten Vorteil für Zulieferer dar.
Weitere Sekunden spart ELB-
Form mit der neuen Maschine auch
dank kürzerer Rüstzeiten mit dem
Werkzeugschnellwechselsystem
Quick-Tool-Unlock zur schnellen
und einfachen Montage und Demontage
ohne weitere Hilfsmittel.
Das System wirkt sich auch positiv
auf das Biegeergebnis aus: Da
die Bediener die Zugstangen nicht
mehr selbst – mal fester, mal weniger
fest – einstellen, steigen Wiederholgenauigkeit
und Prozesssicherheit.
Zusätzlich implementierte
Schwarze-Robitec ein kundenspezifisches
Login-System per Chip,
um die Rohrbiegemaschine harmonisch
mit anderen unternehmensinternen
Prozessen wie der Zeiterfassung
zu verknüpfen.
Seit mehr als 20 Jahren vertrauen
die Vorarlberger auf
Schwarze-Robitec und haben mehrere
CNC-Maschinen im Einsatz.
Angesichts des enormen Produktivitätssprungs
mit der neuen CNC
80 E TB MR plant ELB-Form nun,
eine weitere Bestandsmaschine mit
der NxG-Steuerung nachzurüsten.
24 Stahlreport 4|20
HGG Profiling Equipment und KALTENBACH werden Partner
Den Stahlbau
technologisch vorantreiben
HGG Profiling Equipment, Spezialist für hochpräzises Hochgeschwindigkeits-Plasmaschneiden
und 3D-Profilierung, und KAL-
TENBACH, einer der weltweit führenden Maschinen-Hersteller für
den Stahlbau und -handel, haben eine strategische Zusammenarbeit
in einem geographisch großen Gebiet angekündigt. Die Partnerschaft
von KALTENBACH und HGG konzentriert sich auf Lösungen
für thermisches Schneiden, Ausklinken, Bohren und Sägen von
Profilen und Trägern.
„Um die Grenzen der Technologie
zu erweitern und immer einen
Schritt voraus zu sein, müssen Technologieunternehmen
einen hohen
Grad an Spezialisierung anbieten können.
Indem wir das Beste aus thermischem
Schneiden mit dem Besten aus
Sägen/Bohren kombinieren, schaffen
wir für unsere Kunden eine Komplettlösung,
welche ihnen einen deutlichen
Mehrwert bietet und sich von der Konkurrenz
abhebt“, kommentierte Daan
van Dee, HGG Global Channel Manager.
Neuer Ausklinkroboter
Kaltenbach wird einen neuen Ausklinkroboter
zu seinem Produktportfolio
hinzufügen – Powered by HGG.
Der neue Kaltenbach-Ausklinkroboter
sei der weltweit fortschrittlichste Thermoschneidroboter,
welcher die leistungsstarke
Software von HGG mit
modernsten Scanmethoden und intelligentem
Schneiden mit deutscher
Ingenieurs- und Fertigungsqualität
sowie jahrelanger Erfahrung im Stahlgeschäft
kombiniert, so die Unternehmen.
„Bei Kaltenbach streben wir an,
unseren Kunden für jede Technologie
die beste Lösung zu bieten. Im Bereich
des 3D-Ausklinkens ist HGG seit Jahren
als Technologieführer bekannt.
Indem wir diese Technologie in unsere
automatisierten Stahlverarbeitungssysteme
integrieren, werden wir die
Produktivität unserer Kunden erheblich
steigern“, sagte Matthias Rummel,
Kaltenbach-Geschäftsführer Vertrieb.
Die Partnerschaft habe sich von
Beginn an als positiv erwiesen und
sei vom Markt bereits sehr gut ange-
nommen worden. Durch die Kombination
der Entwicklungskräfte beider
Firmen sehen die beiden Unternehmen
erhebliche Möglichkeiten für
Kunden. 2
HHG Profiling Equipment
HGG Profiling Equipment BV, im
Jahr 1984 gegründet, ist Spezialist
für hochpräzises Hochgeschwindigkeits-Plasmaschneiden
und 3D-Profilierung. Das
Unternehmen bietet unter dem
Namen FitPerfect-Technologie
einsatzbereite Schweißverbindungen
ohne die Notwendigkeit
von Layouts. Mit Hauptsitz in
Wieringerwerf, Niederlande, ist
HGG weltweit einer der führenden
Anbieter von Rohrschneidemaschinen,
Roboterprofilschneidlinien
und zugehörige
Schneidausrüstungslösungen.
Weitere Infos unter
www.hgg-group.com
(v.r.) Matthias Rummel (KALTENBACH, CSO), Rein
Groot (HGG, CEO), Markus Leutloff (KALTENBACH,
CEO), Daan van Dee (HGG, Global Channel Manager)
Weltweit der fortschrittlichste Thermoschneidroboter, so die
Unternehmen: der neue Ausklinkroboter von Kaltenbach –
Powered by HGG
Kaltenbach GmbH + Co. KG
Das Produktspektrum des süddeutschen
Maschinenbauunternehmens
Kaltenbach umfasst
neben Kreis- und Bandsägemaschinen,
Profilträgerbohrmaschinen,
Profilbearbeitungsroboter,
Schweißroboter, Blechbearbeitungszentren
auch Stanz-Scheranlagen,
Strahlanlagen, Konservierungsanlagen,
Markiersysteme
sowie Mess- und Transportsysteme.
Die Produkte eigenen sich
für die Bearbeitung von Stahl, Aluminium
und anderen NE-Metallen
in den unterschiedlichsten Werkstückabmessungen.
Weieitere Infos unter
www.kaltenbach.com
[ Kontakt]
Kaltenbach GmbH +
Co. KG
79539 Lörrach
+49 7621 175-0
www.kaltenbach.com
Stahlreport 4|20
25
Anarbeitung
und Logistik
Bericht/Nachricht
OXOMI: Medienportal für Industrie, Handel und Handwerk
Marketingmaterial immer aktuell halten
Für Handel und Industrie ist es eine große Herausforderung, stets alle artikelbezogenen Daten,
die im Umlauf sind, aktuell zu halten. Artikel, Preise, Bilder, Videos, Dokumente – all diese Daten
müssen zur Verfügung stehen. Für die manuelle Handhabung ist das eine enorm ressourcen- und
damit kostenintensive Aufgabe. Eine unabhängige Lösung bietet die von der scireum GmbH
betriebene Plattform OXOMI.
[ Kontakt]
scireum GmbH
73630 Remshalden
+49 7151 9031610
www.scireum.de
Vor zehn Jahren startete scireum
mit dem Vorhaben, Kataloge
digital durchsuchbar zu machen.
Inzwischen habe sich Oxomi als Quasi-
Standard für den Austausch produktbezogener
Daten zwischen Handel und
Industrie etabliert, so das Unternehmen.
Dass die Medien-Plattform stetig
an Beliebtheit gewinnt, zeigen die Zahlen:
allein 2019 wurden über eine
halbe Milliarde Zugriffe auf Artikel
und Kataloge verzeichnet.
So funktioniert Oxomi
Das wichtigste Feature der Plattform
ist, die Aktualität produktbezogener
Informationen und Marketingmaterialien
zwischen Handel und Industrie
zu gewährleisten. Die Industrie stellt
dabei ihre Daten on demand für den
Handel zur Verfügung. Neben Katalogen,
Preislisten, technischen Datenblättern
und Prospekten können auch
Bilder, Exposés und sogar Videos über
Oxomi bereitgestellt werden.
Für beide Seiten biete dieses System
klare Vorteile, wirbt das Unternehmen:
Hersteller können die eigenen
digital produzierten Marketingund
Produktinformationen direkt am
„Das augenscheinlich
schlichte Katalogportal
mausert sich zunehmend
zu einem wahren
Medienportal.“
Michaela Schwandt, E/D/E
Das E/D/E-
Oxomi-Portal
mit Fischer-
Katalogen
Point-of-Sale in bester Qualität ausliefern.
Händler profitieren von einem
enorm reduzierten Pflegeaufwand und
stets aktuellen Daten. Auch Handwerkern
erleichtert Oxomi die tägliche
Arbeit, indem sie schnell und intuitiv
an die benötigten Informationen kommen.
Ein richtiges Medienportal
Innerhalb der letzten zehn Jahre habe
sich Oxomi bei Handelshäusern und
Markenherstellern in ganz Europa
einen Namen machen können. Beide
Seiten – Industrie und Handel – bewerten
den Nutzen der Plattform und die
Vorteile, die Oxomi mit sich bringt,
positiv: „Die Oxomi-Welt hat viel
(mehr) zu bieten. Das augenscheinlich
schlichte Katalogportal mausert sich
zunehmend zu einem wahren Medienportal.
Die zahlreichen funktionalen
Finessen bieten bei näherer Betrachtung
ungeahnte Möglichkeiten. Für
uns hat sich ein Deep Dive in die Möglichkeiten
der Oxomi-Welt gleich doppelt
gelohnt. Neben eigener Nutzung
der Software zur Unterstützung unserer
internen Informationsbedarfe
konnten wir verschiedenste Unterstützungs-
und Vernetzungsmodelle
für unsere Händlerschaft ableiten.
Somit bieten wir gute Lösungen zur
Prozessoptimierung und leisten wichtige
Unterstützung bei der Vertriebsdigitalisierung
unserer Mitglieder“,
urteilt Michaela Schwandt, Bereichsleitung
Business Development, E/D/E.
Die Entwicklung der Kennzahlen
zeige, dass das System funktioniert
und benötigt werde: So stellen mittlerweile
über 1.450 Markenhersteller
ihre Daten bereit. Mehr als 300 Großhändler,
Verbände und sonstige Partner
(u.a. Presse, Softwarepartner) greifen
hierauf zurück. 2
Bilder: scireum
26 Stahlreport 4|20
Jungheinrich veranstaltete
virtuelle Messe
The Show must go on
Das Coronavirus hat dazu geführt, dass
weltweit Veranstaltungen und Konferenzen
abgesagt wurden, darunter die LogiMAT 2020
in Deutschland. Deshalb hat Jungheinrich kurzfristig
eine virtuelle Online-Messe geschaffen,
die es den Teilnehmern ermöglicht, das Jungheinrich-Angebot
für die Intralogistikbranche
so zu betrachten, als wären sie tatsächlich vor
Ort. Die Messe war vom 10. bis 12. März 2020
virtuell in drei Zeitzonen live zu sehen.
Ziel sei es gewesen, Kunden und Interessenten
die Vernetzung der Produkte deutlich zu
machen, damit sie die richtige Lösung für
ihre Bedürfnisse finden, sagte Christian
Erlach, Jungheinrich-Vorstand für Marketing
und Vertrieb. Visuell wurden dabei Jungheinrich-Themenstände,
Keynote-Sessions und
Chat-Räume widergespiegelt, in denen sich
die Gäste mit Online-Experten austauschen
konnten.
Im Mittelpunkt des Jungheinrich-Standes
stand die Zukunftsfähigkeit der Lagerhal-
Jungheinrich hat wegen des Ausfalls der Messe Logimat 2020 Gäste und Interessenten kurzfristig im
März zu einer virtuellen Messe eingeladen.
tung. Der Intralogistik-Spezialist präsentierte
vernetzte Lösungen für das Lager
der Zukunft, wobei die Digitalisierung und
Automatisierung im Mittelpunkt steht. Ein
Schwerpunkt waren Fahrerassistenzsysteme,
mit denen Jungheinrich den Arbeitsalltag
seiner Kunden entlasten und die Effizienz
sowie die Sicherheit im Lager
erhöhen möchte. „Das derzeitige Klima
stellt zwar eine Herausforderung für globale
Veranstaltungen dar, aber wir wissen,
dass dies nur vorübergehend sein wird,
deshalb freuen wir uns darauf, in Zukunft
eine Mischung aus virtuellen und physischen
Veranstaltungen anzubieten“, so
Erlach.
Bild: Jungheinrich
zwanzigz
zwanzig
Die Nr.
1 Ko
onferenz für den Stahl-Einkauf
15% Rabatt für BDS-Mitglieder:
Bei Anmeldung mit Code „BDS“
G
konfer
www.mbi-infosource.d
de/stahl-tag-2020
Anarbeitung
und Logistik
Bericht
Wärmerückgewinnung, neues Beleuchtungskonzept, neues
Druckluftkonzept: damit konnte Stahlhärter Hugo Schmitz seine
Energiekosten reduzieren und rund 190 t CO 2 im Jahr einsparen.
Bild: Hugo Schmitz GmbH & Co. KG
Stahlproduktion: CO2 einsparen mit smarten Mitteln
Stahlhärterei setzt
neues Energiekonzept um
LEDs, Wärmerückgewinnung und moderne Software: Der Stahlhärter Hugo Schmitz hat gemeinsam
mit den Arnsberger Stadtwerken und dem Dienstleister Tilia ein umfassendes Energiekonzept
umgesetzt. Damit konnte das Unternehmen nicht nur seine Energiekosten enorm reduzieren – sondern
spart auch rund 190 t Kohlenstoffidioxid im Jahr.
[ Kontakt]
Hugo Schmitz GmbH
& Co. KG – Ein Unternehmen
der Risse +
Wilke-Firmengruppe
58119 Hagen-
Hohenlimburg
+49 2334 95890
www.hugoschmitz.de
Tilia GmbH
04103 Leipzig
+49 341 33976058
www.tilia.info
Die 1876 gegründete Hugo
Schmitz GmbH & Co. KG gehört seit
zwei Jahren zur Risse + Wilke-Unternehmensgruppe.
Ihre rund 60 Mitarbeiter
härten und walzen in Hagen-
Hohenlimburg Bandstähle. Die
Stähle werden verwendet um Sägen,
Werkzeuge und Federn herzustellen.
Sie gehen außerdem an die Stanzund
Biegeteilindustrie.
Temperaturen bis 1.000 °C
Die steigenden Energiekosten trafen
Hugo Schmitz besonders. Daher entschloss
sich das Unternehmen 2018
gemeinsam mit der Leipziger Tilia
GmbH ein Paket von Effizienzmaß-
nahmen zu entwickeln und umzusetzen.
Die Stadtwerke Arnsberg
finanzierten das Projekt im Rahmen
eines Einspar-Contracting über zehn
Jahre. Das Ziel der Zusammenarbeit:
Energieverbrauch, Kosten und CO 2 -
Emissionen signifikant reduzieren.
„Zum Auftakt haben wir im Werk
eine Bestandsaufnahme durchgeführt“,
berichtet KlausJoachim Pfeuffer,
Geschäftsführer der Tilia Effizienz
GmbH. „Wir haben analysiert,
wo Hugo Schmitz die Energieeffizienz
steigern kann – bei der
Beleuchtung, Heizung inklusive Einsatz
einer Wärmerückgewinnung
und der Druckluftbereitstellung.
Zusätzlich haben wir empfohlen, ein
softwaregestütztes Energiedatenmanagement
einzuführen und Unterzähler
zu installieren. Damit kann
das Unternehmen Energieflüsse und
Energiekosten transparent machen.“
LEDs sparen über 60 % Energie
Für die Beleuchtungsanlage in den
Werkhallen ermittelte Tilia eine
installierte Leistung von ca. 55 kW.
Das Problem: Die Anlage war relativ
alt und nicht mehr optimal auf die
veränderten Produktionsbedürfnisse
angepasst. Deshalb ersetzten die
Techniker die veralteten Hallenstrahler
und Leuchtstoffröhren durch
28 Stahlreport 4|20
moderne LED-Beleuchtung. An wichtigen Stellen gestalteten
sie außerdem die Beleuchtungssituation so um,
dass Effizienz und Ausleuchtung sich deutlich verbesserten.
Im Endeffekt konnte Hugo Schmitz die eingesetzte
Leistung bzw. den Stromverbrauch für die Beleuchtung
um ca. 62 % reduzieren. Ein positiver Nebeneffekt: LED-
Leuchten haben eine deutlich längere Lebensdauer als
konventionelle Leuchtmittel. So verringert sich neben
den Energiekosten der Aufwand für Wartung und
Instandsetzung.
Heißes Abgas sinnvoll nutzen
Teil des erarbeiteten Konzepts war die Wärmerückgewinnung
an einer der Härtelinien: „Heißes Abgas wurde
bisher einfach in die Umwelt abgegeben“, sagt Stephan
Werthschulte von der Tilia. „Jetzt nutzen wir die Wärme
für die Raumheizung und Warmwasserbereitung. Das
reduziert den Erdgaseinsatz in der Heizzentrale beträchtlich,
denn die industrielle Abwärme steht nahezu ganzjährig
zur Verfügung. Wenn keine Wärme nötig ist, sorgen
zwei Pufferspeicher mit jeweils 1.000 l für den
Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage.“
Zudem haben Hugo Schmitz und Tilia den mehr als
40 Jahre alten Heizkessel durch einen effizienten Gas-
Brennwert-Kessel ersetzt und um eine Trinkwarmwasserbereitung
ergänzt, die exakt auf den Bedarf ausgelegt
ist. Das spart Ressourcen.
Neben Potenzialen bei Beleuchtung und Wärme
hatte die Auftaktanalyse der Partner unverhältnismäßig
hohe Energieverbräuche für die bereitgestellte Druckluftmenge
ergeben. Die Ursachen: Durch Leckagen ging
viel Druckluft verloren, außerdem war der Kompressor
ungünstig platziert. Zudem verursachte die Drucklufterzeugung
in der Werkhalle mit schmutzbelasteter und
warmer Ansaugluft einen hohen Wartungsaufwand des
Kompressors und drückte die Effizienz der Drucklufterzeugung.
Weil das Bestandsnetz teilweise unzugänglich war,
mussten die Partner das Druckluftnetz komplett neu
errichten. „Wir haben den Kompressor im Außenbereich
platziert, so dass er nun saubere und kühlere Luft
ansaugt“, so Pfeuffer. „Die Kombination aller Maßnahmen
führt dazu, dass sich die Investition innerhalb
weniger Jahre amortisiert.“
JAHRE
Familienunternehmen
STAHLHANDEL
BEWÄHRTE LÖSUNGEN
Bewehrungsstahl kann trotz Schutzwirkung durch hohe Alkalitätt des
Betons unter Umständen korrodieren, was zu schwer oder gar nicht
sanierbaren Bauschäden führen kann. Feuerverzinkung – der pe
rfe
ek-
te „Bewehrungshelfer“ gemäß DIN EN ISO 1461 mit DIBt-Zulassung.
Meh hr unter
www w.coatinc.com
Potenziale für die Zukunft
Um den Energieverbrauch künftig in Echtzeit überwachen
zu können, führten die Partner ein Tool ein, womit
sie Energiedaten auswerten und erfassen können. Außerdem
installierten sie Unterzähler für Strom und Erdgas.
Das System bildet Energieverbrauchsdaten fortlaufend
ab und zeichnet sie so auf, dass Hugo Schmitz die Daten
für das Energiecontrolling und energierelevante Kennzahlen,
zum Beispiel zur Zertifizierung nach DIN EN
50001 nutzen kann. Energieverbräuche und Kosten
kann das Unternehmen jetzt Produktionsbereichen und
Produkten zuordnen – und so weitere Einsparpotenziale
für die Zukunft identifizieren. 2
Die neue KASTOmiwin.
Die neue Doppelgehrungsbandsäge für
die wirtschaftliche Profilbearbeitung.
Bei Gerad- und beidseitigen Gehrungsschnitten überzeugt die
neue Hochleistungs-Bandsägebaureihe KASTOmiwin mit einem
Gehrungsbereich von -45 bis + 60 Grad. Zahlreiche Funktionen
wie ein elektrischer Sägevorschubantrieb, automatische elektronische
Bandarmverstellung und opitimierte Schnittzeiten
durch KASTOrespond sind Garant für Effizienz und Präzision.
Stahlreport 4|20
29
Überzeugen Sie sich auf
www.kasto.com
Messen
und Märkte
Messetermine
Verschobene/abgesagte Messen
und Termine – ein Überblick
wire und Tube
Neuer Termin:
07.–11.12.2020
Die Messe Düsseldorf hat auf die aktuellen Entwicklungen und die Ausbreitung des
Corona-Virus Anfang März die beiden internationalen Weltleitmessen der Draht-, Kabelund
Rohrindustrie, wire und Tube, auf den 7. bis 11. Dezember 2020 verschoben. Die
Messe Düsseldorf betonte in ihrer Pressemitteilung dass bestehende Verträge mit der
Messe Düsseldorf bleiben auch für den neuen Termin gültig sind. Auch bereits gekaufte
Besuchertickets behalten ebenfalls ihre Gültigkeit. Erwartet werden insgesamt rund
2.600 Aussteller in 15 Messehallen, die neueste Maschinen und Anlagen zur Draht- und
Rohrherstellung, Be- und Verarbeitung, Endprodukte, Produkte und Dienstleistungen präsentieren.
Weitere Informationen unter: www.tube.de
LogiMAT 2020
Neuer Termin:
09.–11.03.21
Die LogiMAT – 18. Internationale Fachmesse
für Intralogistik-Lösungen und
Prozessmanagement 2020 ist aufgrund
einer behördlichen Anordnung abgesagt
worden. Es konnte für 2020 kein Ersatztermin
gefunden werden, so dass die
nächste LogiMAT erst wieder im Frühjahr
2021 in Stuttgart stattfinden wird. Die
LogiMAT gibt einen Überblick für den
innerbetrieblichen Materialfluss und die
IT-Steuerung von der Beschaffung über
die Produktion bis zur Auslieferung.
Weitere Informationen unter:
www.logimat-messe.de
HANNOVER MESSE 2020 fällt aus
Neuer Termin:
12.–16.04.21
Die Hannover Messe, größte Industriemesse der Welt, fällt dieses Jahr wegen des Coronavirus
aus. Einreisebeschränkungen, Kontaktverbote und eine Verfügung der Region
Hannover machten die Ausrichtung unmöglich, teilte die Deutsche Messe mit.
Weitere Informationen: www.hannovermesse.de
Internationale
Eisenwarenmesse
Neuer Termin:
21.–24.02.21
Die für Anfang März
2020 in Köln geplante
Internationale Eisenwarenmesse
ist auf
Februar 2021 verschoben
worden. Der Veranstalter
hat damit auf die weltweite
Lage rund um das Auftreten des Corona-
Virus reagiert. Die Internationale Eisenwarenmesse
ist die weltweit wichtigste
Innovations- und Geschäftsplattform der
Hartwarenbranche.
Weitere Informationen unter:
www.eisenwarenmesse.de
CastForge auf Juni 2021 verschoben
Neuer Termin:
08.–10.06.2021
Die Messe Stuttgart verschiebt die Cast-
Forge 2020, Fachmesse für Guss- und
Schmiedeteile mit Bearbeitung. Vom 8.
bis 10. Juni 2021 trifft sich die Branche
auf dem Stuttgarter Messegelände, um
ihr Leistungsspektrum zu präsentieren.
Weitere Informationen unter:
www.castforge.de
METAV-Termin steht fest
Neuer Termin:
23.–26.03.21
Die METAV Internationale Messe für
Technologien der Metallbearbeitung
2020 ist auf den März 2021 verschoben
worden. Sie findet nunmehr vom 23. bis
26. März 2021 in Düsseldorf statt.
Weitere Informationen unter:
www.metav.de
METPACK 2020 verschoben
Neuer Termin:
23.–27.02.21
Die Weltleitmesse für Metallverpackungen
METPACK 2020 ist von Mai 2020
auf Februar 2021 verschoben worden.
Damit findet die internationale Fachmesse
für Metallverpackungen zeitgleich
mit der ebenfalls verschobenen interpack
statt.
30 Stahlreport 4|20
LASYS auf 2022
verschoben
Neuer Termin:
21.–23.06.22
Die nächste LASYS findet vom 21. bis
23. Juni 2022 auf dem Stuttgarter Messegelände
statt und fokussiert sich als
einzige internationale Fachmesse konsequent
auf Systemlösungen für die Laser-
Materialbearbeitung. Seit dem Messestart
im Jahr 2008 hat sie sich
erfolgreich als Anwenderplattform für
Laser-Systemlösungen und -Applikationen
etabliert. Branchen- und materialübergreifend
spricht die LASYS insbesondere
Entscheidungsträger aus der
internationalen Industrie an.
WTT-Expo 2020 erstmals am Standort Düsseldorf
Neuer Termin:
07.–09.12.2020
Industrielle Wärmerückgewinnung, Industriewärmetauscher und Wärmeträgertechnik-
Systeme stehen im Fokus der WTT-Expo, die vom 7. bis 9. Dezember 2020 zum ersten
Mal als Fachschau im Rahmen der Tube Düsseldorf stattfindet.
Weitere Informationen unter:
www.pp-publico.de sowie www.Tube.de
Weitere Informationen unter:
www.lasys-messe.de
MACH auf 2021 verschoben
Neuer Termin:
25.–28.01.21
Die ursprünglich für April angesetzte
MACH 2020, Internationale Fachmesse
für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnologie
in Birmingham ist auf Januar
2021 verschoben worden.
Weitere Informationen:
www.machexhibition.com
Control 2020 abgesagt
Neuer Termin:
04.–07.05.21
Die Messe Control 2020, Internationale
Fachmesse für Qualitätssicherung, die
jährlich in Stuttgart stattfindet, ist abgesagt.
Die nächste Control findet im Mai
2021 statt. Die Control ist eine international
wichtige Fachveranstaltung für alle
Themen rund um Visionstechnologie,
Bildverarbeitung, Sensortechnik sowie
Mess- und Prüftechnik.
Weitere Informationen:
www.control-messe.de
GRINDTEC
Neuer Termin:
10.–13.11.20
Die GrindTec 2020 Weltleitmesse für
Schleiftechnik findet nunmehr vom 10.
bis 13. November 2020 in der Messe
Augsburg statt. Der Veranstalter hatte
sich aufgrund der aktuellen Empfehlungen
des Robert Koch Instituts wegen der
Ausweitung des Coronavirus dazu entschlossen
die ursprünglich für März
2020 vorgesehene Messe in den November
2020 zu verschieben.
Weitere Informationen unter:
www.grindtec.de
PaintExpo
Neuer Termin:
12.–15.10.20
Die PaintExpo, Weltleitmesse für industrielle
Lackiertechnik, wird vom 12. bis
15. Oktober 2020 auf dem Messegelänge
Karlsruhe stattfinden. Der Veranstalter
FairFair GmbH hat die Messe, die
ursprünglich im April 2020 stattfinden
sollte, aufgrund der dynamischen Ausbreitung
des Coronavirus verschoben.
Weitere Informationen:
www.paintexpo.de
Verschiebung der KASTO-Jubiläumsfeier
Neuer Termin: N.N.
Aufgrund der aktuellen Entwicklung rund um das Coronavirus hat das Unternehmen
KASTO Maschinenbau GmbH & Co. KG sich dazu entschlossen ihre Jubiläumsveranstaltung
am 7. Mai 2020 auf unbestimmte Zeit zu verschieben. „Diese Entscheidung
ist uns äußerst schwergefallen. Jedoch ist es momentan nicht abzuschätzen, wie
sich die Situation in Deutschland und Europa weiterentwickelt – und wir möchten
weder unsere Mitarbeitenden noch unsere Gäste vermeidbaren Gefahren aussetzen.
Wir hoffen natürlich, dass sich die Lage zeitnah wieder entspannt und wir unsere Jubiläumsfeier
später im Jahr gemeinsam mit Ihnen nachholen können“, teilte Herr Armin
Stolzer Geschäftsführender Gesellschafter der KASTO Maschinenbau GmbH & Co. KG
mit.
Stahlreport 4|20
31
Messen
und Märkte
Messetermine
Alternativen zu
Messen und Co.
Innovationen in der Logistik
BVL.digital bietet Live-Webinare an
Das Live-Webinar „Herausforderungen
und Chancen für die Last-Mile-Logistik
der Zukunft“ am 28. April 2020 von 11:00
bis 12:00 Uhr beschäftigt sich mit den großen
Herausforderungen die die Logistiker
aufgrund von vollen Straßen, Umweltauflagen
und veränderte Kundenverhalten
bewältigen müssen.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit im Straßenverkehr
ist in den letzten Jahren gesunken,
was kürzlich die gemeinsame Studie
mit HERE Technologies gezeigt hat. Hinzu
kommt, lange Lieferfenster über mehrere
Stunden werden von Kunden nicht mehr
akzeptiert. Welche Herausforderungen sich
in der Last-Mile-Logistik außerdem abzeichnen,
welche Lösungsszenarien es gibt und
wie effektiv diese sind, wird in diesem
Webinar gezeigt.
Inhalte des Webinars:
1. Entwicklung im Verkehr und wie sich das
Kundenverhalten ändert
2. Welche Anforderungen sich daraus ergeben
für die Last-Mile-Logistik
3. Lösungsszenarien und Bericht aus der
Praxis
4. Fragen und Diskussion
Am 12. Mai 2020 von 11:00 bis 12:30 Uhr
findet das Webinar „Data Science und
Machine Learning in der Logistik“ statt.
Artificial Intelligence (AI) und Machine Learning
sind für viele Logistiker Zukunftsmusik,
doch warum noch warten? Bereits heute
lassen sich mittels moderner Tools, die Flut
an Daten managen und Prozesse optimieren.
In Zeiten des Fachkräftemangels können
AI Tools Mitarbeiter entlasten und Prozesse
effizienter gestalten. In diesem
Webinar erhalten Sie Einblicke in die spannenden
Felder der AI sowie des Machine
Learnings.
Inhalte des Webinars:
1. Einführung in AI & Machine Learning
2. Ihre Reise zu AI mit passenden Tools, die
schnelle Ergebnisse liefern
3. Live-Demos:
Datenaufbereitung & Forecasting
Watson Services/Watson Assistant
Logistik Use Case
4. Erfolgsgeschichten unserer Kunden
5. Fragen und Diskussion
Weitere Informationen, Programme und
Anmeldungen zu den Webinaren unter
www.bvl-digital.de/webinare
Neue Webinar-Termine
von 3M
Wissen bedeutet Sicherheit, gerade wenn
es um Tätigkeiten in herausfordernden
Arbeitsumgebungen geht. Deshalb setzt
3M die Webinar-Reihe für Sicherheitsbeauftragte
in Unternehmen fort.
Vorhandenes Fachwissen auffrischen
oder gezielte Fortbildungsmöglichkeiten
nutzen: In der Webinarreihe „3M Science
of Safety“ vermitteln 3M Arbeitsschutz-
Experten fundiertes Fachwissen in kompakter
Form – von der Auswahl der
geeigneten PSA über ihre richtige Pflege
bis zu spezifischen Themen wie Schweißer-Arbeitsplätzen
oder dem sicheren
Arbeiten in der Höhe. Die Teilnehmer
können live dabei sein, ohne ihren
Arbeitsplatz verlassen zu müssen. Zusätzlich
stehen die Webinare online zum späteren
Abruf bereit.
Nissen & Velten startet Podcast-Reihe
„Digitalisierung im Großhandel“ heißt die neue Podcast-Reihe von Nissen & Velten. Die
erste veröffentlichte Folge von „Digitalisierung im Großhandel“ trägt den Titel „ERP-Software
erfolgreich einführen“. Lutz Thielemann gibt im Gespräch mit Rainer Hill Tipps und
Anregungen und zeigt auf, welche „To Do’s“ und „Not To Do’s“ mittelständische Unternehmen
bei ihrem ERP-Projekt im Auge behalten sollten. Die zweite Folge wird sich mit Künstlicher
Intelligenz im ERP-System auseinandersetzen. Die erste Podcast-Folge ist bereits auf
der Website von Nissen & Velten verfügbar.
Weitere Informationen unter:
www.nissen-velten.de
Gegen das Messe-Vakuum
Als neue Möglichkeit, sich auch ohne Messen weiter zu vernetzen und auszutauschen
gehen neue Online-Formate an den Start, z.B. die neue Plattform industrial generation network
. Die von IBM Deutschland GmbH angebotene Plattform verspricht:
z nehmen Sie bereits vereinbarte Termine zum persönlichen Gespräch risikofrei wahr
z finden und kontaktieren Sie relevante Branchenexperten und Unternehmen auf der
Grundlage Ihres persönlichen Profilssammeln und vergleichen Sie zielgerichtet Informationen
zu Unternehmen und Produkten
Weitere Informationen unter:
www.industrial-generation.network
Kostenfreie Teilnahme per Web
Jede Veranstaltung dauert etwa eine
Stunde und ist kostenlos. Zur Teilnahme
ist lediglich ein Computer mit Internetverbindung
erforderlich. Im Anschluss an
den Vortragsteil beantworten die Referenten
weitere Fragen der Teilnehmer.
Die Termine im Überblick (Beginn jeweils
um 14 Uhr):
z 22. April 2020: Schweißen – Gefährdungen
und Wahl der PSA
z 20. Mai 2020: Dichtsitzprüfungen
z 24. Juni 2020: Arbeiten in der Höhe
z 23. September 2020: Erarbeiten eines
effektiven Programms zur Erhaltung des
Gehörs
z 21. Oktober 2020: Effektives Programm
für den Schutz von Kopf, Augen und
Gesicht
z 18. November 2020: Einsatz, Pflege und
Instandhaltung von PSA
32 Stahlreport 4|20
Alle neuen Messetermine auf einen Blick
12. bis 14. Mai 2020 JEC World, Verbundstoffmesse Paris
12. bis 15. Oktober 2020 PaintExpo, Weltleitmesse für industrielle Lackiertechnik Karlsruhe
10. bis 13. November 2020 GRINDTEC, Weltleitmesse für Schleiftechnik Augsburg
7. bis 9. Dezember 2020 WTT-Expo 2020, Fachschau für industrielle Wärmerückgewinnung, Düsseldorf
Industriewärmetauscher und Wärmeträgertechnik-Systeme
7. bis 11. Dezember 2020 wire und Tube, Internationale Fachmesse für Rohr, Röhren, Herstellung und Düsseldorf
Verarbeitung sowie Internationale Messe der Draht- und Kabelindustrie
25. bis 28. Januar 2021 MACH, Internationale Fachmesse für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnologie Birmingham
21. bis 24. Februar 2021 Internationale Eisenwarenmesse Köln
23. bis 27. Februar 2021 METPACK, Weltleitmesse für Metallverpackungen Essen
9. bis 11. März 2021 LogiMAT, Fachmesse für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement Stuttgart
23. bis 26. März 2021 METAV, Internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung Düsseldorf
12. bis 16. April 2021 Hannover Messe, Internationale Industriemesse Hannover
4. bis 7. Mai 2021 Control, Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung Stuttgart
8. bis 10. Juni 2021 CastForge, Fachmesse für Guss- und Schmiedeteile mit Bearbeitung Stuttgart
21. bis 23. Juni 2022 LASYS Fachmesse für Systemlösungen für die Laser-Materialbearbeitung Stuttgart
RICHTUNGSWEISEND
IN STAHL.
PARTNERSCHAFTLICH.
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TRANSPARENT.
Das Stahlkonzept der NORDWEST Handel AG
für den privaten mittelständischen Stahlhandel.
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Robert-Schuman-Straße 17 | 44263 Dortmund | Telefon +49 231 2222-4410 | info@stahlverbund-phoenix.com | www.stahlverbund-phoenix.com
Stahlreport 4|20 33
Messen
und Märkte
Bericht
Deutschland vor Rezession – umfangreicher Schutzschirm für die Wirtschaft
„Wir lassen niemanden alleine“
„Corona“ hat zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Stahlreport-
Ausgabe (Ende März 2020) nicht nur den Alltag in Deutschland,
Europa und vielen Ländern und Regionen weltweit weitgehend still
gelegt, sondern auch die Wirtschaft. Niemand kann derzeit verlässlich
prognostizieren, welche Auswirkungen diese Krise tatsächlich
hat. Klar ist aber, dass die Folgen schon jetzt gravierend sind. Viele
Wirtschaftsforscher rechnen für dieses Jahr mit einer tiefen Rezession.
Um die Auswirkungen abzufedern und angesichts dieser außergewöhnlichen
Situation haben die Bundesregierung sowie die administrativen
Institutionen der EU wirtschaftliche Hilfsmaßnahmen auf den
Weg gebracht, die ohne Beispiel sind. Ein Überblick.
Was sagen die Wirtschaftsforscher?
Derzeit sind Wirtschaftsforschungsinstitute damit beschäftigt,
die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft
zu prognostizieren und geeignete Maßnahmen zu empfehlen
– unter anderen das ifo Institut – Leibniz-Institut
für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.
V. und das IfW Kiel.
ifo Institut: Corona wird Deutschland Hunderte
von Milliarden Euro kosten
Das Coronavirus wird Deutschlands Wirtschaft Hunderte
von Milliarden Euro Produktionsausfälle bescheren, Kurzarbeit
und Arbeitslosigkeit in die Höhe schießen lassen
und den Staatshaushalt erheblich belasten. Zu diesem
Schluss kamen die Forscher des ifo Instituts Ende März.
„Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen,
was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der
letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist“, sagte ifo-
Präsident Clemens Fuest. „Je nach Szenario schrumpft
die Wirtschaft um 7,2 bis 20,6 %. Das entspricht Kosten
von 255 bis 729 Mrd. €.“
Ziel müsse es sein, die Teilschließung der Wirtschaft
zu verkürzen, ohne die Bekämpfung der Epidemie zu
beeinträchtigen. Es seien Strategien erforderlich, um eine
Wiederaufnahme der Produktion mit einer weiteren Eindämmung
der Epidemie zu verbinden.
Maßnahmen
ifo-Präsident Fuest formulierte mehrere Maßnahmen, um
den negativen Auswirkungen etwas entgegenzusetzen.
z selbstständige sowie kleine und mittlere Unternehmen
sollten einige Monate keine Steuern zahlen müssen
z Zusätzliche Hilfen für Beschäftigte, die ihr Einkommen
verlieren
z Liquiditätshilfen und staatliche Garantien
z Regeln des Insolvenzrechts vorübergehend lockern
z Bankenaufsicht sollte Spielräume der Banken vorüber-
gehend erweitern, um Dominoeffekt durch Kreditausfälle
zu vermeiden
z hoch verschuldete Länder konsequent stützen
IfW Kiel: Deutsches BIP dürfte 2020
zwischen 4,5 und 9 % einbrechen
Das IfW Kiel geht in seinen Konjunkturberechnungen
von zwei Szenarien aus: einen „Lockdown“ der deutschen
Wirtschaft einmal bis Ende April, einmal bis Ende Juli,
mit anschließender Erholung der Wirtschaft zurück auf
das vorherige Niveau.
Demzufolge fällt das deutsche Bruttoinlandsprodukt
(BIP) in diesem Jahr um 4,5 %, sofern die derzeitige Stresssituation
bis Ende April andauert und sich dann ab Mai
allmählich entspannt. Dies wäre ein Rückgang der Wertschöpfung
von 150 Mrd. €. Setzt die Erholung erst drei
Monate später im August ein, würde das deutsche BIP
um 8,7 % fallen, prognostiziert das Institut.
Wie sich die Krise tatsächlich auswirkt sei davon
abhängig, ob die dämpfenden Maßnahmen ab Mai allmählich
nachlassen, und die Corona-bedingten Produktionsausfälle
binnen sechs Monaten abklingen, oder ob
die Erholung erst später im August einsetzt und die Produktion
in den verschiedenen Branchen erst zu Beginn
des kommenden Jahres auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehre.
Aufgrund der weltweiten Belastung der Konjunktur
sei mit keinen nennenswerten Nachholeffekten im weiteren
Jahresverlauf zu rechnen, so das Institut – auch wenn
dafür freie Kapazitäten verfügbar wären.
Schutzschirm für Unternehmen
Die Bundesregierung mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz
und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat angesichts
der außergewöhnlichen Situation eine Reihe von
Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die wirtschaftlichen
Auswirkungen der Corona-Krise abzufedern. Ein klares
34 Stahlreport 4|20
„Für Kreditzusagen der KfW gibt
es keine Grenze nach oben. Das ist
die Bazooka, nach Kleinwaffen
schauen wir später.“
Olaf Scholz, Bundesfinanzminister, am 13. März 2020
Signal, das zugleich das Ausmaß der Krise zeigt, ist dabei
die Aufstockung der KfW-Kreditprogramme um 20 Mrd. €,
dazu kommen grundsätzlich im Bundeshaushalt zur Verfügung
stehende Garantien von 550 Mrd. €. Zum Vergleich:
In der Finanzkrise 2008/2009 hatte die Regierung 480
Mrd. € für die Bankenrettung bereitgestellt.
Bundeswirtschaftsminister Altmaier hat weiter einen
Drei-Stufen-Plan vorgelegt. Auf Stufe Eins greifen bislang
z finanzielle Soforthilfen für Kleinstunternehmen und
Soloselbstständige
z Ausweitung des Kurzarbeitergelds
z Liquiditätshilfen
z Steuerstundung
Werden die wirtschaftlichen Folgen des Virus gravierender,
könnten Kredite flexibler gestaltet und um weitere Milliarden
aufgestockt werden. Auf der dritten Stufe sollen
Konjunkturprogramme im großen Stil Unternehmen helfen,
die wegen des Corona-Virus ihre Produktion aufgrund
unterbrochener Lieferketten einstellen müssen und Insolvenzen
drohen.
Corona und Stahl
Die Corona-Krise wirkt sich massiv auch auf die Stahllieferketten
aus. Stahlhersteller in ganz Europa reagieren
mit Produktionskürzungen bis hin zu Werksschließungen.
So hat Arcelormittal Mitte März angekündigt, die Produktion
an den europäischen Flachstahlstandorten zu reduzieren.
Konkret betroffen sind in Deutschland MBI Stahl
Aktuell zufolge die Standorte Bremen, Bottrop sowie Eisenhüttenstadt.
Bei voestalpine ist durch „massive Kapazitätsreduktionen
bzw. laufende Produktionsstillstände in der Automobil-,
Luftfahrt-, Maschinenbau- sowie in der Öl- und
Gasindustrie“ die Nachfrage in den wichtigsten Kundensegmenten
innerhalb weniger Tage eingebrochen, wie
der Konzern Ende März meldete. Um der Situation Rechnung
zu tragen und Arbeitsplätze so gut wie möglich abzu-
sichern, hat der Stahlhersteller in rund 50 europäischen
Konzerngesellschaften Kurzarbeit angemeldet (neben
Österreich u.a. in Deutschland, Belgien und Frankreich).
thyssenkrupp meldet, dass wegen der COVID-19 Pandemie
eine verlässliche Einschätzung der Geschäftsentwicklung
des Geschäftsjahrs 2019/2020 derzeit nicht
möglich sei. Der Prognosebericht für den Konzern für das
Geschäftsjahr 2019/2020, den der Konzern im Geschäftsbericht
für das vergangene Geschäftsjahr veröffentlicht
hatte, werde nicht länger aufrecht erhalten. Ebenso äußerte
sich die Salzgitter AG.
Auch die beiden saarländischen Hersteller Dillinger
und Saarstahl haben ihre Produktion gedrosselt. Einige
der Produktionsbereiche und Aggregate – wie Hochofen
und Kokerei – werden, weil sie aus technischen Gründen
im Warmzustand und funktionsfähig gehalten werden
müssen, „an der technisch möglichen Grenze betrieben“.
Zum Gesamtbild gehört aber auch, dass viele Stahl
verarbeitende Unternehmen unter erschwerten Bedingungen,
so gut es geht und unter starken Vorsichtsmaßnahmen
weiterarbeiten. Zu einem wie in Italien Mitte
März verkündeten nahezu kompletten „Lockdown“ auch
industrieller Betriebe, soweit sie für die unmittelbare Versorgung
keine Rolle spielen, ist es in Deutschland bislang
noch nicht gekommen. 2
Info
Da sich in der Corona-Krise derzeit täglich neue Entwicklungen ergeben,
können die hier zusammengestellten Informationen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
oder kurz darauf bereits veraltet sein. Wir haben uns dennoch
entschlossen, COVID-19 und seine wirtschaftlichen Auswirkungen zu
thematisieren, da die Pandemie derzeit ein so beherrschendes Thema ist,
dass nicht darauf einzugehen für uns keine Alternative war. Wir haben versucht,
nur solche Informationen aufzunehmen, die eine gewisse Halbwertszeit
zu bieten scheinen und die Situation aus längerfristigem Blickwinkel
betrachten.
Weitere Infos zu Krediten & Hilfsprogrammen:
KfW: bit.ly/infokfwkredite; Business Insider: bit.ly/businessinsiderinfo
Stahlreport 4|20
35
Messen
und Märkte
Bericht
Fehlende Aufträge durch Umstellung auf Elektrofahrzeuge
Werkzeugbau vor großen Herausforderungen
In vielen Werkzeugbauten, insbesondere in der Zuliefererkette Automobil, spitzt sich die wirtschaftliche Situation zu,
weil die Neuaufträge teilweise schon seit einem Dreivierteljahr zunehmend ausbleiben. Das sagte Volker Schäfer,
neuer stellvertretender Vorsitzender des Fachverbands Werkzeugbau des Verbands Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau e.V. (VDMA). Viele Unternehmen hätten bereits mit der Freisetzung hochqualifizierter Facharbeiter
begonnen, die Anzahl der Insolvenzen und Übernahmen stiegen. Es drohe ein Dominoeffekt, wenn diese
Schlüsselbranche für die industrielle Serienproduktion nicht bald wieder auskömmliche Aufträge erhält, warnte Schäfer.
Alfred Zedtwitz, VDMA: Herr
Schäfer, Sie vertreten im Vorstand
des VDMA Werkzeugbau seit Dezember
2019 die Stanz- und Umformtechnik.
Wie ist die aktuelle Situation
in dieser Teilbranche?
Volker Schäfer: Unterschiedlich:
Im Kundensegment Automobil, zu
dem auch mein Unternehmen Kuhn
& Möhrlein gehört, ist es fünf vor
Zwölf. Seit etwa einem Jahr laufen
die Unternehmen leer, weil die Kunden
in der Umbruchphase, aufgrund
der Unsicherheit der zukünftigen
Richtung im Automobilbau, keine
Aufträge bei ihnen platzieren.
Es ist fünf vor Zwölf in
manchen Unternehmen
Die Anfragetätigkeit ist ebenfalls
extrem zurückgegangen. Anderen
Kundensegmenten, die nicht direkt
oder indirekt an der Automobilindustrie
hängen, geht es zum Glück
noch besser, aber auch sie spüren
teilweise schon den allgemeinen
Wirtschaftsabschwung in ihren Auftragsbüchern
und den Preisverfall.
Auch den Teilelieferanten für die
Fahrzeugproduktion geht es nicht
mehr gut. Deshalb gibt es bereits
von Tier-1-Kunden den Versuch, sich
beim Werkzeugbau Liquidität zu
besorgen. So etwas ist allerdings
zum Scheitern verurteilt, denn einem
nackten Mann kann man nicht in
die Tasche greifen, will sagen, die
meisten Werkzeughersteller sind
bereits am Ende ihrer eigenen Liquidität
angelangt und müssen demnächst
mit Entlassung beginnen,
bzw. haben schon in erheblichem
Umfang Personal abgebaut. Das hat
allerdings dramatische Auswirkungen
auf ihre zukünftige Lieferfähigkeit
und Wettbewerbsfähigkeit am
Weltmarkt.
Es kommen doch weiterhin neue
Fahrzeuge auf den europäischen
Markt, so dass die Autohersteller
eigentlich auch neue Werkzeuge
benötigen müssten. Was verändert
sich da gerade?
Ihren Ankündigungen entsprechend
wollen die meisten Autohersteller
in den nächsten Jahren mit neuen,
teilweise elektrisch oder hybrid
angetriebenen Fahrzeugen auf den
europäischen Markt kommen und
diese auch in Europa produzieren.
Die Durststrecke ist lang,
für einige wahrscheinlich
zu lang
Dann werden auch wieder Werkzeuge
gebraucht – doch die „Durststrecke“
ist sehr lang, für einige Firmen
wahrscheinlich zu lang.
Damit wird die strategische Bedeutung
des Werkzeugbaus verkannt,
denn wie sagt es Bob Williamson, der
Präsident des Werkzeugweltverbands
ISTMA immer wieder so schön: „Es
gibt keine Serienproduktion ohne
Werkzeugbau!“ Er kommt aus Südafrika,
wo in den letzten Jahren mit
viel Geld und Mühe der Werkzeugbau
als Schlüsselbranche für die heimische
Industrieproduktion neu aufgebaut
worden ist.
Wie lange können die Werkzeugbauten
den aktuellen Zustand noch überleben?
Wird es in absehbarer Zeit zu
einem regelrechten Werkzeugbausterben
kommen, wenn die Kunden
ihre Bestellungen noch weiter herauszögern?
Uns läuft tatsächlich gerade die Zeit
davon. Wir müssen leider davon ausgehen,
dass den meisten Unternehmen
in den kommenden drei Monaten
die Liquidität knapp wird und einzelne
deutsche Unternehmen unwiederbringlich
vom Markt verschwinden.
Danach werden die Kunden sich
woanders in der Welt nach Karosseriewerkzeugen
umsehen müssen.
Weiterhin ist mit dem Verlust des
jahrzehntelang aufgebauten Knowhows
der Branche zu rechnen, das
bis heute noch eine extrem hohe
Werkzeugqualität und die mit den
Werkzeugen produzierte Teilequalität
garantiert.
36 Stahlreport 4|20
Wo werden die Autohersteller dann
in Zukunft ihre Werkzeuge beziehen,
wenn es keine ausreichende Kapazität
in Deutschland/Europa mehr gibt?
In China existieren bereits staatlich
subventionierte, vollautomatisierte
Werkzeugfabriken, die in den letzten
Jahren zunehmend mit heftigen Preiskämpfen
die europäischen Werkzeugbauten
in arge Bedrängnis gebracht
haben. Dort entsteht gerade eine
marktmächtige Werkzeugbaubranche,
in deren Abhängigkeit unsere
Kunden gelangen könnten.
Es spricht nichts
gegen Wettbewerb –
wenn er fair ist
Im Grunde spricht nichts gegen Wettbewerb
– und wenn dieser fair ist,
dann stellen wir uns diesem auch
gerne mit unseren hervorragenden
Produkten.
Bezüglich China habe ich da aber
so meine Bedenken ob der Fairness.
Wir fordern ein Level-playing-field!
Gefährlich für den Standort
Deutschland und Europa ist auch,
dass der politische Einfluss der chinesischen
Regierung auf solche teilstaatlichen
Unternehmen nicht zu
unterschätzen sein dürfte. Und ich
kann mir gut vorstellen, dass ausländische
Konkurrenten der chinesischen
Fahrzeughersteller als B-Kunden
hinter der chinesischen
Konkurrenz rangieren. Daher ist zu
befürchten, dass die europäischen
Fahrzeughersteller heftige Wettbewerbsnachteile
auf dem Weltmarkt
in allen Fahrzeugsegmenten – auch
in der Oberklasse! – haben werden.
Das hätte gegebenenfalls Folgen für
andere automobilnahe Arbeitsplätze.
Sind die chinesischen Werk zeug -
(bau)fabriken den deutschen Werkzeugbauten
überlegen und bieten den
Kunden einen Mehrwert?
Bislang sind die Werkzeuge aus ihrer
Fertigung in technischer Hinsicht
noch nicht ganz auf unserem Niveau.
Aber die chinesische Konkurrenz hat
– auch auf Grund ihrer staatlichen
Alimentierung – einen wesentlich
längeren Atem als unsere mittelständischen
Unternehmen und mittlerweile
aufgrund ihres hohen Automa-
tisierungsgrads und der niedrigen
Löhne Kostenvorteile.
Werkzeugbau ist in
China Teil der
staatlichen Strategie
Hierzu muss man wissen, dass Werkzeugbau
in China Teil einer zentralen,
staatlichen Strategie ist, um die eigene
Industrieproduktion und deren Stellung
auf dem Weltmarkt zu fördern.
Und wenn die chinesischen Werkzeugbauten
erst einmal ausreichend
Marktmacht aufgebaut haben, könnten
die Preise nach oben korrigiert
werden. Das haben wir in anderen
Bereichen der Industrie bereits häufig
erlebt, insbesondere dann, wenn
keine Wettbewerber mehr lieferfähig
sind.
Was können die deutschen/europäischen
Werkzeugbauten und ihre Kunden
in der aktuellen Situation tun,
um das schlimmste noch abzuwenden?
Wir müssen noch wettbewerbsfähiger
werden, innovativer werden, stärker
automatisieren – uns hier durchaus
China zum Vorbild nehmen – und
dann auf einem fairen Markt mit unseren
Produkten weltweit die Kunden
überzeugen.
Wir müssen wettbewerbsfähiger
werden, aber
kurzfristig geht es um
Liquidität
Entwicklung des Werkzeugbaus 2019
Die Produktion der Werkzeugbauten ist 2019 im Schnitt um rund 8 %
gesunken. Allerdings dürfe man dem ermittelten Durchschnitt nicht
trauen, denn viele Unternehmen, die überwiegend in die Automobilbranche
liefern, kämpften aktuell ums Überleben, sagte Marco Schülken, Vorsitzender
VDMA Werkzeugbau im Januar.
Weltweit entwickelten sich die Umsätze im Projektgeschäft mit der Automobilindustrie,
dem Maschinenbau und der Luftfahrtindustrie 2019 negativ.
Selbst aus dem Bereich der Medizintechnik meldet die Branche
leichte Absatzrückgänge und die Kunststoffindustrie ist ähnlich wie die
Automobilindustrie in einem Umbruch.
Kurzfristig benötigen wir Liquidität
– bevorzugt durch private Investoren
und Banken – und Instrumente wie
die Kurzarbeit, um Zeiten knapper
Aufträge zu überbrücken. Hier brauchen
wir auch die Unterstützung der
Politik. Nur gemeinsam sind wir stark!
Unterstützung der Politik
ist gefragt
Jeder Unternehmer und Entscheider
muss seine Wahlkreiskandidaten aller
Parteien persönlich darauf aufmerksam
machen, dass wir im Begriff sind,
nicht nur eine Schlüsselindustrie für
unsere Industrieproduktion zu verlieren,
sondern dass dies auch zu
einem Dominoeffekt führen kann, der
viele weitere hochqualifizierte
Arbeitsplätze in der automobilnahen
Industrie gefährdet.
Außerdem haben wir im VDMA
die Initiative Fairness+ gestartet, die
allen Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette
vom Werkzeug bis
zum Endprodukt als Plattform für
eine partnerschaftliche Zusammenarbeit
offensteht. Deshalb fordere ich
alle Ausrüster, Teileproduzenten und
Kunden auf, unserer Initiative beizutreten
und auf Basis der dort formulierten
Werte und Maßnahmen
gemeinsam ihre Wettbewerbsfähigkeit
am Weltmarkt auszubauen. Denn
es muss allen Entscheidern von Autoherstellern
und ihren System- sowie
Komponenten-Lieferanten klar sein,
dass sie hier in Europa nur in einer
echten Partnerschaft auf Augenhöhe
überhaupt eine Chance haben,
gemeinsam mit den Werkzeugbauten
zu überleben.“
Das Interview führte Alfred Zedtwitz,
Referent Werkzeug- und Formenbau
sowie Kommunikation, Betriebswirtschaft
und Volkswirtschaft des Fachverbands
Präzisionswerkzeuge im
VDMA, Anfang März.
Stahlreport 4|20
37
Messen
und Märkte
Bericht
ELG Haniel setzt auf Zahlungsplattform TIS
International zahlen per Cloud
ELG Haniel, weltweit agierendes Unternehmen für Handel, Aufbereitung und Recycling von Rohstoffen
für die Edelstahlindustrie sowie Hochleistungswerkstoffen, hat die cloudbasierte Zahlungsverkehrsplattform
von TIS eingeführt. Zahlungsverkehr und Bankkontenmanagement über seine 50 Standorte
weltweit kann ELG damit zentral als Payment Factory administrieren.
[ Kontakt]
Treasury Intelligence
Solutions
GmbH
69190 Walldorf
+49 6227 698240
www.tis.biz
Um seinen internationalen
Zahlungsverkehr zu organisieren,
arbeitete ELG zuvor mit einem externen
Softwareanbieter zusammen.
Dieser hatte jedoch insbesondere
mit der Bereitstellung der für den
internationalen Zahlungsverkehr
erforderlichen Zahlungsformate Probleme.
Die IT- und Treasury-Abteilungen
der ELG mussten die fehlenden
Formate in der Folge selbst
entwickeln.
Partner für internationalen
Zahlungsverkehr
„Nach zwei Jahren entschieden wir
uns daher, auf die Cloud-Plattform
der TIS zu wechseln“, erklärt Christian
Riha, Head of Treasury bei ELG.
„TIS ist der beste Partner für Unternehmen
mit einem breitgefächerten
internationalen Zahlungsverkehr.“
Mit ihrer nahtlosen ERP-Integration,
der breiten Bankkonnektivität
sowie einer umfangreichen Bibliothek
von Zahlungsformaten bot die
Treasury Intelligence Solutions
GmbH dem Unternehmen die für
seine Zwecke bestgeeignete Lösung.
Erworben wurde ein Komplettpaket
aus Bank Account Manager, Bank
Transaction Manager, Bank Statement
Manager und Business Discovery
Manager.
ERP-Systeme
und Banken vernetzt
Die neue Lösung verbindet verschiedene
ERP-Systeme mit 85 Konten
bei 32 Banken weltweit und leitet
Zahlungen an diese weiter. So kann
ELG Haniel über die neue Zahlungsplattform
seine Bankkommunikation,
Kontoauszüge und Zahlungen
zentral organisieren, und dies weltweit
mit allen Finanzinstituten vom
Single-Point-ofContact aus.
Jörg Wiemer, CEO und Mitgründer
der TIS: „Wir sehen immer wieder,
wie vor allem große Unternehmen
mit einem stark internationalen
Fokus vom Einsatz unserer Lösung
profitieren. Diese haben in der Regel
sehr komplexe Anforderungen an
ihren Zahlungsverkehr, denen wir
mit unserer Cloud-Plattform am besten
begegnen. Die hohe Zahl an DAX-
Unternehmen, die mittlerweile damit
arbeiten, sowie die Verbreitung im
Mittelstand spricht für sich.“ 2
Über TIS
Die TIS (Treasury Intelligence
Solutions GmbH), 2010 in Walldorf
gegründet, ist ein weltweit
agierendes Unternehmen für das
Management von Corporate Payments,
das von der Financial
Times 2019 und 2020 als eine
von „Europe’s Fastest Growing
Companies“ ausgezeichnet
wurde. Die TIS-Lösung wird als
Software-as-a-Service (SaaS)
angeboten und ist eine umfassende,
hoch skalierbare Cloud-
Plattform für unternehmensweite
Zahlungen und Cash
Management. Die TIS-Lösung
werde seit vielen Jahren in großen
und mittelständischen
Unternehmen wie Adecco
Group, Hugo Boss, Fresenius,
Fugro, Lanxess, OSRAM und
QIAGEN erfolgreich eingesetzt
38 Stahlreport 4|20
BDS
XXXXX Berufsbildung A XXXXX
Start des neuen Jahrgangs 2020
Anmelden zur Karrierechance
bis 30. April 2020!
BDS-Fernstudium Betriebswirt/in 2020 startet im Juli
Fernstudieren trotz Corona
Im Juli 2020 startet der neue Jahrgang des BDS-Fernstudiums
Betriebswirt/in Stahlhandel (BDS). Das Fernstudium bietet angehenden
Führungskräften in der Stahldistribution die Möglichkeit,
sich für kommende Aufgaben mit einem in der Branche anerkannten
und etablierten Abschluss zu qualifizieren. Anmeldungen für den
Jahrgang 2020 sind noch bis Ende April möglich. Vom technischen
Ablauf ist das Fernstudium so konzipiert, dass es trotz Corona starten
kann, falls auch im Juli immer noch Einschränkungen bestehen.
Es ist wegen
der Corona-Pandemie
gerade alles unklar.
Kann ich mich jetzt
zum Fernstudium
anmelden?
Beate Wynands:
Selbstverständlich
dürfen Sie sich weiterhin
zum Fernstudium
anmelden. Wir
planen den Start des
neuen Jahrgangs zum
01.07.2020.
Was passiert, wenn
die Einschränkungen
weiter anhalten?
Startet das Fernstudium dann
überhaupt?
Das ist der Vorteil eines Fernstudiums
– lernen, wann und wo Sie wollen.
Unsere Studierenden nutzen die Lernplattform
OpenOLAT, um an die Studienmodule
zu gelangen und Aufgaben
zu bearbeiten. Die aktuelle Situation
schränkt nicht die Nutzung unserer
Lernplattform ein! Voraussetzung für
den Beginn eines neuen Jahrgangs ist
lediglich die Mindestteilnehmerzahl:
Wenn uns bis zum 30.04.2020 zehn
bestätigte Anmeldungen vorliegen,
können wir mit Ihnen gemeinsam im
Juli 2020 starten.
Beate Wynands, Referentin Berufsbildung
beim BDS, zu aktuellen
Fragen rund um den Start des
BDS-Fernstudiums im Juli.
fernstudium
Betriebswirt
Stahlhandel (BDS)
Was ist mit der
Auftaktveranstaltung.
Die kann
doch sicher nicht
stattfinden?
Wir gehen zu diesem
Zeitpunkt davon aus,
dass die Auftaktveranstaltung
als Präsenzseminar
vom
05.-07.07.2020 in
Düsseldorf stattfinden
kann. Sollte dies
nicht der Fall sein,
so werden wir
Anfang Juli eine Einführung
in das Fernstudium
als Online-
Seminar in verkürzter Form anbieten.
Wie komme ich eigentlich an alle
Unterlagen und Informationen, wenn
ich als Fernstudent angemeldet bin?
Die Bereitstellung der Inhalte sowie
die Bearbeitung und Bewertung der
gestellten Aufgaben erfolgt seit drei
Jahren über die elektronische Lernplattform
OpenOLAT. Darüber hinaus
bieten wir Video-Vorlesungen zur Wissensvertiefung
an, die sich die Studierenden
je nach Bedarf anschauen können.
Auch alle Informationen, die die
Organisation des Fernstudiums betreffen,
finden Sie dort. 2
Betriebswirt Stahlhandel (BDS)
Das BDS-Fernstudium – bewährt seit 25 Jahren
Der BDS bietet das berufsbegleitende Fernstudium seit
25 Jahren an. Mehr als 500 Absolventen/-innen haben
bereits gezeigt, dass Karriere im Stahlgroßhandel auf der
Basis einer Dualen Ausbildung mit einem Fernstudium für
höhere Aufgaben qualifiziert. Zahlreiche Absolventen
übernehmen heute verantwortungsvolle Positionen im
Stahlhandel.
Ablauf
z Dauer 3 Jahre. Start: 5.7. bis 7.7.2020 in Düsseldorf
z Im Rahmen des Fernstudiums werden 5 Präsenzphasen
mit insgesamt rund 20 Tagen absolviert, die aus
Seminaren und Prüfungen bestehen.
z Die Wissensvermittlung in den drei Fach bereichen
Technik, Wirtschaft und Methoden erfolgt über 50 Studienmodule.
z Der Lernerfolg muss im Rahmen von drei Prüfungen
(je schriftlich und mündlich) sowie in Form einer
Studienarbeit nach gewiesen werden.
Voraussetzungen
z mindestens eine abgeschlossene Berufs ausbildung
z zum Zeitpunkt der Abschlussprüfung min destens fünf
Jahre Berufspraxis inkl. Aus bildungszeit
z studienbegleitende Berufstätigkeit in der Branche
z internetfähiger Arbeits-/Lernplatz
z Nachweis der Ausbildereignungsprüfung zum Zeitpunkt
der Abschlussprüfung
Kosten:
ab 15.510,00 € (Mitgliedsunternehmen; exkl. Reise-, Verpflegungs-
und Unterbrin gungskosten der Präsenzphasen)
Alternative zum Hochschulstudium
z Unternehmen müssen auf studierende Mitarbeiter nicht
verzichten. Sie arbeiten parallel zum Lernen weiter.
z Fortbestehende Arbeitsverhältnisse und Einkommen
sind Vorteile für Unternehmen und Studierende.
z Der hohe Praxisbezug im Großhandel sichert eine
optimale Qualifikation für alle Beteiligten und hält
den Theorieanteil in sinnvollen Grenzen.
Ziele und Inhalte
z Technik – insbesondere Werkstoff- und Produktkunde
z Wirtschaft – kaufmännische Fähigkeiten und
Führungsfähigkeit
z Methoden – Selbst- und Sozialkompetenz
Ziel des Fernstudiums ist die Befähigung zur Lösung
von neuen komplexen Aufgaben und die eigenverantwortliche
Steuerung von Prozessen.
Studienbeginn: 05.07.2020 · Weitere Infos und Anmeldung
unter: www. stahlhandel.com/fernstudium oder
bei BDS-Referentin Berufsbildung, Beate Wynands,
Tel. +49 211 86497-0, wynands-bds@stahlhandel.com
Stahlreport 4|20
39
Wie
Tel
ww
BDS
XXXXX Research A XXXXX
Neueste Zahlen aus dem Bereich Research
Als die Welt in Europa
scheinbar noch in Ordnung war
Nach Mengenzuwächsen in drei aufeinanderfolgenden Jahren ließ die Stahlnachfrage im Jahr 2019 nach. In fast jedem
Monat des Jahres 2019 wurden Mengenrückgänge im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet. Einzig der September
brachte etwas mehr Volumen. Ursächlich für diese Entwicklung war eine weltweite konjunkturelle Eintrübung flankiert
von immer weiter zunehmenden Handelshemmnissen. Besonders die deutsche Automobilindustrie, aber auch der
Maschinenbau waren spürbar betroffen. Gut beschäftigt waren weiterhin die baunahen Wirtschaftszweige. Der Start ins
Jahr 2020 war für die deutsche Stahldistribution hingegen recht vielversprechend.
Foto: privat
Jörg Feger, Bereichsleiter
Research im
Bundesverband
Deutscher Stahlhandel
(BDS), berichtet
zusammenfassend
angesichts der ihm
bis einschließlich
Januar 2019 vorliegenden
Zahlen.
Fragen zu den
genannten
statistischen Größen
beantwortet im
Bundesverband
Deutscher Stahl -
handel (BDS) Jörg
Feger, Bereichsleiter
Research:
Feger-BDS@stahlhandel.com
Die Stimmung in der Wirtschaft
hatte sich zum Jahresbeginn 2020
etwas aufgehellt. Man hatte den Eindruck,
gewisse Nachholeffekte vom
Jahresende 2019 beflügelten das
Geschäft zum Jahresstart 2020.
Lagerabsatz
Schon der Start in das Jahr 2019 verlief
für die deutsche Stahldistribution mengenmäßig
verhalten. Im ersten Quartal
wurde mit durchschnittlich 930.000 t
Lagerabsatz bei Walzstahlfertigerzeugnissen
der Vorjahreswert um gut 4 %
unterschritten. Mit 6 % fiel das Minus
im zweiten Quartal noch etwas höher
aus. Durchschnittlich 910.000 t wurden
geliefert.
Das stärkste Quartal war das dritte.
Hier wurde mit 945.000 t Monatsschnitt
fast der Wert des Vorjahresquartals
erreicht. Dafür verlief das
vierte Quartal dann wieder schwächer.
Mit durchschnittlich 785.000 t lag der
monatliche Lagerabsatz über 6 % unter
dem Wert der vergleichbaren Periode
aus dem Jahr 2018.
Insgesamt wurden im Jahr 2019
10,7 Mio. t Walzstahlfertigerzeugnisse
abgesetzt. Dies sind 4,3 % weniger als
im Vorjahr. Besonders der Absatz von
Flachprodukten und Stabstahl zeigte
sich schwächer. Als einziges Produkt
konnte der Betonstahl weiter zulegen.
Der Jahresauftakt 2020 hingegen
verlief recht dynamisch. Im Januar
wurden 975.000 t Walzstahlfertigerzeugnisse
abgesetzt. Dies entspricht
einem Plus von 2,4 % im Vergleich
zum Januar 2019. Ursächlich war hier-
für unter anderem die niedrige
Bestandslage in Händler- und Verarbeiterlagern
zum Jahreswechsel. Zulegen
konnte baukonjunktur- und witterungsbedingt
einmal mehr der
Betonstahl. Auch bei Trägern war der
Absatz ordentlich. Schwächer verlief
hingegen das Geschäft bei Stabstahl
und warmgewalzten Blechen. Oberflächenveredelte
Bleche lagen hingegen
deutlich im Plus.
Lagerbestand
Im Dezember 2018 beliefen sie sich
die bundesweiten Lagerbestände auf
2,22 Mio. t. Zwischen Januar und März
2019 erfolgte der übliche Lageraufbau.
Im April und Mai wurden nur noch
geringe Mengen aufgebaut. Im Juni
und Juli konnte dann ein leichter Rückgang
der Bestände beobachtet werden.
Im August wurden die Bestände spürbar
zurückgefahren. Dieser Trend
setzte sich bis zum Jahresende fort.
Ende Dezember 2019 wurden 2,03
Mio. t Bestand gemeldet. Dies ist der
niedrigste Jahresendbestand seit dem
Jahr 1996. Im Januar 2020 erfolgte ein
moderater Bestandsaufbau, der bei
allen Produktgruppen zu beobachten
war. Zum 31. Januar 2020 wurde ein
Gesamtbestand von 2,11 Mio. t gemeldet.
Dies sind knapp 12 % weniger als
im Januar 2019.
Lagerreichweite
Die durchschnittliche Lagerreichweite
bei Walzstahlfertigerzeugnissen lag
im Jahr 2019 bei 2,7 Monaten bzw. 81
Tagen. Damit lag die Reichweite in
etwa auf dem Niveau des Vorjahrs. Im
Januar 2020 lag die Lagerreichweite
bei guten Absätzen und immer noch
geringen Beständen bei niedrigen 2,2
Monaten bzw. 66 Tagen (vgl. Abbildung
1).
Lagerverkaufspreise
Den Angaben des BDS-Marktinformationsverfahrens
für durchschnittliche
Verkaufspreise im kleinlosigen Bereich
zufolge konnten in den ersten beiden
Monaten des Jahres 2018 bei fast allen
Produkten Preissteigerungen festgestellt
werden. Zwischen März und Mai
des vergangenen Jahres gestaltete sich
das Bild differenzierter. Große Veränderungen
wurden dabei jedoch nicht
festgestellt.
In den Monaten Juni bis September
2018 waren die Preise bei fast allen
Produkten wieder im Aufwärtstrend.
Der Oktober, November und Dezember
zeigten sich uneinheitlich. Mitunter
wurden auch sinkende Preise beobachtet.
In den meisten Monaten des
Jahres 2019 gaben die Preise bei
nahezu allen Produkten nach. Diese
Rückgänge waren bei Rohren und den
meisten Flachprodukten ausgeprägter
als bei Langprodukten. Gegen Ende
des Jahres konnten vereinzelt auch
wieder leichte Preissteigerungen festgestellt
werden.
Diese leicht positive Tendenz setzte
sich am Anfang des Jahres 2020 fort.
Vor allem im Februar konnte ein leichter
Preisaufbau festgestellt werden, der
sich über alle Produktgruppen er -
streckte (vgl. Abbildungen 2 und 3). 2
40 Stahlreport 4|20
Quelle: Statistisches Bundesamt/BDS
Lagerabsatz und Lagerreichweite der Stahldistribution Abb. 1
140
120
100
80
60
40
20
0
n Absatzindex (2007 = 100)
89
Ø
2015
90
Ø
2016
97
Ø
2017
94
Ø
2018
90
78 78 75 81 81
Ø
2019
n Lagerreichweite in Tagen
95
100
91 93 93 93
85 90 94 94
89
98
200
180
160
140
120
100
54
80
75 81 81 81 78 87 72 78 72 72 72 114 66
60
40
20
0
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Jan.
2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2020
Absatz und Lagerreichweite
der
Stahldistribution
Preisentwicklung bei Langprodukten Abb. 2
160
150
140
130
120
110
100
90
Index (Januar 2010 = 100)
Preisentwicklung
bei Langprodukten
1. Q. 2010
2. Q. 2010
3. Q. 2010
4. Q. 2010
1. Q. 2011
2. Q. 2011
3. Q. 2011
4. Q. 2011
1. Q. 2012
2. Q. 2012
3. Q. 2012
4. Q. 2012
1. Q. 2013
2. Q. 2013
3. Q. 2013
4. Q. 2013
1. Q. 2014
2. Q. 2014
3. Q. 2014
4. Q. 2014
1. Q. 2015
2. Q. 2015
3. Q. 2015
4. Q. 2015
1. Q. 2016
2. Q. 2016
3. Q. 2016
4. Q. 2016
1. Q. 2017
2. Q. 2017
3. Q. 2017
4. Q. 2017
1. Q. 2018
2. Q. 2018
3. Q. 2018
4. Q. 2018
1. Q. 2019
2. Q. 2019
3. Q. 2019
4. Q. 2019
1. Q. 2020
Formstahl Breitflanschträger Stabstahl Betonstahl in Stäben Betonstahlmatten
Preisentwicklung bei Flachprodukten und Rohren Abb. 3
Index (Januar 2010 = 100)
150
140
130
120
110
100
90
80
Preisentwicklung bei
Flachprodukten und
Rohren
Quelle Bild 2 u. 3: BDS
1. Q. 2010
2. Q. 2010
3. Q. 2010
4. Q. 2010
1. Q. 2011
2. Q. 2011
3. Q. 2011
4. Q. 2011
1. Q. 2012
2. Q. 2012
3. Q. 2012
4. Q. 2012
1. Q. 2013
2. Q. 2013
3. Q. 2013
4. Q. 2013
1. Q. 2014
2. Q. 2014
3. Q. 2014
4. Q. 2014
1. Q. 2015
2. Q. 2015
3. Q. 2015
4. Q. 2015
1. Q. 2016
2. Q. 2016
3. Q. 2016
4. Q. 2016
1. Q. 2017
2. Q. 2017
3. Q. 2017
4. Q. 2017
1. Q. 2018
2. Q. 2018
3. Q. 2018
4. Q. 2018
1. Q. 2019
2. Q. 2019
3. Q. 2019
4. Q. 2019
1. Q. 2020
Quartoblech Bandblech Kaltgewalztes Blech OV Blech Quad. & RE-Rohr Nahtloses Rohr
Stahlreport 4|20
41
BDS
Recht
Die Bauproduktenverordnung im Stahlhandel
Amtsschimmel reloaded
Für längere Zeit war es aus Sicht des Stahlhandels still um die Bauproduktenverordnung (VO (EU) 305/2011). So
schienen zum Zeitpunkt ihres Inkrafttretens in 2013 die „Fronten“ im Wesentlichen geklärt. Zuletzt mussten
einige BDS-Mitgliedsunternehmen erfahren: Dem ist nicht so. Rechtsanwalt Alexander Bartsch, Partner der Kanzlei
Henseler & Partner, hat die Entwicklungen für den BDS begleitet und berichtet darüber.
Als Händler und Importeure sind
zahlreiche BDS-Mitgliedsunternehmen
grundsätzlich von dem Pflichtenkatalog
der Bauproduktenverordnung
(BauPVO) erfasst, müssen insbesondere
CE-Kennzeichnungen an
ihre Kunden weitergeben und die
jeweiligen Leistungserklärungen
zur Verfügung stellen (Artikel 13
und 14 BauPVO).
Was das für die Praxis bedeutet,
stimmte der BDS gemeinsam mit dem
Wirtschaftsverband Großhandel Metallhalbzeug
e.V. (WGM) bereits im ersten
Halbjahr 2013 ab – unter anderem mit
dem bei der Umsetzung der BauPVO in
Deutschland federführenden Deutschen
Institut für Bautechnik (DIBt). Nach damaliger
Sprachregelung hatte der jeweilige Abnehmer den
Händler explizit darauf aufmerksam zu machen, wenn
er ein CE-gekennzeichnetes Produkt benötigte. Der Handel
war demnach nicht verpflichtet, dies aktiv in Erfahrung
zu bringen.
Behörde beanstandete Einhaltung der BauPVO
Seit etwa 2015 haben bei einigen BDS-Mitgliedsunternehmen,
vor allem mit Sitz bzw. Niederlassung in Baden-
Württemberg, Stichprobenkontrollen hinsichtlich der
Einhaltung der BauPVO stattgefunden. Im Nachgang
Rechtsanwalt Alexander
Bartsch, Partner der Kanzlei
Henseler & Partner mbB
erhob die jeweilige Marktüberwachungsbehörde
– wenn auch teilweise erst
Jahre später – verschiedene Beanstandungen.
Foto: Henseler & Partner
Problem: die Auslegung des
Begriffs „Bauprodukt“
Unter anderem das für die Marktüberwachung
in Baden-Württemberg
zuständige Regierungspräsidium
Tübingen hat dabei im Kern
folgenden Standpunkt vertreten: Zum
einen habe der Händler von Bauprodukten
dem Kunden die jeweilige CE-
Kennzeichnung unaufgefordert mitzuliefern
sowie die Leistungserklärung
anzubieten.
Zum anderen – viel gravierender –
gelten diese Pflichten aus Sicht des Regierungspräsidiums
Tübingen unabhängig davon, ob das jeweilige Produkt
überhaupt in den Bausektor verkauft wird. Dass das
Produkt nicht – weder dauerhaft noch vorübergehend
– in ein Bauwerk oder in Teile davon eingebaut wird,
und sich daher auch nicht auf die Leistung eines Bauwerks
auswirken kann, spiele keine Rolle. Ein Bauprodukt
gemäß Art. 2 Nr. 1 BauPVO liege vielmehr bereits dann
vor, wenn das jeweilige Halbzeug unter einer harmonisierten
Norm hergestellt worden ist. Mit anderen Worten:
Wenn sich der Hersteller einmal dafür entscheide, dass
42 Stahlreport 4|20
das Produkt grundsätzlich im Baubereich
eingesetzt werden kann,
indem er es nach einer harmonisierten
Norm herstellt, ist hieran aus
Sicht der Behörden die gesamte
Abnehmerkette gebunden. Die
Pflichten aus Art. 13 und 14 BauPVO
träfen die Distribution damit auch
bei Nachweis einer außerhalb des
Bausektors liegenden Verwendung.
Kritik des BDS
und seiner Mitglieder
Diese Position ist nach Ansicht des
BDS und seiner betroffenen Mitglieder
zweifelhaft, wird sie doch weder
vom Wortlaut noch vom Sinn und
Zweck der Verordnung gespiegelt:
Gemäß der Begriffsbestimmung des
Art. 2 Nr. 1 BauPVO ist ein Bauprodukt
„jedes Produkt (…), das (…) hergestellt
und in Verkehr gebracht
wird, um dauerhaft in Bauwerke
oder Teile davon eingebaut zu werden,
und dessen Leistung sich auf
die Leistung des Bauwerks im Hinblick
auf die Grundanforderungen
an Bauwerke auswirkt“.
Bauwerke sind gemäß Art. 2 Nr.
3 BauPVO „sowohl Bauten des Hochals
auch des Tiefbaus“ – von harmonisierten
Normen ist dort nicht die
Rede.
Im Übrigen ist Sinn und Zweck
der Verordnung allein die „Sicherheit
von Bauwerken“ – nicht jeglicher
Stahlbaukonstruktion und erst recht
nicht des Maschinen- und Anlagenbaus
oder des Automotive-Sektors.
Material mit grundsätzlich hybridem
Verwendungszweck (Einsatzfähigkeit
sowohl im Bau- als auch
im Nichtbaubereich), jedoch ausdrücklich
definiertem und nachweislichem
Einsatz im Nicht-Baubereich,
sollte demnach kein Bauprodukt
(mehr) sein. Jedenfalls macht es
dann keinen Sinn, dass die Marktüberwachung
auf der Weiterreichung
der von der BauPVO geforderten
Dokumentation besteht.
Viele BDS-Mitgliedsunternehmen
liefern vor allem – manche
sogar nahezu ausschließlich – an
verarbeitende Abnehmer aus dem
Nicht-Baubereich, darunter vor allem
an Automobilzulieferer, die Luftfahrtindustrie,
Maschinen- und Anla-
genbaubetriebe oder andere Eisen,
Blech und Metall verarbeitende
Unternehmen. Dass auch in diesen
Fällen eine CE-Kennzeichnung mitgeliefert
und eine Leistungserklärung
zur Verfügung gestellt werden
muss, um die Tauglichkeit des
Erzeugnisses als Bauprodukt nachzuweisen,
ist aus Sicht des BDS fragwürdig.
Bürokratieaufbau zu Lasten
des Mittelstands
So erfordert das – bei Belieferung
mit Material aus mehreren Produktionschargen
– standardmäßige Weiterreichen
vieler Seiten Unterlagen
einen erheblichen Mehraufwand bei
der Abwicklung einer Bestellung:
Nach dem Kommissionieren muss
der Vertrieb die zu den betreffenden
Schmelzen gehörenden CE-Kennzeichnungen
und Leistungserklärungen
heraussuchen und mitliefern.
Dass dies auch unabhängig vom
Baubereich erfolgen soll, verträgt
sich erkennbar nicht mit dem auch
in der BauPVO verankerten Selbstanspruch
der Europäischen Kommission,
insbesondere sogenannten
Kleinen und Mittleren Unternehmen
(KMU) möglichst nicht „das Leben
schwer“ zu machen.
Gespräche statt gerichtlicher
Auseinandersetzungen
Seit 2017 hat der BDS gemeinsam
mit dem ebenfalls betroffenen WGM
zahlreiche Gespräche mit den entsprechenden
Stellen geführt, darunter
mehrfach mit Vertreterinnen und
Vertretern des DIBt, des Regierungspräsidums
Tübingen sowie der Generaldirektion
Binnenmarkt der Europäischen
Kommission und des
Bundesministeriums des Innern
(BMI).
Insbesondere die zuständige
Stelle des BMI äußerte großes Verständnis
für die Position des Stahlund
NE-Metallhandels. Die EU-Kommission
erkannte das Problem ebenfalls.
Auch wenn diese sich zwar
nicht in der Lage sah, den deutschen
Marktüberwachungsbehörden zu
empfehlen, deren Position zu überdenken,
konnten wir in Abstimmung
mit ihr eine alternative Lösung erarbeiten,
die zumindest für einige Mitglieder
einen Weg aus dem Dilemma
bieten sollte.
Mögliche Lösung: Zweckbestimmung
als Nicht-Bauprodukt
Der Lösungsvorschlag lehnt sich an
ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs
(EuGH) zur Medizinprodukterichtlinie
vom 22.11.2012 (Az.
C-219/11) an. So fällt nach übereinstimmender
Auffassung der Generaldirektion
Binnenmarkt der EU-
Kommission, des BMI sowie des BDS
ein Stahlerzeugnis mit hybridem Einsatzzweck
durch eine besondere
Zweckbestimmung als Nicht-Bauprodukt
aus dem Anwendungsbereich
der VO (EU) 305/2011 heraus.
Hierzu ist in der Praxis wie folgt
vorzugehen:
z Der Händler bestellt beim Hersteller
wie gewohnt ein Produkt nach
Norm, allerdings verbunden mit
dem (sinngemäßen) Textzusatz
„ausschließlich für Verwendung
im Automotive-Bereich bzw.
Maschinen-/Anlagenbau“.
z Der Hersteller bestätigt diese Spezifikation
wortgleich in seiner Auftragsbestätigung
und
z kennzeichnet das Material im Rahmen
der Produktion bzw. vor Auslieferung
entsprechend auf dem
Lieferschein und auf dem Warenetikett.
Damit dürfte das jeweilige Erzeugnis
nach jeder Betrachtung von vornherein
kein Bauprodukt sein, mit der
Folge, dass dann auch die Pflichten
aus der BauPVO nicht gelten.
Der BDS geht davon aus, dass
das genannte Vorgehen von der
Marktüberwachung nicht zu beanstanden
ist.
Dem Verfasser ist bewusst, dass
der Vorschlag nicht für alle BDS-
Mitglieder praktikabel sein wird –
ist doch häufig zum Zeitpunkt der
Bestellung beim Werk noch nicht
(abschließend) klar, ob und inwieweit
das Material wirklich nicht in
den Bausektor geht. Für diejenigen
Händler, bei denen der Bausektor
allerdings keine oder eine nur stark
untergeordnete Rolle spielt, mag der
Vorschlag ein pragmatischer Ansatz
sein, um Problemen mit der Marktüberwachung
vorzubeugen. 2
Stahlreport 4|20
43
BDS
Recht
Antworten auf die wichtigsten Fragen
Auswirkungen der Corona-Pandemie
im Arbeitsrecht
Die Coronavirus-Pandemie betrifft, direkt oder indirekt, inzwischen jeden Betrieb, jeden Arbeitnehmer
und Arbeitgeber. Kontaktsperren, Quarantänepflichten, teilweise Betriebsschließungen etwa im Einzelhandel
– diese Ausnahmesituation bedeutet auch arbeitsrechlich Neuland. In einer Info-Mitteilung
des BDS im März an seine Mitgliedsunternehmen haben die Rechtsanwältinen Dr. Almut Riemann und
Sabine Krumme von der Rechtsanwaltskanzlei Henseler & Partner Antworten auf die wichtigsten Fragen
gegeben: Welche Rechte und Pflichten haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer in dieser besonderen
Lage? Wir veröffentlichen das Rundschreiben hier nochmal als Stahlreport-Beitrag.
1Welche Schutzpflichten treffen
den Arbeitgeber in Bezug
auf Corona / COVID-19?
Der Arbeitgeber hat gegenüber seinen
Arbeitnehmern allgemeine Für-
Dr. Almut Riemann,
Rechtsanwältin bei Henseler&Partner
Rechtsanwälte mbB
sorgepflichten, § 618 BGB, § 4
Arbeitsschutzgesetz („ArbSchG“).
Insbesondere muss er seinen
gesundheitlichen Schutzpflichten
nachkommen. Verletzt er sie, kann
Sabine Krumme,
Rechtsanwältin bei Henseler&Partner
Rechtsanwälte mbB
dies zu Schadensersatzansprüchen
des Arbeitnehmers bei Infizierung
im Betrieb führen. Der Arbeitgeber
hat grundsätzlich die Verpflichtung,
die Gefahren für die Sicherheit und
Gesundheit für seine Arbeitnehmer
zu beurteilen (die sogenannte
Gefährdungsbeurteilung) und die
ihm zumutbaren Maßnahmen
daraus abzuleiten. Praktische Maßnahmen
sind die Bereitstellung von
Desinfektionsmitteln an geeigneten
Standorten (Eingang, Toiletten), Hinweise
zu deren Benutzung und verstärktes
Hinwirken auf die Einhaltung
der Hygienestandards.
Unabhängig von einem konkreten
Verdachtsfall hat der Arbeitgeber
die Arbeitnehmer über Symptome,
Risiken und Präventionsmaßnahmen
aufzuklären, § 12, 81 Satz 2
ArbSchG. Besteht eine konkrete
Infektionsgefahr, muss der Arbeitgeber
darüber in seinem Betrieb
44 Stahlreport 4|20
informieren. Die damit verbundene
Verarbeitung personenbezogener
Daten ist aus datenschutzrechtlicher
Sicht unbedenklich, da der Schutz
vor einer weiteren Ausbreitung das
Geheimhaltungsinteresse des Arbeitnehmers
überwiegen dürfte, Art. 6
Abs.1 lit. b), d) und f) / Art. 9 Abs.
1 DSGVO i. V. m. § 26 Abs. 3 Bundesdatenschutzgesetz
(„BDSG“).
Ob und in welchem Umfang
darüber hinaus Maßnahmen zu
ergreifen sind, ist jeweils anhand
der Art des Betriebes, der Anzahl
der Beschäftigten sowie des Verdachtsgrades
einer Infektion zu entscheiden.
Der Verdacht einer Infektion
verdichtet sich etwa bei
Rückkehr von Arbeitnehmern aus
einem Risikogebiet. Als Risikogebiete
sind unter anderem solche
anzuerkennen, für die das Auswärtige
Amt eine Reisewarnung erteilt.
Letztlich gilt: Je größer die Gefahrenlage
ist, desto umfassender sind
die Schutzpflichten des Arbeitgebers
ausgeprägt. Konkrete Hinweise für
vom Arbeitgeber zu ergreifende Maßnahmen
finden sich zum Beispiel
im nationalen Pandemieplan auf der
Webseite des Robert-Koch-Instituts
(www.rki.de) oder der Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
(www.baua.de). Hat der Arbeitgeber
Kenntnis von der Erkrankung
eines Arbeitnehmers, muss er ihn
umgehend nach Hause schicken.
2
Bestehen aufgrund der allgemeinen
Gefahrenlage
besondere Pflichten für den
Arbeitnehmer?
Auch der Arbeitnehmer hat die
Nebenpflicht, Nachteile gegenüber
seinem Arbeitgeber abzuwenden,
§ 241 Abs. 2 BGB. Unseres Erachtens
sollte der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber
zum Beispiel eine Infizierung
offenlegen müssen, auch wenn dies
aus datenschutzrechtlichen Gründen
fraglich und daher rechtlich umstritten
ist.
In jedem Fall kann die fehlende
Aufklärung des Arbeitnehmers über
krankheitsrelevante Informationen
zu erheblichen Haftungsrisiken führen.
Er kann wegen fahrlässiger Verursachung
einer Ansteckung ande-
rer Beschäftigter haften. Dies kann
zum Beispiel zu einer Schadensersatzpflicht
wegen Entgeltfortzahlung
für andere Arbeitnehmer im Krankheitsfall
führen. Denkbar wäre auch,
dass wegen einer Ansteckung bzw.
Ansteckungsgefahr der gesamte
Betrieb des Arbeitgebers stillgelegt
werden muss, was zu immensen
wirtschaftlichen Schäden führen
kann.
Nach den Grundsätzen des innerbetrieblichen
Schadensausgleiches
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
kommt es je nach Fahrlässigkeitsgrad
an Verursachungs- und
Verschuldensbeiträgen zu einer Quotelung
oder Alleinhaftung. Wenn der
Arbeitnehmer im Wissen einer
Erkrankung an COVID-19 andere
Beschäftigte im Betrieb ansteckt und
dies billigend in Kauf nimmt, haftet
er seinen Kollegen gegenüber vollumfänglich
aus Delikt. Ein sozialrechtlicher
Haftungsausschluss
greift in diesem Fall nicht, § 105
Abs. 1 S. 1 a.E. Sozialgesetzbuch
(„SGB“) VII.
Zur Verhütung von Haftung und
Schäden ist eine einvernehmliche
Kooperation von Arbeitgeber und
Arbeitnehmer dringend zu empfehlen.
3Besteht bei einer Coronaerkrankung
eine behördliche
Meldepflicht?
Eine solche besteht für den Arbeitgeber
oder Arbeitnehmer aufgrund
datenschutzrechtlicher Bestimmungen
(bisher) grundsätzlich nicht. Das
Infektionsschutzgesetz sieht eine
Meldepflicht bei den Gesundheitsämtern
nur für Ärzte vor.
4Darf der Arbeitgeber den
Arbeitnehmer vorsorglich
von der Arbeit freistellen?
Grundsätzlich besteht ein Beschäftigungsanspruch
des Arbeitnehmers,
soweit kein sachlicher Grund für
eine Freistellung durch den Arbeitgeber
vorliegt. Der Beschäftigungsanspruch
des Arbeitnehmers kann
mit den gesundheitlichen Schutzpflichten
des Arbeitgebers korrelieren.
Bei auf Tatsachen gestützten
Verdachtsmomenten für eine Infektion,
etwa bei Auftreten einzelner
Krankheitssymptome oder vorherigem
Aufenthalt des Arbeitnehmers
in einem Risikogebiet, wird regelmäßig
ein sachlicher Grund für eine
Freistellung vorliegen.
5Hat ein Arbeitnehmer
Anspruch auf Vergütung,
wenn der Arbeitgeber ihn
wegen des Virus von der Arbeit
freistellt?
Ja. Bei einer Freistellung durch den
Arbeitgeber behalten Arbeitnehmer
immer ihren Vergütungsanspruch.
6Behält der Arbeitnehmer
seinen Vergütungsanspruch,
wenn er aus Furcht vor
einer Corona-Ansteckung von
sich aus zu Hause bleibt?
Nein. Der Arbeitnehmer verliert den
Vergütungsanspruch. Zudem würde
er unentschuldigt von der Arbeit
fernbleiben, was zu arbeitsrechtlichen
Konsequenzen führen kann.
Es besteht kein allgemeines Leistungsverweigerungsrecht
bei drohenden
Pandemien. Anders verhält
es sich, wenn dem Arbeitnehmer die
Erbringung seiner Leistung unzumutbar
ist, wobei hier ein strenger
Maßstab gilt, § 275 Abs. 3 BGB. Dies
dürfte nur dann anzunehmen sein,
wenn die Verrichtung der Arbeit
zumindest einen ernsthaften objektiv
begründeten Verdacht der erheblichen
Gefährdung für die eigene
Gesundheit darstellt.
7Hat ein Arbeitnehmer
Anspruch auf Vergütung,
wenn er lediglich mittelbar
wegen Corona nicht arbeiten
kann?
Die Schulen und Kitas schließen und
die Eltern müssen die Betreuung
selbst übernehmen. Haben sie trotzdem
weiter einen Vergütungsanspruch?
Jedenfalls liegt kein Fall des
Entschädigungsanspruchs nach dem
Infektionsschutzgesetz („IfSG“) vor.
Ggf. käme ein Anspruch nach § 616
BGB in Betracht (Vergütung bei Verhinderung
des Arbeitnehmers für
Stahlreport 4|20
45
BDS
Recht
vorübergehend kurze Zeit aus persönlichen
Gründen).
Fraglich ist hier, ob die Verhinderung
noch als „vorübergehend“
anzusehen ist. Ein Zeitraum von bis
zu zehn Tagen wird als eine „verhältnismäßig
nicht erhebliche Zeit“
im Sinne des § 616 Satz 1 BGB angesehen.
Die Schließung des Kindergartens
für sogleich zwei Wochen
oder länger fällt daher nicht mehr
unter § 616 BGB. In jedem Fall ist
es ratsam, § 616 BGB vertraglich
oder per Betriebsvereinbarung abzubedingen.
Da das Kind selbst weder krank
noch pflegebedürftig ist, besteht kein
Anspruch der Arbeitnehmer auf
„Krankengeld wegen Erkrankung
des Kindes“ gemäß § 45 SGB V oder
auf „Pflegeunterstützungsgeld“ ge -
mäß § 44a Abs. 3 SGB XI.
8Hat ein Arbeitnehmer
Anspruch auf Vergütung,
wenn er wegen des Virus seinen
Arbeitsplatz nicht erreichen
kann, etwa weil der ÖPNV
lahmgelegt ist?
Hier gilt der allgemeine Grundsatz
im Arbeitsrecht, dass der Arbeitnehmer
das Risiko trägt, dass er zu
seinem Arbeitsplatz gelangt (sogenanntes
Wegerisiko). Kann der
Arbeitnehmer aufgrund von allgemein
angeordneten Maßnahmen seinen
Arbeitsplatz nicht oder nur verspätet
erreichen und somit seine
Arbeitsleistung nicht erbringen, entfällt
sein Vergütungsanspruch (§
326 Abs. 1 BGB), wenn arbeits- oder
tarifvertraglich nicht etwas anders
vereinbart worden ist.
9Gelten besondere Fürsorgepflichten
für Arbeitgeber,
die aus China, Italien oder
einem anderen Gefahrengebiet
zurückkehrende Arbeitnehmer
beschäftigen?
Kehren Arbeitnehmer aus Risikogebieten
(China, Italien, Iran usw., und
weitere, zum Beispiel bundesdeutsche
Risikogebiete) in den Betrieb
zurück, wird man Arbeitgeber trotz
der besonderen datenschutzrechtlichen
Pflichten bei der Preisgabe personenbezogener
Daten der Arbeitnehmer
für verpflichtet halten, die
anderen Arbeitnehmer darüber zu
informieren (§ 26 Abs. 1 Satz 1 BDSG
und § 26 Abs. 3 Satz 1 BDSG im
Krankheits- oder Verdachtsfall).
Sinnvollerweise sollten die
zurückkehrenden Arbeitnehmer –
zumindest von der Rückkehr aus
den vorgenannten Risikogebieten
und gegebenenfalls noch bekannt
werdenden Risikogebieten – für
einige Tage freigestellt werden, ärztlich
untersucht werden (Schnelltest),
um eine Ansteckung auszuschließen.
Da die Zeit bis zum Auftreten
der Symptome 14 Tage betragen
kann, genügt die Beobachtung in
diesen besonderen Situationen nicht.
Hat ein Arbeitnehmer in
10 Zeiten von Corona
Anspruch auf Arbeit im Home -
office?
Nein, ein Anspruch besteht nicht.
Von sich aus darf der Arbeitnehmer
nicht im Homeoffice arbeiten. Allerdings
können sich Arbeitgeber und
Arbeitnehmer auf eine Tätigkeit im
Homeoffice einigen. Es ist davon auszugehen,
dass der Druck, Homeoffice-Regelungen
zuzulassen bzw.
auszuweiten, steigen wird. Der
Arbeitgeber hat dann zu prüfen, dass
der Arbeitnehmer über technisches
Equipment verfügt, der Datenschutz
gewährleistet ist und die Wohnung
des Arbeitnehmers für eine Tätigkeit
im Homeoffice geeignet ist.
Hat der Arbeitnehmer die
11 Pflicht, Dienstreisen in
Risikogebiete bzw. Geschäftstermine
mit Kunden aus Risikogebieten
wahrzunehmen?
Bei einer derartigen Anweisung muss
der Arbeitgeber billiges Ermessen
anwenden, § 106 Gewerbeordnung.
Der Arbeitgeber hat die Individualinteressen
des Arbeitnehmers mit
den betrieblichen Interessen abzuwägen.
Dabei sind die gesundheitlichen
Fürsorgepflichten des Arbeitgebers
zu beachten. Ein starkes Indiz
für die Unzumutbarkeit von Dienstreisen
sind offizielle Reisewarnungen
des Auswärtigen Amtes.
Hat der Arbeitnehmer
12 gegen den Arbeitgeber
einen Vergütungsanspruch,
wenn er nachweislich aufgrund
des Coronavirus erkrankt und
damit arbeitsunfähig ist?
Liegen weder staatliche noch
behördliche Anordnungen vor, hat
der Arbeitnehmer bei Erkrankung
den üblichen Vergütungsanspruch
aus dem Entgeltfortzahlungsgesetz
(„EntgFG“), § 3 EntgFG.
Hat der Arbeitnehmer
13 gegen den Arbeitgeber
einen Vergütungsanspruch,
wenn eine Behörde gegen ihn
ein Tätigkeitsverbot verhängt?
Wenn gegen den am Corona-Virus
erkrankten Arbeitnehmer zugleich
ein Tätigkeitsverbot angeordnet worden
ist (§ 31 Satz 2 IfSG), konkurrieren
der Entgeltfortzahlungsanspruch
des Arbeitnehmers gemäß
§ 3 EntgFG mit dem Entschädigungsanspruch
nach dem IfSG (§ 56 Abs.
1 IfSG).
Danach entschädigt der Staat
den Verdienstausfall für die Dauer
von sechs Wochen. Bei Arbeitnehmern
hat nach § 56 Abs. 5 IfSG der
Arbeitgeber die Entschädigung in
Geld zu leisten (§§ 57 ff IfSG). Der
Arbeitgeber kann dann innerhalb
von drei Monaten nachträglich bei
der zuständigen Behörde Erstattung
der geleisteten Beträge beantragen.
Das Verhältnis des Entgeltfortzahlungsanspruchs
gemäß EntgFG und
des Erstattungsanspruchs gemäß IfSG
ist nicht höchstrichterlich geklärt.
Unseres Erachtens spricht viel dafür,
dass das infektionsschutzrechtliche
Tätigkeitsverbot wegen der öffentlich-rechtlichen
Zwangswirkung der
Erkrankung des Arbeitnehmers vorgeht.
Zudem greift der Erstattungsanspruch
gemäß IfSG nach der gesetzlichen
Konzeption grundsätzlich
unabhängig davon, ob Arbeitnehmer
tatsächlich erkrankt sind. Unseres
Erachtens sollte daher der Erstattungsanspruch
vorgehen gemäß IfSG
und in jedem Fall ein Antrag auf
Erstattung gestellt werden.
Der Entschädigungsanspruch
gemäß IfSG ist auch dann fraglich,
46 Stahlreport 4|20
wenn der Arbeitgeber aus anderen
Gründen ohnehin zur Entgeltfortzahlung
verpflichtet ist: Etwa aufgrund
von § 616 BGB – Vergütung
bei Verhinderung des Arbeitnehmers
für vorübergehend kurze Zeit
aus persönlichen Gründen. Vereinzelt
haben Gerichte die Anwendung
des § 616 BGB bei Infektionen angenommen,
so u.a. der BGH bei an Salmonellen
erkranktem Metzgergesellen
und das LG Düsseldorf bei
Paratyphusfällen.
Jedenfalls soweit mehrere Arbeitnehmer
von einem Tätigkeitsverbot
erfasst sind, dürfte kein individuelles,
sondern ein objektives Leistungshindernis
vorliegen. In diesem Fall
scheidet eine Verpflichtung zur Entgeltfortzahlung
nach § 616 BGB aus.
Die Behörde ist dann zur Entschädigungsleistung
nach § 56 IfSG verpflichtet.
In jedem Fall ist es ratsam,
§ 616 BGB vertraglich oder per
Betriebsvereinbarung abzubedingen.
Ein Tätigkeitsverbot kann auch
bei Verdacht auf eine Ansteckung
angeordnet werden. Dann besteht
ebenfalls ein Entschädigungsanspruch
nach § 56 IfSG. Ursache für
die Arbeitsverhinderung ist dann
das Tätigkeitsverbot, nicht die nur
vermutete Krankheit.
Ferner kann infolge einer Quarantäne
(§ 30 IfSG) ein Tätigkeitsverbot
ausgesprochen werden, das
wiederum zu einem Entschädigungsanspruch
gem. § 56 IfSG führt.
Hat der Arbeitnehmer
14 bei einer behördlichen
Betriebsschließung einen Vergütungsanspruch
gegen den
Arbeitgeber?
Die Behörde kann aufgrund einer
akuten Gefahrenlage im Einzelfall
einen Betrieb stilllegen, § 28 Abs.
1, S. 1 u. 2 IfSG. Dies kann der Fall
sein, wenn ein Infektionsrisiko im
gesamten Betrieb oder für eine
Gruppe von Arbeitnehmern besteht.
Der Arbeitgeber kann dagegen einen
Rechtsbehelf einlegen, § 16 Abs. 8
IfSG, wobei die Schließung dadurch
vorerst nicht verhindert werden
kann. Zur Beurteilung, ob in solchen
Fällen weiterhin ein Vergütungsan-
Arbeitgeber-Maßnahmen im nationalen Pandemieplan
Weitere Informationen zu den vom Arbeitgeber zu ergreifenden Maßnahmen
in der Corona-Pandemie finden Sie zum Beispiel im nationalen Pandemieplan
auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de) oder
direkt unter bit.ly/pandemieplancorona.
spruch des Arbeitnehmers besteht,
dürfte nach der (bereits vom Reichsgericht
entwickelten) sogenannten
Betriebsrisikolehre zu beurteilen
sein. Hiernach trägt der Arbeitgeber
das Risiko infolge behördlicher Maßnahmen
– also der Betriebsschließung
–, wenn dieses Risiko im
Betrieb durch dessen besondere Art
angelegt gewesen war.
Es kommt damit auf die Eigenart
des Betriebes an. Soweit die Schließungsanordnung
aufgrund besonderer
Umstände zum Betriebsrisiko
des Arbeitgebers gehört, ist er zur
Fortzahlung der Vergütung verpflichtet.
Nicht zum Betriebsrisiko gehören
allgemeine Gefahrenlagen wie
Kriege, Unruhen und Terroranschläge.
Vereinzelt werden auch Epidemien
hierzu gezählt. Von der
Rechtsprechung ist dies noch nicht
höchstrichterlich geklärt.Unseres
Erachtens spricht viel dafür, dass es
sich bei einer Schließung aufgrund
einer Epidemie bzw. Pandemie um
eine allgemeine Gefahrenlage handelt,
die alle Betriebe gleichermaßen
betrifft.
Ausnahmen dürften gegebenenfalls
für Betriebe mit einem notwendigerweise
breiten Personenkontakt
auch mit Personen
bestehen, die Infekte haben oder
der Verdacht eines Infektes besteht,
wie bei Krankenhäusern, Arztpraxen
etc. Hier könnte die Eigenart
der Betriebe als Betriebsrisiko des
Arbeitgebers anzusehen sein, so
dass der Arbeitgeber den Vergütungsanspruch
der Arbeitnehmer
weitertragen muss.
In jedem Fall ist zu empfehlen, Entschädigungsansprüche
nach § 56
IfSG zu beantragen, um den Versuch
der Schadensbegrenzung zu unternehmen.
Je nach Entwicklung und
Ausweitung des Virus sind hier vielleicht
auch Maßnahmen der Politik
zu erwarten.
Hat der Arbeitnehmer
15 gegen den Arbeitgeber
einen Vergütungsanspruch,
wenn aufgrund von Corona ein
Auftrags- oder Rohstoffmangel
vorliegt?
Ja. Der Arbeitgeber trägt das sogenannte
Wirtschaftsrisiko. Das sind
Fälle, in denen der Betrieb technisch
weitergeführt werden könnte, wegen
Auftrags- oder Absatzmangel aber
ein Arbeitsausfall eintritt. Ein solcher
Fall liegt zum Beispiel vor, wenn Lieferanten
ihre Vorprodukte nicht
anliefern können und daher die Produktion
ausfällt. Der Arbeitnehmer
behält damit seinen vertraglichen
Vergütungsanspruch, wenn der
Arbeitnehmer seine Leistung anbietet,
§ 615 S.1 BGB.
Können Arbeitgeber aufgrund
von Corona Kurz-
16
arbeitergeld (KUG) beantragen?
Grundsätzlich kommt der Bezug von
KUG in Betracht, wenn in einem
Betrieb ein erheblicher Arbeitsausfall
zu verzeichnen ist. Ein Arbeitsausfall
ist erheblich, wenn er auf
wirtschaftlichen Gründen oder auf
einem unabwendbaren Ereignis
beruht, er vorübergehend und nicht
vermeidbar ist und im jeweiligen
Kalendermonat (Anspruchszeitraum)
mindestens 10 % der in dem
Betrieb beschäftigten Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer von einem
Entgeltausfall von jeweils mehr als
10 % ihres monatlichen Bruttoentgelts
betroffen ist (§ 96 SGB III).
Insgesamt wurden die Bezugsvoraussetzungen
durch das „Arbeitvon-Morgen-Gesetz“
vom 13.03.2020
erheblich erleichtert. 2
Stahlreport 4|20
47
Lifesteel
Bericht
Stahl für Biathlongewehre: mit Steeltec aufs Siegertreppchen
Geradezugverschluss ermöglicht schnelles Repetieren
Ob für den norwegischen Rekordweltmeister Ole Einar Bjørndalen oder die deutsche Doppel-Olympiasiegerin Laura
Dahlmeier: Im Biathlon zählt Schnelligkeit, sowohl auf der Loipe als auch am Schießstand. Die Erfolgsgeschichte der
Wintersportart ist eng mit einer Idee des oberbayerischen Büchsenmachermeisters Peter Fortner verknüpft: Denn erst
der von ihm erfundene moderne Geradezugverschluss ermöglicht das schnelle Repetieren, das Nachladen des Gewehres.
Damit die Verschlussteile der enormen Beanspruchung im Biathlon standhalten, setzt Einzelunternehmer Fortner seit
mehr als 30 Jahren auf Spezialblankstahl von Steeltec, einem Unternehmen der SCHMOLZ + BICKENBACH-Gruppe.
Gold, Silber, Bronze: Mit
gleich drei Medaillen war der Biathlet
Peter Angerer 1984 von den
Olympischen Winterspielen in Sarajevo
nach Hause gekehrt – beklagte
aber die im internationalen Vergleich
veraltete Technik der deutschen
Gewehre. Um nachzuladen, mussten
die Sportler umständlich umgreifen,
den Verschluss nach oben klappen,
zurückziehen, nach vorn schieben
und wieder herunterklappen – ein
zeitintensives und unruhiges Prozedere
im Wettkampf, in dem doch
gerade Schnelligkeit und eine ruhige
Hand zum Sieg führen. Über einen
gemeinsamen Freund lernte der
Olympionike den Büchsenmachermeister
Peter Fortner aus dem oberbayerischen
Rohrdorf kennen – und
vermittelte ihm den Auftrag des
Deutschen Skiverbands, ein besseres
System zu finden.
Alle Olympiamedaillen für Schützen
mit Fortner-Verschluss
Fortner entwickelte ein System, mit
dem die Wintersportler bequem und
schnell repetieren können: Nach
einem Schuss zieht der Biathlet den
48 Stahlreport 4|20
GmbH & Co. KG den Fortner-Verschluss
in zahlreichen seiner
Modelle – etwa in der unter Jägern
beliebten Anschütz 1727F oder im
Sportmodell 1927F. Den Marktanteil
des Verschlusssystems bei internationalen
Biathlon-Wettkämpfen
beziffert Fortner auf etwa 95 % und
fügt hinzu: „Bei den Olympischen
Winterspielen 2017/2018 gingen
100 % der Biathlon-Medaillen an Athleten
mit Gewehren mit Fortner-Verschluss.“
Kammerstängel an der Gewehrseite
mit dem Zeigefinger zurück und gibt
so die leere Patronenhülse aus dem
Lager frei. Danach schiebt er den
Verschluss mit dem Daumen wieder
nach vorn in die Ausgangsposition.
Dabei wird aus dem Magazin eine
neue Patrone ins Lager geführt. Die
Waffe ist für den nächsten Schuss
bereit. Das Gewehr ruht währenddessen
in Schussposition an der
Schulter.
Noch 1984 ließ Fortner seinen
revolutionären Geradezugverschluss
patentieren und gründete sein Unternehmen
für Jagd- und Sportwaffentechnik.
Bei Wettkämpfen im folgenden
Winter kam das System
erstmals zum Einsatz.
Damals wie heute verbaut der
renommierte Ulmer Jagd- und Sportwaffenhersteller
J.G. Anschütz
Hohe Festigkeiten ohne Wärmebehandlung
gefordert
Rund 15.000 Schuss pro Jahr feuert
ein Biathlet nach Schätzung von
Peter Fortner ab, dazu kommen zahlreiche
Trockenbewegungen ohne
eingelegte Patrone. Die Sportwaffe
ist einer enorm hohen Beanspruchung
ausgesetzt. Im Winter müssen
die Oberflächen zudem sowohl der
kalten Witterung als auch Feuchtigkeit
und Handschweiß trotzen.
„Wer sich ein Sportgewehr zu -
legt, will es gerne mindestens 25
Jahre lang benutzen“, weiß Fortner
aus Erfahrung. „Entsprechend langlebig
müssen unsere Verschlüsse
sein, deswegen brauchen wir einen
widerstandsfähigen und beständigen
Stahl.“
Die dafür geforderten hohen Festigkeiten
lassen sich in der Regel
mit Wärmebehandlungen erreichen.
Die wiederum bergen aber das Risiko
von Materialverzug – der nicht nur
für die Zielgenauigkeit im Biathlon
zu vermeiden ist, sondern auch aufwendige
Nachbearbeitung mit sich
bringt. Um dieses komplexe Problem
zu umgehen, setzt Fortner für seine
Gewehrverschlüsse auf Spezialblankstahl
des Blankstahlanbieters
Steeltec aus dem schweizerischen
Emmenbrücke.
Für eine rationelle Fertigung verarbeitet
Fortner die hoch- und höherfesten
Spezialstähle ETG ® 100 und
HSX ® Z12 sowie den Einsatzstahl
ESP 65 von Steeltec. Das Verschlusshinterteil,
das den Verschluss verriegelt,
fertigt Fortner aus ETG ® 100.
HSX ® Z12 und ESP 65 verwendet
der Waffenzulieferer für den größeren
Teil des Repetiersystems, die
Systemhülse, in der die ganze Ver-
schlusseinheit geführt wird. Sie
schließt die Kammer, in der die
eigentliche Explosion beim Schuss
stattfindet, nach hinten ab.
Diese Gewehrteile sind im Biathlon
einer immensen Belastung ausgesetzt,
insbesondere wegen der
außerordentlich hohen Schusszahlen.
Daher muss das Material, aus
dem die Verschlussteile gefertigt
sind, eine hohe Festigkeit aufweisen.
Außerdem zählt hohe Präzision.
Denn jeglicher Verzug verschlechtert
die Leichtgängigkeit des ganzen Systems.
q
Von oben: Geradezugverschluss,
Systemhülse
und Verschlusshinterteil
Bilder, 3: Fortner
Stahlreport 4|20
49
Lifesteel
XXXXX Nachricht A XXXXX
Bequem und
schnell repetieren:
Sportler mit
Waffe im
Anschlag mit
angebautem
Tragegestell
Bild: Fortner
q Spezialstahl spart Kosten, Zeit
und logistischen Aufwand
Die Stahlsorten von Steeltec bieten
schon im Lieferzustand die geforderte
Zugfestigkeit – bei ETG ® 100 liegt sie
bei 960 bis 1.100 MPa, bei HSX ® Z12
zwischen 950 und 1.200 MPa.
Anders, als wenn konventioneller
Vergütungsstahl verwendet wird,
müssen die Bauteile nach der Fertigung
nicht mehr wärmebehandelt
werden. Dadurch entfallen auch nachbearbeitende
Schritte wie Nachrichten,
Schleifen und Entgraten.
Für ausreichenden Rostschutz
nitriert Fortner die Verschlussteile –
eine einfache Wärmebehandlung ohne
Verzugsrisiko. „Unsere Spezialstähle
sind hoch- beziehungsweise höherfest,
lassen sich aber trotzdem gut zerspanen.
Weil keine Wärmebehandlung
und entsprechende Nachbearbeitung
nötig sind, spart Fortner in der Produktion
Kosten, Zeit und logistischen
Aufwand“, so fasst Account Manager
Wolfgang Birke von Steeltec die Vorteile
zusammen.
Auch den Einsatzstahl ESP 65
setzt Fortner für die Systemhülsen
ein. Eine Wärmebehandlung bleibt
bei diesem zerspanungsoptimierten
Stahl nach wie vor nötig. Dafür lassen
sich aber sehr hohe Festigkeiten erreichen.
Die Eigenschaftsqualität bleibt
über Chargen hinweg gleich, der Einsatzstahl
garantiert eine hohe Prozesssicherheit.
Andere Stahlsorten werden den
Anforderungen nicht gerecht
Anfangs griff Fortner auf schlechter
zerspanbare Werkstoffe wie etwa
1.7131 (16MnCr5) und die Vergütungsstähle
1.7225 und 1.7227
(45CrMo4 beziehungsweise
45CrMoS4) zurück.
Auf Steeltec als Problemlöser
stieß der Waffenspezialist vor mehr
als 30 Jahren über den süddeutschen
Systemdienstleister für Stahl, Edelstahl
und Aluminium Günther +
Schramm. Der liefert den Spezialblankstahl
als Stangenmaterial mit
einem Durchmesser von 32 mm an.
Fortner trennt die Stangen in
200 mm lange Rohlinge und dreht
und fräst sie anschließend in die
gewünschten Formen. Andere Stahlsorten
kommen nicht in Frage:
„Eigenschaftsgleiche Alternativen
haben wir einmal getestet und uns
sofort dagegen entschieden. Schon
beim Nitrieren mussten wir einen
leichten Verzug feststellen“, erinnert
sich der Büchsenmachermeister.
Präzision, Zuverlässigkeit und
Schnelligkeit – worauf es Biathleten
im Wettkampf ankommt, das bietet
Steeltec auch Fortner für die Produktion
seines revolutionären Geradezugverschlusses.
Im internationalen
Wettbewerb hat sich die
Zusammenarbeit bewährt – und so
stehen die hoch- und höherfesten
Stähle von Steeltec im Winter regelmäßig
auf dem Siegertreppchen. 2
Impressum
STAHLREPORT
Das BDS-Magazin für die Stahldistribution
Stahlhandel | Stahlproduktion |
Stahlverarbeitung
Offizielles Organ des BDS-Fernstudiums
Herausgeber:
Bundesverband Deutscher Stahlhandel
Wiesenstraße 21
40549 Düsseldorf
Redaktion:
Markus Huneke (Chefredakteur)
Telefon +49 211 86497-24
E-Mail: Huneke-BDS@stahlhandel.com
Anzeigen:
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40549 Düsseldorf
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Layout:
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Druck:
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Erscheinungsweise:
monatlich (10 Hefte/Jahr)
Bezugspreis:
Jährlich 65 € im Inland und 70 € im Ausland
zuzüglich Versandspesen und Mehrwertsteuer.
Abbestellungen sind lediglich unter Einhaltung
einer dreimonatigen Kündigungsfrist zum Jahres -
ende möglich. Für die Mitglieder des BDS und die
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Genehmigung der Redaktion gestattet.
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50 Stahlreport 4|20
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z Markenrechtlich geschützter Abschluss
z Orientiert am Europäischen und
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z Zertifizierter Anbieter
Inhalte
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z Wirtschaft (Kaufmännische Kompetenz,
Führungskompetenz)
z Methoden (Selbst- und Sozialkompetenz)
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Verkauf I (Seminar) 19.-20.10. Köln
Nichtrostende Stähle (Seminar) 11.-12.11. Darmstadt
Betonstahl (Seminar) 18.-19.11. Duisburg
Stahlkunde (Seminar) 01-03.12. Gengenbach
Stahleinkauf (Seminar/Kooperation) 08.-09.12. Duisburg
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