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Alnatura Magazin Juni 2020

Mariniertes vom Grill und raffinierte Beilagen / Warenkunde Erdbeeren / Naturdrogerie: Natürliche Pflege für Babys

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HERSTELLER-REPORTAGE<br />

Nicht ohne,<br />

die Bohne!<br />

Die Freiburger Firma Taifun bezieht ihr<br />

gesamtes Soja aus Deutschland, Österreich<br />

und Frankreich. Im hauseigenen Testlabor<br />

werden alle Lieferungen darauf geprüft, ob<br />

sie sich für die Tofuproduktion eignen. Das<br />

<strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> hat diesen Prozess begleitet.<br />

Nur drei Zutaten braucht es, um<br />

Tofu herzustellen, und trotzdem<br />

ist es eine Wissenschaft<br />

für sich. »Die Struktur soll glatt sein und<br />

nicht brüchig«, definiert Laura Woll das<br />

Etappenziel. Sie ist Lebensmitteltechnologin<br />

bei Taifun-Tofu in Freiburg im Breisgau,<br />

der größten deutschen Tofufirma.<br />

120 Tonnen Tofu verlassen hier wöchentlich<br />

die Produktionshallen, in denen im<br />

Dreischichtbetrieb gearbeitet wird; das<br />

sind über 500 000 Packungen. Die Luft<br />

ist feucht, Dampf strömt aus Kesseln, es<br />

riecht würzig. Männer in Gum mi stiefeln<br />

und Schürzen schieben Wasserbecken mit<br />

weißen Blöcken darin umher, als wären<br />

es Aquarien, andere sortieren mit routiniertem<br />

Griff zarte Bratfilets vom Förderband.<br />

Überdimensionierte Rühr geräte<br />

kneten Teig, der sich später in deftige<br />

Sojawürstchen verwandelt.<br />

Doch am Anfang steht immer das<br />

Testlabor, ein kleiner, fensterloser Raum<br />

mit Neonlampen. Töpfe mit milchiger<br />

Flüssigkeit brodeln auf den Herdplatten,<br />

andere stehen im Wasserbad. Hier werden<br />

die Sojabohnen chargenweise auf ihre<br />

Eignung für die Tofuherstellung getes tet,<br />

Mengenverhältnisse ermittelt, Festigkeit<br />

und Geschmack bewertet. Dies ist das Revier<br />

von Laura Woll. In ihrem weißen Kittel<br />

eilt sie zwischen den einzelnen Stationen<br />

hin und her und hat offenbar doch alle<br />

gleichzeitig im Blick. Hier misst sie eine<br />

Wassermenge ab, dort lupft sie einen Deckel,<br />

schaut immer wieder auf die Uhr.<br />

»Im Grunde funktioniert das ähnlich wie<br />

die Käseproduktion«, erklärt sie, »nur bei<br />

Tofu ist eben milchige Sojaflüssigkeit der<br />

Ausgangsstoff.«<br />

Tofu im Stresstest<br />

Heute geht es um die Prüfung einer neuen<br />

Charge. Lenka heißt die Bohne, es ist<br />

eine von drei Sorten, aus denen die Firma<br />

Taifun ihr Tofu gewinnt. Ihre Eigenschaften<br />

können leicht schwanken, je nach Wetter<br />

zum Beispiel. Die gelblich- grünen Bohnen<br />

sind im Wasserbad gequollen, nun werden<br />

sie gewaschen und mit frischem<br />

Wasser vermahlen. Der entstandene Brei<br />

wird in Okara, die unlöslichen Bestandteile<br />

der Sojabohne, und Sojaflüssigkeit<br />

getrennt. Während die Flüssigkeit erhitzt<br />

wird, entnimmt Woll mit der Pi pette ein<br />

paar Tropfen und gibt sie in ein kleines<br />

Gerät (»uns interes siert der Brixwert, er<br />

liefert Informationen über den Feststoffgehalt«).<br />

Dann köchelt das Ganze eine<br />

Weile im Wasserbad vor sich hin, nur<br />

mit ein paar weißen Flocken ver mischt<br />

(»Nigari und Calciumsulfat, zwei natürliche<br />

Gerinnungsmittel; wenn das hier<br />

Käse wäre, wäre das quasi die Labzugabe«).<br />

Das Sojaeiweiß flockt aus und die<br />

Flüssigkeit wird immer fester. Schließlich<br />

füllt Woll die Masse in eine Presse. Was<br />

Sojaanbau<br />

Weltweit wachsen Sojabohnen auf rund<br />

120 Millionen Hektar – das entspricht dreieinhalb<br />

Mal der Fläche Deutschlands, und<br />

die Nachfrage steigt. Tofuprodukte haben<br />

daran jedoch nur sehr geringen Anteil,<br />

mehr als drei Viertel des Sojas aus aller<br />

Welt finden als Tierfutter Verwendung. Die<br />

meisten Anbauflächen liegen in Amerika,<br />

vor allem in den USA, Brasilien und Argentinien.<br />

Das Saatgut, das dort zum Einsatz<br />

kommt, ist oft gentechnisch verändert; in<br />

Südamerika ist zudem die Rodung des Regenwaldes<br />

für Sojaplantagen problematisch.<br />

Zwar wird auch in Deutschland immer<br />

mehr Soja angebaut (auf knapp 30 000<br />

Hektar), vor allem in Bayern und Baden-Württemberg.<br />

Doch noch immer wird<br />

viel Soja aus Übersee importiert.<br />

dabei herauskommt, ist zwar eindeutig<br />

Tofu, aber es steht noch ein Schritt aus,<br />

den sie umständlich als Texturprofilanalyse<br />

bezeichnet: eine Art Stresstest für den<br />

Tofu. In einem Mess gerät wird er unter<br />

einem Gewicht gequetscht, auf dem Monitor<br />

erscheinen Kurven. Der Tofu zer -<br />

fällt unter dem Druck nicht, sondern gewinnt<br />

nach der Belastungsprobe seine<br />

ursprüngliche Form zurück. Elastisch genug,<br />

Test bestanden. Nun kann die<br />

Produktion in Serie gehen.<br />

20 <strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2020</strong>

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