Seeseiten – das Magazin für die Region Tegernsee, Nr. 61, Ausgabe Sommer 2020
Die Seeseiten sind ein vierteljährliches Magazin für die Region Tegernsee. Auflage 22.000 Exemplare, Beilage der Tegernseer Zeitung, Auslage rund um den Tegernsee in Hotels, Cafés, Tourismusinformationen, etc. Herausgeber der Seeseiten ist die Mediengruppe Münchner Merkur tz.
Die Seeseiten sind ein vierteljährliches Magazin für die Region Tegernsee. Auflage 22.000 Exemplare, Beilage der Tegernseer Zeitung, Auslage rund um den Tegernsee in Hotels, Cafés, Tourismusinformationen, etc. Herausgeber der Seeseiten ist die Mediengruppe Münchner Merkur tz.
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<strong>Ausgabe</strong> <strong>61</strong> | <strong>Sommer</strong> <strong>2020</strong> | 3,50 €<br />
www.seeseiten-tegernsee.de<br />
Das <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Region</strong> <strong>Tegernsee</strong><br />
Ein Bier und seine<br />
besondere Geschichte:<br />
Wie <strong>das</strong> „<strong>Tegernsee</strong>r“ zur Kultmarke wurde<br />
Ein Leben<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Kunst:<br />
Michael Beck im Portrait<br />
Matteo Thun und<br />
<strong>das</strong> Jodschwefelbad:<br />
Mastermind im Interview<br />
1
KÖRPER & GEIST<br />
HERZ & SEELE<br />
JOD & SCHWEFEL<br />
JODSCHWEFELBAD.DE<br />
VORNEWEG<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
es ist <strong>Sommer</strong>. Das darf und muss man an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle so banal sagen. Und man darf ein einziges<br />
Mal in <strong>die</strong>sem ersten Text der neuen <strong>Seeseiten</strong>-<br />
<strong>Ausgabe</strong> auch einmal <strong>das</strong> böse Wort verwenden <strong>–</strong><br />
es ist <strong>Sommer</strong>, trotz Corona (<strong>das</strong> böse Wort finden<br />
Sie dennoch öfter in <strong>die</strong>ser <strong>Ausgabe</strong>).<br />
Aber weil eben <strong>Sommer</strong> ist und <strong>das</strong> Leben nicht<br />
einfach aufhört, zeigen wir Ihnen in <strong>die</strong>sem<br />
Heft mit besonderem Vergnügen <strong>die</strong> schönen,<br />
spannenden, inspirierenden Seiten des Sees. Wir<br />
sprechen mit einem der großen Architekten und<br />
Designer unserer Zeit über (s)ein Projekt in Bad<br />
Wiessee. Wir portraitieren einen Großen der<br />
Kunstsammler-Szene und berichten darüber, wie<br />
ein Veranstalter den Rückschlag <strong>2020</strong> wegsteckt<br />
und schon jetzt mitten in den Planungen <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />
kommende Jahr ist. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich<br />
auch in besonderen Zeiten fit und schön halten.<br />
Lesen<br />
ist Träumen<br />
Ihr Laden<br />
voller Lieblingsbücher<br />
Buchhandlung<br />
Nördliche Hauptstraße 21, Rottach-Egern<br />
www.kolmansberger.de<br />
<strong>Sommer</strong> ist sehr wahrscheinlich auch <strong>die</strong> einzige<br />
Zeit im Jahr, in der wir deutlich mehr draußen als<br />
drinnen sind. Holen wir uns also ein Stück<br />
Leichtigkeit und Lebensfreude zurück. Denn sind<br />
wir doch mal ehrlich: Wo würden wir <strong>die</strong>sen<br />
besonderen <strong>Sommer</strong> lieber verbringen als im<br />
<strong>Tegernsee</strong>r Tal?<br />
Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren <strong>Sommer</strong>!<br />
Ihr <strong>Seeseiten</strong>-Team<br />
P.S.: Bei allen Fragen rund um den <strong>Tegernsee</strong><br />
oder auch zu einzelnen Veranstaltungen stehen<br />
Ihnen <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der <strong>Tegernsee</strong>r Tal Tourismus GmbH sehr<br />
gern zur Verfügung. Sie erreichen sie unter<br />
Tel. 08022/927380. Viele weitere Informationen<br />
und Geschichten rund um den <strong>Tegernsee</strong> finden<br />
Sie auf der Website www.tegernsee.com oder auf<br />
www.seeseiten-tegernsee.de<br />
3
Der Alpen-Ring<br />
EIN RING -SO SCHÖN WIE DIE ALPEN!<br />
4<br />
32<br />
66<br />
56<br />
IN DIESER<br />
AUSGABE<br />
Vorneweg 3<br />
Die besten Bilder aus dem Tal 6<br />
SeePanorama 10<br />
Fünf Fragen an Hans Dorfner,<br />
<strong>Magazin</strong>machen in Zeiten der Pandemie,<br />
neues Buch über Joseph Stieler<br />
Mit ihren Augen 16<br />
<strong>Sommer</strong> auf dem <strong>Tegernsee</strong><br />
Einfädler 18<br />
Gesagt ist gesagt (und geschrieben):<br />
Wichtige, warme, witzige Worte<br />
<strong>die</strong>ser <strong>Ausgabe</strong><br />
Langlebige Architektur im Tal 20<br />
Matteo Thun im <strong>Seeseiten</strong>-Interview<br />
Das neue Jodschwefelbad 24<br />
Eine Wohltat <strong>für</strong> Leib und Seele<br />
Fliegen auf dem See 28<br />
Hydrofoils bringen <strong>das</strong><br />
Surfen zurück ins Tal<br />
Mit Chagall über dem Kinderbett 32<br />
Michael Beck im Portrait<br />
Gastspiel im Tal 38<br />
<strong>Seeseiten</strong>-Interview mit<br />
Helge Augstein<br />
24<br />
Programm-Highlights 42<br />
Was wo los ist: von Juni bis August<br />
Wem <strong>die</strong> Stunde schlägt 46<br />
Wie Johann Baptist Mannhardt auszog,<br />
<strong>das</strong> Uhrenhandwerk zu revolutionieren<br />
Das besondere Stück 50<br />
Lederhose: Herkunft,<br />
Tradition und Bedeutung<br />
Im Tal der Träume 52<br />
Warum der gute Schlaf wichtig ist<br />
und was Chefarzt Prof. Dr. Young rät<br />
Home Spa 56<br />
Die schönsten Tipps der<br />
<strong>Tegernsee</strong>r Spa-Experten<br />
Ein Bier geht um <strong>die</strong> Welt 60<br />
Wie <strong>das</strong> „<strong>Tegernsee</strong>r“<br />
zur Kultmarke wurde<br />
Erfolgsrezepte im Netz 66<br />
Foodbloggerin Anya Rüngeler<br />
zeigt, wie gutes Essen sein muss<br />
Die Social-Media-<strong>Seeseiten</strong> 72<br />
#tegernsee: Die schönsten<br />
Augenblicke im Netz<br />
Am See mit … 74<br />
Multitalent Beni Hafner<br />
im Interview<br />
Impressum 74<br />
Exklusiv im <strong>Tegernsee</strong>r Talbei<br />
Juwelier Leicht am See •Rottach -Egern<br />
&ImSeehotel Überfahrt•Tel. 08022-26 602<br />
www.juwelier-leicht.de/alpenring
Talmomente<br />
Über den Gipfeln <strong>–</strong> ist <strong>die</strong> Freiheit vermutlich wirklich<br />
grenzenlos. Kann man sich zumindest gut vorstellen, wenn man<br />
<strong>die</strong>se atemberaubende Aufnahme von Otto Kraus betrachtet.<br />
Das Bild entstand bei einer Feierabendtour am Wallberggipfel.<br />
Die Stimmung und <strong>das</strong> Licht „perfekt, um solche Bilder entstehen<br />
zu lassen“, sagt Kraus.<br />
Der Oberbayer Otto Kraus lebt seit<br />
2011 im <strong>Tegernsee</strong>r Tal. Die Leidenschaft<br />
zur Fotografie begleitet ihn<br />
schon seit seinem 18. Lebensjahr.<br />
Auf der Suche nach dem besonderen<br />
Moment hat er seine Kamera stets<br />
auf allen seinen Ausflügen dabei. Mehr Bilder von Otto Kraus<br />
unter www.berg-leuchten.de<br />
6<br />
7
Talmomente<br />
Eine Radltour unter der Woche auf <strong>die</strong> Neureuth<br />
an einem prächtigen Altweibersommertag. Die<br />
klare Fernsicht, <strong>die</strong> warmen Temperaturen und<br />
wenig Verkehr auf den Wander- und Radwegen <strong>–</strong><br />
ein Bild, <strong>das</strong> <strong>für</strong> den Fotografen Sebastian Ulmer<br />
„Seelenbalsam“ ist. Unter anderem auch, weil es<br />
„einen Perspektivwechsel zulässt und <strong>die</strong> ganze<br />
Pracht <strong>die</strong>ses tollen Fleckchen Erdes auf einen<br />
Blick offenbart“.<br />
Der Kreuther Sebastian Ulmer<br />
ist stets auf der Suche nach<br />
spektakulären Motiven und<br />
ungewohnten Perspektiven,<br />
<strong>die</strong> er mit seinen Kameradrohnen<br />
in Film und Bild einfängt.<br />
Dazu bereist er <strong>die</strong> Umgebung<br />
am liebsten per Mountainbike. Mehr Bilder von<br />
Sebastian Ulmer unter www.instagram.com/<br />
luftbuidl<br />
8<br />
9
SeePanorama<br />
Das ist schon wieder<br />
nicht <strong>das</strong> Ende<br />
Dies ist ein Text über ein Heft, <strong>das</strong> so gar nicht hätte erscheinen sollen. Dieser Text erscheint,<br />
weil <strong>das</strong>, was wir mit den <strong>Seeseiten</strong> erlebt haben, sinnbildlich <strong>für</strong> vieles ist, was in den letzten<br />
Monaten im <strong>Tegernsee</strong>r Tal passiert ist.<br />
Die <strong>Seeseiten</strong> sind ein <strong>Magazin</strong> mit langer und<br />
aufwändiger Produktion. Das bedeutet: Obwohl<br />
wir nur viermal im Jahr erscheinen, ist eigentlich<br />
immer Produktionszeit. Wenn <strong>das</strong> eine Heft<br />
fertig ist, ist <strong>das</strong> nächste schon lange in Planung. Wenn es<br />
draußen Winter ist, beginnt in unseren Köpfen der <strong>Sommer</strong>.<br />
Man gewöhnt sich daran, es klingt komplexer als es ist.<br />
Das hat damit zu tun, <strong>das</strong>s es in jedem Jahresverlauf Routinen<br />
gibt. Die kennt jeder von uns, ob Einzelhändler, Hotelier,<br />
Gastronom oder <strong>Seeseiten</strong>-Macher. Routinen können<br />
langweilig werden, sie haben aber einen unbestreitbaren<br />
Vorteil: Sie geben Planungssicherheit. Oder besser: Sie<br />
schaffen <strong>die</strong> Illusion von Sicherheit.<br />
Mit <strong>die</strong>ser Illusion haben wir irgendwann Ende Februar<br />
angefangen, uns mit der <strong>Sommer</strong>ausgabe der <strong>Seeseiten</strong> zu<br />
beschäftigen. Aus entfernten Gegenden, <strong>die</strong> man am Ende<br />
der Welt oder sogar dahinter verortet, hörte man irgendwas<br />
von einem Virus, <strong>das</strong> eine Art verschärfte Grippe sein<br />
sollte. Weit weg, <strong>das</strong>. Und überhaupt: Grippewellen kommen<br />
und gehen. Wenn man so will, ist auch <strong>das</strong> eine Form<br />
von Routine.<br />
Weil man also bei der Produktion eines <strong>Magazin</strong>s <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />
<strong>Tegernsee</strong>r Tal nicht an Viren in China denkt, begannen<br />
wir zu planen. Und weil wir von der beschriebenen Routine<br />
ausreichend besitzen, waren wir schnell ziemlich weit:<br />
Ein Interview mit Konstantin Wecker war fest verabredet,<br />
ein paar schöne Geschichten über Outdoor-Aktivitäten im<br />
<strong>Sommer</strong>, über <strong>die</strong> Gastronomie und <strong>die</strong> Kultur schon soweit<br />
fertig, <strong>das</strong>s sie nur noch geschrieben werden mussten.<br />
Das ganze Tal im Lockdown?<br />
Klingt wie ein schlechter Science-Fiction-Film<br />
Dann, Anfang März, <strong>die</strong> ersten Meldungen, <strong>die</strong> unschön<br />
klangen. Sie hatten damit zu tun, <strong>das</strong>s <strong>die</strong>ses Virus näherkommt,<br />
auch in Deutschland. Und <strong>das</strong>s es vermutlich doch<br />
mehr als eine Art „Grippe plus“ zu sehen sei. In Italien und<br />
„<br />
Es wurde uns<br />
Tag <strong>für</strong> Tag klarer,<br />
<strong>das</strong>s überhaupt<br />
nichts klar ist.<br />
„<br />
Tirol hatten sie da schon begonnen, Teile des Landes abzuriegeln.<br />
Das fühlte sich vom ersten Tag surreal an. Die ganze<br />
<strong>Region</strong> im Lockdown? Klingt nach Science-Fiction, aber<br />
nicht nach einer Option <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r Tal.<br />
Erstaunlich, wie sehr man sich in falscher Sicherheit wiegen<br />
kann, oder?<br />
Danach wurde uns Tag <strong>für</strong> Tag klarer, <strong>das</strong>s überhaupt<br />
nichts klar ist. Wenn <strong>die</strong>ses Virus es in wenigen Wochen<br />
von China nach Europa geschafft hat, wenn ganze Gesundheitssysteme<br />
zu kollabieren drohen <strong>–</strong> ist es dann nicht genauso<br />
realistisch, <strong>das</strong>s uns Dinge bevorstehen, von denen<br />
man bisher dachte, sie könnten nicht passieren, weil es<br />
schlichtweg unmöglich ist?<br />
Sie kennen den Rest der Geschichte: Plötzlich war nichts<br />
mehr so wie es einmal war. Das ganze Tal wurde dicht gemacht.<br />
Und wann alles wieder so sein wird wie „vor Corona“,<br />
vermag vernünftigerweise niemand zu sagen.<br />
Klar war also innerhalb weniger Wochen: kein Interview<br />
mit Konstantin Wecker. Keine Geschichten über <strong>die</strong> Gastronomie<br />
im Tal, weil sie geschlossen ist. Veranstaltungen,<br />
Terminkalender? Fast alles abgesagt.<br />
Ein Heft irgendwo zwischen Dur und Moll<br />
Auf der anderen Seite: Man muss den Begriff „alternativlos“<br />
nicht mögen, weil es immer zu allem eine Alternative gibt.<br />
Aber was wären unsere Alternativen gewesen? Das Heft<br />
nicht erscheinen lassen? Einen Trauerrand an jede Seite<br />
anbringen?<br />
Und noch ein paar rhetorische Fragen: Ist <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r<br />
Tal plötzlich weniger schön, liebens- und lebenswert? Ist<br />
<strong>das</strong> Leben komplett eingestellt, nur weil es anders ist? Und<br />
war Aufgeben jemals eine Option? Ganz sicher nicht.<br />
Normalerweise ist der Ton in <strong>die</strong>sem Heft eher Dur als Moll.<br />
Ein <strong>Magazin</strong> in Moll wollten wir nicht, aber auf der anderen<br />
Seite wissen wir, <strong>das</strong>s <strong>die</strong>se Krise auch hier im <strong>Tegernsee</strong>r<br />
Tal Spuren hinterlassen hat und es vermutlich weiter tun<br />
wird. Nennen wir es also: Ein Heft mit Zwischentönen.<br />
Am Ende bleibt hoffentlich <strong>das</strong>, was uns während der Produktions-Wochen<br />
der aktuellen <strong>Seeseiten</strong> begleitet hat: eine<br />
Art pragmatischer Optimismus. Natürlich erahnen wir viele<br />
der Folgen, <strong>die</strong> <strong>das</strong> Virus nicht nur kurzfristig mit sich<br />
bringt. Wir ahnen auch, <strong>das</strong>s es uns noch länger begleiten<br />
wird, weil so ein Virus nicht einfach weggeht, nur weil wir<br />
<strong>das</strong> gerne so hätten.<br />
Aber was wir nicht ahnen, sondern sicher wissen: Am Ende<br />
hat es <strong>die</strong>ses Heft dann eben doch gegeben. Allen Widrigkeiten<br />
zum Trotz. Was wir mitnehmen: Das ist schon wieder<br />
nicht <strong>das</strong> Ende. Weder <strong>die</strong>ses Heftes noch des Tals noch<br />
der Welt.<br />
SIE SIND AUF DER SUCHE NACH IHRER TRAUMKÜCHE?<br />
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10<br />
11
SeePanorama<br />
5 Fragen an:<br />
HANS<br />
DORFNER<br />
Ex-Nationalspieler, ehemaliger Bayern-Star,<br />
Fußball-Lehrer<br />
Corona macht auch vor Fußball nicht halt. Trainieren wie<br />
gewohnt ging und geht bis heute nicht <strong>–</strong> oder zumindest<br />
nur eingeschränkt. Trotzdem kommt Hans Dorfner mit<br />
seiner Fußballschule auch in <strong>die</strong>sem <strong>Sommer</strong> an den<br />
<strong>Tegernsee</strong>. Wie es mit dem großen und dem kleinen<br />
Fußball weitergehen könnte, verrät er im Gespräch<br />
mit den <strong>Seeseiten</strong>.<br />
Herr Dorfner, wie groß war während des Lockdowns<br />
Ihre Lust, einfach mal einen Ball zu<br />
nehmen und den dann auf ein leeres Tor zu<br />
schießen?<br />
Aufgrund der Verletzungen, <strong>die</strong> ich mir<br />
während meiner Karriere zugezogen<br />
habe, ist <strong>die</strong> Sache mit dem Selbst-aufs-<br />
Tor-Schießen leider nicht mehr ganz<br />
so einfach. Was mir aber in der Corona-Zeit<br />
neben Begegnungen mit der<br />
Familie und Freunden am meisten<br />
abgeht, sind <strong>die</strong> Kids auf dem Platz,<br />
wie sie dribbeln, schießen und Spaß<br />
haben. Schon während der Kurse genieße<br />
ich <strong>das</strong>. Aber wenn es einmal fehlt,<br />
dann spüre ich noch viel mehr, welch großen<br />
Teil <strong>die</strong> Fußballschule in meinem Leben einnimmt.<br />
Glauben Sie, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> ganze Corona-Sache dauerhafte<br />
Auswirkungen auf den Fußball haben wird?<br />
Die Corona-Pandemie hat schon jetzt Auswirkungen auf<br />
den Fußball, sei es in der Bundesliga, im Amateur-Bereich<br />
oder bei unseren Ferienkursen. Was den Profisport betrifft,<br />
hoffe ich, <strong>das</strong>s wieder etwas mehr Normalität einkehrt.<br />
Vielleicht kann hierbei <strong>die</strong> Corona-Krise sogar hilfreich<br />
sein. Die Vereine werden mehr auf ihr Geld achten<br />
müssen und hochbezahlte Profis wurden spätestens jetzt<br />
wieder daran erinnert, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Gesundheit doch über allem<br />
steht.<br />
Foto: Clemens Mayer<br />
Findet man Fußball in solchen Zeiten plötzlich unwichtig?<br />
Zunächst geht es natürlich darum, auf <strong>die</strong> Gesundheit der<br />
Mitmenschen und gerade älteren Familienangehörigen<br />
oder Risikopatienten zu achten. Irgendwann werden <strong>die</strong><br />
Menschen aber wieder eine Form der Ablenkung brauchen.<br />
Ich habe schon <strong>die</strong> Hoffnung, <strong>das</strong>s unter Berücksichtigung<br />
aller Maßnahmen <strong>die</strong>s zum Beispiel der Fußball<br />
sein könnte. Denn sind wir ehrlich <strong>–</strong> kein Sport bewegt<br />
weltweit mehr Menschen.<br />
Ist <strong>das</strong> nicht auch eine große Chance, sich wieder mehr auf<br />
<strong>das</strong> Spiel, anstatt auf <strong>das</strong> Drumherum zu besinnen?<br />
Die Vereine werden wieder genau überlegen müssen wie<br />
viel Geld und vor allem <strong>für</strong> was sie ihr Geld ausgeben. Da<br />
es in der Bundesliga zunächst nur Geisterspiele gibt, wird<br />
sehr schnell auch dem letzten Spieler bewusst sein, wie<br />
wichtig Fans und ein volles Stadion sind. Denn <strong>das</strong> wurde<br />
vielleicht in der Vergangenheit immer mehr als Selbstverständlichkeit<br />
hingenommen. Schauen Sie sich <strong>die</strong> Spiele<br />
in der Allianz Arena an, seit Jahren ist jede Partie ausverkauft.<br />
Ich hingegen erinnere mich zu meiner Zeit beim FC<br />
Bayern noch an Spiele im Olympia-Stadion, bei denen <strong>das</strong><br />
halbe Stadion leerblieb.<br />
„ Sind wir ehrlich <strong>–</strong><br />
kein Sport bewegt<br />
weltweit mehr<br />
Menschen.<br />
„<br />
Was raten Sie einem begeisterten Kind oder Jugendlichen,<br />
der sich verbessern will, leider gerade aber nicht mit<br />
Mannschaften trainieren kann?<br />
Irgendwo findet sich immer ein Stück Rasen: entweder der<br />
heimische Garten oder <strong>die</strong> Wiese in der Nähe. Jonglieren,<br />
dribbeln oder auf ein Ziel schießen <strong>–</strong> der Kreativität sind<br />
keine Grenzen gesetzt. Bewegung hilft immer. Zudem versucht<br />
<strong>die</strong> Hans Dorfner Fußballschule über unser Angebot<br />
in den sozialen Netzwerken (Instagram und Facebook)<br />
Übungen zu zeigen oder Anreize zu schaffen: Beispielsweise<br />
gibt es einen Ballkünstler, der Tricks vormacht. Wenn<br />
man schon nicht auf dem Platz mit seinen Freunden spielen<br />
kann, so kann man sie nach der Corona-Zeit mit einigen<br />
neuen Tricks verblüffen. Oder <strong>die</strong> Trainer in unseren<br />
Kursen beeindrucken, denn wir freuen uns schon jetzt:<br />
Sobald <strong>die</strong> Politik grünes Licht gibt, rollt auch in den Kursen<br />
der Hans Dorfner Fußballschule wieder der Ball.<br />
Wenn <strong>das</strong> Corona-Virus keinen Strich durch <strong>die</strong> Rechnung macht,<br />
gastiert <strong>die</strong> Hans Dorfner Fußballschule von Montag 27. Juli bis<br />
Freitag 31. Juli <strong>2020</strong> in Rottach-Egern. Aktuelle Infos gibt es unter<br />
www.fussballferien.de. Pate der <strong>die</strong>sjährigen Veranstaltungen ist<br />
übrigens Nationalspieler Serge Gnabry (FC Bayern).<br />
12<br />
13
SeePanorama<br />
Diesem berühmten Beethoven-<br />
Porträt begegnen Kinder schon in<br />
ihren Schulbüchern. Doch kaum<br />
jemand kennt den Namen seines<br />
Malers: Joseph Stieler.<br />
DAS<br />
TEGERNSEE-<br />
ZITAT<br />
1830 malte Stieler Herzog<br />
Max in Bayern und seine<br />
Gemahlin Ludovika,<br />
zwei Jahre nach deren<br />
erzwungener Hochzeit.<br />
Mit <strong>die</strong>sem Wunsch soll König Ludwig I. im Jahr 1829 seinem<br />
Hofmaler Joseph Stieler einen Grund auf der <strong>Tegernsee</strong>r<br />
Point zum Kauf angeboten haben. Und <strong>die</strong>ser baute<br />
dort tatsächlich sein <strong>Sommer</strong>haus <strong>–</strong> ein romantisches<br />
Selbstporträt von Joseph Karl<br />
Stieler im Alter von 64 Jahren,<br />
Museum <strong>Tegernsee</strong>r Tal<br />
„Er baue sich hier<br />
ein <strong>Sommer</strong>haus!“<br />
König Ludwig I. 1829 zu seinem Hofmaler Joseph Stieler<br />
Häuschen mit Balkon mitten im Grünen, <strong>das</strong> dort noch<br />
heute steht und in etwa wieder <strong>das</strong> ist, was es wohl vor<br />
190 Jahren auch schon war: ein Ort kultureller Gastlichkeit,<br />
ein moderner Salon der Künste und der Kulinarik.<br />
Fotos: Herzog Max und Ludovika (privat), Portraits Beethoven (gemeinfrei), Stieler (CC BY-SA 4.0)<br />
Der aus einer Mainzer Künstlerfamilie stammende<br />
Porträtmaler war zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt in der Münchner<br />
Gesellschaft bereits ein gefragter Mann. Die Adeligen<br />
rissen sich förmlich darum, von ihm porträtiert zu<br />
werden, und auch an den Höfen der Könige und Kaiser<br />
genoss er großes Ansehen. Heutzutage würde man ihn<br />
wohl einen Celebrity-Maler nennen.<br />
Im April 1820 stellte Stieler eines seiner berühmtesten<br />
Gemälde fertig: <strong>das</strong> Porträt Ludwig van Beethovens,<br />
<strong>das</strong> im Beethoven-Jahr <strong>2020</strong> allgegenwärtig an den<br />
250. Geburtstag des Komponisten erinnert. Noch im<br />
selben Jahr, am 18. Dezember 1820, wurde Stieler per<br />
Dekret zum königlich-bayerischen Hofmaler ernannt.<br />
Das Jahr <strong>2020</strong> bot aus <strong>die</strong>sem Grund auch <strong>die</strong> Gelegenheit<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Publikation des neuen großformatigen Bildbands<br />
„Joseph Stieler“, der im Frühjahr im Allitera Verlag<br />
München erschienen ist. Das Buch zeigt Stielers umfangreiches<br />
Œuvre, von weltberühmten Porträts und der<br />
„Schönheitengalerie“ König Ludwigs I. bis hin zu bisher<br />
unveröffentlichten Gemälden. Begleitend bringt Autorin<br />
Sonja Still <strong>die</strong> Welt des königlich-bayerischen Hofmalers<br />
mit kenntnisreichen Einblicken in <strong>die</strong> damalige<br />
Gesellschaft, amüsanten Anekdoten sowie mit Interviews<br />
mit Nachfahren Stielers, S.K.H. Herzog Max in Bayern,<br />
dem Leiter der Abteilung Alte Kunst des Auktionshauses<br />
Neumeister in München,<br />
der Architektin der<br />
Restaurierungsarbeiten am<br />
Stieler-Haus in <strong>Tegernsee</strong><br />
und weiteren Experten<br />
facettenreich und<br />
unterhaltsam nahe.<br />
Sonja Still, Joseph Stieler,<br />
Der königlich-bayerische Hofmaler,<br />
Allitera Verlag München,<br />
196 Seiten, Hardcover, 35 Euro<br />
Genießen Sie abseits vom Alltagslärm<br />
in unseren gemütlichen Gaststuben<br />
oder unter den Linden <strong>die</strong> Köstlichkeiten<br />
aus Küche und Backstube!<br />
Unser Cafe-Restaurant ist ein sorgsam<br />
geführter Familienbetrieb mit langer<br />
Tradition. Wir verarbeiten einwandfreie,<br />
frische regionale Produkte und legen Wert<br />
auf Erhaltung traditioneller Rezepte.<br />
Mit Bedacht haben wir unsere Gästezimmer<br />
im ländlichen Stil und doch zeitgemäß<br />
ausgestattet. Unsere Gäste fühlen sich<br />
in der familiären Atmosphäre bestens<br />
aufgehoben und werden nicht selten<br />
zu gern gesehenen Stammgästen.<br />
Cafe-Restaurant-Pension<br />
Angermaier<br />
Fam. Zacherl<br />
Berg 1·83700 Rottach-Egern<br />
Tel. 08022/928 60 · www.cafe-angermaier.de<br />
Montag & Dienstag Ruhetag<br />
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Einzigartige Lage direkt am <strong>Tegernsee</strong> erleben.<br />
Unter 100-jährigen Linden bei saisonalen Erfrischungen entspannen und dabei den Blick über See<br />
und Berge schweifen lassen. Genießen Sie ein reichhaltiges Frühstück aufunserer sonnigen Seeterrasse.<br />
Es gibt kaum etwas Schöneres am Morgen, versprochen.<br />
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14<br />
15
<strong>Sommer</strong><br />
T<br />
AUF DEM TEGERNSEE<br />
Illustration und Text: Katharina Bourjau<br />
<strong>Sommer</strong> am <strong>Tegernsee</strong>, <strong>das</strong><br />
sind <strong>für</strong> mich knallige und<br />
saftige Farben, Wasser, Berge<br />
und Getümmel. Ich habe<br />
<strong>die</strong>smal genau <strong>die</strong> Töne verwendet,<br />
<strong>die</strong> <strong>für</strong> mich <strong>das</strong> Gefühl von einem<br />
heißen <strong>Sommer</strong>tag auslösen. Das Tal<br />
leuchtet an solchen Tagen in fast surrealen,<br />
kitschigen Farben. Meine Bildkomposition<br />
von Formen und bunten<br />
Flächen ist eine Mischung aus Erinnerung<br />
an einen Moment und Bauchgefühl.<br />
Bei meinen Landschaftsillustrationen<br />
beginne ich immer erst mit einer groben<br />
Einteilung der Fläche. Ich ziehe<br />
lockere Unterteilungen auf <strong>das</strong> weiße<br />
Blatt: Wasser, Berge, Himmel. Dann<br />
kommen Stück <strong>für</strong> Stück immer mehr<br />
Details dazu. Ich taste mich an <strong>das</strong><br />
fertige Motiv heran. Manchmal erlaube<br />
ich mir, zu Gunsten der Bildkomposition,<br />
kleine Freiheiten. Ich verpflanze<br />
zum Beispiel einen Strauch<br />
an eine andere Stelle am Seeufer und<br />
färbe den Himmel pink oder <strong>die</strong> Berge<br />
orange ein, weil es sich „richtig“<br />
anfühlt.<br />
Der See, der in den kalten Monaten<br />
fast unberührt im Tal liegt, wird an<br />
heißen Tagen zum öffentlich genutzten<br />
Raum. Die Menschen erobern den<br />
See. Plötzlich kreuzen Stand Up Paddler,<br />
Ruder- und Tretboote, Segler,<br />
Schwimmer und <strong>die</strong> großen Schiffe<br />
über <strong>das</strong> Wasser. Alle genießen jetzt<br />
den ungewohnten Blick vom See aufs<br />
Ufer und entdecken neue Winkel und<br />
Ecken.<br />
Letzten August sind wir mit einem<br />
Ruderboot in <strong>die</strong> Rottacher Bucht gefahren,<br />
um <strong>die</strong> geschmückten Rösser<br />
und Wägen am Rosstag vom Wasser<br />
aus zu beobachten. Seitdem habe<br />
ich <strong>die</strong>se Perspektive auf den Malerwinkler<br />
im Kopf und habe sie jetzt<br />
mit meiner Illustration aufs Blatt gebracht.<br />
Blauer Himmel, gute Brotzeit,<br />
ein sanftes Schaukeln des Bootes und<br />
der Bilderbuchblick auf <strong>die</strong> Bucht mit<br />
den Bergen dahinter <strong>–</strong> da kann man<br />
doch gar nicht anders, als glücklich<br />
sein.<br />
Die <strong>Tegernsee</strong>r Illustratorin Katharina<br />
Bourjau lässt uns an <strong>die</strong>ser Stelle <strong>das</strong><br />
<strong>Tegernsee</strong>r Tal mit ihren Augen erblicken.<br />
Den besonderen <strong>Sommer</strong>moment hat sie<br />
exklusiv <strong>für</strong> <strong>die</strong>se <strong>Ausgabe</strong> der <strong>Seeseiten</strong><br />
festgehalten.<br />
17
Einfädler<br />
Witzige, wichtige, warme Worte aus <strong>die</strong>ser <strong>Ausgabe</strong>.<br />
So ein großes Bild von Anselm Kiefer kannst<br />
du nicht auf dem iPhone rüberbringen.<br />
(Seite 30, Mit Chagall über dem Kinderbett)<br />
Wir sind der Meinung,<br />
<strong>das</strong>s „Grüne“ Architektur<br />
Die regionale Küche ist der Beweis da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s man mit<br />
wenigen Zutaten, unfassbar gutes Essen zaubern kann.<br />
(Seite 66, Erfolgsrezepte im Netz)<br />
kein Trend ist, sondern <strong>die</strong><br />
Rückkehr zur Normalität.<br />
(Seite 20, Der Mann hinter der Marke)<br />
Je mehr eine Lederhose getragen<br />
wird, umso schöner wird sie.<br />
(Seite 50, Von Kurzen und Knöpfen)<br />
Ein Konzert wird erst<br />
durch Publikum zum Erlebnis.<br />
(Seite 38, Alles, nur nicht nochmal <strong>2020</strong>!)<br />
Es fühlt sich fast schon<br />
ein wenig königlich an,<br />
von jemand anderem gebadet<br />
zu werden.<br />
(Seite 24, Mit Leib und Seele)<br />
Lass dir nicht einreden, <strong>das</strong>s der<br />
erfolgreiche Mensch immer mit nur<br />
fünf Stunden Schlaf auskommt.<br />
Langschläfer sind nicht faul.<br />
(Seite 52, Im <strong>Tegernsee</strong>r Tal der Träume)<br />
Ein Bier<br />
ohne Fehler.<br />
(Seite 60, Ein Bier geht um <strong>die</strong> Welt)<br />
18<br />
19
Ein Mann mit konsequentem Stil, egal ob als Person<br />
oder als Architekt des neuen Jodschwefelbades<br />
in Bad Wiessee: klare Linien, kein überflüssiger<br />
Schnickschnack, Eleganz durch Reduktion.<br />
MATTEO THUN:<br />
Der Mann hinter der Marke<br />
Vermutlich gibt es so gut wie keine Geschichte über <strong>das</strong> neue Jodschwefelbad, in dem sein Name nicht<br />
vorkommt: Matteo Thun ist fest mit dem Gebäude in Bad Wiessee verbunden. Ohne ihn wäre <strong>das</strong><br />
Jodschwefelbad nicht <strong>das</strong> Jodschwefelbad. Grund genug, nach der Eröffnung mit ihm zu reden: über <strong>die</strong><br />
Beweggründe, <strong>das</strong> Projekt in Bad Wiessee zu machen und darüber, warum er mehr von Bergbauern als<br />
von Professoren gelernt hat. Thun gilt als einer der renommiertesten Architekten und Designer.<br />
Fotos: Carlo Furgeri Gilbert, Jodschwefelbad<br />
Interview:<br />
Christian Jakubetz/<br />
Kristian Laban<br />
Herr Thun, wenn man <strong>die</strong> ganze Welt als<br />
potenziellen Arbeitsbereich hat <strong>–</strong> wieso<br />
dann ausgerechnet Bad Wiessee?<br />
Das müssen Sie <strong>die</strong> Auftraggeber fragen!<br />
Aber ja, <strong>für</strong> uns ist <strong>das</strong> Projekt auch wegen<br />
seiner Tradition besonders interessant. Das<br />
neue Badehaus ist eine Hommage an <strong>die</strong><br />
Heilkraft der Quellen von Bad Wiessee.<br />
Bevor Sie mit der Planung beginnen, verbringen<br />
Sie einige Zeit unmittelbar vor Ort, um <strong>die</strong><br />
Bedingungen, „<strong>die</strong> Seele des Ortes“ zu verstehen.<br />
Worauf achten Sie hierbei besonders?<br />
Die Winde, der Sonnenstand zu den unterschiedlichen<br />
Tageszeiten, <strong>die</strong> Flora und<br />
Fauna, <strong>die</strong> mikroklimatischen Verhältnisse,<br />
<strong>die</strong> lokalen Materialien und beim<br />
Jodschwefelbad natürlich auch <strong>die</strong> Zusammensetzung<br />
des Heilwassers, <strong>die</strong> traditionelle<br />
Bedeutung des Bades, all <strong>die</strong>se<br />
Details beeinflussen den ersten Entwurf.<br />
Sie erwähnten einmal: „Ich habe von den<br />
Bergbauern in Südtirol mehr über Architektur<br />
gelernt als an der Universität.“ Welches<br />
Wissen haben <strong>die</strong> alpenländischen Bauern<br />
dem Professor voraus?<br />
Die Walser Bergbauern sind nach wie vor<br />
meine unbestrittenen Idole. Wegen ihrer<br />
Armut und den Klimabedingungen haben<br />
sie ganz selbstverständlich immer <strong>die</strong> sparsamsten<br />
und einfachsten Lösungen gesucht.<br />
Die Devise „Weniger ist mehr“, <strong>die</strong><br />
heute von Architekten hochgehalten wird,<br />
ist seit jeher <strong>die</strong> Basis ihrer handwerklichen<br />
Kultur.<br />
20<br />
21
1<br />
5<br />
2<br />
3<br />
Sie haben <strong>die</strong> herausfordernde NachhaltigkeitsFormel<br />
des „Triple Zero“ <strong>für</strong> Ihre Bauten<br />
entwickelt. Kann moderne Architektur einen<br />
Beitrag zum Klimawandel leisten?<br />
Wir sind der Meinung, <strong>das</strong>s „Grüne“ Architektur<br />
kein Trend ist, sondern <strong>die</strong> Rück<br />
Wie muss man sich <strong>das</strong> als Laie vorstellen?<br />
Setzen Sie sich hin mit dem festen<br />
Entschluss, etwas ganz Neues und Außergewöhnliches<br />
zu kreieren? Oder passiert<br />
<strong>das</strong> einfach?<br />
Architektur und Designprojekte zu ent<br />
4<br />
kehr zur Normalität. Als Architekten versu<br />
wickeln ist <strong>für</strong> uns <strong>das</strong> gleiche <strong>–</strong> nur in ei<br />
chen wir jedoch, zwei Begriffe in unserem<br />
nem anderen Maßstab. Wir, mein Partner<br />
Wortschatz zu vermeiden: Nachhaltigkeit<br />
und Ökologie. Beide sind Pleonasmus <strong>–</strong> es<br />
ist also völlig unnötig, darüber zu sprechen.<br />
Wenn ein Architekt nicht nachhaltig<br />
plant, nicht ökologisch handelt, sollte<br />
er <strong>die</strong>sen Beruf nicht ausüben. Wir haben<br />
<strong>die</strong> beiden Begriffe durch Langlebigkeit ersetzt<br />
<strong>–</strong> durch ästhetische und strukturelle<br />
Durabilität. Wir arbeiten daher nach dem<br />
Konzept der drei Zeros. Das bedeutet Zero<br />
Kilometer: Nähe von Baustoffen und lokalem<br />
Knowhow. Zero CO 2<br />
: Energiemanagement<br />
und weniger Emissionen. Zero Abfall:<br />
Lebenszyklusmanagement im Bauprozess<br />
und Wiederverwendung von Baustoffen.<br />
Es ist der ‚File Rouge’ <strong>für</strong> all unsere Projekte.<br />
Jeder gefühlt zweite Bericht über Sie beginnt<br />
mit der Bezeichnung: „Der StarArchitekt“.<br />
Mögen Sie <strong>die</strong>sen Stempel auf Ihren Werken<br />
eigentlich?<br />
Nein, ganz und gar nicht. Für uns hat jedes<br />
Gebäude seine eigene Identität. Der Genius<br />
Loci bestimmt unsere Architektur.<br />
Sie entwerfen Gebäude, Bars, Möbel, Accessoires.<br />
Das Design der illyEspressoTasse,<br />
der meistkopierten EspressoTasse der<br />
Moderne, stammt ebenfalls von Ihnen.<br />
Antonio Rodriguez und unsere Teams von<br />
70 Architekten, Innenarchitekten, Produkt-<br />
und Grafikdesignern in Mailand und<br />
Shanghai arbeiten gemäß der sogenannten<br />
‚Mailänder Schule’ <strong>–</strong> also interdisziplinär<br />
und in unterschiedlichen Skalen. Ernesto<br />
Rogers nannte es: „Vom Löffel zur Stadt“.<br />
Wenn man so vielseitig arbeitet wie Sie,<br />
drängt sich <strong>die</strong> Frage auf: Wird Ihnen schnell<br />
langweilig?<br />
Meine Mitarbeiter sagen, ich sei neugierig<br />
und manchmal ungeduldig ...<br />
Und wie bekommt man Ihr Interesse <strong>für</strong> Tassen,<br />
Möbel, Hotels oder eben Jodschwefelbäder<br />
unter einen Hut?<br />
Sie leiten ja auch noch ein Unternehmen<br />
mit rund 100 Mitarbeitern an verschiedenen<br />
Standorten in der Welt?<br />
Es bedeutet zunächst gut organisiert zu sein<br />
<strong>–</strong> meine Assistentin hilft mir dabei, so<strong>das</strong>s<br />
ich zum richtigen Zeitpunkt entscheidende<br />
Meetings mit den unterschiedlichen Teams<br />
habe. Es bedeutet auch sich auf eine gute<br />
Organisation im Unternehmen stützen zu<br />
können.<br />
Groß oder klein, Architektur<br />
oder Design, Tasse oder Hotel:<br />
Matteo Thun gehört zu den<br />
Vielseitigsten seiner Branche.<br />
Ein kleiner Auszug seines<br />
Schaffens (v. l. n. r.):<br />
1. Ästhetik der Ökologie: Powerstation<br />
Schilling in Schwendi<br />
2. Kunst, Kommunikation und<br />
gut gemixte Drink ws:<br />
Wiener Bar Campari<br />
3. Fokussiert auf <strong>die</strong> Landschaft<br />
der Lagune: JW Marriott<br />
Venice Resort & Spa, Venedig<br />
4. Entwurf als Aquarell:<br />
Steinhäuser aus lokalem<br />
Schiefer in Longuich<br />
5. Für ästhetische und technische<br />
Langlebigkeit: Handgefertigte<br />
Leuchten-Serie<br />
Brera (Matteo Thun / Antonio<br />
Rodriguez)<br />
6. Bis zum Verschluss-Pfropfen<br />
vollständig aus dem Holz:<br />
Badewanne Ofurò (Matteo<br />
Thun / Antonio Rodriguez)<br />
7. Urbane Eleganz mit einer<br />
Spur Dolce Vita: <strong>die</strong> Empfangshalle<br />
im Hamburger<br />
Hotel Side.<br />
8. Designikone:<br />
<strong>die</strong> Illy-Espresso-Tasse.<br />
Fotos: Jens Weber, Bar Campari, JW Marriott Venice, Matteo Thun,<br />
Marco Bertolini, Tiziano Sartori, Claus Brechenmacher, Giotto Enterprise<br />
8<br />
6 7<br />
Architekten wie Mies van der Rohe oder<br />
Le Corbusier sind in Ihren späteren Lebensjahren<br />
noch einmal besonders kreativ<br />
geworden und haben Werke von Dauerhaftigkeit<br />
geschaffen. Kommen Sie jetzt also erst<br />
ins beste Architektenalter?<br />
Ich glaube, <strong>das</strong>s Begeisterung, Neugier, der<br />
Wunsch nach neuen Lösungen und Erfahrung<br />
zählt, wie in jedem Beruf.<br />
Rund um <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r Tal herrscht weiterhin<br />
eine rege Bautätigkeit. Entschuldigen Sie<br />
bitte <strong>die</strong> womöglich naive Frage, aber hätten<br />
Sie den einen oder anderen grundsätzlichen<br />
Ratschlag, den Sie einem privaten<br />
Bauherrn mit auf den Weg geben<br />
würden?<br />
Grundsätzlich gilt es den traditionellen<br />
Baustil zu interpretieren,<br />
lokale Baumaterialien zu<br />
nutzen, <strong>die</strong> vor Ort arbeitenden<br />
Supplier und Firmen einzubinden<br />
und <strong>das</strong> LifeCycleManagement so zu<br />
gestalten, <strong>das</strong>s bereits bei der Planung eine<br />
umweltfreundliche Entsorgung berücksichtigt<br />
wird. Wir arbeiten gern mit Holz.<br />
Holz können wir meist aus der <strong>Region</strong> beziehen,<br />
in der gebaut wird, es ist recyclingfähig<br />
und kohlenstoffneutral, verfügt über<br />
hervorragende statische Eigenschaften<br />
und ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten.<br />
Wir haben hier also quasi einen<br />
Gratisrohstoff. Holz ist ja ein nachwachsender<br />
Rohstoff und damit ein Baumaterial,<br />
<strong>das</strong>s nicht künstlich hergestellt werden<br />
muss wie zum Beispiel Beton. Holz ermöglicht<br />
uns gleichzeitig, <strong>die</strong> Bauzeit eines<br />
Hauses enorm zu reduzieren. Und dann<br />
altert <strong>die</strong>ser Rohstoff einfach schön, <strong>das</strong><br />
zeigen jahrhundertealte Heuschober aus<br />
Lärchenholz. Patina ist in der Architektur<br />
ein hohes Qualitätsmerkmal.<br />
22<br />
23
MIT LEIB UND SEELE<br />
Text: Susanne Mayr<br />
Nun ist es also fertig, <strong>die</strong>ses Gebäude,<br />
über <strong>das</strong> auch überregional<br />
viel geschrieben und<br />
gesprochen wurde. Was daran<br />
liegt, <strong>das</strong>s mit Matteo Thun einer der renommiertesten<br />
Architekten und Designer<br />
unserer Zeit <strong>für</strong> den Neubau engagiert<br />
Schon der Warteraum ist nicht<br />
einfach ein Warteraum<br />
Geschickt angeordnete<br />
Holzlamellen schaffen<br />
ein kunstvolles Lichtund<br />
Schattenspiel.<br />
Ich habe mich <strong>für</strong> ein Ganzkörperbad entschieden<br />
und werde nun in den Wartebereich<br />
geschickt. Wobei Wartebereich sehr<br />
uncharmant umschreibt, was mich erwar-<br />
Das Jodschwefelbad in<br />
Bad Wiessee hat sich neu<br />
erfunden: klein, fein, edel.<br />
Während außen <strong>die</strong> Hand<br />
schrift des Designers<br />
Matteo Thun <strong>für</strong> unaufdringliche<br />
Noblesse<br />
sorgt, ist innendrin alles<br />
auf so viel Gesundheit<br />
und Erholung wie<br />
möglich ausgerichtet.<br />
Unsere <strong>Seeseiten</strong>-<br />
Autorin Susanne Mayr<br />
hat nicht nur einen Blick<br />
darauf geworfen,<br />
sondern sich auch im<br />
Wasser verwöhnen<br />
lassen. Und dabei<br />
festgestellt: Auch eine<br />
schöne Optik trägt zu<br />
mehr Wohlbefinden bei.<br />
wurde. Klar also, <strong>das</strong>s man vom neuen Jod-<br />
tet. Ein heller Lichthof mit einem zentralen<br />
schwefelbad alles erwarten darf. Alles, nur<br />
Sitzelement umrahmt von wunderschönen<br />
nicht gewöhnlich.<br />
italienischen Bodenfliesen <strong>–</strong> <strong>die</strong>se sind in<br />
jedem Flügel farblich unterschiedlich. Ich<br />
Schon beim Ankommen zeigt <strong>die</strong> Außen-<br />
nehme kurz Platz, bevor mich meine Ba-<br />
fassade, wer hier federführend war. Holzlamellen,<br />
ein Lieblingsmaterial von Matteo<br />
Thun, prägen <strong>die</strong> Ansicht. Die Lamellen<br />
schaffen durch ihre Anordnung und in<br />
Kombination mit den großen Fensterfronten<br />
ein kunstvolles Spiel mit Licht und<br />
Schatten.<br />
Innendrin: außergewöhnliche Architektur<br />
defrau Sigrid Biechl abholt. Sie führt mich<br />
in eine Kabine <strong>–</strong> und auch hier: viel Licht<br />
und Sonne, Holzlamellen, Wechselspiele<br />
zwischen Licht und Schatten.<br />
Die Badewanne, <strong>die</strong> in ihrer Form speziell<br />
der Körpersilhouette entspricht, wird von<br />
einem Leuchtelement umrahmt, was vor<br />
allem in der Dämmerung eine sehr schö-<br />
Nicht nur <strong>das</strong><br />
Jodschwefelbad zeigt sich<br />
jetzt im neuen Gewand,<br />
auch <strong>die</strong> Seifen wurden neu<br />
überarbeitet.<br />
Im Miniformat gibt es<br />
<strong>die</strong>se auch <strong>für</strong> Hotels<br />
und Gästehäuser.<br />
Fotos: Jodschwefelbad, Susanne Mayr<br />
und der gewohnt zuvorkommende Service.<br />
ne Wirkung erzeugt. Frau Biechl lässt mir<br />
Am Empfang werde ich begrüßt <strong>–</strong> und da-<br />
nun <strong>die</strong> Wanne mit dem leicht grünlichen<br />
Frisch gebadet entspannt<br />
bei aber freundlich unter <strong>die</strong> Lupe genom-<br />
Wasser ein. „Es fühlt sich fast schon ein<br />
man noch 20 Minuten mit<br />
men. Denn auch wenn <strong>das</strong> Wasser herrlich<br />
wenig königlich an, von jemand anderem<br />
Blick nach draußen.<br />
Wasser ein, dessen Heilwirkung schon<br />
den geheilt wurden, eine fast erblindete<br />
entspannend ist, geht von ihm eine starke<br />
gebadet zu werden“, denke ich mir. Ich<br />
seit über hundert Jahren genutzt wird.<br />
Patientin, <strong>die</strong> mithilfe der Augenbäder<br />
Wirkung aus. Und <strong>die</strong> muss der Körper<br />
rieche nun auch den speziellen Geruch,<br />
ihre Makuladegeneration stoppen konn-<br />
auch verkraften. Deshalb wird man hier<br />
der nicht nur vom Schwefel stammt (Jod<br />
Und auch meine Badefrau Sigrid Biechl,<br />
te oder Arthrose-Patienten, <strong>die</strong> wieder<br />
nach Vorerkrankungen, Befinden und Vor-<br />
ist geruchslos), sondern auch vom ent-<br />
<strong>die</strong> seit mehr als 23 Jahren im Jodschwe-<br />
schmerzfrei laufen konnten. „Jedes Bad<br />
lieben gefragt und auch zur passenden An-<br />
haltenen Paraffin. Geruch hin oder her,<br />
felbad arbeitet, hat schon viel gesehen.<br />
wirkt“, weiß Frau Biechl, „es strafft <strong>die</strong><br />
wendung beraten; sicher ist sicher.<br />
jedenfalls läuft hier gerade <strong>das</strong> einzigartige<br />
Neurodermitiker, <strong>die</strong> von ihren Beschwer-<br />
Haut, regt Durchblutung und Kreislauf<br />
24<br />
25
an, wirkt entsäuernd und sogar stim-<br />
Nachhaltig wirksam<br />
mungsaufhellend.“ Und nicht nur <strong>das</strong>,<br />
es macht uns auch gesünder. Eine Stu<strong>die</strong><br />
Doch schon erinnert mich Sigrid Biechl da-<br />
des Instituts <strong>für</strong> Ecomedicine der Paracel-<br />
ran, <strong>das</strong>s nun auch meine Nachruhezeit um<br />
sus Medizinischen Privatuniversität Salz-<br />
ist, auch wenn <strong>die</strong> Wirkung in meinem Kör-<br />
burg belegt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Jodschwefelwasser<br />
per noch sehr viel länger dauert. „Oft merken<br />
in Bad Wiessee immunstärkend wirkt.<br />
<strong>die</strong> Patienten nicht sofort etwas, sondern erst<br />
später“, erklärt mir <strong>die</strong> erfahrene Badefrau. So<br />
Ab in <strong>die</strong> Wanne<br />
erzählt sie von Kurpatienten, <strong>die</strong> erst nach Wochen<br />
wieder zu Hause plötzlich eine Verände-<br />
Mit einem speziellen Thermometer prüft<br />
rung feststellten. Denn <strong>das</strong> Wasser wirkt noch<br />
<strong>die</strong> Badefrau nochmals <strong>die</strong> Temperatur<br />
lange nach, weshalb man nach einem Bad<br />
und ich steige in <strong>die</strong> Wanne. Frau Biechl<br />
auch mindestens fünf Stunden warten sollte,<br />
verlässt nachdem sie sich nochmals ver-<br />
bis man es abwäscht. Ich jedenfalls fühle mich<br />
gewissert hat, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Wasser genauso<br />
jetzt gestärkt, wenn auch ein wenig müde, und<br />
warm ist, wie ich es gerne möchte, den<br />
merke, <strong>das</strong>s meine Haut bereits viel weniger<br />
Raum. Erst mal fühle ich nur Wärme und<br />
spannt und juckt.<br />
versuche mich zu entspannen <strong>–</strong> was mir erstaunlich<br />
leicht fällt und vielleicht auch da-<br />
schlüpfen. Ich bekomme noch ein Wasser,<br />
Das Atrium <strong>die</strong>nt als<br />
Ich habe mir vorgenommen, jetzt öfter ins<br />
ran liegt, <strong>das</strong>s man durch den natürlichen<br />
denn viel zu trinken ist nach der Anwen-<br />
Wartebereich und ist<br />
neue Wiesseer Jodschwefelbad zu kommen,<br />
Salzgehalt im Wasser mehr schwebt als<br />
dung wichtig. Überhaupt wird man hier bei<br />
in jedem Flügel farblich<br />
denn Deutschlands stärkste Jodschwefelquelle<br />
liegt. Etwas ungewohnt zu Beginn, aber al-<br />
der Anwendung sehr bedacht, aber unauf-<br />
anders gestaltet<br />
hat einiges zu bieten. Egal ob zur Unterstüt-<br />
les in allem: sehr angenehm. Nach bereits<br />
dringlich an <strong>die</strong> Hand genommen. Auf der<br />
zung einer Fastenkur im Frühling (<strong>das</strong> Wasser<br />
einigen Minuten spüre ich <strong>die</strong> Wirkung des<br />
Liege ruhe ich dann weitere 20 Minuten.<br />
entsäuert schließlich), nach dem Sport zur Re-<br />
Heilwassers. Meine Haut fühlt sich wie in<br />
Diese Zeit braucht der Körper. Das Krib-<br />
generation und Vermeidung eines Muskelka-<br />
einem Cremebad an und kribbelt leicht.<br />
beln auf der Haut ist gleich weg, aber mein<br />
ters, bei Beschwerden der Atemwege, wenn<br />
Ich merke auch, wie mein Herz kräftiger<br />
Herz arbeitet ordentlich. Nicht schnell,<br />
mich wieder eine meiner Allergien plagt, oder<br />
anfängt zu schlagen und mir durch und<br />
durch warm wird.<br />
Nach maximal 20 Minuten ist <strong>die</strong> Badezeit<br />
vorbei <strong>–</strong> danach nimmt <strong>die</strong> Haut nichts<br />
mehr von den Wirkstoffen auf <strong>–</strong> und Frau<br />
Biechl kommt wieder und bittet mich, noch<br />
nass zwischen <strong>die</strong> Laken auf der Liege zu<br />
aber kräftig spüre ich meinen Herzschlag<br />
während ich in den Himmel und auf <strong>die</strong><br />
vom Wind bewegten Blätter des Rotahornbaumes<br />
vor meinem Fenster blicke. Normalerweise<br />
kommt mir eine Nachruhezeit<br />
im Spa immer zu lang vor, hier in meiner<br />
Jodschwefelbadkabine hingegen könnte<br />
ich tatsächlich noch länger liegen.<br />
Foto: Jodschwefelbad, Susanne Mayr<br />
einfach nur <strong>für</strong> Schönheit und Entspannung.<br />
Wer nun Lust bekommen hat gleich loszubaden, der ruft kurz im Jodschwefelbad an. Die Mitarbeiter versuchen<br />
jeden noch so spontanen Terminwunsch zu erfüllen. Infos unter www.jodschwefelbad.de. Zur Eröffnung<br />
gibt es <strong>das</strong> „Schnupper-Paket“ mit je einem Wannenbad, Inhalation oder Augenbad (55 Euro).<br />
Das „Detox & Relax“ Package enthält drei Wannen- oder Sprühbäder und drei Teilmassagen (175 Euro).<br />
Happy Feet: Im Jodschwefelwasser<br />
entspannt man buchstäblich<br />
von Kopf bis Fuß<br />
PureBed ELL<br />
komplett mit Matratze<br />
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26<br />
27
Fliegen<br />
auf dem See<br />
HYDROFOILS <strong>–</strong> <strong>das</strong> ist<br />
nicht einfach eine andere<br />
Art von Surfbrettern.<br />
Tatsächlich bringen sie <strong>das</strong><br />
Surfen zurück an den See.<br />
Möglich wird <strong>das</strong> durch<br />
ein paar technische<br />
Besonderheiten<br />
Text: Susanne Mayr<br />
Sehen sie im ersten Moment aus wie ganz<br />
normale Windsurfer, scheint es, als würden<br />
sie plötzlich abheben und einen halben Meter<br />
über der Wasseroberfläche schweben.<br />
Geräuschlos und ohne eine Welle zu schlagen sausen<br />
sie dann atemberaubend über den See. Die Rede ist<br />
von sogenannten Hydrofoils. Das sind Surfbretter,<br />
<strong>die</strong> durch eine spezielle Finne unter dem Board <strong>die</strong><br />
Wasserströmung nutzen und <strong>–</strong> <strong>das</strong> ist jetzt einfach<br />
Physik <strong>–</strong> durch den Auftrieb nach oben gleiten.<br />
Flitzer auf Flügeln<br />
Foto: Sailingcenter <strong>Tegernsee</strong><br />
In Süddeutschland wurde <strong>das</strong> Hydrofoilen erstmals<br />
im Sailingcenter <strong>Tegernsee</strong> in Bad Wiessee angeboten.<br />
Besitzer Stephan Eder erklärt dazu: „Ganz neu<br />
ist der Trend des Hydrofoils nicht, schließlich wird<br />
<strong>die</strong> Technologie, <strong>die</strong> dabei eingesetzt wird, schon<br />
lange <strong>für</strong> Tragflächenboote verwendet, wie sie am<br />
Gar<strong>das</strong>ee verkehren.“<br />
Über dem Wasser <strong>–</strong><br />
beim Foilen hebt <strong>das</strong> Brett<br />
durch den Auftrieb ab<br />
und gleitet über den See<br />
28<br />
29
„<br />
Wer <strong>das</strong> Gefühl beim Foilen mal erlebt hat,<br />
wird kaum wieder<br />
auf ein normales Surfbrett steigen.<br />
Stephan Eder<br />
“<br />
Doch wie funktioniert <strong>das</strong> „fliegende<br />
Brett“ eigentlich? „Unten am Surfbrett<br />
wird im Finnenkasten ein langes<br />
Schwert angebracht, der sogenannte<br />
Mast. An <strong>die</strong>sem ist vorne quer ein<br />
Frontflügel angebracht sowie hinten<br />
ein querer Heckflügel“, so Eder zum<br />
Aufbau des Materials. Das Ganze nennt<br />
sich Fuselage. „Diese Flügel sind geformt<br />
wie ein Flugzeugflügel: oben gewölbt,<br />
unten platt.“ Und genau am Beispiel<br />
eines abhebenden Flugzeugs kann<br />
man <strong>die</strong> Funktionsweise am besten<br />
erklären: „Wenn <strong>das</strong> Brett Geschwindigkeit<br />
aufnimmt, dann produziert<br />
der Flügel ab einem bestimmten Geschwindigkeitszeitpunkt<br />
einen Unterdruck<br />
und hebt ab“, so Eder weiter.<br />
Der Surfer steuert <strong>die</strong>ses Aufsteigen<br />
durch Gewichtsverlagerung, indem er<br />
den Flügel schräg nach oben anstellt.<br />
Um den Flügel wieder abzusenken, wird<br />
einfach nur <strong>die</strong> Brettspitze absenkt. Der<br />
Flügel muss dabei immer unter Wasser<br />
bleiben, um den stetigen Auftrieb zu<br />
garantieren. Kommt er aus dem Was-<br />
ser, lässt der Auftrieb sofort nach und<br />
der Surfer stürzt. Die Fuselage ist beim<br />
Surfen deshalb meist 70 bis 110 cm lang,<br />
um <strong>das</strong> Steuern einfacher zu machen.<br />
Den Durchbruch <strong>die</strong>ser Technologie im<br />
Funsport ermöglichte <strong>die</strong> Segelregatta<br />
Americas Cup, eine Art Formel 1 des<br />
Segelsports. Um <strong>das</strong> Jahr 2000 wurden<br />
dann bei Segelbooten <strong>das</strong> erste Mal<br />
Foils eingesetzt und es wurden durch<br />
den verringerten Wasserwiderstand<br />
Rekordgeschwindigkeiten erzielt. Kein<br />
Wunder, <strong>das</strong>s darauf auch Funsportler<br />
aufmerksam wurden. Denn <strong>das</strong><br />
Gleiten beim Surfen macht <strong>die</strong> Faszination<br />
aus und auf den bayerischen Seen<br />
ist nicht immer mit hohen Windstärken<br />
zu rechnen. Deshalb ist <strong>das</strong> Foilen<br />
nun auch im Breitensport präsent und<br />
wird zukünftig sogar olympische Disziplin.<br />
Was man hier am See beobachten<br />
kann ist also nicht nur ein kurzzeitiger<br />
Trend, sondern der Sport der Zukunft.<br />
Und <strong>das</strong> aufgrund der ausgeklügelten<br />
Technik sogar bei weniger Wind.<br />
Nichts <strong>für</strong> Anfänger<br />
„Ganz einfach ist <strong>das</strong> nicht“, so Stephan<br />
Eder, der selbst als Vorreiter seit drei<br />
Jahren damit am See unterwegs ist und<br />
auch Kurse dazu anbietet. „Man kann<br />
<strong>das</strong> Foilen nicht komplett mit dem Surfen<br />
vergleichen, es ist doch eher eine<br />
neue Sportart.“ Zwar sind Brett und<br />
Segel vom Aufbau her ähnlich oder fast<br />
gleich, aber <strong>das</strong> Gefühl beim Fahren ist<br />
ein anderes: „Man schwebt ja über dem<br />
Wasser, <strong>die</strong> Welle und <strong>die</strong> Kraft des<br />
Wassers fallen dadurch weg, <strong>das</strong> ist eine<br />
ganz neue Sinneserfahrung“, so der<br />
Funsportler. „Man ist ganz leise unterwegs.<br />
Die Kräfte, <strong>die</strong> man in der Hand<br />
und auf dem Wasser fühlt, sind anders.“<br />
Denn sobald man auf dem Foil fährt,<br />
minimieren sich <strong>die</strong> Segelkräfte. In<br />
dem Moment, indem <strong>das</strong> Brett aus dem<br />
Wasser auftaucht, nimmt der Druck im<br />
Segel schlagartig ab und man ist schneller,<br />
weil man mit mehr Strömung fährt.<br />
Das ist natürlich auch <strong>für</strong> den Fahrer<br />
anspruchsvoller. „Man muss feinfühliger<br />
unterwegs sein, denn schon kleinste<br />
Bewegungen mit dem Fuß geben<br />
Impulse“, so der passionierte Surfer.<br />
Ein Anfängerkurs fängt deshalb immer<br />
mit den Grundlagen des Surfens und<br />
einer Theoriestunde zur Technologie<br />
der Hydrofoils an. Erst wer dann im<br />
Praxisteil <strong>das</strong> Fahren in Fußschlaufen<br />
und Trapez beherrscht, steigt auf <strong>das</strong><br />
Foilbrett um. Dann geht es zuerst mit<br />
Begleitboot und später direkt mit dem<br />
Lehrer auf’s Wasser. „Wer <strong>das</strong> Gefühl<br />
beim Foilen mal erlebt hat, wird kaum<br />
Fotos: Severne Starboard, Urs Golling<br />
wieder auf ein normales Surfbrett steigen“, so Stephan<br />
Eder „Das ist eine ganz neue Erfahrung: Windsurfen<br />
auf einem aktiven, sportiven und interessanten Level.<br />
Es macht Riesenspass und ist sportlich herausfordernder.“<br />
Wer jetzt <strong>das</strong> Foilen einmal ausprobieren<br />
möchte, kann natürlich einen Kurs buchen oder sich <strong>das</strong><br />
Material ausleihen und seit kurzem sogar online unter<br />
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Stephan Eder<br />
liebt <strong>die</strong> neue<br />
Herausforderung<br />
mit dem Hydrofoil<br />
30<br />
31
Wer Kunst zu Millionensummen verkauft,<br />
muss eine besondere Beziehung zu ihr haben <strong>–</strong><br />
und zu den eigenen Kunden.<br />
Michael Beck hat beides, und obendrein<br />
den Ehrgeiz, <strong>die</strong> Weltkunst an den <strong>Tegernsee</strong><br />
zu bringen.<br />
Natürliche Schönheit<br />
individuell gestalten<br />
Plastische Chirurgie<br />
am <strong>Tegernsee</strong><br />
Text: Ute Watzl<br />
Michael Beck sitzt im Chagall, Max Beckmann und August<br />
Macke, aber auch von Jün-<br />
Dachgeschoss seines<br />
Elternhauses. geren wie Fabrizio Plessi, Heinz<br />
Durch <strong>die</strong> breite Mack, Günther Uecker oder eben<br />
Fensterfront schimmert der See<br />
von unten herauf. An den Wänden<br />
des hellen Raumes: Werke von Anton<br />
Henning, Manolo Valdés, Peter<br />
Voigt, Chagall, Bill Nagel, ihres Zeichens<br />
international bekannte bis<br />
berühmte Künstler. Von der Decke<br />
schwebt ein bizarres, scheinbar<br />
schwereloses Glasgebilde des<br />
ukrainischen Zeitgenossen Aljoscha.<br />
„Und <strong>das</strong> ist von Papa“, sagt<br />
Beck und zeigt auf ein expressionistisches<br />
Aquarell. Sein Vater ist<br />
kein Geringerer als Herbert Beck,<br />
Manolo Valdés. Die Liste ließe sich<br />
lange fortsetzen. Seine Kunden<br />
sind Kunstsammler in der ganzen<br />
Welt. Drehkreuz <strong>für</strong> all <strong>die</strong><br />
kostbaren Stücke ist seine Galerie<br />
in Düsseldorf. Auch in New York,<br />
Leipzig, Wien hatte er einst Niederlassungen.<br />
Aber seit fünf Jahren,<br />
seit dem Tod seiner Mutter, ist<br />
er wieder regelmäßig am <strong>Tegernsee</strong><br />
anzutreffen, privat. Hier ist er<br />
geboren und mit drei Schwestern<br />
aufgewachsen, mit Marc Chagall<br />
überm Kinderbett.<br />
jener Tegern seer Künstler, nach<br />
dem man hier eine Parkanlage benannt<br />
Haus der Künstler<br />
hat. Der helle, hohe Raum,<br />
in dem sein Sohn Michael nun<br />
sitzt, war Beck Seniors Atelier.<br />
„Dieser Seeblick hat meinen Vater<br />
immer sehr inspiriert.“<br />
Künstler gingen bei Becks ein und<br />
aus. „Das hier war ein sehr kulturelles<br />
Haus. Wir haben musiziert,<br />
gedichtet und gemalt“, erzählt er.<br />
Doch er selbst fühlte sich nie zum<br />
Michael Beck ist ein Kind der<br />
Kunst. Er liebt sie und er kennt<br />
Künstler berufen. „Ich war immer<br />
der Organisator.“<br />
ihren Wert, den ideellen wie den<br />
monetären. Mit seiner Kunsthandlung<br />
Als es ihm zu eng im Tal wurde,<br />
präsentiert, vermittelt<br />
und verkauft er sündhaft teure<br />
Originale von Emil Nolde, Marc<br />
absolvierte er eine Ausbildung<br />
in einer Dortmunder Galerie, stu<strong>die</strong>rte<br />
Kunstgeschichte in London.<br />
Mit Chagall über dem Kinderbett<br />
Foto: Urs Golling<br />
Faltenbehandlung<br />
Lidstraffung<br />
Facelift<br />
Nasenkorrektur<br />
Halsstraffung<br />
Fettabsaugung<br />
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32<br />
33
Michael Beck<br />
handelt nicht<br />
nur mit Kunst, er<br />
lebt auch mit ihr.<br />
Die Bronzearbeit<br />
„Head with butterfly“<br />
von Manolo<br />
Valdés steht<br />
hinter Wolfgang<br />
Witschels Schaukelpferd<br />
von 1963,<br />
einem Geschenk<br />
„Ich habe den Kunsthandel von der<br />
Pike auf gelernt.“ Der Sohn wollte Ausstellungen<br />
konzipieren, Kunst vermitteln,<br />
im Gespräch Menschen <strong>für</strong> sie<br />
begeistern. Umso mehr leidet er nun<br />
unter dem Corona-Lockdown. „Alles<br />
driftet in <strong>die</strong>se Virtualität ab.“ Virtuelle<br />
Begehungen der Galerieräume? Machen<br />
wir, sagt er <strong>–</strong> und winkt ab. Nicht<br />
seine Welt.<br />
Auch <strong>das</strong> wachsende Online-Geschäft<br />
am Kunstmarkt schreckt ihn ab. Die<br />
Ware zu deklarieren? Beck hatte da<br />
nie Berührungsängste. Bild gegen Geld<br />
<strong>–</strong> <strong>die</strong>sen Austausch hat er in <strong>die</strong>sem<br />
Atelier nur zu gut kennengelernt. Galeristen<br />
gingen ein und aus. Einerseits<br />
fiel es ihm dank <strong>die</strong>ser Prägung nie<br />
schwer, Künstler, seien sie Superstars<br />
oder Neulinge am Markt, in ihrem Atelier<br />
zu besuchen und „keine dummen<br />
Fragen zu stellen“. Er kennt <strong>die</strong> sensible<br />
Künstlerseele und deren Verletzlichkeit.<br />
Ebenso <strong>die</strong> existenziellen Ängste,<br />
<strong>die</strong> manche Künstler zeitweise durch-<br />
„ Der spannendste Teil<br />
einer Ausstellung sind<br />
immer <strong>die</strong> Werke, <strong>die</strong> aus<br />
den privaten Sammlungen<br />
kommen, weil sie lange<br />
vor der Öffentlichkeit<br />
verborgen blieben.<br />
“<br />
zu Becks Geburt.<br />
Plattformen, auf denen Sammler und<br />
leben.<br />
Investoren ungesehen millionenschwere<br />
Kunstwerke erstehen, werden<br />
Andererseits lernte er früh, <strong>das</strong>s man<br />
immer erfolgreicher. „Da rufen mich<br />
mit Kunst samt dem Handel mit ihr<br />
Leute an, <strong>die</strong> ich nie gesehen habe,<br />
gutes Geld ver<strong>die</strong>nen kann. „Der wirt-<br />
und wollen <strong>die</strong> Preise wissen!“ Beck ist<br />
schaftliche Aspekt von Kunst hat mich<br />
einer vom alten Stil, der den emotiona-<br />
gereizt“, gibt er zu. Zu leugnen, <strong>das</strong>s<br />
len Wert von Kunst nur analog erleben<br />
Kunst <strong>–</strong> noch dazu der deutsche Ex-<br />
kann und auch so vermitteln möchte.<br />
pressionismus um Nolde, Beckmann,<br />
„So ein großes Bild von Anselm Kie-<br />
Feininger und Co. <strong>–</strong> sich während der<br />
fer kannst du nicht auf dem iPhone<br />
letzten Jahrzehnte enorm verteuert<br />
rüberbringen.“ Und trotzdem: Mit 1,8<br />
hat und mitunter sagenhafte Werte be-<br />
Millionen Euro war ein Nagelbild von<br />
sitzt, hielte Beck <strong>für</strong> Doppelmoral.<br />
Günther Uecker sein bisher teuerstes<br />
Werk, <strong>das</strong> er je verkauft hat <strong>–</strong> online,<br />
Apropos Doppelmoral und Emil Nolde.<br />
wohlgemerkt, an einen Unbekannten.<br />
Zu ihm hatten Beck und sein Vater im-<br />
Ein Kunstmarkt ohne teure Ausstel-<br />
mer einen besonderen Draht. Herbert<br />
lungsräume, ohne persönliche Begeg-<br />
Beck traf Nolde 1952 in Hamburg und<br />
nungen? Die Coronakrise hat vielleicht<br />
sah sich zeitlebens in dessen künst-<br />
noch einigen Händlern mehr gezeigt,<br />
lerischer Tradition. Als 2014 Noldes<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> geht. „Grausame Vorstellung“,<br />
Antisemitismus durch <strong>die</strong> Berliner<br />
brummt Beck.<br />
Ausstellung „Emil Nolde <strong>–</strong> eine deutsche<br />
Legende“ ganz ungefiltert zu Tage<br />
Mit Kunst Geld ver<strong>die</strong>nen,<br />
<strong>das</strong> ist kein Widerspruch<br />
trat, war auch Beck Junior schockiert.<br />
„Grundsätzlich wusste es jeder“, sagt<br />
er. Die handschriftlichen Dokumen-<br />
Ein Schöngeist gewissermaßen? Wie<br />
te Noldes vor Augen hätten ihm aber<br />
verträgt sich <strong>das</strong> damit, <strong>die</strong> Kunst zur<br />
gezeigt, „wie widerlich“ sich Nolde im<br />
Einzelnen geäußert habe. Und dennoch:<br />
Es sei zu einfach, Künstler und<br />
Menschen in einem zu sehen. „Als<br />
Avantgarde-Künstler hat Nolde nichts<br />
an seiner Großartigkeit verloren“, so<br />
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Fotos: Michael Dannenmann (rechts), Linda Inconi (links)<br />
Beck. „Wir müssen aber offen damit<br />
umgehen, <strong>das</strong>s er charakterliche Defizite<br />
hatte.“<br />
Der Kunde ist nicht König,<br />
sondern Freund<br />
Wem vermögende Privatpersonen millionenschwere<br />
Kunstwerke anvertrauen,<br />
der sollte mehr Charakter besitzen.<br />
Der genießt schließlich einen großen<br />
Vertrauensvorschuss. Den hat sich<br />
Mit Partnerin Ute<br />
Eggeling betreibt<br />
Beck seit 1994<br />
<strong>die</strong> Galerie Beck<br />
& Eggeling in<br />
einer Stadtvilla in<br />
Düsseldorf.<br />
34<br />
35
Hinter jedem Werk<br />
steckt eine<br />
eigene Geschichte,<br />
<strong>die</strong> zu erforschen ist.<br />
„<br />
“<br />
<strong>die</strong>ses Paares wird <strong>die</strong>se Sammlung<br />
dem Franz Marc Museum in Kochel<br />
am See geschenkt.<br />
Klar, gibt es hier auch eine interessante,<br />
sprich: finanzstarke Klientel,<br />
sowohl unter den Bewohnern als auch<br />
unter den Besuchern. Aber eine Galerie<br />
am <strong>Tegernsee</strong>, <strong>das</strong> ist kein Plan<br />
Die Galerie vertritt u. a.<br />
mehr <strong>für</strong> Michael Beck. Lieber eine Ga-<br />
Künstler wie Heinz Mack<br />
lerie mit vollem Einsatz, statt mehrere<br />
(links oben) und Rudolf<br />
mit halber Kraft.<br />
Polanzsky (rechts oben).<br />
Mehr als ein „Buidl-Verkäufer“<br />
Und da tritt sein Anspruch zu Tage. Er<br />
WIE SAMMLE ICH KUNST?<br />
Vier Tipps vom Kunstexperten<br />
Michael Beck:<br />
2. Besuchen Sie so oft wie möglich Museen,<br />
Ausstellungen und Galerien. Da-<br />
Beck über Jahre erarbeitet und er ist<br />
vermutlich sein wertvollstes Kapital.<br />
Da ergibt es sich von selbst, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
wichtigste Dutzend Sammler in seiner<br />
ist nicht einfach nur ein „Buidl-Verkäufer“.<br />
Darauf legt er Wert. Deswegen<br />
arbeitet er gern mit Museen zusammen.<br />
Das verschafft ihm Renommee.<br />
Ebenso wenn er in seinem Buchverlag<br />
durch schulen Sie <strong>das</strong> eigene Auge und<br />
6000 Personen umfassenden Kunden-<br />
Werkverzeichnisse und Kataloge ver-<br />
Es ist ein großer Unterschied, ein Kunst-<br />
beginnen, Unterschiede zu erkennen.<br />
kartei zugleich enge Freunde sind. Der<br />
öffentlicht. Museal <strong>–</strong> <strong>das</strong> ist am Kunst-<br />
werk in einem Museum zu bewundern<br />
Anfangs zwischen dem was Ihnen ge-<br />
Kunde ist nicht König, sondern Freund.<br />
markt immer ein besonderes Prädikat,<br />
oder eines selbst zu besitzen. Wenn<br />
fällt und was nicht, und später zwischen<br />
<strong>für</strong> Künstler, Sammlungen und Aus-<br />
einen <strong>die</strong> Sammelleidenschaft ergreift,<br />
wirklichen Qualitätsunterschieden.<br />
Der Kunsthändler führt den Sammler<br />
stellungen gleichermaßen <strong>–</strong> und eben<br />
hat man <strong>die</strong> Tür zu einer neuen, wun-<br />
diskret in <strong>die</strong> Welt eines Künstlers ein,<br />
auch <strong>für</strong> Händler. Museal steht <strong>für</strong><br />
derbaren Welt aufgestoßen. Diese ist<br />
3. Suchen Sie sich Hilfe von einem<br />
berät seriös und gibt auch mal Hin-<br />
seriös, etabliert und in Fachkreisen<br />
unendlich groß und reich an Geschich-<br />
Fachmann und lesen Sie selbst viel in<br />
weise auf Kaufgelegenheiten jenseits<br />
anerkannt. Deswegen spielt es durch-<br />
ten, Wahrheiten und Illusionen. Hin-<br />
der Fachliteratur. Zum Beispiel finde ich<br />
der eigenen finanziellen Interessen.<br />
aus eine große Rolle <strong>für</strong> Beck, <strong>das</strong>s er<br />
Oben: Vier Generationen Beck am <strong>Tegernsee</strong>:<br />
ter jedem Werk steckt eine eigene Ge-<br />
Werner Schmalenbachs Buch „Über <strong>die</strong><br />
Oft sind es Zufälle, <strong>die</strong> Sammler und<br />
Museen wie <strong>das</strong> Centre Pompidou,<br />
Johann Harry Beck mit Sohn Herbert Beck 1934 in den Weissach-Auen.<br />
schichte, <strong>die</strong> zu erforschen ist.<br />
Liebe zur Kunst und <strong>die</strong> Wahrheit der<br />
Händler zusammenbringen, wie einst<br />
<strong>das</strong> Museum Kunstpalast, <strong>die</strong> National<br />
unten: Michael Beck mit Vater Herbert (l.) und Sohn Sebastian 1994.<br />
Kunst“ sehr animierend.<br />
Michael Beck und den Ex-Tennisprofi<br />
Gallery in Washington oder <strong>die</strong> Staats-<br />
1. Das Wichtigste zum Aufbau einer<br />
John McEnroe. Gemeinsam eröffneten<br />
galerie Stuttgart als Kunden aufzählen<br />
Sammlung ist <strong>die</strong> Liebe zur Kunst.<br />
4. Für Einsteiger und schmalere Bud-<br />
sie eine Galerie in New York. Auch am<br />
kann.<br />
de ein Selbstläufer, da ist sich Beck si-<br />
So eine Werkschau kann ein kleines<br />
Erst wenn Sie etwas Bestimmtes in dem<br />
gets sind Künstlereditionen empfeh-<br />
<strong>Tegernsee</strong> hat Beck einem Paar gehol-<br />
cher. Rund 60 Gemälde und Grafiken<br />
Museum wie <strong>das</strong> Gulbransson nur auf<br />
großen Feld der Kunstgeschichte bis hin<br />
lenswert, also Kunstwerke, <strong>die</strong> ver-<br />
fen, eine Sammlung aufzubauen. Ei-<br />
Das <strong>Tegernsee</strong>r Gulbransson Museum<br />
hat er aus seinem Sammler-Netzwerk<br />
<strong>die</strong> Beine stellen, wenn jemand wie<br />
zur aktuellen Kunst schätzen und lie-<br />
vielfältigt werden und in einer festen,<br />
gentlich wollte <strong>die</strong> Dame ihrem Mann<br />
liegt ihm in besonderer Weise am Her-<br />
zusammengetragen, alles bekannte<br />
Beck über ein auf Freundschaften be-<br />
ben, werden Sie sich damit eingehend<br />
limitierten Auflage entstehen, wie Sieb-<br />
ein Geburtstagsgeschenk machen. Da-<br />
zen. Sein Vater hatte 1952 <strong>die</strong> erste gro-<br />
Namen aus Impressionismus, Expres-<br />
ruhendes Netzwerk vergleichsweise<br />
beschäftigen.<br />
drucke, Lithografien oder Ra<strong>die</strong>rungen.<br />
raus wurde mit der Zeit ein Konvolut<br />
ße Ausstellung des Künstlerkollegen<br />
sionismus und klassischer Moderne,<br />
unbürokratisch <strong>die</strong> Kunstwerke orga-<br />
von 30 Expressionisten. Nach dem Tod<br />
kuratiert. Da schließt sich der Kreis.<br />
ohne den kunstwissenschaftlichen<br />
nisiert und transportiert. Eine öffent-<br />
Beck Junior fand es immer schade,<br />
Anspruch, thematisch kuratiert zu<br />
liche Institution zahlt da schnell 5000<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Haus thematisch ausschließ-<br />
werden. „Der wirklich spannende Teil<br />
Euro <strong>für</strong> eine einzige Leihgabe. Da<strong>für</strong><br />
lich auf Karikaturen ausgerichtet war<br />
einer Ausstellung sind immer <strong>die</strong> Wer-<br />
kann Beck den kompletten Transport<br />
und immer den Bezug zur <strong>Region</strong><br />
ke, <strong>die</strong> aus den privaten Sammlungen<br />
aller Bilder an den <strong>Tegernsee</strong> organi-<br />
sucht. Aber internationale Kunst in der<br />
kommen“, sagt Beck. „Weil sie lange<br />
sieren. Und im besten Fall gibt einer<br />
„Verzeihung“ Provinz <strong>–</strong> funktioniert<br />
Zeit vor der Öffentlichkeit verborgen<br />
der befreundeten Leihgeber auch<br />
<strong>das</strong>? „Das Franz Marc Museum funk-<br />
blieben.“ Die Werkschau „Mit Leiden-<br />
noch ein paar tausend Euro als ano-<br />
tioniert doch auch hervorragend“, sagt<br />
schaft gesammelt“ wird so ein bunter<br />
nymes Sponsoring dazu <strong>–</strong> als Freund-<br />
Beck. Jährlich eine hochkarätige Aus-<br />
Reigen namhafter Künstler, ein Spa-<br />
schafts<strong>die</strong>nst sozusagen.<br />
stellung würde <strong>das</strong> Tal sicher vertra-<br />
ziergang durch <strong>die</strong> Kunstgeschichte<br />
KURZ VOR FERTIGSTELLUNG<br />
90 %<br />
verkauft -<br />
letzte Einheit<br />
Fotos: Michael Beck privat<br />
gen, auch wenn <strong>die</strong> nächste Metropole<br />
80 Kilometer entfernt ist. Wichtig sei,<br />
<strong>das</strong>s man sie finanziert bekäme.<br />
Die nächste Ausstellung jedenfalls,<br />
<strong>die</strong> Becks Galerie <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gulbransson<br />
Museum zusammengestellt hat, wer-<br />
der letzten 120 Jahre. Namen und Bilder,<br />
<strong>die</strong> erst einmal keiner Erklärung<br />
bedürfen. „Mit <strong>die</strong>sen Bildern kann<br />
man nichts falsch machen. Das gibt<br />
dem Tal einen kulturellen Mehrwert<br />
über Bräustüberl, Goaslschnäuzer und<br />
Waldfest hinaus.“<br />
„Mit Leidenschaft gesammelt. Werke aus<br />
Privatbesitz von Renoir bis Jawlensky“,<br />
Olaf Gulbransson Museum<br />
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.<br />
Die Ausstellung wurde aufgrund der Covid-19<br />
Pandemie in <strong>das</strong> Jahr 2021 verlegt.<br />
36<br />
37
Gastspiel im Tal<br />
Alles, nur nicht<br />
nochmal <strong>2020</strong>!<br />
Trotz schwieriger Wochen und abgesagtem Festival guter Dinge: Helge Augstein im (Video-) Interview mit den <strong>Seeseiten</strong>.<br />
Der Höhepunkt des Jahres im Musikleben der <strong>Region</strong> <strong>Tegernsee</strong>, <strong>die</strong> Weltspitze der Kammermusik<br />
zu Gast <strong>–</strong> so wurde es auf der Webseite des Internationalen Musikfests <strong>Tegernsee</strong> <strong>2020</strong> angekündigt.<br />
Daraus wird nichts, wie so vieles anderes fiel auch <strong>das</strong> Festival dem Virus zum Opfer.<br />
Trotzdem bleibt der künstlerische Leiter des Festivals, Helge Augstein, optimistisch:<br />
Dann eben 2021 wieder!<br />
Der stu<strong>die</strong>rte Jurist Helge Augstein ist seit<br />
1991 im Musik management zuhause. Berufliche<br />
Stationen waren <strong>die</strong> Kölner Philharmonie,<br />
große Agenturen und Veranstalter in München,<br />
seit 1997 selbständiger Konzertagent. Über <strong>das</strong><br />
Management von Natalia Gutman (seit 1993)<br />
kam er 1999 zum Musikfest nach Kreuth. Seit<br />
ZUR PERSON:<br />
Helge Augstein<br />
sechs Jahren ist er dort <strong>für</strong> <strong>das</strong> Programm verantwortlich.<br />
Die Intimität der kleinen Säle in traumhafter<br />
Landschaft und <strong>die</strong> daraus resultierende<br />
Nähe zu großen Künstlerpersönlichkeiten sowie<br />
<strong>die</strong> wundervolle Arbeit in einem großenteils ehrenamtlichen<br />
Team sind <strong>die</strong> Gründe <strong>für</strong> ihn, sich <strong>für</strong><br />
<strong>das</strong> Musikfest zu engagieren und zu begeistern.<br />
Interview: Christian Jakubetz<br />
Eigentlich sollte jetzt <strong>die</strong> Zeit sein, in der Helge Augstein<br />
durchatmen kann. Das Programm <strong>für</strong> <strong>2020</strong><br />
steht (schon ziemlich lange sogar), demnächst<br />
würden dann <strong>die</strong> Abende beginnen, auf <strong>die</strong> sich<br />
einen einzigen Termin hintrainiert <strong>–</strong> und dann feststellt,<br />
<strong>das</strong>s <strong>die</strong> ganze Mühe umsonst war, weil er nicht antreten<br />
kann <strong>–</strong> <strong>das</strong> ist hart. Besonders schlimm ist <strong>die</strong>se Zeit <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Künstler, denen <strong>für</strong> Monate oft sämtliche Einkünfte weg-<br />
theoretisch auch 2021 machen, aber <strong>das</strong> Beethoven-Jahr<br />
war nun mal <strong>2020</strong>. Davon abgesehen haben wir <strong>die</strong> Planungen<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> kommende Jahr schon sehr weit vorangetrieben<br />
und Zusagen gemacht. Viele der <strong>die</strong>sjährigen Künstler<br />
<strong>2020</strong> einfach um ein Jahr verlegen könnten, dann wäre <strong>die</strong><br />
Arbeit <strong>für</strong> 2021 weitgehend umsonst gewesen. Also müssen<br />
wir <strong>das</strong> 31. Musikfest <strong>2020</strong> bis auf einige wenige Konzerte,<br />
<strong>die</strong> sich verschieben lassen, schweren Herzens absagen.<br />
Publikum und Veranstalter gleichermaßen freuen. Stattdessen:<br />
Bonjour, Tristesse! Leere Konzerträume und hektische<br />
Planungen, wie man künftig weitermachen will. Weil auch<br />
ein pragmatischer Optimist wie Helge Augstein weiß: Noch<br />
so ein Jahr wie <strong>2020</strong>, <strong>das</strong> würde selbst so ein renommiertes<br />
Festival wie <strong>das</strong> am <strong>Tegernsee</strong> nicht leicht bewältigen.<br />
Herr Augstein, was überwiegt gerade:<br />
Enttäuschung, Trauer, Wut?<br />
Trauer und Enttäuschung, nicht Wut. Man muss sich <strong>das</strong><br />
vorstellen wie bei einem Sportler, der ein ganzes Jahr auf<br />
brechen.<br />
Die Frage mag naiv sein, aber weil Sie gerade den Vergleich<br />
zum Sport gezogen haben: Wäre es keine Option, <strong>das</strong><br />
Musikfest einfach, wie beispielsweise <strong>die</strong> Fußball-Europameisterschaft<br />
oder <strong>die</strong> Olympischen Spiele, um ein Jahr zu<br />
verschieben?<br />
Nein, <strong>das</strong> geht leider nicht. Das hat organisatorische Gründe,<br />
aber auch inhaltliche. Wir hatten beispielsweise zwei<br />
Beethoven-Konzerte <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Jahr eingeplant, was natürlich<br />
dem Beethoven-Jahr <strong>2020</strong> geschuldet war. Kann man<br />
Illustrationen: panthermedia/Fotos: privat<br />
sind 2021 auch gar nicht mehr frei bzw. nicht mehr in <strong>die</strong>sen<br />
Kombinationen möglich.<br />
Wie viel Arbeit ist denn jetzt vergeblich gewesen <strong>–</strong> und wie<br />
viel von Ihrer Arbeit können Sie <strong>für</strong> <strong>das</strong> kommende Jahr<br />
wiederverwerten?<br />
Das kann ich gar nicht beziffern, wir arbeiten hier zu viert<br />
an der Organisation des Musikfestes. Und wir arbeiten immer<br />
um ein bis zwei Jahre voraus, <strong>das</strong> heißt, gedanklich<br />
und organisatorisch haben wir auch <strong>die</strong> nächsten zwei<br />
Jahre schon im Visier. Selbst wenn wir <strong>das</strong> Programm <strong>für</strong><br />
Mal angenommen, es wäre erlaubt gewesen <strong>das</strong> Musikfest<br />
durchzuführen, beispielsweise, weil man es nicht als Großveranstaltung<br />
gewertet hätte <strong>–</strong> hätten Sie <strong>das</strong> dann gemacht?<br />
Das ist natürlich alles hypothetisch, aber ich bitte Sie: Wie<br />
soll <strong>das</strong> denn gehen? Schon alleine <strong>die</strong> aktuellen Abstandsregeln:<br />
Da dürften dann Menschen nur mit eineinhalb<br />
Meter Abstand nebeneinander und natürlich auch hintereinander<br />
sitzen. Können Sie sich ein schönes und atmosphärisches<br />
Konzert unter <strong>die</strong>sen Umständen vorstellen?<br />
Das mag bei Pressekonferenzen kein Problem darstellen,<br />
38<br />
39
„<br />
31. Internationales Musikfest Kreuth am <strong>Tegernsee</strong><br />
18. Juli - 2. August <strong>2020</strong><br />
Samstag, 18. Juli <strong>2020</strong> 18:00 Uhr<br />
Schloss Ringberg, Open-Air-Konzert<br />
In Fällen höherer Gewalt (z.B. Regen) findet <strong>das</strong> Konzert um 19:30 Uhr<br />
im Seeforum Rottach-Egern statt.<br />
Barocktrompeten Ensemble Berlin<br />
Königliche Pracht! Die Kunst der Hoftrompeter & Heerpauker<br />
Trompetenmusiken aus den kaiserlichen & königlichen Bibliotheken von<br />
Wien, Madrid, Kopenhagen, Dresden, Paris/Versailles u.a.<br />
Werke von André Danican Philidor, Johann Heinrich Schmelzer,<br />
Marc-Antoine Charpentier, Jean-Baptiste Lully, Michel-Richard Delalande,<br />
Gaspar Sanz und Michael Altenburg<br />
Es ist etwas Besonderes, mit nur wenigen<br />
Metern Abstand großen Künstlern zuhören<br />
zu können.<br />
Mittwoch, 22. Juli <strong>2020</strong> 19:30 Uhr<br />
Seeforum Rottach-Egern<br />
Eröffnungskonzert<br />
Benjamin Appl, Bariton<br />
David Fray, Klavier<br />
Robert Schumann: 12 Lieder nach Texten von Justinus Kerner,<br />
„Kerner-Lieder“<br />
Gustav Mahler: 5 Lieder nach Texten von Friedrich Rückert,<br />
„Rückert-Lieder“<br />
Richard Strauss: ausgewählte Lieder<br />
aber bei einem klassischen Konzert geht <strong>das</strong> nicht. Und es<br />
wäre auch finanziell ganz unmöglich, Konzerte <strong>für</strong> nur 20<br />
Prozent des normalen Publikums durchzuführen.<br />
Donnerstag, 23. Juli <strong>2020</strong> 19:30 Uhr<br />
Seeforum Rottach-Egern<br />
„Wanderer”<br />
Woran man ja, wenn auch ungewollt, erst erkennt, wie wichtig<br />
<strong>für</strong> ein Konzert nicht nur <strong>die</strong> Akteure sind, sondern auch <strong>das</strong><br />
Publikum.<br />
Ja, unbedingt! Wir sind nun mal soziale Wesen. Wären wir<br />
<strong>das</strong> nicht, könnten wir alle auch einfach zuhause bleiben<br />
Kit Armstrong, Klavier<br />
William Byrd: aus „My Ladye Nevells Booke of Virginal Music“:<br />
„Fancy“ und „Walsingham“<br />
Franz Schubert: Wanderer-Fantasie C-dur op. 15 (D 760)<br />
Franz Liszt: Auswahl aus dem „Buch der Lieder“<br />
Klaviersonate h-moll S 178<br />
Freitag, 24. Juli <strong>2020</strong> 19:30 Uhr<br />
Seeforum Rottach-Egern<br />
„Short Stories <strong>–</strong> Aus dem Leben als Streichquartett<br />
(oder <strong>–</strong> frei nach Smetana <strong>–</strong> „aus unserem Leben“)“<br />
Armida Quartett<br />
Das Armida Quartett stellt unterschiedlichste musikalische „Short Stories“ quer<br />
durch <strong>die</strong> Musikgeschichte vor und führt mit kurzen Moderationen durch den<br />
Abend. Im Mittelpunkt stehen dabei kleine Meisterwerke, <strong>die</strong> oft zu Unrecht<br />
in der klassischen Programmgestaltung keinen angemessenen Raum finden.<br />
Schmissiges und Humorvolles hat ebenso seinen Platz wie Prägnant-Ironisches<br />
und unvergessliche Liebes-Melo<strong>die</strong>n. Für <strong>die</strong> persönliche Note sorgen <strong>die</strong><br />
Armi<strong>das</strong>, wenn sie mit Episoden aus ihrem Leben als Streichquartett von einem<br />
Stück zum Nächsten leiten. Musikalische Kurzgeschichten vom Feinsten.<br />
Beethoven-Jubiläum:<br />
Sämtliche Werke <strong>für</strong> Violoncello und Klavier <strong>–</strong> 25. und 26. Juli<br />
Samstag, 25. Juli <strong>2020</strong> 19:30 Uhr<br />
Seeforum Rottach-Egern<br />
Matt Haimovitz, Violoncello<br />
Dennis Russell Davies, Klavier<br />
Ludwig van Beethoven:<br />
„<br />
Das wäre Ihr Programm<br />
gewesen: Sogar <strong>die</strong><br />
Flyer wären schon fertig.<br />
und jeder hört sich <strong>das</strong> an, was er gerade will. Ein Konzert<br />
wird erst durch Publikum zum Erlebnis, gerade auch <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Künstler, <strong>die</strong> auf Resonanz angewiesen sind.<br />
Zwölf Variationen über ein Thema aus „Ju<strong>das</strong> Maccabäus” WoO 45<br />
Sonate D-dur op. 102, 2<br />
Sieben Variationen über <strong>das</strong> Thema „Bei Männern, welche Liebe fühlen“<br />
Es-dur WoO 46<br />
Sonate g-moll op. 5, 2<br />
Fotos: Veranstalter<br />
„<br />
Ein Konzert wird erst<br />
durch Publikum zum Erlebnis.<br />
Glauben Sie, <strong>das</strong>s man Musik, Konzerte, Kultur im Allgemeinen<br />
nach einer hoffentlich überstandenen Krise wieder mehr<br />
wertschätzen wird?<br />
Das ist ein interessanter Aspekt. Ich hoffe und ich glaube:<br />
ja. In der Vergangenheit sind enorm viele Sachen zur Selbstverständlichkeit<br />
geworden, nicht nur in der Kultur. Wenn<br />
wir etwas wollten, haben wir es bekommen. Oder gemacht.<br />
Da verliert man schon mal <strong>das</strong> Gefühl da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s es keineswegs<br />
selbstverständlich ist, wenn man mal eben einem<br />
Musiker der absoluten Weltklasse live zuhören kann. Wenn<br />
wir uns alle dann im Jahr 2021 wiedersehen, werden wir<br />
<strong>das</strong> hoffentlich alle noch mehr zu schätzen wissen.<br />
Die große Renaissance der klassischen Musik?<br />
So würde ich es nicht nennen. Klassik ist keine Massenware.<br />
Ein Millionenpublikum haben Sport und vielleicht <strong>die</strong><br />
Superstars der Pop-Musik. Aber ob groß oder klein, vieles<br />
wurde in den letzten Jahren oft nur noch konsumiert. Dabei<br />
ist es etwas Besonderes, mit nur wenigen Metern Abstand<br />
großen Künstlern zuhören zu können. Dieses Bewusstsein<br />
könnte geschärft werden.<br />
Aber es war doch erstaunlich, wie beispielsweise gestreamte<br />
Hauskonzerte von Igor Levit bei Twitter jeden Abend Tausende<br />
Zuschauer angezogen haben. Vielleicht ist Klassik ja doch<br />
nicht so eine Nischensache, wie man meint.<br />
Also, <strong>das</strong> war wirklich toll, was dort im Internet passiert ist.<br />
Das Netz hat bestimmt seine Tücken, aber da war es großartig<br />
<strong>–</strong> und ist nicht auf einen Saal/Abend begrenzt, sondern<br />
weltweit verfügbar. Und weil Sie gerade Levit sagen, der<br />
„<br />
hat ja auch schon zweimal bei uns am <strong>Tegernsee</strong> gespielt.<br />
Und <strong>die</strong> Karten da<strong>für</strong> haben ihren Preis. Wenn ich <strong>die</strong> Gelegenheit<br />
habe, einen Musiker seiner Klasse jeden Abend<br />
kostenlos zu sehen, dann erstaunt es mich nicht, <strong>das</strong>s da beachtliche<br />
Zuschauerzahlen zustande kommen. Und trotzdem<br />
ist es fundamental anders, wenn ich im Konzert sitze.<br />
Man darf <strong>die</strong> Notlösung Streaming oder Twitter nicht mit<br />
dem Live-Konzert verwechseln. Das ist wie eine Kochshow<br />
sehen im Gegensatz zu Speisen!<br />
Angenommen, 2021 könnte <strong>das</strong> Internationales Musikfest am<br />
<strong>Tegernsee</strong> ebenfalls nicht stattfinden …<br />
Nein, da denke ich erst gar nicht dran. Da darf ich gar nicht<br />
dran denken! Das wäre eine Katastrophe <strong>für</strong> uns. Ein Jahr<br />
kann man mal überstehen. Bei zwei Jahren hintereinander<br />
wüsste ich nicht, wie <strong>das</strong> gehen soll, auch finanziell nicht.<br />
Würde es bis dahin keine Konzerte geben, wäre <strong>die</strong> ganze<br />
Branche am Ende, Opernhäuser, Orchester, Festivals und<br />
Künstler ruiniert. Aber ich bin zuversichtlich, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
nicht passieren wird.<br />
Das 31. Internationales Musikfest am <strong>Tegernsee</strong> entfällt aufgrund der<br />
Covid-19-Pandemie. Alle Beteiligten sind optimistisch, im Juli 2021<br />
<strong>das</strong> Musikfestival wieder in gewohnter Weise stattfinden zu lassen.<br />
Kartenverkauf: Musikfest Kreuth e.V. . Nördliche Hauptstr. 3 . D-83708 Kreuth . Tel. +49 (0)8029 997908-0 . Fax +49 (0)8029 997908-9<br />
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40<br />
41
PROGRAMM<br />
HIGHLIGHTS<br />
JUNI • JULI • AUGUST<br />
Keine Witze über<br />
Corona, da<strong>für</strong><br />
Kabarettist mit<br />
niederbayerischem<br />
Gütesiegel:<br />
Martin Frank<br />
Gut pariert<br />
Die <strong>Seeseiten</strong><br />
beginnen<br />
einen Satz <strong>–</strong><br />
der Kabarettist<br />
Martin Frank<br />
beendet ihn.<br />
mit Martin Frank<br />
Witze über Corona …<br />
werden in ein paar Jahren bestimmt lustig<br />
sein.<br />
Passau und Niederbayern …<br />
sind <strong>das</strong> Epizentrum des bayerischen Kabaretts,<br />
weil wenn man so weit ab vom Schuss<br />
aufwächst, jährlich von einem Hochwasser<br />
überschwemmt wird und der höchste Berg<br />
„Arber“ heißt <strong>–</strong> bei dem man sogar noch<br />
ein „großer“ davor schreiben muss, sonst<br />
glaubt er es selber nicht <strong>–</strong> einem gar nichts<br />
anderes übrig bleibt, als alles mit Humor zu<br />
nehmen.<br />
An den <strong>Tegernsee</strong> …<br />
fahre ich lieber nicht. Ihr habt genug mit<br />
euren Preißn und den Münchnern zu tun.<br />
Da muss ich nicht auch noch aufschlagen.<br />
Shakespeare und <strong>die</strong> Rosenheim-Cops …<br />
sind mittlerweile gleich alt, oder? Nur<br />
Shakespeare hat immer noch mit Kunst zu<br />
tun. (Anm. der Red.: Martin Frank hat beides<br />
schon gespielt)<br />
Wenn mich jemand „Talent“ nennt ...<br />
würge ich ihn schon beim „T“ ab.<br />
Martin Frank <strong>–</strong> „Es kommt wie’s kommt“<br />
Seeforum<br />
Nördliche Hauptstraße 35, Rottach-Egern<br />
Mi., 12. August, 20.00 Uhr<br />
Foto: Martin Frank<br />
VORHANG ZU,<br />
VORHANG AUF!<br />
Eine unserer liebsten Aufgaben ist es, Ihnen <strong>die</strong> spannenden<br />
Veranstaltungen des <strong>Tegernsee</strong>r Tals zu empfehlen.<br />
In den vergangenen Wochen mussten wir dann allerdings<br />
mitansehen, wie unsere Freizeit-, Kunst- und Musiktexte<br />
regelrecht unter der Tastatur wegbröckelten.<br />
Theaterpremiere, Ausstellungseröffnung, Konzerte,<br />
Stadtführung, Volksfeste <strong>–</strong> alle verschoben, vertagt, verlegt.<br />
Daher finden Sie auch an <strong>die</strong>ser Stelle nicht wie gewohnt<br />
unseren <strong>Seeseiten</strong>-Kalender mit dem umfangreichen<br />
saisonalen Veranstaltungsangebot des <strong>Sommer</strong>s.<br />
Soviel ist sicher: Normal wird noch nichts, was <strong>das</strong> Kulturprogramm<br />
im Tal betrifft. Bei vielen Veranstaltungen heißt<br />
es aber auch: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und<br />
nach und nach werden neue Termine bekanntgegeben.<br />
Stellvertretend <strong>für</strong> viele andere Veranstaltungen soll hier<br />
Martin Frank stehen, dessen ursprüngliches Gastspiel im<br />
Tal im Frühjahr nun auf Mitte August verschoben<br />
wurde. Sofern sich auch <strong>das</strong> nicht noch kurzfristig<br />
ändert in <strong>die</strong>sen unsicheren Zeiten.<br />
Daher empfehlen wir Ihnen <strong>für</strong> den Programmüberblick<br />
<strong>die</strong> Website des <strong>Tegernsee</strong>r Tal Tourismus auf<br />
www.tegernsee.com und natürlich den Blick in <strong>das</strong><br />
aktuelle Tagesprogramm in der <strong>Tegernsee</strong>r Zeitung.<br />
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Sonntag, 06. September <strong>2020</strong>, um 13 Uhr<br />
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42<br />
43
Die Spitzen-Feder<br />
Eigentlich hätte <strong>die</strong> Ausstellung von Pepsch Gottscheber … naja, lassen wir <strong>das</strong>.<br />
Sie wissen schon, Corona. Die Ausstellung gibt es trotzdem.<br />
Und als kleine Zugabe: Vier Karikaturen mit Gottschebers-Sicht aus<br />
<strong>die</strong> Corona-Welt. Für <strong>die</strong> Leser der <strong>Seeseiten</strong> vom Künstler persönlich ausgewählt.<br />
Die ganze Welt in ein<br />
paar Federstrichen:<br />
Was so leicht aussieht,<br />
ist bei Pepsch Gottscheber<br />
große Kunst. Der 74 - jährige<br />
Wahl-Münchner hat über <strong>die</strong><br />
vielen Jahre seines Schaffens ein<br />
kleines Universum des Weltgeschehens<br />
gezeichnet. Als Karikaturist in<br />
vielen renommierten nationalen<br />
und internationalen Publikationen<br />
eine feste Größe, hat er jetzt im<br />
Gulbransson-Museum eine eigene<br />
Ausstellung.<br />
Den <strong>Tegernsee</strong>, so Gottscheber in<br />
der letzten <strong>Ausgabe</strong> der „<strong>Seeseiten</strong>“,<br />
würde er am liebsten als „Auto-Stausee“<br />
karikieren wollen. Hintergründig,<br />
mit feinem Witz, der<br />
sich manchmal erst bei genauerem<br />
Hinsehen erschließt: Einen kleinen<br />
Vorgeschmack auf Gottschebers<br />
Ausstellung bekommen Sie auf <strong>die</strong>ser<br />
Seite. Und nicht nur <strong>das</strong>: <strong>die</strong><br />
aktuelle (Welt-)Lage, erklärt in den<br />
Zeichnungen eines der bekanntesten<br />
Karikaturisten im deutschsprachigen<br />
Raum.<br />
Pepsch Gottscheber <strong>–</strong> Reflexionen,<br />
Karikaturen und Zeichnungen<br />
Olaf Gulbransson Museum<br />
Kurgarten 5, <strong>Tegernsee</strong><br />
noch bis So., 8. November<br />
Di.<strong>–</strong>So. 10.00 bis 17.00 Uhr<br />
44
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Bichlmairstr. 12 ·83703 Gmund<br />
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Das <strong>Tegernsee</strong>r Tal hat nicht nur Jäger und<br />
Wildschützen hervorgebracht, sondern auch<br />
einen der berühmtesten Uhrmacher und<br />
Techniker seiner Zeit: Johann Baptist Mannhardt.<br />
Der als „Universalgenie“ gefeierte Erfinder<br />
entwarf Turmuhren <strong>für</strong> Kirchen in aller Welt.<br />
Und eine Guillotine.<br />
Text: Tatjana Kerschbaumer / Illustration: Esteban Salas Campos<br />
Am 31. August 1798 wird in der Einöde Bürstling<br />
bei Gmund der Sohn einer armen Familie geboren:<br />
Johann Baptist nennen ihn seine Eltern.<br />
Er wächst ohne große Schulbildung auf, kann<br />
kaum seinen Namen schreiben und verdingt sich aus Mangel<br />
an Alternativen schon früh als Ziegenhüter. Aber 1813<br />
schlägt dem Hütebub <strong>die</strong> Stunde: Er darf einen Knecht begleiten,<br />
der beim Gmunder Uhrmacher Jakob Deisenrieder<br />
seine zur Reparatur gegebene Taschenuhr abholt. Johann<br />
Baptist ist völlig fasziniert von der Werkstatt mit Drehbank<br />
und den feinen Werkzeugen <strong>–</strong> und Meister Deisenrieder<br />
lässt sich schließlich breitschlagen: Er nimmt den Jungen als<br />
Lehrling auf. Weil der aber zu arm ist, um <strong>das</strong> damals fällige<br />
Lehrgeld zu bezahlen, soll seine Ausbildung doppelt so<br />
lange dauern wie üblich. Acht Jahre insgesamt. Egal: Johann<br />
Baptist Mannhardt sagt ja, er will <strong>die</strong> Stelle unbedingt.<br />
Unsere <strong>Region</strong> stärken,<br />
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46<br />
47
Herr der Uhren:<br />
Johann Baptist Mannhardt<br />
Während seiner<br />
Lehre wartet Mannhardt<br />
unter anderem<br />
<strong>die</strong> Kirchenuhr<br />
in Gmund und stu<strong>die</strong>rt<br />
gründlich ihre Technik und Mechanik. Später wechselt<br />
er als Werkmeister in <strong>die</strong> Schlosserei und Großuhrmacherei<br />
Martin Fritz in Miesbach. Dort tritt eines Tages<br />
der Münchner Generalmautdirektor Joseph Ritter von Miller<br />
durch <strong>die</strong> Tür: Er hat bei einem Ausflug ins Oberland<br />
eine Schraube seines Perspektivs verloren und braucht<br />
Ersatz, am besten sofort! Mannhardt<br />
fertigt <strong>das</strong> Gewünschte im<br />
Handumdrehen und hat einen<br />
neuen Freund und Förderer:<br />
Von Miller wird ihn von nun an<br />
empfehlen und protegieren. 1826<br />
erhält Mannhardt den Auftrag,<br />
eine Turmuhr <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kirche St.<br />
Laurentius von Egern zu bauen.<br />
Die Uhr wird auf Vermittlung<br />
von Millers dem Polytechnikum<br />
München vorgeführt, <strong>das</strong> sie als<br />
„bahnbrechende Erfindung im<br />
Fache der Großuhrmacherei“ bezeichnet:<br />
vier Meter lang ist <strong>das</strong> Pendel, <strong>die</strong> Aufzugswalzen<br />
konisch, und hübsch ist sie außerdem. Kein Vergleich zu<br />
den alten, rustikalen Turmuhren, <strong>die</strong> meist noch von Grobschmieden<br />
hergestellt wurden.<br />
Noch im selben Jahr zieht Mannhardt in <strong>die</strong> bayerische<br />
Landeshauptstadt und eröffnet eine kleine Werkstatt am<br />
Kreuzlgießergarten. Er arbeitet wie ein Besessener, meldet<br />
Eine bahnbrechende<br />
Erfindung im Fache der<br />
Großuhrmacherei:<br />
Die Turmuhr <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kirche<br />
St. Laurentius von Egern.<br />
einige Patente an und entwirft technische Geräte wie am<br />
Fließband: eine Bratmaschine <strong>für</strong> <strong>die</strong> königliche Hofküche,<br />
eine Ölmühle, ein mechanisches Kinderreitpferd, eine<br />
Makkaroni-Nudelpresse <strong>–</strong> und eine eiserne Guillotine. Auf<br />
dem sogenannten „Mannhardt-Fallbeil“ schlägt ab 1856<br />
Verbrechern <strong>die</strong> letzte Stunde.<br />
Aus erfreulicheren Gründen berühmt wird Mannhardt aber<br />
vor allem dadurch, <strong>das</strong>s er 1842 <strong>die</strong> Uhr im Nordturm der<br />
Münchner Frauenkirche ersetzt. 300 Jahre hatte dort <strong>das</strong><br />
Werk von Laurentius Lichte aus Winterthur geschlagen,<br />
war unzählige Male repariert<br />
und geflickt worden. Bis 1969<br />
zeigt <strong>die</strong> neue Uhr Mannhardts<br />
den Münchnern <strong>die</strong> Zeit an, heute<br />
steht sie im Deutschen Museum:<br />
<strong>die</strong> Leistung eines früheren<br />
Hütebubs aus Gmund. Die Fertigstellung<br />
<strong>die</strong>ser Uhr macht Mannhardt<br />
in ganz Europa und sogar<br />
Amerika bekannt. Bis zu seinem<br />
Tod im Jahr 1878 verkauft er mit<br />
seinem Unternehmen mehr als<br />
1300 Turmuhren in alle Welt,<br />
wird im In- und Ausland mit Preisen,<br />
Urkunden und Medaillen bedacht <strong>–</strong> unter anderem auf<br />
den Weltausstellungen in Königsberg und Paris.<br />
Johann Baptist Mannhardt stirbt nur wenige Tage vor seinem<br />
80. Geburtstag in seiner Wahlheimat München und<br />
wird auf dem Alten Südlichen Friedhof bestattet. Sein Geburtshaus<br />
in Bürstling ziert bis heute eine Marmortafel mit<br />
der Inschrift: „Ehre, wem Ehre gebührt“.<br />
Foto: Patrick Mautry / Museum <strong>Tegernsee</strong>r Tal<br />
Hinter der<br />
Geschichte<br />
WAS: Turmuhr der<br />
Egerner Kirche St. Laurentius<br />
DATIERUNG: 1826<br />
STANDORT: Museum <strong>Tegernsee</strong>r<br />
Tal, Seestraße 17, 83684 <strong>Tegernsee</strong>,<br />
Öffnungszeiten:<br />
www.museumtegernseertal.de<br />
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Münchner Frauenkirche<br />
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48<br />
49
Das besondere Stück<br />
Die Lederhose ist mit Abstand eines der wohl bekanntesten<br />
Trachtenkleidungsstücke. Hier zeigen wir Ihnen einen echten Ol<strong>die</strong>.<br />
Oben sieht man Büffelhornknöpfe,<br />
der Hosenlatz ist mit feinen<br />
Stickereien per Hand verziert.<br />
Text: Susanne Mayr / Foto: Urs Golling<br />
K<br />
önnen Sie sich vorstellen, <strong>das</strong>s<br />
<strong>die</strong> Lederhose noch Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts als sittenwidriges<br />
Kleidungsstück galt?<br />
Aber dazu muss man vielleicht kurz in der<br />
Geschichte ein bisschen ausholen. Denn<br />
eigentlich war <strong>die</strong> Lederhose nichts anderes<br />
als eine Arbeitshose <strong>für</strong> Bauern, Jäger<br />
und Holzarbeiter aus Ziegenleder, meist<br />
knielang, <strong>die</strong> vom Frühjahr bis Herbst getragen<br />
wurde. Die war allerdings sehr einfach<br />
geschnitten und ohne Stickerei. Über<br />
<strong>die</strong> Jahre verschwand sie aber mehr und<br />
mehr, doch schließlich zeigte sich der Adel<br />
in Kniebund-Lederhosen wieder zur Jagd.<br />
Als sich dann einige Liebhaber der Tracht<br />
dazu entschlossen Trachtenvereine zu<br />
gründen und <strong>das</strong> beliebte Kleidungsstück<br />
wiederzubeleben, war der Siegeszug der<br />
heute so beliebten Lederhose nicht mehr<br />
aufzuhalten. Zumindest fast, denn anfangs<br />
wurden <strong>die</strong> Träger da<strong>für</strong> nicht nur verlacht,<br />
sondern von der Kirche sogar von<br />
Festlichkeiten ausgeschlossen. Zu freizügig<br />
waren <strong>die</strong> „Kniehosler“ <strong>für</strong> <strong>die</strong> damalige<br />
Gesellschaft. Aber schließlich begrüßte<br />
auch der König den Gedanken einer Trachtentradition<br />
und seit den 20iger Jahren ist<br />
<strong>die</strong> Lederhose wieder mehr als salonfähig.<br />
sind hier <strong>die</strong> Regeln nicht so streng,<br />
nur wenige Muster sind bestimmten<br />
Trachtenvereinen vorbehalten. Besonders<br />
schön werden der Hosenlatz<br />
vorne und <strong>die</strong> Beinnähte verziert.<br />
Eine Besonderheit ist dann natürlich<br />
noch <strong>das</strong> kleine Täschchen an der Seite,<br />
<strong>das</strong> gerne mit Monogramm bestickt<br />
wird und in <strong>die</strong> traditionell ein Hirschfänger,<br />
der heute mehr Brotzeitmesser<br />
als Waffe ist, gesteckt wird. Unten<br />
an den Beinen sieht man oft Büffeloder<br />
Hirschhornknöpfe, <strong>die</strong> Bänder<br />
gehör en nur zu echten Plattlerhosen,<br />
also <strong>die</strong> der Trachtenvereine<br />
<strong>–</strong> aber auch <strong>die</strong> darf jeder tragen.<br />
Beim Kauf sollte <strong>die</strong> Lederhose übrigens<br />
ruhig knackig wie eine zweite<br />
Haut sitzen, denn <strong>das</strong> Leder gibt<br />
immer nach. Je mehr eine Lederhose<br />
getragen wird, umso schöner<br />
wird sie, bleicht nach und nach<br />
ein wenig aus und bekommt ihre<br />
perfekte Form und <strong>die</strong> charmante<br />
Patina. Und <strong>die</strong> sollte man auf<br />
keinen Fall abwaschen, es reicht,<br />
Verschmutzungen mit einer Lederbürste<br />
zu behandeln. <br />
Der Hirschfänger,<br />
<strong>das</strong> traditionelle<br />
Jagdmesser, wird in<br />
<strong>die</strong> Seitentasche<br />
gesteckt, <strong>die</strong> hier<br />
mit den Initialen<br />
des Trägers H K<br />
bestickt wurde.<br />
Eine Kurze mit langem Leben<br />
Heute hat jeder Mann, der in Bayern was<br />
auf sich hält, mindestens eine „Kurze“<br />
oder „Krachlederne“ im Schrank. Einmal<br />
angefertigt hält <strong>das</strong> gute Stück ein Leben<br />
lang, und wird sogar oft weitervererbt.<br />
Zu verdanken hat sie <strong>das</strong> dem sehr robusten<br />
Leder aus dem sie gemacht wird.<br />
Hier am <strong>Tegernsee</strong> trägt man traditionell<br />
Hirschleder, <strong>das</strong> dunkel gefärbt wird<br />
mit schönen Blattstickereien. Zum Glück<br />
Unser hier präsentiertes Prachtstück<br />
ist aus Hirschleder gefertigt<br />
und handbestickt. Die Lederhose<br />
ist ca. 70 Jahre alt und wurde uns<br />
von der Familie Keil zur Verfügung<br />
gestellt. <strong>die</strong> seit mehr als 225<br />
Jahren <strong>das</strong> Trachtengeschäft Greif<br />
in Rottach-Egern betreibt und uns<br />
mit einer Fülle an Expertenwissen<br />
beim Schreiben <strong>die</strong>ses Beitrags<br />
begleitet hat.<br />
Diese Lederhose hat<br />
unten Knöpfe, hier<br />
aus Hirschhorn,<br />
nur Plattlerhosen<br />
werden hier mit<br />
grünen Bändern<br />
zusammengebunden.<br />
Von Kurzen und Knöpfen<br />
89
Urlaub sei <strong>die</strong> beste Zeit um zu testen, wie<br />
viel Schlaf uns persönlich wirklich gut tut,<br />
sagt Prof. Dr. Peter Young, Chefarzt der Medical<br />
Park Klinik Bad Feilnbach, und er beklagt<br />
einen Missstand in unserer Leistungsgesellschaft:<br />
„Sich Schlaf zu gönnen, gilt als sozial inakzeptabel.“ Der<br />
Neurologe ist Präsident der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), und er be<strong>für</strong>chtet,<br />
<strong>das</strong>s wir mit <strong>die</strong>ser Einstellung Erkrankungen<br />
provozieren, <strong>die</strong> durch zu wenig oder schlechten Schlaf<br />
entstehen. Wer sich nun schon immer gefragt hat, warum<br />
er selbst immer mehr Schlaf braucht als all <strong>die</strong><br />
anderen, warum es ihm einfach nicht gelingen mag,<br />
wie andere nach sechs Stunden Schlaf bestgelaunt und<br />
energiegeladen am Frühstückstisch zu sitzen und nebenbei<br />
dem Sonnenaufgang beizuwohnen, <strong>für</strong> den hat<br />
der Schlafmediziner eine eindeutige Botschaft: Widerstand<br />
ist zwecklos.<br />
Foto: Egbert Krupp <strong>für</strong> TTT<br />
Herr Young, ich habe eine schlaue Fitnessuhr, <strong>die</strong> meinen<br />
Schlaf misst. Leider fühle ich mich am Morgen nicht immer<br />
so wie ich es sollte, wenn ich der Uhr Glauben schenken<br />
will. Können mir Fitnessuhren sagen, wie gut ich geschlafen<br />
habe?<br />
Prof. Young: Diese Uhren messen <strong>die</strong> Bewegung des<br />
Schläfers in der Nacht und kommen damit auf etwa 70<br />
Prozent Genauigkeit. Denn wir wissen, <strong>das</strong>s man sich in<br />
der Traumschlafphase fast gar nicht und im Tiefschlaf<br />
wenig bewegt. Die Frage ist aber eine ganz andere: Was<br />
habe ich davon, <strong>das</strong>s ich weiß, wie viel Traum- und wie<br />
viel Tiefschlafphase ich hatte? Das wichtigste können<br />
Sie sich doch selbst beantworten.<br />
Fühle ich mich erholt?<br />
Genau. Da<strong>für</strong> brauche ich nicht so einen Tracker. Ich<br />
sage immer: Kümmere dich um deinen Schlaf! Hör auf<br />
deinen Körper! Nimm deinen Schlaf ernst!<br />
Aber wie viel Schlaf braucht denn nun der Mensch?<br />
Wer viel schläft, lebt länger?<br />
Empfohlen wird eine Schlafzeit von 7,5 Stunden pro<br />
Nacht in der Altersgruppe 30 bis 60 Jahre. Aber: Die<br />
benötigte Schlafzeit ist genetisch bedingt. Es gibt Kurzschläfer,<br />
<strong>die</strong> mit fünf Stunden Schlaf 90 werden und<br />
Langschläfer, <strong>die</strong> elf Stunden brauchen. Ich bin vorsichtig,<br />
<strong>die</strong>se 7,5 Stunden zu empfehlen. Der Kurzschläfer<br />
soll ja nicht denken: Wenn ich nur fünf Stunden<br />
schlafe, sterbe ich früher. Und dann zwingt er sich zu<br />
7,5 Stunden Schlaf. Fast jeder weiß, was sein Schlafpensum<br />
ist. Wenn nicht, dann sollte er <strong>das</strong> herausfinden.<br />
Am besten im Urlaub, wenn er ausgeschlafen<br />
ist. Einfach ausprobieren: Mit wieviel Schlaf fühle ich<br />
mich gut? Und dann richte dein Leben danach aus <strong>–</strong><br />
nicht umgekehrt! Lass dir nicht einreden, <strong>das</strong>s der erfolgreiche<br />
Mensch immer mit nur fünf Stunden Schlaf<br />
auskommt. Langschläfer sind nicht faul.<br />
Wer zu viel schläft, ist einfach<br />
nur faul? So einfach ist <strong>das</strong><br />
nicht. Schlafmediziner halten<br />
dagegen. Zeit, sich mit dem<br />
scheinbar nutzlosesten<br />
Daseinszustand des Menschen<br />
auseinanderzusetzen:<br />
dem Schlaf. Immerhin<br />
verbringen wir damit<br />
ein Drittel unseres Lebens.<br />
Warum der gute Schlaf so<br />
wichtig ist und was Chefarzt<br />
Prof. Dr. Peter Young jetzt rät.<br />
Interview: Ute Watzl<br />
Im <strong>Tegernsee</strong>r<br />
Tal der Träume<br />
52<br />
53
FÜR ALLE, DIE IHREN TRÄUMEN EINE<br />
HEIMAT GEBEN WOLLEN.<br />
Ginge es nach Prof. Dr.<br />
Peter Young, würden<br />
wir unserem Schlaf<br />
etwas mehr Bedeutung<br />
beimessen, statt ihn<br />
dem Leistungsstreben<br />
zu opfern.<br />
„<br />
Lass dir nicht einreden,<br />
<strong>das</strong>s der erfolgreiche<br />
Mensch immer mit nur<br />
fünf Stunden Schlaf<br />
auskommt. Langschläfer<br />
sind nicht faul.<br />
“<br />
PERSÖNLICHE, GANZHEITLICHE BETREUUNG UND<br />
BERATUNG RUND UM IHRE IMMOBILIEN AM TEGERNSEE.<br />
tet wurde. Im Ergebnis zeigten <strong>die</strong> Personen leicht signifikant<br />
kürzere Phasen an Tiefschlaf und Traumschlaf. Diese<br />
sind am wichtigsten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erholungsfunktion des Schlafs.<br />
Seestraße 26<br />
83700 Rottach-Egern<br />
☏ 08022 -4800<br />
Adrian-Stoop-Straße 7<br />
83707 Bad Wiessee<br />
☏ 08022 -857780<br />
Man kann sich auch nicht an wenig Schlaf gewöhnen?<br />
Nein. Man wird irgendwann körperliche oder seelische<br />
Symptome davontragen. Wenn Sie immer sechs Stunden<br />
schlafen, obwohl Sie acht bräuchten, um sich wohl zu fühlen,<br />
dann ist <strong>das</strong>, als würden Sie dauerhaft zu kleine Schuhe<br />
tragen. Das macht Ihre Füße kaputt. Zu wenig Schlaf macht<br />
Ihren Körper kaputt.<br />
Vielleicht wird es ja im Alter besser? Angeblich brauchen<br />
ältere Menschen sowieso weniger Schlaf.<br />
Ältere brauchen etwa eine halbe Stunde weniger Schlaf,<br />
aber nicht so viel weniger, als wir oft meinen. Aber <strong>die</strong><br />
Schlafarchitektur verändert sich im Alter, der Anteil von<br />
Tiefschlaf nimmt ab, der leichte Schlaf nimmt zu. Und sie<br />
wachen häufiger auf.<br />
Umgekehrt: Altert man schneller, wenn man wenig schläft?<br />
In gewisser Weise ja, denn <strong>die</strong> kognitive Leistung leidet unter<br />
dauerhaften Ein- und Durchschlafstörungen. Vorsichtig<br />
ausgedrückt: Es kann ausschlaggebend <strong>für</strong> eine eventuelle<br />
Demenzerkrankung sein. Das ist nicht gesichert, aber es<br />
gibt Hinweise darauf. Auch <strong>das</strong> Herz-Kreislaufsystem bildet<br />
bei chronischen Schlechtschläfern Krankheiten aus wie<br />
Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfälle, <strong>die</strong> üblicherweise<br />
im Alter auftreten. Insofern ja, chronisch schlechter oder<br />
zu wenig Schlaf beschleunigt <strong>das</strong> Altern.<br />
schläft, dem sieht man es meist an. Ob er schöner ist, wenn<br />
er mehr schläft, <strong>das</strong> kann ich nicht beurteilen. Aber erholter<br />
bestimmt, und er hinterlässt damit sicher auch einen<br />
besseren Eindruck.<br />
Schläft man denn besser allein oder in Gesellschaft des<br />
Partners?<br />
Das ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Auf einer<br />
gemeinsamen Matratze zu schlafen <strong>–</strong> <strong>das</strong> ist schlafphysiologisch<br />
schlechter als auf getrennten Matratzen. Die<br />
Bewegungen des einen übertragen sich auf den anderen.<br />
Daher empfehlen wir <strong>die</strong> getrennten Matratzen im Doppelbett.<br />
Ein anderes Thema ist: Ein Schnarcher sollte sich<br />
behandeln lassen, um den eigenen und den Schlaf des Partners<br />
oder der Partnerin nicht zu stören. Und zu guter Letzt:<br />
Laut zwei kleiner Stu<strong>die</strong>n bevorzugen es Männer, wenn<br />
ihre Partnerin mit im selben Zimmer schläft. Bei Frauen ist<br />
<strong>die</strong>ses Bedürfnis nicht so ausgeprägt.<br />
Vielleicht weil Frauen sowieso schon schlechter schlafen als<br />
Männer? Stimmt <strong>das</strong> denn?<br />
Die chronischen Ein- und Durchschlafstörungen treten bei<br />
Frauen häufiger auf als bei Männern. Den Grund da<strong>für</strong><br />
kennt man nicht. Aber sicher ist: Bei Frauen im Klimakterium<br />
kann sich durch <strong>die</strong> Hormonumstellung <strong>das</strong> Schlafverhalten<br />
verändern hin zu häufigerem Erwachen.<br />
Fotos: Medical Park (links), panthermedia (rechts)<br />
Gemeinsam mit Dr. Martin Balz von der Deutschen Stiftung <strong>für</strong><br />
Schlafmedizin, Prävention und Rehabilitation arbeitet Prof. Dr. Peter<br />
Young an einer Stu<strong>die</strong> zur optimalen Schlafunterlage. Demnächst<br />
werden unterschiedliche Schlafunterlagen an Probanden im Medical<br />
Park Bad Feilnbach und in Bad Wiessee getestet.<br />
Durch einen regelmäßigen Austausch mit der <strong>Tegernsee</strong>r Tal<br />
Tourismus GmbH stärken Dr. Balz und Prof. Young mit ihrer Arbeit<br />
zusätzlich <strong>die</strong> Kompetenzen der <strong>Region</strong> im Gesundheitsbereich.<br />
Mit dem zertifizierten Heilklima, den stärksten Jod-Schwefel-Quellen<br />
Deutschlands und drei der renommiertesten Rehakliniken Europas<br />
ist <strong>das</strong> Tal bereits bestens aufgestellt.
Home<br />
Spa<br />
Zu Hause bleiben <strong>–</strong> <strong>das</strong> war in den letzten Monaten <strong>das</strong> Wichtigste <strong>für</strong> uns alle.<br />
Damit wir dabei aber nicht auf ein Beautyprogramm verzichten müssen, haben<br />
wir bei einigen Spa-Experten vom <strong>Tegernsee</strong> ein paar tolle Tipps gesammelt.<br />
So lässt sich <strong>die</strong> Zeit bis zum nächsten Spa-Besuch wohltuend überbrücken.<br />
DO-IT-YOURSELF-BEAUTY<br />
Das Mizu Onsen Spa ist bekannt <strong>für</strong><br />
seine besonderen Behandlungen.<br />
Spa-Manager Marco Fleissner hat<br />
ein paar schöne Anregungen <strong>für</strong> Selfmade-Beauty<br />
<strong>für</strong> zu Hause.<br />
Gesichtsmaske<br />
<strong>für</strong> großporige Haut<br />
Zutaten: 2 Esslöffel Quark,<br />
1 Teelöffel Zitronensaft<br />
Gesichtsmaske <strong>für</strong> trockene Haut<br />
Zutaten: 1 Esslöffel reife Avocado,<br />
1 Esslöffel Joghurt<br />
Marco Fleissner,<br />
Spa-Manager<br />
Mizu Onsen Spa<br />
Zusammengestellt von Susanne Mayr<br />
Jeweils alle Zutaten mischen und<br />
aufs Gesicht auftragen. Nach 20<br />
Minuten abwaschen.<br />
Gesichtsmaske <strong>für</strong> straffere Haut<br />
Zutaten: 1/3 einer mittelgroßen<br />
Salatgurke, 1 Esslöffel Quark<br />
Die Gurke kleinschneiden und mit<br />
einem Pürierstab zu einer cremigen<br />
Masse mixen. Den Quark anschließend<br />
darunter geben. Nach 20 Minuten<br />
Einwirkzeit wieder abnehmen.<br />
Handmaske<br />
Zutaten: 6 Esslöffel Speisequark,<br />
1 Eigelb, 3 Esslöffel Kokosöl<br />
Alle Zutaten in einer kleinen Schüssel<br />
zu einer cremigen Masse mischen.<br />
Großzügig auf <strong>die</strong> Hände auftragen<br />
und Maske <strong>für</strong> 20 Minuten einwirken.<br />
Danach mit lauwarmem Wasser<br />
abwaschen.<br />
Packages und Gutscheine des Mizu<br />
Onsen Spa findet man unter www.<br />
bachmair-weissach.com<br />
HEISSKALT<br />
Die Seesauna zählt im <strong>Sommer</strong> zu den schönsten Plätzen<br />
hier am See. Und <strong>das</strong> Wechselspiel aus heißer Sauna und<br />
kühlem See ist natürlich auch <strong>für</strong> <strong>das</strong> Immunsystem und <strong>das</strong><br />
Wohlbefinden perfekt. Daniela Hidalgo, Betriebsleiterin des<br />
Monte Mare <strong>Tegernsee</strong> hat einen Tipp: „Heiß-Kalt-Duschen“<br />
sind wunderbar, um <strong>die</strong> heiße Sauna mit Sprung in den erfrischenden<br />
See zu simulieren. Außerdem empfehlen wir<br />
unseren Gästen zwischen den Saunagängen Fußbäder. Für<br />
zu Hause würde ich ein entspannendes Fußbad, beispielsweise<br />
mit schwarzem Tee und Honig, empfehlen. Anschließend<br />
ein Fußpeeling (zum Beispiel mit Olivenöl und Salz<br />
oder braunem Zucker) <strong>für</strong> streichelzarte Füße machen.“<br />
Schöne Geschenksets und Gutscheine kann man jederzeit<br />
unter www.monte-mare.de/tegernsee/shop bestellen.<br />
Daniela Hidalgo,<br />
Betriebsleiterin des<br />
Monte Mare <strong>Tegernsee</strong><br />
JOSIS‘ art deco design<br />
Cashmere, Alpaka, Merino, Lambswool,<br />
Dekoartikel <strong>für</strong> eingepflegtes Ambiente<br />
Edelsteinunikate wie Ketten, Ohrringe, Armbänder,<br />
Anhänger, auch auf Wunsch individuell gefertigt.<br />
Seestraße 2, 83700 Rottach-Egern<br />
Tei.: 08022 / 1875369<br />
www.josis-tegernsee.com<br />
SPIELBANK BAD WIESSEE<br />
WINNER’S<br />
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DO. 18.6.<strong>2020</strong><br />
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Die große Nacht der italienischen Welthits<br />
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Legendäre kubanische Sänger<br />
VORVERKAUF:<br />
Tourist-Info Bad Wiessee Tel. 08022 86030<br />
Casino-Rezeption Tel. 08022 98350 (ab 15.00 Uhr)<br />
Alle übrigen Tourist-Informationen am <strong>Tegernsee</strong><br />
www.muenchenticket.de, www.spielbanken-bayern.de<br />
www.spielbanken-bayern.de<br />
56<br />
57
BEAUTY<br />
ELIXIER<br />
Das Althoff-Exklusive Aramo-Elixier,<br />
<strong>das</strong> auch in vielen Behandlungen<br />
im 4-Elements-Spa des Althoff Hotel<br />
Überfahrt in Rottach-Egern zum<br />
Einsatz kommt, ist ein wahrer Jungbrunnen<br />
im Flakon. „Um es zu Hause<br />
aufzutragen, sollte man es in leicht<br />
kreisenden Bewegungen von der Gesichtsmitte<br />
nach außen hin sanft einmassieren.<br />
Am besten morgens und<br />
abends nach der Reinigung“, erläutert<br />
Melissa Körner, Spa-Managerin<br />
des Seehotels Überfahrt. Das Elixier<br />
enthält 21 wertvolle Pflanzenextrakte,<br />
Jojobaöl, Hyaluronsäure, Rosenwasser<br />
und einen Hauch echtes Gold.<br />
Zu bestellen nur über den Onlineshop:<br />
www.althoffcollection.com<br />
Melissa Körner,<br />
Spa-Managerin des<br />
Seehotels Überfahrt<br />
WOW-EFFECT<br />
Beautyprofi Hildegard Bayerschmidt chen variiert werden. So zaubert man<br />
weiß, wie man schnell und ohne entweder einen natürlichen Look <strong>für</strong><br />
großen Aufwand <strong>für</strong> eine tolle Ausstrahlung<br />
zu Hause oder etwas ausdrucksstärke-<br />
sorgt: „Für den wunderbar res mit intensiver betonten Wimpern.<br />
natürlichen Gute-Laune-<strong>Sommer</strong>look Alle Produkte und noch mehr Tipps<br />
empfehle ich sehr gerne ein CC Serum, gibt es in der Parfümerie am <strong>Tegernsee</strong><br />
zum Beispiel von By Terry. Es gibt eine<br />
by Hildegard in der Rottacher<br />
sehr schöne Ausstrahlung und ein Seestraße und<br />
Leuchten, da es gleichzeitig pflegt und www.parfumerie-tegernsee.de<br />
den Teint mit Schimmerpartikeln perfektioniert.<br />
Anschließend Wimperntusche<br />
auftragen, wie <strong>die</strong> Volumentusche,<br />
ebenfalls von by Terry, denn hier kann<br />
Hildegard Bayerschmidt,<br />
der gewünschten Look mit dem Bürst-<br />
Parfümerie am <strong>Tegernsee</strong> by Hildegard<br />
EINFACH MAL ABTAUCHEN<br />
Renate Zinser, Geschäftsführerin<br />
des Jodschwefelbades Bad Wiessee<br />
hat einen Tipp, wie man sich<br />
<strong>die</strong> wohltuende Wirkung des<br />
Heilwassers nach Hause holen<br />
kann: „Wählen Sie nach einem<br />
anstrengenden Tag, je nach Stimmung<br />
eine von drei unterschiedlich<br />
bar gepflegt wird und himmlisch<br />
duftet. Jetzt nur noch ab auf <strong>die</strong><br />
Couch mit einer weichen Decke<br />
und schon haben Sie völlig vergessen,<br />
wie erschöpft sie waren.“<br />
Gutscheine, Badeperlen und<br />
Seifen gibt es online zu kaufen<br />
unter www.jodschwefelbad.de<br />
duftenden Badeperlen aus<br />
und gönnen Sie Ihrem Körper<br />
und mehr noch ihrer Seele Ruhe<br />
und Entspannung. Genießen Sie<br />
den herrlichen Duft im warmen<br />
Wasser, dabei kann man sofort<br />
abschalten. Ein schöner Nebeneffekt<br />
ist, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Haut wunder-<br />
Renate Zinser,<br />
Geschäftsführerin<br />
des<br />
Jodschwefelbades<br />
Bad<br />
Wiessee<br />
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Hierfahre ich<br />
kostenlos.<br />
SEE- UND WARMBAD ROTTACH-EGERN<br />
DIE ERLEBNISWELTRUND UMS WASSER<br />
Mit der Gästekarte <strong>die</strong> Vielfalt<br />
des Oberlands entdecken.<br />
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<strong>Region</strong>alverkehr Oberbayern<br />
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• Kinder bis 6Jahre frei<br />
•Erwachsene 1,5 Stunden 3,- €<br />
•3Stunden-Karte 5,- €<br />
•Tageskarte 7,50 €<br />
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Mai bis September!<br />
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Nördliche Hauptstr.35<br />
Eingang Max-Josef-Weg<br />
Tel. 08022/92890<br />
58<br />
59
Nicht nur in Bayern gilt <strong>das</strong><br />
<strong>Tegernsee</strong>r Hell als Kult-Getränk:<br />
Es steht bauchig-braun in<br />
norddeutschen Büdchen,<br />
Berliner Spätis und macht<br />
sowohl im Freibad als auch<br />
auf Partys eine gute Figur.<br />
Über ein Bier, <strong>das</strong> auszog,<br />
den Markt zu erobern<br />
Von Tatjana Kerschbaumer<br />
Ein Bier<br />
geht um<br />
<strong>die</strong> Welt<br />
Foto: Urs Golling<br />
Das <strong>Tegernsee</strong>r Hell ist ein echter Jetsetter.<br />
Mal genießt es den Ausblick über den Hamburger<br />
Hafen, mal den Sonnenuntergang<br />
über der Düsseldorfer Rheinpromenade,<br />
mal schmiegt es sich in Mailand vertrauensvoll an<br />
eine italienische Blondine. Am wohlsten aber fühlt<br />
es sich in heimischen Gefilden: kaum ein bayerischer<br />
See, an dem sich im <strong>Sommer</strong> nicht entspannt eine Halbe<br />
sonnt. Ein Bier kommt rum <strong>–</strong> zeigt auch, aber nicht<br />
nur, Instagram. Über 5000 Beiträge tummeln sich<br />
dort unter dem Hashtag #tegernseerhell, noch einmal<br />
ordentliche 450 sind es unter #tegernseerhelles. Aber<br />
auch außerhalb der virtuellen Welt, ob lokal am See<br />
oder irgendwo sonst in Deutschland gilt: Wer was auf<br />
sich hält, greift gerne zum <strong>Tegernsee</strong>r Hell.<br />
Es ist ein Bier, <strong>das</strong> Kultstatus genießt: <strong>das</strong> bayerische<br />
Helle allgemein, <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r im Besonderen. <strong>Tegernsee</strong>r-Trinker<br />
rühmen viele Vorzüge ihres Lieblings.<br />
„Ein Bier, mit dem man <strong>für</strong> alle Lebenslagen<br />
gewappnet ist“, „geht auch nach dem dritten noch<br />
runter wie Wasser“ und „<strong>das</strong> beste <strong>Tegernsee</strong>r ist immer<br />
<strong>das</strong> zweite <strong>–</strong> <strong>das</strong> erste verdampft“ bekommt man<br />
als Antworten, wenn man nach dem geschmacklichen<br />
Grund der Markentreue fragt. Natürlich gibt es hie<br />
und da auch kritischere Stimmen. Etwa, wenn es darum<br />
geht, ob <strong>das</strong> Hell denn nun vom Fass oder aus der<br />
60<br />
<strong>61</strong>
„<br />
Hochwertig gebraut, Hopfenaroma und<br />
Malzigkeit sind sehr ausgewogen.<br />
Mareike Hasenbeck, Bier-Sommelière<br />
„<br />
Ein Bier und seine Heimat: Das „<strong>Tegernsee</strong>r“ braucht keine Werbung, um bekannt zu sein.<br />
Flasche besser schmeckt. Oder wenn sich leidenschaftliche<br />
Biertrinker und -tester auf der Website bier-index.de austauschen<br />
und konstatieren, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r Hell zwar ein<br />
gutes „<strong>Sommer</strong>bier zum Durstlöschen“ sei <strong>–</strong> aber doch einen<br />
recht „seichten Abgang“ habe.<br />
Das Urteil der Bier-Sommelière: „Ausgewogen, süffig und gefällig“<br />
Eine, <strong>die</strong> wirklich wissen muss, wie es um <strong>die</strong> Qualität des<br />
<strong>Tegernsee</strong>r Hell steht, ist Mareike Hasenbeck. Die 34-Jährige<br />
Autovermietung<br />
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aus Aying ist diplomierte Bier-Sommelière und betreibt unter<br />
anderem den Bierblog feinerhopfen.com. Sie sagt: „Das<br />
<strong>Tegernsee</strong>r Hell ist hochwertig gebraut, Hopfenaroma und<br />
Malzigkeit sind sehr ausgewogen. Das macht es so süffig und<br />
gefällig.“ Müsste Hasenbeck <strong>das</strong> perfekte Helle definieren,<br />
täte sie <strong>das</strong> so: „Ein Helles muss im Glas goldgelb und klar<br />
erscheinen, einen schönen, weißen Schaum und moderate<br />
bis starke Kohlensäure haben. Außerdem ist <strong>die</strong> Balance<br />
zwischen Hopfen und Malz wichtig <strong>–</strong> <strong>das</strong> Hopfenaroma sollte<br />
eher zart durchkommen, <strong>das</strong> Malz kann etwas kräftiger<br />
Neu-, Gebrauchtund<br />
Jahreswagen<br />
Unfallinstandsetzung<br />
Foto: Kristian Laban<br />
sein.“ So gesehen ist <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r Hell ihrer Meinung nach<br />
„ein Bier ohne Fehler“ <strong>–</strong> was durchaus eine Leistung ist,<br />
denn: „Ein gutes Helles ist megaschwierig zu brauen.“<br />
Ein Helles ohne Fehl und Tadel also. Davon gibt es in Bayern<br />
allerdings einige, nicht nur <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r. Und weil<br />
der Markt <strong>für</strong> Helles boomt, während der allgemeine Bierkonsum<br />
der Deutschen eher schwächelt, ziehen sogar<br />
nicht-bayerische Brauereien nach. Auch aus Niedersachsen,<br />
dem Münsterland oder Nordrhein-Westfalen kommen mittlerweile<br />
helle Biere; manchmal als „Kellerbier“ oder „Landbier“<br />
gekennzeichnet <strong>–</strong> was meist nur bedeutet, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Helle<br />
unfiltriert ist. Das <strong>Tegernsee</strong>r profitiert also nicht nur von<br />
seiner puren Existenz und seinem Geschmack, sondern vor<br />
allem von seinem guten Ruf, der in ganz Deutschland fast<br />
zum Hype geworden ist. Nur: Wie ist es eigentlich dazu gekommen?<br />
Der Bier-Boom-beginnt in Berlin<br />
„Guerillamäßig ging es los“, erklärt Walter König, Geschäftsführer<br />
des Bayerischen Brauerbunds. Dass <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r<br />
Hell bundesweit so bekannt und beliebt wurde, hat es vor<br />
allem einem Berliner Bierverleger und -verrückten zu verdanken.<br />
„Dieser Getränkehändler ist regelmäßig mit seinem<br />
VW-Bus nach Bayern gefahren, hat ihn mit bayerischen Hellen<br />
vollgeladen und <strong>die</strong>se Biere dann bei sich verkauft“, sagt<br />
König. Irgendwann sei <strong>das</strong> Brauereien wie <strong>Tegernsee</strong>r und<br />
Augustiner aufgefallen. Sie boten dem Berliner Bierbeseelten<br />
an: „Du musst nicht selbst kommen, wir können auch liefern.“<br />
Den endgültigen Durchbruch hatte <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r, als<br />
es seinen Platz in den Berliner Späti-Regalen bezog. „In Berlin<br />
kauft man sich keinen Kasten, sondern geht <strong>für</strong> ein, zwei<br />
Flaschen in den Späti“, sagt König. „Dann drehte der Markt<br />
dort hoch.“ Und von Deutschlands Hauptstadt, <strong>die</strong> vielen als<br />
Zentrum des Hipstertums gilt, war es nur noch ein Katzensprung<br />
in andere Städte und <strong>Region</strong>en. „In Hamburg und im<br />
Ruhrgebiet lief es genauso.“<br />
Das <strong>Tegernsee</strong>r braucht keine Marketing-Millionen<br />
Andererseits: Warum sollte ein Berliner, Hamburger oder<br />
Düsseldorfer denn nun ein Bier trinken, <strong>das</strong> er bis dato gar<br />
nicht kannte <strong>–</strong> und <strong>das</strong> auch noch mit weiß-blauer Fahne<br />
auf dem Etikett daherkommt? Schließlich pflegen nicht alle<br />
Deutschen nördlich des Weißwurstäquators ein besonders<br />
inniges Verhältnis zu Bayern. Experimentierfreude könnte<br />
eine Erklärung sein, der überzeugende Geschmack eine andere;<br />
Nummer drei ist laut Walter König: der Retro-Boom.<br />
„Das Etikett ist sehr reduziert, <strong>die</strong> Brauerei hat es noch nie<br />
verändert. Alles, was in den 80ern und 90ern in war <strong>–</strong> Goldpapier<br />
über dem Kronkorken und jede Menge Schnörkel <strong>–</strong><br />
will der Konsument jetzt nicht mehr.“<br />
Oder, wie es der Werber Stefan Kolle schon vor Jahren einmal<br />
formulierte: „Eine komplett undesignte Flasche erzählt<br />
vom idyllischen Bayern und einer kleinen Brauerei. Das sind<br />
Heile-Welt-Bilder, <strong>die</strong> ein Krombacher <strong>für</strong> viele Millionen in<br />
Historie<br />
Eine fast tausendjährige Biertradition <strong>–</strong> darauf beruft sich <strong>das</strong><br />
Herzoglich Bayerische Brauhaus <strong>Tegernsee</strong>. Schon um <strong>das</strong><br />
Jahr 1050 sollen Mönche im Kloster <strong>Tegernsee</strong> Bier gebraut<br />
haben; entgegen aller Legenden weniger <strong>für</strong> den Eigenkonsum,<br />
sondern <strong>für</strong> Gäste der Klosterherberge und <strong>die</strong> Untertanen des<br />
Klosters. Kleine Lücke der langen Biergeschichte: Als Herzog<br />
Maximilian der I. 1604 alle Brauereien in Bayern erfassen lässt,<br />
fehlt <strong>Tegernsee</strong> auf der Liste. 1675 holt der damalige Abt <strong>die</strong><br />
Braurechte gesichert nach <strong>Tegernsee</strong>, angeblich auf Anraten<br />
seines Cellerars. Die Brauerei, so wird vermutet, sollte <strong>die</strong><br />
Baukosten am Kloster mitfinanzieren. Nach der Säkularisation<br />
kauft der erste bayerische König Max I. Joseph <strong>das</strong> Klosterareal<br />
und lässt es zur <strong>Sommer</strong>residenz ausbauen. Die Brauerei<br />
bleibt und ist bis heute in Wittelsbacher Familienbesitz, aktuelle<br />
Chefin ist Herzogin Anna in Bayern. Die Beliebtheit ihrer<br />
Biere erklärt sich <strong>die</strong> Brauerei so: „Das<br />
Herzoglich Bayerische Brauhaus<br />
<strong>Tegernsee</strong> gehört zweifellos<br />
zu den altbayerischen<br />
Brauereien, <strong>die</strong> nicht<br />
nur aufgrund der alten,<br />
bewährten Tradition,<br />
sondern auch wegen<br />
der bekannten und<br />
hochgehaltenen Qualität<br />
ihrer Erzeugnisse<br />
einen großen Freundeskreis<br />
haben.“<br />
62<br />
63
<strong>die</strong> Köpfe hämmern muss.“ Soll heißen: Das <strong>Tegernsee</strong>r Hell<br />
braucht nicht einmal Werbung. Macht es auch nicht. „Ich<br />
trink’ kein Fernsehbier, sondern was Cooles, Bayerisches“<br />
sei durchaus ein Argument, sagt auch Mareike Hasenbeck.<br />
Und allein durch seinen Namen genießt <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r Hell<br />
enorme Rückendeckung. Selbst Nordlichter, <strong>die</strong> sich in Bayern<br />
hinten und vorne nicht auskennen, haben in der Regel<br />
schon einmal vom <strong>Tegernsee</strong> gehört. „Das ist ein Sehnsuchtsort<br />
der Deutschen, der <strong>für</strong> bayerische Schönheit und Werte<br />
steht“, glaubt König und fügt an: „Über <strong>die</strong>se Assoziationen<br />
ergibt sich natürlich ein Marktvorteil <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r.“<br />
Von einem See im (Marken-)Namen wollen auch andere<br />
profitieren<br />
Den gedenkt <strong>das</strong> Brauhaus <strong>Tegernsee</strong> durchaus zu verteidigen.<br />
Dass Augustiner als zweite Kult-Brauerei Bayerns gut<br />
auf dem Markt unterwegs ist <strong>–</strong> sei’s drum. Aber wenn kleinere<br />
Konkurrenten plötzlich ebenfalls Biere mit „See-Bezug“ im<br />
Namen auf den Markt bringen, reagiert man empfindlicher.<br />
Zumal es dabei nicht nur um den See im Namen, sondern<br />
auch um offenbar gewollte optische Ähnlichkeiten gehe.<br />
Es sei durchaus verständlich, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r Brauhaus<br />
schon mal gegen Mitbewerber geklagt habe, sagt Walter<br />
König <strong>–</strong> sogar <strong>das</strong> Etikett habe dem des <strong>Tegernsee</strong>r Hell doch<br />
verblüffend ähnlich gesehen. Seitdem <strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r Hell<br />
gemeinsam mit dem Münchner Augustiner den Kult zum<br />
urigen, bayerischen Retro-Bier begründet hat, gibt es Dutzende<br />
Brauereien, <strong>die</strong> auf denselben Zug aufspringen: Mit<br />
bauchiger, brauner Euro- statt hoher NRW-Flasche und Etiketten-Designs<br />
aus den 50er Jahren, <strong>die</strong> teils mühsam aus<br />
den Archiven wieder ausgegraben werden. Alles abgekupfert<br />
also, zulasten des <strong>Tegernsee</strong>r? Nicht wirklich, sagt König: „Es<br />
gab sehr schnell sehr viele Nachahmer, aber der Markt war<br />
groß genug <strong>–</strong> und ist es noch immer. Besonders am Anfang<br />
hätten <strong>Tegernsee</strong>r und Augustiner alleine den Markt gar<br />
nicht be<strong>die</strong>nen können“. So dringlich war plötzlich <strong>die</strong> Nachfrage<br />
nach zünftigem Hellen im Stile eines <strong>Tegernsee</strong>rs.<br />
Die Mönche, <strong>die</strong> schon vor Jahrhunderten im <strong>Tegernsee</strong>r<br />
Kloster Bier brauten, hatten mit dem heute so populären <strong>Tegernsee</strong>r<br />
Hell übrigens nichts am Hut. „Was <strong>das</strong> damals war,<br />
weiß wohl keiner so genau“, sagt Mareike Hasenbeck. „Vermutlich<br />
waren aber <strong>die</strong> meisten Biere früher eher dunkel<br />
und obergärig“. Überhaupt ist <strong>das</strong> Helle, <strong>das</strong> heute als Inbegriff<br />
der bayerischen Braukunst gilt, ein eher junger Hüpfer.<br />
Foto: panthermedia<br />
„<br />
Das ist ein Sehnsuchtsort der<br />
Deutschen, der <strong>für</strong> bayerische<br />
Schönheit und Werte steht.<br />
Walter König,<br />
Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds<br />
Die normale Bevölkerung war lange an Braunbier gewöhnt,<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> oberen Zehntausend durfte es auch mal ein kühles,<br />
erfrischendes Weißbier sein.<br />
Wie dem auch sei: Die Brauerei hält sich mit ihrem<br />
Nicht-Marketing weiter an <strong>die</strong> bewährte Linie. Sucht man<br />
„<br />
nach den üblichen Zutaten solchen Marketings, Webseiten,<br />
Social-Media-Präsenzen oder auch nur einfach klassischer<br />
Werbung, findet man <strong>–</strong> genau, nichts. Kein großes Wunder,<br />
schließlich ist <strong>das</strong> „<strong>Tegernsee</strong>r“ schon lange in den Status einer<br />
„Kult-Marke“ erhoben worden. Und der würde man mit<br />
nichts mehr schaden als mit Werbung.<br />
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64<br />
65
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im Netz<br />
Auf ihrem Foodblog <strong>Tegernsee</strong> Kitchen zeigt uns<br />
<strong>die</strong> ehemalige Managerin Anya Rüngeler,<br />
wie richtig gutes Essen sein muss:<br />
Frisch, gesund, regional, lecker <strong>–</strong> und bildschön!<br />
Text: Susanne Mayr / Fotos: Urs Golling & Anya Rügler<br />
Hashtag #foodlover: Foodblogs sind beliebter<br />
denn je. Sie zeigen uns <strong>die</strong> leckersten<br />
Gerichte aus aller Welt, liebevoll gekocht,<br />
raffiniert kombiniert und perfekt in Szene<br />
gesetzt. Und einer davon kommt direkt hier vom See:<br />
Anya Rüngeler postet auf tegernseekitchen.de regionale<br />
Köstlichkeiten und macht richtig Lust aufs Kochen.<br />
Von der Chefetage in <strong>die</strong> Küche<br />
Dabei war es nicht unbedingt Rüngelers Plan, einen<br />
Foodblog zu starten. Nach einer erfolgreichen Karriere<br />
im Management verschiedener Start-up-Firmen passierte<br />
es einfach: „Der Weg zur Veränderung war eher ein<br />
Prozess als ein Moment. Als ich im vergangenen Jahr<br />
einen schmerzhaften Bandscheibenvorfall hatte, wurde<br />
mir klar, <strong>das</strong>s ich etwas in meinem Leben verändern<br />
muss. Die Diabetes-Erkrankung unseres Sohnes Max<br />
veränderte dann nochmals <strong>die</strong> Lebensprioritäten.“<br />
So ist nach und nach eine Plattform <strong>für</strong> Essen und<br />
schließlich der Blog entstanden und ständig gewachsen.<br />
Ihr Erfolgsrezept im wahrsten Sinne des Wortes: Einfache<br />
Gerichte, <strong>die</strong> der ganzen Familie schmecken. Gerichte,<br />
<strong>die</strong> raffiniert abgewandelt, gewürzt mit einer Prise<br />
Exotik und getoppt durch regionale Zutaten zu etwas<br />
Besonderem werden. „Sie sollten nicht zu kompliziert<br />
sein, geschmacklich einerseits vollmundig und dennoch<br />
66<br />
67
filigran <strong>–</strong> soll heißen, der Geschmack der genutzten Zutaten<br />
soll hervorstechen und nicht durch übermäßiges Gewürz<br />
oder z. B. Sahne übertüncht werden“, beschreibt <strong>die</strong><br />
ehemalige Managerin ihre herrlich unprätentiösen Kreationen.<br />
Kochanfängern rät sie: „Man braucht weder teure<br />
Gerätschaften noch schlaue Kochbücher <strong>–</strong> einfach <strong>das</strong> erste<br />
Rezept googeln und anfangen. Ich würde mich aber schon<br />
von Anfang an mit hochwertigen Zutaten auseinandersetzen<br />
und mich auf den Geschmack der Zutaten einlassen.“<br />
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Generationen schützen.<br />
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Prädikat <strong>Region</strong>al<br />
Was fehlt noch? Bei Anya sorgt immer noch ein raffinierter<br />
Dreh <strong>für</strong> ein besonderes Geschmackserlebnis.<br />
Genau <strong>das</strong> merkt man auch bei jedem Teller: Anya Rüngeler<br />
setzt vor allem auf Qualität. „Wenn man anfängt zu verstehen,<br />
wie <strong>die</strong> internationale Lebensmittelwirtschaft funktioniert<br />
<strong>–</strong> auf Kosten der Natur, der Menschen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Lebensmittel<br />
produzieren, des Tierwohls und auch der Qualität<br />
der Ware <strong>–</strong> dann fängt man unweigerlich an umzudenken“,<br />
erklärt <strong>die</strong> Bloggerin. Und deshalb ist es <strong>für</strong> sie selbstverständlich,<br />
ihre Heimat mit all ihren vielfältigen Produkten<br />
„<br />
Sollte <strong>die</strong> Gesundheit<br />
meines Körpers und<br />
damit <strong>das</strong>, was ich in<br />
meinen Körper als<br />
Nahrung hineingebe,<br />
nicht oberste Priorität<br />
haben?<br />
“<br />
mit einzubeziehen: „Es macht <strong>für</strong> alle Beteiligten einfach<br />
mehr Sinn, möglichst lokal und saisonal einzukaufen“, erläutert<br />
Rüngeler. „Vor allem bei kleineren Betrieben, bei<br />
denen man einsehen kann, <strong>das</strong>s es Mensch und Tier wohlergeht<br />
und der Boden nicht ausgenutzt wird. Denn dann<br />
kommt in der Regel auch ein hervorragendes Produkt dabei<br />
heraus“, und fügt an: „Sollte <strong>die</strong> Gesundheit meines Körpers<br />
und damit <strong>das</strong>, was ich in meinen Körper als Nahrung hineingebe,<br />
nicht oberste Priorität haben?“<br />
Nachdem Anya Rüngeler selbst nun auf gesundes Essen<br />
schwört, möchte sie <strong>das</strong> auch weitergeben. Sie rät: „Möglichst<br />
wenig, am besten gar keine Fertigprodukte verzehren.<br />
Vielseitig und bunt essen, mehr Pflanzen weniger<br />
Fleisch. Und wenn man noch einen Schritt weiter gehen<br />
möchte mehr Vollkorn und möglichst wenig Zucker. Am<br />
Ende muss Essen aber Spaß machen, <strong>das</strong> heißt gerne alles,<br />
aber alles in Maßen.“<br />
Fisch von der <strong>Tegernsee</strong>r Fischerei, Gemüse vom lokalen<br />
Gärtner <strong>–</strong> so sieht gutes Essen aus.<br />
Den Spaß am Essen sieht man jedem ihrer Gerichte an. Sie<br />
sind farbenfroh, vielseitig und auch immer wieder von der<br />
regionalen Küche inspiriert. „Sie ist ein Beweis da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s<br />
man mit wenigen Zutaten unfassbar gutes Essen zaubern<br />
kann“ so Anya Rüngeler, <strong>die</strong> rohen Fisch, Risotto in allen<br />
Ausführungen und gutes Eis zu ihren Lieblingsgerichten<br />
zählt.<br />
Die Liebe zum <strong>Tegernsee</strong><br />
Auf ihrem Blog postet Anya Rüngeler nicht nur Selbstgekochtes<br />
aus Zutaten, <strong>die</strong> sie beim Bauern um <strong>die</strong> Ecke kauft.<br />
Sie bietet auch lokalen Anbietern mit einem Concept Store<br />
eine Plattform. Hier kann man beispielsweise handgefertigte<br />
Servierplatten aus Altholz shoppen.<br />
Auf Instagram nimmt sie ihre mittlerweile 19.000 Follower<br />
starke Community mit auf Wanderungen, Spaziergänge<br />
und zu ihren Lieblingsplätzen hier im <strong>Tegernsee</strong>r Tal.<br />
Die Wertschätzung, <strong>die</strong> Rüngeler der Gegend hier und der<br />
regionalen Küche gegenüber empfindet, erklärt sich vielleicht<br />
auch dadurch, <strong>das</strong>s sie nicht immer hier gelebt hat<br />
und noch nicht „betriebsblind“ ist. „Es ist einfach ein Privileg,<br />
an einem so schönen Ort leben zu dürfen. Ich hatte<br />
schon immer entweder am Meer oder in den Bergen leben<br />
wollen. Jetzt habe ich beides“, schwärmt <strong>die</strong> Weltenbummlerin,<br />
<strong>die</strong> in New York geboren ist und lange in Afrika gelebt<br />
hat. Gemeinsam mit ihrem Mann Lucas ist sie im <strong>Sommer</strong><br />
2015 von Berlin an den <strong>Tegernsee</strong> gezogen. „Wir wollten <strong>die</strong><br />
alte Wohnung von Lucas’ Großvater als Übergang nutzen,<br />
um in München sesshaft zu werden und haben uns dann in<br />
<strong>das</strong> <strong>Tegernsee</strong>r Tal verliebt.“<br />
Heimat lieben.<br />
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tegernseer-zeitung.de<br />
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69
EIN TRAUM IN ROSA:<br />
Erdbeer-Parfait<br />
von Anya Rüngeler<br />
<strong>Sommer</strong>zeit ist Erdbeerzeit. Zumindest Frühsommer.<br />
Okay, streng genommen dann auch nur ein paar Wochen.<br />
Wenn <strong>die</strong> Beeren denn nicht aus dem Gewächshaus oder<br />
der anderen Seite der Welt kommen.<br />
Aber: auch tiefgefrorenes Gemüse und Obst ist in jedem Fall von seinen<br />
Nährwerten absolut zu empfehlen, da <strong>die</strong> Ware direkt nach der Ernte eingefroren<br />
wird. Um auf den Punkt zu kommen <strong>–</strong> wenn Sie Erdbeeren da haben,<br />
frisch oder eingefroren, und einen einfachen aber sehr leckeren Nachtisch<br />
zaubern wollen, dann eignet sich <strong>die</strong>ses Erdbeer-Parfait perfekt.<br />
Das Rezept stammt von meiner Mama und sie hat es vermutlich aus der<br />
alten US-Zeitschriften-Reihe Gourmet <strong>Magazin</strong>. Wenn es in Kenia mal<br />
Erdbeeren gab <strong>–</strong> wir haben sechs Jahre als Familie in Nairobi gelebt <strong>–</strong> dann<br />
gab es <strong>das</strong> Parfait. Anrühren und einige Stunden in <strong>das</strong> Tiefkühlfach stellen.<br />
DAS REZEPT<br />
▶ 500 g Erdbeeren<br />
▶ 170 g Sahne<br />
▶ 120 g Streichkäse<br />
▶ 250 g Zucker<br />
Erdbeeren sollten gewaschen aber trocken<br />
sein, um extra Wasser in der Creme-Masse<br />
zu vermeiden. Erdbeeren pürieren, dann<br />
restliche Zutaten hinzu fügen und durch <strong>die</strong><br />
Eismaschine laufen lassen.<br />
Bei Bedarf eignet es sich, etwas Ingwerpulver<br />
unterzumischen, um eine leichte,<br />
scharfe Note hinzuzufügen.<br />
Kaltes <strong>für</strong> heiße Tage: Die ungewöhnliche<br />
Kombination aus Pfirsich und Tomaten<br />
kreiert eine unglaublich feine Gazpacho.<br />
„<br />
Die regionale Küche ist der Beweis da<strong>für</strong>,<br />
<strong>das</strong>s man mit wenigen Zutaten<br />
unfassbar gutes Essen zaubern kann.<br />
“<br />
Alte Liebe rostet dann halt doch nicht: Lucas verbrachte<br />
einen Großteil seiner <strong>Sommer</strong>ferien als Kind und Jugendlicher<br />
am See und auch Anya war mit ihrem Münchner Vater<br />
oft in ihrer Wohnung am Schliersee.<br />
Am See daheim<br />
Jetzt ist Anya Rüngeler angekommen. Privat hier am See<br />
und beruflich im Food-Sektor. Denn <strong>Tegernsee</strong> Kitchen hat<br />
noch viel vor. „Pläne habe ich viele, nur leider zu wenig<br />
Zeit <strong>für</strong> <strong>die</strong> vielen Ideen,“ lacht sie. Für <strong>die</strong>ses Jahr stehen<br />
in jedem Fall ein Kochbuch an und der Aufbau einer digitalen<br />
Ernährungsplattform, <strong>die</strong> Nutzer über einen Zeitraum<br />
von mehreren Wochen in einer Ernährungsumstellung begleiten“,<br />
so <strong>die</strong> Ingenieurin in Lebensmitteltechnologie und<br />
Diplom-Volkswirtin. Ein Herzensanliegen ist es mittelfristig<br />
eine Stiftung zu gründen, <strong>die</strong> <strong>das</strong> Thema Ernährung kreativ<br />
an Kinder und Jugendliche vermittelt.<br />
Gesund, aber lecker ist Anya Rüngelers Devise. Das trifft auch auf <strong>die</strong> Müsliriegel zu.<br />
Anya Rüngelers Blog finden Sie unter: www.tegernseekitchen.de.<br />
Auf Instagram können Sie Anya unter tegernsee_kitchen folgen.<br />
Auf www.tegernseekitchen.de gibt es noch mehr<br />
Anregungen und Köstliches zu entdecken.<br />
70<br />
71
DIE SOCIAL-MEDIA-<br />
Noch einen Beleg da<strong>für</strong> gefällig, <strong>das</strong>s milde Sonne, blauer Himmel<br />
und ein paar Berge <strong>die</strong> Welt gleich ein bisschen schöner machen?<br />
Bitte sehr. Aufgenommen von Nadine Appelt.<br />
nadinerealtor<br />
Kuratiert von Julia Jakubetz<br />
#tegernsee: Die schönsten<br />
Augenblicke im Netz<br />
Zugegeben, wir haben uns zu Beginn <strong>die</strong>ser <strong>Ausgabe</strong> schon gefragt: Was posten Menschen eigentlich,<br />
wenn sie alle drinbleiben müssen? Was wir gelernt haben: Lockdown heißt nicht, <strong>das</strong>s man nicht auch alleine tolle<br />
Sachen und wunderbare Motive fotografieren kann. Und nicht nur deswegen: Wenn Sie mögen, folgen Sie uns<br />
gerne auf Instagram: seeseiten.tegernsee. Weil <strong>die</strong> schönsten Seiten des Sees nicht nur auf Papier stattfinden.<br />
Man kann beispielsweise nach<br />
wie vor den Wallberg als sehr<br />
sportliches Ziel nehmen.<br />
So wie Julien Allard. Alles<br />
richtig gemacht also: Bewegung<br />
und frische Luft sind auch in<br />
<strong>die</strong>sen Zeiten immer eine gute<br />
Geschichte. Und ganz ehrlich:<br />
Warum sollte man bei <strong>die</strong>sem<br />
Panorama in pandemiebedingte<br />
Trübsal verfallen?<br />
Julien_hiking_bud<strong>die</strong>s<br />
Man freut sich ja ohnehin ansonsten über jedes Stückchen Normalität.<br />
Möglicherweise wäre man in früheren Zeiten an ein paar Frühlingsblumen<br />
am Seeufer einfach vorbeigegangen, weil: Frühlingsblumen<br />
sind ja immer zu <strong>die</strong>ser Jahreszeit da. Aber wenn plötzlich nichts mehr<br />
normal ist...Katharina Meixner jedenfalls ist stehen geblieben.<br />
riverwahine<br />
Auf der anderen Seite: Laufen um den See<br />
bleibt ein Klassiker, entspannend und<br />
schön wie eh und je. Wie <strong>die</strong>ses Foto von<br />
Susanne Viehweger belegt. Und man muss<br />
ja in allem auch <strong>das</strong> Positive sehen <strong>–</strong> so<br />
viel Platz und Ruhe wird es <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
tägliche Joggingrunde so schnell nicht<br />
mehr geben.<br />
susiviehweger<br />
72<br />
Überhaupt, anscheinend<br />
zieht es <strong>die</strong> Menschen in<br />
<strong>die</strong>sen Zeiten noch lieber<br />
hoch hinauf als ohnehin<br />
schon. Ganz oben angekommen<br />
findet man ja auch<br />
Perspektiven, <strong>die</strong> einem<br />
klar machen: Was da unten<br />
passiert, ist ziemlich<br />
unwichtig gegen <strong>das</strong>,<br />
was man hier oben sieht.<br />
Aufgenommen von<br />
Katharina Hatzl.<br />
kathihatzl<br />
Gut, und ein „Corona-Motiv“ muss dann doch noch sein.<br />
Weil wir es in <strong>die</strong>ser Form hoffentlich nicht nochmal sehen<br />
müssen. Und weil es vielleicht mal was <strong>für</strong> <strong>die</strong> Geschichtsbücher<br />
ist. Das Bräustüberl, an einem wunderbaren<br />
Frühlingstag <strong>–</strong> menschenleer. Gab es womöglich noch nie<br />
und kommt vielleicht nie wieder.<br />
barbara.klatt<br />
73
Einmal um den See gehen <strong>–</strong><br />
schon sind jede Menge Ideen<br />
<strong>für</strong> Gstanzl in Beni Hafners Kopf.<br />
Am See mit ...<br />
Beni Hafner<br />
Reimen und singen, mal ernst, mal lustig:<br />
Beni Hafner ist ein echtes Multitalent.<br />
Der „Oimara“ hat nicht nur den <strong>Tegernsee</strong> in<br />
seiner ganzen Vielfalt um- und beschrieben,<br />
sondern sogar ein Lied darüber zustande<br />
gebracht, wie <strong>die</strong> <strong>Region</strong> „schmeckt“.<br />
Sein nächstes Ziel, verrät er im Gespräch am See,<br />
wäre trotzdem <strong>das</strong> Münchner Olympiastadion.<br />
Impressum<br />
„Love, Peace und Bussi,<br />
Bussi“ <strong>–</strong> braucht es noch<br />
mehr Worte als den Titel<br />
<strong>die</strong>ses Programms, um<br />
Ihre Beobachtungen am<br />
<strong>Tegernsee</strong> zu umschreiben?<br />
Ja, um meinen persönlichen<br />
Erfahrungen zu entsprechen,<br />
würde der Titel<br />
lauten: Stau, Prost, Love,<br />
Peace, Bussi, Bussi und<br />
nummoi Prost.<br />
Wie viele Gstanzl (und<br />
andere Texte) fallen Ihnen<br />
durchschnittlich bei einem<br />
einstündigen Spaziergang<br />
am Seeufer ein?<br />
Genug, um beim Heimkommen<br />
schon wieder<br />
<strong>die</strong> ersten vergessen zu<br />
haben. Manchmal kriegt<br />
man auch echt lustige Gespräche<br />
mit. Einmal habe<br />
ich ein paar Wochenendausflügler<br />
im Schmetterlingsgarten<br />
darüber diskutieren<br />
hören, wie penibel<br />
<strong>die</strong> <strong>Tegernsee</strong>r doch darauf<br />
achten, <strong>das</strong>s ihre Hunde<br />
nicht überall hink...,<br />
<strong>das</strong> seien sie gar nicht gewohnt.<br />
Also Gstanzl gehen<br />
einem dann doch nie aus,<br />
wenn man mal rausgeht.<br />
Eine Corona-Frage kann<br />
natürlich nicht ausbleiben:<br />
Wäre ein Text von Ihnen<br />
dazu eher witzig oder dann<br />
doch ganz ernst?<br />
Ein Coronalied über <strong>die</strong><br />
Klopapier-Krise gibt es ja<br />
schon von mir, in dem es<br />
eigentlich darum geht, lieber<br />
im „Klo paar Bier“ zu<br />
trinken als in Klopapier<br />
zu ertrinken. Aber es gibt<br />
auch schon ernstere Liedideen,<br />
es kommt immer<br />
auf den Song an.<br />
Wenn Sie sich einen Ort <strong>für</strong><br />
einen ersten Auftritt nach<br />
der Corona-Krise wünschen<br />
dürften, welcher wäre <strong>das</strong>?<br />
Vor oder nach Corona:<br />
Olympiastadion! Aber ich<br />
bin froh, wenn es überhaupt<br />
mal wieder weitergeht<br />
und <strong>die</strong> Leute wieder<br />
rauskönnen.<br />
Foto: Urs Golling<br />
ATEMPAUSE UNTER LINDEN<br />
Hoch über dem <strong>Tegernsee</strong> befindet sich ein<br />
einzigartiger Ort. Wohltuende Ruhe,herzlicher<br />
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Herausgeber<br />
Zeitungsverlag<br />
Oberbayern<br />
GmbH & Co. KG<br />
Verlag<br />
Zeitungsverlag<br />
Oberbayern<br />
GmbH & Co. KG<br />
Pfaffenrieder Str. 9<br />
82515 Wolfratshausen<br />
Geschäftsführer<br />
Daniel Schöningh<br />
Objektverantwortlich<br />
Stefan Hampel<br />
Anzeigenverkauf<br />
Evelyn Geyer<br />
Tel. 08024/4671307<br />
Redaktion<br />
Jakubetz & Laban<br />
chefredaktion@<br />
seeseiten-magazin.de<br />
Grafik<br />
MT Me<strong>die</strong>ntech<br />
Thomas Hepp<br />
Stefan Müller<br />
Titelbild<br />
TTT/Hansi Heckmair<br />
Druck<br />
Mayr Miesbach<br />
Die <strong>Seeseiten</strong><br />
erscheinen vierteljährlich<br />
zu Beginn<br />
der Monate März,<br />
Juni, September<br />
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<strong>Ausgabe</strong> der<br />
<strong>Seeseiten</strong><br />
erscheint am<br />
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3. September <strong>2020</strong><br />
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