Begegnungen
Zwanzig Texte Plus 1
Zwanzig Texte Plus 1
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WOLFGANG STERNKOPF
BEGEGNUNGEN
ZWANZIG TEXTE PLUS 1
VORWORT: HARTWIG SZYMICZEK
INTERVIEW: ELISABETH HÖVING
ZWANZIG FRAGEN & ZWANZIG ANTWORTEN
ZWANZIG ZWANZIG
1
"Kunst zu machen, ist meiner
Meinung nach kein Job,
sondern eine Weltanschauung
und eine Lebensweise."
Rolf Binder,1926-2017
Gastkünstler im Atelier J•R•S, 2006
2
Inhalt
Vorwort:
Hartwig Szymiczek
ZWANZIG TEXTE PLUS 1
Wahrnehmung
Erkenntnis
Zweifel
Erstaunen
Entwicklung
Erleichterung
Nebeneffekt
Eindruck
Bitte nicht
Resümee
Wie sich die Zeiten ändern
Realität
Seelenverwandt
Vorsicht
Die Sprache des Körpers
Unter sich
Vorbildfunktion
Im Lexikon
Erlebtes
Ganz privat
Plus 1
3
Interview:
Elisabeth Höving
ZWANZIG FRAGEN &
ZWANZIG ANTWORTEN
Vita
Impressum
4
Reliefarbeit : 60x60cm
VORWORT:
HARTWIG SZYMICZEK
5
„Ideen-Wäscheleine“
6
Es sind Worte, nicht Wörter, die er
inszeniert und grafisch formatiert.
Begegnungen können sich konkret zwischen
Menschen zutragen, können sich aber auch im
übertragenen Sinne als Begegnung mit Gedanken,
Ideen, Eindrücken usw. ereignen. In diesem
Band können Sie Vielem und Vielen begegnen -
sogar Marc Aurel und Karl Popper, die, hätten sie
zur gleichen Zeit gelebt, sicher trefflich diskutiert
hätten über Themen wie: Wahrheit, Erkenntnis, Zufall
und den Lauf der Zeiten.
Hier begegnen Sie diesen und anderen Angelegenheiten
zu allererst in der Person Wolfgang
Sternkopfs - seiner Ästhetik, seinem vielseitigen
künstlerischen Blick auf Alltägliches, seiner
„Ideen-Wäscheleine“, an der zu seinem 70. Geburtstag
Anno 2020 neben den noch nicht umgesetzten
Ideen auch noch zahlreiche Glückwunsch-Depeschen
zu hängen kommen – meine
eingeschlossen.
Es sind Worte, nicht Wörter, die er inszeniert und
grafisch formatiert. Es sind Gedankenreihen,
Rückschlüsse, Beobach-tungen des Zwischenmenschlichen,
manchmal, könnte man meinen,
„parallel im Quadrat“ angeordnet, wie bei seinen
kinetischen Objekten und bevorzugt in einem für
ihn meditativen Ultramarin-Anstrich, die uns hier
begegnen. Mit Worten beschäftigt er sich schon
lange. Darüber geben einige seiner bisherigen
Publikationen Auskunft. Diese Neigung hätte Goethe
vielleicht gefallen. Setzt Sternkopf doch mit
seiner „Wort-Rede“ das ins Bild, was bei Altmeister
Goethe so daherkommt:
7
„Worte sind der Seele Bild
-Nicht ein Bild! Sie sind ein Schatten!
Sagen herbe, deuten mild,
Was wir haben, was wir hatten.-
Was wir hatten, wo ist´s hin?
Und was ist´s denn was wir haben? –
Nun wir sprechen! Rasch im Fliehn
Haschen wir des Lebens Gaben.“
Goethe konnte nicht ahnen, dass fast genau
200 Jahre (+1) nach seiner Geburt unter dem
Stern des unbedingten Schaffensdrangs (Widder)
- nicht ein zweiter seiner Art, das wäre vermessen
– aber ein kreativer Kopf geboren wurde, der
Sie nannten Ihn Sternkopf…
8
Kann ein Text ein Bild sein?
Kann man mit Worten malen?
Diese Bilder wecken
Emotionen…
ebenfalls mit Worten nach der menschlichen Seite
des Lebens sucht: Sie nannten Ihn Sternkopf.
In diesem Band begegnet die Zeitlosigkeit seiner
Gedanken dem Zufall einer minimalistischen
Form. Wie der Menschen-freund Sternkopf mit
seinen Skulpturen, Reliefs und Graphiken, ohne etwas
abbilden zu wollen, „Futter fürs Auge“ kreiert,
so ist seine hier vorliegende Geburtstagspublikation
so etwas wie gesunde ungesättigte Fettsäure
in unserer medialen Alltagsnahrung. (Zweifelsohne
tut sich der Autor hier auch selbst einen Gefallen:
Sollen ungesättigte Fettsäuren doch der Zellalterung
entgegenwirken.) Jedenfalls geht es um
Essenzielles, wie auch Elke Frommhold auf der
Umschlagseite über das Werk und seine Wirkung
trefflich räsoniert.
Kann ein Text ein Bild sein? Kann man mit Worten
malen? Sternkopf begegnet seinen inneren Bildern,
seinen Erfahrungen und Ansichten. Er fasst
sie in Worte und ordnet sie in Bedeutungszusammenhängen
an. So entstehen Stimmungsbilder,
Resümees, Bekenntnisse oder einfache Feststellungen
und Beobachtungen über Dinge des
Lebens, die man selbst so vielleicht noch nicht
betrachtet hat. Diese Bilder wecken Emotionen
und reizen Augen und Verstand, auch durch ihre
gestalterische „Aufmachung“.
9
Sternkopfs Aphorismen sind zum Teil vom Spiel mit
Wörtern und Sinnzusammenhängen geprägt. Einige
wirken aber auch wie eine Einladung zum
Zwiegespräch, eine Aufforderung sich selbst, den
Mitmenschen und der Welt Aufmerksamkeit zu
schenken, Resonanz im Zwiegespräch zu suchen.
Der Psychotherapeut, Hochschullehrer und Autor
Michael Lukas Moeller (1937-2002) hat sich wissenschaftlich
mit der Bedeutung des Austauschs
zwischen, und seiner Wirkung für Menschen befasst
und kommt zu dem Schluss: „Die Wahrheit
beginnt zu zweit“. Moellers Erkenntnisse finden Anwendung
in der Paartherapie und waren Grundlage
für die heute noch in unserem Gesundheitssystem
anerkannten Selbsthilfe-gruppen. Nun ist
dieses Metier sicher nicht der Problem-horizont im
vorliegenden Band, gleichwohl aber sind seine
Nähe und Distanz…
10
Mit seinen Texten seziert…
Direkt oder indirekt…
Texte vielfach Ausdruck von Reflexen und Reflektionen
aus der Begegnung mit einem nahen oder
weniger nahen Mitmenschen. Ein Spiegel des
Seins. Lesen Sie dazu die lyrische Sequenz von
Sabine Krebber auf Seite 52.
An einer Stelle heißt es bei Sternkopf: „Abstand
halten ist die beste Voraussetzung für eine intensive
Verbindung.“ Das ist vielleicht auch als Präventionshaltung
zur Vermeidung von Enttäuschungen
zu verstehen. Deutlich zum Ausdruck kommt
damit aber der Gedanke, dass das Verhältnis von
Nähe und Distanz immer dann neu zu justieren
ist, wenn sich die Lebensumstände grundsätzlich
verändern.
In Schopenhauers Stachelschwein-Parabel, wo
sich die gestachelten Protagonisten in der Kälte
zur gegenseitigen Erwärmung eng zusammen
gesellen, jedoch, je größer die Nähe wird, sie
auch die schmerzenden Stacheln ihrer Nachbarn
zu spüren bekommen, wird dies sinnbildlich
beschrieben. Mit dem optimalen Abstand lässt
sich das Verhältnis aus dem Bedürfnis nach Gemeinschaft
und Solidarität und die resultierenden
Nachteile zu großer Nähe (Stacheln/Streit) regulieren.
Abstand steht hier beispielhaft für ein Gebot
von Höflichkeit, Umgangsform, bei Schopenhauer
bis hin zu Vorschrift und Gesetz.
11
Bei allem spielerischen Humor nimmt Sternkopf es
ernst mit den sich ändernden Lebensumständen,
mit denen wir alle mehr oder weniger konfrontiert
sind. Dazu gibt es in unserer, wie zu Schopenhauers
Zeit, unzählige Stichworte wie: Altern, Krankheit,
Erfolg, Reichtum, Armut, Digitalisierung, Klimawandel
etc.. Mit seinen Texten seziert er, nicht
nur in diesem Buch, menschliche Befindlichkeiten
und Seins-Zustände unserer Zeit, teils mit einem
Augenzwinkern und stets frei von Bewertung. Direkt
oder indirekt beleuchtet er die Bedeutung
von wohlgelaunter, reflektierter Zuversicht, ebenso
wie die Notwendigkeit von Sinn und Form in der
zwischenmenschlichen Kommunikation. Die Zeitmarke
2020 scheint ihm dabei kennzeichnend,
nicht nur für seinen eigenen, dann 70jährigen (Lebens-)
Wandel, worüber er im Interview mit Elisa-
12
Zeitlosigkeit ist für Ihn
ein Schlüsselwort…
beth Höving am Ende des Bandes 20 spontane
Auskünfte auf 20 durchdachte Fragen gibt.
Das Schaltjahr ist ihm keineswegs Anlass für eine
Rückspiegel-Attitüde nach dem Motto: Im Rückspiegel
sieht man die Dinge näher! Nein, Sternkopf
schaut mit 70 nicht auf den Endpunkt seiner
Kreativität, um ihn jetzt in einem Weihrauchfässchen
dampfend, auf dem Altar seiner neu gestalteten
Webseite in unsere digitale Atmosphäre
zu verpusten. Er hat immer noch etwas draufzusetzen
– eben 2020 plus 1. Zeitlosigkeit ist für
Ihn ein Schlüsselwort. Er schätzt sie in der Kunst
des Bauhauses. Begegnungen Zwanzig Zwanzig
ist ein Spiel, bei dem Zeit als historischer Moment
nicht die Hauptrolle übernimmt. Zeit in ihrer
menschlichen Gestalt dagegen ist Sternkopf immer
Impulsgeber, Ideenfundus und künstlerische
Spielwiese gewesen.- „Nur der Schein trügt nicht“.
Lesen Sie selbst.
13
14
Reliefarbeit : 60x60cm
ZWANZIG TEXTE
PLUS 1
15
16
Abstand…
Wahrnehmung...
Manchmal
sehen
wir
erst
mit
Abstand
welche
Nähe
vorhanden
ist
17
18
die es
wollten
oder nicht…
Erkenntnis...
Intensiv
das Leben
wahrzunehmen
über Jahrzehnte im
Kreis von Menschen
die es wollten
oder nicht
prägt
bis
zum
Schluss
19
20
so
zufällt…
Zweifel...
Zufall
unbewusst
unerwartet
unbeabsichtigt
oder
zufällig
schicksalhaft
vorbestimmt
unabweislich ?
Glaube nicht
dass mir der Rest
einfach
so zufällt
sondern
unentrinnbar
stattfindet
durch Zufall
oder
Zufälligkeiten
21
„Was dir auch immer widerfahren mag,
es ist dir von Ewigkeit her so
vorherbestimmt,und die Verkettung
der Ursachen hat von Anfang an
dein Dasein und dieses dein
Geschick miteinander verknüpft.“
Marc Aurel 138 n. Chr.-180 n. Chr.
22
Desinteresse…
Erstaunen...
Unsere
Sprachlosigkeit
und
unsere
Nachdenklichkeit
erzeugt
manchmal
Abwesenheit
und
Desinteresse
Es
geschieht
dann
tonlos
schweigend
still
oder
verwundert
23
Dabei
ist es nur
N a c h d e n k l i c h k e i t
24
Urvertrauen…
Entwicklung ...
Urvertrauen entwickelt sich
im sehr frühen Kindesalter
es entsteht aus der engen
Mutter-Kind-Beziehung
und ist ein natürliches
Vertrauen zur Umwelt
verlässliche, liebende
und sorgende Zuwendung
ist erforderlich
damit eine innere emotionale
Sicherheit entstehen kann
die später zu einem Vertrauen
in seine Umgebung
und zu Kontakten
mit anderen Menschen
überhaupt befähigt
25
Urvertrauen ermöglicht
angstarme Auseinandersetzung
mit der sozialen Umwelt
und sorgt für Selbstvertrauen
und Selbstbewusstsein
und machmal zur
eigenen
Überbewertung
26
hinterherjagen…
Erleichterung...
Dem
Glück
sollten
wir
nicht
hinterherjagen
jedoch
wenn
möglich
e n t g e g e n g e h e n
27
28
Umsetzung…
Nebeneffekt...
An die
Zukunft
glauben
kann
Bestandteil
von
Wünschen
sein
und
deren
Umsetzung
bringt
Schwung
in
die
Gegenwart
29
30
beieinander…
Eindruck...
Helligkeit und Schein
sind oft nah
beieinander
nicht nur
in der Physik
31
32
sprechen…
Bitte nicht...
Was tun
wenn die Zeit
knapp wird?
Bitte nicht
in reduzierter
Form
handeln und
agieren
sprechen
lächeln
lachen
so als
würde
sich nichts
mehr
lohnen
so als
wäre
alles
Zeitverschwendung
33
B i t t e n i c h t
"Der Text spricht lebendige Worte!"
Jörg Hölser, Pflegedienstleiter
Emmaus-Hospiz, Gelsenkirchen
34
personengebunden…
Resümee...
Die Seele
verleiht
dem Menschen
seine Persönlichkeit
und somit auch
seinen Charakter
seine Eigenart
sein Naturell
seine Individualität
seine Besonderheit
Warum
ist so etwas
Wichtiges
verborgen
versteckt
nicht auffindbar?
Resultat:
Die Seele
ist personengebunden
und somit
nicht übertragbar
und möchte
zeitlebens
wahrgenommen
werden
jedoch
für uns
Lebende
stets
unsichtbar
bleiben
35
36
die Zeiten ändern...
Wie sich
Zur
Tafel
bitten
kann
unterschiedliche
Bedeutungen
haben
die Zeiten
ändern...
37
"Sternkopf hat mit dem
Mittel der ästhetischen
Textgestaltung den Begriff
des Tafelns als Ausdruck
gesättigter Verhältnisse,
der Zeiterscheinung "Tafel"
als Brücke zwischen Überfluss
und Mangel gegenüber-und ins
Bild gestellt."
Hartwig Szymiczek, GF der
TAFEL GELSENKIRCHEN
38
Mensch ärgere
dich nicht ...“
Realität...
"Mensch ärgere
dich nicht ..."
kennen wir
aus der Kinderzeit
es ist ein Spiel
Heute kennen wir
die Kindertafel
und
es ist kein Spiel
39
40
mit
Seelen
verwandt...
Du begegnest
einem Menschen
und sprichst
mit ihm
während des
Gespräches
denkst du
du sprichst
mit dir
41
ihm
42
unmöglich…
Vorsicht...
Das
Menschenmögliche
ist manchmal
unmöglich
weil es
unmenschlich
wäre
43
44
Körpersprache…
Sprache
des Körpers...
Ab und zu
zeigen wir
eine mögliche
Aufnahmebereitschaft
durch unsere
Körpersprache
Nicht jeder
versteht
diese Form
der Sprache
45
Dies geht
manchmal
bis zur
Ablehnung
46
im Hintergrund…
Unter sich...
Unter sich bleiben
mit Gleichgesinnten
lässt
Stärken und Schwächen
etwas
im Hintergrund
erscheinen
für einen bestimmten
Z e i t r a u m
wohlgemerkt!
47
48
schwimmen im Schwarm…
Vorbild
funktion...
Die Natur
macht
es uns
vor
wie
so oft
Fische
schwimmen
im Schwarm
Vögel
fliegen
im Schwarm
49
Auf Abstand
wird stets
geachtet
Dass machen
wir
a u c h
50
und
dann…
Im Lexikon...
folgt
hinter
Ruhestand
Ruhestätte
und
dann
kommt
Ruhestörung
51
Ruhegehalt / Ruhepause / Ruhestand /
Ruheständler / Ruhestätte / Ruhestörung
Gedanken zum Text: Erlebtes ...
"Nähe ist nicht selbstverständlich.
Selbstverständlich ist das nah sein,
wenn es nah IST
und das DA sein, wenn es NAH
war und ist.
Ob in nahen oder
fernen Tagen.
Wie zerbrechlich dieses Nah.
Deshalb: Seien wir nicht so unnahbar
und nähern uns -
auch den scheinbar
Unnahbaren."
Sabine Krebber
52
Erlebtes...
Vorhandene Nähe
ist sehr angenehm
da zeigen
sich
Veranlagungen
in andersartiger
Wirkung
und Reaktionen
in unterschiedlicher
Form
und aus Anteilnahme
wird Sorge
auch um die
eigene Person
und der uns
nahestehenden
und Gedanken
entwickeln sich
in unseren
Phantasien
und wechseln
zwischen Sorge
und Freude
und wieder
zurück
und Hoffnung
ist wichtig
nicht
Hoffnungslosigkeit
53
hoffentlich ?
54
Statistisch gesehen…
Ganz Privat...
Vor einiger Zeit
wurde ich
neunundsechzig
Jahre alt
Statistisch gesehen
werden die Männer
in Deutschland
achtundsiebzig
Jahre alt
Somit wurde
mir gesagt
noch
neunmal
Weihnachten
55
Was ist
schon
noch
neunmal
Weihnachten?
56
Plus
1
57
Naturell...
Bevor
er
eigene
Wünsche
äußert
nimmt
er
erst
andere
entgegen
und
führt
sie
aus
Irgendwann
denkt
er
erneut
über
seine
Wünsche
nach
und
korrigiert
sie
auf
ein
Minimum
Irgendwann
wird
er
sie
äußern
reduziert
in
ihrer
Form
und
zurückhaltend
in
seiner
Ausdrucksweise
Für Heribert Reismann
20.09.1954 - 08.02.2013
58
Reliefarbeit : 60x60cm
INTERVIEW:
ELISABETH HÖVING
59
Was ist die treibende Kraft?
60
Was ist das für eine
Kunstrichtung?
Elisabeth Höving im Gespräch
mit Wolfgang Sternkopf:
1. Welche Begegnung bewegte Sie erstmals zur
Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur?
Die Entwicklung fand bereits in der Kindheit und
Jugend statt. Der erste Impuls, sich mit Kunst
auseinander zu setzen und sie selbst zu schaffen,
war eine Ausbildung innerhalb einer Zeichnerlehre.
2. Künstlerische Ausdruckskraft bedarf eines
Motors. Was ist die treibende Kraft?
Das ist die Umsetzung der Idee. Entweder in
Form eines Textes, eines Objektes, einer Grafik
oder der Malerei.
3. Grafik, Lyrik, bildende Kunst: Wie ergänzen
oder konterkarieren sich die unterschiedlichen
Ausdrucksformen?
Wenn ich zum Beispiel eine Reliefarbeit geschaffen
habe, schreibe ich dazu einen Text. In dem
ich nicht die Arbeit erkläre, sondern sie menschlich
mache. Ich finde menschliche Seiten in
meinen Arbeiten.
61
4. Ihr Werk ist der konkreten, konstruktiven
Kunst zuzuordnen? Was ist das für eine
Kunstrichtung?
Die konkrete Kunst, oder noch spezieller die
sogenannte Op Art, ist eine Kunst, die sich nicht
zu einem Thema äußert und nichts abbilden will,
sondern hier stehen nur Flächen, Linien, Farben,
Formen im Vordergrund. Es ist keine abstrakte
Kunst, was allerdings viele glauben.
Einstieg in eine
Gedankenwelt…
62
Ich mag keine Überfrachtung…
Die eine Phase löst die
andere nicht ab…
5. In welchen Arbeitsschritten gehen Sie an
eine Bildkonstruktion heran?
Im Laufe eines Tages oder einer Woche oder
noch länger habe ich Ideen im Kopf. Und diese
Ideen hänge ich gedanklich an eine Wäscheleine,
rufe sie irgendwann ab und setze sie um.
Das heißt, die Idee steht im Vordergrund, alles
andere ist nur noch eine Form der Ausführung.
6. Welche Werkzeuge liegen dann auf dem
Ateliertisch?
Picasso hat mal von der Hand des Zufalls gesprochen.
Ich überlege mir, womit kann ich meine
Idee umsetzen und finde dann sehr schnell
entsprechendes Material in meinem Atelier oder
in der positiven Zusammenarbeit mit Handwerkern.
7. Was führt zur Farbwahl?
Da bin ich relativ streng. Ich sage nicht, wie
Walter Gropius, „Bunt ist meine Lieblingsfarbe“,
sondern meine Farben reduzieren sich wie im
Bauhausstil auf ein Minimum, das sind derzeit
Blau, Rot, Schwarz, Weiß. Diese Farben haben
auf mich eine enorme visuelle Wirkung. Besonders
Ultramarinblau, das ist fast meditativ.
63
8. Technik ist das eine, künstlerischer Ausdruck
das andere. Was vermittelt Ihre
Kunst dem Betrachter?
Einstieg in eine Gedankenwelt, Futter fürs Auge
und wie ein Kritiker geschrieben hat, wenn man
Lust hat, schaut man gerne noch mal hin.
9. In der Ruhe liegt die Kraft, in der Klarheit
die Schönheit, im Rhythmus der Reiz. Beschreibt
das Aspekte Ihres Werks?
Ja, ich bin ein Anhänger von Minimalismus. Ich
mag keine Überfrachtung. Man sollte sich Zeit
nehmen für die Betrachtung von Arbeiten.
Der Zeichnerlehre folgte…
64
Wunderschön, dass wir
endlich Farbtupfer…
10. Oft haben Sie die Welle gemacht.
Stimmt, und die Zeit der Wellenlinie ist noch nicht
vorbei, sondern nur unterbrochen. Die Linie ist
entstanden in der konstruktiven Auseinandersetzung
mit der Sinuskurve. Die ist die Basis zahlreicher
Grafiken und Objekte. Ihre Anwendung ist
für mich grenzenlos.
11. Geordnete Unruhe, Parallel im Quadrat,
Bruch mit positiver Wirkung, Getrennte Einheit
heißen Werkphasen: Was unterscheidet,
was verbindet diese?
Die eine Phase löst die andere nicht ab, sondern
sie verbindet sie und die Basis aller vier Phasen
ist die konstruktive Umsetzung.
12. Das Motto der Ateliergemeinschaft J•R•S
lautet: Konstruktive Verbindungen schaffen.
Gelingt das bis heute?
Ja, wir haben in den 15 Jahren die Philosophie
aufrechterhalten können. Als Beispiele seien die
über 80 Ausstellungen genannt und die Dokumentation
der sogenannten Grafik-Text-Blätter.
65
13. Woran scheitert künstlerisches Engagement?
Der Markt ist überfüllt. Der Anteil der bildenden
Künstler in Deutschland, der von seiner Arbeit
leben kann, liegt bei zwei Prozent. Erschreckend!
14. Wieviel Mathematiker, wieviel Techniker,
wieviel Philosoph stecken im Künstler
Sternkopf?
Der Zeichnerlehre folgte ein Studium des konstruktiven
Ingenieurbaus und der Betriebswirtschaft
und später der Kulturgeragogik. Mit Philosophie
beschäftige ich mich seit meinem 18. Lebensjahr,
bedingt durch Texte u.a.von Jean-Paul
Sartre und Karl Popper.
66
Durch diese Standortwahl…
15. Was bedeutet das Konzept des Bauhauses
für Ihre Ideen?
Ich habe mir schon sehr früh gewünscht, Schüler
oder Student des Bauhauses zu sein. Wenn
ich über finanzielle Mittel verfügen würde, hätte
ich eine Bauhausschule gegründet. Privat habe
ich zum Beispiel die Wagenfeldlampe und den
Rietfeldstuhl. Ich bin fasziniert von der Zeitlosigkeit
der Bauhausideen und deren Umsetzung.
16. Wie gesellschaftspolitisch relevant ist Kunst
im öffentlichen Raum?
Als ich den Kunstpreis für die zehn Kunststelen
innerhalb der Tossehofsiedlung erhalten habe
und mit der Umsetzung vor Ort begonnen habe,
da kam eine ältere Dame auf mich zu und sagte:
Wunderschön, dass wir endlich Farbtupfer in
unsere Siedlung bekommen. Objektkunst, nicht
aufdringlich, aber auch nicht zu übersehen, hörte
ich dann später.
17. Welche Begegnungen, welche Themen
inspirieren den Lyriker?
67
Ich bin ein Menschenfreund und nehme Gedanken
wie mit einer Antenne auf, ähnlich wie
in der bildenden Kunst, rufe sie ab und daraus
entstehen Texte für Postkarten,Plakate, Grafik-Text-Blätter
oder Bücher.
18. Warum ist Ihnen das Engagement im
Hospiz, in der Tafel wichtig?
Ich habe mal zu einem Freund gesagt, wir sollten
etwas für andere tun. Daraus ist u.a. die
Zusammenarbeit mit Menschen mit Demenz
entstanden und seit ca. 2012 mit dem Emmaus-Hospiz.
Dort habe ich den Raum der Stille
zusammen mit Anja Linka gestaltet, viele Projekte
folgten. 2008 entstand der Kontakt zur Tafel, als
ich einen Text speziell für die Tafel Gelsenkirchen
geschrieben hatte. Zum Thema „KINDERTAFEL“ ist
ein zweiter 2019 hinzu gekommen.
68
Seit über 30 Jahren…
19. Was macht das Leben und Arbeiten in
Gelsenkirchen reizvoll?
Ich habe mich seinerzeit nach sechs Jahren
Berlin fürs Ruhrgebiet entschieden, für das Konglomerat
aller Dinge, die das Revier so bietet und
ausmacht. Durch diese Standortwahl findet aber
auch eine Reduzierung der Möglichkeiten generell
statt.
20. Zum runden Geburtstag 2020: Sentimentaler
Rückblick oder frischer Blick nach
vorn?
Nein, kein sentimentaler Blick zurück. Ich bin ein
Anhänger des Philosophen Ernst Bloch. Der sagte:
Man muss ins Gelingen verliebt sein und nicht
ins Scheitern. Seit über 30 Jahren ist das Bestandteil
meiner Vorgehensweise. Und: Es funktioniert
(meist!).
69
70
Reliefarbeit: Körpersprache…
30x96x2cm
71
72
Wolfgang Sternkopf
1950 geboren in Chemnitz,lebt
seit 1960 im Ruhrgebiet und
arbeitet als Autor,Bildender
Künstler und Kulturgeragoge
1976 Erster Grafik-Text-Band
1976 Stipendium der Stadt
Gelsenkirchen für Bildende Kunst
1983 Mitglied im VS NRW
1984 Stipendium des
Landes NRW für Literatur
2003 Jüttner/Reismann/Sternkopf
Aktion :“Kunst am Sarg“
2004 Gründungsmitglied
Atelier:Jüttner•Reismann•Sternkopf
2010 NOMOS Arbeitsstipendium
59 plus 1, Ausstellung & Lesung
Stadtbibliothek Gelsenkirchen
2012 Doku: Bruch mit positiver Wirkung...
Kreideobjekte
2012 1.Preis Kunstwettbewerb
„TossehofZeichen“, Gelsenkirchen
2012 Gestaltung: Raum der Stille...
Emmaus-Hospiz, Gelsenkirchen
(zusammen mit Anja Linka)
2013 Kulturgeragoge FH Münster
(Kunst & Demenz nicht vergessen...)
2015 Doku: Geordnete Unruhe ...
Malerei-Grafik-Objekte-Texte
2016 Doku der 76 Grafik-Text-
Blätter der EDITION J•R•S
2016 Lyrikwettbewerb
Gedrehte Gedichte
VS/NRW und FH Bielefeld
2016 Teilnahme an der
1./2./3./4. artconnection Münster
2016 Doku: Parallel im Quadrat ...
Reliefarbeiten & Texte
2017 Pflasterlyrikaktion
Poesie auf die Straße gebracht
2018 Flyer: SEHENSWERT...,acht
KunstStandOrte im öffentlichen Raum
2018 “Honig & Kunst“
2019 Flyer:Lautlose Äußerungen...,
Lyrikbände und Autorenlesungen
2019 Flyer:Übergänge... vier Kunstphasen
2019 Flyer:50 Jahre Wolfgang Sternkopf,
Ausstellungsbeteiligungen (1969-2019)
2019 Doku: Getrennte Einheit ...
Reliefarbeiten & Texte
2020 BEGEGNUNGEN
ZWANZIG TEXTE PLUS1
73
Zahlreiche Einzelveröffentlichungen
und Herausgebertätigkeiten,zudem
Lesungen(u.a.“Sternkopf & Gäste)
Circus Roncalli • KAUE GE •
Planetarium Recklinghausen & Bochum •
Sternwarte Bochum sowie Einzel-und
Kollektivausstellungen im In-und Ausland
74
www.wolfgang-sternkopf.com
www.zeitlose-menschen.de
www.atelier-jrs.de
w.sternkopf@gelsennet.de
Impressum:
WOLFGANG STERNKOPF
BEGEGNUNGEN
ZWANZIG TEXTE PLUS 1
VORWORT: HARTWIG SZYMICZEK
INTERVIEW: ELISABETH HÖVING
ZWANZIG FRAGEN & ZWANZIG ANTWORTEN
ZWANZIG ZWANZIG
Gestaltung: Hanno Trebstein
Wolfgang Sternkopf
75
Textbeiträge: Rolf Binder
Elke Frommhold
Sabine Krebber
© Konzept & Texte: Wolfgang Sternkopf
Fotografie: Corina Minzlaff
Druck: Augustin print & medien GmbH
Oer-Erkenschwick
ZWANZIG €
14,00 €
Wolfgang Sternkopf
14,00 €
Januar Februar März
April
Mai
Juni
Juli
August September Oktober November Dezember
Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So
1 2 3 4 5
1 2
1
1 2 3 4 5
1 2 3 1 2 3 4 5 6 7
1 2 3 4 5
1 2 1 2 3 4 5 6
1 2 3 4
1 1 2 3 4 5 6
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reliefarbeit: wolfgang sternkopf | © edition st | nollenpad 39 | 45894 gelsenkirchen | www.wolfgang-sternkopf.com | design: hanno trebstein
BRUCH MIT POSITIVER WIRKUNG… KREIDEOBJEKTE | WOLFGANG STERNKOPF
BRUCH MIT POSITIVER WIRKUNG…
WOLFGANG STERNKOPF
KREIDEOBJEKTE
Elan ...
Kreativ
und
enthusiastisch
ganz
bei der
Sache
zu sein
findet
nur
ohne
Bedrängnis
statt
Bei
intensiver
Anteilnahme
kann
diese
Begeisterung
auf
Dritte
überspringen
GETRENNTE EINHEIT...
14,00 €
GEORDNETE UNRUHE… MALEREI • GRAFIK • OBJEKTE • TEXTE | WOLFGANG STERNKOPF
P a r a l l e l im Q u a d r a t … Reliefarbeiten & Texte | Wolfgang Sternkopf
GEORDNETE UNRUHE…
WOLFGANG STERNKOPF
MALEREI • GRAFIK • OBJEKTE • TEXTE
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im
Q u a d r a t
Wolfgang Sternkopf
Reliefarbeiten & Texte
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WOLFGANG STERNKOPF
RELIEFARBEITEN & TEXTE
WOLFGANG STERNKOPF
BEGEGNUNGEN
ZWANZIG FRAGEN &
ZWANZIG ANTWORTEN
ZWANZIG TEXTE PLUS 1
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2020
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Wolfgang Sternkopf
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20x20cm, 74 Seiten, 14.-€ (3. Auflage)
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20x20cm, 74 Seiten, 14,-€ (1. Auflage)
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BEGEGNUNGEN ...
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AUSNAHME ...
KALENDERBLATT 2020
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Essenzen…
Wie einen Künstler und sein Werk mit Worten
beschreiben, der so schöpferisch in
Texten und Werken unterwegs ist?
Ein Versuch.
Essenzen, ja, dieser Begriff trifft es am
ehesten für mich, wenn ich die Kunst von
Wolfgang Sternkopf anschaue, lese, auf
mich wirken lasse. Er schafft es, mühe- und
schwerelos wie es scheint, das Wesen der
Dinge offen zu legen. Ich lese, ich schaue,
lasse auf mich wirken und bin dann in Gedanken
tief und reich versunken, in seinem
neuen Buch „Begegnungen“ mehr
denn je.Faszinierend sind die Symbiosen,
die Texte und Gestaltung miteinander eingehen.
Hierin finde ich Klarheit und Treffsicherheit,
sie sind Kennzeichen der Kunst
dieses Menschenkenners und –freundes.
Gibt es das, die Essenz Mensch?
Elke Frommhold