SPORTaktiv Juni 2020
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Zweite,<br />
aktualisierte<br />
Auflage<br />
1<br />
Schonender Umgang<br />
Nicht alles, was erlaubt ist, muss freilich<br />
im Sinne des Naturschutzes sein? Also<br />
nachgefragt bei Regina Hrbek, Leiterin<br />
der Naturschutzabteilung der Naturfreunde<br />
Österreich: Auch, um Konflikte<br />
nicht weiter anzuheizen, empfiehlt<br />
Hrbek: „Auf Wanderwegen sollte man<br />
schon aus Sicherheitsgründen bleiben.<br />
Und die Natur so wenig wie möglich<br />
verletzen.“ Zum Thema Blumen pflücken<br />
rät etwa die Naturschützerin: „Ein<br />
Foto ist auch schön und viel länger haltbar.“<br />
Grundsätzlich appelliert Hrbek an<br />
schonenden Umgang. So, wie es schon<br />
der Hausverstand gebiete.<br />
Wo sich Recht und Hausverstand treffen,<br />
ist, dass durch Besucher keine Schäden<br />
im Wald entstehen dürfen. Nicht als<br />
Schäden gelten etwa ein geknickter Ast<br />
oder Fußbadrücke beim normalen Betreten<br />
– doch was darüber hinausgeht,<br />
ist schon nicht erlaubt. Etwa ein eingeritztes<br />
Herzerl in einer Baumrinde.<br />
TIPP<br />
Dr. Wolfgang<br />
Stock: „Berg<br />
frei – Weg frei?!“<br />
Die Naturfreunde<br />
Österreich haben die Broschüre über<br />
das Wegerecht herausgegeben.<br />
Gratis-Download unter:<br />
umwelt.naturfreunde.at im Bereich<br />
Service > Infofolder und Broschüren<br />
OFFENE FORSTSTRASSEN<br />
DANK CORONA?<br />
Dr. Wolfgang Stock<br />
Berg frei – Weg frei?!<br />
Ein Leitfaden für alle, die in ihrer Freizeit<br />
in der Natur unterwegs sind<br />
Was gibt es zur Lautstärke zu sagen?<br />
„Sich in normaler Lautstärke unterhalten,<br />
um das Wild vorzuwarnen. Wildtiere<br />
erschrecken eher, wenn man durch<br />
den Wald schleicht und dann plötzlich<br />
vor ihnen steht“, sagt Regina Hrbek.<br />
In Waldstücken befinden sich auch oft<br />
Boulder- und Kletterfelsen. „Felsen im<br />
Wald sind gleich wie Waldboden zu behandeln“,<br />
sagt Jurist Stock. Verboten<br />
sind aber auch hier jedwede Veränderungen<br />
ohne Zustimmung des Waldbesitzers,<br />
etwa Bohrhaken anzubringen.<br />
In den Zeiten der Corona-Beschränkungen wurden die Wälder in vielen<br />
Gebieten Österreichs zum noch beliebteren Rückzugs-, Erholungs- und<br />
Sportplatz als sonst. Spaziergänger, Wanderer, Hundebesitzer, Läufer,<br />
Walker und Mountainbiker haben – solo oder im Familienverbund – in<br />
der Nähe von Ballungsräumen wie Wien und Graz für regelrechte Hotspots<br />
gesorgt. Mit Folgen auch für die Biker: In einigen Gegenden kam<br />
es zu altbekannten Konflikten Grundbesitzer/Wanderer/Biker/E-Biker,<br />
was Verbote, Sperren und neue Verbotsschilder zur Folge hatte.<br />
Im Internet-Talk „Tretlager“ kam es zu einem überraschenden Ansatz:<br />
Der bikeaffine Jurist Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit<br />
(KfV) meinte, dass es aufgrund der Corona-Beschränkungen<br />
bei Sportplätzen, Fitnessklubs und Vereinen gar nicht so abwegig sei,<br />
eine vorübergehende Öffnung der Forststraßen zu erwirken. Damit<br />
könnten Hotspots entschärft und der Bevölkerung mehr Möglichkeiten<br />
geboten werden, im geforderten Abstand Sport zu betreiben. Rene<br />
Sendlhofer-Schag (Geschäftsführer von bikefex.at) schlug darauf eine<br />
Freigabe aller Forststraßen und Wanderwege im Sommer vor: „Am<br />
Ende der Saison ziehen wir einen Schlussstrich: Gab es vermehrt Konflikte?<br />
Hat es funktioniert? Wo waren die Probleme, wo lief es gut?“<br />
Man könne zeigen, dass die flächendeckende Wegfreigabe für Mountainbiker<br />
nicht zu Sodom und Gomorrha führt. Auch Tourismus und lokale<br />
Politik zeigen Initiative und suchen Lösungen. CHRISTOPH HEIGL<br />
Zwei Seelen in einer Brust<br />
Leider hapere es bei vielen Erholungssuchenden<br />
schon bei den einfachsten<br />
Grundregeln – berichtet Fritz Wolf. Der<br />
Oberösterreicher ist Waldbesitzer, Jäger<br />
und Förster und hat einst die Waldpädagogik<br />
nach Österreich gebracht. Mit seinem<br />
Sohn betreibt der heute 70-Jährige<br />
die Waldschule Almtal, rund 150 Führungen<br />
machen Vater und Sohn Wolf in<br />
ihren Wäldern pro Jahr. Etwa für die<br />
Angebotsgruppe „Waldness“, die den<br />
Erholungsort Wald in den Mittelpunkt<br />
ihres touristischen Konzepts stellt. Fritz<br />
Wolf stöhnt: „Zwei Seelen wohnen ach<br />
in meiner Brust – als Vermittler der Natur<br />
einerseits und andererseits Beschützer<br />
und Bewahrer des Waldes.“<br />
Nur ein paar Beispiele, die Wolf<br />
nennt: „Wege werden neben den Bestehenden<br />
angelegt, kleine Fichten ausgerissen,<br />
Bäume umgeschnitten.“ Um das<br />
„sensible Ökosystem Wald“ zu schützen,<br />
versuchten Jäger und Förster aufklärend<br />
zu wirken – bei Hinweisen auf Fehlverhalten<br />
von Erholungssuchenden bekäme<br />
man jedoch oft grobe Beschimpfungen<br />
zur Antwort. Konflikte hätten in den<br />
letzten Jahren deutlich zugenommen,<br />
sagt Wolf. Und auch: „Der gut gepflegte<br />
Wald in Österreich ist zum Großteil den<br />
kleinen Waldbesitzern und Bauern geschuldet.“<br />
Konfliktpotenzial liegt übrigens sogar<br />
in der Formulierung „zu Erholungszwecken“:<br />
Um Gruppen entgeltlich in einem<br />
Wald zu führen und anderen Menschen<br />
den Erholungsraum professionell näherzubringen,<br />
bedarf es der Zustimmung<br />
des Waldbesitzers. Das ist durch ein<br />
OGH-Urteil so entschieden, weiß Jurist<br />
Stock. Und das könnte sogar für Bergführer<br />
zum Problem werden, die einfach<br />
Gäste auf einem Wanderweg durch einen<br />
Wald hindurch in die Berge führen.<br />
Was man abschließend raten kann?<br />
Eine differenzierte Sichtweise, Verständnis<br />
für den jeweils anderen Blickwinkel<br />
bei Erholungssuchenden und Waldbesitzern,<br />
nicht nur auf dem eigenen Recht<br />
beharren. Geholfen wäre auch schon,<br />
wenn sich alle Beteiligten an ein Sprichwort<br />
hielten: „Wie man in den Wald<br />
hineinruft, so kommt es zurück ...“<br />
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