02.06.2020 Aufrufe

SPORTaktiv Juni 2020

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zweite,<br />

aktualisierte<br />

Auflage<br />

1<br />

Schonender Umgang<br />

Nicht alles, was erlaubt ist, muss freilich<br />

im Sinne des Naturschutzes sein? Also<br />

nachgefragt bei Regina Hrbek, Leiterin<br />

der Naturschutzabteilung der Naturfreunde<br />

Österreich: Auch, um Konflikte<br />

nicht weiter anzuheizen, empfiehlt<br />

Hrbek: „Auf Wanderwegen sollte man<br />

schon aus Sicherheitsgründen bleiben.<br />

Und die Natur so wenig wie möglich<br />

verletzen.“ Zum Thema Blumen pflücken<br />

rät etwa die Naturschützerin: „Ein<br />

Foto ist auch schön und viel länger haltbar.“<br />

Grundsätzlich appelliert Hrbek an<br />

schonenden Umgang. So, wie es schon<br />

der Hausverstand gebiete.<br />

Wo sich Recht und Hausverstand treffen,<br />

ist, dass durch Besucher keine Schäden<br />

im Wald entstehen dürfen. Nicht als<br />

Schäden gelten etwa ein geknickter Ast<br />

oder Fußbadrücke beim normalen Betreten<br />

– doch was darüber hinausgeht,<br />

ist schon nicht erlaubt. Etwa ein eingeritztes<br />

Herzerl in einer Baumrinde.<br />

TIPP<br />

Dr. Wolfgang<br />

Stock: „Berg<br />

frei – Weg frei?!“<br />

Die Naturfreunde<br />

Österreich haben die Broschüre über<br />

das Wegerecht herausgegeben.<br />

Gratis-Download unter:<br />

umwelt.naturfreunde.at im Bereich<br />

Service > Infofolder und Broschüren<br />

OFFENE FORSTSTRASSEN<br />

DANK CORONA?<br />

Dr. Wolfgang Stock<br />

Berg frei – Weg frei?!<br />

Ein Leitfaden für alle, die in ihrer Freizeit<br />

in der Natur unterwegs sind<br />

Was gibt es zur Lautstärke zu sagen?<br />

„Sich in normaler Lautstärke unterhalten,<br />

um das Wild vorzuwarnen. Wildtiere<br />

erschrecken eher, wenn man durch<br />

den Wald schleicht und dann plötzlich<br />

vor ihnen steht“, sagt Regina Hrbek.<br />

In Waldstücken befinden sich auch oft<br />

Boulder- und Kletterfelsen. „Felsen im<br />

Wald sind gleich wie Waldboden zu behandeln“,<br />

sagt Jurist Stock. Verboten<br />

sind aber auch hier jedwede Veränderungen<br />

ohne Zustimmung des Waldbesitzers,<br />

etwa Bohrhaken anzubringen.<br />

In den Zeiten der Corona-Beschränkungen wurden die Wälder in vielen<br />

Gebieten Österreichs zum noch beliebteren Rückzugs-, Erholungs- und<br />

Sportplatz als sonst. Spaziergänger, Wanderer, Hundebesitzer, Läufer,<br />

Walker und Mountainbiker haben – solo oder im Familienverbund – in<br />

der Nähe von Ballungsräumen wie Wien und Graz für regelrechte Hotspots<br />

gesorgt. Mit Folgen auch für die Biker: In einigen Gegenden kam<br />

es zu altbekannten Konflikten Grundbesitzer/Wanderer/Biker/E-Biker,<br />

was Verbote, Sperren und neue Verbotsschilder zur Folge hatte.<br />

Im Internet-Talk „Tretlager“ kam es zu einem überraschenden Ansatz:<br />

Der bikeaffine Jurist Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit<br />

(KfV) meinte, dass es aufgrund der Corona-Beschränkungen<br />

bei Sportplätzen, Fitnessklubs und Vereinen gar nicht so abwegig sei,<br />

eine vorübergehende Öffnung der Forststraßen zu erwirken. Damit<br />

könnten Hotspots entschärft und der Bevölkerung mehr Möglichkeiten<br />

geboten werden, im geforderten Abstand Sport zu betreiben. Rene<br />

Sendlhofer-Schag (Geschäftsführer von bikefex.at) schlug darauf eine<br />

Freigabe aller Forststraßen und Wanderwege im Sommer vor: „Am<br />

Ende der Saison ziehen wir einen Schlussstrich: Gab es vermehrt Konflikte?<br />

Hat es funktioniert? Wo waren die Probleme, wo lief es gut?“<br />

Man könne zeigen, dass die flächendeckende Wegfreigabe für Mountainbiker<br />

nicht zu Sodom und Gomorrha führt. Auch Tourismus und lokale<br />

Politik zeigen Initiative und suchen Lösungen. CHRISTOPH HEIGL<br />

Zwei Seelen in einer Brust<br />

Leider hapere es bei vielen Erholungssuchenden<br />

schon bei den einfachsten<br />

Grundregeln – berichtet Fritz Wolf. Der<br />

Oberösterreicher ist Waldbesitzer, Jäger<br />

und Förster und hat einst die Waldpädagogik<br />

nach Österreich gebracht. Mit seinem<br />

Sohn betreibt der heute 70-Jährige<br />

die Waldschule Almtal, rund 150 Führungen<br />

machen Vater und Sohn Wolf in<br />

ihren Wäldern pro Jahr. Etwa für die<br />

Angebotsgruppe „Waldness“, die den<br />

Erholungsort Wald in den Mittelpunkt<br />

ihres touristischen Konzepts stellt. Fritz<br />

Wolf stöhnt: „Zwei Seelen wohnen ach<br />

in meiner Brust – als Vermittler der Natur<br />

einerseits und andererseits Beschützer<br />

und Bewahrer des Waldes.“<br />

Nur ein paar Beispiele, die Wolf<br />

nennt: „Wege werden neben den Bestehenden<br />

angelegt, kleine Fichten ausgerissen,<br />

Bäume umgeschnitten.“ Um das<br />

„sensible Ökosystem Wald“ zu schützen,<br />

versuchten Jäger und Förster aufklärend<br />

zu wirken – bei Hinweisen auf Fehlverhalten<br />

von Erholungssuchenden bekäme<br />

man jedoch oft grobe Beschimpfungen<br />

zur Antwort. Konflikte hätten in den<br />

letzten Jahren deutlich zugenommen,<br />

sagt Wolf. Und auch: „Der gut gepflegte<br />

Wald in Österreich ist zum Großteil den<br />

kleinen Waldbesitzern und Bauern geschuldet.“<br />

Konfliktpotenzial liegt übrigens sogar<br />

in der Formulierung „zu Erholungszwecken“:<br />

Um Gruppen entgeltlich in einem<br />

Wald zu führen und anderen Menschen<br />

den Erholungsraum professionell näherzubringen,<br />

bedarf es der Zustimmung<br />

des Waldbesitzers. Das ist durch ein<br />

OGH-Urteil so entschieden, weiß Jurist<br />

Stock. Und das könnte sogar für Bergführer<br />

zum Problem werden, die einfach<br />

Gäste auf einem Wanderweg durch einen<br />

Wald hindurch in die Berge führen.<br />

Was man abschließend raten kann?<br />

Eine differenzierte Sichtweise, Verständnis<br />

für den jeweils anderen Blickwinkel<br />

bei Erholungssuchenden und Waldbesitzern,<br />

nicht nur auf dem eigenen Recht<br />

beharren. Geholfen wäre auch schon,<br />

wenn sich alle Beteiligten an ein Sprichwort<br />

hielten: „Wie man in den Wald<br />

hineinruft, so kommt es zurück ...“<br />

134 <strong>SPORTaktiv</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!