Berner Kulturagenda - Freitagsausgabe
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.bka.ch
Seite 24
«Grüsse aus dem Lockdown» von Lisa und
Remo Ubezio
Wolfgang Zwiauer über «Life at the Zoo»
«Inselpost» von Vera Urweider
Seiten 25
Corona-Lexikon #10
Junge Bühne Bern digital: «Die Bande»
«Pegelstand» von Sibylle Heiniger
Seite 26
Diese Veranstalter öffnen ihre Tore wieder
«Beat Tapes» von Julian Sartorius
Seite 27
Agenda Ausstellungen
Seite 28
Agenda Kino
Seite 29
Illustration von Blackyard
Seite 30
Markus Keller vom Theater an der
Effingerstrasse im Interview
Seite 31
Hans Ulrich Glarner im Gespräch
Helen Hirsch vom Kunstmuseum Thun
über die Wiedereröffnung
Kaspar Zehnder vom TOBS @Home
JMH Distributions
Endlich wieder Kinogefühle
Die Berner Kinos öffnen ab dem 6. Juni wieder ihre Türen mit einem facettenreichen
Programm. Bei Quinnie ist der Dokumentarfilm «Woman» von Yann Arthus-Bertrand
und Anastasia Mikova zu sehen, für den 2000 Frauen in 50 Ländern befragt wurden.
28
In der Schatzkammer der Patrizier
Florian Spring
Musiktipps von
Kate Birch
Unter dem Namen Kate Birch lanciert
die Berner Musikerin und Sängerin Laura
Schuler, die unter anderem mit ihrem
Jazz-Kammermusik-Trio Esche unterwegs
ist, ihr neues Soloprojekt. Bei Be-
Jazz hätte sie zudem Ende Mai das Album
«Metamorphosis» ihres Quartetts
getauft. Inspiration für ihr sphärisches
und elektronisch angehauchtes Soloalbum
«Sound of the City» hat sie sich
unter anderem während ihres Werkstipendiums
in New York geholt. www.
lauraschuler.net
Machen Sie den ersten Satz:
Was hast du gestern Nacht geträumt?
Und was soll der letzte sein?
Lebe dein Leben, hab keine Angst, atme!
Welche Songs empfehlen Sie für diese
Woche und weshalb?
1. «Jubilee Street» von Nick Cave
and the Bad Seeds: Ein bisschen geheimnisvolle
Melancholie tut gut im
Alltag und dieser Song ist ausserdem
musikalisch super aufgebaut.
2. «Mobius Streak» von Hiatus
Kaiyote: Weil es unglaublich groovt,
sexy und cool ist. Dieser Song macht
einfach gute Laune!
3. «Diamonds and Rust» von Joan
Baez: Etwas fürs Herz und für den
Kitsch.
Die Stiftung Schloss Jegenstorf feiert 2020 und 2021
das Jubiläum «300 Jahre Barockschloss». An der ersten
Sonderausstellung zeigt das Schlossmuseum 30 originelle
Objekte aus der Sammlung.
Der Berner Reichsgraf Albrecht Friedrich
von Erlach war 24 Jahre alt, als er
am 30. August 1720 für 100 000 Pfund
die «alte Veschti» in Jegenstorf erwarb.
Die Konditionen und Einzelheiten
zur Übergabe wurden damals in
einem ausführlichen und kunstvoll
verzierten Kaufbrief festgehalten. Mit
dieser Errungenschaft verfolgte der
ehemalige Offizier eine Vision, die er
in den darauffolgenden Jahren umsetzte:
Er liess die mittelalterliche
Wehrburg zu einem prächtigen Barockschloss
umbauen.
Siegelbeutel und Duellpistolen
Die besagte Kaufurkunde ist eines
von 30 Exponaten, die das Schlossmuseum
Jegenstorf im Rahmen seiner
Jubiläums-Sonderausstellung «300
Jahre – 30 Objekte. Schätze und Trouvaillen
aus der Sammlung» zur Schau
stellt. Auf dem Rundgang durch die
schmucken Zimmer des dreistöckigen
Schlosses gibt es neben dem historischen
Schriftstück etwa auch eine Statuette
der griechischen Göttin Artemis,
einen Fächer, Duellpistolen oder
eine Spielzeugkiste aus Paris zu entdecken.
«Die Gegenstände erzählen alle
ganz unterschiedliche Geschichten»,
sagt die Museumsleiterin und Kuratorin
Murielle Schlup. Bei der Platzierung
der Objekte hat sie darauf geachtet,
dass Bezüge zur Dauerausstellung
entstehen. So befinden sich zum Beispiel
die Bally-Kinderschuhe und das
Kinderlaufrad im Kinderzimmer, und
über einem Siegelbeutel hängt das
Porträt des damaligen Besitzers, Albrecht
Friedrich Fischer.
ZVG
An ausgewählten Terminen sowie auf
Anfrage bietet Schlup informative
Führungen durch die Wunderkammern
der Patrizier an. Wer sich allerdings
vom Reichsgrafen Albrecht
Friedrich von Erlach höchstpersönlich
durch das Schloss führen lassen mag,
der besucht oder bucht die szenische
Erlebnisführung «Audienz in Stärnebrächts
Residenz». Und speziell für
Kinder und Schulklassen gibt es das
Eine Spielzeugkiste aus Paris mit allerlei Unterhaltungsmaterial für die Schlosskinder.
neue, interaktive Vermittlungsangebot
«Ancien Régime – auf Spurensuche im
Barockschloss».
Schloss Jegenstorf
Di., 9.6. bis 18.10.
www.schloss-jegenstorf.ch
Stephan Ruch
24
Anzeiger Region Bern / Berner Kulturagenda Nr. 35 Freitag, 5. Juni 2020
Letzte Grüsse aus dem
Lockdown
Notgedrungen sitzen viele Kunstschaffende wegen des Lockdowns ohne Arbeit zu
Hause fest. In der neuen Rubrik «Grüsse aus dem Lockdown» stellen wir ihre
Projekte vor, die in diesem Rahmen entstanden sind.
Mark Nolan
Der Bassist Wolfgang Zwiauer freut sich darauf, Menschen wieder zu umarmen ohne «abzuscannen, wer jetzt wie drauf ist».
Old-School mit Weitsicht
Remo und Lisa Ubezio: «Einen ersten Schritt machen, ohne zu wissen, wohin er führt.»
Atelier Ubezio
Corona brachte auch Innovatives hervor: Der vielseitige Musiker Wolfgang Zwiauer,
der unter anderem bei Züri West und Shirley Grimes mitspielt, über sein Streaming-
Projekt «Life at the Zoo», das während des Lockdowns entstanden ist.
Das Fotografenpaar Lisa und Remo
Ubezio hat für sein Projekt #togetherathome
während der Coronazeit das
Zuhause von Wohngemeinschaften,
Paaren, Familien und Einzelpersonen
dokumentiert. Die fotografisch festgehaltenen
Wohnräume sind so vielfältig
wie die Menschen und Geschichten,
die sich darin bewegen. Auf der Website
www.togetherathome.ch kann
man sich durch die Bildergalerie klicken
und Interviewausschnitte lesen.
Einmal mehr zeigt sich, wie unterschiedlich
die Herausforderungen,
Träume und Lebenshaltungen der
porträtierten Menschen sind.
Was tun, wenn einem die Decke auf
den Kopf fällt?
Auf die Intuition hören und einen
ersten Schritt machen – ohne zu wissen,
wohin er führt.
Welches Projekt kommt voran?
Mit unserem Projekt #togetherathome
haben wir über 70 Wohngemeinschaften
dokumentiert und sind
nun in den letzten Überarbeitungen
der Texte und der Bilder. Es ist schön
und spannend zu sehen, wie sich diese
spontane Aktion zu einer so umfangreichen
Sammlung von unterschiedlichsten
Personen und Sichtweisen
entwickelt hat und wie sie zunehmend
auf Interesse stösst. Unsere Idee, die
Serie zu gegebener Zeit in einem Buch
und in einer Ausstellung zu veröffentlichen,
werden wir in den kommenden
Wochen und Monaten weiterverfolgen.
«Dieser Song erinnert mich
wehmütig an die verschobene
Burgund-Reise»
Welchen Song stimmen Sie am
Fenster an?
Lisa: «Guten Tag» von Wir sind
Helden.
Remo: «San Francisco» von Maxime
Le Forestier. Dieser Song erinnert
mich wehmütig an die verschobene
Burgund-Reise mit meinen Kollegen.
Was tun Sie auf dem Balkon?
Eigentlich so ziemlich alles ausser
schlafen, kochen und Wäsche waschen.
www.togetherathome.ch
www.ubezio.com
Sandra Dalto
Wolfgang Zwiauer ist ein Musiker, der
sich in den unterschiedlichsten Genres
und Kombos tummelt: Neben diversen
Jazz-Projekten spielte der Bassist in
der Vergangenheit im Studio für diverse
Pop-Platten und im Projekt von
Tinu Heiniger. Heute tritt er mit
Shirley Grimes und Mich Gerber auf
und ist seit vier Jahren Teil von Züri
West, ausserdem ist er Jazz-Dozent an
der Hochschule Luzern. Bei einem
Treffen im Murifeld-Quartier in Berns
Osten, wo Zwiauer seit 18 Jahren lebt,
sagt der besonnene Bassist: «Ich freue
mich nach Corona besonders darauf,
dass ich die Menschen wieder unbeschwert
umarmen und begrüssen
kann, ohne ständig abscannen zu
müssen, wer jetzt wie drauf ist.» Dass
man nicht immer in die Stadt gerannt
sei, um etwas zu holen, habe er wiederum
geschätzt: «Anstatt zu kaufen
wurde geflickt und geliehen. Diese Zeit
war irgendwie old-School», sagt er mit
ernsthaftem Ausdruck.
Studio im Pfadihaus
Auch die Aufnahmesessions «Life
at the Zoo», die der Berner gemeinsam
mit dem Journalisten und Dozenten
für Jazzgeschichte, Tom Steiger, und
Drummer Felix Wolf zwei Tage nach
dem Lockdown initiiert hat, sind irgendwie
retro. Das Aufnahmetempo
erinnert an die 60er-Jahre, als etwa
Aretha Franklin an einem Tag im Studio
spielte und die Platte bereits eine
Woche später gepresst war und im Radio
lief. Für das kooperative Projekt
«Life at the Zoo» laden Steiger, Wolf
und Zwiauer Musikschaffende aus der
ganzen Schweiz ein, ein Set in einem
ehemaligen Pfadihaus mit Blick ins
Grüne und viel Weitsicht in der Äusseren
Enge zu spielen. Dort richteten
sich die drei zusammen mit dem
Mundartmusiker Christoph Trummer,
dem Klangkünstler Robert Aeberhard
von Fitzgerald & Rimini und Jürg Frey
von der Band An Lár das Tonstudio
The Zoo ein, das seinen Namen bereits
an seinem früheren Standort in Zollikofen
erhielt.
«Richtig im Flow»
«Die Musikerinnen und Musiker,
die sich teils nicht einmal kennen,
richten sich ein, spielen zwei bis drei
Stunden, wählen das Material für den
einstündigen Mix aus und fertig. Daraus
ist auch schon eine neue Platte
entstanden.» Zwiauers Rolle sei mit
der eines Produzenten zu vergleichen:
«Einerseits schreite ich ein, wenn genug
Material da ist. Andererseits ermutige
ich die Musikerinnen und Musiker,
die übrigens nicht alle aus dem
Jazzbereich kommen, dazu, weiterzumachen,
wenn ich das Gefühl habe, sie
seien gerade richtig im Flow.» Anschliessend
stelle er aus den Aufnahmen
das Set zusammen, das man auf
dem «Life at the Zoo»-Channel auf
Soundcloud streamen kann.
Die Sets können gratis angehört
werden, die Auftritte werden jedoch
mithilfe von Stiftungsgeldern entlöhnt,
so Zwiauer. «Ein Tropfen auf den heissen
Stein», wie er sagt. So lange sie
können, machen sie weiter. Zwiauer
verabschiedet sich nach dem Gespräch
mit einem Händedruck – dem ersten
seit einer gefühlten Ewigkeit.
∙ www.wolfgangzwiauer.
myportfolio.com
∙ www.soundcloud.com/
life-at-the-zo o
Lula Pergoletti
Inselpost
Lieber Ätti,
Santa Maria, 1.6.2020
immer wenn wir skypen bin ich fasziniert, dass auf
Mammas Tablet nun dieses Kommunikationsmittel
installiert ist. Du, der partout kein Handy will,
Mamma, die knapp mit ihrem Tastentelefon umgehen
kann. Es brauchte eine weltweite Pandemie, einen
Lockdown, eine auf einer Insel gestrandete Tochter und
eine wohl etwas hartnäckige andere Tochter zu Hause,
vielleicht auch drei Enkel in Bern, unbesuchbar, und
schwupps, winken wir uns endlich in Echtzeit zu. Alle
vorhergehenden Reisen durch Skandinavien, Südostafrika,
Südostasien, mein Jahr in Hamburg, eure
Camperreisen, all das reichte nicht.
Kurz vor dem Lockdown, als ich noch viel zu teuer nach
Hause telefonierte und es schon keine Flüge mehr in
die Schweiz gab, war einer Deiner ersten Sätze: «Wenn
du dich wohl fühlst, dann bleib wo du bist und schreib
vielleicht ein Buch.» Weisst Du, Ätti, Du kannst ja ein
echter Tärrgrind sein. Aber da, da warst Du, und bist
es noch, so unglaublich locker. So gelassen. Gleichzeitig
auch so voller Vertrauen mir, meinem Instinkt und
der Situation gegenüber. Ich erschrak ein bisschen
darüber. Und bin Dir unendlich dankbar dafür.
Irgendwann gegen Ende letzten Jahres erinnerte ich mich
an eine Aussage von Dir. Du fändest mich eine bemerkenswerte
Person, aber irgendwie in die falsche Zeit
geboren. Ich würde wohl am besten in die Zwanziger
passen. Ich war Teenager damals, irgendwo im Gymer,
auf der rastlosen Suche nach mir selbst. Ich glaubte nicht
an die Zwanziger. Wir glaubten an die 60er, 70er, an
Rock ’n’ Roll, an zu lange Haare und Röcke, an Lederjacke,
Schlaghose, Peacezeichen und an Glöckchenketten
um die immer blutten Füsse, an freie Liebe und Strassendemos
statt Schule. Deine Aussage überforderte mich,
prallte ab, und blieb doch irgendwo hängen.
Dezember 2019 also, dachte ich wieder an diesen Satz
und daran, dass ja jetzt wieder Zwanziger kämen.
Vielleicht unsere Zwanziger. Meine. Und jetzt sind sie
da, diese neuen Zwanziger, und alles steht still und ich
sitze auf einer Insel. Ich muss innerlich sehr laut
lachen, wenn ich mir das vor Augen führe. Anstatt
Roaring Twenties eben Coroaning Twenties. Schon seit
einem Weilchen verstehe ich, was Du wohl gemeint
hattest. Waren diese damaligen Zwanziger doch
geprägt von Übermut und Kreativität, von Lebendigkeit
und neuer Hoffnung, vom Erstarken der Frauen und
gleichzeitig modischer Eleganz. Und trotzdem drehte
die Welt damals noch weniger schnell als die heutige
bis kurz vor Corona. Diese Schnelligkeit, die mich
immerzu schwindelte. Die mich schmerzt. Der ich
hinterher renne. Ich bin froh um diese Inselpause.
Du sagtest mir, Du hättest Freude an den Briefen.
Schön! Ein Buch hab ich noch nicht geschrieben. Dafür
einen Text für das Magazin «Stoff für den Shutdown
Vol.3», das diesen Samstag erscheint, einen Tag vor dem
Schweizer Vatertag am 7. Juni. Mir war also noch keine
Sekunde langweilig zwischen all den Sandkörnern und
Reis und Fisch und Reis und Fisch und. Das ist ja
ohnehin ein Gefühl, das ich nicht kenne. Ich glaube, ich
hab auch Dich noch nie gelangweilt gesehen. War Dir
schon mal langweilig? Früher, als Du noch viel zu viel
gearbeitet hast, war ja eh keine Zeit dazu. Aber auch
seit der Pensionierung hätt ich das nie beobachtet. Du
sitzt oft einfach da, und nicht Duseiende verstehen das
manchmal nicht. Du sitzt da. Und denkst.
Ja, uns verbindet wohl mehr als die weiche runde Nase.
Ich weiss auch, es würde Dir hier auf den Kapverden
gefallen. Du bist ja etwas neidisch, hör ich aus Deinen
Zwischentönen. Warm, aber nicht zu heiss. Das
Wasser, das Du nicht so gerne magst, weil man nass
wird, ist auch warm und streckenweise gäbig flach.
Der frische Fisch. Und, ach, die Catxupa, ich weiss
immer noch nicht, wie man sie macht. Aber Du sollst
jaaa nicht einem Internetrezept glauben, hat man mir
gesagt. Das muss man erleben. Nicht erlesen. Und
schon gar nicht zu schnell ergoogeln.
Liebe Grüsse von der Insel
Deine Vera
Thomas Kromer
Vera Urweider schreibt und fotografiert
dort, wo sie gerade ist und das, was sie
gerade sieht. Nach einer Tanzschule
widmete sie sich der Bewegung im
Kopf: Sie studierte Medien, deutsche
Literatur und Ethnologie in Fribourg
und absolvierte die Journalistenschule
in Luzern und Hamburg. Momentan
versucht sie anstatt auf einer Theaterbühne
auf einem Kiteboard zu stehen.
Während sie auf der kapverdischen
Insel Sal in Insolation sitzt, schreibt
sie hier wöchentlich einen Brief von
ebenda. Wer mag, schreibt ihr einen
zurück: vera.urweider@gmail.com
Nr. 35 Freitag, 5. Juni 2020 Anzeiger Region Bern / Berner Kulturagenda 25
Zeuginnen des Lebens
Aus dem Corona-
Lexikon #10
Wie ist es, eine Frau zu sein? Im Dokumentarfilm «Woman» von Anastasia Mikova und
Yann Arthus-Bertrand erzählen Frauen aus der ganzen Welt von Situationen, die sie
aufgrund ihres Geschlechts erlebt haben, und die sie bis heute prägen.
«Ich liebe es, eine Frau zu sein», sagt
eine Protagonistin in «Woman» einmal.
Vor einem schwarzen Hintergrund
sitzen die Erzählerinnen im Dokumentarfilm,
der aus verschiedenen
kurzen Sequenzen besteht, in denen
die Frauen erzählen. Einige lachen,
andere denken nach und wieder andere
müssen weinen oder sind einfach
wütend. Aber wie ist das Leben als
Frau? So viele junge und alte, reiche
und arme Frauen es gibt, und in so unterschiedlichen
sozialen, politischen
und religiösen Strukturen sich ihr Leben
gestaltet, so unterschiedlich beantworten
die Protagonistinnen diese
Frage. Der Dokumentarfilm «Woman»
ist in Themen unterteilt, die abwechselnd
erschütternde, extrem traurige
und dann wieder schöne und ermächtigende
Geschichten, Anekdoten und
Überlegungen hervorbringen.
Freude und Trauma
So haben alle unterschiedliche Erinnerungen
an die Veränderung ihres
Körpers während der Pubertät. Während
die eine vor Freude aufschrie, als
sie ihre Menstruation zum ersten Mal
JMH Distributions
Die Choreografie des Lebens aus weiblicher Sicht.
bekam, versteckte die andere ihren
wachsenden Busen, da sie noch nicht
bereit war für den plötzlich sexualisierten
Körper. Viele Frauen erzählen
von der Ehe als der glücklichsten Zeit
ihres Lebes, für andere begann mit der
(Zwangs-)Heirat ein Albtraum. Die
Frauen reden über Liebe, Mutterschaft,
Sexualität, Bildung, Beruf oder
Gewalt und offenbaren Momente der
Freude sowie traumatische Erlebnisse.
Der Stil bleibt
Der Dokumentarfilm «Woman» von
Yann Arthus-Bertrand ist in Co-Regie
mit der ukrainischen Drehbuchautorin,
Regisseuren und Journalistin Anastasia
Mikova entstanden. Stilistisch ähnelt
«Woman» dem Vorgängerfilm
«Human» (2015) des französischen Filmemachers:
Neben den Interviewsequenzen
beleben bildstarke Alltagsszenen
der Frauen den Film. Obwohl es
sich bei den Interviews von 2000 Frauen
um lange Erzählungen zu handeln
scheint, fand jeweils lediglich die eine
prägendste oder mitreissendste Aussage
den weg in den fertigen Film, der
dadurch nie an Spannung verliert.
Vittoria Burgunder
CineMovie, Bern
Täglich ab Sa., 6.6., 12.30 und
17.15 Uhr
www.quinnie.ch
Eine Krise hat immer auch
kreative Konsequenzen.
Etwa punkto Wortschöpfungen.
Zur Meisterung der
neuen Alltagssprache
stellen wir ein kleines
Lexikon zusammen.
Coronadiktatur, die
Wortneuschöpfung aus verschwörungstheoretischen
Kreisen, bezeichnet
diktatorische Zustände, in denen der
Bundesrat allein regiert und die Einschränkung
der Grund-, Freiheits- und
Bewegungsrechte zu anderen Zwecken
als der eigentlichen Pandemiebekämpfung
nutzt.
Entängstigung, die
Aus der Meditationspraxis und der
Steinerschen Philosophie ins Coronasprech
übernommener Begriff zur Überwindung
der Angst. Aufgekommen im
Zusammenhang mit Lockerungsmassnahmen,
wobei «die Angst aus den Köpfen»
verbannt werden sollte (Simonetta
Sommaruga). Begleiterscheinungen der
Entängstigung: Partys, Ansammlungen
von Menschengruppen, Umarmungen,
Paartanz, Kulturkonsum, Demonstrationen,
aktive Ausflugsrentner, kurz: Normalität
fingieren, um diese wiederzuerlangen.
Nicht zu verwechseln mit
Entschleunigung
Mit meiner Bande
Der Jugendtheaterclub U14 der Jungen Bühne Bern zeigt
mit «Die Bande» ein digitales Stück über Freundschaft und
Zusammengehörigkeitsgefühl.
«I finges ech mega cool wemä immer
zämähautet und jedä isch für ä anger da
und mä isch nie allei. U mä cha eifach
nach dr Schu so öppis mit dr Bandä
machä»: Die Jugendlichen des Theaterclubs
U14 der Jungen Bühne Bern haben
sich für das neue Stück «Die Bande»
Gedanken über Freundschaft, Banden
und Gangs gemacht und sich vorgestellt,
wie ihre Traumbande aussehen könnte.
Das Hauptthema des Stücks, Banden
und Gangs, hat die Theatergruppe der
Lockdown-Situation angepasst. Die Jugendlichen
treffen sich im Kurzfilm über
Zoom, weil sie sich vermissen und weil
ihnen zu Hause langweilig ist. Da sie
nicht zusammen um die Häuser ziehen
können, diskutieren sie online, was sie
im Alltag erleben und was sie gerade beschäftigt.
Präsentiert wird das Stück
nicht wie sonst, auf der Bühne, sondern
als Kurzfilm, auf dem YouTube-Kanal
der Jungen Bühne.
Dies war für die Leitenden des Jugendclubs
und für die Jugendlichen
eine neue Herausforderung: «Wir
mussten uns alle zuerst in diese neue
Situation reinfinden und haben viel im
Moment gearbeitet. Für den Kurzfilm
mussten wir immer wieder schauen,
was es noch braucht, damit die Zuschauenden
folgen können. Wir waren
mit den Jugendlichen zusammen ständig
auf der Suche, weil es für alle etwas
Neues war», sagt Vera Vanoni, Theaterpädagogin
und Co-Leiterin des Ensembles
U14.
Junge Bühne Bern
Auch Mutproben gehören zu einer richtigen Bande dazu.
Aufträge offen halten
Für die Proben hat sich die Gruppe
einmal pro Woche via Zoom getroffen
und gemeinsam am Stück gearbeitet.
«Wir probieren immer die Jugendlichen
miteinzubeziehen und auch die
Aufträge, welche wir ihnen geben, sehr
offen zu halten, sodass sie auch innerhalb
des Auftrags ihre Richtung selbst
wählen können», sagt Vanoni.
Da die Aufführungen derzeit noch
ohne Publikum stattfinden, fehlt der
Austausch zwischen den Schauspielenden
und dem Publikum. Um diesen
dennoch in einer Form zu ermöglichen,
gibt es nach der Aufführung die
Möglichkeit, sich via Zoom zu einer
grossen Videokonferenz zuzuschalten.
Dort kann man den Jugendlichen
Fragen stellen und sich über das Stück
austauschen.
Sandra Dalto
Brückenpfeiler, Bern
Premiere: Fr., 5.6., 20 Uhr
Vorstellungen bis So., 7.6. auf dem
Youtube-Kanal der Jungen Bühne
www.junge-buehne-bern.ch
Immunitätsausweis, der
Blanko-Ausweis für Corona-Genesene,
bescheinigt Bewegungsfreiheit und
Arbeitsfähigkeit, während Schutzmassnahmen
für alle Nichtinfizierten weiterhin
gelten. In Chile weltweit erstmalig
eingeführt im Rahmen des Plans «Sichere
Rückkehr» ( Lockerungsmassnahme),
entgegen Warnungen der
WHO. Im Falle Chiles fungiert der Immunitätsauweis
als Symbol für einen
agierenden, funktionstüchtigen Staatsapparat,
der die heftigen Proteste von
2019 scheinbar überstanden hat. Mögliche
verwandte Wortneuschöpfungen:
Impfnachweis, Immunitätsnachweis.
Wuhan-shake, der
Neuartige Begrüssungsform, aufgekommen
aufgrund von Social-Distancing-Auflagen.
Meint das kontaminationsfreie
Grüssen durch wech sel seiti ges,
überkreuztes Aneinanderschlagen der
Füsse. Wortherkunft: auf den chinesischen
Corona-Ausbruchsort Wuhan rekurrierender
Begriff, in Ableitung vom
engl. «handshake», Handschlag. Erfordert:
Gleichgewicht, Stehen auf einem
Bein, minimales Rhythmusgefühl. Stilregister:
casual, jung, privat, informell.
Hat ersetzt: Küsschen, Umarmung, Fist
bump, High five etc.
Katja Zellweger
Pegelstand
Kolumne
von Sibylle Heiniger
Plötzlich war er da, der Lockdown. In
der ersten Woche war ich antriebslos
und hatte keine Lust auf gar nichts. In
der zweiten Woche erwachten meine
Lebensgeister langsam wieder und ich
gab den Tagen meinen eigenen Rhythmus
– gespickt mit Onlinesitzungen,
von denen es viele gab. Langweilig war
mir nie, im Gegenteil: Ich genoss das
Wirken im beschränkten Radius, fühlte
mich beflügelt von Ideen und Spontanaktionen,
die virtuell oder real umgesetzt
wurden. Es gab vieles, das
umorganisiert, anders oder neu gedacht
werden musste.
Und so plötzlich er gekommen ist,
so schnell ist er wieder vorbei und ich
fühle mich so schlapp wie Mitte März.
Mein Aktionsradius ist wieder grösser.
«Straucheln wir in
einen übertriebenen
Aktionismus?»
Und der Produktionsdruck ist, kaum
wurden die Massnahmen gelockert,
wieder da: Probenvorbereitungen warten,
für eine Besprechung Zug fahren
anstatt den PC starten, Räume besichtigen,
Verhandlungen vor Ort, schnell
Texte redigieren, da eine abgesagte
Publikation nun doch in den Druck
geht … und wieder ins Theater gehen,
sich inspirieren lassen von Kolleginnen,
schauen, wie konstruktiv und
ideenreich mit den geltenden Schutzmassnahmen
umgegangen wird.
Doch was findet in den Häusern
statt, wenn sie nochmals die Tore öffnen
vor der Sommerpause? Werden
die öffentlichen Anlagen diesen Sommer
von kulturellen Angeboten überschwemmt?
Straucheln wir in einen
übertriebenen Aktionismus um zu zeigen,
dass die Kunst unter den fast gleichen
Bedingungen wie vorher besteht?
Um nicht in Vergessenheit zu geraten
und in der nächsten, schon angedrohten
Sparrunde nicht leer auszugehen?
Oder hängt es mit der überraschenden
Aufhebung der Kurzarbeitsentschädigung
für Inhaberinnen von Kulturunternehmen
per Ende Mai zusammen,
die zu Recht um ihre Existenz bangen?
Oder schlicht mit dem gesellschaftlichen
Druck auf die Kunstschaffenden,
immer was aus der Kiste zaubern zu
können?
Ich plädiere für Entschleunigung,
das Standhalten, auch gegen den
Druck, sofort wieder (re-)produzieren
zu müssen. Auf Neues, auf Anderes,
nicht nur in der Kultur!
Sibylle Heiniger ist Regisseurin und
Produzentin und engagiert sich bei t.
Bern, dem Berufsverband fürs freie professionelle
Theaterschaffen. Sie ist zudem
Mitglied der städtischen Tanz- und
Theaterkommission. Da am neuen
Wohnort Biel die geliebte Aare zum See
wird, lernt sie nun segeln.
Illustration: Rodja Galli, a259
26
Anzeiger Region Bern / Berner Kulturagenda Nr. 35 Freitag, 5. Juni 2020
Zwischensaison vor Saisonende
Kinos, Tierpark und Botanischer Garten öffnen wieder und
auch Veranstaltungen bis zu 300 Personen dürfen durchgeführt
werden – mit Einhaltung der Schutzkonzepte. Aktueller
Stand: Entschlacktes Kulturprogramm, grosse
Open-Air-Hoffnungen und enttäuschte Clubbetreiber.
Am 27. Mai hat der Bundesrat beschlossen,
dass Veranstaltungen bis zu
300 Personen ab dem 6. Juni mit Einhaltung
der Schutzkonzepte oder mit
Contact Tracing wieder stattfinden
dürfen. Bereits geöffnet haben seit dem
12.5. die Museen und diverse Galerien
und ab 6.6. auch die Kinos. Bei Redaktionsschluss
war für viele Veranstaltende
noch nicht klar, wann und ob
wieder Konzerte, Theater- oder Clubabende
statt finden werden. Eine Veranstaltungsagenda
finden Sie deshalb
erst wieder in der nächsten BKA, die
am 10.6. erscheint. Eine vorläufige
Übersicht:
Julian Sartorius, unter dem Namen
«Beat Tapes» veröffentlichen Sie ein
Album als Serie, jeden Monat
erscheinen vier bis sechs neue
Tracks. Wie kam es dazu?
Es ist eine Lockdown-Idee, als ich
als Musiker keine Konzerte spielen
konnte und Veröffentlichungen von
Alben, an denen ich beteiligt war, auf
später verschoben wurden. Auf allen
Onlinekanälen ploppten auf einmal
gratis Livemusikdarbietungen und
Streamings auf, da hab ich mir halt
überlegt, wie man das auch noch anders
machen könnte.
Indem man ein Album im Abo
anbietet?
Genau. Auf meiner Bandcamp-Seite
kann man sich registrieren und erhält
dann exklusiv und nur als Abonnentin,
als Abonnent monatlich für
vier Euro neue Stücke. Man kann sich
jederzeit anmelden und jeden Monat
kündigen.
Bühne: «Phönixe» und Radioopern
Konzert Theater Bern setzt den ganzen
Juni hindurch auf einen alternativen
Spielplan. Zu sehen sind Monologe
in entschlacktem Bühnenbild aus
«FIFA – Glaube, Liebe, Korruption»,
«Tod eines Handlungsreisenden» und
«Schuld und Sühne». Die Tanzcompagnie
wird ebenfalls ein auf die ungewöhnlichen
Auftrittsbedingungen zugeschnittenes
Programm zeigen und
musikalisch stehen neben Liederabenden
und dem geplanten Beethoven-Festival
in angepasster Form, die
Radiooper «The Old Maid and the
Thief» auf dem Programm.
Auch das Theater Orchester Biel Solothurn
startet in die ungewöhnliche
Zwischensaison vor Saisonende (9. bis
17.6.) mit Theater und Musik. Ebenso
das Theater an der Effingerstrasse, das
am 13.6. Premiere des Stücks «Ich bin
wie ihr, ich liebe Äpfel» von Theresia
Walser feiert. Im Schlachthaus Theater
zeigt der Kinderclub seine Produktion
«Gueti Frag!» (ab 12.6.). Abhilfe für ausgehungerte
Kleinkunstliebhaberinnen
und -liebhaber schafft das La Cappella
mit dem vierteiligen All-Star-Programm
«Phönix» (9.6. bis 6.7.) und das
Reberhaus Bolligen, das am 9.6. mit
dem neuen Programm von Schertenlaib
& Jegerlehner, «Textur», eröffnet.
Der Kleeplatz vor dem Kapitel wird zur vorerst nur gastronomischen Stadtoase.
Nun ist das Wort «Album» vielleicht
etwas irreführend, da ja nicht ein
klassisch geschlossenes Werk mit
zwölf Titeln oder so geplant ist. Wie
lange ist die Serie denn angedacht?
Ich möchte die Serie bewusst offen
laufen lassen. Einige Monate, vielleicht
Jahre? Das Album soll stetig
wachsen und sich entwickeln. Es sind
keine Archivstücke, sondern immer
frisch komponierte und aufgenommene.
Vielleicht entsteht ja daraus mal
Musik: Im Gärtli und im Wartemodus
Am herausforderndsten stellt sich
die Situation für die Musikclubs dar.
Während der BeJazz Club auf das am
28.7. beginnende Festival BeJazzSommer
im Innenhof des Berner Generationenhauses
hofft, lädt der Kulturhof
Schloss Köniz Ende Juni in den Schlosshof
zu Konzerten unter der Linde, Kinderkonzerten,
Kleinkunst aufführungen
und allenfalls einer Open-Air-Silent-
Disco. Auch im Mokka in Thun werden
ab dem 10.6. im «Sommergarten» wieder
kleine, hauptsächlich akustische
Konzerte und DJs zu hören sein.
Schwierig gestaltet es sich in Musikclubs,
die über keinen bespielbaren
Aussenraum verfügen. Im ISC etwa
verzichtet man vorerst auf Livekonzerte
und Partys. Jacqueline Brügger vom
ISC sagt über die Richtlinien für Clubs:
«Es ist irgendwie bitzli wie antiautoritäre
Erziehung: Kind, wir verbieten dir
das nicht. Aber wir wären enttäuscht,
wenn du's trotzdem tust.» Auch Dino
Dragic-Dubois vom Kapitel am Bollwerk
ist enttäuscht und hofft, spätestens
ab August wieder einen mehr oder
weniger normalen Clubbetrieb planen
zu können. «Wir heissen ja nicht umsonst
Nachtclub. Ab Mitternacht ist
Sense – um die Zeit öffnen wir regulär
unseren Club. Diese Mitternachts-
Sperrstunde ist absolut unverständlich,
bringt nichts und schränkt auch
unseren Restaurantbetrieb stark und
«Ich liebe den rohen, satten Sound»
Er trommelt sich um die Welt, tüftelt an Klang, Farbe und
Rhythmus. Schlagzeuger und Improvisationskünstler Julian
Sartorius’ Diskografie ist lang: Er arbeitet als Solist, als
Studiomusiker und ist in diverse Bandprojekte involviert.
Nun entsteht ein neues Experiment: ein Album auf Zeit.
Alles übers Ohr: Julian Sartorius.
ZVG
Tabea Reusser
Schertenlaib & Jegerlehner spielen zur Wiedereröffnung im Reberhaus Bolligen.
was Physisches. Ein Mehrteiler. Oder
eine kleine Auswahl. Jetzt bin ich, zusammen
mit meinen ersten fünf Abonnenten,
noch ganz am Anfang. Es ist
ein Experiment.
Sie experimentieren ja auch sonst
gerne, mit Instrumenten beispielsweise
…
… oder mit Aufnahmeformen, ja.
Sie haben sich auf akustische
Instrumente spezialisiert. Für «Beat
Tapes» haben Sie sich nun an die
Drummachine gewagt.
Ich habe schon länger damit getüftelt,
wollte aber vorsichtig sein mit
elektronischen Beats. Mir ist es wichtig,
dass die Sounds präzise ausgearbeitet
sind. Ein Ziel von «Beat Tapes»
ist, dass Akustik und Elektronik eine
Gleichwertigkeit bekommen. Dass ich
auf eine Ebene komme, wo sich beide
so vermischen, dass man gar nicht
mehr merkt, was jetzt was ist. Ich bin
stets auf Klangsuche.
Auch bei der Aufnahmeform.
Wie der Name «Beat Tapes» ja erahnen
lässt, spiele ich die Tracks analog
auf Kassette ein und digitalisiere
nur das fertige Stück. Ich liebe den rohen,
satten Sound. Und was cool ist:
unnötig ein.» Auch die Realisation von
sogenannten «Daydances» sieht er mit
den jetzigen Einschränkungen als
kaum durchführbar. Bis wieder getanzt
werden darf, überbrückt das Kapitel
auf dem Kleeplatz vor dem Club
bis auf Weiteres mit einem Gastroangebot
in der Stadtoase.
Sarah Sartorius
Aktualisierte Informationen finden
Sie laufend auf den Webseiten der
Veranstalter
Janosch Abel
Monologe aus «FIFA» auf der Bühne.
Ich arbeite so ohne Bildschirm. Alles
geht übers Ohr und nichts übers Auge.
Ich muss im Moment der Aufnahme
genau abliefern, kann nicht später einfach
eine Tonspur austauschen oder
Schläge editieren.
Kommt das gar einem Konzertmoment
nahe?
Zumindest viel näher als die digitale
Studioarbeit, ja, da ich eben nicht
beliebig Spuren aufnehmen kann und
die Mittel begrenzt sind. Man sitzt hin,
spielt und fängt so die Rohheit und Lebendigkeit
eines einzelnen Momentes
ein. Das ist auch «Beat Tapes». Eine
Momentaufnahme.
Interview: Vera Urweider
www.juliansartorius.bandcamp.com
www.juliansartorius.com
Grosse Dramen
Zufall? Ein John Henry schickte
Kulturschaffenden per Mail
herzliche Grüsse und eine
Spende «in Höhe von zwei
Meter».
Silvano Cerutti
Reto Camenisch
Undurchsichtig
Milla, die Reporterin vom Schweizer
Fernsehen, dreht gerade eine Reportage
über einen schrägen Typen, der mit
Magic Mushrooms experimentiert, als
ihr Partner in Crime Nathaniel, sie anruft
um ihr mitzuteilen, dass etwas
mit Carole, die jahrelang im Koma lag
und nun plötzlich verschwunden ist,
nicht stimmen kann. Derweil wird der
Polizeichef gerufen, weil sich an der
Aare jemand erhängt hat. Diese drei
Handlungsstränge verfolgt Christine
Brand («Blind») in ihrem neuen Krimi
«Die Patientin». Schnell wird klar,
dass die Ereignisse alle miteinander
verflochten sind. Was anfänglich wie
Suizid wirkt, entpuppt sich als Mord,
und die Umstände des Verschwindens
der Komapatientin werden immer
mysteriöser. Die für Bernerinnen und
Berner vertrauten Handlungsschauplätze
wie das Marzilibad, lassen einen
noch tiefer in das Geschehen eintauchen
– sodass sich der nächste
Spaziergang an der Aare fast etwas
unheimlich anfühlt.
san
Christine Brand «Die Patientin»
2019, Blanvalet Verlag
www.christinebrand.ch
Unvergessen
Kaum ein Hüne hat die Rockszene so
geprägt wie Lemmy Kilmister von
Motörhead, welcher 2015 verstarb: authentisch,
kompromisslos und für zig
Musiker eine Inspiration. Die Metalund
Punkwelt bleibt dem mit Stiefeletten
und Rickenbacker-Bass ausgestatteten
Musiker mit der Reibeisenstimme
verbunden. Die Lücke klafft, auch fünf
Jahre später, gilt die Band doch als Gesicht
des Rock ’n’ Roll. «Don’t forget
us», so bedankte sich Kilmister jeweils
beim Publikum, unaufhörlich. Er war
Stammgast auf Bühnen weltweit und
am Wacken Open Air oft Headliner
(Bild). Der Film «Lemmy» (2010) offenbart
das Leben eines sensiblen, sehr
gescheiten Musikers und lässt dabei
diverse Protagonisten der Rockindustrie
zu Wort kommen. «Stage Fright»
titelt der in Düsseldorf produzierte
Mit schnitt von 2005 und zeigt die wilde
Show. Nicht minder leise liest sich
«White Line Fever», die Autobiografie
wird von Fans als Bibel verehrt. sg
Unerbittlich
ICS Festival Service GmbH
«Und wenn ich in meinen Erinnerungsfäden
spazieren gehe, befällt mich ein
tiefes Glücksgefühl, emotionelle, prägende
Geschichten sind plötzlich wieder
nah und farbig, ich fühle mich lebendig»
schreibt Christa Spycher in der
Einleitung ihres Buches «Er-Leben-
Dig». Die gebürtige Burgdorferin verbrachte
20 Jahre ihres Lebens in Lateinamerika,
wo sie als Ärztin im
Entwicklungsbereich tätig war. Sie lebte
in Lima, Honduras und Nicaragua.
Der tagebuchartige Text beschreibt in
bunter und lieblicher Sprache die verschiedenen
Stationen ihres Lebens, von
denen eine auch ihre Heimat, Bern, ist.
Hier arbeitete sie schliesslich im Bereich
der Frauenfragen und -förderung,
die Grundsteine legte sie, etwa beim
Aufbau eines Frauenhauses, bereits in
Südamerika.
lup
Zu bestellen bei www.orellfuessli.ch
Nr. 35 Freitag, 5. Juni 2020 Anzeiger Region Bern / Berner Kulturagenda 27
Ausstellungen
Christine Moor, Bernisches Historisches Museum
Museums-Souffleusen
Kennen Sie den Moment, in dem man sich einen Souffleur wünscht,
der einem schlagfertige Antworten, fehlenden Text oder wie in diesem
Fall zusätzliche Information liefert? Das Bernische Historische
Museum bietet genau das: «exklusive, spontane, überraschende
Kurzführungen» für Familien oder Gruppen von vier Leuten durch
seine Dauerausstellungen sowie die Wechselausstellungen «Lebe
besser!» und «Homo migrans».
Bernisches Historisches Museum
Sa., 6., So., 7., 13. und 14.6., 11 bis 16.30 Uhr
Bern
Alpines Museum der Schweiz
Helvetiaplatz 4. Biwak#25 Iran Winter.
Abseits der Piste. Die Ausstellung lässt
Iranerinnen und Iraner über «ihre» Berge
erzählen: Sie finden dort nebst Pulverschnee
auch unerwartete Freiräume.
Outdoorunternehmer, Alpinistinnen und
ein Journalist berichten.
BIS SO, 23.08. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
• Fundbüro für Erinnerungen, No 1
Skifahren. Ob du Pistenrowdy, Schönwetterfahrerin
oder Stubenhocker bist:
Entdecke die Geschichten hinter den
Ski-Objekten und hilf uns beim Füllen
der Lücken. Die Publikums-Geschichten
stehen im Zentrum.
BIS SO, 25.04. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
• Werkstatt Alpen. Von Macherinnen
und Machern. Die Ausstellung stellt
Handwerkerinnen und Handwerker aus
den Schweizer Alpen vor und fragt: Was
bedeutet es, in einer digitalisierten und
globalisierten Welt ein Produkt mit den
Händen herzustellen?
BIS SO, 10.01. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
Berner GenerationenHaus
Bahnhofplatz 2. forever young. Willkommen
im langen Leben. Mit einem
multimedialen Rundgang und einem
vielfältigen Veranstaltungsprogramm
lädt das Berner Generationenhaus zum
Dialog über das lange Leben.
BIS SO, 28.03. TÄGLICH AUSSER MO 10-18.
Bernisches Historisches Museum
Helvetiaplatz 5. Dauerausstellungen
Bernisches Historisches Museum. Zehn
Ausstellungen zu Geschichte, Archäologie
und Ethnografie reichen von der
Steinzeit bis zur Gegenwart und berichten
von Kulturen aller Erdteile.
BIS SO, 28.06. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
• Einstein Museum. Begleiten Sie Albert
Einstein auf seinem Lebensweg und
lernen Sie den genialen Physiker in all
seinen Facetten kennen.
BIS SO, 28.06. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
• Wechselausstellung «Homo migrans.
Zwei Millionen Jahre unterwegs». Die
Ausstellung schlägt einen grossen zeitlichen
Bogen von den ersten Menschen in
Afrika über den Beginn ihrer Verbreitung
vor zwei Millionen Jahren bis in die
Gegenwart der Schweiz.
BIS SO, 28.06. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
• Wechselausstellung «Lebe besser!
Auf der Suche nach dem idealen Leben».
Vegan, fit, umweltbewusst – nicht erst
heute, sondern bereits vor über 100
Jahren suchten Anhänger und Anhängerinnen
der Lebensreformbewegung den
Weg zu einem gesünderen Leben und
einer besseren Welt.
BIS SO, 05.07. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
Inserat
Berns
Konzertkalender für
klassische Musik
www.konzerte-bern.ch
Galerie am Königweg
Königweg 2A. Hedwig Hayoz-Häfeli: «Frischer
Wind». Hedwig Hayoz-Häfeli zeigt
Bilder und Bronzeskulpturen.
BIS DO, 25.06. DO/SO 14-17.
Kindermuseum Creaviva,
Zentrum Paul Klee
Monument im Fruchtland 3. Interaktive
Ausstellung «Farbe wagen». In der interaktiven
Ausstellung «Farben wagen» im
Creaviva zur ZPK-Ausstellung mit Werken
der US-amerikanischen Künstlerin Lee
Krasner können Farben auf aussergewöhnliche
Art erlebt werden.
BIS FR, 14.08. TÄGLICH AUSSER MO
10-16.30.
Kunstmuseum Bern
Hodlerstrasse 8–12. Alles zerfällt.
Schweizer Kunst von Böcklin bis Vallotton.
Anhand von Werken der Sammlung
des Kunstmuseum wirft die Ausstellung
ein neues Licht auf Prozesse der Entfetischisierung
des menschlichen Subjektes
in der Schweizer Kunst des 19. und
frühen 20. Jh.
BIS SO, 20.09. DO-SO/MI 10-17 | DI 10-21.
• El Anatsui. Triumphant Scale. In
Kooperation mit dem Haus der Kunst,
München zeigt das Kunstmuseum Bern
eine grossangelegte Ausstellung des
ghanaischen Künstlers El Anatsui.
BIS SO, 21.06. DO-SO/MI 10-17 | DI 10-21.
• Teruko Yokoi. Tokyo–New York–Paris–
Bern. Die monografische Schau zeichnet
die Geschichte einer enorm produktiven
und dynamischen Künstlerin nach.
BIS SO, 02.08. DO-SO/MI 10-17 | DI 10-21.
JUGENDKULTURPASS 16-26
• Teruko Yokoi: Tokyo–New York–Paris–
Bern. Die monografische Schau zeichnet
die Geschichte einer enorm produktiven
und dynamischen Künstlerin Teruko
Yokoi nach.
BIS SO, 02.08. DO-SO/MI 10-17 | DI 10-21.
Museum für Kommunikation
Helvetiastrasse 16. Schweinehunde und
Spielverderber. Die Ausstellung über
Hemmungen (verlängert bis 2. August).
Wir alle kennen das Gefühl: Plötzlich
wird es unangenehm. Darf man das
sagen? Will ich das tun? Was denken die
anderen?
BIS SO, 02.08. TÄGLICH AUSSER MO 10.
JUGENDKULTURPASS 16-26
• Von Höhenfeuern, Smartphones und
Cyborgs. Die Kernausstellung im Museum
für Kommunikation in Bern.
BIS SA, 31.07. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
Naturhistorisches Museum Bern
Bernastrasse 15. Barry – der legendäre
Bernhardinerhund. Vor 200 Jahren starb
der berühmteste Rettungshund der Welt:
Barry.
BIS FR, 31.07. DO-FR/DI 9-17 |
SA-SO 10-17 | MO 14-17 | MI 9-18.
• Weltuntergang – Ende ohne Ende.
Die Sonderausstellung «Weltuntergang
– Ende ohne Ende» versammelt Bilder,
Funde und Erzählungen aus Wissenschaft
und Kunst – zwischen Angst und
Faszination.
BIS FR, 31.07. DO-FR/DI 9-17 | SA-SO 10-17 |
MO 14-17 | MI 9-18.
Psychiatrie-Museum Bern inside /
outside im Progr, WEST Raum 009
Speichergasse 4. Figuren aus Ton und
Holz aus der Sammlung Morgenthaler,
Figuren stellen in der Sammlung des
Psychiatrie-Museums Bern einen
Schwerpunkt dar. Die Werke a befassen
sich mit Personendarstellungen.
BIS SA, 27.06. DO-FR/MI 16-19 | SA 14-16.
Nino Doborjginidze
Holz, Bronze, Farbe
Kontrastierende und trotzdem zusammen harmonierende Werke
zeigt die Galerie Kunstreich in ihrer nächsten Doppelausstellung.
Einerseits zeigt der mit der Galerie Vedo Arte in Locarno basierte
Bildhauer und Künstler Pascal Murer seine Holz- und Bronzeskulpturen.
Andererseits sind die Malereien der Künstlerin und Mitbegründerin
der Galerie, Nino Doborjginidze, zu sehen, welche mit
kräftigen und leuchtenden Farben zarte Bilder schafft (Bild).
Galerie Kunstreich, Bern. Vernissage: Sa., 6.6., 13 Uhr
Ausstellung bis 4.7.
Robert Walser-Zentrum
Marktgasse 45. Thomas Schütte im Robert
Walser-Zentrum. In den Büroräumen
des Robert Walser-Zentrums werden
14 Aquarelle und drei Skulpturen des
deutschen Gegenwartskünstlers Thomas
Schütte gezeigt.
BIS FR, 25.09. DO-FR/MI 13-17.
• Walsers Briefe. Die zwanzig bald
feinsinnigen, bald frivolen Schreiben,
die Robert Walser an Therese Breitbach,
eine junge Verehrerin seiner Werke
richtet, werden in dieser Ausstellung
erstmals öffentlich gezeigt.
BIS FR, 26.02. DO-FR/MI 13-17.
Schweizer Schützenmuseum Bern
Bernastrasse 5. PERSPEKTIVE KUNST.
Waffen aus den Sammlungen, fotografiert
von Hrvoje Pavelic. Ausstellung
verlängert bis am 06.09.2020. Der
Eintritt in die Ausstellung ist frei.
BIS SO, 06.09. TÄGLICH.
Zentrum Paul Klee
Monument im Fruchtland 3. Jenseits
von Lachen und Weinen. Klee, Chaplin,
Sonderegger. Die Ausstellung beleuchtet
den Austausch zwischen Paul Klee und
seinem Freund Jacques Ernst Sonderegger
– einem Schweizer Künstler, Karikaturisten,
Schriftsteller und Sammler.
BIS SO, 06.09. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
• Lee Krasner. Living Colour. Das Zentrum
Paul Klee zeigt die erste Retrospektive
der amerikanischen Künstlerin Lee
Krasner in der Schweiz.
BIS SO, 16.08. TÄGLICH AUSSER MO 10-17.
JUGENDKULTURPASS 16-26
gepard14
Schützenstrasse 14. Véronique
Zussau 46°55’51.50«N 7°25’20.47»E.
Eine Raum installation im Kunstraum
gepard14
BIS SO, 07.06. FR 16-18 | SA 14-17 |
SO 11-18.
Burgdorf
Museum Franz Gertsch
Platanenstrasse 3. Franz Gertsch.
Die Siebziger. Ausstellung.
BIS SO, 04.10. TÄGLICH 10-17.
• Luciano Castelli. Reckenbühl.
Ausstellung.
BIS SO, 04.10. TÄGLICH 10-17.
Fraubrunnen
Karl Schenk Museum
Bernstrasse 5. Karl Schenk Museum
Schloss Fraubrunnen. Karl Schenk
1905–1973, Bildhauer und Maler
geboren in Bern. Informationen über die
Öffnungszeiten und Führungen www.
karlschenkmuseum.ch. Auf Anfrage
bzw. ab 12. Juni 2020 wieder geöffnet.
Sonderausstellung Leihgaben.
BIS SA, 28.11. FR-SA 13-17.
Grenchen
Kunsthaus Grenchen
Bahnhofstrasse 53. 20 Jahre Kupferdruckwerkstatt
Gentinetta (Jubiläumsprojekt).
Die Ausstellung in der Villa
Girard präsentiert druckgrafische Werke
von Kunstschaffenden, die regelmässig
in der Kupferdruckwerkstatt Gentinetta
an der Eglistrasse 8 in Zürich arbeiten.
BIS SO, 20.09. DO-SA/MI 14-17 | SO 11-17.
• 20 m 2 – Fenster ins Atelier von Marion
Nyffenegger. Die Solothurner Animationsfilmerin
Marion Nyffenegger (*1995)
wird ihren neuesten Film «Das Leben
ist eines der Leichtesten» präsentieren,
sowie Einblick geben in die Entstehung
ihrer Animationen.
BIS SO, 20.09. DO-SA/MI 14-17 | SO 11-17.
• Rebekka Steiger – boxing the
compass. Im Neubau des Kunsthaus
Grenchen wird die jungen Malerin Rebekka
Steiger (*1993, lebt und arbeitet in
Zürich, Luzern und Peking) ihre neuesten
grossformatigen Gemälde präsentieren.
BIS SO, 20.09. DO-SA/MI 14-17 | SO 11-17.
Interlaken
Kunsthaus Interlaken
Jungfraustrasse 55. Peter Somm und
Adolf Dietrich - Eine Wahlverwandtschaft.
WIEDERERÖFFNUNG der aussergewöhnlichen
Ausstellung, die Werke der
beiden Künstler Peter Somm (*1940)
und Adolf Dietrich (1877–1957) auf überraschende
Art einander gegenüberstellt.
BIS SA, 08.08. DO-SA/MI 14-18 | SO 11-17.
Jegenstorf
Schloss Jegenstorf
• General-Guisanstrasse 5. 300 Jahre –
30 Objekte. Schätze und Trouvaillen der
Sammlung. Die Sonderausstellung zum
300-jährigen Jubiläum des Barockschlosses,
setzt Schätze und Trouvaillen
der Sammlung von Schloss Jegenstorf
vom Zeitraum zwischen 1720 und 2020
in Szene.
BIS SO, 18.10. DI-MI 13.30-17.30.
• Wohn- und Lebenswelten im Berner
Barockschloss. Die Dauerausstellung im
Schloss Jegenstorf präsentiert nobles
Interieur aus dem 18. Jahrhundert, barocke
Kachelöfen und bernische Porträts.
BIS SO, 18.10. DI-MI 13.30-17.30.
Mürren
Schaufenster
Dorfstrasse. Vo Niedrigmatten uf
Suppen – Mürrner Flurnamen. Die
Ausstellung befasst sich mit den 288
Flurnamen, dem immateriellen Kulturgut
von Mürren. Sie sind aus dem Alltag der
Bergbauern in der Alpwirtschaft entstanden
und gelten bis heute.
BIS MO, 30.11. TÄGLICH 17-16.
Oberhofen am Thunersee
Schloss Oberhofen
Kinderwelten. Ein Fenster in die Welt der
Kinder, die einst im Schloss gelebt habe.
BIS SO, 01.11. TÄGLICH AUSSER MO 11-17.
• Schlossräume und Schlossträume.
Anhand der ehemaligen Schlossbewohner
und -bewohnerinnen führt die
Ausstellung durch die über 800-jährige
Geschichte des Schlosses Oberhofen.
BIS SO, 01.11. TÄGLICH AUSSER MO 11-17.
• Stets zu Diensten. Wer die Räume des
lange nicht zugänglichen Dienstbotentrakts
betritt, taucht in eine unbekannte
Geschichte ein.
BIS SO, 01.11. TÄGLICH AUSSER MO 11-17.
• Vom Orient begeistert. Faszination
Orient im Schloss Oberhofen
BIS SO, 01.11. TÄGLICH AUSSER MO 11-17.
Filigrane Verbindungen
Véronique Zussau hat in den letzten Monaten im Kunstraum
Gepard14 die Arbeit «46°55'51.50"N 7°25'20.47"E» realisiert. Ausgangspunkt
für die Rauminstallation war für Zussau das Material.
Sie arbeitet mit Standardbaustoffen und Naturelementen. Diese
verbindet sie mit filigran winkenden Verbindungssystemen. In einem
Auszug ihres Arbeitstagebuchs beschreibt sie die Rauminstallation
als eine Verbindung zwischen Decke und Boden und als
«eine instabil hängende Stellungnahme».
Kunstraum Gepard 14, Liebefeld
Ausstellung bis 7.6.
Riggisberg
Abegg-Stiftung
• Werner Abeggstrasse 67. Arabische
Weber – Christliche Könige. Mittelalterliche
Textilien aus Spanien . Die
Ausstellung präsentiert spanische
Textilien des 12. bis 15. Jahrhunderts,
untern anderem Seidengewebe von
muslimischen Webern, die sich in einem
christlichen Kontext erhalten haben.
BIS SO, 08.11. TÄGLICH 14-17.30.
• Villa Abegg – In den Salons eines
Sammlerpaares. Geführte Rundgänge
für max. 2 Personen durch das ehemalige
Wohnhaus von Werner und Margaret
Abegg, den Gründern der Abegg-Stiftung.
Reservation: 031 808 12 01.
BIS FR, 31.07. DO-FR/MO-MI 14.35-15.20,
15.30-16.15, 16.30-17.15 | SA-SO 14.05-
14.50, 15-15.45, 16-16.45.
Sigriswil
Paradiesli und Galerie Eulenspiegel
Feldenstrasse 87. Künstler der Galerie.
Lisa Amble, Bendicht Friedli, Caspar Abt,
Reinhard Voss, Helen Dellers, Benji’s
Street Art, Josua Wechsler, Jakob Engler,
Christoph Freimann, Andrea Huber.
BIS SO, 14.06. SA 14-19 | SO 11-18.
Spiez
Schloss Spiez
Schlossstrasse 16. Schlossmuseum
Schloss Spiez. 1300 Jahre Geschichte.
BIS SA, 31.10. TÄGLICH.
Thun
Véronique Zussau
Kunstmuseum Thun
Hofstettenstrasse 14. Christine Streuli:
Lange Arme, kurze Beine und Sarah
Oppenheimer: N-01.
BIS SO, 12.07. DO-SO/DI 10-17 | MI 10-19.
Thun-Panorama
Schadaupark. Thun-Panorama. Der Basler
Künstler Marquard Wocher erschafft
1814 das erste Panorama der Schweiz.
BIS SO, 29.11. TÄGLICH AUSSER MO 11-17.
Utzenstorf
Schloss Landshut
Schlossstrasse 17. Grimms Tierleben –
Vom Wildgetier in Wald und Feld. Im
Zauberwald unsere einheimischen
Wildtiere in Märchen und Forschung
kennenlernen.
BIS SO, 11.10. DI-MI 14-17.
• Schloss Landshut /Schweizer Museum
für Wild und Jagd. Das im Schloss Landshut
beheimatete Schweizer Museum für
Wild und Jagd zeigt jagdliche Sammlungen
und Ausstellungen.
BIS SO, 11.10. DO-SA/DI-MI 14-17 |
SO 10-17
Wabern
Infozentrum Eichholz
Strandweg 60. Rabenvögel – Schlaue
Biester. Ausstellung über schlaue Vögel,
die manchmal ganz schön frech und
nervig sind.
AB SA, 6.6.
MI/SA/SO 13.30-17.30
–
11.5.–8.11.2020 –
ch
Inserat
28
Anzeiger Region Bern / Berner Kulturagenda Nr. 35 Freitag, 5. Juni 2020
Kino
Cinejoy Movies
Bevor das Summen verstummt
Hatidze überlässt ihren Bienen stets die Hälfte des Honigs, den sie
gesammelt hat. Ihr Leben im nordmazedonischen Gebirge ist hart,
zumal sie neben ihrer Arbeit als Imkerin noch ihre schwerkranke
Mutter pflegt. «Honeyland» (2019) ist ein berührender und stiller
Dokumentarfilm von Tamara Kotevska und Ljubomir Stefanov, der
an einen respektvollen Umgang mit den Ressourcen der Natur appelliert
und aufgrund sorgfältiger Machart, wie etwa der subtil eingesetzten
Musik, enorm eindrücklich ist.
Cinématte, Bern. Premiere: Sa., 6.6., 18.30 Uhr
ZVG
Namenloser Held
Der Film «Hero» (2002) von Zhang Yimou nimmt Bezug auf ein historisches
Moment und handelt davon, wie König Qin im dritten Jahrhundert
v.Chr. versucht, die Herrschaft über ganz China zu erlangen.
Doch nicht alle lassen ihn gewähren. Mutige Schwertkämpfer wie
«Fliegender Schnee» und «Zerbrochenes Schwert» leisten Widerstand
und versuchen den König zu töten. Die in leuchtend grüne,
blaue oder rote Gewänder gekleideten Schwertkämpfer verleihen
dem Film eine unerwartete Bildgewalt und eine poetische Ästhetik.
Kino Lichtspiel, Bern. Mi., 10.6., 20 Uhr
ZVG
Ein Zweifler für das grosse Amt
Den im Mai mit 94 Jahren verstorbenen französischen Schauspieler
Michel Piccoli zeichnen seine Experimentierlust, seine Fähigkeit,
ganz unterschiedliche Figuren zu verkörpern, aus. In über 200 Filmen
sehr unterschiedlicher Couleur stellte er das unter Beweis. Das
Kino Rex ehrt Piccoli mit einer Hommage und zeigt ihn unter anderem
in seiner letzten Hauptrolle, in der Komödie «Habemus Papam»
(2011) von Nanni Moretti. Darin mimt er einen neu gewählten
Papst, der ob des verantwortungsvollen Amtes in Zweifel gerät.
Kino Rex, Bern. Sa., 6. bis 14.6.
CINEABC
Moserstr. 24, 031 386 17 17,
www.quinnie.ch
14.00 (SA-SO) D AB 8/6 J.
Onward
Ian bekommt zu seinem 16. Geburtstag
ein magisches Geschenk von seinem
verstorbenen Vater.
17.00 (SA-SO), 20.00 (MO-MI) O/D/F AB
10 J.
The Farewell
Eine chinesische Familie verheimlicht
der Grossmutter ihre unheilbare
Krankheit.
20.00 (SA-SO) O/D/F AB 16/14 J.
PARASITE
Einer arbeitslosen Familie gelingt es,
sich Jobs zu erschleichen – mit überraschenden
Folgen.
CINECLUB
Laupenstr. 17, 031 386 17 17,
www.quinnie.ch
10.00 (SO) I/D
MARIA STUARDA (MET)
Im berühmten Duell der Königinnen, die
sich in Wirklichkeit nie begegnet sind,
stehen sich Diana Damrau (Sopran) und
Jamie Barton (Mezzosopran) gegenüber.
Bei dieser Begegnung eskalieren die
Rivalitäten, es kommt zu hasserfüllten
Beleidigungen. Hier fasst Elisabeth den
Entschluss, Mary töten zu lassen.
CINEMATTE
Wasserwerkgasse 7, 031 312 45 46,
www.cinematte.ch
18.30 (SA) O/D AB 10 J.
Honeyland
Doku: In Mazedonien führt eine Imkerin
ein beschauliches Leben – bis sie neue
Nachbarn bekommt.
13.30 (SO) F/D AB 12 J.
Hors Normes
Bruno und Malik bilden junge Menschen
aus benachteiligten Verhältnissen zu
Betreuern aus.
21.00 (SA) O/D/F AB 16/14 J.
PARASITE
Einer arbeitslosen Familie gelingt es,
sich Jobs zu erschleichen – mit überraschenden
Folgen.
CINEMOVIE
Seilerstrasse 4, 031 386 17 17,
www.quinnie.ch
15.30/20.30 (SA-MI) D AB 6 J.
Die Känguru-Chroniken
Die Kreuzberger WG von Marc-Uwe und
dem Känguru ist durch ein riesiges
Immobilienprojekt bedroht.
16.30 (SA-MI) E/D/F AB 10/6 J.
Emma
England zu Beginn des 19. Jahrhunderts:
Die charmante Emma versucht
sich als Heiratsvermittlerin.
12.00 (SA-MI) F/D AB 16 J.
La Fille au bracelet
Die 17-jährige Lise (Mélissa Guers)
wird beschuldigt, ihre beste Freundin
ermordet zu haben. Zwei Jahre nach
der Tat lebt sie mit einer elektronischen
Fussfessel zuhause und der Mord-Prozess
steht an.
13.30/19.45 (SA-MI) F/D AB 14/12 J.
Notre dame
Der neue Film von und mit Valérie Donzelli
ist eine frech-verspielte Komödie
rund um eine der berühmtesten
Kirchen der Welt.
18.00 (SA-MI) DIALEKT/F AB 14/12 J.
Platzspitzbaby
Nach der Aufl ösung des Platzspitzes
ziehen Mia und ihre drogenabhängige
Mutter ins Zürcher Oberland.
20.00 (SA-MI), 14.15 (MO-DI) E/D/F AB 12 J.
Richard Jewell
Ein Wachmann meldet den Behörden
1996 ein Attentat – doch war vielleicht
er der Täter?
14.30 (SA-SO/MI) D AB 6/0 J.
Trolls World Tour
Die Welt der Trolls gerät aus den Fugen,
als sie merken, dass sie nur eine von
sechs Trolls-Arten sind.
12.30/17.15 (SA-MI) O/D/F AB 12/10 J.
Woman
In intimen Interviews enthüllen Frauen
aus aller Welt ihre innersten Gefühle,
berichten von den Herausforderungen
des Lebens und erklären, was es für sie
heißt, Frau zu sein.
KINO REX
Schwanengasse 9, 031 311 75 75,
www.rexbern.ch/
14.30 (SA/MI) D AB 8 J.
Die Schwarzen Brüder
Die Adaption von «Die Schwarzen Brüder»
zeigt ein düsteres Kapitel Tessiner
Sozialgeschichte.
20.30 (SA-SO), 11.30 (SO), 21.00 (MO-MI)
SPANISCH/D/F AB 16 J.
Ema
Eine Tänzerin sucht in den Strassen
Valparaísos nach ihrer persönlichen
Befreiung.
18.00 (MO) F/D AB 16/0 J.
Habemus Papam
Nanni Morettis dramatisch angehauchte
Komödie um einen frisch gewählten
Papst, der sich vor dem Amt drücken
möchte.
21.00 (SA), 12.00 (SO) O
Have You Seen My Movie?
Der Filmregisseur und bildende Künstler
Paul Anton Smith montierte Filmszenen
aus über 100 Werken der Filmgeschichte,
die im Kino spielen, zu einer Ode ans
Kino und Filmeschauen.
18.00 (SO) F/D
La belle noiseuse
Michel Piccoli schlüpft in die Haut eines
mürrischen und zarten Malers. Jacques
Rivette nimmt sich vier Stunden Zeit,
um den künstlerischen Schöpfungsprozess
selbst auf die Leinwand zu bannen.
Das gelingt ihm mit atemberaubender
Authentizität.
18.00 (DI) O/D
Le journal d’une femme de chambre
(2004)
Eine Kammerzofe trifft bei ihrer neuen
Stelle auf das Panoptikum einer verfallenden,
präfaschistischen Gesellschaft.
Michel Piccoli in einer seiner Rollen, in
denen er sich der Lust ausserhalb der
Normen hingibt.
18.00 (SA) F/D AB 16/0 J.
Le mépris
Meisterhafte Satire von Jean-Luc Godard
mit Brigitte Bardot und Fritz Lang.
18.00 (MI) F/D
Max et les ferrailleurs
In Claudes Sautets vorzüglich inszeniertem
Krimi spielt Piccoli einen hinterhältigen
und manipulativen Perversen,
der mit Romy Schneider alias Lily ein
seltsames und paradoxes Paar bildet.
Eine seiner schwindelerregendsten
Leistungen.
Inserat
14.30 (SO-DI) O/D/F AB 12 J.
Om det oändliga
Roy Andersson denkt über das menschliche
Leben in all seiner Schönheit und
Grausamkeit nach.
17.30 (SA-MI) O/D/F AB 12/0 J.
The Perfect Candidate
Die junge saudi-arabische Ärztin
Maryam lässt sich aus Frustration als
erste weibliche Kandidatin für den
Stadtrat aufstellen.
15.00 (SA-MI), 20.30 (MO-MI) O/D/F
AB 16 J.
You Will Die at 20
In einem Dorf zwischen Blauem und
Weissem Nil verheisst der religiöse
Führer der Mutter eines Neugeborenen,
dass ihr Sohn mit 20 sterben werde.
Visuell betörend und mit grossem
Respekt vor der Tradition erzählt der
in Venedig und Fribourg preisgekrönte
Film – der erste aus Sudan sein 40
Jahren! –, von Aberglaube und Glaube,
Schicksal und Prophezeiung.
LICHTSPIEL
Inserat
20.00 (MI) O/D
Hero (2002)
Im dritten Jahrhundert vor Christus
versucht der – historisch verbürgte und
von den Geschichtsschreibern als Tyrann
porträtierte – König Qin, die Herrschaft
über ganz China zu erringen. Seine Gegner
setzen Attentäter wie Flying Snow
und Broken Sword auf ihn an. Zehn Jahre
halten diese den Herrscher in Schach.
Doch dann kommt der Provinz-Hauptmann
Nameless an den Hof. Er offeriert
dem Kaiser die Lösung seines Problems.
20.00 (SO) O
Kurze Filme aus dem
Lichtspiel-Archiv
20.00 (MO) F/E
La mort de Mario Ricci
Auf einer Baustelle kommt der Motorradfahrer
Mario Ricci zu Tode; der Gelehrte
Henri Kremer, der in nächster Umgebung
lebt, gerät darüber in ein Schweigen;
und ein Journalist wiederum, der
sich für ebendiesen Wissenschaftler
interessiert, gerät ob diesem Schweigen
ins Grübeln.
Sandrainstrasse 3
www.lichtspiel.ch
18.15 (MI) O
Die 00er-Jahre: Neue Heldinnen zum
Jahrtausendwechsel
Die Comicverfi lmung Persepolis von
Marjane Satrapi und der Kampfkunstfi lm
Hero von Zhang Yimou bilden künstlerische
Gegenpole zur amerikanischen
Maschinerie und gewinnen weltweit
zahlreiche Festivalpreise.
Inserat
Samstag 8.00 – 11.00 Uhr
Mit Bruce & Gästen
Nr. 35 Freitag, 5. Juni 2020 Anzeiger Region Bern / Berner Kulturagenda 29
Look down, luck up
Illustration: Blackyard, www.blackyard.ch
30
Anzeiger Region Bern / Berner Kulturagenda Nr. 35 Freitag, 5. Juni 2020
«Mir ist es fast nicht recht,
dass es uns so gut geht»
Markus Keller, Inhaber und künstlerischer Leiter des
Theaters an der Effingerstrasse, berührt es, dass die
Abonnenten dem Theater trotz Lockdown treu sind.
Markus Keller, zum ersten Mal
produziert das Theater an der
Effingerstrasse ein Stück, das
sowohl als Film als auch auf der
Bühne funktionieren muss. Es
dreht sich um die Kolumnen
«Business Class» des Schweizer
Schriftstellers Martin Suter. Was
war die grösste Herausforderung?
Das Stück ist eine Fortsetzungsgeschichte,
deren einzelne Folgen
man online als Film oder möglicherweise
später mal im Theater anschauen
kann. Sowohl für die Zuschauer
als auch für uns, ist das eine
neue Form. Für mich als Theatermacher
ist die Herausforderung dabei
weniger gross als für die Filmschaffenden.
Ich bleibe ganz der Theaterregisseur,
der entsprechende Anweisungen
gibt. Für die Filmequipe ist
die Aufgabe schwieriger: Sie produziert
einen Film, bei dem man gleichzeitig
spüren soll, dass es ein Theater
ist. Das ist keine einfache Aufgabe.
Im Stück nehmen Sie Bezug auf die
aktuelle Situation der Corona-
Pandemie und verweben diese mit
Episoden aus «Business Class». Die
Topmanager im Stück können wegen
des Lockdowns nicht nach Hause
fliegen, stranden am Flughafen und
stehen plötzlich mit leerer Agenda
da. Was machen leere Agenden mit
Menschen?
Dafür gibt es wohl keine allgemeingültige
Antwort. Im Stück ist es
so, dass die beiden Topmanager auf
sich selber zurückgeworfen werden.
In meinem Fall zum Beispiel war es
aber gerade umgekehrt: Wir hatten
während des Lockdowns mehr zu tun
als in normalen Zeiten, es gab keine
leere Agenda. Wir mussten unsere
Abonnentinnen und Abonnenten
pflegen, die Administration rund um
die Kurzarbeit hat uns gefordert und
dazwischen fanden die Theaterproben
statt.
Hätten Sie demnach gerne etwas
mehr Leere in Ihrer Agenda?
Es ist nicht so, dass mich die
Mehrarbeit belastet hat. Unsere Arbeit
hat allen im Team, trotz der besonderen
Umstände, Spass gemacht.
Ganz ehrlich: Mir ist es fast nicht
recht, dass es uns trotz der schwierigen
Zeit so gut geht. 92 Prozent unserer
Abonnenten wollten beispielsweise
das Geld für die verpassten
Aufführungen nicht zurück. Das hat
mich sehr berührt.
Sie übergeben die künstlerische
Leitung des Theaters im Sommer an
Ihren Nachfolger Alexander Kratzer.
Sind Sie froh, dass es nun etwas
ruhiger wird?
Das wird es nicht, mein Terminkalender
bleibt weiterhin voll (lacht).
Ich bleibe ja Inhaber des Theaters und
behalte damit die Oberaufsicht. Zudem
werde ich weiterhin bei zwei Stücken
pro Jahr Regie führen. Ich möchte
mich zudem künftig gerne vermehrt
dem Freilichttheater widmen und das
eine oder andere Stück für eine entsprechende
Produktion schreiben. Bis
anhin hatte ich einfach stets zu wenig
Zeit dafür.
Markus Keller: «Mit dem Theater bin ich frisch geblieben.»
Rückblickend auf Ihre eigene Karriere:
Was haben Sie durch «Business
Class» neu über Karriereplanung
gelernt, das Sie gar nicht wussten?
Severin Nowacki
Ich kann nur anhand meines eigenen
Beispiels sagen, was mir für eine
Karriere wichtig erscheint: Möglichst
kreativ und flexibel bleiben, auch
wenn es schwierig wird. Wir sind in
den vergangenen Jahren von einer
Kultureinrichtung zu einem richtigen
Kleinunternehmen geworden, mit
steigendem Umsatz. Das fordert einen
heraus. Früher hatten wir drei Eigenproduktionen
und ein Gastspiel, jetzt
machen wir alle Stücke selber. Unser
Administrationsaufwand hat enorm
zugenommen.
Das heisst, Ihre Arbeit ist anstrengender
geworden?
Das Wort anstrengend würde ich
nie verwenden. Die Arbeit hat mir immer
Spass gemacht. Mit dem Theater
bin ich frisch geblieben.
Sie waren einst Zeichner, dann
Sozialarbeiter, und haben später
nebst Theaterstücken auch Hörspiele
und Serien produziert. Ist ein
so vielfältiger Berufsweg heute noch
möglich?
Ich denke schon. Heute ist es viel
selbstverständlicher als damals, dass
man seinen erlernten Beruf nicht sein
ganzes Leben lang ausübt. Erstaunlich
finde ich hingegen, wie viele Menschen
heute Kunst machen wollen
oder das Gefühl haben, Künstler zu
sein. Da hat sich eindeutig etwas verändert.
Was braucht es, um als Künstlerin
oder Künstler durchzustarten?
Hartnäckigkeit. Man muss an sich
selbst und eine Idee glauben und bereit
sein, alles dafür zu geben. Eine
Garantie, Erfolg zu haben, ist das aber
nicht.
Interview: Mireille Guggenbühler
«Business Class» Online:
www.dastheater-effingerstr.ch
Impressum
www.facebook.com/simon.gruenig
Herausgeber: Verein Berner Kulturagenda
Die Berner Kulturagenda ist ein unabhängiges
Engagement des Vereins Berner Kulturagenda.
Sie erscheint wöchentlich mit dem Anzeiger Region
Bern und dem Fraubrunner Anzeiger in einer
Gesamtauflage von 172 270 Ex.
verein@bka.ch
Leitung Mitgliederbereich:
Beat Glur, beat.glur@bka.ch
Redaktion: redaktion@bka.ch
Leitung: Sarah Sartorius (sas),
sarah.sartorius@bka.ch
Katja Zellweger (kaz), katja.zellweger@bka.ch
Lula Pergoletti (lup), lula.pergoletti@bka.ch
Vittoria Burgunder (vit), vittoria.burgunder@bka.ch
Praktikum: Sandra Dalto (san), sandra.dalto@bka.ch
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser
Ausgabe:
Blackyard, Silvano Cerutti, Beat Glur, Mireille
Guggenbühler, Sibylle Heiniger, Stephan Ruch,
Vera Urweider
Layout: prepress@anzeigerbern.ch
Druckvorstufe: prepress@anzeigerbern.ch
Verlag/Inserate: Simon Grünig,
simon.gruenig@bka.ch
Adresse: Berner Kulturagenda, Grubenstrasse 1,
Postfach 32, 3123 Belp
Telefon 031 310 15 00, Fax 031 310 15 05
www.bka.ch
Agendaeinträge:
Eingabe in die Datenbank der Berner Kulturagenda:
Auf www.bka.ch klicken Sie auf den Link
«Event hinzufügen». Bei technischen Problemen
oder Fragen wenden Sie sich an 031 310 15 08
oder per E-Mail an veranstaltungen@bka.ch
Über die Aufnahme in die Berner Kulturagenda
entscheidet die Redaktion der Berner Kulturagenda.
Verleger: Gemeindeverband Anzeiger Region
Bern, Postfach 5113, 3001 Bern
Rechtlicher Hinweis: Redaktionelle Beiträge
und Inserate, die in der Berner Kulturagenda abgedruckt
sind, dürfen von nicht autorisierten Dritten
weder ganz noch teilweise kopiert, bearbeitet oder
sonstwie verwendet werden. Insbesondere ist es untersagt,
redaktionelle Beiträge und Inserate – auch in
bearbeiteter Form – in Online-Dienste einzuspeisen.
Die Berner Kulturagenda dankt der Stadt Bern
für die finan zielle Unterstützung.
Die Welle bäumt sich vor Fotograf Simon Grünig auf, bevor sie bricht: Der Zugang des Zentrums Paul Klee war lange menschenleer. Nun herrscht wieder Betrieb.
Nr. 35 Freitag, 5. Juni 2020 Anzeiger Region Bern / Berner Kulturagenda 31
«Diese Fragen treiben uns alle um»
Der gebürtige Aargauer, Hans Ulrich Glarner, Vorsteher Amt für Kultur des Kantons Bern, lebt heute in Bern. In «normalen» Zeiten ist er an Kunstvernissagen,
Konzerten oder in Theatern anzutreffen. Im Moment aber kümmert er sich um ganz andere Dinge, wie Ausfallentschädigungen, Gesuche
und die Zukunft der Kultur im Kanton Bern.
Hans Ulrich Glarner, Vorsteher Amt für Kultur des Kantons Bern.
Hans Ulrich Glarner, nach zwei
Monaten Stillstand kommt die
Kultur «süferli» wieder in Fahrt. War
das Amt für Kultur in dieser Zeit
des Lockdowns ebenfalls zur
Untätigkeit verdammt? Oder gab es
genug zu tun? Oder gar mehr als
sonst?
Für uns war es eine sehr intensive
Zeit. Die Unterstützungsmassnahmen
für den Kultursektor mussten
innert kürzester Zeit umgesetzt werden.
Nebst dem Tragen der Verantwortung
für den Vollzug im Kanton
Bern, leite ich die Delegation der
Kantone. Deshalb bin ich in engem
ZVG
Kontakt mit meinen Amtskolleginnen
in den 25 anderen Kantonen und
mit dem Bund.
Waren Sie und die Mitarbeitenden
im Amt für Kultur im Homeoffice?
Und sind inzwischen wieder alle
zurück in ihren Büros?
Die Mehrheit ist bis zum 8. Juni im
Homeoffice, was sehr gut funktioniert.
Einige Aufgaben – vor allem im
Archäologischen Dienst – können jedoch
nur analog wahrgenommen werden.
Ich selber bin tagsüber im Büro,
Homeoffice mache ich an den Wochenenden.
Der Bundesrat hat im Lockdown für
die Kultur insgesamt 280 Millionen
Franken gesprochen. Wieviel davon
ging an den Kanton Bern? Wieviel
von diesem Geld hat der Kanton
bereits verteilt? Reicht das Geld für
alle, die es nötig haben?
Für die erste Phase stehen uns für
Ausfallentschädigungen 30 Millionen
Franken zur Verfügung, 15 Millionen
vom Bund und 15 Millionen hat der Regierungsrat
des Kantons Bern bewilligt.
Bis zum 18. Mai konnten wir bereits
gut 1,1 Millionen zusprechen.
Noch kann keine verlässliche Prognose
für den weiteren Verlauf gemacht
werden.
Neben den nicht-rückzahlbaren
Ausfallentschädigungen konnten
Kulturbetriebe ja auch noch Gesuche
für rückzahlbare Darlehen stellen.
Beantragen Kulturbetriebe zusätzlich
auch Darlehen?
Ausfallentschädigungen werden
ganz klar bevorzugt. Zu den genannten
30 Millionen Franken kommen noch
die Bundesmittel für rückbezahlbare
Darlehen, die aber kaum nachgefragt
sind und deshalb nicht über den
20. Mai hinaus angeboten wurden.
Der Bundesrat hat die Geltungsdauer
seiner Unterstützung bis Mitte
September verlängert – mehr Geld
gibt es jedoch nicht. Dieser Entscheid
hat in der Kulturszene für
Unverständnis gesorgt. Wie geht der
Kanton damit um?
Der Bundesrat hat am 13. Mai zusätzlich
50 Millionen Franken für
Ausfallentschädigungen bewilligt,
die vorher für Soforthilfen reserviert
waren. Die Kantone sind nun gefordert,
ihrerseits nochmals 50 Millionen
Franken zu sprechen. Wenn das
überall klappt, stehen insgesamt
100 Millionen zusätzlich für Ausfallentschädigungen
zur Verfügung. Damit
kann sehr viel bewirkt werden.
Immerhin überwiegt in der Szene der
Eindruck, dass in der Anfangsphase
unbürokratisch und grosszügig
vorgegangen wurde. Unsicherheit,
ja gar Angst, herrscht jedoch die
Zukunft betreffend. Was, wenn eine
zweite Welle kommt? Was, wenn die
Corona-Regeln, etwa der Zwei-
Meter-Abstand zwischen Künstlern
und Besuchenden auch in Zukunft
eingehalten werden müssen?
Das sind tatsächlich Fragen, die uns
alle umtreiben und auf die es noch keine
Antworten gibt. Viele Kulturschaffende
und Kulturinstitutionen haben
spontan sehr kreativ auf die enormen
Herausforderungen reagiert. Doch
auch in den kommenden Monaten wird
vieles nicht oder nur in veränderter
Form stattfinden können. Ich hoffe auf
das Publikum, dass es ebenso experimentierfreudig
und anpassungsfähig
wie die Schaffenden sein wird.
Konkret: Werden die Subventionen
auch nächstes Jahr ausbezahlt, selbst
wenn die Kultur Corona-bedingt da
und dort immer noch nur teilweise
oder gar nicht stattfinden kann?
Der Kulturkanton Bern war bis
jetzt ein verlässlicher Partner. Ich hoffe,
dass er dies auch unter den erschwerten
Bedingungen bleiben
kann. Wir werden aber alle – Kulturschaffende,
Publikum und Förderer –
ausserordentlich gefordert sein, uns
den Veränderungen anzupassen.
Ganz privat: Was tun Sie, der Sie
sonst regelmässig an Kunstvernissagen,
Lesungen, Konzerten oder im
Theater anzutreffen sind, nun an den
vielen freien Abenden?
Ich habe spielerisch mein Französisch
wieder etwas aufgemöbelt und
endlich wieder mehr Zeitung gelesen.
Doch der Arbeitstag zieht sich oft in
den Abend hinein, was mich aber
nicht stört: Die Motivation ist gross, in
dieser Krisenzeit sinnstiftend wirken
zu können.
www.erz.be.ch
Interview: Beat Glur
Hans Ulrich Glarner wurde 1959
in Wildegg AG geboren und lebt
heute in Bern. Er studierte
Germanistik, Geschichte und
Kulturmanagement in Zürich
und Salzburg. Er arbeitete als
Kulturredaktor beim «Aargauer
Tagblatt», war Leiter des
Stapferhauses in Lenzburg und
von 2002 bis 2013 Kulturbeauftragter
des Kantons Aargau. Seit
Herbst 2013 ist er Vorsteher des
Amts für Kultur des Kantons Bern.
«Ich bin froh, mich draussen bewegen
zu können»
Helen Hirsch, Direktorin Kunstmuseum Thun, arbeitet nach wie vor auch im Homeoffice,
kocht am Abend oft, liest und freut sich über die aktuellen Ausstellungen «Lange Arme,
kurze Beine», «N-01» und «enter».
Helen Hirsch, gibt es trotz behördlich
verordneter Schliessung im
Betrieb zu tun, oder ist man als
Veranstalterin zur Langeweile
gezwungen?
Nein, im Gegenteil! Die Schliessung
des Kunstmuseums Thun mit gut besuchten
Ausstellungen und des
Thun-Panoramas war für alle Beteiligten
ernüchternd und verlangte ein
schnelles Umdenken. Wöchentliche
Änderung der Programmplanung und
ständige neue Beurteilungen mit Erarbeiten
von Plan B (oder auch C!) gehören
zur Tagesordnung. Im Hintergrund
haben wir unter anderem im
Depot gearbeitet, Aufräumarbeiten
erledigt oder Kataloge zu den aktuellen
Ausstellungen von Christine
Streuli und Sarah Oppenheimer realisiert.
Auch die Ausstellung und der Katalog
der bevorstehenden Ausstellung
ab 8. August, «Johannes Itten & Thun»
mit vielen Leihgaben wird auf Hochtouren
vorbereitet.
Hat das Kunstmuseum Thun trotz
verschlossener Türen den Besucherinnen
und Besuchern etwas
geboten?
Wir haben schnell auf die neue Situation
reagiert und sind auf die umfassenden
Möglichkeiten der digitalen
Vermittlung und Kommunikation
ausgewichen.
Carolina Piasecki
Helen Hirsch
Wann wurde der Betrieb wieder
aufgenommen und mit welchem
Programm wurde wiedereröffnet?
Es freut uns, dass wir seit dem
12. Mai die Ausstellungen «Lange
Arme, kurze Beine» von Christine
Streuli, «N-01» von Sarah Oppenheimer
und im Projektraum «enter», mit
der Schenkung von Hans und Marlis
Suter, wieder zeigen können. Auch
das Thun-Panorama öffnete seine
Türen wieder. Leider mussten wir alle
Veranstaltungen und Führungen bis
Ende Juni streichen.
Kommt das Kunstmuseum Thun
finanziell über die Runden oder wäre
es ohne staatliche Hilfe längst im
Minus?
Ohne Unterstützung durch Stadt,
Kanton und den Gemeindeverband
wären das Museum und das Panorama
nicht finanzierbar. Wir sind eine
städtische Institution mit regionaler,
nationaler und internationaler Ausstrahlung.
Wie verbringen Sie zurzeit Ihre
Abende daheim, hat sich seit dem
Corona-Lockdown etwas verändert?
Ich koche viel mehr als sonst, lese
und bin nach einem Tag im Homeoffice
sehr froh, wenn ich mich
draussen bewegen oder Velo fahren
kann.
www.kunstmuseumthun.ch
gl
kaspar.zehnder@home
Kaspar Zehnder, Flötist, Chefdirigent, Theater Orchester Biel-Solothurn (TOBS)
«‹Ich bin glücklich, und ich freue mich
auf morgen!› sagte mir neulich meine
fünfjährige Tochter vor dem Einschlafen.
Auf meine Frage, was denn morgen
sei, antwortete sie: ‹Morgen ist
ein neuer Tag.›
Dieser unfreiwillig philosophische
Ausspruch schlug wie eine Bombe in
mein verstummtes Musikzimmer ein.
Ende der Schockstarre!
Nach der Talsohle kommt wieder
der Aufstieg, aber auf einen neuen
Berg mit neuem Ausblick. Die Aussichten
werden nicht mehr dieselben
sein wie zuvor.
Auf dem Weg in einen neuen Alltag
kann ich mir viel Zeit nehmen, das
Repertoire zukünftiger Konzerte zu
erarbeiten. Welch ein Luxus!
Ich analysiere sinfonische Werke
von Mahler und Bruckner, Strawinsky,
Enescu, Janáček, Bartók, Nielsen,
Prokofjew, Sibelius, Schostakowitsch,
und bereite sie für späteren praktischen
Gebrauch vor, dazu studiere ich
zahlreiche geistliche Werke, von Bach
bis Kodály, und viele Opern, von Wozzeck
bis Peter Grimes. Grossartig!
Gewiss: es schmerzt, dass ich meine
beiden Festivals absagen musste,
und ausfallende Konzerte werfen auch
existentielle Fragen auf. Gleichzeitig
aber erlebe ich die Zeit des Lernens
und Entdeckens zu Hause als enorm
inspirierend, und tatsächlich freue
auch ich mich auf jeden neuen Tag.» gl
www.tobs.ch
«Morgen ist ein neuer Tag»: Kaspar Zehnder ist inspiriert von seiner Tochter.
ZVG