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Magazin download - Theater Bonn

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Rohbau der <strong>Bonn</strong>er Oper, 1963<br />

1990 – kurz nach der Wiedervereinigung und gerade noch rechtzeitig vor<br />

dem Umzugsbeschluss – wurde der <strong>Bonn</strong>-Vertrag bis 1999 verlängert.<br />

Der Etat der Oper lag nun bei 33 Millionen DM, der des Schauspiels bei<br />

25 Millionen.<br />

BUNDESSTADTTHEATER<br />

Der Vertrag mit Riber wurde trotz seiner brillanten wirtschaftlichen Ergebnisse<br />

aus kulturpolitischen Gründen nicht verlängert. Die von ihm<br />

erreichten hohen Auslastungszahlen verführten die Stadt aber dazu, im<br />

Opernhaus einen zweiten Rang einzubauen, was sich im Nachhinein als<br />

Fehlentscheidung erwies. Riber verabschiedete sich 1992 verbittert aus<br />

seinem „Haus der Meistersinger“. Die Stadtspitze spekulierte auf einen<br />

berühmten Namen und engagierte Gian-Carlo del Monaco als neuen<br />

Opernchef. Der Vertrag wurde in der Köln-<strong>Bonn</strong>er Flughafen-Lounge<br />

unterschrieben. Del Monaco brachte viele großartige Inszenierungen<br />

mit ebenso großartigen Sängern auf die Bühne, verbreitete verschwenderischen<br />

Glanz, überzog sein Budget gern und zog nach der erneuten<br />

Zusammenlegung der Sparten 1997 nach Nizza. Sein Ballettchef Youri<br />

Vàmos wurde mit großem Erfolg Leiter der Tanzsparte in Düsseldorf.<br />

Die von Eschberg begonnene Qualitätssteigerung des Schauspiels setzte<br />

Manfred Beilharz ab 1991 konsequent fort: Autoren- und Ensemblepflege,<br />

viele Ur- und Erstaufführungen, eine deutliche künstlerische und intellektuelle<br />

Handschrift bei der Spielplangestaltung. Beilharz inszenierte<br />

in <strong>Bonn</strong> selten selbst, sondern kümmerte sich intensiv um eine inter-<br />

nationale Öffnung. Mit der ab 1992 alle zwei Jahre stattfindenden „<strong>Bonn</strong>er<br />

Biennale. Neue Stücke aus Europa“ schuf er gemeinsam mit Tankred<br />

Dorst einen regelmäßigen Treffpunkt für <strong>Theater</strong>leute aus aller Welt. Ab<br />

1997 leitete er als Generalintendant auch sehr erfolgreich die Oper. In<br />

der Bundeskunsthalle installierte er die neue Reihe „<strong>Bonn</strong> Chance!“ für<br />

zeitgenössisches Musiktheater. Das klassische Ballet wurde abgelöst von<br />

dem Choreographischen <strong>Theater</strong> unter Pavel Mikuláštik, was beim Publikum<br />

zunächst für Unmut sorgte. Die neue Truppe eroberte sich allerdings<br />

schnell die Herzen der Zuschauer.<br />

Nachdem der <strong>Bonn</strong>-Vertrag mit dem Bund abgelaufen war, der Regierungsumzug<br />

nach Berlin begann und massive Sparmaßnahmen beim<br />

<strong>Theater</strong> unvermeidlich wurden, verabschiedete sich Beilharz 2002 nach<br />

Wiesbaden.<br />

Die sofortige Einstellung der Bundeszuschüsse für die <strong>Bonn</strong>er Kultur<br />

12<br />

konnte zwar mit vereinten Kräften vermieden und in eine langsam sinkende<br />

Förderung verwandelt werden; die Einschnitte wurden aber schnell<br />

spürbar. Der Bevölkerungswandel in der Stadt, die immer noch zu den<br />

wenigen wachsenden in Deutschland gehört, war eklatant: Statt bildungsbeflissenen<br />

Beamten IT-Spezialisten, statt Botschaften Global Players,<br />

statt Diplomaten Migranten. Der Posttower wurde zum neuen Wahrzeichen,<br />

ein neues Profil als Wissenschaftsstadt und internationaler Kongress-Standort<br />

wurde in der 15jährigen Amtszeit der Oberbürgermeisterin<br />

Bärbel Dieckmann auf den Weg gebracht. Beethoven wurde zum kulturellen<br />

Marketingfaktor.<br />

Der Interims-Intendant Arnold Petersen schuf in der Spielzeit 2002/03 die<br />

Voraussetzungen für einen guten Beginn der Generalintendanz von Klaus<br />

Weise. Der hatte zu Beginn seiner Arbeit in Oberhausen 1991 zwar Oper<br />

und Ballett auflösen müssen, das Schauspiel jedoch schnell zu einem<br />

der wichtigsten in NRW gemacht. Weise setzte ab 2003 trotz erheblich<br />

geschrumpfter Mittel die <strong>Bonn</strong>er <strong>Theater</strong>arbeit mit großem Engagement<br />

fort. Er suchte mehr als seine Vorgänger den Dialog mit dem Publikum,<br />

bezog die inzwischen sehr professionell gewordene freie Szene in die Arbeit<br />

ein und belebte die Werkstatt mit neuen Projekten. Weise inszeniert<br />

in der Oper und im Schauspiel regelmäßig selbst und fürchtet sich nicht<br />

vor heiklen neuen Stücken ohne sichere „Renner“-Aussichten.<br />

Seine Entscheidung, den berühmten, politisch rigorosen Choreographen<br />

Johann Kresnik als neuen Tanztheater-Leiter nach <strong>Bonn</strong> zu holen, führte<br />

leider nicht zu den erwarteten wichtigen Impulsen. Seine umstrittenen<br />

Arbeiten wurden vom breiten Publikum nicht angenommen; für einen<br />

anspruchsvollen Neubeginn mit einem anderen eigenen Ensemble<br />

fehlte im städtischen <strong>Theater</strong>-Etat das Geld. 2008 wurde (wie an einigen<br />

anderen Häusern im deutschsprachigen Raum auch) die Tanzsparte geschlossen.<br />

Was jedoch keineswegs zu einer Tanz-Abstinenz führte: Die<br />

neue Reihe „Highlights des Internationalen Tanzes“ mit Gastspielen und<br />

Koproduktionen hat sich in kurzer Zeit bestens etabliert. Bitter war auch,<br />

dass die neu konzipierte „Biennale <strong>Bonn</strong>“ mit ihren Blicken auf fremde<br />

Kontinente nach drei gelungenen Auflagen 2008 dem Rotstift zum Opfer<br />

fiel. Erfreulicherweise konnte mit dem Blick zum näheren Frankreich<br />

zusammen mit dem Land NRW von <strong>Bonn</strong> aus jedoch das zuvor etwas<br />

hilflos vor sich hin laborierende NRW-<strong>Theater</strong>festival in klarere Bahnen<br />

gelenkt werden. 2008 und 2009 setzte „Westwärts“ mit herausragenden<br />

Schauspielproduktionen aus ganz NRW und einer Auslastung von weit<br />

über 90% Maßstäbe für die Nachfolger. Zwei <strong>Bonn</strong>er Schauspiel-Aufführungen<br />

gastierten erfolgreich in Paris.<br />

Als 2006 die Schließung der Kammerspiele zur Debatte stand, protes-

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