Themenschwerpunkte der 49. Ausgabe sind unter anderem:
Der Rothenberg - Trockene Kultrieslinge
TASTING Der Geisenheimer Rothenberg
Weitere Themen sind:
PORTRÄT Hugh Johnson: Der große Erzähler
RHEINGAU Rheingauer mit Schweizer Akzent – Urban Kaufmann
ZEITGESCHEHEN Der Wein und der Virus: Corona und die Folgen
RHEINHESSEN Wo die Seele im Ursprung liegt – Alexander Gysler
PFALZ Prickelnde Familiengeschichte – Weingut Winterling
AKTUELL Alles oder Nichts – Die Reformation des Weingesetzes
WÜRTTEMBERG Eigensinn im Glas – Weingut J. Ellwanger
RHEINHESSEN Eine Partitur großer Rieslinge – Friedrich Groebe
WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase zu Besuch im Einstein in Berlin
DIE PIGOTT KOLUMNE Die Wiederentdeckung des verlorenen Terroir-Schatzes
RHEINHESSEN Der Weinberg als Lebensnerv – Weingut Neef-Emmich
RHEINGAU Wenig Show, viel Eleganz – Fred Prinz
DAS GROSSE DUTZEND Château Haut-Bailly
VINOTHEK Der Weinlade in Karlsruhe
WORTWECHSEL Warum haben deutsche Winzer so viel Angst vorm Internet?
RHEINHESSEN Die Kunst der Reduktion – Weingut Bäder
WEIN UND ZEIT Weinbaugeschichte als Krisengeschichte
WÜRTTEMBERG Mann der Gegensätze – Christian Hirsch
GENIESSEN Traminer? Aber ja!
2| 2020 Deutschland € 15 Österreich € 16,90 Italien € 18,50 Schweiz chf 30,00
4197772 515002 02
DER ROTHENBERG
TROCKENE KULTRIESLINGE
Hugh Johnson Crémants Rheingau Vins Vivants Württemberg
Der große Erzähler Das Weingut Winterling Die Pinots des Das Weingut Gysler Das Weingut Ellwanger
des Weins in der Pfalz Urban Kaufmann in Rheinhessen und der Zweigelt
Was tun, wenn die Einnahmen wegbrechen? Wenn der Familienbetrieb
binnen weniger Wochen vor dem Aus steht? Mit diesen Fragen sehen sich derzeit
viele deutsche Winzer konfrontiert. Zeit zu handeln und zu unterstützen!
Das Weinmagazin FINE* hat aufgrund der aktuellen Corona-Krise die Initiative
für deutsche Winzer ins Leben gerufen. DIE IDEE: Sich solidarisch zeigen,
Wein kaufen, genießen – und die Winzer unterstützen. Eine Auswahl
einzigartiger Weine von einigen der besten Winzer Deutschlands gibt es ab
sofort mit unserer Sonderaktion 5+1 auf: www.wine-selection.de
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WEINGUT SANKT ANTONY
2019 ROSÉ TROCKEN
VDP.GUTSWEIN
Der Inbegriff eines spritzigen,
unkomplizierten Terassenweins:
aus Spätburgunder gekeltert, mit
viel Kirsch- und Erdbeeraromatik
und dezenter Perlage, die den
Wein richtig spritzig macht.
pro Flasche € 7,50 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT ALEXANDER GYSLER
2018 FELDSTÄRKE
GRAUBURGUNDER TROCKEN
Kraft, Frucht, Frische und
Lebendigkeit – die Stärken dieses
Grauburgunders. Ein Wechselspiel
von Steinfrucht, exotischen Noten,
Zitrus und Quitte verbindet sich
mit Extrakt und nussigen Noten.
pro Flasche € 9,50 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT GROEBE
2018 RIESLING TROCKEN
VDP.GUTSWEIN
Eine Selektion aus besonderen
Parzellen, die besonders von der
Sonne profitieren. Ein Wein mit
kräftiger Mineralität und Frische,
der nach Pfirsich, Zitrusfrucht
und Melone duftet.
pro Flasche € 10,50 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT BÄDER
2018 WEISSBURGUNDER
TROCKEN
Ein Weißburgunder mit dezent
würziger Note, die gemeinsam
mit dem Geschmack von
Birne, Apfel und einer leichten
Kräuteraromatik für den saftigen
Gesamteindruck sorgt.
pro Flasche € 8,90 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT NEEF-EMMICH
2019 WEISSER BURGUNDER
TROCKEN, GUTSWEIN
Tolle Aromatik nach Ananas,
saftiger Willams-Birne und
Mirabelle, am Gaumen mit schöner
Fülle und einer weichen und
anregenden Säure. Ein stoffiger
Nachhall mit einer Prise Exotik.
pro Flasche € 7,90 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT WINTERLING
2017/2019 WEISSBURGUNDER
TROCKEN
Mineralisch und frisch. Der Weinberg,
aus dem dieser Weißburgunder
entsteht, wächst auf kiesigem und
kalkhaltigem Boden. So wird daraus
ein mineralischer Burgunder mit feiner
Frucht und großem Lagerpotential.
pro Flasche € 6,90 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT KAUFMANN
2018 RHEINGAU RIESLING
TROCKEN
Ideal für alle, die das Terroir des
Rheingaus in vollen Zügen genießen
möchten: strahlend, elegant und
kraftvoll, saftig in der Säure und
schön trocken – ohne Fett auf
den Hüften.
pro Flasche € 10,50 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGÜTER WEGELER
2018 WEGELER RIESLING
TROCKEN VDP.GUTSWEIN
RHEINGAU
Kühler Duft nach knackigem Kernund
Steinobst und saftiger Zitrone.
Gebündelt und klar. Am Gaumen
mit schlankem Körper und langem
zitrusbetontem Finale. Zupackender
rassiger Typ mit klarer Kante.
pro Flasche € 10,50 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT FRED PRINZ
2019 RIESLING TROCKEN
„EDITION“ VDP.GUTSWEIN
BIO-WEIN
Eine Selektion aus besonderen
Parzellen, die besonders von der
Sonne profitieren. Ein Wein mit
kräftiger Mineralität und Frische,
der nach Pfirsich, Zitrusfrucht
und Melone duftet.
pro Flasche € 10,80 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT PRINZ ZU SALM
2018 RIESLING TROCKEN
Mit einem erfrischenden
Kohlensäure-Anteil, ganz leicht
perlend. Dazu die fruchtigen
Aromen von Zitrus und Aprikose,
am Gaumen mit lebendiger
Säure und guter Präsenz.
pro Flasche € 8,90 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT ELLWANGER
2018 LEMBERGER
BUNDSANDSTEIN TROCKEN
VDP.GUTSWEIN
Intensive Aromen Waldbeeren,
Zwetschgen und Cassis. Dazu
kommen Anklänge von Wacholder
und Pfeffer. Im Nachhall feingliedrig
mit balancierter Textur
und samtigem Finish.
pro Flasche € 8,90 | 0,75 l
*zzgl. Versandkosten
WEINGUT CHRISTIAN HIRSCH
2018 WILDKLASSE RIESLING
FRUCHTIG & TROCKEN
In der Nase mit satter Frucht und
sehr verspielt, mit einem kleinen
Süße-Touch. Die Säure angenehm,
für unkomplizierten Trinkgenuss.
pro Flasche € 5,90 | 0,75 l
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WEINanderHelfen ist eine Aktion von FINE DAS WEINMAGAZIN und WINE SELECTION
Die Weine sind ein Angebot von awl GoodFood GmbH, Johannisburg 1, 35792 Löhnberg | *Preise zzgl. Versandkosten wie unter www.wine-selection.de ausgewiesen.
FINE
DAS WEINMAGAZIN 2|2020
ALEXANDER GYSLER 40
WEINGUT WINTERLING 50
K.F. GROEBE 72
HUGH JOHNSON 14
DER GEISENHEIMER ROTHENBERG 24
WEIN & SPEISEN
IM EINSTEIN, BERLIN 80
WEINGUT NEEF-EMMICH 92
FRED PRINZ 100
WEINGUT KAUFMANN 28
DAS GROSSE DUTZEND 110 WEINGUT BÄDER 122 HIRSCH.WINE 134 WEINGUT ELLWANGER 64
7 FINE EDITORIAL ________________Ralf Frenzel
10 FINE NACHRUF _________________Thomas Schröder
14 FINE PORTRÄT __________________Hugh Johnson: Der große Erzähler
24 FINE TASTING ___________________Der Geisenheimer Rothenberg
28 FINE RHEINGAU ________________Rheingauer mit Schweizer Akzent – Urban Kaufmann
32 FINE ZEITGESCHEHEN _________Der Wein und der Virus: Corona und die Folgen
40 FINE RHEINHESSEN ____________Wo die Seele im Ursprung liegt – Alexander Gysler
50 FINE PFALZ _____________________Prickelnde Familien geschichte – Weingut Winterling
58 FINE AKTUELL __________________Alles oder Nichts – Die Reformation des Weingesetzes
64 FINE WÜRTTEMBERG ___________Eigensinn im Glas – Weingut J. Ellwanger
72 FINE RHEINHESSEN ____________Eine Partitur großer Rieslinge – Friedrich Groebe
80 FINE WEIN UND SPEISEN _______Jürgen Dollase zu Besuch im Einstein in Berlin
88 FINE DIE PIGOTT KOLUMNE ____Die Wieder entdeckung des verlorenen Terroir-Schatzes
92 FINE RHEINHESSEN ____________Der Weinberg als Lebensnerv – Weingut Neef-Emmich
100 FINE RHEINGAU ________________Wenig Show, viel Eleganz – Fred Prinz
110 FINE DAS GROSSE DUTZEND __Château Haut-Bailly
114 FINE VINOTHEK _________________Der Weinlade in Karlsruhe
118 FINE WORTWECHSEL ___________Warum haben deutsche Winzer so viel Angst vorm Internet?
122 FINE RHEINHESSEN ____________Die Kunst der Reduktion – Weingut Bäder
130 FINE WEIN UND ZEIT ___________Weinbaugeschichte als Krisengeschichte
134 FINE WÜRTTEMBERG ___________Mann der Gegensätze – Christian Hirsch
142 FINE GENIESSEN _______________Traminer? Aber ja!
146 FINE ABGANG __________________Ralf Frenzel
4 FINE 2 | 2020 INHALT
INHALT FINE 2 | 2020 5
LIEBE LESERINNEN,
LIEBE LESER,
es sind wahrhaft ungewöhnliche
Zeiten, in denen wir
gerade leben. Zeiten, die vieles,
was bisher gewohnt und
selbstverständlich war, in
einem neuen Licht erscheinen
lassen und infrage stellen.
Unsere Welt, im Kleinen wie
im Großen, ist aus dem Takt
geraten, und man kann erahnen,
dass sich unser Leben
einschneidend und dauerhaft
verändern wird. Eine Veränderung muss nicht per se eine
Wende zum Schlechteren bedeuten, aber wie mit jedem einschneidenden
Wandel geht auch mit dem aktuellen eine große
Unsicherheit einher, mit der wir uns auseinandersetzen und
umzugehen lernen müssen.
Als Anfang März relativ schnell klar war, dass die ursprünglich
angedachten Themen der FINE aufgrund von Reise- und
Kontaktbeschränkungen nicht umzusetzen sein würden, standen
wir vor der Frage, ob die geplante Ausgabe überhaupt machbar
wäre. Rasch jedoch entschieden wir, dass es wichtig ist, ein
Zeichen zu setzen und wie geplant das neue Weinmagazin anzugehen.
In zahlreichen Gesprächen schilderten uns deutsche
Winzer ihre Situation. Durch den plötzlichen Ausfall von Gastronomie
und Handel brachen für sie binnen kurzer Zeit viele und
wichtige Umsätze weg, für manche mit existenziellen Folgen.
Das machte uns klar, dass wir aktiv helfen möchten, dass neben
der ideellen eine ganz konkrete Unterstützung notwendig ist.
Innerhalb kürzester Zeit haben wir – gemeinsam mit einem
Handelspartner – mit zwölf Winzern aus unserem Netzwerk
ein innovatives Weinangebot zusammengestellt, das unter dem
Motto #weinanderhelfen auf breiter Ebene beworben wird
und im Abverkauf für dringend benötigten Umsatz bei den
Weingütern sorgt.
Begleitend dazu haben wir unsere Autoren ausgesandt,
um die Weingüter dieser Aktion zu besuchen und für diese
Ausgabe zu porträtieren. So entstand eine FINE, die ein wenig
anders ist als üblich und (fast) ausschließlich von deutschen
Weinen und Winzern berichtet. Noch bevor es unmöglich
wurde, Weinproben zu organisieren, durften wir beispielsweise
die ersten zehn Jahrgänge des Geisenheimer Rothenbergs
vom Weingut Wegeler im Rheingau verkosten und uns
von deren außergewöhnlichen Charakteristik beeindrucken
lassen. Ein wenig aus dem »deutschen« Rahmen in dieser
Ausgabe fällt unsere Rubrik Das Große Dutzend vom Weingut
Haut Bailly im Bordeaux, das wir Ihnen jedoch unbedingt
präsentieren möchten.
Unser Autor Daniel Deckers berichtet passend zur aktuellen
Situation von den großen Krisen des Weinbaus, die ganz unterschiedliche
Ursachen hatten: Von eingeschleppten Krankheiten
über Kriege und vom Wetter beeinflusste Notzeiten bis hin zu
hausgemachten Skandalen hat der Weinbau weltweit in der
Vergangenheit zahlreiche massive Einschnitte er- und überlebt.
Wie sich die aktuelle Lage auf die Arbeit der Winzer und ihre
wirtschaftliche Situation auswirkt, dem ist Stefan Pegatzky nachgegangen.
Außerdem haben wir zehn Winzer zu ihrer aktuellen
Situation befragt: wie es ihnen damit geht, was ihnen Sorgen
macht, welche positiven Seiten sie für sich mitnehmen. Die
Statements dazu haben wir im Heft verteilt. Daneben beschäftigt
die deutschen Winzer aber noch ein anderes großes Thema:
die Novelle des deutschen Weingesetzes. Ein Entwurf, in dem
viel Zündstoff steckt und der für reichlich Redebedarf der Verbände
und Verantwortlichen sorgt. Was sich für die Weinliebhaber
ändern wird und wo der Weinbranche Zerwürfnisse
drohen, hat Uwe Kauss nachgefragt.
Für uns persönlich liegt über dieser Ausgabe ein sehr großer
Schatten. Noch Anfang des Jahres besuchte ich unseren Chefredakteur
Thomas Schröder zuhause in Berlin. Nach langen
Wochen in Krankenbett und Reha schien er voller Zuversicht
und besprach mit mir mit großer Energie seine Zukunft bei
der FINE. Sein Wunsch war, ab der 50. Ausgabe als Mitherausgeber
weiter zur Verfügung zu stehen und gleichzeitig seine Verantwortung
als Chefredakteur in neue Hände zu legen. Leider
bewahrheitete sich die Textzeile John Lennons: »Leben ist
das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne
zu machen.« Nur kurze Zeit nach diesem letzten Zusammentreffen
verstarb Thomas Schröder. Ein Verlust, der mich auch
persönlich sehr erschüttert.
Thomas Schröders Wunsch war, die Chefredaktion an
Kristine Bäder zu übergeben. Als Redakteurin begleitet sie die
FINE bereits seit sieben Jahren. So war es aus der vertrauensvollen
Zusammenarbeit für ihn nur folgerichtig, ihr die Verantwortung
für die Fortführung und Weiterentwicklung der
FINE zu übertragen. Diesem Wunsch schließe ich mich gerne an
und freue mich, dass Kristine Bäder ab der kommenden Ausgabe
als Chefredakteurin für die FINE verantwortlich zeichnen wird.
Es ist eine ungewöhnliche FINE-Ausgabe, die Sie in den
Händen halten. Vielleicht finden Sie einen ruhigen Moment,
um eine gute Flasche Wein zu öffnen und den Geschichten in
diesem Heft mit einem Glas in der Hand ein paar ruhige Lesestunden
jenseits dieser fordernden Zeiten zu widmen.
Ihr Ralf Frenzel
Herausgeber und Verleger
EDITORIAL
FINE 2 | 2020 7
FINEAUTOREN
DANIEL DECKERS Die Lage des deutschen Weins ist sein Thema – wenn er nicht gerade als Politik-Redakteur der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Gott und die Welt, über Lateinamerika oder Rauschgift zur Feder greift. An der
Hochschule Geisenheim lehrt er Geschichte des Weinbaus und -handels. In seinem Buch »Wein. Geschichte und Genuss«
beleuchtet er durch mehr als dreitausend Jahre die Rolle dieses unschätzbaren Kulturguts als Spiegel der Zeitläufte.
JÜRGEN DOLLASE Kunst, Musik und Philosophie hat er in Düsseldorf und Köln studiert. Er war Rockmusiker und
Maler. Heute ist er der bei weitem einflussreichste Kritiker der kulinarischen Landschaft in Deutschland und Europa. Vielbeachtet
sind seine Bücher über die Kunst des Speisens; zuletzt erschien der Band »Geschmacksschule« in der Reihe SZ
Gourmet Edition (bei Tre Torri). Sein visionäres Kochbuch »Pur, präzise, sinnlich« widmet sich der Zukunft des Essens.
URSULA HEINZELMANN Die Gastronomin und gelernte Sommelière schreibt unter anderem für die Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung, für Efflee und Slow Food sowie Bücher zum Thema Essen und Trinken. Das aktuelle Buch,
»China – Die Küche des Herrn Wu«, (bei Tre Torri) gibt tiefe Einblicke in die vielfältige Kochkunst der Chinesen.
SIGI HISS Auch nach einigen zehntausend Weinen ist das Verkosten immer noch seine große Leidenschaft – sei es in
internationalen Jurys, im Auftrag renommierter Weinpublikationen oder für Weingüter. Bei der Bewertung der Weine
sind ihm Unabhängigkeit und Neutralität unabdingbarer Grundsatz. Seine Publikationen erscheinen in den wichtigen
Fachmedien. Für alles außer Spirituosen ist er zu begeistern, seine besondere Liebe gilt allem, was gereift ist.
UWE KAUSS In Weinkellern kennt er sich aus: Der Autor und Journalist schreibt seit zwanzig Jahren über Wein, etwa
für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, das Weinmagazin Enos, wein.pur und Genuss-Magazin in Wien und
das Internetportal wein-plus.eu. Daneben hat er sechzehn Sach- und Kindersachbücher, einen Roman und zwei Theaterstücke
publiziert.
STEFAN PEGATZKY Der promovierte Germanist kam 1999 nach Berlin und erlebte hautnah mit, wie sich die
Metropole von der Bier- zur Weinstadt wandelte. Seit einigen Jahren schreibt er regelmäßig über Wein und Genuss. In
der Tre-Torri-Reihe »Beef!« erschien der Band »Raw. Meisterstücke für Männer«, in der »Gourmet Edition – Kochlegenden«
die Bücher zu Hans Haas, Harald Wohlfahrt und Marc Haeberlin.
STUART PIGOTT In der gehobenen Weinwelt ist er ein Begriff. Seit der 1960 in London geborene studierte Kunsthistoriker
und Maler im Wein, im deutschen Wein zumal, sein Lebensthema fand, hat er sich mit unkonventioneller
Betrachtungsweise in die Ränge der weltweit geachteten Autoren und Kritiker geschrieben. Sein Buch »Planet Riesling«
erschien bei Tre Torri.
RAINER SCHÄFER wuchs in Oberschwaben auf und lebt seit zwanzig Jahren in Hamburg, wo er über die Dinge
schreibt, die er am meisten liebt: Wein, gutes Essen und Fußball, stets neugierig auf schillernde Persönlichkeiten, überraschende
Erlebnisse und unbekannte Genüsse.
MICHAEL SCHMIDT Der »deutsche Engländer«, wie ihn die britische Weinszene nennt, schreibt für die Purple
Pages der Weinpäpstin Jancis Robinson über deutschen Wein. Bei Sotheby’s Wine Encyclopedia und dem World Atlas of
Wine von Hugh Johnson und Jancis Robinson ist er als Berater für das Kapitel Deutschland zuständig.
CHRISTIAN VOLBRACHT Der Journalist, Autor und Antiquar schreibt über Wein und Gastronomie, seit er für die
Deutsche Presse-Agentur in Paris gearbeitet hat. Seine besondere Leidenschaft gehört neben Wein und gutem Kochen
den Pilzen und Trüffeln. Er ist Sammler und Inhaber des Buchantiquariats MykoLibri, als Buchautor ergründete er das
Thema »Trüffeln – Mythos und Wirklichkeit« (bei Tre Torri).
MARTIN WURZER-BERGER Der studierte Künstler und katholische Theologe arbeitet in Münster als Maler und
importiert Weine, vor allem französische. Er ist Chefredakteur und Herausgeber der Avantgarde-Zeitschrift »Journal
Culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens« und Vorsitzender der Deutschen Akademie für Kulinaristik.
DIRK WÜRTZ Der Winzer war über Jahre Kellermeister in den Rheingauer Weingütern Robert Weil und Balthasar
Ress. Seit 2018 ist er in einer Beteiligungsgesellschaft zuständig für die Wein-Sparte; zudem wurde er zum Betriebsleiter
des Weinguts St. Antony in Nierstein ernannt. In seinem Blog schreibt er seit zehn Jahren über alles rund um den Wein.
Mit Uwe Kauss streitet er in unserer Kolumne »Wortwechsel« über aktuelle Themen der Weinszene.
Titel-Foto: Rothenberg, GUIDO BITTNER
8 FINE 2 | 2020 IMPRESSUM
Editorial-Foto: JOHANNES GRAU
VERLEGER UND HERAUSGEBER
Ralf Frenzel
ralf.frenzel@fine-magazines.de
CHEFREDAKTEURIN
Kristine Bäder
kristine.baeder@fine-magazines.de
REDAKTION
Alena Schröder
ART DIRECTION
Guido Bittner
MITARBEITER DIESER AUSGABE
Daniel Deckers, Jürgen Dollase, Ursula
Heinzelmann, Sigi Hiss, Uwe Kauss,
Reinhart Lang, Stefan Pegatzky, Stuart
Pigott, Rainer Schäfer, Michael Schmidt,
Martin Wurzer-Berger, Dirk Würtz
FOTOGRAFEN
Guido Bittner, Rui Camilo, Johannes
Grau, Alex Habermehl, Christof Herdt,
Arne Landwehr, Marc Volk
VERLAG
Tre Torri Verlag GmbH
Sonnenberger Straße 43
65191 Wiesbaden
www.tretorri.de
Geschäftsführer: Ralf Frenzel
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Judith Völkel
Tre Torri Verlag GmbH
+49 611-57 990
anzeigen@fine-magazines.de
DRUCK
X-PRESS Grafik & Druck GmbH, Berlin
FINE Das Weinmagazin erscheint
vierteljährlich zum Einzelheft-Preis
von € 15,– (D), € 16,90 (A),
CHF 30,– (CH), € 18,50 (I)
VERTRIEB
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH
www.dpv.de
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der
Verlag haftet nicht für unverlangt eingereichte
Manuskripte, Dateien, Datenträger und Bilder.
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Unsere Meisterwerke verlangen nach einem Meister.
Der Unterschied heißt Gaggenau.
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Jedes Produkt von Gaggenau hat einen unverwechselbaren Charakter,
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professionelle Leistung. Seit 1683.
Meisterwerke mit Dampf: gaggenau.com
Impressum.indd Alle Seiten 27.05.20 13:29
HUGH JOHNSON
DER GROSSE
ERZÄHLER
NIEMAND SCHREIBT SEIT JAHRZEHNTEN SO KENNTNISREICH
UND BEGEISTERND ÜBER DIE WELT DER WEINE WIE DER
81-JÄHRIGE BRITE. SEINE PRIVATE WEINSAMMLUNG IST AUCH
DIE CHRONIK SEINER BEEINDRUCKENDEN KARRIERE: FÜR
JEDEN PERSÖNLICHEN UND BERUFLICHEN MEILENSTEIN
LAGERN IN JOHNSONS KELLER DIE GRÖSSTEN WEINE DES
ENTSPRECHENDEN JAHRGANGS.
Text MICHAEL SCHMIDT
Fotos ALEX HABERMEHL
Wer ist der beste Winzer der Welt? Es gibt nur zwei Arten von Menschen, die so eine
Frage überhaupt stellen würden: die, die von Wein nicht die geringste Ahnung haben
und glauben, dass man eine solche Frage so beantworten könnte wie die nach dem weltbesten
Fußballspieler, in dem Irrglauben, dass am Ende alles auf zwei oder drei Namen
hinausläuft. Oder die, die nur deshalb fragen, weil sie unbedingt die berühmtesten und
teuersten Weine im Keller haben müssen, um damit im Kreise ihrer Gesinnungsgenossen
zu beeindrucken und Neid zu erwecken.
Dagegen lässt sich die Frage, wer am besten
über Wein schreibt, ziemlich eindeutig
beantworten. Wer hier mit Robert Parker
kommt, liegt falsch. Dieser mag zu seiner aktiven
Zeit zwar der einflussreichste aller Kritiker gewesen
sein, dessen Urteil in der Welt der gehobenen Weine
das größte Gewicht hatte. Wenn es aber darum geht,
wer am einfühlsamsten das Interesse an der wundervollen
Welt des Weins erwecken konnte und immer
noch kann, auf unterhaltsamste Weise und meist mit
einem schelmischen Augenzwinkern, gibt es nur
einen Meister. Nicht viele Fachliteraten beherrschen
die Kunst, den Leser so zu fesseln, dass er ein Buch
oder einen Artikel bis zum letzten Wort nicht zur
Seite legen kann. Dem Briten Hugh Johnson gelingt
das beim Schreiben über Wein schon seit fast 60
Jahren scheinbar mühelos.
Ohne Zweifel hilft ihm dabei eine Eigenschaft,
mit der er ein tief verwurzeltes Klischee über den
typischen Engländer nicht besser bedienen könnte.
Aber er besitzt ihn wirklich, diesen bewundernswerten
britischen Humor, der nicht auf derbem
Witz, sondern feiner Ironie beruht, von der er auch
sich selbst nicht ausnimmt.
Tatsache ist, dass Johnson die beiden weltweit
meist verkauften Bücher der Weltweinliteratur
geschaffen hat, an deren Produktion er auch heute,
mit 81 Jahren, immer noch regen Anteil nimmt,
obwohl der wachsende Erfolg es notwendig gemacht
hat, die Arbeit auf viele Schultern zu verteilen. Vom
»Kleinen Johnson« (Hugh Johnson’s Pocket Wine
Book), einem seit 1977 jährlich erscheinenden
14 FINE 2 | 2020 PORTRÄT
PORTRÄT FINE 2 | 2020 15
DER GEISENHEIMER ROTHENBERG
WIEDERGEBURT EINES KULTWEINS
Von KRISTINE BÄDER
Fotos JOHANNES GRAU und GUIDO BITTNER
Es war eine kleine Sensation in der Weinszene, als der Tre Torri Verlag im März 2011 seine
Entdeckung präsentierte: FINE-Autor Daniel Deckers hatte im Magazin der Hessischen
Landesbibliothek in Wiesbaden die älteste Lagenkarte der Welt entdeckt. Die »Weinbau-
Karte des Nassauischen Rheingaus« datiert aus dem Jahr 1867 und unterteilt die besten
Lagen des Rheingaus in zwei Klassen. Der Hintergrund liegt auf der Hand: Je besser die
Qualität der Weine, die aus den jeweiligen Weinbergen kamen, desto höher die erzielten
Erträge und deren entsprechende Besteuerung.
Die Karte hielt einige Überraschungen bereit.
Eine der größten dürfte die Zuordnung der
Steillagen des Geisenheimer Rothenbergs in
die höchste Klasse der Lagen sein. Damit bewegte
er sich schon vor mehr als 150 Jahren auf Augenhöhe
mit Lagen wie Schloss Johannisberg, Steinberg,
Marcobrunn und Gräfenberg. »Vielleicht hatten
wir dieses Potenzial erahnt«, schreiben die Weingüter
Wegeler auf ihrer Internetseite. Schon in den
1980er Jahren hatte das Weingut gut fünf der heute
etwa sechs als VDP.Große Lage klassifizierten Hektar
im Kernstück des Rothenbergs gepachtet. Damals
nutzte man die Trauben vor allem als Grundlage
des berühmten »Geheimrat J« und schöpfte auch
die große Stärke der Lage aus, Rieslingtrauben mit
extrem hohen Mostgewichten für die edelsüßen
Spezialitäten des Weinguts hervorzubringen.
»Bis zum zweiten Weltkrieg war der Rothenberg
eine berühmte Lage. Dann geriet er in Vergessenheit«,
so Tom Drieseberg. Der Weingutsdirektor musste
dennoch zwei Jahre mit dem Besitzer verhandeln, um
ihm die Fläche endlich abkaufen zu können. Ende
2010 war es dann soweit und der Großteil der Steillage
ging in den Besitz der Weingüter Wegeler über.
Nur vier Monate später erlangte die Lage mit der Veröffentlichung
der alten Lagenkarte neuen Ruhm. »Vor
dem Fund der Karte hatte niemand den Rothenberg
auf dem Schirm, danach aber hätten wir die Fläche
mit Sicherheit nicht mehr kaufen können.«
Der Hausberg der Geisenheimer ist mit etwas
mehr als 152 Metern nicht gerade hoch. Seine erste
Erwähnung fand er schon im Jahr 1145 durch einen
Adeligen namens Ruthard de Rothenberch. Taunusquarzit
und roter Tonschiefer prägen den Boden
und färben ihn in der charakteristischen rötlichen
Farbe. Ob von dieser Färbung auch der Name des
Rothenbergs abgeleitet wurde, ist nicht ganz eindeutig,
möglich wäre auch die Herkunft vom Wort
»roden« im Sinne von »urbar machen«. Schon seit
dem späten 19. Jahrhundert wird in einer Kaolingrube
der so genannte Porzellanton im Tagebau
gewonnen. Interessanterweise gilt die weiße Tonerde
im Weinbau inzwischen als probates Mittel gegen
die Kirschessigfliege. »Der obere Teil des Rothen-
bergs ist nicht besonders steil und auch qualitativ
nicht so gut. Unsere Reben stehen in dem steileren
Teil. Dort wachsen sehr mineralische Rieslinge, die
eine knackige Säure haben. Und die Bedingungen
für wunderbare Trockenbeerenauslesen sind dort
perfekt«, erklärt Tom Drieseberg die Unterschiede
im Rothenberg.
Mit dem Jahr 2000 haben die Weingüter
Wegeler »eine Offensive im Bereich edelsüßer
Weine« gestartet, so Drieseberg.
Eine Offensive, die schnell mit Superlativen aufwarten
konnte: Unglaubliche 340 Grad Oechsle
wurden im Jahr 2011 bei einer Trockenbeerenauslese
gemessen und auch in den Jahren 2003, 2005
und 2007 knackte der gemessene Zuckergehalt die
300 Grad-Grenze. Die hochkonzentrierten, edelsüßen
Rieslinge aus dem Rothenberg sorgten auch
international für Furore: Im Jahr 2003 präsentierte
das Weingut einen edelsüßen Rothenberg am Time
Square vor 1500 begeisterten Besuchern der New
York Wine Experience.
Taunusquarzit und roter Tonschiefer geben dem
Boden Farbe und der Lage vermutlich ihren Namen.
Den ersten trockenen Riesling aus dieser Lage
füllten Tom Drieseberg und seine Frau Anja Wegeler-
Drieseberg mit dem Jahrgang 2009 auf die Flasche.
Der Ertrag der in den 70er Jahren gepflanzten Weinberge
wurde stark reduziert, die Trauben während
der Ernte streng selektioniert. Beides bildete die
Grundlage für einen Wein, der mit »Fülle und
Wucht« den Gegenentwurf zum mineralisch
geprägten »Geheimrat J« sein sollte. Die Resonanz
der Weinliebhaber ließ wenig Raum für Zweifel an
der Größe des Weins: Der Jahrgang war innerhalb
weniger Monate ausverkauft.
Mit dem Jahrgang 2018 kam nun der zehnte
Jahrgang des trockenen Rothenberg-Rieslings auf
den Markt. Man sagt den Weinen vom Rothenberg
nicht nur die Fähigkeit zu langer Reife nach,
sondern sogar einen gewissen Zeitbedarf, um sich
zu entfalten. Nach einer ersten Dekade war also
Zeit für eine Bestandsaufnahme aller Jahrgänge
trockenen Rieslings aus der wiederauferstandenen
Rheingauer Kultlage. Die Probe spiegelte eine
typische Charakteristik der Weine in allen Jahrgängen
wider. Die mineralische Eleganz, die man
auch dem »Geheimrat J« nachsagt, findet sich
ebenso in den Lagenweine aus dem Rothenberg,
gepaart mit einer geradlinigen Struktur. Nur in
warmen Jahrgängen kommen auch reife Fruchtaromen
zur Geltung. Zugleich wird die mineralische
Art von einer voluminösen Fülle begleitet. Eine
meist präsente, aber selbst in jungen Jahren nie harte
Säure verhindert, dass die Weine in ihrer ganzen
kraftvollen Art zu reinen Muskelpaketen werden,
sondern sich immer eine geschmeidige Eleganz
bewahren.
24 FINE 2 | 2020 TASTING
TASTING FINE 2 | 2020 25
WIE KOMMEN SIE DURCH DIE KRISE?
ZWISCHENRUF
»Wir sind hier ein sehr beliebtes Reiseziel für Genussmenschen,
Radfahrer, Wanderer, das findet gerade alles
nicht statt. Die wenigsten Weinfreunde fahren in ein Weingut,
wenn sie dort dann keinen Wein verkosten dürfen. Da
fehlt einfach das Erlebnis. Es ist auch nach acht Wochen
ein ungewohntes Gefühl, unsere leere Vinothek zu sehen.
Der Umsatz dort ist um 95 Prozent niedriger als letztes
Jahr. Wir haben schnell reagiert und innerhalb von zwei
Wochen einen Onlineshop an den Start gebracht. Die
Bestellungen, die wir darüber bekommen, zeigen, dass es
richtig war, hier schnell zu handeln.
Natürlich ist auch der Umsatz in der Gastronomie auf
null gesunken. Das ist schon beängstigend. Dafür ist der
Absatz an die Privatkunden gestiegen. Wir verkaufen nach
wie vor 50 Prozent unserer Weine direkt an den Endverbraucher,
das hat uns schon durch einige Krisen getragen.
Ich persönlich gehe gestärkt aus dieser Situation. Ich habe
das Gefühl, ich habe viele neue Aufgaben gemeistert und
fühle mich gut, das geschafft zu haben.«
Sandra Sauer, Weingut Horst Sauer, Franken
Foto: Christof Herdt
22 FINE 2 | 2020 FINE 2 | 2020 23
DER WEIN UND DER VIRUS:
CORONA
UND DIE
FOLGEN
Ob beim Pflanzen, bei der Pflege der Weinberge oder
bei der Lese, wie hier im Assmannshäuser Höllenberg:
Ohne Mitarbeiter aus dem Ausland geht es kaum. Viel
hängt davon ab, ob und unter welchen Bedingungen sie
während der Coronakrise einreisen und arbeiten können.
Für Deutschland bedeutet die Pandemie den dramatischsten Einschnitt seit dem
Zweiten Weltkrieg. Doch selbst wenn die Zukunft noch ungewiss ist, schalten
Teile von Politik und Gesellschaft bereits vom Krisenmodus zur Krisenroutine.
Und während in einigen Ländern die Pandemie gerade erst angekommen ist,
versuchen sich hierzulande bereits Erste an einem Resümee. Blickt man auf
die deutsche Weinbranche, so scheint diese mit einem blauen Auge davongekommen
zu sein. Die Langzeitfolgen hingegen werden erheblich sein. Ein
Zwischenbericht.
Von STEFAN PEGATZKY
36 FINE 2 | 2020 ZEITGESCHEHEN
Es war der Blick in den Abgrund. In der ersten Fernsehansprache ihrer Amtszeit hatte
Angela Merkel am Abend des 18. März 2020, einem Mittwoch, die Corona-Pandemie
als »größte Herausforderung für die deutsche Gesellschaft seit 1945« bezeichnet. Am
Freitagabend wurden die schockierenden Bilder des Briten Stuart Ramsay und seines
Teams ausgestrahlt, die als einzige Journalisten das Karnkenhaus im norditalienischen
Bergamo betreten durften: überfüllte Gänge, Bett an Bett mit dem Tod ringende Patienten
unter Beatmungsgeräten, Ärzte am Rande des Zusammenbruchs. Deutschland reagierte
mit einer beispiellosen Welle von Hamsterkäufen, über die im Nachhinein viel gespottet
wurde. Tatsächlich waren sie der Ausdruck blanker Angst. Niemand, der diese Tage erlebt
hat, wird sie je vergessen.
Deutschland ist, zumindest bis zum jetzigen
Zeitpunkt, vom Schlimmsten verschont
geblieben. Der Schaden jedoch, den das
Virus bisher auch hierzulande angerichtet hat, ist
gewaltig: erhebliche persönliche Einschränkungen,
die Vernichtung enormer Vermögenswerte sowie der
schlimmste Einbruch der Wirtschaftsleistung seit
dem zweiten Weltkrieg. Wie alle anderen Sektoren
versucht auch die Weinbranche, einen Überblick
über die Auswirkungen der Corona- Epidemie
zu gewinnen – auch wenn angesichts der noch
fragilen Lage nur vorläufige Antworten möglich
sind. Dennoch zeichnen sich bereits heute neben
kurz- und mittelfristigen Folgen auch langfristige
Veränderungen ab.
Phase eins war gekennzeichnet durch die bereits
zitierten Hamsterkäufe. Eine Analyse der Umsatzdaten
im Einzelhandel zeigt, dass in Deutschland auch
der Weinverkauf florierte: Um 9,5 Prozent war im
März 2020 in Deutschland gemäß des vom Deutschen
Weininstitut (DWI) beauftragten Haushaltspanels
des Marktforschungsinstituts Nielsen sowohl die
Menge wie der Umsatz von Wein im Vergleich zum
selben Zeitpunkt des Vorjahres gestiegen. Ähnliche
Zahlen kamen von zahlreichen Verbrauchermärkten
der westlichen Welt, besonders eindrucksvoll aus den
USA, wo nach einem Bericht von Wine Business der
Weinumsatz in der dritten Märzwoche um 66 Prozent
gestiegen war.
Aus diesen Zahlen ergaben sich unmittelbar
zwei weitere Fragen: Wurde der zusätzlich gekaufte
Wein auch getrunken? Und folgt nach dem Plus
wieder ein Minus? Tatsächlich zeigte sich, dass der
Trend zum Einbunkern keine einfache Panikreaktion
war, sondern einem rationalen Muster folgte. Analog
zur Industrie, die nach dem Zusammenbruch
der globalen Lieferketten neue Puffer-Konzepte
zur Lagerung umsetzte, wuchs die Bereitschaft
zur privaten Vorratshaltung. Entsprechend stieg
der Verkauf von Kühl-Gefrier-Kombinationen seit
März deutlich an, bei deutlich größerer Kapazität
der Geräte. Analog dürfte auch die durchschnittliche
Wein-Bevorratung der Haushalte deutlich
angestiegen sein – was Winzern und Weinhandel
kurzfristig Liquidität sicherte. Gleichzeitig stieg aber
auch, nicht unerwartet, der Weinkonsum deutlich
an: Krisen waren noch nie Zeiten der Abstinenz.
Auch wenn für Deutschland zum Redaktionsschluss
ZEITGESCHEHEN FINE 2 | 2020 37
DIE DOLLASE KOLUMNE
Jürgen Dollase
bei Siegfried Danler,
Martin Pelz und
Björn Wendlandt im
»Einstein Unter den Linden«
in Berlin
Fotos GUIDO BITTNER
WEIN &
80 FINE 2 | 2020 WEIN UND SPEISEN
SPEISEN
WEIN UND SPEISEN
WEIN UND SPEISEN FINE 2 | 2020 81
DIE STUART PIGOTT KOLUMNE
DIE WIEDER-
ENTDECKUNG DES
VERLORENEN
TERROIR-SCHATZES
In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 2004 machte ich eine Entdeckung, deren
Bedeutung ich erst viel später begriff. Ich war auf der »Wein in den Mai«-Party der
rheinhessischen Jungwinzergruppe »Message in a Bottle« auf dem hübschen Schloss
Sörgenloch, beziehungsweise in der Dorfhalle direkt daneben, einer Beton- Monstrosität
aus den 1970er Jahren, wo eine fröhlich wogende Menge die Weine der Jungwinzer
zu lauter Disco-Musik verkostete. Es gab viele gute Weine, aber der letzte Wein in der
Reihe verblüffe mich: 2003 Leckerberg Riesling trocken »S« stand auf dem Etikett.
Wirklich? Ich lachte über diesen mir unbekannten Namen, weil er mich an die kitschige
Weinwerbung der 1970er Jahre erinnerte. Dann probierte ich ihn und stellte sofort fest,
dass der Name nicht nur besonders passend, sondern der Wein darüber hinaus auch
tief und edel war.
Der Wein ist ziemlich genial! Wer hat ihn gemacht, fragte ich die
Menschen um mich herum, worauf sich mir ein junger Mann
Anfang zwanzig mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht
vorstellte: »Stefan Winter«. »Und wo kommen Sie und Ihr Leckerberg
her?«, fragte ich immer noch staunend. »Aus Dittelsheim-Hessloch«,
antwortete er, als sei das eine Selbstverständlichkeit. »Woher?!«, entfuhr
es mir, weil ich auch den Namen dieser Weinbaugemeinde nicht kannte.
Doch wenige Tage später stand ich im Leckerberg und bewunderte
die Riesling-Reben, die Ende der 1950er Jahre von Stefan Winters
Großvater gepflanzt worden waren. Sie gehörten nicht zu den damals
handelsüblichen Klonen, sondern waren eine eigene Rebselektion des
Opas. Er war offensichtlich ein Freidenker, wie Stefan es auch ist. Er
erzählte mir, wie nur wenige Wochen zuvor Hendrik Canis, damals
Sommelier des Restaurants Vau in Berlin-Mitte, 600 Flaschen des
Weins bestellt, und sich diese Nachricht wie ein Strohfeuer unter den
jungen deutschen Sommeliers verbreitet hatte. Peng! Über Nacht vom
Unbekannten zum Insider-Tipp werden – so etwas gab es im 20. Jahrhundert
in der deutschen Weinszene einfach nicht!
Stefan Winters Leckerberg war aber keine Eintagsfliege. 2013
wurde das Weingut Winter vom VDP aufgenommen und erzeugt seitdem
jedes Jahr drei der besten Riesling GGs Rheinhessens: Geiersberg,
Kloppberg und Leckerberg. Und seine Geschichte ist kein Einzelfall,
wie das Beispiel Daniel Wagner vom Weingut
Wagner-Stempel in Siefersheim beweist. Auch
meine erste Begegnung mit ihm führte zu einem
»Wo?!«-Moment für mich. Inzwischen sind seine
Riesling GGs aus den Lagen Höllberg und Heerkretz
längst neue deutsche Klassiker, die nicht nur reichlich
getrunken, sondern auch hoch geschätzt und
gerne gesammelt werden.
Diese Kombination von Winzern und Weinen
ist besonders spannend, weil beide so unterschiedlich
sind. Ein Heerkretz GG vom
Weingut Wagner-Stempel ist ein nahezu konträres
Geschmackserlebnis zu einem Leckerberg GG vom
Weingut Winter, obwohl es sich in beiden Fällen um
trockene Rieslinge mit 13% Alkoholgehalt handelt
und die anderen analytischen Werte der Weine ebenfalls
ziemlich ähnlich aussehen. Trotz seines Drives
ist Stefan Winters Leckerberg GG ein eleganter
und geschmeidiger Wein mit griffger Textur und
sanfter Mineralik. Dagegen wirkt Daniel Wagners
Heerkretz GG karg und fordernd, mit pointierter
Säure und kerniger Mineralik, die das Geschmacksfinale
stark prägen. Im Duft herrschen Noten von
Rauch bis Grapefruit und Maracuja vor, während
der Leckerberg eher durch Pfirsich und Mirabellen-
Noten besticht. Diese Unterschiede sind keineswegs
die Folge von Launen der Winemaker, geschweige
denn Zufälle. Der Heerkretz wird von Rhyolith
bestimmt, ein rötliches porphyritisches Gestein (von
den Wagners meistens einfach »Porphyr« genannt),
während der Boden im Leckerberg aus verwittertem
Kalkstein besteht.
Der Durchbruch für diese neuen Klassiker des
deutschen Rieslings basiert also nicht darauf, einem
bestimmten angesagten Geschmackstypus zu entsprechen.
Eher verdanken sie ihren Erfolg der Tatsache,
dass es sich um ganz eigene und überraschende
Weine handelt. Der Markt nahm sie als unterschiedliche
Innovationen wahr. Diese Beispiele verdeutlichen
auch, wie der deutsche Wein sich seit der Jahrhundertwende
so positiv entwickeln konnte: weil
sich die Qualität durch viele begabte junge Winzer
dramatisch gebessert hat, aber auch, weil zugleich
sehr viele verkannte und vergessene Spitzenlagen
entdeckt und wiederentdeckt wurden. Das Gesamtbild
des deutschen Weins ist daher sehr viel breiter
und bunter als vor zwanzig Jahren und diese Vielfalt
wächst immer weiter.
Natürlich gibt es ein Zufallselement bei den
Terroir-Innovationen von Stefan Winter und Daniel
Wagner, schließlich sind sie in diesen Ortschaften
aufgewachsen und haben Reben in diesen Lagen
geerbt, die seit Langem im Familienbesitz sind. Das
ist etwas anderes als etwa bei Eva Fricke, geboren
in Oldenburg und bei Bremen aufgewachsen, wo es
keine in Vergessenheit geratene oder noch unentdeckte
Riesling-Spitzenlagen gibt. Für sie war der
Weg nach Lorch und Lorchhausen im äußersten
Nordwesten des Rheingaus wirklich weit; schließlich
hat sie sich für die dortigen Weinbergslagen
entschieden (und damit auch gegen andere Lagen).
Eine komplett andere Situation als bei den rheinhessischen
Jungwinzern.
Nach dem Weinbau-Studium auf der Geisenheimer
Wein-Uni war sie ein Jahr beim Weingut J. B.
Becker in Walluf im Rheingau, wechselte dann aber
für eine längere Zeit zum damals stark aufstrebenden
Rheingauer Weingut Leitz in Rüdesheim. Dort lernte
sie die Besonderheiten der Steillagen des Rüdesheimer
Bergs mit ihren steinigen Böden aus Taunusquarzit
und Phyllitschiefer kennen und beschäftigte
sich intensiv mit den Anforderungen der Riesling-
Reben an diesem extremen Standort. Nur in nassen
Jahren bleibt Trockenstress für die Reben dort ganz
aus, aber wenn alles gut läuft, sind sie durchaus auf die
Härteprüfung eines heißen und trockenen Sommers
vorbereitet. Pflegt man sie gut, bringen sie Weine mit
viel Rasse und einer ausgeprägten Mineralik hervor.
Im Keller verleiht ihnen eine sehr langsame Gärung
und lange Lagerzeit auf der gesamten Hefe im Fass
etwas Schmelz, so dass sie weniger karg und säuredominant
wirken. Das und noch viel mehr lernte
Eva Fricke beim Weingut Leitz.
In den Steillagen von Lorch und Lorchhausen,
die ebenfalls am rechten Rheinufer liegen, herrschen
ähnliche Bedingungen, hier sind Weine mit den
gleichen Grundzügen möglich. Trotzdem gab es
Anfang des 20. Jahrhunderts keine trockenen Rieslinge
aus diesen Lagen, die es annähernd mit den
Spitzenweinen aus dem Rüdesheimer Berg aufnehmen
konnten. Aus diesem Grund hatten sie
nicht einmal einen schlechten Ruf, sondern waren
fast vollkommen unbekannt. Das war die Ausgangsposition,
als Eva Fricke 2006 ganze 0,24 Hektar in
der Lage Lorcher Krone pachtete, einen Keller in
Kiedrich mietete und im Alter von 30 Jahren ihren
Diese Beispiele verdeutlichen auch, wie der deutsche
Wein sich seit der Jahrhundertwende so positiv entwickeln
konnte: Weil sich die Qualität durch viele
begabte junge Winzer dramatisch gebessert hat, aber
auch, weil zugleich sehr viele verkannte und vergessene
Spitzenlagen entdeckt und wiederentdeckt wurden.
ersten Wein abfüllte, auf dessen Etikett »Weingut
Eva Fricke« stand. Das ganze Unterfangen wirkte
sehr gewagt.
Bereits 2007 erzeugte sie einen bahnbrechenden
Wein aus dieser Lage, mit
geballter mineralischer Kraft und zugleich
so strahlend und geradlinig wie ein Laserstrahl am
nächtlichen Himmel. Der Aufbau des Weinguts lief
gut, und im September 2011 konnte sie beim Weingut
Leitz kündigen und sich ganz und gar dem eigenen
Betrieb widmen. Gemeinsam mit anderen Weinmachern
in Lorch, allen voran der Japanerin Tomoko
Kuriyama (2007 bis 2011 Kellermeisterin beim Weingut
Altenkirch, seitdem mit dem eigenen Betrieb
Chanterêves im Burgund), hat sie das Ansehen ihrer
Gemeinde in der Weinszene massiv gesteigert.
Dass der Aufbau eines eigenen Weinguts aus dem
Nichts kein Kinderspiel ist, sollte jedem intelligenten
Menschen klar sein, aber die Verschlossenheit einiger
Rheingauer Winzer und die Gleichgültigkeit mancher
Regionalpolitiker sorgten für zusätzliche Hürden.
88 FINE 2 | 2020 DIE PIGOTT KOLUMNE
DIE PIGOTT KOLUMNE FINE 2 | 2020 89
WENIG
SHOW,
VIEL
ELEGANZ
»JETZT ODER NIE« DACHTE FRED PRINZ, ALS ER – NACH
VIELEN JAHREN IM KLOSTER EBERBACH – IM JAHR 2004
EIN WEINGUT IN HALLGARTEN ÜBERNAHM. UNTER
SEINER FÜHRUNG UND MIT HILFE DER FAMILIE BEKOMMT
DORT JEDER WEIN NUN GENAU DAS, WAS ER BRAUCHT,
UM SEINEN CHARAKTER BESTMÖGLICH ZU ENTFALTEN.
In Hallgarten ist der Wein allgegenwärtig. So ziemlich jeder hier
hat mit Wein zu tun, fast jede Familie besitzt ein paar Quadratmeter
Weinberge, deren Trauben früher an die Genossenschaft
verkauft wurden. »Meine Großeltern hatten auch ein paar Rebstöcke,
das hat mir immer Spaß gemacht«, erzählt Fred Prinz.
Dass der Wein einmal in diesem Maße sein Leben bestimmen
würde, hat er allerdings nicht geplant.
Ein Besuch im Weingut Prinz irritiert die meisten Besucher zunächst. Statt
eines typischen Winzerhofs mit Scheune, Hof, Keller findet man sich
vor einem großen, aber unspektakulären Zwei-Parteien-Haus mitten im
Wohngebiet von Hallgarten wieder. Nach Weingut sieht hier nichts aus und
erst nach einigen Stufen auf dem Weg zur Haustür gibt das metallene Schild
mit dem VDP Adler einen ersten Hinweis darauf, dass man hier richtig ist. Den
überraschten, fragenden Blick seiner Besucher kennt Fred Prinz schon. »Das
hier hat sich einfach so ergeben«, sagt er lachend zur Begrüßung. Oben wohnt
die Familie, im Keller neben dem Raum mit der Waschmaschine empfängt
Fred Prinz Kunden und Besucher in einem kleinen, schlichten Verkostungszimmer;
mehr Weingut ist hier nicht. »Unser Keller und unsere Lager sind an
verschiedene Standorte verteilt, da gibt es auch nicht viel zu sehen«, erzählt
Von KRISTINE BÄDER
Fotos ARNE LANDWEHR
100 FINE 2 | 2020 RHEINGAU
RHEINGAU FINE 2 | 2020 101
WIE KOMMEN SIE DURCH DIE KRISE?
ZWISCHENRUF
»Wir genießen momentan die gemeinsame Zeit mit
unseren Söhnen im Weinberg. Beide sollten jetzt
eigentlich studieren, der eine in München, der andere
in Geisenheim – aber beide helfen momentan lieber
mit Begeisterung im Weingut. Felix hat zudem
seinen ersten eigenen Weinberg mit etwa 16 500
Reben pro Hektar gepflanzt, der jetzt viel Pflege
benötigt. Uns wird also nicht langweilig.
Außerdem haben wir im Garten so viel Obst und
Gemüse angepflanzt, dass wir uns beinahe selbst
versorgen können, und uns dazu noch den Traum
von eigenen Hühnern erfüllt. Ich liebe es, morgens
früh in den Stall zu gehen und Frühstückseier für
Familie und Freunde zu holen. Schöner kann für uns
ein Tag nicht beginnen.
Die Erntemenge in 2019 war deutlich kleiner als
in 2018, besonders beim Riesling. Die Qualität ist
allerdings exzellent – insofern war der Jahrgang auch
wieder rasch vergriffen.
Wir freuen uns, dass die Restaurants jetzt nach und
nach wieder öffnen – diese Branche musste sehr
leiden in den vergangenen Wochen und Monaten.
Wir hoffen sehr, dass dort nun alles wieder rasch und
gut anläuft!«
Klaus-Peter Keller, Weingut Keller, Rheinhessen
Foto: Christof Herdt
120 FINE 2 | 2020 FINE 2 | 2020 121
DIE
KUNST
DER
REDUKTION
Das Weingut Bäder im rheinhessischen Wendelsheim
zeigt, wie man die Balance hält – zwischen neuen Herausforderungen
und der Vertiefung des Erreichten.
Von URSULA HEINZELMANN Fotos CHRISTOF HERDT
»Manchmal denke ich, es wäre schön, alles zurückzufahren, zwei, vielleicht zweieinhalb
Hektar ganz allein zu machen, direkt verkaufen, fertig«, sagt Katja Bäder. Sie vermisst
die Arbeit im Weinberg, denn die gut zehn Hektar, die das Weingut tatsächlich
umfasst, bringen viele Stunden im Büro mit sich, Zahlen und Papierkrieg statt Rebendirektbetreuung.
Doch das Schrumpfen ist leichter gesagt als getan bei Angeboten wie
für den »Dschungel«: »Eine total verwilderte Parzelle, quasi direkt hinter dem Haus
und an unsere Flächen angrenzend – die mussten wir einfach nehmen«, sagt Jens
Bäder. Auch er ist hin- und hergerissen zwischen der Lust auf Neues und dem Bedürfnis
nach Vertiefung.
Doch ist das keinesfalls ein Konflikt, sondern eher ein ständiges Überprüfen: Ist das wirklich, was
wir machen wollen? Es hat sich als guter Leitfaden erwiesen, denn im entscheidenden Moment
war das Winzerpaar noch immer flexibel genug, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Im
trauten Wendelsheim im äußersten Südwesten des Gebiets, der sogenannten Rheinhessischen Schweiz,
weist seit dem Jahr 2009 ein silberfarbener Schriftzug mit explizitem Pfeil durch ein wettergegerbtes
Tor, in einen behutsam neu gestalteten Hof mit alten Holzgebäuden, Kopfsteinpflaster, Katze und Hund.
Durch die hohe Scheune mit Keller und Probierraum geht es in den Garten. Hinten eine Steinmauer,
122 FINE 2 | 2020 RHEINHESSEN
RHEINHESSEN
FINE 2 | 2020 123
FINEABGANG
Grosse Weine von Mosel und Rheingau
ABSCHIED
Freund, Wegbegleiter und fast ein wenig Familie – Thomas Schröder war viel
mehr für mich als allein der Chefredakteur von FINE Das Weinmagazin.
Meine erste Begegnung mit ihm hatte ich als noch junger Sommelier in der
Ente vom Lehel in Wiesbaden. Schnell entwickelte sich ein Gespräch, ein Diskurs
auf Augenhöhe und anschließend ein dauerhafter Austausch mit ihm über
Wein und alles, was damit zu tun hatte. Mir, dem »Jungen aus dem Hunsrück«,
widmete er als Chefredakteur des F.A.Z.-Magazins einen siebenseitigen Artikel,
was mich damals überraschte und sprachlos machte. Mehr kann man in so jungen
Jahren kaum erreichen!
Als ich viele Jahre später im Tre Torri Verlag ein Weinmagazin aus der Taufe
hob, war mir von Beginn an klar, dass ich Thomas Schröder als Chefredakteur
dafür gewinnen musste – und er ließ sich zu meiner großen Freude darauf ein.
Von der ersten Ausgabe an hat er die FINE zu dem gemacht, was sie heute ist:
die anspruchsvollste Weinzeitschrift im deutschsprachigen Raum. Als Weinliebhaber
und -kenner, vor allem aber als journalistisches Schwergewicht hat er
über die vielen Jahre meine manchmal verrückten Ideen mit einem Lachen und
schmunzelnder Kritik begleitet. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Jetzt muss es ohne ihn weitergehen. Er und seine Professionalität, sein Humor,
seine Freude am Genuss von gutem Essen, begleitet von einem schönen Tropfen,
vor allem aber seine Freundschaft werden mir dabei sehr fehlen.
Ralf Frenzel
Herausgeber und Verleger
146 FINE 2 | 2020 ABGANG
www.wegeler.com
Unsere Weine sind
so individuell wie
wir – und gemacht
fürs Miteinander.
Weine aus Rheinhessen:
Qualität, die man schmeckt.
Die 13 deutschen Weinregionen sind
geschützte Ursprungsbezeichnungen.
Rheinhessen ist eines der 13 deutschen Anbaugebiete, das die EU als
geschützte Ursprungsbezeichnung anerkannt hat. Es ist die größte
deutsche Weinregion und erstreckt sich linksrheinisch am Rheinbogen
von Worms über Mainz nach Bingen. Im trockenen Klima wachsen zu
70% weiße Rebsorten – vor allem Riesling, die Burgundersorten sowie
der Silvaner. Mehr Informationen zur geschützten Ursprungsbezeichnung
Rheinhessen: www.rheinhessen.de/gu