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Welt des Vergessens - Demenz-Ratgeber Hildesheim

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MENSCHEN MIT DEMENZ: Der Umgang mit den Erkrankten<br />

Der Umgang mit den<br />

Erkrankten<br />

Menschen mit <strong>Demenz</strong> benötigen sehr viel Aufmerksamkeit<br />

und Hilfe. Für die Kommunikation und den Umgang mit<br />

ihnen gibt es aber hilfreiche Regeln und praktische Tipps.<br />

Wertschätzender Umgang<br />

Für die Art, wie man Menschen mit<br />

<strong>Demenz</strong> begegnet und mit ihnen<br />

kommuniziert, hat sich das Konzept<br />

eines wertschätzenden Umgangs<br />

bewährt, auch „Validation“ genannt. Der<br />

Grundsatz ist: Man akzeptiert, dass sie in<br />

ihrer eigenen <strong>Welt</strong> leben und korrigiert<br />

sie nicht ständig. Auch schein bar<br />

verrücktes Verhalten wird ernst<br />

genommen und zu verstehen versucht.<br />

So kann man die Kranken in „ihrer <strong>Welt</strong>“<br />

erreichen.<br />

Ein Beispiel: Frau M. sagt immer wieder,<br />

sie müsse schnell nach Hause, weil die<br />

Mutter mit dem Essen warten würde.<br />

Die Antwort, dass die Mutter schon<br />

lange tot sei und dass Frau M. auch<br />

gerade ge gessen habe, hilft in einer<br />

solchen Situation oft nicht weiter.<br />

Günstiger ist es, ein Gespräch darüber<br />

anzufangen. Hilfreich könnten<br />

Bemerkungen sein, wie: „Ihre<br />

Mutter kochte wohl sehr<br />

gut. Was schmeckte Ihnen<br />

besonders gut?“ oder: „Ihrer<br />

Mutter war es immer wichtig,<br />

dass am Abend alle rechtzeitig<br />

zu Hause sind? Wie war es, wenn<br />

jemand zu spät kam?“<br />

In den meisten Fällen ist es gut, mit der<br />

Diagnose <strong>Demenz</strong> offen umzugehen,<br />

denn Angehörige und Erkrankte können<br />

häufig mit Verständnis und Unterstützung<br />

von ihren Mitmenschen rechnen.<br />

Die Betroffenen befürchten häufig, nicht<br />

mehr ernst genommen zu werden. Sie<br />

haben Angst, dass andere sich in ihre<br />

Angelegenheiten einmischen. Einige erleben<br />

sich selbst nicht als krank und lehnen<br />

eine entsprechende Zuschreibung<br />

daher ab. Angehörige sollten darauf<br />

Rücksicht nehmen.<br />

Wenn die Diagnose früh gestellt wird,<br />

können Erkrankte sich oft noch mit ihren<br />

Angehörigen darüber verständigen, was<br />

ihnen wichtig ist. Sie können medizi -<br />

nische und therapeutische Maßnahmen<br />

besprechen. Wie sie später leben, wohnen,<br />

versorgt und behandelt werden<br />

möchten, lässt sich vielleicht ebenfalls<br />

herausfinden.<br />

Wenn sie selbst keine Auskunft mehr<br />

dazu geben können, ist es für andere Betreuungspersonen<br />

hilfreich, Informationen<br />

über ihre Lebensweise und Persönlichkeit<br />

zu erhalten. Das Wissen über<br />

Gewohnheiten in Bezug auf Körperpflege,<br />

Frisur, Kleidung und Ernährungsgewohnheiten<br />

spielen im Umgang mit<br />

den Betroffenen und für ihr Wohlbefinden<br />

eine große Rolle. Das gilt auch für<br />

soziale Kontakte, Lieblingsbeschäftigungen,<br />

frühere berufliche Tätigkeiten, den<br />

Umgang mit Geld sowie Wertvorstellungen<br />

und Überzeugungen.<br />

Um diese Informationen festzuhalten,<br />

gibt es vielfältige Möglichkeiten wie<br />

Biografiebögen, Lebensbücher oder<br />

elek tronische Biografiebücher, in die<br />

sogar Filme eingefügt werden können.<br />

Angehörige können im Alltag viel tun,<br />

um Menschen mit <strong>Demenz</strong> anzuregen,<br />

zu beschäftigen und zu fördern. Sie können<br />

für Bewegung sorgen, beispielsweise<br />

mit Spazierengehen, Sport, Ballspielen<br />

oder Tanzen. Sie sollten die Erkrankten<br />

am Haushalt beteiligen, beim<br />

Kochen und Backen, Auto waschen oder<br />

anderen vertrauten Tätigkeiten. Es ist<br />

wichtig, gemeinsam Schönes zu erleben:<br />

Freunde einladen oder besuchen, ins<br />

Café oder Restaurant gehen, Ausflüge<br />

und Reisen machen, Konzerte besuchen<br />

oder sich einen kleinen Luxus gönnen.<br />

Gespräche und Gesellschaftsspiele trainieren<br />

das Gedächtnis, ebenso wie Fotoalben<br />

an sehen, vorlesen oder singen.<br />

Das gemeinsame Tun soll Freude machen,<br />

aus Langeweile, Traurigkeit und<br />

Apathie herausführen. Es kann auch<br />

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