Die Reserve der Bundeswehr Panzertruppen der Legion ... - MGFA
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<strong>der</strong> <strong>Reserve</strong>« vorgelegt. <strong>Die</strong>se enthält<br />
neben einer Stärkung <strong>der</strong> Strukturen<br />
Zivil-Militärischer Zusammenarbeit<br />
im Inland auch die Aufstellung neuer<br />
nicht-aktiver Truppenteile zur Wahrnehmung<br />
von Sicherungs- und Unterstützungsaufgaben.<br />
<strong>Die</strong> Kategorie <strong>der</strong><br />
Einsatzreserve ist in dem Papier nicht<br />
mehr zu finden. Dafür wird vermehrt<br />
die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Reserve</strong> für die Einbindung<br />
<strong>der</strong> Armee in die demokratische<br />
Gesellschaft betont. Wo noch<br />
1988 mit Blick auf diese Personengruppe<br />
höchstens von »Öffentlichkeitsarbeit«<br />
für die <strong>Bundeswehr</strong> zu lesen war,<br />
wurde ihr 2011 eine wesentliche Mittlerfunktion<br />
zwischen Armee und Gesellschaft<br />
zugeschrieben. Es fragt sich, ob<br />
hier bereits die nächste Fähigkeitslücke<br />
zu verorten ist, welche die <strong>Bundeswehr</strong><br />
mit Reservisten schließen will.<br />
Das Reservistenmodell in <strong>der</strong><br />
Zukunft – ein Ausblick<br />
<strong>Die</strong> <strong>Reserve</strong> <strong>der</strong> <strong>Bundeswehr</strong> hat sich<br />
seit dem Ende des Kalten Krieges nicht<br />
weniger dramatisch verän<strong>der</strong>t als die<br />
Streitkräfte insgesamt. Es können jedoch<br />
im Wesentlichen vier durchgängige<br />
Charakteristika benannt werden,<br />
die den Umgang <strong>der</strong> <strong>Bundeswehr</strong> mit<br />
ihren Reservisten kennzeichnen:<br />
Erstens scheinen die Reservistenkonzeptionen<br />
von 1994, 2003 und nun auch<br />
2011 primär reaktiven Charakter zu<br />
haben. So wurden hier eher bereits<br />
vollzogene Verän<strong>der</strong>ungen festgeschrieben<br />
als zukunftsweisende Konzepte<br />
erarbeitet. Meist hatten die aktuellen<br />
Ereignisse den Stand <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Konzeption bei <strong>der</strong>en Veröffentlichung<br />
sogar bereits hinter sich gelassen. Oft<br />
musste zügig auf Basis neuer Entwicklungen<br />
nachgesteuert werden.<br />
Bei Planung und Einsatz <strong>der</strong> <strong>Reserve</strong><br />
stand zweitens oft <strong>der</strong> Erhalt von Fähigkeiten<br />
im Vor<strong>der</strong>grund, auf die die<br />
<strong>Bundeswehr</strong> infolge <strong>der</strong> ständigen Reformen<br />
verzichten musste: <strong>Die</strong> Fähigkeit<br />
zur Mobilisierung großer Verbände,<br />
Präsenz in <strong>der</strong> Fläche und zum<br />
Schutz <strong>der</strong> Heimat mögen hier als aussagekräftige<br />
Beispiele dienen. <strong>Die</strong> <strong>Reserve</strong><br />
musste bei stetig schwindendem<br />
Personalbestand immer mehr Aufgaben<br />
schultern, aus denen die <strong>Bundeswehr</strong><br />
selbst sich zurückzog. Inwieweit<br />
dies zielführend und erfolgreich war,<br />
bedarf weiterer Analysen.<br />
5Ein Hauptfeldwebel <strong>der</strong> <strong>Reserve</strong> bereitet<br />
die eingetroffene Feldpost zur Verteilung<br />
an die Soldaten <strong>der</strong> Feldlagers<br />
Feyzabad vor, 8. Juni 2009.<br />
Drittens waren die Reservisten für<br />
die <strong>Bundeswehr</strong> auf dem Weg in die<br />
Einsatzarmee ein willkommener Fundus,<br />
um Fähigkeits- und Personallücken<br />
zu schließen. Dass sich hierüber<br />
die Lebens- und Einsatzwirklichkeit<br />
von Reservisten seit dem Ende des Kalten<br />
Krieges drastisch verän<strong>der</strong>te, dass<br />
die Anfor<strong>der</strong>ungen an diesen Personenkreis<br />
heute völlig an<strong>der</strong>e sind als<br />
früher, und dass dies auch einen völlig<br />
an<strong>der</strong>en Typus von Reservisten geschaffen<br />
hat, fand in die Konzepte nur<br />
spärlichen Eingang. Auch in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Wahrnehmung scheint das vielzitierte<br />
wohlmeinende Desinteresse an<br />
den Streitkräften für die Reservisten<br />
trotz <strong>der</strong> drastischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
in beson<strong>der</strong>em Maße zu gelten. So ist<br />
das Sozialprestige einer Tätigkeit in<br />
<strong>der</strong> <strong>Reserve</strong> trotz eines nachweisbaren<br />
unmittelbaren Gewinns für den Einsatz<br />
und einer sich daraus ergebenden<br />
mittelbaren Nachhaltigkeit für unsere<br />
eigene Gesellschaft weiterhin begrenzt.<br />
Letztlich ist es genau dieser Blick auf<br />
den einzelnen Menschen, seine Fähigkeiten<br />
sowie auf die Wahrnehmungen<br />
und Vorbehalte <strong>der</strong> Gesamtgesellschaft<br />
ihm gegenüber, <strong>der</strong> viel über den Weg<br />
<strong>der</strong> <strong>Bundeswehr</strong> zur Armee im Einsatz<br />
aussagen kann.<br />
In <strong>der</strong> Praxis zerfiel viertens die <strong>Reserve</strong><br />
in eine Mehrklassengesellschaft,<br />
und es entstand ein Personalkörper mit<br />
unterschiedlichsten Profilen. Eine begrenzte<br />
Zahl gut ausgebildeter und<br />
häufig hoch spezialisierter Soldaten<br />
<strong>der</strong> <strong>Reserve</strong> fand im Einzelfall ihren<br />
Platz in den aktiven Strukturen, die<br />
sich selbst im elementaren Wandel<br />
befanden. <strong>Die</strong>se leisteten mit hohem<br />
persönlichen Engagement und häufig<br />
<strong>Bundeswehr</strong>/Kazda<br />
eigeninitiativ professionelle Arbeit, sowohl<br />
im Grundbetrieb als auch in den<br />
Einsätzen <strong>der</strong> Streitkräfte. Sie taten<br />
dies in einem schwerfälligen System,<br />
das sich oft we<strong>der</strong> zu individueller<br />
Kommunikation mit einzelnen Reservisten,<br />
geschweige denn zu einer nachhaltigen<br />
Ausbildungs- und Karriereplanung<br />
ihrer »externen« Spezialisten<br />
in <strong>der</strong> Lage zeigte. Gesetzliche und materielle<br />
Grundlagen, um dieser Personengruppe<br />
ein verbindliches und auch<br />
finanziell attraktives Angebot für den<br />
zeitweisen <strong>Die</strong>nst in <strong>der</strong> <strong>Bundeswehr</strong><br />
zu machen – etwa nach dem Vorbild<br />
<strong>der</strong> US-amerikanischen National<br />
Guard – fehlen in Deutschland nach<br />
wie vor. Aus Sicht <strong>der</strong> Truppe erschwerte<br />
dies die Einbeziehung von<br />
Reservisten substanziell, weil diese in<br />
<strong>der</strong> Praxis oft nicht zur Verfügung standen,<br />
wenn sie gebraucht wurden. Ein<br />
erheblicher Anteil <strong>der</strong> Reservisten verlor<br />
darüber hinaus den Anschluss an<br />
die Entwicklungen <strong>der</strong> Armee im Einsatz.<br />
Eigenständige Milieus wie die freiwillige<br />
Reservistenarbeit tragen heute<br />
zur Verankerung <strong>der</strong> <strong>Bundeswehr</strong> in<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft bei, sind aber mitunter<br />
vom Tagesgeschäft und <strong>der</strong> professionellen<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> Freiwilligenarmee<br />
weit entfernt. Gleiches gilt<br />
für die sich immer wie<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>nden<br />
Strukturen <strong>der</strong> Zivil-Militärischen<br />
Zusammenarbeit, die ihre Funktionsfähigkeit<br />
in <strong>der</strong> Praxis erst noch unter<br />
Beweis stellen müssen. <strong>Die</strong> <strong>Bundeswehr</strong><br />
befindet sich nach wie vor auf<br />
<strong>der</strong> Suche nach einem schlüssigen<br />
Reservistenkonzept, das die Schere<br />
zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen<br />
<strong>der</strong> Streitkräfte einerseits<br />
und den strukturellen, materiellen und<br />
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
an<strong>der</strong>erseits schließen könnte.<br />
Literaturtipps<br />
� Armin Müller<br />
Entschieden für Frieden. 50 Jahre <strong>Bundeswehr</strong> 1955 bis<br />
2005. Im Auftrag des <strong>MGFA</strong> hrsg. von Klaus-Jürgen Bremm,<br />
Hans-Hubertus Mack und Martin Rink, Freiburg i.Br., Berlin<br />
2005.<br />
<strong>Reserve</strong> im Umbruch. Von <strong>der</strong> Landesverteidigung zur Krisenbewältigung.<br />
Hrsg. von Hans Frank, Hamburg [u.a.]<br />
2005.<br />
<strong>Die</strong> Reservisten <strong>der</strong> <strong>Bundeswehr</strong>. Ihre Geschichte bis 1990.<br />
Hrsg. von Gerhard Brugmann, Hamburg [u.a.] 1998.<br />
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 1/2012