Paracelsus Today
Juni 2020
Juni 2020
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DAS MAGAZIN DER PARACELSUS PRIVATUNIVERSITÄT FÜR SALZBURG UND NÜRNBERG
PARACELSUS
TODAY
1
Juni 2020
Herbert Resch
Der Gründer
Rektor Herbert Resch hat die Paracelsus Universität 18 Jahre geleitet.
Ihm folgt Wolfgang Sperl.
CORONA-VIRUS
Zuviel Aufmerksamkeit aus der Sicht
von Epidemiologen.
IM GESPRÄCH
Eine Vision wird das
Lebenswerk.
DAS MAGAZIN DER PARACELSUS PRIVATUNIVERSITÄT FÜR SALZBURG UND NÜRNBERG
PARACELSUS
TODAY
1
Juni 2020
Wolfgang Sperl
„Herbert Resch hat immer über den
Tellerrand hinausgesehen und die PMU als
internationales Projekt aufgestellt“
Wolfgang Sperl
„Wolfgang Sperl ist ein sehr guter Arzt,
Wissenschafter und Lehrer mit langjähriger
Erfahrung in der Führung einer großen Klinik.
Als solcher ist er für die Leitung der
Universität sehr geeignet“
Herbert Resch
EDITORIAL
Das Virus SARS-COV-2 hat unsere Gesellschaft
wie ein Blitzschlag getroffen und wir
sind dabei, die Auswirkungen in allen Facetten
zu erkennen, zu verarbeiten und mit den vielfältigen
Folgen in allen – unvermutet fragilen - Lebensbereichen
umzugehen. Die Paracelsus Medizinische
Privatuniversität (PMU) hat auch Lehren
gezogen und stellt sich in dem einen oder
anderen Thema neu auf. Als Beispiel möge hier
nur das digitale Lehren und Lernen angeführt
sein. Virtuelle Realität hat ihren Platz schneller
als gedacht (oder gewollt) Platz gefunden. Mit allen
Vor- auch Nachteilen. Die Gewohnheit ist
der größte Feind der Veränderung. Gedankliche
Arbeit, kluges, bedachtes Handeln ist gefragt,
eine Portion Mut zu Erneuerungen gehört dazu.
Kraft für
Veränderungen
Neu ist auch die Person an der Spitze der Paracelsus
Universität. Gründungsrektor Herbert
Resch hat seine Funktion an Wolfgang Sperl abgegeben.
Resch (in diesem Heft lesen Sie ein ausführliches
Interview) hat diese Uni stark geprägt,
sein Nachfolger findet ein gut bestelltes
Haus vor und spricht von einer „ehrenvollen
Aufgabe“.
Neu ist auch das Erscheinungsbild von Paracelsus
Today. Wir haben die Redaktionsfenster
geöffnet, gelüftet und erscheinen in einer frischen
Form mit neuem, zeitgemäßen Layout.
Mit zwei Titelblättern dokumentieren wir diesmal
die Veränderung im Rektorat und gehen
ambitioniert in die spannende und herausfordernde
Zukunft.
Inhalt
Viel Freude beim Lesen.
Ihr Dr. Gottfried Stienen
Chefredakteur
40
16
Spotlight Der neue Rektor der Paracelsus Universität heißt Wolfgang Sperl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
FocusOn Nach 18 ereignisreichen Jahren tritt Gründungsrektor Herbert Resch mit Stolz zurück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8
Education Wie gelingt ein reibungsloser Ablauf des Medizinstudiums? Ein Blick hinter die Kulissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14
Update Seit der Covid-19-Pandemie sind epidemiologische Krankheiten Thema und wir leben damit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16
Education Haben Studierende einen Dienstplan? Einige an der Paracelsus Uni schon, im Dienst der Freiwilligkeit . . . . . . . . . 20
Inside Die Paracelsus Universität ist ein Kooperationszentrum der Weltgesundheitsorganisation WHO . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Research Alexander Gaggl verkörpert chirurgische Kompetenz am Uniklinikum Salzburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Education Das moderne Studium der Pharmazie eröffnet beste Berufschancen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Inside Jan Pruszak ist neuer Vorstand des Instituts für Anatomie und hat die Sicht auf Körper, Organe und Zellen . . . . . . 36
Alumni Kristina Obermoser spricht als Allgemeinmedizinerin vom „schönsten Beruf der Welt” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Pointof View Die Corona-Krise hat das Bild der Pflege verändert und ist vielleicht eine Chance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
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SPOTLIGHT
Impressum
Autor: Gottfried Stienen • Foto: Salk
Wolfgang Sperl wollte Rektor
der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität
(PMU) werden. Seit 1.
Juni hat er das Zepter
von Gründungsrektor Herbert Resch übernommen
und dieses dürfte wohl schwer in
seiner Hand liegen. Resch ist es gelungen, die
erste medizinische Privatuniversität in Österreich
nicht nur zu gründen und aufzubauen,
sondern in der universitären Landschaft
im deutschsprachigen Raum zu etablieren.
Das ist ein großes Paar Schuhe, in die Sperl
zu schlüpfen hat.
Der Primar der Kinder- und Jugendheilkunde
am Uniklinikum Salzburg kennt seine
selbst gesuchte Herausforderung sehr genau.
Wie beim vorherigen Rektor sind die ärztlichen
Wurzeln in Innsbruck zu finden, beide
haben in Tirol ihr Humanmedizinstudium
absolviert und beide haben an der Medizinischen
Universität in Innsbruck einige Jahre
gearbeitet, bis sie der Ruf aus Salzburg ereilt
hat, Sperl im Jahr 1996. Beide haben in der
Salzachstadt beachtliche ärztliche und wissenschaftliche
Karrieren gemacht.
„Ich übernehme mit heutigem Tag das
Amt des Rektors der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität und freue mich sehr
über diese verantwortungsvolle und ehrenvolle
Aufgabe. Es ist mir bewusst, dass ich
dort fortsetzen darf, wo Professor Herbert
Resch so erfolgreich wirkte: in einer Institution,
die über die vergangenen 18 Jahre stark
„Eine
ehrenvolle
Aufgabe“
gewachsen ist und sich längst als renommierte
Lehr- und Forschungsstätte etabliert
hat“, schrieb der 63-jährige am ersten Arbeitstag
an alle Mitarbeiter der Paracelsus
Universität. Sperl tritt stark für ein Zusammenwachsen
von Universität und Uniklinikum
Salzburg ein und betont die Leistungsstärke
von beiden Institutionen. „Schließlich
habe ich mich damals in Salzburg beworben,
weil ich vom Bestreben wusste, dass in der
Mozartstadt die Medizin wieder auf universitären
Boden gestellt werden sollte.“ Bis
zum 31. Mai 2021 werde er weiterhin seiner
Klinik vorstehen und verweist auf ein tolles
Führungsteam, das ihn dabei kräftig unterstützen
werde.
Der gebürtige Linzer hat seine neue Aufgabe
mit Respekt aufgenommen, sein Engagement
ist schon in den ersten Tagen und
Wochen sichtbar geworden. Sperl sieht sich
als Teamplayer, er ist ein aufmerksamer Zuhörer,
will Pläne und Ideen umsetzen und
Ziele erreichen. Er steht für Qualität, das hat
er mit der ausgezeichneten Entwicklung seiner
Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde
bewiesen. Sperl zählt zu den 50 privaten Stiftern
der Universität, er ist stark akademisch
und wissenschaftlich orientiert. Dies und
vieles mehr sind gute und notwendige Voraussetzungen
für das weitere Gedeihen der
Paracelsus Universität. Viele Augen sind auf
ihn gerichtet, die Verantwortung ist groß,
wie im selben Maß der Ehrgeiz des neuen
Rektors.
Paracelsus Today
ist das Magazin der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität in
Salzburg
Auflage: 32.100 Stück
Medieninhaber und Herausgeber:
Paracelsus Medizinische Privatuniversität
Salzburg - Privatstiftung,
Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel.
+43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at
Verlag: Magazinmanagement und
Verleger: Schoba & Partner GmbH,
Friaulweg 4, 8042 Graz, www.schoba.at,
Geschäftsführerin: Mag. Eva
Schoba
Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen
Chefin vom Dienst: Sabine Ritzinger
Art-Direktion: Erich Schillinger
Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe:
Andreas Aichinger, Wolfgang
Bauer, Mario Gimona, Dr. Thomas
Hawranek, Barbara Lager, Roland
Eßl-Maurer, Sabine Ritzinger, Dr.
Gottfried Stienen,
Fotos: i-Stock, Klinikum Nürnberg/
Gulia Lannicelli, Paracelsus Universität/Sabine
Ritzinger, wild&team
fotoagentur gmbH, Hubert Auer
Coverfoto: wildbild
Hersteller: Walstead Leykam Druck
GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21,
7201 Neudörfl
Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung
für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen.
Satz- und Druckfehler sowie
alle Rechte vorbehalten.
Offenlegung nach § 25 (2)
des Mediengesetzes
„Paracelsus Today“ ist das Universitätsmagazin
der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität in Salzburg.
Die Themenschwerpunkte
umfassen Aus- und Weiterbildung,
Forschung sowie gelebte Kooperationen
im Bereich Health Sciences. 3
Mal jährlich werden unsere
Sponsoren, Partner, Freunde und
Abonnenten über das Leben und Arbeiten
an der Universität informiert.
Herausgegeben wird das Magazin
vom Rechtsträger der Universität,
der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
Salzburg – Privatstiftung.
(FN 191581m,
Landesgericht Salzburg), die damit
gleichzeitig als Medieneigentürmer
fungiert. Der Stiftungszweck ist vorrangig
auf die Förderung, den
Betrieb und Erhalt der Universität
ausgerichtet.
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Dr. Ingeborg Hochmair (CEO MED-EL), Prof. Erwin Hochmair (Gesellschafter MED-EL)
Erfolgsgeschichte Hören
Das Hörorgan ist der erste und bisher einzige
menschliche Sinn, der zur Gänze mit medizintechnischen
Möglichkeiten wiederhergestellt werden kann.
„Der neidische Dämon hat meiner Gesundheit einen schlimmen
Streich gespielt, nämlich mein Gehör ist seit drei Jahren immer
schwächer geworden. [...] Ich bringe mein Leben elend zu“,
beschrieb der Komponist Ludwig von Beethoven 1802 im
„Heiligstädter Testament“ seine Schwerhörigkeit, die ihm
jegliche Lust am Leben genommen hatte. Behandlungen von
Mandelöl-Ohrentropfen bis zu lauwarmen Donaubädern
blieben erfolglos. Nur schriftlich konnte er mit seinen
Mitmenschen kommunizieren.
Fast genau 150 Jahre nach Beethovens Tod hätte eine Erfindung
aus Österreich dem begnadeten Komponisten das Hören auch
nach seiner Ertaubung ermöglicht: Im Dezember 1977
implantierte Prof. Kurt Burian das weltweit erste
mikroelektronische Mehrkanal-Cochlea-Implantat, eine
Entwicklung von Ingeborg und Erwin Hochmair. Der Erfolg
bestärkte die beiden Wissenschaftler, ihr Cochlea-Implantat
laufend weiterzuentwickeln und führte zur Gründung von
MED-EL.
Die Kunst zu hören
„In der Zeit vor der Implantation war ich sehr isoliert“, erinnert
sich eine Nutzerin an die Zeit ihrer Taubheit. Als Malerin ist sie
wie Beethoven Künstlerin, und wie er ist auch sie in jungen
Jahren ertaubt. Mit Anfang 40 entschied sie sich für eine
Implantation: „Seitdem ich die Cochlea-Implantate trage, lebe
ich ein neues Leben - viel bewusster und dankbarer“. Nach
den ersten Erfolgen mit Cochlea-Implantaten machten auch
andere Kliniken die Implantation möglich, so die
Universitätsklinik Salzburg seit 1992.
Heute bietet MED-EL die größte Produktpalette an
implantierbaren und implantationsfreien Lösungen zur
Behandlung aller Arten von Hörverlust; Menschen in 124
Ländern hören mithilfe eines Produkts des Innsbrucker
Unternehmens. Mehr als 3000 Klinken weltweit verwenden die
Implantate, 14 davon allein in Österreich.
Hören für alle – alles hören
Die Erfolgsgeschichte der Hörimplantate ist die
Erfolgsgeschichte vieler ertaubter Erwachsener, aber auch
zahlreicher taub geborener Kinder. Kinder wie Emil, der dank
seiner Cochlea-Implantate letzten Sommer an der Regel-AHS
maturierte. Er ist nicht der erste CI-Nutzer, der erfolgreich
maturiert oder studiert. Schüler und Studenten, Berufstätige
in kommunikativ herausfordernden Berufen, sogar Tonmeister
und Musiker, verlassen sich beim Hören auf ihre Hörimplantate
aus Österreich.
MED-EL Niederlassung Wien | Fürstengasse 1 | 1090 Wien
Tel. +43(0)1-317 24 00 | office@at.medel.com | medel.com
Der
Gründer nimmt
seinen Hut
Interview:
Gottfried Stienen
Fotos: Paracelsus Uni/wildbild
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Es war der frühe Abend des 22. Oktobers
2002, als der designierte Rektor
in Salzburg den „erlösenden“ Anruf
aus Wien entgegennahm. Passenderweise
genau zu einem Zeitpunkt, als
die kleine Projektgruppe über Details zur Gründung
der privaten medizinischen Universität zusammensaß.
Inhalt des Telefonats: Der Österreichische
Akkreditierungsrat erteilte die Genehmigung
zur Gründung der ersten medizinischen
Privatuniversität in Österreich. Nach einem kurzen
Jubel wurden die ersten Sektflaschen geöffnet.
Von dieser Stunde an gab es die Universität offiziell,
die intensive Arbeit begann und es gab kein
Zurück mehr. Doch es strebten ja ohnehin alle in
die Zukunft.
18 Jahre später hat Rektor Herbert Resch Ende
Mai als Gründungsvater seinen Hut genommen.
Paracelsus Today hat mit dem nun 70-jährigen
gebürtigen Steirer nochmals eine gedankliche
Reise in die Vergangenheit gemacht: ohne Sentimentalität,
mit vielen Erinnerungen und dem
Geist von Resch entsprechend nach vorne blickend.
Paracelsus Today: Wer ist Herbert Resch? Dürfen
wir Sie um eine Selbstbeschreibung ersuchen?
Resch: Es ist nicht so einfach, mich selbst zu charakterisieren.
Ich wollte schon immer Arzt werden,
habe aber zwei Jahre lang Veterinärmedizin
studiert und in diesem Zeitraum sogar alle Prüfungen
mit Auszeichnung gemacht. Dennoch
habe ich mich zur Humanmedizin hingezogen gefühlt,
bin 1973 zum Studium an die Uni nach Innsbruck
gewechselt und habe diesen Schritt nie bereut.
Arzt war doch meine Berufung. Auch die soziale
Komponente war mitentscheidend, die trage
ich in mir. Ich bin in meiner Denkweise und im
Handeln ein zielgerichteter Mensch und strebsam.
Nehme ich mir etwas vor, versuche ich, das auch
durchzuziehen und verfolge dieses Ziel unbeirrt.
Beim Wechsel zur Humanmedizin etwa musste
ich Zusatzprüfungen ablegen. Als Arzt habe ich
mich dann sehr wohl gefühlt. Es war kein Job, es
war eine Profession, und ich habe meine Erfüllung
darin gefunden. Ich wollte auch als Lehrender
tätig sein und bin nach dem dreijährigen Turnus
in Zell am See nach Innsbruck an die Uniklinik
gewechselt, obwohl ich Angebote in Zell hatte.
Ich wollte Karriere machen und auch Wissenschaft
betreiben. Darüber hinaus wollte ich etwas
weitergeben und habe als Erster in Österreich
Operationskurse im anatomischen Bereich angeboten.
1986 wurde ich schließlich als Vorstand
der Unfallchirurgie nach Salzburg berufen.
Paracelsus Today: Als Arzt hat sie der Sport immer
begleitet. Woher dieses Interesse?
RESCH: Fußball hat mich immer interessiert,
schon als junger Bursche. In der Mittelschule in
der Steiermark habe ich im Internat gerne gespielt,
war aber mehr ehrgeizig als talentiert.
Auch das Skifahren hat mir immer getaugt. Meine
Jahre als Arzt in Innsbruck waren sportlich prägend,
denn Skifahren in Tirol ist eigentlich Pflicht.
Der Österreichische Skiverband hat seinen Sitz in
Innsbruck und so war es naheliegend, mich beim
ÖSV zu engagieren – von 1988 bis 2013 übrigens.
Außerdem habe ich hin und wieder bei Wacker
Innsbruck als Arzt mitgearbeitet. Heute bin ich
sehr gerne auf dem Rad unterwegs (Anm.: Seit
zwei Jahren wird täglich von daheim an die Paracelsus
Universität geradelt – und das bei jedem
Wetter) und spiele seit einigen Jahren Golf.
Paracelsus Today: Themenwechsel zur PMU: Die
Vision der Gründung einer medizinischen Universität
ist Realität geworden. Wenn Sie abends zu Hause
gemütlich in einem Sessel sitzen und reflektieren:
Welche Emotionen fühlen Sie, positive oder vielleicht
auch negative?
RESCH: Naja, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen
soll. Es gab einige Meilensteine: Markant war
natürlich der Termin mit Dir, Gottfried, bei Herrn
Mateschitz in Fuschl Anfang Oktober 2002 samt
seiner großzügigen Unterstützungszusage. Dann
der Anruf des Akkreditierungsrats, dass wir die
Universität betreiben dürfen. Oder 1999 der Besuch
des damaligen Deans der Mayo Clinic, Anthony
Windebank, der uns extrem motiviert hat
und den Beginn einer langen Zusammenarbeit
einläutete. Natürlich auch das erste eigene
Uni-Gebäude, das ehemalige Wasserwerk der
Salzburg AG in Lehen. Ein besonderer Moment
war auch, als es Julian Frick (der verstorbene Ehrenrektor,
Anm. Red.) gelang, eine Zusammenarbeit
mit der Naturwissenschaftlichen Fakultät der
Universität Salzburg für die theoretischen, vorklinischen
Fächer in der Humanmedizin zu vereinbaren.
Sonst hätten wir die Uni nicht betreiben
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Die Arzt-Karriere
war Berufung,
die Paracelsus
Universität ein
Herzenswunsch
können. Die wirklich besonderen Ereignisse waren
am Anfang, als man oft glaubte, das bekommt
man nicht hin. Ich erinnere mich gut an ein Telefonat
mit Julian Frick: „Julian, weißt Du was? Nehmen
wir zwei das in Hand. Wenn du mitziehst,
dann kümmere ich mich um die Politik und um
das Geld, Du kümmerst Dich um das Curriculum“,
war damals meine Aufforderung an ihn. Sein Ja
war der Auslöser zum „jetzt geht’s los“. Ich glaube,
das war Anfang 1999.
Paracelsus Today: Haben Sie sich mal richtig geärgert?
RESCH: Sehr selten, doch eines hat mich geärgert:
als in den Gründungszeiten das damalige Landes-
Finanzreferent Wolfgang Eisl und der damalige
Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden mich
hin und hergeschickt haben; keiner wollte entscheiden.
Paracelsus Today: Ihre Zeit als Rektor war – bei
aller Bescheidenheit und vielen Hindernissen – eine
Erfolgsgeschichte. Täuscht dieser Eindruck?
RESCH: Nein, wir waren immer in einer Vorwärtsbewegung,
in einer raschen Entwicklung
und erfolgreich.
Paracelsus Today: Sie sind Antreiber, geben
Schubkraft, sind fordernd. Sie haben als Primar
eine große Abteilung geleitet, und dann kam die
Universität mit unternehmerischem Aspekt. Ein
Lernprozess?
RESCH: Der unternehmerische Aspekt war mir
bis dorthin wenig bekannt. Das musste ich erst
lernen. Ein Betrieb ist finanziell auf Einnahmen
angewiesen, man kann nicht nur ausgeben. Das
hat mir oft schlaflose Nächte beschert. Ich hatte
Angst, dass es nicht weitergeht. Können wir so
viele Angestellte zahlen? Das hat mich beschäftigt
und ein Umdenken war erforderlich. Als Arzt bekommt
man – bildlich gesprochen – eine Werkstatt
hingestellt und beginnt zu arbeiten. Der Unternehmer
muss zunächst erst eine Werkstatt errichten.
So gesehen musste ich vom Arzt zum
Unternehmer werden. Mitarbeiter führen und
mitreißen musste ich auch als Arzt. An der Paracelsus
Uni ist das sehr gut gelungen. Die Leute
hier haben eine andere Geisteshaltung; wir wählen
neue Mitarbeiter selbst aus. In einer Klinik
sind halt welche da. Beide Arbeitsstätten haben
mich geformt und geprägt. Ich wollte ein gutes
Beispiel sein, dies immer vorleben. Es sind aber
zwei Welten. Schon als Arzt im Landeskrankenhaus
wollte ich unbedingt, dass dieses Haus vom
Versorgungshaus zu einem Spital mit viel Wissenschaft
wird. Ich wollte nicht Dinge nachmachen,
ich wollte vorangehen. Daher wollte ich unbedingt
diese Uni gründen.
Paracelsus Today: Soll oder kann die Paracelsus
Universität privat bleiben?
RESCH: Ob staatlich oder privat, das ist grundsätzlich
eine politische Entscheidung. Damals hat
sich das so ergeben. Ich sehe die Vorteile von Privat
bei uns zum Beispiel an kurzen Wegen, raschen
Entscheidungsmöglichkeiten und vielem
mehr. Ich könnte mir ein Alternativmodell für die
Zukunft zu den öffentlichen Unis vorstellen, und
zwar eine öffentlich unterstützte Privatuniversität.
Ich meine damit, der Staat könnte sehr günstig
qualitativ hochwertige Ausbildung und Forschung
erhalten. Vier Säulen könnten die Finanzierung
darstellen: Geld von privaten Förderern,
staatliches Geld für Forschung, Studiengebühren
und eingeworbene Forschungs-Drittmittel plus
Eigeneinnahmen durch Kurse etwa. Eine Vorleistung
der privaten Unis muss da sein, damit die Öffentlichkeit
dazugibt. Forschungsgelder könnte
man privat einwerben, und der Staat legt drauf,
verdoppelt die Summe.
Paracelsus Today: Hat die Wissenschaft den Stellenwert
in der Bevölkerung, den sie verdient?
RESCH: Während der vielen politischen Wahlkämpfe
habe ich das Wort Wissenschaft kaum
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gehört. In der Bevölkerung ist das Wort Forschung
nicht wirklich präsent gewesen. Durch
die Covid-19-Pandemie hat die Forschung nun
hoffentlich einen starken Schub erhalten. Die
Menschen wissen jetzt, dass Krankenhäuser und
Unis Forschung brauchen. Doch das kostet Geld,
die Erfolge sieht man meistens später. Covid hilft
beim Verständnisaufbau.
Paracelsus Today: In Österreich gibt es 16 Privatuniversitäten,
davon vier medizinische. Sind die
privaten Medizinunis fit genug für die nächsten 10,
15 Jahre oder noch länger?
RESCH: Ich denke schon. Die PMU hat durch die
großzügige Unterstützung der Forschung durch
Dietrich Mateschitz, aber auch jene von anderen
Geldgebern, die Mittel, andere haben das nicht.
Wir sind in Salzburg gut aufgestellt. Das hat auch
aktuell eine FWF-Evaluierung ergeben, die uns
mit sehr guten Noten bewertet hat.
Paracelsus Today: Private Universitäten sind also
keine Nischenanbieter, sondern ein gutes alternatives
Modell zu den öffentlichen Universitäten?
RESCH: Ich fände es interessant, ein anderes Modell
zu kreieren, um Bewegung in die Landschaft
zu bringen. Private Unis können sich sehr gute
Leute aussuchen. Wir haben dieses Jahr in der
Humanmedizin 1157 Bewerber und Bewerberinnen
für 125 Studienplätze. Diese Leute kommen
trotz der hohen Anforderung durch das Studium
in fünf Jahren oder die anspruchsvolle amerikanische
Staatsprüfung USLME zu uns. Sie haben
hier ein Forschungstrimester zu absolvieren, und
das Studium an der PMU kostet Geld. All das
könnte ich mir sparen, wenn ich nach Wien oder
woanders hin gehe. Aber privat ist offenbar interessant
und ein echte Alternative.
Paracelsus Today: Ist Salzburg zu klein für Großes,
von den Festspielen abgesehen?
RESCH: Die Festspiele waren auch mal klein, und
es gab Zweifler. Heute sind die Festspiele großartig
und haben eine hundertjährige Tradition. Festspiele
haben wir in Salzburg aber nur wenige
Wochen im Jahr. Die Paracelsus Universität ist die
ganzen zwölf Monate aktiv. Noch ein Beispiel: Es
war für viele nicht vorstellbar, dass der Fußballklub
Red Bull Salzburg international erfolgreich
mitspielen wird können. Und doch ist es gelungen.
Wenn man Ziele hat, ist es nirgendwo zu
klein. Niemand hat der PMU diese Entwicklung
Mit dem 2012 verstorbenen
Julian
Frick (re.) verband
Herbert Resch die
gemeinsame Aufbauarbeit
und tiefe
Freundschaft.
zugetraut, und ja, der Anfang war schwer. Damit
namhafte Wissenschafter und Ärzte herkommen,
braucht man Zeit. Es gibt keinen Grund zu meinen,
Salzburg sei zu klein. Man kann sich Größe
erarbeiten. Das fordert heraus, und es ist spannend
und motivierend, mit anderen mitzuhalten.
Paracelsus Today: Unausbleiblich ist die Frage
nach Wünschen für Ihren Nachfolger.
RESCH: Ich wünsche mir für Herrn Prof. Sperl,
dass die Förderer weiterhin so treu bleiben wie zu
meiner Zeit. Dann kann man sich finanziell ein
wenig bewegen. Vielleicht kann auch dieses eingangs
erwähnte Alternativmodell umgesetzt werden.
Und ich wünsche mir für ihn, dass die Paracelsus
Universität und das Uniklinikum zu einem
einheitlichen Campus werden. Mein Nachfolger
muss seine Pfähle einschlagen. Eines Tages sollte
die PMU in der Wertigkeit und Bedeutung über
die Landesgrenzen hinaus
mit den Festspielen
gleichwertig gesehen
werden.
Paracelsus Today:
Rückblickend betrachtet
können Sie also mit
einem Lächeln das Zepter
übergeben.
RESCH: Die Universität
ist anerkannt, national
und im deutschsprachigen
Raum. Sie
ist nicht mehr wegzudenken.
Die PMU prägt die Salzburger Medizin,
sie ist sichtbar in Erscheinung getreten. So
hätte ich mir das, wenn ich heute zurückblicke,
kaum vorstellen können. Auch nicht das Vertrauen
von so vielen Menschen in uns und unsere Arbeit.
Paracelsus Today: Was werden Sie vermissen?
RESCH: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Kolleginnen und Kollegen. All das hier. Ich bin jeden
Tag gerne an die Uni gegangen. Aber ich werde
mich künftig zurückhalten und nicht dreinreden.
Paracelsus Today: Ist das ein Lebenswerk?
RESCH: 22 Jahre PMU? Ja, das ist bestimmt so etwas
wie ein Lebenswerk.
Paracelsus Today: Wir werden den Gründungsrektor
vermissen!
Ω
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Danke für 18 spannende und
ereignisreiche Jahre!
Rektor Herbert Resch in vielen Rollen,
u.a. als Redner bei akademischen Feiern,
im Gespräch mit Ex-Landeshauptfrau
Gabi Burgstaller und dem
amtierenden LH Wilfried Haslauer,
bei einem Treffen mit Bundespräsident
Alexander Van der Bellen, bei
Medien-Interviews, entspannt bei einem
Betriebsausflug, beim Studium
von Manuskripten oder an der Seite
seiner Frau Maria.
Fotocredit neg
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150.000 EURO FÜR SOZIALE
EINRICHTUNGEN
dm Kunden
spendeten
für Menschen
in Not
Die Gründe warum Menschen ihr Zuhause verlieren sind vielfältig. Wenn Familie und Freunde fehlen, springen oft soziale
Einrichtungen ein. dm Kunden spendeten rund 150.000 Euro an über 20 Wärmestuben und Notschlafstellen in ganz
Österreich. Das Geld wird für Menschen in Not eingesetzt.
Ein Schuldenberg, psychische Probleme oder eine Sucht – die Gründe
und Auslöser, warum Menschen ihre Wohnung verlieren sind vielfältig.
Niemand ist vor einem Schicksalsschlag gefeit. Umso wichtiger ist es
in solchen Momenten auf jemanden zählen zu können. Wenn Familie
und Freunde nicht einspringen können, sind die Helfer sozialer Einrichtungen
gefragt. dm drogerie markt konnte jetzt 20 Wärmestuben und
Notschlafstellen mit 150.000 Euro unterstützen. Eine Spende, die direkt
von den dm Kunden kommt.
Essen und ein offenes Ohr
Die Caritas der Erzdiözese Wien setzte das Geld für ihre Wärmestuben
ein, die wegen des Coronavirus über den Winter hinaus geöffnet haben
und somit zur Notanlaufstelle wurde. „Die Spende ist eine wichtige
Hilfe für obdachlose Menschen, die unversorgt auf der Straße stehen.
Aber auch für Menschen, die am Existenzminimum leben. In den Wärmestuben
erhalten sie ein Essen und finden Menschen zum Plaudern“,
beschreibt Klaus Schwertner, Caritas Generalsekretär der Erzdiözese
Wien.
◄ Nahmen Spendenscheck entgegen:
Kurt Roth (Caritasverantwortlicher,
Pfarre Stadlau) und Maria Sofaly
(Koordinatorin der Wärmestuben der
Erzdiözese Wien) (Foto © Caritas)
(Foto: © dm)
Unterstützung bei größeren Anschaffungen
Für viele Einrichtungen erleichterte die Spende, die Finanzierung
für neue Anschaffungen – sei es nun ein
neues Fahrzeug für den Transport von Lebensmittelspenden,
neue Möbel oder Böden für die Notschlafstellen.
Oft geht es aber auch um die vermeintlich kleineren
Dinge: „Mithilfe dieser großzügigen Summe können wir
einerseits einen Sozialtopf für den täglichen Bedarf wie
Medikamente und Bustickets für unsere Klienten definieren.
Zum anderen wird der Großteil der Spende tagesstrukturellen
Tätigkeiten außerhalb unserer Einrichtung
gewidmet. So können wir den Klienten sinnvolle
Aktivitäten ermöglichen: das Pflegen eines Nutzgartens
aber auch Kulturelles wie Museumsbesuche und ähnliche
Freizeitaktivitäten“, berichtet Mag. Johann Aigner,
Geschäftsführer Tiroler Soziale Dienste.
Festessen für obdachlose Menschen
Im Rahmen der Aktion „Festessen für obdachlose Menschen“
wurden im Advent 2019 weihnachtliche Essen in
Wärmestuben und Notschlafstellen in ganz Österreich
umgesetzt. dm spendete Dekoration und Produkte aus
dem Bio-Sortiment, die Logistik für frische Waren wie
Fleisch und Gemüse übernahm Kooperationspartner
BIO AUSTRIA. Die Kunden konnten das Projekt in allen
dm Filialen mit einer Spende an der Kassa unterstützen.
„Ein großer Dank an all unsere Kunden, die so
großzügig gespendet haben. Sie ermöglichten damit,
dass wir den Einrichtungen eine finanzielle
Unterstützung für Ihre Projekte
zukommen lassen können“, sagt
dm Geschäftsführer Harald Bauer
(Ressort Marketing und Einkauf).
„Ein Qualitätsparameter
ist sicher die Zufriedenheit
der Studierenden.“
Mag. Doris Carstensen,
Studiengangsleiterin Humanmedizin
der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität
Never Ending Story und I
will survive, aber auch
Tage wie diese und We
are the champions: Da
liegt die Vermutung
schon nahe, dass diese Musikauswahl
auch Programm ist. Oder wenigstens
etwas über jene aussagt, die die genannten
Songs zur Untermalung ihrer
launigen Leistungspräsentation zum
Jahresende 2019 ausgesucht hatten. In
diesem Fall also über die Mitglieder einer
Abteilung der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität, mit der alle
Medizinstudierenden immer wieder in
Kontakt kommen. Die jeder kennt, deren
Hilfe viele brauchen, deren genauer
Tätigkeitsbereich aber dennoch irgendwie
im Dunkeln liegt: Die Rede ist von
der Studiengangsorganisation Humanmedizin
am Standort Salzburg. „Ich
denke, dass viele tatsächlich nicht wissen,
was wir machen“, glaubt auch Doris
Carstensen, die seit Dezember 2016
als Studiengangsleiterin einem siebenköpfigen
Team vorsteht.
Beeindruckendes Aufgabenportfolio.
„Wir administrieren das gesamte Aufnahmeverfahren
für die Standorte
Salzburg und Nürnberg unserer Universität
und arbeiten generell sehr eng
mit den Kolleginnen in Nürnberg zusammen“,
erklärt Carstensen. „Darüber
hinaus erstellen wir den Stundenplan
für mehr als 8000 Unterrichtsstunden,
planen das Budget für das Medizinstudium
und kümmern uns um die Abrechnung
der Lehrleistungen. Wir organisieren
nicht nur alle Lehrveranstaltungen,
sondern auch alle
Klinischen Rotationen im zweiten und
vierten Studienjahr.“ Auch die Evaluation
der Lehrveranstaltungen gehöre
zu den Aufgaben, erzählt Sie. Die in der
erwähnten Präsentation genannten
Zahlen geben indes ein gutes Gefühl für
die Dimension der Herausforderung:
Allein zwischen 2016 und 2019 war das
Team demnach für knapp 25.000
Stunden Unterricht, 453 Prüfungen
und 240 Evaluationen verantwortlich,
150 Absolventinnen und Absolventen
schlossen ihr Studium erfolgreich ab.
2745 Bewerberinnen und Bewerber
wurden in diesen drei Jahren betreut –
und aktuell kommen noch einmal 1157
für den Studienstart 2020 hinzu, die
bisher größte Bewerberanzahl seit Bestehen
der Universität. Dass man ganzjährig
alle Hände voll zu tun hat, liegt
da auf der Hand.
14
paracelsus today 1 | 20
Das starke
Herz
Inside | Sie betreut als operative
Ebene für Studium und Lehre
alle Medizinstudierenden und
Lehrenden. Ein Blick hinter die
Kulissen der Studiengangsorganisation
Humanmedizin.
Autor: Andreas Aichinger • Fotos; Paracelsus Uni
Starke „Studien-Gang“. Kein Wunder,
dass die Studiengangsorganisation
(kurz: SGO) immer wieder als „starkes
Herz des Medizinstudiums“ gesehen
wird. Zumeist würde man als erster
Ansprechpartner für die Studierenden
dienen: „Wir sind immer für sie da und
ansprechbar. Wir wollen etwaige organisatorische
Hindernisse für sie aus
dem Weg räumen, damit ihr Studium
so smooth wie möglich läuft.“ Die Wo-
Man-Power dafür hat Carstensen: „Unsere
Abteilung besteht aus einem tollen
Team, das großartig kooperiert und bei
Bedarf enorm in die Tiefe arbeitet.“ Ein
weiterer zentraler Punkt im Selbstverständnis
der SGO-Truppe ist auch das
persönliche Verhältnis zu den Studierenden.
„Die persönliche Ebene ist sehr
wichtig. Neben der administrativen
gibt es auch eine gewisse moralische
Verantwortung, dass sich diese jungen
Menschen tatsächlich gut entwickeln
können“, findet Sie.
Vertrauen und Qualität. Besonders
spürbar wird das, wenn Studierende
einmal in eine fragile Lebenssituation
kommen. Prüfungsbedingte Rückschläge,
Erschöpfung oder private Probleme
können der Auslöser sein. Als
erster Ansprechpartner und bewährter
Vertrauter für Studierende fungiert in
solchen Fällen oft Leonhard Thun-Hohenstein,
Vorstand der Universitätsklinik
für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
„Er nimmt sie in den ersten Wochen an
der Uni in Empfang und ist für viele
eine väterliche Figur“, freut man sich
im SGO-Team, wo man für den Fall der
Fälle auch weiterführende Kontakte in
petto hat. Beratung gibt es aber auch
für Eltern, sogar ein Elterntag wird organisiert.
Ein zentraler Arbeitsschwerpunkt
ist die Qualitätssicherung im
Studiengang, unter anderem durch Berichte
und Evaluationen. Doch wie
misst man Qualität? „Ein Qualitätsparameter
ist sicher die Zufriedenheit der
Studierenden. Und zwar in dem Sinn,
dass sie hier wirklich etwas gelernt und
etwas Bereicherndes erlebt haben“,
führt die Studiengangsleiterin aus. Ein
weiteres Kriterium sei die berufliche
Weiterentwicklung der Absolventinnen
und Absolventen. „Es gibt kaum jemanden,
der oder die nicht ein adäquates,
hochwertiges Jobangebot bekommt.
Das ist wirklich toll.“
Lückenschluss & Entwicklung. Last but
not least sagen natürlich auch Didaktik,
Lehrmittelausstattung und Infrastruktur
etwas über die hohe Qualität des
Medizinstudiums an der Paracelsus
Uni aus. O-Ton Carstensen: „Da müssen
wir noch Lücken schließen, und diese
gehen wir natürlich an. Wobei das bei
uns ein Jammern auf sehr hohem Niveau
ist.“ Im Fokus steht auch die ständige
Entwicklung und Förderung der
Teaching Skills der Lehrenden. Zentrale
Themen sind hier die zunehmende
Abkehr von einer frontalen Wissensvermittlung
durch einzelne Personen –
Stichwort: Inverted Classroom – sowie
die Digitalisierung. Letztere wurde in
der Covid-10-Krise zur essenziellen
Voraussetzung und Herausforderung
für den Umstieg auf die virtuelle Lehre
– und tadellos gemeistert. Bleibt eine
größere „Baustelle“ für die Zukunft: Die
Umstellung des Diplomstudiums Humanmedizin
in einen Bachelor-Master-
Studiengang „in engster Abstimmung
mit Nürnberg und vielen Beteiligten“
an beiden Standorten Angesichts der
Größe dieser Aufgabe wird das SGO-
Team eventuell auch ein bisschen „zaubern“
müssen. In der eingangs erwähnten
Präsentation findet sich jedenfalls
auch dazu ein passender Song: It’s a
kind of magic!Ω
paracelsus today 1 | 20
15
Am 31. August 1854 erwischte
es Soho. Nachdem London
schon seit Jahren von einer
Serie von Cholera-Ausbrüchen
heimgesucht worden
war, war jetzt der – durch einen starken
Zustrom von Menschen besonders verschmutzte
– Stadtteil im Herzen der britischen
Metropole an der Reihe. Der englische
Chirurg John Snow, der sich bei der
Einführung neuer Narkoseverfahren einen
Namen gemacht hatte, glaubte jedoch
nicht an die damals noch vorherrschende
Theorie einer Verbreitung der Krankheit
über die Luft. Und griff zu einer ungewöhnlichen
Methode: Snow zeichnete für
jeden Cholera-Toten einen Strich an der jeweils
betroffenen Adresse im Stadtplan ein.
Dabei zeigte sich rasch ein eindeutiges
Bild: Es gab eine signifikante Häufung
rund um eine öffentliche Wasserpumpe in
der Broad Street. Während längst eine
Massenflucht aus dem Stadtteil eingesetzt
hatte, überredete John Snow die Autoritäten,
die offenbar kontaminierte Wasserstelle
zu schließen. Am Ende ebbte der lokale
Cholera-Ausbruch wieder ab – und
machte Snow zu einer bis zum heutigen
Tag bedeutenden Figur der Medizingeschichte.
Epidemiologie
ist mehr
Update | Nightingale, Semmelweis, und sogar
Paracelsus: Die Geschichte der Epidemiologie ist
voller Überraschungen – ihre Gegenwart überschattet
von der Covid-19-Pandemie. Dabei ist das
Fach viel breiter, als es der Fokus auf Infektionskrankheiten
suggeriert.
Autor: Andreas Aichinger • Fotos; iStock; Paracelsus Universität; privat
Nightingale & Semmelweis. Im nahegelegenen
Middlesex Hospital kümmerte sich
zeitgleich zu den Bemühungen Snows eine
andere Pionierin um die eingelieferten
Cholera-Kranken: Florence Nightingale,
die Begründerin und Ikone der modernen
Krankenpflege, deren Geburtstag sich am
12. Mai zum 200. Mal gejährt hat. Bemerkenswert:
Kurz nach ihrem Cholera-Einsatz
brach Nightingale zu ihrem berühmten
Einsatz im Krimkrieg auf, wo sie jedoch
letztlich chronisch erkrankte. In der
Folge widmete sich die Britin weniger dem
direkten Kontakt mit Betroffenen, als der
akribischen Auswertung von Daten. So
prägte sie letztlich das Bewusstsein, dass
die Kriegsversehrten eher aufgrund von
Infektionen starben als an der Wunde
16
paracelsus today 1 | 20
„Es geht in der Epidemiologie
ausdrücklich
nicht nur um Infektionskrankheiten,
sondern um die zahlenmäßige
Darstellung
aller Arten von
Krankheiten.“
Dr. Fabian Waechter,
Abteilungsleiter Qualität im
Gesundheitssystem im Bundesministerium
für Soziales, Gesundheit,
Pflege und Konsumentenschutz
sowie Lehrveranstaltungsleiter
„Epidemiologie“ an der PMU
selbst. Nicht zuletzt auch dank ihrer statistischen
Arbeiten gilt Florence Nightingale
heute als wesentliche Vordenkerin der
Pflegewissenschaft. In Wien wiederum
hatte bereits Mitte der 1840er-Jahre ein
junger Assistenzarzt am Allgemeinen
Krankenhaus signifikante Unterschiede in
der Sterblichkeitsrate zweier Geburtskliniken
bemerkt. Des Rätsels Lösung machte
auch Ignaz Semmelweis am Ende berühmt:
Eine völlig unzureichende Händehygiene
nach dem Sezieren hatte unzähligen
Müttern den Kindbettfieber-Tod gebracht.
Verteilung und Risikofaktoren. Die wissenschaftliche
Disziplin, zu deren Wegbereitern
Snow, Nightingale, Semmelweis –
und viele andere – gehören, ist auch aktuell
in aller Munde. Die Epidemiologie (von
griechisch epi – „über“, demos – „Volk“
und logos – „Lehre“) beschäftigt sich definitionsgemäß
mit den Ursachen und Folgen
sowie der Verbreitung von gesundheitsbezogenen
Zuständen und Ereignissen
in Populationen. „Die Epidemiologie
befasst sich mit der Verteilung von Erkrankungen
sowie Risiken für Erkrankungen
in einer ganzen Bevölkerung“, präzisiert
Tim Johansson, stellvertretender Vorstand
des Instituts für Allgemein-,
Familien- und Präventivmedizin der Paracelsus
Universität. Ein wichtiges Ziel sei es
dabei, Risikofaktoren – etwa Umwelteinflüsse,
Prädispositionen oder Verhaltensmerkmale
– zu identifizieren und deren
Bedeutung zu quantifizieren. Und zwar
Die Epidemiologie
befasst sich nicht
nur mit Infektionskrankheiten,
sondern
generell mit
der Verteilung von
sowie Risiken für
Erkrankungen in
einer ganzen Bevölkerung.
egal, ob es sich um kontaminierte Wasserstellen
(Cholera), schmutzige Ärzte-Hände
(Kindbettfieber) oder Radon in der Atemluft
von Bergleuten handelt. Auch letzteres
Beispiel ist nicht zufällig gewählt: Schon
im 16. Jahrhundert war einem Arzt aufgefallen,
dass bei vielen Bergmännern aus
Schneeberg im Erzgebirge eine „Bergsucht“
aufgetreten war. Heute weiß man, dass es
sich um eine besondere Form von Lungenkrebs
gehandelt hatte. Und auch der Arzt,
der sie anno 1567 erstmals beschrieben hat,
trägt einen vertrauten Namen: Paracelsus.
Das große Missverständnis. Aber Lungenkrebs
ist doch keine Infektionskrankeit,
oder? Was hat das Radon-Beispiel des Paracelsus
dann aber mit Epidemiologie zu
tun? „Ich möchte das wichtigste Missverständnis
rund um die Epidemiologie klarstellen“,
sagt Fabian Waechter, der an der
Harvard School of Public Health seinen
Epidemiologie-Master gemacht hat und
das Fach seit einigen Jahren an der Paracelsus
Medizinischen Privatuniversität unterrichtet
respektive als Lehrveranstaltungsleiter
mitgestaltet. Und klärt auf: „Es
geht in der Epidemiologie ausdrücklich
nicht nur um Infektionskrankheiten, sondern
um die zahlenmäßige Darstellung aller
Arten von Krankheiten, vom Beinbruch
über Depressionen bis hin zum Gehirntumor.“
Tim Johansson schlägt in die gleiche
Kerbe: „Infektionserkrankungen sind ein
wichtiges Teilgebiet der Epidemiologie.“
Aber es gäbe eben auch andere große Bereiche
wie Gesundheitsförderung, Umweltmedizin,
chronische Erkrankungen,
genetische Epidemiologie, Monitoring und
Screening. Und selbst wenn es angesichts
der Ausbreitung von Covid-19 aktuell natürlich
nachvollziehbar ist: Auf lange Sicht
würden Infektionskrankheiten in den Medien
überproportional große Aufmerksamkeit
bekommen, weiß Johansson.
Public Health & EbM. „Die Epidemiologie
ist ein Teilbereich des Masterstudiums Public
Health an der PMU und eine wichtige
Kernkompetenz, die wir unseren zukünf-
>
paracelsus today 1 | 20
17
tigen Public Health-Experten in der Lehre
vermitteln möchten“, betont Studiengangsleiter
Johansson. Neben „Epidemiologie
1“ (Grundlagen, Klinische Epidemiologie)
und „Epidemiologie 2“ (chronische Erkrankungen,
infektiöse Erkrankungen)
spielt die Disziplin dabei vor allem im Modul
„Evidenzbasierte Entscheidungsfindung“
eine zentrale Rolle. Unter Evidenzbasierter
Medizin (EbM) wird, vereinfacht
gesagt, eine medizinische Versorgung verstanden,
die Patienten auf der Grundlage
der jeweils besten zur Verfügung stehenden
Wissensquellen und Daten und somit
auf der Grundlage von empirisch nachgewiesener
Wirksamkeit behandelt. In der
Klinischen Epidemiologie wiederum steht
die Beantwortung klinischer Forschungsfragen
im Fokus, um auch klinische Entscheidungen
für einzelne Patienten mit
dieser „besten verfügbaren Evidenz“ treffen
zu können.
Digitalisierung als Chance. Ein wichtiger
Teil der Epidemiologie sei somit die Studienbeurteilung
(englisch: Critical Appraisal),
betont Johansson: „Ein Ziel, das ich persönlich
verfolge ist es, den Studierenden wesentliche
Kompetenzen zu vermitteln, so
dass sie klinische Studien auf wissenschaftlichem
Niveau selbstständig hinterfragen
und interpretieren können.“ Auch
Fabian Waechter hat eine ähnliche Mission:
„Ich möchte, dass es in den Köpfen und
Herzen der Studierenden Platz für Epidemiologie
gibt.“ Trotz des emotional verständlichen
Bedürfnisses, nach dem Studium
für den individuellen Patienten zu arbeiten,
plädiert der mittlerweile im
Gesundheitsministerium tätige Lehrveranstaltungsleiter
für ein „Grundverständnis
zu Fragen des Systems“. Aber wie hat er eigentlich
selbst einst Feuer für die vermeintlich
trockene Materie gefangen?
Waechters launige Antwort: „Eigentlich,
weil ich ein fauler Mensch bin. Daher wollte
ich mich als Student auf das Wichtigste
konzentrieren. Über die Frage, welches
überhaupt die häufigsten Krankheiten
„Ein wichtiger Teil
der Epidemiologie ist
die Studienbeurteilung.
Wir vermitteln
den Studierenden
wesentliche Kompetenzen,
um klinische
Studien auf wissenschaftlichem
Niveau
selbstständig hinterfragen
und interpretieren
zu können.“
Priv.-Doz. Dr. Tim Johansson,
stv. Leiter des Instituts für Allgemein-,
Familien- und Präventivmedizin
und Studiengangsleiter
des Masterstudiums
„Public Health“ der PMU
sind, bin ich auf die Epidemiologie gestoßen.“
Heute würde indes gerade die Digitalisierung
die neuen Chancen aufzeigen, die
sich dem Fach noch mehr als in der Vergangenheit
auftun würden. „Das ist für ein
datenlastiges Fach wie die Epidemiologie
eine Riesenchance“, ist sich Fabian Waechter
sicher.
Framingham-Herz- & Paracelsus-Studie.
Um Daten zu gewinnen, sind naturgemäß
aussagekräftige Studien nötig. Eine der berühmtesten
ist die 1948 in den USA gestartete
Framingham-Herz-Untersuchung, die
noch heute als wichtigste epidemiologische
Studie in den USA gilt. Das „United
States Public Health Service“ hatte das
Projekt gestartet, um auf Basis einer systematischen
Untersuchung der Bevölkerung
der Kleinstadt Framingham neue Erkenntnisse
rund um Risikofaktoren für Erkrankungen
wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
zu gewinnen. Bis zum heutigen Tag ist die
„Framingham-Herz-Studie“ Ausgangspunkt
für mehr als 1000 wissenschaftliche
Publikationen gewesen. In Salzburg hingegen
füllt seit einigen Jahren ebenfalls eine
epidemiologische Studie das bis dahin vorhandene
Vakuum: Die Rede ist von der
„Paracelsus 10.000 Studie“ mit dem Ziel,
den Gesundheitszustand der Salzburger
Bevölkerung wissenschaftlich zu erheben.
Initiiert wurde die vielbeachtete Studie
2013 von der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität, dem Universitätsklinikum
Salzburg und dem Land Salzburg.
Gretchenfrage. Manchmal ist es aber auch
möglich, den Dingen allein durch ein kurzes
Einzelgespräch auf den Grund zu gehen:
Beim eingangs erwähnten Cholera-Ausbruch
war dem Epidemiologie-Pionier
John Snow nämlich aufgefallen, dass
ausgerechnet die Arbeiter in einer nahen
Brauerei von der Krankheit verschont geblieben
waren. Eine Nachfrage beim Eigentümer
brachte rasch Licht in die Angelegenheit:
Die Männer hatten statt Wasser
stets nur Bier und Bierlikör getrunken. Ω
18
paracelsus today 1 | 20
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Studierende
mit Dienstplan
Education | Im Projekt „Premedics“ der Paracelsus Universität versorgt ein Pool von mehr
lung des Roten Kreuzes organisieren und koordinieren die studentischen Rettungssani
as Projekt „Premedics“ der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
(PMU) wurde 2012 in Kooperation mit dem
Landesverband Salzburg des Österreichischen Roten
Kreuzes gegründet. Die beiden Studierenden Michael
Stäuble und Florian Sperl waren bei Klaus Albegger, zu
dieser Zeit Programmdirektor für Humanmedizin, vorstellig
geworden. Ihre Idee: Durch die freiwillige Ausbildung
zu Sanitätern und die Dienste im eigenen Rettungsauto
würden die Studierenden den frühen Umgang mit Patienten
lernen und im späteren Berufsleben im Notfall kompetent
handeln können. Landesrettungskommandant Anton Holzer
erklärte in der gemeinsamen Pressekonferenz erfreut, er sei
vom starken Interesse an der Mitarbeit überrascht worden.
Die Premedics der PMU erwerben
durch ihr freiwilliges
Engagement schon früh
Handlungskompetenz im
Umgang mit Patienten und
Notfallsituationen.
Autorin: Sabine Ritzinger • Foto: PMU/wildbild
Kein Nachwuchs-Problem. Acht Jahre später ist das Interesse
der Medizinstudierenden an Rettungssanitäter-Ausbildung
und -Einsatz ungebrochen und der Pool an PMU-Premedics,
die jede Nacht im Rettungsdienst aktiv sind, auf
über 100 Studierende angewachsen. Das rein studentische
Projekt ist eine offizielle Abteilung des Landesverbandes des
Roten Kreuzes in Salzburg: organisatorisch perfekt aufgestellt,
mit klar geregeltem Dienstbetrieb und fest in die
Strukturen des Roten Kreuzes eingebunden. Kommandant
Thomas Mitteregger und seine Stellvertreter, Lukas Steger
und Michael Warter, leiten und koordinieren das Projekt.
Thomas und Lukas befinden sich bereits im fünften und
letzten Studienjahr Humanmedizin, Michael im zweiten.
Letzterer wird als Nachfolger von Thomas aufgebaut und ab
Sommer die Funktion des Kommandanten übernehmen.
Einstieg über das Curriculum. Etliche „Neulinge“, die jedes
Jahr ins Medizinstudium an der PMU einsteigen, seien schon
ausgebildete Rettungssanitäter und als solche sofort einsatzfähig,
erzählt Thomas Mitteregger. Er selbst ist ein „Oldie“
und war schon Jahre vor dem Studium beim Roten
Kreuz in Wien aktiv. Für willige Neueinsteiger ist ein Teil
der Ausbildung zum Rettungssanitäter im Curriculum des
Medizinstudiums integriert. Die verpflichtende Lehrveran-
20
paracelsus today 1 | 20
staltung „Notfallmedizin I“ im 1. Studienjahr, verantwortet
von der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Perioperative
Medizin und Allgemeine Intensivmedizin, deckt 40 Stunden
ab. Danach können sich die Studierenden entscheiden,
ob sie im Projekt mitmachen und die 60 Stunden Theorie
sowie 160 Stunden Praxis im Rettungsdienst absolvieren
wollen. Wer letztendlich die kommissionelle Abschlussprüfung
beim Roten Kreuz ablegt und besteht, darf fortan überall
in Österreich im Rettungs- und Krankentransportdienst
mitarbeiten. Sogar eine Weiterqualifizierung zum „Notfallsanitäter“,
die zweithöchste Ausbildungsstufe nach dem Notarzt,
wird an der Paracelsus Universität angeboten.
Vorteile des universitären Umfeldes. „Es ist für uns Studierende
natürlich auch möglich, direkt beim Roten Kreuz mitzuarbeiten.
Über unsere eigenen Dienstpläne hinaus besetzen
wir am Wochenende mehrere Fahrzeuge des Roten
Kreuzes und nehmen teilweise am normalen Betrieb in der
Dienststelle Salzburg Stadt teil“, erklärt Kommandant Mitteregger.
Die Ausbildung wird jedoch meist über die Premedics
absolviert, weil sie auf den Studienalltag zugeschnitten
ist. Ein studentisches Tutorenteam, allesamt ausgebildete
Lehrsanitäter des Roten Kreuzes, hält die Aus- und Weiterbildungsabende
ab. Sie sind in einer eigenen Ausbildungssparte
der Abteilung organisiert, geleitet von Medizinstudent
David Sohm und seinem Stellvertreter Frederic Thiele.
Neben den hervorragenden organisatorischen und infrastrukturellen
Voraussetzungen an der PMU gibt es auch genügend
persönliche Gründe, sich zu engagieren: Kameradschaft
und aus dem Projekt entstehenden Freundschaften –
„Inden Kursen und Diensten vermischen sich die
Studienjahrgänge mehr als im normalen Lehrbetrieb“ – zum
Beispiel, und auch, dass man voneinander lernen könne.
Anspruchsvolles Engagement. „Erste Hilfe leisten, den Zustand
von Kranken und Verletzten einschätzen, Notfallsituationen
überbrücken: die nächtlichen Dienste sind anspruchsvoll
und bringen viel Verantwortung mit sich“, erals
100 Medizinstudierenden den Westen und Nordwesten Salzburgs. Als eigene Abteitäter
nicht nur die Dienste, sondern auch die vorgeschriebene Aus- und Weiterbildung.
klärt Thomas Mitteregger. Ist die Situation kritisch und das
Leben eines Patienten akut bedroht, wird ein Notarzt hinzugezogen.
Die Einsätze seien hinsichtlich des späteren Berufslebens
eine gute Übung für die Handlungskompetenz und
den Umgang mit Notfallsituationen, ist sich das Leitungsteam
einig. Und für durchwachte Nächte? „Der Schlaf in unserem
Bereitschaftsraum an der Uni ist durch die Unterbrechungen
recht schwierig und man muss halt am nächsten
Tag in der Früh wieder in Lehrveranstaltungen“, sagt Lukas
Steger. „Der zeitliche Mehraufwand ist aber – besonders im
Hinblick auf das Lernen und die Prüfungen – zu schaffen,
weil wir uns die Dienste ja selbst einteilen können“, ergänzt
Kommandant in spe Michael Warter. Das funktioniert über
ein eigenes Online-Portal.
Lange Nächte. Wie sieht ein typischer Dienst aus? Um 17.30
Uhr wird das Rettungsauto in der Dienststelle Salzburg
Stadt in der Sterneckstraße abgeholt. Nach einem Fahrzeug-Check,
bei dem auch die Ausstattung mit Versorgungsmaterialien
und Sauerstoff kontrolliert wird, geht es an die
Paracelsus Universität. Danach warten die diensthabenden
Studierenden – zwei ausgebildete Rettungssanitäterinnen
oder Rettungssanitäter und häufig noch eine/r in Ausbildung
– auf ihren Einsatz. Vier- bis zehnmal pro Nacht müssten
sie ausrücken, erzählen die Premedics: zu Krankentransporten,
Rettungsdienstfahrten und Notfällen. Mit der
Fahrt zurück in die Landeszentrale endet der Dienst um
sechs Uhr Früh. Eine letzte Frage drängt sich auf, da doch die
Leitungsfunktionen Innerhalb des Premedics-Projekts ausschließlich
mit männlichen Studierenden besetzt sind: Was
ist mit weiblichen Führungskräften? Das sei bisher schwierig
gewesen, bekennt Thomas Mitteregger, denn für eine
Leitungsposition seien Vorerfahrung im Rettungsdienst und
genaue Kenntnisse der Strukturen im Roten Kreuz nötig.
„Burschen haben dies sehr oft durch den Zivildienst, allerdings
kommen durch das Freiwillige Sozialjahr nun auch
mehr Frauen nach – und die stehen den männlichen Kollegen
um nichts nach.“
Ω
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21
Prolongierte
Mission
Inside | Große Ehre, spannende Projekte und
im Fokus ein Schlüsselthema: Das Institut für
Pflegewissenschaft und -praxis der Paracelsus
Universität wird die WHO für weitere vier Jahre
als Collaborating Centre unterstützen.
Autor: Andreas Aichinger • Fotos: iStock (2), Paracelsus Uni
Als WHO-CC trägt das Institut für Pflegewissenschaft
und -praxis mit maßgeblichem Expertenwissen zur
weltweiten Gesundheitsversorgung bei.
Das erste Kapitel zu dieser
Erfolgsgeschichte war
bereits vor gut vier Jahren
geschrieben worden.
Damals, im Jänner 2016,
war das Institut für Pflegewissenschaft
und -praxis der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität in Salzburg
zum ersten WHO-Kooperationszentrum
unter pflegewissenschaftlicher
Leitung im deutschsprachigen Raum
ernannt worden. Diese Zentren (WHO
Collaborating Centres, WHO CCs) sind
externe Einrichtungen, die als Teil eines
internationalen Kooperationsverbundes
die Programme der Weltgesundheitsorganisation
WHO aktiv unterstützen.
Meist handelt es sich dabei
um Abteilungen von nationalen Forschungseinrichtungen
oder von Universitäten,
Laboratorien, Krankenhäusern
oder Gesundheitsministerien.
Nach einer 15-stufigen Beantragungs-
und Probephase wurde das Salzburger
Institut 2016 schließlich beauftragt, als
„WHO-Kooperationszentrum für Pflegeforschung
und -ausbildung“ (WHO
Collaborating Centre for Nursing Research
and Education) einen Beitrag zu
den globalen Anstrengungen zu leisten.
„Das ist für unsere Universität und das
Land Salzburg eine extreme Ehre“,
freute sich Vorstand Jürgen Osterbrink
damals.
Prolongiertes Engagement. Grund zur
Freude gibt es auch jetzt wieder – und
zwar dank der erfolgreichen Re-Designation
für weitere vier Jahre. „Die
Re-Designation, die vom Director General
der WHO ausgesprochen wurde,
22
paracelsus today 1 | 20
Koordinatorin Piret Paal und Institutsvorstand
Jürgen Osterbrink freuen sich
über die Re-Designation: „Wir bleiben
damit Teil einer Weltgemeinschaft, die
die Gesundheitsversorgung von Menschen
direkt und indirekt beeinflusst.“
ist eine besondere Anerkennung für
unser Institut. Wir bleiben damit Teil
einer Weltgemeinschaft, die die Gesundheitsversorgung
von Menschen
direkt und indirekt beeinflusst“, unterstreichen
Institutsvorstand Jürgen Osterbrink
und Koordinatorin Piret Paal
unisono. Einer der zentralen Vorteile:
Durch die weltweiten Arbeitsgruppen
besteht für die Salzburger die Möglichkeit,
auch „Trends und Einschränkungen
in der Gesundheitsversorgung abzubilden“
und diese im Sinne der Patientenversorgung
und Forschung in die
eigene Schwerpunktsetzung einfließen
„Das WHO CC am Institut
für Pflegewissenschaft und
-praxis ist weltweit das
einzige mit einem Schwerpunkt
auf Palliative Care.“
zu lassen. Paal und Osterbrink weiter:
„Durch die enge Zusammenarbeit mit
der Johns Hopkins University in den
USA sowie mit Kolleginnen und Kollegen
in Kanada und Asien haben wir
Trendsetter in unserer Arbeitsgruppe,
mit denen wir auch die Gesundheitsversorgung
hier im Land – sowohl forschungsbezogen
als auch inhaltsbezogen
– ausrichten können.“
Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c.
Fokus auf Palliative Care. Nach der
Jürgen Osterbrink,
Erst-Ernennung im Jänner 2016 kann
Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft
und -praxis der PMU -praxis somit nunmehr im Auftrag der
das Institut für Pflegewissenschaft und
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paracelsus today 1 | 20
23
Im Fokus des WHO-CCs an der PMU stehen
unter anderem die Stärkung der Pflege in
der Palliative Care durch evidenzbasierte
Aktivitäten sowie Bildung und Training in
der Palliative Care.
WHO weitere vier Jahre lang einen umfangreichen
Zielekatalog abarbeiten.
Einer der Kernbereiche ist dabei das
Thema Palliative Care, laut WHO-Definition
der „Ansatz zur Verbesserung
der Lebensqualität von Patienten und
deren Familien, welche mit Problemen
konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen
Erkrankung einhergehen“.
Konkret wird es einerseits um die
Stärkung der Versorgung in der Palliative
Care durch evidenzbasierte Aktivitäten
gehen – sowohl in ambulanten
als auch in Langzeiteinrichtungen. Und
andererseits steht die Stärkung von interprofessioneller
Bildung und Training
im Bereich Palliative Care im Fokus.
Ein weiterer Eckpunkt des Zielekatalogs
ist schließlich die Unterstützung
der WHO bei ihrer Informationstätigkeit
über relevante Forschungsergebnisse,
vor allem in puncto digitale Innovationen.
Wie unbestritten wertvoll die
Expertise des Instituts auch für die
WHO ist, zeigt ein einfaches Faktum:
Bis zum heutigen Tag ist das WHO CC
am Institut für Pflegewissenschaft und
-praxis der Paracelsus Universität in
Salzburg weltweit das einzige mit einem
Schwerpunkt auf Palliative Care.
WHO
Kooperationszentren…
… sind zentrale Institutionen mit
maßgeblichem Expertenwissen,
die eine Art verlängerten Arm der
Weltgesundheitsorganisation
WHO darstellen. Derzeit existieren
mehr als 800 derartige Zentren in
mehr als 80 WHO-Mitgliedsstaaten.
Das erste WHO Collaborating
Centre (WHO CC) war 1948 die
„Abteilung für biologische Standardisierung“
im Staatlichen Seruminstitut
in Kopenhagen, nachdem
bereits 1947 das „World Influenza
Centre“ in London den Boden für
die Idee bereitet hatte.
In Österreich gibt es derzeit, neben
dem WHO CC am Institut für
Pflegewissenschaft und -praxis der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
in Salzburg, nur drei
weitere Collaborating Centres der
Weltgesundheitsorganisation.
Vertiefende Online-Informationen:
http://whocc.pmu.ac.at,
http://twitter.com/CentreWho
Digitaler Weg bis 2024. Somit kein
Wunder, dass sich anlässlich der
Re-Designation auch prominente Gratulanten
einstellten: „Ich gratuliere Ihnen
und Ihren hervorragenden Kollegen
herzlich zu dieser offiziellen und
wohlverdienten Anerkennung“, streute
etwa Hans Kluge, neuer WHO-Regionaldirektor
für Europa, Rosen. Umgekehrt
weiß man auch bei der WHO,
dass natürlich auch die WHO-CCs
selbst von ihrem Engagement profitieren:
„Die Kooperationszentren erhalten
ein geschärftes Profil und mehr Anerkennung
durch die nationalen Behörden
und können mehr Aufmerksamkeit
auf die Gesundheitsfragen lenken,
mit denen sie sich befassen.“ Piret Paal
und Jürgen Osterbrink stoßen in ein
ähnliches Horn: „Wir beraten Ministerien
und Gesundheitsverantwortliche
in Europa zu den Themen, die unserem
Schwerpunkt entsprechen. Also vorrangig
zu Palliative Care im städtischen
und ländlichen Bereich oder zu digitalen
und analogen Betreuungsansätzen
für Menschen mit Betreuungsbedarf.“
In der Zeit bis 2024 würde dabei insbesondere
der digitale Weg eine Herausforderung
darstellen, die „wir zukunftsgerichtet
gestalten und mit unseren
Partnern weiter konkretisieren“
werden, betonen Institutsvorstand Osterbrink
und Koordinatorin Paal. Im
Hinterkopf dürften alle Beteiligten
wohl auch immer den Wahlspruch von
Cicely Saunders haben, der legendären
Begründerin der modernen Hospizbewegung:
„Wenn nichts mehr zu machen
ist, ist noch viel zu tun.“ Ω
24
paracelsus today 1 | 20
Es gibt wohl nur wenige Faktoren,
die soziale Interaktion
und somit das Leben eines
Menschen so sehr prägen
wie das Gesicht. Im Fall
einer Fehlbildung haben die Betroffenen
daher meist auch mit massiven
psychologischen und sozialen Folgen
zu kämpfen. Dabei treten diese in der
Regel angeborenen Missbildungen gar
nicht so selten auf. Besonders die so genannten
Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten
(kurz: LKG) sind mit einer Inzidenz
von 1:500 sogar recht häufig. Daneben
gibt es aber auch noch andere
schwerwiegende Fehlbildungen im Gesichts-
und Schädelbereich. Ein Beispiel
für diese „kraniofazialen Anomalien“
ist die Kraniostenose, bei der eine
vorzeitige Verknöcherung der Schädelnähte
das wachsende Gehirn eines
Kleinkinds einengt und ohne Eingriff
zu Deformationen führt. Was nur Insider
wissen: Eines der renommiertesten
Kompetenzzentren für die Behandlung
derartiger Fehlbildungen befindet sich
in Salzburg.
Erstes nationales Expertisezentrum.
„Ziel unserer Behandlung ist es, den Patienten
die uneingeschränkte Teilnahme
am täglichen Leben zu ermöglichen“,
brachte Alexander Gaggl die Essenz
aller Anstrengungen vor gut
einem Jahr perfekt auf den Punkt. Anlass
dafür war die Ernennung der Universitätsklinik
für Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie der Paracelsus Universität
– der Gaggl vorsteht – zum österreichweit
ersten „Expertisezentrum
für Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten
und kraniofaziale Anomalien“ Anfang
2019 gewesen. Nach einer Sicherung
der vitalen Funktionen wie Atmung
und Ernährung stünde in weiterer Folge
unter anderem die ungestörte
sprachliche Entwicklung im Fokus,
sagte der Primar damals. „Bleiben derartige
angeborene Anomalien unbe-
Medizin
mit menschlichem
Antlitz
Research | Fehlbildungen im Gesichtsbereich
gehören zu den häufigsten Geburtsdefekten
überhaupt. Die Uniklinik für Mund-, Kieferund
Gesichtschirurgie unter der Leitung von
Alexander Gaggl hat sich in der Behandlung
einen hervorragenden Ruf erworben.
Autor: Andreas Aichinger • Fotos: SALK
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paracelsus today 1 | 20
handelt oder werden nicht bestmöglich
korrigiert, können sie zu kognitiven Beeinträchtigungen
und zur Ausgrenzung
der Betroffenen aus dem sozialen Leben
führen.“ Jetzt, mehr als ein Jahr
nach der Ernennung zum Expertisezentrum
durch das Gesundheitsministerium,
hat Paracelsus Today nochmals
bei Alexander Gaggl nachgefragt:
Erfolgreiche soziale Integration. „Unser
Gesicht ist sehr stark mit unserer
Persönlichkeit verbunden. Es ist also
enorm wichtig“, schickt der gebürtige
Kärntner, der seit 2010 Vorstand der
Salzburger Uniklinik ist, voraus. „Das
Ziel ist, dass die Betroffenen ein normales
soziales Leben führen können. Es
geht also nicht nur um Essen, Trinken
und Sprechen, sondern spätestens ab
der Pubertät auch um gutes Aussehen
und um Partnerwahl.“ Gaggl und sein
auf diesem Gebiet federführender
Oberarzt Peter Schachner können
schon auf viele einschlägige Erfolgsgeschichten
zurückblicken. „Es ist für uns
natürlich immer eine große Befriedigung,
am Ende glückliche, sozial voll
integrierte Menschen vor uns zu sehen“,
betont der Klinikvorstand. Vor einem
Happy End müssen die Betroffenen allerdings
meist langjährige chirurgische
„Karrieren“ bewältigen. Die Ursachen
für LKG-Fehlbildungen sind multifaktoriell.
Neben der genetischen Vererbung
gelten auch Alkohol, Rauchen,
Medikamente oder ein Folsäure-Mangel
in der Schwangerschaft als Risikofaktoren.
Komplexe Wiederherstellungs-Chirurgie.
Ein weiteres Beispiel für das enorme
Leistungsspektrum der Salzburger
Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
ist die Wiederherstellung
von nicht angelegter oder aber
verloren gegangener Knochen- oder
Gelenkssubstanz, wobei Zweiteres
durch Tumore, Unfälle oder Schussverletzungen
bedingt sein kann. Zum Einsatz
kommen in derartigen Fällen
hochinnovative und an der Klinik
selbst entwickelte Verfahren. Vereinfacht
gesagt, geht es dabei um Transplantationen
von geeigneten Weich-
und Knochenteilen oder Gefäßen, die
beispielsweise aus Oberschenkel, Wadenbein
oder Fuß entnommen werden.
Im Anschluss werden diese unter mikroskopischer
Vergrößerung an die vorhandenen
Strukturen in der Mundhöhle
„angeschlossen“. Alexander Gaggl
und sein Team genießen auf diesem
Gebiet auch international große Bekanntheit
und einen hervorragenden
Ruf. Ein Renommee, das wohl auch
durch humanitäre Hilfseinsätze im
Ausland weiterwächst:
Humanität & Wissenschaft. Ein Team
von fünf Salzburger Chirurgen operiert
nämlich betroffene Kinder aus einkommensschwachen
Ländern entweder
direkt vor Ort oder im Zentrum in
Salzburg. „Ich sehe mir die Kinder vor
„Ziel ist, dass die Betroffenen
ein normales soziales
Leben führen können.“
Univ.-Prof. DDr. Alexander Gaggl,
Vorstand der Uniklinik für Mund-, Kieferund
Gesichtschirurgie in Salzburg, Expertisezentrum
für Lippen-Kiefer-Gaumen-
Spalten und kraniofaziale Anomalien
Ort an und versuche dann, einen Sponsor
für die Behandlung zu finden“, erklärt
Gaggl. Bis zu acht Kinder aus Ländern
wie Tadschikistan werden so alljährlich
auf Spendenbasis oder auf
Kosten der Klinik erfolgreich behandelt.
Versteht sich, dass hinter innovativen
Verfahren wie dem „mikrovaskulären
Knochentransfer“ oder der „intraoralen
Anastomosentechnik“ jahrelange Forschungsleistungen
stecken. Alexander
Gaggl: „Wir arbeiten eigentlich in allen
Sektoren unseres Fachgebietes auch
wissenschaftlich. Schwerpunktmäßig
haben wir uns in den letzten Jahren mit
der Wiederherstellungs-Chirurgie bei
Fehlbildungen und bei Tumor-Erkrankungen
befasst.“ Das wissenschaftliche
Spektrum der Universitätsklinik erstreckt
sich von der Grundlagen- bis
hin zur klinischen Forschung und umfasst
auch die neuen Möglichkeiten der
Digitalisierung, etwa im Rahmen der
navigationsgestützten Chirurgie.
Breites Spektrum. Im vergangenen
Jahr wurden stationär insgesamt etwa
2000 Erwachsene und 300 Kinder behandelt,
rund 45 davon waren Spalt-
Patienten. Spalt-, Wiederherstellungsund
Fehlbildungs-Chirurgie bilden aber
nur die klinische Speerspitze. Im Klinikalltag
spielen naturgemäß auch Oralchirurgie,
Implantologie, die Korrektur
von Kieferfehlstellungen, ästhetische
Chirurgie sowie traumatologische Versorgungen
im Kiefer- und Gesichtsbereich
eine große Rolle. Alexander Gaggl,
der nahezu das gesamte OP-Spektrum
auch selbst abdeckt, schätzt diese Abwechslung:
„Das macht das Fach interessant.“
Und am Ende eines oft langjährigen
Prozesses im Zeichen interdisziplinärer
Zusammenarbeit steht im
Idealfall ein Moment der freudigen Zufriedenheit.
Vorstand Alexander Gaggl
beschreibt ihn so: „Wenn man von dem,
was einmal war, eigentlich nichts mehr
sieht.“Ω
paracelsus today 1 | 20
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Bio-Drohnen –
Nano-Postboten der Zukunft
Research | Das südkoreanische Biotechnologie-Unternehmen MDimune setzt auf
die Forschungsexpertise der Paracelsus Universität: Nanovesikel aus menschlichen
Zellen werden als „Bio-Drohnen“ verwendet und schleusen therapeutische
Substanzen zielgerichtet in den Körper ein.
Autor/in: Mario Gimona • Fotos: PMU/wildbild
Das GMP-Labor der Paracelsus
Medizinischen
Privatuniversität ist seit
Jahren international erfolgreich
in der pharmazeutischen
Herstellung neuartiger, zellbasierter
Therapien tätig. Ende April
wurde nun ein Kooperationsvertrag
mit dem südkoreanischen Biotechnologie-Unternehmen
MDimune zur gemeinsamen
Forschung und Entwicklung
auf dem zukunftsweisenden Gebiet der
Nanovesikulären Therapeutika unterzeichnet.
Bedingt durch die Covid-19-
Einschränkungen wurde das Abkommen
per Videokonferenz besiegelt.
Patentierte Technologie. Die mit einem
Gesamtvolumen von mehr als 2,2
Millionen Euro ausgestatteten Verträge
haben eine Laufzeit von zwei Jahren,
mit der Option auf längerfristige Weiterführung.
Rektor Herbert Resch und
Shin-Gyu Bae, Eigentümer und Gründer
von MDimune, betonten die Wichtigkeit
dieser Zusammenarbeit für die
Vertragspartner und die Hoffnung, die
Entwicklungsstrecke bis zur klinischen
Prüfung neuartiger, zellbasierter
„Bio-Drohnen“ langfristig gemeinsam
zu verfolgen. MDimune verfolgt mit einem
patentierten Verfahren („Bio-
Drohnen“ oder BioDrone®Technology)
das Ziel, menschliche Zellfragmente
oder Nanovesikel als Träger von therapeutischen
Wirkstoffen zur Behandlung
einer Reihe von Krankheiten einzusetzen.
So kann man den Transport
von Medikamenten besser steuern und
die Effekte dieser „verpackten“ Wirkstoffe
in den Zielgeweben erhöhen. Mit
Hilfe der Wissenschafter der Paracelsus
Universität erwartet das Biotechnologie-Unternehmen,
den in Südkorea
entwickelten Prozess rasch auf den
notwendigen pharmazeutischen Stan-
dard zu heben, um erforderliche klinische
Studien zur Testung – unter anderem
bei Krebs- oder chronischen Lungenerkrankungen
– zu beginnen.
Internationales Renommee. Bereits
2017 hatte eine Anfrage des in Singapur
ansässigen Biotech-Unternehmens Paracrine
Therapeutics zu einer hochkarätigen
Kooperation über die Herstellung
einer Master Cell Bank und Working
Cell Bank unter Einhaltung
pharmazeutischer Standards für mesenchymale
Stammzellen (MSCs) geführt.
Das Spin-off des A*STAR Instituts
zählt zu den weltweit führenden
Firmen auf dem Sektor der Entwicklung
von Exosomen (Nanovesikel) als
zellfreie Therapien. Man hatte gemeinsam
mit Investoren den geographisch
großen Schritt nach Salzburg gewagt,
weil die GMP-Unit der PMU im Hinblick
auf Ausstattung, Expertise und Qualität
Tae Kee Jeong, Shin-
Gyu Bae, Hui-Chong
Lau und Seung Wook
Oh von MDimune waren
virtuell zugeschaltet,
um das Abkommen
zu besiegeln.
Per Video-Konferenz
zum Vertragsabschluss:
Michael Nake,
Mario Gimona, Herbert
Resch und Eva
Rohde (v.l.n.r.) vertraten
die Paracelsus Universität.
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paracelsus today 1 | 20
„Die Forschung an Extrazellulären
Visikeln in Salzburg kann sich zu
einem einzigartigen Asset für die
Life Sience-Forschung entwickeln“
Univ.- Prof. Dr. Eva Rhode,
Direktorin des GMP-Lavors und Vorständin des
Universitätsinstituts für Transfusion
Das Transferzentrum
für Extracellular Vesicles
Theralytic Technologies
(EV-TT)
Mit der Wissenschafts- und Innovationsstrategie
(WISS 2025) investiert
das Land Salzburg in Forschung
und Technologie, um als
moderner Wirtschaftsstandort zu
sowohl in der Herstellung von mesenchymalen
Stammzellen als auch den
daraus gewonnenen Exosomen (Nanovesikel)
weltweit eine herausragende
Stellung einnimmt. „Die Zusammenarbeit
mit der Paracelsus Universität
bringt einen enormen technologischen
Entwicklungsvorteil und ermöglicht es,
in die klinische Umsetzung unserer eigenen
Erkenntnisse und Technologien
zu gelangen“, hatte Sai Kiang Lim,
Gründerin und Eigentümerin von Paracrine
Therapeutics, erklärt.
Qualität und Sicherheit. Das GMP-Labor
der Paracelsus Universität wurde
mit der Gründung des Zentrums für
Querschnitt- und Geweberegeneration
(Spinal Cord Injury and Tissue Regeneration
Center Salzburg – SCI-TReCS)
2013 etabliert. Die Reinraum-Technologie
ermöglicht es dem GMP-Team,
Substanzen aus menschlichem „Ausgangsmaterial“
– wie zum Beispiel
Stammzellen – in solcher Qualität herzustellen,
dass diese am Menschen getestet
werden dürfen. GMP bedeutet
„Good Manufacturing Practice“ oder die
„Gute Herstellungspraxis“: Nach diesen
strengen Regeln, die der Qualität und
Sicherheit dienen, werden gemäß
pharmazeutischen Standards alle Medikamente
produziert. Mario Gimona
leitet das im GMP-Labor angesiedelte
Forschungsprogramm „Nanovesikuläre
Therapien“. Gemeinsam mit Eva
Rohde, Direktorin des GMP-Labors und
Vorständin des Universitätsinstituts für
Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum
Salzburg, wird die konkrete
Planung und Durchführung von klinischen
Forschungsprojekten zur Testung
der Wirksamkeit von menschlichen
Zell-Nanovesikeln für die Regeneration
von geschädigten Geweben
angestrebt.
Ω
punkten. Einer der Schwerpunkte
im Bereich Life Sciences ist die Forschung
zum Thema „Nanovesikuläre
Therapien“, dessen Herzstück die
GMP-Unit ist. Das Transferzentrum
für Extracellular Vesicles Theralytic
Technologies (EV-TT) bündelt
die speziellen Kompetenzen am
Standort Salzburg: EV-TT ist eine
2019 gegründete Kooperation von
Paracelsus Medizinischer Privatuniversität,
Universitätsklinikum
Salzburg und Paris-Lodron-Universität
Salzburg. Mit Unterstützung
des Landes Salzburg, der ITG – Innovationsservice
für Salzburg und
durch die Einwerbung von EU-Mitteln
ist es gelungen, ein überregional
sichtbares Kompetenzzentrum
zu schaffen. Das EV-TT Zentrum
entwickelt aus der biologischen,
„Vesikel können biologische Wirkstoffe
in Zellen transportieren, um diese
zur Reperatur und Regeneration von
Geweben anzuregen.“
Univ.-Doz. Dr. Mario Gimona,
Leiter der Herstellung GMP und des Forschungsprogramms
„Nanovesikuläre Therapien“,
EV-TT-Leiter PMU
pharmazeutischen und chemischen
Grundlagenforschung neue Technologien
für den therapeutischen
Einsatz von extrazellulären Vesikeln
(EV). Daneben steht auch die
Anwendung der Ergebnisse mit Unternehmen
im Mittelpunkt.
https://evtt.pmu.ac.at/
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Achtung, Pollenflug!
Bodycheck | Etwa jeder vierte Österreicher erkrankt an
einer Inhalationsallergie – und die Tendenz ist weiterhin
steigend. Acht von zehn Patienten erleben einen
negativen Einfluss auf ihre schulische oder berufliche
Leistung, meist infolge reduzierter Schlafqualität.
Symptome und Verlauf
Die häufigsten Symptome der
Pollenallergie sind Rhinitis
(Entzündung der Nasenschleimhaut,
begleitet von
Niesen und laufender Nase) und Konjunktivitis
(Bindehautentzündung), viele
Patienten klagen auch über Halskratzen.
Nur bei wenigen Betroffenen
kommt es zu Ekzembildung. Gefürchtet
ist die Entwicklung asthmatischer
Beschwerden, was bei etwa 30 Prozent
der Patientinnen und Patienten beobachtet
wird.
Schon in der Anamnese erhält man
Hinweise auf die Art der auslösenden
Pollen (Dezember/Jänner/Februar bis
April: Baumpollen; Mai bis August: Gräserpollen;
Juli bis September/Oktober:
Kräuterpollen). Eine lokale Besonderheit
in Salzburg ist die Dominanz von
Spitzwegerich-Pollen bei Kräuterpollen-Allergikern,
während im Osten Österreichs
besonders Beifuß- und Ragweed-Allergiker
leiden. Vor allem bei
den Baumpollen-Allergikern kommt es
wegen der Ähnlichkeit der Allergene
auch zu so genannten Kreuzallergien
mit Lebensmitteln (Schalenfrüchte,
Stein- und Kernobst, Karotten etc.).
Diagnostik
Diagnostiziert wird die Pollenallergie
einfach, schnell und verlässlich mit
dem Pricktest, bei dem ein allergenhältiger
Tropfen in die Haut geritzt wird.
Meist wird ergänzend dazu der Nachweis
spezifischer Antikörper (IgE) im
Serum durchgeführt. Diese Untersuchung
erfuhr in den letzten Jahren eine
revolutionäre Bereicherung durch die
Beschreibung spezifischer, so genannter
Rekombinanter Allergene. Das sind
kleine Bereiche des Allergen-Gesamtmoleküls,
die für die jeweilige Pollenart
hochspezifische Allergen-Determinanten
nachweisbar machen.
Therapie
Therapeutisch ist neben der symptomatischen
Therapie – antihistaminerge
Augentropfen, kortikoidhältige Nasensprays
und systemische Antihistaminika
– bei stärkerem Leidensdruck die
Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung)
indiziert, die in den meisten
Fällen auch die Entwicklung von Asthma
aufhalten kann. Hierzu stehen
Tropfen, Sublingualtabletten oder subkutane
Injektionen zur Verfügung. Leider
kommt es in den letzten Jahren aus
verschiedenen Gründen zu einer Reduktion
verfügbarer seltener Allergene,
so dass zufriedenstellend wirksame
Therapien vielleicht in Zukunft nur
noch für Baum- und Gräserpollen-Allergiker
verfügbar sein werden.
Prävention
Verlässliche Angaben zur Prävention
finden sich im IGAV-Ratgeber „Allergenvermeidung
bei Pollenallergien“
unter www.allergenvermeidung.org.
Der Autor:
DR. THOMAS HAWRANEK ist leitender Oberarzt an der
Universitätsklinik für Dermatologie in Salzburg und leitet
dort seit 23 Jahren die Allergieambulanz. Darüber hinaus
lehrt er an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität.
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paracelsus today 1 | 20
AUCH WENN
WIR NEUE
WELTEN
ENTDECKEN.
DIE ZUKUNFT
IST GOLD.
VIEL GOLD. VIEL ZUKUNFT.
philoro.at
Eine hohe Kunst in der Medizin
VeryPersonal | „Psychosomatik ist das Gleiche wie Psychiatrie“ lautet die gängige
Meinung in der Öffentlichkeit. Doch es steckt weit mehr hinter diesem Fachgebiet,
das in Deutschland besonders stark, in Österreich dagegen wenig vertreten ist.
Was genau das ist, verrät eine echte Fachfrau.
Autorin: Barbara Lager Foto: Klinikum Nürnberg/Giulia Iannicelli
„Die Medizin reicht weiter
als der Blick auf das spezifische,
erkrankte Organ.“
Prof. Dr. Christiane Waller,
Chefärztin der Universitätsklinik für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
der PMU in Nürnberg
Christiane Waller ist seit Mitte
2018 Chefärztin der Klinik
für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie im
Klinikum Nürnberg und Ordinaria des
dazugehörigen Lehrstuhls der Paracelsus
Medizinischen Privatuniversität im
Klinikum Nürnberg (Anm.: Chefärzte
in Deutschland sind mit den Primarii
bzw. Vorständen von österreichischen
Kliniken gleichzusetzen). Sie präzisiert:
„In der Psychosomatik beschäftigen wir
uns mit allen Patienten, die Wechselwirkungen
zwischen körperlichen
Symptomen und seelischen Beschwerden
aufweisen.“ Die Beschwerdebilder
ihrer Patienten sind breit gestreut,
denn Wechselwirkungen von Soma
und Psyche machen nicht bei bestimmten
Organen halt. Sie behandelt mit ihrem
Team Patienten aus allen medizinischen
Fachbereichen ebenso wie
Menschen mit psychischen Traumata
und anderen seelischen Störungen. Dabei
bedarf es einer breiten Kenntnis, sowohl
in der Organmedizin als auch in
der Diagnostik und Therapie psychischer
Leiden: Psychosomatik eben.
Lange Leidenswege. Typisch seien
„Patientinnen und Patienten, die jahrelang
im Krankheitssystem umherwandern,
ohne dass ihnen wirklich geholfen
werden kann“. Für Menschen mit
so genannten Somatisierungsstörungen,
auch funktionelle Störungen genannt,
haben Waller und ihr Team eine
besondere Expertise. Die Symptome
sind mannigfaltig und können zum
Beispiel von dauernder Übelkeit über
Schwindel bis hin zu chronischen
Schmerzerkrankungen reichen. Es gelingt
den Betroffenen nicht mehr, ihren
Alltag zu meistern. Gleichzeitig kann
die Organmedizin mit den heutigen
Methoden keine körperlichen Ursachen
nachweisen. „Das Schlimmste, das diesen
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paracelsus today 1 | 20
Patienten passieren kann, ist, dass man
ihnen sagt: ‚Wir finden nichts, Sie haben
nichts‘. Dann steht der Patient alleine
da“, erzählt Waller über die oft jahrelangen
Odysseen. Ein anderes großes
Feld der Nürnberger Psychosomatik ist
die Behandlung von Traumafolge-Störungen
durch sowohl psychische als
auch körperlich einschneidende Lebens-
ereignisse. Seit einigen Monaten sind
die psychischen Belastungen von Patientinnen
und Patienten durch die Covid-
19-Pandemie natürlich ein großes Thema
und werden die Chefärztin und ihr
„In der Psychosomatik
beschäftigen wir uns
mit allen Patienten, die
Wechselwirkungen
zwischen körperlichen
Symptomen und
seelischen Beschwerden
aufweisen.“
Prof. Dr. Christiane Waller,
Chefärztin der Universitätsklinik für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
der PMU in Nürnberg
Team wohl noch länger beschäftigen.
Wie sich das Virus langfristig auswirkt,
weiß derzeit niemand so genau. Die
Psychosomatische Klinik läuft wegen
der psychosomatischen Folgen der Pandemie
bereits jetzt auf Hochtouren. Stress
und Angst äußern sich auch in körperlichen
Symptomen, so Waller: mit
Druck auf der Brust, schlecht Luft kriegen,
Magen-Darm-Beschwerden. Dazu
kommen die Folgen der Corona-bedingten
Isolation und Zukufuntsangst.
Erfolgreiche Behandlungs-Liaison. In
der psychosomatischen Klinik von
Christiane Waller werden etwa 4500
Patienten pro Jahr therapiert, sowohl
vollstationär als auch tagesklinisch. Der
Großteil von ihnen wird in Verbindung
mit der somatischen Medizin behandelt
– insgesamt rund 4000 Menschen
pro Jahr mit ganz unterschiedlichen
körperlichen Grunderkrankungen und
Fallausprägungen. Besonders förderlich
für die Arbeit der Psychosomatiker
ist das so genannte „Nürnberger Modell“,
das am Klinikum Nürnberg seit
1980 erfolgreich eingesetzt
wird. Hierfür besteht ein klinikübergreifender
umfassender
Konsilar- und Liaisondienst,
in dessen Rahmen die
Psychosomatiker in allen Kliniken
des Hauses zur Mitbehandlung
von Patientinnen
und Patienten hinzugezogen
werden. Die vertieften, spezifischen
Behandlungen finden
jedoch in der Psychosomatischen
Klinik statt. Somit greifen
die organmedizinische
und die psychosomatische Behandlung
eng ineinander, wovon
die Patienten maßgeblich
profitieren.
Alle Disziplinen unter einem
Dach. In der Klinik für Psychosomatische
Medizin und
Psychotherapie haben –
trotzdem oder genau deshalb – viele
der rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
eine weitere medizinisch-fachspezifische
Qualifikation: Innere Medizin,
Psychiatrie, Anästhesie und Chirurgie,
um nur einige zu nennen. Und
natürlich arbeiten an der Klinik psychotherapeutisch
ausgebildete Psychologinnen
und Psychologen sowie Kunst-
und Bewegungstherapeutinnen und
-therapeuten. Alle eint das umfassende
Verständnis von Medizin. „Die Medizin
reicht weiter als der Blick auf das spezifische,
erkrankte Organ“, beschreibt
die Chefärztin den zugrundeliegenden
Geist. Damit dieser Ansatz weiter geschärft
werden kann, ist in ihren Augen
die aufwändige Umstellung des Medizinstudiums
auf das Bachelor-Master-System
mehr als sinnvoll: „Ich sehe
darin die große Chance, die organmedizinischen
Grenzen und die Fächergrenzen
zu überwinden. Wir können dann
ein System unterrichten: Also nicht
mehr nur Herz, sondern alles, was mit
Herz-Kreislauf-Thematik zu tun hat.“
Leben für die Psychosomatik. Den Ansatz
der umfassenden Betrachtung eines
Patienten lebt die Professorin in allen
Facetten. Als ausgebildete Internistin
und Kardiologin kam sie bereits
während ihrer internistischen Ausbildung
zur Psychosomatik. Deshalb
denkt sie in ihrer psychosomatischen
Forschung auch biologisch. Dies äußert
sich auch im Aufbau eines neuen Forschungslabors,
das sich mit molekularer
Psychosomatik beschäftigen wird.
Wallers wissenschaftlicher Schwerpunkt
fokussiert unter anderem auf die
Forschung am Oxytocinrezeptor-System.
Aber auch wenn sie für ihr Fach
brennt, weiß Christiane Waller bei aller
Liebe für die Arbeit um die Wichtigkeit
guter persönlicher Bindungen. Bei Spaziergängen
mit ihrem Ehemann, ihren
zwei Kindern und den Tieren – gemeinsam
hält man auch zwei Esel –
schöpft sie die Energie für ihren so umfassenden
und tiefgehenden Beruf, der
immer den ganzen Menschen im Blick
behält.
Ω
paracelsus today 1 | 20
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„Die herzliche und zugleich
professionelle Art, die an
dieser Uni an der Tagesordnung steht,
wird nicht überall in diesem Ausmaß gelebt.
Egal, in welcher Instanz man sich bewegt,
man wird stets mit Respekt und Achtung behandelt.
Der gesamte Aufbau des Studiums ermöglicht,
eine breitgefächerte Expertise zu erlangen
und durch die vielen Praktika/Exkursionen
ist es bereits während des
Studiums möglich, die vielen verschiedenen
Facetten der Pharmazie zu
entdecken.“ “
Theresa aus Steyr, Studentin
Wir fördern
deine Karriere
Education | Das Studium der Pharmazie
an der Paracelsus Universität in
Salzburg ist anders und eröffnet
ausgezeichnete Berufschancen.
Autor: Gottfried Stienen • Foto: Paracelsus Uni/wildbild
Gemeinsam mit Experten des Apothekerverbandes
wurde ein fünfjähriges Bachelorund
Masterstudium entwickelt, das sich
bewusst von den Angeboten an öffentlichen Universitäten
unterscheidet. Die Ausbildung ist für
die Berufsbilder der heutigen Gesellschaft und
Arbeitswelt maßgeschneidert. Die Absolventen
der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
sollen ihre beruflichen Möglichkeiten in der Apotheke,
in der Industrie, in der Klinik, in der Forschung
oder im öffentlichen Dienst wahrnehmen
können. Im Lehrplan sind deshalb kaufmännische Inhalte
genauso enthalten wie gesundheitsökomische
Grundkenntnisse, soziale und kommunikative Kompetenz.
Traumberuf klinische Pharmazeutin. Ein Beispiel: Christina Hofer-Dückelmann
arbeitet seit 20 Jahren in der Herzinsuffizienz-
Abteilung des Universitätsklinikums Salzburg. Die gelernte Apothekerin
lernte damals ihren Traumberuf bei einem Praktikum in
Australien kennen. Salzburg wurde später ihr Arbeitsplatz, hier kann
sie den Therapieerfolg, die Lebensqualität und damit auch die weitere
Lebensdauer von Patienten mit ihrer Expertise zur Einnahme von
Präparaten maßgeblich beeinflussen. Zudem arbeitet Hofer-Dückelmann
neben der Kardiologie auch auf der Anästhesieambulanz. Soll
ein Patient operiert werden, ganz egal ob am Knie oder am Herzen,
prüft sie hier zuerst seine Medikamente. Herausforderung Polymedikation.
Die Arbeit von klinischen Pharmazeuten findet immer
im multiprofessionellen Team aus Ärzten, Pflegekräften, Diätologen,
Psychologen und vielen anderen Professionen statt. Ω
STUDIUM DER PHARMAZIE:
Ihre Ansprechpartnerin: Mag. Waltraud Seitz
0043-662/2420-80250 • waltraud. seitz@pmu.ac.at
Anmeldung: 1. Jänner bis 30. Juni 2020 https://pharmazie.pmu.ac.at
Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern
ACM austrian capital management GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Alumni Club der Paracelsus Universität | Angelini Pharma Österreich
| Apomedica | Ball Beverage Packaging Ludesch Corporation | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG | Bayer Austria Ges.m.b.H. | BTU Beteiligungs
GmbH | Capital Bank | Commend Österreich GmbH | DBS Gesellschaft für digitale Bildsysteme m.b.H. | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt
GmbH | DOLL Bauunternehmen GmBH | DS Smith Packaging Deutschland Stiftung & Co. KG | Dyckerhoff & Widmann Gesellschaft m.b.H. |
EVER Neuro Pharma GmbH | Frey, Andrea | G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m.b.H. | Gassner GmbH | Gebro Holding GmbH | Gebrüder Woerle
Ges.m.b.H. | Greither, Andreas | Hagleitner Hygiene International GmbH | Hansjörg Wyss Foundation | Herba Chemosan | HYPO Salzburg | Jacoby
GM Pharma | Johnson & Johnson Medical Products GmbH | M. Kaindl KG / Kaindl Flooring GmbH | KASTNER | Kellerhals, Helga | Koller, Norbert |
Krones AG | KS Pharma GmbH | Kuhn Holding GmbH | Kuhn, Irmgard | Kuhn, Stefan | Kwizda Pharmahandel GmbH | Lethmate Stiftung | MED-EL
| Melasan Produktions- & Vertriebsges.m.b.H. | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | NUTROPIA PHARMA GmbH | Österreichische Ärzte- und
Apothekerbank AG | Österreichische Lotterien GesmbH | Pappas Holding GmbH | Paracelsus Rotary Club | Ragnik, Ralf | Rauch Fruchtsäfte GmbH &
Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Richter Pharma AG | Roche Austria GmbH | Ruhnke, Traudl | SALLMANN GmbH | Salzburg AG für Energie,
Verkehr und Telekommunikation | Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft m.b.H. | Salzburger Sparkasse Bank AG
| Schön Holding SE & Co. KG | Schröcksnadel, Peter | Schülke & Mayr GmbH | Schwarzbraun, Familie | Sedlmayer, Felix | Senoplast Klepsch & Co
GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich | Siemens Healthcare Diagnostics GmbH | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk Annahütte
Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salzburg GmbH | teampool personal service gmbh | Train, Detlef | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine
Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf (D) | Winkler, Fritz Wolfgang und Winkler-Berger, Helga | Zürcher Kantonalbank Österreich AG
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paracelsus today 1 | 20
Mit Jan Pruszak zog im
September 2019
nicht nur ein neuer
Vorstand ins Institut
für Anatomie der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
(PMU) in Salzburg ein, sondern
auch ein neuer Forschungsschwerpunkt:
Als Institut für Anatomie und
Zellbiologie widmet es sich neuerdings
zwei Bereichen. Da gibt es mit der Anatomie
zunächst die „klassische“ makroskopische
Sicht auf den Bau und die
Struktur des Körpers bzw. der Organe.
Der Begriff Zellbiologie bedeutet wiederum,
dass sich der Forscherblick bis
hin zu den kleinstmöglichen Strukturen
des menschlichen Körpers richtet
– das heißt, auf die Zellen.
Der Weg in die Anatomie. Jan Pruszak
fühlte sich bereits während seines Medizinstudiums
in Hannover von dieser
Disziplin angezogen. „Mich hat seit jeher
die Arbeit im Labor begeistert. Und
auch die Möglichkeit, in der Anatomie
medizinisch relevante Themen erforschen
zu können“, sagt er. Nach Abschluss
seines Medizinstudiums 2004
ging der gebürtige Deutsche – der Attraktivität
der aufkommenden Stammzellenforschung
folgend – an die Harvard
Medical School nach Boston und
lehrte dort auch Anatomie. 2011 wechselte
er an die Universität Freiburg, wo
er am Institut für Anatomie und Zellbiologie
in Forschung und Lehre tätig
war – bis ihn 2019 der Ruf nach Salzburg
an die Paracelsus Universität er-
Von generell bis
sehr speziell
Inside | Mit seinem neuen Vorstand Jan Pruszak
erfährt das Institut für Anatomie und Zellbiologie
der PMU eine konsequente Weiterentwicklung in
Richtung Stammzellenforschung. Neben der makroskopischen
Sicht auf Körper und Organe stehen nun
auch die Zellen verstärkt im Blickpunkt des wissenschaftlichen
Interesses
Autor: Wolfgang Bauer • Fotos: Paracelsus Uni/wildbild
„Mich hat seit jeher die Arbeit
im Labor begeistert und auch
die Möglichkeit, in der Anatomie
medizinisch relevante Themen
erforschen zu können.“
Univ.-Prof. Dr. Jan Pruszak,
Vorstand des Instituts für Anatomie
und Zellbiologie der PMU
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„Wir alle stammen
aus einer Zelle, sind
sozusagen aus zellulären
Puzzleteilen
aufgebaut.“
Univ.-Prof. Dr. Jan Pruszak,
Vorstand des Instituts für Anatomie
und Zellbiologie der PMU
eilte. Seine Frau Rachel – eine Kinderärztin,
die Jan Pruszak bereits 2003
während seines letzten Studienjahres
in den USA kennengelernt hatte – und
die beiden Söhne Noah (7) und Leo (4)
kamen gleich mit. „Und wir alle fühlen
uns hier überaus wohl“, freut sich der
Wahl-Salzburger.
Die anatomische Arbeit an seiner
neuen Wirkungsstätte geschieht unter
anderem am menschlichen Präparat.
Eine wesentliche Voraussetzung dafür
schafft die so genannte Körperspende,
durch die Personen aus dem Bundesland
Salzburg und den angrenzenden
Bundesländern ihren Körper nach dem
Tod dem Institut für Anatomie und
Zellbiologie der Paracelsus Universität
vermachen. „Wir sind sehr dankbar,
dass Menschen von dieser Möglichkeit
Gebrauch machen und ihren Körper
der anatomischen Lehre und der ärztlichen
Weiterbildung zur Verfügung
stellen“, betont Jan Pruszak.
Aktivitäten in Zellbiologie. Es sind vor
allem die Nervenzellen, die seine wissenschaftliche
Neugier wecken, sowie
die Entwicklung neuer therapeutischer
Ansätze in puncto Neuroregeneration,
zum Beispiel bei Parkinson. Auch die
Tumorbiologie, hier insbesondere das
bei Kindern auftretende Neuroblastom,
zählt zu seinen Forschungsaktivitäten.
„Wir alle stammen aus einer Zelle, sind
sozusagen aus zellulären Puzzleteilen
aufgebaut“, erklärt der Universitätsprofessor.
Er zitiert dafür den großen
Pathologen Rudolf Virchow, der bereits
Mitte des 19. Jahrhunderts formulierte,
dass jede Zelle aus einer anderen
Zelle hervorgeht („Omnis cellula ex cellula“).
„Zu erfahren, wie das vor sich
geht, ist ein wesentlicher Antrieb unserer
Forschungsarbeit“, erklärt der Institutsleiter.
Andere Arbeitsgruppen am Institut
für Anatomie und Zellbiologie befassen
sich mit der Entwicklung von Bildverarbeitungs-Methoden
zur quantitativen
Analyse von Gelenksgeweben, mit
der Erforschung des Glaukoms bzw.
der Neuroanatomie am Auge sowie mit
molekularen Mechanismen bei der
Entstehung von Arthrose. Letzteres geschieht
am Standort Nürnberg.
Offen und pragmatisch. Im Umgang
mit den Medizinstudierenden liegt Jan
Pruszak ein hohes Maß an Offenheit
und Geradlinigkeit – gepaart mit Lockerheit
– am Herzen, so wie er es in
den Vereinigten Staaten kennen- und
schätzen gelernt hat. Als Fan von flachen
Hierarchien sieht er sich als jemanden,
der den Wissenserwerb der
Studierenden unterstützt und vorantreibt.
Und er freut sich, wenn die Absolventinnen
und Absolventen nach
dem Studium einen interessanten beruflichen
Weg einschlagen oder gar
Karriere machen. „Die Tür zu meinem
Büro steht immer offen“, bekennt er;
man kann sich im Haus D in der Strubergasse
jederzeit davon überzeugen.
Impact Factor Mensch. Forschungsergebnisse
zu veröffentlichen, ist seiner
Ansicht nach Teil seines Berufs, und daher
sollen die Ergebnisse in der wissenschaftlichen
Community auch entsprechend
Verbreitung finden. Als ebenso
selbstverständlich sieht es der publikationsstarke
Wissenschafter an, dass auch
jene Arbeiten veröffentlicht werden, die
zu unerwarteten Ergebnissen führen.
Doch den in der Wissenschaft so wichtigen
„Impact Factor“ versieht Pruszak mit
einer menschlichen Note: Ihm ist nicht
nur wichtig, dass seine eigenen Arbeiten
in möglichst vielen Fachmagazinen
zitiert werden. Er nimmt auch wohlwollend
zur Kenntnis, wenn von ihm
ausgebildete Mediziner, Pharmazeuten
und Naturwissenschafter wissenschaftliche
Karriere machen.
Jan Pruszaks Freizeit gehört der Familie,
er betreibt aber auch leidenschaftlich
gerne Sport: So läuft und
schwimmt er und fährt gerne mit dem
Fahrrad. „Am liebsten mache ich alle
drei Sportarten in einem“, sagt der Hobbytriathlet,
der an Salzburg neben
dem wissenschaftlichen Umfeld, den
Studierenden und der Lebensqualität
durchaus auch die guten Trainingsmöglichkeiten
schätzt.
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Fortbildung in
jungen Händen
Inside | Ob in der Allgemeinmedizin,
Urologie oder Unfallchirurgie – junge
Vertreterinnen und Vertreter dieser
Fachrichtungen organisieren die für sie
relevanten Fortbildungsveranstaltungen
selbst und wählen gerne die Paracelsus
Universität als Tagungsort.
Autor: Wolfgang Bauer • Fotos: Dominik Plieseis; Young Urology
licher Mitarbeiter am Institut für Allgemein-,
Familien- und Präventivmedizin
der Paracelsus Universität.
Fragen der Allgemeinmedizin. Die positive
Entwicklung dieser Veranstaltung
zeigt, dass die Allgemeinmedizin
bei jungen Medizinerinnen und Medizinern
auf reges Interesse stößt. Der Junge
Allgemeinmedizin-Kongress wechselt
jedes Jahr den Veranstaltungsort
und bietet Vorträge, Workshops und
Social Events. „Wir sind sehr breit aufgestellt
und greifen Themen auf, die für
zukünftige Hausärztinnen und Hausärzte
wichtig sind“, erklärt Sebastian
Huter. So geht es etwa um neue Formen
der Zusammenarbeit in Gemeinschafts-
und Gruppenpraxen oder um
die Qualität der Ausbildung. Man veranstaltet
Podiumsdiskussionen, zum
Beispiel zu Primärversorgung und
Impfskeptizismus. Etablierte Hausärztinnen
und Hausärzte liefern dem me-
Es begann im Jahr 2015: Damals
kamen an die 30 junge
Allgemeinmedizinerinnen
und Allgemeinmediziner
in Ausbildung und aus
der Praxis sowie Medizinstudierende
aus ganz Österreich zu einem Kongress
an die Paracelsus Medizinische Privatuniversität
(PMU) nach Salzburg. Und
zwar zum ersten „Junge Allgemeinmedizin-Kongress“,
veranstaltet von der
JAMÖ, dem Verein Junge Allgemeinmedizin
Österreich, einem Teilbereich der
Österreichischen Gesellschaft für Allgemein-
und Familienmedizin. „Zum 5.
Kongress im vergangenen Herbst waren
wir wiederum an der PMU zu Gast. Da
haben wir erstmals den Hunderter geknackt:
Es kamen 120 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer, und die Tagung war bis
auf den letzten Platz ausgebucht“, erinnert
sich JAMÖ-Obmann Sebastian Huter.
Er ist Arzt für Allgemeinmedizin in
Vertretungstätigkeit und wissenschaftdizinischen
Nachwuchs ein praxisnahes
Bild ihrer Tätigkeit, genauso wie
Vertreter anderer Berufsgruppen wie
der Physiotherapie. Und selbstverständlich
gibt es ausreichend Möglichkeiten,
sich auszutauschen und zu vernetzen;
neben der Aus- und Weiterbildung
ein wesentliches Anliegen dieser
Kongresse.
Junge Unfallchirurgen. Meinungsaustausch
ist auch wichtig, wenn sich die
Mitglieder des Jungen Forums der Österreichischen
Gesellschaft für Unfallchirurgie
(ÖGU) zu fachspezifischen
Fortbildungsveranstaltungen treffen.
Das war auch im Oktober 2019 der Fall,
als sich die jungen Unfallchirurginnen
und -chirurgen im Rahmen der ÖGU-
Jahrestagung an der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität einfanden.
„Wir beschäftigten uns bei dieser Fortbildungsveranstaltung
eingehend mit der
Diagnostik und der Therapie des ver-
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„2019 haben wir erstmals
den Hunderter geknackt:
Es kamen 120 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer
zur ausgebuchten
Tagung.“
Dr. Sebastian Huter,
wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Institut für Allgemein-, Familienund
Präventivmedizin der Paracelsus
Universität
„Unsere Fortbildung behandelt Themen
der Urologie, die zwar klinisch
relevant, aber im Fortbildungskatalog
etwas unterrepräsentiert sind.“
Dr. Maximilian Pallauf,
Assistenzarzt in Ausbildung an der Universitätsklinik
für Urologie in Salzburg
letzten Kniegelenks. Auch Studierende
der PMU nahmen daran teil“, erzählt
Corinna Hirzinger. Die PMU- Absolventin
ist an der Abteilung für Orthopädie
und Traumatologie des Salzburger Unfallkrankenhauses
tätig ist und hat als
Teammitglied des Jungen Forums den
Workshop mitorganisiert. Außer der
hohen fachlichen Qualität der Veranstaltung
hat Corinna Hirzinger auch die
ausgezeichneten anatomischen Präparate
in Erinnerung und die tatkräftige
Unterstützung von Rektor Herbert
Resch, der – selbst ein anerkannter Unfallchirurg
– persönlich anwesend war.
Darüber hinaus nutzten die Mitglieder
des Jungen Forums die Zeit für intensive
Diskussionen, zum Beispiel über Ideen
und Projekte für die Ausbildung und
für den Beginn der Facharztkarriere.
Das Junge Forum plant auch im Herbst
eine ähnliche Veranstaltung an der Paracelsus
Universität, wenn die Österreichische
Gesellschaft für Unfallchirurgie
(ÖGU) ihren Jahreskongress in Salzburg
austrägt.
Querdenken in der Urologie. „Young
Urology“, eine Gruppe von Assistenzärztinnen
und -ärzten in Ausbildung
zum Facharzt für Urologie, hielt das Seminar
„Think out of the Box“ bereits
drei Mal ab, im vergangenen Herbst in
den Räumlichkeiten der Paracelsus
Medizinische Privatuniversität. „Es ist
dies eine eintägige Veranstaltung, die
auf die Bedürfnisse junger Urologinnen
und Urologen zugeschnitten ist. Wir
behandeln Themen, die zwar klinisch
relevant, aber im Fortbildungskatalog
etwas unterrepräsentiert sind“, erklärt
Maximilian Pallauf, einer der beiden
Vorsitzenden von Young Urology und
Assistenzarzt in Ausbildung an der
Salzburger Uniklinik für Urologie. Gemeinsam
mit seiner Fachkollegin Eva
Falkensammer vom Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder in Salzburg, die
wie er das Medizinstudium an der Paracelsus
Universität absolvierte, hat er
diese Fortbildung auf die Beine gestellt.
PMU als beliebter Veranstaltungsort.
In den Vorträgen, Diskussionen und
Hands-on-Kursen ging es um Themen
wie Dermatologie, Gynäkologie, Nephrologie,
Pharmakologie und Infektiologie
für Urologen – mit renommierten Referentinnen
und Referenten verschiedener
Kliniken Österreichs. „Wir haben die Infrastruktur
hier in Salzburg sehr zu
schätzen gewusst“, sagt Pallauf. Damit
hat die Paracelsus Universität auch
ausreichend Erfahrung: Denn allein im
Jahr 2019 fanden neben den genannten
Veranstaltungen 117 Kongresse, Workshops,
Seminare und andere Veranstaltungen
mit insgesamt 178 Veranstaltungstagen
und rund 5900 Besucherinnen
und Besuchern in den diversen
Gebäuden der PMU in der Strubergasse
statt.
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Die Verbindung von Kristina Obermoser, geborene
Siorpaes, zur Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
(PMU) in Salzburg ist sozusagen
„angeboren“: Ihr Vater hatte zur gleichen Zeit
wie PMU-Gründungsrektor Herbert Resch in
Innsbruck Medizin studiert, mit ihm gemeinsam den Turnus
absolviert, und die beiden waren seither in Kontakt geblieben.
Der inzwischen pensionierte Orthopäde hatte die kleine Kristina
schon früh zu Visiten mitgenommen. Da war es nach der
Matura nicht verwunderlich, dass ihre Wahl erstens auf das
Studium der Humanmedizin und zweitens auf die Paracelsus
Universität fiel. Nach erfolgreicher Absolvierung des Aufnahmeverfahrens
startete die Zweitälteste aus einer vierköpfigen
Geschwisterriege 2005 ihr Studium in Salzburg.
Fit für den Beruf. Nach dem Studium an ihrer Alma Mater befragt,
gerät die junge Ärztin ins Schwärmen: „Das schulische
System an der Paracelsus Universität mit den damals 42 Medizinstudierenden
im Jahrgang ist mir sehr entgegengekommen.
Das Studium war gut strukturiert, die Atmosphäre familiär
und mein Jahrgang eine nette, eingeschworene Gemeinschaft.“
Mit vielen ihrer ehemaligen Studienkolleginnen und
-kollegen ist sie auch heute noch eng befreundet. Die hohe Qualität
des Studiums, das Lernen in Kleingruppen, die Nähe zu
den Lehrenden, das offene Ohr für persönliche Anliegen oder
ihr Forschungstrimester an der Duke University in North Carolina:
Kristina Obermoser fällt einiges an positiven Extras aus
ihrer Ausbildung ein. Das Wichtigste aber: „Ein junger Arzt
muss eine Unmenge an Wissen erwerben und dann im Medizineralltag
auch umsetzen. Ich habe an der Paracelsus Universität
das beste Rüstzeug für die Ausübung des Arztberufes
mitbekommen und mich für den Beruf sehr gut vorbereitet
gefühlt“, erzählt die Allgemeinmedizinerin.
Wer die Wahl hat ... Erlebt man die Begeisterung und den
Einsatz für ihr Fach, wäre Kristina Obermoser wohl das beste
Der ganzheitliche Blick
Alumni | Kristina Obermoser lebt und liebt die Allgemeinmedizin: In ihrer Praxis in Kitzbühel
geht die Absolventin der Paracelsus Universität dem für sie „schönsten Beruf der Welt“ nach.
Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: privat
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Role Model, um für die Allgemeinmedizin
zu werben. Dennoch
machte sie sich die Entscheidung
für ihren jetzigen
Traumberuf nicht leicht: „Es gibt
in der Medizin so viele spannende
Felder – ich hatte nach Abschluss
meines Medizinstudiums
einen ganz anderen Bereich
im Blick.“ Nämlich die
Plastische Chirurgie, weshalb
sie als frisch gebackene Ärztin
erst einige Zeit in der Chirurgie
der Uniklinik Innsbruck arbeitete.
Als ihr damaliger Vorgesetzter
als Chefarzt der Chirurgie an
die Charité wechselte, ging sie
mit ihm nach Berlin und setzte
dort ihre Ausbildung in Chirurgie
und Orthopädie fort. In den
insgesamt vier Jahren chirurgischer Tätigkeit in verschiedenen
Gebieten sammelte sie viel Erfahrung und die Erkenntnis,
„dass der Bereich sehr spezialisiert und fordernd ist; ich habe
eigentlich nur mehr gearbeitet.“ Als sie parallel zur Klinik in
einer Berliner Praxis mitarbeitete, entdeckte sie die Leidenschaft
für Allgemeinmedizin. Daraus resultierte letztendlich
die Umorientierung – und der Abschluss zur Fachärztin für
Allgemeinmedizin im Jänner 2019 in Berlin.
Früher Einblick. Dass die Allgemeinmedizin interessant und
spannend ist, hatte Kristina Obermoser schon während des
Klinisch-Praktischen Jahres im Medizinstudium erkannt. „Im
Laufe meines Praktikums in einer Lehrordination in Zell am
See erlebte ich, wie gut und routiniert der praktische Arzt behandelte
– sogar bei Visiten, wenn er nur mit einem Arztkoffer
ausgestattet war. Es hat mich beeindruckt, wie bekannt er war
und herzlich aufgenommen in der Bevölkerung“, erinnert sie
sich. Sie sei ja im Grunde ein eher „generalisierterer Typ“ und
ihr jetziger Beruf komme ihr daher entgegen: Der Blick auf
den ganzen Menschen und „von Jung bis Alt“ sei spannend und
abwechslungsreich. Da war es dann beinahe schicksalshaft,
dass sich Kristina nach ihrer Rückkehr nach Tirol in einen Mediziner
verliebte und seither nicht nur ihr Leben, sondern auch
den Beruf mit ihm teilt. „Wir kannten uns noch aus der Schulzeit,
haben uns vor zwei Jahren wiedergetroffen und im Juni
2019 geheiratet“, erzählt die 33-Jährige.
„Ich habe an der Paracelsus Universität
das beste Rüstzeug für die Ausübung
des Arztberufes mitbekommen und
mich für den Beruf sehr gut vorbereitet
gefühlt.“
Dr. Kristina Obermoser,
Fachärztin für Allgemeinmedizin und Absolventin der
Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg
Helmuth als Allgemeinmediziner
angehört, dazu noch ein Chirurg,
ein Psychiater und zeitweise
ein Internist. Als ausgebildete
Ärztin für Schulmedizin und Alternativmedizin
verbindet sie
beide Richtungen und hat sich
durch Zusatzausbildungen ein
breites Wissens- und Behandlungsspektrum
angeeignet. Ergänzend
arbeitet sie in einer
Reha-Klinik und legt hier den
Fokus auf Schmerztherapie,
Akupunktur und TCM. Wie erlebte
die Ärztin die Covid-19-
Krise? „Beruflich empfand ich
Pandemiezeit als Herausforderung:
Mit den Ängsten und Unsicherheiten
der Menschen richtig
umzugehen, selbst das Ansteckungsrisiko
so gering wie möglich zu halten und trotzdem
eine kompetente hausärztliche Versorgung zu gewährleisten
– das erforderte einiges an Umstrukturierung und Organisation“,
erzählt die frisch gebackene Mama, die in der Corona-Zeit
mit ihrem Sohn schwanger war, Söhnchen Theodor kam kurz
vor Druckschluss dieses Heftes auf die Welt und gestaltet diese
zurzeit nach seinem eigenen Zeitplan. Doch ein baldiger
Wiedereinstieg Kristinas in die Praxis – mit zeitlich flexibler
Arbeitszeit – ist geplant.
Ω
Eigene Praxis. Die „Praxis Dr. Kristina Obermoser“ ist in einer
Kitzbüheler Gemeinschaftspraxis angesiedelt, der ihr Mann
Die junge Ärztin verbindet in ihrer Praxis
Schulmedizin und Alternativmedizin
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Pointof View |
ie massive Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus veränderte unser aller
Leben von heute auf morgen – und auch meinen Arbeitsalltag
als Stationsleiter im Bereich Krisenintervention und Suizidprävention
an der Uniklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik der Christian-Doppler-Klinik. Das Gebäude
Haus 5 wurde in Erwartung der Krankheitswelle baulich und
personell adaptiert und erhielt zwei Covid-Abteilungen – eine
geschlossene Akutstation und eine offene Station für Covid-Erkrankte
mit psychiatrischen Grunderkrankungen. Für Letztere
übernahm ich die pflegerische Leitung.
Die Krise als
Chance für
die Pflege?
Autor: Roland Eßl-Maurer • Foto: Hubert Auer
ROLAND ESSL-MAURER
absolvierte nach der Diplomausbildung für Psychiatrische
Krankenpflege das Online-Bachelorstudium
und das Masterstudium Pflegewissenschaft an
der PMU und studiert dort nun im Doktoratsstudium
„Nursing & Allied Health Sciences“.
Die Covid-19-Pandemie entwickelte sich sehr rasch zur globalen
Krise und brachte das Gesundheitssystem vieler Länder an seine
Grenzen. Besonders die Pflege als systemerhaltende Profession war
noch stärker gefordert und belastet. Doch wieder einmal füllten ihre Akteurinnen
und Akteure, die Pflegefachkräfte, ihre Stellen und Funktionen
wie selbstverständlich, und ohne viel zu fragen, aus. Sie „funktionierten“
selbstlos und solidarisch im Dienste der Gesellschaft mit unheimlicher
Flexibilität und großem persönlichen Einsatz; sie trotzten Personalmangel
und -verschiebungen, Überlastung und Ressourcenknappheit. Das Selbstverständnis
der Gesundheits- und Krankenpflege besteht nun mal darin,
dass man auch in Krisenzeiten einfach da ist und mitarbeitet.
Die Corona-Krise hat das Bild der Pflege und einiger anderer Berufe in der
Öffentlichkeit verändert: Während der Großteil der Bevölkerung den
Lockdown zu Hause verbrachte – Schüler und Studierende in Telelehre,
Erwerbstätige im Home-Office, Gefährdete und Kranke in Selbstisolation
– wurde plötzlich die Wichtigkeit von ansonsten wenig wertgeschätzten,
aber systemrelevanten Tätigkeiten in Gesundheitssektor, Logistik und
Einzelhandel sichtbar. Auch in meinem persönlichen und sozialen Umfeld
wurde ich auf einmal von vielen Menschen auf meine Tätigkeit angesprochen.
Ich erhielt Zuspruch und Dank, nicht nur an mich selbst adressiert,
sondern auch an die Gesundheits- und Krankenpflege generell gerichtet.
So schön und wichtig die Solidaritätsbekundungen für die exponierten
Berufsgruppen waren: Ich bin skeptisch, ob diese Wertschätzung wirklich
nachhaltig ist. Umso mehr wünsche ich mir für die Gesundheits- und
Krankenpflege, dass ihre Standesvertretung die Umstände der Krisenzeit
berufspolitisch nutzen kann, um ihren Agenden – zum Beispiel in Hinblick
auf die Aufstockung der Personalressourcen und eine leistungsadäquate
Vergütung – Nachdruck zu verleihen. Es wäre schön, wenn sich das „korrigierte“
öffentliche Bild des Berufsstandes manifestiert und die Pflegefachkräfte
gestärkt daraus hervorgehen. Auch hoffe ich, dass die Pandemiezeit
positive Auswirkungen auf den Pflegenotstand und die Nachwuchssorgen
hat, wenn mehr Menschen ernsthaft überlegen, diesen
wichtigen und erfüllenden Beruf zu ergreifen.
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Das Besondere daran?
Das Besondere darin.
Stiegl-Paracelsus Bio-Zwickl
Braukunst auf höchster Stufe.